Geilage
zum
Darmſtädter Frag= und Anzeige=Blatt.
N. 2.
Dienſtag den 28. Mai
1867
Das Frag= und Anzeigeblatt, die Beilage hierzu, ſowie das Verordnungsblatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wöchentlich; Erſteres Samſtags die Beilage
Vienſtags und Lezieres Vonnerſtaßs. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſanmen 2 fl. Auswärts kanin man Bei allen Poftämntein abonniren. In Varmſtadr Bei
der Ergedition. Rheinſtraße Nr. 25 neu.
Verſteigerungen.
3293) Freitag den 31. d. Mts. Vormittags
um 9 Uhr ſoll die diesjährige Kleenutzung vor
dem neuen Friedhof an Ort und Stelle gegen
glelch baare Zahlung meiſtbietend verſteigert
werden.
Darmſtadt, den 27. Mai 1867.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
In Verhinderung des Bürgermeiſters:
Appfel, Beigeordneter.
3294) Das am 8. und 9. April d. J. auf
hieſigem Rathhaus verſteigerte Brennholz aus
dem ſtädtiſchen Oberwald, Diſtrict „Hinterhecke”
kann nunmehr abgefahren werden und wird
Ter=
min zur Abfuhr deſſelben vom 28. dſs. bis zum
4. k. Mts. hiermit feſtgeſetzt.
Darmſtadt, den 23. Mai 1867.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
In Verhinderung des Bürgermeiſters:
Appfel, Beigeordneter.
3295) Holzverſteigerung.
Freitag den 31. Mai d. J. von Vormittags
9 Uhr an werden in dem hieſigen Gemeindewald
verſteigert:
13 Kiefern=Stämme, 40 — 80 Fuß lang,
12-18 Zoll dick,
50 Fichten=Stämme, 35- 80 Fuß lang,
8-12 Zoll dick,
12 Stecken Nadel=Scheidholz,
13
Prügelholz,
900 Stück Nadel=Wellen.
Die Zuſammenkunft iſt im Eichelberg.
Gegen vorſchrifismäßige Bürgſchaft wird
das Holz bis Michaeli d. J. verborgt.
Ober=Namſtadt, am 24. Mai 1867.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Ober=Ramſtadt.
Breitwieſer.
Feilgebotenes.
693) Ein in dem ſchönſten mittleren Theile
der Neuſtadt gelegenes Haus iſt billig zu
ver=
kaufen. Nähere Auskunft ertheilt J. Gerſt.
3133) 637 Klaſter ewiger Klee zu verkaufen.
Näheres Neugaſſe 8.
3208) Ein geſpieltes Clavier von 6¾⁄
Octaven und mit engliſcher Mechanik iſt billig
zu verkaufen. Obere Schützenſtraße Nr. 20 neu,
zweiter Stock.
3211) Die erſte Schur ewiger Klee oder auf
das ganze Jahr von zwei Aeckern iſt zu
ver=
kaufen. L. Lautz, Ochſenmetzger, Marktſtr. 3.
3296) Ein gebrauchtes Klavier von Biber
in München, iſt Umzugs halber zu verkaufen.
Neckarſtraße Nr. 30 eine Stiege hoch.
CATTTTTTTTAATTTaTLaereaeeo
3297) Im Verlage von E. Trewendt in Breslau erſchien ſo eben und iſt bei
F. L. Schorkopk (Köhler's Buchhandlung eingetroffen:
Rachgeber ud dem Vöchenmarkte.
Eine Ergänzung zu jedem Kochbuche. Von Karl Ruß.
5 8. 33¼ Bog. Eleg. in illuſir. Umſchlag mit vergold. Rückenpreſſung gebdn. Preis nur 1 Thlr.
Ein Hülfs= und Handbuch für jede denkende, gebildete Hausfrau - und Alle, die es
F werden wollen; — in welchem alle Gegenſtände des Wochenmarkts nach den verſchiedenſten
6 Seiten hin beleuchtet ſind. Eingedenk deſſen, daß die populäre Naturwiſſenſchaft, wie in alle
4 Zweige der Induſtrie, Gewerbthätigkeit, Künſte u. ſ. w., ſo auch längſt in das ſtille Gebiet
der Frauenwelt tief eingedrungen und in ihren Lehren und Wahrheiten für den Haushalt
P außerordentliche Vortheile und Wohlthaten gebracht hat, bietet der bekannte Verfaſſer hier
4 eine Schilderung aller dieſer meiſtens in Rohſtoffen und Rohprodukten beſiehenden
Haus=
haltungsgegenſtände in naturwiſſenſchaftlicher und ſanitätlicher, ſowie zugleich in kulturgeſchicht=
8 licher, hiſtoriſcher Beziehung. Hiernach iſt dies Buch als eine nothwendige Ergänzung zu
jedem Kochbuch zu betrachten in der namentlich die ſicheren und ſachgemäßen Nachweiſungen
des Nahrungswerthes, der Verfälſchungen und Verderbniß, der normalen guten oder ſchlechten
8 Beſchaffenheit aller dieſer Nahrungsſtoffe von großem Werthe erſcheinen. bDer Anhang bietet
6 außerdem wohl zu beherzigende Rathſchläge gegen viele alltäaliche Uebel u. Gefahren in d. Häuslichkeit.k
Hæ-zurt ALAL-At-aL-xaaaazed
3183)
Fayenee=Heerd. O Ofen=Fabrik
von
Wihelm Hicolai, Nieder=Ramſtädter Straße Nro. 13,
empfiehlt hiermit einem verehrlichen Publitum und beſonders den Herren Bau=Unternehmern
alle in dieſem Fache vorkammenden Arbeiten unter Zuſicherung prompter und billiger Bedienung.
