Beillage
zum
Darmſtädter Frag= und Anzeige=Blatt.
52.
Dienſtag den 31. Dezember
1867.
Das Fraße und Anzeigeblalt, die Belſa.
Dienſtags und Lezteres Donnerſtags. Jahress)
der Eedition, Rheinſtraße Ar. 23 neu.
de hierzu, ſowie das Verordnungsblatt fuür den Kreis Darmſtadt erſcheinen wöchentlich; Erſteres Samſia. —ie Beilage
lbonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren. In Darmſtadt bei
B e k a n n t m a ch u n g.
Die Ortsmuſterliſte der Gemeinde Darmſtadt für 1868 iſt vom 1. bis 15. Januar l. J. am
hieſigen Rathhauſe zu Jedermanns Einſicht angeheftet.
Wer glaubt, gegen die darin befindlichen Einträge Reclamationen erheben zu können, muß
dieſe auf Großherzoglichem Bürgermeiſterei=Büreau innerhalb des oben anberaumten Termins
vor=
bringen, damit nach Befund das weiter erforderliche angeordnet werden kann.
Diejenigen, welche ihre Namen in der Muſterliſte nicht eingetragen finden und, weil ſie im
Jahre 1848 geboren ſind, zu den Militärpflichtigen des Jahres 1865 gehören, haben ungeſäumt
davon Anzeige zu machen.
Ausdrücklich wird noch darauf aufmerkſam gemacht, daß Eltern, welche glauben, für ihre
militärpflichtigen Söhne eine Depotverſetzung beanſpruchen zu können, ihre deßfallſigen Geſuche
längſteus bis zum 15. k. Mts. vorbringen müſſen, indem ſpäter vorgebracht werdende Geſuche nur
dann noch Erledigung finden können, wenn die eine Depotverſetzung begründenden Verhältniſſe
erſt nach dieſem Termin eingetreten ſind, oder wenn dem Depot=Anſprechenden, wegen verſpätetem
Vorbringen ſeines Geſuches, genügende Entſchuldigungsgründe zur Seite ſtehen.
Die Saumigen haben demnächſt die geſetzlichen Raͤchtheile ſich ſelbſt beizumeſſen, welche ihnen
aus Nichtbeachtung dieſer Aufforderung erwachſen.
Darmſtadt, am 28. December 1867.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
8046)
Fuchs.
8047) Die auf den 3. k. Mits. anberaumte Verſteigerung der Maulberpflanzung am neuen
Friedhof bleibt vorerſt ausgeſetzt.
Darmſtadt, den 28. December 1867.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Fuchs.
Feilgebotenes.
Wir erlauben uns auf bevorſtehende Feiertage unſer großes Lager in Wein, Spirituoſen
und Eſſenzen in empfehlende Exinnerung zu bringen und offeriren beſonders:
Fortwein- & Burgunder-Funsch-Essenz,
5⁄
Rum- & Arrae-Punsch-Syrup von J. Selner,
Wisseldorfer Punsch-Assenx,
Orangen-
Punsch von Mainz,
u. Ananas-
Wischoſk- u.
Essenz,
Maiuvein-
Arrae, Wum, in verſchiedenen Sorten.
Wbishzy (ſehr vorzüglich zu warmem Geträuk, ſovie alle anderen Liqueure.
Ferner machen wir noch auf die bekannten Sorten der Nürnberger 8 Baſeler Lebkuchen
aufnerkſam, und zeichnen, recht lebhaften Zuſpruch erwartend,
Hochachtungsvoll
C. H. Huber aSöhne,
8048)
vormals: Carl Cauls.
Ausverkauf von Schlittſchuhen!
Da mehrere Winter kein;Geſchäft in Schlittſchuhen zu machen war,
beabſichtige ich mein Lager zu räumen und verkaufe dieſelben zu
Fabrik=
preiſen!
8049)
D. Haix.
L-
AETaC,RIMTISGhCSSGhICCTGIOLWIh-
Cgarren bei
G. L. Hrieple.
E
Soeben iſt erſchienen und in der Hofbuchhandlnug
von G. Jonghaus in Darmſtadt zu haben:
Haushaltungs=Kalender.
Ausgabe=Buch
für
alle Tage des Jahres,
mit folgenden Rubriken: Ochſenfleiſch — Anderes
Fleiſch - Brod - Weck - Kuchen ꝛc. - Butter
Milch — Eier - Gemüſe, Grünes ꝛc. -
Obſt - Salz, Gewürze - Eſſig, Oel — Mehl,
Reis ꝛc. - Zucker, Kaffe - Lichter, Brennöl
Garn, Wolle ꝛc. — Beſondere Ausgaben.
Dieſer Haushaltungskalender iſt ſo bequem
ein=
gerichtet, daß bei ſeinem Gebrauch jede andere
Buchführung für die Hausfrau unnöthig wird.
Preis 15 kr. Der Ertrag iſt für die Knaben=
Arbeits=Anſtalt in Darmſtadt.
[7930
7745) Ein Kinderkanapee ſehr billig zu
verkaufen. Hügelſtraße Nr. 15.
Punsch-Essenz, Arrac,
7924
Rum
alten Fruchtbranntwein und verſchiedene
Liqueure empfiehlt
Laudw. Heyl Sohn.
8018) Rum- und Arrac-Punschessent,
ächten Jamaica-Rum in Flaſchen und im
Anbruch in ausgezeichneter Qualität empfiehlt
Eduard Eiefer,
Große Ochſengaſſe Nr. 36.
7915) Terzerolen, Pulver,
Zünd=
hütchen und Schrote zu den
billigſten Preiſen.
J. H. Mutſchler,
große Ochſengaſſe.
Neujahrs=Gratulationskarten
und Briefe von den geringſten bis zu den
feinſten empfiehlt Hermann Göts,
8051)
Ernſt=Ludwigsſtraße Nr. 25.
8052) Blumentiſche lzu allen Preiſen'
blühende Topfpflanzen, Aquarien und Bouquets
empfiehlt W. Hohenadel, Soderſtraße.
8053) Die erwarteten Paraffinkerzen
find endlich eingetroffen und empfehle ich dieſelben
20 und 24 kr. per Paquet.
Paul Störger Sohn, Kirchſtraße Nr. 25,
dem Haupt=Zollamt gegenüber.
7637) 600 fl bis 1000 fl. werden gegen
hinreichende gerichtliche Sicherheit zu leihen geſucht.
Hierauf Reflectirende belieben ihre Adreſſen im
Verlag dieſes Blattes unter Nr. 17637 abzugeben.
57
M. 52.
216
8054)
Schlittſchuhe
ohne und mit Lederwerk in allen erdenklichen Sorten von den billigſten bis zu den feinſten, dabel
Walb'ſche Patent=Schlittſchuhe, welche ohne jedes Lederwerk getragen werden und viel
Beifall gefunden haben, empfehlen in neu ſortirter Auswahl zu billigſten Preiſen
Eiſenhandlung,
Gebrüder 2rier,
am Markt.
röſche, Schwärmer, Damenpiſtölchen nebſt Munition, Blitzähren, Fem
bengal, Quodlibet, Feuerrädchen, chineſiſche Krackers ꝛc. empfiehlt
als ſehr beliebte Neujahrs= 8 Salon=Feuerwerke
Ernſt=Ludwigsſtraße
Hermann Götz,
Nr. 25.
8056)
Für Jedermann nothwendig
iſt es, auf die angenehme und zugleich nützliche Ausfüllung ſeiner Mußeſtunden bedacht zu ſein.
