Darmſtädter Frag= und
N. LI.
Dienſtag den 12. März
1867
Das Frag= und Anzeigeblatt, die Beilage hierzu, ſowie das Verordnungsblatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wöchentlich; Erſteres Samſtags. die Beilage
Dienſtags und Letzteres Vonnerſtags. Jahres=Abonnement der drei Blätter Züſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren. In Darmſtadt bei
der Expedition, Rheinſtraße Nr. 23 neu.
Verſteigerungen.
1490)
Bekanntmachung.
Die zur Concursmaſſe des Victor Groß
dahier gehörige Hofraithe in der
Promenade=
ſtraße: Flur 5, Nr. 158, ⬜ Klftr. 3735.
be=
ſtehend in dem dreiſtöckigen Wohnhaus und einem
Nebengebäude, worin ein Druckereigeſchäft
be=
trieben wird, ſoll nunmehr
Montag den 18. März l. J.
Nachmittags 3 Uhr
unter den bei der Verſteigerung bekannt gemacht
werdenden Bedingungen, im Ganzen wie in
Ab=
theilungen, ſin der Groß'ſchen Behauſung ſelbſt,
nochmals und zum Letztenmal öffentlich verſteigert
und gleich bei der Verſteigerung ohne allen
wei=
teren Vorbehalt der unwiderrufliche Zuſchlag
ertheilt werden.
Darmſtadt, den 8. März 1867.
Großherzogliches Stadtgericht Darmſtadt.
Piſtor.
1182)
Bekanntmachung.
Auf gerichtliche Verfügung vom 16. d. Mts.
ſoll die dem Bäckermeiſter Johannes Stork
dahier eigenthümlich zuſtehende Liegenſchaft, nämlich:
Flur II. Nr. 25. ⬜Klftr. 192, Hofraithe,
Schuſtergaſſe,
Mittwoch den 10. April d. 8.
Vormittags 10 Uhr
in dem Ortsgerichtslokal öffentlich lmeiſtbietend
verſteigert werden.
Darmſtadt, den 25. Februar 1867.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Berntheiſel.
1390) Verſteigerungs=Anzeige.
Nächſten Mittwoch den 13. März d. J.
Vor=
mittags 9 Uhr ſollen die zum Schuldenweſen des
Kaufmanns Friedrich Schenk dahier gehörigen
Mobilien, beſtehend in Kleider, Weißzeug,
Bett=
werk, Möbeln und allerlei ſonſtigem Hausrath,
ſodann deſſen ſämmtliche Colonialwaarenvorräthe,
insbeſondere eine große Parthie abgelagerte
Ci=
garren, verſchiedene Liqueure und dergleichen in
deſſen Wohnung, Langegaſſe Nr. 53 gegen gleich
baare Zahlung öffentlich an den Meiſtbietenden
verſteigert werden.
Darmſtadt, den 7. März 1867.
Der Vorſteher
Großherzoglichen Ortsgerichts Darmſtadt.
Verntheiſel.
1491) Pferde=Verſteigerung.
Freitag den 15. März d. J. um 10 Uhr
Vormittags wird in der Gendarmerie=Caſerne
dahier ein ausrangirtes Reitpferd gegen gleich
baare Zahlung verſteigert.
Darmſtadt, den 9. März 1867.
Großherzogliche Gendarmerie=Corps=Verwaltung.
Schenck, Quartiermeiſter.
Vergebung von weißer Strickwolle.
Nachdem die am 6. d. Mts. abgehaltene
Sou=
miſſion für die Lieferung von 11 Centnern weißer
Strickwolle für die hieſige Garniſons=
Induſtrie=
anſtalt die Genehmigung Großherzoglichen
Kriegs=
miniſteriums nicht erhalten hat, ſoll dieſe Lieferung
Mittwoch den 13. d. Mts. Vormittags
10 Uhr nochmals auf dem Soumiſſionswege
vergeben werden.— Muſter u. Bedingungen
kön=
nen auf dem Büreau des Kriegs=Rechnungsamtes
vom 11. d. Mts. an Nachmittags von 2 bis 5 Uhr
eingeſehen werden.
Darmſtadt, den 7. März 1867.
Großherzogliches Kriegs=Rechnungsamt.
1392) Wiegand, Rechnungsrath.
1
Feilgebotenes.
Halakofk, russ. Bitter,
Hamburger Tropfen,
Curagag,
Harasquino di Lara,
Anisette d Hollande,
Allasch, russ. Kümmel,
wie auch einen ſehr empfehlenswerthen
Lwetschen Branntwein
bei
G. L. Kriegh.
1187)
1414) 3—400 Champagnerflaſchen zu
ver=
kaufen. Näheres bei Hofküfer Mitſert.
20¾
AAAuh
Auumz
W
4l)
8 Hötel Vnion, vorm. Weidenbusch, Frankſurt a. H.
3
Ex- Nur bis zum 2l. d. M. kkeinesfalls länger)
Ll.
8
1
dauert der GrossC Ausverhaamf
Haͤk
„
2
6o
62o¾.
