Beilage
um
Darmſtädter Frag= und Anzeige=Blatt.
Dienſtag den 26. Marz
1867
63 13.
e.
Das Frag= und Anzeigeblatt, die Beilage hierzu. ſowie das Verordnungsblatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wöchentlich; Erſteres Samſſags. die Beilage
Dienſtags und Letzteres Vonnerſtags. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren. In Darmſtadt bei
Her Eedition-Rheinſtrae Dr. 2neu-
Victualienpreiſe vom 25. bis 31. März 1867.
A. Der Ochſenmetzger.
Ochſenfleiſch das Pfund
nierenſet das Pfund
Enes, Ch. Nüngeſſer, G. Rummel, Schuch=
.
mann,
Keller-
ber Lindenſtruht u. H. Lautz
.
Ochſenleber das Pfund
Geſalzener Pruſtkern
bei L. Lauß 30 kr., bei Schuchmann und
Lindenſtruth
b. Der Rindsmetzger.
.
Ochſenfleiſch das Pfund
Kuh. oder Kindſlteiſch das Pfund
Niekenſett,
bei Hiſſerich Wtwe.
Leber von Ochſen. Kühen oder Kindern das Pf.
bei Hiſſerich Wtwe=
C. Der Kalbs= und Hammelsmetzger.
Kalbfleiſch das Pfund
bei Guntrim Wtwe.
Hammelſiriſch das Pfund
18 Feilſchaften:
Hammelfleiſch Bruſt und Hals bei Reuter kr. Bratwurſt das Pfund 24 14 kr. Bh. Arnheiter, G. Dreſſel, L. Maas Leberwurſt däs Pfund
und L. Rummel. 14½ bei Bundſchuh, Hübner 20 Hammelsſett das Pfund 28 Blutwurſt das Pfund
. 18 bei Guntrum 28 kr., G. Müller, P. Arn= Gemiſchte Wurſt das Pfund 10 heiter, Dreſſel, Hein und Dandt
24 bei H. Apfel, Ewald, Friedrich, Fuchs, Hübner, 17 Fiſcher, P. Schmidt, Bundſchuh, dietz u. Wörner
Anmerkung. Bei einer Quantität Fleiſch von 10 Pfd. 18
d. Der Schweinemetzger. dürfen im ſteigenden und fallenden Verhältniß nicht
mehr als 1½ Pfund Zugabe befindlich ſein. 17
Schweineſleiſch das Pfund
18 C. Der Bäcker. Schinken das Pfund
26 Gemiſchtes 8rod 5 Pfd. beſteh, aus ½ Weiß= 17 24 24 M.
bei Herdt, Fuchs, Rummel, Schmidt, Wörner, desgleichen 2½ „
und ⁄ Roggenmehl.
Reggenbrod.. 5 Pfd. beſteh. aus ¹⁄ Kern= 18 Fiſcher und Zimmer 26 GeräucherteKinnbacken das Pfund 20 desgleichen 2½ „ und ⁄₄ Roggenmehl. 10 Friedrich 24 kr., Bundſchuh, Hübner, Wörner Gemiſchtes Brod in hleinen Laiben 5 Loth 20. und Fiſcher
22 Waſſerweck 4 Loth für Speck das Pfund
.
. 28 Milchbrod 3 Loth für
„ Schmalz das Pfund 24 Franz. Milchbrod 3 Loth für 15½ bei Joſt, Waͤrnecke, A. u. J. Herweg, Zimmer,
Fuchs und Hübner- 28 k. Der Bierbrauer. 16¼
16½ Unausgelaſſen 24 kr., bei Fuchs, Joſt, Warnecke,
A. u. J. Herweg, Hübner und Zimmer 28 Jungbier.
kr.
24
Ve=
8
26
13
24
12
1
16
1822)
Lohrinden=Verſteigerung.
Der Eichen=Lohrinden=Anfall von circa 40 Klafter Schalholz in dem Stockſtadter Oberhübner=
Wald wird Donnerſtag den 28. März l. Js. Nachmittags 1 Uhr
auf dem Gemeindehauſe zu Stockſtadt öffentlich gegen baare Zahlung an den Meiſtbietenden
ver=
ſteigert. - Stockſtadt, den 18. März 1867.
Die Verwaltung:
Müller, Vorſtand.
1182)
Bekanntmachung.
Auf gerichtliche Verfügung vom 16. d. Mts.
ſoll die dem Bäckermeiſter Johannes Stork,
dahier eigenthümlich zuſtehende Liegenſchaft, nämlich:
Flur II. Nr. 25. ⬜lftr. 192⁄₁₀ Hofraithe,
Schuſtergaſſe,
Mittwoch den 10. April d. J.
Vormittags 10 Uhr,
in dem Ortsgerichtslokal öffentlich meiſtbietend
verſteigert werden.
Darmſtadt, den 25. Februar 1867.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Berntheiſcl.
Vergebung von Bauarbeiten und
Mauerſtein=Lieferung.
