Darmstädter Tagblatt 1935


03. Januar 1935

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Nummer 3
Donnerstag, den 3. Januar 1935. 197. Jahrgang

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Laoal fährt nach Rom.
Berdächlige franzöſiſche Eile. Laval will noch vor der Saarabſtimmung mit Italien ins Reine kommen.
Und der Kauſpreis?

Die amkliche Berlaukbarung.
DNB. Paris, 2. Januar.
Der Quai d’Orſay veröffentlicht am frühen Nachmittag nach=
ſtehende
amtliche Verlautbarung:
Auf Einladung der italieniſchen Regierung wird ſich Außen=
miniſter
Laval am Donnerstag abend um 20.30 Uhr nach Rom be=
geben
, wo er wichtige Beſprechungen haben wird, die beide Länder
intereſſieren und die ſich auf allgemeine politiſche Fragen als Ab=
ſchluß
der Beſprechungen beziehen, die in der letzten Zeit auf diplo=
matiſchem
Wege gepflogen worden ſind.
Außenminiſter Laval wird ſich drei Tage in der italieniſchen
Hauptſtadt aufhalten. Die franzöſiſchen Miniſter waren am Mitt=
woch
morgen zu einem ſehr langen Miniſterrat zuſammengetreten,
in deren Verlauf der Außenminiſter den genauen Stand der fran=
zöſiſch
=italieniſchen Verhandlungen darlegte. Im Anſchluß hieran
empfing Laval noch einmal den italieniſchen Botſchafter in Paris,
dieſe Zuſammenkunft war für den Entſchluß der Reiſe maßgebend.
Ob das franzöſiſche Programm irgendeine Aenderung erfahren hat,
iſt bisher nicht bekannt geworden.
* Die Romreiſe Lavals iſt nun nachdem ſie in den Vor=
mittagsſtunden
des Mittwoch noch ſehr gefährdet war, in den
Mittagsſtunden doch zur Tatſache geworden. Während Laval
dem Kabinett berichtete, hat ſich der italieniſche Botfchafter noch
einmal bei ihm melden laſſen. Nach einem letzten Telephon=
geſpräch
waren die Vorbereitungen ſo weit gediehen, daß die
Reiſe auf den Donnerstag abend feſtgeſetzt werden konnte. Laval
wird dann bis zum Dienstag in Rom bleiben und auch den
Papſt beſuchen. Wenn alles klappt, will er in unmittelbarem
Anſchluß daran auch noch der Einladung der engliſchen Regie=
rung
folgen und ſich einige Tage in London aufhalten.
Die Entwickelung iſt, nachdem die Verhandlungen ſich voll=
kommen
feſtgefahren hatten, nun ſchließlich doch ſo überraſchend
gekommen, daß vorläufig das Programm, das zwiſchen den
beiden Regierungen vereinbart worden iſt, noch nicht einmal
genau bekannt iſt. Die Stockung war hauptſächlich
auf das Zögern Muſſolinis zurückzuführen, der
über die Art, wie alle franzöſiſchen Gründe und Vorſchläge in
der franzöſiſchen Preſſe breit gewalzt wurden, noch ehe er ſie
ſelbſt kannte, ſtark verſtimmt war. Und weil das nicht ge=
ſagt
; werden durfte, wurde wieder einmal Deutſchland als
Sündenbock vorgeſchoben. Wir ſollten angeblich durch eine
Demarche in Rom das ganze Ergebnis in die Luft geſprengt
haben. Eine reichlich törichte Kombination, die kaum eines
offiziellen Dementis bedarf. Aber es darf doch vielleicht grund=
ſätzlich
darauf aufmerkſam gemacht werden, daß
die Einſtellung Deutſchlands zu den Berhandlungen
verkannt wird. Wir haben ſelbſtverſtändlich den Gang der
Dinge mit großem Intereſſe beobachtet. Zu irgendeinem Ein=
greifen
aber lag für die deutſche Regierung keinerlei Veran=
laſſung
vor. Wenn man Politik an Deutſchland vorbei machen
will, auch da, wo Deutſchland nun einmal unentbehrlich iſt,
können wir das nicht hindern. Niemand wird aber wohl glauben,
daß Deutſchland, wenn ihm ſpäter ein mit vielen Schwierig=
keiten
ausgehandelter Vertrag vorgelegt wird, ihn einfach unter=
ſchreibt
und mit ſeinem Namen deckt.
Aber das ſind ja vorderhand ſpätere Sorgen. Einſtweilen
wird abzuwarten ſein, was in Rom überhaupt
herauskommt, ob es ſich um eine ſachliche oder nur um eine
formelle Verſtändigung handelt. Ungewiſſen Andeutungen könnte
entnommen werden, daß die zunächſt vorgeſehene Zweiteilung des

franzöſiſchen Planes aufgegeben und die Sondergarantie für
Oeſterreich fallen gelaſſen iſt, ſo daß es ſich nur noch um bei
Bezugnahme auf Oeſterreich gehaltenes Protokoll drehen würde,
in dem ſich die Unterzeichner gegenſeitig auf eine beſtimmte
Friſt oder unbefriſtet ihre Grenzen garantieren. Sollte ſich
Italien dazu bereit erklärt haben, ſo würde das eine völlige
Aufgabe ſeiner Balkanpolitik bedeuten, vor allem ein Fallen=
laſſen
Ungarns, denn die Preisgabe des Reviſionismus bedeutet
auch die Preisgabe Ungarns und ſeiner Reviſionswünſche. Wir
haben aber ſchon früher darauf aufmerkſam gemacht, daß die
Franzoſen den Italienern weitgehende Zugeſtändniſſe gemacht
haben. Eine große Anleihe winkt ihnen auch, und vor allen
Dingen dürfte den Italienern in Abeſſinien, wo die Dinge ſich
neuerdings zugeſpitzt haben, von Frankreich freie Hand zugeſtan=
den
worden ſein. Auf kolonialem Gebiet ſcheint alſo die italie=
niſche
Forderung faſt reſtlos befriedigt worden zu ſein. Trotzdem
will es uns nicht recht einleuchten, daß Italien die Stellung, die es
ſich bisher im Donauraum geſchaffen hat, einfach aufgeben wollte.
Beſtimmte Anzeichen ſprechen deshalb auch dafür, daß in den
Vorverhandlungen noch nicht in allen Punkten Einigkeit erzielt
iſt, ſondern daß das den mündlichen Beſprechungen in Rom ſelbſt
vorbehalten bleibt. Immerhin gibt zu denken, daß in den letzten
24 Stunden ſich
die Enkſcheidungen überſtürzk
haben. Das muß den Eindruck erwecken, als ob Laval entſchei=
dendes
Gewicht darauf legte, noch vor der Saarabſtimmung mit
Italien ins Reine zu kommen, um ſich dann in London die erfor=
derliche
Rückendeckung zu ſchaffen, daß alſo die franzöſiſche Politik
bewußt darauf hinarbeitet, eine innere Verbindung des franzö=
ſiſch
=italieniſchen Ausgleichs mit der Abrüſtung und mit der Ent=
ſcheidung
über die Saar herzuſtellen, und hier wäre dann der
Punkt, wo die Ereigniſſe für Deutſchland wieder ein unmittel=
bares
aktuelles Intereſſe gewinnen. Denn das könnte vermuten
laſſen, daß Frankreich ſich neue Trümpfe ſammeln will, um die
Saar trotz der Entſcheidung für Deutſchland doch noch irgendwie
zu einem Handelsobjekt zu machen.
Agenzia Skefani zur Romreiſe Lavals.
DNB. Rom, 2. Januar.
Ueber die Reiſe des franzöſiſchen Außenminiſters Laval nach
Rom hat die Agenzia Stefani am Mittwoch nachmittag um
3 Uhr folgende Mitteilung ausgegeben:
Auf Einladung der italieniſchen Regierung wird der fran=
zöſiſche
Außenminiſter Laval am Donnerstag abend von Paris
nach Rom abreiſen. Herr Laval wird mit dem Chef der italie=
niſchen
Regierung wichtige Beſprechungen über Fragen haben, die
die beiden Länder und die allgemeine Politik betreffen, um die
Erörterungen zum Abſchluß zu bringen, die ſeit längerer Zeit
zwiſchen den beiden Ländern im Gange ſind.
Schließung des Feſtungsgürkels bei Monkmedy.
EP. Paris, 2. Januar.
Mit dem Bau des zur Schließung des Loches von Montmédy
beſtimmten Feſtungsanlagen iſt, wie der Matin aus Nancy mel=
det
, begonnen worden. Es handelt ſich um betonierte Feſtungs=
werke
, die ſich von Margut=et=Fromy in den Ardennen bis Ar=
rancy
im Departement Meuſe erſtrecken werden, alſo gegenüber
der Stelle an der Belgiens und Luxemburgs Grenzen zuſammen=
ſroßen
. Die Arbeiten werden zunächſt in dem mittleren Abſchnitt
bei Velosnes in Angriff genommen. Das dort zu errichtende
Sperrfort wird 18 Millionen Franken koſten.

England erwarkek ein großes Jahr‟
Von unſerem (O=Korreſpondenden.
G. P. London, 31. Dezember.
England ſchaut mit Zuverſicht dem nun beginnenden Neuen
Jahr entgegen. Dieſe Zuverſicht iſt hier vielleicht mehr als in
manch anderen Ländern der Welt berechtigt. England iſt
das ſah man in den letzten Jahren beſonders deutlich ein
glückliches Land, das ſo gut wie keine innerpolitiſchen Kämpfe
und keine wirkliche wirtſchaftliche Not kennt. Unter dieſen
Zeichen ſtand für England auch das ſoeben verfloſſene Jahr.
Es war vor allem ein Jahr wirtſchaftlicher
Konſolidierungen. Allerdings war ſchon zu Beginn des
letzten Jahres die wirtſchaftliche Beſſerung klar erſichtlich. Doch
die Frage, die England ſich um die Jahreswende 1933/34 mit
einer gewiſſen Beſorgnis ſtellt, lautete, ob die beginnende
Wirtſchaftserholung anhalten oder ob ſie ſich nur als eine
temporäre Erſcheinung erweiſen würde. Das verfloſſene Jahr
war nun dadurch bemerkenswert, daß die begonnene Beſſerung
in der Tat angehalten und ſich weiter entwickelt hat. Der
Warenabſatz im Inneren ebenſo wie die Ausfuhr britiſcher
Waren nach dem Auslande, haben beide merklich zugenommen.
Die induſtrielle Produktion iſt geſtiegen. Die Arbeitsloſigkeit
hat abgenommen. Das Geſchäft in der City und auf der
Londoner Börſe iſt anhaltend lebhaft. Die Summe des in Um=
lauf
befindlichen Geldes iſt ſo groß wie noch nie. Die im Not=
jahre
1931 gekürzten Gehälter und Löhne werden allmählich
wieder in alter Höhe hergeſtellt. Das nächſte Budget wird nicht
nur ausgeglichen, ſondern wieder einen anſehnlichen Ueberſchuß
aufweiſen. Das Ganze ergibt gewiß kein ungünſtiges Bild. Und
die Zuverſicht, mit der England dem Neuen Jahr entgegenſieht,
iſt daher allein aus wirtſchaftlichen Gründen mehr als be=
greiflich
.
Doch die wirtſchaftliche Beſſerung iſt nicht der einzige
Faktor, der England Berechtigung gibt, mit Befriedigung auf
das eben verfloſſene Jahr zurückzuſchauen und mit Zuverſicht
das neue zu empfangen. Die Ruhe und Sicherheit,
mit der die Nationale Regierung das Land
regiert, haben England die Möglichkeit gegeben trotz zu=
nehmender
Aktivität der Sozialiſten ſich eines ungeſtörten
inneren Friedens zu erfreuen. Geſtützt auf dieſen inneren
Frieden, hat die Regierung eine Reihe von wichtigen, inner=
politiſchen
Geſetzgebungen dem Parlament vorgelegt und durch=
geführt
eine grundlegende Reform des geſamten Weſens der
Arbeitsloſenverſicherung, eine Geſetzgebung zur Verfolgung
politiſcher Agitatoren und Unruheſtifter, neue Beſtimmungen
zum Eindämmen des Wettunweſens, Ausarbeitung eines groß=
zügigen
Planes zum Aufräumen mit den Elendsquartieren und
Schaffung beſſerer Lebensbedingungen für die große Volks=
maſſe
, Hilfeleiſtung für die notleidenden Induſtriebezirke und
zahlreiche andere Maßnahmen von großer ſozialer und politiſcher
Bedeutung mehr. Die wichtigſte in Angriff genommene Geſetz=
gebung
und hierfür wird das Jahr 1934 in der Geſchichte
Englands ewig denkwürdig bleiben iſt jedoch diejenige, die
die Ausarbeitung einer neuen Verfaſſung für
Indien zum Ziele hat. Die engliſche Regierung bezeugte
hiermit ihren Entſchluß, die Geſamtheit der Länder, die den
indiſchen Kontinent ausmachen, in eine Staatenföderation zu ver=
wandeln
, mit einer verantwortlichen Zentralregierung mit weit=
gehendſten
Selbſtverwaltungen in den einzelnen Staaten und
Provinzen und mit den notwendigſten Sicherungen für ein
reibungsloſes Funktionieren des geſamten Syſtems und für
Erhaltung der britiſchen Obermacht in Indien. Der Sturm der
Entrüſtung, der nach Veröffentlichung des Regierungsprojektes
in Indien ebenſo wie in England ausbrach, hat ſich erſtaunlich
raſch gelegt. Obgleich gegen einzelne Punkte der geplanten
Reform nach wie vor ſcharfe Einwände erhoben werden, iſt es
doch offenſichtlich, daß die Verwirklichung der Reform voraus=
ſichtlich
ſelbſt in Indien auf keine ernſtlichen Widerſtände ſtoßen
wird. Und in Indien und England mehren ſich nun die
Stimmen, die das Werk der gemiſchten Parlamentskommiſſion,
die mit der Ausrabeitung des Verfaſſungsentwurfes für Indien
betraut war, ein Dokument höchſter Staatsweisheit nennen
und der Anſicht Ausdruck geben, daß es, wie kaum eine andere
britiſche Reichsreform der Vergangenheit, geeignet ſein wird,

Der Neujahrstag in der Wilhelmſtraße.

Das Diplomatiſche Korps bei der Entgegennahme der Neujahrs=Anſprache des Führers.
Der Führer ſchreitet die Front der Reichswehr=Ehrenkompagnie ab.

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Seite 2 Nr. 3

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 3. Januar 1935

das Gebäude des Britiſchen Empire mit neuen und feſteren
Grundlagen zu verſehen.
Ueberhaupt treten zur Zeit die Empire=Fragen auf=
fallend
ſtark in den Vordergrund der britiſchen
Politik. Bereits das verfloſſene Jahr ſah in dieſer Hinſicht,
außer der Inangriffnahme der Geſetzgebung für Indien, eine
Reihe von bemerkenswerten Entwicklungen. Anfang des Jahres
beſuchte Prinz George die Südafrikaniſche Union und tat ſein
Beſtes, um dort für eine friedliche Zuſammenarbeit dieſes wich=
tigen
Dominions mit dem Mutterlande Propaganda zu machen.
In ähnlicher Miſſion begab ſich im Frühherbſt der Herzog von
Glouceſter nach Auſtralien und Neuſeeland und bereiſt dieſe
Gebiete noch immer mit offenſichtlichem Erfolg. Weniger be=
achtet
, aber deswegen nicht minder bedeutungsvoll, war die
große Tour, die Sir Maurice Hankey, der Generalſekretär des
Verteidigungskomitees der britiſchen Regierung, in dieſem
Sommer und Herbſt durch ſämtliche Dominions unternommen
hat und bei welcher Gelegenheit er mit der Ausarbeitung eines
engeren und wirkſameren Verteidigungsſyſtems des Britiſchen
Empire beſchäftigt war. Ein Ereignis, das ebenfalls völlig
bewußt der Empire=Propaganda diente, war die kürzliche Hoch=
zeit
des Herzogs von Kent mit der Prinzeſſin Marina
von Griechenland. Und den gleichen Zweck verfolgen ſchließlich
auch die alljährlich zu Weihnachten erfolgenden Rundfunk=
Anſprachen des Königs an ſein England und
ſeine lieben Untertanen jenſeits der Meere‟
Gemäß der engliſchen Art und Sitte, geht man in ſolchen
Fällen allerdings ſtets ſehr taktvoll und behutſam vor. Während
ſeiner letzten Weihnachtsrede ſprach beiſpielsweiſe der König
von England (der ja trotz alledem der Beherrſcher des größten,
in der Geſchichte der Menſchheit je beſtandenen Weltreiches
iſt) von ſich in Ausdrücken einer faſt übertriebenen Beſcheiden=
heit
. Falls ich vielleicht, ſagte er, in gewiſſem Sinne als
das Haupt dieſer großen und weitverzweigten Familie betrachtet
werden könnte . . ." Doch trotz dieſer faſt oſtentativ zur Schau
geſtellten Zurückhaltung und Beſcheidenheit iſt es offenſichtlich,
daß gerade dieſe Art von Empire=Propaganda, die von den
Mitgliedern der königlichen Familie ausgeübt wird und die
Krone als Mittelpunkt des Britiſchen Reiches betont, von der
Regierung als das wirkſamſte Mittel zum Zuſammenhalten der
einzelnen Teile des Reiches betrachtet und in Zukunft wohl in
ſteigendem Maße angewendet werden wird.
Das kommende Jahr wird nun, mehr als irgend ein anderes
Jahr der jüngſten engliſchen Vergangenheit, ganz im Zeichen
eines ſolchen, indirekt der Empire=Propaganda dienenden
Royal Event ſtehen. Im Mai dieſes Jahres feiert
nämlich das engliſche Königspaar das Silber=
jubiläum
ihrer Thronbeſteigung. Und aus dieſem
Anlaß ſind Feſtlichkeiten geplant, die, wie die Preſſe verſichert,
an Glanz und Pracht ſelbſt alles, was während der beiden
Regierungsjubiläen der Königin Victoria in den Jahren 1887
und 1897 in England geſehen worden iſt, weit übertreffen
werden‟. Das offizielle Programm iſt bereits bekannt gegeben.
Abgeſehen von einem feierlichen Dankesgottesdienſt in der
St. Pauls Kathedrale, Gala=Empfängen, großen Revuen der
Kriegsmarine der Armee und der Luftflotte und anderen feier=
lichen
Staatsfunktionen, ſind noch von Seiten hunderter, wenn
nicht tauſender von Vereinen Körperſchaften und privaten
Organiſationen die mannigfaltigſten Jubiläumsfeierlichkeiten
geplant. Nächſt den Vertretern der ausländiſchen Regierungen,
fremden Fürſtlichkeiten und ſämtlichen Premierminiſtern der
Dominions, werden nicht weniger als ſechzig indiſche Maharad=
ſchas
zu den Jubiläumsfeierlichkeiten nach London kommen und
bei den offiziellen Anläſſen den König wie ein farbenprächtiges
Diadem umgeben. Die zentralen Stadtteile von London und
der anderen engliſchen Städte werden illuminiert ſein, und die
geſamten offiziellen Feſtlichkeiten werden nicht weniger als drei
Wochen währen. Inoffiziell aber wird mit den Jubiläums=
feierlichkeiten
und dem ganzen Drum und Dran der größere
Teil des Jahres ausgefüllt ſein. Ein Teil der Preſſe nennt das
Jahr 1935 bereits Englands Jubeljahr‟. Das im Zuſammen=
hang
hiermit gemachte Aufhebens iſt aus wirklich ehrlicher Ver=
ehrung
für die fympathiſche Perſon des Königs und den wirt=
ſchaftlichen
und politiſchen Zweckabſichten engliſch=praktiſch ge=
miſcht
. Ein ſolches, das Preſtige Englands betreffende Ereignis
macht die Vermeidung oder zum mindeſten Aufſchiebung uner=
quicklicher
politiſcher Auseinanderſetzungen erwünſcht. Parallel
läuft der wirtſchaftliche Nutzen, der je größer das Ausmaß der
geplanten Feſtlichkeiten iſt ſich deſto größer erweiſen dürfte.
Man hat in ſolchen Dingen in England bereits reichliche Er=
fahrung
geſammelt. Die Erwartungen haben ſich bisher ſtets
bewährt. Und man kann es auch dieſes Mal den Engländern
glauben, wenn ſie verſichern, daß das nun beginnende
Jubiläumsjahr für England in politiſcher ebenſo wie in wirt=
ſchaftlicher
Hinſicht ein ganz großes Jahr werden und England
endgültig aus der Kriſe herausführen wird.
Der bisherige italieniſche Geſandte in Belgrad. Galli, iſt zum
italieniſchen Botſchafter in Ankara ernannt worden. Zum italie=
niſchen
Geſandten in Belgrad wurde der bisherige Sektionschef
des Außenamts, Guido Viola Conte die Campo Alto, ernannt.

Techniſche Rundſchau.

Von Dr. Helmut Thomaſius.
Großes Aufſehen erregte es in der ganzen Welt, als im
Sommer 1934 der Tiefſeeforſcher Dr. William Beebe in der Nähe
der Bermudas=Inſeln zuerſt auf 765 und bald darauf auf über
900 Meter in das Meer vordrang, alſo in Tiefen, die vorher
noch niemals von einem Menſchen erreicht worden waren. So
hoch dieſer Erfolg auch gewertet werden muß, er iſt vielleicht
doch nur ein Anfang zu neuen bedeutenden Fortſchritten. Bei
vielen der bisher durchgeführten Tauchverſuche war der räum=
liche
Umfang beſchränkt, innerhalb deſſen Bewegungen möglich
waren. Das, was man erzielt hatte, ging in ureigenſtem Sinn
des Wortes
in die Tiefe, nicht aber in die Breite.
Der Taucher war mehr oder minder an den Ort gebannt. Frei=
lich
gibt das Schiff, mit dem er verbunden iſt und geben
mancherlei Einrichtungen wie Schlitten, in die er ſich ſetzen kann,
oder Senkkäſten die Möglichkeit einer Bewegung. Man konnte
ſich dahin und dorthin befördern, konnte ſich ziehen laſſen. Wie
aber geſtalten ſich die Verhältniſſe in großen Tiefen, in denen
wegen des herrſchenden Waſſerdrucks der gewöhnliche Taucher=
anzug
nicht mehr zureicht, in denen auch die Wirkſamkeit anderer
Vorrichtungen ihre Grenzen findet? Wenn in ſolchen Tiefen eine
gewiſſe Unabhängigkeit und Freiheit erzielt werden ſollen, muß
die Technik ganz Neues ſchaffen, das den dort herrſchenden
Verhältniſſen und insbeſondere dem ungeheuren Waſſerdruck an=
gewaßt
iſt, der auf allem und jedem laſtet, was hinabverſenkt
iſt. Der menſchliche Körper muß ſorgfältig gegen dieſen Druck
geſchützt werden. Nachdem ſich die von Beebe verwendete Taucher=
kugel
als Schutzengel vorzüglich bewährt hat, will dieſer ſie auch
bei dem erneuten Vorgehen beibehalten, das er plant und das
dem Zweck dienen ſoll, weitgehende Beweglichkeit in Tiefen zu
ſchaffen, die etwa einen Kilometer und vielleicht noch darüber
hinaus unter der Waſſeroberfläche liegen. Der Taucher ſoll im=
ſtande
ſein, dort unten auf dem Meeresboden ganz genau ſo
umherzufahren wie auf der Erdoberfläche. Er ſoll über Hügel
und Berge hinwegkommen, ſoll durch Unebenheiten nicht behin=
dert
werden, ſoll in den Stand geſetzt werden, längere Strecken
ganz nach Belieben zurückzulegen. Daraus ergibt ſich die
Aufgabe, einen
Kraftwagen für Fahrten auf dem Grunde der Tiefſee
zu ſchaffen. Dieſe Aufgabe will Beebe in folgender Weiſe löſen:
ſeine Taucherkugel behält er mit verſchiedenen Abänderungen

Vom Tage.
Standartenführer Erich Klaedtke, einer der älteſten Vor=
kämpfer
der Bewegung im Gau Kurmark, wurde am Mittwoch
nachmittag auf dem Nikolai=Friedhof in Berlin, nur wenige
Schritte von der Ruheſtätte Horſt Weſſels entfernt, unter gewal=
tiger
Teilnahme ſeiner SA.=Kameraden im Beiſein von Vertre=
tern
des Staates und der Partei feierlich zu Grabe getragen.
Während die Vernehmung von Dr. Neumann und ſeines
Stellvertreters am letzten Verhandlungstage des Memelländer=
Prozeſſes im alten Jahre großes Intereſſe hervorrief, hat ſich dies
bei der Vernehmung der weiteren Angeklagten am 2. Januar
wieder gelegt. Der Zuſchauerraum iſt leer, und auch auf der
Preſſetribüne ſind nur einige Berichterſtatter erſchienen. Im Laufe
des Vormittags wurden fünf Kreisleiter der Neumann=Partei
vernommen, die aus der Haft dem Gericht vorgeführt wurden.
Auch ſie bekundeten immer wieder den abſolut legalen Charakter
ihrer Partei und ihrer Tätigkeit.
Der öſterreichiſche Bundespräſident Miklas hat dem Führer
und Reichskanzler anläßlich des Jahreswechſels ſeine aufrichtigen
nſche übermittelt, die der Führer und Reichskanzler im
gleichen Sinne telegraphiſch erwidert hat.
Der kurz vor Weihnachten freigelaſſene kroatiſche Bauern=
führer
Dr. Matſchek hat an den Prinzregenten Paul ein Telegramm
gerichtet, in welchem er für die Freilaſſung dankt und der Hoff=
nung
auf eine Löſung aller innerpolitiſchen Fragen Ausdruck gibt.
Der Evening Standard meldet aus Athen, daß nach dort ein=
getroffenen
Nachrichten in Albanien eine Revolution ausgebrochen
ſei. In dem Königspalaſt in Tirana hätten ſich verſchiedene Explo=
ſionen
ereignet, bei denen auch König Achmed Zogu verletzt wor=
den
ſei. Der Führer des Aufſtandes ſei Moharem Bairaktar.
Ueberall im Lande wüte der Bürgerkrieg.
Im Verlaufe des franzöſiſchen Miniſterrats unterbreitete der
Finanzminiſter dem Staatspräſidenten einen Geſetzentwurf, der
die Ernennung des bisherigen Generaldirektors der Depoſiten= und
Conſianationskaſſe Tannery. zum Gouverneur der Bank von
Frankreich vorſieht. Der bisherige Gouverneur der Bank von
Frankreich. Moret, wurde zum Ehrengouverneur ernannt.
Der Sowjet=Kommiſſar in Kiew Lublin, ſollte von zwei
GRU.=Beamten verhaftet werden. Lublin ſetzte aber ſeiner Ver=
haftung
Widerſtand entgegen und erſchoß alle heide GPU.=Beamte,
worauf er die Flucht ergriff. Der Kiewer Sender erließ einen
Steckbrief gegen Lublin und forderte zu ſeiner Feſtnahme auf.
Außerdem ſoll in Moskau der Vorſitzende der Moskauer Sowjets,
Smirnow, verhaftet worden ſein.

DNB. Berlin, 2. Januar.
Am Vormittag des Neujahrstages überbrachte der Reichs=
vehrminiſter
, begleitet vom Chef der Heeresleitung und dem
Chef der Marineleitung, dem Führer die Glückwünſche der deut=
ſchen
Wehrmacht.
Generaloberſt von Blomberg führte dabei aus, daß die Wehr=
macht
voll Dankbarkeit zum Führer aufblicke und mit Genug=
tuung
auf die eigenen Leiſtungen im Jahre 1934 zurückſchaue. Er
gedachte der Niederſchlagung der Revolte im Juni des vergange=
nen
Jahres durch die ſtarke Hand des Führers eines Aufſtandes,
der in erſter Linie gegen die Wehrmacht gerichtet war als gegen
eine der beiden Säulen, die das Gewölbe des neuen Reiches
tragen.
Die deutſche Wehrmacht fühle, daß ſie hineingewachſen ſei in
den wärmenden Bereich der Achtung, des Vertrauens und der
Liebe des deutſchen Volkes. Die Wehrmacht könne nur
gedeihen in engſter Volksverbundenheit.
Der Reichswehrminiſter ſchloß ſeine Glückwunſchanſprache mit
folgenden Worten: Mein Führer! Die Tatſachen, die ich aus
dem angefüllten Fluß der Ereigniſſe hervorhob, ſind untrennbar
mit Ihrem Tun, Ihrer Kraft, Ihrem Soldatentum verbunden.
Der greiſe Feldmarſchall zog nach Walhall. Sie wurden unſer
Oberbefehlshaber. Wir ſind ſtolz darauf, aber ebenſo bewegen
uns die Gefühle der Liebe, des Vertrauens und innigſter Kame=
radſchaft
. Wir bieten ſie Ihnen als Dank dar und fügen die hei=
lige
Verſicherung hinzu, daß ſo wie für Sie auch für uns nur
der Wahlſpruch gilt: Alles für Deutſchland!
Uebergang preußiſcher Angelegenheiten
auf das Reich.
Auf Erſuchen des preußiſchen Miniſterpräſidenten Göring
werden mit Wirkung vom 1. Januar 1935 ab aus dem Reichs=
und Preußiſchen Miniſterium für Wirtſchaft und Arbeit die Ver=
kehrsangelegenheiten
einſchließlich der Betreuung der ſtaatlichen
Häfen, Brücken und Fähren, ſowie aus dem Preußiſchen Land=
wirtſchaftsminiſterium
die perſönlichen und damit verbundenen
ſächlichen Verwaltungsangelegenheiten derjenigen Waſſerbau=
behörden
, die auch für das Reich tätig ſind, vom Reichsverkehrs=
miniſterium
übernommen.

und Einrichtungen bei, die ihr eine möglichſt große Unabhängig=
keit
gewähren ſollen. Die Wände der Kugel beſtehen aus Stahl
und haben eine Dicke von vier Zentimetern. Das Schwierigſte
war die Einrichtung der Fenſter. Die Fenſteröffnungen wur=
den
mit Scheiben aus geſchmolzenem Quarz verſchloſſen. Jede
der drei Scheiben hatte einen Durchmeſſer von zwanzig Zenti=
metern
und eine Dicke von 7,5 Zentimetern. Bei der Wahl
dieſes Stoffes ging man von Verſuchen aus, die gezeigt hatten
daß man beſtimmten Quarzarten eine ſtarke Widerſtandsfähig=
keit
gegen Druck verbunden mit guter Durchſichtigkeit geben kann.
Drei Zylinder, die ausſehen wie Kanonenrohre, ragen dicht
nebeneinander vorne aus der Stahlkugel heraus. In ihnen ſitzen
die Quarzfenſter, von denen das mittlere zu photographiſchen
Aufnahmen dient, während hinter den beiden anderen ſtarke elek=
triſche
Lampen ſtehen, deren Lichtſtrahlen ſich vor dem mittleren
Fenſter kreuzen, und ſo ein helles Blickfeld geben. Die Fenſter
widerſtehen alſo dem Waſſerdruck. Sie genügen, ſo lange die
Kugel, wie bei den Tauchverſuchen im Sommer 1934, einfach
ſenkrecht vom Schiff herabhing. Die Sachlage ändert ſich aber
beim Umherfahren auf dem Meeresboden. Hier iſt mit zuſätzlichen
Drucken zu rechnen ſowie mit dem etwaigen Anſtoßen an Felſen
oder Klippen. Deshalb wird für die neuen in Ausſicht genom=
menen
Fahrverſuche vor den Fenſtern noch eine Art von Stoß=
fänger
, und zwar in Form eines hölzernen Rahmenwerks an=
gebracht
, das den Druck abfängt und gleichzeitig hinreichenden
Schutz beim Anſtoßen an Hinderniſſe gewährt. Beim Umher=
fahren
in der romantiſchen Tiefe des Meeresbodens iſt auch mit
Strömungen zu rechnen, deren Stärke man nicht kennt, die aber
vielleicht ausreicht, um den abenteuerlichen Kraftwagen umher=
zuwirbeln
oder abzudrängen. Als Abwehrmittel gegen die Wir=
kung
dieſer Strömungen werden an der Kugel
Floſſen und ſonſtige Flächen
angebracht, die ihr Stetigkeit verleihen ſollen. Es ſind im ganzen
fünf derartiger Floſſen vorgeſehen. Zwei liegen, ähnlich den
Tragflächen eines Flugzeuges, an beiden Seiten, eine ragt ſenk=
recht
dazu oben nach hinten hinaus, je eine kommt, gleichfalls
in ſenkrechter Stellung, vorne und hinten an die untere Seite
der Kugel. Dieſe war ſchon bei den erſten Tauchverſuchen auf
zwei ſtählerne Kufen geſtellt worden, die beim Aufſtoßen auf
den Meeresgrund als Puffer dienen und ihr auch die nötige
Ruhelage und Standfeſtigkeit verleihen follten. Mit dieſen beiden
Kufen wird ſie nunmehr auf einem Fahrgeſtell befeſtigt, das dem
eines Schleppers mit Raupenketten gleicht. Die Auflagefläche der
Raupenketten iſt ſehr lang. Der Antrieb erfolgt durch einen
Elektromotor. Er liegt außerhalb der großen Kugel zwiſchen die=
ſer
und dem Fahrgeſtell in einer kugelförmigen Kapſel aus
Stahl, die ihn vollkommen umſchließt und ſchützt. Die Notwen=

