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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit s verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſiattet.
Mittwoch, den 3. Oktober 1934.
Nummer 273
196. Jahrgang
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Die Regierungskriſe in Rumänien.
Tikulescn gab den Anſtoß. — Meinungsverſchiedenheilen zwiſchen Tikulescu und Takarescu über die
Außen=
polikik Rumäniens. — Franzöſiſche Beſorgniſſe.
Hinkergründe
Die Verlagerung auf dem Balkan.
des Rückkrikis der rumäniſchen Regierung.
EP. Bukareſt, 2. Oktober.
Im Laufe des Tages wurden die erſten Einzelheiten über die
Urſache der Regierungskriſe bekannt. Wie man in politiſchen
Kreiſen erfährt, hat Titulescu von Montreux aus, wo er ſich
ge=
genwärtig aufhält, telegraphiſch ſeinen Rücktritt eingereicht und das
durch die Geſamtdemiſſion des Kabinetts erzwungen. Wie
ver=
lautet, iſt Titulescu mit einzelnen Aktionen des
Miniſterpräſidenten Tatarescu, die dieſer im
Ausland in der letzten Zeit unternommen hat,
unzufrieden, weil es der Miniſterpräſident unterlaſſen habe,
ſich vorher mit Titulescu zu beraten. Der Außenminiſter werde
die bevorſtehende Kabinettsumbildung auch dazu benutzen, um
ſeine Stellung in der Regierung zu klären.
Ueber die Hintergründe, die zum Rücktritt des
Geſamtkabi=
netts Tatarescu und zum Rücktritt Titulescus führten, verlautet
von informierter Seite noch, daß auch das Verhältnis
Ru=
mäniens zu Polen in erheblichem Maße mit
hineingeſpielt haben ſoll. Es ſcheint, daß Tatarescu
mit der Politik Litulescus gegenüber Polen
nicht einverſtanden war. Tatarescu dürfte hierbei ſeinen
Standpunkt nach den Wünſchen der Krone geregelt haben, der
an beſonders engen Beziehungen zwiſchen
Ru=
mänien und Polen, ſchon in Anbetracht des militäriſchen
Bündniſſes und der Zuſammenarbeit der beiderſeitigen
General=
ſtäbe ſehr gelegen iſt. Tatarescu ſoll auch gemäß den
Wün=
ſchen der Krone den letzten Zwiſchenfall mit dem Bukareſter
pol=
niſchen Geſandten Arliſevſki nicht gebilligt haben.
Neues Kabinekt Takarescu - zunächſt ohne Tikulescu.
Das neue Kabinett Tatarescu iſt am Dienstag abend
ge=
bildet worden. Miniſterpräſident Tatarescu erſchien um 6 Uhr
abends beim König in Sinaia in Audienz und legte ihm ſeine
Miniſterliſte vor, die der König genehmigte. Wie Tatarescu
nach der Audienz den Preſſevertretern erklärte, weiſt die neue
Miniſterliſte keine weſentlichen Veränderungen auf. Nur das
Portefeuille für Handel und Induſtrie übernimmt anſtelle des
bisherigen Miniſters Teodorescu der frühere
Unterſtaats=
ſekretär im Landwirtſchaftsminiſterium, Manolescu Strunga.
Das Portefeuille des Außenminiſteriums wird Tatarescu
proviſoriſch ſelbſt übernehmen. Wie Tatarescu weiter mitteilte,
wird Titulescu Ende der nächſten Woche aus Montreux nach
Bukareſt zurückkehren und dann wird Tatarescu mit ihm die
Bedingungen erörtern, unter denen Titulescu wieder bereit
wäre, in die Regierung einzutreten.
An Stelle Strungas wurde Kankikow zum
Unterſtaats=
ſekretär im Landwirtſchaftsminiſterium beſtellt. Außerbem
wur=
den noch drei neue Unterſtaatsſekretäre ernannt, und zwar,
Profeſſor Leon (Induſtrie), Roman (Handel) und Pitianu
(Inneres). Der bisherige Unterſtaatsſekretär im
Innen=
miniſterium. Jamandi, wurde zum Miniſter ohne Portefeuille
ernannt. Bemerkenswert iſt übrigens die Schaffung eines
Miniſteriums für Propaganda.
Franzöſiſche Kritik an der Dongupolilik Barkhous.
Paris, 2. Oktober.
Die Regierungskriſe in Rumänien hat in Paris alle die
Geiſter auf den Plan gerufen, die in Titulescu den
Haupt=
pfeiler der franzöſiſchen Politik in
Mittel=
europa und auf dem Balkan erblicken. Der Rücktritt
dieſes Staatsmannes hat eine Beunruhigung ausgelöſt, die in
den Kommentaren der Preſſe, die in ihrer Kritik auch nicht
vor der Donaupolitik Barthous Halt macht,
ein=
deutig zum Ausdruck kommt.
Das regierungsfreundliche „Journal” ſchreibt, ſicherlich
hätten die Genfer Verhandlungen nicht ganz den Verlauf
ge=
nommen, den Titulescu gewünſcht habe. Der Eintriit
Sowjetrußlands in den Völkerbund habe die
Allianzen mit Polen und Rumänien geſchwächt.
Das Manöver hinſichtlich der Unabhängigkeit Oeſterreichs ſei
mißlungen und habe beinahe Rumänien außerhalb des
diplo=
matiſchen Spiels geſetzt. Die italieniſch=jugoſlawiſchen
Miß=
verſtändniſſe hätten ſich verſchlimmert und Jugoſlawien verfolge
eine Balkanpolitik, die von derjenigen Titulescus ziemlich
ab=
weiche. Auf jeden Fall beweiſe die Kriſe, daß man die Lage
im Oſten nicht verbeſſert habe. Indem man zu viel
erreichen wollte habe man Schlechtes erreicht.
Der „Jour” ſchreibt, der Rücktritt Tituleseus bedeute in
einem Maße, das erſt die Zukunft ganz klären werde, daß.
Numänien ſich von Frankreich entferne. Das
ſei eine Folge der erſtaunlichen
ſowjetfreund=
lichen Politik des Quai d’Orſay. Man müſſe
Rumänien nun in die Verluſtliſte einſetzen, wo bereits Polen
ſtehe, und nicht weit davon entfernt ſtehe in der Gefahrenliſte
Jugoſlawien. In der Gewinnliſte finde man nur
Mos=
kau mit ſeinen Geheimniſſen. Wiege das letztere all
das Ungünſtige auf? Das Ereignis ſei um ſo ernſter, als es
mit der beunruhigenden Aktivität des deutſch=polniſchen Blocks
zuſammenfalle.
Das „Oeuvre” erklärt, daß der Rücktritt Tituleseus alle
diejenigen ſtark beunruhigen würde, die in Frankreich und in
Europa vor allen anderen an der Aufrechterhaltung des Status
quo feſthielten.
Der überraſchende Rücktritt des rumäniſchen Kabinetts wird
zwar von Bukareſt aus lediglich als eine Geſte des
Miniſterpräſi=
denten Tatarescu bezeichnet, die Nervoſität aber, die allein ſchon
aus dieſer „Geſte” in Paris ausgelöſt wurde, läßt deutlich
er=
kennen, daß in Rumänien unter dem franzöſiſchen
Geſichtswinkel nicht alles ſo iſt, wie man es an
der Seine wünſcht. Die Franzoſen haben große Sorge, daß
die Rumänen aus der Reihe tanzen und ihre politiſche
Selbſtän=
digkeit nach dem Muſter Polens zurückzugewinnen ſuchen.
Miniſterpräſident Tatarescu. Außenminiſter Titulescu.
Fraglich, ob es jetzt ſchon ſo weit iſt. Zweifellos hat die
Hal=
tung des ententeverſchriebenen Außenminiſters Titulescus in
Rumänien manche Kritik ausgelöſt. Wirtſchaftliche Erfolge hat
auch Rumänien auf ſeinem Wege nicht geerntet. Die Franzoſen
werden aber ſelbſtverſtändlich alle Hebel in Bewegung ſetzen, um
zu verhindern, daß ihnen nun auch in Bukareſt ein Unglück
paſ=
ſiert. Vielleicht gelingt es ihnen diesmal noch; aber die
Entwick=
lung zeigt doch, daß die franzöſiſche Hochkonjunktur
in Rumänien zum mindeſten etwas im Nachlaſſen iſt.
Dieſer Stimmungswandel iſt vielleicht auch beeinflußt durch
die Annäherung zwiſchen Jugoſlawien und
Bul=
garien, die ſich ſchon ſeit längerer Zeit anbahnte und in der
betonten Herzlichkeit des Empfanges des jugoſlawiſchen
Königs=
paares in Sofia einen neuen ſichtbaren Ausdruck fand. Die
bei=
den ſtammverwandten Völker ſcheinen auf dem beſten Wege zu
ſein, ſich zu finden, nachdem der tiefſte Graben, der ſie trennte —
das mazedoniſche Problem — im weſentlichen zugeſchüttet iſt. Die
neue bulgariſche Regierung hat die Herrſchaft der
maze=
doniſchen Organiſationen, über Bulgarien
ge=
brochen; ihr Hauptführer Mihailoff mußte flüchten und
Bul=
garien ſelbſt ſcheint inzwiſchen erkannt zu haben, daß die Trauer
allein um die ſchweren Opfer, die man im letzten Krieg brachte,
nicht weiter führt. Bulgarien iſt ſchwer amputiert worden,
und hat vor allem an Griechenland und Jugoſlawien erhebliche
Gebietsteile abgeben müſſen. In Sofia hat man ſich wohl jetzt
davon überzeugt, daß man ſeine Anſprüche zunächſt zurückſtellen
inuß, um den Staat ſelbſt wieder auf die Beine zu bringen.
Da=
durch iſt eine Annäherung an Jugeſlawien möglich geweſen, die
das bisherige politiſche Bild des Balkans vollkommen verſchiebt.
Bisher galt es als Regel für die europäiſche Diplomatie, daß
Bulgarien der geborene Gegner Jugoſlawiens war und iſt, und
je nachdem die Einflußſphäre Frankreichs oder Italiens ſich
ver=
ſchob, ſo verſchob ſich auch der bulgariſche Faktor.
Der Ausgleich zwiſchen Belgrad und Sofia würde bedeuten,
daß auf dieſe Weiſe die beiden Staaten ſich aus dem
diplomati=
ſchen Intrigenſpiel der Großmächte mehr und mehr
heraus=
manövrieren, und ſich auf ihre eigenen Lebensnotwendigkeiten
be=
ſinnen; er würde vor allem eine gemeinſame Aktivierung ihrer
Politik gegenüber Europa ermöglichen, ſo daß ſich auch hier
An=
zeichen einer Verlagerung erkennen laſſen, die zu ihrer Vollendung
wohl noch längere Zeit braucht, die aber die politiſche Struktur
des ganzen Balkans grundlegend umgeſtalten kann.
Vor einem großen Diplomakenſchub zwiſchen
Warſchau, Paris und London.
DNB. Warſchau, 2. Oktober.
Nach Meldungen polniſcher Blätter werden die ſchon
mehr=
fach gerüchtweiſe gemeldeten Veränderungen auf den Poſten
der engliſchen und franzöſiſchen Botſchafter in Warſchau und der
polniſchen Botſchafter in Paris und London vorausſichtlich in
kurzer Zeit Tatſache werden. Der franzöſiſche Botſchafter
Laroche, der ſchon über 7 Jahre in Warſchau iſt, ſoll im Rahmen
eines franzöſiſchen Diplomatenſchubs nach Rom oder Brüſſel
gehen. Als ſein Nachfolger dürfte der Generalreſident in
Marolko, Ponſot, oder der Direktor des politiſchen Departements,
Vargeton, in Frage kommen. An die Sielle des polniſchen
Bot=
ſchafters in Paris, Chlapowſki, der in den Ruheſtand geht,
wverde vorausſichtlich der polniſche Vizeminiſter des
Aus=
wärtigen, Graf Szembek, treten. Wer Nachfolger des engliſchen
Borſchafters in Warſchau, Erſkins werden ſoll, iſt bisher nicht
bekannt. Ebenſo iſt die Nachfolgefrage für den polniſchen
Bot=
ſchafter in London, Graf Skirmunt, noch offen,
Polen feierk den „Sieger von Genſ”
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
W. St. Warſchau, 30. September.
Warſchau hatte einen großen Tag. Er ſtand im Zeichen
der Heimkehr des Außenminiſters Beck aus Genf: Vereine
marſchierten auf, die Legionsverbände verſammelten ſich, die
Reſerveoffiziere rückten in geſchloſſenen Zügen an, die Uniformen
der Jugendverbände, der halbmilitäriſchen Organiſationen
tauchten unter frohen Marſchliedern ihrer Kapellen auf, die
Schulen formten ſich zum Spalier. Unter den Klängen der
Nationalhymne verließ Miniſter Beck ſeinen Zug, unter Muſik
und Fahnen, unter brauſenden Hochrufen, vor präſentierten
Gewehren begann ein Triumphzug durch die Hauptſtraßen unter
Teilnahme von Tauſenden. Die Geſchichte kennt keinen Miniſter
des Auswärtigen, der jemals aus dem diplomatiſchen
Ge=
plänkel heimkehrend einen ſolchen Empfang erlebte; ein
ſieg=
reicher Feldherr nach gewonnener Schlacht kann von der Heimat
nicht begeiſterter aufgenommen werden als Miniſter Beck bei
der Rückkehr aus Genf..."
Auch in Polen ſind ſolche Feiern, Aufmärſche und Umzüge
beim Eintreffen eines Miniſters ſonſt nicht üblich, auch nicht
wenn er aus Genf kommt. Diesmal iſt es anders; die
Bevöl=
kerung Warſchaus, die Menge, der „Mann der Straße”, die ſich
um die außenpolitiſche Arbeit der Diplomaten und Miniſter
ſonſt wenig kümmern und die von den langatmigen Berichten
über die Genfer Tagungen kaum einmal die Ueberſchriften
be=
achten — alle ſie haben in den letzten zwei Wochen eifrig
morgens und abends geleſen, was aus Genf gemeldet wurde.
Der Völkerbund hat noch niemals in Polen ein ſo reges und
allgemeines Intereſſe gefunden wie in dieſen vierzehn Tagen.
Das iſt nicht das Verdienſt des Völkerbundes, ſondern das
Verdienſt Becks. Als er dort ſeine Erklärung zur
Minderheiten=
frage abgab, horchte ganz Polen auf. Ueberraſcht, — denn ſo
wenig wie Barthou und die andern geheimnisvollen „Großen”
in Genf, ahnte die Bevölkerung in Warſchau, daß Oberſt Beck
dort den ewig bedenklichen, ewig flüſternden, vorſichtig papierene
Noten „formulierenden” Diplomaten der Welt mit einem
ſol=
datiſch offenen, männlichen und deutlichen Wort die ſchönſten
Konzeptionen ſtören und die paragraphenſtaubigen Aktenbündel
beiſeite ſchieben würde.
Oberſt Beck hat ſich ſchon dadurch allein, daß er im Namen
Polens ein energiſches „Bis hierher und nicht weiter!”,
unbekümmert um die Empörung der Franzoſen vernehmen ließ,
die Herzen erobert. Er und Marſchall Pilſudſki, auf deſſen
Weiſung er handelte. Polen horchte auf — und jubelte ihm zu.
So allgemein, daß ſelbſt die Preſſe der Oppoſition rechts und
links, die ſonſt ablehnend gegen Pilſudſki und feindlich gegen".
Beck ſteht, vor der Volksſtimmung die Segel ſtreichen mußte;
etwas beklemmt gab auch ſie zu, daß Pilſudſki und Beck mit
dieſem einen Wort dem polniſchen Volk aus der Seele
ge=
ſprochen und dem polniſchen Staat einen moraliſchen Sieg
er=
fochten hatten.
