Darmstädter Tagblatt 1867


05. November 1867

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Beilage
zum
Darmſtädter Frag= und Anzeige=Blatt.
Dienſtag den 5. November
1867.
N. 44.

Das Frag= und Anzeigeblatt, die Beilage hierzu, ſowie das Verordnungsblatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wöchentlich; Erſteres Samſtags die Beilage
Dienſtags und Lezteres Vonnerſtags. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren. In Jarmſtadt bei
der Expedition, Rheinſtraße Nr. 23 neu.

6658)
Wahl der Mitglieder des gemeinderaths.
Gemeinde Darmſtadt.

E i n l a d u n g
zur Wahl der Mitglieder des Gemeinderaths.
Es wird hiermit bekannt gemacht, daß den 11., 12., 14. und 16. November l. J. zu Darmſtadt in dem Rathhauſe die Abflimmung
zur Wahl der Mitglieder des Gemeinderaths unter Leitung des Unterzeichneten vorgenommen werden ſoll. Es ſind hierbei im Ganzen 10 Mitglieder
des Gemeinderaths zu wählen, wovon die Wähler der dritten Abtheilung 3 Mitglieder, die Wähler der zweiten Abtheilung 4 Mitglieder und
die Wähler der erſten Abtheilung 8 Mitglieder zu wählen haben.
Sämmtliche Eimmberechtigte werden nach Art. 26 des Geſetzes vom 8. Januar 1852 zur Theilnahme an dieſer Wahl mit dem Anfügen ein=
geladen
, daß die Abſtimmung ſtattfinden wird
1) Für die Wähler der dritten Abtheilung
zu welcher die Stimmberechtigten gehören, deren monatlicher Steuerbetrag nicht über 3 fl. 20½ kr. beträgt-
Montag den 11. und Dienſtag den 12. November Vormittags von 8 bis 12 Uhr und Nachmittags von 2 bis 5 Uhr.
Es reten aus und ſind wieder wählbar die Herren: Chriſtian Lauteſchläger und Johann Adam Fuchs. Sodann iſt der verſtorbene
Michael Harres zu erſetzen.
2) Für die Wähler der zweiten Abtheilung
zu welcher die Stimmberechtigten gehören, deren monatlicher Steuerbetrag über 3 fl. 204 kr., aber unter 8 fl. 38 kr. beträgt -
Donnerſtag den 14. November l. J. Vormittags von 8 bis 12 Uhr und Nachmittags von 2 bis 5 Uhr.
Es treten aus und ſind wieder wählbar die Herren: Friedrich Purgold, Ernſt Hehler, Georg Pfeiffer und Johann Georg Möſer.
3) Für die Wähler der erſten Abtheilung
zu welcher die Stimmberechtigten gehören, deren monatlicher Steuerbetrag über 8 fl. 38 kr. beträgt -
Samſtag den 16. November 1867 Vormittags von 8 bis 12 Uhr und Nachmittags von 2 bis 5 Uhr.
Es treten aus und ſind wieder wählbar die Herren: Carl Schwarz, Ludwig Fuhr und Philipp Har.
Darmſtadt, den 4. November 1867.
Der= Regierungs=Commiſſär:
v. Marquard, Kreis=Aſſeſſor.

Verſteigerungen.
6530)
Bekanntmachung.
Künftigen Donnerſtag den 7. No=
vember
l. Js. Vormittags 9 Uhr ſollen
die zum Nachlaß des Hofſattlers Philipp
Ludwig Schmitt dahier gehörigen Gegen=
ſtände
in deſſen Wohnung Eliſabethenſtraße
Nr. 36 in dem Hauſe des Geometer
Dietzſch öffentlich gegen baare Zahlung ver=
ſteigert
werden, als: Herren=Kleidungsſtücke, ſo=
dann
Möbel, beſtehend in einem Conſolſchränk=
chen
, einem Kanapee, Wanduhr, mehrere Bilder
in Gold= und Holzrahmen, ferner Geſchäftsvor=
räthe
, 41 Koffer von verſchiedener Größe, theil=
weiſe
mit Leder und Leinwand bezogen, Hut=
chachteln
, Patentſäcke, diverſe lederne Taſchen,
Jagdtaſchen, Ränzchen für Knaben und Mädchen,
mehrere Stücke Gummigurt, Cigarren=Etuis,
Trinlflaſchen mit Leder überzogen, Bade= Neceſ=
ſaires
, Halsbänder für Hunde, Pferdegeſchirre,
1 Sattel, Zäume, Hunds=, Reit= und Fahr=
peitſchen
und ſonſtige Sattlerarbeiten, ſowie eine
vollſtändige Ladenenrichtung für Sattler.
Darmſtadt, den 31. October 1867.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Der Vorſteher:
Berntheiſel.

