Darmstädter Tagblatt 1867


16. April 1867

[  ][ ]

Beilage
zum

½.
Frag= und Anzeige=Blatt.
3
Souſvhubé

Dienſtag den 16. April
1867.
R. 16.

Das Frag= und Anzeigeblatt, die Beilage hierzu, ſowie das Verordnungsblatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen woͤchentlich; Erſteres Samſtags. die Beilags
Dienſtags und Lebteres Boünerſtags. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren. In Darmſtadt bei
der Eedition. Rheinſrase Dr. Aneu.-

2151)
B e k a n n t m a ch u n g.
Diejenigen ortsfremden Perſonen, welche ihre Beiträge zur Kaſſe der Kranken=Anſtalt für
Gewerbsgehülfen und Dienſtboten für das 1. Quartal d. J. noch nicht entrichtet haben, werden
hiermit aufgefordert, ſolche längſtens bis zum 23. d. Mts. an den Hospitalmeiſter Becker
in deſſen Dienſtlocal (Grafenſtraße Nro. 9) von Vormittags 8-15 Uhr und Nach=
mittags
von 2-4 Uhr um ſo gewiſſer zu entrichten, als ſonſt polizeiliche Mahnung, eventuell
Ausweiſung aus Darmſtadt erfolgt.
Sollte etwa ein oder der andere Zahlungspflichtige noch nicht im Beſitze des Quittungs= For=
mulars
für das laufende Jahr ſein, ſo bittet man, daſſelbe bei dem Hospitalmeiſter in den oben=
bemerkten
Büreauſtunden in Empfang zu nehmen.
Die Hospital=Commiſſion.
Darmſtadt, am 8. April 1867.

Verſteigerungen.
Vergebung von Maurerarbeit.
Die bei der Anlage einer Dunggrube am
Rathhauſe vorkommende Maurerarbeit ſoll auf
dem Soumiſſionswege an den Wenigſtnehmenden
vergeben werden.
Der Voranſchlag und die Soumiſſionsbe=
dingungen
liegen auf dem Stadtbauamt zur Ein=
ſicht
offen, bei welcher Behörde auch die Sou=
miſſionsformularien
zu erhalten ſind.
Die Soumiſſionen ſind bis zum Mittwoch den
17. April, Vormittags 10 Uhr, bei Großherzog=
licher
Bürgermeiſterei einzureichen, zu welcher
Zeit dieſelben auch geöffnet werden.
Darmſtadt, am 13. April 1867.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.
2195) Appfel, Beigeordneter.

2324) Bekanntmachung.
Donnerſtag den 18. April Nachmittags 3 Uhr
ſollen einige Haufen Erde, ſowie eine Parthie
altes Holz in der Nähe des Böttinger'ſchen
Felſenkellers an der Dieburger Straße öffentlich
verſteigert werden.
Darmſtadt, den 15. April 1867.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
In Verhinderung des Bürgermeiſters:
Appfel, Beigeordneter.

2325) Grasverſteigerung.
Die Benutzung des Graſes in den Gräben
und an den Böſchungen der zum Baubezirk Darm=
ſtadt
gehörenden Straßen ſoll in nachbemerkten
Terminen öffentlich an diezMeiſtbietenden ver=
ſteigert
werden:
1) Mittwoch den 24. April l. J. Vormittags
um 9 Uhr im Großh. Holzmagazin dahier
von den zu den Bezirken der Bauaufſeher
Nr. L. und Nr. II. gehörenden Straßen.
2) Mittwoch den 24. April l. J. Nachmittags
um 3 Uhr auf dem Gemeindehaus zu Ar=
heilgen
von den zu dem Bezirk des Bau=
aufſehers
Nr. III. gehörenden Straßen.
3) Donnerſtag den 25. April l. J. Vormittags
um 10 Uhr in Ober=Ramſtadt bei Herrn
Gaſtwirth Simmermacher von den zum
Bezirk des Bauaufſehers Nr. V. gehö=
renden
Straßen.
4) Donnerſtag den 25. April l. J. Nachmittags
um 1 Uhr in Roßdorf bei Herrn Gaſtwirth
Günther von den zum Bezirk des Bauauf=
ſehers
Nr. IV. gehörenden Straßen.
5) Freitag den 26. April l. J. Vormittags
um 10 Uhr in Eberſtadt auf dem Ge=
meindehaus
von den zu den Bezirken der
Banaufſeher Nr. VI. und VII. gehörenden
Straßen.
Darmſtadt, den 15. April 1867.
Großherzogliches Kreisbauamt Darmſtadt.
Stockhauſen.

2326) Die auf Mittwoch den 17. d. Mts. im Heyler=
ſchen
Garten annoncirte Verſteigerung von Gartenmöheln
findet micht ſtatt.
M. Neuſtadt, Hef=Taater.


