Darmstädter Tagblatt 1748


12. September 1748

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Num. XXXVII. 1748. den 12. Septembr.
Mit Hochfuͤrſtl. Gnaͤdigſtem PRIVILEGIO.

Darmſtaͤdtiſches
Frag=und Anzeigungs=Blaͤttgen/
zu finden bey Gottfried Heinrich Eylau, Hof=Buchdrucker.

æosocgegeoe aoeons
eoi

A VERTIsSEAENT.

Des allmaͤchtigen, guͤtigen GOttes groſe Vaker=Treue und gnaͤdige Vorſorge haben
unſere arme Wayſen=Kinder in dieſen Tagen gantz beſonders reichlich erfabren. Den 8.ten Sept.
uͤberſchickte eine hekaute Freundin 10. alb. GOc zu dacken der ſie von einer Kranckbeit wie=
derum
beſreyet. Ans dem Stock iſt ordinaire einkommen 5. fl. 10. Alb. 4. Pf. Den 10.ten als
am Tag der ſolennen Grund=Stein=Legung des neu zu erbauenden Weyſen Hauſſes, iſt dem Praͤ=
ceptori
unter dem Hinausgehen 1. fl. von Unbekanter Hand, vor die Wayſen zugereichet worden.
Auf dem Platz ſelbſten wurden demſelben noch 1. Species Ducat von einem ungenannten Goͤnner
uͤberreichet. Nach geendigtem ſolenren Au wurde eben daſelbſt denen ſaͤmtlichen Wayſen= Kin=
dern
etwas an Geld ausgetheilet. Zur Beſoͤrderung dieſes heilſamen Vorhabens, wurden von
hober Hand 6. Species Ducaten uͤberſchickt. Ein membrum des koͤbl. Wayſen=Convents empfing
von einem gioſen Goͤnner einen Luis Cor. Ein anderer ungenaunter Freund verehrte 1. fl. Spe-
cies
. Einlbieſig loͤbl. Stadt=Rath batte dieſe Ruhmwuͤrdige Veranſtaltung gemacht, und lieſen
beym