6534) Donnerſtag den 7. November 1867
Vormittags 10 Uhr werden im Großherzoglichen
Hofſtalle dahier (Mathildenplatz 17):
7 große Zimmerteppiche,
mehrare Teppiche in Stücken und
48 dreiarmige Wandleuchter mit Spiegeln
öffentlich verſteigert. Dieſelben ſind Tags vor
der Verſteigerung in einer Remiſe des Hofſtalls
zur Anſicht aufgelegt.
Darmſtadt, den 30. October 1867.
Großherzogliches Oberſt=Hofmarſchall=Amt.
Freiherr van der Capellen.

Feilgebotenes.
6572) Ein noch ganz neuer, guter Damen=
Mantel iſt billig zu verkaufen bei Herrn
Schneider Günther in der Eliſabethenſtraße
Nr. 23 Hinterhaus.

6487)
Lohkuchen,
ein vorzügliches Material, Feuer anzumachen,
beſonders aber Steinkohlenfeuer zu unterhalten,
ſind für 36 kr. per 100 Stück zu haben in der
Heyl'ſchen Gerberei am Mühlweg.
6344) Meinen als heilſam anerkannten
Mälzüäker
empfehle in Paqueten 5 und 10 kr.
G. L. Triegk.
Viederlagen: Darmſtadt: W. Manck
L. Röſe, Arheilgen: V. Buchhaupt,
Beſſungen: C. Nohl, Griesheim,
J. Klippel.

6417) Eine Kaute Dung zu verkaufen.
Rundethurmſtraße 4.

6659) (
Ich empfehle als
ſehr preiswürdig.
Ehirting in guter Qualität die Elle zu 9 kr.
im Stuck 8 tr.), 10, 1=, 14 kr. bis zu den
ſeinſten Sorten; ſowie ſchwere Doppeltuche in
auen QQualitaten.
C. Lebelshdusss

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R. 44.

176
6541)

Nicht zu überſehen!
Von heute an bis Weihnachten täglich friſche Lebkuchen
bei
Bäckermeiſter Delp, Schloßgaſſe Nr. 22 neu.
Friſche Malaga-Citronen ſind ſoeben ein=
getroffen
und im Einzeln ſowie im Hundert billig
zu haben bei
CArl Haucl,
6565)
obere Eliſabethenſtraße Nr. 6.

6669) Durch alle Buchhandlungen iſt jetzt wieder zu erhalten:
44
Kinder= unb Hausmuuihen
geſammelt durch die Brüder Grimm.
Kleine Ausgabe. Mit 7 Bildern.
Velin=Ausgabe. (11. Aufl. 1864) in engl. Einband 1 Thlr.
Ausgabe auf Druckpapier. (12. Aufl. 1867) eleg. kart. 15 Sgr.
Unſtreitig unter allen Märchenbüchern das ſchönſte.
(Bernhardi's Wegweiſer ꝛc.)
Herd. Dümmler's Verlagsbuchhandlung (arrwitz und Goßmaun) in Verliu.

6661)
Das Neueſte in Partſer Ballroben von
fl. 2. 48. das Kleid an bis zu dem feinſten Genre
empſiehlt.
C. Vebelshäusser.

