Darmstädter Tagblatt 1789


08. Juni 1789

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Anno 1789.
den 8. Junius.

Num. 23.

Victualien= und Marktpreis.

r. Pf.
Ein E Ochſenfleiſch 8
1 Rindſleiſch = = 7
1 = Kalbfleiſch
8
1 Hammelfleiſch

1 Schaffleiſch
2
7
1 Schweinenfleiſch
1 Schinken u. Doͤrrfl.115
II6
1 Speck "
1 = Nierenfett = 13
1 = Hammelsfett= 13
1 = Schweinenſchmalz 15
Ein Kalbsgekroͤß = 7 a 18
Ein Kalbsgeluͤng = 8 6 110
Ein Hammelsgeluͤng=
7
11 Ochſengelung
e2"2
Suͤlzen
1
1 Bratwuͤrſt = 11
Leber=u. Blutwuͤrſt,6
1
Eine geſ. oder ger Ochſenzung,32
Ein Kalbskopf = 8 a 10
Ein Hammelskopf 5 a 16
Ein Kalbsſus = 1
fl. kr.
Ein Malter Korn =
15
Ein Malter Gerſten =
2o
Ein Malter Waizen ½.
Einſ Malter Spelzen = 3 10
Ein Malter Hafer = 2 20
Ein Malter Rockenmehl =16
Ein Malter Weismehl =9 30

kr.
Ein Kumpf Hafermehl 30
1 Kpf. geſchaͤlter Hirſen = 148
1 Kpf. grob geſch. Gerſten 40148
1 KpfkleingeſchaͤlterGerſten 60180
= 120
1 Kumpf Erbſen
24

1 Kumpf Linſen
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im Hauſe= 4
= uͤber die Straſe= 3
1 Maas Jungbier im Haus 13
und uͤber die Straſe3
1 Maas Bierhefe
24
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch 14
11 friſche Butter
13 14
1= Handkaͤs der beſten = 16
Die uͤbrige Handkaͤſe 4=5Stuͤck 4
Eyer 8 auch 9 Stuͤck vor = 4
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartoffeln'6
Brod=Caxe und Gewicht.
Pf. L. 2.
Vor2kr. Brodſollwiegs
29
Vor4kr. dito
= 1 126
Vorskr. dito = 2 l23
Vor1kr. Kuͤmelbrododer
Gemiſchtesbrod=
32
Vor2kr. dito
17
Vor1kr. Waſſerweck = 7
Vor1kr. Milchweck-
1
5
Vor1 kr. Milchbrod=
Ein 5=pfuͤndiger Laib, ſogenanntes
Comiß=Brod ſoll gelten 10 Kr. 2 Pf.

Fuͤrſeh Heſſiſche Polizeydeputation dahier.

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤglich ſind.

I. Fuͤrſtl. Polizeideputations=Publicatum.

Nachdeme - ohne daß jedoch jemand namentlich g nennet worden - die Anteige
geſchehen, daß die Bierbrauer das Bler ſeit einiger Zeſ= über den im Wochenblatt
beſtimmten Tax - und alſo willkuͤhrlich verkauft; dieſem ſtrafbaren Unternehmen
aber ſchlechterdings nicht weiter nachgeſehen werden ſoll: als werden hierdurch alle
diejenige, von welchen ſich die bieſige Bierbrauer das Bier uͤber den regulirten Preis
kuͤnftig bezahlen laſſen, aufg=ferdert, ſolches bei irgend einem Mitglied der Fuͤrſtl.
Polizeideputation anzuzeigen, mit der Verſicherung, daß der Name des Denunzian=
ten
auf Verlangen verſchwiegen bleiben ſoll. Sign. Darmſtadt den 5ten Junii 1789.
Fuͤrſtl. Heſſiſche Polizeideputation daſelbſt.

1I. Sachen, ſo zu verpachten.

