den 14. Junius.
Anno 1790.
Num. 24.
Pietunlien= und Marktpreis.
kr. Pf.
Ein E Ochſenfleiſch = 13 2
1 = Rindfleiſch 72
62
1 = Kalbfleiſch
1 Hammelfleiſch 8
⁄6
1 Schaffleiſch
1 = Schweinenfleiſch= 7 2
Schinken u. Doͤrrfl. 15
= Speck= 16
1 Nierenſett = „ 13
13
1 Hammelsfett=
1 Schweinenſchmalz 115
Ein Kalbsgekroͤß = 7a 8
Ein Kalbsgeluͤng= 8 a 10
Ein Hammelsgelüng= 47
5B. Oöſengelung 3
2
1 Suͤlzen
1 Bratwuͤrſt = 1
1 Leber=u. Blutwuͤrſtſs
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung, 32
Ein Kalbskopf = 8 a 110
Ein Hammelskopf, 5 a l6
Ein Kalbsſus = 1
fl. kr.
Ein Malter Korn = 6
Ein Malter Gerſten =
Ein Malter Waizen = ½ 30
Ein Malter Spelzen= 3 20
2 20
Ein Malter Hafer
Ein Malter Rockenmehl= 7 40
Ein Malter Weismehl = 10 30
kr.
Ein Kumpf Hafermehl 32
60
1 Kpf. zeſchaͤlter Hirſen =
1 Kpf. grob geſch. Gerſien 40148
1 KpfkleingsſchaͤlterGerſten so80
20
1 Kumpf Erbſen
„
24
1 Kumpf Linſen
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im Hauſe= 4
= uͤber die Straſe ½
1 Maas Jungbler im Haus3
und über die Struſe3
1 Maas Vierhefe
44
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch 4
11 friſche Butter
( IIII6
1 = Handkaͤs der beſten = 16
Die uͤbrige Handkaͤſe 4-5Stuͤck 4
Eyer 6 auch 7 Stuͤck vor
4
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartoffeln
Brod=Caxe und Gewicht.
Pf.) L. 2.
Vor2kr. Brod ſoll wlegs
24
Vor4kr. dito
1
1I16
Vor6kr. dito = 12 8
Vor1kr. Kuͤmelbrododer
Gemiſchtesbrod=
73
Vor 2kr. dito = = "15
Vor1kr. Waſſerweck= j.62
Vor1kr. Milchweck
5
Vor1kr. Milchbrod=
15
Ein 5=pfuͤndiger Laib, ſogenannteg
Comiß=Brod ſoll gelten 12 Kr. 2 Pf.
Fuͤrſth Heſſiſche Volizeydeputation dahier,
[ ← ][ ][ → ] Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nüglich ſind.
I. Fuͤrſtl. Polizeideputations=Publicata.
Es wirb hiermit verordnet und Jedermaͤnniglich bekannt gemacht, daß alle
Mitt=
woch und Samſtag ein jeder Hausbeſitzer, ohne Ausnahme der Perſon, jezt und
kuͤnftig bei trockenem Wetter= beſonders in den heiſſen Sommertagen= bevor er zur
ſchon geſezten und hinlaͤnglich bekannt gemachten Zeit die Straſe vor ſeinem Hauſe
relnigen laͤßt, dieſelbe jedesmal mit Waſſer ſtark begieſſen= und dann gleich darauf
den ihn angehenden Plaz vor ſeinem Hauſe bei Vermeidung einer ohnnachlaͤſſigen
Strafe von Einem Reichsthaler jedesmalen ſauber und rein kehren laſſen ſolle.
Wornach ſich alſo gebührend zu achten. Sign. Darmſtadt den 28ten Mal 1790.
Fuͤrſtl. Heſſiſche Polizeideputation daſelbſt.
Nachdeme bishero mißfallig wahrgenommen worden, daß mehrere hleſtze
Haus=
beſitzer, denen erlaſſenen mehrmaligen Verordnungen zuwider, ohne die erſorderliche
Erlaubnisſcheine Leute aufgenommen, die weder in wirklichen Dienſten
geſtanden=
noch auch als Bürger oder Beiſaſſen recipiret geweſen; dieſem Unweſen aber künftig
durchaus nicht weiter nachgeſehen werden ſoll. Als wird hiermit verordnet und
Jedermaͤnniglich bekannt gemacht:
1) Daß ſich alle dahier dermalen noch befindende fremde Perſonen, welche von der
Behoͤrde noch keine Decrete erhalten, ſich auch künftig dahier aufhalten zu
doͤrfen, laͤngſtens binnen Vler Wochen, falls ſie ſich bis dahin mit keinen
Rcceptionsſcheinen legitimiren koͤnnen, aus hleſig Hochfuͤrſtl. Reſidenz entfernen;
2) Daß diejenigen Hausbeſitzer, welche dergleichen Perſonen verorbnungswidrig
und eigenmaͤcht g weiter aufgenommen oder geduldet, mit Fünf Reichsthalern
und nach Beſinden noch hoheren Geldſtrafe belegt werden ſollen, auch jeder
Hausbeſitzer dieſe Strafe zahlen ſolle, wenn ſeine Miethleute fremde nicht
reciplrte oder nicht in Dienſten ſlehende Perſonen aufnehmen;
3) Daß derjenige Hausbeſitzer, er ſei auch wer er wolle, in oder vor den Thoren
hieſiger Stadt, der entweder ſelbſt oder deſſen Mittbleute in keinen Dienſten
ſtehende= ohnrecip rte oder mit keinem von Fuͤrſil. Pollzeideputation
ausgeſtell=
ten Erlaubnisſchein verſehene Leute in der Folge aufnehmen werden, in
vorbe=
merkte ohnnachlaͤſſige Strafe ſogleich condemnirt werden ſolle.
