Darmstädter Tagblatt 1935


10. Juli 1935

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 187
Mittwoch, den 10. Juli 1935
197. Jahrgang

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Darmſtädter und Natonabbant.

Die neuen engliſchen Flottenbaupläne.
Nach Ablauf der Verkräge Vergrößerung der Kreuzerflokke. Ausbau der Unkerſeebook=Abwehr.
Deiſſtlun der Mafie AMnalſe Rerganiſalien der Melneriafe.

Kraftzenkrum Malka.
DNB. London, 9. Juli.
amerikaniſche Bauprogramm nach Ablauf der Verträge auch er=
reichen
werde, es werde keine brtiſche Antwort darauf geben.
Nur wenn das amerikaniſche Programm andere
Nationen veranlaſſen ſollte, ihre Flotte ent=
ſprechend
zu vergrößern, würde Großbri=
tannien
gezwungen ſein, durch beſondere Neu=
bauten
das Gleichgewicht aufrecht zu erhalten.
Abgeſehen von der Tonnage der künftigen Kriegsſchiffe ſeien die
Gleichmut betrachtet.
nach Ablauf der Verträge, d. h. nach dem 31. Dezember 1938 Großbritanniens befinde.
ffolgende drei Aenderungen in Betracht gezogen: 1. Vergrößerung
würden je zwei Flugzeuge erhalten.
Gritiſchen Heimat= und Mittelmeerflotte vorgenommen werden werde.
pwird. Nach dieſer Nachverteilung wird die Mittelmeerflotte 5
MMittelmeerflotte und beſonders die Verlegung der Schlacht=
äns
Auge gefaßt haben ſoll.
Unſer Mariuebauprogramm.
935 veröffentlicht. Es zeigt, das werden auch diejenigen zugeben reichs richten.
rnüſſen, die uns kriegeriſche
Abſichten unterſtellen, ſehr
Seſcheidene Ausmaße. Nach
Der Londoner Schlüſſel=
Fahl, die von einer 1,2=
MMillionen=Tonnage Eng=
Uands ausgeht, haben wir
einen Bewegungsraum von
ſenindeſtens 400 000 Ton=
nien
. Das vorliegende Pro=
gramm
ſieht zunächſt nur
Bauten von 120 000 Ton=
nen
vor. Nicht viel ſtärker
würfte die deutſche Flotte
Heute ſein. Es gibt alſo
auch nach der Fertigſtel=
ſung
dieſer Einheiten noch
ſeinen ſehr großen Spiel=
raum
. Ein Beweis, daß
Deutſchland nicht
paran denkt, das
Tempo zu überſtür=
t
en. Was wir wollten,
war nur die grundſätzliche
EFleichberechtigung und
barüber hinaus das Recht,
alle Maßnahmen zur Ver=
eidigung
unſerer mehr
als 1500 Kilometer lan=
gen
Küſten und zur Siche=
rung
der lebensnotwendi=
gen
Verkehrswege zu tref=
gen
. Darauf iſt auch das
Bauprogramm in ſeinen
Einzelheiten berechnet.
Bwei Panzerkreuzer von
e 26 000 Tonnen mit 28er
Geſchützen, während andere
Staaten noch Panzerſchiffe
won 35000 Tonnen mit er=
beblich
größeren Geſchütz=
alibern
beſitzen und neu
pauen. Auch ſoweit die
Panzerkreuzer in Frage
kommen, kann das geſagt
werden. Auch die Kreuzer
bleiben unter der in Lon=
von
feſtgelegten Höchſt=
viel
mehr für die U=Boote.

Die beiden größten, die wir bauen, ſollen nur 750 Tonnen groß burger und die Beſchlagnahme ihrer Güter aufhebt wurde er=
ſein
, während Frankreich ſchon richtige Unterwaſſer=Kreuzer von ſichtlich, daß ſich unter den zurückzuerſtattenden Vermögens=
über
2800 Tonnen in Dienſt hat.
Die deutſchen Neubauten haben alſo keiner= des einſtmals Kaiſerlichen Hauſes, ſoweit er auf öſterreichiſchem
In einem ausführlichen Aufſatz ſowie in einem Leitartikel lei Offenſivcharakter. Wir haben nicht den Ehrgeiz, neue Boden liegt, befindet.
des Daily Telegraph wird über die künftige britiſche Flotten= Beunruhigung zu ſchaffen. Im Gegenteil, wir wollen Sicherheit.
baupolitik ausgeführt, daß Großbritannien unter Und wenn dieſer Wunſch auch bei denen vorhandenen wäre, die über Größe und Eigenart der einzelnen Beſitzungen. An erſter
keinen Umſtänden die Vereinigten Staaten als, heute Deutſchland Angriffsabſichten unterſchieben, dann wäre der Stelle dieſes zurückzuerſtattenden Eigentums ſteht die Domäne
Konkurrenten betrachten werde. Welche Höhe das Weg zu einer allgemeinen See=Rüſtungsbeſchränkung zu finden. Mattighofen in Oberöſterreich, die 10 000 Hektar Wald umfaßt
Franzöſiſche Heße
gegen das deulſche Flotkenbauprogramm.
Die am Montag erfolgte Veröffentlichung des deutſchen ſtall, das 5500 Hektar umfaßt. Es ſteigt von den Ufern der
britiſche und die amerikaniſche Baupolitik in vollem Einklang Flottenbauprogramms iſt in Paris ſelbſtverſtändlich mit den Donau zum Rand des Waldviertel=Hochplateaus auf und er=
miteinander
. Die Zuſammenziehung des größten üblichen Kommentaren über die angebliche Verletzung der Ver= ſtreckt ſich noch tief in das Waldviertel ſelbſt hinein. Es iſt
Teiles der amerikaniſchen Kriegsflotte im träge durch die Reichsregierung aufgenommen worden. Der ein an Naturſchönheiten ſehr reicher Beſitz, herrliche Waldtäler,
Stillen Ozean rufe in England kein unbehagen hervor, Temps knüpft bei dieſer Gelegenheit mit ſeinen altgewohnten tiefe Schluchten und freie Ausſichtsberge, von denen der Blick
ſondern werde als Gewähr gegen einen Krieg an= Argumenten wieder an den Verſailler Vertrag an, den Deutſch= bis zu den Alpen hinüberſchweifen kann umfaſſend. Auch hier
geſehen. Somit werde das amerikaniſche Vinſon=Programm land zuerſt durch die Wiederherſtellung ſeiner Wehrhoheit und durchzieht eine große Waldbahn das Gebiet. Zu dem Gut
deſſen Ziel es ſei, daß jedes Kriegsſchiff jeder Kategorie ſich jetzt durch ſeine Aufrüſtung zur See verletzt habe. Das deutſch= Pöggſtall gehören noch die Güter Spitz an der Donau und
innerhalb der Altersgrenze befinden müſſe, britiſcherſeits mit engliſche Flottenabkommen erſcheine dem Blatte zufolge in Leiben, auf deren Grund ſich die bekannten Donau=Burgen
einem ſeltſamen Licht, denn es heiße die Verletzung eines inter= Weitenegg, Mollenburg, Streitwieſen und Hinterhaus erheben.
Hinſichtlich der britiſchen Baupläne würden für die Zeit nationalen Vertragsgut, unter dem ſich auch die Unterſchrift Das Fondsgut Orth an der Donau umfaßt 7000 Hektar zur
Wie konnte, ſo fragt das halbamtliche Blatt naiv, die eng= Nachbarſchaft befinden ſich die Fondsgüter Mannersdorf am
der Kreuzerflotte von 50 auf 60 Fahrzeuge: 2. energiſcher Aus= liſche Regierung ſich mit der vollendeten Tatſache der deutſchen Leithagebirge und Scharfenegg, die hauptſächlich für die Milch=
lbau
der U=Bootsabwehrſtreitkräfte; 3. beträchtliche Vergröße= Aufrüſtung abfinden, und dies nicht nur mit ihrem Wunſch, verſorgung Wiens eine Rolle ſpielen. Zum Gute Orth gehört
trung der Marineluftwaffe. Alle Schlachtſchiffe und Kreuzer die Pölitik der Zuſammenarbeit mit Frankreich fortzuſetzen, noch der Hof Eßlingen, hiſtoriſch berühmt durch die Kampf=
ſondern
auch mit der Achtung vor den von ihr mitunterzeichneten handlungen, die im Jahre 1809 im Rahmen der Schlacht von
Der Marinemitarbeiter des Daily Telegraph meldet, daß Friedensverträgen vereinbären, der für alle Unterzeichnermächte Afpern und Eßlingen um ſeinen Beſitz ſtattfanden; ferner der
Anfangs Auguſt eine Neuverteilung der Großkampfſchiffe der ſolange in Kraft bleibe, als er nicht ordnungsgemäß abgeändert Schloßhof, bekannt durch ſeinen entzückenden Bau aus Maria
Was Frankreich angehe, ſo könne es nur den allgemeinen herbergend. Schloß Orth ſelbſt iſt ein Kaſtenbau, der auf die
Schlachtſchiffe der gleichen Klaſſe ſowie 3 Schlachtkreuzer um= Proteſt aufrechterhalten, den es gegen die durch den Völker= chriſtlichegermaniſche Koloniſierungszeit zurückgeht und an die
Faſſen und die Heimatlotte ſieben Schlachtſchiffe. Soweit Schiffe 1 bundsrat verurteilten Wiederaufrüſtung Deutſchlands eingelegt 1000 Jahre alt iſt. Im Vollsmund heißt die große Schleiſe
werfügbar ſind, wird die Heimatflotte durch ein weiteres habe. Man brauche nur das deutſche Bauprogramm zu prüfen, dort ein Großteil der Leichen von Selbſtmördern uſw., die vom
Kreuzergeſchwader verſtärkt werden. Die Reorganiſation der um ſich Rechenſchaft davon abzulegen, daß es darauf hinziele, Stromoft von Paſſau oder noch weiter zurück mit ſich getragen
Freuzer nach Malta bildet die beſte Antwort auf Meldungen in dem Reich die Herrſchaft in der Nordſee zu ſichern, und daß es werden, ans Land geſchwemmt wird.
wer Feſtland=Preſſe, denen zufolge Großbritannien die beinahe vor allem ein Gegengewicht gegen die Entwicklung der fran=
wöllige
Zurückziehung ſeiner Seeſtreitkräfte aus dem Mittelmeer zöſiſchen Flotte bilden ſolle. Dadurch werde Frankreich an ſeine, wo der ſpäter ermordete Thronfolger Franz Ferdinand ſtändig
Pflichten gegen ſich ſelbſt erinnert. Mehr denn je müſſe Frank= abzuſteigen pflegte, wenn er auf die Jagd ging. Eckartsau war
reich ſeine volle Handlungsfreiheit auf dem Gebiet der See= im letzten Jahr ſeiner Regierung auch der Aufenthalt Kaiſer
rüſtungen behalten; mehr denn je müſſe ſeine Flottenpolitir Karls. Dort fanden die Konferenzen der Unterhändler des neuen
ſich nur nach ſeinem eigenen Intereſſe, nach den alleinigen Be= Abreiſe endeten. Das Gut Lobau ſchließt ſich donauaufwärts an
Die Reichsregierung hat das neue Marinebauprogramm für dürfniſſen ſeiner Sicherheit und der Sicherheit ſeines Kolonial= die Orther Donauauen an. Die Lobau iſt eine große Inſel zwi=
Der Führer bei den Heeresübungen in der Oberpfalz.

grenze und das gleiche. Der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler wohnte bei Grafenwöhr in der Oberpfalz Kraftwagen=Transportübungen bei, die von dem Dazu kommen aber noch
Fann für die Zerſtörer ge= Kommandierenden General des 4. Armeekorps, Generalleutnant Liſt, geleitet wurden. Man ſieht auf dieſem Bild, wie Generalleutnant Liſt, KunſtgegenſtändeimWerte
ſagt werden, aber noch dem Führer das Gelände erläutert. Links Reichskriegsminiſter Generaloberſt von Blomberg und rechts der Oberbefehlshaber des Heeres, von mindeſtens 1 Million
General der Artillerie Freiherr von Fritſch.

Der Domänen= und Gükerbeſik
der Habsburger in Oeſterreich.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
(Dr. A.) Wien, 7. Juli.
Aus den Erklärungen der verſchiedenen Regierungsmit=
glieder
zu dem Geſetz, das die Landesverweiſung der Habs=
werten
auf alle Fälle der geſamte Grund= und Domänenbeſitz
Die Wiener Blätter bringen umfangreiche Schilderungen
und zur leichteren Ausbeutung von einer 30 Kilometer langen
Waldbahn durchzogen wird. Die Jahresmenge des dort ge=
wonnenen
Holzes beträgt 26 000 Raummeter. Bekannt ſind die
Wälder von Mattighofen durch ihren großen Auerhahnbeſtand
wenn der alte Kaiſer Franz Joſeph Luſt verſpürte, auf die
Auerhahnbalz zu gehen, dann geſchah es nur in dieſen ober=
EP. Paris, 9. Juli, öſterreichiſchen Wäldern. An zweiter Stelle ſteht das Gut Pögg=
Hälfte Wald, zur Hälfte landwirtſchaftlicher Grund. Inenächſter
Thereſias Zeit, heute ein großes Geſtüt des Bundesheeres be=
welche
die Donau bei Schloß Orth macht, das Todeseck, weil
In der Nähe von Schloß Orth erhebt ſich Schloß Eckartsau,
Oeſterreichs mit dem letzten Kaiſer ſtatt, die ſchließlich mit deſſen
ſchen zwei Donauarmen, ein Eldorado für die Wiener Aus=
flügler
, hiſtoriſch bekannt
durch den dortigen Auf=
enthalt
Napoleons nach
der Schlacht von Aſpern.
Auf dieſer Inſel verfiel
der Korſe nach den An=
ſtrengungen
der verlore=
nen
Schlacht in einen 48 Schlaf, ſo daß
ſeine Generäle bereits be=
fürchteten
, er würde über=
haupt
nicht wieder er=
wachen
. Zu den Gütern,
welche den Habsburgern
zurückgegeben werden ſol=
len
, gehört auch der be=
kannte
Lainzer Tiergar=
ten
bei Wien, ein Natur=
ſchutzpark
, der an die 3000
Hektar Grund bedeckt und
einen großen Beſtand an
Hoch= und Damwild und
an Wildſchweinen beher=
bergt
. Der Beſuch des
Lainzer Tiergartens und
die Beobachtung des Wil=
des
gehört zu einem be=
liebten
Ausflugsvergnü=
gen
der Wiener. Das
weltberühmte Schloß La=
renburg
, in deſſen Park
ſich ein viele Kilometer
langer Teich befindet,
wird ebenfalls an die
Habsburger zurückfallen.
Unter den zahlreichen an=
deren
Gütern, die zurück=
gegeben
werden ſollen,
wäre noch der Beſitz
Krampen in Steiermark
zu nennen, auf dem ſich
das Jagdſchloß Mürzſteg,
der Lieblingsaufenthalt
Kaiſer Franz Joſephs. be=
findet
. Das Anlage=
vermögen
, das alle dieſe
Güter repräſentieren, wird
vom Kriegsbeſchädigten=
fonds
auf rund 35 Milli=
onen
Schilling geſchätzt.
(Preſſe=Illuſtration Hoffmann=M.) Schilling.

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Seite 2 Nr. 187

Ii ersohtlang de. 44. Jun.
Lavals vorbeugende Maßnahmen.
EP. Paris, 9. Juli.
Der Miniſterrat befaßte ſich am Dienstag mit den Maß=
nahmen
, die ergriffen werden ſollen, um am 14. Juli, dem fran=
zöſiſchen
Nationalfeiertag, in Frankreich und vor allem in Paris
die Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten, da für dieſen Tag
große politiſche Kundgebungen der Rechts= und Links=Verbände
zu erwarten ſind. Innenminiſter Paganon erſtattete über die
bereits von ihm getroffenen Anordnungen Bericht, aus dem her=
vorging
, daß ein ungewöhnlich großes Polizeiaufgebot man
ſpricht von 100 000 Mann an dem betreffenden Tage in der
Hauptſtadt bereitgehalten wird.
Dazu wird uns von unſerem A=Korreſpondenten geſchrieben:
Man blickt jetzt etwas beruhigter dem 14. Juli entgegen. Ge=
wiß
, die Manifeſtationen, die man plant, werden groß ſein, aber
die Ueberzeugung iſt allgemein, daß ſie glatt verlaufen werden.
Von einer allgemeinen Entſpannung läßt ſich allerdings nicht
reden. Die Linkswendung der Radikalſozialiſten, der Umſtand,
daß ſie am 14. Juli mit den beiden marxiſtiſchen Parteien zuſam=
men
marſchieren werden, macht die Lage des Kabinetts Laval
ſchwer. Es ſtützt ſich auf die Radikalen noch ſtärker als auf die
Rechte. Wenn die Radikalen ſich zu den Kommuniſten ſchlagen,
ſo iſt es fraglich, wie das Gleichgewicht der Regierung beim Wie=
derzuſammentritt
der Kammer ausſehen wird.
Die Haltung der Radikalen Partei wird ſehr heftig um=
ſtritten
. Die Vorwürfe, die man gegen ſie erhebt, ſind zum
Teil ungerecht. Die Radikalen wurden nach links gedrängt
durch die Haltung der Rechten, die insbeſondere die Staviſky=
ſkandale
propagandiſtiſch gegen die Radikale Partei ausſchlachtete.
Man hat rechts den politiſchen Burgfrieden nicht beachtet. Die
rechtsſtehenden Verbände traten zuletzt etwas zu ſehr in den
Vordergrund. Das alles hätte nicht geſchadet, wenn man rechts
nicht den fatalen Fehler begangen hätte, das Bündnis mit
Rußland zu fördern. Das rächt ſich jetzt. Die Kommuniſten, die
man noch vor zwei Jahren als eine erledigte Partei, als eine
Art Ueberbleibſel, betrachtete, ſind durch das Bündnis mit
Moskau weſentlich geſtärkt. Ja ſie ſind zu einer Art von Staats=
partei
geworden und diejenigen, die für das Moskauer Bünd=
nis
Propaganda machten, können ſie jetzt nicht leicht bekämpfen.
Man hätte es übrigens auch vorausſehen können, daß Ruß=
land
die Annäherung an Fvankreich für eine Aktivierung der
kommuniſtiſchen Propaganda benützen werde. Die Radikalen ſind
bei den Wahlen auf die marxiſtiſchen Stimmen angewieſen. Daß
das Bündnis mit Rußland die Kommuniſten über die Sozia=
liſten
die größtenteils nur dem Scheine nach Marxiſten
ſind heben wird hätte man auch erraten können. Die Links=
wendung
der Radikalen war alſo unvermeidlich, was nicht be=
ſagen
will, daß ſie nicht fatal iſt.
Je länger die Kriſe dauert, je ſchwieriger ſich die Wirt=
ſchaftslage
geſtaltet, um ſo größer werden die politiſchen
Spannungen. Was heute nur noch als Wahlpropaganda be=
trachtet
wird, kann morgen Wirklichkeit werden. Die politiſchen
Kreiſe ſind innerlich überzeugt, daß das Kartell der Linken
nach den Wahlen zerfallen wird. Wenn aber bis zum nächſten
Frühjahr die Wirtſchaftslage ſich nicht beſſert, kann es tat=
ſächlich
zu einem ſtarken Ruck nach links kommen. Die Beſſerung
der Wirtſchaftslage hängt aber mehr als je davon ab, inwieweit
Frankreich eine Außenpolitik der Verſtändigung führen wird.

die Forderungen der Feuerkreuzler.
Der Führer der Feuerkreuzler. Oberſt de la Rocque, hat
einem Vertreter des Excelſior eine Unterredung gewährt, die im
Hinblick auf die verſchiedenen Kundgebungen am Nationalfeier=
tag
des 14. Juli beſondere Bedeutung erlangt. Oberſt de la
Rocque beſtätigte zunächſt, daß die Feuerkreuzler auf Anregung
der Regierung ſich bereit erklärt haben, am Abend des 14. Juli
die ſymboliſche Geſte des Entfachens der ewigen Flamme am
Grabe des unbekannten Soldaten am Triumphbogen vorzu=
nehmen
, obwohl ſie eigentlich am vorigen Sonntag, den 7. Juli,
an der Reihe geweſen wären. Oberſt de le Rocque ent=
wickelte
dann dem Vertreter des Blattes die Forderungen ſeiner
Bewegung auf ſozialem und wirtſchaftlichem Gebiet: Ausgleich
und Ausſöhnung der Bevölkerung, berufsſtändiſche Regelung,
ſelbſtändige, vom Staat kontrollierte Wirtſchaft, Reinigung der
Arbeitgeber= und Arbeitnehmerverbände von ihren politiſchen
und Interefſentenſchlacken. Er erwähnte dann, daß der ſtändig
ſteigende Mitgliederſtand der Bewegung Anfangs Juni 320000
betragen habe. Oberſt de la Rocque behandelte dann eine Reihe
von Einzelfragen.
Hinſichtlich der kürzlichen Dagung der Feuerkreuzler in
Nordafrika müſſe er richtigſtellen, daß allerdings zahlreiche Mit=
glieder
des Verbandes im Flugzeug eingetroffen, jedoch nicht
in Kampfgeſchwaderverbänden vorbeigeflogen ſeien. Ferner be=
tonte
er, daß kein Umbau von Sportflugzeugen in Kampf=
flugzeuge
, die etwa für den Bürgerkrieg vorgeſehen ſeien, ſtatt=

Das Ende des Schmelzkiegels.
Zur Raſſenfrage in den Vereinigten Staaten.
Von Dr. L. v. Renthe=Fink.
Die nordamerikaniſche Raſſenfrage fällt entgegen der ge=
ſvöhnlichen
Meinung nicht mit der Negerfrage zuſammen, denn
es ſind keineswegs nur die Millionenzahlen der Schwarzen,
deren Entwicklung den Bevölkerungspolitikern in Waſhington
Sorge bereitet. Die immer erneute Behandlung des Neger=
problems
hat die wichtige Tatfache ganz in den Hintergrund ge=
drängt
, daß Nordamerikas Raſſenſtruktur bereits durch beſtimmte
Beſtandteile der weißen Einwanderung Veränderungen erfahren
hat, die ſich zu einer Umwandlung des bisher in USA. herrſchen=
den
Menſchen= und Geiſtestys auswachſen können.
Der ungeheure Prozeß der Einwanderung hat ja nicht nur
dadurch entſcheidend in die Entwicklung der Vereinigten Staaten
eingegriffen, daß ſeit der Unabhängigkeitserklärung im Jahre
1776 ungefähr 36 Millionen Menſchen eingewandert ſind. Denn
manche Forſcher ſagen, es habe dieſes gewaltigen Zuzugs gar
nicht bedurft, um die Nation aufzubauen; die im Jahr 1790 vor=
handenen
vier Millionen Einwohner hätten ſich auch allein auf
die heutige Zahl von 120 Millionen vermehren können. Viel
wichtiger iſt an der Tatſache der Einwanderung, daß ſie in
großen Mengen Angehörige ganz beſtimmter Völker und damit
auch beſtimmter Raſſen nach Nordamerika geführt hat, deren
Miſchung mit den bereits vorhandenen Weißen den körperlich
wie geiſtig gleich kennzeichnenden Yankee=Typ hervorgebracht
hat. Und zwar waren es wie bekannt bis zum Jahre 1890
vorwiegend nordiſch beſtimmte Völker (Skandinavier, Dänen,
Deutſche, Engländer, Holländer), deren Angehörige die Einwan=
derung
ausmachten.
Aber ſeit dieſem Jahrzehnt ging ihr Anteil ſprunghaft zu=
rück
, um einer ebenſo ſprunghaft ſteigenden Welle von romaniſch=
ſlawiſchen
, alſo raſſiſch ganz anders zuſammengeſetzten Völkern
Platz zu machen. Während die nordeuropäiſchen Einwanderer
1890 noch 80 Prozent der Geſamtzahl ausmachten, ging ihre
Quote im Jahrzehnt 18901900 auf 48 Prozent und im Jahr=
zehnt
19001910 wiederum auf die Hälfte, auf 23 Prozent
zurück.

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Vom Tage.
Der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler beſuchte auf der
Durchfahrt Nürnberg und beſichtigte am Dienstag vormittag die
Neuanlagen auf dem Reichsparteitagsgelände.
Der polniſche Außenminiſter Beck iſt in der Nacht zum Diens=
tag
wieder nach Warſchau zurückgekehrt. Er wurde am Bahnhof
vom deutſchen Botſchafter von Moltke, dem Staatsſekretär Grafen
Szembek, Miniſter Schätzl, dem Kabinettschef des Außenmini=
ſteriums
, Graf Lubienski und anderen Perſönlichkeiten empfangen.
Vor der Preſſeſtrafkammer des Landgerichts Kattowitz hatte
ſich der verantwortliche Schriftleiter des deutſchfeindlichen Kor=
fanty
=Organs, der Polonia, Auguſt Puſtelnik aus Kattowitz,
wegen Beleidigung des deutſchen Staatsoberhauptes zu verant=
worten
. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu zwei Mona=
ten
Haft ohne Zubilligung einer Bewährungsfriſt.
Einem katholiſchen Pfarrer, der im Wilnaer Gebiete in einem
Dorfe nahe der litauiſchen Grenze wirkte und eine lebhafte politi=
ſche
Tätigkeit im litauiſchen Sinne entfaltete, wurde durch die
polniſchen Behörden das Wohnrecht im Grenzgebiet auf 3 Jahre
entzogen. Dem Pfarrer wurde ein Termin von zwei Wochen ein=
geräumt
, um ſeinen bisherigen Poſten zu verlaſſen.
Nachdem im geſtrigen franzöſiſchen Miniſterrat Handelsmini=
ſter
Bonnet über den gegenwärtigen Stand der Handelsvertrags=
verhandlungen
mit Spanien, Italien und Sowjetrußland berichtet
hatte, legte er dem Miniſterrat einen Erlaß vor, durch den die
Verlängerung des deutſch=franzöſiſchen Handelsvertrages bis 31.
Juli einſchließlich gutgeheißen wird.
General Mittelhauſſer, Inſpekteur der franzöſiſchen Alpentrup=
pen
und eines der einflußreichſten Mitglieder des Oberſten Kriegs=
rates
, wird anfangs Auguſt die für die Diviſionsgeneräle feſtge=
ſetzte
Altersgrenze von 62 Jahren erreichen. Auf Vorſchlag des
Kriegsminiſters wird er jedoch auf weitere drei Jahre im aktiven
Heeresdienſt gehalten werden und Mitglied des Oberſten Kriegs=
rates
bleiben.
Auf Veranlaſſung des japaniſchen Marine= und des Außen=
niniſteriums
hat der japaniſche Innenminiſter den franzöſiſiſchen
Film La Bataille verboten, weil darin die hiſtoriſchen Vorgänge
falſch dargeſtellt würden und die Ehre Javans verletzt werde,
Außenminiſter Hirota hat gleichzeitig Vorſtellungen bei den aus=
wärtigen
Mächten zur Unterdrückung des Films und zur Verhin=
derung
anderer japanfeindlicher Filme erhoben,

gefunden habe. Ueber die diesbezüglichen Bedenken Herriots
machte ſich Oberſt de la Rocque luſtig. Die Feuerkreuzler
ſind jede Stunde bereit, um das franzöſiſche Volk vor
revolutionären Unternehmungen zu ſchützen. Wir hoffen unſer
Vaterland garantieren und den Fortſchritt und Frieden ſichern
zu können. Wir verfügen über eine ungeheure moraliſche Macht.
Unſere phyſiſche Macht halten wir in Bereitſchaft. Die Er=
klärung
über die Aufrechterhaltung der Ordnung durch den
Staat, die am Tage des Beginns der Parlamentsferien durch
den Miniſterpräſidenten Laval verleſen wurde, wird von Oberſt
de la Rocque nicht als auf die Feuerkreuzler gemünzt be=
trachtet
.
*
Mauent geh- fantinein.
Die Litauer glauben wieder einmal Morgenluft zu wittern.
In den gegenwärtigen Verſtimmungen zwiſchen Paris und Lon=
don
ſehen ſie eine willkommene Gelegenheit, unter gleichzeitiger
Mithilfe Rußlands einen Keil zwiſchen die Signatarmächte des
Memelſtatuts treiben zu können, um dadurch praktiſch das Memel=
ſtatut
außer Kraft zu ſetzen und die Litauiſierungsbeſtrebungen un=
geſtört
fortzuſetzen. Der litauiſche Außenminiſter Sozoroaitis hat
ſich deshalb auch ſchleunigſt auf die Bahn geſetzt und iſt nach Paris
gefahren. Er will das Eiſen ſchmieden, ſolange es heiß iſt, und
Herrn Laval möglichſt auf eine Unverſtützung der litauiſchen Poli=
tik
feſtlegen.
Es macht aber doch den Eindruck, als ob er ſich bei ſeinen
Bemühungen einen Korb geholt hat, obwohl er ſich alle Mühe
gab, ſeine Gründe den Franzoſen möglichſt mundgevecht zu machen.
Er ſoll ſogar vor dem klaren Eingeſtändnis nicht zurückgeſchreckt
ſein, daß die genaue Anwendung des Memelſtatuts zu einer deut=
ſchen
Mehrheit und zu einem deutſchen Direktorium führen müßte.
Dabei hat er mit dem Geſpenſt eines memelländiſchen National=
ſozialismus
herumgefuchtelt und Laval abgehorcht, wieweit Li=
tauen
bei einer Fortſetzung ſeiner bisherigen Politik auf die
Unterſtützung Frankreichs rechnen könnte.
So weit hat indeſſen der franzöſiſche Außenminiſter doch nicht
gehen wollen, obwohl für ihn die Memelfrage kein rechtliches,
ſondern ein politiſches Problem iſt. Denn wichtiger als Litauen iſt
ſchließlich für Frankreich der Oſtpakt und nach den Aeußerungen
des deutſchen Reichskanzlers kann gar kein Zweifel darüber be=
ſtehen
, daß Deutſchland an eine Beteiligung am Oſtpakt nicht
denkt, ſolange nicht die Rechte der Memelländer ſichergeſtellt ſind.
Laval hat ſich alſo ziemlich taub geſtellt und Herr Lozorogitis hat
abreiſen müſſen, ohne irgend etwas zu erreichen. Er iſt jetzt direkt
in die Höhle des Löwen nach London gefahren, wo er noch
auf viel weniger Gegenliebe ſtoßen wird. Es iſt ſogar keineswegs
ausgeſchloſſen, daß die Klingelreiſe des litquiſchen Außenminiſters
zu dem entgegengeſetzten Erfolg führt und ihm ſehr deutlich zu Ge=
müte
geführt wird, welchen Gefahren er ſeinen Staat ausſetzt,
wenn er nicht endlich für die Aufrechterhaltung des Memelſtatuts
und für die Achtung der Unterſchriften der Signatarmächte ſorgt.

