Darmstädter Tagblatt 1867


05. Februar 1867

[  ][ ]

Beilage

un

N. 6.



Frag= und
2

Dienſtag den 5. Februar


ige=Blatt.

1867.

Das Frag= und Anzeigeblatt, die Beilage hierzu, jowie das Verordnungsblatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wöchentlich; Erſteres Samſtags. die Beilage
Dienſtags und Lesteres Vonnerſtags. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren. In Darmſtadt bei

der Expedition, Rheinſtraße Nr. 23 neu.

669)
B e k a n n t m a ch u n g.
Die Hundeſteuer wird in dieſem Monat erhoben, worauf hiermit aufmerkſam

gemacht wird.
Darmſtadt, den 2. Februar 1867.

Großherzogliche Diſtricts=Einnehmerei Darmſtadt.

Dei ß.


Verſteigerungen.

441) Verſteigerungs=Anzeige.
Die zum Coneurs des Bierhrauermeiſters
Georg Rummel von hier gehörigen Immo=
bilien
und zwar:

Flur: Nr.:
⬜Klftr.:
1) I. 5917. 155⁄₀ Hofraithe, Eck der

Eliſabethen= und

2) 1. 590½
3) I. 590⁷⁄₈

Neckarſtraße.
Einfahrt unter dem
41
Ueberbau daſelbſt.
Wirthſchaftsgarten,
46³⁄₈

4) III. 80 Felſenkeller an der
ſta2f
Dieburgerſtraße. 5) VI. 99 257 Acker im Bachgang. 6) VI. 206 232
Acker, unter der
hohen Stube. 7) VI. 207 233 Acker daſelbſt.

ſollen Montag den 11. Februar d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
durch unterfertigte Stelle öffentlich an den Meiſt=
bietenden
verſteigert werden.
In der Hofraithe wird ſchon eine Reihe von
Jahren die Bierbrauerei und Gaſtwirthſchaft, ins=
beſondere
durch die Nähe der Bahnhöfe, mit
beſtem Erfolg betrieben und befindet ſich alles
noch in gutem Zuſtande.
Wegen Einſicht der Localitäten beliebe man
ſich an den Maſſecurator Kaufmann H. Störger,
Eliſabethenſtraße Nr. 41 zu wenden
Darmſtadt, den 25. Januar 1867.
Der Vorſteher Großherzoglichen Ortsgerichts
Darmſtadt: Berntheiſel.

Verſteigerung von Zwieback.
Dienſtag den 12. Februar Vormittags 10 Uhr
werden in der Militär=Proviantanſtalt ( Mauer=
ſtraße
Nr. 24) 200 Centner Zwieback nach den
vorher bekannt gemacht werdenden Bedingungen
verſteigert.
Der Zwieback wurde in der Militär=Proviant=
Anſtalt angefertigt, war zur Feldverpflegung der
Truppen beſtimmt, iſt vollſtändig gut erhalten
und kann vor der Verſteigerung eingeſehen werden.
Darmſtadt, den 3. Februar 1867.
Großherzogliche Verwaltung der Militär=
Proviantanſtalt.
670)
Becker, Hauptmann.

Veraccordirung von Straßen= Unter=
haltungsarbeiten
im Baubezirk

Darmſtadt.
Auf dem Soumiſſionsweg ſollen folgende Ar=
beiten
veraccordirt werden:
1) Die Wegſchaffung des in dem fiscaliſchen
Steinbruch auf dem Roßberg in der Ge=
markung
Roßdorf liegenden Grundes.
2). Das Brechen der in den Jahren 1867 und
1868 zur Unterhaltung der Straßen erfor=

derlichen Steine in demſelben Steinbruch.
Die Uebernahms=Bedingungen liegen am
14. Februar l. J. auf unſerem Büreau zur Ein=
ſicht
offen und ſind die desfallſigen Anerbietungen
getrennt, für das Wegſchaffen des Grundes, und
für das Steinbrechen, längſtens bis zum 16
Februar l. J. Vormittags 12 Uhr verſchloſſen
und frankirt mit der Aufſchrift: Soumiſſion
wegen Uebernahme von Arbeiten im fiscaliſchen
Steinbruch auf dem Roßberg' in unſerem Büreau
dahier abzugeben.
Darmſtadt, den 29. Januar 1867.
Großherzogliches Kreisbauamt Darmſtadt.
Stockhauſen.
578)

579)
Verſteigerungen.
An den nachbemerkten Terminen Vormittags
um 10 Uhr ſoll die Herbeifuhr der zur Unter=
haltung
der Straßen in dem Baubeziͤrk Darm=
ſtadt
im Jahr 1867 erforderlichen Steine aus
den Steinbrüchen auf dem Roßberg in den Ge=
markungen
Roßdorf und Ober=Ramſtadt öffentlich
an die Wenigſtnehmenden verſteigert werden:
1) Dienſtag den 12. Febr. l. J. auf dem Ge=
meindehaus
zu Beſſungen die Herbeifuhr
der Steine auf die zu den Ballaufſeher=
Bezirken Nr. I. II. IIL und IV gehören=
den
Straßen.
2) Mittwoch den 13. Febr. l. J. auf dem
Gemeindehaus zu Eberſtadt die Herbeifuhr
der Steine auf die zu den Bauaufſeher=
Bezirken Nr. V, VT und VII gehörenden
Straßen.
Darmſtadt den 1. Februar 1867.
Großherzogliches Kreisbauamt Darmſtadt.
Stockhauſen.

