Beillage
zum
Darmſtädter Frag= und Anzeige=Blatt.
1867.
Dienſtag den 23. Juli
N. 20.
Das Frag= und Anzeigeblatt, die Beilare hierzu, ſowie das Verordnungsblatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wöchentlich; Erſteres Samſtags. die Beilage
Dienſtags und Letteres Vonnerſtags. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Pöſtämtern abonniren. In Darmſtadt bei
der Expedition, Rheinſtraße Nr. 23 neu.
Victualienpreiſe vom 22. bis 28. Juli 1867.
9. Der Ochſenmetzger.
Ochſenfleiſch das Pfund.
Riekenſett das Pfund
Enes, Herbert, Ch. Nungeſſer, Schuchmann,
Keller
bei Lindenſtruht, Levi u. Altheimer
Gchſenleber das Pfund
Geſagener Bruſthern bei L. Lautz, Schuchmann
20
24
20
18
10
20
b. Der Rindsmetzger.
Ochſenfleiſch das Pfund
.
Auh. oder Rindſteiſch das Pfund.
Nierenſett,
bei Hiſſerich Wtwe.
Leber voll Ochſen, Kuͤhen oder Rindern das Pf.
19
19
24
18
10
C. Der Kalbs= und Hammelsmetzger.
Kalbfleiſch das Pfund
bei Guckenheimer 15 kr., D. Cgner.
Hammelſleiſch das Pfund
bei Guckenheimer 1444 kr., bei O. Cguer
16½
15½
16½
16
Feilſchaften:
Hammelfleiſch Bruſt und Hals bei Reuter
14 kr., Phe Arnheiter, G. Dreſſel, L. Maas
und L. Rummelb
Hammelsſett das Pfund
bei Güntrum 28 kr., G. Müller, P.
Arn=
heiter, Dreſſel, Hein und Dandt:
kr.
14½
28
24
d. Der Schweinemetzger.
Leberwurſt das Pfund
bei Bundſchuh, Hübner
bei Herdt, A. Herweg, Joſt, Linz, Merz,
Vauer, Wörler und Zimmer:
Llutwurſt das Pfund
.
Gemiſchit wurſt das Pfund
bei Ewald, Friedrich Fuchs, Hübner,
P. Schmidt, Hundſchuh, Dietz u. Wörner
Annerkung. Bei einer Quantität Fleich von 10 Pfd.
dürfen im ſteigenden und fallenden Berhältniß nicht
mehr a13 1⁄. Ffund guzabe befindlich ſeilier
25
18
22
3.
3
6
Schweineſleiſch das Pfund
Schinken das Pfund
Vörrſleiſch das Pfund
bei Fuchs, Hübner, Rühl A. Herwegh,
Joſt, Friedrich, Linz und Merz
Geraͤucherte Kinnbächen das Pfund
bei Friedrich Joſt, Wörner und Zimmer.
bei Rühl und Bauer
Speck das Pfund
.
Schmatz das Pfund
1
Unausgelaſſen
Gratwurſt das Pfund
bei Hübner, Herdt, Dietz, A. Herweg, Joſt,
Linz, Merz, Wörner und Zimmer:
19
28
28
26
20
24
2⁄₈
28
28
28
24
26
L. Der Bücker.
Gemiſchtes Lrod 5 Pfd. beſteh. aus ½.
Weiß=
desgleichen 2½ „
und ⁄₄ Rogyenmehl.
Roggenbrod...5 Pfd. beſteh. aus 5.
Kern=
desgleichen 2½ und ⁄₄ Roggenmehl.
Gemiſchtes Brod in hleinen Laiben 5 Loth 2O.
Waſſerweck 4 Loth für
Milchbrod 3 Loth für
Franz. Milchbrod 3 Loth für .
26
13
24
12
1
k. Der Bierbrauer.
Lagerbier.
16
4361)
B e k a n n t m a ch u n g.
Für das ſtädtiſche Hospital wird ein lediger Portier geſucht.
Bewerber wollen ſich bis zum 29. d. Mts., unter Vorlegung ihrer Zeugniſſe, ſchriftlich bei
dem Hospitalmeiſter anmelden.
Darmſtadt, den 17. Juli 1867.
Die Hospital=Commiſſion.
Fuchs.
Verſteigerungen.
4366) Pferde=Verſteigerung.
Freitag den 26. und Montag den 29. d. Mts.
des Vormittags von 10 Uhr an werden in der
Artillerie=Caſerne dahier eine größere Anzahl
verſtellt geweſener Zugpferde gegen baare Zahlung
öffentlich verſteigert.
Beſſungen, den 16. Juli 1867.
Großherzoglicher Verwaltungsrath des
Groß=
herzoglichen Artillerie=Corps.
Seederer, Oberſt.
4461) Bekanntmachung.
Nächſten Mittwochden 24. Juli
Vor=
mittags 9 Uhr läßt Frau Poſiſtallmeiſter
Wiener von hier das Heugras von etwa 2½ Morgen
Wieſen anderweit an den Meiſtbietenden
ver=
ſteigern.