Selbſt wenn die Vereinigten Staaten die Einwanderung
dieſer raſſiſch unerwünſchten Völker heute weitgehend abgeſtoppt
haben, ſo iſt doch klar, daß die bereits eingedrungenen Maſſen
nicht mehr zu beſeitigen ſind und durch die ebenſo unvermeid=
liche
Tatſache ihrer Fortpflanzung und Vermehrung Urſachen
für Wirkungszuſammenhänge bilden, deren Geſtalt man gar
nicht berechnen kann. Dieſer Block un=amerikaniſcher Menſchen
ſlawiſch=balkaniſcher Herkunft bereitet den Amerikanern um ſo
größere Sorgen, als man der lange mit Stolz vertretenen
Theorie des melting pot nicht mehr recht zu trauen beginnt.
Dieſe Theorie betrachtet das amerikaniſche Volk als einen großen
Schmelztiegel, der alle hineingeworfenen Völkerbrocken zur
Auflöſung brachte, um dann aus ihnen den einheitlichen Men=
ſchentyp
des Hundert=Prozentigen zu formen. Es läßt ſich
auch nicht leugnen, was tauſend kluge Beobachter immer wieder
feſtgeſtellt haben, daß nämlich mindeſtens die zweite Generation
auch der buntſcheckigſten Einwanderergruppen ſich erſtaunlich
raſch und erfolgreich an das vorgehaltene und vorgelebte Bild
des Yankee anglich. Selbſt die Anthropologie konnte die rätſel=
hafte
, aber unbezweifelbare Tatſache anführen, daß die Kinder
von Einwanderern ihre Schädelform zu einer raſſiſch gar nicht
ableitbaren Mittelform veränderten, die dem amerikaniſchen Typ
ſich näherte.
Aber es hat ſich gezeigt, daß die als naturgeſetzlich ſicher
angeſehene Wirkung des Schmelztiegels im Weſentlichen nichts
anderes war als die in bisher ungekannter Weiſe geſteigerte
Wirkung einer Suggeſtivvorſtellung, eines idealen Leitbildes,
das den ſozial tiefſtehenden Volksmaſſen, zu denen auch die
allermeiſten Einwanderer gehörten, von den erſehnten oberſten
Sproſſen der geſellſchaftlichen Stufenleiter entgegenleuchtete.
Wenn ihr werdet wie ich, dann ſtehen euch Glück und Reichtum
offen! ſo rief und lockte das Bild und zwang mit magiſcher
Gewalt die Völkermaſſen in den Uniformierungsprozeß. Aus=
druck
des liberaliſtiſch=puritaniſchen, ethiſch verbrämten business=
Geiſtes der Vorkriegs= und prosperity=Periode, hat dieſes
ſuggeſtive Bild vom hundertprozentigen Amerikaner in ſeinen
weſentlichen Zügen heute eine erhebliche Trübung erfahren.
Aehnlich wie in Europa das Erlebnis des Krieges die junge
Generation zum Um= und Neudenken falſch gewordener Geiſtes=
bilder
, zum Aufbau neuer Wertordnungen zwang, iſt auch in
den Vereinigten Staaten, dem eigentlichen Siegerland dieſes
Völkerringens, das weitgehend erſtarrte Denken in einen kritiſchen
Fluß geraten. Auch Amerika beginnt zu ſpüren, daß dieſer
Sieg ein Pyrrhusſieg war, deſſen Erzwingung die aufgewendeten
Koſten nicht wert war und der nicht nur Hekatomben geopferter
Menſchen und Provinzen zerſtörter Städte zur Vorausſetzung

Mittwoch, 10. Juli 1935
Die Hehe gegen das Geſetz
zur Beryglang erstranten Kaussachles
Ein Erlaß des Reichsinnenminiſters.
DNB. Berlin, 9. Julf.
In der letzten Zeit war wiederholt feſtzuſtellen, daß der
Widerſtand, den einzelne Kreiſe gewiſſen auf nationalſozia=
liſtiſcher
Weltanſchauung beruhenden Geſetzen bewußt entgegen=
ſetzen
, ſyſtematiſch organiſiert worden iſt. Eine ſolche Hetze, wie
z. B. gegen das Geſetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchſes,
entſpringt nicht ſo ſehr einer Ablehnung des Grundgedankens,
der bekanntlich in zahlreichen anderen Ländern bereits Zu=
ſtimmung
und Nachahmung gefunden hat, als vielmehr oft
lediglich dem Wunſch, mit dem Widerſtand gegen das Geſetz
auch die nationalſozialiſtiſche Bewegung zu treffen und das er=
wachende
Raſſebewußtſein des Volkes zu unterdrücken.
Der Reichs= und Preußiſche Miniſter des Innern hat, um
dieſem Treiben Einhalt zu gebieten, in einem Erlaß an die
zuſtändigen Behörden darauf hingewieſen, daß einer
Hetze gegen das Geſetz energiſch entgegen=
zutreten
und in den bekanntwerdenden Fällen Straf=
anzeige
wegen Verſtoßes gegen Paragraph 110 des Reichs=
ſtrafgeſetzbuches
oder gegen das Geſetz gegen heimtückiſche An=
griffe
auf Staat und Partei und zum Schutz der Parteiuniform
vom 20. Dezember 1934 (Reichsgeſetzblatt I S. 1269) zu er=
ſtatten
iſt.
In dem Erlaß wird beſonders hervorgehoben, daß auch die
Aufforderung, die unter das Geſetz fallenden Perſonen ſollten
den geſetzlichen Geboten im Verfahren auf Unfruchtbarmachung
nicht freiwillig nachkommen, vielmehr nur dem unmittelbaren
polizeilichem Zwange weichen, als eine Hetze gegen das Geſetz
anzuſehen iſt.
In dieſem Zuſammenhang weiſt der Reichs= und Preußiſche
Miniſter des Innern darauf hin, daß das für alle geltende
Geſetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchſes auch nach den
Beſtimmungen des Konkordats von jedem deutſchen Katholiken
zu beachten iſt.
Die Ueberführung der Landespolizei
in die Wehrmachk.
Das vom Reichskabinett verabſchiedete Geſetz über die Ueber=
führung
der Angehörigen der Landespolizei in die Wehrmacht
regelt den perſonellen Teil der bereits unter dem 21. März 1935
angeordneten Ueberführung. Die in der entmilitariſier=
ten
Zone ſtationierten Einheiten der Landes=
polizei
werden jedoch nicht mitüberführt und
behalten ihren Charakter als Polizeiforma=
tionen
.
Deutſcher Gruß auch fremden Nakionalhymnen.
Amtlich wird mitgeteilt: Wenn bei öffentlichen Veranſtal=
tungen
im Anſchluß an das Deutſchlandlied und das Horſt=
Weſſel=Lied eine fremde Nationalhymne geſpielt wird, ſo ſollen
deutſche Reichsangehörige ebenſo wie dem Deutſchlandlied und
dem Horſt=Weſſel=Lied auch der fremden Nationalhymne den
deutſchen Gruß erweiſen, und zwar die nichtuniformierten Teil=
nehmer
unter Abnehmen der Kopfbedeckung.
Gendarmerie=Flugwachen
an den iſchechoflowakiſchen Grenzen.
DNB. Prag, 9. Juli.
Das Prager Miniſterium des Innern hat im Einvernehmen
mit den Miniſterien für nationale Verteidigung und für öffent=
liche
Arbeit mit dem 1. Juli 1935 beſondere Gendarmerie=
Flugwachen in Eger, Reichenberg, Königgrätz, Dolni=Beneſop bei
Troppau und in Preßburg errichtet. Die Aufgabe dieſer
Gendarmeriewache iſt es, über die Einhaltung aller geſetzlichen
Vorſchriften und internationalen Abkommen über das Flug=
weſen
ſowohl ſeitens der heimiſchen als auch der ausländiſchen
Flugzeuge zu wachen und damit die ausſchließliche Befugnis,
die Souveränität des Staates im Luftraum innerhalb der
tſchechoſlowakiſchen Staatsgrenzen zu ſchützen. Die den Wachen
zugeteilten Flugzeuge haben einen graugrünen Grundton der
Vorderteil des Flugzeugkörpers und die Ränder der Trag=
flächen
ſind ſcharlachrat gehalten. Am Seitenſteuer ſind die
Staatsfarben in einem Dreieck angebracht. Die Tragflächen und
die Flanken des Flugzeugkörpers tragen das Staatszugehörig=
eitszeichen
und die Immatrikulierung (OKPAAOKPAM)
in ſcharlachroter Farbe. Alle Weiſungen dieſer Wachen müſſen
von allen Flugzeugen, die ſich über dem tſchechoſlowakiſchen
Staatsgebiet bewegen bedingungslos befolgt werden.

hat, ſondern auch den gefährlichen Zuſammenbruch ſehr ſolider
und ſtaatserhaltender Denkgewohnheiten. Auch Amerikas
Denken und geheimſtes Fühlen iſt aufgeſtört, und an erſter
Stelle beginnt das Bild vom Menſchen ſich zu wandeln, in
einer Weiſe, die niemand recht vorausſagen kann, ſeit die Ham=
merſchläge
der Kriſe auch die Vereinigten Staaten zu ſchmieden
begonnen haben. Das alte Ideal wirkt nicht mehr, weil es von
denen bereits beeinflußt wird, die es entſcheidend zu formen
beſtimmt war; und mit dem Bilde ſchwindet die Wirkung. Der
Schmelztiegel hat aufgehört, die allein gewünſchte Wirkung
hervorzubringen.
Niemand weiß, welchen Menſchentyp der Nordamerikaner
von morgen bilden wird, denn niemand kann ſagen, mit welchem
Erfolg und unter welchen Verluſten die Heutigen den Kampf
gegen die Kriſe beſtehen werden. Die Generation, die die Ge=
ſchicke
des Landes beſtimmt, iſt wie in vielen Landern die
Generation von geſtern, die Alte Garde, auf deren Geſichtern
der Stempel des melting pot und in deren Geſinnung die Prä=
gung
der kapitaliſtiſchen Aera nur zu deutlich ſichtbar wird.
Wer kennt die Generation von heute, die im verzweifelten Kampf
gegen die Kriſe ſteht? Vereinzelt werden die Menſchen ſichtbau
auch für uns Europäer; aber dann ſind es die Glücklichen und
Erfolgreichen und obendrein die durch ihren Beruf bereits
raſſiſch feſtgelegten Typen, die Sportler und Filmhelden männ=
lichen
und weiblichen Geſchlechts. Aber der Typus der geſamten
gleichaltrigen Schicht liegt für uns noch im Dunkel. Und in
dieſer Generation vollzieht ſich der Bruch, der auch die raſſiſche
Struktur der Vereinigten Staaten verändern wird, weil er auf
den Einbruch nichtverwandten Blutes zurückgeht. Der Kampf
gegen die Kriſe hat gezeigt, welch energiſcher Wandlungen und
plötzlicher Umſtellungen der Amerikaner fähig iſt, wenn es gilt,
wirklich einmal zu handeln, weil die Flut ſchon in den Straßen
ſteht. Ebenſo plötzlich kann ſich auch die raſſiſche Phyſiognomie
in USA. ändern; denn Raſſe iſt nie nur etwas Körperliches,
ſondern ganz weſentlich auch etwas Seeliſches, eine Haltung zum
Druck der Welt, eine Weiſe, Fragen zu ſehen und zu löſen, eine
Einſtellung dem Leben gegenüber, die gewiß aus dem Blute ge=
boren
iſt, aber auch ihrerſeits rückwirkend das Leibliche formt
und prägt. Und eben deshalb wird es von dem Beſtehen der
großen Erſchütterungen abhängen, wie der zukünftige Menſchen=
typ
drüben geſtaltet ſein wird. Ein Selbſtformungsprozeß der
Nation wird über kurz oder lang auch dort einſetzen, wo man
bisher die Dinge treiben laſſen zu können glaubte, ein Prozeß,
der durch kritiſches Erkennen und bewußte raſſiſche Zielſetzung
den ſcheinnaturwiſſenſchaftlichen Vorgang des Einſchmelzens
endgültig ablöſt.

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 10. Juli 1935

Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 187 Seite 3

Seſchenelte Schmcinngsssemagangen.
Italien gegen die Behandlung der Frage der Grenzziehung. Italieniſch=abeſſiniſcher Schlichkungs=
ausſchuß
auf unbeſtimmke Zeil verkagt.

Das Spiel um den Frieden.
DNB. Haag, 9. Juli.
Der italieniſch=abeſſiniſche Schlichtungsausſchuß hat
geſchloſſen, ſeine Tagung auf unbeſtimmte Zeit zu ver=
tagen
.
Die Schwierigkeiten ſind, wie verlautet, in der Haupt=
ſache
dadurch verurſacht worden, daß der Vertreter der
abeſſiniſchen Regierung, Profeſſor Jeze (Paris) im Rah=
men
ſeines Plädoyers auch Darlegungen über die Ab=
grenzung
des abeſſiniſchen und des italieniſchen Gebietes
machen wollte. Seiner Meinung nach war das zur Feſt=
ſtellung
der Verantwortung von Ual=Ual notwendig. Die
italieniſchen Ausſchußmitglieder erhoben jedoch Einſpruch.
Nach ihrer Auffaſſung iſt in Genf vereinbart worden, daß
der Schlichtungsausſchuß allein die Urſachen der Grenz=
zwiſchenfälle
und nicht die Frage der Grenzregelung zu
behandeln habe.
* Vier Möglichkeiten gab es, um die Gefahren, die in der
Zuſpitzung des abeſſiniſch=italieniſchen Gegenſatzes für den Frie=
den
und für die Kräfteverteilung in Europa im beſonderen ent=
ſtehen
konnten, durch rechtzeitige Vermittlung zu beſchwören: Da
war die freundſchaftliche Einſchaltung der Großmächte,
da war der Schiedsvertrag zwiſchen den beiden be=
teiligten
Staaten, da war der Kellogpakt und end=
lich
der Völkerbund.
Drei von dieſen Wegen ſind heute ſchon ſo gut wie verſperrt.
Das Schiedsgericht in Scheveningen hat, nachdem es einige Tage
um die Dinge herumgeredet hatte, Schiffbruch erlitten, in dem=
ſelben
Augenblick, wo es ernſthaft beginnen ſollte. Die Aufgabe,
die ihm zugewieſen wurde, war von Anfang an unlösbar, denn
einen Ausgleich zu finden, wenn die Grundfrage der
Grenzziehung überhaupt nicht berührt werden
darf, alſo nicht feſtgeſtellt werden kann, ob der Zwiſchenfall von
Ual=Ual auf abeſſiniſchem oder italieniſchem Gebiet ſtattfand
was für die Beurteilung der Schuldfrage von ausſchlaggebender
Bedeutung iſt kann das Schiedsgericht zu keiner Löſung kom=
men
. Es hat ſich deshalb auf unbeſtimmte Zeit vertagt und wahr=
ſcheinlich
ſeine Miſſion bereits endgültig abgeſchloſſen.
Auch der Kellogg=Pakt iſt nicht viel mehr als
eine peinliche Erinnerung geweſen. Der Kaiſer von
Abeſſinien hatte ſich an die Vereinigten Staaten gewandt und ſie
an die Verpflichtungen aus dem Kellogg=Pakt hingewieſen, um
von Amerika Unterſtützung zu bekommen. Aber Waſhington hat
abgelehnt, hat nicht einmal den Verſuch gemacht, die moraliſchen
Bindungen wirkſam werden zu laſſen, die alle Staaten durch die
grundſätzliche Aechtung des Krieges auf ſich genommen haben.
England hat dieſe Mißerfolge vorausgeahnt und ſich unmit=
telbar
an Frankreich gewandt, um einen Block zu bilden, der mit
Zureden oder ſanftem Druck in Rom etwas erreichen konnte. Auch
das iſt mißlungen. Die Franzoſen, ohnehin verärgert über
das deutſch=engliſche Flottenabkommen, wollen ihre Beziehungen
zu Rom nicht belaſten, ja ſie ſehen es vielleicht ganz gern,
wenn Italien ſich in Afrika feſtlegt, weil Muſſolini
dann, um Rückhalt zu haben, in Europa ſich enger an Frankreich
anlehnen wird. Die Orientierung der franzöſiſchen Politik, ſo=
weit
ſie nicht im Innern gebunden iſt, bleibt rein europäiſch.
Frankreich ſieht nur ſeine europäiſchen Ziele und will die junge
Freundſchaft mit Italien keinerlei Belaſtungsprobe ausſetzen, zu=
mal
, da Muſſolini gezeigt hat, wie empfindlich er in dieſem
Punkte iſt.
Bleibt alſo eigentlich nur noch der Völkerbund,
der nach ſeinen Satzungen zum Eingreifen verpflichtet wäre, weil
die beiden beteiligten Staaten ſeine Mitglieder ſind. Der Völ=
kerbund
hat es bisher verſtanden, ſich an der Peripherie zu hal=
ten
. Er hat die Ratstagungen im Dezember und Januar vorüber=
gehen
laſſen, ohne über dieſe brennende Frage zu ſprechen. Als
eine Erörterung unvermeidlich wurde, waren alle Teilnehmer
froh, das Schiedsverfahren in den Vordergrund rücken zu kön=
nen
, das ja erſt noch eingeleitet werden ſollte. Die Sorgenfalten
in Genf glätteten ſich, als es gelungen war, Zeit zu gewinnen,
und das Schiedsgericht freie Hand bis zum 25. Auguſt bekam.
Erſt dann wollte ſich der Völkerbund wieder damit befaſſen, wahr=
ſcheinlich
in der Erwartung, daß inzwiſchen ein Wunder ge=
ſchehen
würde. Aber das Wunder iſt nicht geſchehen. Wie die
Dinge liegen, wäre es eigentlich die Pflicht des
Bundes, ſofort den Rat mobil zu machen, um in
11. Stunde noch ſich dem Verhängnis in den Weg
zuſtellen. Ganz ſicher iſt jedoch, daß der Völkerbund das nicht
tun wird. Der Generalſekretär Avenol iſt über Paris nach

London gefahren, zweifellos will er den Engländern klar
machen, daß ſie gut daran tun, den Genfer Apparat nicht in Be=
wegung
zu ſetzen. Denn wenn es zu einer Ratstagung
kommt, wird Italien entweder jede Beſprechung
grundſätzlich ablehnen oder nach kurzer Zeit ge=
zwungen
ſein, mit der Fauſt auf den Tiſch zu
ſchlagen, und der Austritt Italiens aus dem
Völkerbund wäre dann unvermeidlich. Nachdem
ſchon die Vereinigten Staaten, Japan und Deutſchland abſeits
ſtehen, wäre der Völkerbund, der ſeinen Totalitätsanſpruch längſt
verloren geben mußte, nur noch ein gebrauchsunfähiger Torſo. Herr
Avenol iſt aber nicht nur Generalſekretär des Völkerbundes, ſon=
dern
auch Franzoſe, und er wird ſich längſt klar gemacht haben,
daß der Bund den Verluſt Abeſſiniens viel eher verſchmerzen
kann, als den Italiens. Ob es dabei nach Recht und Gerechtig=
keit
geht, iſt ihm eine Frage von unvergeordneter Bedeutung.
Am Mittwoch wird nun das engliſche Kabi=
nett
zuſammentreten, um ſich auf die Unterhausaus=
ſprache
am Donnerstag vorzubereiten. Es iſt unwahrſcheinlich,
daß die Engländer etwa die Hände in den Schoß legen und
die Dinge treiben laſſen. Vermutlich werden ſie ihre Be=
mühungen
fortſetzen, auch wenn ſie davon überzeugt ſind,
daß ſie das Schlimmſte nicht mehr verhindern können. Der Raum,
auf dem ſie ſich bewegen können, iſt nicht mehr ſonderlich groß.
Muſſolini hat feierlich verſichert, daß Italiens Entſchluß
unwiderruflich ſei. Der Aufmarſch der italieniſchen Trup=
pen
in Euryträa iſt ſo gut wie vollendet, und wenn es nicht ſo
bitter ernſt wäre, würde das Ganze eine treffliche. Illuſtration
dafür ſein, wie wenig in Wahrheit die verſchiedenartigſten Metho=
den
, die ſeit Verſailles zur Verhütung des Krieges angewendet
wurden, im Ernſtfall einen Krieg wirklich zu verhüten vermögen.
Sonderſitzung des Völkerbundsrates
im iktalieniſch=abeſiniſchen Konflikk?
DNB. London, 9. Juli.
Der diplomatiſche Korreſpondent des Daily Telegraph rechnet
mit der Möglichkeit, daß wegen des Zuſammenbruches der Arbei=
ten
des italieniſch=abeſſiniſchen Verſöhnungsausſchuſſes in Scheve=
ningen
die Einberufung einer Sonderſitzung des Völkerbundsrates
am 25. Juli oder unmittelbar danach unbedingt notwendig werde.
*
EP. Die Scheveninger Meldungen über den Zuſammenbruch
der Schlichtungsverhandlungen im italieniſch=abeſſiniſchen Konflikt
beſchäftigen die Völkerbundskreiſe auf das lebhafteſte. Auf An=
frage
im Völkerbundshaus wird mitgeteilt, daß bisher kein An=
trag
auf Einberufung einer neuen Ratstagung in Genf geſtellt
worden iſt. Das wäre an ſich jedoch auch nicht nötig, da der Völ=
kerbundsrat
in ſeiner Ratsentſchließung über den italieniſch= abeſ=
ſiniſchen
Konflikt im Mai d. J. bekanntlich vorſah, daß ſich der
Rat am 25. Juli verſammeln ſollte, falls bis dahin weder eine
ſachliche Einigung unter den vier Mitgliedern des Ausſchuſſes,
noch eine Einigung über die Ernennung eines fünften neutralen
Mitgliedes der Schlichtungskommiſſion zuſtande gekommen ſei.
In dieſem Falle ſoll der Rat am 25. Juli das 5. Mitglied der
Schlichtungskommiſſion ernennen. Zu dieſem Zweck würde der Rat
lediglich durch ſeinen amtsführenden Präſidenten einberufen wer=
den
müſſen. Man betont in Genf, daß wan demnach zunächſt ab=
warten
müſſe, ob Italien und Abeſſinien bis zum 25. Juli ſich über
die Ernennung eines fünften neutralen Ausſchußmitgliedes eini=
gen
würden. Erſt wenn das nicht der Fall ſei, müſſe der Rat zu
dem genannten Datum zu einer außerordentlichen Tagung zu=
ſammentreten
. Gleichzeitig weiſt man hier darauf hin, daß der
Generalſekretär des Völkerbundes, Avenol, ſich gegenwärtig in
London befindet und daß ſich ſeine Londoner Verhandlungen ſicher=
lich
hauptſächlich auf den abeſſiniſch=italieniſchen Konflikt beziehen.
Keine ſchwediſchen Fliegeroffiziere für Abeſſinien.
Der Kaiſer von Abeſſinen hat die ſchwediſche Regierung um
die Genehmigung erſucht, eine beſtimmte Zahl von Militärfliegern
als Inſtrukteure einſtellen zu dürfen. Die ſchwediſche Regierung
habe jedoch auf das höflichſte verſichert, daß die ſchwediſche Luft=
flotte
auf keinen ihrer Offiziere verzichten könne.
Die in der belgiſchen Regierungserklärung angekündigte
Bankenkontrolle iſt am Dienstag in Form einer Verordnung, der
das Kabinett einſtimmig zugeſtimmt hat. eingeführt worden.

Italien demenkierk.
Vokläutig kein milikäriſches Borgehen in Abeſſinien.
DNB. Rom, 9. Juli.
Die Gerüchte über eine bereits erfolgte oder in allernächſter
Zeit bevorſtehenden Eröffnung der militäriſchen Maßnahmen
Italiens in Oſtafrika werden von maßgebender italieniſcher
Seite entſchieden in Abrede geſtellt. Die Behandlung des
italieniſch=abeſſiniſchen Streitfalles zeigt nach Anſicht verant=
wortlicher
italieniſcher Stellen keine neuen Anzeichen auf, die
plötzliche Entſcheidungen ſolcher Art erwarten laſſen, ganz ab=
geſehen
davon, daß die Regenzeit in den fraglichen oſtafrikaniſchen
Gebieten nicht vor September zu Ende geht und Italien daran
liegt, die in Gang befindlichen Vorbereitungen für ein etwa
notwendig werdendes militäriſches Vorgehen weiter auszubauen.
Man vermutet, daß die Gerüchte auf die Schwierigkeiten
zurückgehen, die im italieniſch=abeſſiniſchen Schlichtungsausſchuß
entſtanden ſind. Sollte daß jetzt in Scheveningen eingeleitete
Verfahren an der Haltung Abeſſiniens ſcheitern, ſo betrachtet
Italien den ganzen Vertrag als hinfällig.
Abefſiniſche Einladung zur Erörkerung des Tana=
Problems durch England abgelehnk.
EP. London, 9. Juli.
Wie der Völkerbundsminiſter Eden heute im Unterhaus in
Beantwortung einer Frage bekannt gab, hat die abeſſiniſche Regie=
rung
am 10. Mai die Regierungen von England, Aegypten und
des Sudans eingeladen, Vertreter nach Addis Abeba zu entſenden,
um über den Bau eines Staudammes am Tana=See zur Regulie=
rung
der Nilquellen zu verwandeln. Die engliſche Regierung habe
jedoch, wie Eden weiter ausführte, Abeſſinien gebeten, dieſe Kon=
ferenz
zu verſchieben. Sie ſei dabei von der Erwägung geleitet
worden, daß ſie nichts tun dürfe, um den gegenwärtigen unglück=
ſeligen
Streitfall zwiſchen Itatien und Abeſſinien zu verſchärfen.
Die engliſche Regierung, ſo ſchloß Eden, werde nie die Intereſſen
Aegyptens und des Sudans am oberen Nilbecken vernachläſſigen.
Dieſe Intereſſen ſeien in der Vergangenheit ausdrücklich ſowohl
von der abeſſiniſchen Regierung, als auch von Frankreich und Ita=
lien
anerkannt worden, und England ſei daher durchaus bereit,
einen günſtigeren Augenblick abzuwarten, um das Tana=Projekt
zu verwirklichen.
Auf eine weitere Anfrage, ob die Regierung erwägen wolle,
dem Völkerbundsrat die Bildung eines neutralen Unterſuchungs=
Ausſchuſſes zur Prüfung des italieniſch=abeſſiniſchen Streitfalles
und der italieniſchen kolonialen Bedürfniſſe vorzuſchlagen, er=
widerte
Eden, daß die Regierung alle möglichen Maßnahmen zur
Löſung der Kriſe in Erwägung ziehe. Derſelbe Abgeordnete
fragte dann noch, ob dieſe Maßnahmen nicht unter dem Artikel
19 der Völkerbunds=Satzungen vorgenommen werden könnten, um
dieſen Artikel in die Tat umzuſetzen. Hierauf gab Eden keine
Antwort.
Avenol in London.
DNB. London, 9. Juli.
Der Generalſekretär des Völkerbundes Avenol iſt am Mon=
tag
abend in London eingetroffen. Der Generalſekretär ſuchte
am Dienstag Sir Samuel Hoare ſowie den Völkerbundsminiſter
Eden auf. Die Beſprechungen beſchäftigten ſich nach einer an die
Preſſe ausgegebenen Mitteilung mit dem kritiſchen Zuſtand der
Angelegenheiten des Völkerbundes, insbeſondere in bezug auf
den Streit zwiſchen Italien und Abeſſinien. Nach der amt=
lichen
Mitteilung wurden die Fragen beſprochen, die in der
demnächſtigen, Völkerbundsratsſitzung behandelt werden. Hier=
aus
wird z. T. geſchloſſen, daß eine Sonderſitzung des Völker=
bundsrates
bald ſtattfinden ſoll, nach dem der Verſöhnungs=
ausſchuß
keinen Erfolg gehabt hat. Im Anſchluß an die Be=
ſprechungen
mit Avenol hatte der Außenminiſter eine Audienz
beim König, die über eine halbe Stunde dauerte und ebenfalls
der oſtafrikaniſchen Kriſe galt.
Die engliſche Abendpreſſe veröffentlicht großaufgemachte
Meldungen, in denen hervorgehoben wird, welches Aufſehen der
Zuſammenbruch der Schiedsverhandlungen in Scheveningen er=
regt
hat.
Englands Marineminiſter amtsmüde?
EP. London, 9. Juli.
Der engliſche Marineminiſter Sir Bolton Eyres=Monſell, der
an dem Zuſtandekommen des deutſch=engliſchen Flottenabkommens
einen hervorragenden Anteil hatte, wird zu den nächſten Wahlen
nicht mehr kandidieren. Der Miniſter wird damit automatiſch aus
dem politiſchen Leben ausſcheiden. Sir Bolton hat den konſer=
vativen
Wahlausſchuß ſeines Wahlkreiſes bereits entſprechend be=
nachrichtigt
und hinzugefügt, daß ſein Entſchluß unabänderlich
ſei. Wie man hört, ſollen für dieſen Entſchluß nicht politiſche
Gründe maßgebend ſein, ſondern Sir Bolton Eyres=Monſell dürfte
amtsmüde ſein.

Von den Anfängen der Theakerkunſt.
Religiöſe Wurzeln. Der Dichter als Schauſpieler. Von der
Urlithurgie zum Myſterienſpiel.
Wir müſſen in der Geſchichte der Menſchheit ziemlich weit
zurückgehen, um auf die erſten Anfänge der Theaterkunſt zu
treffen. Den Indern war das Drama eine Gabe des Gottes
Brahma, der es den Veden entnommen und dem Weiſen Muni
übermittelt haben ſollte. Halbgötter und Helden waren die
Hauptperſonen faſt aller indiſchen Dramen. Ihre vornehmſte
Gattung, die Dſchatra, beſchäftigte ſich überhaupt nur mit den
Schickſalen und Taten des jungen Gottes Kriſhna. Hier treffen
wir das Drama in ſeiner eigentlichen Urform: kein Dichter hat
die Worte dieſer Werke vorgeformt, ſondern die Schauſpieler
ſelber müſſen improviſieren; aus der Begeiſterung des Augen=
blicks
geboren ſind die Dialoge, die ſie ſprechen. Nichts Aus=
wendiggelerntes
, ſondern ein ſtändig neu Erzeugtes ein Werde=
vorgang
, deſſen Zeugen die Zuſchauer ſein durften. Schau=
ſpieler
ſein heißt in dieſem höchſten Sinne: Geſtalter, Dichter
und Weiſer zugleich ſein.
Bei den Mohammedanern gibt es in Perſien eine Art
großer Schauſpiele, die den Kampf der Nachkommen Muhammeds
und die große Glaubensſpaltung des Islam zum Gegenſtand
haben.
Das griechiſche Theater entſtand aus dem Dionyſos=Kult.
Erſt mit der Zeit machte ſich ein Ausbau bemerkbar, die Stoffe
machten ſich von dem Dionyſoskult los, man begann auch
andere Themen auf der Bühne zu geſtalten. Bis zu den Zeiten
des Aeſchylos hatte man neben den Chören, die die Wechſel=
reden
führten, nur einen einzigen Schauſpieler, der ſtets der
Dichter des Werkes ſelbſt war. Erſt Aeſchylos brachte einen
zweiten Schauſpieler auf die Bühne, die auf Rädern ruhte
(daher der Ausdruck Theſpiskarren). Sophokles ſteigerte die
Zahl der Einzelſchauſpieler auf drei. Mehr Einzelſchauſpieler
ſind in griechiſchen Schauſpielen auch ſpäterhin ſelten auf=
getreten
.
Daß alle Schauſpieler im alten Griechenland mit Masken
ſpielten, iſt bekannt. Im Munde dieſer Masken waren, um die
Stimmen in dem weiten Zuſchauerrund vernehmlich zu machen,
Schalltrichter angebracht. Uebrigens konnte Sophokles ſeiner
ſehr ſchwachen Stimme wegen nur in zweien ſeiner Tragödien
mitwirken, wodurch er eine Ausnahme unter den griechiſchen
Dichtern bildet. Um die Geſtalten auch weithin ſichtbar zu

machen, mußten die Schauſpieler auf Stelzen, dem ſogenannten
Kothurn gehen.
All dieſe anfänglichen Hilfsmittel wurden bei der ſpäteren
Entwicklung der Schauſpielkunſt abgeſtreift. Man machte ſie zu
einer intimen Kunſt.
In der chriſtlichen Kirche bildete ſich, um den Anteil der
Gemeinde am Gottesdienſt zu ſtärken, eine Art Wechſelrede
aus, deren letztes Verebben wir heute noch in der Lithurgie
haben. In jenen Frühzeiten dauerte ein großer Sonntags=
gottesdienſt
zwölf Stunden. Schon am Vorabend verſammelte
ſich die Gemeinde und verbrachte in der ſpärlich beleuchteten
Kirche die Zeit bis Mitternacht in ſtillem Gebet. Dann ſetzten
die Glocken ein; die heiligen drei Türen die den Altarraum
abſchloſſen, öffneten ſich, heraus trat der Presbyter, das Weih=
rauchgefäß
ſchwingend, und durchſchritt die Kirche bis zur Vor=
halle
. Die Gemeinde ſtimmte den Pfalm Lobe den Herrn an,
die Prieſter kehrten in das Heiligtum zurück die Türen wurden
wieder geſchloſſen, als Symbol der Ausſtoßung des Menſchen
aus dem Paradieſe. Es folgte nun ein Schuldbekenntnis der
Gemeinde, worauf die Türen ſich wieder öffneten, die Prieſter
von neuem erſchienen und Troſt durch Verheißung der Erlöſung
ſpendeten. Buß= und Klagelieder folgten. Das Kyrie eleiſon
ertönte. Wenn der Tag anbrach, ſangen drinnen im Heiligtum
die Prieſter das Ehre ſei Gott in der Höhe‟. Der Biſchof
trat, einfach gekleidet ein, als Verkörperung der Geſtalt des
Heilandes, mit ihm die übrigen Geiſtlichen. Es folgte die
Predigt, woran ſich Wechſelgebete zwiſchen Prieſter und Ge=
meinde
ſchloſſen. Hierauf wurden die mitgebrachten Opfergaben
an Wein und Brot eingeſammelt, und wenn die Sonne im
Mittag ſtand wurde das Heilige Abendmahl ausgeteilt, als
Höhepunkt dieſes Gottesdienſtes, als Verſinnbildlichung des
Einswerdens von Chriſtus und Menſch.
Die Form des Gottesdienſtes war die Urlithurgie, die noch
jetzt in den chriſtlichen Kirchen von Syrien und Paläſtina von
Mitternacht bis mittags 12 Uhr in ihrer alten Form ab=

halten wird.
An den hohen Kirchenfeſten, Weihnachten, Epiphanias,
ſtern. Pfingſten wurde die Lithurgie durch Wechſelreden, die
n Sinn des betreffenden Feſtes zum Inhalt hatten, noch
eicher ausgeſtaltet.
Aus dieſer Urlithurgie bildete ſich dann das gottesdienſt=
he
Drama, das Myſterienſpiel, wobei in der Kirche eine Bühne
ufgeſchlagen wurde, auf der die einzelnen Phaſen im Leben
es Heilands zur Darſtellung gelangten. Chriſtus, der Gott=
enſch
, war der erſte Inhalt des chriſtlichen Dramas.
E. A.