Nichts iſt dazu geeigneter, als eine Zeitſchrift, die in anregender und feſſelnder Weiſe das
Unterhaltende und Belehrende zu verbinden weiß, und eine ſolche iſt das illuſtrirte Familienblatt
„Omnibus:. Gleich beliebt im Salon wie in der Hütte des Arbeiters, hat ſich der
„Omnibus: in der kurzen Zeit ſeines Beſtehens einer ſo lebhaften Theilnahme zu erfreuen
gehabt, daß er ſeinen ſiebenten Jahrgang mit einer Auflage von
65,000 Exemplaren
beginnt. Dieſen ſeltenen Erfolg verdankt der „Omnibus:: dem raſtloſen Beſtreben ſeinen
Leſern im reichſten Wechſel das Beſte und Intereſſanteſte darzubieten. Spannende Erzählungen,
populäre Naturbilder, feſſelnde hiſtoriſche Skizzen, maleriſche Schilderungen aus der weiten
Welt, humoriſtiſche Scenen, Belehrungen für die Familie und das Haus, kurz Alles, was den
Geiſt beleben und das Herz erfriſchen kann, wird durch Wort und Bild ſich zu dauernder
Erinnerung geſtalten. In jeder Wochennummer bringt der „Omnibus: 36 Spalten Text
nebſt 3-4 ſchönen Illuſtrationen und das Alles für
einen Silbergroschen!!
Er koſtet demnach vierteljährlich nur 46 kr und kann in Wochennummern und Monatsheften
bezogen werden.
Der neue Jahrgang beginnt mit drei außerordentlich ſpannenden Erzählungen:
„Der Majort, von Ernſt Fritze, „Verſchwunden”, von Fr. Friedrich und „Nr. 608½;
dieſen folgen nach: Vor dem Schwurgericht. — Der Kloſtermüller. — Des Wilderers
Ende. - Freiherr von Betſchar. — Ein Abentener aus dem Kriege von 1866 ꝛc. ꝛc.
Wer den „Omnibus” zu halten wünſcht, wird erſucht, ſeine Beſtellung baldigſt bei
einer Buchhandlung ſeines Ortes oder bei dem nächſigelegenen Poſtamte zu machen, damit
recht=
zeitige Zuſendung erfolgen kann. Jeder Colporteur übernimmt ebenfalls die Beſorgung.
Omnibus=Expedition in Leipzig.
Deutſcher Schaumwein.
Cbaupayner
guter Qualität per Flaſche 18 kr.
Bei Abnahme von 12 Flaſchen und mehr 45 kr. bei
5855
H. VormOſt, große Ochſengaſſe.
Verkauf von LudwigshallerSalz im Großen.
Indem ich mich beehre hiermit ergebenſt anzuzeigen, daß die Saline=Adminiſtration
Ludwigs=
halle bei Wimpfen, welche das bisher dahier beſtandene Salzwagazin für ihre Rechnung fortführen
läßt, mich zum Verwalter dieſes Magazins beſtellt hat, bringe ich zugleich zur öffentlichen Kenntniß,
daß das Salz vom 2. Januar 1868 ab in ganzen Collis gegen Baarzahlung zu nachſiehenden
Preiſen verkauft wird:
Viehſalz
beſondere Vergütung nicht zu leiſten.
Das Salzmagazin befindet ſich in dem ſeitherigen Local hinter dem Münzgebäude und wird
den ganzen Tag über zum Salzbezug geöffnet ſein.
Zugleich bin ich erbötig, das von hieſigen Einwohnern gewünſcht werdende Salz auf mündliche
oder franco mir zugehende ſchriftliche Beſtellung denſelben gegen eine Vergütung von 3 kr. per
Centner ins Haus zu liefern.
Darmſtadt, den 38. December 1867.
Geory Srauss.
8057)
Vermiethungen.
5912) Ein kleines Logis zu vermiethen,
Kranich=
ſteinerſtraße Nr. 30 neu.
6927) Riedeſelſtraße 42 ein möblirtes
Zim=
mer zu vermiethen.
7403) Im Seitenbau iſt ein Logis, beſtehend
aus 2 Zimmern, Küche und allem Zubehör,
als=
bald an eine ſtille Familie zu vermiethen.
Marienplatz Nr. 5.
7404) Alexanderſtr. 15 Logis u. Werkſtätte.
7428) Hügelſtraße 41 ein Zimmer mit
Ca=
binet möblirt.
7429) Zwei oder drei unmöblirte Zimmer
mit Küche ꝛc. zu vermiethen und am 15. Januar
künftigen Jahres zu beziehen. Steinſtraße 36.
7836) Zimmer mit Möbel, ſehr freundlich
gelegen zu 5 fl. per Monat.
Holzhofſtraße 27 mittlerer Stock.
5974) Mühlſtraße Nr. 70 an der
Gewerb=
ſchule iſt ein freundliches Zimmer zu vermiethen
mit oder ohne Möbel und, wenn gewünſcht, auch Koſt.
7975) Grafenſtraße Nr. 13 iſt ein Zimmer
mit oder ohne Möbel zu vermiethen und
als=
bald zu beziehen.
8058) Wilhelminenſtraße 16 zwei ſchöne
Zim=
mer mit oder ohne Möbel zu vermiethen.
8059) Das bisher von Herrn Quartiermeiſter
Fauſt bewohnte, erſt vor einem Jahre neu
her=
gerichtete Logis im Seitenbau rechts des Hauſes
Nr. 41 der Rheinſtraße, beſtehend aus 1
heiz=
baren Zimmer und Kabinet mit Ausſicht auf die
Straße und 1 heizbaren Zimmer im Souterrain
nebſt ſonſtigem Zubehör mit Glasabſchluß, iſt
wegen Verſetzung des gegenwärtigen Inhabers
nach Butzbach anderweit zu vermiethen und bald
zu beziehen.
Vermiſchte Nachrichten.
Darmſtädter Actien=Geſellſchaft für
8060)
Gasbeleuchtung.
Bei der heute vorgenommenen Auslooſung
der=
jenigen Obligationen des Anlehens vom 11. Juli
1855, welche durch die Tilgungsreſerve vom
Reingewinn des 12. Betriebsjahrs vertragsmäßig
zur Abtragung gelangen, wurden durch das Loos
die Stücke:
fl. 500. - fl. 1500.
Lit. A. Nr. 5. 17. 40.
„ B. „ 38. 48. 51. 66. „ 250. -, 1000.
C. „8.43. 70. 74. 76. 95 „ 190. - 600.
im Ganzen fl. 3100.
zur Rückzahlung berufen. - Dieſelbe erfolgt
gegen Rückgabe der Stücke nebſt den zugehörigen,
nicht fälligen Coupons an unſerer Caſſe am
1. Juli 1868. wovon wir die Inhaber mit dem
Anfügen in Kenntniß ſetzen, daß die Berzinſung
an genanntem Tage aufhört und fehlende nicht
mehr zahlbare Coupons an der Hauptſumme in
Abzug gebracht werden.
Darmſtadt, am 28. Dezember 1867.
Namens des Verwaltungsrathes:
Dr. K. J. Hoffmann II. Dr. Bracht.
Ein Knecht
7839)
geſucht Zimmerſtraße Nr. 2.
7840) Einen braven Lehrling, welcher ſogleich
Wochenlohn erhält, ſucht
J. Gerhard Louiſenſtraße
6003) Ein gebildeter junger Mann mit
Anlagen zum Zeichnen kann die Tylographie
(Holzſchneidekunſt) erlernen.
Wolfg. Pfnor.
Caſinoſtraße 20.
7985) Auf dem Gut Baierseich bei Langen
wird ein Branntweinbrenner geſucht, und kann
gleich eintreten.
R. 52
217
Berlin, den 24. December 1867.
