Darmstädter Tagblatt 1867


06. August 1867

[  ][ ]




A

zum

Darmſtädter Frag=

Anzeige=Blatt.

N. 31.

Dienſtag den 6. Auguſt

1867

Das Frag= und Anzeigeblatt, die Beikage hierzu, ſowie das Verordnungsblatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wöchentlich; Erſteres Samſtags die Beilage
Dienſtags und Lezteres Donnerſtags. Jahres=Abonnement der drei Blätter zufammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren. In Darmſtadt bei

der Expedition, Rheinſtraße Nr. 23 neu.



Darmſtadt, am 5. Auguſt 1867.
Betreffend: Die Prüfung und Annahme der Einſteher bei der Truppen=Ergänzung im Jahr 1867.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt


an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Wir beauftragen Sie, in Ihren Gemeinden unverzüglich auf ortsübliche Weiſe bekannt machen zu laſſen, daß am 1. October d. J. eine
weitere Aushebung von 1280 Rekruten ſtattfinden ſoll und daß für dieſe Ergänzung, wie für die am 1. April d. J. erfolgte, - von welcher ſie
eine Fortſetzung iſt, das Stellvertretungsgeſetz vom 14. Juli 1851 noch zur Anwendung kommt. Da hiernach den bereits ausgedienten gemeinen Soldaten
und den ungedienten Leuten nochmals Gelegenheit geboten iſt, von den Vortheilen dieſes Geſetzes Gebrauch zu machen, ſo wollen Sie, wenn in
Ihren Gemeinden ſich Leute befinden ſollten, welche als Einſteher verwendet werden wollen, denſelben eröffnen, daß ſie ſich ohne Verzug bei uns
anzumelden hätten, indem die deßfallſigen Einſteher=Protokolle längſteus bis zum 30. d. Mts. an Großherzogliches Kriegsminiſterium eingeſendet ſein müſſen.
v. Willich.

4623)

erſteigerungs=Anzeige.

Donnerſtag den 8. d. Mts. Vormittags 9 Uhr
ſoll der Nachlaß der Frau Hisgen in dem Hauſe Dieburgerſtraße Nr. 36, beſtehend in
Kleider, Weißzeug, Bettwerk, Möbel und ſonſt verſchiedenem Hausrath, öffentlich gegen
gleich baare Zahlung verſteigt werden.
Darmſtadt, den 2. Auguſt 1867.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.

Der Vorſteher: Verntheiſel.

4720)

Bekanntmachung.

Die auf Donnerſtag den 8. d. Mts. anberaumte Verſteigerung
(Alexanderſtraße 8 dritter Stock findet erſt Freitag den 9. d. Mts.
Vormittags 9 Uhr ſtatt.
M. Neuſtadt, pefTagtor.

4626) Vergebung von Bauarbeiten.
Donnerſtag den 8. d. M. Vormittags um
9 Uhr ſollen in dem Geſchäftslocal des Kriegs=
rechnungsamts
die bei Erbauung einer bedeckken

hals ilkhen d0. fl. ken Maurerarbeit veranſchlagt zu 4900 18 Steinhauerarbeit
1951 54 Zimmerarbeit
5451 59 Dachdeckerarbeit
" 2275 26 Schreinerarbeit
158 30 Schloſſerarbeit
812 24 Glaſerarbeit
212 12 Weißbinderarbeit
865 22 Spenglerarbeit
110 56 Gußeiſenlieferung 57 45

auf dem Soumiſſionswege an die Wenigſtfordern=
den
in Accord gegeben werden.
Voranſchlag und Bedingungen liegen von heute
au in oben genanntem Locale zur Einſicht offen.
Darmſtadt, den 2. Auguſt 1867.
Großherzogliches Kriegs=Rechnungs=Amt.
Schneider, Kriegskaſſe=Buchhalter.

Gerſte= und Haferverſteigerung auf
dem Halm.
Nächſten Mittwoch den 7. Auguſt d. J. Nach=
mittags
5 Uhr werden auf der Achen's Mühle
am großen Woog circa ¹ Morgen Gerſte
und 2½ Morgen Hafer in einzelnen Parzellen
an Ort und Stelle oͤffentlich an den Meiſtbieten=
den
verſteigert.
Darmſtadt, den 2. Auguſt 1867.
Der Vorſteher Großherzoglichen Ortsgerichts
Darmſtadt.
4715)
Berntheiſel.

Feilgebotenes.
693) Ein in dem ſchönſten mittleren Theile
der Neuſtadt gelegenes Haus iſt billig zu ver=
kaufen
.- Nähere Auskunft ertheilt J. Gerſt.
Wsaizenſtarke per Pfund 16 kr.
8 kr.
Tapezierſtärke
Stärkeglanz per Tafel 12 kr.
Blaukugeln, Oelſeife, Kernſeife,
Putzlumpen per Elle 8 kr.
G. L. Hriesh,
Rheinſtraße.
4721)

Die Taamenhandlung
von S. Friedeberg in Breslal
offerirt alle Arten landwirthſchaftlicher Gras=
Sämereien 1867r Erndte in beſter, reiner,
trockener Qualität.
4722
4469) Gegen das Ausfallen der Haare
Eau de quinine tohique
Ludwigsplatz,
bei Friſeur,
neben Hrn. Roſenheim.
Sehäſer.