Auch formell einheitliche landwirk=
ſGaftniche
Berioatiung.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Reichsminiſter Darré hat mit Wirkung vom 1. Januar das
Reichsminiſterium für Ernährung und Landwirtſchaft und das
Preußiſche Landwirtſchaftsminiſterium zu gemeinſchaftlicher Ar=
beit
vereinigt.
Das einheitliche Miniſterium umfaßt folgende Fach=
abteilungen
: 1. Verwaltung, 2. Wirtſchaftspolitik, 3. Holzwirt=
ſchaftspolitik
, 4. Bauern= und Bodenrecht, 5. Zoll= und Handels=
politik
, 6. Waſſerwirtſchaft und Landeskultur, 7. Bäuerliche
Siedlung und ſtaatseigener Grundbeſitz, 8. Geſtütweſen, 9. Preu=
ßiſche
Veterinärverwaltung.
Mit dieſer Zuſammenlegung iſt lediglich ein Zuſtand in
endgültiger Form beſtätigt, der innerhalb der landwirtſchaft=
lichen
Verwaltung des Reichs und Preußens tatſächlich bereits
vorhanden war. In der Geſamtleitung ſind die beiden Mini=
ſterien
ſchon ſeit der Machtübernahme im Jahre 1933 nicht mehr
getrennt geweſen. Die Neuverteilung der Geſchäfte auf die neuen
Abteilungen baut ſich alſo auf den praktiſchen Erfahrungen von
zwei Jahren auf. Wie bei der Zuſammenlegung anderer
Reichs= und Länderminiſterien iſt auch in dieſem Fall die Zu=
ſtändigkeit
zweier Staatsſekretäre beibehal=
ten
worden, wobei darauf hinzuweiſen iſt, daß der preußiſche
Staatsſekretär Willikens bereits vor einigen Monaten zum
zweiten Staatsſekretär im Reichsernährungsminiſterium er=
nannt
worden war.
Dieſe Zuſammenlegung der landwirtſchaftlichen Verwal=
tungen
geht aber noch über den verwaltungsmäßigen Rahmen,
der bei anderen Miniſterien gegeben war, hinaus. Es ſei
daran erinnert, daß ſeit faſt 1½ Jahren der Aufbau des
Reichsnährſtandes im Gange iſt, der von vornherein in
enger Verbindung mit den landwirtſchaftlichen Verwaltungen
des Reiches und der Länder nicht nur Preußens ſteht.
Damit hat Reichsbauernführer Darré von vornherein die
Neuordnung des Verwaltungsapparates auch
ſtandesmäßig unterbaut und die enge wechſel=
ſeitige
Zuſammenarbeit für alle Fragen der
Wirtſchaftspolitik in dem weiten Bereich des
Reichsnährſtandes und für die eigentlichen Ver=
waltungsfragen
ſichergeſtellt. Der Reichsbauern=
führer
hatte vom erſten Augenblick ſeiner Amtsübernahme an
den ganzen Neuaufbau ſeiner Behörden und des Reichsnähr=
ſtandes
auf die organiſche Vorbereitung der jetzt in entſcheiden=
der
Durchführung befindlichen Reichsreform eingeſtellt. Auf
dem Gebiet der Selbſtverwaltung und Standesvertretung war
durch den Reichsnährſtand der Vielzahl von freien und offent=
lich
=rechtlichen Organiſationen, wie Landwirtſchaftskammern,
Bauernkammern, Genoſſenſchaften, landwirtſchaftlichen Vereinen,
techniſchen Körperſchaften und dergleichen, zugunſten einer ein=
heitlichen
Willensbildung ein Ende bereitet worden, ſo daß dieſe
Vereinheitlichung nunmehr auch verwaltungsmäßig im großen
Rahmen zum Abſchluß gekommen iſt. Es ſei dabei daran er=
innert
, daß dieſer neue Verwaltungsaufbau weſentlich durch die
Einſetzung verſchiedener Reichskommiſſare und Sonderbeauf=
tragter
vorbereitet worden iſt, wie etwa des Sonderbeauftragten
für Landeskultur, weil gerade auf dieſem für die Arbeits=
beſchaffung
und für die Erzeugungsſchlacht wichtigem Sonder=
gebiet
früher in jedem einzelnen Land eine andere Praxis
üblich war, ſo daß gerade dieſer praktiſch wichtige Teil des Ver=
waltungsapparates
nur höchſt ſchwerfällig zum Einſatz gebracht
werden konnte.
Die Abkeilungsleiter des neuen Reichs= und Preußi=

Zur Zuſammenlegung des Reichsminiſteriums für Er=
nährung
und Landwirtſchaft und des Preußiſchen Landwirt=
ſchaftsminiſteriums
erfahren wir noch folgendes:
Mit der Leitung der Abteilungen ſind beauftragt worden:
Abteilung 1 (Verwaltung): Miniſterialdirigent Dr. Hellich: Ab=
teilung
2 (Wirtſchaftspolitik): Miniſterialdirektor Dr. Moritz
(in dieſer Abteilung iſt eine beſondere Unterabteilung für Vieh=,
Milch= und Fettwirtſchaft eingerichtet worden, mit deren Leitung
Miniſterialdirigent Dr. Roſe betraut wurde); Abteilung 3 ( Holz=
wirtſchaftspolitik
): Miniſterialrat Parchmann; Abteilung 4
(Bauern= und Bodenrecht): Miniſterialdirektor Dr. Harmening;
Abteilung 5 (Zoll= und Handelspolitik): Miniſterialdirektor
Dr. Köhler; Abteilung 6 (Landeskultur= und Waſſerwirtſchaft):
Miniſterialdirektor Niermann; Abteilung 7 (bäuerliche Sied=
lung
und ſtaatseigener Grundbeſitz); Miniſterialdirektor Dr.
Runte (in dieſer Abteilung iſt eine Unterabteilung für bäuer=
liche
Siedlung eingerichtet worden, mit deren Leitung Miniſterial=
rat
Dr. Kummer beauftragt wurde); Abteilung 8 (Geſtütweſen):
Oberlandſtallmeiſter Dr. Sehyffert; Abteilung 9 (Preußiſche
Veterinärverwaltung): Miniſterialdirigent Prof. Dr. Müſſemeier.

digkeit, dieſen eingekapſelten Motor ſowie die zum Zwecke guter
photographiſcher und Filmaufnahmen ſehr ſtarken Beleuchtungs=
körper
mit elektriſchem Strom zu ſpeiſen, macht eine Verbin=
dung
mit einem Begleitſchiff nötig. Dieſe Verbindung wird
durch ein ſtarkes Kabel hergeſtellt, das zum Schutze gegen An=
griffe
von Seetieren mit einer kräftigen Bewehrung aus Stahl=
drähten
verſehen iſt. Außerdem ſind Fernſprechleitungen nach
dem Schiff ſowie Drahtſeile vorgeſehen. An dieſen letzteren wird
der Kraftwagen der Unterſee in die Tiefe hinabgelaſſen und aus
ihr emporgezogen. Dieſe Seile greifen an einer großen Stahlöſe
an, die ſich am höchſten Punkt der Kugel befindet. Die Ver=
bindung
mit einem Begleitſchiff hindert die freie Beweglichkeit
der Kugel in keiner Weiſe. Das Schiff dient nicht etwa als
Schlepper, der den Tiefſeewagen dahinzieht. Dazu wären keine
Raupenketten und es wäre auch kein Elektromotor zu ihrem
Antrieb nötig. Die
Kugel fährt vollkommen ſelbſtändig
auf dieſen Ketten, das Schiff folgt entſprechend den Weiſungen
die ihm durch den Fernſprecher übermittelt werden. Eine ſehr
große Geſchwindigkeit wird und ſoll auch gar nicht erreicht wer.
den. Die Inſaſſen können zwölf Stunden lang in der Kuge
verweilen. Das genügt, um auch bei langſamer Fahrt ein ganz
ſchönes Stück vorwärts zu kommen. Alle ſonſtigen Einrichtungen
die ſich bereits bei den erſten Tauchverſuchen bewährt haben
werden beibehalten. Die Kugel vermag zwei Perſonen aufzu
nehmen, die von hinten her durch eine waſſerdicht verſchraub
bare Oeffnung einſteigen. Da außerdem noch die Einrichtungen
zum Photographieren und Beleuchtungskörper darin unterge
bracht werden müſſen, iſt in ihr von Bewegungsfreiheit kein
Rede. Obſchon man alſo in ziemlich unbequemer Stellung ver
hältnismäßig lange wird ausharren müſſen, hofft Beebe doc
mit ſeinem Tiefſeewagen auf dem Meeresboden weite Strecken
zurücklegen, geradezu Reiſen unternehmen zu können.

Ruſſiſche Erde. Roman von Boris Maſchin. Brunnen=Verla
Willi Biſchoff, Berlin 1935.
Der Roman ſpielt im heutigen Rußland, dem Land des Bolſche
wismus und hat zum Verfaſſer einen Mann, der den Zuſammen
bruch ſeiner Heimat ſelbſt erlebte und ihren Niedergang mit an
ſehen mußte. So iſt in den an ſich ſchon ſpannenden Roma
manches Aktuelle, manches Tatſächliche hineinverwoben, ſo daß de
Wert des einzigartigen Werkes vor allen Dingen darin beruh
daß er rückſichtslos den Schleier von den Methoden bolſchewiſt
ſchen Terrors und kommuniſtiſcher Verwilderung zieht und
immer in romanhafter Form eine ungeſchminkte, klare, wen
auch niederdrückende Schilderung von den Zuſtänden im Rußlan
von heute gibt.

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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 3. Januar 1935

Nr. 3 Seite 3

Hutte erontterang gegen Hanen."
EP. London, 2. Januar.
Ueber die Lage in Abeſſinien veröffentlicht der Daily Tele=
graph
heute die Meldung eines Sonderkorreſpondenten aus
Addis Abeba, der die Ausſichten für die weitere Geſtaltung des
Konflikts zwiſchen Abeſſinien
und Italien in ſchwarzen Farben
ſchildert. Der Korreſpondent
unterſtreicht, daß die Abeſſinier
davon überzeugt ſeien, daß zwi=
ſchen
Frankreich und Italien
ein Abkommen beſtehe, wonach
Italien gegen Zugeſtändniſſe an
Frankreich in Mitteleuropa freie
Hand erhalte, ein Protektorat
über Abeſſinien zu errichten.
Die Stimmung gegen Italien
iſt unter dieſen Umſtänden ſehr
ſtark geſtiegen; im ganzen Lande
ſind Gerüchte im Umlauf über
die Konzentration von Kriegs=
material
ſowohl in Italieniſch=
Somaliland wie in Erythrea.
England halte ſich, ſo betont der
Korreſpondent abſchließend, von
dieſen internationalen Intrigen
fern, werde aber früher oder
ſpäter Partei ergreifen müſſen,
da es an den Quellen des Blauen
Nils ein Intereſſe habe und da
die Errichtung eines Staudam=
mes
am Tanaſee die Waſſer=
verſorgung
Aegyptens bedrohen
würde.
Ein neues Telegramm der

Berhinderie Landtagsrhang en Meien
DNB. Tilſit, 2. Januar.
Der Schriftführer des Memelländiſchen Landtages, Riechert,
hatte für Samstag, 29. Dezember, eine Landtagsſitzung ein=
berufen
. Der Präſident des Memeldirektoriums Bruvelaitis

DNB. Genf, 2. Januar.
Das Völkerbundsſekretariat
gibt ein neues Telegramm der
abeſſiniſchen Regierung an den Völkerbundsrat und die Mitglie=
der
des Völkerbundes bekannt. Darin hält Abeſſinien den Stand=
punkt
aufrecht, daß Italien den Angriff begonnen habe. Italien
habe im übrigen auch kürzlich wieder einen Punkt beſetzt, der
ohne Zweifel und ſelbſt nach den italieniſchen Karten zu abeſſi=
niſchem
Gebiet gehöre. Angeſichts der Dementis Italiens ver=
ſichert
die abeſſiniſche Regierung, daß ſie zwei nicht explodierte
Bomben vorlegen könne. Italien wolle offenbar immer weiter
vordringen. Dabei ſeien die italieniſchen Truppen von Offizie=
ren
der italieniſchen Armee befehligt. Die abeſſiniſche Regierung
habe Italien ſchon am 12. Dezember vorgeſchlagen, ſo ſchnell wie
möglich eine genaue Feſtlegung der Grenzen entſprechend dem
Vertrag von 1908 durchzuführen. Abeſſinien nehme jetzt Kenntnis
von der Erklärung der italieniſchen Regierung, wonach dieſe be=
reit
ſei, dieſe Feſtlegung auf Grund des Vertrages von 1908 in
Angriff zu nehmen, wende ſich aber gegen die damit verbundene
Bedingung, daß vor jeder Unterſuchung von ſeiten der abeſſini=
ſchen
Regierung eine Genugtuung gegeben werden müſſe. Abeſſi=
nien
erklärt gleichzeitig feierlich, daß es bereit ſei, die italieni=
ſchen
Forderungen zu erfüllen, wenn ſeine Verantwortung feſt=
gelegt
werden ſollte.
Die amerikaniſchen Flokkenrüſtungen.
EP. Waſhington, 2. Januar.
Ueber die künftige amerikaniſche Flottenpolitik wird in der
Umgebung des Weißen Hauſes erklärt, daß die Vereinigten
Staaten entſchloſſen ſeien, ihre Flotte bis an die
im Vertrag von Waſhington feſtgeſetzten Gren=
zen
auszubauen, ſo daß die Vereinigten Staaten beim Ab=
lauf
des Vertrages Ende dieſes Jahres ſo ſtark wie möglich
daſtehen werden. Außer den bereits feſtgeſetzten Summen für den
Bau von Kriegsſchiffen werden etwa 100 Millionen Dollar für
weitere Schiffsbauten in den neuen Etat eingeſtellt werden. Das
Vier= bis Fünffache dieſer Summe ſoll für den Ausbau der Lan=
desverteidigung
einſchließlich der Küſtenverteidigung und den
Panamakanal ausgeworfen werden.

Ein Lager italieniſcher Eingeborenentruppen in Abeſſinien.

hatte daraufhin den Landtagsabgeordneten in einem Schreiben
mitgeteilt, eine Einberufung des Landtages könne nur durch
das Präſidium des Landtages erfolgen oder aber, da dieſes im
Augenblick nicht vorhanden ſei, nur durch den Gouverneur des
Memelgebietes.
* Die Neujahrsanſprache des litauiſchen Miniſterpräſidenten
ſoll doch nicht ſo raſch der Vergeſſenheit überantwortet werden,
wie man das vielleicht in Kowno gerne möchte. Und zwar
deswegen nicht, weil die rauhe Wirklichkeit, ſoweit das Memel=
gebiet
in Frage kommt, etwas anders ausſieht, als ſie vom
litauiſchen Miniſterpräſidenten geſchildert wird. Während er
von einer Beruhigung der Lage im Memelgebiet ſpricht, müſſen
wir feſtſtellen, daß die Memelländer wegen ihrer
Zukunft auf das äußerſte beunruhigt ſind. Oder
meint der Litauer mit der Ruhe, die in ſeiner Anſprache eine
Rolle ſpielt, etwa die berüchtigte Friedhofsruhe, die man nur
allzu gerne im Memelgebiet einziehen laſfen möchte? Der ganze
Kownoer Prozeß, dieſe Juſtizkomödie ſondergleichen iſt doch
der beſte Beweis dafür, wohin die Reiſe geht. Blutigem
Hohn gleicht die Neujahrsrede, die den Eindruck zu
erwecken verſucht, als ob im Memelgebiet holder Friede herrſche,
Was herrſcht, ſind die Bajonette des Kriegs=
kommandanten
und die nackte Willkür des
Gouverneurs, der ſich nicht im geringſten rührte, als man
kurzerhand die Türen zum Sitzungsſaal des memelländiſchen
Landtags abſchloß, ſo daß der Landtag auf dem Treppenflur
eine Nottagung abhalten mußte, die natürlich einem ſcharfen
Proteſt gegen den neuen Akt der Vergewaltigung
galt. Man hat zwar verſprochen, am 4. Januar dem Landtag
Gelegenheit zur Arbeit zu geben. Aber was ſind ſchon litauiſche
Verſprechungen? Sie ſind nur Schall und Rauch, ſtets darauf
abgeſtellt, Geſetzesverletzungen und Vertrags=
brüche
zu verſchleiern und an die Stelle des Rechts das
Unrecht zu ſetzen.

Erfahrungen und Erwarkungen.
Die Welk an der Jahreswende.
Was haben die Völker der Erde im Jahre 1934 erfahren
was erwarten ſie vom neuen Jahre? Ein weitgeſpanntes Thema,
das den Chroniſten unſerer Zeit geſtellt iſt. Doppelt ſchwierig in
einem Zeitabſchnitt, deſſen Lebens= und Entwicklungstempo einer
ruhigen, beſinnlichen Betrachtungsweiſe kaum zugänglich iſt. Das
Geſicht unſerer politiſchen Umwelt war 1934 in einem ſtändigen
ſchnellen Wandel begriffen. Während ſich im Reiche die politiſchen,
wirtſchaftlichen und ſozialen Verhältniſſe trotz tragiſcher und ern=
ſter
Ereigniſſe unter der autoritären Führung Adolf Hitlers zu=
ſehends
feſtigten, während das deutſche Volk heute wieder nach
langen Jahren äußerer Ohnmacht und innerer Zerriſſenheit eine
feſtgefügte Glaubens= und Willenseinheit geworden iſt, gerät
rings um uns eine Welt ins Wanken.
Im Fernen Oſten bildet ſich an der ſibiriſchen Südgrenze der
Sowjetunion ein neues politiſches Kräftefeld mit unmittelbaren
Fernwirkungen in den pazifiſchen und europäiſchen Raum hinein.
Europa wird durch die Februar= und Juli=Unruhen im unglück=
lichen
Oeſterreich erregt. Das Wahnſinnsverbrechen von Marſeille
erſchüttert am 9. Oktober die Welt. Südoſteuropa iſt ſeitdem
ein ſtändiger Kriſenherd geworden und von der friedvollen Ruhe,
die man dem Balkan mit den Friedensdiktaten von Paris ver=
ſprach
, weiter denn je entfernt. Auch der Völkerbund hat keine
Veranlaſſung, die Kompromißformel in dem ſüdſlawiſch= ungari=
ſchen
Streit auf ſein Kredit=Konto zu ſchreiben, wie er ebenſo
wenig ein Verdienſt daran hat, daß es in der Saarfrage zu einer
fühlbaren und erfreulichen Entſpannung gekommen iſt. Rußland
zieht im Herbſt 1934 in den Völkerbund ein Konſequenz jener
Starrſinnspolitik des greiſen Barthou, die nicht begreift, daß die
Welt anders geworden iſt, und daß neue Geſchlechter mit neuen
Ideen auch in Frankreich herangewachſen ſind. So ſitzt ſein Nach=
folger
Laval in dem vielfältigen Netz von Beziehungen nach allen
Seiten, das Barthou geſponnen hat. Der Oſtpakt iſt für ihn ein
fertiges Faktum, das er nach Kräften gegen Deutſchland und Po=
len
, die mitteleuropäiſchen Vertragspartner vom Januar 1934 aus=
zuwerten
ſucht. Wird er es noch durch ein Militärbündnis mit
Moskau ergänzen? Eine ſchickſalsſchwere Frage an das Jahr 1935!
Auch die franzöſiſch=italieniſchen Geſpräche ſind noch in der Schwebe;
ſie können wohl erſt im neuen Jahr zum Abſchluß kommen, deſſen
Hauptproblem die Flottenkonferenz ſein wird. .
Hier ſchließt ſich der Ring der wenigen Tatſachen und Ereig=
niſſe
, die wir vom politiſchen Geſamtbild der Welt einleitend ver=
zeichnen
konnten. Die ganze Buntheit und Vielfältigkeit des Welt=
geſchehens
unſerer Zeit haben unſere Auslandsberichterſtatter ein=
gefangen
, die wir gebeten haben, uns zum Jahreswechſel die poli=
tiſchen
Erfahrungen und Erwartungen ihrer Gaſtländer darzuſtel=
len
, die wir in der nächſten Zeit in zwangloſer Folge veröffent=
lichen
werden.
Die Schriftleitung.
*
Am Sih des Völkerbundes.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
(Nachdruck, auch mit Quellenangabe, verboten.)
W. H. Genf, Ende Dezember 1934.
Wenn der Völkerbundsrat im Jahre 1934 ſich um ſeinen Huf=
eiſentiſch
verſammelte, dann blieben in der Reihe der ſtändigen
Ratsmitglieder zwei Stühle leer: der Deutſchlands und der Ja=
pans
. Japan hat im Frühjahr 1933, Deutſchland im Herbſt des
gleichen Jahres den Völkerbund verlaſſen, beide aus Gründen, die
mit der Ehre ihres Landes zuſammenhingen. Seitdem ſah man
japaniſche Vertreter in Genf nur noch, wenn die Abrüſtungs=
konferenz
wieder einmal eine kurze Gaſtrolle gab, oder wenn
einer der Ausſchüſſe tagte, in denen Japan ſich noch vertreten
ließ. Deutſchland aber blieb den Genfer Tagungen völlig fern.
Gerade die Abrüſtungskonferenz hatte ihm ja im Oktober vorigen
Jahres die Gleichberechtigung verweigert und ſo unſeren Austritt
verſchuldet.
In Genf ſuchte man zunächſt den Eindruck zu erwecken, als
ob man auch ohne Deutſchland ſehr gut auskommen und ſeine
Aufgaben erfüllen könne. Das aber war nur von kurzer Dauer.
Denn jedesmal, wenn die Abrüſtungskonferenz oder eines ihrer
Organe wieder tagte, war es nach wenigen Tagen ſonnenklar,
daß man ohne Deutſchland nicht einen Schritt weiter kam. So
mußte die Konferenz im Frühjahr notgedrungen eine Entſchlie=
ßung
annehmen, in der Verhandlungen mit Deutſch=
land
als unerläßliche Vorausſetzung für die Wiedere
inangriffnahme jeder ernſten Abrüſtungsarbeit nachdrücklich
empfohlen wurden. Tatſächlich hat die einſt mit ſo großen Er=
wartungen
begrüßte Konferenz in dieſem Jahre nur noch von
einem Vertagungsbeſchluß zum andern kümmerlich ihr Daſein
gefriſtet und hat ſich gerade noch zur Wehr ſetzen können, als
Litwinow ihr im Herbſt ein ſchnelles Ende bereiten wollte. Zu=
gleich
aber ſteckte man die anderen Ziele immer tiefer, um über=

Heiterer Abend Guſtav Jacoby.
Guſtav Jacoby gab geſtern im Großen Haus des Heſſi=
ſchen
Landestheaters einen Heiteren Abend, der ausgefüllt war
mit luſtigen Plaudereien, Geſchichten und Gedichten, und an dem
ſich auch die geſamte Tanzgruppe des Heſſiſchen Landestheaters
hervorragend beteiligte.
Der aus dem Rundfunk bereits Tauſenden bekannte Humo=
riſt
Guſtav Jacoby verſtand es vom erſten Augenblick an, mit ſei=
nem
Blick in die Welt der Kurioſitäten, das gut beſetzte Haus
anzukurbeln, in Stimmung zu bringen und mitzureißen.
Schier unerſchöpflich iſt der Schatz ſeiner heiteren Erzäh=
lungen
. Jacoby plauderte ebenſo amüſant über die mo=
derne
Zeit, wie er Geſchichten aus der guten alten Zeit
zum beſten gab. Sehr geiſtreich waren ſeine Anſpielungen
auf die hohe Politik und den Zuhörerinnen machte er eben=
ſolche
Freude mit ſeinen Schnurren über kleine weibliche Schwä=
chen
wie den Zuhörern. Hervorragend beſchlagen iſt er in der
deutſchen Dialektik, und ſeine harmlos ironiſchen Anſpielungen
auf die Eigenheiten aller Volksſtämme wurden immer wieder
mit ſpontanen Lachſalven quittiert. Jacoby iſt ein Humoriſt
und ein unterhaltſamer Vortragskünſtler, wie es nur ganz wenige
gibt, und ihm zuzuhören, iſt ein wahrer Genuß.
Der heitere Abend wurde von Darbietungen der Tanzgruppe
des Landestheaters erweitert. Die Leitung hatte Alice Zick=
ler
, und ihr Einfluß war bei allen Darbietungen zu ſpüren.
Alle Tänze verrieten die zeitgemäße Körperſchulung, ſchon die
Balletſtunde, eine Groteske, bei der Irmfried Willimzig
Solotänze vorführte, war von bewundernswerter Gelöſtheit.
Eine ganz vorzügliche tänzeriſche Leiſtung war Li Teſſa
Ihlenfelds Foxtrott auf Spitzen, glänzend war die Aus=
drucksbewegung
, und der Tanz Alice Zicklers und Paul
Böhms in der Polka aus der guten alten Zeit. In dem Walzer
Roſen aus dem Süden getanzt von Li Teſſa Ihlenfeld,
Paul Böhm und der Tanzgruppe, wurde der graziöſe Tanz ſprü=
hendes
Leben. Carmen, eine originelle Tanzparodie von Alice
Zickler, bei der von ihr ſelbſt die Carmen, von Irmfried Wil=
limzig
Don Joſé, von Erna Trauernicht Micaela und von
Karl Kern Escamillo getanzt wurde und an der ſich die Tanz=
gruppe
und die Kinder der Ballettſchule beteiligten, war eine
ausdrucksvolle, kurzgefaßte Wiedergabe der bekannten Oper, in der
die tänzeriſchen Ausdrucksformen, die Einzel= und Geſamtleiſtun=
gen
ſowie die ausgezeichnete Geſamtgruppierung ſo recht zum
Ausdruck kamen. Bühnenwirkſame und maleriſche Koſtüme erhöh=

ten noch den Reiz aller Tänze, deren vorzügliche muſikaliſche Be=
gleitung
das Orcheſter unter Leitung von Heinz Hoeglauer
übernommen hatte.
Der abwechſlungsreiche Abend wurde von Guſtav Jacoby
mit einer luſtigen Fahrt durch deutſche Gaue beendet. Das dank=
bare
Haus ſpendete herzlichen Beifall.

Zum fünften Sinfoniekonzert, Montag, den 7. Januar.
Sprechen wir von Deutſch=Romantiſcher Muſik, ſo drängt
ſich uns unwillkürlich ein Name auf die Lippen, deſſen Werke
typiſche Schöpfungen dieſer Epoche ſind: Robert Schumann.
Auch er war für ſeine Zeit ein Neutöner, erſt in den acht=
ziger
Jahren brach ſich das Verſtändnis für die Bedeutung Ro=
bert
Schumanns überall Bahn. Neben ſeinen vielen herrlichen
Geſängen, Klavierwerken, ſeiner wundervollen Kammermuſik und
bedeutenden Chorkompoſitionen, ſind es die vier Sinfonien und
ſeine Ouvertüren zu Manfred Genoveva u. a., die auch heute
noch zu Lieblingswerken der Dirigenten und der Konzertbeſucher
zählen. Zu ſeinen beſten Tondichtungen zählt die Muſik zu Lord
Byrons Manfred=Dichtung, vor allem die viel geſpielte Ouver=
türe
, die in Stimmung und Anlage an Wagners Fauſt= Ouver=
türe
, an Marſchners Hans=Heiling=Ouvertüre", wie auch an
die Coriolan=Ouvertüre von Beethoven erinnert.
In früheren Jahren erlebten wir öfters prachtvolle Auffüh=
rungen
der gewaltigen Manfred=Dichtung mit der Schumannſchen
Muſik, auch als Konzertaufführungen des Muſikvereins. Wäre
es nicht möglich ſeitens der maßgebenden Stellen eine Wieder=
aufnahme
des Werkes ins Auge zu faſſen, weiteſte Kreiſe unſerer
Stadt wären für dieſe Gabe aus unſerer romantiſchen Zeit gewiß
dankbar. Man könnte eine ſolche Aufführung als eine würdige
Feier des 125. Geburtstags Robert Schumanns, den die muſika=
liſche
Welt im Jahre 1935 begeht, aufziehen.
Ein Jahr vor dem Robert Schumann das Licht der Welt er=
blickte
, ſchloß Joſeph Haydn für immer die Augen, der Welt
einen herrlichen Schatz köſtlicher Werke zu hinterlaſſen. Er der
älteſte des Dreigeſtirns Haydn Mozart Beethoven, iſt der
eigentliche Meiſter der Sinfonie, deren er gegen hundert ſchrieb,
Aber nicht nur in ſeinen ſinfoniſchen Orcheſterwerken ſchenkte er
uns unerreichte Meiſterwerke; ſeine herrlichen 86 Streichquartette,
ſeine großartigen Oratorien und vieles andere ſind Vermächtniſſe
von nie verſiegendem Werte. Auch eine Anzahl Inſtrumental=
konzerte
entfloß ſeiner Feder. Nicht weniger als 20 Klavier=
konzerte
, 9 Konzerte für die Violine, 6 für das Violoncello, und
Konzerte für Flöte, Horn, Kontrabaß u. a. ſchrieb Haydn von
denen jedoch der allergrößte Teil in Vergeſſenheit geriet. Neben
zwei bis drei Klavierkonzerten, einem Violinkonzert blieb das

wundervolle Konzert in D=Dur für Violoncello erhalten und er=
freut
ſich auch heute noch der beſonderen Gunſt der Künſtler und
des Publikums. Unter den wenigen Konzerten, die die Literatur
für das Violoncello aufweiſt, iſt und bleibt das Haydnſche eines
der beſten, und wohl auch eines der am meiſten geſpielten. Der
Meiſter ſchrieb es im Jahre 1772, alſo vor mehr als 160 Jahren.
Seine natürliche Friſche der Erfindung und ſeine ſichere Form=
geſtaltung
ſichern dem Werk die Unvergänglichkeit. Herrlich iſt
das im Geiſte Mozarts geſchriebene Adagio, ein langſamer Satz,
wie er in ſolcher Schönheit wohl nie mehr für das Violoncello
geſchrieben wurde und wird. Interpret dieſes Stückes am Mon=
tag
iſt der in der muſikaliſchen Welt außerordentlich geſchätzte
Violoncell=Meiſter Enrico Majnardi. Schüler des unver=
geſſenen
Hugo Becker, trat Mainardi ſchon mit dreizehn Jahren
öffentlich in Berlin, London, Wien u. a. mit dem größten Er=
folge
auf. Seit dieſer Zeit unternahm er alljährlich Konzert=
reiſen
durch ſämtliche Länder Europas, die ſeinen Namen als
einen der beſten Violoncelliſten der Gegenwart bekannt machten.
Eine Reihe von Jahren wirkte er als Profeſſor an der Muſik=
hochſchule
in Berlin.
Finden wir bei Haydn die kaum erſt begründete Form der
Sonate, der Sinfonie und des Inſtrumentalkonzerts, die dann
jahrzehntelang den Meiſtern Richtſchnur blieb, ſo ſprengte
Anton Bruckner dieſe Form und ſchuf in ſeinen Sinfonien
ſeine eigene. Nur langſam brach ſich die Erkenntnis Bahn in
Anton Bruckner einen der größten Sinfoniker nach den Klaſſikern
und Romantikern zu ſehen. Wirft man einen Blick auf die
Konzertzettel der Konzertinſtitute Deutſchlands, ſo finden wir,
daß die Brucknerſchen Sinfonien in der Aufführungszahl mit an
erſter Stelle ſtehen. Beſonders bevorzugt ſind ſeine vierte, die
fünfte, die ſiebente und in neuerer Zeit auch die achte. Zu Un=
recht
war lange Zeit die ſechſte ins Hintertreffen geraten, heute
findet man ſie erfreulicherweiſe häufiger verzeichnet. Bruckner
ſchrieb ſie, die man die eigenartigſte ſeiner ſinfoniſchen Werke
nennen darf, in den Jahren 18791881. Noch lagen in ſeinem
Pult unaufgeführt die vierte und fünfte, und doch beſchäftigte
der Meiſter ſich mit der Niederſchrift ſeiner ſechſten Sinfonie, die
einzigſte, in der er keine Umarbeitung vornahm.
An Bedeutung ſteht ſie ihren bevorzugteren Geſchwiſtern
keinenfalls nach, ihre lichtvolle Geſtaltung, ihre Durchſichtigkeit
zeichnen ſie ſogar vor den anderen Sinfonien beſonders aus. Das
Adagio gehört zum herrlichſten, was je für Orcheſter geſchrieben
wurde, wunderbar des Ausklang dieſes Satzes und das Erlöſchen
im erlöſenden F=Dur. Durch feinſte Detailarbeit zeichnet ſich das
Scherzo aus; das Trio iſt ein anmutiges zart harmoniſches Idyll.
Iſt der Beginn des Finales in eigentümlich trüber Farbe ge=
ſtimmt
, ſo erhebt es ſich nach und nach zu einem Tongemälde echt
Brucknerſcher Pracht, der machtvolle Schluß krönt ein Werk von
ſeltener Schönheit und urgeſunder Kraft.
Bringt uns das erſte Konzert des neuen Jahres nicht nur
eine internationale Soliſtengröße nach Darmſtadt, wir können
uns auch an Werken erfreuen, die zu den bedeutendſten Ton=
ſchöpfungen
zählen, die uns unſere deutſchen Meiſter ſchenkten.
Friedrich Brückmann.

