Darmstädter Tagblatt 1778


07. Dezember 1778

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Anno. 1778.
den 7. Dec.

Num. 42.

Mit Hochfuͤrſtl.
gnaͤdigſten
Darmſtaͤdti=
Anzeigungs=
zu
finden in der
Hof=u. Regierungs=

Victualien
kr.
6
Ein E Ochſenfleiſch
1 = Rinfleiſch

1 = Kaldfleiſch
.
1 = Hammelfleiſch
= 4
1 Schaffleiſch
Schweinenfleiſch= 6
1
1 = Schinken u. Doͤrrfl., 12
1 = Speck = 15
5. 6.
13
1. = Nierenfett
1 = Hammelsfett= 1.
1 = Schweinenſchmalz 113
Ein Kalbsgekroͤß = 6
Ein=Kalbsgeluͤng= 12
Ein Hammelsgeluͤng = 5
1E Ochſengeluͤng =
1 = Suͤlzen =
1 = Bratwuͤrſt = 10
1 = Leber=u. Blutwuͤrſtſ6
Eine geſ. oder ger Ochſenzung= 28
Ein Kalbskopf 8. 10 a 12
= 5
Ein Hammelskopf
Ein Kalbsfus=
fl
.
Ein Malter Korn = 4
Ein Malter Gerſten. . 14
Ein Malter Waizen =
Ein Malzer Spelzen=
4
Ein Matter Hafer.
Ein Malter Rockenmehl, ½
Ein Malter Weismehl =16

Heſſiſchem
Privilegio.
ſches Frag=und
biattgen
Hochfuͤrſtlichen
buchdruckerey.
und Marktpreis.
f.
kr.
Ein Kumpf Hafermehl = 24
1 Kunpf geſchaͤlter Hirſen = 140
1 Kumpf grob geſchaͤlter Gerſte 40
1 Kumpf kleingeſchaͤlterGerſtenſ64
1 Kumpf Erbſen = 24
1 Kumpf Linſen =
24
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im Hauſe= 4
7 uͤber die Straſe =. 4
1 Maas Jungbier im Haus 3
und uͤber die Straſe=3
1 Maas Bierhefe
24
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch 516
1 Pfund friſche Butter = 14 15
1, Pfund Handkaͤs der beſten
Die ubrige Handkaͤſe 5a6 Stuͤck 4
Eyer 5 Stuͤck vor
Ein aufgeſetzter KumpfKartoffeln!8
Brodtaxe und Gewicht.

kr.
50
20

8
30

Vor 2kr. Brod ſoll wiege
Vor4kr. dito =
Vorskr. dito

Vor1kr. Kuͤmelbrod oder
Gemiſchtesbrod. =
Vor 2 kr. dito =
Vor 1kr. Waſſerweck=
Vor 1kr. Milchweck
Vor 1 kr. Milchbrod

Pf. L. 1 1 2 2 3 3 11 22 10 6

O2.

Fuͤrſtl. Heſſiſehe Polizeydeputation dahier,

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,

ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤtglich ſind.

