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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 231
Freitag, den 23. Auguſt 1935
197. Jahrgang
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Darmſtädter und Nationalbanl. Fernſprecher 4.
lingke Enkſcheidung. — Aufrechterhallung des Waffenausfuhrverbores nach Ikalien und Abeſſinien.
Weikerhin „engſte Zuſammenarbeit mit Frankreich” — Ankündigung neuer
Vermitklungs=
verſuche auf diplomakiſchem Wege.
Reat
vonder Eeti
hällete
Mian t. Ech4
di. Kablin..
Jetzt gibts Me
Then Süß=Biclt
½ Pfd. nm 74
Bertinge: Nen 9
pter Verſand nu
Stadttelen.
uh.
DNB. London, 22. Auguſt.
Abeſſinien=Sitzung des britiſchen Kabinetts wurde am
ſwritag um 16.30 Uhr nach faſt fünfſtündiger Dauer beendet.
dre Sitzung wurde keine amtliche Mitteilung ausgegeben.
*ſterrichteten Kreiſen verlautet jedoch, daß das Kabinett zu
Aer Ergebniſſen gekommen iſt:
Das Kabinett billigt in jeder Hinſicht die nach dem
Ab=
fder Pariſer Dreimächte=Beratungen abgegebene Erklärung,
Be britiſche Regierung mit der franzöſiſchen Regierung in
töſnter Fühlungnahme und in engſter Zuſammenarbeit bleiben
ſahnb daß die beiden Regierungen bis zur Sitzung des
Völker=
updats am 4. September fortfahren werden, auf diplomati=
Elege mit der italieniſchen Regierung die Möglichkeit einer
iechim Regelung zu erforſchen.
Das Kabinett hat ferner beſchloſſen, in der im Juli getrof=
Entſcheidung, vorläufig die Erteilung von Bewilligungen
BAusfuhr von Waffen nach Italien und Abeſſinien zu
ſper=
ine Aenderung eintreten zu laſſen. Das bedeutet jedoch,
rlautet, nicht notwendigerweiſe die Aufrechterhaltung des
ſefrverbotes bis zum September. Außenminiſter Hoare iſt
ſtändigen Ueberprüfung dieſer Frage betraut worden.
Schließlich hat ſich das Kabinett auf den Standpunkt ge=
Naß kein Grund für eine Aenderung der bereits bei
mehre=
llegenheiten mitgeteilten Politik der britiſchen Regierung
er dem Völkerbund und den Genfer Satzungen beſteht.
engliſchen Kreiſen werden für die nächſten Tage keine
Entwickelungen erwartet, und einſtweilen iſt auch kein
ſit für eine weitere Kabinettsſitzung angeſetzt worden.
Ini ſterpräſident Baldwin wird vorausſichtlich ſchon heute
ſwreder nach Aix=les=Bains zurückkehren. Mit ihm wird
irauf die Mehrzahl der aus den Ferien zurückgerufenen
Ritsmitglieder, darunter Macdonald, London noch heute
Wverlaſſen. Man rechnet jedoch damit, daß Sir Samuel
rund Eden bis auf weiteres in London verbleiben.
Die engliſche Regierung hat dafür geſorgt, daß ihre
Auts ſitzung der Wichtigkeit der Tagesordnung entſprechend
Pitet und aufgezogen war. Alle 22 Miniſter waren in
zuiſammengetrommelt, während vorher ſchon der
Außen=
oen Vertretern der Dominions und der Oppoſitions=
EAeinen Bericht über die Lage erſtattete. Es iſt alſo alles
En, um dem In= und Ausland zu zeigen, wie ernſt die
us die Lage anſieht, wohinter gleichzeitig wohl aber
’s Gefühl der Verlegenheit und Unſicherheit verborgen
ſall, das in den letzten Tagen zum mindeſtens in London
büctſch end war.
gland hat ſich, das müſſen heute auch die Verteidiger der
cleung zugeben, vollkommen feſt gerannt, weil es ſich an
ol ogie der Völkerbundspolitik ſich klammerte und nicht
Vi wollte, daß endlich wieder einmal einer kommen
A der die Spielregeln diplomatiſcher Kompromißpolitik
ehr mitmachen wollte. England hat bis zum letzten
ick nicht daran geglaubt, daß Muſſolini ernſt machen
Es hat die italieniſchen Vorbereitungen für Bluff
ge=
no hat dieſen durch Gegenbluff überbieten wollen.
Eng=
ux einſehen, daß Muſſolini nicht nur vom Krieg
ge=
ſondern bewußt an den Krieg gedacht hat, daß die
aden Vorbereitungen für den militäriſchen Vorſtoß gegen
en nicht etwa nur ein Druckmittel ſein ſollen, ſondern
en Willen bekunden, die italieniſchen Pläne gegen alle
ſinde durchzufechten. Ein ſolcher Fall war in dem
uch der Nachkriegspolitik bisher nicht vorgekommen und
berſagten ihm gegenüber alle Methoden, die ſich ſonſt
greich anwenden ließen. Der engliſche Vermittlungs=
— der als Gummiband gedacht war und mit deſſen
Verhandlungen langſam fortgeſetzt werden ſollten —
9 uſſolini kurzerhand abgelehnt worden und damit war
er Konferenz aufgeflogen. Damit ſtand die engliſche
geichzeitig dem abſoluten nichts gegenüber. Im Ver=
9arauf, daß doch noch ein Wunder geſchehen würde,
ch die Briten ſo feſtgelegt, daß ohne ſtarken
Preſtige=
r England ein Ausweg eigentlich nicht mehr
vor=
ſt. Käme es wirklich zum Krieg um Abeſſinien, dann
Edens Meinung der Völkerbund erledigt, dann iſt
dem Völkerbund auch gleichzeitig die ganze Politik
bloßgeſtellt, und vor allem: England ſtände vor
twendigkeit, zum erſten Mal einen
Weg zu gehen, eine eigene Verantwort=
zu tragen, die aus der Welt der theoretiſchen
ſonen in die bitterböſe Wirklichkeit hineinführt.
Slick in die engliſchen Zeitungen zeigt deutlich, wie
Srnüchterung geweſen iſt, wie groß der Schreck, daß
Ber Ernſt werden kann, was bisher Spielerei war.
in weil das offene Eingeſtändnis dieſer Erkenntnis
a das Eingeſtändnis einer Niederlage war, muß
Eng=
ichen, irgendwie aus der Sackgaſſe herauszukommen.
End auch die Drohungen, die in den letzten Tagen
em hinüberklangen, nur mit Einſchränkungen ernſt
Deshalb wurde nach Mitteln geſucht, die Italiener
Muing zu rufen, ohne daß England ſelbſt dadurch einer
hen Belaſtung ausgeſetzt wird. So iſt der Gedanke
iben Sanktionen aufgetaucht, efner Art
entalſperre die die Italienerblockieren
m ihnen alle Rohſtoffe abzuſchneiden —
das bei der Rohſtoffarmut Italiens früher oder
ſblich wirken müßte, das aber auch wieder die
Zu=
eit mit anderen Mächten zur Vorausſetzung hat.
So ſcheint denn nach dem, was bisher über die Londoner
Kabinettsſitzung bekannt geworden iſt, eine grundſätzliche
Entſcheidung auch jetzt noch vermieden zu ſein.
Die engliſche Regierung hofft auf ein Wunder, hofft
vor allem darauf, daß es gelingen wird, die
Ver=
bindung mit Paris zurückzugewinnen, um in
gemeinſamer Front mit Frankreich vor dem
Völkerbund auftreten zu können. Aber jedermann
weiß, wie unſicher dieſe Brücke iſt; denn Frankreich hat
vor=
ſichtiger operiert als England, und Frankreich hat zudem
ſtich=
haltige Gründe, um unter Umſtänden den Italienern in
Abeſ=
ſinien freie Hand zu laſſen. Bei Licht beſehen iſt auch nach
dieſer engliſchen Kabinettsſitzung die Entſcheidung wieder
ein=
mal vertagt. England macht noch einen letzten
Ver=
ſuch, an der klaren eigenen Stellung
vorbei=
zukommen.
Nervöſe Erwarkung in Paris.
EP. Paris, 22. Auguſt.
Die franzöſiſche Oeffentlichkeit verfolgt mit größter
Aufmerk=
ſamkeit die in London im Gang befindlichen
Kabinettsberatun=
gen und ſieht mit einer Spannung, die einen nicht mehr zu
über=
bietenden Höhepunkt erreicht hat, den Beſchlüſſen der engliſchen
Regierung zum italieniſch=abeſſiniſchen Streitfall entgegen. Der
„Intranſigeant” erklärt, England vertiefe ſich in den
italieniſch=
abeſſiniſchen Konflikt mit einem Nachdruck, daß dadurch
Beun=
ruhigung in Europa hervorgerufen werde. Auch wirtſchaftliche
Sanktionen blieben nur ſo lange friedlich, als das davon
betrof=
fene Volk ſie nicht zu einem Anlaß zum Kriege betrachte. Im
an=
deren Falle werde das Feuer an Europa angelegt werden.
Muſſo=
lini ſei nicht der Mann, den man leicht einſchüchtern könne, und
ſein Volk werde ſich nicht demütigen laſſen. In Frankreich fürchte
man, daß England einen Krieg entfeſſele, um den Frieden zu
retten.
Im „Paris Soir” wirft Sauerwein unter Hinweis auf das
Vorgehen Japans in China und das engliſch=deutſche
Flotten=
abkommen England vor, daß es nicht immer ſo entſchieden den
Völkerbundspakt und die Verträge verteidigt habe, wie
gegen=
wärtig. Welche Beſchlüſſe die britiſche Regierung auch immer
faſſen möge — ob Tadel, kleine Sanktionen, große Sanktionen,
Schließung des Suez=Kanals —, eines ſei ſicher, daß England nicht
allein die ganze Verantwortung übernehmen, ſondern ſich an den
Völkerbund wenden werde. Der Völkerbund aber bedeute
Frank=
reich, denn man müſſe ſich fragen, welche Völkerbundsmitglieder
England Gefolgſchaft leiſten würden, wenn Frankreich ihm nicht
folge. Frankreich aber gehe mit Italien Hand in Hand zur
Er=
haltung der Sicherheit in Oſteuropa.
„Es iſt noch nicht zu ſpäk!”
Am bemerkenswerteſten von allen heute im Zuſammenhang
mit der Londoner Kabinettsſitzung veröffentlichten engliſchen
Artikeln iſt der Leitartikel der „Morning Poſt”, die ſich bisher
ſtets für die Nichteinmiſchung Englands in dem oſtafrikaniſchen
Konflikt eingeſetzt hatte. Dieſes extrem konſervative Intereſſen
vertretende und gegen den Völkerbund eingeſtellte Blatt hat jetzt
eine vollſtändige Schwenkung vollzogen und tritt nunmehr für
eine energiſche Haltung Englands gegenüber Italien ein. Dabei
geht das Blatt von der Vorausſetzung aus, daß ſich Italiens
Politik letzten Endes gegen das britiſche Weltreich richte. „Bis
vor einer Woche” ſchreibt die „Morning Poſt”, „war es noch
möglich anzunehmen, daß Italiens Pläne für die Eroberung
Abeſſiniens zwar den Gedanken an einen allgemeinen Frieden
zerſtören würden, im übrigen aber keine lebenswichtigen
eng=
liſchen Intereſſen bedrohen könnten. Nunmehr aber kann
man ſich nicht länger dem Eindruck entziehen,
daß die Unterwerfung Abeſſiniens für den
Duce lediglich der erſte Schritt zur
Wieder=
aufrichtung des römiſchen Reiches in Afrika zu
ſein ſcheint. Die Aeußerungen der italieniſchen Preſſe
ver=
bunden mit der Brüskierung der Dreimächtekonferenz, beſtätigen
den Eindruck, daß Muſſolini mit der Nichtachtung anderer
Intereſſen und verträglichen Rechte in Abeſſinien
Groß=
britannien herausfordern will. Abeſſinien ſoll uns
auf die Probe ſtellen. Falls wir in dieſem Falle nachgeben,
wird man dann nicht glauben, daß wir ſpäter einmal uns
noch mehr gefallen laſſen? Im Auslande ſcheint die
Meinung verbreitet zu ſein, daß das engliſche
Weltreichnur daraufwartet, zugunſten anderer
Nationen, deren Schickſal noch in der Zukunft
liegt, aufgeteilt zu werden. Je eher dieſem Gedanken
Einhalt geboten wird, deſto beſſer wird es für die Ordnung
der Welt ſein. Das heißt noch nicht, daß wir die Bedürfniſſe
anderer Nationen überſehen, oder über die Möglichkeiten zu
deren Befriedigung nicht verhandeln wollen. In dem
vorliegen=
den Falle aber hat man uns überhaupt nicht gefragt. Jeder
von uns gemachte Vorſchlag iſt mit Hohn abgewieſen worden,
und nunmehr ſollen wir plötzlichvor ein militäriſches
Fait accompli geſtellt werden. Solche Methoden ſind
keineswegs dazu geeignet, das britiſche Weltreich dazu zu
be=
wegen, zur Löſung der zweifelsfrei beſtehenden Schwierigkeiten
anderer Nationen beizutragen. Es iſt noch nicht zu ſpät
für Muſſolini, ſeine Politik zuüberprüfen und
von einem Wege abzugehen, der letzten Endes
zu einer Kataſtrophe führen kann. Wir hoffen
auf=
richtig, daß er es tun wird. Tut er es aber nicht, dann iſt es
klar, daß wir uns einen Frieden durch Unterwerfung nicht
er=
kaufen können. Wir können das vielleicht für eine kurze Zeit,
aber immer nur auf die Gefahr hin, damit Raubgelüſte zu
er=
mutigen, die uns ſpäter noch größere Sorgen bringen.”
Das brikiſche
Aus London wird uns geſchrieben:
Die äußerliche Ruhe, mit der die Briten den brüsken
Ab=
bruch der Dreier=Verhandlungen über den Abeſſinien=Konflikt
aufnahmen, kann nicht darüber hinwegtäuſchen, daß England
am Ende ſeiner Diplomatenſprache iſt. Inſofern kann man von
einer Niederlage der britiſchen Politik ſprechen. Denn alles,
was ſeit vielen Jahren geſchah, die ſorgfältige Stabiliſierung
des Genfer Völkerbundes trotz der verſchiedenen Riſſe und
Unzuträglichkeiten, das Bündnis mit Frankreich, wenn man ſo
eine gewiſſe Uebereinſtimmung nennen ſoll, die Streſa=Front
mit ihrer Betonung der kollektiven Sicherheit für den Frieden
und auch die Anerkennung Sowjetrußlands als mitſpielende
Macht im Völkerkonzert — — alles das ruhte auf dem
Ge=
danken, das britiſche Imperium müſſe und würde den Frieden
ſichern. Aber in Paris zeigte ſich, daß London und Rom eine
Sprache ſprechen, die der Partner nicht verſteht. Während
Eng=
land auf den Vertrag von 1906 zurückgriff und innerhalb dieſes
Vertrages Italien weitgehende Konzeſſionen machen wollte, ja,
den italieniſch=abeſſiniſchen Freundſchaftsvertrag von 1928
her=
vorholte, um die Möglichkeit der Ausbreitung des italieniſchen
Einfluſſes zu ſchildern, hat Muſſolini mit einer geradezu
hemds=
ärmeligen Diplomatie alle Verträge und Verpflichtungen vom
Tiſch gefegt. Man verſteht, daß die Times von einer
ungewohn=
ten Unhöflichkeit ſprechen, daß faſt alle engliſchen Blätter ſich
ſagen, gegenüber der italieniſchen Halsſtarrigkeit ſei überhaupt
nicht zu verhandeln und der Krieg werde, wenn im September
in Abeſſinien die Regenwolken weichen, ausbrechen. Man
ver=
hehlt ſich auch nicht, daß eigentlich die Italiener alles zerſchlagen
haben, den Völkerbund, den Glauben an die Wirkſamkeit von
Verträgen, die Streſa=Front und die kollektiven
Friedens=
bemühungen.
Zunächſt bewahrt man aber äußerliche Ruhe, auch
gegen=
über den italieniſchen Preſſeangriffen. Man berechnet, daß
Italien finanziell nicht in der Lage ſei, einen langwierigen Krieg
in Abeſſinien zu führen, man rechnet ihm nach, daß es
viel=
leicht mehr durch Verhandlungen erreicht hätte, als es mit
den Waffen gewinnen würde und gibt eine die letzte, Hoffnung
noch nicht auf, Muſſolini werde ſich als Geſchäftsmann zeigen,
Aber der Italiener iſt kein Brite. Dieſe beiden Völker ſind
heute durch einen Abgrund getrennt, der nicht zu überbrücken
iſt. Als Baldwin vor Jahren in Oxford ſeine Rede über das
britiſche Imperium hielt, ſprach er aus dem Gefühl jedes Briten
heraus, dieſes Imperium ſei größer als das kleine römiſche
Weltreich, das nur deshalb uns ſo groß erſchiene, weil damals
die Welt an den Säulen des Herkules, in Gibraltar, für die
Mittelmeermenſchen zu Ende geweſen ſei. Großbritannien habe
aber das Weltbild weſentlich erweitert und die Farbigen hätten
es niemals ſo gut gehabt wie unter einer gerechten Regierung,
während ſie andernfalls den Despoten und kleinen Tyrannen
zum Opfer gefallen wären. Das britiſche Imperium ſei in die
Seele jedes Engländers eingebrannt und von dem Beſitz dieſes
Imperiums ließe er ſich auch nicht ein Jota rauben. Wenn
man ſich dieſe politiſche Pſychologie zurecht legt, dann iſt
tat=
ſächlich heute England in der Situation, in der es keinen
An=
griff auf die Intereſſen der Farbigen oder gar gegen ſeinen
Beſitz ertragen kann. Ueber die politiſchen Linien des Tages
hinaus liegt hier die große britiſche Linie, die England mit
allen Mitteln, und ſei es den ſchroffſten, verteidigen wird.
Man verſteht einfach die Haltung Italiens nicht. Seit wann,
ſo fragt man, iſt denn dieſer italieniſche Fascismus Erbe des
altrömiſchen Imperiums? Als das fasciſtiſche Italien 1928
den Vertrag mit Abeſſinien ſchloß, und zwar auf der
Grund=
lage der Unverletzbarkeit der abeſſiniſchen Grenzen, war es
anders als heute. Heute, ſo fagte man, und die Times gaben
in einem Leitartikel über die Zunahme der Bevölkerung auf dem
Feſtlande dem Ausdruck, gibt es zwei Nationen, die darüber
klagen, für ihre anwachſende Volksmenge keinen Raum zu
haben, und zwar ſeien es Staaten, deren Einrichtung ſich
weſent=
lich von denen der anderen unterſchiede: Italien und
Deutſch=
land. Trotzdem täte man dort alles um das Anwachſen der
Bevölkerung zu beſchleunigen. Soweit iſt der Beweis mit der
Behauptung zuſammenfallend. Aber der Brite ſcheut ſich,
ein=
mal die Folgerung zu ziehen, daß ſolchen Nationen unbedingt
der Platz zum Leben einzuräumen ſei, und ferner vergißt er,
daß jede Nation, die ſich nicht fortpflanzt, zum Tode verurteilt
iſt. Der Brite macht ſich heute keine Sorge um das Anwachſen
dieſer Bevölkerungen. Er denkt wie der Drache Fafnir: „Ich
lieg und beſitze, laß mich ſchlafen”. Und das Schlafmittel gab
ihm der Genfer Völkerbund.
Hart und ſchroff, mit brutaler Rückſichtsloſigkeit, hat Italien
darauf die Antwort gegeben, und die britiſche Politik ſteht jetzt
zugleich in der ſchwerſten Stunde ſeit dem Weltkriege. Wenn
Italien die Waffen fprechen läßt, ſind alle Verträge und iſt
der Völkerbund lediglich ein Fetzen Papier. Darüber gibt man
ſich keiner Täuſchung hin. Italien hat aber oft genug erklärt,
daß es Abeſſinien will. Wie, darüber ſagte Muſſolini durch
Baron Aloiſi auf der Pariſer Konferenz nichts. Aber die
italieniſche Haltung war ſo eindeutig, iſt ſo über die Meinung
der Welt, über die Gefahrenkomplexe, die nicht nur
Groß=
britannien im Aufſtand der Farbigen ſieht, ſondern auch
Frank=
reich, mit einer derartigen Selbſtverſtändlichkeit
hinweg=
geſchritten, daß man in London lediglich die Hoffnung hat, die
Aechtung der geſamten Welt werde von Italien doch wohl nicht
ſo leicht genommen. Zudem erwägt man allerlei
Palliativ=
mittel. Man will vielleicht die Waffenausfuhr auch nach
Abeſ=
ſinien freigeben, während Italien ſagt, das ſei eine
Unter=
ſtützung eines barbariſchen Volkes. Man trifft allerlei
Vor=
bereitungen, um die engliſchen Poſitionen im Mittelmeer erneut
zu befeſtigen. Man füllt die Depots auf, ſchickt Jagd= und
Bombengeſchwader in Flugzeugmutterſchiffen nach Malta, man
verſieht die Inſel mit neuen Flakbatterien, die britiſche
Admira=
lität hat ihre „Vorbereitung für alle Fälle” in Bewegung
ge=
ſetzt und an der paläſtinenſiſchen Küſte und am Suez=Kanal
verden neue Funkſtationen und neue Befeſtigungen angelegt.
Während die engliſche öffentliche Meinung in zwei Parteien
ge=
ſpalten iſt, rüſtet England ſich für jede Möglichkeit, und
viel=
leicht war es doch unvorſichtig von Muſſolini, die engliſche
Macht als völlig bedeutungslos und zurückgeblieben hinzuſtellen,
Seite 2 — Nr. 231
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 23. Auguſt 1244
denn gegenüber dem ſchnell auflodernden
Kriegsbegeiſterungs=
feuer der Italiener hat der Brite doch gezeigt, daß er im
Falle der Gefahr ſich mit bulldoggenhafter Zähigkeit verbeißen
kann. Zudem hat England den Suezkanal in Händen und trotz
aller internationalen Verträge wird es nicht davor
zurück=
ſchrecken, dieſen Suezkanal zu ſperren, damit die
Zufahrts=
ſtraßen von Italien nach Aethiopien, wenn es ſeine Intereſſen
erfordern. Als trotz des neutralen Charakters des Suez=Kanals
bei Kriegsausbruch 1914 England im Kanal die deutſchen und
öſterreichiſchen Dampfer beſchlagnahmte und die Gefangenen
nach Alexandrien brachte, erhob Italien keinen Einſpruch. Man
muß ſich an dieſen Präzedenzfall erinnern, um über Ereigniſſe,
die vielleicht zwangsläufig ſind, nicht den Ueberraſchten zu
ſpielen.
Wenn Italien damit droht, das Abkommen über den Tana=
See in Abeſſinien nicht anzuerkennen, dann iſt das nur ein
kleiner Gegenhieb, der England kalt läßt. Gewiß hat Italien
recht, daß in vergangenen Jahrhunderten England nicht nur
Verträge brach, ſondern ſich ſein Kolonialreich zuſammenraubte
daß England alſo die Methoden anwandte, die Italien jetzt
anwenden will. Sieht man von allem italieniſchen Geſchrei über
das angeblich kulturloſe Abeſſinien ab, ſo bleibt doch, daß es
Gewalt anwendet, weil es eben die Macht hat. Nicht nur wurde
das Mittelländiſche Meer zur italieniſchen See erklärt, ſondern
Italien will jetzt auch in Oſtafrika ſich ein großes
Kolonial=
reich errichten. Dabei ſtößt es auf engliſche Lebensbedingungen.
Schon daß das Mittelmeer als das Mare noſtro von Italien
bezeichnet wurde, hat die Südſlawen und die Griechen, dazu
die Türken, gegen Italien in Stellung gebracht, weil dieſe
Staaten eine italieniſche Hegemonie nicht dulden können.
Eng=
land ſchwieg bisher zu dem Anſpruch des Fascismus. Aber
wie lange noch?
Man täuſche ſich nicht. Denn die Verſion der Rechten,
Eng=
land ſolle ſich gänzlich von den feſtländiſchen Händeln
zurück=
ziehen und der Umwandlung der Machtverhältniſſe auf dem
Feſtlande ruhig zuſehen, da es genug mit ſeinen Kolonien zu
tun habe, iſt doch ſehr fadenſcheinig, weil gerade gegen die
Ver=
bindung der Mutterinſel England mit ſeinen oſtafrikaniſchen
und aſiatiſchen Kolonien durch Italien der entſcheidende Schlag
geführt werden ſoll. Und die Linke, die glaubt, mit den
Völker=
bundsmitteln und Sanktionen Italien zur Vernunft zu bringen,
da vor allem auch die ganze Welt auf Englands Seite ſtände,
irrt ebenfalls, weil nach dem Ausſcheiden Italiens aus dem
Völkerbund — gerade deshalb ſchaut man auf deſſen Tagung
am 4. September mit größter Beſorgnis — dieſe Inſtitution doch
nur die Rolle eines lebenden Leichnams ſpielen wird, die für
die Weltereigniſſe keinerlei Bedeutung mehr hat. Feſt ſteht
nur eins: Italien wird auf jeden Fall marſchieren. Daran
zweifelt man nicht. Was dann zu tun iſt, darüber befindet ſich
das engliſche Intereſſe, und wenn die Briten ihr Intereſſe mit
der bisherigen Brutälität wahren, dann dürfte ein
Zuſammen=
ſtoß des alten und geſättigten Kolonialreiches und des
auf=
ſtrebenden Italiens unvermeidlich ſein.
Neuer „Zwiſchenfall” in Abeſſinien.
DNB. Addis Abeba, 22. Auguſt.
Der italieniſche Konful in Godjam (Südabeſſinien), Muzi
Falconi, verſuchte vor etwa einem Monat aus Addis Abeba
auf ſeinen Poſten zurückzukehren. Er konnte damals ſein
Vor=
haben wegen Unpaſſierbarkeit des Nils nicht ausführen. Am
Dienstag machte Muzi Falconi einen neuen Verſuch und reiſte
in Begleitung italieniſcher Diener von der hieſigen
Geſandt=
fchaft mit einer Karawane nach Godjam. Am Mittwoch abend
wurde der Konſul mit einem Schulterſchuß in das italieniſche
Krankenhaus in Addis Abeba zurückgebracht. Die italieniſchen
Diener ſollen ausgeſagt haben, daß Konſul Muzi Falconi ſich
felbſt den Schuß beigebracht habe.
Man befürchtete in Addis Abeba, daß dieſer Vorfall von
Italien als ſchwerer Zwiſchenfall ausgewertet wird.
Ueber die Angelegenheit der Verwundung des italieniſchen
Konſuls in Abeſſinien gibt die italieniſche Nachrichtenagentur
Agenzia Stefani folgende knappe Mitteilung aus:
„Der italieniſche Konſul Muzi Falconi iſt auf dem Wege
zu ſeinem Amtsſitz Derra Marcos verwundet worden. Nähere
Einzelheiten liegen nicht vor. Der italieniſche Geſandte in Addis
Abeba hat ſich an Ort und Stelle begeben.”
Die italieniſche Geſandtſchaft in Addis Abeba teilt amtlich
mit, daß der italieniſche Konſul in Debra Marcos Baron Muzi
Falconi, ſich ſelbſt durch einen Unfall verletzt habe, als er im
Verlauf einer Jagd ſein Gewehr unterſucht habe, das eine
Ladehemmung aufwies.
Keine Schließung der Skraße von Gibralkar.
DNB. London, 22. Auguſt.
Wie Preß Aſſociation meldet, wurde ein in Barcelona
um=
laufendes Gerücht, daß Großbritannien beabſichtige, die
Meer=
enge von Gibraltar zu ſchließen, nach Mitternacht von der
britiſchen Admiralität als unrichtig bezeichnet.
Vom Tage.
Der Reichsluftfahrtminiſter General der Flieger und SA.=
Obergruppenführer Hermann Göring hat der SA. zur
Durchfüh=
rung des Reichswettkampfes den Betrag von 10 000 RM. zur
Ver=
fügung geſtellt. Die kameradſchaftliche Verbundenheit zwiſchen
der jungen Luftwaffe und der SA., die durch das
Geburtstagsge=
ſchenk der SA. an den Führer ſchon einmal ſo treffend zum
Aus=
druck gebracht wurde, iſt mit dieſer Stiftung des
Reichsluftfahrt=
miniſters erneut bewieſen worden.
Der Reichs= und Preußiſche Miniſter des Innern hat dem
Altmeiſter der Raſſenhygiene, Dr. Alfred Plötz in Herrſching am
Ammerſee, der am 22. Auguſt 1935 ſeinen 75. Geburtstag feierte,
telegraphiſch ſeine herzlichſten Glückwünſche übermittelt.
Die nächſte Vollſitzung des Internationalen Strafrechts=
Kon=
greſſes findet am Freitag vormittag in der Kroll=Oper ſtatt. In
ihrem Verlauf wird Reichsminiſter Dr. Goebbels den
ausländi=
ſchen Gäſten einen Ueberblick über die Arfbauarbeit des
national=
ſozialiſtiſchen Staates geben.
Der deutſche Kreuzer „Königsberg” iſt am Donnerstag
vor=
mittag in Gdingen eingetroffen, um den polniſchen Flottenbeſuch
vom Juni zu erwidern. Eine Abordnung der Beſatzung wird ſich
mit dem Flugzeug nach Warſchau begeben.
Der ungariſche Reichsverweſer von Horthy übermittelte dem
Führer und Reichskanzler Adolf Hitler ſeinen wärmſten Dank für
das ihm zum ungariſchen Nationalfeiertag überſandte herzliche
Begrüßungstelegramm.
Der rumäniſche Außenminiſter Titulescu, der ſeit einiger Zeit
im Cap Partin, an der franzöſiſchen Mittelmeerküſte, weilte, iſt
in Begleitung des rumäniſchen Unterſtaatsſekretärs für
auswär=
tige Angelegenheiten nach Bad Gaſtein (Oeſterreich) abgereiſt.
Der chineſiſche Außenminiſter Wangtſchingwei erklärte nach
dem Abſchluß der Beratungen des Ständigen Ausſchuſſes des
Zen=
tralvollzugsrates, daß er ſein Rücktrittsgeſuch als Präſident des
Reichsvollzugsamtes und als Außenminiſter zurückgenommen habe.
Mit dieſer Erklärung dürfte die ſeit etwa zwei Wochen ſchwebende
politiſche Kriſe beendet ſein.
Laval empfängt Cerruki.
EP. Paris, 22. Auguſt.
Miniſterpräſident Laval hatte am Donnerstag vormittag
eine längere Beſprechung mit dem italieniſchen Botſchafter
Cerruti. Die Beſprechung dürfte ſich auf die Entwicklung des
italieniſch=abeſſiniſchen Streitfalls und beſonders auf die
Hal=
tung der engliſchen Regierung zum oſtafrikaniſchen Konflikt
be=
zogen haben.
Reufer demenkiert.
DNB. London, 22. Auguſt.
Der Reuter=Korreſpondent in Gibraltar hat ſich im
Kraft=
wagen nach Tarifa, dem ſüdlichſten Punkt Europas, begeben,
und eine Unterſuchung der Gerüchte vom Erſcheinen italieniſcher
Seeflugzeuge angeſtellt. Er meldet daß in der ganzen Stadt
Aufregung herrſche und viele Gerüchte im Umlauf ſeien aber
von Seeflugzeugen ſei nichts zu entdecken. Die ſpaniſche
Regie=
rung ſtelle gleichfalls ihre Anweſenheit in Abrede.
Als Grund für die umfangreichen ſpaniſchen
Truppen=
bewegungen teilt der Korreſpondent mit, daß Spanien
ent=
ſchloſſen ſei die Meerenge von Gibraltar ſo ſorgfältig wie
möglich zu bewachen.
Uebungsflug brikiſcher Milftärflugbooke
im öſtlichen Miktelmeer.
DNB. London, 22. Auguſt.
Vier Flugboote des kürzlich von England nach Malta
ver=
legten 202. Geſchwaders der britiſchen Luftſtreitkräfte haben,
wie berichtet wird, einen Uebungsflug nach dem öſtlichen
Mittel=
meer angetreten. Am heutigen Donnerstag treffen ſie in Cattaro
ein. Sie werden ſich dann auf dem Wege über Korfu, Athen,
Zypern, Haifa nach Kreta begeben und am 31. Auguſt nach
Malta zurückkehren. Ferner werden am 3. September drei
Flugboote von England nach Basra abgehen, um das am
Perſiſchen Meerbuſen liegende britiſche Geſchwader zu ergänzen.
Panik an der Kairoer Börſe. — Umfangreiche
italieniſche Verkäufe.
EP. Kairo, 22. Auguſt.
An der hieſigen Börſe kam es am Donnerstag auf das
Ge=
rücht hin, daß die italieniſchen Banken von Rom den Auftrag
hätten, alle ihre Aktienbeſtände abzuſtoßen, zu einer Panik. Auf
allen Märkten ereigneten ſich Kursſtürze. Die Lage war ſo ernſt,
daß der Miniſterpräſident und der Finanzminiſter ſich veranlaßt
ſahen, eine gemeinſame Erklärung abzugeben, in der betont wird,
daß die Panik lediglich auf ſpekulative Beweggründe
zurückzufüh=
ren ſei und daß keine Urſachen für die Kursrückgänge vorlägen.
Weiter wird betont, daß die Regierung die Entwicklung mit
großer Aufmerkſamkeit verfolge und alle nötigen Schritte
unter=
nehmen werde, um das wirtſchaftliche Vertrauen
wiederherzu=
ſtellen.
Amelntas Kenttamna.
Der Standpunkk der Waſhingtoner Regierunu
EP. Waſhington, 22. Aurg
Der Auswärtige Ausſchuß des Repräſentantenhauſes
ho=
vom Senat angenommene Geſetz über die Neutralität dem
einigten Staaten im Kriegsfall verworfen und mit der Auss
tung eines neuen Geſetzes begonnen. Wie verlautet, iſt dieſe
ſchluß auf den Druck des Präſidenten Rooſevelt zurückzuff
Der Präſident, dem nach der Faſſung des vom Senat angen un
nen Geſetzes alle Entſcheidungen aus der Hand genommen rne
ſollten, ſcheint entſchloſſen zu ſein, ſich die Entſcheidung
übh=
in der Senatsbill vorgeſehenen Maßnahmen vorzubehalte—,
verlautet denn auch, daß der neue Entwurf in dieſem Sime
halten ſein werde.