Urnen, Hängevaſen 8 Wandampeln in jeder Größe und Auswahl.
Confirmanden=Zugſtiefletten, ſtark und dauerhaft gearbeitet, per Paar 3fl. 36 kr.
Herren=Stiefletten mit Zug 5 fl.
Hamen=Zeugſtiefeln mit Neſtel von 2 fl. 30 kr. an,
ſowie alle in dieſes Fach einſchlagende Artikel ſtets in größter Auswahl empfiehlt
3298)
S.
C
große Ochſengaſſe Nr. 2,
J. H. ac0b,
am Löwenbrunnen.
Ludwigsſtraße 13
J. Gerhardt, Ludwigsſtraße 13
empiehlt ſein Lager in allen Sorten Glaçé-Mandschuhen eigner Fabrik,
ſowie alle andere Sorten Handſchuhe zu Fabrikpreiſen.
Auch werden daſelbſt Handſchuhe nach Maaß angefertigt und ſolche aufs Beſte und Billigſte
gewaſchen und gefärbt.
(3299
8
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braun und vergoldet, empfiehlt billigſt
8
W. Schmidt.
3304) Ein neuer Divan für 22 fl., ein
gebrauchtes Kanapee für 12 fl. zu verkaufen
bei
Heinrich Jäger, Tapezier,
Dieburgerſtraße 18 neu. 3301) Kanarienvögel, beſonders Hollan=
der Nace, zu verkaufen.
Näheres bei der Eppedition d. Bl.
Vermiethungen.
1825) Mehrere möblirte Zimmer ganz oder
getheilt zu vermiethen im Hauſe des Hrn. Fair,
Eck der Rheinſtraße Nr. 1.
2416) Die dritte Etage meines neuen
Hauſes, Heinrichſtraße Nro. 1, mit Zu=
gehör, iſt auf Anfang Juli zu vermiethen.
Amendt.
2622) 2 möblirte Zimmer zu vermiethen. beſte Qualiät
Türkiſche Zwetſchen perpfd.14r.
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3302) LudW. HeVISohn, Holzſtraße c EEzine jehr gute Hypothek von
„2
.
8 Eo00ofl. 5pCt. wird zu eediren
geſucht. Näheres Eliſabethenſtraße 1 neu parterre. Kirchſtraße Nr. 5 neu. Conrad Naumann. [ ← ][ ][ → ]
c0
86
2884) Grafenſtraße Nro. 27 im mittleren
Stock ſind 2 freundl. ſchöne Zimmer zu vermiethen.
2987) Beſſunger Carlsſtraße Nr. 5 parterre
iſt ein freundliches vollſtändig möblirtes Zimmer
zu vermiethen und gleich zu beziehen.
2991) Ein Logis zu vermiethen in meinem
von Herrn Zimmermeiſter Rahn neu erkauften
Hauſe, dem neuen botaniſchen Garten gegenüber.
H. Darmſtädter.
2 Alexanderſtraße 1 Stiege hoch
3 Nr. 16 ein Zimmer nebſt Cabinet, ſehr
gut möblirt, zu vermiethen am 1. Juli. Das
Nähere zu erfragen und bis Juli einſtweilen ein
Zimmer Dieburger Straße Nr. 6 erſter Stock.
3134) In dem vormals Eppenetter'ſchen
Hauſe, Neckarſtraße Nro. 16 neu, iſt der ſehr
elegant eingerichtete Seitenbau von 8 heizbaren
Piecen, Küche, Kammern und allem üblichen
Zubehör zu vermiethen und am 1. September
zu beziehen. Näheres bei Hofgerichts=Advokat
Dr. Warthorſt.
3155) Eliſabethenſtraße I neu
iſt die bel Etage, aus 7 Zimmern beſtehend,
mit allen dazu gehörigen Bequemlichkeiten, in
¹⁄₄ Jahr beziehbar, zu vermiethen.
Näheres parterre.
3157) Friedrichſtraße Nro. 38 iſt zu
ver=
miethen: 3. Etage, beſtehend aus 6 Piecen,
2 Bodenkammern, ½ Kellern, 1 Pferdeſtall für
2 Pferde, Boden für Fourage, Mitgebrauch der
Waſchküche und des Bleichplatzes, zu beziehen am
20. Auguſt d. J., auf Verlangen auch ſchon am
1. Juli.
3305) Holzſtraße 22 neu iſt ein vollſtändiges,
neu hergerichtetes Logis wegen Umzug ſogleich
zu beziehen.
N. 21
Vermiſchte Nachrichten.