Zuſammenkunft an der Eiſenſchmelze.
Der Vorſteher
Großherzoglichen Ortsgerichts Darmſtadt.
Verntheiſel.
4462)
Bekanntmachung.
Nächſten Donnerſtag den 25. Juli d. J.
Vormittags 9 Uhr ſollen die dem Gaſtwirth
Urff gehörigen Mobilien, beſtehend in 120
Strohſtuͤhlen, Bettladen, Seegrasmatratzen,
Stroh=
matratzen, Polſter, Plümeau's, Kiſſen,
Waſch=
tiſchen, Tiſchen und Spiegeln in Gold= u.
Holz=
rahmen, in deſſen Wohnung: Heiliger
Kreuz=
berg, öffentlich an den Meiſtbietenden gegen
gleich baare Zahlung verſteigert werden.
Darmſtadt, den 22. Juli 1867.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Der Vorſteher:
Berntheiſel.
4463) Verſteigerungs=Anzeige.
Donnerſtag den 25. Juli Vormittags um
9 Uhr ſollen in der Carlsſtraße im Hauſe Nr. 87
die der Georg Wilhelm Geher I. Wittwe
ge=
hörigen Gegenſtände: Bettwerk, Möbel, Keller=
und Küchengeräthſchaften, eine Parthie Brenn=
holz öffentlich gegen baare Zahlung verſteigert
werden.
Beſſungen, den 20. Juli 1867.
Der Vorſteher
Großherzoglichen Ortsgerichts Beſſungen.
Demmel.
4464) ſHofheim.) Die Lieferung von
1) 4000 Ellen ungebleichtem Hanfleinen,
2) 200 Pfund Hanf,
3) 300 „ Roßhaaren,
4) 300 „ Seife,
5)
2 Ohm geläutertem Oel,
6) 2
Petroleum,
„
500 Pfund Melis,
8) 600 „ Reis,
9) 200 „ Sago,
10) 290 „ Nudeln,
grünen Kern,
11) 200 „
ſoll auf dem Soumiſſionswege vergeben werden.
Offerten unter Anfügnng von Muſtern ſind bis
zum 1. des nächſten Monats und zwar
abge=
ſondert für jeden einzelnen
Gegen=
ſtand portofrei bei der unterzeichneten Stelle
einzureichen.
Hofheim, am 19. Juli 1867.
Großherzogliches Hospital=Rentamt.
Dittmar.
30
114
4374)
. 29
Gartenverſteigerung im Soder.
fl. kr.
anſchlagt, wie folgt:
3557 49
Erd= und Maurerarbeit
823 47
Steinhauerarbeit
1930 23
Zimmerarbeit
1161 44
Dachdeckerarbeit
206 31
Schreinerarbeit.
Glaſerarbeit
191 35
Schloſſerarbeit
2092 30
227 48
Tüncherarbeit
113 49
Pflaſtererarbeit
Zuſammen 10305 56
Die Pläne, der Koſtenanſchlag und das
Be=
dingnißheft für dieſe Vergebung ſind auf dem
Büreau des Sections=Ingenieurs zu Darmſtadt
zur Einſicht der Uebernahmsluſtigen aufgelegt
und wollen die betreffenden Submiſſionen
läng=
ſtens bis zum 27. Juli l. J. Vormittags 10 Uhr
auf dem Secretariate des Verwaltungsrathes der
Ludwigsbahn abgegeben werden, wobei auf dem
Um=
ſchlage zu bemerken iſt: „Submiſſion von
Arbeiten in der Station Biſchofsheim”.
Mainz, den 19. Juli 1867.
Im Auftrage des Verwaltungsrathes:
Der Ober=Ingenieur:
J. Kramer.
4465)
245 Klafter, mit Gartenhaus, Geräthhäuschen, einer Pumpe verſehen, ſoll Donnerſtag den 25. d. M.
Vormittags um 10 Uhr an Ort und Stelle an die Meiſtbietenden mit unbedingtem Zuſchlag
verſteigert werden. Zuſammenkunft bei Wirth Burckhardt im Soder.
Feilgebotenes.
Heſſiſche Ludwigsbahn=Geſellſchaft.
Main=Rhein=Bahn.
693) Ein in dem ſchönſten mittleren Theile
der Neuſtadt gelegenes Haus iſt billig zu ver=
Vergebung von Bauarbeiten.
Die zur Erbauung eines Stalles in der ( kaufen. Nähere Auskunft ertheilt J. Gerſt.
Station Biſchofsheim erforderlichen unten näher
Brennholz=Verkauf
bezeichneten Bauarbeiten ſollen auf dem
Sub=
miſſionswege an den Wenigſtfordernden vergeben
u. unter deu Waſchkeſſel.
werden. Die zu vergebenden Arbeiten ſind ver=
Nr. 47 in der unteren Rheinſtraße
iſt frei au's Haus geliefert gegen baare
Zahlung zu haben:
Tannenſcheitholz I.Cl. pro Stecken fl. 7. 30.