Juriſtiſche Lilkeralur.

Geſetz zur Regelung der landwirtſchaftlichen Schuldverhältniſſe.
Bearbeitet von Amtmann Max Bree in Berlin= Halenſee.
1934. Zweite durchgeſehene und erweiterte Auflage. Deutſche
Verlagsgeſellſchaft m. b. H., Berlin SW. 11. (Kart. 4,50 RM.,
in Leinen 5,50 RM.
Die neuen Ergänzungsvorſchriften für die landwirtſchaftliche
Entſchuldung. Roggenſchuldengeſetz. Erbhofentſchuldung. ( Glei=
cher
Verlag, Poſtſcheckkonto Berlin Nr. 9941. Kart. 120 RM.)
Die Verſchuldung der Landwirtſchaft iſt eine unwiderlegbare
atſache, an welcher der Geſetzgeber nicht länger untätig vorüber=
gehen
durfte, wollte er ſich nicht vorwerfen laſſen, er habe die In=
ereſſen
eines wichtigen Volksteil gröblich vernachläſſigt. Jahre=
ang
konnte gerade die Landwirtſchaft ſeither berechtigte Klage
arüber führen, daß ſie als Stiefkind der Legislative behandelt
verde. Der Umſchwung des vorigen Jahres hat auch hier Wandel
ſchaffen.
Wir wiſſen zur Genüge, daß nicht allein Deutſchland ſich in
dirtſchaftlicher Kriſe befindet, auch die Nachbarländer Frankreich,
ſchweiz und Oeſterreich können von einer landwirtſchaftlichen
Verſchuldung in größeren Ausmaßen berichten und betonen, daß
aatliche Subventionen dem Uebel allein nicht mehr zu ſteuern
ermögen.
Die nationalſozialiſtiſche Regierung hat richtig erkannt, daß
r Bauernſtand als Wurzel des Volkstums erhalten werden
, wie dies neuerdings, allerdings auch zurückgehend auf Ro=
ders
Lehren von Schultze im Archiv für Rechts= und Sozial=
hiloſovhie
(28. Band, Heft 1. Oktober 1934) ausführlich darge=
egt
wird.
Schwere Kriſen im Wirtſchaftsleben erheiſchen einſchneidende
Taßnahmen und angeſichts ſolcher Verhältniſe war der Geſetz=
jeber
auch genötigt. Neuland zu beſchreiten, was im vorliegenden
Heſetze in großzügiger Weiſe geſchehen iſt.
Angeſichts des überaus ſchwierigen Rechtsſtoffs erſcheint für
en Praktiker ein Erläuterungsbuch zwingende Notwendigkeit.
Der Verfaſſer hat ein ſolches in der Tat geſchaffen und in ge=
einverſtändlicher
Ausdrucksweiſe die Einzelbeſtimmungen be=
rochen
und kommentiert, ſo daß der Praktiker einen willokmme=
en
Wegweiſer in einem ihm fremden Gebiet nur wird begrüßen
önnen. Ein gutes Wortverzeichnis erleichtert die Benutzung der
uf den neueſten Stand gebrachten beiden Bücher.

Von der Univerſität Gießen. Profeſſor Dr. Gerthſen,
Direktor des Phyſikaliſchen Inſtituts in Gießen, und Dozent Dr.
Schopper, Oberarzt am Pathologiſchen Inſtitut in Gießen, wur=
den
zum Mitglied der William G. Kerckhoff=Stiftung in Bad
Nauheim ernannt.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 187

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 10. Juli 1935

Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 10, Juli 1935
Tietheim Darmſtadt.
Ein lange gehegter Wunſch der Darmſtädter Tierfreunde
iſt in Erfüllung gegangen: Am 1. Juli hat Darmſtadt ein Tier=
heim
erhalten. Die jahrzehntelangen Bemühungen um die Schaf=
fung
einer einwandfreien Unterbringung der aufgegriffenen herren=
loſen
Kleintieren ſind von Erfolg gekront. Der Tierſchutzverein
Darmſtadt u. Umgebung (der nach der Neuorganiſation des Tier=
ſchutzes
durch die Reichsregierung für die Stadt Darmſtadt die
einzige mit der Durchführung der Beſtrebungen des Tierſchutzes
beauftragte Organiſation iſt) hat dem dringenden Bedürfnis nach
einer ſolchen Stelle abgeholfen. Unter der fachmänniſchen Bera=
tung
der Herren Oberveterinärrat Dr. Küthe und Oberrech=
nungsrat
Kratz hat Architekt Dipl.=Ing. Simony eine muſter=
gultige
Anlage geſchaffen. Das Tierheim liegt im Nordweſten
der Stadt, am Löcherwieſenweg 1, hinter den Eiſenbahnwerk=
ſtätten
, weſtlich der Frankfurter Straße.
An eine freundliche Wohnung für den Tierpfleger ſchließt
ſich ein feſter Winterbau an, der zur Unterbringung der Tiere
in der kalten Jahreszeit dient. Sonſt tummeln ſich die Pfleg=
linge
im Freien in geräumigen Zwingern. Das Heim dient nicht
nur der Aufnahme von herrenloſen Kleintieren, es finden auch
ſolche Tiere Aufnahme, deren Beſitzer auf Reiſen oder vorüber=
gehend
abweſend ſind. Auch die Körperpflege der Kleintiere, wie
Baden, Scheren und Trimmen, wird bei einwandfreier fachmän=
niſcher
Behandlung durchgeführt. Zwei Tiertransportwagen
ſtehen zum Abholen und Befördern von Kleintieren zur Ver=
fügung
.
In der Perſon des bekannten Tierpflegers Körber iſt eine
ſorgfältige Behandlung und Verpflegung der Tiere gewährleiſtet,
über deren Geſundheit auch noch der langjährige Vertrauenstier=
arzt
des Tierſchutzvereins Dr. Schnabel wacht.
Unter der Rufnummer 4937 iſt das Tierheim an das Fern=
ſprechnetz
angeſchloſſen.
Wenn der äußere Ausbau des Tierheims vollſtändig fertig=
geſtellt
iſt und eine dichte Grünanpflanzung die Zwinger einhüllt,
hat Darmſtadt eine vorbildliche Einrichtung zur wirkſamen Aus=
übung
des Tierſchutzes.
An alle Tierfreunde ergeht die Bitte: Unterſtützt die Be=
ſtrebungen
des Tierſchutzvereins durch Euere Mitgliedſchaft. Der
Jahresbeitrag beträgt 3 RM. Anmeldungen an die Geſchäfts=
ſtelle
, Darmſtadt, Neckarſtraße 3, erbeten.

Vorſichk beim Hammeln von Skeinpilzen!
Von der Landesſtelle für Pilz= und Hausſchwamm=Beratung
im Gewerbemuſeum, Neckarſtraße 3, Darmſtadt.
Viele Pilzſammler berichten uns eben, daß ihre Steinpilz=
gerichte
wegen des bitteren Geſchmacks ganz ungenießbar ſeien.
Dieſe unangenehmen Erlebniſſe beruhen auf einer Verwechſelung
des guten Steinpilzes mit dem bitterſchmeckenden
Gallenröhrling. Als Hauptunterſcheidungsmerkmale ſeien
folgende angeführt: Die zuerſt weißlichen Röhren des Steinpilzes
werden bald gelblich und dann grünlich, weil das in den Röhr=
chen
gebildete Sporenpulver eine grünliche Farbe hat. Beim
Gallenröhrling jedoch ſind die Röhrchen zuerſt wohl, ebenfalls
weißlich, werden aber durch die rötlich gefärbten Sporen bald
ſchmutzigroſa. Unterſcheidend iſt weiterhin auch das beim
Gallenröhrling viel tiefgrubigere Netz am Stiel, deſſen Spitze
meiſt auch eine auffallend gelbliche Farbe hat, wie man ſie beim
Steinpilz kaum beobachtet. Eine Verwechſelung beider Arten iſt
beſonders in der Jugend möglich, wenn die Röhrenſchicht noch
weißlich gefärbt iſt. Doch entſcheidet hier immer und raſch der
bittere Geſchmack. Der Gallenröhrling kommt nur im Nadelwald
vor, unter Fichten und Kiefern, während die verſchiedenen Stein=
pilzſorten
ſowohl im Laub= als auch im Nadelwald anzutreffen
ſind. Zum Schutze vor Vergiftungen wende man ſich im Zweifels=
falle
an die obengenannte Beratungsſtelle.

Der Reichsſtatthalter in Heſſen. Perſonalnachrichten. Er=
nannt
wurde: Am 2. Juli 1935 der Meß= und Kanzleigehilfe
Johannes Nikolaus Uth zu Fürth i. Odw. unter Berufung in
das Beamtenverhältnis mit Wirkung vom 1. April 1935 zum
Kanzliſten.
Landesregierung. Uebertragen wurde: Am 1. Juli 1935 dem
Lehrer Johannes Lauer, zuletzt an der Deutſchen Schule in
Eurityba (Braſilien), eine Lehrerſtelle an der Volksſchule zu Bad
Wimpfen (Kreis Heppenheim) mit Wirkung vom 1. Juli 1935 an.
Die Kohlenproduktion in Heſſen. Die monatliche Statiſtik
der Kohlenproduktion des Volksſtaates Heſſen weiſt für den Mo=
nat
Juni 1935 folgende Zahlen nach: An Rohbraunkohlen wur=
den
gefördert 84026 Tonnen, davon wurden 81523 Tonnen zu
Schwelereiprodukten weiter verarbeitet. Aus den verſchwelten
Kohlen wurden gewonnen: 4806.830 To. Rohteer, 641,730 To.
Leichtöl aus Schwelgaſen, 14 115 To. Koks, ohne die Schwelrück=
ſtände
des Meſſeler Kohlenſchiefers.

Lufthanſa=Pauſchalreiſen über Deutſchland.
Die Deutſche Lufthanſa, deren Pauſchalreiſen nach Italien
ſehr ſchnell großen Anklang gefunden haben, hat jetzt die Mög=
lichkeit
geſchaffen, ſolche Reiſen auch über Deutſchland zu unter=
nehmen
. Dem Leitgedanken, Im Flugzeug über Deutſch=
lands
ſchönſte Gaue zu fliegen, folgend, führte der erſte
Tag auf dem Luftweg von Berlin über den Fläming, die alte
Lutherſtadt Wittenberg, über Weimar und die Blumenſtadt Er=
furt
, den Thüringer Wald und die Rhön nach Frankfurt a. M.
Nach Beſichtigung der Altſtadt, des Römers und des Goethe=
hauſes
wird am nächſten Vormittag der Weiterflug über den
Odenwald, die Bergſtraße und den Neckar nach Heidelberg und
weiter nach Stuttgart angetreten, wo Gelegenheit zur Beſichti=
gung
der ſüdweſtdeutſchen Metropole beſteht. Am dritten Tage
geht es mit der Eiſenbahn nach Freudenſtadt im Schwarzwald,
wo eine eintägige Pauſe die Möglichkeit zu ſchönen Ausflügen
bietet. Am fünften Tag wird mit der Schwarzwaldbahn durch
das Kinzigtal nach Triberg gefahren, wo auch der ſechſte Tag ver=
bracht
wird. Am ſiebenten geht es im Poſtauto und anſchließend
mit der Eiſenbahn nach Freiburg im Breisgau. Der achte Reiſe=
tag
iſt dem Kennenlernen dieſer ſchönen Stadt vorbehalten, bis
am neunten das Flugzeug die Reiſenden über das württember=
giſche
Unterland nach Stuttgart und weiter nach Nürnberg bringt.
Der zehnte Reiſetag iſt dieſer mittelalterlichen Stadt vorbehal=
ten
, während der elfte zu einem ganztägigen Ausflug nach Rothen=
burg
ob der Tauber benutzt wird. Am zwölften und letzten Tag
dieſer ſchönen Reiſe geht es im Flugzeug von Nürnberg über
Erlangen, Bayreuth, über das Fichtelgebirge und den Franken=
wald
zurück nach der Reichshauptſtadt, dem Ausgangs= und End=
punkt
dieſer Reiſe die ungeahnte Herrlichkeiten unſeres deutſchen
Vaterlandes erſchließt. Die außerordentlich niedrigen Preiſe ſchlie=
ßen
nicht allein die Flugpaſſage, ſondern auch Unterkunft und
Verpflegung ſowie die vorgeſehenen Eiſenbahn= und Poſtauto=
fahrten
, die Rundfahrt durch Nürnberg und den Ausflug nach
Rothenburg ein. Es laſſen ſich ohne Schwierigkeit auch längere
Aufenthalte in Freudenſtadt oder in Triberg ermöglichen.
Eine zweite Reiſe führt zu den Schönheiten des oſtpreußiſchen
Landes, das als Reiſeziel immer ſtärker in Erſcheinung tritt. Bon
Berlin bringt das Flugzeug die Reiſenden nach einem herrlichen
Flug über die pommerſche Seenplatte nach dem deutſchen Danzig,
das am zweiten Tag beſichtigt wird, während es am dritten nach
Zoppot, dem weltbekannten Seebad an der Danziger Bucht, geht.
Am vierten Reiſetag wird mit der Eiſenbahn nach Marienburg,
der Stadt des Deutſchen Ritterordens, gefahren, am fünften geht
es weiter zum Tannenberg=Denkmal, der Ruheſtätte des General=
feldmarſchalls
von Hindenburg, und nach Allenſtein. Der ſechſte
Reiſetag gilt der Schönheit der maſuriſchen Seen, die von Rud=
czanny
bis Lötzen mit dem Motorſchiff durchfahren werden. Am
ſiebenten Tage wird dieſe Fahrt nach Angerburg fortgeſetzt, von
wo aus die Eiſenbahn die Reiſenden nach Königsberg bringt.
Königsberg, die preußiſche Krönungsſtadt, bietet ſo viel Schönes,
daß die zur Verfügung ſtehenden zwei Tage kaum ausreichen. Am
zehnten Reiſetag ſtartet das Flugzeug auf dem Flughafen Devau,
um die Reiſenden wieder nach Berlin zurückzubringen.
Beide Reiſen bieten viele Reize und haben zugleich den Vor=
teil
, daß ſie ohne große Umſtände an jedem beliebigen Tage an=
getreten
werden können. Sie werden ſicherlich dazu beitragen,
daß Viele, die ſonſt das Schöne gern außerhalb der Reichsgrenzen
ſuchten, ihr Vaterland und ſeine Schönheiten kennen und lieben
lernen. Und nicht nur vom Boden aus, ſondern auch aus der viel
weiteren /erſpektive des Flugzeugs.

*Von der Gartenbau=Ausſtellung.
Die Arbeiten im Orangerie=Garken ſchreiten fort. Erſte Vorbereikungen für die
Deutſche Dahlienſchau im Prinz=Emils=Garken.

Seit wir hier das letzte Mal zwiſchen Stein= und Erdhaufen
herumkletterten und uns angeſichts weiter kahler Flächen er=
zählen
ließen, was da alles einmal wachſen ſollte, hat ſich
manches verändert hier im Orangeriegarten, das merken wir
gleich, als wir durch die ſchöne alte Allee hinaufgegangen ſind
und nun am Eingang ſeitlich vom Orangeriehaus einen durch
Spalierwände eingefaßten Hof betreten, der letztes Mal noch
nicht vorhanden war. Und nicht nur die Spalierwände ſind aus
der Erde gewachſen, ſondern auch auf den weiten Blumen=
feldern
rechts und links des breiten Mittelweges wächſt es nun
ſchon luſtig empor: in dem grünen Grund, den das Blattwerk
der Löwenmäulchen, Zinnien, Petuinien und Phlox ausmacht,
bilden nun ſchon die Blüten farbige Tupfen in weiß, rot, blau.
Wir können es uns beſonders reizvoll vorſtellen, wie hier einmal
das Weiß von Löwenmaul und Phlox mit dem Rot des Mittel=
weges
zuſammenklingen wird, wie uns der Gartengeſtalter, Herr
Hirſch beſchreibt. Ja, dieſe Löwenmäulchen und Phloxe haben
ihm allerhand Sorgen gemacht, die einen zeigten Krankheits=
erſcheinungen
, die anderen werden von Engerlingen heimgeſucht.
Pflanzen ſind eben nicht wie andere lebloſe Ausſtellungsgegen=
ſtände
, ſie können oft dem Ausſtellungsgeſtalter einen Strich durch
die Rechnung machen, ihn vor neue Probleme ſtellen. Um ſo
mehr geben ſie ihm aber auch Gelegenheit zum Beweis einer
beweglichen, wirklich ſchöpferiſchen Phantaſie!
Eine Ueberraſchung erleben wir weiter oben an dem großen
Rundbecken. Wie kalt lag das damals noch da! Heute hat es
ſchon einen dichten weißen Saum von Schafgarbe und Schierling.
Einen anderen Schmuck erhalten die kleinen Rundbecken: Schon
ſtehen die Ziertöpfe mit Petunien bereit, die die Umrandung
bilden ſollen. Hier iſt nichts nach einem beſtimmten Schema ge=
ſtaltet
, von den verſchiedenſten Seiten greift Herr Hirſch das
Problem der Gartengeſtaltung an, ſoll doch dieſe Ausſtellung
wie er immer wieder betont zur Diskuſſion anregen, ſoll nicht
nur den Fachmann, ſondern darüber hinaus jeden Gartenfreund
vor Neues ſtellen, dem er zuſtimmend oder ablehnend gegenüber=
treten
kann. So könnte man ſich vor allem denken, daß der
Gartenliebhaber nicht durch die 12 Höfe wandeln kann, ohne
aus irgendeinem eine Anregung mitzunehmen, an der er dann
zu Hauſe fortſpinnt, die er praktiſch weiterzugeſtalten verſucht.
Und damit hätte die Ausſtellung auch das Ihrige dazu beigetra=
gen
, Menſch und Pflanzen wieder einander näher zu bringen,
was der Vorſitzende der Deutſchen Geſellſchaft für Gartenkultur,
Herr Müller=Klein, als wichtigſte Aufgabe der nächſten
Jahre bezeichnet.
In unſerem vorigen Bericht vom Werden der Gartenbau=
Ausſtellung konnten wir wahrheitsgemäß nur einen einzigen
dieſer 12 Gartenhöfe als halbfertig ſchildern. Nun ſtehen ſie
bereits alle 12 fertig da. Das rötliche Lattenwerk der Umrah=
mungen
reckt ſich zwar noch betrüblich=kahl in die Lüfte, aber
ſchon liegen in manchen die Sandſtein= und Quarzitplatten, die
Klinker in immer neuen Zuſammenſtellungen; bald ſtrahlenför=
mig
angeordnet, bald ſtreng regelmäßig, bald in lockerer Unregel=
mäßigkeit
in den Boden gefügt. Auch große Kübelpflanzen ſind
z. T. eingefügt; eine Sonnenuhr wird den Mittelpunkt eines an=
deren
Hofes bilden; ein anderer wieder wird ein luſtiger Kinder=
ſpielplatz
werden, und ganz beſonders hübſch denken wir uns den
Hof, in deſſen Mitte wiederum ein kleines Waſſerbecken iſt. Bis

zur Ausſtellungseröffnung wird dann das Gitterwerk, das heute
noch ein bißchen raubtierzwingermäßig wirkt, ganz unter Ranken
verdeckt ſein. Die Laubengänge, die ſich links und rechts an die
Höfe anſchließen, haben heute mit ihren zeitungspapierumwickel=
ten
Pfoſten noch nichts Romantiſches an ſich, und doch denken wir
ſie uns einmal ſehr ſtimmungsvoll.
Noch einen Blick in den Silbergrauen Garten, der ſchon ſehr
ſchön und faſt fertig wirkt, und dann hinüber zu den Sommer=
blumenfeldern
, die jetzt ſchon als wunderbar farbig belebte Flä=
chen
daliegen, obwohl ſie erſt zur Ausſtellungszeit ihren vollen
Flor entfalten werden. Im Bauerngarten auf der oberſten Ter=
raſſe
entdecken wir als etwas Neues ſeit unſerem vorigen Beſuch
eine echte alte Pumpe und ein tadelloſes Miſtbeet, das ja nun
auch einmal dazugehört. Hinunter zum Kapuzinergarten brau=
chen
wir nun ſchon nicht mehr über ſchwanke Bretter, ſondern
benützen die breite neue Klinkertreppe. Die vielen kleinen Lat=
ten
, die wir letztes Mal in Bearbeitung ſahen, ſind unterdeſſen
zuſammengefügt und überdachen in runden Bogen den Weg rings=
herum
; bald werden ſie ganz mit der raſch wachſenden Kapuziner=
kreſſe
überrankt ſein, die heute ſchon auf den Mittelbeeten einen
üppigen grünen Teppich bildet.
Alle Schattierungen von Grün ſind drüben auch im Blatt=
pflanzen
=Garten zu ſehen, ſo recht ein Garten, der zum Ver=
weilen
und näherer Beobachtung einlädt heute ſchon, mit
Ausnahme der Wege, faſt vollendet.
Ehe wir den Orangeriegarten verlaſſen, werfen wir noch ein=
mal
einen Blick auf die weiten Blumenfelder des Mittelteils,
die von den mit Klinkern belegten Arbeitswegen durchzogen wer=
den
; überall wird geſchafft, gejätet, gegraben, geſprengt und be=
goſſen
. Viel Arbeit iſt ſchon getan, und viel bleibt noch bis zur
Eröffnung zu tun. Soll doch dieſe Ausſtellung, wie der Vor=
ſitzende
des Gartenbauvereins Darmſtadt, Dr. Heil, betont,
richtunggebend wirken und nicht eine Leiſtungsſchau einzelner
Ausſtellerfirmen, ſondern eine Werbung für die Idee
der Gartenkultur werden!

Unſer Weg führt uns noch hinüber in den Prinz=Emils= Gar=
ten
, wo man bereits eifrig mit den Vorbereitungen für die
Deutſche Dahlienſchau beſchäftigt iſt, die ja im Anſchluß
an die Gartenbau=Ausſtellung ſtattfindet. Es war, wie Herr
Hirſch erzählt, gar nicht ſo leicht, in den gegebenen Rahmen
des alten Parkes dieſe Schau hineinzukomponieren. Wir ſehen
ſchon die lockeren Gruppen niedriger Dahlienſorten, die hier und
da in die Raſenflächen eingeſtreut ſind. Ein beſonders ſchönes
Bild werden, ſchon vom Eingang an der Heidelberger Straße
aus. die Dahlien bieten, die den ganzen Hügelabhang vor dem
Schlößchen bedecken und in feinſter Abſchattierung von den zarte=
ſten
bis zu den tiefſten, ſatteſten Farben leuchten werden. Was
wir vorläufig davon ſehen, ſind allerdings nur viele, viele weiße
Holzſtäbe, an denen die Stauden angebunden ſind. Dasſelbe iſt
drüben längs der Mauer an der Hermannſtraße der Fall, wo be=
ſondere
Neuheiten und Seltenheiten gezeigt werden ſollen. Die=
ſes
Feld hat beſonders viel und mühſelige Vorarbeiten mit Tief=
pflug
und Egge erfordert, da hier der Boden voller Quecken ſaß.
Aber die ſpätere Pracht wird die Mühe voll lohnen. Bis Sep=
tember
haben dieſe 14 000 Dahlien, die hier im Prinz=Emils=
Garten blühen ſollen, ja noch Zeit!

Großkundgebung der NS-Volkswohlfahrt
auf dem Markkplatz.
800 Kinder aus Darmſtadt fahren an die Nordſee!
Wie bereits geſtern mitgeteilt worden iſt, verlaſſen am
Donnerstag abend 800 Buben und Mädels aus Darmſtadt und
Umgebung unſere Stadt, um im Rahmen der Kinderlandver=
ſchickung
der NS.=Volkswohlfahrt einen vierwöchigen Erholungs=
aufenthalt
im Gau Weſer=Ems anzutreten.
Gauamtsleiter Pg. Haug wird in einer großen Ab=
ſchiedsfeier
am morgigen Donnerstag, abends. 20.15 Uhr, auf
dem Marktplatz zu den 800 glücklichen Kindern, die mit einem
Sonderzug um 10 Uhr ihre Reiſe antreten, ſprechen.
Die Bevölkerung Darmſtadts, insbeſondere aber die Eltern
und Angehörigen der Kinder, ſind aufs herzlichſte eingeladen, ſich
zu dieſer Feierſtunde einzufinden.
Der Muſikzug der Motorſtandarte 50, der Muſikzug der HJ.,
Bann 115, und der Fanfarenzug des Jungvolkes werden vor der
Kundgebung auf dem Marktplatz konzertieren.
Im Anſchluß hieran werden die Eltern und Angehörigen der
kleinen Reiſenden, die Hitler=Jugend, das Jungvolk und ſämt=
liche
NSV.=Walter und =Helfer, ſowie die geſamte Bevölkerung
im gemeinſamen Zug durch die Rheinſtraße zum Hauptbahnhof
marſchieren und dort von den Ferienkindern Abſchied nehmen.
Ganz Darmſtadt nimmt an dieſer Abendfeierſtunde teil und
bekundet hiermit ſeine Verbundenheit mit der NS.= Volkswohl=
fahrt
und der ihr vom Führer geſteckten Ziele.

NIVEA‟
mild, leicht
schöunend,
9anz wundervoll
in, Geschmgek.

Heſſiſches Landesſtakiſtiſche Amt geſchloſſen
in der NSB.!
Das Höchſte aber, was mir Gott auf dieſer Welt gegeben
hat, iſt mein Volk, bekannte unter jubelnden Heilrufen Adolf
Hitler bei der gewaltigen Kundgebung am 1. Mai auf dem
Tempelhofer Feld und forderte erneut von allen Volksgenoſſen,
ob reich, ob arm, den Zuſammenſchluß zu einer einzigen großen
Volksgemeinſchaft. In dieſem Sinne melden wir, daß alle Be=
amten
und ſtändigen Angeſtellten des Heſſiſchen Landes=
ſtatiſtiſchen
Amtes geſchloſſen Mitglieder der NSV. ſind.
Wir wollen uns daher gerade in dieſen Tagen der großen
Werbeaktion 1935 wiederum an die Pflichten gegenüber der
Volksgemeinſchaft erinnern und an die denken, die noch auf der
Schattenſeite des Lebens ſtehen, für die die NS.= Volks=
wohlfahrt
als die einzige vom Führer geſchaffene und über
alle anderen einſeitig ausgerichteten Fürſorgevereine ſtehende
Organiſation im Sinne wahrer chriſtlicher Nächſtenliebe und
echtem Sozialismus arbeitet und ſorgt. Jeder Deutſche kann an
der Volksgemeinſchaft mitarbeiten und dadurch einen Teil ſeiner
Dankesſchuld an den Führer abtragen.
Wann können wir die nächſte Behörde, wann den nächſten
Betrieb melden?

Das Woogsfeſt auf den 17. Auguſt 1935 verlegt. Vom
Deutſchen Reichsbund für Leibesübungen, Ortsgruppe Darmſtadt,
wird mitgeteilt, daß das diesjährige Sommernachtsfeſt am Gro=
ßen
Woog wegen Terminſchwierigkeiten nicht, wie vorgeſehen, am
10. Auguſt, ſondern am Samstag, dem 17. Auguſt, ſtattfindet.

gehört zum großen Aufbruch unſeres Vol=
Der Arbeitsdienſt kes. Er iſt eine der deutſchen Heeres=
ſäulen
, die in eine glückliche Zukunft marſchieren, in kein
Paradies auf Erden, aber in ein Deutſchland, in dem ſich in
Arbeit und Ehre wieder leben läßt. Beſucht die Ausſtellung
Reichsarbeiksdienſt, ſein Wollen, ſein Erfolg
vom 7. bis 14. Juli 1935 im Landesmuſeum Wiesbaden.

Bis 15. Juli Wiederaufnahmemöglich=
keifen
abgelehnker Entſchuldungs=
verfahren
.

IPD. Bei der Durchführung des Geſetzes zur Regelung der
landwirtſchaftlichen Schuldverhältniſſe hat ſich gezeigt, daß in
vielen Fällen die Eröffnung beantragter Entſchuldungsverfahren
abgelehnt wurde oder auch eröffnete Verfahren wieder aufgehoben
wurden aus Gründen, die mit den geltenden Beſtimmungen und
dem Grundgedanken des Schuldenregelungsgeſetzes nicht vereinbar
waren. Vor Erlaß der 7. Durchführungsverordnung beſtand keine
Möglichkeit, den betroffenen Betriebsinhabern eine Schuldenrege=
lung
nach den Vorſchriften des Geſetzes zu ermöglichen. Dieſer
Tatbeſtand mußte von dem Betroffenen als ungerecht empfunden
werden. Die 7. Durchführungsverordnung zum Schuldenregelungs=
geſetz
hat die erforderlichen geſetzlichen Beſtimmungen zur Wieder=
aufnahme
zu Unrecht abgelehnter Entſchuldungsverfahren ge=
bracht
. Im Artikel 43 iſt folgendes beſtimmt:
Iſt vor Inkrafttreten dieſer Verordnung ein Antrag auf
Eröffnung des Entſchuldungsverfahrens oder ein Selbſtentſchul=
dungsantrag
abgelehnt oder ein eröffnetes Schuldenregelungs=
verfahren
aufgehoben worden, ſo kann das Entſchuldungsamt
auf Antrag des Betriebsinhabers die ergangene Entſcheidung
abändern, wenn ſie den geltenden Beſtimmungen nicht ent=
ſpricht
.
Der Antrag kann nur bis zum Ablauf des 15. Juli 1935 bei
dem zuſtändigen Amtsgericht geſtellt werden. Er iſt unzuläſſig,
wenn die frühere Entſcheidung ausſchließlich auf einem der im
§ 3 Abſ. 1 Nr. 1, 3 bis 6 des Geſetzes genannten Ablehnungs=
gründe
beruht. Danach iſt eine Wiederaufnahmemöglichkeit nicht
gegeben, wenn die Eröffnung des Verfahrens aus nachſtehenden
Gründen abgelehnt wurde:
1. Ueber das Vermögen des Betriebsinhabers iſt das Konkurs=
verfahren
eröffnet.
2. Der Betriebsinhaber hat Schulden im Hinblick auf die beab=
ſichtigte
Inanſpruchnahme des Entſchuldungsverfahrens auf=
genommen
.
3. Perſönlichkeit und Wirtſchaftsweiſe des Betriebsinhabers bie=
ten
nicht die Gewähr für eine erfolgreiche Durchführung des
Verfahrens.
4. Der Betriebsinhaber hat auf Entſchuldung verzichtet.
Iſt ein Entſchuldungsverfahren aus Gründen vorſtehender
Art nicht eröffnet oder aufgehoben worden, ſo beſteht keineWieder=
aufnahmemöglichkeit
. In allen anderen Fällen iſt die Wiederauf=
nahmemöglichkeit
gegeben. Es wird insbeſondere darauf hinge=
wieſen
, daß Anträge nur bis zum Ablauf des 15. Juli bei dem
zuſtändigen Amtsgericht geſtellt werden können.

* Das Glockenſpiel im Schloßhof ſpielt gegenwärtig alle ganze
Stunde den Marſch aus der Oper Die Zauberflöte von Mozart
und alle halbe Stunde O Jugendzeit, du grüner Wald, von
W. Baumgartner.