B e k a n n t m a ch u n
Vom 1. Januar 1868 ab treten für den Austauſch zwiſchen den Poſt=Auſtalten des Norddeutſchen Bundesgebiets
folgende Porto=Beſtimmungen ein:
Das Porto für den frankirten bis 1 Lothſchweren Brief beträgt ohne Unterſchied der Entfernung 1 Sgr, bei den in der Gulden=
Währung rechnenden Poſt=Anſtalten 3 Kreuzer; für einen Brief von mehr als 1 Loth im Gewicht 2 Sgr. oder 7 Kreuzer.
Bei unfrankirten Briefen tritt ein Zuſchlag=Porto von 1 Sgr., ohne Unterſchied des Gewichts des Briefes, hinzu.
Bei unzureichend frankirten Briefen wird, neben dem Ergänzungs=Porto, ebenfalls das Zuſchlag=Porto von 1 Sgr. in Anſatz gebracht.
Portopflichtige Dienſtbriefe werden mit Zuſchlag=Porto alsdann nicht belegt, wenn die Eigenſchaft derſelben als Dienſtſache durch den
Vermerk „Portopflichtige Dienſtſache; auf dem Couvert vor der Poſtaufgabe erkennbar gemacht worden iſt. Dieſer Vermerk muß in die Augen
fallen; es empfiehlt ſich, daß derſelbe oben links in der Ecke auf der Adreßſeite des portopflichtigen Dienſtbriefes von dem Abſender niedergeſchrieben wird.
Das Porto für die den reglementsmäßigen Beſtimmungen entſprechenden Druckſachen und Waarenproben (Waarenmuſter) beträgt ohne
Unterſchied der Entfernung für je 2½ Loth 1 Sgr., bei den in der Guldenwährung rechnenden Poſt=Anſtalten 1 Kreuzer.
Für gedruckte Mittheilungen aller Art, welche mittelſt offener Karten expedirt werden, wird pro Stück; Sgr., beziehungsweiſe 1 Kr. erhoben.
Die Gebühr für Zahlungen mittelſt Poſt=Anweiſung beträgt: bei einer Zahlung unter und bis zu 25 Thlr. (43¾ fl.) einſchließlich: 2 Sgr.
oder 7 Kr., bei einer Zahlung über 25 Thlr. 143½ fl.) bis zu 50 Thlr. 187½ fl.) einſchließlich 4 Sgr. oder 14 Kr., ohne Unterſchied der Entfernung;
für jene Gebühr können die Poſt=Anweiſungen auf dem Coupon mit brieflichen Notizen, unter Wegfall der bisherigen Beſchränkungen, verſehen werden.
Im Stadtpoſt=Verkehr wird für Poſt=Anweiſungen, welche auf Beträge bis zu 50 Thlr. (87½ fl.) lauten können, der gleichmäßige Satz von 2 Sgr.
oder 7 Kr. Anwendung finden.
Für Poſtvorſchuß=Beträge wird außer dem Porto für die Sendung an Poſtvorſchuß=Gebühr erhoben: für jeden Thaler oder Theil eines
Thalers:½ Sgr., im Minimum aber 1 Sgr.; für jeden Gulden oder Theil eines Guldens:1 Kreuzer, im Minimum aber 3 Kreuzer.
Vorſtehende Sätze gelten auch bei den Poſt=Anſtalten in demjenigen Theil des Großherzogthums Heſſen, welcher dem Norddeutſchen
Bunde nicht angehörk.
Dieſe Säze finden ferner, in Folge der vom 1. Januar 1868 ah in Kraft tretenden Poſtverträge vom 23. November c. auch für den
Poſiverkehr zwiſchen dem Gebiete des Norddeutſchen Bundes
a) mit den Süddeutſchen Staaten: Bahern, Württemberg und Baden, ſowie
b) — abgeſehen von Poſtauweiſungen und Poſtvorſchüſſen, - mit dem Kaiſerthum Oeſterreich und
C) — außer den Poſtvorſchüſſen - mit dem Großherzogthum Luxemburg
Anwendung. — Die Anwendung des Poſt=Anweiſungs= und Poſtvorſchuß=Verkehrs im Austauſch mit dem Kaiſerthum Oeſterreich iſt einem
ſpäteren Termine vorbehalten; Poſtvorſchuß=Sendungen werden durch die Staatspoſten des Großherzogthums Luxemburg nicht vermittelt.
In Betreff der Porto= ꝛc. Sätze für Packete ohne Werth=Declaration und für Sendungen mit declarirtem Werth — im Verkehr der
Poſtan=
ſtalten des Norddeutſchen Bundesgebiets unter ſich - wird auf das in Nr. 8 des Bundesgeſetzblattes abgedruckte Geſetz über das Poſttazweſen vom
4. November d. J. Bezug genommen; die betreffenden Sätze finden auch bei den Poſtanſtalten im ſüdlichen Theil des Großherzogthums Heſſen,
ſowie auf den geſammten Austauſch mit den vorſtehend gub a und b bezeichneten Staaten Anwendung; die Staatspoſten im Großherzogthum
Luxem=
burg unterhalten keinen Austauſch von Päckereien und von declarirten Werthbriefen.
Der Verkauf Süddeutſcher Poſt=Freimarken für die verſchiedenen Nennwerthe des Stempels, ſowie Norddeutſcher
Franco=Couverts mit dem Werthſtempel von 1 Sgr. und zwar - inel. der Herſtellungskoſten der Couverts - für den Abſatzpreis von
1 Sgr. 1 Spf. beginnt mit dem 31. December d. J. Dieſelben können erſt vom 1. Januar 1858 an zumſFranciren in Gebrauch genommen werden.
Die bisher im Gebiete des Norddeutſchen Bundes gangbaren Freimarken und Franco=Couverts, welche vom Beginn des Jahres 1868
außer Anwendung kommen, können vom 31. December d. J. ab und ferner innerhalb des erſten Quartals des künftigen Jahres bei den Poſt=
Anſtalten gegen Norddeutſche Poſt=Freimarken beziehungsweiſe Franco=Couverts (den Verkaufswerth der neuen Franco=Couverts zu 13 Silberpfennigen
gerechnet) umgetauſcht oder gegen baare Bezahlung zurückgegeben werden. Der Umtauſch beziehungsweiſe die Einlöſung kann jedoch, je nach der
Währung, auf welche die Werthzeichen der zurückzuliefernden Marken und Couverts lauten, nur bei den Poſt=Anſtalten desjenigen Gebiets ſtattfinden,
in welchem die Ausgabe der Marken u. ſ. w. erfolgt iſt.
General=Poſt=Amt.
8661)
von Philipsborn.
8062)
Berlin, den 27. Dezember 1867.
B e k a n n t m a ch u n g.
Vom nächſten Jahre ab werden neue Poſtauweiſungs=Formulare eingeführt, welche zunächſt beſtimmt ſind: für den Poſtanweiſungs=
Verkehr innerhalb des Norddeutſchen Poſtbezirks,einſchließlich der nicht zum Norddeutſchen Bundegehörigen
Gebiets=
theile des Großherzogthums Heſſen, und für den Austauſchmit Bahern, Württemberg und Baden, ſowie mit dem
Groß=
herzogthum Luxemburg; außerdem ſind dieſelben für baare Einzahlungeu nach Dänemark und nach den Vereinigten Staaten von Nord=Amerika
verwendbar. — Die Formulare werden von den Poſt=Anſtalten unentgeldlich verabfolgt. Die Ausgabe derſelben beginnt am 1. Januar 1868. Die
Correſpondenten werden darum erſucht, die in ihren Händen befindlichen alten Formulare bei Empfangnahme neuer Zurückzuliefern. Unter Benutzung
der alten Formulare können im Laufe des Monats Januar 1868 nur noch Zahlungen nach ſolchen Orten geleiſtet werden, wohin die Abſendung
von Poſt=Anweiſungen vermittelſt der alten Formulare bisher 'ſchon beſtand. Hingegen können die alten Formulare vom 1. Januar
k. J. ab nicht benutzt werden, ſondern ſind neue Formulare zu verwenden, wenn es ſich um Poſt=Anweiſungen nach dem
König=
reich Sachſen, den Großherzogthümern Mecklenburg=Schwerin und=Strelitz und Oldenburg, dem Herzogthum
Braun=
ſchweig, der Hanſeſtadt Lübeck, den Königreichen Bahern und Württemberg und den Großherzogthümern Baden und
Luxemburg handelt.