Daſſelbe
II. Cl. pro Stecken fl. 7.
10 Stück Tannen=Wellen 40 kr.
Die Scheitholzſorten werden auch klein
E
gemacht in ½ und 1 Stecken abgegeben. (4041
4344) Ancarnat, Wicken, ewigen
Hleesamen, ſowie lange Sorte Weiss.
rübsanen empfiehlt billigſt
Louis Wiul,
neben der Stadtkirche.
4348) Ein ſchöner Pudel billig abzugeben.
Soderſtraße 19.
4466) Ein Stück Klee im Soder iſt zu
verkaufen. Carlsſtraße Nr. 2.
Reine Saſtwicken und Jucarnat
4467) empfiehlt Aug. Graß, Pädagogſtr. 2.
4468) Ein Rollwägelchen für Kranke,
leicht zu drücken, wird billig abgegeben.
Mühl=
ſtraße 68 neu bei Fuchs, LehrersWittwe.
4099)
ADOIOM
für 8, 9, 10 Kreuzer ſind wieder in großen Parthien vorräthig.
C. Hochstdtter &am Söhne,
Fahrtenpläne des Commerdieuſtes 1867
der Main=Rhein=Bahn, — Main=Neckar=Bahn, — Main=Weſerbahn, — Maximiliansbahn, -
Offenbacher=Bahn, — Frankfurt=Homburger=Bahn, - Hanauer=Aſchaffenburger Bahn,
Taunus=Bahn, - Bad. Bahn, -— Herz. Naſſauiſche Staatsbahn, - Württemberg. Staatsbahn,
Heſſiſchen u. Pfälziſchen Ludwigsbahn, — Rhein=Nahe=Bahn, - der Paris=Straßburger=
Bahn, — Badiſchen Odenwald=Bahn, — Linksmainiſchen Bahn, — Gießen=Deutzer=
Bahn, - in Briefformat, zu 6 kr. das Stück ſind in der G. Jonghaus'ſchen
Hofbuchhandlung, ſowie auf unſerem Comptoir zu haben.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
4469) Gegen das Ausfallen der Haare
Eau de quiuine toniaue
Ludwigsplatz,
bei Friſeur
neben Hrn. Roſenheim.
Schäfer.
4470) Bei P. Zimmermann in der
Kies=
ſtraße ſind gute Frühkartoffeln zu haben.
F
3 Incarnat= u. ewigen
Kleeſamen empfieht.
Lud. Heyl Sohn, Holzſtraze.
Vermiethungen.
2987) Beſſunger Carlsſtraße Nr. 5 parterre
iſt ein freundliches vollſtändig möblirtes Zimmer
zu vermiethen und gleich zu beziehen.
3864) Alexanderſtraße 13 ſind 2
ineinander=
gehende Zimmer mit oder ohne Möbel zu
ver=
miethen und ſogleich zu beziehen.
4045) Ein ſchönes, neu decorirtes
Lo=
gis, beſtehend aus 4-6 Zimmern nebſt allen
Bequemlichkeiten, iſt zu vermiethen und baldigſt
zu beziehen Kranichſteinerſtraße Nr. 51.
4046) Stallung für 3 Pferde zu
ver=
miethen. Frankfurter Straße Nr. 3 neben dem
Salz=Magazin.
4123) Zwei ſchöne Zimmer im Vorderhaus
obere Eliſabethenſtraße Nr. 22 zu vermiethen.
4209) Eck der Promenaden= und Fabrikſtraße
Nr. 10 iſt die Wohnung im dritten Stock,
be=
ſtehend aus 6 Zimmern, Manſarde, Magdkammer,
2 Bodenkammern, Küche, Keller u. ſ. w., per
1. October d. J. zu vermiethen.— Nähere
Aus=
kunft ertheilt Herr Hofrath Dr. Künzel im
unteren Stock.
4153) Pferdeſtallungen und
Kellerräume
ſind zu vermiethen bei G. G. Lange,
in der unteren Rheinſtraße.
4.
4r4196) Ein freundſiches Looid, 8Pieken
8 mit oder ohne Stallung, Remiſe, Kutſcher=
H ſtube u. Heuboden ꝛc., Frankfurterſtraße 7.
4292) Ecke der Hügel= und
Zimmer=
ſtraße Nr. 11 iſt ein Manſarden=Logis
beſtehend aus 2 Zimmern, 2 Kammern,
Küche und allen Bequemlichkeiten zu
ver=
miethen. Das Nähere bei der Exp. d. Bl.
4329) Bei G. G. Lange in der
Rheinſtraße, für Arbeiter an der
Eiſenbahn, ein freundliches Dachlogis von
1 Zimmer, Cabinet, Küche, Keller u. ſ. w.
4417) Im 3. Stock meines neuen Hauſes
(Eck der Wilhelminen= u. Heinrichſtraße) Stube
und Cabinet an einen ledigen Herrn vom 1.
Auguſt an zu vermiethen.
Eigenbrodt.
