Darmstädter Tagblatt 1786


12. Juni 1786

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Anno 1786.
den 12. Junius.
Num. 24.

Mit Hochfuͤrſtl.
gnaͤdigſtem
Darmſtaͤdti=
Anzeigungs
zu finden in der
Hof= und Canzley=

Heſſiſchem
Privilegio
ſches Frag=und
A1Att
Hochfuͤrſtlichen
Buchdruckerey.

Victualien= und Marktpreis.

1kr. Pf.
2
Ein E Ochſenfleiſch
1 Rindfleiſch
1 = Kalbfleiſch
= Hammelfleiſch
1 Schaffleiſch
1 Schweinenfleiſch
1 Schinken u. Doͤrrfl. 14
1 Speck= 16
1 Nierenfett = 12
= Hammelsfett 12
1 Schweinenſchmalz 14
Ein Kalbsgekroͤß = 8 a 10
Ein Kalbsgeluͤng = 10 a 12
Ein Hammelsgeluͤng=
14 Ochſengeluͤng
1 = Suͤlzen =
1 = Bratwuͤrſt = 11
1 Leber=u. Blutwuͤrſtſs
Eine geſ. oder ger Ochſenzung 32
Ein Kalbskopf = 8 a 10:
Ein Hammelskopf, 5 a 16
Ein Kalbsſus=
kr
.
Ein Malter Korn
Ein Malter Gerſten =
Ein Malter Waizen =
Ein Malter Spelzen=
30
Ein Malter Hafer
Ein Malter Rockenmehl=
20
Ein Malter Weismehl
30

kr.
Ein Kumpf Haſermehl 30
1 Kpf. geſchaͤlter Hirſen = 140
1 Kpf. grobgeſch Gerſte 32.40148
1 KpfkleingeſchaͤlterGerſten 6o80
1 Kumpf Erbſen =
16.
1 Kumpf Linſen =
20
1 Maas Merz=oder Lagerbier!
im Hauſe=
= uͤber die Straſe =
1 Maas Jungbier im Haus
und uͤber die Straſe
1 Maas Bierhefe = 724
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch
1E friſche Butter 13
1 = Handkaͤs der beſten =
Die uͤbrige Handkaͤſe 4=5 Stuͤck
Eyer 8 auch 9 Stuͤck vor
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartoffeln
Brod=Taxe und Gewicht.
Pf., L.2.
Vor2kr. Brodſollwiegs 1 13½2
Vor4kr. dito 2 2=
Vor6kr. dito =
Vor1kr. Kuͤmelbrod oder
Gemiſchtesbrod=
Vor 2kr. dito
Vor1kr. Waſſerweck
10½¾
Vor1kr. Milchweck
Vor1kr. Milchbrod=
Ein 5= pfuͤndiger Laib, ſogenanntes
Comiß=Brod ſoll gelten 6 Kr. 2*

Fuͤrſth Heſſiſche Polizeydeputation dahier,

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤglich ſind.

1. Sachen, ſo zu verkaufen.
Dienſtags den 20ten dieſes Monats, Morgens um 9 Uhr, ſoll zu Dornheim auf
dem Rathhaus eine Parthie Herrſchaftl. Frucht von 135 Malter Norn, 133 Malter Wat=
zen
und 338 Malter Gerſten; an die Meiſtbietende, jedoch unter Vorbehalt Hochfuͤrſtl.
Rentkammer=Ratiſikation, oͤffentlich verſteigert werden, welches alſo hierdurch zu Je=
dermanns
Nachricht bekannt gemacht wird, und koͤnnen die Fruͤchten vorhero auf dem
Dornheimer Herrſchaftl. Speicher beſichtiget werden. Stockſtadt den 7ten Juntt 1786.
Fürſtl. Heſſiſche Renteret dahier.
Bei dem Faktor Will iſt in Kommiſſion zu haben: Erbauungsbuch zur Erweckung
ehriſtlicher Geſinnungen und Tugenden, von Johann Balthaſar Muͤller, 45.
Kreuzer.
Nachſtehende ſauber gebundene Bucher ſind in billigem Preis zu haben. Cicero,
12 Baͤnde. Tacitus, 4 Baͤnde. Plautus, 4 Baͤnde. Terentius,. 2 Bände. Julius Caeſar,
2 Baͤnde. Cornelius Nepos. Vellejus Paterculus, und Salluſtius. Kaufliebhaber koͤnnen
ſich deswegen in der Buchdruckeret erkundigen.
Bei dem Burger und Fuhrmann Joh. Abam Allmann, wohnhaft in der Sackgaſſe,
ſind folgende Sorten Waſſer im Sommer und Winter zu haben: Saͤlzer, der Krug7 kr.
Schwalbacher, der Krng6 kr. Wesbader, der Krug 6 kr. Fachinger, der Krug 8 kr.
Zwel Bratenwender, welche erſt aus dem Gebrauch kommen, ſind in billigem
Preis zu verkaufen.
Eine noch wohlkondittonirte Brunnenkette, mit zwei Eimern und der dazu gehoͤrigen
Rolle, iſt zu verkaufen. Bet wem ? iſt in der Buchdruckerei zu erfragen.
Es werden einige noch wohlkondttlonirte eiſerne Klſten zu kaufen geſucht, wer ſolche
bat, beliebe es in ebengedachter Buchdruckeret anzuzeigen.