Die bei Erbauung einer Kleinkinderſchule zu
Pfungſtadt vorkommenden Arbeiten u. Mauerſtein=
Lieferung ſollen auf dem Soumiſſionswege vergeben
werden. Dieſelben ſind veranſchlagt:
fl. kr.
1) Maurerarbeit zu.
1801 39
2) Steinhauerarbeit zu
254 50
3) Zimmerarbeit zu.
1348 30
Efl. kr.
4) Dachdeckerarbeit zu
255 25
5) Schreinerarbeit ohne die
Fenſter=
rahmen zu.
7
613
6) Schloſſerarbeit zu
451 59
7) Glaſerarbeit ohne die
Fenſter=
rahmen zu
52
.
8) Fertigung der Fenſterrahmen zu 117 12
9) Weißbinderarbeit zu.
535 49
10) Spenglerarbeit zu
47 18
11) Lieferung und Aufſetzen von 11 Cubik=
Klafter Mauerſteinen aus den Brüchen
bei Traiſa.
Die Voranſchläge und Accordsbedingungen
liegen Dienſtag den 2. April, Mittwoch den
3. April und Donnerſtag den 4. April l. J.,
jedesmal Vormittags von 8 bis 12 Uhr, auf
Großherzoglichem Kreisbauamt Darmſtadt hur
Einſicht offen und müſſen die Soumiſſionen
ver=
ſiegelt und frankirt mit der Aufſchrift: „
Sou=
miſſion für die Arbeiten an der Kleinkinderſchule
zu Pfungſtadt; längſtens Montag den 8. April
J. Vormittags um 10 Uhr auf dem Büreau
Großherzoglichen Kreisbauamts Darmſtadt
abge=
geben werden.
Pfungſtadt, den 23. März 1867.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Pfungſtadt.
In Erledigung der Bürgermeiſter=Stelle:
1823)
Spalt, Beigeordneter.
Feilgebotenes.
8 Eiopommade
beſte Qualität per Glas
19, 15, 18, 24, 36 und
48 kr. nur allein ächt bei
Ludwigsplatz. W. Schäfer, Friſeur,
CS. neben Hrn. Kaufmann Roſenheim.29
693) Ein in dem ſchönſten mittleren Theile
der Neuſtadt gelegenes Haus iſt billig zu
ver=
kaufen. Nähere Auskunft ertheilt J. Gerſt.
1237) Ein noch faſt neuer ſehr guter
Por=
zellanheerd iſt billig zu verkaufen.
Philipp Röder, Schloſſermeiſter,
Bleichſtraße 27.
1563) Eine 21 Fuß lange hölzerne,
trans=
portable Spalierwand, ſowie ein 12. weites, 6
hohes Lattenthor und Thüre mit eichenen Pfoſten
und Beſchläg iſt billig zu verkaufen.
Teichhausſtraße Nr. 13.
1582) Ein 6 octaviger gebrauchter Flügel
iſt für 60 fl. wegen Auszugs zu verkaufen.
Wo? ſagt die Expedition d. Bl.
14
[ ← ][ ][ → ] R13.
52
1824) Als paſſendſtes Weibegeſchenk für Chriſten jeden Alters und Standes und zu allen
feierlichen Gelegenheiten werden empfohlen
prachtvoll in Seide gewebt
die Bildniſſe unſeres Herrn und Heilandes
Tesus CAristus
und der
heiligen Jungfrau Maria,
jedes 1½ Zoll hoch und 1 Zoll breit, in Medaillonform, daher gleich geeignet zu Gebetbücher=,
Zimmer=Verzierungen ꝛc, und in Medaillons zu faſſen.
Preis: einzeln 20 kr., beide zuſammen 35 kr.
W Wiederverkäufer erhalten hohen Rabatt.
Zu beziehen gegen Franco=Einſendung des Betrags von dem Zeitungsbüreau von
C. O. Liebig in Chemnitz (Sachſen).
W. In der Expedition dieſes Blattes liegen Probeanſichten aus.
1715)
BrOd-Verhaauf.
I. Sorte ſgemiſchtes Brod) pr. Leib 24 kr. u. II. Sorte feinſtes
Kornbrod) zu 22 Lr. aus der aufs Beſte eingerichteteu Bäckerei des Herrn
Dampfmüller P. Schreider aus Groß=Gerau.
Niederlage bei: H. Fornoff, große Ochſengaſſe zum Mainzer Hof.
A. H. Drk, Kaufmann in der Karlsſtraße.
J. F. Henigſt, Kaufmann in der Bleichſtraße.
1564) Ein ſehr gut gearbeiteter moderner
Glasſchrauk von Mahagoniholz, nur kurze
Zeit gebraucht, ſteht in Auftrag bei mir zu
ver=
kaufen. Peter Geuter, Eliſabethenſtraße 25.
1737) Ein Confirmanden=Anzug, ganz gui
erhalten iſt zu verkaufen Nieder=Ramſtädterſtr. 25.
Vermiethungen.
410) In der Rheinſtraße, im
Lange'ſchen Hauſe Nr. u9 auf der
Sommerſeite, ein ſchönes großes
Logis in der bel-Etage, beſtehend
a. 10 Zimmern mit Balcon=Salon,
Glasabſchluß und allen ſonſtigen Bequemlichkeiten,
im Ganzen, oder getheilt, am 28. März
oder auch früher zu beziehen.
