Darmstädter Tagblatt 1790


19. Juli 1790

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Anno 1790.
den 19. Julius.
Num. 29.

Victualien= und Marktpreis.

kr. Pf.
Ein 16 Ochſenfleiſch 8 2
1 = Rinsoßsiſch 2
1 = Kastfleiſch

1 = Harmeiſteiſch 8
1 Sch afleiſch =o2
1 Sckweinenfeiſhe7
2
1 Schinken u. Doͤrrſ. 15
= 10
1 Speck=
= II-
1 Nierenſett.
1 = Hommalsfett 13
1 Schweinenſchmalz 15
Ein Kalbsgekroͤß = 8 a 9
Ein Kalbsgeluͤng= 9 a 10
Ein Hammelsgeluͤng =
175 Ochſengelaͤnz
22
1. Sülzen
1 Bratwuͤrſt= 1.
1 = Leber=u. Elutwuͤrſtſ6
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung, 32
Ein Kalbstopf = 8 a 10
Ein Hammeigkopf, 5 a 6

Ein Kalbsfus
fl.
kr.
Ein Malter Korn = 6
Ein Malter Gerſten =
Ein Malter Waizen=
Ein Malter Sxelzen=
20
Ein Malter Hafer =
140
Ein Malter Rockenmei= 7 28
Ein Malter Weismehl = 110,30

kr.
Ein Kumpf Hafermehl 32
1 Kpf. geſchaͤlter Hirſen = 60
1 Kpf. grob geſch. Gerſten 40,46
1 KpfkleingeſchaͤlterGerſten 6o180
20
1 Kumpf Erbſen
24
1 Kumpf Linſen
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im Hauſe= 14
2
= uͤber die Straſe
1 Maas Jungbier im Haus 3
und über die Straſe 53
1 Maas Bierhefe
24
1 Maas Koh=oder Geiſemilch 4
14 friſch. Butter
15
1= Handkaͤs der beſten =
5
Die uͤbrige Handkaͤſe 4=5 Stuͤck 4
Eyer 6 auch 7 Stuͤck vor = 4
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartoſſeln
Brod=Care und Gewicht.
Pf. L. 2.
Vor2kr. Brodſoll wlegs
242
Vor4kr. dito
=1 1i7
Vor6kr. dito = 2 2
Vor1kr. Kuͤmelbrododer
Gemiſchresbrod=
2

Vor 2kr. dite
15
Vor1kr. Waſſerweck=i62
Vor1 kr. Milchweck
5
Vor1 kr. Milchbrod=ſ5
Ein 5=pfuͤndiger Laib, ſogenanntes
Comiß=Brod ſollgelten 12 Kr.

Fuͤrſel. Heſſiſche Polizeydeputation dahier.

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B ekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤglich ſind.

l. Gachen, ſo zu verkaufen.

