Num. 20.
Anno 1778.
den 18. May.
Mit Hochfuͤrſtl.
gnaͤdigſten
Darmſtaͤdti=
Anzeigungs=
zu finden in der
Hof=u. Regierungs=
Heſſiſchem
Privilegio.
ſches Frag=und
valergli
Hochfuͤrſtlichen
buchdruckerey.
Victualien= und Marktpreis.
Ein E Ochſenfleiſch =
1 = Rindfleiſch =
1 = Kalsfleiſch
1 = Hammelfleiſch =
= Schaffleiſch =
Schweinenfleiſch=
1
1 Schinken u. Doͤrrfl.
1 = Speck =
„
Nierenfett =
1
= Hammelsfett=
Schweinenſchmalz
Kalbsgekroͤß =
= Kalbsgeluͤng =
= = Hammelsgeluͤng=
= Ochſengeluͤng
1 = Suͤlzen =
1 Bratwuͤrſt =
= Leber=u. Blutwuͤrſt
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung
Ein Kalbskopf = 6 a
Ein Hammelskopf
„
Ein Kalbsfus =
Ein Malter Korn =
Ein Malter Gerſten =
Ein Malter Waizen =
Ein Malter Spelzen=
Ein Malter Hafer =
Ein Malter Rockenmehl=
Ein Malter. Weismehl =
Ein Kumpf Hafermehl =
=
1 Kumpf geſchaͤlter Hirſen =
1 Kumpf grob geſchaͤlter Gerſt=
1 Kumpf kleingeſchaͤlterGerſten
1 Kumpf Erbſen =
1 Kumpf Linſen
„
1 Maas Merz= oder Lagerbier
im Hauſe=
= uͤber die Straſe;
1 Maas Jungbier im Haus
und uͤber die Straſe=
1 Maas Bierhefe =
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch
1 Pfund friſche Butter
1 Pfund Handkaͤs der beſten
Die ubrige Handkaͤſe 5a6 Stuͤck
Eyer 8a 9 Stuͤck vor
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartoffeln
kr.
18
32
40
56
24
24
4
4
4
4
24
4
12
6
4
6
Brodtaxe und Gewicht.
Vor 2kr. Brod ſoll wiege
Vor4kr. dito =
Vorskr. dito =
Vor1kr. Kuͤmelbrod oder
Gemiſchlesbrod =
Vor 2kr. dito =
Vor 1 kr. Waſſerweck,
Vor1 kr. Milchweck
Vor 1 kr. Milchbrod
Fuͤrſtl. Zeſſiſche Polizeydeputation dahier.
[ ← ][ ][ → ]Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤglich ſind.
I. Sachen, ſo zu verkaufen.
Darmſtadt. Nachdem bis Mittewoch, als den 20ten dieſes Monathes, und die
folgende Taͤge, in dem Kammerdiener Meyeriſchen Hauſe in der neuen Vorſtadt,
Sil=
ber, Kleider, Weißzeug, Bettwerk und allerlei Hausrath, wie auch einige oͤkonomiſche
Buͤcher, an den Meiſtbietenden gegen gleich baare Bezahlung verſteigt werden ſollen;
ſo wird dieſes zu jedermanns Nachricht hierdurch bekannt gemacht. Signatum
Darm=
ſtadt, den 16. May 1778.
Von Kommiſſionswegen.
Schoͤndorf, fuͤrſtl. Reglerungsſekretarius.
Darmſtadt. Nachdeme in dem geweſenen Burger und Becker Sprengeriſchen
Hauſe in der neuen Vorſtadt gelegen eine Scheuer von 40 Schuh lang und 26 breit,
wor=
innen zwey geraͤumliche Staͤlle, nehmlich ein Pferd=und ein Kuͤhſtall; ſodann auf
bey=
den Seiten ein Bahren, alles mit eichnen und noch ſehr gut conditionirten Holz und
Zie=
gelplatten auf den Abbruch an den Meiſtblethenden gegen baare Bezahlung uͤberlaſſen
werden ſoll; als wird dieſes zu dem Ende hierdurch bekannt gemacht, damit die
Luſttra=
gende ſolches nicht nur in Augenſchein nehmen, ſondern auch auf den 20ten May
Mor=
gens um 9. Uhr ſich bey dem Burger und Beckermeiſter Schilling allhier einfinden, und
mitbieten moͤgen. Darmſtadt, den 7. May 1778.
Ein noch recht wohl conditionirtes Clavier ſtehet billigen Preißes zu verkaufen, und
kann deßfalls in der Buchdruckerey im Lottohauſe naͤhere Nachricht gegeben werden.
II. Kapitalien, ſo zu verlehnen.
Es liegen 150 fl. gegen gerichtliche Verſicherung zum Verlehnen bereit, und iſt ſich
deßfalls in der Buchdruckerey im Lottohauſe zu melden.
1II. Sachen ſo zu vermiethen.