I. Sachen, ſo zu verkaufen.

Darmſtadt. Nachdeme des Muͤllermeiſter Ludwig Baͤren von gnaͤdigſter Herr=
ſchaft
zur Erbleyhe habende ſogenannte Koppenmuhle bey Eberſtadt ſamt Zugehoͤrungen.
welche in folgenden noch alleſamt in ganz gutem Stand ſich befindenden Stuͤcken,
nemlich: 1) in dem rund um in ſteinernem Sarg ſtehenden und mit drey Mahlgaͤngen
verſehenen Hauptmuͤhlenbau, deſſen beyde Glebel auch voͤllig aufgemauret ſind, 2) in
einer wohlgehauet= und ebenfalls in ſteinernem Sarg ſtehenden beſondern Oelenmuͤhle,
3) in denen alleſamt gleichermaßen in Mauern ſtehenden Nebengebaͤuden, als Pferd=
und Kuͤheſtaͤllen, Scheuer, Kelterhauß, worunter ein großer gewoͤlbter Keller ſich be=
findet
, und vier Gefach Schweinſtaͤlle, ſodann 4) in einem ohngefaͤhr drey Viertheil
Land haltenden ſchöyen Obſt= und Graßgarten bey der Muͤhl, und weiter 5) noch in
einem halben Viertheil Land oberhalb der Muͤhl zwiſchen der Modau= und Muͤhlbach,
beſtehet, Mittwochen den 23ten December dieſes Jahrs.Morgends um 9 Uhr auf dem
Ratthauß zu Eberſtadt nochmalen öͤffentlich aufgeſteckt werden ſoll; Als wird ſolches
zu dem Ende hiermit bekannt gemacht, damit die Luſttragende ſich alsdann zu gedachtem
Eberſtadt einfinden und mitbjeten moͤgen. Darmſtadt, den 28. Nov. 1778.
Fuͤrſtl. Beſſiſches Oberamt daſelbſt.
Darmſtadt. Bey dem Buchbinder Wuͤſt am Schloßgraben wohnhaft, ſind zu
haben, genealogiſche Sackcalender, als: 1) Berltner, das Stuͤck a 1. fl. 20. kr. 2)
ditto Franzoͤſiſche a 1.fl. 24. kr. 3) Lauenburger a 1. fl. 12. kr. 4) Goͤttinger teutſch
und franzoͤſiſch das Stuͤck a 1. fl. 12. kr.
In allhieſiger Buchdruckerey im Lottohauſe iſt zu haben: 1) Kinderfreund, ein Wochen=
blatt
, 8ter Th. fuͤr 32 kr. 2) Popens 6ter Th. fur 26 kr. 3) J. N. Hertii opuſculorum
Tomi Tres. Frf. 1700. gebunden fuͤr 2 fl.
II. Sachen, ſo zu verpfachten.
Darmſtadt. Nachdeme der dreyjaͤhrige Beſtand wegen des alleinigen Wachhol=
derbeeren
=Klopfens in denen Forſten der hieſigen Obergrafſchaft mit dieſem Jahr zu
Ende gehet, und dahero verordnet worden, daß ſolcher wiederum auf drey Jahre ander=
waͤrts
oͤffentlich aufgeſtecket werden ſolle, wozu Terminus auf den 14ten December,
des Morgens 10 Uhr hiermit anberaumet worden; Als wird ſolches zu jedermanns
Nachricht hiermit bekannt gemacht, und koͤnnen diejenige, ſo dazu Luſt haben, ſich in
obigem Termin dahier auf Fuͤrſtlichem Oberforſtamt bey der Verſteigerung einfinden, die
Conditiones anhoͤren und mitbieten. Darmſtadt, den 14. Nov. 1778.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Oberforſkamt daſelbſt.
Breckenheim. Nachdeme die in der Herrſchaſt Epſtein mit Ende dieſes Jahres
leyhefaͤllig werdende Kaminfegerey von Anfang kunſtigen Jahrs an, auf anderweite
echs Jahre an den Meiſtbietenden, ſalva ratificatione Hochfurſtlicher Renthkammer,
oͤffentlch verliehen werden ſoll, und Terminus zur Verſteigerung auf Montag den
14ten des naͤchſtkommenden Moncts 2ecember anberaumet worden; Als wird ein
oſches zu jedermonns Wiſſnſchaft zu dem Ende hierdurch bekannt gemacht, damit die=
enigen
, welche hierzu Luſten bezeigen, in termino præfixo Morgends um 9 Uhr bey
Fuͤrſtl. Rentherey zu Breckenheim ſich einfinden, die Conditiones vernehmen, und nach
Gefallen mitbieten moͤgen. Breckenheim, den 24 Nov. 1778.
J. L. Metzler.
1II. Sachen, ſo zu vermiethen.
Darmſtadt. Ein ſehr beqnem und mit allen noͤthigen Meublen verſihenes Logls,
ſtehet an eine ledige Perſon, welcher auch die Aufwartung koͤnnte geleiſtet werden, zu ver=
lehnen
. Naͤhere Nachricht giebt maan in der Buchdruckerey lm Lottohauſe.