Nachdeme die von denen herrſchaftlichen Schaͤfereyen dieſes Jahr ſich ergebene=
zuſammen
in einer Parthie von 140 Cintnern beſtehende Wolle verkauft werden ſolle;
als wird ſolches, und daß ſich dle Lieshaber bei dem Fürſtl. Hofrentmeiſter Follenjus
dahier diesfalls melden und das Weitere vernehmen koͤnnen, hiermit bekannt gemacht.
Darmſtadt den 6ten July 1790.
Fuͤrſtl. Heſſiſche Rentkammer daſelbſt.
Nachdem das Wohnhaus des Schuzjuden Moſes Windmühls in der Schloßgaſſe
den naͤchſtkommenden Baͤttag auf dem hieſigen Rathhaus, Schulden halber, öffent=
lich
verkauft und dem Meiſtbietenden, ſalva rarificatione Furſtl. Oberamts, uͤberlaſſen
werden ſoll; als wird ſolches zu Jedermanns Nachricht hiermit oͤffentlich bekannt
gemachk. Darmſtadt den 15ten July 1790.
Fürſtl. Heſſiſches Gberamt daſelbſt.
Nachdeme verorbnet worden, daß des Regimentspfeiffer Roͤders Wingert, No. 2.
in dem Heinbeimer Feld, welcher 61 Ruthen 3 Schu enthaͤlt, und 1 Alb. 2 Pf. Beed
gibt, öffentlich aufgeſtekt und an den Meiſtbietenden verkauft werden ſoll, hierzu
aber Terminus auf den 9ten Auguſt curr. anberaumet worden; ſo koͤnnen die Kauf=
luſtige
ſolchen Tags Nachmittags 3 Uhr in dem Gaſthaus zum Ochſen allhier ſich
einfinden und mitbieten. Darmſtadt den 16ten July 1790.
J. G. Schulz, Oberauditor.
Des verſtorbenen bieſſeitigen Unterthanen Johannes Lauth zu Michelbach ganzes
Hubenguth, beſtehend in
einem zweiſtöͤckigten Haus,
einem bequemen Nebenbau,
einer neu erbauten doppelten Scheuer, und allen erforderlichen
Vieh= und Schweinſtaͤllen, ſamt neben liegenden Gaͤrten:
haltend
2 Morgen, 2 Viertel, 5 Ruthen, ſodann in
94 Morgen, 2 Viertel, 181 Ruthen Aecker,
14 Morgen, 3 Vertel, 13 Ruthen Wieſen,
37 Morgen Wald und Hecken,
der Morgen zu 160 Ruthen, dieſe zu 16 kleine oder 10 rhein=
laͤndiſche
Schuh gerechnet,
ſoll den 19ten künftigen Monats Auguſt oͤffentlich verkauft und dem Meiſtbietenden
mit Vorbehalt herrſchaftlicher Rattfication zugeſchlagen werden.
Es koͤnnen ſich alſo Liebhabere zu dieſem betraͤchtlichen Guth Tages vor der Ver=
ſteigerung
dahier einfinden, daſſelbe beaugenſcheinigen, und den folgenden Tag darauf
mitbieten, wobei ihnen die Kaufbedingniſſe eroͤfnet werden ſollen. Fraͤnkiſch=
Crumbach den 5ten July 1790.
Freiherrlich von Gemmlngiſches Amt.

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Ein Garten am Liebfrauenpfad, ſo gigenwaͤrtig ganz ausgepflanzt iſt, mit einem
Haͤusgen und Pumpe verſehen, iſt aus freyer Hand zu verkaufen. Libhaber koͤnnen
das Weitere in der Buchdruckerei erfragen.
In der Buchdruckerei im Birngarten ſind folgende gebunden= gut konditionirte
Buͤcher in ſehr wohlfeilen Preiſen in Kommiſſion zu verkaufen: 1) Gothofredi corpus
juris civilis, 4to. 2) Sammlung der merkwürdigſten Reiſegeſchichten, 5 Theile, 4to.
mit Kupfern. 3) Roſts aſtronomiſches Handbuch, 4to. mit Kupfern. 4) Deſſen
aufrichtiger Aſtronomus, 4t0. mit Kupfern. 5) Ikalleniſche Grammatik, 8vo.-
Sodann 1) ein Gemaͤlde, den Sabinerraub vorſtellend, 3 Schu hoch und 4 Schu
breit, mit einer vergoldeten Rahme. 2) Ein kleines Gemaͤlde, die Enthauptung
Johannis, von Seekatz verfertigt.

II. Vermiſchte Nachrichten.

Bei dem Peruquenmacher Orth hlaterm Rathhaus iſt ein Logls in der mittlern
Etage zu verlehnen.
Im Myliußiſchen Garten in dem neu erbauten Haus iſt ein geraͤumliches Logis
zu verlehnen.
Bei dem Mezger Bachmayer an der Stadtkirche iſt ein Logis eine Stlege hoch zu
vermiethen, beſtehet in einer Stube, Kammer und Kuͤche, welches ſogleich bezogen
werden kann.
Es werden etliche haltbar und weingrüne balb= und 1oͤhmige Faͤßgen zu kaufen
geſucht. In der Buchdruckern wird das Naͤhere geſagt.

Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.