Wornach ſich alſo gebuͤhrend zu achten. Signat. Darmſtadt den 4ten Juny 1790.
Fuͤrſtl. Heſſiſche Polizeideputation daſelbſt.
II. Edictalladung.
Johann Nikolaus Ramgen, von Ueberau, dem an elterlichen Erbportion gegen
1400 fl. zugefallen, hat ſich vor etwa 22 Jahren als Schneidergeſell in die Fremde
begeben. Da nun deſſen Aufenthalt unbekannt iſt, und ſeine Geſchwiſter darum
nachgeſucht haben, daß ihnen deſſen Vermoͤgen gegen Kaution uͤberlaſſen werden
moͤchte; als wird gedachter Johann Nikolaus Ramgen, oder ſeine hinterlaſſene
recht=
maͤſige Erben, hiermit eitlre und erfordert, a dato in drei Monaten ſich dahier vor
Fürſtl. Oberamt zu ſiſtiren, oder ſich zu gewaͤrtigen, daß im Ausbleibungsſall das
Weitere pro Petito rechtlicher Ordnung nach verfügt werden ſolle. Lichtenberg den
Fuͤrſtl. Heſſiſches Gberamt daſelbſt.
21ten Mal 1790.
11I. Vermiſchte Nachrichten.
Des verſtorbenen Pfeiffer Draͤgels Wittwe iſt geſonnen, ihr auf dem bieſigen
Wingertsberg gelegenes und wohlgebautes Stuͤck Feld, beſtehend in Garten und
Wingert, wilche zuſammen 1 Morgen und 72 Ruthen enthaͤlt, aus freyer Hand zu
verkaufen.
Die Herrn Praͤnumeranten, welche auf die neue Gleſer Predigtſammlung milt
45 kr. auf den erſten Theil praͤnumerirt haben, koͤnnen ſolchen gegen Erlegung 3 kr.
Porto und 45 kr. auf den zweiten Theil in hieſiger Hofbuchdruckerei in Empfang
nehmen.
Einen Stall zu acht oder zwei zu vier Pferden iſt bei dem Sekretarius Heſſe zu
ver=
miethen, ſolche koͤnnen in 6 Wochen bezogen werden - wie auch eine tapezirte Stube.
In der langen Gaſſe No. 182. iſt ein Logis zu vermiethen, ſolches beſteht in einer
Stube, Kammer, Kuche, verſchloſſenem Holzplaz, Keller und Kammer auf dem
Boden.
In der alten Vorſtadt No. 109. iſt von einer geraͤumigen Scheuer die Haͤlfte im
Ganzen oder zertheilt, nebſt einem Pferdeſtall zu verlehnen.
Bei dem Eentſchöff Peter Gengnagel zu Crumſtadt liegen 100 fl.
Vormundsgel=
der gegen gerichtliche Sicherheit auszulehnen bereit.
Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 5. bis den 12. Jun. 1790.
Herr Graf Kalkreuth, aus Berlin; Herr von Günderode, Hoffunker zu Baden; Herr
von Lehrbach, Heſſenkaſſeliſcher Kapitain; Herr von Buſeck, log. im
Trauben.
Herr Diefenbach, aus Frankfurt; Herr Klies, Poſtmeiſter von Frankfurt; Herr
Klees, Poſtmeiſter von Butzbach, log. in der Poſt.
Herr Gerlach, Wildmeiſter von Kahenelnbogen, log. im Ochſen.
Herr Geiſt, aus Göttingen; Herr Zambong, aus Italten, log. im Engel.
Herr Diehl, Oberbereuter beim Fürſt von Saarbrücken; Herr Solms,
Handels=
mann aus Bieleſeld, log. in der Kron.
Herr Stroh, Kaufmann von Homburg; Herr Robert, Kaufmann aus Lathringen,
log. im Löwen.
