Darmstädter Tagblatt 1867


27. August 1867

[  ][ ]

Beillag.

um

Darmſtädter Frag= und Anzeige=Blatt.

N. 34.

Dienſtag den 27. Auguſt

1867.

Das Frag= und Anzeigeblatt, die Beilage hierzu, ſowie das Verordnungsblatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wöchentlich; Erſteres Samſſas die Beilage
Dienſtaͤs und Lezteres Vonnerſtags. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man Bei allen Poſtämſern abonniren. Iu Varmſtadt bei
der Expedition, Rheinſtraße Nr. 23 neus.

Verſteigerungen.
Bekanntmachung.
5129)
Die auf nächſten Donnerſtag den 29. Auguſt
Vormittags 9 Uhr anberaumte Mobiliar= Ver=
ſteigerung
des J. B. Scheer hinter der Gas=
fabrik
kann eingetretener Hinderniſſe wegen nicht
abgehalten werden.
Darmſtadt, den 26. Auguſt 1867.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Der Vorſteher:
Verntheiſel.
Vergebung von Bauarbeit.
Künftigen Freitag den 30. d. Mts. Vormit=
tags
um 10 Uhr ſollen nachſtehende, zur Um=
änderung
des Keller'ſchen Lagerhauſes in Caſer=
nirungen
für einen Theil des Großherzoglichen
Artillerie=Corps erforderlichen Arbeiten durch
Soumiſion an den Wenigſtfordernden vergeben
fl. kr.
werden:
1) Maurerarbeit einſchließlich Material=

Lieferung,
2) Steinhauerbeit,
3) Zimmerarbeit,
4) Schreinerarbeit,
5) Schloſſerarbeit,
6) Dachdeckerarbeit,
k7) Weißhinderarbeit,

verauſchlagt zu

1002 52
61 8
866 8
1075 9
320 16
29 52
638 9

Plan, Voranſchläge und Bedingüngen liegen
vom 27. d. Mts. an auf unſerem Verwaltungs=
Büreau zur Einſicht offen. Die Soumiſſionen
müſſen verſiegelt bis zu obengedachtem Termin
in das vor unſerem Lokale aufgehängte Käſtchen
niedergelegt ſein.
Auf höhere Anordnung ſollen nur Beſſunger
Handwerker zugelaſſen werden.
Beſſungen, den 25. Auguſt 1867.
Großherzogliches Commando des Großherzoglichen
Artillerie=Corps.
5130)
Seederer, Oberſt.

Städtiſche Gas=Controle.
Am 19. Auguſt 185 Kerzen Lichtſtärke.
22. 180

25. 180

22. 200 Pröc. Kohlenjäure.
Darmſtadt, am 26. Auguſt 1867.
Der ſtädtiſche Gas=Controleur.
5131) Dr. Wilhelm Hallwachs.

Feilgebotenes.
4896) Ein gut erhaltener Laden= Glas=
ſchrauk
zum Schieben iſt zu verkaufen.
Näheres in der Expedition d. Bl

in

5060) Bei jetziger Einmachzeit empfehle
Einmachtöpſe und Einmachgläſer
allen Größen beſtens.
Hp. Laue WirCi, hinterm Rathhaus.

1

5132)

An alle Lungenkranke.
Unterzeichneter hält es für ſeine Pflicht, hierdurch öffentlich alle Lungenleidenden auf
Dr. Durogets mexikaniſchen Balſam=Thee aufmertſam zu machen. Derſelbe litt
ſeit 4 Jahren an der Lunge, war ½ Johr betlägerig und ſuchte auf Rathſchläge tüchtiger
Aerzte in verſchiedenen Bädern Sübdeutſchlands vergeblich Heilung, und konnte in der
Klinik des Hrn. Dr. Angelſtein, ſowie von Hrn. Prof. Traube unterſucht, nur den
Rath erhalten, ſeine Badekur in Reichenhall fortzuſetzen, was ihm jedoch ſeine geſchäftlichen
Verhälniſſe nicht erlaubten, bis er endlich nach vergeblichen Verſuchen aller möglichen Heil=
mittel
zu Dr. Durogets Balſam=Thee Zuflucht nahm, welcher nach kurzem Gebrauch ſofortige
Linderung ſchaffte und ihm endlich ſein jetziges außerordentliches Wohlbeſinden an Kraft und
gutem Ausſehen zurückgab. Dies beſcheinigt hierdurch der Wahrheit gemäß allen Leidens=
gefährten
zur öffentlichen Nachricht.
C. Abel in Berlin, Stallſchreiberſtr. 63.
Dr. Durogel's
mexikauiſcher Balſam=Thee
in Paqueten 1 Rthlr. iſt einzig und allein echt zu beziehen durch das alleinige Depot für
Europa von W. Wernhardi in Berlin, Jacobskirchſtraße 10, nach auswärts gegen
Franko=Einſendung des Betrags.

4469) Gegen das Ausfallen der Haare
Eau de guinine tonlaue
Ludwigsplatz, bei Friſeur
neben Hrn. Roſenheim.
Sckäßer.