PAATAAAAAARRUARRTERARAPN
K 4472) Beſſunger Carlsſtraße Nr. 378
E iſt ein ſchönes vollſtändiges Logis an
H eine ſtille Familie zu vermiethen.
Vermiſchte Nachrichten.
4473) Ich wohne vom 24. Juli an in
meinem neuen Hauſe in der
Heinrich=
ſtraße.
Eigenbrodt,
Hofgerichts=Advokat.
6 Maſchinenſchloſſer, welche im
Feilen ſehr geübt ſind, finden dauernde
Beſchäfti=
gung bei Franz Anton Hoch,
Fabrik für Schubleeren und Winkel,
4441)
Aſchaffenburg.
4451)
Krankenwägelchen
zum Drücken geſucht.
4358) Eine Krankenwürterin wird geſucht.
Mathildenplatz Nr. 3.
5O in Schreinergeſelle, der ſowohl Möbel=
8
als Bauarbeit ſelbſtſtändig zu fertigen
⁄2⁄₈
C verſteht, ſucht Beſchäftigung. Näheres
bei Herrn Lehrer Joſt in Eberſtadt.
4475) Ein kleiner Garten zu kaufen
ge=
ſucht. Näheres in der Expedition.
4476) Am Montag den 22. d. Morgens wurde
ein Päckchen, 1 ſeidene Halsbinde, 1 Taſchentuch,
1 Paar wildlederne Handſchuhe und 1 Paar
blau=
graue Socken enthaltend, vom Beſſunger
Herrn=
garten, Ludwigsweg bis zum alten Eberſtädter
Weg verloren. Der Finder wird gebeten, daſſelbe
gegen angemeſſene Belohnung bei Hrn. Wilhelm
Wißmann in Beſſungen abzugeben.
p.
Rhein=Dampfſchifffahrt.
Kölniſche und Düſſeldorfer Geſellſchaft.
Fahrplan vom 6. Juni 1867 ab.
Abfahrten von Mainz (Caſtel):
Morgens 7. 9. 3½ 10½ u. Mittags 12 bis Cöln.
Nachm. 3 bis Linz, Abends 6 bis Bingen.
Fahrt 10½ Mont. u. Mittw. bis Arnheim,
Sonnt., Dienſt., Donnerſt., Freit. und
Samſtag bis Rotterdam (London).
Morgens 5½ u. Nachm. 2 bis Mannheim.
Die Fahrt um 9 Uhr wird durch die neu
er=
bauten Dampfboote „Humboldt= und „
Friede=
ausgeführt.
(4176
N. 29
m.
br=
⁷.
ber.
der
Coſſe Streiche.
Erzählung von F.
Gortſetzung.)
Plötzlich ſprang er auf. War er nicht ein Thor, daß er Glück und
Leben nur bei dem einen Weſen ſuchte? War es nicht vernünftiger, er
ſchüttelte die thörichten Gedanken ab, miſchte ſich in das luſtige Leben
dort auf der Wieſe, genoß, was das Leben ihm entgegenbrachte - er
war ja jung und reich — Tauſende beneideten ihn darum. Weshalb
wollte er nicht, einem Schmetterlinge gleich, von einer Lebensfreude zur
andern flattern das Genoſſene vergeſſen und nur dem zu Genießenden
entgegeneilen ?
Schon hatte er den Hut ergriffen, um zu den Menſchen auf der
Wieſe zu eilen, er blieb dennoch ſtehen. Durch ſein Herz zuckte es hin,
daß er nicht unter Luſtige tauge - denn das Vergeſſen lag ja nicht in
ſeiner Macht.
Der Nachmittag war längſt hereingebrochen, als er langſam zur
Stadt zurückkehrte.
Der Kommandant empfing ihn mit einer Fluth von Vorwürfen und
„3
Fragen, er hatte keine Ahnung, was ihn fortgetrieben hatte.
„Ich wollte den blauen Himmel genießen”, bemerkte Heinrich auf die
Fragen ſeines Onkels.
„Da haben wir den Unſinn= rief der Kommandant polternd.
„Will den Himmel genießen, und läßt deshalb das Mittagseſſen im
Stich! Als ob Du hier von den Wällen aus nicht mehr Himmel ſehen
könnteſt, als nöthig iſt! Mir iſt mein Lebtag ſolch toller Einfall, den
Himmel genießen zu wollen, nicht durch den Kopf gefahren! Eine
Flaſche Wein iſt mir ſtets lieber geweſen, das iſt etwas Reelles! Ich
habe Dir indeß ſchon mehr als einmal geſagt, das verdammte Reiſen
iſt an Allem Schuld””
„Du haſt Recht” ſprach Heinrich ernſt, „das Reiſen iſt daran
Schuld! Ich gäbe viel darum, wenn ich nicht gereiſt wäre, aber trotzdem
werde ich wieder reiſen - bald - morgen ſchon - es zieht mich mit
Gewalt fort.
Pletzer trat erſchreckt einen Schritt zurück.