Feilgebotenes.
693) Ein in dem ſchönſten mittleren Theile
der Neuſtadt gelegenes Haus iſt billig zu ver=
kaufen
. Nähere Auskunft ertheilt J. Gerſt.

beſte Qualität per Glas
8 Eispommade 9. 15. 18. 24. 36 unt
48 kr. nur allein ächt bei
Ludwigsplatz. W. Schäfer, Friſeur,
ED. neben Hrn. Kaufmann Roſenheim. 20

d2

(Eine 5 pCt. Priorität von 1000 fl. der
3 C Darmſtädter Actiengeſellſchaft für Gas=
Keuchtung wird abgegeben. Näheres im Verlag d B.
2225) Soeben empfing
L,
lGAter HäsO,
etwas ganz Vorzügliches,
fettreicher und pikanter als Schweizerkäſe,
per Pfund 36 kr.
G. L. Hrieok.
Rheinſtraße.

1582) Ein 6 octaviger gebrauchter Flügel
iſt für 60 fl. wegen Auszugs zu verkaufen.
Wo? ſagt die Expedition d. Bl.
1982) Starke tragbare Rebſtöcke in Scher=
ben
ſind zu haben bei
J. Noack, nächſt der Münze.
2084a) Ein Concertflügel, ſchönes Möbel
ſteht zu verkaufen. Mainz, Schloßplatz Nr. 7.
2177) Buchene Erbſenreiſer zu haben
bei L. Miſchlich, hinterm neuen Arreſthaus.
2229) Die neueſten großfrüchtigſten Sorten
Erdbeeren, ebenſo die beſten älteren; Roſen,
hoch= und niederſtämmige, ſowie Schling= und
Monatroſen, ſehr reiche Sortimente im Freien
ausdauernder Pflanzen, wie: Phlox, Dolphinium,
Pyrethrum, Potentilla, Jris, Paconien, Maas-
liebchen
ꝛc., worüber Preisverzeichniſſe gratis zu
Dienſten ſtehen, empfiehlt
Gust. Haubitz, Niederramſtaͤdter=Straße 51.
Marinirte Neunaugen
2237)
per Stück 6 kr.
G. L. Kriegk.
2327) Schweizer Käſe per Pfd. 24 kr.
empfiehlt Faul Störger Sohn,
Kirchſtraße Nr. 25.
2328) Beſſungen. Kirchſtraße Nro. 303
iſt eine vorzüglich gute Ziege zu verkaufen.
2329) Um gänzlich zu räumen mit Shirting=
Herrnhemden verkaufe das Stück zu 1 fl. 30.
Gophie Fey,Ernſt=Ludwigsſtr. 23.
Holländ. Voll=Häringe per Stück 4 kr.
5 kr.
Mariniete deßgleichen
2330) Paul Störger Sohn, Kirchtraße Nr. 25.

8
8


24)
505)
Si;

ewigen u. deutſchen
Kleeſaamen empfiehlt
Ludw. Heyl Cohn.
per Paquet
Hteariniichter 24u. 28r.
G. L. Hrkeghi.

17

[ ][  ][ ]

64

M. 16.

in großer Auswahl von den feinſten-Gold= und Seiden=Tapeten
2048) (
Tapeten bis 8 kr., gute feine bemalte Rouleaux, Bronz= und Holz=
Gallerien für Vorhänge, um damit zu räumen, unter den Preis, empfiehlt
W. Schmidt. Ludwigsplatz 9.
Auffallend billiger Ausverkauk
)
Wogen Auſgabe des Geschäſts u. um möglichst rasch iul räumen
1844)
verkaufen nachſtehende Artikel, als:
Wolle, Baumwolle, Chales, Kaputzen, Herrren= u. Damenbinden, Herren= u. Damen=
Glaçs, Unterjacken und Hoſen für Herren und Damen, Socken, Crinolines, Schleier
und alle in das Hurzuaarenſach einschlagende Artikel.
Ferner: Sammt= und Seidebänder ſchwarz und farbig, Knöpfe, Schnallen, Broſchen,
Ketten jeder Art, ſodann H=ederuvaarem jeder Art, Stieſol für Damen
u. Kinder, und meine Gegenſtände in Christoſle zu ehorm billigen
Ernſt=Ludwigs=
Wreisem.
Soridu a DuutH,
Platz.
2054) Alle Gattungen Bett=, Wachs= und Ledertücher empfiehlt billigſt
W. Schmidt, Ludwigsplatz 9.

