Darmstädter Tagblatt 1868


21. April 1868

[  ][ ]

Beilage
um
Darmſtädter Fraa= und Anzeige=Blatt.
Dienſtag den 21. April
416.
1868
Das Frag= und Anzeige=Blatt, die Beilage hierzu, ſowie das Verordnungs=Platt fur den Kreis Darmſtadt erſcheinen wöchentlich; Erſteres Camſtags, die Beilage
Vienſtags ünd Letzteres Dönnerſtags. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren. In Darmſtadt
bei der Expedition Rheinſtraße, Nr. 23 neu

2389)
B e k a n n t m a ch u n g.
Diejenigen ortsfremden Perſonen, welche ihre Beitraͤge zur Kaſſe der Kranken=Anſtalt für
Gewerbsgehülfen und Dienſtboten für das 1. Quartal d. J. noch nicht entrichtet haben, werden
hiermit aufgefordert, ſolche läugſtens bis 25. d. Mts. an den Erheber Jäger in deſſen
Dienſtlocal (Hospitalgebäude) Grafenſtraße Nr. 9 von Vormittags 8 bis 12 Uhr und
Nachmittaſs von 2 bis 5 Uhr um ſo gewiſſer zu entrichten, als ſonſt polizeiliche Mahnung,
eventuell Ausweiſung aus Darmſtadt erfolgt.
Darmſtadt, am 14. April 1868.
Die Hospital=Commiſſion:
Fuchs.

Verſteigerungs=Anzeige von Möbeln
und Sattlerwerkzeug.
Mittwoch den 22. d. Mts. Nachmittags 2 Uhr
werden im Hauſe Eck der Eliſabethen= und Weinbergſtraße Nro. 25 verſchiedene Möbeln,
beſtehend in 2 Canapee's, Tiſchen, Stühlen, Spiegeln, Bettſtellen, Kleiderſchränken,
Waſchbütten, 1 Marquiſe und ſonſtigen Gegenſtänden, öffentlich gegen gleich baare Zahlung
In Auftrag:
verſteigt.
2451)
Nathan Strauß. Stadtgerichts=Taxator.
2563) Bei Edlard Zernin Meckarſtraße 1)erſchlen ſoeben u. iſt in allen Buchhandlungen zu haben:
Erwiederung der Sevang. Superintendenten des Großherzogthums Heſſen
Dr. Zimmermann, Dr. Simon, Dr. Schmitt auf die Schrift des Hrn. Biſchofs
von Mainz; Die wahren Grundlagen des religiöſen Friedens. Preis 24 kr.

50)

EOTACUUX
CGORO

Direct von den beſten Quellen bezogen empfehle ich:
per Flaſche ohne Glas
per Flaſche
Vordeaux St. Estéphe fl. - 30 kr., bei Abnahme v. 12 Fl. u. mehr fl. - 28 kr.
Medoc
42 36


St. Tulien
1.
- 54

Chät. Laſite , 1. 30
I. 20

Für die Flaſchen werden 6 kr. per Stück hinterlegt.
Die Weine ſind ſämmtlich von ganz reiner und reeller Qualität und beſonders preiswürdig,
ſo daß ich überzeugt bin, die Wünſche meiner gehrten Abnehmer in jeder Hinſicht damit befrie=
digen
zu können.
WEhEhm SaAutz.
26) Sommer-Glagé-Handschuhe enpſehle zu billigſten Preſen.
S. Aruheiler.

1542)
Hayetemzl-Aser,
W. Schmidt, Ludwigsplatz Nr. 9,
bietet eine großartige Auswahl der neueſten Prachtmuſter in den billigſten wie feinſten Tapeten.
Gutes Papier=Naturel von 8 kr. an bis 7 fl. in Gold und Velours. Ferner ein Lager in
bemalten Nonleaux, alle Sorten Vorhang=Gallerien, Wachs= und Ledertücher, wobei vorzuͤgliches
Bettwachstuch empfehle.

2250) Maſchinen=Nadel
Maſchinen=Seide
Maſchinen=Zwirn

empfiehlt in beſten Qualitäten
G. Arnheiter.

2443)
Holzverſteigerung.
Donnerſtag den 23. d. M., Morgens 10 Uhr,
werden auf dem hieſigen Rathhauſe aus dem
Diſtrict Waiſenhaustanne verſteigert:
15 Stecken kiefern Scheidholz,
Prügelholz, wovon 1 Ste=
2½
cken, 7½ Fuß lang, zu
Pfählen ſich eignet.
(
Stockholz,
225 kiefern Wellen und
6 kiefern Stämme von 10 bis 17 Zoll Durch=
meſſer
, 35 bis 55 Fuß Länge und 346
Cubikfß. Inhalt.
Gegen vorſchriftsmäßige Bürgſchaft wird an=
gemeſſene
Zahlungsfriſt geſtattet.
Darmſtadt, den 17. April 1868.
Kehr,
Rechner der Großh. Landeswaiſen=Anſtalt.
VVerkauf von altem Bettſtroh.
Künftigen Donnerſtag und Freitag den 23.
und 24. d. Mts. Nachmittags um 2 Uhr wird
in der Reiter=Caſerne dahier das alte Bettſtroh
in mehreren Partieen gegen gleich baare Zahlung
öffentlich verſieigert.
Darmſtadt, den 20. April 1868.
Großherzogliche Garniſon=Verwaltung Darmſtadt.
2564) Korwan, Oberquartiermeiſter.