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Seite 4 Nr. 3

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 3. Januar 1935

haupt noch die ſchwache Möglichkeit eines ſpäteren Teilabkom=
mens
aus dem Zuſammenbruch zu retten.
Auch der Völkerbundsrat war durch Deutſchlands Austritt
gerade in dieſem Jahre in eine recht peinliche Lage verſetzt wor=
den
; handelte es ſich doch faſt auf allen ſeinen Tagungen um die
Vorbereitung der Saarabſtimmung mit all dem,
was an politiſchen und wirtſchaftlichen Fragen damit zuſammen=
hing
. Er half ſich dadurch, daß er unter dem Vorſitz des Italie=
ners
Baron Aloiſi einen Dreierausſchuß ernannte, dem die Klä=
rung
aller wichtigen Fragen und die Vorbereitung aller Rats=
entſcheidungen
übertragen wurde. Dieſer Ausſchuß aber trat, ſo
oft es nur ging, mit deutſchen Reichsvertretern innerhalb und
außerhalb Genfs in Verbindung, um die Anſicht der Reichsregie=
rung
zu hören und ſich ihre Zuſtimmung zu ſeinen Vorſchlägen
zu ſichern. Im Intereſſe der Saarbevölkerung, deren Wohl und
Wehe ſehr weitgehend von dieſen Entſcheidungen abhängt, ent=
zog
ſie ſich dieſen Geſprächen und Verhandlungen nicht und hatte
die Genugtuung, ihren Standpunkt in vielen wichtigen Fragen
auch durchzuſetzen.
Der Völkerbundsrat hat dann ſein letztes Wort vor der Ab=
ſtimmung
geſprochen, indem er den Bericht Baron Aloiſis an=
nahm
, der die in Rom getroffene Regelung umfaßt. Gleichzeitig
hat er ganz überraſchend die Entſendung einer internatio=
nalen
Truppenabteilung zur Aufrechterhaltung von Ruhe und
Ordnung im Saargebiet beſchloſſen, nachdem vorher Deutſchlands
Zuſtimmung eingeholt worden war. Das iſt eine nicht geringe
Tervenprobe für die Saarbevölkerung. Aber auch von Deutſch=
land
ſelbſt wird hier Kaltblütigkeit und Selbſtbeherrſchung ver=
langt
, wie ſie nur ein innerlich geſchloſſenes und wohldiſzipli=
niertes
Volk aufbringen kann. Wir haben unſeren Gegnern in
Genf nicht den Gefallen getan, hier über Zwirnsfäden zu ſtol=
pern
und die ganze Löſung der Saarfrage in Gefahr zu bringen.
Dabei haben wir freilich nicht überſehen, daß man uns in Genf
im vergangenen Jahre oft genug wenig Wohlwollen und wenig
Unparteilichkeit gerade in Saarfragen gezeigt hat. Die Unter=
ſtützung
, die der Präſident der Saarregierung Knox bei den ver=
ſchiedenen
Völkerbundsinſtanzen gefunden hat, war allzu deutlich.
Wir haben aber immer das große Ziel im Auge gehabt und
haben uns durch nichts davon ablenken laſſen.
Noch im Januar 1935 wird der Völkerbundsrat von neuem
zu einer ſeiner regelmäßigen Tagungen zuſammentreten. Er muß

Heute nacht iſt nach langem, ſchweren
Leiden unſer lieber Vater, Schwieger=
vater
, Großvater, Bruder, Schwager
und Onkel
Herr Eberhard Diehl
im Alter von 60 Jahren unſerer lieben
Mutter nach kurzer Zeit in die Ewig=
keit
nachgefolgt.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Wilhelm Diehl u. Geſchwiſter
Darmſtadt, den 2. Januar 1935,
Gardiſtenſtr. 21
Die Beerdigung findet am Freitag, den
4, Januar, nachmittags 2.30 Uhr auf dem
Waldfriedhof ſtatt. (165

Mein lieber, herzensguter Mann, unſer
guter Sohn und Schwiegerſohn, Bruder,
Schwager, Neffe und Onkel
Herr
Ludwig Roſenbaum
wurde uns heute nacht, nach ſchwerem
Leiden, im blühenden Alter von 33 Jahren
durch den Tod entriſſen.
In tiefer Trauer
für die Hinterbliebenen:
Gretel Roſenbaum, geb. Reinheimer.
Eberſtadt, Bergſtr., den 2. Januar 1935.
Schlüchtern, Bez. Kaſſel.
Die Trauerfeier findet ſtatt am Donnerstag
den 3. Januar, nachmittags 3 Uhr in der
Halle des iſraelit. Friedhofs Darmſtadt,
die Beiſetzung am Freitag, 4. Jannar,
vormittags 11 Uhr in Schlüchtern, (171

Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
und die zahlreichen Kranz= und Blumen=
ſpenden
bei dem Heimgange unſerer lieben
Entſchlafenen ſagen wir hiermit unſeren
innigſten Dank. Ganz beſonders danken
wir Herrn Pfarrer Bergér für die tröſtenden
Worte am Grabe.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Heinrich Colin und Kinder.
Darmſtadt, den 2. Januar 1935.

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dann oder aber auf einer außerordentlichen Ratstagung
auf Grund der inzwiſchen erfolgten Abſtimmung endgültig über
das Schickſal der deutſchen Saar entſcheiden.
Für Deutſchland hat die Saarfrage ſo ſehr alle anderen
Völkerbundsentſchlüſſe überſchattet, daß dieſe daneben oft faſt un=
bemerkt
blieben. In Genf aber haben die Völkerbundsintereſſen=
ten
natürlich den Eintritt Sowjetrußlands auf der
Septembertagung des Völkerbundes als großen Erfolg gefeiert,
der den Bund endgültig vor dem Zerfall rette. In Wirklichkeit
iſt, ſelbſt vom Völkerbundsſtandpunkt aus geſehen, dieſer Bei=
tritt
der kommuniſtiſchen Macht ein ſehr zweifelhafter Gewinn.
Litwinow bemüht ſich zwar bis jetzt noch, den Pferdefuß zu ver=
bergen
. Aber die Quittung für dieſen unüberlegten Schritt wird
ſchwerlich ausbleiben. Mit vollem Recht und aus verſtändlichen
Gründen hat die Schweiz ſich mit Händen und Füßen gegen die
Aufnahme der Moskowiter geſträubt, ſchon im Gedanken daran,
daß in Zukunft ruſſiſche Völkerbundsdelegationen im roten Genf
wohnen und mit Nicole und Genoſſen propagandiſtiſch zuſammen=
wirken
können. Aber Frankreich hat die Aufnahme erzwungen,
und ſo iſt die bolſchewiſtiſche Delegation ſchließlich durch eine
Hintertür in den Völkerbundsſaal gelangt. Litwinows Auf=
treten
während der Saarverhandlungen des
Rates Anfang Dezember zeigt ſchon, daß ſich Moskau heute durch
Vermittlung des Völkerbundes in Fragen einzumiſchen beginnt,
die lediglich die Weſtmächte intereſſieren.
Viel länger noch als die Saarfrage hat der Chacokrieg
den Völkerbund beſchäftigt. Unzählige Rats= und Ausſchußſitzun=
gen
haben ſich ſchon mit der Frage der Friedensſtiftung beſchäftigt
und ſogar eine Vollverſammlung des Völkerbundes wurde zu die=
ſem
Zweck im November einberufen. Es war aber alles um=
ſonſt
. Die Kriegführenden ſelbſt kümmerten ſich nicht um die ſchön=
ſten
papiernen Vermittlungsvorſchläge. Sie hatten ſich ſchon zu
feſt ineinander verbiſſen, und wer gerade im Vorteil war, wollte
ſich nicht durch den Völkerbund in den Arm fallen laſſen. So bleibt
es höchſt ungewiß, ob es dem Völkerbund überhaupt noch gelingt,
hier zum Zuge zu kommen. Denkbar iſt es nur dann, wenn ſchließ=
lich
die Erſchöpfung der Kriegführenden ſo vollſtändig iſt, daß ſie
ſo oder ſo den Krieg beenden müſſen. Schon jetzt aber iſt dieſe Völ=
kerbundsvermittlung
ebenſowenig ein Ruhmesblatt für Genf wie
die völlig fehlgeſchlagene im chineſiſch=japaniſchen Streit.

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Auch im vergangenen Jahr hat ſich bei dieſen und anderen
Anläſſen deutlich gezeigt, daß der Völkerbund aus eigener Macht=
vollkommenheit
in den großen, die Völker bewegenden Fragen faſt
nichts vermag. Die Vermittlung im ſüdſlawiſch= ungari=
ſchen
Streit iſt kein Gegenbeweis. Denn auch dieſe Aktion hat
wieder einmal dokumentiert, daß der Völkerbund kein Gerichtshof
und keine Schiedsinſtanz iſt, die über den Völkern thront. Nur
da, wo die Machtſtaaten es einmal für nützlich halten, ihm einmal
ihren Arm zu leihen und ſich ſeines Namens zur Regelung dieſer
oder jener Frage zu bedienen, oder wo wie in der Saarfrage
beſtrittene Vertragstexte ihm eine Aufgabe zuwieſen, kann er noch
aktiv werden. Seine Hilfloſigkeit aber zeigt ſich immer dann,
wenn ſich Länder einfach nicht an ſeine Entſchließungen kehren
oder wenn es ſich um Staaten handelt, die ihm nicht angehören
und die er ſchon deshalb nicht vor ſein Forum ziehen kann. Des=
halb
werden auch die Bemühungen nicht aufhören, Deutſchland,
ohne deſſen Mitwirkung alle großen europäiſchen Fragen unlös=
bar
ſind, wieder nach Genf zurückzubringen. Niemals aber wird
Deutſchland dieſen Gedanken überhaupt nur erwägen, bevor ſeine
Gleichberechtigung anerkannt und praktiſch verwirklicht wurde.

Japaniſche Spiongge an der amerikaniſchen Beſtkiſte?
EP. New York, 2. Januar.
In Sanct Petersburg in Florida wurde von der amerikani=
ſchen
Polizei ein 36jähriger Japaner namens Yoſhio Matſuda
feſtgenommen, als er die Hafenanlagen und die Küſtenbefeſtigun=
gen
photographierte. Im Hafen lagen zu dieſer Zeit mehrere
amerikaniſche Kriegsſchiffe, darunter der Kreuzer Trentone‟.
Nach Angaben der Polizei ſoll Matſuda eingeſtanden haben, daß
er im Auftrag des japaniſchen Marineminiſteriums gehandelt
habe und daß er in der japaniſchen Marinereſerve einen höheren
Rang einnehme.
Matſuda gab an, daß er vorher bereits Aufnahmen in San
Francicsco und in anderen amerikaniſchen Häfen gemacht habe.
Außerdem habe er von der japaniſchen Regierung den Auftrag
erhalten, in den Vereinigten Staaten Maſchinen im Werte von
500 000 Dollar einzukaufen.

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[ ][  ][ ]

Donnerstag, 3. Januar 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 3 Seite 5

Aus der Landeshauptſtadt

Darmſtadt, den 3. Januar 1935.

Die Garderobeverhälkniſſe
des Landeskheakers

ſowohl im Großen, wie im Kleinen Haus, beſonders aber im Gro=
ßen
, ſind, darüber ſind ſich, glauben wir, alle Theaterbeſucher einig,
unhaltbar!
Man hat mit Beginn, der neuen Spielzeit eine Aenderung
inſofern getroffen, als den Garderoben breite Tiſche (Theken) vor=
gelagert
wurden, auf die der Beſucher ſeine Garderobe niederlegen
kann. Er muß ſie dann ſo lange feſthalten, bis eine der hilfsberei=
ten
Garderobieren ſie ihm gegen Einhändigung von einer oder
mehreren hübſchen neuen Blechmarken, für die je 10 Pfennig zu
entrichten ſind, abnimmt. Gegen Aushändigung der Blechmarken
kann er am Schluß der Vorſtellung ſeine Garderobe wieder in
Empfang nehmen.
Gegen dieſe Einrichtung wäre grundſätzlich nichts einzuwen=
den
, wenn die Garderobeverhältniſſe in beiden Häuſern in bau=
licher
Beziehung nicht ohnehin ſchon kataſtrophal wären. Die Ein=
richtung
ließe ſich aufrecht erhalten, wenn genügend Raum vor=
handen
wäre, der es ermöglichte, daß die Theaterbeſucher neben=
einander
ſtehen könnten und nicht, wie es, tatſächlich der Fall
iſt, in einer breiten Mauer hintereinander, ſo daß nament=
lich
bei Theaterſchluß die hinten Stehenden nicht an die Garderobe
heran und die vorn Stehenden nicht durch die Menſchenmauer hin=
durch
können.
Für die geplagten Garderobefrauen ſelbſt iſt dieſe Neuerung
nicht etwa eine Erleichterung, ſie iſt zum mindeſten eine Ver=
doppelungder
Arbeit, womit für das Theaterpubikum der
doppelte Zeitverluſt entſteht. Auch damit ſind die Be=
weiſe
für die Unhaltbarkeit der gegenwärtigen Garderobeverhält=
niſſe
nicht erſchöpft. Es iſt vorgekommen, daß beim letzten Klingel=
zeichen
noch eine ganze Anzahl Beſucher darauf warteten, ihre Gar=
derobe
der geſchäftig hin und her eilenden Garderobiere zu über=
geben
und die, als ſie endlich ihre Blechmarken in Empfang ge=
nommen
hatten, in den ſchon verdunkelten Zuſchauerraum kamen,
die Ouvertüre oder gar den erſten Akt hindurch ſtehen mußten
und damit natürlich andere Beſucher empfindlich ſtörten,
obwohl ſie eigentlich rechtzeitig im Theater waren. Noch ſchlimmer
iſt es aber allabendlich nach Schluß der Vorſtellung. Wer ir=
gend
kann, ſetzt ſich ſchon von dem letzten Akt auf einen freien Eck=
platz
oder in möglichſte Nähe eines ſolchen, und wenn der Vorhang
ſich noch nicht geſchloſſen hat, ſtürzen die Nächſtſitzenden
den Ausgängen zu. um möglichſt als Erſte in die Garderobe
zu gelangen. Gewiß könnte man annehmen, daß dieſes fluchtartige
Verlaſſen nicht immer notwendig iſt. Es kommt aber auch vor,
daß man nach Schluß des Theaters noch dringende Verabredungen
hat, oder daß man mit der Bahn weg muß, die ja nicht wartet,
bis alle Beſucher ihre Garderobe haben. Jedenfalls aber kommen
die Künſtler allabendlich um den von ihnen ſo heiß begehrten
Applaus. Rekorde an Vorhängen wird im Landestheater
kaum noch ein Künſtler erleben. Wobei wir ganz außer Acht laſſen
wollen, daß es gewiß nicht ſchön iſt, wenn man unter dem Ein=
druck
einer guten künſtleriſchen Leiſtung oder eines
guten Theaterſtücks ſteht. einem Eindruck, von dem man doch etwas
mitnehmen möchte in den grauen Alltag, dieſen ſofort ſchmerzlich
verwiſchen laſſen muß durch die unangenehme Schlacht um
die Garderobe‟.
Aber auch die zuerſt an die Garderobe Stürmenden ſind meiſt
enttäuſcht, denn bis ſie endlich Mantel. Hut und Schirm von der
Garderobiere erhalten haben, ſteht hinter ihnen ſchon eine 34 Mauer, ſo daß dann der zweite Kampf beginnt, von
dem Garderobetiſch wegzukommen. In der nun entſtehenden
Schlacht um die Freiheit, d. h. um ein einigermaßen freies Plätz=
chen
, das Raum bietet, um Mantel oder Ueberſchuhe
anzuziehen, werden den Damen von den Herren wollen
wir nicht ſprechen die Schuhe zertreten, Schmuck bleibt in Klei=
dern
hängen, Spitzen werden zerriſſen und dergleichen Annehm=
lichkeiten
mehr, ſo daß, was ia auch nicht im Intereſſe des Theaters
liegt, ſogar die Damen darauf verzichten, ſich gut anzuzie=
hen
. Tatſächlich ſieht man allabendlich, weil effektiv kein Platz
dazu vorhanden, im Foyer, und noch auf der Straße die
Theaterbeſucher mit dem Anziehen ihrer Mäntel beſchäf=
tigt
, was bei Regenwetter oder Kälte auch nicht zu den Annehm=
lichkeiten
gehört.
So kann es alſowirklich nicht bleiben!
Man hat die neue Einrichtung damit begründet, daß man
einigen Volksgenoſſen, mehr wie bisher Verdienſtmöglichkeiten
geben will. Sehr gut. Dagegen ſoll wirklich nichts geſagt werden.
Sicherlich ſagt auch kein Theaterbeſucher etwas gegen den kleinen
Betrag von 10 Pfennigen Aufbewahrungsgebühr. Das kann aber
ſicher in anderer Form geſchehen, als es z. Zt. der Fall iſt. Selbſt=
verſtändlich
wiſſen wir, daß gründliche Abhilfe ohne koſtſpie=
lige
bauliche Aenderungen kaum möglich iſt, aber es muß ſich
eine Form finden laſſen, die, wie es früher war, ermöglicht, daß
jeder am Schluß der Vorſtellung ſeine Garderobe an der Num=
mer
ſeines Platzes findet, und ſie ſich ſelbſt holen
kann. Die Verwaltung des Landestheaters wird ſicher einen
Ausweg finden, der auch bei dieſer Uebung die Zahlung der Auf=
bewahrungsgebühr
ſicherſtellt. Die Garderobieren wären dann
mehr Aufſichtsperſonal und würden in ihrem Einkommen in keiner
Weiſe geſchädigt. Die Garderobiere hat dann auch wieder die
Möglichkeit, älteren oder gebrechlichen Theaterbeſuchern beim An=
ziehen
der Ueberkleidung behilflich zu ſein. Was jetzt ganz
unmöglich gemacht iſt. Wir ſind der Ueberzeugung, daß alle
Theaterbeſucher darin einig ſind, daß jede Aenderung gegenüber
*
den derzeitigen Verhältniſſen eine Beſſerung bedeutet.

Das 50jährige Geſchäftsjubiäum feierte geſtern die bekannte
Metzgerei Georg Reeg in der Grafenſtraße. Den Geſchäfts=
inhabern
und der jubilierenden Firma wurden zahlreiche Glück=
wünſche
und Blumenſpenden überſandt.

Hefſiſches Landestheater Darmſtadt.

Gra ßies Nans. Donnerstag,
3. Januar Anfang 19.30, Ende 22.15 Uhr Dtſche, B. O8
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4. Januar Anfang 19, Ende 22,45 Uhr Miete D 12
Tannhäuſer.
Preiſe 0.70 bis 5.50 Samstag,
5. Januar Anfang 19.30, Ende g. 22 Uhr. Deutſche Bühne
Volksmiete, 3. Vorſtellung
Der Vetter aus Dingsda. Preiſe 0.70 bis 5.50 Hleines Haus. Donnerstag,
3. Januar Anfang 20. Ende gegen 22.30 Uhr
Zuſatzmiete II1, 7. Vorſtellung
Heimliche Brautfahrt Preiſe 0.70 bis 3.80 Freitag,
4. Januar Anf. 20, Ende geg. 22.15 Uhr. Kraft durch Freude
Wenn der Hahn kräht. Geſchloſſene Vorſtellg Ge
5. Januar Anf. 20, Ende geg. 22.15 Uhr. Kraft durch Freude
Wenn der Hahn kräht. Geſchloſſene Vorſtellg.

Heſſiſches Landestheater. Im Großen Haus geht heute
abend die Oper Macbeth in Szene, deren Erſtaufführung in
der Inſzenierung von Dr. Bruno Heyn und Max Fritzſche einen
ſtarken Widerhall fand. Die muſikaliſche Leitung des gewaltigen
Werks hat Generalmuſikdirektor Karl Friderich. Die beiden
Hauptrollen von Macbeth und Lady Macbeth werden von Hein=
rich
Blaſel und Liſelott Ammermann geſungen. Im Kleinen
Haus des Landestheaters geht heute abend wieder die Heim=
liche
Brautfahrt in Szene, das reizende Luſtſpiel von Leo
Lenz, das ſeit der Erſtaufführung am 1. Weihnachtsfeiertag einen
Hauptanziehungspunkt des Spielplans bildete. In der heutigen
Aufführung wird Edith Schultze=Weſtrum zum letzten Male die
Rolle, der Fürſtin Charlotte=Helene ſpielen. Edith Schultze=
Weſtrum verläßt nach ihrem nun zu Ende gegangenen 2monatigen
Engagement vorläufig wieder das Heſſ. Landestheater, um weiter
an den Münchener Kammerſpielen im Schauſpielhaus tätig zu
ſein. Sie wird dort zunächſt wieder als Partnerin von Heinz
Rühmann ſpielen, mit dem ſie ſchon vielfach nicht nur an den
Kammerſpielen geſpielt, ſondern auch an vielen großen deutſchen
Bühnen gaſtiert hat.

Deutſche Frauen!
Beuſe Mader!

Sammelt die

Spitzenroſette

Elekkromuſik.

Sie kann zu den ſchönſten
Handarbeiten verwendet wer=
den
. Zugleich helft Ihr beim
Kampf gegen Hunger und
Kälte.

die Robildengen
ſind einem bunten, 8ſeitigen Borlagenblatt
entnommen, das in einſchlägigen Geſchäften ſür 10 Pfg. zu haben .

Am 6. und 7. Januar 1935 hält
Jörg Mager im Rahmen von
Veranſtaltungen der NS. Gemein=
ſchaft
Kraft durch Freude‟ Vor=
träge
über die deutſche Elektromuſik=
forſchung
. Die geniale Erfindung
Jörg Magers eröffnet dem geſamten
Muſikweſen ungeahnte Ausblicke. Es
iſt falſch, anzunehmen, die Magerſche
Erfindung bedeute eine Mechaniſie=
rung
der Muſik; im Gegenteil: der
Muſik wird die Möglichkeit beſeel=
teren
Ausdrucks gegeben. Bedenke
man nur, daß es mit dem Inſtru=
ment
Jörg Magers möglich iſt,
einen Ganztonſchritt, z. B. von
8 nach d‟, in eine Oktave aufzu=
löſen
, alſo Achteltonmuſik zu liefern;
keinem bisherigen Muſikinſtrument
iſt es auch nur annähernd möglich.
Beethoven nannte einmal die Geige
(gewiß das ſeelenvollſte Inſtrument,
das wir beſitzen) zu elend, um
ſein muſikaliſches Empfinden wirk=
lich
auszudrücken. Nun iſt es nicht
mehr ſo, daß wie Buſoni ſagte
die Entfaltung unſerer Ton=
kunſt
an unſeren Muſikinſtrumenten
ſcheitert! Die Bühnen in Frankfurt
a. M. und Darmſtadt bedienten ſich
für die Fauſt !=Aufführungen ſchon
vor 3 Jahren eines Sphärophons.
Wir ſtehen mit dieſer Erfindung,
ohne zu übertreiben, tatſächlich am
Weltwendepunkt der Muſik, wir
können nun abſolute Muſik machen.
Sicher wird ſich jeder Volksge=
noſſe
für dieſe großartige Erfindung
intereſſieren. Die NSG. Kraft
durch Freude hat darum die Mög=
lichkeit
dazu geſchaffen. Den Volks=
genoſſen
wird eine Beſichtigung des
Laboratoriums des Erfinders hier
in Darmſtadt, im Prinz=Emil=
Schlößchen, ermöglicht Der Erfin=
der
ſelbſt wird ſeine Erfindung ein=
gehend
erläutern und weiteſtgehend
praktiſch vorführen. Wir haben ſo=
mit
das ſeltene Glück, dieſen Bahn=
brecher
des geſamten Muſikweſens
in ſeiner romantiſchen tonalchimiſti=
ſchen
Zauberwerkſtätte ohne beſon=
dere
Opfer an Zeit und Geld be=
quem
und genußreich kennen zu ler=
nen
. Karten ſind zum Preiſe von
20 Pfg. bei den Orts= und Betriebs=
warten
K. d. F. und auf der
Kreisgeſchäftsſtelle, Bismarckſtr. 19,
zu haben. Die Vorführungen be=
ginnen
um 17 Uhr. Treffpunkt am
Eingang zum Prinz=Emil=Garten,
an der Heidelberger Straße.
Kein Volksgenoſſe ſollte dieſe ein=
zigartige
Gelegenheit verſäumen.

Der Sternhimmel im Januar 1935.

Der neue Skern im Herkules. Mondfinſternis am 19. Januar. Planekenkonſtellalion am 31. Januar.
Von Günter Archenhold, Direktor der Treptow=Sternwarte.

Der erſte Monat des neuen Jahres bringt
mehrere Himmelsereigniſſe, deren Beobachtung
nicht nur den Fachmann, ſondern allerweiteſte
Kreiſe intereſſieren wird.
Der im Dezember aufgeleuchtete neue
Stern dürfte noch einige Zeit lang mit freiem
Auge, zumindeſt aber im Opernglaſe, zu ſehen
ſein. Seine Helligkeit kam zur Zeit ſeiner Ent=
deckung
, die am Morgen des 13. Dezember durch
den engliſchen Liebhaberaſtronomen, J. P. M.
Prentice in Suffolk geſchah, etwa der des zweit=
hellſten
Sternes im Kopfe des Drachen gleich.
Wir haben den Ort am Himmel, wo er zu ſuchen
iſt, in unſerer Sternkarte durch ein Kreuz ge=
kennzeichnet
. (Die Karte gibt den Anblick des
Sternhimmels am 1. Januar um 22 Uhr, am
15. Januar am 21 Uhr und am 31. Januar um
20 Uhr wieder.) Der neue Stern befindet ſich
am Nordhorizont genau zwiſchen, dem hellen
Stern Wega in der Leier und dem ſchon erwähn=
ten
zweithellſten Stern, im Kopf des Drachen.
Die günſtigſte Zeit, den neuen Stern aufzuſuchen,
iſt gleich nach Eintritt der Dunkelheit, da er
dann noch etwas höher über dem Horizont ſteht
als zu den Gültigkeitszeiten unſerer Karte.
Nach meinen Beobachtungen zeigt der Stern
merkliche Helligkeitsſchwankungen, die uns ver=
raten
, daß ſeine Glutgasausbrüche noch immer
nicht zum Stillſtand gekommen ſind. Die Be=
zeichnung
neuer Stern oder Nova darf nicht
zu dem Glauben verleiten, daß es ſich um die
Neubildung eines Sternes handele. Wie man
aus früheren Erſcheinungen weiß, ſind die Novae
vor ihrem Aufleuchten ſchon als winzige Sterne
photographiert worden. Allerdings bedeutet eine
Helligkeitszunahme um das Zehn= bis Hundert=
tauſendfache
etwas ganz neues, ſozuſagen eine
Kataſtrophe für den Stern, die ſich in allerkür=
zeſter
Zeit abwickelt. Innerhalb weniger Tage
vergrößert ſich die Oberfläche des Sterns gewal=
tig
und leuchtet durch das Hervorbrechen innerer
heißerer Gaſe viel kräftiger. Ein etwaiger Pla=
net
des neuen Sterns müßte infolge der ſich ent=
wickelnden
Hitze vollſtändig verdorren. Im Fall

Die Planetenzuſammenkunft
am 31. Januar 1735

Venust

oMerkur

Saturn

der Nova Herculis läge dieſer Vorgang aber 2000 bis 3000 Jahre zurück, denn ſo lange
braucht das Licht, um uns von der Kataſtrophe in den Tiefen des Alls Kenntnis zu geben.
Das zweite bemerkenswerte Himmelsereignis betrifft unſeren
nächſten Nachbarn, den Mond. Bei ſeinem monatlichen Umlauf um die Erde muß er
am 19. Januar den Schattenraum kreuzen. Mit ſeinem öſtlichen Rande dringt er um
14 Uhr 53 Min. in den Schatten ein; um 16 Uhr 3 Min. iſt er gänzlich darin verſchwun=
den
: um 17 Uhr 30 Min. endet die totale Verfinſterung und um 18 Uhr 41 Min. wird
er vom Erdſchatten wieder freigegeben. In Deutſchland wird man nur die zweite
Hälfte der Finſternis verfolgen können, da der Mond erſt gegen 16½ Uhr während der
totalen Verfinſterung aufgeht. Man ſuche ihn dann als eine ſchwach kupferrot leuch=
tende
Scheibe am nordöſtlichen Horizont gegenüber dem Untergangspunkt der Sonne.
Die rötliche Erleuchtung wird durch das in den Schattenkegel eindringende Sonnenlicht,
das von der Erdatmoſphäre gebrochen wird, hervorgerufen.
Schon von Anfang des Jahres an kann man die Venusals Abendſtern leuch=
ten
ſehen. Sind es zuerſt nur wenige Minuten, die man ſie mit freiem Auge beobach=
ten
kann, ſo iſt die Dauer ihrer Sichtbarkeit am Monatsende ſchon auf eine Stunde
angewachſen. Im letzten Monatsdrittel geſellt ſich zu ihr Merkur, der bei uns ſo
ſelten ſichtbare Planet, den man bei dieſer Gelegenheit leicht ein wenig oberhalb der
hellſtrahlenden Venus wird auffinden können. Am 31. begegnet dieſes Paar noch dem
Saturn, ſo daß dann drei Planeten ganz nahe zuſammen am ſüdweſtlichen Abend=
himmel
zu finden ſind. Unſere Sonderſkizze gibt die Konſtellation am 31. Januar
wieder. In den Tagen vorher iſt Saturn links oberhalb der Venus zu finden.
Der Mond ſteht am 5. Januar genau zwiſchen Sonne und Erde. Die hierbei
eintretende Sonnenfinſternis iſt jedoch nur im ſüdlichen Eismeer zu beobachten. Das
erſte Viertel des Mondes iſt am 11., Vollmond am 19. (Mondfinſternis), das letzte
Viertel am 27. Januar.

