Darmstädter Tagblatt 1785


07. Februar 1785

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Anno 1785.
den 7. Februarius.

Rum. 6.

Mit Hochfuͤrſtl.
gnaͤdigſtem
Darmſtaͤdti=
nzeigungo
.
zu finden in der
Hof= und Canzley=

Heſſiſchem
Privilegio.
ſches Frag=und
olattgen,
Hochfuͤrſtlichen
buchdruckeren.

Victualien= und Marktpreis.

kr. 1P.
62
Ein 15 Ochſenfleiſch
1 Rindfleiſch 5½ kr. a. 6
6
1 Kalbfleiſch
1 = Hammelfleiſch
1 Schaffleiſch
1 Schweinenfleiſch
1 Schinken u. Doͤrrfl. 13½
Speck= 15
1 = Nierenſett = 14
1 = Hammelsfett= 1 10
Schweinenſchmalz 14
Ein Kalbsgekroͤß = 6a8
10
Ein Kalbsgeluͤng =
Ein Hammelsgeluͤng=
116 Ochſengeluͤng =
1 Suͤlzen =
1 Bratwuͤrſt = = 510½
1 Leber=u. Blutwuͤrſt,6
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung:32
Ein Kalbskopf =
Ein Hammelskopf =
Ein Kalbsſus=
fl
. )kr.
Ein Malter Korn
Ein Malter Gerſten =
Ein Malter Waizen =
Ein Malter Spelzen
Ein Malter Hafer,
Ein Malter Rockenmehl/
Ein Malter Weismehl = 8

kr.
Ein Kumpf Hafermehl = = 30
1 Kpf geſchaͤlter Hirſen
50
1 Kpf grob geſch. Gerſte 42 4048
1 Kpf kleingeſchaͤlterGerſten 64180
1 Kumpf Erbſen = 1 24
1 Kumpf Linſen =
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im Hauſe=
= uͤber die Straſe=
1 Maas Jungbier im Haus=
und uͤber die Straſe=
1 Maas Bierhefe
1. Maas Kuh=oder Geiſemilch
1 Pfund friſche Butter = 16
1 Pfund Handkaͤs der beſten
Dieubrige Handkaͤſe 4-5 Stuͤck
Eyer 5 u. 6 Stuͤck vor
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartoffeln
Brodtaxe und Gewicht.
Pf.
Vor 2kr. Brod ſoll wiege
Vor4kr. dito
Vorskr. dito
Vor1kr. Kuͤmelbrod oder
Gemiſchtesbrod =
Vor2kr. dito
Vor 1 kr. Waſſerweck=
Vor1kr. Milchweck
Vor 1kr. Milchbrod
Ein 5=pfuͤndiger Laib, ſogenanntes
Comiß=Brod ſoll gelten 9 Kr. 2 Pf.

Fuͤrſtl. Heſſiſche Polizeydeputation dahier,

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤglich ſind.

