Einzelnummer 10 Pfennige
*
A
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Bezugspreis:
ich 7maligem Erſcheinen monatlich Mk. 2.20
zſchl. Botenlohn und Transportioffen. Ab=
„—. Poſibezugspreis Mk. 2.40 einſchl.
Poſi=
gebühr und ausſchließlich Poſfzuſtellgeld.
m einzelner Nummern infolge höherer
chtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des
s. Beſtellungen und Abbeſtellungen durch
rui obne Verbindlichkeit für uns.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 58
Mittwoch, den 227. Februar 1935. 197. Jahrgang
Anzeigenpreis:
Die 22 mm breite Zeile im Anzeigentell 1 mm boch,
7 pfennig. Die 92 mm breite Zeile im Texttell 1 mm
hoch 80 Pfennia. Platzaufſchlag nach vorherigei
Ver=
einbarung) für Unterbr ng ng unter Text odet an
be=
ſimmte Stelle 25%Nachlaß nach Staffel C.Wortarzeigen
(einſpaltigl das tetgedruckte Leberſchriſtswort 20 Pfg.,
jedes weitere Wort 8 Pfennig. Familien= Anzeigen
die 22 mm breite Zelle 1 mm hoch 6 Pfennig. Zur Zeit
iſt Preisliſte Nr. 3 gültig.
poſiſcheckonto: Franffurt a. M. 1301. Banklonte:
DD.Bank und Darmſtädter und Nationalbant.
Beſchlüſſe des Reichskabinetts.
e Vergleichsordnung. — Beſeikigung der Gerichksferien. — Einführung eines Arbeitsbuches.
Bekämpfung des unlaukeren Weltbewerbs. — Ablöſung landwirkſchaftlicher Arbeitskräfte
aus berufsfremder Täkigkeik. — Uebergang des Bergweſens auf das Reich.
Aiehmigung der Vereinbarungen
und Erklärungen
uu Inlaß der Rückgliederung des Saarlandes.
DNB. Berlin, 26. Februar.
2 Reichskabinett genehmigte in ſeiner heutigen Sitzung
ſäch ie vom Reichsminiſter des Auswärtigen vorgelegte
Be=
ſut ung über die Vereinbarungen und
Erklärun=
s Anlaß der Rückgliederung des
Saar=
d77 Es handelt ſich hierbei um die bereits im weſentlichen
Abkommen von Rom, die insbeſondere auch die
Ueber=
ur des Eigentums an den Saargruben, Eiſenbahnen uſw.
Regelung der Währungs=, Schulden= und Verſicherungs=
1thalten.
r verabſchiedete das Reichskabinett die vom Reichsjuſtiz=
51 vorgelegte neue Vergleichsordnung, die die
icher geltenden Vergleichsordnung beſeitigt und die ganze
ſe einer gründlichen Umgeſtaltung unterwirft. Hierdurch
ue lwürdige Schuldner wirkſamer als bisher vom
Vegleichs=
ſſal ferngehalten und die Verſuche einzelner Gläubiger, ſich
Hi der Mitgläubiger Sondervorteile zu verſchaffen,
nach=
mii unterbunden.
Aiommen wurde ein Geſetz über die Beſeitigung
ichtsferien, ein Geſetz über den Waffenge=
1(Ader Forſt= und Jagdſchutzberechtigten ſo=
Fiſchereibeamten und Fiſchereiaufſeher,
ſſte zweites Geſetz zur Aenderung des
Kraftfahr=
ügllergeſetzes, wodurch eine weitere ſteuerliche
E.igung für Perſonen= und Laſtkraftwagen
ſri1 nsbeſondere durch eine Bevorzugung der Kraftwagen,
m ichtflüſſigen Treibſtoffen getrieben werden.
V ſchiedet wurde ein Geſetz über die Einführung
le rbeitsbuches, durch das ein einheitlicher amtlicher
Bw4 über die Berufsausbildung und die berufliche Entwicke=
VArbeiter und Angeſtellten geſchaffen wird.
O heſetz zur Aenderung des Geſetzes gegen den
ceren Wettbewerb ſchafft die Vorausſetzung für
Ekſamere Bekämpfung des Schwindels bei
151 käufen. Ein Geſetz zur Aenderung des
Handelsgeſetz=
es eichtert insbeſondere die Bareinzahlung bei Einlagen
aſſung der Ueberweiſung auf das Bankkonto.
Heſetz zur Befriedigung des Bedarfes der Landwirtſchaft
9— skräften ſchafft für die Zukunft die Möglichkeit,
land=
ch iche Arbeitskräfte aus berufsfremder Tätigkeit
abzu=
der Landwirtſchaft wieder zuzuführen.
ein vom Reichswirtſchaftsminiſter vorgelegtes Geſetz
Uebergang des Bergweſens auf das Reich eingeleitet.
ſes ſetz, das eine vermögensrechtliche Auseinanderſetzung
T bringt, aber bereits die Berghoheit und die
Bergwirt=
einer Reichsangelegenheit macht und die Landesbergbe=
Rem m Reichswirtſchaftsminiſter unterſtellt, iſt als der Vor=
Ner es Reichsberggeſetzes anzuſehen.
ein Geſetz über die Gewährleiſtung für den Dienſt von
Uchreibungen der Konverſionskaſſe für deutſche Auslands=
Sſird eine Regelung getroffen, durch die dieſe Schuldver=
Oen zukünftigen Beſchränkungen durch die
Deviſengeſetz=
cht unterliegen ſollen.
ßlich verabſchiedete das Reichskabinett ein Geſetz zur
s des Finanzausgleiches, durch das die Anteile der
. der Einkommenſteuer, der Körperſchaftsſteuer und der
er gekürzt werden, wenn dieſe Steuern gewiſſe Beträge
ſch en.
MAL usſchnitt aus den neuen Geſehen
Die Gerichtsferien.
weiten Kreiſen der Bevölkerung wurde es immer
un=
empfunden, daß die Rechtspflege durch
län=
richtsferien unterbrochen worden iſt, wenn
ſen Amtsgerichten praktiſch Gerichtsferien nicht beſtan=
Reichskabinett hat nun eine Vorlage des
Reichs=
niſteriums verabſchiedet, die die
Gerichts=
deſeitigt. In Preußen hat man in letzter Zeit mit
gen im internen Dienſtbetrieb dafür geſorgt, daß die
iktiſch aufgehoben wurden. Die dabei geſammelten
Er=
haben dazu geführt, daß man jetzt im ganzen Reichs=
Gerichtsferien beſeitigt hat,
Das Waffengebrauchsgeſet.
m Geſetz über den Waffengebrauch, das ſich
agd= und Fiſchereibeamten bezieht, werden
liche Beſtimmungen für das ganze Reichs=
Beſchaffen. Dieſe Regelung ergab ſich ſchon aus der
des Reichsjagdgeſetzes. Bisher war der
Waffen=
c landesrechtlich geregelt, teilweiſe galten
Ordnungen und Geſetze aus dem Anfang des 19. Jahr=
Dieſe geſetzlichen Beſtimmngen waren längſt überholt,
ohnehin der Zwang ergab, eine Neufaſſung der ein=
Beſtimmungen vorzunehmen. Das iſt jetzt geſchehen.
5 der waffenberechtigten Perſonen iſt genau feſtgelegt
ud feſtgelegt, in welchen Fällen von der Waffe Gebrauch
Derden kann, alſo nicht nur, wenn es ſich um Notwehr
ondern auch, wenn Aufgaben des Jagd= und
Fiſcherei=
irchgeführt werden.
Die Neugründung von Akkiengeſellſchaften.
In der letzten Zeit iſt die Beobachtung gemacht worden, daß
bei Neugründung von Aktiengeſellſchaften und
Kommanditgeſellſchaften auf Aktien nicht
immer den geſetzlichen Vorſchriften entſprochen
worden iſt. Nach dem jetzt vom Reichskabinett verabſchiedeten
Geſetz wird verlangt, daß 25 Prozent des
Nenn=
betrages der Aktien der Geſellſchaft bei der
Gründung zur Verfügung zu ſtellen ſind. Dieſe
Summe war nach dem urſprünglichen Geſetz bar herzugeben. Eine
Geſetzesänderung während des Krieges geſtattete jedoch die
Ueber=
weiſung auf die Reichsbank oder ein Poſtſcheckkonto. Jetzt iſt auch
erlaubt die Ueberweiſung auf ein Bankkonto. Jedoch müſſen die
Aktiengeſellſchaften über den geſetzlich vorgeſchriebenen Betrag
frei verfügen dürfen, und dieſer Nachweis iſt jeweils zu
er=
bringen.
Der Kampf gegen den unlaukeren Wekkbewerb.
Die Reichsregierung hat mit dem Wettbewerbsgeſetz die
alten Beſtimmungen über den unlauteren
Wett=
bewerb verſchärft. Gewiſſe Mißſtände ſind ſchon durch eine
Notverordnung im Jahre 1932 beſeitigt worden. Es hat ſich
ge=
zeigt, daß ſie nicht genügte. Jetzt wird Ausverkäufern und ihren
Familienangehörigen unterſagt, innerhalb eines Jahres nach dem
Ausverkauf ein neues Geſchäft zu eröffnen oder das Geſchäft
fort=
zuſetzen. Beim Uebergang eines Geſchäfts in ander Hände iſt ein
Ausverkauf nicht geſtattet. Es iſt auch verboten, Waren, die aus
einem Ausverkauf ſtammen, in der Nachbarſchaft des Geſchäftes.
das den Ausverkauf veranſtaltete, wieder zu verkaufen.
Weiter iſt dem Reichswirtſchaftsminiſter die Ermächtigung
gegeben worden, zu beſtimmen wann
Saiſonſchlußver=
käufe erfolgen dürfen. Das Reichswirtſchaftsminiſterium trifft
damit künftig eine einheitliche Regelung. Auf dieſe
Weiſe wird verhindert, daß in benachbarten Gebieten, die
wirt=
ſchaftlich zuſammenhängen, Saiſonausverkäufe zu verſchiedenen
Zeiten ſtattfinden können.
Das Geſeh über die Einführung des Arbeiksbuches.
Mit der Einführung des Arbeitsbuches geht die
Reichsregie=
rung einen Schritt weiter auf dem Wege zur
Siche=
rung eines planmäßigen Arbeitseinſatzes, den ſie
ſchon mit dem Erlaß des Arbeitseinſatzgeſetzes vom 15. Mai 1934
und die Anordnung über die Verteilung von Arbeitskräften vom
10. Auguſt 1934 beſchritten hatte. Das Arbeitsbuch wird als
amtlicher Ausweis über die Berufsausbildung
und die berufliche Entwicklung der Arbeiter und
Angeſtellten dienen, der es erleichtern ſoll in der Wirtſchaft
den richtigen Mann an den richtigen Platz zu ſtellen, den
Zu=
drang zu überfüllten Berufen und die Landflucht zu bremſen und
Schwarzarbeit zu verhindern.
Durch das neue Geſetz wird der Reichsarbeitsminiſter
ermäch=
tigt, das Arbeitsbuch vom 1. April 1935 an allmählich
einzu=
führen. Späterhin wird kein Arbeiter oder Angeſtellter mehr
be=
ſchäftigt werden dürfen, der nicht im Beſitz des für ihn
vorge=
ſchriebenen Arbeitsbuches iſt. Die Arbeitsbücher werden von den
Arbeitsämtern ausgeſtellt. Anderen Stellen iſt die Ausſtellung von
Arbeitsbüchern oder einzelnen Ausweiſen, von denen die
Einſtel=
lung als Arbeiter oder Angeſtellter oder eine Bevorzugung bei
der Einſtellung abhängig ſein ſoll, vom 1. .4. 35 bei Strafe
unter=
ſagt. Ausnahmen gelten nur für ſolche Ausweiſe, die wie der
Ar=
beitsdienſtpaß auf Grund geſetzlicher Beſtimmung eingeführt ſind.
Leiſtungszeugniſſe werden von dem Verbot ſelbſtverſtändlich nicht
erfaßt.
Die Uebernahme des Bergweſens auf das Reich.
Das Geſetz zur Ueberleitung des Bergweſens auf das Reich
hat folgenden Wortlaut:
8 1: Das Bergweſen (Berghoheit und Bergwirtſchaft) iſt
Reichsangelegenheit. Es wird vom Reichswirtſchaftsminiſter
ge=
leitet. Die Landesbehörden haben den Weiſungen des
Reichs=
wirtſchaftsminiſters auf dem Gebiete des Bergweſens Folge zu
leiſten.
§ 2: Bis zur Errichtung von unteren und mittleren
Reichs=
behörden (Bergämtern und Oberbergämtern) wird den
Landes=
behörden die Ausübung der in § 1 bezeichneten Aufgaben im
Auf=
trag und im Namen des Reiches übertragen.
Gegen die Entſcheidung einer mittleren Landesbehörde
fin=
det die Beſchwerde an den Reichswirtſchaftsminiſter ſtatt, ſoweit
die Entſcheidung nicht unanfechtbar oder der
verwaltungsrecht=
liche Weg geöffnet iſt.
Der Reichswirtſchaftsminiſter entſcheidet
nach Anhörung der Oberſten Landesbergbehörde.
Beſteht in einem Lande keine mittlere Landesbergbehörde,
ſo iſt gegen die Entſcheidung der Oberſten
Lan=
desbehörde Beſchwerde an den
Reichswirt=
ſchaftsminiſter binnen 1 Monat nach Zuſtellung oder
Bekanntgabe der anzufechtenden Entſcheidung zuläſſig. Im
übrigen gelten für die Landesbergbehörden und die Anfechtung
ihrer Entſcheidungen die Vorſchriften der im einzelnen Fall
maßgebenden Landesberggeſetze.
8 3: Dieſes Geſetz tritt am 1. März 1935 in Kraft.
Zur Durchführung und Ergänzung dieſes Geſetzes kann der
Reichswirtſchaftsminiſter Rechtsverordnungen und allgemeine
Verwaltungsvorſchriften erlaſſen.
Die Wehrmacht im neuen Skaak.
Wenige Tage nach dem Beginn der nationalen Revolution
hatte der eben ernannte Reichswehrminiſter in Berlin die
oberſten Führer der Wehrmacht bis zu den
Diviſionskomman=
deuren herab zu einer militäriſchen Beſprechung befohlen. Dieſe
Gelegenheit benutzte der Reichskanzler Adolf Hitler, um den
verſammelten Generalen und Admiralen ſelbſt in ausführlicher
Rede die Grundzüge der nationalſozialiſtiſchen Weltanſchauung
zu entwickeln und vor ihnen die Ziele ſeiner Politik
klarzu=
legen; ein Vorgang, der ſeinerzeit, obwohl der Oeffentlichkeit
bekanntgegeben, weniger Beachtung fand und doch ſymboliſch
erſcheint für die Erkenntnis der Notwendigkeit engſter
Verbun=
denheit zwiſchen der Führung des Staates und der bewaffneten
Macht. Darüber hinaus mußte dieſe Tatſache allen denen
ein=
deutige Antwort geben, die zweifelnd oder in falſcher Hoffnung
nach der Stellung der Wehrmacht zur nationalen Revolution
und zur nationalſozialiſtiſchen Bewegung fragten. Solcher
Zwei=
fel und falſche Hoffnungen gab es viel. Wer in der
Macht=
ergreifung am 30. Januar 1933 einen der vielen üblichen
Kabi=
nettswechſel ſehen zu müſſen glaubte, hatte vielleicht ein Recht
dazu, ebenſo wer in das Weſen der Wehrmacht einzudringen
ſich nie bemüht hatte. Für den, der die Weltanſchauung des
Nationalſozialismus kannte und zugleich von dem Ringen des
Soldaten um die Erfüllung ſeines Berufes wußte lag die
Ant=
wort klar. Es wäre vermeſſen, heute ſolche Zweifler mit
ſchadenfrohem oder mitleidigem Lächeln abzutun; denn es war
nicht ſo ſelbſtverſtändlich und leicht, die eindeutige Antwort zu
geben, welche die Tatſachen ſeit der Umwälzung erteilt haben.
Dazu hatte es zuviel Mißverſtändniſſe gegeben, dazu waren die
Wege und Methoden beider Partner zu verſchieden geweſen;
Wege und Methoden ſind aber nicht die Ziele.
Ein kurzer Rückblick mag dies zeigen.
I.
„Staat im Staate!‟ Dies Wort gehörte zu dem
unbermeid=
lichen Sprachſatz der Leitartikler, die über die politiſche
Stel=
lung der Wehrmacht im Weimarer Staat behandelten. Meiſt
klang es vorwurfsvoll und anklagend, oft bedauernd, und doch
hätte es eine Feſtſtellung ſein können, in der Anerkennung und
Hoffnung lagen. Nicht ohne Grund erregte die Wehrmacht den
Zorn der Parteien, den Haß der Linken und die Freude der
Kreiſe die erkannt hatten, daß Verſailles nicht nur Wehrkraft
und Wehrmacht gefeſſelt hielt, ſondern auch Entfaltung, ja
Ent=
wicklung jeder echten Staatsautorität unmöglich machte, ſolange
die Inhaber einer vermeintlichen Staatsautorität dieſes
Ver=
ſailles als unabänderlich hinnahmen. Die Wehrmacht wußte
von dieſen Feſſeln. Sie ſah nicht nur ſich ſelbſt geknebelt,
ſon=
dern das ganze Volk und alle ſeine ſtaatlichen Ausdrucksformen.
Sie hat gegen dieſes Verſailles in ſeinen nahen und weiten
Auswirkungen mit einer Energie und Selbſtloſigkeit gekämpft,
welche die Väter dieſes Schanddiktats erſchreckten. Sie hat
ge=
kämpft gegen den in Verſailles gepflanzten, im Verſailler
Deutſchland geduldeten und ſogar gezuchteten Pazifismus mit
allen Mitteln, die ihr zu Gebote ſtanden. Sie hat gekämpft gegen
die Verwirklichung eines Staatsbegriffs, der dieſen Namen
nicht verdiente, und hatte ſich einen eignen Staatsbegriff
auf=
geſtellt, der ſich mit dem der Weimarer Parteien nie deckte.
Des=
halb die viel verleumdete, auch heute noch ſo oft mißverſtandene
Konſtruktion der Ueberparteilichkeit der Wehrmacht, die kein
Ausweichen war, ſondern Abwehrkampf. Sie hat gekämpft gegen
die immer wieder von den Gegnern der Wehrmacht erſtrebte
Durchſetzung des Soldatentums mit parteiiſchem Geiſt und ſie
hat in dieſem harten und oft widerlichen Ringen den Sieg
davongetragen. Sie hat den Zuſtand unantaſtbarer Autorität
in ihrem inneren Gefüge für ſich erhalten und ſie hat erreicht,
daß der Gedanke einer Leitung der Wehrmacht durch einen
Par=
teimann aus den Köpfen ernſtzunehmender Politiker verſchwand.
Sie hat auch in ſich den Gedanken einer Volksgemeinſchaft
ver=
körpert, wenn auch naturgemäß nur in allerkleinſtem Rahmen;
ſie hat das ewige nationale Gedankengut in der Erziehung
ihres Nachwuchſes gepflegt und hat in den ausſcheidenden
Sol=
daten der öffentlichen Verwaltung pflichttreue und unantaſtbare
Diener des Staates geſchenkt wie zu allen Zeiten. Sie hat vor
allem trotz aller Bedrückungen von außen und innen in ihrer
militäriſchen Berufsausbildung Höchſtleiſtungen erzielt die
tragiſch anmuten angeſichts der fehlenden
Auswirkungsmöglich=
keiten. Die Wehrmacht war die Klammer des Reiches in den
ſchwerſten Jahren ſeit 1918 und der erbittertſte Feind aller
bol=
ſchewiſtiſchen Umtriebe. Die Wehrmacht war mit einem Wort ein
Fremdkörper im Weimarer Staat. Ueberflüſſig, daran zu
er=
innern, daß dieſe Begriffe, die dem Kampf der Wehrmacht das
Gepräge gaben: autoritäres Führertum, Opfergeiſt,
Leiſtungs=
prinzip, Volksgemeinſchaft und reines nationales Denken die
Grundpfeiler waren und ſind, welche die nationalſozialiſtiſche
Bewegung trugen und zum Sieg führten.
Daß die Wege und Kampfmethoden trotz gleicher Ziele
ber=
ſchieden waren, liegt in der verſchiedenen Natur der Wehrmacht
und der nationalſozialiſtiſchen Bewegung. Hier eine in äußeren
Feſſeln lebende Organiſation, deren vornehmſte Aufgabe Schutz
der Grenzen iſt und die deshalb um eines innerpolitiſchen
Zieles willen nicht die Sicherheit des Volkes nach außen aufs
Spiel ſetzen konnte und der die ihr aus der Unzulänglichkeit
der ſtaatlichen Führung aufgezwungene innerpolitiſche Rolle
immer weſensfremd bleiben mußte, dort eine auf innerpolitiſche
Machtergreifung gerichtete Bewegung, die mit der Erreichung
dieſes innerpolitiſchen Zieles ihre erſte Aufgabe erfüllt ſehen
konnte. Hier trotz aller inneren Freiheit Führer, die von den
beſtehenden Zuſtänden und von der höchſten Staatsleitung ſich
nie ganz unabhängig machen konnten, dort ein Führer, frei in
ſeinen Entſchlüſſen, gebunden nur an die Verantwortung gegen
ſich ſelbſt und gegen ſeine Gefolgſchaft.Hier ein in ſich
geſchloſſe=
ner, auf den alten ſoldatiſchen Grundſätzen des Gehorſams und
der Diſziplin aufgebauter Organismus, dort eine je nach der
Lage immer wieder nach neuen Geſichtspunkten
zuſammen=
ſchließende und trotz aller leitenden Gedanken in ihrer
Zuſam=
menſetzung doch wechſelnde Maſſenbewegung. Es bedarf kaum
mehr als dieſer knappen Hinweiſe, um zu verſtehen, daß die
Wege nicht die gleichen ſein konnten, daß ſie ſich zu kreuzen
drohten und daß Mißverſtändniſſe nicht ausbleiben konnten auf
beiden Seiten.
Dieſer Rückblick auf die Zeit vor der nationalen Revolution
macht dem, der das Weſen beider Teile erfaßt hat, klar, daß
Seite 2 — Nr. 58
in der nationalen Revolution die Haltung der Wehrmacht
folge=
richtig war. Es iſt eine oft gehörte Klage, auch in der
Wehr=
macht, daß die Reichswehr in der nationalen Revolution abſeits
geſtanden habe. Solche Klage mag menſchlich zu verſtehen ſein,
und macht der Geſinnung deſſen, der ſie ausſpricht, alle Ehre.
Aber politiſches Denken und geſchichtliche Erfahrung verrät ſie
nicht. Wer die Geſchichte von Revolutionen und von der Rolle
der Heere in Revolutionen kennt, weiß, daß es keine ſtärkere
Stellung der Heere, aber auch — und das iſt hier das
entſchei=
dende — keine ſtärkere Stütze der neuen Macht geben kann als
die Stellung der Wehrmacht mit „Gewehr bei Fuß” wenn
ſicher iſt, daß die großen gedanklichen Ziele der revolutionären
Bewegung und der Wehrmacht die gleichen ſind. Es würde dem
tief geſchichtlichen Empfinden des Führers der nationalen
Revo=
lution durchaus entſprechen, wenn man ſich vorſtellt, daß ihm
der Gedanke an dieſe intakte von höchſtem nationalen Wollen
erfaßte Wehrmacht Ruhe und Kraft zur Durchführung der
Revo=
lution gegeben hat, nicht minder als das Wiſſen um die
Opfer=
freudigkeit und Hingabe und um die bewunderungswürdige
Energie ſeiner Gefolgſchaft, vor allem der SA. Es iſt ruhmpoll,
eine nationale Revolution durch den eigenen Einſatz zum Ziel
zu führen, und es iſt menſchlich erhebender als Sieger einer
ſolchen Revolution gefeiert zu werden. Hiſtoriſch ebenſo wertvoll
erſcheint es zum Gelingen einer ſolchen Revolution beigetragen
zu haben durch die vom Führer gewünſchte Reſerve. Auch in
der Schlacht tragen die Bataillone zum Siege bei, die der
Feld=
herr nicht mehr in den Kampf zu werfen braucht.
Die nationale Revolution iſt beendet. Die geſchichtliche
Tat=
ſache, daß am Ende faſt aller Revolutionen eine Armee ſtand,
hat ſich 1933 in Deutſchland glücklicherweiſe nicht wiederholt.
Aber auch die geſchichtliche Tatſache hat ſich nicht wiederholt, daß
am Anfang von Revolutionen meiſt eine Umwandlung der
Wehrmacht erfolgte. So war es zu Ende des 18. Jahrhunderts
in Frankreich, ſo war es 1917 im bolſchewiſtiſchen Rußland, ſo
war es 1918 allerdings nicht allein aus eigenem Willen, in
Deutſchland. Die nationale Revolution von 1933 hat — und das
iſt von jedem guten Deutſchen zu begrüßen — an dem inneren
Gefüge der deutſchen Wehrmacht nichts zu ändern brauchen.
Der Reichskanzler hat auf der Stahlhelmführertagung in
Hannoper auch der Reichswehr gedacht und dabei geſagt:
„Wir wollen an dieſem Tage auch beſonders unſerer
Armee gedenken; denn wir alle wiſſen genau, wenn das Heer
in den Tagen der Revolution nicht an unſerer Seite
ge=
ſtanden hätte, dann ſtänden wir heute nicht hier. Wir können
verſichern, daß wir dies niemals vergeſſen werden, daß wir
in ihnen die Träger der Tradition unſerer ruhmreichen
alten Armee ſehen und daß wir mit ganzem Herzen und mit
allem, was wir vermögen, uns für den Geiſt dieſer Armee
einſetzen werden.”
Mit dieſen Worten hätte der Führer die Herzen der
deut=
ſchen Soldaten ganz gewinnen können, wenn ſie ihm nicht ſchon
vorher in engſter ſoldatiſcher Verbundenheit entgegengeſchlagen
hätten. Die Wehrmacht dankt dem deutſchen Reichskanzler dieſe
Worte ganz beſonders, weil ſie der Stellung der Reichswehr im
höchſten Maße gerecht werden.
Die Wehrmacht dankt aber auch dem Führer der nationalen
Revolution, daß er ſie befreit hat von der undankbaren
inner=
politiſchen Rolle, in welche die Reichswehr in den letzten Jahren
immer mehr durch die parteipolitiſchen Verhältniſſe
hieingetrie=
ben worden iſt. Der Soldat kann ſich heute wieder voll
konzen=
trieren auf ſeine vornehmſte Pflicht, auf die Vorbereitung zum
Schutze der Grenzen unſeres Vaterlandes nach außen. Doch mit
der Abnahme dieſer einen großen, alle Soldaten bedrückende
Laſt ſind die eigentlichen Sorgen des deutſchen Soldaten noch
nicht beſeitigt.
(Schluß folgt.)
Das Geſeß zur Befriedigung des Bedarfs der
Land=
wirtſchaft an Arbeitskräften.
Däs Geſetz zur Befriedigung des Bedarfs der
Landwirtſchaft an Arbeitskräften erſetzt den § 3
des Geſetzes zur Regelung des Arbeitseinſatzes vom 15. Mai
1934 durch folgenden Wortlaut:
„1. Zur Befriedigung des Bedarfs der Landwirtſchaft an
Arbeitskräften kann der Präſident der Reichsanſtalt für
Arbeits=
vermittlung und Arbeitsloſenverſicherung anordnen, daß
Arbei=
ter oder Angeſtellte, die innerhalb beſtimmter Zeit vor Erlaß
der Anordnung in der Landwirtſchaft tätig waren, aber zurzeit
des Erlaſſes der Anordnung in anderen als landwirtſchaftlichen
Betrieben oder Berufen mit anderen als
landwirtſchaft=
lichen Arbeiten beſchäftigt ſind, vom Unternehmer (Arbeitgeber)
ihres Betriebes zu entlaſſen ſind.
2. Die Vorſchriften, nach denen eine Kündigung nur mit
Zuſtimmung der Hauptfürſorgeſtelle zuläſſig iſt, bleiben
un=
berührt.”
Von der Befugnis ſoll, wie in der Begründung erklärt
wird, auch künftig nur inſoweit Gebrauch gemacht werden, als
der Kräftebedarf der Landwirtſchaft auf andere Weiſe nicht
be=
friedigt werden kann.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Vom Tage.
Am Dienstagvormittag ſtarb in Berlin, an den Folgen eines
Verkehrsunfalls der frühere Gouverneur von Deutſch=Oſtafrika,
Wirkl. Geheimrat Albrecht Freiherr von Rechenberg.
Das Schwurgericht in Wels in Oberöſterreich verurteilte den
37jährigen Handlungsgehilfen Emmerich Burgſtaller wegen
unbe=
fugten Sprengſtoffbeſitzes zum Tode.
Die öſterreichiſche Delegation unter Führung von
Bundeskanz=
ler Schuſchnigg hat geſtern London wieder verlaſſen.
Der memelländiſche Landtag wird in den nächſten Tagen einen
neuen Verſuch unternehmen, um zu einer ordentlichen
Arbeits=
ſitzung zuſammenzutreten. Bekanntlich hat der litauiſche
Gouver=
neur zuſammen mit dem Kriegskommandanten es bisher durch
Man=
datsaberkennung, Anwendung von Polizeigewalt, Verhaftung und
Verſchleppung von Abgeordneten verhindert, daß die zur
Beſchluß=
fähigkeit notwendige Zahl von 20 Abgeordneten zuſtande kam.
Der Gouverneur des Memelgebietes Navakas wird am 1. März
einen Erholungsurlaub antreten. Die Dauer des Urlaubs iſt nicht
angegeben. Gerüchte, daß Gouverneur Navakas zurücktreten werde,
entſprechen, wie „Lietuvos Aidas” erklärt, nicht den Tatſachen.
Der franzöſiſche Miniſterrat beſchloß, einen Geſetzentwurf
ein=
zubringen, der die Veröffentlichung falſcher Nachrichten, die
geeig=
net ſind, die Diſziplin oder die Stimmuna (le moral) des Heeres,
der Marine oder des Luftheeres zu erſchüttern, unter Strafe ſtellt.
Der franzöſiſche Arbeitsminiſter gab im geſtrigen Pariſer
Mi=
niſterrat bekannt, daß zur Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit in den
Staatsforſten unverzüglich Aufforſtungs= und
Wegeinſtandſetzungs=
arbeiten in Angriff genommen werden, bei denen vorzugsweiſe
franzöſiſche Arbeitsloſe der betreffenden Gegenden beſchäftigt
wer=
den ſollen. Arbeitsloſe, die eine Familie haben, werden bei der
Einſtellung bevorzugt. Sollten in gewiſſen Bezirken nicht
genü=
gend einheimiſche Arbeitskräfte verfügbar ſein, ſo komme auch die
Einſtellung ausländiſcher Arbeitsloſer, in Frankreich in Betracht.
Lehnen ausländiſche Arbeitsloſe die ihnen angebotene
Arbeitsgele=
genheit ohne ſtichhaltige Begründung ab, ſo verlieren ſie ihren
etwaigen Anſpruch auf Arbeitsloſenunterſtützung und es wird ihnen
ihre Arbeitskarte entzogen.
In Anbetracht der Grippe=Epidemie, die in faſt allen
franzöſi=
ſchen Garniſonen herrſcht, hat der Oberbefehlshaber des 3.
Armee=
korps in Rouen die Reſerviſtenübungen, die eigentlich vom 18.
Fe=
bruar bis zum 24. März ſtattfinden ſollten, abgeſagt.
Die griechiſche Preſſe verzeichnet eine erhöhte Tätigkeit der
japaniſchen Propaganda in Syrien und am Libanon.
Auf eine Anfrage im engliſchen Unterhaus teilte
Großſiegel=
bewahrer Eden mit, daß, ſoweit ihm bekannt ſei, ein
Militärbünd=
nis zwiſchen Polen und Japan nicht beſtehe.
Die deutſch=ſchweizeriſchen Wirkſchaftsverhandlungen
EP. Bern, 26. Februar.
Ueber die Wirtſchaftsverhandlungen mit Deutſchland wird
amtlich folgendes bekanntgegeben:
„Wie bereits mitgeteilt worden iſt, hatten die ſeit Mitte
Januar mit einer kurzen Unterbrechung in Bern gepflogenen
Wirtſchaftsverhandlungen mit Deutſchland nicht zu einer
voll=
ſtändigen Einigung über alle wichtigen Fragen geführt.
Gere=
gelt werden konnten einige Punkte des Verrechnungsverkehrs;
zudem wurde eine neue Vereinbarung über den Käſeexport
ge=
troffen. Ferner iſt es gelungen, die Ausfuhr von
Baumwoll=
garn, Baumwollgeweben und Stickerei neu zu ordnen, und
ſchließ=
lich ſind auch die Vereinbarungen über den ſchweizeriſch=deutſchen
Reiſeverkehr ergänzt worden. Der Bundesrat hat den
getroffe=
nen Abmachungen in ſeiner heutigen Sitzung zugeſtimmt.
Nicht erledigt wurden dagegen die gegenſeitigen Wünſche
betr, Zoll= und Kontingentierungsfragen. Schweizeriſchen
Wün=
ſchen auf Zollerleichterungen ſtehen deutſche Begehren hinſichtlich
gewiſſer ſchweizeriſcher Kontingentierungsmaßnahmen gegenüber.
Dieſe Fragen bilden nun den Gegenſtand der Anfang dieſer
Woche in Berlin wieder aufgenommenen Verhandlungen. Die
ſchweizeriſche Delegation ſteht unter Führung von Miniſter
Stucki.”
Verordnung über die Saar=Eiſenbahn.
DNB. Berlin, 26. Februar.
Im Reichsgeſetzblatt Nr. 9 vom 26. 2., Teil II, wird eine
Verordnung über die Saareiſenbahnen vom 18. Februar 1935
veröffentlicht. Danach wird auf Grund des Geſetzes über die
vorläufige Verwaltung des Saarlandes vom 30. Januar 1935
u. a. verordnet, daß die im Eigentum des Reiches ſtehenden
Eiſenbahnen im Saarland als Reichseiſenbahnen im Sinne des
Reichsbahngeſetzes gelten und von der Deutſchen
Reichsbahngeſell=
ſchaft verwaltet und betrieben werden. Dieſe übernimmt die
Verwaltung und den Betrieb der Saar=Eiſenbahnen am 1. März
1935 mit allem Zubehör und allen damit verbundenen Rechten
und Pflichten. Die im Dienſte der bisherigen Eiſenbahndirektion
des Saargebiets ſtehenden Beamten werden, ſoweit ſie im Dienſte
verbleiben, Reichsbeamte.
Ferner enthält das Reichsgeſetzblatt eine Verordnung über
die Einführung reichsrechtlicher Beſtimmungen im Saarland auf
dem Gebiete des Verkehrsweſens.
Mittwoch, 27. Februar
Das amtliche Programm.
DNB. Saarbrücken, 25. Fel
Das amtliche Programm für die Rückgliederungs
keiten der Saar liegt nunmehr vor. Es werden ſich
Feiern faſt die geſamte höhere Führerſchaft des Reiche
Miniſter, Reichsleiter und Gauleiter beteiligen.
Am 1. März um 9.30 Uhr wird die Rückglieder=
Saargebiets in geſchloſſenem Raum durch Baron Alviſi
Dreierausſchuß des Völkerbundes an Reichsminiſter 5.
im Kreisſtändehaus zu Saarbrücken vollzogen.
Um 10.15 Uhr erfolgt die feierliche Flaggenhiſſung
Gebäude der Regierungskommiſſion, der ſich der gleich
liche Akt auf der Bergwerksdirektion anſchließen wird.
Um 11.15 Uhr wird Reichskommiſſiar Gauleiter
durch den Reichsinnenminiſter Dr. Frick im Rathaus
brücken feierlich eingeführt.
Um 13 Uhr iſt Beginn des Aufmarſches.