Demnach die auf Martini=Tag d. J. wiederum leihfaͤllig werdende Herrſchaftl.
Sommer= und Winterſchaafweide in Kleingerauer und Worfelder Gemarkung, mit=
telſt
einer oͤffentlichen Verſteigerung, auf anderweite 9 Jahre an den Meiſtbietenden
in Beſtand begeben werden ſoll; ſo wird ſolches hiermit zu dem Ende bekannt ge=
macht
, damit die zu dieſem Beſtand Luſthabende ſich in dem hierzu anberaumten Ter=
min
Freitags den 12ten Jun. d. J. Vormittags 10 Uhr auf Fürſtl. Rentkammer ein=
ßinden
und milbietin moͤgen. Darmſtadt den 27ten Aprll 1789.
Fürſtl. Heſſiſche Rentkammer daſelbſt.

III. Vermiſchte Nachrichten.

In der neuen Vorſtadt, nach dem kleinen Thuͤrgen zu, iſt ein Quartier auf dem
Seitenbau, welches in zwei geraͤumigen Stuben, nebſt einer Kammer, Boden und
Keller beſtehet, und mit Ende dieſes Monats Junii bezogen werden kann, zu ver=
lehnen
. Es iſt ſo aptiret, daß es nicht allein von Loder 2 ledigen Perſonen, ſon=
dern
auch allenfalls wegen des groſen Vorplatzes von verheuratheten, welche eine
ſtille Haushaltung fuͤhren, bewohnet werden kann. Bei wem L iſt in der Buchdruk=
kerei
zu erfahren.
Zu Ende Junii wird in meinem Hinterhaus naͤchſt der Kirche ein ſehr geräumiges
und mit allen Baquemlichkeiten verſehenes Logis leer, beſtehend in 4 Stuben, 3 Kam=
mern
, Küche, Holzplaz, zwei verſchloſſenen Boͤden und Keller, welches auf den
erſten Julit kann bezogen werden; Luſttragende koͤnnen daſſelbe ſtuͤndlich in Augen=
ſchein
nehmen.
Dambmann.
In der neuen Vorſtadt No. 586. iſt in elnem neuen Bau ein ſehr angenehmes Gar=
kenlogis
mit oder ohne Meubels zu vermiethen, beſtehet in einer tapezirt und lam=
perirten
Stube, Stubenkammer, Küche, Plaz fuͤr eine Magb, Boden und Keller;
fuͤr eins odir zwet ledige Perſonen waͤre es ſehr bequem; es iſt ſogleich zu beziehen.

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Beim Kiefermeiſter Kraft in der langen Gaſſe iſt im Vorderhaus ein Logls zu ver=
miethen
, welches in einer Stube, Küche, 2 Kammern, Keller und Holzplaz beſteht;
es kann ſogleich bezogen werden.
Bei dem Unteroffizier Geß in der Schloßgaſſe ſind zuſammen oder gethellt zu
vermiethen: 2 Stuben, 2 Kammern, Küche, verſchloſſener Holzplaz und Keller.
Bei dem Fuͤrſtl. Regierungs=Kanzleidiener Betres iſt ein Logis zu verlehnen,
welches ſogleich bezogen werden kann.
150 und 200 Gulden ſind gegen gerichtliche Verſicherung auszulehnen. Bei
vem? wird in der Buchd=uckerei geſagt.
600 Gulden werden gigen gerichtliche Hypothek zu lehnen geſucht; von wem ?
iſt, ebendaſelbſt zu erfahren.
Bei der mit bekannter guter Ordnung und den feſtgeſezten Solennitäͤten vollzogenen
235ten Ziehung der Hochf. Heſſen=Darmſtaͤetiſchen gnaͤdigſt garantirten Zahlen=Lotterle
23.
ſind dieſe Numern:
66.
13.
4.
aus dem Glücksrade gezogen worden. Die 236te Ziehung geſchiehet Freykags den
26. Junt, und ſo fort von 3 zu 3 Wochen. Darmſtadt den 5ten Juni 1789.
Generaldirection der Hochf. Heſſen=Darmſtaͤdtiſchen garantirten Jablenlotterie.

Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.

Vom 30. Mai bis den 6. Jun. 1789.
Herr von Heuer, Kriegsrath aus Daͤnnemark, log. im Trauben.
Herr Eyſſale, Kaufmann aus Durwangen, log. im Schwanen.

Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers:

Herr Deſchel, Kaufmann aus Holland, den 31. Mat.
Herr von Linſtow, Kapilaͤn in Preuſſiſchen Dienſten, eod.
Herr Schmitt, Banquier von Frankfurt, den 1. Jun.
Herr Graf von Iſenburg, und
Herr von St Georg, Kapitaͤns in Pfaͤlziſchen Dienſten, eod.
Herr von Neuf, Oberamtmann von Stuttgard, den 2ten.
Herr Driander, Hofmaler von Saarbrücken, den 6ten.
Herr Schraut, Hofrath von Worms, eod.
Herr May, Proſeſſor von Mannheim, eod.

Gebohrne, Getaufte, und Verſtorbene in voriger Woche.

Gebohrne und Getaufte.
Den 4. Junii, dem Burger und Baͤckermeiſter, Johann Phllipp Glöͤckner, dla
Soͤhnlein.
Bei dem im vorigen Wochenblatt angezelgteu Johann Peter Hauf iſt in leſen;
dem Burger und Schloſſermeiſter,

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Geſtorbene und Beerdigte.
Den 1. Junii, dem Burger und Schloſſerweiſter, Johann Chriſtoph Schmitt, ein
Söhnlein, 8 Jahre und 9 Monate alt.
Den 3ten, Johann Wilhelm Keßler, weil. Hrn Johann Jakob Keßlers, geweſenen
Knabenpraͤceptors zu Groſengerau; nachgelaſſener ehelicher Sohn, 40 Jahre
weniger 26 Tage alt.
Eod, iſt aus der Armenkaſſe begraben worden: der geweſene Bediente, Johann
Daniel Born, 35 Jahre und 14 Tage alt.
Den 4ten, die Dienſtmagd, Anna Margaretha, weil. des Gemeindsmanns zu
Groſenbieberau, Johann Philipp Schnellbaͤchers, Tochter, 25 Jahre alt.

Anekdote.

Ein Buͤrger zu 4 4 x war durch verſchiedne unverſchuldete Ungluͤksfaͤlle
gaͤnzlich zuruͤkgekommen. Die dringenden Sorgen der Nahrung, die damit
gemeiniglich verbundene ſehr lebhafte Zuruͤkerinnerung: ehmal war's beſſer,
und der immer darauf folgende Gedanke: wenn wird 's beſſer2 verbreiteten
eine ſolche ziefe Melancholie uͤber ſeine Seele, daß ſein edles Weib ſeinetwegen
Folgen befuͤrchtete, welche ihr eine ſchrekliche Ausſicht zeigten. Sie hatte alles
angewendet, Liebkoſungen, Thraͤnen und Vorſtellungen; allein nichts war
faͤhig, auf ihren tiefſinnigen Mann Eindruck zu machen, und ihn der Welt
wieder zu geben. Eines Morgens ſtand die Frau ſehr traurig auf; der
Mann fragte um die Urſache; aber ſie ſchwieg. Dieſe Traurigkeit waͤhrte
etliche Tage lang. Nach vielem Bemühen von Seiten ihres Mannes, um
hinter die Urſache ihrer Betruͤbnis zu kommen, geſtand ſie ihm endlich: E3
habe ihr getraͤumt: unſer Herr Gott ſei geſtorben und die heiligen Engel waͤren
mit zur Leiche gegangen." Monatelang hatte der Mann keine Miene zum
Laͤcheln verzogen; allein hier konnte er nicht widerſtehen. Er fragte: ob ſie
denn nicht wiſſe, daß Gott unſterblich ſei? Wie? iſt unſer Herr Gott un=
ſterblich
2 1 Ei freilich! wer zweifelt ? - Du weißt das, und verlaͤßt
dich nicht auf ihn 2 - Ihn, der nie ſtirbt; von dem jedes Haar gezaͤhlt iſt;
der uns bisher noch immer gluͤklich ausgeholfen hat 2 Pfuil ſchaͤmen ſollteſt du
dich! u. ſ. w. 1 Der Mann gieng in ſich und ward von Stund an ruhiger.