Darmstädter Tagblatt 1867


30. Juli 1867

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Beilage

zum

Darmſtädter Frag= und Anzeige=Blatt.

N. 30.

Dienſtag den 30. Juli

1867.

Das Frag= und Anzeigeblatt, die Beilage hierzu, ſowie das Verordnungsblatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wöchentlich; Erſteres Samſtags. die Beilage
Dienſtags und Lezteres Bonnerſtags. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtein abonniren. In Darmſtadt bei
der Expedition, Rheinſtraße Nr. 23 neu.

Verſteigerungen.
4481) Arbeits=Verſteigerung.
Die bei der Errichtung eines Springbrunnens
in der Irrenanſtalt bei Heppenheim vorkommen=
den
Arbeiten und Material=Lieferungen, welche
fl. kr.
veranſchlagt ſind, wie folgt:
260
1) Die Maurerarbeit zu
435 5
2) Die Steinhauerarbeit zu
10
3) Die Zimmerarbeit zu.
4) Die Lieferung der Steingut=
90
röhren zu
27 30
5) Das Legen der Röhren zu
ſollen auf dem Soumiſſionsweg vergeben werden.
Voranſchläge und Bedingungen lönnen Montag
den 29. Juli l. J. Vormittags von 8 bis 12 Uhr
auf dem Baubureau in der Irrenanſtalt einge=
ſehen
werden.
Luſtragende wollen ihre Angebote verſiegelt
und frankirt mit der Aufſchrift Soumiſſion auf
die Springbrunnenanlage; längſtens Mittwoch
den 31 Juli l. J. Vormittags 12 Uhr auf dem
Baubüreau in der Irrenanſtalt abgeben.
Darmſtadt, den 24. Juli 1867.
Der Großherzogliche Baurath:
Stockhauſen.
Korn=Verſteigerung auf dem Halm.
Auf freiwilliges Anſishen der Geſchwiſter
Weygandt ſoll die denſelben gehörige Korn=
ärndte
von circa 5 Morgen Feld in hieſiger
Gemarkung nächſten Mittwoch den 31. Juli
Nachmittags 5 Uhr an Ort und Stelle in
einzelnen Parzellen zur Verſteigerung kommen.
Zuſammenkunft iſt an der Lohnkutſcher
Wehgand'ſchen Hofraithe weſtlich am Bahnhof
Darmſtadt, den 26. Juli 1867.
Der Vorſteher
Großherzoglichen Ortsgericht Darmſtadt.
4508)
Berntheiſel.
Main=Neckar=Eiſenbahn.
Zur Vergrößerung des Stationshauſes zu
Vickenbach ſollen nachbezeichnete Arbeiten und
Lieferungen auf dem Submiſſionswege vergeben
werden:
fl. kr.
1) Maurerarbeit, veranſchlagt zu 1414 49
2) Steinhauerarbeit,
987 57

3) Zimmerarbeit,
1531 17

4) Dachdeckerarbeit,
597 48

5) 15,000 Backſteine,
225
6) 120 Bütten weiß. Kalk 148
Luſttragende wollen ihre Offerten längſtens
bis 5. Auguſt Vormittags 10 Uhr bei uns ein=
reichen
, in welchem Termine die Eröffnung der=
ſelben
öffentlich ſtattfinden wird.
Pläne, Boranſchläge u. Uebernahmsbedingungen
liegen auf unſerer Kanzlei zur Einſicht bereit.
Darmſtadt, den 27. Juli 1867.
Die Bahn=Verwaltung:
4579)
Hochgeſand.

4580)

Feilgebotenes.
693) Ein in dem ſchönſten mittleren Theile Wilsiter
der Neuſtadt gelegenes Haus iſt billig zu ver= Schweizer
kaufen. Nähere Auskunft ertheilt J. Gerſt.
Brennholz=Verkauf
4
u. unter deu Waſchkeſſel.
Nr. 17 in der unteren Rheinſtraße 4581) Ich empfehle ſtückreiches
iſt frei an's Haus geliefert gegen baare
Zahlung zu haben:
per Centner,
Tannenſcheitholz I. Cl. pro Stecken fl. 7. 30.
II. Cl. pro Stecken fl. 7.
Daſſelbe
10 Stück Tannen=Wellen 40 kr. frei an den Aufbewahrungsort gelie=
A Die Scheitholzſorten werden auch klein Zahlungen bitte ich mir durch
gemacht in ½ und ½ Stecken abgegeben. (4041
4469) Gegen das Ausfallen der Haare
Eau de auinine toniaue
oder per Poſt zukommen zu laſſen.
Ludwigsplatz,
bei Friſeur
Stockſtadt, im Juli 1867.
neben Hrn. Roſenheim.
Schäfer.
4539) Eine Parthie leere Kiſten u. Fäſſer
werden billigſt abgegeben von
Gebrüder Trier,
Eiſen=, Stahl= u. Metallwaaren=Handlung, Morgen ewiger Klee zu verkaufen.
Marktplatz Nr. 4.
4099)
TAPOTOM
für 8, 9, 10 Kreuzer ſind wieder in großen Parthien vorräthig.