Vermiethungen.
919) Ein eleganter Salon nebſt 3-4 daran=
ſtoßenden
Zimmern mit Möbeln ſind alsbald zu
vermiethen. Stallung kann dazu gegeben werden.
Zu erfr. bei E. Albert, Tapezier, Rheinſtr. 1.
992) Ludwigsſtraße Nr. 20.
Ein ſchöner Laden mit Logis zu ver=
miethen
.
1517) Zwei ſchön möblirte Zimmer
von April an zu vermiethen. Caſinoſtraße 20.
1590) Ein freundliches Zimmer mit Kabinet,
Möbeln und Bedienung für einen ledigen Herrn
zu 7fl. monatlich. Steinſtraße 29 bei Amendt.
1774) Zwei möblirte Zimmer mit Bedie=
nung
auf Oſtern zu vermiethen. Steinſtraße 36.
1825) Mehrere möblirte Zimmer ganz oder
getheilt zu vermiethen im Hauſe des Hrn. Faiz,
Eck der Rheinſtraße Nr. 1.
1986) Mathildenplatz Nr. 5 iſt zu vermiethen
der 3. Stock, beſtehend aus 4 Zimmern, 2 Ca=
binetten
, beziehbar Anfangs Juli. Ewald.
2010) Ex: Große Arheilger Straße Nr. 5
iſt der dritte Stock, beſtehend aus 3 Zimmern,
Küche u. ſ. w., zu vermiethen und den 1. Juli
zu beziehen. Auch iſt daſelbſt ein kleines Zimmer
für eine ruhige Perſon. Näheres im mittl. Stock.
2087) Ein ſehr bequemes kleineres Logis
von 4 Piecen mit allem ſonſtigen Zubehör für
einzelne Damen oder Herren alsbald beziehbar.
Ebendaſelbſt ein ſehr guter großer Wein=
keller
zu vermiethen. Eliſabethenſtraße 36.
2094) Im Heſſiſchen Hof iſt im mittleren
Stock ein Logis von 4 bis 5 Zimmern zu ver=
miethen
und im Juli zu beziehen.

Vermiſchte Nachrichten.
2332) Mit Bezug auf unſere am 1. Februar
1867 ausgegebene Ueberſicht der dahier abgehenden
und ankommenden Poſten bringen wir hierdurch
zur öffentlichen Kenntniß, daß Fahrpoſtſendungen
nach Würzburg, Bamberg, Nürnberg. München ꝛc.
auch um 230 Nachmittags von hier abgeſendet
werden und der Schluß zu dieſer Beförderungs=
Gelegenheit um 1 Uhr Mittags ſtattfindet
Darmſtadt, am 14. April 1867.
Großherzogliches Poſtamt Darmſtadt.
In Verhinderung des Poſtmeiſters:
Boetticher, Poſiſecretär.

Wiſſenſchaftliche Vorträge
im Saale der höheren Töchterſchule
Grafenſtraße,
Anfang Abends 7 Uhr.
15. Vortrag: Mittwoch den 17. April
Herr Dr. Ludwig Büchner.
Gegenſtand: Ueber Urzengung u. Zellen=
lehre
.
Tageskarten zu 36 kr. ſind in den Buchhand=
lungen
der Herren Jonghaus, Diehl und
Schorkopf und in der L. C. Wittich'ſchen
Hofbuchdruckerei zu haben.
141
(Fine junge gebildete Dame-wünſcht
S.
6)
C. Clavier= und Zeichnen=Unterricht in
und außer dem Hauſe zu ertheilen. Wer? ſagt
die Expediton d. Bl.

53

Dienſtag den 9. April eine
kleine goldene Damenuhr
V S zwiſchen Mitte der Rheinſtraße
und Ende der Caſinoſtraße verloren.
5 fl. Belohnung bei Uhrmacher
Kaufmann, Grafenſtraße.
2333) Ein fähiger Junge kann bei mir die
Lithographie erlernen.
G. Bauer,
Kiesſtraße 85.
prakt. Lithograph.
2334)
Ein Knecht,
bei Pferden geſucht. Zimmerſtraße 2.
2335) Eine reinliche Frau ſucht Laufdienſt;
auch Waſchen und Putzen. Brandgaſſe Nr. 6.
2336) Ein Mädchen, das Waſchen und Putzen
kann, wünſcht Arbeit. Zu erfragen Eliſabethen=
ſtraße
Nr. 24 Hinterbau bei Ebert.

2281)

Wohnungs=Veränderung.

Ich mache hiermit die ergebenſte Anzeige, daß ich meine ſeitherige Wohnung bei Hrn. Kaufmann
Hebberling, Alexanderſtraße, verlaſſen habe und jetzt zu Frau Reutier Warnelle, Rheinſtraße
Nr. 28, gezogen bin. Für das mir ſeither geſchenkte Vertrauen dankend, bitte ich mir daſſelbe auch in
meiner neuen Wohnung zu Theil werden zu laſſen.
Rarl Heorg. Capgier.
24.
A04a
H2337)
L.agerbier
F nehme ich Mittwoch den 17. April in Zapf, wozu freundlichſt einladet

8
8

unmöblirte große helle Zimmer im erſten
2) Stock Schulſtraße 11.

2275) Obere Schützenſtraße Nr. 20 neu
ſind mehrere ſehr freundlich möblirte Zimmer
zu vermiethen; auf Verlangen kann auch Mittags=
tiſch
gegeben werden.
2331) Die obere Etage meines Hauſes,
Promenadeſtraße 31: (Sommerſeite), beſtehend
in 6 heizbaren Zimmern, iſt nebſt üblichem Zu=
behör
anderweitig zu vermiethen. Jac. Fehrer.