Ruhrer Steinkohlen.
Eine Ladung iſt eingetroffen und erlaſſe ich:
grobes Fettſchrot, per Ctr. 33 kr.
ſchweres Schmiedegries 35 kr.
frei an den Aufbewahrungsort geliefert ohne
Octroi. Gefällige Beſtellungen, ſowie Zahlungen
bitte ich mir durch
Herrn J. G. Jordis, Rheinſtraße,
C. Pettmann, Schuſtergaſſe,
Agent Schaffner, Schützenſtraße,
zukommen laſſen zu wollen.
Erfelden, den 8. April 1868.
2312)
J. Nold.
Tapelen zu 8. J. 16 Kreuzer,
Tapeten-Reste und
Eurückgesetzte Tapeten
empfehlen
1556) C. Hochstättor & Cöhno.
2565) Mehrere geſpielte 65 octav. Claviere
ſind bei mir billig zu verkaufen.
A. Struth. Ludwigsfir. 12. 2 Treppen.
2566) Kleeſalz, chemiſch reines,
Gelatine, feinſte weiße,
empfehlen zu den billigſten Preiſen für die Waſche
der Strohhüte
Gebrüder Vierheller,
Material= und Farbwaaren=Handlung,
Schuſtergaſſe Nr. 14.
15

[ ][  ][ ]

R 10

58

N.

COin größeres Geſchäftshaus zu
de verkaufen in beſter Lage der Neuſtadt.
1G Offerten von Selbſtläufern beliebe
man in der Expedition unter der
2567 dieſer Anzeige niederzulegen.

Vermiethungen.
841) Läden zu vermiethen und ſogleich be=
ziehbar
Nr. 13 am Schloßgraben.
Näheres bei H. Maher, Langegaſſe.
844) Mehrere Logis zu vermiethen Nr. 13
am Schloßgraben.
Näheres bei H. Maher, Langegaſſe.
1702) Zwei möblirte Zimmer zu vermiethen.
Dittmann, Reſtaurateur.
1854) Louiſenplatz Nro. 4 im 3. Stock ſind
mehrere Zimmer mit Küche und allem Zubehör
zu vermiethen und alsbald zu beziehen.
2023) Heinheimerſtraße Nro. 1 iſt die mitt=
lere
Etage, beſtehend aus drei ineinander gehende
Zimmer, Küche, Keller u. allen ſonſtigen Bequemlich.
keiten zu vermiethen u. ſogleich zu beziehen.
2418) Louiſenſtraße Nr. 6, der Kanzlei gegen=
über
, 2 Treppen hoch ein gut möblirtes Zimmer
zu vermiethen Anfangs Mai.
2419) Ein Logis, beſtehend aus 2 Zimmern,
Kabinet, Küche und ſonſtigen Bequemlichkeiten, iſt
zu vermiethen Mühlſtraße 25.
2420) Marienplatz Nr. 1 ein freundliches,
geräumiges Zimmer ohne Möbel an einen ledigen
Herrn baldigſt zu vermiethen.
2421) Obere Sandſtraße 2 neu im unteren
Stock ein möblirtes Zimmer zu vermiethen.
2510) Beſſunger Herdwegsſtraße 356a Logis
zu vermiethen von 5 Piecen nebſt Zugehör, bis
den 2. Juli d. J. zu beziehen.
2514) Eine freundliche Wohnung von drei
Zimmern, Küche mit abgeſchloſſenem Vorplatz,
Magdkammer u. allen weiteren Bequemlichkeiten
iſt zu vermiethen und Anfangs Juli zu be=
ziehen
. Näheres Wilhelminenſtraße 9, dritter
Stock, links.

Vermiſchte Nachrichten.
116) Ein junger Mann mit den nöthigen
Vorkenntniſſen kann in einem Waarengeſchäfte
als Lehrling eintreten. Rheinſtraße 8 neu.
1631) Offene Lehrſtellen bei

H. Emmel, Hof=Schloſſermeiſter.
7

Fine zuverläfige freundlche Kinderfran,
C welche gute Zeugniſſe beſitzt, wird ge=
ſucht
. Näheres Rheinſtraße 23 im Seitenbau.

2429) Ein Lehrling kann eintreten bei
Karl Diehl in Beſſungen,
Barbier und Heilgehülfe.
7 1Es wird Jemand geſucht, welcher wöchentlich
8 Cewa 30 Centner Abfallholz zum
Feueranmachen und unter den Waſchkeſſel für
feſte Rechnung übernehmen will. Von wem?
ſagt die Exp. d. Vl.
(m 2. Feiertag iſt auf dem alten Roß=
529)
dorfer Weg, von der Nieder= Ram=
ſtaͤdter
Straße bis an den Wald
5 O6 eine ſilberne Ankeruhr mit
Jettkette verloren worden. Der redliche Finder
wird erſucht, dieſelbe gegen eine gute Belohnung
in Nr. 409 Eliſabethenſtraße abzugeben.
Wine ältere Dame aus guter Familie, die
6oeder gründlichen Führung einer Haus
O0

C

J) haltung in jeder Hiuſicht vorzuſtehen
weiß, ſucht baldmöglichſt ein Engagement.
Näheres Rheinſtraße Nr. 32, zweiter Stock.