6406) Friſch angekommen:
Italien. Maccaroni per Pfurd 24 kr.
Suppenteig (Alphabet u. ver=
ſchiedene
Figuren) per Pfd. 20 kr.
Gothaer Servelatuurst,
Gpeck-Büchinge
billigſt
G. L. Hriegh.
6562)
Gartenbesitzern
empfiehlt die Handelsgärtnerei von J. J. Sehnee-
berger
zur jetzigen Pflanzzeit: Obſtbäume, be=
ſonders
ſchöne und billige Zwergobſtbäume, ferner
Ziergehölze, Roſen, immergrüne Pflanzen für
Begräbnißplätze ꝛc., worüber Cataloge gratis.
Zugleich halte ich auch beſtens empfohlen
Bouquets und Topfgewächſe aller Art, ſowie
Decorationen mit Pflanzen bei Feſtlichkeiten.
6409) Für Gartenbesitzer
empfichlt Vergismeinnicht- und Silena Phanzen
in hellblau und rosa, per 100 30 kr.
die Handelsgirtnerei
C. Fölker, untere Hügelstrasse.
6662) Fertige Damenhüte von 3 fl. 30 kr.
an bis zu den eleganteſten, ſowie Häubchen ꝛc.
zu den billigſten Preiſen empfiehlt
C. Henſ, Grafenſtraße Nr. 31.

Vermiethungen.
5545) Zwei möblirte Zimmer mit Bedienung
gleich zu vermiethen. Steinſtraße 36.
5770) Kleine Ochſengaſſe Nr. 5 ein ſchönes
Logis zu vermiethen und gleich zu beziehen.
5912) Ein kleines Logis zu vermiethen, Kranich=
ſteinerſtraße
Nr. 30 neu.
6041) In meinem neu erbauten Hauſe am
neuen botaniſchen Garten iſt der untere Stock,
4 Zimmer, Magdkammer, Küche, abgeſchloſſener
Vorplatz, Mitgebrauch der Waſchküche und des
Bleichplatzes, zu vermiethen und gleich zu beziehen.
A. Walter, Schreinermſtr., Gardiſtengaſſe 31.

6043) In dem Eckhauſe Wilhelminen= und
Eliſabethenſtraße Nr. 17 iſt in der unteren Etage
ein Logis aus 4 Zimmern, Küche ꝛc., zu ver=
miethen
und gleich zu beziehen.
Eliſe Brandſtätter.
6345) Beſſunger Carlsſtraße Nro. 5 ebener
Erde ein freundliches Zimmer zu vermiethen
und ſogleich zu beziehen.
6366) Ein kleines Logis gr. Ochſengaſſe 21.
6431) Louiſenſtraße Nr. 26 ſind 1-2 möblirte
Zimmer zu vermiethen.
0
6434) Muhlſtraße 62 iſt der mittlere
und obere Stock, 7 Zimmer, 2 Cabinets, 2 =
chen
ꝛc. enthaltend, im Ganzen oder getrennt,
jedoch nur an ruhige Bewohner zu vermie=
then
und alsbald zu beziehen.
6493) Ein neu hergerichtetes Logis im dritten
Stock, beſtehend aus 2 Zimmern, 2 großen Ca=
binetten
und Küche, iſt ſogleich zu beziehen.
S. Baier, Hof=Conditor.
6663) Eliſabethenſtraße Nr. 53 iſt ein gro=
ßes
möblirtes Zimmer zu vermiethen und ſofort
zu beziehen.

