Darmstädter Tagblatt 1867


15. Januar 1867

[  ][ ]

V9Cilao6

um

Darmſtädter zprag= und anzeige=Blatt.

N2. S.

terſtag den 15. Jannar

1863.

Das Frag= und Anzeigeblatt, die Beilage hierzu, ſowie das Verordnungsblatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wöchentlich; Erſteres Samſtags. die Beilage
Dienſtags und Lezteres Vonnerſtags. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren. In Darmſtadt bei
der Expedition, Rheinſtraße Nr. 23 neu.

Victualieupreiſe vom 14. bis 20. Januar 1867.

A. Der Ochſenmetzger.
Ochſenfleiſch das Pfund
Nierenfeit das Pfund
Enes, Ch. Nuͤngeſſer, G. Rummel, Schuch=
mann
, Keller
1
bei Lindenſtruht u. H. Lautz
Gchſenleber das Pfund
Geſalzener Fruſtkern
bei L. Lautz 20 kr., bei Schuchmann und
Lindenſtruth

B. Der Rindsmetzger.
Ochſenfleiſch das Pfund
Kuh- oder Rindfleiſch das Pfund

ierenfett,
bei Hiſſerich Wtwe.
Leber von Ochſen, Kühen oder Rindern das Pf.
bei Hiſſerich Wtwe.

C. Der Kalbs= und Hammelsmetzger.
Kalbfleiſch das Pfund
Hönig 14 kr., O. Egner 14½ kr.
hammelfleiſch das Pfund
bei Hönig 16 kr., Reuter

kr.
18
24
20
18
17
18

17
17
24
18
10

15½
16½
14½

Feilſchaften:
Hammelfleiſch Bruſt und Hals bei Reuter
14 kr Ph. Arnheiter, G. Dreſſel, L. Maas
und L. Rummel=,
Hammelsſelt das Pfund.
bei Guntrum 20 kr., G. Müller, P. Arn=
heiter
, Dreſſel, Hein und Dandt

d. Der Schweinemetzger.
Schweinefleiſch das Pfund
Schinken das Pfund
bei Hönig. Joſt, Linß, Dietz, Riehl,
Schäffer Ewald und Schmidt
Vörrſteiſch das Pfund
bei Schmidt, Wörner, Riehl
Geräucherte Kinnbacken das Pfund


bei Friedrich



Speck das Pfünd
bei Herweg
Schmalz das Pfund
bei'' Fuchs, Friedrich, Herweg, Linß,
Ph. Köhler u. Schäffer
Unausgelaſſen
bei Fuchs, Friedrich, Ph. Köhler, Linß, Schäffer

kr.

14½
28
24

17
24
26
54
26
20
24
28
24
28
24
28
24

Bratwurſt das Pfund
bei H. Apfel, Ewald, Friedrich, Köhler, Linß,
Schäffer, Joſt, Riehl, Schmidt u. Warnecke
Leberwurſt das Pfund
bei Ewald, Friedrich, Joſt, Linß, Schäffer,
Schmidt, Warnecke, Wörner und Zimmer:
Blutwurſt das Pfund

Gemiſchte Wurſt das Pfund
bei H. Apfel, Ewald, Friedrich, Fuchs,
P. Schmidt, Bundſchuh, Dietz und Wörner
Anmerkung. Bei einer Quantität Fleiſch von 10 Pfd.
Bürfen im ſteigenden und fallenden Verhältniß nicht
mehr als 1½. Pfund Zugabe befindlich Feine.

C. Der Bäcker.
Gemiſchtes Brod 5 Pfd. beſteh. aus ½ Weiß=
und ¹⁄₈ Roggenmehl.
Roggenbrod ... 5 Pfd. beſteh. aus ¼ Kern=
Lesgleichen 2½ und ⁄₄ Roggenmehl.
Gemiſchtes Brod in kleinen Laiben 5 Loth 22.
Waſſerweck 4 Loth für
Milchbrod 3 Loth für
Franz. Milchbrod 3 Loth für.

desgleichen 2½

Jungbier

L. Der Bierbrauer.

kr.
22
24
18
20
18
8

25
12½
23
11½
1

16

Frucht prei ſe nach dem Durchſchnitt.

Fruchtmärkte. Da tu m. Waizen,
das Malter. Korn,
das Malter. ll.
das Malter. Spelz,
das Malter. Haſer,
das Malter. Karkoffeln,
das Maͤlter. Gew. Gew. Gew. Gew. Gew. Gew. Monat. Taa. fl. kr. Pfd. fl. kr. Pfd. fl. kr. Pfd. fl. kr. Pfd. fl. kr. Pfd. fl. kr. Pfd. Gießen;
Mudk. W 15 5 500 10 40 180 160 H 5 120 200 Grünberg. 13 15 200 10 40 180 8 35 160 4 1⁄₈ 120 4 200 Lauterbach 200 180 160 Mainz in der Halle 16 12 200 10 35 180 8 21 160 5 22 20
120 3 44 Worms, 1 15 8 200 10 27 180 8 56 160 5 32 120 200

275)

Bekanntmachung.