19.45 Uhr wird die hiſtoriſche Wechſelrede zwiſch
Führer und dem Gauleiter Bürckel anläßlich der Bekg
des Abſtimmungsergebniſſes in den Morgenſtunden
Januar wiederholt.
Um 20 Uhr beginnt die Befreiungskundgebung
Platz vor der Regierungskommiſſion, die über alle d
Sender übertragen wird. Es werden ſprechen: der
treter des Führers Rudolf Heß, Reichsminiſter Dr. Gve
und Reichskommiſſar Bürckel.
Anſchließend an die Kundgebung findet in Saarbrü
Rieſenfeuerwerk ſtatt, bei dem die Ufer der Saar illy
werden. In allen Ortſchaften mit Ausnahme von Saa
finden Fackelzüge ſtatt
Am zweiten Tage werden die Führer der Bewegr
Rundfahrt durch das Saargebiet antreten. Für den
ſind ferner eine Anzahl weiterer Feierlichkeiten vorgeſe
den Abendſtunden wird in Saarbrücken der große
veranſtaltet.
* Die Saar=Ueberleikungsgeſehe.
Die Rückgliederung des Saargebietes hat es notwe
macht „eine ganze Reihe von Anordnungen zu erlaſſen,
Reichsgeſetze auf das Saargebiet ausdehnen. Selbſtver
iſt auf die Intereſſen des Saarlandes weitgehend Rüd
nommen worden. Man hat nur die wichtigſten Geſetze
den letzten zwei Jahren in Deutſchland in Kraft geſetzt
auf das Saargebiet übertragen, während der Reſt zu
ſpäteren Zeitpunkt und auch dann nur teilweiſe folge
Für die Saarländer iſt die Geſetzesmaterie natürl
außerordentlicher Wichtigkeit. Da aber die ſaarländiſche
fortlaufend auch über die Verhältniſſe im Reich berick
jedes Reichsgeſetz in ſeinem weſentlichen Teil regiſtri
dürfte die Bedeutung der Geſetze, die nunmehr auch
Saarland gelten, der Bevölkerung in den großen Zügen
bekannt ſein.
Die Einführung des Reichsnährſtandsgeſel
im Saargebiel.
Mit dem 1. 3. 1935 tritt im Saarland das Reichsnäh
geſetz nebſt den zu ſeiner Durchführung erlaſſenen vier
nungen über den vorläufigen Aufbau des Reichsnäh
ſowie die Anordnungen über die Ergänzung der zum
nährſtand gehörigen Fächer des Landhandels in Kraft.
Die Einführung des Reichsnährſtandgeſetzes gibt di
lichkeit, für einzelne Fachgebiete der landwirtſchaftlick
zeugniſſe marktordnende Regelungen für das Saarland
fen, ſoweit hierfür ein Bedürfnis beſteht. Das iſt zun.
dem Gebiet der Getreidewirtſchaft der Fall.
Hier wird um die Getreidewirtſchaft des Saarla
die Getreidewirtſchaft des übrigen Reichsgebiets einzue
ein Getreidewirtſchaftsverband Saarlau
bildet. Dieſe Maßnahme iſt deshalb beſonders dring!
das Saarland ſeinen Getreidebedarf überwiegend al
übrigen Reichsgebiet decken muß.
Weiterhin iſt es erforderlich, das Maisgeſetz im E
in Kraft zu ſetzen, weil ſonſt die Gefahr einer unge
Einfuhr der verſchiedenen unter das Maismonopol
Waren über die deutſch=franzöſiſche Grenze beſtehen wü
*
Außenminiſter Laval hat am Montag außer dem iu
ſchen Geſandten Spalaikowitſch noch den tſchechoſlowakiſchen
ten Oſuſky und den griechiſchen Geſandten Politis empfan
gekommen waren, um ſich über den Verlauf und die Ergeb
Beſprechungen von Lapal mit dem öſterreichiſchen Bunde
Schuſchnigg und dem Außenminiſter Berger=Waldenegg zu
richten.
* Die Sendung der Freude.
Von Dr. Paul Harms.
Der Februar iſt der Monat des Karnevals, auch wenn ſein
Abſchluß und Höhepunkt, die Faſtnacht, erſt in den März fällt.
Dieſe zeitliche Bindung iſt ſelbſtverſtändlich kein Zufall. Um ſie
zu verſtehen, müſſen wir bedenken, daß Karneval und Faſtnacht
Einrichtungen ſind, die mit ihren Wurzeln ins Mittelalter, ja,
noch weiter zurückreichen. Und auf dem mittelalterlichen Menſchen
laſtete der Winter mit einem Druck, für den der Kulturmenſchheit
von heute die Maßſtäbe fehlen. Weil der Druck nun bald
ſchwin=
den mußte, weil es wieder dem Licht entgegen ging, feierte man
das Julfeſt, das Feſt der Winterſonnenwende. Und der Februar
war dann der erſte Monat, in dem die naturnahe Menſchheit eine
erſte Ahnung vom Frühling überkam, vom neuen Treiben und
Werden, das auch die Menſchenbruſt mit neuen Hoffnungen
ſchwellte.
Die mittelalterliche Kirche hat ſich dann dieſer, wie anderer
feſtlicher Stimmungen bemächtigt, um ſie für ihre Zwecke
umzu=
formen und nutzbar zu machen. Die Leiter der Kirche waren
See=
lenkenner. Sie wußten, daß das Bedürfnis nach Freude aus der
Menſchenbruſt nicht zu tilgen iſt, und es dünkte ſie klug, vor
Be=
ginn der öſterlichen Faſtenzeit, der Zeit des Verzichts und der
Entſagung, die Zügel noch einmal recht locker zu laſſen. Hatte die
ſündige Menſchheit ſich vorher noch einmal gründlich ausgetobt,
ſo ließ ſie ſich, über die Stimmung des Aſchermittwochs hinweg,
leichter unter die ſtrengen Gebote der Kirchenzucht beugen. Denn
auch die Fähigkeit des Menſchen, ſich der Freude hinzugeben, hat
ihre Grenzen. Man kennt den Stimmungsumſchlag beim Kinde,
wenn erfahrene Mütter von ihm ſagen, es habe ſich „überfreut”
Und was iſt der erwachſene Menſch im Karneval anders, was
will er anders ſein — da wenigſtens, wo der Karneval noch
boden=
ſtändig iſt — als ein großes Kind? Wenn am Achermittwoch das
Stadium erreicht war, wo die großen Kinder ſich „überfreut”
hat=
ten, dann führte die Kirche ſie mit ſanfter; aber auch feſter Hand
zum heilſamen Schmerz der Bußübung zurück.
Denn Freude iſt nur der eine Pol, um den das menſchliche
Leben ſchwingt; der andere iſt der Bruder der Freude, der Schmerz.
Ein Leben, das nicht von beiden, ſondern nur von einem der
bei=
den Pole beſtimmt wird, kommt aus dem Gleichgewicht Ein Mann
von Weltruf, der Berliner Chirurg, Profeſſor Sauerbruch, hat
kürzlich einen gedankentiefen Vortrag gehalten über den Schmerz,
der als ein Warner und Hüter neben dem Leben hergehe, auf
drohende Gefahren rechtzeitig aufmerkſam mache und dem Arzt
bei ihrer Erkenntnis und Bekämpfung ein unſchätzbarer Helfer
ſei. Sauerbruch hatte am Schluß ſeines Vortrages daran erin=
nert, daß eine ergänzende Betrachtung eigentlich der Rolle
ge=
widmet ſein müßte, die die Freude im Menſchenleben zu ſpielen
habe — nur daß gerade dem Arzt weniger Gelegenheit gegeben
iſt, dieſe Rolle zu ſtudieren. Und doch weiß der einſichtige Arzt
am beſten, wie unentbehrlich die Freude für ein geſundes und
aus=
geglichenes Leben iſt! Warnt der Schmerz vor Gefahren, die das
Leben bedrohen, ſo treibt die Freude das Leben nach
überwun=
dener Gefahr vorwärts zu neun Zielen. Ein Leben, das
ſchmerz=
frei verliefe, wäre kein rechtes Leben geweſen; und ein Leben
ohne Freude — es wäre überhaupt nicht lebenswert.
Dieſes Bedürfnis nach Freude, die ein weſentliches Element
des Lebens iſt, iſt an keine Jahreszeit gebunden. Es iſt immer
da, und es will pfleglich behandelt ſein, wenn ein Menſchenleben
den denkbar höchſten Ertrag liefern ſoll, deſſen es fähig iſt. Die
Fähigkeit, ſich zu freuen — die etwas ganz anderes iſt, als die
Fähigkeit, gelegentlich wie im Karneval über die Stränge zu
ſchla=
gen — will geweckt werden, beſonders wenn die Umwelt nicht
dazu angetan iſt, ſie ans Tageslicht zu rufen. Das geht auch im
Wege der Selbſthilfe. Noch in den trüben Tagen, unter dem
Wei=
marer Syſtem iſt die luſtige Bauernkomödie vom „Krach um
Jo=
lanthe” entſtanden, die urſprünglich einfach die Swiens=Komödie
hieß. Sie wird heute in der Reichshauptſtadt ſchon zum 500. und
ſo und ſo vielten Male aufgeführt, ein Erfolg, der ohne Beiſpiel
daſteht in der Theatergeſchichte. Aber von ſelbſt iſt dieſer Erfolg
keineswegs gekommen. Eine Gruppe niederdeutſcher Schauſpieler
hat ihn gemacht, die an ſich ſelbſt das Erlebnis der Freude an der
Sache erfahren hatten und nun den Beruf fühlten, auch bei andern
unermüdlich darum zu werben.
Der Beharrlichkeit dieſer wenigen iſt es zu danken, daß
Tau=
ſende und immer neue Tauſende ſeitdem die Freude haben, das
Erlebnis an ſich ſelbſt zu ſpüren. Denn wenn die Zahl der
Wie=
derholungen des anſpruchsloſen Stückes bereits in das zweite
Halbtauſend geht, ſo zeigt das als beſonders beweiskräftiges
Bei=
ſpiel, wie tief das Bedürfnis nach Freude im Menſchen iſt, und
wie es nachhaltig befriedigt werden kann, nur wenn ihm gute
Nahrung und kein billiger „Erſatz” geboten wird. Wir kennen
ſie ja auch noch, jene Stücke, von denen vormals die Bühnen der
Hauntſtadt überſchwemmt wurden und die von da ihren
ſogenann=
ten Siegeslauf „durch die Provinz” antraten, in denen man lachte
und von denen man nach Hauſe ging mit dem ärgerlichen Gefühl,
daß dies Lachen doch eigentlich „zu dumm” geweſen ſei. Wer
gekitzelt wird, körperlich oder ſeeliſch, der muß lachen, er mag
wollen oder nicht; aber mit Freude hat dies Lachen vorerſt noch
gar nichts zu tun. Nicht jede Freude lacht, und nicht jedes
Lachen macht Freude. Freude iſt ein Zuſtand, der das
Bewußt=
ſein ſeines Wertes in ſich trägt, auch wenn er es für ſich be
hält. Jeder Wert aber will erarheitet ſein. Aus Arbeit und Kampf
erſt gebiert ſich das Recht auf Freude.
Es iſt ein geſundes Empfinden, wenn der Menſch, d
über ſchwer gearbeitet hat, an der Stätte der Erholung
abends aufſucht, nicht neue ſchwere Arbeit vorfinden m
Film, der uns eine Stunde lachen macht, ohne daß
des Lachens hinterher zu ſchämen brauchen, tut zur C
nung und Erholung ſicher beſſere Dienſte als ein Problel
das „für die Ewigkeit” geſchrieben ward. Aber freilich,
auch Kunſtwerke geben, die mit den ewigen Problen
Menſchenlebens ringen, die die Arbeit und den Kampl
andern leiſten, die für ſie um das Recht auf Freude
wie ſie jede ehrliche Arbeit und jeder mannhaft beſtandenle
erwecken. Kaum einer hat das Bedürfnis nach Frellde
empfunden, wie der einſame und taube Muſiker
Beeihd=
er es doch, der auf das ſiegreiche Durchbrechen der Fke.
gewaltigſten Triumphgeſang geſungen hat, den die Mee
kennt. Aber bevor über den wogenden Tonmäſſen der
Symphonie die Menſchenſtimme das „Freude ſchone.
funken” zum Himmel emporjubelt, haben alle Dama.
Menſchenbruſt ſich eine Schlacht geliefert, wie ſie erſcht
nicht geſchildert werden kann. Dieſer elementare Ka‟
bringt das Recht auf Erlöſung, und die Erlöſung kom.
Hymnus auf die Freude.
Wie die Neunte Symphonie, ſo trägt jedes echte Ne
ſeine Rechtfertigung in ſich. Indem es Menſchen die 942
ſind, Qual und Freude des künſtleriſchen Schaffens Ia
läßt, erhält es ihnen das Leben lebenswert daduren
ihnen Kraft zu neuem Schaffen gibt. Ob es ſich dabel"
oder niedere Kunſt handelt, ob die Freude, die das
erleben läßt, tragiſch=erhaben oder luſtig=lachend."
kommt es nicht ſo ſehr an wie darauf, daß ſie echt 4."
Und daß jeder imſtande ſei, zu gegebener Zeit D=
Erlebnis zu finden, deſſen er zur Erfriſchung ſeinel.
darf. Von Staatswegen hat man ſich darum vor Deml.
gekümmert, man hat es jedem Einzelnen überlale.
zu verſorgen, ſo gut und ſo fchlecht es gehen wollte.
Staat aber, der das Leben des Einzelnen in ſeine.
als einen organiſchen Teil des Staatslebens umſoh.
dem Bedürfnis der Menſchenſeele nach Freude nicht. L.
vorüber gehen. Er muß dieſes Bedürfnis anerkenn.
der Kraftquellen, woraus das Leben des Einzelnen D.
Gemeinſchaft ſich ſtetig erneuert. Und wenn er 8."
muß er es entwickeln und pflegen; ſo pflegen, deh."
Volksgenoſſen, die ſich nicht ſelbſt verſorgen können, D.
möchten, aus erlebter Freude die Kraft zu neuer Ar..
Kraft durch Freude! Ein großes Wort. Ein Prolt
nach der Staat in Ausübung der Kunſt der Menſoh.
Freude, das meint erwas anderes
im tiefſten Grund unſittliche panem et eircele
Nr. 58 — Seite 3
ittwoch, 27. Februar 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Der rätſelhafte Donaupakt.
9
n1
gu
mu
d1
he
1i4
ſeti
8
S
**
Virn
wi
*
1e
v3
dei
jol
ind
Ni
öſt:
na1
Ve
en.
ko
und
Ge
reL
A=
wi.
Mi
2
De
Der franzöſiſche Wunſchzetkel.
die Etikettenfrage über den Weitergang der Verhandlungen
Londoner Programm ſind nun ſoweit geklärt, daß Sir
n Simon in der nächſten Woche nach Berlin
mt und von dort aus wahrſcheinlich nach Moskau weiter=
und auf der Rückreiſe vielleicht Warſchau, möglicherweiſe
— das iſt die große Neuigkeit — auch Prag beſuchen
wenn nicht für den letzten Teil der Reiſe, um eine kleine
nnung der politiſchen Bedeutung zu bilden, Herr Eden in
ch geſetzt wird. Vorher wird Herr Simon noch einmal in
z mit Herrn Laval das weitere beſprechen.
nzwiſchen ſcheint es dem engliſchen Einfluß
ge=
en zu ſein, den Gedanken an einen offiziellen
gebogen, den die franzöſiſche Politik
zu=
ſt einmal in den Vordergrund geſchoben
e, wieder aufzuheben. Jedenfalls iſt davon jetzt
mehr die Rede. Vermutlich wird Herr Laval ſich damit
be=
n, ſeinem engliſchen Kollegen die Wünſche, die er hegt,
lich mit auf den Weg zu geben, wobei auch jetzt wieder
die letzten franzöſiſchen Aeußerungen die Befürchtung
sklingt, daß England ſich vielleicht nicht mit der erforder=
Liebe des Oſtpaktes annehmen könnte. Der naheliegende
ß aber, daß deshalb die beſondere Aufgabe Frankreichs
e Verhandlungen über den Oſtpakt zu führen, iſt nicht
en.
er franzöfiſche Wunſchzettel erſtreckt ſich
chnichtnuraufden Oſtpakt, ſondern auch auf
Donaupakt, wenn auch im letzten franzöſiſchen
Mini=
daran feſtgehalten wurde, daß es zwar belanglos ſei,
lcher Reihenfolge über die einzelnen Probleme verhandelt
daß aber die Unterzeichnung aller Verträge gleichzeitig
er=
müſſe. Dazu iſt allerdings erforderlich, daß man
inmal weiß wie dieſe Pakte ausſehen ſol=
und daran hat ſich noch niemand recht herangetraut.
er Donaupakt iſt ein Schlagwort geworden,
dem ſich vielerlei vorſtellen läßt und unter dem auch
tat=
noch ganz verſchiedene Dinge verſtanden werden.
Unbe=
t, ob es ſich um einen Nichtangriffspakt, um einen
Kon=
ppakt, um wirtſchaftliche Abmachungen oder gar um eine
eitige Grenzgarantie mit militäriſcher Hilfeleiſtung han=
Vir haben den Eindruck, daß darüber nicht einmal
chen den weſtlichen Großmächten eine
Mei=
herrſcht, ganz ſicher nicht zwiſchen den
eichiſchen Nachbarn. Deshalb wirkt es ſchon
haft, wenn der Quai d’Orſay jetzt ernſthaft den
Ver=
machen ſollte, das Schlagwort vom Donaupakt in
igraphen aufzulöſen. Man ſpricht davon, daß
Reihe von Paktentwürfen nebeneinander
trbeitet wird, die zur Debatte geſtellt werden ſollen. Laval
alſo gewiſſermaßen eine „Speiſekarte” von
mitteleuro=
vän Möglichkeiten Herrn Simon überreichen, die dann in
nzelnen europäiſchen Kabinetten durchgeſprochen werden
um zu ſehen, wieweit die Ausſichten auf eine
Verſtän=
ſigy gehen. Aber die hier ſchon ſkizzierten Gegenſätzlichkeiten
Auffaſſung werden dann erſt richtig aufeinanderplatzen,
3 ſpricht wenig dafür, daß die Löſung des Rätſels ſehr
gefunden wird.
Laval erſtakket Berichk im Miniſterral.
EP. Paris, 26. Februar.
n Miniſterrat am Dienstag hat Außenminiſter Laval
aus=
ſüh.h über die jüngſten Beſprechungen mit den öſterreichiſchen
ern Bericht erſtattet. Der Außenminiſter ging von dem
ichiſchen Problem aus, um einen Rundblick auf die
inter=
alen Fragen, die zurzeit Gegenſtand der diplomatiſchen
ndlungen ſind, zu werfen. Er erinnerte daran, daß der
iſche Außenminiſter Sir John Simon am
tenden Donnerstag in Paris eintreffen werde,
nen öffentlichen Vortrag zu halten, und daß er bei dieſer
nheit mit ihm eine neue Beſprechung haben
ve der um ſo größere Bedeutung zukomme, als dieſe
Unter=
unmittelbar nach den öſtereichiſch=engliſchen Beſprechungen
int undon und kurz vor der Abreiſe des engliſchen
nminiſters nach Berlin erfolgen werde,
n gewöhnlich gut unterrichteten politiſchen Pariſer Kreiſen
vekannt, daß ſich der außenpolitiſche Bericht Lavals vor dem
errat auch auf die kommenden deutſch=engliſchen
ſandlungen bezogen hat.
kan unterſtreicht, daß England zwar in eine Zwieſprache mit
hland eingewilligt habe, daß vorher aber der engliſche
Außenminiſter die Gelegenheit ſeiner Anweſenheit in Paris zu
einer Begegnung mit dem franzöſiſchen Außenminiſter benutzen
werde. Die beiden Außenminiſter werden ſich bei einem Frühſtück
in der britiſchen Botſchaft treffen. Ihre Begegnung ſoll mehr den
Charakter eines freundſchaftlichen Meinungsaustauſches als den
einer richtigen Beſprechung haben.
Man glaubt in Paris ſagen zu können, daß die franzöſiſche
und die engliſche Regierung darin einig ſeien, den Grundſatz der
Gleichzeitigkeit der Londoner Vorſchläge vom 3. Februar
entſchie=
den aufrecht zu erhalten. Dieſe grundſätzliche Uebereinſtimmung
laſſe jedoch den britiſchen Unterhändlern bei ihren Verhandlungen
mit Deutſchland volle Bewegungsfreiheit, da die Pariſer
Regie=
rung den Verfahrensfragen nur nebenſächliche Bedeutung beimeſſe
und im übrigen der Londoner Regierung vorſchlage, die
Stellung=
nahme vom 3. Februar zu wahren. Gleichzeitigkeit bedeute, daß
alle Verhandlungen über die Londoner Vorſchläge zum Abſchluß
gekommen ſein müßten. Eine beſondere Reihenfolge für die
Ver=
handlungen ſei dagegen nicht vorgeſehen. Angeſichts der
Einſtel=
lung der deutſchen Regierung ſei vorauszuſehen, daß bei den
Ber=
liner Verhandlungen Sir John Simon wahrſcheinlich den
ge=
planten Luftpakt an erſter Stelle erörtern werde.. In Paris halte
man aber auch an dem Oſtpakt und an der Mehrſeitigkeit des
gegenſeitigen Beiſtandes feſt. Daher werde ſich die franzöſiſche
Re=
gierung vor allem mit der Verwirklichung dieſes Paktes
beſchäf=
tigen, der ſie mehr unmittelbar angehe als das engliſche Kabinett,
da England an ihm auf alle Fälle nicht teilnehmen werde.
Die indiſche Verfaſſungsreform
an dem Widerſtand Indiens geſcheikert.
EP. Bombay, 26. Februar.
Die indiſche Verfaſſungs=Reform=Bill mit ihren
Beſtimmung=
gen für die Zuſammenfaſſung ganz Indiens zu einem Bundesſtaat
wurde heute von den indiſchen Fürſten abgelehnt. Die
Verſamm=
lung der Fürſten, an der über hundert von ihnen teilnahmen, fand
hinter verſchloſſenen Türen ſtatt. Sie endete mit einer einſtimmig
angenommenen Entſchließung, in der die Bill in ihrer jetzigen
Form als unannehmbar bezeichnet wird; aus dieſem Grund
werden prinzipielle Aenderungen gefordert.
Da die Vereinheitlichung Indiens von der freien Zuſtimmung
der halbautoritären Maharadſchas abhängig iſt, dürfte mit dieſer
Entſchließung, die trotz gewiſſen engliſchen Beeinfluſſungsverſuchen
gefaßt wurde, das Schickſal der Bill entſchieden ſein, zumal ſich
damit nunmehr ſämtliche indiſchen politiſchen Organiſationen ohne
Unterſchied der Religion oder der politiſchen Einſtellung gegen
die Reformvorſchläge ausgeſprochen haben.
Beſichligung der engliſchen milikäriſchen Skühpunkke
im Nahen und Mikkleren Oſten.
EP. London, 26. Februar.
Wie verlautet, wird der Chef des engliſchen
Ge=
neralſtabes. Sir Archibald Montgomery Maſſingberd,
An=
fang März eine längere Inſpektionsreiſe nach
dem Nahen Oſten antreten. Die Reiſe gilt in erſter
Linie der Beſichtigung der engliſchen Garniſonen
und Befeſtigungen in Gibraltar, Malta,
Aegyp=
ten, Paläſtina und Transjordanien und dürfte
bis nach Aden ausgedehnt werden. — Zugleich wird
ein anderes Mitglied des engliſchen Generalſtabs,
Ge=
neral Barron, die Garniſonen und Befeſtigungen im mittleren
und Fernen Oſten beſichtigen. Barron iſt bereits in
Singa=
pore eingetroffen. — Die Reiſe der beiden Generäle ſteht im
Zuſammenhang mit den Plänen für die Ueberprüfung und
Ver=
ſtärkung der geſamten überſeeiſchen Verteidigungsſtellen
Eng=
lands, zu der die ausgedehnte Reiſe des Sekretärs des
Verteidi=
gungs=Ausſchuſſes, Sir Maurice Hankey, den Auftakt gegeben hat.
Der Ausbau der amerikaniſchen Marineſkühpunkke.
EP. Waſhington, 26. Februar.
Der Marineausſchuß des Repräſentantenhauſes billigte einen
Geſetzentwurf, der die amerikaniſche Regierung ermächtigt, einen
Kredit von 38 Millionen Dollar zum Ausbau der
Marineſtütz=
punkte, vor allem an der pazifiſchen Küſte, auf Hawai und an
der Kanalzone anzufordern. Ein Teil dieſes Kredits wird für
den Ausbau eines Schwimmdocks in Pearl Harbour verwendet
werden, das zur Aufnahme größter Kriegsſchiffe eingerichtet
wer=
den ſoll.
Paraguays Abſchied von Genf.
Dem Völkerbund iſt die etwas ſchmerzliche Pein paſſiert,
daß nun auch Paraguay ſeinen Austritt aus dem Bund erklärt
hat. Darob in Genf große Verärgerung, zumal da Paraguay
ſei=
nen Entſchluß in einer Note begründet hat, die ſehr berechtigte
Vorwürfe gegen den Völkerbund enthält.
Die Dinge liegen ja ſo, daß Bolivien den Gran Chaco, der
ſich tatſächlich in paraguayiſchem Beſitz befindet, zu erobern
ver=
ſuchte mit der Begründung, daß der Gran Chaco rechtlich ſein
Eigentum ſei, und nachdem in dem peruaniſchen Krieg Bolivien
ſeinen Zugang zum Stillen Ozean verloren hatte, war dieſer
Krieg der notwendige Verſuch, irgendwie Anſchluß an den
Welt=
handel zu bekommen. Nach jahrelangen Kämpfen hat das
Kriegs=
glück endgültig gegen Bolivien entſchieden, deſſen Truppen ſich
zuletzt fluchtartig zurückzogen und eine gewaltſame Aenderung
der Leitung herbeiführten. Der Völkerbund hat dieſem Konflikt
wie allen anderen kritiſchen Situationen vollkommen hilflos
gegenübergeſtanden. Er hat ſich um einen Ausgleich bemüht, hat
eine Kommiſſion an Ort und Stelle geſchickt. Aber die ihm nach
den Satzungen obliegenden Verpflichtungen hat er nicht erfüllt.
Er hat ſich um die entſcheidende Frage, wer nun eigentlich der
Angreifer ſei, herumgedrückt. Schließlich hat Paraguay gegen
den Vorſchlag der Gran=Chaco=Kommiſſion, der ein allgemeines
Verbot der Lieferung von Waffen und Kriegsmaterial an beide
kriegführenden Staaten vorſah, Einwendungen erhoben, und hier
hat nun der Völkerbund einmal gelaubt, energiſch zu ſein. Er
hat daraufhin die Waffenlieferungen gegen Paraguay einſeitig
geſperrt. Die Antwort iſt jetzt der Austritt aus dem
Völker=
bund. Auch moraliſch eine peinliche Belaſtung für Genf, nachdem
eben Braſilien erklärt hat, daß es ſeinen Wiedereintritt nicht in
Erwägung ziehe.
Der Völkerbund hat alſo in Südamerika eine Schlacht
ver=
loren. Nicht zu Unrecht, denn er hat in einer entſcheidenden
Frage erneut bewieſen, daß er gegenüber den Aufgaben, für die
er geſchaffen, verſagt, verſagen mußte, weil er nach ſeiner
Kon=
ſtruktion eine Stellung über den Völkern niemals hat finden
können.
Ikalieniſch=abefſiniſche Einigung
über die Errichkung einer neukralen Zone.
Der abeſſiniſche Geſchäftsträger in Rom hat heute beim
italie=
niſchen Unterſtaatsſekretär des Aeußeren, Suvich, vorgeſprochen
und ihm die Mitteilung überbracht, daß ſeine Regierung mit der
Errichtung einer neutralen Zone in dem ſtrittigen Grenzgebiet
zwiſchen Abeſſinien und Italieniſch=Somaliland einverſtanden iſt.
Dieſe Zone ſoll eine Breite von ſechs Kilometern erhalten; die
Begrenzung der Zone ſoll von den Kommandanten der
beider=
ſeitigen Streitkräfte feſtgeſetzt werden. Die in Abeſſinien
weilen=
den belgiſchen und ſchwediſchen Militärmiſſionen werden jedoch zu
dieſer Grenzziehung nicht zugelaſſen, wie das die Regierung von
Addis Abeba urſprünglich verlangt hatte.
Die italieniſche Regierung gab dieſer Regelung ihre
Zuſtim=
mung und fand ſich bereit, daß die neutrale Zone von den
abeſſini=
ſchen Nomadenſtämmen zur Benutzung der Brunnen betreten
wer=
den darf.
Wie weiter bekannt wird, hatte die abeſſiniſche Regierung am
23. Februar Italien eine Note überreichen laſſen, in der
Abeſ=
ſinien, geſtützt auf Artikel 5 des italieniſch=abeſſinſchen
Freund=
ſchaftsvertrages vom Jahre 1926 eine ſchiedsgerichtliche Regelung
der geſamten zwiſchen Italien und Abeſſinien ſchwebenden
Streit=
fragen vorſchlägt. — Die Stellungnahme der italieniſchen
Regie=
rung hierzu iſt noch nicht bekannt
Die Tatſache der abeſſiniſch=italieniſchen Einigung bezüglich
der Schaffung einer neutralen Zone wird in der italieniſchen
Preſſe bisher noch nicht veröffentlicht. Dagegen wird über die
weiterhin andauernden Truppen= und Materialtransporte nach
Italieniſch=Oſtafrika ausführlich berichtet und dieſe Maßnahmen
mit dem italiewiſchen Sicherheitsbedürfnis in den kkolonialen
Beſitzungen begründet. — Die zweite florentiniſche Diviſion wird
in der erſten Märzhälfte gleichfalls nach Oſtafrika verſchifft
werden.
Im Hafen von Algier kam es geſtern zu heftigen
Ausſchrei=
tungen der Dockarbeiter, die gegen die Benutzung eines
Weintrans=
portdampfers proteſtierten. Mehr als 2000 Dockarbeiter
verſam=
melten ſich im Hafen. Sie durchſchnitten die Drahtſeile, mit denen
der Dampfer befeſtigt war. Die Rohrleitungen wurden beſchädigt
und die im Hafen liegenden vollen Weinfäſſer, deren Inhalt in die
Rieſenbehälter des Schiffes gepumpt werden ſollten, wurden ins
Meer geworfen. Darauf ſtürmten die Dockarbeiter den
Hafenbahn=
hof und ſchlugen alles kurz und klein. Die Warenlager wurden
vollſtändig ausgeplündert.
Zu neuen ernſten Zwiſchenfällen iſt es wieder in Algerien
ge=
kommen. In Moſtaganem veranſtalteten eingeborene Arbeitsloſe
eine Kundgebung. Die zur Aufrechterhaltung der Ordnung
einge=
ſetzten Truppen wurden von den Kundgebern mit Steinen
bewor=
fen und mit ſonſtigen Wurfgeſchoſſen angegriffen.
3i
nir
nr.
zſpiele im alten Rom, das empfahl, eine arbeitsſcheue
gut zu füttern und gut zu unterhalten, auf daß ſie die
Macht=
in Ruhe ließe, Kraft durch Freude, das iſt die
Anerken=
der ſittlichen Pflicht des Staates, einem Bedürfnis
Rech=
zu tragen, wodurch das Menſchen=Daſein erſt
menſchen=
g wird. Und daß es wieder einmal der deutſche Staat iſt,
der Anerkennung dieſer ſittlichen Pflicht vorbildlich
geht, darauf dürfen wir ſtolz ſein.
Die Gökkin der kauſend Hände.
ir ſtehen in der weiten Halle ,des Kloſters Lamajuru
oben im Himalaja, der „Heimat des Schnees”. Kohlen
men in den Becken rechts und links des Eingangs,
Kar=
eine koſtbare Speiſe der Tibeter, liegen in einer
mäch=
tig Schale.
ungſam ſchreiten wir vorwärts. Gefeſſelt wird unſer Blick
er Koloſſalſtatue der „Göttin der tauſend Hände”, der
nherrin des Lebens, der Hüterin der Fruchtbarkeit. Leicht
Weihrauchnebel zwiſchen mattgold glänzendem
Altar=
zu ihren Füßen. Machtvoll reckt ſie ſich an der Stirnwand
loſters empor, gütig, mit kaum merklichem Lächeln um
ippen, aber doch wieder ſtreng und herbe ſieht ſie herab.
eeich verzierte und mit Perlenbändern geſchmückte Arme
lamaiſtiſche Gebetbänder, tauſend Arme in weitem Rund
ſich hinter ihr ſtrahlenförmig nach allen Seiten.
ewaltig iſt der Eindruck dieſes lichtübergoſſenen
Götter=
ſſes. Kulis bewegen ſich in Pelze gehüllt zum Kloſter
eine Bahre tragen ſie, auf der ein Weißer, der Ethnologe
korman ruht, der den Angriff auf den 8400 Meter hohen
enen Thron” wagte, doch zu Tode erſchöpft nach
voll=
er Beſteigung zurückkehrte .
upiterlampen flammen auf, die Stimme des Regiſſeurs
durch das Megaphon. Betrieb herrſcht im Atelier, das
*der wenigen der Heimat vorbehaltenen Aufnahmen ſieht.
ſſor Dyhrenfurths großer Film „Dämon des Himalaja”
2I9 Normaton=Film) iſt fertiggeſtellt. Bald wird er durch
eutſchen Lichtſpieltheater gehen. Mehr als 20000 Meter
brachte die Dyhrenfurthſche Expedition aus dem Himalaja
Unſäglich waren die Anſtrengungen, die das Klima, Hitze
kalte, Wind und Wetter an die Forſcher und Kameraleute
hren tibetaniſchen Begleitern ſtellte. 70 Grad wurden am
in der prallen Sonne gemeſſen, 30 Grad des Nachts.
Sſturme und Lawinen bedrohten das Leben jedes Einzel=
Aberglaube der Eingeborenen, die mit mißtrauiſchen
Blicken den Aufſtieg der „weißen Teufel zu dem Sitze der
Götter verfolgten, wirkte auch nicht immer fördernd. Doch alle
Hinderniſſe wurden überwunden.
Meter um Meter Flimſtreifen ging durch den Kurbelkaſten,
Erfahrungen wurden täglich von neuem geſammelt, die
Ein=
ſtellung beim Filmen auf die völlig veränderten Verhältniſſe,
auf die durchſichtige ſonnendurchglutete Lufthülle gelang. Immer
höher ſchraubte ſich die Expedition, immer wieder gab es
Zwi=
ſchenfälle, die auf dem Filmſtreifen feſtgehalten werden mußten.
Doch ſchließlich war das großartige, aber mühevolle Werk
voll=
bracht.
Schier unerſchöpflich iſt das Material, das Dyhrenfurth mit
ſeinen Begleitern über Land und Leute und deren Sitten uno
Gebräuche mit nach Hauſe brachte. Dem reinen Spielfilm
„Dämon des Himalaja, deſſen Hintergrund das wilde
zentral=
aſiatiſche Gebirgsmaſſiv, die weltvergeſſenen tibetiſchen Dörfer,
die uralten Tempel bilden, wird noch ein Kulturfilm folgen.
Deutſche und Schweizer waren es zumeiſt, die Dyhrenfurth auf
ſeiner Expedition begleiteten. Alle trugen zu ihrem Teil dazu
bei, dem Europäer eine geradezu unſchätzbare filmiſche
Aus=
beute zu ſchenken. Gewährt uns der Unterhaltungsfilm ſchon
einen Einblick in die Geheimniſſe Tibets, ſo wird uns der
Kul=
turfilm durch ein Reich führen, das für den Europäer voller
Unbegreiflichkeiten und Rätſel iſt, die ſein Wiſſensdrang wohl
niemals wird löſen können.
W. S.
Heſſiſches Landeskheaker.
Großes Haus. — Dienstag, den 26. Februar 1935.
„Der Graf von Luxemburg”.
Von Franz Lehär.