Bekanntmachung.
Verſteigerung eines Gebäudes auf den
Abbruch im Landeshospital Hofheim.
Montag den 25. Februar l. J. Vormittags
um 11 Uhr ſoll im Landeshospital der zwei=
ſtöckige
alte Schweſternbau von 80: Länge,
361 Breite, an welchem ſich die von Eichenholz
aufgeführten Umfangswände des zweiten Stocks
noch in einem guten Zuſtand befinden, öffentlich
an den Meiſtbietenden verſteigert werden.
Einſicht von dem Bau kann nach vorherigem
mündlichen Benehmen mit der Großh. Direction
des Landeshospitals vor der Verſteigerung ge=
nommen
werden.
An demſelben Tag Vormittags 12 Uhr werden
noch alte Baumaterialien, Thüren, Fenſter, altes
Eiſen ꝛc., öffentlich an die Meiſtbietenden ver=
ſteigert
.
Darmſtadt, den 4. Februar 1867.
Großherzogliches Kreisbauamt Darmſtadt.
671)
Stockhauſen.
672) Holz=Verſteigerung
Dienſtag den 12. d. Mts. Vormittags 9 Uhr
werden auf dem hieſigen Rathhauſe aus
dem Diſtrict Waiſenhaustanne verſteigert:
26 Stecken kiefern Scheidholz,
13 Prügelholz,
Stockholz,
6½
450 Stück
Wellen und
2 kiefern Stämme von 14½ - 15 Zoll
Durchmeſſer, 40 und 60 Fuß Länge
und 172 Cbfß. Inhalt.
Gegen vorſchriftsmäßige Bürgſchaft wird an=
gemeſſene
Zahlungsfriſt geſtattet.
Darmſtadt, am 2. Februar 1867.
Kehr,
Rechner der Großherzoglichen Landeswaiſenkaſſe.
673) Dienſtag den 12. Februar l. J. Vor=
mittags
um 10 Uhr ſoll auf dem Gemeindehaus
dahier das Anfahren und Aufſetzen der zur
Unterhaltung des Vicinalwegs von Beſſungen
nach Nieder=Ramſtadt in der Gemarkung Beſſungen
erforderlichen Baſaltſteine vom Roßberg öffentlich
an die Wenigſtnehmenden verſteigert werden.
Beſſungen, den 4. Februar 1867.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
Demmel.

Feilgebotenes.
299) Annaſtraße 12 iſt ein Glavier zu verkaufen.
602) Wegen Umzugs zu verkaufen:
Eine gute Waſchmange, neue Waſchkörbe
mit Oelfarbe angeſtrichen, diverſe Tiſche.
Hügelſtraße 61 neu.

[ ][  ][ ]

22

N. 6.

Fahrtenpläne des Winterdieuſtes 1866-67
der Main=Rhein=Bahn, Main=Neckar=Bahn, Main=Weſerbahn, Maximiliansbahn,
Offenbacher=Bahn, Frankfurt=Homburger=Bahn, - Hanauer=Aſchaffenburger Bahn,
Taunus=Bahn, - Bad. Bahn, Herz. Naſſauiſche Staatsbahn, Württemberg. Staatsbahn,
Heſſiſchen u. Pfälziſchen Ludwigsbahn, Rhein=Nahe=Bahn, - der Paris=Straßburger=
Bahn, Badiſchen Obenwald=Bahn, Linksmainiſchen Bahn, Gießen=Deutzer=
Bahn, - in Briefformat, zu 8 kr. das Stück ſind in der G. Jonghaus'ſchen
Hofbuchhandlung, ſowie auf unſerem Comptoir zu haben.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Actien Brauerei zum Bockkeller in Mannheim.
Von derſelben iſt mir der Verkauf ihres Bieres in hieſiger Stadt übertragen worden und
empfehle ich daſſelbe in ausgezeichnet feiner Qual. per Flaſche 8 kr., 6 Flaſchen 45 kr.
W. Bei Abnahme von 6 Flaſchen und mehr werden dieſelben frei in's Haus geliefert.
Hel. Georgé, Wilhelminenſtraße 10.
590)
(früher F. Grth'ſches Local.)

Bichtig für Bäcker und Mehlhäudler.
Die unterzeichnete Direction der
ersten Hais. Hönigl. ausschliesslich privilegirten
Wiener Dampfmüklen Actien-Gesellschaft.
deren Producte überall hinreichend bekannt und eingeführt ſind, bringt hiermit zur öffentlichen
Kenntniß, daß ſie nunmehr als ihren Vertreter
Herrn Akexander Steim in Frankfurt a. M.
beſtellt hat, welcher Verkäufe der Mühle an die Herren Händler u. Conſumenten zu Driginal=Preiſen
unter den vortheilhafteſten Bedingungen abſchließt und ſtets von ſämmtlichen Producten Lager hält.
Die Direction der 1. Kaiſerl. Königl. ausſchließlich privilegirten
Dampfmühlen-Actien=Geſellſchaft in Wien.
Auf obige Anzeige höflichſt Bezug nehmend, halte ich mich zur Entgegennahme von Aufträgen
beſtens empfohlen.
Aexander Glein, großer Hirſchgraben Nr. 26
674)
in Frankfurz a M.