Brennholz=Verkauf
55
u. unter den Waſchkeſſel.
Nr. 47 in der unteren Rheinſtraße
iſt frei ans Haus geliefert gegen baare
Zahlung zu haben:
Tannenſcheitholz l. Cl. pro Stecken fl. 7. 30.
Daſſelbe II. Cl. pro Stecken fl. 7.
10 Stück Tannen=Wellen 40 kr.
E Die Scheitholzſorten werden auch klein
gemacht in 1 und ½ Stecken abgegeben. (4041
4613) Soeben ſind neue

HOIkändtsehe

Matjes-Häringe
eingetroffen bei
Carl Gaulé,
4723)
gSE0
.
AE5Uhrae
Nr. 5. Ugues, per Mille 15 fl.
7. Palmpra 16½ fl. per Stück
8. Hontyio 16½ fl. 1kr.
G. L. Hriegk, Rheinſtraße.
½₄
5
2 Für Pferdeliebhaber.

Ein ſchwarzes, ſehr ſchön gebautes Pferd
ſowohl fein zugeritten als zwei= und ein=
ſpännig
eingefahren iſt zu verkaufen und ſteht
gegenwärtig zur Anſicht hier.
Näheres Carlsſtraße 37.
32

[ ][  ][ ]

122
4725)

R31

Dr. Vogels Brochüre:
Odenwaldbahn oder Mümlingthalbahn;
iſt in allen Buchhandlungen zu haben. Preis 12 kr.
Es ſind mir 2 Sorten Cgarrem zum Verkauf
übergeben worden und offerire ich dieſelben:
A. Munox.
30 fl. per 1300 Stück,, ſo lange
Cassida-Havanna 36fl. , 1000 Vorrath reicht.
Die Packung iſt Kiſtel von 100 St.
Probekiſtel unter Angabe der Farben werden abgegeben reſp. verſandt.
Frankſurt a. H., im Juli 1867.
G. C. Helchin,
4583)
Aſſecuranz=Geſchäft.

Vai Eintention de donner des leçons
de conversation française et je prie les
personnes qui désireraientyprendrepart
de me faire Thonneur de men avertir,
pour pouvoir fixer Theure leur con-
Ime.
venance.
M
Goriba,
4593) Ernst=Ludwigsplatz, chez Mr. Paix.

4588) Eine noch ganz neue Ladeneinrich=
tung
iſt billig zu verkaufen.
Scriba 6; Dauth.

Vermiethungen.
2987) Beſſunger Carlsſtraße Nr. 5 parterre
iſt ein freundliches vollſtändig möblirtes Zimmer
zu vermiethen und gleich zu beziehen.
4045) Ein ſchönes, neu decorirtes Lo=
gis
, beſtehend aus 4-6 Zimmern nebſt allen
Bequemlichkeiten, iſt zu vermiethen und baldigſt
zu beziehen Kranichſteinerſtraße Nr. 51.
4046) Stallung für 3 Pferde zu ver=
miethen
. Frankfurter Straße Nr. 3 neben dem
Salz=Magazin.
4123) Zwei ſchöne Zimmer im Vorderhaus
obere Eliſabethenſtraße Nr. 22 zu vermiethen.
4153) Pferdeſtallungen und
Kellerräume
ſind zu vermiethen bei G. G. Lange,
in der unteren Rheinſtraße.

54 Ur nnddin dn D uimr
E mit oder ohne Stallung, Remiſe, Kutſcher=
H ſtube u. Heuboden ꝛc., Frankfurterſtraße 7.
O
50e.
AAAuAAALRRAATAUAARRzui
4292) Ecke der Hügel= und Zimmer=
ſtraße
Nr. 11 iſt ein Manſarden=Logis
beſtehend aus 2 Zimmern, 2 Kammern,
Küche und allen Bequemlichkeiten an eine
oder zwei Damen zu vermiethen. Das
Nähere im unteren Stock deſſelben Hauſes
und auf der Exp. d. Bl.
4417) Im 3. Stock meines neuen Hauſes
(Eck der Wilhelminen= u. Heinrichſtraße) Stube
und Cabinet an einen ledigen Herrn vom 1.
Eigenbrodt.
Auguſt an zu vermiethen.
4591) Schloßgaſſe Nr. 28 iſt der untere
Stock zu vermiethen u. kann ſogleich bezogen werden.
4668) Bei G. E. Lange in der
Rheinſtraße in 3ter Etage ein
freundliches Logis von 3 großen Zim=
mern
und Küche mit Glasabſchluß, Bo=
den
, Keller und allen ſonſtigen Bequem=
lichkeiten
.