Für niemanden in Polen ging es bei der Beckſchen
Er=
klärung in Genf (bei der Erklärung, daß Polen an der
inter=
nationalen Kontrolle des Minderheitenſchutzvertrages nicht mehr
mitarbeiten werde) irgendwie um die Frage der „
Minder=
heiten”, der deutſchen und anderen Volksgruppen in Polen.
Weder Pilſudſki und Beck, noch die Regierung und die
Poli=
tiker, noch die Preſſe und die Bevölkerung haben irgendwelche
Abſichten, die nichtpolniſchen Volksgruppen künftig anders zu
behandeln als bisher. Der Regierung und der Oeffentlichkeit
ging es einzig und allein um eine Ehrenfrage; um die Frage
der „Gleichberechtigung”. Polen, erſtarkt und ſelbſtändig
ge=
worden, politiſch ſeit langem mündig, empfand es als
er=
niedrigend, daß es durch den aufgezwungenen
Minderheiten=
ſchutzvertrag auf einem wichtigen Gebiet ſeiner eigenen inneren
Angelegenheiten einer fremden Kontrolle, der Aufſicht des
Völkerbundes, unterworfen war, die die Machthaber im
Völker=
bunde für ſich ſelbſt ablehnten. Deshalb erklärte Beck in Geuf
mit dürren Worten: entweder iſt die internationale Kontrolle
über die Behandlung fremder Volksgruppen in den einzelnen
Staaten im Intereſſe dieſer Volksgruppen notwendig — dann
müſſen ſich alle Staaten der gleichen Kontrolle unterwerfen.
Oder ſie iſt nicht notwendig, dann wird ſich auch Polen künftig
nicht mehr Schutzvertrag und Kontrolle gefallen laſſen. Der
Völkerbund hörte dieſe Erklärung, es gab empörte Reden —
und letzten Endes ſah ſich der ganze große Völkerbund hilflos
von Polen vor eine neue Sachlage geſtellt, mit der er ſich
wohl oder übel abfinden muß. „Die Bilanz von Genf”, ſchrieb
die polniſche Preſſe, „zeigt ein Aktivſaldo für Polen und ein
Paſſivſaldo für den Völkerbund.”
In Polen aber hat weit über das Pilſudſkilager hinaus
am praktiſchen Beiſpiel die Erkenntnis Fortſchritte gemacht, daß
unter der Führung des Marſchalls Pilſudſki der Staat zur
ſelbſtändigen Macht geworden iſt, die ihre Politik nach ihren
eigenen Intereſſen beſtimmt. Auch die grundſätzlichen
Franzoſen=
freunde denken nicht mehr gern an die Zeit, da die polniſche
Politik in Paris vorgezeichnet wurde. „Die letzte Spur politiſcher
Abhängigkeit und Unfreiheit iſt in Genf ausgelöſcht worden” —
dieſem Satze eines der Aufrufe zum Empfange Becks ſtimmt die
öffentliche Meinung ganz Polens zu. Und deshalb feierte ſie
den Außenminiſter wie einen Sieger, der nach gewonnener
Schlacht heimkehrt.
Seite 2 — Nr. 273
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 3. Oktober 1934
Par.- ntd Hägzdentila.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 2. Oktober,
Die außenpolitiſche Entwicklung der letzten Tage hat in
Paris zu einer Entmutigung geführt, die durch keinen offiziellen
Optimismus zu verhüllen iſt.
Frankreich iſt es nicht gelungen, in Genf eine Bereinigung
der Verſtimmung mit Warſchau herbeizuführen. Vielmehr gibt
man ſich Rechenſchaft darüber, daß die Zeit des
franzöſiſch=
polniſchen Bündniſſes — jedenfalls auf einige Zeit — vorbei iſt.
Es iſt in Genf auch nicht gelungen, die Grundlagen der
franzöſiſch=italieniſchen Annäherung zu ſchaffen. Im Gegenteil.
Nach Genf iſt die Atmoſphäre zwiſchen Paris und
Rom eher abgekühlt. Die bevorſtehende Romreiſe Barthous
erfüllt hier viele mit Beſorgnis — ja ſo ſehr —, daß man eine
Möglichkeit zur Verſchiebung dieſer Reiſe gerne ſehen würde.
Vorerſt kann man ſich allerdings eine ſolche Möglichkeit nicht
leicht vorſtellen.
Das Zuſammenwirken mit England in Genf war eher
platoniſch. England weigert ſich nach wie vor, neue
Verpflich=
tungen auf ſich zu nehmen. Unter ſolchen Umſtänden war ein
Mißerfolg in der öſterreichiſchen Frage unvermeidlich. Man
ſagt hier, daß der Schein gerettet wurde, das bedeutet aber in
der Sprache der Diplomaten, daß er nicht gerettet wurde.
Die Zukunftsmöglichkeiten ſind allerdings nicht verbaut.
Aber man glaubt Herrn Barthou nicht mehr, daß es ihm
ge=
lingen wird, eine Annäherung zwiſchen Italien und der Kleinen
Entente herbeizuführen. Man glaubt ihm noch weniger, daß
ihm die wirtſchaftliche Reorganiſierung des Donquraumes gegen
Deutſchland und gegen Ungarn gelingen kann.
Man wird langſam in Paris müde und glaubt immer
weniger an großzügige Pläne, die Europa jeden Tag neu
organi=
ſieren wollen, und nur das eine gemeinſam haben, daß ſie am
nächſten Tage bereits vergeſſen ſind.
Unter ſolchen Umſtänden iſt es verſtändlich, wenn
mancher=
orts die Frage — recht vorſichtig allerdings — geſtellt wird
ob es auf die Dauer einen Sinn hat, in Europa eine Politik
zu treiben, die alle Fragen ohne oder gegen Deutſchland löſen
ſoll, und Frankreich immer größere Opfer zumutet auch auf
Gebieten, wo es eigentlich keine franzöſiſche Intereſſen gibt.
Der Weg von der Reflexion bis zur Tat iſt ſehr weit. Aber
die Tatſache ſteht feſt, daß Paris nachdenklicher geworden iſt,
Insbeſondere auch darum, weil die franzöſiſche Diplomatie die
Erfahrung machen mußte, daß ſie ihre Konzeptionen auch dort
nicht aufzwingen kann, wo der Faktor Deutſchland überhaupt
nicht in Erſcheinung tritt.
Rom in Erwarkung Barkhous.
Rom, 2. Oktober.
Die römiſche Reiſe Barthous rückt immer mehr in den
Vor=
dergrund der politiſchen Geſpräche, wobei gegenwärtig wieder eine
Entſpannung zwiſchen Jugoſlawien und Italien bemerkbar iſt.
Jedenfalls hat die römiſche Regierungspreſſe die
Po=
lemik gegen Belgrad vorläufig eingeſtellt und ſich in Erwartung
des Beſuchs des Königs Alexander in Paris eine gewiſſe
Zu=
rückhaltung auferlegt. Auch über den Beſuch Alexanders in
Sofia wird rein ſachlich berichtet. Eine weitere Klärung der
Be=
ziehungen wird von den Unterredungen Muſſolinis mit dem
fran=
zöſiſchen Außenminiſter erwartet die ſich nicht nur auf die
verſchie=
denen italieniſch=franzöſiſchen Probleme beſchränken, ſondern auch
die künftige Haltung der Kleinen Entente zum öſterreichiſchen
Problem einbeziehen wird, was die römiſchen Verhandlungen um
ſo verwickelter geſtaltet. Sehr überraſcht hat hier auch
der unerwartete Rücktritt Titulescus als
Außen=
miniſter und Völkerbundsdelegierter Rumäniens.
Sucht Frankreich die Vermikklung Englands?
EP. London, 2. Oktober.
Wie engliſche Blätter melden, iſt die franzöſiſche
Re=
gierung bemüht, für ihre Verhandlungen mit
Italien die Unterſtützung Englands zu
gewin=
nen. So berichtet der „Daily Herald”, daß die franzöſiſch=
italie=
niſchen Beſprechungen wachſende Schwierigkeiten bereiteten, da
die von Muſſolini für einen Ausgleich mit Frankreich geſtellten
Forderungen für Frankreich unannehmbar ſeien. Die franzöſiſche
Regierung ſei daher an die engliſche Regierung herangetreten mit
der Bitte, ihren Einfluß in Rom dahin geltend, zu machen, daß
Muſſolini ſeine Forderungen mäßige, da ſonſt das
Zuſtandekom=
men einer italieniſch=franzöſiſchen Einheitsfront in Frage
ge=
ſtellt ſei.
Vom Tage.
Im Reichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda
fand heute eine Tagung der Landesſtellenleiter ſtatt, auf der
Reichsminiſter Dr. Goebbels in mehr als einſtündigen
Ausfüh=
rungen die Richtlinien für die Arbeit der Landesſtellenleiter
be=
kannt gab. Er betonte, daß der Grundſatz „Die Partei befiehlt
den Staat”, ſo zu verſtehen ſei, daß der Miniſter, der
Staatsſekre=
tär und die Abteilungsleiter als Nationalſozialiſten und alte
Par=
teimitglieder die Grundſätze und Forderungen der Partei in der
Staatsführung verwirklichen.
Der Führer der Deutſchen Arbeitsfront. Dr. Ley,
veröffent=
licht einen Aufruf an die Männer und Frauen der Deutſchen
Ar=
beitsfront, in dem er von allen, die die Ehre und das Glück haben,
an der großen Aufgabe des Führers, die Gemeinſchaft des Volkes
zu formen, mitarbeiten zu dürfen. Einſicht und Vernunft
erwar=
tet, damit in einem weiteren Jahr aus der Deutſchen Arbeitsfront
jene lebendige Organiſation des Volkes wird, in der jeder Deutſche
freudig und aus innerem Bedürfnis mitarbeitet und wetteifert
im Dienſt am Volk und an der Nation.
Ueber Sinn und Durchführung der zuſätzlichen Berufsſchulung
ſprach Dienstag vormittag Obergebietsführer Axmann, der Leiter
des Sozialen Amts in der Reichsjugendführung, vor Vertretern
der Preſſe.
Am 3. Oktober d. J. feiert in Hannover der Vizeadmiral z. D.
Oldekop. wohl der älteſte lebende Zeuge des Werdens der
deut=
ſchen Marine, ſeinen 90. Geburtstag.
Der Befehlshaber der deutſchen Polizei. General der
Landes=
polizei Daluege, traf am Dienstag nachmittag, von Kaſſel
kom=
mend, in Frankfurt ein. Am 3. und 4. d. M. beabſichtigt General
Daluege, die Unterkunftsgebäude der Landespolizei in Hanau und
Wiesbaden zu beſichtigen.
Ein hoher Beamter der Wiener Staatspolizei namens
Sonn=
leitner wurde wegen angeblicher nationalſozialiſtiſcher
Prova=
ganda verhaftet. Der Verhaftete amtierte im Nebengebäude des
Bundeskanzleramtes in der Herrengaſſe. Sonnleitner iſt ein
direk=
ter Verwandter Grillparzers; Grillparzers Mutter war eine
ge=
borene Sonnleitner.
In dem großen Kommuniſten=Prozeß gegen 118 Perſonen
wurden vom Militärgericht in Philippopel neun Angeklagte zum
Tode durch den Strang, 36 zu Kerkerſtrafen in Höhe von 12½—5
Jahren und 32 Angeklagte zu einem Jahr Gefängnis unter
Zu=
billigung von Bewährungsfriſt verurteilt. 41 Perſonen wurden
freigeſprochen.
Der Bürgermeiſter von Lüttich hat im Stadtrat mitgeteilt,
daß die Stadt Lüttich gezwungen iſt, ihre Zahlungen einzuſtellen,
34 Kriegsſchiffe der engliſchen Mittelmeerflotte ſind in dem
Hafen von Spalato eingelaufen. Die engliſchen Kriegsſchiffe, die
in den letzten Wochen in verſchiedenen dalmatiſchen Häfen vor
Anker gelegen hatten, bleiben bis zum 7. Oktober in Spalato und
kehren dann in ihre Standorte im Mittelmeer zurück.
Der amerikaniſche Gewerkſchaftsführer Green hat auf der
Tagung der Gewerkſchaften in San Franzisko die Einführung der
30=Stundenwoche verlangt.
Errichlung eines Reichsjuſtiz-Prüfungsamkes.
Der Leiter des neuen Reichsprüfungsamtes
Dr. Palandt.
Durch Erlaß des Führers und Reichskanzlers iſt bei dem
Reichsjuſtizminiſterium das Reichsjuſtizprüfungsamt errichtet
worden. Reichsjuſtizminiſter Dr. Gürtner hat den Präſidenten des
preußiſchen Landesprüfungsamts, Dr. O. Palandt, mit der
Wahr=
nehmung der Geſchäfte des Reichsjuſtizprüfungsamts beauftragt.
Dem Reichsjuſtiz=Prüfungsamt liegt ob
1. die Oberleitung der erſten juriſtiſchen Staatsprüfung,
2. die Abnahme der großen juriſtiſchen Staatsprüfung.
Der Reichsminiſter für Juſtiz kann das Reichsjuſtiz=
Prüfungs=
amt mit der Bearbeitung von Angelegenheiten befaſſen, die das
Prüfungsweſen, für den höheren Juſtizdienſt allgemein betreffen.
Dauerkriſe in Spanien.
Das ſpaniſche Kabinett Samper iſt, wie ſchon kurz von uns
geſtern berichtet, geſtürzt worden, — geſtürzt iſt beinahe ſchon
zu viel gefagt. Es iſt in der Kammer gefallen, weil keine der
Parteien es mehr ſtützen wollte.
Spanien macht ſeit Jahren der Reihe nach alle
Kinder=
krankheiten der Revolution durch. Erſt der Ruck nach links, bei
den letzten Wahlen ein ebenſo ſtarker Ruck nach rechts. Die
ſtärkſte Partei des Landes, die Katholiſche Volkspartei, hat
jedoch bisher die Verantwortung für die Regierung nicht
über=
nehmen wollen. Es blieben alſo nur Minderheitsregierungen,
die an den aufgezwungenen Kompromiſſen ſcheitern mußten.
Inzwiſchen geht die Zerſetzung des Landes ſozial und
politiſch weiter. Die eben zurückgetretene Regierung hat zwar
einen von den Marxiſten geplanten Aufſtand rechtzeitg
ver=
hütet, wenn aber ein Feuer nur an einer Stelle gelöſcht wird,
flackert es an anderen Stellen wieder empor. Es fehlt die
ruhige ſichere Hand, die ſich Reſpekt zu verſchaffen weiß.
Gleich=
zeitig gehen die autonomiſtiſchen Beſtrebungen der Katalanen
und Basken weiter, die zu einer territorialen Zerſetzung
Spaniens führen können, wenn nicht endlich eine Regierung ans
Ruder kommt, die von ſchwankenden Parlamentsmehrheiten
unabhängig iſt, die ſich vor allem ſtark genug fühlt, wenn es
ſein muß, auch gegen Parteien Ordnung zu ſchaffen.
zu den europäiſchen Staaken.
EP. Bukareſt, 2. Oktober.
Miniſterpräſident Gömbös hielt geſtern abend im ungariſchen
Rundfunk eine Rede, in der er ausführlich über ſeine
Regie=
rungstätigkeit in den vergangenen zwei Jahren ſprach. Die
wirtſchaftliche Lage habe durch die Regierung weitgehend
ge=
beſſert werden können. Der Fehlbetrag im Staatshaushalt ſei
von 108 Millionen Pengö auf 62 Millionen zurückgegangen,
während ſich der Exportüberſchuß von 6 auf 80 Millionen
Pengö erhöht habe. Zur Außenpolitik betonte Gömbös
ins=
beſondere ſeine Bemühungen um die friedliche Reviſion der
Friedensverträge,
Gömbös dankte Muſſolini dafür, daß er ſich der ungariſchen
Sache angenommen und unzerſtörbare realpolitiſche Beziehungen
zwiſchen Italien und Ungarn geſchaffen habe.