Nöthigenfalls mit Stallung.
782) Ein ſehr freundlich möblirtes Zimmer iſt
Beſſunger Carlsſtraße zu vermiethen. Zu erfragen
bei Herrn Möbelhändler Trier, Ludwigsſtraße.
919) Ein eleganter Salon nebſt 3-4
daran=
ſtoßenden Zimmern mit Möbeln ſind alsbald zu
vermiethen. Stallung kann dazu gegeben werden.
Zu erfr. bei E. Albert, Tapezier, Rheinſtr. I.
924) Neckarſtraße Nr. 15 ein kleines
möblirtes Zimmer und Cabinet, monatlich 5 fl.
992) Ludwigsſtraße Nr. 20.
Ein ſchöner Laden mit Logis zu
ver=
miethen.
1517) Zwei ſchön möblirte Zimmer
von April an zu vermiethen. Caſinoſtraße 20.
1367)
Schulſtraße Nr. 11
Das von Hrn. Hofgerichts=Advokat Langenbach
bewohnte Logis im 1. Stock, beſtehend aus 3
Zim=
mern, wovon 2 auf die Straße, iſt zu vermiethen.
1368) Eck der Rheinſtraße Nr. 1 ſind zwei
ſehr ſchöne Zimmer, mit der Ausſicht in die
Rheinſtraße, auf den Paradeplatz und den
Markt=
platz, zu vermiethen und Mitte März beziehbar.
1494) In freundlicher, geſunder Lage iſt eine
Wohnung, 3 Zimmer nebſt ſonſtigen
Bequem=
lichkeiten an eine ruhige Famile zu vermiethen
durch B. L. Trier, Ludwigsſtraße.
1590) Ein freundliches Zimmer mit Kabinet,
Möbeln und Bedienung für einen ledigen Herrn
zu 7fl. monatlich. Steinſtraße 29 bei Amendt.
1611) Alexanderſtraße Nr. 13 ſind in der
mittleren Etage zwei ineinandergehende Zimmer
zu vermiethen und bis 15. Mai zu beziehen.
1665) Ein möblirtes Zimmer mit ſchöner
Ausſicht zu vermiethen Eck der Grafen= und
Wieſenſtraße Nr. 9.
1774) Zwei möblirte Zimmer mit
Bedie=
nung auf Oſtern zu vermiethen. Steinſtraße 36.
1776) Ein kleines freundliches Logis nebſt allem
Zugehör und Bleichplatz gleich beziehbar.
Mühl=
ſtraße Nr. 28 im Seitenbau.
1777) Eine freundliche Stube große
Arheilger=
ſtraße 6 im Seitenbau.
1825) Mehrere möblirte Zimmer ganz oder
getheilt zu vermiethen im Hauſe des Hrn. Faix,
Eck der Rheinſtraße Nr. I.
1826) Ein freundliches Zimmer mit Möbeln
iſt bis 1. Mai zu beziehen. S. Baier, Hofconditor.
1827) G
Beſſunger Wülhelmimen
o90 meiner an der
ſtraße gelegenen Villa iſt der obere Stock, ſieben
Zimmer enthaltend, anderweitig zu vermiethen und
1ſ1
der feſte Miethpreis
Ende Juni zu beziehen;
Theobor Schwab.
500 fl.
Vermiſchte Nachrichten.
99 lhne ne mr
vorigen Jahren der frühere Director
; des botaniſchen Gartens gethan, wäh=
5 rend dieſes Sommers eine
Vor=
leſung über allgemeine und
ſpecielle Botanik, verbunden mit
z wöchentlichen Excurſionen, zu
halten.
Bei der ſchon vorgerückten Zeit bitte
ich Alle, welche ſich hieran betheiligen
wollen, ſich bald mit mit in's
Be=
nehmen zu ſetzen.
Darmſtadt am 24. März 1867.
Wr. Hetuler.
CNitdidNedel Noedid nnitonnedeot 5
N6dſeneneohorei. Nneeroe Nsheonen
Huuyuuuuunuuu zuunununuut
Lo—
Wiſſenſchaftliche Vorträge
im Saale der höheren Töchterſchule
Grafenſtraße,
Anfang Abends 7 Uhr.
12. Vortrag: Mittwoch den 27. März
Herr Gnſtav Eger.
Gegenſtand: Ueber Voltaire und das
Jahr=
hundert der Aufklärung.
Tageskarten zu 36 kr. ſind in den
Buchhand=
lungen der Herren Jonghaus, Diehl und
Schorkopf und in der L. C. Wittich'ſchen
Hofbuchdruckerei zu haben.
[141
Schon am 15. April d. J.
9 findet wiederum eine große Gewinnziehung
Hdes k. k. öſterr. Staats-Prämien=Anlehens
H vom Jahre 1864 ſtatt. Die Ziehung
ge=
ſchieht öffentlich im Beiſein von Regierungs=
15
Beamten und müſſen in dieſer einen Ziehung
H nachſtehende hohe Treffer gewonnen werden:
45
fl. 220,000, fl. 15,000, fl. 10,000,
45fl. 5000, 3fl. 2000, 6afl.1000.