Hös0.

Romadoux
Limburger
empfehle in beſonders guter Qualikat.
G. L. Kriegk, Rheinſtraße.

per Pfund 36 kr.
32 kr.
28 kr.

16 kr.
1

Ruhrer Fettſchrot beſter Qualität 33 kr.
ſchweres Schmiedegries 35 kr. per Ctr.
fert, ohne Octroi. Gefällige Beſtellungen, ſowie
Herrn Georg Möſer Sohn, Kirchſtraße,
C. W. Reh, Louiſenſtraße,
Val. Hebermehl, Eliſabethenſtraße,
4.W. Kaſt.
4582) Nahe bei dem Molkenbrunnen iſt ein
Marie Kümmerer Wtwe., Pankratiusſtraße 19.

C. Hochatdtter a Söhue.

E5
ſind mir 2 Corten Ggaorrers u Verkauf
übergeben worden und offerire ich dieſelben:
A. Munoz.
30 fl. per 1500 Stück/
ſo lange
Cassida-Havanna 36fl. 1000 Vorrath reicht.
Die Packung iſt Kiſtel von 100 St.
Probekiſtel unter Angabe der Farben werden abgegeben reſp. verſandt.
Frankfurt d. H. im Juli 1867.
G. C. Helehim,
4583)
Aſſecuranz=Geſchäft.
4584) Ich erlaube mir zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, daß ich meine
Läaugure und Braumtueime
fortan auch im Kleinen abgebe.
OI10 HaDD, Beſſungen.

4585)

4y.
42)
336
CtAurOm.

Nr. 11. lduna, per Mille 23 fl.
13. Ambrosia 24 fl. per Stück
14. Cubana 24 fl. 1½ kr.
G. L. Hriegk, Rheinſtraße.

74586) Große Arheilgerſtraße Nr. 16 iſt eine
Kaute Pferdemiſt zu verkaufen.

Neue grüne Kern
per Pfund 16 kr. bei
Carl Manck,
4587)
obere Eliſabethenſtraße Nr. 6.
4588) Eine noch ganz neue Ladeneinrich=
tung
iſt billig zu verkaufen.
Scriba 6 Dauth.

[ ][  ][ ]

118

M. 30.

Vermiethungen.
2987) Beſſunger Carlsſtraße Nr. 5 parterre
iſt ein freundliches vollſtändig möblirtes Zimmer
zu vermiethen und gleich zu beziehen.
4045) Ein ſchönes, neu decorirtes Lo=
gis
, beſtehend aus 4-6 Zimmern nebſt allen
Bequemlichkeiten, iſt zu vermiethen und baldigſt
zu beziehen Kranichſteinerſtraße Nr. 51.
4046) Stallung für 3 Pferde zu ver=
miethen
. Frankfurter Straße Nr. 3 neben dem
Salz=Magazin.
4123) Zwei ſchöne Zimmer im Vorderhaus
obere Eliſabethenſtraße Nr. 22 zu vermiethen.
4153) Pferdeſtallungen und
Kellerräume
ſind zu vermiethen bei G. G. L. augo,
in der unteren Rheinſtraße.

490) Ein freundliher Didn o Rerend)
mit oder ohne Stallung, Remiſe, Kutſcher=
ſtube
u. Heuboden ꝛc., Frankfurterſtraße 7.

4292) Ecke der Hügel= und Zimmer=
ſtraße
Nr. 11 iſt ein Manſarden=Logis
beſtehend aus 2 Zimmern, 2 Kammern,
Küche und allen Bequemlichkeiten zu ver=
miethen
. Das Nähere bei der Exp. d. Bl.
4417) Im 3. Stock meines neuen Hauſes
(Eck der Wilhelminen= u. Heinrichſtraße) Stube
und Cabinet an einen ledigen Herrn vom 1.
Eigenbrodt.
Auguſt an zu vermiethen.

Mhoiger Cunrndrar. uerDdr.
F iſt ein ſchönes vollſtändiges Logis an
F eine ſtille Familie zu vermiethen.

4543) Eine ſchöne Wohnung von 3 Zimmern
u. Küche iſt zu vermiethen u. ſogleich zu beziehen.
Näheres bei J. P. Beaury, gr. Ochſengaſſe.
4589) Ein hübſches Logis aus 3 heizbaren
Zimmern, Küche, Keller ꝛc. Louiſenſtraße Nr. 8
der Kanzlei gegenüber zu vermiethen.
4590) Holzhofſtraße 20 ein möblirtes Zimmer.
4591) Schloßgaſſe Nr. 23 iſt der untere
Stock zu vermiethen u. kann ſogleich bezogen werden.
(Fin großer luftiger Saal mit 200 großen
8 C Hürden, welcher ſich vorzüglich zum
Trocknen von Kräutern und dergleichen eignen
dürfte, iſt zu vermiethen. Wo? ſagt die Exp d. Bl.

