Darmstädter Tagblatt 1788


30. Juni 1788

[  ][ ]

den 30. Junius.
Anno 1788.

Num. 26.

Victualien= und Marktpreis.

kr. Pf.
Ein 1 Ochſenfleiſch
1 Rindfleiſch
1 = Kalbfleiſch
1 = Hammelfleiſch
1 Schaffleiſch
1 Schweinenfleiſch=
1 Schinken u. Doͤrrfl., 14
1 Speck= 15
1 = Nierenfett = "13
1 Hammelsſett = 12
1 Schweinenſchmalz 14
Ein Kalbsgekroͤß = 8 a 10
Ein Kalbsgeluͤng = 10 a 12
Ein Hammelsgeluͤng=
146 Ochſengelung
1 = Suͤlzen =
1 Bratwuͤrſt=
1 Leber=u. Blutwuͤrſt,6
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung, 32
8a l1o.
Ein Kalbskopf
Ein Hammelskopf 5 a l6
Ein Kalbsſus=
fl
. kr.
Ein Malter Korn
10
Ein Malter Gerſten =
20
Ein Malter Waizen =
20
Ein Malter Spelzen=
Ein Malter Hafer =
Ein Malter Rockenmehl=
36
Ein Malter Weismehl =
30

kr.
Ein Kumpf Hafermehl 30
1 Kpf. geſchaͤlter Hirſen = 148
1 Kpf. grob geſch. Gerſten 40148
1 KpfkleingeſchaͤlterGerſten 6o80.
1 Kumpf Erbſen =
1 Kumpf Linſen
24
1 Maas Merz=oder Lagerbier!
im Hauſe=
== uͤber die Straſe
1 Maas Jungbier im Haus
und uͤber die Straſe
1 Maas Bierhefe
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch
146 friſche Butter = 13
1 = Handkaͤs der beſten =
Die uͤbrige Handkaͤſe 4=5 Stuͤck
Eyer 7 auch 8 Stuͤck vor
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartofſeln
Brod=Caxe und Gewicht.
Pf.
Vor2kr. Brodſoll wiege, 1
Vor4kr. dito = 2 18
Vorskr. dito 3 12
Vor1kr. Kuͤmelbrododer
Gemiſchtesbrod=
10
Vor 2kr. dito
202
Vor1kr. Waſſerweck=
Vor1 kr. Milchweck
Vor1 kr. Milchbrod=
Ein 5=pfuͤndiger Laib, ſogenanntes

Fürſtl Heſſiſche Polizeydeputation dahier=

[ ][  ][ ]

Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤglich ſind.

1. Sachen, ſo zu verkaufen.

Nachbeme die Erben des verſtorbenen Fuͤrſtl. Generalmajor und Kommandanten
Herrn Reh, um ſich gehoͤrig auseinander ſetzen zu koͤnnen, geſonnen ſind den von
ihrem Herrn Erblaſſer naͤchſt denen beiden Gemeinden Oberramſtadt und Traiſa ge=
legenen
ſogenannten Obertraifaer Hof, welcher in einem wohlkonditionirten zweiſtoͤk=
kigen
Wohnhaus, einer von Steinen neu erbauten Scheuer mit einem gewoͤlbten Kel=
ler
und zwei doppelten Viehſtaͤllen, einem Pferds= und Ochſenſtall, nebſt ſechs
Schweinsſtaͤllen, ſodann einem beſondern Bau mit einem Backofen, einer Obſtdoͤrre
und Stallung vor Federvieh beſtehet, mit denen dazu gehoͤrigen Feldguͤthern, und
zwar 5 Morgen an Gaͤrten, 46 Morgen 181 Ruthen Ackerland und 9 Morgen
3214 Ruthen Wieſen, Mittwochs den 23ten naͤchſtkünftigen Monats Juliſ, und
zwar Vormittags 9 Uhr, auf dem Hof ſelbſten, unter denen vor der Ve ſteigerung
annoch bekannt gemacht werdenden annehmlichen Konditionen, jedoch mit Vorbehalt
der Ratiſikation, öffentlich zu verkauſen und dem Meiſtbietenden zu überlaſſen; als
wird ſolches zu dem Ende hiermit bekannt gemacht, damit die zu beſagtem Hof Luſt=
habende
ſolchen in Augenſchein nehmen, ſich an bemeldtem Termin auf demſelben
einfinden und nach Gefallen bieten koͤnnen. Darmſtadt den 13ten Jun. 1788.
Ex Commiſſione.
Helffmann, Fuͤrſtlicher Rath.
Der Hufſchmied Mayer iſt willens, ſeln auf dem Rittſtein gelegenes Wohnhaus
aus freier Hand zu verkaufen. Liebhaber koͤnnen ſich deswegen bei ihm ſelbſt melden.