2623) Unterzeichneter beabſichtigt, franzöſiſchen
Sprach=Unterricht zu ertheilen, mit beſonderer
Berückſichtigung der kaufmänniſchen Correſpondenz,
worin mir längere praktiſche Erfahrung zur
Seite ſteht.
Anmeldungen werden entgegengenommen in
meiner Wohnung, Teichhausſtraße Nr. 12 parterre.
G. L. Hilger.
8
Mahſte Gemmiiehung am 1J. Pil
Höchſte Gewinn=Ausſichten!
4T Für 7½ Gulden 29
erhält man ein halbes, für 15 fl. ein 3
ganzes Prämienloos, gültig ohne jede K
8)
weitere Zahlung, für die fünf großen
Gewinnziehungen, der 1864 errichteten
k. k. öſterr. Staatsprämien=Lotterie, welche
vom 1. Juni 1867 bis zum 15. April 1868
ſtattfindet, und womit man fünfmal Preiſe
von fl. 250,000, 220,000, 200,000¾
50,000, 25,000 ꝛe. gewinnen kann.
Beſtellungen, mit beigefügtem Betrag,
Poſteinzahlung, oder gegen Nachnahme,
beliebe man baldigſt und direct zu ſenden
an das Handlungshaus
A. B Rins,
Schnurgasse 5, Frankfurt a. A.3
Liſten u. Pläne werden gratis u. franco übermittelt.
NB. Zu der nächſten am 1. Juni d. J.
ſtatt=
findenden Gewinnziehung, deren Haupt= P
treffer fl. 250,000 iſt, erlaſſe ich gleich= 4
falls halbe Looſe fl. 1. 15, ganze Looſe F
fl. 3. 30., 6ganze oder 12 halbe Looſe
20 fl. gegen baar Poſteinzahlung oder
(2789 4
Nachnahme.
MD nden ir vde nonande hioh.
Gebrüder Gelfius.
einen Lehrling.
3269)
4 der Schoppen zu 6 Kreuzer wird täglich
Aecht bairiſch a1 verabreicht
im Garten und Cartensaale des Darmstädter Hoſes.
WBadische 35 fl. Loose. Iichung, 31. May. Miethpreis 48 kr.
Kurhessische 40 Thlr. Loose.„
1. Juni 3 fl. - kr.
Oesterr. 100 fl. Loose v. 1864
2. fl. 30
ſämmtlich mit bedeutenden Gewinnen ausgeſtattet, empfiehlt miethweiſe wie
beiſtehend und zum Verkauf nach Cours.
Darmſtadt.
Josept Hainzer,
Eliſabethenſtraße 1 neu.
NB. Von den Kurheſſ. und Oeſterr. Looſen ſind auch halbe Stücke zu haben.
Pläne über Gewinne gratis bei mir zur Einſicht.
(3099
3264)
Vonſum=Ver ein Darmſtadt.
Wegen bevorſtehender Haupt=Abrechnung (den 16. Juli 1867) werden die Lieferanten
des Vereins darauf laufmerkſam gemacht, daß ſie die Marken bis längſtens den 30. Juni d. J.
an den Rechner, Herrn August Wiener, Schulſtraße 6, abzuliefern haben.
Vom 1. Juli an werden nämlich die Marken von dem Rechner nicht mehr
eingelöſt. - Darmſtadt, den 22. Mai 1867.
Der Vorſtand des Arbeiter=Vereins zu Darmſtadt.
Die Gewerbe= und Induſtrie=Ausſtellung
3306)
in Chemnitz
für Erzeugniſſe aus allen Ländern ſächſ. Namens, der königl. preuß. Provinz Sachſen, ſowie der
reuß. und ſchwarzburg. Fürſtenthümer iſt täglich geöffnet. Dauer derſelben bis Ende Auguſt a. C.
Sämmtliche Eiſenbahn=Directionen des Ausſtellungs=Gebietes gewähren für die Tour nach
Chemnitz während der Dauer der Ausſtellung Tagesbillets mit 5 tägiger Gültigkeit.
Der Ausſchuß der Gewerbe= und Induſtrie=Ausſtellung zu Chemnitz.
F. E. Newitzer.
3307)
14
PEuugstadt.
Am Himmelfahrttage bei günſtiger Witterung im Garten Harmoniemuſik u.
Tanz=
beluſtigung; für vorzügliches Hildebrand'ſches Lagerbier und gute Speiſen beſorgt,
ladet hierzu ergebenſt ein
Hötel Strauss.
8.
36in Junge mit den erforderlichen Schul=
L.
kenntniſſen wird als Sotzor-Lohrling
bei entſprechendem Wochenlohn angenommen
in der
Ludw. Carl Wittich'ſchen Hofbuchdruckerei.
n ein ſtilles Hausweſen auf dem Lande
S wird zur Stütze der Hausfrau ein
9 junges tüchtiges Mädchen geſucht,
G= evang. Confeſſion, das den Haushalt
zu führen verſteht und die Ueberwachung eines
Kindes übernehmen kann. Frankirte Anmeldungen
unter Nr. 3160 beſorgt die Expedition d. Bl.
(ine junge gebildete Dame wünſcht
S C Clavier= und Zeichnen=Unterricht in
und außer dem Hauſe zu ertheilen. Wer? ſagt
die Expediton d. Bl.