Aus den Domanialwald=Diſtricten Sorgenlos
und Bucheneck ſollen Freitag den 18. Januar,
von Vormittags 9 Uhr an beginnend, auf dem
Rathhauſe zu Darmſtadt verſteigert werden:

11¾ Stecken Buchen=Scheidholz I. 90½ II. 28 Eichen=
II.
781 I.
Kiefern 87 II.

3 Erlen=
II.
32 Buchen=Prügelholz, 12½ Eichen=
32 Kiefern= 1 Erlen= 2½ Buchen=Stockholz, 12 Eichen= 104 Kiefern=

22¾ Hundert Wellen Buchen=Reisholz,

2¾ Hundert Wellen Eichen=Reisholz,
Kiefern=
41½
Erlen=

Steinbrückerteich, am 14. Januar 1867.
Großherzogliche Oberförſterei Steinbrückerteich.
J. V. d. O.
v. Werner, Forſt=Acceſſiſt.
276)
Bekanntmachung.
Die am 10. und 11. dieſes Monats abge=
haltene
Stammholz=Verſteigerung iſt genehmigt.
Die Abfuhrſcheine können bis Freitag den
18. Januar bei Großherzoglichem Rentamt Darm=
ſtadt
in Empfang genommen werden.
Abfuhrtermin vom 18. bis 31. Januar
jeden Tag.
Steinbrückerteich, am 14. Januar 1867.
Großherzogliche Oberförſterei Steinbrückerteich.
J. V. d. O.:

v. Werner, Forſt=Acceſſiſt.)

277)

Verſteigerung.

Freitag den 18. d. Mts. Vormittags 9 Uhr
läßt Unterzeichnete in ihrer Hofraithe circa
12-1300ſ eichene u. kieferne Diele, 2 Stecken
dürres eichen Scheitholz, 2 Haufen eichene
Schwarten und Abfallholz, 13 Stück 111 lange,
41 ſtarke eichene Nähmlinge, 4 Stück 9' 5' lange
eichene Waſchpfähle, 25 Stück 7' lange 31 ſtarke
zu einer Lattenwand hergerichtete eichene Pfoſten,
11 Stück 7 lange alte eichene Pfoſten, 2 neue
und 1 alte Hobelbank, verſchiedenes Werkzeug,
1 neue Steigleiter mit 25 Sproſſen, 2 einthürige
Kleiderſchränke, 1 Schreibſecretär und ſonſtige
verſchiedene Gegenſtände gegen Baarzahlung ver=
ſteigern
.

Beſſungen, am 12. Januar 1867.
Glaſermeiſter Schulz Wittwe.

[ ][  ][ ]

10

N. 3.
1)
LbeAneige.
Es liegt uns die traurige Pflicht ob, das plötzlich erfolgte Hinſcheiden unſeres
innigſt geliebten Gatten und Vaters, des Bauquiers
4)
HarUnaum Kaustadt
zur Kenntuiß unſerer zahlreichen Freunde und Bekaunten zu bringen.
Wir bitten um ſtilles Beileid an unſerm ſo herben Verluſte.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet Dienſtag, den 15. d. M., 2½ Uhr ſtatt.

Aegen eingetretener Trauer bleibt das Bankgeſchaft
8
C JO von H. Neuſtadt bis Montag den 21. dieſes
Monats Vormittags 9 Uhr geſchloſſen.
Der Reſdenzratender zur 186]
iſt auf unſerem Comptoir zu 10 kr. per Stück zu haben.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
244)
Zum Beſten der Invalldenſifung
Vortrag des Herrn Profeſor Dr. Sohwahe von Friedberg über das zvangeliſche
Kirchensieb. Dienſtag, den 15. Januar, Abends 6 Uhr, im Saale der höheren Töchterſchule.
Eintrittskarten ſind in der Buchhandlung von Joh. Waitz ſowie an der Kaſſe zu haben.
245)

Lechuologiſche Vorträge.