Vermiſchte Nachrichten.
6655)
Beſſungen.
Bei der bevorſtehenden Gemeinderaths=
wahl
ſchlagen wir folgende Männer vor:
a. Für die III. Klaſſe:
1) Heinrich Gärtner, Schreinermeiſter.
2) Philipp Baumbach, Drehermeiſter.
b. Für die II. Klaſſe:
1) Philipp Groſch, Gaſtwirth.
2) Georg Leonhardt Wolf Il., Ackers=
mann
.
3) Ludwig Werner, Ackersmann.
C. Für die L. Klaſſe;
1) Ludwig Kolbe, Beigeordneter.
2) Auguſt Schmidt, Kohlenhändler.
3) Chriſtoph Wambold, Spenglermeiſter.
Mehrere Wähler,
aus allen 3 Klaſſen.
Photographiſches Atelier
6664)
von
Georg Markwort, Steinſtraße 9.
Einem verehrlichen Publicum zur Nachricht,
daß ich mich nach einer mehrwöchentlichen Ge=
ſchäftspauſe
nun wieder, nach den neueſten Er=
fahrungen
und Verbeſſerungen, auf das vollſtän=
digſte
eingerichtet habe.
Ganz beſonders mache ich auf das, in anderen
Städten unter dem Namen Kabinets=Portrait ſo
beliebte Format aufmerkſam, wozu die hierfür
gefertigten Album und Rahmen geliefert werden
können.
Probebilder Unnen in meiner Wohnung Stein=
ſtraße
Nr. 9 eingeſehen werden.
6351) Gründlicher Bitherunterricht wird gegen
billiges Honorar ertheilt. Steinſtraße 10 parterre.
6003) Ein gebildeter junger Mann mit
Anlagen zum Zeichnen kann die Tylographie
(Holzſchneidekunſt) erlernen.
Caſinoſtraße 20.
Wolfg. Pfuor.
6478) Ein ⁶⁄, grosser Acher am Weiter-
städter
Weg links zu vermiethen, untere
Hügelstrasse 75.
6515) Ein junger Mann wünſcht ſeine freie
Stunden mit ſchriftlichen Arbeiten zu Hauſe aus=
zufüllen
. Näheres bei der Exp. d. Bl.

6665)
Anz e i g e.
Meinen verehrten Kunden und Geſchäftsfreunden hiermit die ergebene Anzeige, daß ich in
Folge ſtädtiſcher Dienſtfunction mein ſeitheriges Geſchäft als Modelleur und Schreinermeiſter auf=
gegeben
habe.
Indem ich für das ſeither geſchenkte Vertrauen hiermit herzlich danke, bitte, mir auch in
meiner nunmehrigen Stellung ein freundliches Andenken ſchenken zu wollen.
Achtungsvoll
P. J. Abert.
6632)
Handelsverein.
Der Feſtball des Vereins findet
Mittwoch den 13. November,
Abends 8 Uhr, im Saale des Gaſthofes zur Traube ſtatt.
Anmeldungen zur Einführung von Nichtmitgliedern und Fremden wollen die
Mitglieder baldigſt an den Unterzeichneten richten.
Darmſtadt im November 1867.
Der Vorſtand des Handelsvereins:
Georg Philipp Köhler,
Vorſitzender.

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177

R. h4.

6628)
Geſchäfts Verlegung.
Hiermit beehre mich ergebenſt anzuzeigen, daß ich Anfang nächſter Woche
mein ſeither bewohntes Geſchäftslocal verlaſſen und
83é
Bonnz-ſag den 1. Aovember
mein neu hergerichtetes Geſchäftshaus:
Gchuſtergaſſe Nr. 16 neben der Krone
Indem ich bitte, das mir ſeither bewieſene Vertrauen
eröffnen werde.
auch fernerhin bewahren zu wollen, empfehle ich mich mit allen in mein
Geſchäft einſchlagenden Arttteln unter Zuſtcherung recuer Bedienung.
Achtungsvoll
C. Pellmann.

6666)

Thotographisches

Mein Atelier iſt vom 1. November an eröffnet. Bilder jeder Größe
werden in vorzüglichſter Weiſe ausgeführt. Ehenſo Email-Photographien,
Photolithographien ete.
Aufnahmezeit von 9 Uhr Vormittags bis 3 Uhr Nachmittags.
Eingang neben dem Salzmagazin (vor dem Mainthore), ſowie von dem Herrngarten aus.
Dr. W. Relasig.