Brennholz=Verkauf
u. unter den Waſchkeſſel.
Nr. 47 in der unteren Rheinſträße
iſt frei an's Haus geliefert gegen baare
Zahlung zu haben:
Buchenſcheitholz I. Cl. pro Stecken fl. 10. 36.
Tannenſcheitholz l. Cl. fl. 7. 30.
Tannenſcheitholz II. Cl. fl. 7.
10 Stück Tannenwellen 40 kr.
W Die Scheitholzſorten werden auch klein
gemacht in 1 und ½ Stecken abgegeben. (4876
5133) Ein 6¾ octav. Clavier von ſehr gu=
tem
und ſchönem Ton iſt billig zu verkauſen.
Ludwigsſtraße Nr. 12 zwei Treppen.

2987) Beſſunger Carlsſtraße Nr. 5 parterre
iſt ein freundliches vollſtändig möblirtes Zimmer
zu vermiethen und gleich zu beziehen.
4046) Stallung für 3 Pferde zu ver=
miethen
. Frankfurter Straße Nr. 3 neben dem
Salz=Magazin.

4045) Ein ſchönes, neu decorirtes Lo=
gis
, beſtehend aus 4-6 Zimmern nebſt allen
Bequemlichkeiten, iſt zu vermiethen und baldigſt
zu beziehen Kranichſteinerſtraße Nr. 51.
4292) Ecke der Hügel= und Zimmer=
ſtraße
Nr. 11 iſt ein Manſarden=Logis
beſtehend aus 2 Zimmern, 2 Kammern,
Küche und allen Bequemlichkeiten an eine
oder zwei Damen zu vermiethen. Das
Nähere im unteren Stock deſſelben Hauſes
und auf der Exp. d. Bl.
4417) Im 3. Stock meines neuen Hauſes
(Eck der Wilhelminen= u. Heinrichſtraße) Stube
und Cabinet an einen ledigen Herrn vom 1.
Auguſt an zu vermiethen.
Eigenbrodt.
4882) Zimmer mit Möbeln. Holzhof=
ſtraße
21 mittlerer Stock.
.
222.
Lczoee.
444 Uc Arrar u Aurr Nrnrrrraras
6 4883) Beſſunger Carlsſtraße35:
E iſt ein ſchönes vollſtändiges Logis an ein=
4
H ſtille Familie zu vermiethen.
⁄e.
Horor.
P28tO
44d4 N N N N UNN A Ar A NA Auanruunr
8 Kellerräumebei G. G. Lange.
4993) Neckarſtraße Nr. 15. iſt ein kleines
möblirtes Zimmer und Cabinet, monatlich zu
5 fl. zu vermiethen.
5032) Waldſtraße Nr. 38 im oberen Stock
noch ein Logis von 3 bis 4 Zimmern mit Küche,
neu hergerichtet, bis Mitte October beziehbar.
Auskunft daſelbſt ebener Erde oder Promenade=
ſtraße
Nr. 33 zwei Stiegen hoch.
35

[ ][  ][ ]

134
5094) Ludwigsſtraße 13 im 2. Stock ein
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
5134) Alexanderſtr. 10 im 1. Stock des Vor=
derhauſes
1 auch 2 möblirte Zimmer mit Ausſicht
in die Straße zu vermiethen.
5135) Die bel Etage meines Hauſes,
6 Zimmern ꝛc., iſt zu vermiethen und
Anfangs October beziehbar.
Carl Gerſchlauer.
5136) In dem von mir gekauften Hauſe im
Mühlweg ſind Stallung, Scheuer, Keller und
Wohnung zu vermiethen.
Ch. Heil, Bäckermeiſter.
Vermiſchte Nachrichten.
5137)
Für Damen!
6 Montag den 2. Septbr. beginnt wieder mein
Unterricht im Zuſchneiden und Anfertigen von
Damen=u. Kinderkleidern in 14tägigen Curſen ſo=
wohl
, als auch für weniger Geübte in beliebiger ein=
oder
mehrmonatlicher Zeitdauer. Gefällige An=
meldungen
können täglich ſtattfinden.
Marie Struth, Ludwigsſtr. 12, 2 Treppen.
Wohnungs=Veräuderung.
Meinen geehrten Gönnern und Freunden die
gefällige Anzeige, daß ich meine Wohnung in die
Nieder=Ramſtädter Straße Nr. 9 ver=
legt
habe. Für das mir ſeit Jahren geſchenkte
Vertrauen dankend, bitte mir daſſelbe auch
ferner bewahren zu wollen.
Hochachtungsvoll
Baumgard,
Bau= und Möbelſchreiner.
5138)
5117) Ein geſittetes Mädchen, das im Nähen
und Flicken geübt iſt, wird in Dienſt geſucht
Eck der Heinrich= und Wilhelminenſtraße in dem
neuen Hauſe.
K. K. öſterreichiſche 1864er Staats=An=
K lehens=Looſe dürfen in allen deutſchen Staa=
9 ten geſpielt werden.
Nächſte Gewinnziehung am
1. September 1867.
Hauptgewinne von fl. 200,000,
6 50,000, 15,000, 10,000, 5000
bis abwärts fl. 150, müſſen in dieſer
Keinen Ziehung gewonnen werden. Mit
dem k. k. öſterr. Regierungsſtempel
geſetzlich verſehene Looſe, welche auf
obige Gewinne direkt mitſpielen, erlaſſe
1 Stück fl. 5. 6 Stück fl. 25,
H 16 Stück fl. 60. 28 Stück fl. 100.
Beſtellungen mit beigefügtem Betrag in
H Banknoten beliebe man baldigſt und
direkt zu ſenden an,
A. B. Eing,
Kärntnerſtraße Nr. 5 in Wien.
1 Amtliche Liſten ſofort nach der Ziehung
gratis und franko. (5018