2568)

B e k a n n t m a ch u n g.
Durch Vermittelung der oberſten Poſtbehörde iſt in dem Verlage der Geheimen Ober= Hofbuch=
buchdruckerei
in Berlin ein Poſthandbuch zum Gebrauche für Correſpondenten im Norddeutſchen
Poſtbezirke erſchienen.
Daſſelbe enthält die bei Verſendung von Poſtgegenſtänden nach Orten des Norddeutſchen Poſt=
bezirks
und des Auslandes in Betracht kommenden weſentlichen Vorſchriften, die innerhalb des
Norddeutſchen Poſtbezirks gültigen Portotaxen, ferner die Portotaxen für Briefpoſt=Gegenſtände nach
fremden Ländern, nebſt Angabe des Abgangs der überſeeiſchen Poſten, die ausgerechneten Tarife
für Packet= und Geldſendungen nach den bedeutenderen Orten in fremden Ländern, die Vorſchriften
bei Reiſen mit den Poſten, beim Bezug von Zeitungen ꝛc. ꝛc.
Der Verkaufspreis pro Exemplar beträgt 7½ Sgr. oder 27 kr. Beſtellungen hierauf werden
bei hieſigem Poſt=Amt angenommen.
Darmſtadt, den 17. April 1868.
Poſt=Amt:
Pfaltz.
4 Inter Hoher Protection Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzeſſin
4
2 vu Alice findet im großen Saale des Palais Seiner Großherzoglichen Hoheit
des Prinzen Ludwig vom 16. bis vorläufig zum 24. April, zum Beſten des
Frauen=Vereins für Krankenpflege dahier eine Ausſtellung von Werken
Darmſtädter Künſtler ſtatt.
Dieſelbe iſt täglich geöffnet von halb 10 Uhr Vormittags bis 4 Uhr Nachmittags.
Der Eingang iſt durch das Hauptportal des Palals, Ausgang nach dem Garten.
Eintrittspreis: Perſon 12 kr.

2536

Lokal=Gewerbverein.

Verſammlung der Mitglieder, wozu alle in Darmſtadt und Beſſungen wohnenden Mit=
glieder
des Landesgewerbvereins zählen, Donnerſtag, den 23. April, Abends 8 Uhr, im
oberen Saal der Winter'ſchen Brauerei. Tagesordnung:
1) Lehrplan für die zu gründende gewerbliche Fortbildungsſchule für confirmirte Mädchen.
2) Beantwortung der Frage: Welches ſind die Vorzüge der Rundbrenner bei Petroleum=
lampen
gegenüber den Flachbrennern? Sind letztere, wie vielfach behauptet wird, billiger oder iſt
dies nur ein Vorurtheil? (Referent Herr Dr. Hallwachs.)
Das Lokal iſt von 7 Uhr an geöffnet und die neueſten Rummern der techniſchen Journale ꝛc.
ſind aufgelegt.

Ich mache hiermit die ergebene Anzeige, daß das von meinem ſeligen Manne, dem Kaufmann
Helurich CCorgi, ſeither betriebene
Colonial-Waaren, Tahak- und Cigarron-Geschäſt
durch deſſen Tod keinerlei Unterbrechung erleidet, ſondern daß ich daſſelbe in derſelben Weiſe und
unter gleicher Firma, mit Gottes Hülfe fortbetreiben werde.
Gleichzeitig für das meinem ſeligen Manne bis jetzt geſchenlte Vertrauen höflichſt dankend,
bitte ich daſſelbe auch auf mich übertragen zu wollen, und wird es mein eifrigſtes Beſtreben ſein,
mir die Zufriedenheit meiner geehrten Abnehmer durch reelle und gute Bedienung zu erwerben und
zu erhalten.
Achtungsvoll
(2522
Darmſtadt, den 18. April 1868.
H. Gaorgi WoW.
2569)
Geſchafts-Verlegung.
Das Geſchäfts=Local des Unterzeichneten befindet ſich vom 18. April an in deſſen Wohnhauſe,
Eck der Wieſen= und Grafenſtraße Nr. 2.
Ferdimandt WWürtz, lithographiſche Anſtalt.
2428)

iſt in Zapf genommen bei

R.OATTDION
Martin Appfel, Schloßgaſſe.

2544) Tuch=Bleiche.
Meine Natur=Bleiche, welche Anfangs Mai
ihren Anfang nimmt, empfehle ich hiermit, und
bitte Beſtellung oder Ueberbringung der Tücher
in meiner Niederlage bei Hrn. Blaum, Markt=
ſtraße
Nr. 8, abgeben zu wollen.
Malchen. 18. Mai 1868. Jakob Herling.
2525) Für einen Burſchen, der mit Pferden
umzugehen weiß, iſt eine Stelle offen.
Näheres Alexanderſtraße Nr. 8 dahier.
2532) Ein Mädchen, was ſich über Tüchtig=
keit
in Haus und Küche ausweiſen kann, wird
gegen guten Lohn alsbald in Dienſt geſucht.
Promenadeſtraße 79 zwei Treppen hoch.
2570) Einige Schüler können noch Koſt und
Logis erhalten. Nieder=Namſtädterſtraße Nr. 73.