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beym Herreingeben, vor dem Rath=Hauß ein Weiß=Brod und bernach ein Trunck Wein einem
jeglichen dieſer Kinder austheilen. Aus dem Stock wurde an eben dieſem Tag noch beſonders:
erhoben 50.fl. 29. Alb. 4. Pf. worunter eine Carolin und das uͤbrige Silber=Geld. Wie
groß und theuer iſt deine Guͤte, oGOtt! deine Barmhertzigkeit iſl ohnendlich, und deine Gnade
gantz unerforſchlich, gegen uns Arme. Du haſt deine reiche Segens=Hand wiederum gar herrlich
offenbahret, und uns gar mercklich hoͤren und ſehen laſſen, wie gnaͤdig du von deiner heiligen
Hoͤbe uuf das Niedrige berab ſiebeſt, dich der Geringen und Armen, mit unzehlich vielen Wohl=
ſtbaten
erbarmeſt. Erhalte dieſes Werck fernerhin im Segen, und verleihe, daß alle in dieſem
Hauß, jetzt und kuͤnfftigbin, erbanet werden, auf den Grund der Apoſtel und Propheten, da
JäE15 Chriſtus der Eck=Stein iſt. Erfreue mit reicher Gnade, alle Hobe und Niedrige
Gutthäer, und vergelte ihnen ihre mildthaͤtige Liebe dergeſtalt, daß ſie ſich hiedurch einen guten
Grund legen aufs Zukuͤnfftige, und mit erbauet werden, zu einer Bebauſſung GOttes im Geiſt.
Ach! dancket, dancket GOtt mit mir, gebt unſerm GOtt die Ebre.
Zum Verkauff wird angetragen:
Montags den 16. dieſes lauffenden Monaths Septemb. ſoll der im
Herrſchafftl. Keller zu Seeheim befindliche 1747.tziger Wein an den Meiſtbie=
tenden
ſalva ratificatione verkauffet werden. Es koͤnnen alſo diejenige ſo hier=
zu
einigen Luſten haben in termino Vormittags um 9. Uhr im Ambt=Hauß
ſich einfinden, und der Verſteigerung beywohnen. Seeheim den 6. Sept.
1748.
Fuͤrſtl. Heßiſ. Ambt daſelbſt.
In einer gewiſſen Behauſſung iſt zu verkauffen: Ein halb Tutzend
eichene Stuͤhle, zwey Eck=Schraͤncke, ein Arm=Seſſel, ein Inſchlag, ein
groſſer Kaſten mit Schubladen, ein kleiner Kaſten, ein Anhang=Tiſch, ein
groſſer tannener Tiſch, eine groſſe Laterne und eine Laterne zum Nacht=Licht.
Auch ſind allerhand Buͤcher zu verkauffen, ſodann ein Schreib=Pulte und ein
Garten=Haͤußgen. In der Buchdruckerey iſt naͤhere Nachricht zu haben.
Nachdem das in 23. groſſen und kleinen Zimmern, 19. dito Kammern, ſamt zugehoͤrigen
Speichern, 2. groſſen zur Wirtbſchafft dienlichen nebſt noch unterſchiedenen andern Kellern, ge=
ungſamen
Kuͤchen, ſowohl zur Wirtbſchafft als auch vor Zinß=Leute, einem aroſſen Hof, und in
dieſem mit einer bleyernen Waſſer=Bumpe verſehenen Brunnen und Holtz=Platz, 3. von Mauer=
werck
gebauten groſſen nebſt noch uͤbrigen kleinen Staͤllen vor 80. Stuͤck Viebe, auch 2. ſ. v.
Schweinſtaͤllen, einer Scheuer, einem verſchloſſenen Waſch Hauß, ſodann aufgemauerten Miſt=
Laut und noͤthigen Privetern ꝛc. beſtehende Wirthsbauß zum guldenen Engel in Darmſtadt, am
Marckiplatz gelegen, welches 3. Stockwerck boch und von Grund auf mit Mauerwerck wohl ge=
bauet
, auch auf beyden Seiten mit 2. ſteinernen Giebeln erhoͤbet, und in dieſen mit Stuben ver=
ſeben
iſt, worinnen 8. Handwercker ihre Herberge haben, an einen oder andern Liebhaber kaͤuff=
lich
uͤberlaſſen werden ſoll; Alls wird ſolches dem Publieo zu dem Ende, wie nicht weniger auch
dieſes, daß nemlich der Kaͤuffer, nebſt der geraͤumlichen Wirthſchafft, auch noch jaͤhrlich biß 200. fl.
von Zinß=Leuten beben kan, hiermit bekannt gemacht, und koͤnnen ſich alſo die reſpective Herrn
Liebhaber den 2.ten October dieſes lauffenden Jabres, Morgens fruͤh um 10. Ubr auf allhieſigem
Rathhauß einfinden, allwo ſolches durch oͤffentliche Verſteigerung, an den Meiſtbiethenden uͤber=
laſſen
werden ſoll. Darmſtadt den 21. Auguſti 1748.
Bey