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 3

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 3. Januar 1935

Der heſſiſche Staatsminiſter.
Bekanntmachungen des Perſonalamts.
Zu Bürgermeiſtern, am 22. Dezember 1934: Heinrich Lerch
in Allmenrod, Kr. Lauterbach; Johannes Fiſcher 8. in Berns=
hauſen
, Kr. Lauterbach; Thomas Stock in Blitzenrod, Kr. Lau=
terbach
; Auguſt Raſch in Freienſteinau, Kr. Lauterbach: Hein=
rich
Lind 7. in Grebenhain, Kr. Lauterbach; Georg Wilhelm
Weißgerber in Heblos, Kr. Lauterbach; Heinrich Greb in
Hörgenau, Kr. Lauterbach; Heinrich Weller 2. in Maar, Kr.
Lauterbach; Heinrich Eifert 2. in Metzlos=Gehaag, Kr. Lauter=
bach
; Heinrich Flach 3. in Radmühl, Kr. Lauterbach; Georg
Geiſel in Reuters, Kr. Lauterbach; Johannes Hofmann in
Reichlos, Kr. Lauterbach: Heinrich Konrad Wienold in Stock=
hauſen
, Kr. Lauterbach; Theodor Willmann in Steinfurt, Kr.
Lauterbach; Johannes Beyer 1. in Schlechtenwegen, Kr. Lau=
terbach
; Konrad Lips 5. in Unter=Schwarz, Kr. Lauterbach.
Zu Beigeordneten: Johannes Habermehl 5., in Allmen=
rod
, Kr. Lauterbach; Karl Roth in Engelrod, Kr. Lauterbach;
Theodor Schaaf in Eichenrod, Kr. Lauterbach; Konrad Schult=
beiß
in Freienſteinau, Kr. Lauterbach; Georg Fölſing 2. in
Heblos, Kr. Lauterbach; Johannes Lachmann 2. in Hemmen,
Kr. Lauterbach; Heinrich Seibert in Heiſters, Kr. Lauterbach;
Konrad Wiegel in Rimlos, Kr. Lauterbach: Georg Karl Ha=
bermehl
in Rixfeld, Kr. Lauterbach; Karl Fauſt in Rudlos,
Kr. Lauterbach: Karl Bloch in Schlechtenwegen, Kr. Lauterbach;
Johannes Alles in Unter=Schwarz, Kr. Lauterbach; Heinrich
Diehl in Wernges, Kr. Lauterbach.

NS. Gemeinſchaft Kraft durch Fteude‟
Die Orts= und Betriebswarte haben ſofort die Karten zu den
Vorträgen über Elektromuſikforſchung von Jörg Mager auſ
der Kreisgeſchäftsſtelle abzuholen.
Heil Hitler!
gez. Malcomes, Kreiswart KdF.

Hohes Alter, Frau Chriſtina Lang, geb. Müller,
Obſthändlerin, Darmſtadt, Erbacher Str. 69, begeht am 3. Januar
ihren 80. Geburtstag.
Orpheum. Elſe Elſter, die charmante Filmdarſtellerin
und Vortragsmeiſterin, bekannt aus ihren Tonfilmen Frau Leh=
manns
Töchter und Huſarenliebe, gibt ab kommenden Sams=
tag
im Orpheum mit eigenem Varieté= und Kabarett=Programm
ein kurzes Gaſtſpiel.

Machen Sie mir ein Samilienwappen!
Vertiefte Familienforſchung. Der Wappenmaler. Wieder=
auferſtehung
der Heraldik.
Von Paul Grabiſch.
Die familiengeſchichtliche Forſchung erfreut ſich heute einer
Anteilnahme in einem Maße, wie vielleicht nie zuvor, wenn man
von den Adelskreiſen abſieht, die dieſe Wiſſenſchaft ja immer ge=
pflegt
haben. Millionen deutſcher Volksgenoſſen, die vielleicht
früher nie daran gedacht haben, haben ſich im letzten Jahre mit
ihrer Herkunft und Abſtammung wenigſtens drei Generationen
zurück beſchäftigen müſſen, und viele ſind dadurch zu ſehr viel
weitergehenden Forſchungen angeregt worden.
Gar mancher iſt bei dieſer Gelegenheit darauf gekommen,
daß ſeine Familie früher einmal ein Wappen geführt hat. Eine
Entdeckung, die ſehr oft Verwunderung auslöſte. Denn Wappen
wurde bisher angenommen haben doch wohl nur adlige
Familien.
Weit gefehlt. Faſt alle angeſehenen Familien hatten früher
einmal Wappen, und ebenſo natürlich die alten Bauerngeſchlech=
ter
, die es ja mit ihrer Herkunft und Abſtammung früher genau
ſo ernſt nahmen wie der Hochadel.
In anderen Fällen entdeckt man zwar, daß einmal ein Wap=
pen
vorhanden war, man weiß aber nicht mehr, wie es ausſah.
Was tun? Irgendein altes Siegel gibt vielleicht noch Aufſchluß,
oder ein Grabſtein oder ein Chorſtuhl. Manchmal aber fehlt alles.
In ſolchen und vielen anderen Fällen, auch dann, wenn man
ſich ein ganz neues Familienwappen ſchaffen laſſen möchte das
iſt heute jedermann geſtattet und bedeutet kein Privileg mehr
wie in früheren Zeiten geht man zum Wappenmaler.
Der Wappenmaler, der heute nach Jahren bitterer Auftrags=
loſigkeit
wieder einigermaßen erfreulichen Zuſpruch hat, iſt ein
gelehrter Mann. Er muß nämlich, um ſeinen Beruf richtig und
tadellos ausführen zu konnen, ein hieb= und ſtichfeſter Heraldiker
ſein. Heraldik nennt man die Wappenkunde, und das iſt ein
außerſt verwickeltes und weitläufiges Gebiet. Die alten Wappen
waren nach ganz beſtimmten Grundſätzen und Regeln gebildet,
das Wappenſchild war aus ganz beſtimmten, geſetzmäßigen Be=
ſtandteilen
zuſammengeſetzt. Wenn man in dieſer ſchwierigen
Wiſſenſchaft nicht ganz genau zu Hauſe iſt, wird man nie und
nimmer ein richtiges Wappen zeichnen, entwerfen und malen
können. Es gibt Tauſende von Wappenſymbolen, die alle einen
beſtimmten Sinn haben und richtig gedeutet werden müſſen.
Ein geſchultes Heraldikerauge erkennt ſofort, ob ein Wappen=
ſchild
echt oder falſch iſt. Es gibt in Deutſchland eine große Zahl
von Heraldik= und Wappenvereinen, die eifrigſt dieſes ihr Son=
dergebiet
pflegen und darüber wachen, daß kein Unfug mit dem
Symbol des Wappens getrieben wird. Zum Teil ſind dieſe Ver=
eine
ſchon recht alt und haben ihre Arbeit in einer Zeit aufgenom=
men
, da das Intereſſe für derlei völlig im Erlöſchen ſchien. Sie
erleben heute eine freudige Wiederauferſtehung der Heraldik und
werden ſich über Mitgliederſchwund keinesfalls zu beklagen haben.
Für das Wappen dürfen nur ganz beſtimmte Farben, be=
ſtimmte
Stiliſierungen, Ornamente uſw. verwendet werden. Der
kleinſte Fehler nach dieſer Richtung, und das Wappen iſt falſch,
alſo wertlos.
Da kommt nun natürlich ſo mancher knifflige Auftrag zum
Wappenmaler. Wie ſoll das Wappen ausſehen, das Herr Müller
oder Herr Schmidt haben möchte, welche Symbole ſollen darauf
erſcheinen? Die ſchließliche Fertigſtellung des Wappens iſt oft ein=
facher
als die Vorbereitung der Kompoſition‟ Die meiſten
Menſchen bringen natürlich ganz falſche Vorſtellungen mit. Wenn
ſie ſich dieſe nicht ausreden laſſen, dann kann eben aus dem Auf=
trag
nichts werden, denn ein Heraldiker macht keine Zugeſtänd=
niſſe
er macht ſeine Sache richtig oder gar nicht.
So manche ſchwierige Beſprechung beim Wappenmaler endet
aber damit daß ſich der Auftraggeber willig belehren läßt und
dafür die Gewißheit erhält, daß niemand an ſeinem Wappen auch
nur das geringſte wird ausſetzen können.

Aus dem Gerichtsſaal.
Aw. Das Bezirksſchöffengericht verhandelte in ſei=
ner
erſten Sitzung am 2. Januar über zwei Autounfälle,
die jeweils den Tod eines Menſchen zur Folge hatten. Der eine
trug ſich im September vorigen Jahres an der Ecke der Heidel=
berger
= und der Hermannſtraße zu. Der 47jährige Adam F. kam
mit ſeinem Auto aus einem bei Eberſtadt gelegenen Garten, als
ihm an der Ecke Hermannſtraße ein Motorrad direkt von der
Seite in den Wagen fuhr. Es war ein leichtes ganz altes und
klappriges Vehikel, bei dem die Bremſen nicht mehr funktionier=
ten
, ſo daß der Fahrer in voller Fahrt die Straße heruntergeſauſt
kam. Dem Soziusfahrer war es gelungen, unmittelbar vorher
abzuſpringen, ſo daß er vollkommen unverſehrt blieb, der Fahrer
indeſſen ſauſte mit dem Kopf durch die Scheibe des Autos und
ſchnitt ſich dabei die Hauptſchlagader durch. Das Gericht ſieht ein
geringes Verſchulden auch bei dem Autofahrer, der in ſeinen
erſten Ausſagen zugegeben hatte, daß er die Unſicherheit des
Motorradfahrers gemerkt habe, und erkennt auf eine Geld=
ſtrafe
von 50 Mark.
Die zweite Sache ereignete ſich auf der Chauſſee zwiſchen
Winterkaſten und Reichelsheim. Es war Kirchweih, und der
34jährige Georg L. fuhr mit ſeinem Omnibus nach Winterkaſten,
um dort Leute abzuholen. Der Wagen war leer. Unterwegs
war wohl die Türe aufgegangen, jedenfalls behauptete der An=
geklagte
, er habe ſie bei der Abfahrt eigenhändig jzugeſchlagen.
Als nun fünf junge Burſchen in recht heiterer Stimmung, alle
in einer Reihe eingehakt, die Straße daherwanderten, ſchlug die
offene Tür des Wagens dem äußeren derart gegen den Kopf, daß
er ſofort tot war. Das Gericht ſieht einen Teil der Schuld auch
bei dem Angeklagten, der ſich vor der Abfahrt noch einmal ver=
gewiſſern
hätte müſſen, ob die Türen auch richtig geſchloſſen
waren, obwohl ein ganz gehöriger Teil der Schuld auch den jun=
gen
Burſchen zufällt, und verurteilt ihn zu einer Gefängnis=
ſtrafe
von drei Monaten, billigt ihm aber gleichzeitig
eine dreijährige Bewährungsfriſt zu.

In Kiel fand die 16. Reichstagung des Volksbundes Deutſche
Kriegsgräberfürſorge ſtatt, zu der Vertreter aus allen Teilen
des Reiches gekommen waren. Die Reichsmarineſtadt ſtand in
dieſen Tagen ganz im Zeichen des Volksbundes, in allen Stra=
ßen
fand man das Symbol, die 5 weißen Kreuze auf ſchwarzem
Felde, die uns immer wieder mahnen ſollen, unſerer Toten da
draußen auf allen Schlachtfeldern Europas zu gedenken.
Den Auftakt zur Tagung bildeten die Kranzniederlegungen
am Marine=Ehrenmal in Laboe, jener eindrucksvollen, himmel=
ragenden
Säule am Eingang der Kieler Bucht, der ihr Erbauer
die Form des Vorderſtevens eines Wikinger=Kriegsſchiffes ge=
geben
hat und ſie an jene markante Stelle ſetzte, die einſt der
Panzerturm eines infolge Verſailles abgerüſteten Forts inne=
hatte
.
Dann wurde, gewiſſermaßen als Beſuchskarte an die
Oeffentlichkeit, die mit Sinn und Weſen des Volksbundes
Deutſche Kriegsgräberfürſorge vielleicht noch nicht ſo vertraut iſt,
in den Räumen der Kunſthalle eine Ausſtellung eröffnet, die in
ihrer ſchlichten Aufmachung außerordentlich eindrucksvoll auf
jeden Beſucher wirkte.
Die Ausſtellung von Modellen, Bildern und Werkſtücken
deutſcher Kriegsgräberſtätten ſoll einen Einblick in das Werk des
Volksbundes verſchaffen, da es nur wenigen Volksgenoſſen ver=
gönnt
iſt, die ehemaligen Frontgebiete zu beſuchen. Zugleich
ſoll ſie das ganze deutſche Volk zur Mithilfe aufrufen, denn alle
Bauten werden nur aus freiwilligen Spenden errichtet.
Die Ausſtellung der Modelle bringt Beiſpiele von allen
ehemaligen Hauptkriegsſchauplätzen. Sie ſind in der Bauleitung
des Volksbundes in München hergeſtellt und legen Zeugnis ab
für die Geſamtplanung unſerer Anlagen, für ihre eindrucks=
volle
Ausgeſtaltung als Mahnmale und Gedenkſtätten deutſchen
Heldentums in fremden Landen. In ihrer künſtleriſchen Form
ſind ſie der Landſchaft und der Architektur des Landes ange=
paßt
, in der ſie entſtehen, in ihren Bauten ſind ſie aus dem
Werkſtoff errichtet, den die Natur an Ort und Stelle ſelbſt dar=
bietet
. Sie beweiſen, wie der Volksbund bemüht iſt, die von
ihm ausgebauten Kriegsgräberſtätten der Natur und Kultur
eines fremden Landes organiſch einzugliedern. Trotzdem aber
bleiben ſie deutſch in ihrem ſeeliſchen Gehalt und in ihrer künſt=
leriſchen
Geſtalt, Heimat in fremder Erde!
Außer den künſtleriſch und handwerklich mit großer Sorg=
falt
hergeſtellten Modellen verdienen auch die Werkſtücke liebe=
volle
Beachtung. Es handelt ſich hier um lauter Originalarbeiten,
die für beſtimmte Kriegsgräberſtätten angefertigt ſind. Schmiede=
eiſerne
und bronzene Gitter oder Tore, aus Stein oder Holz
gehauene Gedächtnistafeln, ein Bronzeſarkophag mit einem herr=
lichen
, reliefartigen Engelfries, eine Wächterfigur aus Bronze
für die Grabkammern der Kriegsgräberſtätte Nazareth und
andere Arbeiten ſie alle zeugen von einer echten deutſchen
handwerklichen Ueberlieferung, die alles gekünſtelte und ober=
flächliche
Machwerk verſchmäht.
Der Volksbund hat auch die Aufgabe, für die Gräber der
Gefallenen der Freiheitsbewegung zu ſorgen. Auf Rügen, in der
Nähe der Stadt Bergen, wird von der Hitlerjugend, Gebiet Oſt=
ſee
, eine Thingſtätte errichtet, in deren unmittelbaren Nähe das
Ehrenmal für den gefallenen Hitlerjungen Hans Mallon errich=
tet
werden ſoll. Es liegt auf einer waldigen Hügelkuppe. Der
Hauptbau iſt in Form einer langgeſtreckten, germaniſchen Kult=
halle
gehalten. In ihrem Innern liegt das Grab, über dem
auf ſteinernem Sockel eine ewige Flamme brennt. Um das Ge=
bäude
zieht ſich ein Pfeilergang, von dem ſich Ausblicke auf
Rügen und die Oſtſee öffnen. Vor dem Gebäude liegt der
Ehren= und Verſammlungsplatz. Den Zugang bildet eine lang=
hinziehende
Treppe, die am Fuße des Hügels anſetzt.
Die Bauten auf den deutſchen Kriegsgräberſtätten werden
unter Aufſicht des Volksbundes mit Arbeitskräften der fremden
Länder errichtet. Die Werkſtücke dagegen, Plaſtiken, Moſaike,
Namens= und Gedenktafeln, Gitter und Tore werden nach Ent=
würfen
der Bauleitung des Volksbundes in Deutſchland her=
geſtellt
. So unterſtützt der Volksbund deutſche Kunſt und deut=
ſches
Handwerk. Schlichtheit der Form, Echtheit des Materials,
handwerkliche Meiſterſchaft ſind das Kennzeichen der Volksbund=

arbeit.
Im beſonderen ſei hingewieſen auf den Entwurf des
Moſaiks für die Kapelle der deutſchen Kriegsgräberſtätte Hau=
ſourdin
, auf der viele Angehörige des Regiments Liſt, Kamera=
den
unſeres Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler, ihre letzte
Ruhe gefunden haben.
An die Eröffnung der Ausſtellung ſchloß ſich die Führer=
tagung
in der Aula der Chriſtian=Albrecht=Univerſität, einge=
leitet
mit dem eollegium musicum, ſowie Orgelvorſpiel und
dem Lied vom Guten Kameraden. Bundesführer Dr. Eulen
ergriff als erſter das Wort: Wir haben, ſo betonte er den
Toten unſeren Gruß entboten. Nun ſind ſie alle bei uns, die
Toten des Krieges, die Toten der ſchwarzen Freikorps und die
Toten im Braunhemd. Sie ſehen uns an mit ihren großen
Augen und leben auf in unſerem Werk, das den Ewigkeitswert
ihres Opfers aufdrückt. Bundesführer Dr. Eulen verlas ſodann
folgendes Schreiben des Führers: Dem Volksbund deutſche
Kriegsgräberfürſorge danke ich für den mir erſtatteten Bericht
über ſeine bisherige und ſeine künftige Tätigkeit. Die Arbeit
des Volksbundes, die der Ehrung unſerer gefallenen Kameraden
dienen und ihre Gedenken durch würdigen Ausbau und treue
Pflege der deutſchen Grabſtätten wachhalten will, habe ich ſtets
mit großem Intereſſe verfolgt. Ich betrachte es als eine Ehren=
pflicht
der Reichsregierung, dieſe Beſtrebungen und das Wirken
es Volksbundes tatkräftig zu fördern und zu unterſtützen.
Meiner perſönlichen Mithilfe hierbei dürfen Sie gewiß ſein.
Mit deutſchem Gruß! Adolf Hitler.
Der Geſchäftsführer des Volksbundes, Otto Margraf=Berlin,
rſtattete den Arbeitsbericht. In ſeiner Rede führte er u. a. aus:
Das deutſche Volk iſt heimgekehrt und hat ſich zu den Ur=
zuellen
ſeiner Kraft zurückgefunden. Anknüpfend an die große
radition unſeres Volkes und vor allem auch an das Geſchehen
des Weltkrieges wurde die heldiſche Lebensauffaſſung in unſe=
em
Volke wieder lebendig. So iſt natürlich, daß der Volksbund
mit ſeinen Gedanken und Zielen nunmehr eine größere Reſonanz
and. Das bedeutſamſte Ereignis war der Beſuch des Führers
der Dresdener Volksbundausſtellung im Mai 1934. Er zeigte,
welch großes Intereſſe und welche Anteilnahme der Führer der
Volksbund=Arbeit entgegenbringt.
Dann kam der Redner auf die Neugeſtaltung des Bundes zu
ſprechen und gab ſchließlich bekannt, daß in den letzten Tagen
je grundſätzliche Genehmigung einer Fahrpreisermäßigung zum
Beſuch der Heldenſtätten im Auslande erreicht worden ſei. Sie
oll 50 v. H. betragen und am Heldengedenktage 1935 in Kraft
treten. Ueber die näheren Einzelheiten ſind die Verhandlungen
ioch nicht abgeſchloſſen. Die Zahl der Ortsgruppen ſtieg
1934 von 1259 auf 1830 und die der Einzelmitglieder um 30 v. H.
von 116 262 auf 151110. Die Zahl der Städte und Gemeinden,
die dem Volksbund als Mitglieder beitraten, ſtieg 1933 auf
14512. Es komme nicht darauf an, die Ehrenſtärten da draußen
herzurichten, daß ſie im Augenblick einen ſchönen und wür=
digen
Eindruck auf den Beſchauer machen, ſondern es komme
darauf an, in allen Ländern, in denen deutſche Soldaten kämpf=
ten
und fielen, Mahnmale zu ſchaffen, die in die Ewigkeit hinein=
gebaut
ſind und allen ſpäteren Geſchlechtern von deutſcher Treue
und deutſchem Opfermut zeugen. Der Redner gab bekannt,
90 v. H. der Geſamteinnahmen für den Bau von Ehren=
tätten
Verwendung fanden und ging im einzelnen auf die Tätig=
eit
des Volksbundes in den verſchiedenen fremden Ländern, in
denen deutſche Männer fielen, ein. In Frankreich ſind jetzt von
209 Anlagen 66 vollſtändig ausgebaut und weitere 9 bis auf die
Bearbeitung der Gräberfläche vollendet. In Belgien arbeitet

hauptſächlich das Reich, In Polen wurden auf Grund der erſten
Vereinbarungen des Bundesführers mit den polniſchen Behör=
den
einige Ehrenſtätten ausgebaut, für das kommende Frühjahr
liegen neue Pläne vor. Das bedeutendſte Bauwerk, das im
letzten Jahr fertiggeſtellt werden konnte, war die Totenburg in
Bitolj, dem früheren Monaſtir in Jugoſlawien. In Paläſtina
wurde in dieſem Jahre in Nazareth eine der dortigen Bauweiſe
angepaßte Ehrenſtätte eingerichtet. Nach und nach wird ſich
der Ring der Mahnmale um Deutſchland ſchließen und
ſpätere Geſchlechter werden an dieſen Bauwerken nicht nur
die Kulturhöhe, ſondern auch das Geſchichtsbewußtſein und den
Geſchichtswillen unſerer Generation ableſen können. Es gibt
wohl keine Ehrenſtätte in den 43 Ländern der Erde, wo deutſche
Soldaten zur letzten Ruhe gebettet wurden, die nicht vom Volks=
bund
erfaßt wird. Der Redner wies auf die tatkräftige Unter=
ſtützung
durch die Reichsmarine hin. Bei ihren Auslandsreiſen
nehmen die deutſchen Kriegsſchiffe jede Gelegenheit war, um
die Kriegsgräber zu beſuchen, zu ſchmücken, und wenn es
not tut inſtand zu ſetzen.
Wenn der Volksbund mit Zuſtimmung des Führers auch
die Betreuung der Heldenſtätten der deutſchen Freiheitsbewegung
in ſein Arbeitsgebiet aufgenommen hat, ſo bedeutet dies nicht,
daß er Aufgaben übernehmen will, die den Gliederungen der
NSDAP. obliegen und von Ihnen als Selbſtverſtändlichkeit
empfunden werden, ſondern die langjährigen Erfahrungen des
Volksbundes ſollen ihnen zur Seite ſtehen und bei der Löſung
größerer Aufgaben helfen.
Den Höhepunkt und zugleich Abſchluß der Tagung bildete
am Samstag abend eine große Kundgebung in der Nordoſtſee=
halle
.
Ehrend gedachte der Marineoberpfarrer a. D. Koene der
Gefallenen des Weltkrieges und der Bewegung.
Oberpräſident Gauleiter Lohſe überbrachte anſchließend die
Grüße der Reichs= und Staatsregierungen und erklärte deren
Bereitſein, dem Volksbund deutſche Kriegsgräberfürſorge mit
Rat und Tat zur Seite zu ſtehen, wo immer eine Gelegenheit
dazu ſei. Mag es Schickſalsfügung oder Zufall ſein, führte Ober=
präſident
Lohſe des weiteren in ſeiner Anſprache aus, daß an
dieſem Tage der 16. Jahrestagung des Volksbundes Deutſche
Kriegsgräberfürſorge ein Schiff vom Stapel lief und die Ge=
danken
in die Zeit zurückverſetzt, der zu dienen die Aufgabe des
Volksbundes iſt. Zwanzig Jahre ſind ſeitdem ins Land ge=
gangen
, ein Nichts, zeitlich gerechnet in der Geſchichte eines
Volkes. Aber gerade wenn wir ſie überſchauen, erfaſſen wir erſt
recht, was in Deutſchland vorgegangen iſt und wie notwendig
es war, daß wir dieſer großen Prüfung unterworfen wurden.
Wir mußten durch dieſe Prüfung gehen und aus ihr die Kraft
ſammeln, ein neues Deutſchland zu bauen.
Dann trat der Chef der Marineſtation der Oſtſee Vize=
admiral
Albrecht, ans Mikrophon und richtete folgende Anſprache
an die Menge: Im Auftrage des Reichswehrminiſters General=
oberſt
von Blomberg und im Namen der Wehrmacht begrüße
ich den Volksbund Deutſche Kriegsgräberfürſorge bei ſeiner 16.
Reichstagung hier im Reichskriegshafen Kiel. Ich habe dem
Volksbund die beſonderen Grüße des Chefs der Marineleitung,
Admiral Raeder, zu übermitteln. Heute am 20. Jahrestage der
Seeſchlacht bei den Falklandsinſeln haben wir den Gefallenen
des Kreuzergeſchwaders und den Männern, die für die natio=
nale
Erhebung unſeres Volkes ihr Leben ließen, in einem Kreut=
zer
Nürnberg ein würdiges Denkmal geſetzt. Es wird Leben
erhalten durch den Geiſt einer Beſatzung, die ſich der Verpflich=
tung
, die in dem Namen ihres Schiffes liegt, ſtets bewußt ſein
muß.
Von den Gefallenen der Falklandsſchlacht, die in weiter
Ferne die tiefe See des Atlantik deckt, gehen heute anläßlich der
Reichstagung des Volksbundes Deutſche Kriegsgräberfürſorge
unſere Gedanken zu den Hunderttauſenden tapferer Helden des
Weltkrieges, die in fremder Erde ruhen. Es iſt das hohe Ziel
des Volksbundes allen unſeren in fremden Landen gefallenen
Kameraden Grabſtätten zu errichten, die in ihrer Weſensart ein
Stück deutſcher Heimat und deutſcher Seele darſtellen.
Dauerhafter jedoch als in Ehrenmalen von Erz und Stein
ſoll in den Herzen des deutſchen Volkes der Dank fortleben für
die Kämpfer, die zum Schutz der Heimat und für die Ehre
unſeres Volkes fielen.
Alles für Deutſchland.
Mit dieſer Parole heißt die Wehrmacht den Volksbund Deutſche
Kriegsgräberfürſorge bei ſeiner 16. Jahrestagung herzlich will=
kommen
.
In einem längeren Schlußwort berichtete Bundesführer Dr.
Eulen=Berlin über Weſen, Arbeit und Ziele des Volksbundes
Deutſche Kriegsgräberfürſorge.
Ein dreifaches Sieg=Heil auf den Führer und das deutſche
Vaterland klang durch die weite Halle und kam als vieltauſend=
ſtimmiges
Echo im gemeinſamen Geſang des Deutſchlandliedes
und des Horſt=Weſſel=Liedes aus der Menge zurück. Machtvoll
tpuchs der Schlußchoral aus dem Großen Zapfenſtreich aus
dem Muſikkorps der J.M.A.A.: Ich bete an die Macht der
Liebe ." Dann zogen die Armeefahnen und die der Freiheits=
bewegung
und der Verbände aus. Die 16. Reichstagung des
Volksbundes Deutſche Kriegsgräberfürſorge iſt beendet. Weiter
aber klingt der mahnende Ruf: Ehret die Helden=
W. B. 7.
zräber!

(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
2. Kammermuſik=Abend des Muſikvereins.
In Fortſetzung der ſo vielverſprechend begonnenen Reihe ſei=
ner
diesjährigen Kammermuſik=Abende veranſtaltet der Muſik=
verein
am Samstag, dem 5. Januar, 20 Uhr. in ſeinem Vereins=
haus
einen Trio=Abend, an dem Lina Becker. Heini Müller und
Hans Andrä Klaviertrios von Schubert und Brahms ſpielen wer=
den
. Alle aktiven und inaktiven Mitglieder, ſowie Freunde des
Vereins werden dazu eingeladen. Der Eintritt iſt frei. Nach
dem Konzert geſelliges Beiſammenſein. Nächſte Geſamtprobe
zu Händels Theodora‟ Dienstag, den 8. Januar. Vollzähliges
Erſcheinen iſt Pflicht.

Das Union=Theater zeigt den Film voll Spannung und
Wucht Cleopatra, ein Filmgemälde von gewaltigen Aus=
maßen
und prunkvollſter Ausſtattung.
Die Helia=Lichtſpiele zeigen den ganz großen Lachſchlager
Die beiden Seehunde, mit dem berühmten Münchener
Komiker Weiß Ferdl.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen den einzigartig herrlichen
Film, durch den die forgloſe Leichtlebigkeit einer verſunkenen
Epoche ſchwingt: Maskerade. In den Hauptrollen: Paula
Weſſely, Adolf Wohlbrück, Olga Tſchechowa. Hilde von Stolz. Wal=
ter
Janſen und Peter Peterſen.
Reſi=Theater zeigt heute letztmalig den phantaſtiſchen
Revuefilm Ich tanze nur für Dich mit Joan Crawford und
Clark Gable. Ab morgen Schwarzer Jäger Johanna, mit
Marianne Hoppe, Guſtav Gründgens und Paul Hartmann.