Hoss

8

Hiller s neue Dampfschiſfslinie


2
zwiſchen
E.
Auluerpen und Veu-Lork.
Dieſe Linie iſt eröffnet durch die prachtvollen Dampfer erſter Claſſe:
Ottaun, Capt. Archer Abfahrten alle 14 Tage
vom 23. März an.
Hedway. Harris
Beköſtigung in der erſten Cajüte, wie auf einem Dampfer erſten Ranges erwartet werden .
Die Koſt im Zwiſchendeck beſteht:
Morgens 8 Uhr: Kaffee, Zucker, friſches Brod und Butter;
Mittags 1 Uhr: Suppe, Gemüs und Fleiſch (reitags Fiſche ſtatt Fleiſch, Sonntags
noch Pudding und ein Glas Wein jeden Mittag;
Abends: Thee, Zucker, Zwieback und Butter.
Der Paſſagepreis iſt: 450 Franken in 1. Cajüte,
Kinder von 1- 10 Jahren auf
200 im Zwiſchendeck,, allen Plätzen die Hälfte.
15
für Säuglinge,
Wegen Fracht und Paſſage beliebe man ſich zu wenden an den Haupt=Expedienten:
Herrn Adolph Strauss in Antwerpen. Ferner
an den alleinigen General=Agenten dieſer Linie für das Großherzogthum Heſſen
Eduard Humann in Mainz
ſowie an deſſen Agenten Joh. Mie. Diefenbach in Darmſtadt.
2338)

[ ][  ][ ]

er ſtattfindenden Oſter=Feiertage wegen
iſt Samſtag und Sonntag den
S S 20.u. A., ſowie Freitag und
Samstag den 26. u. 37. d. mein
Geſchäft geſchloſſen, was meinen Abnehmern
zur gefälligen Berückſichtigung hiermit anzeige.
H. Bodenheimer.

2340) Mühlſtraße Nr. 5 im Seitenbau wird
Arbeit im Weißzeugnähen und fein Weiß=
ſticken
übernommen.
2341) In meinem Laden wurde ein goldner
Ring gefunden.
Fried. Müller, Beſſunger Thor.
2342) Vor etwa 14 Tagen entlief ein rauh=
haariges
graues Pinſcher=Hündchen. Wer
daſſelbe in Verwahr genommen oder Auskunft
geben kann, wird erſucht, daſſelbe bei Bäcker=
meiſter
Jacob Hamm in Wolfskehlen
gegen gute Belohnung abzugeben oder davon
Anzeige zu machen. Vor Ankauf wird gewarnt.

Im Großherzoglichen Holzmagazin
wird gegen Vorauszahlung abgegeben:
Buchen=Scheidholz zu 10 fl. 20 kr. per Stecken
Kiefern= 6 fl. 24 kr.
Beſtellzeit: Dienſtags, Freitags und
Samſtags von 8-11 Uhr Vormittags.
Großherzogliches Rentamt Darmſtadt.

65
N. 16.
2343) Das gemeinſame Mahl mit den Deputirten des Odenwaldes
findet Mittwoch den 17. d. Mittags 1 Uhr im Ritſert'ſchen
Saale ſtatt.

Kirchliche Nachrichten.
Gottesdienſt bei den evangeliſchen Gemeinden.
Am Gründonnerſtage, den 18. April, predigen:
In der Hofkirche: Vormittags um 10 Uhr: Herr Hofprediger Bender.
In der Stadtkirche: Vormitt. 5 Uhr: Hr. Pfarrer Dr. Rin ck. Zugleich Vorbereitung zum Abendmahl am Charfreitag.
In der Militärkirche: Nachmittags 3 Uhr: Vorbereitung zum heil. Abendmahl.

Am Charfreitage, den 19. April, predigen:

Vormittags.
In der Hofkirche:
Um 10 Uhr: Herr Prälat Dr. Zimmermann.
In der Stadtkirche:
Um 10 Uhr: Hr. Pfarrer Ritſert.
In der Stadtkapelle:
Um 9 Uhr: Hr. Pfarrer Dr. Göring.
In der Militärkirche
Um 7 Uhr: Hr. Garniſonspfarrer Stra ck. Heil. Abendmahl.
In dem Eliſabethen=Stift:
Um 10 Uhr: Hr. Pfarrer von Bahder.
Am erſten Oſtertage wird das heil. Abendmah
Tags zuvor daſelbſt ſtattfindet.

Nachmittags.
In der Hofkirche:
Um 2 Uhr: Hr. Mitrediger Grein.
In der Stadtkirche:
Um 2 Uhr: Herr Dialonus Pfuor.
In der Statkapelle:
Um 2 Uhr: Hr. Miprediger Kalbhenn.
in der Stadtkapelle gehalten, wozu die Vorbereitung

Gottesdienſt bei der katholiſchen Gemeinde.
Mittwochs um 4 Uhr Beichte.

Gründonnerſtag:
Vormittags.
Von 6 Uhr an: Beichte und Communion.
Um 310 Uhr: feierliches Hochamt.
Nachmittags.
Um 5 Uhr: Andacht.

Charfreitag:
Vormittags.
Um 110 Uhr: Feierlicher Gottesdienſt.
Nachmittags.
Um 3 Uhr. Predigt: Hr. Pfarrer Beyer.
Um 7 Uhr: Andacht.

Charſamstag: Vormittags halb 10 Uhr: Hochamt.

