Darmstädter Tagblatt 1789


30. März 1789

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Anno 1789.
den 30. Maͤrz.
Num. 13.

Victualien= und Marktpreis.

kr. Pf.
Ein E Ochſenfleiſch = 8
1 Rindfleiſch
=I6
1 Kalbfleiſch

8
1 = Hammelfleiſch
= Schaffleiſch
7
2
1= Schweinenfleiſch=
Schinken u. Doͤrrfl. 15
0. = 16
= Speck
1 Nierenfett = 13
1 = Hammelsfett 13
1 Schweinenſchmalz 15
Ein Kalbsgekroͤß = 7 a 18
10
Ein Kalbsgeluͤng = 8 a
Ein Hammelsgeluͤng=

1E Ochſengeluͤng
2
Suͤlzen
11
1 Bratwuͤrſt
1 Leber=u. Blutwuͤrſtſs
Eine geſ.oder ger. Ochſenzung 32
Ein Kalbskopf = 8 a 110
Ein Hammelskopf 5 a 6
1
Ein Kalbsfus
fl. ſkr.
Ein Malter Korn 5
Ein Malter Gerſten = 3 1451
Ein Malter Waizen = 7 20
Ein Malter Spelzen= 3

Ein Malter Hafer
2
Ein Malter Rockenmehl= 5. 144
Ein Malter Weismehl =18 30

kr.
Ein Kumpf Hafermehl 30
1 Kpf. geſchaͤlter Hirſen = 1 48
1 Kpf. grob geſch. Gerſten 40148
1 KpfkleingeſchaͤlterGerſtenso180.
20
1 Kumpf Erbſen
1 Kumpf Linſen
24
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im Hauſe =
4
= uͤber die Straſe = 3
1 Maas Jungbier im Haus 3
und uͤber die Straſe 13
1 Maas Bierhefe
24
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch 14
116 friſche Butter
12 13
1= Handkaͤs der beſten = 16
Die uͤbrige Handkaͤſe 4=5Stuͤck 4
Eyer 6 auch 7 Stuͤck vor
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartoffeln 5
Brod=Caxe und Gewicht.
Pf.1L. 2.
Vor2kr. Brodſollwiegs
302
Vor4kr. dito
1 12½
Vors kr. dito 2 Jari2
Vor1kr. Kuͤmelbrododer
Gemiſchtesbrod= 8½
Vor 2kr. dito = 17
Vor1kr. Waſſerweck = 7 2
Vor1 kr. Milchweck 5 1
Vor 1 kr. Milchbrod= 5
Ein 5=pfuͤndiger Laib, ſogenanntes
Comiß=Brod ſoll gelten 10 Kr.

Fuͤrſel Heſſiſche Volizeydeputation dahier.

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤglich ſind.
Laula

.

1. Sachen, ſo zu verkaufen.

Nachdem des well. Burger und Welsbindermeiſter Gottfried Mayen allhier
Wohnhaus und Hofreite in der Holzſtraſe, zwiſchen dem Mezger Ensling und
Schmied Pohl gelegen, ſodann deſen 1 Morgen haltender Wingert und Ackerfeld,
nebſt Haͤusgen und Obſtbaͤumen, in den Roͤthern am Herlenweg, beforcht Hrn Lieu=
renant
Pfeiffer, um die Erben behoͤrig auseinander ſetzen zu können, naͤchſtkommen=
den
Baͤttag auf allhieſigem Rathhaus öffentlich aufgeſtekt und dem Meiſtbietenden
uͤberlaſſen werden ſollen; als wird ſolches zu dem Ende hiermit bekannt gemacht,
damit die Luſttragende ſich alsdann einfinden und mitbieten moͤgen. Darmſtadt
den 20ten Maͤrz 1789.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Gberamt daſelbſt.
Mittwochs den 1ten April a. c. Vormittags um 9 Uhr ſollen in dem Eberſtaͤdter
Zemeinen Wald nahe an der Chauſſe 12350 Stuͤck gute buchene Wellen oͤffentlich ver=
keigert
werden. Darmſtadt den 25ten Maͤrz 1789.
Fuͤrſtl. Zeſſiſches Gber amt daſelbſt.
Mittwochs den 1ſten, Nachmittags, und Donnerſtags den 2ten April ſollen auf
dem im Amt Dornberg nahe bei Wolfskehlen gelegenen Weilerhof 12 Stuͤck Kühe,
1 zweijaͤhriger Faſſelfarren, 2 Rinder, 2 Zugochſen, 2 trachtbare Pferde,10 bis
12 fette und Laufling=Schweine; ſodann den Freitag und Samſtag alle Arten Stroh,
Heu, Spreu, Gefütter, Waͤgen, Pfluͤge und vieles Acker= und Hausgeraͤthe, wie
auch eimige Bettung und Weißzeug an den Meiſtbietenden gegen gleich baare Bezah=
lung
verſteigt werden
Die verordnete Verſteigerung der 1787ger Fruchten, als 93 Malter Korn, 82
Mltr. 3 Sr. Gerſt, 144 Mltr. Spelz, dann 92 Mltr. 2 Sr. 1788ger Gerſt, wird
Donnerstags den 2ten Aprll Morgens gegen 11 Uhr in der goldenen Kanne zu
Oppenheim vorgenommen, und nach hinlaͤnglichem Gebote ſogleich zugeſchlagen wer=
den
, welches ſaͤmtlichen Fruchtliebhabern hierdurch bekannt gemacht wird. Nierſtein
den 20ten Maͤrz 1789.
Kurpfalz Gefaͤllverweſerei.
Utſch.
In dem Staͤdaiſchen Baumgarten allhier find junge Obſtbaͤume, wie auch ita=
Renſchejunge Bellen von verſchiednen Jahren, zu bekommen; Liebhaber koͤnnen ſich
bei dem Stadt=Bauinſpektor Sparſchneider melden. Darmſtadt den 21. Maͤrz 1789.
Bei dem Handelsmann Chriſtoph Retz iſt wieder eine Parthie der beſten Sorten
Gartenſaamen angekommen. Die Preißzetlel, welche umſonſt zu haben, werden die
biutgſten Preiſe anzeigen. Darmſtadt den 27ten Maͤrz 1789.
Handelsmann Klauaig hleſelbſt hat abermalen friſche Buͤcking erhalten, unb nun
das Stuͤck um 10 Pfennige und 3 Kreuzer zu verkaufen.
2000 Stück italleniſche Bellenbaͤume, von 7 bis 9 Schu boch, ſind billigen
Preiſes zu verkaufen. Hiebhaber koͤnnen das Naͤhere in der Buchdruckerei erfragen.