II. Sachen, ſo zu vermiethen.
In der neuen Vorſtadt iſt auf einem Seitenbau ein Logis zu vermlethen, welches
ben 21ten Julti l. J. bezogen werden kann, beſtehet in Stube, Stubenkammer, Kuͤche
und Kellergen. Wo L ſagt man in der Buchdruckerei.

11I. Kapitalia, ſo zu verlehnen.
500 Gulden legen gegen ſichere gerichtliche Verlegung zu 5 Protent zum Aus=
lehnen
parat. Bei wem ? wird in der Buchdruckerei geſagt.

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IV. Zahlenlotterie Anzeige.
Bel der mit bekannter guter Ordnuna und den feſtgeſeiten Solennitaͤten vollzogenen
183ten Ziehung der Hochf. Heſſen=Darmſtaͤdtiſchen gnaͤdigſt garantirten Zahlen=Lotterie,
ſind die Nummern:
5L.
J.
aus dem Glücksrade gezogen worden. Zie 18ate Ziehung geſchiebet den 28 Junit.
und ſo fort von 3 zu 3 Wochen. Darmſtadt den 8ten Juntt 1786.
Generaldirection der Hochf. Heſſen=Darmſtaͤdtiſchen garantirten Jablenlotterie.

Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 3. bis den 10. Junii 1786.
Herr Ehrmann, Maler von Frankfurt, log. in der Poſt.
Herr Franzheimer, Weinhaͤndler von Frunkfurt, log. im Ochſen.
Herr Horſt, Forſtſchreiber von Hanau. Herr Haucher, Handelsmann von Durwan=
gen
, 1og. im Engel.
Herr Woſchika, Muſikus aus Wien, log. im Adler.
Herr Eyſſele, Kaufmann aus Dürwangen, log. im Schwanen.
Herr Gerlach, Lieutenant in Hollaͤndiſchen Dienſten. Herr Stroh, Kaufmann von
Homburg, log. im Loͤwen.
Herr Baſel, Spitzenhaͤadler aus Oettingen. Herr Bertollno, Galanteriehaͤndler aus
Italten, log. im froͤlichen Mann.
Herr Poppel, Epltzenhaͤndler aus Braband. Herr Heyden, Kaufmann von Frankfurt,
109. in der Kron.
Auſſer den Gaſthaͤuſern logiren:
Herr Riefel, Poſtmeiſter von Frankfurt, log, beim Herrn Generalkaſſier Zimmermann.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers:
Herr von Back, Nunzius von Koͤlln, den 4. Jun. Herr Kesberg, Oberlieutenant in
Badiſchen Dienſten, eod. Herr Graf Biazzo, und Herr Graf Karluzzi, aus
England, eod. Herr von Wieſenhüten, Lieutenant in Franzoͤſiſchen Dienſten,
eod. Herr Roſenberg, Oberhofkammerfourier von Bieberich, den 5ten. Herr
von Robert, aus England, eod. Herr Junker, Kriegskaſſier von Hanau,
eod. Zwei Herrn Bruͤder Meyer, Lieutenants in Katſerl. Dienſten, den 7ten.
Herr von Lauers, Lieutenant in Kaſſeliſchen Dienſten, eod. Herr Betz, Lieu=
tenant
in Hollaͤndiſchen Dienſten, eod. Herr Hoͤfel, Kurpfaͤlziſcher Hofrath,
den 8ten. Herr von Fixer, und Herr von Effingen, Lleutenants in Hollaͤn=
diſchen
Dienſten, eod.