3283) Ein junges Mädchen, das noch nicht
gedient hat, ſucht eine paſſende Stelle.
Zu erfragen Holzſtraße Nr. 9 dritter Stock
nnoncen jeder Artwerden
Avon unterzeichnetem Bevollmächtigten,
in alle Leitungen aller Länder zu
Origi-
nal-Preisen prompt besorgt. Bei grösseren
gAufträgen mit üblichem Rabatt. Veber
jedes Inserat wird der Beleg geliefert.
H. Engler's Annoncenbureau in Leipzig.
3290) In der Döngesborngaſſe wird
Ein=
quartirung angenommen Nr. 4 neu.
3291) Ein junges Frauenzimmer, aus guter
Familie, welches ſchon bei Kindern geweſen iſt,
gute Zeugniſſe hat, in allen feinen Handarbeiten,
Kleidermachen, Bügeln ꝛc. bewandert iſt und
Kinder in den Elementarfächern unterrichten kann,
ſucht Stelle, hier oder auswärts, zu einer Dame
oder Kindern. Frankirte Briefe gezeichnet L. M.
77 nimmt die Expedition d. Bl. entgegen.
3308) 150 fl. werden auf ein Grundſtück
zu leihen geſucht. Bei der Expedition zu erfragen.
CAoain geſetzter zuverläſſiger Mann wird
34T in Dienſt geſucht in der
Ludw. Carl Wittich'ſchen Hofbuchdruckerei.
Alsbacher Schloß!
Am Himmelfahrttage findet von dem
Unterzeichneten Restauration mit Harmoniemusik
ſtatt. Für Wein und ein gutes Glas Bier,
ſo=
wie Speiſen wird beſtens beſorgt ſein
L. Hechler
Gaſtwirth zur Krone in Alsbach.
3310)
G ſSine Frau wünſcht alsbaldige Beſchäftigung
- in Haus= oder Feldarbeiten ꝛc. Näheres
1
bei L. Machleid, Langegaſſe Nr. 12.
D a n k ſ a gu n g.
3311)
Freunden und Bekannten, ſowie allen
Den=
jenigen, welche unſerem vielgeliebten Gatten und
Vater Friedrich Weygand die letzte Ehre
erwieſen und ihn zu ſeiner ewigen Ruheſtätte
ge=
leiteten, insbeſondere aber dem Vorſtande des
Neuen Kranken= und Sterbekaſſe=Vereins, ſagen
wir hiermit unſern innigſten, tiefgefühlteſten Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen.
M. 21.
A u s z u g
aus dem Sihungs Protokoll des Gemeinderaths
zu Darmſtadt
vom 16. Mai 1867.
In Gegenwart des Bürgermeiſters Fuchs, des
Beigeordneten Appfel u. der in geſetzlicher Zahl
verſammelten Gemeinderäthe.
1) Der Gemeinderath beſchließt, daß in der
Promenadeſtraße vor der Hofraithe des Herrn
Advokaten Dr. Koch zur Ableitung des aus
der=
ſelben kommenden Waſſers ein Kanal angelegt
werden ſoll, unter der Bedingung, daß dieſer
Kanal Eigenthum der Stadt werde und in
heu=
tigem Beſchluſſe des Gemeinderaths kein
Aner=
kenntniß eines Nechts oder eines Beſitzſtandes
des Herrn Dr. Koch liege.
2) Zur Anſchaffung von Lehrmitteln für die
Stadt Mädchenſchule wird ein Credit bis zu circa
90 fl. verwilligt.
3) Der für den ſtädtiſchen Oberwald pro 1868
aufgeſtellte Wirthſchaftsplan wurde genehmigt.
4) Nachdem der Gemeinderath die 1866r
Rechnung der Armenſchul= und Arbeits=Anſtalts=
Kaſſe geprüft und dabei keinen Anlaß zu
Be=
merkungen gefunden hatte, beſchloß er deren
Ein=
ſendung an Großh. Reviſionsbehörde.
5) Die projectirte Erbauung einer neuen
Forſtwartwohnung am ſtädtiſchen Oberwald ſoll
nunmehr ſofort in Angriff genommen werden.
6) Der bezüglich des Umbaus der Stadtkapelle
vorgelegte Koſtenüberſchlag wurde genehmigt und
die ſofortige Ausführung fraglichen Bauweſens
beſchloſſen, mit der Beſtimmung jedoch, daß
vor=
erſt der Bauplan dem evangeliſchen Kirchenvorſtand
zur Aeußerung mitgetheilt werden ſoll.
Die zu dieſem Bauweſen eingegangenen
frei=
willigen Beiträge nimmt der Gemeinderath unter
der Bedingung an, daß ſowohl die Geber, als
die Sammler derſelben daraus keinen Anſpruch
irgend einer Art an die Kirche herleiten.
7) Bei einem Geſuche des Schloſſers Carl
Aug. Schmidt um Erlaubniß zur Theilung ſeiner
am Ecke der Grafen= und Promenadeſtraße
ge=
legenen Hofraithe findet der Gemeinderath nichts
zu erinnern.
8) Die 1867r Gras=Saamen=Ernte ſoll
öffent=
lich verſteigert werden.