[ ][  ][ ]

Donnerstag, 3. Januar 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 3 Seite 7

Aus Heſſen.
Dg. Arheilgen, 2. Januar. Jahreswende. Der Jahres=
wechſel
nahm in unſerem Orte den gewohnten Verlauf. Zum
Jahresſchluß fanden in der evangeliſchen Kirche um 6 Uhr und um
8 Uhr Gottesdienſte ſtatt, zu denen ſich die Gemeindeglieder in
ſtattlicher Zahl zuſammenfanden. Auch in der Schloßkapelle Kra=
nichſtein
fand ein Gottesdienſt ſtatt, ebenſo für die katholiſche Ge=
meinde
in der katholiſchen Kirche. Nach altem Brauch leitete zur
Jahreswende der evangeliſche Poſaunenchor vor dem Gemeinde=
haus
mit einigen Chorälen ins neue Jahr über, und allſeits ent=
bot
man ſich auf den recht belebten Straßen die üblichen Neujahrs=
wünſche
. Auch in den Gaſtwirtſchaften, wo man zum Teil bei
Unterhaltungsmuſik das neue Jahr erwartete, herrſchte vielfach
reger Betrieb. In der Turnhalle ſpielte die Kapelle Schlupp zum
Tanze auf, ebenſo vergnügte man ſich im Schwanen im Anſchluß
an die Silveſterfeier der Sportvereinigung 04 bei Tanz und aller=
lei
Unterhaltung. So herrſchte überall frohe Stimmung, und mit
den beſten Wünſchen und Hoffnungen wurde in das neue Jahr ein=
getreten
. Der alte Brauch des Neujahrsſchießens und des Ab=
brennens
von Feuerwerkskörpern geht von Jahr zu Jahr mehr
zurück.
Dg. Arheilgen, 2. Januar. Kameradſchaftsabend. Im
Hauſe der Arbeit fand ein Kameradſchaftsabend des Motorſturms
11/M50 ſtatt. Sturmführer Kiefer konnte einen vollbeſetzten
Saal begrüßen. Der Abend bot ein reichhaltiges buntes Programm,
das mit einem Sprechchor Das Sonnenkreuz, von SA.= Kamera=
den
wirkungsvoll geſprochen, eingeleitet wurde. Nach einem Spiel
in drei Bildern von der Paſſion und vom Werden eines Volkes
ſprach Staffelführer Schneider über den 14jährigen Kampf der
Bewegung und der SA. bis zum Siege, Truppführer Bungatz,
der die Anſage der einzelnen Darbietungen übernommen hatte,
bot in launigen Verſen eine Chronik des Sturms. Der weitere
Verlauf brachte einige flotte Tänze von Frl. Annelene Müller
und heitere Vorträge des Kameraden Benz, während Herr Rudolf
Büchner mehrere Lieder beiſteuerte. Beſonderen Anklang fan=
den
einige Konzertſtücke, die Herr Konzertmeiſter Drumm zum
Vortrag brachte. Sturmführer Kiefer dankte den Mitwirkenden
für den ſchönen Abend.
J. Griesheim, 2. Jan. Hohes Alter. Frau Valentin
Hofmann 10. Wwe., geb. Fiſcher, Pfarrgaſſe 8, beging am heutigen
Tage in körperlicher und geiſtiger Friſche ihren 77. Geburtstag.
Unfall. Durch den Lärm ſeines Fuhrwerks überhörte ein hie=
ſiger
Landwirt das Herannahen der elektriſchen Straßenbahn. Im
letzten Augenblick konnte er ſein junges Pferd noch anhalten, aber
nicht vermeiden, daß die Wagendeichſel, die hoch ging, noch in die
Scheibe eines Anhängerwagens ſtieß und dieſe zertrümmerte. Zum
Glück ſaß niemand im Wagen, und der Fahrer des Zuges, der die
Gefahr erkannte, brachte den Zug ſofort zum Stehen.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 2. Jan. Die Silveſternacht ver=
lief
in hieſiger Gemeinde ſehr ruhig, und zwar ruhiger wie noch
jemals. Die alte Sitte, den Jahreswechſel in den Wirtſchaften
feierlich zu begehen, ſcheint ſich immer mehr zu verlieren. Die
meiſten feiern heute das Feſt im Familienkreiſe. Aber auch das
Schießen und Abbrennen von Feuerwerkskörpern iſt ganz erheblich
zurückgegangen. In dieſem Jahre waren nur vereinzelte Schüſſe
zu hören. Treue Dienſte. Der langjährige Kaſſediener
des Nieder=Ramſtädter Spar= und Darlehnskaſſevereins e. G. m.
u. H., Herr Georg Trautmann dahier, tritt ab 1. Januar Iſd.
Is. von ſeinem ſtets treu und gewiſſenhaft verwalteten Poſten zu=
rück
, um einem anderen, bereits jahrelang arbeitslos geweſenen
Kollegen Platz zu machen. Die Stelle des Kaſſeboten wurde ab
1. Januar 1935 dem Friedrich Seeger dahier endgültig über=
tragen
, der auch die Sparmarkengelder ſammelt.
G. Ober=Ramſtadt, 2. Januar. Am Silveſterabend fand
in unſerer Kirche wieder ein Jahresſchlußgottesdienſt ſtatt, der gut
beſucht war und den der Kirchenchor mit einem Vortrag verſchönte.
Die Neujahrsnacht ſelbſt verlief hier ausnahmsweiſe ruhig, auch
in den Lokalen war der Betrieb nicht ſonderlich ſtark
G. Ober=Ramſtadt, 2. Jan. Zugunſten der örtlichen
Winterhilfe veranſtaltete der Geſangverein Germania am
Sonntagabend im Saal Zum Schützenhof einen Theaterabend,
der gut beſucht war. Umrahmt von Geſangsvorträgen des aktiven
Chor des Vereins, gelangte der dreiaktige Schwank Der unſchul=
dige
Spitzbube zur Aufführung, der ſehr gut wiedergegeben
wurde. Den Darſtellern wurde reicher Beifall gezollt. Die beiden
Ehrenchormeiſter des Vereins, Hauptlehrer i. R. Würtenberger,
W. Neuroth, ſowie Kapellmeiſter Breitwieſer=Roßdorf und der
Vereinsdirigent ſorgten für angenehme Unterhaltung während
der Pauſen. Nicht unerwähnt ſeien die Einlagen unſeres 82 jäh=
rigen
Lokalpoeten Joſeph Kleber und ein Sologeſang des Herrn
Ludwig Fiſcher, die mit zur Verſchönerung des Abends beitrugen.
k. Dieburg, 2. Januar. Frecher Einbruchsdiebſtahl.
In den letzten Tagen des Dezember wurde in das Lagergebäude
einer Landesproduktenhandlung eingebrochen und eine Menge
Mehl geſtohlen. Nicht genug damit, haben die Einbrecher Säcke mit
Mehl und Getreide aufgeſchnitten, ſo daß alles durcheinander auf
einem Haufen liegt. Die Täter konnten noch nicht ermittelt wer=
den
, der Beſitzer, Herr Heil, hat eine Belohnung von 50 RM. für
die Namhaftmachung dieſer Schädlinge am Volksvermögen ausge=
ſetzt
. Eine exemplariſche Strafe wäre am Platze. Ebenfalls noch
nicht feſtgenommen konnte ein hieſiger Einwohner werden, der
einen verheirateten Mann von Gundernhauſen mit dem Meſſer
derart bearbeitete, daß ſeine Einlieferung in die Rochusanſtalt
nötig wurde. Schädlingsbekämpfung. In Ausführung
der Verordnung über die Schädlingsbekämpfung an den Obſt=
bäumen
wurden die Obſtanlagen durch Beauftragte einer Beſich=
tigung
unterzogen. An den Obſtbäumen im freien Felde waren
nur geringe Beanſtandungen zu verzeichnen, hingegen ſind in den
Hausgärten viele Mißſtände feſtgeſtellt worden. Die Beſitzer wer=
den
unter Strafandrohung von der Bürgermeiſterei aufgefordert,
in einer kurz bemeſſenen Friſt dieſe Mängel zu beheben.
Le. Groß=Umſtadt, 2. Januar. Die Ortsgruppe des Odenwald=
klubs
unternahm am Sonntag bei herrlichſtem Wetter und ver=
hältnismäßig
guter Beteiligung ihre erſte Wanderung für das
neue Wanderjahr; es war eine Halbtagswanderung und führte
meiſtens durch den Umſtädter Stadtwald. Am Schluſſe wurde bei
Klubmitglied Emmerich zu gemütlichem Beiſammenſein Einkehr
gehalten.
Le. Groß=Umſtadt, 2. Januar. Die Sängervereinigung Sän=
gerluſt
=Liederkranz hielt im Saale Zur goldnen Krone einen
gemütlichen Vereinsabend ab. Die beiden Chöre: Weihnacht
von Sonnet und. Soviel Stern am Himmel ſtehn von Engelsberg
wurden unter Stabführung ihres altbewährten Chormeiſters
Rektor i. R. Maſer tadellos vorgetragen. Ein alter Geſangs=
veteran
, Herr Zollinſpektor Paul Pitthan, wurde für ſeine über
40jährige, ununterbrochene aktive Tätigkeit als Sänger durch den
Sängerbund mit der goldenen Sänger=Ehrennadel ausgezeichnet,
wofür er in längeren Ausführungen dankte Zwei weitere Mit=
glieder
, erhielten für 25jährige aktive Mitgliedſchaft den Sänger=
Ring. Ein Luſtſpiel Der Eſel von Haßloch wurde von den Mit=
wirkenden
vorzüglich geſpielt.
r. Babenhauſen, 1. Jan. Zuſammenſchluß der Ge=
ſangvereine
Sängerbund und Eintracht‟. Der
30. Dezember 1934 iſt in der Geſchichte der Babenhäuſer Sänger
ein wichtiger Gedenktag geworden. Der 95jährige Sängerbund
und die 56jährige Eintracht haben ſich zuſammengefunden und
einen neuen Verein gebildet, dem ſie unter Wahrung der Tradi=
tion
beider Vereine den Namen Sängervereinigung
Sängerbund=Eintracht gegeben haben. Bei der erſten
Generalverſammlung am Sonntag im Saale des Michelsbräu
wurde im Beiſein des Vertreters vom Heſſiſchen Sängerbund,
Wilk, und des Kreisvorſitzers Enders aus Dieburg in feier=
licher
Weiſe der neue Bund geſchloſſen. Anknüpfend an das
Weihnachtsfeſt wünſchte mit feinſinnigen Worten Sangesbruder
Wilk, daß dem Verein vier Feſtkerzen auf ſeiner Bahn voran=
leuchten
möchten: Die Kerzen der Ehrfurcht, der Treue, der
Freundſchaft und der Geſelligkeit. Sangesbruder Enders über=
reichte
dem neuen 1. Vorſitzenden Valentin Willand die
Beſtätigungsurkunde und brachte auf den Verein ein dreifaches
Cieg=Heil aus. Stellvertretender Vorſitzender wurde Sänger
Chriſtian Willand, Schriftführer Adam Rock, der 7 Jahre dem
ſeitherigen Sängerbund als Führer vorſtand Rechner wurde
Georg Mohrhardt und Dirigent der Chormeiſter Manus aus
Nieder=Roden. Die neue Sängervereinigung hat nun über 250
Mitglieder, darunter 43 Ehrenmitglieder. Mit einem warmen
Appell zur Einigkeit übermittelte Herr Bürgermeiſter Klein
die Glückwünſche der Stadtverwaltung. Pg. Ad. Herdel beglück=
wünſchte
als Vertreter der Ortsgruppenleitung der NSDAP. den
Verein und verſprach Unterſtützung der Sangestätigkeit. Das
Ehrenmitglied W. Müller feierte nach einem kurzen Rückblick auf
die Vergangenheit das deutſche Lied. Mit H. Hinrichs Chor
Mahnung deſſen Akkorde mächtig in dem Saal erklangen,
wurde die bedeutungsvolle Sängertagung geſchloſſen.

Deutſchland iſt auf einigen Gebieten der Lebens=
Mitkelverſorgung und bei anderen landwirtſchaftlichen
Erzeugniſſen, die der Induftrie als Rohſtoffe dienen,
in erheblichem Umfang auf ausländiſche Zufuhren
angewieſen. Dieſe Abhängigkeit bei lebensnotwen=
digen
Gütern, die im Inland erzeugt werden können,
übt einen ungünſtigen Einfluß auf unſere außen=
politiſche
Entſcheidungsfreiheit aus. Es beſteht die
Möglichkeit, uns vom Ausland her durch die Sperrung
der Einfuhren unter Druck zu ſetzen und dadurch
Zugeſtändniſſe zu erreichen. Wie groß die Gefahren
ſind, die ſich bei einer ſtarken Auslandsabhängigkeit
bei lebensnotwendigen: Gütern ergeben können,
zeigen mit großer Deutlichkeit die Entwicklungen der
letzten Monate.
Das Ansland wehri ſich dagegen, uns in
gleichem Umfang wie früher Induſtrieerzengniſſe
abzunehmen.
Wir haben daher nicht genügend Deviſen, um
Rohſtoffe und Lebensmittel wie bisher einzuführen.
Hätte die Landwirtſchaft während der letzten Jahre
der Wirtſchaftskriſe ihre Erzeugung eingeſchränkt und
den Erzeugungsapparat vernachläſſigt, ſo befänden
wir uns jetzt in einer außerordentlich ſchwierigen
Lage. Wir müßten einen viel größeren Anteil der
wenigen verfügbaren Deviſen zum Ankauf
von Lebensmitteln verwenden und könnten,
nicht die zur Aufrechterhaltung der Induſtrie=
konjunktur
notwendigen Rohſtoffe einführen, die z. T.
nicht in Deutſchland erzeugt werden können.
Aus dieſer Lage ergibt ſich mit Folgerichtigkeit
die nationalpolitiſche Forderung auf Ausbau
unſerer Erzeugung bei allen lebenswichtigen
Gütern, in denen wir einen beträchtlichen Ein=
fuhrbedarf
haben und deren Inlandserzeugung
geſteigert werden kann.
Die landwirtſchaftliche Erzeugungs=
ſchlacht
, die jetzt begonnen hat, iſt ein Hauptmittel.
um dem Ziel der wirtſchaftlichen Unabhängigkeit
näherzukommen. Welche Erzeugungszweige der Land=
wirtſchaft
müſſen nun ausgebaut werden? Die Ver=
ſorgung
mit Brotgetreide iſt, wie aus dem
Schaubild hervorgeht, aus eigener Scholle annähernd
ſichergeſtellt, nachdem im letzten Jahrfünft eine
erhebliche Erzeugungsſteigerung eingetreten iſt. Bei
Futtergetreide beſtand dagegen im Jahre 1932
noch ein Zuſchußbedarf von annähernd 30 %. Die
Verfütterung von ausländiſchen Futtermitteln hatte
zur Folge, daß auch die Verſorgung mit Fleiſch,
das 1932 zu 97 % durch Schlachtung einheimiſcher Tiere
gewonnen wurde, in erheblichem Umfang auf das
Ausland angewieſen war. Unſer Tierbeſtand konntel

ManNu 4
des Gesamtverbrauches

Selbstversorgung

1932

Gemüse and. Eier Obst feit
Getreide

nicht ohne die Zufuhr von Futtermitteln aus dem
Ausland auf der erreichten Höhe gehalten werden.
Dasſelbe traf auch auf die Milchviehhaltung zu,
beſonders auf eingeführte eiweißhaltige Futtermittel,
wie Oelkuchen, angewieſen war. Wie unſer Schaubild
zeigt, beſtand auch bei Gemüſe und Obſt ein
beträchtlicher Zuſchußbedarf. Am größten war
die Lücke jedoch in der Fetterzeugung,
die jahrzehntelang von der Agrarpolitik vernachläſſigt
worden war. Im Jahr 1932 wurden allein 55 % der
für Ernährungszwecke benötigten Fette aus dem Aus=
land
bezogen.
Während die deutſche Ernährungswirtſchaft
wenigſtens in der Hauptſache mit einheimiſchen Erzeug=
niſſen
verſorgt werden konnte, ſind die induſtriellen
Rohſtoffe der Landwirtſchaft bisher zum größten Teil
eingeführt worden. Hier handelt es ſich zumeiſt, wie
z. B. bei den Textilrohſtoffen, um Erzeugniſſe, die
lebensnotwendig ſind. Es gilt daher, die während der
letzten Jahrzehnte ſtändig zurückgehende Schaf=
haltung
auszudehnen und die Erzeugung
von Faſerſtoffen, wie Flachs und Hanf, die faſt
verſchwunden war, wieder neu zu beleben. Die
Erzeugungsſchlacht ſtellt hohe Anforderungen an
unſere Landwirtſchaft; aber der deutſche Bauer wird
zeigen, daß er ſeine Pflichten für das Wohl der
Geſamtheit zu tun weiß,

Bz. Reinheim, 2. Januar, Donnerstag, den 3. Januar, feiert
unſer hieſiger Einwohner Philipp Schneider, wohnhaft in der
Waldſtraße, in geiſtiger und korperlicher Friſche ſeinen 82. Ge=
burtstag
.
Cg. Reinheim, 2. Jan. Im Saalbau Zur Spitz fand, ein=
berufen
durch die SA., ein Kameradſchaftsabend ſtatt, zu
dem die SA.=Reiter, NS. Arbeitsdienſt, die SS., NSKK., NS.
Flieger, Aerzte uſw. eingeladen waren. Nachdem Oberſturmführer
Rob. Mürdter eine kurze Begrüßungsanſprache gehalten hatte,
marſchierten die Darſteller des Abends unter Muſik des Spiel=
mannszuges
, voran der Leiter Gg. Göbel, ein, mit Jubel empfan=
gen
. In humoriſtiſchen Worten begrüßte nun Kam. Gg. Göbel
die verſchiedenen erſchienenen Ehrengäſte. Dann marſchierte eine
Geſangsabteilung auf, alte, faſt vergeſſene Volkslieder ſingend;
die Pauſen füllte das kleine, aber feine Orcheſter. Es folgte ein
Schwank aus der guten alten Militärzeit, eine fidele Wirtshaus=
ſzene
, Einzelvorträge von SA.=Kamevaden, Sologeſänge. Den
Kameraden, die den Abend hatten verſchönern helfen, wurde
gedankt.

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Et. Reichelsheim, 1. Jan. Der Schluß des Jahres 1934 und
der Anfang des Jahres 1935 ſtehen in ganz Deutſchland im Zei=
chen
der Saarabſtimmung Es dürfte kaum vorkommen, daß in
irgendeiner entlegenen Hütte Deutſche wohnen, die nicht wiſſen,
daß wieder einmal eine Abſtimmung ſtattfindet, wo die Parole
lautet: Zurück zu Deutſchland! Auch der hieſige Turnverein ſorgte
für Aufklärung. Mit dem Theaterſtück Deutſch die Saar hat er
den Nagel auf den Kopf getroffen. Bereits dreimal war der
Saal des Gaſthauſes Zur Eiſenbahn überfüllt bei den Vorfüh=
rungen
. Aber noch viele wollen das Stück ſehen, und ſo hat ſich
die Spielleitung entſchloſſen, am 13. Januar nochmals das Stück
aufzuführen. Geſtern abend war die hieſige Kirche trotz des
einſetzenden Regens ſehr gut beſetzt. Der Kirchenchor ſang zwei
ſchöne Lieder. Herr Pfarrer Hofmann hatte den Text gewählt:
Jeſus Chriſtus Geſtern und Heute Derſelbe auch in Ewig=
keit
. An den beiden Weihnachtsfeiertagen waren durchſchnittlich
800 Perſonen beim Gottesdienſt. Die Kollekte vom heutigen Tage
fließt dem Winterhilfswerk zu.
m. Beerfelden, 2. Jan. Der Silveſtergottesdienſt
kam in bezug auf Beſuch dem Heiligen Abend nicht gleich. Der
Regen hielt wohl manche Beſucher aus den Filialen fern, im
ibrigen iſt dieſer Unterſchied jedes Jahr zu beobachten. Herr
Oberpfarrer Clotz wurde der Bedeutung der Jahreswende für
unſer inneres Leben in jeder Weiſe gerecht, und der Kirchenchor
trug durch ſeine ſchönen Weiſen weſentlich zur Weihe des Er=
lebens
bei. Während der vorige Silveſter ſtumm war, knallte
es diesmal ſchon nachmittags und abends und geſtern bis in die
Abendſtunden hinein. Die Freigabe der Feuerwerkskörper ge=
ſtattete
es wieder, der alten Sitte des harmloſen Knallens zu hul=
digen
. Von Unglücksfällen wurde nichts bekannt. In den Gaſt=
ſtätten
gings gemütlich zu. Die beiden Geſangvereine hatten ſich
in den üblichen Lokalen eingefunden und ſangen da das alte Jahr
zu Ende, ſich zum Ergötzen und zur Freude der übrigen Gäſte und
der Nachbarſchaft. Auf den Straßen war wenig Leben, man mied
den Regen.
Em. Heppenheim a. d. B., 2. Jan. Die Bezirksſparkaſſe
Heppenheim hat bei einer Geſamtſumme der verwalteten
Spareinlagen von mehr als acht Millionen RM., ihren 16 845
Sparern an Zinſen für 1934 den Betrag von 271 300 RM. gut=
geſchrieben
. Neben Darlehen und Krediten hat die Kaſſe im ab=
gelaufenen
Jahre den Einwohnern ihres Bezirks für Zwecke der
Arbeitsbeſchaffung und Siedlung rd. 300 000 RM. zur Verfügung

geſtellt. Die Kinderweihnachtsfeier des Turn=
vereins
fand in der Städtiſchen Turnhalle ſtatt und wurde
durch eine Anſprache des Vereinsführers, Herrn Dr. Grimm, ein=
geleitet
. Der erſte Teil der Feier zeigte turneriſche Vorführungen
aller Abteilungen, um den zahlreich erſchienenen Eltern und An=
gehörigen
die körperliche Ertüchtigungsarbeit, die der Verein an
den Kindern leiſtet, vor Augen zu führen. Im zweiten Teil
brachte die Jugend mit großer Begeiſterung zwei luſtige Einakter
zur Aufführung. Die Feier endete mit einer Beſcherung der Kin=
der
unterm brennenden Weihnachtsbaum.
Hirſchhorn, 2. Jan. Waſſerſtand des Neckars am
Pegel am 1. Januar 1,48 Meter, am 2. Januar 1,54 Meter.
e. Bad Wimpfen, 1. Jan. Kameradſchaftsabend der
alten Soldaten. Der Kriegerverein hatte die alten Solda=
ten
und die Kameraden ſämtlicher Gliederungen der NSDAP. zu
einem Kameradſchaftsabend in das Kurhotel Mathildenbad ein=
geladen
. Mehr als 500 Perſonen waren der Einladung gefolgt.
Den muſikaliſchen Teil des Abends hatte das Streichorcheſter des
Muſikvereins Concordia übernommen. Für Unterhaltung ſorgte
eine Schauſpielergruppe des Heilbronner Stadttheaters. Der
zweite Teil des Abends wurde durch die Weihnachts=Ouvertüre
des Streichorcheſters und zwei Ziehharmonika=Vorträge des Jung=
mannen
Karl Fritſchle eingeleitet. Der Vereinsführer, Kamerad
Diehm, richtete hiernach an die Verſammelten eine packende An=
ſprache
. Zuſammenfaſſend darf geſagt werden, daß der Krieger=
verein
ſeinen Mitgliedern wohl ſelten ſo angenehme Stunden be=
reitete
wie an dieſem Kameradſchaftsabend.
t. Gernsheim, 2. Jan. Fürdie Winterhilfe. Der Ge=
ſangverein
Liederkranz veranſtaltete im überfüllten Saalbau
Haas einen Unterhaltungsabend, deſſen Reinertrag der Winter=
hilfe
zufloß. Es konnten über 80 Mark der guten Sache zugeführt
werden. Am gleichen Tage hatte auch der Verein die ehrenvolle
Aufgabe, die Spitzenroſetten zu vertreiben, und es gelang ſchon
am erſten Tage, über 1100 Roſetten abzuſetzen. Dieſes ſowie der
glänzende Verlauf des Abends darf man wohl als vollen Erfolg
für den alten Liederkranz verzeichnen. Nach dem Badenweiler
Marſch begrüßte der 2. Vorſitzende Jakob Kauth die Erſchienenen
und gab über den guten Beſuch ſeiner Freude Ausdruck. Er
dankte allen Sängern, die ſich in den Dienſt der guten Sache ge=
ſtellt
haben und forderte ſie auf, auch weiterhin treu zur Fahne
zu ſtehen. Ernſt Pfeil, Opernſchüler des Herrn Profeſſor Beines
in Darmſtadt, gab im Tenorſolo Beiſpiele ſeiner Sangeskunſt.
Stürmiſcher Beifall rief den jungen Künſtler immer wieder auf
die Bühne. Den Höhepunkt erreichte er mit dem Antrittslied aus
dem Zigeunerbaron Hier wollte der Beifall kein Ende neh=
men
. Der junge Künſtler hat es verſtanden, ſich die Herzen der
verwöhnten einheimiſchen Zuhörer, im Sturm zu erobern. Der
Verein umrahmte den Abend mit einigen ſchönen Chören.
Am. Biebesheim. 2. Januar. Kameradſchaftsabend.
Zu einer ſchlichten Weihnachtsfeier fanden ſich am Samstag abend
die Kameraden des Sturmes 4/143 mit Angehörigen im Saalbau
Wirthwein zuſammen. Sturmführer Geipert eröffnete den Abend
mit einer kurzen Begrüßung der Anweſenden. Abwechſelnd vorge=
tragene
Gedichte und Lieder ſowie zwei Theaterſtücke Mein iſt
die Fahne und Weihnachten im SA.=Heim verſchönerten den
Abend Unterhaltungsabend der Ortsgruppe
der NSDAP. In dem geräumigen Saalbau des Parteilokales
J. D. Wirthwein veranſtaktete die Ortsgruppe der NSDAP. am
Sonntag einen Unterhaltungsabend. Unter anderm wurde das
Theaterſtück Dort unten in der Mühle, ein Volksſchauſpiel in
4 Akten, aufgeführt. Die Rollen waren durchweg ſehr gut verteilt,
ſo daß reicher Beifall der Beſucher den Mitwirkenden für die auf=
gewandte
Mühe dankte.
Schneemangel und Menſchenfülle ... iſt nicht gerade der
Wunſch eines jeden Winterurlaubers. Die meiſten ſuchen für ihre
winterliche Erholung ein wenig abſeits und doch möglichſt hoch
gelegene Plätze, um wirklich zur Entſpannung und vor allem zum
ſchten Erlebnis des winterlichen Gebirges zu kommen. Wo aber
finden wir ſolche Gelegenheiten in den deutſchen Alpen? Darauf
gibt das Januarheft der neuen linie die Antwort eines wirk=
lichen
Kenners, der die bayeriſchen Hochhotels, Gaſthäuſer und
Hütten zwiſchen 1000 und 2000 Meter Höhe nach ihrer Eigenart
und ihrem Tourengebiet behandelt. Noch eine andere Reihe von
Fragen finden in dieſem Hefte ihre intereſſante Beantwortung,
z. B. Wie porträtiert man Staatsmänner?" Was ſchützt den
Bauherrn vor Ueberraſchungen? und ſchließlich nicht zu vergeſſen:
Wer hat Luſt. 2900 Mark zu gewinnen? Das iſt nämlich mög=
ich
durch Beteiligung an dem großen photographiſchen Wettbewerb
um das ſchönſte deutſche Bildnis einer Frau mit Schmuck.

[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 3

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 3. Januar 1935

Eine erfolgreiche Aktion für das Winterhilfswerk wurde in Pommern durchgeführt. Ein dickes
Spendenbuch, das ſog. Goldene Buch des WHW., wandert dort durchs ganze Land und wird in den
Rathäuſern öffentlich ausgelegt, damit ſich die Spender für das Winterhilfswerk eintragen können.
Das gewaltige Werk, das 500 Seiten umfaßt und mehr als einen halben Zentner wiegt, wurde voll=
geſchrieben
und enthält bei 18 467 Eintragungen eine Spendenſumme von insgeſamt 126 243. RM.
Der Erfolg des Goldenen Buches war ſo groß, daß bereits ein zweiter Band in Umlauf gegeben
werden mußte. Man ſieht auf unſerem Bilde das Goldene Buch, bewacht vom Freiwilligen
Arbeitsdienſt, in einem pommerſchen Rathaus.

In der kleinen Stadt Shelbyville, Tenneſſee (USA.), kam es zu ſchweren und blutigen Kämpfen
zwiſchen der Bevölkerung und dem Militär wegen eines Negers. Es hieß, daß dieſer Neger ein
14jähriges weißes Mädchen vergewaltigt hätte. Die Folge davon war, daß die erregte Volksmenge
den Neger zu lynchen verſuchte. Da die Polizei der Stadt die Ruhe nicht wiederherſtellen konnte,
ſondern es im Gegenteil der Menge gelungen war, das Gerichtsgebäude und Gefängnis in Brand zu
ſtecken, wurde Militär hinzugezogen, das mit den modernſten Kriegsmitteln vorging. Unſer Bild
zeigt das brennende Landgerichtsgebäude nach den Straßenkämpfen.

Reich und Ausland.

An die richlige Adreſſe geraken.

Frankfurt a. M. Bei der Straßenlotterie
für das Winterhilfswerk wurde hier ein Haupt=
gewinn
von 5000 M. gezogen. Der glückliche Ge=
winner
iſt ein Kunſtmaler, der ſeit zwei Jahren
ohne Arbeit iſt, und der daher das Geld, zumal
er verheiratet und Vater eines Kindes iſt, gut
gebrauchen kann.

Schwerer Zuſammenſtoß.
zwiſchen Skraßenbahn und Fernlaſtzug.

Frankfurt, a. M. Mittwoch nachmittag
5.15 Uhr ereignete ſich in der Schloßſtraße, an
der Einmündung der Mühlenſtraße, ein ſchwerer
Verkehrsunfall. Ein Fernlaſtzug aus Osnabrück
geriet beim Ueberholen eines Pferdefuhrwerkes
zu weit auf die linke Straßenſeite, als von der
entgegengeſetzten Seite ein Straßenbahnzug der
Linie 2 kam. Der Anhänger des Fernlaſtzuges
fuhr mit voller Wucht gegen den Triebwagen und
riß dieſen ſeitlich auf. Dabei wurde eine Inſaſſin
des Triebwagens tödlich verletzt, zwei weitere
Perſonen erlitten leichte Verletzungen. Die
Schuld an dem bedauerlichen Unfall trifft allein
den Führer des Fernlaſtzuges.

Wiederaufnahme der Verhandlungen
im großen Rundfunkprozeß.

Geheimrak Kallius=Heidelberg .

Heidelberg. In der Neujahrsnacht ſtarb
im Alter von 62 Jahren Geheimrat Kallius, der
bekannte Profeſſor für Anatomie und Direktor
des Anatomiſchen Inſtituts der Univerſität Hei=
delberg
.

2 Bekeranen zuſammen 185 Jahre alt.

Berlin. Nach mehr als einwöchiger Pauſe
wurden am Mittwoch die Verhandlungen im
großen Rundfunkprozeß wieder aufgenommen, und
zwar begannen heute die Erörterungen über die
Anklagepunkte in dem ſogenannten Fall Leip=
zig
, in dem Anklage erhoben iſt gegen den
früheren Aufſichtsratsvorſitzenden der Mitteldeut=
ſchen
Rundfunk=A.=G., Mirag, Rechtsanwalt Dr.
Otto, und die beiden früheren Vorſtandsmit=
glieder
Dr. Erwin Jaeger und Dr. Fritz
Kohl.
Die Mitteldeutſche Rundfunk=A.=G. wurde im
Januar 1924 in Leipzig gegründet. Aehnlich wie
im Falle Berlin, wird auch den Leipziger Rund=
funkangeſtellten
in der Anklage zum Vorwurf ge=
macht
, daß ſie ſich aus den Rundfunkgebühren
überhöhte Bezüge verſchafft haben. Dadurch ſeien
nach Auffaſſung der Anklagebehörde die von der
Mirag an die Reichsrundfunkgeſellſchaft abzufüh
renden Gewinnüberſchüſſe erheblich verringert und
die Reichsrundfunkgeſellſchaft geſchädigt worden
Auch ungerechtfertigte Repräſentationsſpeſen wer=
den
den Angeklagten vorgeworfen.
Ehe die einzelnen Anklagepunkte durchge=
ſprochen
werden, gab Angeklagter Dr. Otto eine
zuſammenhängende Darſtellung der äußeren Ent=
wicklung
bei der Mitteldeutſchen Rundfunk=A.=G.
Nachdem im Anſchluß an den Angeklagten Dr.
Otto auch noch die beiden anderen Leipziger An=
geklagten
, Dr. Jaeger und Dr. Kohl, über die
äußere Entwicklung des Mitteldeutſchen Rund=
funks
gehört worden waren, ging der Vorſitzende
auf den erſten Anklagepunkt im Fall Leipzig
ein, der ſich um die näheren Umſtände bei der
Entlaſſung des früheren Leiters der literariſchen
Abteilung, Witte, dreht.
Witte war 1928 zunächſt friſtlos entlaſſen wor=
den
, weil ihm zum Vorwurf gemacht worden war,
er habe durch Zeitungsartikel gegen die leitenden
Perſönlichkeiten des Rundfunks intrigiert. Die
friſtloſe Entlaſſung gegen Witte wurde dann ſpä=
ter
zurückgenommen und ihm bis Ablauf des Jah=
res
1928 das Gehalt noch ausgezahlt. Außerdem
bekam Witte für dieſes Jahr auch noch die Ab=
ſchlußzahlung
in Höhe von 3000 RM. und eine
Abfindung von 5000 RM.
Der Angeklagte Dr. Kohl erklärte, Witte ſei
bei Bredow vorſtellig geworden und habe erreicht,
daß die urſprüngliche friſtloſe Entlaſſung in eine
friſtgemäße umgewandelt wurde und er bis zum
Ablauf der Kündigungsfriſt noch ſein Gehalt in
Höhe von monatlich 1800 RM. ausgezahlt bekam.
Witte verlangte aber darüber hinaus auch noch
eine Entſchädigung. Ihm wurde eine ſolche Ab=
findung
in Höhe von 5000 RM. bewilligt. Die
Abſchlußzahlung ſollte nach dem Willen von Kohl
für das Jahr 1928 bei den leitenden Angeſtellten
gekürzt werden. Aber Witte verlangte ſie auf
Grund ſeines noch laufenden Vertrages in voller
Höhe von 3000 RM. Da die Vertreter der Treu=
handgeſellſchaft
einen Prozeß gegen Witte in die=
ſem
Falle für ausſichtslos gehalten hätten, habe
der Aufſichtsrat Witte dann auch noch die volle
Abſchlußzahlung ausgezahlt.
Der Angeklagte Dr. Otto beſtätigte im weſent=
lichen
die Darſtellung, die Dr. Kohl von dem Falle
Witte gegeben hatte.
Die Weiterverhandlung wurde dann auf Don=
nerstag
vormittag 9.30 Uhr vertagt.

Abſturz eines rumäniſchen Flugzeuges.