100e 6
51
in zcunhaaren u. Ferige” Waſche.
½ ½
lm
41
2. Das Lager enthält von den gewöhnlichſten Hausmacher bis zu den feinſten K
21m
„
4
H
Leinwande und Tiſchzeuge,
„
15
Handtücher, Taſchentücher, Thee- und Caſſee-Becken,
4
4
4
Vorhangſtoffe in Mull, Tüll, abgepaßte und per Elle, 2
14i
Piquédechen, Shürting u. Chiſſons.
14
o5
8½
Fertige Herrn= und Damen=Hemden,
4
H
1241
Vachl- u. Arbeilshemden ele.
½⁄.
4
PLLeinene Bruſteinſätze für Herenhemden.
693) Ein in dem ſchönſten mittleren Theile
der Neuſtadt gelegenes Haus iſt billig zu
ver=
kaufen. Nähere Auskunft ertheilt J. Gerſt.
1010) Jeden Samſtag erhalte friſche
Sendung der bekannten und beliebten
Burger=Bretzeln,
ein feines Gebäck, zu Kaſſe, Thee u. Wein
ſehr geeignet.
G. L. Hriegla, Rheinſtraße.
beſte Qualität per Glas
8 Eispommade 9. 15. 18. 24. 36 und
48 kr. nur allein ächt bei
Ludwigsplatz. W. Schäfer, Friſeur,
CS. neben Hrn. Kaufmann Roſenheim. 29
1237) Ein noch faſt neuer ſehr guter
Por=
zellanheerd iſt billig zu verkaufen.
Philipp Röder, Schloſſermeiſter,
Bleichſtraße 27.
1366) Bettfedern, Flaumen,
Roß=
haare, Seegras, ſowie alle Arten
Matratzen=
ſtoffe empfiehlt in beſten Qualitäten zu billigen
Preiſen
Gebr. Rlum,
Rheinſtraße.
Aechten Hefenbranntwein
zum Einreiben per Schoppen 24 kr. empfiehlt
148) Ludw. Heyl Sohn.
1420) Feinſten Medicinalthran 24kr.
per Schoppen empfiehlt
Paul Störgor Sohn, Kirchſtraße 25.
12.
44
M. IL.
5)
8 Vagen zu verkaufen.
Ein ſehr eleganter, faſt noch neuer Herrſchafts=
Wagen, welcher 2800 Gulden gekoſtet hat, iſt
jetzt für 300 Gulden zu verkaufen. Derſelbe
eignet ſich ſehr für einen Lohnkutſcher.
Näheres bei J. A. Kriegshammer,
Grüneburgweg Nr. 46 in Frankfurt a. M.
1422) Loſen Portorico 24 kr. per
Pfund empfiehlt Paul Störger Sohn,
Kirchſtraße Nr. 25.
1424) Umzugs halber iſt ein zweithüriger
Nußholz=Schrank u. Rehbockſtangen zu verkaufen.
Schützenſtraße Nr. 8.
1493) 10-15 Ohm vorzüglichen 66r
Apfel=
wein verkauft
F. Lehr, Wirth in Groß=Bieberau.
Vermiethungen.
410) In der Rheinſtraße, im
Lange'ſchen Hauſe Nr. 19 auf der
Sommerſeite, ein ſchönes großes
Logis in der bel-Ltage, beſtehend
d. 10 Zimmern mit Balcon=Salon,
Glasabſchluß und allen ſonſtigen Bequemlichkeiten,
im Ganzen oder getheilt, am 28. März
oder auch früher zu beziehen.
Nöthigenfalls mit Stallung.
618) In der Alexanderſtraße Nr. 13 iſt zu
vermiethen: Die mittlere Etage im Vorderhauſe,
beſtehend aus 5 großen Zimmern, Magdſtube,
Speicher, Keller, Holzſtall, Antheil an der
Waſch=
küche ſowie am Bleichplatz und allen ſonſtigen
Bequemlichkeiten. Auf Verlangen kann es auch
getrennt werden. Beziehbar Anfangs Mai.
782) Ein ſehr freundlich möblirtes Zimmer iſt
Beſſunger Carlsſtraße zu vermiethen. Zu erfragen
bei Herrn Möbelhändler Trier, Ludwigsſtraße.
919) Ein eleganter Salon nebſt 3-4
daran=
ſtoßenden Zimmern mit Möbeln ſind alsbald zu
vermiethen. Stallung kann dazu gegeben werden.
Zu erfr. bei E. Albert, Tapezier, Rheinſtr. 1.
924) Neckarſtraße Nr. 15 ein kleines
möblirtes Zimmer und Cabinet, monatlich 5 fl.
926) Marktplatz Nr. 4 in der dritten Etage
ſind 4 bis 5 Zimmer mit Zugehör an eine
ruhige Familie zu vermiethen.
992) Ludwigsſtraße Nr. 20.
Ein ſchöner Laden mit Logis zu
ver=
miethen.
1367) Schulſtraße Nr. 11
Das von Hrn. Hofgerichts=Advokat Langenbach
bewohnte Logis im 1. Stock, beſtehend aus 3
Zim=
mern, wovon 2 auf die Straße, iſt zu vermiethen.