Auch in Zügen können Sie Telegramme aufgeben!
Es iſt zu wenig bekannt, daß auch während der Reiſe die
Möglichkeit beſteht, in den Zügen Privattelegramme aufzugeben.
In den nachſtehenden Zeilen ſollen deshalb kurz die Beſtimmun=
gen
wiedergegeben werden:
In allen Schnell=, Eil= und ſchnellfahrenden Perſonenzügen,
die aus Durchgangswagen gebildet ſind, können von den Reiſen=
den
gewöhnliche Privattelegramme in offener Sprache bis zu 20
Wörtern durch Vermittlung des Zugführers oder Schaffners auf=
gegeben
werden. Die Annahme im Zuge erfolgt auf Koſten und
Gefahr des Reiſenden nach Beſtimmungsorten in Deutſchland
und folgenden europäiſchen Nachbarländern: Belgien. Bulgarien,
Dänemark, der Freien Stadt Danzig, Eſtland, Frankreich, Groß=
britannien
, Italien, Jugoſlawien, Lettland, Litauen und Memel=
gebiet
, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Oeſterreich, Polen,
Rumänien, Schweden, Schweiz mit Lichtenſtein, Tſchechoſlowakei
und Finnland.
Sondervorſchreibungen, z. B. D Dringend Telegramme
in verabredeter oder chiffrierter Sprache und Preſſetelegramme
ſind ausgeſchloſſen. Für die richtige Angabe des Beſtimmungs=
ortes
und des Beſtimmungslandes trägt der Reiſende ſelbſt die
Verantwortung. Die Telegramme werden auf dem gewöhnlichen
Drahtwege weitergegeben. Das Zugbegleitperſonal gibt Tele=
grammvordrucke
an die Reiſenden ab, auf deren Rückſeite die Be=
dingungen
und Gebührenſätze wiedergegeben ſind,
Die Gebühren errechnen ſich aus der Wortzahl und dem Wort=
gebührenſatz
des Beſtimmungslandes. Auf der nächſten Halte=
ſtelle
des Zuges werden die Telegramme dem Fahrdienſtleiter
zur Weiterbeförderung übergeben.

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 10. Juli 1935

Aus der NSDAP.

Der Kreisleiter.
Kreisfunkwart. Am Donnerstag, dem 11. Juli 1935, findet
Funkwarteſitzung in der Rundfunkberatungsſtelle um 20.15 Uhr
ſtatt.
Bann 115 Peter Frieß.
Am Donnerstag, dem 11. Juli 1935, abends 20 Uhr, treten
die Junggenoſſen des Standortes Darmſtadt unter Führung des
Geff. Karl Ruppenthal auf dem Paradeplatz an.
Bekr.: Kundgebung auf dem Markiplak am Donners=
kag
, dem 11. Juli 1935, 20.15 Uhr.
Sämtliche NSV.=Walter und
=Helfer der Stadt Darmſtadt treten
bei ihren Ortsgruppen pünktlich
wie folgt an:

Ortsgruppe:
Beſſungen 19.00
Rheintor 19.15
Maintor, 19.15
Schloßgarten 19.15
Gutenberg 19.15
Gervinus 19.15
19.40
Mitte

Steinberg 19.30 Uhr Geſchäftsſtelle

Schillerplatz.
(Schuhhs. Jacob)
Die Kundgebung beginnt um 20.15 Uhr. Es ſpricht der Gau=
amtsleiter
der NSV., Pg. Bürgermeiſter Haug.

Die Deutſche Arbeitsfront

Kraft durch Freude.

Schumanntheater im Saalbau! Am Samstag, dem 13. Juli,
findet im Städtiſchen Saalbau der 2. Groß=Varieté=Abend des
Schumanntheaters ſtatt. Sichern Sie ſich jetzt ſchon Karten die
in den bekannten Vorverkaufsſtellen und in der Geſchäftsſtelle zu
haben ſind.
Neuerrichtete Vorverkaufsſtellen der Ortsgruppe Maintor:
Zigarrenhaus Seibert, Frankfurter Straße 7: Papierwaren=
geſchäft
Paul, Wendelſtadtſtraße 22: Metzgerei Kroß, Weiter=
ſtädter
Straße 14; Lebensmittelgeſchäft Schmitt, Viktoria=
ſtraße
53; Bäckerei Jäger, Dornheimer Weg.
Operetten=Spielzeit! Die Operettenſpielzeit wird am 19. Juli
mit Polenblut eröffnet. Anmeldungen für die fünf Vorſtel=
lungen
werden noch bis zum 11. Juli entgegengenommen.
Amt Schönheit der Arbeit. Die angekündigten illuſtrierten
Hefte. Schönheit der Arbeit durch Grünanlage ſind eingetroffen
und können auf der Kreisdienſtſtelle abgeholt werden.
Die neuen Sportkurſe der NSG. Kraft durch Freude beginnen.
Heute Mittwoch beginnen folgende neuen geſchloſſenen Sport=
kurſe

Reichsſportabzeichen: Männer und Frauen. Ort: Stadion der
Hochſchule. Zeit: 19.3020.30 Uhr.
Schwimmen: Nur für Frauen. Ort: Stadion der Hochſchule.
Zeit: 1819 Uhr.
Sportfechten: Männer und Frauen. Ort: Fechtſchule, Schloß=
gartenſtraße
11. Zeit: 2021 Uhr.
Tennis: Männer und Frauen: Ort: Stadion der Hochſchule.
Zeit: 18.3020 Uhr.
Reiten: Mittwoch=Kurs fällt aus.
Folgender offener Kurs findet heute ſtatt: Fröhliche Gym=
naſtik
und Spiele, nur für Frauen. Ort: Stadion der Hochſchule.
Zeit: 1920 Uhr. Beſorgt Euch das koſtenloſe Sportprogramm
für JuliSeptember. Erwerbt eine Jahresſportkarte zu 30 Pf.
Auskunft gibt in jedem Fall KdF., Bismarckſtraße 19, Telephon
Nr. 3330.
2. KdF.=Rheinfahrt nach Koblenz am 28. Juli 1935. Son=
derzug
: Darmſtadt=Hbhf. ab 6.50 Uhr. Sonderſchiff: Bin=
gen
ab 9.30 Uhr. Das Mittageſſen wird vor Ankunft in Koblenz
an Bord eingenommen. In Koblenz iſt Gelegenheit zur Stadt=
beſichtigung
(Deutſches Eck Ehrenbreitſtein), Muſik und Tanz
an Bord. Die Teilnehmerkoſten betragen einſchließlich Bahn=
und Schiffahrt, ſowie Mittageſſen 4,50 RM. (Kinder zahlen den
vollen Preis). Anmeldungen für die Rheinfahrt nehmen die
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichken

Nr. 187 Seite 5

Unſere Pflanzen in Sage und Brauchtum.

Alk=Darmſtadt

Verein für Ortsgeſchichte und Heimakkunde.
463. Veranſtaltung.
Es iſt eine alte deutſche Gewohnheit, die Natur in alle Lebens=
äußerungen
hereinklingen zu laſſen. Volkstum, Kunſt, Schrifttum
beweiſen das. Naturgebundenes Brauchtum, die Natur als Vor=
bild
der Kunſt in ihren mannigfachen Darſtellungsweiſen, Natur=
ſchilderung
in der Dichtung von den Märchen und Sagen der
älteſten Zeit an bis heute überall offenbart ſich das ſtarke Na=
turgefühl
des deutſchen Menſchen.
Nach dieſen einführenden Worten des 1. Vorſitzenden ſprach
Herr Dr. med. B. Günther über Unſere Pflanzen in Sage und
Brauchtum. Uns modernen Kulturmenſchen ſind Natur und Pflan=
zen
fremd geworden. Wir kennen die Pflanzen nur inſoweit, wie
wir ſie eſſen. Daß, ebenſo wie den menſchlichen Körper, auch die
Pflanze eine Seele regiert, iſt in Vergeſſenheit geraten. Unſere
Vorväter wußten mehr davon. Sie wußten, daß es Geiſter gab die
dem Menſchen nützten und ſchadeten, ſie wußten auch, daß es Pflan=
zen
gab, die dem Menſchen freundlich oder feindlich geſinnt waren.
Aus dieſer Erkenntnis leiten ſich die Sagen und Bräuche her. In
allen Sagen iſt das Beſtreben des Volkes ſpürbar, die Erſcheinung
und die Lebensgewohnheiten einer Pflanze zu deuten und zu er=
klären
. Aus den Bräuchen ſpricht das Wiſſen um die Eigenſchaften
der Pflanze und um ihre Anwendung in allerlei Lebenslagen.
Vom Stiefmütterchen erzählt die Sage, daß in ſeiner
Blüte eine Stiefmutter mit ihren eigenen und ihren Stiefkindern
verewigt ſei. In manchen Gegenden heißt dieſe ſchöne Blüte auch
Dreifaltigkeitsblume in Anlehnung an die Darſtellung des Gottes=
auges
in der Triangel. Das für uns ausdrucksloſe Penſée bedeutet
Pflanze des Gedächtniſſes, nämlich Liebesvrakel. Auch die Schlüſ=
ſelblume
oder Himmelsſchlüſſel iſt Liebes= und Heirats=
orakel
. In dieſe Blume hat ſich ein Schlüſſel verwandelt, den ein
Jüngling vom Teufel bekam, um den Himmel aufzuſchließen. Der
Himmelsſchlüſſel ſchließt das Tor zum neuen Leben im Frühling
auf. Eine Blume mit 7 Blütenblättern iſt eine Glücksblume. Die
Erdbeere iſt nach altem Glauben die Speiſe der armen Seelen.
Beim Sammeln heruntergefallene Früchte ſoll man nicht aufheben,
ſie ſind für die armen Seelen. In manchen Gegenden wird an den
Kruzifixen ein Beerenopfer niedergelegt. Die Mütter von geſtor=
benen
Kindern dürfen erſt nach Johanni Erdbeeren ſuchen, wenn
ſie nicht wollen, daß ihre abgeſchiedenen Kinder Hunger leiden
müſſen. Die Tatſache, daß die Erdbeere nicht ſättigt, hat man ſich
ſo erklärt. Chriſtus begegnete einmal einem Kräuterweiblein, das
Erdbeeren in einem Korb trug. Auf ſeine Frage, was in dem Korb
ſei, antwortete es: Nichts. Da ſagte Chriſtus: Dann ſoll es aber
auch wirklich nichts ſein. Die Himbeere, eigentlich Hindebeere

(Hinde Hirſchkuh) iſt die Beere der Frauen, die Brombeere
oder Hirſchbeere die der Männer. Die Brombeere hat die Eigen=
ſchaft
, mit ihren Dornranken die Vorübergehenden feſtzuhalten
Es geht die Sage, ſie ſei früher ein Krämer geweſen, der viel auf
Kredit gegeben und deshalb Pleite gemacht habe. Darum ver=
ſuche
ſie jetzt, jeden feſtzuhalten, um doch noch zu Geld zu kommen.
Wer krank iſt und unter einer Brombeerranke durchſchlüpft, dem
nimmt der Strauch die Krankheit. Die Schlehe war, wie Funde
in den Pfahlbauten beweiſen, ein Hauptnahrungsmittel der Ur=
zeitmenſchen
. Chriſti Dornenkrone war aus Schlehenzweigen ge=
wunden
. Weil die Schlehe bei der Kreuzigung weinte, darf ſie als
einer der erſten Sträucher blühen. Ein Zweig von ihr zu beſtimm=
ter
Zeit gebrochen, ſchützt den Zimmermann vor Splitterverletzun=
gen
. Die Birke hält die Hexen fern. Man ſtellt ſie in der Wal=
purgisnacht
vor die Türen. Bis die Hexen die vielen kleinen Blät=
ter
gezählt hatten, war ihre Zeit um und ihre Macht gebrochen.
Schläge mit Birkenreiſern halten Krankheiten fern. Gerade an
dieſem Brauch zeigt ſich, daß Brauchtum nicht primitiver Zauber=
glaube
war, ſondern durch Beobachtung und Erfahrung begründet
und geübt wurde. Die Schläge erzeugen Blutungen die gerade
im Frühjahr für den Körper ſehr vorteilhaft ſind. Die moderne
Medizin erzeugt allerdings auf anderem Wege dieſe Blu=
tungen
aus derſelben Abſicht heraus. Der Holunder iſt gleich=
ſam
die Apotheke des mittelalterlichen Bauern. Alles wußte er zu
gebrauchen: Blüte, Beeren, Blätter, Wurzel, Rinde. Vor dem
Holunder ſoll man den Hut abnehmen. Wer ihn umhaut, öffnet
den Krankheiten die Tür. Der Strauch rieche nach Leichen, ſagt
das Volk, weil ſich Judas an einem Holunderbuſch erhängt habe.
Vor dem Wachholder ſoll man niederknien. Er iſt das Gegen=
mittel
gegen die Peſt. Unter dem Walnußbaum ſammeln ſich
Hexen und böſe Geiſter. Zum Schlafen ſoll man ſich nicht unter
einen Nußbaum legen. Auch das Gras, das unter ihm wächſt, darf
man nicht verfüttern. Der Nußbaum iſt aus den Mittelmeerländern
nach Deutſchland gekommen, er iſt alſo ein Fremdling in Deutſch=
land
. Daher die volkstümliche Bezeichnung Wälſchnuß und die
Verbindung mit den böſen Geiſtern. Peterſilie, Fenchel,
Kümmel und Dill ſind den böſen Geiſtern unangenehm. Die
Peterſilie braucht deshalb ſo lang bis ſie aufgeht, weil ſie ſich
erſt in Rom die Erlaubnis holen muß. Kümmel im Brot verſcheucht
die Unholden. Rosmarien, der in keinem Baumgarten fehlt,
iſt die Hochzeits= und Todespflanze.
Es wäre noch von vielen Pflanzen zu erzählen geweſen, aber
das was Herr Dr. Günther ſo beſeelt vorgetragen hat, war Be=
weis
genug für die deutſche Naturliebe. Dieſe Naturverbundenheit
iſt ſo beglückend, weil ſie hinführt zu den Uranfängen alles Seins
und zugleich die tiefen Zuſammenhänge zwiſchen Menſch und Natur
offenbart. Möchte doch unſere Zeit mit ihrem aufgeſchloſſenen Sinn
für Sage und Brauchtum ein Segen für die Kommenden werden.
Sie ſollen wieder erfahren, was lang vergeſſen war, ſie ſollen
wieder nach Sagen leben, aber nicht nach außen, ſondern nach
innen.
Stz.

das jeder Teilnehmer ausfüllen muß, iſt im Monatsprogramm=
heft
für Juli enthalten. Preis des Heftes 0,10 RM.)
KdF.=Wanderungen am 14. 7. 35. Fußwanderung
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Rückfahrt erfolgt mit der Bahn ab Langen. Ruckſackverpflegung
iſt mitzubringen. Treffpunkt: 7.30 Uhr Kranichſteiner Str.,
Ecke Schlageterſtraße. Teilnehmerkoſten: 0.,80 RM. ( Vor=
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iſt nicht erforderlich!) Fußwanderung durch
den Speſſart. Bahnfahrt nach Aſchaffenburg, dem bayeriſchen
Nizza. Von hier aus Fußwanderung über das bekannte Schloß
Meſpelbrunn nach dem reizenden Elſavatal. Rückfahrt mit der
Elſavabahn, ObernburgAſchaffenburg. Ruckſackverpflegung iſt
mitzubringen. Anmeldungen bei der Kreisdienſtſtelle, Bismarck=
ſtraße
19. Teilnehmerkoſten und Treffpunkt werden noch recht=
zeitig
bekanntgegeben.)
Darmſtädker! Erſcheink in Maſſen
zu der Groß=Kundgebung der NSB. morgen
Donnerskag, 20.15 Uhr, auf dem Markkplak!
Der Gauamtsleiter der NSV., Pg. Bürgermeiſter Haug, ſpricht!

Was die Lichtſpiel=Theaker bringen.

meine Frau mit Lil Dagover, Paul Hörbiger und Theg
Lingen in den Hauptrollen.
Die Helia=Lichtſpiele zeigen heute letztmals Die Schatz=
inſel
mit Wallace Beery und Jackie Cooper in den Haupt=
rollen
. Regie Victor Fleming.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen nur noch heute und morgen
den ſpannenden Ufa=Film Die Schloßherrin vom Liba=
non
mit Jan Murat und Mlle. Spinelly in den Hauptrollen.
Belida zeigt am 10. Juli (nur noch heute und morgen)
den Kriminal=Großfilm Der Fall Baskerville‟ (Wenn die Maske
fällt).
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Zuſammenkunft. Donnerstag, den 11. Juli: Singen.

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(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
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heutige Damenchorprobe muß ausfallen. Ferien bis 19. Auguſt.
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[ ][  ][ ]

Mittwoch, 10. Juli 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 187 Seite 4

Aus Heſſen.

Er. Wixhauſen, 9. Juli. Monats=Appell. Die hieſige
Ortsgruppe der Deutſchen Arbeitsfront veranſtaltete ihren monat=
lichen
Amtswalter=Appell. Ortsgruppenwalter Pg. Schlapper=
öffnete
den Appell und gedachte des verſtorbenen Mitarbeiters
Georg Dintelmann, der als Kaſſen= und Schriftwart in der Orts=
gruppe
tätig war. Pg. Adorf, der Redner des Abends brachte
hierauf in ſeinen Ausführungen u. a. zum Ausdruck: Wir als
Amtswalter der Bewegung, unſeres Führers haben keine Zeit,
auszuruhen. Wenn wir als die unterſten Amtswalter und Träger
der Bewegung unſeren Dienſt nicht im Sinne des Führers aus=
führten
, dann könnte ſein Werk nicht vollendet werden. Wir
müſſen unſere ganze Perſon für unſeren Führer und Deutſchland
einſetzen. Wir müſſen Erziehungsarbeit weitertreiben, um das
Volk in eine Einheit zu ſchmieden. Es folgte eine allgemeine
Ausſprache.
Dg. Arheilgen, 9. Juli. Freiwillige Feuerwehr.
Auf dem Kreisfeuerwehrtag in Erzhauſen wurden für 45jährige
treue Dienſtzeit die Arheilger Kameraden Peter Völger 8., Franz
Hahn 5., Johannes Anthes, Peter Gimbel und Peter Kunz mit
dem Ehrenkreuz des Heſſiſchen Landesfeuerwehrverbandes
ausgezeichnet. Geſtern abend fand eine Uebung unſerer
geſamten Wehr ſtatt. Als Brandobjekt war die Scheune des An=
weſens
Andres in der Darmſtädter Straße angenommen. Die
Uebung ſtand unter Leitung der beiden Brandmeiſter Repp und
Knöbel und nahm einen glatten Verlauf. Im Anſchluß an
das Einbringen der Geräte marſchierte die Wehr unter Voran=
tritt
der Feuerwehrkapelle nach dem Wehrlokal Zur Sonne, wo
Oberbrandmeiſter Gimbel die vorgeführte Uebung einer kriti=
ſchen
Würdigung unterzog. Die Schulkameraden des
Jahrgangs 1874 unternahmen eine ſchöne Autofahrt, an der
ſich über 50 Kameradinnen und Kameraden beteiligten. Ueber
Roßdorf, Reinheim, Michelſtadt und Eulbach ging es nach Erbach,
wo eine kurze Raſt eingelegt wurde. Dann führte die Fahrt wei=
ter
über Amorbach (Beſichtigung der Kirchen) nach dem Endziel
Miltenberg a. M., von wo aus ſpäter die Heimfahrt angetreten
wurde.
Griesheim, 9. Juli. Bettlern zur Warnung. Ein
Bettler, der ſich am Sonntag hier herumtrieb, wurde auf Veran=
laſſung
eines Einwohners, dem er frech und aufdringlich entgegen=
trat
, von der Polizei geſtellt und feſtgenommen. Bei ſeiner Feſt=
nahme
hatte er einen Betrag von nahezu 15 RM. bei ſich, den er
zum größten Teil hier zuſammenbettelte. Er wurde geſtern vor=
mittag
dem Richter vorgeführt und erhielt wegen verbotenen Bet=
telns
eine Haftſtrafe von ſechs Wochen. Die theologiſche
Prüfung beſtanden. Vor der Prüfungskommiſſion für die
evangeliſche Landeskirche Naſſau=Heſſen beſtanden am Donnerstag,
den 4. Juli, 21 Kandidaten die erſte theologiſche Prüfung. Unter
ihnen befand ſich auch Heinz Schäfer, Sohn des Photogra=
phen
Auguſt Schäfer, Oberndorferſtr. 4, hier.
Traiſa, 9. Juli. Pfundſammlung. Die NSV. führt
heute die allmonatliche Pfundſammlung durch. Da die geſammel=
ten
Lebensmittel für das Zeltlager der HJ. bzw. des JV. be=
ſtimmt
ſind, wird um reiche Gaben gebeten.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 9. Juli. Engerlinge. In der letzten
Zeit wurde in vielen Gärten und Ackergrundſtücken die Wahrneh=
mung
gemacht, daß die Pflanzen abgewelkt oben aufliegen. Bei
näherer Unterſuchung ergab ſich, daß Engerlinge die Pflanzen=
wurzeln
abgefreſſen haben. Die Plage tritt in hieſiger Gemeinde
ſo ſtark auf, daß es an der Zeit iſt, etwas dagegen zu unterneh=
men
. Am wirkſamſten iſt, bei den erſten Anzeichen des Abwelkens,
die Pflanzen tief auszuhacken und die darunter befindlichen
Engerlinge abzutöten. Der angerichtete Schaden iſt enorm hoch,
namentlich die Erdbeeranlagen haben ſehr ſtark gelitten.
G. Ober=Ramſtadt. 9. Juli. NSV.= Kinderlandverſchik=
kung
. Die aus Kurheſſen hier untergebrachten 11 Kinder gehen
am Mittwoch dieſer Woche nach fünfwöchigem Erholungsaufent=
halt
wieder in ihre Heimat zurück. Sie haben ſich in Ober= Ram=
ſtadt
recht gut erholt und Gewichtszunahmen bis zu 15 Pfund zu
verzeichnen.
Cg. Reinheim, 9. Juli. Verkehrsunfälle. Am Sams=
tag
ereignete ſich auf der Landſtraße nach Spachbrücken, etwa in
Höhe des Einfahrtsweges zum Sägewerk Burger, ein Unfall.
Oberſturmführer Rob. Mürdter ſaß als Sozius auf dem Motor=
rad
des Kam. Karl Volz, welcher mit einem Ueberauer jungen
Mann zuſammenſtieß. Volz iſt ſchwerer verletzt (Schädelbruch),
Oberſturmführer Mürdter leicht, Keil ſoll einen Knöchelbruch er=
litten
haben. Alle befinden ſich im Krankenhaus in Darmſtadt.
Ebenfalls verunglückte der Vertreter des hieſigen Arztes Dr. Jan=
ſen
, Schellenberger, bei Brensbach mit ſeinem Beifahrer; beide
liegen im Krankenhaus. Vorgeſtern fand auf der Ernſt= Lud=
wigs
=Höhe bei Reinheim das Sommerfeſt des Odenwaldklubs
ſtatt, wobei die Kinder zu ihrem Recht kamen, durften ſie ſich doch
in heiteren Spielen ihre Preiſe holen. Gleichzeitig ſaßen die Alten
in reger Unterhaltung auf den Bänken, um ſich die Erfriſchungen
von Klubwirt Stahl und Kaffee Hanemann munden zu laſſen.
Fe. Reichelsheim, 8. Juli. Die Rechnung der Ge=
meinde
Reichelsheim liegt acht Tage auf der Bürgermeiſterei
offen und können Einwendungen während dieſer Zeit zu Proto=
koll
gegeben werden.
r. Babenhauſen, 8. Juli. Eine großangelegte Schau= und
Alarmübung fand am Sonntag vormittag unter Mitwirkung
der Freiw. Sanitätskolonne dahier ſtatt. Zum Brand=
objekt
war die Dreſchhalle gewählt worden. Während eines
Gewitters ſteht ſie bei ſchwülem Sommerwetter in vollem Betrieb.
Der Blitz ſchlägt ein, zündet, und im Nu ſteht die Halle mit ihren
reichen Vorräten in Flammen. Die Landwirte, die verſuchen, ihre
Getreidevorräte noch in Sicherheit zu bringen, ſchweben in größ=
ter
Gefahr. Um 8,17 Uhr ließ Oberbrandmeiſter Heinlein, der
die ganze Uebung leitete, alarmieren, und ſchon 4 Minuten dar=
auf
war die Feuerwehr und gleich darxauf die Sanitätskolonne mit
ihrem Gastrupp zur Stelle. Mit drei Schlauchleitungen, die
der ſchmucke, neue Benzkraftwagen raſch herbeigebracht hatte, und
der Motorſpritze wurde das Feuer bekämpft und auf ſeinen Herd
beſchränkt. Die Sanitätskolonne, geführt von den Herren W.
Mahla und A. Willand, arbeitete gemeinſam mit der
Feuerwehr mit gewohnter Ruhe, Sicherheit und Schlagfertigkeit.
Die Verletzten werden zum nahen Notverbandsplatz gebracht, dort
ſachgemäß behandelt und verbunden. Die Uebung zeigte erneut,
daß unſere Gemeinde im Ernſtfalle auf zwei einſatz= und opfer=
bereite
Mannſchaften verfügt.
Ci. Erbach. 9. Juli. Ehrung der Glockenſpenderin.
Im Anſchluß an die Feier der Glockeneinweihung fand im Ge=
meindehausſaale
eine gemeinſame Sitzung der Kirchenvorſtands=
mitglieder
mit denen der Kirchengemeindevertretung und dem
Patron der hieſigen Kirche, Sr. Erlaucht dem Grafen Konrad,
ſtatt, die von der Muttergemeinde und den verſchiedenen Filialen
ſtark beſucht war. Herr Stadtpfarrer Hahn gab nochmals einen
kurzen Ueberblick über das Werden der großherzigen Spende,
würdigte das Werk der nunmehr Verſtorbenen, deren Todesnach=
richt
gerade hier einlief, als ſich die Gemeinde zur Einweihungs=
feierlichkeit
ſammelte und machte den Vorſchlag, der toten Spende=
rin
zum Gedächtnis alljährlich am Abend ihres Todestages mit
ihren geſtifteten Glocken läuten zu laſſen, was einſtimmig zum
Beſchluß erhoben wurde. Nach Feſtſetzung einer neuen Geläuteord=
nung
wurde die ſinnige Trauerkundgebung geſchloſſen.
Em. Heppenheim a. d. B., 9. Juli. Auf der falſchen
Seite vom Fuhrwerk geſtiegen und unter ein
Auto geraten. An der evangeliſchen Kirche ſtieg die Frau des
Landwirts Mitſch aus Hambach, da ſie noch eine Beſorgung
machen wollte, vom ins Heu fahrenden Fuhrwerk ab, jedoch auf
der Seite der Fahrbahn, ſtatt auf der Seite des Bürgerſteigs, und
geriet in ein Perſonenauto, von dem ſie trotz ſofortigen Bremſens
und Ausweichens überfahren und ſchwer verletzt wurde. Die Frau
wurde dem Krankenhaus in Bensheim zugeführt, wo ſie in ſehr
ernſtem Zuſtand darniederliegt. Einen gewaltigen Ge=
burtenüberſchuß
hatte unſere 9000 Einwohner zählende
Stadt im Monat Juni aufzuweiſen. 21 Geburten, davon 15 männ=
liche
und 6 weibliche, ſtehen nur 3 Sterbefällen gegenüber. Vier
Ehen wurden geſchloſſen.
Am. Biebesheim, 7. Juli. Am Samstag abend konnten im
Saale des Rathauſes wiederum eine Anzahl Ehrenkreuze zur
Austeilung kommen. Durch Ortsgruppenleiter und Bürgermeiſter
Geipert erhielten insgeſamt 56 Frontkämpfer und Kriegsteilneh=
mer
das Ehrenzeichen. Am Sonntag morgen fand eine In=
ſpektion
der Feuerwehr durch Kreisfeuerwehrinſpektor
Schildgen Groß=Gerau ſtatt. Nachdem der Ortsfeuerwehrkomman=
danr
Schnauber die vollzählig angetretene Wehr gemeldet hatte,
erfolgte zunächſt eine eingehende Beſichtigung, um daran anſchlie=
ßend
einen Brandangriff durchzuführen. Als Objekt hierzu hatte
man die Eiſen= und Drahtwaren=Fabrik Böttiger u. Co. auser=
ſehen
. Der Angriff wurde zur Zufriedenheit ausgeführt, die Wehr
war ſchnellſtens zur Stelle.
Gernsheim, 9. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
8. Juli: 2.00 Meter, am 9. Juli: 191 Meter.

Vom großen Beerfelder Markt.
Der 2. Tag: Pferde=, Fohlen= und Zuchlviehmarkk und Prämiierung.