1. Sachen, ſo zu verkaufen.
Darmſtadt. Nachdeme das Burger und Kiefermeiſter Herzbergiſche; in der Ka=
planeygaſſe
allhier gelegene= von den Sulzmaͤnniſchen Erben und Tambour Maurer be=
furchte
Wohnhaus, dringender Schulden halber, naͤchſtkuͤnftigen Bättag auf allhieſigem
Rathhaus öͤffentlich aufgeſteckt und dem Meiſtbietenden uͤberlaſſen werden ſoll; als wird
ſolches zu dem Ende hiermit bekannt gemacht, damit die Luſttragende ſich alsdann ein=
finden
und mitbſeten moͤgen. Darmſtadt den 9ten Febr. 1785.
Fuͤrſtl. Beſſ. Oberamt daſelbſt.
Mittwochs den 23ten naͤchſtkommenden Monats Februar, Morgens 10 Uhr, ſollen
in dem Gaſthaus zum Trauben dahler, ein eingefuͤhrter Poſtzug aus 4ſchwarzen Meck=
lenburger
Stuttenpferden beſtehend, ſodann ein dunkelbrauner Englaͤnder, der gut zu=
geritten
, gegen gleichbaldige baare Bezahlung au den Meiſtbietenden oͤffentlich verkauft
werden, welches dem kaufluſtigen Publiko zur Nachricht hierdurch bekannt gemacht wird.
Darmſtadt den 29ten Jan. 1785.
Im Niederfeld, rechter und linker Hand der breiten Allee, iſt ein Garten, 42 und
eine halbe Ruthen haltend, mit einem einſtoͤckigen Haͤusgen verſehen, und ringsum mit
neuen tannenen Planken umgeben, aus freyer Hand zu verkaufen. Das Weitere kann
in der Buchdruckerei im Lottohauſe erfragt werden.
Den 9ten Febr. ſollen zu Gruͤnberg auf dem Rathhaus theologiſche und andere Buͤcher
oͤffentlich verſteigert und gegen baare Bezahlung uberlaſſen werden. Liebhaber in der
Gegend koͤnnen ſich alſo auf den beſtimmten Tag einfinden.
II. Sachen, ſo zu verpachten.
Darmſtadt. Nachdeme der Wildhaut=Kontrakt der in hieſiger Obergrafſchaft ein=
gehenden
Wildhaͤuten mit Ende vorigen Jahrs zu Ende gegangen, und den 10ten des
naͤchſtkuͤnftigen Monats Februarii, Vormitags um 10 Uhr, auf Fürſtl. Oberforſtamt
dem Meiſtbietenden in einen ferneren dretjaͤhrigen Beſtand. überlaſſen werden ſoll; als
wird ſolches dem Publiko zu dem Ende hiermit bekannt gemacht, damit die hierzu Luſt=
habende
ſich in termino daſelbſten einfinden und mitbieten mogen. Darmſtadt den 8ten
Januaz. 1785.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Gberforſtamt daſelbſt.

III. Sachen, ſo zu vermiethen.
In der langen Gaſſe No. 191. ſind drei Logis zu verlehnen, beſtehen in Stube, Kam=
mer
, Kuͤche, Keller und Holzplatz, welche ſogleich bezogen werden koͤnnen.
Nahe am Loͤwenbrunnen iſt ein Logis zu vermlethen, welches in einer Stube, Kam=
mer
, Küche und Holzplatz beſtehet. Bei wem? wird in der Buchdruckerei im Lotto=
hauſe
geſagt.

Ohnweit dem kleinen Roͤhrbrunnen iſt ein Logis, welches auf die Straſe gehet, zu=
vermiethen
, beſtehet in einer Stube, Kammer, Küche und verſchloſſenen Holzplatz.
Das Naͤhere iſt in gedachter Buchdruckeret zu erfragen.

IV. Capitalia, ſo zu verlehnen.
Vierhundert Gulden ſind auf eine gerichtliche Hypothek zu verlehnen. Ferner llegen
700 fl. gegen eine gerichtliche Hypethek zum Auslehnem parat; und kann desfalls das
Weitere in der Buchdruckeret im Lottohauſe erfraget werden.

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V. Zahlenlotterie Anzeigen.
Bel der mlt bekannter guter Ordnung und den veſtgeſetzten Solenmitaͤten vollzogenen
90ſten Ziehung der Hochf. Heſſen=Marburgiſchen gnaͤdigſt garantirten Zahlen=Lotterte,
ſind dieſe Nummern:
50.
65
63.
aus dem Glücksrade gezogen worden. Die 160te Ziehung in Darmſtadt geſchlehet den
9. Febr. Die 227te Ziehung in Caſſel, den 16. Febr. Die 91 te Ziehung in Marburg.
den 23. Februar, und ſo fort von 3zu 3 Wochen. Darmſtadt den 2. Febr. 1785.
Generaldirection der Hochf. BHeſſen=Darmſtaͤdtiſchen garantirten Jablenlatteria.

Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 29. Jan. bis den 5. Febr. 1785.
Herr Weiſenbruch, Amtmann von Crumbach, log. in dem Engel.
Herr Eyſſele, Kaufmann aus Durrwangen, log. in dem Schwanen.
Herr Wenzel, Galanteriehändler aus Mainz, log. in dem froͤhlichen Mann=
Herr Bitſch, Tanzmeiſter aus Mannheim, l09. in dem Löwen.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers.
Herr von Baſſenheim, von Friedberg, den 29. Jan. Herr von Beller, Preuſſiſcher
Major, den 30ten. Herr Dick, und Herr Schalk, Kaufleute von Frankfurt,
den 31ten. Herr Graf von Henneberg, den 1. Febr. Herr von Walbrunn,
Kapitaln in hollaͤndiſchen Oienſten, vom Regiment Baden=Durlach, eod.
Herr Baron Waͤchter, Koͤnigl. Daͤniſcher Geſandter, eod. Herr von Bieler,
Ruſſiſch=Katſerlicher Legationsrath, eod. Herr Buſch, Kaufmann von Frank=
furt
, den 2ten. Herr Maderer, Kaiſerlicher Kommiſſarius, eod. Herr von
Maſſenbach, Katſerlicher Rittmeiſter, den 3ten, Herr von Walbrunn, Kam=
merherr
von Durlach, den 4ten. Herr Winter, Lleutenant von dem KatſerL.
Steiniſch.u Freikorps, eod.

Gebohrne, Getaufte, Copulirte und Verſtorbene
in voriger Woche.
Gebohrene und Getaufte.
Den 30. Jan., dem Füͤrſtl. Konßiſtortalaſſiſſer, Fiſcal und Regierungsadvokat, Herrn
Georg Wilhelm Ernſk Hertel, ein Toͤchterlein.
dem Burger und Mezgermeiſter, Johannes Foͤrſter, ein Soͤhnlein.
Den 31.
Den 4. Febr., dem Burger und Hufſchmidtmeiſter, Johann Karl Mayer, ein Soͤhnlein.
Copulirte.
Den 2. Febr., Herr Johann Juſtus Schmitt, Parforcejaͤger, bei Ihro Hochfürſtlichen
Durchlaucht dem Herrn Erbprinzen allhier, Herrn Johann Phillpp
Schmitts, Rathsverwandtens und Handelsmanns allhier, aͤlteſter ehe=
lcher
Sohn, und Maria Ellſabetha, weil. Herrn Johann Chriſtlan
Noͤlls, Fuͤrſtl. Mundkochs allhier; nachgelaſſene eheliche Tochter.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 31. Jan., der Hrrrſchaftliche Reitknecht allhier, Johannes Biehl, 57 Jahre alt.
Eod. iſt aus der Armenkaſſe begraben worden: der Wilhelmiſchen Tochter, ein unehe=
llch
Soͤhnlein, 3 Jahre und 11 Wochen alt.
Den 1. Febr., der Lauffer, bei Ihro Hochfuͤrſtl. Durchlaucht dem Herrn Erbprinzen,
Konrad Buͤchſel, 53 Jahre alt.
Den 2. 5 iſt aus der Armenkaſſe begraben worden: Kathartna Eliſabetha, des
geweſenen Fuhrmann Dickels, hinzerbliebene Wittwe, alt-