3
Waſchmaſchinen
und Wäſche=Auswindemaſchinen,
letztere von 12 fl. an. Die Maſchinen werden
auch verliehen,
die Waſchmaſchine zu . 24 kr. per Tag,
die Auswindemaſchine zu 18
beide zuſammen 36

Für Trausport hin und zurück zuſammen 13 kr.
W. Hoeser, Marienplatz Nr. 7.
592)
Breite Linſen,

mittel, ditto,
ganze Erbſen,
gerollte ditto,
weiße Bohnen,
ſnd in beſter weichkochen=
der
Qualität billigſt zu
haben bei
Carl Hanct,
obere Eliſabethenſtraße Nro. 6.
675) Auf Waſch=Maſchtnen
werden zur größeren Bequemlichkeit rechtzeitige
Poſt=Beſtellungen pünktlichſt ausgeführt.
Beide Maſchinen verliehen per Tag 30 kr.
Für Bringen und Holen zuſammen 12 kr.
Carl Wogen, Beſſ. Carlsſtr. 90.

609) Gute Zwetſchen u. ſelbſitgetrocknete Aepfel=
ſchnitzen
empfiehlt J. Kiſſel, untere Schützenſtr.


Vermiethungen.
138) Bleichſtraße Nr. 46 nächſt des Bahn=
hofs
ein möblirtes Zimmer nebſt Bedienung
gle ich beziehbar, 3r Stock.
410) In der Rheinſtraße, im
Lange'ſchen Hauſe Nr. 19 auf der
Sommerſeite, ein ſchönes großes
Logis in der bel-Etage, beſtehend
a. 10 Zimmern mit Balcon=Salon,
Glasabſchluß und allen ſonſtigen Bequemlichkeiten,
im Ganzen, oder getheilt, am 28. März
oder auch früher zu beziehen.
Nöthigenfalls mit Stallung.
558) Ein möblirtes Zimmer zu vermiethen.
obere Waldſtraße 7 eine Stiege hoch.
618) In der Alexanderſtraße Nr. 13 iſt zu
vermiethen: Die mittlere Etage im Vorderhauſe,
beſtehend aus 5 großen Zimmern, Magdſtube,
Speicher, Keller, Holzſtall, Antheil an der Waſch=
küche
ſowie am Bleichplatz und allen ſonſtigen
Bequemlichkeiten. Beziehbar Anfangs Mai.
Elias Neu.
676) Ecke der Louiſenſtraße Nro. 2 neu iſt
die 3. Etage, beſtehend aus 5 in einander gehenden
Zimmern mit Abſchluß, Magdſtube, Boden, Küche,
Keller, Mitgebrauch der Waſchküche und allen
ſonſtigen Bequemlichkeiten, zu vermiethen und
Anfang Mai beziehbar. Näheres bei A. Neu,
Alexanderſtraße Nr. 13 parterre.
677) Ballonplatz Nro. 7 iſt ein Logis im
Hinterbau, desgleichen ein kleineres im Seiten=
bau
zu vermiethen.

S.

2 Wirthſchaft. ſeitherigen Pächters

71 Wegen Todes des
iſt das Haus mit Wirthsgarten, von ſehr ſchöner
Lage, auf dem vormals Nutz'ſchen Wall am
Jägerthor hier, auch für Küfer= und andere Ge=
ſchäfte
ſehr geeignet, zu vermiethen bei
Weidenbuſch, Hofgerichts=Advokat,
Neckarſtraße 15.
679) Beſſungen.) In der Weinbergsſtraße
bei W. Geher iſt an eine einzelne Perſon ein
Logis zu vermiethen u. kann gleich bezogen werden.
680) Louiſenſtraße Nro. 26 ein möblirtes
freundliches Zimmer zu vermiethen.

Vermiſchte Nachrichten.
681)
Vorträge
zum Beſten der Invalidenſtiftung
im Saale der höheren Töchterſchule.
Heute Dienſtag den 5. Febr. Abends präcis 6 Uhr.
Vortrag des Hrn. Dr. Fridolin Wagner.
Gegenſtand: Der ſchottiſche Reformator
John Knoru. Maria Stuart.
Eintrittskarten in der Buchhandlung von Joh.
Waitz, ſowie an der Kaſſe.
Wiſſenſchaftliche Vorträge
im Saale der höheren Töchterſchule,
Grafenſtraße,
Anfang Abends 7 Uhr.
J. Vortrag: Mittwoch den 6. Februar
Herr Hofrath Becker.
Gegenſtand: Ueber die Fremdwörter in
der deutſchen Sprache.
Abonnementskarten für eine Perſon zu 4fl.
Familienkarten für zwei Perſonen zu 6 fl.-
Familienkarten für drei Perſonen zu 7 fl.
Tageskarten zu 36 kr. ſind in den Buchhand=
lungen
der Herren Jonghaus, Diehl und
Schorkopf und in der L. C. Wittich'ſchen
Hofbuchdruckerei zu haben.
141)