3667)
Beſſunger Gemeinderathswahl.
Die Beſſunger Wähler werden dringend aufgefordert, ſich bei der diesmaligen Gemeinderaths=
Wahl nicht wiederum von einer kleinen Partei bevormunden zu laſſen und ſelbſtändig ihre
Stimmen auf Männer zu lenken, die das Vertrauen der Gemeinde verdienen.
Es wundert uns, daß der neue Bürgerverein ſich noch nicht geregt und in die Wahlen
thätig einzugreifen beſchloſſen hat. Seine Mitglieder zählen Männer unter ſich, deren Intelligenz
und Gemeinſinn dafür bürgen, daß ſie als ächte Beſſunger im Ortsvorſtand ſegensreich wirken
und mehr für das Wohl der ganzen Gemeinde, als für den Vortheil der Hausbeſitzer in ge=
wiſſen
Straßen ſorgen werden. Stelle der Bürgerverein einfach ſeine beiden Präſidenten als Can=
didaten
für die dritte Klaſſe auf und veranlaſſe er die allgemeine Betheiligung ſeiner Mitglieder
an der Wahl! Wir ſind überzeugt, daß viele andere Bürger ſich ihm anſchließen und den Aus=
gang
der Wahl dadurch ſichern werden.
Mehrere Wähler dritter Klaſſe.
5317)
Amerkhamische Coupons
werden zum beſtmöglichſten Courſe bei mir eingelöſt.
Ferdinund Wolfskehl.

Wir richten an die verehrlichen Abonnenten des Frag= und Anzeigeblattes und des
Verordnungsblattes für den Kreis Darmſtadt die dringende Bitte:
Wohnungs=Veränderungen entweder perſönlich oder ſchriftlich
auf unſerm Comptoir und nicht den Austrägern der Blätter
vanzeigen zu wollen.
Nur wenn erſteres geſchieht, ſind wir im Stande, für richtige Umſchreibung der
Wohnungen und richtige Ueberlieferung der Blätter Sorge tragen zu können.
Darmſtadt, im October 1867.
Ludw. Carl Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.

6472) Mehrere Wagen Wiesen Erde, oder
auch sonstige gute CartenFrde werden ge-
gucht
, untere Hügelstrasse 75.
6520) Brandgaſſe Nr.12 2 Treppen hoch
wird von 2 Perſonen Arbeit im Waſchen
und Putzen übernommen.
6642) Ein Anwalt ſucht einen dritten Seri=
denten
. Näheres bei der Expedition.

6643) Ein blaugraues Kätzchen hat ſich
verlaufen. Dem Wiederbringer eine Belohnung
Mühlſtraße Nr. 12 neu,
6650) Ein Mädchen, das im Kleidermachen
geübt iſt und auszubeſſern verſteht, wünſcht Ar=
beit
in und außer dem Hauſe. Alexanderſtr. 23
6651) Schützenſtraße Nr. 9 werden ei=
nige
Mädchen, welche Stunden beſuchen, in
Koſt und Logis genommen.

Zwei gewandte Schriftſetzer finden
ſofort Condition.
L. C. Witlich'ſche Hofbuchdruckerei.
6668) Geſucht wird eine zuverläſſige und
freundliche Kinderfrau für drei Kinder auf
dem Lande. Näheres Rheinſtraße 23 Hinterbau.
6669) Am Samſtag Morgen verlor ein Fuhrknecht
einen weißgrauen Teppich von einer Kuh von der
kath. Kirche bis an die Reitercaſerne. Der Finder
wird dringend gebeten, deuſelben bei Handelsgärtner
Kriegk am Mainthor gegen Belohuung abzugeben.

6670)

Ein

Burnus

wird zu kaufen ge=
ſucht
.

3 Zur gef. N0ttzl zeigen in


Wer An=
auswärtige
Feitungen einrücken laſſen will,
der wende ſich gefl. an den General=Agenten
der Annoncen=Expedition von G. L.
Daube & Comp.: Herrn Georg Hof
dahier. Derſelbe verſendet Verzeichniſſe aller in=
und ausländiſchen Zeitungen gratis und franco und
ertheilt bereitwilligſt jede weitere Auskunft.
Gold-Cours.
Piſtolen
fl. 9. 47-49.
Preuß. Friedrichsdor . . 9. 58-59.
Holländ. 10 fl.=Stücke . 9. 51-53.
Rand=Ducaten. 5. 37- 39.
20 Franes=Stücke.. . 9. 29½- 30½
Engl. Sonverains 11. 53-57.