Die heutige Wiederholung der Faſtnachtsoperette verſetzte das
Publikum ganz beſonders in Stimmung, man wurde ſchon im
erſten Akt von der ausgelaſſenen Laune auf der Bühne angeſteckt,
und vor allem die Tänze löſten Stürme der Begeiſterung aus.
Den alten verliebten Fürſten Baſil Baſilowitſch ſpielte ſtatt
Ru=
dolf Weisker erſtmalig Eugen Vogt. Wenn man Weisker
ge=
ſehen hat, empfand man, daß Vogt von Haus aus nicht Komiker
iſt, und daß ihm das grobe Geſchütz wirkungsvollſter Karikatur
fehlt. So wurde ſein Fürſt beinahe ein bißchen menſchlicher und
dafür etwas weniger operettenhaft. Seine gute geſangliche
Er=
ziehung hängt ihm für eine ſolche Rolle noch etwas nach, denn
beim typiſchen Komiker — alte Darmſtädter denken an Conradi —
iſt ja gerade das Amüſante, daß er eigentlich nicht ſingen kann,
und doch ſingt. Jedenfalls war die Fühlung zwiſchen Bühne und
Hörern ſehr gut und die Stimmung ein guter Auftakt zur
Faſt=
nacht.
F. N.
Uraufführung am Leipziger Stadktheaker.
Händel: „Arminius und Thusnelda‟
Zur Feier von Georg Friedrich Händels 250. Geburtstag hatte
das Leipziger Stadttheater als beſondere Feſtaufführung die
Be=
arbeitung von Händels im September 1736, alſo vor faſt genau
200 Jahren, geſchriebene Oper „Arminio” vorgeſehen, welche in
der Bearbeitung von Hans Joachim Moſer und Max
Seif=
fert damit zu einer dem Tatſächlichen durchaus entſprechenden
Uraufführung kam, denn der urſprüngliche italieniſche
Original=
text mußte von Moſer in ein möglichſt ſingbares Deutſch
umge=
arbeitet werden, wobei ſich die Frage nach dem Stil der
Neudich=
tung erhob, denn der unbekannte italieniſche Librettiſt wußte noch
wenig von dem germaniſchen Altertum und der Schlacht im
Teu=
toburger Wald und legte das Hauptintereſſe auf die von ihm
er=
fundene Liebesleidenſchaft des Varus zu Thusnelda. Auch war
in der italieniſchen textlichen Urfaſſung der Verräter Segeſt. um
dem Happy=end=Bedürfnis der Engländer und Italiener gerecht
zu werden, von Arminius begnadigt und in Ehre aufgenommen
worden, welcher Schluß eben im Wortlaut bereits in eine
Lan=
desverweiſung, unſerem Empfinden entſprechend, abgeändert
wurde.
Dann hatte ſeinerzeit Händel für die Titelrolle des Arminius
einen Altkaſtraten, Annibali, zur Verfügung, während jetzt hier
der lyriſche Bariton eintritt, was aber keinerlei muſikaliſche
Aen=
derungen notwendig macht. Es iſt die Faſſung von
Chryſan=
ders Ausgabe zugrunde gelegt, Max Seiffert hat als Kenner
der Händelſchen Aufführungspraxis, wie Händel ſelbſt ſchon bei
dem Wiederkehren der dreiteiligen Arien die wörtlichen Dacapi
zuſammengezogen oder aber mit den damaligen üblichen, kleinen
geſanglichen Ausſchmückungen verſehen.
Ebenſo ſorgte der Bearbeiter für die ſtilgerechte Aufführung
des Generalbaſſes als Cembalopart und legte alle die
dynami=
ſchen Unterſchiede, welche Händel als Selbſtdirigent ſchriftlich nur
andeutete beſetzungsmäßig genau feſt. Somit liegt alſo der
ge=
ſamten Bearbeitung ein künſtleriſch höchſt verdienſtvolles
Unter=
nehmen zugrunde.
Die Leipziger Uraufführung, unter der muſikaliſchen
Einſtu=
dierung von Paul Schmitz, brachte die Händelſche Muſik zu voller
Leuchtkraft.
Die Inſzenierung von Hans Schüler und Paul
Ja=
cobs war weniger ein beſonders prunkvolles Barockkoſtüm, als
vielmehr, vor allem durch flotte Bühnenbilder, außerordentlich
handlungbetonend.
Das Publikum nahm die Neuheit ſehr intereſſiert und
begei=
ſtert auf und verhalf der verdienſtvollen Arbeit und Uraufführung
zu einem vollen Erfolg.
HI. A. R.
Seite 4 — Nr. 58
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 27. Februar 1
Nu
Wir werden Mittwoch, den 27. Februar 1955,
nach-
mittags 2½ Uhr, in der Pauluskirche getraut.
Dipl.-Ing. Hanns Schieferdecker
Frau Elfriede geb. Weicker.
Mainz
Petersstraße 11
Darmstadt
(2064
Nieder-Ramstädterstraße 82
Statt Karten.
hans Buxbaum
Margarete Buxbäum geb. Ensling
Vermählte
den 28. Februar 1935
Rirchl. Trauung: donnerstag, 23. Febr., vorm. ½ 10 Uhr in der Johanneskirchc.
Darmstadt
Gcorgenstraße
2080
Todes=Anzeige.
Am 24. Februar 1935 iſt
Rechnungsrat
Heinrich Kriegbaum
geſtorben. Seinem Wunſche gemäß hat die Beerdigung
in der Stille ſtattgefunden. Von Beileidsbezeugungen
bittet man abzuſehen.
In tiefer Trauer:
Die Hinterbliebenen.
Darmſtadt, Heinrichsſtr. 97.
(2065
Aranu
Verkauf. Miete,
Repar., Stimmen
Piano=-Berg
Klav.=Fachmann
Hügelſtr. 32.
Tel. 126.
Einige abgelag.
fabrikneue (a
Füyttaver
billig abzugeben.
iering
Schlafzim.
ſchöne Formen,
eig. Herſtellung,
Speiſezimm
und Küchen
arantiearbeit!
Möbel=Klohe
Landwehrſtr. 31.
Werkſt. u. Lager.
Eheſt.=Scheine. (a
Schön. ſchwz.
geſp. ſch.
Pand Ton,3 J.
Gar., nur 330.ℳ
andere ſ. bill.
Schlageterſtr.
Beste)
ſchon für 32.—
Fahrräder
ſchon mit 10.—
ℳ Anzahlung
Orio (=
Karlsſtr. 14/16
Kinder-
wagen
Klapp-
wagen
Kinder-
stühle
die neuesten Modelle in großer
Auswahl sehr preiswert
getzsche
Ernst-Ludwigstr. 19 (335a
Sonntag abend ſiarb unerwartet
nach kurzer ſchwerer Krankheit mein
lieber Gatte, unſer lieber Vater,
Sohn, Bruder, Schwager u. Onkel
Herr Rechtsanwalt
Menvolgscht!
In ſchmerzlicher Trauer:
Familie Dr. Lehr, Bingen a. Rh.
Familie Dr. Lehr, Darmſtadi
Familie Direktor Schmid, Eſſen.
Die Einäſcherung findetin aller Stille ſtatt.
Wir bitten, von Beileidsbeſuchen abſehen
zu wollen.
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen,
meinen lieben Mann, treuſorgenden Vater,
Bruder, Schwager, Schwiegervater, Onrel
und Großvater
Serin Seinelch Magerln.
Oberpoſiſchaffner i. R.
nach langem ſchweren Leiden im Alter von
66 Jahren in die Ewigkeit abzurufen:
Die trauernden Hinterbliebenen:
Frau Hch. Mager II., Witwe
Familie Ph. Mager 6.
Nieder=Modan, den 26. Februar 1935,
Die Beerdigung findet Donnerstag
nach=
mittag 3 Uhr ſtatt
9A
eM Flechten.
Hautausſchlag
leidet, teile ich gern koſtenlos das einfache
Mittel mit, durch weiches ſchon Unzählige
von jahrelaugem Leiden oft in 14 Tagen
tohne Diät) vollſtändig befreit wurden.
Schul=
Max Müller, Görlitz G23 ſtraße
iltl. i. d. Apoth.) (NDr 35
Polksheil
Jahre i. d. Höchſteintritts=
2 alter in unſere Privatkran=
Ge kenkaſſe. Freie Wahl
zwiſchen Aerzten und Heilkundigen.
Geſundheitsprämie. Niedere
Bei=
träge. Fordern Sie Proſpekte an.
Vertreter finden hohe
Verdienſt=
möglichkeit. Generalvertretung
Mannheim, Rheinhäuſerſtraße 5.
zt!
.. geräuschlos
ist der
Wagen-
aufzug der
IDEAL. Dies
järmsparende
Einrichtung
ist ein beson
derer Vorzug
der neuen
deaf
geſ. Näh. Gſchſt
Junger Mann,
Anf. 30, evang.,
gute Erſcheing.,
ſucht ein nettes
Mädchen, welch.
einen klein.,
ſau=
beren Haushalt
führen kann, zw
Heirat kenn. zu
lernen. —
Bild=
zuſchriften unter
H. 116 Geſchſt.
Witwer.
Jahre, mit
jähr. Knaben,
ucht Fräulein
d. Wwe. zwecks
Heirat. Zuſchr.
unt. H. 118 Gſch
m
Schilder)
Gravierungen
Rheinstr. 19
RRnt
Suche
ſchönen Deutſch.
Schäferhund
zwiſchen 1½ u. 2
Jahren, mit nur
gut.
Eigenſchaf=
ten. Gefl.
An=
geb. unt. H. 112
Geſchäftsſtelle.
1,8 Millefleurs=
Zwerghühner
zu verkaufen.
Tannenſtraße 24,
2. Stock rechts.
O
Radio!
Muſikverſtär=
ker, 4 Watt, mit
Röhr.,
Grammo=
hon, dynamiſch.
Lautſprech., für
Verein od. Saal,
150 ℳ. 1. Zwei=
Röhr.=Einkreiſer
m. dyn. Lautſpr
50 ℳ. 1 Drei=
Röhr.=Zweikrei.
ſer mit dynam
Lautſprech. 70 N
1 ſehr gt. Koff.
Hrammoph. 30
1 Flobert 6 ℳ
1 Reißbrett 4 ℳ.
Steinackerſtr. 1,
parterre,
von 9—1 und
von 3—8 Uhr.
Ke
Schiedmayer
Piano
wie neu
erhal=
ten, von Privat
umſtändeh.
bil=
lig abzugeben. —
Ang. H. 126 Gſch.
Verkaufe
billig: 3
Bett=
ſtellen, 2 Pat.=
Rahmen, 1 gr.
Küchenſchrank,
1 zweitür.
Klei=
derſchrank, ein
Nachtſchrank.
Magdalenen=
ſtr.
Stb.
Große Auswahl
modernſter (a
Gayrlautt
ſchon ab 35.—
Wütting
ene
*
Speiſezimmer,
(Eiche) billig zu
verkaufen. Näh.
Geſchäftsſtelle.
Flachſtrickmaſch.
7/70 cm., billig
zu verkaufen.
Donnersberg=
ring 72.
147
Blochemlſch. Vereindarmſtadt
Am Donnerstag, 28. Febr.,
abends 8½ Uhr
Vortrag
im Fürſtenſaal, Grafenſtr.,
mit dem Thema:
„Was verſtehen wir
unter Biochemie?""
Redner: Herr Böhm,
Heil=
praktiker, Darmſtadt.
Eintritt für Nichtmitglieder
50 Pfg. — Für alle
Gliede=
rungen der NSDAP. in
Uniform 20 Pfg. (2069
Der Bereinsleiter.
Inkaſſo=
Schmitt,
Eckhardtſtr. 36,
Tel. 1021. (.
Wittmann
Maturſtr. 30,I.
Garagentor,
2.60 breit, 2.30
hoch, zu kaufen
geſucht. Ang. u.
H. 119 Geſchſt.
DKW
500 ccm
Vier=
takt=
Schüttoff=
motor, faſt neu
umſtändehalber
zu verk. Anzuſ.
nach 17 Uhr:
Emilſtr. 44, pt.
Geſucht:
Waſchkommode.
Ang. H. 128 Gſch.
Flaſchen
kauft ſtets
Zwickler
Schwanenſtr. 12.
Tel. 1760. (a
Gebrauchte
Drehbänke,
Chaping=, Bohr=
und Frasmaſchi
nen gegen Kaſſe
zu kauf. geſucht.
Ang. H. 123 Gſch.
Batt.=Empfäng.
(klein, einfach,
lautſtark)
zu kauf. geſucht.
Ang. H. 110 Gſch.
Steuerfreies
Kabriolet
vonPrivatmann
gegen Kaſſe
ge=
ſucht. Angeb. u.
H. 132 Geſchſt.
SACHS-
Motorräder
nur im
Spezialgeschäft
Garl Lorsch
Pankraliusstr.2‟/
fe
300, N. S.U. 500,
N. S.U. Pony,
Wanderer ſow
Herren=. Dam.
u. Knabenräder.
Köhler,
Liebigſtr.
Alle Modelle
ſofort lieferbar
ab Lager.
J. Donges
Grafenſtraße 43.
Einträge in das Handelsregiſter, Abteilun
Am 11. Febr. 1935 hinſichtlich der Firma: M.
Lich, Lich & Hechler, Darmſtadt: Wilhelm
Kaufmann in Darmſtadt, iſt in die Geſe
als perſönlich haftender Geſellſchafter mit Wi.
vom 1. Januar 1935 eingetreten, welche
mi=
fortgeſetzt iſt. — Am 16. Februar 1935
hin=
der Firma: Robert Bergmann, Darmſtadt (Ei
in das Firmenregiſter): Die Firma iſt erlo
Abteilung B: Am 19. Februar 1935 hinſie
der Firma: D. Rehfeld & Co., Geſellſchaft m
ſchränkter Haftung, Darmſtadt: Die Firma
loſchen. Die Vertretungsbefugnis des Liquid
iſt beendet.
Neueinträge in das Handelsregiſter, Abtl.
Am 12. Februar 1935: Firma: Heinrich
Weinreſtaurant und Weinhandlung. Sitz
ſtadt. Inhaber: Heinrich Moog, Weinhändler
Reſtaurateur in Darmſtadt. — Am 11. Fel
1935: Firma: Stoltenkamp, Weinbrennerei
Likörfabrik, Inhaber; Fritz Fiſcher, Sitz:
ſtadt. Inh.: Fritz Fiſcher, Kaufmann in Darm
Darmſtadt, den 20. Februar 1935.
Amtsgericht.
Dixi
4=Sitzer,
ſteuer=
frei, verkauft:
Heubach. Oden= mit Küchen=
Be=
wald. Waldſtr.
157½zo.
Motor=
rad wird zurück
genommen.
Giskschsflich-
Wänsporte
A4
IE H
Preise ab 795.— von 6—15 Zentner Tragkraft.
Vertretung: 1. Donges & Wiest
Darmstadt, Heinrichsstr. 52 (TV.966
Infolge Verleg
des Uhren=Geſch
Ecke Grafenſtr.=
Marſtallſtraße
iſt daſelbſt
Laden
m. Zim. z. vm.*
Zentrum!
Heller, trockener
Raum
mit ca. 250 qm
Lagerfläche,
Bü=
ro, bequem.
An=
fahrt, Laderampe
ſw. ſofort zu
vermieten. (*
Heinrich Funk,
Kohlenhandlg.,
Wilhelmsſtr. 40
Nd.=Ramſtädter
Str. 51:
Werk=
ſtätte zu verm
schwarz
poliert,
kreuzsaitig
Darmstadt
Roßdörferstr. 60
Fernspr. 4272
WINKEL
RHEINSTR. 28
UWION BANK
Rheinstr. 24, Fernr.: 100, 1010,3000,3001
Kinder=
wagen
150 Stück zur
Auswahl
billige Preiſe
wie immer
Orio
Karlsſtt. 14/16
Fabrikneue
Führtaver
32.
Zimmer
gich., geb., mit
Marm. u. Ztür.
Spiegelſchrank.
modern. Büfett
und Kredenz,
eich. mit nußb.,
Dipl.=
Schreib=
tiſch. Tiſche,
Stühle, Trum.=
Spiegel, 1
wei=
ßen u. 1 nußb.
lackiert. 2türig.
Kleiderſchrank,
1 nußb.
Bieder=
meier=Sofa, 2
Gobelin=Klub
ſeſſel. 2 Küch.
Schränke klein
Flurgarderobe
Einbau=
Venti=
lator, 220 Volt.
und and. mehr
preiswert z.
ver=
kaufen bei (c
Grünfeld
An= u. Verkauf
Schloßgaſſe 8.
Radio
Muſikinſtrumente,
Reparaturen
billig im (a
Muſikhaus
Bund
Schuchardſtr.
Fahrrad=
Beleuchtungen
Fahrrad=
Erſatzteile
jegl. Art bill.
fu. in größter
Auswahl.
Bitte beſichtig.)
Sie unſere
Schaufenſter!
Orio, (a
Karlſtr. 14/16)
Radio
4=Röhren=Gerät,
in gut. Zuſtand,
mit Akku und
Lautſpr. zu
ver=
kaufen. Weiler,
Lauteſchläger=
ſtraße 11
Schneider=
Näh=
maſchine billig
zu verkaufen.
Bleichſtraße 43,
Hths., Manſde.
2,4 to Citroén
mit Plan und Spriegel
1 Hercedes-Kastenwagen
3—4 t0 Anhänger
(2062
preiswert mit erleichterten
Zah-
lungsbedingungen abzugeben.
Hansa-bloyd- und Goliath-
Verkaufs-
stelle Hessen Gisbert Wacker
Darmstadt, Olbrichweg 16, Tel. 1616
7=Zimmer=
Wohnung
mit allem
Zu=
behör, evtl. ge
teilt. Ernſt=
Ludwigſtr. 5, II.
preiswert z.
ver=
mieten daſelbſt
Roſenheim. (c
Neu hergeſtellte
6=Zimmer=
Wohnung
nebſt Bad, 2
Bo=
denzi., 2 Keller,
tuch f. 2
zuſam=
mengehör.
Fami=
lien gut geeign
Zu erfr. Gſchſt. (
mit Garantie
8Otto Darmstädter
Heinheimerſt. 86.
Kaſſenſchrank
Schreibpult zu
verkaufen. Ang.
u. H. 137 Geſch.
Radio!
Telefunk.
Netz=
anſchl. m.
Laut=
ſprecher 60 Mk.
Soderſtr. 22, III.
Ab 9 Uhr.
u
Verloren
ſchwarzer
Pelz=
kragen zwiſchen
Karlſtraße und
Schützenſtr. /
Hü=
gelſtraße. Abzu
geben gegen
Be=
lohnung:
Rhein=
ſtraße 5. II.
A
Kapitaliſt
geſucht. Reell!
Ang. unt. H. 109
Geſchäftsſtelle.
Speiſe= und Herrenzimmer,
Bücherſchränke, Schreibtiſche, ein
und zweitürige Kleiderſchränke,
Büfetts, Kredenzen. Vitrinen,
Betten, Waſchkommoden u.
Nacht=
tiſche, Polſtergarnituren, Sofas.
Diwan, Chaiſelongue. Seſſel,
Auszug= ovale und Küchentiſche
Uhren, Spiegel, Bilder u. ſonſt
Einzelmöbel zum billigen Preis
Auktionshaus (1218a
Men
Heinr
1 Bleichstraße 1
Aber jetzt ein
Adier Rad
Müller & Ober
Rheinstraße 39. (1223a
IIHan206
Barlehen
Unter Reichsaufsicht stehende
Spar- und Darlehens-
Genossen-
schaft gewährt für Industrie,
Landwirtsch., Gewerbe u. Private
Darlehen ohne Zinsen. Geringe
Verwaltungsgebühr. Fachm.
Be-
ratung vorkostenl. u. diskret.
Ein-
wandfr. Mitarb. ges. Ang. u. N63an
„Ala‟ Darmstadt, Rheinstraße 22.
MSscher2d
Ar.
MMd
Jahnstr. 4
gegr. 1856
Gebildetes,
beſſeres Ehepaar
4 Wieſſ findet b.
allein=
ſtehender Dame,
(IV.966) welche viel
aus=
lich möb.
Schlaf=
u. Herrenzimm.
nutzung. Ang. u.
H. 108 Geſchſt.
Soderſtr. 22, II.
mer zu verm. (2
Zimmer zu
ver=
miet.
Heinrich=
ſtraße 102, I.
Zimmer
zu vermieten.
Mauerſtraße 19,
Müller.
Doppel=
Zimmer, möbl.,
zu verm. ſowie
u. H. 135 Geſchſt.
(Kapellpl.) möbl.
Soderſtraße 67
möbl. Zimmer zu 3=Zimm.=Wohn.
vermieten.
möbl. Zimmer. geſucht. Ang. an
Zum 1. April 1935 zu vermi
3=Zimmer=Wohnun
i. Dachgeſchoß, monatl. Miete
3½=Zimmer=Wohnu
wärts iſt, zumſi. Erdgeſchoß, monatl. Mieteei
1. April behag= Zentralheizg. u. Warmwaſſerl
tung RM. 101.-. Naſſauiſchess
Rheinſtr. 53, Telef. 3602. Anzu
täglich von 16—19 Uhr.
Penſion Inkernakiont
Darmſtadt,
gut möbl. Zim= Saalbauſtraße 72 — Telefon
Behagliches Fremdenheim
Schönmöbliertes Paſſanten und Dauergäſte
und ohne Penſion (evtl.
eigenen Möbeln). In
Zimmern Zentralheizung
fließ, kaltes u. warmes We
Ruh., zentrale Lage, gepf
Küche. Für Dauerpenſio
günſtige Monatspreiſe.
Zimmer einſchl. Frühſtück u.
dienung von ℳ 3.30, Penſion
nebſt Küche ſof. 2. 5— an. Beſ.: M. Conzelm
Bauplätze
3=Z.=Wohn. Ang. im Tintenviertel, beſte Lage,
fertigen, genehmigten Plänen
Soderſtraße 10, I. /2 u. 3=Etagenhäuſer
preiswert zu verkaufen.
Zimmer zu verm. Anfrage unt. 8. 3 Geſchſt, (.
Soderſtraße 40,I.
lks., möbl. Zim
ſofort zu vermiet
Kiesſtraße 26, I.,
ſeparates möbl.
Zimmer ſofort zu
vermieten.
Sonnige
in Darmſt., mög
Al ceſtraße 8, I. lichſt Parterre,
Inſpekt. Anſtatt,
Bensheim, Ro
denſteinſtr. 89. (*
Dr.
ſucht möbliertes
Zim., möglichſt
ſeparater Eing,
Preisang. unter
H. 111 Geſchſt.
Fräulein
2= u. 3=Zimmer= Umgebg. Adolf= ſchaft geſt
Achtun
Kaufmau
Schönes, ren
les Lebensn
Geſchäft in
Lage mit
ohne Ware
1. 4. 35 umſ
dehalber z.
kaufen. An
H. 115 Geſch
(30—50 gm), /1 bis 2 möblierte
wenn möglich, oder unmöblierte
Autos. Preis= andieGeſchäftsſt.
Schöne
Sechs=Zimmer=
Wohnung
(4 Zimmer, 2
En=
treſol)
Vismarck=
ſtraße 56, part.
mit reichlich. Zu
behör per1. April
für 85 Mk. zu ver
mieten. Zu er
fragen im 1. Stock
Zu mieten
geſucht: Kleines; ſucht billiges
1. Stock bei Haus, evtl. mit möbl. Zimmer, niſſen für A
Wohnungen u. Hitler=Platz.
ein. Lagerraum Ang. H. 129 Gſch.
auch ein Raum Zimmer geſucht
zum Einſtellen Ang. mit Preis
ein. mittelgroß. angab. u. H. 13.
angebote unter
H. 130 Geſchſt.
7—8 Zimmer, Geſucht
möglichſt Ein= Etagen=Haus
familienhaus m. mit geräumigen
Garten, für 1. 4=Zi.=Wohnun=
Juli oder ſpäter gen, Bad. Neb.
geſucht. — Aus=) Räumen, ruhige
führl. Angebote Lage, möglichſt
mit Preis unt. Südviertel, gro=
H. 117 Geſchſt. ßere Anzahlung.
Geſchäftsmann Angebote unter
ſucht 4—5=Zim.= H. 136 Geſchſt.
Wohnung (par= Etagenhaus
terre), evtl. mit zu kauf. geſucht.
twortra
Mädchen
mit gut.
Lohn 40 M
Henke,
Schloßgaſſe
Fleißiges
ehrlich. Mäd
für ſofort te A
über geſu
Näh. Geſchäf
Fleißiges,
ehrlich. Mäd
bis nach d. S
len geſucht.
Näh. Geſchäf
Mädchen
fleißig, ſolid,
mehr ſchulpflie
zum 1. März
Hausarbeit
Brauerei"=
ſchank zur Kr.
W. Brauer,
Bismarckſtraße,
je eine 5=Zim.
Wohng. zu
ver=
mieten. Näheres
Hausbeſ.=Verein
Rheinſtraße 1.
Telefon 560. (a
Vier=Zimmer=
Wohnung
neu hergericht.
ſowie Lager
zu=
ſammen oder
getrennt, ſofort
zu vermieten.
Angebote unter
H. 139 Geſch. (c
Zwei
nette Zimmer
1 leeres, 1
teil=
weiſe
möblier=
tes, zu vermiet.
Näh. Geſchäftsſt.
Laden od. klein. 8000 ℳ Anzah=
Lagerraum. lung. Ang. unt. / Exiſtenz!
Preisang, unter
H. 127 Geſchſt. 4 forderlich 80
H. 124 Geſchſt.
Männlte
Schöne
3—4=Zimmer=
Wohng. alsbald
geſucht. Ang. m.
Preis u. H. 113
Geſchäftsſtelle.
Schöne,
abgeſchloſſ. 2—3=
Zim.=Wohng. z.
Preiſe v. 35—40
Mark z. 1. April
zu miet. geſucht.
Ang. H. 114 Gſch.
2 Zimmer
mit Küche
ſofort zu verm.
Zu erfragen (c
Schillerplatz 7,
Eckladen.
Ot
Gutmöbliertes
Zimmer preisu
zu vm. Mathil
denplatz 10, II.
Möbliertes
Zimmer billig
zu vermieten.
Mollerſtr. 33, II.
Klein.
in Darmſtadt od.
Umgebung
Mk.
Anz
zu kaufen geſucht.
Preisangeb. mit
Lage u. H. 142
Geſchäftsſtelle, (a
Gute
Mark. Ang.
5. 138 Ge
fman
mit ca. 4000
findet ſofo
Anſtellun
od. Beteili=
Ang. H. 121(
Aelteres
Ehepaar ſucht
2=Zimmer= Wohn.
zum 15. März od.
ſpät. evtl. Tauſch.
Angeb. u. H. 133
Geſchäftsſtelle.
Möbliertes
Zim. mit Küche
von jung.
Ehe=
paar z. 15. März
geſucht. Ang. u.
H. 125 Geſchſt.
Bedeutende Geſellſchaft
ſucht zur Vertiefung ihrer Or
ganiſation einige tücht. Damer
mit ſicher. gewandt. Auftret. als
Werbedamen
bei feſten Bezügen und
Pro=
viſion. Bewerberinnen nich!
unter 28 Jahr werden gebeten,
ſich Donnerstag, 28. Februgk
d8. Js., vorm. zwiſch 10½
od. nachm. zwiſch. 3 u. 5 Uhr
im Hotel Traube, vorzuſtellen
oder ſchriftl. Bewerbung. unk=
H. 122 an die Geſchäftsſt.
General=Vertreter
dem größerer Beſtand mit Inkaſſo übertral””
wird, fleißige Werber für das Neugeſchald
kautionsfähig,
am Platze Darmſtadt geſugle.
Zuſchriften an Deutſche Beſtattungs=Berle
rung, vorm. Deutſche Feuerbeſtattungs” ”.
„Flamma”, Bezirksleitung Frankfurt. ..
(2085
Kaiſerſtraße 31.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 58 — Seite 5
e
ih
ha1
wi.
Zuu
Do.
9
kory
u31
ha.3
Au
Ar
*f
ſche
zu
S.
ttwoch, 27. Februar 1935
us der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 27. Februar 1935
Aufruf!
jaarrückgliederungsfeier am 1. März 1935.
ſeute, Mittwoch. 18 Uhr, findet im Rathaus (Sitzungsſaal)
Beſprechung über die Durchführung der
Saarrückgliederungs=
in Darmſtadt ſtatt. Alle Gliederungen der Partei, alle ſon=
Verbände und Vereine entſenden dazu je einen Vertreter.
ſeſondere Einladungen ergehen nicht.
n Anbetracht der Wichtigkeit muß verlangt werden, daß alles
lich erſcheint.
(gez.): Wamboldt.
Kreisleiter und Oberbürgermeiſter.
Flaggen heraus am 1. März!
Das Staatspreſſeamt teilt mit: Aus Anlaß der
nahme der Regierungsgeſchäfte im Saarland flaggen am
gg, den 1. März, die Gebäude des Reiches, der Länder, der
inden, der Körperſchaften des öffentlichen Rechts und der
lichen Schulen. Dieſe Anordnung wird hiermit amtlich mit
5inzufügen bekanntgegeben, daß eine ſchriftliche
Benachrich=
der Behörden nicht erfolgt.
Schulfeiern am 1. März.
eichsminiſter Ruſt hat folgenden Erlaß an die
Unterrichts=
ltungen der Länder uſw. gerichtet:
m 1. März d. J. kehrt das Saarland, das durch das Diktat
derſailles dem deutſchen Vaterland entriſſen, war, in die
gemeinſchaft zurück. Es iſt dies ein Tag der Freude und
tionalen Stolzes, deſſen Gedächtnis unſere Jugend der
Nach=
rhalten ſoll.
hordne deshalb an, daß in allen Schulen meines
Geſchäfts=
s am 1. März, um 9 Uhr vormittags der Rückkehr der Saar
er kurzen würdigen Feier gedacht wird, daß im übrigen an
Tage der Unterricht ausfällt.
Ein Erlaß des Reichsbiſchofs.
Glockengeläuk der Kirchen.
er Reichsbiſchof hat in einem Erlaß an die oberſte Behörde
eutſchen Evangeliſchen Kirche angeordnet, daß am 1. März,
age der Heimkehr des Saargebietes, die evangeliſche Kirche
z Deutſchland in einem einſtündigen Glockengeläute dieſes
hiſtoriſchen Tages gedenkt. Die genaue Feſtlegung des
nktes wird noch bekanntgegeben.
Das Staatspreſſeamt teilt mit: Die
Sprech=
n des Herrn Staatsminiſters fallen am Samstag, 2. März,
Letzter Tag für die Ablieferung der gelben Fragebogen
ahrungs= und Genußmittel=Einzelhandels: 28. Februar. Es
garauf aufmerkſam gemacht, daß bei verſpäteter Ablieferung
lben Fragebogen ein Verzugszuſchlag von 3 Mark erhoben
Paulusgemeinde. Morgen Donnerstag, abends, hält Frau
aula Friedrich in unſerem Gemeindeſaal einen
Licht=
vortrag über „Die klaſſiſchen Stätten
Griechen=
a.s”, an denen ſie im vorigen Jahre weilen durfte. Die
Ge=
eglieder ſind dazu herzlich eingeladen, ebenſo alle Freunde
aſſiſchen Altertums. Der Eintritt iſt frei.
Evangeliſche Gemeinſchaft. Wir machen darauf
aufnerk=
ſanz aß am Mittwoch abend im Predigtſaal der Evangeliſchen
be nſchaft, Schulſtraße 9, ein
Evangeliſationsvor=
durch Herrn Prediger Zaiſer aus Frankfurt a. M.
ge=
wird. Das Thema für dieſen Abend lautet: „
Weltüber=
nder Glaube‟. Jedermann iſt freundlichſt eingeladen!
Heimabende für ortsfremde junge Mädchen,
Freundinnen=
e* Sandſtraße 24. Jeden Donnerstag, abends 8.15—10 Uhr,
menkunft. Jeden erſten und dritten Mittwoch im Monat:
Gy zſtik; jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat:
Nä und Zuſchneiden; Donnerstag, den 28. Februar, von 8—9
Uh Choralſingen, von 9—10 Uhr: Andacht.
Heſſiſches Landestheaker Darmſtadk.
GROSSES HAUS
och,Febr. Anfang 20. Ende gegen 22.30 Uhr. Außer Miete.
Einmaliges Gaſtſpiel Mary Wigman und ihre
Tanzgruppe. rstag.
Febr. Anfang 20.00. Ende gegen 22.30 Uhr Kraft durch
Freude (Geſchloſſene Vorſtellung): „La Traviata”. März Anfang 20,00 Uhr. Ende 22,00 Uhr. Miete D 16:
„Der Tod des Johannes A Pro”. Anfang 19.30. Ende gegen 22.30 Uhr. Außer Miete.
März „Der Zigeunerbaron”. KLEINES HAUS och.
Febr. Anfang 20 Uhr. Ende 22.30 Uhr. Zuſatzmiete II:
Saſg rstag,
Febr Anfang 20 Uhr, Ende 22.30 Uhr. Zuſatzmiete III:
„Opfergang”. März Anfang 19.30 Uhr. Ende 21.30 Uhr.
Deutſche Bühne, Jugendring I (Geſchl. Vorſtellung).
„Iphigenie auf Tauris”. März Anfang 19.30 Uhr. Ende 21.45 Uhr. Außer Miete.
„Wenn der Hahn kräht”.
ſeſſiſches Landestheater. Heute abend findet im Großen
s Heſſiſchen Landestheaters das einmalige Gaſtſpiel der
en deutſchen Tänzerin Mary Wigman mit ihrer
pe ſtatt, das — wie aus der überaus regen Nachfrage
rten im Vorverkauf des Landestheaters hervorgeht — in
dt ſtärkſtem Intereſſe begegnet. Mary Wigman wird
he ihrer neuen Schöpfungen, darunter ihre große
Tanz=
in „Frauentänze”, mit ihren Schülerinnen zur
Auffüh=
ngen. Die muſikaliſche Begleitung hat Hans Haſting, der
Tänze von Frau Wigman die Kompoſitionen geſchaffen
Im Kleinen Haus des Landestheaters geht heute abend
uſpiel „Opfergang” von Felix Lützkendorf in Szene.
Landestheater als eine der erſten deutſchen Bühnen zur
ung brachte. Es hat damit einem jungen Dichter die
it ſich auf der Bühne zu bewähren, gegeben, den inzwi=
Reichsdramaturg, Dr. Rainer Schlöſſer, in einer
bedeu=
len Veröffentlichung als eine hoffnungsvolle dramatiſche
4 im Sinne des nationalſozialiſtiſchen Kulturprogramms
hat. Das Schauſpiel Opfergang wurde von Heinz
ind Max Fritzſche in Szene geſetzt; als Darſteller wirken
umpp, Hildegard Wahry, Emil Lohkamp, Carl Raddatz,
hudde und Hannes Stelzer mit.
Ausſchmückung der Schaufenſter
am 1. März 1935 zur Saarrückgliederung.
Am 1. März fallen endgültig für alle Zeiten die Grenzpfähle
an der Saar. Die Saar kehrt heim ins Reich. An dieſem
Tage ſoll ganz Deutſchland der treuen Volksgenoſſen an der Saar
gedenken und in feſtlicher Freude Anteil an der Rückgliederung
des Saarlandes nehmen.
Damit erwächſt auch für den deutſchen Einzelhandel und alle
an dem äußerlichen Gepräge des Einzelhandels verantwortlichen
Kräfte die Verpflichtung dieſen Tag in würdiger und feſtlicher
Form zu geſtalten.