Vermiſchte Nachrichten.
4692) Die Jahresrechnung der israelitiſchen
Religionsgemeinde dahier für 1866 nebſt Ur=
kundenband
liegt vom 5. Auguſt d. J. an acht
Tage lang zur Einſicht der Gemeindemitglieder
in dem Großherzoglichen Bürgermeiſterei=Büreau
offen.
Darmſtadt, den 31. Juli 1867.
Der Vorſtand
der israelitiſchen Religionsgemeinde.
4596) Unterzeichneter ſucht einen anſtändigen
jungen Mann als Lehrling.
C. Hunſinger, Mechaniker, Schulſtraße 14.
4726) Mehrere Mädchen finden bei gutem
Lohn dauernde Beſchäftigung in der Fabrik von
A. Schuchmann, untere Grafenſtraße.

SHelft nur ein wenig!
Hier in der Altſtadt wohnt ein armer Schuh=
macher
. Er iſt 70 Jahre alt; durch anſtrengende
Arbeit hat er einen Leibſchaden bekommen, deß=
halb
iſt er gebrechlich. Trotzdem arbeitet er von
früh bis ſpät; denn er hat keine Kinder mehr,
die für ihn ſchaffen könnten, aber eine bejahrte
Frau und deren 85jährige Mutter zu ernähren.
Sein Erwerb iſt der armſeligſte, und leben die
Armen ſtets in der herbſten Noth. In der
vorigen Woche widerfuhr dem Mann noch das
Unglück, daß ihm in Frankfurt, als er Einkäufe
beſorgen wollte, ſeine ganze Baarſchaft, beſtehend
in zwei und zwanzig Gulden, geſtohlen wurde.-
Die Armen haben faſt keine Thränen mehr.
Wer aber einen Groſchen übrig hat, der gebe
ihn, den argen Jammer zu ſtillen!
Einer, der allein nicht helfen kann.
Die Expedition dieſes Blattes nimmt Beiträge an.
4728) Eine vor der Stadt gelegene, allein=
ſtehende
Scheuer oder Haus wird zu miethen
geſucht. Näheres Marktplatz Nr. 4 im Laden.

4695)

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AsA=AlautndA rRRAR AiunAitvin,
11
Geſchafts=Cröſfnung.

Dem geehrten Publikum, ſowie allen meinen Freunden und
Bekannten die ergebene Anzeige, daß mein Geſchäft in meinem alten
Lokale, Ballonplatz 4 neu, wieder eröffnet iſt.
Gute und reelle Bedienung zur Zufriedenheit meiner Gönner
ſichere zu und ſehe geneigtem Zuſpruch freundlichſt entgegen.
Hochachtungsvoll
Darmſtadt, 25. Juli 1867.
Ph. Seballer.

1
Rhein=Dampfſchifffahrt.
Kölniſche und Düſſeldorfer Geſellſchaft.
Fahrplan vom 6. Juni 1867 ab.
Abfahrten von Mainz (Caſtel):
Morgens 7, 9. 9½, 10½ u. Mittags 12 bis Cöln.
Nachm. 3 bis Linz. Abends 6 bis Bingen.
Fahrt 10½ Mont. u. Mittw. bis Arnheim,
Sonnt., Dienſt., Donnerſt., Freit. und
Samſtag bis Rotterdam (London).
Morgens 5½ u. Nachm. 2 bis Mannheim.
Die Fahrt um 9 Uhr wird durch die neu er=
bauten
Dampfboote Humboldt= und Friede=
ausgeführt
.
[4176

EUUhIdN
3
76. Agent zum Abſatz von Ungar
Waizenmehl zu engagiren geſucht.
9 Anerbietungen von womöglich ſchon
mit der Branche vertrauten Bewerbern finden
Beförderung unter P. E. 336 durch die Herren
Haaſenſtein s Vogler in Frankfurt a M
4730) Der Unterzeichnete ſucht einen Seri=
benten
. W. Reuling, Hofgerichts=Advokat,
Rheinſtraße 26.
Das Großherzogliche Muſeum,
iſt Dienſtag, Mittwoch, Donnerſtag und Freitag
von 11-1 und Sonntag von 10-1 Uhr geöffnet.