H 15 fl. 300, 30 fl. 100, 940 fl. 145.
4 Durch unterzeichnetes Handlungshaus ſind
4 Miethſcheine für die bevorſtehende Ziehung,
am 15. April gültig, zu beziehen und
koſtet 1 Stück fl. 3. 30, ½ Stück fl. 1. 45.,
43 ganze oder 6 halbe fl. 8. 45., 7 ganze
4 oder 14 halbe fl. 17. 30 kr.
Ebenſo offerire Miethſcheine für die näch=
4 ſten 5 Gewinnziehungen, vom 15. April
1867 bis 1. März 1868 gültig, per Stück
H zu fl. 15., halbe zu fl. 7½.
Gefallige Auftraͤge werden gegen Einſendung
4 des Betrags, Poſtnachnahme oder Poſtein=
4 zahlung pünktlichſt effektuirt, jede zu wün=
G ſchende Auskunft wird bereitwilligſt ertheilt,
ausführliche Verlooſungspläne werden gratis
5
ausgegeben, ſowie nach ſtattgehabter Ziehung
3 Liſten und Gewinngelder franco verſandt.
Man wende ſich daher gefl. baldigſt und
direct an Joh. Fried. Scheibol,
Staatseffektenhandlung in Frankfurt a. Mß
Fahrgaſſe Nr. 111.
L. S. Es wird noch ausdrücklich darauf
aufmerkſam gemacht, daß mit der
gering=
fügigen Einlage von fl. 3. 30. am 15. April
der Hauptpreis von fl. 220,000 zu ge=
[1738
A winnen iſt.
47) Eine im Weißzeugnähen und
Kleider=
ſen geübte Arbeiterin hat noch einige Tage
58
A.13
1829)
Arbeiter=Verein.
6
Mitwoch den 27. d. M. Vortrag des Oeconomen Herrn Auton Schudt vom Rheinfelder=Hof:
„Ueber die Brodbereitung, insbeſondere über die auf dem Lande.”
Der Vorstand.
—
1832)
; Geſchäfts=Eröffnung.
Anzeige.
Hiermit erlaube ich mir einem geehrten Publi=
Beſtellungen auf die vom 1. April an
kum ergebenſt anzuzeigen, daß ich unterm Heutigen
mein Geſchäft in Colonialwaaren, Tabak
8 Cigarren eröffnet habe.
Es wird ſtets mein eifrigſtes Beſtreben ſein,
durch gute Waare und relle Bedienung meine
geehrten Abnehmer zu erhalten zu ſuchen.
Darmſtadt, den 25. März 1867.
Jacob Stumpf,
Eck der Runden Thurm= und Langgaſſe.
- ſEiue junge gebildete Dame winſcht
Clavier= und Zeichnen=Unterricht in
und außer em Hauſe zu ertheilen. Wer? ſagt
die Expediton d. Bl.
1304) In der Steindruckerei von C. Welz
bacher wird ein Junge geſucht.
1682) Für eine der älteſten und
beſtrenom=
mirteſten deutſchen Feuer=Verſicherungs=Geſell.
ſchaften mit mehreren Nebenbranchen wird ein
tüchtiger Platz=Agent für Darmſtadt geſucht.
Offerten unter der Chiffre I. S. ſind in der
Exped. d. Bl. abzugeben.
dahier erſcheinende
99 Maiu-Leitumg's
können bei der Druckerei und Expedition
dieſes Blattes
(J. 9. Schmitt, Rheinſtraße bei Hrn. G. G. Lange)
von in hieſiger Stadt wohnenden
Abonnementsluſtigen gemacht werden.
Auswärtige Abonnenten wollen bei dem
nächſtgelegenen Poſtamt beſtellen.
Darmſtadt, den 25. März 1867.
1799) Es wird für auswärts eine gewandte
Putzmacherin geſucht, welche ſelbſtſtändig arbeiten
kann. Zu erfragen bei der Expedition.
1831) Vorige Woche blieb in meinem Laden
ein Schirm ſtehen. Der Eigenthümer kann
denſelben gegen die Inſeratgebühren abholen.
F. Kottler, Obergaſſe.
Das Großherzogliche Muſeum
iſt Dienſtag, Mittwoch, Donnerſtag und Freitag
von 11-1 und Sonntag von 10-1 Uhr geöffnet.
Großherzogliches Hoftheater.
Dienſtag, 26. März 15. Vorſt. in der VI.
Abonn.=Abth. Fauſt, dramatiſches Gedicht in
6 Abtheilungen von Goethe. Muſik von
Lind=
paintner. Mephiſto, Herr Emil Werner vom
Actientheater in München, als Gaſt. Anfang 6 Uhr.