9) Dem Wunſche Sr. Königl. Hoheit des
Großherzogs entſprechend, genehmigt der
Ge=
meinderath die Anlage eines Raſenplatzes an der
Straße vor dem Mathilden=Landkrankenhaus und
zwar an der Kreuzung der Heinheimer=, Holzhof=
und Kranichſteiner=Straße, unter der Bedingung,
daß die entſtehenden Koſten von Großh. Kabinets=
Kaſſe zu übernehmen ſeien.
10) Auf Nachſuchen des unter dem Präſidium
Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzeſſin
Ludwig dahier beſtehenden Vereins von Frauen
87
zur Heranbildung einer größeren Anzahl von
Krankenwärterinnen und Krankenwärtern, beſchließt
der Gemeinderath, daß zwei der bereits
ange=
meldeten Schülerinnen auf die Dauer von 2 bis
3 Monaten auf Koſten der Armen= und Kranken=
Anſtalts=Kaſſe in's Hospital aufgenommen werden
ſollen, um ſich an der Krankenpflege daſelbſt
Tag und Nacht zu betheiligen.
11) Der Gemeinderath befürwortet ein Geſuch
des Opernſängers Gg. Weber um Alters=
Dis=
penſation behufs Bürgeraufnahme und
Ver=
heirathung.
12) Gegen die beabſichtigte Verheirathung des
Privatdieners Caspar Wieſenecker, des
Hand=
arbeiters Cart Röder, des Schloſſers J. Ph.
Dünch, des Korbmachers Georg Renneis und
des Schmiedmeiſters Scharmann wurde kein
Widerſpruch erhoben.
Kirchliche Nachrichten.
Gottesdienſt bei den evangeliſchen Gemeinden.
Am Himmelfahrttage, den 30. Mai, predigen:
Vormittags.
In der Hofkirche:
Um 10 Uhr: Hr. Hofprediger Bender.
In der Stadtkirche:
Um 8 Uhr: Hr. Diakonus Dingeldey.
In der Stadtkapelle:
Um 9 Uhr: Herr Diakonus Pfnor.
In der Militärkirche:
Um 10 Uhr: Hr. Garniſonspfarrer Strack.
Confirmation der Kinder und heil. Abendmahl.
Nachmittags.
In der Hofkirche:
Um 2 Uhr: Hr. Miprediger Grein.
In der Stadtkirche:
Um 2 Uhr: Hr. Pfarrer Ritſert.
Prüfung einer Confirmanden=Abtheilung.
In der Stadtkapelle:
Um 2 Uhr: Hr. Pfarrer Ewald.
Prüſung einer Confirmanden=Abtheilung.
Gottesdienſt bei der katholiſchen Gemeinde.
Mittwochs um 5 Uhr Beichte.
Chriſti=Himmelfahrt.
Nachmittags.
Vormittags.
Von 6 Uhr an: Beichte.
Um 6 Uhr: die erſte heilige Meſſe.
Um 7 Uhr: Austheilung der heiligen Communion.
Um 8 Uhr: Militärgottesdienſt.;
Um 110 Uhr: feierliches Hochamt.
Um 11 Uhr: die letzte heilige Meſſe.
Um 13 Uhr: Andacht.
Coſſe Streiche.
Erzählung von F.
(Fortſetzung.)
Der Rentier ſchien dieſe Worte zu überhören. Er hatte ſich an dem
Tiſche wieder niedergelaſſen, denn das Geſpräch, welches ſich jetzt
vorzugs=
weiſe um den Gefangenen und deſſen That drehte, feſſelte ihn
außer=
ordentlich. Und man muß die Bewohner einer kleinen Stadt kennen, um
zu begreifen, wie es möglich iſt, daß über einen ſo einfachen Gegenſtand
ſtundenlang geſprochen werden kann. Derſelbe wird nämlich von allen
Seiten mit der größten Sorgfalt beleuchtet. Jeder pflegt zehnmal daſſelbe
zu wiederholen. Vermuthungen werden daran geknüpft, heftige
Streitig=
keiten entſtehen darüber, denn ein ächter kleinſtädtiſcher Philiſter läßt ſich
nie überzeugen, erkennt keine Gründe an, oder wenn er ein beſonders
toleranter Mann iſt, geſteht er höchſtens ein, daß die Gründe, welche
gegen ihn vorgebracht werden, zwar ſämmtlich richtig ſeien, daß er indeß
dennoch bei ſeiner Anſicht beharren werde. Er iſt gegen ſämmtliche Gründe
einer geſunden Vernunft hieb= und ſtichfeſt.
Der durch den Gensdarm Verhaftꝛte trug allein die Schuld, daß an
dieſem Abende die Stammgäſte länger als gewöhnlich in dem Kronprinz
blieben Endlich erhob ſich der Kommandant, welcher das Zeichen zum
Aufbruch zu geben pflegte, und nahm den Degen von der Wand, um ſich
denſelben umzuſchnallen.