Vermiſchte Nachrichten.
Vai Pintention de donner des leçons
de conversation française et je prie les
personnes qui désireraienty prendrepart
de me kaire Thonneur de men avertir,
pour pouvoir fixer Theure leur con-
Ume.
venance.
h Voriba,
Ernst Ludwigsplatz, chen Mr. Faix.
4593)
4594) Zu meinem Unterricht im Zuſchneiden
und Anfertigen von Damenkleidern können täglich
Schülerinnen eintreten. Marie Steuth,
obere Schützenſtraße 20 neu, 2r Stock.
4595) Es wird Wäſche jederzeit zum bügeln
und ausbeſſern angenommen. Theaterplatz Nr. 2
in der Manſarde.

4596) Unterzeichneter ſucht einen anſtändigen
jungen Mann als Lehrling.
C. Hunſinger, Mechaniker, Schulſtraße 14.

4x Heilung der Fallſucht!
Eine Anweiſung, die Fallſucht (Epilepſie) durch
Vom 20. Juli d. J. ab tritt auf der Preußiſch= das weltberühmte Quante'ſche Univerſal= Heil=
falen
. Im Selbſtverlage des Herausgebers, 1867u,
Eiſenbahn zwiſchen Kopenhagen u. Korſoer, welche gleichzeitig viele Atteſte u. Dankſagungsſchrei=
ben
von glücklich Geheilten enthält, wird auf directe
Die Fahrten finden in beiden Richtungen täg= Franco=Beſtellungen vom Herausgeber gratis und
franco verſandt.
[4598
Zuges (Schnellzuges) aus Altona G Maſchinenſchloſſer, welche im
in genauer Verbindung mit dem Feilen ſehr geübt ſind, finden dauernde Beſchäfti=
Dampfboot aus Harburg und dem gung bei Franz Anton Hoch.
Fabrik für Schubleeren und Winle
4441)
Aſchaffenburg.
8 hat ſich am verfloſſenen Freitag ein
4 kleiner junger Hund, Affenpinſcher=
E,
Weibchen, röthlich=gelber Farbe, auf
in Kopenhagen 950 Uhr Vorm. den Namen Späßchen= hörend, verlaufen. Der=
jenige
, welcher ihn in Verwahrung genommen hat,
in Aarhuus 4 Nachm. wird erſucht, denſelben am kleinen Röhrbrunnen
Vor deſſen Ankauf wird gewarnt.
C
Anſchluß an den Schnellzug nach ſ Rhein=Hampfſchtfffahrt.
Kölniſche und Düſſeldorfer Geſellſchaft.
Dampfboot nach Harburg und an) Fahrplan vom 6. Juni 1867 ab.
Abfahrten von Mainz (Caſtel):
85 Uhr Morgens, Morgens 7, 9. 9½10½ u. Mittags 12 bis Cöln.
Nachm. 3 bis Linz. Abends 6 bis Bingen.
9 Abends, Fahrt 10½ Mont. u. Mittw. bis Arnheim,
in Paris 1015 Morgens Sonnt., Dienſt., Donnerſt., Freit. und
Samſtag bis Rotterdam (London).
in London 553 Uhr Nachmittags Morgens 5½ u. Nachm. 2 bis Mannheim.
Die Fahrt um 9 Uhr wird durch die neu er=
bauten
Dampfboote Humboldt= und Friede=
ausgeführt
.
[4176

Suu
E
u
4494)
nſeraten=Beforderung.
6)
Die Zeitungsannoncen=Expedition
G. Li Daube ≈ CO=
in
Franklurt a. A. &am Hamburg
hat nunmehr auch auf hieſigem Platze eine General-Agentur zur Annahme und
Beförderung von Anzeigen jeder Art in alle Zeitungen aller Länder errichtet, und damit
den Herrn Georg Hof in Darmſtadt betraut, welcher ausführliche Zeitungs=
H Verzeichniſſe gratis &a; franco verſendet, ſowie jede Auskunft bereitwilligſt ertheilt.

A

voD
474)

eſchafts=deriCgung.
Mein Laden iſt vom Marktplatz in die Ludwigsſtraße
in das Haus des Herrn Hofſchuhmacher Schüßler verlegt.
M,
A. 1Ae AACnOGOIOOI,
Knopf= und Kurzwaarengeſchäft.
4690)
Zoologiſcher Garten in Frankfurt a. M.
Conntag den L. Auguſt Vormittags von 6 bis 12 Uhr iſt der Eintrittepreis auf
G Krenzer per Perſon ermäßigt.
Von 12 bis 2 Uhr bleibt der Garten für Jedermann geſchloſſen.
Der Verwaltungsrath.