Die Wirtſchaftsgruppe Einzelhandel und die Reichsfachſchaft
deutſcher Werbefachleute (NSRDW.) haben für die
Ausſchmük=
kung der Schaufenſter zum 1. März folgende Richtlinien
bekannt=
gegeben:
„Die Schaufenſter ſollen der Bedeutung dieſes Tages
entſpre=
chend in feſtlicher und würdiger Form geſchmückt werden. Dabei
ſoll als Leitgedanke der Verbundenheit aller
Deut=
ſchen und der einmütigen Freude über die Rückkehr des
Saardeutſchtums Ausdruck gegeben werden. Bei der
Ge=
ſtaltung der Schaufenſter ſoll eine Warenſchauſtellung in Verbin=
dung mit Preiſen vermieden werden. Dagegen iſt es
begrüßens=
wert, wenn in den Schaufenſtern Erzeugniſſe aus dem Saargebiet
im Rahmen der feſtlichen Dekoration gezeigt werden. Beſonderer
Wert wird auf die Ausſchmückung der Schaufenſter gelegt, die in
Anmarſchſtraßen von Feſtzügen liegen. Abzuſehen iſt von der
An=
bringung von Bildern und Büſten der nationalen Führer, von
allen dekorativen Hilfsmitteln, die das Gebiet des nationalen
Kitſches ſtreifen. Unerwünſcht iſt ferner die Verwendung von
ſchlecht imitierten Materialien.
Für die Ausſchmückung der Geſchäftshäuſer an den
Außen=
fronten iſt friſcher Grünſchmuck beſonders geeignet, der früheſtens
am 28. Februar abends anzubringen iſt. Die Beflaggung wird erſt
vorgenommen, wenn Kirchenglocken und die Sirenen der Fabriken
und Schiffe die erfolgte Rückgliederung der Saar verkünden.
Für die Ausſchmückung der Schaufenſter zum 1. März ſtehen
berufene künſtleriſche Werbefachkräfte zur Verfügung. Die
Wirt=
ſchaftsgruppe Einzelhandel ſowie die Reichsfachſchaft deutſcher
Werbefachleute, Fachgruppe Gebrauchswerber, weiſen hiermit ihre
Mitglieder an, für die Durchführung der Richtlinien bei allen
Einzelhandelsfirmen ihres Bereichs zu ſorgen.”
Auf zur deutſchen Saar!
— Unter dieſem Stichwort fährt die Reichsbahndirektion
Mainz am Donnerstag, 28. Februar, einen um 75
Pro=
zent ermäßigten Verwaltungsſonderzug nach Saarbrücken, der am
2. März zurückfahren wird. Der in Darmſtadt Hbf. nicht, wie
ur=
ſprünglich angegeben, um 6.16 Uhr, ſondern erſt um 6 Uhr 56
abfahrende Sonderzug hält bei Hinfahrt in Groß=Gerau, Mainz
Hbf., Kirn. St. Wendel, Neunkirchen und trifft um 11 Uhr 11
in Saarbrücken ein. Er iſt ſo gelegt, daß von den Anſchlußſtrecken
nach den Einſteigebahnhöfen des Zuges bequeme Verbindung
durch fahrplanmäßige Züge erreicht wird. Vorausgeſetzt, daß die
Entfernung nicht über 100 Klm. beträgt, werden beim Vorzeigen
der Sonderzugkarten auch auf den Anſchlußſtrecken um 75 Proz.
ermäßigte Anſchlußkarten für Hin= und Rückfahrt ausgegeben.
Die Deutſche Front iſt bei Beſchaffung von Quartieren
be=
hilflich. Es iſt natürlich, daß bei dem gewaltigen Andrang zur
Feier der Rückgliederung der Deutſchen Saar in den Verband
vom Deutſchen Reich am 1. März nur ein ganz kleiner Teil der
Gäſte in Hotels und Gaſthäuſern untergebracht werden kann.
Aber der oft bewieſene Opfergeiſt und die rührende
Gaſtfreund=
ſchaft der Saarländer werden die Sonderzugsteilnehmer in dem
Kreiſe der deutſchen Familien die angenehmſten Stunden
ver=
bringen laſſen, und beſtimmt werden alle dieſen Saarbrücker
Aufenthalt in der Saarländiſchen Feierſtunde als eins der
ſchön=
ſten Erlebniſſe mit nach Hauſe nehmen.
Die vierechige Hauskürplakette
(Monat März)
erhalten diejenigen Volksgenoſſen, die ſich von ihrem
Bank= oder Poſtſcheckkonto einen feſten
Spenden=
beitrag abbuchen laſſen.
Ingend aufs Land!
Wie im vergangenen Jahre, ſo führt die NSV. auch 1935
die geſamte Erholungsverſchickung der Stadt= und Landjugend
durch. Um allen Volksgenoſſen einmal über dieſe Arbeit ein Bild
zu geben, ſoll heer in kurzen Worten das Notwendige geſagt
werden.
Die Auswahl der Kinder, die für die Landverſchickung in
Frage kommen und im Alter von 8 bis 14 Jahren ſtehen, geſchieht
in gemeinſamer Arbeit mit der NSV. HJ. und der Schule. Hierbei
iſt zu betonen, daß bei der Auswahl der Kinder ſtreng darauf
geſehen wird, daß der Geſundheitszuſtand derſelben den
Anforde=
rungen der Verſchickung entſpricht. Gleiches gilt für das
Be=
tragen des Kindes.
Grundſätzlich werden nur ſolche Kinder zur Landverſchickung
ausgeſucht, deren Eltern tatſächlich nicht in der Lage ſind, ihrem
Kinde den erforderlichen Erholungsaufenthalt zu gewähren. Die
ſo von den Ortsgruppen geſammelten Unterlagen werden in Form
eines Perſonalhogens der Gauamtsleitung vorgelegt. Dieſe
orga=
niſiert dann die Transporte, verſichert die Kinder für die
Ver=
ſchickungszeit gegen Unfälle und trifft mit den Krankenkaſſen oder
Fürſorgeämtern Vereinbarungen, daß bei eventuellen
Krankheits=
fällen dieſelben die Koſten tragen.
Die Gaſtgeber, die ſich zur Aufnahme eines Kindes bereit
er=
klären, ſollen wiſſen, daß die NSV. nur ſolche Kinder verſchickt,
die den Vorausſetzungen einer Landverſchickung entſprechen, und
daß ihnen irgendwelche ſonſtige Unkoſten durch Krankheitsfälle
uſw. nicht entſtehen. Von der Ankunft des kleinen Feriengaſtes
bis zur Rückreiſe werden die Pflegeeltern dauernd von der
ört=
lichen Dienſtſtelle der NSV. über alle Angelegenheiten während
der Verſchickungszeit auf dem Laufenden gehalten,
Um dieſe große Arbeit zu dem gewünſchten Erfolg zu führen,
bedarf es der geſamten Mitarbeit aller Volksgenoſſen
Unterſtützt alle dieſes erſtrebenswerte Ziel durch eure
Be=
reitwilligkeit, einem kleinen bedürftigen Kinde einen 4wöchigen
Ferienaufenthalt bei euch zu gewähren.
Ihr werdet viel Freude haben und habt eure Pflicht der
Gemeinſchaft gegenüber erfüllt.
Schafft Pflegeſtellen für unſere Jugend!
Fröhliche Arbeitsbeſchaffung.
Dieſer Aufſatz wird fortwährend unterbrochen durch
Häm=
mern, Sägen und fremde Tritte.
Ich habe die Handwerker im Hauſe.
„Ich freue mich, daß ſie da ſind. Das hat auch einen tieferen
Grund. Es ſind nette gemütliche Menſchen im Arbeitsanzug, die
mich anreden mit: „Sagen Se mal, Fräulein .....
Mein Mann iſt nämlich verreiſt und ich benutze ſeine 8tägige
Abweſenheit zu einer allgemeinen Ueberholung der von ihm
bis=
her geleiſteteten handwerklichen Arbeiten.
Jeder Menſch hat einen Sparren. Mein Mann glaubt, ein
geſchick=
ter Handwerker zu ſein. Er will alles ſelbſt machen, und oft
ge=
nug hat er das Haus mit ruheſtörendem Lärm und allgemeiner
Unordnung heimgeſucht. Das war aber auch alles. Und jetzt gibt
es vieles zu richten. Vor allem müſſen die Dinge gerichtet
wer=
den, die mein Mann ſchon gerichtet hat: Er hatte die Schlöſſer
an der Tür des Eßzimmers, am Kleiderſchrank, und am
Schreib=
tiſch „nachgeſehen”. So nennt er das. Er behauptete auch, das
zu können. Das Nachſehen. Schrammen an der Politur, ein Riß
im Holz und das Abbrechen eines Schlüſſels waren das einzige
wahrnehmbare Ergebnis.
Er hatte auch glaubwürdige Angaben gemacht über ſeine
Ta=
lente, mit Leim umzugehen. Unruhe, Geſchrei und eine
Verbren=
nung des Daumens waren die Folge.
Trotz ernſthaften Zuredens hatte er es unternommen, den
Hahn der Badewanne ſelbſt abzudichten. Aufregung!
Ueber=
ſchwemmung! Faſt Feuerwehr!
Er hatte eine Stuhllehne angenagelt, ſtatt ſie in die dazu
be=
ſtimmte Nute einzuleimen. Zerriſſene Kleiderärmel! Krach! Neuer
Bruch der Lehne!
Schlimme Wirkung hatte ſeine angebliche Fähigkeit, Fehler
in den Tapeten auszubeſſern. Er verunzierte die Wände und
rich=
tete großen Schaden an.
Dabei glaubt er aber, alles zu können! Wenn es nicht
ge=
lingt, ſo liegt es an dem mangelhaften Handwerkszeug, an dem
ewigen Dreinreden und oft ſogar an der fehlenden Hobelbank!
Kürzlich beſtand ſogar ernſte Gefahr: Die Taſten des Flügels
hängen. Sie gehen nur langſam hoch. Vielleicht iſt der Filz feucht
geworden. Nun nahm er zu meinem größten Schrecken an einem
der bekannten langweiligen Tage den Deckel des Flügels ab. Er
wollte nachſehen. Ich ließ ihn heimlich ſofort telephoniſch abrufen
und rettete dadurch unſern Flügel vor dem Zerſägen. Zum
min=
deſten aber vor dem Zerlegen in Beſtandteile, die ſpäter nicht
mehr zuſammenpaſſen. — Ich hatte vor Monaten die
Vergröße=
rung eines Bücherbrettes angeregt. Man hat ja meiſtens mehr
Bücher als man unterbringen kann.
Mein Mann faßte ſofort den ſchauerlichen Plan, ein ſolches
Brett ſelbſt herzuſtellen. Er nahm umſtändlich Maß beſtellte eim
paar Bretter und das Unheil war nicht mehr aufzuhalten. Denn
ſchon das Einſchlagen eines Nagels bedeutet für ihn nahezu
Selbſtverſtümmelung.
Mit dieſem Bücherbrett wollte er ſein bis zum Ueberdruß
gebrauchtes Wort unter Beweis ſtellen: „Was der Menſch will,
kann er. Wenn er ſagt, er kann nicht, ſo will er nicht.”
Mit dem Bücherbrett ging es, wie mit all den andern Din=.
gen: Er wollte, aber er konnte nicht.
Er ſchnitt die Bretter, ſchraubte ſie ſchief zuſammen,
ver=
ſchmierte mir mit Farbe und Beize den Fußboden und machte
eine unbeſchreibliche Unordnung.
Jetzt ſteht das gewollte, aber nicht gekonnte Ding im Keller
und harrt der verdienten Entrümpelung.
Man wird jetzt verſtehen, daß ich mich freue, die Handwerker
im Hauſe zu haben. Alles wird ganz natürlich, ohne Geſchrei
und vor allem richtig gemacht.
Was der Menſch will, kann er nicht immer, was er aber
ge=
lernt hat, das kann er!
M. 4.
„Europa” 595.
Einer Lloydmeldung zufolge hat der in Emden beheimatets
kleine deutſche Dampfer „Europa” (2190 To.) der von Tunis
nach Rotterdam unterwegs iſt, am Montag abend 15 Meilen von
Kap Villano (Nordweſt=Spanien) SOS=Rufe ausgeſandt und um
Entſendung von zwei Schleppdampfern gebeten. Der ſpaniſche
Dampfer „Giudad” meldet, daß er ſich längsſeits der „Europa‟”
befinde und daß ein Schlepper unterwegs ſei.
Vielfache Anfragen, die uns geſtern aus unſerem Leſerkreis
zugingen, ſeien dahin beantwortet, daß es ſich bei den geſtrigen
Rundfunkmeldungen, nach denen die „Europa” SOS=Rufe
aus=
ſende, nicht um Deutſchlands größtes Schiff, den Lloyddampfer
„Europa” handelt, ſondern, wie oben gemeldet, um einen in
Emden ſtationierten kleinen Dampfer. Wie verlautet, iſt dieſem
ſchon Hilfe zuteil geworden.
Erweiterte Benutzung der „Poſtlagerkarte‟.
Gebühren=
ermäßigung. Poſtlagernde gewöhnliche Briefſendungen konnten
bisher auf Grund einer Poſtlagerkarte nur bei derjenigen
Poſt=
anſtalt in Empfang genommen werden, die die Lagerkarte
ausge=
ſtellt hatte. Dieſe Beſtimmung der Poſtordnung iſt jetzt dahin
ge=
ändert worden, daß die Poſtlagerkarte, künftig bei allen
Poſt=
anſtalten des Reichspoſtgebiets zum Empfang gewöhnlicher
Brief=
ſendungen berechtigt. Die Anſchrift der Sendungen müßte dann
z. B. lauten: Poſtlagerkarte Nr. 10 Berlin W. 8. Ahlbeck (Seebad).
Die Poſtlagerkarte iſt damit freizügig gemacht worden. Die
Ge=
bühren für Laufſchreiben zur Nachforſchung nach vermißten
Poſt=
ſendungen, für Zeitungsüberweiſungen und für
Zeitungsumſchrei=
bungen werden vom 1. März an von 50 Rpf. auf 40 Rpf.
herab=
geſetzt.
9.‟ Der Führer hat mir meinen Arbeits=
Zer Arocſter, platz erhalten und meiner Hände Arbeit
dient dem Frieden. Der Reichsluftſchutzbund aber ſchützt mich.
meine Familie und meine Arbeitsſtätte gegen Angriffe aus
der Luft. Die Mitgliedſchaft im Reichsluftſchutzbund iſt
des=
halb nur eine nationale Verpflichtung für mich!
Seite 6 — Nr. 58
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 27. Februar 19
Die deutſcheArbeitsfront.
Berufsgruppenami der 2A5. Kreiswalkung Darmſtadt
Am Freitag, dem 1.. ſowie Montag und Dienstag, dem 4.
und 5. März, fallen die Arbeitsabende der Uebungsfirmen, die
Abendlehrgänge und die ſonſtigen Veranſtaltungen aus.
Nieder=Ramſtadt=Traiſa, 25, Febr. Deutſche Arbeits= ren die Achtung der ganzen Gemeinde. Seit erſt kurzer
Zeitk=
front, Berufsgruppenamt. Der für Freitag, den 1. er kranksheitshalber keinen Dienſt mehr tun.
März, angeſetzte Vortrag über: „Die deutſche
Großraumwirt=
ſchaft” kann wegen der Saarfeier nicht ſtattfinden und wird
da=
her um eine Woche auf Freitag, den 8. März, verlegt.
Aus der NSDAP.
Der Kreisleiter.
Kreisſchulungsamt.
Am Sonntag, den 3. März 1935, um 10 Uhr, findet im Hanſa=
Hotel, Rheinſtraße, eine Sitzung aller Schulungsbeauftragten ſtatt.
In dieſer Sitzung werden die Richtlinien für die Schulung bekannt
gegeben. Mit Rückſicht auf die Wichtigkeit der Sitzung iſt
voll=
zähliges Erſcheinen der Ortsgruppen= und
Zellenſchulungsobmän=
ner ſowie aller Schulungsbeauftragten der Nebengliederungen
er=
forderlich.
Ortsgruppe Steinberg.
Die Zellenabende, die wegen Krankheit verlegt wurden, finden
ſtatt: Mittwoch, den 27. Februar, die Zellen 4. 7 und 8 im „
Fran=
kenſteiner Hof”, abends 8.30 Uhr.
Ortsgruppe Darmſtadt=Beſſungen.
Die Sprechſtunde des Hilfskaſſenobmanns fällt aus. Nächſte
Sprechſtunde Dienstag, den 5. März 1935, abends 7.30 Uhr.
Gaſt=
wirtſchaft Ludwig Wolff. Ecke Aahaſtraße und Donnersbergring.
Ortsgruppe Darmſtadt=Gervinus.
Am Donnerstag, den 28. Februar 1935, abends 8.30 Uhr,
findet im Lokal Lautenſchläger (Tante), Ecke Nieder=Ramſtädter=
und Heinrichsſtraße, ein Appell ſämtlicher Politiſchen Leiter der
Ortsgruppe einſchließlich der Amtsleiter der Gliederungen ſtatt.
Vollzähliges Erſcheinen im Dienſtanzug Pflicht Entſchuldigung
nur in dringenden Fällen ſchriftlich an den Ortsgruppenleiter.
Liederbücher nicht vergeſſen.
Reichsmütterdienſt im Deutſchen Frauenwerk.
Im Rahmen des Reichsmütterdienſtes beſtehen in Darmſtadt
bisher der Kurſus Säuglingspflege bei Frl. Ilſe Block und der
Kurſus Krankenpflege bei Frl. Hildegard Block.
Ab 25. Februar 1935 beginnen nun die Koch= Näh= und
Baſtelkurſe, jeder Kurſus für ſich abgeſchloſſen. Koch= und
Näh=
kurſe werden abends und die Baſtelkurſe nachmittags gehalten.
Anmeldungen ſind bei der Kreisſachbearbeiterin für
Mütter=
ſchulung, Frl. Ilſe Block, Friedrichſtraße 4, Aliceſchule, abzugeben.
Der Kochkurſus gibt Anleitung und praktiſche Ausführung in
gutem, billigem Kochen, rationeller Haushaltführung, die für die
verantwortliche deutſche Hausfrau, für Familie und Volk ſehr
wichtig iſt. In dem Nähkurſus wird Gelegenheit gegeben, im
Nähen größere Fertigkeit zu erlangen. Ebenſo wird Stopfen und
Flicken gründlich erlernt und die Möglichkeit geboten, aus alten
Sachen neue, brauchbare herzuſtellen. Durch ſolche praktiſche
An=
leitungen kann eine Frau in ihrem Haushalt manches Geld
er=
ſparen.
In den Baſtelkurſen wird Anleitung in allerlei hübſchen
Handfertigkeiten gegeben, die für Frauen wertvoll ſind und Freude
bereiten. Jede deutſche Frau und jedes deutſche Mädchen kann
und ſollte an den Kurſen teilnehmen, die für jedermann ſehr
nutzbringend ſein werden.
Amt für Volkswohlfahrt — Ortsgruppe Weiterſtadt.
Am Mittwoch, den 27. Februar, wird in unſerer Ortsgruppe
die Pfundſammlung durchgeführt. Gleichzeitig kann von den
Hausſchlächtern die Wurſt= und Speckſpende mit abgeliefert
werden. Die Haushaltungen werden erſucht, ihre Pakete zur
Ab=
holung bereitzuhalten.
Die nächſte Brotausgabe an die Hilfsbedürftigen, die in das
Winterhilfswerk eingereiht ſind, erfolgt am Donnerstag, den
28. Februar 1935, vormittags 10—12 und nachmittags 3—5 Uhr,
auf der Geſchäftsſtelle der NSV. Die Brotkarten ſind bei dem
Bäckermeiſter Adam Hamm, Weiterſtadt, einzulöſen. Eine
nach=
trägliche Ausgabe wird nicht mehr vorgenommen.
Amt für Beamte — Kreis Darmſtadt.
Am Mittwoch, den 27. Februar, abends 8 Uhr, findet im
Städtiſchen Saalbau zu Darmſtadt eine Beamtenkundgebung für
ſämtliche Beamte des Kreiſes Darmſtadt ſtatt. Es ſpricht der
Gaupropagandaleiter Pg. Müller=Scheld, aus
Frankfurt a. M. Alle Beamte ſind zur Teilnahme verpflichtet.
Schädlingsbekämpfungs=Woche der NSV.
Die Reichsregierung will durch ein
Leiſtung der Bauern und Gärtner um ein Beträchtliches erhöhen,
lacht die
damit Deutſchland ſich von den Garten= und Landprodukten des
Auslandes freimachen kann. Um dieſes Ziel erreichen zu können,
iſt natürlich auch eine wirkungsvolle Schädlingsbekämpfung
not=
wendig. Das Amt für Volkswohlfahrt veranſtaltet deshalb eine
Werbewoche zur Aufklärung gegen die Schädlinge in Haus,
Gar=
ten und Wald.
Unermeßlich iſt der Schaden, der alljährlich durch Ausfall
von Früchten infolge einer Ueberhandnahme von tieriſchen und
bakteriologiſchen Schädlingen unſerer Volkswirtſchaft zugefügt
wird. Dieſer Schaden macht ſich in der Außenhandelsbilanz
deur=
lich bemerkbar, und jeder einzelne Volksgenoſſe hat deshalb die
Pflicht, darauf bedacht zu ſein, die Schädlinge mit allen zu Gebote
ſtehenden Mitteln zu bekämpfen.
In Lichtbildervorträgen wird in den nächſten Wochen in
Verbindung mit dem Reichsbund der Kleingärtner und
Klein=
ſiedler, ſowie dem Reichsnährſtand eine intenſive
Aufklärungs=
arbeit vorgenommen. Die dieſen Organiſationen angeſchloſſenen
Verbände und Ortsgruppen im Kreiſe Darmſtadt wenden ſich am
zweckmäßigſten direkt an die Kreisamtsleitung des Amtes für
Volkswohlfahrt Darmſtadt. Wilhelminenſtraße 34, wegen
Abhal=
tung der Vorträge und Feſtlegung der Termine.
Bei der erſten Veranſtaltung dieſer Art ſpricht heute
Mitt=
woch, abends 8.15 Uhr, im Saale des Chauſſeehauſes Heidelberger
Straße 89 anläßlich eines Schulungsabends der Kleinſiedler der
Schulungsleiter der Kleinſiedler über „Kampf den Schädlingen
unſerer Ernährungsmittel”.
Der Film des deutſchen Hohlenleders.
Der Laie macht ſich im allgemeinen keine Vorſtellung von dem
Maß an Zeit, Betriebsmitteln und Arbeitskraft, das bei der
Sohl=
lederherſtellung aufgewendet werden muß, um ein dauerhaftes und
gutes Leder zu erhalten. Unzählige Arbeitsgänge ſind notwendig,
bis die Umwandlung der Rohhaut in das fertige Leder beendet iſt.
Viele von dieſen Arbeitsgängen beruhen auch heute noch auf
hand=
werksmäßiger Geſchicklichkeit, die bisher durch maſchinelle Arbeit
nicht erſetzt werden konnte. Deswegen gibt es in unſerem
Zeit=
alter der Induſtrialiſierung für eine gediegene
Handwerkstradi=
tion ſelbſt in Lederfabriken größten Ausmaßes noch
Anwendungs=
möglichkeiten. Ein Bild dieſes Zuſammenwirkens von großzügigem
maſchinellem Ausbau einer der größten Sohllederfabriken der
Welt und bis ins Kleinſte gehender ſorgfältiger Handarbeit
ver=
mittelt der Lehrfilm der Lederfabrik Hirſchberg, vorm. Heinrich
Knoch u. Co., Hirſchberg (Saale). Vom Rohhautlager bis zum
Verſand des fertigen Fabrikates werden die wichtigſten Phaſen
der Lederherſtellung gezeigt. Ergänzt durch ſehr geſchickte
ſchema=
tiſche Trickzeichnungen, werden die chemiſchen Vorgänge, die ſich
während des Gerbprozeſſes abſpielen, dem Laien verſtändlich
ge=
macht. Zeitlupenaufnahmen von der Arbeitsweiſe einiger
wich=
tiger Maſchinen machen den Film beſonders inſtruktiv.
Der Film wird im Rahmen einer wiſſenſchaftlichen
Tagung des Inſtituts für Gerbereichemie der
Techniſchen Hochſchule, Darmſtadt, am Donnerstag,
den 28. Februar, im Anſchluß an die Abendvorſtellung im U. T.
gezeigt. Mit Rückſicht auf den hohen Bildungswert des Films
wird die Darmſtädter Bevölkerung, und beſonders das
Schuh=
machergewerbe auf die Vorführung aufmerkſam gemacht. Die
Löſung einer Karte für die Abendvorſtellung berechtigt zur
Teil=
nahme an dieſer Sondervorführung.
Vorleſungsreihe
„Nakionalpolikiſche Erziehung”.
Profeſſor Lacroir-Heidelberg ſpricht.
5. Vortrag.
In dem vorletzten Vortrag, den in der Vorleſungsreihe der
Heſſiſchen Verwaltungsakademie” Herr Profeſſor Lacroix am
Dienstag abend im Saalbau hielt, knüpfte der Vortragende
zu=
nächſt noch einmal an die Erläuterung des Begriffs „mechaniſtiſche
Weltauffaſſung” an — die bisher ja vorherrſchend war — und
be=
tonte, daß die Wiſſenſchaft nie ein genaues Abbild, ſondern immer
nur eine Umbildung, eine grundſätzliche Umformung der Umwelt
gibt. Wie in den bisherigen Vorträgen, ſo belegte und erörterte
Profeſſor Lacroix an ſinnfälligen, einleuchtenden Beiſpielen
die Richtigkeit ſeiner Behauptungen. Zur Bekräftigung der
Be=
hauptung, daß bei der methodiſchen Umformung der
Erfahrungs=
welt Bilder herauskommen, die mit der wirklichen
Erfahrungs=
welt faſt keine Aehnlichkeit mehr haben zitierte der Vortragende
ausführlich und wörtlich Ausſprüche führender, mechaniſtiſch
ein=
geſtellter Gelehrter (Heinr. Hertz und Planck). Die mechaniſtiſche
Methode ſieht eben nur das Mechaniſche in der Natur und
ver=
gißt darüber, daß dieſes nicht das Weltbild an ſich iſt, ſondern
ſich nur als einen willkürlich hieraus ausgewählten Ausſchnitt
darſtellt. Es darf eben nicht außer acht gelaſſen werden, daß
dieſes mechaniſtiſche Weltbild in ſeiner Dürre und Skeletthaftigkeit
nie ein Abbild des wirklichen Weltbildes ſein kann. Dieſe
Methode mache das Weltbild ſtumm, kalt und farblos, ſieht die
Welt nur als eine ungeheure Stern=Maſchinerie an. Wer dieſe
Anſchauungen für richtig hält, der müßte am Sinn und Zweck des
Lebens einfach verzweifeln. Das Lebensgefühl empört ſich
zuletzt dagegen, ſo führte Profeſſor Lacroix aus, daß das Leben
nur eine mechaniſtiſche Begleiterſcheinung des Weltbildes ſein ſoll!
Auch dafür, daß namhafte Anhänger der mechaniſtiſchen
Weltauf=
faſſung, die vielleicht für dieſe Anſchauung bis in die letzte
Konſe=
quenz hinein Opfer zu bringen und zu leiden bereit wären, in
ihrem wirklichen Leben ſelbſt nicht dieſer mechaniſtiſchen
Auf=
faſſung konſequent leben, auch dafür, wie geſagt, brachte der
Red=
ner konkrete Beiſpiele. Die zunehmende Unordnung und
Ver=
wirung, die in den letzten Jahrzehnten auf allen Gebieten immer
mehr um ſich griffen, haben ihre Wurzel eben darin, daß unſere
Gedanken über den wirklichen Lebensverlauf überall nicht mehr
mit dieſem wirklichen Lebensverlauf übereinſtimmten!
Im weiteren Verlaufe ſeines Vortrages wies der Redner
darauf hin, daß ſelbſt auf dem Gebiet der mechaniſtiſchen
Wiſſen=
ſchaft, von dem ſie ausging, das mechaniſtiſche Prinzip durchlöchert
wird. Genannt wurden hier die Optik und die mechaniſche Phyſik
(Kraftfeld!) als Beiſpiel dafür, daß dieſe Begriffe ſich dem
mecha=
niſtiſchen Prinzip zu entziehen beginnen. Der Vortragende ſtreifte buch hier nur noch einige Tage aufliegt, iſt Eile geboten.
dann die Jonen=Theorie und führte, wiederum an der Hand von
durchſchlagenden Beiſpielen, aus, wie das immer weiter
zurückge=
drängte mechaniſtiſche Prinzip ſich im alltäglichen Leben nicht
be=
haupten kann und wie wir ſo zu unſerer neuen, das mechaniſtiſche
Prinzip ablöſenden Ganzheitsauffaſſung gelangen. Alles, wirtſchaft Johann Heinrich Laumann 2. ſeinen Maskenball a
Lebendige beſteht eben aus dem Zuſammenwirken
verſchiedenacti=
ger Organe zu einer gemeinſamen Geſamtleiſtung, die auf Grund
einer Planmäßigkeit die mechaniſchen Einzelleiſtungen
zu=
ſammenführt und =hält (Beiſpiel: Das Spiel eines Orcheſters
oder das organiſche Wachſen des menſchlichen Körpers.) Dieſes
planvolle Tun, das wir überall in der lebendigen Natur finden,
bildet den Gegenſatz zu dem mechaniſchen Tun. Das Planmäßige
überall zu finden bis zu der uns geſetzten Grenze, iſt Aufgabe
der Forſchung.
ihren Kae
Wafralſthautt!
Faſching für Große und Kleine. Die Frauengruppe des
V. D. A. wiederholt die mit ſo großem Beifall aufgenommenen
Aufführungen des Volksdeutſchen Feſtes bei dem am Sonntag,
3. März, nachmittags, im Saalbau, ſtattfindenden Faſchingsfeſt.
Für die Kleinen packen die oberen Räume Faſchingsüberraſchungen
aus; ein Kinderkino, ein Kaſperltheater, eine Rutſchbahn und
der=
gleichen. Eine Schar geſchickter Kindergärtnerinnen, die ſich
frei=
willig in den Dienſt der guten Sache ſtellen, wird mit dem
Klein=
volk fröhliche Spiele veranſtalten. Im großen Saale, der wieder
ein farbenprächtiges Gewand anzieht, werden ſich alle beim Tanze
tummeln, die ſich den Kinderſchuhen entwachſen fühlen. Der
vor=
zügliche Kaffee und die Rieſenkreppel zu billigem Preis werden
ebenfalls Freude bereiten. Kartenverkauf bei Elbert, Rheinſtr. 7.
— Faſching auf dem Marktplatz. Man ſchreibt uns: Wie in
den Nachbarſtädten, ſo wird in dieſem Jahre auch in Darmſtadt
das reiſende Gewerbe ſeine Darbietungen dem Prinzen
Karne=
val zur Verfügung ſtellen, nicht allein nur, um das
Faſchings=
treiben in der Landeshauptſtadt zu beleben, ſondern um damit
dieſem Gewerbe nach den langen Wintermonaten eine erſte
Ver=
dienſtmöglichkeit zu geben. Auf dem Marktplatz wird ſich dem
Publikum eine kleine beſcheidene Zeltſtadt präſentieren und der
Bevölkerung iſt dort Gelegenheit geboten, ein friſch=fröhliches
Faſt=
nachtstreiben zu entfalten.
Was die Lichtſpiel=Theaker bringen.
— Das Union=Theater zeigt Emil Jannings in dem großen
hiſtoriſchen Filmwerk. Der alte und der junge König”,
mit Werner Hinz, Marie=Luiſe Claudius, Claus Claußen,
Leo=
poldine Konſtantin.
Die Helia=Lichtſpiele zeigen das fröhliche Filmerlebnis
Ferien vom Ich”, mit Hermann Speelmanns. Cilly Feindt,
Carola Höhn.
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen ab heute einen Kriminalfilm,
ſpannend von der erſten bis zur letzten Szene: „Der
Polizei=
bericht meldet”, mit Olga Tſchechowa, Iohannes Riemann,
Friedrich Kayßler, Paul Otto, Käthe Haack.
Reſi=Theater zeigt das entzückende Luſtſpiel „Heute abend
bei mir” mit Jenny Jugo, Paul Hörbiger, Theo, Lingen,
Jugendliche haben Zutritt.
Weikerberichl.
Aus Heſſen.
Vorherſage für Mittwoch: Nach kälterer Nacht, zunächſt
Aufheite=
terung, trocken, nördliche Winde.
Vorherſage für Donnerstag: Neue Eintrübung, trotz Druckfalls
ge=
ringe Regenneigung
o. Erzhauſen, 26. Febr. Leichenbegängnis. G
wurde unter großer Beteiligung unſer hieſiger Ortsarzt
Spiro, zur letzten Ruhe geleitet. Im Jahre 1902, am 1.
bruar, übernahm er hier ſeine ärztliche Praxis. Geachtet un
liebt bei jedermann, unverdroſſen und unermüdlich war er ſ.
Patienten gegenüber und erwarb ſich in den vergangenen 33
J. Griesheim, 26. Febr. Autozuſammenſtoß. Der
ſonenwagen der Pasquay=Werke, der aus der Adolf=
Hitler=
kam, und in weſtlicher Richtung in die Neue Darmſtädter S.
einbiegen wollte, wurde in dem Moment des Einbiegens von
Omnibus des Herrn Heinrich Lippert von hier, der in Rid
Darmſtadt fuhr, mit der Stoßſtange am vorderen linken Kotf
erfaßt, und dadurch etwa 13 Meter weit über den Fußſteig ar
Geländer des Vorgartens des katholiſchen Pfarramts geſchleu
Der vordere Teil des Perſonenwagens wurde ſchwer beſche
während der Omnibus keinerlei Beſchädigungen davontrug
ſeine Fahrt forrſetzen konnte. Nach Aufnahme des Tatbeſto
durch die Polizei wurde der Perſonenwagen mit dem Omr
des Herrn Lippert abgeſchleppt. Bei dem Zuſammenſtoß ke
Perſonen nicht zu Schaden. Die Schuldfrage wird durch die P.
geklärt — Wegen verbotenen Glücksſpiels zur An
gebracht wurden durch die Polizei verſchiedene jüngere, zum
verheiratete Leute in einer Wirtſchaft des Uebungslagers.
ſchiedene Perſonen ſollen dabei den ganzen Wochenlohn ver
haben. Für die Wirte dürfte dies wieder einmal eine Mah
ſein, derartige Spiele in ihren Lokalen zu verbieten.
Ar. Eberſtadt, 25. Febr. Jahreshauptverſamml
des Turnvereins 1876. Dietwart Lehrer Burhe
gab einen kurzen geſchichtlichen Rückblick über das Leben
deutſchen Volkes und leitete über zu dem Geiſte Adolf Hi
und des Helden Horſt Weſſels. Im ehrenden Gedenken an
ren und aller, die im Kampf um den Aufbau des heutigen Re
ihr Leben gaben, wie auch im Gedenken an die im abgelauf
Vereinsjahr durch Ableben ausgeſchiedenen Turnbrüder ſang
Verſammlung ſtehend das Lied vom „Guten Kameraden”
einsführer Turner Dieter erſtattete über die Tätigkeit
Vereins Bericht und erinnerte im Beſonderen an die ſch
Tage des Saarbeſuches an den Pfingſtfeiertagen. Der we
Bericht ergab ein Bild der Arbeit und Mühen und derer
freuliche Erfolge, die auch in dieſem Jahre den Verein mehr
mehr ſeinen Zielen zuführen werden. Oberturnwart Heß
den Tätigkeitsbericht des aktiven Turnbetriebes. Sein Dank
allen Fachwarten für ihre Mühewaltung und ſeine Mahnung
Jugend zum Vorbild und Nachieferung. Vereinsführer Tu
Dieter ſprach dem Letzteren ſeinen beſonderen Dank für
außerordentliche und aufopfernde Tätigkeit aus und dankte
falls allen Abteilungsleitern. Die Kaſſengeſchäfte führte Zu
Eidenmüller in beſter Ordnung wofür ihm Dank und Entlaſ
erteilt wurde. Nach Verleſung der neuen Einheitsſatzungen
Reichsbundes für Leibesübungen, die einſtimmig zur Anne
gelangten, wurde Turner Dieter wiederum als Vereinsfi
vorgeſchlagen und von der geſamten Verſammlung anerke
Der Führer berief anſchließend den Vorſtand und die Fachn
einſchließlich Oberturnwart, wobei ſich keine beſonderen
derungen ergaben, bis auf die Leiterin der Frauen= und T1
rinnenabteilung wie eines Preſſewartes.