Colſe Streiche.
Erzählung von F.
Fortſetzung und Schluß.)
Zitternd vor Unruhe, mit gerötheten Wangen erſchien Grete endlich
undipreßte Heinrich ſchweigend die Hand. Ihre Mutter bemerkte die Aufregung.
Das iſt das Ballfieberlu rief der Kommandant lachend. Ihr
gehr's, wie einem jungen Soldaten, wenn er zum erſten Male in's Feuer
geht! Der fürchtet ſich, daß er todtgeſchoſſen werden könne, und ſie be=
fürchtet
, zu einem Tanze nicht aufgefordert zu werden! Das iſt es!
- Sei ohne Furcht, Mädchen fuhr er fort, indem er mit Wohlgefallen
den Blick über ſeine in dem Ball=Anzuge doppelt reizende Tochter ſchweifen
ließ, wenn es Dir heute Abend an Tänzern fehlt, ſo werde ich mit

Dir tanzen! Sieh mich nur erſtaunt an, ich werde Dir zeigen, daß
meine Beine noch geſchmeidig ſind, daß ich es mit dem jüngſten Burſchen
aufnehme! Ich laſſe einen Parademarſch blaſen, und dann ſollſt Du
ſehen, wie ich tanzen kann!
Er war ſeiner Frau und Grete beim Einſteigen in den Wagen
behülflich.
Siehl Nicht zehn Pferde brächten mich dazu, nur drei Schritt zu
tanzen; flüſterte er Heinrich lachend zu, nallein man darf dem jungen
Blute den Muth nicht nehmen. Die jungen Burſchen werden ſie nicht
im Stich laſſen und ſie tanzt ohnehin immer mehr, als mir lieb iſt!
Nun ſteig ein, Jungel Als alter Soldat muß ich der Letzte ſein, um
nöthiger Weiſe den Rückzug zu decken! Eingeſtiegen, und tritt nicht auf
die Ballkleider, ſonſt ſiehſt Du in acht Tagen kein freundliches Geſicht!

[ ][  ][ ]

Beide ſtiegen in den Wagen ein Johann ſchloß die Thür
hinter ihnen.
Run vorwärts - marſchiu kommandirte Pletzer mit lauter Stimme,
und der Wagen ſetzte ſich in Bewegung.
Heinrich rief dem Burſchen aus dem Fenſter zu, das Licht in ſeinem
Zimmer auszulöſchen, welches er aus Verſehen habe brennen laſſen.
Dann wandte er ſich an den Kommandant und unterhielt ihn in der
luſtigſten Weiſe.
Grete wagte kaum zu athmen. Sie waren an dem Holzſtoß bereits
vorüber gefahren, und an einem Schwanken des Wagens glaubte ſie
wahrgenommen zu haben, daß Richter ſich hinten auf denſelben ge=
ſchwungen
hatte.
Heinrich bot Alles auf, um die Aufmerkſamkeit ſeines Onkels auf
ſich zu lenken. Er wußte, wie gern derſelbe eine luſtige Geſchichte hörte,
und er ſchien unerſchöpflich darin zu ſein.
Als ſie unter dem halbdunklen Thor, vor welchem die Wache lang=
ſam
auf und ab ſchritt, hinfuhren, lachte Pletzer laut auf.
In einer ſo luſtigen Stimmung bin ich noch nie zu einem Balle
gefahren !u rief er. Heinrich, Du biſt wahrhaftig ein Blitzjunge, der
nichts wie tolle Streiche im Kopfe hat!"
Sie verließen die Citadelle ohne Störung.
Schnell rollte der Wagen durch die Stadt dahin. Als er vor dem
Kronprinzen ſill hielt, ſprang Heinrich ſchnell hinaus und warf einen
flüchtigen Blick hinter denſelben - er bemerkte Niemand.
Er iſt gerettetlu flüſterte er Grete zu, als er ihr aus dem
Wagen half.
Es wurde leichter auf ihrer Bruſt. Der Kommandant ließ ihr indetß
kaum Zeit, Heinrich die Hand zu drücken, denn er kommandirte in den
Kronprinzen einzurücken.
Der Ball begann. Heinrich hatte jetzt Zeit, mit Grete ungeſtört zu
plaudern und ihr die letzten Beſorgniſſe auszureden.
Richter iſt gerettet!, ſprach er, das iſt die Hauptſache. Dafür
lönnen wir morgen früh ſchon einen kleinen Sturm Deines Vaters aus=
halten
. Uebrigens weiß er ja nicht, daß wir ihm zur Flucht behülflich
geweſen ſind.
Er wird es leicht errathen!, bemerkte Grete.
Dann mag er es errathenlu rief Heinrich. 3ch würde ohne
Beſorgniß ihm gegenüber die ganze Verantwortung allein übernehmen,
wenn ich nicht wüßte, daß er nicht im Stande iſt, Dir zu zürnen!
Grete ſchwieg, ſie wußte wohl, daß ihr Vater gegen ſie ſchwach und
nachgiebig war, ſie hatte ihm indeß auch noch nie eine ſolche Veranlaſſung
zur Erzürnung gegeben.
Pletzer trat an ſie heran.
Gottlob, die Muſikanten haben ſich endlich zurückgezogen, ſprach er
zu Heinrich. Nun wird es zur Tafel gehen und das Vergnügen für die
vernünftigen Menſchen beginnt. Ich habe einen Hunger, wie ich ihn ſeit
Jahren nicht empfunden habe. Ich werde an dem Braten eine Ver=
wüſtung
anrichten, wie eine Heuſchrecke auf einem grünen Saatfelde.
Alles Andere will ich dem Wirth ſchenken nur den Braten und den
Wein nicht! Das Tanzen hat mir wahrhaftig den Kopf ganz verdreht,
obſchon ich nur fünf Minuten lang zugeſchaut habel Und einen Haupt=
ſpaß
wird es obenein bei der Tafel geben. Der Advokat hat den Apo=
theker
überredet, einen Toaſt auszubringen - und Papa läuft jetzt im
Garten im Frack und ohne Hut auf und ab, um ſich die Rede noch ein=
mal
einzuſtudiren. Ich wette trotzdem fünf Flaſchen Wein, daß der
Menſch mindeſtens fünf Mal ſtecken bleibt und daß er ſich einen entſetz=
lichen
Schnupfen holen wird. Das gibt wieder einen Stoff, über den
wir vierzehn Abende hinter einander lachen. Klein reibt ſich ſchon jetzt
vergnügt die Hände. Der Menſch hat wahrhaftig einen Teufel im Kopf,
ſonſt würde er den unſchuldigen Apotheker nicht zu einem ſolchen Wagniß
verleitet haben!
Die Tafel begann. Ungeduldig der Kommandant die Suppe.
Er war kein Suppenfreund, weil er behauptete, dieſelben ſeien nur für
Kinder und Kranke erſchaffen. Sein Auge blickte ſich nach dem Braten
um. Schon glaubte er ihn zu riechen, und der Braten ſollte außerdem
dem Apotheker das Zeichen zum Toaſt geben.
Nun geht der Spaß bald loslu flüſterte er Heinrich, der neben ihm
ſaß, zu. Schau den Apotheker an. Der arme Teufel iſt ganz blaß vor
Aufregung. Noch hat er keinen Biſſen angerührt. Ich wette, daß er
jetzt in Gedanken ſeine Rede repetirt.
Der Braten wurde gebracht. Der Apotheker und der Kommandant
ſetzten ſich Beide ſchon in Poſitur, da hallte ein dumpfer Ton durch den
Saal hin, dann noch einer, dann noch ein dritter.
Erſchreckt blickten ſich Alle an.
Was iſt das lu rief der Rentier Löblich mit bleichen Wangen.
Pletzer war aufgeſprungen, ſogleich bei dem erſten Ton.