Auſſer den Gaſthaͤuſern logirt:
Herr von Schell, Major in Hollaͤndiſchen Dienſten, log. bei dem Herrn Major
von Buſch.
Ab= und durchtereiſte Herrn Paſſagiers:
Herr von Remv, Kapitaln, und Herr von D'Erp, Lieutenank, in Franzöſiſchen
Dienſten, den 6ten. Herr von Willich, Major in bieſigen Dienſten, eod.
Herr von Wackenltz, geweſener Heſſenkaſſeliſcher Kapitain, eod. Herr
Heußer, geheimer Rath von Malnz, eod. Herr von Rathenhauſen,
Ritt=
meiſter zu Mainz, den 7ten. Herr Graf Pappenheim, eod. Herr Graf
Schlick, Oeſterreichlſcher Geſandter, eod. Herr von Lengenfeld, General,
und Herr von Roth, Lieutenant, in Preuſſiſchen Dienſten, den 1rten.
Herr von Schönfeld, Major in Franzoͤſiſchen Dlenſten, eod.
Kopulirte und Verſtorbene in voriger Woche.
Aopulirte bei der reformirten Gemeinde.
Den 10. Jun., Herr Johann Wilhelm Ehrhard, Fuͤrſtl. Heſſiſcher Medlelnalaſſeſſot
und Hofapotheker, Herrn Joh. Wilhelm Ehrhards, Fürſtl. Hofapothekers,
aͤlteſter ehelicher Herr Sohn, und Jungfer Chriſtlna Margaretha, weiland
Herrn Johann Philipp Dittmars, geweſenen Pfarrers zu Neunkirchen,
hinterlaſſene aͤlteſte eheliche Jungfer Tochter.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 6. Jun., Frau Suſanna Margaretha, des Laqual'8 bei Ihro Hochfüͤrſtl.
Durchlaucht dem Prinzen Georg Karl, Georg Chriſtian Rhumblers,
Ehe=
frau, 34 Jahre, 9 Monate und 1Tag alt.
Den 8ten, Frau Maria Jakodea, weil. des Fuͤrſtl. Hofrentmeiſters, Herrn Follenius,
hinterlaſſene Wittwe, 68 Jahre, 5 Monate und 6 Tage alt.
Eod., der Kammerdiener bei Ihro Hochfuͤrſtl. Durchlaucht dem Prinzen Georg Karl,
Herr Küchler, 61 Jahre, 7 Monate und 20. Tage alt.
Ferner: dem Burger und Peruquenmachermeiſter, Johann Peter Stritter, ein
Soͤhnlein, 2 Jahre, 2 Monate und 3 Tage alt.
Den 11ten, der Elilſabetha Margaretha Goͤrlichin, von Büttelborn, ein unehelich
Soͤhnlein, 1 Jahr, 2 Monate und 10 Tage alt.
Ein armer Mann, der im Hydepark bei London Holz auflas, traf daſelbſt
einen wohlgekleideten Edelmann an, der mit einer traurigen und tiefſinnigen
Miene da herumgieng. Der Arme, der ihn fuͤr einen Offizier hielt, welcher
um ſich zu ſchlagen dahin gekommen ſei, verſtekte ſich, ohne von jenem bemerkt
zu werden, hinter einen Felſen. Der Edelmann kam dem Orte naͤher, ſchlug
ein Papier auseinander, las es mit fuͤrchterlicher Miene, und riß es in Stuͤcken.
Hierauf zog er eine Piſtole aus der Taſche, ſezte ſolche vor die Stirn, und
druͤkte ab; zum Gluͤck brannte das Pulver von der Pfanne, und der Schuß
gieng nicht los. Der arme Mann verweilte keinen Augenblick, einen zweiten
Verſuch zu verhuͤten. Er ſprang hinterm Felſen vor, fiel dem Selbſtmoͤrder
in die Arme, und riß ihm die Piſtole aus der Hand; dieſer zog den Degen und
wollte ſeinen Erretter uͤbern Haufen ſtoſſen. Stoſſen Sie zu, ſagte der
Holz=
hauer gelaſſen, ich fuͤrchte den Tod ſo wenig als Sie, aber ich habe mehr
Standhaftigkeit; es ſind uͤber zwanzig Jahre, daß ich in Armuth und
Kuͤm=
merniß lebe, und habe es Gott uͤberlaſſen, wenn er meinen Plagen ein Ende
machen will. — Der Edelmann, der ſich von dieſer Antwort getroffen fand,
ſtand einen Augenblick unbeweglich; er zog hierauf ſeinen Geldbeutel heraus,
und gab ihn ſeinem Erretter. Er ließ ſich alsdann eidlich verſprechen, daß er
ſich nicht nach ihm erkundigen wolle, wenn ſie auch einander irgendwo wieder
antreffen ſollten.