PSine gut geübte Putzmacherin wird
S.
4 He als erſte Arbeiterin in Bad Hom=
G, burg baldigſt zu engagiren geſucht.
Näheres unter J. M. Poste restante
Bad Homburg.
Sandformer 8; Gießer,
welche namentlich in größeren Maſchinentheilen
Tüchtiges zu leiſten vermögen, finden gute Stellen
in der Eiſengießerei von A. R. Seebass & Comp.
(682
in Offenbach a. M.
666) Man ſucht einen kleinen, gut einge=
friedigten
Garten zu miethen oder zu kaufen.
Näheres Eliſabethenſtraße 14 im 3. Stock.
Reelles Heirathsgeſuch.
683) Ein im beſten Mannesalter ſtehender
Jüngling, kaum 20 Lenze zählend, ſucht auf
dieſem nicht mehr ungewöhnlichen Wege, eine ihm
treu zur Seite ſtehende Gattin. Des Junggeſellen=
lebens
müde, ſehnt ſich derſelbe nach einer be=
haglichen
Häuslichkeit, und ſieht deßhalb weniger
auf ſchönes Aeußere, als auf moderne Bil=
dung
, und muß dieſelbe ſich wenigſtens auf
30 40,000 Gulden belaufen.
Wird die Summe portofrei in's Haus ge=
liefert
, ſo verzichtet man auf alle ſonſtigen An=
ſprüche
. Strengſte Verſchwiegenheit wird zuge=
ſichert
. Darauf Reflectirende bittet man ſich
gefälligſt an die Expedition dieſes Blattes zu
wenden und unter der Chiffre A- B. ihre
Photographien einzuſenden.

[ ][  ][ ]

23

N.E.
648)


Lotterie für die Gründung
eines Krankenhauſes für deutſchelArme in Paris.
Das Comits erſucht die Inhaber der Looſe, auf welche Gewinne bei der im Juli 1866 ſtatt=
gefundenen
Ziehung gefallen ſind, dieſelben ſpäteſtens bis zum 1. März d. J. Rue Grenelle
St. Germain 101 oder bei dem Secretär, Rue de la Victoire 40, in Empfang nehmen zu laſſen.
Alle, bis zu dieſem Zeitpunkt nicht zurückgezogenen Gewinne werden alsdann zum Beſten des Fonds
verkauft werden.
Ziehungsliſten liegen zur Einſicht bereit bei Herrn Bankdirector Weudelſtadt und Herrn
Otto Wolfskehl in Darmſtadt. - Paris, 15. Januar 1867.

Die Präſidenlin:
Der Secretär:

Maurice Elliſſen.
Fürſtin von Metternich.



645)
Technologiſche Vorträge.
Donnerſtag den 7. Februar 1867 Abends von 6-7 Uhr, im Schulhaus in der Grafenſtraße.-
Fortſetzung des Vortrags des Herrn Dr. Hallwachs über Klagen und Plagen der
Gasconſumenten. Die Mitglieder des Großherzoglichen Gewerbvereins nebſt deren erwachſenen
Familienmitgliedern, ſowie Nichtmitglieder, wenn ſie mit Eintrittskarten verſehen ſind, haben freien
Der Vorſtand des Localgewerbvereins.
Zutritt.

5

(Pine junge gebildete Dame wünſcht
3 CC Clavier= und Zeichnen=Unterricht in
und außer dem Hauſe zu ertheilen. Wer? ſagt
die Expedition d. Bl.

684) (Fin junges geſundes Mädchen ſucht Stelle
C als Schenkamme und kann gleich
eintreten. Näheres unter der Adreſſe Georg
Roth Wtwe. in Gernsheim.

685) Einen Lehrling ſucht
Philipp Röder, Schloſſermeiſter,
Bleichſtraße 27.
8 (Es wird ein Logenplatz 2. Ranges auf
C. 4 Wochen zu übernehmen geſucht.
Alexanderſtraße Nr. 17.
Großherzogliches Hoftheater.
Dienſtag, 5. Februar. Abonnement sus-
pendu
. Benefiz und letzte Gaſtrolle der Frau
Verſing=Hauptmann: Die Jung=
frau
von Orleans, romantiſches Trauerſpiel
in 5 Akten von Schiller. Johanna d’Are Frau
Verſing=Hauptmann. - Anfang 6 Uhr.
Donnerſtag. 7. Februar. 7. Vorſt. in der
5. Ab.=Abth. Martha oder: Der Markt
zu Richmond, kom. Oper in 4 Akten mit
Tanz; Muſik von Flotow.
Freitag, 8. Februar. 8. Vorſt. in der
5. Ab.=Abth.: Der lange Iſrael oder: Das
bemooſte Haupt, Luſtſpiel in 3 Akten mit
Chören, von Rod. Benediz.
Sonntag, 10. Februar. 9. Vorſt. in der
5. Ab.=Abth.: Die Afrikanerin, große Oper in
5 Akten mit Ballet; Muſikv. Meyerbeer. Auf. 6 Uhr.