General=Poſt=Amt.
hierdurch in Kenntniß geſetzt, daß der am 1. Januar 1868 fällige Zins=Conpon Nr. 3
bei Herrn E. L. Vietor, Wilhelminenſtraße, vom 2. Januar 1868 ab eingelöſt wird.
Diejenigen Mitglieder der Schützengeſellſchaft, welche im Beſitz von Obligationen ſind,
können den fälligen Coupon bei Erhebung des nächſtjährigen Beitrags in Zahlung geben.
Darmſtadt, den 28. Dezember 1867.
Der Ausſchuß der priv. Schützengeſellſchaft. 7631) Eine Wohnung von 5-6 Piecen nebſt
Zubehör, womöglich parterre oder bel Etage,
wird zu Ende März oder früher für 2 Damen
nebſt Bedienung zu miethen geſucht.
Anmeldungen Louiſenſtraße Nr. 18. 8064) Wittwe Sorg, Schloßgaſſe Nr. 19,
übernimmt Laufdienſt.
NANN NNNANNNNNNNNruaarri.
8- 8065) Ein brauner Pelzkragen mit
braunem Seidenfutter verloren. Dem Finder F
Keine Belohnung Louiſenſtraße 20 parterre.
Eis
Pae 9
mit oder ohne Laden, wo möglich in der Nähe der jetzigen.
H. Wilstein, Hof=Uhrmacher, Rheinſtraße Nr. 25. wird geſucht. Von wem? ſagt die Exp. d. Bl.
[ ← ][ ][ → ]
218
M.52
3
Menjahraguß der Benſtmanmr
2EApressée,
Schon wieder iſt ein Jahr verſtrichen, Von Euren Schultern ward genommen
Dem bracht es Glück, dem Thränen ein; Durch es die Laſt, die Euch zu ſchwer,
Wohl dem, der nie vom Recht gewichen, Und ihm zum Rutzen, Euch zum Frommen
Ob Sturmeswehn, ob Sonnenſchein. Verrichter's tauſend Dinge mehr.
Er bringt ſein Streben zum Gelingen; War Euch zu unbequem die Bürde,
Das Schickſal beugt ſich, friſchen Muth! Fand Jemand allzukurz die Zeit,
Sei der Erfolg für mühſam Ringen, Hielt Arbeit unter ſeiner Würde-
Auch Lohn dem Dienſtmann=Iuſtitut. War Hülfe ſchnell und gern bereit.
So mag Euch Allen Glück und Segen
Dem Inſtitut ein froh Gedeihn,
Dem Dienſtmann Arbeit allerwegen
Das neue Jahr recht viel verleihn!
8068) Wir bringen hiermit zur Kenutniß der Betheiligten, daß bei der heute
ſtattgefundenen dritten Verlooſung des 4 pCt. Aulehens von fl. 4000 der hieſigen
priv. Schützengeſellſchaft folgende 10 Stück Obligationen fl. 10:
Nr. 83. 96. 143. 153. 163. 175. 185. 227. 368. 370.
gezogen wurden, deren Rückzahlung vom 2. Januar 1868 ab bei Hrn. E. L. Vietor,
Wilhelminenſtraße, ſtattfindet.
Die Verzinſung der gezogenen Obligationen hört mit dem 1. Januar 1868 auf.
Darmſtadt, den 28. Dezember 1867.
Der Ausſchuß der priv. Schützengeſellſchaft.
Bauverein für Arbeiterwohnungen in Barmſtadt.
Wir benachrichtigen die verehrlichen Actionäre, daß die für das Betriebsjahr vom 30.
Sep=
tember 1866 bis dahin 1867 feſtgeſetzte Dividende von
Zwei Gulden per Actie
gegen Auslieferung des Coupons Nr. 1 vom 2. Januar 1868 an durch Hrn. Hm. Wolfs lehl
ausgezahlt werden wird.
Darmſtadt, den 31. Dezember 1867.
Der Vorſtand:
8069)
P. v. Weſterweller. Otto Wolfskehl.
Och erlaube mir zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, daß ich Hrn. G. L. Kriegk den
Verkauf meiner Waschenliqueure für Darmſtadt übertragen habe.
Herr Kriegk wird alle eingehenden Aufträge zu feſten Preiſen aufs pünktlichſte effectuiren
und ich werde meinerſeits beſtrebt ſein, das Vertrauen des Publikums durch vorzügliche Qualität
und niedrige Preiſe meiner Fabrikate zu rechtfertigen und zu erhalten.
Preisliſten werden auf Verlangen von Herrn Kriegkt wie von mir verabſolgt.
O60 Hohn in Beſſungen.
8673a) Mittwoch den 1. Januar nehme ich
voppewier
in Zapf.
Adam Rummel,
Brauerei zur Eiſenbahn.
pppaaaaaene
4 8038) Dienſtag den 31. d. M.
d findet im Hauſe der
Vereinig=
d ten Geſellſchaft der Neujahrs=
4 Ball ſtatt.
Anfang Abends 8 Uhr.
6
Das obere Local wird um 7Uhr geöffnet.
Einlaßkarten für Fremde werden
an demſelben Tage von 3 bis 5 Uhr
8 auf ſchriftliches oder perſöuliches Anfor=
6 dern der zur Einführung berechtigten "
8 Mitglieder im Geſellſchaftshauſe aus=)
4 gegeben.
Darmſtadt, den 25. Dezember 1867.
Der Ausſchuß der Vereinigten Geſellſchaft.;
Do
8074) Ein Mädchen, welches tüchtig im
Weiß=
zeugnähen und Flicken iſt, ſucht Arbeſk. Näheres
Ochſengaſſe Nr. 13 zwei Stiegen hoch.
N4AuAuAr AuA AAARRILUUUUUNN
K 8077) Ein branner Pelzkragen mit
F braunem Seidenfutter iſt am 27. d. Mts. F
E verloren worden. Um Abgabe bei der F
4 Exp. d. Bl. gegen Belohnuug wird gebeten.
2)
BaE!
44NNeNNeeanen AArrAAruAtaaugi
8078)
Beſſungen.
am Neujahrstage
Tanz-Puſik
bei
Gaſtwirth Groſch,
wozu hierdurch höflichſt eingeladen wird.
8079)
Beſſungen.
Mittwoch den 1. Januar iſt gutbeſetzte
Tanzmuſik anzutreffen, wozu höflichſt einlade.
Cornelins Guntrum.
Unter Bezugnahme auf vorſtehende Annonce halte ich mich zu recht zahlreichen Aufträgen
aufs angelegentlichſte empfohlen.
8070)
G. L. Kriegk.
8071) Ein junger Mann, der die Schreinerei
gründlich erlernt hat und Luſt, ſowie die
erfor=
derlichen Anlagen zum Klaviermachen hat, kann
bei mir eintreten.
Ed. Kühnſt, Pianoforte=Fabrikant.
8075) Ein Mädchen, im Waſchen u. Putzen gründlich
erfahren, ſucht Arbeit. Ochſengaſſe 13.2 Stieghoch.
8072) Ein geübter Scribent wird geſucht.
Näheres Obergaſſe Nr. 34.
8073) Ich ſuche einen tüchtigen Schreiber.