Berlin, den 17. Juli 1867.
Bekanntmachung.
Däniſchen Seepoſt=Route Kiel=Korſoer in mittel binnen kurzer Zeit radical zu heilen. Heraus=
Folge der Einrichtung von Schnellzügen auf der gegeben von H. F. Fröndhoff. Warendorf in Weſt=
ſowie
auf der Kiel=Altonaer Eiſenbahn ein
neuer Fahrplan in Kraft.
lich ſtatt, und zwar in folgender Weiſe:
Aus Kiel 125 Nachts nach Ankunft des letzten
Schnellzuge aus Cöln und Paris
in Korſoer Morgens,
Anſchluß an den Frühzug nach Kopen.
hagen (730 Uhr früh) und an die
Dampfſchiffe nach Nyburg und
Aarhuus:
in Nyborg

aud Korſoer 1035 Uhr Abends nach Ankuuft, Nr. 4 gegen eine Belohnung abzugeben.
des letzten Zuges (Schnellzuges) aus
Kopenhagen,
in Kiel am nächſten Morgen,
Altona (545 Uhr früh) an das
den Schnellzug nach Cölnu. Paris:
in Altona
in Hannover 115, Nachm.,
in Cöln
am folgenden Tage,
am folgenden Tage.
General=Poſt=Amt.
4597)
von Philippsborn.

4601) Am Mittwoch Nachmittag den 24. Juli wurde von der Louiſenſtraße durch das Main=
thor
, die Promenade bis in die Rheinſtraße ein goldner Manſchettenknopf verloren. Der redliche
Finder wird gebeten, denſelben gegen eine Belohnung Louiſenſtraße 38 eine Stiege hoch abzugeben.

8 wird eine gute Köchin, die ſich
d auch etwas Hausarbeit unterzieht,
nach Frankfurt geſucht. Näheres
Caſinoſtraße Nr. 8 parterre.

4449) Einige anſtündige brave Mädchen, die
im feineren Weißzeugnähen geübt ſind, können
das ganze Jahr hindurch Arbeit erhalten. Schützen=
ſtraße
Nr. 14 im Hinterbau eine Stiege hoch.

[ ][  ][ ]

. 30

Coſſe Streiche.
Erzählung von F.


(Fortſetzung.)
Heinrich ahnte, wesh alb er den Vorſchlag zurückwies, er ahnte, was
ihn in der Citadelle feſſelte.
Und weshalb willſt Du nicht fliehen ?' fragte er.
Freund, weshalb nicht 2' ſprach Richter mit einem halb traurigen
Lächeln, zweil ich der Welt und dem Leben entſagt habe, weil ich mich
an das Leben hier, an dieſe Sträflingskleidung gewöhnt habe: Oder
glaubſt Du, daß der Himmel, den ich hier zwiſchen den hohen Wällen
hindurchſchimmern ſehe, nicht derſelbe Himmel iſt, zu dem alle Meuſchen
aufſchauen? Giehe, auch hierher ſcheint die Sonne, auch auf den Wällen
zwiſchen den ſpärlichen Grashalmen blühen einzelne Blumen - ſie ſind
freilich ſeltener, aber deshalb erfreuen ſie das entwöhnte Herz doppelt.
Sieh, das iſt der Grund, deshalb danke ich für Dein Anerbieten. Ich
befürchte, daß ich mich als freier Menſch nicht wohler fühlen würde.
Heinrich ſchüttelte zweifelnd mit dem Kopfe.
Arthur, das iſt es nicht, was Dich zurück hältlu ſprach er.
Der Genannte ſchwieg.
Noch Eins habe ich Dir mitzutheilen fuhr Heinrich langſam fort.
Vor wenigen Tagen habe ich mich mit meiner Couſine, mit der Tochter
des Kommandanten, verlobt.
Der Gefangene zuckte zuſammen. Seine bleichen Wangen ſchienen
noch bläſſer zu werden. Seine großen Augen ruhten ſtarr auf dem
Freunde. Seine Bruſt hob ſich raſch, tief, ſein ganzer Körper zitterte
leiſe. Er ſchien heftig mit ſich zu kämpfen.
Du haſt Dich mit ihr verlobt' ſprach er endlich langſam, wie ein