2552) Köchin geſucht.
Eine mit guten Zeugniſſen verſehene tüchtige
Köchin wird gegen guten Lohn zum ſofortigen
ſEintritt geſucht. Promenadeſtraße Nr. 25.
2551) Ich ſuche in Darmſtadt eine geſunde
Wohnung von 3 bis 4 Zimmern, Magdſtube
und allem Zugehör.
Beſſungen, Herdwegſtraße 372.
Geheimerath Görtz Wittwe.
2571) Ein Mädchen, im Kochen und aller
Hausarbelten wohl erfahren, wird geſucht.
Mathildenplatz Nr. 2, dritter Stock.
2572) Ein reinliches braves Laufmäſchen
ſogleich geſucht. Neckarſtraße 22.
2573) Ein reinliches Dienſtmädchen mit gu=
ten
Zeugniſſen geſucht. Obergaſſe Nr. 6.

[ ][  ][ ]

2263)

59

M16.
Bie Verliniſche Lebens=Berſicherungs=Geſellſchaſt,
gegründet im Jahre 1836,
eine der älteſten deutſchen Geſellſchaften, ſchließt unter den vortheilhafteſten Bedingungen Verſicherungen von 160 - 20,9000 Thalern nach billigen
Prämienſätzen, mit oder Anſpruch auf Gewinn=Antheil. Dieſelbe beanſprucht in keinem Fall Nachſchüſſe von ihren Verſicherten und zahlt die fällig
werdenden Sterbe=Capitalien ſtets in prompteſter Weiſe.
Durch einen mit dem General=Poſt=Amt zu Berlin im September v. J. abgeſchloſſenen Vertrag iſt ſämmtlichen
Poſt=Unterbeamten des Norddeutſchen Bundes der Eintritt in die Berliniſche Lebens=Verſicherungs=Geſellſchaft unter
weiteren beſonderen Vortheilen geſtattet.
Ausführliche Programme und Rechnungs=Berichte werden vom Unterzeichneten, ſowie von allen Agenten der Geſellſchaft ausgegeben.
Darmſtadt, den 8. April 1868.
Heyer, Haupt=Agent.

Wrave Mädchen, welche ſchon Uebung mit
O der Nadel haben; finden bei gutem
Ferdienſt dauernde Beſchäftigung.
H. Schuchard.

(Ein junges, beſcheidenes Mädchen, das
5 ( ſeither in einem Kurzwaaren=Geſchäft
außerhalb conditionirte, mit guten Zeugniſſen
verſehen, ſucht eine Stelle.
50 in Manufacturwaaren=u. Tuchgeſchäft

5
1 8ein Frankfurt a. M. (amſtags
2 10 geſchloſſen) ſucht unter günſtigen
Bedingungen einen Lehrling.
Franco=Offerten unter Nr. 79 beſorgt die Jager=
ſche
Buchhandlung in Frankfurt a. M.
2580)
Verlaufen
hat ſich vorige Woche ein graues Kätzchen.
Dem Wiederbringer eine Belohnung Ludwigs=
ſtraße
Nr. 14.

2575) Ein Lehrling kann eintreten bei
Georg Müller, Spenglermſtr., Grafenſtraße.
2577) Am Sonntag Abend wurde auf dem
Weg von Beſſungen bis zur Hügelſtraße ein
goldenes Medaillon, auf der einen Seite
ſchwarz emaillirt, verloren. Dem Finder eine
Belohnung Eliſabethenſtraße 22.
2578)
Entlaufen
iſt lein kleiner langhaariger hellgelber Affenpin=
ſcher
=Mänuchen mit ungeſchnittenen Ohren
und Schwanze, auf den Namen Alir hörend.
Wer ſelbigen in Nr. 5 Promenadeſtraße dahier
zurückbringt, erhält entſprechende Belohnung.
2579) Denjenigen Herren,
welche ſich unſerm Wunſche gemäß am Freitag
Abend zahlreichſt am Mathildenplatz eingefunden
hatten, hiermit unſern
beſten Dank!

2576) Sonntag den 19 d. Mts. auf dem
Mathildenplatz ein goldnes Armband ge=
funden
. Zu erfragen bei der Expedition.
Großherzogliches Hoftheater.
Dienſtag 21. April, Abonnement ausvendu,
Beneſiz der Frau Peſchka=Leutner: Fauſt,
große Oper in 5 Akten mit Ballet; Muſik von
Gounod. Margarethe, Frau Peſchka=Leutner.-
Anfang 3 Uhr.
Donnerſtag 23. April 10. Vorſt. im 8. Abonn.:
Norma, Oper in 3 Atten; Muſik von Bellini.
Hauptparthien: Fräul. Mahiknecht, Frau Deetz,
Hr. Hallermeher, Hr. Greger.
Freitag 24. April 11. Vorſt. im 8. Abonn.:
Der lange Iſrael, oder: Das bemooste
Haupt, Schauſpiel in 5 Akten mit Chören von
R. Benediz.
Sonntag 25. April: Don Carlos von
Verdi.