B. Langenbach, Hofgerichts=Advokat.
8076) Ein halber Theaterplatz 2. Logenreihe
abzugeben. Zu erfragen in der Expedition.
Großherzogliches Hoftheater.
Mittwoch 1. Jan. 11. Vorſt. im 5. Abonn.:
Tannhäuſer, romantiſche Oper in 3 Akten
von Richard Wagner. Hauptparthien: Frau
Deetz, Frau Peſchka=Leutner, Hr. Hallermeher,
Hr. Becker, Hr. Greger ꝛc.
Anfang 6 Uhr.
Freitag 3. Januar 12. Vorſtellung im 5.
Abonn.: Die Pasquillanten, Luſtſpiel in
4 Akten von Benedir.
8090) (Beſſungen.) Außer den höchſten Herrſchaften dahier haben die nachfolgenden Wohlthäter Gaben zur Chriſtbeſcherung in der
hie=
ſigen Kleinkinderſchule eingeſendet und Neujahrs=Entſchuldigungskarten empfangen: Frau Zollbereiter Achenbach. Herr Ober=Reviſor Achenbach. Frau
Verwalter Albert. Frau Dr. Alefeld. Herr Geh. Rath Baur. Frau Rechnungsrath Bauer. Herr Rechnungsrath Becker. Herr Verwalter Beyer.
Fräulein Böger. Herr Kriegsſecretär von Carlſen zu Darmſtadt. Mstr. Comptor. Frau Decan Conſchuh. Fräul. E. Dannenberger. Frau
Bürger=
meiſter Demmel. Herr Demmel. Herr Dilger. Frau Dörr. Fräulein Eichberg zu Darmſtadt. A. Ehrlicher. Herr Oberförſter Erdmann. Herr Dr. Fehr.
Fräulein Feidel zu Darmſtadt. Frau Pfarrer Fritz Wtb. Herr Maurermeiſter Geyer. Herr Friedrich Geher. Herr Max Geher. Frau Uhrmacher
Gerlach. Frau Glanz. Frau v. Goldner. Frau Guntrum. Frau Hammel. Frau Baurath Harres. Frau Hofmaler Hartmann. Frau Kammermuſikus
Heier. Frau Heil. Frau Geh. Reg.=Rath Heim. Frau Kaufmann Horn in Darmſtadt. Frau Bäckermeiſter Hofmann. Herr Schwadr.=Schmied Kaiſer.
Herr Präceptor Kauß. Frau Revierförſter Kekule. Herr Samenhändler Keller. Fräulein E. Klier in Darmſtadt. Frau Koch. Frau Fabrikant Kolbe.
Fräulein W. Köhler in Darmſtadt. Fräulein v. Krane. Frau Dr. Krauß. Frau v. Labenskh. Frau Lipp. Herr Lehrer Löſch. Frau Mai. Frau Mattern.
Frau G. W. Maurer. Frau Müller. Frau Nikolai. Herr Pfarrer Noack. Herr Hofgärtner Noack I. Herr Hofgärtner Noack II. Herr Handelsgärtner
Noack. Herr Revierförſter Noack. Frau Regiſtrator Noack. Frau Inſpector Noack. Frau Botenmeiſter Noack. Fräulein Johanna Reichenbach. Herr
Lehrer Reichmann. Frau Fabrikant Ritſert. Frau Gutsbeſitzer Rösner in Darmſtadt. Frau Profeſſor Seeger. Herr Finanzminiſter v. Schenck, Excell.
Freifrau v. Schenck. Frau Schneider. Herr Reviſor Schröder. Herr Gemeinderath Schulz. Fräulein Johanna Schwab. Frau Schweinsberger. Herr
Kaufmann J. Stade. Herr Phil. Sulzmann. Herr Rechnungsrath Toſer. Frau Quartiermeiſter Trupp. Frau Quartiermeiſter Volmar. Frau Bolz.
Herr Hauptmann Weiland. Frau Landrichter Winheim. Frau Wittmann. Frau Weinmann. Fräulein Zöller. Fräulein J. A. Zöppritz.
. 52
21.
8081) Wegen der Neujahrsgratulationsbeſuche für 1868 haben ſich durch Gaben an die Kleinkinderſchule bis jetzt entſchuldigen
laſſen: Hr. Hauptzollamtsrendant Appel. Hr. Secretär Bauer. Hr. Kammerſänger Becker. Hr. Geheimerath v. Bechtold, Exc. Hr. Ortsger.=Vorſteher
Berntheiſel. Hr. Bice=Oberſtjägermeiſter Frhr. von Bibra. Hr. Hofgerichts=Advocat Breidenbach. Hr. Miniſterialſecretär von Caͤrlſen. Hr. Hofopern=
Regiſſeur Cramolini. Herr wirklicher Geheimerath und Präſident des Geſammt=MiniſteriumsFrhr. von Dalwigk. Hr. Stadtdiakonus Dingeldey. Hr.
Rentner J. J. Diefenbach sen. Hr. Kaufmann C. W. Diefenbach. Hr. Kaufmann Jacob Diefenbach. Hr. Kaufmann Wilhelm Diefenbach=Römer.
Hr. Nechnungsrath Fickel. Hr. Bürgermeiſter Fuchs. Hr. Geh. Ober=Rechnungsrath Fuhr. Hr. Rentner Fußner. Hr. Garniſonslehrer Dr. Fölſing.
Hr. Stabsarzt Dr. Gaßner. Hr. Präſident Dr. Goldmann. Hr. Kaufmann N. Gütlich. Hr. Generallieutenant Gräcmann Exc. Frau Generallientenant
Gräcmann Exc. Hr. Gaſtwirth Habich. Hr. Hofgerichtsrath Hahn. Hr. MiniſterialſecretärHallwachs. Hr. Chemiker Dr. Hallwachs. Hr. Kammermuſikus
Harbordt. Hr. Hofſeilermeiſter Hein. Hr. Kaufmann Guſtab Hickler. Hr. Oberſtaabsquartiermeiſter Hill. Hr. Louis Hofmann. Hr. Hofbuchbändler
Jonghaus. Hr. Regierungsrath v. Jungenfeld. Hr. Oeconomie=Inſpector Jäger. Hr. Oberſtlieut. Keil. Hr. Obermedizinalrath Dr. Küchler. Hr.
Kriegs=
rath Kühn. Hr. Rentner Kuhl. Hr. Miniſterialrath Freihr. von Lehmann. Hr. Oberappellationsgerichtsrath Freihr. von Lehmann. Hr. Ober
Medizinal=
rarh Dr. Leydhecker I. Hr. Kaufmann Leydhecker. Hr. Kammermuſikus Leydhecker. Hr. Ober Rechnungsſecretär Lorbacher. Hr. Oberbauſecretär Louis.
Hr. Rentner Emil Ludwig. Hr. Staatsanwalt Maurer. Hr. Carl Merck. Hr. Dr. Georg Merck. Hr. Wilhelm Merck. Frau Ober=Medizinalrath
Merck. Hr. Hofmuſikmeiſter Niederhof. Hr. Kriegsminiſterial=Calculator Niepoth. Hr. Oberappellationsgerichts=Rath von Ochſenſtein. Hr. Kaufmann
Petſch aus Wien. Hr. Polizeirath Petſch. Hr. Obermedizinalrath Dr. Pfannmüller. Hr. Miniſterialrath von Preuſchen. Hr. Juſtizrath Purgold.
Hr. Geh. Regierungs=Rath Reuling. Hr. Geheimerath Freih. von Ricou. Hr. Oberconſiſtorialrath Dr. Rinck. Hr. Hauptmann M. von Rotsmann.
Hr. Profeſſor Schnitzſpahn. Hr. Rechnungsrath Schneider. Hr. Reutner W. Schwab. Hr. Rentner Gottfried Schwab. Hr. Apotheker Seriba. Hr.