„Man muß wahrhaftig ein Spitzbube werdenl. wenn man erreichen
will, daß die Menſchen über einen ſprechen, rief er. „Länger als zwei
Stunden hat uns nun dieſer Gauner aus der Reſidenz beſchäftigt, und
der Rentier ſcheint des Geſprächs noch nicht überdrüſſig zu ſein! Es iſt
übrigens doch ein unangenehmes Gefühl, einen ſolchen Menſchen in der
Nähe zu wiſſen, und ſo wenig ich mich fürchte, iſt es mir doch lieb daß
ich auf meiner Citadelle von Mauern und Wachen umgeben bin. Meinen
Sie nicht auch, Löblich ?u
Er blickte den Rentier lächelnd an.
„Sie übertreiben Ihre Beſorgniß, Herr Kommandant”, erwiderte
der Gefragte. „Der Gefangene iſt in Sicherheit!”
„Er kann aus dem Gefängniſſe noch in dieſer Nacht ausbrechen”
fuhr Pletzer fort, „kann ſich irgend einen Reichen hier in der Stadt
aus=
erſehen - und ſolche Leute haben einen wunderbaren Inſtinkt — kann
Ihm einen nächtlichen Beſuch abſtatten und noch einmal dreißig Tauſend
Thaler ſtehlen! Löblich, wenn ich Vermögen beſäße, ſo würde ich wirklich
dieſe Nacht nicht ruhig ſchlafen.
„Ich fürchte mich nicht”, erwiderte der Rentier, und doch verrieth
ſein verlegenes Lächeln, daß er nicht ohne Beſorgniß war. Während die
übrigen Gäſte ſich zum Heimgehen anſchickten, trat er zu Braſſe und
fragte ihn flüſternd:
„Der Menſch ſitzt doch ſicher 2u
„Ganz ſicher, Herr Löblich! rief Braſſe laut und lachend. Er logirt
auf Nummer ſechs — Sie können ruhig ſchlafen!
In heiterer Stimmung verließ die kleine Geſellſchaft den Kronprinz
Die korpulente Geſtalt des Kommandanten ſchritt allein der Citadelle zu.
Er gehörte zu jenen alten, mehr und mehr ausſterbenden Soldaten=
Charakteren, die zwar ein derbes, ſchroffes Aeußere haben, dabei aber
ein gutes Theil ehrliche Gemüthlichkeit beſitzen. Wie man manchen
Gelehrten ſein ganzes Leben hindurch die luſtige Studentenzeit anmerkt,
ſo ſteckte auch in ihm noch viel von dem luſtigen, tollen Uebermuth ſeiner
Fähndrichs= und Lieutenantszeit und er bekannte offen, daß jene Jahre,
in denen er als Lieutenant fortwährend mit ungeduldigen Gläubigern zu
kämpfen gehabt hatte, doch der glücklichſte Abſchnitt ſeines ganzen Daſeins
geweſen ſeien. Er war ſtreng im Dienſt, und einem ſchlechten Streiche
gegenüber von unerbittlicher Härte, hatte aber irgend einer der Soldaten
oder jüngeren Offiziere im Uebermuth der Jugend irgend eine tolle, luſtige
That ausgeführt, durch welche ſie ſich eine Beſtrafung zuzogen, ſo hatte
er ſtets das mildeſte Urtheil für ſie und lachte im Stillen darüber.
„Ich bin auch jung geweſen”, pflegte er dann zu ſagen, „und wenn:
man da bei jedem luſtigen Streiche, der einem durch den Kopf hinfährt,
erſt überlegen und prüfen will, ob man ihn ausführen darf, ſo wird
nichts daraus. Wer jung iſt, muß luſtig ſein, ſtellt ſich erſt das Podagra
ein, ſo lernt der Menſch von ſelbſt langſam und bedächtig zu gehen.”
In der Citadelle angelangt, ſchritt er durch das düſtere, nur durch
eine ſpärliche Lampe erhellte Thor hin, auf ſeine Wohnung zu, welche
RA.
88
inmitten der hohen düſteren Mauern und Wälle, von einem kleinen Garten
umgeben, traulich und geſchützt dalag.
Sein Diener empfing ihn, war ihm behülflich, die unbequeme Uniform
auszuziehen, einen bequemen Schlafrock anzuziehen, und reichte ihm dann
die geſtopfte Pfeife mit dem mächtigen Meerſchaumkopf, welche er
regel=
mäßig nach ſeiner Heimkehr aus dem Kronprinz noch zu rauchen pflegte,
um den Geiſt des Bieres und die langweilige Unterhaltung des Rentiers
aus ſeinem Kopfe zu vertreiben, ehe er ſich ſchlafen legte.
In dieſer letzten Stunde des Tages, in der er ſich lang auf dem
Sopha auszuſtrecken pflegte, ließ er ſich nur höchſt ungern ſtören. Es
war für ihn gleichſam die Verdauungsſtunde für all die geiſtigen
Ein=
drücke, welche er den Tag über empfangen hatte, und er wurde damit
nicht ſo ſchnell fertig, als andere Menſchen.
Auch an dieſem Abend ſtreckte er ſich behaglich auf dem Sopha aus.
Kaum hatte er indeß zwanzig Züge aus der Pfeife gethan, als der Diener
wieder in das Zimmer trat und ihm meldete, daß ein junger Mann ihn
dringend zu ſprechen wünſche.