1368) Eck der Rheinſtraße Nr. 1 ſind zwei
ſehr ſchöne Zimmer, mit der Ausſicht in die
Rheinſtraße, auf den Paradeplatz und den
Markt=
platz, zu vermiethen und Mitte März beziehbar.
1494) In freundlicher, geſunder Lage iſt eine
Wohnung, 3 Zimmer nebſt ſonſtigen
Bequem=
lichkeiten an eine ruhige Familie zu vermiethen
durch B. L. Trier, Ludwigsſtraße.
Vermiſchte Nachrichten.
ſine junge gebildete Dame wünſcht
S 1 Clavier= und Zeichnen=Unterricht in
und außer dem Hauſe zu ertheilen. Wer? ſagt
die Expedition d. Bl.
1495)
Vorträge
zum Beſten der Invalibenſtiftung
im Saale der höheren Töchterſchule.
Erſter Vortrag des Hrn. Garniſonsmitprediger
Dr. Krätzinger
Dienſtag den 12. März Abends 6 Uhr.
Gegenſtand: Zur Grinnerung an den
300jährigen Todestag Philipps
des Großmüthigen, Landgrafen
von Heſſen.
Eintrittskarten für beide Vorträge (zu 30 kr.)
ſind in der Buchhandlung von Joh. Waitz, ſowie
an der Kaſſe zu haben.
Wiſſenſchaftliche Vorträge
im Saale der höheren Töchterſchule
Grafenſtraße,
Anfang Abends 7 Uhr.
10. Vortrag: Mittwoch den 13. März
Herr Hoſbaurath Dr. Weyland.
Gegenſtand: Ueber die Geſchichte des
Großherzoglichen
Reſidenz=
ſchloſſes in Dartſtadt.
Tageskarten zu 36 kr. ſind in den
Buchhand=
lungen der Herren Jonghaus, Diehl und
Schorkopf und in der L. C. Wittich'ſchen
Hofbuchdruckerei zu haben.
141
1304) In der Steindruckerei von L.
Welz=
bacher wird ein Junge geſucht.
817) Eine im Weißzeugnähen und
Kleider=
machen geübte Arbeiterin hat noch einige Tage
in der Woche frei. Soderſtraße Nr. 9, 1 Treppe.
5 Uruiehungsanstalt
mit Unterricht in allen Fächern, für Knaben
und junge Leute, welche sich dem Handel
widmen. Gründliche Erlernung der französischen
und englischen Sprache, durch täglichen
Um-
gang mit Franzosen u. Engländern befördert.
Pensionat zu billigen Preisen. Prospecte und
Lehrplan franco vom Vorstand des Internatio.
nal Instituts in Bruchsal Gaden).
m 1. April d. J. beginnt ein neuer
2
9½ Curſus meines Unterrichts zum Zwecke
H
Dder Vorbereitung zum Examen für
8
die erſte Categorie des Finanzfachs.
Gegenſtand dieſes Unterrichts ſind vornehmlich:
reine und angewandte Mathematik, insbeſondere
politiſche Arithmetik, Kameral=Rechnungsweſen
(Theorie und Praxis), ſodann die organiſchen
und die Finanzgeſetze des Großherzogthums Heſſen.
Mit der Einladung zur Theilnahme an dieſem
Unterricht verbinde ich zugleich die Anzeige, daß
auswärtige Aspiranten Koſt und Wohnung bei
mir erhalten können.
Wühl, Ober=Rechnungsprobator I. Claſſe.
(Verlängerte kleine Schwanengaſſe am neuen
botaniſchen Garten)
1375) Ein reinliches Mädchen wünſcht
Lauf=
dienſt. Nr. 22 im Hinterbau, Sandſtraße.
1497) Der Bürgerverein ſucht auf den 1. April
einen qualificirten jungen Mann als Harqueur.
Anmeldungen übernimmt Herr Metzgermeiſter
Georg Köhler.
1498) Ein ſchon gebrauchter, ziemlich großer
Koffer wird zu kaufen geſucht. Adreſſen beliebe
man in der Expedition abzugeben unter A. B.
Geſchäftslocal=Veränderung.
Hierdurch erlaube ich mir anzuzeigen, daß mein Geſchäftslocal von Heute an
Ernſt=Ludwig=Straße Nr 19
befindet, und benutze ich dieſe Gelegenheit dasſelbe beſtens zu empfehlen.
Darmſtadt, den 1. März 1867.
Vr. WVärtzsche Buchhandlung.
CJohs. Wailz).
1314)
MNedßidledſeNodoiNonſealbeſte)
Niehelbeoseggrld
Nedtedodbeoles
l=ellele
Mode nededenenobdſe
Noevooeoeselses.
1372) Den geehrten Damen zur Nachricht, daß das
„=
8¾
Umände-”, Waſchen und zarben der Gtrohhüte
ſeinen Anfang genommen.
