Darmstädter Tagblatt 1935


02. Juli 1935

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 129
Dienstag, den 2. Juli 1935
197. Jahrgang

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Es gibt Fragen, die Frankreich und Großbritannien nicht allein angehen. Großzügiger engliſcher
Vermitklungsvorſchlag zur Beilegung des Skreites zwiſchen Italien und Abeſinien.

üher die Pakkpläne und das deutſch=engliſche
Flokkenabkommen.
EP. London, 1. Juli.
Im Unterhaus gaben am Montagnachmittag Außenminiſter
Sir Samuel Hoare und der Miniſter für Völkerbundsangelegen=
heiten
, Eden, die in politiſchen Kreiſen mit Spannung erwarte=
ten
Erklärungen über die gegenwärtig ſchwebenden politiſchen Pro=
bleme
ab.
Mehreren Anfragen des Arbeiterabgeordneten Cocks, der wiſ=
ſen
wollte ob der weſteuropäiſche Luftpakt nur im Rahmen des
in der Londoner Erklärung, vom 3. Februar erwähnten allge=
meinen
Sicherheitsſyſtems abgeſchloſſen werden ſolle und ob irgend=
eine
auswärtige Regierung ſich auf den Standpunkt geſtellt habe,
daß der Luftpakt nur dann unterzeichnet werden dürfe, wenn Sow=
jetrußland
eine Sicherung im Weſten für den Fall eines Krieges
im Fernen Oſten erhalte, wich Samuel Hoare mit der Entgegnung
aus, dieſe Fragen ſollten ihm ſchriftlich vorgelegt werden.
Ein anderer Frageſteller wünſchte zu erfahren, ob die Reichs=
regierung
ſich bereit erklärt habe, in die Nichtangriffspakte mit den
Nachbarn Deutſchland auch Sowjetrußland einzuſchließen.
Der Außenminiſter erwiderte, die engliſche Regie=
rung
ſei ſtets davon überzeugt geweſen, daß des Füh=
rers
und Reichskanzlers Angebot, Nichtangriffs=
pakte
abzuſchließen, ſich auch auf Rußland er=
ſtrecke
.
Der Abgeordnete Cocks unternahm dann einen ſcharfen
Vorſtoß gegen das deutſch=engliſche Flottenab=
kommen
, das er als einen Bruch des Verſailler Vertrags be=
zeichnete
und das, ſo behauptete er, im Ausland als ein Akt der
.Böswilligkeit betrachtet werde.
Sir Samuel Hoare antwortete, der Abgeordnete Cocks habe in
ſeine Anfrage ſo viele Kritiken hineingelegt, die er, Hoare, nicht
tteilen könne. Juriſtiſch geſehen ſei die Lage ſo, daß durch das
Abkommen zwiſchen England und Deutſchland
die Rechte anderer, nicht daran beteiligter
4Länder, ob ſie ſich aus dem Teil V des Verſailler Vertrags,
noder aus anderen Verträge ergeben, in keiner Weiſe be=
rrührt
werden. Ebenſowenig würden die Rechte Englands aus
ſoem Teil V beeinträchtigt, ſoweit ſie ſich auf nicht durch das Ab=
Fkommen geregelte Fragen erſtreckten. Das deutſch=engliſche Ab=
kommen
werde dem Völkerbund zur Regiſtrierung zugehen und das
Unterhaus werde noch Gelegenheit zu einer Ausſprache darüber
ferhalten.
Mit der nächſten Anfrage, die von dem Labourabgeord=
teneten
Morgan Jones an den Außenminiſter gerichtet wurde, kam
an zu der italieniſch=abeſſiniſchen Streit=
rage
. Der Frageſteller wünſchte Aufklärung darüber, welche
Fortſchritte das Verſöhnungsverfahren zwi=
chen
Italien und Abeſſinien gemacht habe, ob
ſoer Schlichtungsausſchuß gegenwärtig tage und ob die engliſche
Megierung darin durch einen Beobachter vertreten ſei.
Sir Samuel Hoare antwortete, die italieniſch=abeſſiniſche
Rommiſſion habe vom 25. bis 28. Juni getagt, aber nur Vorar=
ſeiten
erledigt. Die nächſte Vollſitzung werde vorausſichtlich am
12. Juli ſtattfinden. Ein engliſcher Beobachter wohne den Sitzungen
micht bei. Denn, da die Kommiſſion nach den Beſtimmungen des
italieniſch=abeſſiniſchen Freundſchaftsvertrags gebildet worden ſei,
wabe die engliſche Regierung kein Recht, in irgendeiner Weiſe
ſearin vertreten zu ſein.
Der ſozialiſtiſche Abgeordnete Lansbury ſtellte nunmehr un
ſoen Außenminiſter die Frage, ob er in der Lage ſei, über die Be=
ſiche
des Miniſters für Völkerbundsangelegenheiten, Eden, in Rom
uund Paris Mitteilungen zu machen.
Eden über ſeine Beſuche in Rom und Paris.
Eden beantwortete dieſe Anfrage perſönlich und führte aus,
ſer habe mit ſeinem Beſuch in Paris zwei Ziele verfolgt: Zu=
mnächſt
habe die engliſche Regierung die erſte Gelegenheit wahr=
inehmen
wollen, um der franzöſiſchen Regierung offen und rück=
altlos
Aufklärungen über das deutſch=engliſche Flottenabkommen
u geben. Ferner habe ſie mit der franzöſiſchen Regierung über
ſtie Mittel und Wege beraten wollen, ſo ſchnell wie möglich die
Werhandlungen über die in der Erklärung vom 3. Februar nie=
ergelegten
Fragen vorwärts zu bringen. Hinſichtlich des
eutſch=engliſchen Flottenabkommens habe er dem franzöſiſchen
Miniſterpräſidenten Laval einen Abriß des Inhalts gegeben, ihm
Nie Umſtände dargelegt, unter denen die Verhandlungen vor ſich
Aringen, und die Gründe, die die engliſche Regierung zu dem Ab=
ſchluß
des Abkommens bewogen hätten. Laval habe mit gleicher
Offenheit den Standpunkt der franzöſiſchen Regierung gegenüber
dem Abkommen und ſeine Anſichten über die Auswirkungen des
Ubkommens auf die verſchiedenen europäiſchen Probleme ausein=
andergeſetzt
. Im Laufe der Beſprechungen ſei vereinbart wor=
den
, daß zur Regelung dieſer Fragen, wie beiſpielsweiſe des
Lruftpaktes, der Begrenzung der Luftrüſtungen,
es Oſtpaktes, des mitteleuropäiſchen Paktes
nd des Abkommens über die Landrüſtungen die
engſte Zuſammenarbeit zwiſchen Frankreich und
ſöroßbritannien notwendig ſei. Es gebe jedoch not=
endigerweiſe Fragen, die Frankreich und
Göroßbritannien nicht allein angingen. Die eng=
Ueſche Regierung ſucht daher mit der franzöſiſchen Regierung
gegenwärtig eine Form der Zuſammenarbeit, durch die man ſo
ſthnell und vollſtändig wie möglich die Erfüllung des im Kommu=
migus
vom 3. Februar enthaltenen Programms durch die beiden
Ränder erreichen könne.

Am Schluß der Beſprechungen über dieſe Gegenſtände, die er,
Eden, ſpäter mit dem italieniſchen Regierungschef Muſſolini in
Rom gehabt habe, ſei man in der Lage geweſen, ein Einver=
nehmen
hinſichtlich der Möglichkeit, das euro=
päiſche
Friedenswerk fortzuſetzen, feſtzuſtellen. Es
beſtehe daher gegenwärtig Grund zu der Hoffnung, daß in Kürze
die beſte Linie für die Verhandlungen gefunden werde. Ferner
könne er nicht daran zweifeln, daß, obwohl die drei Regierungen
nicht den gleichen Wert und die gleiche Dringlichkeit den verſchie=
denen
Problemen des Programms beilegten, es möglich ſein
müſſe, ſich auf eine Methode zu einigen, durch die infreien und
gleichen Verhandlungen mit anderen Regierungen ein gemein=
ſchaftlicher
Beitrag für die Löſung dieſer Probleme gefunden
werden könne.
Ich komme nunmehr zu dem
Siteil zwiſchen Ikalien und Abefſinien,
über den ich mit Muſſolini am 24.: und 25. Juni Beſprechungen
hatte." Ich drückte Herrn Muſſolini die ernſte Sorge der engli=
ſchen
Regierung über die Wendung, die die Ereigniſſe zwiſchen
Italien und Abeſſinien nehmen, aus. Unſere Methoden ſeien
weder egoiſtiſch noch durch die engliſchen Intereſſen in Afrika dik=
tiert
, ſondern durch die Mitgliedſchaft im Völkerbund. Ich er=
klärte
, die engliſche Außenpolitik ſei auf dem Völkerbund aufge=
baut
. Die engliſche Regierung könne daher nicht gleichgültig Er=
eigniſſen
zuſehen, die die Zukunft des Völkerbundes tief berühren
könnten.
In England geht die öffentliche Meinung in weitem Maße
dahin, daß nur durch eine kollektive Sicherheit der Friede gewahrt
werden und England nur durch den Völkerbund, ſeine Rolle in
Europa vollſtändig ſpielen könne. Aus dieſem Grunde habe die
engliſche Regierung eingehend die Frage geprüft, ob ſie

machen könne. Er habe dann Muſſolini nahegelegt, welchen Bei=
trag
die engliſche Regierung plane. Der Vorſchlag habe ſich in
großen Linien wie folgt dargeboten:
Um eine abſchließende Regelung des Streits zwiſchen Italien
und Abeſſinien zu erreichen, ſei die engliſche Regierung bereit,
Abeſſinien einen Streifen Gelände in Britiſch=Somaliland anzu=
bieten
und Abeſſinien dadurch einen Zugang zum Meer zu geben.
Dieſer Vorſchlag ſei der Abſicht entſprungen, territoriale und wirt=
ſchaftliche
Konzeſſionen an Italien, die vielleicht bei einer Eini=
gung
notwendig geworden wären, zu erleichtern. Die engliſche Re=
gierung
habe keinerlei Gegenleiſtungen für ihr Angebot verlangt,
abgeſehen von Weiderechten für ihre Stämme in denjenigen Ge=
bieten
, die evtl. an Italien abgetreten würden. Der Vorſchlag ſei
nicht leichten Herzens gemacht worden, und nur der Ernſt der Lage
könnte die Abtretung britiſchen Gebietes ohne entſprechende Gegen=
leiſtung
rechtfertigen. (Zurufe: Hört! Hört!) Ich muß, fuhr
Eden fort, ſehr bedauern, daß dieſe Anregung nicht die Zuſtim=
mung
Muſſolinis gefunden hat, der erklärte, dieſen Vorſchlag nicht
als Grundlage für eine Löſung des Streites annehmen zu können.
Bei der Rückkehr nach Paris habe er Laval einen Bericht
über ſeine Beſprechungen mit Muſſolini erſtattet.
Weitere Ausſprache im Unkerhaus auf ſpäker verkagt
Im weiteren Verlauf der Unterhausſitzung richtete der La=
bour
=Abgeordnete Lansbury an den Miniſterpräſidenten die An=
frage
, ob er dem Haus Gelegenheit zu einer Ausſprache über die
Fragen geben wolle, die Eden mit Laval und Muſſolini erörtert
habe. Er möchte auch gern etwas darüber wiſſen, wann das Un=
terhaus
von der Regierung etwas über die künftigen Schritte er=
fahren
könne, die unternommen werden ſollen, um der italieniſchen
Regierung den ganzen Druck der öffentlichen Meinung Europas
in der abeſſiniſchen Streitfrage zum Bewußtſein zu bringen.
Sir Samuel Hoare entgegnete, er ſei ſich des Ernſtes der
Lage voll bewußt, ſei aber gerade darum nicht in der Lage, auf
die Frage zu antworten, wann er dem Haus etwas Näheres über
die näheren Einzelheiten dieſer Frage mitteilen könne. Er könne
alſo kein Verſprechen abgeben, hoffe aber, daß er bald in der Lage
ſein werde, das Haus eingehender zu unterrichten, als ihm dies
heute möglich geweſen ſei. Das Haus betrachte die ſchwebenden
Angelegenheiten als äußerſt dringlich und ſchenke ihnen eine ſtän=
dige
und beſondere Aufmerkſamkeit. Er fürchte, wenn er jetzt ſchon
dem Unterhaus weitere Mitteilungen machen würde, die künftige
Abwicklung zu benachteiligen.

Wie aus Kreiſen, die dem Marineamt naheſtehen, bekannt
wird, ſoll vom Jahre 1937 ab jährlich ein Schlachtſchiff von 35 000
Tonnen gebaut werden. Ein vorläufig ausgearbeiteter Bauplan
ſieht den Bau von mindeſtens ſieben ſolcher Schlachtſchiffe vor, die
möglicherweiſe auch gebaut werden ſollen, falls ein neuer Flotten=
pakt
zuſtandekommen ſollte.
Der vorläufige Bauplan für das Haushaltsjahr 1936/37 ent=
hält
, wie aus derſelben Quelle verlautet, ein Schlachtſchiff, zwölf
Zerſtörer von 1500 Tonnen und ſechs Unterſeeboote.
Der Bau der 35 000=Tonnen=Schlachtſchiffe wird damit begrün=
det
, daß die Vereinigten Staaten nur wenige überſeeiſche Flotten=
ſtützpunkte
hätten und dieſen Mangel durch eine entſprechende An=
zahl
ſchwerer Kriegsſchiffe mit großer Reichweite ausgleichen müß=
ten
. Die künftigen Schlachtſchiffe müßten daher mit weiter reichen=
den
Geſchützen, verſtärktem Deckpanzer, größerer Schnelligkeit und
größerer Reichweite ausgeſtattet ſein als die jetzt vorhandenen
15 Schlachtſchiffe der amerikaniſchen Flotte.

* Theorie und Praris der Wirkſchafts=
beziehungen
.
Von
Dr. Carl Wellthor.
Während in Paris die internationale Handelskammer zu
ihrer Zweijahrestagung zuſammentrat, reiſte das Gros der
franzöſiſchen Abordnung, die in Berlin eine Woche lang über
ein neues deutſch=franzöſiſches Wirtſchafts= und Verrechnungs=
abkommen
beraten hatte, nach Paris zurück. Auf der Pariſer
Tagung der internationalen Handelskammer haben einige Red=
ner
unter großem Beifall ihrer Zuhörer die Beſeitigung ſämt=
licher
einſchränkender Beſtimmungen über Ein= und Ausfuhr,
Deviſenbewirtſchaftung, internationalen Schuldendienſt uſw. als
unerläßlich für die Wiederherſtellung des Weltgeſchäfts be=
zeichnet
. Aber wie die verſchiedenen Länder in den Stand ge=
ſetzt
werden ſollen, die von ihnen meiſt in einer Notlage er=
griffenen
Maßnahmen aufzuheben hat niemand geſagt. Es läge
nahe, daß ſich der Geiſt der Verſtändigungsbereitſchaft zunächſt
einmal in kleinerem Rahmen nämlich in Verhandlungen zu
zweit bewähren möge, ehe Formeln geſucht werden, die zwar
von allen angenommen werden, die aber lediglich die Abſicht
verhüllen, vorläufig nichts zu unternehmen.
In den Wirtſchaftsbeziehungen zu den Gläubigerländern
ſteht Deutſchland in der Defenſive. Es ſieht ſeinen früheren
Ueberſchuß im Außenhandel dahinſchwinden und iſt außerſtande,
ihn durch verſtärkte Ausfuhr wiederherzuſtellen. Durch das Ver=
rechnungsſyſtem
werden die Bezieher gezwungen, ihre Lieferan=
ten
anzugeben. Beſtehen zwiſchen dem Bezieher und dem Liefer=
land
Spannungen wie zwiſchen Frankreich und Deutſchland, ſo
neigt der Beſteller zur Zurückhaltung. Es würde die inter=
nationalen
Wirtſchaftsbeziehungen beleben, wenn ſich die Inter=
eſſenten
frei von behördlichem Formelkram und auch frei von
Wirtſchaftsſchnüffeleien entwickeln könnten. Die Verſuche der
deutſchen Abordnung, ihre franzöſiſchen Partner für die An=
wendung
der engliſchen Methode zu gewinnen, ſchlugen fehl.
Die engliſche Methode, d. h. die im neuen deutſch=engliſchen
Abkommen angewandte Methode, gibt einen Teil der deutſchen
Ausfuhrerlöſe für Beſtellungen deutſcher Importeure frei; der
Reſt wird zur Einlöfung von Zinsſcheinen Bezahlung alter
Warenſchulden und zur Bereitſtellung eines Deviſenbetrages zur
Verfügung der Reichsbank verwandt.
Ein weiterer deutſch=franzöſiſcher Streitpunkt war die Be=
rechnung
der Kontingente. Das Beſtreben der internationalen
Handelskammer ging ſtets dahin, das Kontingentſyſtem als
unvereinbar mit freiem zwiſchenſtaatlichem Warenaustauſch
zurückzudrängen. Aber wenn ſchon Kontingente feſtgeſetzt werden,
ſo ſollten wenigſtens ſtreng päritätiſche Maßſtäbe zur An=
wendung
kommen. Frankreich wandte bisher den mathematiſchen
Maßſtab an, der den einzelnen Ländern für die verſchiedenen
Waren Lieferrechte in Prozentſätzen von Lieferungen eines
früheren Zeitabſchnitts zuſprach. Neuerdings will ſich Frank=
reich
vorbehalten, befreundeten Ländern größere Kontingente zu
gewähren. Dadurch wäre der Vorteil, den die deutſche Handels=
bilanz
eventuell bei einer Einſchränkung der franzöſiſchen Aus=
fuhr
erfahren könnte, wieder ausgelöſcht.,
Frankreich hat die Wirtſchaftsverhandlungen mit Deutſch=
land
ſo geführt, daß es ſich gegenüber der nervöſen öffentlichen
Meinung des Landes keine Blöße gab. Der franzöſiſche Miniſter=
präſident
Laval hat kürzlich in einer Rede erklärt, er werde
die von ihm für notwendig gehaltenen Reformen auch auf die
Gefahr hin verwirklichen, dadurch unpopulär zu werden. Vor
Abreiſe der franzöſiſchen Abordnungen aus Berlin ſind die
Uebergangsabmachungen wegen des Saarlandes um 2 Monate
und das Wirtſchafts= und Verrechnungsabkommen um ½ Monat
verlängert worden. Kommt es nicht in den nächſten 2 Wochen zu
ausſichstvollen Verhandlungen zwiſchen beiden Ländern, ſo
droht ein vertragsloſer Zuſtand. Laval hat in der bereits er=
wähnten
Rede geſagt, ein Wirtſchaftskrieg könne unter Um=
ſtänden
zu einem wirklichen Krieg werden. Dadurch rückt das
Streben nach einem wirtſchaftlichen Ausgleich zwiſchen beiden
Ländern zu einer Aktion für Wahrung des Weltfriedens auf.
Hinter den Wirtſchaftsnöten dieſer Zeit ſteht das Währungs=
problem
. Es gab in der großen Währungsdebatte der inter=
nationalen
Handelskammer zu Paris keinen Redner, der be=
hauptet
hätte, die internationalen Wirtſchaftsſtörungen ließen ſich
ohne Löſung des Währungs= und Schuldenproblems beheben.
Aber was die Vertreter der wichtigen Länder über ihre eigene
Rolle auf dieſem Reformationsgebiet ſagten, klang nicht durch=
weg
zuverſichtlich. Der engliſche Redner, Profeſſor Gregory,
ſtellte feſt, daß die Währungsabwertung keine Belebung des
Weltgeſchäfts zur Folge gehabt habe. Er meinte auch daß ſich
die engliſche öffentliche Meinung von der Notwendigkeit inter=
nationaler
Währungsabmachungen überzeugt habe. Aber ſein
Landsmann Lord Luke teilte die Anſicht nicht, daß ohne Zeit=
verluſt
in eine internationale Währungsausſprache eingetreten
werden müſſe. Er glaubt nicht daran, daß der Dollar ſeinen
gegenwärtigen Kursſtand behaupten wird und widerrät daher
für die Gegenwart eine feſte Wertverknüpfung von Dollar und
Pfund Sterling. Aus den Darlegungen des franzöſiſchen Finanz=
manns
Riſt ſprachen die Währungsſorgen Frankreichs, und nur
der deutſche Bankmann Dr. Fiſcher trat vorbehaltlos für eine
aktive internationale Währungspolitik ein, die das vaga=
bundierende
Kapital binde.
Beſteht innerhalb der internationalen Handelskammer keine
rechte Einmütigkeit über den Weg der Währungsſanierung,
iſt alſo die Theorie noch zwieſpältig, ſo kann man ſich nicht
wundern, wenn in der Praxis der Handelsvertragsverhand=
lungen
der ſtärkere Teil ſeine Machtmittel einſetzt, um ſeine
Wünſche ſelbſt dann durchzuſetzen, wenn dadurch die Geſamtlage
noch mehr verwirrt wird. In Paris wird zum Schluß der
Tagung eine Entſchließung zur Währungsfrage vorgelegt werden.
Mehrere Entwürfe, die einander in einigen wichtigen Punkten
widerſprechen, liegen bereits vor. Es iſt zweifelhaft, ob die
Entſchließung Wucht genug beſitzen wird, um die mancherlei
Zweifel und ſelbſtſüchtigen Nebenasſichten zurückzudrängen, die
ſich in der Pariſer Debatte gezeigt haben.

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Seite 2 Nr. 179

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 2. Juli 1935

Preffe and Auuengointt.

Eine Stellungnahme des Reichsaußenminiſters.

Unter dieſer Ueberſchrift äußerte ſich Reichsaußenminiſter
Freiherr von Neurath anläßlich eines Berliner Zeitungsjubi=
läums
wie folgt:
Anläßlich des Jubiläums ergreife ich gerne die Gelegenheit,
der ganzen deutſchen Preſſe für die verſtändnisvolle und ſtarke
Unterſtützung, die ſie der Reichsführung durch überzeugende Dar=
ſtellung
der außenpolitiſchen Lebensnotwendigkeiten des deutſchen
Volkes erwieſen hat, dankbare Anerkennung auszuſprechen. Die
deutſche Preſſe, wie ſie heute vor uns liegt, kann gerade auch in
außenpolitiſcher Hinſicht auf eine ſchöne und große Tradition
zurückblicken. Ihre Aufgaben haben ſich mit der nationalen Re=
volution
grundlegend gewandelt, und ſie ſtellen gerade in der
heutigen Zeit an den Verantwortungsſinn und an die Begabung
ihrer Schriftleiter ganz beſondere Anforderungen.
Mit Befriedigung kann ich hierbei verfolgen, daß die deutſche
Preſſe ſich ehrlich bemüht, nicht in den unleidlichen Fehler ſo
mancher ausländiſcher Blätter zu verfallen, die in den Mißver=
ſtändniſſen
zwiſchen anderen Völkern einen unbedingten Vorteil
für das eigene Land und in einer friedenfördernden Annäherung
von Völkern gleich einen Schaden für ihre Sache wittern und
daher nur zu geneigt ſind, Mißtrauen zu ſäen, und ſchließlich
die Völker gegeneinander aufzuhetzen. Dies kann gewiß nicht die
wohlverſtandene Aufgabe der Preſſe ſein, die ſich überall in
der Welt vielmehr deſſen bewußt ſein ſollte, daß ſie bei aller
Wahrung eigener nationaler Belange die Miſſion zu erfüllen
hat, die Völker zuſammenzuführen, nicht ſie auseinanderzuhalten
und zu entfremden.
Im übrigen ſcheint mir auch dies bei uns ſtets bedacht wer=
den
zu ſollen: Die ungeheure geiſtige und politiſche Umwälzung,
die die nationale Revolution mit ſich brachte, hat die geiſtige
Kluft, die uns von den anderen trennt, in mancher Hinſicht zu=
nächſt
außerordentlich erweitert. Das bringt für die deutſche
Preſſe zwangsläufig erhöhte Aufgaben mit ſich, nämlich jenen
Stil zu entwickeln, der bei größter begrifflicher Klarheit und
höchſter Werbekraft das neue Deutſchtum den Fremden gegenüber
mit Würde repräſentiert. Es gilt, eine Sprache und ganz allge=
mein
eine Haltung zu entwickelz, aus der innere Sicherheit, Ver=
antwortlichkeit
, Aufrichtigkeit und hoher Takt in der Vertretung
der eigenen und in der Behandlung fremder Intereſſen ſpricht.
Angeſichts der deutſchen Neigung, ſich mit allzu eifervollem Ernſt
oder allzu nüchterner Gradheit auszudrücken, darf man vielleicht
nicht ohne Berechtigung zur Erwägung geben, ob die Preſſe in
ihrer neuen Sprache nicht noch etwas mehr von jener ſchlichten
Selbſtſicherheit und natürlichen Großzügigkeit annehmen könnte,
wie dies in den Reden unſeres Führers ſo beiſpielgebend in Er=
ſcheinung
tritt.

Was muß man von der Bürgerſteuer
wiſſen?

Wiederholte Anfragen und Anregungen aus den Kreiſen
der Arbeitgeber und Hausangeſtellten laſſen erkennen, daß viel=
fach
über die bezüglich der Lohnbürgerſteuer der Hausangeſtell=
ten
in Betracht kommenden geſetzlichen Beſtimmungen Unklar=
heiten
beſtehen. Dies führte in zahlreichen Fällen zur Nichtbeach=
tung
wichtiger Vorſchriften, ſo daß ſich für die Behörde häufig
die Notwendigkeit der nachtraglichen Anforderung nicht eingehal=
tener
Beträge an Lohn= und Bürgerſteuer von dem haftbaren
Arbeitgeber ergab.
Die nachſtehende Zuſammenfaſſung der wichtigſten nach dem
Geſetz über den Steuerabzug vom Arbeitslohn in Frage kom=
menden
Punkte wird deshalb gewiß willkommen ſein.
Jede Hausangeſtellte muß bei Antritt der Stellung ihre
Steuerkarte dem Arbeitgeber behändigen, um dieſem die Ein=
behaltung
und Abführung der Bürgerſteuer zu ermöglichen und
um ihn gleichzeitig über Veranlagung und Freigrenze zu unter=
richten
.
Solange dies nicht geſchehen iſt, iſt der Arbeitgeber verpflich=
tet
, vom vollen Lohnbetrag einſchließlich der Sachbezüge ( Woh=
nung
und Verpflegung) 10 v. H. ohne Abzug ſteuerfreier
Beträge als Steuer einzubehalten und abzuführen.
Sollte ein Arbeitnehmer eine Steuerkarte nicht erhalten

Beträge und deren ordnungsmäßige Abführung an die zuſtändige
Kaſſe
Die Bürgerſteuer iſt an diejenige Gemeinde zu überweiſen,
die die Steuerkarte ausgeſtellt hat.
Vereinbarungen der Gemeinde machen es möglich, daß die
Ueberweiſungen vierteljährlich erfolgen können. Eine Haftung
des Arbeitnehmers iſt abgeſehen von dem Fall, daß er am
Fälligkeitstag nicht in einem Arbeitsverhältnis ſteht nicht vor=
geſehen
.
Haftbar allein bleibt der Arbeitgeber, er iſt aber berechtigt,
die nicht einbehaltene Bürgerſteuer nachträglich vom Arbeit=
nehmer
zu fordern. Die Frage, ob dies im Einzelfall möglich iſt,

Vom Tage.

berührt nicht die Haftpflicht des Arbeitgebers gegenüber der
berechtigten Gemeinde. Die Sachbezüge werden für 1935 für den
vollen Monat ſteuerlich wie folgt bewertet:
Erſtes Frühſtück
2,50 RM.
Zweites
2,50
7,50
Mittageſſen
Nachmittagskaffee
2,50
5,00
Abendeſſen
5,00
Wohnung

zuſammen: 25,00 RM.
Zu dem vorſtehenden ſteuerlichen Wert der Sachbezüge tritt
der Betrag des monatlichen Geſamtbarlohnes bzw. des Taſchen=
geldes
. Trägt der Arbeitgeber den Arbeitnehmeranteil an den
Soziallaſten, ſo muß dieſer Betrag dem Lohn bzw. dem Taſchen=
geld
zugezählt werden. Die Bürgerſteuerfreigrenze beträgt 46,58
Reichsmark.
Dieſe Freigrenze kann auf ſchriftlichen Antrag erhöht wer=
den
, ſofern eine Hausangeſtellte verpflichtet iſt, mittelloſe Ange=
hörige
ganz oder teilweiſe zu erhalten.
Allgemein ſei noch bemerkt, daß es ſich zwecks Vermeidung
unnötiger Arbeiten empfiehlt, die Bürgerſkeuer für Hausange=
ſtellte
nicht mit derjenigen der Betriebsgefolgſchaft oder auf den
Namen der Hausangeſtellten zu überweiſen. Richtig iſt die Ueber=
weiſung
auf das Konto des Arbeitgebers, in deſſen Beſitz auch
nach Beendigung, des Arbeitsverhältniſſes die Quittung ver=
bleibt
.

Weikerführung der Geſchäfte des Reichskommifſars
für Preisüberwachung.

DNB. Berlin, 1. Juli.
Das Geſetz über die Beſtellung des Reichskommiſſars für die
Preisüberwachung vom 5. November 1934 lief am 1. Juli 1935
ab. Bis zur Entſcheidung über eine Verlängerung des Geſetzes
werden die Geſchäfte des Reichskommiſſars durch die hierfür zu=
ſtändigen
Stellen fortgeführt. Die Geſchäftsſtelle bleibt Ber=
lin
W IX, Voßſtraße 8.

Beſuch des polniſchen Außenminiſters in Berlin.

Berlin, 1. Juli.
Einer vor längeren Zeit ergangenen Einladung der deutſchen
Regierung folgend, trifft der polniſche Außenminiſter, Oberſt
Beck, am Mittwoch, dem 3. Juli, zu einem zweitägigen Beſuch in
Berlin ein.

Von Karl Eugen Schmidt, Rom.
Eines der ſchönſten Stücke des in den Thermen des
Diokletian untergebrachten römiſchen Nationalmuſeums iſt der in
aller Welt bekannte ſogenannte Thron der Aphrodite‟. Schon
als ich dieſes herrliche Werk zum erſten Male ſah vor nun=
mehr
faſt vierzig Jahren kam mir dieſe Bezeichnung und
ganz beſonders die Erklärung des Reliefs auf der Vorderſeite
als Geburt der Venus ſonderbar vor. Wenigſtens iſt das Relief
ganz anders, als man ſich ſo etwas vorzuſtellen pflegt und
als es immerfort in der Kunſt dargeſtellt worden iſt. Man denkt
ſich, daß da der wunderbarſte weibliche Körper ſtrahlend von
Jugend und Schönheit, durch Liebreiz und Anmut den Be=
ſchauer
entzückend, ſiegreich und verheißungsvoll lächelnd, aus
dem Schaume des Meeres aufſteigen und gewiſſermaßen dem
armen Menſchengeſchlecht ein neues, ungeahnt ſeliges Leben
bringen müſſe. So haben denn auch die Künſtler aller Zeiten
dieſen Vorgang darzuſtellen verſucht. Was aber ſehen wir hier?
Eine bis an den Hals bekleidete weibliche Geſtalt wird
mühſam und angeſtrengt von zwei anderen Frauen gehalten; ſie
klammert ſich mit beiden Händen an die Oberarme der Gefähr=
tinnen
an, dieſe halten ſie unter den Achſeln; ſie ſteigt keines=
wegs
ſtrahlend und glückverheißend auf, ſondern ſie blickt eher
hilfeſuchend oder gar ſchmerzlich zu der einen Helferin auf. Von
Meer und Meeresſchaum iſt keine Spur angedeutet, dagegen
ſtehen die beiden Seitenfiguren auf mit ſcharfkantigem, alſo
nicht vom Waſſer abgerundeten Steinen bedeckten Boden; auf
was die mittlere Figur ſteht, iſt nicht zu ſehen, denn ſie ſcheint
ſich in einer Vertiefung zu befinden, welche ſie bis an den
Leib verbirgt.
Daß die Griechen, die der Darſtellung des nackten Körpers
nicht nur nicht aus dem Wege gingen, ſondern ganz im Gegen=
teil
auch da, wo die Bekleidung vielleicht ſelbſtverſtändlich ge=
weſen
wäre, der Nacktheit den Vorzug gaben, daß dieſe nicht im
geringſten von Anſtandsbegriffen der Sonntagsſchule ange=
hauchten
Leute eine ſoeben zur Welt kommende Göttin der
Liebe und der Schönheit nicht nackt, ſondern gänzlich bekleidet
hätten abbilden ſollen, iſt eigentlich ein ſo abſurder Gedanke,
daß man ſchwer begreifen kann, wie man jemals zu einer
ſolchen Bezeichnung kommen konnte. Man kann ſich das nicht
anders erklären als aus dem unwiderſtehlichen Drang der Kunſt=
gelehrten
, jedes neu entdeckte antike Kunſtwerk alsbald auf irgend
einen Namen zu taufen. Dem Künſtler, der vor 23 oder 24
Jahrhunderten dieſes Werk ſchuf, war aber die züchtige Be=

kleidung dieſer angeblichen Aphrodite noch nicht genug: während
die beiden Gefährtinnen mit der einen Hand die mittlere Geſtalt
kräftig ſtützen, halten ſie mit der andern den Zipfel eines
Tuches, ſo daß es ausgebreitet den ganzen untern Körper der
mittleren, vom Nabel abwärts, verdeckt. Was ſoll nun das
bedeuten?
Eines Tages das iſt nun auch ſchon viele Jahre her
durchwanderte ich das Thermenmuſeum mit einem deutſchen
Arzt. Vor dieſer Geburt der Aphrodite ſprach ich meine
Zweifel aus, und nach einigem Nachſinnen und gründlichem
Beſchauen rief mein Freund: Weißt Du, was das iſt: das iſt
eine Frau, die auf den Knien gebiert, die beiden andern halten
ſie und bedecken ſie zugleich mit dem Tuche vor neugierigen
Augen!
Dieſe Erklärung befriedigte mich nicht ganz, denn wie in
aller Welt ſoll ein Künſtler und noch dazu ein hervorragender
Meiſter dazu gekommen ſein, einen ſo peinlichen Vorgang
darzuſtellen und in Marmor auszuhauen? Sonſt freilich wurde
durch dieſe Auslegung alles klar: das ängſtliche, hilfeſuchende
Aufſchauen der Hauptfigur, das feſte Halten und Stützen der
Gefährtinnen, die den Unterleib bedeckende Windel, alles!
Später erfuhr ich denn auch, daß dieſer Gedanke keineswegs
neu war. Er war, wie ich in Wolfgang Helbigs Führer durch
die klaſſiſchen Altertümer in Rom ſah, früher ſchon aus=
geſprochen
worden, aber, fügt Helbig hinzu, die Möglichkeit,
daß eine Geburtsſzene dargeſtellt ſein könnte, wird von einem
Gynaekologen auf das entſchiedenſte in Abrede geſtellt. Ob der
Fachmann überhaupt die Möglichkeit leugnet, daß eine Frau
auf den Knien gebären könne, oder ob ihm dabei ſonſt etwas
unmöglich ſcheint, mögen andere Gynaekologen ausmachen, immer=
hin
könnte man einwenden, daß das wohl kaum viel unmög=
licher
ſein könnte als z. B. die Geburt einer erwachſenen Dame
aus dem Schaume des Meeres oder gar aus dem Kopfe des
Zeus, wie es doch mit Pallas Athene geſchah. Ich meine da=
mit
, daß wir uns auf dem Boden der griechiſchen Helden= und
Götterſagen befinden, wo alles möglich iſt.
Wenn dieſes Werk nicht erſt in unſeren Tagen im Jahre
1887 gefunden worden wäre, ſondern ſchon in den Tagen
oder vor den Tagen Winckelmanns niemals würde man dann
zu der abſurden Erklärung als Geburt der Venus gekommen
ſein, und wenn jemand einen ſolchen Gedanken geäußert hätte,
wäre er alsbald widerlegt worden. Damals nämlich waren
die Archäologen furchtbar gelehrte und fleißige Leute. Sie laſen
nicht nur griechiſch wie Waſſer, ſondern ſie kannten auch alles,
was jemals irgend ein alter Grieche oder Lateiner über Kunſt=
werke
und einſchlägliche Gegenſtände geſchrieben hatte. Winckel=
mann
berichtet in den Briefen an ſeine Freunde mehrere
Male, daß er wieder und wieder den älteren Plinius, den
Panſanias und wie ſie alle heißen, gründlich durchackert, um

Die erſte Teilſtrecke der Reichsautobahn München- Landes=
grenze
, die Strecke München-Holzkirchen, wurde am Samstag
abend in Anweſenheit des Führers und Reichskanzlers feierlich
eröffnet.
Auf der Arbeitstagung der Führerſchaft des Obergebietes
Süd am Montag in Stuttgart, zu der auch der Reichsjugendfüh=
rer
Baldur von Schirach erſchienen war, gab Obergebietsführer
Cerff bekannt, daß auf Anregung des Reichsjugendführers nun=
mehr
ein Kulturamt der HJ. in der Reichsjugendführung geſchaf=
fen
worden iſt. Zweck dieſes Kulturamtes iſt es, die ſchöpferiſchen
Kräfte auf dem Gebiete der Kulturarbeit in der HJ. zu aktivieren.
Der Zweite Unterausſchuß des ſogenannten Sanktionen= Aus=
ſchuſſes
des Völkerbundsrats, der durch die Ratsentſchließung
vom 17. April eingeſetzt wurde, hat in Genf ſeine Arbeiten unter
dem Vorſitz des ehemaligen portugieſiſchen Außenminiſters da
Mata begonnen.
Bei einer Wahl zur franzöſiſchen Kammer wurde in Toulon
an Stelle des verſtorbenen ſozialiſtiſchen Abgeordneten Renaudel
der kommuniſtiſche Kandidat Bartoloni gewählt.
Der rumäniſche Außenminiſter Titulescu, der gleichzeitig auch
Vorſitzender des Rates der Kleinen Entente und des Balkan=
Bundes iſt, traf am Sonntag, aus Paris kommend, in London
ein, um ſich mit dem Außenminiſter Sir Samuel Hoare und dem
Miniſter für Völkerbundsangelegenheiten, Eden, zu beſprechen.
In einer Rede in Limerick ſprach am Sonntag abend De
Valera von dem engliſchen König als einem ausländiſchen König
und ſagte, wenn die Irländer frei wären, ſo würden ſie ihn nicht
zu ihrem Herrſcher wählen. Bevor die Regierung ihr Amt ver=
laſſe
, werde ſie eine von Grund auf iriſche Verfaſſung einbringen.
Der Augenblick der iriſchen Freiheit ſei ſehr nahe.
Das amerikaniſche Marineminiſterium hat 60 moderne Waſ=
ſerflugzeuge
vom Typ P 3, die als die beſten der Welt gelten, in
Auftrag gegeben. Die Koſten belaufen ſich für jedes Flugzeug
auf 90 000 Dollar. Zuſammen mit weiteren Aufträgen zur Lie=
ferung
von Kriegsmaterial hat das Marineminiſterium eine
Ausgabe von 8,7 Millionen Dollar getätigt.
Bei der Gefangennahme einer Abteilung meuternder Trup=
pen
durch die chineſiſche Miliz wurden auch 5 Japaner feſtgenom=
men
, die der Teilnahme an dem mißglückten Handſtreich von
Fengtai dringend verdächtig ſind. Die gefangenen Japaner wur=
den
mit dem Erſuchen um ſtrenge Beſtrafung an die japaniſchen
Behörden ausgeliefert. Gefangene chineſiſche Meuterer haben
ausgeſagt, daß kurz vor Ausbruch der Meuterei 3040 Japaner
in Zivil in Fengtai eingetroffen waren.