„Ein junger Mannzu fuhr der Kommandant ganz erſtaunt in die
Höhe, denn um dieſe Zeit war er nicht gewohnt, Beſuche zu empfangen.
„Wer iſt es?”
„Ich kenne ihn nicht: erwiderte der Diener.
„So ſoll er ſich zum Kukuk ſcheeren und wiederkommen, wenn die
Sonne ſcheinl” fuhr der Kommandant unwillig heraus.
„Fällt mir gar nicht ein, Onkellü rief der junge Mann, derſelbe,
der am Nachmittage durch den Gensdarm verhaftet und auf Nummer
ſechs in Sicherheit gebracht war. „Morgen könnte es regnen und in
Folge deſſen die Sonne nicht ſcheinen - alſo daraus wird nichts, denn
ich bin einmal hier!
Der Kommandant war bei dieſen Worten vom Sopha aufgeſprungen,
hielt die Hand über die Augen, um den Eingetretenen deutlicher zu ſehen,
und eilte dann auf ihn zu mit den Worten:
„Heinrich! Blitzjunge, Dul Woher kommſt Du denn 2 Tauſend
ſap=
perment, an Dich hätte ich wahrhaftig nicht gedacht!
„Das dachte ich mir lu erwiderte der junge Mann, den Kommandant
in die Arme ſchließend, „es würde ſonſt Dein Empfang mit Deiner
Ein=
ladung ſehr wenig in Einklang geſtanden haben.”
7Du haſt Recht, Du haſt Recht, Jungel, fuhr Pletzer fort. „3ch
hätte Dich wahrhaftig beinah durch meinen Diener zur Citadelle
hinaus=
werfen laſſen - ein Hauptſpaß ! Aber woher kommſt Du auch ſo ſpät?
„Von Nummer ſechs.
„Von Nummer ſechs 2u wiederholte Pletzer lachend. „Junge, ich
verſteh' Dich nicht. Und wie ſiehſt Du aus ? Dein Rock zerriſſen, Dein
Hemd blutig, beſchmutzt! Woher kommſt Du? Was iſt vorgefallen?
Sprich - ſprich!
„Das iſt eine prächtige Geſchichte”, ſprach der junge Mann, ſich
er=
ſchöpft auf einen Seſſel werfend, „aber ich bin müde dabei geworden, die
Hände thun mir weh, haſt Du nicht ein ſtärkendes Tröpfchen in der Nähe ?u
„Natürlich - natürlich lu rief der Kommandant. „Johann”, wandte
er ſich an ſeinen Diener, welcher noch erſtaunt in der Thür ſtand.
„Meine Frau ſchläft ſchon, nicht wahr ?„
„Zu befehlen.”
„Nun, hörſt Du nicht, daß mein Neffe ein ſtärkendes Tröpfchen
haben will ?! Rühr Dich, Du Schlingel! Laß meine Frau ſchlafen und
bring Cognac oder Rum! Mach einen tüchtigen Grog, und wenn Du
kein heißes Waſſer haſt, ſo nimm um ſo mehr Rum, der wärmt auch!
Nun ſchnell, Du Einfaltspinſel - und bring gleich zwei Glas!
Wahrhaftig, Dich hatte ich heute nicht mehr erwartets, wandte er ſich
wieder an den jungen Mann, „da kann ich aus Freude ſchon noch ein
Glas mittrinken! Es iſt Dir doch Recht, daß ich die Tante ſchlafen laſſe?
Du mußt ſonſt Thee trinken und ich vermuthe, daß Dir Grog lieber iſt.”
„Du kennſt mich jau, erwiderte Heinrich, wie ihn der Kommandant
genannt hatte. „Störe die Tante nicht im Schlaf. Und wenn Dein
Burſch kein Waſſer finden kann - ſo — ſo
„So trinlſt Du den Grog ohne Waſſerl Immer noch der Alte!Ich
dachte es mir ſchonl Wer einmal ein luſtiges und geſundes Blut in ſich
trägt, der wird ſo leicht kein Kopfhänger. Aber nun ſprich, Du
Blitz=
junge, woher kommſt Du in dieſer zerriſſenen Verfaſſung ?”
„Aus dem Gefängniß der Polizei, Rummer ſechs.
„Was -was? Nein,ſcherze jetzt nicht, ſondern ſag mir die Wahrheit!
„Ich habe ſie Dir geſagt. Deshalb komme ich auch ſo ſpät."
„Junge, ich verſtehe Dich nicht lu rief der Kommandant. Er liebte
es, ſeinen Neffen in Erinnerung früherer Zeit ſtets noch „Jungen zu
nennen, obſchon derſelbe den Knabenjahren längſt entwachſen war. „Aus
dem Gefängniß der Polizei, ſagſt Du?! Wie iſt das möglich?"
Der Diener brachte den Grog.
„So - nun trink erſt einmaln fuhr Pletzer fort. „ Johann ver=
ſteht ſich auf dies Getränk beſſer, als auf ſeinen Dienſt - zu ſchwach
wird es ſicherlich nicht ſein. Nun trink und dann erzähle mir vernünſtig,
ohne jede Windkeutelei.