Wieabeth Dönſer,
5 Nr. 3 obere Rheinſtraße Nr. 3.
Für Amerikauiſche Coupons pr. 1. Mai zahle 2 fl. 24 kr.
bei günſtigeren Courſen mehr.
Für 3pCt. Staatsbahn=Coupons pr. 1. März 3 fl. 33 kr.
größere Poſten nach Pariſer Tagescours.
Oeſtr. National-Coupons pr. A. April
löſe jetzt ſchon zum höchſtmöglichen Cpurſe ein.
Verdinand Sander,
vormals A. Meſſel. Ludwigsplatz.
373)
1499)
Gesaugvarehm HarmomiOe
Abendunterhaltung mit Ball
im großen Ritſert'ſchen Saale
Samstag den 23. März.
Anfang Abends 71 Uhr.
wer Vorstand.
Für einzuführende Fremde ſind Karten bis längſtens den 20. d. Mts. bei dem Präſidenten
des Vereins zu erwirken.
R. 1I.
45
HeudgOrid- Anwiderruflich bis Bonnerſtag den 14. d. zum Letzenmale zu ſehen.)
Darmſtadt. Den geehrten hieſigen Bewohnern und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich mit
einer großen Menagerie hier eingetroffen bin. Dieſelbe enthält Raubthiere aus den heißeſten, ſowie aus den kälteſten
Zonen. Die Dreſſür mit den Raubthieren, wobei ſich der Thierbändiger in die Käfige der Löwen, Hyänen, Wölfe
und Bären begibt, ſowie die Hauptfütterung ſämmtlicher Thiere findet täglich Nachmittags 4 Uhr u. Abends 7 Uhr ſtatt.
Programm der Dreſſur: 1. Der Tanz des Bären ohne Maulkorb, im Beiſein des Thierbändigers im
verſchloſſenen Käfig. 2. Das Voltigiren des Bären über Barrieren und Arme des Thierbändigers. 3. Wird der
Bär Fleiſch und Zucker aus dem Munde des Thierbändigers nehmen. 4. Das Voltigiren der Hyäne über Barriere,
ing mit dem Bären. 5. Das Manöver mit den Wölfen über Barriere, Arme und Kopf des Thierbändigers, wobei der
durch Reife un
Wolf ſich auf das Commando des Thierbändigers wie todt zu deſſen Füßen niederlegt. 6. Wird der Thierbändiger Hände, Arme und Kopf den
Raubthieren in den Rachen legen. 7. Die Parforce=Jagd, wobei Hhäne, Wölfe und Bären im Centralkäfig zuſammengelaſſen werden; die Hyäne
nimmt in der einen Ecke, der Wolf in der andern Ecke und der Bar in der Mitte Platz. Thierbändiger legt ſich auf den Bären und läßt Wölfe
über ſich voltigiren, dann wird der Thierbändiger den todt ſcheinenden Wolf auf ſeinen Schultern im Centralkäfig umhertragen. Auf dieſe Gruppe
erlaube ich mir beſonders aufmerkſam zu machen, indem es dem Beſitzer nur nach unendlicher Mühe und Verluſt von vielen Raubthieren gelungen iſt,
dieſe wilden Beſtien, Todfeinde von Natur aus, dahin abzurichten, daß ſie ſich vertragen. 8. Das Voltigiren des Löwen über Barriere und Arme
des Thierbändigers. 9. Der Sprung des Löwen durch einen mit Papier überklebten Reifen, das ſchwierigſte Stück für ein Raubthier, da daſſelbe
nicht ſieht, wohin es ſpringt, welches noch von keinem Raubthier, am allerwenigſten von einem Löwen, ausgeführt wurde. Der Löwe, durch dieſen
Sprung gereizt, ſtellt ſich dem Thierbändiger gegenüber am Gitter, reißt den mächtigen Nachen auf, fletſcht mit den Zähneu, ein Blick des
Thier=
bändigers'genügt, die wilde Beſtie zu beſänftigen; durch das Abfeuern einer Piſtole entfernt ſich derſelbe aus dem Käſig. Obgleich die Dreſſur
etwas ſpannend iſt, ſo hat ſie doch nichts Abſchreckendes, vielmehr etwas Amüſantes an ſich, welches durch das ſichere Auftreten des Thierbändigers
64 Der Schauplatz iſt auf dem Marktplatz. 29
noch bedeutend gehoben wird.
Zweiter Platz 6 kr.
ſEintritt: Erſter Platz 12 kr.
F. Mleeberg.
Das Nähere beſagen die Anſchlagzettel. Um gütigen Beſuch bittet
Die Menagerie iſt von heute ab geöffnet.
1467)
Verloosungs-Anzeiger von Obligationen, Eisenbahn-Prioritäten und Loosen.
E Nachſolgende Loose und Ohligationen sind zur Liehung gekommen:
4½ pCt. Finnländer Staats-Obligationen,
v. 186½
5 pOt. Genfer
„
4½ p0t. Schwedische Pandbriefe,
5 pCt. Oesterr. Bodenkredit=Pfandbriofe,
5. pCt. Kaiserl.