Das ſprichwörtliche Marktwetter war auch am 2. Tage hold
und lockte eine Menge auswärtiger Marktbeſucher an. Auf dem
Marktplatz, um die Kirche, in der Marktſtraße und auf dem Metz=
keil
herrſchte das übliche Markttreiben, wie man es bei ähnlichen
Veranſtaltungen größeren Stils zu ſehen gewohnt iſt. Nachmit=
tags
war in der Marktſtraße kaum durchzukommen. Am Ende der
Sprengerſtraße häuften ſich die Kaufgelegenheiten wieder. In der
Nähe der Turnhalle bot das Hüttenwerk Michelſtadt eine ſehr
reichhaltige Ausſtellung landwirtſchaftlicher Maſchinen. Gebrüder
Kirſch, Meckesheim=Heidelberg, ſtellten in beſchränkter Menge aus,
Jakob Kredel von hier hatte einen Silo aufgeſtellt und empfahl
ſich in Wagen= und Silobau. In der Nähe konnte man auch die
für die Pferdemarktverloſung beſtimmten Gegenſtände beſichtigen.
Auftrieb, Prämiierung und Handel.
In den Morgenſtunden begann der Auftrieb und zog ſich hin
bis gegen 9 Uhr. Um dieſe Zeit hatte die Kapelle die offiziellen
und auch viele der anderen Marktbeſucher am Bahnhof abgeholt,
erſtere zu einer kurzen Raſt, und dann nach dem Viehmarktplatz ge=
leitet
, wo nun die Kommiſſionen ihre ſchwierige Arbeit begannen.
Der Auftrieb war an Zahl erheblich ſchwächer als ſeither, näheres
darüber enthalten die Anſprachen, von denen ſpäter die Rede iſt.
Bei den Kommiſſionen fah man folgende Herren als Beſucher auch
des Rennens am erſten Tag: S. Erl. Graf Konrad zu Erbach=
Erbach und Landesſtallmeiſter a. D. Schörke, S. Erl. Erbgraf
Alexander, vom Reichsnährſtand Dr. Seeger, vom Kreisamt Er=
bach
Kreisdirektor Dr. Werner und Regierungsrat Dr. Eibach,
wie tags zuvor beteiligte ſich wieder Landwirt Nahm an den Ar=
beiten
, heute auch Fritſch=Dielshofen.
*
Gegen 11 Uhr war Reichsſtatthalter Sprenger mit ſeinem
Stab auf dem Metzkeil von den dort angetretenen Formationen und
der Standartenkapelle empfangen und nach dem Auftriebsplatz ge=
leitet
worden, unterwegs und dort lebhaft begrüßt von allen
Volksgenoſſen. Unter der Führung von Bürgermeiſter Löb und
begleitet von vielen vollzog Reichsſtatthalter Sprenger einen
Rundgang und zeigte lebhaftes Intereſſe für alles. Nach Rückkehr
zur Bühne wurde
die Preisverteilung
von Herrn Bürgermeiſter Löb mit einer Anſprache eingeleitet.
Redner begrüßte zunächſt den Herrn Reichsſtatthalter namens der
Stadt Beerfelden und gab dem Dank Ausdruck für die hohe Ehre,
die uns durch deſſen Beſuch widerfuhr. Der Markt reihe ſich ſeinen
Voxgängern würdig an, wenn er auch ein etwas anderes Bild
darbiete. Der Auftrieb ſei beeinflußt, von den neuen Richtlinien
des Reichsnährſtandes, welche nicht das Kleine, ſondern das Große
im Auge haben. Die Regierung ſetze alles daran, den Bauernſtand
zu heben, ihr und dem Führer wollen wir folgen. In das Sieg=
Heil auf denſelben wurde begeiſtert mit eingeſtimmt.
Anſchließend nahm
Reichsſtatthalter Sprenger
das Wort. Er erinnerte an früher Geſchehenes und an das, was
gegen den Antiſemitismus eingewendet wird. Als Beerfelden im
Jahre 1924 gut gewählt hatte und ein judenfreier Markt einge=
führt
wurde da drohten Juden, den Viehmarkt zunichte zu machen
durch Einſchleppung der Maul= und Klauenſeuche. Eine ſtark be=
ſuchte
Bauernverſammlung aber bot ihnen die Stirn. Die Regie=
rung
will den Markt unterſtützen, für den nächſten Markt wird es
angemeſſene Ehrenpreiſe für die Züchter geben. Jeder Bauer muß
ſich an chriſtliche Händler halten, die ihn ſicher nicht ſchlechter be=
dienen
als der Jude. Der Bauer muß mit der Stadt Hand in
Hand gehen, der Zwiſchenhandel muß eingeſchränkt werden zum
Wohle beider. Wenn der Bauer Meiſter im Geſchäft iſt, geht es
vorwärts er muß nur mit jeder Faſer ſeines Herzens an ſeiner
Scholle hängen. Er iſt der freieſte Mann und muß ſich ſeiner
Kraft bewußt ſein. Aus dem Bauernſtand ſind hervorgegangen Ar=
beiter
, Facharbeiter Beamte uſw., ihm obliegt die ſtete Verjüngung
des Geſamtvolkes. Wir alle müſſen in Treue zu dem Aufbauwerk
des Führers ſtehen, er hat uns den Weg gewieſen, gehen wir mit
ihm. Die Anſprache wurde öfters von Beifall unterbrochen und
lebhafter Beifall folgte ihr.
Die Preisverteilung leitete als Vertreter des Reichsnähr=
ſtandes
Dr. Seeger ein. Er dankte allen, die zum Gelingen des
Marktes beitrugen und beſonders dem Herrn Reichsſtatthalter für
ſeine eindrucksvollen Ausführungen. Was man hörte, muß in die
Tat umgeſetzt werden, auf dem Gebiet der Zucht muß gearbeitet
werden. Die guten Anfänge müſſen im kommenden Jahr einen
weiteren Fortſchritt zeigen. Der Erfolg der Zucht beſteht nicht in
der Zahl, ſondern im Werte derſelben. Der Bauer muß die Re=
gierung
unterſtützen in dem Beſtreben, vom Ausland unabhängig
zu werden. Auf Stänkereien darf man nicht hören. Ueber den
Auftrieb hörte man folgendes: Der Auftrieb in Warmblut war
gut, in Kaltblut hätte er reger ſein dürfen. Fleckvieh zeigte einen
gewaltigen Fortſchritt, Rotvieh hielt ſich auf der gewohnten Höhe.
Bedauerlich war das Fehlen an Zuchtſchweinen. Ziegen waren
ſchwach vertreten, nur Groß=Umſtadt hatte gut beſchickt. Noch viel
Beherzigenswertes für den Viehzüchter wußte Redner demſelben zu
ſagen, um dann zur Preisverteilung zu ſchreiten.
Die Ergebniſſe der Preisverteilung:
Prämiierungsliſte.
Pferde (Kaltblut).
1. Mutterſtuten mit Fohlen: 1. Preis: Joh. Adam Schäfer,
Airlenbach. 2. Derſelbe; Balthaſar Nicklas, Groß=Gumpen; Friedr.
Adam Ihrig Beerfelden.
2. Dreijährige Stuten und Hengſte: 2. Preis: Georg Kaiſer,
Airlenbach.
3. Zweijährige Hengſt=, Stuten= und Wallachfohlen: 1. Preis:
Ludwig Hörr, Unter=Moſſau. 2. Preis: Otto Müller, Kailbach.
3. Balthaſar Nicklas, Groß=Gumpen.
4. Familien, Mutterſtuten mit mindeſtens zwei Nachkommen:
2. Preis: Balthaſar Nicklas, Groß=Gumpen. 3. Preis: Friedrich
Adam Ihrig, Beerfelden.
Händlerpferde: 1. Preis: Bernhardt Pullmann, Gr.=Zimmern.
2. Preis: Karl Buſch, Griesheim. 3. Preis; Albert Delp, Kirch=
Beerfurth; Gebr. Diehl, Schaafheim.
Pferde (Warmblut).
1. Mutterſtuten mit den im laufenden Jahr gefallenen Fohlen:
1. Preis: Ph. Hotz, Gammelsbach. 2 Preis: Gg. Siefert, Etzean.
3. Preis: Michel Wilhelm. Beerfelden. 3b=Preis: Adam Beckmann,
Rothenberg. 3c=Preis: Wilhelm Siefert, Ober=Sensbach. An=
kennung
: Adam Siefert, Airlenbach.
2. Dreijährige Stuten und Hengſte: 1. Preis: Georg Siefert,
Etzean. 3. Preis; Philipp Hotz, Gammelsbach. Anerkennung: Gg.
Breunig, Unter=Waldmichelbach.
3. Hengſt=, Stut= und Wallachfohlen (zweijährig): 1. Preis:
Ph. Schönberger, Groß=Bieberau. 2. Preis: Wilhelm Michel, Beer=
felden
. Za=Preis: Georg Helm, Airlenbach. 3b=Preis: Joh. Adam
Siefert, Airlenbach. 3c=Preis: Adam Bär, Langen=Brombach. An=
erkennung
: Ludwig Sattler, Airlenbach; Joh. Peter Walther,
Würzberg.
4. Familien: Mutterſtuten mit mindeſtens zwei Nachkommen:
1. Preis: Georg Siefert, Etzean. 2a=Preis: Philipp Hotz, Gam=
melsbach
. 2b=Preis: Wilhelm Michel, Beerfelden. 2c=Preis: Gg.
Helm, Airlenbach.
Rindvieh.
Klaſſe 1, Gemeindefaſel: 1. Preis: Gemeinde Airlenbach.
Klaſſe 2, Fleckvieh: 1. Preis: Adam Siefert, Airlenbach,
Wilhelm Michel, Beerfelden; 2. Preis: Ludwig Kredel, Airlen=
bach
, Wilhelm Michel, Beerfelden; 3. Preis: Ludwig Kredel,
Airlenbach. Johann Adam Schäfer, Airlenbach. Anerkennung:
Adam Siefert, Airlenbach, Ludwig Kredel, Airlenbach (zweimal),
Karl Zimmermann, Beerfelden, Leonhard Holſchuh, Beerfelden.
Klaſſe 3, Kühe bis 2 Kälbern: 1. Preis: Ludwig Kredel,
Airlenbach, Wilhelm Michel, Beerfelden: 2 Preis: Ludwig Kre=
del
, Airlenbach; 3. Preis: Wilhelm Michel, Beerfelden, Ludwig
Siefert und Adam Siefert, Airlenbach. Anerkennung: Wilhelm
Michel, Karl Zimmermann (zweimal), Leonhard Holſchuh, Beer=
felden
.
Klaſſe 4, Fleckvieh: Rinder ſichtbar trächtig. 1. Preis: Ludwig
Kredel, Airlenbach: 2. Preis: Johann Adam Schäfer, Airlenbach,
Ludwig Siefert, Airlenbach: 3. Preis: Karl Zimmermann, Beer=
felden
. Anerkennung: Karl Zimmermann, Beerfelden

Klaſſe 5, Familien, beſtehend aus einem Muttertier und min=
deſtens
2 von dieſen ſtammenden über 1 Jahr alten Nachkommen:
1. Preis: Ludwig Kredel, Airlenbach. Anerkennung: Karl Zim=
mermann
, Beerfelden. 3. Preis: Karl Zimmermann, Beerfelden;
Anerkennung: Leonhard Holſchuh, Beerfelden.
Klaſſe 6, Sammlungen Ortsfachgruppe: Ortsfachgruppe Air=
lenbach
1. Preis, Ortsfachgruppe Beerfelden 2. Preis.
Klaſſe 6a, Sammlungen von Züchtern, beſtehend aus 6 Stück
Großvieh, darunter mindeſtens 3 Kühen: 1a=Preis: Wilhelm
Michel, Beerfelden, 1b=Preis: Ludwig Kredel, Airlenbach, 3a=
Preis: Holſchuh, Beerfelden, 3o=Preis: Karl Zimmermann, Beer=
felden
.
Rotvieh.
Klaſſe 1, Gemeindefaſel: 1. Preis: Gemeinde Airlenbach.
Klaſſe 2, Kühe mit 3 und mehr Kälbern: 1. Preis: Johann
Adam Siefert, Airlenbach; 2., 3a= und 3o=Preis: Georg Helm,
Airlenbach.
Klaſſe 3, Kühe mit zwei Kälbern. 1., 2. und 3. Preis: Joh.
Adam Siefert, Airlenbach, 3. Preis: Georg Helm, Airlenbach
(zweimal). Anerkennung: Georg Helm, Airlenbach (zweimal),
Wilhelm Siefert 3., Airlenbach; Weggeld: Georg Helm, Airlen=
bach
(zweimal)
Klaſſe 4, Odenwälder Rotvieh: Rinder, ſichtbar trächtig: 1a=
Preis: Georg Helm, Airlenbach, 1b= und 3a=Preis: Wilhelm Sie=
fert
3., Airlenbach, 3b=Preis: Johann Adam Siefert, Airlenbach.
Weggeld: Georg Helm, Airlenbach.
Klaſſe 5, Familien, beſtehend aus Muttertier und mindeſtens
zwei von dieſen ſtammende über 1 Jahr alte Nachkommen: 1a=
Preis: Johann Adam Siefert, Airlenbach, Georg Helm, Airlen=
bach
; 3 Preis: Georg Helm Airlenbach.
Klaſſe 6, Sammlungen Ortsfachgruppe, beſtehend aus einem
im Dienſt befindlichen Zuchtfaſel und mindeſtens 10 Stück Groß=
vieh
, darunter mindeſtens 10 Kühen: 1. Preis: Ortsgruppe Air=
lenbach
.
Klaſſe 6a, Sammlungen von Züchtern, beſtehend aus 6 Stück
Großvieh. darunter mindeſtens 3 Kühen: 1a=Preis: Johann Ad.
Siefert, Airlenbach, 1o=Preis: Georg Helm, Airlenbach.
Vieh ohne Stammbuchnummer.
Klaſſe 2, Kühe mit drei und mehr Kälbern (Fleckvieh):
2. Preis: Leonhard Holſchuh. Beerfelden (zweimal), 3. Preis: Fr.
Wilh. Hupp, Beerfelden. Anerkennung: L. Kumpf, Beerfelden,
Ludwig Lenz, Beerfelden.
Klaſſe 4, Rinder ſichtbar trächtig: Anerkennung: Johannes
Breimer Beerfelden, Leonhard Holſchuh, Beerfelden, Jak. Milten=
berger
, Beerfelden.
Schweine.
1. Ferkel. 2. Preis: Jakob Ihrig, Hetzbach, und Wilhelm
Flechſenhaar, Ebersberg; 3. Preis: Ad. Holſchuh. Ober=Sensbach.
2. Ferkel und Läufer von Händlern: 1. Preis: Heinr. Glaſer.
Altheim; 2. Preis: Jakob Schmidt, Zwingenberg, Adam Rupp,
Lampertheim; 3. Preis: Hermann Raab, Jügesheim. Auguſt
Müller, Eppertshauſen.
Ziegen.
Klaſſe 8a, Gemeindeziegenböcke. 2. Preis: Gemeinde Groß=
Umſtadt.
Klaſſe 8b, mehrjährig: 2. Preis: Friedrich Wilh. Siefert 1.,
Groß=Umſtadt, Karl Heil 4., Groß=Umſtadt, Friedrich Martin,
Groß=Umſtadt; 3. Preis: Peter Brücher, Groß=Umſtadt, Ludwig
Nick, Groß=Umſtadt (zweimal)
Klaſſe 8e Ziegen, zweijährig: 3. Preis: Friedrich Wilhelm
Siebert 1., Groß=Umſtadt.
Klaſſe 80, Ziegen, einjährig. 1. Preis: Heinrich Lohnes,
Groß=Umſtadt; 3. Preis: Martin Frieß 4., Groß=Umſtadt, Georg
Gugau. Beerfelden.
Klaſſe 8e, Ortsfachgruppen. 2. Preis: Zuchtverein Groß=
Umſtadt.
Laſtauko rennk in eine Schafherde. 18 Tiere gekökek.
LPD. Gießen, 9. Juli. Auf der abſchüſſigen Straße zwiſchen
den Kreisorten Steinheim und Trais=Horloff fuhr ein mit Pfla=
ſterſteinen
beladener Laſtwagen in die Schafherde der Gemeinde
Steinheim. Achtzehn Tiere wurden auf der Stelle getötet, faſt
ebenſoviele mußten notgeſchlachtet werden. Der Schäfer konnte ſich
gerade noch im letzten Augenblick durch einen Sprung zur Seite
retten. Die Bremſen des Laſtkraftwagens ſollen verſagt haben.

Wir gratulieren!

Zum 80. Geburtstag Frau Peter Landzettel 1. Ehefrau,
geb. Daum, in Roßdorf, Kirchgaſſe 16.
Zum 79. Geburtstag Frau Peter Lederer Witwe in
Ober=Ramſtadt, Aliceſtr. 15.
Zur Silberhochzeit dem Ehepaar Friedrich Meyer 5.
und Frau Gertrude, geb. Göbel, in Reinheim i. O. Herr
Meyer hat ſchon ſeit vielen Jahren die Agentur unſeres Darm=
ſtädter
Tagblatts.

Reichsſender Frankfurt
Frankufrt: Mittwoch, 10. Juli
6.00: Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.15: Berlin:
Frühkonzert. 8.00: Waſſerſtand, Zeit, Wetter. 8.10:
Stuttgart: Gymnaſtik. 8.30: Bad Hersfeld: Frühkonzert.
9.00: Nur Freiburg: Werbekonzert und Nachr. 9.15:
Nur Freiburg: 1. Zum Gedächtnis von Ferd. Lamy.
2. Sonate für Violine und Klavier op. 21 von Joſ. Haas.
10.00: Sendepauſe. 10.50: Praktiſche Ratſchläge für
Küche und Haus. 11.00: Werbekonzert. 11.25: Mel=
dungen
. 11.30: Sozialdienſt. 11.45: Bauernfunk.
12.00: Bresbau: Mittagskonzert. Dazw. 13.00: Zeit, Nach=
richten
. 14.00: Zeit, Nachr. 14.15: Wirtſchaftsbericht.
14.30: Zeit, Wirtſchaftsmeldg. 14.40: Wetter. 14.45:
Sendepauſe. 15.00: Nur Kaiſerslautern: Nachr. 15.15:
Trier: 1. (15.15): Kleines Konzert. 2. (15.50): Bern=
kaſtel
=Cues. Gedanken eines Heimgekehrten.
16.00: Kleines Konzert. 16.30: Aus Zeit und Leben=
17.00: Nachmittagskonzert. 18.30: Das Leben ſpricht.
18.45: Saardienſt. 18.55: Meldungen.
19.00. Unterhaltungskonzert. Ltg.: G. Schumacher. 19.40:
Bauernfunk. 19.50: Tagesſpiegel. 20.00: Zeit, Nachr.
20.15: Vom Deutſchlandſender: Reichsſendung: Stunde
der jungen Nation: Singende Jugend. 20.45: Bunte Std.
22.00: Zeit, Nachr. 22.15: Wetter, Nachr., Sport,
22.20: Sommerblauer Ohio. Schickſalskampf zwiſchen dem
weißen und roten Mann. 23.00: Köln: Tanz= u. Unter=
haltungsmuſik
. 24.00: Bad Wildungen: Nachtmufik.

Mittwoch, 10. Juki
Reichsſendung: 20.15: Stunde der jungen Nation;
Singende Jugend.
München: 19.00: Sinfoniekonzert des Funkorch. Werke
von Clemens von Franckenſtein. Ltg.: Der Komponiſt.
Leipzig: 20.45: Serenaden=Abend im Dresdner Zwin=
ger
. Ltg.: Generalmuſikdir. Weisbach.
Köln: 20.45: Soldaten! Kameraden! Militärkonzert des
Trompeterkorps des Artillerie=Regiments und des Muſik=
Korps des Infanterie=Regiments, Münſter.
Wien: 19.45: Konzert: Wien, Paris, London.
Veromünſter: 20.00: Eine Stunde Kurzweil.
Sottens: 20.00: Franzöſiſche Muſik.
London: 20.30: Händelkonzert.
Straßburg: 20.45: Muſik von Schubert.
Luxemburg: 21.00: Muſikal. Unterhaltung.

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 10. Juli 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 187 Seite 7

SAlsLSs TO TAde
Die deſten veulſchen Seichlaihielen W Barinktaen

Olympia=Prüfungskämpfe im Hochſchul=
Fauion.
Die olympiſche Kernſportart die Leichtathletik, erfaßt jetzt in
der ſpielfreien Zeit Tauſende, die ſich in Kämpfen von immer grö=
ßerer
Bedeutung qualifizieren müſſen für den Höhepunkt deutſcher
Leichtathletik, die Deutſchen Meiſterſchaften 1935 in Berlin. Neben
dieſem Ziel ſteht aber ein weiteres von ganz beſonderer Bedeu=
tung
für alle unſere Volksgenoſſen und unſer Vaterland im Vor=
dergrund
: die Olympiſchen Sprele 1936 in Berlin und deren Vor=
bereitung
in kämpferiſcher und organiſatoriſcher Hinſicht. Was die
kämpferiſche Vorbereitung anlangt, ſo fällt dieſe bis zu einem
beſtimmten Grade zuſammen mit der Arbeit, die unſere Leicht=
athleten
im Training und im Wettkampf leiſten. Darüber hinaus
aber haben wir in Deutſchland auf Befehl des Führers eine be=
ſondere
Schulungsarbeit für unſere Leichtathleten in Angriff ge=
nommen
, um von uns aus alles zu tun, was geeignet iſt, auf
heimatlicher Erde im Kampf mit den Beſten aller Völker nach
beſtem Können und mit größtem kämpferiſchen Einſatz ſo ehren=
woll
und ſo erfolgreich wie möglich zu beſtehen. Die Olympia= Trai=
rningsgemeinſchaften
, die Spezialkurſe, die beſonderen Uebungs=
abende
unſerer Reichstrainer, und die Olympiaprüfungskämpfe
Seichnen dieſen Weg der Schulungsarbeit aus. Und wenn wir nun
am Samstag und Sonntag in Darmſtadt einen
Tag der beſten deutſchen Leichtathleten.
fim prachtvollen Hochſchulſtadion erleben werden, ſo ſind wir uns
Eklar darüber, daß dieſe hier ſtattfindenden Olympiaprüfungs=
kämpfe
einmal letzter Prüfſtein vor den Deutſchen Meiſterſchaften
äin Berlin, ſozuſagen eine Vorentſcheidung, ſind, daß ſie zum ande=
wen
aber eine erneute Sichtung unſerer Olympiavorbereitungs=
kämpfer
bedeuten und einen Ueberblick über die Arbeit zulaſſen,
Die bisher geleiſtet worden iſt.
Hier in Darmſtadt werden wir unſere zur Zeit beſten deut=
ſchen
Sprinter über 100 und 200 Meter am Start ſehen. Wer mit
än der Arbeit ſteht, weiß, daß heute neben Namen von altem guten
Rlang wie Jonath, Borchmeyer, Hornberger, Schein, Gillmeiſter
auch Namen zu finden ſind, deren Träger in ſtürmiſchem Elan
mach vorne drängen und heute ſchon Leiſtungen zeigen, die immer
wieder unſere Breitenarbeit auf, dieſem Gebiet hervorvagend
Eennzeichnen.
Die Mittel= und Langſtreckler, die hier im Hochſchulſtadion am
Tamstag und Sonntag an den Start kommen ſind unſere
Spitzenkönner aus Weſt= Südweſt=, Mittel= und Süddeutſchland.
Auch in ihren Reihen ſind mit wenigen Ausnahmen lauter junge,
üüberaus leiſtungsfähige Talente, deren Vorteil es zumeiſt iſt, daß
nie gelernt haben, ohne Verluſt des ſeeliſchen Gleichgewichts, un=
Bekümmert in den Wettkampf zu gehen. Kämpfe und Leiſtungen
Dibt es da, die uns nicht verwundern, die aber ſo fein und erſt=
Elaſſig ſind, daß ſie bisher zu deutſchen Beſtleiſtungen dieſes Jahres
zum Teil geführt haben.

Deutſchlands Springergarde iſt ebenfalls hier in Darmſtadt
verſammelt. Wer kennt nicht Leichum den ſympathiſchen Reichs=
wehrſoldaten
aus unſerer engeren Heimat, der erſt am Sonntag nur
einen Zentimeter hinter dem deutſchen Rekord blieb? Long= Leip=
zig
, der Rekordhalter, Biebach=Halle, Witte=Frankfurt, der bereits
7.48 Meter vor kurzem geſprungen iſt, und noch andere erſtklaſ=
ſige
Springer werden hier ihr techniſches Können und ihre
Sprungkraft meſſen.
Daß dann noch unſere beſten Werfer hier vereinigt werden, iſt
eine Tatſache, die der ganzen Veranſtaltung einen ganz beſonderen
Reiz verleiht. Die ſchweren Männer werden hier den Hammer
durch die Gegend jonglieren, daß jedem Beſchauer das Herz nur
ſo im Leibe lacht. Und wenn dann gar was durchaus zu er=
warten
iſt ein neuer deutſcher Rekord gebrochen wird, dann
wird dieſer Tag der beſten deutſchen Leichtathleten immerhin
eine Krönung erhalten, die die geleiſtete Arbeit rechtfertigt und
Beſtes für die Zukunft erwarten läßt. Löring=Köln und Becker=
Saarbrücken ſind hier wohl die erſten Anwärter auf die neue
Rekordmarke.
Die Speerwerfer, unſere beſten. werden Würfe feinſter Tech=
nik
zeigen, deren Endergebnis beſtimmt hervorragend ſein wird,
da ja Leute wie Weimann, der Rekordmann, Stöck=Berlin, Stein=
groß
=Oppeln und andere Könner antreten werden.
Darmſtadt hat alſo einen großen Tag! Wir ſind überzeugt da=
von
, daß unſere Darmſtädter Volksgenoſſen dieſe Großveranſtal=
tung
des Fachamtes Leichdathletik zu würdigen wiſſen und daß wir
einen Beſuch erwarten dürfen, der unſeren beſten Leichtathleten
im Kampf einen vorzüglichen Rückhalt geben wird.
Die Veranſtaltung beginnt: am Samstag um 17.30 Uhr
(Hammer= und Speerwerfen 10 000 Meter), am Sonntag vor=
mittag
werden Vorkämpfe über 100 und 200 Meter und im Weit=
ſprung
ab 10 Uhr ausgetragen und am Nachmittag beginnen nach
einem Aufmarſch aller Teilnehmer um 14,45 Uhr pünktlich um
15 Uhr die Hauptkämpfe dieſes erſtklaſſigen Leichtathletikfeſtes,
das mit Recht den Titel trägt: Tag der beſten deutſchen Leicht=
athleten
.
Alympiakrainer Waiker in Darmſtadt.
Am kommenden Freitag wird uns Olympiatrainer Waitzer, der
Reichstrainer der Sprinter und Werfer, hier in Darmſtadt beſuchen.
Fachamtsleiter Lindner=Darmſtadt beſtimmt zur Teilnahme an
dieſem Uebungsabend, der um 19 Uhr im Hochſchulſtadion beginnt,
folgende Aktiven der Olympiatrainingsgemeinſchaft und der Ver=
eine
: Deppenbrock=Neff vom ASC. Schneider=Polizei, Horſt=SV.
Groß=Gerau, Krichel, Schlegel, Körfer, Kreuder, Bethke vom SV.
98 Darmſtadt, Göriſch, Fiſcher, Fricke, TSG. 46 Darmſtadt. Die
Teilnehmer treten pünktlich um 18,45 Uhr unter der Eiche im
Hochſchulſtadion an.
Einen neuen Schwimm=Weltrekord über 880
Yards ſtellte Ralph Flanagan in Detroit auf. Er blieb mit
10:07,6 Min. 7,8 Sek. unter der bisherigen Höchſtleiſtung von
Jack Medica. Bei der gleichen Veranſtaltung ſchwamm Adolph
Kiefer die 100=Meter=Rücken in der neuen Weltbeſtzeit von 1:07,8
Minuten.

Amtl. Nachrichken des Reichsſportführers
Einſak von polikiſchen Leitern
in der ſporklichen Arbeit.
Nach einer Anordnung des Stellvertreters des Führers dür=
fen
politiſche Leiter der NSDAP. für nicht parteiamtliche Zwecke
künftig nur noch mit ſeiner Zuſtimmung eingeſetzt werden, um
eine Gefährdung der Parteiarbeit zu verhindern.
Ich erſuche, dies bei der Beſetzung von Führerſtellen in der
Turn= und Sportbewegung zu beachten. (gez.) Breitmeyer.
Mit ſofortiger Wirkung iſt allen Mitgliedern der NSDAP.
ſowie den Angehörigen ihrer Gliederungen und angeſchloſſenen
Verbände verboten worden, Paßbilder, die den Inhaber
in irgendeiner Parteiuniform darſtellen, für nicht partei=
amtliche
Ausweiſe, z. B. Reiſepäſſe uſw., zu verwenden.
Dieſe Anordnung iſt bei Ausſtellung von Ausweiſen des Deut=
ſchen
Reichsbundes für Leibesübungen ſtreng zu beachten.
Oetsgruppe Darmstadt desR/e.
Betrifft: Gaufeſt Saarbrücken.
An ſämtliche örtlichen Fachamtsleiter, Vereinsführer, techniſchen
Leiter und Fachwarte.
Am kommenden Freitag, abends 8,30 Uhr, findet im grünen
Zimmer der Woogsturnhalle eine Beſprechung ſtatt, die ſich aus=
ſchließlich
mit der Beteiligung der Darmſtädter Turn= und Sport=
vereine
am Eaufeſt in Saarbrücken befaßt. Wegen der Wichtigkeit
dieſer Beſprechung bitte ich daher um vollzähliges Erſcheinen.
(gez.) Löwer.
Darmſtädter Schwimmklub Jung=Deutſchland.
Fahrt zum Gaufeſt nach Saarbrücken.
An alle unſere Mitglieder ergeht hierdurch noch einmal der
Appell, an der Fahrt zum Gaufeſt nach Saarbrücken teilzunehmen.
Da am Samstag für die Schwimmwettkämpfe Meldeſchluß iſt, haben
ſämtliche Mitglieder unſerer Wettbampfmannſchaft (Damen und
Herren) am Freitag abend um 19 Uhr ſich zu einer Beſprechung
im Woog einzufinden. Die Feſtkarte einſchl. Feſtabzeichen koſtet
2 RM. Für Unterkunft bewegen ſich die Preiſe für das ganze Feſt.
wie folgt: Strohlager (Maſſenquartier) 1,60 RM., Schnellbett=
lager
2,50 RM., Bürgerunterkunft einſchl. Frühſtück 6 RM. Bei
der Beſprechung am Freitag ſind die Gebühren für Feſtkarte und
Unterkunft zu entrichten, da verſpätete Meldungen erhöhte Preiſe
zur Folge haben. Wir verweiſen noch einmal auf die Beſprechung
am Freitag, zu der alle Mitglieder der Wettkampfmannſchaft zu
erſcheinen haben. J. A. (gez.) Leyerzapf.
Wekterbericht
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Bei ſtarker Einſtrahlung und ſchwachen Winden ſtiegen die
Temperaturen am Dienstag auf hochſommerliche Werte an. Dabei
flacht ſich der hohe Luftdruck über Mitteleuropa raſch ab, über
Frankreich hat ſich ſchon eine flache Druckrinne gebildet mit kräf=
tigen
Gewittern
Ausſichten für Mittwoch: Noch heiter, ſehr warm. ſpäter Bewöl=
kung
und gewittrige Störungen.
Ausſichten für Donnerstag: Vorerſt noch ziemlich warm und ſchwül=
vielfach
Gewitter.

HunasMMastTashän

Plötzlich und unerwartet wurde unſer
guter Sohn, Vater, Brudet, Schwager
und Onkel
Friedrich Pelſing
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im Alker von 53 Jahren durch einen
Herzſchlag auf immer von uns ge=
nommen
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Johannes Katzenmeier
Friedrich, Heinrich und Willi Velſing
Familie Heinrich Katzenmeier
Frau Marie Meher Bwe.
Reinheim, Klein=Heubach u. New York,
den 9. Juli 1935.
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Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Seite 8 Nr. 187

Mittwoch, 10. Juli 1935

Reich und Ausland.
Chronik des Tages.
Am Dienstag wurde in Osnabrück der am
19. Oktober 1912 geborene Adolf Looſe hinge=
richtet
, der am 22. März 1935 vom Schwurgericht
in Osnabrück wegen Mordes und Notzucht an der
neunjährigen Tochter ſeines Arbeitsgebers zum
Tode und zum dauernden Verluſt der bürgerlichen
Ehrenrechte verurteilt worden war.
Das ſeit Samstag vermißte Ehepaar Kurt und
Maria Ruprecht aus Chemnitz iſt jetzt tot aufge=
funden
worden. Ein Reichenhaller Bergſteiger, der
am Sonntag die Goell=Weſtwand durchklettern
wollte, fand die Leichen der beiden in der Nähe
des Goell=Trichters. Wie das Ehepaar ums Leben
gekommen iſt, konnte noch nicht ermittelt werden,
feſt ſteht nur, daß es am 30. Juni über das Alpe=
tal
zum Goell=Gipfel aufgeſtiegen iſt und dieſen
auch erreicht hat.
Auf dem Grundſtück der Baumſchule Lorberg
ſchoß der 62jährige Adolf Steffen auf ſeinen
31jährigen Schwiegerſohn, den Mitinhaber der
bekannten Baumſchule. Steffen brachte ſich dann
einen Kopfſchuß bei, an deſſen Folgen er bald
darauf verſtarb. Heinz Lorberg hat einen ſchweren
Halsſchuß erhalten.
Rom. Infolge der großen Hitze ſind in dieſem
Jahr in Rom außerordentlich viele Typhusfälle
zu verzeichnen, nämlich 1170 Erkrankungen. Von
den Erkrankten ſind 22 geſtorben. Beſonders ſtark
wurden die ſogenannten beſſeren Viertel Roms be=
troffen
, während die Arbeiterviertel kaum Er=
krankungen
aufweiſen. Die Urſache dieſer Zunahme
der Typhuserkrankungen iſt noch nicht ermittelt,
doch ſcheint ſie weder vom Trinkwaſſer, noch von
der Mich herzurühren.
Rom. Kardinal Pignatelli di Belmonte, der
Dekan des Heil. Kollegiums und Biſchof von Oſtia,
wendet ſich in einem Brief an den Pfarrer von
Oſtia gegen das Umſichgreifen von Unſitten am
Badeſtrand durch das Tragen unanſtändiger
Badekoſtüme und ausgelaſſene Benehmen der
Badegäſte. Zur Abwehr dieſer Sittenverderbnis
ſollen öffentliche Gebete veranſtaltet werden.

2 inkernakionale Bekriger feftgenommen
Die Betrugsmanöver der Umea.
Berlin. Auf Grund der vom Unterſuchungs=
richter
des Landgerichts Berlin erlaſſenen Haft=
befehle
gelang es jetzt, zwei gefährliche inter=
nationale
Betrüger zu faſſen. Es ſind dies der
32jährige Joſeph Kopp und der 35jährige Tſcheche
Georg Nowakowſki.
Kopp hat ſich bereits in Frankreich, Holland,
Oeſterreich, der Tſchechoſlowakei und Italien mit
zweifelhaften Geſchäften befaßt und iſt in Deutſch=
land
bereits mehrfach vorbeſtraft. Nach Verbüßung
ſeiner letzten Strafe gründete er im Juni 1934 in
Italien eine Geſellſchaft mit dem hochtönenden
Namen Unione Meridionale Eſportazione
Sgrumi (Umea). Das Geſellſchaftskapital betrug
etwa 2000 Reichsmark. Mit Hilfe dieſer Geſell=
ſchaft
haben Kopp und Nowakowſki zahlreiche Be=
trügereien
verübt.
Wie in anderen europäiſchen Staaten, ſo wur=
den
auch in Deutſchland zum Schein zahlreiche
Agenturen und Filialen der Umea gegründet
und an vertrauensſelige Kaufleute verpachtet oder
anderweitig vergeben. Die Vertragsgegner mußten
dann jeweils erhebliche Kautionsbeträge hinter=
legen
. Als Zweck des Unternehmens war der Ver=
kauf
italieniſcher Früchte nach dem Ausland an=
gegeben
. Dabei machte Kopp betrügeriſche Angaben
über die Leiſtungsfähigkeit der Umea. Auf dieſe
Weiſe wurden zahlreiche Importeure verhindert,
rechtzeitig mit italieniſchen Exporteuren abzu=
ſchließen
. Sollte es zur Lieferung kommen, ſo ver=
langte
Kopp plötzlich Vorſchüſſe und machte von
ihnen die Lieferung abhängig. Aber ſelbſt, wenn
die Importeure in ihrer Zwangslage die Vorſchüſſe
gezahlt hatten, machte er noch zahlreiche Aus=
flüchte
, um ſich ſeiner Lieferungspflicht zu ent=
ziehen
, der er überhaupt nicht nachkommen konnte,
da er weder über entſprechendes Kapital noch über
die erforderlichen Beziehungen zu den italieniſchen
Erzeugern verfügte.
Nowakowſki hat die Betrügereien durch die
Uebernahme der Filialen in Berlin und in den
nordiſchen Staaten ſowie Belgien, Holland, der
Schweiz und Frankreich unterſtützt.

Schwierige Geländeprüfung der Mokorfahrer der HJ.

Im Harz führten die Motorfahrer der HJ. in iMannſchaften zu je drei Fahrern eine intereſſante
und aufſchlußreiche Geländeprüfung durch. Korpsführer Hühnlein wies bei dieſer Gelegenheit in
einer Rede auf die Bedeutung des Motorſports beſonders hin. Den wertvollen Wanderpreis des
Korpsführers gewann die Mannſchaft des Gebiets Weſtruhr, Niederrhein, Bann 17 (Keil, Stall
und Bachmann). Unſer Bild zeigt einen der ſchwierigſten Teile der Fahrt, die Waſſerdurchfahrt bei
(Preſſebild=Zentrale=M.)
Romkerhall.
Der kürkiſche Staakschef im Bade.

Ein originelles Bild von dem Erholungsurlaub des türkiſchen Regierungschefs Atatürk. Nach
ſeiner anſtrengenden Regierungsarbeit ſucht. Atatürk (links vorn), der ein eifriger Schwimmer iſt,
(Scherl=M.)
mit ſeiner Begleitung in Florya Erholung.

Miß Taylor läßt ſich einſperren.
Miß Fay Taylour, eine bekannte engliſche
Sportfahrerin, die bereits außerordentlich viel
Siege erringen konnte, und die auch im letzten
Jahre auf ihrem deutſchen Adler=Wagen erfolg=
reich
war, hat ſich einſperren laſſen, und zwar,
weil ſie eine vorgeſchriebene Geſchwindigkeits=
grenze
von 30 Meilen pro Stunde in Klingſton
a. d. Themſe überſchritten hat. Fay Taylour lehnte
es ab, eine Pfund=Strafe als Abgeltung für die
Ueberſchreitung der Geſchwindigkeitsgrenze zu be=
zahlen
. Ich weigere mich, die Strafe zu bezahlen.
ſagte ſie, denn ich fühle, daß die mir auferlegte
Strafe ungerecht iſt, da dieſe Geſchwindigkeits=
grenze
keineswegs mehr der modernen Auffaſſung
entſpricht. Ich laſſe mich einſperren, weil ich da=
gegen
proteſtieren will."
Als dann am nächſten Tag ein Poliziſt in ihrer
Wohnung erſchien und fragte, ob ſie immer noch
entſchloſſen wäre, die Strafe abzuſitzen, ſagte ſie,
daß ſie bereit wäre dies zu tun, und ſtellte ſich
zum vorgeſchriebenen Hafttermin auf der Polizei=
hof
von Weſt=London. Es wurde ihr nochmals Ge=
legenheit
geboten, die Strafe zu bezahlen, aber ſie
lehnte es ab und ſagte, ſie habe nur 6 Penze bei
ſich. Den Reportern gegenüber äußerte ſie noch:
Ich denke nicht daran, dieſe Strafe zu bezahlen,
ich gehe ins Gefängnis als Proteſt gegen dieſe
idiotiſchen Vorſchriften.
Fay Taylour, die oft in Deutſchland war, iſt
beſonders davon begeiſtert, daß auf der freien
Landſtraße und auch in Ortſchaften Geſchwindig=
keitsbegrenzungen
nur exiſtieren, wenn es unbe=
dingt
erforderlich iſt. Es mag ſein, daß ihre Ein=
drücke
in Deutſchland mit dazu beigetragen haben,
daß ſie nunmehr entſchloſſen iſt, für dieſes Recht
des Kraftfahrers auch in England zu proteſtieren.

Hochwaſſerkataſtrophe
im Flußgebiet des Hangtſekiang.
Schanghai. Das durch ſchwere Regenfälle
verurſachte Hochwaſſer im Flußgebiet des Yangtſe=
kiang
hat auch die Provinz Kinangſi ſchwer be=
troffen
. Die Provinz iſt faſt zur Hälfte über=
hwemmt
. Hunderte von Deichen ſind am Pojang=
See und Kan=Fluß geborſten. Aus allen Teilen
der Provinz treffen ununterbrochen Flüchtlinge in
Nantſchang ein, wo die Provinzialbehörden die
echniſche Nothilfe aufgerufen haben. Das Hoch=
waſſer
des Yangtſekiang hält unvermindert an.
Einer Meldung aus Hankau zufolge ſind bereits
4400 Häuſer zerſtört worden. 20 000 Menſchen
haben damit ihr Obdach verloren. Die Eiſenbahn=
ſtrecke
Hankau-Peiping iſt durch den Einſturz
einer Bahnbrücke unterbrochen worden.

Journaliſten=Anekdoke.
Potemkin ſchweigt in zwölf Sprachen.
(k) Genf. Die Welt rühmt den Diplomaten
ihre Zungenfertigkeit und die Geſchicklichkeit im
Gebrauch ihrer eigenen und fremder Sprachen nach.
Regiſtrieren wir hier eine Blüte aus dem wort=
reichen
Formelkram des Alltags. Da iſt z. B. Po=
temkin
, der Botſchafter der UdSSR. in Paris, der
vdiel in Genf weilen muß. Von ihm weiß man, daß
er ein halbes Dutzend Sprachen geläufig und ein
weiteres halbes Dutzend in erträglichem Maße
beherrſcht.
Da fragte ihn nun kürzlich ein franzöſiſcher
Journaliſt, in welcher Sprache er eigentlich
denke Potemkin antwortete Wenn ich mit Herrn
Laval ſpreche, denke ich mit Vorliebe franzöſiſch.
Hewöhnlich denke ich freilich ruſſiſch. Aber ſchwei=
gen
kann ich in allen zwölf Sprachen ..."

Immer weniger Hunde.
Bei der letzten Hundezählung ergab ſich ein
weiterer ſehr ſtarker Rückgang, der alle Hundelieb=
aber
in Deutſchland ſehr in Trauer verſetzen
wird. Im Jahre 1928 wurden im Reich insgeſamt
noch 3,7 Millionen Hunde gehalten, während es
heute nur noch 2,6 Millionen ſind. Das bedeutet
ine Abnahme von 1,1 Millionen in ſieben Jah=
ren
. In den dünnbevölkerten Bezirken iſt der
Durchſchnitt dabei noch am größten. So entfallen
hier 55 bis 85 Hunde auf 1000 Einwohner. Im
Reichsdurchſchnitt iſt ein Rückgang von rund 30
Prozent zu beobachten, während es in Berlin ſo=
gar
33 Prozent ſind. Die eigentlichen Urſachen die=
ſer
rückläufigen Entwicklung ſind nicht ohne wei=
teres
erkennbar.

Gasmasken-Wekkrennen in Ikalien.

Hennen und Katzen auf Athos.
Die Mönche nehmen es nicht mehr ſo genau. Die weiblichen Mäuſe ſind ſchuld.
Ziel des Fremdenverkehrs.

Italien ſchrieb die erſte Meiſterſchaft im Gasmasken=Wettrennen aus.
Wohl die erſte Meiſterſchaft der Welt, die im Wettlaufen mit Gasmasken ausgetragen wurde, fand
dieſer Tage im Park der königlichen Villa zu Monza bei Mailand ſtatt. 17 Mannſchaften des
Militärs, der Feuerwehr, des Roten Kreuzes, des Luftſchutzes und anderer Organiſationen nahmen
daran teil. Beim Start mußten die Mannſchaften auch, wie unſer Bild zeigt, durch einen Tunnel
kriechen.
(Weltbild=M.)

Vor längerer Zeit wurde davon geſprochen,
daß die Klöſter auf der Halbinſel Athos in abſeh=
barer
Zeit geſchloſſen würden, da die griechiſche
Regierung es ablehnte, weiterhin die hohen Zu=
ſchüſſe
zu bezahlen. Dieſe Zuſchüſſe waren vor allem
ſeit Beginn des Krieges notwendig geworden. In
jüngſter Zeit ſcheint die Gefahr der Schließung der
Klöſter durch einige Stiftungen und durch erheb=
liche
Umſtellungen im inneren Betrieb von Athos
beſeitigt worden zu ſein.
Der heilige Berg von Athos war nicht nur in
kulturhiſtoriſcher, ſondern auch in botaniſcher und
biologiſcher Hinſicht eine wohl einmalige Erſchei=
nung
. Die zahlreichen Mönche, die hier einſt lebten
und deren Nachfolger auch heute noch als Ein=
ſiedler
oder Bewohner der zerfallenen Klöſter hier
oben hauſen, mußten, wenn ſie ſich für Athos ver=
pflichteten
, allen irdiſchen Dingen entſagen. Sie
durften dann nicht mehr in die andere Welt zurück.
Sie durften mit keinem weiblichen Weſen mehr in
Berührung kommen.
So kam es zum Beiſpiel, daß mit Ausnahme
einer Engländerin, die unter Verkleidung die
Halbinſel beſuchte, nie eine Frau nach Athos kam
Man überſteigerte ſich in der Forderung der Aus=
ſchaltung
alles Weiblichen derart, daß nicht einmal
weibliche Tiere auf die Halbinſel kommen durften.
Selbſt Hühner waren verpönt und infolgedeſſen
auch die von ihnen gelegten Eier.
In jüngſter Zeit hat man jedoch dieſe klöſter=
lichen
Regeln ganz bedeutend gelockert. Auf Athos
gibt es zum Beiſpiel neuerdings in zwei Klöſtern
Hühner, die ſehr fleißig Eier legen. Außerdem
findet man heute auch weibliche Katzen. Die
Mönche von Athos entſchuldigen ihren Verſtoß
gegen die alten Vorſchriften damit, daß die Mäuſe,
die auf der Halbinſel zu finden ſeien, ſich gleich=
falls
nicht an die ſtrengen Geſetze gehalten hätten.
Es ſei aber, behaupten die Mönche, eine alte Ge=
ſchichte
, daß nur Katzen und nicht Kater die weib=
lichen
Mäuſe fingen. Wenn nun jemand ein Mittel
fände, um die weiblichen Mäuſe ohne Zuhilfe=
nahme
von weiblichen Katzen zu vernichten, dann
wäre man zur Abſchaffung der Katzen unverzüglich
bereit.
Zum größten Teil können die Klöſter heute ihre
Exiſtenz aus den Einnahmen beſtreiten, die ſie aus
dem Fremdenverkehr haben. Man hat heute ſchon
Vorſorge getroffen, daß die Beſucher, die vor allem

aus England und Amerika kommen, gute Unter=
kunft
finden und auch vortrefflich verpflegt wer=
den
. Allerdings gibt es auch auf Athos nichts
umſonſt.
Eine engliſche Reiſegeſellſchaft erlebte inſofern
eine beſondere Ueberraſchung, als ſich ihr ein
Mönch als engliſcher Dolmetſcher zur Verfügung
ſtellte. Er war unzweifelhaft griechiſcher Abſtam=
mung
und hatte einen mächtigen weißen Bart,
ſprach aber dennoch ein ſehr ſauberes Engliſch. Es
ſtellte ſich heraus, daß er in ſeinen jungen Jahren
in Liverpool gelebt hatte. Später erfuhr man ſo=
gar
, daß er in England, Amerika und Auſtralien
als Buchmacher bei den Pferderennen ſeine grie=
chiſchen
Talente hatte ſpielen laſſen.
Was ihn dann eines Tages bewog, ſich von der
Welt zurückzuziehen und in Athos auf ſeine Art zu
büßen das erzählte er auch den Engländern
nicht.
Zwar geht es auch heute noch in den Klöſtern
nach griechiſch=orthodoxem Ritus ſehr fromm zu.
im großen und ganzen aber iſt Athos heute ein
Kurioſum geworden, deſſen beſondere religiöſe Be=
deutung
praktiſch gleich Null wurde in dem
Augenblick, als in Rußland die orthodoxe Kirche
mit dem Zaren als Oberhaupt zuſammenbrach.
Georg W. Lick.
Ueberfall auf eine ſchwimmende

San Franzisko. Wie aus Longbeach ( Kali=
fornien
) berichtet wird, überfielen nachts Piraten
die acht Meilen vom Strand verankerte Luxusjacht
Monte Carlo‟. Den Piraten fielen über 22000
Dollar Bargeld und Schmuckſachen von großem
Wert in die Hände.
Die Luxusjacht Monte Carlo, die ausſchließ=
lich
Spielzwecken dient, und in deren Räumen auch
Tanzfeſte veranſtaltet wurden, liegt außerhalb der
Hoheitsgrenze und war der Ausflugsort leiden=
ſchaftlicher
Spieler. Die fünf Piraten, die den ver=
wegenen
Ueberfall auf die Jacht während der
Nacht, als die Beſatzung ſchlief, durchführten,
waren ſchwer bewaffnet, und es gelang ihnen mik
Leichtigkeit, die Mannſchaft der Monte Carlo
in Schach zu halten

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 10. Juli 1935

Nr. 187 Seite 9

Gas Bui, drr dert Ferkert
WDie lieſt man? Langiam leſen, ein heilmittel
Von Hugo Brühl.

Ferien ſind zur Erholung da, wird man viel=
leicht
ſo leichthin ſagen, nicht zum Schmökern.
Wer in Ferien geht, der ſoll ſeine Badehoſe ein=
packen
und ein Mittel gegen Sonnenbrand, alles
andere iſt ſo ziemlich überflüſſig.
Nun gut, jeder Menſch verbringt ſeine Ferien
anders, und es wird ſicher manchen geben, der
entweder froh iſt, mal nichts leſen zu müſſen
oder der Bücherleſen überhaupt als überflüſſige
Strapaze empfindet. Dagegen läßt ſich wenig
ſagen. Aber die allerwenigſten gehen eigentlich
ohne irgend ein Buch auf die Reiſe. Ein Buch,
das man gerne leſen möchte, wird in den Koffer
gepackt. Freilich bleibt es auch mitunter im
Koffer und wird dann erſt zu Hauſe geleſen.
Was lieſt man in den Ferien? Man muß
dabei allerdings zwiſchen ſogenannter Reiſe=
lektüre
und Ferienlektüre unterſcheiden. Wäh=
rend
der Reiſe oder auf einem ganz kurzen, nach
Stunden oder wenigen Tagen bemeſſenen Reiſe=
aufenthalt
kann man natürlich nicht mit eigent=
lich
planmäßiger Lektüre beginnen. Das lohnt
nicht. Ein guter Kriminalroman leiſtet da mit=
unter
ganz gute Dienſte.
Aber auf die Ferien nehme ich ein Buch mit,
das langſam geleſen ſein will. Wir leſen mei=
ſtens
viel zu ſchnell. Es gibt glücklicherweiſe
eine große Menge Bücher, die man langſam
leſen muß, wenn man ſie recht genießen will.
Langſam leſen, das heißt in Abſchnitten und
mit Pauſen leſen. Langſam leſen, das ſetzt
allerdings auch voraus, daß man Zeit hat, daß
einem niemand drängt, kein Geſchäft, kein Be=
ruf
und auch die liebe Familie nicht, ſo daß
man gelegentlich auch einmal ungeſtraft die Uhr
zu Hauſe liegen laſſen kann.
Es iſt hier, was vielleicht verwundern wird,

immer von einem Buch und nicht von Büchern
die Rede. Das hat ſeine guten Gründe. Der
Anblick vieler Bücher verführt meiſt zu flüchtiger
und eiliger Lektüre. Ein oder zwei Bücher tun
das nicht. Sie laſſen Zeit. Am beſten iſt es, ein
einziges Buch mitzunehmen und einmal gründ=
lich
zu leſen. Viele werden dabei erſt gewahr
werden, was Leſen eigentlich iſt.
Es können hier natürlich keine genauen Rat=
ſchläge
gegeben werden, was für Bücher ſich für
dieſe Art Lektüre beſonders eignen. Jedes gute
und wertvolle Buch eignet ſich dafür, wenn man
von aller ſogenannten Unterhaltungslektüre ab=
ſehen
will. Man nehme ein großes biographi=
ſches
Werk oder einen Klaſſiker mit, man nehme
ein kunſtgeſchichtliches Werk, kurzum ein Buch,
für das man während des übrigen Jahres wenig
Zeit hat.
Eine Stunde tägliche Lektüre genügt, eine
halbe ſogar, denn es handelt ſich ja nicht um
den Urlaub einer ſogenannten Leſeratte. Aber
für eine vernünftige, ſinnvolle Ferienlektüre
ſollte geradezu geworben werden. Es könnte für
das deutſche Buch eine große Möglichkeit bedeu=
ten
, wenn es ſich dem erholungsſuchenden Men=
ſchen
in einer Form darbietet, die mit dem
eigentlichen Erholungszweck Hand in Hand geht.
Ruhige, geſammelte Lektüre iſt ein zauberhaftes
Heilmittel für nervöſe Menſchen. Mangel an
Konzentrationsfähigkeit iſt ja eine Art Zeit=
krankheit
, beſonders in der Großſtadt, und da=
gegen
helfen Sonne und friſche Luft allein nicht
immer.
Wer alſo in dieſen Tagen ſeine Koffer packt,
um an die See oder ins Gebirge zu fahren, der
lege obenauf ein Buch. Es wird die Stunde
kommen, wo er froh iſt, daß er’s eingepackt hat.

Weltrekord
IH Langewerte
Wenn man 4 Wochen in der Luft bleibt. . ."
Ein ehrlicher Forſcher. Der Dämon des
ewigen Eiſes.
Von Eberhard Adrian.
Die Gebrüder Key haben in den Vereinigten
Staaten ſoeben den Rekord im Dauerflug ge=
brochen
. Sie befanden ſich mehr als 25 Tage
ununterbrochen in der Luft und hoffen ſogar,
noch ein paar Tage länger zu bleiben, um den
nanderen Füchſen die Trauben ſauer zu machen.
Sie fliegen ſtets dieſelbe Strecke hin und zurück
und nehmen unterwegs Brennſtoff und Lebens=
mittel
ein. Das iſt ja heutzutage keine ſchwere
Aufgabe mehr. Mit Hilfe eines Funkapparates
ſſtehen die Flieger in ſtändiger Verbindung mit
der Welt unter ihnen, die zu Fuß geht oder
Auto fährt. In einer ihrer letzten Funkdepeſchen
erklärten ſie, daß es ihnen ausgezeichnet gehe,
ſdaß ſie ſich aber unerhört langweilten.
Das kann niemand verwundern. Sie ſehen
ſſtets dieſelbe Strecke unter ſich, ſie ſehen nur
eeiner den anderen, ſie kennen ſicherlich alle Witze,
Ddie der eine und der andere weiß, zudem muß ja
mneiſt der eine von ihnen ſchlafen, während der
mndere die Maſchine führt, kurz und gut, man
ckann ſchon ſtumpfſinnig werden, wenn man ſo
4 Wochen in der Luft ſchwebt.
Das muß doch unerhört ſpannend geweſen
ſſein, wie Sie ſo monatelang durch den Urwald
Drangen? wurde unlängſt bei der Heimkehr ein
bekannter Forſchungsreiſender gefragt. Aber der
war ein aufrichtiger Mann, der ruhig ſeinen
Ruf in Gefahr brachte und die Wahrheit ſagte:
Nein, es war unerhört langweilig. Immer
Sasſelbe Urwalddickicht, immer dasſelbe grüne
Halbdunkel, immer dasſelbe Eſſen von den mit=
genommenen
Konſerven, immer dieſelben Trä=
gergeſichter
um mich, es war zum verzweifeln.
Die Rekordleiſtungen am Schluß meines Mar=
ſches
waren zum Teil durch den Wunſch ange=
ſpornt
, dieſem entſetzlichen Einerlei möglichſt
ſchnell zu entgehen.
Man leſe doch einmal die Berichte faſt aller
großen Nord= und Südpolexpeditionen, wenn

von der Ueberwinterung im ewigen Eis erzählt
wird. Der ſchlimmſte Feind, mit dem die For=
ſcher
am ſchwerſten fertig werden, war nicht der
Skorbut und nicht die Kälte, ſondern die Lange=
weile
. Gefährlich wurde die Stimmung immer
erſt, wenn man ſich alle Geſchichten erzählt hatte,
wenn alle Witze verbraucht waren. Deswegen
hat zum Beiſpiel Byrd ein richtiges Kino mit
vielen Filmen ins antarktiſche Eis mitgenom=
men
, nebſt einer ganzen Bibliothek und meh=
rerer
Kiſten voll Unterhaltungsſpielen.
Alles, was lange dauert und keine Ab=
wechſlung
bietet, lähmt die Spannkraft des
Menſchen durch Langeweile. Ob das nun eine
lange Eiſenbahnfahrt durch eintönige Land=
ſchaft
, ob das eine lange Schiffsreiſe oder ein
langer Flug iſt, das iſt ganz gleichgültig. Zahl=
reiche
Unglücksfälle, ja auch Kataſtrophen ſind

durch dieſen einſchläfernden Einfluß der Lange=
weile
entſtanden
Die Langeweile iſt der Feind jeder Leiſtung,
jedes Fortſchritts, jeder Tat ſchlechthin. Der
Menſch iſt für die Abwechſlung geſchaffen. Un=
ſere
Bewunderung ſollte aber unter anderem
auch jenen Menſchen gehören, die durch den
Wald der Langeweile und Eintönigkeit ſchritten,
weil es der einzige Weg zur Vollkommenheit
war. Glaubt man, es ſei kurzweilig, wenn etwa
ein werdender Pianiſt ein und dieſelbe Paſſage
einige tauſend Male üben muß, bis ſie ſitzt und
wie Oel fließt? Oder glaubt man, es ſei nicht
eine unerhörte Geduldsleiſtung gegen alle Teu=
fel
der Langeweile, wenn ein Wiſſenſchaftler
tauſende kleiner Einzelexperimente, jedes dem
anderen ähnelnd, machen muß, um eine ganz be=
ſtimmte
Erfahrung zu erhärten,

Liebesdienſt am Kunden
Es geſchah zwiſchen zwei kleinen Ortſchaften
einer tugendhaften engliſchen Provinz. In einer
lauen Vorfrühlingsnacht in dem letzten fahr=
planmäßigen
Omnibus.
In dem nächtlichen Omnibus ſaß ein einziges
Paar, eng neben einander, pochenden Herzens
und ſchmachtenden Auges . . ., denn es war
Frühling, und ſie liebten ſich. Der Schaffner des
Omnibuſſes, ein biederer Ehemann und Fami=
lienvater
, mochte ſich wohl beim Anblick dieſes
jungen Glückes ſeiner eigenen Brautzeit erin=
nert
haben, und dieſe Erinnerung war es wohl,
die ihm zum Verhängnis wurde, die ſeine Tole=
ranz
zu weit führte . . ., denn er ſchaltete aus
liebevoller Rückſichtnahme auf das ſchmachtende
Glück des jungen Paares in dem Omnibus das
Licht aus. Welche Geſchwindigkeit mochte wohl
in dieſem Augenblick das Pochen der beiden
glücklichen Herzen erreicht haben? Aber nicht
lange . . ., denn an der nächſten Kreuzung haftete
ſich das mißtrauiſche Auge eines tugendhaften
Poliziſten an die verdunkelten Scheiben des letz=
ten
fahrplanmäßigen Omnibuſſes, und der ge=
ſunde
Inſtinkt des Ordnungshüters witterte
ſofort etwas Ungeſetzliches.
Stop! Und ſchon flammte das Licht auf. Der
lichtloſe Liebeszauber war vorüber . . Aber
wenn das nur alles geweſen wäre. Leider hatte
dieſer Liebesdienſt am Kunden für den Schaff=
ner
ein böſes Nachſpiel vor einem engliſchen
Gericht. Er konnte ſich nicht damit herausreden,
er hätte das Licht aus Sparſamkeitsrückſichten
ausgeſchaltet. Wegen Begünſtigung untugend=
haften
Benehmens dritter Perſonen wurde er
zu einer für ihn erheblichen Geldſtrafe von meh=
reren
Pfund verurteilt.
Das junge Paar hat es jedenfalls beſſer, es
trägt heute noch in ſich die ſchöne Erinnerung
an den lichtloſen Liebeszauber in dem letzten
fahrplanmäßigen Omnibus, und ſo ein Erlebnis
kann das ganze Schickſal beſtimmen. . .

Urlaub im Dreicck
Seebadgeſchichte von Erich Paetzmann.
Es iſt kurz vor acht Uhr. Frau Stephanie liegt
in ihrer Strandburg, recht faul und behaglich in
die Sonne gebreitet, und gibt ſich ihrer täglichen
Morgenbeſchäftigung hin, ſich von Herzen wohl=
zufühlen
. Sie hätte auch kaum einen Grund, es
richt zu tun, denn ſie iſt knapp 20 Jahre alt,
ſeit vier Monaten glücklich verheiratet, und wenn
ihr Mann als Angeſtellter in der Coupons= und
Sortenabteilung einer Bank auch keine hohen
Einkünfte bat, ſo konnten ſie immer noch gut
auskommen, ſogar noch eine Seereiſe erſparen.
Heute iſt zudem noch ein beſonderer Feſttag.
Denn heute mittag kommt ihr Mann, und dann
haben ſie noch zwei herrlich lange, gemeinſame
Ferienwochen vor ſich.
Frau Stephanie iſt gerade dabei, ſich mit der
Innigkeit ihrer zwanzig Jahre an die Vorfreude
hinzugeben als ein etwas aſthmatiſch gedeckter
Baß in ihre Gedankenreihe hineinknarrt: Hier=
her
, ſo halt! Gut ſo da ſtellen Sie das
Dings mal hin.
Frau Stephanie fährt auf. Nun ſteht zehn
Meter von ihrem ein neuer Strandkorb. Und
dabei ein kleiner dicker Herr, dem es offenbar
ſehr heiß geworden iſt, denn er frottiert ſich erſt=
mal
eine Zeitlang mit dem Schnupftuch umſtänd=
lich
Stirn und Hinterhaupt. Dann, als der
Strandkorbvermieter mit einem Trinkgeld ge=
gangen
iſt, ſtützt er ſich auf ſeinen Strandſpaten,
atmet tief auf und ſchaut den Horizont ab. Da=
bei
erblickt er Frau Stephanie, ruft: Guten
Morgen! und macht eine knappe Verbeugung.
rau Stephanie hält es kaum für nötig, dem
Eindringling in ihr Reſervat mit einem Kopf=
nicken
zu antworten. Der Dicke ſcheint auch keinen

weiteren Höflichkeitsaustauſch zu erwarten, zieht
ſeelenruhig den Badenmantel aus und beginnt
an ſeiner Burg zu graben.
Frau Stephanie wirft ſich demonſtrativ auf
die andere Seite.
Zehn Uhr. Frau Stephanie kommt wieder aus
dem Waſſer, zum dritten Male. Sie hat nirgends
Ruhe heute, ſie kann ſich überhaupt nicht ent=
ſinnen
, jemals einen ſo langen Vormittag erlebt
zu haben.
Da kommt ihr am Strand der Dicke entgegen.
Er iſt ſchon ein wenig rot geworden in der Sonne,
hat ein Kindereimerchen in der Hand und ſieht
eigentlich putzluſtig aus. Frau Stephanie muß
heimlich lachen, was ihrem Zorn ein wenig ab=
träglich
iſt.
Sie ſind ja eine eifrige Schwimmerin, mein
Fräulein. Und eine ſehr gewandte außerdem. Da
kann ein alter Burſche wie ich noch richtig nei=
diſch
werden.
So ſagt Frau Stephanie und dreht an
hrem Ring, ſo, warum auch nicht. Wenn man
ſchon mal ſo eine Menge Waſſer zur Verfügung
hat.
Sehr richtig. Oder vielmehr auch nicht ganz
ichtig. Wenn ich zum Beiſpiel das viele flüſſige
Waſſer betrachte, und dann meine gewichtige
Perſon ich meine, als Subſtanz, gnädige
Frau
Sie gehen ſchon nicht unter, lacht Frau
Stephanie viel freundlicher. Sie vor allen Din=
gen
nicht. Aber warum fahren Sie denn an die
See? Wohl wegen der Kinder?
Welcher Kinder? Ach ſo wegen des
Eimers, meinen Sie. Nein, ich habe keine Kinder.
Noch nicht mal eine Frau. Ich habe mir den
Eimer im Hotel nur eben ausgeliehen, zum
Muſchelſammeln.

Wozu ſammeln Sie denn Muſcheln? Ich
wollte mir damit ein bißchen die Strandburg aus=
legen
, ſo zum Zeitvertreib. Wenn man nämlich
den ganzen Vormittag allein iſt. Naja, Lange=
weile
ſoll ja geſund ſein. Dabei kratzt er ſich am
Kopf und macht ein ſo komiſch hilfsbedürftiges
Geſicht, daß Frau Stephanies Stimmung immer
milder wird. Haben Sie denn ſchon welche
gefunden? Zeigen Sie doch mal her!
Nur wenig, das iſt eine vertrackte Gegend
hier, antwortet der Dicke und läßt ſie in ſein
Eimerchen blicken. Kommen Sie doch mal mit,
ein bißchen weiter nach Koſerow zu, da weiß ich
gute Stellen.
So gehen ſie, Frau Stephanie in ihrer lan=
gen
, ſchlanken Gangart, und der Dicke neben ihr
mit kurzen Trippelſchritten, nach Koſerow hinaus
und ſuchen Muſcheln.
Das iſt er, ſieh mal! ſagt am nächſten Mor=
gen
Frau Stephanie zu ihrem Mann. Aber du
mußt nicht lachen, Alfred, wenn er mich jetzt be=
grüßen
kommt.
Begrüße ihn, meinetwegen. Aber ich für
meine Perſon habe keine große Neigung dazu.
Er dreht ſich auf die andere Seite. Und auch
keinen Anlaß, wirklich.
Der Dicke kommt heran, reicht Frau Stephanie
freundſchaftlich die Hand und blickt dann auf
Alfred. Alfred, bitte unſer Nachbar
Angenehm! knurrt Alfred und dreht ſich im
Sand zu einer angedeuteten Verbeugung.
Alſo richtig eingetroffen, der Herr Gemahl!
Ja, geſtern, Alfred Aber Alfred iſt
aufgeſprungen, ſteht wie ein Primaner in der
Prüfung und ſtammelt etwas vor ſich hin wie
Tauſendmal um Entſchuldigung nicht gleich
erkannt Herr Direktor

Rinderfreuden
an heißen Cagen
Niemand genießt die heißen Tage ſo rück=
haltlos
, ſo gewiſſermaßen paradieſiſch wie die
Kleinſten der Kleinen. Für ſie iſt der Kleider=
zwang
ein überwundener Begriff. So wie Gott
ſie geſchaffen, krabbeln ſie im Sande oder auf
dem Raſen herum. Und wenn es gar ins Waſſer
geht, kennt die Seligkeit keine Grenzen mehr.
Dabei kann man unter Waſſer das beſchei=
denſte
Waſſerfaß ſo gut verſtehen wie die maje=
ſtätiſch
rollenden Wogen der Nord= und Oſtſee.
Den Kleinen iſt das gleichgültig ſie dürfen
ja doch meiſt nicht weiter hinein, als daß die
Füße gerade naß werden. Alſo tuts auch eine
Planſchwieſe! Iſt der Tag gar zu tropiſch heiß,

ſo muß man ſich zu helfen wiſſen, auch wenn
man kein Schwimmbad in ſeinem Garten hat:
ein Kübel wird auf den Raſen geſtellt, und mit
dem Gartenſchlauch wird das ganze Jungvolk
abgeſprengt. Weithin iſt das Jauchzen und Ju=
beln
zu hören. Selbſt die Regentonne kann ſo
einem Kleinen zu dem heißerſehnten Bade ver=
helfen
, und die Großen ſtehen nur trauernd
dabei, weil ſie es nicht ebenſo machen können.
Es kommt ihnen ſchmerzlich zum Bewußtſein,
daß die Jugend das Paradies iſt, aus dem ein
jeder zu ſeiner Zeit durch den unerbittlichen
Engel mit dem Flammenſchwerte vertrieben
wird.
Der Beobachter freut ſich, wie geſund ge=
bräunt
die Kinderkörper ſind. Man ſieht ihnen
an, daß Luft und Sonne heute aus der Kinder=
ſtube
nicht ausgeſperrt werden. Und mancher
von den Kleinen iſt ſchon ein tüchtiger Turner.
Durch frühe Uebung lernt er ſeine Glieder ganz
anders beherrſchen, als das früher der Fall
war, als das Wickelband die freie Bewegung
unmöglich machte. Heute heißt es ſchon im Kin=
derwagen
: Früh übt ſich, wer ein Meiſter wer=
den
will.
Beſonders reizvoll ſind die Kleinen, wenn ſie
ſich unbeobachtet glauben und munter für ſich
ſpielen. Daher kann man im kindlichen Spiel
manchen Charakterzug dieſer kleinen Menſchen
erkennen. Es iſt ſchon ein wahres Wort, das
Schiller ſprach: Ein hoher Sinn liegt oft im
kind’ſchen Spiele. Drum iſt das Spiel für die
Kinder wichtiger als alles andere. Sie müſſen
im Spiel ihr eigenes Selbſt finden. Je mehr
Freiheit man den Kindern beim Spielen läßt,
um ſo beſſer iſt es. Luft, Sonne, Waſſer ſind in
den Sommermonaten jedenfalls das eigentliche
Element, in dem unſeren Kinder leben und
glücklich ſind.