Oesterr. ältere Staats-Obligationen,

4¼ pCt. Bayer. Eisenbahn-Obligationen,
4 pOt.
71

44 p0t. Militdr-
Grossh. Mecklenburg Schwerin-
v. 1843.
4; pCt. Schwedische Anleihe v. 1862,

Vorloosungs-Anzeiger von Obligationen, Eisenbahn-Prioritäten und Loosen.
E Nachſolgende Loose und Obligationen sind zur Lichung gckommen:

)

3½ pCt. Pürst Leiningen,
3 pOt.
7)
4; pCt. Hess. Ludwigs-Eisenbahn-Prioritäten,
5 pCt. Esslinger Baumwollspinnerei &am; Weberei,
Badische fl. 35. Loose,

Stadt Brüsseler Loose v. 1853,
Bordeaux v. 1863,
)
Fürst Salm-Reiſferscheid'sche Loose,
Graf Waldstein-Wartenberg.

5 pOt. Oesterr. Loose von 1860.


Verlooste Obligationen, Prioritäten und Loose werden gegen baar oder andere Werthpapiere eingelöst.

Die Coupons der am 1. März failligen Franz.-Oesterr. Staats-Bisenbahn-Prioritäten werden jetat schon ausbezallt.
Verdinand Wolfskehl.

Ein kirchlicher Wunſch,
welcher nicht blos rin frommer bleiben möchte.
In allen Gebieten des menſchlichen Lebens, in Ackerbau, Handel und
Gewerbe, Kunſt und Wiſſenſchaft zeigt, ſich überall Bewegung und
Fortſchritt zum Beſſeren, weil alles zur Entwickelung und Entfaltung
treibt und Stillſtand zum Untergang führt. Jede Zeit hat ihr eigenes
Kleid; der Stoff, aus dem das Leben gewebt iſt, bleibt derſelbe, aber die
Form wird nach Bedürfniß und Geſchmack eine andere. So iſt's auch im
religiöſen und kirchlichen Gebiete. Es ſoll hier nicht, wie leicht darzuthun
wäre, von erſterem, ſondern nur von letzterem die Rede ſein und zwar in
ganz Beſonderem darauf hingewieſen werden, daß die drei evang. Nach=
mittags
=Gottesdienſte in hieſiger Stadt, welche alleſammt um 2 Uhr
beginnen, dem kirchlichen Leben nicht zuträglich ſind. Warum denn auch
3 Gottesdienſte in einer Gemeinde, zu einer und derſelben, für Unzählige
ungelegenen Zeit? In Mainz und Worms hatten die Nachmittags=
gottesdienſte
um 2 Uhr ebenfalls, wie in Darmſtadt, meiſt nur leere
Kirchen, weil eine Predigt, alsbald nach dem Mittagstiſch, mit etwas
Anderem, der Verdauung und der Neigung zum Schlafe zuſammentrifft,
und die Dienſtboten weiblichen Geſchlechts, die am Morgen den Gottes=
dienſt
nicht beſuchen können, auch in der für ſie frühen Nachmittagsſtunde
durch ihre Arbeiten verhindert ſind, im Hauſe des Herrn zu erſcheinen;
da verlegte man die Andacht auf eine ſpätere Zeit, und ſeitdem ſind dieſe
Abendgotſesdienſte ſehr beſucht. Warum könnte man in Darmſtadt dem
Beiſpiele der genannten Städte nicht ebenſo, wie dem der Shlveſterabend=

Gottesdienſte folgen? Wie ungegründet war die Beſorgniß, die Stadt=
kirche
möchte am genanuten Abend leer bleiben? Man hat ſie niemals
beſuchter geſehen, und Hunderte mußten aus Mangel an Raum vor der
Kirchthüre wieder umkehren. Wenn auch nicht in demſelben Maße, werden
die Abendgottesdienſte beſucht werden, wenn es die Kirchenbehörde geſtatten
wollte, dieſer Angelegenheit geneigtes Gehör ſchenken zu wollen. Sie
weiß wohl nicht, daß der Nachmittagsgottesdienſt in der Stadtkirche, noch
mehr aber in der Stadtkapelle, meiſt vor leeren Bänken abgehalten und
dem Geiſtlichen alle Begeiſterung durch Theilnahmloſigkeit genommen wird.
Schließlich ſei es geſtattet, darauf aufmerkſam zu machen, daß bei
guter Witterung zahlloſe Beſucher an Sonntags=Nachmittagen auf dem
Friedhofe wandeln. Würde da, etwa im Sommer, Nachmittags fünf Uhr,
in dem ſchönen Saale des Friedhofhauſes eine Andacht gehalten, wir ſind
der feſten Ueberzeugung, ſehr Viele würden dem Geläute des Glöckleins
folgen und an dem Gotteswort ſich erbauen. Man laſſe dafür den oft
nur von 4-6 Zuhörern beſuchten Nachmittagsgottesdienſt der Stadtkapelle
ausfallen, und die wenigen würden ſicherlich noch in der Stadt= oder
Schloßkirche Raum finden.
Nicht blos veraltetes Geſetz und Recht erben ſich, wie eine ewige
Krankheit fort, auch kirchliche, abgeſtandene Einrichtungen unterliegen
demſelben Schickſal; darum mögen Kirchenvorſtand und obere Kirchen=
behörde
wachen und ſtreben, das Beſſere, als Feind des Guten, - wenn
die alte Einrichtung noch den Namen verdienen kann - ins kirchliche
Leben unſerer Gemeinde eintreten zu laſſen.
Ein Freund der Kirche.