R. s4.
Verſicherungen von Haus=Mobiliar, Waaren ꝛc.
gegen Brandſchaden
bei der Kölniſchen Feuer=Verſicherungs=Geſellſchaft Colomia
beſorgen die Unterzeichneten zu den billigſten, feſten Prämien aufs Prompteſte.
Darmſtadt, Auguſt 1867.
Die General=Agentur:
Die Special=Agentur:
(5034
J. G. Kahlert & Söhne.
Carl Gaulé.
5139)
Weidigs=Stiftung.
Sonntag den 1. September Nachmittags 3 Uhr wird im Prinzen Karl in Darmſtadt eine
Hauptverſammlung der Weidigs=Stiftung ſtattfinden. Wir laden hierzu ſämmtliche Mitglieder der
Stiſtung ein und bemerken, daß es uns erwünſcht wäre, wenn auch andere Perſonen, die bis jetzt
nicht Mitglieder des Vereins ſind, dieſer Verſammlung beiwohnen wollten. In derſelben erfolgt
Rechnungsablage und Wahl des Ausſchuſſes.
Butzbach, Darmſtadt und Obergleen, den 22. Auguſt 1867.
Der Ausſchuß der Weidigs=Stiftung.
5140)
Zoologiſcher Garten in Frankfurt a. M.
Sonntag den 1. September 1867 Vormittags von 6 bis 12 Uhr iſt der Eintrittepreis auf
6 Krenzer per Perſon ermäßigt.
Der Verwaltungsrath.
Neu angekommene Thiere:
Ein Löwe, 1 Jagd=Leopard, 5 Dama=Autilopen, 2 Säbel=Antilopen, 1 Streifen=Autilope, 1 Nagor=
Antilope, 6 Marabus, 3 Pfefferfreſſer, 12 Sandhühuer. Mehrere Adler, Geyer ꝛc. ꝛc.
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Wisk
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Hiermit beehren wir uns die ergebene Anzeige zu machen, dass wir neben unseren bis
herigen bekannten Geschätten in Hamburg, Berlin, Prankfurt aſMl., Basel, u. Wien, ein neues
Etabhssement in Leipzig errichteten, unter unserer Firma:
Haasenstein & Vogler
Leitungs-Annoncen-Expedition
Leipzig. am Markt, Thomasgässehen Nr. I.
Indem wir für das uns bisher allseitig in reichem Maase erzcigte Wohlwollen unsern
besten Dank abstatten, bitten wir höflichst dasselbe auch auf dieses neue Etablissement,
ausaudehnen; solches zu verdienen wird auch ferner unser Stetes Streben sein.
Hamburg.
Berlin.
Frankfurt aſll. April 1866.
Mit aller Hochachtung
Basel.
Haasenstoin & Voglor.
Wien.

5121) Ein zuverläſiger Advokaten=Schreiber
wird geſucht.
5118) Bauſand kann unentgeldlich abge=
holt
werden im Magazin der Steinkohlen=Actien=
Geſellſchaft vorm Neckarthor.

R

Woon dem Fabrilanten oder Groſſiſen=
.
59 Verkäufer der weißgelben Silber=
ſchleifſtifte
erbitte mir Preis=Courant und
nähere Angabe.
Herrmann Bonacker in Leipzig.
5142) Ein Knecht bei Pferden geſucht.
Zimmerſtraße 2.

A Am 25. d. Mts. Abends von 8 bis 8½ Uhr
4

T4 wurde an dem Exercierplatz eine ſei=
8o
dene Mantille verloren. Der Finder wird
gebeten, dieſelbe gegen Belohnung obere Hügel=
ſtraße
Nr. 16 abzugeben.

Gold-Cours.

Piſtolen
Preuß. Friedrichsdor
Holländ. 10 fl.=Stücke
Rand=Ducaten.
20 Franes=Stücke
Engl. Souverains

fl. 9. 45- 47.
9. 57½-58½.
9. 50-52.
5. 35-37.
9. 28½ 29½
11. 52-56.

nnoncen jeder Artuerden
Avon unterzeichnetem Bevollmächtigten
in alle Leitungen aller Länder zu Origi-
hval
-Preison prompt besorgt. Bei grösseren
haufträgen mit üblichem Rabatt. Veber
Fiedes Inserat wird der Beleg geliefert.
H. Engler's Annoncenbureau in Leipzig.
A
1
Das Großherzogliche Muſeum
iſt Dienſtag, Mittwoch, Donnerſtag und Freitag
von 11-1 und Sonntag von 10-1 Uhr geöffnet.