Wiſſenſchaftliche Vorträge
im Saale der höheren Töchterſchule,
Grafenſtraße,
Anfang Abends 7 Uhr.
2. Vortrag: Mittwoch den 16. Januar
Herr Proſeſſor Dr. Friedrich Zimmermann.
Gegenſtand: Ueber das Nibelungenlied
und die deutſche Heldenſage.
Abonnementskarten für eine Perſon zu 4fl.-
Familienkarten für zwei Perſonen zu 6 fl.
Familienkarten für drei Perſonen zu 7 fl. -
Tageskarten zu 36 kr. ſind in den Buchhand=
lungen
der Herren Jonghaus, Diehl und
Schorkopf und in der L. C. Wittich'ſchen
Hofbuchdruckerei zu haben.
141
168) Es wurde über den gr. Heerdweg, auf
den Friedhof, bis in die Nieder=Raͤmſtädtetſtraße
ein kleiner, runder, ſchwarzer Pelzkragen ver=
loren
. Der Finder wird gebeten, ihn Carlsſtraße
Nr. 48 abzugeben.
2
284) Ein junzer Maun
aus bürgerlicher Familie, am liebſten vom Lande,
wird zur Führung der Bücher und theilweiſe
für kleinere Geſchäftsreiſen in ein Fabrikzeſchäft
auf dem Lande zu engagiren geſucht.
Verlangt wird, daß ſich der Bewerbende erſtlich
über ſeitheriges gutes Betragen und Tüchtigkeit
ausweiſen kann und eine ſchöͤne Handſchrift hat,
dagegen wird ihm entſprechender Gehalt, dau=
ernde
Stelle und gute Behandlung zugeſichert.
Gef. Franco=Briefe RP posterestante Darmſtadt.
rir ivserrinrinr Eirnidier n i grner
AiiAnanAiAi

Donnerſtag den 17. Januar 1867 Abends von 6-7 Uhr, im Schulhaus in der Grafenſtraße.-
Vortrag des Herrn Seifenfabrikanten Schmitt über Seife.
Sämmtlichen in Darmſtadt und Beſſungen wohnenden Mitgliedern des Großherzoglichen Gewerb. 5
283) Soeben erſchien im Verlage von
vereins, nebſt deren erwachſenen Familienmitgliedern, ſteht der Zutritt frei. Nichtmitglieder des 4 Eduard Zernin in Darmſtadt:
Gewerbvereins, welche die Vorleſungen beſuchen wollen, haben ſich mit Eintrittskarten zu ver= UDas Gefecht bei Frohnhofen, Lau=
ſehen
, die auf dem Büreau des Großh. Gewerbvereins Rheinſtraße, 2. Stock des Schreiner=
H.
fach und Weiler am 13. Juli
meiſter Bechtold'ſchen Hauſes - gratis abgegeben werden können.
1866, von einem Augenzeugen. Mit
14
Der Vorſtand des Localgewerbvereins.
einer lithographirten Karte. (Auf Wunſch
96)
aus der Allgemeinen Militär=

AALveitet-Verenn.

Hauptverſammlung Mtttwoch den 16. Januar 1867.
Tagesordnung: Die Wahlen der verſchiedenen Vorſtänden.
Die Mitglieder
werden gebeten, ; a h l r ei ch zu erſcheinen.
279)
14)
901
100

Tuvogzmeinde Darmſtadt.
Haupiversammlung Samſtag den 19. Januar l. J. Abends 8 Uhr.
Tagesordnung: 1) Abänderung der Abtheilung 1 und 4 des 8. 7 der Statuten zum Be=
hufe
der Aufnahme des nöthigen Capitals.
2) Wahl des Schiedsgerichts und
3) der Prüfungs=Commiſſion u. ſ. w.
4) Beſchluß über die Geſchäftsordnung des Schiedsgerichtes.
Der Vorſtand.

57)

Waſchmaſchinen
Verkaufe per Stück
16 fl.
Verleihe per Tag
24 kr.

18 kr.
½ Tag
Berechne für Bringen u. Abholen 12 kr.
E. Krätzinger Sohn.

136)

Friſchgewäſſerter Labber=
dau
u. Stockfiſche bei
J
1,
Jh. P. Dambold.

51) Eine im beſten Zuſtande befindliche
Matzenmaſchiue mit allem Zubehör billigſt
J. J. Kahn,
zu verkaufen bei
Ludwigsſtraße 13.
281) Eine Laden=Einrichtung mit den
dazu gehörigen Gebrauchsgegenſtänden iſt zu ver=
kaufen
. Näheres bei der Expedition d. Bl.