Ein Seemannstraum.

GFortſetzung.)
Ein geringfügiger Umſtand führte endlich den Ausbruch der lange
verbiſſenen Erbitterung herbei. Der Kapitän hatte gutmüthig wie er war
den Auswanderern bisher die Erlaubniß gegeben, des Abends ſo lange
Licht zu brennen, als es ihnen beliebte. Sie verſammelten ſich alſo, wenn
es ihnen an Deck zu kalt wurde, in ihrer Kajüte und ſtimmten dort, rings
um die Lampe geſchaart, Lieder, bald ernſten, bald heiteren Inhalts an.
Da fiel es auf einmal dem Kapitän ein, das Schiffsrecht eintreten zu
laſſen, nach welchem um 10 Uhr ſämmtliche Lichter ausgelöſcht werden

müſſen, wenn nicht beſondere Umſtände das Fortbrennen des Lichtes noth=
wendig
machen. Wie es eines Abends 4 Glaſen?) ſchlug, wurden wir
Jungens beordert, alle Lichter an Bord auszulöſchen. Da aber waren
wir ſchön angekommen! Man ließ uns nicht einmal an die Lampen her=
an
, drängte uns zur Kajüte hinaus, ſtürmte aufs Hinterdeck, wo der
Kapitän ſich befand, und ſtellte ihn über dieſe Maßregel zur Rede. Da=
bei
fielen von beiden Seiten einige unbedachte Worte und man trennte
ſich endlich mit bitterm Grolle. Was die Paſſagiere in ihrem Rathe be=
ſchloſſen
, vermag ich nicht zu ſagen, denn ich hatte um den Kapitän zu

7) 4 Gläſer, 1 Glas=Halbſtundenglas, eine halbe Stunde, 4 Glaſen alſo 2 Stunden,
hier nach 8 Uhr.

[ ][  ]