Bey dem Füͤrſtl. Regiments=Guͤrtler Eckel gegen dem alten Baad über iſt ein
beque=
mes Logis im zweyten Stock, welches in 1. Stube, Kammer, Kuͤche und Holzplatz
beſte=
het, auch in kurzem bezogen werden kann, zu vermiethen.
IV Sachen, ſo zu miethen geſucht werden.
Ein Logis, welches in 1. Stube, Kammer und Kuͤche beſtehen muß, wird fuͤr eine
ledige Frauensperſon zu miethen geſucht. Wer ein ſolches vorraͤthig hat, bellebe es in
der Buchdruckerey im Lottohauſe anzuzeigen.
V. Litterariſche Anzeigen.
Darmſtadt. In allhieſiger Hof= und Regierungs=Buchdruckerey iſt zu. haben:
Medea, ein mit Muſik vermiſchtes Drama. Das Stück koſtet geheftet 4 kr.
Von der Carlsruher Sammlung der beßten deutſchen proſaiſchen Schriftſteller und
Dichter ſind nachſtehende Theile um beygeſetzte Preiße angekommen und zu haben, als:
1) 66. 67. und 68. Theil, welche in Zachartä poetiſchen Werken beſtehen, für 1fl. 24 kr.
2) 69 u. 70. machen Weißens ſaͤmmtliche Trauerſpiele aus, fuͤr 1fl. 6kr. 3) 4ter
und 5ter Theil des Don Quxote, für 52 kr.
Sophiens Reiſe von Memel nach Sachſen, zweyte, ſtark vermehrte Ausgabe in
6. Theilen, welche von Benedict Hurter und Sohn in Schaffhauſen mit neuen Lettern und
ſchoͤnem Papier verlegt wird, iſt der 1te u. 2te Theil fuͤr 1fl. 6 kr. in Empfang zu neh=
men. Die uͤbrigen Theile ſollen in kurzem nachfolgen. Auch iſt für 36 kr. zu haben: Dr.
Leß Paßionspredigten, nebſt einem Anhange. 8. Schaffhauſen 1778.
Der 4te und 5te Th. von denen Kinderſchriften iſt fuͤr den bekannten Preiß abzuholen.
Will, Factor.
Angekommene fremde Herrn Paſſayiers.
Vom 9. bis den 16. May 1778.
Herr Hartmuth, Advocat von Mannheim, log. im Trauben.
Herrn Gebruͤdere Antretter, Kaufleute aus Duͤrrwangen, log. im Engel.
Herr Leo, Kaufmann aus Leipzig, und
Herr Fritz, Kaufmann aus Schwaͤbiſch=Gemuͤnd, log. im Adler.
Herr Enſele, Kaufmann aus Duͤrrwangen, und
Herr Boͤck, mit Brabanter=Spitzen, log. im Schwan.
Herr Schaͤtzlein, Stallmeiſter und Pferds=Doctor aus Duͤſſeldorf, log. in der Cron.
Auſſer den Gaſthaͤuſern logiren:
Herr von Raßfeld, Praͤſident von Zweybruͤcken, log. bey dem Herrn Geheimden=
Re=
glerungs=Rath Lehmann.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers.
Herr von Spoͤrken, Hanoͤveriſcher Cammerherr, den 10. May.
Herr Jacobt, Amtmann von Duͤrkheim, eod.
Herr von Geiſſau, Capitain vom Zweybruͤcker Crays=Regiment, eod.
Herr Falk, Churpfaͤlziſcher Rath, den 12. May.
Herr Muͤller, Loͤwenſteiniſcher Berghauptmann, eod.
Herr Henſchet, Kaufmann von Straßburg, eod.
Gebohrne, Getaufte, Copulirte und Verſtorbene
in voriger Woche.
Gebohrne und Getaufte.
Den 13. May, dem Burger und Schuhmachermeiſter, Johannes Seipel, ein Toͤchterl.
dem Daͤniſchen Soldat, Johann Conrad Leichtweiß, ein Toͤchterlein.
dem Burger und Beckermeiſter, Jacob Wilh. Dambmann, ein Soͤhnl.
1 14.
dem Burger und Strumpfwebermeiſter Friedrich Wilhelm Oppermann,
3 L5.
ein Toͤchterlein.
Copulirte.
Den 12. May, Herr Friedr. Daniel Buͤchler, Burger und Gaſthalter zum weiſen
Schwa=
nen allhier, weiland Hn. Johann Georg Buͤchlers, geweſenen
Cent=
hauptmanns und Gaſthalters zum Hirſch zu Eberſtadt, nachgelaſſener
ehelicher jüngſter Sohn, und Jungfer Margaretha Philippina, weil.
Herrn Johann Michael Ludwigs, geweſenen Gaſtholters zum weiſen
Schwanen, wie auch Rathsverwandten und Kiefermeiſters allhier,
nachgelaſſene eheliche Tochter.
Eod. Joh. Carl Fraiß, Herrſchaftl. Knecht, ein Wittwer, und Anna Catharina, weil.