Wenn eine der ungeladenen Kanonen auf den Wällen plötzlich ſich
entladen hätte, ſo würde ihn dies in nicht größeres Erſtaunen verſetzt
haben, als Heinrich's Worte.
„Morgen abreiſenlu rief er, und ſeine Augen wurden noch einmal
ſo groß. „Abreiſenzu wiederholte er noch einmal. „Heinrich, du biſt
wahrhaftig toll - ganz toll!
„Ich befürchte es zu werden, und deshalb
deshalb muß ich
morgen fort!u rief Heinrich und eilte fort in ſein Zimmer.
Einige Sekunden lang blickte der Kommandant ihm verwundert nach.
Er wollte ihm nacheilen und ihm ſagen, daß er wirklich unheilbar toll
ſein müſſe - er that es nicht. Eine kräftige Verwünſchung auf alle
Reiſen vor ſich hin murmelnd, ſchritt er in der Citadelle auf und ab.
Sein Auge glitt unwillig über die aufgethürmten Kugelphramiden, über
die Kanonen und die Pulverwagen - er ſuchte nach irgend einem
Gegen=
ſtand, an dem er den Unwillen und die Aufregung, welche in ihm tobten,
auslaſſen könne, allein die Kugeln lagen in untadelhafter Ordnung da,
die Kanonen ſtanden regelrecht und die wenigen Soldaten der Beſatzung
wichen ihm ſchon von fern aus, denn ſie erkannten an ſeinem haſtigen
Gange, daß er ſich in einer ungemüthlichen Stimmung befand.
Früher als gewöhnlich, begab er ſich an dieſem Abend in die Stadt
zum Kronprinzen, um ſeinen Unwillen in Bier zu ertränken. Er hatte an
Heinrich's Zimmerthür angepocht - dieſe war verſchloſſen, Heinrich hatte
nicht geantwortet.
Früh am andern Morgen ſtand Heinrich, nach einer ſchlaflos
durch=
wachten Nacht, an dem geöffneten Fenſter und blickte in den kleinen
Garten. Die Sonne warf ihre Strahlen auf die Blumen und Beete ſo
friedlich und ruhig - was wußte ſie freilich von den Qualen eines
Menſchenherzens?
Sein Entſchluß, abzureiſen, ſtand feſt. Was ſollte er noch hier
Ruhe würde er doch nicht gefunden haben.
Da ſah er Grete in einem leichten Morgengewande in den Garten
treten. Er wollte zurückweichen vom Fenſter, allein ſie hatte ihn bereits
bemerkt. Sie rief ihm einen Gruß zu und forderte ihn auf, zu ihr in
den Garten zu kommen. Er folgte der Aufforderung, denn einmal mußte
er ſie noch ſprechen - allein — ehe er vielleicht für immer von ihr ſchied.
Mit pochendem Herzen trat er vor das Mädchen hin - ſie erſchien
ihm ſchöner als je.
„Heinrichl ſprach ſie, und ihre Stimme bebte leiſe, „der Vater hat
mir geſagt, daß Du uns verlaſſen wollteſt. Iſt das wahr? Ich kann
es - ich will es nicht glauben!
115
„Es iſt wahr” entgegnete Heinrich. Sein Auge wich ihrem Blicke
aus, den ſie auf ihn gerichtet hatte.
„ Und weßhalb willſt Du uns ſo ſchnell verlaſſen zu fragte Grete.
„Dring nicht in mich: wehrte Heinrich ab. „Laß mich ruhig reiſen
es iſt am beſten für mich, es muß ſein!
„Damit laſſe ich mich nicht zurückweiſen. Komm mit in die Laube
wir haben ſo gemüthliche Stunden dort bereits erlebt - dort ſollſt
Du mir ſagen, weßhalb Du abreiſen willſt!
Sie erfaßte Heinrich's Arm und zog ihn mit ſich in die Laube.
Er folgte ihr willenlos. Sie ſtand dicht vor ihm und blickte ihm in's
Auge.
„Nun ſage mir weßhalb Du fortreiſen willſt” wiederholte ſie.
„Der Vater iſt erbittert auf Dich — er ſagt, nur Deine unglückliche
Reiſeluſt ſei Schuld daran - ich glaube ihm nicht, denn ich kenne Dich
beſſer. Jetzt ſprich, Heinrich."
„Was ſoll ich hierl” rief er. „Es iſt am beſten für mich, wenn
ich reiſe!
„Deine Worte klingen für uns nicht ſchmeichelhaft” erwiderte Grete
mit erzwungenem Lächeln, nich bin indeß nicht empfindlich und faſſe ſie
nur als einen Ausdruck Deiner Aufregung auf; allein, Heinrich, Deine
Aufregung ſelbſt ſcheint durch einen Irrthum, durch ein Mißverſtändniß
hervorgerufen zu ſein."
Er blickte ſie fragend an.
