Darmstädter Tagblatt 1751


04. Februar 1751

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den 4. Febr.
1751.
Num. V.
Mit Hochfuͤrſtl. Gnaͤdigſtem PRIVILEGIO.

Darmſtaͤdtiſches
Blaͤttgen/
Frag=und Anzeigungs=
zu
finden bey Gottfried Heinrich Eylau, Hof=Buchdrucker.

AVERTISSEMENT.

GOtt gibt unſern Wayſen noch immer mehr Gutes, als ſie koͤnnen
bitten, und lencket ſolcher Hertzen zur Mildthaͤtigkeit, an die wir nicht den=
cken
, noch die wenigſten von Perſon kennen. Ein gewiſſer von Adel auf dem
Land wurde den 29.ten Januar. durch eine vorbeygehende Fuhr mit Erbſen
beladen, an die Duͤrftigkeit unſerer Wayſen erinnert, und befahl zu Darm=
ſtadt
in dem Wayſen=Hauß 1. Malter verehrt abzuſiellen. Den 29.ten wur=
den
15. alb. uͤberſchickt, mit Verlangen vor eine ſchwache Kindbetterin zu
beten. Den 1.ten Febr. kam 1. fl. 15. alb. von einer ungenannten Perſon
auf

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auf dem Land, mit Bitte, GOtt anzuruffen, um ſeine Gnad und Segeg=
zu
anzufangendem Eheſtand. Aus dem Stock ſind 20. alb. 5. Pf. einkom=
mey
. So kennet GOtt nicht nur die Noth der Armen, ſondern er hat
auch Mittel und Wege ſolcher abzuhelfen, und ſie mit Gut zu ſaͤttigen. Wir
loben ſeinen groſen Nahmen, und dancken dieſen Wohlthaͤtern, und wuͤn=
ſchen
ihnen auf all dieſe Ausſaat eine tauſentfaͤltige Erndte, und reiche Wie=
dervergeltung
nach Seel und Leib.

Zum Verkauff wird angetragen:

Bey dem Fuͤrſtl. Zoll=Verwalther, Mehlwaag=Schreiber und Eiſen=
haͤndler
Herrn Sumpf iſt eine Quantitaͤt Rhein=Weine vom Jahrgang 1743.
1744. und 1746. um billigen Preiß zu verkauffen; ingleichen beſtaͤndig aller=
hand
Sorten auslaͤndiſchen Wein, friſche Bricken, fein Provancer Oehl,
Liqueur, Cellery, als Gold=Waſſer, Romano, Barbados, Ralapbia, Per-
ſico
, Cordial, Cannelle, Caffée, Annis, Kimmel, Rogal, Fengel.
Ein groſſer Garten bey dem kleinen Woog liegend, iſt zu verkauffen,
und in der Buchdruckerey deßwegen anzufragen.

Geſtohlene Sachen:

Letztverwichenen 28. Jan. Abends zwiſchen 5. und 6. Uhr hat ſich all=
hier
ein Dieb in eine Stube geſchlichen, und einen Korb voll gebiegelt Weiß=
zeug
geſtohlen; es beſtehet in 11. Tag=Hemdern und 12. Nacht=Hemdern,
ſie ſind alle gantz neu und mit Strichen am Halß und an denen Aermen be=
ſetzt
, und mit den 3. Buchſtaben C. V. P. bezeichnet; ferner 9. alte Hemder,
17. Schnupftuͤcher, 5. rothe, 5. blaue, gantz neu, die andern weiß mit halb=
breiten
Saum und 2. Contouchen nebſt Rock, mit noch viel andern Sachen,
alles mit C. V. P. bezeichnet. Solte hiervon jemand Nachricht oder etwas
davon gekaufft haben, derſelbe wird inſtaͤndigſt erſucht, ſolches in der hieſigen
Buchdruckerey anzuzeigen, weil es einer ſehr armen Perſon zugehoͤret, welche
ſich uͤber dieſen Verluſt gar ſehr betruͤbet. Man wird davor erkaͤnntlich ſeyn.
Am Abend vor denen letztern Weyhnachten iſt jemanden ein Blut=
finck
, welcher das Lied: Ich weiß mir ein ewiges Himmelreich ꝛc. und ein
Trompeter=Stuͤckgen, pfeiſſet, ſamt dem Kaͤfig entkommen; Wer nun Nach=
richt
hiervon hat, und entweder in der Buchdruckerey die Anzeige davon thut,
oder aber ſelbigen dahin liefert, derſelbe ſoll ein gutes Douceur bekommen,
auch deſſen Nahme verſchwiegen bleiben.

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Verlohrne Sachen.