G. Ober=Ramſtadt, 26. Febr. Winterhilfe. Die
Ein=
nungsergebniſſe im Opferbuch des WHW. haben ſich in den
ten Tagen recht gut geſtaltet. Viele haben ihre Einzeichnung
reits vollzogen, ſehr viele fehlen aber auch noch. An alle, die
jetzt den Weg zum Opferbuch noch nicht gefunden haben, er
noch einmal die Mahnung „Kommt und zeichnet‟ Da das O.
Ef. Meſſel, 26. Febr. Turn= und Sportverein
e. V. Unter dem Motto: „Sei luſtig du Oos un lache, do de
da nix draus mache” hält der Turn= und Sportverein am
menden Samstag, den 2. März 1935, abends, im Saale der
Ef. Meſſel, 26. Febr Maskenball. Der Geſangve
„Sängerbund=Eintracht” hielt am Sonntag abend im Saale
Gaſtwirtſchaft Heberer einen gut beſuchten Maskenball ab.
Nachmittag hielt der Verein einen Kindermaskenball ab.
F5. Gundernhauſen, 26. Febr. Kraft durch Freu
In der bis auf den letzten Platz beſetzten Sporthalle fand
Veranſtaltung der Laienſpieler „Kraft durch Freude” des Kre
Dieburg ſtatt. Zur Aufführung gelangten unter der bewäh
Leitung des Pg. Hans Lorz, Groß=Zimmern, die beiden Thee
ſtücke „Heimatliebe” und „Wilhelm Tell” ſowie Volkstänze.
beiden hieſigen Geſangvereine verſchönten den Abend durch Lie
vorträge.
Le Groß=Umſtadt, 26. Febr. Die NS.=Frauenſch
veranſtaltete im Saale „Zum weißen Roß” einen Theaterab
der einen vollen Erfolg hatte. Die Vorſitzende hielt die
grüßungs=Anſprache vor einem dicht gedrängt ſitzenden Publi!
Ein ſinniger Prolog wurde von Frl. Wieder ſchön vorgetra
Auch die beiden BdM.=Mädchen fanden mit ihrem vierhänd
Klaviervortrag aus „Dichter und Bauer”, großen Beifall.
vier Einakter wurden infolge guter Rollenverteilung großa
geſpielt und ernteten ungeheuren Beifall. Die Rollen wur
ausſchließlich von Mitgliedern der NS.=Frauenſchaft beſtrit
Es war ſtaunenswert, daß viele von den Mitgliedern, die
nie die Bretter betreten hatten, die die Welt bedeuten ein ſ.
natürliches Spiel wiedergaben. Der Ortsgruppenleiter dankte
Schluſſe allen Mitwirkenden und forderte zu weiterer Anmeld
zur NS.=Frauenſchaft auf, da noch viele Frauen beiſeite ſte
Anſchließend gab es Kaffee und Kreppel, dem ein Tanzvergnu
folgte.
r. Babenhauſen, 26. Febr. Ihren 82. Geburtstag fe
dieſen Donnerstag unſere Mitbürgerin und allſeits bekai
Lokaldichterin, Frau Dina Gröger, die ſich in allen Kre
unſerer Bevölkerung einer großen Beliebtheit erfreut. Liebe
Natur und zur alten Heimatſtadt, eine ſtille, ſchlichte Frömy
keit und ein heiterer Sinn bilden die Grundzüge ihres
ſens die ſich in ihren vielen Gedichten bei politiſchen und zeitlie
Geſchehniſſen, bei allen größeren Feſten der Heimatvereine wi.
ſpiegeln. Der Jubilarin wünſcht ihr großer Freundeskreis
einen langen ſonnigen Lebensabend in der gleichen geiſtigen
ſonnigen Friſche wie heute.
Bz. Reinheim, 26. Febr. Am Samstag hält der Män!
geſangverein ſeinen Maskenball im Saalbau zur Spitz ab
Hohes Alter. Am Donnerstag, 28. Febr., feiert Johan
Katzenmeier in geiſtiger wie in körperlicher Geſundheit ſei
71. Geburtstag. Katzenmeier war faſt 40 Jahre bei der Rei
bahn in Dienſten.
Cg. Reinheim, 26. Febr. Der Obſt= und Gartenba
verein hielt im Saalbau „Zur Spitze” ſeine Generalverſan
lung ab. Vorſ. Baldauf erwähnte die Veränderungen, die
letzten Jahre in Auffaſſung und Erzeugungswillen der Gar!
bauer notwendig geworden ſeien und ließ durch den Prokoe.
führer die letzten Niederſchriften verleſen. Nach der Ergänzel
wahl des Vorſtandes folgte das Hauptreferat von Herrn. 2
bau=Inſp. Heeſe, Groß=Umſtadt, über die Schädlingsbekämpi4
die Zuchtwahl im Obſtbau, geſundes Wachstum und Beſeitis!
kranker und ſchiefer Bäume. Zuſammenhelfen benachbarter Ba1
beſitzer in der Schädlingsbekämpfung und Anlage von geme
ſamen Obſtbaumanlagen. Die hierbei gezeigten Lichtbilder e..
terten die Worte aufs trefflichſte und waren aufs beſte geeis!
die Gedanken bei den Anweſenden zu vertiefen. Die Verloſt
von Topfpflanzen bildete den Beſchluß.
Lichtenberg, 28. Febr. Am kommenden Sonntag ile
ſich hier die im Reichsbund Volkstum und Heimat zuſammen.
ſchloſſenen Gruppen und Freunde des Volkstanzes wie im.
gangenen Jahre zum Faſtnachtsvolktstanztreffen. Die Anmege
dazu iſt unbedingt erforderlich und iſt his ſpäteſtens 1. A
an die Geſchäftsſtelle des Reichsbundes Darmſtadt. Neckarlt
Fernruf 3239, zu richten.
F4. Nieder=Klingen, 26. Febr. Parteiverſamm.t
und Schulungsabend. In der Wirtſchaft unſeres
Valentin Willems 2. fand dieſer Tage eine Verſammlung.
NSDAP., verbunden mit Schulungsvortrag für alle Vartein.
glieder und deren Nebenorganiſationen ſtatt. Eingeleitet .
der Abend mit muſikaliſchen Darbietungen. In dem Begrüh”.
vortrag wies Zellenleiter Pg. Gg. Wolf 2. auf die grobe
deutung der Schulung hin. Sodann gab er wichtige Mitteilh.
innnerhalb der Partei bekannt. Nach dem gemeinſam geſtne 9
Lied „Brüder in Zechen und Gruben” nahm der Reduet.
Gammen das Wort. Er kennzeichnete in vortrefflichen.
führungen das 700jährige Ringen um die deutſche Reichst..
Anſchließend ſprach er noch über das Statthaltergeſet 10
neue Gemeindeverordnung.
woch, 27. Februar 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 58 — Seite 7
veradſchaftsabend der Ortsgruppe Erzhauſen
47 5. deutſchen Fronkkämpſerbundes (Skahlhelm)
zugunſten des Winterhilfswerkes 1934/35.
bar
Ortsgruppe Erzhauſen des NS. Deutſchen Frontkämpfer=
(Stahlhelm) veranſtaltete einen Kameradſchaftsabend
zu=
des Deutſchen Winterhilfswerkes.
Beſuch war ungemein gut, und da 50 Prozent der Brutto=
nen an das Winterhilfswerk gingen, konnte ein Betrag
r 120 RM. dorthin abgeführt werden. Als Gäſte waren
in der Gauführer Kam. Stiebler, der Kreisführer von
odt. Kam. Kerp, Kam Metzger vom Kreisſtab
Groß=
der Bürgermeiſter von Erzhauſen Pg. Wannemacher
trrer Koch.
h einem Eröffnungsmarſch durch die Kapelle Cannſtädter.
en, ergriff der Ortsgruppenführer des NSDFB. (Stahl=
Kam. Meyer, das Wort. Zunächſt begrüßte er die
annten Gäſte und gab ſeiner Freude über das zahlreiche
en der Erzhäuſer Volksgenoſſen Ausdruck. Der Abend
uch wenn er geſelligem Zuſammenſein diene — im Zeichen
ksverbundenheit ſtehen, und deshalb ſei er in den Dienſt
W. geſtellt. Es iſt ein ernſter Tag, den wir heute
be=
ſenn es iſt der Todestag des Kämpfers für das Dritte
Horſt Weſſel. Redner gedachte dann der Toten des
ges, Horſt Weſſels, der Toten für das neue Reich aus
hen der SA. und des NSDFB. (Stahlhelm) und unſeres
en Generalfeldmarſchalls und Ehrenvorſitzenden des
(Stahlhelm), Hindenburgs. Während die Kapelle das
n guten Kameraden ſpielte, verharrte die Menge in
an=
n Schweigen. Die Anſprache ſchloß mit einem dreifachen
il auf unſeren Führer und Volkskanzler Adolf Hitler.
zend ſang die Verſammlung die beiden deutſchen Lieder.
Anbetracht der Bedeutung des Tages kamen ernſte Sachen
führung. Beſonders hervorzuheben ſind die
Geſangs=
des Sängerbundes und der Sängervereinigung aus
Erz=
die techniſch auf bedeutender Höhe ſtanden. Einige
)en unter Mithilfe Erzhäuſer Bürger und Bürgerinnen
im weiteren Verlauf des Abends ein Theaterſtück „Die
ſte on Tannenberg” (Zur Erinnerung an die Schlacht von
erg vom 23.—30. Auguſt 1914) auf. Das Stück zeigte,
ntkameradſchaft und Fronterlebnis alle Standesunter=
=tergeſſen lehrt.
Jugend mußte ſich bis nach Mitternacht gedulden, erſt
n ſie zu ihrem Recht, das Tanzbein ſchwingen zu dürfen,
dann auch ausgiebig tat.
Michelſtadt, 26. Febr. Horſt=Weſſel=Gedenk=
In einer einfachen, aber eindrucksvollen Feier gedachte die
pe Michelſtadt der NSDAP. des Todestages des unver=
1 Horſt Weſſel. Der geräumige Saal des Schmerkers
Gar=
dicht beſetzt, als nach den Klängen des Badenweiler
Mar=
pielt von der Kapelle Löb, die Fahnen der Ortsgruppe
übrigen NS. Formationen in den Saal einmarſchierten.
penleiter Fiſcher begrüßte dann die Erſchienenen und
beſonders die Taten des Sturmführers Horſt Weſſel,
kommuniſtiſcher Mörderhand am 14. Januar 1930 ſchover
Det wurde und dann nach wochenlangem Leiden heute vor
ren die Augen für immer ſchloß. Dumpf dröhnten dann
rleingang her die Landknechtstrommeln des Jungvolks,
ſti teten Sprechchöre und Lieder des Jungvolkes über zur
Gauamtsleiters Eiſentraud aus Frankfurt a. M. Seine
vollen, der Bedeutung des Tages angepaßten
Ausführun=
ß der Redner mit einem Treuegelöbnis an den Führer
Vaterland, Sprechchöre der SA. und des BDM.
be=
dann die Feier, die ausklang in dem Horſt=Weſſel=Lied,
tſchlandlied und dem Sieg=Heil=Gruß an den Führer.
Frbach, 25. Febr. Die Vereidigung am 24. Fe=
Unſer Städtchen hatte aus Anlaß der Vereidigung der
er, Amtswalter und Amtswarte der Partei und ihrer
nen Gliederungen reichen Flaggenſchmuck angelegt. Schon
n Nachmittag trafen die erſten Kraftwagen mit den zu
inden aus allen Teilen des Kreiſes ein; gegen abend
Vagen= und Fußverkehr dauernd ſtärker. In geſchloſſenem
gs dann vom Adolf=Hitler=Platz nach der Feſthalle, die
eines großen Tages bot. Hier zeigte Kreisleiter
chy n in gewohnt klarem Aufriß das vom Führer für unſer
ſte 1. d und die ganze Welt getätigte Werk. erinnerte die
Ver=
uur n an die Bedeutung und Größe des heutigen Tages für
zelnen und ſeine Verantwortung in der großen
Volks=
er aft und forderte ſie auf, wackere Kämpfer und Mitſtreiter
bauwerk für unſer Volk und Vaterland zu werden.
An=
erfolgte dann die Uebertragung der
Parteigründungs=
die feierliche Vereidigung der neuen politiſchen Leiter
Bei und ihrer Gliederungen.
Cirbach, 26. Febr. Familienabend des Kirchen=
Den Hauptanteil der Vortragsfolge beſtritt der aktive
Ear unter Leitung des Herrn Rektor Weber eine ganze
Ads eſener Chöre vortrug, die mit reichem Beifall
aufgenom=
den. Dazwiſchen ſpielte eine fleißige Hauskapelle zum
WS f; erfreulicherweiſe wurden viel alte Odenwälder Tänze
Meis in mannigfachen Einzeldaxbietungen brachten bewährte
dok e von hier und dem befreundeten Michelſtädter Chor
eric Schätze echten Volksgutes in Lied und Gedicht zum Vor=
.r Eich entbot als Vorſitzender des Chors herzliche Will=
Unr rüße und gedachte beſonders der Sängertreue des älteſten
a12s des Herrn Wilhelm Fiſcher, der vor wenigen Tagen
ſer Geburtstag feiern konnte. Herr Pfarrer Keßler
über=
dem Chor Dank und Grüße der evangeliſchen
Kirchen=
es und mahnte zur fleißigen Weiterarbeit im ſeither ſchon
Iſten Dienſte für Gott, Volk und Vateriand. Herr Rektor
E pries die Arbeit, die gerade die Kirchenchöre für Glaube
kstum leiſten, gedachte des machtvollen Um= und Auf=
94 iſerer Zeit und grüßte den Führer und ſein Werk mit
eifachen Sieg=Heil.
Alsbach a. d. B., 26. Febr. Schulſpeiſung. Seitens
wird ſeit einigen Tagen bedürftigen Schulkindern ein
hrhafter Suppe zum Frühſtück verabreicht. Die Zuberei=
Abgabe geſchieht durch Mitglieder der hieſigen Frauen=
S jetzt nehmen etwa 25 Kinder an der Speiſung teil.
ornheim, 26. Febr. Ausdem Gemeinderat. Der
41ag wurde vom Gemeinderat durchberaten und in der
en Form angenommen. Zur Zeit liegt der Voranſchlag
Zürgermeiſterei offen zur Einſichtnahme.
Bürſtadt, 26 Febr. Schwerer Junge auf der
angeſchoſſen. Ein junger Mann mit Namen Rößler
ms wurde des öfteren ſchon beobachtet, wie er ſich auf
Art und Weiſe in hieſiger Umgebung aufhielt. Am
nacht fuhr derſelbe wiederum mit ſeinem Fahrrad nach
ſtahl im dortigen Schloßpark 13 Hühner, drehte
den=
e Hälſe ab, und machte ſich mit ihnen, gut im Ruckſack
auf den Heimweg. Die hieſige Gendarmerie hatte jedoch
m Raub erfahren und ſtellte den Mann in der
Klarg=
r leiſtete dem Anruf der Polizei jedoch keine Folge ſo
von ihrer Schußwaffe Gebrauch machte und denſelben
n Oberſchenkel verletzte. Trotzdem ſetzte der Burſche
cht fort und ließ Fahrrad und Diebesgut im Stich. In
eim langte er erſchöpft an und ſuchte einen Arzt auf,
2 die Polizei verſtändigte, ſo daß der Burſche verhaftet
onn
Mainz, 26. Febr. Erſte Fremdenſitzung des
er Carnenal=Vereins. Die erſte große Fremden=
S Mainzer Carneval=Vereins wurde zu einem fröhlichen
der 4—5000 Fremden, die aus dem Rhein=Maingebiet
ilt waren, um den Karneval im goldenen Mainz zu
Es war eine prunkvolle Veranſtaltung, durchglüht von
ſunden und köſtlichen Humor. Das Mainzer Lied, das
und geſchunkelt wurde, ließ gleich von Anfang an die
er Fröhlichkeit ſprühen. Das Eröffnungsſpiel. Wer hot,
von Carl Moerle zauberte die närriſchen Elf herbei.
feierlichen Einzug des Komitees erſchien der Schalk
rhard und erläuterte in treffender Satire noch einmal
des rheiniſchen Karnevals. Die Anſprache des
Präſiden=
rich Bender befaßte ſich in der Hauptſache mit den
der näheren Umgebung, mit denen nun endlich aller
19 Hader beendet ſei. Mit brauſendem Beifall wurde
er närriſche Sekretär Glückert begrüßt, der ſich wieder
großer Form zeiate. Ein Dichter aus dem Mittelalter,
Mundo — als Knorzel bekannt —, ein Tünchermeiſter
Sralsritter brachten neben muſikaliſchen und geſanglichen
n reiche Abwechſelung. Nach der Pauſe gloſſierte der
2e Gottron mit ſeiner beißenden Ironie die „hohe
Der ſchon bekannte Friſeurlehrling plauderte wieder
mniſſe ſeines Berufes aus und ein Zwiegeſpräch zwiſchen
29 Mond „beleuchtete” bei Tag und Nacht das Leben auf
Die „Mainzer Hofſängergilde” gab der glänzend ver=
7 Veranſtaltung einen luſtigen Abſchluß.
Sport, Sptel und Jucnen.
Wir fahren zum Länderſpiel nach Paris!
Am 17. März ſpielt die deutſche Fußballmannſchaft in Paris
gegen Frankreich. Das „Darmſtädter Tagblatt” veranſtaltet zu
dieſem Spiel eine Sonderfahxt. Einzelheiten folgen noch an
dieſer Stelle.
Hünvonn iie Boentoüle.
Erbach — König 3:3.
Trotz des aufgeweichten Bodens kam in Erbach ein ſchnelles
und bis zuletzt ſpannendes, rechtes Kampfſpiel zu mAustrag. Die
Platzelf, die dies Treffen mit drei Erſatzleuten beſtreiten mußte,
findet ſich ſchneller und kann auch bald mit 2:0 in Führung gehen.
Bei dem weiteren wechſelvollen Spielverlauf hatten die Gäſte, die
jetzt mehr aus ſich herausgingen, beim Toreſchießen mehr Glück
als die Platzbeſitzer. Der Ausgleich war bald geſchaffen, und ein
weiterer Treffer noch erzielt. König bedrängte beſonders gegen
Schluß ſtark das Erbacher Tor, ohne jedoch es wurde viel
ver=
ſchoſſen, zu weiteren zählbaren Erfolgen zu kommen. Erbach kann
durch ſeinen Rechtsaußen auf 3:3 ſtellen.
Die Pflichtſpielreihe der Kreisklaſſe I. Gr.
Odenwald, iſt beendet. Die Tabelle in den einzelnen
Gruppen führen die Vereine Nieder=Klingen,
Gundern=
hauſen und Momart an, die nun in einer weiteren
Zwiſchen=
ſpielrunde um den Aufſtieg in die Bezirksklaſſe mit den
Spitzen=
reitern aus der Staffel 6 und 7 zu ſpielen haben.
wald):
Gruppe „Süd”. Verein Spiele gew. unent. verl. Tore Pkte. Momart 19:12 Kirch=Brombach 16:14 19 Zell 4 1 0 3
Gruppe „Nord”. 17:26 2:6 Verein Spiele gew. unent. verl. Tore Pkte. Gundernhauſen 50:21 16:0 Klein=Zimmern 39:29 10:6 Richen 24:25 3:8 Spachbrücken 29:27 7: Semd Gruppe „I Weſt”. 25:65 1:15 Verein Spiele gew. unent. verl. Tore Pkte. Nieder=Klingen 10 98:33 19:1 Groß=Bieberau 79:49 15:5 Fränk.=Crumbach 45:54 12:8 Pfaffen=Beerfurth 51:64 8:12 Reichelsheim 40:63 6:14 Böllſtein 10 10 27:77 0:20
Fußball.
SC. Hota — TSG. 77 Ober=Ramſtadt.
Morgen, Donnerstag den 28. Februar, nachmittags 15,30 Uhr,
treffen ſich beide Mannſchaften zu dem fälligen Freundſchaftsſpiel
am Sportplatz 98 Böllenfalltor.
TV. Alsbach — TV. Zwingenberg 1:4 (0:1).
Dieſes Spiel der Kreisklaſſe 2. Gruppe 1, war wohl das
wichtigſte der ganzen Runde. Auch ſchon äußerlich machte ſich dies
bemerkbar, war doch eine große Zuſchauermenge aus allen
La=
gern der Gruppe mit Auto, Kraftrad, Fahrrad und zu Fuß
er=
ſchienen, um der angekündigten Vorentſcheidung um die
Meiſter=
ſchaft beizuwohnen. Der Platz war in guter Verfaſſung, und ſo
waren alle Vorbedingungen für einen lebhaften und
intereſ=
ſanten Kampf gegeben. Zwingenberg trat komplett. Alsbach mit
Erſatz für den verletzten Mittelläufer Loos, der aber gut erſetzt
war, an. Zwingenberg war während des ganzen Spieles mit
Ausnahme einiger kurzen Drangperioden Alsbachs leicht
über=
legen, nach dem 4. Tore ſo ſtark, daß bei etwas mehr
Aufmerk=
ſamkeit und Energie noch weitere Tore hätten fallen müſſen.
Alsbach hatte auch mehrere Torchancen, von denen eine in der
letzten Minute zum wohlverdienten Ehrentor verwandelt wurde.
Der Schiedsrichter, ein Herr aus Bürſtadt, leitete das harte,
aber mit wenigen Ausnahmen immer in den Grenzen des
Er=
laubten bleibende Spiel im allgemeinen gut, nur durfte er nicht
die Spieler beiderſeits wegen jeder Kleinigkeit verwarnen, um
dann gefährliche Sachen, wie das Anſpringen des Zwingenberger
Torwächters durch den Alsbacher Rechtsaußen ungeahndet zu
laſſen.
TV. Ueberau — VfR. Beerfelden 0:4 (0:0).
Das mit großer Spannung erwartete Treffen konnte VfR.
Beerfelden ebenfalls ſiegreich beenden. Mit großen
Siegeshoff=
nungen zogen die Ueberauer in den Kampf, und man kann ruhig
ſagen, daß Ueberau in der erſten Hälfte einen großen Gegner
abgab. Zäh wurde gekämpft um jeden fußbreit Boden auf beiden
Seiten, aber beide Schlußdreiecke ſtanden eiſern. Die Platzelf hatte
in der erſten Hälfte den Wind als Bundesgenoſſen und hatte
dadurch etwas Vorteil. Nun begann die 2. Hälfte. Man ſah
ſo=
fort, daß die VfR.=Elf unter allen Umſtänden die Entſcheidung
herbeiführen wollte. Die Angriffe rollten in einem Tempo vor,
das Bewunderung erweckte. Da plötzlich reifte der erſte Erfolg.
Beerfelden führt 1:0, aber noch läßt Ueberau nicht locker und
greift kräftig an. Kurz anſchließend beweiſt der VfR.=Sturm, daß
er die Schußſtiefel mitgebracht hat. Zwei Bombenſchüſſe erhöhten
auf 3:0. Nun ſah man, daß die Kraftreſerven bei VfR. liegen.
Ein viertes Tor krönte den ſchönen verdienten Erfolg. Hoffentlich
rügt die Vereinsleitung von Ueberau die Auswuchſe, die kurz vor
Schluß durch einige unſportliche Zuſchauer herbeigeführt wurden.
Die Elf des Platzbeſitzers iſt beſtimmt auf dem Wege zur
Form=
verbeſſerung, denn gegen die VfR.=Elf in ihrer heutigen
Verfaſ=
ſung hätte beſtimmt manch größerer Gegner den Kürzeren gezogen.
Nun hat die VfR.=Elf noch ein Spiel gegen Sandbach in zwei
Wochen auf eigenem Platze auszutragen. Vor dieſem Spiele konnte
die Beerfelder 2. Mannſchaft die Ueberauer 2. mit 2:1 beſiegen.
Ortsgruppe Darmstadt desRfe.
Heute, Mittwoch, abends 8.30 Uhr, findet im
Vorſtands=
ſitzungszimmer der Woogsplatzturnhalle die regelmäßige Sitzung
der örtlichen Fachamtsvertreter ſtatt, worauf nochmals
hinge=
wieſen wird.
Aus den Vereinen u. Verbänden
Darmſtadt Turn= und Sportgemeinde 1846.
Frauenabteilung. Am kommenden Mittwoch kann wegen
dienſtlicher Verhinderung des Leiters der Frauenabteilung nur
eine, und zwar die Spät=Turnſtunde (von 8.15—9.30 Uhr)
gehal=
ten werden. Die Vertretung übernimmt die Schriftwartin Fräul.
Duthel. — Die Turnſtunde vom Aſchermittwoch wird auf den
Montag (Roſenmontag) vorverlegt, und zwar für alle
Teil=
nehmerinnen von 8.15 Uhr ab. Sie ſoll ein beſonderes Geſicht und
auch beſonderen Inhalt haben.
Paddelabteilung. Heute Mittwoch ahend 8.30 Uhr findet im
grünen Zimmer der Woogs=Turnhalle unſere
Monatsverſamm=
lung ſtatt. Es wird hierbei das Jahresprogramm bekanntgegeben
(Regattatermine, Filmabende. Anpaddeln, Wanderfahrten u. a.),
das beſondere Veranſtaltungen für das Jahr 1935 vorſieht.
Im Anſchluß an die Verſammlung zwangloſes Zuſammenſein,
Der Deutſche Fußballbund hat das 1. Länderſpiel mit Irland
für Mittwoch, den 8. Mai, in Deutſchland abgeſchloſſen. Am
18. Auguſt ſteigt der 6. Kampf Deutſchland — Finnland.
Einen neuen Schwimm=Weltre kord über die
eng=
liſche Meile (1609 Meter) ſtellte der junge amerikaniſche
Crawl=
ſchwimmer Ralph Flanagan in Miami Beach mit 20.48,3 Minuten
auf.
Gewinnauszug
5. Klaſſe 44. Preußiſch=Süddeutſche (270. Preuß.) Klaſſen=Lotterie
Ohne Gewähr
Nachdruck verboten
Auf jede gezogene" ummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen I und II
15. Ziehungstag
25. Februar 1935
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 150 M.
gezogen
2 Gewinne zu 10000 M. 134193
8 Gewinne zu 5000 M. 192809 265435 375779
6 Gewinne zu 3000 M. 130018 242349 372701
18 Gewinne zu 2000 M. 61287 138541 183680 201367 248188
279634 325413 334184 342878
24 Gewinne zu 1000 M. 30745 80082 107522 115983 127140 132363
152225 154837 271761 271845 278864 337354
96 Gewinne zu 500 M. 1369 2200 8609 9389 13394 13891 19984
29460 39936 40211 47516 57432 77206 91236 98457 105851 127476
127916 141877 146463 164606 20 1405 206179 234890 244000 246983
249464 249497 250445 254 164 261864 263085 268145 279858 287673
288394 289833 320651 336555 341988 345139 349666 36 1678 972242
380872 381786 390816 397503
370 Gewinne zu 300 M. 82 1629 2629 8177 8000 10121 11414 11455
13240 16867 19843 19757 24360 24362 26813 28827 29034 29889
30275 33030 32638 36593 38065 41687 41376 61489 53537 53963
55228 65640 57388 59969 60534 64450 65793 66267 67708 68670
73213 76976 78086 78158 78018 80100 80324 83581 84640 87008
96494 97163 88278 101162 109514 102538 104851 112282 119798
121258 195503 129146 129845 133545 135535 138786 145275 147879
148355 153335 156627 165114 165177 165276 171104 170687 174637
178516 178881 178969 180883 181533 181635 181918 184445 184556
194880 197223 201748 202255 203383 004884 211526 212967 216424
217951 720683 220765 223575 224068 226630 226828 228812 236654
234 106 237332 238406 240058 540521 2406557 940818 541631 247004
249976 250542 052585 255502 355813 057076 560453 960675 760748
281862 263155 266527 266834 268711 271260 775431 275507 275630
276375 777353 281745 282483 287912 394336 294422
85683 587611
301240 308031 308496 308609 309181 310387 310740 310821 311485
816373 317583 319519 320772 323685 394676 325140 327180 328082
329306 330767 331616 331678 235654 335974 34 1038 344575 347048
352667 353343 354694 356463 357630 359525 360755 362741 383678
375455 381668 384495 386853 388430 389266 390045 390047 394215
394470 397926
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 150 M.
gezogen
4 Gewinne zu 5000 M. 211548 212380
6 Gewinne zu 3000 M. 186344 198984 333752
16 Gewinne zu 2000 M. 63991 74683 148787 239255 284754
329245 330274 378340
36 Gewinne zu 1000 M. 31248 80268 82568 158811 161680 184682
182401 196980 2060 17 215221 218024 248514 262046 269031 280013
948924 369388 385981
80 Gewinne zu 500 M. 11888 12728 21893 36812 38519 43331
54586 55108 55489 67438 66717 69779 86568 102643 123221
193377 151964 158252 163945 174391 193435 198001 507221 218681
237923 261585 269080 276 188 289041 840581 345224 548491 354690
355186 359116 367441 370803 383234 386619 397119
298 Gewinne zu 300 M 1520 2532 5199 8086 11020 11593 18017
13270 13805 15756 37629 41166 42322 44078 45268 46436 55617
652373 66317 61191 64186 69028 74284 77107 79454 80098 80306
82983 83197 85645 94515 94543 95216 97087 98929 101381
162315 102998 104622 106198 106687 102851 110668 111006 112444
118738 128162 130975 131847 132951 134148 139951 143038 146209
146500 150702 154888 155899 161068 164057 168310 169386 170752
171583 172171 177809 179445 179580 180337 181928 189158 191986
194549 197318 198778 188132 202627 203844 203849 203954 204308
206261 206594 215463 216075 218930 222315 230961 239080 251649
256806 262806 9631 18 265200 266326 267027 271267 282471 282807
286120 289822 291472 293420 294664 299562 305280 308214 309684
311055 317081 318367 319803 324 131 325168 326614 327211 327752
328173 333886 334861 335133 335469 336037 337760 338108 338941
339468 343096 348637 350 187 351165 358873 359341 359951 863288
367340 370937 371430 377613 378464 380799 382439 385140 387148
387302 394264 396438 3964 17 389021
20 Tagesprämſen.
Auf fede gezogene Nummer ſind zwei Prämien zu ſe 1000 RM
gefallen, und zwar fe eine auf die Loſe gleicher Nummer in den
beiden Abteilungen I und II:
29601 56983 141604 142768 249262 250019 260371 292025
328487 340794
Im Gewinnrade verblieben: 300 Tagesprämien zu je 1000 Mark,
2 Gewinne zu je 1000000, 2 zu je 100000, 2 zu je 50000, 4 zu je
30000, 6 zu je 20000, 32 zu je 10000, 98 zu je 5000, 214 zu je
8000, 432 zu je 2000, 980 zu je 1000, 2402 zu je 500, 9350 zu
je 800 Mark.
Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Mittwoch, 27. Februar
6.00: Bauernfunk. — 6.15 u. 6.30: Gymnaſtik. — 6.50: Zeit,
Wetter. — 6.55: Morgenſpruch. — Choral: Jeſus Chriſtus herrſcht
als König. — 7.00: Frühkonzert. Orcheſter Frankfurter
Berufs=
muſiker. Ltg.: Rich. Hoffmann. — 8.10: Waſſerſtand, Wetter. —
8.15: Stuttgart: Gymnaſtik. — 9.00: Nur Kaſſel: Werbekonzert,
9.15: Nur Kaſſel: Fröhl. Morgenſtändchen. — 10.00: Nachr.
10.15: Schulfunk: Volkstänze. — 10.45: Prakt. Ratſchläge für
Küche und Haus. — 11.00: Werbekonzert. — 11.30: Meldg.
11.45: Sozialdienſt.
12.00: Stuttgart: Mittagskonzert der Kapelle Ilia Lipſchakoff. —
13.00: Zeit. Nachr. — 13.15: Karlsruhe: Mittagskonzert des
Philharm. Orcheſters. Ltg.: Kapellmeiſter Fröhlich. — 14.15: Zeit,
Nachr. — 14.30: Wirtſchaftsbericht. — 14.45: Zeit,
Wirtſchafts=
meldungen. — 14.55: Wetter. — 15.00: Nur Kaiſerslautern:
Nachr. — 15.00: Von Freiburg: 1. Induſtrie im Dreiländereck,
2. Badiſche Komponiſten: Heinrich Caſſimir.
16.00: Doppelkonzert. Das Funkorcheſter. Ltg.: Heß und die
Kapelle F. Hauck. — 18.00: 1. In der germaniſchen
Königs=
halle im Reichskloſter Lorſch a. d. Bergſtraße. Funkbericht.
2. Neuwied: Funkbericht vom Bau der neuen Rheinbrücke. —
18 45: Meldungen.
18.50: Kaſſel: Unterhaltungskonzert. Kurheſſiſches Landesorcheſter
Kaſſel. Ltg.: Ludw. Maurick. — 19.45: Das Leben ſpricht.
20.00: Zeit. Nachr. — 20.15: Breslau: Reichsſendung: Stunde
der fungen Nation: Der Weg nach Oſten. — 21.00: Kleine
Abendmuſik. (Schallpl.). — 21.30: Klaviermuſik von Reger.
22.00: Zeit, Nachr — 22.15: Nachr., Wetter, Sport.
22.20: Oslo: Funkbericht vom Internationalen Skirennen in
Holmenkollen 50=km=Langlauf. — 22.35: Tanzmuſik der Kavelle
Franz Hauck. — 24.00; Stuttgart: Nachtkonzert.
OMiutian dnnsäisann
Mittwoch, 27. Februar
Reichsſendung: 20.15: Stunde der jungen Nation;
Der Weg nach Oſten.
Breslau: 18.00: Ein ſchleſiſches Weberdorf. Funkbericht
aus Peterswaldau.
Deutſchlandſender: 21.00: Die ſchöne Melodie. Neue
deutſche Unterhaltungsmuſik.
Hamburg: 21.00: Blumen und Liebe. Ein Liederſpiel
zwiſchen Ihr und Ihm.
Köln: 19.00: Das Ueberbrettl. Nen ähnze kölſche Opend.
„Vun Silveſter bes Aeſchermettwoch”.
Leipzig: 22.20: Ukrainiſche Volksmuſik,
München: 19.00: Vergnügte Sachen (Schallpl.).
Stuttgart: 18.30: Tändeleien um die Liebe, Heiterer
Reigen von Lied und Vers aus der Zeit des Rokoko,
Kowno: 19.30: Opernabend.
Rom: 21.00: Fauſt, Oper von Gounod.
Warſchau: 21.00: Werke von Chopin.
Stockbolm: 22.00: Moderne Tanzmuſik.
Budapeſt: 23.20: Zigeunermuſik.
Seite 8 — Nr. 58
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
mit dem Wilen Pofk ſeinen Skrakt
Das 5
durchführen will.
Der einäugige indianiſche Weltrekordflieger Wiley Poſt beſchäftigt ſich ſchon ſeit langer Zeit mit
einem Stratoſphärenflug, der ihn in ſieben Stunden vom Stillen Ozean nach dem Atlantiſchen
Ozean bringen ſoll. Er hofft, auf der Strecke von 8000 Kilometer eine Stundengeſchwindigkeit von
500 Kilometer durchhalten zu können. Unſer Bild zeigt das Flugzeug Poſts. Bemerkenswert daran
iſt, daß er das Fahrgeſtell nach dem Start abwirft und bei der Landung mit dem Rumpf aufgleitet.
Reich und Ausland.
Die Preisverkeilung zum erſten
Weit=
bewerb der Fliegerhandwerker.