Wir empfehlen als ſehr zweckmäßig und überſichtlich:
Wünb=Tafeln über Ankuuft und Abgang jämmtlicher Eiſenbahnzüge dahier
im Sommerfahrtenplan 1867,
welche ſich namentlich für alle Geſchäfts=Büreaux, Canzleien, Wirthſchafts=Localitäten ꝛc. als beſonders praktiſch erweiſen dürſten.
Preis: aufgezogen 9 kr. - unaufgezogen 4 kr.
L. C. Wittich'ſche Hofhuchdruckerei.

[ ][  ][ ]

5144)

Karlshof.

Das Concert der Muſik des 2. Reiter=Regiments zum Beſten der Iuvaliden wird
nun nächſten Mittwoch (oder falls da ungünſtigh nächſten Donnerſtag abgehalten.
Man bittet die Anſchlagzettel zu beachten.
Fahrtenpläue des Sommerdieuſtes 1867
mit der neueſten Aenderung vom 20. Juli
in Brieformat, zu 6 kr. das Stück ſind in der G. Jonghaus'ſchen Hofbuch=
handlung
, ſowie auf unſerem Comptoir zu haben.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.

Rhein=Dampfſchifffahrt.
Kölniſche und Düſſeldorfer Geſellſchaft.
Fahrplan vom 26. Auguſt 1867 ab.
Abfahrten von Mainz (Caſtel):
Morgens 7. 9. 9½ u. Mittags 12 Uhr bis CöIn.
Nachm. 3 bis Linz, Abends 6 bis Bingen.
Fahrt 9½ Mont. u. Mittw. bis Arnheim,
Sonnt., Dienſt., Donnerſt., Freit. und
Samſtag bis Rotterdam (London).
Morgens 5½ u. Nachm. 2 bis Mannheim.
Die Fahrt um 9 Uhr wird durch die neu er=
bauten
Dampfboote Humboldt= und Frieden
(4176
ausgeführt.

Die künſtlichen Wohſgerüche.
Von einem Chemiler.

Schluß).
Der Maſtirſtrauch (Pistacia lentiscus) wächſt im ſüdlichen Europa
und im Orient wild; er wird in Griechenland, beſonders auf Chios
häufig anzebaut. Aus ihm fließt das Maſtipharz. Es erſcheint in rund=
lichen
, gelben, durchſcheinenden Körnern. Der Geruch beſonders iſt, wenn
es erhitzt wird, angenehm. Der Maſtix wurde früher auf Chios ſo reich=
lich
geſammelt, daß dem Sultan jährlich 300,000 Pfund als Tribut ab=
gegeben
werden konnten. Die Türken benutzen ihn zum Kauen, um dem
Athem Wohlgeruch zu geben, d. h. den unerträglichen Knoblauchgeruch
der Orientalen zu verbannen. Als Parfüm kann er nur zu Räucherwerk
Anwendung finden. Daſſelbe findet beim Weihrauch ſtatt. Er iſt eben=
falls
ein Harz und wird von Bosswellia serrata, einem Baum, der in
Oſtindien und Arabien einheimiſch iſt, geſammelt. Es ſind weißlichgelbliche,
kaum glänzende Stücke, wie mit einem Pulver beſtreut, von bitterlichem
Geſchmack, angezündet von durchdringendem angenehmen Geruch. Das
Sandarae=Harz, als Parfüm nur zu Räucherungen verwendbar, ſtammt
von Thuja (auch Gallitris) articulata genannt einem Baum des nörd=
lichen
Afrika, beſonders auf Hügeln der Verberei und dem Atlas vor=
kommend