118) Bleichſtraße Nr. 46 nächſt des Bahn=
hofs
ein möblirtes Zimmer nebſt Bedienung
gleich beziehbar, 3r Stock.
Die Lungenſchwindſucht
wird naturgemäß, ohne innerliche Medizin
geheilt. Adreſſe: Dr. H. Rottmann in Hannheim.
Francatur gegenſeitig.)
7352)
104) In Wolle= und Seidenſtoffe=, Bänder=
und Feder=Waſchen und Kräuſeln, ſowie auch
im Putzen der Handſchuhe empfiehlt ſich
Magdalena Seidel Wtwe.,
Hügelſtraße Nr. 63 neu.
(Eine junge gebildete Dame wünſch
3 18 Clavier= und Zeichnen=Unterricht in
und außer dem Hauſe zu ertheilen. Wer? ſagt
die Expedition d. Bl.
282) Der redliche Finder einer in der Eliſa=
bethenſtraße
verlorenen braunen Woll=Caputze
erhält Neckarſtraße 15 eine Belohnung.

zeitung: beſonders abgedruckt.)
Preis 16 kr.
Eine allgemein verſtändliche, völlig wahr;
4
E heitsgetreue Darſtellung dieſes Gefechts.
Atk,
G
285) Den 6. d. Mts. wurde ein Pelzkragen
mit lila Futter von der Karlsſtraße bis in die
Ernſt=Ludwigsſtraße Nr. 23 verloren. Man bittet
denſelben gegen eine gute Belohnung abzugeben.
286) Ein Mädchen, welches im Kleidermachen
und Ausbeſſern geübt iſt, wünſcht noch 3 Tage
in der Woche beſetzt zu haben. Obergaſſe Nr. 10.
Mathilden=Landkrankenhaus.
Den Empfang eines anonhmen mit K. gezeich=
neten
Geſchenks von 20 fl. unterm 12. d. Mts.
beſcheinigt mit Dank für den gütigen Geber
Der Vorſtand.
287)
Das Großherzogliche Muſeum
iſt Dienſtag, Mittwoch, Donnerſtag und Freitag
von 11-12 und Sonntag von 10-1 Uhr (bei
ſtrenger Kälte von 1½-1 Uhr) geöffnet.
Großherzogliches Hoftheater.
Donnerſtag, 17. Jan. 13. Vorſt. in der
4. Ab.=Abth.: La Neole, Oper in 3 Akten
von Charlotte Birch=Pfeiffer, Muſik von Guſtav
Schmidt.
Freitag, 18. Jan. 14. Vorſt. in der 4.
Ab.=Abth. Gaſiſpiel der Frau Verſing= Haupt=
mann
, neu einſtudirt: Griſeldis, Schauſpiel
in 5 Aufzügen von Fr. Halm. Griſeldis: Frau
Verſing=Hauptmann, vom Hoftheater in Coburg,
als Gaſt.

[ ][  ][ ]

N. 3.

Ein Seemannstraum.

11

Nach Thomas Hood: Tho bridge of Sighs;
Motto: Ertrunken! Ertrunken!
Hamlet.
Eine mehr noch, die nicht konnte tragen
Ihres Daſein's ſchwere, bittre Noth,
Die, als ſie an Allem mußt verzagen,
Suchte in den Wellen ihren Tod.
Hebet ſanft ſie von dem feuchten Boden,
Laßt mich ihre ſtarren Züge ſeh'n;
Armes Weib, was trieb dich zu den Todten,
Dich ſo lieblich, dich ſo jung und ſchön ?
Wie die Haare an der Stirne kleben,
Und das Waſſer aus den Kleidern rinnt!
Dieſer Bruſt entfloh ſchon längſt das Leben,
Und zu ſpät iſt, was ihr auch beginnt.
Leget ſanft ſie auf das letzte Kiſſen,
Ach das Leben bot ihr wenig Glück!
Nein, wir wollen ihre Schuld nicht wiſſen,
Nur das Schöne ließ der Tod zurück.
Denket nicht an Arges, was geſchehen,
Wir ſind ſchwache Sünder allzumal,
Und was wir von dieſem Weib geſehen,
War nur ihres bittern Sterbens Qual.
Schließet ihre armen blaſſen Lippen,
Die nun ſo qualvoll flehend offen ſtehn,
Die noch reden von des Lebens Klippen,
Dran die Arme mußt zu Grunde gehn.
Wie der Jugend Reize ſie umfließen,
Die geweiht iſt der Verweſung Graus,
Die des Todes Arme ſchon umſchließen
Wo iſt ihrer Eltern ſchützend Haus?
Wer ſind die Erzeuger ihrer Tage,
Die Geſpielen ihrer Jugendzeit?
Ach ich höre keiner Mutter Klage
Und kein Bruder gibt ihr das Geleit.
Gab es Niemand auf der weiten Erde,
Den Barmherzigkeit zu ihr geführt,
Der der Armen einen Schutz gewährte,
Der von ihres Elend's Qual gerührt?
Ohne Hülfe! jede Hoffnung ſchwindet,
Selbſt der Himmel ſcheint ſie nicht zu ſeh'n,
Nur ein Ort bleibt, wo ſie Zuflucht findet,
Und zu keinem Retter dringt ihr Flehn.
Kalt umweht der Wind die zarten Glieber,
Vor dem Tode bebt ſie noch zurück
Und ſie beugt ſich zu dem Fluſſe nieder,
Schwarz und wild erſcheint er ihrem Blick.