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1V. Capitalia, ſo zu verlehnen.
Darmſtadt. Dreyhundert Vierzig Fuͤnf Gulden Pupillengelder ſind gegen gerichtl.
Hypolheck zu5 pro Cento zu verlehnen, und iſt bey Ausgeoern dieſes naͤhere Nachricht
einzuhohlen.
V. Sachen, ſo verlohren.
Graͤfenhaußen. Am letztern Donnerſtag iſt daſelbſt ein ſchwarzgrauer Boſſier=
hund
mit einem ledernen Halsband auf der Straße nach Darmſtadt zu, verlohren ge=
gangen
. Wer ſolchen allenfalls aufgefangen, oder einige Wiſſenſchaft hat, wo er hinge=
kommen
, der beliebe ſolches bey dem Johannes Berz in Graͤfenhaußen gegen ein Recom=
pence
von einem Gulden anzuzeigen.
Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 28. Nov. bis den 5. Dec. 1778.
Herr Boͤck, Kaufmann aus Tyrol, log. im Schwanen.
Herr Klotz, Kaufmann aus Tyrol, log. in der Cron.
Herr Renz, aus dem Wuͤrtembergiſchen, log. im Loͤwen.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers.
Herr Wappeler, Kaufmann aus Mannheim, den 29. Dec.
Herr von Rodenhof, Oberforſtmeiſter, und
Herr von Bieber, Cammerherr aus Fulda, den 30. Dec.
Herr Klees, Poſtmeiſter von Frankfurt, eod.
Herr Chelius, Amtsaſſeſſor von Umſtadt, eod.
Herr von Blettenberg, Kayſerl. Major, den 3. Dec.
Herr von Firfilier, Major in franzoͤſiſchen Dienſten, eod.
Ihro Durchlaucht Prinz Friedrich von Heſſencaſſer, den 4. Dec.

Gebohrne, Getaufte, Copulirte, und Verſtorbene
in voriger Woche.
Gebohrne und Getaufte.
Den 3. Dec., dem Burger und Schreilnermeiſter, Georg Wlhelm Kieſtner, ein Toͤchterl.
dem herrſchaftl. Wagenknecht, Joh. Georg Koͤhler, ein Soͤhnlein.
Den g.
Eod. dem Einwohner und Taglöͤhner, Joh. Michael Kremrich, ein Soͤhnlein.
Copulirte.
Hr. Joh. Frted. Enderle, Herrn Wilh. Gottf. Enderle, Fuͤrſtl. Concertmeiſters allhier, ehel.
Sohn, und Cophia Carolina Herrn Joh. Chriſtoph Albrechts, Fuͤrſtl. Hof=
trompeters
allhier, eheliche Tochter.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 29 Nov., Catharina Renneiſin, von hier gebuͤrtig, 35. Jahre alt.
Den 3. Dec, der Cliſabetha Oſtin, gebuͤrtig von Lichtenberg, ein unehelich Soͤhnlein,
8. Wochen alt.

Der Junker und der Bauerknabe.
(Aus dem Miederſaͤchſiſchen Wochenblatt fuͤr Knder.)
unker Carl war einſt mit ſeinem Hofmeiſter aufs Feld ſpazieren gegangen. Unterwe=
ges
begegnete ihnen ein kleiner Bauerknabe, ohngefaͤhr von gleicher Groͤße mit Carl=
der
einen groß.n Korbvoll Fruchte in die Stadt trug. Ein lebhaftes Roth gluhte auf
ſeinen Wangen, Munterkeit und Freude glaͤnzten aus ſeinen Augen, und ſein wohl
proportionirter und ausgewachſener Koͤrper verrſeth ſeine jugendliche Staͤrke. Freund=