Der Außenminiſter beſprach ſodann das gute Verhältnis
Ungarns zu Oeſterreich und fügte hinzu, Ungarn vertraue feſt
darauf, daß durch eine verſtändnisvolle und konziliante Politik
das öſterreichiſch=deutſche Verhältnis baldigſt ausgeglichen werde.
Auch für Deutſchland habe Ungarn ſtarke Sympathien und
hoffe, daß das Dritte Reich nach den natürlichen
Schwierig=
keiten des erſten Sicheinrichtens in jeder Hinſicht den ihm
ge=
bührenden Platz in der Gemeinſchaft der Völker einnehmen
und eine mächtige Kraftquelle der modernen friedlichen und
konſtruktiven Arbeit in Europa ſein werde.
Gömbös erklärte ſodann, Ungarn könne ſich die Annäherung
an Frankreich nicht um den demütigenden Preis eines
Ver=
zichtes auf ſeine berechtigten nationalen Aſpirationen erkaufen.
Die Kleine Entente werde hoffentlich einmal das Ungarn
vor 14 Jahren zugefügte Unrecht anerkennen.
Schließlich verſprach Gömbös, in der geplanten Wahlreform
die geheime Abſtimmung einzuführen. Jedoch ſetze dies die
Erweiterung der Machtbefugniſſe des Reichsverweſers voraus.
Prokeſtkundgebungen
der franzöſiſchen Gekreidebauern.
Etwa 10 000 Getreidebauern, der weſtlichen Departements
fanden ſich in Rennes ein, um der Oeffentlichkeit ihre ſchwierige
Lage vor Augen zu führen und gegen die Getreidepolitik der
Re=
gierung zu proteſtieren. In einer großen Verſammlung legten ſie
ihre Forderungen dar. Sie beklagten ſich darüber, daß ihre
Mei=
nung niemals angehört werde, und verlangten eine „ſtarke und
kompetente Regierung‟. Die Bauern erklärten, keine Steuern
be=
zahlen zu können, ſolange ihre Scheunen mit dem letztjährigen
Ge=
treide noch angefüllt ſeien. Sie zogen daraufhin durch die
Stra=
ßen der Stadt. Zu Zwiſchenfällen iſt es nicht gekommen.
Lärmende Kundgebungen im Pariſer Juſtizpalaſt.
Im Pariſer Juſtiz=Palaſt kam es am Dienstag nachmittag,
als der Gerichtshof zu ſeiner erſten feierlichen
Eröffnungs=
ſitzung zuſammentrat, erneut zu Kundgebungen. Zahlreiche
Manifeſtanten, unter denen ſich auch einige Rechtsanwälte
be=
fanden, riefen in den Wandelgängen des Palaſtes: „
Gerechtig=
keit! Gerechtigkeit!” Um jeder Kundgebung aus dem Wege zu
gehen, wohnte der Juſtizminiſter Chéron entgegen ſeiner
ſonſtigen Gewohnheit der Eröffnungsſitzung nicht bei.
Zeiet der Gloße kaf vein Heeresgrand.
Die unheimliche Entdeckung des Tauchers
Schuleikat.
* Der eſtländiſche Taucher Schuleikat verdrehte ſeine Augen
nicht ſchlecht, als er plötzlich vor ſich auf dem Meeresgrunde der
Oſtſee ein Ungeheuer entdeckte, das in drohender Haltung vor
ihm ſtand. Der gute Mann zog ſofort das Notſignal. Oben auf
dem Taucherſchiff kroch er mit kreideweißem Geſicht aus ſeinem
dicken Anzug hervor. Und nun berichtete er voller Schrecken, was
er da unten in der grauſigen Tiefe geſehen hatte; ein rieſiges
Pferd, auf dem, ſäbelſchwingend, ein Mann ſaß ...
Die Wirkung dieſer Worte auf die Schiffsbemannung läßt
ſich denken. Man brach bei ſeiner Erzählung in ein wieherndes
Gelächter aus und ſchalt den furchtſamen Schuleikat einen
alber=
nen Phantaſten. Bedenklich wurde die Angelegenheit erſt dann,
als Schuleikat am nächſten Tage nicht mehr auf ſeinem
Arbeits=
platz erſchien. Er hatte ſeinen Dienſt bei der eſtländiſchen
Schiffs=
bergungsgeſellſchaft aufgekündigt mit der Begründung, daß man
einem anſtändigen Taucher den Umgang mit reitenden
Geſpen=
ſtern auf dem Meeresgrunde nicht zumuten könne. Die übrigen
Taucher, die alle etwas abergläubiſch veranlagt waren, machten
zunächſt einen weiten Bogen um die Stelle, an der Schuleikat
geweſen war. Schließlich aber ſiegte doch die Neugier. Zwei
Taucher ließen ſich in die Tiefe hinab, um mit vier Augen
feſt=
zuſtellen, was dort vorging.
Nach einiger Weile kamen ſie mit ſehr ernſten Geſichtern
wieder zum Vorſchein. Jawohl, der Kollege Schuleikat hatte
recht geſehen! Auf dem Meeresgrunde trieb ein unheimlicher
Reiter ſein Weſen. Deutlich erkennbar war das übernatürlich
große Pferd und der Rieſe, der darauf ritt. Herangewagt hatten
ſich die beiden Taucher nicht.
Jetzt riß dem leitenden Ingenieur die Geduld. Er kroch in
den erſten beſten Taucheranzug und ſtieg hinab. Nun wurde das
Geheimnis des Meeresgrundes gelöſt. Das Pferd und der Reiter
waren ein großes ſteinernes Denkmal, das aufrecht auf dem
Meeresgrunde ſtand. Die Schiffsmannſchaft war von ihrer Furcht
befreit und verſpürte auf einmal unbändige Heiterkeit.
Im Jahre 1915 war der britiſche Steamer „Serbino” nach
Rußland unterwegs. Auf der Höhe der heute eſtländiſchen
Worm=
inſel lief das Schiff auf eine Mine und ſank. Mit ihm
ver=
ſchwanden zahlloſe Warenkiſten, Granaten, Waffen und auch eine
Kaſſette mit Geld in den Fluten der Oſtſee. Auf dem Schiff
be=
fand ſich aber ein für St. Petersburg beſtimmtes Reiterſtandbild
Peters des Großen, das e enfalls ein Opfer des Meeres wurde.
Die Statue, die von einem britiſchen Bildhauer ſtammte, war ſo
ungeheuer groß, daß man ſie nicht im Laderaum unterbringen
konnte. Sie ſtand, in Zeltplanen gehüllt, auf Deck des Dampfers.
Durch einen Zufall ſank das Standbild derart, daß es aufrecht
auf dem Meeresgrund ſtehen blieb. So geſchah es, daß Peter der
Große hoch zu Roß faſt zwanzig Jahre lang den Meeresgrund
bewachte.
Mit vieler Mühe hat man jetzt die Statue aus ihrem kühlen
Grabe befreit. Sie wurde nach Riga geſchafft, wo ſie auf einem
öffentlichen Platze aufgeſtellt werden ſoll. Dann wird der
furcht=
ſame Schuleikat wohl in aller Ruhe das Ungeheuer bewundern
können, das ihm den größten Schrecken ſeines Lebens einjagte
und ihn von ſeinem Arbeitsplatz vertrieb.
B. M. V.
Olls tanfnche Mtümnil C.
Zu den Krankheiten, die in vergangenen Jahrhunderten
häufig vorkamen und ſehr gefürchtet waren, heute aber in
Kul=
turländern nicht mehr auftreten, gehört der Skorbut. Dieſes
Leiden zeigte ſich beſonders in Hungerperioden, auf langen
Schiffsreiſen und Expeditionen oder Kriegszügen in wenig
fruchtbaren Gegenden. Das Heilmittel gegen die Krankheit war
auch ſchon lange erprobt. Es hieß: friſches Obſt und Gemüſe.
Der Skorbut, der durch Knochenveränderungen und zahlreiche
Blutungen gekennzeichnet iſt, macht ſich meiſt zuerſt an den
Zähnen bemerkbar. Das Zahnfleiſch blutet, die Zähne fallen aus.
Es handelt ſich um eine typiſche Mangelkrankheit, und zwar
um die erſte, die als ſolche erkannt wurde, Sie entſteht alſo,
wenn ein wichtiger Lebensſtoff, ein beſtimmtes Vitamin, in der
Nahrung fehlt. Das Vitamin, um das es ſich handelt, iſt das
Vitamin C. Es findet ſich in friſcher Milch, im Obſt, vor allem
Orangen und Zitronen, in Tomaten, Paprika und friſchem
Gemüſe, nicht aber in Getreide. Bei Erhitzen und an der Luft
geht es ſchnell zugrunde, daher findet es ſich in größerer Menge
und hält ſich am beſten in Früchten mit dicker Schale, alſo in
Apfelſinen, vor allem aber in Zitronen. Etwas Zitronenſaft zu
der Nahrung zugeſetzt genügt, um die Mangelkrankheit zu
ver=
hüten. — Lange Zeit galt der Skorbut als Hungerkrankheit.
Heute tritt er beim Hungernden aber nur dann auf, wenn es
ganz an friſcher Nahrung fehlt. Dagegen beobachtet man leider
nicht allzu ſelten eine ſkorbutartige Form der C=Avitaminoſe
bei Säuglingen und Kleinkindern. Den Kinderärzten iſt dieſe
Krankheitsform als Möller=Barlowſche Krankheit bekannt.
Viel=
leicht haben einzelne Kinder eine beſondere Veranlagung zu
dieſer Erkrankung. Meiſt handelt es ſich um Kinder, die zuviel
Brei und allzu lange ſteriliſierte Milch erhalten haben. Gibt
man dieſen Kindern friſche Milch, Zitronenſaft und Rohgemüſe,
ſo erholen ſie ſich nach einigen Wochen. Nun gibt es aber
Kinder, die dieſe vitaminreiche Nahrung verweigern, und vor
allem den natürlichen Zitronenſaft ablehnen. Inzwiſchen hat
nun die chemiſch=pharmazeutiſche Induſtrie in Verbindung mit
namhaften Nahrungsmittelforſchern und Phyſiologen das Vita
min C genauer ſtudiert, Methoden erfunden, um den Gehalt
an Vitamin C in den Nahrungsmitteln genau feſtzuſtellen, und
ſchließlich iſt es auch gelungen, dieſen geheimnisvollen Lebensſtoff
in chemiſch reiner Form aus den Naturprodukten und in neuerer
Zeit auch künſtlich, d. h. durch chemiſchen Aufbau darzuſtellen.
Man hat dem reinen Vitamin C die chemiſche Bezeichnung
Aſcorbinſäure gegeben. Es iſt ein weißes, kriſtalliniſches,
ſäuer=
lich ſchmeckendes Pulver, das ſich in dieſem reinen Zuſtand als
ſehr beſtändig erwieſen hat im Gegenſatz zu dem in Früchten
enthaltenen Vitamin. Auf Grund beſonders charakteriſtiſcher,
chemiſcher Eigenſchaften (Reduktionsfähigkeit) iſt nun auch vor
kurzem eine einfache Farbreaktion auf Vitamin C ausgearbeitet
worden, die es ermöglicht, den Vitamin C=Gehalt einiger
Nah=
rungsmittel ohne Tierverſuche annähernd feſtzuſtellen.
Wir haben ſchon vor kurzem darüber berichtet, daß die
Merck’ſche Fabrik in Darmſtadt, die an der Erforſchung und
Darſtellung des Vitamin C weſentlich beteiligt geweſen iſt, eine
wiſſenſchaftliche Ausſprache über die chemiſche, phyſiologiſche und
kliniſch=praktiſche Bedeutung des reinen Vitamins, das jetzt auch
in Tablettenform vorliegt (Cebion=Tabletten), veranlaßt hatte,
Die auf dieſer Tagung gehaltenen Vorträge haben wiederum
gezeigt, welche bedeutende Förderung derartige wichtige Fragen
durch uneigennützige Zuſammenarbeit von Induſtrie und
Wiſſen=
ſchaft erfahren können.
Dr. med. Kaufmann
* Das Heſſiſche Verſicherungsgeſetz für gemeindliche Beamte in
der Faſſung nach dem Stande vom 23. Jun: 1934. Erläuterte
Handausgabe von Heinrich Erb. Direktor der Heſſiſchen
Verſicherungsanſtalt für gemeindliche Beamte zu Darmſtadt,
1934. Selbſtverlag des Verfaſſers (Steubenplatz 11). Preis
broſch 2,70 Mk.
An die Spitze ſtellt das mehrfach abgeänderte Geſetz den
Zweck, den Beamten und Bedienſteten der Gemeinden,
Gemeinde=
verbände uſw. bei vorliegender Dienſtunfähigkeit ein Ruhegehalt
und den Hinterbliebenen Sterbegehalt, Witwen= und
Waiſen=
geld zu gewähren. Der hierin zum Ausdruck gelangte ſoziale
Zweck iſt in vorbildlicher Weiſe durch Novellierungen und ſozialem
Gefühl entſprechende Rechtſprechung weiter entwickelt worden.
Man möchte den ganzen Rechtsſtoff als ein Spezialgebiet
bezeich=
nen, deſſen Bearbeitung der hierzu gerade beſonders berufene
Verfaſſer ſich mit liebevollem Eifer unterzogen hat. Das gut
ausgeſtattete Werk, für deſſen Herausgabe gerade die
Anſtellungs=
körperſchaften und deren Verſicherte dem Verfaſſer Dank wiſſen
werden, ſollte in keiner Bücherei dieſer Verbände fehlen.
Juſtizrat Lindt in Darmſtadt.
Mittwoch, 3. Oktgber 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 273 — Seite 3
Gebührenfrei
gegen Glaubhaftmachung der
Abſtimmungs=
berechtigung.
Amtlich wird folgendes bekanntgegeben:
Reichsangehörigen, die die Ausſtellung eines Paſſes mit der
Begründung beantragen, daß fie ſich zur Abſtimmung in das
Saargebiet begeben wollen, wird der Reiſepaß von den
zu=
ſtändigen Paßbehörden vom 15. Oktober 1934 ab gebührenfrei
mit einer Geltungsdauer bis zum 15. Februar 1935 ausgeſtellt,
wenn ſie glaubhaft nachweiſen, daß ſie abſtimmungsberechtigt
ſind. Die Glaubhaftmachung kann z. B. erfolgen durch
Vor=
lage einer Beſcheinigung.
a) Der ſaarländiſchen Abſtimmungsbehörde, daß der
An=
tragſteller in die Abſtimmungsliſten eingetragen oder ſein
An=
trag auf Eintragung in die Abſtimmungsliſte bei der
ſaar=
ländiſchen Abſtimmungsbehörde eingegangen iſt.
b) Der Saarmeldeſtelle ſeines jetzigen Wohnſitzes (
Polizei=
revier oder Einwohnermeldeamt), daß der Antragſteller in die
Saarkartei eingetragen iſt.
Der Juut Aorttktnangstctender.
Ein Beikrag zum Winkerhilfswerk an der Saar.
Der Landesleiter der Deutſchen Front im Saargebiet,
Pirro, erläßt folgenden Aufruf:
Der Abſtimmungskampf im Saargebiet geht ſeinem
Höhe=
punkt zu. Das ganze deutſche Volk muß dieſen Kampf mit
innerſter Anteilnahme und ſtändigem Intereſſe verfolgen.