Berlin. Nach Abſchluß des vom Deutſchen
Luftſportverband veranſtalteten erſten deutſchen
Fliegerhandwerker=Wettbewerbs, der im Laufe
einer Woche in den Berliner Tennishallen
ausge=
tragen wurde, fand die feierliche Verteilung der
Preiſe an die Sieger ſtatt. Der der
Landes=
gruppe 1, Oſtpreußen, als Sieger in der
Gemein=
ſchaftsarbeit zuerkannte Preis umfaßt außer der
Lade für die Urkunden und den
Handwerkerhum=
ven als Wanderpreis noch den 1. Preis des
Reichs=
handwerksmeiſters Schmidt: Material für ein
Segelflugzeug vom Typ des Rhön=Adlers, drei
vollſtändige Werkſtatteinrichtungen für
Flieger=
handwerker, mit denen die Gruppe leihweiſe ſchon
während des Wettbewerbes arbeiten konnte, und
einen Höhenmeſſer.
Den 2. Preis erhielt die Flieger=
Landesgruppe 7 (Heſſen=Naſſau) in
Form eines Ehrenpreiſes des Präſidenten
Loer=
zer, beſtehend aus Bronzebüſten des Führers und
des Reichsluftfahrtminiſters. Hinzu kam der zweite
Preis des Reichshandwerksmeiſters: Material für
ein Flugzeug vom Typ des ſogenannten „Zwölf=
Meter=Zöglings”.
Von Einzelarbeiten der Fliegerhandwerker
wurden mit Preiſen bedacht die Arbeiten von
Gayke (Lg. 14, Grenzmark), Jakob (Lg. 7
Heſſen=Naſſau) und Suhr (Lg. 1.
Oſt=
preußen).
Todesſprung vom Funkkurm
in Wikleben.
Berlin. Am Montag, gegen 18 Uhr, ſtürzte
ſich ein junger Mann von dem Funkturm des
Meſſegeländes in Witzleben. Er hatte ſeinen Hut
und Mantel in der Garderobe, die ſich unten
be=
findet, abgegeben und ließ ſich mit dem Fahrſtuhl
bis zur oberſten Plattform des Funkturms fahren.
Drei weitere Beſucher der Plattform ſahen
plötz=
lich, daß ſich an der entgegengeſetzten Seite der
Mann, der das 1,05 Meter hohe Geländer
über=
klettert hatte, in die Tiefe ſtürzte. Infolge des
Abſturzes aus der Höhe von etwa 120 Metern blieb
der Mann mit zerſchmetterten Gliedern liegen.
Der Mann iſt etwa 22 Jahre alt. Er hatte keine
Papiere bei ſich. In ſeinem grauen Hut befinden
ſich im Schweißleder die Buchſtaben H. W. und die
Firmenbezeichnung „Karl Nauſe, Hildesheim”. Der
Tote trug einen grauen Anzug und einen
dunkel=
grauen Mantel.
Hinrichtung eines Raubmörders.
Ratenow. Der vom Altmärkiſchen
Schwur=
gericht im Dezember zum Tode verurteilte Adolf
Lücke aus Zollchow bei Ratenow wurde am
Diens=
tag früh in Stendal hingerichtet. Lücke hatte im
vorigen Jahr den von ſeiner Arbeitsſtelle
heim=
kehrenden Arbeiter Borſtel aus Zollchow
überfal=
len, mit einem Hammer erſchlagen und dann
be=
raubt. Von dem Begnadigungsrecht war kein
Ge=
brauch gemacht worden, da Lücke als arbeitsſcheuer
Menſch bekannt, vorbeſtraft und als
Gewohnheits=
verbrecher anzuſehen war.
Ein Unterſuchungsgefangeuer
von zwei ungariſchen Ausweiſungshäftlingen
ermordet.
Unruhſtadt (Grenzmark Poſen=Weſtpreuß.)
Am Sonntagvormittag ermordeten im hieſigen
Amtsgerichtsgefängnis, während der
Juſtizwacht=
meiſter in der Kirche war, die beiden ungariſchen
Staatsangehörigen Sandor Kölner und Jeno
Szabo, die ſeit November v. J. in
Ausweiſungs=
haft ſitzen, den Unterſuchungsgefangenen Paul
Hoyer. Sie zertrümmerten ihm den Schädel und
entflohen dann über die Gefängnismauer in
Richtung der polniſchen Grenze. Die
Ermitt=
lungen der Grenzpolizei haben ergeben, daß die
Mörder nach Polen entkommen ſind. Die polniſche
Polizei hat alle Schritte zur Ergreifung der
Tä=
ter eingeleitet.
Die „Lindenwirkin” iſt kol.
Godesberg. Die weit über die deutſchen
Gaue bekannte „Lindenwirtin am Rhein” Annchen
Schumacher, iſt am Dienstagvormittag, 75 Jahre
alt, an Herzſchwäche geſtorben. Annchen
Schu=
macher, am 22. Januar 1860 in Godesberg
gebo=
ren, konnte ſich noch vor wenigen Wochen zu ihrem
75. Geburtstag zahlreicher Ehrungen und
Glück=
wünſche erfreuen. Die Verſtorbene, die durch das
im Jahre 1878 von Rudolf Baumbach gedichtete
Lied von der Lindenwirtin Volkstümlichkeit
er=
langte, übernahm mit 18 Jahren das Geſchäft ihrer
Eltern, die Wirtſchaft „Zur Godesburg‟. Die
ge=
mütliche Gaſtſtube wurde bald ein gern
aufgeſuch=
ter Aufenthalt der in Bonn Studierenden, auch
die zahlreichen Fremden, die in Godesberg weilten,
verſäumten es nicht, der vielbeſungenen
Linden=
wirtin einen Beſuch abzuſtatten. Wie groß die
Beliebtheit Aennchen Schumachers in den
Krei=
ſen der Studentenſchaft war, geht daraus hervor,
daß ſieben Korporationen ſie zu ihrem
Ehrenmit=
glied ernannten. Von 36 Korporationen erhielt
ſie das Band verliehen.
Raubüberfall auf einer Landſtraße
in Oberſchleſien.
Gleiwitz. Auf der Straße Plawniowitz—
Rudzinitz überfielen zwei Männer, die mit
Piſto=
len bewaffnet waren, hintereinander ſieben
Per=
ſonen und plünderten ſie aus. Zuerſt hielten ſie
ein Fuhrwerk der Balleſtremſchen Verwaltung, das
mit drei Perſonen beſetzt war, an. Den
Ueberfal=
lenen nahmen ſie 21 RM. und ein Paar hohe
Schnürſtiefel ab. Ein Räuber zog ſofort die
Stie=
fel an. Darauf zwangen die Räuber die Inſaſſen,
das Fuhrwerk etwa 100 Meter in eine
Wald=
ſchneiſe zu fahren. Dort bewachte ein Räuber die
drei Opfer. Der andere ging wieder zur
Land=
ſtraße, wo er zwei Radfahrer anhielt und ſie zu
dem Fuhrwerk brachte. Hier wurden ſie
ausge=
raubt und mußten dann auf dem Wagen Platz
neh=
men. Der Räuber begab ſich nochmals auf die
Landſtraße und hielt wieder zwei Radfahrer an,
von denen einer flüchtete. Der andere ſetzte ſich
zur Wehr, wurde aber von dem Räuber mit der
Piſtole ſo heftig auf den Kopf geſchlagen, daß er
zuſammenbrach. Die Räuber flüchteten nun auf
den geraubten Fahrrädern. Die Verletzung des
Radfahrers iſt nicht lebensgefährlich.
Großer Einbruchsdiebſtahl
in einem ungariſchen Rakhaus.
72 Zimmer und 200 Tiſche und Schräuke
aufgebrochen.
Budapeſt. In Miskolcz war am Sonntag
das Rathaus der Schauplatz eines verwegenen,
kaum glaubhaften Einbruchsdiebſtahls. Als die
ſtädtiſchen Beamten am Montag zum Dienſt kamen,
mußten ſie zu ihrer Ueberraſchung feſtſtellen, daß
Einbrecher den Sonntag dazu benutzt hatten, um
im Rathaus 72 Zimmer, 140 Schreibtiſche, 53
Schränke und Geldſchränke aufzubrechen. Die
Ein=
brecher haben einen großen Geldbetrag und viele
Akten mitgenommen. Sie dürften ſich fünf bis
ſechs Stunden im Gebäude aufgehalten haben. Die
beiden bewaffneten Heiducken der Nationalen
Garde, die das Rathaus ſtändig bewachen, haben
von den Einbrechern nichts bemerkt. Fingerabdrücke
waren nicht zu finden. Trotz größtem
Polizeiauf=
gebot fehlt bisher jede Spur von den tollkühnen
Dieben.
Bisher 10 Toke und 50 Berletzte
auf Kreka.
Athen. Bei einem Erdbeben auf Kreta
wur=
den nach den vorliegenden Meldungen bisher zehn
Perſonen getötet und 50 verletzt. In Kandia wurde
das Muſeum ſehr ſchwer beſchädigt. Zwei
Wand=
ſchränke mit antiken Vaſen wurden völlig zerſtört.
Die berühmte Schlangengöttin wurde vernichtet.
Die Ortſchaft Vathia iſt ein Trümmerhaufen. Der
Schaden geht in die Millionen. Die Regierung hat
eine Hilfsaktion eingeleitet. Zur Unterbringung
der Obdachloſen wurden 150 Zelte abgeſandt.
Mittwoch, 27. Februa=
Der Höfeld=Prozeß.
Vernehmung der Schweſter und Mukter Höfeld und der erſten Zeuge
Frankfurt a. M. Am Schluß der
Verneh=
mung der Minna Höfeld beantragt ihr
Vertei=
diger Aufhebung des Haftbefehls. Das Gericht,
das den Antrag ablehnt, empfahl, den Antrag
nach Vernehmung der Hildegard Höfeld zu
wie=
derholen. Minna Höfeld hatte übrigens noch
ausgeſagt, daß ſie nicht ernſtlich daran glaubte,
daß Hilde ins Waſſer gehen werde.
Im Verlauf der Verhandlung erhielt Frau
Höfeld Gelegenheit, ſich zu den belaſtenden
Aus=
ſagen der mitangeklagten Tochter zu äußern. Dieſe
Angaben hat ſie im Vorverfahren als böhmiſche
Dörfer bezeichnet. Jetzt erklärt ſie, nichts
ab=
ſtreiten zu wollen. Schritt für Schritt hat Frau
Höfeld im Vorverfahren Zugeſtändniſſe gemacht.
Sie will bei allen Streitigkeiten die Furcht
be=
ſeſſen haben, daß ihr Mann die Tochter totſchlage,
ſo auch am 5. Dezember.
Die Angeklagte bekommt vom Staatsanwalt
zu hören, daß ihr die Ruhe lieber geweſen ſei,
als das Leben ihres Kindes. Frau Höfeld will
während der Unterſuchungshaft und auch heute
noch in Angſt vor ihrem Mann leben. Zur
Aus=
ſage der Minna ſagt ſie: „Alſo im großen und
ganzen lügt ſie nicht”. Als im Familienkreis die
Frage des Selbſtmordes der Hilde beſprochen
wurde, will Frau Höfeld blitzſchnell den
Gedan=
ken aufgenommen haben, daß Hilde, falls ſie in
den Main gehe, ja ſehr gut ſchwimmen könne.
Das habe ihr Mann nicht gewußt. In der
Ver=
handlung wird auch davon geſprochen, daß man
den Abend des 5. Dezember als beſonders günſtig
hielt, weil es regnete. Die Angeklagte macht
wiederholt Ausflüchte oder ſucht dem Gericht
un=
glaubwürdige Dinge zu ſuggerieren. Aus dem ſich
entwickelnden Frage= und Antwortſpiel ergibt
ſich, daß Frau Höfeld eine große Reihe von
Gele=
genheiten verſtreichen ließ, die ihr die Rettung
des Kindes auf die eine oder andere Weiſe
er=
möglicht hätten.
Frau Höfeld ſucht, das Argument der Anklage
auszuräumen, daß ein Hauptmotiv zur Tat der
Wunſch der Frau Höfeld war, einen mit ihr
be=
freundeten Mann zu heiraten, der ſich
wahrſchein=
lich an eine eheliche Verbindung geſtoßen hätte.
wenn eines der Kinder der Höfeld ſich in
Für=
ſorgeerziehung befand.
Die Minna verrät auch, daß ihr die Mutter
häufig ſagte, daß ſie eine andere Heirat erwogen
habe. Als ſich die Mutter endgültig von Hilde
verabſchiedete, ſoll Hilde ihr den Hals umfaßt
und ſie geküßt und Frau Höfeld ſoll geweint
haben.
Der Vorſitzende wirft ein: „Alſo müſſen Sie
es ſehr ernſt genommen haben.”
Die „gefühlvolle” Mutter hat der Tochter an
der Tür noch geſagt: „Schreie nicht und bete‟,
Frau Höfeld will körperlich nicht mehr in der
Lage geweſen ſein, nach dem Weggang von Vater
und Tochter ſich noch ſchnell zur Polizei zu
be=
geben, um das Verbrechen zu verhindern. Nach
der Rückkunft des Mannes ſoll Frau Höfeld noch
Kaffee gekocht haben.
Als es vormittags klingelte, öffnete ſie. „Ich
dachte, es könne die Hilde ſein, und ich wollte ſie
meinen Mann nicht in die Finger laſſen. Es
ſtan=
den aber Schupo draußen.”
Höfeld nahm auf dem Gang zur Brücke einen
Schirm mit, damit er nicht geſehen wird. Auf der
Brücke kam es zum Abſchied. Die Brücke iſt 17
bis 14 Meter über dem Waſſerſpiegl des Mains.
Der Main ſoll damals 4 Meter tief geweſen ſein.
Von der Abſprungſtelle in der Mitte mußte Hilde
eine ganze Strecke zum Pfeiler ſchwimmen, ſagte
der Vorſitzende, und Höfeld fand dafür noch
fol=
gende draſtiſchen Worte: „Ja, Herr Direktor, ich
habe vorher keine Ortsbeſichtigung
vorgenom=
men.” Höfeld lief auf die Straße und hörte noch
ein Kullern. Auf der Straße ſtanden zwei
Her=
ren, die nahmen keine Notiz, „und ich habe auch
keine Notiz genommen”, fügte der Angekl
gänzend hinzu. Dann behauptet er, er ho
daran gedacht, daß Hilde dort herunter
werde. Als er nach Hauſe kam, ſagte
ſchlecht die Hilde im Leben war, ſo tay
ſie im Tode. Sie läßt dich grüßen.”
Um 5 Uhr früh wurde Höfeld verhaft
habe den Willen ausgeführt, wie meine
fohlen hat”, behauptet der Angeklagte.
ſtreitet, weder ſeeliſch noch geiſtig auf d
eingewirkt zu haben.
Vorſitzender: „Der Zettel ſpricht doch
genteil.”
Beiſitzer: „Wenn Sie ſagen, es iſt ni
geweſen, weshalb haben Sie die ganze (
inſzeniert?"
Angeklagter: „Ich war mir der 2
nicht bewußt.”
Es wird dann eine Stelle ſeiner Ausſ
leſen, da heißt es: „Es iſt mir ſo klar
etwas, daß die Tat, die ich heraufbeſchwor
nur mit dem Tode geſühnt werden kann.
Am vierten Verhandlungstag machte
geklagte Höfeld darauf aufmerkſam, d
Tochter Hilde auf dem Wege zur Brücke
Gelegenheit hatte, ſich an Perſonen zu
um ſich dieſen anzuvertrauen.
Es wird dann in die Zeugenvernehmt
getreten. Die frühere Dienſtherrin der Hi
Frau D., äußert ihr Erſtaunen über die
digkeit, die die Hilde in ihren Dienſten e
habe. Das Mädchen ſei ſehr ſauber und o
geweſen, aber nach acht Tagen habe ſich
daß ſie naſchte und auch lügenhaft war.
ten verſchiedene Sachen. Es ſtellte ſich a
aus, daß ſie ſich bei einem Spezereiwaren
zwei Mark geliehen und nicht wieder
zu=
ben hatte. Die Zeugin teilte der Frau
mit, daß ſie die Verantwortung nicht me.
nehmen könne, das Mädchen länger zu
tigen, denn ſie nehme Sachen fort und he
vierende Briefe. Frau Höfeld bat darun
davon ihrem Mann mitzuteilen. Die Zer
dem Vater Höfeld geſagt: „Sie werden
Hilde nicht fertig. Tun Sie ſie in eine Erz
anſtalt.” Höfeld ſei dagegen geweſen; erv
ſehr erregt und ſagte: „Das kommt nie it
mein Name iſt mir zu gut."
Die nächſte Zeugin iſt die Lebensmit
lerin, von der die Hilde das Darlehen erle
Sie hat den Eindruck, daß Hilde eine ver
Perſon iſt. Die Zeugin hat der Dier
von dem Darlehen Mitteilung gemacht, a
nicht zurückerhielt.
Eine andere Zeugin berichtet, daß Hi
ziehungen zu einem jungen Mann hatte.
Die nächſte Zeugin, eine Hausangeſtel
der Hilde wiederholt kleine Geldbeträge
kam ſie zurück.
Bei einer Feinkoſthändlerin, die nun
gin erſchien, war die Angeklagte Minna
bis zu ihrer Verhaftung tätig. Das Mädck
wie die Zeugin erklärte, anſtändig, treu,
nicht lügenhaft, aber verſchloſſen. Warm
man mit ihr nie werden. Mina erzäh
ſie vom Vater ſehr geſchlagen worden ſei,
die Brille liegen ließ. Ueber die Mutte
ſie nie. Sie dünkte ſich beſſer wie die Hill
Angeklagte erzählte der Zeugin, daß de.
die Mutter ſchlage. Minna zeigte immer
niſches Lächeln; das habe ſie auch bei ihr
nahme zur Schau getragen. Die Zeugin I
Söhne. Daß dieſe nähere Beziehungen zu
hatten, wußte die Zeugin nicht.
Es wird nun die Oeffentlichkeit ausge
und der eine Sohn der Feinkoſthändlerin
men. Er hat, wenn er Lebensmittel zu der
herrin der 14jährigen Hilde brachte, öft.
der Hilde pouſſiert.
Vergnügungsdampfer an der mittelamerikaniſchen
Küſte im Sturm gekentert.
New York. In der Nähe der Küſte von
Santa Lucia, im Karibiſchen Meer, iſt ein
über=
füllter Vergnügungsdampfer im Sturm gekentert.
Sechs Paſſagiere ertranken, während 22 noch
ver=
mißt werden. 74 Paſſagiere und
Beſatzungsmit=
glieder wurden gerettet. In der Nähe von New
Orleans kenterte im Sturm ein Fiſcherboot. Zwei
Fiſcher ertranken, zwei werden noch vermißt.
Dem Kapitän der „Morro Caſtle‟
das Kapitäns=Patent aberkannt.
Waſhington. Das Aufſichtsamt
amerikaniſche Dampfſchiffahrt hat entſchied
dem Kapitän des verunglückten Dampfers
Caſtle”, William F. Warms, wegen Na
keit in fünf Fällen das Kapitäns=Patent e
wird. Dem Erſten und dem Zweiten In
wurden die Patente für die Dauer von
30 Tagen aberkannt.
Frankreich vergrößerk den Kriegshafen von Breſt.
Die franzöſiſche Regierung hat den weiteren Umbau ihres Kriegshafens von Breſt beſchloſle
für das neue Panzerſchiff „Dunkerke” einen neuen Tai zu ſchaffen. Unſer Bild zeigt einen
blick über die gegenwärtige Hafenanlag, von Breſt.
twoch, 27. Februar 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
e will ich Ihnen ein paar kleine
Geſchich=
ählen von kleinen Leuten, die zwar nicht
jes Serum oder einen neuen
Mechanis=
im automatiſchen Oeffnen und Schließen
„Agenſchirms erfunden haben, die aber ihre
ungsgabe auf einem anderen Gebiet
be=
haben, wo es zwar auf die Erfindungen
z Jatente, aber dafür das Gefühl der
Zu=
heit und Dankbarkeit gibt.
imt da nach einer der letzten großen
ungen für das Winterhilfswerk ein
fri=
ielleicht neunjähriger Bub auf eine der
mai en Stellen des Winterhilfswerks, zeigt
„71 ahlendem Geſicht ein blankes
Fünfmark=
n
em Schweſter
üd
1 und nach zuſammengebracht. Wie ſie das
gigen haben? Na, z. B. fein ſäuberlich
zryn aufgeklebt und dann eine große
Ver=
hru veranſtaltet unter den Eltern, allen
On=
inten, Bekannten. Fein war das! Jedes
tete 5 Pfennige, mancher hat vielleicht
n bißchen mehr gegeben. Und nun ſind
fünf Mark zuſammengekommen. „Für
ten Kinder, die es zu Haus nicht ſo gut
vie wir.”
Tvar doch eine nette Idee, nicht? —
Eben=
die von dem kleinen Mädel, das mit
zierlich verpackten Päckchen auf einer
lle des Winterhilfswerks erſchien. Sehr
z erklärt das kleine Perſönchen, daß es
leine Päckchen der Winterhilfe bringen
So, und was haſt du denn auf dem Her=
'ia, das iſt eine lange Geſchichte. Geſtern
1h Geburtstag, und da gab es von der
nu eine Tafel Schokolade und von der
gro=
atweſter auch eine. Aber eine Tafel
ide iſt ſchließlich genug, nicht? Die
an=
die Winterhilfe bekommen. Mutti hat
daß es Kinder gibt, die nie —mals
ide eſſen können, und Schokolade iſt doch
nun muß ich Ihnen noch einen kleinen
er wiedergeben, der ſo nett iſt, daß man
r kein Kommentar zu geben braucht. Der
It von einem kleinen Buben geſchrieben
tet:
kein Führer! Ich ſchicke Dir 52 Pfennig,
t Tante Hilde mir zu meinem
Geburts=
ſchenkt, und Mutti ſagt, damit darf ich
i, was ich will, und nun ſollſt du dafür
für einen armen Hitlerjungen kaufen.
ich mehr habe, ſchicke ich Dir das aber
icht, denn mein Papa hat keine Arbeit,
er welche kriegt, dann ſpar ich mehr.
bitte Onkel Göring und Dich am
o ein Amtswalter der Winterhilfe kann
—derzählen. Er ſieht viel Not und Elend
einen Seite, aber auch viel ehrlichen
nach Kräften zu helfen, auf der anderen
ſit: Zum Beiſpiel hörte man von einem
he in Sachſen, ſein Gut liegt in den Ber=
Sächſiſchen Schweiz, und inmitten der
tlichen Schönheit muß er ſich wohl an
idswohnungen, die er mal bei einem
n Dresden geſehen hat, erinnert haben.
z ihm nun keine Ruhe, und in einem
die NSV. in Dresden bat er, man
anlgebegegnung
Son Geno Ohliſchlaeger.
es bleibt dabei, Gerd, zehn Uhr
mor=
am Autobus am Bahnhof Zoo!” ſagte
ertwig, ſich verabſchiedend.
macht! Wir treffen uns eben ganz
zu=
nd ich kann ja nichts dafür, daß ich zur
Fahrt ins Blaue” eine Fahrkarte
ge=
habe!” erwiderte Gerd Bauer.
neine Mutter nichts von unſerem
Zu=
reffen ahnt, wird ſie auch nicht darauf
daß ich dir von unſerem Ausflug
er=
be. Sieh, daß du möglichſt einen Platz
ſechs oder neun bekommſt, dann ſitzt
eicht neben uns !"
deiner Frau Mutter?” lachte Gerd,
uend.
chlimm wäre das nun doch nicht!”
Hilde ein. „Die Hauptſache iſt ja, daß
(utter dich überhaupt erſt einmal ſieht.
überzeugt, wenn ſie dich kennenlernt,
ihr hartnäckiges Vorurteil gegen dich
hoffe ich auch! Sonſt wäre ja unſer
Plan umſonſt!“
ideren Morgen herrſcht am Zoo=
Bahn=
ſer Betrieb. Menſchenmengen
umdrän=
dt= und Fernbahnhof. Auch um den
der eine der beliebten Fahrten mit
item Reieſziel macht, haben ſich ſchon die
ter der Fahrt geſammelt. Einſteigen
nt noch nicht, die Karten werden noch
rt, und die Reiſenden verſuchen, im
on den Schaffnern etwas über den Weg
ren, um Vermutungen über die Stadt,
5 geht, anſtellen zu können.
vor zehn wird die Wagentür geöffnet
nimmt die numerierten Plätze ein.
en Plätzen ſieben und acht ſitzen Hilde
Mutter. Hilde iſt etwas unruhig, daß
h nicht da iſt. Sie hat ſchon feſtgeſtellt,
3 Nummer ſechs noch frei iſt. Sollte das
latz ſein? Jetzt ſteigen noch einige Fahr=
Der Wagen iſt voll beſetzt, bis auf
Minute vor zehn.
Unruhe erreicht Siedehitze. Was iſt
Gerd? Warum kommt er nicht? Da
möchte ihm doch eine Familie aus ſolch einer
armſeligen Behauſung mal im Sommer auf ſein
Gut ſchicken.
Nun hat ja nicht jeder ein Gut in den Bergen
und kann gleich eine ganze Familie einladen.
Aber es gibt ja auch eine Menge ganz kleiner
leiſer Dinge, mit denen man faſt unmerklich im
Alltag helfen kann. Dazu geben ſo am beſten
die Patenſchaften des Winterhilfswerks
Gelegen=
heit. Ich will Ihnen einen ſolchen Fall
erzäh=
len. Da hauſt in einer Großſtadt=Mietskaſerne
ganz hoch oben im vierten Stock ein altes
Ehe=
paar, er iſt 85 Jahre alt und ſie wird im
näch=
ſten Monat 80 Jahre. Es iſt nicht ſo einfach
für die beiden alten Leutchen, mit der kleinen
Rente auszukommen. Die Tochter, die in
Saar=
louis verheiratet iſt, hat fünf Kinder und kann
nur hin und wieder etwas ſchicken; die beiden
Söhne fielen im großen Krieg, der eine vor
Langemarck, der andere in Serbien. Das
Win=
terhilfswerk ſorgt für Kohlen, Kartoffeln,
Le=
bensmittel. Aber da ſind die vielen, vielen
Treppen, die man immer hinauf= und
hinunter=
ſteigen muß, wenn die Kohlen heraufzuholen
oder Einkäufe zu machen ſind. Das iſt ſauer,
ſchweift ihr Blick aus dem Wagen und entdeckt
ihn. Er ſteht ganz ruhig unter der Normaluhr
und zwinkert ihr zu.
Plötzlich, als der Zeiger der Uhr auf zehn
vorrückt, ſetzt er ſich in Trab und läuft auf den
Autobus zu. Es iſt höchſte Zeit. Der Führer
hat ſchon den Fuß auf dem Gaspedal, und der
Fahrer will das Zeichen zur Abfahrt geben.
Hilde verſteht: Gerd kommt abſichtlich im
letz=
ten Augenblick, damit einmal die Ueberraſchung
um ſo größer iſt und andererſeits ihre Mutter
keine Möglichkeit mehr hat, ſich anders zu
be=
ſinnen und die Fahrt abzuſagen.
Wie Gerd im Wagen iſt, fährt er auch ſchon
an, und Gerd läßt ſich abſichtlich auf ſeinen Platz
ſchaukeln. So, da ſitzt er! Nun kann nichts
mehr dazwiſchen kommen; nun können ſie ihre
Begrüßungskomödie beginnen und ihre
Verwun=
derung über ihre zufällige Begegnung
aus=
tauſchen.
„Gerd? Du — Sie hier? Aber wie kommen
Sie denn hierhin? Solch ein Zufall!” ſagte
Hilde programmgemäß.
„Fräulein Hilde! Ich bin überraſcht!”
entgeg=
net Gerd. „Ich wollte ſchon immer mal eine
Fahrt ins Blaue machen; daß wir uns nun hier
heute treffen, iſt ja wirklich ſonderbar! Wollen
Sie mich bitte Ihrer Frau Mutter
Jetzt erſt ſehen Gerd und Frau Hertwig ſich,
an. Die Mutter hat bisher vor Aufregung und
Empörung über dieſes abgekartete Spiel — es
ſteht ſchon bei ihr feſt, daß die beiden um dieſen
„Zufall” gewußt haben — erſtarrt dageſeſſen.
Wie ſie ſich in die Augen ſehen, läuft über
bei=
der Geſichter ein unbändiges Staunen. Sie
glauben an einen Irrtum, ſehen ſich noch
prü=
fender an, das Staunen bleibt; langſam löſt es
ſich in ein verwundertes Lächeln.
Hilde beobachtet es und iſt ihrerſeits ſtarr
vor Verwunderung. Was haben die beiden
nur, warum werfen ſie ſich ſo ſeltſame Blicke zu,
warum lachen ſie ſich an, ſtatt daß die Mutter
ſich entrüſtet, wie Hilde es erwartet hatte?
Gerd faßte ſich zuerſt.
„Das iſt Ihre Frau Mutter?” fragte er
kopf=
ſchüttelnd.
„Ja!” antwortet Hilde verwundert. „Mutter,
darf ich dir Herrn Bauer vorſtellen, Gerd Bauer,
von dem ich dir ſchon einmal erzählte.
„Sehr angenehm!” ſagte Frau Hedwig. „Ja,
meine Tochter hat mir ſchon viel von Ihnen
er=
zählt. Wirklich ein merkwürdiger Zufall, daß
wenn man 80 Jahre alt iſt und die Knochen
und der Atem nicht mehr recht wollen. Immer
kann man doch auch nicht die Nachbarin in
An=
ſpruch nehmen. — Nein, das iſt ja nun auh
nicht mehr nötig, ſeit das flinke 15jährige
Mä=
del kommt, die „Patin” der beiden alten
Leut=
chen. Die ſpringt die Treppen noch wie ein
Wieſel; täglich fragt ſie an, was zu beſorgen
iſt. Und wenn nun ein Brief aus Saarlouis
kommt, iſt es nicht mehr ein ſo mühſames
Buch=
ſtabieren mit den müden alten Augen: Die
junge Helferin lieſt mit heller Stimme fließend
vor und ſchreibt auch nach dem Diktat der
bei=
den Alten die Antwort an die Tochter. Die
wird ſich freuen, einmal wieder ausführliche
Nachricht von ihren Eltern zu haben; ſie mußte
ſich bis jetzt immer mit kurzen, zittrig
geſchrie=
benen Kartengrüßen begnügen, denn den alten
Leutchen wurde das Schreiben gar zu mühſelig.
Das ſind ein paar kleine Geſchichten von
Menſchen, die ein bißchen erfinderiſch im Helfen
waren. Es gibt noch tauſenderlei ande re
Möglichkeiten, — vielleicht laſſen Sie ſich das
Till.
mal durch den Kopf gehen?
der Entichluh.
Einen Entſchluß zu faſſen, iſt nicht ſchwer,
Weit ſchwerer iſt es ſchon, ihn durchzuführen,
und noch ſchwerer, bei ihm auch zu bleiben.
Irgend einem iſt etwas zur Gewohnheit
ge=
worden. Er wird durch Freunde und
Begeben=
heiten darauf geſtoßen, daß dieſe Gewohnheit für
ihn nachteilig iſt. Daraus folgt, daß er ſie
ver=
teidigt, und um ſo ſchärfer verteidigt, je mehr
er davon überzeugt iſt, daß die Beratenden recht
haben. Aber der Weg zum Entſchluß iſt darum
nicht rieſig lang. Im Gegenteil: Bei der ſchon
Sie nun dieſelbe Fahrt ins Blaue machen wie
wir!“
„Fahrten ins Blaue ſollen ja Ueberraſchungen
bringen!” lachte Gerd. „Ich bin jedenfalls ſehr
froh, Ihre Bekanntſchaft zu machen!"
„Wenn es nur angenehme Ueberraſchungen
ſind, läßt man es ſich ja gern gefallen!”
ant=
wortet Frau Hertwig.
Hilde traut ihren Ohren kaum.
„Ihr — kennt euch?” wagt ſie zu fragen.
Gerd zögert mit der Antwort.
Die Mutter ſieht ihn eine Weile an; dann
ſagt ſie: „Nein, wir kennen uns nicht. Wie
kommſt du darauf?”
„Ich dachte nur, weil . . . ach nichts,” weicht
Hilde aus; aber ſie macht ſich ihre Gedanken;
irgend etwas ſoll ſie hier nicht wiſſen. Gut. Es
iſt ihr gleich. Die Hauptſache iſt ja, daß die
bei=
den ſich ſo freundlich gegenüberſtehen. Es iſt
beſſer gegangen, als Hilde zu hoffen gewagt
hatte.
Im Laufe der Fahrt wird ihr immer froher
ums Herz.
Durch Freienwalde wandern ſie gemeinſam,
und die Mutter iſt wirklich liebenswürdig zu
Gerd. Und nachdem ſie das Schiffshebewerk in
Niederfinow zuſammen bewundert haben und
ſich zur Rückfahrt anſchicken, ladet die Mutter
Gerd ſogar ein, ſie einmal zu beſuchen".
Auch als ſie abends allein ſind, bekommt Hilde
nicht heraus, warum Gerd der Mutter offenbar
gleich ſympathiſch war, als er ſich neben ſie
ge=
ſetzt hatte.
Erſt als ſie vor der Verlobung ſtehen, ſagt
Frau Hertwig:
„Nun will ich dir einmal beichten, daß ich
deinen Gerd wirklich ſchon kannte. Ich hatte
natürlich ebenſo wenig eine Ahnung, daß es der
Gerd war, von dem du ſo ſchwärmteſt, ſonſt wäre
ich beſtimmt nicht ſo entſchieden gegen eure
Be=
kanntſchaft geweſen!“
„Und er wußte ebenſo wenig, daß er meine
Mutter ſchon kannte! Das iſt ja eine
merk=
würdige Geſchichte!” lachte Hilde. „Ich bin
ſchrecklich neugierig, wie das zuſammenhängt!“
„Er hat mir einmal aus einer großen
Ver=
legenheit geholfen! Ich habe es nie erzählt,
weil ich mich nicht gern von meiner Tochter
auslachen laſſen wollte. Aber nun ſollſt du es
doch mal erfahren.
Es iſt ſchon zwei Jahre her. Damals, als ich
dich in der Penſion in Blankenburg beſucht
hatte, kam ich nachts ſehr hungrig in Berlin an.
Nr. 58 — Seite 9
in aller Kürze einſetzenden ruhigen Abwägung
ſteht die Verteidigung bereits auf recht ſchwachen
Füßen. Da dauert es dann gar nicht lang, bis
auch der Entſchluß gefaßt iſt.
Nun aber ſetzt erſt die Schwierigkeit ein. Mit
vielen Lockungen naht die Gewohnheit. Zunächſt
macht ſich eine uneingeſtandene Leere bemerkbar.
Sie auszufüllen, iſt die erſte Aufgabe, und es
gelingt nicht immer ohne Rückfall in die
Ge=
wohnheit. Mit dem Rückfall iſt jedoch zumeiſt
der Entſchluß ſchon wieder abgetan. Bei etwas
günſtigeren Vorausſetzungen allerdings wird
auch die Neigung zum Rückfall überwunden.
Aber dafür kommen die anderen Lockungen, die
kleinen Gelegenheiten, die ſich im Getriebe des
Alltags finden. Ihnen nachgeben, heißt auch
nichts anderes, als bereits den Entſchluß
um=
ſtoßen. Denn eine kleine Sünde gegen den
Ent=
ſchluß führt eine ganze Reihe weiterer „
Zuge=
ſtändniſſe” mit ſich, und dann iſt ſo gut wie
alles, was zuerſt mit anſcheinend unwandelbarer
Feſtigkeit neugeſtaltet werden ſollte, zum
Unter=
gang verurteilt. Erſt wenn man es dahin
ge=
rracht hat, den Entſchluß ohne jede Ausnahme
durchzuhalten, kann man ſich als Sieger
be=
trachten.
Eines iſt ſicher: Daß die allermeiſten
Ent=
ſchlüſſe zurückgenommen werden. Und es ſind
darunter gewiß ſehr viele, deren Durchführung
recht nützlich wäre.
WDas nicht jeder weiß.