Hat die Erde keine einz'ge Kette,
Treibt dein Elend dich zum frühen Grab'?
Keine Hoffnung, die vom Tod dich rette?
Dir bleibt keine Wahl! hinab, hinab!
Was iſt Tod, verglichen mit dem Leiden,
Mit der Qual, die dir das Herz erfüllt,
Wonne iſt, von dieſem Leben ſcheiden,
Komm hinab, hier wird dein Weh geſtillt.
Dumpf ertönt ein Fall, es iſt geſchehen,
Noch ein leiſer, banger Schmerzensſchrei,
Und ſie muß vor ihrem Schöpfer ſtehen
Und ein Erdendaſein iſt vorbei.
Dieſer Leib, in dem vor wenig Stunden
Schlug ein Herz voll bittrer Erdennoth,
Hat nun endlich jene Ruh' gefunden,
Die kein Ort, denn nur das Grab ihr bot.
Laßt uns ſchließen ihre armen Augen,
Seht ihr nicht den Blick voll bittrer Pein,
Voll Verzweiflung in das Jenſeits tauchen,
Wird mir Gott ein gnädiger Richter ſein?
Wenn ſie fehlte, hat ſie ſchwer geduldet,
Ihre Strafe löſcht ja ihre Sünd,

Und was ſie als irrend Weib verſchuldet,
Gott vergibt es ſeinem reugen Kind.
Schließt den Sarg, und ſchlafe nun in Frieden

Armes Weib, des Ird'ſchen biſt du ledig,
Dort iſt Ruhe für die Lebensmüden
Und der Herr ſei deiner Seele gnädig.

Gortſetzung.)

Was ſtehen Sie denn da, mein junger Manns fuhr mich mein
Zimmermann darauf an, würden Sie wohl die Güte haben, mir die
Gefälligkeit zu erweiſen, wieder zum Beſen zu greifen ?
Sehr gern!u und ich fegte wieder mit ſolch einer Behemenz, daß
mein Arakvertilger ſelbſt nicht ein Lächeln unterdrücken konnte und meinte:
Nal So iſt's auch nicht nöthigl Doch du haſt Luſt. Aber ich
ſehe, die andern gehen zum Scaafen.: Woll du wol mit Scaaftmaken?
Ja, ja1' ſagte ich, obwohl ich nicht wußte, was denn Scaafen
bedeute.


Schaffit du gerns=
Eil Gewiß !! war die ſchnelle Antwort, denn ich dachte, die Mann=
ſchaft
ginge zu einer Arbeit ans Land, und da wollte ich recht arbeits=
luſtig
erſcheinen.
Aber du ſollſt noch lieber arbeiten als ſchaffen. Setz dich heute
Abend zu mirl du haſt gut gearbeitet, du ſollſt auch ordentlich ſchaffen.
Doch weiſ mir erſt noch einmal deinen=Arak! Ich habe= Durſt. Während
er nun einen zweiten Baul mit derſelben Geſchwindigkeit leerte wie den
erſten, überlegte ich mir, daß das Scaafen doch nichts anderes bedeute
als Eſſen, und ich hatte mich nicht getäuſcht.
Ich ging alſo mit meinem Zimmermann, der ſich eine meiner Cigarren
angebrannt hatte, durch die belebten Straßen Bremerhavens nach dem
Auswandererhauſe, dort werden nämlich die Auswanderer, wenn ſie noch
einige Tage in Bremerhaven warten müſſen, contractlich verpflegt, bis
ihr Schiff in See geht. Es iſt ein im großartigſten Stil eingerichtetes
Gebäude, um das, wie bei einer Kaſerne die Soldaten, Matroſen und
Auswanderer, oder, wie ſie von den Matroſen genannt werden, Paſſa=
giere'
herumſchwärmen. Wir fanden in einem Saale: des Unterſtocks
bereits einen Theil der Mannſchaft im Scaafen begriffen. Die Koſt
beſtand in geſchmorten, bereits kalten Kartoffeln, in Thee, der einen ſeifigen
Geſchmack hatte, und in ſchwarzem Brod.
Tak vor Brotk hörte ich eine Stimme erſchallen, und da ich
gerade, ohne zu eſſen, daſaß, hielt ich das für eine Mahnung, Brod zu=
zulangen
, und ſchnitt mir ein tüchtiges Stück ab. Wer aber kann ſich
meinen Schreck vorſtellen, als mein Nachbar zur Linken mir das Brod
zornig aus der Hand riß und mir zuſchrie: Verſteihſt du kin plattdütſche
Nicht ordentlich, mein Herr! erwiderte ich kleinlaut.
Ach was - mein Herrl' ſagte er und warf mir einen verächtlichen
Blick zu.
Na, Johann! Fahre den Jungen nicht ſo anl 18 iſt ein flinker
Kerl! Tak vor, Bukbinder, das heißt gib her. Behalte das jal
Jawohl, Herr Zimmermann!"
Du ſollſt nicht ſagen Herr Zimmermannl Sag nur Ah, ahl Und
wenn du zu einem Ofizier ſprichſt, da ſagſt du Ah, Sir
Ay, ah, Sir!

