Darmstädter Tagblatt 1788


17. März 1788

[  ][ ]

Anno 1788.
den 17. Maͤrz.
Num 1I.

Victualien= und Marktpreis.

Ein 1 Ochſenfleiſch
= Rindfleiſch
Kalbfleiſch
Hammelfleiſch
Schaffleiſch =
Schweinenfleiſch"
Schinken u. Doͤrrfl. 114
Speck = = 16.
1
1 Nierenfett 15
1 = Hammelsfett= = 14
1 = Schweinenſchmalz 115
Ein Kalbsgekroͤß = 8 a , 10
Ein Kalbsgeluͤng = 10 a 12
Ein Hammelsgeluͤng= 16
1* Ochſengeluͤng =
1 = Suͤlzen= 2
1 Bratwuͤrſt = 10
1 Leber=u. Blutwuͤrſtſs
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung 32
Ein Kalbskopf = 8 a 10
Ein Hammelskopf, 5 a l 6
Ein Kalbsſus=
kr
.
Ein Malter Korn =
Ein Malter Gerſten ½
Ein Malter Waizen=
Ein Malter Spelzen=
Ein Malter Hafer =
Ein Malter Rockenmehl=
Ein Malter Weismehl

kr.
Pf. 1Ein Kumpf Hafermehl 30
1 Kpf. geſchaͤlter Hirſen = ſ40
1 Kpf. grob geſch. Gerſten 40148
1 KpfkleingeſchaͤlterGerſten so80
1 Kumpf Erbſen =
1 Kumpf Linſen =
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im Hauſe=
= uͤber die Straſe
1 Maas Jungbier im Haus
und uͤber die Straſe,
1 Maas Bierhefe
1 Maas Kuh= oder Geiſemilch
1E friſche Butter = 14
1= Handkaͤs der beſten
Die uͤbrige Handkaͤſe 4=7Stuͤck-
Eyer 6 auch 7 Stuͤck vor
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartoffeln!
Brod=Taxe und Gewicht.
Pf. ) L. 2.
Vor2kr. Brodſollwiege 1
Vor 4kr. dito = 2 18
Vor6kr. dito =
Vor1kr. Kuͤmelbrododer,
Gemiſchtesbrod - 10
Vor 2kr. dito =
2112
Vor1kr. Waſſerweck=
Vor1kr. Milchweck
Vor1 kr. Milchbrod
16
Ein 5=pfuͤndiger Laib, ſogenanntes
Comiß=Brod ſoll gelten 7 Kr. 1 Pf.

Fuͤrſth Heſſiſche Dolizeydeputation dahier;

[ ][  ][ ]

Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤglich ſind.

1. Edictalladung.

Nachdeme gegen den Gemeindsmann Philipp Konrad Laubenheimer zu Ginsheim
der Konkurs=Prozeß erkannt worden; ſo werden diejenige, welche an denſelben
zu fordern haben, hierdurch, unter dem Rechtsnachtheil, oͤffentlich vorgeladen, daß
ſie den 18ten künftigen Monat Maͤrz, Vormittags 10 Uhr zu Ginsheim in des Fuͤrſtl.
Schultheiſen Haus, ſo gewis erſcheinen, und ihre Forderungen, mittelſt etwa in
Handen habender Schuldſcheine, einklagen, als gewis gegenfalls gewaͤrtigen ſollen,
von der Konkursmaſſe ausgeſchloſſen zu werden. Moͤrfelden den 19ten Febr. 1788.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Gberamt Relſterbach.

11. Sachen, ſo zu verkaufen.

Es ſtehet eine zweiſitzige ganz gedekte und noch wohlkonditionirte Chaiſe dahier,
welche aus freier Hand verkauft werden ſoll; und kann man desbalb in der Fuͤrſtl.
Hof= und Kanzleibuchdruckerei das Naͤhere erfahren. Darmſtadt, den 14ten
Maͤrz 1788.
Eine wohlkonditionirte vierſitzige Chaiſe ſtehet aus freler Hand zu verkaufen.
Ebendaſelbſt giebt man naͤhere Nachricht.
Ein ſchoͤner und faſt noch ganz neuer Eilinder=Schreibeiſch von Elchenholz mit
3 groſen und 6 kleinern Schubladen, ſauber beſchlagen, ſtehet zu verkaufen.
Der Schreinermeiſter Hoß in der Schloßgaſſe giebt weitere Auskunſt.
Friſche und ſehr ſchoͤne ſüſe Bikinge ſind bei dem Handelsmann Klaunig, woh=
nend
an der Stadtkirche, a 10 Pfennig und 3 Kreuzer das Stuck zu haben.
Ein Paar brave geſunde Zugochſen ſtehen in Arheilgen zu verkaufen. Bei dem
daſigen Schuzjuden Rubens Löw iſt das Weitere zu erfragen.