Aber der Dicke ſchlägt ihm auf die Schulter:
Ach was, Direktor. Ich bin hier ganz ohne Titel
und Ehrenzeichen, bloß in Badeanzug und
Strandſandalen. Ich bitte das zu beachten, jun=
ger
Mann, verſtanden?"
Jawohl, Herr Direktor.
Es werden ſehr vergnügte vierzehn Tage. Der
Dicke ſtört nach kurzer Zeit überhaupt nicht mehr.
Er geht ſogar mutig mit den beiden ins Waſſer,
er lernt ſogar den toten Mann, unter Frau
Stephanies ſanfter Aſſiſtenz. Am Freitag der
letzten Woche lädt er ſie abends zu ſich ein, in
das Reſtaurant des Kurhotels, trinkt drei Fla=
ſchen
Wein mit ihnen, iſt ſehr heiter und väter=
lich
und läßt ſich, als man aufbrechen will, durch
den Kellner einen Briefbogen bringen.
So, nun ſchreiben Sie. Ich fahre nämlich
morgen früh weg, will noch für zwei Wochen in
die Berge. Und da Sie beide mir altem Knaben
ſo viel Zeit gewidmet haben, anſtatt, wie ſich das
für ein jungvermähltes Paar gehört kurz und
gut ſchreiben Sie : An die Perſonaldirektion
wie bekannt. In Anbetracht meiner immer noch
beſtehenden Kurbedürftigkeit bitte ich um Ver=
längerung
meines Urlaubs um eine Woche.
Haben Sie? So, dann geben Sie mal her!
Zur Kenntnisnahme an die Zentrale. Geneh=
migt
! Name! Punktum! Das werfen Sie dann
heute abend noch in den Kaſten. Und gute Nacht.
Und weiter gute Erholung!
Er geht, kommt noch einmal zurück. Aber von
den Muſcheln wird nichts geſagt, und von dem
Eimerchen erſt recht nichts. Das bitte ich mir
aus!
Nein, kein Wort! rufen Alfred und Frau
Stephanie und drücken ſich zur Bekräftigung
unter dem Tiſch innig und begeiſtert die Hände.

[ ][  ][ ]

Seite 10 Nr. 187

Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 10. Juli 1937

Unſere Rleinſten
beim Sport

Hanz wie die Großen
ſpringen die Kleinen über
die Hürden, die für die
kurzen Beinchen noch etwas
ſchwierig zu nehmen ſind.
Trotzdem aber macht das
dinüberſpringen viel Spaß.
(Behrend=M.)

Lachen im Arbeitslager
Der Wunſch=Dienſtplan.
9.00 Uhr: Wecken durch Harfentöne.
9.109.40 Uhr: 1. Frühſtück, wird ans Bett
gebracht: Bohnenkaffee, zwei weiche
Eier, Butterbrot, Marmeladen,
Aufſchnitt nach Wunſch. Die Füh=
rer
reinigen indeſſen Stiefel und
Uniform.
9.40 Uhr: Wanmenbad.
10.30 Uhr: Maſſage u. Raſieren; Selbſt=
raſieren
verboten!
11.0011.30 Uhr: Ankleiden; Burſche wird be=
ſtellt
.
11.3012.00 Uhr: Gabelfrühſtück.
12.0013.00 Uhr: Spaziergang mit Damen=
begleitung
.
13.0013.30 Uhr: Rauchſtunde bei Radiomuſik;
Liköre und Kognaks in der Haus=
bar
; Spezialität: Deutſcher Wein=
brand
.
13.3014.30 Uhr: Mittageſſen: vier Gänge nach
Wunſch, Auſtern und Kaviar zur
Zeit nicht lieferbar; diverſe Weine.
14.3015.30 Uhr: Bettruhe.
15.3016.00 .Uhr: Veſper; der Kaffee wird ans
Bett gebracht.
16.0017.00 Uhr: Unterricht: Der gute Ton in
allen Lebenslagen.
17.0017.30 Uhr: Fahrſchule (Auto), auf Wunſch
auch Flugſchule.
17.3018.30 Uhr: Verteilung von Zigarren an
die Führer.
18.3019.30 Uhr: Abendbrot: Biere., Kognak,
Moſel=, Rhein= und Schaumweine;
kalte Platten; Spezialitäten je
nach Jahreszeit.
19.3023.00 Uhr: Autofahrt mit Damen, an=
ſchließend
Kino, Theater, Tanzbar
oder etwas anderes.
23.00 Uhr: Rückkehr ins Lager.
23.0024.00 Uhr: Dämmerſchoppen im Spiel=
ſaal
: Skat, Schafskopf. Pokern,
Bridge, Billard, Argus: Die Füh=
rer
vom Unterfeldmeiſter aufwärts
bedienen.
24.00 Uhr: Zapfenſtreich.
24.00unbeſchränkt: Wer länger bleiben will,
muß mehrere Flaſchen Wein trinken.
und der normale.
5.00 Uhr: Wecken.
5.055.15 Uhr: Frühſport.
5.155.45 Uhr: Waſchen, Revierreinigen,
Bettenbau.
5.45 Uhr: Stubenreviſion.
5.50 Uhr: 1. Frühſtück.
6.10 Uhr: Antreten Flaggenhiſſung.
6.15 Uhr: Abmarſch zu den Arbeits=
ſtellen
.
14.15 Uhr: Rückkehr von der Arbeit.
14.30 Uhr: Mittageſſen und Poſtausgabe
14.5015.50 Uhr: Mittagsruhe
15.55 Uhr: Aufziehen der Wache.
15.55 Uhr: Antreten im Drillichanzug.
16.0017.00 Uhr: Ordnungsübungen.
17.1517 45 Uhr: Politiſche Zeitungsſchau.
17.5518.30 Uhr: Vortrag: Luftſchutz.
18.3019.00 Uhr: Singen.
19.0019.30 Uhr: Kartoffelſchälen.
19.30 Uhr: Abendbrot.
20.03 Uhr: Putz= und Flickſtunde.
20.3021.30 Uhr: Beſprechung über Arbeits=
dank
.
21.30 Uhr: Zapfenſtreich.
Am Nachmittag tritt täglich ein Wechſel im
Dienſtplan ein.
(Entnommen aus Lachen im Arbeitslager
von Alfred Rother=Carlowitz, Verlag Deutſcher
Arbeitsdienſt, Berlin.)

Der Druſelturm von Kaſſel.
Auf dem Druſelplatz zu Kaſſel ſteht ein alter
Turm, der einſt manchem unausſtehlichen Weib=
lein
Vernunft beigebracht hat, d. h. nicht der
Turm ſelbſt, ſondern der neben ihm befindliche
Druſelteich. War ein Weib, ob alt oder jung,
Frau oder Mädchen, wegen ihrer Zankſucht be=
rüchtigt
, ſo wurde es von Magiſtrats wegen in
den Druſelturm gebracht, in dem es bis zur end=
gültigen
Strafe verblieb. An einem vorher
öffentlich verkündeten Tage wurde das Weib in
einem großen Waſchkorb in den Teich hinabge=
aſſen
und ſo oft untergetaucht, bis es pruſtend
Beſſerung gelobte. Die Beſſerung ſoll ſehr an=
haltend
geweſen ſein.

Sommerfreuden.
Aus dem Londoner Freibad Finchley.
(Scherl=M)

der lhutrenie Lowe.
Wir bringen mit Genehmigung des
Verlags nachſtehende Geſchichte aus
einem neuen B:Hh von Otto Pauſt, das
unter dem Titel Der indirekte Löwe
und andere Tiergeſchichten im Brun=
nen
=Verlag, Willi Biſchoff, Berlin, er=
ſchienen
iſt.
Schlups war ein Dackel und damit Beſtand=
teil
des Zoologiſchen Gartens. Daß er Dackel
war, wußte er nicht. Nur daß er lebte und alſo
auch wichtig war, davon ſchien er überzeugt. Er
hatte ſchon immer einmal den Seehund ſehen
wollen. Man, muß ſich um ſeine Verwandten
kümmern, wenn man ſie kennenzulernen wünſcht.
Zu einem ſelbſt kommen ſie ja doch nur dann,
wenn ſie was brauchen.
Das alſo war er! Schlups entdeckte keine
Aehnlichkeit zwiſchen ſich und dem graubehaar=
ten
alten Herrn, der gerade beim Mahle lag
und nicht das geringſte Intereſſe für ihn auf=
brachte
. So ſind die Verwandten, ſolange es
ihnen gut geht.
Schlups näherte ſich, unter ſtrenger Einhal=
tung
des Sicherheitsabſtandes. Man kann nie
wiſſen. Mißtrauen iſt die Urahne der Dachs=
hunde
. Lange ſchaute er dem Speiſenden zu.
Mit ſchief geneigtem Kopf, wie alle wahrhaft
Neugierigen.
Man nahm nicht von ihm Notiz. Oder kön=
nen
Seehunde nicht bellen? Sind ſie etwa auch
kurzſichtig?
Daß Sie aber Fiſch eſſen!
und
ſogar roh! Schlups ſagte es verwundert,
färbte aber ſeine Worte mit leicht maliziöſem
Ton. Für alle Fälle hielt er noch zwei verächt=
liche
Schnauzenfalten parat.
Dem Seehund entging nichts. Vielleicht di=
nierte
er gerade deshalb mit Gleichmut weiter.
Sind Sie ſchon lange hier, quälte der Ein=
dringling
erneut. Sein Kopf lag jetzt im rech=
ten
Winkel zum Genick. Das linke Ohr bau=
melte
melancholiſch über dem Kies.
Der Seehund wiegte das Haupt, was be=
deuten
konnte: Wie man’s nimmt. Die Geſte
galt aber der Qualität der Fiſche. Nach been=
digtem
Mahl nörgelt man immer.
Ich wohne im Raubtierhaus. Schlups
warf es ſo hin, wie einen abgenagten Knochen.
Mit der Pfote aber deutete er gewichtig über
ſeine Schulter nach dem gefährlichen Revier. Er
ſprach übrigens die Wahrheit. Mit einem =
wen
teilte er ſeine Schlafſtelle. Vormittags
hatte er Ausgang. Nachmittags mußte er Ein=
druck
auf die Beſucher machen, was auch gelernt
ſein will: Dackel und Wüſtenkönig Schulter an
Schulter.
Mein Bruder iſt der Löwe Jaromir be=
richtete
Schlups unaufgefordert weiter. Jaromir
war aber ſein Milchbruder. Was Schlups ge=
nau
ſo wenig ahnte, als daß er Dackel war.
Der Seehund wiſchte ſich den Schnurrbart.
Ihm imponierte Schlups Abſtammung wohl
nicht. Da trat die Gattin des Waſſertiers aus
der Grotte.
Malwine meinte der Seehund nachſichtig,
er will ein Löwe ſein. Dabei deutete er auf
Schlups, der nun nicht mehr im Zweifel war,
ein Objekt der Ironie zu ſein. Mit der ſchwe=
ren
Floſſe wies der Seehund noch immer auf
den Kleinen aus dem Raubtierhaus.
Wohl weil Sie gelb ſind? fragte die Frau
noch nachſichtiger als ihr Mann.
Nein! widerſprach Schlups bündig. Aber
weil Jaromir mein Bruder iſt. Deshalb muß
ich ein Löwe ſein!
Sie werden lügenhaft, mein Lieber, ver=
wies
der alte Herr.
Vielleicht bin ich kein direkter Löwe‟,
ſchränkte Schlupps ein, bereit zum Kompromiß.
Indirekte Löwen gibt es gar nicht, lächelte
die Seehunddame.
Seelöwen ſind zum Beiſpiel indirekt, be=
lehrte
der Dackel. Er war gar nicht beleidigt.
Man unterhielt ſich ja immerhin mit ihm.
Der Gegner aber ärgerte ſich. Er zog das
feuchte Fell zuſammen und knurrte. Seine Frau
kannte ihn: Laß doch, vermittelte ſie. Der
junge Mann
Ach was, junger Mann! Kommt hierher
und ſtellt Behauptungen auf, das ſcheint das
einzige zu ſein, was er kann.
Ich kann mehr! Ich bin zum Beiſpiel lei=
nenführig
und und der Direktor nimmt mich
manchmal mit in die Stadt, wo die Straßen=
bahnen
fahren. Ja, was das iſt, wiſſen Sie
nicht. Ich bin leinenführig, trumpfte Schlups
wiederholt auf. Ich kenne das Leben von in=
nen
und außen wie den Zoo.
Und da erdreiſten Sie ſich, ein Löwe ſein
zu wollen? Scheren Sie ſich in die Wüſte, wo
der Sand am tiefſten iſt, und tun Sie Buße‟,
ſchrie der Ungläubige.
Ich bin noch nicht ganz ein Löwe, ſchloß
Schlups, dem die Luft ausging. Aber ich wohne
im Raubtierhaus, und wenn ich größer bin,
werd’ ich ein Löwe ſein. Er war ſo ehrlich,
daß ihm nun ſelber Zweifel kamen, nachdem
ihm dieſer impertinente Kerl alles Löwenhafte
abſprach. Man ſoll nicht zu ſeinen Verwandten
gehen, ſolange ſie einen nicht brauchen. Schlups
beſaß aber auch Selbſtbewußtſein, und darum
kämpfte er um den Ruf ſeiner Abſtammung.
Soviel er wußte, war er ein Löwe von Geburt.
Das Wichtigſte aber; er fühlte ſich als Löwe,
was ja immer die Hauptſache iſt.
Sie ſind noch jung, und man ſollte Sie
Du’ nennen bebte der Seehund. Aber einen
Betrüger, darf man nicht Du’ nennen. Man
muß ihm aus dem Wege gehen, ihn meiden und
verachten, wie alles, was nicht Fiſche frißt.
Des Seehunds Gattin humpelte ſchockiert ins
Haus.
Ihr Mann hatte tiefe Trauer im Blick. So=
viel
Lüge und Verkommenheit hätte er bei der
Jugend des Eindringlings niemals erwartet.
Schlups bellte entrüſtet und ſchaute zurück
zum Raubtierhaus, als müſſe er ſich überzeu=
gen
, ob es noch vorhanden ſei. Vielleicht ſtritt
man ihm gar noch ſeine Geburtsſtätte ab, wie?
Der Seehund aber blieb verſtört. Er konnte
nicht mehr an die Zukunft der Jugend glauben.
Gebeugten Hauptes glitt er ins Waſſer
Auch Menſchen gehen ins Waſſer, wenn ſie
den Glauben ans Letzte verloren haben.

Gehört Thüringen zu China?
Vor kurzem bekam ein Altenburger Bauer
den Beſuch eines Kriegskameraden, der in Ber=
lin
wohnt und ſelten aus der Stadt heraus=
kommt
.
Nach der Begrüßung und der Einnahme eines
ordentlichen Frühſtückes, das aus Speck und
Schinken, Wurſt und Fleiſch, Butter und dem be=
rühmten
Altenburger Ziegenkäſe beſtand, ging
man hinaus, um den Hof und das Feld zu be=
ſichtigen
.
Im Hof begegnete den beiden alten Kriegern
ein Knecht, mit dem ſich der Bauer in einer
Sprache unterhielt, die dem Berliner Kriegs=
kameraden
ſehr fremd vorkam. Es waren offen=
bar
chineſiſche Laute, die er vernahm, aber durch=
aus
verſtand.
Nach einer Weile kam der Knecht wieder, gab
dem Bauer ein Geſtell und antwortete auf deſſen
Frage Hengern Heie heng hong ſe‟.
Als der Knecht fort war, ſprach der Kamerad
aus Berlin zum Bauer: Florus, ſeit wann je=
hört
Ihr in Thüringen eigentlich zu China?
Wieſo? fragte der Bauer.
Nun, wat denn erwiderte der Berliner,
ſprach der Mann da nicht Chineſiſch?
Nee, nee meinte der Bauer, das war nicht
Chineſiſch. Das war eine Antwort in Altenburger
Nundart Hengern Heie heng hong ſe. Und
das heißt ins Hochdeutſche überſetzt: Hinterm
Heu hinten hing ſie‟. Nämlich die Marderfalle,
die wir jetzt auf dem Scheunenboden aufſtellen
wollen.
Der Berliner konnte nur lachend den Kopf
ſchütteln.
O. Sänger.

Des Balſiſten Rache
Der Baſſiſt Tiefenbach war einſt ein ge=
feierter
Bühnenſänger, der ſich im Hinblick auf
ſeine Beliebtheit auch einiges herausnehmen
durfte. Als ihm einmal ein Theater=Engage=

Pflege der Gartenmöbel von Peddigrohr.
Dieſe leicht transportierbaren Seſſel, Hocker
und Bänke haben nur den Nachteil, daß ſich
zwiſchen ihrem loſen Geflecht ſehr raſch Staub
und Ruß feſtſetzen und dieſe grau und unanſehn=
lich
machen. Wenn irgend möglich, ſollte man
ſie deshalb auch nachts in geſchloſſene Räume
nehmen, da ſie durch den Tau angefeuchtet wer=
den
und ſchmutziger Belag dann doppelt raſch
die helle Tönung dieſer Möbel beeinträchtigt.
Man ſollte aber die Mühe nicht ſcheuen, ſie wäh=
rend
des Sommers öfters einmal gründlich mit
weicher, aber langhaariger Bürſte und lauem,
kräftigem Seifenwaſſer auszubürſten. Mit der
Gießkanne und klarem Waſſer überſpült, in der
Sonne getrocknet, ſehen ſie wieder wie neu aus.
Gelbgewordene Möbel kann man leicht bleichen,
wenn man ſie mit Waſſerſtoffſuperoxyd gleich=
mäßig
abbürſtet und ebenfalls der Sonne aus=
F.
ſetzt.
Der Keller, der beſte Freund der Hausfrau
im Sommer.
So gut der ſauber ausgefegte Ofen mit
Feuer= und Aſcheloch im Zimmer und die Back=
und Kochröhre des Küchenherdes zur Aufbewah=
rung
empfindlicher Speiſen an warmen Tagen
auch geeignet ſind, ſo wenig können dieſe Not=
helfer
doch der Hausfrau den Eisſchrank völlig
erſetzen. Dieſer bedarf aber zum erwünſchten
ſtändigen Kühlen ſeines Inhaltes auch der täg=
lichen
Verſorgung mit Eis, und deſſen Beſchaf=
fung
verurſacht der Hausfrau dann wieder la u=
fende
Ausgaben, die ſie, wenn irgend möglich,
zu vermeiden ſucht.
Gehört nun nicht zu jeder Wohnung ein Kel=
ler
, und ſei er auch räumlich noch ſo beſchränkt:
Wohl ſind in dieſem, zumal wenn unter ver=
ſchiedene
Untermieter verteilt, ringsum Wände
mit Kohlen, Flaſchenregalen, Waſchgefäßen u. ä.
m. beſetzt, aber dafür iſt ja noch die Decke frei.
Und zwar kann unter dieſer, ſelbſt für die leben=
igſte
Maus unerreichbar, an eingegipſten Haken
freiſchwebend aufgehängt, eine ganz flache Kiſte
oder ein großes, feſtes Brett, mit ſchmalem Rand
verſehen und an den vier Ecken mit Hängeöſen
und feſten Stricken oder Ketten verſehen, als
luftiger Behälter für alle leicht verderblichen
Lebensmittel geſchaffen werden. Zur Sicherung
gegen eventl. Kalkabfall mit Deckeln oder Gaze=
glocken
geſchützt, können hier Butter, Früchte und
Gemüſe miteinander aufbewahrt werden und
behalten in der immer gleichmäßig kühlen Tem=
veratur
ihren guten Geſchmack und unveränderte
Beſchaffenheit.

ment aus verſchiedenen Gründen nicht paßte,
bat er den Direktor immer wieder um vor=
zeitige
Entlaſſung aus ſeinem Vertrag. Der
Inhaber des Muſentempels aber wollte ſich
den berühmten Sänger nicht entwiſchen laſſen
und beſtand hartnäckig auf der Einhaltung der
vereinbarten Friſt.
Doch Tiefenbach war mit allen Waſſern ge=
waſchen
und ſann auf teufliche Rache. Als eines
Abends der Freiſchütz aufgeführt wurde,
mußte der Baſſiſt als Jägerburſche Kaſper auf=
treten
und in der Wolfsſchlucht Freikugeln gie=
ßen
, während rings um ihn das wilde Heer
tobte und über die Bühnenbretter jagte. Am
Schluß des wilden Jagdzuges kam eine feuer=
ſpeiende
Wildſau angeraſt und polterte über
die Szene. Kaum aber hatte Tiefenbach das
Bieſt erblickt, als er aufſprang und vor ihm
eine tiefe Verbeugung machte: Guten Abend,
liebe Frau Direktor! Wo wollen Sie denn ſo
ſpät abends noch hin?
Noch am ſelben Abend hatte der rachſüchtige
Baſſiſt die erſehnte Entlaſſung in Händen.

Wußten Sie das lchon?
Unter einem Urwald verſteht man einen
Wald, den die Hand des Menſchen unberührt
gelaſſen hat. Düſter und ſchwermütig mutet uns
der mitteleuropäiſche Urwald an. Rieſige umge=
ſtürzte
Stämme liegen durcheinander, die
Stümpfe, oft mehrere Meter hoch, ſind ſtehen=
geblieben
. Der Boden iſt Moraſt. Wir finden
ſolche Reſte deutſchen Urwaldes noch am Arber
im bayeriſchen Wald und in der Sölbachau am
Tegernſee. Das großartigſte Ueberbleibſel eines
ſolchen Urwaldes liegt am Kubany im Böhmer=
wald
auf tſchechiſcher Seite.
Im Jahre 1885 gab es erſt wenige Telephone
in der Welt. Sogar die Londoner Handels=
kammer
hatte noch keins.

Hiie Har Uhd Car
Einmachehände zu bleichen. Die
Einmacheſaiſon bringt vielen Hausfrauen wie=
der
die ſo gefürchteten farbigen Hände mit ſich,
die hauptſächlich beim Einmachen von Obſt nicht
zu vermeiden ſind. Da dieſe bei einfachem
Waſchen mit Seife nicht wieder weiß werden,
ſo trägt die davon betroffene Hausfrau die
Spuren ihrer Tätigkeit oft tagelang mit ſich
herum. Ihr hilft aber ein einfaches Mittel,
und zwar bereite ſie eine kräftige Löſung von
ziemlich heißem Sodawaſſer. In dieſe drücke ſie
die Hände geſpreizt und bearbeite die Finger=
nägel
mit ſcharfer Handbürſte. Selbſt die Spu=
ren
von Heidelbeeren verſchwinden dabei.
Tinten= und Roſtflecke in Leinen
zu tilgen. Wenn es ſich um ältere Flecken
handelt, ſo ſtelle man ſich eine Miſchung von
10 Gr. Glyzerin und 2 Gr. Kaliumbioxlat in
88 Gr. Waſſer her. Nachfolgendes Nachwaſchen
in klarem Waſſer iſt unerläßlich.
Aufläufe für die kartoffelarme
Zeit. Feiner Kirſchauflauf: 12
Eier verrühre man mit 2 Löffel Zucker, 75 Gr.
Butter oder Margarine, ½ Taſſe ſaurer Sahne
und ſo viel Mehl, daß ein dickflüſſiger Teig ent=
ſteht
, unter den man 1 Pfund ſüße Schwarz=
kirſchen
und zuletzt den ſteifen Eiſchnee zieht.
In vorbereiteter Form backe man die Speiſe
341 Stunde bei Mittelhitze. Auflauf
von jungem Kohlrabi. 23 zarte Kohl=
rabi
koche man nach dem Schälen und Stiftig=
ſchneiden
in wallendem Salzwaſſer weich, wor=
auf
man, abgetropft, mit ausgequollenem Reis
(etwa 100 Gr.) in eine vorbereitete Form zu=
ſammen
mit ¼ Pfd. weicher Mett= oder Brüh=
wurſt
lagenweiſe füllt. 1 Taſſe Kohlrabiwaſſer
verquirle man mit 1 Ei und 1 Eßlöffel Mehl,
ſowie Salz nach Bedarf und gieße es über den
Inhalt. Backzeit: ½3 Stunde. Auflauf
von geräuchertem Fiſch. Dazu eignet
ſich geräucherter Schellfiſch wie Bücklinge, die
man von Haut und Gräten befreit, in Stückchen
zerpflückt. Dann lege man den Boden einer
Form mit Kartoffelſcheiben aus, die man ſalzt
und pfeffert, mit Butterflöckchen belegt und
dann eine Lage Fiſch folgen zu laſſen. Abſchlie=
ßend
übergieße man das Ganze mit einem in
einer Taſſe Milch verquirltem Ei und einem
Eßlöffel Mehl und backe die Speiſe, mit Butter=
flöckchen
und geriebenem Schweizerkäſe bedeckt,
341 Stunde.
A. V

[ ][  ][ ]

Die Oeutſche Reichsbahn in Zahlen.
züge im Jahre 1934 um 11 Prozent gegenüber 1933 und um 15
Prozent gegenüber 1932 geſtiegen. Ebenſo ſind die Geſchwindig=
Vor neuen Aufgaben.
keiten erhöht worden. Gegenüber einer früheren Durchſchnitts=

Im Jubiläumsjahr der deutſchen Eiſenbahnen
dürfte der folgende knappe Ueberblick über die
wirtſchaftliche Bedeutung der Deutſchen Reichs=
bahn
, des größten deutſchen Unternehmens, von
beſonderem Intereſſe ſein.
WPD. Das Anlagevermögen der Deutſchen Reichsbahn, die
etwa 92 Prozent des geſamten deutſchen Eiſenbahnnetzes umfaßt,
beträgt rund 28 Milliarden RM. Das iſt ein Betrag, der die
Anlagewerte unſerer größten Induſtrieunternehmungen bei wei=
tem
überſteigt. So ſteht z. B. die Reichspoſt dem mit einem An=
leihe
= und Aktienkapital von 3045 Millionen RM. gegenüber; es
folgen die Vereinigten Stahlwerke mit 1384 und JG. Farben mit
1263 Millionen RM. Im großen Abſtande folgen der Siemens=
konzern
mit 590 und die BVG. mit 512 Millionen RM. Als Auf=
traggeber
kommt der Reichsbahn in der deutſchen Wirtſchaft eine
ſehr große Bedeutung zu, ſo daß ſie einen wichtigen Faktor in der
Geſamtwirtſchaft darſtellt. Die Aufträge der Reichsbahn beliefen
ſich in den Jahren 1927 bis 1933 auf rund 92 Milliarden RM.
Auch in mageren Jahren ſpielt die Reichsbahn eine wichtige
Rolle auf dem Arbeitsmarkt. Die Reichsbahn als Arbeitgeberin
ſelbſt unterhält im Jahresdurchſchnitt einen Perſonalbeſtand von
rund 630 000 Beſchäftigten. Demgegenüber beträgt z. B. der Per=
ſonalbeſtand
der Reichspoſt 376 000, der JG. Farben rund 114 000,
der Verein. Stahlwerke 151 000, des Siemenskonzerns 113 000.
Die Beſoldung macht im Jahresdurchſchnitt eine Summe von rd.
1,5 Milliarden RM. aus (1934: 1,557 Milliarden, davon Beſol=
dung
der Beamten 846 Millionen und Lohn der Arbeiter 711
Millionen). Zu den Beſchäftigten müſſen noch die Familien=
angehörigen
, ſowie die Penſions= und Reutenempfänger gerechnet
werden, ſo daß reichlich drei Millionen Volksgenoſſen oder rund
ein Zwanzigſtel des geſamten Volkes von der Reichsbahn unter=
halten
werden. Im ganzen machen die erweiterten Perſonal=
ausgaben
eine Summe von jährlich etwa 2 Milliarden RM. aus.
(1934: 2,243 Milliarden, davon Ruhegehalt und Hinterbliebenen=
bezüge
432 Millionen RM., Unterſtützung der Beamten und Hin=
terbliebenen
, 30 Millionen, ſonſtige Wohlfahrtsausgaben 224
Millionen RM.)
Im Geſamtverkehr hat die Reichsbahn noch immer den über=
wwiegend
größten Teil der Perſonen= und Frachtenbeförderung zu
bewältigen. So verhielten ſich nach heute nicht mehr ganz zu=
rtreffenden
Daten aus dem Jahre 1930 die Beförderungsleiſtungen
rvon Reichsbahn. Kraftwagen und Waſſerſtraße im Perſonenver=
Fkehr wie 100: 18: 0,5, und im Güterverkehr wie 100 10: 38. Die
Jahresleiſtungen im Perſonenverkehr in Perſonenkilometern er=
egaben
: 43 Milliarden Pkm. Reichsbahn: 8 Milliarden Pkm.
Kraftwagen: 200 Millionen Pkm. Binnenwaſſerſtraßen. Die Jah=
rresleiſtungen
im Güterverkehr (Nutztonnenkilometer) verhielten
ſſich wie 61 Milliarden Tkm. Reichsbahn: 6 Milliarden Tkm.
=Kraftwagen: 23 Milliarden Tkm. Binnenwaſſerſtraßen.
In wie weitem Maße ſich die Reichsbahn heute noch im Sta=
Ddium der Weiterentwicklung befindet, zeigen die fortlaufenden
Bemühungen um eine Leiſtungsſteigerung. So iſt zum Beiſpiel
Ddie Tagesleiſtung an Zugkilometern im Güterverkehr aller Güter=

ſtundengeſchwindigkeit von 65 Klm./Std., im Güterverkehr iſt ver=
ſuchsweiſe
eine Schnelligkeit von 75 Klm.Std. (Berlin Ham=
burg
) erreicht worden. Im Sommer 1934 iſt erſtmalig eine Ge=
ſchwindigkeit
von 90 Klm./Std. erzielt worden (Schnellgüterzug
Brühl HamburgBerlin). Dasſelbe trifft auf den Perſonenver=
kehrszug
zu: gegenüber 1933 wurde eine Steigerung von 9,6 Pro=
zent
im Perſonenverkehr erzielt, die geleiſteten Perſonenkilometer
ſtiegen um 15,7 Prozent. Ebenſo, ſtiegen im Verfolg des Aus=
baues
der Zugverbindungen die Kilometerleiſtungen der mit 100
Klm./Std. und mehr gefahrenen Züge gegenüber 1933 um 67 Pro=
zent
, die Leiſtungen der mit 95 Klm./Std. fahrenden Züge um
380 Prozent und der mit 90 Klm./Std. um 167 Prozent. Ein
eindrucksvolles Bild der Verkehrsverbeſſerung veranſchaulichen die
Reiſezeiten der ſchnellſten Züge, auf den Strecken BerlinHalle
und BerlinHamburg. Erreichte der Zug BerlinHalle 1914
eine Geſchwindigkeit von 86,8 Klm./Std, ſo ſteigerte ſich die Ge=
ſchwindigkeit
über 1931 mit 90,0 Klm./Std im Jahre 1935 auf
105,5 Klm./Std. Berlin-Hamburg begann 1914 mit 80,4 und
erreicht heute 126,8 Klm. /Std.
In wie ſtarkem Maße die Reichsbahn den Weg der Verkehrs=
beſchleunigung
gehen will, zeigt ein aufſchlußreiches Verzeichnis
von in Ausſicht genommenen Schnellbetriebswagen. Es ſind in
Ausſicht genommen für die Strecken:

Strecke Streckenlänge
in Klm. Fahrzeit
heute. in Min.
künftig BerlinHamburg 287 154 139 BerlinKöln. 579 378 300 KölnHamburg 450 359 250 BerlinKönigsberg 600 448 315 BerlinLeipzig 165 107 2 BerlinDresden 180 136 100 BerlinBreslau 341 260 171 BerlinMünchen 674 458 390 BerlinFrankfurt a. M. 539 373 310

Umfangreiches Sahrzeugbauprogramm
der Reichsbahn.
Das vom Verwaltungsrat der Deutſchen Reichsbahn auf der
letzten Sitzung in Saarbrücken genehmigte Fahrzeugbauprogramm
für das erſte Halbjahr 1936 ſieht die Beſchaffung von 2200 Fahr=
zeugen
aller Art vor, u. a. 86 Dampflokomotiven 27 elektriſche
Lokomotiven, 48 Kleinlokomotiven, 53 Trieb= und Beiwagen für
elektrifizierte Strecken und 106 Triebwagen und Beiwagen mit
eigener Kraftquelle.
Der Perſonenwagenpark ſoll u. a. durch 260 D=Zugwagen und
142 ſonſtige Perſonenwagen, der Güterwagenpark durch 849 =
terwagen
verſchiedener Gattungen ergänzt werden. Der Be=
ſtand
an Straßenkraftfahrzeugen ſoll ſowohl durch Perſonenwagen
für den Verkehr auf den Reichsautobahnen wie durch Laſtkraft=
wagen
mit Anhängern vermehrt werden.