So iſt's recht, mi Jongl
Bald darauf erhob ſich die Mannſchaft und begab ſich in eine jener
Tavernen, an denen jede Seeſtadt Ueberfluß hat. Mein Zimmermann,
der mich unter ſeine Aufſicht genommen hatte, belehrte mich unterwegs,
vorſichtig mit dem Trinken zu ſein und meinen Grog lieber ihm zu geben,
als ſelber trunken zu werden. Außerdem hätte ich heute ſo zwei Buttel
zu geben, er würde mir ſchon die Sorte bezeichnen, die gut wäre; das
ſei echter Jamaika, den er ſelbſt auf der Normal von Kingſton mit=
gebracht
habe. Ich ließ natürlich meine Butteln anfahren, die mit einer
Schnelligkeit verſchwanden, daß ich klar erkannte, wie thöricht meine Ver=
wunderung
über die Kehlfertigkeit und Virtuoſität im Trinken meines
Mentor vorhin geweſen ſei.
Die Orgien, denen ſich der größte Theil der Mannſchaft darauf hin=
gab
, und die leider mit dem Begriff eines tüchtigen Matroſen zuſammen=
zuhängen
ſcheinen, übergehe ich, wir kehrten erſt kurz vor Mitternacht
auf unſer Schiff zurück, wo ich mich ſo ſchnell wie möglich in meine Koje
warf, und unter Betrachtungen über dieſen Tag und Vergleichungen meiner
Koje mit meinem Bette in meiner Heimath einſchlief.
II.

Faſt noch müde von den Anſtrengungen der geſtrigen Reiſe und
der Arbeit erwachte ich am andern Morgen gerüttelt vom Bootsmann,
welcher ſich wunderte, wie ich, der ich doch ſo wenig gethan, ſo feſt
ſchlafen könnte.
Was ſtehſt du da, als wenn du nicht wüßteſt, ob du bei oder vor
dem Wind ſteuern ſollteſt? Was ſtehſt du dazu fragte mich mein Be=
kannter
von geſtern Abend, mein Zimmermann.
O, Zimmermann ſagte ich, nich ſuche ein Waſchbecken. Ich will
mich waſchen.
Ha, hal Du Donnerſchlag, ein Waſchbecken? Da haſt du eine

[ ][  ]