Vom Strand der Oſſee.


I.
Ein trüber, naßkalter Herbſttag. Gelbes Laub bedeckt die Wege und
rauſcht mit den froſtigen, dumpf brauſenden Winden fort, die uber die
kahlen Stoppelfelder hinziehen. Das Gras iſt fahl und welk, die Erde
naß und ſchwarz. Nur im Garten des alten Cantors blühen noch einige
Georginen und Malven in voller Pracht die letzten Nachzügler der
langen Blumenreihe des Sommers.
Der Herr des Gärtchens aber, der alte Cantor, geht an den hohen
Stauden vorbei, und wo eine gelnickt iſt oder vom Sturm losgeriſſen,
bindet er ſie ſorgfältig wieder an einen Stab. Ein kleines Sammtkäppchen
bedeckt ſein weißes Haar; nur einige Locken gucken unter ihm hervor
und ſpielen mit den Winden. Aus ſeinen blauen treuen Augen lacht ein
Himmel voll Liebe und in ſeinen Zügen ſpielt noch ein Jügendlächeln.
Langſam hat er das Gärtchen durchſchritten bis dahin, wo es an den
Friedhof des Dorfs grenzt, in deſſen Mitte eine einfache, ſchlichte Land=
kirche
ſich erhebt. Sinnend blickt er über die ſteinerne Einfriedigung
hinüber bis an jene Ecke - da ſteht ein ſchwarzes Kreuz, ein grüner
Mooskranz hängt daran und einige Blumen liegen herum Auf dem
Kreuze aber ſteht's mit gelben Lettern halb verwittert: Schlaf ſanft
Vor langen Jahren ſchon hatte hier der Herr Cantor ſeine Gattin zur
Ruhe gebettet. Täglich hat er das Grab ſeit jener Zeit geſehen, ſtunden=
lang
hat er oft an der Kirchhofsmauer in ſeinem Gärtchen geſtaͤnden und
hinübergeſchaut. Heute nur weilt er nicht lange draußen - es iſt dem
alten Herrn zu kalt in der hohen Herbſtzeit und bei dem ſchneidenden,
rauhen Nordwind.
Es iſt am Strande der Oſiſee - den wildromantiſchen Schluchten,
den ſteil abfallenden, felſigen Ufern, den netten Häuſern der Fiſcher und
Strandbauern vorbei durch die dichten Eichenwälder hindurch bis zu jener
Spitze, von der ab das bis dahin weſtlich ſich hinziehende Ufer ſteil ſüd=
lich
weiter läuft. Schwindelnd hoch iſt dieſe Uferſpitze und mächtige wilde
Stein= und Felsmaſſen liegen zu ihren Füßen im Meere, eine gefürchtete
und verrufene Stelle allen Fiſchern. Es ſchäumen und wogen die Fluten
an dieſen Steinmaſſen, nur ſelten einmal ſtillen ſie ſich zur ſpiegelglatten
Fläche ab. Auf dem Ufer aber ſteht ein Leuchtthurm, feſt und ſchön ge=
baut
, und ſendet ſein Licht weit über das Meer fort, den Schiffern zur
Warnung, die, kämen ſie näher, ihnen ſicheres Verderben bringen würden.
Damit die auf dem Meere aber wiſſen, daß dieſer Leuchtthurm nicht wie
der einige Meilen ſüdlicher liegende einen ſichern Haſen verheiße, hat
man ſein Feuer in anderer Weiſe leuchten laſſen: Einige Minuten heller
und heller werdend, ſchwindet die Flamme ebenſo allmählich wieder hin,
bis ſie, einen Augenblick ſchon ganz verdunkelt, wieder von neuem auf=

leuchtet und den alten Kreislauf beginnt.
Nicht weit von dieſem Leuchtthurm iſt ein kleines Dörfchen gelegen.

