Darmstädter Tagblatt 1789


23. März 1789

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4EV
X0k7.
Anno 1789.
den 23. Maͤrz. Num. 12.

Victualien= und Marktpreis.

Pf.
kr.
Ein 15 Ochſenfleiſch =

1 Rindfleiſch
2
=7
1 Kalbfleiſch
1 Hammelfleiſch
1 Schaffleiſch
2
1 Schweinenfleiſch= 7
= Schinken u. Doͤrrfl. 1
= = 116
Speck
==lr3
1 Nierenfett
1 Hammelsfett= = 113
1 Schweinenſchmalz 11)
Ein Kalbsgekroͤß = 7a8
Ein Kalbsgeluͤng= 8 a 10
Ein Hammelsgeluͤng= 7
=
1E Ochſengeluͤng
2
9
= Suͤlzen
1 Bratwuͤrſt, 11
1 Leber=u. Blutwuͤrſtſs
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung:32
8a l10
=
Ein Kalbskopf
Ein Hammelskopf 5 a ſ6
1
Ein Kalbsſus
fl. 1kr.
Ein Malter Korn =
Ein Malter Gerſten = 45
20
Ein Malter Waizen=
Ein Malter Spelzen = 2 5.
2
Ein Malter Hafer
Ein Malter Rockenmehl= 5 44
Ein Malter Weismehl =8 130

kr.
Ein Kumpf Hafermehl = 30
1 Kpf. geſchaͤlter Hirſen = 148
1 Kpf. grob geſch. Gerſten 40148
1 KpfkleingeſchaͤlterGerſten 6oI80
20
1 Kumpf Erbſen
24
1 Kumpf Linſen
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im Hauſe=
4
3
= uͤber die Straſe
1 Maas Jungbier im Haus 2
und uͤber die Straſe
24
1 Maas Bierhefe
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch 14
13
1E friſche Butter
12
1= Handkaͤs der beſten 6
Die uͤbrige Handkaͤſe 4=5Stuͤck 4
Eyer 7 auch 8 Stuͤck vor
.
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartoffeln!
Brod=Tare und Gewicht.
Pf. L. 2.
Vor2kr. Brodſoll wiegs
30½2
Vor4kr. dito
12
Vorskr. dito = 2 l27l2
Vor1kr. Kuͤmelbrododer
Gemiſchtesbrod =½82
Vor2kr. dito
el-. ir.
Vor1kr. Waſſerweck=
2
Vor1kr. Milchweck
1
5
Vor1 kr. Milchbrod
Ein 5=pfuͤndiger Laib, ſogenanntes
Comiß=Brod ſoll gelten 10 Kr.

Fuͤrſth Heſſiſche Polizeydeputation dahier,

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nüglich ſind.