Donnerſtag den 28. März. Abonnement
guspendu. Zum Beneſiz für Herrn Franz
Nachbaur, neu einſtudirt: Johann von
Paris, komiſche Oper in 2 Akten; Muſik von
Boieldieu. Hauptparthien: Frau Peſchka=Leutner,
Fräul. Löwe, Hr. Nachbaur, Hr. Greger.-
Mit 2 Tanzeinlagen.
Freitag, 29. März 1. Vorſt. in der VII.
Abonn.=Abth. zum Erſtenmal: Ein Wort an
den Miniſter, Luſtſpiel in 1 Akt von Langer.
Hierauf zum Erſtenmale: 1733 Thaler
22½ Silbergroſchen, Poſſe in 1 Akt von
Jacobſon. Zum Schluß: Flotte Burſche,
komiſche Operette in 1 Akt von Suppé. Im
1. und 3. Stück Herr Emil Werner, vom
Actientheater in München, als Gaſt.
Verloosungs-Anzeiger von Obligationen, Eisenbahn-Prioritäten und Loosen.
4; pCt. Preuss Obligationen von 1848,
„ 1851
4 pCt. Nassauer „
„ 1858.
4 pOt.
„
7)
„ 1861
5 p0t. Genfer
1)
41 p0t. Schwed. Staats-Obligationen v. 1860, 5 pCt. Fürst P. v. Esterhaay
„ 1862,
Pariser Stadt-Anlehen von 1855 a. 1860,
Brüsseler „
Augsburger fl. 7. Loose
Nachfolgende Di videnden werden am 1. April ahlbar:
Frankfurter Bankactien fl. 38. per Stück.
Nachſolgende Loose und Obligationen sind’zur Lichung
Mailänder Frs. 10. Loose von 1866,
Pappenheimer Frs. 7. Loose,
Stadt Ostender Frs. 25. Loose,
4 pOt. M. v. Strachwit-sche Obligationen,
4 pCt. Pürst Palſfp'sche Obligationen,
Verlin- Anhalt-Eisenbahn-Priorit. Actien und
Obligationen,
Darmstädter Aetien für Handel u. Industrie fl. 1. 15 kr. pr. Stück.
gekommen:
Niederschlesische 4½ und 5 pCt. Eisenbahn-
Prioritäten,
Berlin Stettiner 4½ u. 4pCt. Eisenbahn-Priorit.,
Aetien und Obligationen der grossen
Gesell-
schaft der Russischen Eisenbahnen,
Prioritäts-Obligationen der Kaiser. Verdinand.
Nordbahn;
4½ pCt. Schwedische Pfandbriefe von 1862.
Frankkurter Voreinskasse fl. 2. 42 kr. per Stück.
Luxemburger Bankactien fl. 7.
FVerdinand Wolfekehl.
Ein Seemannstraum.
(Schluß.)
VIII.
So wanderte ich, bald hier=, bald dorthin kreuzend, durch die
präch=
tigen Straßen Piccadillh, Orford=, Regent=Street, Cheapſide u. ſ. w., durch
die noch immer trotz der Kälte belebten Parks, an den Paläſten und ihren
ſchön gewachſenen Hütern, den Schotten, vorbei, ſah mir die Paulskirche
und das darin befindliche Wellingtondenkmal an, blieb vor den unzähligen
Statuen von Wellington und der andern engliſchen Staatsmänner und
Helden ſtehen, ſtaunte den Tower an, kurz, ich verſchaffte mir eine
Be=
kanntſchaft mit den am meiſten beſuchten und bekannten
Sehenswürdig=
keiten Londons, ſo daß, wenn ich hätte am nächſten Morgen fortreiſen
müſſen, ich das oberflächliche Bild Londons doch ſtets in meiner Seele
getragen hätte. Matt und hungerig wie ich war, ließ ich mich doch nicht
leicht abhalten, nach einem intereſſanten oder mir von früher her
erinner=
lichen Punkte zu gehen, ſo wenig vermag der Menſch ſich von den
Ein=
drücken zu befreien, die er in früher Jugend bekommen! Als aber der
Abend hereinbrach, ſpürle ich doppelt, wie müde ich mich gelaufen hatte.
Mein letztes Geld war ſchon am frühen Morgen in ſchönes weißes Brod
verwandelt worden, ich ſchlug, weil ich überlegte, daß die Weiſen aus
dem Morgenlande doch nicht ſo ganz unrecht hatten, als ſie nach Weſten
zogen, und daß Japhet auf ſeinem Wege ebenfalls zuletzt glücklich geworden,
die Richtung nach dem Weſtende ein, woſelbſt, wie ich wußte, viele Deutſche
und Franzoſen wohnten. Aber ich fand keinen barmherzigen Samariter,
der ſich meiner hätte annehmen wollen, die Nacht ward immer dunkler, es
begann leiſe zu regnen, und ſo gab ich dieſes wenig lohnende Geſchäft
auf, um mich nach einem Nachtquartier umzuſehen.