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lich gruͤßt; er den Junker im Vorbeygehen.Sehen Sie da, ſagte der Junker zu
ſeinem Hofmeiſter, welch ein ſchoͤner munterer Knabe! Wollen wir ihn nicht anreden ?
Viellecht koͤnnen wir ihn mit in die Stadt nehmen; denn mein Papa ſagte doch
neulich zu Ihnen, daß er mir zur Geſellſchaft und Aufmunterung ein armes gutge=
artetes Kind zu ſich nehmen wolle. Oieſer Knabe wird meinem Papa gewiß gefallen.
Unſchuld und naturlichen Verſtand reden aus allen ſeinen Mienen. Oer Hofmeiſter
war damit zufrieden, und ſie holten den Knaben bald ein.
Hoͤr? mein gutes Kind, ſagte Carl, was traͤgeſt du denn da im Korbe ?
Ich trage Früchte, die meine Mutter in die Stadt verkauft hat.
Wirſt du denn nicht müde, armes Kind, einen ſo ſchweren Korb zu tragen ?
Der Korb iſt fuͤr meine Kraͤfte nicht zu ſchwer, und der Weg iſt nicht weit.
Du mußt alſo recht ſtark ſeyn. Keine funfzig Schritte truͤg; ich den Korb; und ein
bloſer Spaztergang ermuͤdet mich.
Das tann wohl ſeyn.So ſind wir auf dem, Dorfe wohl ſtaͤrker, als man in der
Stadt iſt. Da moͤgt' ich nicht in der Stadt ſeyn. Ich werde heute noch ſchwerere
Arbeit verrichten, als. die.
In der Stadt aber leben wir doch viel beſſer und vergnuͤgter, als auf dem Lande.
Das weiß ich nicht. Aber ich bin doch ſo vergnuͤgt, daß ich nicht begreife, wie
man vergnuͤgter leben kann.
O. ich hoͤre wohl; du kennſt die Vergnügungen der Stadt nicht! Glaube mirs
nur auf mein Wort. Haͤtteſt du denn nicht Luſt, es einmal in der Stadt zu ver=
ſuchen
, und bey einem vornehmen Herrn zu leben ?
Warum ſollt: ich etwas anders wuͤnſchen, als ich habe, da ich gluͤcklich und zufrie=
den
bin ? Und wenn ich nach Ihnen, mein junger Herr, urtheilen ſoll, ſo ſind Ste
wohl nicht ſo vergnügt in der Stadt, als wir auf dem Lande.
Wie ſo? Wie kennſt du mich, daß du ſagen kannſt, ob ich vergnuͤgt bin, oder nicht ?
Ich denke, wer ſo ſchwach und blaß ausſieht, wie Ste, der kann nicht ſehr ver=
gnuͤgt
ſeyn. So ſah ich aus, als ich einſt krank=geweſen war, und da war ich auch.
gar nicht veranugt. Jede kleine Arbeit verdroß mich, und dieſer Korb war mir zu
ſchwer.
Muß man denn eben ſtark ſeyn, wenn man vergnuͤgt ſeyn will L Doch ich hoͤre
wohl, daß du nie in der Stadt geweſen biſt, und ihre Vergnüͤgungen gar nicht kennſt.
Ich bin oft in der Stadt geweſen; aber mir ſchien es nicht ſo luſtig darinn zu ſeyn
als auf dem Lande. Mich dünkte auch, daß die wenigſten Menſchen recht vergnuͤgt
waren. Aber ſo ſagen Sie mir doch, was das für Vergnügungen ſind, die uns auf
dem Lande fehlen ?
Was eßt ihr auf dem Dorfe ?
O, recht ſchoͤne Sachen! Brod und Milch und Fruͤchte und Fleiſch und
Genug! Ich habe wohl eher eure Mahlzeiten angeſehen, und ich bekam gewiß keinen
Appetit, davon zu eſſen. O. du ſollteſt nur einen Mittag bey uns eſſen; ſo wuͤrdeſt du
gewiß deine ſchlechten Dorfſpeiſen verlaſſen. Da haben wir vielerley Arten von Fleiſch,
auf hunderterley Weiſe zugerichtet; da haben wir koͤſtliche Bruhen, Paſteten, Lorten,
Auſtern, Eingemachtes, Confect, und hundert ſolche Sachen, eins delicater als
das andre.
Ich verſtehe nicht was das iſt; ober das weiß ich, daß mir nichts beſſer ſchmeckt,
als meine Speiſen. Ich war einmal auf einer Hochzeit, da gab man mir auch vieler=
ley
, das ich nicht kannte; aber nichts ſchmeckte mir, und von dem wenigen, was ich
davon , ward ich den andern Tag faſt krank. Ich ſahe auch, daß alle Leute, die
ſo gern davon aßen; nicht ſo geſund und munter waren, als ich.
Du ſollteſt bald anderſt denken lernen, einfaͤltiges Kind, wenn du eine Zeitlang bey
uns in der Stadt gelebt haͤtteſt. Und trinkeſt du auf deinem Dorfe auch wohl Thee,
Kaffee, Chokolade, Limpnade ?
Was iſt das 2 Sie meynen doch wohl nicht das warme ſüße Getraͤnk wovon mir
einmal ſo uͤbel wurde? Das moͤgt' ich nicht trinken. Schmeckt es beſſer als friſche
Milch, oder ſtillt es den Durſt ſo gut, als klares Waſſer ?
Ach Waſſer! Das mag mir ein herrliches Leben ſeyn: Brod und Milch und
Waſſer!
( Die Fortſezung folgt künftig.)