Verwichenen Samſtag 8. Tag iſt aus der Neuen Vorſtadt biß auf den
Marckt ein geſtrickter Beutel, worinnen ¼. Carolin nebſt 2. alb. an Muntz be=
findlich
geweſen, verlohren gangen. Da nun dieſes Geld einem aus hieſi=
gem
Wayſen=Hauß, und in Lehr ſtehenden ſehr armen Jungen, der auf dieſer
Welt ſonſten nichts weiter hat, zuſtaͤndig iſt: So wird der Finder gantz dienſt=
lich
erſucht, ihme, als welcher bey Ausgebern dieſes Blaͤtigens zu erfragen,
dieſes Geld wieder zuzuſtellen: GOtt wird dagegen deſſen reicher Belohner
ſeyn.

Angekommene frembde Herren Paſſagiers.

Herr von Loͤwenthal, Frantzoͤſiſ. Obriſt, logirt im Trauben.
== Schmidt, Koͤnigl. Preußij. Hof=Rath, logirt im Trauben.
6 = Muller, Secretarius von Hanau, logirt im Trauben.
= Weſtphal, Jubelirer von Franckfurth, logirt im Trauben.
= Kohler, Kauffmann von Franckfurth, logirt im Trauben.
6= Marius, Conditor von Franckfurth, logirt im Trauben.
= = Ehevallier, Cammer=Diener vom Herrn Graf Hatzfeld, logirt im
Trauben.
== Finck, Balbierer aus dem Wuͤrtembergiſchen, logirt im Trauben.
== Baron von Gallan, Kayſerl. Obriſt und Commandant zu Neopordt,
in denen Nieder=Landen, logirt im Adler.
= Souchay, Buißne, Raphe und Burckhard, 4. Kauff=Leuthe von Har
nau, logiren im Adler.
6= Beck und Herr Delos, 2. Kauff=Leute von Mannheim, logiren im Ad=
ler
.
== Brenthano, Kauffmann von Franckfurth, logirt im Adler.
= 6 Kruͤger, Kayſerl. Capitain, logirt im Schwanen.
== von Straubiz, und Herr Schmalcalder, beyde Faͤndrichs von Ihro.
Durchl. Printz Georg Regiment, logiren im Froͤlichmann.
= = Heller, Handelsmann, logirt im Froͤlichmann.
= = Langbein, Aovocat von Franckfurth, und Herr Koͤhler, Orgelmacher
von Franckfurth, logiren im Engel.

Ab= und durchgereiſte Herren Paſſagiers.

1
2. Herrn von Waymer, Capitains von Chur=Pfaltz.
Herr von Ziſchwiz, Lieutenant von Chur=Pfaltz.

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Preiß der Lebens=Mitrel.

Vom vorigen Sambſtag.
Ein Malter Korn
3.fl. = Bratwuͤrſt
5.alb.
Gerſte
2.fl. 15.alb.= Leberwuͤrſt
4. alb.
Ein Maaß Bier
1.alb. 2. Pf. = Blutwuͤrſt
4. alb.
Ein Malter Speltz
1.fl. 15.alb.= Hammelfl. 2. alb6 Pfa3. alb.
Hafer 1.fl.12.bis 14.alb.
Schaaf=Fleiſch
Rocken Mehl
3.fl.4.alb. Ein=Kalbs=Geling
5.alb.
Weiß Mehl,
5.fl. 10.alb.
4.alb.
Lalbs=Kopf
2. alb. 6. Pf.
Das Pf. Ochſenfl.
Kalbs=Gekroͤß
5.alb.
= Rindfleiſch
2alb.2. Pf. Ein Pf.friſche Buͤtter 11. bis 12. xr.
= Kalbfleiſch
2.alb. 4. Pf. Ein Kumpf geſchelter Hirſche 16. alb.
= Schweinenfleiſch 2.alb.6. Pf. j= . grob geſchelte Gerſte 16. alb.
= Schweinenſchm.
5.alb.= = klein geſchelte Gerſte 20. alb.
6. alb. = Erbſen
= Speck
10. alb.
4. alb. = Linſen
Doͤrrfleiſch

8.alb.
Eyer 5.
2. alb.

Gebohrne, Getauffte, Copulirte und Verſtorbene
in voriger Woche.

1.) Gebohrne und Getauffte.

Herrn Johann Friedrich Hartſuß, Fuͤrſtl. Keller=Seribenten, ein Toͤchterlein.
Herrn Conrad Daniel Litzmann, Burgern und Hof=Silberſchmitt auch Goldarbeitern, ein
Soͤbnlein.
Meiſter Johann Adam Ober, Burgern und Hof=Schwerdtſegern, ein Soͤhnlein.
Johann Wilbelm Ballaßz, Herrſchaftl. Vorrentern, ein Soͤhnlein.
Georg Pbilipp Eſtreicher, Beyſaßen ein Paar Zwillinge, nemlich 1. Soͤhnleia und 1. Toͤchter=
lein
.