Gebohrne, Getaufte, Kopulirte und Verſtorbene
in voriger Woche.
Gebohrne und Getaufte.
Den 5. Junlk, dem Armenvogt, Johann Wendel Nieder, ein Soͤhnlein.
Eod., der Eliſabetha Margaretha Haſchin, von Büͤrſtadt aus dem Naſſau=Uſingiſchen,
ein unehelich Soͤhnlein.
Den 7. Junti, dem Fürſtl. Kammerreferendarlus, Herrn Wlhelm Theophel Schmit,
ein Soͤhnlein.

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Ropulirte.
Den 6. Junſt, Meiſter Johann Philipp Straus, Burger und Baͤcker allhier, Hrn
Wilhelm Straus, Gerichtsſchoͤffen und Gemeindsmanns zu Gundernhauſen,
Oberamts Lichtenberg, ehelicher Sohn, und Sophia Charlotta, well. Meiſter
Peter Friedrichs, geweſenen Burgers und Baͤckers allhier, hinterbliebene
Wittwe.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 5. Junit, Frau Helena Margaretha Eliſabetha, well. Hrn Joh. Konrad Brauers.
zeweſenen Saftlers bei Ihro Hochfuͤrſtl. Durchlaucht dem Hoͤchſtſeligen Prinzen
Georg, hinterbliebene Wittwe, 61 Jahre, 8 Monate und 8 Tage alt.
Den 7. Junli, ans dem allhieſigen Füͤrſtl. Watſenhaus: Joh. Kraiſel, von Alsfeld,
14 Jahre und 8 Monate alt.
Eod., die Hoſpitalitin, Kathartna Roͤrichin, 70 Jahre alt.
Den 8. Juntt, Eliſabetha Dorothea, well. des Burgers und Schneidermeiſter Lauers
hinterbliebene Wittwe, 81 Jahre alt.
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Die gluͤckliche Wendung.
Der Abbe von Bois Robert, ein Guͤnſtling des Kardinals von Richelieu,
hatte einen Neffen, den er ſeinem Herrn gern vorgeſtellt haͤtte. Die Koͤnigliche
Eminenz luſtwandelte damals eben in dem Garten ihres Pallaſtes, der jezt das
Palais=Noyal heißt, um ein groſes Baßin, umgeben von einer ſo groſen Menge
von Hoͤflingen und Hofſchranzen, daß der Abbe ſich vergebens durch die Preſſe
draͤngte, und endlich alle Hofnung aufgab, ſich und ſeinen Neffen auf eine andre
Art, als durch einen Coup declat bemerken zu machen. Auf einmal ergriff er
den jungen Burſchen, der am Rande des Baßins neben ihm ſtand, und warf
ihn ins Waſſer. Es war deſſen nicht ſo viel, daß es Gefahr gehabt haͤtte; aber
doch genung, um tuͤchtig eingenetzt und beſudelt zu werden. Dieſer Vorfall
machte natuͤrlicher Weiſe Lerm unter dem Gefolge der Eminenz; einige ſchrien,
andre lachten. Der Kardinal ſelbſt drehte ſich daruͤber um, und verlangte zu
wiſſen, was es ſei? - Es iſt mein Neffe, ſagte Bois Robert, den ich Ew.
Eminenz praͤſentire, und zu Gnaden empfehle; er hat deren ſehr vonnoͤthen.-
Dieſe neue Art, jemand vorzuſtellen, kam den Kardinal ſehr luſtig vor. Des
Abends, beym Schlafengehen, ſagte er zu Bois Robert: Biſt du naͤrriſch,
Abbe, daß du mir deinen Neffen in dem Aufzug vorſtellteſt, worin er dieſen
Morgen war? - Ich weiß was ich thue, gnaͤdiger Herr, ſagte der Abbe.
Haͤtt ich ihn Ew. Eminenz ſo wie einen andern ſeines gleichen vorgeſtellt, ſo wuͤr=
den
Sie ihm keine Acht gegeben haben; aber mittelſt dieſer kleinen Wendung hoffe
ich, Ew. Eminenz werden ſich ſeiner erinnern, und nicht vergeſſen, etwas fuͤr
einen Menſchen zu thun, der ſein Leben dran gewagt hat, um das Gluͤck zu
haben, Ihnen vor Augen zu kommen. - Das Ding half. Der Kardinal
erinnerte ſich wirklich des Neffen gleich am folgenden Morgen, und gab ihm eine
gute Pfruͤnde, auf die der Menſch, wenn er ſie ſeinen Verdienſten haͤtte zu
danken haben ſollen, vermuthlich noch lange haͤtte warten koͤnnen.