. Das Harz gewinnt man in rundlichen und länglichen Stücken;
es iſt weißlichgelo, innerhalb halbdurchſichtig, zerbrechlich, gekaut nicht
weich werdend wie der Maſtix, angezündet von lieblichem Geruch.
Der Bernſtein ſtammt von Bäumen der Vorwelt. Er wird häufig
an den Küſten der Oſtſee, vorzüglich in Preußen gefunden. Er kommt
auch in Deutſchland und Frankreich unter Sand, in Thon, zuweilen auch
in den Steinkohlen vor. Es ſind durchſichtige, ſelten undurchſichtige,
glänzende, zerſpringbare, gelbe oder auch gelbbraune Stücke, welche auf
Kohlen gelegt einen angenehmen Geruch verbreiten.
Zu den flüſſigen Parfüms wird Weingeiſt verwendet, indem man
die wohlriechenden Subſtanzen mit ihm der Deſtillation unterwirft, oder
in Weingeiſt nur ätheriſche Oele auflöſt oder auch durch Berührung der
Subſtanzen mit Weingeiſt die Wohlgerüche auszieht. Der Weingeiſt iſt
ein Product der weinigen Gährung und kann aus allen Pflanzenſtoffen,
welche Zucker oder Stärkemehl enthalten, gewonnen werden. Man be=
reitet
ihn aus Getreide, beſonders Korn und Waizen, Kartoffeln, Reis,
aus dem Zuckerſaft des Zuckerrohrs und andern zuckerhaltigen Pflanzen.
Er macht einen Beſtandtheil des Weins aus, von welchem er durch
Deſtillation ſich abſcheiden läßt. Die Reinheit deſſelben bedingt die Güte.
Weingeiſt aus Getreide oder Kartoffeln enthält ein übelriechendes, alten
Branntweintrinkern unentbehrliches flüchtiges Oel, das Fuſelöl, welches
vollkommen daraus entfernt werden muß. Weinzeiſt aus Wein bereitet
gibt angenehmere Parfüms, aber ſie werden adurch um Vieles theurer.
Neben dem Alkohol (waſſerfreien Weingeiſt) finden ſich in den verſchiede=
nen
Arten von Branntweinen immer etwas Eſſigfäure und eine riechende
Subſtanz, im gewöhnlichen Leben Aroma oder Fuſelöl genannt, je nach=
dem
ihr Geruch angenehm oder unangenehm iſt. Von der Beſchaffenheit
dieſer riechenden Subſtanz, welche die verſchiedenen Arten des Brannt=
weins
charakteriſirt, iſt der Werth deſſelben oft mehr als von dem
Alkoholgehalte abhängig. Cognac oder Franzbranntwein aus Wein be=
reitet
, erhält ein eigenthümliches Aroma durch ſeinen Gehalt an Eſſig=
äther
und Oenanthäther. Arak, eigentlich Al=Rak, wird ſeit uralter Zeit
in China und Indien aus Reis bereitet und jetzt zu Goa auf der Küſte
Malabar und zu Batavia auf Java in großer Menge verfertigt. Man
gewinnt ihn dort aus dem Zuckerſaft der Blüthenkolbe der Cocospalme,
der Dattelpalme, mit Zuſatz von Zucker, Reis und Palmbaumrinde. Die
Eigenthümlichkeit ſeines Geruchs und Geſchmacks beruht lediglich auf ſei=