Engliſche Neuwahlen im Okkober?

Von unſerem (D=Korreſpondenten.

London, 1. Juli.
Neuwahlen oder nicht Neuwahlen? das iſt hier in Eng=
land
zur Zeit die Frage. Das Rätſelraten hierüber wird bereits
im Laufe von mehreren Monaten betrieben. Aber nach der
kürzlich erfolgten Umbildung des Kabinetts iſt es beſonders
ſtark geworden. Und in der Tat mehren ſich die Anzeichen, daß
Neuwahlen in England nahe bevorſtehen und vorausſicht=
lich
ſchon im Oktober oder ſpäteſtens im
November ſtattfinden werden, in großer Zahl. Zu=
nächſt
mal treten im Oktober die neuen Wählerliſten in Kraft
und die politiſchen Propheten behaupten, daß die Regierung
die Wahlen unmittelbar danach ausſchreiben werde. Ferner hat
kein Geringerer als der Premierminiſter Stanley Baldwin
vorige Woche auf eine Bemerkung des Sozialiſten Maxton, die
Regierung drücke ſich vor einem Votum der Volksmeinung,
geantwortet, daß, falls die geringſten Zweifel über das Ver=
halten
der Volksmaſſen zur neuen Regierung beſtünden, die
Regierung bereit wäre, dieſe Stimmung ſo früh, wie Mr. Maxton
es wünſche, zu befragen. Symptomatiſch iſt auch eine Er=
klärung
, die in Macdonalds Leiborgan, den News=Letter er=
ſchienen
iſt und die beſagt, daß die Befreiung Maedonalds vom
Amte des Premierminiſters ihm die Möglichkeit geben wird,
ſich nun mit aller Energie der Propaganda=Kampagne im
Intereſſe der Nationalen Regierung zu widmen Mr. Mac=
donald
iſt übrigens nicht der einzige Kabinettsminiſter der das
Land durchreiſt und zielbewußte Propaganda für die Errungen=
ſchaften
der Nationalen Regierung macht. Die bedeutendſten
Mitglieder der Regierung, Baldwin, Macdonald, Chamberlain,
Simon uſw. haben in den letzten Wochen mehrfach in den ver=
ſchiedenſten
Orten Englands geſprochen und für die Beibehal=
tung
der nationalen Zuſammenſtellung der Regierung im Falle
von Neuwahlen plädiert.

Der anerkannt geſchickteſte Propagandachef der engliſchen
Regierung iſt Sir Kingsley Wood. Sir Kingsley Wood war
bisher Miniſter für Poſt und Telegraphen und hat während
ſeiner Amtstätigkeit dieſes Gebiet der engliſchen Wirtſchaft auf
eine nie dageweſene Höhe gehoben. Er iſt nun in der neuen
Regierung zum Miniſter für Volkswohlfahrt ernannt worden.
Dieſem Miniſterium unterſteht u. a. auch das für Eng=
land
ſo wichtige Problem des Aufräumens mit
den Elendsquartieren und des Baus neuer Arbeiter=
häuſer
. Der bisherige Wohlfahrtsminiſter, Sir Hilton Young,
erwies ſich nicht ganz auf der Höhe der Situation. Deshalb
hat man die ſchwierige Aufgabe der Löſung des Wohnungs=
weſens
nun dem vielleicht begabteſten Organiſator unter den
Mitgliedern der Regierung, Sir Kingsley Wood übertragen.
Denn die Regierung beabſichtigt, in der Frage des Baus billiger
Wohnhäuſer für die große Volksmaſſe ſchon in den nächſten
Wochen und Monaten, d. h. noch vor Stattfinden der Neu=
wahlen
, große Anſtrengungen zu machen, um aus ihren Ver=
dienſten
auf dieſem Gebiete dann während der kommenden
Wahlkampagne entſprechend Kapital ſchlagen zu können. Hierauf
deutet die Tatſache hin, daß die erſte Rede, die Sir Kingsley
Wood nach ſeinem Amtsantritt hielt, eine große Propaganda=
rede
zum Hervorſtreichen der Errungenſchaften der Nationalen
Regierung auf dem Gebiete des Häuſerbaus war. Seit Kriegs=
ende
, erklärte Sir Kingsley Wood ſind in England 2 670500
neue Einzelhäuſer gebaut worden; hiervon jedoch nicht weniger
als 327 500 im Laufe der letzten 12 Monate allein; das neue
Programm der Regierung ſieht den Bau von wenigſtens 6000
an Stelle der Slums zu errichtenden Einzelhäuſern pro Monat
vor; und ſollte die Nationale Regierung abermals ans Ruder
kommen, ſo verſpricht ſie innerhalb einer Friſt von 5 Jahren
mit dem jahrhunderte alten Unweſen der Elendsquartiere in
England ganz aufzuräumen.
Die Regierung muß nämlich unter allen Umſtänden, will ſie
aus den Neuwahlen wieder ſiegreich hervorgehen, in der Lage
ſein, auf Erfolge auf allen Gebieten der Wirt=
ſchaft
und Politik hinweiſen zu können. Innen=
politiſch
hält ſie den Volksmaſſen vor, daß unter der Nationalen
Regierung England zur Proſperität zurückgekehrt ſei, und daß
ein Zurückgleiten der Macht in die Hände der Sozialiſten das
erreichte Werk des wirtſchaftlichen Wiederaufbaus wieder zu=
nichte
machen würde. Auf außenpolitiſchem Gebiet iſt ſie be=
müht
zu beweiſen, daß ſie einerſeits nichts unterlaſſen hat, um
das Verteidigungsſyſtem des Empire auszubauen und die
Sicherheit Großbritanniens zu gewährleiſten, daß ſie aber
andererſeits auch alles tut, was in ihren Kräften liegt, um eine
Verſtändigung mit den übrigen Mächten der Welt und eine,
baldige Begrenzung der Rüſtungen zu erzielen. Der kürzlich be=
ſchloſſene
Aufbau der britiſchen Luftrüſtungen und das Flotten=
abkommen
mit Deutſchland ſind hierfür ſprechende Beiſpiele,

dort Aufſchluß über irgend welche dunkle Kunſtwerke der Antike
zu ſuchen. Wenn unſere Archäologen das heute noch täten,
dann wäre dieſes Werk niemals Thron der Aphrodite, ſondern
unverzüglich Altar der Eileithyia genannt worden.
Ich habe das durch Zufall entdeckt: in der reichhaltigen, ob=
ſchon
durch die Stürme des Weltkrieges teilweiſe verloren ge=
gangenen
Bibliothek des deutſchen Künſtlervereins, der ſiebzig
Jahre lang der Mittelpunkt des deutſch=römiſchen Künſtler=
lebens
geweſen iſt, ſind die alten Klaſſiker, zum Teil in der
Urſprache, zum größeren Teil in deutſchen Ueberſetzungen vom
Ende des 18. und vom Anfange des 19. Jahrhunderts über=
raſchend
vollſtändig vertreten. Sehr viele dieſer Bücher haben
dereinſt dem Bildhauer Martin Wagner gehört, dem Schöpfer
des großen Frieſes in der Walhalla bei Regensburg, der auch
die geginetiſchen Antiken in Griechenland für München erwarb
und ein großer Kenner der antiken Kunſt war. Außerdem war
er ein ſehr ordentlicher Mann, wie man aus ſeinen Büchern
erſieht, denn da ſteht immer vorn auf dem weißen Blatt, was
er für das Buch bezahlt hat, was das Porto ausgemacht hat,
wieviel der Buchbinder bekam, und was dann ſchließlich der
Geſamtpreis war.
Alſo den Pauſanias aus Wagners Beſitz habe ich jüngſt
nicht durchackert wie dereinſt Winckelmann, ſondern eher über=
flattert
, dabei aber doch allerlei Intereſfantes gefunden. Dieſer
Pauſanias war eine Art Vorläufer Bädekers, nur mit dem
Unterſchiede, daß für den heutigen Bädeker ein ganzes Heer von
Mitarbeitern wirkt, wohingegen der gute Pauſanias alles gan;
allein machen, alles mit eigenen Augen ſehen und mit eigenen
Ohren hören mußte. Er hat alſo vor ungefähr 17 Jahrt
hunderten ganz Griechenland bereiſt und darüber mit einen
Genauigkeit berichtet, die uns heute billig in Erſtaunen
ſetzt. Was z. B. dereinſt auf den heute noch vorhandenen
Poſtamenten in Delphi geſtanden hat, wiſſen wir gan
genau aus Pauſanias, und ebenſo iſt es in allen anderen Aus=
grabungsſtätten
Griechenlands.
Beim Durchblättern dieſes braben alten Herrn fand ich die
folgende Stelle: Die Eileithyia, welche auf dem Markt (in
Tegea) einen Tempel mit einer Bildſäule hat, nennen die
Tegeaten die auf den Knien. Aleos habe nämlich ſeine
Tochter dem Nauplios übergeben, mit dem Auftrage, ſie hinweg=
zuführen
und ins Meer zu werfen. Unterwegs aber ſei
ſie auf die Knie gefallen undhabe ſoden Knaben
geboren, da wo der Tempel der Eileithyia ſteht.
Dieſer böſe Aleos war, wie es ſich in einer rechtsſchaffenen
Sage gebührt, König, ſeine unartige Tochter hieß Auge und
hatte ſich, wie das bei den Königstöchtern der griechiſchen Sage
ſo Sitte war, heimlich mit einem Gotte oder wenigſtens einem
Halbgotte eingelaſſen, in dieſem Falle mit Herkules. Der von
Pauſanias erwähnte Knabe, den die Mutter kniend gebar,

[ ][  ][ ]

Dienstag, 2. Juli 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 179 Seite 3

de
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engliſchen

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Tabhr i Moten.

Mehr als 11 Milliarden defizik. Marriſtiſche Maſſendemonſtrakionen gegen die Rechtsverbände
am 14. Juli geplank.
beiden Seiten das Opfer der eigenen Geſchicklichkeit und Fähig=
keit
zu Kompromiſſen werden.
Sein Ausweg.
Als Laval ſeine Regierung bildete, gelang es ihm, dem Mei=
ſter
der parlamentariſchen Kombinationen, die Schwierigkeiten
Entweder Skaatsausgaben kürzen oder Falſchgeld im Augenblick zu umgehen. Der Angriff auf die franzöſiſche
Währung wurde zurückgeſchlagen und die heftigſten Parteikon=
fabrizieren
!
flikte vertagt. Aber die ſachlichen Schwierigkeiten beſtehen nach

will
Hif

Trotz der Vertagung der franzöſiſchen Kammer und des fran=
zöſiſchen
Senats, alſo trotz der parlamentariſchen Atempauſe, die
Laval für ſich und ſeine Regierung durchgedrückt hat, ſpitzt ſich die
innerpolitiſche Situation in Frankreich zuſehends zu. Da ſind zu=
nächſt
die Radikalſozialiſten, die die Gemüter in Erregung halten.
Sie wiſſen ſchon ſeit geraumer Zeit nicht mehr, welche Richtung
ſie einſchlagen ſollen. Die Betriebſamkeit Daladiers, der offen
mit den Marxiſten beiderlei Tuchs ſympathiſiert, geht allmählich
den übrigen in der Regierung Laval ſitzenden Gruppen zu weit.
Sie laſſen durch ihre Preſſe an die Radikalſozialiſten die Frage
richten, ob ſie noch als vollwertige Koalitionspartei angeſprochen
werden wollen.
Daß Lavals Stellung durch die Extratouren eines nicht uner=
heblichen
Teiles der Radikalſozialiſten nicht beſſer wird, verſteht
ſich von ſelbſt. Wie nervös er geworden iſt, geht eigentlich am
beſten aus ſeiner Sonntagsrede in Clermont=Ferrand hervor. Er
ſoll und will ſanieren. Er ſieht das Defizit auf mehr
als 11 Milliarden anwachſen. Er muß zugeben, daß
die Einkommen ſinken und ſcheint noch immer kein klares Pro=
gramm
zu beſitzen, ja, er fühlt ſich ſichtlich behindert durch die Art,
wie plötzlich von allen Seiten her die politiſchen Kräfte in Aktion
treten, die nun nach der Parlamentsvertagung wider Erwarten
freigeworden ſind.
Ich ſtelle das Geſetz dar!, rief er in höchſter Erregung ſeinen
Landsleuten zu, in einer Erregung allerdings, aus der ziemlich
unverhüllt hervorgeht, wie iſoliert er ſich fühlt. Auch ſein Aus=
ruf
: Entweder Staatsausgaben kürzen oder
Falſchgeld fabrizieren! läßt tief blicken. Dazu iſt die=
ſer
Schrei von ihm wenige Stunden nach der Kammervertagung
ausgeſtoßen worden, die zwar die Zurückziehung von Kreditvor=
lagen
des Militärs ſah, aber doch auch die Erklärung, daß die Re=
gierung
alle Vollmachten zur Mobiliſierung dieſer Kredite habe.
Jedenfalls mußte alle Welt den Eindruck mit nach Hauſe nehmen,
daß die Regierung Laval trotz der finanziellen Schwierigkeiten des
Landes dem Militär neue Milliarden opfern werde, und jetzt
kommt er mit dieſem wenig hoffnungsfrohen Ausruf. Ein Poin=
caré
hätte ſicherlich eine andere Rede gehalten, die ſeine politi=
ſchen
Gegner in die Flucht geſchlagen hätte. Laval aber mußte am
Tage von Clermont=Ferrand noch einen Aufruf aller Linksparteien
auch von den Radikalſozialiſten mitunterzeichnet in den Hän=
den
halten, der Maſſendemonſtrationen gegen die Rechtsverbände
am 14. Juli anordnet. Der Tag, der ſonſt alle Franzoſen wein=
ſelig
und voller Freuden in den Straßen von Paris tanzen ſieht,
ſoll jetzt höchſtwahrſcheinlich ein Tag blutiger Auseinanderſetzungen
werden. Denn die Kommuniſten, die eine neue ſcharfe Kampfan=
ſage
gegen die Regierung verfaßt haben und mit der Aufputſchung
der notleidenden Landwirte und der von neuen Penſionskür=
szungen
bedrohten Kriegsteilnehmer, noch größere Schwierigkeiten
bereiten will, werden kaum zögern, ſich beſonders aktiv zu be=
nehmen
, alſo Rotfront=Manieren an den Tag zu legen, die
Frankreich mehr und mehr zu ſpüren bekommt. Dieſelben Kom=
muniſten
ziehen aber mit den Radikalſozialiſten am gleichen
Strang, ſoweit es ſich um die Verbände handelt, die ſich des be=
ſonderen
Schutzes einiger Miniſter des Kabinetts Laval erfreuen.
Daß Laval über die innenpolitiſchen Sorgen außenpolitiſch
auf der Stelle tritt, kann man ihm nicht verübeln. Aber ſelbſt
wenn er außenpolitiſch irgendetwas unternehmen würde, käme das
eeiner Verzettelung ſeiner Kräfte nicht gleich. Sie ſind ohnehin ſo
ſchwach, daß man von einer wirklichen Autorität der Regierung
Paval ſowohl beim Parlament als auch beim Volk nicht mehr
5prechen kann. Viel Zeit iſt der Regierung ohnehin für die Ueber=
windung
der finanziellen Schwierigkeiten nicht gegeben. Der
Herbſt rückt in wenigen Wochen heran, und dann gilt es, eine
BBilanz aufzumachen, wenn nicht inzwiſchen der 14. Juli zum Schick=
ſſalstag
für das Kabinett geworden iſt.

Dazu ſchreibt uns unſer A=Korreſpondent aus Paris:
Lavals Lage iſt nicht leicht. Er mußte die Außenpolitik ſei=
mer
Vorgänger übernehmen, und er iſt jetzt auch gezwungen, den
viele5 ännenpolitiſchen Schwierigkeiten Front zu bieten. Er kann auf

wie vor, und der Parteihaß droht jeden Augenblick durchzu=
brechen
. In der kurzen Zeit des Beſtehens der Laval=Regierung
gab es ſchon mehrmals Situationen, in denen der Miniſterpräſi=
dent
gezwungen war, dieſelben taktiſchen Kunſtgriffe anzuwen=
den
, wie bei der Löſung der letzten Kriſe.
Auch jetzt hat ſich wieder einmal die Situation zugeſpitzt.
Den unmittelbaren Anlaß dazu gab die Wahl Jean Chiappes, des
früheren Pariſer Polizeipräfekten, zum Präſidenten des Pariſer
Munizipalrats. An ſich dürfte das kein hochpolitiſches Ereignis
ſein, aber mehr die Umſtände als die einzelnen Perſönlichkeiten
haben daraus eine politiſche Angelegenheit von großer Wichtig=
keit
gemacht. Die Linke faßt die Wahl Chiappes als offene
Kriegserklärung auf, ſo daß viele eine Erſchwerung der geſamten
innerpolitiſchen Situation befürchten.
Chiappe iſt alles andere als eine reaktionäre Erſcheinung.
Aber als Pariſer Polizeipräſident hat er den Haß der Kommu=
niſten
auf ſich gezogen, ſo daß aus ſeiner Entfernung von der
Spitze der Polizei nach den letzten Kammerwahlen eine Partei=
frage
gemacht wurde. Und im Augenblick, da dieſe erfolgte, kam
es zu den blutigen Zuſammenſtößen vom 6. Februar 1934, die
hinreichend bekannt ſind. Chiappes Name iſt alſo rotes Tuch für
die Marxiſten und auch für den größten Teil der Radikalen.
Man befürchtet, daß er der Diktatur die Wege ebnen wird. Jeden=
falls
zeugt ſeine Wahl in Anbetracht der Kammerwahlen, im
nächſten Frühjahr von dem Kampfwillen der Rechtsparteien
Wohl aus demſelben Grunde zeigen jetzt auch die rechtsſtehenden
außerparlamentariſchen Organiſationen mehr Aktivität. In
Rechtskreiſen antwortet man auf alle dieſe Vorwürfe mit dem
Hinweis, daß die Kommuniſten trotz (oder infolge) des ruſſiſchen
Bündniſſes eine erhöhte Aktivität entfalten.
Dieſe Schwierigkeiten genügen, um das peinlich ausbalan=
cierte
Gleichgewicht in der Kammer zu gefährden.

Beſprechungen zwiſchen deutſchen und franzöſiſchen
Kriegskeilnehmern in Paris.
DNB. Paris, 1. Juli.
Am Montag begannen in Paris die Beſprechungen zwiſchen
deutſchen und franzöſiſchen Kriegsteilnehmern. Da die Unter=
redungen
privater Natur ſind, ſoll erſt zum Schluß eine Mit=
teilung
an die Preſſe ausgegeben werden. Die deutſchen Kriegs=
teilnehmer
ſind vertreten für den nationalſozialiſtiſchen Kriegs=
opferverband
durch deſſen Leiter Oberlindober und von Coſſa
und Dr. Dick, für den Kyffhäuſerbund durch von Homann=
Heinhofen und für den nationalſozialiſtiſchen Deutſchen Front=
kämpferbund
(Stahlhelm) durch von Bary. Seitens der Fidac
(Interalliierter Verband der Frontkämpfer) nehmen mindeſtens
zwei Vertreter jeden Landes teil. Der Nationalverband der
franzöſiſchen Kriegsteilnehmer U.N.C. iſt durch ſeinen Vor=
ſitzenden
Lebecg, den Abgeordneten Jean Coy ferner durch
Boulard und durch Taudierd vertreten. Der Präſident der Union
Fédérale, Pichot, der Montag abend in die Tſchechoſlowakei ver=
reiſen
muß, kann an den Beratungen nicht teilnehmen.
50 deutſche Kriegskeilnehmer in Lyon.
50 deutſche Kriegsteilnehmer aus Stuttgart, die vom fran=
zöſiſchen
Verband der Lungenverletzten nach Frankreich ein=
geladen
worden ſind, wurden am Montag vormittag auf der
Durchfahrt in Lyon von dem deutſchen Konſul und von fran=
zöſiſchen
Frontkämpfern begrüßt. Nachdem ſie am Gefallenen=
denkmal
einen Blumenſtrauß niedergelegt hatten, wurden ſie
im Rathaus von Miniſter Herriot empfangen, der Bürgermeiſter
von Lyon iſt. Zwiſchen Herriot und dem Führer der deutſchen
Abordnung wurden Anſprachen gewechſelt. Anſchließend be=
ſuchten
die deutſchen Kriegsteilnehmer die Gräber ihrer deutſchen
Kameraden, die während der Gefangenſchaft in Lyon und Um=
gebung
geſtorben ſind.

* Ein kommender Kriegsſchauplah?
Von unſerem Berichterſtatter.
Während im fernen europäiſchen Weſten dem Herd aller
Unruhe, ſagen die Chineſen die politiſchen Leidenſchaften in
Wallung ſind und die Gegenſätze mit unverminderter Gewalt
aufeinanderprallen, beginnt im aſiatiſchen Oſten eine Jahreszeit,
in der ſich das Blut langſam und träge durch die Adern wälzt,
in der die Sonne die mandſchuriſchen und mongoliſchen Steppen
unbarmherzig ausdörrt und in der man alſo weniger denn je
geneigt iſt, an herannahende politiſche und militäriſche Um=
wälzungen
zu glauben. Die heraufziehende kontinentale Hitze in
der Mandſchurei und in der Mongolei müßte, ſo ſollte man
meinen, jeden Willen zu neuen Aktionen im Keime erſticken und
die Hirne der Menſchen zu einem neuen Entſchluß unfähig machen.
Und dennoch und dennoch . . . Lieſt man nicht jede Woche
von Grenzverletzungen hüben und drüben der mandſchuriſch=
mongoliſchen
und der mandſchuriſch=ſowjetruſſiſchen Grenze, von
Reibungen der Chineſen in der Inneren Mongolei und der
Japaner mit den Chineſen in der Mandſchurei uſw.
Freilich muß man an die Berichte aus Oſtaſien, die in der
Weltpreſſe als entſcheidende Auseinanderſetzungen erſcheinen,
einen ſehr verkleinerten Maßſtab anlegen. Die Mühlen im aſiati=
ſchen
Oſten mahlen ſehr, ſehr langſam, und wegen eines zur
Unzeit losgegangenen Gewehrſchuſſes irgendwo an irgendeiner
Grenze in Oſtaſien pflegt noch bein Weltkrieg auszubrechen!
Auch wenn ein kleines Flüßchen, das zufällig die Grenze zwiſchen
der Mandſchurei und der Mongolei bildet, ſich plötzlich im Wüſten=
ſande
einen anderen Weg ſucht und mandſchuriſches Gebiet auf
dieſe Weiſe denn es iſt doch die Grenze! der Mongolei
zuſchlägt, auch wenn es darob zu einer Schießerei kommt, in der
ein japaniſcher Unteroffizier getötet wird, wird die Kriegsgefahr
kaum erhöht. Denn es genügen einige japaniſche Tanks und
mehrere ſchwere Bomber, um die Mongolen wieder zurückzutrei=
ben
. Sie könnten ſogar ein Element der Stetigkeit
der gegenwärtigen Entwicklung, d. h. der Fortdauer der japa=
niſchen
Expanſion, bilden, wenn ja wenn nicht jenſeits der
Mandſchurei ebenſolche Tanks und ebenſolche Bomber ſowjet=
ruſſiſchen
Urſprungs ſtünden!
Bisher zeigten dieſe roten Kriegsmaſchinen eine gewiſſe
Beharrungstendenz, ſie wirkten durch ihr bloßes Daſein. Jetzt
ſcheinen aber Umgruppierungen im Gange zu ſein, neue Stel=
lungen
werden bezogen, neue Fronten bilden ſich, und in das
ganze Bild kommt Bewegung. Die Sowjetruſſen haben Verträge
der gegenſeitigen Unterſtützung abgeſchloſſen, um durch dieſen ge=
ſchickten
Schachzug die japaniſche Mandſchurei von drei Seiten
zu umklammern. Und während die Japaner mit verdächtigen Vor=
bereitungen
in Nordchina beſchäftigt ſind, finden ſie im Norden
ihrer Stellung auf dem aſiatiſchen Kontinent eine neue Lage vor.
Nach dem Verkauf der chineſiſchen Oſtbahn an Mandſchukuo=
Japan haben die Roten nicht die Hände in den Schoß gelegt. Auf
japaniſcher Seite will man Beweiſe dafür haben, daß ein bedeu=
tender
Teil des Erlöſes für die Bahn von ihnen zu Zwecken der
Bolſchewiſierung Chinas und zu ſeiner Verſtärkung der Propa=
ganda
in der Mandſchurei ſelbſt verwendet wird. In Charbin
iſt es offenes Geheimnis, daß nicht alle diejenigen ehemaligen
Angeſtellten der Sowjets bei der Bahn, die auf eine Rückkehr nach
der Heimat verzichtet haben, zu den ſogenannten Nichtheim=
kehrern
gehören, die aus politiſchen Gründen die Rückkehr
ſcheuen, ſondern daß viele von ihnen vielmehr mit Wiſſen und
Billigung der Moskauer Regierung ihren Wohnſitz nach Charbin
verlegt haben.
Mit dieſen Verſuchen, die revolutionäre Situation, von
innen heraus zu ſchaffen, begnügt man ſich aber nicht. In dieſen
Wochen wird in der ganzen fernöſtlichen Welt eine Meldung viel
beſprochen, die davon wiſſen will, daß es dem ſagenhaften Sowjet=
general
Blücher gelungen ſei, in der Außeren Mongolei durch
einen Vertrag des gegenſeitigen Beiſtandes ganz nach be=
rühmtem
Muſter ſich weitgehenden Einfluß in Ulan Bator
(dem ehemaligen Urga) zu ſichern. Gegen die Hergabe eines
Rüſtungskredits von 10 Millionen Goldrubel ſei ihm von der
Regierung der Aeußeren Mongolei die Zuſage einer Intenſivie=
rung
der kommuniſtiſchen Propaganda, die Genehmigung zum
Bau einer Eiſenbahnſtrecke Ulan BatorTſchita und das Ver=
ſprechen
erteilt worden, ſowjetruſſiſchen Truppen im Ernſtfalle‟,
freien Durchzug zu gewähren. Alſo auch ein Durchmarſchartikel
ebenfalls nach berühmten Muſtern! Die mongoliſche Armee ſoll
ſchließlich eine weitere Anzahl von Sowjetinſtrukteuren erhalten,
und mongoliſche Truppen ſollen für dieſen Ernſtfall den ſow=
jetiſchen
Beiſtand leiſten.
Soweit dieſer Bericht. Will man mandſchuriſchen Blättern
glauben, ſo hat dieſe Meldung auch in der Weltpreſſe großes
Aufſehen erregt. So großes, daß eine der bedeutendſten weſt=
europäiſchen
Agenturen ſich mit einer Anfrage an das Moskauer
Auswärtige Amt gewandt und dort natürlich! ein Dementi
erhalten hat. So natürlich dieſe Ableugnung iſt, ſo ſelbſt=
verſtändlich
kann ſie aber auch falſch ſein. Denn erſtens liegt

ſtwurde nachmals ein großer Held und obendrein auch König,
obſchon nicht im Lande ſeiner Geburt. Er hieß Telephos und
als die Griechen auf dem Zuge nach Troja unterwegs die Gegend
rechtſchaffen ausraubten, kamen ſie in Berührung mit dem Sohne
ber Auge und des Herkules. Telephos war nämlich damals
König in Myſien und fand kein Vergnügen an den fremden
Raubgäſten. Er wollte ſie abwehren, es kam zu blutigem Kampf,
auf beiden Seiten gab es viele Tote und Verwundete, und
Telephos ſelbſt wurde von Achilles verwundet. Dann aber er=
uhren
die Griechen, bei denen ſich mehrere Helden aus der
zahlreichen Nachtommenſchaft des Herkules befanden, daß der
feindliche König ihr Bruder oder Vetter ſei, man machte Frieden,
uind alles wäre ganz gut geweſen, wenn nur die böſe Wunde
des Telephos hätte heilen wollen. Sie wurde nach langem Hin
und Her endlich von den tüchtigen Aerzten Machaon und
Podalirios geheilt, und zwar durch den aufgelegten Roſt von
der Lanze des Achilles, ein heute wohl kaum noch befolgtes
Heilverfahren.
Es ſcheint mir nun ganz ſonnenklar, daß dieſer Thron der
Aphrodite in Wirklichkeit ein Altar der Eileithyia, alſo
der griechiſchen Hebammengöttin, geweſen iſt und in Tegeg in
Arkadien geſtanden hat. Von dort haben ihn die Römer in ihre
Hauptſtadt geſchleppt. Die beiden wunderſchönen Figürchen an
der Seite, das züchtig bekleidete und das ganz nackte Mädchen,
paſſen dazu mindeſtens ebenſo gut wie zu einem Throne der
Venus, mag man ſie nun als Feundinnen der Gebärenden an=
ſehen
, die durch Weihrauch und Flötenſpiel die Göttin günſtig
ſtimmen wollen, oder meinetwegen als ſozuſagen himmliſche und
irdiſche oder legitime und illegitime Liebe. Das Relief auf der
Vorderſeite, die angebliche Geburt der Venus, wird durch dieſe
Erklärung klar: es iſt nicht die Geburt der Venus, ſondern die
Geburt des Telephos, wobei dieſe Hauptperſon allerdings hinter
der Windel verſteckt bleibt.

Frankfurker Muſikbrief.

