Darmstädter Tagblatt 1747


13. April 1747

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den 13. April.
1747.
Num. XV.
Mit Hochfuͤrſtl. Gnaͤdigſtem PRIVILEGIO.

Darmſtaͤdtiſches
Frag=und Anzeigungs=Blaͤttgen/

zu finden bey Gottfried Heinrich Eylau, Hof=Buchdrucker.

AVERTIssEMENr.

Wie bisher uͤblich geweſen, daß, wann die Kinder, welche in dem
allhieſig=Fuͤrſtlichen Wayſen=Hauß erzogen werden, die Jahre erreichet, und
ſich Gelegenheit vorgefunden, man dieſelbige zu Handwercker, oder wozu ſie
Faͤhigkeit und Luſten gezeiget, befoͤrdert hat; ſo iſt auch dieſe Woche wie=
derum
ein Knabe dimittiret und zu Herren=Bedienungen abgegeben worden.
Nicht weniger hat der himmliſche Vater vor ſeine uͤbrige Kinder geſorget, da
ein ungenannter Freund den 5.ten April 15. alb. uͤberſchickte, und folgendes
geſchrieben: Dieſes uͤberſendet ein Wayſen=Kind, ohne Vater und Mutter,
um mich in ihr Gebet einzuſchlieſſen, daß der liebe GOtt wolle mein Vorneh=
men
gluͤcklich hinaus fuͤhren, doch ſo, wie es meiner Seelen nuͤtzlich, und
dem

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dem Leib dienlich ſeyn mag. GOtt ſey mein Helffer! Dabey bitte, das ſchoͤ=
ne
Lied zu ſingen: Keinen hat GOtt verlaſſen ꝛc. An eben dieſem Tage ſchick=
te
auch ein recht mildthaͤtiger Freund, welcher jederzeit die Wayſen=Kinder
in geneigtem Andencken behaͤlt, und vor ſelbige als ein Vater treulich ſorget:
abermalen 2.fl. 12. alb. Ingleichem wurden auch die 4. fl. uͤberſchickt, welche
ein gewiſſer auswaͤrtiger Pfarrer auf Zeit ſeines Lebens alljaͤhrlich dem Way=
ſen
=Hauß deſtiniret hat.
Laß, lieber Vaterl unſer ſchwaches Gebet
um Chriſti willen vor dir gelten, und nimm dich dieſer Freunde, welche ſich
deiner armen Kinder ſo treulich annehmen, hinwiederum gnaͤdig an, und gib
ihnen nach deiner Weißheit, was wahrhafftig gut und nuͤtzlich, auch dort
ewig waͤhrend und erfreulich iſt.

Zum Verkauff wird angetragen:

Von Bergſtraͤſſer Wein de anno 1743. iſt allhier Faß weiß, und zwar
3. Ohm, 2. Ohm, 1. Ohmen, auch halben Ohmen zu verkauffen, und in
der Buchdruckerey weitere Nachricht davon zu erhalten.
Bey dem Fuͤrſtl. Zoll=Verwalter und Mehlwaagſchreiber Sumpff iſt
noch weniges von dem feinſten und reichſten Drapd'or zu kleinen Kinder= Hau=
ben
, zu Schuh und Pandoffeln zu haben, nebſt goldenen Spitzen auf Som=
mer
=Veſten, und goldene Straͤuß auf Kindshauben. Es ſind von der Utrech=
ter
Lotterie zweyten Claß gantze, halbe und Viertels=Looſe zu haben, bis zur
Ankunfft der Liſten, den 10. April wird der Anfang mit dem Ziehen gemacht.
Alle Plans werden bey obigen gratis ausgegeben.

Beſondere Nachrichten.

Nachdeme in Concurs-Sachen des hieſig Fuͤrſtl. Burggrafen Johi=
Andreas Delion Creditorum, zwar im vorigen Jahr die Edial-Citationes
gewoͤhnlicher maßen bereits erlaſſen, und Ihnen Terminus auf den 7. Nov.
1746. anberaumet geweſen, in erwehntem Termino aber ſich Niemand ein=
gefunden
; So werden diejenige, welche etwas an vorbemeldten Burggraff
Delion und deſſen Vermoͤgen zu fordern haben, hiermit nochmahlen ſambt
und ſonders citiret, den 2ten May, welcher Ihnen vor den letzten Termin
peremtoriè anberaumet oder angeſetzet iſt, entweder in ſelbſt Perſon, oder
durch genugſam bevollmaͤchtigte Anwaͤlde coram Commiſſione zu erſcheinen,
Ihre Prætenſiones und Forderungen anzugeben, zu ſpekificiren und zu liqui-
diren
, und ſo dann weitere Rechtl. Verordnung ſich zu gewaͤrtigen. Sign.
Darmſtadt den 7. Febr. 1747.
Fuͤrſtl. Heßiſche Regierungs=Cantzley daſelbſt.

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Diejenige reſp. Herren Liebhabere, welche dieſes woͤchentliche Blaͤtt=
gen
noch ferner zu halten geſinnet ſind, werden hiermit erinnert, 30. kr. ge=
gen
Quittung in hieſige Buchdruckerey zu ſenden.