In amtlichen Kreiſen ſteht man auf dem Standpunkt,
völlig verfehlt wäre, Amerikas Hände zu binden, wie de=
Senat gemeinſam mit einem großen Teil der amerikaniſchemu
verlangt, die ſich nicht darum kümmerten, ob in anderen Ale
len die Kriegsfurie raſe und allein daran intereſſiert
ſeienn=
rika aus künftigen Kriegen herauszuhalten. Dieſe ſture U
lung verhindere nach Anſicht der Amtskreiſe jede Einflußß
der Vereinigten Staaten im Hinblick auf die Verhütung vorn
gen. Weiter mache ſie Amerika, nachdem ein Krieg ausgell
ſei, vollkommen hilflos. Jeder kriegführende Staat, der
Ozean oder einen Ozeanteil beherrſche, könne Vorſchriften
e=
die Amerika jeden Handel unmöglich machen würden, und Aln
könnte weder proteſtieren, noch verhandeln, da ſeine Aktiom.
zen geſetzlich feſtgelegt wären, falls die Senatsvorlage im
treten ſollte. Ein anderes neutrales Land, beiſpielsweiſe
könnte dann hierher kommen und die aufgehäuften, vom
rikanern direkt nicht abſetzbaren Waren für einen
Spottpres=
kaufen und mit Gewinn an Kriegführende oder andere Niu
verkaufen. Amerikaniſche Schiffe würden in den Heimathäf in
liegen. Die ameribaniſche Oberhoheit wäre ſo gut wie mulß
niemand hätte einen Vorteil davon. Dieſe Erwägungen,
wichtiger als der Streit darüber, daß der Angreifer nur
einmütig feſtgeſtellt werden könnte. Die Senatsvorlage
auch Amerika nicht gegen Kriege ſichern; denn ein Präſide:
beiſpielsweiſe ein Admiral, könnten auf 50 verſchiedene=
Amerika in einen Krieg zerren, wenn ſie das wollten.
Aus allen dieſen Gründen hält man die vom Senat ve—
Revolutionierung der amerikaniſchen Neutralitätspolitik ni
für einen Eingriff in die verfaſſungsmäßigen Vorrechte der
ſidenten, dem allein die Führung der Außenpolitik zuſten,
dern auch für eine ſchwere Schädigung wohlverſtandener
kaniſcher Intereſſen.
Ikalieniſche Manöver in Südkirol.
DNB. Rom, 22. Ar.
Die diesjährigen großen italieniſchen Manöver, hab m
Donnerstag in den nördlichen Grenzgebieten ihren Anfe.
nommen. Bekanntlich werden ſie ſich hauptſächlich in der
von Bozen abſpielen. Die Manöver haben folgendes Zin
griffsverwendung der großen Einheiten mit Schnelldiwi
Ma, daß all
um die gegneriſche Stellung zu nehmen und das
bereit=
das wirkſame Eingreifen der Flugzeuge verzögerte Zuſan
gehen des Feindes zu verhindern. Beide Parteien haben 1½ und neue
des gemeinſame Thema: Die Mobiliſierung wurde unveſ /ᛋ Labei kon
Mulenn
angeordnet und unverzüglich haben die Feindſeligkeiten
nen; große Einheiten erreichten die Grenze. Die BomEn
zeuge haben beträchtliche Schäden auf den Etappenſtraßen /1 Mlisgeno
richtet, hauptſächlich auf denen der blauen Partei, deren AM füen könn
der Angriff iſt. Aufgabe der roten Partei iſt es, die Gu N 8
IS ſtän
lung bis zum äußerſten zu verteidigen. Die den beiden F1
anvertrauten Aufgaben, der Umfang und die Art der zu m.
denden Kräfte und die morphologiſche Beſchaffenheit der
werden die Befehlshaber und die Generalſtäbe vor Opend
probleme von größtem Intereſſe ſtellen. Eine mit Karr
regimentern neueſten Typs gebildete Schnelldiviſion wirdo?
falls an den Manövern teilnehmen.
Admiral Konduriofis †.
DNB. Athen, 22. A.
Der frühere griechiſche Staatspräſident Admiral Pan
duriotis iſt am Donnerstag verſtorben.
Admiral Konduriotis hat in der Geſchichte Grieche”
eine bedeutende Rolle geſpielt. In den Jahren 1912 unN
beſiegte er zweimal die türkiſche Flotte vor den Dard-
Später war er Mitglied der Regierung Weniſelos in Sl
und trat für den Eintritt Griechenlands auf der Se
Entente in den Krieg ein. Admiral Konduriotis war V=
und mehrmals Staatspräſident.
Dn Zent orr Antein, Bagnen,
Georginen...
Von Hanns Martin Elſter.
Die Aſtern, Dahlien, Georginen blühen. Der Spätſommer
iſt da. Der Herbſt naht. Und es iſt, als wollte der Sommer noch
einmal ſich ganz durch Blühen, Blüten, Farben offenbaren.
Wo=
hin du ſchauſt, ſiehſt du die dicken, rundkugeligen Georginen, die
breiten Aſtern und Dahlien, und wenn du dich mühſt, ihre Farben
zu zählen, wirſt du in die Tauſende von Abweichungen kommen:
keine Blüte eroberte je ſolche Mannigfaltigkeit, aber keine war
auch ſo voller Schwermut. All ihre Farbenluſt trägt ſchon das
Sterben des Sommers der Natur in ſich: ihrer bunten Glut
entſtrahlt kein Duft mehr! Was friſch erblüht, duftet ſüß. Die
Frühlingsblume atmet die ganze Jugend ihrer Jahreszeit aus,
die Roſe die ganze Fülle des Sommers, aber die Aſtern, Dahlien,
Georginen duften nicht mehr Sie laſſen ahnen, daß bald der
Moderduft verwelkenden Laubes über die Erde ſtreichen wird. . ."
Wir lieben die Aſtern, Dahlien, Georginen vielleicht gerade
darum doppelt. Wir binden uns durch ihre Pracht noch einmal
an alle Sommerfreuden, von denen wir nun langſam Abſchied
nehmen müſſen. Wir ſaugen in ihren Farben noch einmal die
Tropengluten ein.
Aus den Tropen kamen ja die Georginen her. Wir Europäer
kennen ſie nur wenig über 100 Jahre. Erſt 1789 gelangten ſie
aus Mexiko nach Madrid, erſt 1812 nach Deutſchland, und erſt ſeit
1817 beſitzen wir ſie in der uns vertrauten gefüllten Ballform.
Die Menſchen glaubten zuerſt, ihre Knollen wären eine andere
Kartoffelart: aber nicht einmal das Vieh biß an. Es blieben alſo
nur die Blüten, die Gärtnerfreuden. Georgine nannte man die
volle, ballförmige Art nach dem Petersburger Akademiker Georgi,
und Dahlien die Halbkugelform nach dem ſchwediſchen Botaniker
Dahl, einem Linneſchüler, der die ganze Blumenfamilie, die mit
den Aſtern, den „Sternblumen”, zuſammen die „Kompoſiten”
heißen, genaueſtens beſchrieben hat. Dieſe Beſchreibung war ſchon
damals vor hundert Jahren keine einfache Sache. Auch die Aſtern,
die aus Nordamerika, und am Ende des 18 Jahrhunderts aus
China zu uns kamen, weiſen über 400 Arten auf: von den
zwerg=
kleinen bis zu den übermenſchenhohen, von den Röhren und den
Federköpfen bis zu den Scheiben= und Nadel= oder Jgelblümchen.
Wer erſt einmal verſucht, ſich unter all den Sorten und Spiel=
arten zurechtzufinden, wird bald verzweifeln. Schon der einfache
Blick über ein Dahlien=, Georginen= und Aſternfeld in einer
Gärtnerei etwa verwirrt; jede Farbenabwandlung vom tiefſten
toteſten Schwarz bis zum reinſten ſchneeig=klaren Weiß, vom
fiebrig=böſen, giftig=ſchönen, ſatt=gefährlichen Purpur bis zum
zarteſten Roſa, vom himmliſchen Blau bis zum kirchlichen Violett
zeigt ſich. Und dazu jede Größe: von der winzigen Liliputdahlie,
die keinen Fingerhut groß iſt, bis zum Rieſenrad, groß wie eine
Sonnenblume. Fragt man nun gar nach dem Namen jeder
ein=
zelnen Art, ſchwirrt uns bald der Kopf: jene „Halskrauſen”art
heißt „Maria Stuart”, und jene Rieſendahlie „Deutſches Eck”,
dieſe düſterrote „Wallenſtein” und jene brennend rote „Junge
Liebe”: hier haſt du eine roſige „Jugendpracht” dort eine
gelb=
rote „Japaniſche Sonne” hier düſtert dich „The darkeſt of all”
an, dort läßt der „King Harold” ſein Burgunderrot erglühen,
und dort neigt ſich dir „Luzifer” zu .. . So könnteſt du
ſtunden=
lang Namen, Namen hören. Und jeder Name hat eine Geſchichte,
jeder Name einen Sinn. Die Gärtner und Botaniker haben nicht
wahlloſe Taufen veranſtaltet; ſie haben Farbe und Form in einen
Zuſammenhang mit menſchlichen Vorſtellungen gebracht.
Die Aſtern, Dahlien, Georginen ſind ja in unſerem Klima
auf den Menſchen angewieſen. Die Aſter allein hat noch die Kraft,
unabhängig zu beſtehen, zu verwildern; im mittleren Europa,
am Rhein, in Süddeutſchland, und vor allem in Griechenland
begegnen wir der Virgilaſter, die einen halben Meter hoch
wer=
den kann; auch außerhalb der Gärten, in den Alpen und am
Meere, blühen noch einige beſcheidene Arten. Aber ſobald ſie
ihren ganzen Reichtum enthüllen follen, muß der Menſch ihnen
helfen. Die Dahlien gar können ſich als Tropenpflanze nicht
ſelbſtän=
dig fortpflanzen; wie befruchten ſie durch Uebertragung des
Blü=
tenſtaubs mit einem Pinſel künſtlich! Dieſe künſtliche
Be=
fruchtung iſt der Anfang geweſen, um beſtimmte Kreuzungen
zu züchten, beſtimmte Arten „rein” zu erhalten, die menſchliche
Phantaſie auch in dieſe Blumenſchönheit einzuſchmuggeln".
Viel Pflege erfordern die Dahlien, Georginen, Aſtern. Nicht
immer glückt jede Kreuzung. Und manche Staude zeigt nicht eine
ſchöne Blüte, läßt Blüte an Blüte verkümmern. Auch die
Blatt=
läuſe, die Ameiſen niſten gern mit ihren „Kuhſtällen” auf den
Stengeln an und erwürgen die Blüten. Aber all die Mühe und
Pflege, die ſie machen, lohnen ſie auch unſäglich; ſie verſchönen
den Abſchied vom Sommer Sie ſchmücken Gärten und
Zim=
mer zum letzten Male mit Sonnenglut und Sommerglanz.
deiit um Kanaemttm!
Von Dr. von Renthe=Fink.
Der Kulturfilm hat heute einen ſchweren Stand, w
breite Publikum, die eigentliche Maſſe der Kinobeſuchek,
gebotene Belehrung über „langweilige” Sachen innerlich
Dieſe Filme ſieht man ſich nicht an, ſondern man läßt ſie 1
ergehen. Warum aber bezeichnet das Publikum die Them=
Kulturfilme als langweilig? Weil ſie dem Durchſchnittst.)
des Durchſchnittsbeſuchers fernliegen; weil dieſe Menſe
Kino ganz andere ſeeliſche Effekte ſuchen als Bildung 12
lehrung.
Es iſt tatſächlich die Gefahr entſtanden, daß durch di
läufige Geſtalt der Kulturfilme das Wort „Kultur” für —
ten Maſſen den Beigeſchmack des Langweilig=Gelehrten,
ſonderlichen und Unintereſſanten bekommen hat.
An dieſer Situation aber iſt nicht das Publikum ſchl
dern der Kulturfilm ſelber bzw. ſeine Herſteller. Die
machen es ſich in den meiſten Fällen gar zu leicht!
Wer=
darauf zu achten begonnen hat, wird immer von neuem
Me=
ſendem Bedauern die Saloppheit, die innere Gleichgültigl
Schludrigkeit feſtſtellen müſſen, mit der man die Aufga.
zu können meinte. Gewiß, das Intereſſe des Publikums
ſich nicht unmittelbar und urſprünglich auf kulturelle —
es lenkt ſeine Aufmerkſamkeit aber gern auch auf dieſe
wenn deren Darſtellung den Reiz des Neuartigen und Ge
des klar Gegliederten und zweckmäßig Aufgebauten träßt—
Das Kernproblem eines guten Kulturfilms liegt nich
Wahl der Bilder, ſondern in der Geſtaltung des hier Aüe
lichen Textes. Gerade im Kulturfilm dürfen die Bildel
Verſtändlichkeit nicht auf ſich ſelbſt beruhen, ſondern miſ
Stütze finden im erklärenden, erläuternden, belehrend.
Hier das richtige Mittel zu finden zwiſchen Anſchaulichte
Gelehrſamkeit, hier die Pole Bild und Wort richtig Aus)"
cieren, mag gewiß von Fall zu Fall ſeine neuen Schwle.
aufwerfen. Aber einer Gefahr ſollte man ſtets enige.‟"
Trivialität, dem bloßen Schwätzen, der faden Scheinwl.
lichkeit, dem mißglückten Populariſieren. Uebrigens 8.
in der Photographie der Kulturfilme des Trivialen Vellt
man da manchmal an Reiſebildern geboten bekommt, ..
erſtaunlich! Da alle Kinobeſucher durch den Standar "."
Freitag, 23. Auguſt 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 231 — Seite 3
Minnsaglangiecalvemegelängsverfahren
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Richklinien
1. die Enkſchuldungsſtellen und Entſchuldungsämker
DNB. Berlin, 22. Auguſt.
Der Reichs= und preußiſche Miniſter für Ernährung und Land=
„sſchaft und der Reichsminiſter der Juſtiz weiſen in einer
ge=
einſchaftlichen Richtlinie für die Entſchuldungsſtellen und
Ent=
uDdungsämter darauf hin, daß Bauern und Landwirte,
ſich im Schuldenregelungsverfahren
befin=
h,verpflichtet ſind, die während des
Verfah=
isfällig werdenden Zinſen an die Gläubiger
entrichten. Die Entſchuldungsſtelle hat regelmäßig eine
tordnung zu erlaſſen, in der die Höhe der zu zahlenden Zinſen,
ſtir Berückſichtigung der bei Durchführung des Verfahrens zu
er=
in enden Kürzungen und Zinsſenkungen zu beſtimmen iſt.
Ent=
ſldungsſtelle und Entſchuldungsamt haben ſtreng darüber zu
aten, daß dieſe Zinſen vom Betriebsinhaber vollſtändig und
nitlich entrichtet werden. Kommt der Betriebsinhaber trotz
vor=
intener Mittel der Zinszahlungspflicht nicht nach, ſo iſt zu
prü=
lob das Verfahren wegen Entſchuldungsunwürdigkeit
aufgeho=
werden muß. Keinesfalls kann ein ſolcher
chuldner damit rechnen, daß die von ihm nicht
jzahlten Zinſen nachträglich ganz oder teil=
ᛋiſe erlaſſen werden. Er hat ſie vielmehr nach näherer
Atirnmung des Entſchuldungsplanes nachzuzahlen und
regel=
wig vom Zeitpunkt ihrer Fälligkeit an zu verzinſen.
Dieſer für Betriebsinhaber und Gläubiger wichtige Erlaß
t. Nr. 47, vom 31. 7. 1935) iſt in Heft 164 der Amtlichen
Mit=
hungen in Entſchuldungsſachen veröffentlicht.
Reichsbürgſchaften
fördern den Kleinwohnungsbau.
Bisher 100 Millionen Reichsmark verbürgk.
Die bisher zur Förderung des Kleinwohnungsbaues
über=
mmenen Reichsbürgſchaften haben in der letzten Sitzung des
ſchsbürgſchaftsausſchuſſes einen Geſamtbetrag von 100 Millionen
ſchsmark erreicht. Die Zahl der dadurch geförderten
Wohnun=
y deträgt über 40 000, darunter ſind allein über 12 000
Eigen=
m. Der Bauwert dieſer Wohnungen beträgt ſchätzungsweiſe
Mill. RM., und zwar ohne Berückſichtigung von Grund und
bei. Dieſe Zahlen zeigen die ſtändig ſteigende Bedeutung, die
Reichsbürgſchaften für die Förderung des
Kleinwohnungs=
ſies und neuerdings auch für die Kleinſiedlung gewonnen
ſer. Dabei kommt der Wert der Maßnahme nicht allein in
zahlenmäßigen Ergebnis zum Ausdruck. Es iſt darauf
hin=
teiſen, daß alle geförderten Bauvorhaben den Erforderniſſen
nationalſozialiſtiſchen Wohnungspolitik entſprechen. Sie kom=
M Volksgenoſſen zugute, die ſich ohne dieſe Hilfe kein Heim
ſchaffen könnten. Deshalb hat der Bürgſchaftsausſchuß im
Ene der Beſtimmungen des Reichs= und Preußiſchen
Arbeits=
niſters ſtändig auf eine beſcheidene, aber zweckmäßige
Ausſtar=
ſſatz der Bauvorhaben, gleichzeitig aber auch auf eine techniſch
iu architektoniſch einwandfreie Geſtaltung hingewirkt. Er hat
dier, unterſtützt von dem bekannten Zinserlaß des Reichs= und
Dut iſchen Wirtſchaftsminiſters vom 30. April 1935, erneut eine
Sbeſſerung der Zins= und Auszahlungsbedingungen der
auf=
eimmenen und vor allem der verbürgten Hypotheken angeſtrebt:
m damit die Mieten für die Bewohner nach Möglichkeit geſenkt.
Cinanzierung baut ſich durchweg auf einer geſunden
Grund=
lun Euf.
Den Beſtimmungen des Reichs= und Preußiſchen
Arbeitsmini=
ſie entſprechend haben alle Bauherren in erheblichem Umfange
Eies Vermögen inveſtiert. Die erſten und die verbürgten zwei=
Hypotheken ſind ſämtlich Tilgungshypotheken und regelmäßig
windbar. Erfreulicherweiſe treten neben den bekannten großen
ogebern immer mehr auch kleinere, örtlich bekannte Geldgeber,
mollem Sparkaſſen, auf. Neuerdings ſind auch Reichsgebiete,
Abisher nur ſparſam von den Reichsbürgſchaften Gebrauch
ge=
juht hatten, in ſteigendem Maße beteiligt. Dies gilt beſonders
h ten ſüddeutſchen Ländern, ſeitdem dort
Landesbürgſchafts=
ſGchüſſe gebildet worden ſind. Die Zahl der Anträge nimmt
ois zu. So liegen gegenwärtig bei der Deutſchen Bau= und
Bodenbank AG. Anträge und Anfragen wegen neuer
Reichsbürg=
ſchaften von über 30 Mill. RM. vor. Da hierüber demnächſt
ent=
ſchieden wird, ſo kommen auch dieſe Mittel noch dem diesjährigen
Wohnungsbauprogramm zugute.
Aerzkliche Pflichtforkbildungskurſe.
Der Beauftragte des Reichsärzteführers für das ärztliche
Fortbildungsweſen, Dr. Blume, hat, dem „Berl. Tagbl.”
zu=
folge, jetzt die Richtlinien für die vom Reichsärzteführer
anerkannte ärztliche Pflichtfortbildung erlaſſen. Sie
umfaſſen zunächſt die ariſchen praktiſchen Aerzte aus Orten unter
100 000 Einwohnern. Die Badeärzte ſind davon ausgenommen,
da ihre Einberufung in der Saiſon eine zu große Härte
be=
deuten würde. Die Pflichtfortbildung ſoll nämlich in den
Mona=
ten April bis November durchgeführt werden. Zug um Zug
ſollen dann auch die Aerzte aus den Großſtädten und die
Fach=
ärzte in einer noch zu beſtimmenden Form eingezogen werden.
Die Pflichtfortbildung geſchieht in der Art, daß jeder Arzt alle
5 Jahre einmal an einem dreiwöchigen Kurſus in einem
Kran=
kenhaus teilnehmen muß. Aus Zweckmäßigkeitsgründen ſind die
Fortbildungsärzte möglichſt in Krankenhäuſern oder
Fortbil=
dungsorte einzuberufen, mit denen ſie ſonſt keine Berührung
haben. Außer der Fortbildung am Krankenbett finden kliniſche
Vorleſungen mit Krankendemonſtration und praktiſche Uebungen
ſtatt. Mit der Durchführung ſind die Kreis= und
Provinzial=
ſtellenleiter der kaſſenärztlichen Vereinigung beauftragt. — Dr.
Blume richtet im Deutſchen Aerzteblatt an die deutſchen Aerzte
die Bitte, ſich bewußt zu ſein, daß dieſe Fortbildung das
Niveau des ärztlichen Ausbildungsganges weſentlich heben und
dazu beitragen wird, die Volksgeſundheit zu fördern.
Kampfgemeinſchaft aller Gliederungen.
Für Propaganda und Aufklärung.
DNB. Berlin, 22. Auguſt.
Der „V. B.” meldet aus München:
Je mehr ſich durch die Vergrößerung der Partei als Trägerin
der nationalſozialiſtiſchen Weltanſchauung die Arbeit in den
einzelnen Gliederungen und Aemtern der Partei ſpezialiſiert
hat, um ſo dringender ſtellt ſich das Bedürfnis nach einer
ſtetigen einheitlichen Ausrichtung des Kampfes auf allen
Fach=
gebieten der Arbeit der Bewegung ein.
Um eine enge Kampfgemeinſchaft aller Gliederungen der
Partei, insbeſondere aber auf dem Gebiet der Propaganda und
Volksaufklärung zu ſchaffen, hat der Reichspropagandaleiter
Verbindungsleute aus allen Gliederungen und angeſchloſſenen
Verbänden der NSDAP. zum „Reichsring für
nationalſoziali=
ſtiſche Propaganda und Volksaufklärung” zuſammengeſchloſſen.
Organiſatoriſch gehört dieſer Reichsring zum Stabe der
Reichs=
propagandaleitung.
In der am 20. Auguſt im Hauſe der
Reichsorganiſations=
leitung in München abgehaltenen erſten Arbeitstagung dieſes
Reichsringes umriſſen der ſtellvertretende Reichspropagandaleiter
Pg. Hugo Fiſcher und der Leiter des Reichsringes, Pg. Tießler,
den Aufgabenkreis dieſer Arbeitsgemeinſchaft. Sie ſoll in erſter
Linie dem Ziele dienen, eine noch engere Verbindung zwiſchen
allen Schichten des Volkes und den Propagandiſten der
national=
ſozialiſtiſchen Bewegung zu ſchaffen, deren oberſte Aufgabe es
iſt, getreu dem Wunſche des Reichspropagandaleiters ſtets das
Ohr am Herzen des Volkes zu haben. Die Tagung ergab eine
ſehr fruchtbare Ausſprache über Gegenwartsfragen und
Fern=
ziele des nationalſozialiſtiſchen Kampfes.
Dr. Singer Leiter des Reichsverbandes
jüdiſcher Kulkurbünde.
DNB. Berlin, 22. Auguſt.
Im Einvernehmen mit der Geheimen Staatspolizei hat
die zuſtändige Stelle im Reichsminiſterium für Volksaufklärung
und Propaganda als verantwortlichen Leiter des
Reichsver=
bandes jüdiſcher Kulturbände den früheren Intendanten Dr.
Kurt Singer und als Generalſekretär dieſer jüdiſchen
Organi=
ſation den ehemaligen Handelsjournaliſten Dr. Werner Levy
genehmigt.
Unter dieſer verantwortlichen Leitung haben ſich bekanntlich,
ſoweit dies noch nicht geſchehen iſt bis 15. September
einſchließ=
lich ſämtliche künſtleriſch und kulturell tätigen jüdiſchen
Ver=
bände dem Reichsverband einzugliedern. Ausgenommen
hier=
von ſind lediglich die religiöſen jüdiſchen Schul= und
Kultur=
gemeinden.
e an beſte Bildqualität gewöhnt ſind, empfinden ſie das
Hin=
leiuene vieler Kulturfilme um ſo ſtärker.
Und dann, die Muſik! Im Kulturfilm herrſcht immer noch
9 Tradition aus den Kindertagen des Films, daß der laufende
13Mſtreifen unbedingt von irgend welcher Muſik begleitet ſein
9A die denn auch meiſtens ſich anhört, als ſpiele ein Klavier=
Mer wie in beſagten alten Zeiten ſeinen Notenſtoß herunter.
/Zu eigentlich das Ohr mit einer text= und bildfremden Muſik
Eſten, wo es ſchon durch die erläuternden Worte vollauf in
hruich genommen iſt? Warum legt man nicht mehr Sorgfalt
NAdre ſprachliche und inhaltliche Textgeſtaltung? Muſik iſt im
2furfilm überflüſſig, meiſtens ſtörend und läſtig; der Text in
er organiſchen Kompoſition mit dem Bildmaterial iſt das
Ati ge.
Zeht man ein Fazit aus ſeinen Kulturfilm=Erfahrungen, ſo
man auf die bemerkenswerte Tatſache: Die beſten Filme
men von den Nicht=Zünftigen, von den Jungen, von den
Eenſeitern. Wer erinnert ſich nicht an den Film über „Die
eimen Wunder von Naumburg” als einen ganz großen
Ge=
a1s eine Leiſtung, die wirklich noch im Anſchaulichen verbor=
Schönheiten aufdeckte? Warum mußte eine ſolche Leiſtung
alselt, einſam bleiben? Schlimmer noch: Warum lernten die
ge noſſen ſo wenig daraus? Natürlich bringt der Außenſeiter
0rund ſeiner Situation beſondere, zuſätzliche Kräfte des Ehr=
* des Beſſermachenwollens, der liebevollſten Sorgfalt mit,
I der Routine des Berufs leicht verloren gehen. Aber
des=
prauchte man ſich nicht ſo ablehnend zu verhalten, wie es
9r. Gerade aus dem künſtleriſchen Vorſprung der Außen=
7 muß der Fachmann immer neu zu lernen ſuchen, an dem
Me1 der Perſpektive ein Reviſion des eigenen Könnens vor=
2ie Enkftehung unſerer Fefkländer
und Meere.
Von Kurt Wellner.
hon bei oberflächlicher Betrachtung eines Globus entſteht
keihe nachdenklicher Fragen. Man ſieht, daß die Land=
2, ſich mehr auf der nördlichen Erdhälfte zuſammenballen.
Dergleich zu den anderen Weltmeeren iſt der Stille Ozean
Abergewaltige, faſt lückenloſe Waſſerwüſte. Die Erdteile
ie großen Halbinſeln ſpitzen ſich nach Süden in zumeiſt
regelmäßiger Dreiecksform., Zu dieſen Aeußerlichkeiten kommt
bei näherer Unterſuchung die bemerkenswerte Tatſache, daß
zwiſchen den Feſtländern enge Verwandtſchaften in der Tier=
und Pflanzenwelt beſtehen, obwohl weite Ozeane dazwiſchen
liegen. Das veranlaßt zunächſt die Vermutung, daß die
Erd=
teile einſt zuſammenhingen und daß die Ozeane die Stellen
großer Landverſinkungen ſind.
Doch dieſe Vermutung ſcheitert an der wiſſenſchaftlichen
Erkenntnis vom Druckgewicht der Erdoberfläche und an der
Frage nach dem Raum, in den die verſunkene Landmaſſe
ver=
ſchwunden ſein müßte. Da die Erdkugel frei im Weltraum
ſchwebt, muß nach dem Geſetz der Schwerkraft auf ihrer
über=
all vom Mittelpunkt annähernd gleichweit entfernten Oberfläche
der faſt gleiche Druck und die faſt gleiche Schwerewirkung
herrſchen. Da hier die Abweichung infolge der etwas
abge=
platteten Kugelform und der Höhenunterſchiede zwiſchen Berg
und Tal und Waſſerſpiegel ſo gering iſt, daß man praktiſch von
einem auf der ganzen Erdoberfläche gleichen Druck ſprechen kann,
muß ſeit je ein gleichgebliebener Ausgleich zwiſchen dem
Maſſen=
überſchuß der Feſtländer und dem Maſſenmangel der tiefen
Meere beſtehen.
Das iſt eine zweifelloſe Tatſache, weil ſonſt fortgeſetzt
Ab=
rutſchungen der Feſtländer in die Meerestiefen ſtattfinden
müßten. Deshalb iſt es als gewiß anzunehmen, daß die Ozeane
nicht durch Landverſenkungen, ſondern durch Landſpaltungen
entſtanden ſind.
Zur Beweisführung geht man davon aus, daß die Erde
urſprünglich aus einem Feſtkern beſtand, der ringsum von der
feuerflüſſigen Sima=Schichte umgeben war. Durch Luftabkühlung
wurde die Simaſchichte mit einer Haut überzogen, wie etwa eine
abkühlende heiße Milch. Dieſe Haut nennt man Sial=Schichte.
Auf ihr bildeten ſich wie auf der abkühlenden Milch immer
mehr Runzeln, die ſich bei der Zuſammenziehung der ganzen
Haut faltig auseinanderſchoben, bis ſie immer höher die frühere
Oberfläche überragten. So entſtanden durch weitere
Luft=
abkühlung rieſige Feſtlandklötze, die auf der heißflüſſigen Sial=
Schichte ſchwammen wie z. B. Eisberge auf dem Meer. Da
das Sima ſchwerer als das emporgefaltete Sial war, glich ſich
die Druckwirkung aus. Dabei wuchs, das Sial zu einem
zu=
ſammenhängenden ungeheuren Feſtland zuſammen, das ſich
dann (wie Treibeis) ſpaltete und in die Erdteile und Inſeln
ſchied.
Auf dieſe Weiſe trieb Amerika vom europäiſch=
afrikaniſch=
aſiatiſchen Komplex weſtwärts ab. Wir ſehen da immer noch
die Spaltungslinie, wenn wir auf einem Globus die weſtliche
Küſtenlinie Europas mit ihren Aus= und Einbuchtungen mit der
öſtlichen Küſtenlinie beider Amerikas vergleichen. Da erkennen
Ermordung Jones im Aufkrage
Mostaus!
Die Ermordung des engliſchen Journaliſten Jones in China
hat aller Wahrſcheinlichkeit nach einen ſenſationell=hochpolitiſchen
Hintergrund. Es mußte von vornherein auffallen, daß es die
chineſiſchen Banden, die ihn gefangen genommen hatten, vorzogen,
auf die bereits angewieſenen 100 000 Dollar zu verzichten und
den engliſchen Journaliſten an eine andere Bande weiterzugeben.
Der Gedanke läßt ſich nicht von der Hand weiſen, daß mit dem
Engländer Jones im wahrſten Sinne des Wortes Menſchenhandel
getrieben worden iſt, und daß die zweite Bande der erſten
weſent=
lich mehr als 100 000 Dollar ausgezahlt hat. Es müſſen alſo
be=
ſtimmte Gründe vorgelegen haben, die die zweite
Bande veranlaßten, den engliſchen
Berichter=
ſtatter in ihre Gewalt zu bringen.
Wenn man dieſes Geheimnis lüften will, dann iſt es nötig,
ſich mit der Perſon des Engländers zu beſchäftigen. Jones war
ein hervorragender Kenner der Verhältniſſe in
China. Er ſoll auch ſehr gute Informationen über
die Lage in der Mongolei gehabt haben. Die Mongolei
iſt aber gegenwärtig ein heiß umſtrittenes Gebiet, das auf der
einen Seite die Japaner und auf der anderen die
Sowjet=
ruſſen als Intereſſenten ſieht. Wenn Jones wichtige
In=
formationen in ſeiner Taſche hatte, dann mußten ſie
ſo ſein, daß die Gegenſpieler der Japaner ſich durch
die Veröffentlichung dieſer Mitteilungen
be=
nachteiligt ſehen konnten. Man hatte vielleicht gewußt,
daß Jones mit ſehr erheblichen Kenntniſſen von ſeiner Reiſe
zu=
rückkehrte. Man ſchaltete ſich offenbar aber erſt ein, nachdem eine
Bande von Wegelagerern dieſen wertvollen Mann feſtgenommen
hatte; denn in China iſt es bisher nicht üblich geweſen, einen
Ge=
fangenen an eine Nachbarbande weiterzugeben, wenn bereits
feſt=
ſtand, daß ein ſehr erhebliches Löſegeld bezahlt werden würde.
Aber Jones war für die Sowjetruſſen auch aus
anderen Gründen eine nicht unbedeutende
Fi=
gur. Er hatte ſich im Jahre 1932 aufgemacht, die Verhältniſſe in
der Sowjetunion auf eigene Fauſt zu ſtudieren. Als Intouriſt=
Rei=
ſender war er von Moskau aus nach der Ukraine abgefahren, hatte
jedoch unterwegs auf einer kleinen Station den Zug verlaſſen und
nun ziemlich unbeobachtet die Dörfer aufgeſucht. Er hat dann
ſpäter im „Mancheſter Guardian” einen für die Sowjetunion ſehr
peinlichen, aber um ſo aufſchlußreicheren Bericht über die
Hungersnot in der Ukraine veröffentlicht. Damit
hatte er ſich den glühenden Haß der Bolſchewiſten zugezogen, die
ihn auf ihre „ſchwarze Liſte” ſetzten.
Wenn man ſich alſo nun die Ermordung des engliſchen
Be=
richterſtatters einmal von dieſer Seite anſieht, dann erſcheint es
keineswegs ausgeſchloſſen, daß von bolſchewiſtiſcher Seite her auf
die erſte Nachricht hin, daß Jones gefangen worden ſei, eine zweite
Bande mit Geldmitteln reich ausgerüſtet in Bewegung geſetzt
wurde, die der erſten Bande den Gefangenen abkaufte. Jones
wurde dann ermordet, ſo daß nach außen hin die
chine=
ſiſche Bande die Verantwortung dafür trägt.
Tatſächlich aber wird es ſich bei dieſer Bande um eine
kommuniſtiſche Abteilung gehandelt haben. Stehen doch
faſt alle Partiſanen=Trupps, die in China gegen Japan kämpfen
und als Räuberbanden auftreten, im Dienſte der Bolſchewiſten, die
auf chineſiſchem Boden rieſige rote Armeen unterhalten.
