Darmstädter Tagblatt 1746


29. Dezember 1746

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Num. LII.
1746.
den 29. Decembr.
Mit Hochfuͤrſtl. Gnaͤdigſtem PRIVILEGIO.

Darmſtaͤdtiſches
Frag=und Anzeigungs=Blaͤttgen/

zu finden bey Gottfried Heinrich Eylau, Hof=Buchdrucker.

AVERTISSEMENT.

Du eroͤneſt das Jahr mit deinein Gut und deine Fußſtapffen
trieffen von Fett.
Dieſes muͤſſen wir, inſonderheit bey denen hieſigen Wayſen, von un=
ſerm
guͤtigen GOtt, mit Wahrheit oͤffentlich ruͤhmen und bekennen. Dinn
derſelbe von Zeit zu Zeit, und vornehmlich auch in dieſem zu Ende gehenden
Jahre, ſeine groſe Guͤte und reiche Segens=Fuſſtapffen gar merckich unter
uns ſehen und ſpuͤren laſſen. GOtt eroͤnete noch gar berrlich den Beſchluß
dieſes Jahres, als Ihro Hochwuͤrden unſer Herr Superintendens bey einem
extra

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extra ordinairen Wayſen=Convent den 20.ten dieſes 2. Gulden 4. Alb. uͤber=
reichten
, welches Denenſelben von einem ungenannten Freund vor die Way=
ſen
zugeſchickt worden. Einer andern groſſen Wohlthat nicht zu gedencken,
wurden den 24.ten von einem unſern Kindern ſehr geneigten Goͤnner, aber=
malen
2. Gulden 12. Alb. uͤberſchickt. Ein hohes membrum derer Herrn
Vorſteher beſuchte den 25.ten das Wayſen=Hauß, und uͤbergab zugleich 1.
Gulden 6. Albus, welches ein aufrichtiger Freund der Armen, der uns nicht,
aber GOtt wohl bekannt iſt, verehret hatte. Wir dancken dir, liebreicher
GOtt und Vater, vor deine Guͤte und Treue, ſo du von Anfang bis hieher
an uns bewieſen haſt, und bitten dich hertzlich, du wolleſt fernerhin deine
Gnaden=Hand nicht von uns abthun, ſondern dieſes Werck, wie zu deinen
Ehren, ſo auch zum Nutz der Armen, und zur Zierde des gantzen Landes,
noch lange im Segen ſtehen und wachſen laſſen. Wir dancken auch allen
unſern, ſo wol hohen als niedrigen Wohlthaͤtern, flehen und beten zu GOtt
dem Allmaͤchtigen, daß er noch kuͤnfftighin ſeine, von Fett und Segen trief=
fende
Fußſtapffen unter ihnen reichlich und deutlich zeigen wolle. Alle ihre
Handlungen und Gewerbe croͤne er mit ſeinem Gut, ſie ſelbſten hier mit denen
koſtbarſten Perlen des ſeligmachenden Glaubens, und dorten mit dem Crantz
der Ehren und Herrlichkeit.

Zum Verkauff wird angetragen:

Ein neuer Klaider=Schranck mit zwey Thuͤren, iſt um einen billigen Preiß zu
verkauffen und in der Buchdruckerey zu erfragen.
Ein recht gut Clavier iſt vor 10. Rthlr. zu verkauffen; Man kan deßwegen in
der Buchdruckerey nachfragen.
Eine noch wohl conditionirte Davids=Harpſſe iſt zu verkauffen, und deßwe=
gen
in der Buchdruckerey naͤhere Nachricht zu erhalten.
Zwey Faß Bergſtraͤßer Wein, das eine von 1743. 10. Ohm, und das
andere von 1744. 7½. Ohm, ſind zu verkauffen. Es kan auch, wann eini=
ge
Perſonen zuſammen thun, ein oder das andere Faß, jedoch dergeſtalten ge=
theilet
werden, daß wenigſtens 6. biß 8. Ohm auf einmahl abgehen muͤſſen.
Wlche darzu Belieben tragen, dieſelbe koͤnnen in der Buchdruckerey naͤhere
Nachricht erhalten.

Zu verlehnen wird angetragen:

In des verſtorbenen Poſtmeiſter Wunderlichs Behauſſung in der neuen Vor=
ſtadt
,

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ſtadt, ſind zwey Stuben vorn heraus, nebſt einer Kammer, wie
auch eine Kuͤche und Platz zu Holtz, zu verlehnen; Wer hierzu Luſt
hat, kan ſich bey dem Fuͤrſtl. Burchgraff, in bemeldter Behauſſung
wohnhafft, melden.
In dem Rothiſchen Hauß in der Ochſen=Gaß iſt die gantze unterſte Etage zu
verl hnen; es iſt auch in demſelben eine Dreh=und Hobel=Banck mit
allem Zugehoͤr, zu verkauffen.