Die Oper hat C. M. von Webers Euryanthe neu einſtudiert
und dieſer Neueinſtudierung die Bearbeitung von M. Hofmül=
lers
zugrunde gelegt. Viel iſt damit nicht gewonnen worden. Die
Muſik der Euryanthe iſt im einzelnen bedeutend und gerade
dieſe Oper gibt ein Bild von dem, was der Komponiſt des Frei=
ſchütz
an künſtleriſcher Schöpferkraft in ſich trug. Aber der Text
H. von Chézy’s verletzt in der Idee und in der Form derart jedes
Empfinden, daß dieſe Tatſache die Euryanthe der Bühne ver=
ſperrt
. Hofmüller verſucht, die ſchlimmſten Unmöglichkeiten zu ver=
beſſern
; er läßt Eura und Udo dieſe ungeiſtigen Verwandten der
Ahnfrau, verſchwinden. Der Ring, der eine ausſchlaggebende, aber
völlig unmotivierte Rolle ſpielt, wird in Verbindung mit der
Mutter gebracht, die Euryanthes Geheimnis geahnt hat. Die

Wurzel des Uebels wird auch damit nicht ausgerottet; man kommt
nicht daran vorbei, daß Adolar ſich ſo ſchnell und durch ſo wenig
überzeugende Beweiſe von der Untreue Euryanthes überzeugen
läßt. Die Handlung im ganzen iſt und bleibt trotz Hofmüller
geſpreizt und unecht, man findet keinen Menſchen auf der
Bühne, deſſen Schickſal uns nur irgendwie intereſſiert. Daher
wirkt auch die Muſik, trotz der vielen Schönheiten oft abſtrakr und
unperſönlich. Auch die Aufführung vermochte an dieſen Dingen
nichts zu ändern. C. Nehers geſtellartige Bühnenbilder treffen
nicht die gar nicht ſenſibel gezeichneten Leidenſchaften der Theater=
menſchen
der Euryanthe; die Stiliſierungen der Grabesſzene lie=
gen
außer dem Rahmen des Werkes.
W. Felſenſteins Regie iſt mit der Zeit gelöſter geworden.
Der Weg zu einer größeren Natürlichkeit iſt offenbar beſchritten.
Dieſe Oper ſtellt aber manche Anforderungen, denen einfach nicht
entſprochen werden kann. So iſt es verſtändlich und entſchuldbar,
daß man ſich zwiſchen Extremen äußerlichſte Theatralik der
Lyſiart=Eglantineſzenen und überbetonte Lyrik der Adolar= Eury=
antheſzenen
bewegte.
Unſere Oper verfügt über die Stimmen, die Arien C. M.
v. Webers ſingen können. Mit viel klanglicher Wärme und
Schönheit ſang T. Ralf den Adolar, machtvoll in der immer mehr
ſich entfaltenden, blühenden Altſtimme Inger Karen die Eglantine.
Geſchmackvoll und innerlich verkörpert E. Hainmüller die Titel=
rolle
, mit ſeltener Verve J. Stern den Lyſiart, für den er ge=
ſchaffen
iſt.
Karl Maria Zwißler betreute die prachtvolle Partitur, die er=
freulichſte
Erſcheinung des Abends, mit Liebe und Verſtändnis.
Der Abend bedeutete zugleich den Abſchied von Torſten Ralf
und Inger Karen. Der Tenor, der in London bei den Krönungs=
feierlichkeiten
den Lohengrin geſungen hat, beſitzt ein ſehr ſchönes,
ausgeſprochen lyriſches Organ, das ſich durch eine verhaltene
Innerlichkeit auszeichnet und das techniſch zuverläſſig und ſtilvoll
behandelt wird. Partien wie den Lohengrin und den Parſival
hat man ſeit langen Jahren hier nicht mehr ſo überzeugend gehört.
Die Altiſtin verfügt über eine der ſchönſten und größten Stim=
men
ihres Fachs, die man wohl eben in Deutſchland kennt. Schade,
daß die Stimme faſt allein Mittel der künſtleriſchen Geſtaltung iſt
und daß dieſe ſich in nicht allzu abgeſtuften Formen bewegt.
Wir nehmen auch Abſchied von der 1. Altiſtin Magda Spiegel
und von Emma Holl, der dramatiſchen Sopraniſtin. M. Spiegel
iſt lang der Stolz unſerer Oper geweſen. Die herrliche, gepflegt
behandelte Stimme ließ Rollen wie die Acuzena, die Amneris, die
Ortrud, die Eboli, den Orpheus in unvergeßlichen Bildern vor uns
erſtehen.
Emma Holl gehört zu den wenigen Künſtlerinnen, die Künſt=
leriſches
erlebt zu formen verſtehen. Mit einer außerordentlichen
inneren Spannkraft wurden menſchliche Partien wie die Elſa, die
Eliſabeth, die Sieglinde, Myrtocle ins Leben gerufen und ſpätere

Partien wie die Brunhilde und die Kundry gehörten in ihrer er=
fühlten
Wiedergabe zu den Erlebniſſen unſerer Oper. Dr. W. Kn.

100 Jahre deutſche Eiſenbahnen.
Die gewaltige Entwicklung der deutſchen Eiſenbahn von der
Eröffnung der Linie NürnbergFürth im Jahre 1835 an bis zu
dem elektriſchen Schnelltriebwagen und dem Stromlinienzug, von
20 bis zu 160 Stundenkilometer Geſchwindigkeit erleben wir
gleichſam mit, wenn wir die Sondernummer, der Illuſtrirten
Zeitung (J. J. Weber Leipzig) leſen. Manch ein Bild aus den
Kindertagen der deutſchen Eiſenbahn konnte alten Jahrgängen
der Illuſtrirten Zeitung entnommen werden, ſo wie auch die
Bedeutung der Eiſenbahn als Kriegsmittel, die Reichsbahnrat
Dr. Lutz in einem intereſſanten Artikel darlegt, durch Zeichnun=
gen
von in den Weltkrieg entſandten Sonderzeichnern veranſchau=
licht
iſt. Dazu entſtanden neue ganz= und doppelſeitige Bilder
Im Rheingoldzug, Zur Meſſezeit auf dem Leipziger Haupt=
bahnhof
. Im Güterſchuppen des Güterbahnhofes Spreeufer in
Berlin, Im oberſchleſiſchen Induſtriebezirk, um nur einige
wenige zu nennen. Koryphäen des Eiſenbahuweſens würdigen
die Eiſenbahn in ihrer mannigfaltigen Bedeutung; als Urheber
der Vereinheitlichung des Deutſchen Reiches (die Entwicklung von
Privat= und Staatseiſenbahnen zur Reichsbahn), als Auftrag=
geber
der deutſchen Wirtſchaft (Bahnbau, Brückenbau, Wagenbau
und =ausbeſſerung uſw.), als Fürderer des Verkehrs, nicht nur
auf der Schiene, ſondern auch auf der neuen Reichsautobahn, zu
Waſſer und zur Luft.
Das beſte Schlafmikkel - heiße Milch.
Die neueſten Forſchungen über den menſchlichen Schlaf ver=
danken
wir Profeſſor Harry Johnſon von der Univerſität Ohio.
Er führte die Verſuche in einem eigens zu dieſem Zweck errich=
teten
Laboratorium durch. Unter anderem konſtruierte er ein
Bett, das die ſonderbarſten Vorrichtungen aufwies. Die Ma=
tratzen
ſtanden in Verbindung mit einem elektriſchen Regiſtrier=
aparat
, der jede Bewegung des Schlafenden, jede Veränderung
des Druckes auf die Unterlage genau aufzeichnete. Eine ſelbſt=
tätige
Kamera photographierte die Verſuchsperſon. So gelang
es, von hundertſechzig Perſonen etwa 20 000 Aufnahmen zu
machen, während die Regiſtrierapparate nicht weniger als zwei=
einhalb
Millionen verſchiedener Bewegungen feſthielten. Aus
dieſen Verſuchen ergab ſich, daß ein normaler Menſch im Laufe
einer Nacht zumindeſt 35 Mal ſeine Lage verändert. Profeſſor
Johnſon erklärt, dies ſei eine Selbſthilfe des Körpers, um jedem
Muskelſtrang die Möglichkeit zum Ausruhen zu geben. Schlechte
Luft macht den Schlaf unruhig. Perſonen, die bei Tag eine
ſchwere Arbeit leiſten, bewegen ſich im Schlaf relativ, wenig.
Frauen ſchlafen um dreißig Prozent ruhiger als Männer, hin=
gegen
iſt der Schlaf der Kinder weſentlich unruhiger als der der
Erwachſenen. Intereſſant iſt noch die Feſtſtellung, daß ein Bad
den Schlaf überhaupt nicht beeinflußt und daß ein Glas heiße
Milch ſich bisher als das beſte Mittel zum Einſchlafen be=
währt
hat.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 179

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 2. Juli 1935

den Sowjets nichts daran, ihre ſämtlichen Karten ſchon jetzt
aufzudecken, und zum zweiten braucht dieſes Abkommen gar
nicht in der Form eines hohen Staatsvertrages unter Dach
gebracht worden zu ſein, wie es die erwähnte Meldung geſchehen
ſein laſſen wollte. Man ſchlage in einem Geſchichtsbuch nach
und man wird dort finden, daß die Aeußere Mongolei ohnehin
ſowjetiſchen Einflußſphäre iſt. Seit 1921 beſteht dort die Bol=
ſchewiken
=Herrſchaft; die Verfaſſung der Mongolei iſt der kom=
muniſtiſchen
nachgebildet, der Kommunismus herrſcht in allen
Aemtern und Behörden kurz, die Aeußere Mongolei iſt ein
Sowjetſtaat. Drei Jahre ſpäter wurde zwar die chineſiſche Ober=
hoheit
anerkannt und die Zurückziehung der bolſchewiſtiſchen
Truppen zugeſagt ausgeführt wurde dieſes Verſprechen aber
bis heute nicht. Soll Moskau die Notwendigkeit zu einem
Staatsvertrag einſehen, wo alles auf dem Wege einer bloßen
Verwaltungsmaßnahme erreicht werden kann? Natürlich nicht,
und ſo ſtimmt auch das Dementi
Gleichwohl werden dieſe Pläne ſehr bald Tatſachen werden.
Und dann wird ſich Japan folgender Lage gegenüberſehen: im
Oſten grenzt die Mandſchurei an die ruſſiſche Küſtenprovinz
mit ihrem erſtklaſſigen Kriegshafen Wladiwoſtok (in der Ueber=
ſetzung
: Beherrſche den Oſten!). Im Norden wird die Sowjet=
eiſenbahn
am großen Amurbogen zweigleiſig ausgebaut. Bis
zum Baikalſee im Nordweſten ſind über 300000 Mann kon=
zentriert
, dazu über 1000 Flugzeuge, zum Teil mit außerordent=
lich
weitreichendem Aktionsradius etwa 800 Tanks und Panzer=
wagen
und Artillerie ſchwerſten Kalibers. Durch den Bau der

Bahnlinie Ulan BatorTſchita aber wird dieſe Umklammerung
der Mandſchurei auch auf die Aeußere Mongolei ausgedehnt.
Ein neues Sprungbrett iſt hier geſchaffen worden, von dem aus
nicht nur die Mandſchurei und die von den Japanern beſetzten
Gebiete von Dſchehol und Tſchachar, ſondern auch die nord=
chineſiſchen
Provinzen bedroht werden können.
Wie reagiert Japan auf dieſe neue Lage? Seit einigen
Wochen werden die Verhandlungen mit den mongoliſchen Fürſten
beſonders intenſiv von den Vertretern der Mandſchurei (lies
Japans) geführt. Es iſt das Beſtreben Japans, mit der Er=
oberung
Dſchehols einer Provinz der Inneren Mongolei, und
der Beſetzung Tſchachars nicht Schluß zu machen, ſondern die
ganze Innere Mongolei ſo oder anders unter ſeinen Ein=
fluß
zu bekommen. Mit Geld und guten Worten ſucht man ſich
die Sympathien der Mongolen zu erwerben, denn der mongoliſche
Korridor wird einſt das Aufmarſchgebiet der beiderſeitigen Heere
ſein, wenn der Kampf um die Vorherrſchaft in dieſem Teil
Aſiens zwiſchen der roten und der gelben Macht ausbricht. Schon
wurde Dolon Nor mitten in der Inneren Mongolei von
den Japanern erobert, das ſeither von der japaniſchen Kwantung=
armee
als Sprungbrett erkannt und feſtgehalten wird. Japan
unterhält dort 5000 Mann, es hat eine eigene Autoſtraße nach
Dſchehol gebaut, eine Funkſtation, ein Flugplatz u. a. m. wurden
errichtet. Um die Kommuniſten zu vertreiben hieß es in der
amtlichen japaniſchen Begründung, wurde Dolon Nor erobert,
ebenſo wie die Beſetzung Dſchehols die von wenig über 200
Mann durchgeführt wurde, vor denen eine chineſiſche 30000=

Mann=Armee die Waffen ſtreckte mit der bolſchewiſtiſchen Ge=
fahr
begründet wurde.
Den Hauptſchlag aber gedenkt Japan durch die ſchließliche
Angliederung der Inneren Mongolei an ſeine Einflußſphäre zu
führen. Im Kloſter Pailingmiao, weit in der Binnenmongolei,
hat der junge, aber energiſche mongoliſche Fürſt Teh=wang die
mongoliſche Autonomiepartei begründet, die die Einigung der
Stämme erſtrebt. Ihre politiſche Linie iſt zwar noch nicht reſtlos
geklärt, einerſeits hat Teh=wang den mandſchuriſchen Kaiſer
zu einem mongoliſchen Ehrenfürſten ernannt, andererſeits
verhandelt er mit der Nankinger Regierung über die Gewährung
der Autonomie aber es hat allerorts das größte Aufſehen
erregt, daß in dieſen Wochen ein hoher japaniſcher Militär in
einem Sonderflugzeug in der Nähe des Kloſters landete und
dem Fürſten die Bildung eines ſelbſtändigen Staates Mongukuo
verſprach, wenn er einwilligt, ein Bündnis mit Mandſchukuo ab=
zuſchließen
, japaniſche Ratgeber aufzunehmen, Bahnen zu bauen,
die Grenze gegen die ſowjetiſche Aeußere Mongolei zu ver=
ſtärken
uſw.
So ſind die Agenten und die Gelder ſowohl der gelben
wie der roten Macht gleichermaßen in der Aeußeren und in der
Inneren Mongolei tätig. Und ein Blick auf die Karte beſtätigt
die Auffaſſung des japaniſchen Generals Dohihara, der nach
einer Inſpektionsreiſe durch die Mandſchurei, Nordchina und
die von Japanern beſetzten mongoliſchen Provinzen erklärte,
keine der beiden Seiten wünſche zwar den Krieg, aber die Ent=
wicklung
dazu ſei unaufhaltſam.

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Einträge in das Handelsregiſter, Abteilung A:
Am 24. Juni 1935 hinſichtlich der Firma: E. Merck,
Darmſtadt: Dem Einzelprokuriſten Direktor Dr.
Heinz Landmann in Darmſtadt iſt die Befugnis
zur Veräußerung und Belaſtung von Grundſtücken
erteilt.
Abteilung B: Am 22. Juni 1935 hinſichtlich der
Firma: Heſſendruck, Geſellſchaft mit beſchränkter
Haftung, Darmſtadt. Die Firma wird auf Grund
des § 2 des Geſetzes vom 9. Oktober 1934 gelöſcht.
Am 24. Juni 1935 hinſichtlich der Firma: Goebel,
Aktiengeſellſchaft, Darmſtadt: Die Prokura des
Peter Berg iſt erloſchen. Dr. Albert Moeßner,
Darmſtadt, iſt zum ſtellvertretenden Vorſtands=
mitglied
in der Weiſe beſtellt, daß er mit einem
anderen Vorſtandsmitglied oder einem Prokuriſten
die Firma zu vertreten und zu zeichnen berechtigt
iſt. Dr. Wilhelm Köhler bleibt weiter befugt, die
Geſellſchaft allein zu vertreten. Am 24. Juni 1935
hinſichtlich der Firma: Bahnbedarf Rodberg,
Aktiengeſellſchaft, Darmſtadt: Oberingenieur Joſef
Scherer in Darmſtadt iſt zum Geſamtprokuriſten
beſtellt in der Weiſe, daß er befugt iſt, gemeinſam
mit einem Vorſtandsmitglied oder einem anderen
Prokuriſten die Geſellſchaft zu vertreten und die
Firma zu zeichnen. Am 25 Juni 1935 hinſichtlich
der Firma: Süddeutſche Dachpappenvereinigung,
Geſellſchaft mit beſchränkter Haftung, Darmſtadt:
Durch Beſchluß der Geſellſchafterverſammlung vom
17. Juni 1935 iſt die Geſellſchaft aufgelöſt. Der
bisherige Geſchäftsführer iſt Liquidator.
Neueintrag: Am 24. Juni 1935: Firma: Excelſior
Kaffee= und Lebensmittelgroßhandlung Louiſe
Lorenz. Darmſtadt Inh. Louiſe, geborene Krie=
genherdt
. Ehefrau des Kaufmanns Otto Lorenz
un. in Darmſtadt.
(V.5942
Darmſtadt den 25. Juni 1935.
Amtsgericht

[ ][  ][ ]

Dienstag, 2. Juli 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Pohnung

Zuſchr.
Gſchſt.
nſteh. Dame
Jugenh,
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in
gutem
Ang, u.


05 Gſch.
NMft

Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 2. Juli 1935
50jähr. Arbeitsjubiläum im Hauſe Friedrich Schaefer
Am 1. Juli konnte Herr Prokuriſt AuguſtHenkel auf eine
fünfzigjährige Tätigkeit bei der Firma Friedrich Schaefer, Phar=
mazeutiſche
Großhandlung, Darmſtadt/Frankfurt a. M., zurück=
blicken
. Der Jubilar hat durch unermüdlichen Fleiß, vorbildliche
Pflichttreue und ſeine reichen Erfahrungen und Fachkenntniſſe zum
heutigen Anſehen der Firma, ihrer Größe und Bedeutung in her=
vorragendem
Maße beigetragen. Der Jubilar genießt nicht nur
innerhalb des Betriebs die höchſte Anerkennung, ſondern erfreut
ſich auch bei den zahlreichen Apoheken, die den Kundenkreis der
Firma bilden, beſonderer Wertſchätzung.
Um den Ehrentag ihres Prokuriſten feſtlich zu begehen, hatten
die Firmeninhaber, die Herren Carl und Fritz Boßelmann,
ihre über 100 Mitglieder zählende Gefolgſchaft in die mit Fahnen
und friſchem Grün geſchmückten Säle des Heiligen Kreuzberges
zum Abendeſſen eingeladen. In herzlich gehaltenen Anſprachen
ſeitens der Betriebsführer und der Gefolgſchaft wurden dem ver=
dienten
Jubilar Dank und Anerkennung gezollt und die kamerad=
ſchaftliche
Treue gefeiert.
Der anſchließende Kameradſchaftsabend, deſſen buntes Pro=
gramm
von Mitgliedern der Gefolgſchaft unter großem Beifall be=
ſtritten
wurde, zeigte erneut das Bild kameradſchaftlicher Verbun=
denheit
innerhalb der Betriebsgemeinſchaft und hielt die Teilneh=
mer
bis zum frühen Morgen in beſter Stimmung zuſammen.
Die Glückwunſchurkunde des Führers und Reichskanzlers, eine
Ehrenurkunde der Heſſiſchen Induſtrie= und Handelskammer, wert=
volle
Geſchenke von Betriebsführung und Gefolgſchaft ſowie zahl=
reiche
Blumenſpenden, ehrten den beliebten Jubilar. Ad multos

Schluß der Spielzeit im Heſſiſchen Landestheaker.
Was bringt die kommende Spielzeit?
Heute abend beendet das Heſſiſche Landestheater die Spiel=
zeit
1934/35 mit einer Aufführung der Oper Friedemann
Bach von Paul Graener, die in den letzten Wochen noch ein
ſehr ſtarker Erfolg des Spielplans geweſen iſt. In der heutigen
Vorſtellung werden ſich Kapellmeiſter Hans Blümer und Bernd
Aldenhoff vom Darmſtädter Publikum verabſchieden;
neben Bernd Aldenhoff ſind in den Hauptpartien der Aufführung
Liſelott Ammermann, Johanna Blatter, Erna von Georgi, Hein=
rich
Blaſel, Karl Köther, Heinrich Schlüter und Eugen Vogt be=
ſchäftigt
.
Mit der heutigen Vorſtellung ſchließt das Heſſiſche Landes=
theater
ſeine Pforten auf zehn Wochen, um am 10. September
die Spielzeit 1935/36, die bekanntlich die 126. ſein wird, zu be=
ginnen
. Als Eröffnungsvorſtellung der kommenden Spielzeit
wird Richard Strauß Frau ohne Schatten gegeben wer=
den
, die Profeſſor Max Hofmüller inſzenieren wird. Das Schau=
ſpiel
wird ebenfalls mit der Aufführung eines Werkes der leben=
den
Generation, der Erſtaufführung von Hans Schwarz Prinz
von Preußen unter der Spielleitung des Generalintendan=
ten
Franz Everth ſeine neue Arbeit beginnen.
Tatſächlich ſetzt freilich die Arbeit im Landestheater ſchon
lange vor der Eröffnung der neuen Spielzeit wieder ein. Wäh=
rend
in den techniſchen Werkſtätten (Schreinerei, Malerſaal uſw.)
der Betrieb natürlich mit Schichtwechſe! überhaupt nicht
eigentlich ruht, da hier nicht nur die Ausſtattungen der erſten
kommenden Stucke hergeſtellt, ſondern zahlreiche Reparaturen und
Ergänzungen des techniſchen Apparats vorgenommen werden
müſſen, ſo beginnt die Probenarbeit hinter den Kuliſſen am
21. Auguſt. Von dieſem Tage an wird das geſamte Perſonal un=
ſeres
Landestheaters wieder in Darmſtadt zu lebhafter Arbeit
verſammelt ſein, die übrigens ſogar die Sonntage mit Proben
einſchließt. Von den Werken der Oper und des Schauſpiels, die
von da an für das erſte Spielzeitdrittel vorbereitet werden, ſind
im Landestheater ſchon jetzt bekannt: R. Strauß Die Frau ohne
Schatten Cornelius: Der Barbier von Bagdad, Lortzings Der
Waffenſchmied, Webers Euryanthe, Bizets Carmen; von
Schauſpielen; Schwarz Prinz von Preußen, Lippels Die
Pfingſtorgel, Hebbels Gyges und ſein, Ring Shakeſpeares
Was ihr wollt, Selma Lagerlöfs Onkel Theodor. Hamſums
Munken Vendt‟ Erich von Hartz‟ Der ungeglaubte Gott Mit
dieſen Werken wird das Heſſiſche Landestheater im Herbſt bis
zum beginnenden Winter im Großen und Kleinen Haus das
am 1. Oktober eröffnet wird herauskommen.

Aufruf an alle Kraftwagenbeſiker von Darmſtadt.
Das Nationalſozialiſtiſche Kraftfahrkorps (NSKK.) und Der
Deutſche Automobil=Club e. V. (DDAC.) veranſtalten am Sonn=
tag
, dem 7. Juli d. J., eine Fahrt für die Darmſtädter
Schwerkriegseſchädigten. Die Fahrt beginnt um 2 Uhr
nachmittags. Sie iſt eine Ohnehaltfahrt und führt über etwa
100 Kilometer auf nur ſtaubfreien Straßen. Für irgendwelche
Verpflegung haben die Kraftwagenbeſitzer nicht zu ſorgen.
Wie fordern alle Kraftwagenbeſitzer, beſonders auch diejeni=
gen
, die keinem der beiden Verbände angehören, auf ſich und
ihr Fahrzeug in den Dienſt dieſer guten Sache zu ſtellen. Umgehende
Meldungen an die Geſchäftsſtelle des DDAC., Darmſtadt, Rhein=
ſtraße
9, Fernſprecher 888, erbeten.
Es gilt, über 500 Schwerbeſchädigte zu fahren, ſtehe kein
Kraftfahrzeugbeſitzer beſchämt zur Seite, wenn wir am kommen=
den
Sonntag nach Darmſtadt zurückkehren!

Erledigt iſt: eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer
an der Volksſchule in Eſchenrod, Kreis Schotten.
Ernannt wurde: am 22. Juni 1935 der Hauptwachtmeiſter
der Schutzpolizei auf Probe Heinrich Zimmer in Bensheim
unter Berufung in das Beamtenverhältnis zum Hauptwachtmei=
ſter
der Schutzpolizei mit Wirkung vom 15. März 1935.
Aus dem Oberlandesgerichtsbezirk Darmſtadt. Aus dem Reichs=
juſtizdienſt
ausgeſchieden iſt auf ſeinen Antrag der Staatsanwalt
Dr. Claß in Gießen mit Wirkung vom 1. April 1935.

Aus dem Reichsjuſtizdienſt ausgeſchieden iſt auf ſeinen An=
trag
der Staatsanwalt Dr. Claß in Gießen mit Wirkung vom

1. April 1935.
Heimabend im V. D. A. Der Heimatabend der Frauen
und Mädchen des V. D. A. am Mittwoch, 3. Juli, in der Krone‟
beanſprucht beſonderes Intereſſe durch den Vortrag der bekannten
Vorkämpferin für das Deutſchtum im Ausland, Frl. E. Heſſe=
nauer
aus Kaſſel. Die hervorragende Rednerin ſpricht über:
Die deutſche Not im Oſten und gibt einen Bericht über
die Pfingſttagung in Königsberg. Eintritt frei Alle
Frauen und Mädchen, denen die Volkstumsarbeit des Dritten
Reiches eine Herzensſache iſt, ſind zu dieſem Heimabend eingeladen.
Die Frauen der ehemaligen Kriegsgefangenen, welche ſich
zu einer Ortsgruppe der Elſa=Brandſtröm=Werbegemeinſchaft deut=
ſcher
Frauen zuſammengeſchloſſen haben, beſichtigten am Sonntag
die Roſenfelder von Steinfurt. Ein gemütliches Zuſammen=
ſein
bei von den ehem. Kriegsgefangenen Bad=Nauheims geſtifte=
tem
Kuchen und Kaffee im Lokal Steinacker belebte das ſchnell zur
Freundſchaft gewordene Verhältnis zwiſchen den Steinfurtern und
den Darmſtädtern. Eine Abordnung der Ortsgruppe Darmſtadt
der R. e. K., welche an dem Ausflug teilnahm, ſowie die Frauen=
gruppe
Darmſtadt, konnten ſich überzeugen, daß, wenn, auch äußer=
lich
fremd, deutſche Volksgenoſſen ſich zuſammenfinden, durch in=
neres
Verſtehen die Herzen ſo ineinander ſchlagen, wie es nur eine
wahre Volksgemeinſchaft herſtellen kann. Dann ging die Fahrt
Bad=Nauheim zu, wo bereits am Vormittag eine Beſichtigung vor=
genommen
wurde. Eine Führung von ſeiten der Kurverwaltung
durch die ganz Bad=Nauheim unterhöhlenden Maſchinenanlagen
gab ein recht beredtes Zeugnis für die Leiſtungsfähigkeit deutſcher
Kunſt und Technik, um welche uns die ganze Welt beneidet.

Deutſch und die anderen Weltſprachen.

Sihungsbericht des Sprachvereins.
In der letzten Sitzung des Vereins brachte Mitglied Dr. Sell
einen Vortrag über das Verhältnis des Deutſchen zu den anderen
Sprachen zu Gehör. Bekanntlich ſind die Deutſchen gar zu gern
bereit, anderen Sprachen vor ihrer eigenen den Vorrang zuzu=
ſprechen
, insbeſondere das Lateiniſche als die weit logiſchere und
das Italieniſche als die ſchönſte Sprache zu bezeichnen. Daß dies
ein Vorurteil iſt, wurde klar erwieſen.
Was macht denn eine Sprache logiſch‟? Der Lateinfreund
wird ſagen: die unzweideutige Wortgeſtalt, die unabhängig von
der Stellung im Satz die Wortbeziehung erkennen läßt. Nun hat
aber das Lateiniſche keineswegs eine ſtets eindeutige Wortgeſtalt.
(Es hat z. B. gleiche Endung für ganz verſchiedene Fälle.) Abge=
ſehen
davon wird ſich das Logiſche einer Sprache ſtets allein
darin ausdrücken, was ſich an Denkgehalten in ihr klar ausſprechen
läßt. Die Mittel dazu können verſchieden ſein. Und iſt etwa die
deutſche Sprache unfähig, tiefſte Gehalte klar auszudrücken? Muß
man dazu unſere großen Denker zu Zeugen anrufen? Hätte z. B.
Kant, hätte Schopenhauer in einer unlogiſchen oder einer
wenig logiſchen Sprache ſchreiben können?
Was macht eine Sprache ſchön? Der Italienſchwärmer
vielleicht auch der Geſangslehrer italieniſcher Schule und welſcher
Kunſtrichtung werden ſagen: der Vokalreichtum. Sind aber
Selbſtlaute allein ſchön? Iſt nicht manches Wort gerade durch
ſeine Mitlaute ſchön und ausdrucksvoll? Man frage und prüfe
die Sprache der deutſchen Dichter! Wie ſchön kann die
deutſche Spracheſein! Die Behauptung von der weniger
logiſchen und weniger ſchönen deutſchen Sprache iſt haltloſes Gerede.
Der Vortrag veranlaßte eine angeregte Ausſprache. In ihr
wurde ergänzend die Frage aufgeworfen Was iſt Schön?
Die geſchichtlichen vergleichenden Ausführungen von Herrn Prof.
Dr. Todt warfen da beſonders aufhellende Lichter. Schön wird
leicht zur Geſchmacksſache. Die geſchichtliche Entwicklung des
Schönen beweiſt die Zeit= und Raſſe=Bedingtheit dieſes Begrif=
fes
. Zugegeben, daß die deutſche Sprache Mängel hat welche
Sprache hätte ſolche nicht?! es iſt unſere Sprache, und darum
lieben wir ſie mit ihren Mängeln. Darum arbeiten wir auch gegen
ihre Verderbtheit und wollen ſie rein erhalten und ſchön geſtalten.

Jedenfalls lieben wir ſie wie wir unſer Vaterland lieben nicht
weil es das ſchönſte, reichſte, größte, ſtärkſte oder was immer noch
wäre, ſondern weil es unſer Vaterland iſt.
Es folgte dann der Bericht des Obmanns, Oberſtudienrats
Pickert, über die Hauptverſammlung des deutſchen Sprachver=
eins
zu Dresden. Der Verein beſteht jetzt 50 Jahre. Gründer war
Muſeumsdirektor Riegel. Ihm folgten im Vorſitz nacheinander:
Oberſtleutnant a. D. Dr. Jähns, Oberſt Schöning, Geh. Oberbaurat
Dr.=Ing. Dr. Otto Sarrazin, Oberlandesgerichtspräſident Dr.
Dronke, Miniſterialdirektor Dr. Richard Jahnke, und nach deſſen
Tod im Jahre 1933 der jetzige Leiter Miniſterialdirektor Dr. Butt=
mann
.
Es iſt erfreulich, daß zu Dresden das Oberhaupt des Vereins
feſtſtellen konnte, daß der Sprachverein an ſeinen Beſtrebungen
nichts zu ändern brauchte nach dem deutſchen Umſchwung, und daß
er von ſeinen Taten nichts zu bereuen habe. Seine vaterländiſche
Aufgabe hat er von Anfang an richtig geſehen, und ſie iſt noch
lange nicht erfüllt. Der Verein iſt nötig wie je, und ſeine Aufgabe
iſt vielleicht gerade jetzt wichtiger als je, da ſie im Ueberſchwang
der großen Geſchehniſſe vielfach verkannt und überſehen wird. Es
iſt daher weſentlich, daß bei der nun erfolgten Einrichtung eines
Sprachamtes über allen beteiligten Stellen der Sprachverein in
ſeinem Vorſitzenden die Leitung inne hat. Das wird der ganzen
Arbeit an der Sprache einen ſtarken Auftrieb geben und hoffentlich
neue Mitglieder werben. Es kann dabei kein Zwang ausgeübt wer=
den
. Es iſt auch nichts durch die Arbeit an der Sprache zu ver=
dienen
. Sollten ſich aber nicht gerade deswegen einſichtige Mitar=
beiter
finden laſſen? Tauſende Volksgenoſſen im Aus=
land
leiden, dulden, kämpfen und bluten um ihre
Mutterſprache. Uns macht ſie niemand ſtreitig
und wieviele von uns mißachten, verderben, ja
ſchänden ſie! Deutſches Volk, pflege deine Mutterſprache! Du
pflegſt damit dein Volkstum.
Der Darmſtädter Zweig hat auf der Pfingſttagung zu Dresden
mit ſeiner Ausſtellung über die deutſche Sprache Ehre eingelegt.
Das darf freudig geſagt werden. Es darf in dieſem Zuſammenhang
aber auch wiederholt werden, daß das Heſſiſche Miniſterium die
Bedeutung dieſer Ausſtellung ſchon früher erkannt hat, ſo daß ſie
auf des Miniſteriums Wunſch und mit ſeiner Empfehlung in allen
Heſſiſchen Schulen gezeigt wird. Zur Zeit befindet ſie ſich in der
Eleonorenſchule zu Darmſtadt.
Lck

Heſſiſche Durchführungsbeſtimmungen
zur Verordnung über das Schornſteinfegerweſen u.
zu ihrer Ausführungsanweiſung vom 15. April 1935
Vom 28. Juni 1935. Auf Grund des § 51 Abſ. 2 der Verord=
nung
über das Schornſteinfegerweſen vom 15. April 1935 ( Reichs=
geſetzbl
. Teil I S. 515) und der Ausführungsanweiſung hierzu
vom gleichen Tage (Reichsgeſetzbl. I S. 523) wird folgendes be=
ſtimmt
: 8 1. Höhere Verwaltungsbehörde iſt der Reichsſtatthalter
in Heſſen Landesregierung , untere Verwaltungsbehörden
ſind die Kreisämter. 8 2. Gegen den Widerruf der Beſtellung
zum Bezirksſchornſteinfegermeiſter iſt innerhalb einer Friſt von
14 Tagen nach Zuſtellung die Klage bei dem Verwaltungsge=
richtshof
in Darmſtadt gegeben. 8 3. Dieſe Durchführungsbe=
ſtimmungen
treten gleichzeitig mit der Verordnung über das
Schornſteinfegerweſen vom 15. April 1935 (Reichsgeſetzbl. I S
515) in Kraft. Darmſtadt, den 28. Juni 1935. Der Reichsſtatt=
halter
in Heſſen Landesregierung . In Vertretung: Reiner.

Deutſchland muß ſtark werden!

Gebt Eure Spende dem Hilfswerk Mutter und Kind
auf das Konto der Kreisamtsleitung des Amtes für
Volkswohlfahrt Nr. 5990 Städt. Sparkaſſe und Poſt=
ſcheckkonto
8801 Frankfurt a. M.

Landesbibliothek.