Der britiſche Konſul in Nanking hat im Namen des britiſchen
Botſchafters im chineſiſchen Auswärtigen Amt eine Note
über=
reicht, in der eine eingehende Unterſuchung der Umſtände, die zur
Gefangennahme und Ermordung des Journaliſten Jones führten,
gefordert ſowie die Verhaftung und Beſtrafung der Schuldigen
verlangt wird. Das chineſiſche Auswärtige Amt erklärte ſich
ſo=
fort bereit, dem britiſchen Wunſche nachzukommen.
Dimikroff zum Generalſekrekär der Kominkern
gewähll.
Wie die ſowjetamtliche Telegraphenagentur bekanntgibt, fand
am Mittwoch die erſte Sitzung des neugewählten
Vollzugsaus=
ſchuſſes der Komintern ſtatt. Es wurde ein 19gliedriger
Vor=
ſtand des Vollzugsausſchuſſes gewählt, dem der bisherige
Generalſekretär Manuilſki, Stalin Cachin Marty, Pieck, Florin,
Ercoli uſw. angehören. Zum Generalſekretär des
Vollzugs=
ausſchuſſes wurde einſtimmig Dimitroff gewählt. Damit ſind
dieſem, nachdem er als „Steuermann der Komintern”
wieder=
holt gefeiert wurde, auch formal die Amtsbefugniſſe eines
Vor=
ſitzenden der Komintern übertragen worden.
Die im Ausland verbreiteten Meldungen über einen
angeb=
lichen Anſchlag auf Dimitroff in Moskau werden von der
Telegraphenagentur der Sowjetunion als reine Erfindung
be=
feichnet. Die Meldungen entbehrten jeglicher Grundlage.
wir ſofort, daß ſich die Aus= und Einbiegungen faſt genau
ineinander biegen ließen, wenn wir Amerika wieder
heran=
ſchieben könnten.
Ein ähnliches Verhältnis zeigt uns das Küſtenbild von
Oſt=
afrika im Vergleich zur Weſtſeite Vorderindiens.
Dieſe Theorie erklärt auch die Entſtehung der ungeheuern
Faltengebirge, als die uns der Himalayaſtock und die Anden
er=
ſcheinen. Auch die europäiſchen Alpen und das
nordameri=
kaniſche Felſengebirge paſſen in die Annahme der
Feſtland=
verſchiebungen durch Antürmen der ſialen Runzelhaut, die dabei
noch mehr in die Höhe gepreßt worden iſt.
Schließlich gibt es noch eine mathematiſch nachweisbare
Beſtätigung der Sial=Theorie: Amerika wandert nämlich noch
immer ſtetig von uns weiter weſtwärts weg, was durch die
gemeſſenen Ortsveränderungen Grönlands und der
ameri=
kaniſchen Sternwarten bewieſen wird. Ihre geographiſche Länge
nimmt weſtwärts zu. Allerdings in ſo winzigem Maßſtabe,
daß das nur mit den feinſten Beobachtungsinſtrumenten
feſt=
zuſtellen iſt und erſt nach einem gewaltigen Zeitraume praktiſch
deutlich werden wird.
Weltkatalog auf Zetteln.
Nach vierzigjährigem Beſtehen veranſtaltet das „Institut
international de documentation” vom 9. bis 14. September 1935
in Kopenhagen einen Jubiläumskongreß. Deutſchland wird
auf dem Kongreß vertreten ſein.
Das 1895 im Anſchluß an die internationale bibliographiſche
Konferenz in Brüſſel als „Internationales Inſtitut für
Biblio=
graphie” gegründete Inſtitut wurde 1931 auf den heutigen Namen
umgetauft. Die Umbenennung deutet ſchon auf die Erweiterung
des Aufgabenkreiſes des Inſtituts auf jede Art von
wiſſenſchaft=
lichem Nachweisdienſt hin. Das Inſtitut vereinigt in ſich die
Be=
ſtrebungen der nationalen Dokumentationsſtellen. Sein
wichtig=
ſtes Inſtrument iſt der Weltkatalog auf Zetteln, die Bibliographia
universalis, der bei der Gründung 200 000, heute 14 Millionen
Zettel umfaßt; das iſt ein bibliographiſches Repertorium, welches
die geſamte literariſche Produktion der Welt, auch die
Zeitſchrif=
tenaufſätze, in ſyſtematiſcher Anordnung feſthalten will. Um dies
Ziel zu erreichen, ließ ſich das Inſtitut auch die Vereinheitlichung
der bibliographiſchen Methoden angelegen ſein, prüfte vor allem
die Brauchbarkeit bibliographiſcher Syſteme und bildete die ſog.
„Brüſſeler Methode” für ſeine Zwecke beſonders aus. Auf dieſe
Arbeit geht auch die deutſche Kurzausgabe der
Dezimalklaſſifika=
tion zurück. Den bibliographiſchen Zielen des Inſtituts dienen
ferner die Veröffentlichungen von Spezialbibliographien, vor
allem auf naturwiſſenſchaftlichem Gebiet. In Deutſchland arbeitet
der deutſche Norme
s mit dem Inſtitut
zuſam=
men; er führt auch die Kaſſengeſchäfte.
Seite 4 — Nr. 231
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 23. Auguſt 1915
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 23 Auguſt 1935
Kinderfeſt in der Garkenbau=Ausſtellung.
Am Sonntag, den 25. Auguſt, nachmittags 3 Uhr. findet das
Kinderfeſt des Vereins Freundinnen junger Mädchen in dem
wun=
dervollen Rahmen der Gartenbau=Ausſtellung ſtatt. Wer ſich noch
der Veranſtaltung des vorigen Jahres erinnern kann und weiß,
mit welch unendlicher Liebe die Vorbereitungen für dieſes Feſt
getroffen wurden, wird auch den ungeheuren Erfolg der damaligen
Veranſtaltung behalten haben.
Um wieviel mehr in dieſem Jahre, da die ganze Umrahmung
des Kinderfeſtes eine ſarbenfreudige iſt und außerdem für die
großen und kleinen Kinder eine Menge von Ueberraſchungen
ge=
boten werden. Es ſpielt die Muſikkavelle Schlupp, eine Tombola
für Erwachſene und Kinder iſt errichtet, die beliebten Glücksgriff=
Spiele ſind vorhanden, außerdem ein Schießſtand und tauſend
an=
dere Dinge, die wir nicht aufzählen, denn ſie ſollen die Kinder erſt
an Ort und Stelle kennen lernen. Pünktlich um 3.30 Uhr führt
der BDM. Volkstänze vor und ſingt gute deutſche Lieder. Ein
beſonderer Anziehungspunkt werden die Blumen= und
Trachten=
tänze unter Leitung von Frl. Reiß finden.
Um 18 Uhr findet eine große Kinderpolonäſe durch den ganzen
Garten unter Vorantritt der Muſikkapelle ſtatt. Fähnchen und
Kränze werden koſtenlos ausgegeben. Der Ueberſchuß des Feſtes
wird den Zwecken des Vereins Freundinnen junger Mädchen
reſt=
los zugeführt. Da die Veranſtaltung eine ausgeſprochene
Wohl=
tätigkeitsveranſtaltung iſt, iſt der an und für ſich geringe
Eintritts=
preis für die Gartenbau=Ausſtellung um 10 Pfg. erhöht worden,
ſo daß die erwachſene Perſon einen Eintritt von 30 Pfg. zu zahlen
hat, während der Eintrittspreis für das Kind nur 10 Pfg.
be=
trägt. Es iſt zu hoffen, daß die ganze Darmſtädter Bevölkerung
an dieſem Feſt regen Anteil nimmt, wie dies auch ſchon im
ver=
gangenen Jahre der Fall war. Selbſtverſtändlich iſt für
Erfriſchun=
gen in ausreichendem Maße Sorge getragen.
NS-Volkswohlfahrt wirbt für „Kinder aufs Land”.
600 000 erholungsbedürftige Kinder unbemittelter Eltern
hat die NS.=Volkswohlfahrt im vorigen Jahre aus der Stadt
aufs Land geſchickt. 600 000 Eltern wurden einige Wochen
fühl=
bar entlaſtet und bekamen für immer die Gewißheit des
Ge=
borgenſeins im Schoße des Volkes. 600 000 Ehepaare im
deut=
ſchen Land ſtreckten ihre gaſtgebenden Hände den kleinen.
Be=
ſuchern entgegen. Man muß es ganz langſam leſen, um dieſes
Gewaltige voll zu begreifen. Und dann möchte man, um das
Begriffene recht auszukoſten, dieſe dreimal 600 000 alle
mitein=
ander beiſammen haben. Faſt nicht auszudenken iſt es, was das
für ein Meer der Freude des Dankens und des Hoffens wäre!
Wieder wendet ſich die NS.=Volkswohlfahrt an alle Familien
in unſerem Kreiſe Darmſtadt: Die ihr es irgend könnt, macht ein
Plätzchen, eine Pflegeſtelle, bei euch auf vier Wochen frei für ein
liebe= und pflegebedürftiges Kind’ Geht auf eure NSV.=
Orts=
gruppe und meldet eure Bereitwilligkeit! Deutſchland wird es
euch danken!
Die NSB.Helſerinnenſchaft im Dienſte der
NS-Volkswohlfahrt.
Ueber die Tätigkeit der NSV.=Helferinnenſchaft iſt bis jetzt
noch wenig geſchrieben worden, ſpielt ſich ihre Tätigkeit doch in
ſegensreicher Stille ab. Deshalb ſoll durch nachſtehende Zeilen
ein kleiner Einblick in das reiche Arbeitsfeld derſelben gegeben
werden. Hier wäre in erſter Linie die Haushilfe bei
bedürf=
tigen kinderreichen Familien zu nennen. Dieſe teilt ſich wiederum
in Kranken= und Kinderpflege. Die Ortsgruppen der NSV.
mel=
den derart gelagerte Fälle den Helferinnen, die dann ſofort ihre
Tätigkeit aufnehmen. Die Arbeit in den Familien iſt vielſeitig
und verantwortungsvoll, bedeutet aber eine fruchtbringende
Be=
tätigung für Volk und Familie.
In allwöchentlichen Heimabenden, die bei Handarbeiten.
Ge=
ſang und Spiel in herzlicher Kameradſchaft verlaufen, tauſchen
die Helferinnen mit ihrer Leiterin und untereinander ihre
Kenntniſſe und reichen Erfahrungen aus. Sie ſtellen ſich ſomit
reſtlos in die vom Führer aufgebaute NS.=Volkswohlfahrt und
ſcheuen zu jeder Zeit keine Mühe und Arbeit, um dem Ziel und
den Aufgaben dieſer großen Organiſation gerecht zu werden. Es
wäre deshalb zu wünſchen, wenn ſich recht bald noch weitere
deutſche Mädels in die Reihen der NSV.=Helferinnenſchaft ſtellen
würden. Die Anmeldung hierzu geſchieht am beſten bei dem Amt
für Volkswohlfahrt Kreisamtsleitung Darmſtadt
Wilhelminen=
ſtraße 34, oder im Landkreis bei den dortigen NSV.=Ortsgruppen.
Mehr Pilzaufklärung!
In der Moche vom 11. bis 17. Auguſt 1935 veranſtalteten die
Deuiſche Geſellſchaft für Pilzkunde und die
Lan=
desſtelle für Pilz= und Hausſchwamm=Beratung
in Darmſtadt einen Schulungskurſus zur Einführung
in die Pilzkunde. Die Veranſtaltungen: Lehrwanderungen,
Uebun=
gen, Vorträge uſw. fanden eine verſtändnisreiche Aufnahme bei
den zahlreichen Teilnehmern, die aus allen Teilen Deutſchlands
erſchienen waren. Insbeſondere iſt es aus ſachlichen Gründen zu
begrüßen, daß die „Schadenverhütung” ſich der Pilzaufklärung ſo
nachhaltig annimmt; waren doch aus einem großen Teil der
deut=
ſchen Gaue die zuſtändigen Sachberater zu dieſer wertvollen
Ta=
gung entſandt worden. In allen waldreichen Gegenden des
Rei=
ches ſollen Pilzberatungsſtellen, Lehrwanderungen, Pilz=Markt=
Kontrollen uſw. eingerichtet werden, damit die Pilzſchätze unſeres
deutſchen Waldes beſſer ausgenützt, wir dadurch von der
Pilzein=
fuhr des Auslandes unabhängig werden, und damit vor allem die
alljährlichen Pilzvergiftungen endlich aufhören. Merkblätter über
Pilzaufklärung ſind von den genannten Stellen, die mit der
Scha=
deuverhütung zuſammen arbeiten, erhältlich.
Nakurärzke-Tagung
am 25. Auguſt d. J. in Wiesbaden.
Am 25. Auguſt d. J. findet vormittags 9.15 Uhr. eine
Gau=
tagung des Reichsverbandes der Naturärzte, Gau Heſſen=Naſſau,
im Kurhaus in Wiesbaden ſtatt. Die Teilnahme ſteht auch Aerzten
und Zahnärzten offen, die nicht Mitglieder des Verbandes ſind.
Nachdem die biologiſchen Aerzteverbände bereits tatkräftige
Vor=
arbeit geleiſtet hatten, kam es vor einigen Monaten zu einer
gro=
ßen gemeinſamen Tagung und Kundgebung in Nürnberg unter
der Schirmherrſchaft von Gauleiter Streicher und unter
perſön=
licher Anweſenheit des Reichsärzteführers Dr. Wagner. Auf dieſer
Reichstagung kam es zu einem Zuſammenſchluß ſämtlicher
biolo=
giſcher Aerzteverbände zu einer Arbeitsgemeinſchaft und der
Reichsärzteführer ſetzte ſich beſonders für die wiſſenſchaftliche
Weiterarbeit in der Naturheillehre und für das künftige
Zuſam=
menwirken zwiſchen der eigentlichen ärztlichen Schule und den
Naturheillehren ein. Auch die jetzige Gautagung ſoll dem weiteren
Ausbau der Naturheillehre dienen und ſoll auch Aerzten anderer
Heilrichtungen die Möglichkeit geben, ſie näher kennen zu lernen.
— Die Tagesordnung enthält u. a.: Begrüßung durch den
Gau=
beauftragten Dr. Malech=Gießen; Vortrag Dr. med.
Morkra=
mer=Frankfurt a. M. über Weſen und naturärztliche Behandlung
der Tuberkuloſe: Vortrag Dr. Jockel=Darmſtadt über die
Gau=
menmandeln: Dr. Römer, Dr. Knöll, Dr. Malech: Berichte
über verſchiedene Fälle aus der Praxis.
Sanitäts= und Rettungswache vom Roten Kreuz,
Darm=
ſtadt. Die Wache war im Monat Juli 360mal ausgerückt,
darun=
ter 351 Transporte im Krankenkraftwagen. Hierbei 20 Betriebs=
22 Verkehrsunfälle 79 Transporte von und nach auswärts. Bei
Aufmärſchen und Veranſtaltungen waren 57 Hilfeleiſtungen. Die
Verleihanſtalt wurde in 71 Fällen in Anſpruch genommen.
Poſtaliſches. Es liegt Veranlaſſung vor, darauf
hinzuwei=
ſen, daß im Poſtverkehr zwiſchen Darmſtadt und der Poſtagentur
„Darmſtadt=Flughafen” dem früheren Lager Griesheim,
für Briefe und Poſtkarten die Fernbriefgebühr zu zahlen iſt.
— 300 000 und 100 000 RM. gezogen. In der geſtrigen
Nach=
mittagsziehung der Staatslotterie fiel ein Gewinn von 300 000
Reichsmark auf die Nummer 257 169, die in Achteln in Berlin
und in Schleswig=Holſtein geſpielt wird. — Der 100 000=RM.=
Gewinn fiel auf das Los Nr. 333 173. Das Los wird in der
erſten Abteilung in Achtelloſen in Mecklenburg und in der
zwei=
ten Abteilung in Achtelloſen in Bayern geſpielt.
Punswinſchafncher Anſchauungs-aierricht.
Am 15. Sepkember wird die Ausſtellung „Volk und Wirlſchaft” in der Darmſtädker Feſthalle eröffit
Wie wir bereits Anfangs Juli mitteilen konnten, wird am
15. September in Darmſtadt in der Feſthalle eine der
intereſſanteſten deutſchen Ausſtellungen gezeigt, die in ihrer Idee
auf keinen Geringeren als den Schöpfer des Deutſchen Muſeums
in München, Oscar von Miller, zurückgeht. Er ſchlug im
Jahre 1932 vor, eine große Lehrſchau, die die
Zuſammen=
hänge zwiſchen Volk und Wirtſchaft dem ſchaffenden deutſchen
Menſchen klar macht, aufzubauen und durch die deutſchen Gaue
zu ſchicken. Im vorigen Jahre erregte die Ausſtellung nach ihrer
Vollendung zum erſtenmal in Berlin großes Aufſehen,
wan=
derte dann durch das Rheinland und Sachſen, wurde während
der Ingenieur=Tagung in Breslau gezeigt und kommt nun nach
Darmſtadt als der einzigen Stadt im Rhein=
Main=
gebiet. In einer unter der Leitung von Oberbürgermeiſter und
Kreisleiter Wamboldt ſtehenden Vorbeſprechung ſprach geſtern
der leitenden Aufbau=Ingenieur der Ausſtellung, Herr
Biber=
ger vom Verein Deutſcher Techniker, vor leitenden
Perſönlich=
keiten des Staates, der Partei und der Wirtſchaft über die
Ab=
ſichten, die Gliederung und die Bedeutung dieſer Schau.
Verſtändnis ſchaffen — Schlagwörter beſeitigen
das iſt die erzieheriſche Abſicht der Ausſtellung. Die Wirtſchaft
rührt das Volk, alſo auch den Einzelmenſchen an allen Ecken und
Enden ſeines Daſeins an, ohne daß er vielfach von dieſer
ſchickſal=
haften Macht etwas verſtünde. Durch lebendige Anſchaulichkeit,
alſo plaſtiſche Darſtellungen — nicht durch papierene Tabellen
oder Statiſtiken will die Ausſtellung den Volksgenoſſen auf die
Zuſammenhänge hinweiſen, in denen er als wirtſchaftender Menſch
ſteht. Um ein Beiſpiel zu nennen: Der Beſchauer erlebt die
tech=
niſche Entſtehung eines Waſſereimers vom Rohſtoff
bis zum fertigen Erzeugnis. Vorher aber wird ihm die
Finan=
zierung dieſes Erzeugniſſes gezeigt, die Löhne, die darin ſtecken,
die Nebenprodukte (Email), die zu ſeiner Verarbeitung nötig
ſind, und hinterher der Weg des Eimers bis zu dem Mann,
der ihn für 1,50 Mark kauft. Was die Bekämpfung der
Schlag=
wörter betrifft, auf die der Vortragende wiederholt zu ſprechen
kam, ſo ſpuken gerade ſie auf dem Gebiete der Wirtſchaft
beſon=
ders herum. Hier gilt es, Begriffe zu klären. Etwa daß es mit
der ſo oft heftig befehdeten Frauenaxbeit nie ſo toll war,
wie es oft ſchien. Der Höhepunkt der Frauenarbeit nach dem
Kriege lag nur um 3 Prozent über der Beſchäftigung von Frauen
in der Vorkriegszeit. Oder das Schlagwort „Kampf der
Maſchine” wird auf das rechte Maß zurückgeführt und gezeigt,
daß die Maſchine nur bei falſcher Anwendung oder an verkehrter
Stelle Menſchen brotlos mache. Demgegenüber wird aber auf die
Leiſtungen der Maſchine im Wirtſchaftsleben hingewieſen, daß ſie
manche Arbeiten überhaupt erſt ermöglicht Menſchenkraft ſchont
das Leben verſchönert und in vielen Fällen ſelbſt Arbeit
geſchafft hat, wie etwa die Verkehrsmittel mit ihrer
gewaltigen Ausbreitung.
Die Gliederung der Ausſtellung
iſt ebenſo klar wie einfach. Im geopolitiſchen und entwicklu,
geſchichtlichen Teil werden der deutſche Boden und
Schätze aus dem Pflanzen= Tier= und Mineralreich gezeigt.
erkennt wie die Form und Lage eines Landes zum wirtſſo
lichen Schickſal ſeiner Menſchen wird; eine Gegenüberſtellungy
Deutſchland und England erhellt dies mit einem Blick. Es d
die Darſtellung der Ausnutzung der natürlichen
Gegebe=
ten des Landes durch den Menſchen. Die Urlandſchaft wir”
Induſtrielandſchaft gegenübergeſtellt. Die Stufen des Wirtſck,
gebarens bilden eine weitere Gruppe: Eigenwirtſchaft oder Sl.
verſorgung, Waren=Tauſchwirtſchaft „Geldwirtſchaft und K
wirtſchaft. Einen Einſchnitt bildet der Wirtſchaftszuſti
um 1800, wo die Maſchine noch nicht herrſchter
wo die Hausfrau noch ſelbſt Seife und Lichter herſtellte.
Fleiſch einvökelte. In die gleiche Zeit fällt der Uebergang
der einfachen Manufaktur zur Fabrik und in der Landwirng
von der primitiven Dreifelderwirtſchaft zur
Fruchtwechſel=
ſchaft. Ein Ehrenraum iſt den großen techniſchen Erfindern
ſes Zeitumſchwungs gewidmet.
Sehr lehrreich iſt auch die Gegenüberſtellung der Kr
ſtoffe der vorinduſtriellen Zeit: Wind, Waſſer, Muskelkraßf
unſeren Energien von heute: Kohle, Oel, Elektrizität. Es fill
in der Ausſtellung: der Aufbau des Volkes, ſeine Beſchäftiim
ſein Bedarf im weiteſten Sinn, dem ſich die volkswirtſchaft-.0
Gebiete: Erzeugung und Rohſtoffbaſis Deutſchlands —
ein beſonders wichtiges Kapitel —, Güteraustauſch und Veu
anſchließen. Bemerkenswert iſt, daß in dieſem Rahmen
erſtenmal die Reichsbank einen Ueberblick ab
ihren großen und grundlegenden. Aufgake
bereich gibt. Aufklärend für die Frauen iſt, welche BN
tung ihnen volkswirtſchaftlich als Hausfrauen zukommtt.
größte Teil des Volksvermögens läuft durch ihre Hand; die
ſtellung „Wirtſchaftlichkeit im Haushalt” verdient alſo ihrn
ſondere Aufmerkſamkeit.
„Nationalſozialismus baut auf”.
Unter dieſem Motto ſteht der zuſammenfaſſende Schlußte:
Ausſtellung. In ihm werden alle Maßnahmen der Regi
des neuen Deutſchland zur Umgeſtaltung und Stärkung des
ſchen Wirtſchaftslebens vor Augen geführt: Die Erfolge i
Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit und die
nahmen zur Arbeitsbeſchaffung, die Bauernpolitik mit
bevölkerungs= und raſſepolitiſchen Abſichten, die
Förderun=
mittelſtändiſchen Wirtſchaft und die Stützung der Gemeindev
ſchaften; ſchließlich die einſchneidenden Maßnahmen zum Au
und zur Herſtellung wichtiger Erzeugniſſe im eigen
Land, um die deutſche Wirtſchaft mehr und mehr vom Au /b
frei zu machen. — Zum Schluß forderte der Redner vor
die Schulen zum Beſuch der bevorſtehenden Ausſtellung
während Oberbürgermeiſter Wamboldt die Betriebsfih
und Behördenleiter erſucht, das Ihre zur Förderung dieſe
deutenden Werkes zu tun.
Wie der Tee Europa eroberte.
LPD. Obwohl der Tee heute ſchon längſt zum Volksgetränk
ge=
worden iſt, kennen wir ihn doch noch nicht allzu lange. Es iſt
merk=
würdig genug, daß der Tee und die Kartoffel faſt gleichzeitig in
Europa eingeführt wurden. Bereits im 3. Jahrhundert n. Chr. iſt
der Tee in China ein Volksgetränk geweſen, das ſehr bald auch
in den Nachbarländern Eingang fand. Am Ende des 9
Jahr=
hunderts kam die erſte Kunde von dieſem Getränk nach Eurova.
Es hat aber noch 300 Jahre gedauert, bis Eurova den Tee
wirk=
lich kennen lernte. Um 1550 berichten holländiſche Reiſende von
einem angenehmen Getränk, das aus den Blättern eines
Strau=
ches gewonnen werde. 1610 führte dann die holländiſch=oſtindiſche
Handelsgeſellſchaft den erſten Tee in Europa ein. 1636 lernte ihn
Frankreich kennen, und etwa gleichzeitig finden wir ihn in
Eng=
land. Zu dieſen Ländern iſt er auf dem Seewege gekommen, zu
den Ruſſen aber auf dem Landwege (1638) Schon 1705 verbrauchte
England 100 000 Pfund Tee im Jahre. 1725 davon über 400 000
Pfund, 1825 war der Verbrauch Englands auf 28 Millionen Pfund
jährlich angewachſen, und heute beziffert man den engliſchen
Kon=
ſum auf mehr als 60 Millionen Pfund im Jahre. England iſt
neben Rußland der größte Teeverbraucher in Eurova geblieben
bis auf den heutigen Tag. Auch die ſkandinaviſchen Länder ſind
große Verbraucher, während das europäiſche Feſtland weit hinter
ihnen zurückbleibt. Immerhin übertrifft hier Holland mit 0.70
Kg. Tee auf den Kopf der Bevölkerung (pro Jahr) ſelbſt Amerika
mit 0,61 Kg. Aber Deutſchland und Frankreich bleiben weit
da=
hinter zurück, jenes verbraucht nur 0,05 Kg., dieſes gar nur 0,03
Kg. auf den Kopf im Jahre. Und ähnlich ſieht es im ganzen
Süden Eurovas aus.
Ferienglück!
Erbolung beim Beuern
Spendet für die
Kinderlandverſchickung
des Hilfswerks
„Mutter und Kind‟
Deutſchlands Jugend iſt der ſicherſte Garank für die
glückliche Zukunft des Reiches!
Spendet auf das Konto „Mutter und Kind” der NS=
Volks=
wohlfahrt: Konto Nr. 5990 bei der Städtiſchen Sparkaſſe
Darmſtadt und Poſtſcheckkonto Nr. 8801 Frankfurt a. Main.
Vereins= und lokale Veranſtallungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Verein der Pioniere und Verkehrstruppen
von Darmſtadt und Umge gend. Am Samstag, dem
24. 8. 35, abends 8.30 Uhr, findet bei Kamerad Berlieb,
Ober=
gaſſe 38, der nächſte Kameradſchaftsabend ſtatt. Um vollzähliges
Erſcheinen aller Kameraden wird gebeten.
Sprachverein. Heute, Freitag um 8 Uhr, redet bei
„Sitte” Schriftleiter Drömert über „Die Zeitung, ihre Leſer
und die deutſche Sprache‟.
Jungarbeiter und Jungbauer —ſie lernen ſich kennen
und einander verſtehen in den Zeltlagern der HJ.!
Die Verwerkung der pilzſchähe des dentſchen Wal
Wir dürfen uns nicht beſchweren, daß es uns ſchlecht
ſolange noch Millionen an Pilzſchätzen im Walde alljährlichn
los verfaulen.
Zu einer beſſeren Pilzverwertung iſt aber zunächſt eine 1
gehende Pilzaufklärung notwendig, damit die alljä
wiederkehrenden Pilzvergiftungen vermieden werden.
„Ißnur, was du ganz genau als eßbar ker
iſt die erſte und wichtigſte Pilzregel. Aus dieſem Grunde
wir ſeit langen Jahren unſere Pilzmerkblätter durch die
deutſche Preſſe an das Volk immer und immer wieder E
tragen. Dazu veranſtalten wir alljährlich Lehrwanderungemn
in allen Teilen Deutſchlands. Zum gleichen Zweck ſind ü.
die örtlichen Beratungsſtellen tätig, um durch Marktkon
Beratungsſtunden, Wanderungen und Ausſtellungen die
Pilzaufklärung, die perſönliche Belehrung zu verbreiten. 700
werden wir der Vergiftungen Herr, nur auf dieſe Weiſe mit
unſere Waldesſchätze vollkommen genützt. Wo keine derar
örtlichen Beratungsſtellen vorhanden ſind, wende man ſäi,
unſer Mykologiſches Inſtitut in Darmſtadt oder an unſere
trauensleute in allen deutſchen Gauen, die wir als Verbind.n
männer zur Abteilung Schadenverhütung bei jeder Gaulst
zu benennen haben.
Zur Ausnützung der Pilze, die wir dem Werte nach dern
müſe gleichzuſetzen haben, empfehlen wir die folgenden P
rezepte, die ſich aus jedem billigen Pilzkochbuch beliebi.”
mehren laſſen.
Gedämpfte Pilze.
In unſerem Merkblatt 3 haben wir bereits darauf binsn
ſen, daß nur junge, geſunde Pilze möglichſt friſch verwandt
den dürfen. Die bereits im Walde geputzten Schwämme (
dern zu Hauſe nicht mehr viel Arbeit. Sie werden geſäube=t
kleine Stücke zerſchnitten und ſorgfältig gewaſchen. Nun wil
ſie im eigenen Saft ohne Zuſatz von Waſſer und je nach der
art ungefähr 10—20 Minuten gedämpft. Der Pilzſaft
wird=
weggeſchüttet (Gemüſe!); falls zuviel Saft, dann Verwer
zur Suppe. Dann wird mit Zwiebel und ſonſtigen Gewürt=”
nach Geſchmack, eine Mehlſchwitze bereitet. Dazu werder
fertig gedämpften Pilze mitſamt dem Saft gegeben, woraufil
ſie genügend durchziehen und noch etwas braten läßt. So 15
einfaches und ſchmackhaftes Pilzgericht fertig.
Pilz=Frikadellen.
Hartnäckige Pilzfeinde kann man leicht zu eifrigen Pilzfi”
den bekehren, wenn man ihnen Pilz=Frikadellen — ohne Ken
der Zuſammenſetzung — vorſetzt.
Die Pilze werden wie oben gedämpft der überſchüſſige 2
zur Suppe verwandt. Die gedämpften Stücke werden durg
Fleiſchmaſchine getrieben und mit den gleichen Zutaten wo.,
Fleiſch=Frikadellen verſehen und dann genau wie jene in
gebraten. Ein Zuſatz von etwas Fleiſch erleichtert die
beabſichtigte „Täuſchung”.
Pilzvorräte.
Für den Winter können die Pilze entweder getroc
ſteriliſiert oder eingeſalzen werden. Aus den
getrockneten Pilzen (Sonne oder Backofen) empfiehlt ſich die
ſtellung von Pilzpulver durch Mahlen in der
Kaffeer=
oder dergleichen. Das äußerſt ſchmackhafte Pilzpulver kan=
Herſtellung von Suppen, Tunken, zum Panieren von Kotel.
Frikadellen uſw. gut verwandt werden. Die Totentrompete
Beiſpiel gibt durch ihr maſſenhaftes Vorkommen leicht Gell?
heit zur Herſtellung eines ſchmackhaften Pilzpulvers.
Genau ſo beliebt iſt die Bereitung von Pilzextrafn
ſeine Verwendung als Suppenwürze uſw. Zu dieſem Zwei,
der Pilzſaft mit entſprechendem Gewürzzuſatz (Salz u. d9l. D
den gedämpften Pilzen ausgepreßt (wie bei JohannisbeerenL)
auf dem Feuer immer mehr eingedickt. Dieſer eingedickte
ſaft bleibt in Gläſern lange haltbar. Maſſenpilze wie der
maſch, die Tintenpilze und viele andere eigenen ſich vorzü
zum Pilzextrakt.
Wir gratulieren!
Dem Ehepaar Bäckermeiſter Stier in Königſta)”
zur Goldenen Hochzeit. Glückwünſche gingen von dem Führel
Reichskanzler Adolf Hitler ein, ſowie vom Reichsſtatthalter.
leiter Sprenger, dem Probſt von Starkenburg und dem Kl.‟
Groß=Gerau. Von der Gemeinde wurde durch Bürgeime
Daum und von der Kirchengemeinde von Pfarrer Appeſio.
die beſten Glückwünſche überbracht.
Herrn Joh. Phil. Berk, Straßenwart i. R. in Er3)0
zu ſeinem 89. Geburtstag. Herr Berk iſt der einzig De
lebende Veteran von 1870/71.
ine Beiät
Stauſch un d1
em Radne
Ueberhii
enden Auf
uen iſt, weldt
rauen zhr
Eich ihre Hand),n
verdient allt
ah
Die NSG. „Kraft durch Freude”, die ſich in den zwei Jahren
Beſtehens ein kulturelles Gebiet nach dem andern eroberte,
„ht nun, auch die Kunſt dem Arbeiter zu bringen.
Durch die extremen Kunſtrichtungen der vergangenen
Syſtem=
nd die verfehlte Ausſtellungspolitik wurde der Arbeiter von
Kunſtſchauen ferngehalten und in der Kunſt entfremdet.
Reue Wege müſſen gefunden werden, um beide Pole, Arbei=
und Künſtler, wieder zu vereinen. Hier geht es nicht um das
Selle Wohl eines Einzelnen, ſondern um das der geſamten
inn, denn was bedeutet Kunſt ohne Betrachtung,
Kunſtſchöp=
ohne Anerkennung. Verloren wäre des Künſtlers Mühe,
Kampf, wenn er mit ſeinen Werken nicht, zu dem ganzen
ſprechen kann. Das, was er mit ſeiner Arbeit gerade
er=
hm will, ſeinen Volksgenoſſen die geſtaltete und geformte
e und Gedanken ſeines Ichs zu übermitteln, war ihm lange
mur beſchränkt möglich.
Rei Ausſtellungs=Eröffnungen war immer eine große An=
Geladener erſchienen, die aber meiſt nur ihre Pflicht, zu
fö entieren, dabei erfüllten. Nach der Ausſtellungs=
Eröffnungs=
herrſchte aber in den Ausſtellungshallen gähnende Leere.
in dieſen Ausſtellungen entſprechend ihren Beſuchen kaum
up welche Arbeiten zum Verkauf gelangen, ſo wurde es auf
aideren Seite immer ſchwerer, die Künſtler für irgend eine
ſtellung zu gewinnen. Nach oft mehrmaligen Aufforderungen
ten ſie irgendein Werk, das ſie meiſt ſelbſt nicht als ihre beſte
ſek bezeichneten.