nem Gehalt an flüchtigem ätheriſchem Aroma. Andere weingeiſtige
Flüſſigkeiten, aus verſchiedenen Früchten und Fruchtſäften erzeugt, haben
bisher zu Parfümerien noch keine Verwendung gefunden.
Es iſt die Chemie, welche uns lehrt, die in der Natur vorkommenden
Körper, wenn ſie aus mehren zuſammengeſetzt ſind, voneinander zu trennen
und dieſe dann wieder in ihre Urſtoffe zu zerlegen. Die Chemie hat uns
Vieles aufgeſchloſſen, was ſonſt ein Geheimniß war, aber ſie wird nie im
Stande ſein, uns alle die Näthſel zu löſen, die unſerm forſchenden Blicke
in das Wirken und Schaffen der Natur aufſtoßen. Körper, welche in
ihren Eigenſchaften und ihrem Verhalten eine große Verſchiedenheit zeigen,
beſtehen oft aus denſelben Urſtoffen, ja zuweilen ſind ſie auch aus einer
gleichen Menge dieſer Urſtoffe (Elemente) zuſammengeſetzt, wie dies beim
Terpentinsl und Citronenöl der Fall iſt, welche beide aus gleichen Mengen
Kohlen= und Waſſerſtoff beſtehen und doch im Geruch und Geſchmack ſo
höchſt verſchieden ſind. Ein anderes Beiſpiel iſt die Kohle in ihrem
reinen Zuſtande und der Diamank, zwei im Anſehen und Verhalten ſo
höchſt verſchiedene Körper, die beide nur aus Kohlenſtoff beſtehen.
Die Chemie der letzten zwanzig Jahre, welche vorzüglich das unendlich
große Feld der Pflanzen= und Thier=Chemie cultivirte, hat uns mit ſehr
vielen neuen Zuſammenſetzungen (Producten) bereichert. Aber obgleich
einige Körper, wie z. B. das Waſſer und einige andere, aus ihren Ele=
menten
künſtlich erzeugt werden können, ſo iſt es der Chemie doch bisher
noch nicht gelungen, gewiſſe Körper, deren Elemente wir doch ganz genau
kennen, aus ihren Urſtoffen zuſammenzuſetzen. Das Studium der organi=
ſchen
Verbindungen hat uns mit einer Reihe flüchtiger Körper bekannt
gemacht, verſchiedenen Aetherarten und brenzlichen Oelen, wovon einige
benutzt werden können, dem Weingeiſt einen angenehmen Geruch zu geben
oder Cognac und Arak nachzukuͤnſteln. Die hierher gehörenden, angenehm
riechenden Aetherarten werden erzeugt, indem Weingeiſt mit verſchiedenen
Säuren und Salzen der Deſtellation unterworfen wird.
Der gewöhnliche Aether wird gewonnen durch Deſtillation von Wein=
geiſt
und Schwefelſäure, die bekannten Hoffmannstropfen enthalten dieſe
Aetherart. Der Eſſigäther, der Ameiſenäther, der Aepfeläther, der Chlor=
äther
, der Salpeteräther, der Weinäther (er findet ſich fertig gebildet in
alten Weinen) u. a. dienen dazu, dem Weingeiſt angenehme Aromas zu
zu ertheilen. Auch brenzlich flüchtige Oele, erzeugt durch Verbrennung
von Pflanzentheilen im geſchloſſenen Raum, finden ähnliche Anwendung,
wie z. B. das Birkenöl benutzt wird, künſtlichen Rum zu bilden.
Indem wir die Pflanzenwelt verlaſſen, wenden wir uns zu den
Thieren, von denen allerdings einige Abſonderungen liefern, welche bei
Parfümerien nicht entbehrt werden können. Für unſere Abhandlung haben
wir nur zwei Stoffe beſonders zu erwähnen, den Moſchus und den Ambra,
da der Zibeth, eine ähnliche Abſonderung wie der Moſchus, von der
Zibeihkatze, nicht zu Wohlgerüchen bei uns Anwendung findet.
Der Moſchus findet ſich in beſondern kleinen Beuteln ewa fünf Zoll
vom Nabel entfernt nur beim männlichen Moſchusthier (Moschus moschi-
ferus
). Es iſt ein rehartiges Thier, zu den Wiederkäuern gehörend,
weiches in den Bergen von Tibet, China und Tunkin lebt. Man unter=
ſcheidet
zwei Hauptſorten von Moſchus im Handel, den tongkiniſchen und
den karbadiniſchen. Der erſtgenannte iſt der am meiſten geſchätzte; er
ſteht in mehr als drei mal höherm Preiſe und wird vielfach verfälſcht.
Er kommt aus China über Oſtindien größtentheils nach England. Die
Beutel ſind etwas platt rundlich, einen halben bis anderthalb Zoll hoch
und breit. Auf der Außenſeite mit gelblichen, ſteifen Haaren beſetzt, die
nach der im Mittelpunkt liegenden Oeffnung concentriſch ſtehen. In
dieſen Beuteln iſt ein eigenthümliches thieriſches Secret. Im friſchen
Zuſtande bildet daſſelbe eine faſt ſalbenartige, weiche, röthlichbraune Maſſe
von eigenthümlichem durchdringendem, ſehr lange anhaltendem Geruch und
bitterm, etwas gewürzhaftem, ſalzigem Geſchmack. Wenn er älter iſt, wird