Nachdeme die Zeit wiederum herbey ruͤcket, daß die Mannheimer Weiß=
tuchbleiche
kan in Stand geſetzt werden; Als dienethiermit, daß der Specerey=
haͤndler
Vierling, am Ancker wohnhafft, vor dieſes Jahr die Commiſſion hat,
mithin jedermann, welcher ſich dieſer wohleingerichteten Bleiche bedienen will,
ſein Getuͤch, es ſey Flaͤchßen=Haͤnffen=Gebild=oder Wuͤrcken, an denſelben ab=
geben
kan, gegen welches, um daß keine Verwechßlung derer Stuͤcke, oder ande=
rer
Irthum daraus entſtehet, ein gedruckter Schein, welcher von dem Direor
und mir unterſchrieben iſt, in welchen das Numero-Nahmen=oder Zeichen=und
Ehlen=Maaß marquiret, gegeben wird, und verſpricht der Direor jedermann
in der Abbleichung Satisfaion zu geben, daß an dem Tuch nichts auszuſetzen ſeyn
ſolle, zumahlen wann das Getuͤch zeitlich eingeſendet wird, inmaſſen die Monath
April, May, Junii und Julii, darzu die beſte Gelegenheit an Handen geben. Von
der Ehlewird dieſes Jahr nicht mehr als 2. kr. Bleicher=Lohn bezahlt, vor welche
man das weiſſe Tuch wiederum gegen obgemeldte Bezahlung, und zuruͤckgebung
des Scheins bey mir empfangen kan, welches dann allemahl in dieſer Anzeige ſoll
bekannt gemacht werden. Es wird alſo jedermann hierdurch dienſtlich erſucht,
wer von dieſer Gelegenheit und wohlfeilem Preiß ohne weitere Unkoſten profiti-
ren
will, ſein Getuͤch ſo bald moͤglich bey mir einzulieffern, um deſto eher wieder=
Um darzu gelangen zu koͤnnen, weilen die erſte Bleiche in dieſem Monath
ihren Anfang nehmen wird.

Angekommene frembde Herren Paſſagiers.

Herr Graff von Wartensleben, Hollaͤndiſcher Obriſt, logirt im Trauben.
Herr Regierungs=Rath Mollinger, von Buchßweiler, logirt im Trauben.
Herr von Bobenhaußen, aus Gelnhaußen, logirt im Trauben.
Herr Bing, Renthſchreiber zu Koͤnigsberg, logirt im Ancker.

Ab=und durchgereiſte Herren Paſſagiers.

Herr Schott, Sardiniſcher Lieutenant.
Herr Baron von Schwahn, aus Muͤhlhauſen.
Herr von Dagle, Koͤnigl. Pohlniſcher Cammer=Herr.
Herr von Eſchenroth, Kayſerl. Capitain.
Preiß

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Preiß der Lebens=Mittel.

Vom vorigen Sambſtag.
Ein Malter Korn
3.fl. 20.alb.== Schaaf=Fleiſch
Gerſte
3. fl. Ein Kalbs=Geling
6. alb.
Speltz
1.fl. 25.alb. = Kalbs=Kopf = 4. alb. 4. Pf.
Hafer
2.fl. = Kalbs=Gekroͤß = 6. alb.
Rocken Mehl 4. fl. 2. bis 4. alb. Ein Pf. friſche Butter 12.13. bis 14.xr.
Weiß Mehl,
6.fl. 8.alb. Ein Kumpf geſchelter Hirſche 18. alb.
Das Pfund Ochſenfleiſch 3. alb. 2. Pf. grobgeſchelte Gerſte 16. alb.
= Rindfleiſch =
3.alb. = klein geſchelte Gerſte 20. alb.
= Kalbfleiſch =
3.alb. = Erbſen
12. alb.
= Schweinenfleiſch 3.alb. 2. Pf.= Linſen
10. alb.
= Hammelfleiſch
3.alb. Eyer 6. vor
2. alb.

Gebohrne, Getauffte, Copulirte und Verſtorbene in voriger
Woche.

1.) Gebohrne und Getauffte.

Herrn Grnſt Gattlieb Schetkte, Fuͤrſtl. Secretario und Cammer=Muſico, ein S hulein.
Hrra Johann Henrich Kroͤger, Trompetern, ein Toͤchterlein
Herrn Friedrich Ferdinand Kahl, Füͤrſtl. Trompetern, ein Toͤchterlein.
Herrn Jacob Canl Walloth, Burgern und Specerenhaͤndlern, ein Toͤchterlein.
Herrn Gottfried Ludwig Vogt, Badern, ein Soͤhnlein.
Meiſter Johann Wildelm Ackermann, Burgern und Metzgery, ein Toͤchterlein.
Meiſter Johann Peter Oſt, Burgern und Schreinern, ein Toͤchterlein.

2.) Copulirte.

Meiſter Geora Pbilipp Schillig, Burger und Schumacher allhier, mit Dorothea Magdalena,
Meiſter Jobann Jacob Nebingers, Burgers und Schumachers allbier, ehlichen Tochter.
Johann Melchior Printz, Burger und Fubrmann all bier, mit Anna Catharina Barbara, weyland
Jokann Jicob Wenigs, geweſenen Gemeindesmanns zu Schwanheim, nachgelaſſenen ehlichen
Tochter.
Johann Andrezs Nold, Burger und Lebkuchenbecker allhier, mit Eliſabetha Margretha, Johann
Martin Toͤpffers, Sergranten unter der Land=Militz zu Homburg an der Ohm, ehl. Tochter.
Chriſtian Fehd, Beyſaß allbier, mit Cbarlotta Maria, Johann Michael Ewerle, Vieh=Hirten zn
Groͤningen im Anſpachiſchen, ehlichen Tochter.

3.) Geſtorbene und Beerdigte.

Meiſter Johann Nicklaß Schmitt, Burger und Metzger, 75. Jahr alt.
Johann Georg Lentz, Herrſchafftl. Kutſcher, 50. Jakr 2. Monath.
Meiſter Johann Chriſtian Wuͤſt, Burgern und Seilern, ein Toͤchterlein, 3. Jahr.
Jocob Tobias Zimmerman, Fuͤrſtl. Regierungs=Cantzley=Dienern, ein Soͤbulein, 3. Jahr.