Neue Erwerbungen der Landesbibliothek (Auswahl),
vom 1. Juli 1935 an auf 14 Tage im Leſeſaal zur Anſicht aufgeſtellt.
1. P. S. Allen: Erasmus. Oxford 1934. 35/143. 2. H. Th.
Boſſert: Geſchichte des Kunſtgewerbes aller Zeiten und Völker.
Bd. 6. Berlin=Charlottenburg. (1935.) 28 B 2. 3. Georg Dehio:
Handbuch der Deutſchen Kunſtdenkmäler. Oeſterreich Bd. 2. Wien,
Berlin 1935. 34/1410. 4. Oskar Döring: Bodo Ebhardt. Ein
deutſcher Baumeiſter. Berlin=Grunewald 1925. 27 B 8. 5. Lucien
Dubech: Hiſtorie genérale ill. du Théätre. Tome 5. Paris 1934.
32/1062. 6. E. Faure: Napoleon. Dresden 1928. 35/154. 7. For=
ſchung
am Nanga Parbat. Deutſche Himalaja=Expedition. 1934.
Hannover 1935. 35/132. 8. A. Geiger: Die indoariſche Geſellſchafts=
ordnung
. Tübingen 1935. 34/1980. 9. Maximilian Haſak: Das
Münſter Unſerer Lieben Frau zu Straßburg i. E. Berlin 1927.
35 A 28. 10. Wilhelm Hildebrandt: Raſſenmiſchung und
Krankheit. Stuttgart, Leipzig. 1935. 35/267. 11. Wilh. A. v.
Jenny: Keltiſche Metallarbeiten. Berlin 1935. 35 A 30. 12. Ernſt
Kabiſch: Michael. Berlin 1935. 35/204. 13. Harry Graf Keß=
ler
: Geſichter und Zeiten. Bd. 1. Berlin 1935. 35/193. 14. Die
Kunſtdenkmäler der Schweiz Bd 2,2: Rud. F. Burckhardt:
Der Baſler Münſterſchatz. Baſel 1933. 27 B 63/II,2. 15. Otto
Lauffer: Dorf und Stadt in Niederdeutſchland. Berlin und
Leipzig 1934. 35/173. 16. J. B. Malina: Der germaniſche Nor=
den
und wir. Berlin 1934. 35/195. 17. Großfürſtin Maria von
Rußland. Dresden 1933. 35/162. 18. Julius Meyer: Die Grund=
lagen
des Luftſchutzes. Leipzig 1935. 35/214. 19. Moeller pan
den Bruck: Der Politiſche Menſch. Breslau 1933. 35/265. 20. Karl
Alexander v. Müller: Zwölf Hiſtorikerprofile. Stuttgart, Berlin
1935. 35/149 21. Joſef Pilſudſki; Geſetz und Ehre Jena 1935.
35/183. 22. Friedrich Schucht: Die Muſchelkalkböden Mitteldeutſch=
lands
und ihre land= und forſtwirtſchaftliche Nutzung. Berlin 1935.
35/148. 23. Henry E. Sigeriſt: Große Aerzte. München 1931.
35/260. 24. Adolf Spamer: Die Deutſche Volkskunde. 2. Bd.
Leipzig, Berlin 1935. 34 A 100. 25. Rudolf Stammler: Das
geſamte Deutſche Recht. Bd. 2. Berlin 1935. 32/988 Bd. 2 26. Graf
Weſtarp: Konſervative Politik im letzten Jahrzehnt des Kaiſer=
reiches
. Bd. 1. Berlin 1935. 35/114. 27 Walter Zechlin: Diplo=
matie
und Diplomaten Stuttgart, Berlin 1935. 35/218. 28. Richard
Newald: Eduard Duller. Berlin 1934. 35/215. 29. Joſeph
Gregor: Shakeſpeare. Wien 1935. 35/187. Vormerkungen wer=
ſen
im Leſeſaal entgegengenommen. Verleihbar ab 15. Juli 1935.

Die Vereinigung der Katzenfreunde in Darmſtadt veran=
ſtaltete
eine Verſammlung, die der Ehrung von Darmſtadts gro=
ßem
Tierfreund, des kürzlich verſtorbenen Herrn Oberreallehrer
Frank, galt. Das Vorſtandsmitglied Frl. Cl. v. Löw ſchil=
derte
in bewegten Worten den Dahingeſchiedenen als Menſch und
als Tierfreund, dem keine Mühe zu viel war, praktiſchen Tier=
ſchutz
zu treiben und das Los der ſtummen Kreatur zu verbeſſern.
Leider gibt es noch immer Menſchen, die hierfür kein Verſtandnis
haben und Tierſchutz für überflüſſig halten. Ihnen ſeien folgende
Worte des Herrn Frank ins Gedächtnis gerufen: Tierſchutz iſt
Religion, denn wie das Weſen jeder wahren Religion Liebe,
Barmherzigkeit und Mitleid iſt, ſo muß ſich auch jeder verinner=
lichte
Tierſchutz auf dieſen drei Grundpfeilern aufbauen. Der
Verſtorbene war über 50 Jahre im Tierſchutz praktiſch tätig, er
war jahrelang im Vorſtand des Tierſchutzvereins Darmſtadt zu=
letzt
auch Vorſitzender der Vereinigung der Katzenfreunde. Weit
über Darmſtadts Mauern, im Heſſenland und im Reich war Herr
Frank als Tierfreund geehrt und geachtet.
Berichtigung. In unſerem Bericht in Nr. 177 über die
Tagung des Heſſiſchen Alice=Frauenvereins
muß es im letzten Satz des vorletzten Abſatzes richtig heißen:
Als Vertreterin eines Kreisvereins ſprach über die dort gelei=
ſtete
Tätigkeit Frau Nebel (Friedberg).

4Betriebsprüfung /Ueberblick.
Von Wirtſchaftsprüfer D. Fritz Johs. Vogt.
Staatsſekretär Pg. Fritz Reinhardt, der die national=
ſozialiſtiſche
Steuerreform nach und nach aufbaut, hat auf einer
Tagung der Reichsſteuerbeamten in Dresden im Juni 1935 fol=
gende
Richtlinien aufgeſtellt:
1. Zwiſchen Nachſchau und Buch= und Betriebsprüfung wird
nicht mehr unterſchieden. Beides geht ineinander über. Wir reden
in Zukunft nur noch von Betriebsprüfung (B.).
2. Auch die Lohnſteuerprüfung ſoll in Zukunft in die B. ein=
bezogen
werden. Es gibt dann nur noch eine amtliche B.
3. Alle Betriebe ſollen erfaßt werden. Die B. bedeutet nicht,
daß ein Verdacht gegen den Betrieb beſteht.
4. Der Pfl. hat die B. nicht nur zu dulden, ſondern auch tätig
mitzuwirken. Die liberaliſtiſche Auffaſſung vom Rechtsſchutz des
Pfl. iſt überholt. Man fragt nicht mehr: Muß ich jede Auskunft
geben? Was kann ich verweigern? Vielmehr iſt nicht nur jede aus=
drücklich
geforderte Auskunft zu geben, ſondern darüber hinaus iſt
der Prüfer in jeder geeigneten Weiſe zu unterſtützen.
5. Umgekehrt hat der Prüfer freundlich und höflich aufzutreten,
ſolange der Pfl. nicht böswillig iſt. Der Prüfer muß alles unter=
laſſen
, was den Pfl. in ſeiner Ehre beeinträchtigen könnte. Welt=
anſchaulich
: Ehre und Freiheit ſind im Dritten Reich untrennbar.
Es gibt keine Freiheit oder keinen Rechtsſchutz, die es jemand er=
möglichen
, gegen die Grundſätze der Ehre zu verſtoßen. Es gibt
keine bürgerliche Freiheit, die als Trumpf gegen den Staat aus=
geſpielt
werden kann. Freiheit hat nur, wer ſteuerehrlich iſt. Deſſen
Ehre aber darf auf kein Beamter antaſten!
6. Zweifelsfälle ſollen in mündlicher Beſprechung aufgeklärt
werden. Das wird, wie bisher, teils im Laufe der Prüfung zu ge=
ſchehen
haben, teils in einer Schlußbeſprechung, zu der dann zweck=
mäßig
auch der Steuerberater des Pfl. heranzuziehen iſt.
7. Wer guten Glaubens iſt und trotzdem gegen eine
ſteuerrechtliche Vorſchrift verſtößt, wird dem Prüfer nur dankbar
ſein, daß er ihn auf die Verſtöße aufmerkſam macht.
8. Nach wie vor ſoll die B. auch zugunſten des Pflichtigen
durchgeführt werden. Der Prüfer darf nicht etwa die B. abbrechen,
wenn er merkt, daß das Finanzamt etwas herauszahlen muß. Der
Anſpruch auf Erſtattung bleibt dem Pfl. auch dann, wenn der Prü=
fer
die neue Tatſache die zugunſten des Pfl. ſpricht, nicht in den
Bericht aufnimmt. Es genügt, wenn der Pfl. in ſeiner Gegen=
äußerung
zu dem Bericht ſofort darauf hinweiſt. (Aus der Recht=
ſprechung
des RFH.)
9. Auch die Verhältniſſe Dritter können bei der B. erforſcht
werden.
10. Eine Anmeldung der B. iſt nicht erforderlich. Unan=
gemeldete
B. haben oft dazu geführt, daß Mogelbrüder entdeckt
oder feſtgeſtellt wurden. Praktiſch kann natürlich die unangemeldete
B. in einem Betriebe ſehr ſtörend wirken. Sowohl der amtliche
Prüfer als auch der Pfl werden in ſolchen Fällen viel guten
Willen beweiſen müſſen. Trotzdem muß die unangemeldete B. als
ſtaatliche Einrichtung hingenommen werden. Auch bei der Wirt=
ſchaftsprüfung
durch die öffentlich beſtellten Wirtſchaftsprüfer wird
man in Zukunft auf die unangemeldete Prüfung nicht verzichten
können.
11. Zur Unterſtützung der B. ſind die Buchführungsvorſchriften
ergänzt worden. Wareneingangsbuch.
12. Das kommende Steuerverwaltungsgeſetz, das die bisherige
Reichsabgabenordnung ablöſt, wird alle dieſe Vorſchriften ſtraffer
faſſen und vereinheitlichen.
13. Die B. hat den Zweck, darüber zu wachen, daß dem Staate
an Steuern das gegeben wird, was ihm zukommt, und daß der
Grundſatz der ſteuerlichen Gleichmäßigkeit
im Rahmen der beſtehenden Geſetze gewahrt wird. Die B. der
Reichsfinanzverwaltung iſt eine Einrichtung, an der alle ehrlichen
und anſtändigen Volksgenoſſen nur intereſſiert ſein können, und
von der alle ehrlichen und anſtändigen Volksgenoſſen nur wünſchen
können, daß ſie gefeſtigt und ausgebaut wird. (Reinhardt.)

Deutſches Rotes Kreuz Heſſiſcher Alice=Frauenverein,
Darmſtadt. Der Reichsluftſchutzbund ruft zur tätigen Mitarbeit
auf. Das Wehrgeſetz und das Luftſchutzgeſetz verlangt die gleiche
Einſatzbereitſchaft für Mann und Frau. Ueber dieſes Thema mit
Filmvorführung ſprechen am Donnerstag, dem 4. Juli 1935,
abends 20.15 ayr, in der Woogsturnhalle der Ortsgruppenführer
Dr. Seidel und die Gauluftſchutzreferentin Frau Eliſabeth
Seidel. Wir erwarten, daß ſämtliche Mitglieder unſeres Ver=
bandes
dieſen wichtigen Aufklärungsvortrag beſuchen. Der Ein=
tritt
iſt frei.
Billige Funk=Sonderzüge des RDR. nach Berlin! Auch
in dieſem Jahre verkehren Sonderzüge zu den großen Rundfunk=
tagungen
nach Berlin. Die Züge der Gruppe I fahren am 17.
Auguſt ab und kehren am 21. Auguſt zurück: Abfahrt der Züge
Gruppe II am 18. Auguſt, Rückkunft derſelben am 25. Auguſt. Die
reinen Fahrtkoſten betragen wieder 1 Pf. pro Kilometer. Die
Sonderzuge können von allen Volksgenoſſen ariſcher Abſtammung
benutzt werden. Mitglieder des RDR. erhalten noch weitere
Vergünſtigungen auf Teilnehmerabzeichen, Veranſtaltungen und
Quartiere, ebenſo deren Angehörigen. Bindende Anmeldungen
ſind ſo bald wie möglich erforderlich. Nähere Auskunft im RDR.,
Darmſtadt, Luiſenſtraße 36, 911 1518 Uhr. Mitgliedsanmel=
dungen
zum RDR. werden daſelbſt noch entgegengenommen.

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[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 179

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 2. Juli 1935

Das Woogsfeſt finder am 10. Auguft d. J. fkakt.
Das diesjährige Woogsfeſt wurde auf Samstag,
den 10. Auguſt d. J., feſtgeſetzt. Wir bitten alle Körperſchaf=
ten
der Partei, ſowie die Vereine des Deutſchen Reichsbundes
für Leibesübungen, dieſen Termin von allen größeren Veranſtal=
tungen
freizuhalten.
gez. Löwer,
Leiter der Ortsgruppe Darmſtadt des Deutſchen Reichsbundes
für Leibesübungen e. V.

Amt für Volkswohlfahrt

Die aus dem Kreiſe Gelnhauſen untergebrachten Ferienkinder
verlaſſen morgen Mittwoch, den 3. Juli 1935, vormittags, Darm=
ſtadt
. Die Kinder treffen ſich um 12,30 Uhr im Hauptbahn=
hof
vor der Fahrkartenausgabe. Es wird nochmals darauf hin=
gewieſen
, daß die Kinder vollzählig und pünktlich er=
ſcheinen
und mit ihren Ausweiſen verſehen ſind.
Die im Kindererholungsheim Fort Hartenberg bei Mainz
untergebrachten Kinder kommen morgen Mittwoch, den 3. Juli,
mit dem fahrplanmäßigen Zuge um 13,11 Uhr im Darmſtadt
Hauptbahnhof an.
Die Eltern der Kinder werden hiermit nochmals aufgefor=
dert
, dieſelben dort in Empfang zu nehmen.
Wir marſchieren weiker und ſiegen!
Heſſiſches Kulturbauamt Darmſtadt geſchloſſen in die NSV.
Unſere Aufrufe verhallen nicht ungehört. Meldungen auf
Meldungen erfolgen und zeugen von der Einſatz= und Opfer=
bereitſchaft
eines jeden deutſchen Volksgenoſſen. So können wir
wiederum mit Freude melden, daß ſämtliche Beamte und Ange=
ſtellte
des Heſſiſchen Kulturbauamtes geſchloſſen der NSV. bei=
getreten
ſind.
Sieg auf Sieg! Alle haben begriffen, daß die NSV. das
ſoziale Gewiſſen der Nation iſt, und jeder, der ſich zu dieſem So=
zialismus
der Tat bekennt, weiß, daß das ſoziale Wohlfahrts=
denken
unſerer Zeit ein heroiſches Lebensprinzip ſchlechthin be=
deutet
. In dieſem Geiſte ſchlagen wir den Generalmarſch erneut.
Der Deutſche muß kämpfen, liegt doch das Kämpferiſche in ſeiner
Raſſe und in ſeinem Blute begründet, um ſo durch ſeinen Einſatz
ſeinem Volk und Vaterlande zum Wiederaufſtieg und zur Ge=
ſundung
zu verhelfen. Wer will nicht in der erſten Linie mit=
ſtürmen
, nicht mitgeriſſen werden von dieſer edlen Begeiſterung?
Alle marſchieren und ſtreiten mit!
Wann können wir die nächſte Behörde, wann den nächſten
Betrieb melden?
nosse: Deulſcher Volksgenoſſe!
Die Gauamtsleitung Heſſen=
Naſſau des Amtes für Volkswohl=
fahrt
führt zurzeit eine große
Mitgliederwerbung durch. Wich=
tige
, für die Volksgemeinſchaft
lebensnotwendige Aufgaben ſind
von unſerem Führer Adolf Hitler
der NSV. übertragen worden.
Sie müſſen und werden auch
E
weiterhin reſtlos erfüllt.
bens Möglich iſt dies aber nur durch
die Mithilfe Aller. An jeden
Volksgenoſſen wurde dieſer Tage
in irgendeiner Form die Auffor=
derung
gerichtet, ſich einzureihen
in die Tatgemeinſchaft des praktiſchen Sozialismus und Mitglied
der NSV. zu werden.
Biſt Du dieſer Aufforderung bereits nachgekommen?
Kannſt Du es, noch verantworten vor Dir und Deinem Volk,
abſeits zu ſtehen?
Werde Mitglied der NSV., dann erfüllſt Du Deine ſoziale
Pflicht gegenüber der Volksgemeinſchaft.
Auf Dich kommt es an!
OT.
Die deutſche Arbeitsfront
CCa
Aie
Neues Sportprogramm der NSG. Kraft durch Freude‟.
Folgende offenen Sportkurſe beginnen in dieſer Woche und
werden bis Ende September durchgeführt:
Allgemeine Körperſchule (Männer und Frauen): Kurs 1:
Stadion der Hochſchule, Montag, 19.30 bis 20.45 Uhr; Kurs 2:
Woogswieſe TSG. 46, Dienstag, 2021.15 Uhr; Kurs 3: Woogs=
wieſe
TSG. 46, Donnerstag, 2021.15 Uhr.
Fröhliche Gymnaſtik und Spiele (nur für Frauen). Kurs4:
Stadion der Hochſchule, Montag, 1819 Uhr: Kurs 5: Goethe=
Schule, Dienstag, 2021 Uhr; Kurs6: Stadion der Hochſchule,
Mittwoch, 1920 Uhr; Kurs 7: Viktoria=Schule, Donnerstag,
2021 Uhr; Kurs 8: Liebigs=Oberreal=Schule, Donnerstag,
2021 Uhr; Kurs 9: Morneweg=Schule, Freitag 2021 Uhr.
Leichtathletik (Männer und Frauen). Kurs 10: Stadion
der Hochſchule, Dienstag, 19.3021 Uhr: Kurs 11: Woogs=
wieſe
TSG. 46, Donnerstag, 2021.30 Uhr.
Die geſchloſſenen Sportkurſe (Reichsſportabzeichen, Schwim=
men
, Fechten, Tennis und Reiten) beginnen in der 2. Juliwoche.
Tennis und Reitkurſe bedingen vorherige Anmeldung und ſofor=
tige
Bezahlung der Kurſusgebühr auf der Geſchäftsſtelle ( Bis=
marckſtraße
19), Telephon 3330.
Operetten=Sommerſpielzeit.
Vielfachen Wünſchen aus den Kreiſen der DAF.=Kameraden
entſprechend, iſt die Anmeldefriſt für eine Mietkarte (5 Vor=
ſtellungen
zu 2.50 RM.) bis Freitag, 5. Juli, erſtreckt wor=
den
. Erſte Vorſtellung: Polenblut, Operette in 3 Akten
von N. Nedbal. Bis 5. Juli einſchl. nehmen alſo die Ortsgruppen=
und Betriebswarte K. d. F. ſowie die Kreisgeſchäftsſtelle, Bis=
marckſtraße
19, Anmeldungen entgegen. Sichert euch Mietkarten
für die Sommerſpielzeit! Eine Miete bedeutet eine Erſparnis
gegen die Preiſe der Tageskaſſe. Meldeſchluß: 5. Juli!

Erhaltek den deutſchen Wald!
Leider werden alljährlich Millionen deutſchen Volksvermögens
durch Waldbrände zerſtört. Es kann daher nicht genügend gewarnt
und auf die geſetzlichen Beſtimmungen hingewieſen werden. Denn
der größte Teil dieſer Brände entſteht durch Fahrläſſigkeit.
Immer wieder muß feſtgeſtellt werden, daß ein großer Teil un=
ſerer
Volksgenoſſen achtlos und leichtſinnig mit offenem Feuer,
z. B. Zigaretten, Streichhölzern, Tabakpfeifen und ſonſtigen
Zündſachen umgeht. Sogar die an jedem öffentlichen Waldweg
angebrachten Warnungstafeln werden meiſt nicht beachtet. Es
muß daher mit Nachdruck darauf hingewieſen werden, daß das
Betreten von Wald mit unverwahrtem Feuer oder Licht, ſowie
von Moor= und Heideflächen verboten iſt. Ferner iſt das Rau=
chen
vom 1. März bis 31. Oktober im Walde und in gefährlicher
Nähe von Wäldern unterſagt. Dies Verbot erſtreckt ſich auch auf alle
öffentlichen Wege und die zur Errichtung von Zelten und ſonſti=
gen
Lagerſtätten freigegebenen Flächen. Die Unſitte brennende
Streichhölzer, Zigarren= oder Zigarettenſtummel leichtſinnig fort=
zuwerfen
, kann nicht genug beſtraft werden. Denn das ſind die
Hauptentſtehungsurſachen aller Wald= und Heidebrände. Weiter
müſſen auch alle Jugend= und Wanderverbände darauf aufmerk=
ſam
gemacht werden, daß das Abkochen und Anzünden von Feuern
unterſagt iſt. Auch die Eltern und Erzieher ſollten daher ganz
beſonders ihre Schützlinge warnen, keinerlei Feuerzeug mit in
den Wald zu nehmen. Durch Kinderhand wurden oft genug ſchon
aus Dummheit große Brände entfacht. Es muß daher höchſte
Pflicht eines jeden Volksgenoſſen ſein, ſich genau nach den geſetz=
lichen
Beſtimmungen zu richten, um dadurch an der Erhaltung
unſerer Wälder beizutragen.

Lukasgemeinde. Frauenverein. Am Freitag, dem
5. Juli, gedenken wir einen Ausflug nach dem Mädchenerziehungs=
heim
Glauburg bei Vilbel zu machen. Wir wollen mit dem Auto=
bus
um 2 Uhr hier wegfahren. Der Weg führt uns über die
Autobahn nach Frankfurt von dort nach der Glauburg. Dort
werden wir Kaffee trinken und die Anſtalt beſichtigen. Am
Abend ſind wir dann wieder zu Hauſe. Anmeldungen werden
entgegengenommen im Pfarramt, Kiesſtraße 60

Vom deutſchen
Auftſchutz.

Die Frau im Luftſchuß.

Der Reichsluftſchutzbund, der mit der Organiſation des zivi=
en
Selbſtſchutzes betraut wurde, konnte bis zur Verkündung des
Luftſchutzgeſetzes auf freiwilliger Baſis, ohne jegliche geſetzliche
Handhabe, ſeit ſeiner Gründung vor zwei Jahren, dank der
vaterländiſchen Geſinnung der deutſchen Volksgenoſſen und des
Empfindens für die deutſche Volksgemeinſchaft, Millionen von
Volksgenoſſen zur Mitgliedſchaft und zur tatkräftigen Mitarbeit
gewinnen, ſo daß heute ſchon ſehr viel zum Schutze der Zivilbevöl=
kerung
getan werden konnte. Der Mann wird mit den Waffen
in der Hand an der Front ſtehen, die Frau, die Mutter, das
Mädchen aber ſteht kampfbereit zu Hauſe, um entſchloſſen
allen Gefahren eines Luftkrieges zum Schutze von Heim und Fa=
milie
zu trotzen. Die deutſche Geſchichte iſt reich an Beiſpielen;
immer ſtand die Frau dem Manne als treue Kämpferin zur Seite,
wenn es galt, das Vaterland, die Heimatſcholle, zu verteidigen.

HAST AUCH DG
DIESEB DELICHT SENUGT
Die Luftwaffe mit ihrer ganzen verderblichen Wirkung verlangt
heute aber gebieteriſch die Mitarbeit der Frau im Luftſchutz, ſei
s als Luftſchutzhauswart, als Hausfeuerwehr oder als Laienhel=
ferin
. Es mutet wohl etwas eigenartig an, die Anforderungen,
die der Luftſchutz ſtellt, mit dem fraulichen Charakter in Einklang
bringen zu wollen. Und doch iſt die Frau mit der Gasmaske, als
Luftſchutzhauswart, als Hausfeuerwehr im Schutzanzug heute im
Hinblick auf die Entwicklung der Luftwaffe nicht mehr aus der
deutſchen Volksgemeinſchaft und ihrer Wehrhaftigkeit hinwegzu=
denken
.
Die praktiſche Schulung im Luftſchutz iſt für die Frau und
Mutter unerläßlich, damit dieſe allen Anforderungen gerecht wer=
den
kann; dem Reichsluftſchutzbund aber wird die Schulung als
Richtlinie dienen um die Frau im Luftſchutz auf den Platz zu ſtel=
len
, der ihrem Weſen und ihrer Eigenart entſpricht. Iſt die Frau
aber im Luftſchutz theoretiſch und praktiſch ausgebildet, dann hat
der Reichsluftſchutzbund, und ſomit die deutſche Volksgemeinſchaft,
eine einſatzbereite Kämpferin für die Aufgaben des zivilen Selbſt=
ſchutzes
. Auf Grund der erhaltenen Ausildung iſt die Frau mit
den drohenden Gefahren aus der Luft und ihrer Anwendung von
Schutzmöglichkeiten vertraut gemacht. Damit iſt die Frau in der
Lage, den Luftſchutz in die Praxis umzuſetzen, kann auf ihre Fa=
milie
und die Hausgemeinſchaft erzieheriſch einwirken und erzieht
damit ſich ſelbſt und andere zur Ruhe, Umſicht und Entſchloſſen=
heit
, um ſo im Ernſtfalle eine Panik bei einem Luftangriff zu
verhüten. Fürwahr, eine heilige nationale Aufgabe und Pflicht.
Dr. Sba.

IIHbg
5708 Bei

RASIERCREME
macht das Rasieren zum Genuß.
Große, langreichende Tube 50 Pf.

Fahrk der Juſtizverwalkung nach Oppenheim a. Rh.
Die Juſtizbeamtenſchaft Darmſtadts veranſtaltete mit ihren
Angehörigen eine herrliche Fahrt nach Oppenheim a. Rh. zur
Beſichtignug der Katharinenkirche und der Oppenheimer Wein=
bauanſtalt
. Um 2 Uhr ging die Fahrt in 3 großen Verkehrs=
omnibuſſen
vom Adolf=Hitler=Platz aus unter reger Beteiligung
mit Sang und Klang bei prächtigem Wetter an unſeren herr=
lichen
deutſchen Rhein. Ein Handharmonikavirtuoſe ſorgte ſchon
auf der Fahrt für eine gute Stimmung. Die Fahrtteilnehmer
wurden von der Kollegenſchaft des Amtsgerichts Oppenheim freu=
dig
begrüßt, und auch die Stadt Oppenheim hat es ſich nicht ver=
ſagt
, durch den Herrn Beigeordneten Altendorf Willkom=
mensgrüße
zu entbieten. Durch einen ſachkundigen Oppenheimer
Führer erfolgten in der Katharinenkirche die Erklärungen der
Sehenswürdigkeiten. Es folgte die Beſichtigung der Weinbau=
ſchule
und Anſtalt ſowie der großen Weinkellerei der Firma Sitt=
mann
in Oppenheim. Ein Gang durch die in herrlicher Pracht
ſtehenden Weinberge ließ erkennen, welch unermeßliche Arbeit
zu verichten iſt, bis der edle Tropfen trinkfertig iſt. Eine Koſt=
probe
verſchiedener Erzeugniſſe ließ nach dem Gang durch die
Weinberge, bei dem die Sonne ihr möglichſtes getan hatte, eine
frohe Stimmung aufkommen. Pg. Hotz ſprach der Direktion für
die ſachlichen Ausführungen herzlichen Dank aus. Auch die Stadt
Oppenheim lud nun zu einem guten Schluck auf der Landskrone
ein, und alles hat erkannt, daß nicht beſtritten werden kann:
In vino veritas‟ Eine herrliche Stimmung kam auf, und das
hat ſich bei der fröhlichen Heimfahrt, die um 9.15 Uhr angetreten
wurde, aufs beſte gezeigt.

Rohe Bohnen ſind giftig.

In einer Zeit, wo allerlei Verſuche mit Rohkoſt gemacht wer=
den
, iſt es angezeigt, darauf hinzuweiſen, daß rohe Bohnen ſich
für den Genuß nicht eignen. Ein 73jähriger Mann, der in der
Abſicht, ſich Vitamine zuzuführen, zehn rohe Feuerbohnen ver=
zehrte
, die ſechs Tage gekeimt hatten, mußte dieſen Verſuch mit
Erbrechen, Stuhldrang, Durchfall und Nachwirkungen auf Leber
und Nieren büßen. Seine 38jährige Tochter erkrankte ſchon nach
dem Genuß von drei Bohnen. Die rohen weißen Bohnen, auch
die grünen Speiſebohnen, ſind giftig. Es ſind ſogar ſchon einmal
zwei Todesfälle auf deren Genuß zurückgeführt worden, bei denen
ſich Erſcheinungen blutiger Ruhr einſtellten. Der Giftkörper iſt
das Bohneneinweiß, das durch Erhitzen völlig entgiftet wird.
Erbſen und die gewöhnliche Saubohne, auch als dicke Bohne‟
bekannt und beliebt, ſind in rohem Zuſtande ungiftig.
Bilder vom Altrheinfeſt 1935. Bei dem Altrheinfeſt 1935
in Erfelden wurden zahlreiche Bilder ſowohl von Berufsphoto=
graphen
als auch von Amateurphotographen gemacht. Die Bilder
der Berufsphotographen können bei den Firmen Phokohaus Um=
breit
, Soderſtraße 8, Photohaus Heß, Schuchardſtraße, Photo=
haus
Perabo Schuchardſtraße, ſowie Photohaus Weißger=
ber
, Saalbauſtraße, angeſehen und beſtellt werden. Die Ama=
teurphotographen
werden gebeten, ihre Bilder bei der Geſchäfts=
ſtelle
des Staatlichen Turn= und Sportamts, Adolf=Hitler=Platz 2,
Zimmer 116, einzureichen.

Aus dem Gerichlsſaal.
Aw. Frau Elſe Heim, 42 Jahre alt, ſechsmal wegen Dieb=
ſtahls
und Betrugs mit ganz erheblichen Gefängnisſtrafen vorbe=
ſtraft
, ſitzt am Montag, zuſammen mit ihrem Mann, auf der An=
klagebank
des Bezirksſchöffengerichts wegen Untreue.
Mit 16 Jahren verließ Elſe H. das Elternhaus, um ihre Laufbahn
in Berlin zu beginnen. Mit 17 Jahren wurde ſie bereits zum er=
ſten
Male wegen Diebſtahls vorbeſtraft. Im Herbſt 1933 über=
nahmen
die Eheleute zuſammen mit einem ſtillen Teilhaber eine
Tankſtelle in der Rheinſtraße. Im Juni 1934 kam die Lieferfirma
dahinter, daß der Ehemann erhebliches Geld, das er für Betriebs=
ſtoff
eingenommen, nicht abgeliefert hatte, und machte Anzeige
gegen ihn. Gleichzeitig übergab ſie der Frau die Leitung der
Tankſtelle. Aber auch die Frau unterſchlug von den eingenom=
menen
Geldern, ſo daß ſchon im Oktober ein erneuter Fehlbetrag
von 1500 RM. vorhanden war. Es wurde nun auch Anzeige gegen
Elſe H. erſtattet. Im Frühjahr ſollte gegen die beiden Eheleute
deshalb zuſammen verhandelt werden, doch Frau H. erſchien nicht
zum Termin. Statt deſſen ſchrieb ſie an das Gericht, ſie lehne es
ab, ihre Sache von Darmſtädter Gerichten verhandeln zu laſſen,
ſie fahre nach Berlin zum Juſtizminiſter oder zum Führer und
bringe da ihre Sache vor. Die Folge war ein Haftbefehl. Ihr
Mann wurde damals zu 1½ Jahren Gefängnis verurteilt. Heute
iſt er lediglich angeklagt wegen unbefugten Waffenbeſitzes. Frau
H. gibt heute einen Fehlbetrag von 400 RM. zu. Das übrige will
ſie an die Lieferfirma abgeführt haben. Der Sachverſtändige je=
doch
beſtätigt den Betrag von 1400 RM. Er ſtellt auch feſt, daß
Frau H. die Bücher falſch geführt hatte. Das Gericht verurteilt
Frau H. wegen Untreue zu einem Jahr und drei Mona=
ten
Gefängnis und rechnet die Unterſuchungshaft, da ſelbſt
verſchuldet, nicht an. Engelbert H. erhält wegen Vergehens gegen
das Schußwaffengeſetz zwei Monate Gefängnis.
Die Kleine Strafkammer hatte u. a. eine nicht ganz
alltägliche Sache, eine Kindesentführung zu verhandeln.
Ein junges Ehepaar aus Beerfelden lebte getrennt, d. h., die Frau
wollte von dem Mann nichts mehr wiſſen. Der Mann war damit
nicht einverſtanden und verſuchte alles mögliche, um wieder zu
ſeiner Frau zu kommen. So kam er auch eines Tages auf die Idee,
das Kind zu entführen, denn, ſo ſagte er: Das Kind bringe die
Mutter. Er ging der Frau auf der Straße nach und bat um das
Kind es war damals drei Jahre alt er wolle ihm was kau=
fen
. Die Frau gab ihm das Kleine, er ging mit ihm in einen
Bäckerladen und blieb verſchwunden. Heimlich war er mit dem
Kinde durch die Hintertür in das Haus ſeiner Schweſter enteilt.
Die Frau wurde das ſchließlich gewahr, und ſie rannte, unter Aſſi=
ſtenz
ihrer Tante vor das betreffende Haus, allwo ſie den Mann
mit den liebenswürdigſten Titulationen herauszulocken ſuchten und
die Rückgabe des Kindes verlangten. Statt deſſen erſchien der
Mann nach einiger Zeit und traktierte Frau und Tante mit ſeinen
Fäuſten. Mit dem Kind fuhr er nach einigen Tagen zu einer an=
deren
Schweſter nach Offenbach wo er einige Zeit blieb. Später
mußte ihm das Kind, deſſen Pflege gerichtlich der Frau zuge=
ſprochen
war, mit Polizeigewalt wieder entriſſen werden. Heute
ſitzt er da und ſchluchzt und hat reichlich Mitleid mit ſich ſelber, daß
er als Vater nicht ſein Kind, ſein eigen Fleiſch und Blut haben
könne. Der Amtsrichter hatte ihn ſeinerzeit wegen der Kindesent=
führung
zu vier Wochen Gefängnis und wegen Körper=
verletzung
zu einer Geldſtrafe von 25 RM. verurteilt. Ihm ſchien
das unbillig und er hatte Berufung verfolgt, die jedoch von
der Kleinen Strafkammer verworfen wurde, ebenſo wie die
Berufung der Staatsanwaltſchaft, ſo daß es bei dem erſtinſtanz=
lichen
Urteil bleibt.
Das Schwurgericht verhandelte am ſelben Tag gegen
die 42jährige Eliſabeth Alex von hier wegen ge=
werbsmäßiger
Abtreibung. Frau Alex iſt eine geſcheite
Frau; ſie folgt der Verhandlung in jeder Phaſe mit ungeteilter
Aufmerkſamkeit, und ſie ſagt ſelber, daß ſie eine gute Schülerin
war, die beſte in der Klaſſe. Dieſe Kenntniſſe nützte ſie zu ihrem
traurigen Gewerbe in reichlichem Maße aus. Der Kreisarzt als
Sachverſtändiger beſtätigt, daß ſie eine durchaus geſchickte und rou=
tinierte
Abtreiberin ſei. Zur Anklage ſtehen heute 15 oder 16
Fälle, die ihr einwandfrei nachgewieſen werden konnten, ſeit dem
Jahre 1932. Wahrſcheinlich werden es weſentlich mehr ſein. Frau
Alex iſt bereits zweimal vorbeſtraft wegen desſelben Delikts. 1920
mit einem Jahr Gefängnis, 1924 mit zwei Jahren Zuchthaus. Sie
behauptet heute, ſie habe das Gewerbe mit 24 Jahren von ihrer
Mutter, die es ebenfalls ausübte, geerbt. Und habe es immer
nur in der Not getan. Sie geriet denn auch in erſter Ehe an den
richtigen Mann, der mit ihr zuſammen arbeitete und bereits 1932
wegen gewerbsmäßiger Abtreibung zu einem Jahr und ſieben Mo=
naten
Zuchthaus verurteilt wurde. 1930 heiratete ſie, nachdem die
erſte Ehe geſchieden war, wieder, und ſie behauptete, die Not ſei
da wieder ſehr groß geweſen. Ihr Mann, der drei kleine Kinder
mitbrachte, hatte nur einen Wochenlohn von 60 RM. oder mehr.
Das Schwurgericht verurteilte die Frau am Abend nach ausführ=
licher
Verhandlung wegen fortgeſetzter, teils vollendeter, teils ver=
ſuchter
gewerbsmäßiger Abtreibung, wegen einer einfachen vollen=
deten
und zwei verſuchter einfacher Abtreibungen zu insgeſamt
ſechs Jahren und einem Monat Zuchthaus. Die
Unterſuchungshaft wird ihr mit vier Monaten und drei Wochen
voll angerechnet. Die bürgerlichen Ehrenrechte werden ihr auf
zehn Jahre aberkannt. Der Vorſitzende führte aus, daß dieſe
Frau, die freiwillig und um des Geldes willen ihre Dienſte an=
bot
, eine ungeheure Gefahr für das Volksganze bedeute und des=
halb
, zumal ſie durch ihre Vorſtrafen genügend gewarnt ſei,
exemplariſch beſtraft werden müſſe. Er führt aber gleichzeitig aus,
daß mitſchuldig die Frauen und Männer ſeien, die mit ihrem Be=
gehren
die Verſuchung an die Frau herantrugen.

