Anno 1795.
den 20. April.
No. 16.
Viktualien= und Marktpreis.
kr. pf.
Ein Pfund Ochſenfleiſch
10
Rindfleiſch
1
„
Kalbfleiſch
1
- Hammelfleiſch
1
Schaaffleiſch
1
Schweinenfleiſch
1Pf.geraͤuchert. Schink. u. Dorrfl., 20
Speck
1
24
1
Nierenfett.
„
Hammelsfett
1—
1-
Schweinenſchmalz. 2.
10dis15
Ein Kalbsgegroͤß
Ein Kalbsgelung
Ein Hammelsgelung.
1 Pfund Ochſengelung
Suͤlzen,
- Bratwuͤrſt
1. - Leber=u. Blutw. 8 10
Eine geſ. oder ger. Ochſenzunge 32
Ein Kalbskopf 8 dis 14
Ein Hammelskopf
Ein Kalbsſuß
kr.
Ein Malter Korn,
50
Ein Malter Gerſten
4
Ein Malter Waizen
—
Ein Malter Spelzen,
642
Ein Malter Hafer
6la6
Ein Malter Rockenmehl
11
Ein Malter Weißmehl
2.
kr.
Ein Kumpf Hafermehl
148
1 Kpf. geſchaͤlter Hirſen
164
1 Kpf. grob. geſchr. Gerſten.
50
1 Kpf. kleingeſchaͤlter Gerſten 6080
1 Kumpf Erbſen48
Kumpf Linſen
52
1Maas Marz=od. Lager=Bier im Hauſ=
- und auſſer dem Hauſe;
1 Maas Jung=Bier im Hauſe
- - und auſſer dem Hauſe
1 - Bierhefe
24
1 - Kuh= oder Geiſemilch
1 Pfund friſche Butter.
20 22
Handkaͤs der beſten
Die uͤbrige Handkaͤſe2 Stuͤck vor
Cier 4 auch 5 Stuͤck vor
Ein aufgeſezter Kumpf Kartoffeln 8
Brodtaxe und Gewicht.
pf. L. 2
Vor 2 kr. Brod ſoll wiegen
117 1
Vor 4kr. dito.
1½ 2
3
Ver 6kr. dito
120
Vor 1kr. Kuͤmmel=oder
Gemiſchtesbrod.
20.
Vor 2 kr. dito
Vor 1kr. Waſſerweck.
Vor 1 kr. Milchweck „
Vor 1 kr. Milchbrod.
Ein funfpfuͤndiger Laib, ſogenanntes
Kommißbrod ſoll gelten 18 Kr.
Fuͤrſtlich=Heſſiſche Polizeideputation dahier.
Fruchtpreiſe
von nachſtehenden Aemtern:
Amt Ruſſelsheim
Amt Dornberg„
Amt Lichtenberg
Amt Pſungſtadt
Cent Arheilgen
Emt Zwingenbei
Korn. Mltr.
Gerſte Mtr.
Waiz. Mltr.
Spelz M.
Ha fl. kr. fl. kr. fl. kr. fl. kr. fl. „ 10 29 16 20 11 8 50 10 45 2 20 30 5 30 30 6 15 10 20 6 10 8 115 l. 7 20
kr.
40
30
45
Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤglich ſind.
I. Verſteigerungen.
Nuͤchſten Dienſtag den 21ten dieſes Monats, Nachmittags um 2 Uhr, ſoll in
des weiland Burger und Schmittmeiſter Philipp Pfeiffers Behauſung allhier, ein
vollſtaͤndiges Schmittwerkzeug unzertrennt, nedſt einer guten Parthie alten
Schmitt=
eiſen, und einer Parthie klein gemachtem Buchenholz, oͤffentlich verſteigt werden.
Darmſtadt den 14ten April 179½.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Amt daſelbſt.