Großherzogliches Hoftheater.
Dienſtag, H. Nov. 8. Vorſt. in der 3 Ab=
Abth.: Endlich hat er es doch gut ge=
macht
, Luſiſpiel in 3 Akten von Albini. Mengler,
Hr. Heinrich Kronfeld, als erſte Gaſtrolle.
Donnerſtag 7. Novbr. 9. Vorſt. in der
3. Ab.=Abth.: Die Nachtwandlerin, Oper
in 3 Akten, Muſik von Bellini.

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178

N.
geſchick 6ringt glück.
1.
Es war 10 Uhr Abends. Ich befand mich, es war vor Jahren,
in Paris.
Verwaiſt, voll Begierde, die Welt zu ſehen, hatte ich mich entſchloſſen,
mit einigem Vermögen, einigen Kenntniſſen ausgeſtattet, mein Glück in
der franzöſiſchen Hauptſtadt zu ſuchen.
Und ſchon ſeit drei Monaten war ich hier, aber ich hatte für meine
Zukunft nichts gewonnen als das Herz eines Mädchens und einige Gaſt=
hofsbekanntſchaften
. Indeß die Hoffnung auf eine glückliche Zukunft ver=
ließ
mich nicht. In ſolchen Glücksträumen führte mich mein Weg am
Palais=Rehal vorüber. Feenhaft ſtrahlten mir die hellerleuchteten Galerieen
entgegen, welche ſeine Gärten umſchließen. Noch hatte ich nie am Abend
dieſe gewaltigen, koſtbar geſchmückten Räume betreten und unwillkürlich
faſt trugen mich meine Füße dieſen ſtrahlenden Herrlichkeiten zu, die auch
in ſo ſpäter Stunde noch von Beſuchern erfüllt waren. Ich trat ein.
Welch ein Anblickl Zwiſchen den Verkaufsläden hängen in der Ver=
bindungsgalerie
Spiegel, aus welchen die Gasbeleuchtung widerſtrahlt,
und magiſch iſt die Wirkung, welche dieſer Refler an dem Glasgewölbe
hervorbringt. Lange ließ ich, auf und nieder wandelnd, mein Auge ſich
an dem ſchönen Anblick weiden. Einſt Marien als meine Gattin mit
ſolcher Pracht umgeben zu können - welch ein Traum!
Da legte ſich eine Hand auf meine Schulter. Es war ein junger
Franzoſe, den ich einigemal geſehen und mit dem ich, da er immer
freundlich und zuthunlich war, öfter einige Worte gewechſelt. Wahr=
ſcheinlich
ſind Ste zum erſten mal des Abends in dieſer Galerie mein
Herr ſagte er mit jener angeborenen einnehmenden Artigkeit in Ton
und Weſen, welche den Franzoſen charakteriſirt. Nicht wahr, es gibt
nur ein Palais=Rohal 2
Ich bin bezaubert von dem Eindruck, den das Ganze auf Auge
und Gemüth macht.
So willigen Sie ein und er legte ſeinen Arm vertraulich in den
meinigen, daß wir noch ein halbes Stündchen nebeneinander hinwandeln ?
Ich könnte Sie vielleicht auf mauche intereſſante Einzelheit aufmerkſam