Reviſor Scriba. Hr. Geh. Finanzrath Seederer. Hr. Geh. Reg.=Rath Städel. Hr. Verwalter Strube. Hr. Hofgerichtsrath Dr. Stüber. Hr.
Ober=
appellationsgerichtsrath Dr. Trygophorus. Hr. Oberſteuerrath von Balois. Hr. Dr. med. Verdier. Hr. Staabsauditeur Dr. Verdier. Hr. General
v. Wachter Exc. Hr. Oberſt Weber. Hr. Hofgerichtsadvocat Weller. Hr. Richard Weller. Hr. Medizinalrath Dr. Werner. Hr. Stadtgerichts=Aſſeſſor
Weyland. Hr. Kreisrath Dr. Weſternacher. Hr. Provinzialdirector von Willich. Hr. Ferdinand Wittich. Hr. Cabinetscaſſe=Director Winter. Frau
Cabinetscaſſe=Director Winter. Hr. Regiſtrator Wittmann. Hr. Hofbanquier M. Wolfskehl. Hr. Oberappellationsgerichts=Rath Dr. Zentgraf. Hr.
Louis Zöppritz. Hr. Geh. Ober=Conſiſtorialrath Frey. Hr. Rittmeiſter Frhr. v. Rabenau. Hr. Stabsarzt Dr. Reuling. Frln. Reuling. Hr.
Hof=
gerichtsrath Keuling. Hr. Landgerichts=Aſſeſſor Neuling.
Darmſtadt am 1. December 1867.
Der Vorſtand des Vereins für die Kleinkinderſchule.
Die Jungfrau von Hamburg.
Schluß.)
Ihr patriotiſches Benehmen hatte läugſt die Auſmerkſamkeit der
fran=
zö ſiſchen Behoͤrden aufſichgezogen, die ſie wahrſcheinlich wegen dieſes
Auf=
tretens verfolgt hätten, wenn ſie nicht in den höchſten Kreiſen warme,
ihr unbekannte Beſchützer in dem General Loiſon und dem Maire R.
ge=
funden hätte, der namentlich die für ſie günſtig lautenden Berichte eines
Polizeiſpions, Namens Wahl, zu ihrer Vertheidigung benutzte, wenn die
lauten Anklagen Anderer ein Einſchreiten gegen ſie nöthig zu machen
ſchienen. Dieſer Wahl, ein geborener Hamburger, war der Günſtling des
Maire und für Geld zu Allem fähig; um ſo verwunderter war der Maire,
daß er ihm Schwierigkeiten machte, als er ihm auftrug, Mathilden, deren
Schönheit ihn entzückt, für ihn zu gewinnen. Der heißblütige Franzoſe
eniſchloß ſich raſch, ſein Glück ſelbſt zu verſuchen und da er durch einen
anderen Spion von Mathildens faſt täglichen Beſuchen in jenem
Kaffee=
hauſe unterrichtet war, erwartete er ſie dort und redete ſie an. Das
Erſchrecken über dieſes plötzliche Begegnen ließ Mathilde erſtarren, ſie
fand keine Worte, ihm ihre Verachtung auszudrücken, und ſuchte nur ſo
ſchnell als möglich das Haus zu erreichen, wo ſie Schutz erwartete. Ihr
Schweigen machte den Maire kühner und als ſie Beide mehr eilend als
gehend in den Garten traten und er ſich unbemerkter glaubte, umſchlang
er ſie. Sie aber rang ſich los und rief laut um Hülfe
In demſelben Augenblicke war auch Ernſt herbeigeeilt, ein Fauſtſchlag
traf das Geſicht des Maire und zornglühend frug er ihn, wie er es wagen
dürfe, ein Mädchen zu beleidigen, das unter ſeinem Schutze ſtünde? Der
Lärmn zog die Freunde herbei, die alte Brigitte fing laut zu jammern an,
und es würde ein Auflauf eutſtanden ſein, wenn nicht jetzt Sander's
plötz=
liches Erſcheinen in der Thür des Hauſes die Aufmerkſamkeit
aufſichge=
zogen hätte. Kaum hatte Mathilde ihn erblickt, als ſie ſich zitternd an
Ernſt's Arm hing und ihn flehentlich bat, ſie fortzuführen. Der Maire
aber, der in vollem Zorn bei Allem, was ihm heilig war, ſich fürchterlich
zu rächen ſchwur, winkte den Alten herbei, der zitternd und gedemüthigt
ſich ihm nahte. Die Freunde hörten zwar nicht, daß der Maire ihm
heimlich ſagte: „Sie müſſen mir das Mädchen ſchaffen und eine Anzeige
gegen den jungen Menſchen vor das Kriegsgericht bringen= — aber ſie
ſahen das Verſtändniß zwiſchen beiden Männern und wußten nur zu gut,
daß ſie von einem Polizeiſpion verrathen waren. Ernſt freilich war nur
mit Mathilden beſchäftigt, die immer ängſtlicher von hier fort verlangte,
während ſie keinen Blick von dem Maire und dem Alten wegwandte. In
jedem Einzelnen der Betheiligten wechſelten die verſchiedenartigſten
Ge=
fuͤhle in ſtürmiſcher Eile; Haß, Rache, Leidenſchaft und Liebe ſchienen
ſich zu bekämpfen und ſo gewaltig war ihr Einfluß, daß eine äußere Ruhe
eintrat, die der Maire geſchickt zu ſeiner Entfernung benutzte. Sander
folgte ihm ſchnell; ſein bis dahin erſchrockenes Geſicht nahm einen
Aus=
druck wilder Freude an, während er leiſe vor ſich hinmurmelte: „Alſo
auch Hofmann liebt Mathilde, das macht meine Rache vollſtändig."
Die einfache Anzeige der geheimen Verbindung hätte hingereicht, die
Freunde verhaften und vor ein Kriegsgericht ſtellen zu laſſen, aber der
Spion ſcheute ſich, dies Geheimniß zu enthüllen, da er ſchon zu lange im
Verfolg jeiner Privatrache das Beſtehen des Bundes verſchwiegen hatte,
dagegen konnte er Ernſt als den Verfaſſer einer Flugſchrift anklagen,
die in den nächſten Tagen unter das Volk verbreitet werden und die längſt
unzufriedenen Deutſchen, Holländer und Italiener in Davouſt's Heer zum
Abfall auffordern ſollte. Ein Exemplar derſelben hatte er ſich bis jetzt
noch uicht zu verſchaffen gewußt, das erſte, das aus Eruſt's Hand
ge=
geben war, hatte Mathilde erhalten. Er verſprach ſich neben einer großen
Belohnung auch die Befriedigung ſeiner Nache; denn ſie allein hatte ihn
getrieben, die Bekanntſchaft des jungen Hofmann aufzuſuchen, den er zu
verderben wünſchte, um mit dieſem Schlage zugleich den alten Rath an
ſeiner verwundbarſten Stelle zu treffen; denn er war - jener Wahl,
der einſt den Rath um ſeine Liebe gebracht und jetzt, um nicht erkannt
zu werden, einen falſchen Namen angenommen hatte.