Hier greift nunmehr die NSG. „Kraft durch Freude” an:
„Fabrik=Kunſtausſtellung”
iut ihr Kampfmittel. Zwei Aufgaben hat dieſe Ausſtellung
nüllen: Dem Arbeiter in die Fabrik an ſeinen
beitsplatz die Kunſt zu bringen, damit er ſich mit
Problem der Kunſt beſchäftigen kann, ohne irgend welche
in niſſe. Auf dieſe Weiſe wird er ſicher ſeine Auffaſſung über
tſ und den „ſchönen Kitſch” zugunſten der Kunſt ändern und
it dem Künſtler den Lohn beſcheren, daß ſeine Arbeiten und
Werke Anerkennung finden. Darüber hinaus ſoll mit die=
Ausſtellungen dem Arbeiter auch die Möglichkeit gegeben
wern, ſich zu günſtigen Bedingungen die eine oder andere Arbeit
ſlich zu erwerben.
Arn 23. Auguſt werden bei den Firmen Gebr. Roeder
ſend Röhm u. Haas AG. Kunſtausſtellungen
ſch den Schirmherrn, Landesobmann Pg. Becker, und
Gau=
agandaleiter Pg. Müller=Scheldt eröffnet. Mitten in
Fabriken ſind die Ausſtellungen aufgebaut und bilden den
haEt dieſer Arbeit im Gau Heſſen=Naſſau, darüber hinaus im
er Reich.
keit und Mi
NS. Gemeinſchaft „Kraft durch Frende‟
ernpolitiln
die Färler
der Gemeinlt
F
örderung Mu
Bes uns ſa4t
n Walde aljähu
Yorwegenfahrt mit dem Dampfer „Der Deutſche” vom 31.
hu bis 8. September. Das Gauamt Heſſen=Naſſau führt in
Zeit vom 31. Auguſt bis 8. September eine Seefahrt von
Zm rhaven aus nach Norwegen mit dem Dampfer Der
MſSe” durch. Die Fahrt führt die Nummer 44a.Die
Teil=
erkoſten betragen einſchließlich Bahn, Schiffahrt, voller
Ver=
ihurig u. Unterkunft 59,50 RM. Meldungen für dieſe Seefahrt
un die Kreisdienſtſtelle, Bismarckſtraße 19, bei gleichzeitiger
ſuung der vollen Teilnehmergebühr bis auf weiteres entgegen.
25. Auguſt: Fußwanderung: Fahrt mit der Bahn nach
Stock=
fad. M. — Klein=Oſtheim (Fähre) — Steinbachtal — Hanauer
6 — Johannisberg — Aſchaffenburg — Rückfahrt mit der
ſn. Marſchzeit; ungefähr 7 Stunden.
Teilnehmer=
aen (Fahrgeld) 240 RM. Treffpunkt: 6 Uhr
Nordbahn=
ührung: Kreiswanderwart Pg. Prager. — Zu den
eſchriebenen*Wanderungen ſind Voranmeldungen nicht
er=
herl ich. In den Teilnehmerkoſten ſind lediglich die Fahrtkoſten
ſtgriffen; für Tagesverpflegung hat jeder Teilnehmer ſelbſt
urxen (Ruckſackverpflegung).
September: Fahrt in den Speſſart: Babenhauſen
Uſſenburg, das bayeriſche Nizza (Stadtbeſichtigung, Schloß,
ſitag uſw.) — Hosbach — Waldaſchaff — Rothenbuch —
Wei=
ninn — Heſſenthal (Gelegenheit zum Mittageſſen) — Schloß
ſelbrunn (Beſichtigung) — Heimbuchental" " durch das rei=
Elſavatal — Eſchau — Sommerau — Elſenfeld — Obern=
Main) — Rückfahrt durch den nördlichen Odenwald
ſtast — Höchſt — Groß=Bieberau — Ober=Ramſtadt — Traiſa.
lnehmerkoſten: 3,50 RM. (ohne Verpflegung), 4.40
mit Mittageſſen). Abfahrt 7 Uhr „Haus der Arbeit”,
narckſtraße 19.
Sportkurſe der NSG. „Kraft durch Freude‟
beute Freitag finden ſtatt: Fröhliche Gymnaſtik und
tele nur für Frauen. Ort: Mornewegſchule, Zeit: 20—21
Reichsſportabzeichen. Männer und Frauen. Ort:
wcheul=Stadion, Zeit: 18.45—19.45 Uhr. Schwimmen,
mer und Frauen. Ort: Städt. Hallenbad. Zeit: 20—21 Uhr.
ſtten: Ort: Hügelſtraße 85, Zeit: 20—21 Uhr. Kommt in
eröhlichen Sportkurſe der NSG. „Kraft durch Freude‟!
Kampf dem Fahrraddieb!
Strafen auch für ihn. — Das „Auto des kleinen Mannes”.
Eine Geißel der Bevölkerung.
ſn der letzten Zeit ſind hohe Freiheitsſtrafen gegen
Fahrrad=
verhängt worden. Warum denn eigentlich, wird vielleicht
Eihe oder andere Nichtvadfahrer gefragt haben. Ein Fahrrad
Ni keine ſo wertvolle Sache. Meiſtens iſt es auch noch keine
err Mark wert. Ein Autodiebſtahl iſt ja etwas anderes, ein
Oſtet immer mehr als tauſend Mark, wenigſtens ein neues.
ern Fahrrad?
das iſt eine ſehr törichte Frageſtellung, die am Kern der
Wvöllig vorbei ſieht. Die Frage nach dem Wert eines Gegen=
Ees richtet ſich nicht nur darnach, was er abſolut koſtet, ſon=
Raach darnach, in welchem Verhältnis er zu dem
Vermögens=
lines Beſitzers ſteht. Einem Manne, der ein Monatsgehalt
auſend Mark hat, wird der Verluſt eines Fahrrades nicht
Gebeuten. Ein Arbeiter etwa mit einem Wochenverdienſt von
ſark, der damit noch eine Familie erhalten muß, wird über
al anders denken. Er legt mit ſeinem Fahrrad einen weiten
Rtäglich zur Arbeitsſtätte zurück. Wenn ihm ſein Fahrrad
ge=
mwird dann kann das unter Umſtänden an ſeiner
Exiſtenz=
age rühren. Für ihn bedeutet alſo dieſer Verluſt vielleicht
Mataſtrophe.
Eelche Rolle die vielen Hundterttauſende von Radfahrern im
m Verkehr ſpielen, tut gegenwärtig höchſt anſchaulich eine
ſelung in der Berliner Techniſchen Hochſchule unter dem
Deutſchland braucht Radfahrwege” dar. Etwas ungeſchickt,
mi Kern der Sache doch richtig, nennt man das Fahrrad
len auch das Auto des kleinen Mannes. Das Auto genießt
elnen weitgehenden Schutz. Der Autodiebſtahl iſt nicht mehr
at wie früher möglich und die harten Strafen, die gegen
Diebe allenthalben verhängt werden, haben ja auch ihre
ab=
ende Wirkung getan.
im Auto iſt aber ia auch von vornherein ſchwerer zu
entwen=
ein Fahrrad. Der Dieb muß mit Nachſchlüſſeln arbeiten,
ynen, daß die Nummer des geſtohle=
n ſich und fährt davon. Kaum iemand findet dabei etwas
ges Selbſtverſtändlich kann nicht beſtritten werden, daß
lobeſitzer oft recht leichtſinnig ſind und es den Dieben nicht
ſower machen. Es gibt heute eine Anzahl von brauchbaren
loſicherungen, die es dem Dieb zumindeſt ſehr ſchwer machen.
Rechtsſprechung wendet ſich heute vor allem gegen den
er=
aßigen Fahrraddieb. Wenn man von einem „Rekord=
Fahr=
lieſt, der zwanzia und mehr Räder erbeutet hat, dann
Nain gewöhnlich nicht, wieviel Unglück, wieviel Jammer
die=
de Dieb bei kleinen Leuten angerichtet hat. Solche
gewiſ=
erle ſtehlen jeden Tag ein oder mehrere Räder,
verkau=
meiſt an einen Hehler, für ein Spottgeld und ſetzen den
M Alkohol um. Mit ein paar Schnäpſen iſt ein Fahrrad
ver=
das ein Arbeiter vielleicht ſich monatelang die Pfennige
Ande abſparen mußte, ehe es ſein Eigentum war.
Inders in den Großſtädten iſt der Fahrraddieb eine rich=
„el der minderbemittelten Bevölkerung. Wenn er deshalb
9e genau ſo hart angefaßt wird, wie ein Autodieb. dann
I nur klar ausgeſprochen, daß das Fahrrad des Arbeiters
2 wirkſam geſchützt werden muß, wie der Kleinwagen des
en Angeſtellten oder die hundertpferdige Limouſine eines
ſwelitzers. Auch hier iſt der Gedanke der Volksgemeinſchaft
Zordergrund geſtellt, innerhalb der jedes arbeitende,
H. H.
Nde Glied wichtig und ſchutzbedürftig iſt.
Ein Roman wird Film.
Man muß ſich bei der Erörterung der Frage der
Romanver=
filmung eines unbedingt vor Augen halten, wenn — wie es hier
und da wohl geſchieht — der Einwand erhoben wird, daß „der
Film etwas ganz anderes darſtelle als der Romaninhalt‟. Der
Film iſt auch etwas anderes als der Roman! Denn dasjenige,
was oft gerade die Stärke eines Romanes iſt, das Sprachliche,
alſo die Zeichnung ſeeliſcher Stimmungen oder die
Naturſchilde=
rung etwa — alles dieſes fällt doch im Film faſt ganz fort. Wenn
wir auch im Zeitalter des Tonfilms das wichtige und unerläßliche
Mittel des geſprochenen Wortes verwerten können, ſo hat doch der
Film ſeine eigenen Geſetze, die eben grundverſchieden von den
Phok. Ufa
Hans Stüwe und Hansi Knoteck
spieien die Rollen des Grafen Thorstein und der Rosmarie
in dem Ostermayr-Film der Ufa „Die Heilige und ihr Narr‟
Normen des geſchriebenen Buches ſind. Bei der Lektüre eines
Buches iſt der Phantaſie des Leſers, die ja immer ſubjektiv iſt,
weiter Spielraum gelaſſen; trotz der Schilderung des Dichters wird
jeder Leſer ſich unter dem Dargeſtellten etwas anderes vorſtellen.
Beim Film jedoch iſt das Bild der weſentliche Hauptbeſtandteil,
und dieſes Bild iſt nun einmal fixiert.
Nun ſetzt die Hauptarbeit des Regiſſeurs ein. Hans Deppe
hat an der Abfaſſung des Drehbuches entſcheidend mitgewirkt. Er
bringt aus reicher Theater= und Filmerfahrung heraus das Gefühl
mit für das, was der Film braucht. Und ſeine Erfolge mit
Schloß Hubertus” und „Ferien vom Ich” haben ihn auch mit dem
Problem des verfilmten Romans vertraut gemacht. So iſt zu
er=
warten ,daß Hans Deppes neuer Ufafilm Die Heilige und
ihr Narr” alle Erwartungen erfüllt, die in ihn geſetzt werden.
Er hat die reiche Erfahrung, und es war ein glücklicher Gedanke
der Ufa, ihm, dem Spezialiſten für Romanverfilmungen, auch den
neuen Film „Die Heilige und ihr Narr” anzuvertrauen.
„Amphitryon.”
Ein Muſikfilm.
Franz.Doelle gehört zu den Filmkomponiſten, deren Muſik
jeder kennt und liebt. Die Muſik zu „Turandot”, „Victor und
Victoria”, „Engliſche Heirat” und „Einmal eine große Dame ſein”
iſt reich an reizvollen Melodien und immer neuen Einfällen. Hier
in dem neuen großen Schünzel=Film der Uſa Amphitryon”
geht Franz Doelle neue Wege, und in einer Unterredung gibt er
bereitwilligſt und ausführlich über ſeine große Arbeit Auskunft.
Die Film, der muſikaliſch die Ausmaße einer Oper beſitzt,
be=
deutet etwas vollkommen Neues auf dem Gebiet des
Muſikfilms. Eigentlich ſollten alle Geſangsnummern ge=
Adele Sandrock
spielt die Juno im Ufa-Tonflm „Amphitrvon”
ſungen werden. Aber dann wurde, vor allem aus Gründen des
beſſeren Verſtehens, eine Art rhythmiſcher Sprechgeſang
gewählt.
Und über den rauſchenden Klang des Orcheſters hinweg
ſchwingt ſich die Sprache der Schauſpieler, die hier in Opernrollen
einen vollkommen neuen Stil entwickeln.
Mit großer Hochachtung und berechtigtem Stolz berichtet der
Komponiſt von den Leiſtungen dieſer Schauſpieler. Wie herrlich
ſpricht Käthe Gold, deren Sprache klingende Muſik iſt! Wie
ge=
ſchickt und anpaſſungsfähig iſt Willy Fritſch, der erklärte
Film=
liebling, und mit welcher Sicherheit fügen ſich Paul Kemp und
Fita Benkhoff dem Enſemble ein! Durch die Hingabe aller
Beteiligten und durch das playbak=Verfahren wurde die reſtloſe
Einheit von Sprache, Handlung und Muſik
er=
reicht.
Lockende Melodien weiſen immer wieder auf den
Luſtſpiel=
charakter des Werkes hin und tragen unverkennbar Doelleſches
Gepräge.
— Union=Theater zeigt ab heute den Ufa=Großfilm. Die
Heilige und ihr Narr”, nach dem weltberühmten Roman
von A. Günther, mit Hans Stüwe, Hanſi Knoteck und Fr. Ulmer.
— Helia=Lichtſpiele bringen in Erſtaufführung den Ufa=
Spitzenfilm Amphitryon” mit Willy Fritſch, Paul Kemp,
Fita Benkhoff, Adele Sandrock.
Palaſt=Lichtſpiele zeigen einen tollen Militärſchwank
Schön iſt die Manöverzeit”, mit Gretl Theimer, Ida
Wüſt und Paul Heidemann.
— Belida zeigt nur noch drei Tage in Erſtaufführung den
Film: Der Dämon des Himalaya” mit Guſtav Dießl,
Jarmila Marton. Erika Dannhoff, Prof. Dyhrenfurth. Der Film
wurde auf der Himalaya=Expedition 1934 gedreht. Jugendliche
über 14 Jahre haben Zutritt.
— Reſi=Theater zeigt heute letztmalig die beliebte Ufa=
Ton=
film=Operette Zigeunerbaron” mit Adolf Wohlbrück, Hanſi
Knoteck, Fritz Kampers, Gina Falkenberg. Jugendliche haben
Zutritt.
— Reſi=Theater zeigt heute und morgen in der
Nachtvorſtel=
lung, Beginn 10.45 Uhr, den deutſchſprachigen Film „Die gelbe
Hölle” mit Jean Harlow und Clark Gable. Sonntag Der
Zarewitſch” mit Martha Eggerth, Hans Söhnken, Georg
Alexander.
Schwerer Verkehrsunfall an der Straßenkreuzung
Oſann=Hobrechtſtraße.
Am Mittwoch, dem 21. Auguſt 1935, gegen 18.45 Uhr,
ereig=
nete ſich an der Straßenkreuzung Oſann= und Hobrechtſtraße ein
ſchwerer Verkehrsunfall. Der Perſonenkraftwagen mit dem
poli=
zeilichen Kennzeichen VS8497 fuhr durch die Oſannſtraße in
ſüd=
licher Richtung. Auf der benannten Kreuzung ſtieß er mit dem
Motorrad mit dem polizeilichen Kennzeichen T T93 292, das die
Hobrechtſtraße in weſtlicher Richtung fuhr, zuſammen. Der
Füh=
rer des Motorrades ſowie der Soziusfahrer wurden verletzt und
durch die Sanitätswache nach dem Herz=Jeſu=Hoſpital gebracht.
Auch der Beifahrer des Perſonenkraftwagens trug Verletzungen
davon, die eine Ueberführung in das Stadtkrankenhaus
erfor=
derten. Das Motorrad wurde bei dem Zuſammenſtoß ganz
er=
heblich beſchädigt. Die Schuldfrage bedarf noch der Aufklärung.
Wilderer hinter Schloß und Riegel.
Am 20. Auguſt 1935 wurden in den frühen Morgenſtunden
F. Held, K. Gotha und A. Wöhr aus Bürſtadt wegen
Jagdver=
gehens feſtgenommen und dem Richter zugeführt. Die
Beſchul=
digten kamen in Unterſuchungshaft.
Diebſtahl am Woog.
Ende Juni 1935 wurde am Woog, auf dem SA.=
Pionier=
platz 16/221, ein leeres Holzfaß mit 6—8 Eiſenreifen — etwa 200
Liter faſſend — geſtohlen. Auf dem Boden des Faſſes iſt ein
weißes Oelfarbenkreuz angebracht. Sachdienliche Angaben ſind
an das Landeskriminalpolizeiamt, Hügelſtraße 31—33. Zimmer 2,
zu richten.
Wertvolles Armband verloren.
Am Freitag, dem 2. Auguſt 1935, in der Zeit zwiſchen 15.30
und 16.00 Uhr hat eine Dame auf dem Wege Villenkolonie
Eber=
ſtadt, Hindenburgſtraße bis zu dem hieſigen Ludwigsplatz ein
wertvolles Armband verloren. Die Dame benutzte von der
Vil=
lenkolonie aus bis zur Rheinſtraße die elektriſche Straßenbahn.
Von hier aus ging ſie zu Fuß durch die Rheinſtraße, Peter=
Ge=
meinder=Straße und obere Eliſabethenſtraße nach dem
Ludwigs=
platz. Es handelt ſich um ein etwa 1 Zentimeter breites, aus
blauen Moſaikgliedern, die mit Gold eingefaßt ſind, beſtehendes
Armband. Innen iſt es mit Goldgliedern ausgelegt. Es iſt ein
ſeltenes Stück, das durch ſeine blaue Farbe beſonders auffällt.
Wo wurde das Armband geſehen bzw. zum Kauf angeboten?
Sachdienliche Angaben, die auf Wunſch vertraulich behandelt
werden, an das Landeskrimialpolizeiamt Darmſtadt, Zimmer 29a,
erbeten.
Wer hat den Dieb beobachtet?
In der Nacht vom 13. auf 14. Auguſt 1935 wurde aus dem
Neubau Aeußere Ringſtraße Nr. 126 folgendes Handwerkzeug und
Material von einem unbekannten Täter entwendet: 1 Hammer,
1 Beißzange, 1 Schraubenzieher, 1 Stecheiſen (12 Millimeter)
1 Stecheiſen (20 Millimeter), 4 Steinmeißel, 1 Holzwinkel, 2
eiſerne Schraubenzwingen und 1 Paket Holzſchrauben. Das
Werkzeug ſowie das Material befand ſich in einer verſchloſſenen
Werkzeugkiſte, die von dem Täter erbrochen wurde. Vor Ankauf
wird gewarnt. Wer kann bezüglich des Täters oder über den
Verbleib der geſtohlenen Werkzeuge Angaben machen?
Sach=
dienliche Mitteilungen erbittet das Landeskriminalpolizeiamt
Darmſtadt, Hügelſtraße 31—33, Zimmer 26.
Wer kennt den Toten?
Am 21. Auguſt 1935 wurde in der Waldgemarkung
Darm=
ſtadt=Dornheimerweg eine unbekannte männliche Leiche gefunden.
Der Tod iſt durch Erhängen, vermutlich vor einigen Wochen,
ein=
getreten. Beſchreibung: 50—65 Jahre alt, 1,80 Meter groß,
ſchlanke Geſtalt, Geſichtsform unkenntlich, graues Haar, Glatze,
etwas zurückweichende Stirn. Kleidung: Schwarz mit Weiß
durchwebte leichte Zwirnſtoffjacke, dunkelbraune Weſte, lange
braune Mancheſterhoſe, blau=weiß kariertes Hemd, ſchwarze hohe
Schnürſchuhe mit Nägeln nur auf den Abſätzen, braun=weißes
großkariertes Taſchentuch. Das Taſchentuch trägt in ſchwarz den
Stempelaufdruck „M‟. Der Tote hatte ferner einen Spazierſtock
aus Weinrebenholz und ein Exemplar des Frankfurter
Volks=
blattes vom 20. Juli 1935 in ſeinem Beſitz. Wo wird dieſe
Per=
ſon vermißt — evtl. in einer Anſtalt? Nachrichten an das
Lan=
deskriminalpolizeiamt in Darmſtadt, Zentrale für Vermißte und
unbekannte Tote.
Haſen= und Hühnerdiebſtahl.
In der Nacht vom 10. auf 11. Auguſt 1935 wurde aus einem
Haſenſtall, der in einem Garten an der Pankratiusſtraße
auf=
geſtellt iſt, eine Zuchthäſin von grauer Farbe geſtohlen. Die
Häſin war ſchwanzlos und hatte ein Gewicht von ungefähr 12
Pfund. Außerdem wurde aus demſelben Garten ein Rhodeländer
Zwerghuhn, das ſchon mehrere Jahre alt war, geſtohlen. Der
Diebſtahl wurde ſcheinbar von zwei Perſonen begangen, die je
ein Fahrrad mit ſich führten. Wer kann bezüglich der Täter
An=
gaben machen? Sachdienliche Mitteilungen, die auf Wunſch
ver=
traulich behandelt werden, ſind an das Landeskriminalpolizeiamt,
Hügelſtraße 31—33, Zimmer 26, zu richten.
Diebſtahl mittels Nachſchlüſſel.
Vermutlich am 6. Auguſt 1935, zwiſchen 6.30 und 21.00 Uhr,
wurde einer Hausangeſtellten aus dem Manſardenzimmer in der
Heidenreichſtraße ein 20=Mark=Schein und eine ſilberne
Armband=
uhr geſtohlen. Das Geld ſowie die Damen=Armbanduhr befanden
ſich in einem verſchloſſenen Kleiderſchrank. Der Dieb muß den
Umſtänden nach mittels Nachſchlüſſels das Manſardenzimmer
ſo=
wie den Kleiderſchrank geöffnet haben. Als Täter kommt
ver=
mutlich ein Hauſierer in Frage, der an dieſem Tage in der
ge=
nannten Straße Wäſche zum Kauf anbot. Die ſilberne
Armband=
uhr hat eine runde Form, iſt ziſeliert, hat goldene Zeiger, und
das Ziffernblatt iſt mit arabiſchen Zahlen verſehen. An der
Damen=Armbanduhr befindet ſich ein ſchwarzes Rpsband. Vor
Ankauf der Uhr wird gewarnt. Wer kann bezüglich des Täters
oder den Verbleib des geſtohlenen Gutes Angaben machen?
Sach=
dienliche Mitteilungen erbittet das Landeskriminalpolizeiamt
Darmſtadt, Hügelſtraße 31—33, Zimmer 26.
Geſtohlene Fahrräder!
In Darmſtadt wurden nachſtehend aufgeführte Fahrräder
ge=
ſtohlen: Am 6. 7. 1935 vor dem Hauſe Ludwigſtr. 18 ein
Damen=
fahrrad Marke Globus, Fabr.=Nr. 110 120; am 12. 7. vor dem
Brauſtübl, Otto=Wolfskehl=Str. 7, ein Herrenfahrrad Marke Opel,
Fabr.=Nr. nicht bekannt; am 15. 7. im Hofe des Hauſes
Alexan=
derſtr. 5 (Schloßkeller) ein Herrenfahrrad Marke Falter, Fabr.=
Nr. 1 272 986 B: am 15. 7. vor dem Hauptpoſtamt in der
Rhein=
ſtraße ein Herrenfahrrad Marke Mifa, Fabr.=Nr. 555 191; am
16. 7. aus der Torhalle des Hauſes Saalbauſtr. 26 ein
Herren=
fahrrad Marke Adler, Fabr.=Nr. nicht bekannt: am 17. 7. an der
Landſtraße Griesheim-Darmſtadt ein Herrenfahrrad Marke
Gö=
ricke, Fabr.=Nr. 206 343 B: am 17. 7. im Hofe des Arbeitsamtes
in der Mornewegſtraße ein Herrenfahrrad Marke Miele, Fabr.=
Nr. nicht bekannt; am 19. 7. vor dem Hauſe Schuſtergaſſe 10
(Wirtſchaft Berg) ein Herrenfahrrad. Marke und Fabr.=Nr. nicht
bekannt; am 22. 7. im Hofe des Hauſes Rheinſtr. 95 ein
Herren=
fahrrad. Marke Opel, Fabr.=Nr. nicht bekannt: am 22. 7. im Hofe
des Hauſes Schlageterſtr. 34 ein Herrenfahrrad Marke Dürkopp,
Fabr.=Nr. 0 128 151; am 23. 7. vor dem Hauſe Ludwigſtr. 14 ein
Herrenfahrrad. Marke und Fabr.=Nr. nicht bekannt: am 1. 8. in
der Obergaſſe vor einem Metzgerladen ein Herrenfahrrad, Marke
und Fabr.=Nr. nicht bekannt; am 2. 8. im Hofe des
Hauptpoſt=
amtes ein Herrenfahrrad Marke Torpedo, Fabr.=Nr 322 712: am
3 8. vor dem Hauſe Landgraf=Georg=Straße 4 (Gelber Laden)
ein Herrenfahrrad, Marke und Fabr.=Nr. nicht bekannt: am 3. 8.
m Garten der Wirtſchaft „Zum Schützenhof” in Nieder=Ramſtadt
ein Damenfahrrad Marke Elite, Fabr.=Nr. 1 171 185: am 4. 8.
im Hofe der Wirtſchaft Fiſcher in Nieder=Ramſtadt ein
Damen=
fahrrad Marke Admiral, Fabr.=Nr. 352 227: am 5. 8. aus dem
Hofe des Hauſes Erbacherſtr. 46 ein Damenfahrrad Marke Elite,
Fabr.=Nr. 1 169 254; am 10. 8. aus dem Hofe des Hauſes
Schla=
geterſtr. 93 ein Damenfahrrad, Marke und Fabr.=Nr. nicht
be=
kannt: am 10. 8. vor dem Kaufhaus Woolworth in der
Ludwig=
ſtraße ein Herrenfahrrad Marke Ideal, Fabr.=Nr. 1948 125: an
10. 8. im Hochſchul=Stadion ein Damenfahrrad Marke Bismarch
Mod, 86. Fabr.=Nr. 37 757: vom 10. zum 11. 8. aus dem Hofé
des Hauſes Karlsſtr. 53 ein Herrenfahrrad Marke Rhein=Ruhr,
Fabr.=Nr. 3945; am 11. 8. vor dem Stadtkrankenhaus in der
Grafenſtraße ein Herrenfahrrad Marke Prometheus, Fabr.=Ny.
1545 053. — Vor Ankauf der Räder wird dringend gewarnt.
Seite 6 — Nr. 231
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 23. Auguſt 1910
Aus Heſſen.
*
Spurſommerhen.
Grauverhangener Himmel verleitet an manchen Tagen, ſchon
an den Abſchied des Sommers zu denken, aber ſobald die Sonne
nur einmal in voller Pracht am blauen Himmel ſcheint, ſind alle
langen Befürchtungen verflogen. Noch haben wir Zeit! Noch
ſind die Tage lang und hell, noch iſt die Luft warm und köſtlich,
noch duftet es auf Wegen und Stegen, und die Gärten ſind bunt.
Dieſe geſegneten Gärten! Es iſt, als drängten ſich auf jedem
Fleckchen die Blumen, als wollte jede von ihnen ſich Raum
ſchaffen. Ihr ſeliges Blühen iſt die Erfüllung ihres kurzen
Lebens=
traumes.
Es iſt etwas Herrliches um dieſe Sommerhöhe. Stark und
ſtolz ſtehen die Bäume in ihrem dichten Laub, wiſſen noch nichts
von Welken und Vergehen; ſie ſaugen mit allen Poren den Odem
des Sommers ein.
Kaum wiſſen wir, welcher Tageszeit wir den Vorzug geben
ſollen. In der Morgenfrühe liegen oft noch Nebel über der
Land=
ſchaft, alles iſt zart und ſilberig, aber wir ahnen ſchon ein
Leuch=
ten hinter dem Grau, der Mittag mit ſeiner ſtrahlenden Helle
und Lichtfülle kündigt ſich an. Dann wird der Himmel ſo hoch,
die Luft ſo klar, wir meinen, in eine blaue Unendlichkeit weit,
weit hineinſchauen zu können. Die Vögel ſind ſtumm, jetzt herrſcht
die große Stille des Sommers, ein feiertägliches Ausruhen in
der Fülle des Lebens, wunderbar erquickend und bereichernd.
Am Abend erleben wir Sonnenuntergänge von
unwahrſchein=
licher Pracht. Manchmal ſteht die Sonne wie ein glühender,
rie=
ſiger Feuerball am dunſtigen Weſthimmel. Und langſam, ganz
langſam ſchiebt ſie ſich hinter den Horizont, ſinkt hinein in den
Schattenſack der Erde, und die Dunkelheit kommt.
Dann wartet unſer eine neue Beglückung: die Sterne
glim=
men auf. In den ſpäten Auguſtnächten können wir ſchon wieder
von einem Sternenhimmel reden, während die Vorſommernächte
zu hell waren, um das Gefunkel der Milliarden von Sternen zur
Geltung kommen zu laſſen. Aber jetzt, wenn der Himmel wieder
ſein ſamtiges, tiefes Dunkelblau bekommt, werden wir alle zu
Sternguckern. Wir ſuchen die altvertrauten Sternbilder am
Him=
mel, wir laſſen uns von Kundigen andere zeigen und bei Namen
nennen. Reizvoll iſt das und geheimnisreich. Und wen
durch=
liefe nicht ein Schauer, wenn plötzlich in leuchtender Kurve eine
Sternſchnuppe ihre Bahn zieht Schnell ſteigt aus unſerer Tiefe
ein Wunſch empor, wir ſehen der Sternſchnuppenbahn nach, bis
ſie verſchwunden und erloſchen iſt — der Wunſch aber brennt in
uns. Vielleicht wird es Wahrheit, was wir uns wünſchen
Es iſt ſo ſchön, ſich bewußt zu werden, das man im Tiefſten
nach irgend etwas Sehnſucht hat. Mag der Alltag, mag die
Oberfläche reich und bunt ſein, — das Allerſchönſte in uns iſt
doch: Sehnſucht haben können! In der Sehnſucht blüht unſer
Weſen am reichſten auf, in der Sehnſucht entfaltet ſich alles in
uns, was gut und warm iſt. Daß den Menſchen die Sehnſucht
in die Wiege gelegt wurde, war das vornehmſte Geſchenk des
Schickſals. Und eine weiche, dunkle Sommernacht, in der vielleicht
von irgend woher Muſik klingt, in der ſüßſchwer Roſenduft zu
uns dringt, in der Sterne flimmern und ganz, ganz zart und
leiſe der Nachtwind flüſtert, iſt gerade die rechte Zeit, die
Sehn=
ſucht zu wecken.
Dg. Arheilgen, 22. Auguſt. Turnverein. Zu dem
Gau=
feſt des Reichsbundes für Leibesübungen in Saarbrücken entſendet
der hieſige Turnverein nicht weniger als 45 Teilnehmer, die
heute morgen die Reiſe mit dem Sonderzug Nr. 2 antraten. Von
den Aktiven treten die Turner Anthes und Weygandt in einer
Klaſſe zuſammen mit Weltmeiſter Winter=Frankfurt und
meh=
reren Turnern der Deutſchlandriege an und werden ſich ſehr
an=
ſtrengen müſſen, um auf der Liſte der Sieger zu erſcheinen. Des
weiteren ſtarten vom hieſigen Turnverein neben 4 Schwimmern
und 2 Leichathleten 2 Vereinsriegen, die übrigen Teilnehmer ſind
Feſtbeſucher. Die Rückkehr der Turner erfolgt am Montag abend.
— Am kommenden Sonntag findet in Arheilgen die
Kreis=
konferenz des Blauen Kreuzes ſtatt. Dieſe Konferenz
wird von Generalſekretär Seinſch geleitet, der bereits am
Sams=
tag abend im Gemeindehaus eine Verſammlung halten wird, zu
der auch die Gemeinde eingeladen iſt. Weitere Verſammlungen
folgen am Sonntag mittag und Sonntag abend, in denen
Auf=
gaben und Ziele des Blauen Kreuzes beſprochen werden.
Griesheim, 22. Aug. Die Deutſchen ſind gute
Leute. An einem der letzten Abende, überſchlug ſich auf der
Darmſtädter Chauſſee in der Nähe des Kaffee Kunz ein Auto, das
von einem jungen Italiener geſteuert wurde, und bam dabei auf
den Kopf in den Chauſſeegraben zu liegen. Hieſige Opelarbeiter,
die gerade auf dem Wege nach Rüſſelsheim an der Unfallſtelle
vor=
beifuhren, waren ihm behilflich und brachten das Auto wieder auf
die Räder, wobei der Ausländer ſich ſehr anerkennend, über die
Hilfsbereitſchaft äußerte und u. a. in gebrochenem Deutſch ſagte:
„Die Deutſchen ſind gute Leute.‟ Der Fahrer kam bei dem Unfall
mit heiler Haut davon. Der Wagen war nur leicht beſchädigt,
mußte aber abgeſchleppt werden.
Griesheim, 22 Aug. Heldengedenkfeier. Aus Anlaß
der Wiederkehr des Tages der ſiegreichen Schlachten der deutſchen
Armeen bei Gravelotte am 18. Auguſt 1870 und Anloy am 22.
Auguſt 1914 wurden geſtern abend durch eine Abordnung der
Krie=
ger= und Soldatenkameradſchaft an beiden Ehrenmalen Kränze
niedergelegt. Am gleichen Abend beteiligten ſich mehrere
Ange=
hörige der hieſigen Krieger= und Soldaten=Kameradſchaft an der
vom Reichskriegerbund „Kyffhäuſer” im Orangeriegarten
veran=
ſtalteten Gedenkfeier.
Dd. Traiſa, 22. Aug. Beerdigung des
Bürger=
meiſters. Geſtern wurde Bürgermeiſter Scheerer unter
ſtar=
ker Teilnahme der Gemeinde Traiſa und vieler Auswärtigen zur
letzten Ruheſtätte getragen. Wie ſehr er in ſeiner Gemeinde
be=
liebt war, bewies die große Anteilnahme und die zahlreiche
Trquergemeinde, die ihm die letzte Ehre darbrachte. Dem von der
SA. getragenen Sarge folgten Abordnungen der Partei und ihrer
Gliederungen, der Kreisleiter und Oberbürgermeiſter Pg.
