Darmstädter Tagblatt 1788


19. Mai 1788

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den 19. Mai.
Anno 1788.

Num. 20.

Victualien= und Marktpreis.

Ein 1 Ochſenfleiſch
1 Rindfleiſch
1 Kalbfleiſch
1 = Hammelfleiſch
1. Schaffleiſch
1 Schweinenfleiſch= 6
1 Schinken u. Doͤrrfl. 13½
I. Speck=14
1 = Nierenfett
1 = Hammelsſett= 12
1 Schweinenſchmalz 114
Ein Kalbsgekroͤß = 8 a l10
Ein Kalbsgeluͤng 10 a 12
Ein Hammelsgeluͤng= 16
1E Ochſengeluͤng
1 = Suͤlzen =
1 Bratwuͤrſt=.
1 Leber=u. Blutwuͤrſt'6
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung:32
Ein Kalbskopf = 8 a 110½
Ein Hammelskopf 5 a
Ein Kalbsfus =
1. er
20
Ein Malter Korn
20
Ein Malter Gerſten =
40
Ein Malter Waizen =
Ein Malter Spelzen=
20
Ein Malter Hafer
Ein Malter Rockenmehl=
28

kr.
Pf.l1Ein Kumpf Hafermehl 30
1 Kpf. geſchaͤlter Hirſen = 48
1 Kpf. grob geſch. Gerſten 40148
1 KpfkleingeſchaͤlterGerſten so80
1 Kumpf Erbſen =
24
1 Kumpf Linſen
1 Maas Merz=oder Lagerbier,
m Hauſe=
= uͤber die Straſe
1 Maas Jungbier im Haus
und uͤber die Straſe
1 Maas Bierhefe
1 Maas Kuh= oder Geiſemilch
1E friſche Butter = 13
1= Handkaͤs der beſten
Die uͤbrige Handkaͤſe 4=5Stuͤck
Eyer 8 auch 9 Stuͤck vor
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartoffeln!
Brod=Taxe und Gewicht.
Pf. L. 2.
Vor2kr. Brodſollwiegs 1
Vor4kr. dito = 2 8
Vorskr. dito
12
Vor1kr Kuͤmelbrododer
. Gemhiſchtesbrod=
101
Vor 2kr. dito
202
Vor1kr. Waſſerweck=
Vor1 kr. Milchweck
Vor1kr. Milchbrod =
Ein 5öpfuͤndiger Laib, ſogenanntes
Ein Malter Weismehl = 7 30 Comiß=Brod ſoll gelten 8 Kr.

Fuͤrſtl Heſſiſche Polizeydeputation dahier

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nütglich ſind.

1. Edictalladung.

Alle diejenige, welche an den Nachlaß des verſtorbenen hieſigen Uhrmacher Liebold,
uͤber welchen der Konkurs erkannt worden, eine Anforderung zu machen haben, ſol=
len
Donnerstags den 29ten des laufenden Monats, Morgens um 9 Uhr, vor hie=
ſigem
Oberamt erſcheinen, ihre Forderung angeben und durch die behoͤrige Beweis=
mittel
richtig ſtellen, oder ſich gewaͤrtigen, daß ſie mit denſelben im Ausbleibungs=
fall
abgewieſen werden. Darmſtadt den 2ten Mai 1788.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Oberamt daſelbſt.