machen, die dem Auge des Fremden nur zu leicht entgeht.
Gern nahm ich ſeinen Antrag an, wie im Fluge verrann die Zeit.
Zuletzt wie zufällig fragte mein Begleiter: Sahen Sie jemals eine
Pharobank 2u
Niemals; aber ich kann nicht leugnen -
Da hatte er ſchon nach Erſteigen einer Treppe eine Thür geöffnet,
wir traten in einen Saal, wo um eine große, grüne, mit Goldhaufen
bedeckte Tafel - kurz, wir ſtanden an einer der damals geduldeten
Pharobanken. Ein wechſelvolles Spiel, in ſeinem beſtändigen Umſchwung
ſo intereſſant ſchon für den unbetheiligten Zuſchauer, wenn es zugleich
nur nicht ſo gefährlich für ihn wäre!
Kommen Sier, ſagte mein neuer Bekannter, laſſen Sie uns einige
Goldſtücke daran wagen.
Ich ſpielte noch niemals, mein Herr, und werde nicht ſpielen.
Glauben Sie nur nicht erwiderte er lächelnd, daß ich ein Spieler
vou Profeſſion bin, der Böſes mit Ihnen im Sinne hat. Nein, nein!
Nur lockt es mich unwiderſtehlich - indeß, bevor Sie mich verkennen,
laſſen Sie uns lieber gehen.
Es that mir leid, meinen freundlichen Begleiter durch einen Argwohn
zu kränken, aber ſpielen wollte ich nun einmal nicht. Ich fürchte wenig
in der Welt, ſagte ich, aber ich fürchte das Spiel. Wiſſen Sie
ſpielen Sie allein, ich will den Zuſchauer machen.
Wenn Sie es mir verzeihen - es iſt unartig, dieſes abſcheuliche
Gelüſte.
Er ſetzte und hatte in wenigen Minuten vielleicht 30 Louisdor ge=
wonnen
. Mein Herz pochte vor Begierde, meine Kniee zitterten, meine
Hand faßte unwillkürlich nach der Börſe. Soll ich es wagen'u flüſterte
ich dem andern ins Ohr.
Wagen Sie, doch beſtimmen Sie vorher eine Summe, die Sie daran
ſetzen wollen; iſt ſie verloren, hören Sie auf.
Es ſei.
Vorſätze, welche die Begierde und mein Unglück wie Stäubchen fort=
blies
. Während ſein Gewinn ſich verdoppelte, leerte ſich meine Börſe.
Ich erbleichte, er bemerkte meine Aufregung. Sie haben verloren, alles
verlorenZu fragte er mit einem theilnehmenden Blick. Ich bejahte.
Wenn Sie in der That weiter zu ſpielen für gut halten bemerkte
er darauf mit entgegenkommender Höflichkeit, ſo ſteht Ihnen meine Börſe
zusDienſten.
Nein', ſagte ich nach einigem Kampfe entſchloſſen, nes iſt genug.
Gehen wir.
Als wir die Stufen hinunterſtiegen, ſagte er zu mir: Nun rathe
ich Ihnen ſelbſt, nie wieder zu ſpielen, Sie verſtehen es nicht. Wir
Redaction und Verlag: L. C.