Die Signalkanonen auf der Eitadelle ſind abgefeuertlu rief er.
nEiner der Gefangenen iſt entſprungen!
Er ſtürzte fort aus dem Saal, zum Garderobe=Zimmer, um heim
zu eilen.

Mit bangem Blick hatte Grete Heinrich angeſchaut.
Sie holen ihn nicht wieder ein - er hat einen zu weiten Vor=
ſprung
=, flüſterte Heinrich ihr zu. Er empfand keine Beſorgniß.
Komm, laß uns meinem Vater folgen, erwiderte Grete.
Heinrich wollte ſie davon abreden, allein ihre Mutter ſprach den=
ſelben
Wunſch aus.
Der Apotheker erhob ſich gerade, um an dies Ereigniß ſeinen
Toaſt zu knüpfen, als Heinrich mit Grete und deren Mutter den Saal
verließ.
Pletzer war bereits auf dem Wege zur Eitadelle. Langſam folgten
ſie ihm. Heinrich hatte ſeine gute Laune nicht verloren, allein ſeine
Stimmung fand weder bei Grete noch bei deren Mutter Wiederhall.
Als ſie in der Citadelle anlangten, fanden ſie die ganze Beſatzung
auf den Beinen. Schon von fern hörten ſie die laute, erzürnte Stimme
des Kommandanten.
Grete klammerte ſich feſt und ängſtlich an Heinrich's Arm.