Die rhein=mainiſche Wirkſchaft im Juni.
Nach dem in der Rhein=Mainiſchen Wirtſchafts=Zeitung
veröffentlichten Lagebericht zeigt das Automobilgeſchäft
eine weiterhin günſtige Entwicklung. Seit Anfang dieſes Jahres
weiſen die Zulaſſungen gegenüber der gleichen Vorjahrszeit eine
mehr als 100prozentige Steigerung auf. Der vorliegende Auf=
tragsbeſtand
ſichert für die nächſte Zeit volle Beſchäftigung. Das
Exportgeſchäft zeigte im Rahmen der Deviſenſchwierigkeiten eine
befriedigende Entwicklung. Eine Aenderung der Lage in der
Schmuck= und Silberwareninduſtrie war in den bei=
den
letzten Monaten nicht feſtzuſtellen; eine gewiſſe Belebung des
Inlandsgeſchäfts hat angehalten. Das Auslandsgeſchäft leidet
nach wie vor unter den bekannten Erſchwerniſſen. Die Diaman=
teninduſtrie
war verhältnismäßig zufriedenſtellend mit
Aufträgen verſehen. In der chemiſchen Induſtrie hielt ſich
das Inlandsgeſchäft auf gleicher Höhe, teilweiſe zog es leicht an,
während das Auslandsgeſchäft allgemein etwas größer geworden
iſt. Bei der Scheideinduſtrie, mußte im Goldgeſchäft die
Rationierung der Abgaben fortgeſetzt werden; das Silbergeſchäft
liegt weiter ruhig. Im Beſchäftigungsgrad der Schneidereibetriebe
iſt gegenüber dem Vormonat keine Veränderung eingetreten. Die
im Vormonat gemeldete Belebung in der Lederinduſtrie
hielt bis zum Pfingſtfeſt an, wurde aber nachher wieder ruhiger.
Im Auslandsgeſchäft verſchärfen ſich die Schwierigkeiten im Le=
derexport
infolge der bekannten Hemmungen. Die Leder=
wareninduſtrie
hatte im Detail=Abſatz unter ungünſtigen
Witterungsverhältniſſen zu leiden; das Exportgeſchäft hat ſich
nicht gebeſſert. In der Schuhinduſtrie liegen die Verhält=
niſſe
ähnlich wie in der Lederwareninduſtrie.
der Reichsbank=Ausweis für die erſte Juli=Woche.
Der Reichsbankausweis vom 6. Juli 1935 weiſt eine recht
ſtarke Entlaſtung auf, die die günſtige Entwicklung nach dem
Halbjahresultimo kennzeichnet. Die geſamte Anlage der Bank in
Wechſeln und Schecks, Lombards und Wertpapiren, hat ſich um
307,6 auf 4374,6 Mill. RM. verringert, womit 52,3 Prozent der
Ultimo=Juni=Beanſpruchung bereits wieder zurückgefloſſen ſind
gegen 25,4 Prozent zum entſprechenden Zeitpunkt des Vormonats
und nur 38,2 Prozent zum gleichen Vorjahrestermin. Im ein=
zelnen
haben die Beſtände an Handelswechſeln und Schocks um
209,6 auf 3669.1 Mill. RM., an Lombardforderungen um 44,4 auf
45,1 Mill. RM., an deckungsfähigen Wertpapieren um 0,9 auf
335,7 Mill. RM., und an Reichsſchatzwechſeln um 52,8 auf 0,2
Mill. RM. abgenommen. Der geſamte Zahlungsmittelumlauf
betrug am Stichtag 5795 Mill. RM. gegen 5820 Mill. RM. zum
entſprechenden Zeitpunkt des Vormonats und 5582 Mill. RM. zur
gleichen Vorjahrszeit. Die fremden Gelder zeigen mit 717,8
Mill. RM. eine Abnahme um 101,2 Mill. RM., die ausſchließlich
auf die privaten Giroguthaben entfällt, während bei den öffent=
lichen
Konten eine kleine Zunahme zu verzeichnen iſt. Der Be=
ſtand
an ſonſtigen Aktiven iſt um 27,3 auf 676,2 Mill RM. ge=
ſtiegen
, der an ſonſtigen Paſſiven um 3,9 auf 213,2 Mill. RM. zu=
rückgegangen
. Die Beſtände an Gold= und deckungsfähigen Devi=
ſen
haben ſich durch die Auslandskäufe von Gold um 0,2 auf 89,8
Millionen Reichsmark erhöht.

Berliner und Rhein=Main=Börſe.
Die vorgeſtern gegen Schluß der Berliner Börſe einge=
tretenen
Abſchwächungen wurden geſtern bei Rückkäufen der Ku=
liſſe
wieder aufgeholt; faſt allgemein ergaben ſich Befeſtigungen
won ½1 Prozent. Das Intereſſe der Kundſchaft hatte aber den
Wortagen gegenüber nachgelaſſen, ſo daß die Kurſe im Verlauf
eher etwas abbröckelten. Montanwerte lagen nach den voran=
gegangenen
Befeſtigungen bereits bei Beginn uneinheitlich wäh=
end
Braunkohlenwerte etwas freundlicher eröffneten. Kaliaktien
Eonnten um durchſchnittlich 1 Prozent anziehen. Von chemiſchen
Werten waren beſonders Farben (plus 1 Prozent), wieder be=
Feſtigt, im Verlauf aber etwas ſchwächer. In Elektroaktien war
wie feſte Tendenz nicht ganz unbeſtritten. Für Auto= und Ma=
ſchinenaktien
beſtand unler Hinweis auf die Flottenneubauten
Stwas Intereſſe. Bau= und Textilwerte wurden bis ½ Prozent
Höher bezahlt. Für Schiffahrtsaktien hielt das Intereſſe an. Ren=
en
waren behauptet. Im Verlauf bröckelten die Kurſe eher ab.
Farben gingen um ¼ Prozent zurück. Siemens waren 1 Prozent
gedrückt. Auch die übrigen Elektrowerte bröckelten leicht ab; für
Maſchinenaktien hielt das Intereſſe an. Gut gehalten waren
Menten. Altbeſitz erholten ſich um ½ Prozent.
Die Rhein=Mainiſche Börſe wies geſtern nur ſehr klei=
nes
Geſchäft auf, da der Auftragseingang gegenüber den Vor=
agen
eine merkliche Verringerung erfahren hat. Die Grundſtim=
mung
blieb indes freundlich. Am Aktienmarkt war die Kursbil=
ſeung
uneinheitlich. Infolge der nur geringen Publikumsbeteili=
rung
erfolgten ſeitens der Kuliſſe einige Realiſationen. Im all=
gemeinen
bewegten ſich die Veränderungen im Rahmen von ½1
Prozent. Beſonders ruhig verkehrte der Montanmarkt, die Kurſe
agen aber noch mäßig höher. Von chemiſchen Werten waren
Farbeninduſtrie 3 Prozent höher. Am Elektromarkt lagen einige
Spezialwerte feſt. Motorenwerte erhöhten ſich bis ½ Prozent.
Maſchinenwerte lagen uneinheitlich. Schiffahrtswerte lagen bis
*5 Prozent höher. Renten lagen ebenfalls ſehr ruhig. Der Ver=
auf
war weiterhin ſehr ruhig und infolge der Geſchäftsſtille
röckelten die Mehrzahl der Kurſe um Bruchteile eines Prozents
ab, ſo u. a. Montanwerte, JG. Farben, Elektroaktien, Schiffahrts=
und Zellſtoffpapiere. Feſt lag u. a. Reichsbank mit 192½ nach
191½ Am Rentenmarkt waren Altbeſitz mäßig höher.
Die Abendbörſe nahm auf allen Marktgebieten einen
ſehr ſtillen Verlauf. Aufträge lagen kaum vor, was die Kuliſſe
mu weiteren kleinen Realiſationen veranlaßte. Infolgedeſſen
vonnten ſich die ſchon ermäßigten Mittagsſchlußkurſe in den mei=
ſten
Fällen nur knapp behaupten. Der Rentenmarkt lag nahezu
geſchäftslos und kursmäßige Veränderungen traten nicht eig.

Produkkenmärkke.
j. Marktbericht des Obſt= und Gemüſe=Großmarktes Weinheim
(Bergſtr.) vom 8. Juli. (Preiſe pro Pfund in Pfg.) Kirſchen 25
bis 31, Erdbeeren 1824 Johannisbeeren rot 1317 do. ſchwarz
2022 Stachelbeeren reif 1224 do. grün 1016, Himbeeren 22
bis 34, Heidelbeeren 2427 Pfirſiche 3544, Aprikoſen 44, Bir=
nen
2327, Bohnen 27. Anfuhr 200 Ztr.: Nachfrage ſehr gut.
Piehmärkke.
Mainzer Viehmarkt vom 9. Juli. Auftrieb: 5 Ochſen (zum
Schlachthof direkt 1), 12 (2) Bullen, 242 (9) Kühe, 66 (6) Färſen,
220 (34) Kälber, 738 (21) Schweine. Notiert wurden pro 50 Kg.
Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 42, b) 4041; Bullen a) 42,
b) 4041; Kühe a) 42, b) 3641, c) 2935, d) 2128: Färſen
a) 42, b) 4041, c) 3839: Kälber b) 5056, c) 4149, d) 31
bis 40: Schweine a) 1. 5152 a) 2. 5052, b) 4951, c) 46
50. Marktverlauf: Rinder und Schweine lebhaft, ausverkauft;
Kälber belebt, geräumt.

Wirkſchaftliche Rundſchau.
Neue Inlandszuckerfreigabe. Der Vorſitzende der Hauptver=
einigung
der Deutſchen Zuckerwirtſchaft hat für die Verbrauchs=
zuckerfabriken
eine weitere (16.) Freigabe für den Abſatz von
Verbrauchszucker im Inlande in Höhe von wieder 5 Prozent des
Freigabekontingents für 1934/35 verfügt. Damit ſind bisher ins=
geſamt
80 Prozent des Geſamtfreigabekontingents freigegeben.
Der Eiſenſteinbergbau an Lahn, Dill und in Oberheſſen im
Juni. Nach dem Bericht der Bezirksgruppe Wetzlar der Fach=
gruppe
Eiſenerzbergbau zeigt arbeitstäglich auch der Monat Juni
mit 65 297 To. eine weitere Steigerung der Förderung (65 713
To. im Monat Mai). Der Verſand zeigte eine Abnahme auf
66 874 To. gegen 74 443 To. im Vormonat, die jedoch lediglich zu
Laſten der manganhaltigen Erze ging. Trotzdem überſtieg der
Verſand im Juni noch die Förderung um rd. 1500 To. Die Vor=
räte
ſind damit auf rd. 71 500 To. zurückgegangen. Die Belegſchaft
war bis Ende Juni auf 2800 Mann angeſtiegen. Im Laufe des
Juni wurden von den in Gang befindlichen 13 Bohrungen ſechs
beendigt und drei neu in Angriff genommen. Im Juni wurden
im ganzen 690 Meter gebohrt, wobei wieder an verſchiedenen
Stellen Eiſenerzlager nachgewieſen wurden.

Berliner Kursbericht
vom 9. Juli 1935

Oeviſenmarkt
vom 9. Juli 1935

Berl. Handels=Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag
Nordd, Llohzd
A. C. 6.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl

Nie
93.75
93.75
36.25
39.875
47.25
127.25
120.5
100.
123.
160.
144.
113.75

ete
R
J. G. Farben
Geſ. f.elektr. Untern.
HarpenerBergbau
Hoeſch Eiſenund
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.

af
155.25
130.
114.75
108,25
165.
95.5
128.75
103.75
123.625
93.375
77.

Keeene
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kalt
Weſtote. Kaufhof
Vere n. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werle
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke

Ve
121.875
197.5
35.
89.875
127.
98.
12.25
124.875
57.
131.
128.125
145.

Aegypten
Argentinie!
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemar
Danzig.
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland
Fland

D
1äaypt. 2
Pap. Peſo
100 Belga
Milreis
100 Leva
1canad. Doll.
100 Kronen
100 Gulden
L.Sg. t
100 eſtl. Kr.
100 finn.Mk
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 isl. Kr.


12.59
G.S5o
41.885
0.139
3.077
2.471
54.88
16.97
12.29
68.43
5.42
165.41
2.353
168.741
55.241

Brielt
12.62
0.662
41.265
0.741
3.053
2.775
54.98
47.01
12.32
68.57
5.43
16.45
2.357
69.,08
S5.3

Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland.
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowak.
Türke!.
Ungarn
Uruguah
Ver. Staaten

Währung (
100 Lire
Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schilling!
100 Escudos
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas /3
100 Tſch.=Kr. 1
t türk. 4
100 Pengd
1 Geldpeſo
Dollar.

GeldBrief

20.50
0.722
5.649
180.32
81.77
48.95
11.155
63.37 I6
91.17
34.00
10.35
1.974
1.009
2.474

20.54
0.724
5.661
81.08
61.89
49.05
5/11.17s
63.49
81.33
34.06
10.37
1.978
1.071
2.474

Surmſtädter und Karionalohne Burmnadt, suidte der Srrscher Sunz

Frankfurter Kursbericht vom 9. Juli 1935.

Ein dreiſeitiges Clegring-Abkommen?
Wie ungariſche Blätter melden, iſt ein deutſch= unga=
riſch
=italieniſches Clearings=Uebereinkommen
gieplant zu dem Zweck, die Deutſchland gegenüber beſtehenden un=
gariſchen
Forderungen über Italien zu begleichen und zwar in
der Weiſe, daß Deutſchland an Italien Kohle liefert, mit deſſen
Wert die ungariſche, aus Seidenankäufen ſtammende Schuld an
Italien beglichen werden ſoll. Auf dieſe Weiſe ſollen 28 Mill.
Bengö flüſſig gemacht werden. Von ungariſcher Seite wird jedoch
zuugegeben, daß bei der Abwicklung dieſer ſcheinbar glatten An=
gelegenheit
der Umſtand eine Unklarheit darſtellt, daß ſich Ita=
IEen gelegentlich der Verhandlungen noch immer nicht deutlich ge=
zuußert
hat, ob die einen Wert von 28 Millionen Pengö repräſen=
erende
ungariſche Forderung im Rahmen des beſtehenden deutſch=
iralieniſchen
Exports vorgenommen werden wird, oder aber ob
man in Rom dieſe Lieferung ganz unabhängig davon übernehmen
will. Sollte Italien nicht gewillt ſein, die Kohle ſo zu überneh=
men
, dann entfällt das Intereſſe Deutſchlands an dieſem Plan.
Sollte es aber gelingen, den Plan durchzuführen, ſo werden nach
umgariſcher Auffaſſung die ungariſch=deutſchen Handelsbeziehun=
gen
eine beachtliche Förderung erfahren.

Hauptſchriftleiter: Rudolf Mauve.
Stellvertr. Haup’ſchriftleiter: Max Streeſe.
Berantwortlich für Politik: Rudol Mauve; zur den Schlußdienſt:
ndreas Bauer; für den lokalen Teil: Max Streeſe; ſür das Feuilleton und die
Gegenwart; Or. Herbert Netie; für Reich und Ausland; i. V. Karl Böhmann;
ſer den Handel: 1. V. Andreas Rauer; für den Sport: Karl Böhmann Anzeigen=
ſgiter
: Villy Kuhle; für den Inhalt der Anzeigen verantwortlich: Paul Ziegler,
ſi mtlich in Darmſtadt. D. A. VT. 35. 20088. Pl. 3. Lruck und Verlag: Darmſtädter
Tragblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei, Darmſtadt. Rheinſtr. 23.
Für uuverlangte Beiträge wird Gewähr der Nückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: Vormittags 121 Uhr, nachmittags 67 Uhr

Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

Keee
Gr. IIp. 1984
1935
1936
1937
1938
Gruppe l ..
6 %Dtſch. Reichsanl.
47
5½%Intern.,v. 30
4½2Baden v. 27
4½%Bahern v. 27
4½%Heſſen.. v. 28
4½% .b.29
4½%Preuß. v. 28
4½%Sachſen v.27
4½.%Thüringen 27
6% Dt. Reichsbahn=
Schätze ......
20 Dt. Reichspoſt=
Schätze ......!.
1½%........"
Dtſch. Anl. Ausl.
+Ablöſung ..
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
....
½%Bad.=Baden
4½%Berlin .v. 24
4½%Darmſtadt ..
4½%Dresden v. 26
4½%Frankfurt 26
4½%Heidelberg 26
4½%Mainz. ...
4½%Mannheim2?
4½%Münchenv. 29
4½%Wiesbaden2s
4½%Heſſ. Landesb
4½% Goldobl.
5½% Heſſ. Landes=
hyp
.=Bk.=Liquid.

1030.
10n.7
108,
108,
107.*1,
107.2
100.25
97.5
103.25
97"
98.25
96.5
97.5
108,
96.25
96.5
100.25
100.25
100.3
112:),
10.4
90
95.25
91
88.75
92
89.75
91
91),
95
96.25
94.5

1498beſ Landhypf
Komm.=Obl. . . .
4½ %0 Prß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
4½%Goldoblig.
4½% Landeskom.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Glbobl. R. 11
4½% desgl. R.12
4½%0 Kaſſ. Landes=
kreditk
. Goldpfb.
4½%Naſſ. Landes-
bank
Goldpfb..
5½%r Lig.=Obl.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.-Anl.
FAusl. Ser. 1
*Ausl. Ser. II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz),
4½%Berl. 6hp. B.
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Lig.=Pfbr.
4½% Frrf. Hhp.=B.
Lig.=Pfbr.
Goldoblig.
Friſ. Pfbr.B.
Lig.=Pfr.
ZMein. Hyp.B.
Lig.=Pfr.
4½% Pfälz.Hhp.B.
Lig.=Pfb.
4½½ äh.Syp.=Bl.
Lig.=Pfr.
13
Goldobl.
4½%Südd. Boden=
Cred.=Bank ....
5½% Lig.=Pfbr.
4½%Württ. Hyp.
6% Daimler=Benz.
6%Dt. Linol. Werke
7 Klöcknerwerke.

96
97.25

92.5
95

A

96.75
1011,

116
130.5

96
101.25
96.25
101½,
937,
96,
101-.
96.5
101.5
97.25
1011,
96.25
101.5
95
98
101
98.25
103

8SMainkrw. v.280
62Mitteld, Stahl.
5% Neckardl. G.v. 2*
6% Rh. Stahl v. 25
6% Salzmann & Co.
6%Ver, Stahlwerke
5% RM.=Anl.
43
4½%
62Boigt & Häffmer
J. G. Farben Bonds
5%Bosn. L. E. B.
L. Inveſt.
2Bulg. Tab, v. 02
%0 Sſt. Schätze.
%Oſt. Goldrente.
5Svereinh. Rumän
4½½
49
4BTüri. 1. Bagdad
470 I.Bagdadl
4½%üngarn. 1918
4½%
1914
Goldr.
4%
1910
42
4½Budp. Stadtanl.
42Liſſabon. ...
42Stockholm. . . .

Aßtien.
A1ccumulat.-Fabri
Alg. Kunſtzide Unie
A. E. G. .........
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Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff.
Bab. Maſchinenfbr.
Bemberg, J. P.
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Brauhaus Nürnbe

Ae
1037,
99.5
98.25
1071.

101.55
127.75
16
15.25
9
43.25
37
10,

11:
11/,
11.4
10I,
63
112

177.5
2.5

92
129
121
141,
130.5

Buderus Eiſen
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Karlſtadt.,
F. G. Chemie, Baſell
Chem.Werke Albert/106.5
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EſchweilerBergwerkl26s
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Faber & Schleicher. / 64.5
Fahr Gebrüder.. /130
F.G. Farbeninduſtr. 1155
Feinmech. (Jetter) / 88.25
Felt & Guilleaume /110.5
Franifurter Hof ! 58
Geſ.f.elektr. untern. /129.75
Goldſchmidt, Th..,/111.25
Gritzner=Kahſer...
Grün &Bilfinger.
Hafenmühle Frkft. 101.5
Hanauer Hofhräuh.
Hanfwerke Füſſen./ 86.5
Harpener Bergbau 114.5
Henninger. Vempf
HilpertArmaturſrb./ 59.5
Hindrichs=Aufferm./118
ſchtief Eſſen ..../113:
Holzmann Phl. 26

1109.25
120.75

160
93.7*
117,5
113.25
239.5
16525
92
115
87.75
120.25

Flie Bergb. Stamm/461
Genüſſel133
Junghans ..... . .! 93
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90.5
118.25
127
92.5
93.75
83
83.75
87.5
87.5
198
129.25
89.5

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Südd, Eiſenb. Geſ! 83

Al lanz= u. Stutte.
Verſicherung..!t
Verein.Verf.);
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Mannh. Berſich.
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214
265.5
130

*

[ ][  ]

Seite 12 Nr. 187

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 10. Juli 1935

WOLEGANG MARKEN

(36

Wir wollen lediglich nach Tſchang=inga, um nach Spuren
von dem Manne zu ſuchen. Würden Sie uns nach der Ruinen=
ſtadt
begleiten?"
Eine Weile überlegte der Chineſe.
Dann verbeugte er ſich.
Schwören Sie es mir beim Haupte Ihrer Mutter, Sir, daß
Sie nicht der Schätze wegen nach Tſchang=inga gehen wollen?
Beim Haupte meiner Mutter ſchwöre ich es! ſagte der
Arzt feſt.
Den Zeitpunkt für unſeren Weg nach Tſchang=inga möchte
ich aber noch nicht feſtlegen, meinte Dr. Grigorim. Ich fühle,
daß meine Zeit noch nicht gekommen iſt.
Wie ſie wollen, Grigorim, erwiderte Dr. Poeck.
Dr. Poeck blieb einen Tag in Ti=li=po, dann brachte ihn ein
Flugzeug zuſammen mit Dr. Grigorim nach Si=nong, wo man
Profeſſor Köble erwartete.
An Stelle Grigorims blieb Margarete in Ti=li=po zurück
und übernahm die Oberleitung des Krankenhauſes.
Die zahlreichen gelben Helfer und Helferinnen kamen Mar=
garete
genau ſo wie das europäiſche Perſonal in jeder Weiſe höf=
lich
entgegen.
Sie genoß unbedingten Reſpekt.
Wenn das hochgewachſene ſchöne Mädchen, deſſen Antlitz durch
die übergroßen Anſtrengungen der letzten Monate ſchmäler, ein
wenig bleich geworden war, durch die Baracken ging und für
jeden ein freundliches Wort hatte, waren alle beglückt.
Ihre ganz beſondere Liebe gehörte den Kindern, in deren
Reihen der Tod am meiſten aufgeräumt hatte.
Mit aller Sorgfalt wurden ſie gehegt und gepflegt.
Schweſter Margarete weilte vier Tage in Ti=li=po, als zwei
Flugzeuge vor der Stadt landeten.
Kurz darauf meldeten ſich drei Männer auf der Miſſions=
ſtation
.
Margarete ſah ſich zu ihrer Freude Fred Marſhall und Jonny
Myland gegenüber. Den dritten kannte ſie nicht.

Fred ſtellte Margarete Arpad Koſſoul vor, der ſich achtungs=
voll
verneigte.
Ich habe viel Gutes von Ihnen gehört, Schweſter! ſagte er
liebenswürdig. Ich war begierig, den Engel Chinas perſönlich
kennenzulernen, drum habe ich mich Mr. Marſhall angeſchloſſen.
Margarete überhörte die höflichen Worte, und ein ſeltſames
Gefühl ergriff ſie.
Sie hatte Arpad Koſſoul noch nie in ihrem Leben geſehen,
aber ſie fühlte inſtinktiv, daß dieſer Mann nicht ſein wahres Ge=
ſicht
zeigte.
Sehr liebenswürdig, Mr. Koſſoul, ich möchte aber bemerken,
daß hier in dieſem Elendsgebiet nur der Helfer Zutritt hat. Die
Peſt haben wir gebannt, den Hunger no chnicht, obwohl Mrs.
Marſhall unendlich viel getan hat.
Ich bin beſchämt, Schweſter Margarete! Ich habe nicht ge=
wußt
, daß die Not an Lebensmitteln ſo groß iſt.
Ich dachte, Mr. Marſhall hat Sie unterrichtet?
Der Blick Margaretes ließ Fred erröten, und er ſtotterte:
Das ... das habe ich natürlich geſagt, Schweſter Margarete,
aber ... aber Mr. Koſſoul hat ein Sportflugzeug . . . und . . .
da war eine Gepäckmitnahme kaum möglich.
Ich bitte um Abſolution, Schweſter! lächelte Koſſoul. Ich
werde das Verſäumte nachholen und verſpreche Ihnen, demnächſt
einen Waggon Lebensmittel in das Hungergebiet zu ſenden.
Natürlich in Teilladungen mittels Flugzeug, da dieſer . . . Ge=
neral
Hu ja immer noch die Bahnverbindungen ſperrt.
Ich danke Ihnen und bitte Sie, die Lebensmittel nach
Si=nong transportieren zu laſſen, fagte Margarete freundlich.
Dann wandte ſie ſich an Fred.
Mr. Marſhall, Sie ſind unvorſichtig, nach Ti=li=po zu
kommen.
Iſt die Peſt in Ti=li=po noch nicht erloſchen? Wir kommen
geradewegs von Si=nong. Dr. Poeck ſagte mir, daß wir die
Stadt ohne Gefahr betreten könnten."
Wir haben allerdings ſeit Wochen keine neuen Peſtfälle‟,
erklärte Margarete. Die Kranken hoffen wir durchzubringen. Sie
leiden nicht mehr an der Seuche ſelbſt, ſondern an deren Nach=

wirkungen. Jedenfalls wollen wir erſt Schutzmaßnahmen er=
greifen
."
Nicht die Maske, Schweſter! wehrte ſich Fred. Ich habe
ſie einmal getragen. Das iſt fürchterlich!
Beruhigen Sie ſich, die Maske brauchen wir jetzt nicht
mehr. Doch jetzt kommen Sie!
Margarete traf ſelbſt alle Vorkehrungen, die zum Schutze
vor Anſteckungsgefahr notwendig waren.
Es verging eine ganze Weile, bis man in dem kleinen Zim=
mer
Margaretes beim Tee beiſammenſaß.
Sie ſind Ungar? fragte Margarete den fremden Beſucher.
Ja!
Ich frage deshalb, weil wir einen ungariſchen Arzt haben,
der die Station Ti=li=po leitet. Er heißt Dr. Grigorim. Augen=
blicklich
weilt er aber nicht hier.
Es ſchien, als wäre Arpad Koſſoul bei der Nennung des
Namens zuſammengezuckt. Doch er ſagte ganz ruhig: Sehr
intereſſant! Schade, daß ich meinen Landsmann nicht ſprechen
konnte.
Kommen Sie von Si=nong?"
Ja, Schweſter.
Dr. Grigorim iſt derzeit in Sinong!
Ich habe ihn nicht kennengelernt, entgegnete Koſſoul
höflich.
Fred warf ein: Das war auch nicht gut möglich, denn wie
mir Dr. Poeck ſagte, liegt ſein Kollege krank zu Bett. Es
handelt ſich aber nur um eine Erkältung, die bald behoben ſein
dürfte.
Hat Ihnen Dr. Poeck vielleicht geſagt, Mr. Marfhall, wann
er mich hier wieder ablöſen wird?
Ja, richtig! Dr. Poeck hat mir einen Brief für Sie mit=
gegeben
, Schweſter. Hier iſt er!
Margarete nahm das Schreiben in Empfang und überflog
deſſen Inhalt.
Liebe Schweſter Margarete! Fred Marfhall kommt mit
einem gewiſſen Arpad Koſſoul zu Ihnen. Mir gefällt dieſer
Mann nicht, den bloße Neugierde hierhertreibt. Schaffen Sie
ſich ihn möglichſt bald vom Halſe! Vielleicht gelingt es Ihnen,
Koſſoul, der ungeheuer reich ſein ſoll, zu einer größeren Lebens=
mittelſpende
für das Hungergebiet zu veranlaſſen, dann hätte
ſein Kommen wenigſtens einen guten Zweck.
Herzlichſt Ihr alter Poeck.
NB. Abgelöſt werden Sie vielleicht ſchon übermorgen.
Margarete verzog keine Miene, ſteckte den Brief zu ſich und
unterhielt ſich ungezwungen mit ihren Gäſten.
(Fortſetzung folgt.)

Königsberger Milchvieh= und Zuchtviehauktion
am 31. Juli 1935.
Zum Verkauf kommen:
210 hochtragende Färſen u. Kühe
140 ſprungfähige Bullen.
Beginn der Auktion in Königsberg:
(ehem. Küraſſierkaſerne am Wallring)
Mittwoch, den 31. Juli 1935, vorm. 10 Uhr
zuerſt weibliche Tiere, dann Bullen.
Fracht in Oſtpreußen ermäßigt.
Die Herdbuch=Geſellſchaft beſorgt auf Wunſch Ankauf,
Verkauf gegen Barzahlung oder beſtätigte Schecks.
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nicht nur Reißver-
schluß
am Hosen-
schlitz
, auch reißver-
schlossene
Innen- und
Gesäßtaschen. Matürlich
unsichtbar angebracht
und was für. Wasch-
Kleidung sehr wichtig ist
nicht rostend! Lassen Sie
sich bei Stegmüller nur ein=
mal
Sommer-Kleidung mit Reiß-
verschluß
vorlegen, zum Beispiel:
Slegmüller’s Sport- und Sommer-Hosen
zu Mk. 5.90 8.50 12.50 19.50 usw.
(T572

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Abf. 14.00 Zum Frankenſtein . . . . . RM. 1.20
Abf. 14.30. Meſſler Park, Einſiedel . . RM. 1.
Sonntag, den 14. Juli Große Bäderfahrt
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Naſſau-Bad Schwalbach . . RM. 5.50
Montag, den 15. Juli Dienstag, den 16. Juli
Abf. 7.00 AhrtalEifelMoſelHunsrück
Voranmeldungen unbedingt erforderlich.
(6095

Jagend un die See.
Morgen Donnerstag abend 20.15 Uhr ſpricht auf dem
Marktplatz der Gauamtsleiter des Amtes für Volkswohlfahrt
Pg. Bürgermeister Haug
in einer großen Kundgebung zu den an die Nordſee
in Erholung fahrenden
800 Ferienkindern
aus Darmſtadt und Umgebung. Die Eltern der
Kinder, Hitler=Jugend und Jungvolk fowie die ge=
ſamten
Amtswalter und Helfer der N. S.= Volkswohl=
fahrt
geben den Buben und Mädels das Geleit zum
Hauptbahnhof. Vor Beginn der Kundgebung konzer=
tieren
auf dem Marktplatz der Muſikzug M 50, die
H. J.=Kapelle und der Fanfarenzug des Jungvolkes. Die
geſamte Bevölkerung Darmſtadts wird zu dieſer ein=
drucksvollen
Veranſtaltung aufs herzlichſte eingeladen
und gebeten, ſich auch an dem Abmarſch zum Haupt=
bahnhof
zu beteiligen.
(6176
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Kreis Darmſtadt.

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