„Ich wollte, Du hätteſt die Wahrheit geſagt" rief er, ſich immer
weniger beherrſchend. „Die Hälfte meiner Lebenszeit wollte ich dafür
hingeben. Sieh, als ich hierher kam, war mein Herz leicht und froh,
in meinem Uebermuthe hätte ich die ganze Welt auf den Kopf ſtellen
mögen. Da trateſt Du mir ſeit Jahren zum erſten Male wieder
ent=
gegen, die früheren Zeiten lebten in meiner Erinnerung wieder auf
oh: er ſtrich mit der Hand über ſeine Stirn hin, nhier - hier in der
Laube habe ich unausſprechlich glückliche Stunden an Deiner Seite
ver=
lebt, ich träumte von einer glücklichen Zukunft, ich wiegte mich in ſüßen
Hoffnungen — Thorheit war Allesl Ich bin erwacht, ich ſehe, daß
Alles vernichtet iſt, was ich hoffte - deßhalb treibt es mich fort von
hier, deßhalb!=
Grete's Wangen hatten ſich geröthet, ihr Auge ſenlte ſich, ihre Hände,
welche eine Blume zerzupften, zitterten leiſe.
„ und weßhalb glaubſt Du, daß das Alles nur eine Thorheit geweſen
ſtzu fragte ſie leiſe, ohne aufzublicken.
„Weßhalb? WeßhalbLu rief er erregt. „Du verlangſt, daß ich den
letzten Schleier von meinem wunden Herzen fortziehel Ich will es thunl
Sieh, ich liebe Dich — ich liebe Dich mit einer Gluth, welche mein
Leben verzehren wird. Ich hoffte, daß Du meine Liebe erwidern, daß
Du mein werden würdeſt und das ganze Leben geſtaltete ſich in meinen
Träumen zum Paradieſe - zum Himmel! Dieſer Himmel iſt mir
ver=
nichtet, das Paradies mir zur Hölle umgeſtaltet!
„ Und wodurch iſt dieß geſchehenzu fragte Grete mit derſelben leiſen
Stimme, indem ſie haſtiger an der Blume zupfte.
„Durch Dich - durch Dich! Thorheit war mein Hoffen - denn
ich weiß, daß Du einen Anderen liebſt!=
„Einen Anderen 2u wiederholte Grete fragend, indem ſie den Blick
zu ihm aufſchlug und ihm in's Auge ſchaute. „Heinrich, wen glaubſt
Du, daß ich liebe 2”
„Richter! Ich weiß es. Auch er liebt Dich!
Ein Lächeln glitt über Grete's Geſicht hin.
„Heinrich, ich liebe ihn nichtu, ſprach ſie. „Ich habe nur das
Mit=
leid für ihn empfunden, welches ich jedem Unglücklichen geſchenkt haben
würde
„Du liebſt ihn nicht Lu unterbrach ſie Heinrich, indem er ihre Hand
krampfhaft feſt erfaßte. „Du liebſt ihn nicht ?u
„Ich liebe ihn nichts, erwiderte Grete ruhig, beſtimmt.
„Wen liebſt Du denn zu fragte Heinrich weiter. „Sprich, wen liebſt
Du! Sag die Wahrheit - von Deinem Worte hängt vas Glück oder
Unglück meines Lebens abl
Grete ſchwieg. Ihre Hand zitterte in der ſeinigen.
„Sprich - ſprichlu drängte Heinrich ungeduldig.
Noch immer ſchwieg ſie zögernd. Man ſah es ihr an, daß ſie
einen heftigen inneren Kampf beſtand. Dann ſchlug ſie die Augen auf
und blickte ihn an.
„Dich — Dich liebe ich l ſprach ſie. „Du mußt es ja längſt
wiſſen!
Heinrich zuckte erfreut zuſammen.
rief er, laut aufjubelnd, indem er ſie mit beiden
„Du liebſt mich!
Händen umſchlang. „Grete, Grete, wiederhole noch einmal das Wort,
welches mich zum glücklichſten aller Menſchen macht!
„Ich liebe Dichl” wiederholte ſie lächelnd.
„ Und Du willſt mein Weib werden - mein Weibl=
116
M. 29.
Sie nickte zuſtimmend mit dem Kopfe.
Er preßte ſie feſt an ſich und küßte ſie leidenſchaftlich, wieder und
immer wieder. Er hätte hinaufeilen mögen auf die Wälle, um ſein Glück
hinaus zu rufen in alle Welt.
„Wirſt Du heute nun noch reiſen zu fragte Grete lächelnd.
„Rein - nein! Ich bleibe bei Dir - kein Menſch ſoll mich von
Dir trennen. O, ich Thor, daß ich ſo ganz verzweifelt hatte!
Der Kommandant trat in dieſem Augenblick in den Garten. Seine
Brauen waren finſter, unwillig zuſammengezogen, er blies heftige
Rauch=
wolken aus der Meerſchaumpfeife.
Grete wand ſich aus Heinrichs Armen. Dieſer eilte dem
Komman=
danten entgegen.
„3ch bleibe - ich reiſe nicht ablu rief er, des Onkels Hand
er=
faſſend. „3ch bleibe, auch wenn Du mich jetzt nicht mehr behalten willſt.