11I. Sachen, ſo zu vermiethen.

In dem Rathhaus iſt das Logis zu Ausgang des Monats Maͤrz zu verlehnen,
welches der Sattler Bauer bisher bewohnet hat. Auch iſt in dem Stadthaus der
Fleiſchſchirne ein Logis im Vorderbau in der 2ten Etage, wo man auf beide Straſen
ſehen kann, zu vermiethen. Liebhaber koͤnnen ſich bei dem Bauinſpektor Spar=
ſchneider
melden und das Weitere erfahren. Darmſtadt den 1ſten Maͤrz 1788.
In No.529. der Stadtkirche gegen uͤber ſind in dem erſten Stock nach der Straſe
2 Stuben, 2 Kammern und Kuͤche, ſodann eine Bodenkammer, groſer Boden, Holz=
platz
und Keller, ſaͤmtlich verſchloſſen; nebſt gemeinſchaftlichem Waſchkeſſel zu
verleihen.
In dem Pfaffiſchen Haus am Beſſungerthor ſind 2 Logis zu vermiethen, wovon
das eine im Vorderbau und beſtehet in 4 Stuben, Küche, Boden, Keller und ver=
ſchloſſenen
Holzplatz; das andere im Hinterbau, welches in 4 Stuben, 2 Kammern,
2 Kuͤchen und uͤbrigen Bequemlichkeiten beſtehet; ſie koͤnnen zuſammen oder auch ge=
theilt
verlehnt werden.

[ ][  ][ ]

Bei dem Konditor Kunz hinter dem Rathhaus iſt im Hinterbau ein Logls ml.
oder ohne Meubels zu vermiethen, welches den erſten Juny d. J. bezogen wer=
den
kann.

Es wird in einer gelegenen Straſe ein Logis mit oder ohne Meubels fuͤr eine
ledige Perſon zu miethen geſucht, welches gleich nach Oſtern bezogen werden kann.
In der Buchdruckerei iſt das Naͤhere zu erfragen.

IV. Kapitalia, ſo zu verlehnen.

500 fl. ſucht ein Frankfurter gegen gerichtlich doppelten Einſatz, a 5 Prozenk
jaͤhrliches Zinſen, unzertrennt aus zuleihen. Sodann liegen 150 und 75 fl. gegen
ſerichtliche Verſicherung zu verleznen. Bei wem? wird in der Buchdruckerei
geſagt.

Angekomene fremde Herrn Paſſagiers.

Vom 8. bis den 15. Maͤrz 1788.
Herr von Kruſe, Praͤſident von Uſingen. Herr von Biwallo, Major in Franzoͤſiſ.
Dienſten. Zwei Herrn von Daube, Lieutenants in Schwediſchen Dienſten.
Herr von Spieß, Kammerherr von Koͤlln. Herr Habert, und Herr Lepſche,
Kammermuſici von Zweibruͤcken. Herr Heller, von Strasburg, log. im
Trauben.
Herr Schroͤder, Kunſimaler aus Braunſchweig. Herr Benſing, aus Auerbach,
log. im Engel.
Herr Linkmüller, aus Heſſenkaſſel. Herr Merner, Herr Gabrielt, zwei Gebruͤder
Oberdick, Handelsleute aus Bruchſal, log. im froͤhlichen Mann.
Herr Stroh, Kaufmann aus Homburg. Herr Chatrein, Handelsmann aus Tyrol.
Herr Krieger, Handelsmann aus Mainz, log. im Loͤwen.

Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers:

Herr von Noͤngen, Volontair in Saͤchſiſchen Dienſten, den 9. Maͤrz. Herr von
Schüler, Kaiſerl. Rath von Mannheim, eod. Herr Langsdorf, Major
von Stuttgard, den 10ten. Herr von Winge, von Mannheim, den 11ten.
Herr Egli, Lieutenant in Naſſauiſchen Dienſten, den 12ten. Herr von
Lehrbach, Kaiſerlicher Kammerherr, den 13ten. Ihro Hochfuͤrſil. Durchl.
der Fürſt Reuß, benebſt Deſſen Frau Gemahlin Hochf. Durchl. und bei
ſich habender Suite, den 14ten.