Was die Lichtſpieltheater bringen.
Das Union=Theater zeigt bis auf weiteres den Spitzenfilm
der Weltproduktion Mein Herz der Königin mit Clive
Brook und Madeleine Carrol in den Hauptrollen. Dieſer Film
behandelt das geſchichtlich fixierte Schickſal des Hamburger Arztes
Dr. Stuenſee der wohl zu den größten Abenteurern der Welt=
geſchichte
zählt.
Die Helia=Lichtſpiele zeigen ab heute in Erſtaufführung
den Arga=Film Er weiß, was er will.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen noch bis einſchließlich Mitt=
woch
den letzten Pat und Patachon=Film Pat und Pata=
chon
ſchlagen ſich durch. Jugendliche haben Zutritt.
Reſi=Theater zeigt heute letztmalig die lachende Garbo in
ihrem neuen Film Der bunte Schleier. Ab morgen der
Spionagefilm Das Haus an der Grenze‟.
Belida zeigt am 2. Juli nur drei Tage den Fliegerſenſa=
tionsfilm
Auf Leben und Tod (Nachtflug). Ein Film mit
ſpannender, phantaſtiſcher Handlung.

Vereins- und lokale Beranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Städtiſcher Chor. (Chor der Städt. Akademie für Ton=
kunſt
.) Die Chorprobe dieſe Woche fällt aus. Die nächſte Probe
für Herren findet am Montag, 8. Juli, für Damen am Mittwoch,
10. Juli, je 8 Uhr abends, im Saale der Städt. Akademie ſtatt.
Reichsbund ehem. Militärmuſiker, e. V. Heute
Monatsverſammlung mit anſchließendem Kameradſchaftsabend bei
Dörr, Eliſabethenſtraße. Erſcheinen iſt Pflicht.
Wir gratulieren!
Zur Silberhochzeit, am Mittwoch, 3. Juli, dem Ehepaar Kar=
tograph
Gg. Altenkirch und Frau Eliſabeth, geb. Gunder,
Gerpinusſtraße 34.
Zur Silberhochzeit dem Ehepaar Hch. Schrenner und
Frau, Suſanne, geb. Gebhardt, in Bürſtadt.

Zum 88ſten Geburtstag
Witwe, Fuhrmannſtraße 11.

Frau Margarete Sommerkorn

Zum 8öſten Geburtstag Herrn Balthaſar Sehring II, dem
letzten Altveteran von 1870 in Langen.
Zum 75ſten Geburtag Frau Friedr. Berg Witwe, Katharina
geb. Seibert, in Nonrod i. Odw.
Zum 81ſten Geburtstag Herrn Friedrich Roth in Trebur
(Kümmelgaſſe).

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Dienstag, 2. Juli 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 179 Seite 7

Aus Heſſen.
H3.-Führerkagung in Heſſen=Naſſau.
Die HJ.=Preſſeſtelle des Gebietes Heſſen=Naſſau teilt, mit:
Die Bann= und Jungbannführer der HJ. des Gebietes Heſſen=
Naſſau waren dieſer Tage auf der Gebietsführerſchule Chriſtian
Crößmann bei Eltville zu einer Arbeitstagung zuſammengekom=
men
. Neben der Beſprechung aller ſich in der Jugendarbeit im
Augenblick ergebenden Fragen ſollte in perſönlicher Ausſprache
und kameradſchaftlichem Zuſammenſein das Band der Führer=
ſchaft
noch enger geknüpft und in gemeinſamer Front die Schwie=
rigkeiten
erkannt und ihnen begegnet werden.
Gebietsführer Potthoff, der mit einem Treuegelöbnis zum
Führer die Tagung eröffnete, ging zunächſt in kurzen Worten
auf den künftigen Arbeitsabſchnitt ein. Ueber die verſchiede=
nen
Arbeitsgebiete referierten dann die Abteilungsleiter des Ge=
bietsſtabes
. Im Mittelpunkt der Beſprechungen ſtanden die Zelt=
lager
, die Tauſenden Jungen, die ſie bisher beſuchten, ein Erleb=
nis
und eine Erholung ſondergleichen geworden ſind. Die Be=
lebung
des Sportbetriebes, die Geſundheitsführung, die Urlaubs=
regelung
uſw. wurden in dieſem Zuſammenhang erörtert.
Am zweiten Tage ſprach Landesbauernführer Wagner über
aktuelle Fragen des Reichsnährſtandes und über die ſoziale
Frage, die ſich durch die Löſung des Bodenproblems automatiſch
erledige.
Nach Abſchluß der eigentlichen Arbeitstagung gewährte eine
Führung durch die Opelwerke in Rüſſelsheim Einblick in die ein=
zelnen
Phaſen der Autoherſtellung.
Ein Beſuch des Landestheaters in Darmſtadt beendete die
Tagung.
Die Neuregelung des Abſahes von Obſt und Gemüſe
der Ernke 1935.
TPD. Wie auf dem Gebiete der Milchwirtſchaft, der Vieh=
wirtſchaft
, der Getreidewirtſchaft, ſo wurde auch auf dem Gebiete
der Gartenbauwirtſchaft in dieſem Jahre eine auf geſetzlicher
Grundlage beruhende Marktregelung in Angriff genommen. Durch
eine bereits vorhandene und gut ausgebaute Erfaſſungsorgani=
ſation
konnte auf Grund dieſes Marktſchutzgeſetzes ſchon im Vor=
jahr
in Bezug auf einwandfreie Aufbereitung der Ware vertrags=
treue
Lieferung und Bildung eines gerechten Preiſes für den Er=
zeuger
zufriedenſtellende Arbeit geleiſtet werden. Eine weſentlich
gefeſtigtere Grundlage erhielten dieſe Maßnahmen durch die Be=
ſtellung
eines Reichsbeauftragten und Gebietsbeauftragten in den
hauptſächlichſten Anbaugebieten, vor allem aber auch durch die ſpä=
tere
Bildung der Hauptvereinigung der Deutſchen Gartenbau=
wirtſchaft
und ihre Untergliederung der Gartenbauwirtſchaftsver=
bände
. Als erſte Anordnung, die ſämtliche in Frage kommenden
Anbaugebiete umfaßt, iſt die Anordnung, betreffend die Regelung
des Abſatzes von Spargel zu nennen. Nachdem wir nun in un=
ſerem
Gebiet am Schluß der Spargelſaiſon ſtehen, kann feſtgeſtellt
werden, daß die geſamte Ernte reibungslos und zu zufriedenſtel=
lenden
Preiſen Abſatz fand. Auf der anderen Seite wurde dem
Verbraucher täglich eine friſche und einwandfreie ſortierte Ware
zur Verfügung geſtellt.
Der Spargelanordnung folgte als Uebergangsmaßnahme, die
Anordnung vom 11. 6. 1935, durch die der Inhalt ſämtlicher im
Vorjahre auf Grund des Marktſchutzgeſetzes erlaſſenen Polizeiver=
ordnungen
wieder in Kraft geſetzt wurde. Dadurch iſt wenigſtens
im nördlichen Rheinheſſen und in einem großen Teil von Starken=
burg
die Möglichkeit gegeben, das Früh= und Spätobſt und eine
Reihe wichtiger Gemüſearten der Bewirtſchaftung zu unterziehen.
In einer weiteren wichtigen Anordnung wurde das Anbau=
vertragsweſen
in der Form geregelt, daß künftig nur noch die
Konſerveninduſtrien berechtigt ſind, ſogenannte Liefer= und An=
bauverträge
abzuſchließen. Form und Inhalt dieſer Verträge ſind
für das geſamte Reichsgebiet einheitlich von der Hauptvereini=
gung
der Deutſchen Gartenbauwirtſchaft vorgeſchrieben.

Dg. Arheilgen, 1. Juli. Fröhlicher Abend der NS.
Gemeinſchaft Kraft durch Freude‟. Zur Ausgeſtal=
tung
hatten ſich neben den Herren Georg und Wilhelm Benz
der aktive Chor des Geſangvereins Liederzweig, die Spielſchar
der Hitler=Jugend und nicht zuletzt das verſtärkte Orcheſter der
Spielſchar zur Verfügung geſtellt, die den den großen Saal bis
auf den letzten Platz füllenden Beſuchern ein wirklich abwechſlungs=
und inhaltsreiches Programm boten. Das Orcheſter, das die
Vortragsfolge mit der Ouvertüre zu Die Entführung aus dem
Serail von Mozart einleitete, ſpielte im Laufe des Abends in
flotter Wiedergabe Muſikſtücke von Haydn, Schubert uſw., wäh=
rend
der Geſangverein Liederzweig, unter der Stabführung
ſeines Dirigenten Herrn Jäger=Mainz mehrere Chöre ausgezeich=
net
zu Gehör brachte. In einem Vortrag Kraft durch Freude‟
befaßte ſich Herr Georg Benz mit den Problemen der Zeit in
treffender Weiſe. Großen Anklang fanden die heiteren Vorträge
von Herrn Wilhelm Benz. Unſer Lokalpoet und Humoriſt Georg
Benz brachte ſein ſelbſtverfaßtes heiteres Gedicht. Mutti geht
ins Theater zum Vortrag und bot dann unter dem Titel Muſik
und Geſang dein Leben lang eine von ihm verfaßte ſinnvolle
Zuſammenſtellung von Muſikſtücken der letzten Jahre, mit lau=
nigen
Worten verbunden und unter Begleitung der Kapelle von
den Anweſenden mitgeſungen. Nach kurzer Pauſe und nachdem
der Leiter der Spielſchar. Herr Fritz Kräuter, kurze Erläu=
terungen
zur Aufführung gegeben, brachte die Spielſchar das
luſtige Spiel Schwabenſtreiche von Marg. Cordes in köſtlicher
Darſtellungsweiſe zur Aufführung und ſchloß damit den fröhlichen
Abend in fröhlicher Weiſe ab. Ihren Dank für die ausgezeich=
neten
Darbietungen des Abends, die ausſchließlich von einheimi=
ſchen
Kräften beſtritten wurden, brachten die Zuſchauer durch
ſtürmiſchen Beifall zum Ausdruck.
Ar. Eberſtadt, 30. Juni. Der Turnverein verſammelte
ſich am Samstag abend in ſeinem Kneiplokal, um Bericht zu
geben über die Beteiligung am Gaufeſt in Saarbrücken. Es wur=
den
nochmals die Preiſe für Fahrt, Eintritt und Quartier be=
kanntgegeben
und auf den Meldeſchluß (1. Juli) für Nichtwett=
kämpfer
hingewieſen. Am 27. Juli ſindet in der Turnhalle eine
Vorſchau in Form eines Schauturnens ſtatt, wobei die Wett=
kampfteilnehmer
den Beweis liefern wollen, daß ſie gewillt und
gerüſtet ſind, ſich zum edlen Wettlampf zu ſtellen und ihren Ver=
ein
dabei würdig zu vertreten. Die Wanderabteilung unter=
nimmt
am 21. Juli eine Omnibusfahrt nach dem Feldberg, um
anläßlich des Feldbergfeſtes ihre Verbundenheit mit den dort
beteiligten aktiven Vereinsmitgliedern zum Ausdruck zu bringen.
Herr Lehrer Burhenne als Dietwart des Vereins ſprach am
Schluſſe der Verſammlung kurz über. Allgemeines über die völ=
kiſche
Ausſprache als Wegweiſer für die weitere Entwickelung
nach Jahnſchem Geiſte.
Hirſchhorn 1. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
30. Juni: 1,60 Meter, am 1. Juli: 1,57 Meter.

*Glockeneinholung und Heimatabend in Erbach i. O.

Ci. Erbach, 30. Juni. Unſer Städtchen beging geſtern eine
Feier ſeltener Art; es holte in feierlichem Zuge ſeine neuen
Glocken vom Bahnhofe ein und verband damit auf dem Adolf=
Hitler=Platz einen Heimatabend, der ſo viele Teilnehmer von hier
und der ganzen Umgebung herbeigelockt hatte, wie das nur bei
ganz beſonderen Anläſſen der Fall iſt. Fleißige Mädchenhände
hatten die beiden Glocken und den Wagen mit Tannengrün und
Blumen geſchmückt, bevor ſie von dem Kirchenvorſtande, der Kir=
chengemeindevertretung
, der Stadtverwaltung, den Gliedern des
gräflichen Hauſes, den zwei oberen Schulklaſſen und dem Poſau=
nenchor
nach dem Städtchen, das reichen Flaggenſchmuck angelegt
hatte, geleitet wurden. Beim Einbiegen in den Adolf=Hitler=
Platz erklang feierliches Geläute, und Tauſende grüßten die von
4 Pferden gezogene Glockenſpende.

Der Männergeſangverein Tugendbund leitete den Heimat=
abend
mit dem Chor Die Himmel rühmen eindrucksvoll ein;
ein vom Mädchenchor vorgetragener Glockenkanon, ein Sprech=
chor
und der Schülerchor O Glockengeläute von Bergeshöhe‟
einer Schulklaſſe folgten. Herr Bürgermeiſter Lenz begrüßte
die Zuhörerſchaft, dankte der edlen Spenderin, die als treue Er=
bacherin
im fernen Amerika ihrer Heimat eine ſo große Freude
bereitete, und ſprach die Hoffnung aus, der Stadt möge unter
dem Klange der neuen Glocken ein ſteter Aufſtieg und dem Vater=
lande
ein kraftvoller Aufbau beſchieden ſein. Ein begeiſtert auf=
genommenes
Sieg=Heil auf den Führer, das Deutſchland= und
das Horſt=Weſſel=Lied erklangen als Treugelöbnis für Führer
und Volk zum Abendhimmel.

Herr Rektor Weber würdigte den Wert der geiſtigen Ve= zwiſchen der Heimat und den Deutſchen jenſeits der
Reichsgrenzen, dankte der Deutſchamerikanerin für die der Hei=
mat
bewahrte Freundſchaf tund Treue, beglückwünſchte als Vor=
ſitzender
der hieſigen Gruppe des VDA. Stadt und Kirche zu den

ſinnvollen Geſchenke und ließ ſeine Ausführungen ausklingea in
ein Gedächtnis an die Gefallenen des großen Krieges und die im
Kampfe für das neue Deutſchland gebliebenen Toten, das mit
dem Spiel des Liedes vom guten Kameraden und dem Geläute
ſämtlicher Glocken der Stadtkirche abſchloß. Der Vortrag des
Chores Der Menſch lebt und beſtehet durch den Männergeſang=
verein
Liederkranz leitete zu der Anſprache des Herrn Pfarrers
Maurer über, der die Segnungen der Heimat pries und die
den Glocken gegebenen Inſchriften und Zeichen für Gegenwart und
Zukunft deutete. Ein Reigen durch Schulklaſſe, Geſangvereine
und Trompeten vorgetragener beſter Volkslieder, in ihrem tiefen
Weſen durch mündliche Ueberleitungen des Herrn Stadtpfarrers
Hahn erläutert, folgte. Die Verleſung mehrerer aus Amerika
von alten Erbachern geſandter Briefe zeigte eine rührende An=
hänglichkeit
an die alte Heimat. Die gemeinſam geſungenen. Im
ſchönſten Wieſengrunde und Am Brunnen vor dem Tore gaben
dem Vortragsabſchnitt Volkslied einen machtvollen Abſchluß
Der Patron der hieſigen Kirche, Seine Erlaucht Graf Kon=
rad
, zeigte, wie das hieſige Grafenhaus jederzeit ein treuer
Hüter kirchlicher Belange war, wie es treue Verbundenheit mit
allen Kreiſen der Bevölkerung pflegte, und gelobte, dieſe alte
Ueberlieferung treu zu hegen und eifrigſt zu fördern. Ein Schluß=
wort
des Herrn Stadtpfarrers Hahn und das unter Glocken=
geläute
und Poſaunenbegleitung gemeinſam geſungene Nun dan=
ket
alle Gott gaben der Kundgebung einen ergreifenden Aus=
klang
.
Die beiden neuen Glocken werden im Laufe dieſer Woche im
Glockenſtuhle unſerer Stadtkirche angebracht, im Gottesdienſt am
kommenden Sonntag geweiht und anſchließend ihrer Beſtimmung
übergeben. Sie ſind eine Stiftung der nunmehr 87 Jahre alten
Frau Margarete Schäfer, geb. Albrecht, die in jungen Jahren
von hier nach Amerika auswanderte und in Zanesville ihre zweite
Heimat fand.

* Vom 60jährigen Jubiläumsfeſt der Kameradſchaft
Beerſelden des Deutſchen Kriegerbundes Kyffhäuſer
m. Beerfelden, 1. Juli. Von ſchönſtem Wetter begünſtigt,
konnte die Kameradſchaft und mit ihr die zahlreichen Feſtgäſte
und die geſamte hieſige Einwohnerſchaft ſich des wohl=
gelungenen
Verlaufs ihres Feſtes erfreuen. Unſer Städtchen
hatte Feſtgewand angelegt, überall die Fahnen des neuen Rei=
ches
, Tannen= und Birkengrun, an den Ortseingängen Ehren=
pforten
.
Die Vorfeier am Samstag abend wurde eingeleitet durch
ein Platzkonzert auf dem Marktplatz, ausgeführt von der SAR.=
Kapelle. Im Zug mit weiteren Vereinen des Städtchens ging es
dann auf den Sportplatz des Turnvereins, der ſich ausgezeichnet
als Feſtplatz für alle Veranſtaltungen eignet. Ein mächtiges
Zelt nahm die ſich ſammelnde Menge auf, die Kapelle kürzte durch
ihre Vorträge die Zeit, es folgte ein Chor der beiden Geſang=
vereine
Sängerkranz und Sängerriege, darauf ergriff der Kame=
radſchaftsführer
Willi Breimer, das Wort zu einer Be=
grüßungs
= und Eröffnungsrede. Ein Vorbild kameradſchaftlicher
Treue geben heute noch die Mitglieder Wolz (85 Jahre alt), Veit
und Emig (82 Jahre alt), Strein, Zink, Rebſcher Holler (alle
über 70 Jahre), Altveteran Georg Damm zählt über 90 Jahre.
Die Turnerinnen warteten mit wohlgelungenen Keulenübungen,
die Turner mit hervorragenden Barrenübungen auf.
Die Hauptfeier am Sonntag begann morgens mit dem
Weckruf. Um 8 Uhr trat die Kameradſchaft an zur Heldenehrung
am Heldenhain auf der Hirſchhorner Höhe, ſpäter beteiligte ſie
ſich am Feſtgottesdienſt, in dem Oberpfarrer Clotz die Bedeu=
tung
des Tages an Hand eines Bibelwortes würdigte. An=
ſchließend
wurden die Opfer von 1870/71 am Kriegerdenkmal auf
dem Marktplatz durch Kranzniederlegung geehrt. Von 11 bis
12 Uhr lockte das Feſtkonzert auf dem Metzkeil eine Menge Zu=
hörer
an, die Kapelle bot eine Stärke von 50 Mann. Der Feſt=
zug
bot ein buntes und maleriſches Bild. Nachdem auf dem
Feſtplatz Kameradſchaftsführer Breimer die Gäſte begrüßt
hatte, hielt Kamerad Oberpfarrer Clotz die Feſtrede. Stan=
darten
= und Bezirksverbandsführer Nodnagel=Erbach überbrachte
die Glückwünſche des Landesverbands Kurpfalz. Im Auftrage
des Landesverbands überreichte er einen Fahnennagel. Im Auf=
trage
der Feſtjungfrauen überreichte Frl. Marie Schott eine
Fahnenſchleife. Auf dem Feſtplatz entwickelte ſich weiter das
übliche Feſttreiben.

C. Ober=Ramſtadt, 1. Juli. Geburtstagsfeier der
70=Jährigen. Auch die 70 Jahre alten Schulkameraden
und =kameradinnen feierten in dieſem Jahre ihren 70. Geburts=
tag
gemeinſam. Sie begingen dieſen Ehrentag mit einem gemein=
ſchaftlichen
Kirchgang und Teilnahme am heiligen Abendmahl.
Das geſellſchaftliche Zuſammenſein war dann im Gaſthaus Zum
Hirſch. Feuerwehr. Die hieſige Feuerwehr und die
Fabrikfeuerwehr Neue Röhr=Werke hielten eine außerordentliche
Uebung ab, mit der eine Beſichtigung der Wehren durch den
Kreisfeuerwehrinſpektor und Vertreter des Kreisamts und der
Brandverſicherungskammer verbunden war. Um die Waſſerver=
hältniſſe
in den höher gelegenen Ortsteilen zu prüfen, fand ein
Brandangriff an der Möbelfabrik Schröbel am Bahnhof ſtatt.
EK. Pfungſtadt, 1. Juli. Gräßliches Unglück. In den
Nachmittagsſtunden des Montag durchfuhr ein Bulldogglaſtzug
einer Darmſtädter Speditionsfirma die Eberſtädter Straße. Nähe
der Poſt löſte ſich plötzlich die Kuppelung am Bulldogg. Der vor=
dere
Laſtwagen bog ſofort ſcharf zur Seite und ſauſte über die
Randſteinfaſſung des Bürgerſteigs, wo der 13jährige Junge Ro=
bert
Werz ſtand. Er wurde gegen eine Hauswand gedrückt und
an Armen und Beinen ſchwer verletzt. Trotz ſofortiger Ueberfüh=
rung
nach Darmſtadt ins Krankenhaus zweifelt man an ſeinem
Aufkommen. Eine alte Frau, die in nächſter Nähe ſtand, kam
mit dem Schrecken davon.
Be. Groß=Gerau, 30. Juni. Der NSDFB.=Stahlhelm, Orts=
gruppe
Groß=Gerau, hielt geſtern abend im Adler einen Kame=
radſchaftsabend
ab. bei dem ſieben Kameraden mit dem Ehren=
zeichen
der alten Kämpfer ausgezeichnet wurden. Kamerad Metz=
ger
dankte im Namen der Ausgezeichneten. Die letzte Muſte=
rung
iſt nun auch vorbei. Vorbei ſind hiermit Tage, die wieder
wie früher jung und alt erfreuten. Alte Volksbräuche waren wie=
der
aufgelebt und die Sitten, die die Väter früher bei dieſem
ſtolzen Gang einſtens ausübten, waren von den Jungen auch
übernommen, und manche Muſterung war dadurch, daß ſie die
erſte war, ſtärker gefeiert wie früher. Ganz beſonders die tra=
ditionell
durchgeführten Sammlungen waren überall wieder von
großem Erfolg gekrönt. Vorbei ſind jetzt die erhebenden Stunden
und die Jungen warten voll Stolz auf den Tag ihrer Ein=
berufung
, um für Volk und Führer den höchſten und ſchönſten
Dienſt tun zu können.
Gernsheim, 1. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
30. Juni: 1,83 Meter, am 1. Juli: 1,80 Meter.

* Bergſträßer Sommernächke in Heppenheim.
Großes Volksfeſt im Fachwerkdorf auf dem Graben.
Em. In den Kranz, der ſommerlichen Veranſtaltungen der
Bergſtraße gliederten ſich im vergangenen Jahre die Bergſträßer
Feſtſpiele, und in deren Rahmen die Bergſträßer Sommernächte‟
mit glänzendem Erfolg neu ein und machen unſer gaſtliches
Städtchen zu Beginn des Sommers zum Mittelpunkt der Gegend.
Mit der am Samstag abend bei herrlichſtem Wetter erfolgten
Eröffnung der Bergſträßer Sommernächte, eines mehrtägigen
fröhlichen Volksfeſtes im eigens dazu errichteten Fachwerkdorf
auf dem Graben, Graben=Neudorf genannt, erreichte die dies=
jährige
Feſtſpielzeit ihren Höhepunkt. Eine große Menſchenmenge
aus nah und fern war zur Eröffnungsfeier herbeigeſtrömt, um
im Banne des gemütlichen Fachwerkdorfes frohe Stunden echt
Bergſträßer Geſelligkeit zu genießen. Den Eingang des Dorfes
bildet ein naturgetreues Fachwerkgebäude von verblüffender
Wirkung, deſſen Tor in einen Platanenhain führt, der zu beiden
Seiten von einladenden Buchten umſäumt wird, in denen für das
leibliche Wohl vorzüglich Sorge getragen iſt. Natürlich iſt auch
ein Tanzboden vorhanden, auf dem den alten Tänzen unter den
Klängen der unermüdlichen Kapelle Franke bei magiſcher Be=
leuchtung
ergiebig gehuldigt wurde. Herr Bürgermeiſter Schif=
fers
eröffnete das Feſt, als deſſen Hauptzweck er bezeichnete, das
Volksbrauchtum der Bergſträßer Heimat wieder aufleben zu
laſſen und echte Volksverbundenheit zu pflegen. Herr Verkehrs=
direktor
Fiſcher=Darmſtadt übermittelte die Grüße des Landes=
verkehrsverbands
. Der Eröffnungsabend trug den Charakter
eines bunten Volksabends, deſſen ſchier unerſchöpfliches heiteres
Programm die Spielgemeinſchaft der Bergſträßer Feſtſpiele unter
ihrem vielſeitigen Führer, Hans Holzamer übernommen hatte.
Fröhliche Muſik, Volkstänze, Reigen, Geſang, Spiele, Ueber=
raſchungen
durch die Dorfpoſt und nicht zuletzt der Stein=
köpfer
Wein verſetzten die Gäſte in die glänzendſte Stimmung,
die ſich von Stunde zu Stunde ſteigerte. Bis zum Morgengrauen,
und noch weit darüber hinaus herrſchte ein ausgelaſſenes Trei=
ben
auf dieſer ſelten frohen, volknahen Veranſtaltung, die zum
Sommervolksfeſt der Bergſträßer wurde. Hans Holzamer, dem
ſeine Vaterſtadt ſoviel zu verdanken hat, war hervorragend als
Feſtordner und erwies ſich auch hier als die Seele des Ganzen.
Bis Mittwoch früh wird nachmittags und abends Groß=
betrieb
im Fachwerkdorf herrſchen, das dann nach drei Tagen
Pauſe, am 6. und 7. Juli, ſeine Pforten nochmals zum Schlußfeſt
öffnet. Die letzten Aufführungen des erfolgreichen Holzamerſchen
Freilicht=Feſtſpiels Jörg Ankel ſind am 7. und 15. Juli.

Heimalkünſtler ſtellen aus.
Am. Biebesheim, 1. Juli. Durch das NS. Gemeinſchaftswerk
für Kunſt und Künſtler des Kreiſes Groß=Gerau 1935 in Verbin=
dung
mit der Kreisleitung der NSDAP. ſind ſeit einigen Wochen
eine ganze Anzahl Künſtler aus dem ganzen Reich im
Kreiſe Groß=Gerau untergebracht. Der Kreis Groß=Gerau mar=
ſchiert
mit dieſer der Kunſt und den Künſtlern dienenden Aktion
als erſter Kreis im ganzen Reich an der Spitze und hat einen recht
guten Erfolg damit zu verzeichnen.
Auf Veranlaſſung des Herrn Regierungsrats Dr. Gutermuth,
Groß=Gerau, fand nun am Sonntag in Biebesheim eine Aus=
ſtellung
der von den dort untergebrachten Künſtlern Jupp
Steinhoff, H. Langner und C. Coeſter angefertigten
Arbeiten alles Motive der engeren Umgegend von Biebesheim im
Rathausſaal ſtatt. In Anweſenheit des Herrn Kreisleiters Sta=
vinoga
Regierungsrat Gutermuth, Kreisſchulrat Born ſowie Bür=
germeiſters
Geipert wurde die Ausſtellung eröffnet. Dieſe zeigt
Landſchaften am Rhein und Altrhein, Blumen, Pferde, Porträts
von Biebesheimer Perſönlichkeiten, ſowie Aquarelle der Sonnen=
wendfeier
in Erfelden ſowie des ebendort abgehaltenen Sport=
feſtes
, Aufziehendes Gewitter am Rhein, Fiſcherboote, am Alt=
Rhein, Kirche mit Friedhof, Straße nach Gernsheim und Rhein
mit Melibocus uſw.
Die Ausſtellung war ein voller Erfolg für die Künſtler, ein=
mal
hinſichtlich des außerordentlich guten Beſuches die Ausſtel=
lung
wurde auch am Montag auf vielſeitigen Wunſch, insbeſon=
dere
auch für die Schulen, offengehalten , das andere Mal in=
folge
der zahlreichen Ankäufe ſowohl ſeitens des Kreiſes Groß=
Gerau, als auch der Gemeinde Biebesheim, ſowie von privater
Seite.
Die Kreisleitung beabſichtigt, im September ſowohl in Groß=
Gerau als auch in Rüſſelsheim die Arbeiten der Künſtler zu zeigen.

Jede deutſche Frau und Mukker iſt Mikkrägerin des
deutſchen Wehrwillens. Deutſche Volksgenoſſinen!
Werdet Mikglied im Reichsluftſchukbund!

Früher nahm die Hausfrau meist auf 3:/ Pfund Erdbeeren
etwa 22/= Pfund Zucker, das waren zusammen 6 Pfund.
Sie mußte jedoch fast immer eine Stunde und oft noch
länger kochen; dann war aber ein Drittel bis fast die
Hälfte verkocht. Sie erhielt also aus den 6 Pfund Frucht
und Zucker nur etwa 3½ bis 4 Pfund Marmelade.
Heute jedoch mit Opekte bekommt die Hausfrau
aus 51/= Pfund Erdbeeren und 3½½- Pfund Zucker auch
das volle Gewicht von 7 Pfund Marmelade in die
Gläser, da ja in 10 Minuten fast nichts verkocht.
Mit Opekta gibt es also ungefähr 5 Pfund Marmelade
mehr. Dadurch hat man nicht nur das Opekta umsonst,
sondern die Marmelade wird außerdem noch billiger!

Sodßeer-Mamelade in 10 Minaten
Regenk: 3:. Pfund Erdbeeren, sehr gut zerdrickt,
werden mit 3½½ Pfund Zucker zum Kochen gebracht und
10 Minuten durchgekocht. Hierauf rührt man 1 Flasche
Opekta zu 86 Pfennig und nach Belieben den Saft einer
Zitrone hinein und füllt in Gläser. Ausführliche
Rezepte für alle Früchte liegen jeder Packung bei.
Trocken-Opekta (Pulverform) wird gerne für kleine
Mengen Marmelade, Gelee und für Tortenübergüsse
verwendet. Päckchen für Tortenüberguß oder etwa
2 Pfund Marmelade 22 Pfennig, für 3½½ Pfund Marme-
lade
43. Ltennig und für 7 Pfund Marmelade 82 Pfennig.
Gelälle Rezente sind allen Läckchen aufgeduckh

Uhne Onebta /E
aus 3½zPfd. Erdbeeren u. 2½z Pfd. Zucker nur etwa 3½z Pfd.

Mit Ouekta
aus 3½z eid, Erd zearen d. 3½z Pfd. Zuckeyr elne 7 Cid.

[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 179

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 2. Juli 1935

100Jahr=Feier des Heſſiſchen Skaatsbades
Bad-Nauheim.
Reichsminiſter Dr. Frick beim Staatsakt am Montag.
LPD. Bad Nauheim, 1. Juli. Der Weltkurort beging heute
die Feier der Wiederkehr des Tages, an dem vor hundert Jah=
ren
die erſte der Allgemeinheit dienende Badeanſtalt der Oeffent=
lichkeit
übergeben wurde, durch einen Staatsakt. Bad Nauheim
hat zu dieſem Tage ein feſtliches Gewand angelegt. Zu der Feier
ſind zahlreiche Vertreter der Reichs= und der heſſiſchen Landes=
regierung
eingetroffen, darunter Reichsminiſter Dr. Frick, Reichs=
ſtatthalter
Gauleiter Sprenger mit dem ſtellvertretenden Gau=
leiter
Regierungsrat Reiner, Miniſterialrat Gütt, der Leiter der
Geſundheitsabteilung im Reichsinnenminiſterium, und Miniſte=
rialrat
Ringshauſen=Darmſtadt.
Nachdem Feſtgeläute der Kirchen und Gottesdienſte in der
evangeliſchen und der katholiſchen Kirche den Tag eingeleitet
hatten, eröffnete Reichsſtatthalter Gauleiter Sprenger nach der
Egmont=Ouvertüre von Beethoven den Staatsakt. Der Gauleiter
begrüßte zunächſt in herzlichen Worten Reichsminiſter Dr. Frick
als Beauftragten des Führers.
Hierauf ergriff von den Anweſenden herzlichſt begrüßt,
Reichsinnenminiſter Dr. Frick das Wort:
Der Führer und Reichskanzler hat mich beauftragt, ihn bei
der heutigen Feier zu vertreten und Bad Nauheim zu ſeinem
100jährigen Beſtehen ſeine beſten Grüße und Glückwünſche zu
übermitteln. Indem ich mich dieſes Auftrages entledige, ſchlie=
ßen
ſich die Reichsregierung und ich ſelbſt als der für die Ge=
ſundheitspflege
zuſtändige Reichsminiſter mit allen guten Wün=
ſchen
für Bad Nauheim von ganzem Herzen an. Die national=
ſozialiſtiſche
Regierung hat wie keine andere zuvor alles daran
geſetzt, um die Volksgeſundheit zu pflegen, unſer Volk raſſiſch zu
erneuern und zu ſtärken, die erbgeſunde kinderreiche Familie zu
fördern und erbkranken Nachwuchs zu verhüten. Bad Nauheim
hat in den vergangenen hundert Jahren ungezählten Tauſenden
kranker und leidender Menſchen Erholung und Geneſung gebracht.
Mit ſeiner herrlichen Natur, den zu Spaziergängen einladenden
Wäldern der Umgebung, mit ſeinen vorbildlichen Kuranlagen,
den wunderwirkenden Heilquellen und ſeinem vorzüglichen Aerzte=
ſtand
iſt Bad Nauheim aus kleinen Anfängen zu einem Weltbad
geworden, das überall in der Welt den beſten Ruf genießt und
Freunde aus aller Herren Länder zur Kur hierher zieht. Die
nationalſozialiſtiſche Regierung und die nationalſozialiſtiſche Be=
wegung
ſehen ihren Stolz darin, auch minderbemittelten Volks=
genoſſen
in möglichſt großer Zahl die Wohltat des Geſundbrun=
nens
Bau Nauheim zuteil werden zu laſſen.
Profeſſor Weber, der Direktor des Balneologiſchen Reichs=
inſtituts
Bad Nauheim, hielt die eigentliche Feſtrede, in der er die
Entwicklung des Bades ſchilderte.
Nachdem Finanzrat Dr. Diehl ein Hoch auf den Führer
ausgebracht hatte, in das die Anweſenden begeiſtert einſtimmten,
ſchloß der Staatsakt mit dem Schlußchor aus den Meiſterſingern.
Erhaltet den deutſchen Wald!