Dieſem Ziel dient der Saar=Abſtimmungskalender (Preis
1.— RM.), der Mitte September erſcheint, ein Abreißkalender,
der 100 Tage, vom 5. Oktober 1934 ab bis zum Tage der
Saar=
abſtimmung, dem 13. Januar 1935, läuft. Er muß in dieſen
100 Tagen in jedem deutſchen Arbeitsraum hängen und an den
Kampf unſerer Volksgenoſſen im Saargebiet mahnen. Sein
Reinertrag dient mit dazu, das Winterhilfswerk an der Saar
aufzubauen.
Herſtellung und Vertrieb des Kalenders liegen in der Hand
einer Gemeinſchaft von Verlegern, die, wie alle an ihm tätigen
Stellen, auf Gewinn verzichten. Es iſt deshalb auch eine
Ehren=
pflicht des ganzen Volkes, ſich an dieſem Hilfswerk zu beteiligen,
und die Ehrenpflicht aller beteiligten Stellen, dieſe große
Auf=
gabe zu fördern.
In ſeinem Inhalt zeigt der Kalender die ſchickſalhafte
Ver=
bundenheit der Saar mit dem Reich und bildet ſo ein großes
und wichtiges Aufklärungswerk, an dem jeder Deutſche tätigen
Anteil nehmen muß.
Ich bitte das ganze deutſche Volk, ſich für dieſes Hilfswerk
an der Saar einzuſetzen, um den doppelten Zweck zu erreichen:
Arbeit für die Saarabſtimmung, Gewinnung von Mitteln
für das Winterhilfswerk an der Saar.
Heil Hitler!
Stempel: Deutſche Front
(gez.) Pirro.
Landesleitung
* Die Schühlinge der Saarregierung.
Die Saarregierung hat glücklich ihre Drohung wahrgemacht
und eine Verordnung herausgehen laſſen, wodurch politiſchen
Par=
teien, die glaubhaft dartun, daß ihnen die Benutzung geeigneter
Räume zu Abſtimmungsverſammlungen unmöglich gemacht wird,
ſich an die Kreisinſpektoren der
Abſtimmungskom=
miſſion wenden können, die dann für die Ueberlaſ ſung
geeigneter Räume ohne Rückſicht auf etwa
be=
ſtehende Verträge zu ſorgen haben. Der Zweckder
Uebung iſt ſehr eindeutig. Die Separatiſten und ihre
Gefolgsleute ſind an der Saar nicht ſonderlich angeſehen, und
es iſt eigentlich nur ſelbſtverſtändlich, daß jeder anſtändige
Deut=
ſche ihnen ſein Lokal verweigert. Jetzt verkriechen ſie ſich hinter
die Abſtimmungskommiſſion, mit deren Hilfe ſie ſich
Verſamm=
lungsräume erzwingen wollen. Das Ganze iſt alſo eine glatte
Schikane gegen die Deutſchen, eine doppelte Schikane, weil gegen
dieſe Verordnung kein Rechtsmittel gegeben iſt. Die
Separatiſten können alſo jetzt, wenn ſie nur das nötige Geld dazu
haben — daran wird es ihnen dank ihrer unterirdiſchen
Beziehun=
gen nicht fehlen — täglich der Deutſchen Front die
Verſammlungs=
lokale wegnehmen. Sie bekommen ſie zwar ſelbſt nicht voll, aber
ſie bringen erneut Unruhe in den ganzen Abſtimmungskampf, und
das iſt ja der eigentliche Zweck der Uebung.
Die Suullieferandsſahteoungen
vor dem Volksgerichkshof.
DNB. Berlin, 2. Oktober.
Der Volksgerichtshof in Berlin beſchäftigte ſich ſeit fünf Tagen
mit dem beiſpielloſen Schieberprozeß gegen den Kommerzienrat
Max Falk=Düſſeldorf.
Falk werden Sachlieferungsſchiebungen zur Laſt gelegt, durch
die er ſich und ſeine Konzernfirmen, die Rheinhandels=Konzern
A.=G., die Minerva=Handelsgeſellſchaft und die Wolff, G.m.b.H.,
um Beträge von über 4 Millionen RM. unrechtmäßig bereichert
hat. Es geht dabei hauptſächlich um Lieferungen von Hammeln
und Zucker. Während bei dem Zuckergeſchäft eine Fälſchung der
Konnoſſemente von 1172 Tonnen in 11 720 Tonnen vorgenommen
und der Zucker ſelbſt in London verſchleudert worden war, wurde
der Preis für die Hammel von 60 Mark nachträglich auf 142 Mark
erhöht. Zwiſchen dem franzöſiſchen Gegenſpieler, dem Grafen
d’Herbemont, der nach Falks Erklärungen durchaus im Bilde war,
und Falk ſelbſt kam es dann zu ſchweren Gegenſätzlichkeiten, die
bald zu einem vollen Bruch führten. d’Herbemont verweigerte
daraufhin die weitere Abnahme und verklagte Falk auf
Rückzah=
lung von 4 Millionen RM. an den Reparationsagenten. Nun
entwickelte ſich ein Prozeß aus dem anderen, und die Düſſeldorfer
Gerichte haben ſich ſieben Jahre lang mit der Affäre Falk
beſchäf=
tigt, bis die große Strafkammer im Juni dieſes Jahres die Sache
an den Volksgerichtshof in Berlin abgab, weil ſich Falk wegen
Betrugs und der Abgabe einer falſchen eidesſtattlichen
Verſiche=
rung auch der Beihilfe zur landesverräteriſchen Untreue ſchuldig
gemacht habe.
Eine der entſcheidenden Fragen dieſes
Pro=
zeſſes iſt es, ob der Volksgerichtshof, wie die
Düſ=
ſeldorfer Strafkammer, die
Sachlieferungsver=
träge als „Staatsgeſchäfte” anſehen wird, durch
deren betrügeriſche Durchführung ein Schaden
für das Deutſche Reich entſtanden iſt. Dieſe Frage
ſtand im Vordergrund der Ausführungen, der am Montag
ver=
nommenen Sachverſtändigen. Sie vertraten überwiegend den
Standpunkt, daß Staatsgeſchäfte nicht vorlägen, weil das Deutſche
Reich ſtets die Haftung aus dieſen Sachlieferungsverträgen
abge=
lehnt habe. Durch Zwiſchenfragen des Vertreters der
Reichsan=
waltſchaft wurde aber klargeſtellt, daß die
Sachlieferungs=
verträge grundlegende Unterſchiede gegenüber
den freien Handelsverträgen aufweiſen. Sie
wer=
den nicht nur von den zuſtändigen Behörden beſonders genehmigt,
ſondern ſie müſſen auch nach dem von den amtlichen Stellen
er=
laſſenen Verfahrensvorſchriften abgewickelt werden. Die
behörd=
liche Genehmigung iſt regelmäßig unerläßliche Vorausſetzung,
ſo daß den Verträgen keinerlei bindende Wirkung zukommt, wenn
die Genehmigung verweigert wurde. Das Hineingreifen dieſer
behördlichen Ueberwachungsbefugniſſe in das ſonſt freie Spiel der
Kräfte iſt zweifellos ein wichtiges Indiz, das in ſeiner letzten
Be=
deutung für die Entſcheidung vom erkennenden Senat abgewogen
werden muß.
Die Beweisaufnahme hat eine ſolche Fülle von Schiebungen,
Durchſtechereien und ſonſtigen betrügeriſchen Manipulationen
auf=
gedeckt, daß man ſich mit Entſetzen abwenden muß vor einem
ſol=
chen Zuſtand geſchäftlicher Moral.
Am Dienstag hielt der Vertreter der Reichsanwaltſchaft
die Anklagerede. Nach dreiſtündiger Begründung beantragte er,
den Angeklagten Max Falk wegen fortgeſetzter
landesverräte=
riſcher Untreue im Sinne von § 2 Ziffer 3 StB. und Abgabe
einer falſchen eidesſtattlichen Verſicherung zu einer Geſamtſtrafe
von 5 Jahren und drei Monaten Zuchthaus und 10 Jahren
Ehrverluſt zu erurteilen.
Geſteigerkes Volkseinkommen.
In den letzten Jahren ſind die verſchiedenſten Wege
ein=
geſchlagen worden, um durch eine Steigerung des
Volks=
inkommens eine allgemeine Wiederbelebung der Wirtſchaft zu
erreichen. Die Gewerkſchaften, namentlich der ſozialiſtiſchen
Richtungen, hatten es jedoch verſtanden, ſich mit ihrer Theſe
durchzuſetzen, daß die Lohnerhöhung das beſte Mittel ſei, die
Konſumkraft zu heben und den Abſatz zu fördern. Sie hatten
dieſe Weisheit nicht zuletzt aus den Vereinigten Staaten
be=
zogen, weil man dort der Anſicht huldigte, daß die Proſperität
eines Landes von der Höhe der Löhne und Gehälter abhängig
ſei. Die Amerikaner haben mit dieſer Lehre Schiffbruch
er=
litten. Auch in Deutſchland ſind die Dinge ſo gelaufen, wie ſie
einſichtige Volkswirtſchaftler vorausfagten. Lohnerhöhungen
wurden ohne Rückſicht erzwungen. Vielfach wählte man das
Mittel wochenlanger Streiks, ſo daß dann am Ende des Kampfes
zwar ein erhöhter Lohn, aber auch ein ſtark geſchwächter
Wirt=
ſchaftsbetrieb ſtand. Die Politik der ſchematiſchen
Lohn=
ſteigerungen brachte es dann mit ſich, daß ſich die finanziellen
Kräfte unſeres Volkes in einigen Berufsgruppen
zuſammen=
ballten, während die anderen immer ſchwächer wurden und
ſchließlich eine von Monat zu Monat ſtärker werdende
Arbeits=
loſigkeit auswieſen. So hatten die Lohnerhöhungen zwar einen
Nutzen für wenige im Gefolge. Auf der anderen Seite ſetzte
ſie aber Hunderttauſende von Arbeitern im Laufe der Jahre auf
die Straße. Es darf aber nicht vergeſſen werden, daß die
Lohn=
erhöhungen Preisſteigerungen mit ſich brachten, woraus ſich
ebenfalls ergab, daß mit dieſer Art der Steigerung des
Volks=
einkommens wohl doch nicht das richtige Verfahren angewandt
tvorden iſt.
Als Adolf Hitler am 30. Januar 1933 die Macht übernahm,
fand er nicht nur ein 6 Millionen ſtarkes Arbeitsloſenheer vor,
ſondern auch eine unendlich geſchwächte deutſche Volkswirtſchaft.
Er gab nun das Signal zu allgemeinen Arbeitsbeſchaffung.
Er mobiliſierte die noch vorhandenen und teilweiſe verſtärkten
Reſerven, ſo daß ſchon im Juni 1933 ein recht erheblicher
Prozentſatz der Arbeitsloſen wieder in Lohn= und
Gehalts=
empfänger umgewandelt wurde. Die Kette der
Einkommens=
empfänger wurde damit verlängert. Das wirkte ſich finanziell
für die Reichs= und Staatseinkommen wieder ſo günſtig aus,
weil gleichzeitig die Maſſe der Steuerzahler größer wurde. Schon
im Sommer des Jahres 1933 konnte eine Steigerung des
Volks=
einkommens um ½ Milliarde RM. verzeichnet werden. Das
war das erſte Plus der Anſtrengungen um die
Wirtſchafts=
belebung, die nicht von der Seite der Lohn= und
Preis=
ſteigerungen angefaßt wurde, ſondern von der Arbeitsbeſchaffung
für die Erwerbsloſen bei zunächſt gleichbleibendem Lohn. Für
das ganze Jahr 1933 hat ſich eine Zunahme des
Volkseinkommens um 1,1 Milliarde RM.
er=
geben. Wir ſtehen jetzt im letzten Viertel des Jahres 1934.
Schon heute kann man ſagen, daß auf Grund des diesjährigen
Erfolges der Arbeitsſchlacht und der Produktionsbelebung das
Volkseinkommen noch weiter angewachſen iſt. Insgeſamt iſt die
Bilanz der Regierung Adolf Hitlers auf dieſem Gebiet in den
erſten zwei Jahren jedenfalls überaus erfreulich.
Zum Geburkstag
des verenzigten Reichspräſidenken.
Kranzſpenden am Grabe des Feldmarſchalls.
DNB. Hohenſtein, 2. Oktober.
Bereits in den frühen Morgenſtunden hat am heutigen
Geburtstag des verewigten Reichspräſidenten, des
Generalfeld=
marſchalls von Hindenburg, ein ungeheurer Menſchenſtrom ganz
ſo wie am Tage nach der feierlichen Beiſetzung zum
Tannen=
bergdenkmal eingeſetzt. Generalmajor von Hindenburg legte als
Erſter am Grabe des toten Feldmarſchalls gegen 7 Uhr morgens
einen Kranz mit Chryſanthemen und Veilchen nieder. Unzählige
Scharen harrten bis 8 Uhr vor dem noch verſchloſſenen
Tannen=
bergdenkmal. Um 8 Uhr zog die Ehrenwache auf: Zwei Poſten
vor dem Feldherrnturm, zwei Poſten in der Gruft und zwei
Poſten vor dem Außenportal. Generalleutnant von Brauchitſch,
der Wehrkeiskommandeur des Wehrkreiſes I, erſchien pünktlich
um 11 Uhr und legte einen Kranz des Führers, des
Reichs=
wehrminiſters Generaloberſt von Blomberg und der deutſchen
Wehrmacht nieder. Aus allen Teilen Oſtpreußens erſchienen im
Laufe des heutigen vormittags Abordnungen, die Kränze aus
den einzelnen Städten, von Verbänden uſw. überbrachten. Um
12 Uhr traf Landeshauptmann Blunk ein, der im Namen des
Oberpräſidenten Koch einen Kranz niederlegte, deſſen Schleife
den Aufdruck trug: „Dem Retter der Heimat namens der
dank=
baren Provinz Oſtpreußen”. Oberbürgermeiſter Dr. Will legte
einen Lorbeerkranz nieder, deſſen Schleife die Farben der Stadt
Königsberg und die Inſchrift „Unſerem unvergeßlichen
Ehren=
büirger, die Stadt Königsberg” trug. Im Auftrage des
preußi=
ſchen Miniſterpräſidenten legte Vizeadmiral Dr. Bethge einen
Kranz nieder, der die Aufſchrift trägt: „Das dankbare Land
Preußen, der Miniſterpräſident”.
*
Die Einführung der malteſiſchen Sprache als zweite
Amts=
ſprache auf der Inſel Malta wurde von der Bevölkerung im
all=
gemeinen begrüßt und in weiten Kreiſen wurde der 1. Oktober als
„Malta=Tag” gefeiert. Im Gegenſatz hierzu haben die Anwälte
einen 24ſtündigen Proteſtſtreik gegen die Abſchaffung des
Italie=
niſchen als Gerichtsſprache ausgerufen.
Heſſiſches Landestheater.
Kleines Haus. — Dienstag, den 2. Oktober 1934.
Kabale und Liebe.
Ein bürgerliches Trauerſpiel von Schiller.
Das Kleine Haus hat ein neues Gewand
ange=
zogen. Die Wände des Zuſchauerraums ſind in einem warmen,
milden Rot gehalten, die Ränge und die Holzverkleidung zeigen
lichtes Grau mit Silber. Ein in einfachen Linien ausgeführter
Kronleuchter verbreitet angenehme Helle. Das Theater wirkt
lichter und feſtlicher als früher, ſo daß das neue Gewand eine
ſchöne und erfreuliche Verbeſſerung bedeutet.