1. Sachen, ſo zu verkaufen.

Demnach des hieſigen Burger und Zimmermeiſter, Johann Leonhard Stauferiſche,
in der Paͤdagoggaſſe zwiſchen dem Füͤrſtl. Paͤdagog und Schumacher Handſchu ge=
legene
Haus und Hofreite, ſodann ſein Gaͤrtgen im Soder, haͤlt 341 Ruthen,
linkerhand am Roßdorfer Weg neben Sergeant Duͤringer, um die Erben behoͤrig
auseinander ſetzen zu koͤnnen, naͤchſtkommenden Baͤttag auf allhieſigem Rathhaus
öffentlich aufgeſtekt und dem Meiſtbietenden uͤberlaſſen werden ſoll; als wird ſolches
zu dem Ende hiermit bekannt gemacht, damit die Luſtragende ſich alsdann einfinden
und mirbſeten moͤgen. Darmſtadt den 5ten Maͤrz 1789.
Fuͤrſtl. Zeſſiſches Oberamt daſelbſt.
Nachdem des weil. Burger und Weisbindermeiſter Gottfried Mayen allhier
Wohnhaus und Hofreite in der Holzſtraſe, zwiſchen dem Mezger Ensling=und
Schmied Pohl gelegen, ſodann deſſen 1 Morgen haltender Wingert und Ackerfeld,
nebſt Haͤusgen und Obſtbaͤumen, in den Röthern am Herlenweg, beforcht Hrn Lieu=
tenant
Pfeiffer, um die Erben behoͤrig aus einander ſetzen zu können, naͤchſtkommen=
den
Baͤttag auf allhieſigem Rathhaus öffentlich aufgeſtekt und dem Meiſtbietenden
uͤberlaſſen werden ſollen; als wird ſolches zu dem Ende hiermit bekannt gemacht,
damit die Luſttragende ſich alsdann einfinden und mitbteten moͤgen. Darmſtadt
den 20ten Maͤrz 1789.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Gberamt daſelbſt.
Mittwochs den 1ſten, Nachmittags, und Donnerſtags den 2ten April ſollen auf
dem im Amt Dornberg nahe bei Wolfskehlen gelegenen Wellerhof 12 Stück Kühe,
1 zwejaͤhriger Faſſelfarren, 2 Rinder, 2 Zugochſen, 2 trachtbare Pferde, 10 bis
12 fette und Laufling=Schweine; ſodann den Freitag und Samſtag alle Arten Strob,
Heu, Spreu, Gefutter, Wagen, Pfluͤge und vieles Acker= und Hausgeraͤthe, wie
auch einige Bettung und Weißgeug an den Meiſtbietenden gegen gleich baare Bezah=
lung
verſteigt werden.
In dem Staͤdtiſchen Baumgarten allhier ſind junge Obſtbaͤume, wie auch ita=
lieniſchejunge
Bellen von verſchiednen Jahren, zu bekommen; Liebhaber koͤnnen ſich
bei dem Stadt=Bauinſpektor Sparſchneider melden. Darmſtadt den 21. Maͤrz 1789.
Friſch angekommenen Kleeſaamen, verſchliedenerlel Arten, verkauft der Eiſen=
haͤndler
Löuis Netz, No. 515. wohnhaſt, ſo wie alle ſchon laͤngſt bekannte Eiſenwaa=
ren
billigen Preiſes.
Bei dem Kondilor Kunz ſind ſehr ſchöne gute ſüſſe Bückinge das Stuͤck a 3 kr.
zu haben.
Bei dem Handelsmann Diefenbach in der groſen Ochſengaſſe ſind extra ſchöne
ſüſſe Bückinge um 3 kr. das Stuͤck= nebſt allen andern Spezereiwaaren in billigem
Hreis zu haben.
Im Birngarten in No. 47. ſind weingrüne Faͤſſer mit elſernen Reifen belege von
allerhand Gattung aus freier Hand zu verkaufen.

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11. Sachen, ſo zu verpachten.

Nachdeme das Pfarrguth zu Reinheim, beſtehend in 40 Morgen an Aecker, Gar=
ten
und Wieſen, zu Ende dieſes Jahrs wiederum leihfaͤllig wird, und nach Hochf.
Konſiſtorialbefehl auf weitere Sechs Jahre verpachtet werden ſoll; als wird hierzu
Terminus auf Samſtag den 28 ten kommenden Maͤrz anberaumt; und koͤnnen ſich
alsdann die Liebhabere zu Reinheim Morgens 9 Uhr einfinden, die Kondltionen ver=
nehmen
und nach Geſallen mitbleten. Lichtenberg den 28ten Febr. 1789.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Gberamt daſelbſt.

1II. Vermiſchte Nachrichten.

In der leztern Behauſung am Frankfurter Thor, auf dem Seitenbau 2 Stiegen
hoch, mit der ſchönen Ausſicht ins Feld und ganze herumllegende Gegend, iſt vor
eine ledige Perſon ein Logis zu verlehnen, beſtehend in zwei geräumlichen Stuben
und einem Plaz zu Holz, ſo in einem Vierteljahr bezogen werden kann.
In der neuen Vorſtadt, in der Reihe nach dem Pfoͤrtgen, iſt ein Pferdsſtall von
2 bis 4 Staͤnden, wo noͤthig auch Fouragebodem und haͤuslicher Wohnung fuͤr einen
Bedienten, zu vermiethen. Das Naͤhere iſt in der Buchdruckerei zu erfragen.
Im Gaſthaͤus zum Ochſen iſt auf dem Hinterbau ein Logis zu vermiethen!, wel=
ches
in einer Stube, Kammer und Küche beſteht.
Bei dem Mezger Schnell in der Marktſtraſe iſt im Hinterbau ein Logis zu ver=
lehnen
, welches nach einem Vierteljahr bezogen werden kann.
250 Gulden Kirchenkaſtengelder ſind zuſammen oder getheilt zu verlehnen. Ferner
ſind 400 und 300 fl. gegen gerichtliche Verſicherung auszulehnen. Bei wem ? wird
in der Buchdruckerel geſagt.
Wilhelm Bohrer, von Lorſch, der bisher ſeine Niederlage von geflochtenen
Stuhlen im Gaſthaus zum Engel hatte, macht hiermit bekannt; daß er dieſelb,
nunmehr im Gaſthaus zum ſchwarzen Adler hat.
Bei der am 20ten Maͤrz 1789. vor ſich gegangenen 345ten Mainzer Lotto=Rehung
ſind folgende Numern aus dem Gluͤcksrade gehoben worden, als: 19. 61. 1. 84. 30.
Dte 3a6te Mainzer Ziehung geſchiehet den 8. April 1789.
Generaldirection der Hochf. Heſſen=Darmſtaͤdtiſchen garaͤntirten Jablenlotieri.