Oesterr. fl. 100. Loose von 1864,
Badische fl. 35.
Verdinand-Nordbahn-Prior.-
Obligationen,
fl. 250. „ „ 1839)
„ 1845)
„
Bair. Thlr. 100. Loose von 1866,
Freiburger Fs. 15. Loose,
Stadt Pariser Loose von 1855 6 60,
„ Lille
„ 1863.
„ Roubair&é Töureoin-Po.5o Loose v.1860
Verdinand Wolſskehl.
Ein Seemannstraum.
Gortſetzung.)
Der aber ſtieß, nachdem der Zimmermann unterdeh an Bord
ge=
klettert war lachend vom =Gazetteer' d.i Zeitungsträger (ſo hieß
näm=
lich das Schiff), ab und rief mir höhniſch zu: „Grüß deine junge
Dirn=
von mir!" Wie ein Donnerſchlag rührte mich das Wort. So war es
wahr, Nicolaus und kein anderer hatte mich auf dieſes Schiff gebracht.
Er hatte mich erſt mit Verſprechungen in ſein Haus gelockt, mit Opium,
der in den Tabak gemiſcht war, den er mir gegeben, ſchlaftrunken
ge=
macht und mir endlich zu dieſem Schiffe verholfen. Ein Glück für mich
war es, daß meine Unthätigkeit nicht bemerkt wurde, denn alles beſchäftigte
ſich mit dem neuen Ankömmling. Der Schiffszimmermann ſtürzte Auf
auf ihn zu, nahm ihm ſeine Axk weg und riß ihm ſein Schurzfell vom
Leibe; der eine der beiden Steuerleute befahl ihm, eine Pütze zu nehmen
und die Stengen einzuſchmieren.
„Dazu bin ich nicht hergekomment, ſagte jener ruhig in gebrochenem
Engliſch, nich ſoll hier ein Leck ausbeſſern und weiter thue ich nichts!
Gebt mir mein Handwerkszeug zurück!”
Lautes Hohngelächter folgte ſeinen Worten, die Steuerleute trieben
ihn mit Hieben und Stößen vorwärts und munterten die Matroſen auf,
ſie zu unterſlützen, wenn er ſich noch länger widerſpenſtig zeigen würde.
Als der brave Zimmermann aber merkte, daß die Matroſen ſich vor ſeinen
kräftigen Fäuſten fürchteten, ſchlug er ſich mitten durch ſie hindurch, ſtürzte
auf den Zimmermann los, der unbefaͤngen die neue Art prüfte und ſich
nicht wenig an der Vortrefflichkeit des Stahls und der Schärfe der
Schneide erfreute, riß ſie dem Erſchrockenen aus der Hand, ſtellte ſich
an den Bordermaſt und drohte Jeden niederzuhauen, der ſich ihm nähern
würde. Und dieſelben Steuerleute, dieſelben Matroſen, die bisher ſo
grauſam auf mich Wehrloſen geſchlagen hatten, rührten ſich nicht und
hielten ſich feig von dem Vordermaſt in bedeutſamer Entfernung.
Ich ſtarrte eben noch voll Verwunderung und geheimer Freude den
Mann an, als mich auf einmal die Stimme des Oberſteuermanns zu ſich
berief. Ich glaubte ſchon, man würde mich wieder ſchlagen, weil ich den
Beſen hatte feiern laſſen und zögerte daher, dem Befehle nachzukommen.
„Raſch. Gott v. .1' ſchrie mich der Steuermann an.
Als ich mich ihm endlich genähert hatte, ſagte er mir, der
Zimmer=
mann ſei ein Deutſcher und des Engliſchen nicht ſo mächtig wie ich. Ich
ſollte daher mich mit ihm in Unterhandlung ſetzen und ihn erſuchen, die
Art niederzulegen, es ſolle ihm nichts geſchehen, im Gegentheil wolle man
ihn noch an das Land rudern, ſouſt aber würde man Polizeimannſchaft
holen, die ihn, den aufrühreriſchen Matroſen, feſtnehmen und in Eiſen
legen würde. Auch verſprach mir der Steuermann, wenn ich mit meinem
Geſchäft glücklich wäre, mich von nun an menſchlicher behandeln zu wollen.
Ich durchſchaute aber den Plan, gab ſcheinbar nach und freute mich über
die Hoffnung auf Verbeſſerung meines Looſes; indeſſen beſchloß ich, mir
meinen Landsmann zum Bundesgenoſſen zu machen und ihn womöglich
noch aufzumuntern, ja nicht vor Ankünft des Kapitäns ſeinen Poſten zu
verlaſſen.
Ich näherte mich ihm aſo in einiger Entfernung und theilte ihm
un=
umwunden, da er und ich die einzigen Deutſchen an Bord waren, mit,
wie man ihn überliſten wolle. Zügleich fragte ich ihn, wie ihn denn
mein Wirth Nicolaus auf den Gazetteer am hellen Tage habe bringen
können ?