Laß den Muth nicht ſinken, Mädchen, flüſterte dieſer ihr zu.
Dein Vater läßt ſeinen ganzen Groll an der Wache aus, kommt die
Reihe an uns, ſo iſt er ſchon friedlicher geſtimmt, denn dieſe Aufregung
erträgt er nicht lange - er iſt ohnehin hungrig. Komml Jetzt wollen
wir ihm ausweichen. Die Soldaten haben ein weniger empfindſames
Gemüth und ſchütteln ſolch ein Donnerwetter, welches ſich über ihrem
Haupte entladet, leichter ab.
Von Pletzer nicht bemerkt, langten ſie im Hauſe an. Johann empfing
ſie mit einem erſchreckten bleichen Geſicht. Stockend verkündete er ihnen,
Richter ſei entflohen in dem Anzuge eines Lakaien, und ſeine-
ſeine
Gala=Uniform fehle. Er verſicherte bei der Seligkeit, auf die er
einſt hoffe, daß er unſchuldig ſei.
Heinrich ſuchte ihn zu beruhigen.
Grete's Mutter blickte Heinrich und Grete fragend an. Sie ſchien
zu ahnen, wer Richter zur Flucht verholfen hatte.
Der Kommandant ließ ihr zur Frage keine Zeit. Mit gerötheten
Wangen, in größter Aufregung ſtürzte er in das Zimmer und trat vor
Heinrich hin.
Weißt Du, wer geflohen iſtzu fragte er mit vor Erbitterung
zitternder Stimme.
Heinrich. hat uns ſoeben erzählt, daß Richter der Glückliche ſein
ſolli entgeguete Heinrich ruhig.
Sein ſoll? Er iſt es - er iſt entflohenlu rief Pletzer. Du
weißt es ſo gut wie ich. Du weißt auch, wer ihm zur Flucht ver=
holfen
hat."
Ich weiß nichts, beſter Onkel warf Heinrich ein, der den Kom=
mandanten
nie in einer ſo heftigen Aufregung erblickt hatte.
Du weißt es! Ich bin übrigens Dein beſter Onkel nicht - ich
mag überhaupt Dein Onkel nicht mehr ſein - ich ſage mich los von
Dirlu fuhr Pletzer fort. Du haſt Richter zur Flucht verholfen - Dul
Geſtehe es, oder ich laſſe Dich in dieſelbe Kaſematte werfen, in welcher
er geſeſſen hat. Geſtehe!
Du weißt, Onkel, wie leicht ich entwiſche; warf Heinrich lächelnd ein.
Mir nicht - mir wahrhaftig nicht, und ſollte ich fünfzig Mann
Wache davor ſtellen! Du haſt ihm alſo zur Flucht verholfen! Geſtehe!
Ich fühlte Mitleid mit dem armen Menſchen. Seine Strafe war
zu hart - er war obenein mein Freund.
Alſo richtig! Du biſt es geweſenlu rief der Kommandant mit ge=
dämpfter
Stimme, indem er Heinrich an der Bruſt faßte und ſchüttelte.
Du alſol Sieh, ich habe mich gefreut, als Du dem Polizei=Kommiſſär
entſprungen warſt, allein heute wünſche ich, Du ſäßeſt jetzt noch in dem
Polizei=Gefängniß, Du müßteſt zeitlebens darin ſitzen und die Ratten
hätten Dich ſchon in der erſten Nacht aufgefreſſen. Ich wünſche es
wahrhaftig, ich wünſche es
Heinrich ertrug das Schütteln ruhig.
Onkel, dann hätteſt Du ja keinen Neffen mehr: warf Heinrich
treuherzig ein.
ch will auch keinen haben! fuhr Pletzer in derſelben Auf=
regung
fort. Ich will überhaupt keinen Neffen haben, denn ſie
taugen Alle nichts!
Onkel, auch Du biſt einſt der Neffe Deines Onkels geweſen!, be=
merkte
Heinrich.
Dieſer Einwurſ frappirte den Kommandanten, denu ſo weit hatte er
ſeine Worte nicht angewendet.
Stilll Schweiglu rief er. Du wirſt jetzt ſelbſt die Kaſematte
kennen lernen, und ich werde Dir die ſchlechteſte ausſuchen - ich werde

[ ][  ]

R. 31.

eine neue für Dich erbauen laſſen, weil die vorhandenen noch viel zu
gut für Dich ſind.
Mit ſteigender Angſt hatte Grete die Drohungen ihres Vaters ge=
hört
. Die Beſorgniß um den Geliebten vermochte ſie nicht länger zu
ertragen.
Vater - Bater - auch ich bin Richter zur Flucht behülflich ge=
weſenIu
rief ſie.

Pletzer wandte ſich zu ihr. Mit ſtarrem Auge blickte er ſie an.
Auch Dul Auch Du lU rief er. Dies Geſtändniß erſchien ihm
ſo ungeheuer, daß er keine Worte fand, ſein Erſtaunen und ſeine Ent=
rüſtung
auszudrücken. Alſo auch Du zu wiederholte er.
Ich trage die gleiche Schuldln verſicherte Grete, nicht im Stande,
die Thränen länger zurückzuhalten.
Dann werde ich auch Dich
Nein, es iſt unerhört! Ganz
unerhörtlu rief Pletzer, wieder Worte findend. Sieh, auf Dich hätte
ich mich verlaſſenl Feſt, ganz feſtl Aber auch von Dir ſage ich mich los.
Ganz los - für immer! Nun begreife ich, weshalb Ihr mich batet,
dem Menſchen eine beſondere Kaſematte anzuweiſen. Geſtehe, wandte
er ſich an Heinrich, deshalb habt Ihr mich gebeten!