Zu entlehnen wird geſucht:

Es werden 120. Gulden gegen Gerichtliche Verlegung auf das Land zu ent=
lehnen
geſucht: Wer ſolche verlehnen will, beliebe ſich in der Buch=
druckerey
zu melden.

Gefundene Sachen.

Am vergangenen Sonntag als den 25.ſten dieſes, iſt in hieſiger Stadt=Kirche
ein Geſang=Buch gefunden worden; wem ſolches zugehoͤret, kan es
in hieſiger Buchdruckerey wieder abhohlen.

Beſondere Nachrichten.

Eine gewiſſe Perſon ſucht honetter Leute Kinder auf dem Clavier zu informi=
ren
; Wenn er in die Behauſung gehen muß, zahlt die Perſon vor
die Stunde Monathlich 1. ſpecies Ducaten, koͤnnen aber 2. in eine
Stunde zuſammen kommen, zahlt jedes per menſem 2. fl. Komt
man zu ihm, ſo darf auch eine Perſon vor eine Stunde allein Mo=
nathlich
mehr nicht als 2.fl. zahlen. In hieſiger Buchdruckerey iſt
naͤhere Nachricht zu haben.

Buͤcher/ welche in Commiſſin zu verkauffen ſind:

D. Phil. Jacob Speneri Evangeliſche Glaubens=Lehr.
Joh. Schmidi 55. Buß=Predigten in Dert. Item D. Peterſens Erklaͤrung
der 12 kleinen Propheten. Zuſammen in einem Band.
Pingiſſeri hodegus homileticus trigeſies & ultra varians.
Preiß

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Preiß der Lebens=Mittel.

Vom voigen Sambſtag.
Ein Malter Korn
4.fl. == Schaaf=Fleiſch
=
Gerſte 3.fl. 10.alb. Ein Kalbs=Geling
7. alb.

Speltz
2 fl. = Kalbs=Kopf =
6. alb.
Hafer
=
2.fl. 4. alb. = Kalbs=Gekroͤß =
7. alb.
Rocken Mehl
4 fl. 8 bis 10. alb. Ein Pf. friſche Butter 14 15.bis 16. xr.
Weiß Mehl
6 fl. 8.alb. Ein Kumpf geſchelter Hrſche 16. alb.
Das Pfund Ochſenfleiſch 3. alb. 2. Pf.== grobgeſchelte Gerſte 16. alb.
= Rindfleiſch =
3.alb. = klein geſchelte Gerſte 20. alb.
= Kalbfleiſch = 3.alb. 4. Pf. == Erbſen
12. alb.
= Schweinenfleiſch 3. alb. 2. Pf. = = Linſen
10. alb.
= Hammelfleiſch
3.alb. Eyer 4. vor
2. alb.

Gebohrne, Getauffte und Verſtorbene in voriger
Woche.

1.) Gebohrne und Getauffte.

Herrn Ludwig Schraid, Fuͤrſtl. Cammer=Laquayen, ein Toͤchterlein.
Meiſter Johann PaulDoͤring, Burgern und Damaſt=Webern, ein Soͤhnlein.
Johann Peter Wentzel, Guarde=Reutern, ein Toͤchterlein.

2.) Geſtorbene und Beerdigte.

Frau Maria Catharina, Herrn Ernſt Ludwig Fuchſen, Fuͤrſtl. Bereuters
Ehfrau, 60. Jahr 7. Monath.
Anna Catharina, Meiſter Johann Chriſtoph Dambmanns, Burgers und
Beckers Ehfrau, 22. Jahr.
Dorothea, Meiſter Johann Nicklaß Knorren, Burgers und Beckers Ehfrau,
58. Jahr 2. Monath.
Georg Gottfried Lonie, Beyſaſſen Ehfrau, 44. Jahr.
Anna Margretha, weyl. Meiſter Caſpar Petri, geweſ. Burgers und Zimmer=
manns
, hinterlaſſene Tochter, 42¾. Jahr.
Meiſter Johann Wilhelm Roth, Burgern und Schreinern, ein Soͤhnlein,
8. Jahr.
Johannes Thomas, Beyſaſſen, ein Tichrerlein, anderthalb Jahr.
Eirt Weibs=Perſon von Alſpach, Weißin, welchewegen eines Kinder=Mords
vor einigen Jahren im Stockhauß geſeſſen, und die Folter aus zeſtanden.

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