aus dem Schlafe Erwachender - er ſtrich mit der Hand über die Stirn
hin und unwillkürlich holte ſeine Bruſt tief Athem. Da wünſche ich Dir
Glück!u fuhr er, alle Kräfte zuſammennehmend, fort. Es freut mich-
nun
kannſt Du bald Hochzeit feiern! Doch weshalb blickſt Du mich ſo
erſtaunt an? Findeſt Du es ſo unnatürlich, daß ich Dir Glück wünſche ?
Ich bin Dein Freund, und ich denke eine Verlobung und eine Hochzeit
ſind zwei luſtige Dinge. Ich glaube ſogar, ich würde auch luſtig ſein,
wenn ich an Deiner Stelle wärel Zuvor müßte ich freilich dieſe Sträf=
lingsjacke
ausziehen. Ich glaube wahrhaftig, ſie ſieht ſchlecht aus-
oder
meinſt Du, daß ſie kleidet?=
Heinrich errieth den Schmerz und die innere Verzweiflung, welche
aus dieſen Worten ſprach. Er erfaßte die Hand ſeines Freundes.
Arthur, ich weiß, was Dich ſchmerzt ſprach er, ſuche es zu
ertragen. Du ſelbſt mußt Dir die Hoffnungsloſigkeit Deiner Wünſche
eingeſtehen!
Richter entzog ihm die Hand.
Du irrſt, Freundlu rief er mit erzwungenem, bittern Lächeln,
mich ſchmerzt nichts - gar nichts, höchſtens daß ich dem Major nicht
zwei Schläge in das Geſicht verſetzt habe. Es wäre für mich auf Eins
herausgekommen und er hätte doch einen Schlag mehr wegl Das ärgert
mich oft. Uebrigens wünſche ich gar nichts und hoffe auch nichts, und
Du kannſt deshalb auch nichts wiſſen!
Ich weiß, was in Dir vorgehtl
Ich wiederhole noch einmal, daß Du nichts weißt.
Sieh, ich
habe Dir ſoeben geſagt, daß ich nicht fliehen wolle - das war Thorheit
von mir; aber beſter Freund, wenn man ſo lange Zeit hier in den feuchten
Kaſematten geſeſſen hat, dann werden auch die Gedanken dumpf. Ich
habe mir die Sache anders überlegt und weiſe Dein Anerbieten nicht
zurück. Es iſt doch eine verteufelt lange Zeit, hier noch fünf Jahre in
dieſer Jacke zu ſtecken - ſie wird mir ohnehin mit jedem Tage weiter.
Ich erwarte nicht viel mehr vom Leben, aber wenn man frei iſt - ſieh
ſieh, dann kann man ſich zum wenigſten eine Kugel durch den Kopf
jagen, wo man willl Das hat auch ſeinen Werth. Hier habe ich den
ganzen Tag die Kanonen vor Augen - das ſtört mich. Es ſteht auf
einer jeden eingravirt: ultima ratio! Du kennſt dieſe ultima ratio
regum! Dieſe wenigen Worte haben mich faſt um den letzten Reſt
meines Verſtandes gebracht! Ich habe früher geſtrebt und gerungen, ich
habe mir den armen Kopf voll Kenntniſſe gepfropft - das Alles war
Thorheit! Die Könige beheriſchen die Welt, und hier ſteht die ultima
ratio regum! Es liegt Wahrheit darin! Sieh dort das mächtige
Kaliber ſtehen. Einer Kugel aus dem Rohre vermag kein Kopf zu
widerſtehen, und wäre es der härteſte Schädel eines Demokraten. Du
wirſt mir die Kenntniß der Geſchütze zugeſtehen! Es iſt Alles in
der Welt Thorheit, und deshalb haſt Du Recht, es iſt das Beſte, ich
fliehe, und wenn Du mir dazu behülflich ſein willſt, ſo werde ich Dir
die Hand ſo warm und feſt drücken, wie je ein Freund gedrückt hat!
Ja, ich will fliehen.
Arthur, Du biſt aufgeregt!, warf Heinrich bewegt ein.