11. Sachen, ſo zu verkaufen.

Es ſollen auf Dienſtag den 27ten dieſes, Morgens um 9 Uhr, dahier in des
Gaſtwirth Paul Bluͤmels Behauſung, 90 Malter Spelz, 20 Mltr. Korn, 40 Mltr.
Gerſt und 30 Mltr. Hafer, gegen baare Zahlung dem Meiſtbietenden ſalva ratificatione
uͤberlaſſen werden; welches denen Luſttragenden, und damit ſie ſich alsdann einfin=
den
und nach Gefallen mitbieten koͤnnen, hiermit bekannt gemacht wird. Reinheim
den 4ten Mai 1788..
Ex Commiſſione.
Joh. Ph. Ludwig,
Fuͤrſtl. Heſſiſcher Marſchkommiſſarltus daſelbſt.
88 meiſt geiſtliche Buͤcher, ſodann noch folgende Orangerie: 1 ſuͤſſer Pommeran=
zenbaum
, 1 bitterer bito, 1 Oleander, 3 groſe Lorbeerbaͤume, dieſe ſind in hoͤlzer=
nen
Kübel mit Eiſen gebunden, nebſt noch verſchiedenen kleinen Granat= und Lor=
beerbaͤumger
in Scherben, ſtehen zu verkaufen. Liebhaber koͤnnen ſich bei dem Han=
delsmann
Orttenburger desfalls melden.
Der ſeiner Guͤte wegen ſchon bekannte Hamburger Knaſter iſt angekommen und
bei Endesbenanntem für 36 xr. das Pfund zu haben.
Orttenburger.

111. Vermiſchte Nachrichten.

Nachdem es in der Gemeinde Roddau bis jezt an einem ordentlichen Hypotheken=
Buch gemangelt hat, und die Nothwendigkeit erfordert, dieſes noch zu bekommen;
als haben alle diejenige, welche von daher mit Hypotheken verſehen ſind, ſolche
binnen Vier Wochen= entweder in Orlginal oder in beglaubigter Abſchriſt, anhero
einzuſenden, oder in dem Unterlaſſungsfall ſich zu gewaͤrtigen, daß auf dergleichen
bei vorkommenden Faͤllen nicht reflektirt wird. Lichtenberg den 30ten Aptil 1789.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Oberamt daſelbſt.

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Bei dem Mezger Schnell in der Marktftraſe iſt in beſſen neu erbauten Haus ein
Logis in dem mittlern Stokwerk, ſo auf die Straſe gehet, zu verlehnen; daſſelb=
kann
in 6 Wochen oder in einem Vierteljahr bezogen werden.
Bei dem Baͤckermeiſter Wannemacher ſind zwei Logis zu vermiethen, es beſtehet
jedes in einer Stube, Kammer, verſchloſſenen Kuͤche und Holzplatz; das eine kann
ſogleich bezogen werden.

Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.

Vom 10. bis den 17. Mai 1788.
Herr von Linker, aus Holland, log. in der Poſt.
Herr Eyſſele, Kaufmann aus Durwangen. Herr Meyer, und Herr Böck, Han=
delsleute
aus Oehringen, log. im Schwanen.

Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers:

Herr von Gemmingen, Sachſengothaiſcher und Heſſendarmſtaͤdtiſcher Komitialge=
ſandter
, den 10ten. Herr Menu, Kurtrieriſcher Kommerzienrath, eod.
Herr Hurtault, Sekretaͤr von Strasburg, eod. Herr Pfaff, Profeſſor
aus Stuttgard, den 11ten. Herr Ehrmann, Kaufmann von Frankfurt,
den 12ten. Herr von Perglas, Lieutenant in Pfaͤlziſchen Dienſten, den
14ten. Herr von Laroch, Lieutenant in Heſſenkaſſeliſchen Dienſten, eod.
Herr von Schack, Stallmeiſter von Stuttgard, den 15ten. Herr Ricke,
Rath von Kadir, den 16ten. Herr von Dahlberg, Domherr von
Mainz, eod.

Gebohrne, Getaufte, und Verſtorbene
in voriger Woche.

Gebohrne und Getauſte.
Den 13. Mal, dem Fürſtl. Mundkoch, Hrn Johann Rikolaus Lehmann, ein
Soͤhnlein.
Eod., der Kathartna Margaretha Doͤrmerin, von Alsfeld, ein unehelich Toͤch=
terlein
.
Den 14ten, dem Burger und Stadtehirurgus, Hrn Friedrich Zeitz, ein Toͤch=
terlein
.
Den 15ten, dem Burger und Schloſſermeiſter, Philipp Henrich Krauthaus, ein
Soͤhnlein.
Den 16ten, dem Burger und Meigermeiſter, Georg Reichhard Förſter, ein
Toͤchterlein.
Eod., dem Beiſaß und Weisbinder, Johann Philipp Weber, ein Toͤchterlein.
Den 17ten, dem Fürſtl. Regierungs= und Konſiſtorialſekretarius, Herrn Juſtus
Jakob Reh, ein Soͤhnlein.