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II. Vermiſchte Nachrichten.

Wilhelm Bohrer hat mir ſelt 2 Jahren keine Weidengeflochtene Stuͤhle verkauft;
auch niemals eine Niederlage bei mir gehabt, ſondern jedesmal fuͤr baar Geld an mich
gellefert. Deſſen Bruder Jakob Bohrer aber in Lorſch iſt derjenige, welcher ſchon
ſeit mehrern Jahren von gedachten Stuͤhlen fuͤr mich fabrizirt, und kann man ſolche
nebſt Armſeſſeln jederzeit bei mir um aͤuſſerſt billige Preiſe finden. Darmſtadt den
Wilhelm Boͤhler.
26ten Maͤrz 1789.
In der leztern Behauſung am Frankfurter Thor, auf dem Seitenbau 2 Stlegen
hoch, mit der ſchönen Ausſicht ins Feld und ganze herumllegende Gegend, iſt vor
eine ledige Perſon ein Logis zu verlehnen, beſtehend in zwei geraͤumlichen Stuben
und einem Plaz zu Holz, ſo in einem Vierteljahr bezogen werden kann.
Im Gaſthaus zum Ochſen iſt auf dem Hinterbau ein Logis zu vermiethen, wel=
ches
in einer Stube, Kammer und Küche beſteht.
Bei dem Bierbrauer Henrich Kleber iſt im zweiten Stock ein Logis zu verlehnen,
beſtehet in 2 Stuben und 2 Kammern auf die Straſe, nebſt noch einer Stube, Kuͤche,
Kuͤchenkammer, verſchloſſenen Holzplaz und Keller; es kann bis den 1ſten Jun. be=
zogen
werden. Ferner ſind daſelbſt im Hinterhaus zwei Logis zu verlehnen, beſtehek
jedes in einer Stube, Kammer und Küche.
Beim Schumacher Draͤſer in der Schloßgaſſe ſind unterſchiedliche Logis zu ver=
lehnen
, nebſt Plaz in der Scheuer und Schweinſtall.
175 Gulden ſind gegen gerlchtliche Verſicherung auszulehnen. Bei wem ? wird
in der Buchdruckerei geſagt.
In voriger Woche iſt in der neuen Vorſtadt des Nachts ein Taubenſchlag auf eine
diebiſche Weiſe erbrochen und daraus eine weiſſe groſe türkiſche Caube geſtohlen
worden. Derjenige, der hiervon in die Buchdruckerei Nachricht geben kann, ſoll
einen Dukaten Donceur haben.

Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.

Vom 21. bis den 28. Maͤrz 1789.
Herr Eck, Kaufmann von Strasburg. Herr Mercier, Konditor aus Frankreich,
log. im Engel.
Herr Eyſſele, Kaufmann aus Duͤrwangen. Herr Boͤck, und Herr Meyer, Handels=
leute
aus Oeringen, log. im Schwanen.
Herr Bergmann, Kandidat aus dem Schlanggſahad. Herr Monti, Handelsminn
aus Frankfurf. Herr Steinhof, und Herr Muhlmann, Handelsleute aus
Muͤhlhelm, log. in der Kron.
Herr Löw, und Herr Joſeph, Handelsleuts ans Mainz, log. im froͤhlichen Mann.

Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers;:

Herr von Wredenj Zeweſener Major in Engliſchin Dienſten, den 22ten. Herr von
Rabenau, Jaͤgermeiſter von Grünberg, den 23ten. Herr von Loͤw, Ober=
forſtmeiſter
von Weilburg, eod. Herr Piſtor, Lieutenant in Hollaͤndiſchen
Dienſten, den 24ten Herr Waifer, Kaufmann aus der Schweiz, den
25ten. Herr von Ochſenſtein, Lieutenant in Wuͤrtembergiſchen Dienſten
von der Legion, den 26ten.

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Gebohrne, Getaufte, Kopulirte und Verſtorbene
in voriger Woche.

Gebohrne und Getaufte.
Den 23. Maͤrz, dem Fürſtl. Bratenmeiſter, Hrn Georg C. Lehmann, ein Söͤbnlein,
Den 27ten, dem Burger und Ackermann, Job. Juſtus Bierach, ein Toͤchterlein.
Eod., dem Burger und Schumachermeiſter, Joh. Jakob Schafner, ein Toͤchterlein.
Den 28ten, dem Furſtl. Generalkaſſediener, Joh. Balthaſar Juſtus, ein Toͤchterlein.
Eod., dem Spinnmeiſter im Fuͤrſtl. Waiſenhaus, Johannes Müller, ein Toͤchterlein.
Ropulirte.
Den 23. Maͤrz, Meiſter Ludwig Bernhard Arnheiter, Burger und Mezger allhier,
weil. Meiſter Nikolaus Arnheiters, auch geweſenen Burgers und Mezgers
allhier; nachgelaſſener juͤngſter ehelicher Sohn, und Maria Katharina,
weil. Meiſter Johann Henrich Litzels, geweſenen Burgers und Weisbinders
allhier; nachgelaſſene juͤngſte eheliche Tochter.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 23. Maͤrz, dem Burger und Saͤcklermeiſter, Johann Adam Kirchböfer, ein
Toͤchterlein, 25 Tage alt.
Den 27trn, dem Burger und Strumpfwebermelſter, Chriſtoph Dietrich Weiß, ein
Soͤhnlein, 3 Wochen und 2 Tage alt.
Den 28ten iſt aus der Armenkaſſe begraben worden: Chriſtina Sophia, des Win=
gertsmann
Hechlers aus der Pfalz hinterbliebene Wittwe, 50 Jahre alt.

Ein Paar beſondere Hiſtorien vom Elephanten.
Es war einmal ein Elephant, den ſein Fuͤhrer mochte zu viel vexirt haben.
Er kam daruͤber in ſolche Wuth, daß er ihn abwarf, auf ihn kniete, und ihn
mit den Zaͤhnen kurz und klein ſtampfte. Ais die Frau das ſahe, ſo=wurde ſie auch
ſo wütend, daß ſie ihm ihre beiden Kinder hinwarf, und ſagte: Du Unthier! haſt
du den Vater umgebracht; ſo mache die Kinder auch tod. Daruͤber ſtutzte der Elephant,
ſahe die Kinder an, und wurde ſo wehmuͤthig und trautig, daß es ordentlich ſchien,
als waͤre ihm die That leid geworden. Hlerauf nahm er den einen Knaben mit dem
Rüſſel auf, und ſetzte ihn hinter ſich auf den Kopf, wo der Vater immer geſeſſen
hatte, als wollte er anzeigen: dieſer ſollte kuͤnftig ſein Fuhrer ſeyn. - In Indien wird
einmal des großen Moguls Elephant durch eine Straſſ=, wo die Handwerker ihre Ge=
woͤlbe
haben, zur Traͤnke geführt. Da kömmt er vor dem Gewoͤlbe vorbei, worinn
ein Schneider ſitzt und arbeitet. Der Elephant bleibt ſtehen, ſteckt den Kopf in das
Gewoͤlbe, und ſieht zu, was der Schneider macht. Dieſer will ihn vexiren, ſpringt
auf, und ſticht ihn mit der Nadel in den Rüſſel. Der Führer warnt ihn; der Ele=
phant
geht großmuͤthig fort, als haͤtte er nichts empfunden, und als waͤr es ihm
zu klein, ſich mit ihm einzulaſſen. In der Traͤnke ſaͤuft er ſich erſt ſatt. Hernach
aber ruͤhrt er das Waſſer mit den Füſſen ſo gewaltig um, daß es ein Moder wird.
Und nun zieht er ſo viel in den Ruͤſſl, als er hineinbringen kann, daß ſich auch ſein
Fuͤhrer verwundert. Hierauf geht er ſtille fort. Als er wieder vor das Gewoͤlbe des
Schneiders kömmt, macht ers, wie vorher, und kukt hinein. Der Schneider will
ſein Stuͤckchen abermal probiren. Der Elephant aber ſpritzt los aus ſeinem Ruͤſſel.
Das ganze Gewoͤlbe voll Waſſer, daß der Schneider darinn, wie eine Ente herum=
ſchwimmt
. Und nun gleng der Elephant großmüthig fort, da er ſeinen Muth ge=
luͤhlt
hatte.