Weiland Johann Peter Schaͤftrs Erben ſind geſennen, ihr vorm Beſſunger Thor im
ſogenannten Kies gelegenes Wingertsſeld, enthaltand 69 Ruthen, bef. Gottlied Hein urd
Henrich Dauber, den 21ten April laufenden Jahrs, im Gaſthaus zur Krone öffendlich
verſteigern zu laſſen, welches hiermit bekannt gewacht wird; und koͤnnen die Lieshader
auf heſtimten Tag, Nachmittags 2 Uhr, in bemeldtem Gaſthaus ſich beliedigſt einfinden.
Kuͤnftigen Mittwoch, den 22ten dieſes Monats, Vormittags um 9 und
Nach=
mittags um 2 Uhr, ſoll im Gaſthaus zum Engel dahier verſchiedenes Leinengeraͤth,
als Betttuͤcher, Tiſchtuͤcher, Servietten, Handtuͤcher, Kiſſenzuͤgen und Vorhaͤnge
öffentlich an den Meiſtbietenden gegen gleich daare Zahlung verſteigt werden, welches
zu dem Ende hierdurch bekannt gemacht wird, damit die Liebhaber ſich bei der
Verſtei=
gerung einfinden und nach Gefallen mitdieteu koͤnnen.
Schmalcader.
Sign. Darmſtadt den 17ten April 1295.
II. B e k a n n t m a ch u n ge n.
Den 15ten dieſes endigte ſich die Ziehung der fuͤnften Klaſſe der hieſigen ſechsten
Klaſſenlotterie. Es koͤnnen nunmehr die Ziehungsliſten bei den Herrn Kollekteurs
ein=
geſehen und die Gewinnſte nach Verlauf von 14 Tagen, vom letzten Ziehungstag an
gerechnet, bezogen werden. Zu der erſten Klaſſe der 7ten Lotterie, welche den 9ten=
Julii dieſes Jahrs gezogen wird, ſind die neue Looſe, wie auch Plane, bei den
ſchor=
dekannten Herrn Kollekteurs zu haden. Darmſtadt den 17ten April 1795.
Von Generaldireltions wegen.
Einem geehrten Publieo zeige ergedenſt an, daß ich Unterricht in der Rechenkunſt
an junge Leute gede, ſowohl zum gewoͤhnlichen Gebrauch, als auch denen, welche
die Handlunz, die Forſt=oder Rechnungs=Wiſſenſchaft lernen wollen, wozu auch
die Quadrat= und Kubik=Rechnung und etwas gesmetriſche Kenntniß gehoͤrt; wer
es verlangt, kann auch zum Brief= und andern grthographiſchen Schreiden
Anwei=
ſung erhalten.
Der Fürſtl. Bauſchreiber Fromann.
III. Sachen, ſo zu verkaufen.
Zwei ſchöne hellbraune, egale, polniſche Pferde, ohne Fehler, in den beſten
Jahren, und von mehr als mittelmaͤßigem Schlag - auch ſowohl zum Reiten wie
zum Ziehen zu gebrauchen —- nebſt einer noch neuen Halbehaiſe - allenfalls auch
erforderlichem, mit Meſſing plattirten, Zuggeſchirr - ſtehen dahier zu verkaufen.
Ausgeder dieſes ſagt wo.
7 Ohm 15 Viertel Bechtheimer Wein r78rger,
Darmſtaͤdter
1793ger, und
- ditto -
11
- 179ager,
ſind zu verkaufen. Aubgeber dieſes ſagt, wo?
Bei Handelsmann Klaunig dahier iſt aufrichtig neuer Teutſcher und Lucerner
Kleeſaamen billigen Preiſes zu haben.
6 Stuͤck gute brauchbare Fenſter mit runden Scheiben ſtehen in Nro 378.
ohn=
fern dem Beſſunger Thor zu verkaufen.
In allhieſiger Hofbuchdruckerei iſt in Kommiſſion zu haben: Anweiſung, wie ſich
der Buͤrger und der Landmann gegen und bei Feuersbruͤnſten zu verhalten hat; als eine
Fortſetzung der praktiſchen Anweiſung uͤber Feueranſtalten fuͤr ade Stadt=und Land=
Bewohner, von Karl Wilhelm Fiedler. 8. Caſſel 1795. 14 Kr.