Wie zufällig an dem gleichen Tage das Frankfurter
Schau=
ſpielhaus, ſo eröffnete auch das Kleine Haus in Darmſtadt mit
„Kabale und Liebe”, dem packenden Drama aus
Schil=
lers Sturm und Drang — begleitet von des Himmels Blitz und
Donner.
Mannheim, Oggersheim, das benachbarte Sachſenhauſen,
Bauerbach waren 1782 die kurzen Stationen des Dichters nach
der Flucht aus Stuttgart. In Sachſenhauſen ſtand er auf der
alten Mainbrücke und ſah ſchmerzlich auf die ſtattlichen Häuſer
der reichen Patrizier am Ufer und auf die frohen Menſchen, die
ohne Teilnahme an ihm vorübergingen. Gehetzt von Hunger,
ge=
jagt von der Furcht vor Verfolgung, trieb es den
Dreiundzwan=
zigjährigen von Ort zu Ort: „Es iſt ein Unglück, daß gutherzige
Menſchen ſo leicht in das entgegengeſetzte Ende geworfen werden,
in den Menſchenhaß, wenn einige unwürdige Charaktere ihre
warmen Urteile betrügen. So erging es mir. Ich hatte die
halbe Welt mit der glühendſten Empfindung
um=
faßt, und zuletzt fand ich, daß ich einen kalten
Eisklumpen in den Armen hatte.” In dieſer an Byron
erinnernden Stimmung gab Schiller am 4. Januar 1783 in einem
Briefe an Henriette von Wolzogen ſeiner Weltenttäuſchung
Aus=
druck: aus dieſer Stimmung entſtand „Kabale und Liebe‟,
Der feurige Atem des jungen Stürmers und Drängers
ſprüht aus dem Drama, ſchneidend und unmittelbar, da
Men=
ſchen und Vorgänge in Stuttgart die porträthafte Anregung
und Unterlage gaben.
Dieſer feurige Atem muß auch aus der Darſtellung wehen.
Lieſt man Schillers Dichtung, ſo findet man kaum einen
Men=
ſchen, der langſam kommt und geht. Ferdinand „fliegt auf
Luiſe zu” er „ſtürzt aus dem Zimmer” der Lady, er eilt ſchnell
fort und rennt gegen den Präſidenten.
Wie der dramatiſche, ſo war auch der darſtelleriſche
Höhe=
punkt in Ferdinand und Luiſe, in Emil Lohkamp und Ruth
Trumpp verkörpert. In ihnen floß der Strom der
Leiden=
ſchaft.
Emil Lohkamp war ein ſchlanker ſtattlicher Major und
ein zunächſt verhaltener Liebhaber. Mit der Steigerung der
Gefahr ſteigerte ſich der Ausbruch der Leidenſchaft zu der
Ge=
liebten und fand in der Auseinanderſetzung mit dem
Hof=
marſchall und in der Sterbeſzene ſeine Gipfel.
Von Ruth Trumpps „Luiſe” ging von dem erſten
Wort und dem erſten Blick an das Fluidum eines innigen,
weiblichen Gefühls aus. Wie bei ihrem „Klärchen” im „Egmont”,
nahm auch geſtern der warme Klang der Stimme ſofort
ge=
fangen. Setzte ihre Vorgängerin Elſa Knott die Tatſache
jüngſter Jugend für die ſechzehnjährige „Luiſe” ein, ſo gab Ruth
Trumpp ihr den Vorzug eines reifen, ſicheren Spieles. Der
Liebe Luſt und der Liebe Leid waren in ihrem ſchlichten und
doch überzeugenden Spiel von wärmſter Innerlichkeit getragen.
Ergreifend war die Niederſchrift des Briefes, der das Opfer
ihrer Liebe bedeutete.
Luiſens unglückliche Eltern waren von Ulrich Verden
und Käthe Gothe vertreten. Der erſtere vereinigte den
poltern=
den Muſiker und den liebenden Vater in ſeiner ſicheren,
zu=
verläſſigen Darſtellung, letztere gab der ſchwachen, gutmütigen
Mutter einen lebensvollen Umriß.
Anton Gaugl ſtattete dem „Sekretär Wurm” mit der
raffinierten Grauſamkeit des geborenen Böſewichts aus. Aus
Kurt Weſtermanns altem Kammerdiener brach die
Ver=
bitterung des unterdrückten und geſchändeten Volkes packend
durch.
Den Präſidenten von Walter faßte Heinz Stieda offenbar
als diskutierenden Intriganten auf, während die eiskalte
Ueber=
legenheit des Beherrſchers eines Fürſtentums zurücktrat. Als
Lady Milford war Hedda Lembach in erſter Linie vornehme
Salondame, ohne daß die charakteriſtiſchen Züge dieſer
einzig=
artigen Mätreſſe eines Fürſten ſtärker zum Ausdruck kamen.
Hil=
degard Mahry war ihre niedliche Jungfer.
In Fritz Riedls Bühnenbildern kam der Gegenſatz zwiſchen
der Welt des Bürgertums und des herrſchenden Adels wirkſam
zur Geltung: in dem liebevoll ausgeſtatteten Zimmer des
Muſi=
kus Miller die beſcheidene Freundlichkeit des Bürgertums, in
dem Saale des Präſidenten mit dem weiten Durchblick in den
Park, an den Bruchſaler Schloßgarten erinnernd, die ſtolze
Ab=
geſchloſſenheit des Adels.
Alles in allem hat Jochen Poelzig als Spielleiter eine
ausgezeichnete Aufführung geſchaffen, eindringlich in den
Einzel=
heiten und harmoniſch zu dramatiſchem Fluß zuſammengeſchloſſen.
Die Tränen, die im letzten Aufzug auch im Zuſchauerraum
floſſen, ſind hierfür Zeugnis.
Abſchied von Hindenburg.”
Irgendwann wird irgendwo ein Nationaldenkmal für
Hin=
denburg erſtehen und im Baedeker ſein Kreuzchen bekommen. Man
wird es ſehen oder nicht ſehen wie das Monument Bismarcks in
Hamburg, an dem man auf der Elbe vorüberfährt. Sieht man
es, ſo denkt man ſich etwas dabei. Vielleicht: Sedan. Verſailles;
Tannenberg, Verſailles. Im übrigen iſt es ein Bauwerk wie
andere auch. Es iſt ſtumm Es ſpricht nur zu denen, in denen
ſelber eine innere Stimme ſpricht. Das Wort aber iſt mehr als
Stein und Erz, das Wort hat eine Urgewalt, die Herz und Sinn
ganz anders packt als irgendein Standbild. Nur muß ein
Mei=
ſter das Wort formen. Rolf Brandt iſt es. Wenn jetzt ſein „
Ab=
ſchied von Hindenburg” in Tönen erklingt, aus denen große
Weltgeſchichte und tiefes deutſches Gemüt uns anwehen. Töne, die
manchmal mächtig daherdröhnen, manchmal wunderſam leiſe
zer=
rinnen, ſo hat uns ein Zauber gefangen. Irgendwann wird
irgendwo ein Nationaldenkmal für Hindenburg erſtehen: hier
ſteht ſchon das ſchönſte vor uns in Bild und Schrift, die ſich in
uns eingraben. Wer Rolf Brandts „Weg durch die Hölle” kennt,
dieſe grandioſe Anſchaulichkeit, mit der er die Jahre von 1918
bis 1933 ſchildert, der weiß, daß keiner ſo wie er berufen iſt, auch
das Weſen des großen Heros der Deutſchen uns näherzubringen.
In allen wichtigen Phaſen ſeines Lebens hat er den
Feldmar=
ſchall geſehen und geſprochen, bei Tannenberg, im Großen
Haupt=
zuartier, bei der Auflöſung in Kolberg, während der Wahl in
Hannover, noch vor anderthalb Jahren in Berlin. Nicht einen
Satz, nicht eine Geſte hat Brandt vergeſſen; und Hindenburg war
ihm gegenüber manchmal von einer erſchütternden
Offenherzig=
keit. Der Verfaſſer dieſes Abſchiedes von Hindenburg” iſt mehr
als ein Großreporter, der Afrika durchquert, die Erde umflogen,
faſt alle Staatsmänner interviewt hat: er iſt Kenner und Künder
des heiligſten deutſchen Empfindens. Man kann dieſes Buch mit
ſeinen etwa 100 trefflichen Tiefdruck=Photographien natürlich
durchblättern, wie man durch die Säle eines Muſeums geht.
Wirft man aber einen Blick in den Text, hat man auch nur ein
paar Sätze von Rolf Brandt erhaſcht, dann wird das Werk in
ſeiner Monumentalität einem klar. Dann läßt man es auf ſich
wirken und raſtet nicht, bis es ſich auch an anderen erprobt hat.
Man ſtellt es griffgerecht zu ſeinen Lieblingsbüchern — und kauft
noch je eines für die Kinder, damit ſie, wenn ſie erwachſen ſind,
als geiſtiges Erbe es aus unſerer gewaltigen Zeit des Umbruchs
überkommen
Rumpelſtilzchen.
*) Ein Gedenkwort zum Tode des Feldmarſchalls und
Reichs=
präſidenten von Rolf Brandt. Mit der Gedenkrede des
Füh=
ers vor dem Reichstag und dem politiſchen Teſtament des
Reichspräſidenten. 84 Seiten mit 96 Bildern auf 60
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Nr. 273
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Mittwoch, 3. Oktober 1934
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 3. Oktober 1934.
Nur würdige Ehrenmale!
Eine für Bürgermeiſtereien und Kirchengemeinden wichtige
Verfügung des heſſiſchen Staatsminiſters.
Ueber die Errichtung von Ehrenmalen, für die im
Weltkrieg oder als Opfer der nationalen Revolution Gefallenen,
ſowie für hervorragende Perſönlichkeiten hat Staatsminiſter
Jung eine Verfügung an die Kreisämter erlaſſen (vom 7.
Sep=
tember 1934 zu F. M. B. 8030), die ſeitens der
Landeskirchen=
kanzlei auch den evangeliſchen Kirchenvorſtänden zur Beachtung
Tekanntgegeben wurde. Sie beſagt:
„Eine vergleichende Zuſammenſtellung der in den vielen
Eheſſiſchen Gemeinden bis jetzt errichteten Kriegerehrungen für die
fim Weltkrieg Gefallenen hat gezeigt, daß ein großer Teil dieſer
WEhrungen keineswegs die Forderung erfüllt, wonach ein ſolches
Denkmal den Gedanken der Heldenehrung ſinnfällig zum Aus=
Druck bringen ſoll.
Die erhabene Größe des Opfers des ſchlichten deutſchen
Sol=
waten, der ſein Leben für ſein Vaterland hingibt, ſoll einfach, ernſt
ind überzeugend dargeſtellt werden. So wird ein ſchlichtes, in
ginfachen Linien gehaltenes Erinnerungsmal in dem erforder=
Tichen Ausmaß mit kurzer Aufſchrift den Gedanken des heldiſchen
Opfers eindringlicher und natürlicher zum Ausdruck bringen als
Ein in geſuchten architektoniſchen Formen geſtaltetes im
Größen=
naßſtab oft vergriffenes Denkmal, das zudem mit allem möglichen
SZierat und einem Uebermaß von Schriften verſehen wird. Solche
DDenkmäler, die die Künſtlerhand vermiſſen laſſen, müſſen zur
SWahrung des guten Geſchmacks vermieden werden.
Ganz beſonders gilt dies von Ehrenmalen, bei denen eine
Figur wie ein betender oder ſterbender Krieger, ein Löwe, ein
Adler oder gar eine ſymboliſche Frauengeſtalt die heldiſche Tat
zum Ausdruck bringen ſoll. Auch hier hat ſich ſchon ein auf
fabrik=
rnäßige oder mindeſtens Serienherſtellung eingeſtellter
Geſchäfts=
zweig breitgemacht. Gerade aber bei ſchmückenden Zutaten und
Denkmalſteinen aus dem Gebiet der bildenden Kunſt kann nur
Der ſchaffende Künſtler Vollwertiges geben, wenn nicht
Serzerrte Gebilde entſtehen ſollen.
Wo die Mittel nicht vorhanden ſind, etwas einwandfrei
Figür=
iches zu ſchaffen, muß es bei der würdigen und ſchlichten Art der
Darſtellung des heldiſchen Gedankens bleiben, die nicht weniger
rnonumental und eindrucksvoll wirken wird als eine Figur. Wir
find es den Gefallenen und auch der Nachwelt gegenüber ſchuldig,
waß unſer Dank in wahrhafter und würdiger Weiſe zum Ausdruck
gebracht wird.
Um den Gemeinden, die ein Ehrenmal für Gefallene des
Weltkriegs oder der nationalen Revolution oder ein Denkmal für
Hervorragende Perſönlichkeiten errichten wollen, die Durchführung
ſoieſer beſonderen und verantwortungsvollen Aufgabe zu
erleich=
ern, wird hiermit angeordnet, daß die Heſſiſchen
Hochbau=
ämter als Fachſtellen die Gemeinden hierbei in
wei=
eſtgehender Weiſe, gegebenenfalls unter Zuziehung anderer
Sech=
werſtändiger, z. B. auch der Denkmalpfleger, beraten und
unter=
kützen, auf Wunſch ihnen auch Kräfte benennen, die für Entwurf
und Ausführung in Frage kommen. Die Gemeinden haben ſich
reshalb ſchon bei der Wahl des Platzes für das Denkmal — der
va für die Geſtaltung und die Art des Ehrenmals mitbeſtimmend
Iſt — und bevor mit irgendeinem Grabſteinlieferanten in
Füh=
rung getreten worden iſt an die Hochbauämter zwecks Beratung
ru wenden. Kommt die Gemeinde dieſer Forderung nicht nach, ſo
hann die Aufſtellung eines als nicht würdig erachteten Denkmals
ruf Grund der Verordnung, das Verbot des nationalen Kitſches
angehend, verboten werden.
Auch bereits vorhandene Entwürfe aller Art von Ehrenmalen
Ernd den Heſſiſchen Hochbauämtern zur ſachverſtändigen
Begut=
achtung mitzuteilen; notwendig werdende Abänderungsvorſchläge
ſend dann von ihnen den Gemeinden alsbald mitzuteilen.
Kommt eine Einigung zwiſchen den Stellen, die Ehrenmale
zur errichten beabſichtigen, und der beratenden Baubehörde nicht
zauſtande, iſt die Entſcheidung der Bauabteilung im Heſſiſchen
Staatsminiſterium einzuholen. Dieſe entſcheidet endgültig.
Sie wollen, die in Betracht kommenden Bürgermeiſtereien
jehres Kreiſes hiernach bedeuten. — gez.: Jung.”
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 273 — Seite 3
Der Reichsſtatthalter in Heſſen:
Perſonalnachrichten.
Ernannt wurden am 20. September 1934: der Amtsarzt bei
deem Kreisgeſundheitsamt Offenbach, Medizinalrat Dr. Adolf
4o tto zu Offenbach, zum Kreisarzt bei dem Kreisgeſundheitsamt
Läüdingen mit der Amtsbezeichnung „Medizinalrat”, mit Wirkung
rwom 16. Oktober 1934; die Oberförſter Werner Roßmäßler zu
Tieerfelden i. O. und Karl Simon zu Laubach zu Forſtmeiſtern,
nrit Wirkung vom 1. September 1934: der Oberarzt Medizinalrat
Dar. Wilhelm Jockel bei der Landes=Heil= und Pflegeanſtalt
Hild=
hurghauſen (Thüringen) unter Berufung in das
Beamtenverhält=
nüs zum Amtsarzt bei dem Kreisgeſundheitsamt Offenbach mit
der Amtsbezeichnung „Medizinalrat”, mit Wirkung vom Tage des
2 ienſtantritts.