Gleich Schwalbenneſtern ſcheinen die armen Fiſcherhäuſer an das Ufer
gellebt zu ſein, das hier eine halbkreisförmige Bucht in das Innere des
Landes einſchneidet. Und da jährlich die See ihren Tribut von dem
Lande fordert und immer mehr ihm abſpült, ſo iſt an einigen Stellen
ſchon die Erde theilweiſe unter den Gebäuden fortgeriſſen worden und ſie
hängen mit dem Ende ihrer Balken über der Tiefe. Schon manches
Haus hat abgebrochen werden müſſen, um weiter im Lande wieder auf=
gebaut
zu werden. Und wo jetzt die kalten Fluten rauſchen, wohnten
ehemals noch die Fiſcher dieſes Dorfes.
Ein wenig weiter im Laͤnde ſteht die Kirche des Dörſchens mit ihrem
rothen Dach und dem kleinen bleigedeckten Thurme. Um ſie herum liegt
der Friedhof der Gemeinde und an ſeine Mauern ſtößt des Herrn Can=
tors
Garten mit ſeinen Georginen und Malven, den Kirſch= und Linden=
bäumen
, die das weiße, zierliche Häuschen umkränzen und umſchatten.
In dem Häuschen ſelber endlich wohnt der Herr Cantor und ſeine
einzige Tochter Anna Marie.
II.
Ein kalter, trüber Octobertag wars. Da fuhr ein kleiner, leichter
Bauernwagen die vom Regen aufgeweichten lehmigen Wege langſam ent=
lang
dem Dorfe zu. Er trug zwei Perſonen: einen alten Bauer, der die
Pferde lenkte und einen jüngern Mann. Ein voller Bart und lange
duͤnkle Haare, ſchwarze, tiefliegende Augen und eingefallene, blaſſe Wangen
gaben ihm etwas Leidendes und ließen den wilden Flug der Leiden=
ſchaften
, die ſein Gemüth durchzogen, errathen. Mit feſten, doch weh=
müthigen
Blicken hafteten ſeine Augen auf der Landſchaft um ihn. Und
dann ſchweiften ſie fort zum Horizont auf das dunkle Meer hinaus.
Wieder hörte er es rauſchen, das er ſo lange nicht geſehen - das ſchöne,
weite, blaue Meer, das er gekannt ſeit ſeinen früheſten Jugendjahren,
gekannt und geliebt wie ſich ſelbſt. Und herum um ihn jeder Baum,
jeder Stein ſchienen ihm bekannt zu ſein - nur hatte er alles lange
Jahre nicht geſehen . .. eine wildetieſdurchlebte Zeit iſt verfloſſen,
ſeine Jugend dahin, ſeit er das letzte mal in dieſer Gegend geweilit.
Haltet einmal, AlterIu rief er endlich ſeinem Kutſcher zu, als er
gerade an einem Graben vorbeifuhr, der, einen Acker quer durchſchneidend,
neben einem trockenen Fußſteig hinlief. Haltet einmal! Ich ſteige hier
aus und gehe gerade auf das Dorf zu, während Ihr im Umwege lang=
ſam
weiter fahren könnt. Er ſprang vom Wagen herunter und eilte
den Pfad entlang.
Waldemar, ſo hieß der Fremde, lannte den Feldweg genau, den er
entlang ging - er mußte noch durch den Garten eines der Fiſcher hin=
durch
, dann die mit Weiden eingefaßte Straße entlang am Kirchhofe vor=
bei
- und jetzt ſtand er vor dem Hauſe, aus dem er einſt vor Jahren
ausgezogen war, ein blühender, lebenskräftiger Knabe - die Bruſt voll
von Träumen und Hoffnungen, das Herz noch rein und unberührt, noch

[ ][  ]