Ich fand endlich ein ſolches bei einem Lohnkutſcher, in deſſen Hof
ich trat. Bald verſchwand ich in einer dort ſtehenden Kutſche und ſetzte
mich behaglich zum Schlafe nieder. Unter mannichfachen Betrachtungen
über die Deutung des Worts: Ihr ſollt nicht fragen, was werden wir
eſſen, was werden wir trinken, womit werden wir uns kleiden? ſchlief ich
ein, eines Wortes, das mich erſt wie ein Donnerſchlag erſchreckte, da ich
am folgenden Morgen auch nicht die geringſte Möglichkeit ſah, der
drohen=
den Gefahr des Verhungerns zu entgehen, das aber bald wie ein
erquicken=
der Segen meine lechzende Seele erfriſchte; denn, tröſtete ich mich, der,
welcher dich bisher dieſe Qualen und Anſtrengungen hat überſtehen laſſen,
wird der dich jetzt, wo du, wie es mir eine frohe Gewißheit ſagt, einer
ſchönern Zukunft entgegengehſt, verlaſſen?
Das Rütteln und Schütteln des Wagens, in welchem ich meine
Nachtruhe abgehalten hatte, erweckte mich zuerſt, ich reibe mir erſchrocken
den Schlaf aus den Augen, werfe einen ſcheuen Blick durch die Fenſter
und richtig! da ſitzt der Kutſcher auf dem Bock und ſchlägt auf die Pferde
los, daß ſie im Galopp durch die Straßen rannten. Raſch
vergegen=
wärtigte ich mir die Art und Weiſe, wie ich eigentlich in den Wagen
gekommen ſei und beſchloß, erheitert durch den Gedanken, daß ich, unfähig
durch die Straßen Londons zu gehen, durch dieſelben gefahren werde,
ab=
zuwarten, wie dieſes Abentheuer endigen werde. Zwar beunruhigte mich
die Peitſche des Kutſchers nicht wenig, allein das ließ ſich nicht ändern,
ich mußte ruhig ſitzen bleiben und warten.
Endlich hielt der Wagen vor einem ſchönen Hauſe auf Fleetſtreet, der
Kutſcher ſprang behend vom Bocke, öffnete den Schlag, um die Herren
und Damen, welche bereits vor der Hausthür wartend ſtanden, in den
Wagen zu laſſen und fuhr, als er mich ſah, wie vor einem Geſpenſte
zurück. Dieſen Augenblick wollte ich ſchleunigſt benutzen, um ſeiner Peitſche
zu entgehen, kletterte eiligſt die niedergelaſſene Treppe hinab, ſchwenkte
meine Mütze und war eben im Begriff, um die Ecke zu verſchwinden, als
M.
54
einer der Herren, der mir nachgeſtürzt war, mich kräftig beim Schopfe
faßte und mich mit einem gebieteriſchen: „Komm hierher! zu ſeiner
Ge=
ſellſchaft zurückſchleppte.
Hier erzählte ich der lauſchenden Geſellſchaft und dem neugierigen
Kreiſe, der ſich gar bald um uns gebildet hatte, einfach, wie ich in den
Wagen gekommen ſei und John fügte, die Wahrheit meiner Ausſagen
beſtätigend, hinzu, daß er bereits am geſtrigen Nachmittag den Wagen
gereinigt hätte, um am folgenden Morgen dieſes Geſchäfts enthoben zu
ſein, und fragte zuletzt an, ob er den frechen Eindringling für den Bruch
ſeines Hausfriedens mit ſeiner Peitſche bearbeiten ſollte.
„Nein John!” ſagte die eine der Ladies, „laß ihn gehen!
Darauf winkte ſie mich zu ſich, drückte mir eine halbe Krone in die
Hand und ſagte: „Meine Mutter war aus Deutſchland! Ihr ſeid ein
Deutſcher? Nehmt das!
Dabei ſchlüpfte ſie, ſich meinen Dankſagungen entwindend, ſchnell in
den Wagen, ſchlug die Thür hinter ſich zu und fort ging es in raͤſchem
Trab näch dem Strand zu. „Guter Gott=, rief ich, „du verläßſt doch
keinen Deutſchen! Nun hilf mir weiter”
Meine Mütze triumphirend ſchwenkend, humpelte ich dem Wagen
nach, bis ich ihn aus dem Geſichte verloren, und zog mich in ein
Kaffee=
haus zurück, wo ich eine Pinte Kaffee hinunterſtürzte und eine Menge
Butterbrode verſchlang.
Als mein Heißhunger geſtillt war, wollte ich mich entſchiedener, als
dieß geſtern geſchehen war, nach den deutſchen Geſandten und Conſuln
umſehen und begab mich auf den Weg, immer noch das ſchöne Mädchen
vor Augen, das ſich mir, dem unbekannten Menſchen, nur aus dem Grunde,
weil ich aus demſelben Volke ſtammte wie ihre Mutter, ſo
menſchenfreund=
lich erwieſen hatte. Ein Engel, dachte ich, muß ſie vom Himmel geſtiegen
ſein! Fröhlich ging ich nach den Wohnungen der verſchiedenen Geſandten
und Conſuln, voller Hoffnung klopfte ich an ihre Thüren, wie ſollten
mich jetzt, nachdem ſich eine Fremde meiner angenommen hatte, meine
Landsleute, mit denen mich das Band der Mutterſprache verknüpfte, im
Stiche laſſen? Und doch ſollte ich gerade bei. ihnen, von denen ich
Schutz zu erwarten berechtigt war, nicht wenig niederſchlagende
Er=
fahrungen machen!