In den Ruheſtand verſetzt wurden durch Urkunde des Herrn
Rreichsſtatthalters in Heſſen auf Vorſchlag der Heſſiſchen
Regie=
uung: am 11. September 1934: der Strafanſtaltsoberwachtmeiſter
keim Landgerichtsgefängnis zu Gießen, Karl Orth. auf Grund
des 8 6 des Geſetzes zur Wiederherſtellung des
Berufsbeamten=
tams vom 7. April 1933 (RGBl. 1 S. 175), und am 15. September
1934: der Kanzleiaſſiſtent beim Amtsgericht Gernsheim. Friedrich
eyer, auf Erund des 8 6 des Geſetzes zur Wiederherſtellung
des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 (RGBl. 1 S. 175)
uiter Anerkennung ſeiner dem Staate geleiſteten Dienſte, beide
m it dem geſetzlichen Ruhegehalt.
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Anf. 19.30—22 Uhr. Deutſche B. H2 Zuſatzm. 1X
Der Poſtillon von Loniumeau. Pr. 0.80—4.50
In Vorbereitung: Wenn der Hahn kräht. — Fidelio.
Berufswahl des Sohnes?— Berufswahl der Tochter?
Rak einholen!
Ernſte Sorge bereitet die Berufswahl den Eltern und ihren
Kindern. Gilt es doch, die für den ſpäteren Lebensweg des
Kin=
des wichtigſte Entſcheidung zu fällen. Mit vagen Vermutungen
oder Vorſtellungen über die Ausſichten in dieſem oder jenem
Beruf iſt nichts getan. Auch die Anſicht des Onkels Ernſt, der
in ſeinem Beruf bis zum Dienſtſtellenleiter aufgeſtiegen iſt und
ihn eben deshalb für den einzig richtigen hält, kann ebenſowenig
ausſchlaggebend für die Berufswahl werden, wie das Urteil des
befreundeten Fräuleins Schulze, die ſich in ihrem Verkäuferinnen=
Beruf „todunglücklich” fühlt.
Entſcheidend für die Berufswahl kann nur die
Geſamtveran=
lagung und der Geſundheitszuſtand ſein. Es kommt darauf an,
die jungen Volksgenoſſen nur ſolchen Berufen, zuzuführen, in
denen ſie alle ihre Kräfte zum Segen der Volksgemeinſchaft voll
entfalten können.
Deshalb ſollten alle Eltern, deren Söhne oder Töchter den
Kaufmannsberuf erlernen oder Büro= bzw. Behördenangeſtellte
werden wollen, den Rat erfahrener Berufsfachberater einholen.
Die Stellenvermittlung der Deutſchen Angeſtelltenſchaft iſt
be=
rufen, ſachkundigen Rat zu erteilen. Sie ſagt: Kaufmann oder
Büro= bzw. Behördenangeſtellter kann werden, wer geiſtig
beweg=
lich iſt. Schnelle Auffaſſungsgabe muß den Berufsanwärter
aus=
zeichnen, um Zuſammenhänge verſtehen und die richtigen
Folge=
rungen ziehen zu können. Gute Handſchrift iſt Grundbedingung.
Einige Erfahrung in Kurzſchrift iſt meiſt ſehr erwünſcht. In
Rechnen, Rechtſchreibung und Geographie werden gute Noten
verlangt. Selbſtverſtändlich finden nur Knaben und Mädchen
mit offenem und lauterem Charakter, alſo unbedingt ehrliche
Menſchen. Aufnahme in den Angeſtelltenberufen. Wer nicht die
letzte Klaſſe einer 8ſtufigen Volksſchule verläßt, ſoll ſich nicht
für einen Angeſtelltenberuf entſcheiden. Der abgeſchloſſene
erfolg=
reiche Beſuch einer höheren Schule kann das Fortkommen im
Angeſtelltenberuf erleichtern. Schließlich müſſen die jungen
An=
wärter für einen Angeſtelltenberuf körperlich geſund und kräftig,
ſein. Es iſt ein Irrtum, anzunehmen, daß die Arbeit im
Fabrik=
kontor, im Behördenbüro oder Ladengeſchäft für ſchwächliche
junge Menſchen am beſten geeignet ſei. Dem iſt nicht ſo, denn
dort fehlt ihnen gerade das Wichtigſte. — die Bewegung in
fri=
ſcher und reiner Luft.
Erſchöpfend können die vielen Fragen, die in Verbindung
mit der Berufsfachberatung für den Kaufmanns= oder Büro=bzw.
Behördenangeſtelltenberuf von Bedeutung ſind, hier nicht
geſpro=
chen werden. Es iſt deshalb zu begrüßen, daß die hieſige
Stellen=
vermittlung der Deutſchen Angeſtelltenſchaft, Rheinſtraße 35,
Fernruf 558, auch in dieſem Jahre an den folgenden Werktagen:
Donnerstags von 16—18 Uhr Berufsfachberatungsſtunden für
Eltern und deren Söhne und Töchter koſtenlos abhält. Außerdem
vermittelt die Stellenvermittlung der Deutſchen
Angeſtellten=
ſchaft koſtenlos Lehrlinge zu Betrieben, in denen eine gründliche
und ſorgfältige Ausbildung gewährleiſtet iſt. Gerade die
wirk=
lich guten Lehrbetriebe wiſſen nämlich, daß die
Stellenvermitt=
lung der Deutſchen Angeſtelltenſchaft ſich der Berufsfachberatung
hervorragend angenommen hat und ſie deshalb tatſächlich
be=
fähigte Lehrſtellenbewerber und =bewerberinnen nachweiſt.
Der heſſiſche Staaksminiſter:
Bekanntmachungen des Perſonalamts.
Ernannt wurden am 20. September 1934 zu
Bürger=
meiſtern: Johann Peter Dinges in Bobſtadt. Kreis
Bens=
heim, Georg Peter Wolf in Gadernheim, Kreis Bensheim.
Jo=
hann Leonhard Spatz in Erlenbach, Kreis Erbach Adam
von Stein in Gumpen. Kreis Erbach, Peter Pfeiffer in
Ober=Oſtern, Kreis Erbach, Valentin Holler in Froſchhauſen,
Kreis Offenbach, Otto Wilhelm Hofmann in Klein=Welzheim,
Kreis Offenbach, Georg Heinrich Wilhelm Heinemann in
Rumpenheim, Kreis Offenbach, Dr. Ludwig Storch in
Sprend=
lingen, Kreis Offenbach, Karl Maul in Nieder=Beſſingen Kreis
Gießen, Heinrich Sohl 10. in Rüddingshauſen, Kreis Gießen,
Hans Schaurer in Frei=Weinheim, Kreis Bingen; am 20.
September 1934 zu Beigeordneten: Ludwig Lamely in
Hofheim. Kreis Bensheim, Adam Volk 2. in Birkert, Kreis
Er=
bach. Georg Weber in Böllſtein, Kreis Erbach, Leonhard
Loh=
nes in Etzen=Geſäß, Kreis Erbach. Adam Meiſter in
Frohn=
hofen, Kreis Erbach, Anton Zimmermann in Hetſchbach,
Kreis Erbach, Heinrich Götz in Klein=Gumpen, Kreis Erbach,
Philipp Rauſch in Ober=Oſtern Kreis Erbach, Jakob Sauer 2.
in Rothenberg. Kreis Erbach, Heinrich Lotz in Eckartshauſen,
Kreis Büdingen, Milhelm Meckel 2. in Röthges. Kreis Gießen.
Beſtellt wurde am 26. September 1934 Guſtav Walter in
Dauernheim zum kommiſſariſchen Bürgermeiſter der Gemeinde
Dauernheim.
Ernannt wurden durch Urkunde des Herrn Staatsminiſters:
am 17. September 1934: der Juſtizinſpektor beim Amtsgericht
Gernsheim. Philipp Hufnagel. zum Juſtizinſpektor beim
Amts=
gericht Groß=Gerau; der Juſtizinſpektor beim Amtsgericht Groß=
Gerau, Friedrich Veith. zum Juſtizinſpektor beim Amtsgericht
Reinheim; der Juſtizinſpektor beim Amtsgericht Reichelsheim,
Philivp Weckler, zum Juſtizinſpektor beim Amtsgericht Alzey,
ſämtlich mit Wirkung vom 1. Oktober 1934; am 19. September
1934: der Oberjuſtizinſpektor bei dem Amtsgericht Vilbel,
Wil=
helm Klaus, zum Oberjuſtizinſpektor bei dem Amtsgericht
Gießen.
Volksdeutſche Opferwoche
der deutſchen Schulkinder.
Die reichsdeutſche Jugend ſammelt für die Erhallung
der deutſchen Schule im Ausland.
Vom 1 bis 15. Oktober findet im ganzen Reich die
Volksdeutſche Opferwoche ſtatt, deren Erträgniſſe den
deutſchen Schulen im Ausland zugute kommen.
Wie ſehr die deutſche Schule im Ausland mit dem
Denken und Daſein der Auslanddeutſchen verwachſen
iſt, beweiſen die nachſtehenden Ausführungen eines
auslanddeutſchen Schullehrers.
Vor nunmehr faſt 15 Jahren hat der VDA. die reichsdeutſchen
Schulkinder aufgerufen, Mittel für die Erhaltung der ſchwer
be=
drängten deutſchen Schulen im Ausland aufzubringen. Aus kleinen
Anfängen erwuchs die „Volksdeutſche Opferwoche”, an
der jetzt alle deutſchen Schulkinder teilnehmen und — teilnehmen
müſſen, wenn die Mittel zuſammenkommen ſollen, die zur
Erhal=
tung des deutſchen Schulweſens im Ausland notwendig ſind.
Die diesjährige Opferwoche findet vom 1 bis 15. Oktober
ſtatt. Sie iſt keine öffentliche Sammlung im üblichen Sinne, denn
die Schulkinder ſammeln nur mit Quittungsbüchern in ihrem
enge=
ren Verwandten= und Bekanntenkreiſe.
Die Opferwoche fällt nicht unter das Sammelverbot!
Der Reichsſchatzmeiſter der NSDAP als
Bevoll=
mächtigter des Stellvertreters des Führers hat die Sammlung
ge=
nehmigt Der Reichskultusminiſter hat gleichfalls die
Genehmigung für das ganze Reichsgebiet erteilt. Der
Reichs=
jugendführer wendet ſich an die Gliederungen der HJ. des
BdM. und des Jungvolks mit der Aufforderung, ſich dem VDA.
zur Verfügung zu ſtellen.
Deutſche Volksgenoſſen! Wenn in den kommenden Tagen die
Schulkinder Eures Bekannten= und Verwandtenkreiſes Euch um
einen Beitrag bitten, denkt daran, daß mit der Erhaltung ſeines
Schulweſens das Auslandsdeutſchtum ſteht und fällt, jene 30
Mil=
lionen, die außerhalb der Reichsgrenzen wohnen. Deutſche Eltern!
Denkt daran, daß jenſeits unſerer Grenzen Millionen deutſcher
Väter und Mütter leben, die noch immer nicht das Glück genießen,
ihre Kinder in deutſche Schulen ſchicken zu dürfen!
— Alt=Darmſtadt=Verein. Unſer nächſter Vortrag mit
Licht=
bildern findet am Donnerstag, den 4. ds. Mts, abends 8.15 Uhr,
im Fürſtenſaal ſtatt. Herr Prof. Dr. Behn ſpricht über „Die erſte
germaniſche Beſiedlung unſerer Heimat‟. Gäſte können
einge=
führt werden.
An die Richtſchwimmer Darmſtadks.
In Weiterverfolgung der Ziele der vom 17: bis 24. Junk
dieſes Jahres ſtattgefundenen Reichsſchwimmwoche, das
Schwim=
men zum Allgemeingut des Deutſchen Volkes zu machen, geben
die unterzeichneten Vereine nachfolgende gemeinſame
Erklä=
rung ab:
Mit erſchreckender Deutlichkeit hat die Reichsſchwimmwoche
gelehrt, daß das Heer der Nichtſchwimmer in Deutſchland noch
außerordentlich groß iſt. Noch gibt es Millionen deutſcher
Volks=
genoſſen, die des Schwimmens unkundig ſind, und dadurch eine
nationale Pflicht verletzen, weil ſie ſich einmal großer Gefahren
ausſetzen, zum anderen nichts tun für ihre Geſundheit und ihren
Mitmenſchen keine Retter ſein können. Hier einzugreifen und
zu helfen iſt die Aufgabe der deutſchen Schwimmer, wie ſie von
der Reichsſchwimmwoche geſtellt wird.
Deshalb führen die unterzeichneten Vereine während des
Winters in ihren Uebungsſtunden einen
allgemeinen Schwimmunterricht
durch, zu deſſen Teilnahme alle Nichtſchwimmer Darmſtadts, ob
alt oder jung, ob Mann oder Frau, ob Junge oder Mädel,
hier=
mit aufgefordert werden, denn keiner iſt zu alt, um ſchwimmen
zu lernen. Teilnahmeberechtigt iſt jeder deutſche Volksgenoſſe
und jede deutſche Volksgenoſſin. Jeder kann ſich für einen der
unterzeichneten Vereine entſcheiden, ohne daß er damit
verpflich=
tet iſt, während der erſten 3 Monate Mitglied des Vereins zu
werden. Erſt dann ſteht es ihm frei, ſich zu entſcheiden, ob er in
den betreffenden Verein eintreten will oder nicht.
Der Schwimmunterricht iſt koſtenlos. Zur Deckung der
Un=
koſten des Vereins wird lediglich ein Eintrittsgeld von 0.30
RM. für Erwachſene und für Jugendliche ein ſolches von 0,20 RM.
in den Uebungsſtunden erhoben. Auch außerhalb der
Uebungs=
abende ſtehen nach Vereinbarung koſtenlos Lehrkräfte zur
Ver=
fügung.
Nichtſchwimmer Darmſtadts, kommt alle zu uns und helft uns
mit, unſer großes Ziel zu verwirklichen:
Jeder Deutſche ein Schwimmer!
Darmſtädter Schwimmklub Jung=Deutſchland,
Darmſtädter Turn= und Sportgemeinde 1846,
Polizeiſportverein Darmſtadt,
Poſtſportverein Darmſtadt,
Reichsbahn=Turn= und Sportverein Darmſtadt,
Sportvereinigung 04 Arheilgen,
Sportverein Merck Darmſtadt,
Turngemeinde Beſſungen 1865 Darmſtadt,
Turnerbund Jahn 1875 Darmſtadt.
Volksgenoſſe!
Deine Jugend erwarkek dich in der großen
Aus=
ſtellung vom 7.—28. Okkober d. J. in der Feſthalle.
Der Polizeibericht meldet:
Zeugen geſucht! In der Nacht vom Sonntag, den 16., auf
Montag, den 17. 9 1934. zwiſchen 1 und 2 Uhr, fuhr ein mit 2
Perſonen beſetztes Motorrad, von Klein=Rohrheim kommend, in
der letzten Kurve vor Gernsheim gegen einen Straßenbaum. Der
Soziusfahrer verſtarb. nach einigen Tagen im Krankenhaus
Worms an den Folgen der Verletzungen. Nach den Angaben des
Motorradfahrers ſollen drei männliche Perſonen bei Ereignung
des Unfalles in der Nähe der Unfallſtelle geweilt haben. Da
eine zeugenſchaftliche Vernehmung dieſer Perſonen erforderlich
iſt, werden dieſelben aufgefordert, ſich bei den zuſtändigen
Gen=
darmerieſtationen oder Bürgermeiſtereien ihrer Heimatorte zu
melden. — In der Nacht vom 21. auf 22. 9. 1934 wurden an dem
Eingangstor des Hauſes Dieburger Straße 148 zwei Schilder und
die Klingel abgeriſſen und der Briefkaſten beſchädigt — In der
Nacht vom 24. auf 25. 9. 1934 wurden an dem Neubau Ecke
Philipp=Röth=Weg und Holzhofallee fünf gemauerte
Backſtein=
pfeilex gewaltſam umgeworfen und beſchädigt. — In der Nacht
ovm 25. auf 26. 9. 1934 wurden an einer Schaufenſterſcheibe der
Einhornapotheke in der Kirchſtraße mit einem Glasſchneider
mutwillig verſchiedene Schnitte angebracht. — Zweckdienliche
An=
gaben ſind an die Polizeidirektion, Hügelſtraße 31/33, Zimmer 12.
zu richten.