119
Das giebt ſich, Freund! Gieb mir nur erſt einen möglichen Weg
an die Hand und Du ſollſt ſehen, mit welcher Ruhe und Kaltblütigkeit
ich denſelben verfolgen werde. Ohne Herzpochen, ja ohne mit den Augen
zu zucken werde ich mich von dem Walle an einem Seile herablaſſen,
obſchon ich weiß, daß ich in dem tiefen Graben, der die Eitadelle um=
giebt
, ertrinken werde, weil ich nicht ſchwimmen kann. Das ſchadet indeß
nichts, denn ich bin dann doch wenigſteus außerhalb der Citadelle ge=
ſtorben
und an etwas Feuchtigkeit bin ich längſt durch die Kaſematten
gewöhnt! Haſt Du bereits über einen Plan nachgeſonnen ?
Noch nicht - er wird ſich indetß leicht finden, wenn es Dein voller
Ernſt iſt, zu fliehen.
Es iſt mein Ernſt. Denke darüber nach doch jetzt laß mich
allein - der Kopf ſchmerzt mir - auch das kommt von den Kaſematten,
und man gewöhnt ſich ſo ſchwer daranl Nun laß mich allein-
draußen
ſcheint ja die Sonne, dort iſt es beſſer und dort erwartet Dich
nun gehl
Faſt gewaltſam drängte er ihn zur Thür hinaus.
Bewegt ſchied Heinrich von ihm. Er verſtand die Schmerzen, welche
ſein Inneres durchwühlten, und doch hatte er ſie ihm nicht erſparen
können. Es blieb nur eine Rettung für ihn - die Flucht. Hatte er
die Freiheit wieder erlangt, dann nahm ihn zuerſt die Sorge, ſich dieſelbe
zu erhalten, in Anſpruch. Andere Eindrücke prägten ſich ihm ein, andere
Gedanken erfüllten ihn. Es lag dann wieder ein Leben mit erreich=
baren
Wünſchen und Zielen vor ihm - und ſeine Liebe zu Grete wäre
ja doch eine hoffnungsloſe geblieben.
Wohl drängte ſich ihm die Beſorgniß auf, daß er ſeinem Onkel
durch Richters Flucht Unannehmlichkeiten bereiten werde, allein dieſelbe
brachte ſeinen Entſchluß nicht zum Wanken. Er beſaß ja Mittel genug,
denſelben dafür ſchadlos zu halten. Selbſt wenn der Kommandant ſeiner
Stellung entſetzt werden ſollte, konnte er ihm ein ſorgenfreies und behag=
liches
Leben bereiten.
Nur der Plan der Flucht machte ihm viel zu ſchaffen. Er wünſchte,
Richter ſobald als möglich zu befreien, weil er Mitleid mit den Schmerzen
deſſelben empfand. Gleichwohl ſah er ein, daß er allein ihm nicht den
Weg und die Mittel zur Flucht an die Hand geben könne.
Er zog Grete mit in das Geheimniß. Sie ſchreckte Anfangs vor
dem Gedanken zurück, ſie wagte nicht, ihren Vater zu hintergehen.
Grete, es gilt hier, ein Menſchenleben zu retten ſprach Heinrich.
Richter iſt unrettbar verloren, wenn er noch jahrelang hier in der Ge=
fangenſchaft
zubringen muß. Es iſt ein langſames Morden für ihn. Tag
für Tag wird ſein ſo reicher Geiſt abgeſtumpft und vernichtet werden,
ſein Körper wird das Alles vielleicht überwinden, allein wenn er endlich
die Freiheit wieder erlangt, wird er derſelbe Menſch nicht mehr ſein-
dann
iſt er geiſtig todt und verloren - ich kenne ihn jal
Grete warf ein, daß Richter die Straſe ſchon ſeit längerer Zeit mit
größter Ruhe und Ergebung ertragen habe, daß aus ſeinen Augen nicht
mehr die dumpfe Verzweiflung, wie im Anfang, ſpreche.
Und weißt Du, weshalb er die Gefangenſchaft mit dieſer Ruhe
ertragen hatzu rief Heinrich. Hier in der Citadelle iſt für ſein Herz
ein neues Leben aufgegangen - er hat all' ſeine Schmerzen durch eine
Hoffnung berauſcht und verſcheucht, ein Stern hat ihm hier geleuchtet,
der ſeinen gequälten Geiſt mit neuem Licht erfüllt. An dieſer Hoffnung
hat er gezehrt, wie ein Kranker an der Hoffnung auf Geneſung. Deshalb
hat er Alles ſo ruhig ertragen, deshalb fühlte er ſich hier ſo glücklich,
als ein Gefangener ſich fühlen kann.
Grete verſtand ihn nicht. Fragend blickte ſie ihn an.
Du kennſt dieſen Stern nicht fuhr Heinrich fort. Du warſt es!
Er liebt Dich, und die Liebe zu Dir nährte Hoffnungen und Wünſche in
ſeinem Herzen.
Ein leichtes Roth ſchoß über Grete's Wangen hin.
Hat er Dir dies geſtanden?u fragte ſie.
Rein - er verſchließt mir dieſe Regung ſeines Herzens, ich habe
ihn indeß durchſchaut. Ich weiß, daß er Dich liebt. Er wies mein An=
erbieten
, ihm zur Flucht behülflich zu ſein, Anfangs zurück nur weil er
ſich von Dir nicht trennen mochte. Deine Nähe in der Gefangenſchaft
war ihm lieber, als ſelſt die Freiheit. Da ſagte ich ihm, daß Du mein
ſeieſt. Erſchreckt, ſtarr richtete er das Auge auf mich. Ich ſah, wie un=
endlich
er durch das eine Wort litt, obſchon er es zu verbergen ſuchte,
ich ſah, daß mit einem Male jedes Lebens Hoffnung von ihm gewichen
war. Jetzt klammerte er ſich an dem Gedanken der Flucht feſt und nahm
mein Anerbieten, ihm zu derſelben behülflich zu ſein, an. - Grete, wenn
Richter hier bleibt, wenn wir ihm nicht zur Flucht behülflich ſind wenn
er nicht bald die Freiheit erlangt, dann befürchte ich, daß Wahnſinn ſeinen
Geiſt umfangen wird. Es gilt hier, ein Leben zu retten!
Mein Vater wird heftig erzürnt werden, wenn er erfährt, daß wir
ihm zur Flucht behülflich geweſen ſind warf Grete ein.
Gewiß wird er heftig werden=, fuhr Heinrich fort, allein Du lennſt

