den 1. Martii.
Num, IX.
12
Mit Hochfuͤrſtl. Gnaͤdigſtem PRIVILEGIO.
Darmſtaͤdtiſches
Frag=und Anzeigungs=Blaͤttgen/
zu finden bey Gottfried Heinrich Eylau, Hof=Buchdrucker.
AVERTISSEMENT.
Eine hieſige Freundin armer Wayſen verehrete, welches eine Schuld=
Forderung geweſen, und den 24.ten Februarii gezahlet worden, 2. Gulden.
Ein auswaͤrtiger Freund und oſſtmaliger Wohlthaͤter ſchickte den 27.ten
fol=
gendes: Ich habe ſonſten alljaͤhrlich etwas Mehl backen und denen hieſigen
Hauß=Armen austheilen laſſen; Danun auch jetzo ſolches zu thun willers war,
habe beſunden, daß eben ſo gar Duͤrfftige gegenwaͤrtig nicht bey uns ſind,
da=
her ich muſte bedacht ſeyn, auf eine andere Art mein Verſprechen zu erfuͤllen,
und GOtt gefaͤllig anzuwenden. Es brauchte aber nicht lang Beſinnens:
Dann ihre Wayſen=Kinder, welche ich ſchon etliche mahl geſehen, ſind mir
taͤglich in Gedancken. Es iſt mir die gegenwaͤrtig=gute Verfaſſung,
und=
daß
daß Sie bisher das =gliche Brod vor dieſe arme Kinder haben, gar wohl
be=
kannt worden; Allein ich habe auch dieſes erſehen, ſo offt ich die Thre hatte
bey Ihnen zu ſeyn, daß ſich die Zahl der Kinder allemal vermehret, und
ver=
muthe, die groſſe Armuth im gantzen Land wird ſolches noch ferner
verlan=
gen; daher ja noͤthig und Chriſt=loͤblich, daß wir alle vor unſere arme Land=
Wayſen beſorget ſeyn, wo wir anders nicht einen Fluch, ſondern GOttes
Segen auf uns und das gantze Land laden wollen. Das wenige, ſo meine
Hand finden wird, ſoll, ſo lange der HErr Leben und Geſundheit ſchencket,
allezeit willig gegeben werden. Andere Weitlaͤufftigkeiten zu vermeiden, habe
vorbeſagtes Mehl verkaufft, und uͤbermache Ihnen, was es an Geld betraͤgt,
2. fl. 5. alb. Der HErr laſſe ſich meine Einfalt gefallen, und lege ſeinen
Vater=Segen auf dieſes wenige. Dann ſegne er auch Ihr und aller derer
Bemuͤhen, die ſich als Vaͤter der Wayſen treulich annehmen, und verleihe
gnaͤdiglich, daß auch durch Ihren Dienſt viele zur Gerechtigkeit gewieſen
wer=
den. Endlich verſichere, daß ich bin und kuͤnſtig ſeyn werde Ihr und der
Wayſen aufrichtiger Freund.
Der himmliſche Vater laſſe ſich dieſes alles wohl gefallen, und
erfuͤl=
le das uns geſchehene Wuͤnſchen auch an dieſen Freunden, und uͤberſchuͤtte
ſie mit denen reichen Guͤtern ſeines Hauſes, als wie mit einem Strohm, daß
ſie keinen Mangel haben an irgend einem Guten.
Zum Verkauff wird angetragen:
1. Ein Schreib=Pulten. 2. Ein tannener Kaſten mit Eiſen beſchlagen, mit Schubladen. 3. Eine
Bettlade vor eine Perſon. 4. Ein gantz Bett, item einen Inſchlag. 5. Eine Nacht=Leuchte.
6. Einenkicht=Troͤchter mit einer langen Roͤdr. 7. Ein balb Dutzend ſaubere eichene Stuͤhle.
8. Eine ſtarcke Thuͤr, vor einen Garten oder Weinberg zu gebrauchen.
Ein groß und recht gutes Clavier iſt allhier um billigen Preiß zu verkauffen, wovon man in der
Buchdruckerey Nachricht haben kan.
Es ſind grüne und weiſſe Spargel=Pflantzen von einer gantz beſondern ertra guten Art zu
verkauffen; in der Buchdruckerey kan deßwegen nachgefragt werden.
Junge Nußbaͤume ſind zu verkauffen, und in der Buchdruckerey zu erfragen.
Zu verlehnen wird angetragen:
Eine Scheuer iſt in der neyen Vorſtadt zu verlehnen, in der Buchdruckerey iſt nachzufragen.
Eine comnmode Stube vor eine ledige Perſon iſt in der neuen Vorſtadt zu verlehnen.
Verlohrne Sachen.
Geſtern 8. Tag iſt auf dem Wege nach Beſſungen eine ſammete Kappe von einem Frauenzimmer
verlobren worden; der Finder wird erſucht, ſolche gegen ein Trinckgeld in die bieſige Buchdruckerey
zu ſchicken.
Es iſt am Mittwoch 8. Tage Morgens gegen 8. Uhr aufm Marckt ein junger Moppelbund
mit einem ſchwartzen Maul, auf dem Halß und an der Bruſt ſchwartz, kurtze Beine und oben am Halß
mik
mit etwas langen Haaren k.-Johren geganzen; wer ſolchen wieder berbey ſchaffen kan, ſollen
Trinck=
geld haben.
Gefundene Sachen.
Verwichenen Freytag ſl auf dem Beſſunger Wege ein rechtſauber Schlſeigen gelunden
wor=
den; der Eigenthuͤmer kan ſich in der Buchdruckerey melden.
Beſondere Nachrichten.
Ein Studioſus Juris ſucht Condition in eine Schreib=Stube zu kommen.