Vom 10. bis den 17. Jul. 1790.
Herr von Lewitz, geheimer Rath aus Meklenburg, log. im Trauben.
Herr Graf von Solms, aus Lich, log. in der Poſt.
Herr Werbach, Muſikus aus Stuttgard; Herr Poppel, Spitzinhaͤndler aus Bra=
bant
, log. in der Kron.
Herr Roth, Maler von Heidelberg, log. im Loͤwen.
Herr Alberty, Kadet bei Salm in Hollaͤndiſchen Dienſten, log. in der Sonne.

Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers:

Herr von Wimpfen, General in Franzoͤſiſchen Dienſten, den 11ten. Herr von Wil=
lig
, Oberamtmann von Kurpfalz, eod. Herr von Lulretz, ans Mann=
heim
, den 12ten. Herr von Schwadenberg, von Heidelberg, dey 13ten.
Herr Graf Bergen, eod. Ihro Hochfuͤrſtl. Durchlaucht der Fuͤrſt von
Stollberg, den 15ten. Herr Graf a Ponte de Leon, Meklenburgiſche:
Obriſter, eod. Herr von Freyberg, Kurtrieriſcher Kammerherr, eod.
Herr Graf Nogarola, Obriſtlieutenant, und Herr von Lerchenſeld, aus
Pfalzbatern, den 16ten. Herr Graf Moußcaux, Franzöſiſcher Kapikain,
eod. Herr von Grodeck, und Herr von Brand, aus Sachſen, eod.

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Getaufte, und Verſtorbene
Gebohrne,
in voriger Woche.

Gebohrne und Getaufte.
Den 11. July, dem Burger und Leinenwebermeiſter, Johannes Ofmann, ein
Toͤchterlein.
Den 16ten, dem Burger und Ackermann, Peter Büttner, in Soͤhnlen.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 15. July, der Anna Katharina Hengſtin, von Butzbach, ein uneheliches
Toͤchterlein, 7 Wochen und 4 Tage alt.
Den 16ten, der Jaͤger bei dem Herrn Baron von Cloudt in Holland, Hr. Jobann
Georg Reitz, 73 Jahre, 7 Monate und 13 Tage alt
Den 17ten, der Fürſtl. Glockendirektor, Herr Georg Gottfried Aßmus, 75 Jahre
und 10 Monate alt.
Geſtorben und beerdigt bei der reformirten Gemeinde.
Den 3ten July geſtorben und den 5ten begraben: dem Generaldirektor bei der
hieſigen Fürſtl. Zahlenletterie, Herrn Ernſt Friedrich Hegar, eine Tochter;
Namens: Friederika Karolina Johannetta, alt 9 Jahre weniger 3 Wochen.

Das Gewitter.

Der ſchoͤne Himmel wurde auf einmal uͤberwoͤlket, der Mond entzog ſich
und alles ward finſter; der Wald, in dem wir uns eben befanden, vermehrte
die Finſterniß, und braußte von Nord.-
Der eine meiner Gefaͤhrten blieb ganz beherzt und ſchlug ſich Feuer fuͤr
ſeine Tobakspfeife an: allein der andre, deſſen Beſtreben es ſonſt war, fuͤr
einen Freigeiſt zu gelten, war ganz ſtill, bebie, und ſprach gelinde mit ſeinem
ſtolpernden Pferd. Ploͤzlich erhellte ein Blitz die Dunkelheit und donnerte von
allen Bergen und Thaͤlern wieder. - Gott ſei mir gnaͤdig! " ſchrie der
Freigeiſt, und ſiel auf den Boden.
Warum zerfaͤllt doch das ſtolze Gebaͤude der neuen Himmelsſtuͤrmer vor
dem leichteſten Hauch? Warum entwafnet die ſtarken Geiſter. ein Fieber,
eine Naturbegebenheit ? - Ich dachte, waͤhrend daß mein elender Geſell=
ſchafter
bei dem geringſten Geraͤuſche bebte und insgeheim betete, an den ſeligen
Zuſtand meines Greiſes, der jezt alleine, aber voll Zuverſicht auf ſeinen Schoͤ=
pfer
, die graͤßlichſten Waͤlder durchreiſete, und jezt in dem Donner vielleicht nur
Zeichen der Allmacht ſeines Beſchuͤtzers ſahe. Aber ſind auch alle Chriſten
ſo fromm und alle Freigeiſter ſo furchtſam ?