Da war der eine wegen ſeiner übergroßen Geſchäfte nicht zu ſprechen,
der andere zufällig abweſend - in der Cith, wenn er in einer Vorſtadt
wohnte, der dritte auf die Jagd gegangen, der vierte krank und nicht im
Stande, Beſuch anzunehmen, andere hatten wiederum keine Zeit, meine
Affaire in die Hand zu nehmen, ja ein Mr. C.... n meinte ganz naiv
zu mir, er ſei ein ſehr armer Mann, ſehr arm, hätte gar keinen Einfluß,
und in dieſem Augenblicke trugen Diener in prächtiger Livree ſilberne
Schüſſeln zu einer großen Tafel vorüber, in dieſem Augenblicke hielten
Carroſſen mit feingekleideten Gentlemen und Ladies vor ſeinem Hauſe und
mein deutſcher Conſul fertigte mich raſch ab, indem er einem ſeiner Diener
zurief, mir einen Schilling zu geben, um ſeinen Gäſten entgegeneilen zu
können. Ich drängte mich zum größen Euiſetzen des Hausherrn mitten
durch die geputzten Herren und Damen, um aus dieſem ungaſilichen Hauſe
hinauszukommen.
Nichts hälte mich jetzt wieder vermocht, aufs neue einen Verſuch zu
machen, jene Herren anzugehen, von Obrigkeits wegen mir meine geſtohlenen
Sachen vom Gazetteer wiederzufordern und Rechenſchaft zu verlangen für
die ungebührliche Behandlung, die ich zu erdulden gehabt. Mag ſein,
daß die Conſuln, wenn ſie einmal Jemand unterſtützt hätten, ſich dann vor
ſolchen Bittſtellern nicht mehr zu retten wüßten, möglich, daß ihre
Be=
mühungen ſchon oft mit Undank belohnt worden ſind, aber warum ſollte
der Deutſche nicht eben die Vortheile des Conſulats genießen wie dieß
der Engländer thut? Wer denkt nicht an die Worte des britiſchen
Staats=
manns, die er einſt in einer Parlamentsſitzung ſprach: „ Und wenn ein
engliſcher Schiffsjunge eine Reiſe um die Welt macht, ſo weiß er, daß
ihm nicht ein Haar gekrümmt werden darf””
Nachdem ich mich durch ein tüchtiges Mittagseſſen, welches zugleich
mein Abendmahl ſein ſollte, geſtärkt hatte und es bereits allmählich zu
dunkeln begann, ſah ich mich nach einem anderweitigen Nachtquartier um,
und zwar wählte ich mir, da ich mich einmal bei den Pferden und in
Wägenremiſen einheimiſcher fühlte als bei den Menſchen, wiederum einen
Stall, in welchen ich vorſichtig hineinſchlüpfte. Bald erſpähte ich einen
noch leeren Pferdeſtand, ich häufte mir etwas Stroh zuſammen und ſchlief
gar bald, mit duftigem Heu zugedeckt, ein. Ich mochte ungefähr drei
Stunden geſchlafen haben, als ich den Gang eines Pferdes hörte, welches
dicht über mir war. Entſetzt ſpringe ich auf und fahre mit meinem Kopfe
gerade gegen den Bauch des Pferdes, welches erſchrocken einige
Seiten=
ſprünge macht. Als der Knecht, der das Pferd eben auf ſeinen Platz
führen wollte, daſſelbe beſänftigt hatte, faßte er mich ſcharf ins Auge
13.
und frug mich barſch, was ich hier wollte, ſtehlen oder Feuer anlegen;
Ebenſo rühig, wie ich ſtehen geblieben war (denn ich wäre ſicher eingeholt
worden), gab ich ihm zur Antwort, daß weder das eine noch das andere
in meiner Abſicht gelegen habe und bat ihn, mir zu geſtatten, wenn er
mir nicht vergönne, die übrige Nacht hier zu ſchlafen, doch mein Bündel,
das mir als Kopfkiſſen gedient hatte, mir zu holen. Gutmüthig wie er
war und gerade, als ſchämte er ſich ſeines aufbrauſenden Zornes, bot er
mir freundlich ein Nachtquartier an, brachte mir ſogar einen „Gin= und
wünſchte mir lachend gute Nacht! So lag ich denn auf dem weichen Lager
in dem Stalle, deſſen Bewohner manchmal auf den Boden ſtampften und
freudig wieherten, als wollten ſie ſagen: „Siehſt du, armer Teufel, bei
uns ſchläft ſich's ſanft1 Und ich dachte: Schön Dank! Freilich werde
ich beſſer ſchlafen als mein Conſul, dem vielleicht ein ſcheeler Blick eines
Lords oder eines Herzogs oder ein fader Witz über den großen Beſuch,
den er heute von mir empfangen, alle Ruhe genommen hat. Doch, lieber
Conſul, ich wünſche auch dir gute Ruhe, denn du haſt mich aufs neue
eine Seele finden laſſen, deren freundliches Schalten und Walten ich nie
vergeſſen werde!