Bühl. Am Neujahrstag ſtürzte in der Nähe
von Bühl (Baden) ein rumäniſches Flugzeug mit
dem Erkennungszeichen XRAGT ab, das ſich
auf einem Flug von Rumänien nach Paris be=
fand
. Der Pilot Waſil Dimitrescu aus Con=
ſtanza
wurde unter den Trümmern tot aufgefun=
den
, während ſein Begleiter Prim aus Sarap in
Rumänien aus 1200 Meter Höhe rechtzeitig mit
dem Fallſchirm abgeſprungen war und mit dem
Leben davonkam. Das Flugzeug war um 9.30
Uhr auf dem Flugplatz Aſpern bei Wien geſtartet.
Die näheren Urſachen des Unglücks bedürfen noch
der Aufklärung.

Aus Unvorſichtigkeit den Freund erſchoſſen.
Ludwigshafen. Am Silveſterabend er=
eignete
ſich in einer Wohnung in der Humboldt=
ſträße
ein tragiſcher Unglücksfall. Der 15jährige
Fortbildungsſchüler Vogel hantierte in der Küche
der elterlichen Wohnung, im Beiſein einiger
Freunde mit einer Piſtole, die er ſeinem Vater
heimlich weggenommen hatte. Dabei löſte ſich ein
Schuß, und die Kugel drang dem gleichalterigen
Gerber durch den linken Oberarm in den Bruſt=
korb
. Der junge Mann ſtarb auf dem Transport
in das Krankenhaus.

Ein alter Kapitän in den Rhein geſtürzt
und ertrunken.

In dieſen Tagen feiern die beiden älteſten Vete=
ranen
Schleswig=Holſteins, die an den Eini=
gungskriegen
teilgenommen hatten, ihren 91.
bzw. 94. Geburtstag. Sie ſind, alſo beide zu=
ſammen
185 Jahre alt. Unſer Bild zeigt links
Auguſt Reichow, der am 2. Januar 91 Jahre
alt wurde und im 3. Garderegiment die Feldzüge
von 1866 und 1871 mitmachte. Es iſt dasſelbe
Regiment, in dem auch der verewigte General=
feldmarſchall
von Hindenburg kämpfte, und in den
Schlachten bei Königgrätz und bei Sedan ſtritt
Reichow an der Seite Hindenburgs. Der Rechte
iſt der älteſte noch lebende Feldgeiſtliche aus dem
Kriege 1870/71. Es iſt Paſtor Karl Thun der
am 5. Januar 94 Jahre alt wird. Er war Feld=
s
9. Armeekor=
geiſtlie

Blukkak eines Dienſtenklaſſenen.

Chemnitz. Im Direktionsraum des Ver=
waltungsgebäudes
des Chemnitzer Städtiſchen
Elektrizitätswerks, kam es geſtern vormittag zu
einer Auseinanderſetzung zwiſchen dem Direktor
Schos und dem entlaſſenen Kräftwagenführer Al=
bert
Rabe. Dabei gab Rabe einen Schuß auf den
Direktor ab, der jedoch fehlging. Bei einem zwei=
ten
Verſuch verſagte der Revolver. Der Täter
ſchlug darauf auf den Direktor ein und verletzte
ihn ſo erheblich, daß er ins Krankenhaus gebracht
werden mußte. Rabe flüchtete nun in ein Nach=
bargebäude
, wo er einen Selbſtmordverſuch ver=
übte
, indem er eine ätzende Flüſſigkeit trank. Er
wurde in bedenklichem Zuſtand gleichfalls ins
Krankenhaus gebre

Oberweſel. Ein ſechzigjähriger Kapitän
von hier, der bereits ſeine Penſionierung bean=
tragt
hatte, fuhr mit ſeinem Schiff eine ſeiner
letzten Fahrten nach Straßburg. Wie jetzt von
dort gemeldet wird, iſt der Kapitän aus bis jetzt
unbekannter Urſache von Bord des Schiffes in
den Rhein geſtürzt und ertrunken, ehe ihm Hilfe
gebracht werden konnte.

Arzt wegen gewerbsmäßiger Abtreibung
zu ſieben Jahren Zuchthaus verurteilt.

Hamburg. Nach mehrwöchiger Verhandlung
beendete das Schwurgericht einen umfangreichen
Abtreibungsprozeß, in deſſen Mittelpunkt der
56jährige Arzt Dr. Richard Berckel ſtand. Der
Angeklagte wurde wegen gewerbsmäßiger Abtrei=
bung
, verſuchter und vollendeter Erpreſſung und
wegen verſuchten und vollendeten Betruges zu
einer Zuchthausſtrafe von ſieben Jahren und zu
fünf Jahren Ehrverluſt verurteilt. Die Berufs=
ausübung
wurde ihm auf die Dauer von fünf
Jahren unterſagt.
Blühende Schneeglöckchen.
Steineroth (Weſterwald). Selbſt im
rauhen Weſterwald bringt in dieſer kalender=
mäßigen
Winterszeit die Natur manches Wunder
fertig. So fanden jetzt die Spaziergänger beim
Steinerotherkopf blühende Schneeglöckchen.

Enkgleiſung des 2-Zugs Lyon-Marſeille

Paris. In der Nacht zum Mittwoch iſt der
D=Zug LyonMarſeille zwiſchen Vauris und
Roches de Condrieu verunglückt. Infolge Ein=
bruchs
des Dammes hatten ſich an dieſer Stelle
die Gleiſe geſenkt, ſo daß fünf Wagen des Zuges
entgleiſten; zwei Packwagen, zwei Poſtwagen und
ein Speiſewagen. Die fünf Wagen kippten um,
jedoch ſoll ſich der Unfall auf Sachſchaden be=
ſchränken
. Beide Gleiſe der Strecke ſind gegen=
wärtig
für den Verkehr geſperrt und der Zugver=
kehr
wird auf das rechte Rhone=Ufer umgeleitet.

die menſchliche Bombe‟.

Die amerikaniſchen Polizeibehörden haben
einen neuen Namen in ihre berüchtigte Liſte der
öffentlichen Feinde geſetzt. Es iſt Tommy Touhy,
der den Ehrenplatz als öffentlicher Feind Nr. 1
einnimmt. Und mit Recht. Tommy Touhy iſt
viel gefährlicher, als es Al Capone je in ſeiner
Glanzzeit geweſen iſt. Er iſt auf die wahnſinnige
Idee verfallen, ſtändig ein Fläſchchen Nitrogly=
zerin
in ſeiner Taſche zu haben. Die geringe
Menge dieſes gefährlichen Sprengſtoffes genügt,
um ein mehrſtöckiges Haus in die Luft zu
ſprengen. Es iſt daher verſtändlich, daß die Po=
lizei
nur mit größter Vorſicht an den Banditen
herangeht. Tommy Touhy hat eine Anzahl Raub=
überfälle
auf dem Gewiſſen und wird verdächtigt,
die Dillinger=Bande neu organiſiert zu haben.

Vor dem Beginn des Prozeſſes um die
Enkführung des Lindbergh=Kindes.

New York. Die kleine Stadt Flemington
im Staate New Jerſey wird durch den am Mitt=
woch
beginnenden Prozeß um die Entführung des
Lindbergh=Kindes vorausſichtlich monatelang im
Mittelpunkt des Weltintereſſes ſtehen, ſehr gegen
den Willen der in ihrer gewohnten Abgeſchieden=
heit
ungern geſtörten Bewohner. Das Gerichts=
gebäude
, in dem der Hauptmann=Prozeß ſtattfin=
det
, iſt etwa 100 Jahre alt. In aller Eile wurde
der Gerichtsſaal für den Rieſenprozeß vorbereitet.
132 neugelegte Telephonleitungen verbinden ihn
mit allen Großſtädten Amerikas und ſelbſt mit
dem Auslande. Das kleine Gaſthaus des Städt=
chens
iſt, ebenſo wie alle anderen Unterkunfts=
räume
, völlig überfüllt. Der ſtändig ſteigende
Zuſtrom von Neugierigen ſchafft Verkehrspro=
bleme
, von denen die kleine Stadt bisher völlig
frei war. Erhebliche Sorge bereiten auch die
großen Koſten des Prozeſſes. Der Staat wird je=
doch
in dieſer Angelegenheit der Gemeindeverwal=
tung
zu Hilfe kommen.
Rund 200 Zeugen werden im Verlauf des
Prozeſſes vernommen werden. Die geſtrige Pro=
zeßeröffnung
brachte, ebenſo wie die Verhand=
lungen
in den nächſten Tagen, nur Förmlichkei=
ten
, vor allem die Wahl der zwölf Geſchworenen.
Sie wurden gewählt aus 150 vorgeladenen Bür=
gern
und Bürgerinnen Flemingtons. Unter ihnen
befand ſich eine erhebliche Zahl von Deutſchſtäm=
migen
. Bis die Vollſtändigkeit der Geſchworenen=
bank
erreicht iſt, dürften einige Tage vergehen, da
die Anklagebehörde und die Verteidigung ſich ge=
nau
vergewiſſern werden, ob ſich die Geſchworenen
auch vorurteilsfrei fühlen.
Unter den Zeugen ſind außer dem Ehepaar
Lindbergh und Frau Hauptmann beſonders zu
nennen die Pflegerin Betty Gow ſowie der häu=
fig
erwähnte Condon.
Beide Seiten haben ſich die Vernehmung wei=
terer
, bisher noch ungenannter Zeugen vorbehal=
ten
. Die Blätter, die ſich bereits ſpaltenlang mit
dem Prozeß beſchäftigen, erwarten von den Aus=
ſagen
dieſer Zeugen beſondere Ueberraſchungen.

Mik dem Tode geſpielk und die Freiheik
gewonnen!

Auf eine eigenartige Weiſe haben in Amerika
zwei Leute, die zu lebenslänglichem Zuchthaus
verurteilt waren, ihre Freiheit wiedergewonnen.
Mit Genehmigung der Juſtizbehörden ließen ſie
ſich zu Verſuchszwecken mit Tuberkuloſebazillen
impfen, um an ſich ſelbſt ein neues Tuberkuloſe=
heilmittel
ausprobieren zu laſſen. Die Kur iſt
vollſtändig gelungen, beide Gefangene wurden
völlig wiederhergeſtellt und erhielten als Belöh=
nung
nunmehr ihre Freiheit zurück. Unſer
Bild zeigt die beiden Verſuchsperſonen Mike
Schmidt (Mitte) und Carl Erickſon (rechts)
nach ihrer Freilaſſung.

Goldene Buch Pommerns für das Minkerhilfswerk.

1A).
Richker Lunch in Sl

[ ][  ][ ]

Donnerstag, 3. Januar 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 3 Seite 9

Zwei der ſchwerſten Schiffskaka
ie im vergangenen Jahre die Welk aufhorchen ließen.

An der Wiege des elektriſchen Stromes.

Was iſt ein Generakor?
Es iſt eine unbeſtreitbare Tatſache, daß die Sicherheit und
Zuverläſſigkeit der elektriſchen Energieverſorgung im letzten
Jahrzehnt auf eine ehedem kaum für möglich gehaltene Stufe
gebracht werden konnte. Wir haben tagtäglich Gelegenheit, uns
davon perſönlich zu überzeugen: wer nicht gerade ſeinen Strom
von einem veralteten, kleinen kommunalen Netz bezieht, ſondern
ſich eines Elektrizitätslieferanten erfreuen kann, der die Fühlung
mit ſeinen Nachbarnetzen gewonnen und befeſtigt hat, der wird
höchſt ſelten nur über Störungen im Strombezug zu klagen
haben. Es iſt der berühmte und ſchon faſt berüchtigte Fort=
ſchritt
der Technik, dem dieſe erhöhte Zuverläſſigkeit der Strom=
verſorgung
zu verdanken iſt. So wenigſtens ſagt man; man
pflegt ſich ſummariſch auszudrücken, man will damit andeuten,
daß die erzielte Verbeſſerung aus einer Summe vieler kleiner
Einzelfortſchritte zuſtandekommt, und man will zuweilen auch
ſchamhaft verſchweigen, daß man ſich von der Art, wie denn
wirklich dieſe Fortſchritte ausſehen, kein rechtes Bild machen
lann.
Wir wollen unter den zahlreichen Vorrichtungen Geräten,
Apparaten und Anlagen, die an der Erzeugung und Verteilung
der elektriſchen Energie beteiligt ſind, hier nur einen heraus=
greifen
: den Generator. Er iſt ja bei weitem die wichtigſte unter
ihnen, denn in ihm vollzieht ſich die Umwandlung der mecha=
niſchen
Energie in elektriſche Energie: wie ſtecken mechaniſche
Arbeit der Dampf, der Waſſerfall liefert ſie uns in ihn
hinein und nehmen elektriſche Arbeit aus ihm heraus. Dieſer
vunderbare Umwandlungsvorgang vollzieht ſich in einer
Maſchine, die ihrem Aufbauprinzip nach aus einem Läufer und
einem Ständer beſteht. Phyſikaliſch iſt der Läufer eine Kupfer=
drahtſpule
, die ſich im Felde eines Magneten der Ständer
cepräſentiert dieſen Magneten bewegt, und in deren Win=
dungen
hierbei Ströme induziert werden.
Das Bild iſt recht einfach. Indeſſen dreht es ſich praktiſch
nicht nur darum, überhaupt Strom zu erzeugen, ſondern man
vill den Umwandlungsvorgang auch mit einem möglichſt hohen
Wirkungsgrad durchführen, man will größere Leiſtungen mit
einer einzelnen Maſchine beherrſchen man will beſtimmte Span=
nungen
gewinnen, man will das Kupfer und das Eiſen, die
vichtigſten Bauſtoffe für dieſes ſogenannte dynamoelektriſche
Prinzip, möglichſt gut ausnutzen und man hat noch allerlei
indere Forderungen parat, die dem Konſtrukteur eines Generators
erheblich Kopfzerbrechen bereiten.

Ein Blick in eine moderne Dynamofabrik enthüllt daher eine
Fülle von Beſonderheiten, auf die man kaum gefaßt war. Da
iſt zum Beiſpiel der Läufer, die rotierende Welle, auf welche die
ſogenannten Ankerwicklung aufgebracht wird. Bei großen Ge=
neratoren
nimmt dieſer Läufer recht beachtenswerte Abmeſſungen
an, und da er außerdem mit außerordentlich hoher Tourenzahl
rotiert man führt die Generatoren beiſpielsweiſe für 3000
Umdrehungen in der Minute, das ſind 50 Umdrehungen in einer

Ständer eines modernen Hochſpannungs=Stromerzeugers.
einzigen Sekunde aus ſo ſind die rein mechaniſchen Bean=
ſpruchungen
ſo groß, daß man ſogar bei hochwertigen Schmiede=
ſtücken
heute ſchon nahe an der Grenze des überhaupt Mög=
lichen
angelangt iſt.
Aber noch ein zweites kommt hinzu: in den Rillen dieſes
Läufers liegen die Spulen, und die in ihnen fließenden Ströme
haben begreiflicherweiſe eine ſtarke Erwärmung des Kupfers
zur Folge, die wiederum allerlei Wärmedehnungen und damit
ein Sichgegeneinanderbewegen des Eiſens und des Kupfers
verurſachen. Damit aber rückt die Gefahr einer Zerſtörung der
Iſolierung, die ja hierbei eine überaus wichtige Rolle ſpielt,
in greifbare Nähe. Gerade hier liegt eine der ſchwächſten Stellen
des elektriſchen Großgenerators. Deshalb haben auch hier die
Bemühungen um Verbeſſerungen und Vervollkommnungen am
lebhafteſten eingeſetzt. Den Konſtrukteuren der Allgemeinen
Elektrizitäts=Geſellſchaft iſt es gelungen, der Schwierigkeiten
Herr zu werden. Sie haben einen Läufer durchgebildet, der mit

neben anderen Nebenaufgaben die Pflicht, eine umfaſſende
Seekarte dauernd zu erneuern und jährlich zweimal herauszu=
geben
, auf der die Wracks nach ihren augenblicklichen Standorten
eingezeichnet ſind, und zwar unter Angabe der Richtung, die
das Wrack ſcheinbar nimmt.
Dadurch zwingt man die Kapitäne der Schiffe, die dieſe
Gegenden befahren, auf die Wracks beſonders Obacht zu geben,
da ein Zuſammenſtoß mit ihnen weniger dem Wrack, wohl aber
dem gerammten Schiff gefährlich werden könnte.
Schließlich reden auch hier die Zahlen mehr als die Schil=
derungen
verraten können. Man rechnet mit 2000 treibenden
Wracks, die in allen Meeren der Erde umherkutſchieren. Im
Laufe eines Jahres haben ſich hier 38 Zuſammenſtöße ereignet.
Von ihnen wurden faſt ein Dutzend den Schiffen zum Ver=
hängnis
. Aber damit erfaßt man die Zahl der unheilbringenden
Wracks noch nicht einmal ganz.
Denn zahlreiche, ſcheinbar unerklärliche Schäden an Schiffen
werden durch Wracks hervorgerufen, die in halber Tiefe treiben
und kurz nach dem Zwiſchenfall auch nicht mehr geſichtet werden.
Neuerdings haben die Kriegsſchiffe der verſchiedenen ſee=
fahrenden
Nationen die Anweiſung erhalten, alle Wracks, die ſie
treibend antreffen, durch einige wohlgezielte Schüſſe wirklich zu
den Fiſchen zu ſenden, um ſo die Meere von großen Gefahren
zu befreien. Auch ſind die Wracks beliebte Torpedoziele, die
ſich praktiſch beſſer verwerten laſſen, als zum Beiſpiel alle Ziel=
ſchiffe
.
Vor mehr als Jahresfriſt wurde gemeldet, ein Dampfer habe
in den arktiſchen Meeren auch das Wrack des däniſchen Schul=
ſchiffes
Kopenhagen geſichtet, das bekanntlich mit Mann und
Maus verloren ging. Aber dieſe Nachricht ließ ſich trotz aller
Ermittlungen nicht mehr nachprüfen.
Dabei hatten die Beobachter gemeldet, daß die Kopen=
hagen
, ein ſtolzes Segelſchiff, unter vollen Segeln gefahren ſei.
Man wird die vielen Nachrichten, die auch jetzt wieder aus
allen Meeren über treibende Wracks auftauchen ſorgſam ſam=
meln
müſſen, um durch das Hydrographiſche Inſtitut die neuen
Seekarten vorbereiten zu können, die im Frühjahr 1935 er=
wartet
werden.

Der lette Akt der Tragödie der Morro Caſtle‟.
Das Wrack des amerikaniſchen Dampfers Morro Caſtle‟,
bei deſſen Brand 170 Perſonen den Tod fanden, iſt von Schleppern bei Aſbury Park, im Staate
New Jerſey, dicht an Land gebracht worden, um dort abgewrackt zu werden.

17 Seelenke kamen mit der Usworkh ums Leben.
Erſtes Bild von dem ſinkenden Frachtſchiff.
Das britiſche Frachtſchiff Usworth geriet, auf der Fahrt nach New York in einen ſtarken Sturm
und ſank. Während es dem Paſſagierdampfer Ascania gelang, den Kapitän und acht Mann der
Beſatzung zu retten, gingen 17 Seeleute bei der Rettungsaktion mit dem Schiff unter.

ſeinen lamellierten Stahlzähnen in ein Schmiedeſtück weſentlich
kleineren Durchmeſſers eingeſetzt wird. Sie konnten dadurch mit
einem um faſt ein Drittel kleineren und um faſt die Hälfte
leichteren Schmiedeſtück auskommen, das natürlich viel leichter
in der erforderlichen hohen Güte zu beſchaffen iſt; außerdem
können die Spulen hierbei vorher einwandfrei über ihren ganzen
Umfang hart gepreßt und gebacken werden, ſo daß Verlagerungen
und Veränderungen der Zwiſcheniſolation praktiſch nicht mehr
auftreten können.
Das aber iſt nur ein winziger Ausſchnitt aus der gewal=
tigen
Fortſchrittsarbeit, die auf dieſem Gebiet in letzter Zeit
geleiſtet worden iſt. Ihm ſchließen ſich viele andere an: Ver=
beſſerungen
an den ſogenannten Dynamoblechen, aus denen die
Kerne der Magneten aufgebaut werden, Vervollkommnungen der
Iſolierſtoffe, Neuerungen an der Kühlluftzuführung, insbeſondere
auch der Zuſammenbau des Stromerzeugers mit dem Kühler,
neuartige Syſteme für die Wirkung der Spulen uſw. uſw.
Sehr aktuell iſt gegenwärtig auch die Frage, ob es mög=
lich
werden kann, die Energie in der Form, in der ſie im
Mittelſpannungsnetz zur Verteilung gelangt, alſo mit etwa
30 000 bis 60 000 Volt, unmittelbar in einem ſogenannten Hoch=
ſpannungs
=Generator zu erzeugen. Eingehende Studien über
dieſes Problem haben gezeigt, daß man zwar mit den heutigen
techniſchen Mitteln durchaus in der Lage iſt, den bei ſolchen
Maſchinen auftretenden Beanſpruchungen gerecht zu werden, daß
ſich aber nur Maſchinen großer Leiftung mit Vorteil als Höchſt=
ſpannungsmaſchinen
ausbilden laſſen, während für Maſchinen
mittlerer Leiſtung der Zuſammenbau des Stromerzeugers mit
einem Umſpanner vorzuziehen iſt. Man wird daher wohl
künftig Generatoren von etwa 80 000 Kilovoltampere ab, die
unmittelbar auf ein 30=Kilovolt=Netz arbeiten ſollen, mit Höchſt=
ſpannungswicklungen
verſehen.
U-Boots-Legende.
KWK. Verſchiedentlich wurde letzthin in einem Teil auch der
deutſchen illuſtrierten Preſſe ein Bild gezeigt, das die Wracks von
fünf deutſchen Unterſeebooten an der Sudküſte Englands auf den
Klippen bei Landsend zeigt. Der Text zu dem Bilde erzählt, daß
dieſe Boote im Nebel den Weg verfehlt hätten und ſo auf die
Felſen bei Landsend gelaufen ſeien und daß dort die geſamten
Beſatzungen den Seemannstod gefunden hätten.
Jeder, der auch nur die leiſeſte Vorſtellung vom Weſen des
Unterſeebootes hat, wird lächeln über den Gedanken, daß ein
Unterſeeboot, um ſich vor einem überlegenen Feind zu ſchützen,
nach Land zu, alſo auf flacheres Waſſer, wegläuft. Ein Unterſee=
boot
, das einem überlegenen Gegner ausweichen will, taucht und
ſucht dazu möglichſt tiefes Waſſer. Jeder, der auch nur etwas
Ahnung vom Weſen des Unterſeebootskrieges hat, wird weiter
lächeln über die Vorſtellung, daß Unterſeeboote in Schlachtord=
nung
oder Schlachtreihe operieren. Das Unterſeeboot iſt der
gegebene Einzelkämpfer.
Das alles braucht ſchließlich der Laie nicht zu wiſſen. Wiſſen
aber müßte auch der Laie, daß deutſche Unterſeeboote ganz ſicher
niemals weggelaufen ſind, wenn ſie das Glück gehabt haben oder
gehabt hätten, die geſamte engliſche Flotte in Sicht zu bekommen.
Das war ja die große Sehnſucht jedes U=Boots=Kommandanten
und aller U=Boots=Beſatzungen. Sie alle brannten darauf, ein=
mal
die engliſche Flotte zu ſehen und nicht vor ihr wegzu=
laufen
, ſondern ſie anzugreifen. Nur wenige haben das Glück
gehabt, das Otto Weddigen beſchieden geweſen iſt. Sie alle hät=
ten
wie er angegriffen. Die Darſtellung, daß deutſche Unterſee=
boote
vor der engliſchen Flotte geflohen ſeien, iſt unſinnig.
Das tatſächliche Geſchehen des Scheiterns der fünf Boote bei
Landsend war ſo: Dieſe fünf U=Boote waren auf Grund der
Beſtimmungen des Waffenſtillſtandes von Compiegne an Eng=
land
ausgeliefert. Ein engliſcher Schlepper ſollte ſie wir wiſſen
nicht wohin, überführen. Bei ſchlechtem Wetter brach die Schlepp=
leine
, und die Boote, die ohne jede Beſatzung waren, trieben von
der See auf die Klippen der Küſte. Da liegen ſie jetzt als Zeu=
gen
der deutſchen Waffe im Weltkrieg, die uns vor dem Verluſt
des Krieges hätte bewahren können, wenn ſie rechtzeitig und
ihrem Weſen nach ſo, wie Tirpitz und Scheer und alle U= Boots=
leute
es wollten, eingeſetzt worden wären. Es iſt vielleicht ver=
ſtändlich
, daß engliſche Zeitungsſchreiber die Geſchichte von der
Flucht dieſer U=Boote vor der engliſchen Flotte ſich ausgedacht
haben, weil es ihnen unerwünſcht iſt, durch die Wracks daran
erinnert zu werden, daß dieſe U=Boote die engliſche Flotte immer
wieder von der See in die ſchützenden Häfen getrieben haben.

Wo ein

() London. Durch einen Brief, den eine bekannte eng=
liſche
Transportfirma in den Times veröffentlichte, wurde die
engliſche Oeffentlichkeit auf die Exiſtenz einer kleinen weltver=
lorenen
Inſel aufmerkſam gemacht, die ſogar in den gebräuchlich=
ſten
Schulatlanten nicht verzeichnet iſt. Es handelt ſich um die
Inſel Ewe (Aultbea, Roßſhire, Schottland). Sie liegt in größter
Meereseinſamkeit weſtlich vom ſchottiſchen Hochland und hat kürz=
lich
das erzählt der in dem Londoner Blatt abgedruckte Dank=
brief
ihr Ereignis gehabt. Der an die Transportfirma ge=
richtete
Brief lautet:
Ich ſpreche Ihnen hiermit meinen herzlichſten Dank für die
ſichere Ankunft meines Pianos aus. Ich bin davon überzeugt,
daß Ihre Firma noch nie eines in ſolche Entlegenheit hat beför=
dern
müſſen. Wir wohnen hier ſieben Kilometer vom Feſtlande
und über hundert Kilometer von der nächſten Bahnſtation ent=
fernt
. Wir bewohnen eine kleine Inſel mit nur 20 Einwohnern,
zu denen ein Lehrer, nämlich ich, und fünf Schulkinder gehören.
Außer mir ſelbſt hat noch keiner der Einwohner jemals in ſeinem
Leben ein Piano geſehen. Unnötig zu betonen, daß die Ankunſt
des Muſikinſtruments ein großes Ereignis für unſere Inſel ge=
weſen
iſt ..."

Selten haben die Wintermonate auf den Meeren ſo ſchwere
Opfer gefordert, wie in dieſem Jahr. Im Kanal, im Golf von
Biscaya, an den ſchottiſchen Küſten, auf dem hohen Ozean, an
der amerikaniſchen Küſte überall gingen größere und kleinere
Schiffe in die Tiefe, ſetzten ſich auf den Strand, liefen auf ein
Riff und mußten von den Mannſchaften verlaſſen werden. Meiſt
meldeten die Schiffahrtsberichte, daß Schiffe in die Tiefe ge=
ſunken
ſeien, nachdem die Mannſchaften ſie verließen.
Aber man weiß allein aus dieſem Winter drei intereſſante
Fälle, wo die Wracks gar nicht richtig verſanken, ſondern nach
einiger Zeit wieder in die Höhe kamen und weiter auf dem
Meere umherſchwammen. In dieſem Jahr iſt das Auftauchen
von Phantomſchiffen überhaupt außerordentlich ſtark, denn die
ſtarken Stürme wühlten die Meere tiefer auf als ſonſt, riſſen die
Wracks aus den Tiefen los und ließen ſie treibend hier oder
dort auftauchen.
Auch der alte Wyer Sargent iſt wieder einmal aufgetaucht.
Der Wher Sargent iſt eines der berüchtigſten Geiſterſchiffe, wie
man ſie nennt, die die Seeleute kennen. Das Wrack ſtammt von
einem 1600 Tonnen=Dampfer, der auf dem Wege nach Mexiko
mit einer größeren Acajou=Ladung unterging. Die Mannſchaft
konnte von einem vorüberkommenden Norweger aufgenommen
werden. Wyer Sargent wurde verloren gegeben und als geſunken
gemeldet.
Das war vor einigen Jahren. Seitdem wurde das Schiff
nicht weniger als 28 mal treibend gemeldet. Man hat es an den
Nordküſten Amerikas und bald wieder weiter ſüdlich geſehen,
man ſah es in einer Meeresſtrömung ſchnell treibend und dann
wieder faſt ſtilliegend.
Man gab dem treibenden Wrack den Namen eines Fliegen=
den
Holländers von Amerika. Wie ſich denn überhaupt die Sage
vom Fliegenden Holländer und aller Geiſterſchiffe überhaupt
durch dieſe treibenden Wracks erklärt.
Uebrigens unterſchätzt man gemeinhin die Zahl der treiben=
den
Wracks. Das Hydrographiſche Büro in Waſhington hat

[ ][  ][ ]

Seite 10 Nr. 3

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 3. Januar 1935

SüntdoTaltt

Der Sport des Sonntags.