Des Kommandanten Stirn klärte ſich mit einem Male, er blickte
Heinrich indeß noch erſtaunt an.
„Sohn ſprach er. „Biſt Du nun endlich zur Vernunft gekommen?
Haſt Du das verdammte Reiſen Dir aus dem Kopfe geſchlagen ?-
„Ich reiſe nie wiederlu verſicherte Heinrich. „Onkel, hier iſt
Je=
mand, der mich feſthält” fuhr er fort, indem er Gretes Hand erfaßte,
naber verſprich mir, daß dieſe - daß Grete's Hand mir gehören ſoll,
unſere Herzen gehören bereits einander anl Verſprich es!
Pletzer ſtand, wie aus den Wolken gefallen, da.
„Was - was 31 rief er. „Das iſt Dein Ernſt, Jungedu
„Das Glück meines Lebens hängt davon ab."
„Von dem Mädchen, dem wilden Dinge? So nimm ſiel Ich habe
ja von jeher gewünſcht, daß aus Euch ein Paar werden möchte!
Heinrich und Grete umſchloſſen ihn gleichzeitig mit den Armen.
„Aber nun, Du Blitzjunge;, ſprach er, indem er ſich faſt gewaltſam
loswand, ynun ſage mir, wie Dir geſtern der tolle Gedanken gekommen
iſt, fortzureiſen
„Ich glaubte, Grete liebe mich nicht.
„ Alſo das war esl und deshalb ſolche Tollheit! Junge, Junge,
haſt Du denn gar nicht daran gedacht, zu mir zu kommen und zu ſagen:
„Onkel, ich liebe das Mädchen und ich will, daß ſie mein wird ? Dann
waren alle Reiſegedanken unnöthig. Sieh, dann hätte ich die Ordre
er=
laſſen; daß ſie vor mir zu erſcheinen habe, und obſchon ich den feſten
Grundſatz habe, mich nie in Liebesgeſchichten zu miſchen und Grete ſelbſt
zu überlaſſen, ſich den auszuwählen, dem ſie angehören will, ſo würde ich
dennoch kommandirt haben: Hier, den nimmſt Du, und damit Punktum!
Und ich ſage hunderttauſend Millionen Schock Bomben hätten mit einem
Male platzen ſollen, wenn ſich das Mädchen geweigert hätte! Ihr junge
Brut fangt Alles verkehrt an. Ein echter Soldat rückt direkt auf die
Feſtung los. Nun, es iſt auch ſo gut! Grete, bring ihm nur das
Reiſen aus dem Kopfe!
„Ich bleibe von ſelbſt bei Dir=, flüſterte Heinrich, indem er ſie
an ſich zog.
„Run begreiſe ich auch all die Mucken, welche dem Blitzjungen in
der letzten Zeit durch den Kopf gefahren ſind! Und ich habe keine
Ahnung davon gehabt” fuhr Pletzer fort, indem er ſich vergebens
be=
mühte, die Pfeife, welche er hatte ausgehen laſſen, wieder in Brand zu
ſetzen. „Nun ſieht er wieder luſtig, wie ein vernünftiger Menſch, in die
Welt hinein! Ich hätte es kürzer gemacht! Wahrhaftig, das hätte ich
Er wandte ſich dem Hauſe zu und rief den Diener, ihm Feuer und
einige Flaſchen Wein zu bringen.
Heinrich fühlte ſich als den glücklichſten aller Menſchen. Er konnte
den Jubel, der ihn erfüllte, kaum in der Bruſt bergen. Nun er wußte,
daß Grete ihn liebte, nun ihr Herz ihm gehörte, wandte er ſeine ganze
Theilnahme wieder ſeinem unglücklichen Freunde zu und bot Alles auf,
deſſen Geſchick zu erleichtern.
Ohne Wiſſen ſeines Onkels wandte er ſich an den Arzt, der die
Sträflinge behandelte, um von ihm ein Zeugniß zu erlangen, daß
Richters Geſundheit größerer Schonung und Pflege, und namentlich die
Entfernung aus der dumpfen Kaſematte, welche er mit den übrigen
Sträflingen theilen mußte, erfordere. Der Arzt, ein milddenkender
Mann, ließ ſich dazu bewegen, als Heinrich ihm mittheilte, daß ſein
Onkel die Gewährung des Gewünſchten von ſeinem Zeugniſſe abhängig
gemacht habe.
Mit dieſem Zeugniß trat er vor Pletzer hin, um ihn an ſein
Ver=
ſprechen zu erinnern. Der Kommandant machte erſtaunte Augen, denn
dies hatte er nicht erwartet.
„Du biſt ein Spitzbube i rief er ſcherzend. „3ch will jede Wette
darauf eingehen, daß Du mit Liſt oder gar mit Gewalt dem Doktor
dies Zeugnß abgerungen haſt - ich will indeß Gnade für Recht ergehen
laſſen, will ein Auge zudrücken und Dein Verlangen erfüllen. Wird es
indeß bekannt und erhalte ich deshalb von Oben herab eine Naſe, ſo
magſt Du ſie einſtecken - ich nehme ſie nicht an”
Heinrich erklärte ſich lachend dazu bereit. Sein ganzer
Jugendüber=
muth war wiedergekehrt.