2.) Copulirte.

Her Johamn Jaob Gotlis Pali, dritter Stadt=Prediaer alber, mit Jungſfer Caharina
Polyrena, Herrn Friedrich Wilhelm Hermanns, Fuͤrſtl. Cammer=Raths allhier, ehl.
alteſten Jungfer Tochter zweyter Ebe.
Herr Johann Friedrich Ortenburger, Burger, Conditor und Specerey=Haͤudler allhier, mit
Jungfer Suſanna Eliſabetha, weyl. Herrn Chriſtopb Ludwig Gebhards, geweſ. Fuͤrſtl.
Amts=Schultheißen zu Butzbach, nachgelaſ. ehl. Jungfer Tochter.
Meiſter Johann Henrich Doͤrr, Burger und Weißgerder allbier, Wittwer, mit Anna Catha=
rina
, weyl. Meiſter Johann Hermann Silffkv, geweſ. Burgers und Schumachers allhier,
binterbliebenen Wittib.

3.) Geſtorbene und Beerdigte.

Barbara Eliſabetha, weyl. Meiſter Jobannes Grotken, Aewel. Burgers und Schloſſers allhier,
binterbliebene Wittib, 69. Jabr. 2. Monath.

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Avertiſſement.

B. Roque, Zeichenmeiſter und
Graveur en Taille douce Sr. Hoch=
fuͤrſtl
. Durchl. des Regierenden Herrn
Landgrafen zu Heſſen, hat die Ehre,
ſowoll dem hohen Adel, als arch ſaͤmt=
lichem
Publico hiermit bekanrt zu ma=
chen
, daß er den 12.ten naͤchſikuͤnftigen
Monats Februarii anfangen wird, eine
Art von Academie in ſeirem Hauſe zu
Unterrichtung der Jugend zu halten,
welche er nicht nur die Kunſt Landſchaf=
ten
und perſpeiviſche Gemaͤhlde, ſon=
dern
auch die Blumen, und uͤber haupt
alle Zierrathen nach dem neuen Ge=
ſchmack
, und zwar mit Reiß Kohlen,
oder mit der Feder, oder mit Tuſche
und ſonſten zu zeichnen lehren wird.
Jederman iſt wohl bekannt, daß das
Zeichnen eine ſo edle, dabey aber auch
eine ſo nutzliche Kunſt iſt, daß es ſich
vor jeden Stand, auch ſo gar vor das
ſchoͤne Geſchlecht ſchicke. Ich ſchmeich=
le
mir dannenhero, es werde dieſer
Plan denenjenigen Perſonen nicht miß=
fallen
, welche ſich eine Schuldigkeit
daraus machen= ihren Kindern eine
vollkommene Erziehung geben zu laſſen;
Im Gegentheil da das Zeichnen eine
ſolche Kunſt iſt, welche lehret, die Ein.
bildungs=Kraft auf etwas zu ſchlagen,
iſt ſie die Seele, und der Grund aller
Kuͤnſten: Und wenn ich mich unterſte=
hen
darf, es zu ſagen, ſo iſt es Perſonen
von gewiſſer Art nicht erlaubt, darinnen
unerfahren zu ſeyn: Dann in der That
das Zeichnen eroͤfnet den Geiſt, formi
ret die Beurtheilungs=Kraft, und giebt
uͤberhaupt einen guten Geſchmack von
allerley Wercken, indeme es uns das
B. Roque, Deſſinateur & Graveur
en taille douce de Son Alteſſe Sereniſſi-
ne
Monſeigneurle Landgrave regnant
de Heſſe a Thonneur, de donner avis
ar ce billet tant la Nobleſſe, qu'’au
ublic, qu'l commencerale l2.me du
mois de Fevrier prochain tenir une
Eſpece d’Academie ou College chés
lur pout Pinſtruion de la jeuneſſe, ſa-
voir
qu'ilmontrerale Paiſage, la Per-
fpeive
, les Ornemens dans le gout
vouveau, & les Fleurs, & celaau cray.
on, la Sanguine, laplume, & lancre
de la Chine. Et lorsque ſes ecoliers ſe-
ront
aſſés forts ſur les traits, il leur fera
deſſiner d’aprés Nature, & leur dreſſera.
des Exemples fin de joindre une bon-
ne
Theorie une bonne pratique.
Perſonne nignore, que le deſſeineſt
une art ſinoble, &toutenſemble ſiuti=
le
, & quil convient ſibien rout Etat,
toute condition, & méme au beau Se-
xe
, que joſe me flatter que ce plan ne
deplaira pas aux petſounes, qui le font
un devoir, de donner une Education
complette leur Famille; Aucontraire
puisque le Deſſiein eſt P’Art defixerli-
magination
, ileſt pour ainſi dite, Lame
& le fondemeut de toutes les arts. Etſi
h oſeledire, ilneſt wéme permis a des
perſonnes d’unecertaine façon, de Li-
0rer. Enefſele deſſein ouvre Ve-
prit
, formele jugement, & donnege.
netalement un bou godt pour toutes
ſortes Couvrages, nous rendant ca-
pables
denjuger au juſte. Puisque par
le Deſſein dun ſeul coup doeil lon
connoit toutes les belles choſes, ≈lon
raſſemble dans ſon imagination toutes