Vorrunde zum 28B.-Pokal.
Ein großes Programm.
Recht machtvoll ſetzt der Sport des neuen Jahres ein. Der
erſte Sonntag bringt ein reichhaltiges und buntes Programm bei
dem der Raſenſport nächſt dem Winterſport im Vordergrund ſteht.
Im Raſenſport ſind es diesmal nicht allein die Punkteſpiele in den
16 Gauen, die das größte Intereſſe finden, ſie werden überſchattet
von der erſten Runde um den vom Gau Südweſt verteidigten
DFB.=Pokal, die vierzehn der ſechzehn Gaumannſchaften verſam=
melt
ſieht. Im Handball nehmen die Punkteſpiele wieder ihren
Fortgang, und ein ſtattliches Programm iſt im Winterſport an=
geſetzt
, ſeine Durchführung iſt aber zur Stunde immer noch nicht
geſichert. Im Radſport gibt es eine Reihe großer Hallenveran=
ſtaltungen
, desgleichen im Schwimmen und eine Reihe von Wett=
kämpfen
im Boxen; Pferdeſport und Tennis ergänzen das umfang=
reiche
Programm.
Fußball.
Bis auf das Treffen der Gaue Mitte und Südweſt, das erſt
am 13. Januar ausgetragen wird, bringt der Sonntag die Vor=
runde
umden DFB.=Pokal. Die ſieben Spiele führen fol=
gende
Gaue zuſammen:
in Würzburg: Bayern Baden,
in Köln: Mittelrhein Nordmark,
in Elberfeld: Niederrhein Württemberg,
in Fulda: Nordheſſen Brandenburg,
in Danzig: Oſtpreußen Niederſachſen,
in Gelſenkirchen: Weſtfalen Pommern,
in Chemnitz: Sachſen Schleſien,
Eine rein ſüddeutſche Paarung bringt der Kampf in Würz=
burg
mit Bayern Baden. Die Generalprobe der Bayern
am Neujahrstag iſt gründlich verunglückt und hat zu einer Um=
ſtellung
der vorgeſehenen bayeriſchen Mannſchaft geführt. Die
Aufgabe der Bayern, die im Vorjahre den Endkampf gegen Süd=
weſt
lieferten, iſt recht ſchwer, denn Baden hat eine recht ſtarke
Mannſchaft geſtellt. Der Ausgang des Kampfes iſt völlig offen.
Eine ſchwere und kaum lösbare Aufgabe hat der Gau Würt=
temberg
erhalten. Er ſpielt in Elberfeld gegen die Natio=
nalelf
des Gaues Niederrhein, eine Mannſchaft, in der jeder
Spieler ſchon das Trikot der Nationalmannſchaft getragen hat und
die uns, zumal im fußballfreudigen Weſten, als unſchlagbar er=
ſcheint
. In Fulda hat Nordheſſen den Gau Brandenburg
zum Gegner. Leicht wird den Berlinern das Siegen nicht fallen,
denn im Vorjahr warf der unterſchätzte Gau Nordheſſen Schleſien
mit 4:1 in der erſten Runde aus dem Rennen. Der Gau Mit=
telrhein
hat in Köln den Gau Nordmark zum Gegner. Im
Vorjahr landeten die Rheinländer in der Vorrunde zu Hauſe
einen 3:0=Sieg über Berlin. Der Gau Nordmark wird ſchwerer
zu ſchlagen ſein, und man wird dem Gau 11 kaum Ausſichten ein=
räumen
, über die erſte Runde hinweg zu kommen. In Danzig er=
warten
wir die Gäſte aus Niederſachſen in Front, Weſtfalen wird
in Gelſenkirchen mit dem ſpielſchwachen Pommern ſicher fertig
werden, und der Chemnitzer Kampf zwiſchen Sachſen und Schleſien
erſcheint uns vollkommen offen.
Das Meiſterſchaftsprogramm in Süd= und
Südweſtdeutſchland iſt angeſichts der Spiele um den
DFB.=Pokal recht knapp. Im Gau Südweſt, der erſt eine Woche
ſpäter im Pokalkampf ſteht, ſind drei Spiele angeſetzt, die ſämtlich
für die weitere Geſtaltung des Tabellenanfangs von Wich=
tigkeit
ſind. Wormatia Worms geht einen ſchweren Gang nach
Frankfurt zum FSV., Eintracht Frankfurt muß nach Offenbach,
an den Bieberer Berg, und Union Niederrad hat den FC. Kai=
ſerslautern
zu Gaſt. Mit Ausnahme des Gaſtes in Niederrad
haben alle an den ſonntäglichen Spielen beteiligten Mannſchaf=
ten
noch viel zu gewinnen und zu verlieren. Der Ausgang aller
drei Spiele iſt offen, und eine Umänderung in der Spitzengruppe
der Tabelle erſcheint unvermeidlich. In Baden ſpielen: VfL.
NeckarauGermania Karlsdorf und VfB. MühlburgFC. Pforz=
heim
. Neckarau ſollte ſicher ſiegen, dagegen wird man das Mühl=
burger
Treffen als offen bezeichnen müſſen. Württemberg
bringt nur ein Spiel zwiſchen den Stuttgarter Vereinen Sport=
freunde
und Sportclub, das für die Lage an der Spitze ohne Ein=
fluß
iſt. Zwei Spiele ſind in Bayern angeſetzt. Wacker Mün=
chen
ſollte zu Hauſe Schwaben Augsburg bezwingen können, und
der 1. FC. Nürnberg müßte nach der Papierform ebenfalls zu
Hauſe mit Schweinfurt fertig werden. Ob dieſes Treffen aller=
dings
ſtattfindet, nachdem in der geänderten bayeriſchen Pokal=
mannſchaft
beide Vereine Spieler ſtellen, iſt noch fraglich. In
Nordheſſen ſetzen die Spitzenvereine wegen des Pokalſpiels
in Fulda aus.
Handball.
Im Handball nehmen die Punktekämpfe nach den durch die
Feſttage bedingten Unterbrechungen ihren Fortgang. Die Spiele
im Gau Baden und im Gau Bayern ſind zurzeit noch nicht be=
kannt
. Im Gau Südweſt wird es der Deutſche Meiſter und
Tabellenführer Polizei Darmſtadt auch auf eigenem
Platze nicht leicht haben, mit dem VfR. Schwanheim fertig zu
werden. Nicht weniger ſchwer iſt die Aufgabe des SV. 98 Darm=
ſtadt
, der in Wiesbaden ſpielen muß. Auch Herrnsheim hat nach
Haßloch durchaus keinen leichten Gang, denn die Pfälzer ſind ge=
rade
zu Hauſe faſt unſchlagbar. Ferner ſpielen: TV. Frieſen=
heim
-Pfalz Ludwigshafen und Tgſ. Offenbach-VfR. Kaiſers=
lautern
. In Württemberg wird die Rückrunde in Angriff
genommen. Der Turnerbund Göppingen wird im Lokalſpiel gegen
Turngemeinde ſeine Spitzenſtellung ſicher verteidigen, und ebenſo
ſicher müßte der Eßlinger TSV. gegen den Stuttgarter TV. ſei=
nen
zweiten Platz behaupten. Weiter ſpielen: Ulm 94TSV.
Süßen, TV. AltenſtadtTgſ. Stuttgart und Stuttgarter Kickers
TV. Cannſtatt. In Nordheſſen ſteht ein Führungswechſel in
Ausſicht. Tuspo Kaſſel muß nach Bettenhauſen, wo nicht viel zu
holen iſt, und die Kaſſeler Turngemeinde hat Tura Kaſſel, den
Letzten, zu Gaſt. TV. Wetzlar-Kurheſſen Kaſſel und TV. Eſch=
wege
Gießen 1900 ſind die übrigen Spiele. Dem Tabellen=
führer
des Gaues Mittelrhein, TV. Siegburg=Mülldorf,
wird es nicht leicht fallen, den TV. Obermendig zu ſchlagen. Hier
ſpielen noch: TV. Gummersbach-Mülheimer SV., TV. Algen=
rodt
-TV. Niederpleis. ASV. KölnVfR. Köln und Köln=Kalk
TV. Koblenz=Mülheim.
Winterſport.
Die Durchführung des angeſetzten Winterſportprogramms
hängt von der Wetter= und Schneelage ab, die ſich noch nicht ge=
beſſert
hat. Vorgeſehen ſind zahlreiche Veranſtaltungen im Ski=
und Eisſport. Im Skiſport nennen wir das internationale
Springen in Partenkirchen den Allgäuer Verbands=Sprunglauf
in Oberſtaufen, den Schleſiſchen Abfahrts= und Slalomlauf in
Krummhübel, den 40=Klm.=Staffellauf BrockenAltenau und den
40=Klm.=Dauerlauf am Schauinsland. Außerdem ſtehen ſchon die
Fränkiſchen Meiſterſchaften in Biſchofsgrün auf dem Programm.
Im Eishockey wird der Kampf um die bayeriſche Meiſterſchaft
zwiſchen Rieſſerſee und Füſſen fortgeſetzt.
Radſport.
Drei deutſche Winterbahnen warten am Samstag mit großen
Veranſtaltungen auf. In der Stuttgarter Stadthalle ſter=
ein
100=Klm.=Mannſchaftsrennen mit erſtklaſſiger Beſetzung auf
dem Programm. Rauſch=Hürtgen. Siegel=Thierbach. Umbenhauer=
Altenburger, Bulla=Geyer und Braſpenning=Pellenaars ſtehen
u. a. auf der Teilnehmerliſte. In der Kölner Rheinlandhalle
gibt es einen Länderkampf Deutſchland Holland, bei dem auf
jeder Seite zehn Fahrer mitwirken. Das dritte Rennen des Tages
iſt Die Nacht in der Dortmunder Weſtfalenhalle. Hier gehen
13 Mannſchaften an den Start, unter ihnen Pifnenburg=Wals,
Funda=Pützfeld. Charlier=Danholt. Kilian=Vopel und Schön= Loh=
mann
. Am Sonntag ſind Bahnrennen in Paris.

Boxen.
In Elberfeld ſind am Sonntag Berufsboxkämpfe ange=
ſetzt
, die faſt nur lokale Kämpfe bringen. In Düſſeldorf iſt ein
Kampf der SA.=Boxer von Niederrhein und Bran=
denburg
vorgeſehen. In Buenos=Aires wird am Samstag der
ſchon ſeit November fällige und wiederholt verlegte Schwerge=
wichtskampf
Carnera Paolino ausgetragen.
Schwimmen.
Auch im Schwimmſport gibt es ein lebhaftes Wochenende.
Olympia=Prüfungskämpfe in erſtklaſſiger Beſetzung
ſind in Hannover und Plauen vorgeſehen. In Weſtdeutſch=
land
ſtehen zwei internationale Veranſtaltungen in Aachen und
Düſſeldorf auf dem Programm, bei denen einige holländiſche
Teilnehmer darunter die Weltrekordſchwimmerin und Europa=
meiſterin
Willie den Ouden, an den Start gehen.

Ein rekordreiches Jahr der
Schwimmer.

Rekorde ſind zwar nicht der abſolute Maßſtab für die Leiſtun=
gen
einer Nation in irgendeinem Sportzweig, ſie geben ader
ſtufenweiſe ein intereſſantes Abbild fortſchreitender Entwicklung.
In dieſem Sinne iſt das nun abgelaufene Jahr 1934 für den deut=
ſchen
Schwimmſport als außerordentlich erfolgreich zu bezeichnen
und zwar nicht nur in bezug auf die Zahl, der in dieſen zwölf
Monaten aufgeſtellten Einzelrekorde und Staffel=Beſtleiſtungen,
ſondern auch mit Rückſicht auf die dabei erzielten Zeiten.

23 neue deutſche Rekorde

wurden geſchwommen und dabei fallen allein 18 auf das Konto
der deutſchen Schwimmerinnen. Man ſieht alſo allein ſchon an
dieſem Zahlenverhältnis, wie groß die Fortſchritte des deutſchen
Frauenſchwimmſports geweſen ſind. Die Leiſtungen der Frauen
ſollen deshalb auch zuerſt regiſtriert werden. Da iſt zunächſt ein=
mal
der wichtige Rekord über 100 Meter Kraul nicht weniger als
viermal verbeſſert worden, und zwar immer wieder von der jun=
gen
deutſchen Meiſterin Giſela Ahrend=Nixe Charlottenburg. Sie
verbeſſerte den alten Rekord ihrer Klubkameradin Hilde Salbert
bei den Reichsprüfungskämpfen in Magdeburg von 1:12,4 Min.
auf 1:11,4 und am nächſten Tage ſchon auf genau 1:11. Bei den
Europa=Meiſterſchaften ſteigerte ſie die Leiſtung wieder ſprung=
haft
auf 1:09,9, um kurze Zeit darauf die jetzt noch gültige Marke
von 1:09,4 zu erreichen. Ihr dritter Platz bei den Europameiſter=
ſchaften
iſt zugleich der Maßſtab für den internationalen Wert
ihrer Rekordmarke. Nicht weniger als fünfmal wurde der deutſche
Rekord über 100 Meter Rücken verbeſſert. Zuerſt drückte ihn die
Düſſeldorferin Anni Stolte von 1:26,2 auf 1:25,6 und kurze Zeit
ſpäter auf 1:24,4. Dann kam ein großer Sprung die Kraulmei=
ſterin
Ahrend verbeſſerte die Marke auf 1:22,7. Der Ehrgeiz ließ
die Düſſeldorferin aber nicht ruhen, ſie ſchwamm wenig ſpäter
eine Zehntelſekunde ſchneller. Die Senſation war dann aber der
zweite Platz von Giſela Ahrend bei den Europa=Meiſterſchaften
mit der neuen Rekordmarke von 1:20/4 Min., einer Zeit, die der
internationalen Spitzenklaſſe entſpricht. In dieſem Zuſammenhang
ſei noch erwähnt, daß der Rekord über 200 Meter Rücken eben=
falls
zweimal verbeſſert werden konnte, und zwar wieder von Anni
Stolte auf 3:06,5 bzw. 3:05,4 Zweimal wurden auch die Rekorde
über 100 Meter Bruſt und 400 Meter Kraul verbeſſert. Die Re=
korde
im Bruſtſchwimmen ſchwamm die Chemnitzerin Anni Hölz=
ner
mit 1:26 und 1:25 Min., während über 400 Meter Kraul zu=
erſt
Hilde Salbert=Charlottenburg 6:06,4 und dann ihre Klub=
kameradin
Halbsguth 5:59,3 erreichte. Hilde Salbert verbeſſerte
dann noch die 200 Meter Kraulmarke auf 2:46,9 und Martha
Genenger=Krefeld die Marke für 200 Meter Bruſtſchwimmen auf
3:04 und für 400 Meter Bruſtſchwimmen auf 6:31,6 Min.
Die Männer erreichten nur fünf neue Einzelrekorde. Da=
für
ſind dieſe fünf Beſtleiſtungen aber auch außerordentlich wert=
voll
. So erzielte der Bremer Fiſcher über 100 Meter Kraul zuerſt
die Zeit von 59,1 Sek. und dann die Glanzzeit von 58,8, eine Lei=
ſtung
, die ihn zu den ſchnellſten Schwimmern der Welt zählen
läßt. Ebenſo hervorragend iſt der deutſche und Europa=Rekord
von Meiſter Küppers=Bremen über 100 Meter Rücken mit 1:08,4
Min. Einen weiteren Europa=Rekord erzielte der Gladbecker
Simon über 200 Meter Rücken mit 2:38,8 Min. Schließlich ver=
beſſerte
der Göppinger Paul Schwarz ſeinen eigenen Rekord über
200 Meter Bruſt auf 2:43,8. Alle dieſe Zeiten unſerer Spitzen=
ſchwimmer
entſprechen den Leiſtungen der beſten Kräfte der Welt.
Man kann alſo diesmal die Rekorde wohl als Maßſtab für die
Allgemein=Entwicklung nehmen und mit gutem Gewiſſen, ſagen,
daß unſere Schwimmer ſehr nahe an die internationale Spitzen=
klaſſe
herangekommen ſind und das insbeſondere in Diſziplinen,
wo man noch Ende 1933 recht ſkeptiſch ſein mußte.
20 Skaffelbeſtleiſtungen im Jahre 1934
ſind ein weiterer Maßſtab für die Aufwärtsentwicklung des deut=
ſchen
Schwimmſports. Hier waren die Männer etwas eifriger auf
der Rekordjagd; ſie konnten 13 neue Staffelbeſtleiſtungen erzielen
gegen ſieben für die Schwimmerinnen. Wenn aber trotzdem die
Schwimmerinnen wieder zuerſt genannt werden, dann als Zeichen
beſonderer Hochachtung vor den Charlottenburger Nixen, die näm=
lich
alle ſieben Rekorde für ihren Verein erkämpften, und zwar
die Rekorde in faſt allen gebräuchlichen Staffelſtrecken und Lagen.
Es würde zu weit führen, die einzelnen Staffelbeſtleiſtungen un=
ſerer
Schwimmerinnen zu regiſtrieren. Am beſten wird der allge=
meine
Fortſchritt wohl durch die Marke von 3:47,6 Min. für 3 mal
100 Meter Kraul gekennzeichnet, denn der Durchſchnitt von 1:15,6
pro Schwimmerin war im Jahre 1933 noch eine recht beachtliche
Einzelleiſtung. Bei den Herren wurden die meiſten Staffelbeſt=
leiſtungen
im Kraulen erzielt. Ein Fortſchritt, der außerordent=
lich
zu begrüßen iſt, da wir gerade in dieſer Lage verhältnismäßig
den größten Abſtand vom internationalen Standard hatten. Auch
die einzelnen Marken der Schwimmer können hier nicht alle auf=
geführt
werden. Ein Sonderlob verdienen aber die Bremer, deren
beſte Leiſtung, der Rekord über 4 mal 100 Meter Kraul. mit 4:05,4
Min., ganz hervorragend iſt. Der Durchſchnitt von etwa 1:01,3
Min, pro Schwimmer iſt erſtaunlich, Regiſtriert man noch die
Tatſache, daß die Bremer allein ſieben Rekorde in verſchiedenen
Kraulſtaffeln halten, dann ſoll das nur die Leiſtungen dieſer Mei=
ſtermannſchaft
unterſtreichen. Vier Staffelrekorde ſchwamm Magde=
burg
96, darunter die famoſe Zeit von 12:04,4 Min. in der großen
Schwellſtaffel über 1000 Meter. Schließlich muß noch die 4 mal 200=
Meter=Staffelzeit der Bremer regiſtriert werden, die mit 9:37,8
Min. noch im Vorjahr nicht von der Nationalſtaffel erreicht wor=
den
iſt.
Das Fazik der Spißenleiſtungen
iſt ſchnell gezogen. Es lautet mit nüchternen Worten: Das Jahr
1934 iſt zweifellos das erfolgreichſte des deutſchen Schwimmſports
geweſen. In ſämtlichen Diſziplinen wurde der Standard der
beſten europäiſchen Klaſſe erreicht und in einigen zählen unſere
Schwimmer und Schwimmerinnen zur Weltklaſſe. Zieht man noch
ihre Erfolge bei den großen internationalen Veranſtaltungen zur
Abrundung des Bildes heran, dann wird deutlich, daß das ge=
zogene
Fazit durchaus nicht optimiſtiſch gefärbt iſt, ſondern den
tatſächlichen Verhältniſſen entſpricht. Selbſtverſtändlich müſſen
unſere Spitzenkräfte noch eiſern arbeiten, um 1936 im Kampf mit
den Weltbeſten in Ehren zu beſtehen. Gelingt es ihnen aber, den
Verlauf der Aufſtiegskurve ſo ſtetig zu erhalten wie 1934, dann
werden ſie uns in Berlin nur Ehre machen.

Die Leichkathleken in der Zeſthalle.
Oympia-Trainer Herm. Engelbardk ſpricht und übt.
Morgen Freitag abend 20.30 Uhr pünktlich findet in der Feſt=
halle
auf dem Exerzierplatz ein öffentlicher Uebungsabend der
Leichtathleten unter Leitung von Hermann Engelhard ſtatt, der
in den erſten Jahren ſeiner Erfolge als Mittelſtreckler bekanntlich
für SV. 98 ſtartete und jetzt als Sportlehrer zur Vorbereitung
unſerer beſten Leichtathleten für die Olympiſchen Spiele 1936 be=
rufen
wurde. Er wird an dieſem Abend in Darmſtadt in erſter
Linie mit den Teilnehmern der Trainingsgemeinſchaft Darmſtadt
und den Uebungsleitern der Sport= und Turnvereine in Theorie
und Praxis ein zweckvolles Uebungsprogramm durchnehmen, dem
beizuwohnen jedermann freigeſtellt iſt.
Die Teilnehmer der Trainingsgemeinſchaft Darmſtadt treffen
ſich am Freitag abend in der Feſthalle pünktlich um 20 Uhr.
Sportkleidung und Ueberdreß iſt mitzubringen.

* Handball im Kreis Odenwald.
Ergebniſſe vom 30. Dezember 1934:
8:3,
Gundernhauſen Richen
Fränk.=Crumbach Reichelsheim 5:1,
2:7,
Semd Klein=Zimmern
Nieder=Klingen Groß=Bieberau 16:7,
Zell Momart . .. . . . . 1:8.
Richen, mit nur 10 Mann, kann ſich nur bis zum Seiten=
wechſel
einigermaßen behaupten. Nachher wird die Platzelf ſicht=
lich
überlegen und ſiegt verdient.
Fränkiſch=Crumbach ſiegte zwar verdient, doch etwas zu hoch.
Die Gäſte verſcherzen ſich viel durch eigenſinniges Einzelſpiel.
Nach ziemlich anſtändiger Spielweiſe, während der erſten
Spielhälfte artete das Treffen in Semd etwas aus. Die Gäſte,
durchweg leicht überlegen, ſiegen verdient.
Vom Spiel in Nieder=Klingen iſt nur das Ergebnis bekannt,
doch dies beſagt genug. Nieder=Klingen iſt damit Beſtmannſchaft
der Kreisklaſſe 1, Gr. Weſt.
In Zell war Momart jederzeit Herr der Lage. Das Spiel
wurde reichlich hart durchgeführt.
Fußball.
TV. SeeheimSV. Hambach 2:1.
Wie erwartet, kam dieſes Treffen vor außergewöhnlich vielen
Zuſchauern zum Austrag. Das Spiel, das gleich zu Beginn mit
aller Härte durchgeführt wurde, brachte einen knappen und ver=
dienten
Sieg den Turnern. In der erſten Hälfte erzielte Seeheim
ein Tor, das erſt in der zweiten Hälfte von den eifrig ſpielenden
Gäſten aufgeholt wurde. Jetzt gingen beide Mannſchaften noch
härter in den Kampf, und es regnete Strafſtöße, bis der ſehr
gute Verteidiger Jäger von den Gäſten auf Grund eines groben
Fouls vom Felde verwieſen wurde. Seeheim konnte kurz vor
Schluß des Spiels einen Strafſtoß verwandeln und ſomit das
Spiel für ſich entſcheiden. Schiedsrichter Mühlbach=Darmſtadt
leitete das ſehr temperamentvolle Spiel ſehr gut und ließ ſich
von keiner Partei beeinfluſſen. Solche korrekten Schiedsrichter
wünſchten ſich beide Parteien auch fernerhin.

Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Donnerstag, 3. Januar
6.00: Bauernfunk.
und 6.30: Gymnaſtik. 6.45: Zeit,
Meldungen. 6.50: Wetter. 6.55: Morgenſpruch Choral.
7.00: München: Frühkonzert. 8.10: Waſſerſtand, Wetter.
8.15: Stuttgart: Gymnaſtik. 9 00: Nur Trier: Werbekonzert
der Reichspoſtreklame 9.15: Trier: Neue Volkslieder von
Margot Alice Schmidt. 9.30: Selten gehörte Klaviermuſik.
9 45: Alte Meiſter des Viola=Spieles. 10.00: Nachr.
10.45: Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus. 11.0:
Werbekonzert. 11.30: Meldungen. 11.45: Soztaldienſt.
12.00: Breslau: Mittagskonzert der Waldenburger Bergkapelle.
Ltg.: Muſikdir. M. Kaden. 13.00: Stuttgart: Zeit, Saar=
dienſt
, Nachr 13.15: Wunſchkonzert, Schall und Platt unter
Geſchäftsaufſicht! Hörer erledigen den Verſand. 14.15:
Zeit, Nachr. 17.30: Wirtſchaftsbericht. 14.45: Zeit,
Wirtſchaftsmeldungen. 14.55: Wetter. 15.00: Nur Frank=
furt
: Nachrichten der Gauleitung. 15.15: Kaſſel: Kinderſtunde:
Wir gedenken der Brüder Grimm.
16.00: Nachmittagskonzert. Ltg.: Belker. Anſchl.: Tanzmuſik.
Kapelle, Franz Hauck. 18.00: Bücherfunk: Volkslied, Tracht
und Raſſe 18.20: R. Wirtz: Der Begründer der deutſchen
Sprachforſchung: Jakob Grimm. 18.35: Katechismus f. Sprach=
ſünder
18.45: Meldungen.
18 50: Unterhaltungskonzert. Orcheſter der Berufsmuſiker Kaiſers=
lautern
. Ltg.: R. Schmidt. 19.45: Tagesſpiegel. Zeit, Nachr.
20.00: Reichsſendung: Nachr., Zeit. 20.10: Reichsſendung:
Saarland. 20.45: Volkslieder zur Gitarre. 21.00: Ein gr.
Muſiker und Patriot. Hörbilder aus dem Leben Friedr Chopins.
Von Anton Betzner. 22.00: Zeit, Nachr. 22.15: Nachr.
Wetter, Sport. 22.30: Klaviermuſik von Friedrich Chopin.
23.00: Nachtkonzert. Unterhaltendes von C. M. Ziehrer. Ltg.:
H. Rosbaud. 24.00: Stuttgart: Nachtmuſik. Einlage: Suſte
in D=Dur für Klavier op. 23 von Ewald Straeſſer,

Donnerstag, 3. Januar
Reichsſendung: 20.10: Saarland Saarland.
Berlin: 20.45: Walzerabend. Dir.: W. Steiner.
Breslau: 20.45: Symphoniſches Ballett. Ltg.; Gene=
ralmuſikdirektor
Scheinpflug.
Deutſchlandſender: 20.45: Fritz Zaun dirigiert die
Berliner Philharmoniker. Werke von Pfitzner u. Reger.
Frankfurt: 21.00: Ein großer Muſiker und Patrivt.
Hörbilder aus dem Leben Friedr. Chopins.
Hamburg: 19.00: Friedrichs Vermächtnis. Der große
König und das Deutſche.
Köln: 22.30: Die wilde Jagd zieht übers Land. Geiſter=
ſpuk
im Sturm der Zwölf. Nächte.
Königsberg: 20.45: Familie Bach. Muſikaliſche Stim=
mungsbilder
.
Leipzig: 20.45: 3. Sinfonie von Anton Bruckner. Ltg.;
Generalmuſikdirektor Weisbach.
München: 20.45: G’ſchnieb’n hat’s. Vom Winter in
allen Tonarten.
Stuttgart: 18.45: Die Viertelſtunde des alten Front=
ſoldaten
.
Beromünſter: 21.10: Ein Roman in der Waſchküche.
Ein Schwank.
Wien: 23.05: Tanzmuſik aus dem Palmgarten.

Wekterbericht.

Durch ſehr raſchen und kräftigen Luftdruckanſtieg iſt über
Skandinavien und Finnland ein Hochdruckgebiet entſtanden, aus
dem ſich eine Brücke hohen Drucks nach dem über der Biscaya lie=
genden
Hoch hinzieht. Infolgedeſſen flaut die bisherige Zufuhr
warmer Luftmaſſen ab, und es wird bei uns allmählich kälter
werden. Da das Feſtland unter dem Einfluß des hohen Druckes
bleiben wird, beſteht Ausſicht, daß der Temperaturrückgang von
längerer Dauer iſt.
Ausſichten für Donnerstag: Vielfach neblig und meiſt wolkig,
im weſentlichen trocken, bei ſchwacher Luftbewegung etwas
kälter.
Ausſichten für Freitag: Zeitweiſe aufheiternd, im weſentlichen
trocken, weitere Abkühlung.

[ ][  ][ ]

Nummer 3

Donnerstag, 3. Januar

datte

Deutſchlands Außenhandel.
30 Millionen RM. Warenkauſch mit Hüdafrika.
auch Kuliſſe ſchritten zu ſtärkeren Meinungskäufen. Altbeſitz ge=
wannen
mit 105½ 1 Prozent, Kommunal=Umſchuldung 58 Prozent,
Deutſch=füdafeikaniſches Handels=
Zinsvergütungsſcheine ½ Prozent, Stahlverein=Bonds ½ Prozent
und ſpäte Reichsſchuldbuchforderungen mit 98½ ½ Prozent. Der
Aktienmarkt wies zwar durchweg Kursgewinne von ½1 Prozent
Aurommek.
auf, das Geſchäft bewegte ſich aber, im ganzen geſehen, in engen

Am 31. Dezember 1934 iſt in Pretoria zwiſchen der Deutſchen
Zeſandtſchaft und der ſüdafrikaniſchen Regierung durch Noten=
dechſel
ein Abkommen geſchloſſen, worden, das es der deutſchen
iegierung ermöglicht, in der Zeit bis zum 30. Mai 1935 ſüd=
frikaniſche
Wolle bis zum Werte von 30 Millionen Reichsmark
inzukaufen. Das Abkommen iſt mit dem gleichen Tag in Kraft
etreten.
Die Bezahlung der ſüdafrikaniſchen Wolle erfolgt ausſchließ=
ich
durch deutſche Waren. Für die Ausfuhr nach Südafrika kom=
ten
im Rahmen dieſes Abkommens deutſche Waren aller Art in
frage. Ihr Abſatz vollzieht ſich durch Abſchluß von Einzelgeſchäf=
en
zwiſchen den deutſchen Exporteuren und den ſüdafrikaniſchen
Importeuren.
Um eine eindeutige Regelung der Frachtenfrage feſtzulegen,
ſt vereinbart worden, daß ausſchließlich cif verfrachtet wird. Die
eutſche Regierung iſt jedenfalls nicht in der Lage, für Frachten
deviſen bereitzuſtellen.
Einkaufsgenehmigungen für ſüdafrikaniſche Wolle erteilt die
Zeichsſtelle für Wolle und andere Tierhaare.
Weitere Auskünfte ſind bei den Außenhandelsſtellen erhältlich.

Vor dem Abſchluß
der deutſch=iriſchen Handelsverkrags=Berhandlungen

Die deutſch=iriſchen Handelsvertragsverhandlungen, die durch
as Weihnachtsfeſt unterbrochen worden waren, werden voraus=
ichtlich
noch in dieſer Woche wieder aufgenommen werden und
ürften bald zu einem poſitiven Abſchluß führen. Man rechnet
amit, daß das Abkommen zu einer weſentlichen Belebung des
ſeutſch=iriſchen Warenaustauſches führen und daß der Freiſtaat
l. a. den größten Teil ſeines Kohlenbedarfes aus Deutſchland
ſecken wird. Die iriſche Kohleneinfuhr betrug bisher ungefähr
2 Millionen Tonnen jährlich, von denen England über die
hälfte lieferte. Die engliſchen Kohlenlieferungen nach Irland
ürften in Zukunft kontingentiert werden.

Zur Lage am Holzmatkk.

Von Fachſeite wird uns berichtet: Die Marktlage iſt feſt
eblieben, trotzdem die Umſätze im Einzelhandel ſeit Anfang De=
ember
etwas zurückgingen. Vor allem iſt hochwertiges Rohholz
ehr geſucht. Während die Angebote in Bau= und Schwamm=
iefern
völlig zur Befriedigung des Bedarfes ausreichen, teilweiſe
hn überſteigen, iſt in Werkholz eine gewiſſe Verknappung vor=
anden
. Import in Nadelſchneideholz von hohem Wert aus dem
lusland findet nur aus den Ländern ſtatt, die im Verrechnungs=
ſerkehr
mit Deutſchland ſtehen, vor allem aus der Tſchechoſlowakei
ind in geringen Mengen aus Sowjetrußland. Hier handelt es
ich aber meiſt um Fichten und Tannen, das Kiefernexportland
Jolen beliefert den deutſchen Holzmarkt einſtweilen nicht, da das
m 15. Oktober in Kraft getretene Kompenſationsabkommen bis=
er
keine praktiſchen Ergebniſſe hatte. Die Bemühungen es in
dang zu bringen, ſcheitern einſtweilen an der Unmöglichkeit, zu
iner Verſtändigung mit den polniſchen Exporteuren, die unerfüll=
are
Forderungen ſtellen, zu kommen. Eine Verſtändigung läge
eſtimmt in deren Intereſſe, weil inzwiſchen in Polen die Holz=
reiſe
immer weiter abſinken. Die für den Holzexport beſten Mo=
ate
gehen der polniſchen Holzwirtſchaft verloren. Man glaubt
icht, daß es möglich ſein wird, nennenswerte Mengen von kie=
ernen
Stammblöcken in den Wäldern zu arbeiten, ſelbſt wenn
ie Verhältniſſe ſich bald änderten, weil bei anhaltend mildem
Vetter die Waldwege unfahrbar geworden ſind. Die Nachfrage
ach guter Stammkiefer iſt lebhaft geblieben. Für Stammbretter
nit etwa 60 Prozent 1. Klaſſe werden von maſuriſchen Lieferern
08 bis 110 RM. je Kubikmeter ab Stationen gefordert und von
Einzelhändlern in Leipzig, Dresden, Hannover, Köln, Berlin und
Erfurt bewilligt. Bekannt wurde der Verkauf von rund 6000
Feſtmeter lettiſcher Rohhölzer über Stettin aus Staatsbeſitz an
in Großunternehmen, das die Hölzer auf einem Sägewerk in
dderberg einſchneiden wird. Der Bauholzmarkt liegt feſt, jedoch
erurſacht die Bedarfsdeckung keine Schwierigkeiten. Die Bau=
ſolzpreiſe
ſind durchaus ſtabil. Bei Angeboten auf ſpätere Liefer=
ermine
kann von großem Angebot geſprochen werden.

Berliner und Rhein=Main=Börſe.