24

N. 6

thun, welcher jetzt eine Procedur vornahm, die mich Anfangs mit Schaudern
erfüllte, dann mich aber in die größte Heiterkeit und höchſte Spannung
verſetzte. Er ließ die Kanone, die zu Signal= und Nothſchüſſen beſtimmt
iſt, blind laden und gen Himmel richten. Vor derſelben wurde ein Segel
ausgeſpannt und wir erhielten ſtrenge Befehle, keinen Paſſagier näher
als zehn Schritt an das Segel kommen zu laſſen. Am andern Morgen,
als ſie ihren Kaffe eingenommen, wurden ſie ſämmtlich auf das Hinter=
deck
beſchieden, wo ihnen der Kapitän gemeſſen und ruhig das Ungebühr=
liche
ihres Benehmens vorhielt. Man antwortete mürriſch. Er machte
weitere Vorſchläge, um zu einem Einverſtändniß zu kommen, man ant=
wortete
höhniſch, in New=York würden ſie ihn verklagen und wohl Recht
erhalten. Der Streit erhitzte ſich, jene redeten immer rückſichtsloſer, bis
endlich der Kapilän, ſcheinbar auch in größter Erbitterung, rief: Nun,
wenn ihr durchaus nicht vernünftig ſein wollt, ſo will ich es euch bei=
bringen
! Bukbinder, dat Segel weg! Auf dieſen Augenblick hatte ich
ſchon lange gewartet und zog geſchwind das Segel weg, hinter dem der
Bootsmann an der Kanone ſtand. Wie die Vorderſten ſie ſahen, wichen
ſie erſchrocken zurück, als aber der Schuß ſich entlud, kannten ſie kein
Halten mehr, alle ſtürzten ſie nach vorn, einer über den andern und flohen
nach ihren Kajüten. Mit lautem Gelächter folgten wir ihnen und kounten
uns nicht ſatt genug über die Angſt lachen, mit welcher gerade die ärgſten
Sprecher ſich verſteckten, der Oldenburger Schneider voran.
Gegen Mittag deſſelben Tags rief unſer Bootsmann, der gerade am
Buttenklüver beſchäftigt war, plözlich: Schiff, ahoh! Wir richteten
unſern Blick leewärts und gewahrten einen Punkt über dem Waſſer, von
dem wir nicht recht wußten, was davon zu halten war. Es ſchien erſt
ein Dampfer zu ſein, trieb aber ſo langſam, daß wir bald dieſe Meinung
aufgaben; ein Segelſchiff konnte es auch nicht ſein, denn wir gewahrten
nicht den mindeſten Streifen Tuch. Der Kapitän legte, um die Sache
zu unterſuchen, das Schiff ſogleich um und nach wenigen Minuten er=
kannten
wir, daß wir es mit einem Wrack zu thun halten. Ein Boot
wurde vom Cäſar niedergelaſſen in das der zweite Steuermann, ſechs
Matroſen und ich einſtiegen. Die Matroſen ruderten eilig dem Wrack
zu, während ich dafür zu ſorgen hatte, das Tau, durch das wir das Wrack
mit dem Cäſar verbinden ſollten, klar abzuwickeln. Bald waren wir am
Wrack und laſen auf ſeinem Spiegel den Namen: Eliſha. Galveſton.
Unſer Bootsmann kletterte hinauf, warf uns ein Tau zu, mit welchem wir
die Jolle befeſtigten und bald waren alle an Bord. Welch ein Anblick!
Die Maſten waren faſt ſämmtlich zwei Fuß hoch über Deck abgebrochen,
nur der Fockmaſt ſtand noch bis zur Fockraa, von der ein Segel im
Waſſer ſchleppend herabhing, die Brüſtungen waren zum Theil halb zer=
trümmert
, auf dem Deck lagen Tauwerk, Holzſplitter, zerbrochene Boote,
zuſammengerollte Segel, Matroſenzeug, bunt durcheinander und in den
Kajüten ſtrömten die Wogen aus und ein. So war es uns unmöglich,
in die Kapitänskajüte zu dringen und nähere Aufſchlüſſe über das räthſel=
hafte
Geſchick des Schiffes zu erhalten. Nur in das Logis, obgleich auch
dieſes dem Waſſer offenen Eingang bot, wagte ſich unſer Franz Rüdiger
hinunter und kehrte bald mit zwei wollenen Hemden und einem Südweſter
zurück, welcher ihm ſehr zuſtatten kam, da der ſeinige ſchon tüchtig mit=
genommen
war. Dieſe Beute ermunterte ihn, das Wagſtück noch einmal
zu verſuchen, dießmal aber kam er nach einigen Secunden zitternd und
leichenblaß zurück und konnte uns erſt nach langer Weile in halbverwirrten
Sätzen erzählen, daß unten ein Menſch geſeſſen habe, der ſich krampfhaft
an die Back gehalten und ihn mit gläſernen Augen angeſtiert habe.
Plötzlich aber ſei er, von einer Welle gepackt, auf ihn zugekommen, habe
ihn angeſchrieen, warum er ihm ſeine Kleidung ſtehle und er ſei ſchleunigſt
wieder an Deck erſchienen. Es berührte mich in der tiefſten Seele, als
ich den tapfern Mann, welcher für drei Mann arbeitete und die tollkühnſten
Wagniſſe mit der ſorgloſeſten Miene unternahm, ſo zittern ſah, und doch
natürlicherweiſe nur vor einer Leiche, die in aufrechter Stellung an die
Seite des Wracks ſich lehnte. Keiner der Matroſen wagte ſich nach ſolchem
Abenteuer in das Logis, ſie blieben in ehrerbietiger Entfernung.
Wir gingen jetzt der Küche zu, in der auf dem Herd über der Aſche
in einem Keſſel ein großes Stück Fleiſch lag, daneben ſtanden zwei Backs
mit Kartoffeln und mit Cakes gefüllt - die Eliſha ſchien urplötzlich vom
Sturm überfallen zu ſein. Darüber kam der Cäſar, den wir indeß mit
der Eliſha verbunden hatten, heran, der Kapitän ſprang herüber und er=
klärte
alles, was wir fortſchleppen konnten, für eine gute Priſe, die an
Bord des Cäſar zu bringen und dann in New=York zum allgemeinen
Beſten zu verſteigern ſei Der Abend kam, ehe wir mit dieſer Arbeit
fertig wurden, dann löſten wir uns von der Eliſha los, die ihrem Schick=
ſale
verfallen, gewiß binnen wenigen Tagen verſunken iſt, und nahmen
unſern alten Curs wieder auf.
Die Ruhe, welche jetzt unter den Paſſagieren herrſchte und die glück=
liche
Stimmung, welche in den Matroſen die Ausſicht auf etliche Thaler
aus dem Erlös der erbeuteten Geräthſchaften erweckt hatte, wurde indeß
wenige Tage darauf durch den Tod eines kleinen, lieben Knaben, eines
freundlichen Lockenkopfes, den wir oft ſcherzweiſe unſern Johannes genannt

hatten, getrübt. Das gute Kind hatte ſich bei Zedermann durch ſein
freundliches Benehmen Liebe und Zuneigung zu erwerben gewußt, ſodaß
ſein Tod, wohl verurſacht durch die ungewohnte Seekoſt. und das fremde
Leben, eine allgemeine Beſtürzung hervorrief. Das Fieber aber, welches
ſeine lieblichen Wangen bald geröthet, bald gebleicht, ſchien auch den Sinn
ſeiner Mutter ganz ergriffen zu haben. Eine halbe Woche wachte ſie an
dem Lager ihres Lieblings, nahm weder Speiſe noch Trank und klammerte
ſich jetzt an den Leichnam an, als dürfe ſich ihm Niemand nähern. Sie
war aus Schwaben und folgte ihrem Gatten, welcher bereits vor drei
Jahren ausgewandert war, ſich in St.=Louis als Schloſſer eine bedeutende