Von H. W. Ludwig.
Der plattgeformte Schwanz des Bibers, die
ſogenannte „Biberkelle”, iſt gewiſſermaßen der
Schläger eines Lautſignals. Befindet ſich der
Biber im Waſſer in Gefahr, ſo ſchlägt er mit
dem Schwanz auf die Waſſerfläche, daß es laut
ſchallt. Dies iſt für ſeine Artgenoſſen das
Zei=
chen der Warnung.
Der erſte Weltumſegler, der portugieſiſche
See=
fahrer Ferdinand Magalhaes — hinkte. Trotz
dieſer Körperbehinderung, die auf eine
Ver=
wundung zurückzuführen war, hat Magalhaes
unter ſchwerſten Entbehrungen und
Anſtrengun=
gen als Erforſcher der Seewege bahnbrechend
gewirkt. Nach ihm wurde die von ihm
aufge=
fundene Meeresſtraße benannt, die die
Durch=
fahrt zwiſchen dem ſüdamerikaniſchen Feſtland
und der Inſelgruppe Feuerland bildet.
Gewiſſe Kakteenarten, denen die
Wärme=
ſtrahlen der Sonne ſchädlich ſind, nehmen im
Sommer eine rötliche Körperfarbe an, ſie „
er=
röten”, um dadurch die ſchädlichen Strahlen
zu=
rückzuwerfen.
Die drei größten Kirchen der Welt beſitzt
Italien: die St. Peterskirche in Rom, den Dom
zu Mailand und die St. Paulskathedrale,
eben=
falls in Rom.
Schwalben erreichen bei ihren Flügen eine
Höchſtgeſchwindigkeit von 150 Kilometern in der
Stunde, während es die Tauben nur bis zur
100=Stunden=Klm.=Grenze bringen.
Als natürliche Fliegenfänger benutzen die
Eingeborenen Auſtraliens die ſogenannte
Pin=
guinila=Pflanze. Ihre Blätter ſind mit einer
dicken Flüſſigkeit bedeckt und alle Inſekten, die
ſich auf ihnen niederlaſſen, können nicht
mehr=
von ihnen loskommen.
Man unterſcheidet „Hohe und niedere
Jagd‟. Der Ausdruck ſtammt aus alten
Zeiten, und man verſtand darunter die Jagd
der „hohen” Herren. Zur hohen Jagd gehören:
Bär, Sau, Hirſch, Elch, Auerhahn und Faſan,
das Reh wird zur mittleren Jagd gerechnet,
Haſe, Kaninchen und Rebhuhn gehören zur
Niederjagd.
Zu Hauſe hatte ich nichts zu eſſen, und daher
ging ich ins Bahnhofsreſtaurant. Ich aß und
trank mit gutem Appetit. Und dann wollte ich
bezahlen. Ich wollte. Der Kellner brachte mir die
Rechnung: Zwei Mark fünfundſechzig. Ich ſuchte
mein Portemonnaie; aber obwohl ich die ganze
Taſche durchwühlte, fand ich es nicht! Es war
ſchrecklich, ſo vor den ironiſchen Augen des
Kell=
ners nach dem Geld zu ſuchen; ſchrecklicher noch
war mir der Gedanke, was ich anfangen ſollte.
Offenbar hatte ich das Portemonnaie im Zuge
oder an der Sperre verloren. Und nun ſaß ich.
da, in der Nacht, ohne einen Pfennig Geld!
Nicht mal zehn Pfennige hatte ich, um jemand
anrufen zu können. Der Kellner grinſte erſt.
dann wurde er frech. Es war eine fürchterliche
Situation; und ich weiß nicht, wie ſie geendet
hätte, wenn nicht vom Nebentiſch ein junger
Herr gekommen wäre. Der hatte alles
beobach=
tet. „Ich habe ſelbſt nur noch drei Mark bei
mir”, ſagte er, „aber ich ſtelle Ihnen den Betrag
ſelbſtverſtändlich zur Verfügung!‟ Er bezahlte
den Kellner, und den Reſt ſollte ich für die Fahrt
nach Hauſe behalten. „Ich kann das doch gar
nicht annehmen!” ſagte ich, ſchwankend zwiſchen
Freude über die Rettung und tödlicher
Ver=
legenheit. „Sie kennen mich doch gar nicht und
Sie haben ja dann ſelbſt kein Geld!‟ Er wollte
davon nichts wiſſen; er wohne nicht weit, und
er laufe ganz gern zu Fuß nach Hauſe.
„Das war natürlich Gerd! Jetzt verſtehe ich
alles!“
„Ja, das war er geweſen. Und als ich ihn
da=
mals im Autobus wiedererkannte, ſagte ich mir,
ein Mann, der einer Dame ſo ſelbſtlos
bei=
ſpringt, iſt vielleicht doch beſſer für meine
Toch=
er, auch wenn er nicht ſo viel hat, wie ich
eigentlich von meinem Schwiegerſohn erhoffte.”
wird es dir auch weiter beweiſen. — Aber eins
iſt mir immer noch unklar: du mußt ihm doch
damals deine Adreſſe gegeben haben, damit er
wußte, wer du warſt, und du mußteſt ſeinen
Namen erfragen, damit du ihm das Geld
zu=
rückſchicken konnteſt???
„Das hätte ich auch alles getan. Aber dann
war es auf einmal nicht mehr nötig, weil
Nun kannſt du deine Mutter zum zweiten Male
auslachen . .
„Dann
„ dann fand ich auf einmal
Portemonnaie — in meiner Manteltaſche.”
Seite 10 —— Nr. 58
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Bielderr Zerorac ſeihf dere Kepz
Sorgerr Uirt uus Scherärfli
Maelzels automatiſcher Schachſpieler. — Die Enthüllung
durch C. A. Poc.
Von Werner Vaals.
Vor 150 Jahren gab es in London eine
Rieſenſenſation. Im Jahre 1784 lud ein Herr
Maelzel ein hochwohllöbliches Publikum ein,
ſich das größte Wunder des Jahrhunderts,
näm=
lich den automatiſchen Schachſpieler, anzuſehen
und mit ihm eine Partie Schach zu ſpielen. Der
Andrang war dementſprechend groß. Alles
ſtrömte herbei, um den geheimnisvollen
Auto=
maten zu ſehen. Man ſah im Kerzenſchein
einen großen, dreiteiligen Kaſten, hinter dem
ein ausgezeichnet geformter Türke mit Turban
und langer Pfeife ſaß, eben der automatiſche
Schachſpieler. Vor Beginn der Vorſtellung
öffnete Maelzel den Kaſten in allen ſeinen
Teilen, durchleuchtete ihn von vorn und hinten
mit einer Kerze, damit ſich jedermann davon
überzeugen konnte, daß kein Menſch darin ſaß.
Das gebannte Publikum ſah eine Unzahl von
Drähten und Zahnrädern und hatte ſo die
Vor=
ſtellung eines außerordentlich komplizierten
Mechanismus. Dann zog Maelzel den
Auto=
maten auf — und das Schachſpiel konnte
be=
ginnen.
Es war wirklich erſtaunlich und faſt
unheim=
lich, was der Schachautomat leiſtete. Die beſten
Schachſpieler Londons mußten die Waffen
ſtrecken. Wenn der Türke mit eigentümlich
ruckhaften Bewegungen ſeine Hand hob, um
einen der Steine weiterzuſchieben, wartete alles
in atemloſer Spannung, welchen Zug er wohl
machen werde. Verſuche, dem Automaten einen
Schabernack zu ſpielen, indem man einen
un=
möglichen Zug machte, mißlangen. Der Türke
warf in einem ſolchen Fall alle Figuren um,
zum Zeichen dafür, daß entgegen den Regeln
geſpielt wurde.
Selbſtverſtändlich fehlte, es nicht an
Mut=
maßungen und Phantaſtereien aller Art. Aber
alle konkreten Gegenbeweiſe ſcheiterten ſtets
daran, daß Maelzel mit der größten
Bereitwil=
ligkeit den kunſtvollen Apparat von allen Seiten
öffnete und hineinſchauen ließ. Auch diejenigen,
die an einen genialen Trick glaubten, mußten
ſich ſchließlich geſchlagen geben und es dabei
be=
wenden laſſen, daß es ſich tatſächlich um eine
geniale, unerklärliche Wundermaſchine handele.
Von der Maſchine ſelbſt wußte man nur, daß
Maelzel ſelbſt ihr gegenwärtiger Beſitzer, aber
nicht ihr Erfinder war. Der Erfinder und
Konſtrukteur war vielmehr der berühmte
bal=
tiſche Baron von Kempelen, eine der
eigen=
artigſten und genialſten Geſtalten des 18.
Jahr=
hunderts. Kempelen hatte den Schachautomaten
im Jahre 1769, alſo vor 165 Jahren, gebaut
und ihn auch der ruſſiſchen Kaiſerin vorgeführt.
Die eigentliche Enträtſelung gelang erſt
ge=
raume Zeit ſpäter in den Vereinigten Staaten
von Amerika. Als der automatiſche
Schach=
ſpieler in der Stadt Richmond vorgeführt wurde,
befand ſich unter den Zuſchauern auch Edgar
Alan Poe, der weltberühmte Dichter, der
frei=
lich damals noch gar nicht berühmt war und ſein
Leben ſauer genug von ſchriftſtelleriſcher
Ge=
legenheitsarbeit friſten mußte. Es iſt beinähe
überflüſſig, hier zu erwähnen, daß Poe nicht
nur einer der größten Dichter der Weltliteratur,
ſondern auch einer der ſcharfſinnigſten Logiker
geweſen iſt, die je den Parnaß bevölkerten.
Genug, Poe als überlegener analytiſcher
Geiſt weigerte ſich von vornherein, an eine
Ma=
ſchine zu glauben, die den menſchlichen Geiſt
beim Schachſpiel erſetzen könne. Auch ihm
gelang es nicht auf Anhieb, eine annehmbare
Erklärung zu geben, aber er verlor ſeine Zeit
nicht mit müßigem Anſtarren der
geheimnis=
vollen Maſchinerie, ſondern er wandte, wie
öfters in ſeinen Werken, die „
Schreibtiſch=
methode” an, das heißt: was er geſehen und
unzweideutig wahrgenommen hatte brachte er
zu Papier und unterwarf es einem
meſſerſchar=
fen, durchdringenden analytiſchen Verfahren.
Er verließ ſich nicht auf ſeine Sinne, ſondern
ſtellte ſich vielmehr gleich auf den Standpunkt,
wie und durch welche Mittel der automatiſche
Schachſpieler die Sinne täuſche. In einem
glänzenden Eſſay „Maelzels Schachſpieler” gab
er die Erklärung für das Schachwunder, die
Erklärung dafür, wie in dieſer Maſchine ein
Menſch, eben ein Spieler, verſteckt wird, ohne
daß dies wahrgenommen werden könne. Das
Geheimnis war gelöſt, und bald darauf
ver=
ſchwand auch der Schachſpieler von den
Schau=
ſtellungen der neuen und der alten Welt.
Andenkenjäger.
Als die Großmutter noch Cenor Locken jagte . . . — Lifzt verſchenkt
Zigarrenſtummel. — heute: Autogramm und Photographie.
Von Erich Heffels.
Wenn Urgroßmutter als Backfiſch einen
Tenor, der damals gerade „graſſierte”, über die
Maßen verehrt und vergöttert hatte, dann
pflegte es damals der Inbegriff alles
Ver=
ehrerinnenglücks zu ſein, wenn ſich der Gefeierte
herabließ und eine Locke von ſeinem olympiſchen
Haupt ſpendete. Dieſe Locke wurde dann
zärt=
lich in Seidenpapier und Watte gehüllt und
führte bis zum Lebensende ein reliquienhaftes
Daſein. Den Erben ſagte dieſe Locke nicht das
geringſte, denn ſie hatten ja den Tenor nicht
gekannt. Die Locke flog alſo mit der übrigen
unverwertbaren Hinterlaſſenſchaft ins Feuer.
Boshafte und wiſſende Gemüter waren ſchon
damals der bisweilen ſicherlich nicht ganz
unbe=
rechtigten Meinung, daß der lockenreichſte Tenor
der Welt nicht ſo viel Locken beſitzen könne, wie
er aufs freigiebigſte verteile. Man brachte dieſe
Freigiebigkeit alſo mit dem Beſitz eines nicht
minder lockenreichen Bernhardiners in Verbin=
Eine hübſche und wertvolle Uebung.
Für eine Frau, die keine eigentliche Sportlerin
ſein will, iſt die Gymnaſtik mit dem Medizinball
eine praktiſche und zweckvolle Körperübung.
dung, ohne daß das auf die Lockenjägerinnen
— denn dieſen Typus gab es damals in
Rein=
kultur — den allergeringſten Eindruck machte.
Wenn es nur immer Locken geweſen wären!
Aber es galt ja Andenken um jeden Preis zu
erhalten, ganz gleich welcher Art ſie waren. Da
gab es zum Beiſpiel die unter Glasſturz
ſtehen=
den Handſchuhe. Wenn man jemand, der ein
ganz wichtiger und ſehr gefeierter Mann war,
damals alſo meiſtens ein gekröntes und
regie=
rendes Haupt, die Hand hatte reichen dürfen
— in aller Ehrfurcht und mit blütenweißen
Glacéhandſchuhen verſteht ſich — dann war man
ängſtlich bedacht, dieſe Handſchuhe, die ſo
er=
lauchten Druck empfangen, von niemand mehr
berühren zu laſſen. Sie wurden, eiferſüchtig
überwacht, nach Hauſe gebracht und dort zur
ewigen Erinnerung an den großen Augenblick
unter einen Glasſturz möglichſt auf ein rotes
Samtkiſſen gelegt. Dort wurden ſie dann
kang=
ſam gelb und unanſehnlich und gingen dann,
wenn ihr Beſitzer, für den ſie immerhin noch
eine lebendige Erinnerung waren, tot war, den
Weg alles Unnützen.
Ein Mann, der zeitlebens ganz grauſam
von Andenkenjägerinnen heimgeſucht wurde,
war Liſzt. Er verſchenkte Locken, dunkelbraune
in ſeiner Jugend, ſilberweiße in ſeinem Alter,
und er hatte oft ſeine liebe Mühe, wenigſtens
das Allernötigſte an Lockenpracht auf ſeinem
Haupt zu erhalten. Wenn es alſo keine Locken
gab, weil der Meiſter ſparſam damit umgehen
mußte, war man ſelig, einen abgerauchten
Zi=
garrenſtummel mauſen zu können. Liſzts
Schü=
ler erzählten ergötzliche Dinge davon. In einem
Bahnhofswarteſaal wartete einmal eine Dame
mit fiebrigen Augen eine halbe Stunde lang,
bis Liſzt ſeine Zigarre zu Ende geraucht hatte
und kam dann mit einem kleinen
Silberbüchs=
chen gelaufen, in das ſie lachend den Stummel
tat. —
Als man Brahms einmal um eine Locke für
eine Wohltätigkeitstombola anging, wurde er
fuchsteufelswild und verließ den Saal. Er
mußte ſich nachher zu ſeinem nachträglichen
Aerger allerdings erzählen laſſen, daß man ihm
insgeheim und ohne, daß er etwas gemerkt,
doch eine Locke ſtiebitzt hatte.
An Stelle all dieſer merkwürdigen Fetiſche
iſt heute das Autogramm getreten, wenngleich
die Autogrammſucht bei weitem nicht mehr ſo
ausgeprägt iſt wie einſt. Die meiſten jagen ſich
heute ihre Andenken mit dem Photoapparat
zu=
ſammen, und das ſind allerdings, man mag
denken wie man will, erheblich intereſſantere
und bleibendere Andenken, als Locken, Roſen
und Zigarrenſtummel.
Bloß — irgend ein ganz kleines Bedauern
kamn man doch nicht unterdrücken. Locke, Roſe
und Zigarrenſtummel waren ehrfürchtig
ge=
hütet, weil ſie die Vorſtellung einer ganz engen,
perſönlichen Beziehung vermittelten. Das waren
Dinge, die einmal von den Gefeierten beſeſſen
und berührt worden waren, irgendwie beſaßen
dieſe Dinge eine kleine zarte Magie, für die
uns heute das Verſtändnis abgeht. Es waren
nicht nur einfache Andenken, ſondern kleine
Be=
ſchwörungsgegenſtände und unſere Großmütter
waren vielleicht um ein Quentchen Glück und
Geheimnis reicher als wir . . .
„Es iſt. ſeltſam, ſeitdem unſer Kind zur
Schule geht, iſt es immer ſo müde und
appetit=
los und will gar nicht recht gedeihen, trotzdem
ich ihm nur das Beſte an Butter, Milch, Fleiſch
und Eiern vorſetze.” — Solche Klagen hört man
ſo oft von unſeren Müttern, die dann gar nicht
begreifen können, daß ſie mit der Fürſorge für
ihren Liebling auf dem falſchen Wege ſind.
Nicht auf das, was verzehrt wird, kommt es an,
ſondern nur auf das, was der Körper verdaut.
Eine gute Verdauung bzw. ein Auswerten der
aufgenommenen Nahrung wird aber nur dann
möglich ſein, wenn alle Beſtandteile, die der
Körper braucht, in den Speiſen enthalten ſind.
Zumeiſt wird, gerade die Mutter, die ihr
Kind ganz beſonders pflegen will, den Fehler
begehen, durch beſonders „teure und kräftige
Nahrungsmittel” den kindlichen Körper einſeitig
mit Eiweißträgern, zu denen Fleiſch, Eier und
Milchprodukte gehören, zu ernähren. Will ſich
der Erfolg, d. h. das Wohlbefinden des Kindes,
auch danach nicht einſtellen, ſo befragt ſie den
Arzt, um ſich von ihm ein Mittel zur Hebung
des Appetites verſchreiben zu laſſen. In vielen
Fällen wird die Mutter durch die ärztliche
Be=
ratung erfahren, daß die einſeitig
eiweißreiche Ernährung dem Kinde
Schaden brachte, und daß ein Ausgleich
durch eiweißarme, gemiſchte Koſt herbei
wird. Es ſoll alſo viel Obſt und Gem
geben werden und auch Butter geſtatt,
Der Genuß von Fleiſch, Zucker und
einzuſchränken, und auch Milch dürfte in
Fällen nur in geringeren Mengen erlaul
den.
Eine derart zuſammengeſtellte Koſt bie
gleich einen gewiſſen Schutz gegen Anſte
und Erkältungskrankheiten, denn ſie ma
Körper kräftiger, geſunder, ſomit wide,
fähiger gegen das Eindringen der Krau
keime. Gerade dieſen Erkrankungen
Schulkind bei weitem mehr ausgeſetzt
Kleinkind, ſo daß bei dem Eintritt des
in die Schule noch ſorgfältiger als zuvo
Koſt überwacht werden ſollte. Dazu komn
daß der Schulbeſuch eine gewa
Umſtellung des Körpers verl
Während das Kleinkind ſich den Tag ſell
teilt, und dabei Kraft und Zeit
ver=
kann, die mit der Nahrung aufgenon
Speiſen ungehemmt zu verdauen, wir=
Schulkind bereits eine gewiſſe Tagesein
vorgeſchrieben und geiſtige Leiſtung ge
Gründe genug, die ärztlichen Ratſchläge
Zuſammenſetzung der Koſt zu beachten u
Kinderkörper durch leichte und doch ausre
Koſt in ſeiner Verdauungsarbeit zu unter
Liebe hausfrau, du biſt nervös?
Du biſt nervös, ſehr nervös! Wenn die
Kin=
der angeſtürmt kommen, greifſt du erſchreckt zu
den Ohren; wenn ſich der Zeiger gegen Mittag
ſchneller und ſchneller bewegt und die Bereitung
des Eſſens noch ſtark im Rückſtand iſt, rennſt du
heiß und erregt von Zimmer zu Zimmer.
Du brauchſt aber nicht nervös zu ſein! Noch
mehr, du kannſt wieder ein ganz ruhiger Menſch
werden — ohne Koſten, ohne Zeitverluſt. Nur
ſo ein ganz, ganz kleines bißchen Energie iſt
da=
zu nötig.
Wenn du wieder einmal ſo im ſchönſten
Fie=
ber ſteckſt, wenn du am ganzen Leibe bebſt, wenn
du ſo weit biſt, um aus der Haut zu fahren,
dann tritt einmal zwei Minuten an das offene
Fenſter. Hier beginnſt du ganz tief und
lang=
ſam — bitte ganz langſam! — einzuatmen. Du
fühlſt, wie die Luft deinen Körper durchſtrömt;
zuletzt in die Bauchhöhle, die ſich naturgemäß
dehnt. Halte die Luft ohne Krampf ſo lange
in deinem Körper, als es dir möglich iſt. Zuerſt
wirſt du das kaum zwei Sekunden können.
Spä=
ter, ſogar ſehr bald, iſt es dir möglich, die Luft
minutenlang zu behalten. Beim Ausatmen achte
wieder auf die langſame Funktion. Denn
dar=
auf kommt es an. Du mußt mit deinem ganzen
Sinnen und Fühlen den Atem verfolgen, beim
Einatmen ſowohl als beim Ausatmen. Wenn
du richtig — alſo furchtbar langſam —
aus=
atmeſt, entſpannt ſich der ganze Körper,
äußer=
lich bemerkbar durch ſein Inſichzuſammenſinken.
Natürlich entatmeſt du die Bauchhöhle
automa=
tiſch zuerſt, ſie zieht ſich wieder flach an.
Unter=
ſtütze dieſen Vorgang durch einen langſamen,
nachfedernden Händedruck. Nach dem Ausatmen
tritt wieder die Atempauſe ein, die ſo lang ſein
ſoll wie möglich.
Wenn du ſoviel — beſſer geſagt: überhaupt
einen Funken Energie in deinen Leibe haſt und
dieſe Entatmungsübungen regelmäßig übſt, biſt
du bald der ruhigſte Menſch.
Kannſt du pfeifen? Wenn nicht, dann mußt
du es ſchnell üben. Frauen ſollen eigentlich nicht
pfeifen, aber es iſt ſchrecklich geſund für nervöſe
Menſchen. Beim Pfeifen tritt derſelbe
Ent=
atmungsvorgang ein, wie oben beſchrieben.
Pfeife bei der Arbeit, wenn ſie am ſchwerſten
iſt; pfeife, wenn dir einer eine Grobheit ſagt,
du wirſt beſtimmt nicht zum Sieden kommen;
pfeife, wenn du ſchlechter Laune biſt, und der
Sonnenſchein lacht wieder.
Speiſezciten von einſt.
Zur Zeit, wo es mit dem künſtlichen Licht
nicht zum beſten ſtand, lebten die Menſchen mehr
oder minder vollkommen nach der Sonnenzeit.
Im Sommer ſtanden ſie um drei Uhr morgens
auf und gingen ab vier Uhr früh ihren
Geſchäf=
ten nach. Daß ſie dann gegen den Abend zu
früher müde waren und mit der Arbeit zu einer
Zeit aufhören mußten, wo man heute eigentlich
erſt richtig darangeht, etwas zu tun, iſt
ſelbſt=
verſtändlich. So kam es auch, daß die
Mahl=
zeiten früher auf eine ganz andere Tageszeit
fielen wie heute. Um zehn Uhr vormittags
wurde während des ganzen Mittelalters überall
zu Mittag gegeſſen. Viele Leute aßen ſchon um
neuneinhalb Mittag. Um zwei Uhr gab es eine
Veſper, um etwa fünf Uhr aß man das
Nacht=
mahl. Sehr vornehme und reiche Leute, bei
denen das Brennen von künſtlichem Licht keine
Rolle ſpielte, aßen um ſechs Uhr zu Abend.
Rats=
ſitzungen in den mittelalterlichen Städten
pfleg=
ten um ſechs Uhr früh zu beginnen, bis neun
Uhr zu dauern, dann wurde die Mittagspauſe
eingeſchoben.
War es nötig, ſo verſammelte man ſich noch
einmal zu einer Nachmittagsſitzung, die von 12
bis 3 Uhr dauerte, dann war es aber ſchon ſo
ſpät, daß man unbedingt Feierabend machen
mußte. Auch an den Fürſtenhöfen wurde um
zehn Uhr zu Mittag gegeſſen. Erſt unter dem
franzöſiſchen Sonnenkönig, als eine allgemeine
Verfeinerung der Sitten Platz griff, kam die
Mode auf, gegen ein Uhr zu Mittag zu eſſen,
doch war es ſchon ſehr vornehm, wenn man dieſe
Mahlzeit auf zwölf Uhr vorſchob. Daß a.
mand um vier oder fünf Uhr nachmittag
irgendwie arbeitete, war etwas ganz U
liches.
Lieblingsgerichte großer Mär
Napoleon aß ſehr haſtig und unau
ſäm. Da man ihm jede Schüſſel zuerſt
und er ſehr wenig nahm, überdies ſehr
aß, hatten die übrigen Tiſchgäſte kaum
Teller gefüllt, als der Kaiſer bereits fert
und den nächſten Gang verlangte. In ku.
ſcher Hinſicht war es daher keineswegs ei
nuß, bei Napoleon zu Tiſch geladen zu ſe
Während des Wiener Kongreſſes
muß=
die Lieblingsgerichte des Zaren Ale
der, der hier die Hauptperſon war, die
Rückſicht genommen werden. Man ſervier
her meiſt ruſſiſche Speiſen und Gerichte,
den Fürſten Metternich zu einem Liel
dieſer Küche gemacht haben ſoll.
Der angenehmſte Speiſegeruch, den e
Schiller gab, war der faulender Aepfe
aß ſolche lieber als friſche und hatte ſie in
Schreibtiſchlade verborgen, um ſich, wie er
ſage, an ihrem Geruch zu erfriſchen.
Goethe war nur in ſeiner Jugend eir
ker Eſſer. Während ſeiner Leipziger Stude
zeit war es ihm eine Freude, reichlich und
zu eſſen. Später legte er auf bürgerliche
allerdings mit einem guten Tropfen
Wert. Die einzelnen Nahrungsmittel
bildeten für ihn bereits einen Gegenſtan!
ſenſchaftlicher Unterſuchungen, wobei der de
Dichterfürſt ſeinen übrigen Zeitgenoſſen
vorauseilte.
Mr I
m V
ea
Mich
M1
MN
1W
Vom Vormittag bis zum Abend.
Obwohl die Straßenkleidung und die Kol
für die Abendſtunden ziemlich ſtreng ſeſtz
ſind, iſt ein Kleidchen, das zwiſchendurch. "
gen werden kann, für die berufstätige Ailt
ſchmaler Börſe beſonders günſtig. Unle”
bildung zeigt ein ſolches Modell. Die ünt
ſeitig aufgeſetzte Blende aus Ottomäle
Pikee kommt ſehr hübſch zur Geltüll” Wirkung von Schwart= odek.
Weiß kann gerade für den Frühling dut9
Stulp=Handſchuhe, ein feſches Filchütoe.
die große Taſche in gleicher Farbe no9 2
unterſtrichen werden.
RA
* Die Rückgliederung des Saargebietes hat eine Abänderung
deutſch=franzöſiſchen Handelsvertrages erforderlich gemacht,
das Saargebiet aus dem franzöſiſchen Zollgebiet ausſcheidet
unter die reichsdeutſche Zollhoheit geſtellt wird. Damit war
vornherein zu rechnen, daß Paris bei dieſer Gelegenheit ver.
würde, die denkbar größten Vorteile unter Dach zu bringen.
die in Paris geführten Verhandlungen ſind im weſentlichen
mislos geblieben. Man hat ſich nur über die Behandlung der
enſchiffahrt, über ein Milchabkommen und die Regelung des
ändiſch=franzöſiſchen Handels einigen können. Dagegen ſind
Bemühungen, ein vernünftiges
deutſch=
izöſiſches Verrechnungsabkommen zuſtande
ringen, geſcheitert. Weſentlich bei einem derartigen
tmmen iſt, daß Deutſchland einen Deviſenüberſchuß behält,
t es dort Einkäufe vornehmen kann, wo deutſche Waren in
rem Umfange abgeſetzt werden. Aber die Franzoſen
en keine Neigung gezeigt deutſche
Erzeug=
ein größerem Umfange abzunehmen. Sie ſtehen
unter dem Eindruck ihrer Arbeitsloſigkeit die aber im
de genommen nicht ſehr bedeutend iſt. Denn das reiche
kreich wird noch immer Mittel und Wege finden, um die
10 Arbeitsloſen durchzuſchleppen Umgekehrt wollen
Franzoſen natürlich nicht zugeben, daß die
rizöſiſche Ausfuhr nach Deutſchland
irgend=
gekürzt wird. Unter dieſen Umſtänden blieb nichts
an=
übrig, als ſich mit dem zu begnügen, was bereits erreicht
in konnte.
die deutſchen Unterhändler ſind wieder in Berlin
eingetrof=
edoch iſt in abſehbarer Zeit mit der
Wiederau=
ne der Verhandlungen zu rechnen weil das
tſch=franzöſiſche Verrechnungs=Abkommen
seMärz abläuft. Die bisherigen Beſprechungen haben
nicht den Eindruck hinterlaſſen, als ob Frankreich zu einem
en Zeitpunkt geneigt ſein würde, auf den Boden der deut=
Vorſchläge zu treten oder aber Vereinbarungen zuzuſtimmen,
is wenigſtens das geben, worauf wir angeſichts unſerer
De=
age Anſpruch erheben müſſen.
Der Reichsbankausweis
für die dritte Februarwoche.
er Reichsbankausweis vom 23 2. 1935 erhält ſein beſon=
Gepräge durch die ungewöhnlich ſtarke Entlaſtung, die 133,2
der Ultimo=Januar=Beanſpruchung beträgt gegen nur 76,1
im Vorjahre. Die geſamte Anlage der Bank in Wechſeln
ſchecks, Lombards und Wertpapieren hat ſich um 332,0 Mill.
1960,4 Mill. RM. verringert. Dies iſt neben der ſonſtigen
tung darauf zurückzuführen, daß die von den Sparkaſſen und
entralen auf die neue Reichsanleihe bis zum 20. Februar,
rſten Einzahlungstermin, geleiſteten Einzahlungen zur
Ab=
ig von Wechſeln verwendet worden ſind, womit dem beſon=
Zweck der Reichsanleihe zur Einlöſung von kurzfriſtigen
sbeſchaffungswechſeln gedient wurde. Im einzelnen haben
eſtände an Handelswechſeln und Schecks um 319,8 auf 3245,7
RM., an Lombardforderungen um 16,2 auf 46,3 Mill. RM.
rdeckungsfähigen Wertpapieren um 0,2 auf 437,1 Mill. RM.
ommen, dagegen die Beſtände an Reichsſchatzwechſeln um
D f 12.9 Mill. RM. zugenommen. Auf der Paſſivſeite kommt
erwendung der eingezahlten Beträge auf die Reichsanleihe
er Verminderung der ſonſtigen Paſſiva um 225,8 auf 293,8
nen zum Ausdruck. Die Giro=Guthaben erhöhten ſich um
uf 834,3 Mill. RM. Der geſamte Zahlungsmittelumlauf
ſich am Stichtag auf 5291 Mill. RM. gegen 5280 Mill. RM.
ſur ntſyrechenden Zeitpunkt des Vormonats und 5100 Mill.
in der entſprechenden Vorjahrszeit. Die Beſtände an Gold
un eckungsfähigen Deviſen haben ſich um rund 26 000 RM. auf
zu/ 34,7 Mill. RM. erhöht.
Feſtſehung der Eierpreiſe.
achdem der Eierpreis von Ende Oktober bis in den Februar
indert durchgehalten, und ſo die ſonſt im Winter üblichen
Brhöhungen vermieden werden konnten, wird jetzt das
ob4 Ziel der nationalſozialiſtiſchen Marktordnung, nämlich die
ſung an die organiſchen Verhältniſſe in Erzeugung und
Ver=
r”. durch eine Senkung der Erzeugermindeſtpreiſe
Großhandelsnotierungen um 1½ Pfennig
cklicht werden.
ie Großhandelspreiſe werden ab Donnerstag, den 28.
Fe=
d. J., folgendermaßen feſtgeſetzt:
8 — Sonderklaſſe (über 65 Gramm) — 9½ Pfg.
A — große (60—65 Gramm)
B — mittelgroße (55—60 Gramm) —
C — gewöhnliche (50—55 Gramm) —
7½
D — kleine (45—50 Gramm)
ür die Erzeuger wird als Richtpreis 1,20. RM.
as Kilogramm Eier feſtgeſetzt. Die genauen Erzeu=
1ideſtpreiſe werden von den einzelnen Eierverwertungsver=
1i bekanntgegeben."
ie Träger der Marktordnung werden — wie ſchon bisher —
ſorgen, daß Härten, die bei dieſer Preisumſtellung eintreten
I, weder auf den Handel noch auf die Genoſſenſchaften
abge=
werden. Der Verbraucher genießt den großen Vorteil durch
nell eintretende ſichtbare Verbilligung des Eies in üblicher
dem geſteigerten Verbrauchsbedürfnis im Frühjahr folgen
nen. Dem Erzeuger wiederum iſt endlich ein gerechtfertigter
ahrserlös geſichert.
Wirkſchafkliche Rundſchau.
ie Leipziger Meſſe beginnt am 3. März. Im
Zuſammen=
nit einer Meldung über die Verlängerung der
Automobil=
lung iſt als Eröffnungstag der Leipziger Frühjahrsmeſſe
März genannt worden. In Wirklichkeit beginnt die Leip=
Frühjahrsmeſſe, die von etwa 20 000 ausländiſchen
Ein=
n beſucht ſein wird, am Sonntag, den 3. März, und dauert
m Sonntag, den 10. März.
tarke Steigerung der Drahtſeilausfuhr. Während die
deut=
rahtſeilausfuhr im Januar 1934 nur 595 To. betrug,
ſtei=
ſich in der Folge die Ergebniſſe von Monat zu Monat, ſo
n Dezember eine Monatsausfuhr von 1015 To. erreicht
Das Schwergewicht der Ausfuhr liegt auf Schiffs= und
4Sſeilen ſowie auf Kran= und Baggerſeilen.
Kaupiſchritletung. Nuvol Maupe.
wortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve: für Feuilleton, Reich
Sland und Heiſiſche Nachrichten: Max Streeſe; ſür den Schlußdienſt: Andreas
r: für den Handel: Dr. C. H. Que ſch: für den Spori; Karl Böhmann;
e Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild u. Wort: Dr. Herbert Netie; für den
nteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle, ſämtlich in Darmſtadt.
L. P5. 21 894. Truck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23.
unverlangte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
tunden der Schriſtleitung: Vormittags 12—1 Uhr. nachmittags 6—7 Uhr.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Berliner und Rhein=Main=Börſe.
Die Berliner Börſe zeigte ſich weiter widerſtandsfähig, da
nach den vorgeſtrigen Abſchwächungen die Veränderungen
über=
wogen, die aber im allgemeinen kaum über ½ Prozent
hinaus=
gingen. Die angekündigte Reiſe des engliſchen Außenminiſters
fand eine günſtige Aufnahme. Die Kuliſſe verhielt ſich abwartend,
wobei wohl auch die weitere Verſteifung am Geldmarkte
mit=
ſprach. Bekanntlich erfolgt im Februar die Ultimo=Finanzierung
hauptſächlich über den Geldmarkt und weniger durch
Wechſelein=
reichungen. Weiteres Intereſſe beſtand für Reichsbankanteile auf
die ſchon erwähnten noch unbeſtätigten Devidendengerüchte von
12 Prozent. Der Kurs war nochmals ½ Prozent höher. Renten
waren unverändert. Hoeſch=Obligationen konnten ½ Prozent
ge=
winnen, Krupp=Obligationen verloren ½ Prozent. Altbeſitz,
Reichsſchuldbuchforderungen und Umſchuldungsanleihe wurden
unverändert notiert. Am Auslandsrentenmarkt waren ruſſiſche
Anleihen ½ Prozent höher. Nach den erſten Kurſen waren am
Aktienmarkt Montanwerte etwas erholt, die übrigen dagegen
leicht rückgängig. Der Verlauf war, ausgehend von
Reichsbank=
anteilen, die ihren Gewinn auf 1—3 Prozent erhöhten, weiter
freundlich. Von Montanwerten ſtiegen Phönix gegen den Vortag
um 3 Prozent. Kaliwerte lagen feſt. Der Kaſſakurs von
Aſchers=
leben war 2 Prozent und der von Weſteregeln 34Prozent höher.