Du haſt es errathen."
Solch niederträchtiger Betrug iſt nicht dageweſen, ſo lange die
Welt exiſtirt - auch vorher nicht: Aber Ihr ſollt es furchtbar büßen!
Wo iſt der Menſch jetzt? Geſtehe es! Wo iſt er ?
Ich weiß es nicht: entgegnete Heinrich.
Du weißt es! Wohin iſt er geflohen? Ich muß ihn wieder haben,
noch in dieſer Nacht - ich ſage Dir - ich muß! Geſtehe, oder ich
bin im Stande und laſſe Dich noch in dieſer Stunde erſchießen!
Vaterl Vaterlu rief Grete.
Pletzer ſtieß ſie unwillig zurück.
Geſtehe lu rief er Heinrich zu.
Dieſer verlor nicht einen Augenblick ſeine Ruhe - er kannte ſeinen
Onkel zu gut.
Ich werde es Dir ſpäterhin ſagen, wenn Richter in Sicher=
heit
iſt
etzt will ich es wiſſen 1u rief der Kommandant, unwillig mit dem
Fuße die Erde ſtampfend. Jetzt! Jetzt
Ich werde mich lieber erſchießen laſſen, als daß ich ihn verrathe!
Dieſer Widerſtand reizte Pletzer's Unwillen noch. Vergebens bat
ſeine Frau ihn, ſich zu beruhigen, vergebens ſuchte Grete, ſich ihm
zu nahen.
Höre mich zum wenigſten ruhig an=, ſprach Heinrich.
Was haſt Du mir zu ſagen?=
Ich will Dir nur auseinander ſetzen, daß Dir nichts weiter übrig
bleibt, als Richter's Flucht ruhig zu ertragen.
Der Kommandant blickte ihn erſtaunt an.
Ruhig zu ertragenzu wiederholte er. Er traute ſeinem Ohre kaum.
Gewiß, denn Du kannſt Deinen Neffen, Deine Tochter und Deinen
künftigen Schwiegerſohn unmöglich verrathen, Du kannſt nicht geſtatten,
daß ſie beſtraft werden.
8ch kann es nicht? Ich werde es thun! Und übrigens habe ich
mit Dir nichts mehr zu ſchaffen Du biſt mein Neffe nicht mehr."
Du bleibſt trotzdem mein Oukel - mein lieber Onkel! Nun
komm und ſei vernünftg. Richter iſt entflohen - allein ändern kannſt
Du es nicht, deshalb füge Dich darein - es iſt dadurch einem Menſchen
das Leben gerettet!
Heinrich wollte Pletzer umarmen. Dieſer ſtieß ihn zurück.

Fort! Fortlu rief er, trotzdem konnte er nicht verbergen, daß ſein
Unwille bereits nachließ. Du haſt dem Menſchen den Rath gegeben,
ſich hinten auf die Kutſche zu ſtellen und ſo - ſol Nein - es iſt un=
erhört
! Nicht zwei Fuß weit iſt der Menſch von mir entfernt geweſen!
Ich habe ihm den guten Rath ertheilt.
Ein Teufelsrath war esl unterbrach ihn Pletzer. Du haſt ihm
auch Johann's Anzug verſchafft! Geſtehe!
Auch das habe ich gethan. Johann wird übrigens den Anzug
wieder erhalten oder ich kaufe ihm einen neuen.
Du haſt mir im Wagen, als wir zur Stadt fuhren, nur deshalb
die luſtigen Geſchichten erzählt, damit ich es nicht bemerken ſolle, wenn
Jemand auf den Wagen ſteige.
Auch das geſtehe ich ein. Nun vergiebſt Du mir Alles.
Nichts vergebe ich Dir! Ein ſchändlich ſchlechter Menſch biſt Du!
Glaubſt Du, ich werde den Verweis, den ich erhalten werde, ruhig
einſtecken ?
Gieb ihn mir, mir wird er das Herz nicht beſchweren."
Ich kann meine Stellung dadurch verlieren.
Dann ziehſt Du mit auf mein Gut. Wir wollen dort ſo luſtig
leben, daß Du nie bereuen ſollſt, mir gefolgt zu ſein.

Darmſtädter hiſtoriſche Kleinigſeiten.
Mitgetheilt von W.

22. Kien=Lichter=Verbot im Jahre 1676.
Weil wargenommen wird, daß Bürger und Soldaten Nachts mit
lichtloh brennenden Kienſpänen über gaſſe gegangen und daß dann die
brennende Spän zwiſchen und an die Häuſer hingeworfen werden, ſo iſt
für gut befunden, es bei der Bürgerſchafft öffentlich zu verbieten und im
übrigen an hohen Orten anzuzeigen, daß bey der Soldatesca ſolche Kien=
lichter
ebenmäßig auch wol gar das offentliche Kienſpänverkauffe alhie in
fürſtl. Reſidenz Statt verbotten werde.