Angekommene fremde Herrn Paſſagiere.

Vom 14. bis den 21. Maͤrz 1789.
Herr von Wreden, geweſener Major in Kaſſeliſchen Dienſten, log. im Trauben.
Herr von Rabenau, Jaͤgermeiſter von Gruͤnberg, log. in der Poſt.
Herr Eck, Kaufmann von Strasburg. Herr Mercier, Konditor aus Frankreich,
log. im Engel.
Herr Eyſſele, Kaufmann aus Duͤrwangen. Herr Böck, und Herr Meyer, Handels=
leute
aus Oeringen, log. im Schwanen.
Herr Weber, Galanteriehaͤndler aus Mainz. Herr Poppel, Spitzenhaͤndler aus
Braband, log. in der Kron.
Herr Löw, und Herr Joſeph, Handelslente aus Mainz, log. im froͤhlichen Mann.

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Auſſer den Gaſthaͤuſern logirt:
Herr von Löw, Oberforſtmeiſter von Weilburg, log. bei dem Herrn Forſtrath Moter.

Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers:

Herr Langsdorf, Oberamtsrath von Lahr, den 14ten. Herr Borngs, Kauf=
mann
von Malnz, den 15ten. Herr Schmitt, Amtsaſſeſſor von Mainz,
eod. Herr Wilhelm, und Herr Weber, Raͤthe von Mainz, eod. Herr
von Poli, Heſſendarmſtaͤdtiſcher Kapitaͤn und Kammerjunker von Gun=
dersblum
, den 16ten. Herr von Bivoltow, Obriſtlieutenant in Franzoͤſiſchen
Dienſten, eod. Herr von Maldiß, teutſcher Ordensritter, den 18ten.
Herr von Ochſenſtein, Lieutenant in Würtembergiſchen Dienſten, eod.
Herr von Zwierlein, geheimer Rath von Wezlar, den 19ten.

Gebohrne, Getaufte, und Verſtorbene in voriger Woche.

Gebohren und Getauft.
Den 18. Maͤrz, dem Burger und Hutmachermeiſter, Johann Georg Schwaab, ein.
Toͤchterlein.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 15. Maͤrz, dem Operateur, Hrn Anton Goßler, ein Soͤhnlein, 4 Monate alt.
Den 16ten, dem Burger und Schreinermeiſter, Chriſtoph Klunk, ein Toͤchterlein,
1 Jahr, 4 Monate und 4 Tage alt.
Den 17ten iſt aus der Armenkaſſe begraben worden: dem Burger, Chrlſtoph Frieß,
ein Söͤhnlein, 4 Jahre alt.
Den 18ten, Anna Kunigunda, des Burgers und Seilermeiſters, Johann Kaſpar
Betzen, Ehefrau, 73 Jahre, 1 Monat und 16 Tage alt.
Den 20ten, der Dienſtmagd zu Frankfurt, Katharina Heußerin, ein unehelich
Söhnlein, 3 Monate alt.
Den 21ten, dem Burger und Schneidermeiſter, Johann Valentin Thorn, ein Toͤch=
terlein
, 9 Jahre alt.

Huͤlfe mit großer Selbſtverlaͤugnung.

Auf einem Dorf in der Picardie ( in Frankreich) ſah im vorigen Jahre,
bei einer entſtandenen Feuersbrunſt, ein daſiger Bauer, Namens Joly, ſein
neuerbauetes Haus anbrennen; er bemerkte aber, daß das ganze Dorf in Ge=
fahr
ſey, wenn nicht die herrſchaftliche Scheune gerettet wuͤrde, die vom Feuer
noch nicht ergriffen war, die aber nahe dabei ſtand. Sogleich rief er ſeine Soͤh=
ne
, die das eigne brennende Haus zu loͤſchen bemuͤhet waren, von dieſer Arbeit
ab, und ſagte: Mag doch meine Huͤtte im Rauch aufgehen, wenn wir nur
das Dorf retten 1 Er und ſeine Soͤhne arbeiteten die ganze Nacht auf Lei=
tern
an Rettung dieſer Scheune, ſahen ihre Wohnung ruhig abbrennen, und
ſchaͤtzten ſich gluͤcklich, daß ſie zweihundert andre Haͤuſer gerettet hatten.