N. 16.

60
unbewußt ſeiner Liebeskraft und Hingebung. Kein liebes Weſen trat ihm
jetzt entgegen. Das einſt ſo freundliche Häuschen ſah einſam und un=
wohnlich
aus. Die Läden der Fenſter waren theils geſchloſſen, theils
fehlten ſie. Der Mörtel der Wände war verwittert und abgefallen.
Keine ausbeſſernde Hand hatte dem allmählichen Verfalle gewehrt. Spinn=
gewebe
umzogen die Fenſter von innen und zerbrochene Scheiben ließen
den Regen eindringen. Der Garten herum, den einſt ſein Vater ſo ge=
pflegt
, war wüſt und verwildert. Unkraut wucherte und wildes Gebüſch
war aufgeſchoſſen. Hopfenranken und wilder Wein hatten auf der Süd=
ſeite
das Haus umſponnen und zogen ſſch durch den Garten von Baum
zu Baum. Alles machte einen öden, wüſten Eindruck, der Waldemar
ſchmerzlich berührte. Wie anders ſah es hier aus, als er von hier fort=
z
09 Alles wie andersIu murmelte er trübe vor ſich hin.
Er trat näher und klopfte an die Hausthür. Ein altes Mütterchen,
die Wirthſchafterin des jetzigen Pfarrers, öffnete. Der Herr Pfarrer,
hieß es, ſei verreiſt, habe aber den Auftrag hinterlaſſen, den jungen
Mann, der in einigen Tagen ankommen würde, aufzunehmen und ihm
das Giebelſtübchen zur Wohnung anzuweiſen. Waldemar hatte ihn näm=
lich
vor einiger Zeit unbekannterweiſe ſchriftlich gebeten, ihm für unbe=
ſtimmte
Zeit Wohnung in ſeinem Hauſe zu gewähren, und eine bejahende
Antwort erhalten.
So trat er denn ein in das Vaterhaus. Einen Augenblick blieb er
auf der Schwelle ſtehen eine Lawine von Empfindungen wälzte ſich
über ſeine Bruſt hin in dieſer Secunde. Doch raffte er ſich auf, dem
Mütterchen die Treppe hinauf zu folgen in das für ihn beſtimmte
Stübchen.
Es war dem Meere zu gelegen. Waldemar ſetzte ſich an's Fenſter
und ſah hinaus. Und wie er da ſaß, in tiefe Gedanken verſunken, das
Herz voll zum Zerſpringen, da entquoll ein Seufzer ſeiner Bruſt - mit
ihm eine Reihe Erinnerungen an Schmerzen und Freuden, erfüllten
Hoffnungen und in nichts zerfloſſenen Träumen.
Waldemar's Vater war als Pfarrer des Dorfs in dieſem Hauſe
geſtorben und ſeine Mutter hatte es mit dem einzigen Sohne verlaſſen
müſſen, um ihren entfernter gelegenen Wittwenſitz aufzuſuchen. Der
Unterricht, den ihm die Dorfſchule bieten konnte, oder der von
Seiten ſeines Vaters oft durch deſſen Amtsthätigkeit unterbrochen
oder wohl ganz ausgeſetzt werden mußte, konnte den vielverſprechenden
Anlagen des Knaben nicht genügen. Und beſonders waren es ſeine muſi=
kaliſchen
Talente, die in dem abgelegenen kleinen Heimathsdorfe nirgends
ihren Lehrer und Meiſter fanden. Waldemar mußte in die Welt hinaus,
ſeine Anlagen auszubilden und ſeine Kräfte zu üben. Er kam in die
Reſidenz. Eifrig ſtudirend, war es doch bald die Muſik, die endlich all
ſein Denken bewegte, der er alle Zeit opferte und der er ſich endlich ganz
zu widmen beſchloß. Waldemar wurde Muſiker. Er wurde es aus tief=
innerſter
Neigung, ohne Verkennung ſeines Talents, ohne die Ueber=
ſchätzung
von Seiten anderer je gekannt zu haben jene Ueberſchätzung,
der wir in ihrer verführeriſchen Wirkung ſo viele Künſtler zum Opfer
fallen ſehen. Waldemar hatte eine ſchwere Studienzeit. Der Vater war
geſtorben; das geringe Wittwengehalt, das ſeine Mutter bezog, reichte
lange nicht dazu hin, den Unterhalt ihres Sohnes zu beſtreiten. Er war
auf eigenen Verdienſt angewieſen. Aber die trefflichſten Lehrer hatten ihn
liebgewonnen und ſtanden ihm hülfreich zur Seite, und je härter die
Schule war, die er durchzumachen hatte, deſto geläuterter war ſeine Aus=
bildung
, ein deſto höheres Ziel hatte er erreicht. Mit Freudenthränen
in den Augen hatte ihm jetzt ſein Lehrer geſagt, er möge hinaus in die
Welt, zu zeigen, was er gelernt - hier wäre ſeine Studienzeit zu Ende;
der Schüler wäre zum Meiſter herangereift. Jetzt nimm hatte er ge=
endet
, deinen Wanderſtab und deine gute Geige und ſo lange du hier=
er
deutete auf ſein Herz - recht tief und wahr fühlſt, darfſt du
nichts fürchten! Nur eins vergiß nie: Zuerſt Gemüth und Geiſt und
dann den ganzen Virtuoſenkram!
Bald darauf verließ Waldemar die Stadt, ſeine Mutter wieder=
zuſehen
, noch einmal die Heimath aufzuſuchen und dann in die weite Welt
hinauszuziehen. Mit ahnungsvollem Herzen nahm er Abſchied von all
den Lieben; ihm war's, als ſollte er es nie mehr wiederſehen - oder ſo
ganz anders, kaum mehr wiederzuerkennen. Und ſeine Ahnungen hatten
ihn nicht betrogen. Waldemar's Mutter ſtarb bald darauf und er ſtand
nun ganz allein in der Welt. Wenn er jetzt in ſtiller Einſamkeit einmal
ſeine Lage überdachte, dann war's ihm, als müſſe er ſich ein Herz irgendwo
in der Welt aufſuchen, an das er ſich lehnen könne, dem er ſagen dürfe
alles, was er fühle und denke und was ihn bewege, für das er ſorgen
und leben, mit dem er alles theilen könne. Doch war's ein dunkles
Empfinden noch, ein unbeſtimmtes Leben und Ringen ſeiner Gefühle.
Waldemar hatte nun ſchon einen großen Theil der Städte beſucht,
in denen er als Concertgeber auftreten konnte. Von Ort zu Ort war
ihm ein ehrenvoller Ruf gefolgt, der ſeine hohe Technik, noch mehr aber