Wer hat die Brieftaſche gefunden? Am Sonntag, den 30. 9.
1934, ſoll eine Brieftaſche mit ca. 1000.— RM. und verſchiedenen
Ausweispapieren auf den Namen Eugen Baumann verloren
wor=
den ſein. Der Finder wird erſucht, dieſe bei der
Polizeidirek=
tion, Hügelſtraße 31/33. Fundbüro, abzuliefern.
MelleIe Soerla!
Die neuartige, feine Kaffeewürze in Grießtform
dient zur derfeinerung und derbilligung von jeder Art
Bohnen=
kaffee, Malzkaffee und anderem Getreidekaffee. — Man braucht
dann weniger Kaffee als ſonſt und erzielt doch einen Eräftigen,
pi=
kanten Geſchmack, wundervolles Rroma und herrliche goldbraune
Farbe. Machen Sie einen derſuch —er wird auch Sie überzeugen.
Seite 6 — Nr. 273
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 3. Oktober 1934
Aus der NSDAP.
Eine Riſtwoche im Gau Heſſen=Naſſau.
Vom 4. bis 13. Oktober findet in der Jugendherberge
Weſter=
burg eine Rüſtwoche ſtatt, die vom Reichsamt „Volkstum und
Hei=
mat” der NS.=Gemeinſchaft „Kraft durch Freude” veranſtaltet
wird.
Was iſt eine „Rüſtwoche‟? Eine Rüſtwoche iſt eine
Schulungs=
woche in einem Lager, in dem etwa 40—50 Volksgenoſſen aus den
verſchiedenſten Berufen mit den Aufgaben der praktiſchen
Volks=
tumsarbeit vertraut gemacht werden. Die Neugeſtaltung unſerer
Volkskultur aus der nationalſozialiſtiſchen Volksgemeinſchaft
her=
aus iſt das Ziel, das für die Ausgeſtaltung der Rüſtwoche
maß=
gebend iſt.
Altes Volkstum und Brauchtum werden hier nicht noch einmal
künſtlich zur Lebendigkeit erweckt, um dann dem Volke zur Schau
geſtellt zu werden, ſondern ſie werden auf der Rüſtwoche zum
Aus=
gangspunkt für die kulturellen Taten unſerer Zeit in Lied. Spiel,
Sprechchor und vielen anderen Dingen.
Es geht um die Erfaſſung des ganzen Menſchen und um die
Geſtaltung all ſeiner Lebensäußerungen. Es geht um die Arbeit
und um den Feierabend, um den Werktag und um den Feiertag
und um die großen Feſte des ganzen Volkes. Das iſt der Sinn und
die Notwendigkeit der Rüſtwoche. Die Teilnehmer ſollen das auf
der Rüſtwoche Erlebte ihren Kameraden in den Betrieben und im
Heimatort weiter vermitteln und mit ihnen Träger des deutſchen
Volkstums werden.
Wellſtreit von Werkskapellen und =Chören.
Zum Landestreffen in Wiesbaden findet ein Wettſtreit
zwi=
ſchen den Werkskapellen einerſeits und den Werkschören
anderer=
ſeits ſtatt. Die beſten Kapellen und Chöre werden mit Preiſen
ausgezeichnet. Werkskapellen und Werkschöre Heſſen=Naſſaus
be=
teiligt euch an dieſem Wettſtreit, Kommt alle nach Wiesbaden.
Meldungen haben an das Propagandaamt der NS.=Gemeinſchaft
„Kraft durch Freude‟, Frankfurt a. M., Bürgerſtr. 69/77. 7. Stock,
Telephon 20 024/224, zu erfolgen.
Der Kreisleiter.
NS. Frauenſchaft, Ortsgruppe Schloßgarten.
Nächſter Frauenſchaftsabend am Mittwoch, den 3. Oktober,
pünktlich abends 8 Uhr, im Saal des Brauerei=Ausſchanks Fay,
Alexanderſtraße 23. Erſcheinen Pflicht.
NS. Frauenſchaft, Ortsgruppe Mitte und Steinberg.
Der nächſte Frauenſchaftsabend der Ortsgruppen Steinberg
und Mitte findet am Mittwoch, den 3. Oktober, abends 8 Uhr, im
„Bürgerhof”, Eliſabethenſtraße, ſtatt.
Der Hund im Dienſte der Winkerhilfe.
Am nächſten Sonntag, dem 7. Oktober, findet, wie ſchon
be=
kannt gegeben wurde, ein „Tag des Hundes” ſtatt, wovon der
Reinertrag zum Teil dem Winterhilfswerk zufließt. Die
Ver=
anſtaltung, die von der Fachſchaft für das Schutz= und
Dienſt=
gebrauchshundeweſen E. V. durchgeführt wird, verſpricht ſehr viel
Intereſſantes zu bieten. Sie erhält ihre beſondere
Volkstümlich=
keit dadurch, daß der treueſte Gefährte des Menſchen, „der Hund",
ſich in den Dienſt zur Linderung der Not ſtellen wird. Jeder,
der ſchon einmal einen Hund beſeſſen hat, oder heute noch beſitzt.
weiß unter allen Tugenden dieſes Tieres die Anhänglichkeit am
meiſten zu ſchätzen. Es iſt deshalb zu erwarten, daß für das
Pro=
gramm ein lebhaftes Intereſſe beſteht.
Alle Hundebeſitzer ſind aufgefordert, in Begleitung ihres
Tie=
res an einem Werbezug teilzunehmen, der durch die Straßen
Darmſtadts führen ſoll Um 10.45 Uhr treffen ſich ſämtliche
Hundeführer und Zugteilnehmer auf dem Meßplatz, von wo aus
ſie gleich nach 11 Uhr den Marſch durch die Stadt antreten.
Nach=
mittags um 14.30 Uhr findet auf dem Polizeiſportplatz hinter
der Feſthalle eine Werbevorführung durch Sanitäts=, Melde=,
Po=
lizei= und Schutzhunde ſtatt. Das reichhaltige Programm bietet
u. a. hochdramatiſche Dreſſuren, wie z. B. „Kampf mit zwei
Ver=
brechern oder „Autoüberfall” und anderes mehr. Keiner darf
verſäumen, ſich die Erfolge mühevoller Dreſſurarbeit anzuſehen.
Sie lehren uns die Klugheit des Tieres ſchätzen und das Tier ſelber
lieben. Der Hund im Dienſte des Winterhilfswerks muß ein
Erfolg werden.
Auskunft über die Veranſtaltung „Der Hund im Dienſte
der Winterhilfe” erteilen: Jager. Eliſabethenſtraße 26, und
P. Seng, Arheilger Straße 65.
Der Heſſiſche Jagdklub gibt ſeinen Mitgliedern, die Jagd=oder
ſonſtige Raſſehunde beſitzen, bekannt, daß am kommenden Sonntag
auf Veranlaſſung der Fachgruppen für das Schutz= und
Gebrauchs=
hundeweſen ein Werbeumzug durch einige Sraßen der Stadt
zugunſten der Winterhilfe hier abgehalten wird, ein Umzug, bei
dem Hunde aller Raſſen mitgeführt werden ſollen.
Jagdgebrauchs=
hunde dürfen dabei nicht fehlen!
Aufſtellung auf dem Meßplatz um 10.30 Uhr. Abmarſch um
11 Uhr. Ab 2 Uhr nachmittags auf dem Polizeiſportplatz (
Exer=
zierplatz) Vorführung der Leiſtungen von Polizei= und ſonſtigen
Schutzhunden. Die Einnahme aus Eintrittsgeldern und
Straßen=
ſammlungen fließen reſtlos der Deutſchen Winterhilfe zu.
Es ſoll gewiſſermaßen „der Tag des Hundes” ſein, wie ſolcher
ſchon in Frankfurt a. M. mit großem Erfolg und unter ſtärkſtem
Intereſſe der Bevölkerung durchgeführt wurde. Auch hier iſt eine
äußerſt intereſſante Parade von Hunden zu erwarten, die von
ihren Beſitzern in Reih und Glied an der Leine geführt werden.
Eine großartige Ueberſicht über das vorhandene
Raſſenhunde=
material wird geboten. Eine Hundeſchau am „laufenden Band”!
In Anbetracht des guten Zweckes wird von den in Darmſtadt
und näherer Umgebung wohnenden Mitgliedern des Heſſ.
Jagd=
klubs erwartet, daß ſie ſich mit ihren Hunden an dem Umzug
zahl=
reich beteiligen. Anmeldung bis zum Samstag, den 6. 10. bei der
Geſchäftsſtelle des Heſſ. Jagdklubs, Darmſtadt, Heinrichſtraße 21
(Tel. 2367), dringend erwünſcht.
Vonderheit.
— Deutſch=Evangeliſcher Frauenbund, Ortsgruppe Darmſtadt.
In der erſten Mitgliederverſammlung des Winterhalbjahres 1934
und 35, die im Sitzungsſaal des Synodalgebäudes am 1. Oktober
ſtattfand begrüßte unſere Vorſitzende, Frau Auguſte Bernbeck.
Mit=
glieder, Rednerin und Gäſte und insbeſondere den Referenten des
Frauenwerks der Evangeliſchen Kirche Naſſau=Heſſen, Herrn
Ober=
landeskirchenrat Olff, die Führerin dieſes Werkes, Frau Häreus,
ſowie den Vertreter der Inneren Miſſion, Herrn Dekan Bernbeck.
In bewegten Worten gedachte ſie darauf unſeres verewigten
Reichs=
präſidenten. Generalfeldmarſchall von Hindenburg. deſſen Teſtament
Erbe für uns alle ſei. Ihm zu Ehren erhob ſich die Verſammlung
von ihren Sitzen. Dann gab Frau Bernbeck der Rednerin des
Abends, Fräulein Cecilie Bickenſtein aus Bremen, das Wort zu
ihrem Vortrag über Frau und Staat. Die Rednerin ging von dem
Gedanken aus, daß die Frau Schulter an Schulter mit dem Mann
ihren Dienſt in der Volksgemeinſchaft zu leiſten habe und daß ſie
dafür geſchult werden müſſe. Es fielen der Frau gerade jetzt
beſon=
ders wichtige Aufgaben zu in der Familie, im Volk, in der Kirche.
In der Familie werden unerhörte Leiſtungen an die Arbeitskraft
der Frau geſtellt: ſie muß wirtſchaftlich die Familie durchbringen
helfen, ſie muß allen Gliedern der Familie eine beſeelte Heimat
geben. Für den Dienſt im Volk haben alle Frauen mit den ihnen
von Gott verliehenen Eigenſchaften, beſonders der ihnen
inne=
wohnenden Mütterlichkeit ſich ganz einzuſetzen. Sie müſſen es tun,
nicht aus dem Ehrgeiz, irgendwelchen Einfluß zu gewinnen, ſondern
weil ſie Volk und Vaterland mehr lieben als ihr Leben, weil ſie
leben wollen für die andern. Auch nachgehende Fürſorge, wie
die ſoziale Not ſie erfordert, iſt Dienſt für den Staat. Die Frau
hat endlich ihre Aufgabe in der Kirche. Der Frau fällt die
Auf=
gabe zu, die kirchenpolitiſchen Gegenſätze auszugleichen, ohne rechts
oder links zu ſehen. Zum Schluß gab die Rednerin dem Gedanken
Ausdruck, daß wir Frauen auch durch unſere Kleinarbeit berufen
ſeien, die neue Zeit in Deutſchland mitformen zu helfen, vielleicht
dürften wir hier Wegbereiter ſein zum Anbruch dieſer Zeit
national=
ſozialiſtiſchen Denkens auch bei anderen Völkern. — Die Vorſitzende
dankte der Rednerin für ihre mit innerer Anteilnahme und klaren
Worten zum Ausdruck gebrachten Gedanken. Sie ſchloß die
Ver=
ſammlung mit dem Wunſch, daß wir evangeliſchen Frauen unſere
Aufgaben richtig erkennen und uns dafür einſetzen möchten.
S. W.
Bienſt un Bort und Talerkane.
Sclelinien vernen eine Härtonate Pikar
Acht Tage lang wurde im Sommer dieſes Jahres das
deutſche Volk durch die überall durchgeführte Reichsſchwimmwoche
auf die große Bedeutung des Schwimmens für das Volksganze
hingewieſen. Acht Tage lang ſtand auch Darmſtadt vom 17. bis
24. Juni im Zeichen dieſer Veranſtaltung mit Vorführungen, wie
ſie in dieſer Art und mit ſolcher Wucht noch nie gezeigt wurden.
Durch den Leiter des hieſigen Ortsausſchuſſes,
Verwaltungsdirek=
tor Löwer vom ſtaatlichen Turn= und Sportamt, tatkräftig
voran=
getrieben, hatten ſich alle Darmſtädter ſchwimmſporttreibenden
Vereine und Organiſationen zuſammengefunden, um in
gemein=
ſamer Tat ſich einzuſetzen für die Idee des Schwimmens. Mit
vorbildlichen Veranſtaltungen, die für ganz Heſſen, und darüber
hinaus für die Berliner Reichsleitung der Reichsſchwimmwoche
richtunggebend waren, wurde hier in Darmſtadt eine großartige
Werbung für das Schwimmen durchgeführt. In der richtigen
Erkenntnis, daß mit dem 24. Juni die Reichsſchwimmwoche nicht
beendet ſein durfte, ſondern nachher erſt die eigentliche Arbeit
einſetzen mußte, gab der Leiter des hieſigen Ortsausſchuſſes ſchon
vor und während der Reichsſchwimmwoche ſeine weiteren Pläne
und Richtlinien bekannt. Die glänzende Werbeaktion der
Reichs=
ſchwimmwoche konnte und durfte nicht einſchlafen, wenn man
tat=
ſächlich ihre großen und hehren Aufgaben und Ziele verwirklichen
wollte. Aus dieſem Grund wurde hier in Darmſtadt in aller
Stille tüchtig weitergearbeitet, um die Ziele der
Reichsſchwimm=
woche nicht nur in Darmſtadt, ſondern in ganz Heſſen in die Tat
umzuſetzen. Ueber den Gang dieſer unermüdlichen Arbeiten zu
berichten, wird die Aufgabe eines weiteren Artikels ſein, wenn
dieſe Arbeiten ſoweit abgeſchloſſen ſind, daß man einen
zuſam=
menhängenden Ueberblick geben kann. In einer in der vorigen
Woche ſtattgefundenen Sitzung des hieſigen Orts= und
Arbeits=
ausſchuſſes der Reichsſchwimmwoche, an der auch Vertreter der
Umgebung Darmſtadts teilnahmen und über ihre Arbeiten
be=
richteten, konnte Direktor Löwer bereits über den Gang dieſer
Arbeiten Bericht erſtatten und ſeine weiteren Pläne darlegen.