4; pCt. Obligationen des Herzogs v. Nassau,
4 pCt. Hess. Eisenbahn-Obligationen v. 1843,
1846, 49, 50 u. 53)
5 pCt. Schwed. Staats-Obligationen v. 1866,
4½ pOt. Bair.
1857)

Verloosungs-Anzeiger von Obligationen, Eisenbahn-Prioritäten und Loosen.
Nachſolgende Loose und Obligationen sind zur Hiehung gekommen:

4½ pCt. Einnländer Pfandbriefe,
3½ pCt. Badische Rentenscheine,
4 pCt. Henkel v. Donnersmark von 1846,
3½ pCt. Sachsen Meiningen Staatsschuldbriefe,

Die Superdividende der Pfula. Ludwigsbaln ist fl. 32. per Stück.


)

Meininger Creditbank , fl. 7.

Hypothekenbank,, fl. 3. 4.

4 u. 4½ pCt. Meininger Pfandbriefe,
4 pCt. Frankfurter Pfandbriefe,
4 pCt. Herz. Lucca Obligationen v. 1836 u. 43, 44pCt. Hess. Ludu.Bisenb.-Prioritäten v.1860
Magdeburg-Leipziger Eisenbahn-Prioritäts-
Actien und Obligationen.
Die Winterdividende der Homburger Spiel Actien ist fl. 10. pr. Stück.

Wiesb-Emser,
Diviäende der Moguntia in Mainz

)


1½

f.
H.

5.
8. 45.

Ferdinand Wolſokehl.


Soll der Staat ſeinen Autheil an der Main=Neckar=Bahn verkaufen ?
Werth der Main Neſkar=Zahn.
Wie man hört, hat die Heſiſche Ludwigsbahngeſellſchaft Anerbietungen zum
Bau von Eiſenbahnen gemacht, welche allſeitig gehegte Wünſche und Bedürfniſſe
befriedigen könnten, aber ſie macht ſie nur unter der Bedingung, daß der Staat
ihr ſeinen Antheil an der Main=Neckar=Bahn für den Preis der Baukoſten
abtrete.
Regierung und Stände werden allo demnächſt die Frage zu erörtern haben:
Was iſt der Werth der Main=Neckarbahn ?=
Es iſt ſchon vielfach beſprochen worden, welchen Vorzug für ein leines Land
ein Eiſenbahnnetz beſitzt, welches, vom Staat vollſtändig nach den Bedürfniſſen
des Landes gebaut, den Eiſenbahnbetrieb nur als Mittel zu dem Zweck betrachtet,
den Verkehr des Landes möglichſt zu fördern.
Es fragt ſich nun: kann der Heſſiſche Antheil an der Main=Neckar=Bahn
als ein Glied eines ſolchen Netzes betrachtet werden, oder iſt er verneinenden
Falles fähig ein ſolches Glied zu werden ? Wir glauben dieſe Frage verneinen
zu müſſen! Ja! wären die beiden Endſtücke auch in den Händen unſeres Staates,
ſo würde ſich die Main=Neckarbahn vortrefflich zur Grundlage eines Bahnnetzes
der Provinz Starkenburg eignen, aber der langgeſtreckte Körper iſt an Kopf und
Füßen gefeſſelt, und ſo, trotz ſeiner günſtigen Lage, unfähig zur Ausnutzung aller
Vortheile des Betriebs, welche andre längſt weggehaſcht haben, bis ſeine drei=
köpfige
Direction ſich geeinigt und die Genehmigung ihrer drei Regierungen ein=
geholt
hat.
Dieſelben Schwierigkeiten würden ſich für den Ausbau des localen Bahn=
netzes
bieten, und wir glauben wohl mit Recht annehmen zu dürfen, daß in
dieſen Umſtänden die Urſache nicht nur des zwanzigjährigen Stillſtandes im
Bahnbau dieſes Gebietes, ſondern auch der mehrfach kundgegebenen Abneigung
unſerer Regierung zu ſuchen iſt, auf eigene Koſten die ſo dringend nothwendigen
Zweigbahnen zu bauen.
Dieſe Vorausſetzung, daß die Regierung nicht auf Staatsloſten weiterbauen
will, iſt aber jetzt, wo die Baarvorräthe vom Krieg aufgezehrt, und die Credit=

verhältniſſe ſchwieriger geworden ſind, wohl begründeter als früher, und, wenn
ſie richtig ſein ſollte, ſo verbleibt als Werth der Main=Neckarbahn für den Staat
nur der Mehrbetrag der Bahnrente über die Zinſen des Baucapitals.
Nehmen wir alſo an, das geſammte Baucapital der Main=Neckarbahn be=
trage
5,200,000 fl., und habe in den letzten Jahren 7%⁄ rentirt, ſo iſt das
Erträgniß 364,000 fl.; der Staat hat das Baucapital aufgenommen zu 4%⁄,
alſo zum jährlichen Zinſenbetrag von 208,000 fl., welche davon in Abzug kom=
men
, ſodaß alſo der Mehrertrag der Main=Neckarbahn 156,000 fl. betrüge.
Dieſer Mehrertrag wird ſich nun, in Betreff der Concurrenzbahnen, welche
ſich vorbereiten, für die Zukunft ſchwerlich höher ſtellen, ſodaß man ſagen kann:
nder Werth der Main=Neckarbahn über das Baucapital iſt gleich
einer jährlichen Staatseinnahme von ungefähr 150,000 fl.
Mit dieſem Werth wollen wir in einem weiteren Artikel den Werth der
geſchehenen Angebote oder zu verlangenden Leiſtungen vergleichen.