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Der dankbare Tuͤrke.
Osmann war in dem Serail oder Pallaſt des Großſultans erzogen worden,
des vormals blos fuͤr die ehriſtlichen Tributkinder (1) von Stande beſtimmt war.
Im Jahre 1698 oder 1699 kam Osmann Aga, ungefaͤhr im 25ten Jahre ſeines
Alters aus dem Serail, wo er das Amt des Martolos Bachi, oder Aufſehers
der Wagen verwaltete. Er ward ernannt, eine Ordre des Sultans zu uͤber=
bringn
, und ihm aufgetragen, einige Beys (2) in Egypten wieder in ihre
Guͤter einzuſetzen, die man ihnen waͤhrend einigen Unruhen genommen hakte.
Er that ſeine Reiſe zu Lande bis nach Seide, wo er, um die Araber zu vermei=
den
, die das Land unſicher machten, ſich auf einer Saike (3) einſchiffen mußte,
die nach Damiette, (einer groſen Handelsſtadt in Niederegypten) beſtimmt war.
Auf dieſer kurzen Ueberfahrt traf die Saike auf einen Korſaren von der Inſel
Majorca. Obgleich die Tuͤrken ihnen nicht gewachſen waren, ſo wehrten ſie
ſich doch als Verzweifelnde. Osmann that ſich durch ſeine Unerſchrockenheit het=
vor
, und waͤre der Muth ſeiner Reiſegefaͤhrten dem Seinigen gleich geweſen,
ſo waͤren ſie vielleicht der Selaverei entgangen. Osmann von Wunden bedeckt,
wurde, die Waffen in der Hand, gefangen genommen: und der Korſar, um
ſein Schiff wieder auszubeſſern, lief mit ſeiner Priſe in Maltha ein.
Die Proben von Tapferkeit, die Osmann waͤhrend des Handgemenges ge=
geben
, oder vielmehr die Achtung, mit der ihm die Seinigen begegneten, und
mithin die Hoffnung eine groſe Ranzion fuͤr ihn zu ziehen, machte, daß man
ihn von den Gefaͤhrten ſeines Ungluͤcks unterſchied. Er war nicht auſſer Gefahr,
als er in Maltha ankam. Beſonders war eine Wunde, die er in der Huͤfte
bekommen, ſehr betraͤchtlich. Er blieb davon lahm, und daher bekam er auch
den Spottnamen Topal, oder der Hinkende.
Sobald der Korſar im Hafen eingelaufen war, begab ſich der Kapitain des
Hafens zu Maltha, Vimcent Arniaud, von Marſeille gebuͤrtig, an Bord des
Schiffes, wie es ſein Amt mit ſich brachte.
Osmann, mit Feſſeln beladen, ſah ihn kaum, als er folgenden ſonderba=
ren
Antrag an ihn that: Thu eine groſe Handlung, kaufe mich los, du ſollſt
dabei nichts verliehren. Arniaud ohne darauf zu antworten, fragte den Kor=
ſaren
, wie viel er Ausloͤſung fuͤr dieſen Selaven verlange. Er forderte 1000
Zechinen. Arniaud wandte ſich zum Osmann, und ſagte zu ihm: Ich ſehe
dich zum erſtenmale in meinem Leben, ich kenne dich nicht, und du traͤgſt mir an,
fuͤr deine Ranzion tauſend Zechinen zu geben? - Wir thun beide, verſetzte
Osmann, was uns geziemet. Was mich anbetriſt, ſo iſt es natuͤrlich, daß ich
alles anwende, mich in Freiheit zu ſetzen. Du auf deiner Seite haſt ein Recht,
ein Mißtrauen in meine Treu und Glauben zu ſetzen. Ich kann dir keine Ge=
waͤhr
fuͤr mein Wort geben, und du haſt auch keinen Grund darauf zu rechnen. Willſt
du indeſſen die Gefahr laufen, ſo ſage ich dir nochmals, es ſoll dich nicht gereuen.
(1) Die Tuͤrken haben nach der Zeit dieſer Stellen fuͤr ihre eigne Kinder geſucht,
ſo daß heut zu Tage faſt alle Zoͤglinge des Serall vom tuͤrkiſchen Geſchlechte ſind.
(2) Oberſter Befehlshaber.
er Levante gebraͤuchlich, und zur
(3) Ein klein griechiſches Schiff, das
(Die Fortſetzung folgt.)
Ueberbringung der Waaren beſeimmt iſt.