Im Adler allhier ſind noch einige Wagen gute wohlverweſene Dung zu verkaufen.
IV. Vermiſchte Nachrichten.
400 fl. Vormundsgelder liegen bei dem Sattlermeiſter Philipp Jakob May
ge=
gen gerichtliche Sicherheit zum Auslehnen dereit.
200 fl. Reinheimeriſches Curatelgeld iſt zu 5 Procent bei Louis Netz, wie auch
50 fl. Faͤrberiſches Vormundsgeld, gegen gerichtliche Sicherheit abzugeden.
200 fl. Vormundsgeld liegen gegen gerichtliche Verſicherung auszulehnen. Bei
wem iſt in der Hofhuchdruckerei zu erfragen.
In der langen Gaſſe Nro 182. iſt ein Logis zu vermiethen; ſolches Leſtehet in
einer Stude, Kammer, Kuͤche, verſchloſſenem Holzplatz, Keller und Kammer auf
dem Boden, und kann den 1ten May bezogeen werden.
Beim Schweinemetzger Schnell iſt ein Logis zwei Stiegen hoch auf einem
Gang zu vermiethen, ſolches beſtehet in 3 Stuben, 2 Kuͤchen und 3 Kammern,
welches den 22ſten Junii kann bezogen werden.
In der neuen Verſtadt Nro 595. iſt eine Stube mit oder ohne Meubles zu
ver=
lehnen
Es wird ein Logis geſucht von 2 Stuben, einer Kammer, verſchloſſenen Holz=
Platz und Keller, und waͤre die diesfalſige Nachricht an Herrn Hofmechanikus
Fraͤ=
ſer vor dem Neuen Thor zu ertheilen.
In der Schloßgaſſe in Numero 26. iſt ein groſer Stall fuͤr etliche Pferde, nebſt
einer Dungkaut zu verlehnen.
Angekommene ftemde Herrn Paſſagiers:
Vom 11ten bis den 18ten April 1795.
Herr von Sandmeyer, Verpflegsoffizier, und Herr Arnold, Kapitain, in kaiſ. kon.
Dienſten, logicen im Trauden.
Herr Jaͤger, geheimer Rath von Pirmaſens; Herr Hupfeld, Advokat von
Mar=
burg, und Herr Schwab, kaiſerl. koͤnigl. Kommiſſair, logiren
im Darmſtaͤdter Hof.
Herr Lenz, aus Tyrol, und Herr Joneli, aus Italien, Handelsleute, logiren in
der Krone.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers:
Herr von Barkhauſen, und Herr von Leonhardi, von Frankfurt, den 13ten April.
Herr von Graß, Major, in braunfelſiſchen Dienſten, den 15ten.
Herr von Alvinzy, ka ſerl. koͤnigl. Generalfeldzeugmeiſter, eod.
Sir Thomad Rivers, aus England, den 16ten.
Herr von Weſel, königl. preuſſiſcher Kurier, geht nach Baſel, den 17ten.
Gebohrne, Getaufte, Kopulirte, und Verſtorbene
in voriger Woche.
Gebohrne und Getaufte.
Den 12ten April, dem Beiſaß und Zimmergeſell, Johann Adam Baſel, ein
Soͤhn=
ein: Johann Adam.
Den 16ten, dem
fuͤrſtlichen Kriegsſekretaͤr, Herrn Georg Scrida, ein Soͤhnlein:
Philipp Chriſtian Ludwig Guſtav.
Den 18ten, dem fuͤrſtlichen Amtsſchreibereiaceſſiſten dahier, Herrn Philipp Ludwig
Rhumbler, ein Toͤchterlein: Friederike Amalie.
Ropulirte.
Den 14ten April, Meiſter Jakob Frey, Burger und Sattler allhier, des Burgers
und Gaͤrtners, Johann Georg Frey, zu Gelnhauſen, juͤngſter
ehelicher Sohn; und Anne Marie, welland des Korporals bei
dem füͤrſtlichen Regiment Erbprinz, Henrich Peter Walz,
hin=
terlaſſene aͤlteſte eheliche Tochter.