[ ][  ]

120
N.30.
werden den erſten Sturm, wenn er über uns hereinbricht, mit Ruhe er= in Johann's Gala=Uniorm ſeine Reiſe fortzuſetzen."
tragen müſſen
dann überlaß Alles mir. In wenigen Tagen will ich
Deinen Vater völlig beruhigen - ich kenne ihn ja genauer, als er ſich denken. Heinrich verließ ſie.
ſelbſt kennt! - Steh mir bei, Mädchen! Wir thun ein gutes Werk,
und ſicherlich wird es einſt unſer Glück erhöhen, wenn wir uns ſagen Wohnung des Kommandanten. Heinrich hatte mit ſeinem Onkel ſchon im
können, daß wir einem Menſchen, der für eine einzige unüberlegte Hand= Voraus ein Glas Wein getrunken, und der Alte befand ſich in der
lung ſo ſchwer büßen muß, das Leben gerettet haben
Grete ſtimmte endlich bei, und zuſammen beriethen ſie den Plan,
durch welchen ſie Richter die Freiheit verſchaffen wollten.
Ungefähr vierzehn Tage waren verfloſſen.
Der Wirth des Kronprinzen in der Stadt hatte einen Ball veran=
ſtaltet
, an welchem die ſämmtlichen Honorationen Theil nahmen. Der
Kommandant war zwar von ſolchen Vergnügungen kein Freund, denn er
behauptete, das Tanzen ſei das widerſinnigſte Vergnügen; wer ſich Be=
das
ſei noch zuträglicher, trotzdem hatte er Grete's Bitten, an dem Balle Setzung eines Braukeſſels zu nehmen.: Bei dieſem Anlaſſe bemerſten
Theil zu nehmen, nicht widerſtehen können. Er war überhaupt ſeit ſ ſie, wie der durch die benachbarte Behauſung des Stoffel Schnauber
war in Erfüllung gegangen. Die beiden jungen Leute liebten ſich auf hörten und ebeuſo fiel ihnen ein Braukeſſel auf, deſſen Exiſtenz nicht zur
das Innigſte, und er konnte die feſte Ueberzeugung hegen, daß Grete legalen Anzeige gekommen war. Schnauber wurte deßhalb vorgeladen,
glücklich werde.
vorbereitet und alle Vorkehrungen zu derſelben bereits getroffen.
ſeiner mächtigen, wenn auch alten Staatskutſche in die Stadt zu fohren, Himmel abzuführen gehörte.
um den Bewohnern derſelben einen Begriff von ſeiner Wichtigkeit zu
trug, ſich hinten auf die Kutſche ſtellen und all' ſeine Geſchicklichkeit auf= äber angedeutet wurde, daß ein Schwarzfärber ein ſtetiges Feuer nicht
bieten, um auf dem heftig ſchaukelnden Standpunkte feſt zu ſteher.
zu bezweifeln, daß er gelingen werde. Johann ſollte an dem Abende zu willig und ſcheuet ſich nicht, in Anweſenheit E. E. Raths völligem Col=
Haus bleiben, Heinrich hatte ſich heimlich des feſtlichen Lakaien=Anzuges legio, Herrn Johann Kuhlmann das älteſt Rathsmitglied anzufahren, er
bemächtigt, und in dieſem Anzuge ſollte Richter, wenn die alte Kutſche ſei ihm ſehr aufſätzig und über ihn verbittert, ſollte ihn einmal des
mit dem Kommandanten und ſeiner Familie durch die Eitadelle hinfuhr, Venderlohns bezahle. Hierauf ward ihm der Beſcheidenheit ſich
hinten auf dieſelbe ſpringen und ſo in Johanns Stelle und Rolle unge= zu gebrauche und ſein damit verdiente Straf geſagt."
hindert aus der Feſtung entkommen.
Das Thor, unter welchem der Wachtpoſten ſtand, wurde ohnehin nur
durch eine Laterne ſpärlich erleuchtet, und es war vorauszuſetzen, daß der
Poſten auf die Kutſche des Kommandanten nicht ein ſcharfes Auge haben
werde, da der Gedanke, der Kommandant werde ſelbſt einen ſeiner Ge= Vo=
fangenen
zur Citadelle hinausfahren, dem Kopfe eines gewöhnlichen Sol=
daten viel zu fern lag.

In Heinrich's Kopf war dieſer Plan entſtanden. Derſelbe erſchien
ihm ſo luſtig, daß er ſogleich daran feſthielt, es war ohnehin für Richter
die wenigſte Gefahr damit verbunden.

Der Abend des Balls brach endlich herein. Der Kommandant halte
noch einmal die ganze Eitabelle durchwandert und inſpizirt - es war
Alles in Ordnung. Heinrich hatte ihn begleitet. Beide waren in hei=