Pfahlbau=Zunde im heſſiſchen Ried.
Be. Bekanntlich berichteten wir vor einiger Zeit von neuen
Pfahlbaufunden im heſſiſchen Ried, und zwar bei Wolfskehlen.
Bei dort ſtattgefundenen Meliorationsarbeiten ſtieß man auf
Ueberreſte von alten Pfahlbauten. Leider war es nicht möglich,
alles vollſtändig zu bergen. Jedoch haben dieſe Funde gezeigt,
daß nicht, wie allgemein die Annahme beſteht, dieſe Pfahlbauten
auf Waſſer gebaut waren, ſondern auf Moor. Hieraus ergibt
ſich, daß eine vollkommene Brechung der bisherigen Anſicht not=
wendig
iſt. Was die damaligen Bewohner bewog, ihre Bauten
auf Moor und nicht auf Waſſer zu bauen, liegt auf der Hand.
Sie waren ſo geſchützter, konnten ſich beſſer gegen ihre Gegner
und auch gegen Wild wehren. Es bleibt nur zu hoffen, daß bei
den Arbeiten der Melioration des Riedes noch mehr ſolcher Funde
gemacht werden, und daß dieſe uns noch beſſer zeigen als die bis=
her
gemachten, aus welcher Zeit ſie ſtammen, und daß wir nähere
Schlüſſe ziehen können.

kennt keine trennenden Schranken von Stän=
Der Arbeitsdienſt den, Klaſſen oder Konfeſſionen. Er ver=
langt
die unbedingte Unterordnung der Wünſche des Ein=
zelnen
unter das Wohl der Geſamtheit, er fordert ſtrenge
Pflichterfüllung und ſtraffe Manneszucht eines jeden Ein=
zelnen
zum Beſten der Geſamtheit. Staatsſekretär Hierl.
Beſuchk die Ausſtellung Reichsarbeitsdienſt.
ſein Wollen, ſein Erſolg
vom 7. bis 14 Juli 1935 im Landesmuſeum Wiesbaden.

Das Hoherodskopf=Feft des VHC.
LPD. Lauterbach, 30. Juni. Unter ſehr ſtarker Beteiligung
aller Zweigvereine des Vogelsberger Höhen=Clubs aus dem gan=
zen
Gaugebiet und der Bevölkerung des Vogelsberges wurde
heute das alljährlich einmal ſtattfindende Hoherodskopf=Feſt ge=
feiert
. Der Zweigverein Lauterbach hatte diesmal die Ausrich=
tung
des heute ſchon zu einem allgemeinen Heimatfeſt der ganzen
Bevölkerung Oberheſſens gewordenen Veranſtaltung übernom=
men
und beſtens durchgeführt. Vor den Klubhäuſern des VHC.
war ein großer Feſtplatz aufgebaut worden, der die vielen Hun=
dert
Beſucher nicht alle faſſen konnte. Der Vorſitzende des Ge=
ſamt
=VHC., Dr. Bruchhäuſer=Ulrichſtein, gab in ſeiner Feſt=
anſprache
einen Ueberblick über die Geſchichte und die Bedeutung
des Hoherodskopf=Feſtes und erläuterte nochmals die bereits ſei=
nerzeit
bei der Jahreshauptverſammlung in Lich bekanntgege=
benen
großen Straßenbaupläne zur Erſchließung des Hohen Vo=
gelsberges
für Autoverbindungen und den damit erforderlich
werdenden Ausbau der VHC.=Klubhäuſer. Den Höhepunkt der
ſehr geſchmackvollen unterhaltenden Vortragsfolge bildete das
von dem Mainzer VHC.er Schirrmacher verfaßte Heimatſpiel
Dir mein Vogelsberg, das die Schönheit der oberheſſiſchen Hei=
mat
preiſt. Der Heimatdichter Schwarz=Gießen erfreute, mit
einigen ſinnigen Mundartgedichten. Im übrigen wurde fröhlich
geſungen und getanzt nach echter Wandererart.

4Wilde Pferde im heutigen Deutſchland.
Von Paul Eipper.

Achtzehn Kilometer von Dülmen entfernt, im Regierungsbe=
zirk
Münſter=Weſtfalen, liegt das Merfelder Bruch, auf dem der
Herzog von Croy ein koſtbares und lebendiges Naturdenkmal hegt,
die einzige große Herde wilder Pferde innerhalb der deutſchen
Grenzen.
Wilde Pferde ich glaube, dieſer Begriff muß zunächſt klar
umriſſen werden; gar zu leicht verwechſelt der Tierfreund das
Wildpferd mit dem wilden Pferd, meint, beide Bezeichnungen gel=
ten
dem gleichen Lebeweſen.
Das Wildpferd beſſer geſagt das Urwildpferd, nämlich
die Stammform aller jetzigen Pferderaſſen, kommt nur noch in
kleinen Herden in Inneraſien vor; die europäiſche Form iſt aus=
geſtorben
. Aber bis gegen das Jahr 1000 n. Chr. hat es in Deutſch=
land
ganz allgemein Wildpferde gegeben, und wir wiſſen aus den
Ueberlieferungen, daß Weſtfalen eines der wichtigſten germaniſchen
Pferdegebiete war. So mag im heutigen Rudel des Herzogs von
Croy durchaus noch Blut vom germaniſchen Urwildpferd enthalten
ſein; aber die Herde wäre längſt ausgeſtorben, wenn die tier=
freundliche
Beſitzerfamilie nicht im Laufe der letzten Jahrhun=
derte
immer wieder deutſche, ſpaniſche und engliſche Hauspferd=
Hengſte zugeſetzt hätte. Einſt war der Beſtand ſchon auf acht Tiere
zurückgegangen; durch dieſe Blutauffriſchung und durch das Ver=
beſſern
des Weidegrundes iſt die Herde inzwiſchen auf mehr als
hundertfünfzig Tiere angewachſen.
Dieſe Pferde hauſen jahraus jahrein frei von menſchlicher Be=
rührung
auf einem landwirtſchaftlich höchſt reizvollen Gelände von
annähernd 800 preußiſchen Morgen. Da gibt es Erlenbrüche, ſtrup=
pigen
Laubwald, hügelige Heide mit bizarren Wachholdern und
weit ausladenden Schirmkiefern, dunkles Moor, weite, kraftvoll
treibende Wieſen. Niemand nimmt den Tieren die Sorge um die
Ernährung ab; ſie ſuchen ſich Sommers und Winters ihr Futter
ſelbſt; und wenn Krankheit die Herde anfällt, wird das kräftige
Lebeweſen allein damit fertig, das ſchwächliche geht zugrunde.
Man könnte nun einwenden: das ſind alſo doch Wildpferde!
Neinz denn abgeſehen davon daß immer wieder Haustierblut ein=
gekreuzt
worden iſt, umrandet ein Gatterzaun das ganze Gelände,
und der herzögliche Förſter macht jeden Tag ſeinen Erkundigungs=
gang
. Die Tiere ſtehen alſo in menſchlicher Hut. Außerdem werden
alljährlich im Mai die Junghengſte herausgefangen, ſo daß nur die
Stuten mit ihren Fohlen weiter die Freiheit genießen, die Frei=
heit
verwildeter Hauspferde.
In der gleichen Weiſe findet man auch in Auſtralien, in Ruß=
land
, Ungarn und auf Island wilde jedoch von Haustieren
abſtammende Pferde; nur daß dieſe Rudel frei durchs Gelände
ziehen. Anders ſteht es auch nicht mit den Muſtangs der ameri=
kaniſchen
Prärien; ſie ſind ebenfalls verwilderte Nachkommen von
Nutz= und Gebrauchspferden, denn es hat zu geſchichtlichen Zeiten
in Amerika keine Urwildpferde gegeben. Die Muſtangs der In=
dianergeſchichten
ſtammen von jenen Militärpferden ab, die zur
Zeit der Entdeckung Amerikas durch die ſpaniſchen und portugie=
ſiſchen
Koloniſatoren auf den neuen Kontinent gekommen ſind.
Solche ziehenden Rudel verwilderter Pferde ſind begreiflicher=
weiſe
für die Menſchen weiter Steppengebiete die bequemſte und
billigſte Art der Pferdezucht; denn die Wildlinge brauchen das
ganz Jahr hindurch weder Wartung, noch verurſachen ſie irgend=
welche
Koſten. Zudem bleiben dieſe Tiere dauernd und beſonders
anſpruchslos; ſie ſind abgehärtet gegen Witterungsunbill und ſeit
Generationen durch naturhaft unerbittliche Ausmerzung der ſchwa=
chen
Erbmaſſe trefflich hochgezüchtet.
Rein äußerlich unterſcheidet ſich das Urwildpferd ganz deutlich
vom wilden Pferd. Die echten Urwildpferde ſind ſtets einfarbig,
meiſt fahlgelb, etwas kleiner als unſere Reitpferde; ſie haben einen
ſchweren, faſt plumpen Kopf und immer eine kurze borſtig auf=
ſtehende
Mähne. Dagegen gibt es unter den verwilderten Pfer=
den
ſowohl in Amerika wie auf dem Merfelder Bruch des Herzogs
von Croy alle Farbſhläge: Schimmel, Schecken, Füchſe, Rappen,
Braune; ſie haben durchweg eine lange, hängende Mähne. Zu=
weilen
trifft man auch Falben, über deren Rücken ſich ein dunkler
Aalſtrich zieht; hier iſt wahrſcheinlich noch am meiſten Wildblut
enthalten.
Der Tierfreund genießt beglückt den Aufenthalt im Merfelder
Bruch, beſonders zur Vorfrühlingszeit, wenn die Pferde noch den
dicken, wollig=krauſen Winterpelz tragen. Aus einiger Entfernung
gleicht ſolch ein Wildlingsfohlen weit eher einem dunklen Zottel=
bären
; denn auch die Beine ſind mit ſtruppigen Fellholen umhüllt.
Man muß nur ein wenig Geduld haben und warten können;
dann ziehen allmählich die Roſſe auf ſchmalen Spurbahnen daher,
blicken neugierig verwundert zum menſchlichen Beſucher, laſſen ſich

aber nie berühren. Sie trollen gegen Abend, ins Birkengehölz,
ſchieben ſich wohl auch unter das Regendach der Kiefern; aber wenn
die Frühlingsſonne immer wärmer ſcheint, dann ſpielen die Foh=
len
mit tolpatſchigen Sprüngen um ihre Mütter, die ihrerſeits
genüßlich nach jedem aufſprießenden Grashalm ſchnuppern. Manch=
mal
ſtellen ſich auch ein paar Rehe zwiſchen das Pferderudel; Kie=
bitze
gaukeln im verliebten Hochzeitsflug durch die laue Luft, glei=
ten
dann ebenfalls zu Boden und trippeln naſchhaft hungrig unter=
halb
den weidenden Roſſen und Rehen umher.
Die Tage kommen und gehen im ewigen Gleichmaß auf dieſer
Wildbahn, bringen Wärme und Froſt, Sonnenſchein, Gluthitze,
Regen, Sturm und Schnee; zuweilen ſtreckt ſich eines der Pferde
zum letztenmal auf den Erdboden und ſtirbt, alt geworden, ſeinen
natürlichen Tod. Doch jedes Jahr im Mai kommen neue Fohlen
zur Welt; ſie wachſen heran, werden einſt auch ihrerſeits Mutter
ſein, ein paar Sommer ſpäter mit ihren eigenen Kindern über die
gleichen, uns Menſchen unſichtbaren Paßſtraßen kreuz und quer
durch dieſes Gelände ziehen, das inmitten der menſchlichen Zivili=
ſation
unſeres techniſchen Zeitalters ein Stück paradieſiſcher Natur
darſtellt.
Die Welt wäre ſehr arm ohne Tiere. Freuen wir Deutſche
uns, daß wir in ſolchem Wildreſervaten unſeren Kindern und Kin=
deskindern
ein wertvolles Vermächtnis überliefern.

Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Dienstag, 2. Juli
6.00: Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.15: Köln:
Frühkonzert. In der Pauſe 7.00: Nachr. 8.00: Waſſer=
ſtand
, Wetter. 8.10: Stuttgart: Gymnaſtik. 8.30: Bad
Bertrich: Frühkonzert. 9.00: Nur Freiburg: Werbekon=
zert
. 9.15: Nur Freiburg: 1. Annette von Droſte= Hüls=
hoff
, Deutſchlands größte lhriſche Dichterin. 2. Kompo=
litionen
von Fr. Wilh, Lothar. 10.00: Sendepauſe.
10.15: Schulfunk: Otto Lilienthal, ein deutſches Erfin=
derſchickſal
. 10.45: Prakt. Ratſchläge für Küche u. Haus.
11.00: Werbekonzert. 11.25: Meldg. 11.30: Sozial=
dienſt
. 11.45: Bauernfunk.
12.00: Leipzig: Mittagskonzert. Ltg.: Hilmar Weber. Dazw.
13.00: Zeit, Nachr. 14.00: Zeit, Nachr. 14.15: Wirt=
ſchaftsbericht
. 14.30: Zeit, Wirtſchaftsmeldg. 14.40:
Wetter. 14.45: Sendepauſe. 15.00: Nur Freiburg:
Nachrichten. 15.15: Für die Frau: Die Welt d. Kindes.
Buchgeſpräch. 15.35: Erlebtes und Erlauſchtes aus dem
Leben Max Regers.
16.00: Kleines Konzert. 16.30: Dr. Brobeil: Bündiſche
Bewegung in der Geſchichte. 16.45: Von der Vorlehre zur
Grundlehre. Ein praktiſcher Verſuch im Rhein=Main= Ge=
biet
. 17.00: Königsberg: Nachmittagskonzert. 18.30:
Dr.=Ing Erlenbach: Wie ſteht es mit der deutſchen Nor=
mung
1935? 18.45: Zeitgenoſſen gibts . .. 18.55:
Meldungen.
19.00: Trier: Unterhaltungskonzert. 19.40: Das deutſche
Elektrohandwerk im Rundfunk. Zwiegeſpräch. 19.50:
Tagesſpiegel. 20.00: Zeit, Nachrichten. 20.15: Stutt=
gart
: Reichsſendung: Stunde der Nation: Die Schalldoſe.
Spiel, Scherz und Melodie, 21.00: Ueberlingen. Unter=
haltungskonzert
. 22.00: Zeit, Nachr. 22.15: Wetter,
Nachr., Sport. 22.30: München: Volksmuſik. 24.00:
Schallplattenkonzert. Aufnahmen des RS. Frankfurt a. M.

Dienstag, 2. Juli

Reichsſendung: 20.15: Stunde der Nation: Die Schall=
doſe
. Spiel, Scherz und Melodie.
München: 21.00: Madame Bäurin. Ein Bilderbogen
aus dem bayeriſchen Voralpenland.
Breslau: 21.00: Das ſchöne Schleſien. Priebus und
ſeine Feſtſpiele im Funkbericht.
Leipzig: 21.00: Ein Tag auf dem Flughafen Halle
Leipzig.
Prag: 18.30: Volkslieder.
Sottens: 20.00: Opernmelodien.
Belgrad: 20.40: Boheme. Oper von Puccini,
Warſchau: 20.55: Operettenabend.
Beromünſter: 21.10: Opernfregmente.
Budapeſt: 22.00: Zigeunerweiſen.
Agram: 22.15: Tamburaſchenorcheſter.
Wien: 22.40: Die Fledermaus: Operette.

Sport, Spiel u. Jurnen
Leichkathletik iſt jett Trumpf!
Am Samstag und Sonnkag Gaumeiſterſchaften
im Hochſchul=Stadion.
Handball und Fußball haben jetzt ihre Spielpauſe und die
olympiſche Kernſportart tritt nunmehr in alle Rechte ein. Leicht=
athletik
iſt für einen guten Monat Trumpf! Wir haben hier in
Darmſtadt am 6./7. und am 13./14. Juli zwei Veranſtaltungen, die
ſportliche Höhepunkte dieſes Jahres für unſere Heimatſtadt bedeu=
ten
. Am kommenden Samstag und Sonntag werden nunmehr
nach den Kreismeiſterſchaften auch die Gaumeiſterſchaften der Akti=
ven
und Frauen des Gaues 13, Südweſt, hier im ſchönen Hoch=
ſchulſtadion
ausgetragen, bei denen die beſten Leichtathleten und
=athletinnen des Gaues, aus Main=Heſſen, Pfalz und Saargebiet
an den Start gehen werden. Und da zu ihnen Namen von gutem
Klang gehören, werden wir am Samstag und Sonntag wieder
einmal tadelloſe Leiſtungen nach ſpannenden Kämpfen erleben.
Am 13./14. Juli werden alsdann noch einmal vor den Deut=
ſchen
Meiſterſchaften Olympia=Prüfungskämpfe hier in Darm=
ſtadt
, im Hochſchulſtadion durchgeführt, eine Tatſache, die da
an dieſen Tagen nur an zwei Orten in Deutſchland dieſe Kämpfe
ſteigen (Hamburg) für uns beſonders ehrenvoll iſt, bedeuten
doch dieſe Kämpfe mit eine letzte große Hauptprobe vor den Deut=
ſchen
in Berlin. In richtigen Wettkämpfen über normale Mei=
ſterſchaftswettbewerbe
werden ſich die beſten deutſchen Leichtathle=
ten
alſo hier im Hochſchulſtadion treffen, und damit wird eine Ver=
anſtaltung
zuſtandekommen, die in dieſem Umfang und in dieſer
Bedeutung nicht mehr ſo raſch in Darmſtadts Mauern ſein wird.
Die Darmſtädter haben ſchon oft gezeigt, daß ſie derartige Groß=
veranſtaltungen
richtig zu würdigen wiſſen, ſo daß wir überzeugt
ſind, daß am Kampftage jeweils viele Zuſchauer, unſere beſten
Leichtathleten kennen lernen und kämpfen ſehen werden.
Die Tennismeiſterſchaften des Gaues AIII
der Deutſchen Turnerſchaft.
wurden in Darmſtadt am Samstag und Sonntag ausgetragen, die,
namentlich bei den Schlußkämpfen, auch guten Sport brachten. Der
Beſuch hätte jedoch beſſer ſein dürfen.
Die Ergebniſſe. Klaſſe A (Gaumeiſter): Herren=Einzel:
Dr. Müller, Allianz Frankfurt /Bert, TSG. Darmſtadt, 6:1,
6:2. Herrren=Doppel: Dr. Müller / O. Müller, Allianz, Dr.
Schenk / Seelmann, Frankfurter TV. 6:1, 6:3. Damen=Einzel:
Frau Wettlaufer TG. 46 Darmſtadt, Frl. Döring,
TG. Frankfurt=Rödelheim, 7:5, 2:6, 6:4. Gemiſchtes Doppel:
Frl. Döring / Döring, TG. Frankfurt=Rödelheim, Frl. Meyer,
Frankf. TV. Dr. Müller Allianz, 7:5, 6:4. Klaſſe B: Herren=
Einzel: Hirth jr. Offenbacher TV. Renker, TV. Saarbrücken,
9:11, 6:4 2:2 zurückgezogen. Herren=Doppel; Hirth ſen. Hirthjr.,
Offenbacher TV. Brenneiſen / Gabriel, Frankfurter TV., 6:4,
8:6. Damen=Einzel: Frau Seelmann, Frankfurter TV. Frl.
Giertzſch, SV. Saarbrücken, 7:5, 6:4. Gemiſchtes Doppel: Frl.
Gräcmann / Hirthjr. Offenbacher TV. Frl. Giertzſch / Kopp,
TV. Saarbrücken, ohne Spiel.
Die Darmſtädter Teilnehmer im Dameneinzel Frl. Trink=
aus
und im Gemiſchten Doppel Trinkaus / Schild waren ſchon
am Samstag ausgeſchieden.
Fußball.
TSG. 1877 Ober=Ramſtadt Oſtova Oſthofen 7:1 (0:1).
Mit einem hohen und verdienten Siege konnten die Fußballer
der TSG. Ober=Ramſtadt das Spieljahr 1934/35 beenden. Es war
ein ſchönes und faires Spiel, das von Melk=Wixhauſen ganz vor=
züglich
geleitet wurde. Bis zur Pauſe führten die Gäſte 1:0. Das
Spiel war in dieſer Zeit vollſtändig ausgeglichen, es konnte bis
dahin niemand ahnen, daß die Ober=Ramſtädter dieſes Spiel ſo
überzeugend für ſich entſcheiden würden. Nach dem Wechſel kamen
ſie gut in Schwung und zeigten ein beſtechendes Spiel, von dem die
Zuſchauer reſtlos begeiſtert waren. In gleichen Abſtänden konnten
dann auch die Ober=Ramſtädter noch ſieben ſchöne Tore erzielen
und noch einmal ihre derzeitig gute Form unter Beweis ſtellen.
Die Gäſte ſtellen eine gut eingeſpielte, flinke Mannſchaft, die be=
ſonders
vor der Pauſe gut gefallen konnte. 2. Mannſchaften 2:3.
Jugend 1:5.
Kegeln.
Städtekampf DarmſtadtWorms 10 178:10 134 P.
Anläßlich der Gaumeiſterſchaften in Saarbrücken hatten der
Kegler=Verband Worms und der Kegler=Verein Darmſtadt einen
Städtekampf vereinbart, der in einem Vorkampf in Worms und
einem Rückkampf in Darmſtadt zum Austrag gelangen ſollte.
Nachdem der Vorkampf in Worms am 23. Juni für Darmſtadt
verloren ging, war alles geſpannt, wie der Rückkampf und damit
das Geſamtergebnis enden würde. Auf Erſuchen des Kegler=
Vereins Darmſtadt hatten die Kegelbrüder von Worms ſich in
liebenswürdiger Weiſe bereit erklärt, den Rückkampf am vor=
geſtrigen
Sonntag anläßlich der Sport=Werbewoche zum Austrag
zu bringen. Der Vor= ſowie auch der Rückkampf beſtanden aus
einem Mannſchaftskampf mit je 1000 Kugeln in die Vollen. Mit
10 178 Punkten erreichte die Darmſtädter Mannſchaft den Sieg
und man muß ſagen, daß es ein wirklicher Kampf war, der faſt
mit der letzten Kugel entſchieden wurde. Die Wormſer Kampf=
mannſchaft
erreichte 10 134 Punkte. Nachdem der Kegler=Verband
Worms anläßlich des Vorkampfes in Worms den Darmſtädtern
eine Plakette überreicht hatte, ließ es ſich der Keglerverein Darm=
ſtadt
nicht nehmen, auch ſeinerſeits ſeine Wormſer Gäſte beim
Rückkampf mit einer Ehrengabe zu bedenken, beſtehend aus einem
Bild des Reichsſportführers von Tſchammer und Oſten.
In unſerem Bericht über die Erfolge Darmſtädter Kegler
beim Gaufeſt in Saarbrücken wurde verſehentlich erwähnt, daß
die Seniorenmeiſterſchaft erſtmals nach Darmſtadt gefallen ſei,
was aber nicht zutrifft, da bereits Kegelbruder Schinnerl im
Jahre 1931 dieſe Meiſterſchaft mit nach Darmſtadt gebracht hatte.
Sieg der deutſchen Kunſtfliegerin Liesl Bach
in Rouen.
Die deutſche Kunſtfliegerin Liesl Bach trug am Sonntag in
Rouen bei einer Flugſportveranſtaltung einen neuen Sieg über
ihre franzöſiſche Mitbewerberin Maryſe Hilß davon. Sie ſiegte
mit 235 gegen 224 Punkte der Franzöſin. Auf dem Programm
ſtanden Flugübungen und Kunſtflüge nach Wahl. Beiden Flie=
gerinnen
wurde von der zahlreichen Menge großer Beifall ge=
ſpendet
.
Drei Staffelrekorde der Nixen.
Am Sonntag wurden in Berlin die Schwimmwettbewerbe um
die deutſche Vereinsmeiſterſchaft ausgetragen. Dabei gelang es
den Charlottenburger Nixen, drei neue Staffelrekorde aufzuſtellen.
und zwar in 4 mal 100 Meter Kraul mit 5:01,1, über 6 mal 100
Meter Kraul 7:39,6, in der Schnellſtaffel (100, 200, 400, 200, 100
Meter Kraul) mit 14:41,8. In der Geſamtwertung konnten die
Nixen ihre Vorjahresleiſtung mit 1678,6 Punkten noch verbeſſern.

Wekterbericht
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Die neue Schönwetterperiode, die ſich an die ſtarken Gewitter=
regen
des vergangenen Freitags anſchloß, hat ihren Höhepunkt be=
reits
überſchritten. Von Weſten her iſt, kühlere Meeresluft am
Montag bereits bis Südweſtdeutſchland und ins Alpengebiet vor=
geſtoßen
und hat dort, ebenſo wie in Frankreich, Anlaß zu Gewit=
tertätigkeit
gegeben. Auch bei uns muß mit dem Auftreten gewitt=
riger
Störungen gerechnet werden, die vorausſitchlich etwas unbe=
ſtändiges
Wetter, aber keine nachhaltige Verſchlechterung im Ge=
folge
haben werden.
Ausſichten für Dienstag: Vielfach wolkig und vielerorts Ge=
witter
oder Gewitterregen, nicht mehr ſo heiß, aber ſchwül, auf
Weſt drehende Winde.
Ausſichten für Mittwoch: Noch einzelne gewittrige Regen=
fälle
, doch im ganzen wieder Beſſerung, ziemlich ſchwül,

[ ][  ][ ]

Dienstag, 2. Juli 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 179 Seite 9

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Deut=
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l. Trink=
ſchon

haller
. Es war
ganz vor=
ſte
110. D0s
mnte bis
Spiel ſo

Dor 400 Jahren:

Blut-Regiment zu Mänster
Ein Jatsachen-Roman aus der Zeit der Wiedertäufer

Von Curt Corrinth.

II.
In ſeiner Begleitung befand ſich

ein ehemaliger Schneider namens Johann Bockelſon,
und dieſer Schneider iſt es geweſen, dem alsbald das Schickſal die
Rolle eines Königs des neuen Zion zugedachte . . .
Johann Bockelſon, aus Leyden kommend daher der Name,
unter dem er am populärſten geworden iſt: Johann von Ley=
den
! hatte von Geburt aus Beziehungen zu der Stadt Münſter:
er war aus einem ehebrecheriſchen Verhältnis ſeines holländiſchen
Vaters mit einer Münſter=
länderin
hervorgegangen. Ein
regſamer Geiſt das muß man
ihm laſſen. Den Schneider=
geſellen
zu ſpielen, genügte ihm
nicht; er ſuchte ſich auch geiſtig
fortzubilden. Mit der Bibel und
den Schriften des Bauern=
apöſtels
Thomas Münzer war
er gut vertraut, daneben zu
Leyden ein eifriges Mitglied
eines literariſch=dramatiſchen
Vereins, wo er ſich zum Redner
ſchulte. Er gründete ein eigenes
Geſchäft, ging ſofort Bankrott,
ward im November 1533 Wieder=
täufer
, gleich ein Apoſtel‟
und war erſt 25 Jahre alt, als
er unternehmungsluſtig mit
ſeinem Propheten Matthys in
Münſter erſchien.
Alsbald begann.
das Schreckensregimenk.
Man fand guten Nährboden
in Münſter, das ſchon viele
Wiedertäufer unter ſeinen Bür=
gandg
zog man mehr und mehr. Leyden. (Nach zeitgenöſſiſchen Holzſchnitten von Heinrich Aldegrever.)
Gläubige an ſich. Bald war man
ſo weit, daß man den Rat der Stadt ſtürzen konnte und das Regi=
zwang
, alle Widerſtrebenden aus der Stadt jagte, Propheten König der Könige, begann.
Tag und Nacht ſchreiend durch die Straßen und Gaſſen ſtieben ließ:
Buße! Buße! Buße! Wehe! Wehe! Wehe! Tuet Buße und
bekehret euch, damit ihr nicht die Rache des himmliſchen Vaters
über euch reizet!
Ueber Männer und Frauen kam der Geiſt ſie heulten und
ſchrien mit ... und, nicht zuletzt unterfeuert von dem fanatiſchen
Ratsherrn und Tuchwacher Knipperdollinck, brachte die am 23.
Februar 1534 unter Waffengewalt und Terror getätigte Rats=
wahl
der Stadt Münſter den traurigen geſchichtlichen Ruhm, als
erſtes und einziges Gemeinweſen ein wiedertäuferiſches Regiment
erhalten zu haben. Und was nun folgte, war eine Pöbelherrſchaft,
und eine Diktatur der Abenteurer, wie ſie ſchlimmer nicht gedacht
werden kann. Nur die Schreckensſzenen der franzöſiſchen Revolu=
tion
und des Bolſchewismus haben ſpäter noch den münſterländi=
ſchen
Greueln den Rang abgelaufen ..

Copyright by Verlag Preſſe=Tagesdienſt, Berlin W. 35
Er zog die Vertrauten des toten Matthys an ſich, lullte ſie ein
mit Verheißungen bis endlich der Duſentſchur, alsbald ſozu=
ſagen
offizielle Stimme des göttlichen Willens, die Stadt durch=
raſte
und verkündete, daß es Gottes Ratsſchluß und Geſchenk an
Münſter, ſeine liebſte Stadt, das neue Zion ſei
Johann von Leyden iſt der neue Prophet! Johann von Ley=
den
iſt uns von Gott gegeben! Johann von Leyden iſt unſer Hort
und Führer. Johann von Leyden iſt größer und mächtiger, als
es Jan Matthys je geweſen iſt!
Da hatte man den neuen Propheten. Beſeligt jauchzte die
Gemeinde:

gern zählte. Mit heftiger Propa= Die beiden Führer der Wiedertäufer in Münſter, Links: Knipperdolling. Rechts: Johann von
(DT.=Archiv.)
Allein Gott in der Höh’ ſei Ehr: ! und das ebenſo
ment in eigene Regie übernahm, daß man die Klöſter plünderte phantaſtiſche wie chaotiſch=ſchreckliche und verbrecheriſche Regiment
und auflöſte, durch Todesdrohungen die Bürger zur neuen Taufe j des Schneiders Bockelſon, genannt Johann von Leyden, endlich

Der Biſchof rafft ſich auf.

Seit dem Jahre 1532 war Graf Franz von Waldeck, ſeit drei
Jahren bereits Biſchof von Minden, zum Biſchof von Münſter und
Osnabrück gewählt worden. Lange hatte er die Dinge zu Münſter
treiben laſſen. Erſt nach der Ratswahl, welche die Stadt gänzlich
in die Gewalt der plündernden, ſengenden und mordenden Horden
der Wiedertäufer gab, raffte er ſich auf. Er führte ſeine geworbe=
nen
Kriegsvölker gegen die unbotmäßige Stadt, in der der Wahn=
witz
und das Verbrechen tobten. Am 28. Februar 1534 begann die
Belagerung Münſters ſie ſollte dauern bis zum 25. Juni des
nächſten Jahres.
Die Gefahren von außen machten zunächſt keinerlei Eindruck
auf die Führer der Wiedertäufer. Sie hatten das Volk in der
Hand, ſie ließen ſchanzen und Wache halten und ſchießen, ließen
Pech gießen auf die Belagerer, machten hier und da einen Aus=
fall
Betätigungen, an denen ſich vor allem die fanatiſierten
Weiber und die . . . Kinder beteiligten. Innen regierte und
predigte und taufte und prophezeite man, was immer das Zeug
halten wollte. Man führte die allgemeine Gütergemeinſchaft ein.
Alles Beſitztum, ob Gold, ob Juwelen, ob koſtbare Kleider und
ſonſtige Zier, mußte abgeliefert werden Johann von Leyden
hat davon alsbald herrlich und in Freuden gelebt bis zu ſeinem
weniger fröhlichen Ende.
Der Prophek iſt kot es lebe der Prophel!
Den Jan Matthys aus Haarlem trieb der eigene Fanatis=
mus
und Größenwahn in den Tod.
Am 4. April 1534 ſaß er in fröhlicher Geſellſchaft und ließ
es ſich wohl ſein und trefflich munden bis ihn plötzlich der
Geiſt packte. Er ſprang auf und ſchrie ekſtatiſch:
Lieber Vater, nicht wie ich will, ſondern wie du willſt!
und raſte davon. Es war ihm geoffenbart worden, daß er
hinausziehen ſolle gegen die Belagerer, um ſie herauszufordern,
wie es Simſon getan hatte. Alſo raffte er 20 Kampfgenoſſen zu=
ſammen
und marſchierte aus dem Ludgeritor hinaus, den Biſchöf=
lichen
entgegen. Als er an die Vorpoſten gekommen war, rief
er die Gegner zur Schlacht. Es kam zu einem wilden Gefecht,
das die Münſterſchen angſtvoll von den Wällen der Stadt aus
beobachteten. Und natürlich wurden die paar Wiedertäufer zu=
ſammengehauen
Jan Matthys mit ihnen ..
Wildes Wehklagen zu Münſter. Man war führerlos gewor=
den
. Und da riß Bockelſon, genannt Johann von Leyden, die Ini=
tiative
an ſich. Er ließ die Gemeinde zuſammenrufen, ſtellte ſich
ihr auf offenem Marktplatz und hielt eine donnernde und trium=
phierende
Rede:
Liebe Brüder und Schweſtern, warum dies Heulen und
Zähneklappern? Ihr ſollt mit nichten um des Propheten Tod
willen verzagen! Denn Gott wird uns einen anderen Propheten
erwecken, der noch größer und höher iſt, als Jan Matthys ge=
weſen
iſt. Gott hat gewollt, das Matthys ſterben ſollte, und
Gott hat ihn deshalb ſterben laſſen, damit ihr nicht zu ſehr an
ihn glauben und ihn höher als Gott halten ſolltet. Denn was
jener getan hat, hat Gott durch ihn getan, und Gott iſt mächtig
genug, uns an ſeiner Stelle einen neuen Propheten zu ſchenken!
Der Mann beſaß eine glühende Beredſamkeit, eine nimmer
zu brechende Selbſtſicherheit er wußte ſchon, wohin er zu
ſteuern habe. Daneben war er ſtattlichen Wuchſes, wohlgefällig
anzuſehen und vor allem eine Herzensfreude für die Weiber. In
den nächſten Tagen predigte er unabläſſig, ſtrömte eine mächtige
Suggeſtion über die Stadt und die Gemeinde der Wiedertäufer.

Die neue Berfaſſung.