Es werden alle Zeitungs=Liebhaber bierdurch erinnert, daß diejenige, ſo ſerner geſonnen,
Zeitun=
gen zu baben, die Praͤnumeration ſpaͤtſtens den 29.ten dieſes lauffenden Monaths geſcheben muß.
Darmſtadt am 2. Martii 1747.
Fuͤrſtl. Heßiſ. Voſt=Amt Zeitungs Erpedition allbier.
Dem Publico dienet zur Nachricht, daß der zweyte Band der
Samlun=
gen von Herenhutiſchen Sachen, welche Herr Paſtor Freſenius zu Franckfurth
heraus giebt, auf Prænumeration gedruckt werden ſoll. Die Urſache dieſer
Ent=
ſchlieſſung ruͤhret her von dem ſchaͤdlichen Nachdruck, den verſchiedene, ſowohl
mit des Herrn Paſtbris ſogenanten vortaͤufigen Antwort, als mit den zwey erſten
Samlungen, unternommen haben, wodurch nicht nur den Leſern mancherley
Nachtheil zugezogen wird, indem man ſie mit ſehr ſchlechtem Pappier und Druck
verſiehet, und uͤber das die Materie ſo zuſammen ziehet und in einander lauffen
laͤſſet, daß die Seiten verruͤcket, und das Nachſchlagen der Allegationen, die ſich
immer auf die hieſige aͤchte Ausgaben beziehen, ſchwer gemacht wird; ſondern
es wuͤrde auch, bey fortdaurendem Nachdruck, der Verleger in einen ſolchen
Schaden geſetzet werden, daß er endlich das gantze Werck, zumoffenbaren
Nach=
theil des Publici, muͤſte liegen laſſen. Dieſem Ubel vorzubeugen, hat ſich zwar
der rechtmaͤſige Verleger um hohe Privilegien beworben, und dieſelbige auch
wircklich erhalten; es wird aber dabey fuͤr noͤthig erachtet, durch das Mittel der
Prænumeration den Nachdruckern auch in ſolchenden Gegenden den Weg zu
verlegen, wo ſie ſich durch die Privilegien nicht wuͤrden ſtoͤren laſſen. Die
Kaͤu=
fer erhalten dabey zugleich den Vortheik eines geringen Preiſes; denn ſie ſollen
fuͤr den zweyten Band, der ſich ohngefehr auf 60. Bogen belauffen, und von
wichtigem Inhalt ſeyn wird, nicht mehr als 45. kr. voraus zahlen; dahingegen
je=
des Exemplar, nach Verflieſung der Prænumerations Zeit,nicht unter 1.fl. 15. kr.
erlaſſen wird. In hieſiger Buchdruckerey werden Prænumerations-Gelder
ge=
gen Scheine angenommen; ein gedrucktes Avertiſſement iſt gratis zu haben.
Angekommene frembde Herren Paſſagiers.
Herr Regierungs=Rath Mollinger, logirt im Trauben.
Herr Reinhard, Door von Schoͤnberg, logirt im Adler.
Ab=und durchgereiſte Herren Paſſagiers.
Herr Graff von Schoͤnberg, der Juͤngere.
Herr von Karg, Speyeriſcher Geheimbder Rath.
== von Fuͤrſtenwarter, Regierungs=Rath vom Printz von Oranien.
= = von Reißebach, Ambtmann vom Fuͤrſt von Heitersheim.
= = Crabitſch, Ober=Bereuter von Chur=Pfaltz.
== von Holle, Geheimbder Rath von Stuttgard.
== von Haacken, Naſſauiſcher Capitain.
Preiß der Lebens=Mittel.
Vom vorigen Sambſtag.
Ein Malter Korn 3.fl. 20.alb.= Schaaf=Fleiſch
Gerſte
3. fl. Ein Kalbs=Geling
7. alb.
Speltz
2 fl. = Kalbs=Kopf
6. alb.
Hafer
= =
2.fl. = Kalbs=Gekroͤß
7. alb.
Rocken Mehl 3.fl. 28.alb. bis 4 fl. Ein Pf. friſche Buͤtter 14.15. bis 16. xr.
Weiß Mehl
6.fl. 8. alb. Ein Kumpf geſchelter Hirſche 16. alb.
Das Pfund Ochſenfleiſch 3. alb. 2. Pf.;= grob geſchelte Gerſte 16. alb.
Rindfleiſch =
3.alb. = klein geſchelte Gerſte 20. alb.
„
= Kalbfleiſch = 3.alb. 2. Pf. = Erbſen
12. alb.
= Schweinenfleiſch 3.alb. 2. Pf. = Linſen
10. alb.
= Hammelfleiſch
3. alb. Eyer 5. vor
2. alb.
Gebohrne, Getauffte, Copulirte und Verſtorbene in voriger
Woche.
1.) Gebohrne und Getauffte.
Johannes Wagner, Guarde=Reutern, ein Toͤchterlein.
Johann Chriſtoph Baͤr, Burgern und Einwohnern, ein Soͤhnlein.
Johann Gerhard Gruͤn, Herꝛſchafftl. Vorreutern, ein Soͤhnlein.
2.) Copulirte.
Meiſter Johann Philipp Eckel, Burger und Gaͤrtner allhier, mit Eva
Eli=
ſabetha, Johann Chriſtoph Schmitten, Schulmeiſters zu
Erben=
haußen, Ober=Amts Alßfeld, ehlichen Tochter.
3.) Geſtorbene und Beerdigte.
Johann Georg Schmaltz, Herꝛſchafftl. Knecht, ein Toͤchterlein, 4. Jahr alt.
Einer Dirne Maria Eliſabetha Appelin, ein unehlich Soͤhnlein, 3. Jahr.