II. Vermiſchte Nachrichten.

Es wird hiermit oͤffentlich bekannt gemacht, daß diejenige Perſonen, welche dem
hieſigen Burger und Spenglermeiſter Johann Ludwig Schmitt Mobilten=Stuͤcke,
von welcher Art ſolche ſind, in Verſaßz gegeben haben, ſolche Verſatz=Stuͤcke in
Zeit 4 Wochen behoͤrig ausloͤſen und die Verſatz=Stuͤcke zuruͤknehmen= widrigenfalls
aber ſich gewaͤrtigen ſollen, baß ſothane Verſitz=Stuͤcke taxirt=oͤffentlich verſteigt
und der gedachte Schmitt in Anſehung des gellehenen Kapitals und derer ordnungs=
maͤßigen
Intereſſen aus dem Erlös befriediget werden wirb. Darmſtadt den 20ten
Junii 1788.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Oberamt daſelbſt.
Das erfolgte Abſterben des Herrn Buchdrucker Gegels zu Frankenthal bat die
Abſendung der leztern Beſtellungen von Pfaſſs Bibelwerk verzögert. Deſſen hinter=
bliebene
Wittwe iſt jedoch entſchloſſen, den noch vorſeyenden Vorrath dieſes aus
9 Baͤnden in gros Zvo beſtehenden Buchs, das ſonſten 15 fl. gekoſtet, für den an=
gebotenen
geringen Preis von 2fl. abzugeben; weil aber noch manchen, insbeſonders
unſtudirten und doch fleißigen Bibelleſern, der Inhalt dieſes Buchs unbekannt ſeyn
mag, ſo hat man ſolchen zu lieb auf Verlangen anzeigen wollen, daß baſſelbe enthalte
1) ſehr haͤußige und deutliche Erklaͤrungen, wo niche bei jedem Vers, doch aber da,

[ ][  ][ ]

wo es der Verfaſſer fuͤr noͤthia zu ſeyn erachtet; 2) ſind zu Ende eines jeden Capitels
erbauliche Lehren und Nuzanwendungen angebracht, und jedes Capitel mit einem
Gebaͤt das den Inhalt deſſelben in ſich faßt, beigefuͤgt; 3) iſt daſſelbe mit einem
breifachen Regiſter zum nüzlichen Gebrauch, nebſt einem Spruchregiſter von 11000
Spruͤchen zum nachſuchen unb nachſchlagen verſehen. Enthaͤlt über 500 Bogen,
iſt von ſauberem Drukpapier und ganz vollſtaͤndig, und alſo als eine kleine Haus=
bibliothek
in dieſem Fach anzuſehen. Der Praͤceptor Keim allhier nimmt Beſtel=
lungen
an, die er ſich in kurzer Zeit ausbittet.
Bei dem Schneidermeiſter Kunz in der Marktſtraſe iſt ein Logis zu verlehnen,
welches den erſten Sept. d. J. bezogen werden kann.
In der Kaplaneigaſſe No. 264. iſt ein Logis zu verlehnen, welches zu Ende bieſes
Monats bezogen werden kann.
1000 Gulden liegen ganz oder getheilt= ſodann 200 fl. Vormundsgelder
ſind gegen gerichtliche Verſicherung zu verlehnen. Bei wem L wird in der Buch=
druckerei
geſagt.
Ein Knab von fuͤnfthalb Jahren ſoll in die Koſt gegeben werden; wer ihn anzu=
nehmen
willens iſt, kann naͤhere Nachricht ebendaſelbſt erhabten.

Angekomnene fremde Herrn Paſſagiero.

Vom 21. bis den 28. Jun. 1788.
Herr von Steinsley, Kapitaͤn in Engliſchen Dienſten. Herr Graf Ponte Leon
Herr Richter, Stallmeiſter von Wien, log. im Trauben.
Herr Schulin, geheimer Rath von Frankfurt, log. im Ochſen.
Herr Eyſſele, Kaufmann aus Duͤrwangen, log. im Schwanen.
Herr Schneider, Galanteriehaͤndler aus Uſingen, log. im froͤhlichen Mann.
Auſſer den Gaſthaͤuſern logirt:
Zwei Herrn von Fleiſchbein, von Frankfurt, log. bei dem Rathe verwandten Hemn
Dambmann.

Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers:

Herr Muͤller, Kaufmann aus Paris, den 23ten. Herr Graf Ahlefeld, den 24ten.
Herr von Homberg, von Weimar, eod. Herr von Namly, Lieutenant in
Preuſſiſchen Dienſten, den 26ten.

Gebohrne, Getaufte, Kopulirte und Verſtorbene
m voriger Woche.

Gebohrne und Getauſte.
Den 23. Junüi, dem Fürſtl. Hoflaquai, Johann Henrich Rabenau, Zioininge;
beide Toͤchterlein.
Den 25ten, dem Schreüber, Hu. Henrich Friedrich Eichholz, ein Toͤchterlein.

[ ][  ]

Den 26. Junii, dem Füͤrſtl. Regierungsrath, Herrn Karl Wlhelm Happel, ein
Toͤchterlein.
Den 27ten, dem Burger und Gaſthalter zum Viehhof, wie auch Kiefermeiſter,
Hrn Georg Friedrich Kloͤß, Zwillinge; beide Soͤhnlein.
Ropulirte.
Den 26. Junii, Meiſter Johann Konrad Hamm, Burger und Baͤcker allhier, weil.
Hrn Michael Hamms, geweſenen Fuͤrſtl. Waldfoͤrſters und Gemeinds=
manns
zu Arheilgen; nachgelaſſener juͤngſter ehelicher Sohn, und Anna
Maria, weil. Johannes Breitwießers, geweſenen Gemeindsmanns und
Muͤllermeiſters zu Oberramſtadt, nachgelaſſene juͤngſte eheliche Tochter.
Eod., Meiſter Johann Georg Schwaab, Burger und Hutmacher allbier, Johann
Adam Schwaabs, Burgers und Kiefermeiſters zu Groſengerau, Amts
Ruͤſſelsheim, juͤngſter ehelicher Sohn, und Friederika Eliſabetha, Jo=
hannes
Heſſen, Burgers. und Hutmachermeiſters allhier, eheliche Tochter.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 21. Junii, dem Beiſaß Weber, ein todgebohrnes Söͤhnlein.
Eod., die Hoſpikalitin, Dorothea Sackreuterin, 70 Jahre alt.
Den 22ten, dem Fürſtl. Kammerlaquai, Hrn Hoppe, ein tobgebohrnes Töͤch=
terlein
.
Eod., Dorothea, des Burgers und Glaſermeiſters, Georg Chriſtian Strauchs,
Ehefrau, 68 Jahre und 5 Wochen alt.
Den 23ten, dem Burger und Baͤckermeiſter, Johann Phillpp Glöͤckner, ein tod=
gebohrnes
Toͤchterlein.
Den 25ten, der Fürſtl. Hof=Kommiſſarius und Hof=Kunſtdreher, Herr Martlin
Mayer, 69 Jahre weniger 19 Tage alt.
Den 27tetz, dem Fürſtl. Regierungs= und Konſiſtorial=Sekretarius, Herrn Juſtus
Jakob Reh, ein Soͤhnlein, 5 Wochen und 5 Tage alt.
Eod., dem Poſtkuecht Weppler auf der Kaiſerl. Poſt zu Frankfurt, ein Soͤhnlein;
7 Jahre und 9 Monate alt.

Bei der Belagerung von Lille ſagte ein Franzoͤſiſcher Partheigaͤnger bei=
nahe
oͤffenrlich, daß der Prinz Eugen alle Tage bei ihm auf einen Flintenſchuß
weit vorbeigehe, und daß es ihm ſehr leicht waͤre, ihn zu erſchieſſen. Dieſe
Rede drang bis zu den Ohren des Marſchalls von Boufflers; er ließ den Par=
theigaͤnger
zu ſich kommen, und ſagte zu ihm: Ihr Gluͤck ſoll ſicher gemacht
und uͤber ihre Erwartung ſeyn, wenn ſie mir dieſen groſen General als einen
Kriegsgefangenen zufuͤhren koͤnnen: Allein zum Voraus ſage ich ihnen, daß
ſie mit der aͤuſſerſten Strenge beſtraft werden ſollen, wenn ſie ſich an ſein Leben
wagen; wenn ich nur vermuthen koͤnnte, fuͤgte er hinzu, daß ihnen nur ein
ſolcher Gedanken in den Kopf gekommen waͤre, ſo ließ ich ſie auf Zeitlebens in
vier Mauern ſchlieſſen.