Die Schwalbe.
(Schluß.)
Das Geſchlecht der Schwalben iſt ein zahlreiches und zählt 66 ver=
ſchiedene
Arten. Von allen iſt aber die Hausſchwalbe uns die vertrauteſte
und liebſte. Sie ſucht die Wohnungen der Menſchen auf, gleichſam als
ob ſie dieſe Liebe ahnte und von ihr den meiſten Schutz erwartete, und
ſie zählt ja auch zu unſern Hausfreunden. Kunſtvoll und zierlich iſt ihr
Neſt, feſtgemauert und feſtgegründet an einer ſenkrechten Fläche. Sorg=
fältig
wählt die Schwalbe den beſten Stoff dazu aus: Thon, Lehm oder
thonartigen Schlamm, und keine Entfernung iſt ihr zu weit, um ihn im
Schnabel zum Aufbau des kleinen Hauſes herbeizutragen. Sorgſam be=
reitet
ſie das Material und die Bauſteine am Ufer eines Baches, Teiches
oder Sumpfes zu. Wie ein Maurer knetet ſie den Stoff mit dem Schnabel
durch, taucht ihn ins Waſſer, wenn er zu trocken und zu unbiegſam iſt,
formt kleine halbrunde Klümpchen daraus und trägt ihn im Schnabel zur
Bauſtätte. Hier klebt ſie ihn mit dem Schnabel feſt und verbindet ihn

[ ][  ]

M 16.