ſein geiſt= und gemüthvolles Spiel hervorhob. Man hatte - wenigſtens
von der wirklich muſikaliſchen Seite des Publilums war es geſchehen-
ſeine
gediegenen Leiſtungen bewundert und ſeinem feingebildeten Geſchmack
in der Auswahl ſeiner Concertſtücke Rechnung getragen. Man hatte das
von Virtuoſen gewöhnlichen Schlags Abweichende ſeiner Erſcheinung her=
vorgehoben
und anerkannt. Waldemar war nicht der Held des Tages=,
aber er wußte ſich in den Herzen Vieler einer bleibenderen Erinnerung zu
verſichern, als ſie Zeitungspapier hervorzubringen vermag.
Jetzt galt es noch einen letzten Schritt, in der großen nordiſchen
Refidenz vor dem ausgeſuchteſten Publikum, vor dem Hofe ſeine Künſtler=
ſchaft
zu beweiſen. Muthig ging Waldemar daran. Der Tag des Con=
certs
war feſtgeſetzt. Unterſtützt von den bedeutendſten einheimiſchen Kräften
gelang es ihm, ein Programm hinzuſtellen, das den höchſten Anſprüchen
gerecht ſein mußte.
Beethoven's großes Violinconcert eröffnete. Der Saal war gedräckt
voll und dennoch Kirchenſtille. Kein donnernder Applaus folgte Walde=
mar's
Spiel, aber die Blicke faſt eines Jeden verriethen die Begeiſterung,
die Beethoven's Muſik und der denkende Künſtler angeregt - und dankend
folgten ſie ihm, als die letzten Töne verklungen. Waldemar's Sieg war
entſchieden, ſein Genie anerkannt.
Eine der Schumann'ſchen Violinſonaten war das letzte von Waldemar
geſpielte Stück. Die zarten, tiefinnigen Klänge des Andante waren ver=
hallt
, als Waldemar zufällig ein wenig zur Seite ſah und die Blicke eines
Mädchens auffing, die, ganz weiß gelleidet, nur eine Roſe vor der Bruſt,
andächtig ſeinem Spiel gelauſcht hatte. Waldemar durchbebte es. Wie
flüſſiges Gold rollte es durch ſeine Adern. In einem Taumel von Be=
geiſterung
griff er zu ſeiner Geige und dahin ſtürmten die feurigen Töne
des Finale.
Waldemar'e Spiel riß hin. Noch nie hatte man Schumanns Com=
poſitionen
ſo interpretiren gehört. Man hatte ſolch ungehobene Schätze
unſerer Muſik nicht vermuthet, einen ſo kühnen Schatzgräber nicht denken
können. So ſchloß das Concert und für Waldemar ein Abend von höchſter
Bedeutung. Er ſtand an einem Wendepunkte ſeines Lebens. Von dieſem
Tage an ſollte er Erfahrungen machen, die für ihn nur von der nach=
haltigſten
Bedeutung ſein konnten. Der folgende ſchon leitete das Kom=
mende
ein.
(Fortſetzung folgt.)

Darmſtädter hiſtoriſche Rleinigkeiten.
Mitgetheilt von W.

50. Die Hofapotheke.
Die jetzige Hofapothele auf dem Markt gehörte im Jahre 1663 dem
Landſchreiber Johann Weitzel. In dieſem Jahre kaufte der Landgraf
Ludwig V mit ſeinen Brüdern Philipp und Friedrich das Haus dem
Landſchreiber Weitzel ab. Im Jahr 1612 ging es für 2500 fl. in den
alleinigen Beſitz des Landgrafen über und wurde zeitweiſe von Prinzen
des fürſtlichen Hauſes bewohnt. So wohnte der Landgraf Johann, Sohn
des Landgrafen Ludwig V. eine Zeit lang darin und darum erſcheint es
in den Acten jener Zeit mit der Benennung Landgraf Johanns Haus
Nach dem Schloßbrande im Jahr 1715 nahm Ernſt Ludwig eine Zeit
ang ſeinen Sitz darin und da erhielt es den Namen das alte Herren=
hausv
. Ernſt Ludwig, bekanntlich ein Meiſter in der Drehkunſt, hatte
harin ſeine Drehwerkſtätte, deren reicher Inhalt an Werkzeugen aller Art
dermalen in einem Zimmer des Cabinetsmuſeums aufbewahrt wird. Unter
Ludwig 1X. kam es in den Privatbeſitz des Apothekers Ehrhard und
wurde Hofapotheken. Bis auf Ludwig IX. war die Hofapotheke im
Schloß und zwar in dem jetzt noch ſtehenden Wallpavillon und der Hof=
apotheker
war landgräflicher Diener. Ludwig 1X., der bei ſeinem Re=
gierungsantritte
viele bis dahin beſtandene Einrichtungen veränderte, befahl
auch die Aufhebung der Schloßapotheke und die Verſteigerung der Vor=
räthe
. Steigerer der Vorräthe war der bisherige Hofapotheker Ehrhard,
der, wie ſchon erzählt worden iſt, das alte Herrenhaus: im Jahr 1769
gekauft hatte. Derſelbe etablirte in dieſem Hauſe nun eine Apotheke,
welcher das Privileg zugeſtanden wurde, die Arzneien für das hier ſtehende
Regiment und die während der Kurzeit im darmſtädtiſchen Theile des
Emſer Kurhauſes nöthig werdende Arzneien zu liefern. Ehrhard hatte
ich bei der Errichtung ſeiner Apotheke um das Prädikat Hofapotheker:
beworben, Ludwig 1X. aber die Bewerbung mit der Entſcheidung abge=
wieſen
; der Ehrhard ſoll ſich, wenn er ein Schild haben will, ein Schild
zum Neunundneunziger machen laſſenv. Im Jahr 1772 aber wurde ihm
doch ſein Geſuch bewilligt. Die jetzige veränderte Geſtalt erhielt das
Haus erſt in den zwanziger Jahren. Seine ehemalige Geſtalt iſt auf
einer Abbildung in dem Ehrengedüchtniß Georgs II.1 zu ſehen, die auch
n die neue Bearbeitung des Darmſtädter Antiquarius aufgenommen iſt.

Redacton und Verlag: L. C. Wittichſche Hofbuchdruckerei.