Schon am folgenden Tag erhielt Arthur eine geſundere Kaſematte
für ſich allein, und der Kommandant verſprach eine ihm und ſeiner
Bildung angemeſſenere Beſchäftigung zu gewähren. Heinrich ging zu ihm,
um ihm ein Buch zur Unterhaltung zu bringen.
Arthur trat ihm aufgeregt entgegen. Aus ſeinen Augen leuchtete eine
unverkennbare Freude.
„Wem verdanke ich dieſe günſtige Wendung meines Geſchickes ? er.
„och habe für Dich gethan, was in meinen Kräften ſtandl,
entgeg=
nete Heinrich.
„Alſo Dir k warf der Unglückliche, faſt getäuſcht, ein. Er ſchien
eine andere Antwort erwartet, zum wenigſten gewünſcht zu haben.
„Es war Alles, wozu ſich mein Onkel bereit finden ließ. Ich weiß,
daß er Dir gern noch mehr geſtatten möchte, allein er darf es nicht, er
iſt ohnehin ſchon beſorgt, daß es ihm Unannehmlichkeit bereiten werde,
wenn die Milderung, die er Dir hat zukommen laſſen, bekannt wird. Es
iſt ihm die größte Strenge gegen Dich anbefohlen.
Richter drückte ihm die Hand.
„Ich danke Dir= ſprach er. „3ch bin zufrieden. Ich murre ja
nicht mehr über mein Geſchick, denn ich weiß, daß ich es ertragen muß.
Der Kommandant hat ein gutes Herz, das habe ich ihm längſt angeſehen.”
„Dein Geſchick hat mich viel beſchäftigt”, fuhr Heinrich fort. „Auch
bei der mildeſten Behandlung kannſt Du die lange Zeit hier nicht
aus=
halten, ſie wird Dich vernichten, geiſtig und körperlich. Das darf nicht
geſchehen. Dir bleibt nur Eins übrig, Du mußt fliehen, und ich werde
Alles aufbieten, Dir dazu behülflich zu ſein.”
Richter blickte ihn erſtaunt an.
„Fliehen Lu wiederholte er langſam. „Nein - ich fliehe
nicht-
ich bleibe hier - ich ertrage die Strafe, welche mir zuerkannt
iſt-
mein Leben iſt ohnehin ein verfehltes!”
„Du willſt nicht fliehen ?u rief Heinrich.
Der Gefangene ſchüttelte ablehnend mit dem Kopfe.
„Du darſt hier nicht zu Grunde gehen! Bei Deinen Kenntniſſen
kannſt Du Dir in jedem Lande die Stellung wieder erringen, welche Du
hier verloren haſt.
„Ich ſehne mich nicht nach derſelben zurück - ich bleibe hierl”
(Fortſetzung folgt)
Darmſtädter hiſtoriſche Rleinigkeiten.
Mitgetheilt von M.
20. Eine Theater=Schneider=Rechnung vom Jahre 1709.
Landgraf Ernſt Ludwig war ein großer Freund der Muſik und des
Theaters und es iſt davon in „Darmſtadt wie es war ꝛc.u S. 167-169
Verſchiedenes erzählt worden. Die Vorſtellungen fanden Anfangs im
„alten Comödienhauß; wahrſcheinlich im großen Saal in dem
abge=
brannten Schloßtheil, ſtatt. Im J. 1711 erſcheint erſt das von Ludwig VI.
im Reithauſe hergerichtete Theater neu hergeſtellt und eröffnet. Von
einer Theatervorſtellung im J. 1709 liegt folgende Schneider=Rechnung
vor vom Schneider Paul Heurh:
„Auf Befehl Ihrer Hochfürſtl. Durchl. meines gnädigſten Fürſten
und Herrn habe an Comödie Kleidung gemacht und verfertiget 17 an
der Zahl, weil aber ſelbe nicht all von gleicher Arbeit als rechne Stück
vor Stück 1 fl. 15 Alb.
Darmſtadt, den 6. Aug. 1709.
1 vor Fräulein v. Schrautenbach 1 fl. 15 Alb.
4 vor Fräulein v. Burgkhauſen 6 fl.
1 vor Fräulein v. Aretda 1 fl. 15 Alb.
3 vor Fräulein v. Rathſamhauſen 4 fl. 15 Alb.
2 vor Fräulein Wolff v. Dotenwart 3 fl.
1 vor Hofkammerrath Reiß 1 fl. 15 Alb.
2 vor die Bürgerinnen als Frau Kaißer und Mademoiſelle Schoberin 3 fl.
1 vor Winkelmanns Dochter 1 fl. 15 Alb.
2 vor Wilckings Döchter 3 fl.
Ferner eine Schnürbruſt vor des Hofkammerrath Reißen Jungfer
Dochter. Iſt vor alles Zugehör und zu machen. 4 fl.
Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.