66
mit den frühern Klümpchen. Mit der Bruſt drückt ſie dagegen, um ihn
feſt zu verbinden, und iſt das Neſt fertig, ſo ſetzt ſie ſich hinein, dreht
ſich darin herum, glättet die innern Wände und gibt ihm die erforder=
liche
Rundung. Sie hat nicht Kelle noch Hammer und dennoch gelingt
der Bau ihr wohl. In acht bis zwölf Tagen iſt er vollendet und nun
beginnt die innere Ausſchmückung. Mit Federn und Daunen, Wolle und
Haaren werden die inneren Wände bekleidet und auf dem Grunde macht
ſie ein weiches und warmes Bett.
So weit die Schwalbe auch oft das Baumaterial herbeiholen muß,
ſo raſch der Bau auch fortſchreitet, ſo gewinnt ſie dennoch Muße, um
mit ihren Schweſtern Abends ſpielend die Spitzen der Thürme zu um=
kreiſen
oder über dem Waſſerſpiegel des Teichs dahinzuſchweben und
Nachts ſich mit ihnen höher und höher zum Himmel emporzuheben und
dort in ſtiller, unerreichbarer Höhe bis gegen Morgen zu weilen. Aber
ihre Bedürfniſſe ſind auch nur gering. Die Inſekten, welche ihr zur
Nahrung dienen, vorzugsweiſe Mücken und Fliegen, fängt ſie während
des Spielens im Fluge. Sie wird von einem außerordentlich ſcharfen
Auge hierbei unterſtützt, denn das kleinſte Inſekt bemerkt ſie in einer
Entfernung von 300 Fuß, ſie ſchießt wie ein Pfeil darauf los und haſcht
es im Fluge. Ihr Schlaf iſt ein äußerſt kurzer, denn in der Regel ſchläft
ſie nur ein bis zwei Stunden während der Mittagszeit.
Wie faſt alle Thiere, hängt auch die Schwalbe an dem Orte ihrer
Geburt; dieſer iſt ja die Stätte ihrer erſten Freuden und Schmerzen.
Die Jungen bauen in der Regel ihr Neſt dicht neben dem ihrer Aeltern
und friedfertig leben ſie mit dieſen nebeneinander.
Die meiſten Hausſchwalben bauen ihr Neſt oben offen, wenige wölben
noch ein Dach darüber und laſſen nur eine kleine Oeffnung darin, durch
welche ſie ein= und ausfliegen. Wird das Neſt der Schwalbe zerſtört, ſo
baut ſie es meiſt unverdroſſen auf derſelben Stelle wieder; zuweilen kom=
men
aber auch die Schweſtern aus der Nachbarſchaft und helfen ihr das
neue Haus aufbauen. Dieß wird dann an einem, höchſtens an zwei Tagen
vollendet, während ein einziges Paar acht bis zwölf Tage dazu nöthig
hat. Das Männchen der Schwalbe entzieht ſich nämlich keiner Arbeit;
es hilft das Neſt mit aufbauen, brütet mit dem Weibchen abwechſelnd auf
den Eiern und theilt getreulich die Sorge für die Jungen. Ein Schwalben=
paar
iſt friedlich und hängt feſt aneinander. Selbſt während des Spielens
bleiben ſie ſtets in möglichſter Nähe.
Unter den wenigen Feinden, welche die Schwalbe hat, iſt der Sperling
einer der erſten. Ebenſo unverſchämt als faul, nimmt er zuweilen von
dem fertigen, bequemen und warmen Hauſe der Schwalbe Beſitz und be=
hauptet
es mit einer ſolchen Hartnäckigkeit, als ob er in ſeinem vollſten
Rechte wäre. Aber nicht ungefährdet erfreut er ſich ſeiner Beute. Die
ſonſt ſo friedlichen Schwalben vereinen ſich und es entſteht ein Kampf,
der durch die kühnen Angriffe auf der einen und die Hartnäckigkeit auf
der andern Seite äußerſt erbittert wird. Ein ſolcher Krieg währt oft
mehrere Tage lang; fließt auch nur wenig Blut, ſo erheben die Kämpfen=
den
doch ein tapferes Feldgeſchrei und entwickeln mehr Kriegsliſt als
Homer's Helden vor Ilium. Der ſpitze Schnabel der Schwalben iſt die
Lanze und das Bayonnet, mit welchen ſie kühn und heftig ſich auf den
Feind ſtürzen, der in ſeiner unerſchütterlichen Unverſchämtheit einen ſtarken
Schild beſitzt. Gelingt es den Schwalben nicht, den hartnäckigen Feind
zu vertreiben oder auszuhungern, dann greifen ſie zuweilen zu dem letzten
Mittel. Sie fliegen fort, holen Thon und Lehm herbei, bauen mit außer=
ordentlicher
Schnelligkeit und Geſchicklichkeit das Neſt zu und mauern den
Räuber ihres Beſitzthums lebendig darin ein.
Sind die Schwalben noch im Beſitz des Neſtes, ſo wird es den an=
greifenden
Sperlingen äußerſt ſchwer, ſie daraus zu vertreiben, denn ſie
fürchten den ſpitzen Schnabel der Feindin, der wie eine Palliſade und
Lanze ihnen ſtets entgegengerichtet iſt. Bewundernswürdig ſind die Schwalben
durch die Liſt, welche ſie in ſolchem Kriege anwenden, um ihren Gegner
zu täuſchen. So kleben ſie bisweilen einige Schwauzfedern an den Aus=
gang
des Neſtes, ſodaß es täuſchend ausſieht, als ob die Schwalbe im
Neſt ſäße und daſſelbe behüte, während ſie vielleicht längſt an einem
andern Orte mit dem Aufbau eines neuen Hauſes beſchäftigt iſt. Der
Sperling läßt ſich dadurch täuſchen; hartnäckig beobachtet und belagert er
das Neſt, aber er wagt nicht, die tapfern Schwanzfedern anzugreifen.
Dieß eine Beiſpiel möge Denjenigen, welche den Thieren allen Ver=
ſtand
und die Erkenntniß von Urſache und Wirkung abſprechen, weil ſie
alle geiſtigen Thätigkeiten der Thiere nur für Inſtinct anſehen und mit
Descartes die Thiere nur für Maſchinen ohne Verſtand und Empfindung
halten, das Gegentheil beweiſen.
Plötzlich und geheimnißvoll, wie die Schwalben im Frühjahr von
ihrer Wanderſchaft zurückkehren, ebenſo geheimnißvoll treten ſie dieſelbe
an. An einzelnen Orten ſammeln ſie ſich im Herbſt, um in Gemeinſchaft
ihre Wanderung anzutreten. Während die meiſten auf einem Thurme
oder Hauſe ſtillſitzen, ſchwärmen einzelne umher, erheben ſich hoch in die
Luft, kehren zwitſchernd und ſchreiend zurück und beſchreiben weite Bogen