12

R. s.

Pütze, da mache nun einen Schifferknoten - nidh
n alter
Weiberknoten; da wird die Pütze bald weg ſein
6t du den
So
Schifferknoten machen und das behalte auch. Den brauchſt du
eim Segel=
reffen
. So iſt's recht, mi Jong, und laß Water rin!
Ich folgte der Anleitung meines Zimmermanns, wuſch mich alsbald
in dem Waſſer der Weſer und ließ mich, da ich mir ein Handtuch noch
nicht ausgepackt hatte, von der aufgehenden Sonne und den friſchen See=
winden
trocknen.
Run aber mach, daß du an die Arbeit kommſt, die andern Jongen
bringen all Holz an Vord!
Ich ließ mich an einem Tau vom Bord des Cäſar in einen daneben=
liegenden
Ewer hinab, welcher das für die Reiſe beſtimmte Brennholz
dem Cäſar' gebracht hatte. Das war eine harte und lange Arbeit und
meine Hände, die bis dahin nur den Bleiſtift und die Feder geführt,
ſchwollen gar bald von der ungewohnten Beſchäftigung auf. Merken durfte
ich mir aber nichts laſſen, denn ſchon zogen mich meine Kameraden auf,
indem ſie fragend nach den Tops der Maſten blickten und meinten, ob
ich wohl da hinauſklettern würde, warum ich nicht lieber bei meiner
Mutter geblieben wäre. Ich arbeitete unverdroſſen bis 9 Uhr fort, wo
Schaft' gemacht wurde. Nie hatte ich vorher mit ſolcher Sehnſucht auf
das Eſſen gewartet, und ſelten war ich mit ſo ſchlechten Speiſen zufrieden,
wie jetzt zum Frühſtück und überhaupt alle die Tage, die ich noch in
Bremerhaven zubrachte, auf dem Tiſche erſchienen. Mit Ausnahme der
wenigen Minuten, die das Eſſen in Anſpruch nahm, wurde bis ſpät in
den Abend hinein einen Tag wie alle andern gearbeitet. Im Schweiße
deines Angeſichts ſollſt du dein Brod eſſen! Die Wahrheit dieſes Worts
fühlte ich nie ſo innig wie Abends, wenn ich mich endlich zerſchlagen in
meine Koje ſtreckte und die Reihe von Arbeiten überſah, die ich hatte ver=
richten
müſſen. Da hatte ich, in eine lange Kette geſtellt, bald ſchwere
Pützen voll Kohlen, Kartoffeln, Brod, ſwart und witt eine nach der
andern weiter befördert, hatte Segel fortgeſchleppl, Ankerketten von der
Schmiede geholt und mit großem Halloh durch die Straten Bremer=
havens
auf einem Bretterwagen gefahren, da waren Kiſten und Kaſten,
Tonnen und Koffer an Bord zu vollen, zu ziehen, zu ſchieben und zu
heben; da erſchloß mir jede neue Arbeit, die ich begann, einen Blick in
die ungeheure Menge anderer Arbeiten, die alle noch auszuführen wären,
ehe der Cäſar in See ſtechen lönnte.
Oftmals beſuchten uns die Auswanderer, welche auf unſerm Schiffe
die Reiſe nach ihrer neuen Heimath antreten woliten, und nicht ſelten
hörte ich ihre Verwunderungen darüber, daß 300 Menſchen in dieſem
engen Raum Platz finden ſollten. Aber wo ſtellen wir denn unſere Betten
hin? Wo iſt denn unſer Tiſch? Wo kann man denn einmal Sonntags
leſen oder ſchreiben? Werden denn auch Lichter des Nachts angebrannt?
Hier iſt es ja ſo finſter am hellen lichten Tagel Fragen und Bemerkungen
dieſer und ähnlicher Art wurden oft an uns gerichtet. Ich, der ich eben=
ſo
wenig das Schiffsleben kannte, gab ihnen oft Antworten, die freilich,

wenn ſie ihnen nicht nach=Wunſche klangen, nur neue Fragen hervorriefen,
bis ich endlich, um aus aller Verlegenheit herauszukommen, einen Beſen
ergriff und einen ſolchen Staub aufwirbelte, daß alles weitere Forſchen
unmöglich wurde. Allerdings war es mir nicht wenig ſchmeichelhaft, wenn
man ſich rathſuchend an mich wandte, denn ich konnte ſo leidlich für einen
Matroſen gelten. Ein Paar grober Seſchuhe, eine Hoſe, die ſchon nach
wenigen Tagen die unvermeidlichen Theerſpuren zeigte, von einem breiten
Ledergurt zuſammengehalten, ein wollenes Hemd, eine ſchottiſche ſchief
aufgeſetzte Mütze, ein Meſſer, welches im Gurte auf der Stelle ſaß, wo
die einfahrenden Bergleute ihr Grubenlicht zu tragen pflegen, in der
Hand einen Beſen, eine Schaufel oder einen Eimer - das war meine
Erſcheinung.
Am letzten Tage endlich, den wir in Bremerhaven zubrachten, ging
es noch luſtig her. Früh zogen die Paſſagierel ein; das gab wieder ein
tüchtiges Stoßen und Drängen. Aller Augenblicke kamen Wagen vom
Auswanderungshauſe an, hoch gepackt mit Betten, Koffern, Spiegeln,
Kleidern, Weibern und Kindern. Alles wurde bunt durcheinander neben
dem Schiff hingeſpeichert, um dann an Bord gehißt zu werden.
Welch ein Gewirr endlich am Bord ſelbſt; Hier wurden Koffer in
den Raum verpackt, dort ſchon verpackte von den fluchenden Matroſen her=
vorgeholt
, denn ſie hatten von den dummen Schwaben nicht gehört,
daß ſie das zum Leben Nothwendige enthielten, hier kriechen erſchrockene
Mädchen in die Kojen, um ſich vor dem Gedränge zu retten, dort ſtreiten
ſich ein Heſſe und ein Schleſier um ihre Schlafſtellen, denn jeder will ſo
nahe wie möglich der Luke ſeinen Platz haben. Vergeblich macht ihnen
ein Schneider aus Oldenburg. der ſchon einmal im Urwald geflickt hat=
und deßhalb eine angeſehene Stellung einnimmt, bemerklich, daß dieſer
Vorzug ein ſehr relativer ſei, indem oftmals die Kälte von oben herein=
ziehe
, und nicht ſelten, wenn die See hochginge, die Schlafenden von
einigen Wogenſchauern erweckt würden, umſonſt, man nimmt ſeine Zu=
flucht
zu einem Matroſen, einem zweiten Salomo, der eine ſchöne Schweſter
des Heſſen geſehen, und deßhalb ſeine Entſcheidung dahin abgibt, daß dem
Heſſen und ſeiner kleinen Schweſter ohne Zweifel der beſte Platz gebühre.
Aber was iſt das? Warum verſtummen die Lieder der Matroſen? Warum
läuft alle Welt nach Steuerbord? Ein Fall in's Waſſer! Richtig, es
iſt unſer braver Bootsmann Roderigo, er taucht unter und bringt ein
Mädchen hervor, das unvorſichtigerweiſe ſich zu weit über Bord gelehnt
hatte, er hält ſie hoch mit der rechten Hand über dem Spiegel, während
ſeine linke rudert, bis ihm ein Boot die theure Laſt abnimmt. Braver
Neger! Du gewannſt dir durch deinen Muth ſogleich die Herzen aller
Paſſagiere und das Leben, das du gerettet, es iſt jetzt dein!
Wie ſollte ich aber die Gelage des Abends, welcher der letzte war,
den viele deutſche Herzen in ihrem Vaterlande zubrachten, wie die Ver=
gnügungen
beſchreiben, denen ſich die Matroſen nach ihrer Sitte hin=
gaben
?
Gortſetzung folgt.)