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Geſtorbene und Beerdigte.
Den 12. Mai, dem Herrſchiflichm Kuacht, Wilhelin Traugott, ein Toͤchterlein/
1 Jahr, 9 Monate und 1 Tag alt.
Eod., Barbara, weil. des Burgers und Ackermann Beſts hinterbliebene Wittwe,
75 Jahre alt.
Den 17ten, Katharina, weil. des Schaͤfer Mayers von Gruͤnberg hinterlaſſent
ledige Tochter, 51 Jahre alt.

Der Herzog von Montmorency unterhielt ſich auf einem Spaziergange mit
einem ſeiner Freunde von dem wahren Gluͤk des menſchlichen Lebens. Einer
von denen, die ihn begleiteten, behauptete mit Recht, daß der Menſch in dem
eingeſchraͤnkteſten Stande der buͤrgerlichen Geſellſchaft, gemeiniglich weit gluͤk=
licher
ſeie, als die Groſſen dieſer Erde. - Dieſe Frage ſoll bald entſchieden
ſeyn, ſagte der Herzog, indem er vier Bauern wahrnahm, die in dem Schat=
ten
eines Gebuͤſches zu Mittage ſpeißten. Er geht zu ihnen, redet ſie freund=
lich
an, und fragt ſie; Sagt mir einmal, meine Freunde, ſeyd ihr aluͤklich ?
Drei dieſer Bauern antworteten ihm: daß, da ſie ihre ganze Gluͤkſeligkeit auf
einige Morgen Erdreichs, die ſie von ihren Vaͤtern ererbt haͤtten, einſchraͤnkten,
ihnen nun nichts mehr zu wuͤnſchen uͤbrig bliebe. 1 Der vierte geſtand: daß
ihm noch zu ſeiner gaͤnzlichen Gluͤkſeligkeit der Beſitz eines Stuͤk Landes fehlte,
daß ehemals ſeiner Familie zugehoͤrt haͤtte, und nun in fremde Haͤnde gekom=
men
waͤre. Allein, wenn du es haͤtteſt, (fuhr der Herzog fort) waͤreſt
du denn gluͤklich 21 So ſehr, gnaͤdiger Herr, als man es nur immer in der
Welt ſeyn kann, (verſezte der Bauer) 1 Wie hoch kommt dieſes Land zu ſte=
hen
2 (fragte der Herzog)!! Zweitauſend Franken, (erwiederte der Bauer) "
Nun denn, rief Montmoreney, komm mit mir nach Hauſe, gleich ſollen ſie
dir ausg zahlt werden. So kann ich doch ſagen, daß ich heute einen Men=
ſchen
gluͤklich gemacht habe.

Montade, ein Edelmann aus der Normandie, ſchlus ſich mit einem an=
dern
Edelmann in einem Zweikampf mit der Piſtole. Dieſer ſchoß zuerſt,
und fehlte. Montade ſchoß mit Vorſatz in die Luft, und ſagte zu ſeinem Geg=
ner
: Mein Herr, ich ſehe es gluͤkt ihnen mit der Piſtole nicht, wir wollen
ſehen, obes ihnen mit dem Degen beſſer gelingen wird. - Welche Gros=
muth
, antwortete der andere, dieß iſt zu viel, hier haben ſie den meinigen, mit
Freuden uͤbergebe ich ihnen denſelben, ſollte ich ihn wohl ziehen duͤrfen, ohne
eben ſo undankbar zu ſeyn, als ſie großmuͤthig ſind ? Hierauf umarmten ſich
beide, und lebten ſeit dieſem Augenblik in der genaueſten Freundſchaft zuſammen.