Den 15ten, Meiſter Johann Chriſtoph Grimm, Burger und Schuhmacher allhier,
weiland des Kaſtenmeiſters und Metzgers, Herrn Georg Grimm,
zu Leeheiw, hinterlaſſener ehelicher Sohn; und Marie Jakobine,
des allhieſigen Burgers und Schuhmachermeiſters, Johann
Georg Lehrs, einzige eheliche Tochter.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 17ten. April, dem Burger und Ackermann, Johann Chriſtian Ruͤckirt, ein
Soͤhnlein, 8 Monate und 2 Tage alt.
Eodem: dem Burger und Metzgermeiſier, Johann Ludwig Arnheiter, ein Soͤhnlein,
11 Taze alt.
Eodem: der Eliſabethe Frankin, von hier, ihr uneheliches Soͤhnlein: 14 Tage alt.
Den 18ten, der fuͤrſtliche Kanzleiſekretaͤr und geheime Kanzelliſt, Herr Johann
Hin=
rich Muͤller, 61 Jahre, 3 Monate und 16 Tage alt.
Ein edeldenkender Sohn.
Johann Heinrich Michael Ungerland, von Gera in Sachſen gebuͤrtig, lernte fruͤhzeitig das
Schneiderhandwerk, wozu er ſehr viel Luſt und Trieb hatte. Nachdem er ſeine Lehrjahre
ausgeſtan=
ben, wanderte er nach Dresden, wo er auch ſogleich Arbeiterhielte. Bald darauf wurde von dem
engliſchen Geſandten auf Befehl der Koͤnigin, ein Schneider geſucht, welcher gute Arbeit
verferti=
gen konnte. Ungerland, als ein geſchickter Schneidergeſelle darinn bekannt, wurde dazu
aufgefor=
dert, und ihm ſehr gute Bedingungen gemacht. Freudenvoll nahm er den Antrag an. In wenigen
Tagen trat er ſeine Reiſe nach London an, wo er als Leibſchneider der Koͤnigin mit der größten
Zu=
friedenheit fuͤr den koͤnigl. Hof arbeitete. Ueber die Glüͤcksumſtaͤnde - durch die Fuͤrſehung
gelei=
tet - ganzentzuͤckt, ſchrieb er nun ſogleich an ſeine verehrungswurdigen Eltern, machte ihnen das
groſe Gluͤck, das ihn betroffen hatte, bekannt, und verſprach ihnen auch jährlichen Unterhalt und ein
gutes Auskommen. Sein Vater, ein Jaͤger, hatte auch nicht das Gluͤck gehabt, ein bleibendes Amt
in der Jaͤgerei zu erhalten; und folglich wuͤrve es immer mislich mit ihm und ſeiner Gattin im Alter
ausgeſehen haben. Aber Gott ſorat fuͤr die Seinen gar wunderlich. Der edeldenkende Sohn hielt
das, was er verſprochen hatte. Beide Eltern bekamen anfaͤnglich von ihm 50 Rthlr. Bald nachher
aber, als ſeine Vermogensumſtaͤnde vergroͤſſert wurden, bekamen ſie 200 Rthl. welches Geld auch
bis jetzt noch ausgezahlet wird. Beide leben noch in einem hohen Alter im Dorfe Tautenhayn bei
Eiſenberg, und genieſſen mit voͤlliger Zufriedenheit und Heiterkeit die Fruͤchte ihres wohlerzogenen
Kindes. Moͤchten doch mehrere Kinder, wenn auch nichk auf aͤhnliche Weiſe, ſich ſo dankbarlich an
ihre Eltern, wenn ſie alt, kraftlos und krumgebuͤckt einhergehen, erinnern. Sie aͤrndten dadurch
den Beiſall ihres Gottes, ihres Gewiſſens und eines jeden Menſchenfreundes.