Lautes Geſpräch weckte mich am andern Morgen aus meinem Schlummer
auf. Es war ein Herr da, welcher ſich mit dem Kutſcher über einen
Wagen unterhielt, den er zu einer Spazierfahrt miethen wollte. Als ich,
durch das Geräuſch munter geworden, mich von meinem Lager erhob, frug
der fremde Herr, was dieß zu bedeuten habe.
„ Ach=, ſagte der Kutſcher, „das iſt ein armer Deutſcher, welcher die
Nacht hier geſchlafen hat.”
Bei dem Namen „Deutſcher' kam jener auf mich zu, erkundigte ſich
nach meinen Verhältniſſen und hieß mich ohne weiteres, da er meine
hülf=
loſe Lage bemerkte, ihm folgen. In ſeiner Wohnung, auf der Haimsworth=
Street gelegen, angekommen, erzählte ich ihm meine Schickſale
ausführ=
licher, als dieß zuvor geſchehen, worauf er mir anbot, einen Brief nach
der Heimath zu ſchreiben, um meine Aeltern ſowohl über meine
bis=
herigen Erlebniſſe nicht länger in Ungewißheit zu laſſen, als ſie auch um
ihren Rath zu bitten, was ich jetzt anfangen ſollte. Freudig ging ich auf
ſeinen Rath ein, der meinem eigenen Wunſche entgegenkam, da ich bis
da=
hin dieſes Geſchäft nur deßwegen verſchoben hatte, weil mir die Mittel
abgingen, Briefpapier und Feder zu kaufen.
Ich bin jetzt am Schluß meines Reiſeberichts. Nachdem ich gegen
zehn Tage im Hauſe meines Wohlthäters zugebracht hatte, kam endlich
ein Brief von dem lieben Dresden und mit dem Briefe das Reiſegeld
nach meiner Heimath. Ich erkannte gar bald den Unterſchied, der zwiſchen
einem geſchäftigen, ruheloſen Umhertreiben in allen Theilen der Welt und
dem ruhigen, ſtillen, häuslichen Leben beſteht, und ſehnte mich, je näher
der Zeitpunkt heranrückte, wo ich wieder in den engen Kreis meiner Lieben
treten ſollte, nur um ſo heftiger danach, dem Kinde gleich, deſſen Herz
immer höher ſchlägt, je näher die Stunde rückt, wo ihm der
Weihnachts=
baum angezündet werden ſoll. Gern verließ ich das wilde Drängen und
Treiben auf den Straßen, um in der ſtillern Werkſtatt meines Beſchützers
zu arbeiten. Als aber die Stunde des Abſchieds herankam, als ich
Ab=
ſchied von meinen biedern Landsleuten genommen und auf dem ſchönen
Dampfer die Themſe hinunterfuhr, denſelben Fluß, der noch Zeuge ſo
mancher mir widerfahrenen Mißhandlung geweſen war rief ich, mich an
das Bugſpriet des Dampfers ſtellend:
„ Lebe wohl, du inhaltſchwere Vergangenheit! Vergeſſen ſei, was ich
gelitten und geduldet, nur den freudigen Augenblicken ſei eine Erinnerung
in meinem Herzen gegönnt! Und wie dort der vielgeprüfte Kapitän
klüg=
lich die Ebbe zu benutzen weiß, damit ſein Schiff, von Strömung und
Dampf getrieben, doppelt ſchnell ſein Ziel erreiche, wie er aber auch nicht
zurückbebt vor den Gefahren, die ihm Wind und Welle bereiten und ihnen,
durch reiche Erfahrungen geſchult, zu trotzen und ſie zu überwinden
ver=
ſteht, ſo ſei auch jetzt mein Leben und Wirken!
und wahrhaftig! Wie ſchön leuchtet die Sonnel O du mein
Bater=
land, wie ſchlug mein Herz ſo freudig, als ich deine Geſtade am fernen
Horizonte auftauchen ſah, als ich in einen deiner ſchönſten Ströme
ein=
lenkte, auf deſſen Wellen vielleicht die Augen meiner Lieben geruht hatten,
und der jetzt in den weiten Ocean ſtrömte, vielleicht auch hinüber nach
Amerika, wo eine liebe Seele manchmal an mich denken wird. Trage ihr,
du friſcher Oſtwind, der du jetzt den Lauf unſers Dampfers verzögerſt,
trage ihr meine Grüße hin und ſage ihr, wie unendlich lieb ſie mir ſei.
Und du, o Frühling, der du jetzt, wo ich in meiner Heimath wieder weile,
die mütterliche Erde mit tauſend Blumen bedeckſt, laß auch ihr am Ohio
einen Strauß der ſchönſten Blumen blühen, mit welchem geſchmückt ſie
zum Altar gehen mögel Liebes Kind, treues Herz, lebe glücklich, ſo
glück=
lich, als ich jetzt bin!
Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.