Er, ein geborener Hamburger, erzählte mir, daß er gerade von einer
Arbeit gekommen wäre, als ihn Nicolaus am Vast river angerufen hätte,
ob er dort auf dem Schiffe, das mitten im Hudſon lag, ſich durch eine
kleine Arbeit nicht ein hübſches Stück Geld verdienen wolle? Gern wäre
er darauf eingegangen, hätte ſich in Nicolaus Schaluppe geſetzt, ſei an
Bord des Gazetteer geklettert und dort ſo heimtückiſch verlaſſen worden.
Die Axt wolle er auf keinen Fall niederlegen, ſondern warten, bis der
Kapitän käme mit dem Towboot, auf welches er ſich, ſollte ihn auch der
Kapitän verlaſſen, flüchten würde. Ich ſolle ihm nur getroſt folgen.
Als ich den Steuerleuten, um welche ſich die Matroſen ſämmtlich
geſchaart hatten, dieſe Antwort verdolmeſchte, waren ſie erſt außer ſich vor
Wuth und wollten die Matroſen geradezu gegen die Art des Deutſchen,
wie zum Sturme ſchicken. Da rief plötzlich der eine Spanier: „Mate!
Schickt dieſen — Deutſchen weg, ich weiß ein Mittel, den Zimmermann
zu fangen!
Wie auf ein Signal ſtürzten die beiden Steuerleute mit zwei
ſchnell=
ergriffenen Tauendchen auf mich zu, ich aber ſprang in der Verzweiflung
fort und kletterte in meines Herzens Angſt den Maſt hinauf, an dem juſt
mein Landsmann ſtand, und begann, um nicht müßig oben zu ſitzen und
dafür noch Schläge zu erhalten, mit meinem Meſſer die Bramſtenge
ab=
zuſchaben wobei ich jedoch öfters einen verſtohlenen Blick nach der Gruppe
warf, die jetzt eben den Untergang meines Landsmanns berieth. Ich warf,
als ich dieß ſah, ihm ſchnell einen Ball zu, den ich aus den abgeſchabten
Spänen gebildet und mit etwas Fett, das irgendjemand oben gelaſſen hatte,
um die Stenge zu ſchmieren, feſt geformt hatte, um ihn von ber ihm
drohenden Gefahr zu benachrichtigen. Er ſchickte mir einen dankbaren
46
N. 11
Blick zu und faßte ſeine Art feſter an. Indeß zerſtreute ſich die Gruppe
und jeder ging, wie es ſchien, an ſeine Geſchäfte. Auf einmal näherte
ſich der Oberſteuermann meinem Freunde, während dieſer ihn bedeutete,
daß, wenn er nur noch einen Schritt vorgehen würde, er unfehlbar einen
Artſchlag gegen die Stirn bekäme. In demſelben Augenblicke, wo jener
dies in gebrochenem Engliſch ſprach, ſah ich die Geſtalt des Spaniers, der
mich vorhin weggeſchickt hatte, ſich langſam bis auf einige 15 Schritte
hinter den Deutſchen heranſchleichen und - das Herz pochte mir
fieber=
haft in der Bruſt, ich wollte ſchreien und meinen Freunb von der ihn
bedrohenden Gefahr unterrichten, doch ich brachte vor Angſt keinen Laut
über meine Lippen -, da flog ſchon der Laſſo, von des Spaniers geübter
Hand geſchleudert, nach dem Hamburger, er packte ihn bei dem Halſe
und ſchnürte ihm faſt die Gurgel zu. Mit wildem Triumphgeſchrei ſtürzte
der Spanier, ſtürzten Steuerleute und Matroſen auf den Unglücklichen
zu, der ſich noch mit der krampfhaft geſchloſſenen Hand zu wehren
ver=
ſuchte. Vergebens! Von der Ueberzahl überwältigt fiel er zu Boden
und wurde mit feſten Tauen an denſelben Maſt gebunden, an dem er
eben ſeine Freiheit vertheidigt hatte. Nun ergoß ſich der rohe Spott und
die wilde Wuth über den Aermſten, der, hülflos, wie er war, den
Miß=
handlungen keine andere Waffe entgegenſetzen konnte als den ſtrafenden
Blick ſeiner hellen, klaren, blaulen Augen, bis er auch dieſe, von den tief
einſchneidenden Stricken und dem Blutverluſte, welchen ihm mehrere, von
ſcharfkantigen Holzſtücken beigebrachte Wunden verurſachten, erſchöpft ſchloß,
und eine wohlthätige Ohnmacht ſeine Sinne umfing.
VII.