44.
ſchieden von einander, als Freunde uns die Hände drückend, ohne unſere
Namen zu kennen; ich habe ihn nicht wieder geſehen.
Spielen Sie nie wieder! O, hätte ich ſeinen Rath befolgt; aber
immer ſchwebten ſeine gewonnenen Goldſtücke vor meinen Augen, meiner
Phantaſie, in Verbindung mit den Herrlichkeiten des Palais=Rohal, die
ich Marien zu Füßen legen wollte. Konnten nicht an einem glücklichen
Abend mir unermeßliche Reichthümer zufließen? Genug, ich ſpielte am
folgenden, ſpielte am dritten Abend und nach acht Tagen war ich
ein Bettler.
Ich erſchoß mich zwar nicht, ſtürzte mich auch nicht in die Seine-
aber
taumelnd, wie von den Furien des Verbrechens gepeitſcht, wankte
ich am andern Morgen zu Marien, die ich ſeit acht Tagen nicht geſehen
hatte, weil meine Raſerei des Nachts mich völlig unfähig machte, ihren
Anblick am Tage zu ertragen.
Acht Tage lang nicht geſehen! Eine Ewigkeit für ein liebendes
Mädchenherz, jeder Tropfen Zeit ein Tropfen Qual! Sie ſaß mit dem
Rücken der Thür zugewandt, gedankenvoll, doch ſchnell drehte ſie den
Kopf beim Geräuſch meines Eintritts.
Mein Freundlu rief ſie aufjauchzend und ehe ich noch Zeit hatte,
die Thür hinter mir zu ſchließen, hing ſie ſchon an meinem Halſe.
Marielu rief ich - mit einer Empfindung, mit der etwa ein
Schuldiger vor ſeinen Richtern ſteht, Marie, ein Glücklicher ſchied ich
von Ihnen, ein Unglücklicher kehre ich zu Ihnen zurück!
Mein Gott! Wo waren Sie dieſe langen acht Tage pu fragte die
Mutter mit forſchendem Blick mich meſſend.
Wo ich war, Madame? An einem Orte, den ſchon Viele, die ihn
reich, in der Fülle des Glücks betraten, als Bettler verließen. Ich habe
geſpielt - zum erſten mal in meinem Leben geſpielt und verloren.
Viel ?
Alles11 Ein banges, peinliches Schweigen. Aber beruhigen Sie
ſich, Marie, blicken Sie nicht ſo ſtreng, Madame! Nein, ich habe nicht
alles verloren, noch habe ich ja Sie, Marie, meine Kenntniſſe und
meinen Muth.
Verzeihen Sie, mein Herrs, ſagte da die Mutter, aber Sie irren,
wenn Sie glauben, daß Marie noch die Ihrige iſt!
Leiſe wand ſich die Geliebte aus meinem Arm und ſchlich zum Sopha,
in deſſen Polſter ſie ihr Geſicht verbarg.
Um des Himmels willen, welch hartes niederſchmetterndes Wort!
ſagte ich verſtört. Kann ein Fehltritt
Nicht alſol, fiel die Mutter mit milderer Stimme ein, Sie irren
auch, Hermann, wenn Sie glauben, daß Ihr Fehltritt Sie von Marien
trennt. Ich glaube, ich weiß beinahe gewiß, daß Sie niemals ein
Spieler waren, und die bittere Lehre, die Sie empfingen, macht mich
ſicher, daß Sie niemals einer werden könnten. Aber die Folgen Ihrer
Unbeſonnenheit trennen Sie von meiner Tochter. Ich konnte dem Fremd=
linge
, der ſein Glück in Paris zu machen herkam - es war ſchon viel
gewagt - aber ich konnte ihm meine Tochter verſprechen, ſolange er im
Beſitz von gewiſſen, wenn auch unbedeutenden Geldmitteln war.
O, Madamen fiel ich überraſcht und gereizt ein, nie hätte ich
geglaubt, daß ſo kleinliche Beweggründe -
Sie verkennen mich wiederum. Nicht das Geld an ſich war es,
woran mir lag, aber das Geld als Mittel, um Ihren Kenntniſſen und
Talenten in Paris Beachtung, Anerkennung und endlich einen Wirkungs=
kreis
zu ſchaffen, der Ihre und Mariens Zukunft geſichert hätte. Alles
ſtrebt nach Geld, Wohlſtand, nur danach. Der Arme, der Bettler wird
in Paris weder beachtet noch geſucht, hätte er zehnmal mehr Talent als
Sie. Oder glauben Sie nicht, daß viele hundert kenntnißreiche Fremd=
linge
und Eingeborene durch die Gaſſen laufen, die, von geſtern noch
hungrig, auch heute nicht wiſſen, was ſie zu Mittag eſſen werden?
O Madame, Sie vernichten michl So wäre ich auf ewig von
Marien getrennt?
Das Mädchen wandte ihr Geſicht zu mir hin und ſah mich mit
einem jener unbeſchreiblichen Blicke an, in denen Liebe und Entſagung
den härteſten aller Kämpfe ſtreiten. Ich trat zu ihr, ich ergriff ihre
Hand, meine Thränen ſtrömten mit den ihrigen vereinigt darauf nieder.
Es thut mir wehel, ſagte die Mutter bewegt, aber Sie begreifen, wie
viel ich der Ehre meines verſtorbenen Gatten vergeben würde, wenn ich
der Tochter eines franzöſiſchen Majors länger ein Verhältniß mit einem
jungen Fremdlinge erlaubte, der nichts iſt und nichts hat, nicht einmal
Ausſichten. Kehren Sie mit ſolchen zurück, und wenn Mariens Herz noch
das Ihre iſt - wir werden ja ſehen.
Marie preßte meine Hand feſt zwiſchen ihre beiden kleinen Hände.
Leben Sie wohl! ſagte die Mutter.
Leiſe löſten ſich Mariens geſchloſſene Finger. Noch einmal traf mein
Auge jenen unbeſchreiblichen Blick. Vernichtet ſtürzte ich aus dem Hauſe.
(Fortſetzung folgt.)

Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.