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Vermoͤgen ertheilet, mit Beſtand da=
von
zu urtheilen. Dieweilen man nun
durch das Zeichnen mit einem eintzigen
Blick alle ſchoͤne Sachen ſieht, und in
ſeiner Einbildungs=Kraft alle Schoͤn=
heiten
der Natur zuſammen faßt; So
wird man dadurch in der That auf einer
platten Flaͤche allen Nationen ohnerach=
ret
der zerſchiedenen Sprachen verſtaͤnd=
lich
. Und die geſchickte Leute, welche
ſich in dieſer Kunſt hervor gethan, ſind
allezeit mit dem Schutz groſſer Herren
beehret worden. Kurtzum, das Zeich=
nen
iſt wuͤrdig vor einen artigen Men=
ſchen
.
Nachdeme nun Ihro Hochfuͤrſtliche
Durchl. mir gnaͤdigſt erlaubet haben, ei=
nen
Theil meiner Zeit zum Vortheil der
Jugend dieſer Stadt anzuwenden; ſo
bin ich entſchloſſen, bey mir in meinem
Hauſe 4. Tage die Woche, nemlich
Montags, Dienſtags, Donnerſtags
und Freytags von 2. biß 3. und von 3.
biß 4. Uhr Nachmittags Leion zu ge=
ben
. Der Preiß iſt Monatlich 3. fl.
Gleichwie es ſich aber oͤfters zutraͤgt, daß
das Gluͤck den faͤhigen Koͤpffen nicht al=
lezeit
guͤnſtig iſt; So ſoll diejenige Ju=
gend
von beyderley Geſchlecht, welche
ſich in dieſen Umſtaͤnden befindet, gratis
unterrichtet werden.
Ubrigens iſt es mir ſehr leid, daß ich
nur dieſes Jahr Leion zu geben ver=
ſprechen
kan, indeme ich aufrichtig be=
kenne
, daß dieſe Art Beſchaͤftigung ge=
gen
die Studten lauft, auf welche ich
mich geleget habe. Dann mir iſt es ge=
nug
, die Jugend, welche man mir anver=
trauen
wird, vor dieſesmahl geſchickt zu
machen.

lesbeautés de la Nature, eſſeivement
lon ſe fait entendre par ſur une ſurfa-
ce
platte parmi toutes les nations mal-
gré
la diverſité des langages. Etlesha-
biles
hommes, qur ont excellé daus
cette art ont éte de tout tems honorés
de la proteion des grands Princes.
Enfin le deſſein eſt digne dun galant
homme.
Comme Son Alteſſe Sereniſſime 2
daigué trés gracieuſement me permet-
tre
de diſpoſer dune partie de mon
tems en faveur de la jeuneſſe de cette
Ville, je ſuis reſolu de donner leçon
chés moi quatre jours la Semaine,
Lundi, Mardi, Jeudi, & Vendredi
depuis deux Heures Paprés midi jus-
qu
trois, &depuis trois jusqu' qua-
tre
. Leprix eſt 3. A. par mols. Pour-
tant
comme il arrive ſouvent que la
fortune ne favorife pas tolljours les
beaux genes ceux de la jeuneſſe dun
Sexe auſſi bien, que de Pautre, qui
ſe trouveront dans ce cas recevront
des leçons gratis, & leurs aveux re-
ſteront
entte eux & moi.
Je ſuis trés mortifié dailleurs de ne
pouvoit promettre de donuer des le-
çons que cette année avouant ingend-
ment
, que cette Sorte d’occupation
eſt contre les Etudes, aux quelles je
me ſuis appliqué; il me ſuffit de ren-
dre
capable la jeuneſſe, que lon pout-
roit
me confier, preſent.