[ ][  ]

Ash

136

er trockener, braun und leicht zerreiblich. Der karbadiniſche Moſchus
wird über Rußland bezogen, er wird von den Horden der Kirgiſen, welche
die Ruſſen Karbaden nennen (woher der Name) in den Handel gebracht.
Die Größe der Beutel iſt ebenfalls verſchieden, die untere Seite mit
dicken weißen oder weißgrauen langen Haaren beſetzt. Der darin ent=
haltene
Moſchus riecht viel ſchwächer und minder angenehm als der tong=
kiniſche
und zeichnet ſich beſonders dadurch aus, daß er einen dem Pferde=
ſchweiß
ähnlichen Geruch beſitzt. Der Riechſtoff des Moſchus iſt kein
ätheriſches Oel, und außer ihm gibt es kein Parfüm von ſo intenfivem
Geruch und ſo außerordentlicher Theilbarkeit. Chemiker weichten Moſchus
dreißig mal hintereinander in Waſſer auf und trockneten ihn jedesmal
wieder, immer trat der Geruch wieder hervor. Ich ſelbſt beſitze einige
leere Moſchusbeutel welche nicht mit Sorgfalt verſchloſſen aufbewahrt
wurden, ſchon zwanzig Jahre und ſie hauchen noch immer den eigenthüm=
lichen
Duft aus. Dasjenige, was den ſtarken Geruch des Moſchus be=
dingt
, ſcheint ſich durch eine fortwährende Zerſetzung der Moſchusſubſtanz
zu erzeugen und dann zu verflüchtigen. In geringen Mengen mit andern
Odeurs gemiſcht, iſt er ſehr angenehm. Ein vorherrſchender Geruch von
Moſchus aber iſt ſehr vielen Perſonen höchſt zuwider. Nicht ohne Grund
werden die Perſonen, die im Gebrauch von künſtlichen Atmoſphären, in die
ſie ſich hüllen, übertreiben, Muscadins genannt.
Der Ambra iſt eine graue feſte Subſtanz, von der Härte des Wachſes,
mit weißlichen Flecken und Streifen, undurchſichtig und leicht, von ſehr
angenehmem Geruch. Man findet ihn auf dem Meere ſchwimmend in der
Nähe von Madagaskar, an der Küſte von Koromandel, bei den Molukken
und um Japan. Zuweilen auch nicht unbeträchtliche Stücke in den Ein=
geweiden
des Pottfiſches, dem Physeter macrocephalus. Schwedianer,
ein Arzt, machte die Bemerkung, daß der Ambra Ueberbleibſel von Fiſchen,
beſonders von Tintenfiſchen enthält, welche die Hauptnahrung des Pott=
fiſches
auszumachen ſcheinen. Man glaubt daher, daß er infolge
einer Krankheit von den Pottfiſchen abgeſondert werde. Aus Ambra läßt
ſich ein angenehm riechendes Oel abſcheiden. Der Ambra iſt jetzt und
wohl mit Recht faſt gänzlich in Vergeſſenheit gerathen und aus dieſem
Grunde auch in ſeinem pecuniären Werthe ſehr geſunken. Nur die Poeten
bleiben noch immer beim Ambra. Wenn ſie Wohlgerüche und Düfte
ſchildern wollen, fehlt ſicher nicht auf Räucherpfannen der Ambraduft.
In der vorliegenden kleinen Skizze ſollten nur die Quellen der Wohl=
gerüche
angegeben werden; es würde zu weit geführt haben, die Kenn=
zeichen
ihrer Güte und vorkommende Verfälſchung anzugeben und müſſen
wir in dieſer Beziehung auf pharmakologiſche Werke verweiſen. Es ſei
uns erlaubt, zum Schluß nur einige geprieſene Schönheitsmittel und
Gegenſtände der Toilette etwas näher in's Aure zu faſſen. Wir glauben
unſern Leſern nützen zu können, wenn wir auf Das aufmerkſam machen,
was langjährige Erfahrungen der berühmteſten Aerzte als der Geſundheit
nachtheilig erkannt haben. Obſchon die Behörden eifrigſt bemüht ſind,
Alles, was im öffentlichen Verkehr feilgeboten wird, einer ſorgfältigen
Controle zu unterwerfen, ſo iſt es dennoch nicht ganz zu umgehen, daß
die Gewinnſucht, in Verbindung mit Quackſalberei und vorgefaßter
Meinung, Dinge in's Publikum ſchwärzt, die ſchon großen Schaden ange=
richtet
haben. Die Pomaden und Oele, welche aus Rindmark oder andern
thieriſchen oder vegetabiliſchen Stoffen, durch Zuſatz gelinder wohlriechender
Oele, wie das Roſen=, Vergamott= Citronen=, Orangen=, Rosmarin= und
Lavendelsl parfümirt ſind, werden jedem Haarwuchs förderlich ſein. Ein
Zuſatz aber ſchon von ſcharfen, reizenden Oelen, wie Nelken=und Zimmetöl,
hat bei andauerndem Gebrauch ſich nicht als vortheilhaft erwieſen (das
Ausgehen der Haare wird dadurch oft mehr gefördert als gehemmt).
Unter den Zahnpulvern ſind die einfachſten, wo höchſt feingeſtoßene
Kohle oder präparirte Auſterſchalen den Hauptbeſtandtheil ausmachen, zu
empfehlen. Zuſatz von Bimsſtein ſchon oder anderen polirenden Pulvern
greift mit der Zeit die Zähne an und iſt deshalb zu verwerfen. Es
ſollen Beiſpiele vorhanden ſein, wo durch Anwendung polirender Zahn=
pulver
die Glaſur der Zähne entfernt wurde und ein höchſt ſchmerzhafter
Züſtand der Zähne eintrat, welcher nicht mehr beſeitigt werden konnte.
In neueſter Zeit hat man ſogar die Seife als Zahnreinigungsmittel
empfohlen. Sie iſt ein gelindes Mittel, Nachtheil bei ihrem Gebrauch
nicht zu befürchten und hat nach glaubhaften Verſicherungen ſehr gute
Dienſte geleiſtet. Dem Rath erfahrener Aerzte nachzukommen iſt hier
das Beſte.
Eine ganz beſondere Aufmerkſamkeit hat die Frauenwelt den ſoge=
nannten
Waſch= und Schönheitswäſſern zuzuwenden. Häufig kommt es
vor, daß dieſe Wäſſer metalliſche Salze enthalten, die die größten Nach=
theile
erzeugt haben. Es ſind Fälle bekannt geworden, daß nach längerm
Gebrauch ſolcher Wäſſer, welche Blei enthielten, Zuckungen der Geſichts=