Ich will nichts mit Dir gemein haben - ich verlange nur, daß
Du Deine Strafe erhältſt."
Onkel;, fuhr Heinrich, die gemilderte Stimmung des Komman=
danten
benutzend, fort, hörs mich an - auch das geht uicht, Du darſſt
gegen Niemand verrathen, daß ich zu der Flucht ein wenig mitgeholfen
habe. Man würde Dir einen Vorwurf daraus machen, daß Du einen
ſolchen Neffen und eine ſolche Tochter haſt, man würde ſogar über Dich
lachen, weil Du Dich von Deinem Neffen haſt überliſten laſſen Du
mußt alſo ſchweigen. Laß Richter laufen ſtell' zum Schein eine ſtrenge
Unterſuchung an und melde dann, der Menſch, der Gefangene Arthur
Richter, ſei auf eine ſehr verwegene Art entflohen. Kommt dann trotz=
dem
eine kleine Naſe von oben herab, ſo theilen wir uns in ſie - ich
ſtecke ſie ein und Du ärgerſt Dich darüber! So wollen wir es machen!-
Er erfaßte Pletzer's Hand. Unwillig entzog dieſer ihm dieſelbe.
Rein - nein - ich will mit Dir nichts mehr zu ſchaffen haben:,
rief er und verließ das Zimmer.
Kinder, was habt Ihr begonnen; ſprach die Kommandautin vor=
wurfsvoll

Einem unglücklichen Gefangenen die Freiheit gegeben= ſiel Hein=
rich
heiter ein. Sei ohne Sorge, Tante. Der Zorn des Onkels iſt
ſchon zum größten Theil verraucht - ich kenne ja ſein gutes Herz.
Komm, Grete - beruhige Dich. Dein Vater läßt mich weder erſchießen,
noch in eine der Kaſematten ſperren. Er wird mir einige Tage lang ein
ſehr grimmiges Geſicht zeigen, allein ich werde ihm dann auseinander=
ſetzen
, daß wir ihn nicht um den Braten und die Rede des Apothekers
gebracht haben, ſondern Diejenigen, welche zu einer ſo ungeeigneten Zeit
die Kanonen gelöſt haben. Ich werde ihm beweiſen, daß nichts verſäumt
wäre, wenn ſie ihn erſt in Ruhe hätten ſpeiſen laſſen. Das wird und
muß ihm einleuchten.
Seine Worte trafen ein. Tagelang ſuchte er Heinrich auszuweichen
und zeigte ihm nur ein finſteres Geſicht - länger konnte er ihm indeß
nicht grollen. Er erklärte ihm dann, er ſei der ſchlechteſte Menſch, der
exiſtire, allein dabei verzog ſich ſein Geſicht wieder zu einem Lächeln, und
damit war die alte Freundſchaft hergeſtellt.
In den Kronprinz war er mehrere Abende nicht gegangen. Als er
zum erſten Mal dort wieder erſchien, verſuchte der Rentier Löblich über den
entwiſchten Gefangenen zu ſcherzen, allein Pletzer verbat ſich jeden
Scherz in einer ſo entſchiedenen Weiſe, daß keiner der Gäſte darüber zu
prechen wagte.
Die Polizei gab ſich Mühe, den Flüchtling wieder zu erlangen Bemühungen blieben erfolglos.
Auf Pletzer's Bericht uber die Flucht Richter's nach der Reſidenz
kam ein Schreiben, welches genau aueſah wie eine Naſe. Heinrich war
zugegen, als der Kommandant daſſelbe empfing, er ſah, wie demſelben das
Blut in's Geſicht ſtieg, und raſch entſchloſſen nahm er ihm das Schreiben
aus der Hand und ſteckte es in die Taſche.
Ich habe verſprochen, die Naſe einzuſtecken, ſprach er, Du ſiehſt,
ich halte Wort
Pletzer lachte laut auf. Seinem Aerger war bereits die Spitze ab=
gebrochen
, er ſchwor indeß, ſich nie wieder durch ſein gutes Herz und durch
ſchlechte Meuſchen verleiten zu laſſen, einem Gefangenen ein milderes Loos
zu bereiten, und wenn derſelbe der Erzengel Gabriel ſelbſt wäre.
Johann's Staats=Uniform war ſchon zwei Tage nach Richter's Flucht
in einem nahen Gehölz aufgefunden und war als Beweismittel der Flucht
eingeliefert. Pletzer ließ ſie ruhig bei den Akten liegen, er wollte ſie nicht
wiederſehen. Auch in der Staatskutſche iſt er nie wieder gefahren, und Alle,
welche in das Fluchtgeheimniß eingeweiht ſind, wiſſen auch, weshalb,er
jedesmal die Brauen ſo finſter zuſammenzieht, wenn von einem Balle die
Rede iſt.
Der Apotheker iſt übrigens in ſeiner Rede nicht ſtecken geblieben.
Daß es nicht geſchehen, iſt dem Advokaten, dem Kommandanten und
all' ſeinen Freunden noch heute ein Räthſel.