Kaum hatte ſich die Wuth jener rohen Seelen an dieſem Opfer
ab=
gekühlt, als ſie mich, der ich mich, von unnennbarer Sorge getrieben,
heruntergemacht hatte, und der ich jetzt, wie ein Vogel den Blicken der
Klapperſchlange ſich nicht entziehen kann, wie eingewurzelt auf dem
Schau=
platze jener Qualen ſtehen blieb, erblickten und mich dafür, daß meine
Unterredung mit meinem Landsmann keinen beſſern Erfolg gehabt hatte,
faſt ebenſo behandelten wie ihn. Stöhnend und ächzend ſürzte ich nieder
und ließ geduldig alles über mich ergehen, da aller Schmerz bei dem
Gedanken gebannt wurde, daß ich doch mit Gottes Hülfe und dem
Bei=
ſtande meines Freundes heute Nacht, wie wir ſchon in jener Unterhandlung
verabredet hatten, von dieſem Schiffe würde entfliehen können. Getröſtet,
wie ich durch dieſe Ausſichten war, verging mir allmählich der leidensvolle
Tag, der Abend rückte heran und man befreite den Hamburger aus ſeinen
Banden, die das Blut ſo ſehr in ſeinem Kreislaufe hemmten, daß er aus
einer Ohnmacht in die andere fiel. Die Axt und ſein Schurzfell, ſowie
jede ſpitze Waffe wurde gut verſteckt, und man ließ ihn, der, ſei es
Ver=
ſtellung, ſei es wirkliche Erſchöpfung, ſich kaum mehr rühren konnte, auf
einige Segel ſich werfen, um dort zu den Beſchwerden des morgenden
Tags auszuruhen.
Kaum glaubte ich mich einen Augenblick unbemerkt, ſo ſchlich ich mich
zu ſeinem Lager, um, wenn auch nicht Fluchtplane zu ſchmieden, ſo doch
ihm in ſeinem Unglück Beiſtand zu leiſten Wie freudig erſchrak ich aber,
als er mir, was ich kaum zu denken gewagt hatte, mittheilte, daß er jetzt
doppelt entſchloſſen ſei, nächſte Nacht zu fliehen. Er ſagte zu mir: „Du
ſiehſt, mi Jong, ich verſtehe ſehr wenig von der Schiffsarbeit, denn ich
bin Zimmermann. Allein als Hamburger weiß ich doch darin etwas
Be=
ſcheid und was die Hauptſache iſt, ich kann gut ſchwimmen.
„Aber die Wunden, welche die Stricke in dein Fleiſch geſchnitten haben ?
Die müſſen dich im Schwimmen hindern!
„Thut nichts! Es gilt meine und deine Freiheit! Alſo, ich
ſchwimme in einigen Stunden weg, ich komme mit einem Boot zurück und
hole dich nebſt deinen Sachen und meiner Axt. Denn ohne Art muß ich
in New=York Steine karren und Erde fahren!
Nachdem wir noch mehrere Einzelheiten verabredet hatten, verließ
ich meinen Freund, um nicht durch meine längere Abweſenheit Verdacht
zu erwecken.
Wie herrlich däuchte mir das Untergehen der Sonne, die all meinen
Jammer geſehen, wie freudig begrüßte ich die blaſſe Sichel des Mondes,
der ſich jetzt am fernen Horizonte emporhob, den ſüßen Schlaf mit ſich
führend, der ſich lind und leiſe über Tauſende von armen, gequälten
Menſchenherzen ausbreitete und ſie auf einige Stunden ihren Jammer
ver=
geſſen ließ, und der nur mich und meinen Unglücksgenoſſen floh.
herzuwälzen! Durfte ich hoffen, daß meines Freundes kecker Plan
ge=
lingen würde ?
Strohhalm an, den ſeine Hand ergreift, und warum ſollten wir, die wir
uns als dem Untergange geweiht betrachteten, nicht einen letzten Verſuch
machen, dem Tode zu entrinnen? Begünſtigte nicht ſelbſt der Himmel
unſer Unternehmen? Sieh nur, wie dort am Rande des Horizonts
einige Wolken aufſteigen, die ſich bald über den ganzen Himmel aus=
breiten, die den Mond, der bis dahin ſo verrätheriſch hell geleuchtet hatte,
überdecken und ſich bald in ein Gewitter auflöſen. Dankerfüllt warf ich
mich auf die Kuie, als die erſten ſchweren Tropfen niederfielen; wie wohl
thaten ſie meinen ſchmerzenden Wunden, wie erquickten ſie meine
ab=
geſpannte, lechzende Seele!
Das Loos hatte es gewollt, daß ich mit dem einen Frländer gerade
die erſte Wache von 10 -12 Uhr zu begehen hatte. Während nun mein
Kamerad ſich zu ſeinem Landsmann, einem Policiſten begab, den der
Kapitän auf das Schiff geſandt, um die Flucht der Matroſen zu hindern,
und mit ihm von der „ſmaragdgrünen Inſel= und ihrem Schutzheiligen
St.=Patrick ſich unterhielt und ich mich einige male bei ihm ſehen ließ,
um keinen Verdacht gegen unſer Treiben in ihm aufkommen zu laſſen,
kroch mein Freund von ſeinem Lager, wuſch ſich erſt ſeine Wunden in dem
lauen Regenwaſſer, das er in einer Pütze auffing, aus und überfuhr ſie
dann, um den Schmerz zu betäuben, mit etwas Brandh, welchen ich einem
Matroſen wegnahm. Dann ſchnitt er ſich ein Paar ſogenannte „Defenbers”
ab. Es ſind das große Korkkugeln, welche, ſolange ein Schiff im Hafen
liegt, zu beiden Seiten deſſelben ausgehängt werden, damit nicht an den
Pieren oder andern Fahrzeügen ſeine Planken durchſcheuert werden. Dieſe
„Defenders” hingen, obwohl jetzt unnütz, wahrſcheinlich, weil man
ver=
geſſen hatte, ſie wegzunehmen, immer noch zur Seite des Gazetteer. Zwei
derſelben band er ſich um, damit er ſich länger und ohne große
Kraft=
anſtrengung im Waſſer erhalten könnte, ließ ſich vorn am Bug des Schiffes
leiſe hinab und ſchwamm rüſtig hinweg, worauf ich mich ſchleunigſt zu den
beiden Irländern begab und mich da, von der Laſt der mich beſtürmenden
Gefühle überwältigt, hinwarf.