Gebohrne, Getaufte, Kopulirte und Verſtorbene
in voriger Woche.

Gebohrne und Getaufte.
Den 8. Maͤrz, dem Fürſtl. Jagdſekretarius, Herrn Jakob Friedrich Bernharb=
ein
Soͤhnlein.
Den 12ten, dem Burger und Pfläſterer, Johann Philipp Fuchs, ein Toͤchterlein.

[ ][  ]

Ropulirte:
Den 13. Maͤrz, Johann Valentin Moͤſer, Burger und Ackermann allhier, ein
Wittwer, und Anna Margaretha, Meiſter Jakob Gerſchlau, Burgers
und Seilers zu Groſengerau, eheliche Tochter.
Geſtorben und Beerdigt.
Den 13. Maͤrz, dem Burger und Schumachermeiſter, Konrad Ernſt Horſt, eig
Soͤhnlein, 1 Jahr, 6 Monate und 9 Tage alt.

In der Boͤtzmiſchen Herrſchaft Dobrizſch hat ſich den 14. Dee folgende tra=
giſche
Geſchichte ereignet, die zu einem neuen Beweiß der traurigen Wahrbeit
dient, daß kleine Verbrechen den Weg zu immer groͤſeren bahnen. Der dorti=
ge
Kontributionseinnehmer, Wiſſiya, entzweite ſich wegen eines Kaſſenrechtes
mit ſeiner gewiſſenhaften Frau, und kommt endlich auf den unſeligen Einfall,
alle in ſeiner Wohnung befindlichen Kaſſen zu berauben. Das Vorhaben wird
auch wirklich mit der ſchreklichſten Liſt ausgefuͤhrt, und dann vorgegeben, eine
Raͤuberbande ſeie zur Nachtzeit in das Haus des Kontributionseinnehmers ein=
gebrochen
, habe Mann und Frau gebunden, alle vorhandene Baarſchaft, nebſt
andern Koſtbarkeiten zu ſich genommen, und die Frau, welche Lermen gemacht,
mit zwei Meſſerſtichen ermordet. Endlich haͤtten ſie noch die Schluͤſſel zur Wal=
ſenkaſſe
gefordert, und, um ſie zu erhalten, den Kontributionseinnehmer los=
gebunden
. Dieſer habe die Gelegenheit benuzt, eine Piſtole von der Wand ge=
riſſen
und einen von den Raͤubern, deren zwei geweſen, erſchoſſen, worauf die
uͤbrigen entflohen waͤren. Jedermann beklagte das traurige Schikſal der jungen
rechtſchaffenen Frau des Wiſſina, welche die einzige Tochter eines verdienſtvollen
noch lebenden Hauptmanns war, und eben im 5ten Monat ſchwanzer gieng.
Wie aber die feinſten Betruͤgereien immer eine Spur von Entdeckung hinter ſich
laſſen, ſo war es auch hier. Der Erſchoſſene war der Dobriziſche Amtsbote,
ſein Weib und Sohn wurden ſogleich verhoͤrt, dieſe ſagten aus: er habe ihnen
gute Feyertage verſprochen, wenn er dem Kontributionseinnehmer eine That
ausfuͤhren helfe, der ihm dafuͤr 50 fl. zugeſagt haͤtte. Wiſſina wird nun gleich=
falls
verhoͤrt, und entdekt ſein ganzes Verbrechen. Er hatte den Amtsbo=
ten
durch Verſprechungen bewogen, ihm zur Ausfuͤhrung ſeines Vorhabens be=
buͤlflich
zu ſeyn. Der Abrede zufolge ermordete jener die Fran mit 2 Meſſer=
ſtichen
. Der Anblik der blutigen Leiche erregte des Moͤrders Reue; die er
auch durch Worte zu erkennen gab, und Wiſſina der nun fuͤrchten muſte,
der Amtsbote werde die Sache entdecken, ſtrekte ihn mit einem Piſtolenſchuß zu
Boden, und gab dann die vorhin erzaͤhlte Geſchichte von dem Einbruche durch
Raͤuber vor. Das Geld hat man auf dem Boden gefunden.