Wam=
boldt=Darmſtadt, ſowie alle ſonſtigen Vereine und Korvorationen
Der Geſangverein ſang ſeinem Mitglied zum letzten Male „Still
ruht dein Herz” von Köhler. Pfarraſſiſtent Hörr hielt eine
trö=
ſtende Trauerpredigt. Kreisleiter und Oberbürgermeiſter Pg.
Wamboldt, Bürgermeiſter Steinmetz, Pfungſtadt, als Vertreter
der Bürgermeiſter des Kreiſes Darmſtadt, Pfarrer Weigel, Nieder=
Ramſtadt, vom evangeliſchen Kirchſpiel, ſowie die Vereins= und
Korvorationsführer legten am Grabe Kränze nieder und widmeten
dem Verſtorbenen herzliche Nachrufworte.
— Traiſa, 22. Aug Obſt= und Gartenbauverein.
Sonntag, den 25. Auguſt, beſichtigt der Verein die
Gartenbauaus=
ſtellung Darmſtadt wobei eine Führung ſtattfindet. Die
Mitglie=
der und ihre Familien, die wir um zahlreiche Beteiligung bitten,
ſind gebeten, ſich zwiſchen 1—1.30 Uhr am Bahnübergang zur
Ab=
fahrt einzufinden. In der Ausſtellung Preisermäßigung.
G. Ober=Ramſtadt, 22. Aug. Volkstanztreffen. An
dem am Sonntag, den 25. d. M., auf der Starkenburg bei
Heppen=
heim ſtattfindenden Volkstanztreffen, das unter der Leitung des
Gaufachſchaftsleiters für Volkstanz im Landſchaftsbund Volkstum
und Heimat, Hans v. d. Au, ſtehen wird, nehmen auch mehrere
Volkstanzfreunde unſerer Gemeinde, die der hieſigen Tanzgruppe
angehören teil. Dieſelben fahren um 8.30 Uhr mit ihren Rädern
von der Linde aus ab, zur Mitfahrt iſt jeder willkommen, der
Freude an unſeren heſſiſchen Stammestänzen hat. Die Teilnehmer
werden einen Tag rechter Freude aus echtem an die heimatliche
Art und Sitte gebundenen Gemeinſchaftserleben gewinnen
Le Groß=Umſtadt, 22. Aug. Zu unſerem Bericht in Nr. 229
dieſer Zeitung — 100 Jahre Bezirksſparkaſſe Groß=Umſtadt — ſind
der Vollſtändigkeit halber und zum Beweiſe der Gemeinnützigkeit
der Kaſſe noch die Zuwendungen für gemeinnützige Zwecke zu
er=
wähnen. Sie umfaſſen die Geſamtſumme von 394 194 Mk. Die
Zuwendungen in den Inflationsjahren ſind in dieſer Summe nicht
enthalten. Wie ſich der Kontokorrentverkehr in den letzten Jahren
gehoben hat, beweiſen nachfolgende Zahlen: im Jahre 1920 betrug
die Kontenzahl 122, Ende des Jahres 1934 war ſie auf 1090
ge=
ſtiegen. Ueber die Entwicklung der Kaſſe iſt noch folgendes
anzu=
führen: Bei Errichtung derſelben im Jahre 1835 betrug die Zahl
der Einleger Ende des Jahres 143 mit 11 869 Gulden — 20 295.99
RM. Einlagen: Ende des Jahres 1934 waren es 9812 Einleger
mit 5 495 536 RM. Der Umſatz im Jahre 1934 betruag 16 497 327,17
RM. mit einem Gewinn von 13 060,04 RM.
D. Biblis, 22. Aug In der Gemeinderatsſitzung
wurde nach eingehender Beratung die Hauptſatzung für die
Ge=
meinde Biblis aufgeſtellt, die natürlich noch der Genehmigung
des Kreisamtes unterliegt. Danach wurde beſtimmt: 1. Der
Bür=
germeiſter wird ehrenamtlich angeſtellt. 2 Dem Bürgermeiſter
ſtehen zwei ehrenamtliche Beigeordnete zur Seite, 3. Für die Folge
werden ſechs Gemeinderatsmitglieder bei den Sitzungen anweſend
ſein.
* Einiges aus der Wald= und Jagd=Geſchichte
unſerer engeren Heimat.
Am 25. d. M. beginnt die „Hühner=Jagd”, die Jagd auf
Reb=
hühner, die in ganz Deutſchland vom 25. Ernting bis zum 30. des
Nebelmonds ausgeübt werden darf. Da ſteigen die Bilder der
Ver=
gangenheit auf, und es iſt reizvoll, zu leſen, was uns von der
Hühneriagd vergangener Tage erzählt wird.
Das Rebhuhn war im Mittelalter unter dem Namen „
Re=
phuon”, der übrigens nichts mit der Rebe zu tun hat, auf
deut=
ſchem Boden überall heimiſch. Karl der Große ließ es ſogar auf
ſeinen Landgütern als Prunkvogel halten, trotz des beſcheidenen
Federkleides.
Der gelehrte Domherr Konrad von Megenberg, der zu
Regens=
burg im 14. Jahrhundert lebte, zeigt ſich über dieſes Federwild
ſehr gut unterrichtet und ſchildert ſeinen Fang. Als Feinſchmecker
weiß er, daß die Bruſt am beſten iſt.
In alter Zeit wurden Rebhühner, Droſſeln, Wildtauben, Haſen
mit Netzen und Schlingen gefangen. In den Furchen der Aecker
wurden Schlingen aufgeſtellt, in die man die Feldhühner durch
Ausſtreuen von Futter oder durch Locktöne hineinlockte. Lerchen,
Wachteln und Rebhühner wurden mit dem „Tyraß” gefangen. Ich
meine damit nicht einen Hund, mit dem bekannten Namen „
Ty=
raß”, ſondern ienes Netz, das noch im Anfange des vorigen
Jahr=
hunderts zu den unentbehrlichſten Gerätſchaften jedes Forſthauſes
gehörte. Man überdeckte damit ein Stück eines Kleefeldes und
lockte Hühner und Wachteln mit der Pfeife an. Glaubte man, daß
Hühner oder Wachteln unter dem Netz lagen, ſo warf man einen
Stein nach der betreffenden Stelle, damit die Vögel hochwurden
und ſich in das Netz verwickelten.
Im ſchönen Rheingau beſtand das merkwürdige Amt des „Hof=
Hühner=Fängers‟. Dieſer Jäger hatte die Aufgabe, Reb=, (Feld)=
Hühner, Wachteln uſw. in Netzen zu fangen und an die
Kurfürſt=
lich=Erzbiſchöfliche Hofhaltung in Mainz abzuliefern. Es iſt uns
eine Urkunde vom 2. Juli 1676 erhalten, in der beſtimmt iſt:
„Demnach wir unſeren beiden Hofhühnerfängern Ulrich Meurer
und Johann Bohnen gnädigſt befehlen, denen Feldhühnern, Haſen
und ſonſtigem kleinen Waidwerk im Rheingau nachzugehen, als iſt
unſer Befehl. daß ſie an den Orten, wo ſie zur Nacht bleiben, neben
dem Nachtlager Hausmannskoſt erhalten, ebenſo, wo ſie zu Mittag
Einkehr halten. Niemand, außer unſeren oben vermeldeten
Hühnerfängern ſoll ſich erlauben, das kleine Waidwerk im
Rhein=
gau auszuüben.”
Das „kleine Waidwerk” fand zunächſt nicht das Intereſſe der
großen Herren, die lieber zur Jagd auf Edelhirſch. Wildſau, Bär
und Wolf auszogen; auch das Reh wurde damals noch „den
Jagd=
bedienten” überlaſſen.
Allmählich aber fanden auch ſie ebenfalls Freude an der
Hühnerjagd, die ſie bis dahin der Berufsjägerei überlaſſen hatten.
So beſtimmten die Fürſten von Naſſau in ihrer Forſt= und
Jagd=
ordnung vom Jahre 1757: „Insbeſondere wird verboten, daß kein
Jäger in der Nähe der Reſidenzen, wo ſich er Hof aufzuhalten
pflegt, ohne beſondere Erlaubnis Wild. Rehe, Haſen oder „
Hüh=
ner” ſchießen oder fangen, ſondern ſolches zum Vergnügen des
Hofes geſchont werden ſoll.”
In der Fürſtlich Heſſen=Darmſtädtiſchen Forſt= und Wald= auch
Waidwerks= und Fiſcherey=Ordnung vom 1. 4. 1692 iſt beſtimmt:
„Was Feder=Wildbret belangt als Auer= und Birkhahnen,
Reyher= und dergleichen Wildvögel, Enten, Feldhühner und andere
Schneiſe=Vögel, ſoll die Verderbung der Eyer und Aushebung der
Jungen, und zwar Auer= und Birkhahnen, auch Reyer bey 10
Florin, Enten und Feldhühner bey 5 Florin und übrige Schneiſe=
Vögel bei 30 Kreuzern, neben dem Fahe=Gulden verboten ſeyn,
ſondern gehegt werden. Ingleichen das Antvogel=Ludern und
Atzen in Wäldern und Altwaſſern, Vogel=Schneiſen (alſo Dohnen=
Stieg), Anrichten, Drahtſchlingen vor Auer= und Birckhanen auch
Hühner und dergleichen bei gleichmäßiger Straff der 5 Florin
unterlaſſen werden.”
Früher wurden in Heſſen die Hühner während des Wim
gefüttert und anderwärts zu demſelben Zweck ſogar
eingefam=
um ſie den Winter über gegen alle Gefahren zu ſchützen.
Im 14. und 15. Jahrhundert wurde in Heſſen das Feld u
gewöhnlich das wilde Huhn genannt. Wiederholt iſt im
Berichten von „wilden Hünern” die Rede. In einem wei
Bericht aus Darmſtadt vom 10. Januar 1567 leſen wir: „e
an den Hühnern nichts im Felde zu hegen; wenn der Sonnn
kommt, ziehen doch die Haufen hinweg und bleibt nichts
meh=
die Alten in ihrer Feldart, leiden auch keine andern bei ſich; al
müſſen allewege, wenn ein Hauf gefangen wird, die zwei Altemy
der ausgeworfen werden.‟ Die Hofküche von Marburg en
1582: 1121. zu Kaſſel anno 1584: 707, zu Darmſtadt im Jahve
1406 Rebhühner —
In dem ſchönen unteren Rheingau hatte das Erzſtift Aſol
den Wildbann. Aber wann und wie erwarb es ihn? In en
Verzeichniſſe der Mainzer Erzbiſchöfe aus dem 12. Jahrhu
ſteht: „Im Jahre 955 veranlaßte Erzbiſchof Wilhelm. ein
des Kaiſers Otto I., die Wahl Ottos II., zum König und k:
ihn. Deshalb erhielt er von ſeinem Vater Mainz, Bingen und
Rheingau mit vielen Rechten und Privilegien zum Geſchenn
Hierunter war ohne Zweifel das Grundeigentum des Re=4
namentlich der Salhof Rüdesheim und der Wald, welcher ſigh
Mainziſcher Kammerforſt war, inbegriffen. Ob jedoch damals
ein über dieſes Grundeigentum hinausreichender Wildbann.
handen war, iſt ungewiß Erſt eine Urkunde Ottos III. vom S
996 beſagt: „Bekannt ſei, daß wir einen Forſt (foreſtum) und
ſeren Bann und deſſen Nutzen dem heiligen Martin und deme
würdigen Erzbiſchof Willegiſus, der deſſen Kirche vorſteht,
ſeinen Nachfolgern mit Einverſtändnis des Herzogs Konrado
der meiſten Uebrigen unſerer Getreuen zum Eigentum gesel
haben.” — Nun folgt die Grenzbeſchreibung, aus welcher he=n
geht, daß der Bezirk am Rhein lag vom Einfluſſe des Heimb/
bis zum Einfluſſe der Murg (Murga). Der Schluß der Urkh
lautet: „Dieſen vorgenannten Forſt haben wir, wie geſagt, z
Altar des heiligen Martin geſchenkt, damit kein Sterblichne
wage, in dieſem Forſt zu jagen oder das Wild zu beunrukig
außer mit Erlaubnis des oberſten Vorſtehers iener Kirche.”
Dr. Karl Roth, Geſchichte des Jagdweſens, Berlin 1879). Sdf
war das Erzſtift Mainz im Beſitze des Wildbannes im gaeu
unteren Rheingau von der Waldaffe bis zur Wiſper.
Das Waldeigentum (Wald, Weide, Waſſer, Weg und Stesd
unteren Rheingau gehörte einer „Mark=Genoſſenſchaft‟ Dig
noſſenſchaft und der gemeinſchaftliche Grund und Boden trugen
Namen „Haingeraide‟,
Wiesbaden ſelbſt wird im Jahre 1123 noch eine „curtis ug
(Königlicher Hof) genannt, kam bald darauf aber an das
Naſſau. Ein Weistum von 1358 über die Herrſchaft Wiesbade
ginnt: „dieß iſt allſolch recht, als wir Adolf und Johann.
brüder, Grafen von Naſſau han zu unſerem freien Fronh=f
Wiesbaden, den wir vom heiligen Reiche han und darüben
14 Schöffen theilend und alles das Land, beide edel und ure
das in die Mark gehöret und unſere Aelteren auf uns bracht /
(Grenze, Urſprung der Kruftl bis an den Main, dieſen ab bis
Rhein, in dieſem fort bis zur Waldaffe, dieſe aufwärts bis
Wambach zum hängenden Stein, dann der Straße nach bis K1
an den Wuſtengiebel). Der Wildbann von der Kruftil bi
Waldaffe gehört Naſſau. Darin durfte niemand jagen, köMf
Vogelſtellerei treiben, fiſchen. oder Holz aus der Mark fahre,
Es iſt reizvoll, neben der Jagd und Pürſch im Wald und/
bisweilen auch einen Pürſchgang durch die Jagdgeſchichte zu au
nehmen, die uns ſo vieles aus der Vergangenheit unſerer eng
Heimat zu erzählen weiß. Weidmannsheil!
Dr. Ludwig Ro
Erzeugerpreiſe für Speiſekarkoffeln.
Durch Anordnung Nr. 24 der Hauptvereinigung der deutſchen
Kartoffelwirtſchaft betragen die Erzeugerpreiſe, für
Speiſekar=
toffeln je Zentner ab 22. Auguſt 1935 bis auf weiteres:
a) für gelbe Sorten mindeſtens
2,70 RM..
jedoch nicht mehr als
3,00 RM.,
b) für blaue, rote und weiße Sorten mindeſtens 220 R
jedoch nicht mehr als
2,60 RM.
Für die Sorten „Königsberger Blanke” und „Eifeler Platte‟
ſind keine Erzeugerhöchſtpreiſe feſtgeſetzt. — Die Preiſe verſtehen
ſich je Zentner waggonfrei Verladeſtation oder frei Uebergabeſtelle
am Erzeugungsort. — Dieſe Anordnung tritt mit dem 22. Auguſt
1935 in Kraft.
Be. Walldorf, 21. Aug. Am Sonntag fand hier auf den
neu=
erbauten Schießſtänden das Bezirksſchießen der Krieger=
Vereinigung Haſſia ſtatt. Aus dem geſamten Bezirk hatten ſich
viele Kameraden eingefunden, um hier dem edlen Schießſport zu
huldigen und im friedlichen Wettkampf um den Sieg zu ringen.
In der Klaſſe I konnte die Kriegerkameradſchaft „Haſſia”
Wall=
dorf den 1. Preis erzielen, in der Klaſſe II die
Kriegerkamerad=
ſchaft Büttelborn, und die Kriegerkameradſchaft Mörfelden in
der 3. Klaſſe.
Be. Groß=Gerau, 21. Aug. Der Odenwaldklub
unter=
nahm bei ſchönſtem Wanderwetter mit 34 Teilnehmern ſeine
Auguſtfahrt. Von Mainz=Guſtavsburg aus, wohin man mit der
Bahn gelangte, ging es über Koſtheim nach Kaſtel. Hier wurde
der Tierpark beſichtigt. Von hier aus ging es über die neu
her=
geſtellte Straßenbahnbrücke nach Mainz, wo unter Führung eines
Herrn des Mainzer Verkehrsvereins die Sehenswürdigkeiten der
Mainzer Altſtadt beſichtigt wurden. Anſchließend fand bei dem
früheren Mitglied der Ortsgruppe Flachl ein gemütliches
Bei=
ſammenſein ſtatt.
Dy. Sprendlingen, 21. Aug. In der
Gemeinderats=
ſitzung wurden die neuernannten 10 Gemeinderatsmitglieder
und der zweite Beigeordnete, Herr Bauunternehmer Heinrich
Neubecker 4. in ihr Amt eingeführt. Der Sitzungsſaal war ſchön
ausgeſchmückt und die Verpflichtung und Einführung war ein
feierlicher Akt. Herr Bürgermeiſter Dr. Storch verſtand es
ſei=
nen Mitarbeitern die wichtigſten Grundſätze vor Augen zu führen
und bat um die Mitarbeit zum Wohle der Geſamtgemeinde. Der
erſte Beigeordnete, Pg. Raudenberg, verſprach im Namen des
Ge=
ſamtgemeinderats, daß es an ihrer Mitarbeit nicht fehlen wird.
— Berliner SA.=Reiter kommen durch
Sprend=
lingen. Kommenden Sonntag kommen etwa 45 SA.=Reiter
nach Sprendlingen, wo ſie bis zum Montag Quartier beziehen.
Die Reiter befinden ſich auf dem Marſch nach Saarbrücken, wo in
den letzten Tagen des Monats Auguſt ein Befreiungsturnier
ſtatt=
findet.
Sporktag des B9M. 1935.
Am Sonntag, den 1. September, wird im ganzen Ob
Heſſen=Naſſau in 17 verſchiedenen Städten, der Sporttag des 2
1935 durchgeführt werden.
Dieſer Sporttag, der ſeit dem Beſtehen unſeres Bundes
2. Male ſtattfindet, wird in Zukunft in jedem Jahr wiede.
werden und wird den Eltern unſerer Mädel und der an uns i
eſſierten Oeffentlichkeit Zeugnis ablegen über die ſportliche A
innerhalb des BdM. Dieſer Sporttag iſt immer das Ergt
unſerer Sommerarbeit und ſo wie wir auch damit, trotz
Erreichtem noch im Anfang ſtehen, zeigt das Programm nur
Ausſchnitt dieſer Arbeit. Im Mittelpunkt der Veranſtaltung e
keine größeren Wettkämpfe, weder leichtathletiſcher Art, noche0
den Mannſchaftskämpfe ausgetragen; das Programm wird
mehr einen Geſamteindruck der Arbeit des BdM. übermitteln /
beweiſen, daß wir unſeren Leitſatz von der Körperertüchtig.
pflicht von der geſamten deutſchen weiblichen Jugend ſchom!
wirklicht haben, und daß ſchon ein großer Prozentſatz u.
Mädel heute durch den BdM. über eine körperliche Grun—d
bildung verfügten. Man denke nur an die Landmädel, die
einmal durch die Schule einen Turnunterricht kennen oder a.
berufstätigen Mädel, denen unſer Sportabend mit der eäd
geſündeſte Ausgleich gegen einſeitige Berufstätigkeit iſt. um 24
kennen, welch wichtiges Aufgabengebiet der BdM. hier
z=
füllen hat.
Wir wünſchen, alle Eltern nähmen einmal die Gelegs
wahr, um unſere Arbeit direkt kennen zu lernen und zu
wieweit ſie an ihren Kindern Frucht trägt.
Die Sportwartin des Obergaues Heſſen=Naſſul
Gertrud Schild.
Die geheimnisvolle Lebensweiſe der Zecte.-
Aus Rheinheſſen.
Ah. Gau=Odernheim (Rhh.), 21. Aug. 2 Scheunen und
3 Stallungen feuervernichtet Wieder hat ſchwerer
Brondſchaden Landwirte eines rheinheſſiſchen Ortes betroffen.
Zwiſchen 11 und 12 Uhr am heutigen Mittwoch brach in der
Hof=
reite der Frau Witwe Peter Scherer Feuer aus. Die Scheune
brannte bald lichterloh und mit Windeseile griffen die Flammen
auch auf die Nachbaranweſen des Landwirtes Peter Körner und
des Arbeiters Karl Wetzel über. Scheune und Stall des Landwirts
Körner wurden ganz vernichtet. In der Scheune befand ſich die
ge=
ſamte Ernte an Getreide und Heu. Im Anweſen der Witwe
Scherer befand ſich eine Dreſchmaſchine am Ende ihrer Tätigkeit;
es war nur noch eine kleine Menge Frucht zu dreſchen Dreſchwagen
und Preſſe wie auch der zum Antrieb dienende Bulldogg konnten
in Sicherheit gebracht werden. Dagegen ging das Stroh wie auch
die noch nicht gedroſchene Frucht in den Flammen auf. Auch
land=
wirtſchaftliche Geräte ſind in den beiden Scheunen vernichtet
wor=
den Der Witwe Scherer verbrannte außerdem die Stallung,
eben=
falls fiel auch der Stall des K. Wetzel den Flammen zum Opfer.
Aus Oberheſſen.
Lpd. Alsfeld. 21. Aug. Ein Bauernhof
niederge=
brannt. In dem Kreisorte Strebendorf wurde das ganze
Ge=
höft des Landwirts Weiß von einer verheerenden Feuersbrunſt
heimgeſucht. Mit der Scheune, in der die Flammen zuerſt bemerkt
wurden, verbrannte die ganze Getreide= und Heuernte; ferner
wurden das Wohnhaus und die Stallungen bis auf die
Grund=
mauern zerſtört. Das Vieh und ein kleiner Teil des Inventars
konnten gerettet werden. Bei der raſenden Sc nelligkeit, mit der
die Flammen um ſich griffen, mußte ſich die Feuerwehr auf den
Schutz der Nachbargrundſtücke beſchränken.
Die Sommermonate können uns vergellt werden, wentt
Heer der Inſekten uns keine Ruhe läßt. Nirgends ſind die
zeichnungen für einzelne, beſonders unangenehm auffallende
mannigfacher als im Reich der Inſekten. Ein Beweis, wie
der Volksmund ſich mit ihnen beſchäftigt. Eigenartig ſind
auch die Anſichten, wie die einzelnen Tiere ſich
vermehren=
ſie leben und welche beſonderen Angriffsarten ſie haben.
unklarſten iſt man ſich z. B. über die aus dem Reich der M.
ſtammende Zecke, auch Holzbock genannt. Die Art und 2
wie dieſes niedere Tier arbeitet, iſt geradezu verblüffend.
Leute glauben, es fiele Menſchen und Tiere von unten kom.!
an. Das Gegenteil iſt aber der Fall. Die Zecke läßt ſich
mehr aus einiger Höhe auf die warmblütigen Tiere faller?,
das aber nicht oft vorkommen kann, ſo iſt ſie für ein unglar?
langes Hungerdaſein eingerichtet. Man hat Zecken 18 Jahre:
Nahrung am Leben erhalten. Auf der anderen Seite iß
Leben wieder verhältnismäßig kurz, denn wenn wir an ub
vierbeinigen Freunden, den Hunden, eine erbſengroße, blä/
rot ſchillernde Zecke ſehen, ſo ahnen wir nicht, daß dieſe
mahlzeit die letzte der läſtigen Zecke iſt. Schlapp fällt ſe=
Vollſaugung mit Blut herunter, legt ihre Eier und ſtirbt=
Zecke hat übrigens keine Augen und doch vermag ſie den
ihrem Lauerpoſten gehenden Menſchen, den Hund oder das?
zu erkennen und läßt ſich auf ſie fallen. Taſtend ſucht
ſie=
haarfreie Stelle und beginnt mit dem Blutſaugen. Wie
das augenloſe Tier das bewältigen? Was der Zecke bedr 2
Sehſchärfe mangelt, erſetzt ſie durch ihren fabelhaften Geruc.
Sie merkt, in der Höhe eines Strauches oder Gebüſches hanl.
das Nahen eines Warmblüters durch den Duft der Butte!!
den dieſe ausſtrömen, und läßt ſich fallen. Fällt ſie
vordel=
ſie wieder zurück auf den Lauerpoſten und geduldig wartel!
lebt eine Zecke oder der Holzbock, ein ſommerlicher Qu:lgeil
Menſch und Tier. Im übrigen empfiehlt es ſich, bei Tiele
Zecke etwas anſaugen zu laſſen, weil ſie dann leichter aus*
Hautgewebe, in das ſie ſich tief hineinbohrt, herauszubeto).
iſt. Reißt man nur den zunächſt platten Leib ab und die 2
zangen der Zecke bleiben in der Haut, dann kann es ſeht
eitrige Entzündungen geben, namentlich bei der weichen
der Menſchen. Gefährlich iſt dieſer Eitterungsprozeß zwſ.
aber er juckt mächtig, faſt noch ärger als ein Mückenſtich=
— Gernsheim, 22. Aug. Waſſerſtand des Rhein”
21. Auguſt. +0.17 Meter, am 22. Auguſt 0,12 Meter.
—Hitſchhorn, 22. Aug. Waſſerſtand des Necar”
21. Auguſt 1.48 Meter, am 22. Auguſt 1,50 Meter.
Piag,
23. Auguſt 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
as Opfer des Kwrill=Be
Ein Abenteurer-Roman von Justus Franz Wittkop
Nachdruck verboten.
Wirklichkeit befand er ſich im Hauſe des Begs.
allwar die Nacht über bei den Hirten draußen
ge=
ſchweigend hatte er an ihren Feuern geſeſſen. In ſeiner
ſpart wagten die jungen Männer diesmal kaum ein lautes
mörie hockten ſich um die Flammen nieder und beobachteten
i. dem rötlich flackernden Schein, wie er in düſteres
verſunken war. Heute griff keiner nach der Okarina.
ille der Steppennacht wurde nur ſelten vom Aufſeufzen
hicllafenden Tieres unterbrochen, und der Wind raſchelte
itm Gras und brachte die Feuer zum Kniſtern.
rils Gedanken waren bei Jutta. Er dachte darüber nach,
ſier gegenüber nicht unbeſonnen und ſchlecht gehandelt
Merhon vermißte er ſie. Sie war ſo ſehr der geheime
Mumikt ſeines Denkens und Fühlens geweſen, daß die
hurig, ſie exiſtiere für ihn gar nicht mehr, ihm das
Ge=
ugab, plötzlich jeden Zieles beraubt zu ſein. Er ward
üser klar, daß das, was er ſein Werk nannte, daß dieſer
Aolksſtamm, dem er Lebensmöglichkeiten und Geſetze
den er geformt und geführt, daß alles, was ſein
urd Denken ausgefüllt hatte, ihm kaum noch etwas
be=
rachdem die nicht mehr daran teilnahm, die unbewußt
1 Inhalt des Ganzen für ihn geweſen war.
Feinen heißen Zorn war unter den Sternen der
Step=
eine bittere Ernüchterung gefolgt, wie bei einem,
ſpüitender Torheit ſich ſelbſt des Augenlichts beraubt hat
yl geworden, in der ſelbſtverſchuldeten Finſternis
umher=
ührie noch den grauſamen Irrſinn ſeiner Handlung be=
Mz können.
folgenden Tag war er nach der Siedlung zurück=
AEr bangte faſt davor, die Paliſaden und Hütten
ſeuſehen, in denen ſie nicht mehr weilte.
biarg war er heimgekommen. Seine Leute, die ſeinen
burchteten, hielten ſich in Abſtand von ihm und ſuchten
8 dem Weg zu gehen. Ihr ſcheues und unterwürfiges
Tieß ihn den Verluſt noch ſchmerzlicher fühlen. Nie
enürde er einen Menſchen um ſich haben, dem er ſich
diuos öffnen konnte, der ihm durch andere Bande
ver=
ſſwar als durch Reſpekt, Angſt und blinden Gehorſam.
ger. Natur ſich im Herrſchen und Befehlen auslebte, er
mm den einzigen Menſchen, dem er niemals hatte zu
be=
ehllert uchen, den er hatte bitten dürfen, und es kam ihm vor,
chitten luſtvoller ſei als Befehlen.
dreſem Zuſtand der Niedergeſchlagenheit und einſamen
Arunfs war ihm Schlüter eingefallen. Er hatte ein
ibtkmSares Bedürfnis ihn zu ſehen. Vielleicht wollte er
m an ſeinem Anblick von neuem aufſtacheln — nur, um
ſereuevollen Brüten zu entgehen. Vielleicht wollte er ihn
rAeen eigenen Augen quälen laſſen, um an ihm Rache zu
Im fär den Verluſt. Vielleicht war es auch nur eine
Re=
r Schwäche, der Neugier oder Eiferſucht, um Klarheit
ſphrien über Art und Weſen der nächtlichen
Zuſammen=
ſnd um dadurch Juttas Verbannung vor ſich zu recht=
W Vielleicht aber war es auch ein Aufwallen der Groß=
An bei der Härte und Jähheit ſeines Charakters war er
ger Gefühle dennoch fähig.
ſiyab den Befehl, den Gefangenen aus der „Grube des
umae ” ASzu holen und vor ihn zu führen.
Man ſtieg mit Leitern hinab und hob Schlüter hinauf. Er
lag in den Delirien des Fiebers. Sie brachten ihn in das
Haus des Begs und betteten ihn dort auf ein Lager.
Kyrill ſtand mit verſchränkten Armen dabei, als ſie ihn
her=
eintrugen. Er hob ſich auf die Zehen und ließ ſich auf die
Hacken zurückfallen, drei= oder viermal, wie in Ungeduld. Auf
ſeinen zerfurchten Mienen ſtand ein unergründlicher Ausdruck
von Finſternis, Müdigkeit und lauernder Beobachtung.
Er winkte, daß ſich die Männer entfernen ſollten; dann
trat er an das Lager des Kranken. Lange ſah er auf ihn herab,
als ſtudiere er jede Faſer ſeiner Züge. Haß leuchtete in ſeinen
Augen auf. Endlich legte er ſeine Hand auf die Stirn des
Fiebernden. Er lachte zwiſchen den Zähnen hervor; er ergriff
das Handgelenk und fühlte nach dem Puls. Dann ließ er den
Arm des Kranken wie ein lebloſes Ding zurückfallen; er warf
ihn gleichſam von ſich, wie man etwas ſehr Verächtliches
wegſtößt.
Der Arm glitt vom Lager herab und hing ſchlaff zu Boden,
wie der eines Toten. Schlüter ſprach wirr im Traum
Aber als fürchte er, von den verhaßten Lippen einen Namen
zu hören, wendete Kyrill ſich raſch um. Haſtig verließ er den
Raum.
Er ging es Freie; er machte einen Rundgang durch die
Siedlung. Er blieb bei zwei Männern ſtehen, die im Schatten
eines Baumes über dem „Neun=Miſt=Spiel” hockten, einem
Brettſpiel ähnlich unſerem Dameſpiel, aber bei dem die Steine
aus harten Miſtkügelchen beſtanden.
Bei Kyrills Hinzutreten merkte man, wie die beiden
Männer befangen wurden. Sie ſchielten nach ſeiner Miene und
vergaßen über ſeiner Gegenwart faſt ganz ihre Partie.
Mit einem Fußtritt ſtieß er plötzlich ihr Brett um und
verließ ſie ſchweigend wie er gekommen war. Er ging nach dem
leeren Schafſtall hinüber. Dort hatte man Juttas alte
Kinder=
frau eingeſperrt. Die Schwachſinnige ſaß auf dem Boden und
hielt das kleine Kind auf dem Schoß, das Agas verſtorbene
Schweſter zurückgelaſſen hatte. In dem dumpfig=warmen Stall
lag feſtgetretenes Heu umher, und die Schafe hatten dem ganzen
Gebäude ihren muffig=ſcharfen Geruch mitgeteilt.
Kyrill ſetzte ſich Warwara gegenüber nieder; auch er hockte
ſich mit untergeſchlagenen Beinen auf den Boden.
„Warwara — du haſt dich ſtrafbar gemacht!” ſagte er.
Sie hätſchelte das Kind und wiegte es in ihren Armen.
Ja, Herr!” erwiderte ſie. Aber es war erſichtlich, daß ſie ſeine
Wort gar nicht verſtanden hatte.
„Wirſt du mir ſagen, Warwara, was in jener Nacht —
geſprochen worden iſt?” forſchte er ungeduldig. „Dann ſollſt du
frei von Strafe bleiben, die du verdient hätteſt, Warwara! Was
iſt in jener Nacht — — Du weißt, wovon ich ſpreche . . . Iſt
in jener Nacht etwas — geſchehen?”
„Ja, Herr!”
„Wirſt du es mir ſagen, Warwara?”
„Er wollte den kleinen Huſſein töten!” ſagte die
Schwach=
ſinnige, in deren Gedächtnis die Ereigniſſe ſich längſt verwirrt
hatten.
Kyrill erhob ſich. Er zögerte eine Weile; dann entfernte
er ſich auch hier.
Wieder ließ er ſich ein Pferd ſatteln. Wieder ritt er ganz
illein aus auf einen ruheloſen, ſchweifenden, einſamen
Steppen=
ritt. Tief in der Nacht erſt kehrte er zurück.
Nr. 231 — Seite 7
.. . Schlüter verblieb im Haus des Begs. Man pflegte
ihn ſogar; der Mulla flößte ihm Arzneien ein. Viele Tage
lang lag der Kranke bewußtlos.
Kyrill ſah nicht wieder nach ihm während dieſer Zeit; er
fragte auch nicht. Es war, als ob er ihn vergeſſen hätte.
Nicht er hatte angeordnet, daß man ihn pflegen ſolle. Aber
da er ihn in ſein Haus hatte bringen laſſen, nahmen die Leute
an, daß er ihn gepflegt wiſſen wollte. So blieb der Fiebernde
in einem Nebenzimmer liegen, nur durch zwei Wände von dem
Beg getrennt, der ſo tat, als wiſſe er von Schlüters
Gegen=
wart nichts.
Kyrill hatte ſeine Gewohnheiten wieder aufgenommen. Man
ſah ihn nicht wieder ohne Gefolge; immer war er von ſeiner
Eskorte begleitet. Der Prunk ſeines Steppentönigtums umgab
ihn, wie früher. Er ſchien die Trennung endgültig verwunden
und Jutta auch aus ſeinen Gedanken verbannt zu haben . . .