Während die Freunde die Maßregeln beriethen, die ſie ihrer
Sicher=
heit wegen treffen wollten, während der Spion immer enger und enger
die Netze um ſeinen Todfeind zog, dem er nie vergeſſen hatte, daß er
der Begünſtigte geweſen, hatte ſich Mathilde in ihre ärmliche, abgelegene
Wohnung zurückgezogen, noch zitternd in dem Gedanken der Schmach, die
ihr widerfahren und nicht ohne Beſorgniß vor den Folgen jenes Auftritts
für Ernſt. Ihr malte ſich die Zukunft in den trübſten Farben, ſelbſt die
Hoffnung auf die nahe Befreiung ihrer Vaterſtadt konnte ſie nicht
auf=
heitern, mit ihr mußte eine ſchwere Schuld Anderer offenbar werden, die
doch auch ihre Stirn bedrückte, ihre Seele beſchwerte. Wie der Moſaiſche
Gott die Miſſethaten der Väter heimſucht bis in das dritie und vierte
Glied, ſo pflanzt in den Augen der Welt das Verbrechen des Vaters ſich
auf ſeine Kinder fort wie ein tragiſches Geſchick. Der Ring, den Eruſt
in ſchöner Stunde ihr gegeben hatte, war bei dieſen trüben Gedanken ihr
einziger Troſt; durch ihn zauberte ſie vor ihre Seele alle die Wonne,
die ſie in ſeiner Liebe gefunden, und alle Traurigkeit löſte ſich in dem
Gefühle der Befriedigung, welche ſie durch ſein Vertrauen jempfunden
hatte. Hatte er ihr nicht das höchſte bewieſen durch die Flugſchrift, die
er ihr zuerſt gegeben hatte? Sie nahm ſie zur Hand und las; es war
ihr, als ob Ernſt zu ihr ſpräche und unter dem Einfluſſe großer und
ſchöner Gedanken vergaß ſie das Leid um ſich; ſo vertieft war ſie, daß
ſie nicht hörte, wie leiſe ein Mann ſich heranſchlich, nahe zu ihr
herau=
trat und ihr über die Schultern in das Buch ſah. Sein Athem berührte
ihren Nacken, entſetzt ſprang ſie auf, aber eben ſo ſchnell fiel ſie vernichtet
in ihren Seſſel zurück - der Maire ſtand vor ihr.
Er hatte die Wohnung Mathildens ausgekundſchaftet, er hatte es
gewagt, ſie zu betreten. Bei Mathilde währte die Schwäche nur einen
Augenblick, dann ſprang ſie ſchnell in die Höhe, flüchtete ſich nach dem
Fenſter, um nöthigenfalls Hülfe rufen und finden zu können und mit der
Gewalt des beleidigten Weibes befahl ſie ihm, ſie zu verlaſſen. Er
ver=
ſuchte ſie durch Bitten zu beruhigen - umſonſt, und ſo, empört und
er=
zürnt über ihren Widerſtand entwand er ihr, ehe ſie noch ſelbſt wußte,
wie ihr geſchah, die Flugſchrift, und wie raſend rief er: „Entweder du
biſt mein oder hiermit verderbe ich dich1n Einen Augenblick zögerte er
noch, als erwarte er, Mathilde durch ſeine Drohung eingeſchüchtert zu
ſehen - wie im Flug ſtür mte er hinaus und wenige Minuten nachher
war ſie verhaftet.
58
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N2.
Bei den Nachbarn der Jungfrau machte dieſe plötzliche
Gefangen=
nehmung kein geringes Aufſehen, man hatte Mathilde durch ihr ſtilles,
iebreiches und helfendes Weſen überall liebgewonnen, und da man
ver=
muthete, daß ihr Patriotismus zur Anklage gegen ſie gedient hätte,
be=
klagte und beweinte man ſie faſt ſchon wie eine Todte; waren doch die
Urtheile bekannt, die unter Charlot's Präſidium die Militärcommiſſion
vollſtrecken ließ, mehr als 30 Einwohner von Hamburg waren in den
Monaten Januar und Februar hingerichtet worden, weil ſie Reden geführt
hatten, die den franzöſiſchen Behörden nicht gefielen.
Ernſt erwartete ſie dieſen Tag umſonſt, ſeine Unruhe ſtieg, er
er=
innerte ſich ihres Entſetzens bei dem Anblicke des Spions, der trüben
Gedanken, mit denen ſie ſich quälte; er durchlief alle Straßen, er forſchte
überall umher, aber er erfuhr ebenſo wenig etwas Beſtimmtes wie
Loh=
feld. und Burger, die dem Freunde bei ſeinen Nachſuchungen halfen. Da,
am erſten Oſterfeiertage, ſtürzte Burger in Ernſt's Stube und verkündete
ihm, daß Mathilde gefänglich eingezogen ſei. Ernſt eilte ſogleich zu ſeinem
Vater und vermochte dieſen zu dem Verſprechen, allen ſeinen Einfluß
an=
zuwenden, um das Mädchen zu retten; noch waren ſie im Geſpräch, als
Lohfeld in das Zimmer ſtürzte und mit freudeſtrahlendem Geſicht die große
Nachricht verkündigte, die eben ein ruſſiſcher Parlamentär mit den nöthigen
Beweisſtücken dem Marſchall überbracht hatte; es war die Kunde von
dem Einzuge der Allirten in Paris und von der Abdankung Napoleon's.
Wie war da ſo ſchnell alles perſönliche Leid vergeſſen; laut jubelnd
ſtürzten die Freunde ſich in die Arme, Thränen der Freude ſtanden in
ihren Augen, wie zum Gebet falteten ſich die Hände und das Halleluja,
das in ihrem Herzen mit einem „Nun danket Alle Gott” tönte, war ein
lauteres Gebet, als je geſprochen wurde. Welche Folgerungen ſchloſſen
ſich nicht an dieſe Nachricht; durch ſie war die arme unglückliche Stadt
von ihren Peinigern befreit, Mathilde, Alles gerettet, was ihnen lieb
und werth war!
Aber die Freude dauerte nur wenige Stunden; man erfuhr, daß der
Parlamentär als Verbreiter falſcher Nachrichten zurückgewieſen war und
daß der Marſchall ſogar befohlen hätte, auf die weiße Fahne zu ſchießen,
welche die Ruſſen als Zeichen des Friedens aufgeſteckt hatten. Ja, als
wollte man ſich für die Freude rächen, die Hamburg's Bewohner bei der
Nachricht vom Sturze Napoleon's gezeigt hatten7 ſetzte man die alten
Verfolgungen und Grauſamkeiten im erhöhten Maße fort. Nach wie vor
wurden die Häuſer niedergebrannt, die man als der Fortification
hinder=
lich bezeichnefe, neue Contributionen ausgeſchrieben, der Bank noch ihr
letzter Baarvorrath genommen; auch die Anklagen wurden weiter verfolgt
und als der Rath für Mathilde vorbat und auf die veränderten Umſtände
aufmerkſam machte, erhielt er durch die Umgebung des Marſchalls die
Antwort, gerade jetzt ſei es an der Zeit, nicht unnütze Milde zu üben.
Mathilde hatte vor der Militär=Commiſſion ſich als Verfaſſerin der
Flugſchrift angegeben und war durch nichts zu vermögen geweſen, einen
Mitſchuldigen zu bezeichnen. Da die Schrift den glühendſten Haß gegen
Napoleou und die franzöſiſche Nation ausſprach und beredt zur Empörung
aufforderte, war das Urtheil nicht zweifelhaft, es lautete auf Tod und
Davouſt ſelbſt zeigte dem Rath die Beſtätigung deſſelben und ſeine
Voll=
ſtreckung am nächſten Tage an. Ernſt, der ſich bis dahin hatte verborgen
halten müſſen, da der Maire ihn wegen des Auftritts im Kaffeehauſe
verfolgte, vergaß nun alle perſönlichen Rückſichten; er verſammelte ſchnell
den engern Bund und von ihm aus ging die Loſung durch die
Verbün=
deten, den nächſten Tag zur Befreiung der Stadt und der Jungfrau zu
nützen. Ein deutſches Bataillon war befehligt, die Verurtheilte nach dem
Richtplatze zu führen; Burger, der die Unzufriedenheit der Soldaten mit
den franzöſiſchen Oberbefehlshabern kannte, verſchaffte ſich Eingang in die
Kaſerne und gewann Unteroffiziere und Soldaten. Die franzöſiſchen
Be=
hörden wurden freilich auch unterrichtet, daß ein Aufſtand in der Luft l zitterte ich bei dem Gedanken, du könnteſt das Geheimniß entdecken und
brach der 28. April heran, den Abend vorher war Benningſen mit ſeiner Muth, mich zu lieben ?u
Armee in Altona eingerückt und dieſe eugſte Einſchließung Hamburgs gab
den Verſchworenen neuen Muth.