Lachend hoben mich jene auf und fragten mich gutmüthig, was ich
für Thorheiten treibe, und als lich ihnen verkehrt oder gar nicht
ant=
wortete, ſtießen ſie mich fort und hießen mich gut ausſchauen. Ich ging
wieder nach vorn und horchte geſpannt auf ein Geräuſch, das mir von
meinem Freunde hätte Nachricht bringen können. Vergebliche Mühe!
Alles ſchweigt, nur der dicht niederſtrömende Regen ſchlägt Lauf unſer Deck
und auf den Hudſon.
Aber was iſt das ? Ein jäher Blitz erleuchtet die ganze Scene und
läßt mich ein Tow=Boat erſpähen, deſſen Lauf, ſoviel ich in der
Schnellig=
keit erblicken konnte, gerade die Straße meines kühnen Schwimmers
durch=
ſchneiden mochte. Athemlos lauſche ich, ob ich nicht ein Geräuſch höre-
und richtig - iſt es Täuſchung, die mir ein fieberhaft pulſirendes Blut,
eine entzündete Phantaſie vorſpiegelt, iſt es Wirklichkeit oder habe ich
mir dieß ſpäter erſt hinzugeträumt - ich höre einen ſchwachen,
erſticken=
den, bald von den Wogen verſchlungenen Schrei, einen Hülferuf!
Ein zweiter Blitzl Das Tow=Boot hält! Ich ſchärfe meine
Seh=
nerven, ich will die Finſterniß durchbohren, jetzt geht die Maſchine wieder,
ſie keucht heftig einher, das Geräuſch wird ſchwächer, es verliert ſich in
der Ferne und Todtenſtille rings umher auf dem weiten Raum, kaum
unterbrochen von dem fern grollenden Donner des ſich verziehenden
Ge=
witters! Barmherziger Gokt im Himmel! Wo haſt du meinen Freund?
Er kehrt nicht zurückl Ließeſt du ihn untergehen? Vergaß er mich
treu=
los? Schon ſchlägt die Schiffsglocke 12 Uhr, mein Irländer ruft mich,
die Ablöſung kommt, alſo verdammt, auf dieſem Schiffe nach London zu
reiſen! Alſo verlaſſen von Gott und Menſchen!
Am folgenden Morgen wurden wir Schlag 4 Uhr geweckt, man hielt
eine Muſterung mit uns, es fehlte ein Mann, der Deutſche.
„Wo haſt du deinen Landsmann?u brüllte man mich an. „Wer war
mit dir auf Wache?
„ Bobl”
„Welcher Bob 2”
Ich wieß auf den Irländer, welcher dießmal nicht umhin konnte, der
Wahrheit die Ehre zu geben und auszuſagen, daß er durchaus nichts
Ver=
dächtiges bemerkt habe. Auch die andern Matroſen hatten mich, ſobald
ſie ſich ablöſten, ſtets ruhig ſchlafen ſehen, nur um den Zimmermann, der
ſich ſein Lager in der Segelkammer geſucht, hatte ſich Niemand gekümmert,
da man von ihm am allerwenigſten erwartet hatte, daß er eine Flucht
verſuchen würde.
Halb zürnend, daß ihnen eine Gelegenheit, ihre Wuth an mir
aus=
zulaſſen, eutgangen ſei, ließen die Steuerleute nur einige male, da ſie
mich doch nicht für völlig unſchuldig hielten, ihre Endchen auf meinem
Und wohl hatte ich Urſache, mich uuruhig auf meinem Lager um= Rücken ſpielen und wandlen ſich zu dem Policeman, um ihn über ſeine
Unachtſamkeit zur Rede zu ſetzen. Die Ankunft des Kapitäns, der eben
mit dem Lootſen am Bord erſchien, machte indeß allem Streite ein Ende.
Doch ſagt man, der Ertrinkende klammert ſich krampfhaft an den Er fragte nach dem Grunde der Aufregung, man theilte ihm den Vorfall
mit, worauf er lachend ausrief: „Es iſt dem Burſchen ſchon recht
ge=
ſchehen, letzte Nacht iſt von der „Eliſhal, die uns in einer halben Stunde
wegbugſiren wird, ein in offener See ſchwimmender Mann überfahren
worden!”
Vortſetzung ſolgt.)
Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.