in der Luft. Es ſind die Anführer und Wegweiſer auf der weiten Reiſe.
Sie erforſchen, ehe ſie die Reiſe antreten, erſt die Richtung, welche ſie
innehalten müſſen, und fliegen umher, um alle Schwalben in der Umgegend
herbeizuholen. Plötzlich, wie von Einem Geiſte getrieben, erheben ſich
ſämmtliche Schwalben faſt ſenkrecht in die Höhe und ſind auch in dem=
ſelben
Augenblick ſchon dem Auge entſchwunden. Hoch in der Atmoſphäre,
in günſtiger Luftſtrömung ziehen ſie dahin über das Meer nach Afrika
und Aſien bis an den Senegal.
Derſelbe wunderbare Inſtinct, welcher den übrigen Wandervögeln
innewohnt, zeigt auch der Schwalbe den weiten Weg und führt ſie ohne
Compaß und ohne Sternkunde, ohne Umwege und ohne je einmal zu irren
zurück an die Stätte, wo ſie im Jahre zuvor ihr Neſt erbaut. Höchſt
ſelten baut ſich die Schwalbe an einem andern Hauſe an oder läßt ſich
gar in einem andern Orte nieder. Es wohnt in ihr dieſelbe Helmaths=
liebe
, welche auch den Storch ſtets zu demſelben Neſte zurückführt und den
Lachs treibt, zur Laichzeit das Meer zu verlaſſen und durch verſchiedene
Ströme und Flüſſe den ſtillen, klaren und kleinen Bergbach wiederaufzu=
ſuchen
, in dem er einſt geboren, um an derſelbenzStelle ſeinen Nachkom=
men
das Leben zu geben.
Bei uns iſt die wahre Heimath der Schwalben denn nur bei uns
bauen ſie ein Neſt, legen Eier und brüten dieſelben aus. Nach dem Süden
ziehen ſie nur, um der Kälte des Winters zu entgehen und weil ſie dort
die Nahrung an Inſekten finden, welche der Winter ihnen bei uns nicht
zu bieten vermag.
Nicht alle Schwalben ziehen indeß im Winter nach dem Süden.
Einzelne, vielleicht die kranken oder ſchwachen, welche nicht im Stande
ſind, die Reiſe auszuhalten, oder ſolche, welche im Herbſt ſich verſpätet
und den allgemeinen Fortzug verſäumt haben, bleiben hier. Sie über=
wintern
in hohlen Bäumen, Scheunen, Uferlöchern und ſelbſt im Schlamme
des Waſſers, indem ſie in den Winterſchlaf fallen. Es iſt dies vielfach
behauptet, aber ebenſo häufig beſtritten worden, weil man von der An=
ſicht
ausging, daß unter den Vögeln ſich keine Winterſchläfer befänden.
Es iſt aber eine conſtatirte Thatſache und der Schreiber dieſer Zeilen
hat ſelbſt im Winter beim Ausbringen eines Teiches mehrere Schwalben
im Schlamme gefunden, welche in der Wärme des Zimmers aus dem
Schlafe und dem Zuſtande der Erſtarrung erwachten. Schon Ariſtoteles
führt die Schwalbe und einige andere Vögel unter den Winterſchläfern
auf und auch die alten Deutſchen hatten den Glauben, daß die Schwalbe
den Winter in Sümpfen und in der Erde zubringe.
Naht im Herbſte um die Zeit, in welcher die Schwalben ſich nach
dem Süden begeben, ein Sturm, ſo treten ſie die Reiſe um einige Tage
früher und ſehr ſchnell an. Die Alten treiben dann die Jungen und
Schwächern mit Gewalt fort, da jede Stunde Zögerung ſie der Gefahr
des Sturms näherbringt. Ermatten einige während der Wanderung zu
früh, ſodaß ſie nicht im Stande ſind, die Reiſe über das Meer auszu=
halten
, ſo werden ſie von den übrigen zurückgetrieben und jährlich bleibt
eine Anzahl in den ſüdlichen Ländern Europas zurück.
Durch die weite Wanderung werden die einzelnen Paare nicht von=
einander
getrennt, ſie kehren ſtets gemeinſchaftlich zu dem alten Neſte zu=
rück
. Stirbt eine von ihnen, ſo folgt die andere meiſt in wenig Tagen
ihr nach. Der Gram zehrt ſie auf und vielleicht tritt bei ihr ein, was
man bei den Menſchen als eine Thorheit verlacht hat - ihr Herz bricht.
Die Nahrung der Schwalben beſteht aus Inſekten, vorzugsweiſe
Mücken und Fliegen, und durch die Vertilgung dieſer läſtigen Thiere
zeigen ſie ſich dem Menſchen dankbar für den Schutz, den er ihnen ange=
deihen
läßt. In kalten naſſen Sommern, wo die Inſekten ſterben oder
ſich verkriechen, müſſen die Schwalben oft großen Hunger leiden und
manche fallen todt aus der Luft nieder, welche ſie vergebens nach einer
kleinen Mücke durchſchwärmt haben. Eigenthümlich iſt es, daß die Schwalben
bei epidemiſchen und miasmatiſchen Krankheiten ſehr häufig diejenigen Orte
verlaſſen, welche am heftigſten davon heimgeſucht ſind. Iſt die Krankheit
vorüber, kehren ſie zurück. Wo ſie ſich aber während dieſer Zeit auf=
gehalten
haben, iſt noch nicht erforſcht; man will ſie während ſolcher Zeiten
auf den Höhen der Berge häufiger als ſonſt bemerkt haben.
Unantaſtbar und heilig ſteht dieſer kleine Vogel mit ſeinen dunkeln,
lebhaften Augen, mit ſeinen langen und zierlichen Flügeln in dem Glauben
des Volks da. Keine Hand wagt ihm zu wehren, ſein Neſt zu bauen,
wo es ihm gefällt. Die Thatſache, daß er zuweilen aus Angſt ſtirbt,
wenn man ihn in der Hand hält, daß er ſich nicht in den engen Raum
eines Käſigs ſperren läßt, hat die allgemeine Verehrung noch geſteigert.
Frei muß die Schwalbe ſein, um zu leben, denn ſie iſt die Königin
der Luft.
Wenn an dem alten Spruche, daß in den Hütten der Armen mehr
Glück wohne als in den Paläſten der Reichen!, Wahrheit iſt, ſo bekräf=
tigen
die Schwalben dieſe; denn an den Hütten der Armen bauen ſie
häufiger und lieber ihre Neſter als an den ſtolzen Paläſten - und die
Schwalben bringen ja Glück!

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.