„ Ganz der Wahrheit gemäß, Onkel”, erwiderte Heinrich, indem er
einen kräftigen (Zug aus dem Glaſe that. „Die Geſchichte wird Dich
amüſiren.”
„Nun losi” drängte der Kommandant ungeduldig.
„Ich befand mich heute Nachmittag gemüthlich auf dem Wege zur
Stadt. Da ich noch Zeit hatte, kehrte ich in einem Wirthshauſe am
Wege ein, da arretirte mich ein langbeiniger Gensdarm.”
„Er arretirte Dich?, unterbrach ihn der Kommandant. „
Tauſend=
ſapperment, wie war das möglich! Haſt Du nicht geſagt, daß Du mein
Neffe ſeieſt? Haſt Du Deinen Namen nicht genannt?”
„Meinen vollen Namen” verſicherte Heinrich, „ſogar meine vier
Gevattern. Der Menſch ſchien mir indeß nicht zu glauben. Er wollte
durchaus meinen Paß haben, und da ich keinen Paß beſaß, zog er den
kühnen Schluß, daß ich ein gewiſſer Spitzbube ſein müſſe, der in der
Reſiden.
„Treißig Tauſend Thaler geſtohlen! unterbrach ihn der
Komman=
dant mit ſchallendem Gelächter. „Prächtig! Prächtig! Dich für den
Gauner zu halten! Und weißt Tu, wer der langbeinige Gensdarm
ge=
weſen iſt? Ein früherer Unteroffizier meiner Kompagnie! Walter heißt
der Schlingel! Ich will es dem Einfaltspinſel eintränken, wenn ich
ihm wieder begegne, weil er (meinen Neffen für einen Spitzbuben
ge=
halten hat!
„Du kennſt alſo die Geſchichte Zu fragte Heinrich.
„Ich weiß von dem Polizeidirector nur, daß Walter heute den Gauner
aus der Reſidenz feſtgenommen habe. Er war hoch erfreut darüber. Aber
weshalb haſt Du Dich gutwillig verhaften laſſen? Weshalb haſt Du Dich
nicht auf mich berufen ? Der Kuluk ſoll die ganze Polizei holen, wenn
ſie das nicht reſpektirt hat””
„Ich habe Deinen Namen und unſere Verwandtſchaft nichtf genannt.
Es machte mir Spaß, arretirt und in H. als Gefangener eingebracht zu
werden. Der lange Gensdarm machte bei meinen Verſuchen, auf dem
Wege eine gemüthliche Unterhaltung mit ihm anzuknüpfen, ein furchtbar
finſteres Geſicht.
„Das kann er! Und dabei hat er ſeinen Schnauzbart gedreht! Sol
Nicht wahr ? Ich keune ihn jal
„Genau ſo!
„ Und da haben ſie Dich wirklich eingeſteckt? Junge, der Spaß
konnte ſchlimm für Dich ablaufen!„
„Wie ſo ? Bis morgen früh wollte ich aushalten, dann wollte ich
Dich holen laſſen, Du ſollteſt mich herausreißen, und ich freute mich
ſchon im Voraus auf Dein erſtauntes Geſicht, wenn Du mich unerwartet
als Gefangenen erblickt hätteſt!
„ So, Du Blitzjungel Alſo darauf haſt Du Dich bereits gefreut!
Aber ich hätte Dich verleugnet, ich hätte Dich noch einmal vierundzwanzig
Stunden ſitzen laſſen, ehe ich Dich erlöft hätte! Wahrhaftig, das hätte
ich gethank Aber nun trink einmal! Wirklich ein Hauptſpaß das: Und
wie biſt Du frei geworden?”
„Ich bin Ihnen entwiſcht.
„ Entwiſcht? Junge, entwiſcht: Das wird immer beſſer! Köſtlich, köſtlich
Er hielt wieder mit beiden Händen ſeinen Leib, um der
Erſchütter=
ung deſſelben Einhalt zu thun.
GFortſetzung ſolgt)
Darmſtädter
hiſtoriſche Rleinigkeiten.
Mitgetheilt von M.
11. Der Bürgermeiſter als Gevattersmann.
Im Jahr 1667 wurde der Bürgermeiſter von unbekannten Leuten
in Weiterſtadt, die derſelbe für Zigeuner hielt, zu Gevatter
ge=
beten. Er glaubte dieſe Chriſtenpflicht nicht verweigern zu dürfen und
erklärte ſeine Bereitwilligkeit. Darauf wurde der Stadt=Weinmeiſter und
der Heimburger beauftragt, des Bürgermeiſters Stelle in Weiterſtadt zu
vertreten und den Leuten 2 fl. Geſchenk zu bringen. Sie ſelbſt erhielten
für ihre Bemühung 1 Flaſche Wein mit auf den Weg und etwas ,an Geld”.
12) Darmſtädter Schweinezucht.
Die Schweinezucht in Darmſtadt bildete in alter Zeit einen Haupt=
Erwerbszweig der Einwohner. Weil „ein Stadt=Watzl im Jahr 1683
für die große Heerde nicht ausreichte, kaufie die Stadt einen zweiten an,
deſſen Haltung den „Bäckern geſambter Hand” übertragen wurde.
Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofouchdruckerei.