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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 129
Dienstag, den 2. Juli 1935
197. Jahrgang
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Es gibt Fragen, die Frankreich und Großbritannien nicht allein angehen. — Großzügiger engliſcher
Vermitklungsvorſchlag zur Beilegung des Skreites zwiſchen Italien und Abeſinien.
üher die Pakkpläne und das deutſch=engliſche
Flokkenabkommen.
EP. London, 1. Juli.
Im Unterhaus gaben am Montagnachmittag Außenminiſter
Sir Samuel Hoare und der Miniſter für
Völkerbundsangelegen=
heiten, Eden, die in politiſchen Kreiſen mit Spannung
erwarte=
ten Erklärungen über die gegenwärtig ſchwebenden politiſchen
Pro=
bleme ab.
Mehreren Anfragen des Arbeiterabgeordneten Cocks, der
wiſ=
ſen wollte „ob der weſteuropäiſche Luftpakt nur im Rahmen des
in der Londoner Erklärung, vom 3. Februar erwähnten
allge=
meinen Sicherheitsſyſtems abgeſchloſſen werden ſolle und ob
irgend=
eine auswärtige Regierung ſich auf den Standpunkt geſtellt habe,
daß der Luftpakt nur dann unterzeichnet werden dürfe, wenn
Sow=
jetrußland eine Sicherung im Weſten für den Fall eines Krieges
im Fernen Oſten erhalte, wich Samuel Hoare mit der Entgegnung
aus, dieſe Fragen ſollten ihm ſchriftlich vorgelegt werden.
Ein anderer Frageſteller wünſchte zu erfahren, ob die
Reichs=
regierung ſich bereit erklärt habe, in die Nichtangriffspakte mit den
Nachbarn Deutſchland auch Sowjetrußland einzuſchließen.
Der Außenminiſter erwiderte, die engliſche
Regie=
rung ſei ſtets davon überzeugt geweſen, daß des
Füh=
rers und Reichskanzlers Angebot,
Nichtangriffs=
pakte abzuſchließen, ſich auch auf Rußland
er=
ſtrecke.
Der Abgeordnete Cocks unternahm dann einen ſcharfen
Vorſtoß gegen das deutſch=engliſche
Flottenab=
kommen, das er als einen Bruch des Verſailler Vertrags
be=
zeichnete und das, ſo behauptete er, im Ausland als ein „Akt der
.Böswilligkeit” betrachtet werde.
Sir Samuel Hoare antwortete, der Abgeordnete Cocks habe in
ſeine Anfrage ſo viele Kritiken hineingelegt, die er, Hoare, nicht
tteilen könne. Juriſtiſch geſehen ſei die Lage ſo, daß durch das
Abkommen zwiſchen England und Deutſchland
die Rechte anderer, nicht daran beteiligter
4Länder, ob ſie ſich aus dem Teil V des Verſailler Vertrags,
noder aus anderen Verträge ergeben, in keiner Weiſe
be=
rrührt werden. Ebenſowenig würden die Rechte Englands aus
ſoem Teil V beeinträchtigt, ſoweit ſie ſich auf nicht durch das Ab=
Fkommen geregelte Fragen erſtreckten. Das deutſch=engliſche
Ab=
kommen werde dem Völkerbund zur Regiſtrierung zugehen und das
Unterhaus werde noch Gelegenheit zu einer Ausſprache darüber
ferhalten.
Mit der nächſten Anfrage, die von dem
Labourabgeord=
teneten Morgan Jones an den Außenminiſter gerichtet wurde, kam
—an zu der italieniſch=abeſſiniſchen
Streit=
rage. Der Frageſteller wünſchte Aufklärung darüber, welche
Fortſchritte das Verſöhnungsverfahren
zwi=
chen Italien und Abeſſinien gemacht habe, ob
ſoer Schlichtungsausſchuß gegenwärtig tage und ob die engliſche
Megierung darin durch einen Beobachter vertreten ſei.
Sir Samuel Hoare antwortete, die italieniſch=abeſſiniſche
Rommiſſion habe vom 25. bis 28. Juni getagt, aber nur
Vorar=
ſeiten erledigt. Die nächſte Vollſitzung werde vorausſichtlich am
12. Juli ſtattfinden. Ein engliſcher Beobachter wohne den Sitzungen
micht bei. Denn, da die Kommiſſion nach den Beſtimmungen des
italieniſch=abeſſiniſchen Freundſchaftsvertrags gebildet worden ſei,
wabe die engliſche Regierung kein Recht, in irgendeiner Weiſe
ſearin vertreten zu ſein.
Der ſozialiſtiſche Abgeordnete Lansbury ſtellte nunmehr un
ſoen Außenminiſter die Frage, ob er in der Lage ſei, über die
Be=
ſiche des Miniſters für Völkerbundsangelegenheiten, Eden, in Rom
uund Paris Mitteilungen zu machen.
Eden über ſeine Beſuche in Rom und Paris.
Eden beantwortete dieſe Anfrage perſönlich und führte aus,
ſer habe mit ſeinem Beſuch in Paris zwei Ziele verfolgt:
Zu=
mnächſt habe die engliſche Regierung die erſte Gelegenheit
wahr=
inehmen wollen, um der franzöſiſchen Regierung offen und
rück=
altlos Aufklärungen über das deutſch=engliſche Flottenabkommen
u geben. Ferner habe ſie mit der franzöſiſchen Regierung über
ſtie Mittel und Wege beraten wollen, ſo ſchnell wie möglich die
Werhandlungen über die in der Erklärung vom 3. Februar
nie=
ergelegten Fragen vorwärts zu bringen. — Hinſichtlich des
eutſch=engliſchen Flottenabkommens habe er dem franzöſiſchen
Miniſterpräſidenten Laval einen Abriß des Inhalts gegeben, ihm
Nie Umſtände dargelegt, unter denen die Verhandlungen vor ſich
Aringen, und die Gründe, die die engliſche Regierung zu dem
Ab=
ſchluß des Abkommens bewogen hätten. Laval habe mit gleicher
Offenheit den Standpunkt der franzöſiſchen Regierung gegenüber
dem Abkommen und ſeine Anſichten über die Auswirkungen des
Ubkommens auf die verſchiedenen europäiſchen Probleme
ausein=
andergeſetzt. Im Laufe der Beſprechungen ſei vereinbart
wor=
den, daß zur Regelung dieſer Fragen, wie beiſpielsweiſe des
Lruftpaktes, der Begrenzung der Luftrüſtungen,
es Oſtpaktes, des mitteleuropäiſchen Paktes
nd des Abkommens über die Landrüſtungen die
engſte Zuſammenarbeit zwiſchen Frankreich und
ſöroßbritannien notwendig ſei. Es gebe jedoch not=
„endigerweiſe Fragen, die Frankreich und
Göroßbritannien nicht allein angingen. Die eng=
Ueſche Regierung ſucht daher mit der franzöſiſchen Regierung
gegenwärtig eine Form der Zuſammenarbeit, durch die man ſo
ſthnell und vollſtändig wie möglich die Erfüllung des im
Kommu=
migus vom 3. Februar enthaltenen Programms durch die beiden
Ränder erreichen könne.
Am Schluß der Beſprechungen über dieſe Gegenſtände, die er,
Eden, ſpäter mit dem italieniſchen Regierungschef Muſſolini in
Rom gehabt habe, ſei man in der Lage geweſen, ein
Einver=
nehmen hinſichtlich der Möglichkeit, das
euro=
päiſche Friedenswerk fortzuſetzen, feſtzuſtellen. Es
beſtehe daher gegenwärtig Grund zu der Hoffnung, daß in Kürze
die beſte Linie für die Verhandlungen gefunden werde. Ferner
könne er nicht daran zweifeln, daß, obwohl die drei Regierungen
nicht den gleichen Wert und die gleiche Dringlichkeit den
verſchie=
denen Problemen des Programms beilegten, es möglich ſein
müſſe, ſich auf eine Methode zu einigen, durch die infreien und
gleichen Verhandlungen mit anderen Regierungen ein
gemein=
ſchaftlicher Beitrag für die Löſung dieſer Probleme gefunden
werden könne.
Ich komme nunmehr zu dem
Siteil zwiſchen Ikalien und Abefſinien,
über den ich mit Muſſolini am 24.: und 25. Juni Beſprechungen
hatte." Ich drückte Herrn Muſſolini die ernſte Sorge der
engli=
ſchen Regierung über die Wendung, die die Ereigniſſe zwiſchen
Italien und Abeſſinien nehmen, aus. Unſere Methoden ſeien
weder egoiſtiſch noch durch die engliſchen Intereſſen in Afrika
dik=
tiert, ſondern durch die Mitgliedſchaft im Völkerbund. Ich
er=
klärte, die engliſche Außenpolitik ſei auf dem Völkerbund
aufge=
baut. Die engliſche Regierung könne daher nicht gleichgültig
Er=
eigniſſen zuſehen, die die Zukunft des Völkerbundes tief berühren
könnten.
In England geht die öffentliche Meinung in weitem Maße
dahin, daß nur durch eine kollektive Sicherheit der Friede gewahrt
werden und England nur durch den Völkerbund, ſeine Rolle in
Europa vollſtändig ſpielen könne. Aus dieſem Grunde habe die
engliſche Regierung eingehend die Frage geprüft, ob ſie
machen könne. Er habe dann Muſſolini nahegelegt, welchen
Bei=
trag die engliſche Regierung plane. Der Vorſchlag habe ſich in
großen Linien wie folgt dargeboten:
Um eine abſchließende Regelung des Streits zwiſchen Italien
und Abeſſinien zu erreichen, ſei die engliſche Regierung bereit,
Abeſſinien einen Streifen Gelände in Britiſch=Somaliland
anzu=
bieten und Abeſſinien dadurch einen Zugang zum Meer zu geben.
Dieſer Vorſchlag ſei der Abſicht entſprungen, territoriale und
wirt=
ſchaftliche Konzeſſionen an Italien, die vielleicht bei einer
Eini=
gung notwendig geworden wären, zu erleichtern. Die engliſche
Re=
gierung habe keinerlei Gegenleiſtungen für ihr Angebot verlangt,
abgeſehen von Weiderechten für ihre Stämme in denjenigen
Ge=
bieten, die evtl. an Italien abgetreten würden. Der Vorſchlag ſei
nicht leichten Herzens gemacht worden, und nur der Ernſt der Lage
könnte die Abtretung britiſchen Gebietes ohne entſprechende
Gegen=
leiſtung rechtfertigen. (Zurufe: Hört! Hört!) „Ich muß”, fuhr
Eden fort, „ſehr bedauern, daß dieſe Anregung nicht die
Zuſtim=
mung Muſſolinis gefunden hat, der erklärte, dieſen Vorſchlag nicht
als Grundlage für eine Löſung des Streites annehmen zu können.”
Bei der Rückkehr nach Paris habe er Laval einen Bericht
über ſeine Beſprechungen mit Muſſolini erſtattet.
Weitere Ausſprache im Unkerhaus auf ſpäker verkagt
Im weiteren Verlauf der Unterhausſitzung richtete der
La=
bour=Abgeordnete Lansbury an den Miniſterpräſidenten die
An=
frage, ob er dem Haus Gelegenheit zu einer Ausſprache über die
Fragen geben wolle, die Eden mit Laval und Muſſolini erörtert
habe. Er möchte auch gern etwas darüber wiſſen, wann das
Un=
terhaus von der Regierung etwas über die künftigen Schritte
er=
fahren könne, die unternommen werden ſollen, um der italieniſchen
Regierung den ganzen Druck der öffentlichen Meinung Europas
in der abeſſiniſchen Streitfrage zum Bewußtſein zu bringen.
Sir Samuel Hoare entgegnete, er ſei ſich des Ernſtes der
Lage voll bewußt, ſei aber gerade darum nicht in der Lage, auf
die Frage zu antworten, wann er dem Haus etwas Näheres über
die näheren Einzelheiten dieſer Frage mitteilen könne. Er könne
alſo kein Verſprechen abgeben, hoffe aber, daß er bald in der Lage
ſein werde, das Haus eingehender zu unterrichten, als ihm dies
heute möglich geweſen ſei. Das Haus betrachte die ſchwebenden
Angelegenheiten als äußerſt dringlich und ſchenke ihnen eine
ſtän=
dige und beſondere Aufmerkſamkeit. Er fürchte, wenn er jetzt ſchon
dem Unterhaus weitere Mitteilungen machen würde, die künftige
Abwicklung zu benachteiligen.
Wie aus Kreiſen, die dem Marineamt naheſtehen, bekannt
wird, ſoll vom Jahre 1937 ab jährlich ein Schlachtſchiff von 35 000
Tonnen gebaut werden. Ein vorläufig ausgearbeiteter Bauplan
ſieht den Bau von mindeſtens ſieben ſolcher Schlachtſchiffe vor, die
möglicherweiſe auch gebaut werden ſollen, falls ein neuer
Flotten=
pakt zuſtandekommen ſollte.
Der vorläufige Bauplan für das Haushaltsjahr 1936/37
ent=
hält, wie aus derſelben Quelle verlautet, ein Schlachtſchiff, zwölf
Zerſtörer von 1500 Tonnen und ſechs Unterſeeboote.
Der Bau der 35 000=Tonnen=Schlachtſchiffe wird damit
begrün=
det, daß die Vereinigten Staaten nur wenige überſeeiſche
Flotten=
ſtützpunkte hätten und dieſen Mangel durch eine entſprechende
An=
zahl ſchwerer Kriegsſchiffe mit großer Reichweite ausgleichen
müß=
ten. Die künftigen Schlachtſchiffe müßten daher mit weiter
reichen=
den Geſchützen, verſtärktem Deckpanzer, größerer Schnelligkeit und
größerer Reichweite ausgeſtattet ſein als die jetzt vorhandenen
15 Schlachtſchiffe der amerikaniſchen Flotte.
* Theorie und Praris der
Wirkſchafts=
beziehungen.
Von
Dr. Carl Wellthor.
Während in Paris die internationale Handelskammer zu
ihrer Zweijahrestagung zuſammentrat, reiſte das Gros der
franzöſiſchen Abordnung, die in Berlin eine Woche lang über
ein neues deutſch=franzöſiſches Wirtſchafts= und
Verrechnungs=
abkommen beraten hatte, nach Paris zurück. Auf der Pariſer
Tagung der internationalen Handelskammer haben einige
Red=
ner unter großem Beifall ihrer Zuhörer die Beſeitigung
ſämt=
licher einſchränkender Beſtimmungen über Ein= und Ausfuhr,
Deviſenbewirtſchaftung, internationalen Schuldendienſt uſw. als
unerläßlich für die Wiederherſtellung des Weltgeſchäfts
be=
zeichnet. Aber wie die verſchiedenen Länder in den Stand
ge=
ſetzt werden ſollen, die von ihnen meiſt in einer Notlage
er=
griffenen Maßnahmen aufzuheben hat niemand geſagt. Es läge
nahe, daß ſich der Geiſt der Verſtändigungsbereitſchaft zunächſt
einmal in kleinerem Rahmen — nämlich in Verhandlungen zu
zweit — bewähren möge, ehe Formeln geſucht werden, die zwar
von allen angenommen werden, die aber lediglich die Abſicht
verhüllen, vorläufig nichts zu unternehmen.
In den Wirtſchaftsbeziehungen zu den Gläubigerländern
ſteht Deutſchland in der Defenſive. Es ſieht ſeinen früheren
Ueberſchuß im Außenhandel dahinſchwinden und iſt außerſtande,
ihn durch verſtärkte Ausfuhr wiederherzuſtellen. Durch das
Ver=
rechnungsſyſtem werden die Bezieher gezwungen, ihre
Lieferan=
ten anzugeben. Beſtehen zwiſchen dem Bezieher und dem
Liefer=
land Spannungen wie zwiſchen Frankreich und Deutſchland, ſo
neigt der Beſteller zur Zurückhaltung. Es würde die
inter=
nationalen Wirtſchaftsbeziehungen beleben, wenn ſich die
Inter=
eſſenten frei von behördlichem Formelkram und auch frei von
Wirtſchaftsſchnüffeleien entwickeln könnten. Die Verſuche der
deutſchen Abordnung, ihre franzöſiſchen Partner für die
An=
wendung der „engliſchen Methode” zu gewinnen, ſchlugen fehl.
Die engliſche Methode, d. h. die im neuen deutſch=engliſchen
Abkommen angewandte Methode, gibt einen Teil der deutſchen
Ausfuhrerlöſe für Beſtellungen deutſcher Importeure frei; der
Reſt wird zur Einlöfung von Zinsſcheinen Bezahlung alter
Warenſchulden und zur Bereitſtellung eines Deviſenbetrages zur
Verfügung der Reichsbank verwandt.
Ein weiterer deutſch=franzöſiſcher Streitpunkt war die
Be=
rechnung der Kontingente. Das Beſtreben der internationalen
Handelskammer ging ſtets dahin, das Kontingentſyſtem als
unvereinbar mit freiem zwiſchenſtaatlichem Warenaustauſch
zurückzudrängen. Aber wenn ſchon Kontingente feſtgeſetzt werden,
ſo ſollten wenigſtens ſtreng päritätiſche Maßſtäbe zur
An=
wendung kommen. Frankreich wandte bisher den mathematiſchen
Maßſtab an, der den einzelnen Ländern für die verſchiedenen
Waren Lieferrechte in Prozentſätzen von Lieferungen eines
früheren Zeitabſchnitts zuſprach. Neuerdings will ſich
Frank=
reich vorbehalten, befreundeten Ländern größere Kontingente zu
gewähren. Dadurch wäre der Vorteil, den die deutſche
Handels=
bilanz eventuell bei einer Einſchränkung der franzöſiſchen
Aus=
fuhr erfahren könnte, wieder ausgelöſcht.,
Frankreich hat die Wirtſchaftsverhandlungen mit
Deutſch=
land ſo geführt, daß es ſich gegenüber der nervöſen öffentlichen
Meinung des Landes keine Blöße gab. Der franzöſiſche
Miniſter=
präſident Laval hat kürzlich in einer Rede erklärt, er werde
die von ihm für notwendig gehaltenen Reformen auch auf die
Gefahr hin verwirklichen, dadurch unpopulär zu werden. Vor
Abreiſe der franzöſiſchen Abordnungen aus Berlin ſind die
Uebergangsabmachungen wegen des Saarlandes um 2 Monate
und das Wirtſchafts= und Verrechnungsabkommen um ½ Monat
verlängert worden. Kommt es nicht in den nächſten 2 Wochen zu
ausſichstvollen Verhandlungen zwiſchen beiden Ländern, ſo
droht ein vertragsloſer Zuſtand. Laval hat in der bereits
er=
wähnten Rede geſagt, ein Wirtſchaftskrieg könne unter
Um=
ſtänden zu einem wirklichen Krieg werden. Dadurch rückt das
Streben nach einem wirtſchaftlichen Ausgleich zwiſchen beiden
Ländern zu einer Aktion für Wahrung des Weltfriedens auf.
Hinter den Wirtſchaftsnöten dieſer Zeit ſteht das
Währungs=
problem. Es gab in der großen Währungsdebatte der
inter=
nationalen Handelskammer zu Paris keinen Redner, der
be=
hauptet hätte, die internationalen Wirtſchaftsſtörungen ließen ſich
ohne Löſung des Währungs= und Schuldenproblems beheben.
Aber was die Vertreter der wichtigen Länder über ihre eigene
Rolle auf dieſem Reformationsgebiet ſagten, klang nicht
durch=
weg zuverſichtlich. Der engliſche Redner, Profeſſor Gregory,
ſtellte feſt, daß die Währungsabwertung keine Belebung des
Weltgeſchäfts zur Folge gehabt habe. Er meinte auch daß ſich
die engliſche öffentliche Meinung von der Notwendigkeit
inter=
nationaler Währungsabmachungen überzeugt habe. Aber ſein
Landsmann Lord Luke teilte die Anſicht nicht, daß ohne
Zeit=
verluſt in eine internationale Währungsausſprache eingetreten
werden müſſe. Er glaubt nicht daran, daß der Dollar ſeinen
gegenwärtigen Kursſtand behaupten wird und widerrät daher
für die Gegenwart eine feſte Wertverknüpfung von Dollar und
Pfund Sterling. Aus den Darlegungen des franzöſiſchen
Finanz=
manns Riſt ſprachen die Währungsſorgen Frankreichs, und nur
der deutſche Bankmann Dr. Fiſcher trat vorbehaltlos für eine
aktive internationale Währungspolitik ein, die das „
vaga=
bundierende Kapital” binde.
Beſteht innerhalb der internationalen Handelskammer keine
rechte Einmütigkeit über den Weg der Währungsſanierung,
iſt alſo die Theorie noch zwieſpältig, — ſo kann man ſich nicht
wundern, wenn in der Praxis der
Handelsvertragsverhand=
lungen der ſtärkere Teil ſeine Machtmittel einſetzt, um ſeine
Wünſche ſelbſt dann durchzuſetzen, wenn dadurch die Geſamtlage
noch mehr verwirrt wird. In Paris wird zum Schluß der
Tagung eine Entſchließung zur Währungsfrage vorgelegt werden.
Mehrere Entwürfe, die einander in einigen wichtigen Punkten
widerſprechen, liegen bereits vor. Es iſt zweifelhaft, ob die
Entſchließung Wucht genug beſitzen wird, um die mancherlei
Zweifel und ſelbſtſüchtigen Nebenasſichten zurückzudrängen, die
ſich in der Pariſer Debatte gezeigt haben.
Seite 2 — Nr. 179
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 2. Juli 1935
Preffe and Auuengointt.
Eine Stellungnahme des Reichsaußenminiſters.
Unter dieſer Ueberſchrift äußerte ſich Reichsaußenminiſter
Freiherr von Neurath anläßlich eines Berliner
Zeitungsjubi=
läums wie folgt:
Anläßlich des Jubiläums ergreife ich gerne die Gelegenheit,
der ganzen deutſchen Preſſe für die verſtändnisvolle und ſtarke
Unterſtützung, die ſie der Reichsführung durch überzeugende
Dar=
ſtellung der außenpolitiſchen Lebensnotwendigkeiten des deutſchen
Volkes erwieſen hat, dankbare Anerkennung auszuſprechen. Die
deutſche Preſſe, wie ſie heute vor uns liegt, kann gerade auch in
außenpolitiſcher Hinſicht auf eine ſchöne und große Tradition
zurückblicken. Ihre Aufgaben haben ſich mit der nationalen
Re=
volution grundlegend gewandelt, und ſie ſtellen gerade in der
heutigen Zeit an den Verantwortungsſinn und an die Begabung
ihrer Schriftleiter ganz beſondere Anforderungen.
Mit Befriedigung kann ich hierbei verfolgen, daß die deutſche
Preſſe ſich ehrlich bemüht, nicht in den unleidlichen Fehler ſo
mancher ausländiſcher Blätter zu verfallen, die in den
Mißver=
ſtändniſſen zwiſchen anderen Völkern einen unbedingten Vorteil
für das eigene Land und in einer friedenfördernden Annäherung
von Völkern gleich einen Schaden für ihre Sache wittern und
daher nur zu geneigt ſind, Mißtrauen zu ſäen, und ſchließlich
die Völker gegeneinander aufzuhetzen. Dies kann gewiß nicht die
wohlverſtandene Aufgabe der Preſſe ſein, die ſich — überall in
der Welt — vielmehr deſſen bewußt ſein ſollte, daß ſie bei aller
Wahrung eigener nationaler Belange die Miſſion zu erfüllen
hat, die Völker zuſammenzuführen, nicht ſie auseinanderzuhalten
und zu entfremden.
Im übrigen ſcheint mir auch dies bei uns ſtets bedacht
wer=
den zu ſollen: Die ungeheure geiſtige und politiſche Umwälzung,
die die nationale Revolution mit ſich brachte, hat die geiſtige
Kluft, die uns von den anderen trennt, in mancher Hinſicht
zu=
nächſt außerordentlich erweitert. Das bringt für die deutſche
Preſſe zwangsläufig erhöhte Aufgaben mit ſich, nämlich jenen
Stil zu entwickeln, der bei größter begrifflicher Klarheit und
höchſter Werbekraft das neue Deutſchtum den Fremden gegenüber
mit Würde repräſentiert. Es gilt, eine Sprache und ganz
allge=
mein eine Haltung zu entwickelz, aus der innere Sicherheit,
Ver=
antwortlichkeit, Aufrichtigkeit und hoher Takt in der Vertretung
der eigenen und in der Behandlung fremder Intereſſen ſpricht.
Angeſichts der deutſchen Neigung, ſich mit allzu eifervollem Ernſt
oder allzu nüchterner Gradheit auszudrücken, darf man vielleicht
nicht ohne Berechtigung zur Erwägung geben, ob die Preſſe in
ihrer neuen Sprache nicht noch etwas mehr von jener ſchlichten
Selbſtſicherheit und natürlichen Großzügigkeit annehmen könnte,
wie dies in den Reden unſeres Führers ſo beiſpielgebend in
Er=
ſcheinung tritt.
Was muß man von der Bürgerſteuer
wiſſen?
Wiederholte Anfragen und Anregungen aus den Kreiſen
der Arbeitgeber und Hausangeſtellten laſſen erkennen, daß
viel=
fach über die bezüglich der Lohnbürgerſteuer der
Hausangeſtell=
ten in Betracht kommenden geſetzlichen Beſtimmungen
Unklar=
heiten beſtehen. Dies führte in zahlreichen Fällen zur
Nichtbeach=
tung wichtiger Vorſchriften, ſo daß ſich für die Behörde häufig
die Notwendigkeit der nachtraglichen Anforderung nicht
eingehal=
tener Beträge an Lohn= und Bürgerſteuer von dem haftbaren
Arbeitgeber ergab.
Die nachſtehende Zuſammenfaſſung der wichtigſten nach dem
Geſetz über den Steuerabzug vom Arbeitslohn in Frage
kom=
menden Punkte wird deshalb gewiß willkommen ſein.
Jede Hausangeſtellte muß bei Antritt der Stellung ihre
Steuerkarte dem Arbeitgeber behändigen, um dieſem die
Ein=
behaltung und Abführung der Bürgerſteuer zu ermöglichen und
um ihn gleichzeitig über Veranlagung und Freigrenze zu
unter=
richten.
Solange dies nicht geſchehen iſt, iſt der Arbeitgeber
verpflich=
tet, vom vollen Lohnbetrag einſchließlich der Sachbezüge (
Woh=
nung und Verpflegung) — 10 v. H. — ohne Abzug ſteuerfreier
Beträge — als Steuer einzubehalten und abzuführen.
Sollte ein Arbeitnehmer eine Steuerkarte nicht erhalten
Beträge und deren ordnungsmäßige Abführung an die zuſtändige
Kaſſe
Die Bürgerſteuer iſt an diejenige Gemeinde zu überweiſen,
die die Steuerkarte ausgeſtellt hat.
Vereinbarungen der Gemeinde machen es möglich, daß die
Ueberweiſungen vierteljährlich erfolgen können. Eine Haftung
des Arbeitnehmers iſt — abgeſehen von dem Fall, daß er am
Fälligkeitstag nicht in einem Arbeitsverhältnis ſteht — nicht
vor=
geſehen.
Haftbar allein bleibt der Arbeitgeber, er iſt aber berechtigt,
die nicht einbehaltene Bürgerſteuer nachträglich vom
Arbeit=
nehmer zu fordern. Die Frage, ob dies im Einzelfall möglich iſt,
Vom Tage.
berührt nicht die Haftpflicht des Arbeitgebers gegenüber der
berechtigten Gemeinde. Die Sachbezüge werden für 1935 für den
vollen Monat ſteuerlich wie folgt bewertet:
Erſtes Frühſtück
— 2,50 RM.
Zweites
— 2,50
— 7,50
Mittageſſen
Nachmittagskaffee
— 2,50
— 5,00
Abendeſſen
— 5,00
Wohnung
zuſammen: 25,00 RM.
Zu dem vorſtehenden ſteuerlichen Wert der Sachbezüge tritt
der Betrag des monatlichen Geſamtbarlohnes bzw. des
Taſchen=
geldes. Trägt der Arbeitgeber den Arbeitnehmeranteil an den
Soziallaſten, ſo muß dieſer Betrag dem Lohn bzw. dem
Taſchen=
geld zugezählt werden. Die Bürgerſteuerfreigrenze beträgt 46,58
Reichsmark.
Dieſe Freigrenze kann auf ſchriftlichen Antrag erhöht
wer=
den, ſofern eine Hausangeſtellte verpflichtet iſt, mittelloſe
Ange=
hörige ganz oder teilweiſe zu erhalten.
Allgemein ſei noch bemerkt, daß es ſich zwecks Vermeidung
unnötiger Arbeiten empfiehlt, die Bürgerſkeuer für
Hausange=
ſtellte nicht mit derjenigen der Betriebsgefolgſchaft oder auf den
Namen der Hausangeſtellten zu überweiſen. Richtig iſt die
Ueber=
weiſung auf das Konto des Arbeitgebers, in deſſen Beſitz — auch
nach Beendigung, des Arbeitsverhältniſſes — die Quittung
ver=
bleibt.
Weikerführung der Geſchäfte des Reichskommifſars
für Preisüberwachung.
DNB. Berlin, 1. Juli.
Das Geſetz über die Beſtellung des Reichskommiſſars für die
Preisüberwachung vom 5. November 1934 lief am 1. Juli 1935
ab. Bis zur Entſcheidung über eine Verlängerung des Geſetzes
werden die Geſchäfte des Reichskommiſſars durch die hierfür
zu=
ſtändigen Stellen fortgeführt. Die Geſchäftsſtelle bleibt
Ber=
lin W IX, Voßſtraße 8.
Beſuch des polniſchen Außenminiſters in Berlin.
Berlin, 1. Juli.
Einer vor längeren Zeit ergangenen Einladung der deutſchen
Regierung folgend, trifft der polniſche Außenminiſter, Oberſt
Beck, am Mittwoch, dem 3. Juli, zu einem zweitägigen Beſuch in
Berlin ein.
Von Karl Eugen Schmidt, Rom.
Eines der ſchönſten Stücke des in den Thermen des
Diokletian untergebrachten römiſchen Nationalmuſeums iſt der in
aller Welt bekannte ſogenannte „Thron der Aphrodite‟. Schon
als ich dieſes herrliche Werk zum erſten Male ſah — vor
nun=
mehr faſt vierzig Jahren — kam mir dieſe Bezeichnung und
ganz beſonders die Erklärung des Reliefs auf der Vorderſeite
als „Geburt der Venus” ſonderbar vor. Wenigſtens iſt das Relief
ganz anders, als man ſich ſo etwas vorzuſtellen pflegt — und
als es immerfort in der Kunſt dargeſtellt worden iſt. Man denkt
ſich, daß da der wunderbarſte weibliche Körper ſtrahlend von
Jugend und Schönheit, durch Liebreiz und Anmut den
Be=
ſchauer entzückend, ſiegreich und verheißungsvoll lächelnd, aus
dem Schaume des Meeres aufſteigen und gewiſſermaßen dem
armen Menſchengeſchlecht ein neues, ungeahnt ſeliges Leben
bringen müſſe. So haben denn auch die Künſtler aller Zeiten
dieſen Vorgang darzuſtellen verſucht. Was aber ſehen wir hier?
Eine bis an den Hals bekleidete weibliche Geſtalt wird
mühſam und angeſtrengt von zwei anderen Frauen gehalten; ſie
klammert ſich mit beiden Händen an die Oberarme der
Gefähr=
tinnen an, dieſe halten ſie unter den Achſeln; ſie ſteigt
keines=
wegs ſtrahlend und glückverheißend auf, ſondern ſie blickt eher
hilfeſuchend oder gar ſchmerzlich zu der einen Helferin auf. Von
Meer und Meeresſchaum iſt keine Spur angedeutet, dagegen
ſtehen die beiden Seitenfiguren auf mit ſcharfkantigem, alſo
nicht vom Waſſer abgerundeten Steinen bedeckten Boden; auf
was die mittlere Figur ſteht, iſt nicht zu ſehen, denn ſie ſcheint
ſich in einer Vertiefung zu befinden, welche ſie bis an den
Leib verbirgt.
Daß die Griechen, die der Darſtellung des nackten Körpers
nicht nur nicht aus dem Wege gingen, ſondern ganz im
Gegen=
teil auch da, wo die Bekleidung vielleicht ſelbſtverſtändlich
ge=
weſen wäre, der Nacktheit den Vorzug gaben, daß dieſe nicht im
geringſten von Anſtandsbegriffen der Sonntagsſchule
ange=
hauchten Leute eine ſoeben zur Welt kommende Göttin der
Liebe und der Schönheit nicht nackt, ſondern gänzlich bekleidet
hätten abbilden ſollen, iſt eigentlich ein ſo abſurder Gedanke,
daß man ſchwer begreifen kann, wie man jemals zu einer
ſolchen Bezeichnung kommen konnte. Man kann ſich das nicht
anders erklären als aus dem unwiderſtehlichen Drang der
Kunſt=
gelehrten, jedes neu entdeckte antike Kunſtwerk alsbald auf irgend
einen Namen zu taufen. Dem Künſtler, der vor 23 oder 24
Jahrhunderten dieſes Werk ſchuf, war aber die züchtige Be=
kleidung dieſer angeblichen Aphrodite noch nicht genug: während
die beiden Gefährtinnen mit der einen Hand die mittlere Geſtalt
kräftig ſtützen, halten ſie mit der andern den Zipfel eines
Tuches, ſo daß es ausgebreitet den ganzen untern Körper der
mittleren, vom Nabel abwärts, verdeckt. Was ſoll nun das
bedeuten?
Eines Tages — das iſt nun auch ſchon viele Jahre her —
durchwanderte ich das Thermenmuſeum mit einem deutſchen
Arzt. Vor dieſer „Geburt der Aphrodite” ſprach ich meine
Zweifel aus, und nach einigem Nachſinnen und gründlichem
Beſchauen rief mein Freund: „Weißt Du, was das iſt: das iſt
eine Frau, die auf den Knien gebiert, die beiden andern halten
ſie und bedecken ſie zugleich mit dem Tuche vor neugierigen
Augen!“
Dieſe Erklärung befriedigte mich nicht ganz, denn wie in
aller Welt ſoll ein Künſtler — und noch dazu ein hervorragender
Meiſter — dazu gekommen ſein, einen ſo peinlichen Vorgang
darzuſtellen und in Marmor auszuhauen? Sonſt freilich wurde
durch dieſe Auslegung alles klar: das ängſtliche, hilfeſuchende
Aufſchauen der Hauptfigur, das feſte Halten und Stützen der
Gefährtinnen, die den Unterleib bedeckende Windel, alles!
Später erfuhr ich denn auch, daß dieſer Gedanke keineswegs
neu war. Er war, wie ich in Wolfgang Helbigs „Führer durch
die klaſſiſchen Altertümer in Rom” ſah, früher ſchon
aus=
geſprochen worden, „aber”, fügt Helbig hinzu, „die Möglichkeit,
daß eine Geburtsſzene dargeſtellt ſein könnte, wird von einem
Gynaekologen auf das entſchiedenſte in Abrede geſtellt.” Ob der
Fachmann überhaupt die Möglichkeit leugnet, daß eine Frau
auf den Knien gebären könne, oder ob ihm dabei ſonſt etwas
unmöglich ſcheint, mögen andere Gynaekologen ausmachen,
immer=
hin könnte man einwenden, daß das wohl kaum viel
unmög=
licher ſein könnte als z. B. die Geburt einer erwachſenen Dame
aus dem Schaume des Meeres oder gar aus dem Kopfe des
Zeus, wie es doch mit Pallas Athene geſchah. Ich meine
da=
mit, daß wir uns auf dem Boden der griechiſchen Helden= und
Götterſagen befinden, wo alles möglich iſt.
Wenn dieſes Werk nicht erſt in unſeren Tagen — im Jahre
1887 — gefunden worden wäre, ſondern ſchon in den Tagen
oder vor den Tagen Winckelmanns — niemals würde man dann
zu der abſurden Erklärung als Geburt der Venus gekommen
ſein, und wenn jemand einen ſolchen Gedanken geäußert hätte,
wäre er alsbald widerlegt worden. Damals nämlich waren
die Archäologen furchtbar gelehrte und fleißige Leute. Sie laſen
nicht nur griechiſch wie Waſſer, ſondern ſie kannten auch alles,
was jemals irgend ein alter Grieche oder Lateiner über
Kunſt=
werke und einſchlägliche Gegenſtände geſchrieben hatte.
Winckel=
mann berichtet in den Briefen an ſeine Freunde mehrere
Male, daß er wieder und wieder den älteren Plinius, den
Panſanias und wie ſie alle heißen, gründlich durchackert, um
Die erſte Teilſtrecke der Reichsautobahn München-
Landes=
grenze, die Strecke München-Holzkirchen, wurde am Samstag
abend in Anweſenheit des Führers und Reichskanzlers feierlich
eröffnet.
Auf der Arbeitstagung der Führerſchaft des Obergebietes
Süd am Montag in Stuttgart, zu der auch der
Reichsjugendfüh=
rer Baldur von Schirach erſchienen war, gab Obergebietsführer
Cerff bekannt, daß auf Anregung des Reichsjugendführers
nun=
mehr ein Kulturamt der HJ. in der Reichsjugendführung
geſchaf=
fen worden iſt. Zweck dieſes Kulturamtes iſt es, die ſchöpferiſchen
Kräfte auf dem Gebiete der Kulturarbeit in der HJ. zu aktivieren.
Der Zweite Unterausſchuß des ſogenannten Sanktionen=
Aus=
ſchuſſes des Völkerbundsrats, der durch die Ratsentſchließung
vom 17. April eingeſetzt wurde, hat in Genf ſeine Arbeiten unter
dem Vorſitz des ehemaligen portugieſiſchen Außenminiſters da
Mata begonnen.
Bei einer Wahl zur franzöſiſchen Kammer wurde in Toulon
an Stelle des verſtorbenen ſozialiſtiſchen Abgeordneten Renaudel
der kommuniſtiſche Kandidat Bartoloni gewählt.
Der rumäniſche Außenminiſter Titulescu, der gleichzeitig auch
Vorſitzender des Rates der Kleinen Entente und des Balkan=
Bundes iſt, traf am Sonntag, aus Paris kommend, in London
ein, um ſich mit dem Außenminiſter Sir Samuel Hoare und dem
Miniſter für Völkerbundsangelegenheiten, Eden, zu beſprechen.
In einer Rede in Limerick ſprach am Sonntag abend De
Valera von dem engliſchen König als einem ausländiſchen König
und ſagte, wenn die Irländer frei wären, ſo würden ſie ihn nicht
zu ihrem Herrſcher wählen. Bevor die Regierung ihr Amt
ver=
laſſe, werde ſie eine von Grund auf iriſche Verfaſſung einbringen.
Der Augenblick der iriſchen Freiheit ſei ſehr nahe.
Das amerikaniſche Marineminiſterium hat 60 moderne
Waſ=
ſerflugzeuge vom Typ P 3, die als die beſten der Welt gelten, in
Auftrag gegeben. Die Koſten belaufen ſich für jedes Flugzeug
auf 90 000 Dollar. Zuſammen mit weiteren Aufträgen zur
Lie=
ferung von Kriegsmaterial hat das Marineminiſterium eine
Ausgabe von 8,7 Millionen Dollar getätigt.
Bei der Gefangennahme einer Abteilung meuternder
Trup=
pen durch die chineſiſche Miliz wurden auch 5 Japaner
feſtgenom=
men, die der Teilnahme an dem mißglückten Handſtreich von
Fengtai dringend verdächtig ſind. Die gefangenen Japaner
wur=
den mit dem Erſuchen um ſtrenge Beſtrafung an die japaniſchen
Behörden ausgeliefert. Gefangene chineſiſche Meuterer haben
ausgeſagt, daß kurz vor Ausbruch der Meuterei 30—40 Japaner
in Zivil in Fengtai eingetroffen waren.
Engliſche Neuwahlen im Okkober?
Von unſerem (D=Korreſpondenten.
London, 1. Juli.
„Neuwahlen oder nicht Neuwahlen?” das iſt hier in
Eng=
land zur Zeit die Frage. Das Rätſelraten hierüber wird bereits
im Laufe von mehreren Monaten betrieben. Aber nach der
kürzlich erfolgten Umbildung des Kabinetts iſt es beſonders
ſtark geworden. Und in der Tat mehren ſich die Anzeichen, daß
Neuwahlen in England nahe bevorſtehen und
vorausſicht=
lich ſchon im Oktober oder ſpäteſtens im
November ſtattfinden werden, in großer Zahl.
Zu=
nächſt mal treten im Oktober die neuen Wählerliſten in Kraft
und die politiſchen Propheten behaupten, daß die Regierung
die Wahlen unmittelbar danach ausſchreiben werde. Ferner hat
kein Geringerer als der Premierminiſter Stanley Baldwin
vorige Woche auf eine Bemerkung des Sozialiſten Maxton, die
Regierung drücke ſich vor einem Votum der Volksmeinung,
geantwortet, daß, „falls die geringſten Zweifel über das
Ver=
halten der Volksmaſſen zur neuen Regierung beſtünden, die
Regierung bereit wäre, dieſe Stimmung ſo früh, wie Mr. Maxton
es wünſche, zu befragen.” Symptomatiſch iſt auch eine
Er=
klärung, die in Macdonalds Leiborgan, den „News=Letter”
er=
ſchienen iſt und die beſagt, daß die Befreiung Maedonalds vom
Amte des Premierminiſters ihm die Möglichkeit geben wird,
„ſich nun mit aller Energie der Propaganda=Kampagne im
Intereſſe der Nationalen Regierung zu widmen” Mr.
Mac=
donald iſt übrigens nicht der einzige Kabinettsminiſter der das
Land durchreiſt und zielbewußte Propaganda für die
Errungen=
ſchaften der Nationalen Regierung macht. Die bedeutendſten
Mitglieder der Regierung, Baldwin, Macdonald, Chamberlain,
Simon uſw. haben in den letzten Wochen mehrfach in den
ver=
ſchiedenſten Orten Englands geſprochen und für die
Beibehal=
tung der nationalen Zuſammenſtellung der Regierung im Falle
von Neuwahlen plädiert.
Der anerkannt geſchickteſte Propagandachef der engliſchen
Regierung iſt Sir Kingsley Wood. Sir Kingsley Wood war
bisher Miniſter für Poſt und Telegraphen und hat während
ſeiner Amtstätigkeit dieſes Gebiet der engliſchen Wirtſchaft auf
eine nie dageweſene Höhe gehoben. Er iſt nun in der neuen
Regierung zum Miniſter für Volkswohlfahrt ernannt worden.
Dieſem Miniſterium unterſteht u. a. auch das für
Eng=
land ſo wichtige Problem des Aufräumens mit
den Elendsquartieren und des Baus neuer
Arbeiter=
häuſer. Der bisherige Wohlfahrtsminiſter, Sir Hilton Young,
erwies ſich nicht ganz auf der Höhe der Situation. Deshalb
hat man die ſchwierige Aufgabe der Löſung des
Wohnungs=
weſens nun dem vielleicht begabteſten Organiſator unter den
Mitgliedern der Regierung, Sir Kingsley Wood übertragen.
Denn die Regierung beabſichtigt, in der Frage des Baus billiger
Wohnhäuſer für die große Volksmaſſe ſchon in den nächſten
Wochen und Monaten, d. h. noch vor Stattfinden der
Neu=
wahlen, große Anſtrengungen zu machen, um aus ihren
Ver=
dienſten auf dieſem Gebiete dann während der kommenden
Wahlkampagne entſprechend Kapital ſchlagen zu können. Hierauf
deutet die Tatſache hin, daß die erſte Rede, die Sir Kingsley
Wood nach ſeinem Amtsantritt hielt, eine große
Propaganda=
rede zum Hervorſtreichen der Errungenſchaften der Nationalen
Regierung auf dem Gebiete des Häuſerbaus war. Seit
Kriegs=
ende, erklärte Sir Kingsley Wood ſind in England 2 670500
neue Einzelhäuſer gebaut worden; hiervon jedoch nicht weniger
als 327 500 im Laufe der letzten 12 Monate allein; das neue
Programm der Regierung ſieht den Bau von wenigſtens 6000
an Stelle der Slums zu errichtenden Einzelhäuſern pro Monat
vor; und ſollte die Nationale Regierung abermals ans Ruder
kommen, ſo verſpricht ſie innerhalb einer Friſt von 5 Jahren
mit dem jahrhunderte alten Unweſen der Elendsquartiere in
England ganz aufzuräumen.
Die Regierung muß nämlich unter allen Umſtänden, will ſie
aus den Neuwahlen wieder ſiegreich hervorgehen, in der Lage
ſein, auf Erfolge auf allen Gebieten der
Wirt=
ſchaft und Politik hinweiſen zu können.
Innen=
politiſch hält ſie den Volksmaſſen vor, daß unter der Nationalen
Regierung England zur Proſperität zurückgekehrt ſei, und daß
ein Zurückgleiten der Macht in die Hände der Sozialiſten das
erreichte Werk des wirtſchaftlichen Wiederaufbaus wieder
zu=
nichte machen würde. Auf außenpolitiſchem Gebiet iſt ſie
be=
müht zu beweiſen, daß ſie einerſeits nichts unterlaſſen hat, um
das Verteidigungsſyſtem des Empire auszubauen und die
Sicherheit Großbritanniens zu gewährleiſten, daß ſie aber
andererſeits auch alles tut, was in ihren Kräften liegt, um eine
Verſtändigung mit den übrigen Mächten der Welt und eine,
baldige Begrenzung der Rüſtungen zu erzielen. Der kürzlich
be=
ſchloſſene Aufbau der britiſchen Luftrüſtungen und das
Flotten=
abkommen mit Deutſchland ſind hierfür ſprechende Beiſpiele,
dort Aufſchluß über irgend welche dunkle Kunſtwerke der Antike
zu ſuchen. Wenn unſere Archäologen das heute noch täten,
dann wäre dieſes Werk niemals „Thron der Aphrodite”, ſondern
unverzüglich „Altar der Eileithyia” genannt worden.
Ich habe das durch Zufall entdeckt: in der reichhaltigen,
ob=
ſchon durch die Stürme des Weltkrieges teilweiſe verloren
ge=
gangenen Bibliothek des deutſchen Künſtlervereins, der ſiebzig
Jahre lang der Mittelpunkt des deutſch=römiſchen
Künſtler=
lebens geweſen iſt, ſind die alten Klaſſiker, zum Teil in der
Urſprache, zum größeren Teil in deutſchen Ueberſetzungen vom
Ende des 18. und vom Anfange des 19. Jahrhunderts
über=
raſchend vollſtändig vertreten. Sehr viele dieſer Bücher haben
dereinſt dem Bildhauer Martin Wagner gehört, dem Schöpfer
des großen Frieſes in der Walhalla bei Regensburg, der auch
die geginetiſchen Antiken in Griechenland für München erwarb
und ein großer Kenner der antiken Kunſt war. Außerdem war
er ein ſehr ordentlicher Mann, wie man aus ſeinen Büchern
erſieht, denn da ſteht immer vorn auf dem weißen Blatt, was
er für das Buch bezahlt hat, was das Porto ausgemacht hat,
wieviel der Buchbinder bekam, und was dann ſchließlich der
Geſamtpreis war.
Alſo den Pauſanias aus Wagners Beſitz habe ich jüngſt —
nicht durchackert wie dereinſt Winckelmann, ſondern eher
über=
flattert, dabei aber doch allerlei Intereſfantes gefunden. Dieſer
Pauſanias war eine Art Vorläufer Bädekers, nur mit dem
Unterſchiede, daß für den heutigen Bädeker ein ganzes Heer von
Mitarbeitern wirkt, wohingegen der gute Pauſanias alles gan;
allein machen, alles mit eigenen Augen ſehen und mit eigenen
Ohren hören mußte. Er hat alſo vor ungefähr 17 Jahrt
hunderten ganz Griechenland bereiſt und darüber mit einen
Genauigkeit berichtet, die uns heute billig in Erſtaunen
ſetzt. Was z. B. dereinſt auf den heute noch vorhandenen
Poſtamenten in Delphi geſtanden hat, wiſſen wir gan
genau aus Pauſanias, und ebenſo iſt es in allen anderen
Aus=
grabungsſtätten Griechenlands.
Beim Durchblättern dieſes braben alten Herrn fand ich die
folgende Stelle: „Die Eileithyia, welche auf dem Markt (in
Tegea) einen Tempel mit einer Bildſäule hat, nennen die
Tegeaten „die auf den Knien”. Aleos habe nämlich ſeine
Tochter dem Nauplios übergeben, mit dem Auftrage, ſie
hinweg=
zuführen und ins Meer zu werfen. Unterwegs aber ſei
ſie auf die Knie gefallen undhabe ſoden Knaben
geboren, da wo der Tempel der Eileithyia ſteht.”
Dieſer böſe Aleos war, wie es ſich in einer rechtsſchaffenen
Sage gebührt, König, ſeine unartige Tochter hieß Auge und
hatte ſich, wie das bei den Königstöchtern der griechiſchen Sage
ſo Sitte war, heimlich mit einem Gotte oder wenigſtens einem
Halbgotte eingelaſſen, in dieſem Falle mit Herkules. Der von
Pauſanias erwähnte Knabe, den die Mutter kniend gebar,
Dienstag, 2. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 179 — Seite 3
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Mehr als 11 Milliarden defizik. — Marriſtiſche Maſſendemonſtrakionen gegen die Rechtsverbände
am 14. Juli geplank.
beiden Seiten das Opfer der eigenen „Geſchicklichkeit” und
Fähig=
keit zu Kompromiſſen werden.
Sein Ausweg.
Als Laval ſeine Regierung bildete, gelang es ihm, dem
Mei=
ſter der parlamentariſchen Kombinationen, die Schwierigkeiten
„Entweder Skaatsausgaben kürzen oder Falſchgeld im Augenblick zu umgehen. Der Angriff auf die franzöſiſche
Währung wurde zurückgeſchlagen und die heftigſten
Parteikon=
fabrizieren!”
flikte vertagt. Aber die ſachlichen Schwierigkeiten beſtehen nach
will
Hif
Trotz der Vertagung der franzöſiſchen Kammer und des
fran=
zöſiſchen Senats, alſo trotz der parlamentariſchen Atempauſe, die
Laval für ſich und ſeine Regierung durchgedrückt hat, ſpitzt ſich die
innerpolitiſche Situation in Frankreich zuſehends zu. Da ſind
zu=
nächſt die Radikalſozialiſten, die die Gemüter in Erregung halten.
Sie wiſſen ſchon ſeit geraumer Zeit nicht mehr, welche Richtung
ſie einſchlagen ſollen. Die Betriebſamkeit Daladiers, der offen
mit den Marxiſten beiderlei Tuchs ſympathiſiert, geht allmählich
den übrigen in der Regierung Laval ſitzenden Gruppen zu weit.
Sie laſſen durch ihre Preſſe an die Radikalſozialiſten die Frage
richten, ob ſie noch als vollwertige Koalitionspartei angeſprochen
werden wollen.
Daß Lavals Stellung durch die Extratouren eines nicht
uner=
heblichen Teiles der Radikalſozialiſten nicht beſſer wird, verſteht
ſich von ſelbſt. Wie nervös er geworden iſt, geht eigentlich am
beſten aus ſeiner Sonntagsrede in Clermont=Ferrand hervor. Er
ſoll und will ſanieren. Er ſieht das Defizit auf mehr
als 11 Milliarden anwachſen. Er muß zugeben, daß
die Einkommen ſinken und ſcheint noch immer kein klares
Pro=
gramm zu beſitzen, ja, er fühlt ſich ſichtlich behindert durch die Art,
wie plötzlich von allen Seiten her die politiſchen Kräfte in Aktion
treten, die nun nach der Parlamentsvertagung wider Erwarten
freigeworden ſind.
„Ich ſtelle das Geſetz dar!”, rief er in höchſter Erregung ſeinen
Landsleuten zu, in einer Erregung allerdings, aus der ziemlich
unverhüllt hervorgeht, wie iſoliert er ſich fühlt. Auch ſein
Aus=
ruf: „Entweder Staatsausgaben kürzen oder
Falſchgeld fabrizieren!” läßt tief blicken. Dazu iſt
die=
ſer Schrei von ihm wenige Stunden nach der Kammervertagung
ausgeſtoßen worden, die zwar die Zurückziehung von
Kreditvor=
lagen des Militärs ſah, aber doch auch die Erklärung, daß die
Re=
gierung alle Vollmachten zur Mobiliſierung dieſer Kredite habe.
Jedenfalls mußte alle Welt den Eindruck mit nach Hauſe nehmen,
daß die Regierung Laval trotz der finanziellen Schwierigkeiten des
Landes dem Militär neue Milliarden opfern werde, und jetzt
kommt er mit dieſem wenig hoffnungsfrohen Ausruf. Ein
Poin=
caré hätte ſicherlich eine andere Rede gehalten, die ſeine
politi=
ſchen Gegner in die Flucht geſchlagen hätte. Laval aber mußte am
Tage von Clermont=Ferrand noch einen Aufruf aller Linksparteien
— auch von den Radikalſozialiſten mitunterzeichnet — in den
Hän=
den halten, der Maſſendemonſtrationen gegen die Rechtsverbände
am 14. Juli anordnet. Der Tag, der ſonſt alle Franzoſen
wein=
ſelig und voller Freuden in den Straßen von Paris tanzen ſieht,
ſoll jetzt höchſtwahrſcheinlich ein Tag blutiger Auseinanderſetzungen
werden. Denn die Kommuniſten, die eine neue ſcharfe
Kampfan=
ſage gegen die Regierung verfaßt haben und mit der Aufputſchung
der notleidenden Landwirte und der von neuen
Penſionskür=
szungen bedrohten Kriegsteilnehmer, noch größere Schwierigkeiten
bereiten will, werden kaum zögern, ſich beſonders aktiv zu
be=
nehmen, alſo „Rotfront”=Manieren an den Tag zu legen, die
Frankreich mehr und mehr zu ſpüren bekommt. Dieſelben
Kom=
muniſten ziehen aber mit den Radikalſozialiſten am gleichen
Strang, ſoweit es ſich um die Verbände handelt, die ſich des
be=
ſonderen Schutzes einiger Miniſter des Kabinetts Laval erfreuen.
Daß Laval über die innenpolitiſchen Sorgen außenpolitiſch
auf der Stelle tritt, kann man ihm nicht verübeln. Aber ſelbſt
wenn er außenpolitiſch irgendetwas unternehmen würde, käme das
eeiner Verzettelung ſeiner Kräfte nicht gleich. Sie ſind ohnehin ſo
ſchwach, daß man von einer wirklichen Autorität der Regierung
Paval ſowohl beim Parlament als auch beim Volk nicht mehr
5prechen kann. Viel Zeit iſt der Regierung ohnehin für die
Ueber=
windung der finanziellen Schwierigkeiten nicht gegeben. Der
Herbſt rückt in wenigen Wochen heran, und dann gilt es, eine
BBilanz aufzumachen, wenn nicht inzwiſchen der 14. Juli zum
Schick=
ſſalstag für das Kabinett geworden iſt.
Dazu ſchreibt uns unſer A=Korreſpondent aus Paris:
Lavals Lage iſt nicht leicht. Er mußte die Außenpolitik
ſei=
mer Vorgänger übernehmen, und er iſt jetzt auch gezwungen, den
viele5 ännenpolitiſchen Schwierigkeiten Front zu bieten. Er kann auf
wie vor, und der Parteihaß droht jeden Augenblick
durchzu=
brechen. In der kurzen Zeit des Beſtehens der Laval=Regierung
gab es ſchon mehrmals Situationen, in denen der
Miniſterpräſi=
dent gezwungen war, dieſelben taktiſchen Kunſtgriffe
anzuwen=
den, wie bei der Löſung der letzten Kriſe.
Auch jetzt hat ſich wieder einmal die Situation zugeſpitzt.
Den unmittelbaren Anlaß dazu gab die Wahl Jean Chiappes, des
früheren Pariſer Polizeipräfekten, zum Präſidenten des Pariſer
Munizipalrats. An ſich dürfte das kein hochpolitiſches Ereignis
ſein, aber mehr die Umſtände als die einzelnen Perſönlichkeiten
haben daraus eine politiſche Angelegenheit von großer
Wichtig=
keit gemacht. Die Linke faßt die Wahl Chiappes als offene
Kriegserklärung auf, ſo daß viele eine Erſchwerung der geſamten
innerpolitiſchen Situation befürchten.
Chiappe iſt alles andere als eine reaktionäre Erſcheinung.
Aber als Pariſer Polizeipräſident hat er den Haß der
Kommu=
niſten auf ſich gezogen, ſo daß aus ſeiner Entfernung von der
Spitze der Polizei nach den letzten Kammerwahlen eine
Partei=
frage gemacht wurde. Und im Augenblick, da dieſe erfolgte, kam
es zu den blutigen Zuſammenſtößen vom 6. Februar 1934, die
hinreichend bekannt ſind. Chiappes Name iſt alſo rotes Tuch für
die Marxiſten und auch für den größten Teil der Radikalen.
Man befürchtet, daß er der Diktatur die Wege ebnen wird.
Jeden=
falls zeugt ſeine Wahl in Anbetracht der Kammerwahlen, im
nächſten Frühjahr von dem Kampfwillen der Rechtsparteien
Wohl aus demſelben Grunde zeigen jetzt auch die rechtsſtehenden
außerparlamentariſchen Organiſationen mehr Aktivität. In
Rechtskreiſen antwortet man auf alle dieſe Vorwürfe mit dem
Hinweis, daß die Kommuniſten trotz (oder infolge) des ruſſiſchen
Bündniſſes eine erhöhte Aktivität entfalten.
Dieſe Schwierigkeiten genügen, um das peinlich
ausbalan=
cierte Gleichgewicht in der Kammer zu gefährden.
Beſprechungen zwiſchen deutſchen und franzöſiſchen
Kriegskeilnehmern in Paris.
DNB. Paris, 1. Juli.
Am Montag begannen in Paris die Beſprechungen zwiſchen
deutſchen und franzöſiſchen Kriegsteilnehmern. Da die
Unter=
redungen privater Natur ſind, ſoll erſt zum Schluß eine
Mit=
teilung an die Preſſe ausgegeben werden. Die deutſchen
Kriegs=
teilnehmer ſind vertreten für den nationalſozialiſtiſchen
Kriegs=
opferverband durch deſſen Leiter Oberlindober und von Coſſa
und Dr. Dick, für den Kyffhäuſerbund durch von Homann=
Heinhofen und für den nationalſozialiſtiſchen Deutſchen
Front=
kämpferbund (Stahlhelm) durch von Bary. Seitens der Fidac
(Interalliierter Verband der Frontkämpfer) nehmen mindeſtens
zwei Vertreter jeden Landes teil. Der Nationalverband der
franzöſiſchen Kriegsteilnehmer U.N.C. iſt durch ſeinen
Vor=
ſitzenden Lebecg, den Abgeordneten Jean Coy ferner durch
Boulard und durch Taudierd vertreten. Der Präſident der Union
Fédérale, Pichot, der Montag abend in die Tſchechoſlowakei
ver=
reiſen muß, kann an den Beratungen nicht teilnehmen.
50 deutſche Kriegskeilnehmer in Lyon.
50 deutſche Kriegsteilnehmer aus Stuttgart, die vom
fran=
zöſiſchen Verband der Lungenverletzten nach Frankreich
ein=
geladen worden ſind, wurden am Montag vormittag auf der
Durchfahrt in Lyon von dem deutſchen Konſul und von
fran=
zöſiſchen Frontkämpfern begrüßt. Nachdem ſie am
Gefallenen=
denkmal einen Blumenſtrauß niedergelegt hatten, wurden ſie
im Rathaus von Miniſter Herriot empfangen, der Bürgermeiſter
von Lyon iſt. Zwiſchen Herriot und dem Führer der deutſchen
Abordnung wurden Anſprachen gewechſelt. Anſchließend
be=
ſuchten die deutſchen Kriegsteilnehmer die Gräber ihrer deutſchen
Kameraden, die während der Gefangenſchaft in Lyon und
Um=
gebung geſtorben ſind.
* Ein kommender Kriegsſchauplah?
Von unſerem Berichterſtatter.
Während im fernen europäiſchen Weſten — dem „Herd aller
Unruhe”, ſagen die Chineſen — die politiſchen Leidenſchaften in
Wallung ſind und die Gegenſätze mit unverminderter Gewalt
aufeinanderprallen, beginnt im aſiatiſchen Oſten eine Jahreszeit,
in der ſich das Blut langſam und träge durch die Adern wälzt,
in der die Sonne die mandſchuriſchen und mongoliſchen Steppen
unbarmherzig ausdörrt und in der man alſo weniger denn je
geneigt iſt, an herannahende politiſche und militäriſche
Um=
wälzungen zu glauben. Die heraufziehende kontinentale Hitze in
der Mandſchurei und in der Mongolei müßte, ſo ſollte man
meinen, jeden Willen zu neuen Aktionen im Keime erſticken und
die Hirne der Menſchen zu einem neuen Entſchluß unfähig machen.
Und dennoch — und dennoch . . . Lieſt man nicht jede Woche
von Grenzverletzungen hüben und drüben der
mandſchuriſch=
mongoliſchen und der mandſchuriſch=ſowjetruſſiſchen Grenze, von
Reibungen der Chineſen in der Inneren Mongolei und der
Japaner mit den Chineſen in der Mandſchurei uſw.
Freilich muß man an die Berichte aus Oſtaſien, die in der
Weltpreſſe als „entſcheidende Auseinanderſetzungen” erſcheinen,
einen ſehr verkleinerten Maßſtab anlegen. Die Mühlen im
aſiati=
ſchen Oſten mahlen ſehr, ſehr langſam, und wegen eines zur
Unzeit losgegangenen Gewehrſchuſſes irgendwo an irgendeiner
Grenze in Oſtaſien pflegt noch bein Weltkrieg auszubrechen!
Auch wenn ein kleines Flüßchen, das zufällig die Grenze zwiſchen
der Mandſchurei und der Mongolei bildet, ſich plötzlich im
Wüſten=
ſande einen anderen Weg ſucht und mandſchuriſches Gebiet auf
dieſe Weiſe — denn es iſt doch die „Grenze”! — der Mongolei
zuſchlägt, auch wenn es darob zu einer Schießerei kommt, in der
ein japaniſcher Unteroffizier getötet wird, wird die Kriegsgefahr
kaum erhöht. Denn es genügen einige japaniſche Tanks und
mehrere ſchwere Bomber, um die Mongolen wieder
zurückzutrei=
ben. Sie könnten ſogar ein Element der Stetigkeit
der gegenwärtigen Entwicklung, d. h. der Fortdauer der
japa=
niſchen Expanſion, bilden, wenn — ja wenn nicht jenſeits der
Mandſchurei ebenſolche Tanks und ebenſolche Bomber
ſowjet=
ruſſiſchen Urſprungs ſtünden!
Bisher zeigten dieſe roten Kriegsmaſchinen eine gewiſſe
Beharrungstendenz, ſie wirkten durch ihr bloßes Daſein. Jetzt
ſcheinen aber Umgruppierungen im Gange zu ſein, neue
Stel=
lungen werden bezogen, neue Fronten bilden ſich, und in das
ganze Bild kommt Bewegung. Die Sowjetruſſen haben Verträge
der gegenſeitigen Unterſtützung abgeſchloſſen, um durch dieſen
ge=
ſchickten Schachzug die japaniſche Mandſchurei von drei Seiten
zu umklammern. Und während die Japaner mit verdächtigen
Vor=
bereitungen in Nordchina beſchäftigt ſind, finden ſie im Norden
ihrer Stellung auf dem aſiatiſchen Kontinent eine neue Lage vor.
Nach dem Verkauf der chineſiſchen Oſtbahn an Mandſchukuo=
Japan haben die Roten nicht die Hände in den Schoß gelegt. Auf
japaniſcher Seite will man Beweiſe dafür haben, daß ein
bedeu=
tender Teil des Erlöſes für die Bahn von ihnen zu Zwecken der
Bolſchewiſierung Chinas und zu ſeiner Verſtärkung der
Propa=
ganda in der Mandſchurei ſelbſt verwendet wird. In Charbin
iſt es offenes Geheimnis, daß nicht alle diejenigen ehemaligen
Angeſtellten der Sowjets bei der Bahn, die auf eine Rückkehr nach
der Heimat verzichtet haben, zu den ſogenannten „
Nichtheim=
kehrern” gehören, die aus politiſchen Gründen die Rückkehr
ſcheuen, ſondern daß viele von ihnen vielmehr mit Wiſſen und
Billigung der Moskauer Regierung ihren Wohnſitz nach Charbin
verlegt haben.
Mit dieſen Verſuchen, „die revolutionäre Situation”, von
innen heraus zu ſchaffen, begnügt man ſich aber nicht. In dieſen
Wochen wird in der ganzen fernöſtlichen Welt eine Meldung viel
beſprochen, die davon wiſſen will, daß es dem ſagenhaften
Sowjet=
general Blücher gelungen ſei, in der Außeren Mongolei durch
einen Vertrag des gegenſeitigen Beiſtandes — ganz nach
be=
rühmtem Muſter — ſich weitgehenden Einfluß in Ulan Bator
(dem ehemaligen Urga) zu ſichern. Gegen die Hergabe eines
Rüſtungskredits von 10 Millionen Goldrubel ſei ihm von der
Regierung der Aeußeren Mongolei die Zuſage einer
Intenſivie=
rung der kommuniſtiſchen Propaganda, die Genehmigung zum
Bau einer Eiſenbahnſtrecke Ulan Bator—Tſchita und das
Ver=
ſprechen erteilt worden, ſowjetruſſiſchen Truppen „im Ernſtfalle‟,
freien Durchzug zu gewähren. Alſo auch ein Durchmarſchartikel —
ebenfalls nach berühmten Muſtern! Die mongoliſche Armee ſoll
ſchließlich eine weitere Anzahl von Sowjetinſtrukteuren erhalten,
und mongoliſche Truppen ſollen für dieſen „Ernſtfall” den
ſow=
jetiſchen „Beiſtand” leiſten.
Soweit dieſer Bericht. Will man mandſchuriſchen Blättern
glauben, ſo hat dieſe Meldung auch in der Weltpreſſe großes
Aufſehen erregt. So großes, daß eine der bedeutendſten
weſt=
europäiſchen Agenturen ſich mit einer Anfrage an das Moskauer
Auswärtige Amt gewandt und dort — natürlich! — ein Dementi
erhalten hat. So natürlich dieſe Ableugnung iſt, ſo
ſelbſt=
verſtändlich kann ſie aber auch falſch ſein. Denn erſtens liegt
ſtwurde nachmals ein großer Held und obendrein auch König,
obſchon nicht im Lande ſeiner Geburt. Er hieß Telephos und
als die Griechen auf dem Zuge nach Troja unterwegs die Gegend
rechtſchaffen ausraubten, kamen ſie in Berührung mit dem Sohne
ber Auge und des Herkules. Telephos war nämlich damals
König in Myſien und fand kein Vergnügen an den fremden
Raubgäſten. Er wollte ſie abwehren, es kam zu blutigem Kampf,
auf beiden Seiten gab es viele Tote und Verwundete, und
Telephos ſelbſt wurde von Achilles verwundet. Dann aber
er=
uhren die Griechen, bei denen ſich mehrere Helden aus der
zahlreichen Nachtommenſchaft des Herkules befanden, daß der
feindliche König ihr Bruder oder Vetter ſei, man machte Frieden,
uind alles wäre ganz gut geweſen, wenn nur die böſe Wunde
des Telephos hätte heilen wollen. Sie wurde nach langem Hin
und Her endlich von den tüchtigen Aerzten Machaon und
Podalirios geheilt, und zwar durch den aufgelegten Roſt von
der Lanze des Achilles, — ein heute wohl kaum noch befolgtes
Heilverfahren.
Es ſcheint mir nun ganz ſonnenklar, daß dieſer „Thron der
Aphrodite” in Wirklichkeit ein Altar der Eileithyia, alſo
der griechiſchen Hebammengöttin, geweſen iſt und in Tegeg in
Arkadien geſtanden hat. Von dort haben ihn die Römer in ihre
Hauptſtadt geſchleppt. Die beiden wunderſchönen Figürchen an
der Seite, das züchtig bekleidete und das ganz nackte Mädchen,
paſſen dazu mindeſtens ebenſo gut wie zu einem Throne der
Venus, mag man ſie nun als Feundinnen der Gebärenden
an=
ſehen, die durch Weihrauch und Flötenſpiel die Göttin günſtig
ſtimmen wollen, oder meinetwegen als ſozuſagen himmliſche und
irdiſche oder legitime und illegitime Liebe. Das Relief auf der
Vorderſeite, die angebliche Geburt der Venus, wird durch dieſe
Erklärung klar: es iſt nicht die Geburt der Venus, ſondern die
Geburt des Telephos, wobei dieſe Hauptperſon allerdings hinter
der Windel verſteckt bleibt.
Frankfurker Muſikbrief.
Die Oper hat C. M. von Webers „Euryanthe” neu einſtudiert
und dieſer Neueinſtudierung die Bearbeitung von M.
Hofmül=
lers zugrunde gelegt. Viel iſt damit nicht gewonnen worden. Die
Muſik der „Euryanthe” iſt im einzelnen bedeutend und gerade
dieſe Oper gibt ein Bild von dem, was der Komponiſt des „
Frei=
ſchütz” an künſtleriſcher Schöpferkraft in ſich trug. Aber der Text
H. von Chézy’s verletzt in der Idee und in der Form derart jedes
Empfinden, daß dieſe Tatſache die Euryanthe der Bühne
ver=
ſperrt. Hofmüller verſucht, die ſchlimmſten Unmöglichkeiten zu
ver=
beſſern; er läßt Eura und Udo dieſe ungeiſtigen Verwandten der
Ahnfrau, verſchwinden. Der Ring, der eine ausſchlaggebende, aber
völlig unmotivierte Rolle ſpielt, wird in Verbindung mit der
Mutter gebracht, die Euryanthes Geheimnis geahnt hat. Die
Wurzel des Uebels wird auch damit nicht ausgerottet; man kommt
nicht daran vorbei, daß Adolar ſich ſo ſchnell und durch ſo wenig
überzeugende Beweiſe von der Untreue Euryanthes überzeugen
läßt. Die Handlung im ganzen iſt und bleibt — trotz Hofmüller
— geſpreizt und unecht, man findet keinen Menſchen auf der
Bühne, deſſen Schickſal uns nur irgendwie intereſſiert. Daher
wirkt auch die Muſik, trotz der vielen Schönheiten oft abſtrakr und
unperſönlich. Auch die Aufführung vermochte an dieſen Dingen
nichts zu ändern. — C. Nehers geſtellartige Bühnenbilder treffen
nicht die gar nicht ſenſibel gezeichneten Leidenſchaften der
Theater=
menſchen der Euryanthe; die Stiliſierungen der Grabesſzene
lie=
gen außer dem Rahmen des Werkes.
W. Felſenſteins Regie iſt mit der Zeit gelöſter geworden.
Der Weg zu einer größeren Natürlichkeit iſt offenbar beſchritten.
Dieſe Oper ſtellt aber manche Anforderungen, denen einfach nicht
entſprochen werden kann. So iſt es verſtändlich und entſchuldbar,
daß man ſich zwiſchen Extremen — äußerlichſte Theatralik der
Lyſiart=Eglantineſzenen und überbetonte Lyrik der Adolar=
Eury=
antheſzenen — bewegte.
Unſere Oper verfügt über die Stimmen, die Arien C. M.
v. Webers ſingen können. Mit viel klanglicher Wärme und
Schönheit ſang T. Ralf den Adolar, machtvoll in der immer mehr
ſich entfaltenden, blühenden Altſtimme Inger Karen die Eglantine.
Geſchmackvoll und innerlich verkörpert E. Hainmüller die
Titel=
rolle, mit ſeltener Verve J. Stern den Lyſiart, für den er
ge=
ſchaffen iſt.
Karl Maria Zwißler betreute die prachtvolle Partitur, die
er=
freulichſte Erſcheinung des Abends, mit Liebe und Verſtändnis.
Der Abend bedeutete zugleich den Abſchied von Torſten Ralf
und Inger Karen. Der Tenor, der in London bei den
Krönungs=
feierlichkeiten den Lohengrin geſungen hat, beſitzt ein ſehr ſchönes,
ausgeſprochen lyriſches Organ, das ſich durch eine verhaltene
Innerlichkeit auszeichnet und das techniſch zuverläſſig und ſtilvoll
behandelt wird. Partien wie den Lohengrin und den Parſival
hat man ſeit langen Jahren hier nicht mehr ſo überzeugend gehört.
— Die Altiſtin verfügt über eine der ſchönſten und größten
Stim=
men ihres Fachs, die man wohl eben in Deutſchland kennt. Schade,
daß die Stimme faſt allein Mittel der künſtleriſchen Geſtaltung iſt
und daß dieſe ſich in nicht allzu abgeſtuften Formen bewegt.
Wir nehmen auch Abſchied von der 1. Altiſtin Magda Spiegel
und von Emma Holl, der dramatiſchen Sopraniſtin. M. Spiegel
iſt lang der Stolz unſerer Oper geweſen. Die herrliche, gepflegt
behandelte Stimme ließ Rollen wie die Acuzena, die Amneris, die
Ortrud, die Eboli, den Orpheus in unvergeßlichen Bildern vor uns
erſtehen.
Emma Holl gehört zu den wenigen Künſtlerinnen, die
Künſt=
leriſches erlebt zu formen verſtehen. Mit einer außerordentlichen
inneren Spannkraft wurden menſchliche Partien wie die Elſa, die
Eliſabeth, die Sieglinde, Myrtocle ins Leben gerufen und ſpätere
Partien wie die Brunhilde und die Kundry gehörten in ihrer
er=
fühlten Wiedergabe zu den Erlebniſſen unſerer Oper. Dr. W. Kn.
100 Jahre deutſche Eiſenbahnen.
Die gewaltige Entwicklung der deutſchen Eiſenbahn von der
Eröffnung der Linie Nürnberg—Fürth im Jahre 1835 an bis zu
dem elektriſchen Schnelltriebwagen und dem Stromlinienzug, von
20 bis zu 160 Stundenkilometer Geſchwindigkeit erleben wir
gleichſam mit, wenn wir die Sondernummer, der „Illuſtrirten
Zeitung” (J. J. Weber Leipzig) leſen. Manch ein Bild aus den
Kindertagen der deutſchen Eiſenbahn konnte alten Jahrgängen
der „Illuſtrirten Zeitung” entnommen werden, ſo wie auch die
Bedeutung der Eiſenbahn als Kriegsmittel, die Reichsbahnrat
Dr. Lutz in einem intereſſanten Artikel darlegt, durch
Zeichnun=
gen von in den Weltkrieg entſandten Sonderzeichnern
veranſchau=
licht iſt. Dazu entſtanden neue ganz= und doppelſeitige Bilder
„Im Rheingoldzug”, „Zur Meſſezeit auf dem Leipziger
Haupt=
bahnhof”. „Im Güterſchuppen des Güterbahnhofes Spreeufer in
Berlin”, „Im oberſchleſiſchen Induſtriebezirk”, um nur einige
wenige zu nennen. Koryphäen des Eiſenbahuweſens würdigen
die Eiſenbahn in ihrer mannigfaltigen Bedeutung; als Urheber
der Vereinheitlichung des Deutſchen Reiches (die Entwicklung von
Privat= und Staatseiſenbahnen zur Reichsbahn), als
Auftrag=
geber der deutſchen Wirtſchaft (Bahnbau, Brückenbau, Wagenbau
und =ausbeſſerung uſw.), als Fürderer des Verkehrs, nicht nur
auf der Schiene, ſondern auch auf der neuen Reichsautobahn, zu
Waſſer und zur Luft.
Das beſte Schlafmikkel - heiße Milch.
Die neueſten Forſchungen über den menſchlichen Schlaf
ver=
danken wir Profeſſor Harry Johnſon von der Univerſität Ohio.
Er führte die Verſuche in einem eigens zu dieſem Zweck
errich=
teten Laboratorium durch. Unter anderem konſtruierte er ein
Bett, das die ſonderbarſten Vorrichtungen aufwies. Die
Ma=
tratzen ſtanden in Verbindung mit einem elektriſchen
Regiſtrier=
aparat, der jede Bewegung des Schlafenden, jede Veränderung
des Druckes auf die Unterlage genau aufzeichnete. Eine
ſelbſt=
tätige Kamera photographierte die Verſuchsperſon. So gelang
es, von hundertſechzig Perſonen etwa 20 000 Aufnahmen zu
machen, während die Regiſtrierapparate nicht weniger als
zwei=
einhalb Millionen verſchiedener Bewegungen feſthielten. Aus
dieſen Verſuchen ergab ſich, daß ein normaler Menſch im Laufe
einer Nacht zumindeſt 35 Mal ſeine Lage verändert. Profeſſor
Johnſon erklärt, dies ſei eine Selbſthilfe des Körpers, um jedem
Muskelſtrang die Möglichkeit zum Ausruhen zu geben. Schlechte
Luft macht den Schlaf unruhig. Perſonen, die bei Tag eine
ſchwere Arbeit leiſten, bewegen ſich im Schlaf relativ, wenig.
Frauen ſchlafen um dreißig Prozent ruhiger als Männer,
hin=
gegen iſt der Schlaf der Kinder weſentlich unruhiger als der der
Erwachſenen. Intereſſant iſt noch die Feſtſtellung, daß ein Bad
den Schlaf überhaupt nicht beeinflußt und daß ein Glas heiße
Milch ſich bisher als das beſte Mittel zum Einſchlafen
be=
währt hat.
Seite 4 — Nr. 179
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 2. Juli 1935
den Sowjets nichts daran, ihre ſämtlichen Karten ſchon jetzt
aufzudecken, und zum zweiten braucht dieſes Abkommen gar
nicht in der Form eines hohen „Staatsvertrages” unter Dach
gebracht worden zu ſein, wie es die erwähnte Meldung geſchehen
ſein laſſen wollte. Man ſchlage in einem Geſchichtsbuch nach
und man wird dort finden, daß die Aeußere Mongolei ohnehin
ſowjetiſchen Einflußſphäre iſt. Seit 1921 beſteht dort die
Bol=
ſchewiken=Herrſchaft; die Verfaſſung der Mongolei iſt der
kom=
muniſtiſchen nachgebildet, der Kommunismus herrſcht in allen
Aemtern und Behörden — kurz, die Aeußere Mongolei iſt ein
Sowjetſtaat. Drei Jahre ſpäter wurde zwar die chineſiſche
Ober=
hoheit anerkannt und die Zurückziehung der bolſchewiſtiſchen
Truppen zugeſagt — ausgeführt wurde dieſes Verſprechen aber
bis heute nicht. Soll Moskau die Notwendigkeit zu einem
Staatsvertrag einſehen, wo alles auf dem Wege einer bloßen
Verwaltungsmaßnahme erreicht werden kann? Natürlich nicht,
und ſo ſtimmt auch das Dementi
Gleichwohl werden dieſe Pläne ſehr bald Tatſachen werden.
Und dann wird ſich Japan folgender Lage gegenüberſehen: im
Oſten grenzt die Mandſchurei an die ruſſiſche Küſtenprovinz
mit ihrem erſtklaſſigen Kriegshafen Wladiwoſtok (in der
Ueber=
ſetzung: Beherrſche den Oſten!). Im Norden wird die
Sowjet=
eiſenbahn am großen Amurbogen zweigleiſig ausgebaut. Bis
zum Baikalſee im Nordweſten ſind über 300000 Mann
kon=
zentriert, dazu über 1000 Flugzeuge, zum Teil mit
außerordent=
lich weitreichendem Aktionsradius etwa 800 Tanks und
Panzer=
wagen und Artillerie ſchwerſten Kalibers. Durch den Bau der
Bahnlinie Ulan Bator—Tſchita aber wird dieſe Umklammerung
der Mandſchurei auch auf die Aeußere Mongolei ausgedehnt.
Ein neues Sprungbrett iſt hier geſchaffen worden, von dem aus
nicht nur die Mandſchurei und die von den Japanern beſetzten
Gebiete von Dſchehol und Tſchachar, ſondern auch die
nord=
chineſiſchen Provinzen bedroht werden können.
Wie reagiert Japan auf dieſe neue Lage? Seit einigen
Wochen werden die Verhandlungen mit den mongoliſchen Fürſten
beſonders intenſiv von den Vertretern der Mandſchurei (lies
Japans) geführt. Es iſt das Beſtreben Japans, mit der
Er=
oberung Dſchehols einer Provinz der Inneren Mongolei, und
der Beſetzung Tſchachars nicht Schluß zu machen, ſondern die
ganze Innere Mongolei — ſo oder anders — unter ſeinen
Ein=
fluß zu bekommen. Mit Geld und guten Worten ſucht man ſich
die Sympathien der Mongolen zu erwerben, denn der mongoliſche
Korridor wird einſt das Aufmarſchgebiet der beiderſeitigen Heere
ſein, wenn der Kampf um die Vorherrſchaft in dieſem Teil
Aſiens zwiſchen der roten und der gelben Macht ausbricht. Schon
wurde Dolon Nor — mitten in der Inneren Mongolei — von
den Japanern erobert, das ſeither von der japaniſchen
Kwantung=
armee als Sprungbrett erkannt und feſtgehalten wird. Japan
unterhält dort 5000 Mann, es hat eine eigene Autoſtraße nach
Dſchehol gebaut, eine Funkſtation, ein Flugplatz u. a. m. wurden
errichtet. „Um die Kommuniſten zu vertreiben” hieß es in der
amtlichen japaniſchen Begründung, wurde Dolon Nor erobert,
ebenſo wie die Beſetzung Dſchehols — die von wenig über 200
Mann durchgeführt wurde, vor denen eine chineſiſche 30000=
Mann=Armee die Waffen ſtreckte — mit der bolſchewiſtiſchen
Ge=
fahr begründet wurde.
Den Hauptſchlag aber gedenkt Japan durch die ſchließliche
Angliederung der Inneren Mongolei an ſeine Einflußſphäre zu
führen. Im Kloſter Pailingmiao, weit in der Binnenmongolei,
hat der junge, aber energiſche mongoliſche Fürſt Teh=wang die
mongoliſche Autonomiepartei begründet, die die Einigung der
Stämme erſtrebt. Ihre politiſche Linie iſt zwar noch nicht reſtlos
geklärt, — einerſeits hat Teh=wang den mandſchuriſchen Kaiſer
zu einem mongoliſchen „Ehrenfürſten” ernannt, andererſeits
verhandelt er mit der Nankinger Regierung über die Gewährung
der Autonomie — aber es hat allerorts das größte Aufſehen
erregt, daß in dieſen Wochen ein hoher japaniſcher Militär in
einem Sonderflugzeug in der Nähe des Kloſters landete und
dem Fürſten die Bildung eines ſelbſtändigen Staates „Mongukuo”
verſprach, wenn er einwilligt, ein Bündnis mit Mandſchukuo
ab=
zuſchließen, japaniſche Ratgeber aufzunehmen, Bahnen zu bauen,
die Grenze gegen die ſowjetiſche Aeußere Mongolei zu
ver=
ſtärken uſw.
So ſind die Agenten und die Gelder ſowohl der gelben
wie der roten Macht gleichermaßen in der Aeußeren und in der
Inneren Mongolei tätig. Und ein Blick auf die Karte beſtätigt
die Auffaſſung des japaniſchen Generals Dohihara, der nach
einer Inſpektionsreiſe durch die Mandſchurei, Nordchina und
die von Japanern beſetzten mongoliſchen Provinzen erklärte,
keine der beiden Seiten wünſche zwar den Krieg, aber die
Ent=
wicklung dazu ſei unaufhaltſam.
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an die Geſchſt.
Einträge in das Handelsregiſter, Abteilung A:
Am 24. Juni 1935 hinſichtlich der Firma: E. Merck,
Darmſtadt: Dem Einzelprokuriſten Direktor Dr.
Heinz Landmann in Darmſtadt iſt die Befugnis
zur Veräußerung und Belaſtung von Grundſtücken
erteilt.
Abteilung B: Am 22. Juni 1935 hinſichtlich der
Firma: Heſſendruck, Geſellſchaft mit beſchränkter
Haftung, Darmſtadt. Die Firma wird auf Grund
des § 2 des Geſetzes vom 9. Oktober 1934 gelöſcht.
Am 24. Juni 1935 hinſichtlich der Firma: Goebel,
Aktiengeſellſchaft, Darmſtadt: Die Prokura des
Peter Berg iſt erloſchen. Dr. Albert Moeßner,
Darmſtadt, iſt zum ſtellvertretenden
Vorſtands=
mitglied in der Weiſe beſtellt, daß er mit einem
anderen Vorſtandsmitglied oder einem Prokuriſten
die Firma zu vertreten und zu zeichnen berechtigt
iſt. Dr. Wilhelm Köhler bleibt weiter befugt, die
Geſellſchaft allein zu vertreten. Am 24. Juni 1935
hinſichtlich der Firma: Bahnbedarf — Rodberg,
Aktiengeſellſchaft, Darmſtadt: Oberingenieur Joſef
Scherer in Darmſtadt iſt zum Geſamtprokuriſten
beſtellt in der Weiſe, daß er befugt iſt, gemeinſam
mit einem Vorſtandsmitglied oder einem anderen
Prokuriſten die Geſellſchaft zu vertreten und die
Firma zu zeichnen. Am 25 Juni 1935 hinſichtlich
der Firma: Süddeutſche Dachpappenvereinigung,
Geſellſchaft mit beſchränkter Haftung, Darmſtadt:
Durch Beſchluß der Geſellſchafterverſammlung vom
17. Juni 1935 iſt die Geſellſchaft aufgelöſt. Der
bisherige Geſchäftsführer iſt Liquidator.
Neueintrag: Am 24. Juni 1935: Firma: Excelſior
Kaffee= und Lebensmittelgroßhandlung Louiſe
Lorenz. Darmſtadt Inh. Louiſe, geborene
Krie=
genherdt. Ehefrau des Kaufmanns Otto Lorenz
un. in Darmſtadt.
(V.5942
Darmſtadt den 25. Juni 1935.
Amtsgericht
Dienstag, 2. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Pohnung
Zuſchr.
Gſchſt.
nſteh. Dame
Jugenh,
ein,
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in gutem
Ang, u.
05 Gſch.
NMft
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 2. Juli 1935
50jähr. Arbeitsjubiläum im Hauſe Friedrich Schaefer
Am 1. Juli konnte Herr Prokuriſt AuguſtHenkel auf eine
fünfzigjährige Tätigkeit bei der Firma Friedrich Schaefer,
Phar=
mazeutiſche Großhandlung, Darmſtadt/Frankfurt a. M.,
zurück=
blicken. Der Jubilar hat durch unermüdlichen Fleiß, vorbildliche
Pflichttreue und ſeine reichen Erfahrungen und Fachkenntniſſe zum
heutigen Anſehen der Firma, ihrer Größe und Bedeutung in
her=
vorragendem Maße beigetragen. Der Jubilar genießt nicht nur
innerhalb des Betriebs die höchſte Anerkennung, ſondern erfreut
ſich auch bei den zahlreichen Apoheken, die den Kundenkreis der
Firma bilden, beſonderer Wertſchätzung.
Um den Ehrentag ihres Prokuriſten feſtlich zu begehen, hatten
die Firmeninhaber, die Herren Carl und Fritz Boßelmann,
ihre über 100 Mitglieder zählende Gefolgſchaft in die mit Fahnen
und friſchem Grün geſchmückten Säle des „Heiligen Kreuzberges”
zum Abendeſſen eingeladen. In herzlich gehaltenen Anſprachen
ſeitens der Betriebsführer und der Gefolgſchaft wurden dem
ver=
dienten Jubilar Dank und Anerkennung gezollt und die
kamerad=
ſchaftliche Treue gefeiert.
Der anſchließende Kameradſchaftsabend, deſſen buntes
Pro=
gramm von Mitgliedern der Gefolgſchaft unter großem Beifall
be=
ſtritten wurde, zeigte erneut das Bild kameradſchaftlicher
Verbun=
denheit innerhalb der Betriebsgemeinſchaft und hielt die
Teilneh=
mer bis zum frühen Morgen in beſter Stimmung zuſammen.
Die Glückwunſchurkunde des Führers und Reichskanzlers, eine
Ehrenurkunde der Heſſiſchen Induſtrie= und Handelskammer,
wert=
volle Geſchenke von Betriebsführung und Gefolgſchaft ſowie
zahl=
reiche Blumenſpenden, ehrten den beliebten Jubilar. Ad multos
Schluß der Spielzeit im Heſſiſchen Landestheaker.
Was bringt die kommende Spielzeit?
Heute abend beendet das Heſſiſche Landestheater die
Spiel=
zeit 1934/35 mit einer Aufführung der Oper „Friedemann
Bach” von Paul Graener, die in den letzten Wochen noch ein
ſehr ſtarker Erfolg des Spielplans geweſen iſt. In der heutigen
Vorſtellung werden ſich Kapellmeiſter Hans Blümer und Bernd
Aldenhoff vom Darmſtädter Publikum verabſchieden;
neben Bernd Aldenhoff ſind in den Hauptpartien der Aufführung
Liſelott Ammermann, Johanna Blatter, Erna von Georgi,
Hein=
rich Blaſel, Karl Köther, Heinrich Schlüter und Eugen Vogt
be=
ſchäftigt.
Mit der heutigen Vorſtellung ſchließt das Heſſiſche
Landes=
theater ſeine Pforten auf zehn Wochen, um am 10. September
die Spielzeit 1935/36, die bekanntlich die 126. ſein wird, zu
be=
ginnen. Als Eröffnungsvorſtellung der kommenden Spielzeit
wird Richard Strauß „Frau ohne Schatten” gegeben
wer=
den, die Profeſſor Max Hofmüller inſzenieren wird. Das
Schau=
ſpiel wird ebenfalls mit der Aufführung eines Werkes der
leben=
den Generation, der Erſtaufführung von Hans Schwarz” Prinz
von Preußen” unter der Spielleitung des
Generalintendan=
ten Franz Everth ſeine neue Arbeit beginnen.
Tatſächlich ſetzt freilich die Arbeit im Landestheater ſchon
lange vor der Eröffnung der neuen Spielzeit wieder ein.
Wäh=
rend in den techniſchen Werkſtätten (Schreinerei, Malerſaal uſw.)
der Betrieb — natürlich mit „Schichtwechſe!” — überhaupt nicht
eigentlich ruht, da hier nicht nur die Ausſtattungen der erſten
kommenden Stucke hergeſtellt, ſondern zahlreiche Reparaturen und
Ergänzungen des techniſchen Apparats vorgenommen werden
müſſen, ſo beginnt die Probenarbeit „hinter den Kuliſſen” am
21. Auguſt. Von dieſem Tage an wird das geſamte Perſonal
un=
ſeres Landestheaters wieder in Darmſtadt zu lebhafter Arbeit
verſammelt ſein, die übrigens ſogar die Sonntage mit Proben
einſchließt. Von den Werken der Oper und des Schauſpiels, die
von da an für das erſte Spielzeitdrittel vorbereitet werden, ſind
im Landestheater ſchon jetzt bekannt: R. Strauß” „Die Frau ohne
Schatten” Cornelius: „Der Barbier von Bagdad”, Lortzings „Der
Waffenſchmied”, Webers Euryanthe”, Bizets „Carmen”; von
Schauſpielen; Schwarz” Prinz von Preußen”, Lippels „Die
Pfingſtorgel”, Hebbels „Gyges und ſein, Ring” Shakeſpeares
„Was ihr wollt”, Selma Lagerlöfs „Onkel Theodor”. Hamſums
„Munken Vendt‟ Erich von Hartz‟ Der ungeglaubte Gott” Mit
dieſen Werken wird das Heſſiſche Landestheater im Herbſt bis
zum beginnenden Winter im Großen und Kleinen Haus — das
am 1. Oktober eröffnet wird — herauskommen.
Aufruf an alle Kraftwagenbeſiker von Darmſtadt.
Das Nationalſozialiſtiſche Kraftfahrkorps (NSKK.) und Der
Deutſche Automobil=Club e. V. (DDAC.) veranſtalten am
Sonn=
tag, dem 7. Juli d. J., eine Fahrt für die Darmſtädter
Schwerkriegseſchädigten. Die Fahrt beginnt um 2 Uhr
nachmittags. Sie iſt eine Ohnehaltfahrt und führt über etwa
100 Kilometer auf nur ſtaubfreien Straßen. Für irgendwelche
Verpflegung haben die Kraftwagenbeſitzer nicht zu ſorgen.
Wie fordern alle Kraftwagenbeſitzer, beſonders auch
diejeni=
gen, die keinem der beiden Verbände angehören, auf ſich und
ihr Fahrzeug in den Dienſt dieſer guten Sache zu ſtellen. Umgehende
Meldungen an die Geſchäftsſtelle des DDAC., Darmſtadt,
Rhein=
ſtraße 9, Fernſprecher 888, erbeten.
Es gilt, über 500 Schwerbeſchädigte zu fahren, ſtehe kein
Kraftfahrzeugbeſitzer beſchämt zur Seite, wenn wir am
kommen=
den Sonntag nach Darmſtadt zurückkehren!
Erledigt iſt: eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer
an der Volksſchule in Eſchenrod, Kreis Schotten.
Ernannt wurde: am 22. Juni 1935 der Hauptwachtmeiſter
der Schutzpolizei auf Probe Heinrich Zimmer in Bensheim
unter Berufung in das Beamtenverhältnis zum
Hauptwachtmei=
ſter der Schutzpolizei mit Wirkung vom 15. März 1935.
Aus dem Oberlandesgerichtsbezirk Darmſtadt. Aus dem
Reichs=
juſtizdienſt ausgeſchieden iſt auf ſeinen Antrag der Staatsanwalt
Dr. Claß in Gießen mit Wirkung vom 1. April 1935.
Aus dem Reichsjuſtizdienſt ausgeſchieden iſt auf ſeinen
An=
trag der Staatsanwalt Dr. Claß in Gießen mit Wirkung vom
1. April 1935.
Heimabend im V. D. A. Der Heimatabend der Frauen
und Mädchen des V. D. A. am Mittwoch, 3. Juli, in der „Krone‟
beanſprucht beſonderes Intereſſe durch den Vortrag der bekannten
Vorkämpferin für das Deutſchtum im Ausland, Frl. E.
Heſſe=
nauer aus Kaſſel. Die hervorragende Rednerin ſpricht über:
„Die deutſche Not im Oſten” und gibt einen Bericht über
die Pfingſttagung in Königsberg. Eintritt frei Alle
Frauen und Mädchen, denen die Volkstumsarbeit des Dritten
Reiches eine Herzensſache iſt, ſind zu dieſem Heimabend eingeladen.
— Die Frauen der ehemaligen Kriegsgefangenen, welche ſich
zu einer Ortsgruppe der Elſa=Brandſtröm=Werbegemeinſchaft
deut=
ſcher Frauen zuſammengeſchloſſen haben, beſichtigten am Sonntag
die Roſenfelder von Steinfurt. Ein gemütliches
Zuſammen=
ſein bei von den ehem. Kriegsgefangenen Bad=Nauheims
geſtifte=
tem Kuchen und Kaffee im Lokal Steinacker belebte das ſchnell zur
Freundſchaft gewordene Verhältnis zwiſchen den Steinfurtern und
den Darmſtädtern. Eine Abordnung der Ortsgruppe Darmſtadt
der R. e. K., welche an dem Ausflug teilnahm, ſowie die
Frauen=
gruppe Darmſtadt, konnten ſich überzeugen, daß, wenn, auch
äußer=
lich fremd, deutſche Volksgenoſſen ſich zuſammenfinden, durch
in=
neres Verſtehen die Herzen ſo ineinander ſchlagen, wie es nur eine
wahre Volksgemeinſchaft herſtellen kann. Dann ging die Fahrt
Bad=Nauheim zu, wo bereits am Vormittag eine Beſichtigung
vor=
genommen wurde. Eine Führung von ſeiten der Kurverwaltung
durch die ganz Bad=Nauheim unterhöhlenden Maſchinenanlagen
gab ein recht beredtes Zeugnis für die Leiſtungsfähigkeit deutſcher
Kunſt und Technik, um welche uns die ganze Welt beneidet.
Deutſch und die anderen Weltſprachen.
Sihungsbericht des Sprachvereins.
In der letzten Sitzung des Vereins brachte Mitglied Dr. Sell
einen Vortrag über das Verhältnis des Deutſchen zu den anderen
Sprachen zu Gehör. Bekanntlich ſind die Deutſchen gar zu gern
bereit, anderen Sprachen vor ihrer eigenen den Vorrang
zuzu=
ſprechen, insbeſondere das Lateiniſche als die weit „logiſchere” und
das Italieniſche als die „ſchönſte” Sprache zu bezeichnen. Daß dies
ein Vorurteil iſt, wurde klar erwieſen.
Was macht denn eine Sprache „logiſch‟? Der Lateinfreund
wird ſagen: „die unzweideutige Wortgeſtalt, die unabhängig von
der Stellung im Satz die Wortbeziehung erkennen läßt”. Nun hat
aber das Lateiniſche keineswegs eine ſtets „eindeutige Wortgeſtalt”.
(Es hat z. B. gleiche Endung für ganz verſchiedene Fälle.)
Abge=
ſehen davon wird ſich das Logiſche” einer Sprache ſtets allein
darin ausdrücken, was ſich an Denkgehalten in ihr klar ausſprechen
läßt. Die Mittel dazu können verſchieden ſein. Und iſt etwa die
deutſche Sprache unfähig, tiefſte Gehalte klar auszudrücken? Muß
man dazu unſere großen Denker zu Zeugen anrufen? Hätte z. B.
Kant, hätte Schopenhauer in einer „unlogiſchen” oder einer
wenig logiſchen Sprache ſchreiben können?
Was macht eine Sprache „ſchön”? — Der Italienſchwärmer —
vielleicht auch der Geſangslehrer italieniſcher Schule und welſcher
Kunſtrichtung — werden ſagen: „der Vokalreichtum”. Sind aber
Selbſtlaute allein „ſchön”? — Iſt nicht manches Wort gerade durch
ſeine Mitlaute ſchön und ausdrucksvoll? Man frage und prüfe
die Sprache der deutſchen Dichter! Wie ſchön kann die
deutſche Spracheſein!— Die Behauptung von der weniger
logiſchen und weniger ſchönen deutſchen Sprache iſt haltloſes Gerede.
Der Vortrag veranlaßte eine angeregte Ausſprache. In ihr
wurde — ergänzend — die Frage aufgeworfen „Was iſt Schön”?
Die geſchichtlichen vergleichenden Ausführungen von Herrn Prof.
Dr. Todt warfen da beſonders aufhellende Lichter. „Schön” wird
leicht zur Geſchmacksſache. Die geſchichtliche Entwicklung des
Schönen” beweiſt die Zeit= und Raſſe=Bedingtheit dieſes
Begrif=
fes. Zugegeben, daß die deutſche Sprache Mängel hat — welche
Sprache hätte ſolche nicht?! — es iſt unſere Sprache, und darum
lieben wir ſie mit ihren Mängeln. Darum arbeiten wir auch gegen
ihre Verderbtheit und wollen ſie rein erhalten und ſchön geſtalten.
Jedenfalls lieben wir ſie wie wir unſer Vaterland lieben — nicht
weil es das ſchönſte, reichſte, größte, ſtärkſte oder was immer noch
wäre, ſondern weil es unſer Vaterland iſt.
Es folgte dann der Bericht des Obmanns, Oberſtudienrats
Pickert, über die Hauptverſammlung des deutſchen
Sprachver=
eins zu Dresden. Der Verein beſteht jetzt 50 Jahre. Gründer war
Muſeumsdirektor Riegel. Ihm folgten im Vorſitz nacheinander:
Oberſtleutnant a. D. Dr. Jähns, Oberſt Schöning, Geh. Oberbaurat
Dr.=Ing. Dr. Otto Sarrazin, Oberlandesgerichtspräſident Dr.
Dronke, Miniſterialdirektor Dr. Richard Jahnke, und nach deſſen
Tod im Jahre 1933 der jetzige Leiter Miniſterialdirektor Dr.
Butt=
mann.
Es iſt erfreulich, daß zu Dresden das Oberhaupt des Vereins
feſtſtellen konnte, daß der Sprachverein an ſeinen Beſtrebungen
nichts zu ändern brauchte nach dem deutſchen Umſchwung, und daß
er von ſeinen Taten nichts zu bereuen habe. Seine vaterländiſche
Aufgabe hat er von Anfang an richtig geſehen, und ſie iſt noch
lange nicht erfüllt. Der Verein iſt nötig wie je, und ſeine Aufgabe
iſt vielleicht gerade jetzt wichtiger als je, da ſie im Ueberſchwang
der großen Geſchehniſſe vielfach verkannt und überſehen wird. Es
iſt daher weſentlich, daß bei der nun erfolgten Einrichtung eines
Sprachamtes über allen beteiligten Stellen der Sprachverein in
ſeinem Vorſitzenden die Leitung inne hat. Das wird der ganzen
Arbeit an der Sprache einen ſtarken Auftrieb geben und hoffentlich
neue Mitglieder werben. Es kann dabei kein Zwang ausgeübt
wer=
den. Es iſt auch nichts durch die Arbeit an der Sprache zu
ver=
dienen. Sollten ſich aber nicht gerade deswegen einſichtige
Mitar=
beiter finden laſſen? Tauſende Volksgenoſſen im
Aus=
land leiden, dulden, kämpfen und bluten um ihre
Mutterſprache. Uns macht ſie niemand ſtreitig —
und wieviele von uns mißachten, verderben, ja
ſchänden ſie! Deutſches Volk, pflege deine Mutterſprache! Du
pflegſt damit dein Volkstum.
Der Darmſtädter Zweig hat auf der Pfingſttagung zu Dresden
mit ſeiner Ausſtellung über die deutſche Sprache Ehre eingelegt.
Das darf freudig geſagt werden. Es darf in dieſem Zuſammenhang
aber auch wiederholt werden, daß das Heſſiſche Miniſterium die
Bedeutung dieſer Ausſtellung ſchon früher erkannt hat, ſo daß ſie
auf des Miniſteriums Wunſch und mit ſeiner Empfehlung in allen
Heſſiſchen Schulen gezeigt wird. Zur Zeit befindet ſie ſich in der
Eleonorenſchule zu Darmſtadt.
Lck
Heſſiſche Durchführungsbeſtimmungen
zur Verordnung über das Schornſteinfegerweſen u.
zu ihrer Ausführungsanweiſung vom 15. April 1935
Vom 28. Juni 1935. Auf Grund des § 51 Abſ. 2 der
Verord=
nung über das Schornſteinfegerweſen vom 15. April 1935 (
Reichs=
geſetzbl. Teil I S. 515) und der Ausführungsanweiſung hierzu
vom gleichen Tage (Reichsgeſetzbl. I S. 523) wird folgendes
be=
ſtimmt: 8 1. Höhere Verwaltungsbehörde iſt der Reichsſtatthalter
in Heſſen — Landesregierung —, untere Verwaltungsbehörden
ſind die Kreisämter. — 8 2. Gegen den Widerruf der Beſtellung
zum Bezirksſchornſteinfegermeiſter iſt innerhalb einer Friſt von
14 Tagen nach Zuſtellung die Klage bei dem
Verwaltungsge=
richtshof in Darmſtadt gegeben. — 8 3. Dieſe
Durchführungsbe=
ſtimmungen treten gleichzeitig mit der Verordnung über das
Schornſteinfegerweſen vom 15. April 1935 (Reichsgeſetzbl. I S
515) in Kraft. Darmſtadt, den 28. Juni 1935. Der
Reichsſtatt=
halter in Heſſen — Landesregierung —. In Vertretung: Reiner.
Deutſchland muß ſtark werden!
Gebt Eure Spende dem Hilfswerk „Mutter und Kind”
auf das Konto der Kreisamtsleitung des Amtes für
Volkswohlfahrt Nr. 5990 Städt. Sparkaſſe und
Poſt=
ſcheckkonto 8801 Frankfurt a. M.
Landesbibliothek.
Neue Erwerbungen der Landesbibliothek (Auswahl),
vom 1. Juli 1935 an auf 14 Tage im Leſeſaal zur Anſicht aufgeſtellt.
1. P. S. Allen: Erasmus. Oxford 1934. 35/143. 2. H. Th.
Boſſert: Geſchichte des Kunſtgewerbes aller Zeiten und Völker.
Bd. 6. Berlin=Charlottenburg. (1935.) 28 B 2. 3. Georg Dehio:
Handbuch der Deutſchen Kunſtdenkmäler. Oeſterreich Bd. 2. Wien,
Berlin 1935. 34/1410. 4. Oskar Döring: Bodo Ebhardt. Ein
deutſcher Baumeiſter. Berlin=Grunewald 1925. 27 B 8. 5. Lucien
Dubech: Hiſtorie genérale ill. du Théätre. Tome 5. Paris 1934.
32/1062. 6. E. Faure: Napoleon. Dresden 1928. 35/154. 7.
For=
ſchung am Nanga Parbat. Deutſche Himalaja=Expedition. 1934.
Hannover 1935. 35/132. 8. A. Geiger: Die indoariſche
Geſellſchafts=
ordnung. Tübingen 1935. 34/1980. 9. Maximilian Haſak: Das
Münſter Unſerer Lieben Frau zu Straßburg i. E. Berlin 1927.
35 A 28. 10. Wilhelm Hildebrandt: Raſſenmiſchung und
Krankheit. Stuttgart, Leipzig. 1935. 35/267. 11. Wilh. A. v.
Jenny: Keltiſche Metallarbeiten. Berlin 1935. 35 A 30. 12. Ernſt
Kabiſch: Michael. Berlin 1935. 35/204. 13. Harry Graf
Keß=
ler: Geſichter und Zeiten. Bd. 1. Berlin 1935. 35/193. 14. Die
Kunſtdenkmäler der Schweiz Bd 2,2: Rud. F. Burckhardt:
Der Baſler Münſterſchatz. Baſel 1933. 27 B 63/II,2. 15. Otto
Lauffer: Dorf und Stadt in Niederdeutſchland. Berlin und
Leipzig 1934. 35/173. 16. J. B. Malina: Der germaniſche
Nor=
den und wir. Berlin 1934. 35/195. 17. Großfürſtin Maria von
Rußland. Dresden 1933. 35/162. 18. Julius Meyer: Die
Grund=
lagen des Luftſchutzes. Leipzig 1935. 35/214. 19. Moeller pan
den Bruck: Der Politiſche Menſch. Breslau 1933. 35/265. 20. Karl
Alexander v. Müller: Zwölf Hiſtorikerprofile. Stuttgart, Berlin
1935. 35/149 21. Joſef Pilſudſki; Geſetz und Ehre Jena 1935.
35/183. 22. Friedrich Schucht: Die Muſchelkalkböden
Mitteldeutſch=
lands und ihre land= und forſtwirtſchaftliche Nutzung. Berlin 1935.
35/148. 23. Henry E. Sigeriſt: Große Aerzte. München 1931.
35/260. 24. Adolf Spamer: Die Deutſche Volkskunde. 2. Bd.
Leipzig, Berlin 1935. 34 A 100. 25. Rudolf Stammler: Das
geſamte Deutſche Recht. Bd. 2. Berlin 1935. 32/988 Bd. 2 26. Graf
Weſtarp: Konſervative Politik im letzten Jahrzehnt des
Kaiſer=
reiches. Bd. 1. Berlin 1935. 35/114. 27 Walter Zechlin:
Diplo=
matie und Diplomaten Stuttgart, Berlin 1935. 35/218. 28. Richard
Newald: Eduard Duller. Berlin 1934. 35/215. 29. Joſeph
Gregor: Shakeſpeare. Wien 1935. 35/187. — Vormerkungen
wer=
ſen im Leſeſaal entgegengenommen. Verleihbar ab 15. Juli 1935.
— Die Vereinigung der Katzenfreunde in Darmſtadt
veran=
ſtaltete eine Verſammlung, die der Ehrung von Darmſtadts
gro=
ßem Tierfreund, des kürzlich verſtorbenen Herrn Oberreallehrer
Frank, galt. Das Vorſtandsmitglied Frl. Cl. v. Löw
ſchil=
derte in bewegten Worten den Dahingeſchiedenen als Menſch und
als Tierfreund, dem keine Mühe zu viel war, praktiſchen
Tier=
ſchutz zu treiben und das Los der ſtummen Kreatur zu verbeſſern.
Leider gibt es noch immer Menſchen, die hierfür kein Verſtandnis
haben und Tierſchutz für überflüſſig halten. Ihnen ſeien folgende
Worte des Herrn Frank ins Gedächtnis gerufen: „Tierſchutz iſt
Religion, denn wie das Weſen jeder wahren Religion Liebe,
Barmherzigkeit und Mitleid iſt, ſo muß ſich auch jeder
verinner=
lichte Tierſchutz auf dieſen drei Grundpfeilern aufbauen. — Der
Verſtorbene war über 50 Jahre im Tierſchutz praktiſch tätig, er
war jahrelang im Vorſtand des Tierſchutzvereins Darmſtadt
zu=
letzt auch Vorſitzender der Vereinigung der Katzenfreunde. Weit
über Darmſtadts Mauern, im Heſſenland und im Reich war Herr
Frank als Tierfreund geehrt und geachtet.
Berichtigung. In unſerem Bericht in Nr. 177 über die
„Tagung des Heſſiſchen Alice=Frauenvereins”
muß es im letzten Satz des vorletzten Abſatzes richtig heißen:
Als Vertreterin eines Kreisvereins ſprach über die dort
gelei=
ſtete Tätigkeit Frau Nebel (Friedberg).
4Betriebsprüfung /Ueberblick.
Von Wirtſchaftsprüfer D. Fritz Johs. Vogt.
Staatsſekretär Pg. Fritz Reinhardt, der die
national=
ſozialiſtiſche Steuerreform nach und nach aufbaut, hat auf einer
Tagung der Reichsſteuerbeamten in Dresden im Juni 1935
fol=
gende Richtlinien aufgeſtellt:
1. Zwiſchen Nachſchau und Buch= und Betriebsprüfung wird
nicht mehr unterſchieden. Beides geht ineinander über. Wir reden
in Zukunft nur noch von „Betriebsprüfung” (B.).
2. Auch die Lohnſteuerprüfung ſoll in Zukunft in die B.
ein=
bezogen werden. Es gibt dann nur noch eine amtliche B.
3. Alle Betriebe ſollen erfaßt werden. Die B. bedeutet nicht,
daß ein Verdacht gegen den Betrieb beſteht.
4. Der Pfl. hat die B. nicht nur zu dulden, ſondern auch tätig
mitzuwirken. Die liberaliſtiſche Auffaſſung vom Rechtsſchutz des
Pfl. iſt überholt. Man fragt nicht mehr: Muß ich jede Auskunft
geben? Was kann ich verweigern? Vielmehr iſt nicht nur jede
aus=
drücklich geforderte Auskunft zu geben, ſondern darüber hinaus iſt
der Prüfer in jeder geeigneten Weiſe zu unterſtützen.
5. Umgekehrt hat der Prüfer freundlich und höflich aufzutreten,
ſolange der Pfl. nicht böswillig iſt. Der Prüfer muß alles
unter=
laſſen, was den Pfl. in ſeiner Ehre beeinträchtigen könnte.
Welt=
anſchaulich: Ehre und Freiheit ſind im Dritten Reich untrennbar.
Es gibt keine Freiheit oder keinen Rechtsſchutz, die es jemand
er=
möglichen, gegen die Grundſätze der Ehre zu verſtoßen. Es gibt
keine bürgerliche Freiheit, die als Trumpf gegen den Staat
aus=
geſpielt werden kann. Freiheit hat nur, wer ſteuerehrlich iſt. Deſſen
Ehre aber darf auf kein Beamter antaſten!
6. Zweifelsfälle ſollen in mündlicher Beſprechung aufgeklärt
werden. Das wird, wie bisher, teils im Laufe der Prüfung zu
ge=
ſchehen haben, teils in einer Schlußbeſprechung, zu der dann
zweck=
mäßig auch der Steuerberater des Pfl. heranzuziehen iſt.
7. Wer guten Glaubens iſt und trotzdem gegen eine
ſteuerrechtliche Vorſchrift verſtößt, wird dem Prüfer nur dankbar
ſein, daß er ihn auf die Verſtöße aufmerkſam macht.
8. Nach wie vor ſoll die B. auch zugunſten des Pflichtigen
durchgeführt werden. Der Prüfer darf nicht etwa die B. abbrechen,
wenn er merkt, daß das Finanzamt etwas herauszahlen muß. Der
Anſpruch auf Erſtattung bleibt dem Pfl. auch dann, wenn der
Prü=
fer die neue Tatſache die zugunſten des Pfl. ſpricht, nicht in den
Bericht aufnimmt. Es genügt, wenn der Pfl. in ſeiner
Gegen=
äußerung zu dem Bericht ſofort darauf hinweiſt. (Aus der
Recht=
ſprechung des RFH.)
9. Auch die Verhältniſſe Dritter können bei der B. erforſcht
werden.
10. Eine Anmeldung der B. iſt nicht erforderlich.
Unan=
gemeldete B. haben oft dazu geführt, daß „Mogelbrüder” entdeckt
oder feſtgeſtellt wurden. Praktiſch kann natürlich die unangemeldete
B. in einem Betriebe ſehr ſtörend wirken. Sowohl der amtliche
Prüfer als auch der Pfl werden in ſolchen Fällen viel guten
Willen beweiſen müſſen. Trotzdem muß die unangemeldete B. als
ſtaatliche Einrichtung hingenommen werden. Auch bei der
Wirt=
ſchaftsprüfung durch die öffentlich beſtellten Wirtſchaftsprüfer wird
man in Zukunft auf die unangemeldete Prüfung nicht verzichten
können.
11. Zur Unterſtützung der B. ſind die Buchführungsvorſchriften
ergänzt worden. Wareneingangsbuch.
12. Das kommende Steuerverwaltungsgeſetz, das die bisherige
Reichsabgabenordnung ablöſt, wird alle dieſe Vorſchriften ſtraffer
faſſen und vereinheitlichen.
13. Die B. hat den Zweck, darüber zu wachen, daß dem Staate
an Steuern das gegeben wird, was ihm zukommt, und daß der
Grundſatz der ſteuerlichen Gleichmäßigkeit
im Rahmen der beſtehenden Geſetze gewahrt wird. Die B. der
Reichsfinanzverwaltung iſt eine Einrichtung, an der alle ehrlichen
und anſtändigen Volksgenoſſen nur intereſſiert ſein können, und
von der alle ehrlichen und anſtändigen Volksgenoſſen nur wünſchen
können, daß ſie gefeſtigt und ausgebaut wird.” (Reinhardt.)
— Deutſches Rotes Kreuz — Heſſiſcher Alice=Frauenverein,
Darmſtadt. Der Reichsluftſchutzbund ruft zur tätigen Mitarbeit
auf. Das Wehrgeſetz und das Luftſchutzgeſetz verlangt die gleiche
Einſatzbereitſchaft für Mann und Frau. Ueber dieſes Thema mit
Filmvorführung ſprechen am Donnerstag, dem 4. Juli 1935,
abends 20.15 ayr, in der Woogsturnhalle der Ortsgruppenführer
Dr. Seidel und die Gauluftſchutzreferentin Frau Eliſabeth
Seidel. Wir erwarten, daß ſämtliche Mitglieder unſeres
Ver=
bandes dieſen wichtigen Aufklärungsvortrag beſuchen. Der
Ein=
tritt iſt frei.
Billige Funk=Sonderzüge des RDR. nach Berlin! Auch
in dieſem Jahre verkehren Sonderzüge zu den großen
Rundfunk=
tagungen nach Berlin. Die Züge der Gruppe I fahren am 17.
Auguſt ab und kehren am 21. Auguſt zurück: Abfahrt der Züge
Gruppe II am 18. Auguſt, Rückkunft derſelben am 25. Auguſt. Die
reinen Fahrtkoſten betragen wieder 1 Pf. pro Kilometer. Die
Sonderzuge können von allen Volksgenoſſen ariſcher Abſtammung
benutzt werden. Mitglieder des RDR. erhalten noch weitere
Vergünſtigungen auf Teilnehmerabzeichen, Veranſtaltungen und
Quartiere, ebenſo deren Angehörigen. Bindende Anmeldungen
ſind ſo bald wie möglich erforderlich. Nähere Auskunft im RDR.,
Darmſtadt, Luiſenſtraße 36, 9—11 15—18 Uhr.
Mitgliedsanmel=
dungen zum RDR. werden daſelbſt noch entgegengenommen.
A
rintsrgen
Mnntti
TA-ALIK
AyM41112112
Seite 6 — Nr. 179
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 2. Juli 1935
Das Woogsfeſt finder am 10. Auguft d. J. fkakt.
Das diesjährige Woogsfeſt wurde auf Samstag,
den 10. Auguſt d. J., feſtgeſetzt. Wir bitten alle
Körperſchaf=
ten der Partei, ſowie die Vereine des Deutſchen Reichsbundes
für Leibesübungen, dieſen Termin von allen größeren
Veranſtal=
tungen freizuhalten.
gez. Löwer,
Leiter der Ortsgruppe Darmſtadt des Deutſchen Reichsbundes
für Leibesübungen e. V.
Amt für Volkswohlfahrt
Die aus dem Kreiſe Gelnhauſen untergebrachten Ferienkinder
verlaſſen morgen Mittwoch, den 3. Juli 1935, vormittags,
Darm=
ſtadt. Die Kinder treffen ſich um 12,30 Uhr im
Hauptbahn=
hof vor der Fahrkartenausgabe. Es wird nochmals darauf
hin=
gewieſen, daß die Kinder vollzählig und pünktlich
er=
ſcheinen und mit ihren Ausweiſen verſehen ſind.
Die im Kindererholungsheim „Fort Hartenberg” bei Mainz
untergebrachten Kinder kommen morgen Mittwoch, den 3. Juli,
mit dem fahrplanmäßigen Zuge um 13,11 Uhr im Darmſtadt
Hauptbahnhof an.
Die Eltern der Kinder werden hiermit nochmals
aufgefor=
dert, dieſelben dort in Empfang zu nehmen.
Wir marſchieren weiker und ſiegen!
Heſſiſches Kulturbauamt Darmſtadt geſchloſſen in die NSV.
Unſere Aufrufe verhallen nicht ungehört. Meldungen auf
Meldungen erfolgen und zeugen von der Einſatz= und
Opfer=
bereitſchaft eines jeden deutſchen Volksgenoſſen. So können wir
wiederum mit Freude melden, daß ſämtliche Beamte und
Ange=
ſtellte des Heſſiſchen Kulturbauamtes geſchloſſen der NSV.
bei=
getreten ſind.
Sieg auf Sieg! Alle haben begriffen, daß die NSV. das
ſoziale Gewiſſen der Nation iſt, und jeder, der ſich zu dieſem
So=
zialismus der Tat bekennt, weiß, daß das ſoziale
Wohlfahrts=
denken unſerer Zeit ein heroiſches Lebensprinzip ſchlechthin
be=
deutet. In dieſem Geiſte ſchlagen wir den Generalmarſch erneut.
Der Deutſche muß kämpfen, liegt doch das Kämpferiſche in ſeiner
Raſſe und in ſeinem Blute begründet, um ſo durch ſeinen Einſatz
ſeinem Volk und Vaterlande zum Wiederaufſtieg und zur
Ge=
ſundung zu verhelfen. Wer will nicht in der erſten Linie
mit=
ſtürmen, nicht mitgeriſſen werden von dieſer edlen Begeiſterung?
Alle marſchieren und ſtreiten mit!
Wann können wir die nächſte Behörde, wann den nächſten
Betrieb melden?
nosse: Deulſcher Volksgenoſſe!
Die Gauamtsleitung Heſſen=
Naſſau des Amtes für
Volkswohl=
fahrt führt zurzeit eine große
Mitgliederwerbung durch.
Wich=
tige, für die Volksgemeinſchaft
lebensnotwendige Aufgaben ſind
von unſerem Führer Adolf Hitler
der NSV. übertragen worden.
Sie müſſen und werden auch
E
weiterhin reſtlos erfüllt.
bens Möglich iſt dies aber nur durch
die Mithilfe Aller. — An jeden
Volksgenoſſen wurde dieſer Tage
in irgendeiner Form die
Auffor=
derung gerichtet, ſich einzureihen
in die Tatgemeinſchaft des praktiſchen Sozialismus und Mitglied
der NSV. zu werden.
Biſt Du dieſer Aufforderung bereits nachgekommen?
Kannſt Du es, noch verantworten vor Dir und Deinem Volk,
abſeits zu ſtehen?
Werde Mitglied der NSV., dann erfüllſt Du Deine ſoziale
Pflicht gegenüber der Volksgemeinſchaft.
Auf Dich kommt es an!
OT.
Die deutſche Arbeitsfront
CCa
Aie
Neues Sportprogramm der NSG. „Kraft durch Freude‟.
Folgende offenen Sportkurſe beginnen in dieſer Woche und
werden bis Ende September durchgeführt:
Allgemeine Körperſchule (Männer und Frauen): Kurs 1:
Stadion der Hochſchule, Montag, 19.30 bis 20.45 Uhr; Kurs 2:
Woogswieſe TSG. 46, Dienstag, 20—21.15 Uhr; Kurs 3:
Woogs=
wieſe TSG. 46, Donnerstag, 20—21.15 Uhr.
Fröhliche Gymnaſtik und Spiele (nur für Frauen). Kurs4:
Stadion der Hochſchule, Montag, 18—19 Uhr: Kurs 5: Goethe=
Schule, Dienstag, 20—21 Uhr; Kurs6: Stadion der Hochſchule,
Mittwoch, 19—20 Uhr; Kurs 7: Viktoria=Schule, Donnerstag,
20—21 Uhr; Kurs 8: Liebigs=Oberreal=Schule, Donnerstag,
20—21 Uhr; Kurs 9: Morneweg=Schule, Freitag 20—21 Uhr.
Leichtathletik (Männer und Frauen). Kurs 10: Stadion
der Hochſchule, Dienstag, 19.30—21 Uhr: Kurs 11:
Woogs=
wieſe TSG. 46, Donnerstag, 20—21.30 Uhr.
Die geſchloſſenen Sportkurſe (Reichsſportabzeichen,
Schwim=
men, Fechten, Tennis und Reiten) beginnen in der 2. Juliwoche.
Tennis und Reitkurſe bedingen vorherige Anmeldung und
ſofor=
tige Bezahlung der Kurſusgebühr auf der Geſchäftsſtelle (
Bis=
marckſtraße 19), Telephon 3330.
Operetten=Sommerſpielzeit.
Vielfachen Wünſchen aus den Kreiſen der DAF.=Kameraden
entſprechend, iſt die Anmeldefriſt für eine Mietkarte (5
Vor=
ſtellungen zu 2.50 RM.) bis Freitag, 5. Juli, erſtreckt
wor=
den. Erſte Vorſtellung: „Polenblut”, Operette in 3 Akten
von N. Nedbal. Bis 5. Juli einſchl. nehmen alſo die Ortsgruppen=
und Betriebswarte „K. d. F.” ſowie die Kreisgeſchäftsſtelle,
Bis=
marckſtraße 19, Anmeldungen entgegen. Sichert euch Mietkarten
für die Sommerſpielzeit! Eine Miete bedeutet eine Erſparnis
gegen die Preiſe der Tageskaſſe. Meldeſchluß: 5. Juli!
Erhaltek den deutſchen Wald!
Leider werden alljährlich Millionen deutſchen Volksvermögens
durch Waldbrände zerſtört. Es kann daher nicht genügend gewarnt
und auf die geſetzlichen Beſtimmungen hingewieſen werden. Denn
der größte Teil dieſer Brände entſteht durch Fahrläſſigkeit.
Immer wieder muß feſtgeſtellt werden, daß ein großer Teil
un=
ſerer Volksgenoſſen achtlos und leichtſinnig mit offenem Feuer,
z. B. Zigaretten, Streichhölzern, Tabakpfeifen und ſonſtigen
Zündſachen umgeht. Sogar die an jedem öffentlichen Waldweg
angebrachten Warnungstafeln werden meiſt nicht beachtet. Es
muß daher mit Nachdruck darauf hingewieſen werden, daß das
Betreten von Wald mit unverwahrtem Feuer oder Licht, ſowie
von Moor= und Heideflächen verboten iſt. Ferner iſt das
Rau=
chen vom 1. März bis 31. Oktober im Walde und in gefährlicher
Nähe von Wäldern unterſagt. Dies Verbot erſtreckt ſich auch auf alle
öffentlichen Wege und die zur Errichtung von Zelten und
ſonſti=
gen Lagerſtätten freigegebenen Flächen. Die Unſitte brennende
Streichhölzer, Zigarren= oder Zigarettenſtummel leichtſinnig
fort=
zuwerfen, kann nicht genug beſtraft werden. Denn das ſind die
Hauptentſtehungsurſachen aller Wald= und Heidebrände. Weiter
müſſen auch alle Jugend= und Wanderverbände darauf
aufmerk=
ſam gemacht werden, daß das Abkochen und Anzünden von Feuern
unterſagt iſt. Auch die Eltern und Erzieher ſollten daher ganz
beſonders ihre Schützlinge warnen, keinerlei Feuerzeug mit in
den Wald zu nehmen. Durch Kinderhand wurden oft genug ſchon
aus Dummheit große Brände entfacht. Es muß daher höchſte
Pflicht eines jeden Volksgenoſſen ſein, ſich genau nach den
geſetz=
lichen Beſtimmungen zu richten, um dadurch an der Erhaltung
unſerer Wälder beizutragen.
— Lukasgemeinde. Frauenverein. Am Freitag, dem
5. Juli, gedenken wir einen Ausflug nach dem
Mädchenerziehungs=
heim Glauburg bei Vilbel zu machen. Wir wollen mit dem
Auto=
bus um 2 Uhr hier wegfahren. Der Weg führt uns über die
Autobahn nach Frankfurt von dort nach der Glauburg. Dort
werden wir Kaffee trinken und die Anſtalt beſichtigen. Am
Abend ſind wir dann wieder zu Hauſe. Anmeldungen werden
entgegengenommen im Pfarramt, Kiesſtraße 60
Vom deutſchen
Auftſchutz.
Die Frau im Luftſchuß.
Der Reichsluftſchutzbund, der mit der Organiſation des
zivi=
en Selbſtſchutzes betraut wurde, konnte bis zur Verkündung des
Luftſchutzgeſetzes auf freiwilliger Baſis, ohne jegliche geſetzliche
Handhabe, ſeit ſeiner Gründung vor zwei Jahren, dank der
vaterländiſchen Geſinnung der deutſchen Volksgenoſſen und des
Empfindens für die deutſche Volksgemeinſchaft, Millionen von
Volksgenoſſen zur Mitgliedſchaft und zur tatkräftigen Mitarbeit
gewinnen, ſo daß heute ſchon ſehr viel zum Schutze der
Zivilbevöl=
kerung getan werden konnte. Der Mann wird mit den Waffen
in der Hand an der Front ſtehen, die Frau, die Mutter, das
Mädchen aber ſteht kampfbereit zu Hauſe, um entſchloſſen
allen Gefahren eines Luftkrieges zum Schutze von Heim und
Fa=
milie zu trotzen. Die deutſche Geſchichte iſt reich an Beiſpielen;
immer ſtand die Frau dem Manne als treue Kämpferin zur Seite,
wenn es galt, das Vaterland, die Heimatſcholle, zu verteidigen.
HAST AUCH DG
DIESEB DELICHT SENUGT
Die Luftwaffe mit ihrer ganzen verderblichen Wirkung verlangt
heute aber gebieteriſch die Mitarbeit der Frau im Luftſchutz, ſei
s als Luftſchutzhauswart, als Hausfeuerwehr oder als
Laienhel=
ferin. Es mutet wohl etwas eigenartig an, die Anforderungen,
die der Luftſchutz ſtellt, mit dem fraulichen Charakter in Einklang
bringen zu wollen. Und doch iſt die Frau mit der Gasmaske, als
Luftſchutzhauswart, als Hausfeuerwehr im Schutzanzug heute im
Hinblick auf die Entwicklung der Luftwaffe nicht mehr aus der
deutſchen Volksgemeinſchaft und ihrer Wehrhaftigkeit
hinwegzu=
denken.
Die praktiſche Schulung im Luftſchutz iſt für die Frau und
Mutter unerläßlich, damit dieſe allen Anforderungen gerecht
wer=
den kann; dem Reichsluftſchutzbund aber wird die Schulung als
Richtlinie dienen um die Frau im Luftſchutz auf den Platz zu
ſtel=
len, der ihrem Weſen und ihrer Eigenart entſpricht. Iſt die Frau
aber im Luftſchutz theoretiſch und praktiſch ausgebildet, dann hat
der Reichsluftſchutzbund, und ſomit die deutſche Volksgemeinſchaft,
eine einſatzbereite Kämpferin für die Aufgaben des zivilen
Selbſt=
ſchutzes. Auf Grund der erhaltenen Ausildung iſt die Frau mit
den drohenden Gefahren aus der Luft und ihrer Anwendung von
Schutzmöglichkeiten vertraut gemacht. Damit iſt die Frau in der
Lage, den Luftſchutz in die Praxis umzuſetzen, kann auf ihre
Fa=
milie und die Hausgemeinſchaft erzieheriſch einwirken und erzieht
damit ſich ſelbſt und andere zur Ruhe, Umſicht und
Entſchloſſen=
heit, um ſo im Ernſtfalle eine Panik bei einem Luftangriff zu
verhüten. — Fürwahr, eine heilige nationale Aufgabe und Pflicht.
Dr. Sba.
IIHbg
5708 Bei
RASIERCREME
macht das Rasieren zum Genuß.
Große, langreichende Tube 50 Pf.
Fahrk der Juſtizverwalkung nach Oppenheim a. Rh.
Die Juſtizbeamtenſchaft Darmſtadts veranſtaltete mit ihren
Angehörigen eine herrliche Fahrt nach Oppenheim a. Rh. zur
Beſichtignug der Katharinenkirche und der Oppenheimer
Wein=
bauanſtalt. Um 2 Uhr ging die Fahrt in 3 großen
Verkehrs=
omnibuſſen vom Adolf=Hitler=Platz aus unter reger Beteiligung
mit Sang und Klang bei prächtigem Wetter an unſeren
herr=
lichen deutſchen Rhein. Ein Handharmonikavirtuoſe ſorgte ſchon
auf der Fahrt für eine gute Stimmung. Die Fahrtteilnehmer
wurden von der Kollegenſchaft des Amtsgerichts Oppenheim
freu=
dig begrüßt, und auch die Stadt Oppenheim hat es ſich nicht
ver=
ſagt, durch den Herrn Beigeordneten Altendorf
Willkom=
mensgrüße zu entbieten. Durch einen ſachkundigen Oppenheimer
Führer erfolgten in der Katharinenkirche die Erklärungen der
Sehenswürdigkeiten. Es folgte die Beſichtigung der
Weinbau=
ſchule und Anſtalt ſowie der großen Weinkellerei der Firma
Sitt=
mann in Oppenheim. Ein Gang durch die in herrlicher Pracht
ſtehenden Weinberge ließ erkennen, welch unermeßliche Arbeit
zu verichten iſt, bis der edle Tropfen trinkfertig iſt. Eine
Koſt=
probe verſchiedener Erzeugniſſe ließ nach dem Gang durch die
Weinberge, bei dem die Sonne ihr möglichſtes getan hatte, eine
frohe Stimmung aufkommen. Pg. Hotz ſprach der Direktion für
die ſachlichen Ausführungen herzlichen Dank aus. Auch die Stadt
Oppenheim lud nun zu einem guten Schluck auf der Landskrone
ein, und alles hat erkannt, daß nicht beſtritten werden kann:
In vino veritas‟ Eine herrliche Stimmung kam auf, und das
hat ſich bei der fröhlichen Heimfahrt, die um 9.15 Uhr angetreten
wurde, aufs beſte gezeigt.
Rohe Bohnen ſind giftig.
In einer Zeit, wo allerlei Verſuche mit Rohkoſt gemacht
wer=
den, iſt es angezeigt, darauf hinzuweiſen, daß rohe Bohnen ſich
für den Genuß nicht eignen. Ein 73jähriger Mann, der in der
Abſicht, ſich Vitamine zuzuführen, zehn rohe Feuerbohnen
ver=
zehrte, die ſechs Tage gekeimt hatten, mußte dieſen Verſuch mit
Erbrechen, Stuhldrang, Durchfall und Nachwirkungen auf Leber
und Nieren büßen. Seine 38jährige Tochter erkrankte ſchon nach
dem Genuß von drei Bohnen. Die rohen weißen Bohnen, auch
die grünen Speiſebohnen, ſind giftig. Es ſind ſogar ſchon einmal
zwei Todesfälle auf deren Genuß zurückgeführt worden, bei denen
ſich Erſcheinungen blutiger Ruhr einſtellten. Der Giftkörper iſt
das Bohneneinweiß, das durch Erhitzen völlig entgiftet wird.
Erbſen und die gewöhnliche Saubohne, auch als „dicke Bohne‟
bekannt und beliebt, ſind in rohem Zuſtande ungiftig.
Bilder vom Altrheinfeſt 1935. Bei dem Altrheinfeſt 1935
in Erfelden wurden zahlreiche Bilder ſowohl von
Berufsphoto=
graphen als auch von Amateurphotographen gemacht. Die Bilder
der Berufsphotographen können bei den Firmen Phokohaus
Um=
breit, Soderſtraße 8, Photohaus Heß, Schuchardſtraße,
Photo=
haus Perabo Schuchardſtraße, ſowie Photohaus
Weißger=
ber, Saalbauſtraße, angeſehen und beſtellt werden. Die
Ama=
teurphotographen werden gebeten, ihre Bilder bei der
Geſchäfts=
ſtelle des Staatlichen Turn= und Sportamts, Adolf=Hitler=Platz 2,
Zimmer 116, einzureichen.
Aus dem Gerichlsſaal.
Aw. Frau Elſe Heim, 42 Jahre alt, ſechsmal wegen
Dieb=
ſtahls und Betrugs mit ganz erheblichen Gefängnisſtrafen
vorbe=
ſtraft, ſitzt am Montag, zuſammen mit ihrem Mann, auf der
An=
klagebank des Bezirksſchöffengerichts wegen Untreue.
Mit 16 Jahren verließ Elſe H. das Elternhaus, um ihre Laufbahn
in Berlin zu beginnen. Mit 17 Jahren wurde ſie bereits zum
er=
ſten Male wegen Diebſtahls vorbeſtraft. Im Herbſt 1933
über=
nahmen die Eheleute zuſammen mit einem ſtillen Teilhaber eine
Tankſtelle in der Rheinſtraße. Im Juni 1934 kam die Lieferfirma
dahinter, daß der Ehemann erhebliches Geld, das er für
Betriebs=
ſtoff eingenommen, nicht abgeliefert hatte, und machte Anzeige
gegen ihn. Gleichzeitig übergab ſie der Frau die Leitung der
Tankſtelle. Aber auch die Frau unterſchlug von den
eingenom=
menen Geldern, ſo daß ſchon im Oktober ein erneuter Fehlbetrag
von 1500 RM. vorhanden war. Es wurde nun auch Anzeige gegen
Elſe H. erſtattet. Im Frühjahr ſollte gegen die beiden Eheleute
deshalb zuſammen verhandelt werden, doch Frau H. erſchien nicht
zum Termin. Statt deſſen ſchrieb ſie an das Gericht, ſie lehne es
ab, ihre Sache von Darmſtädter Gerichten verhandeln zu laſſen,
ſie fahre nach Berlin zum Juſtizminiſter oder zum Führer und
bringe da ihre Sache vor. Die Folge war ein Haftbefehl. Ihr
Mann wurde damals zu 1½ Jahren Gefängnis verurteilt. Heute
iſt er lediglich angeklagt wegen unbefugten Waffenbeſitzes. Frau
H. gibt heute einen Fehlbetrag von 400 RM. zu. Das übrige will
ſie an die Lieferfirma abgeführt haben. Der Sachverſtändige
je=
doch beſtätigt den Betrag von 1400 RM. Er ſtellt auch feſt, daß
Frau H. die Bücher falſch geführt hatte. Das Gericht verurteilt
Frau H. wegen Untreue zu einem Jahr und drei
Mona=
ten Gefängnis und rechnet die Unterſuchungshaft, da ſelbſt
verſchuldet, nicht an. Engelbert H. erhält wegen Vergehens gegen
das Schußwaffengeſetz zwei Monate Gefängnis.
Die Kleine Strafkammer hatte u. a. eine nicht ganz
alltägliche Sache, eine Kindesentführung zu verhandeln.
Ein junges Ehepaar aus Beerfelden lebte getrennt, d. h., die Frau
wollte von dem Mann nichts mehr wiſſen. Der Mann war damit
nicht einverſtanden und verſuchte alles mögliche, um wieder zu
ſeiner Frau zu kommen. So kam er auch eines Tages auf die Idee,
das Kind zu entführen, denn, ſo ſagte er: Das Kind bringe die
Mutter. Er ging der Frau auf der Straße nach und bat um das
Kind — es war damals drei Jahre alt — er wolle ihm was
kau=
fen. Die Frau gab ihm das Kleine, er ging mit ihm in einen
Bäckerladen und blieb verſchwunden. Heimlich war er mit dem
Kinde durch die Hintertür in das Haus ſeiner Schweſter enteilt.
Die Frau wurde das ſchließlich gewahr, und ſie rannte, unter
Aſſi=
ſtenz ihrer Tante vor das betreffende Haus, allwo ſie den Mann
mit den liebenswürdigſten Titulationen herauszulocken ſuchten und
die Rückgabe des Kindes verlangten. Statt deſſen erſchien der
Mann nach einiger Zeit und traktierte Frau und Tante mit ſeinen
Fäuſten. Mit dem Kind fuhr er nach einigen Tagen zu einer
an=
deren Schweſter nach Offenbach wo er einige Zeit blieb. Später
mußte ihm das Kind, deſſen Pflege gerichtlich der Frau
zuge=
ſprochen war, mit Polizeigewalt wieder entriſſen werden. Heute
ſitzt er da und ſchluchzt und hat reichlich Mitleid mit ſich ſelber, daß
er als Vater nicht ſein Kind, ſein eigen Fleiſch und Blut haben
könne. Der Amtsrichter hatte ihn ſeinerzeit wegen der
Kindesent=
führung zu vier Wochen Gefängnis und wegen
Körper=
verletzung zu einer Geldſtrafe von 25 RM. verurteilt. Ihm ſchien
das unbillig und er hatte Berufung verfolgt, die jedoch von
der Kleinen Strafkammer verworfen wurde, ebenſo wie die
Berufung der Staatsanwaltſchaft, ſo daß es bei dem
erſtinſtanz=
lichen Urteil bleibt.
Das Schwurgericht verhandelte am ſelben Tag gegen
die 42jährige Eliſabeth Alex von hier wegen
ge=
werbsmäßiger Abtreibung. Frau Alex iſt eine geſcheite
Frau; ſie folgt der Verhandlung in jeder Phaſe mit ungeteilter
Aufmerkſamkeit, und ſie ſagt ſelber, daß ſie eine gute Schülerin
war, die beſte in der Klaſſe. Dieſe Kenntniſſe nützte ſie zu ihrem
traurigen Gewerbe in reichlichem Maße aus. Der Kreisarzt als
Sachverſtändiger beſtätigt, daß ſie eine durchaus geſchickte und
rou=
tinierte Abtreiberin ſei. Zur Anklage ſtehen heute 15 oder 16
Fälle, die ihr einwandfrei nachgewieſen werden konnten, ſeit dem
Jahre 1932. Wahrſcheinlich werden es weſentlich mehr ſein. Frau
Alex iſt bereits zweimal vorbeſtraft wegen desſelben Delikts. 1920
mit einem Jahr Gefängnis, 1924 mit zwei Jahren Zuchthaus. Sie
behauptet heute, ſie habe das Gewerbe mit 24 Jahren von ihrer
Mutter, die es ebenfalls ausübte, geerbt. Und habe es immer
nur in der Not getan. Sie geriet denn auch in erſter Ehe an den
richtigen Mann, der mit ihr zuſammen arbeitete und bereits 1932
wegen gewerbsmäßiger Abtreibung zu einem Jahr und ſieben
Mo=
naten Zuchthaus verurteilt wurde. 1930 heiratete ſie, nachdem die
erſte Ehe geſchieden war, wieder, und ſie behauptete, die Not ſei
da wieder ſehr groß geweſen. Ihr Mann, der drei kleine Kinder
mitbrachte, hatte nur einen Wochenlohn von 60 RM. oder mehr.
Das Schwurgericht verurteilte die Frau am Abend nach
ausführ=
licher Verhandlung wegen fortgeſetzter, teils vollendeter, teils
ver=
ſuchter gewerbsmäßiger Abtreibung, wegen einer einfachen
vollen=
deten und zwei verſuchter einfacher Abtreibungen zu insgeſamt
ſechs Jahren und einem Monat Zuchthaus. Die
Unterſuchungshaft wird ihr mit vier Monaten und drei Wochen
voll angerechnet. Die bürgerlichen Ehrenrechte werden ihr auf
zehn Jahre aberkannt. — Der Vorſitzende führte aus, daß dieſe
Frau, die freiwillig und um des Geldes willen ihre Dienſte
an=
bot, eine ungeheure Gefahr für das Volksganze bedeute und
des=
halb, zumal ſie durch ihre Vorſtrafen genügend gewarnt ſei,
exemplariſch beſtraft werden müſſe. Er führt aber gleichzeitig aus,
daß mitſchuldig die Frauen und Männer ſeien, die mit ihrem
Be=
gehren die Verſuchung an die Frau herantrugen.
Was die Lichtſpieltheater bringen.
— Das Union=Theater zeigt bis auf weiteres den Spitzenfilm
der Weltproduktion „Mein Herz der Königin” mit Clive
Brook und Madeleine Carrol in den Hauptrollen. Dieſer Film
behandelt das geſchichtlich fixierte Schickſal des Hamburger Arztes
Dr. Stuenſee der wohl zu den größten Abenteurern der
Welt=
geſchichte zählt.
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen ab heute in Erſtaufführung
den Arga=Film „Er weiß, was er will”.
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen noch bis einſchließlich
Mitt=
woch den letzten Pat und Patachon=Film „Pat und
Pata=
chon ſchlagen ſich durch”. Jugendliche haben Zutritt.
— Reſi=Theater zeigt heute letztmalig die lachende Garbo in
ihrem neuen Film „Der bunte Schleier. Ab morgen der
Spionagefilm „Das Haus an der Grenze‟.
— Belida zeigt am 2. Juli nur drei Tage den
Fliegerſenſa=
tionsfilm „Auf Leben und Tod” (Nachtflug). Ein Film mit
ſpannender, phantaſtiſcher Handlung.
Vereins- und lokale Beranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Städtiſcher Chor. (Chor der Städt. Akademie für
Ton=
kunſt.) Die Chorprobe dieſe Woche fällt aus. Die nächſte Probe
für Herren findet am Montag, 8. Juli, für Damen am Mittwoch,
10. Juli, je 8 Uhr abends, im Saale der Städt. Akademie ſtatt.
Reichsbund ehem. Militärmuſiker, e. V. Heute
Monatsverſammlung mit anſchließendem Kameradſchaftsabend bei
Dörr, Eliſabethenſtraße. Erſcheinen iſt Pflicht.
Wir gratulieren!
Zur Silberhochzeit, am Mittwoch, 3. Juli, dem Ehepaar
Kar=
tograph Gg. Altenkirch und Frau Eliſabeth, geb. Gunder,
Gerpinusſtraße 34.
Zur Silberhochzeit dem Ehepaar Hch. Schrenner und
Frau, Suſanne, geb. Gebhardt, in Bürſtadt.
Zum 88ſten Geburtstag
Witwe, Fuhrmannſtraße 11.
Frau Margarete Sommerkorn
Zum 8öſten Geburtstag Herrn Balthaſar Sehring II, dem
letzten Altveteran von 1870 in Langen.
Zum 75ſten Geburtag Frau Friedr. Berg Witwe, Katharina
geb. Seibert, in Nonrod i. Odw.
Zum 81ſten Geburtstag Herrn Friedrich Roth in Trebur
(Kümmelgaſſe).
Dienstag, 2. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 179 — Seite 7
Aus Heſſen.
H3.-Führerkagung in Heſſen=Naſſau.
Die HJ.=Preſſeſtelle des Gebietes Heſſen=Naſſau teilt, mit:
Die Bann= und Jungbannführer der HJ. des Gebietes Heſſen=
Naſſau waren dieſer Tage auf der Gebietsführerſchule „Chriſtian
Crößmann” bei Eltville zu einer Arbeitstagung
zuſammengekom=
men. Neben der Beſprechung aller ſich in der Jugendarbeit im
Augenblick ergebenden Fragen ſollte in perſönlicher Ausſprache
und kameradſchaftlichem Zuſammenſein das Band der
Führer=
ſchaft noch enger geknüpft und in gemeinſamer Front die
Schwie=
rigkeiten erkannt und ihnen begegnet werden.
Gebietsführer Potthoff, der mit einem Treuegelöbnis zum
Führer die Tagung eröffnete, ging zunächſt in kurzen Worten
auf den künftigen Arbeitsabſchnitt ein. — Ueber die
verſchiede=
nen Arbeitsgebiete referierten dann die Abteilungsleiter des
Ge=
bietsſtabes. Im Mittelpunkt der Beſprechungen ſtanden die
Zelt=
lager, die Tauſenden Jungen, die ſie bisher beſuchten, ein
Erleb=
nis und eine Erholung ſondergleichen geworden ſind. Die
Be=
lebung des Sportbetriebes, die Geſundheitsführung, die
Urlaubs=
regelung uſw. wurden in dieſem Zuſammenhang erörtert.
Am zweiten Tage ſprach Landesbauernführer Wagner über
aktuelle Fragen des Reichsnährſtandes und über die ſoziale
Frage, die ſich durch die Löſung des Bodenproblems automatiſch
erledige.
Nach Abſchluß der eigentlichen Arbeitstagung gewährte eine
Führung durch die Opelwerke in Rüſſelsheim Einblick in die
ein=
zelnen Phaſen der Autoherſtellung.
Ein Beſuch des Landestheaters in Darmſtadt beendete die
Tagung.
Die Neuregelung des Abſahes von Obſt und Gemüſe
der Ernke 1935.
TPD. Wie auf dem Gebiete der Milchwirtſchaft, der
Vieh=
wirtſchaft, der Getreidewirtſchaft, ſo wurde auch auf dem Gebiete
der Gartenbauwirtſchaft in dieſem Jahre eine auf geſetzlicher
Grundlage beruhende Marktregelung in Angriff genommen. Durch
eine bereits vorhandene und gut ausgebaute
Erfaſſungsorgani=
ſation konnte auf Grund dieſes Marktſchutzgeſetzes ſchon im
Vor=
jahr in Bezug auf einwandfreie Aufbereitung der Ware
vertrags=
treue Lieferung und Bildung eines gerechten Preiſes für den
Er=
zeuger zufriedenſtellende Arbeit geleiſtet werden. Eine weſentlich
gefeſtigtere Grundlage erhielten dieſe Maßnahmen durch die
Be=
ſtellung eines Reichsbeauftragten und Gebietsbeauftragten in den
hauptſächlichſten Anbaugebieten, vor allem aber auch durch die
ſpä=
tere Bildung der Hauptvereinigung der Deutſchen
Gartenbau=
wirtſchaft und ihre Untergliederung der
Gartenbauwirtſchaftsver=
bände. Als erſte Anordnung, die ſämtliche in Frage kommenden
Anbaugebiete umfaßt, iſt die Anordnung, betreffend die Regelung
des Abſatzes von Spargel zu nennen. Nachdem wir nun in
un=
ſerem Gebiet am Schluß der Spargelſaiſon ſtehen, kann feſtgeſtellt
werden, daß die geſamte Ernte reibungslos und zu
zufriedenſtel=
lenden Preiſen Abſatz fand. Auf der anderen Seite wurde dem
Verbraucher täglich eine friſche und einwandfreie ſortierte Ware
zur Verfügung geſtellt.
Der Spargelanordnung folgte als Uebergangsmaßnahme, die
Anordnung vom 11. 6. 1935, durch die der Inhalt ſämtlicher im
Vorjahre auf Grund des Marktſchutzgeſetzes erlaſſenen
Polizeiver=
ordnungen wieder in Kraft geſetzt wurde. Dadurch iſt wenigſtens
im nördlichen Rheinheſſen und in einem großen Teil von
Starken=
burg die Möglichkeit gegeben, das Früh= und Spätobſt und eine
Reihe wichtiger Gemüſearten der Bewirtſchaftung zu unterziehen.
In einer weiteren wichtigen Anordnung wurde das
Anbau=
vertragsweſen in der Form geregelt, daß künftig nur noch die
Konſerveninduſtrien berechtigt ſind, ſogenannte Liefer= und
An=
bauverträge abzuſchließen. Form und Inhalt dieſer Verträge ſind
für das geſamte Reichsgebiet einheitlich von der
Hauptvereini=
gung der Deutſchen Gartenbauwirtſchaft vorgeſchrieben.
Dg. Arheilgen, 1. Juli. Fröhlicher Abend der NS.
Gemeinſchaft „Kraft durch Freude‟. Zur
Ausgeſtal=
tung hatten ſich neben den Herren Georg und Wilhelm Benz
der aktive Chor des Geſangvereins „Liederzweig”, die Spielſchar
der Hitler=Jugend und nicht zuletzt das verſtärkte Orcheſter der
Spielſchar zur Verfügung geſtellt, die den den großen Saal bis
auf den letzten Platz füllenden Beſuchern ein wirklich abwechſlungs=
und inhaltsreiches Programm boten. Das Orcheſter, das die
Vortragsfolge mit der Ouvertüre zu „Die Entführung aus dem
Serail” von Mozart einleitete, ſpielte im Laufe des Abends in
flotter Wiedergabe Muſikſtücke von Haydn, Schubert uſw.,
wäh=
rend der Geſangverein „Liederzweig”, unter der Stabführung
ſeines Dirigenten Herrn Jäger=Mainz mehrere Chöre
ausgezeich=
net zu Gehör brachte. In einem Vortrag „Kraft durch Freude‟
befaßte ſich Herr Georg Benz mit den Problemen der Zeit in
treffender Weiſe. Großen Anklang fanden die heiteren Vorträge
von Herrn Wilhelm Benz. Unſer Lokalpoet und Humoriſt Georg
Benz brachte ſein ſelbſtverfaßtes heiteres Gedicht. „Mutti geht
ins Theater” zum Vortrag und bot dann unter dem Titel „Muſik
und Geſang dein Leben lang” eine von ihm verfaßte ſinnvolle
Zuſammenſtellung von Muſikſtücken der letzten Jahre, mit
lau=
nigen Worten verbunden und unter Begleitung der Kapelle von
den Anweſenden mitgeſungen. Nach kurzer Pauſe und nachdem
der Leiter der Spielſchar. Herr Fritz Kräuter, kurze
Erläu=
terungen zur Aufführung gegeben, brachte die Spielſchar das
luſtige Spiel „Schwabenſtreiche” von Marg. Cordes in köſtlicher
Darſtellungsweiſe zur Aufführung und ſchloß damit den fröhlichen
Abend in fröhlicher Weiſe ab. Ihren Dank für die
ausgezeich=
neten Darbietungen des Abends, die ausſchließlich von
einheimi=
ſchen Kräften beſtritten wurden, brachten die Zuſchauer durch
ſtürmiſchen Beifall zum Ausdruck.
Ar. Eberſtadt, 30. Juni. Der Turnverein verſammelte
ſich am Samstag abend in ſeinem Kneiplokal, um Bericht zu
geben über die Beteiligung am Gaufeſt in Saarbrücken. Es
wur=
den nochmals die Preiſe für Fahrt, Eintritt und Quartier
be=
kanntgegeben und auf den Meldeſchluß (1. Juli) für
Nichtwett=
kämpfer hingewieſen. Am 27. Juli ſindet in der Turnhalle eine
Vorſchau in Form eines Schauturnens ſtatt, wobei die
Wett=
kampfteilnehmer den Beweis liefern wollen, daß ſie gewillt und
gerüſtet ſind, ſich zum edlen Wettlampf zu ſtellen und ihren
Ver=
ein dabei würdig zu vertreten. Die Wanderabteilung
unter=
nimmt am 21. Juli eine Omnibusfahrt nach dem Feldberg, um
anläßlich des Feldbergfeſtes ihre Verbundenheit mit den dort
beteiligten aktiven Vereinsmitgliedern zum Ausdruck zu bringen.
Herr Lehrer Burhenne als Dietwart des Vereins ſprach am
Schluſſe der Verſammlung kurz über. „Allgemeines über die
völ=
kiſche Ausſprache” als Wegweiſer für die weitere Entwickelung
nach Jahnſchem Geiſte.
— Hirſchhorn 1. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
30. Juni: 1,60 Meter, am 1. Juli: 1,57 Meter.
*Glockeneinholung und Heimatabend in Erbach i. O.
Ci. Erbach, 30. Juni. Unſer Städtchen beging geſtern eine
Feier ſeltener Art; es holte in feierlichem Zuge ſeine neuen
Glocken vom Bahnhofe ein und verband damit auf dem Adolf=
Hitler=Platz einen Heimatabend, der ſo viele Teilnehmer von hier
und der ganzen Umgebung herbeigelockt hatte, wie das nur bei
ganz beſonderen Anläſſen der Fall iſt. Fleißige Mädchenhände
hatten die beiden Glocken und den Wagen mit Tannengrün und
Blumen geſchmückt, bevor ſie von dem Kirchenvorſtande, der
Kir=
chengemeindevertretung, der Stadtverwaltung, den Gliedern des
gräflichen Hauſes, den zwei oberen Schulklaſſen und dem
Poſau=
nenchor nach dem Städtchen, das reichen Flaggenſchmuck angelegt
hatte, geleitet wurden. Beim Einbiegen in den Adolf=Hitler=
Platz erklang feierliches Geläute, und Tauſende grüßten die von
4 Pferden gezogene Glockenſpende.
Der Männergeſangverein „Tugendbund” leitete den
Heimat=
abend mit dem Chor „Die Himmel rühmen” eindrucksvoll ein;
ein vom Mädchenchor vorgetragener Glockenkanon, ein
Sprech=
chor und der Schülerchor „O Glockengeläute von Bergeshöhe‟
einer Schulklaſſe folgten. Herr Bürgermeiſter Lenz begrüßte
die Zuhörerſchaft, dankte der edlen Spenderin, die als treue
Er=
bacherin im fernen Amerika ihrer Heimat eine ſo große Freude
bereitete, und ſprach die Hoffnung aus, der Stadt möge unter
dem Klange der neuen Glocken ein ſteter Aufſtieg und dem
Vater=
lande ein kraftvoller Aufbau beſchieden ſein. Ein begeiſtert
auf=
genommenes Sieg=Heil auf den Führer, das Deutſchland= und
das Horſt=Weſſel=Lied erklangen als Treugelöbnis für Führer
und Volk zum Abendhimmel.
Herr Rektor Weber würdigte den Wert der geiſtigen Ve= zwiſchen der Heimat und den Deutſchen jenſeits der
Reichsgrenzen, dankte der Deutſchamerikanerin für die der
Hei=
mat bewahrte Freundſchaf tund Treue, beglückwünſchte als
Vor=
ſitzender der hieſigen Gruppe des VDA. Stadt und Kirche zu den
ſinnvollen Geſchenke und ließ ſeine Ausführungen ausklingea in
ein Gedächtnis an die Gefallenen des großen Krieges und die im
Kampfe für das neue Deutſchland gebliebenen Toten, das mit
dem Spiel des Liedes vom guten Kameraden und dem Geläute
ſämtlicher Glocken der Stadtkirche abſchloß. Der Vortrag des
Chores „Der Menſch lebt und beſtehet” durch den
Männergeſang=
verein „Liederkranz” leitete zu der Anſprache des Herrn Pfarrers
Maurer über, der die Segnungen der Heimat pries und die
den Glocken gegebenen Inſchriften und Zeichen für Gegenwart und
Zukunft deutete. Ein Reigen durch Schulklaſſe, Geſangvereine
und Trompeten vorgetragener beſter Volkslieder, in ihrem tiefen
Weſen durch mündliche Ueberleitungen des Herrn Stadtpfarrers
Hahn erläutert, folgte. Die Verleſung mehrerer aus Amerika
von alten Erbachern geſandter Briefe zeigte eine rührende
An=
hänglichkeit an die alte Heimat. Die gemeinſam geſungenen. Im
ſchönſten Wieſengrunde” und „Am Brunnen vor dem Tore” gaben
dem Vortragsabſchnitt Volkslied einen machtvollen Abſchluß
Der Patron der hieſigen Kirche, Seine Erlaucht Graf
Kon=
rad, zeigte, wie das hieſige Grafenhaus jederzeit ein treuer
Hüter kirchlicher Belange war, wie es treue Verbundenheit mit
allen Kreiſen der Bevölkerung pflegte, und gelobte, dieſe alte
Ueberlieferung treu zu hegen und eifrigſt zu fördern. Ein
Schluß=
wort des Herrn Stadtpfarrers Hahn und das unter
Glocken=
geläute und Poſaunenbegleitung gemeinſam geſungene „Nun
dan=
ket alle Gott” gaben der Kundgebung einen ergreifenden
Aus=
klang.
Die beiden neuen Glocken werden im Laufe dieſer Woche im
Glockenſtuhle unſerer Stadtkirche angebracht, im Gottesdienſt am
kommenden Sonntag geweiht und anſchließend ihrer Beſtimmung
übergeben. Sie ſind eine Stiftung der nunmehr 87 Jahre alten
Frau Margarete Schäfer, geb. Albrecht, die in jungen Jahren
von hier nach Amerika auswanderte und in Zanesville ihre zweite
Heimat fand.
* Vom 60jährigen Jubiläumsfeſt der Kameradſchaft
Beerſelden des Deutſchen Kriegerbundes Kyffhäuſer
m. Beerfelden, 1. Juli. Von ſchönſtem Wetter begünſtigt,
konnte die Kameradſchaft und mit ihr die zahlreichen Feſtgäſte
und die geſamte hieſige Einwohnerſchaft ſich des
wohl=
gelungenen Verlaufs ihres Feſtes erfreuen. Unſer Städtchen
hatte Feſtgewand angelegt, überall die Fahnen des neuen
Rei=
ches, Tannen= und Birkengrun, an den Ortseingängen
Ehren=
pforten.
Die Vorfeier am Samstag abend wurde eingeleitet durch
ein Platzkonzert auf dem Marktplatz, ausgeführt von der SAR.=
Kapelle. Im Zug mit weiteren Vereinen des Städtchens ging es
dann auf den Sportplatz des Turnvereins, der ſich ausgezeichnet
als Feſtplatz für alle Veranſtaltungen eignet. Ein mächtiges
Zelt nahm die ſich ſammelnde Menge auf, die Kapelle kürzte durch
ihre Vorträge die Zeit, es folgte ein Chor der beiden
Geſang=
vereine Sängerkranz und Sängerriege, darauf ergriff der
Kame=
radſchaftsführer Willi Breimer, das Wort zu einer
Be=
grüßungs= und Eröffnungsrede. Ein Vorbild kameradſchaftlicher
Treue geben heute noch die Mitglieder Wolz (85 Jahre alt), Veit
und Emig (82 Jahre alt), Strein, Zink, Rebſcher Holler (alle
über 70 Jahre), Altveteran Georg Damm zählt über 90 Jahre.
Die Turnerinnen warteten mit wohlgelungenen Keulenübungen,
die Turner mit hervorragenden Barrenübungen auf.
Die Hauptfeier am Sonntag begann morgens mit dem
Weckruf. Um 8 Uhr trat die Kameradſchaft an zur Heldenehrung
am Heldenhain auf der Hirſchhorner Höhe, ſpäter beteiligte ſie
ſich am Feſtgottesdienſt, in dem Oberpfarrer Clotz die
Bedeu=
tung des Tages an Hand eines Bibelwortes würdigte.
An=
ſchließend wurden die Opfer von 1870/71 am Kriegerdenkmal auf
dem Marktplatz durch Kranzniederlegung geehrt. Von 11 bis
12 Uhr lockte das Feſtkonzert auf dem Metzkeil eine Menge
Zu=
hörer an, die Kapelle bot eine Stärke von 50 Mann. Der
Feſt=
zug bot ein buntes und maleriſches Bild. Nachdem auf dem
Feſtplatz Kameradſchaftsführer Breimer die Gäſte begrüßt
hatte, hielt Kamerad Oberpfarrer Clotz die Feſtrede.
Stan=
darten= und Bezirksverbandsführer Nodnagel=Erbach überbrachte
die Glückwünſche des Landesverbands Kurpfalz. Im Auftrage
des Landesverbands überreichte er einen Fahnennagel. Im
Auf=
trage der Feſtjungfrauen überreichte Frl. Marie Schott eine
Fahnenſchleife. — Auf dem Feſtplatz entwickelte ſich weiter das
übliche Feſttreiben.
C. Ober=Ramſtadt, 1. Juli. Geburtstagsfeier der
70=Jährigen. Auch die 70 Jahre alten Schulkameraden
und =kameradinnen feierten in dieſem Jahre ihren 70.
Geburts=
tag gemeinſam. Sie begingen dieſen Ehrentag mit einem
gemein=
ſchaftlichen Kirchgang und Teilnahme am heiligen Abendmahl.
Das geſellſchaftliche Zuſammenſein war dann im Gaſthaus „Zum
Hirſch”. — Feuerwehr. Die hieſige Feuerwehr und die
Fabrikfeuerwehr Neue Röhr=Werke hielten eine außerordentliche
Uebung ab, mit der eine Beſichtigung der Wehren durch den
Kreisfeuerwehrinſpektor und Vertreter des Kreisamts und der
Brandverſicherungskammer verbunden war. Um die
Waſſerver=
hältniſſe in den höher gelegenen Ortsteilen zu prüfen, fand ein
Brandangriff an der Möbelfabrik „Schröbel” am Bahnhof ſtatt.
EK. Pfungſtadt, 1. Juli. Gräßliches Unglück. In den
Nachmittagsſtunden des Montag durchfuhr ein Bulldogglaſtzug
einer Darmſtädter Speditionsfirma die Eberſtädter Straße. Nähe
der Poſt löſte ſich plötzlich die Kuppelung am Bulldogg. Der
vor=
dere Laſtwagen bog ſofort ſcharf zur Seite und ſauſte über die
Randſteinfaſſung des Bürgerſteigs, wo der 13jährige Junge
Ro=
bert Werz ſtand. Er wurde gegen eine Hauswand gedrückt und
an Armen und Beinen ſchwer verletzt. Trotz ſofortiger
Ueberfüh=
rung nach Darmſtadt ins Krankenhaus zweifelt man an ſeinem
Aufkommen. Eine alte Frau, die in nächſter Nähe ſtand, kam
mit dem Schrecken davon.
Be. Groß=Gerau, 30. Juni. Der NSDFB.=Stahlhelm,
Orts=
gruppe Groß=Gerau, hielt geſtern abend im Adler einen
Kame=
radſchaftsabend ab. bei dem ſieben Kameraden mit dem
Ehren=
zeichen der alten Kämpfer ausgezeichnet wurden. Kamerad
Metz=
ger dankte im Namen der Ausgezeichneten. — Die letzte
Muſte=
rung iſt nun auch vorbei. Vorbei ſind hiermit Tage, die wieder
wie früher jung und alt erfreuten. Alte Volksbräuche waren
wie=
der aufgelebt und die Sitten, die die Väter früher bei dieſem
ſtolzen Gang einſtens ausübten, waren von den Jungen auch
übernommen, und manche Muſterung war dadurch, daß ſie die
erſte war, ſtärker gefeiert wie früher. Ganz beſonders die
tra=
ditionell durchgeführten Sammlungen waren überall wieder von
großem Erfolg gekrönt. Vorbei ſind jetzt die erhebenden Stunden
und die Jungen warten voll Stolz auf den Tag ihrer
Ein=
berufung, um für Volk und Führer den höchſten und ſchönſten
Dienſt tun zu können.
— Gernsheim, 1. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
30. Juni: 1,83 Meter, am 1. Juli: 1,80 Meter.
* „Bergſträßer Sommernächke” in Heppenheim.
Großes Volksfeſt im Fachwerkdorf auf dem Graben.
Em. In den Kranz, der ſommerlichen Veranſtaltungen der
Bergſtraße gliederten ſich im vergangenen Jahre die Bergſträßer
Feſtſpiele, und in deren Rahmen die „Bergſträßer Sommernächte‟
mit glänzendem Erfolg neu ein und machen unſer gaſtliches
Städtchen zu Beginn des Sommers zum Mittelpunkt der Gegend.
Mit der am Samstag abend bei herrlichſtem Wetter erfolgten
Eröffnung der „Bergſträßer Sommernächte”, eines mehrtägigen
fröhlichen Volksfeſtes im eigens dazu errichteten Fachwerkdorf
auf dem Graben, „Graben=Neudorf” genannt, erreichte die
dies=
jährige Feſtſpielzeit ihren Höhepunkt. Eine große Menſchenmenge
aus nah und fern war zur Eröffnungsfeier herbeigeſtrömt, um
im Banne des gemütlichen Fachwerkdorfes frohe Stunden echt
Bergſträßer Geſelligkeit zu genießen. Den Eingang des Dorfes
bildet ein naturgetreues Fachwerkgebäude von verblüffender
Wirkung, deſſen Tor in einen Platanenhain führt, der zu beiden
Seiten von einladenden Buchten umſäumt wird, in denen für das
leibliche Wohl vorzüglich Sorge getragen iſt. Natürlich iſt auch
ein Tanzboden vorhanden, auf dem den alten Tänzen unter den
Klängen der unermüdlichen Kapelle Franke bei magiſcher
Be=
leuchtung ergiebig gehuldigt wurde. Herr Bürgermeiſter
Schif=
fers eröffnete das Feſt, als deſſen Hauptzweck er bezeichnete, das
Volksbrauchtum der Bergſträßer Heimat wieder aufleben zu
laſſen und echte Volksverbundenheit zu pflegen. Herr
Verkehrs=
direktor Fiſcher=Darmſtadt übermittelte die Grüße des
Landes=
verkehrsverbands. Der Eröffnungsabend trug den Charakter
eines bunten Volksabends, deſſen ſchier unerſchöpfliches heiteres
Programm die Spielgemeinſchaft der Bergſträßer Feſtſpiele unter
ihrem vielſeitigen Führer, Hans Holzamer übernommen hatte.
Fröhliche Muſik, Volkstänze, Reigen, Geſang, Spiele,
Ueber=
raſchungen durch die „Dorfpoſt” — und nicht zuletzt der
Stein=
köpfer Wein — verſetzten die Gäſte in die glänzendſte Stimmung,
die ſich von Stunde zu Stunde ſteigerte. Bis zum Morgengrauen,
und noch weit darüber hinaus herrſchte ein ausgelaſſenes
Trei=
ben auf dieſer ſelten frohen, volknahen Veranſtaltung, die zum
Sommervolksfeſt der Bergſträßer wurde. Hans Holzamer, dem
ſeine Vaterſtadt ſoviel zu verdanken hat, war hervorragend als
Feſtordner und erwies ſich auch hier als die Seele des Ganzen.
Bis Mittwoch früh wird nachmittags und abends
Groß=
betrieb im Fachwerkdorf herrſchen, das dann nach drei Tagen
Pauſe, am 6. und 7. Juli, ſeine Pforten nochmals zum Schlußfeſt
öffnet. Die letzten Aufführungen des erfolgreichen Holzamerſchen
Freilicht=Feſtſpiels „Jörg Ankel” ſind am 7. und 15. Juli.
Heimalkünſtler ſtellen aus.
Am. Biebesheim, 1. Juli. Durch das NS. Gemeinſchaftswerk
für Kunſt und Künſtler des Kreiſes Groß=Gerau 1935 in
Verbin=
dung mit der Kreisleitung der NSDAP. ſind ſeit einigen Wochen
eine ganze Anzahl Künſtler aus dem ganzen Reich im
Kreiſe Groß=Gerau untergebracht. Der Kreis Groß=Gerau
mar=
ſchiert mit dieſer der Kunſt und den Künſtlern dienenden Aktion
als erſter Kreis im ganzen Reich an der Spitze und hat einen recht
guten Erfolg damit zu verzeichnen.
Auf Veranlaſſung des Herrn Regierungsrats Dr. Gutermuth,
Groß=Gerau, fand nun am Sonntag in Biebesheim eine
Aus=
ſtellung der von den dort untergebrachten Künſtlern Jupp
Steinhoff, H. Langner und C. Coeſter angefertigten
Arbeiten alles Motive der engeren Umgegend von Biebesheim im
Rathausſaal ſtatt. In Anweſenheit des Herrn Kreisleiters
Sta=
vinoga Regierungsrat Gutermuth, Kreisſchulrat Born ſowie
Bür=
germeiſters Geipert wurde die Ausſtellung eröffnet. Dieſe zeigt
Landſchaften am Rhein und Altrhein, Blumen, Pferde, Porträts
von Biebesheimer Perſönlichkeiten, ſowie Aquarelle der
Sonnen=
wendfeier in Erfelden ſowie des ebendort abgehaltenen
Sport=
feſtes, „Aufziehendes Gewitter am Rhein”, Fiſcherboote, am Alt=
Rhein, Kirche mit Friedhof, Straße nach Gernsheim und Rhein
mit Melibocus uſw.
Die Ausſtellung war ein voller Erfolg für die Künſtler,
ein=
mal hinſichtlich des außerordentlich guten Beſuches — die
Ausſtel=
lung wurde auch am Montag auf vielſeitigen Wunſch,
insbeſon=
dere auch für die Schulen, offengehalten —, das andere Mal
in=
folge der zahlreichen Ankäufe ſowohl ſeitens des Kreiſes Groß=
Gerau, als auch der Gemeinde Biebesheim, ſowie von privater
Seite.
Die Kreisleitung beabſichtigt, im September ſowohl in Groß=
Gerau als auch in Rüſſelsheim die Arbeiten der Künſtler zu zeigen.
Jede deutſche Frau und Mukker iſt Mikkrägerin des
deutſchen Wehrwillens. — Deutſche Volksgenoſſinen!
Werdet Mikglied im Reichsluftſchukbund!
Früher nahm die Hausfrau meist auf 3:/ Pfund Erdbeeren
etwa 22/= Pfund Zucker, das waren zusammen 6 Pfund.
Sie mußte jedoch fast immer eine Stunde und oft noch
länger kochen; dann war aber ein Drittel bis fast die
Hälfte verkocht. Sie erhielt also aus den 6 Pfund Frucht
und Zucker nur etwa 3½ bis 4 Pfund Marmelade.
Heute jedoch mit Opekte bekommt die Hausfrau
aus 51/= Pfund Erdbeeren und 3½½- Pfund Zucker auch
das volle Gewicht von 7 Pfund Marmelade in die
Gläser, da ja in 10 Minuten fast nichts verkocht.
Mit Opekta gibt es also ungefähr 5 Pfund Marmelade
mehr. Dadurch hat man nicht nur das Opekta umsonst,
sondern die Marmelade wird außerdem noch billiger!
Sodßeer-Mamelade in 10 Minaten
Regenk: 3:. Pfund Erdbeeren, sehr gut zerdrickt,
werden mit 3½½ Pfund Zucker zum Kochen gebracht und
10 Minuten durchgekocht. Hierauf rührt man 1 Flasche
Opekta zu 86 Pfennig und nach Belieben den Saft einer
Zitrone hinein und füllt in Gläser. — Ausführliche
Rezepte für alle Früchte liegen jeder Packung bei.
Trocken-Opekta (Pulverform) wird gerne für kleine
Mengen Marmelade, Gelee und für Tortenübergüsse
verwendet. Päckchen für Tortenüberguß oder etwa
2 Pfund Marmelade 22 Pfennig, für 3½½ Pfund
Marme-
lade43. Ltennig und für 7 Pfund Marmelade 82 Pfennig.
Gelälle Rezente sind allen Läckchen aufgeduckh
Uhne Onebta /E
aus 3½zPfd. Erdbeeren u. 2½z Pfd. Zucker nur etwa 3½z Pfd.
Mit Ouekta
aus 3½z eid, Erd zearen d. 3½z Pfd. Zuckeyr elne 7 Cid.
Seite 8 — Nr. 179
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 2. Juli 1935
100Jahr=Feier des Heſſiſchen Skaatsbades
Bad-Nauheim.
Reichsminiſter Dr. Frick beim Staatsakt am Montag.
LPD. Bad Nauheim, 1. Juli. Der Weltkurort beging heute
die Feier der Wiederkehr des Tages, an dem vor hundert
Jah=
ren die erſte der Allgemeinheit dienende Badeanſtalt der
Oeffent=
lichkeit übergeben wurde, durch einen Staatsakt. Bad Nauheim
hat zu dieſem Tage ein feſtliches Gewand angelegt. Zu der Feier
ſind zahlreiche Vertreter der Reichs= und der heſſiſchen
Landes=
regierung eingetroffen, darunter Reichsminiſter Dr. Frick,
Reichs=
ſtatthalter Gauleiter Sprenger mit dem ſtellvertretenden
Gau=
leiter Regierungsrat Reiner, Miniſterialrat Gütt, der Leiter der
Geſundheitsabteilung im Reichsinnenminiſterium, und
Miniſte=
rialrat Ringshauſen=Darmſtadt.
Nachdem Feſtgeläute der Kirchen und Gottesdienſte in der
evangeliſchen und der katholiſchen Kirche den Tag eingeleitet
hatten, eröffnete Reichsſtatthalter Gauleiter Sprenger nach der
Egmont=Ouvertüre von Beethoven den Staatsakt. Der Gauleiter
begrüßte zunächſt in herzlichen Worten Reichsminiſter Dr. Frick
als Beauftragten des Führers.
Hierauf ergriff von den Anweſenden herzlichſt begrüßt,
Reichsinnenminiſter Dr. Frick das Wort:
Der Führer und Reichskanzler hat mich beauftragt, ihn bei
der heutigen Feier zu vertreten und Bad Nauheim zu ſeinem
100jährigen Beſtehen ſeine beſten Grüße und Glückwünſche zu
übermitteln. Indem ich mich dieſes Auftrages entledige,
ſchlie=
ßen ſich die Reichsregierung und ich ſelbſt als der für die
Ge=
ſundheitspflege zuſtändige Reichsminiſter mit allen guten
Wün=
ſchen für Bad Nauheim von ganzem Herzen an. Die
national=
ſozialiſtiſche Regierung hat wie keine andere zuvor alles daran
geſetzt, um die Volksgeſundheit zu pflegen, unſer Volk raſſiſch zu
erneuern und zu ſtärken, die erbgeſunde kinderreiche Familie zu
fördern und erbkranken Nachwuchs zu verhüten. Bad Nauheim
hat in den vergangenen hundert Jahren ungezählten Tauſenden
kranker und leidender Menſchen Erholung und Geneſung gebracht.
Mit ſeiner herrlichen Natur, den zu Spaziergängen einladenden
Wäldern der Umgebung, mit ſeinen vorbildlichen Kuranlagen,
den wunderwirkenden Heilquellen und ſeinem vorzüglichen
Aerzte=
ſtand iſt Bad Nauheim aus kleinen Anfängen zu einem Weltbad
geworden, das überall in der Welt den beſten Ruf genießt und
Freunde aus aller Herren Länder zur Kur hierher zieht. Die
nationalſozialiſtiſche Regierung und die nationalſozialiſtiſche
Be=
wegung ſehen ihren Stolz darin, auch minderbemittelten
Volks=
genoſſen in möglichſt großer Zahl die Wohltat des
Geſundbrun=
nens Bau Nauheim zuteil werden zu laſſen.
Profeſſor Weber, der Direktor des Balneologiſchen
Reichs=
inſtituts Bad Nauheim, hielt die eigentliche Feſtrede, in der er die
Entwicklung des Bades ſchilderte.
Nachdem Finanzrat Dr. Diehl ein Hoch auf den Führer
ausgebracht hatte, in das die Anweſenden begeiſtert einſtimmten,
ſchloß der Staatsakt mit dem Schlußchor aus den Meiſterſingern.
Erhaltet den deutſchen Wald!
Pfahlbau=Zunde im heſſiſchen Ried.
Be. Bekanntlich berichteten wir vor einiger Zeit von neuen
Pfahlbaufunden im heſſiſchen Ried, und zwar bei Wolfskehlen.
Bei dort ſtattgefundenen Meliorationsarbeiten ſtieß man auf
Ueberreſte von alten Pfahlbauten. Leider war es nicht möglich,
alles vollſtändig zu bergen. Jedoch haben dieſe Funde gezeigt,
daß nicht, wie allgemein die Annahme beſteht, dieſe Pfahlbauten
auf Waſſer gebaut waren, ſondern auf Moor. Hieraus ergibt
ſich, daß eine vollkommene Brechung der bisherigen Anſicht
not=
wendig iſt. Was die damaligen Bewohner bewog, ihre Bauten
auf Moor und nicht auf Waſſer zu bauen, liegt auf der Hand.
Sie waren ſo geſchützter, konnten ſich beſſer gegen ihre Gegner
und auch gegen Wild wehren. Es bleibt nur zu hoffen, daß bei
den Arbeiten der Melioration des Riedes noch mehr ſolcher Funde
gemacht werden, und daß dieſe uns noch beſſer zeigen als die
bis=
her gemachten, aus welcher Zeit ſie ſtammen, und daß wir nähere
Schlüſſe ziehen können.
kennt keine trennenden Schranken von Stän=
Der Arbeitsdienſt den, Klaſſen oder Konfeſſionen. Er
ver=
langt die unbedingte Unterordnung der Wünſche des
Ein=
zelnen unter das Wohl der Geſamtheit, er fordert ſtrenge
Pflichterfüllung und ſtraffe Manneszucht eines jeden
Ein=
zelnen zum Beſten der Geſamtheit. Staatsſekretär Hierl.
Beſuchk die Ausſtellung „Reichsarbeitsdienſt.
ſein Wollen, ſein Erſolg”
vom 7. bis 14 Juli 1935 im Landesmuſeum Wiesbaden.
Das Hoherodskopf=Feft des VHC.
LPD. Lauterbach, 30. Juni. Unter ſehr ſtarker Beteiligung
aller Zweigvereine des Vogelsberger Höhen=Clubs aus dem
gan=
zen Gaugebiet und der Bevölkerung des Vogelsberges wurde
heute das alljährlich einmal ſtattfindende Hoherodskopf=Feſt
ge=
feiert. Der Zweigverein Lauterbach hatte diesmal die
Ausrich=
tung des heute ſchon zu einem allgemeinen Heimatfeſt der ganzen
Bevölkerung Oberheſſens gewordenen Veranſtaltung
übernom=
men und beſtens durchgeführt. Vor den Klubhäuſern des VHC.
war ein großer Feſtplatz aufgebaut worden, der die vielen
Hun=
dert Beſucher nicht alle faſſen konnte. Der Vorſitzende des
Ge=
ſamt=VHC., Dr. Bruchhäuſer=Ulrichſtein, gab in ſeiner
Feſt=
anſprache einen Ueberblick über die Geſchichte und die Bedeutung
des Hoherodskopf=Feſtes und erläuterte nochmals die bereits
ſei=
nerzeit bei der Jahreshauptverſammlung in Lich
bekanntgege=
benen großen Straßenbaupläne zur Erſchließung des Hohen
Vo=
gelsberges für Autoverbindungen und den damit erforderlich
werdenden Ausbau der VHC.=Klubhäuſer. Den Höhepunkt der
ſehr geſchmackvollen unterhaltenden Vortragsfolge bildete das
von dem Mainzer VHC.er Schirrmacher verfaßte Heimatſpiel
„Dir mein Vogelsberg”, das die Schönheit der oberheſſiſchen
Hei=
mat preiſt. Der Heimatdichter Schwarz=Gießen erfreute, mit
einigen ſinnigen Mundartgedichten. Im übrigen wurde fröhlich
geſungen und getanzt nach echter Wandererart.
4Wilde Pferde im heutigen Deutſchland.
Von Paul Eipper.
Achtzehn Kilometer von Dülmen entfernt, im
Regierungsbe=
zirk Münſter=Weſtfalen, liegt das Merfelder Bruch, auf dem der
Herzog von Croy ein koſtbares und lebendiges Naturdenkmal hegt,
die einzige große Herde wilder Pferde innerhalb der deutſchen
Grenzen.
Wilde Pferde — ich glaube, dieſer Begriff muß zunächſt klar
umriſſen werden; gar zu leicht verwechſelt der Tierfreund das
Wildpferd mit dem wilden Pferd, meint, beide Bezeichnungen
gel=
ten dem gleichen Lebeweſen.
Das Wildpferd — beſſer geſagt — das Urwildpferd, nämlich
die Stammform aller jetzigen Pferderaſſen, kommt nur noch in
kleinen Herden in Inneraſien vor; die europäiſche Form iſt
aus=
geſtorben. Aber bis gegen das Jahr 1000 n. Chr. hat es in
Deutſch=
land ganz allgemein Wildpferde gegeben, und wir wiſſen aus den
Ueberlieferungen, daß Weſtfalen eines der wichtigſten germaniſchen
Pferdegebiete war. So mag im heutigen Rudel des Herzogs von
Croy durchaus noch Blut vom germaniſchen Urwildpferd enthalten
ſein; aber die Herde wäre längſt ausgeſtorben, wenn die
tier=
freundliche Beſitzerfamilie nicht im Laufe der letzten
Jahrhun=
derte immer wieder deutſche, ſpaniſche und engliſche Hauspferd=
Hengſte zugeſetzt hätte. Einſt war der Beſtand ſchon auf acht Tiere
zurückgegangen; durch dieſe Blutauffriſchung und durch das
Ver=
beſſern des Weidegrundes iſt die Herde inzwiſchen auf mehr als
hundertfünfzig Tiere angewachſen.
Dieſe Pferde hauſen jahraus jahrein frei von menſchlicher
Be=
rührung auf einem landwirtſchaftlich höchſt reizvollen Gelände von
annähernd 800 preußiſchen Morgen. Da gibt es Erlenbrüche,
ſtrup=
pigen Laubwald, hügelige Heide mit bizarren Wachholdern und
weit ausladenden Schirmkiefern, dunkles Moor, weite, kraftvoll
treibende Wieſen. Niemand nimmt den Tieren die Sorge um die
Ernährung ab; ſie ſuchen ſich Sommers und Winters ihr Futter
ſelbſt; und wenn Krankheit die Herde anfällt, wird das kräftige
Lebeweſen allein damit fertig, das ſchwächliche geht zugrunde.
Man könnte nun einwenden: das ſind alſo doch Wildpferde!
Neinz denn abgeſehen davon daß immer wieder Haustierblut
ein=
gekreuzt worden iſt, umrandet ein Gatterzaun das ganze Gelände,
und der herzögliche Förſter macht jeden Tag ſeinen
Erkundigungs=
gang. Die Tiere ſtehen alſo in menſchlicher Hut. Außerdem werden
alljährlich im Mai die Junghengſte herausgefangen, ſo daß nur die
Stuten mit ihren Fohlen weiter die Freiheit genießen, die
Frei=
heit verwildeter Hauspferde.
In der gleichen Weiſe findet man auch in Auſtralien, in
Ruß=
land, Ungarn und auf Island wilde — jedoch von Haustieren
abſtammende — Pferde; nur daß dieſe Rudel frei durchs Gelände
ziehen. Anders ſteht es auch nicht mit den Muſtangs der
ameri=
kaniſchen Prärien; ſie ſind ebenfalls verwilderte Nachkommen von
Nutz= und Gebrauchspferden, denn es hat zu geſchichtlichen Zeiten
in Amerika keine Urwildpferde gegeben. Die Muſtangs der
In=
dianergeſchichten ſtammen von jenen Militärpferden ab, die zur
Zeit der Entdeckung Amerikas durch die ſpaniſchen und
portugie=
ſiſchen Koloniſatoren auf den neuen Kontinent gekommen ſind.
Solche ziehenden Rudel verwilderter Pferde ſind
begreiflicher=
weiſe für die Menſchen weiter Steppengebiete die bequemſte und
billigſte Art der Pferdezucht; denn die Wildlinge brauchen das
ganz Jahr hindurch weder Wartung, noch verurſachen ſie
irgend=
welche Koſten. Zudem bleiben dieſe Tiere dauernd und beſonders
anſpruchslos; ſie ſind abgehärtet gegen Witterungsunbill und ſeit
Generationen durch naturhaft unerbittliche Ausmerzung der
ſchwa=
chen Erbmaſſe trefflich hochgezüchtet.
Rein äußerlich unterſcheidet ſich das Urwildpferd ganz deutlich
vom wilden Pferd. Die echten Urwildpferde ſind ſtets einfarbig,
meiſt fahlgelb, etwas kleiner als unſere Reitpferde; ſie haben einen
ſchweren, faſt plumpen Kopf und immer eine kurze borſtig
auf=
ſtehende Mähne. Dagegen gibt es unter den „verwilderten”
Pfer=
den ſowohl in Amerika wie auf dem Merfelder Bruch des Herzogs
von Croy alle Farbſhläge: Schimmel, Schecken, Füchſe, Rappen,
Braune; ſie haben durchweg eine lange, hängende Mähne.
Zu=
weilen trifft man auch Falben, über deren Rücken ſich ein dunkler
Aalſtrich zieht; hier iſt wahrſcheinlich noch am meiſten Wildblut
enthalten.
Der Tierfreund genießt beglückt den Aufenthalt im Merfelder
Bruch, beſonders zur Vorfrühlingszeit, wenn die Pferde noch den
dicken, wollig=krauſen Winterpelz tragen. Aus einiger Entfernung
gleicht ſolch ein Wildlingsfohlen weit eher einem dunklen
Zottel=
bären; denn auch die Beine ſind mit ſtruppigen Fellholen umhüllt.
Man muß nur ein wenig Geduld haben und warten können;
dann ziehen allmählich die Roſſe auf ſchmalen Spurbahnen daher,
blicken neugierig verwundert zum menſchlichen Beſucher, laſſen ſich
aber nie berühren. Sie trollen gegen Abend, ins Birkengehölz,
ſchieben ſich wohl auch unter das Regendach der Kiefern; aber wenn
die Frühlingsſonne immer wärmer ſcheint, dann ſpielen die
Foh=
len mit tolpatſchigen Sprüngen um ihre Mütter, die ihrerſeits
genüßlich nach jedem aufſprießenden Grashalm ſchnuppern.
Manch=
mal ſtellen ſich auch ein paar Rehe zwiſchen das Pferderudel;
Kie=
bitze gaukeln im verliebten Hochzeitsflug durch die laue Luft,
glei=
ten dann ebenfalls zu Boden und trippeln naſchhaft hungrig
unter=
halb den weidenden Roſſen und Rehen umher.
Die Tage kommen und gehen im ewigen Gleichmaß auf dieſer
Wildbahn, bringen Wärme und Froſt, Sonnenſchein, Gluthitze,
Regen, Sturm und Schnee; zuweilen ſtreckt ſich eines der Pferde
zum letztenmal auf den Erdboden und ſtirbt, alt geworden, ſeinen
natürlichen Tod. Doch jedes Jahr im Mai kommen neue Fohlen
zur Welt; ſie wachſen heran, werden einſt auch ihrerſeits Mutter
ſein, ein paar Sommer ſpäter mit ihren eigenen Kindern über die
gleichen, uns Menſchen unſichtbaren Paßſtraßen kreuz und quer
durch dieſes Gelände ziehen, das inmitten der menſchlichen
Zivili=
ſation unſeres techniſchen Zeitalters ein Stück paradieſiſcher Natur
darſtellt.
Die Welt wäre ſehr arm ohne Tiere. Freuen wir Deutſche
uns, daß wir in ſolchem Wildreſervaten unſeren Kindern und
Kin=
deskindern ein wertvolles Vermächtnis überliefern.
Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Dienstag, 2. Juli
6.00: Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.15: Köln:
Frühkonzert. In der Pauſe 7.00: Nachr. 8.00:
Waſſer=
ſtand, Wetter. 8.10: Stuttgart: Gymnaſtik. 8.30: Bad
Bertrich: Frühkonzert. 9.00: Nur Freiburg:
Werbekon=
zert. 9.15: Nur Freiburg: 1. Annette von Droſte=
Hüls=
hoff, Deutſchlands größte lhriſche Dichterin. 2.
Kompo=
litionen von Fr. Wilh, Lothar. 10.00: Sendepauſe.
10.15: Schulfunk: Otto Lilienthal, ein deutſches
Erfin=
derſchickſal. 10.45: Prakt. Ratſchläge für Küche u. Haus.
11.00: Werbekonzert. 11.25: Meldg. 11.30:
Sozial=
dienſt. 11.45: Bauernfunk.
12.00: Leipzig: Mittagskonzert. Ltg.: Hilmar Weber. Dazw.
13.00: Zeit, Nachr. 14.00: Zeit, Nachr. 14.15:
Wirt=
ſchaftsbericht. 14.30: Zeit, Wirtſchaftsmeldg. 14.40:
Wetter. 14.45: Sendepauſe. 15.00: Nur Freiburg:
Nachrichten. 15.15: Für die Frau: Die Welt d. Kindes.
Buchgeſpräch. 15.35: Erlebtes und Erlauſchtes aus dem
Leben Max Regers.
16.00: Kleines Konzert. 16.30: Dr. Brobeil: Bündiſche
Bewegung in der Geſchichte. 16.45: Von der Vorlehre zur
Grundlehre. Ein praktiſcher Verſuch im Rhein=Main=
Ge=
biet. 17.00: Königsberg: Nachmittagskonzert. 18.30:
Dr.=Ing Erlenbach: Wie ſteht es mit der deutſchen
Nor=
mung 1935? 18.45: Zeitgenoſſen gibts . .. 18.55:
Meldungen.
19.00: Trier: Unterhaltungskonzert. 19.40: Das deutſche
Elektrohandwerk im Rundfunk. Zwiegeſpräch. 19.50:
Tagesſpiegel. 20.00: Zeit, Nachrichten. 20.15:
Stutt=
gart: Reichsſendung: Stunde der Nation: Die Schalldoſe.
Spiel, Scherz und Melodie, 21.00: Ueberlingen.
Unter=
haltungskonzert. 22.00: Zeit, Nachr. 22.15: Wetter,
Nachr., Sport. 22.30: München: Volksmuſik. 24.00:
Schallplattenkonzert. Aufnahmen des RS. Frankfurt a. M.
Dienstag, 2. Juli
Reichsſendung: 20.15: Stunde der Nation: Die
Schall=
doſe. Spiel, Scherz und Melodie.
München: 21.00: Madame Bäurin. Ein Bilderbogen
aus dem bayeriſchen Voralpenland.
Breslau: 21.00: Das ſchöne Schleſien. Priebus und
ſeine Feſtſpiele im Funkbericht.
Leipzig: 21.00: Ein Tag auf dem Flughafen Halle —
Leipzig.
Prag: 18.30: Volkslieder.
Sottens: 20.00: Opernmelodien.
Belgrad: 20.40: Boheme. Oper von Puccini,
Warſchau: 20.55: Operettenabend.
Beromünſter: 21.10: Opernfregmente.
Budapeſt: 22.00: Zigeunerweiſen.
Agram: 22.15: Tamburaſchenorcheſter.
Wien: 22.40: Die Fledermaus: Operette.
Sport, Spiel u. Jurnen
Leichkathletik iſt jett Trumpf!
Am Samstag und Sonnkag Gaumeiſterſchaften
im Hochſchul=Stadion.
Handball und Fußball haben jetzt ihre Spielpauſe und die
olympiſche Kernſportart tritt nunmehr in alle Rechte ein.
Leicht=
athletik iſt für einen guten Monat Trumpf! Wir haben hier in
Darmſtadt am 6./7. und am 13./14. Juli zwei Veranſtaltungen, die
ſportliche Höhepunkte dieſes Jahres für unſere Heimatſtadt
bedeu=
ten. Am kommenden Samstag und Sonntag werden nunmehr
nach den Kreismeiſterſchaften auch die Gaumeiſterſchaften der
Akti=
ven und Frauen des Gaues 13, Südweſt, hier im ſchönen
Hoch=
ſchulſtadion ausgetragen, bei denen die beſten Leichtathleten und
=athletinnen des Gaues, aus Main=Heſſen, Pfalz und Saargebiet
an den Start gehen werden. Und da zu ihnen Namen von gutem
Klang gehören, werden wir am Samstag und Sonntag wieder
einmal tadelloſe Leiſtungen nach ſpannenden Kämpfen erleben.
Am 13./14. Juli werden alsdann noch einmal vor den
Deut=
ſchen Meiſterſchaften „Olympia=Prüfungskämpfe” hier in
Darm=
ſtadt, im Hochſchulſtadion durchgeführt, eine Tatſache, die — da
an dieſen Tagen nur an zwei Orten in Deutſchland dieſe Kämpfe
ſteigen (Hamburg) — für uns beſonders ehrenvoll iſt, bedeuten
doch dieſe Kämpfe mit eine letzte große Hauptprobe vor den „
Deut=
ſchen” in Berlin. In richtigen Wettkämpfen über normale
Mei=
ſterſchaftswettbewerbe werden ſich die beſten deutſchen
Leichtathle=
ten alſo hier im Hochſchulſtadion treffen, und damit wird eine
Ver=
anſtaltung zuſtandekommen, die in dieſem Umfang und in dieſer
Bedeutung nicht mehr ſo raſch in Darmſtadts Mauern ſein wird.
Die Darmſtädter haben ſchon oft gezeigt, daß ſie derartige
Groß=
veranſtaltungen richtig zu würdigen wiſſen, ſo daß wir überzeugt
ſind, daß am Kampftage jeweils viele Zuſchauer, unſere beſten
Leichtathleten kennen lernen und kämpfen ſehen werden.
Die Tennismeiſterſchaften des Gaues AIII
der Deutſchen Turnerſchaft.
wurden in Darmſtadt am Samstag und Sonntag ausgetragen, die,
namentlich bei den Schlußkämpfen, auch guten Sport brachten. Der
Beſuch hätte jedoch beſſer ſein dürfen.
Die Ergebniſſe. Klaſſe A (Gaumeiſter): Herren=Einzel:
Dr. Müller, Allianz Frankfurt /Bert, TSG. Darmſtadt, 6:1,
6:2. — Herrren=Doppel: Dr. Müller / O. Müller, Allianz, — Dr.
Schenk / Seelmann, Frankfurter TV. 6:1, 6:3. — Damen=Einzel:
Frau Wettlaufer TG. 46 Darmſtadt, — Frl. Döring,
TG. Frankfurt=Rödelheim, 7:5, 2:6, 6:4. — Gemiſchtes Doppel:
Frl. Döring / Döring, TG. Frankfurt=Rödelheim, — Frl. Meyer,
Frankf. TV. Dr. Müller Allianz, 7:5, 6:4. Klaſſe B: Herren=
Einzel: Hirth jr. Offenbacher TV. — Renker, TV. Saarbrücken,
9:11, 6:4 2:2 zurückgezogen. Herren=Doppel; Hirth ſen. Hirthjr.,
Offenbacher TV. — Brenneiſen / Gabriel, Frankfurter TV., 6:4,
8:6. Damen=Einzel: Frau Seelmann, Frankfurter TV. — Frl.
Giertzſch, SV. Saarbrücken, 7:5, 6:4. Gemiſchtes Doppel: Frl.
Gräcmann / Hirthjr. Offenbacher TV. — Frl. Giertzſch / Kopp,
TV. Saarbrücken, ohne Spiel.
Die Darmſtädter Teilnehmer — im Dameneinzel Frl.
Trink=
aus und im Gemiſchten Doppel Trinkaus / Schild waren — ſchon
am Samstag ausgeſchieden.
Fußball.
TSG. 1877 Ober=Ramſtadt — Oſtova Oſthofen 7:1 (0:1).
Mit einem hohen und verdienten Siege konnten die Fußballer
der TSG. Ober=Ramſtadt das Spieljahr 1934/35 beenden. Es war
ein ſchönes und faires Spiel, das von Melk=Wixhauſen ganz
vor=
züglich geleitet wurde. Bis zur Pauſe führten die Gäſte 1:0. Das
Spiel war in dieſer Zeit vollſtändig ausgeglichen, es konnte bis
dahin niemand ahnen, daß die Ober=Ramſtädter dieſes Spiel ſo
überzeugend für ſich entſcheiden würden. Nach dem Wechſel kamen
ſie gut in Schwung und zeigten ein beſtechendes Spiel, von dem die
Zuſchauer reſtlos begeiſtert waren. In gleichen Abſtänden konnten
dann auch die Ober=Ramſtädter noch ſieben ſchöne Tore erzielen
und noch einmal ihre derzeitig gute Form unter Beweis ſtellen.
Die Gäſte ſtellen eine gut eingeſpielte, flinke Mannſchaft, die
be=
ſonders vor der Pauſe gut gefallen konnte. 2. Mannſchaften 2:3.
Jugend 1:5.
Kegeln.
Städtekampf Darmſtadt—Worms 10 178:10 134 P.
Anläßlich der Gaumeiſterſchaften in Saarbrücken hatten der
Kegler=Verband Worms und der Kegler=Verein Darmſtadt einen
Städtekampf vereinbart, der in einem Vorkampf in Worms und
einem Rückkampf in Darmſtadt zum Austrag gelangen ſollte.
Nachdem der Vorkampf in Worms am 23. Juni für Darmſtadt
verloren ging, war alles geſpannt, wie der Rückkampf und damit
das Geſamtergebnis enden würde. Auf Erſuchen des Kegler=
Vereins Darmſtadt hatten die Kegelbrüder von Worms ſich in
liebenswürdiger Weiſe bereit erklärt, den Rückkampf am
vor=
geſtrigen Sonntag anläßlich der Sport=Werbewoche zum Austrag
zu bringen. Der Vor= ſowie auch der Rückkampf beſtanden aus
einem Mannſchaftskampf mit je 1000 Kugeln in die Vollen. Mit
10 178 Punkten erreichte die Darmſtädter Mannſchaft den Sieg
und man muß ſagen, daß es ein wirklicher Kampf war, der faſt
mit der letzten Kugel entſchieden wurde. Die Wormſer
Kampf=
mannſchaft erreichte 10 134 Punkte. Nachdem der Kegler=Verband
Worms anläßlich des Vorkampfes in Worms den Darmſtädtern
eine Plakette überreicht hatte, ließ es ſich der Keglerverein
Darm=
ſtadt nicht nehmen, auch ſeinerſeits ſeine Wormſer Gäſte beim
Rückkampf mit einer Ehrengabe zu bedenken, beſtehend aus einem
Bild des Reichsſportführers von Tſchammer und Oſten.
In unſerem Bericht über die Erfolge Darmſtädter Kegler
beim Gaufeſt in Saarbrücken wurde verſehentlich erwähnt, daß
die Seniorenmeiſterſchaft erſtmals nach Darmſtadt gefallen ſei,
was aber nicht zutrifft, da bereits Kegelbruder Schinnerl im
Jahre 1931 dieſe Meiſterſchaft mit nach Darmſtadt gebracht hatte.
Sieg der deutſchen Kunſtfliegerin Liesl Bach
in Rouen.
Die deutſche Kunſtfliegerin Liesl Bach trug am Sonntag in
Rouen bei einer Flugſportveranſtaltung einen neuen Sieg über
ihre franzöſiſche Mitbewerberin Maryſe Hilß davon. Sie ſiegte
mit 235 gegen 224 Punkte der Franzöſin. Auf dem Programm
ſtanden Flugübungen und Kunſtflüge nach Wahl. Beiden
Flie=
gerinnen wurde von der zahlreichen Menge großer Beifall
ge=
ſpendet.
Drei Staffelrekorde der Nixen.
Am Sonntag wurden in Berlin die Schwimmwettbewerbe um
die deutſche Vereinsmeiſterſchaft ausgetragen. Dabei gelang es
den Charlottenburger Nixen, drei neue Staffelrekorde aufzuſtellen.
und zwar in 4 mal 100 Meter Kraul mit 5:01,1, über 6 mal 100
Meter Kraul 7:39,6, in der Schnellſtaffel (100, 200, 400, 200, 100
Meter Kraul) mit 14:41,8. In der Geſamtwertung konnten die
Nixen ihre Vorjahresleiſtung mit 1678,6 Punkten noch verbeſſern.
Wekterbericht
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Die neue Schönwetterperiode, die ſich an die ſtarken
Gewitter=
regen des vergangenen Freitags anſchloß, hat ihren Höhepunkt
be=
reits überſchritten. Von Weſten her iſt, kühlere Meeresluft am
Montag bereits bis Südweſtdeutſchland und ins Alpengebiet
vor=
geſtoßen und hat dort, ebenſo wie in Frankreich, Anlaß zu
Gewit=
tertätigkeit gegeben. Auch bei uns muß mit dem Auftreten
gewitt=
riger Störungen gerechnet werden, die vorausſitchlich etwas
unbe=
ſtändiges Wetter, aber keine nachhaltige Verſchlechterung im
Ge=
folge haben werden.
Ausſichten für Dienstag: Vielfach wolkig und vielerorts
Ge=
witter oder Gewitterregen, nicht mehr ſo heiß, aber ſchwül, auf
Weſt drehende Winde.
Ausſichten für Mittwoch: Noch einzelne gewittrige
Regen=
fälle, doch im ganzen wieder Beſſerung, ziemlich ſchwül,
Dienstag, 2. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 179 — Seite 9
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den
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ſchon
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ſte 110. D0s
mnte bis
Spiel ſo
Dor 400 Jahren:
Blut-Regiment zu Mänster
Ein Jatsachen-Roman aus der Zeit der Wiedertäufer
Von Curt Corrinth.
II.
In ſeiner Begleitung befand ſich
ein ehemaliger Schneider namens Johann Bockelſon,
und dieſer Schneider iſt es geweſen, dem alsbald das Schickſal die
Rolle eines „Königs des neuen Zion” zugedachte . . .
Johann Bockelſon, aus Leyden kommend — daher der Name,
unter dem er am „populärſten” geworden iſt: Johann von
Ley=
den! — hatte von Geburt aus Beziehungen zu der Stadt Münſter:
er war aus einem ehebrecheriſchen Verhältnis ſeines holländiſchen
Vaters mit einer
Münſter=
länderin hervorgegangen. Ein
regſamer Geiſt — das muß man
ihm laſſen. Den
Schneider=
geſellen zu ſpielen, genügte ihm
nicht; er ſuchte ſich auch geiſtig
fortzubilden. Mit der Bibel und
den Schriften des
Bauern=
apöſtels Thomas Münzer war
er gut vertraut, daneben zu
Leyden ein eifriges Mitglied
eines literariſch=dramatiſchen
Vereins, wo er ſich zum Redner
ſchulte. Er gründete ein eigenes
Geſchäft, ging ſofort Bankrott,
ward im November 1533
Wieder=
täufer, gleich ein „Apoſtel‟ —
und war erſt 25 Jahre alt, als
er unternehmungsluſtig mit
ſeinem Propheten Matthys in
Münſter erſchien.
Alsbald begann.
das Schreckensregimenk.
Man fand guten Nährboden
in Münſter, das ſchon viele
Wiedertäufer unter ſeinen
Bür=
gandg zog man mehr und mehr. Leyden. (Nach zeitgenöſſiſchen Holzſchnitten von Heinrich Aldegrever.)
Gläubige an ſich. Bald war man
ſo weit, daß man den Rat der Stadt ſtürzen konnte und das
Regi=
zwang, alle Widerſtrebenden aus der Stadt jagte, „Propheten” König der Könige, begann.
Tag und Nacht ſchreiend durch die Straßen und Gaſſen ſtieben ließ:
„Buße! Buße! Buße! Wehe! Wehe! Wehe! Tuet Buße und
bekehret euch, damit ihr nicht die Rache des himmliſchen Vaters
über euch reizet!“
Ueber Männer und Frauen kam der Geiſt — ſie heulten und
ſchrien mit ... und, nicht zuletzt unterfeuert von dem fanatiſchen
Ratsherrn und Tuchwacher Knipperdollinck, brachte die am 23.
Februar 1534 unter Waffengewalt und Terror getätigte
Rats=
wahl der Stadt Münſter den traurigen geſchichtlichen Ruhm, als
erſtes und einziges Gemeinweſen ein wiedertäuferiſches Regiment
erhalten zu haben. Und was nun folgte, war eine Pöbelherrſchaft,
und eine Diktatur der Abenteurer, wie ſie ſchlimmer nicht gedacht
werden kann. Nur die Schreckensſzenen der franzöſiſchen
Revolu=
tion und des Bolſchewismus haben ſpäter noch den
münſterländi=
ſchen Greueln den Rang abgelaufen ..
Copyright by Verlag Preſſe=Tagesdienſt, Berlin W. 35
Er zog die Vertrauten des toten Matthys an ſich, lullte ſie ein
mit Verheißungen — bis endlich der Duſentſchur, alsbald
ſozu=
ſagen offizielle Stimme des göttlichen Willens, die Stadt
durch=
raſte und verkündete, daß es Gottes Ratsſchluß und Geſchenk an
Münſter, ſeine liebſte Stadt, das neue Zion ſei —
„Johann von Leyden iſt der neue Prophet! Johann von
Ley=
den iſt uns von Gott gegeben! Johann von Leyden iſt unſer Hort
und Führer. Johann von Leyden iſt größer und mächtiger, als
es Jan Matthys je geweſen iſt!“
Da hatte man den neuen Propheten. Beſeligt jauchzte die
Gemeinde:
gern zählte. Mit heftiger Propa= Die beiden Führer der „Wiedertäufer” in Münſter, Links: Knipperdolling. Rechts: Johann von
(DT.=Archiv.)
„Allein Gott in der Höh’ ſei Ehr: —!” — und das ebenſo
ment in eigene Regie übernahm, daß man die Klöſter plünderte phantaſtiſche wie chaotiſch=ſchreckliche und verbrecheriſche Regiment
und auflöſte, durch Todesdrohungen die Bürger zur neuen Taufe j des Schneiders Bockelſon, genannt Johann von Leyden, endlich
Der Biſchof rafft ſich auf.
Seit dem Jahre 1532 war Graf Franz von Waldeck, ſeit drei
Jahren bereits Biſchof von Minden, zum Biſchof von Münſter und
Osnabrück gewählt worden. Lange hatte er die Dinge zu Münſter
treiben laſſen. Erſt nach der Ratswahl, welche die Stadt gänzlich
in die Gewalt der plündernden, ſengenden und mordenden Horden
der Wiedertäufer gab, raffte er ſich auf. Er führte ſeine
geworbe=
nen Kriegsvölker gegen die unbotmäßige Stadt, in der der
Wahn=
witz und das Verbrechen tobten. Am 28. Februar 1534 begann die
Belagerung Münſters — ſie ſollte dauern bis zum 25. Juni des
nächſten Jahres.
Die Gefahren von außen machten zunächſt keinerlei Eindruck
„auf die Führer der Wiedertäufer. Sie hatten das Volk in der
Hand, ſie ließen ſchanzen und Wache halten und ſchießen, ließen
Pech gießen auf die Belagerer, machten hier und da einen
Aus=
fall — Betätigungen, an denen ſich vor allem die fanatiſierten
Weiber und die . . . Kinder beteiligten. Innen regierte und
predigte und taufte und prophezeite man, was immer das Zeug
halten wollte. Man führte die allgemeine Gütergemeinſchaft ein.
Alles Beſitztum, ob Gold, ob Juwelen, ob koſtbare Kleider und
ſonſtige Zier, mußte abgeliefert werden — Johann von Leyden
hat davon alsbald herrlich und in Freuden gelebt bis zu ſeinem
weniger fröhlichen Ende.
Der Prophek iſt kot — es lebe der Prophel!
Den Jan Matthys aus Haarlem trieb der eigene
Fanatis=
mus und Größenwahn in den Tod.
Am 4. April 1534 ſaß er in fröhlicher Geſellſchaft und ließ
es ſich wohl ſein und trefflich munden — bis ihn plötzlich der
„Geiſt” packte. Er ſprang auf und ſchrie ekſtatiſch:
„Lieber Vater, nicht wie ich will, ſondern wie du willſt!“
— und raſte davon. Es war ihm geoffenbart worden, daß er
hinausziehen ſolle gegen die Belagerer, um ſie herauszufordern,
wie es Simſon getan hatte. Alſo raffte er 20 Kampfgenoſſen
zu=
ſammen und marſchierte aus dem Ludgeritor hinaus, den
Biſchöf=
lichen entgegen. Als er an die Vorpoſten gekommen war, rief
er die Gegner zur Schlacht. Es kam zu einem wilden Gefecht,
das die Münſterſchen angſtvoll von den Wällen der Stadt aus
beobachteten. Und natürlich wurden die paar Wiedertäufer
zu=
ſammengehauen — Jan Matthys mit ihnen ..
Wildes Wehklagen zu Münſter. Man war führerlos
gewor=
den. Und da riß Bockelſon, genannt Johann von Leyden, die
Ini=
tiative an ſich. Er ließ die Gemeinde zuſammenrufen, ſtellte ſich
ihr auf offenem Marktplatz und hielt eine donnernde und
trium=
phierende Rede:
„Liebe Brüder und Schweſtern, warum dies Heulen und
Zähneklappern? Ihr ſollt mit nichten um des Propheten Tod
willen verzagen! Denn Gott wird uns einen anderen Propheten
erwecken, der noch größer und höher iſt, als Jan Matthys
ge=
weſen iſt. Gott hat gewollt, das Matthys ſterben ſollte, und
Gott hat ihn deshalb ſterben laſſen, damit ihr nicht zu ſehr an
ihn glauben und ihn höher als Gott halten ſolltet. Denn was
jener getan hat, hat Gott durch ihn getan, und Gott iſt mächtig
genug, uns an ſeiner Stelle einen neuen Propheten zu ſchenken!“
Der Mann beſaß eine glühende Beredſamkeit, eine nimmer
zu brechende Selbſtſicherheit — er wußte ſchon, wohin er zu
ſteuern habe. Daneben war er ſtattlichen Wuchſes, wohlgefällig
anzuſehen und vor allem eine Herzensfreude für die Weiber. In
den nächſten Tagen predigte er unabläſſig, ſtrömte eine mächtige
Suggeſtion über die Stadt und die Gemeinde der Wiedertäufer.
Die neue Berfaſſung.
Sofort verkündete Johann von Leyden eine neue
Geſetzes=
tafel. Die wichtigſte Verfügung des neuen Regiments war die
Vielweiberei .. .!
Wie es dazu gekommen, erzählt der Chroniſt alſo:
Johann von Leyden hatte inzwiſchen eine Tochter ſeines
Vertrauten Knipperdollinck geheirgtet. Nun war ein Landsknecht
aus dem Lager der Biſchöflichen übergelaufen, hatte ſich den
Wiedertäufern angeſchloſſen und war dann im Hauſe des
Knipperdollinck in dem neuen Glauben und der einzig
gött=
lichen Lehre unterrichtet worden. Im Hauſe des Knipperdollinck
wohnte damals aber auch noch Johann von Leyden, der
gott=
geſandte Prophet. Mit Staunen und Entſetzen nahm nun der
junge Zögling wahr, daß der Prophet ſich nicht genug ſein ließ
an ſeinem angetrauten Weib, ſondern ſich mit einer hübſchen
Bedienſteten des Ehebruchs ſchuldig machte.
Als die Sache ruchbar zu werden begann, ſuchte der Prophet
ſeine Tat mit geſetzlichen Formen zu umkleiden und pflog mit
ſeinen Vertrauten Rat. Da fand man denn das Beiſpiel der
alt=
teſtamentariſchen ſogenannten Erzväter Abraham und Jakob,
die ſchließlich auch nicht nur eine einzige Frau „erkannt”
hatten — und gelangte dann durch allerhand Vernunftsſchlüſſe
zu dem gewünſchten Ergebnis, daß die Vielweiberei durchaus
erlaubt, ja ſogar göttliches Gebot ſei. So ward Geſetz, daß der
Mann mehrere Frauen haben ſolle, nicht aber etwa die Frau
mehrere Männer.
Verſchwörung und Chaos.
Allerdings erſtanden dieſem Geſetz ſofort eine Anzahl von
Gegnern. Ihr gewichtigſter war der Schmied Heinrich
Mollen=
hecke, dem die Aufſicht über die Geſchütze der belagerten Stadt
anvertraut war. Er verſammelte nach einer Weile 200
Ge=
ſinnungsgenoſſen um ſich, ſtürmte mit ihnen das Stadthaus und
ſetzte darin die Anhänger Johanns von Leyden und den
Pro=
pheten ſelbſt gefangen. Er hatte die Abſicht, den Biſchof mit
ſeinen Scharen in die Stadt hineinzulaſſen und das alte
Regi=
ment wieder herbeizuführen.
Kaum aber hatten die weitaus zahlreicheren Anhänger der
Vielweiberei hiervon Kenntnis erhalten, als auch ſie ſich
ſammelten und die Tore der Stadt beſetzten. Alsdann gingen
ſie angriffsweiſe gegen den Marktplatz vor, wobei vor allem
Frauen die Geſchütze richteten — und Mollenhecke und die
Seinen fahen ſich auf das Rathaus zurückgedrängt. Schon
richteten ſich die Geſchütze gegen den Bau, als ſich die
Be=
lagerten ergaben und um Gnade flehten ..
Nun, ſie wurden zum großen Teil erſchoſſen — die Elite
aber von Knipperdollinck und — dem Propheten ſelbſt
ent=
hauptet . .
Immer wilder erhob jetzt das ausgeſprochene Geſindel das
Haupt — und was nun folgte, entzieht ſich mehr oder weniger
der Darſtellung: es ward eine wüſte Orgie! Selbſt Mädchen,
die noch nicht den Kinderjahren entwachſen waren, fielen der
Wolluſt zum Opfer. Die Frauen wurden geſetzlich zur
ſo=
genannten Ehe gezwungen. Es ſtand ihnen nicht frei, die Ehe
überhaupt abzulehnen — höchſtens durften ſie unter den
Be=
werbern wählen. Wer ſich ſträubte, wurde gefangen geſetzt,
wenn nicht kurzerhand enthauptet.
Um wenigſtens einige Ordnung in das tolle Treiben zu
bringen, war es notwendig, den Befehl zu erlaſſen, daß die
Männer nicht haufenweiſe auf die Frauen eindringen ſollten,
ſondern —: wer ein Weib zur Ehe begehre, der ſolle allein zu
ihr gehen; werde er abgewieſen, ſo habe er die Frau zu
ver=
laſſen und eine andere zu ſuchen; ſeien aber beide Teile einig,
ſo ſollten ſie drei Tage lang Gott um ſeinen Segen anflehen
und dann erſt heiraten.
Einigen aus dem Volk fiel immerhin auf, daß Johanns
von Leyden und ſeiner Vertrauten Prunk und Pomp wenig
zu tun habe mit chriſtlicher Schlichtheit oder gar der
neu=
eingeführten Gütergemeinſchaft. Aber der neue König verkündete
kurzerhand, es ſei Gottes Wille, daß der König des
auserwähl=
ten Volkes in ſo herrlicher Rüſtung einhergehe. Er tue ja alles
nur zur Ehre des Herrn. Eigentlich ſei er überhaupt „im
Fleiſch abgeſtorben”, und ſein Tun habe nichts mit Hochmut
gemein. Ah, bald werde überhaupt die Zeit kommen, da das
ganze Volk Iſrgel, das heißt die Einwohnerſchaft Münſters,
des neuen Zion, auf ſilberuen Stühlen ſitzen werde und eſſen
von ſilbernen Tafeln; Gold und Silber überhaupt würden nicht
höher geachtet werden als Dreck und Steine ..."
Und genug iſt nicht genug —
„Bald wird kommen die Stunde, wo ich hinausziehen werde
in die Welt, um die Herrſchaft über alle Länder und Völker
an=
zutreten. All der Glanz und die Pracht, die mich jetzt umgeben,
ſind ja nur ein Vorſpiel für die größeren Dinge, die ſich
vorbereiten!“
Und man glaubte . . . Und wer nicht glaubte, wer gar
murrte, der fiel kurzerhand dem Richtſchwert des blutrünſtigen
Knipperdollinck anheim .."
Ein Staaksſtreichverſuch des Rivalen.
Ja, Knipperdollinck war ein mächtiger Mann im neuen
Zion, das er ja mitgeholfen hatte zu begründen. Daneben
war er der Schwiegervater des Königs der Könige obſchon
dieſe Würde nicht mehr viel zu bedeuten hatte, ſeitdem die
Majeſtät ſich eine ſtattliche Reihe weiterer Frauen zugelegt hatte.
Knipperdollinck nun wurde mehr und mehr zum Rivalen
Johanns von Leyden, dem er die Königswürde neidete. Er
be=
ſaß als eingeborener Münſteraner nicht geringen Anhang im
Volk, auf den er ſich ſtützen zu können glaubte.
So kam es zu dem grotesken Zwiſchenſpiel eines
wieder=
täuferiſchen Staatſtreichverſuches.
Zunächſt zog ſich Knipperdollinck einmal von allen
öffent=
lichen Angelegenheiten zurück und hielt ſich in ſeinem Hauſe.
Und dann lief er plötzlich durch die Straßen der Stadt und
ließ den Bußruf erſchallen, wie es von Zeit zu Zeit und
be=
ſonders dann unter den Wiedertäufern Sitte war, wenn ſie die
Brüder auf kommende wichtige Ereigniſſe vorbereiten wollten.
Nun, auf die Schreie Knipperdollincks liefen die Einwohner auf
dem Markt zuſammen — man hoffte auf „Wunder‟ ..."
Hier auf dem Markt ſaß an ebendem Tage gerade der
König auf ſeinem prächtigen Thron, um Gericht zu halten.
Einer der Prädikanten befand ſich mitten in einer Predigt —
da ſchob ſich Knipperdollinck vor und ſchrie:
„Heilig, heilig, heilig iſt der Herr, und wir ſind ein heiliges
Volk!”— ſo laut und donnernd, daß alles Volk nur noch auf
ihn achtete und der Prädikant ſeine Predigt unterbrechen mußte.
Darauf eilte Knipperdollinck zu dem Thron des Königs und —
begann vor dem hohen Herrn auf groteske Weiſe zu tanzen..."
wozu er brüllte:
„Es iſt mir geoffenbaret worden: ich ſoll des Königs
Hof=
narr ſein!“
Er ſetzte die Hände in die Seiten, ſprang auf und nieder,
warf ſich in die Knie und zog die wunderlichſten Grimaſſen.
Schließlich ſtellte er ſich auf den Kopf und fiel bei dieſer Uebung
zwiſchen die Weiber, die in der Nähe auf den Bänken ſaßen. Als
er wieder auf ſeine Füſte gekommen war, brüllte er, der heilige
Geiſt ſei in ihn gefahren ...."
Johann von Leyden merkte ſehr wohl die Verhöhnung, die in
dieſem Gebaren lag. Er meinte daher, nachdem er eine Weile
ratlos zugeſehen:
„Liebe Schweſtern und Brüder, wir wollen Gott loben und
danken und nach Hauſe gehen!"
Knipperdollinck erhob frech ſeine Stimme dagegen:
„Herr König, du ſagſt das falſch! — So habe ich dich das nicht
gelehrt; du ſollſt zuerſt die Brüder nennen und dann die
Schwe=
ſtern, wie ſich das auch gehört!“
Der König erbleichte ob dieſer Zurechtweiſung — erhob ſich
wütend — im gleichen Augenblick ſaß auch ſchon Knipperdollinck
auf dem Thron, lachte ſchreiend:
„Nach Recht und Geſetz muß ich König ſein, denn ich bin es,
der zwiſchendurch dich mal dazu gemacht hat!“
Das Chaos brach los — und Johann von Leyden ſtand immer
noch ſprachlos — Knipperdollinck aber ließ anſchließend eine
ful=
minante Anſprache an das Volk los —:
„Dieſer Bockelſon aus Leyden iſt zwar ein König nach dem
Fleiſch ... nun gut ... ich aber werde ein geiſtlicher König ſein,
ſage ich euch! Und höret, die ganze ſogenannte heilige Schrift
alten und neuen Teſtamentes muß abgeſchafft werden! Denn nicht
nach den weltlichen Geſetzen, ſondern nach den Vorſchriften der
Natur und des Geiſtes ſoll die Welt fortan regiert werden —
durch mich, Knipperdollinck, den Auserwählten des Herrn!“
Das war die offene Rebellion und der Staatsſtreich!
— aber Johann von Leyden riß ſich zuſammen und raffte ſich
auf — nicht umſonſt ſtand ja ſeine Leibgarde, zumeiſt aus
hollän=
diſchen Landsknechten beſtehend, neben dem Königsthron. Er
be=
fahl, Knipperdollinck ſofort zu verhaften und abzuführen — und
wahrhaftig: Der Befehl ward alſogleich vollzogen — umſonſt
hoffte Knipperdollinck auf das Eingreifen ſeiner Anhänger; ſie
rührten ſich nicht.
Er ward vom König ohne Gnade in ſchwere Feſſeln gelegt und
in den Kerker geworfen. Drei Tage und drei Nächte ſaß er in
Ketten und Banden, und da er mit Recht das Todesurteil
fürch=
tete, bat er flehentlich und winſelnd um Gnade. Und Johann von
Leyden, dem es doch bedenklich ſchien, die Hinrichtung zu
vollzie=
hen, ſchenkte ihm wirklich die Freiheit und ſuchte ihn ſogar durch
allerlei Entgegenkommen um ſo feſter an ſich zu ziehen.
Rauſchende Feſte krok Nok und Gefahr.
Monat um Monat zernierte draußen vor den Wällen und
Toren das Belagerungsheer des Biſchofs, des rechtmäßigen Herrn,
die unbotmäßige, im Taumel des Wahnſinns erſtickende Stadt.
Man berannte Münſter — und wurde bei jedem Verſuch blutig
zurückgeſchlagen. Die Wiedertäufer waren tapfer und todesmutig,
das muß ihnen die Geſchichte beſcheinigen. Männer, Greiſe,
Wei=
ber und Kinder ſtanden unter den Waffen und verteidigten die
Stadt und das wiedertäuferiſche Regiment, obſchon ſie zu
Hunder=
ten ihr Leben ließen. Es ging nicht vorwärts mit der
Belage=
rung. Nur die Lebensmittel begannen knapp zu werden, zumal
der König und die Seinen alles Getreide, alles Vieh, alle
Roh=
ſtoffe, allen Schmuck, alles Geld an ſich gebracht und in eigene
„Verwaltung” genommen hatten. Davon konnte man ſchon leben.
Und ſo herrſchte denn, trotz der Gefahren, die von draußen
drohten, und trotz der beginnenden Not in der Stadt, am Hofe
des Königs in den letzten Monaten des Jahres 1534 und zu
Be=
ginn des folgenden ein gar herrliches Leben. Von Zeit zu Zeit
verſammelte der Herrſcher in ſeinem Palaſt die Würdenträger des
Reiches und veranſtaltete mit ihnen rauſchende Gelage. Da aßen
ſie und tranken und — liebten .. . und waren guter Dinge. Auch
für Tafelmuſik hatte der hohe Gaſtgeber geſorgt, und um auch der
geiſtigen Nahrung nicht zu vergeſſen, ließ er durch ſeinen Vorleſer
in angemeſſenen Zwiſchenräumen ein Kapitel aus dem alten
Teſtament vortragen. Nach dem Mahl aber „begannen ſie zu
tan=
zen und zu hofieren mit den ſchönen Frauen”, wie es in einer
alten Chronik heißt. So trieben ſie es Nacht für Nacht.
Aber nicht nur ſeine Beamten, ſondern auch das gemeine Volk
ſuchte der König bei guter Laune zu erhalten. Eines Tages ließ
er unter dem Vorwand, daß die Stunde gekommen ſei, wo das
„Volk Iſrael” unter ſeinem König ausziehen ſolle in das Land,
das da verheißen ſei, alle Männer und Frauen Münſters
reiſe=
fertig zuſammentreten. Als ſie herbeigeeilt waren und in
blin=
dem Gehorſam auf den Befehl warteten, der ſie hinausführen
ſollte, erſchien der König in feierlichem Ornat mit Krone und
Szepter und verkündete ihnen, die Stunde ſei noch nicht
gekom=
men, aber er habe ihren Glauben prüfen wollen und bitte ſie nun,
bei fröhlichem Gelage ſeine Gäſte zu ſein. Es waren etwa 2000
Männer und bis zu 9000 Frauen. Für alle dieſe waren auf dem
Platz vor dem Dom Bänke und Tiſche bereitet, an denen ſie ſich
zum Mahle niederließen.
uß folgt.)
Seite 10 — Nr. 179
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 2. Juli 1935
Der Führer eröffneke die Aukobahnkeilſtrecke
Gute Geſchäfte mit — Menſchenköpfen.
Machtlos gegen die Kopfjägerei auf den malaiiſchen Inſeln. — Die böſe Konkurrenz am Amazonas.
5 Pfund Sterling für einen Menſchenſchädel. — Einträgliche Stammesfehde. — 200 Menſchenköpfe
Am Samstag wurde die zweite Teilſtrecke der Reichsautobahn München — Holzkirchen durch den
Führer und Reichskanzler feierlich dem Verkehr übergeben. Unſer Bild zeigt den Führer in ſeinem
Wagen ſtehend, wie er die Vorbeifahrt der Wagen mit den an der Herſtellung der Autobahn
Be=
teiligten abnimmt. (Preſſe=Illuſtration Hoffmann.)
Vom Erdbeben im würkkembergiſchen Oberland.
Das Erdbeben, das in der vergangenen Woche das ſüdliche Deutſchland heimſuchte, hat im
württem=
bergiſchen Oberland beträchtlichen Schaden angerichtet. In Kappel bei Buchau erſchütterten die
erſten Erdſtöße die Kirche ſo ſtark, daß Teile des Turmes einſtürzten und das Kirchendach de
Hauptſchiffes durchſchlugen. Unſer Bild zeigt dieErdbebenzerſtörungen an der Kirche von Kappel
Buchau. (Scherl=M.)
Nene Zwei= und Fünf=Mark=Stücke.
auf Vorbeſtellung. —
Daß drunten auf den malaiiſchen Inſeln die
Kopfjägerei noch immer in Schwung iſt, daß
bis=
her alle Abwehr= und Strafmaßnahmen nicht den
gewünſchten Erfolg hatten, daß noch immer
Men=
ſchen zur Beute blutrünſtiger Kopfjäger werden,
das weiß man. — Daß aber drüben in Amerika,
an den Ufern des Amazonas,
ähnliche, ja vielleicht noch grauenhaftere Zuſtände
herrſchen, iſt bisher kaum bekannt.
Als einer meiner Freunde, der lange drüben
in Südamerika lebte und auf Grund ſeiner
beruf=
lichen Stellung Einblick in das geheime und
ge=
heimnisvolle Leben Südamerikas gewonnen hatte,
mir von den Kopfjägern des Amazonas erzählte
und ihrem kaum glaublichen Treiben, da wollte
ich es nicht recht glauben. Die Beſtätigung fand
ſich jetzt in den jüngſten Berichten von
Süd=
amerikareiſenden, Globetrottern und
Wiſſen=
ſchaftlern.
Unheimliches Südamerika.
In den Häfen des Atlantik liegen die großen
Dampfer für die Rückfahrt nach Europa oder nach
Nordamerika bereit. Paſſagiere ſteigen zu,
Men=
ſchen aller Klaſſen und Berufe: braſilianiſche
Miſchlinge, Söhne und Töchter von weißen
Vä=
tern und roten Müttern ſtehen am Kai, ſchleichen
ſich an die einſteigenden Paſſagiere heran. Sie
zerren etwas aus den Kleidern — grauenhaft:
ein kleiner Menſchenſchädel iſt es, mit
eingefal=
lenen Zügen, pergamentener Haut, unheimlich
langen Haaren. Ein wirklicher Menſchenſchädel,
auf dem ſich noch alle Phaſen des Todeskampfes
bemerkbar machen.
Mancher tritt ſchaudernd ob ſolchen Anblickes
zurück. Aber viele kaufen ſich den kleinen Schädel
als Andenken an das geheimnisvolle Südamerika,
hängen es zu Hauſe auf als Erinnerung an eine
fremde Welt, in die nun der Mammon
einge=
drungen iſt und ſeine Opfer fordert. Denn auch
mit dieſen kleinen Menſchenköpfen,
den fürchterlichſten Andenken, die man ſich
denken kann,
die übrigens auch noch den Namen „Mammons”
führen, wird ein ſchwunghafter Handel getrieben.
Einheimiſche Händler, Indios, geriſſene
Miſch=
linge ſind durch dieſen Handel ſchon reich,
gewor=
den, denn der Abſatz dieſer fürchterlichen Köpfe
iſt glänzend, ein Exportartikel für alle Welt.
Selbſt im Norden Ameribas, und ſogar — in
Paris kann man gegen ſehr hohe Preiſe ſolche
Mammons erſtehen.
Der Amazonasdiſtrikt iſt die „
Hauptproduk=
tionsſtätte” für dieſe Schädel, die der eine Stamm
* Neues Unheil
um den Blauen Diamanken.
In den letzten Jahren hat man viel von dem
Unheil gehört, das an gewiſſe Steine oder Perlen
geknüpft ſein ſoll. So vernahm man von einem
Perlenſchmuck, der jeder Beſitzerin unweigerlich
nach einigen Jahren eine unheilbare Krankheit
auf den Hals geladen haben ſoll. Ein ruſſiſcher
Kronſchmuck hat angeblich nicht weniger Unglück
auf alle jene Perſonen herniedergezogen, die den
Schmuck trugen oder ſpäter als Zwiſchenhändler
mit ihm zu tun hatten. Aber es gibt kaum einen
Stein, um den ſich ſo viele merkwürdige
Geſchich=
ten ranken wie um den blauen Diamanten, der
auch unter dem Namen Hope=Diamant bekannt iſt.
Er hat eine lange Geſchichte, die genau
nach=
geprüft werden kann ſeit jenem Zeitpunkt, als
Maria Antoniette unter dem Fallbeil ſtarb. Was
an dieſer Geſchichte des Blauen Diamanten
Wahrheit und was ſpäter hinzugedichtete Legende
iſt, kann natürlich in den Einzelheiten nur ſchwer
kontrolliert werden. Immerhin kennt man die
große Zahl der Beſitzer im Laufe der Jahre und
Jahrhunderte.
Gewiſſenloſe Händler.
den Feinden abnimmt, Schädel von Menſchen, die
aus dem Hinterhalt grundlos mit giftigen Pfeilen
niedergemacht werden. Jetzt iſt die beſte Zeit für
die Austragung von Stammesfehden, jetzt
blüht das Geſchäft. Denn für die Köpfe zahlen
die Händler auch nach unſeren Begriffen hohe
Preiſe, 5 engliſche Pfund, immerhin gut 80 Mark,
werden für einen einzigen dieſer präparierten
Schädel bezahlt. Und dieſe Summe lockt die
In=
dianer vom Amazonas zu immer neuen
Ver=
brechen, zu neuen Morden unter den Artgenoſſen.
Zu beſtimmten Zeiten ſetzen immer wieder die
Stammesfehden ein, weil der Angehörige des
einen Stammes ein Mitglied, des benachbarten
Stammes überfallen hatte, ihm einen giftigen
Pfeil mit unübertrefflicher Sicherheit in den Hals
jagte, ihm den Kopf abſchnitt und wieder 5 Pfund
verdient hatte.
Blutrache als Induſtrie.
Nach dem Geſetz der Blutrache entſpinnt ſich
nun ein neuer Kampf, ein Kampf ganzer
Stämme: Nicht einer oder zwei Tote bleiben auf
dem geheimnisvollen Schlachtfeld im
undurch=
dringlichen Amazonasdſchungel, — nein, Dutzende,
Hunderte . . . Das gibt nun gute Geſchäfte, denn
— die Agenten haben ſchon im voraus auf die
Schädelbeute des Kampfes Beſtellungen und
Ver=
träge abgeſchloſſen. 5 Pfund werden für jeden
ein=
zelnen präparierten Schädel bezahlt, zu einem viel
höheren Preis werden die „Mammons” an die
Intereſſenten verkauft.
Die Methoden der Präparierung
ſind uns nicht bekannt, ſondern werden von den
Indianern als ſtrenges Geheimnis gehütet. Erſt
durch Thomas Daring, der eben in ſeinem Buche
„Ausbeuter der Natur” Einzelheiten über dieſes
verwerfliche Geſchäft mit Menſchenſchädeln
be=
kannt gibt, erfährt man etwas von den
Geheim=
niſſen der Kopfjäger Südamerikas. Danach wird
der Schädelknochen mit Steinen zermalmt, und
die Haut wird mit verſchiedenen geheimnisvollen
Säften präpariert, zu Pergament gemacht, das
nicht zerfällt. Das Geſicht, in dem ſich noch die
Schrecken der letzten Lebensſekunden des Getöteten
abzeichnen, wird in heißem Sand zum Schrumpfen
gebracht.
Ein fürchterliches Geſchäft, das ſich dort am
Amazonas und an den Küſten des Atlantik
ab=
ſpielt! Durch das Treiben der Händler, durch ihre
Lockungen und Angebote werden ewig neue
Stam=
meskämpfe heraufbeſchworen, denen immer mehr
Menſchen zum Opfer fallen, die ganze Stämme im
Amazonasgebiet zum Ausſterben bringen. G. S.
(Nachdruck, auch auszugsweiſe, verboten.)
Nachweisbar wurde ein ruſſiſcher Fürſt, der ſich
lange des Beſitzes des Steines rühmte, ermordet.
Ein ſpäterer Beſitzer ſoll der Sultan Abdul
Ha=
mid geweſen ſein. Bekanntlich verlor Abdul
Hamid unter recht tragiſchen Umſtänden ſeinen
Thron.
In den letzten 10 Jahren war der Blaue
Dia=
mant im Beſitz zweier ameribaniſcher Familien,
aus deren Haus er ſpäter auf dem Wege über
einen Londoner Juwelenhändler in den Beſitz der
Schauſpielerin May Smuts überging. Dieſe May
Smuts glaubte dem Schickſal bzw. den böſen
Ge=
ſchichten, die ſich an den Blauen Diamanten
knüpf=
ten, trotzen zu können, und erwarb den Stein
gegen eine erhebliche Summe. Sie war bislang
eine der eleganteſten Frauen des New Yorker
Kunſtlebens. Angeblich ſetzte nun genau mit dem
Zeitpunkt der Erwerbung des Steines eine
Pech=
ſträhne bei May Smuts ein.
Sie trug auch den Stein, als ſie vor einigen
Tagen eine hohe Steintreppe hinunterſtürzte. Sie
zog ſich eine ſchwere Schädelverletzung und innere
Verletzungen zu. Selbſtverſtändlich ſind es nichts
anderes als unglückliche Zufälle, die um einen
derartigen Stein Legenden entſtehen laſſen, wenn
natürlich auch das Zuſammentreffen mitunter
verblüffen muß.
Reich und Ausland.
Chronik des Tages.
Auf dem König=Georg=Schacht im
Steinkohlen=
werk Zauckerode bei Freital wurden zwei
Berg=
leute durch hereinbrechendes Geſtein veſchüttet.
Ein dritter Bergmann, der ſich ebenfalls an der
Unglücksſtelle befand, konnte ſich in Sicherheit
bringen. Mit dem Tode der beiden Verſchütteten
muß gerechnet werden. Ihre Leichen konnten
bis=
her noch nicht geborgen werden.
In einer Wohnung in Berlin=Steglitz ereignete
ſich Montag vormittag eine ſchwere Gasexploſion.
Eine Frau hatte aus ſelbſtmörderiſcher Abſicht den
Gashahn geöffnet und fand dabei den Tod, eine
andere wurde ſchwer und eine dritte leicht
ver=
letzt. Durch die Exploſion entſtand in dem Hauſe
großer Sachſchaden. Es wurden mehrere Wände
eingedrückt; ein großer Teil der Fenſterſcheiben
ging in Trümmer und auch die darunter und
darüberliegenden Wohnungen haben unter der
Exploſionsauswirkung ſtark gelitten.
Im Kreiſe Stolpce in Oſtpolen brannte das
Städtchen Maliboki faſt völlig nieder. 50 Gehöfte
mit über 200 Gebäuden wurden vernichtet. Im
gleichen Kreiſe entſtanden in zwei Dörfern größere
Schadenfeuer, durch die ſehr viele Bauerngehöfte
vernichtet wurden.
In der Kohlengrube von Bagdighi im Bezirk
Dhanbad (Britiſch=Indien) ereignete ſich in der
Nacht zum Montag ein ſchweres
Bergwerks=
unglück, das insgeſamt 16 Tote und 23 Verletzte
forderte. Zunächſt hatte ſich in der Grube eine
kleinere Exploſion ereignet, durch die vier Mann
von der 150 Mann ſtarken Nachtbelegſchaft getötet
wurden. Sämtliche Bergleute fuhren darauf
eiligſt aus. Während ſie aber noch am
Gruben=
eingang ſtanden, erfolgte eine weitere ſchwere
Exploſion, durch die zwölf Bergleute getötet und
23 verletzt wurden.
Eine alpiniſtiſche Glanzleiſtung zweier deutſcher
Bergſteiger.
Aoſta. Eine alpiniſtiſche Glanzleiſtung erſten
Ranges vollbrachten die beiden deutſchen
Alpi=
niſten Peters und Mayer mit der von ihnen jetzt
durchgeführten Erſtbeſteigung der Nordwand der
Grandes Joraſſes im Montblanc=Gebiet, die ſich
mit 4200 Metern natürlicher Höhe 1500 Meter
hoch über den Leſchaux=Gletſcher auftürmt.
Zahl=
reiche Alpiniſten aller Nationen hatten bisher
ohne Erfolg die Bezwingung dieſer Wand
ver=
ſucht; viele hatten dabei ihr Vorhaben mit dem
Leben bezahlen müſſen. Die beiden deutſchen
Al=
piniſten waren am Freitag in Chamonix
ange=
kommen, ohne jedoch jemandem von ihrem
Vor=
haben Mitteilung zu machen. Nachdem ſie die
Nacht im Biwak zugebracht hatten, ſetzten ſie am
Samstag früh vor Sonnenaufgang die Klettexei
fort und erreichten nach 17ſtündigem Klettern die
Walker=Spitze. Mit der Eroberung der Nordwand
der Grandes Joraſſes iſt das letzte große
alpi=
niſtiſche Problem der Weſtalpen gelöſt worden.
Profeſſor Ferdinand Sauerbruch,
der weltberühmte Chirurg, feierk am 3. Juli
ſeinen 60. Geburtstag. (Scherl=Bildarchiv=M.)
EP. Tokio. Bei den jüngſten
Ueberſchwem=
mungen in Mitteljapan ſind nach den bisherigen
Feſtſtellungen 90 Perſonen ums Leben gekommen,
130 wurden verletzt, 1700 Häuſer ſind ganz oder
teilweiſe zerſtört. In den Induſtriebezirken von
Oſaba, Kobe und Kioto, die am ſchwerſten durch
den Wolkenbruch und das Hochwaſſer gelitten
haben, ſind etwa 120 000 Häuſer unter Waſſer
ge=
ſetzt worden. Ueber 20000 Einwohner ſind
ob=
dachlos geworden. Der Sachſchaden wird auf viele
Millionen geſchätzt. Die Regierung hat zur erſten
Hilfeleiſtung 15 Millionen Yen bereitgeſtellt.
Die Staatliche Münze in Berlin iſt zurzeit mit
der Prägung neuer Zwei= und Fünfmarkſtücke
be=
ſchäftigt, die auf der Schauſeite in der Mitte den
Kopf des verewigten Reichspräſidenten von
Hin=
denburg im Profil tragen. Die Wertſeite der
Münzen gleicht denen der Münzen mit der
Pots=
damer Garniſonkirche, jedoch tragen ſie in der
unteren Hälfte die Bezeichnung „Reichs 2 mark”
oder „Reichs 5mark”. (Preſſe=Bild=Zentrale=M.)
Großer Bootshausbrand bei Spandan.
DNB. Berlin. In der Nähe der
Heeres=
ſtraßenbrücke brach am Sonntag abend in einem
großen Bootshaus ein Brand aus, der erheblichen
Schaden anrichtete. Zur Bekämpfung des Feuers
wurden ſechs Löſchzüge eingeſetzt. Es erwies ſich
als notwendig, kilometerlange Schlauchleitungen
über die Heerſtraße zum Brandherd hin zu legen.
Infolgedeſſen mußte der geſamte Verkehr auf der
Heerſtraße geſperrt werden, was bei dem großen
Ausflüglerverkehr zu ſtarken Störungen führte.
Vernichtet wurden etwa 35 Paddelboote, drei
Motorboote, ein Kraftwagen, zwei Motorräder
und etwa 40 Fahrräder. Etwa 100 Boote konnten
unter größter Anſtrengung noch in Sicherheit
ge=
bracht werden. Außerhalb des Bootshauſes
ver=
nichteten die Flammen zwei Wochenendhäuſer
ſo=
wie einen Schuppen.
Die Opfer der japaniſchen
Ueber=
ſchwemmungskakaſtrophe.
Nummer 129
Dienstag, 2. Juli
Sicherung des Auslandseigentums.
Bonerrccht and Priouieigemam.
Profeſſor Dr. Carl Lüer, der Leiter der
Reichs=
gruppe Handel und Präſident des Rhein=Mainiſchen
Induſtrie= und Handelstages, führt in der (in der
Schweiz erſcheinenden) internationalen Enquete:
Le Sequestre de la propriété privée en temps du
guerre (Die Sequeſtration des Privateigentums in
Kriegszeiten) unter anderem aus:
WPD. Kaum ein Grundſatz des Völkerrechts ſchien feſter
fundiert als der der Unverletzlichkeit des
Privat=
eigentums im Kriege. Die Kriegsmaßnahmen gegen das
deutſche Privateigentum in faſt allen Ländern unſerer ehemaligen
Kriegsgegner ſowie deren Kolonien haben zum erſten Male in
der modernen Geſchichte ein Verlaſſen dieſes
Grund=
ſatzes gezeitigt. Im Verſailler Vertrag wurde dann
bekannt=
lich das ſequeſtrierte Eigentum als „ſofort greifbarer
Vermögens=
wert” einbehalten; und zwar zum großen Teil als
Kriegskontri=
bution. Dem Syſtem der Sequeſtration war Deutſchland im
Kriege nur ſehr zögernd gefolgt. Nach dem Kriege hat es das
in Deutſchland befindliche ausländiſche Eigentum vollkommen
zurückerſtattet; ſoweit es bereits liquidiert war, ſind die Erlöſe
und darüber hinaus Entſchädigungen für Mindererlöſe den
An=
gehörigen der fremden Mächte in fremder Währung ausgezahlt
worden. Somit ſind die Angehörigen der ehemaligen
Feind=
mächte voll entſchädigt worden.
Im Gegenſatz hierzu iſt das Eigentum von Hunderttauſenden
von deutſchen Privatperſonen bisher ohne angemeſſene
Entſchädi=
gung geblieben. Der Wert dieſes Eigentums iſt
vor=
ſichtig auf etwa 12 Milliarden Mark geſchätzt, ungerechnet die
ideellen Werte, konds de commerce uſw. Hunderttauſende von
Ein=
zelperſonen ſind auf dieſe Weiſe des Ertrages ihrer Lebensarbeit
verluſtig gegangen, nur weil ſie Angehörige einer kriegführenden
Macht waren, die im Kriege unterlegen iſt.
Dieſer hiſtoriſche Tatbeſtand darf bei der wiſſenſchaftlichen
Behandlung des vorliegenden Problems nicht zu ſehr in den
Hin=
tergrund treten, wenn eine zukünftige Neuregelung dieſes
völker=
rechtlichen Problems angeſtrebt werden ſoll. Die Internationale
Handelskammer hat auf ihrem Kongreß in Wsſhington im Jahre
1930 Grundſätze für eine ſolche Neuregelung vorgeſchlagen, die
mir eine gute Grundlage zu ſein ſcheinen für neue
zwiſchen=
ſtaatliche Konventionen.