An einem ſtrahlend ſchönen Vormittag mit goldenen
Sonnenflecken zwiſchen den hellgrünen Baumſchatten kam
auf=
geregt ein Mann durch Tor geritten, ſprang ab und lief durch
die Siedlung ſtracks auf das Haus des Begs zu.
Er gehörte zu einer Karawane, die am frühen Morgen
auſ=
gebrochen war. Solche Karawanen wurden von Kyrill=Beg
regel=
mäßig ausgeſandt, um gegen Felle und andere Produkte Tee,
Pulver und alles das einzutauſchen, was der Turkmenenſtamm
von der Außenwelt benötigte. Man mußte ſchon erſtaunliche
Proben von Zuverläſſigkeit abgelegt haben, ehe man dieſen
Karawanen zugeteilt wurde, die den einzigen Kontakt mit der
gefährlichen und verpönten „Ziviliſation” aufrechterhielten.
Der Mann öffnete die Haustür, ohne anzupochen, und trat
eilfertig ins Innere. Er drang ungehindert bis in das
Ge=
mach des Begs vor, der in Geſellſchaft des Mullas und mehrerer
Männer, von Dienern umgeben, die Waſſerpfeife rauchte. Es
war eine geheime Ratsſitzung, wie ſie der Beg monatlich
ein=
mal berief.
Als der Ankömmling unangemeldet eintrat, wendete Kyrill
den Kopf mit einer ſehr ungnädigen Miene nach ihm um und
erhob ſchon die Hand, um den Dienern einen Wink zu geben,
daß ſie den Störenfried hinauswerfen ſollten.
Aber die erſten Worte des Angekommenen durchkreuzten
dieſe Geſte. „Herr: Es marſchiert ein Trupp fremder Männer
von der Höhe der Berge herab durch den Wald auf unſere
Hütten zu! Von weitem haben wir ihn geſehen und uns
ver=
borgen gehalten. Ich aber bin zurückgeeilt, um es dir zu
melden!“
Der Beg ſprang auf. „Wie viele?”
„Wir fahen ſie den Hang herniederſteigen, der „Wange des
Wij' genannt wird. Wir ſahen ſie ganz aus der Ferne, denn
wir hielten noch am Birkenſchlag Raſt, von wo man zur
Paß=
höhe hinaufſieht. Es mochten vielleicht zwei Dutzend Männer
ſein. Aber ſie waren ſehr weit weg, und vielleicht irre ich mich
in der Zahl, Herr. Ich habe auch nicht abgewartet, bis ſie
näher kamen; ich habe mich in den Sattel geworfen und bin
hierhergeeilt. Denn ſo befahl es mir Choma, den du zum
Führer unſerer Karawane beſtellt haſt und dem wir gehorchen
müſſen.”
Kyrill ſah ihn mehrere Sekunden lang durchdringend an.
Der Mann ſchien unter dem Blick einzuſchrumpfen. „Wenn
es nicht nach deinem Willen war, daß ich zurückgekehrt bin —?"
ſtammelte er.
Doch die Gedanken des Begs waren längſt von ihm
ab=
geſchweift. Dieſer durchdringende Blick ſah nicht den Boten —
er verſuchte, in die Zukunft zu dringen. Es war, als fühle
Kyrill bei dieſer Nachricht die Kataſtrophe voraus, als ſähe er
das Ende ſeiner Herrſchaft, den Zuſammenbruch ſeines Werks.
(Fortſetzung folgt.)
Etiehe
Geſtorbene.
ſct, Müller, Friedrich, Verwaltungs=
Iſckretär, verheiratet, 44 Jahre.
Anna Marie, geb. Wiener, Witwe des
un anns, 69 Jahre
uT, Roſine Karoline, geb. Fiſcher, Witwe
Gärtners, 71 Jahre.
ſtenſchütz, Jacob, Kaufmann. verhei=
M. 76 Jahre.
An; Fleck, Heinrich, Keſſelſchmied,
ver=
ſutet 48 Jahre.
: Stork. Helga, 5 Tage.
Emſtadt: Abendroth, Anna,
Haus=
iſteUlte, ledig, 27 Jahre.
nb auſen: Benz, Irmgard. Schülerin,
ihre.
G319a
Er sagt:
Tapefen Dekorationen
Jungmann Nf.
Darmstadt, Schulstraße 2
Todes=Anzeige.
at nacht verſchied ſanft nach einem
beir= Breichen Leben unſere liebe Mutter,
zw iegermutter und Großmutter
haut Karoline Schuck Bwe.
geb. Fiſcher
1Ater von 71 Jahren.
Are trauernden Hinterbliebenen:
Nbert Schuck und Familie.
Irm ſtadt, den 22. Auguſt 1935.
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Beerdigung findet Samstag, den
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alten Friedhofes an der Nieder=
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Margarethe Herche.
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Art in den 18 Kreisen des Volksstaats Hessen (Kennzeichen:
VS. VR. VO) für dle Zeit vom 1.—15. August 1935.
Diese Meldungen sind nur durch uns erhältlich.
Die Auto-Listen enthalten genaue Anschrift der Kraftfahrzeugbesitzer und
Fahrzeugbeschreibung. Sie erscheinen alle 14 Tage und sind unentbehrilch,
da sie laufend neuestes Adressenmaterlal bieten.
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1. Bei Bezug der Meldungen sämtllcher 18 Kreise für 12 Monate:
zum monatlichen Pauschalprels von RM. 15.—,
2. Bei Bezug der Meldungen nur für einzeine Kreise und Städte,
gleich ob für einen oder mehrere Monate, zu Staffelprelsen, die wir bei
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Seite 8 — Nr. 231
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 23. Auguſt4
Reich und Ausland.
Tageschronik.
Der Führer und Reichskanzler hat den wegen
Mordes an der unverehelichten Frieda Schilling
zum Tode verurteilten Wilhelm Keim aus
Her=
rentierbach (Kreis Gerabronn) zu
lebensläng=
lichem Zuchthaus begnadigt. Der Gnadenerweis
iſt ergangen, weil der Verurteilte den Entſchluß
zur Tat in verzweifelter Stimmung faßte, zur
Zeit der Tat auch erſt 20 Jahre alt und bisher
un=
beſtraft war.
Am Morgen nach dem Brand auf dem
Funk=
ausſtellungsgelände am Kaiſerdamm iſt unter den
Trümmern eine Leiche gefunden worden, von der
jetzt erſt feſtgeſtellt werden konnte, daß es ſich
wahrſcheinlich um den Ingenieur Georg Schmidt
von der A.E.G. handelt. Es ſind ſomit insgeſamt
drei Todesopfer zu beklagen.
In einer der größten Lodzer Textilfabriken,
Gänſe u. Albrecht, brach am Mittwochabend ein
Feuer aus, das die geſamten Lagervorräte und
einen Teil der Maſchinenanlagen vernichtete. Drei
Feuerwehrleute trugen Brandwunden davon.
Bei der Landung des Vergnügungsdampfers
„Vorwärts” in Bremerhaven ereignete ſich ein
ſchwerer Unfall, der auch ein Menſchenleben
for=
derte. Der Laufſteg löſte ſich und ſtürzte ins
Waſſer. Mit dem Steg fielen fünf Fahrgäſte, die
gerade an Bord gehen wollten, in die Weſer. Es
gelang nur, vier Perſonen zu retten. Der 61
jäh=
rige Lehrer Mertens, der in Blumenthal bei
Ver=
wandten zu Beſuch weilte, wird noch vermißt. Es
iſt anzunehmen, daß er den Tod durch Ertrinken
gefunden hat.
Am Dienstagabend hat der in Karlsbad zur
Kur weilende 69jährige Pariſer Arzt W.
Tſaki=
riſe durch Harakiri Selbſtmord verübt. Er hat ſich
mit einem Raſiermeſſer den Bauch und den Magen
bis zu den Rippen aufgeſchlitzt. Tſakiriſe ſollte
ſich in den nächſten Tagen einer ſchweren
Opera=
tion unterziehen. Darin dürfte auch das Motiv
der Tat zu ſehen ſein.
Am Mittwochabend brach in dem Süddeutſchen
Wellpappen= und Kartonnagenwerk. G. m. b. H.,
in Nürnberg, ein Feuer aus. Das Feuer
ver=
breitete ſich mit ungeheurer Schnelligkeit über das
ganze Fabrikgebäude. Die Nürnberger
Feuer=
mehr, die mit ſämtlichen einſatzbereiten
Mann=
ſchaften erſchienen war, dämmte das Feuer kurz
nach Mitternacht ein. Der Schaden wird auf
300 000 RM. geſchätzt.
In der rumäniſchen Flugzeugfabrik J. A. R.,
in Kronſtadt, ereignete ſich am Donnerstag ein
ſchweres Unglück. Ein neu errichteter
Flugzeug=
ſchuppen ſtürzte ein und begrub 40 Arbeiter.
Bis=
her konnten 16 Schwerverletzte und 6 Tote
gebor=
gen werden. Der Architekt, der den Schuppen
er=
richtet hatte, wurde verhaftet.
In Weſtjapan und in der weiteren Umgebung
der Stadt Kobe erkrankten etwa 200 Perſonen an
der Schlafkrankheit, die plötzlich ausbrach und ſich
ſehr ſchnell verbreitete. Bisher hat die Epidemie
bereits 85 Todesopfer gefordert.
Der verkannke Poſeidon.
(C.R.) Athen. In der Nähe Athens, etwa
drei Stunden mit dem Dampfer zu fahren,
befin=
det ſich die ſchöne Inſel Poros, das antike
Ka=
lauria, wo einſt Demoſthenes, um den Häſchern
zu entgehen, ſich das Leben nahm. Nicht weit
ent=
fernt von jenen alten Ruinen liegt in der Nähe
des Meeres in maleriſcher Gegend ein Kloſter,
das wegen des grünen Waldes und ſeiner friſchen
Quelle, dem „Sthanatos Nero” (dem unſterblichen
Waſſer), von den Athenern über Sonntag gern
beſucht wird. Die wundervolle blaue See ladet
ja auch zum Baden ein, und ſo entwickelt ſich dort
am Wochenende ſtets ein recht lebhaftes
Familien=
badeleben.
Aber kürzlich fuhr eine aufregende Panik in
die waſſerplanſchende Menge: Aus den Fluten
tauchte unverſehens, beſonders zum Schrecken der
weiblichen Jugend, eine ungewohnte
Männerge=
ſtalt auf „Ein Mann mit großem Bart und lang
über die Schultern wallendem Haar: Die
er=
ſchrechten Waſſernixen wähnten, der Gott des
Meeres, Poſeidon, ſei in höchſt eigener Perſon aus
den wogenden Waſſern emporgeſiiegen, und ein
Schrei des Entſetzens packte auch alle anderen
Badenden, als ſie der ſonderbaren Geſtalt dieſes
vermeintlichen Meergottes anſichtig wurden. Aber
der hatte durchaus menſchliches Fleiſch und Blut!
Es war ein orthodoxer griechiſcher Geiſtlicher, der
auch einmal die Freuden eines Familienbades
ge=
nießen wollte und ſich in einem modernen
Bade=
anzug unter die waſſerfreudige Menge gemiſcht
hatte.
Sein Unternehmen wäre ihm aber beinahe
ſchlecht bekommen. Die Menge wurde nämlich ſo
wütend, daß er eiligſt die Flucht ergreifen mußte,
wobei ſich ein Schutzmann und der Abt des nahen
Kloſters ſeiner ſchützend annahmen. Sie brachten
den verkannten Bademann an Bord eines
Motor=
bootes aus dem „Gefahrenbereich” der
Waſſer=
nixen, die ſich rachedürſtend auf den falſchen
Meer=
gott ſtürzen wollten.
48 Stunden nach der Einſturz=Kataſtrophe.
Noch keine Spur von den Verunglückten. — Fieberhaftes Arbeiten der Rettungs=Mannſchef
Am Unglücksſchacht der
Unkergrundbahn.
Geſtern, um 12 Uhr, waren 48 Stunden ſeit
dem furchtbaren Einſturzunglück beim Bau der
Nord—Süd=S=Bahn in der Hermann=Göring=
Straße vergangen. Trotz aller denkbaren
An=
ſtrengungen war es aber auch bis Mittag noch
nicht gelungen, an die Verſchütteten
heranzukom=
men. Ob es noch gelingen wird, ſie lebend zu
ber=
gen, iſt eine Frage, die zurzeit niemand
beant=
worten kann.
Das Schickſal der Verunglückten hängt davon
ab, ob ſich in dem Teil des Schachtes, an den man
bisher noch nicht herankommen konnte, genügend
große Hohlräume befinden. Durch ſtändiges
Pumpen konnte der Grundwaſſerſpiegel
insge=
ſamt um nicht weniger als 8 Meter geſenkt
wer=
den. Einige kleinere Hohlräume wurden von den
Bergleuten bereits feſtgeſtellt und unterſucht; doch
konnten dabei keinerlei Spuren von den
Ver=
ſchütteten gefunden werden.
Der an der ſüdlichen Schmalſeite der Grube
von den Bergleuten begonnene Stollen mußte
auf=
gegeben werden, da ſich dem Vorgehen der
Knap=
pen an dieſer Stelle unüberwindliche
Schwierig=
keiten in den Weg ſtellten. Jetzt iſt man dabei, in
der Mitte der Grube zunächſt ſenkrecht in die Erde
hineinzugehen, um dann nach den Seiten
berg=
männiſch vorzugehen. An verſchiedenen Stellen
wurde die Tunnelſohle bereits erreicht, auch
konn=
ten dabei einige Kipploren geborgen werden.
Ueber die Lage im Augenblick des
Einſturzunglücks in der Hermann=Göring=
Straße wird nach den eindeutigen Ausſagen von
Verletzten, ſoweit ihnen der Vorgang in der
Er=
innerung haften geblieben iſt, folgendes
be=
kannt: An der Nordecke der Einbruchsſtelle
arbei=
teten Zimmermanntrupps. In der Mitte
ſtan=
den zwei Loren mit Bedienungsmannſchaften.
Am anderen Ende weilte der Schachtmeiſter. Nach
dieſen Angaben iſt das Vorgehen der Bergleute
bei ihrer Rettungsarbeit eingerichtet worden. Mit
bewundernswertem Schneid, ſind ſie an den
be=
zeichneten Stellen in den Schacht hinabgegangen
und haben dort faſt die geſamte Sohlenlänge,
ſo=
weit ſie hohl lag, durchſuchen können. Ihre
Nach=
forſchungen ſind allerdings, wie bekannt,
ergeb=
nislos geblieben.
Die Rammarbeiten an der zur Sicherung gegen
nachſtürzende Erdmaſſen beſtimmten Spundwand
mußten am Mittwoch vorübergehend eingeſtellt
werden, um Erſchütterungen zu vermeiden und ſo
zu verhindern, daß weitere Sandmaſſen
nachſtürz=
ten. An beiden Enden der Einbruchsſtellen ſind
die einzelnen Bauteile ſo zuſammengekettet, daß
ſie erſt geſichert werden mußten, um, wie z. B. bei
der Hebung des Krans, weitere Nachſtürze des
Erdreiches zu verhindern. Die Sicherungen ſind
inzwiſchen, durchgeführt worden, ſo daß mit dem
planmäßigen Ausſchachten begonnen werden konnte,
das offenbar, das einzige Mittel iſt, um an die
Verunglückten heranzukommen.
Drei Schächte in Arbeit.
Donnerstagvormittag iſt es gelungen, auf der
Weſtſeite die gefahrbergenden
elek=
triſchen Kabel auszugraben und auf
Holzgerüſte zu hängen. Sicherheitshalber werden
ſie mit einer Holzverkleidung verſehen. Ein
Bal=
ken nach dem andern und zahlreiche abgeſchweißte
Eiſenträger werden an langen Tauen den
Ab=
hang hinaufgezogen und fortgeſchafft. Ueber zwei
feſte Terraſſen mit ſechs Abſätzen ſchippen
unun=
terbrochen Soldaten und Arbeiter den Schutt und
die Sandmaſſen. Auf der Sohle werden
Terraſſenförmige Bretterverſchalungen verhindern neue Einſtürze.
Die Rettungsarbeiten an dem Nordſüd=S=Bahn=Tunnel in der Nähe des
Brandenburge=
wurden beſonders dadurch erſchwert, daß die Erdſchichten von den Rändern immer wiede
ſtürzten. Es wurden deshalb Bretterverſchalungen terraſſenförmig zur Abſtützung der
hänge eingebaut.
(Scherl=Bilderdiem
drei Schächte in die Tiefe getrieben.
Vom nördlichen Schacht aus will man dann
einen Querſchacht gleichlaufend, zur Bahnſtrecke
anlegen, da man annimmt, daß auch hier einige
Arbeiter auf der Flucht vor den hereinſtürzenden
Sandmaſſen begraben wurden. Von dem etwa
10 Meter ſüdlich gelegenen ſenkrechten Schacht
wird man, wenn der Kran abmontiert iſt, eine
zweite Strecke nach Süden vortreiben, da die
Aus=
ſagen der in der Charité liegenden Verletzten die
Anſicht beſtärken, daß ſich auch in dieſem Teil, in
der Nähe des eingeſtürzten Krans, fünf Arbeiter
aufhielten.
Im Laufe des Vormittags ſind, zwei Loren
herausgezogen worden. Die Annahme, daß ſich in
ihrer Nähe ein Teil der Verſchütteten aufgehalten
habe und nun dort zu finden ſei, hat ſich jedoch
nicht beſtätigt. Man ſtellte aber an der Fundſtelle
der Loren feſt, daß ſich hier verſchiedene
Hohl=
räume in dem Gewirr der eingebrochenen Träger
und Balken befinden. Man hat deshalb ſofort
einen dritten Schacht in Angriff genommen und
die Wände für ihn bereits abgeſteift. Man geht
derart vor, daß man zwiſchen dem Gewirr von
Trägern, Balken und Verſteifungen den Sand und
die Schuttmaſſen wegräumt und dann die Eiſen=
träger herausſchweißt und die Holzſtempil
ſägt.
Zurzeit ſind dauernd je eine Kompaan
Küſtriner Pioniere und des Wachtregimen
lin an der Unglücksſtelle tätig, daneben
zialrettungsarbeiter, die vielen Arbeiter
liner Privatfirmen ſowie zahlreiche Fer
männer.
Richtfeſt der Olympiabauten abgeſai/“ herden ſi.
Infolge des erſchütternden Baunufallssil oſen,
lin, der ſoviel Unglück über deutſche APHhi
familien brachte, hat Dr. Frick die für BA.
tagnachmittag 16 Uhr vorgeſehene Feier d.ik
feſtes der Olympiabauten auf dem Reichs=/
abſagen laſſen.
Stiftung „Opfer der Arbeit” ſpendet 30 Cuf
Die Stiftung „Opfer der Arbeit” ha=
Betrag von 30 000 RM. für die Angehör=
Vermißten beim Bauunglück in der Heck
Göring=Straße zur Verfügung geſtellt. De
tung „Opfer der Arbeit” wird außerdem:
Ausſchuß vertreten ſein, der die Betreum
Angehörigen der Opfer dieſes Unglücks i
men hat.
Der Unkerwaſſer=Roboker
und die Haifiſche.
afp. Dublin. Der engliſche Dampfer „Ophir”
befindet ſich augenblicklich in den Gewäſſern
ſüd=
lich der iriſchen Küſte, um Vorbereitungen zu
treffen, die Schätze der Luſitania” zu heben. Wie
„Daily Telegraph” berichtet, probiert man
augen=
blicklich einen neuen Tauchanzug, der es
ermög=
lichen ſoll, bis in Tiefen von über 100 Meter
hin=
abzuſteigen. Bekanntlich waren die bisherigen
Verſuche, an die „Luſitania” heranzukommen, ſtets
an den unzureichenden Apparaten geſcheitert. Der
ſogenannte „Tritonia”=Taucherdreß, den man
jetzt benutzt, iſt ganz aus Stahl. Zunächſt ließ man
den rieſigen Unterwaſſer=Roboter unbemannt
Die künftige Geftalt des Goethe=Nakionalmuſeums in Weimar
tauchen, um ſeine Tauglichkeit zu probieren. Als
der Tauchapparat eben unter der
Waſſerober=
fläche verſchwunden war, ſahen die Beobachter an
Deck des Schiffes, wie ſich ein Hai dem ſeltſamen
Eindringling näherte. Er „beſchnupperte” ihn
eingehend, ſchien dann aber doch feſtzuſtellen, daß
ihm dieſer Biſſen etwas ſchwer im Magen liegen
würde. Trotzdem war ſein Intereſſe an dem
ſtählernen Menſchen ſo groß, daß er ihn nicht aus
den Augen ließ und ſtets um ihn herumſchwamm.
Man machte inzwiſchen die verſchiedenſten
Ver=
ſuche mit dem Tauchanzug, der ſeine volle
Taug=
lichkeit ſelbſt in einer Tiefe von 110 Metern
be=
wies. Noch nach einer Stunde war der Hai an
Ort und Stelle, ja ein zweiter Artgenoſſe hatte
ſich ihm zugeſellt, in der Hoffnung, daß hier etwas
für ſeinen hungrigen Magen abfiele. Nun waren
die Verſuche ſo weit fortgeſchritten, daß man den
Tauch=Roboter mit „Bemannung” noch einmal
in die Tiefe laſſen wollte. Noch immer kreiſten
die Haifiſche um das Schiff. Mr. Jarret, der
Taucher, ließ ſich aber dadurch nicht abhalten.
Nachdem Luftzufuhr und Telephonleitung in
Ord=
nung befunden waren, wurde er in die Tiefe
ge=
laſſen. Die Haie umſchwammen den Taucher im= mit einer geradezu böswilligen Beharrlich.-1
mer in angemeſſener Entfernung und beobachteten
jede ſeiner Bewegungen. Zu einem Angriff kam
es aber nicht und das Tauchmanöver verlief
voll=
kommen glatt.
gehalt von 80 000 Tonnen kommen wir.
ſelbſtverſtändlich einen großen Teil der e:
Reiſenden an ſich ziehen. Sein Bau iſt
türliche Tod anderer engliſcher PaſſagierEit
Allerdings haben die Italiener verſur
„Olympic” zu erwerben, um aus ihr eine‟
pentransportdampfer zu machen. Verhan
ſind hin= und hergegangen, ſie zerſchlugen
doch. Die Gründe für die Abſage der Enn.)
liegen auf der Hand. Sie ſind rein p.
Natur. So wird alſo die „Olympic” jets=
Abwrackwerft übergeben. Binnen kurzer!
ihr eiſernes Geſtänge und Gerippe zer—
und zerſchlagen ſein und in den Hochofgr
dern, um dann als geläutertes Metall in
Form wieder der Menſchheit nutzbar
ger=
werden.
19
Mem
Waas habe
Luct ſich zu
„Alympics” Ende.
Das berühmte Goethe=National=Muſeum am Frauenplan in Weimar iſt bedeutend erweitert
wor=
den. Der Erweiterungsbau wird am 28. Auguſt mit einer Staatsfeier eingeweiht. Unſer Bild
zeigt das Modell mit der künftigen Geſtalt des Goethe=National=Muſeums. (Scherl=Bilderdienſt=M.)
Vor rund einem Vierteljahrhundert wurde das
engliſche Rieſenſchiff „Olympic”, das einen
Raum=
gehalt von nahezu 47 000 Tonnen beſitzt, in Dienſt
geſtellt. Es war nicht nur damals, ſondern auch
noch viele Jahre danach ein Glanzſtück der
engli=
ſchen Handelsmarine. Die „Olympic” iſt nun vor
einiger Zeit auf den Ausſterbeetat geſetzt worden.
Ihr Reeder hatte beſchloſſen, den Rieſenkaſten
ab=
zuwracken, zumal inzwiſchen neue, prachtvolle
Paſ=
ſagierdampfer entſtanden waren und auch die
„Queen Mary” allmählich ihrer Vollendung
ent=
gegengehe. Dieſer gewaltigſte aller
Paſſagier=
dampfer der Welt, der nach den neueſten
Verbeſ=
ſerungen in ſeiner Konſtruktion auf einen Raum=
Rauchklub im Affenkäfig.
Die Leitung des New Yorker Zoologiſck.
tens führt bittere Klage über die Unbotnr
ihrer Affen und zugleich auch der Zoobeſi
Zigarren= und Zigarettenſtummel in die
käfige ſchleudern, wo ſie von den Tieren KI
und kunſtvoll zu Ende geraucht werde
junger Orang Utang iſt ſogar ein große.
haber von Kautabak und verſchmäht ſehll
Eſſen, wenn er einen „Stift” bekommen !."
ſieht man insbeſondere die Schimpanſen. "
Gemeinſchaftskäfig ſtillvergnügt im Krei.”
und einen brennenden Zigarrenſtummel vc
zu Hand und Mund zu Mund gehen lalles”
vergeſſen darüber völlig die übrige Welt.
denſchaftlichſte Raucherin iſt eine ältliche
panſin, die früher auf der Varietébühne C
ten iſt. Zierlich hält ſie die Zigarre d2
rette zwiſchen Daumen und Zeigefinger 10.
mit dem Mittelfinger die Aſche ab. Die
des New Yorker Zoo geht nun allen Ernſit
dem Gedanken um, ihren Beſuchern das 2
zu verbieten.
ſing, 23. Auguſt 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Hordendes Wasser.
„sliche Scenen bei der Dammbruchkatastrophe in Ligurien-Grauenhaſte Einzelschicksale
Copright by H. K. O. Mueller, Berlin.
e ten Sie ſich doch Proſperi!” ſchreit Ruffini in den
Welle kommt immer näher . . . Sie knickt Bäume wie
ſahölzer .. . jetzt hat ſie einen Laſtkraftwagenzug erfaßt
iſt er . . . ich bin hier in einem Hauſe, das auf einem
Sügel ſteht .. . ich habe einen ziemlichen Weitblick ..."
das iſt ja furchtbar . eine ganze Straße iſt
ver=
wm . .. ſie iſt einfach nicht mehr da . . . nichts als
hto s, jobendes Waſſer ... immer näher kommt die Flut=
Atferm Hauſe hier.
ſeken Sie ſich doch! Fliehen Sie .. . laufen Sie doch
ſchreit Ruffini.
breiß ſteht Ruffini auf der Stirn.
ie Hände, die den Hörer halten zittern.
m iſt, als erlebe er jede Phaſe des furchtbaren
Un=
e bſt mit.
ſeiſchen laufen .. . oh, wie ſie laufen . . . der Tod iſt
hr f den Ferſen . . . Da ... da . . . jetzt hat der Tod
nat. Die Flutwelle iſt über ſie hin . . . Alles ein Chaos.
hrvimmt ein Stall ... dort ein Fuhrwerk . . . Das
ihrt jetzt unſer Haus erreicht . . . Es iſt leicht gebaut . . ."
me an, daß es ſehr ſchnell einſtürzen wird
c kann das nicht mehr hören” ſchreit Ruffini.
s. Waſſer kommt wie ein Menſch die Treppe herauf zu
tapp .. . tapp . . . tapp . . . jetzt fließt es durch die
die Tür ſpringt auf . . . es iſt als ob der Tod die
be geöffnet hätte . . . Kalt iſt das Waſſer ... brrrr
Ich nehme ſchon ein Fußbad. jetzt reicht es bis
Knien . . . Und jetzt . . . ja, jetzt ſteht es ſtill . . . es
inſeht mehr zu ſteigen, aber ich nehme an, daß das Haus
ſhlnſtürzen wird . . ."
üf ni ruft aus:
aFfperi, das iſt ja grauenhaft. Aber vielleicht ſteht das
Aſſeunnd ſie ſind gerettet .. ."
das Waſſer ſteht .. ich ſehe immer noch aus dem
).. jetzt ſieht man die Verwüſtung erſt richtig
rdüde Menſchen, Tiere. Zuſammengeſtürzte Häuſer, Balken,
ülun d ganze Ställe . .. Halloh . . . jetzt kommt eine neue
mlt daher . . . die zweite . . . ich, dachte es mir ſchon
. der Damm iſt wohl jetzt noch mehr eingebrochen
e zweite Flutwelle iſt noch höher als die erſte . . .
Meter hoch ... ſie brüllt wie hundert Teufel . ..."
da hat ſie einen ganzen Berg einfach mit fortgenommen.
z1 raſt ſie auf unſer Haus zu. Diesmal wirdes ernſt. . .!"
ſier können Sie ſich denn gar nicht retten?!“
iten? Wie? Wohin ich auch liefe . . . die Flutwelle
hieller wie ich . . . Jetzt iſt ſie ganz nahe . . . Hören
* Gebrüll, Ruffini . . . Das iſt wohl das Ende . . .
mt ä uffini, ich .. ."
ſind die letzten Worte Proſperis.
Rfiri hört ein dumpfes Aufbrüllen.
an einen lauten Schrei.
bann . . . nichts mehr.
oſperi! Proſperi!”
lden Sie ſich doch Proſperi!”
heei Sie noch Proſperi?”
Moh! Halloh!”
Amt in Turin meldet ſich.
Leitung iſt unterbrochen Signor Ruffin7!”
Ffiti zittern die Knie. Sein Geſicht iſt ſchweißbedeckt
biſt als habe er ſelbſt dem Tode ins Antlitz geſchaut.
ſch leppt ſich zu einem Seſſel und fällt hinein.
Käne. Nerven ſind durch das entſetzliche Telephongeſpräch
zirriſſen.
int weint wie ein Kind.
„oſperi! Proſperi!. Wo ſind Sie?” murmelt er.
itr Proſperie iſt da, von wo niemand mehr Antwort
wiarin.
Tod in den Kellern.
ſchlimmſten iſt von der furchtbaren Flutwelle jener
Stadt Ovada getroffen worden, der am Flußufer liegt.
Mücklicherweiſe wohnt auch hier der ärmere Teil der Be=
Leller bergen Wohnungen
Flutwelle ſtürzt in dieſe Keller und überſchwemmt ſie.
ſich nicht rechtzeitig aus dieſen Kellern retten kann iſt
E einige haben nicht mehr die Zeit, das Freie zu
gewin=
ce dre brüllende Flutwelle herankommt.
irem dieſer Keller wohnt die Witwe Matilde Serao mit
IAdern.
iſt gerade dabei, das Mittageſſen zu bereiten, als ſie
gel=
öreie und Rufe hört.
Uſte ſich, wer kann!"
„Die Sintflut kommt!”
„Hevaus aus den Kellern!“
Ein eiſiger Schrecken packt Frau Serao.
Ihre Kinder zu ſich rufen und nach der Kellertreppe ſtürzen
iſt bei ihr das Werk weniger Sekunden.
Aber ſie hat die Treppe noch nicht erreicht, als das Waſſer
ſchon wie ein wilder Bach die Treppe heruntergurgelt.
Ein Kind, das ſchon auf der Treppe ſteht, wird umgeriſſen
und ihr entgegengeſpült.
Aber Frau Serao iſt geiſtesgegenwärtig.
Sie führt keinen ausſichtsloſen Kampf gegen das Waſſer, das
ziſchend die Treppe heruntergebrauſt kommt.
Sie reißt das geſtürzte Kind in ihre Arme und läuft mit den
Kindern zurück in den Kellerraum, in dem ſie wohnt.
Sie ſchließt die Tür und verſchließt ſie ſogar
Sie wirft einen ſchnellen Blick auf das Fenſter.
Dem Himmel ſei Dank, es iſt geſchloſſen.
Aber das Waſſer ſteht ſchon brodelnd und kochend vor den
Fenſtern.
In raſender Eile macht ſie ſich jetzt daran, die Ritzen der Tür
zu verſtopfen.
Ein älterer Junge muß ihr dabei helfen.
Das Waſſer quirlt über die Schwelle, es gurgelt durch die
Ritzen, es kommt in einem ſcharfen Strahl durch das Schlüſſelloch.
Frau Serao arbeitet fieberhaft.
Immer wieder verſtopft ſie die Ritzen und immer wieder reißt
das Waſſer die Ritzen auf.
Das Waſſer ſteht ſchon kniehoch.
Die meiſten Gegenſtände ſchwimmen im Zimmer umher.
Die Kinder ſchreien und ſind voller Entſetzen und Furcht.
Aber immer noch kämpft Frau Serao mit dem eindringenden
Waſſer.
Ein Blick zum Fenſter zeigt ihr, daß das Waſſer ſchon weit
über den Fenſtern ſtehen muß.
Ein ſchrecklicher Gedanke packt ſie.
Wenn das Waſſer die Scheiben eindrückt, ſind ſie alle verloren.
Dann iſt ihr ganzer Kampf vergeblich geweſen.
Und jeden Augenblick bann, dies Ereignis eintreten. Es iſt
ganz dunkel im Kellerraum geworden.
Frau Serao ſchaltet das elektriſche Licht ein.
Dem Himmel ſei Dank. Das Licht brennt wenigſtens noch und
ſie kann die Stellen immer wieder abſchließen und verſtopfen durch
die ſich das Waſſer neue Wege in den Kellerraum bahnt.
Aber ganz plötzlich erliſcht das Licht.
„Das iſt der Anfang vom Ende!” denkt Frau Serao. Nun kann
ſie nicht mehr ſehen, wo Waſſer eindringt.
Es iſt ganz ſtill im Kellerraum.
Man hört kein Geſchrei, keinen Lärm mehr von der Straße.
Steht die ganze Stadt unter Waſſer?
Dann iſt alles verloren .... dann iſt niemand da, der ihnen
noch Rettung bringen kann.
Frau Serao weint im Dunkeln.
Das Waſſer plätſchert und gluckſt. Frau Serao möchte ſich am
liebſten die Ohren zuhalten, um dieſe Geräuſche des Todes nicht
zu hören.
Sie hat die beiden kleinſten Kinder auf den Arm genommen
und ſie patſcht nun durch das Waſſer ... Hin und her ... Her und
hin ... Sie kann einfach nicht ſtille ſtehen.
Die beiden größeren Jungens ſchluchzen.
„Mutter, das Waſſer kommt mir bald an den Hals .. .‟,
jam=
mert der ein.
„Klettere auf den Tiſch!” rät Frau Serao.
Es iſt ein großer, breiter Tiſch und er ſchwimmt wie ein Floß
im Keller umher.
Der Junge kriecht auf den Tiſch und der Tiſch trägt ihn
wirklich.
„Werden wir ertrinken!?” fragt angſtvoll der Große und
patſcht an ſeine Mutter heran.
„Nein! Nein! Es wird Rettung kommen.
Der Junge weint.
Die Mutter ſpürt wie ſein Körper von Schluchzen geſchüttelt
wird
Sie ſelbſt glaubt nicht mehr an Rettung.