Die erſte Berliner Börſe des neuen Jahres eröffnete in
uusgeſprochen feſter Haltung. Angeſichts der Förderung, die der
Zapitalmarkt im letzten Jahre durch die Maßnahmen der Reichs=
egierung
erfahren hat und wohl auch weiter erfahren wird, ſtan=
en
Renten im Vordergrunde des Intereſſes. Vom Publikum
baren umfangreiche Kaufaufträge für feſtverzinsliche Werte ein=
ſetroffen
, auch die Kuliſſe nahm Neuanſchaffungen vor, da ſie er=
bartet
, daß die Kuponerlöſe in erheblichem Maße wieder dem An=
agemarkt
zuſtrömen werden. Meldungen von einer bevorſtehenden
Teuemiſſion eines 4½ Prozent Pfandbrieftyps wurden allgesrein
fünſtig kommentiert. Die Umſchuldungsanleihe ſetzte bei lebhaf=
em
Geſchäft 55 Pfg. höher ein. Zinsvergütungsſcheine ſtiegen
im ½ Prozent, und Reichsſchuldbuchfarderungen waren durchweg
8 Prozent höher. Die Altbeſitzanleihe überſchritt mit einer Stei=
ſerung
von 2 Prozent wieder die Grenze von 105 Prozent. Von
Induſtrieobligationen befeſtigten ſich Vereinigte Stahl um ¼ Pro=
ent
und Mittelſtahl um 1½ Prozent. Am Auslandsrentenmarkt
varen Befeſtigungen von ½½ Prozent die Regel. Angeregt
urch die feſte Haltung des Rentenmarktes, waren auch Aktien
urchweg 11½ Prozent höher, zumal auf Grund der neuen Ge=
etze
kaum noch Verkäufe gegen Sperrmark erfolgen. Montan=
verte
gewannen ½1 Prozent, Buderus ſtiegen um 2 Prozent
ind Mansfeld um 1½ Prozent. Von Braunkohlenaktien hatten
Leopoldgrube (plus 1½ Prozent) die Führung, während Rhein.
Braunkohlen 1½ Prozent niedriger einſetzten. Kali Aſchersleben
ſewannen 1½ Prozent, chemiſche Werte lagen ruhiger, da Farben
minus ½8 Prozent) nach der vorangegangenen Befeſtigung unter
blattſtellungen litten. Im Verlaufe machte die Befeſtigung Fort=
chritte
. Von Montanwerten waren Klöckner, Phönix und Man=
tesmann
etwa 1 Prozent. Gelſenkirchen 1½ Prozent höher. Far=
den
litten weiter unter Glattſtellungen und verloren 1½ Prozent.
Conti Gummi gewannen weitere ½ Prozent. Lieferungen ſtiegen
im 1½ Prozent Auslandswerte waren dagegen angeboten.
Chade verloren 6.50 RM. Von Maſchinenaktien konnten Schwartz=
opff
auf 105 (102½) Prozent anziehen. Junghans befeſtigten ſich
von 74 auf 76. Textilwerte lagen etwas ruhiger. Am Renten=
narkt
zog die Umſchuldungsanleihe um weitere 35 Pfg. an. Alt=
beſitzanleihe
notierten 1 Prozent höher. Vereinigte Stahl= Obli=
gationen
konnten nochmals ½ Prozent gewinnen. Am Kaſſaren=
enmarkt
ergaben ſich bei fühlharem Materialmangel faſt durch=
weg
Befeſtigungen von ½1 Prozent.

Grenzen. JG. Farben eröffneten mit 135½ nach der kräftigen
Erhöhung vom Montag ½ Prozent niedriger, dagegen gewannen
Deutſche Erdöl 1 Prozent, Rütgerswerke 58 Prozent. Scheidean=
ſtalt
blieben zu 202 Prozent unverändert. Am Montanmarkt
waren Harpener mit plus 1½ Prozent auf Pari erhöht, ferner
zogen Mannesmann 8, Phönix ½ und Rheinſtahl, Stahlverein
und Gelſenkirchen je ½ Prozent an. Am Elektromarkt ſtiegen
Bekula um 1½. Felten um ebenfalls 1¾ Prozent und Gesfürel
um 1 Prozent, Siemens lagen mit 136 behauptet. Feſt eröffneten
außerdem Reichsbankanteile und A.=G. für Verkehrsweſen ſowie
Zellſtoff Aſchaffenburg mit je plus 1½ Prozent, Conti Gummi mit
plus 238 Prozent und Daimler Motoren mit plus 1 Prozent. Im
Verlaufe blieb die Börſe feſt. Am Aktienmarkt traten einige
Montanaktien mehr hervor, ſo Klöckner mit plus 1½ Prozent,
Mansfelder mit plus 2 Prozent, Rhein. Braunkohlen mit plus 1
Prozent und Stahlverein mit plus /8 Prozent. Von Elektrower=
ten
waren Gesfürel nochmals 1 Prozent höher. Der Rentenmarkt
hatte noch lebhaftes Geſchäft für Kommunal=Umſchuldung, die
nochmals ½ Prozent anzogen; im übrigen blieben die erhöhten
Anfangskurſe gut behauptet. Reichsmark=Anleihen waren geſucht
und feſter, ebenſo induſtrielle Genußrechte. Am Pfandbriefmarkt
ergaben ſich weitere Erhöhungen um 4½ Prozent. Auch Stadt=
anleihen
blieben geſucht.
Auch der Abendbörſenverkehr zeigte eine durchaus zuverſicht=
liche
und feſte Haltung, obgleich das Geſchäft mangels größerer
Publikumsorders keinen nennenswerten Umfang erreichte. Die
Aktienmärkte wieſen zum Teil noch leichte Befeſtigungen auf, im
großen und ganzen blieben die Berliner Schlußkurſe aber gut ge=
halten
. Am Rentenmarkt wurden Kommunal=Umſchuldung und
Reichsaltbeſitz etwas lebhafter umgeſetzt, im übrigen blieben die
letzten Mittagskurſe unverändert.

Produktenmärkke.

Frankfurter Getreidegroßmarkt vom 2. Januar. Der erſte
Getreidegroßmarkt im neuen Jahre hatte ſehr ſtilles Geſchäft. Für
Futtergetreide und ſonſtige Futtermittel aller Art hielt die ſtarke
Nachfrage an, während Angebot kaum vorlag. Weizen und Roggen
waren für die vorhandene kleine Nachfrage ausreichend angeboten.
Das Mehlgeſchäft blieb unbefriedigend. Es notierten (Getreide je
Tonne, alles übrige je 100 Kilo) in RM.: Weizen W 9 205,00, W 13
209,00, W. 16 213,00; Roggen R 9-165,00. R 13 169,00, R 15 173,00
(alles Großhandelspreiſe der Mühlen des genannten Preisge=
biets
); Futtergerſte G 9 167,00, G 11 170,00, G 12 172,00: Hafer
H 13 165,00, H 14 167,00 (alles Großhandelspreiſe ab Station,
bei Waſſerverladung über 100 Tonnen 3. RM. mehr); Som=
mergerſte
für Brauzwecke 200,00: Weizenmehl W 13 und W16 27.15
plus 0,50 RM. Frachtausgleich; Roggenmehl R 13 23,60, R 15
24,00 plus 0,50 RM. Frachtausgleich; Weizennachmehl 16,50;
Weizenfuttermehl 12,75; Weizenkleie W 13 10,66, W 16 10,87:
Roggenkleie R 13 990. R 15 10,14 (alles Mühlenfeſtpreiſe ab
Mühlenſtation, ſoweit ſie in den Bereich der Landesbauernſchaft
Heſſen=Naſſau fallen); Soyaſchrot mit Monopolzuſchlag (m. M.)
13,00; Palmkuchen m. M. 13,30; Erdnußkuchen m. M. 14,50 (alles
Fabrikpreiſe ab ſüdd. Fabrikſtation); Trockenſchnitzel 9,509,90;
Heu ſüdd. 11,00; Weizen= und Roggenſtroh drahtgepreßt oder ge=
bündelt
4,705,00. Tendenz ruhig.
Berliner Getreidemarkt vom 2. Januar. Im erſten Berliner
Getreideverkehr dieſes Jahres kam das Geſchäft nur ſchleppend in
Gang. Die Mühlen bekunden gegenwärtig nur geringe Unter=
nehmungsluſt
, ſo daß auch im Verlaufe die Umſatztätigkeit auf
Baſis der um 1,50 RM. erhöhten Feſtpreiſe ruhig verlief. Das
Angebot iſt insbeſondere in Weizen etwas reichlicher. Am Platze
findet nach wie vor Roggen einige Beachtung. Der Rhein deckt
ſich mit heimiſchen Landweizen bei einem Ausgleichsbetrag von
4. RM. ein, überhaupt ſind die Mühlen allgemein wenig ge=
neigt
, einen Ausgleichsbetrag von 6. RM. zu bewilligen. Für
Hafer und Futtergerſte iſt die Lage nach wie vor unverändert.
Das Angebot iſt gering, während der Konſum reges Intereſſe be=
kundet
. Roggenausfuhrſcheine liegen ruhig.

Wirkſchaftliche Rundſchau.

Deutſche Gold= und Silberſcheideanſtalt vorm. Roeßler, Frank=
furt
a. M. Die Generalverſammlung genehmigte ohne Anfrage
und Erklärung den Abſchluß 1933/34 mit unverändert 9 Prozent
Dividende, wovon 8 Prozent in bar ſofort auszahlbar ſind und
1 Prozent der Deutſchen Golddiskontbank überwieſen werden.
Außerhalb der Generalverſammlung hört der Fwd. noch, daß ent=
ſprechend
den Angaben im Geſchäftsbericht die Ausſichten für ein=
zelne
Sparten ſich etwas ungünſtiger darſtellen, was aber keine
ſchlechte Entwicklung für das Geſamtergebnis bedeute. Dafür
garantiere ſchon die traditionsgemäße vorſichtige Reſerve= und
Abſchreibungspolitik bei dem Unternehmen.
Landwirtſchaftliche Ein= und Verkaufsgenoſſenſchaft ( Korn=
haus
) e. G. m. b. H., Hanau a. M. Die Geſellſchaft hat im abge=
laufenen
Geſchäftsjahre 1933/34 nach reichlichen Abſchreibungen
und Rückſtellungen einen Gewinn von 536 RM. (im Vorjahre
84 RM. Verluſt) zu verzeichnen, der auf das neue Geſchäftsjahr
vorgetragen wird. Der Genoſſenſchaft gehören 468 Mitglieder an
mit 884 Geſchäftsanteilen und 221 000 RM. Haftſumme. In der
Generalverſammlung wurde beſchloſſen, die Mitgliedſchaft bei der
Kurheſſiſchen Flachsverwertungsgenoſſenſchaft in Hünfeld mit 20
Geſchäftsanteilen zu erwerben.
Der Jutemarkt. Nach dem Marktbericht der Intereſſengemein=
ſchaft
Deutſcher Juteinduſtrieller GmbH., Berlin, lag der Roh=
jutemarkt
in der verfloſſenen Kalenderwoche feſt, aber leblos.
Firſt koſten Verſchiffung 17, 2 Pfund je To., Jan. Februar= Ver=
ſchiffung
17. je To. Das Geſchäft am Fabrikatemarkt in Dun=
dee
war ruhig. Auf dem deutſchen Markt konnte der Bedarf im
Rahmen der Rohſtoffverſorgung ausreichend befriedigt werden.

Viehmärkke.

Mainzer Schlachtviehmarkt vom 2. Januar. Auftrieb: 30
Ochſen, 26 Bullen, 238 Kühe (zum Schlachthof direkt 2 Kühe),
Färſen 134 (3), Kälber 142 (2), Schafe 13, Schweine 607 (14).
Es notierten in RM. pro 50 Kilogramm Lebendgewicht: Ochſen
a) 3235, b) 2731. C) 2426: Bullen a) 33. b) 2730: Kühe
a) 3134, b) 2530, c) 1924, d) 1118: Färſen a) 3538,
b) 3034, c) 2529; Kälber a) 48, b) 4045, c) 3039; Schafe
nicht notiert; Schweine a 5153. b) 5053, c) 4852, d) 4551.
Marktverlauf: Rinder mäßig belebt, bei Färſen Ueberſtand; Käl=
ber
belebt. ausverkauft; Schweine ruhig, erheblicher Ueberſtand.
Mannheimer Viehmarkt vom 2. Januar. Auftrieb: 180 Och=
ſen
, 100 Bullen, 259 Kühe, 282 Färſen, 964 Kälber, 35 Schafe,
2086 Schweine und 2 Ziegen. Preiſe pro 50 Kilogramm Lebend=
gewicht
: Ochſen a) 3739 b) 3136, c) 2730; Bullen a) 3536,
b) 3034, c) 2729; Kühe a) 2932. b) 2428, c) 1623.
d) 1215; Färſen a) 3640, b) 3035. c) 2529; Kälber a) 48
bis 52, b) 4047, c) 3139, d) 2330: Schweine a) 53, b) 51
bis 53, c) 4953. d) 4551 f) , g) 4648. Schafe und Ziegen
nicht notiert. Marktverlauf: Großvieh ruhig, Ueberſtand; Käl=
ber
ſchleppend, Ueberſtand: Schweine ruhig, Ueberſtand.
Frankfurter Viehmarkt vom 2. Januar. Auftrieb: Rinder
889 (gegen 732 am Freitagsmarkt vom 28 12. 1934), darunter
befanden ſich 326 Ochſen, 58 Bullen, 249 Kühe und 256 Färſen.
Zum Schlachthof direkt wurden zugeführt: 1 Ochſe, 1 Bulle, 15
Kühe und 1 Färſe. Kälber 623 (1333) Schafe 70 (99), Schweine
2678 (3664). Notiert wurden in RM. je ein Zentner Lebend=
gewicht
: Ochſen b) 3237, c) 2731, d) 2026; Bullen b) 32 bis
35, c) 2831, d) 2427: Kühe a) 3334, b) 2632, c) 1925,
d) 1118: Färſen a) 3740, b) 3236. c) 2731, d) 2226;
Kälber a) 4852, b) 3947, c) 3338, d) 2332; Lämmer und
Hammel b2) Weidemaſthammel 3637, c) mittlere Maſtlämmer,
ältere Maſthammel 3235: Schafe nicht notiert; Schweine a1) 50
bis 53, a2) 5053. b) 4953, c) 4753, d) 4552, e) ,
g1) 4548, g2) 3642. Im Preisvergleich zum letzten Markt
gaben Ochſen d) 3. RM. Bullen durchweg 1. RM., Färſen
d) 2. RM., Sauen g2) 24 RM. nach, Kühe, Hammel und
Schweine blieben unverändert, Kälber zogen um 23 RM. an.

Kaupiſchriftleitung: Nudoli Maupe.
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten MarStreeſe; ſür den Schlußdienſt: Andreas
Bauer; für den Handel: Dr. C. H. Quetſch: für den Sport; Karl Böhmann:
für Die Gegenwart Tagesſpiegel in Bild u. Wort: Dr. Herbert Nette; für den
Anzeigenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle, ſämtlich in Darmſtadt.
D. A. Xl. 34. 22415. Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen
Sprechſtunden der Redaktion= Vormittags 121 Uhr, nachmittags 67 Uhr.

Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

Berliner Kursbericht
vom 2. Januar 1935

Oeviſenmarkt
vom 2. Januar 1935

Berl. Handels=Geſ.
Deutſche Bank u. 7
Disconto=Gef.
Dresdner Ban.
Hapag
Nordd, Llohzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi.
Deutſche Cont. Gasl=
Deutſche Erdöl 1

Me

75.50
76.50
24.375
28.75
28.
124.375
117.

104.50
141.75
119.75
101.

Elektr. Lieferung 7
F. 6. Farben.
Gelſ. Bergwerte
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
boeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen.
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Llöcknerwerke
goksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn

Vefe
134.75
61.875
110.275
100.50
81.625

80.
108.
78.25
96.75
78.50
58.75

Orenſtein & Koppel
Polyphonwerke.
Rütgerswerke
Salzdetfurth Ka
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Akali
Agsb.=Nnrb. Ma ſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht /1
Wanderer=Werke

77
11.12s
97.875

33.25
41.
109.
72.
13.
118.25
44.
104.50
107.875
124.

Aegypten
Argentinie!
Belgien
Braſilien
Bulgarien
Canaba.
Dänemar
Danzig
England
Eſtland.
Finnland
Frankreich
Griechenlant
Holland.
Fsland

D
1ägypt *.
1 Pap. Pe o
ro0 Belga
1 Milreis
100 Leva
1 eanav. Doll.
100 Kronen
100 Gulden
1 2=Stg.
1o0 eſtl. gr.
100 finn. Mk.
100 Franken
100 Drachm
100 Gulden
100 18l. Kr.

Geld Briei

ass
1 0.628
56.27
0.204
3.047
2.495
54.70
81.25
12.25
68.68
5.405
18.405
2.354
68.13
55.43

12.5os
0.632
58.39
0.20e
3.053
2.499
54.80
81.41
12.28
68.82
5.415
18.445
2.358
188.47
55.55

Italien
Japan

Jugoſlawien
Lettland
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſtiowat.
Türkei
Ungarn

Uruguay
Ver. Staalen

Währung
100 dire
Yen
100 Dinat
100 Lats ſe
100 Kronen
100 Schilling
100 Gseudos t
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas
100 Tſch.=Kr.
1 türk. 4
100 Pengs
1 Golopeſo
1 Dollar

GeldBrief

21.30 21.34
0.7131
5.649
80.92
e1.57
11.115
63.17
80.72
34.02
10.32 fC.41.
1.278

1049
2.31

0.715
5.C67
81.08
Ei.69
48.95 42.05
1. 735
6309
Ca.xs
34,08
1.582

a51
2.405

Suriaſtadter ans Kariodarbantt Surmſtabt, Filiate dr Stesoker Bunz
Frankfurter Kursbericht vom 2. Januar 1935.

Keee
Gr. 1I p. 1934 I.
1935
1988
1937
1938
Gruppel ....
536 Dtſch. Reichsan!.
5½2%Intern.nv.30
68Taden ..v.27
69Bahern ..v.27
62Heſſen ....v. 28
.v.89
68 Preuß. St. b.28
6%Sachſen .b.23
6%Thüringen v. 27

103.65
106.8.
105),
103g
162
104.3

6% Dt. Reichsbahn
Schätze.........
5% Dt. Reichspoſt
Schätze. .......
4½% ...

Dtſch. Anl. Ausl
2, Ablöſung:

Die nach der Ueberleitung der Mannheimer Börſe nunmehr
offiziell als Rhein=Mainiſche bezeichnete Börſe in Frankfurt a. M.
eröffnete das neue Jahr im Anſchluß an den Börſenverkehr
vom 31. Dezember in feſter Haltung. Die wirtſchaftlichen Be=
trachtungen
zum Jahreswechſel blieben nicht ohne Wirkung und
haben die Unternehmungsluſt, insbeſondere bei der Kuliſſe, ver=
ſtärkt
. Der Rentenmarkt ſtand naturgemäß im Vordergrunde und
hatte zeitweiſe recht lebhafte Umſätze zu verzeichnen. Neben den
Anlage ſuchenden Kuponerlöſen gab das Angebot der Hamburger
Hypothekenbank über die Emiſſion eines 4½prozentigen Pfand=
brieftyps
zu 94 Prozent einige Anregung. Sowohl Kundſchaft als

Andiig Snne.
bietsanleihe ...

6%Baden=Baden.
6%Berlin ...b.24
6Darmſtadt . ..
69Dresden. . v.26
6%Frankfur; b.28
68Heibelberg v.28
6Mainz....
68%Mannheim v.27
6%München b. 29
68Wiesbaden v. 24

96‟I=
95
98
98
97.75
36
951
109.25
97.5
96.3

100.7

100.25
R

105.25

9.775

90.75
94.

87.25

Landesbk.
6% Golboblig

91.25
91.5
98
94.5
31.5

95.5
94

5½%Heſ. Landes=
hyp
.=Bk.=Liquid.
K omm=Obl. .
69P reuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
6 %o Golboblig.

6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. f.
Heſ. Gldobl. R.11
R.14
6%0
62 Ka)/.Landeskrd.
Goldpfbr. ...
69Naſſ. Landesbk.
5½%0 n Lig.-Obl.

Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
FAusl. Ser. 1
*Ausl. Ser.II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)

6%Berl. Hyp.=Bl.
5½% Lig.=Pfbr.
80Frf. Hyp.=Bk.
5½%0 Lig.=Pfbr.
Goldoblig.
3%Frkf. Pfbr.=Bk.
Lig=Pfr
83Mein. Hyp.=Bk.
Lig.=Pfr.
8%Pfälz. Hyp.=Bi.
514% Lig=Pfb.
8SRhein, Hyp.=Bk.
5½%0 Lig.=Pfr.
Goldoblig.
69
6% Südd. Boden=
Ered.=Ban!
1½%g Lig.=Pfbr.
6%Württ. Hyp.=B.

95.5

93.5

97

92.5
92.75

96
96.25
96.25

104.75
117.5

20.25
95

95.5
96
93.5
95.5
97"
95.5
96,
95
96.25
96.5
96,5
16.5

We
6% Dt. Linol. Werke
6%Mainkrw. v. 26
8SMitteld. Stahl
6% Salzmann cCo
6%Ver. Stahlwerke
6%Voigt & Häffner

J. G. Farben Bonds

5%Bosn. L. E. B.
5%.
2.Inveſt.
5%Bulg. Tab. v.02
419% Oſt. Schätze
425 Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½%
4¾Türk. 1. Bagdad
47 II.,Bagdad
4½%Ungarn 1913
4½%
1914
425
Goldr.
470
1910

4½Budp. Stadtanl.
4%Liſſabon
42Stockholm

MR.
95.75
97

Aktien.
Accumulat. Fabrik
Alg. Kunſtzibe unie
A.E.G.
AndregeNoris Bahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff
Bab. Maſchinenfbr.
Bemberg, F.P. ...
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen....
Fement Heidelberg!=
Karſtadt

96.5
97.5
95.5
94.5
88
925).
91.5

119

10.5
10.5
6.25
333
23.5
8.1
3.7
13
6.25
6.25
6.25
6.4

A
47.5
86

45I.
28

103
68,
128
118
133.75
87"
107.5
128

.G.Chemie, Baſel
Chem.Werke Albert
Chade (A-C)
Contin. Gummiw.
Contin.=Linoleum
Daimler=Benz.
Dt. Atl. Telegr.
Erdöl
Dt. Gold= u. Silber=
cheide
=Anſtalt,
Linoleum ....
Dortm. Ritterbräu
Dyckerhoffc Widm.
Eichbaum=Werger
Elektr. Lieferg.=Ge
Lichtu. Kraft!
Enzinger Union. ..
Eſchweiler.
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
Fahr. Gebrüber ...!=
J. 6. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Fetter)
Felt & Guillegume
Frankfurter Hof.
Gelſenlirch. Bergw.
Geſ.felektr. Untern. 110.5
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner=Kahſer..
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbräuh./4
Hanfwerke. Füſſen
HarpenerBergbau.
Henninger, Kempfl:
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hochtief Eſſen ....!=
Holzmann, Phil. .
Flſe Bergb. Stamml
Genüſſel.

Me
7

5771,
49
20.5
101

2o2
64.5

98
90
101.5
1111,
168
268

56
119
134.5
65
81.5

71.75
89‟"
26
194.5
36.5
118
60.5

108.5
42.75
86
108
80.5
151.25
119

Ou2
KaliChemte
Aſchersleben.
Alein, Schanzlin..
Klöcknerwerke
Knorr C. 6.
Konſerven Brat
Lahmeyer & C
Laurahütte
Lech, Augsbu
Loromf.Kre
Löwenbr. Mi
Maintr. 9
Mainz Akt. V
Mannesm :9
Mansſeld. 9
Metallge).
Miag, Müht
Moenus.
MotorenDarm
Neckarwer:
Sdenw. Hartſtein
Park=u, Bürgerbräu
Phönix Bergbau ,
Rh. Braunkohlen.
Elektr. Stamm!=
Stahlwerke.
Riebeck Montan..
Roeder, Gebr.
Rütgerswerte.
Salzbetfurth Ka
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind.:
Schramm, Lackfbr
Schuckert, Elektr.
Schwartz, Storchen
Siemens & Halske
Reinigerwerke
Südd. Zucker=A. 6. 1
Fellu= Bergbau..

75

109.5
79
188
48.25
112
18.5
89
188

Kiuf
unterfranken ....
Ver. Stahlwerie
Ver. Ultramarin ..!
Beſtdte. Kaufhof.
Weſteregeln Ka
Zelſtof/Waldhof.

i

41.25
120.5
33.5

50

64.5
77

82.5
69

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163
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[ ][  ]

Seite 12 Nr. 3

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 3. Januar 1935

Auuk!.

Roman von Else Meerstädt.

Noch viel netter ſein ? Hm ! Ja ! Bernd dachte
vorſichtig und nicht ganz gründlich an die drei letzten Stunden
zurück, um ſchließlich freimütig zuzugeben, daß das, was er mit
dieſem Lord geführt hatte, ſchon mehr eine Art Konkurrenzkampf
geweſen war, wie man ihn ſonſt um eine bloße Kameradſchaft nicht
auszutragen pflegt Sie waren beide, wie man ſo zu
ſagen pflegt ins Zeug gegangen und weshalb hatte er
mitgehalten ? Sind Sie eitel, Bernd ? klingt ihm Ritas
Stimme ins Ohr. Ja war er eitel oder was war ſonſt mit
ihm
Bernd wollte es in dieſer Nacht aufgeben, ſich weiter zur Rede
zu ſtellen. Er dachte, es ſei da allerhand voraufgegangen, was die
Objektivität lähme
Aber dann hielt er es doch für nötig, Yella etwas abzubitten,
Yella, dem lieben, tapferen Kerl, an den ihn nichts, und doch alles
band, das Mädel, das er lieb gehabt hatte beim erſten Sehen, als
der ſeidige Pagenkopf neben der Belegſchaft der Speiſekammer,
dem Teller mit dem Wurſtzipfel und dem Butterklecks, aufgetaucht
war. Mit einer ſtolzen, lachenden Unbekümmertheit ſah das Mädel
über eine Armut hinweg, die eine andere gequält haben würde
Das war da mehr gab es nicht baſta! Wer ſich durch den
Wurſtzipfel zu Witzen angeregt fühlte, mochte tun, was er nicht
laſſen konnte! Sie jedenfalls fühlte ſich nicht geniert. Und er ſelbſt!
War er vielleicht heute dem Gelde nachgejagt, von dem er doch am
beſten wußte, wie wenig ſicher einem ſein Beſitz war? Aber
Rita war auch ſchon ohne Geld ein prächtiger Menſch. Er
ſtand eben zwiſchen zwei prächtigen Frauen! So, tat er das?
Das ſah ja aus, als ob er noch nicht gewählt hätte, als ob er noch
wählen wollte, als
ach, er war müde, und alle Erkenntnis, zu der man
in der Nacht kam, log. Nur der klare Tag konnte Fragen klar be=
antworten
Gute Nacht Yella Gute Nacht, Rita
Macht mich frei, ihr Herren Verleger, damit ich mir ſelber wieder
gefalle
Am nächſten Morgen, als ſich Lord Billy und Bernd Allen
faſt zur gleichen Zeit raſierten, hatten beide für die gleiche Sache
auch faſt das gleiche Lächeln Man war ein bißchen über=
eifrig
geweſen in der Nacht vorher ! Wie zwei Liebhaber, dachte

(Nachdruck verboten.)
der gute Billy, wie zwei Bewerber, dachte Bernd Allen, in einem
älteren Luſtſpiel, Es war ja nun nicht gerade nötig, daß
man als moderne Menſchen einen alten Schmöker aufführte
und ſich dazu noch Zuſchauer einlud. Denn ein Hotel war eine
Bühne, wo heute die, morgen die Theater ſpielten, wo aber jeder
ſein Auditorium fand
Man traf mit Rita, die heute auch länger geſchlafen hatte,
am Frühſtückstiſch zuſammen. Trank aber nicht aus Neid die gleiche
Anzahl Taſſen Kaffee, nur weil ſie von Rita ſerviert wurden=
Man duldete ſich und hoffte ſich aneinander zu gewöhnen Das
letzte Wort hatte ohnedies Rita zu ſprechen! Das war das Ende
von Lord Billys Gedankengang.
Bernd aber dachte, wie iſt das nun eigentlich mit mir? Und
beobachtete ſich, als wollte er eine Romanfigur aus ſich machen.
Gleichgültig war ihm Rita nicht. Dazu war ſie ein zu ſchönes und
zu liebenswürdiges Geſchöpf. Dazu wurde auch ſeine Aufmerkſam=
keit
zuviel auf ſie gelenkt, durch das Wettlaufen der anderen. In
jedem Mann ſteckte etwas von einem großen Buben. Wenn die
andern Buben raufen, rauft man mit, das iſt einfach Ehrenſache !
Man überläßt nicht gern den andern die Punkte Rita wußte
das auch, daher die Frage, ob er eitel ſei
Wenn es ſo um ihn ſtand, dann durfte er Lord Strafford nicht
im Wege ſtehen Und Rita, wie ſtand ſie zu Lord Strafford
und wie ſtand ſie zu ihm ? Wie ſie zu ihm ſtand, fing ihn an zu
intereſſieren ! Es war auch Jungensart, alles zu zerlegen,
um zu ſehen, wie es zuſammengeſetzt war
Er warf einen heimlichen Blick nach Rita. Da ſchaute die von
Lord Billy weg und fing den Blick auf
Probleme, Bernd ? lächelte ſie und wieder ſchwang ein
leiſer Spott in ihrer Stimme
Und wieder fühlte ſich Bernd ertappt. Aber gleichzeitig hatte
er die Gewißheit, Rita beſchäftigte ſich mit ihm, während ſie ſich an=
ſcheinend
intereſſiert mit dem andern unterhielt. Ich beginne reich=
lich
viel über Rita nachzudenken, dachte Bernd, während er laut
ſagte: Probleme zu wälzen und Analyſen zu ſtellen gehört zum
Schriftſteller und zum Schriftſtellern
Hoffentlich vergeſſen Sie darüber nicht das Leben und zu
leben, Bernd. Ein Roman, den man erſt erlebt und dann nieder=
ſchreibt
, dürfte nicht ſchlecht werden

Bernd lauſchte, während Rita ſchon wieder bei Lord Billy iſt,
und ihm eine Frage beantwortet. Er lauſcht, ſo wie man einem
Schall nachlauſcht, von dem man feſtſtellen möchte, woher er kam
Hatte Rita eben ſagen wollen, um mit ihren eigenen Worten, mit
den Worten des Briefes zu reden, in dem ſie ihn rief, daß es ihr
ſchon jetzt erſtrebenswert war, das von ihm angebotene Aequi=
valent
anzunehmen Oder hatte ſie nur kokettieren wollen?
Zwei Männer am Tiſch reizten eine Frau immer zum Kokettieren
oder hatte ſie etwas ausgeſprochen, was ihr zufällig durch
den Sinn ging?
Lord Billy erzählte von Coventry, dem alten Märchenſchloß,
das der Efeu noch ganz einſpinnen würde. Aber man konnte dort
nicht allein hauſen Coventry war nur für zwei ſchön
und es fehlte der Ahnengalerie dort ein Prunkſtück, die ſchönſte
Lady
Rita lacht: Guter, alter Billy, wenn ſie auch zuweilen ein
wenig ſpleenig ſind, ſo bleiben Sie doch immer der Gleiche das
hat etwas Beruhigendes Nur Efeu dürfen Sie nicht anſetzen
wie Schloß Coventry
Das Trio lacht
Aber dann ſagt Lord Billy ganz ernſthaft: Wenn er uns
beide umſpönne, Rita
Das wäre mir zuviel Einſamkeit, Billy immer nur die
Welt durch Efeuranken ſehen! Ich weiß nicht ſo recht
Ich könnte es beharrt Billy.
Finden Sie das nicht, daß dieſer engliſche Lord eigentlich
noch eine Schülermütze tragen müßte? wendet ſich Rita lachend
an Bernd. Könnten Sie ihn nicht in Ihrem nächſten Roman ver=
wenden
, Bernd?
Ich weiß gar nicht, weshalb Treue durchaus mit einer Schüler=
mütze
laufen müßte
Wie alt ſind Sie eigentlich, Billy?
Siebenundzwanzig, das wiſſen Sie ja, Rita !
Und ich bin achtundzwanzig. Eigentlich achtunddreißig,
wenn ich meine Erfahrungen hinzurechne.
Eigentlich achtzehn, wenn man Sie anſchaut, Rita !
Ach, guter Billy, es laufen ſo wenig Ihresgleichen herum
Vielleicht haben Sie ſich die Sache mit Coventry überlegt,
Rita
Billy Billy Billy nein! Bernd verwenden Sie ihn
lieber nicht in Ihrem nächſten Roman! Man würde ihn Ihnen
nicht glauben
Und doch ſteht ein zärtlicher Schimmer in Ritas Augen. Iſt
es nicht wundervoll, iſt es nicht wundervoll, iſt es nicht wunder=
voll
, daß es noch ſo etwas gibt! ſingt ſie, immer noch mit der
kleinen Zärtlichkeit im Blick.
Unſere neueſten Schlager ſind doch immer verwendbar auf
das tägliche Leben, das muß man ihnen laſſen, lacht ſie. Ich
würde es auf mich nehmen, einmal eine Stunde lang nur in Schla=
gern
zu reden Und jetzt möchte ich bummeln gehen und von
zwei Seiten verwöhnt werden
(Fortſetzung folgt.)

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