Mutter, ermattet von Sorgen und Nachtwachen, entſchlummert war, weg=
ſtehlen
, um ihn dem Segelmacher zu übergeben, der ihn mit meiner und
eines Lichtmatroſen Hülfe zum Begräbniß bereitete. Tiefe Schauer durch=
rieſelten
mich, als ich ſo beſchäftigt war, welche die letzte Ceremonie, das
Hinabſenken in das Meer, und die darauf folgende Scene bis zum entſetz=
lichen
Grauen ſteigerten. Bald nach dem Begräbniß brach ein heftiger
Sturm aus; die Mutter, aus ihrem Starrkrampf erwacht, irrte ver=
zweifelnd
am Deck auf und ab, das Auge immer den empörten Wogen
zugewandt, als könnte ſie dort ihren Liebling wiederfinden; bis endlich eine
mächtige, über das Deck brauſende Welle ſie in den Abgrund hinabriß,
Leben und Schmerz ihr zugleich endend.
Ewig wird mir das Bild jener armen Mutter vor der Seele bleiben,
wie ſie an der Brüſtung ſtand, die Hände ringend, mit flatterndem Haar
und verzweifelnd bald in die ſchwarze, wallende See, bald troſtlos in den
finſtern, wolkenbedeckten Himmel ſtarrte, unerſchütterlich, trotz aller Mah=
nungen
, an ihrer Stelle ausharrte. Ja, es brach ein Sturm aus ein
Sturm, den zu erleben zu Hauſe mein ſehnſüchtigſter Wunſch geweſen
war. Unten, im Zwiſchendeck, ſammelten ſich die Baiern und ſangen ihre
frommen Lieder und beteten den Roſenkranz, während im grellſten Gegen=
ſatze
zu ihnen auf dem Deck die arbeitenden Matroſen ihre läſterlichen
Verſe anſtimmten, in die ich, ich weiß ſelbſt nicht warum, immer arbeitend,
luſtig einfiel, verwegen kletterte ich nach den Raaen, um die Segel mit
zu reffen, ich wußte nicht, in welcher Gefahr ich oft ſchwebte, wie die
Ragen, an denen ich klebte, bald mit ihren Enden die See berührten,
bald wieder, rückwärts durch die Luft geſchleudert, einen rieſigen Kreis
beſchrieben. So, dachte ich, muß es den jungen Rekruten zu Muthe ſein,
wenn ſie zum erſten male in die Schlacht gehen, und im Kanonendonner
und blauen Pulverdampf das Bajonnet zum Sturme fällen.
Gegen Morgen legte ſich der Sturm; wir beſſerten dieſen und die
folgenden Tage ohne Aufhören, mit Ausnahme nur weniger Stunden, die
uns zur Ruhe gegönnt waren, unſere Havarieen aus. Ich ermattete bei
dieſem Geſchäfte immer mehr, meine Seele lechzte nach einer würdigern
Beſchäftigung, das Seeleben wurde mir täglich verhaßter. Eine neue Er=
ſcheinung
trug dazu bei, dieſen Widerwillen noch zu vermehren. Widrige
Winde hatten uns nämlich ſo weit nach Norden geführt, daß wir eines
Morgens am fernen Horizonte Eisberge auftauchen ſahen. Große Schaaren
von Seemöven bildeten ihre Vorläufer und umflatterten den Cäſar, als
wunderten ſie ſich, wie er in ihre Reviere ungeſcheut einzudringen wage.
Ich konnte mich nicht ſatt an ihnen ſehen, wie ſie mit den Wogen, einige
Zoll nur über ihnen, in die Abgründe hinabſchoſſen und wenn die Wogen
ſich wieder thürmten und ich ſie faſt ſchon begraben wähnte, plötzlich
emporſchwirrten. Gegen Mittag gewahrte der Kapitän auch einen Walfiſch
durch ſein Fernrohr, kurz, die ganze Scenerie wurde immer winterlicher.
Es war mitten im Sommer und doch hatten wir Eis vor uns. Freilich
nahmen ſich dieſe Koloſſe von Eisbergen, wie ſie daher ſchwammen und
in der Sonne glitzerten und funkelten, majeſtätiſch aus, und mit derſelben
Luſt, die mein Auge oft an das helle Feuer gebannt hielt, ſtarrte ich lange
dem prächtigen Farbenſpiele nach, welches ſich vor mir entwickelte. Aber
wir mußten auch, um einem Zuſammenſtoß zu entgehen, fortwährend
laviren und des Nachts war von uns Jungen der ſchärfſte Ausguck zu
unterhalten, damit wir nicht von einem ſolchen Rieſen zermalmt würden.
Nach einigen Tagen indeß bekamen wir Nordwind, wir verließen die
Region der Eisberge und der Walfiſche und ſteuerten den Neufundlands=
bänken
zu, welche mir eine äußerſt beſchwerliche Arbeit bringen ſollten.
Mußte ich da nicht 4 Stunden lang in dem kalten Regen oder dem
feinen Nebelgerieſel, das fortwährend über dieſen Bänken herrſcht, ſtehen
und in eine alte irdene Flaſche, der man den Boden ausgeſchlagen hatte,
puſten, um die entgegenkommenden Schiffe aufzufordern, auf ihrer Hut zu
ſein, bis mir die Lippen aufſchwollen? Und was iſt der Lohn nach den
unſäglichen Anſtrengungen einer ſolchen Seereiſe? Im Hafen ein paar
Thaler Geld, aber keine Heimath, in der ich ausruhen, keine Familie,
in der ich mich erholen könnte. Neinl Lieber von der ſtechenden Sonne
des Südens ſich bräunen laſſen und im Schweiße ſeines Angeſichts arbeiten,
aber des Nachts ruhen können, um die Sorgen und die Laſten des Tags
Fortſetzung Holgt)
zu verträumen.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.