Plötzlich macht ſie eine furchtbare Entdeckung.
Es beginnt nach Gas zu riechen.
Immer ſtärker ... . Irgendwo iſt eine Gasröhre defekt
ge=
worden.
„Gas? Schreck und Angſt würgt Frau Serao, aber dann denkt
ſie plötzlich „Der Tod durch das Gas iſt vielleicht nicht ſo qualvoll
wie das Ertrinken ...
Frau Serao hat jede Hoffnung aufgegeben.
Aber auf einmal ſtellt ſie feſt, daß das Waſſer ſinkt.
Sie ſchreit vor Freude auf ..."
Nr. 231 — Seite 9
„Das Waſſer ſinkt . . das Waſſer ſinkt . .!"
Aber, wenn das Waſſer jetzt auch ſinkt, wird das Gas ſie nicht
töten!?
Irgendwo ſtrömt unabläſſig Gas in den Kellerraum.
Das Waſſer ſinkt nur langſam.
Das Gas wird ſchneller ſein ....!
Frau Serao blickt zum Fenſter.
Die Fenſter ſind verſchlammt und ſchmutzig.
Iſt das Waſſer vor dem Fenſter ſo ſchlammig!?
Plötzlich kommt ihr ein Gedanke ... Vielleicht iſt das Waſſer
auf der Straße ſchon abgezogen.
Sie blickt durch die Schlammkruſte der Scheiben, kann aber
nicht erkennen, ob das Waſſer noch dahinterſteht.
Aber durch die Fenſterritzen rieſelt doch kein Waſſer mehr
herein!
Mit einem jähen Entſchluß reißt Frau Serao das Fenſter auf.
Wenn wirklich der Tod hinter dieſem Fenſter ſteht, ſo mag das
Waſſer ſie töten und nicht das Gas ...
Aber kein Waſſer ſtrömt herein, ſondern Licht und Luft ....
„Luft! Luft!”
Frau Serao ſieht Feuerwehrleute, die nach Opfern ſuchen ...
„Zu Hilfe! Zu Hilfe!”
Die Feuerwehrleute eilen herbei.
Der tapfere Mut der Frau hat ſie und ihre Kinder gerettet.
— Ende.
Gewinnauszug
5. Klaſſe 45. Preußiſch=Süddeutſche (271. Preuß.) Klaſſen=Lotterie
Ohne Gewähr
Nachdruck verboten
Auf ſede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar je einer auf die Loßz gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen 1 und II
12. Ziehungstag
21. Auguſt 1935
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 150 M.
gezogen
6 Gewinne zu 5000 M. 51209 63887 178251
2 Gewinne zu 3000 M. 1198962
8 Gewinne zu 2000 M. 150956 236036 292397 38 1577
42 Gewinne zu 1000 M. 5558 21206 37077 45436 45548 66673
70971 71062 77318 77713 82321 100575 108214 111110 115460
122487 124435 208219 213418 376389 986678
82 Gewinne zu 500 M. 3681 8087 18937 36491 60560 64743 70460
102749 124567 125363 133278 136891 143466 154481 156671 157708
180530 182127 201005 216139 223636 904831 236096 245964 268194
272253 283648 284385 313577 313827 332148 341918 353706 359819
864719 369 186 376095 377575 380983 3951 10 396809
368 Gewinne zu 300 M. 241 1076 7046 7312 7684 11121 11844
12400 17379 19325 21120 21833 23663 23653 24068 29029 29207
28812 31503 36091 38054 40039 42564 43919 46913 48881 48151
50631 60699 60213 61239 63133 70378 70472 70569 73895 74644
75063 81189 81954 84887 87611 89306 89801 90271 94436 98250
100682 102820 105961 106741 112003 112283 117358 120308 12132,
122734 198132 132253 136329 136704 137778 142280 143520 143805
145301 145918 152939 152994 154136 156173 156648 161001 161812
168028 168114 171353 174272 176211 181445 183204 187520 191087
192246 193585 195816 197202 198360 198907 203056 204576 205732
211351 211421 211638 211751 213446 214302 22006 1 2220 10 226142
228133 228594 231817 237686 239864 240938 244910 246941 257956
260268 763652 364303 2666 16 269878 272513 274120 274762 275057
725231 276272 280026 283710 283916 287062 288125 288127 288460
589228 589464 290485 59 100 7 094205 294887 294981 596836 298004
303233 306611 306878 308260 313407 313836 314128 316680 317638
817573 817923 318087 319484 327652 327836 332407 332416 339142
340452 343969 344548 346498 349534 350048 358160 361814 362110
364231 3645 14 368717 369412 371981 374480 374892 378160 380826
384565 385 101 885628 385774 886168 880166 391242 393043 398615
398756 399339
On der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 150 M.
gezogen
2 Gewinne zu 10000 M. 390602
4 Gewinne zu 5000 M. 365815 370230
2 Gewinne zu 3000 M. 35545
12 Gewinne zu 2000 M. 74166 111604 130072 299373 346677
goigg
52 Gewinne zu 1000 M. 42636 64401 68426 69020 113203 126432
1606 17 175239 180223 188607 216102 222859 227933 297693 301237
310854 326609 338318 354901 357200 35 7646 361328 361868 369914
381224 394254
76 Gewinne zu 500 M. 154 33772 34019 40779 47743 42448
45448 97128 98032 112778 126385 135836 153270 163606 164617
165531 170012 187244 200335 216634 2 19669 0374 16 242373 249305
254481 287659 287914 306522 318066 322816 324756 343265 349208
351265 359673 364117 364956 394410
326 Gewinne zu 300 M. 780 2018 16691 15781 24305 25906 26744
31003 31352 34200 39902 42766 44764 47174 49456 53178 59414
61718 67388 67609 71654 72314 77627 78415 82021 82036 83542
88801 87568 99836 99837 103236 105192 108781 109681 112841
114624 115381 117946 122023 123664 124890 130130 131702 132679
139078 140612 141224 141372 142286 143542 144594 146878 148064
148647 156647 158865 157267 160579 181922 163234 166840 168825
169494 171974 173323 173968 176189 178528 180518 185583 185873
190983 192250 194303 197238 200400 207487 210792 211380 212065
213896 215697 216959 217338 217697 218410 218625 218627 219338
222082 223416 229877 231048 231208 231302 231384 233298 536169
239323 239988 245667 248946 249414 249423 256673 260677 261431
262574 266055 266643 267245 269366 270798 271388 376972 277354
279951 284309 2881 19 281310 292094 294323 295771 298300 298293
599875 300303 305521 305577 312148 312184 813406 314126 314948
314893 318506 318969 321381 328713 333167 334676 337423 340087
341327 352236 362352 352438 353915 356686 360778 361048 366766
877198 383218 385089 386001 388592 389336 392146 392593 398993
399868
Im Gewinnrade verblieben: 2 Gewinne zu je 1000000, 2 zu je.
800000, 2 zu je 100000, 2 zu je 75000, 4 zu je 50000, 4 zu je
30000, 10 zu je 20000, 56 zu je 10000, 94 zu je 5000, 250 zu je
8000. 582 zu ie 2000. 1756 zu je 1000 2858 zu je 500, 11412
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1. Seien Sie zuverſichtlich!
Allen praktiſchen Werbewinken vorweg ein kleiner,
beſcheidener Rat: Seien Sie zuverſichtlich, ſeien Sie
Optimiſt! Wer zuverſichtlich iſt, wer an ſich, an ſein
Geſchäft und den Erfolg glaubt, hat anderen vieles
voraus, der hat auch immer den Mut und die Kraft,
um das zu vollbringen, was das Grundziel ſeines
Arbeitens iſt. — Und ſeien Sie auch Optimiſt der
Werbung gegenüber, glauben Sie an den Erfolg der
Werbung und ſehen Sie in ihr den Helfer, der ſtark
und mächtig genug iſt, um mit Ihnen gemeinſam
den Erfolg zu meiſtern. Werbung iſt nicht etwas,
worauf man ebenſogut verzichten kann und Werbung
iſt auch nicht das Vorrecht der Großen, ſondern
Wer=
bung iſt überall der unentbehrliche Mittler zwiſchen
Angebot und Nachfrage, zwiſchen Ihrem Geſchäft und
Ihren Käufern. Haben Sie alſo Vertrauen zur
Wer=
bung und ſehen Sie in dieſen Werbewinken den Wunſch,
Ihnen etwas näher und immer näher zu bringen,
was Ihnen wirklich nützen kann und was auch
zu=
gleich der Wirtſchaft als Ganzes zu helfen vermag.
Beachten
tedie weiteren Ratſchläge.
Seite 10 — Nr. 231
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 23. Auguſt
Tüde lte Tagltete
Bort,
Der Sport des Sonntags.
Wieder ein Großkampftag.
Die letzten Sonntage vor Beginn der Fußball=Pflichtſpiele
ſtehen im Zeichen beſonderer Großereigniſſe. — Im
Fußball
werden die internationalen Beziehungen des DFB. durch ein
Länderſpiel mit Rumänien erweitert, das im „Herzen
Deutſchlands”, in der Blumenſtadt Erfurt ſtattfindet. Die
Ru=
mänen ſind als ſehr ſtark einzuſchätzen und man wird der vom
DFB. geſtellten Mannſchaft mit Buchloh=Münzenberg, Gramlich=
Werner, Deike, Kitzinger=Malecki, Lenz, Hohwann. Raſſelnberg,
Simetsreiter nicht ohne weiteres einen ſicheren Sieg zutrauen
dürfen. Leiter des Treffens iſt der Holländer Mutters. — Die
isländiſchen Fußballer ſind nach ihren Spielen in
Dres=
den und Berlin am Sonntag im Rheinland zu Gaſt: in
Ober=
hauſen, treffen ſie auf eine recht ſtark zuſammengeſtellte
weſt=
deutſche Mannſchaft, deren Sieg als ziemlich ſicher anzuſehen iſt.
Ein Gauſpiel von Bedeutung iſt in Fulda angeſetzt, hier treffen
Nordheſſen und Bayern zuſammen und in Saarbrücken
ſtehen ſich im Rahmen des Gaufeſtes im Spiel Saar=Pfalz—
Main=Heſſen die beſten Spieler beider Gebiete, darunter
zahlreiche Nationalſpieler, gegenüber. Dazu kommt dann noch eine
ſtattliche Reihe von Freundſchaftsſpielen. Das
bedeu=
tendſte Treffen iſt das Revancheſpiel Stuttgart — Schalke, das in
ganz Württemberg begeiſterte Anteilnahme findet und in dem die
Stuttgarter verſuchen wollen, ein beſſeres Ergebnis als beim
End=
ſpiel um die deutſche Meiſterſchaft herauszuholen. Auf Reiſen
befinden ſich Spielvereinigung Fürth und der SV. Waldhof. Die
„Kleeblättler” ſpielen in Leipzia gegen Tura, der badiſche Meiſter
iſt in Berlin beim Berliner Meiſter Hertha=BSC. zu Gaſt.
Leichtathletik
In Helſingfors wird zum zweiten Male der
Länder=
kampf Finnland — Deutſchland ausgetragen. Zum
erſten Male ſtanden ſich beide Nationen im vergangenen Jahre
in Berlin gegenüber, mit 106½:96½ fiel der Sieg an die deutſchen
Farben, nachdem beide Nationen bei den kurz vorher
ausgetra=
genen erſten Europameiſterſchaften die gleichen Erfolge
aufzuwei=
ſen hatten. Die Ausſichten für den diesjährigen Kampf ſind
ziem=
lich offen, jede Nation kann ſiegen und die Entſcheidung wird die
Tagesform wohl in erſter Linie bringen. Ein Frauen=
Län=
derkampf führt in Dresden die Frauen von
Deutſch=
land und Polen zuſammen. Der erſte Kampf beider Nationen
im vergangenen Jahre in Warſchau ergab in neun Wettbewerben
acht deutſche Siege und einen Geſamtſieg von 64:35 Punkten,
aller=
dings war Stella Walaſiewicz nicht am Start. Auch der
Dres=
dener Kampf wird nicht verloren gehen, mit der volniſchen
Olym=
viaſiegerin am Start wird der Punktvorſprung allerdings nicht ſo
klar werden wie in Warſchau. Mit Spannung, ſieht man dem
Sprinterderby Walaſiewicz=Krauß=Dollinger
ent=
gegen, bei dem die Frage nach der beſten Sprinterin Eurovas
enk=
ſchieden wird. Die Amerikaner weilen diesmal in Mailand,
einige innerdeutſche Veranſtaltungen werden in ihrer Bedeutung
durch die Länderkämpfe überſchattet.
Schwimmen
Die Reihe der deutſchen Meiſterſchaften im Schwimmen wird
mit den Strom=Meiſterſchaften in der Elbe bei
Magde=
burg beendet. Allerdings ſieht dieſe „Meiſterſchaft” nur ſechs
Teil=
nehmer (vier Männer, zwei Frauen) am Start. Bei den Männern
iſt Titelverteidiger Schubert=Breslau nicht am Start, als Sieger
erwartet man Raymond Deiters und bei den Frauen ſollte Gerda
Stegemann=Magdeburg ihren Titel verteidigen. Eine ſchwere
Auf=
gabe haben ſich die Charlottenburger Nixen geſtellt, die
in Breslau im Rahmen einer großen Schwimmveranſtaltung den
Kampf mit der ſchleſiſchen Gaumannſchaft aufnehmen. In
Braun=
ſchweig feiert die Deutſche Turnerſchaft ihr 14. Schwimmfeſt,
das durch die Zuſammenfaſſung aller Schwimmer, im Fachamt
Schwimmen und die dort bereits erledigten Deutſchen
Meiſter=
ſchaften allerdings nur mehr eine ideelle Bedeutung hat.
Ringen.
Mit den Titelkämpfen im Schwergewicht (griechiſch=römiſch)
und Weltergewicht (Freiſtil) in Nürnberg werden die deutſchen
Meiſterſchaften für 1935 abgeſchloſſen. Titelverteidiger ſind
Horn=
fiſcher und Lehner=Nürnberg. Während Hornfiſcher wieder
Mei=
ſter werden ſollte, hat Lehner in Schäfer=Schifferſtadt einen
ſchar=
fen Konkurrenten.
Radſport
Die wenigen Sonntage werden im Radſport noch ſtark benutzt.
Im Bahnſport ſtehen zahlreiche Veranſtaltungen auf dem
Sonntagsprogramm. In Frankfurt gehen Lohmann, Krewer,
v. d. Wulpp. Leuer und Schäfer an den Start. in Dresden
fah=
ren Möller Prieto, Nedo, Hammer, Wißbröcker, Hille und
Schind=
ler; in Köln=Mülheim ſteht ein 100=Kilometer=
Mannſchafts=
fahren der Amateure auf dem Programm. und weitere
Bahnren=
nen verzeichnet der Kalender noch in Berlin und Halle. Im
Aus=
land geht die übliche „Weltmeiſterſchaftsrevanche” diesmal in
Zü=
rich=Oerlikon vor ſich, an der auch wieder Erich Metze
betei=
ligt iſt.
Im Straßenrennſport bringt der Sonntag einige
Großereigniſſe, zunächſt als letzte deutſche Meiſterſchaft die im
100=Klm.=Mannſchaftsfahren bei Magdeburg. 24
Mann=
ſchaften, unter ihnen auch der Verteidiger Wanderer Chemnitz,
erſcheinen am Start. Die Schweizer Radrundfahrt, an
der Deutſchland durch den Vorjahrsſieger Geyer ſowie Thierbach,
Altenburger, Umbenhauer Stöpel, Weckerling, Kiiewſki und Bautz
beteiligt iſt, bringt am Sonntag die zweite Etappe von St
Mo=
titz nach Lugano (220 Klm.), wobei die Fahrer den 2063 Meter
hohen St. Bernhardt zu überwinden haben. Ein weiteres
Groß=
ereignis iſt die zweite Fernfahrt Warſchau-Berlin, die
im Vorjahre bei ihrer erſten Austragung in umgekehrter Richtung
einen großen deutſchen Sieg ergab. Die Fahrt wird am Sonntag
mit der Etappe Warſchau-Lodz (140 Klm.) geſtartet. Die deutſche
Mannſchaft beſteht aus folgenden 12 Fahrern: Löber, Weiß, Krückl,
Hauswald, Ruhland, Leppich, Hupfeld. Böhm, Wierz, Wölkert,
Meier und Wendel.
Motorſport.
Die Wagen der Auto=Union und von Mercedes=Benz vertreten
die deutſchen Intereſſen beim 2 Autopreisder Schweiz, der
auf der Strecke im Bremgartenwald bei Bern ausgefahren wird.
Auto=Union, die im Vorjahre mit Stuck und Momberger die erſten
Plätze belegte, iſt durch drei Wagen mit Stuck, Varzi und
Roſe=
meyer vertreten, Mercedes=Benz kommt mit vier Wagen mit
Ca=
racciola, v. Brauchitſch, Fagioli und Lang am Steuer. Die
ſchwer=
ſten Gegner der deutſchen Fahrer werden wieder Nuvolari, der
Ge=
winner des „Großen Preiſes von Deutſchland” Chiron und
Drey=
fuß ſein. Der deutſche Rennkalender verzeichnet mit dem
Hohen=
ſyburgrennen und dem Teterower
Bergringren=
nen zwei traditionelle Prüfungen.
Pferdeſport.
Mit dem Fürſtenberg=Rennen wird die
Internatio=
nale Rennwoche in Baden Baden am Sonntag eingeleitet. In
dem mit 14 000 Mark ausgeſtatteten Rennen gehen folgende ſieben
Pferde an den Start: Conteſſina, Valparaiſo, Dornroſe.
Lam=
padius, Lampe, Glaukos, Pip. Weitere Galoprennen werden in
Strausberg Dresden, Breslau, Dortmund,
Bre=
men. Diauville und Dieppe veranſtaltet. Am
internatio=
nalen Reitturnier in Riga, nehmen fünf deutſche
Zivil=
reiter mit insgeſamt 15 Pferden teil
Verſchiedenes.
Als letztes der diesjährigen Reichsbund=Gaufeſte wird das des
Gaues Südweſt als Saarbefreiungs=Gaufeſt in
Saar=
brücken durchgeführt. Nach drei Wettkampftagen von
Donners=
tag bis Samstag wird das Feſt am Sonntag mit dem
Rieſenfeſt=
zug und einer großen Nachmittagsveranſtaltung, in der alle
Fach=
ämter Ausſchnitte aus ihrem Uebungsbetrieb geben, beendet.
Höhe=
punkt und Ausklang bilden die Heldenehrung und
Siegerverkün=
dung.
Das Gaufeſt in Saarbrücken.
Der Gau Südweſt im Reichsbund für Leibesübungen feiert
gegenwärtig in Saarbrücken ſein Gaufeſt, das erſte dieſer Art.
Am Sonntag hatte die Jugend das Wort. Jungen und
Mädel rannten und ſprangen nach Herzensluſt um die Wette. Auf
allen Geſichtern lag die große Freude an gemeinſchaftlichem Spiel.
Es war ein Feſt der Jugend wie es ſein ſoll. Auch Jugend =und
Schüler=Fußballmeiſterſchaften gab es an dieſem erſten Gaufeſttag;
die Auswahlmannſchaften der Saarkreiſe waren beteiligt. In der
Jugendklaſſe gewann Mittelſaar, bei den Schülern ſetzte ſich die Elf
von Oſtſaar ſiegreich durch.
Montag und Dienstag waren frei von ſportlichen
Kämpfen, dagegen brachte der Mittwoch Hochbetrieb. Diesmal
waren es die Gliederungen der NSDAP. die für ſportliches
Le=
ben ſorgten. Wettkämpfe von SA., SS., Arbeitsdienſt wechſelten
ab mit Vorführungen auf ſportlichem Gebiet und aus dem
beſon=
deren Aufgabenkreis der Formationen. Ein Handballſpiel
zwi=
ſchen SS. und Polizei wurde von der SS.=Elf mit 8:6 (8:3)
ge=
vonnen. Ueberaus ſtark war die Beteiligung an einem
ſport=
lichen Dreikampf. 100 Meter Hürdenlauf, Keulenwurf und
Weit=
ſprung waren die Uebungen, die zu bewältigen waren. Sieger
wurde SA.=Mann Linden mit 264 Punkten vor SS.=Mann Meyer
258 Pkt. und SA.=Mann Kammer mit 256 Punkten. Mit 252 bzw.
251 Punkten beſetzten SS.=Mann Dewes und SA.=Mann Bommer
die nächſten Plätze. Die Vorführungen und Wettkämpfe wurden
von nahezu 5000 Zuſchauern mit ſtarker Anteilnahme verfolgt.
Gau=
ſportführer, SA.=Gruppenführer Beckerle hohe SS.= und SA.=
Führer, Vertreter der ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behörden, ſowie
die führenden Männer der Sportverhände des Gaues und des
Be=
zirkes Saar waren aufmerkſame Zuſchauer.
Am Donnerstag begannen dann die eigentlichen
ſport=
lichen Wettbewerbe. Die Turner führten volkstümliche Uebungen
durch, im Deutſchmühlenbad trugen die Schwimmer ihre erſten
Kämpfe aus. Die Fechter lieferten ſich gleichzeitig in der 48er
Turnhalle in der Heudukſtraße die erſten Gänge und die Kegler
ſchlugen im Keglerheim am Horſt=Weſſel=Platz ihre Zelte auf. Am
Abend des Donnerstags erfolgte auf dem Rathausplatz die
offi=
zielle Uebergabe des Gaufeſtes an den
Gaubeauftrag=
ten des Reichsſportführers SA.=Gruppenführer Beckerle, in
Anwe=
ſenheit aller Saarbrücker Vereine und der auswärtigen, ſoweit ſie
bisher in der Stadt des Gaufeſtes eingetroffen ſind. Deren Zahl
iſt nicht gering; aus Frankfurt allein ſind bisher Sonderzüge mit
insgeſamt 2500 aktiven Gaufeſtbeſuchern eingetroffen.
Die Einleitung der Nachmittagswettbewerbe auf dem
Haupt=
feſtplatz erfolgte durch einen Aufmarſch der aktiven Teilnehmer.
Auch die auslandsdeutſchen Gäſte der HJ., die bekanntlich
gegen=
wärtig eine Fahrt rund durch Deutſchland durchführen,
marſchier=
ten unter Fanfarenklängen — von den zahlreichen Zuſchauern
ſtür=
miſch begrüßt — in die Kampfbahn ein. Gauvolksturnwart Koch,
Kaiſerslautern, teilte vor Beginn der turneriſchen Wettkämpfe in
einer Anſprache mit, daß mit Rückſicht auf die ſchlechten Bahnen
die Punktzahlen für Ober= und Unterſtufe herabgeſetzt worden
ſeien. — An den Schwimm=Wettkämpfen nahmen 54 Vereine teil,
die 344 Einzel= und 63 Staffelmeldungen abgegeben haben.
Mannheimer Bezirksklaſſe am Böllenfalltor.
Am
SV. 98 Darmſtadt — SVg. Schwetzingen.
kommenden Sonntag, nachmittags 4 Uhr, erwartet der
SV. 98 die SVg. Schwetzingen zum Rückſpiel. SVg. Schwetzingen
hat ſich nicht nur einen guten Platz in ihrer Klaſſe erkämpft,
ſon=
dern konnte gerade in den letzten Privatſpielen gegen die
führen=
den Vereine der Mannheimer Bezirksklaſſe ihren guten Ruf
er=
neut beweiſen. Sportverein, welcher am letzten Sonntag nicht
recht überzeugen konnte, allerdings mußte da für vier Spieler
Er=
ſatz eingeſtellt werden, wird mit ſeiner zurzeit ſtärkſten
Mann=
ſchaft, mit Ruppel: Eßlinger, Saenger; H. Geyer
Schnägelsber=
ger, Luft; Mohr, Leichtlein, Seifert, Hebeiſen, Kolberg, antreten.
Es iſt jedenfalls mit einem intereſſanten Spiel zu rechnen
Vor dem Hauptſpiel treffen ſich die Reſerven der TSG. 1846
und des Platzvereins. Beide Mannſchaften wurden in dieſem
Jahre Meiſter ihrer Klaſſe, wobei auf Seiten des SV. 98
Hof=
mann, früher Turngeſ. 75, ſowie einige talentierte Jungligiſten
mitwirken werden.
Um dieſelbe Zeit, 2.15 Uhr, treten ſich die Junioren
Schwet=
zingens und die 2a=Mannſchaft gegenüber, ſo daß ſich auch ein
früherer Beſuch der Spiele lohnen wird. Näheres und
Mann=
ſchaftsaufſtellung folgt.
Jahn 1875 Darmſtadt.
Heute Freitag findet um 7 Uhr nach dem
Uebungs=
betrieb die Spielerverſammlung der Fußballabteilung auf dem
Sportplatz ſtatt. Wegen der mit guten Gegnern für Sonntag
abgeſchloſſenen Spiele und zur Bekanntgabe der Aufſtellungen iſt
es Pflicht eines jeden Spielers, zu erſcheinen. —
Entſchuldigun=
gen werden nicht angenommen.
Einkracht Frankfurk — Haſſia Dieburg (verſtärkk).
Conrad
Die Eintracht Frankfurt a. M. hat nunmehr die Aufſtellung
ihrer Mannſchaft, die, wie ſchon angekündigt, am 25. 8 das
Werbeſpiel gegen die verſtärkte Mannſchaft der SpVgg. Haſſia in
Dieburg beſtreitet, bekanntgegeben. Es ſpielen hiernach:
Winkler
Tiefel (4 i., 15 r.)
Gramlich (17 i.) Fürbeth Mantel (5 i.)
Trumpler (12 r.) Weigand Schmitt Möbs (14 r.) Stubb (11i.)
Die in Klammern angegebenen Zahlen bedeuten die Anzahl
der internationalen bzw. repräſentativen Spiele, die von den
betreffenden Spielern beſtritten wurden.
Aus dieſer zurzeit der ſtärkſten Eintrachtmannſchaft ragen
insbeſondere der Rekordinternationale Gramlich, zweifellos der
beſte Außenläufer Deutſchlands ſowie Stubb, der ſich mit ſeinen
11 Spielen einen rühmlichen Namen gemacht hat, beſonders
her=
vor.
Ihnen ſtehen die beiden anderen Nationalſpieler Tiefel und
Mantel beſtimmt nicht viel nach. Mantel gilt noch heute als einer
der techniſch beſten Läufer Deutſchlands
Conrad, die Neuerwerbung aus Kaiſerslautern, eine der
Hauptſtützen der Eintracht Frankfurt, war trotz ſeiner Jugend
für das Finnlandſpiel
Riederwald, haben nicht weniger als 12= bzw. 14mal
repräſen=
tativ für Süddeutſchland und den Gau Südweſt geſpielt. Sie ſind
ſeit Jahren unerſetzliche Beſtandteile ihrer Mannſchaft. Von den
neuen Leuten haben ſich bis jetzt der junge Torhüter Winkler
und der glänzend veranlagte Nachwuchsſpieler Fürbeth, der
zukunftsreichſte Spieler der Eintracht, am beſten bewährt.
Der ausgezeichnete Verbindungsſtürmer Weigand und
Schmitt, der bekanntlich aus dem gaſtgebenden Verein
hervor=
gegangen iſt vervollſtändigen die Mannſchaft der Adlerträger.
Das Spiel, einzig in ſeiner Art für Dieburg und die weitere
Umgegend, dürfte beſtimmt ſeine Anziehungskraft nicht verfehlen,
zumal die Dieburger Mannſchaft durch eine Reihe auswärtiger
Spieler weſentlich verſtärkt iſt, ſo daß mit einem jederzeit offenen
Kampf gerechnet werden kann.
Eine weitere 11:0=Niederlage erlitten die isländiſchen
Fuß=
baller bei ihrem zweiten deutſchen Gaſtſpiel in Berlin, nachdem
ſie in Dresden am letzten Sonntag mit dem gleichen Ergebnis
un=
terlagen. Vor 6000 Zuſchauern wurden die Isländer von einer
Berliner Mannſchaft mit dieſem Ergebnis geſchlagen.
Rumäniens Fußballer, die am Sonntag in Erfurt
das Länderſpiel gegen Deutſchland beſtreiten, tragen am 1. Sept.
in Stockholm auch ein Spiel gegen Schweden aus.
Oetsgruppe Darmstadt desR
Achkung — Gauſeſt Saarbrücken!
Samstag=Sonderzug!
Um alle Irrtümer zu vermeiden, wird nochmals dare
gewieſen, daß der Sonderzug Nr. 3 beſtimmt am
tag, dem 24. 8., vormittags 7.10 Uhr, in Do
(Hauptbahnhof) abgeht, nicht, wie irrtümlich ausgeſchriebk,
7.15 Uhr.
Die Teilnehmer, die ihre Fahrkarte bereits bezahltz,
können dieſelbe in der Tageswirtſchaft der Woogsturnkku
Empfang nehmen. Alle übrigen Teilnehmer die ihr Fau
wohl beſtellt, aber nicht bezahlt haben, müſſen ihre Fih
umgehend am Hauptbahnhof ſelbſt löſen. gez. Löwe
TSG. 46, Paddelabteilung.
Die Rennmannſchaft, die am Gaufeſt in Saarbrück
nimmt, trifft ſich am Freitag abend pünktlich8,
im Vereinshaus, Tageswirtſchaft, zu einer kurzen letzten:
chun. Dort alles nähere über Abfahrt, Fahrtkoſten uſw.
Reichsſportabzeichen=Prüfung.
Am Samstag, 24. 8., nachm. 3.30 Uhr, findet auf der
wieſe Reichsſportabzeichen=Prüfung ſtatt. Folgende Ub
werden abgenommen, 100 400, 10 000 Meter, Hochſprung
ſtoßen, Speerwerfen, ſowie die entſprechenden Uebungen
Jugend. Hefte in ordnungsmäßigem Zuſtand (Lichtbild.
ſchrift) ſind mitzubringen, andernfalls erfolgt keine Al
Uniformbilder ſind nicht zugelaſſen. Die Kampfrichter
gebeten, anweſend zu ſein. Es wird geraten, daß nur dii
zur Prüfung kommen, die durch genügende Vorbereitung.
entſprechenden Leiſtungen angeeignet haben.
2 weitere Meiſterkikel im deutſchen Ringkam.
vurden vergeben. In Berlin holten ſich der Einheimiſch.
lenbinder vor Böhmer und Engelhardt die Halbſſ,
gewichtsmeiſterſchaft im griechiſch=römiſchen Stil, wobei ſ
Titelverteidiger Siebert=Darmſtadt nicht durg
konnte während der Münchener Hering vor Pulhein
Gildemeiſter Weltergewichtsmeiſter im Freiſtil wurde.
Handball=Großkampfkag in Goddelau.
TV. Goddelau—TV. Reinheim.
Der rührigen Handballabteilung des Turnvereins ad
iſt es gelungen, für den kommenden Sonntag die 1. und
ſchaft des Turnvereins Reinheim zu verpflichten. Dem
die in ſtärkſter Aufſtellung antreten werden, geht ein auu
neter Ruf voraus. Sie haben in den letzten Verbandsſp”
Odenwaldkreismeiſterſchaft in überzeugender Weiſe errum
an den Aufſtiegſpielen zur erſten Klaſſe mit Erfolg terl/)” uter Ber
4N
men. Die einheimiſchen Mannſchaften ſind durch verMe kuen beteiligen
Umſtellungen, ebenfalls ſchlagkräftiger geworden, ſo dißſ MAn ihr Schaff
Spielbeſuchern am kommenden Sonntag beſter Sport 9 408 die chemiſ
wird. An die geſamte Einwohnerſchaft und die Spo* MAühaſtzweige u
der Umgebung richten wir deshalb die Bitte, ſich dieſſ4um üngſten deut
nicht entgehen zu laſſen. Spielbeginn 3.30 Uhr.
Mei ds rheinemai
Reichsſender Frankfuha i eos
Frankfurt: Freitag, 23. Augußt
6/00: Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.30: Wlhn iMt unſerer
a=
berg: Frühkonzert. In der Pauſe 700: Zeit, Nachrr W.ſ Erzeugniſ
Waſſerſtand, Zeit, Wetter. 8. 10: Stuttgart: Gyrr/t” Immer
8.30: Sendepauſe. 9.00: Vom Volksſender Berlin A—li chemil
licher Auftakt. Frankforter Werſchtchen und Aepue// Malter
10.00: Nur Freiburg: Werbekonzert. 10.15: Nux
burg: Allerlei luſtige Weiſen. 11.00: Werbenn
11.25: Meldungen. 11.30: Sozialdienſt. 11.45: B1
funk.
12.00: Vom Volksſender Berlin: Mittagskonzert.
13.00: Zeit, Nachr. 14.00: Zeit, Nachr. 1415-3
ſchaftsbericht. 14.30: Zeit, Wirtſchaftsmeldg.
Wetter. 14.45: Sendepauſe. 15.00: Nur Tris
Koblenz: Nachr. 15.15: Für die Frau.
16.00: Vom Volksſender Berlin: Nachmittagskonzert.
Freud und Leid der Nichtraucher. Kleine Betrcu
18.10: Praktiſche Lebensweisheit eines Aſienreiſendrl
nicht vom Geld abhängig iſt. 18.30: Meier Helrm
Die Geſchichte von dem Bauernſohn, der ein Ritter
wollte. Von Heinr. Koch. 18.45: Das Leben
18.55: Meldungen.
19.00: Unterhaltungskonzert. 19.40: Dr. Berendt:
funkausſtellung wie noch nie. (Aufn.). 19.50: 2N
beginnt die große Ausſtellung: Rhein=Mainiſche Wi.
20.00: Zeit, Nachrichten. 20.15: Köln: Reichsſ
Stunde der Nation. Der Gott und die Bajadere. 2‟
Legende von J. W. v. Gbethe, für Sprecher, gem
u. Orcheſter von Herm. Unger. 20.45: Stuttgart: OE
Süden! Ein buntes Unterhaltungskonzert. 22.00*
Nachrichten. 22.15: Wetter, Nachrichten, Spoct.
Berlin: Reichsſendung: Ewiges Olympia. Von Pro=”
Urkull=Gyllenband. 23.00: Vom namenloſen Ve,
der. Von Joſ. Magnus Wehner (Wiederholung!=
Streiter wider den Hexenwahn. Zum 300jährigen T10
des Grafen Friedrich v. Spee. 24.00: Nachtmuſch
Unusämnnn
Freitag, 23. Auguſt
Reichsſendung: 20.15: Stunde der Nation: DS
und die Bajadere. Indiſche Legende von Joh. W.