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Bey dem alten Hof=Dreber Mayer iſt zu verkauffen im obern Hoͤlges=Weg ein Garten
und 2. Weinberge, welche zuſammen oder Stuͤckweiß uͤberlaſſen werden ſollen. Ferner 4. Obm
45.iger Floͤrßheimer Wein, nebſt einem Wein=gruͤnen Faß, 11. Ohm und etliche Viertel had=
tend
, mit Stab=Eiſen gebunden.
Zu verlehnen wird angetragen:
Ein Vormund iſt geſonnen, einiges vor Wayſen=Kinder liegendes
Geld gegen ein Hauß=Pfand zu verlehnen, doch daß der Verſatz von einem
verſtaͤndigen und ehrlichen Mann zuvor geſchaͤtzt, und mit einem Atteſtat be=
gleitet
, auch auf beſtimmte Zeit wieder ausgeloͤſet werde.
In des alten Hoff=Dreher Mayers Hauß iſt das unterſte Stockwerck zu verzinßen.
In einer gelegenen Straſſe iſt eine Stube nebſt zwey Kammern, Kuͤch und Holtz=Platz,
oder auch Stub und Stuben=Kammer vor eine einzele Perſon zu verlehnen. Es iſt deßwegen
n der Buchdruckerey anzufragen.
In hieſiger Buchdruckerey iſt zu haben:
Grund=Riß des Codicis Fridericiani Marchici, oder: Eine nach Sr. Koͤnigl.
Majeſtaͤt von Preuſſen ſelbſt vorgeſchriebenem Plan entworffene Cammer=
Gerichts=Ordnung, nach welcher alle Proceſſe in einem Jahr durch alle drey
Inſtanzen zum Ende gebracht werden ſollen und muͤſſen: nebſt dem Proje
einer Sportul-Ordnung und eines Pupillen=Collegii. in 4. 2 1.fl. 15. kr.
Die ungemein ſchoͤne und gelehrte Finnlaͤnderin Salome, welche zwar
von teutſchen Eltern gebohren, jedoch in der zaͤrteſten Jugend von ihnen nach
Finnland genommen, alſo daſelbſt naturaliſirt worden. Es finden ſich in die=
ſer
ihrer Lebens=Geſchichts=Begebenheiten, anbey deren Entfuͤhrung, Schiff=
bruch
, in welchen ihr Entfuͤhrer hat crepiren muͤſſen, ſie aber gluͤcklich erſtlich
in Holland, ferner in Sachſen bey ihren Groß=Eltern, endlich in Finnland
bey den leibl. Eltern wieder eingetroffen, nachhero den Grafen von Hx. zum
Ehe=Gemahl bekommen. Dieſes hat aus ſichern Nachrichten curieuſen Leſern
zum Plaiſir ausgefertiget, ein Hiſtoriographus. in 8ro. 20.kr.
Angekommene frembde Herren Paſſagiers.
Herr Mollinger, Regierungs=Rath, logirt im Trauben.
Herr Sartorius, Chur=Pfaͤltziſcher Secretarius, logirt im Trauben.
bb=

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Ab= und durchgereiſte Herren Paſſagiers.
Herr Baron von Werth, von Homburg.
Herr von Riancourt, Cavallier aus dem Elſaß.
Herr von Stubenitz, Saͤchſiſcher Legations=Rath.
Herr Sell, Preußiſcher Faͤhndrich.
Herr Schmid, Hollaͤndiſcher Capitain von denen Schweitzern.
Her Magiſter Ameiſter von Straßburg.

Preiß der Lebens=Mittel.
Vom vorigen Sambſtag

Ein Malter Korn
2.fl. 15. alb.
= Schaaf=Fleiſch
Gerſte
1.fl. 25. alb. Ein Kalbs=Geling
6. alb.
Speltz 1.fl. 15. alb. = Kalbs=Kopf
4. alb. 4. Pf.
Hafer.
2
1.fl. 20.alb. 5 Kalbs=Gekroͤß =
6. alb.
Rocken Mehl 2.fl. 28. alb. bis 3.fl. Ein Pf.friſche Buͤtter 10. 11. bis12xr.
Weiß Mehl
5.fl. 10. alb. Ein Kumpf geſchelter Hirſche 16. alb.
Das Pfund Ochſenfleiſch 3.alb.== grob geſchelte Gerſte 16. alb.
= Rindfleiſch = 2.alb. 6. Pf. = klein geſchelte Gerſte 20. alb.
Kalbfleiſch
3.alb. = Erbſen
8. alb.
Schweinenfleiſch
3. alb. = Linſen
8. alb.
Hammelfleiſch
3.alb. Eyer 8. vor
2. Ab.

Gebohrne, Getauffte und Verſtorbene
in voriger Woche.

1.) Gebohrne und Getauffte.
Herrn Johann Philipp Wentzel, Herrſchafftl. Koch, ein Toͤchterlein.
Meiſter Johann Conrad Schmitt, Burgern und Schumachern, ein Soͤhnlein.
Johannes Hochſchild, Einwohnern, ein Soͤhnlein.
Philipp Jacob Koch, Beyſaſſen, ein Toͤchterlein.
2.) Geſtorbene und Beerdigte.
Andreas Weeg, Herrſchafftl. Reutknecht, 48. Jahr 2. Monath alt.
Johannes Kreimer, des Schumacher Hanzwercks Geſelle, 39. Jahr 10.
Monath alt.
NB. Der in voriger Woche unter den Verſtorbenen Joh. Henrich Render
iſt nicht ein Schumacher ſondern ein Schreiner geweſen.