Es bedarf keiner beſonderen Hervorhebung, daß das neue
Lebhafter ſüddeulſcher Eiſenmarkk.
Das Geſchäft am ſüddeutſchen Eiſenmarkt iſt im allgemeinen
ſehr günſtig, der Eingang in Spezifikationen in allen
Erzeug=
niſſen recht gut. Die Belebung der Bautätigkeit, wobei
aller=
dings die private Bautätigkeit noch etwas kurz tritt, vor allem
der Bedarf der öffentlichen Hand, und nicht zuletzt der der
wei=
terverarbeitenden Induſtrie, hier beſonders die gute
Beſchäfti=
gung der Automobilinduſtrie, führte auf ziemlich allen Gebieten
zu reger Nachfrage. Auch die Eiſenhändler ſpezifieren für die
Auffriſchung ihrer Lagervorräte, ziemlich flott. Die Lieferung
durch die Saarwerke in das ſüddeutſche Gebiet, dem natürlichen
Abſatzgebiet für Saareiſen, iſt nach wie vor erheblich. Umgekehrt
enthalten ſich bekanntlich reichsdeutſche Firmen der Lieferung in
das Saargebiet. Die bei den Werken durch die Zuteilung von
Aufträgen hervorgerufene ſtärkere Beſchäftigung führte dazu, daß
zwar Form= und Moniereiſen noch prompt geliefert werden,
wäh=
rend im übrigen für alle Sorten, ſoweit es ſich um zu walzendes
Material handelt, bereits verlängerte Liefertermine notwendig
werden.
I. Marktbericht des Obſt= und Gemüſegroßmarktes Weinheim
vom 30. Juni. Kirſchen a) 22—32, b) 12—21, c) 10—12:
Erd=
beeren a) 20—26, b) 18—20. c) 17—19: grüne Stachelbeeren 10
bis 13, reife Stachelbeeren 15—19; Johannisbeeren 17—20;
Him=
beeren 23—28; Birnen 30. Anfuhr 400 Zentner, Nachfrage ſehr
gut.
Mannheimer Getreidemarkt vom 1. Juli. Es notierten
Biertreber mit Sack 16,50, Malzkeime 14.50—16,00, Trockenſchnitzel
ab Fabrik 9,24, Rohmelaſſe 6,32, Steffenſchnitzel 10,84, neues
Wieſenheu loſe 6,00—6,50, Rotkleeheu 6,50—7,00, Luzernekleeheu
7,50. Die übrigen Notierungen ſind unverändert.
Frankfurter Getreidemarkt vom 1. Juli. Das Angebot in
Brotgetreide hat ſich weiter verringert und die Mühlen
bekun=
den gute Aufnahme, insbeſondere für Weizen. Der
Futte=
getreidemarkt lag in Erwartung des Beginns des Schnitts für
neue Wintergerſte abwartend. Hafer blieb ſtark geſucht, war
aber nicht angeboten. Der Futtermittelmarkt lag ſtill, ölhaltige
Futtermittel ſowie Kleie blieben gefragt. Das Mehlgeſchäft lag
ſehr ſtill. Es notierten (Getreide je Tonne, alles übrige je 100
Kilogramm) in RM.: Weizen W 9 210,00. W 13 214,00, W 16
218.00: Roggen R 9 170,00, R 13 174,00. R 15 178,00 (
Groß=
handelspreiſe der Mühlen des genannten Preisgebiets);
Futter=
gerſte G 9 172.00, G 11 175,00, G 12 177,00; Hafer H 13 170,00,
H 14 172,00 (Großhandelspreiſe ab Station, bei Waſſerverladung
über 100 Tonnen 3,00 RM. mehr); Weizenmehl W 13 27,70.
W 16 28.15; Roggenmehl Type 997 R 13 23,80 Type 815 R 13
24,30, Type 997 R 15 24,20, Type 815 R 15 24,70 (plus 0,50 RM.
Frachtausgleich); „Weizennachmehl 17,25, Weizenfuttermehl 13,50,
Weizenkleie W 13 10,92, W. 16 11,13: Roggenkleie R 13 1020,
R 15 10,44 (Mühlenfeſtpreiſe ab Mühlenſtation); Soyaſchrot mit
Monopolzuſchlag 13.00; Palmkuchen m. M. 13,30: Erdnußkuchen
m. M. 14,50 (Fabrikpreiſe ab ſüddeutſcher Fabrikſtation); Treber
16,75: Trockenſchnitzel —: Heu — Weizen= und Roggenſtroh
drahtgepreßt 5,20—5,30, dito gebündelt 5.10. Kartoffeln:
Erſtlinge 8,10 RM. per 50 Kilogramm. Tendenz; ſtarke
Nach=
frage.
Diehmärkke.
Darmſtädter Viehmarkt vom 1. Juli. Aufgetrieben waren
515 Schweine. Die Preiſe ſtellten ſich auf a) —, b) 47—51,
c) 46—51, d) 45—51 Pfg. pro Pfund. Es wurden verkauft in
Klaſſe a) 3, b) 97. c) 297, d) 79 Stück. Marktverlauf ſchleppend,
geringer Ueberſtand.
Mannheimer Viehmarkt vom 1. Juli. Auftrieb: 47 Ochſen,
47 Bullen, 193 Kühe, 101 Färſen, 661 Kälber, 20 Schafe 1824
Schweine, 4 Ziegen. Marktverlauf: Rinder lebhaft, Kälber
mittel, Schweine mittel. Preiſe: Ochſen a) 42, b) 41, c) 38—40:
Bullen a) 42, b) 41. c) 37—40: Kühe a) 39—42, b) 33—38, c) 27
bis 32, d) 22—26; Färſen a) 59—62, b) 52—58, c) 42—51, 0) 32
bis 41; Schafe und Ziegen nicht notiert; Schweine a1) 50—52,
a2) 48—52, b) 49—52, c) 47—51, g2) 43—46, alles übrige
ge=
ſtrichen.
Frankfurter Viehmarkt vom 1. Juli. Auftrieb: Rinder 565
(gegen 725 am letzten Montagsmarkt, darunter befanden ſich 32
Ochſen, 50 Bullen, 311 Kühe und 172 Färſen, ferner wurden 2
Kühe zum Schlachthof direkt zugeführt. Kälber 576 (607), Schafe
37 (25), Schweine 3487 (3475). Notiert wurde pro 1 Zentner
Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 42 (am 24. Juni 42), b) 42
(42), c) 41 (41), d) 36—39 (—); Bullen a) 42 (42), b) 41—42
(41), c) 39—40 (40—41), d) 37—38 (36—38); Kühe a) 41—42
(41—42), b) 37—41 (35—41) c) 30—36 (28—34), d) 22—29 (20
bis 27); Färſen a) 42 (42), b) 41 (41—42), c) 40—41 (39—41).
d) 33—39 (34—38): Kälber a) 57—60 (58—60), b) 51—56 (50
bis 57), c) 41—50 (41—49), d) 28—40 (30—40); Hammel b2) 36
bis 37 (39—40); Schafe nicht notiert; Schweine a1) 46—50
(47—51), a2) 46—50 (47—51), b) 46—51 (47—51), c) 45—51
(47—51). d) 42—50 (44—50). e) 42—45 (37—46), Sauen g1) 44
bis 46 (43—46), g2) 40—43 (38—42). Marktverlauf: Rinder ſehr
lebhaft ausverkauft; Kälber, Hammel und Schafe ruhig,
aus=
verkauft; Schweine ſchleppend. Ueberſtand (91 Stück).
Deutſchland, das gegen den Kommunismus ſiegreich vorgegangen
iſt, ſich zur Unverletzlichkeit auch von Ausländereigentum bekennt.
Der Begriff des Privateigentums hat im Dritten Reich nur
in=
ſofern einen neuen Inhalt bekommen, als man aus der Idee des
Primates des Gemeinnutzes ſeine mißbräuchliche Verwendung zum
Schaden der Volksgemeinſchaft verhindern will. Somit iſt aber
das neue Deutſchland auch umgekehrt an ſeinem Schutz
inter=
eſſiert. Dies gilt in gleicher Weiſe für Kriegs= und
Friedens=
zeiten. Seit altersher iſt der Schutz des Privateigentums in
Kriegszeiten deutſches Gewohnheitsrecht.
Was die ebenfalls in der Enquete behandelte Frage der
Goldklauſel betrifft, ſo hat Reichsbankpräſident Dr. Schacht
in der letzten Zeit oft genug zum Ausdruck gebracht, daß
Deutſch=
land unter keinen Umſtänden bereit iſt, den vielfachen
Währungs=
experimenten des In= und Auslandes zu folgen. Die berufenen
deutſchen Stellen beklagten es im Gegenteil, daß man in
zahl=
reichen anderen Ländern den Verſuch macht, wirtſchaftliche
Schwierigkeiten durch währungspolitiſche Maßnahmen zu
über=
winden. Derartige Maßnahmen haben immer eine
unmittel=
bare Erſchütterung von Vertragsrechten zur Folge
und bedeuten ſomit eine weitere Untergrabung der ohnehin durch
die Konfiskation von Privateigentum im Kriege bereits
erſchüt=
terten Rechtsordnung.
Gegenüber dieſer Feſtſtellung wird häufig der Einwand
ge=
macht, daß die Auslandsgläubiger Deutſchlands ſeit einiger Zeit
vielfach in ihren Rechten geſchmälert würden. Da die
Gegei=
ſtände dieſer Enquete auch hiermit zuſammenhängen, ſei zur
Klä=
rung der Tatſachen folgendes hinzugefügt: Es wird von deutſcher
Seite höchſt bedauert, daß viele Auslandsgläubiger Deutſchlands
zur Zeit nicht zu ihrem vollen Recht gelangen können. Es wird
aber in der Erörterung oft vergeſſen, daß die deutſchen Schuldner
nicht zahlungsunwillig oder =unfähig ſind, ſondern in deutſcher
Währung ihren Verpflichtungen nachkommen. Es beſteht
ledig=
lich die Unmöglichkeit, dieſe Zahlungen in die fremde Währung
des Gläubigerlandes umzuwandeln mangels genügender Deviſen.
Dieſer Mangel iſt aber weſentlich verurſacht durch die Wegnahme
des deutſchen Eigentums im Auslande, die die Aufrechterhaltung
des deutſchen Außenhandels ungemein erſchwert hat. Dieſes
deutſche Auslandseigentum erbrachte nämlich einen jährlichen
Deviſenertrag im Gegenwert, von mehreren hundert Millionen
Reichsmark; darüber hinaus hat es die deutſche Ausfuhr
geför=
dert und hat auf dieſe Weiſe den Deviſenanfall vermehrt. Wie
die Reparationen, ſo können auch die deutſchen Nachkriegsſchulden
(die mit dieſen teilweiſe in wirtſchaftlichem Zuſammenhang
ſtehen) im Effekt nur durch deutſche Waren bezahlt werden. Der
alte Rechtsſatz „ultra posse nemo obligatur” gilt auch heute noch.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Der Antragszugang bei den öffentlichen
Lebensverſicherungs=
anſtalten. Im Mai ds. Js. wurden bei den im Verbande
öffent=
licher Lebensverſicherungsanſtalten in Deutſchland
zuſammenge=
ſchloſſenen 18 Anſtalten 24 453 Anträge mit 22,7 Mill. RM.
Verſicherungsſumme geſtellt gegenüber 12 111 Anträgen mit 19,7
Mill. RM. im Mai 1934. Die Zahl der Anträge iſt demnach
doppelt ſo hoch wie im gleichen Monat des Vorjahres.
Summen=
mäßig ſind in dieſem Jahre die erſten 100 Millionen RM.
An=
tragszugang mit dem Mai=Ergebnis bereits überſchritten worden.
Gprozentige Anleihe der Stadt Frankfurt a. M. von 1926.
Die Stadtverwaltung gibt bekannt, daß für dieſe Anleihe die
planmäßige Tilgung für 1935 von 191 200 GM. durch Ankauf
be=
wirkt iſt. Eine Verloſung findet daher nicht ſtatt.
Einlöſungs=
vückſtände aus früheren Verloſungen beſtehen nicht.
Voigt u. Haeffner A.=G., Frankfurt a. M. Das Geſchäftsjahr
1934 ſchließt nach einer Reihe von Verluſtjahren wieder mit
einem kleinen Gewinn von 1635 RM. (im Vorjahre noch 1.44
Mill. RM. Verluſt), der nun vorgetragen wird. Der
Betriebs=
ertrag verdoppelte ſich auf 7,33 (3,9) Mill. RM. Die Gewinn=
und Verluſtrechnung enthält die Merkmale der erhöhten
Beſchäf=
tigung. Der Geſamtauftragseingang war beträchtlich höher, er
entfiel vollſtändig auf das Inland. Die Belegſchaft ohne
Tochter=
geſellſchaften ſtieg auf 2340 (1740) Mann, man hofft, dieſe Höhe
halten zu können. Das Auslandsgeſchäft wurde unter weiteren
Preisopfern auf Vorjahreshöhe behauptet, obwohl faſt vollſtändig
das früher bedeutende Ruſſengeſchäft fehlte.
Berliner und Rhein=Main=Börſe.
Die Berliner Börſe ſetzte im neuen Monat überwiegend
befeſtigt, aber in ſtiller Haltung ein, wobei die fehlende Limite=
Erneuerung mitſprach. Anſcheinend gelangen noch hier Zinserlöſe
zur Anlage. Jedenfalls führt man die anhaltende
Aufwärts=
bewegung der Reichsbahnvorzugsaktien, die geſtern wieder ¼
Prozent gewannen, hierauf zurück. Die Kuliſſe verhielt ſich
man=
gels neuer Anregungen abwartend. Von Montanwerte waren
Maxhütte 2 Prozent höher und die übrigen bei Veränderungen
bis ½ Prozent uneinheitlich. Kräftig befeſtigt waren Kaliwerte,
die etwa 2 Prozent im Durchſchnitt gewannen. Darüber hinaus
ſtiegen Salzdetfurth um 4 Prozent. Von chemiſchen Werten
waren JG. Farben (plus 1 Prozent) beachtet. Gummi= und
Linoleumwerte waren gut behauptet und Elektroaktien ½ bis
1½ Prozent höher. An den meiſten übrigen Märkten gingen die
Befeſtigungen kaum bis zu ½ Prozent. Reichsbankanteile
ſetz=
ten niedriger ein. Renten lagen gut gehalten. Im Verlauf blieb
die Haltung freundlich. Mannesmann waren insgeſamt 1
Pro=
zent befeſtigt. Auch Elektroaktien konnten weiter anziehen.
Eiſen=
bahnverkehrsmittel gewannen 1 Prozent. Renten lagen
unver=
ändert ſtill.
Die Rhein=Mainiſche Börſe ſetzte zum Wochenbeginn
in überwiegend feſterer Haltung ein, doch erreichte das Geſchäft
kein beſonderes Ausmaß. Vom Publikum lagen weiter kleine
Kauforders vor, während die Kuliſſe nach ihren Vorkäufen am
Wochenende ſehr zurückhaltend war. Beſondere Anregungen lagen
nicht vor, ſtarke Beachtung fand aber die Entſchließung der JHK.
zur Währungsfrage. Am Aktienmarkt ergaben ſich
durchſchnitt=
liche Befeſtigungen von ¼ bis ¼ Prozent. Einige ſog, „ſchwere
Werte” lagen darüber hinaus bis zu 3 Prozent feſter. So
Scheideanſtalt mit 235 (232), Akkumulatoren mit 174½ (171) und
Siemens mit 180 (178). Montanaktien lagen zumeiſt nur knaop
behauptet bei Rückgängen bis zu ½ Prozent. Etwas höher lagen
nur Mannesmann und Stahlverein. Von chemiſchen Werten
lagen Farben ſchwankend, 151½—151½—151¾ (151), Schiffahrts=
und Verkehrswerte lagen bis 5s Prozent freundlicher. Feſt
notierten Metallgeſellſchaft mit plus 1½ Prozent auf 108½ (107).
Der Rentenmarkt war ziemlich vernachläſſigt. In der
Altbeſitz=
anleihe lag wieder kleines Angebot vor (minus ½ Prozent),
Im Verlaufe blieb das Geſchäft recht klein. Per Saldo ergaben
ſi chmeiſt weitere Beſſerungen. JG. Farben hielten ſich bei 1513
Das variable Rentengeſchäft war minimal. Am Pfandbriefmarkt
erhielt ſich kleine Kundennachfrage bei meiſt unveränderten Kurſen.
Angeſichts der nur kleinen Publikumsaufträge verhielt ſich
die Kuliſſe auch an der Abendbörſe ſehr abwartend, und da auch
neue Limite nicht vorlagen, nahm das Geſchäft einen ſehr
ruhi=
gen Verlauf. Die feſte Grundtendenz konnte ſich erhalten. Am
Anleihemarkt herrſchte ſtarke Geſchäftsſtille.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Die aus dem Deutſchen Brauerbund hervorgegangene
Wirt=
ſchaftsgruppe Brauerei veranſtaltet Anfang Juli in Baden=Baden
eine Tagung, auf der beſonders die Fragen des Wettbewerbs, der
Wirtſchaftsorganiſation, des bayeriſchen Bierpreisabſchlages unv
der Ausfuhrförderung behandelt werden.
Der Fehlbetrag des amerikaniſchen Staatshaushaltes im
Steuerjahr 1934/35, das am Sonntag abſchloß, beläuft ſich auf
rund 3,5 Milliarden Dollar (im Vorjahre 3831 Mill. Dollar).
Die öffentliche Schuld iſt im vergangenen Steuerjahr um 1612
Mill. auf 28,7 Milliarden Dollar angeſtiegen.
Der Vorſitzende des amerikaniſchen Grubenarbeiterverbandes,
John Lewis, hat am Samstag den Streikbefehl für die 420000
Mitglieder des Verbandes gegeben. Die Grubenarbeiter
for=
dern eine Erhöhung der Löhne und Verkürzung der Arbeitszeit.
Me
Stellvertr. Hauptſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik: Rudolf Mauve; tür den Schlußdienſt:
Andreas Bauer; für den lokalen Teil: Mar Streeſe; für das Feuilleton und die
„Gegenwart‟: Dr. Herbert Nette; für „Reich und Ausland”: i. V. KarlBöhmann;
für den Handel: i. V. Andreas Bauer; für den Sport: Karl Böhmann
Anzeigen=
leiter: Willy Kuhle; für den Inhalt der Anzeigen verantwortlich: Paul Ziegler,
ſämtlich in Darmſtadt. D. A. V. 35. 20019. Pl. 3. Druck und Verlag: Darmſtädter
Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei, Darmſtadt, Rheinſtr. 23,
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Berliner Kursbericht
vom 1. Juli 1935
Oeviſenmarkt
vom 1. Juli 1935
Berl. Handels. Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bant
Hapag
Nordd. Llohzd
A. C. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
DeutſcheCont. Gas
Deutſche Erdöl
Nic
93.50
93.50
34.75
38.25
48.25
119.—
99.125
119.25
159.50
140.75
110.75
ie He
J. G. Farben
Geſ. f.elektr. Untern.
HarpenerBergbau
Hoeſch Eiſenund 1
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
glöchnerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Diif
151.625
129.—
111.50
108.—
93.75
126.75
102.—
122.75
89.125
74.50
ee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Weſtdte. Kaufhof
Vere’n. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werle
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke 11
Me
Aafe
183.75
35.50
84.5o
123.25
96.
11.375
121.—
58.—
126.375
126.—
144.50
Aegypten
Argentinien
Belgien
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemar,
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland.
3sland
Währung
ägypt. 2
1 Pap. Peſo
100 Belga
1 Milreis
100 Leva
1canad. Doll.
100 gronen
00 Gulden
12.Sg.
100 eſtl. Kr.
100 finn.Mk
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 iSl. Kr.
Ra
12.515
0.658
4i.885/4
0.139
3.047
2.469
54.55
46.87
12.215
68.43
5.385
16.39
2.353
188.80
55.28
Briei
12.545l
0.662
1.9gs
0-141
3.053
2.473
54.65
48.95
12.245
88.57
S.aasl
1.43
2.35,
169.14
55.40
Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoflowak
Türkei.
Ungarn
uruguah
Ver, Staaten
Währung
100 Lire
1 Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schilling
100 Eseudos
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas !:
1100 Tſch.=Kr.
1 türk. 4
100 Pengö
1 Geldpeſo
1 Dollar
GeldBrief
20.42 12
0.71
5. 649
80.92
St.40
48.95 4
11o9
e3.00
9.10
33.97
10.3451
1.57
Mace
2.471
20.46
0.720
5.661
81.08
St.52
19.05
11.77
63.12
S1.26
34.,08
0.365
tone
1.001
2.475
Durmſtädter und Karionatbant Suriftabt, Wlhate der Aresoher Sunz
Frankfurter Kursbericht vom 1. Juli 1935.
D
Gr. IIp. 1984
„. 1938
„ „ „1936
„ „ „ 1937
„.. 1938
„ Gruppe l ..
5 % Dtſch. Reichsanl.
49
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4½%Baden „v. 27
4½%Bahern v. 27
4½%beſſen. v. 28
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4½% Preuß. v. 28
2 Sachſen v. 27
4½%Thüringen 27
6% Dt. Reichsbahn=
Schätze .......
2 Dt. Reichspoſt=
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4½%......
Dtſch. Anl. Ausl.
+, Ablöſung..
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
1½%Bad.=Baden
4½%Berlin .v. 24
1 %Darmſtadt ..
½ %6 Dresden v. 26
%Frankfurt 28
%Geidelberg 26
LMainz. . ..
LMannheim2
2Münchenv. 29
½ %Wiesbaden28
4½%Geſſ. Landesb
% „ Goldobl.
5½% Heſſ.
Landes=
hyb.=Bk.=Liquid
103.6
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10.3
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Komm.=Obl. . ..
4½% Prß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
4½%0 Goldoblig.
4½% Landeskom.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Glbobl. R.11
4½% desgl. R.12
4½% Kaſſ.
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krebitk. Goldpfb.
4½ %Naſſ.
Landes=
bank Goldpfb..,
5½% Lig.-Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.-Anl.
„FAnsl. Ser. 1I
Ausl. Ser. II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
4½% Berl. Gyp. B.
5½, Lia.-Pfbr.!
4½% Frrf. Hhp.=B.
5½% „ Lig.=Pfbr.
Goldoblig.
2 Frlf. Pfbr. B.
„ Lig.=Pfr.
4½½Mein. Hyp. B.
5½% „ Lig.=Pfr.
4½½ Pfälz. Hyp. B.
5½
Lig.=Pfb.
4½% Rh. Hhp.=Bl.
5½% Lig.=Pfr.
4½% Golbobl.
4½% Südd. Boden=
Fred.=Bank..
5½% „ Lig.=Pfbr.
4½ %Württ. Ghp.
6% Daimler=Benz.
6%Dt. Linol. Werke
6%0 Klöcknerwerke.
92.5
94
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6%Mitteld, Stahl.
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6% SalzmanncCo.
6% Ver. Stahlwerke
5% „ RM.=Anl.
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J. G. Farben Bondsl:
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4½%0 Oſt. Schätze.
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A. E. G. ......
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Aſchaffbg. Brauereil
Zellſtoff.
Bad. Maſchinenſbr.
Bemberg, J. P. ..
Berl. Kraft u. Licht!
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Buderus Eiſen —
Cement Heidelberg
Karlſtadt.
F. G. Chemie, Baſell;
Chem. Werke Albert/
Chade (A=C) .
Contin. Gummiw..
Contin.=Linoleum.
Daimler=Benz...
Dt. Atl. Telegr. ./1
Erdöl ..
Dt. Gold=u.
Silber=
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Linoleum ....!
Dortm. Ritterbräu
Dhckerhoff & Widm.
Eichbaum=Werger.
Eleltr.,Lieferg.=Geſ.
„ Licht u. Kraftl!
Enzinger Union ..
EſchweilerBergwerk!”
Eßking. Maſchinen
Export=Malzfabrik.
Faber & Schleicher.
Fahr. Gebrüder.
F. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Feltc Gnillegume.
Franifurter Hof ..
Geſ.f.elektr. Untern.
Goldſchmidt, Th..
Gritzner=Nalſer.
Grün & Bilfinger..
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerke Füſſen=
Harpener Bergbau /1
Henninger, Lempf
HilpertArmaturfrb. 63.5
Hindrichs=Aufferm.!
Hochtief Eſſe
Holzmann Phil.
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Junghans ..
Kali=Chemie. ....
Aſchersleben.
glein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke ..
Knorr C. 6. ...."
Konſerven Braun.
Lahmeher & Co. .
Laurahütte.
Lech, Augs
Lokomf.K.
Löwenb.
Mainir.
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Mansfeld. Ber
Metallgeſ. Franff.
Miag, Mühlenbau.
Moenus..
MotorenDarmſtadi
Neckarwerk Eßling.
Sdenw. Hartſtein.
Park=u. Bürgerbr..
Nh. Braunkohlen.
Elektr. Stamm
Stahlwerle ...
Niebeck Montan. .
Roeder, Gebr. ..
Rütgerswerie..
Salzdetſurth Kali".
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind.
Schramm, Lackfabr.
Schuckert, Eleltr...
Schwartz, Storchen!:
Siemens & Halske
Neinigerwerfel
Sſidd. Zucker=A. 6. 1
Tellus Bergbau ..!1
Thür Liefer=Geſ.
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98.5
109
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105
20.5
175
70.5
122
115
180,75
189.5
107
Migeugen nd
Ber. Stahlwerke .. / 84.25
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Beſtbte, Kaufhof. / 357),
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Allg. Dt. Creditanſt. 83
Badiſche Bank .../124
Bk. f. Brauinduſtr 124.25
Baher. Hyp. u. W./ 90.25
Berl. Handelsgeſ. 1116.75
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Comm. u. Privatbk. 91.75
Dt. Ban 1u. Dise. 93.5
Dt. Efſ. u. Wechſel / 82.5
Dresdner Bank . . .! 92
Frankf. Bant....
Hhp.=Ban/l 96.75
Mein, Ohp=Ban1. 98
Pfälz. Shp.=Bank. 86.5
Reichsbank=An1. . /190
Rhein. Hyp.=Bank. /128.5
Südd. Bob.„Cr. Bk.
V1r1Notenban:. 92.5
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Allg. Lokalb. Kraftw/124
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Südd. Eiſenb. Geſ./ 81.5
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Dienstag, 2. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
außerdem werden wir noch eine Junkers Ganzſtahlmaſchine als
Transſportflugzeug mit heranziehen."
Die drei Männer von der Miſſion ſahen ſich beglückt an.
„Meine lieben, jungen Freunde”, ſagte der Profeſſor
be=
wegt. „Der Herrgott wird’s Ihnen mehr danken als wir es
ver=
mögen, daß Sie den Dienſt in der Nächſtenliebe allem anderen
vorangeſtellt haben."
Herzlich drückte er ihnen die Hände, und die beiden Aerzte
taten das gleiche.
Als Dr. Poeck den jungen Fred Marſhall anblickte, erſchrak
er faſt.
„Sie ſehen einem guten Bekannten von mir in Deutſchland
ſehr ähnlich, Mr. Marſhall”, erklärte er. „Wie aus dem Geſicht
geſchnitten.”
„So?. Wer ſoll das ſein, Miſter Poeck?‟
„Ein Herr Georg von Rapp. Aber jetzt nehmen Sie Platz,
wir wollen uns über alles gründlich ausſprechen. Halt —
Schweſter Margarete und Joan müſſen auch mit dabei ſein!“
Er öffnete die Tür und rief laut nach den beiden, die auch
ſofort erſchienen. Ueberraſcht blickten ſie auf die zwei jungen
Piloten.
„Ja, da ſtaunen Sie, Margarete! Es ſind doch nicht alle
davongeflogen, um ihrem Ehrgeiz zu frönen! Nein, nein,
be=
wahre! Dieſe zwei tapferen Männer wollen ſich die Sporen auf
dem Schlachtfelde des ſchwarzen Todes verdienen.”
Fred Marſhall und Jonny Myland wurden rot wie die
be=
ſchenkten Kinder, als ihnen Margarete und Joan herzlich die
Hände drückten.
„Wie glücklich machen Sie mich, Gentlemen!” ſagte Margarete
gerührt. „So war mein Bitten doch nicht umſonſt.”
„Es hätten ſich noch mehr der Miſſion zur Verfügung geſtellt,
Miß Margarete, aber Lord Carmennys hat allen abgeredet und
gemeint, daß die engliſche Botſchaft für ein paar Flugzeuge ſorgen
werde.”
„Sind Sie nicht der Sohn von Mrs. Marſhall, der
In=
haberin des Handelshauſes Marſhall Sons?” erkundigte ſich
Köble.
„Ja, Herr Profeſſor!”
„Ihre Mutter hat außerordentlich viel für die Kranken und
Armen getan. Es wird ihr ſchwer ankommen, daß jetzt der einzige
Sohn ſich einer großen Gefahr ausſetzt.”
„Gefahr?” warf Dr. Poeck ein. „Lieber Profeſſor, wir werden
die Gefahr von unſeren Piloten fernzuhalten wiſſen. Sie ſollen
uns bloß in Si=nong abſetzen und dann die Verbindung zwiſchen
Peking und Si=nong, oder wo wir wirken, aufrechterhalten. Ich
werde dafür ſorgen, daß ſie nicht unmittelbar in das Peſtgebiet
kommen.”
„Wir fürchten uns nicht!” fiel Fred ungeſtüm ein. „Setzen
Sie Ihr Leben aufs Spiel, dann werden wir’s ebenfalls tun!”
„Nein”, widerſprach Margarete lächelnd. „Das werden Sie
nicht tun! Unſere Expedition braucht Sie. Sie können uns nur
nützen, wenn Sie ſich geſund erhalten. Es kommt alles
dar=
auf an.”
(Fortſetzung
ROMAN VON WOLEGANG MARKEN
(28
„Und die europäiſchen Mächte?‟
Der Profeſſor zuckte die Achſeln.
„Die ſind nicht intereſſiert. Sie ſehen es ja: Die ganze Welt
ſchickt ihre Beſten mit den beſten Maſchinen auf einen
Rekord=
flug um die Welt, aber uns Flugzeuge zur Verfügung zu ſtellen,
daran denkt kein Menſch!“
„Wiſſen Sie, daß Schweſter Margarete ein großes Werk
ver=
ſucht hat?” fragte Dr. Schraff ernſt.
Verwundert ſah Poeck ihn an.
„Schweſter Margarete?‟
„Ich weiß es von meinem chineſiſchen Aſſiſtenten, der ganz
begeiſtert davon erzählte. In den Zeitungen ſtand natürlich nichts
davon.”
Und er ſchilderte den aufmerkſam Lauſchenden, wie
Mar=
garete auf dem Bankett vor den verſammelten Fliegern geſprochen
und ſie gebeten hatte, ihre Kräfte in den Dienſt der Nächſtenliebe
zu ſtellen, und daß alle Piloten einmütig zugeſagt hätten.
„Und . .. doch ſind heute alle zum Weiterflug geſtartet!“
verſetzte Poeck erregt.
„Ja, leider!” bemerkte der Profeſſor traurig. Dann fügte er
hinzu: „Jetzt verſtehe ich, warum Schweſter Margarete dem Start
beiwohnen wollte.
Poeck erhob ſich und ging erregt im Zimmer auf und ab.
„Für tauſend ſchöne, aber unnütze Dinge auf der Welt iſt
Geld vorhanden, und wir ſitzen hier feſt, plagen uns, daß wir
überhaupt an die Stellen kommen, wo die Hilfe des Arztes am
dringendſten gebraucht wird. Herrgott, warum macht man es
uns ſo ſchwer!“
Der Diener trat ein und meldete dem Profeſſor, daß ihn zwei
junge Herren zu ſprechen wünſchten.
Köble nahm die Karten und las: „Jonny Myland, Fred
Marſhall.”
„Ich laſſe die Herren bitten!” ſagte der Miſſionsleiter. Der
Diener verließ eilends den Raum, um gleich danach zwei junge
Männer einzulaſſen.
Der Profeſſor ging ihnen entgegen.
Sie grüßten höflich, und ihr Gruß wurde herzlich erwidert.
„Wir ſind gekommen”, nahm Myland als der ältere das
Wort, „um uns mit unſerer Maſchine der Miſſion zur
Ver=
fügung zu ſtellen. Wir haben einen zweimotorigen Fokker und
Dann tritt er zu Myland und ruft ihm zu: „Willſt du
mit=
machen?‟
„Nein, ich müßte mich zu Tode ſchämen!” erwidert der junge
Menſch leidenſchaftlich.
„Es geht mir nicht anders, Jonny! Wir bleiben und ſtellen
uns der Miſſion zur Verfügung.
„Ja, Fred! Das wollen wir tun!”
Mrs. Marſhall begreift dieſe plötzliche Wandlung nicht.
Sie iſt ſehr traurig, als ſich ein Flugzeug nach dem anderen
erhebt, und nur die Maſchine Nr. 35 einſam auf dem großen
Feld zurückbleibt.
Zeitungsberichterſtatter ſtürzen heran, gefolgt von den Herren
der Flugleitung.
Man beſtürmt die Piloten, fragt nach dem Grund ihres
Zurückbleibens. Fred Marſhall und Myland ſchweigen. Bis Lord
Carmennys erſcheint. „Warum ſtarten Sie nicht, Gentlemen?
fragt er mit gerunzelter Stirn.
„Das Gewiſſen, Sir” entgegnet Myland knapp, und Fred
nickt mit rotem Kopf und blitzenden Augen zu ſeinen Worten,
„läßt es nicht zu! Es gibt jetzt anderes zu tun, als um die Welt
zu gondeln!“
Dr. Poeck arbeitet gemeinſam mit Dr. Schraff, unterſtützt von
Profeſſor Köble, an der Fertigſtellung der Ausrüſtung für den
Vorſtoß ins Peſtgebiet.
Die Fahrt ſollte mit der Eiſenbahn bis Lantſchou gehen, von
dort würden ſie Automobile bis Si=nong bringen.
Aber es war die große Frage: Würde man unangefochten
von Lantſchou nach Si=nong kommen, oder würde die kleine
Kolonne am Ende jenem General Hu in die Hände fallen?
„Warum ſtellt man den Miſſionen nicht Flugzeuge zur
Ver=
fügung!” ereifert ſich Dr. Poeck. „Wenn die chineſiſche
Regie=
rung auch keinen großen Flugzeugpark beſitzt, die wenigen, die
wir brauchen, müßten doch aufzutreiben ſein.”
„Das chineſiſche Flugweſen taugt nichts”, meinte Dr. Schraff,
„und dann fürchte ich, daß General Hus Einfluß dafür ſorgt, daß
die verantwortlichen Behörden ſich drücken. Um wie unendlich
viel mehr könnten die Miſſionen helfen, wenn ſie die Unterſtützung
der chineſiſchen Regierung hätten. Aber wir ſind die Fremden,
und wenn wir noch ſo viel Nützliches und Gutes tun, man
miß=
traut uns.”
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