Muſik: Hermann Unger. 22.30: Ewiges Olhmpi=
Prof. Graf Uxkull=Gyllenband.
Königsberg: 20.10: Vom Volksſender: Oſtpreuc
hat ewig Beſtand.
Leipzig: 20.45: Abendmuſik des Funkorcheſters. D
Unterhaltungsmuſik. 2. Suiten und Ballettmuſit.
Stuttgart: 20.45: Sonniger Süden! Ein buntes
haltungskonzert.
Riga: 19.30: Orcheſterkonzert.
London: 20.00: Konzert aus der Queens Hall.
Brüſſel=fl.: 20.00: Leichte Muſik.
Brüfſel=frz.: 20.00: Orcheſter und Geſang=
Wien: 20.40: Sinfoniekonzert.
Prag: 21.15: Konzert des Funkorcheſters.
Mailand: 22.00: Kammermuſik.
Stockholm: 22.00: Soliſtenſtunde.
é hgt uns 4. B. d
an Mercſchen
raien Betrieben,
Nir dus heute in
iM die Induſtr
Eüie ſteht ein in
Welterbericht
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt ”.
Das Hochdruckgebiet über Weſteuropa bedingt für 2e
immer noch Zufuhr trockener Feſtlandsluft. Die Drückbe
wird jedoch immer gleichförmiger und flacher, dami
Neigung zu lokalen Gewitterſtörungen.
Ausſichten für Freitag: Meiſt heiter, tagsüber P0he
ſchwache Gewitterneigung.
Ausſichten für Samstag: Immer noch freundlichle=
Wetter, zunehmende Neigung zu Gewitterſtöruns.”
eier, A.
Die MheineMalniſce Bntfcfaft.
derblick über die große Ausſtellung deukſchen Fleißes und Könnens. — Ein Zeugnis erſtarkker
wirkſchaft=
licher Kraft. — Großzügige Leiſtungsſchau.
In der Weſthalle 0
Webendiges Bild unſeres Wirtſchafts=
Geſtern nachmittag hatten die Vertreter der Preſſe Gele=
1 die große Ausſtellung „Die Rhein=Mainiſche Wirtſchaft”
ſia tigen. Dieſe einzigartige Leiſtungsſchau ſtellt einen
Quer=
durch die wichtigſten deutſchen Wirtſchaftsgebiete dar.
Stunden trennen uns von der Eröffnung dieſer gewal=
Schau durch den Reichsſtatthalter und Gauleiter Sprenger,
iei te wird eitrig gehämmert und gerüſtet, faſt ſteht die
Aus=
getg nur die „letzte Hand” wird noch angelegt — und doch
hin=
fie auch geſtern ſchon einen tiefen Eindruck auf den Be=
8war keine leichte Aufgabe, die Mannigfaltigkeit dieſes
Ge=
i den engen Rahmen einer Ausſtellung einzuſpannen. auch
Ain. beträchtlichen Umfang von 35 000 Quadratmeter. Wenn
g, nach einer Vorbereitungszeit von neun Monaten, durch
eicen Hallen und Freiflächen des großen Frankfurter
Feſt=
ſſy/ländes wandern, ſo können wir uns davon überzeugen, daß
uſſächlich ein lebendiges Bild der rhein=mainiſchen
Wirt=
ſentſtanden iſt. Wir erleben dieſe Wirtſchaft in ihrer
ge=
tücen Bedingtheit, in ihren landſchaftlichen Gegebenheiten
hſäeßlich in ihren menſchlichen Fähigkeiten wodurch ein
uicht ftsgebäude aufgebaut wurde, das ohne Ueberhebung als
ad in Deutſchland und jenſeits ſeiner Grenzen bezeichnet
iut Darf.
e: Eingang zur Feſthalle führt durch eine Ehrenhalle. Wir
fiß in der Perſon Adolf Hitlers den Menſchen, der unſerer
üwartsentwicklung die Form gibt, und damit gleichzeitig die
hſſt ge für unſere Zukunft legt. Wir grüßen den Gauleiter
leichsſtatthalter Jakob Sprenger, der den wirtſchaftlichen
1Khr des Rhein=Main=Gebietes zu einem wichtigen Teil einer
ga ſihen Arbeit gemacht und ihn im Sinne unſeres Führers mit
c Erfolg durchgeführt hat. Beim Betreten der großen
Feſt=
lerblickt der Beſucher zunächſt an den oberen Rängen eine
hvon rieſigen Gemälden, die ſymboliſch die rhein=mainiſche
thaft darſtellen.
ich dieſem Gedankenflug durch das Gebiet wendet ſich der
ier den einzelnen Ständen zu, um es in ſeinen einzelnen
Be=
uch zu durchforſchen.
Ueber 5000 Ausſteller
bſich, unter Berückſichtigung der ſich an den
Gemeinſchafts=
ueüungen beteiligenden Firmen, zuſammengefunden, um einen
Zuuk in ihr Schaffen zu gewähren. Als erſte Wirtſchaftsgruppe
iget uns die chemiſche Induſtrie. Sie drückt wie wenige
an=
örtſchaftszweige unſerem Gebiet den Stempel auf. Sie
ge=
den jüngſten deutſchen Induſtrien; aber daß auch ſie in der
hte des rhein=mainiſchen Wirtſchaftsgebietes tief verwurzelt
” zeigt uns z. B. die Nachbildung der aus dem Jahre 1668
hunden Merckſchen Apotheke, die ähnlich wie bei anderen
ſtrikgen Betrieben, die Keimzelle eines großen Werkes
ge=
uſt, das heute in aller Welt die deutſche Leiſtung zur
Gel=
ringt. In engem Zuſammenhang mit der chemiſchen In=
Fr
ſteht die Induſtrie der Seifen und Parfümerien. Auf der
gu NinlEeite ſteht ein impoſanter Stand mit zwei Flügelbauten,
eine unſerer größten Fabriken feiner Parfümerien und
ihre Erzeugniſſe darſtellt.
Nr kommen weiter zu einer Induſtrie, die zwar nicht den
der chemiſchen Induſtrie hat, aber für unſer Gebiet nicht
ie charakteriſtiſch iſt. Die Hanauer Edelmetall=
Schmuck=
igmanteninduſtrie trägt den Stempel der perſönlichen Lei=
In einer Werkſtatt werden uns die Rohſtoffe vom
Rohedel=
ſteil ,0 Edelmetallerz bis zum verwendungsfähigen Edelſtein und
Aürzi ſerkſtoff aus Edelmetall vorgeführt.
* Lederwaren=Induſtrie, eine weitere Abteilung in der
Aus=
lun hat ihren Mittelpunkt in Offenbach a. M. und ſeiner
Umgebung.
2f der rechten Hälfte der Feſthalle ſieht man, daß im Rhein=
Gebiet auch Glashütten vorhanden ſind, die für eine Reihe
trieben Spezialgläſer herſtellen. Bekannter iſt die optiſche
uie, von der große Teile geradezu von unſerem Gebiet
be=
werden. Zu den Gebieten, die den Ruf des Rhein=
Main=
es in alle Welt hinausgetragen haben, gehört auch das
und Verlagsgewerbe. Qualitätsarbeiten, die durch ihren
Elichen Zuſammenklang zwiſchen Pavier, Schrift und Druck
ſhſten Anſprüchen genügen, zeichnen unſere Druckereien aus.
Ustellungsabteilungen im Mittelblock der Feſthalle werden
R Abteilungen „Geld=, Kredit= und Verſicherungsweſen”, von
eAlsſtellung der Deutſchen Arbeitsfront und der Wirtſchafts=
Nwm „Groß=, Ein= und Ausfuhrhandel, Bezirksgruppe Heſſen”,
Unl.
die Feſthalle ſchließt ſich das Erdgeſchoß des „Haus der
an. In der Nahrungs= und Genußmittel=Induſtrie, die
en anderen Abteilungen untergebracht iſt, hat die
Schaum=
uſtrie ihre Stände. Erfriſchungsgetränke aller Art, deutſche
HielbrRonſerven Fleiſchbrühe, Friedrichsdorfer Zwieback uſw. ſind
tAm äß in dieſer Gruppe vertreten.
die „Rhein=Mainiſchen Skädke‟
en wirtſchaftlichen und kulturellen Eigenarten an. Entſpre=
* Doppelſtellung der Stadt Wiesbaden als Kur= und
Wohn=
ſt die Einſchaltung des Standes der Stadt Wiesbaden als
ar gehen dann hinauf zum Obergeſchoß des „Haus der
Mo=
enc u”. uns in kurzer Zeit eine Reiſe durch die wichtigſten
Bä=
r40 Kurorte des Gebietes geſtattet. Wir können uns nicht
Ah der geſundheitlichen und wirtſchaftlichen Bedeutung der
Häüczunterrichten, ſondern wir können auch hier praktiſche
Hei=
matzlbe treiben. In charakteriſtiſcher Ausgeſtaltung iſt jedes Bad
u. a. unſer heſſiſches Bad Nauheim, das in dieſem Jahr
ſeint ). Jubiläum feiert.
R Bädern und Kurorten ſchließen ſich
Lug zwiſchen der Abteilung „Rhein=Mainiſche Bäder und
und der Abteilung „Rhein=Mainiſche Städte” gegeben.
Ne onders ſchönen chrakteriſtiſchen Stand hat Darmſtadt,
Stadt der Kunſt der Wälder, der Muſeen hervortritt, in
alte Garniſon Tradition wurde und die Techniſche Hoch=
Ve ltruf genießt.
der der nun folgenden Abteilung „Rhein=Mainiſche Preſſe‟
* CHaupreſſeamt, der Reichsverband der deutſchen Zeitungs=
Landesverband Rhein=Main, der Reichsverband der
deut=
eße, Landesverband Rhein=Main, und der Reichsverband der
n=Main. Die
her und Zeitſchriften, aus dem Rhein=Main=Gebiet in je
Er emplar ausgelegt ſind. Die Tageszeitungen ſtellen für
Dr der Ausſtellung täglich die neueſten Nummern zur
Ver=
man bei dem ſeitherigen Rundgang durch die Ausſtellung
pieder an erklärenden Zahlen und Tatſachen vorgefunden
6 wird in der Gruppe
Aebeilsbeſchaffung im Rhein=Main=Gebiel”
in einer gewiſſen Zuſammenfaſſung dargeſtellt. Hier
den wirtſchaftlichen Umſchwung, der letzten Jahre und
us die Grundlage für eine weitere günſtige Entwicklung.
De Bedeutung des Außenhandels für die Rhein=Mainiſche
2k zeit uns die Abteilung. Die wirtſchaftliche Verbunden=
2 Rhein=Main=Gebiets”. Schon die Tatſache, daß im Mit=
Unſeres Gebietes, in Frankfurt a. M., die größte Zahl der
Meratlichen Handelskammern vertreten iſt, kennzeichnet, wie
ſeitens des Auslandes Frankfurt a. M. als der gegebene
I zwiſchenſtaatlichen Warenauslauſch angeſehen wird.
iſt die Ausſtellung des Reichsnährſtandes aufgebaut. Die
Landes=
bauernſchaft Heſſen=Naſſau teilt ſich in den Raum mit den
Lan=
desverbänden der Bäcker, Müller und Fleiſcher, mit den ſtädt.
Einrichtungen des Schlacht= und Viehhofes und der
Großmarkt=
halle Frankfurt a. M. und der Düngemittelinduſtrie. Eines
jedoch verbindet alle in dieſer Halle vertretenen Zweige der
Er=
nährungswirtſchaft: daß ſie entweder zur Vermehrung des
Er=
zeugniſſes der Scholle beitragen oder bei ſeinem Werden und
Er=
halten beteiligt ſind oder ſchließlich das Erzeugnis der Scholle
veredeln, verteilen und an den Einzelverbraucher heranbringen.
das Geſamtbild der Halle gewährt den Eindruck eines
geſchloſſe=
nen Ganzen mit freiem Blickfeld über die ganze Halle, jedoch
wohltuend unterbrochen durch Teilwände. Der Mitte geben
bäuerliche Trachten, Hausgeräte, Stickereien uſw. das Gepräge.
Im Freigelände,
das die einzelnen Ausſtellungshallen miteinander verbindet, ſind
u. a. Großwerkzeug=Maſchinen, die zum Teil im Betrieb
vorge=
führt werden, ausgeſtellt. Die deutſchen Werkzeugmaſchinen ſind
wegen ihrer Güte und Genauigkeit in der ganzen Welt bekannt.
Schleifmaſchinen arbeiten mit einer Genauigkeit von /w
Milli=
meter. Rieſige Lufthämmer., Fräsmaſchinen, Drehbänke und
Bohr=
maſchinen ſind zu ſehen. Die Technik der Landwirtſchaft iſt für
den Erfolg der Regierungspolitik, wie ſie beſonders in der
Er=
zeugungsſchlacht ihren Ausdruck findet, von entſcheidender
Be=
deutung.
Das wuchtige „Haus der Technik”,
deſſen Ausſtellungsfläche diejenige der Feſthalle bei weitem
über=
trifft, beherbergt ſeinem urſprünglichen Zweck entſprechend u. a.
ſämtliche Wirtſchaftszweige der Technik. Gleich
am Eingang ſehen wir einen mächtigen Aufbau von Marmor und
Baſalt der Arbeitsgemeinſchaft Naſſauer Marmor, der Baſalt=
Union und des Verkaufspereins der Hartſtein=Werke, Oberlahn.
Man, erfährt in der großen Abteilung „Eiſen, Maſchinen,
Me=
talle”, daß der Begriff der Qualitätsarbeit für die Rhein=
Mai=
niſche Wirtſchaft keine Errungenſchaft der jüngſten Zeit iſt,
ſon=
dern daß ſchon vor mehr als 200 Jahren aus den an Lahn und
Dill und in Oberheſſen gewonnenen Erzen Roheiſen gegoſſen
wurde, das einen guten Ruf hatte. Nur wenige Schritte führen
zu den Ständen der Fahrzeuginduſtrie. Gerade das Rhein=Main=
Gebiet hat an der Entwicklung des Kraftverkehrs ſtarken Anteil
genommen, was uns hier ſehr deutlich vor Augen geführt wird.
Aufs engſte zuſammen mit der Kraftfahrzeug=Induſtrie
arbei=
tet natürlich die entſprechende Zubehör=Induſtrie. Auch im
Ver=
kehrsweſen finden wir das Alte mit dem Neuen unmittelbar
ver=
bunden; das Neue und Bahnbrechende gekennzeichnet durch die
Reichsautobahnen.
Die Deutſche Reichsbahn.
als Verwalterin eines großen Teiles des Volksvermögens kämpft
ebenfalls für eine Wiederbelebung unſerer Wirtſchaft. Für die
geſchichtliche Entwicklung unſeres Gebietes ſind die Darſtellungen
über die Entwicklung der Eiſenbahn im Rhein=Main=Gebiet
be=
ſonders lehrreich, zeigen ſie doch deutlich die verhängnisvollen
Auswirkungen der Kleinſtaaterei auf Wirtſchaft und Verkehr.
Urkunden und Bilder geben ein Bild des Werdens unſerer
Bahn.
Die Reichspoſt
gibt in 4 Abteilungen einen Einblick in ihre Arbeit.
Ueberſichts=
karten geben ein anſchauliches Bild von dem Umfang und Betrieb
der größten Paketumſchlagſtelle im Rhein=Main=Gebiet, dem
Poſt=
amt 9 am Frankfurter Hauptbahnhof. Andere Karten laſſen die
Entwicklung des Luftverkehrs in Frankfurt a. M. erkennen und
zeigen das Rhein=Main=Gebiet im europäiſchen Luftpoſtverkehr.
Mit den Aufgaben eines örtlichen Verkehrsbetriebes macht uns
der Stand der ſtädtiſchen Straßenbahnen und Omnibuſſe bekannt.
Unter der Ueberſchrift
„Fachgruppe Schiffahrt=, Hafenumſchlag=, Reederei=, Lagerei=
Gewerbe Frankfurt a. M.”
zeigen die ſtädtiſchen Hafenanſtalten und einige
Speditionsgeſell=
ſchaften Oelbilder von Lagerhäuſern, Bilder und Modelle von
Dampfern und Güterbooten, ein Modell der Griesheimer
Stau=
ſtufe, Photographien aus den Frankfurter Häfen und Bilder aus
der geſchichtlichen Entwicklung der Mainſchiffahrt, Lichtbilder, die
Vorgänge aus der Schiffahrt darſtellen, ein Oſthafengemälde von
Prof. Nebel, Bilder von Häfen, Niederlaſſungen und
Umſchlags=
vorgängen uſw. Auch
der Luftverkehr
iſt vertreten. In dem Stand des Luftverkehrs kommt die
Zu=
ſammenarbeit zwiſchen Bodenorganiſationen und eigentlichem
Flugbetrieb zum Ausdruck. — Aus der wichtigen
Gruppe der Verſorgungsbetriebe.
die Waſſer, Gas und Elektrizität umfaſſen, ſeien einige wichtige
Ziffern der Gasverſorgung wiedergegeben. Die Gasverſorgung
im Rhein=Main=Gebiet obliegt nahezu 40 Gaswerken aller
Größenklaſſen. 90 Prozent aller Stadthaushaltungen unſeres
Wirtſchaftsgebietes kochen mit Gas. Aber nicht nur der
Haus=
halt, ſondern auch Gewerbe und Induſtrie machen ſich die
Vor=
teile der Gaswärme in weiteſtgehendem Maße zunutze. Die
rhein=
mainiſchen Gaswerke verarbeiteten im Jahre 1934 rund 400 000
Tonnen Kohle, woraus 1777 Millionen Kubikmeter Gas, 283 000
Tonnen Koks, 13 000 Tonnen Teer, 2000 Tonnen Benzol und 3000
Tonnen Ammoniak gewonnen wurden. Der Geſamt=Anlagewert
der rhein=mainiſchen Gaswerke beläuft ſich auf insgeſamt
67 600 000 RM. und der Wert der in den letzten beiden Jahren
gegebenen Aufträge rund 3,5 Millionen RM.
In einer weiteren Abteilung tritt uns
die Bedeutung der elektrotechniſchen Induſtrie
deutlich vor Augen. Da zeigt zum Beiſpiel eine Firma ihre
Lei=
ſtungen zur Beſeitigung der Arbeitsloſigkeit und ihre Bedeutung
für Reich Gemeinden, Reichsbahn, Reichspoſt und die geſamte
übrige Wirtſchaft. Ein beſonderes Kennzeichen der rhein=
maini=
ſchen Wirtſchaft iſt auch die Schuhmaſchinen=Induſtrie. Eine ganze
Reihe von Maſchinen zeigen uns, wie man unter techniſch großen
Schwierigkeiten die Vorzüge der Handarbeit mit denjenigen der
Maſchinenarbeit zu vereinfachen ſucht.
Bei der Neugeſtaltung des rhein=mainiſchen
Wirtſchafts=
gebietes kommen dem
Landesplanungsverband
wichtige verkehrstechniſche und wirtſchaftliche Aufgaben zu. Das
Tätigkeitsgebiet des Landesplanungsverbandes deckt ſich
vollkom=
men mit dem Bereich des Gaues Heſſen=Naſſau. Für die ſich
er=
gebenden Bauarbeiten ſteht eine leiſtungsfähige Bau= und
Bau=
ſtoff=Induſtrie zur Verfügung, die auf gute Erfahrungen in der
Baumaterialtechnik aufbauen kann. Gerade das rhein=mainiſche
Wirtſchaftsgebiet hat bei der Durchführung von Großbauten im
In= und Auslande große Aufgaben erfüllt und ſich für die
kom=
menden Aufgaben vorbereitet.
Wir begeben uns nunmehr in das Obergeſchoß des „Hauſes
der Technik”. Hier iſt auf dem rechten Flügel
das Rhein=Mainiſche Handwerk
untergebracht. Die Verbindung zwiſchen dem Handwerk und der
Abteilung „Handel und Gewerbe” ſtellt, die Abteilung
„Möbel” dar, in der Hauptſache ausgeſtattet durch den
Landes=
verband der Schreiner, Bezirksſtelle Frankfurt a. M. die
Schrei=
ner=Innung des Main=Taunus=Kreiſes und den Deutſchen
Möbel=
fachverband, Ortsgruppe Frankfurt a. M.
Nach Beſichtigung der Abteilung „Handel und Gewerbe” auf
dem linken Flügel des Obergeſchoſſes des „Hauſes der Technik”
begibt ſich der Beſucher wieder in das Freigelände und hat nun
Gelegenheit, die Lehrfilme im Ausſtellungskino zu beſuchen.
Wir ſehen ein mannigfaches Bild rhein=mainiſchen Wirkens
und Schaffens wie es uns ſo ſchnell nicht wieder geboten werden
wird. Deshalb iſt ein Beſuch der Ausſtellung, die bis zum 8.
September ſtattfindet, dringend zu empfehlen.
In einem Schlußwort nahm nach der Führung Direktor Dr.
Schnorr Gelegenheit, allen an der Beſichtigung Beteiligten
herzlichen Dank auszuſprechen und der Ausſtellung beſten Erfolg
zu wünſchen. Er brachte auf unſeren Führer Adolf Hitler, dem
wir den Aufſchwung unſerer geſamten Wirtſchaft verdanken, ein
dreifaches Sieg=Heil aus.
Berliner und Rhein=Main=Börſe.
Die Berliner Börſe ſetzte durchweg ſchwächer ein. Die
erſten Kurſe lagen etwa 1—2 Prozent unter den
Vortagesnotie=
rungen. Das herauskommende Material war zwar nicht
beſon=
ders groß, doch fehlte es geſtern faſt völlig an Aufnahmeneigung.
Am Montanaktienmarkt war das Angebot etwas größer. Im
Gegenſatz zum Aktienmarkt waren Renten gut gehalten. Die im
Anſchluß an die Königsberger Rede des Reichsbankpräſidenten
aufgetauchten Vermutungen über weitere
Konſolidierungsmaß=
nahmen beſchäftigten den Markt. Wenig verändert lagen Kaliaktien.
Farben ermäßigten ſich weiter 1 Proz. Auch die übrigen chem. Werte
gaben um 3—1½ Prozent nach. Autoaktien behaupteten ſich,
Maſchinen=, Metall= und Bauwerte wurden ½—1 Prozent
niedri=
ger umgeſetzt. Textil= und Zellſtoffwerte ermäßigten ſich um ½
Prozent. Durch feſte Haltung fielen vor allem Süddeutſche Zucker
auf. die 2 Prozent gewannen. Im Verlaufe gaben die Kurſe
weiter nach. Hoeſch erhöhten ihren Verluſt auf 2 Prozent und
Klöckner auf 3½ Prozent. Kaliwerte waren bis 1 Prozent und
Farben 2 Prozent niedriger. Der Rentenmarkt war gut gehalten.
An der geſtrigen Rhein=Mainiſchen Börſe ſetzten ſich
die Abſchwächungen am Aktienmarkt fort. Insbeſondere am
Mon=
tanmarkt lag größeres Angebot der Kundſchaft vor, da die
vor=
geſtern, bekanntgewordenen Dividendenſchätzungen im Klöckner=
Konzern weiterhin verſtimmten. Auf den übrigen Gebieten des
Aktienmarktes ergaben ſich bei relativ kleinen Umſätzen Rückgänge
von durchſchnittlich ½—1 Prozent. Die Erörterungen um die
neue Reichsanleihe traten geſtern etwas zurück. Lebhaftes
Ge=
ſchäft hatten Farben mit 157—158½—157½ (158). Soweit am
Vorabend keine Notierung vorlag, waren etwas deutlichere
Ab=
ſchwächungen zu verzeichnen, ganz beſonders am Elektromarkt.
Schiffahrtswerte konnten ſich behaupten. Der Rentenmarkt bei
zumeiſt behaupteten Kurſen ſehr ruhig. Etwas feſter lagen
Alt=
beſitzanleihe und Reichsbahn=Vorzugsaktien. Im Verlaufe war
die Haltung unſicher, das Geſchäft blieb ziemlich klein. Die nach
den erſten Kurſen eingetretenen leichten Erholungen gingen
wie=
der verloren, darüber hinaus ergaben ſich weitere Rückgänge von
½—1 Prozent.
An der Abendbörſe herrſchte nach dem ſchwachen Verlauf
der Mittagsbörſe ſtärkſte Zurückhaltung. Die im
Mittagsſchluß=
verkehr teilweiſe eingetretenen Erholungen gingen reſtlos
ver=
loren.
Die Lage der Baumwollſpinnereien und zwebereien hat ſich
im Juli gegenüber dem Vormonat kaum verändert.
In einer ao. HV. ſtimmten die Aktionäre der Berliner
Hy=
pothekenbank AG. dem bekannten Verſchmelzungsvertrag mit der
Rheiniſchen Hypothekenbank AG., Mannheim. zu.
Diehmärkke.
Darmſtädter Viehmarkt vom 22. Auguſt. Aufgetrieben waren
126 Kälber. Die Preiſe ſtellten auf: Klaſſe a) 61—66, b) 56—60.
c )49—55, d) 42—48 Pfg. pro Pfund Lebendgewicht. Es wurden
verkauft in Klaſſe a) 18, b)26, c)47. d)24. Marktverlauf lebhaft,
Mannheimer Viehmarkt vom 22. Auguſt. Zufuhren: 32
Käl=
ber, 126 Schweine, 167 Ferkel und 290 Läufer. Preiſe: Ferkel
bis 6 Wochen 14—17 RM.. Ferkel über 6 Wochen 18—22 RM.,
Läufer 23—26 RM. Marktverlauf: Ferkel und Läufer lebhaft.
Frankfurter Viehmarkt vom 22. Auguſt. Auftrieb: Rinder
13 (gegen 86 am letzten Donnerstagsmarkt), darunter 3 Ochſen,
1 Bulle, 4 Kühe, 5 Färſen. Zum Markt direkt 3 Ochſen, 4
Bullen, 18 Kühe, 11 Färſen; Kälber 654 (840), Schafe 76 (82),
Schweine 496 (551). Notiert wurde pro 1 Zentner Lebendgewicht
in RM.: Kälber a) 65—68 (am 15. Auguſt 65—66), b) 59—64
(57—64), c) 54—58 (49—56), d) 44—53 (40—48): Lämmer und
Hammel b2) Weidemaſthammel 40—41 (39—41), c) mittlere
Maſt=
lämmer und ältere Maſthammel 38—39 (37—38); Schafe e) beſte
36—38 (35—37), f) mittlere 32—35 (31—34), g) geringe 28—31
(25—28); Schweine a1) 54 (54), a2) 54 (54), b) 54 (54), c) 54
(54), d) 54 (54), e) 54 (54), 5) 54 (—), g1) Sauen 54 (54),
g2) — (—). Marktverlauf: Kälber, Hammel und Schafe rege,
ausverkauft: Schweine ſehr flott, ausverkauft.
Hauptſchriftleiter: Rudolf Mauve.
Stellvertr. Haup ſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik: ſ. V. Andreas Bauer; für den Schlußdienſt:
Andreas Bauer für den lokalen Teil: Mar Streeſe: für das Feutlleion und die
Gegenwart”: Or. Herbert Ner e; für „Reich und Ausland”: Dr. C. 6. Quetſch;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch jür den Spor:; Karl Vöhmann;
Anzeigen=
leiter: Willy Kuhle, jämtlich in Darmſtadt. D. A. VII. 35. 19253. Pl. 5. Druck und
Verlag: Darmſtädter Tagblatt, Eliſabeth Witt ich, Zeitungsverlag u.=Druckerei,
Darmſtadt Rheinſtr. 23.
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Berliner Kursbericht
vom 22. Auguſt 1935
Deutſche Bank und Disconto=Geſelſchaft
Deviſenmarkt
vom 22. Auguſt 1935
Me Hu
Deutſche Bant u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban
Hapag
Nordd. Llohzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw .
C. P. Bemberg 1
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Ga
Deutſche Crdöl
Ve
94.—
94.—
14.—
16.—
40.75
129.—
117.50
97.75
Mit ee
J. G. Farben
Gef. f.eleltr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Kolsw. Chem. Fabr
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
gfe
157.—
115 50
99.25
159.—
96.25
138.—
Rgf
118.625
91.125
75.875
Mee e
Rütgerswerke
Salzbetfurth Ka
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali!
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Inb.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke ſ.
88,625
120.—
197.50
29.625
86.125
134.—
96.25
11.125
Aeghpten
Argentinier
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemar
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenin
Holland
Islund
Währung ”
1 ägnpt. 2
1 Pap. Peſo
100 Belga
100 Leva 3.047
tcanad. Dol
100 Kronen
100 Gulden 146.96
12.Sta.
100 eſtl. gr.
100 finn. Mi.
100 Franken
100 Drachuni.
100 Gulden
Geld Briei
T.54
0.S69 0.573
Milreis 1 1.is9 0.141
2.470
85.10
12.34 1
8s.43
5.435
16.4251
2.353/ 2.35
187 78
12.67
11.84 41.92
3.05
2.a74
55 22
47.06
2.37
68.57
5.445
16. 465
168 10
Italten
Javan
Jugoflawien
Lettland.
Norwegen
Leſterreich
Portugal.
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſtowal,
Türkei
Ungarn
Urug:
er, Staaten
Miche
100 Lire
1 Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
uo0 Schilling
1100 Escudos
100 Kronen
100 Francs
100 Peſetas
100 Tſch.=Kr
1 türt. g
100 Pengd
dpe
1 Dollar
GeldBrief
20.36
8.664
80.92
ea03
48.95 49,05
11.19
63.63
81.00
24.62
10.30
19e
4(.40
0.7a9 4.731
5.es6
81.08
62.15
11.21
63.75
11.16
1.08
10.32
1.980
—
1.041
Wir eröffnen die neue Spielzeit 1935/36
HE
mit 2 Großfilmen!
1
Ein Peter-Ostermayr-Film der Ufa nach dem berühmten
Roman von Agnes Günther.
Die Darstellung:
Georg. Fürst von Brauneck . . . Frledrich Ulmer
Charlotte, Fürstin von Brauneck . Lola Chlud
Rosmarie, Prinzessin v. Brauneck Hansl Knoteck
Graf Harro Thorstein . . . . . Hans Sillwe
O Dieser Film wird Ihnen unvergeßlich sein. O
Im deutschen Volksherzen lebt seit den Tagen, in den
Agnes Günthers Roman „Die Heilige und ihr Narr”
Aligemeingut wurde, Rosmarie von Brauneck mit dem
Kosenamen „Seelchen”. Und nun läßt der Tonfim
dieses Seelchen leibhaftig auferstehen und seinen glück-
und leidvollen Lebensweg vor aller Augen wirklich
gehen — zum tieferen Erleben von Millionen
empfin-
dungsreicher Herzen.
Reichhaltlges Vorprogramm.
Bis auf weiteres!
Die lustige Miltär-Konss
Schön ist die
Manöverzeit
Gretl Theimer, P. Heidemau
Oskar Sabo, lda Wüst.
Beg. 3.45 6.00 8.20f
Mus den Wolken kommt das Glück,
V74y
Lupiters Erdenfahrt und Abenteuer im Garten der
Liebe, sein Fiasko, seine Listen und sein
bla=
mablerReinfall.
Willy Fritsch - Käthe Gold
Paul Kemp — Fita Benkhoff
Adele Sandrock.
BEGINN: 3.45, 6.00, 8.20
Großes Beiprogramm.
Deunnte une Aingeſteinte
müssen stenografleren können. Aber auch die
Be-
herrschung des Maschinenschreibens ist von großem!
Vorteil für jeden, der mit Schreibarbeit zu tun hat.
Ver-
schaffen Sie sich daher bald eine gründliche und
gewissen-
hafte Ausbildung durch Teilnahme an den am 23. 8.,
9) abends 8 Uhr, im Saal 10 der Ballonschule
be-
ginnenden Kursen. Anmeldung in der ersten Stunde.
(442
Auskunft in der Geschättsstelle Ballonplatz 7.
Deutſche Stenografenſchaft Ortsgruppe von 1861.
Wer Dreis und Gualität vergteicht,
bevorsugt die vorsügt. hauchdünnen
Frank=Cdelstahl• Rlingen
schwarsweiß
rotweiß
blauweiß
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10ot. 958
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Zwiebeln.
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. . Liter 0.35
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Salatöl.
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Liter 0.30
Rheinheff. Weißwein.
0.75
ängelhelmer Rotwein.
1, Flaſche v. Glas 0.75
Deutſcher Bermutwein
Apfelwein, Limonaden, Selterswafſer, Flaſchenbiere.
Für die Einmachzeit: Konſervengläſer, Maſſivrand,
Einmachtöpfe. Einkochapparate, Gummiringe, Einmachhaut.
Sal.=Perg.=Papier, Bindekordel
Senfkörner, Lorbeerlaub, Nelken, Opekta, Zltrovineſſig,
Mellatefſig, Einmachzucker.
Verbrauchergenoſſenſchaft Darmſtadt
e. G. m. b. H.
aV997
(Warenabgabe nur an Mitglieder).
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im ganzen
oder in Teilen
3. verkaufen.
Ang. E 5 Gſchſt.
Grß.
Zinkbade=
wanne und zwei
Einmachtöpfe
(50 Ltr. Inhalt)
ſchöner Käfig
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Wellen=
ſittichen
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Mühlſtr. 28, I.
T4)
schon mit 10.-
Anzahlung.
Alte Räder in
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ORlO
Karlstr. 14116
Guterh. Vertiko,
2 Weinfäſſer
(25 u. 50 Liter)
zu verkaufen.
Näh. Geſchäftsſt.
1 Bandſäge
700 mm. 60 eiſ.
Schraubzwingen
verkauft billig
Ph. Maurer,
Tannenſtr. 8.
Gold. Dam.-
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Montag abend
vor od. im
Or=
heum verloren.
Abzug. gg. gute
Belohnung auf
dem Fundbüro.
Wegzugshalber
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Weiß.
Mädchen=
zimm.,
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tiſch. Gasherd,
Schrank.
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mode kl. Tiſche,
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Anzuſeh. 8—½12
und ½4—8 Uhr:
Herdweg 88, II.
ſGntHerengd)
Adler 25.—
Da.=Rad 10.—
ſGut. Herrenrad
NSUl.
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Lampe 33.—
Damenrad
(Ballon), faſt
neu, mit
Ga=
rantie . 35.—
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