terſter Stimmung.
Heinrich begab ſich in Grete's Zimmer
er traf ſie allein. Auf=
geregt eilte ſie ihm entgegen. Sie befand ſich doch in einer größeren
Unruhe, als ſie vermuthet hatte.
Wird Richter heute Abend noch fliehen Pu fragte ſie haſtig.
Gewiß! entgegnete Heinrich heiter. Alles, was zu ſeiner Flucht Einer Weibsperſon
erforderlich iſt, iſt vorbereitekt und in beſier Ordnung. Die Gala=niſorm Von Michaeltag bis uff Petritag einer Mannsperſon
Johann's iſt bereits in ſeiner Kaſematte, und ich bin überzeugt, daß er
ſich ſehr ſtattich darin ausnehmen wird. Schade, daß wir nicht Zeit) Brod zu dem Lohn gibt.
haben, ihn darin zu bewundern.
Wie wird er aus der Kaſematte gelangen 21 warf Grete ein.
Durch die Thür. Er ſoll nicht, wie ein Dieb, aus dem Fenſter Einer Weibsperſon
ſpringen - dies macht außerdem das ungewöhnlich ſtarke Eiſengiter ! Von Michaelistag bis uff Petritag einer Mannsperſon
daran unmöglich. Ich habe den Riegel von außen zurück geſchoben,. habe Einer Weibsperſon
mir den Schlüſſel verſchafft und die Thür aufgeſchloſſen, ungehindert
kann er die Kaſematte verlaſſen. Hinter einem Holzſtoß erwartet er uns, beneben einem Trunk Bier um 4 Uhr, nach Mittag, doch zu
bis wir in dem Wagen an ihm vorüberfahren.
Mir ſchlägt das Herz ſchneller, je näher der Augenblick kommt.
Ich befürchte, daß ich mich durch meine Unruhe verrathen werde."
Sei ruhig, mein Schatz. Wir können heute Abend doppelt heiter Von Petri=Stuhlfeier bis uff Michaelis einer Mannsperſon. 4
ſein, weil wir ein Menſchenleben gerettet haben. Sieh mir in's Auge Einer Weibsperſon
ich hege keine Furcht. Dein Bater wird morgen früh eine etwas um= Von Michaelistag bis uff Petri einer Mannsperſon
gemüthliche Laune entwickeln - das iſt Alles. Bis dahin hat Richter Einer Weibsperſon
Zeit genug gehabt, in Sicherheit zu kommen. Ich habe ihn mit Geld
hinreichend verſehen und ihm vor dem Thor einen Ort bezeichnet wo er l Arbeit gehen auch über eine Stunde nicht undere.

ſein gutes Herz. Er wird im Stillen Richter die Freiheit gönnen. Wir, einen paſſenden Anzug finden wird, denn ich kann ihm nichtkzumuthen,
Grete's Mutter trat ein und ermahnte ſie, an ihre Ball=Toilette zu
Ungefähr eine Stunde ſpäter hielt die alte Staatskutſche vor der
heiterſten Laune. Scherzend trieb er ſeine Frau und Tochter zur Eile an.
(Fortſetzung folgt)

Ordnung der Taglöhner zu Darmſtadt anno 1631.

Korn zu mehen, ohne des Herrn Koſt 12 ſchneiden
18 Häfer zu mehen 5 Gerſten zu ſchneiden 20 Gras zu mehen 10 Weinbergk zu Winterhacken 13 raumen 10 ſchneiden
30 hacken
32 zuziehen
13 Pfehl zu ſtecken
5

Darmſtädter hiſtoriſche Rleinigkeiten.
Mitgetheilt von M.
21. Eine ſtadträthliche Commiſſion.
Im Jahre 1649 begaben ſich einige Mitglieder des Stadtraths in
wegung machen wolle, möge einige Stunden im Paradeſchrilt epereiren, des Bierbrauer Carl Heißer Behauſung, um einen Augenſchein wegen
Grete's Verlobung in der luſtigſten Laune, denn ſein liebſter Wunſch l ziehende Flurgraben Unreinigkeiten in ſich führe, welche nicht dahin ge=
Heinrich und Grete ſahen dem Abend des Balls mit wachſender Un= um ſich wegen ſolcher Geſetzwidrigleiten zu verantworten. Die Flur=
geduld
entgegen, denn für dieſen Abend hatten ſie die Flucht Richter's grabenſache betreffend, erllärt er, er habe einen Schweinſtall, deſſen Waſſer
und Unrath durch den Flurgraben abflöße und er könne dieß nicht ab=
ändern
. Hierauf ward ihm eine ſtraff reſervirt und ſolches zu ändern
Bei ſölcher Gelegenheit, wie der Ball ſie darbot, pflegte Pletzer in ) beſohlen, denn im Flurgraben nichts mehr, als das Waſſer vom
Den verdächtigen Braukeſſel betreffend erklärte Schnauber, es hake
geben. Zuweilen mußte Johann ſogar in einem gleichfalls ziemlich ver= ein Schwarzfärber ſein Färbhaus alda gehabt, er halte alſo dafür, daß
alteten Lakaien=Anzuge, den er nur bei ſolchen feierlichen Veranlaſſungen er ſeine hergebrachte Feuerſtätten darin zu erblicken habe. Als ihm
Hierauf war der ganze Plan der Flucht gebaut, und es war kaum nöthig habe, keineswegs aber eine Malzdoͤrre brauche, wie ſie ſich hier
finde, da wurde Schnauber auf ſolches Vorhalten ganz erhitzt und un=

Borrechts Arbeiter wenn man den Taglöhnern kein Käß
und Brod pflegt zu geben.
Einer Mannsperſon von Petri bis uff Michaelis
7
4 4
6
einer Weibsperſon
5
Vorrechts zu arbeiten, da man den Taglöhnern ein Küſe=
Von Petri bis uff Michaelis einer Mannsperſon.
6

4
20
Und ſoll vor dißmahls ein Käß und Brod Sommerszeit
keiner rechten Mahlzeit bis uff Wiederabſchaffen gegeben werden.
Was man den Taglöhnern geben ſoll, wenn ſie in des
Herrn Koſt arbeiten:
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Und ſollen jederzeit bey Thor=auf und =zuſchließen an= und von der

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.