Courstabelle verschiedener, in den täglich erscheinenden Coursblättern nicht verzeichneten Werthen.

Communal-Ohligationen.
99.
5 pCt. Stadt Darmstadt
90.
4


82.
1)
3½
90.
Worms
4
92.
Belgier
4½

Oesterr. drundentlastung
5 pCt. Niederösterreichische 83. 75 öst. W.

5 Oberösterreichische

5 Ungarn

5 Vemeser
Slandesherrliche
Esterhazy’sche Loose
Windischgrätz
Waldstein-Wartenberg Loose
Keglevich Loose

85. 50.
70.
67. 80

18.
20.

5 pCt. Palky Obligationen

4½
4½

Bathyany
Esterhazy .

4½
3½
3½
4
4


)



1)

75.
62.
62.
35.
1)
Nassauer Cabinet Oblig. 86.
Löwenst.-Werth. Rosenb. 80.
84.
Solms-Laubach

Brbach-Pürstenau
Isenburg-Virstein

90.
88.
90.

4 Solms-Braunfels
Eisenhahn Obligationen.
84.
4 pCt. Köln Minden
93.
4½ Rheinische
86.
4½ Homburger
85.
5 Hosk. Ryüsan
14. 6 Süd Lomb. Bonds p. 1876 85.

Industrie- Aetien.
Darmstädter Gas
Maschinen
)
Mainzer Actienbrauerei
Aachen-Münchner Feuerv.
Deutsche Feuerversicherung
Colonia
Frankfurter Hypokhekenbank
Meininger
)
Wiesbadener Kurhaus

Homburger

128.
100.
1705.
180.
1670.
100.
135.
120.

Loose.

Freiburger Fs. 15.
Neufchateler Fs. 10.

5½.

5.



Für Amerikanische Coupons in Gold fl. 2. 24, in Papier fl. 1. 45, Wechsel auf New-Tork in Gold zahlbar fl. 2. 27- 28 per
Dollar, National-Coupons mit h. 113, Livorner fl. 3.14 und Toskana fl. 5. 22 bezahlt.
Die ApCt. Bayerischen Thlr. 100. Loose sind erschienen und können gegen die Haftscheine umgetauscht werden. Cours der Loose 99½ -½.
Verloosungsverzeichnisse der 1852r, 1859r Oest. Engl. Metalliques und 5pCt. Toskana-Eisenbahn-Prioritäten liegen zur Einsicht bei
mir offen, herausgekommene Obligationen löse ich bereits ein.
4½ pCt. Badische Obligationen 93½,
944 zu haben, für A pCt. Hess. Obligationen 94½ zu machen; Hess. fl. 50. Loose fl. 142. am Markt;
4½ pCt. Württemb.
Hess. fl. 25. zll 40½ gesucht.
Verdinand Wolfskehl,
Den An- und Verkauf von Staatspapieren ete. besorge ich billigst
Rheinstrasse 14.

Redaethen nod Benſog, 8. 6. Bitligighe Hofhuchdnatera.