Joh. Georg Karns, geweſenen Burgers u. Buͤrſtenbinders zu Worms,
nachgelaſſene eheliche Tochter.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 11. May, dem Burger und Metzgker, Ambroſius Schlothauer, ein Toͤchterlein,
2 Jahr und 9 Monath alt.
= dem Burger und Ackermann, Johann Jacob Seipel, ein Toͤchterlein,
16 Wochen alt
Den 16. May, Herr Georg Ludwig Krummel, Acceſſiſt bey Fuͤrſtl. Oberamt allhier, des
allhieſigen Marckmeiſters und Rathödiener Krummels, ehelich lediger
Sohn, 22 Jahr, 7 Monath und 3 Tage alt.
Das ſteinern
Eſelein.
n einer Stadt — wie hieß ſie doch
Ich weiß ſie nicht zu nennen,
Kann's auch nicht ſagen, ob ſie noch
Ein Menſch wird finden koͤnnen
Da nun war unter andern auch
In alter Zeit ein edler Brauch.
Sie haßten dort, ich weiß nicht wie ?
Den Undank und dergleichen,
Und ſonder Nachſicht ſtraften ſie
Den Armen und den Reichen;
Sie gaben Schimpf und Schande dem,
Dem Undayk aus dem Herzen kaͤm.
An einem Kloͤcklein vor der Stadt
Durft' in dergleichen Faͤllen,
Zu jeder Friſt, fruͤh oder ſpat,
Nur der Bedraͤngte ſchellen:
Gleich kam der edle Rath herbey,
Zu ſehen, wes der Undank ſey.
Wer ſchuldig war, ward dergeſtalt
So weiter condemniret:
Er ward, umringt von Jung und Alt,
Wohl auf den Miarkt gefuͤhret;
Sieh da! da ſtand von purem Stein
Ein wohlbehaltnes Eſelein.
Doch endlich ward das Thier auch alt,
Und kam um Seh'n und Hoͤren:
Eteh, da verdroß es ihn gar bald,
Es länger zu ernaͤhren
Tagtaͤglich trieb er's vor die Stadt,
Daß es ſich aͤß im Felde ſatt.
Da kam der Gaul - denn er war blind,
Konnt' alſo nicht viel ſchen
Zum Ort einmal, wo's Kloͤcklein ſtuͤnd,
Und iſt's mit ihm geſchehen
Daß, als er unter'm Klöcklein war,
Er ſich verfieng im Seile gar.
Und weil das Thier wollt; gern davon,
Zogs wacker an dem Seile;
Flugs gab das Kloͤcklein ſeinen Ton,
Und ſieh! in aller Cile,
Faſt ehe man ſich'8 recht verſah,
War Jung und Alt und Richter da.
und allzumal ſihn ſie das Thier,
Und wußten, wem's gehoͤrte,
und wie es ſich ſchon laͤngſtens hier
Faſt kummerlich ernaͤhrte:
Und ſchrieen alle laut und frey,
Daß es ein grober Undank ſey.
Und alls ſein Flehn, das mogte hier
Fuͤrwahr dem Mann nichts nuͤtzen;
Er mußte auf dem edlen Thier
In bloſem Haupte ſitzen;
Am Abend erſt ein Herre kam,
Der ihn herab vom Eſel nahm.
Drauf ward= nachdem ſie '8 unterſucht,
Der harte Mann citiret,
und ohne Gnads zur bittern Zucht
Des Undanks condemniret;
Und, o wer haͤtte das gedacht ?
Aufs oftberührte Thier gebracht.
Darob, wie's zu vermuthen ſteht,
Ließ keiner ſich bethoͤren,
Dem, der ihm Lieb's und Gutes thaͤt,
Mit Undank zu entehren:
Das ſteinern Eſlein mit Gunſt
Bewieß hier treflich ſeine Kunſt.
Das war nun mit dem Herren hier
Faſt ſpaßhaft anzuſehen.
Wie er ſich mußte auf dem Thier
Viel wenden und viel drehen;
Furwahr er ſaß auch gar nicht gut,
Man weiß ja, wie ein Eſel thut.
Da nun hat ſich'8 faſt wunderſam
Einsmalen zugetragen,
Daß einer drauf zu xelten kam,
Und thaͤt ihm ſo behagen,
Daß er darum ob vielem Gram
Verzehrte, und ums Leben kam.
Manch' ſchnoͤde Red; noch obendrein
Hatt' er da zu vernehmen,
Daß eer ſich auf dem Eſelein
Vor Jung und Alt mußt' ſchaͤmen:
Nach altem Brauch erſt um die Nacht
Ward er herab vom Thier gebracht.
Ein reicher Knicker halt; allhier
Ein Pferd von ſondren Gaben:
Es war kein beſſer, wackrer Thier
In dieſer Stadt zu haben;
Daher er's wohl in Obacht nahm,
Weil's ihm ſo baß zu ſtatten kam.
Das nun verdroß den Mann ſo ſehr,
Wen ſoll's auch nict verdrieſſen?
Daß er kein ruhig Sturdlein mehr
Auf Erden konnt' genleſſen;
Er haͤrmte uͤber's Eſlein ſich,
4 Daß er verzehrte und verblich.
78
41³
o-