Nach den vorgeſtrigen Abſchwächungen eröffnete die heutige
Rhein=Mainiſche Börſe zwar in freundlicher Grundſtimmung, die
ungewöhnliche Geſchäftsſtille der letzten Tage hielt aber infolge
des ſtarken Auftragsmangels an, zumal auch die Kuliſſe in ihrer
abwartenden Haltung verblieb. Die erſten Kurſe lagen bei ſehr
kleinen Umſätzen noch ziemlich uneinheitlich, die Abweichungen
nach beiden Seiten gingen aber kaum über 1 Prozent hinaus. Am
Aktienmarkt erhielt ſich für wenige Spezialwerte etwas
re=
geres Intereſſe. So konnten ſich Reichsbankanteile auf 168 (166½)
erhöhen, da man ſtarke Hoffnungen auf wieder 12 Prozent
Divi=
dende hegt, wovon allerdings 4 Prozent in den Anleiheſtock der
Golddiskontbank fließen würden. Am Rentenmarkt
entwik=
kelte ſich nur ſehr kleines Geſchäft, wobei Kommunal=Umſchuldung
und Zinsvergütungsſcheine bis ½ Prozent nachgaben, andererſeits
Altbeſitzanleihe (111½) und ſpäte Reichsſchuldbuchforderungen
(97½) unverändert blieben. Von fremden Werten waren
War=
ſchau=Wiener etwas gefragt.
Bei im allgemeinen gegen den Anfang wenig veränderten
Kurſen blieb das Geſchäft auch im Verlaufe ſehr ſtill. Am
Ren=
tenmarkt waren Kommunal=Umſchuldung erneut um ½ Prozent
gedrückt, während Altbeſitz, Schuldbücher und
Zinsvergütungs=
ſcheine unverändert bliebe.n
Die Abendbörſe war im Anſchluß an die leichte Befeſtigung
im Mittagsſchlußverkehr weiter freundlich, wenngleich eine
nen=
nenswerte Belebung des Geſchäftes nicht zu verzeichnen war, da
Aufträge der Kundſchaft noch kaum vorlagen. Im Vergleich zum
Berliner Schluß lagen die Kurſe meiſt gut behauptet, teilweiſe
traten weitere Beſſerungen um etwa ¼ Prozent ein.
Biehmärkke.
Mainzer Schlachtviehmarkt vom 26 Februar. Auftrieb: Ochſen
24 (zum Schlachthof direkt 10), Bullen 32, Kühe 366 (12), Färſen
131 (4), Kälber 312 (19), Schweine 861 (33). Notiert wurden pro
50 Kg. Lebendgewicht in RM.: Ochſen b) 33—36. c) 29—32, d) 34
bis 26; Bullen a) 35, b) 31—33, c) 27—30; Kühe a) 34—36, b)
28—33, c) 21—27, d) 14—20; Färſen a) 38—40. b) 34—37, c) 29
bis 33; Kälber b) 41—48, c) 34—40, d) 25—33: Schweine b) 50
bis 52, ) 48—50, d) 45—50. Marktverlauf: Rinder rege,
ausver=
kauft. Kälber belebt, ausverkauft. Schweine mittelmäßig,
ge=
räumt.
Mannheimer Viehmarkt vom 26. Februar Auftrieb: 103
Ochſen. 116 Bullen, 210 Kühe, 222 Färſen, 789 Kälber 35 Schafe,
1932 Schweine, 3 Ziegen, 31 Arbeitspferde 60 Schlachtpferde —
Preiſe: Ochſen: Klaſſe A 36—38. B 31—35, C 27—30; Bullen:
A 35—37, B 30—34 C 26—29; Kühe: A 31—34, B 26—30, C 22
bis 25, D 15—21: Färſen: A 36—40 B 31—35, C 27—30;
Käl=
ber: A 48—52, B 43—47, C 38—42, D 30—37; Schafe: nicht
no=
tiert; Schweine: A 51—53, B 49—52 C 47—52, D 45—50;
Ar=
beitspferde: 40—125 RM. je Stück. Marktverlauf: Großvieh und
Schweine ruhig, Kälber mittel, Arbeitspferde ruhig.
Bauxit in Oberheſſen.
Einziges Vorkommen in Deulſchland.
Dipl.=Ing. Dr. Witte (Buderus) veröffentlicht
in der Rhein=Mainiſchen Wirtſchaftszeitung einen
Bericht über die Schürfarbeiten in Oberheſſen, dem
einzigen wirtſchaftlich nutzbaren Bauxitvorkommen
Deutſchlands. Wir entnehmen den Ausführungen
auszugsweiſe:
Die einzigen Bauxitvorkommen Deutſchlands mit
wirtſchaft=
licher Bedeutung liegen in Oberheſſen, und zwar über das
Baſalt=
maſſiv des Vogelsberges verſtreut. Die Vorkommen zeigen einen
Rohbauxit, bei dem die Bauxitknollen in einer Roterde
einge=
lagert ſind. Der Durchſchnittsgehalt dieſer Rohbauxite beträgt:
etwa 35—37 Prozent A 12 0 und 16 Prozent Si 0. Aus dieſem
Rohbauxit läßt ſich mit derſelben Aufbereitungsmethode wie für
Eiſenerze ein gewaſchener, ſtückiger Bauxit gewinnen, der von
erdigen Beſtandteilen befreit iſt. Die Gehalte dieſes Materials
betragen 46—48 Prozent 4 12 0, 5—6 Prozent Si 02 und 20
Pro=
zent Fe‟ 0. Der gewaſchene Bauxit hat überdies den großen
Vor=
teil, daß ſeine Gehalte ſehr geringen Schwankungen unterworfen
ſind, was für den Rohbauxit naturgemäß nicht zutrifft. „Man
glaubt, daß im Vogelsberg nicht mehr als einige 100 000 Tonnen
aufbereiteten und gewaſchenen Bauxites vorhanden ſind. Zur
Zeit ſind Schürfarbeiten im Gange, die in abſehbarer Zeit ein
klares Bild über die Vorräte geben werden.
Während des Krieges wurden wenig mehr als 100 000
Ton=
nen aufbereiteten Bauxites verſandt. Der Abſatz dieſer
Bauxit=
menge erfolgte ausſchließlich an die Aluminium=Induſtrie, jedoch
ging dieſer Markt ſofort nach Beendigung des Krieges wieder
ver=
loren, weil ſich die Gehalte an Ee” 0 und Si 02 im Vogelsberger
Bauxit mit den Methoden der Aluminiumerzeugung nicht
ver=
tragen und durch ihre Höhe die Wirtſchaftlichkeit dieſer Erzeugung
ſtark beeinträchtigen. Heute bezieht die Aluminium=Induſtrie
ihren Rohſtoffbedarf hauptſächlich aus Ungarn, Iſtrien und
Frankreich, wo ein Material gewonnen wird, das einen
Kieſel=
ſäuregehalt von 3 Prozent nicht überſteigt und in den Gehalten
an 412 0 um 20—25 Prozent höher liegt als beim Vogelsberger
Bauxit. Beſonders der niedrige Kieſelſäuregehalt und ſeine
Gleich=
mäßigkeit ſichern dieſem Auslandsmaterial einen großen
Vor=
ſprung. Da die Aluminium=Induſtrie heute noch, trotz ihres
um=
fangreichen Rohſtoffbezuges aus dem Ausland, weit mehr Deviſen
durch den Abſatz von Fertigfabrikaten hereinholt als ausgibt und
die Qualitätsfrage für die Fertigware zuſammen mit derjenigen
der Wirtſchaftlichkeit vorangeſtellt bleiben muß, ſcheidet der
Bauxitabſatz auf dieſem Gebiet vorerſt noch aus. Seit mehr denn
Jahresfriſt treten aber zwei neue Verbraucher von oberheſſiſchem
Bauxit in Erſcheinung: Martinwerke und die Schleifſcheiben=
In=
duſtrie. Erſtere verwenden den Bauxit als Zuſchlag an Stelle des
Flußſpates und ſchonen auf dieſe Weiſe ihre teure
Ofenausmaue=
rung. Die Schleifſcheiben=Induſtrie benutzt den Bauxit zur
Her=
ſtellung des Korundes. Sie hat bisher ihren Bedarf vollſtändig
aus dem Ausland bezogen, weil die bereits erwähnte große
Gleichmäßigkeit des Auslandsmaterials große Vorteile bei der
Verarbeitung bringt. Der oberheſſiſche Bauxit wird auch in dieſer
Induſtrie den geſamten Auslandsbezug nicht verdrängen können,
er kann aber nach den bisherigen Erfahrungen der größten
Fir=
men ohne techniſche Schwierigkeiten als Zuſchlagſtoff, beſonders
beſtimmten Korundſorten, verwandt werden.
Die Förderung beträgt zur Zeit monatlich 1000 Tonnen
ge=
waſchenen Bauxit und rund 500 Tonnen Rohbauxit. Der
Roh=
bauxit findet ausſchließlich im Martinofen Verwendung, doch
zie=
len auch die Bemühungen der Schleifſcheiben=Induſtrie darauf ab,
Rohbauxit einzuſetzen. Die Förderung in Rohbauxit könnte
un=
ſchwer auf mehrere 1000 Tonnen geſteigert werden. Die
Produk=
tion an gewaſchenem Bauxit könnte auch heute ſchon unſchwer
auf das drei= bis vierfache geſteigert werden. Letzteres würde eine
Zunahme der Beſchäftigten um zirka 200 Mann bedeuten.
Große Bedeutung wird der Bauxitbergbau Oberheſſens nicht
bekommen. Er wird aber in Zeiten ſchwieriger Deviſenlage einen
gewiſſen Teil dazu beitragen, auländiſche Rohſtoffe durch
inlän=
diſche zu erſetzen.
Berliner Getreidegroßmarkt vom 26. Februar. Der Berliner
Getreideverkehr nahm bei ruhigem Geſchäft weiter einen ſtetigen
Verlauf. Die Angebotsverhältniſſe ſind nach wie vor
unterſchied=
lich, auch die Abſatzmöglichkeiten haben keine Aenderung erfahren.
Von Brotgetreide finden nur hochwertige Qualitäten Beachtung,
andererſeits zeigt ſich für Futtergetreide anhaltend Intereſſe,
Freigegebene Brau= u. Induſtriegerſten finden zögernd Aufnahme,
Berliner Kursbericht
vom 26. Februar 1935
Oeviſenmarkt
vom 26. Februar 1935
Verl. Handels=Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Nordd. Llohzd
A. E. 6.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.Bau
Conti=Gummi.
DeutſcheCont. Gas
Deutſche Erdöl
Mfe
82.25
82.75
30.125
33.125
29.25
122.25
117.25
110.25
145.—
125.25
98.50
We
F. G. Farben
Gelſ. Bergwerke
Geſ. f.elektr. Untern.
HarpenerBergbau
Goeſch Eiſenund
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
glöcknerwerke
Kolsw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
M
140.5o
68.35
113.375
97.75
85.75
124.75
86.25
105.—
84.—
103.50
75.375
67.75
Wee
Bolypho
Rütgers
Salzdetfurt. cal
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwe
Weſtere
Agsb. Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berk. Karlsr. In
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
Vogel Telegr. Draht
Wanderer=Werke
Miif
102.75
145.25
38.50
45.25
102.75
75.50
12.50
115.—
46.—
113.—
106.75
134.
Aegypten
Argentin ien
Belgien
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemark
Danzig
England
Eſtland.
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland.
Island
D
Tagypt. *
1 Pap. Peſo
100 Belga
1 Milreis
100 Leva
1eanad. Doll.
100 Kronen Is
100 Gulden
1 2.Sta
100 eſtl. Kr.
100 finn. Mk.
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 isl. Kr.
Geld Briefl
12.38
0.639
38.17
0. 194
3.047
2.480
53.92
81.315
12.075
68.58
5.331
16.43
2.354
168.33
54.85
12.41
6.Sia
58.29
0.196
4053
2.464
54,02
81.475
12. 105
68.72
5.341
16.47
2.358
168.67
54.75
Italien
Japan
Jugoflawien
Lettland
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowak.
Türkei
Ungarn
Nruguayz
Ve:, Staaten
D
00 Lire
1 Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schillingl”
100 Escudos 1
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas
100 Tſch.=Kr.
türk. 2
100 Pengö
1 Goldpeſo
1 Dollar
GeldBrief
21./4 121.15
0.705
5.649
80.92 181.08
60.89
48.95 49.05
10.98
62.27
80.72 C0.98
34,07 54.13
10.39
1.97e
1.01s
2.4811
0.707
5.661
C0.s1
10.98
62.39
1.4
1.980
1.021
2.485
Burmſtädter und Kationdroant Sarinftabt, Mitlute der Aresoker Bunk
Frankfurter Kursbericht vom 26. Februar 1935.
Kee
„ Gr. IIp. 1934
„. 1938
„. 1938
„ „ 1937
„ „ 1938
„ Gruppel ..!.
5% Dtſch Reichsanl. 99.85
5½7%Intern.n v. 30 101
69Baden ...v. 97/ 96.25
69Bayern „.v. 27 97.1
68Heſſen.... v. 28
... v.29
6%Preuß. St. v. 28
6% Sachſen ..v. 27
68Thüringen v. 27
6% Dt. Reichsbahn=
Schätze ......."
590 Dt. Reichspoſt=
Schätze ....... 100,2
4½%......... 99.2
ODtſch. Anl. Ausl.
*2, Ablöſung: /
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ...
6%Baden=Baden.
69Berlin ...b.24
69 Darmſtadt . . .
6%Dresden..v. 26
6%Frankfurt, v. 26
6%Heidelberg v. 26
6%Mainz. ......
6%Mannheim v. 27
6%München . v. 29
6CWiesbaden v. 28
4½½Heſſ. Landesk
4½a% Goldoblig
103,76
107
107,
106
105
105.75
96.25
96
95
1007,
95.5
94
100,8
111.7
10.3
35
91
88.75
92
90.5
91
33
90.25
5½% Heſ.
Landes=
hyp.=Bk.=Liquid
4349
Komm.=Obl.
½%0 Prß. Landes
Pfb.=Anſt. G. Pf.
4½% =Golboblig
4½%0 Landeskom.=
Bk. Girozentr.
Heſſ. Gldobl. R.11
R.1
4½
4½%Kaſſ. Landest.
Goldpfbr..
4½%Nſſ. Landesb
5½% Lig.=Obl.
Dt. Komm. Sam
mel=Ablöſ.-Anl.
„Ausl. Ser. I
„Ausl. Ser,II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz)
4½%Berl. Hyp. B.
Lig.=Pfbr.
4½, %Friſt.Hhv.=B.
%h „ Lig.=Pfbr.
4½% Goldoblig.
½% Frkf. Pfb.=B.
0 „Lig=Pfr.
4½ ZMein Hyp.B.
g „ Lig.=Pfr.
4½% Pfälz. Hyp. B
„ Lig.=Pfb.
2 Rh. Hhp.=B
0 „ Lig.=Pfr.
Goldobl.
4½%Südd Boden=
Cred.=Bank.
20 „Lig.=Pfbr
½%Wtt. Hhp. B.
99.25
94.25
35
93.75
96.25
97"
99.75
1125
128.5
21.5
98
99
95.75
98)
94.25
95.75
99.5
95.55
99.5
96.5
997‟
95
99.5
95.5
97.5
miosh
Maeut
B Dt. Linol. Werke
9Mainkrw. v. 2
88Mitteld. Stahl
6%Salzmann E Co.
8%Ver, Stahlwerke
6%Voigt & Häffner
J. G. Farben Bonds
5 %Bosn. L. E. B
5%0 „ L.Inveſt.
5 %Bulg. Tab. v. 02
4½.% Oſt. Schätze
4%gOſt. Goldrente.
Lvereinh. Rumän
48Türk. I. Bagdad
II.Bagdad
½%Ungarn. 1918
4½% „ 19141
Goldr.
42o
1910
4½Budp.Stadtanl.
4½Liſſabon. ... ..
420 Stockholm. . . ..
Aktien.
Accumulat.=Fabrik
Alg.Kunſtzide Unte
A. E. G.
AndregeNoris Bahn
Aſchaffbg. Brauerei
„ Zellſtoff.
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg, J. P.
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen....
Eement Heidelbera);
Karlſtadt
Re
99.8
98.25
98.25
95
982,
121.25
6.25
26
8,5
8.5
7.9
7.9
8.15
7.65
51
90
53
291
103.5
129
139
88.25
119.5
127
aee Mee
Chem.Werke Abert!
Chade A.=C).
Contin. Gummiw.:
Contin.=Linoleum.
Daimler=Benz.
Dt. Atl. Telegr. ..
Erdöl
Dt. Gold=u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt.
Linoleum ....
Dortm. Ritterbräu
Dyckerhoffe Widm.
Eichbaum=Werge
Elektr. Lieferg.=Geſ.
„ Licht u. Kraft
Enzinger Union
Eſchweiler.
Eßling. Maſe
Faber & Schl
Fahr. Gebr
7.G. Farbei
Feinmech. (S
Felt & Guille
Frankfurter
Gelſenkirch.
Geſ. f.elektr. Und
Goldſchmidt,
Gritzner=Kat
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frrft.
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerke Füſſen.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hochtief Eſſen ....!1
Holzmann, Phil.
ZlſeBergb. Stam=
Genüſſel
R
8711,
145
146.5
48
122
2os. 75
143
83
104
89
104
1116.5
106.5
250
65
132.5
140.5
85:),
68‟
113.75
35.25
198
102.5
126
71.25
98.25
62.5
80.55
110.5
86),
1121
Mee
Kali=Chemie. . . ."
Aſchersleben .I.
glein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke.
Knorr C. 6.
Konſerven Braun:
Lahmener & Co.
Laurahültte.
Lech, Augsburg
Lokomf. Kraußck
Löwenbr. Münch.
Maintr.=W. Höchſt
Mainz=Akt.=Br.
Mannesm.=Röhren
Mansfeld. Bergb.
Metallgeſ. Frankf
Miag, Mühlenbat
Moenus.
MotorenDar
Neckarwer
Odenw. H
Park=u.
Phönix Bergb
Rh. Braunkohlen.
Elektr. Stamm
Stahlwerke.
Riebeck Montan.
Noeder, Gebr
Nütgerswerft. . ..
Salzdetfurth Kalt".
Salzw. Heilbronn,
Schüfferhof=Bind.,
Schramm, Lackfbr.
Schuckert, Elektr.,
Schwartz, Storchen
Siemens & Halske.
Reinigerwerke
Südd., Zucker=A. G.
Tellu; Bergbau ..!
V
104.5
86
84.25
180‟
54.4
33
93
185
30
6
75.75
80.5
89.75
84.5
90
106
94.5
117
5411,
109
94.25
96
102
187
159
65.5
99.5
Vé
147.75
Mie e
unterfranken .....
Ver. Stahlwerke ..
Ver. Ultramarin ..
Weſtdte, Kaufhof.
Weſteregeln Kalt. ./1
Zellſtoff Waldhof.
Allg. Dt. Creditgeſ.
Badiſche Bank...!!
Bk. f. Brauinduſtr.
Baher, Hyp. u. W.),
Berl. Handelsge
„ Hypothelbk.
Comm. u. Privatbi
Dt. Bank u. Disc.
Dt. Eff. u. Wechſe!.
Dresdner Ban1:.
Franrf. Bant:.
Hyp.=Van
Mein Oyp.=Bonk
Pfälz. Hyp.=Bant
Reichsbank=Anl
Rhein. Hhp.=Ba
Südd. Bod.=Cr. B1
Württ. Notenban1.
A..G.f. Verkehrsw.
Allg. Lokalb. Kre
720 Dt. Reichsh
Hapag
Lübeck=Büchne
Nordd.
Südd. Gſenb.,
Alltanz= u. Stutt.
Verſicherung
„ Ve
in. 3
Fraonkona Rück zu.M
Mannh. Verſich
Otavi Minen
Schantnug Hande
103.25
108‟
46
125
38.5
106.25
51
72.25
124.5
112.25
96‟
1112
134
82.75
C2.25
79.5
62.75
107
35
26
96.25
167.75
128.5
68
117.5
118),
30½),
70
33"
68"
203
244.5
134
49
Seite 12 — Nr. 58
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 27. Februar 193:
KOMAN VoN ZL. NSTERBERG
32)
Nachdruck verboten
Da ſank er in die Knie. „Sie zerſtören mein Leben, wenn
Sie mich abweiſen!” rief er verzweifelt. „Sie laden eine Schuld
auf ſich, Jenny. Ja, auch Sie! Sie haben mich an ſich gefeſſelt
mit tauſend Künſten eines teufliſchen Spiels, und nun, da ich in
Flammen ſtehe, ſagen Sie ſich los von mir!“
„Ich habe mich gerächt, ſagte Inny ziſchend. „Ich habe Jahre
gelitten um Ihretwillen, und ich leide heute noch. Ich dachte,
daß meine Auseinanderſetzung mit Ihnen mich entlaſten würde
und mein Leben lindern, aber ich bin auch jetzt noch wund,
ver=
ſtehen Sie! Und nun ſoll ich Sie heiraten! Sie! Damit ich
mein ganzes Leben lang nichts vor mir habe als jenes Geſicht,
das ich fünfzehn Jahre lang gehaßt habe und das mir nun
end=
lich gleichgültig geworden iſt! Sie ſprechen von Schuld, Herr
Geheimrat, aber ſie haben das Recht verwirkt, zu verurteilen.
Ich habe mir nur das Recht zugebilligt, mich für unſagbares Leid
ein wenig zu entſchädigen. Tragen Sie nun auch Ihren Teil!
Die Ungerechtigkeit der Menſchen wird in Menſchenleid
umge=
wandelt, das iſt der Läuterungsprozeß! Sie haben Leid
ver=
dient. Sie werden nicht daran zugrunde gehen!“
Aber der Geheimrat rührte ſich nicht. Er kniete vor ihr
mit einem angſtvoll aufgeriſſenen Augenpaar und ſtarrte
faſ=
ſungslos zu ihr empor. Er hörte anſcheinend gar nicht, was ſie
ſprach.
Sie erſchrak, als ſie dieſe Augen ſah, und fürchtete einen
Moment lang, der Geheimrat ſei irrſinnig geworden. —
Plötz=
lich packte er ſie mit einem wilden Griff um die Knie und preßte
ſie an ſich. „Ich kann Sie nicht laſſen!” ſchrie er heiſer. „Ich
kann nicht! Ich werde ſterben, wenn Sie mich davonjagen. Laſſen
Sie mich bei Ihnen bleiben. Ich werde Ihnen dienen. Ich
werde die Schuld abtragen, Jenny! Seien Sie menſchlich!”
Sie riß ſich los mit einer brutalen Geſte. „Stehen Sie auf.”
ſagte ſie kalt. „Zwiſchen uns beiden kann es nie eine
Gemein=
ſchaft geben. Daß Sie dies nicht begreifen, iſt wahrlich
wunder=
lich. Aber da es nun einmal ſo iſt, werde ich Ihnen einen zwei=
ten Grund ſagen, der Sie hoffentlich endgültig überzeugen wird:
Ich liebe einen anderen.”
Langſam und mühſelig ſtand der Geheimrat auf. Schwer
nur gehorchten ihm ſeine Glieder. Er ſchien um Jahre gealtert
zu ſein. „Wen?” fragte er kraftlos, mit ſtieren Blicken, ſo
geiſtesabweſend, daß er das Taktloſe ſeiner Frage gar nicht
be=
griff. Außerdem war die Konverſation dieſer Stunde von
ſol=
cher Härte und Schärfe, daß ein ſolches Wort kaum in die
Waag=
ſchale fiel.
„Auch das ſollen Sie wiſſen,” antwortete Jenny düſter. „Es
iſt Doktor Erik Thorſen.
„Den?” ſchrie Herr v. Herm auf und lachte gellend. „
Aus=
gerechnet den lieben Sie? Da haben Sie ja einen feinen
Kava=
lier!“
„Hüten Sie Ihre Zunge!” brauſte Jenny auf.
Der Geheimrat grinſte ſchadenfroh, obwohl ihm elend
zu=
mute war. „Kennen Sie ihn denn?” fragte er lauernd. „Wiſſen
Sie, mit wem ſie es zu tun haben?‟
„Mit einem Gentlemen auf jeden Fall, Herr v. Herm!”
antwortete Jenny ſcharf.
„Mit einem Hochſtapler und Abenteurer mit einem Kerl,
der von dunklen Geſchäften lebt! Mit einem Kavalier der Nacht!
Mit einem Spion!” Seine Stimme überſchlug ſich und ſein
Ge=
ſicht war kreideweiß.
Jenny trat entſetzt einen Schritt zurück. War der Mann
nun wirklich verrückt geworden?
„Ja, ſehen Sie mich nur an!” höhnte der Geheimrat mit
entſtelltem Geſicht. „Da haben Sie ein herrliches Geſchäft
ge=
macht! Der Geheimrat v. Herm wird abgewieſen, weil er im
Drange der Geſchäfte einmal an etwas nicht gedacht hat. Aber
Herr Doktor Thorſen, der Hochſtapler, der wird geliebt!” In
ſei=
ner Wut vergaß der Geheimrat alle Vorſicht. „Eben habe ich mit
hm wieder einen Handel abgeſchloſſen, einen Handel mit
wert=
vollen Papierchen. Allerdings werden die Papiere an der Börſe
nicht notiert.
„Ein Spion,” murmelte Jenny mit aufgeſperrten Augen.
„Ja, ein Spion,” beſtätigte der Geheimrat mit teufliſcher
Fröhlichkeit. „Soeben habe ich ihm fünfzigtauſend Mark per
Scheck ausbezahlt, und er hat mir geſtanden, daß er ſich nun zur
Ruhe ſetzen will. Wahrſcheinlich will er die Flitterwochen
unge=
ſtört verbringen. Aber paſſen Sie auf, daß er nicht irgendwo
verhaftet wird, aus dem Bett heraus. Beſonders in Italien
muß er vorſichtig ſein.”
Jenny fuhr ſich über die heiße Stirne.
„Das kann doch nicht wahr ſein!“
„Fragen Sie ihn nur ſelbſt! Bitte, wenden Sie ſich an
Soweit ich ihn kenne, iſt er ehrlich genug, es einzugeſtehen
ſtimmt wird er nicht leugnen! Er hält nämlich ſeinen Beru
durchaus ehrenvoll.”
„Sie ſind ein Schuft,” ſagte Jenny auf einmal feſt
ſchritt auf den Geheimrat zu, als ob ſie ihn ſchlagen wollte.
„Nun haben Sie die Maske vom Geſicht genommen!
erkenne ich Sie ganz! Sie ſind der Teufel ſelbſt! Einmal
Sie mir ſchon den Geliebten genommen, und nun unterne
Sie einen zweiten Verſuch.”
„Fragen Sie ihn nur ſelbſt!” ſchrillte der Geheimrat
hohler Stimme. „Ich lüge nicht! Ich kann das alles bewe
Sie werden mir noch dankbar ſein, gnädige Frau, daß ick
gewarnt habe!“
„Hinaus!” ſchreit Jenny außer ſich vor Zorn. — „M
Sie, daß Sie fortkommen!“
„Und vergeſſen Sie nicht,” rief der Geheimrat noch,
bemüht, den ganzen Geifer auszuſprühen, „vergeſſen Sie
wer einmal Blut geleckt, der bekommt immer wieder Dur
nach. Und Thorſen, der als Abenteurer aufgewachſen iſt.
nicht als Rentner ſterben. Ich warne Sie! Wenn er aber n
zu ſeinem Beruf zurückgreift, dann ſagen Sie ihm, bitte
ich jederzeit wieder bereit bin, ſein Abnehmer zu werden!“
„Wenn Sie nicht geſchlagen werden wollen, dann m
Sie, daß Sie fortkommen!” ſchrie Jenny außer ſich. „Ich
mich nicht mehr lange beherrſchen.”
Der Geheimrat ſtand ſchon an der Tür. Er riß ſie auf
ſtürzte hinaus, ohne auch nur ein Wort herauswürgen zu kö
Der Gang war ſchwach erleuchtet. Nur am unteren
hing eine Petroleumlampe. Taumelnd ſah der Geheimrat ſick
Es dauerte eine Weile, bis er ſich ſoweit orientiert hatte, d
wußte, in welcher Richtung er gehen mußte. Sein Zimmer
im oberen Stock.
Er ſchritt den Korridor hinunter, immer tiefer in die Du
heit hinein. Sein Kopf ſummte und an den Schläfen war
innere Druck unerträglich ſtark.
Unſicher, ſchwankend ſchritt er dahin.
Als er an den Treffenanſatz kam, erblickte er zwei Men
die zu einem Bündel zuſammengeſchmolzen zu ſein ſchienen
die in einem hingebungsvollen Kuſſe verſunken ſtanden, ſo
ſie ihn gar nicht kommen hörten. Er wollte in ſtummer
vorbei und zerbrach ſich den Kopf darüber, wer das wohl
mochte. Alles, was mit dem Begriff Liebe zuſammenhing, m
ihn heute verrückt. Während er ſich an den beiden vorbeidr
wollte, fuhren ſie plötzlich erſchrocken auseinander. (Fortſ. f=
Warnung!
Der Zutritt zum
Texas-Keller
ist für Spießer, Nörgler und
Miesmacher
strengstens verboten!
Vonheute ab bis Donnerstag,
7. März (1600a
nachts geöffnet!
Tanz- Kursus
Donnerstag, 28. Febr. abends
½9Uhr, beginnt in der Eintracht
Eliſabethenſtr. 12, ein Kurſus für
Anfänger, Stoltze, Tanzlehrer. (2071b
Gummistempel
direkt v. Herſteller, daher billiger und
ſchneller. Aufträge, die bis abends
Uhr eingehen, werden am andern
Morgen 8 Uhr geliefert. (279a
Eilige Stempel in 2 Stunden.
Stempel=Weber, Heidelbergerſtr. 103.
LANDESTHEATER
Kassonstunden: Werktags 9.30 Uhr bis
13.30 und 1 Stunde vor der Vorstellung
GROSSES KLEINES
HAUS
Anf. 20, Ende geg. 22.30 Uhr
Außer Miete
Einmaliges Gaſtſpiel
Mary Wigman
und ihre Tanzgruppe
Preiſe 0.50—3.50 Mk.
Sie verleben
bestimmt einige
Lustige Stunden ...
Ab heute in Neuaufführungl
Ein Kriminalfilm mit Spannung bis zum
letzten Augenblick:
HAUS
Anfang 20, Ende 22.30 Uhr
Zuſatzmiete II, 10. Vorſt.
Opfergang
Schauſpiel von Lützkendorf
Inſzenierg.: Stieda=Fritzſche
Darſteller: Trumpp, Wahry,
Lohkamp, Raddatz, Schudde,
Stelzer.
Preiſe 0.70 bis 3.80 Mk.
weiten (a
und ſtrecken.
Schuh=Hübner,
Liebfrauenſtr. 81.
.... und Fastnacht vonSonn
bis Dienstag wie alljährl
Maskenka
mit Robert May im
Caféope
Dauerwellen
L. Volli
nur Langgaſſe 18.
Lampen-Me
das Fachgeschäft für
preisverie Beleuchlungstü
Bessungerstr. 9
im Hause d. Bessunger-Weins
Die erschütternde Tragödie einer gehetzten
und gequälten Frau.
Mit der überragenden Besetzung:
Olga Tschechowa / Johannes Riemann /
Käthe Haack / Fr. Kayssler / Paul Otto.
Ein spannungsreiches Drama aus der
Ge-
sellschaft, die durch einen Mord in
Auf-
regung versetzt wird.
Vorher das reichhaltige Belprogramm.
V 2078)
Rheingauer Weinstube
Telefon 2474.
Inhaber H. Moog Adolf-Hitler-Plaiz
HeuteMlittwoch ein -Abend am Rhein mit Jan.
Voranzelgel Samstag bis Fastnacht-Dienstag grol
Faschingfeier (Ausgew. Soupers).
Platzbestellungen durch Entgegennahme von Karten zeltl
erbeten. Dieselben werden voll in Zahlung genommel
Feenhatt dekorlerte Räume.
Bürgerhof
Heute abend
Min ſcher Mannera
Beginn: 5.45, 6.00 und 8.20 Uhr.
Faschings=Veranstaltungen im
HOTEL AUR TRAUBE
Faschingssonntag: 16 Uhr Tanzo Tee
21 Uhr Tanzunterhaltunge
Faschingstreiben e Gedeckkartel.—
Faschingsmontag: 21 Uhr Rosenmontagsball
in sämtlichen, künstlerisch geschmückten
Räumen, 2 Tanzkapellen O Gedeckkarte 2.50
Faschingsdienstag: 21 Uhr Kehrausballe Gedeckkarte 1.50
lehrt in Einzel=
und. u. Kurſen
Tanzſchule
Bäulke,
Wilhelmſtr. 25,
Ruf 3151. (e
MASKENBAI
Samstag, 2. März ſſ.
a1t Uhr Beſſunger Lurnh
Es spielt die Tanzkapelle Döberk vom Reichssender Frankfurt.
Tischbestellungen gegen Entnahme der Gedeckkarten im voraus erbeten
Maskenball
der
Darmstädter Turn- u. Sportgemeinde 1846
Samstag, den 2. März 1935, abends 8.11 Uhr, in sämtlichen
Räumen des festlich geschmückten Turnhauses am Woogsplatz
Jenny Jugo - die Verkäuferin, die mit allen
Kunden Pech hat
Paul Hörbiger-der alles wieder gutmachen muß
Theo Lingen -der Diener, der viel feiner ist
als sein Herr
Jugendliche zugelassen!
Eintrittspreise:
B Kapellen
Vorverkauf für Mitglieder: 1.20 RM (Hausmeister Turnhalle),
Vorverkauf für Nichtmitglieder: 1.50 RM. (Zigarrenhaus Hartmann,
Grafenstraße 20 und Friseur Weißmann, Schulstraße 3).
Tageskasse: Aufschlag 30 bezw. 50 Rpfg.
Masken!
Prima Trachten.
Große Auswahl.
Werner,
Volks=
theater
Alexan=
verſtraße 5, III.
2 Kapellen, Tanzdiele und Weint!
Eintritt: 0.75 und 1 Mk. — Kar ei
Friſeur Müller, Beſſungerſtraß
Zigarrenhaus Pauli, Kiesbergſtre
und Zeitungs=Kiosk Fuchs in der He
poſt und Beſſunger Turnhalle.
Damenmasken,
elegant, verleiht
billig:
Schiller=
platz 8, I.
Schuh=Jakob.
Davieritimmen
Kie
ſofort. (a
Telefon 2457
Klavier=Arnold,
Ecke Erbacherſtr.
Brennholz,
fein gehackt. zum
Feueranmachen,
liefert, Sack 1.-
Schlander,
Kiesſtraße 5. (a
Leistungsfähige
Bragerel
— anerkannte
Qualitälstlere-
sucht in Darmstadt und Umgebung
Bpobtärtaassendan
Angebote u. H. 120 Geschäftsstelle.
TORPED0
bedeutet Qualität
Kommt zum
R
hainzer Karnet
Werksvertretung
Loonh. 1.112
S. März 4.11 Uhr Fremdensitzung
4. März 11.11 Uhr Rosenmonlagsdle
4. März 8.11 Uhr Rosenmonlds?le
5. März 8.11 Uhr Dienstagsbal
Preise: Fremdensitzung RM. 5.—, Ve8
Plätze RM1 6—, 7.—, 8.—, R0genmonlds"
RM. 5.—, Dienstagsball RMl. 2— imh 1"
kauf bei Reisebüro des Verkehrs-Verein?.N
Hitler-Platz 4.
22 Rheinstr. 22
Fernr. 3409.(V57