muskeln ſich einſtellten, die allen dagegen angewandten Mitteln Trotz
boten. Queckſilberſublimat macht öfter einen Beſtandtheil der Schönheits=
wäſſer
aus. Auch hier haben ſich bei längerm Gebrauch höchſt üble Zu=
fälle
eingeſtellt, namentlich periodiſcher Schmerz auf ein und derſelben
Stelle des Kopfes oder andere Krankheitsſymptome, und wir können nicht
genug vor Anwendung ſolcher Waſchmittel warnen. Der Arzt allein kann
beurtheilen, wo ſolche Mittel angewandt werden müſſen. Man kaufe des=
halb
keine ſolchen Mittel, welche durch Verbot der Behörden dem öffent=
lichen
Verkehr entzogen worden ſind. Mittel, welche Mißtrauen erregen,
unterwerfe man der Prüfung eines Chemikers. In der That - friſches
Waſſer und Säuberung der Haut durch Leintücher bleibt ſtets das beſte
Schönheitsmittel. Ein kleiner Zuſatz von wohlriechenden deſtillirten
Wäſſern, wie Roſen=, Orangenblüthenwaſſer u. dgl. iſt angenehm und ohne
Nachtheil. Im Geſicht iſt die tägliche Anwendung der Seiſe auch zu
widerrathen. Sie ertheilt der Geſichtshaut den häßlichen, ſo manche Stirn
entſtellenden Speckglanz. Nicht dem Apfel gleiche die Haut der Schönheit,
ſondern dem Sammet!

Darmſtädter hiſtoriſche Rleinigkeiten.
Mitgetheilt von n.

27. Die Bierbrauer in Darmſtadt.
Als Georg L. ſeine Reſidenz in Darmſtadt eingerichtet hatte und
einen Hof ordentlich zu organiſiren begann, dachte er auch an einen
ordentlichen Bierbrauer, der ihm das Bier am Hof brauen ſollte. Er
ſcheint aber unter den Darmſtädtern keinen paſſenden gefunden zu haben,
denn er ſchrieb am 20. Oct. 1573 an Herzog Julius zu Braunſchweig,
es ſei ein geſchickter verſtändiger Schlütter oder Vierbrawer nicht zu
bekommen (denn was deren gleich allhie waren, mehr Frucht verderben als
zu Nutz bringen)- und bittet darum den Herzog, weilen in ſeiner Land=
ſchaft
derſelben Vierbrauer die Menge, Er wolle ihm zu gefallen derſelben
Schlütter oder Bierbrawer einen, ſo ein lediger Geſell und mit dem Bier=
brawen
wohl umzugehn wüßte zu Wegen bringen und ihm denſelben zu
chicken. Dieß that auch der Herzog; er ſchickte ihm einen Braun=
ſchweiger
Brauer hierher.
Der Bierpreis wechſelte je nach dem Preiſe der Gerſte. Der Durch=
ſchnittspreis
im 17. und im Anfange des 18. Jahrhunderts war 1 Albus
für die Maas. Im April 1689 wurde der Preis, weil die Gerſte 1 Thlr.
koſtete, auf 10 Pfennig, und im Mai 1689, als der Preis der Gerſte
auf 2½ fl. geſtiegen war, auf 12 Pfennige geſetzt.

Als heimliche Bierzäpfer wurden am 14. November 1689 bei dem
Stadtrath verklagt:
1) Theis, ein Corporal von der hieſigen guarnison, in Georg
Nungeſſer's Haus wohnhaft.
2) Hildebrand ein Einſpenniger von der hieſigen Leibguarde in
Ekhard Helffmanns Erben Behauſung in der Vorſtatt.
3) Der junge Pfannſtiehl in der Vorſtatt.
4) Johannes Rau der Becker.
Große Sorge machten den Bierbrauern Darmſtadt's die Brauer auf
dem Lande, die eine Menge Bier in die Stadt brachten, von dem beſon=
ders
der Wirth vor dem Neuen Thor, d. h. der Wirth im Scheuerhofe
dem jetzigen Trauben) viel verzapfte. Dieſer Umſtand veranlaßte den
Stadtrath in der Brauer Intereſſe zu einer Vorſtellung an die Regierung
im J. 1677, worin geſagt iſt: Weil verſpürt wird, daß des Bierſiedens
drauſen vſm Land und dann deſſen Verführung in die Statt und ſunſthin
allenthalben im Land ſo viel wird, daß die eingebürgerte dabey merklich
verderben, ouch mann die Handlungen und Handwerke draußen vfm Land
ſeind, wo man vielmehr das viele wüſte Feld, Weingarten und Wieſen zu
guter Nahrung und Erlangung Frucht und Wein auch Zehnten Nutzens
ür Herrn und Hehligen fleiſig bauen, Vieh ziehen und dergleichen üben
ſoll; kein Wunder, daß die Stätte und deren Einwohner darüber crepiren
müſſen, kein Bürger mit dem Landmann handeln kann, die Felder verwüſten.
So deſideriren wir und wünſchen hertzlich von Gott, ob doch ein gut po=
litiſch
Mittel erſonnen und werkſtellig gemacht werden möchte, daß dem
burgerlichen Weſen zu guter Nahrung geholffen und dießmahls denen
Bierſiedern ofm Land ihr Brauweſen und deſſen Verführen weiter nicht
geſtarlet werde, als in dem Dorff, Flecken oder Ambt, wo jeder wohnt,
nicht daß wir ihnen das Bierſieden gar zu verbieten ſuchen ſondern daß
ſie lhieſiger Statt damit müßig gehen und vielmehr angetrieben werden
möchten, das Land und wüſte Feld dabeh wacker zu erbauen.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.