Sofort verkündete Johann von Leyden eine neue Geſetzes=
tafel
. Die wichtigſte Verfügung des neuen Regiments war die
Vielweiberei .. .!
Wie es dazu gekommen, erzählt der Chroniſt alſo:
Johann von Leyden hatte inzwiſchen eine Tochter ſeines
Vertrauten Knipperdollinck geheirgtet. Nun war ein Landsknecht
aus dem Lager der Biſchöflichen übergelaufen, hatte ſich den
Wiedertäufern angeſchloſſen und war dann im Hauſe des
Knipperdollinck in dem neuen Glauben und der einzig gött=
lichen
Lehre unterrichtet worden. Im Hauſe des Knipperdollinck
wohnte damals aber auch noch Johann von Leyden, der gott=
geſandte
Prophet. Mit Staunen und Entſetzen nahm nun der
junge Zögling wahr, daß der Prophet ſich nicht genug ſein ließ
an ſeinem angetrauten Weib, ſondern ſich mit einer hübſchen
Bedienſteten des Ehebruchs ſchuldig machte.
Als die Sache ruchbar zu werden begann, ſuchte der Prophet
ſeine Tat mit geſetzlichen Formen zu umkleiden und pflog mit
ſeinen Vertrauten Rat. Da fand man denn das Beiſpiel der alt=
teſtamentariſchen
ſogenannten Erzväter Abraham und Jakob,
die ſchließlich auch nicht nur eine einzige Frau erkannt
hatten und gelangte dann durch allerhand Vernunftsſchlüſſe
zu dem gewünſchten Ergebnis, daß die Vielweiberei durchaus
erlaubt, ja ſogar göttliches Gebot ſei. So ward Geſetz, daß der
Mann mehrere Frauen haben ſolle, nicht aber etwa die Frau
mehrere Männer.
Verſchwörung und Chaos.
Allerdings erſtanden dieſem Geſetz ſofort eine Anzahl von
Gegnern. Ihr gewichtigſter war der Schmied Heinrich Mollen=
hecke
, dem die Aufſicht über die Geſchütze der belagerten Stadt
anvertraut war. Er verſammelte nach einer Weile 200 Ge=
ſinnungsgenoſſen
um ſich, ſtürmte mit ihnen das Stadthaus und
ſetzte darin die Anhänger Johanns von Leyden und den Pro=
pheten
ſelbſt gefangen. Er hatte die Abſicht, den Biſchof mit
ſeinen Scharen in die Stadt hineinzulaſſen und das alte Regi=
ment
wieder herbeizuführen.
Kaum aber hatten die weitaus zahlreicheren Anhänger der
Vielweiberei hiervon Kenntnis erhalten, als auch ſie ſich
ſammelten und die Tore der Stadt beſetzten. Alsdann gingen
ſie angriffsweiſe gegen den Marktplatz vor, wobei vor allem
Frauen die Geſchütze richteten und Mollenhecke und die
Seinen fahen ſich auf das Rathaus zurückgedrängt. Schon
richteten ſich die Geſchütze gegen den Bau, als ſich die Be=
lagerten
ergaben und um Gnade flehten ..
Nun, ſie wurden zum großen Teil erſchoſſen die Elite
aber von Knipperdollinck und dem Propheten ſelbſt ent=
hauptet
. .
Immer wilder erhob jetzt das ausgeſprochene Geſindel das
Haupt und was nun folgte, entzieht ſich mehr oder weniger
der Darſtellung: es ward eine wüſte Orgie! Selbſt Mädchen,
die noch nicht den Kinderjahren entwachſen waren, fielen der
Wolluſt zum Opfer. Die Frauen wurden geſetzlich zur ſo=
genannten
Ehe gezwungen. Es ſtand ihnen nicht frei, die Ehe
überhaupt abzulehnen höchſtens durften ſie unter den Be=
werbern
wählen. Wer ſich ſträubte, wurde gefangen geſetzt,
wenn nicht kurzerhand enthauptet.
Um wenigſtens einige Ordnung in das tolle Treiben zu
bringen, war es notwendig, den Befehl zu erlaſſen, daß die
Männer nicht haufenweiſe auf die Frauen eindringen ſollten,
ſondern : wer ein Weib zur Ehe begehre, der ſolle allein zu
ihr gehen; werde er abgewieſen, ſo habe er die Frau zu ver=
laſſen
und eine andere zu ſuchen; ſeien aber beide Teile einig,
ſo ſollten ſie drei Tage lang Gott um ſeinen Segen anflehen
und dann erſt heiraten.
Einigen aus dem Volk fiel immerhin auf, daß Johanns
von Leyden und ſeiner Vertrauten Prunk und Pomp wenig
zu tun habe mit chriſtlicher Schlichtheit oder gar der neu=
eingeführten
Gütergemeinſchaft. Aber der neue König verkündete
kurzerhand, es ſei Gottes Wille, daß der König des auserwähl=
ten
Volkes in ſo herrlicher Rüſtung einhergehe. Er tue ja alles
nur zur Ehre des Herrn. Eigentlich ſei er überhaupt im
Fleiſch abgeſtorben, und ſein Tun habe nichts mit Hochmut
gemein. Ah, bald werde überhaupt die Zeit kommen, da das
ganze Volk Iſrgel, das heißt die Einwohnerſchaft Münſters,

des neuen Zion, auf ſilberuen Stühlen ſitzen werde und eſſen
von ſilbernen Tafeln; Gold und Silber überhaupt würden nicht
höher geachtet werden als Dreck und Steine ..."
Und genug iſt nicht genug
Bald wird kommen die Stunde, wo ich hinausziehen werde
in die Welt, um die Herrſchaft über alle Länder und Völker an=
zutreten
. All der Glanz und die Pracht, die mich jetzt umgeben,
ſind ja nur ein Vorſpiel für die größeren Dinge, die ſich
vorbereiten!
Und man glaubte . . . Und wer nicht glaubte, wer gar
murrte, der fiel kurzerhand dem Richtſchwert des blutrünſtigen
Knipperdollinck anheim .."
Ein Staaksſtreichverſuch des Rivalen.
Ja, Knipperdollinck war ein mächtiger Mann im neuen
Zion, das er ja mitgeholfen hatte zu begründen. Daneben
war er der Schwiegervater des Königs der Könige obſchon
dieſe Würde nicht mehr viel zu bedeuten hatte, ſeitdem die
Majeſtät ſich eine ſtattliche Reihe weiterer Frauen zugelegt hatte.
Knipperdollinck nun wurde mehr und mehr zum Rivalen
Johanns von Leyden, dem er die Königswürde neidete. Er be=
ſaß
als eingeborener Münſteraner nicht geringen Anhang im
Volk, auf den er ſich ſtützen zu können glaubte.
So kam es zu dem grotesken Zwiſchenſpiel eines wieder=
täuferiſchen
Staatſtreichverſuches.
Zunächſt zog ſich Knipperdollinck einmal von allen öffent=
lichen
Angelegenheiten zurück und hielt ſich in ſeinem Hauſe.
Und dann lief er plötzlich durch die Straßen der Stadt und
ließ den Bußruf erſchallen, wie es von Zeit zu Zeit und be=
ſonders
dann unter den Wiedertäufern Sitte war, wenn ſie die
Brüder auf kommende wichtige Ereigniſſe vorbereiten wollten.
Nun, auf die Schreie Knipperdollincks liefen die Einwohner auf
dem Markt zuſammen man hoffte auf Wunder‟ ..."
Hier auf dem Markt ſaß an ebendem Tage gerade der
König auf ſeinem prächtigen Thron, um Gericht zu halten.
Einer der Prädikanten befand ſich mitten in einer Predigt
da ſchob ſich Knipperdollinck vor und ſchrie:
Heilig, heilig, heilig iſt der Herr, und wir ſind ein heiliges
Volk! ſo laut und donnernd, daß alles Volk nur noch auf
ihn achtete und der Prädikant ſeine Predigt unterbrechen mußte.
Darauf eilte Knipperdollinck zu dem Thron des Königs und
begann vor dem hohen Herrn auf groteske Weiſe zu tanzen..."
wozu er brüllte:
Es iſt mir geoffenbaret worden: ich ſoll des Königs Hof=
narr
ſein!
Er ſetzte die Hände in die Seiten, ſprang auf und nieder,
warf ſich in die Knie und zog die wunderlichſten Grimaſſen.
Schließlich ſtellte er ſich auf den Kopf und fiel bei dieſer Uebung
zwiſchen die Weiber, die in der Nähe auf den Bänken ſaßen. Als
er wieder auf ſeine Füſte gekommen war, brüllte er, der heilige
Geiſt ſei in ihn gefahren ...."
Johann von Leyden merkte ſehr wohl die Verhöhnung, die in
dieſem Gebaren lag. Er meinte daher, nachdem er eine Weile
ratlos zugeſehen:
Liebe Schweſtern und Brüder, wir wollen Gott loben und
danken und nach Hauſe gehen!"
Knipperdollinck erhob frech ſeine Stimme dagegen:
Herr König, du ſagſt das falſch! So habe ich dich das nicht
gelehrt; du ſollſt zuerſt die Brüder nennen und dann die Schwe=
ſtern
, wie ſich das auch gehört!
Der König erbleichte ob dieſer Zurechtweiſung erhob ſich
wütend im gleichen Augenblick ſaß auch ſchon Knipperdollinck
auf dem Thron, lachte ſchreiend:
Nach Recht und Geſetz muß ich König ſein, denn ich bin es,
der zwiſchendurch dich mal dazu gemacht hat!
Das Chaos brach los und Johann von Leyden ſtand immer
noch ſprachlos Knipperdollinck aber ließ anſchließend eine ful=
minante
Anſprache an das Volk los :
Dieſer Bockelſon aus Leyden iſt zwar ein König nach dem
Fleiſch ... nun gut ... ich aber werde ein geiſtlicher König ſein,
ſage ich euch! Und höret, die ganze ſogenannte heilige Schrift
alten und neuen Teſtamentes muß abgeſchafft werden! Denn nicht
nach den weltlichen Geſetzen, ſondern nach den Vorſchriften der
Natur und des Geiſtes ſoll die Welt fortan regiert werden
durch mich, Knipperdollinck, den Auserwählten des Herrn!
Das war die offene Rebellion und der Staatsſtreich!
aber Johann von Leyden riß ſich zuſammen und raffte ſich
auf nicht umſonſt ſtand ja ſeine Leibgarde, zumeiſt aus hollän=
diſchen
Landsknechten beſtehend, neben dem Königsthron. Er be=
fahl
, Knipperdollinck ſofort zu verhaften und abzuführen und
wahrhaftig: Der Befehl ward alſogleich vollzogen umſonſt
hoffte Knipperdollinck auf das Eingreifen ſeiner Anhänger; ſie
rührten ſich nicht.
Er ward vom König ohne Gnade in ſchwere Feſſeln gelegt und
in den Kerker geworfen. Drei Tage und drei Nächte ſaß er in
Ketten und Banden, und da er mit Recht das Todesurteil fürch=
tete
, bat er flehentlich und winſelnd um Gnade. Und Johann von
Leyden, dem es doch bedenklich ſchien, die Hinrichtung zu vollzie=
hen
, ſchenkte ihm wirklich die Freiheit und ſuchte ihn ſogar durch
allerlei Entgegenkommen um ſo feſter an ſich zu ziehen.
Rauſchende Feſte krok Nok und Gefahr.
Monat um Monat zernierte draußen vor den Wällen und
Toren das Belagerungsheer des Biſchofs, des rechtmäßigen Herrn,
die unbotmäßige, im Taumel des Wahnſinns erſtickende Stadt.
Man berannte Münſter und wurde bei jedem Verſuch blutig
zurückgeſchlagen. Die Wiedertäufer waren tapfer und todesmutig,
das muß ihnen die Geſchichte beſcheinigen. Männer, Greiſe, Wei=
ber
und Kinder ſtanden unter den Waffen und verteidigten die
Stadt und das wiedertäuferiſche Regiment, obſchon ſie zu Hunder=
ten
ihr Leben ließen. Es ging nicht vorwärts mit der Belage=
rung
. Nur die Lebensmittel begannen knapp zu werden, zumal
der König und die Seinen alles Getreide, alles Vieh, alle Roh=
ſtoffe
, allen Schmuck, alles Geld an ſich gebracht und in eigene
Verwaltung genommen hatten. Davon konnte man ſchon leben.
Und ſo herrſchte denn, trotz der Gefahren, die von draußen
drohten, und trotz der beginnenden Not in der Stadt, am Hofe
des Königs in den letzten Monaten des Jahres 1534 und zu Be=
ginn
des folgenden ein gar herrliches Leben. Von Zeit zu Zeit
verſammelte der Herrſcher in ſeinem Palaſt die Würdenträger des
Reiches und veranſtaltete mit ihnen rauſchende Gelage. Da aßen
ſie und tranken und liebten .. . und waren guter Dinge. Auch
für Tafelmuſik hatte der hohe Gaſtgeber geſorgt, und um auch der
geiſtigen Nahrung nicht zu vergeſſen, ließ er durch ſeinen Vorleſer
in angemeſſenen Zwiſchenräumen ein Kapitel aus dem alten
Teſtament vortragen. Nach dem Mahl aber begannen ſie zu tan=
zen
und zu hofieren mit den ſchönen Frauen, wie es in einer
alten Chronik heißt. So trieben ſie es Nacht für Nacht.
Aber nicht nur ſeine Beamten, ſondern auch das gemeine Volk
ſuchte der König bei guter Laune zu erhalten. Eines Tages ließ
er unter dem Vorwand, daß die Stunde gekommen ſei, wo das
Volk Iſrael unter ſeinem König ausziehen ſolle in das Land,
das da verheißen ſei, alle Männer und Frauen Münſters reiſe=
fertig
zuſammentreten. Als ſie herbeigeeilt waren und in blin=
dem
Gehorſam auf den Befehl warteten, der ſie hinausführen
ſollte, erſchien der König in feierlichem Ornat mit Krone und
Szepter und verkündete ihnen, die Stunde ſei noch nicht gekom=
men
, aber er habe ihren Glauben prüfen wollen und bitte ſie nun,
bei fröhlichem Gelage ſeine Gäſte zu ſein. Es waren etwa 2000
Männer und bis zu 9000 Frauen. Für alle dieſe waren auf dem
Platz vor dem Dom Bänke und Tiſche bereitet, an denen ſie ſich
zum Mahle niederließen.
folgt.)

[ ][  ][ ]

Seite 10 Nr. 179

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 2. Juli 1935

Der Führer eröffneke die Aukobahnkeilſtrecke

Gute Geſchäfte mit Menſchenköpfen.
Machtlos gegen die Kopfjägerei auf den malaiiſchen Inſeln. Die böſe Konkurrenz am Amazonas.
5 Pfund Sterling für einen Menſchenſchädel. Einträgliche Stammesfehde. 200 Menſchenköpfe

Am Samstag wurde die zweite Teilſtrecke der Reichsautobahn München Holzkirchen durch den
Führer und Reichskanzler feierlich dem Verkehr übergeben. Unſer Bild zeigt den Führer in ſeinem
Wagen ſtehend, wie er die Vorbeifahrt der Wagen mit den an der Herſtellung der Autobahn Be=
teiligten
abnimmt. (Preſſe=Illuſtration Hoffmann.)

Vom Erdbeben im würkkembergiſchen Oberland.

Das Erdbeben, das in der vergangenen Woche das ſüdliche Deutſchland heimſuchte, hat im württem=
bergiſchen
Oberland beträchtlichen Schaden angerichtet. In Kappel bei Buchau erſchütterten die
erſten Erdſtöße die Kirche ſo ſtark, daß Teile des Turmes einſtürzten und das Kirchendach de
Hauptſchiffes durchſchlugen. Unſer Bild zeigt dieErdbebenzerſtörungen an der Kirche von Kappel
Buchau. (Scherl=M.)

Nene Zwei= und Fünf=Mark=Stücke.

auf Vorbeſtellung.
Daß drunten auf den malaiiſchen Inſeln die
Kopfjägerei noch immer in Schwung iſt, daß bis=
her
alle Abwehr= und Strafmaßnahmen nicht den
gewünſchten Erfolg hatten, daß noch immer Men=
ſchen
zur Beute blutrünſtiger Kopfjäger werden,
das weiß man. Daß aber drüben in Amerika,
an den Ufern des Amazonas,
ähnliche, ja vielleicht noch grauenhaftere Zuſtände
herrſchen, iſt bisher kaum bekannt.
Als einer meiner Freunde, der lange drüben
in Südamerika lebte und auf Grund ſeiner beruf=
lichen
Stellung Einblick in das geheime und ge=
heimnisvolle
Leben Südamerikas gewonnen hatte,
mir von den Kopfjägern des Amazonas erzählte
und ihrem kaum glaublichen Treiben, da wollte
ich es nicht recht glauben. Die Beſtätigung fand
ſich jetzt in den jüngſten Berichten von Süd=
amerikareiſenden
, Globetrottern und Wiſſen=
ſchaftlern
.
Unheimliches Südamerika.
In den Häfen des Atlantik liegen die großen
Dampfer für die Rückfahrt nach Europa oder nach
Nordamerika bereit. Paſſagiere ſteigen zu, Men=
ſchen
aller Klaſſen und Berufe: braſilianiſche
Miſchlinge, Söhne und Töchter von weißen =
tern
und roten Müttern ſtehen am Kai, ſchleichen
ſich an die einſteigenden Paſſagiere heran. Sie
zerren etwas aus den Kleidern grauenhaft:
ein kleiner Menſchenſchädel iſt es, mit eingefal=
lenen
Zügen, pergamentener Haut, unheimlich
langen Haaren. Ein wirklicher Menſchenſchädel,
auf dem ſich noch alle Phaſen des Todeskampfes
bemerkbar machen.
Mancher tritt ſchaudernd ob ſolchen Anblickes
zurück. Aber viele kaufen ſich den kleinen Schädel
als Andenken an das geheimnisvolle Südamerika,
hängen es zu Hauſe auf als Erinnerung an eine
fremde Welt, in die nun der Mammon einge=
drungen
iſt und ſeine Opfer fordert. Denn auch
mit dieſen kleinen Menſchenköpfen,
den fürchterlichſten Andenken, die man ſich
denken kann,
die übrigens auch noch den Namen Mammons
führen, wird ein ſchwunghafter Handel getrieben.
Einheimiſche Händler, Indios, geriſſene Miſch=
linge
ſind durch dieſen Handel ſchon reich, gewor=
den
, denn der Abſatz dieſer fürchterlichen Köpfe
iſt glänzend, ein Exportartikel für alle Welt.
Selbſt im Norden Ameribas, und ſogar in
Paris kann man gegen ſehr hohe Preiſe ſolche
Mammons erſtehen.
Der Amazonasdiſtrikt iſt die Hauptproduk=
tionsſtätte
für dieſe Schädel, die der eine Stamm

* Neues Unheil
um den Blauen Diamanken.
In den letzten Jahren hat man viel von dem
Unheil gehört, das an gewiſſe Steine oder Perlen
geknüpft ſein ſoll. So vernahm man von einem
Perlenſchmuck, der jeder Beſitzerin unweigerlich
nach einigen Jahren eine unheilbare Krankheit
auf den Hals geladen haben ſoll. Ein ruſſiſcher
Kronſchmuck hat angeblich nicht weniger Unglück
auf alle jene Perſonen herniedergezogen, die den
Schmuck trugen oder ſpäter als Zwiſchenhändler
mit ihm zu tun hatten. Aber es gibt kaum einen
Stein, um den ſich ſo viele merkwürdige Geſchich=
ten
ranken wie um den blauen Diamanten, der
auch unter dem Namen Hope=Diamant bekannt iſt.
Er hat eine lange Geſchichte, die genau nach=
geprüft
werden kann ſeit jenem Zeitpunkt, als
Maria Antoniette unter dem Fallbeil ſtarb. Was
an dieſer Geſchichte des Blauen Diamanten
Wahrheit und was ſpäter hinzugedichtete Legende
iſt, kann natürlich in den Einzelheiten nur ſchwer
kontrolliert werden. Immerhin kennt man die
große Zahl der Beſitzer im Laufe der Jahre und
Jahrhunderte.

Gewiſſenloſe Händler.
den Feinden abnimmt, Schädel von Menſchen, die
aus dem Hinterhalt grundlos mit giftigen Pfeilen
niedergemacht werden. Jetzt iſt die beſte Zeit für
die Austragung von Stammesfehden, jetzt
blüht das Geſchäft. Denn für die Köpfe zahlen
die Händler auch nach unſeren Begriffen hohe
Preiſe, 5 engliſche Pfund, immerhin gut 80 Mark,
werden für einen einzigen dieſer präparierten
Schädel bezahlt. Und dieſe Summe lockt die In=
dianer
vom Amazonas zu immer neuen Ver=
brechen
, zu neuen Morden unter den Artgenoſſen.
Zu beſtimmten Zeiten ſetzen immer wieder die
Stammesfehden ein, weil der Angehörige des
einen Stammes ein Mitglied, des benachbarten
Stammes überfallen hatte, ihm einen giftigen
Pfeil mit unübertrefflicher Sicherheit in den Hals
jagte, ihm den Kopf abſchnitt und wieder 5 Pfund
verdient hatte.
Blutrache als Induſtrie.
Nach dem Geſetz der Blutrache entſpinnt ſich
nun ein neuer Kampf, ein Kampf ganzer
Stämme: Nicht einer oder zwei Tote bleiben auf
dem geheimnisvollen Schlachtfeld im undurch=
dringlichen
Amazonasdſchungel, nein, Dutzende,
Hunderte . . . Das gibt nun gute Geſchäfte, denn
die Agenten haben ſchon im voraus auf die
Schädelbeute des Kampfes Beſtellungen und Ver=
träge
abgeſchloſſen. 5 Pfund werden für jeden ein=
zelnen
präparierten Schädel bezahlt, zu einem viel
höheren Preis werden die Mammons an die
Intereſſenten verkauft.
Die Methoden der Präparierung
ſind uns nicht bekannt, ſondern werden von den
Indianern als ſtrenges Geheimnis gehütet. Erſt
durch Thomas Daring, der eben in ſeinem Buche
Ausbeuter der Natur Einzelheiten über dieſes
verwerfliche Geſchäft mit Menſchenſchädeln be=
kannt
gibt, erfährt man etwas von den Geheim=
niſſen
der Kopfjäger Südamerikas. Danach wird
der Schädelknochen mit Steinen zermalmt, und
die Haut wird mit verſchiedenen geheimnisvollen
Säften präpariert, zu Pergament gemacht, das
nicht zerfällt. Das Geſicht, in dem ſich noch die
Schrecken der letzten Lebensſekunden des Getöteten
abzeichnen, wird in heißem Sand zum Schrumpfen
gebracht.
Ein fürchterliches Geſchäft, das ſich dort am
Amazonas und an den Küſten des Atlantik ab=
ſpielt
! Durch das Treiben der Händler, durch ihre
Lockungen und Angebote werden ewig neue Stam=
meskämpfe
heraufbeſchworen, denen immer mehr
Menſchen zum Opfer fallen, die ganze Stämme im
Amazonasgebiet zum Ausſterben bringen. G. S.
(Nachdruck, auch auszugsweiſe, verboten.)

Nachweisbar wurde ein ruſſiſcher Fürſt, der ſich
lange des Beſitzes des Steines rühmte, ermordet.
Ein ſpäterer Beſitzer ſoll der Sultan Abdul Ha=
mid
geweſen ſein. Bekanntlich verlor Abdul
Hamid unter recht tragiſchen Umſtänden ſeinen
Thron.
In den letzten 10 Jahren war der Blaue Dia=
mant
im Beſitz zweier ameribaniſcher Familien,
aus deren Haus er ſpäter auf dem Wege über
einen Londoner Juwelenhändler in den Beſitz der
Schauſpielerin May Smuts überging. Dieſe May
Smuts glaubte dem Schickſal bzw. den böſen Ge=
ſchichten
, die ſich an den Blauen Diamanten knüpf=
ten
, trotzen zu können, und erwarb den Stein
gegen eine erhebliche Summe. Sie war bislang
eine der eleganteſten Frauen des New Yorker
Kunſtlebens. Angeblich ſetzte nun genau mit dem
Zeitpunkt der Erwerbung des Steines eine Pech=
ſträhne
bei May Smuts ein.
Sie trug auch den Stein, als ſie vor einigen
Tagen eine hohe Steintreppe hinunterſtürzte. Sie
zog ſich eine ſchwere Schädelverletzung und innere
Verletzungen zu. Selbſtverſtändlich ſind es nichts
anderes als unglückliche Zufälle, die um einen
derartigen Stein Legenden entſtehen laſſen, wenn
natürlich auch das Zuſammentreffen mitunter
verblüffen muß.

Reich und Ausland.
Chronik des Tages.
Auf dem König=Georg=Schacht im Steinkohlen=
werk
Zauckerode bei Freital wurden zwei Berg=
leute
durch hereinbrechendes Geſtein veſchüttet.
Ein dritter Bergmann, der ſich ebenfalls an der
Unglücksſtelle befand, konnte ſich in Sicherheit
bringen. Mit dem Tode der beiden Verſchütteten
muß gerechnet werden. Ihre Leichen konnten bis=
her
noch nicht geborgen werden.
In einer Wohnung in Berlin=Steglitz ereignete
ſich Montag vormittag eine ſchwere Gasexploſion.
Eine Frau hatte aus ſelbſtmörderiſcher Abſicht den
Gashahn geöffnet und fand dabei den Tod, eine
andere wurde ſchwer und eine dritte leicht ver=
letzt
. Durch die Exploſion entſtand in dem Hauſe
großer Sachſchaden. Es wurden mehrere Wände
eingedrückt; ein großer Teil der Fenſterſcheiben
ging in Trümmer und auch die darunter und
darüberliegenden Wohnungen haben unter der
Exploſionsauswirkung ſtark gelitten.
Im Kreiſe Stolpce in Oſtpolen brannte das
Städtchen Maliboki faſt völlig nieder. 50 Gehöfte
mit über 200 Gebäuden wurden vernichtet. Im
gleichen Kreiſe entſtanden in zwei Dörfern größere
Schadenfeuer, durch die ſehr viele Bauerngehöfte
vernichtet wurden.
In der Kohlengrube von Bagdighi im Bezirk
Dhanbad (Britiſch=Indien) ereignete ſich in der
Nacht zum Montag ein ſchweres Bergwerks=
unglück
, das insgeſamt 16 Tote und 23 Verletzte
forderte. Zunächſt hatte ſich in der Grube eine
kleinere Exploſion ereignet, durch die vier Mann
von der 150 Mann ſtarken Nachtbelegſchaft getötet
wurden. Sämtliche Bergleute fuhren darauf
eiligſt aus. Während ſie aber noch am Gruben=
eingang
ſtanden, erfolgte eine weitere ſchwere
Exploſion, durch die zwölf Bergleute getötet und
23 verletzt wurden.

Eine alpiniſtiſche Glanzleiſtung zweier deutſcher
Bergſteiger.
Aoſta. Eine alpiniſtiſche Glanzleiſtung erſten
Ranges vollbrachten die beiden deutſchen Alpi=
niſten
Peters und Mayer mit der von ihnen jetzt
durchgeführten Erſtbeſteigung der Nordwand der
Grandes Joraſſes im Montblanc=Gebiet, die ſich
mit 4200 Metern natürlicher Höhe 1500 Meter
hoch über den Leſchaux=Gletſcher auftürmt. Zahl=
reiche
Alpiniſten aller Nationen hatten bisher
ohne Erfolg die Bezwingung dieſer Wand ver=
ſucht
; viele hatten dabei ihr Vorhaben mit dem
Leben bezahlen müſſen. Die beiden deutſchen Al=
piniſten
waren am Freitag in Chamonix ange=
kommen
, ohne jedoch jemandem von ihrem Vor=
haben
Mitteilung zu machen. Nachdem ſie die
Nacht im Biwak zugebracht hatten, ſetzten ſie am
Samstag früh vor Sonnenaufgang die Klettexei
fort und erreichten nach 17ſtündigem Klettern die
Walker=Spitze. Mit der Eroberung der Nordwand
der Grandes Joraſſes iſt das letzte große alpi=
niſtiſche
Problem der Weſtalpen gelöſt worden.
Profeſſor Ferdinand Sauerbruch,

der weltberühmte Chirurg, feierk am 3. Juli
ſeinen 60. Geburtstag. (Scherl=Bildarchiv=M.)

EP. Tokio. Bei den jüngſten Ueberſchwem=
mungen
in Mitteljapan ſind nach den bisherigen
Feſtſtellungen 90 Perſonen ums Leben gekommen,
130 wurden verletzt, 1700 Häuſer ſind ganz oder
teilweiſe zerſtört. In den Induſtriebezirken von
Oſaba, Kobe und Kioto, die am ſchwerſten durch
den Wolkenbruch und das Hochwaſſer gelitten
haben, ſind etwa 120 000 Häuſer unter Waſſer ge=
ſetzt
worden. Ueber 20000 Einwohner ſind ob=
dachlos
geworden. Der Sachſchaden wird auf viele
Millionen geſchätzt. Die Regierung hat zur erſten
Hilfeleiſtung 15 Millionen Yen bereitgeſtellt.

Die Staatliche Münze in Berlin iſt zurzeit mit
der Prägung neuer Zwei= und Fünfmarkſtücke be=
ſchäftigt
, die auf der Schauſeite in der Mitte den
Kopf des verewigten Reichspräſidenten von Hin=
denburg
im Profil tragen. Die Wertſeite der
Münzen gleicht denen der Münzen mit der Pots=
damer
Garniſonkirche, jedoch tragen ſie in der
unteren Hälfte die Bezeichnung Reichs 2 mark
oder Reichs 5mark. (Preſſe=Bild=Zentrale=M.)

Großer Bootshausbrand bei Spandan.
DNB. Berlin. In der Nähe der Heeres=
ſtraßenbrücke
brach am Sonntag abend in einem
großen Bootshaus ein Brand aus, der erheblichen
Schaden anrichtete. Zur Bekämpfung des Feuers
wurden ſechs Löſchzüge eingeſetzt. Es erwies ſich
als notwendig, kilometerlange Schlauchleitungen
über die Heerſtraße zum Brandherd hin zu legen.
Infolgedeſſen mußte der geſamte Verkehr auf der
Heerſtraße geſperrt werden, was bei dem großen
Ausflüglerverkehr zu ſtarken Störungen führte.
Vernichtet wurden etwa 35 Paddelboote, drei
Motorboote, ein Kraftwagen, zwei Motorräder
und etwa 40 Fahrräder. Etwa 100 Boote konnten
unter größter Anſtrengung noch in Sicherheit ge=
bracht
werden. Außerhalb des Bootshauſes ver=
nichteten
die Flammen zwei Wochenendhäuſer ſo=
wie
einen Schuppen.

Die Opfer der japaniſchen Ueber=
ſchwemmungskakaſtrophe
.

[ ][  ][ ]

Nummer 129

Dienstag, 2. Juli

Sicherung des Auslandseigentums.

Bonerrccht and Priouieigemam.
Profeſſor Dr. Carl Lüer, der Leiter der Reichs=
gruppe
Handel und Präſident des Rhein=Mainiſchen
Induſtrie= und Handelstages, führt in der (in der
Schweiz erſcheinenden) internationalen Enquete:
Le Sequestre de la propriété privée en temps du
guerre (Die Sequeſtration des Privateigentums in
Kriegszeiten) unter anderem aus:
WPD. Kaum ein Grundſatz des Völkerrechts ſchien feſter
fundiert als der der Unverletzlichkeit des Privat=
eigentums
im Kriege. Die Kriegsmaßnahmen gegen das
deutſche Privateigentum in faſt allen Ländern unſerer ehemaligen
Kriegsgegner ſowie deren Kolonien haben zum erſten Male in
der modernen Geſchichte ein Verlaſſen dieſes Grund=
ſatzes
gezeitigt. Im Verſailler Vertrag wurde dann bekannt=
lich
das ſequeſtrierte Eigentum als ſofort greifbarer Vermögens=
wert
einbehalten; und zwar zum großen Teil als Kriegskontri=
bution
. Dem Syſtem der Sequeſtration war Deutſchland im
Kriege nur ſehr zögernd gefolgt. Nach dem Kriege hat es das
in Deutſchland befindliche ausländiſche Eigentum vollkommen
zurückerſtattet; ſoweit es bereits liquidiert war, ſind die Erlöſe
und darüber hinaus Entſchädigungen für Mindererlöſe den An=
gehörigen
der fremden Mächte in fremder Währung ausgezahlt
worden. Somit ſind die Angehörigen der ehemaligen Feind=
mächte
voll entſchädigt worden.
Im Gegenſatz hierzu iſt das Eigentum von Hunderttauſenden
von deutſchen Privatperſonen bisher ohne angemeſſene Entſchädi=
gung
geblieben. Der Wert dieſes Eigentums iſt vor=
ſichtig
auf etwa 12 Milliarden Mark geſchätzt, ungerechnet die
ideellen Werte, konds de commerce uſw. Hunderttauſende von Ein=
zelperſonen
ſind auf dieſe Weiſe des Ertrages ihrer Lebensarbeit
verluſtig gegangen, nur weil ſie Angehörige einer kriegführenden
Macht waren, die im Kriege unterlegen iſt.
Dieſer hiſtoriſche Tatbeſtand darf bei der wiſſenſchaftlichen
Behandlung des vorliegenden Problems nicht zu ſehr in den Hin=
tergrund
treten, wenn eine zukünftige Neuregelung dieſes völker=
rechtlichen
Problems angeſtrebt werden ſoll. Die Internationale
Handelskammer hat auf ihrem Kongreß in Wsſhington im Jahre
1930 Grundſätze für eine ſolche Neuregelung vorgeſchlagen, die
mir eine gute Grundlage zu ſein ſcheinen für neue zwiſchen=
ſtaatliche
Konventionen.
Es bedarf keiner beſonderen Hervorhebung, daß das neue

Lebhafter ſüddeulſcher Eiſenmarkk.
Das Geſchäft am ſüddeutſchen Eiſenmarkt iſt im allgemeinen
ſehr günſtig, der Eingang in Spezifikationen in allen Erzeug=
niſſen
recht gut. Die Belebung der Bautätigkeit, wobei aller=
dings
die private Bautätigkeit noch etwas kurz tritt, vor allem
der Bedarf der öffentlichen Hand, und nicht zuletzt der der wei=
terverarbeitenden
Induſtrie, hier beſonders die gute Beſchäfti=
gung
der Automobilinduſtrie, führte auf ziemlich allen Gebieten
zu reger Nachfrage. Auch die Eiſenhändler ſpezifieren für die
Auffriſchung ihrer Lagervorräte, ziemlich flott. Die Lieferung
durch die Saarwerke in das ſüddeutſche Gebiet, dem natürlichen
Abſatzgebiet für Saareiſen, iſt nach wie vor erheblich. Umgekehrt
enthalten ſich bekanntlich reichsdeutſche Firmen der Lieferung in
das Saargebiet. Die bei den Werken durch die Zuteilung von
Aufträgen hervorgerufene ſtärkere Beſchäftigung führte dazu, daß
zwar Form= und Moniereiſen noch prompt geliefert werden, wäh=
rend
im übrigen für alle Sorten, ſoweit es ſich um zu walzendes
Material handelt, bereits verlängerte Liefertermine notwendig
werden.