Um 10 Uhr erſchien die Escorte, in ihrer Mitte die Jungfrau
bleich aber gefaßt; von dem Gefängniſſe an hatte ein dichter Haufe von
Luft abgefeuert und mit dem Rufe: „Es lebe Hamburg, es lebe das l Allirten übergeben werden. Die Franzoſen zogen in einzelnen Trupps ab,
Vaterland i” ſtürzte ſich die Menge auf die Soldaten, die gemeinſame mit ihnen der Vater Mathildens, der jede Verſöhnung mnit ſeiner Tochter
Sache mit den Patrioten machten. Wie mit einem Zauberſchlage erſchien und mit dem Rathe verwarf, eine reiche Geldunterſtützung des Letztern
an jedem Hute die Hanſeatiſche Cocorbe, lange verheimlichte Waffen aber bereitwillig annahm. Am 31. Mai hielt der General Benningſen,
wurden ſichtbar, die Verzagten bekamen Muth und haſtig ſtürzten die l f
Verſchworenen nach dem Hauſe des Marſchalls, wo die Wache ſchnell l wurde in der Michaeliskirche das Befreiungsfeſt gefeiert und nach dem
überwältigt war. Aber während Ernſt, Burger und Lohfeld zunächſt be= Gottesdienſt ſegnete der würdige Paſtor Rambach Eruſt und Mathilde ein.
müht waren, die Gefangene in Sicherheit zu bringen, ertönten bereits die
52.
Signale, welche die Truppen zuſammenriefen; was vermochten die ſchwach
Organiſirten gegen die disciplinirten Truppen! Der wilde Jubel machte
bald einer gänzlichen Muthloſigkeit Platz, beſonders als man hörte, daß
die Führer, im Begriffe, ſich zu den Patrioten zu begeben, auf Befehl
des Generals Loiſon verhaftet waren. Ohne Anführung, ohne Munition
und ſelbſt nur ſchlecht bewaffnet, war jeder Widerſtand unmöglich und ſo
waren denn am Abend des Tags alle Gefängniſſe angefüllt und die
Aus=
ſicht auf einen Rieſenprozeß eröffnet.
Aber jene Gerechtigkeit, die man verfolgen kann durch die ganze
Weltgeſchichte, hatte auch hier bereits für das Recht entſchieden gegen
Unrecht und Thrannei. Die höheren franzöſiſchen Offiziere fürchteten für
ihre Güter und für ihre Familien in Frankreich und erklärten ſich bereit,
die Bourbons anzuerkennen; der Marſchall ſelbſt, der noch am Tage
vor=
her Alle für Meuterer erklärte, die den Namen Bourbon ausſprechen
würden, erkannte am 29. April Ludwig XVIII. als rechtmäßigen König
an und von Hamburgs Thürmen und Häuſern flatterten Lilienfahnen.
Benningſen verlangte beſtimmt die Vefreiung der Gefangenen und der
Marſchall, dem es allein darum zu thun war, ſich mit dem neuen
Herr=
ſcher zu einigen, verfügte nach kurzem Zögern ihre Freilaſſung.
Ernſt eilte, ſobald er ſeiner Haft entlaſſen war, nach dem Verſtecke,
wohin er Mathilden nach ihrer Befreiung geführt hatte; die zwei mal
durch äußere Gewalt Getrennten und wieder Vereinigten fanden keine
Worte, ihr Glück auszuſprechen; jubelnd führte Ernſt die Geliebte dem
Vater zu. Dieſer aber ſtarrte die Eintretenden an, als könnte er nicht
faſſen, wie ſie hierher kämen, und dann zog er Mathilden an ſich, legte
die Hände auf ihr Haupt, als wollte er ſich überzeugen, daß er nicht
träumte.
Lange ſtand er ſprachlos vor Rührung, dem Sohne ein Räthſel; er
nahm die Hand des Mädchens, legte ſie in die des Sohnes und ſprach
feierlich: „Es iſt mir, als geſchähen Zeichen und Wunder, die Geliebte
deines Herzens iſt mir nicht fremd, ſie wäre mir das Theuerſte auf dieſer
Welt nächſt dir, auch wenn du ſie nicht liebteſt. So ſtand auch meine
Mathilde mir einſt gegenüber, ſo glücklich lächelnd, ſo ſelig im Gefühle
meiner Liebe. Sei dein Eintritt geſegnet in mein Haus, Tochter meiner
Mathilde; ſei du dem Sohne, was ſie mir geweſen wäre, wenn Gottes
Rathſchluß uns nicht getrennt hätte.”
Die Liebenden genoſſen in vollen Zügen das Glück der
Wiederver=
einigung und Mathilde konnte hier, mit der Gewißheit verſtanden zu
werden, ſich ganz vertrauen. Sie geſtand, daß ſie ihren Namen ängſtlich
verſchwiegen hätte, weil zuerſt ihr Vater dazu den ſtrengen Befehl
ge=
geben, der nicht wollte, daß man ihn in demſelben Hamburg arm und
elend kennen ſollte. Vor zwei Jahren waren ſie in den bedräugteſten
Verhältniſſen aus Amerika zurückgekehrt, ſie hatte verſucht, durch ihrer
Hände Arbeit und durch Unterrichtgeben ſich und den Vater zu ernähren,
bis
Hier hielt ſie inne - es koſtete ihr eine ſchmerzliche Ueberwindung
weiter zu ſprechen, als aber der Rath ſie bat, vertrauensvoll ihm Alles
mitzutheilen, fuhr ſie mit niedergeſchlagenen Augen fort: „Ich that mein
Möglichſtes, für den Vater und für mich den Lebensunterhalt zu gewinnen,
als aber der Verdienſt kaum dazu ausreichte und nichts zur Fortſetzung
ſeiner koſtſpieligen Lebensweiſe blieb, als er, um Geld zu gewinnen,
Schande auf ſeinen Namen häufte, da trennte ich mich ganz von ihm und
lebte in tiefſter Verborgenheit, um nicht gezwungen zu ſein, das
Sünden=
geld mit ihm zu theilen. Jener Sander, den du, Ernſt, in den Bund
aufnahmſt, der dich verrieth und vor dem ich an jenem Tage ſchauderte,
jener Mann war mein Vater." Ernſt wollte ſprechen, das aufgeregte
Mädchen beruhigen, ſie aber wehrte ihm und ſprach: „Verſtehſt du nün,
weßhalb ich den gebrandmarkten Namen nie auszuſprechen wagte? Wie
ſchwebe, aber in ihrer Sicherheit verachteten ſie alle Warnungen. So l mich von dir ſtoßen, mich, die Tochter des Spions. Haſt du noch den
Schweigend ſchloß Ernſt die Geliebte in ſeine Arme und ſegnend
legte der Vater die Hände auf ſeine Kinder, welche nach ſchwerer Prüfung
nur um ſo feſter vereinigt waren.
Während die Verlobten die glücklichen Tage der Brautzeit verlebten,
Männern das Botaillon umſchwärmt; da plötzlich wurde ein Schuß in die traf der Befehl ein, Hamburg ſollte im Laufe des Monats Mai an die
freudig begrüßt, ſeinen Einzug in die befreite Stadt. Den Sonntag darauf
Redachon und Verlag: L. C. Wittichſche Hoßbuchdrudkers.