I. Marktbericht des Obſt= und Gemüſegroßmarktes Weinheim
vom 30. Juni. Kirſchen a) 2232, b) 1221, c) 1012: Erd=
beeren
a) 2026, b) 1820. c) 1719: grüne Stachelbeeren 10
bis 13, reife Stachelbeeren 1519; Johannisbeeren 1720; Him=
beeren
2328; Birnen 30. Anfuhr 400 Zentner, Nachfrage ſehr
gut.
Mannheimer Getreidemarkt vom 1. Juli. Es notierten
Biertreber mit Sack 16,50, Malzkeime 14.5016,00, Trockenſchnitzel
ab Fabrik 9,24, Rohmelaſſe 6,32, Steffenſchnitzel 10,84, neues
Wieſenheu loſe 6,006,50, Rotkleeheu 6,507,00, Luzernekleeheu
7,50. Die übrigen Notierungen ſind unverändert.
Frankfurter Getreidemarkt vom 1. Juli. Das Angebot in
Brotgetreide hat ſich weiter verringert und die Mühlen bekun=
den
gute Aufnahme, insbeſondere für Weizen. Der Futte=
getreidemarkt
lag in Erwartung des Beginns des Schnitts für
neue Wintergerſte abwartend. Hafer blieb ſtark geſucht, war
aber nicht angeboten. Der Futtermittelmarkt lag ſtill, ölhaltige
Futtermittel ſowie Kleie blieben gefragt. Das Mehlgeſchäft lag
ſehr ſtill. Es notierten (Getreide je Tonne, alles übrige je 100
Kilogramm) in RM.: Weizen W 9 210,00. W 13 214,00, W 16
218.00: Roggen R 9 170,00, R 13 174,00. R 15 178,00 ( Groß=
handelspreiſe
der Mühlen des genannten Preisgebiets); Futter=
gerſte
G 9 172.00, G 11 175,00, G 12 177,00; Hafer H 13 170,00,
H 14 172,00 (Großhandelspreiſe ab Station, bei Waſſerverladung
über 100 Tonnen 3,00 RM. mehr); Weizenmehl W 13 27,70.
W 16 28.15; Roggenmehl Type 997 R 13 23,80 Type 815 R 13
24,30, Type 997 R 15 24,20, Type 815 R 15 24,70 (plus 0,50 RM.
Frachtausgleich); Weizennachmehl 17,25, Weizenfuttermehl 13,50,
Weizenkleie W 13 10,92, W. 16 11,13: Roggenkleie R 13 1020,
R 15 10,44 (Mühlenfeſtpreiſe ab Mühlenſtation); Soyaſchrot mit
Monopolzuſchlag 13.00; Palmkuchen m. M. 13,30: Erdnußkuchen
m. M. 14,50 (Fabrikpreiſe ab ſüddeutſcher Fabrikſtation); Treber
16,75: Trockenſchnitzel : Heu Weizen= und Roggenſtroh
drahtgepreßt 5,205,30, dito gebündelt 5.10. Kartoffeln:
Erſtlinge 8,10 RM. per 50 Kilogramm. Tendenz; ſtarke Nach=
frage
.
Diehmärkke.
Darmſtädter Viehmarkt vom 1. Juli. Aufgetrieben waren
515 Schweine. Die Preiſe ſtellten ſich auf a) , b) 4751,
c) 4651, d) 4551 Pfg. pro Pfund. Es wurden verkauft in
Klaſſe a) 3, b) 97. c) 297, d) 79 Stück. Marktverlauf ſchleppend,
geringer Ueberſtand.
Mannheimer Viehmarkt vom 1. Juli. Auftrieb: 47 Ochſen,
47 Bullen, 193 Kühe, 101 Färſen, 661 Kälber, 20 Schafe 1824
Schweine, 4 Ziegen. Marktverlauf: Rinder lebhaft, Kälber
mittel, Schweine mittel. Preiſe: Ochſen a) 42, b) 41, c) 3840:
Bullen a) 42, b) 41. c) 3740: Kühe a) 3942, b) 3338, c) 27
bis 32, d) 2226; Färſen a) 5962, b) 5258, c) 4251, 0) 32
bis 41; Schafe und Ziegen nicht notiert; Schweine a1) 5052,
a2) 4852, b) 4952, c) 4751, g2) 4346, alles übrige ge=
ſtrichen
.
Frankfurter Viehmarkt vom 1. Juli. Auftrieb: Rinder 565
(gegen 725 am letzten Montagsmarkt, darunter befanden ſich 32
Ochſen, 50 Bullen, 311 Kühe und 172 Färſen, ferner wurden 2
Kühe zum Schlachthof direkt zugeführt. Kälber 576 (607), Schafe
37 (25), Schweine 3487 (3475). Notiert wurde pro 1 Zentner
Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 42 (am 24. Juni 42), b) 42
(42), c) 41 (41), d) 3639 (); Bullen a) 42 (42), b) 4142
(41), c) 3940 (4041), d) 3738 (3638); Kühe a) 4142
(4142), b) 3741 (3541) c) 3036 (2834), d) 2229 (20
bis 27); Färſen a) 42 (42), b) 41 (4142), c) 4041 (3941).
d) 3339 (3438): Kälber a) 5760 (5860), b) 5156 (50
bis 57), c) 4150 (4149), d) 2840 (3040); Hammel b2) 36
bis 37 (3940); Schafe nicht notiert; Schweine a1) 4650
(4751), a2) 4650 (4751), b) 4651 (4751), c) 4551
(4751). d) 4250 (4450). e) 4245 (3746), Sauen g1) 44
bis 46 (4346), g2) 4043 (3842). Marktverlauf: Rinder ſehr
lebhaft ausverkauft; Kälber, Hammel und Schafe ruhig, aus=
verkauft
; Schweine ſchleppend. Ueberſtand (91 Stück).

Deutſchland, das gegen den Kommunismus ſiegreich vorgegangen
iſt, ſich zur Unverletzlichkeit auch von Ausländereigentum bekennt.
Der Begriff des Privateigentums hat im Dritten Reich nur in=
ſofern
einen neuen Inhalt bekommen, als man aus der Idee des
Primates des Gemeinnutzes ſeine mißbräuchliche Verwendung zum
Schaden der Volksgemeinſchaft verhindern will. Somit iſt aber
das neue Deutſchland auch umgekehrt an ſeinem Schutz inter=
eſſiert
. Dies gilt in gleicher Weiſe für Kriegs= und Friedens=
zeiten
. Seit altersher iſt der Schutz des Privateigentums in
Kriegszeiten deutſches Gewohnheitsrecht.
Was die ebenfalls in der Enquete behandelte Frage der
Goldklauſel betrifft, ſo hat Reichsbankpräſident Dr. Schacht
in der letzten Zeit oft genug zum Ausdruck gebracht, daß Deutſch=
land
unter keinen Umſtänden bereit iſt, den vielfachen Währungs=
experimenten
des In= und Auslandes zu folgen. Die berufenen
deutſchen Stellen beklagten es im Gegenteil, daß man in zahl=
reichen
anderen Ländern den Verſuch macht, wirtſchaftliche
Schwierigkeiten durch währungspolitiſche Maßnahmen zu über=
winden
. Derartige Maßnahmen haben immer eine unmittel=
bare
Erſchütterung von Vertragsrechten zur Folge
und bedeuten ſomit eine weitere Untergrabung der ohnehin durch
die Konfiskation von Privateigentum im Kriege bereits erſchüt=
terten
Rechtsordnung.
Gegenüber dieſer Feſtſtellung wird häufig der Einwand ge=
macht
, daß die Auslandsgläubiger Deutſchlands ſeit einiger Zeit
vielfach in ihren Rechten geſchmälert würden. Da die Gegei=
ſtände
dieſer Enquete auch hiermit zuſammenhängen, ſei zur Klä=
rung
der Tatſachen folgendes hinzugefügt: Es wird von deutſcher
Seite höchſt bedauert, daß viele Auslandsgläubiger Deutſchlands
zur Zeit nicht zu ihrem vollen Recht gelangen können. Es wird
aber in der Erörterung oft vergeſſen, daß die deutſchen Schuldner
nicht zahlungsunwillig oder =unfähig ſind, ſondern in deutſcher
Währung ihren Verpflichtungen nachkommen. Es beſteht ledig=
lich
die Unmöglichkeit, dieſe Zahlungen in die fremde Währung
des Gläubigerlandes umzuwandeln mangels genügender Deviſen.
Dieſer Mangel iſt aber weſentlich verurſacht durch die Wegnahme
des deutſchen Eigentums im Auslande, die die Aufrechterhaltung
des deutſchen Außenhandels ungemein erſchwert hat. Dieſes
deutſche Auslandseigentum erbrachte nämlich einen jährlichen
Deviſenertrag im Gegenwert, von mehreren hundert Millionen
Reichsmark; darüber hinaus hat es die deutſche Ausfuhr geför=
dert
und hat auf dieſe Weiſe den Deviſenanfall vermehrt. Wie
die Reparationen, ſo können auch die deutſchen Nachkriegsſchulden
(die mit dieſen teilweiſe in wirtſchaftlichem Zuſammenhang
ſtehen) im Effekt nur durch deutſche Waren bezahlt werden. Der
alte Rechtsſatz ultra posse nemo obligatur gilt auch heute noch.

Wirtſchaftliche Rundſchau.

Der Antragszugang bei den öffentlichen Lebensverſicherungs=
anſtalten
. Im Mai ds. Js. wurden bei den im Verbande öffent=
licher
Lebensverſicherungsanſtalten in Deutſchland zuſammenge=
ſchloſſenen
18 Anſtalten 24 453 Anträge mit 22,7 Mill. RM.
Verſicherungsſumme geſtellt gegenüber 12 111 Anträgen mit 19,7
Mill. RM. im Mai 1934. Die Zahl der Anträge iſt demnach
doppelt ſo hoch wie im gleichen Monat des Vorjahres. Summen=
mäßig
ſind in dieſem Jahre die erſten 100 Millionen RM. An=
tragszugang
mit dem Mai=Ergebnis bereits überſchritten worden.
Gprozentige Anleihe der Stadt Frankfurt a. M. von 1926.
Die Stadtverwaltung gibt bekannt, daß für dieſe Anleihe die
planmäßige Tilgung für 1935 von 191 200 GM. durch Ankauf be=
wirkt
iſt. Eine Verloſung findet daher nicht ſtatt. Einlöſungs=
vückſtände
aus früheren Verloſungen beſtehen nicht.
Voigt u. Haeffner A.=G., Frankfurt a. M. Das Geſchäftsjahr
1934 ſchließt nach einer Reihe von Verluſtjahren wieder mit
einem kleinen Gewinn von 1635 RM. (im Vorjahre noch 1.44
Mill. RM. Verluſt), der nun vorgetragen wird. Der Betriebs=
ertrag
verdoppelte ſich auf 7,33 (3,9) Mill. RM. Die Gewinn=
und Verluſtrechnung enthält die Merkmale der erhöhten Beſchäf=
tigung
. Der Geſamtauftragseingang war beträchtlich höher, er
entfiel vollſtändig auf das Inland. Die Belegſchaft ohne Tochter=
geſellſchaften
ſtieg auf 2340 (1740) Mann, man hofft, dieſe Höhe
halten zu können. Das Auslandsgeſchäft wurde unter weiteren
Preisopfern auf Vorjahreshöhe behauptet, obwohl faſt vollſtändig
das früher bedeutende Ruſſengeſchäft fehlte.

Berliner und Rhein=Main=Börſe.
Die Berliner Börſe ſetzte im neuen Monat überwiegend
befeſtigt, aber in ſtiller Haltung ein, wobei die fehlende Limite=
Erneuerung mitſprach. Anſcheinend gelangen noch hier Zinserlöſe
zur Anlage. Jedenfalls führt man die anhaltende Aufwärts=
bewegung
der Reichsbahnvorzugsaktien, die geſtern wieder ¼
Prozent gewannen, hierauf zurück. Die Kuliſſe verhielt ſich man=
gels
neuer Anregungen abwartend. Von Montanwerte waren
Maxhütte 2 Prozent höher und die übrigen bei Veränderungen
bis ½ Prozent uneinheitlich. Kräftig befeſtigt waren Kaliwerte,
die etwa 2 Prozent im Durchſchnitt gewannen. Darüber hinaus
ſtiegen Salzdetfurth um 4 Prozent. Von chemiſchen Werten
waren JG. Farben (plus 1 Prozent) beachtet. Gummi= und
Linoleumwerte waren gut behauptet und Elektroaktien ½ bis
1½ Prozent höher. An den meiſten übrigen Märkten gingen die
Befeſtigungen kaum bis zu ½ Prozent. Reichsbankanteile ſetz=
ten
niedriger ein. Renten lagen gut gehalten. Im Verlauf blieb
die Haltung freundlich. Mannesmann waren insgeſamt 1 Pro=
zent
befeſtigt. Auch Elektroaktien konnten weiter anziehen. Eiſen=
bahnverkehrsmittel
gewannen 1 Prozent. Renten lagen unver=
ändert
ſtill.
Die Rhein=Mainiſche Börſe ſetzte zum Wochenbeginn
in überwiegend feſterer Haltung ein, doch erreichte das Geſchäft
kein beſonderes Ausmaß. Vom Publikum lagen weiter kleine
Kauforders vor, während die Kuliſſe nach ihren Vorkäufen am
Wochenende ſehr zurückhaltend war. Beſondere Anregungen lagen
nicht vor, ſtarke Beachtung fand aber die Entſchließung der JHK.
zur Währungsfrage. Am Aktienmarkt ergaben ſich durchſchnitt=
liche
Befeſtigungen von ¼ bis ¼ Prozent. Einige ſog, ſchwere
Werte lagen darüber hinaus bis zu 3 Prozent feſter. So
Scheideanſtalt mit 235 (232), Akkumulatoren mit 174½ (171) und
Siemens mit 180 (178). Montanaktien lagen zumeiſt nur knaop
behauptet bei Rückgängen bis zu ½ Prozent. Etwas höher lagen
nur Mannesmann und Stahlverein. Von chemiſchen Werten
lagen Farben ſchwankend, 151½151½151¾ (151), Schiffahrts=
und Verkehrswerte lagen bis 5s Prozent freundlicher. Feſt
notierten Metallgeſellſchaft mit plus 1½ Prozent auf 108½ (107).
Der Rentenmarkt war ziemlich vernachläſſigt. In der Altbeſitz=
anleihe
lag wieder kleines Angebot vor (minus ½ Prozent),
Im Verlaufe blieb das Geſchäft recht klein. Per Saldo ergaben
ſi chmeiſt weitere Beſſerungen. JG. Farben hielten ſich bei 1513
Das variable Rentengeſchäft war minimal. Am Pfandbriefmarkt
erhielt ſich kleine Kundennachfrage bei meiſt unveränderten Kurſen.
Angeſichts der nur kleinen Publikumsaufträge verhielt ſich
die Kuliſſe auch an der Abendbörſe ſehr abwartend, und da auch
neue Limite nicht vorlagen, nahm das Geſchäft einen ſehr ruhi=
gen
Verlauf. Die feſte Grundtendenz konnte ſich erhalten. Am
Anleihemarkt herrſchte ſtarke Geſchäftsſtille.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Die aus dem Deutſchen Brauerbund hervorgegangene Wirt=
ſchaftsgruppe
Brauerei veranſtaltet Anfang Juli in Baden=Baden
eine Tagung, auf der beſonders die Fragen des Wettbewerbs, der
Wirtſchaftsorganiſation, des bayeriſchen Bierpreisabſchlages unv
der Ausfuhrförderung behandelt werden.
Der Fehlbetrag des amerikaniſchen Staatshaushaltes im
Steuerjahr 1934/35, das am Sonntag abſchloß, beläuft ſich auf
rund 3,5 Milliarden Dollar (im Vorjahre 3831 Mill. Dollar).
Die öffentliche Schuld iſt im vergangenen Steuerjahr um 1612
Mill. auf 28,7 Milliarden Dollar angeſtiegen.
Der Vorſitzende des amerikaniſchen Grubenarbeiterverbandes,
John Lewis, hat am Samstag den Streikbefehl für die 420000
Mitglieder des Verbandes gegeben. Die Grubenarbeiter for=
dern
eine Erhöhung der Löhne und Verkürzung der Arbeitszeit.

Me
Stellvertr. Hauptſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik: Rudolf Mauve; tür den Schlußdienſt:
Andreas Bauer; für den lokalen Teil: Mar Streeſe; für das Feuilleton und die
Gegenwart‟: Dr. Herbert Nette; für Reich und Ausland: i. V. KarlBöhmann;
für den Handel: i. V. Andreas Bauer; für den Sport: Karl Böhmann Anzeigen=
leiter
: Willy Kuhle; für den Inhalt der Anzeigen verantwortlich: Paul Ziegler,
ſämtlich in Darmſtadt. D. A. V. 35. 20019. Pl. 3. Druck und Verlag: Darmſtädter
Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei, Darmſtadt, Rheinſtr. 23,
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: Vormittags 121 Uhr, nachmittags 67 Uhr.

Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

Berliner Kursbericht
vom 1. Juli 1935

Oeviſenmarkt
vom 1. Juli 1935

Berl. Handels. Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bant
Hapag
Nordd. Llohzd
A. C. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
DeutſcheCont. Gas
Deutſche Erdöl

Nic
93.50
93.50
34.75
38.25
48.25
119.
99.125
119.25
159.50
140.75
110.75

ie He
J. G. Farben
Geſ. f.elektr. Untern.
HarpenerBergbau
Hoeſch Eiſenund 1
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
glöchnerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.

Diif
151.625
129.
111.50
108.

93.75
126.75
102.
122.75
89.125
74.50

ee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Weſtdte. Kaufhof
Vere’n. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werle
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke 11

Me
Aafe
183.75
35.50
84.5o
123.25
96.
11.375
121.
58.
126.375
126.
144.50

Aegypten
Argentinien
Belgien
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemar,
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland.
3sland

Währung
ägypt. 2
1 Pap. Peſo
100 Belga
1 Milreis
100 Leva
1canad. Doll.
100 gronen
00 Gulden
12.Sg.
100 eſtl. Kr.
100 finn.Mk
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 iSl. Kr.

Ra
12.515
0.658
4i.885/4
0.139
3.047
2.469
54.55
46.87
12.215
68.43
5.385
16.39
2.353
188.80
55.28

Briei
12.545l
0.662
1.9gs
0-141
3.053
2.473
54.65
48.95
12.245
88.57
S.aasl
1.43
2.35,
169.14
55.40

Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoflowak
Türkei.
Ungarn
uruguah
Ver, Staaten

Währung
100 Lire
1 Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schilling
100 Eseudos
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas !:
1100 Tſch.=Kr.
1 türk. 4
100 Pengö
1 Geldpeſo
1 Dollar

GeldBrief

20.42 12
0.71
5. 649
80.92
St.40
48.95 4
11o9
e3.00
9.10
33.97
10.3451
1.57
Mace
2.471

20.46
0.720
5.661
81.08
St.52
19.05
11.77
63.12
S1.26
34.,08
0.365
tone
1.001
2.475

Durmſtädter und Karionatbant Suriftabt, Wlhate der Aresoher Sunz

Frankfurter Kursbericht vom 1. Juli 1935.

D
Gr. IIp. 1984
. 1938
1936
1937
.. 1938
Gruppe l ..
5 % Dtſch. Reichsanl.
49
%Intern.,v. 30
4½%Baden v. 27
4½%Bahern v. 27
4½%beſſen. v. 28
.. v. 29
4½
4½% Preuß. v. 28
2 Sachſen v. 27
4½%Thüringen 27
6% Dt. Reichsbahn=
Schätze .......
2 Dt. Reichspoſt=
Schätze ......!
4½%......
Dtſch. Anl. Ausl.
+, Ablöſung..
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
....
1½%Bad.=Baden
4½%Berlin .v. 24
1 %Darmſtadt ..
½ %6 Dresden v. 26
%Frankfurt 28
%Geidelberg 26
LMainz. . ..
LMannheim2
2Münchenv. 29
½ %Wiesbaden28
4½%Geſſ. Landesb
% Goldobl.
5½% Heſſ. Landes=
hyb
.=Bk.=Liquid

103.6
107.7
108.5
108
107
107
100
95
104
977.75
98.25
g5
97.75
1082),
96.25
96.75
100.5
100.3
100.15
11211.
10.3
90
95
91.5
88.75
91.75
891,
92,
92
95.25
91"
9625
94),
100.5

49%beſſ Landhyp
Komm.=Obl. . ..
4½% Prß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
4½%0 Goldoblig.
4½% Landeskom.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Glbobl. R.11
4½% desgl. R.12
4½% Kaſſ. Landes=
krebitk
. Goldpfb.
4½ %Naſſ. Landes=
bank
Goldpfb..,
5½% Lig.-Obl.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.-Anl.
FAnsl. Ser. 1I
Ausl. Ser. II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
4½% Berl. Gyp. B.
5½, Lia.-Pfbr.!
4½% Frrf. Hhp.=B.
5½% Lig.=Pfbr.
Goldoblig.
2 Frlf. Pfbr. B.
Lig.=Pfr.
4½½Mein. Hyp. B.
5½% Lig.=Pfr.
4½½ Pfälz. Hyp. B.
5½
Lig.=Pfb.
4½% Rh. Hhp.=Bl.
5½% Lig.=Pfr.
4½% Golbobl.
4½% Südd. Boden=
Fred.=Bank..
5½% Lig.=Pfbr.
4½ %Württ. Ghp.
6% Daimler=Benz.
6%Dt. Linol. Werke
6%0 Klöcknerwerke.

92.5
94

96.25

96.75
101.25

115:,
130.5
20I.
96
100.75
96.25
1617.
93),
96:),
101
96.5
101.5
97.25
101
96.25
101
94
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101:,
98
1041,
102,5
101.75

Wen 733
6%Mitteld, Stahl.
% NeckarAl. G.b. 23
625 Nh. Stahl v. 25
6% SalzmanncCo.
6% Ver. Stahlwerke
5% RM.=Anl.
4½½
4½%
6%Voigt & Häffner
J. G. Farben Bondsl:
5%Bosn. 2. E. B.
L.Inveſt.
5%Bulg. Tab. v. 02/
4½%0 Oſt. Schätze.
47Oſt. Goldrente.
5%vereinh. Rumän
4½%
42%
4¾Türk. 1. Bagdad
4% II. Bagdad
4½%üngarn. 1913
1914
4½%
Goldr.!
425
1910
49
4½Budp. Stadtanl.
4½Liſſabon. ....
4% Stockholm.
Aktien.
Aecumulat.-Fabri
Alg. Kunſtzibe Unie
A. E. G. ......
AndregeNoris Bahn
Aſchaffbg. Brauereil
Zellſtoff.
Bad. Maſchinenſbr.
Bemberg, J. P. ..
Berl. Kraft u. Licht!
Brauhaus Nürnba.

t
102,5
99
102
10175

100,
126
16.25
16.25
9
34.75

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11.6
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56.75
113

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63.25
48.75
128
116
87
129
119.5
141.25
129

Buderus Eiſen
Cement Heidelberg
Karlſtadt.
F. G. Chemie, Baſell;
Chem. Werke Albert/
Chade (A=C) .
Contin. Gummiw..
Contin.=Linoleum.
Daimler=Benz...
Dt. Atl. Telegr. ./1
Erdöl ..
Dt. Gold=u. Silber=
ſcheide
Anſtalt.
Linoleum ....!
Dortm. Ritterbräu
Dhckerhoff & Widm.
Eichbaum=Werger.
Eleltr.,Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraftl!
Enzinger Union ..
EſchweilerBergwerk!
Eßking. Maſchinen
Export=Malzfabrik.
Faber & Schleicher.
Fahr. Gebrüder.
F. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Feltc Gnillegume.
Franifurter Hof ..
Geſ.f.elektr. Untern.
Goldſchmidt, Th..
Gritzner=Nalſer.
Grün & Bilfinger..
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerke Füſſen=
Harpener Bergbau /1
Henninger, Lempf
HilpertArmaturfrb. 63.5
Hindrichs=Aufferm.!
Hochtief Eſſe
Holzmann Phil.

Vee
119
135
147.25
102
295
159.5
94.25
116.5
111
235
169.75
92.25
117
98
116.75
132.5
104
262
82.25
159
65
128
151,

56.25
105
40
102
81
111.5
113.5
114.75
94

Ve He
Genüſſe!
Junghans ..
Kali=Chemie. ....
Aſchersleben.
glein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke ..
Knorr C. 6. ...."
Konſerven Braun.
Lahmeher & Co. .
Laurahütte.
Lech, Augs
Lokomf.K.
Löwenb.
Mainir.
Mainz=
Mannes,
Mansfeld. Ber
Metallgeſ. Franff.
Miag, Mühlenbau.
Moenus..
MotorenDarmſtadi
Neckarwerk Eßling.
Sdenw. Hartſtein.
Park=u. Bürgerbr..
Nh. Braunkohlen.
Elektr. Stamm
Stahlwerle ...
Niebeck Montan. .
Roeder, Gebr. ..
Rütgerswerie..
Salzdetſurth Kali".
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind.
Schramm, Lackfabr.
Schuckert, Eleltr...
Schwartz, Storchen!:
Siemens & Halske
Neinigerwerfel
Sſidd. Zucker=A. 6. 1
Tellus Bergbau ..!1
Thür Liefer=Geſ.

Ve
128.75
89.75
126.5
96
186
66.5
132
24
101.25
102
215
90
83
89
115
108.5
90
8411.
98.5
109
112
228
115.25
104.5
105
20.5

175
70.5
122
115
180,75
189.5
107

Migeugen nd
Ber. Stahlwerke .. / 84.25
Ver. Ultramarin..
Beſtbte, Kaufhof. / 357),
Weſteregeln Kali 1122.75
Zellſtoff Waldhof. /119.75
Allg. Dt. Creditanſt. 83
Badiſche Bank .../124
Bk. f. Brauinduſtr 124.25
Baher. Hyp. u. W./ 90.25
Berl. Handelsgeſ. 1116.75
Ghpothelbk. 1128
Comm. u. Privatbk. 91.75
Dt. Ban 1u. Dise. 93.5
Dt. Efſ. u. Wechſel / 82.5
Dresdner Bank . . .! 92
Frankf. Bant....
Hhp.=Ban/l 96.75
Mein, Ohp=Ban1. 98
Pfälz. Shp.=Bank. 86.5
Reichsbank=An1. . /190
Rhein. Hyp.=Bank. /128.5
Südd. Bob.Cr. Bk.
V1r1Notenban:. 92.5
A.-G. 1. Verlehrkn.
Allg. Lokalb. Kraftw/124
7% Dt. Reichsb Vzo. / 1231),
34.75
Hapag
Lübeck=Büchner . / 79.75
38
Nordd.=Llohzd
Südd. Eiſenb. Geſ./ 81.5
Al. anz= u. Stutte.
Verſicherung . ./214
Verein, Verf.l268
Frankona Rücku. Ml123
Mannh. Verſich.
Otavi Minen
17.75
SchanzungHandelsl 72.5

[ ][  ]

Dienstag, 2. Juli 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

außerdem werden wir noch eine Junkers Ganzſtahlmaſchine als
Transſportflugzeug mit heranziehen."
Die drei Männer von der Miſſion ſahen ſich beglückt an.
Meine lieben, jungen Freunde, ſagte der Profeſſor be=
wegt
. Der Herrgott wird’s Ihnen mehr danken als wir es ver=
mögen
, daß Sie den Dienſt in der Nächſtenliebe allem anderen
vorangeſtellt haben."
Herzlich drückte er ihnen die Hände, und die beiden Aerzte
taten das gleiche.
Als Dr. Poeck den jungen Fred Marſhall anblickte, erſchrak
er faſt.
Sie ſehen einem guten Bekannten von mir in Deutſchland
ſehr ähnlich, Mr. Marſhall, erklärte er. Wie aus dem Geſicht
geſchnitten.
So?. Wer ſoll das ſein, Miſter Poeck?
Ein Herr Georg von Rapp. Aber jetzt nehmen Sie Platz,
wir wollen uns über alles gründlich ausſprechen. Halt
Schweſter Margarete und Joan müſſen auch mit dabei ſein!
Er öffnete die Tür und rief laut nach den beiden, die auch
ſofort erſchienen. Ueberraſcht blickten ſie auf die zwei jungen
Piloten.
Ja, da ſtaunen Sie, Margarete! Es ſind doch nicht alle
davongeflogen, um ihrem Ehrgeiz zu frönen! Nein, nein, be=
wahre
! Dieſe zwei tapferen Männer wollen ſich die Sporen auf
dem Schlachtfelde des ſchwarzen Todes verdienen.
Fred Marſhall und Jonny Myland wurden rot wie die be=
ſchenkten
Kinder, als ihnen Margarete und Joan herzlich die
Hände drückten.
Wie glücklich machen Sie mich, Gentlemen! ſagte Margarete
gerührt. So war mein Bitten doch nicht umſonſt.
Es hätten ſich noch mehr der Miſſion zur Verfügung geſtellt,
Miß Margarete, aber Lord Carmennys hat allen abgeredet und
gemeint, daß die engliſche Botſchaft für ein paar Flugzeuge ſorgen
werde.
Sind Sie nicht der Sohn von Mrs. Marſhall, der In=
haberin
des Handelshauſes Marſhall Sons? erkundigte ſich
Köble.
Ja, Herr Profeſſor!
Ihre Mutter hat außerordentlich viel für die Kranken und
Armen getan. Es wird ihr ſchwer ankommen, daß jetzt der einzige
Sohn ſich einer großen Gefahr ausſetzt.
Gefahr? warf Dr. Poeck ein. Lieber Profeſſor, wir werden
die Gefahr von unſeren Piloten fernzuhalten wiſſen. Sie ſollen
uns bloß in Si=nong abſetzen und dann die Verbindung zwiſchen
Peking und Si=nong, oder wo wir wirken, aufrechterhalten. Ich
werde dafür ſorgen, daß ſie nicht unmittelbar in das Peſtgebiet
kommen.
Wir fürchten uns nicht! fiel Fred ungeſtüm ein. Setzen
Sie Ihr Leben aufs Spiel, dann werden wir’s ebenfalls tun!
Nein, widerſprach Margarete lächelnd. Das werden Sie
nicht tun! Unſere Expedition braucht Sie. Sie können uns nur
nützen, wenn Sie ſich geſund erhalten. Es kommt alles dar=
auf
an.
(Fortſetzung

ROMAN VON WOLEGANG MARKEN
(28

Und die europäiſchen Mächte?
Der Profeſſor zuckte die Achſeln.
Die ſind nicht intereſſiert. Sie ſehen es ja: Die ganze Welt
ſchickt ihre Beſten mit den beſten Maſchinen auf einen Rekord=
flug
um die Welt, aber uns Flugzeuge zur Verfügung zu ſtellen,
daran denkt kein Menſch!
Wiſſen Sie, daß Schweſter Margarete ein großes Werk ver=
ſucht
hat? fragte Dr. Schraff ernſt.
Verwundert ſah Poeck ihn an.
Schweſter Margarete?
Ich weiß es von meinem chineſiſchen Aſſiſtenten, der ganz
begeiſtert davon erzählte. In den Zeitungen ſtand natürlich nichts
davon.
Und er ſchilderte den aufmerkſam Lauſchenden, wie Mar=
garete
auf dem Bankett vor den verſammelten Fliegern geſprochen
und ſie gebeten hatte, ihre Kräfte in den Dienſt der Nächſtenliebe
zu ſtellen, und daß alle Piloten einmütig zugeſagt hätten.
Und . .. doch ſind heute alle zum Weiterflug geſtartet!
verſetzte Poeck erregt.
Ja, leider! bemerkte der Profeſſor traurig. Dann fügte er
hinzu: Jetzt verſtehe ich, warum Schweſter Margarete dem Start
beiwohnen wollte.
Poeck erhob ſich und ging erregt im Zimmer auf und ab.
Für tauſend ſchöne, aber unnütze Dinge auf der Welt iſt
Geld vorhanden, und wir ſitzen hier feſt, plagen uns, daß wir
überhaupt an die Stellen kommen, wo die Hilfe des Arztes am
dringendſten gebraucht wird. Herrgott, warum macht man es
uns ſo ſchwer!
Der Diener trat ein und meldete dem Profeſſor, daß ihn zwei
junge Herren zu ſprechen wünſchten.
Köble nahm die Karten und las: Jonny Myland, Fred
Marſhall.
Ich laſſe die Herren bitten! ſagte der Miſſionsleiter. Der
Diener verließ eilends den Raum, um gleich danach zwei junge
Männer einzulaſſen.
Der Profeſſor ging ihnen entgegen.
Sie grüßten höflich, und ihr Gruß wurde herzlich erwidert.
Wir ſind gekommen, nahm Myland als der ältere das
Wort, um uns mit unſerer Maſchine der Miſſion zur Ver=
fügung
zu ſtellen. Wir haben einen zweimotorigen Fokker und

Dann tritt er zu Myland und ruft ihm zu: Willſt du mit=
machen
?
Nein, ich müßte mich zu Tode ſchämen! erwidert der junge
Menſch leidenſchaftlich.
Es geht mir nicht anders, Jonny! Wir bleiben und ſtellen
uns der Miſſion zur Verfügung.
Ja, Fred! Das wollen wir tun!
Mrs. Marſhall begreift dieſe plötzliche Wandlung nicht.
Sie iſt ſehr traurig, als ſich ein Flugzeug nach dem anderen
erhebt, und nur die Maſchine Nr. 35 einſam auf dem großen
Feld zurückbleibt.
Zeitungsberichterſtatter ſtürzen heran, gefolgt von den Herren
der Flugleitung.
Man beſtürmt die Piloten, fragt nach dem Grund ihres
Zurückbleibens. Fred Marſhall und Myland ſchweigen. Bis Lord
Carmennys erſcheint. Warum ſtarten Sie nicht, Gentlemen?
fragt er mit gerunzelter Stirn.
Das Gewiſſen, Sir entgegnet Myland knapp, und Fred
nickt mit rotem Kopf und blitzenden Augen zu ſeinen Worten,
läßt es nicht zu! Es gibt jetzt anderes zu tun, als um die Welt
zu gondeln!

Dr. Poeck arbeitet gemeinſam mit Dr. Schraff, unterſtützt von
Profeſſor Köble, an der Fertigſtellung der Ausrüſtung für den
Vorſtoß ins Peſtgebiet.
Die Fahrt ſollte mit der Eiſenbahn bis Lantſchou gehen, von
dort würden ſie Automobile bis Si=nong bringen.
Aber es war die große Frage: Würde man unangefochten
von Lantſchou nach Si=nong kommen, oder würde die kleine
Kolonne am Ende jenem General Hu in die Hände fallen?
Warum ſtellt man den Miſſionen nicht Flugzeuge zur Ver=
fügung
! ereifert ſich Dr. Poeck. Wenn die chineſiſche Regie=
rung
auch keinen großen Flugzeugpark beſitzt, die wenigen, die
wir brauchen, müßten doch aufzutreiben ſein.
Das chineſiſche Flugweſen taugt nichts, meinte Dr. Schraff,
und dann fürchte ich, daß General Hus Einfluß dafür ſorgt, daß
die verantwortlichen Behörden ſich drücken. Um wie unendlich
viel mehr könnten die Miſſionen helfen, wenn ſie die Unterſtützung
der chineſiſchen Regierung hätten. Aber wir ſind die Fremden,
und wenn wir noch ſo viel Nützliches und Gutes tun, man miß=
traut
uns.

Heute und morgen letztmals!

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