Danach wird in Heſſen ein Werk entſtehen, das vorbildlich für
das ganze Reich werden wird, das im wahrſten Sinne des Wortes
„Dienſt an Volk und Vaterland‟
darſtellen wird. Der Generalangriff auf den Nichtſchwimmer,
oberſter Zweck und letztes Ziel der Reichsſchwimmwoche, ſoll nun
hier in Darmſtadt einſetzen. Die kurzen Sommermonate mit ihren
zahlreichen weiteren Aufgaben ließen eine Inangriffnahme dieſes
wichtigeren Ziels bis jetzt noch nicht zu. Deshalb ſollen jetzt zu
Beginn der Winterſaiſon dieſe Maßnahmen beginnen, ſind wir
doch in Darmſtadt durch den Beſitz eines ſchönen Hallenbades
hierzu glänzend in der Lage. In vorbildlicher Weiſe haben ſich
daher Darmſtadts ſchwimmſporttreibende Vereine, indem ſie einen
koſtenloſen Schwimmunterricht einrichten, der allen
Nichtſchwim=
mern Darmſtadts zugute kommen ſoll, in den Dienſt der großen
und idealen Sache geſtellt. Damit beweiſen Darmſtadts
Schwim=
mer, daß ihnen ihr Sport nicht Selbſtzweck iſt, ſondern daß ſie
gewillt ſind, mit ihrem Sport mitzuarbeiten am Volksganzen,
mitzuarbeiten an den großen Aufgaben, die das neue Deutſchland
und ſein Führer dem Sport geſtellt haben. Ueber alle
Vereins=
ſchranken hinweg haben ſich hier Darmſtadts Schwimmer wieder
einmal zu gemeinſamer Tat zuſammengefunden, um den neuen
Geiſt, der ſeit dem vorigen Jahre in das Turn= und Sportleben
eingezogen iſt, in die Tat umzuſetzen. Aber auch in den Orten,
in welchen im Winter keine Schwimmgelegenheit vorhanden iſt,
ſoll durch Einrichtung ſogenannter Trockenkurſe die Vorbereitung
für das Schwimmen im Sommer nicht ruhen.
An Darmſtadts Bevölkerung liegt es nunmehr, ebenſo dieſer
großen und idealen Aufgabe der Darmſtädter Schwimmer
Rech=
nung zu tragen. Möge ſie erkennen, daß in dem Sport ein
tie=
ferer Sinn liegt, als viele bisher geglaubt haben. Der Wunſch der
ſchwimmſporttreibenden Vereine, die keine Laſt und Arbeit ſcheuen
werden, iſt es, daß die Darmſtädter Nichtſchwimmer ihrer Arbeit
durch einen zahlreichen Beſuch dieſes Schwimmunterrichts den
notwendigen Inhalt geben und daß alle mithelfen, daß
Schwim=
men Allgemeingut des deutſchen Volkes wird.
„Meiſterſpion” Guſtaf Gründgens.
Guſtaf Gründgens — ein Geſicht, das aus dem deutſchen
Film= und Bühnenleben nicht mehr. wegzudenken iſt, ein ganz
neuartiger Vertreter des kriminellen Typs.
Die Prägung ſeiner Geſtaltungen hat Gründgens ſchon in
jungen Jahren in die Regiſſeurlaufbahn gedrängt. Von den
„Volksunterhaltungsabenden” die der Soldat Gründgens am
Ende des Krieges in Thale im Harz gab, bis zum Berliner
Staatstheater=Intendanten, iſt ein langer, zielklarer Weg.
Sohn eines Düſſeldorfer Induſtriellen, kommt Gründgens aus
einer Sphäre, die ſeinen Theaterplänen entgegenſteht; trotzdem
überwindet er alle Widerſtände.
Der Jahrgang der berühmten Düſſeldorfer Schauſpielerſchule,
dem Gründgens angehörte, war beſonders ergiebig. Renée
Sto=
brawa, Hilde Schevior, Paul Kemp ſind Kollegen dieſes Kreiſes.
Halberſtadt, Kiel, Hamburg waren die nächſten Etappen auf
Gründgens Weg zum Staatstheater. Dann der ausſchlaggebende
Erfolg in Verbrecher” bei Reinhardt in Berlin. Der
Geſtal=
tung komplizierter Charaktere, die im landläufigen Sinne gar
nicht einmal „ſchlecht” zu ſein brauchen, aber infolge ihrer
Pro=
blematik den Rahmen der menſchlichen Geſellſchaft ſprengten, iſt
Gründgens treu geblieben.
Jetzt ſpielt er im Terra=Film „Schwarzer Jäger
Johanna” den Dr. Froſt. Hiſtoriſche Figur eines großen
Spe=
kulanten, Haſardeurs und Meiſterſpions. Typ Menſch, wie ihn
nur wildbewegte Zeiten hervorzubringen vermögen; er ſpielt ihn
modern”, weil die Geſtalt überzeitliche Züge hat. Gründgens”
Vitalität ſchlägt durch Eine glückliche Miſchung zwiſchen
In=
tellekt und Impuls gibt dieſer immer aktuellen Rolle des Dr.
Froſt die letzte Rundung.
Gründgens iſt ein idealer Tonfilmſchauſpieler. Das Ringen
der heutigen Zeit um den vollkommenen Tonfilm heißt Kampf
um die Stileinheit. Und zwar geht dieſer Kampf nicht um
eine künſtleriſche Willensäußerung, ſondern um eine neue
Gei=
ſteshaltung überhaupt. Sie beweiſt ſich in dem Terra=Film
„Schwarzer Jäger Johanna”.
Union: „Ein Walzer für Dich.
Ein Film, der um einen ſchönen Sänger gedreht wurde — de
iſt man mal zunächſt mißtrauiſch, denn meiſtens beſtehen ſolche
Filme aus ziemlich krampfhaft konſtruierten Szenen, die dem
Künſtler Gelegenheit zum Singen geben; alle übrigen Darſtellen
ſind dann mehr oder weniger aufs Zuhören beſchränkt. Georg
Zoch, der Regiſſeur dieſes Films, hat dieſer Gefahr natürlick
auch nicht überall aus dem Wege gehen können. Im übrigen
aber hat er, unterſtützt von einem ſehr beweglichen Kameramann
alles mögliche aus dem Drehbuch herausgeholt, das ſich übrigens
in recht ausgetretenen Gleiſen bewegt: Die junge Fürſtin eines
ſagenhaften Herzogtums verliebt ſich in einen ſchönen Tenor, der
aber in Wirklichkeit auch von fürſtlichem Geblüt iſt. „Als die
beiden das entdecken und verſchiedene Zwiſchenfälle überſtanden
haben, ſteht ihrem Glück nichts mehr im Wege. — Der Regiſſeur
hat mit dieſer ganzen Angelegenheit das einzig Richtige getan:
er nimmt ſie nicht ernſt, er lacht heimlich über den
Phantaſie=
ſtaat mit ſeinem Miniſterrat, ſeinen Lakaien, ſeinem Zeremoniell.
Die einzigen, die ihm darin manchmal nicht folgen, ſind die
bei=
den Hauptdarſteller, die ſich zu ernſt nehmen. Aeußerlich iſt
illerdings nichts an ihnen auszuſetzen. Camilla Horn ſieht ſehr
gut aus, und Graveures Stimme kommt wunderbar reich und
voll. Den Haupterfolg aber darf wohl Heinz Rühmann für
ſich buchen, der zuſammen mit Maria Sazarina eine ganz
köſt=
liche Schwipsſzene im Weinkeller mimt und vorher ein
urkomi=
ſches Reitabenteuer beſteht. — Theo Lingen ſcheint die
Diener=
laufbahn abgeſchloſſen zu haben, er erſcheint hier als Impreſario,
gut wie immer. Die kurzen Szenen, in denen Adele Sandrock
auf der Leinwand erſcheint gehören zu den Höhepunkten der
Komik. Ueberhaupt war ſehr viel Gelegenheit zum Lachen in
dieſer „Filmoperette” aus dem Land der Phantaſie".
An die Veranſtalker von Vergnügungen!
Eine Vergnügungsveranſtaltung iſt nach
nationalſozialiſti=
ſcher Auffaſſung nicht mehr ohne die Verpflichtung zur
Opfer=
bereitſchaft denen gegenüber denkbar, die ſich aus Not keinerlei
Vergnügungen leiſten können. Unſer Grundſatz „Gemeinnutz geht
vor Eigennutz” ſoll deshalb keine leere Phraſe bleiben, ſondern
bei allen unſeren Handlungen ausſchlaggebend und beſtimmend
ſein. Die Vergnügungsſteuerſtellen beim Kreisamt und der Stadt
Darmſtadt haben deshalb Liſten aufgelegt zur Einzeichnung und
Entrichtung eines der Steuerſumme entſprechenden Betrages
zu=
gunſten der NS.=Volkswohlfahrt. Als Richtlinie gelten folgende
Sätze: Bei größeren Veranſtaltungen 25 Prozent des
Steuer=
betrages und bei kleineren Veranſtaltungen mit einem
Steuer=
ſoll von nicht mehr als 25 RM. etwa 10 Prozent des
Steuer=
betrages. Natürlich iſt eine Ueberſchreitung der Richtſätze nur
erwünſcht, aber auch eine geringere Leiſtung ſoll nicht verſchmäht
werden, wenn dem Veranſtalter entſprechende Mittel fehlen.
Jedenfalls ſoll der Charakter als freiwillige Spende unbedingt
gewahrt bleiben, aber es wird doch von allen Veranſtaltern ſo
viel ſoziales Verſtändnis erwartet, daß von dieſer Einrichtung
ein durchſchlagender Erfolg zu erhoffen iſt.
Da jeder, der in der letzten Zeit die Tageszeitungen
auf=
merkſam geleſen hat, ſich von den vielſeitigen Arbeiten der NS.=
Volkswohlfahrt überzeugen konnte, ſollte keine Gelegenheit
un=
genutzt bleiben dieſem ſegensreichen Werke zur Verwirklichung
einer echten Volksgemeinſchaft ſeine Hand zur Mitarbeit zu
reichen.
Kreisamtsleitung des Amtes für Volkswohlfahrt. Darmſtadt.
(Konto 5990 bei der Städtiſchen Sparkaſſe.)
Aus dem Gerichtsſaal.
„Aw. Zu zwei Jahren und vier Monaten
Zucht=
haus verurteilte am Dienstag die Große Strafkammer
den 29jährigen Chriſtian M. aus Offenbach wegen
ver=
ſuchter Notzucht. M., der ſchon längere Zeit einer
Angeſtell=
ten ſeiner Firma nachgeſtellt hatte, benützte einen Abend im Juli
dieſes Jahres, an dem ſie beide als letzte den Betrieb verlaſſen und
verſuchte in ganz gemeiner und brutaler Weiſe das Mädchen ſeinen
Abſichten gefügig zu machen. Nach minutenlangem Kampf, bei dem
er es ziemlich übel zurichtete, gelang es dem Mädchen indeſſen, die
Tür zu erreichen und auf die Straße zu flüchten. Der Angeklagte ſitzt
heute da und ringt die Hände und fleht im Namen ſeiner Frau
und ſeiner drei Kinder, Milde walten zu laſſen. Das Gericht kann
darin indeſſen keinerlei Milderungsgrunde finden. Es werden ihm
außerdem die bürgerlichen Ehrenrechte auf fünf Jahre aberkannt.
E Zahlungen nach dem Ausland. Ohne Deviſenbeſcheinigung
oder Deviſengenehmigung ſind Ueberweiſungen und Zahlungen
im Poſtſcheckverkehr nach dem Saargebiet und dem Ausland nur
noch bis 10 RM.. Poſtanweiſungen nach dieſen Gebieten allgemein
nur noch bis 10 RM. für die Perſon und den Kalendermonat
zuläſſig. Rentenzahlungen und Verſorgungsbezüge werden von
dieſer Einſchränkung nicht berührt.
Sonntagskarten. Zu nachſtehenden Veranſtaltungen
wer=
den Sonntagsrückfahrkarten (auch Blanko) ausgegeben: a) Zur
Denkmalsweihe des ehemaligen Fußart.=Regts.
Generalfeldzeug=
meiſter (Brandenburg.) Nr. 3 am 14. und 15. Oktober von allen
Bahnhöfen im Umkreis von 200 Km. um Mainz nach Mainz. Die
Karten haben folgende Geltungsdauer; zur Hinfahrt: von
Sams=
tag, den 13. 10., 0 Uhr, bis Sonntag, den 14. 10.; zur Rückfahrt:
von Samstag, den 13. 10.. 12 Uhr, bis Dienstag, den 16. 10.,
9 Uhr (ſpäteſter Antritt der Rückfahrt). Die Karten werden nur
gegen Vorzeigen des Feſtabzeichens oder eines
Einladungs=
ſchreibens abgegeben. b) Zur Denkmalsweihe des ehemaligen
Naſſauiſchen Feldartillerie=Regiments Nr. 27 am 20. und 21.
Oktober 1934 von allen Bahnhöfen im Umkreis von 150 Km. um
Wiesbaden nach Wiesbaden mit folgender Geltungsdauer: zur
Hinfahrt: von Samstag, den 20. 10., 0 Uhr, bis Sonntag, den
21. 10.; zur Rückfahrt: von Samstag, den 20. 10., 12 Uhr, bis
Dienstag, den 22. 10.. 24 Uhr (ſpäteſter Antritt der Rückfahrt).
Die Karten werden nur gegen Vorzeigen eines beſonderen
Aus=
weiſes oder eines Einladungsſchreibens abgegeben.
Brieſkaſſen.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsquittung beizufügen. Anonyme Anfragen wirden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkeit.
A. M. in Darmſtadt. Bringen Sie einige Würmer in die
Zoologiſche Abteilung des Heſſiſchen Landesmuſeums; dort wird
Ihnen ſicherlich gerne Antwort auf Ihre Fragen gegeben.
Vereins= und lokale Veranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Heimabende für ort sfremde junge Mädchen,
Freundinnenheim, Sandſtraße 24. Jeden Donnerstag, abends
8.15—10.00 Uhr: Zuſammenkunft. Jeden erſten und dritten
Mittwoch im Monat: Gymnaſtik. Jeden zweiten und vierten
Mittwoch im Monat: Nähen und Zuſchneiden.
Donners=
tag, den 4. 10. 1934: Geſundheitslehre.
Geſchäftliches.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
„Gefahr droht Ihrer Haut” iſt der Titel eines Tonfilms, der
als Beiprogramm z. Zt. im hieſigen Union=Theater läuft. Es wird
dabei in hübſcher, unterhaltender und zugleich belehrender und
überzeugender Weiſe gezeigt, daß das Leitungswaſſer durch ſeine
Härte die Haut angreift und ſchädigt und daß man das Waſſer
für die Hautpflege vorher enthärten muß, was am ſicherſten und
einfachſten durch Kaiſer=Borax geſchieht. Die hübſchen
Kin=
der= und Badeſzenen, welche die Verwendung von Kaiſer=
Borax demonſtrieren, und die dazu abgeſtimmte Muſik
hinter=
laſſen einen angenehmen und nachhaltigen Eindruck.
Mittwoch, 3. Oktober 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 273 — Seite 7
Aus Heſſen.
E. Wixhauſen, 1. Okt. Erntedankfeſt. Einen ſchönen
Verlauf nahm das Feſt in hieſiger Gemeinde. Um 10 Uhr fand
ein Dankgottesdienſt in der Kirche ſtatt. Nachmittags 2.30 Uhr
fand ein Feſtzug unter Vorantritt des Reiterſturms, des
Spiel=
mannszugs der Kapelle Hofmann, ſämtlicher Gliederungen der
NSDAP., der Ortsvereine nach dem Hofe der Ferdinand=Werner=
Schule ſtatt. Nach Begrüßung des Pg. Rechel folgten abwechſelnd
Turnvorführungen, Geſangsvorträge der beiden Geſangvereine
(Maſſenchöre), die Rede des Ortsbauernführers, Pg. Hch.
Gärt=
ner, Muſikvorträge, bis zur Rede des Führers, welche den
Höhe=
punkt bildete. Während der Feier fand ein Kaffeeverkauf
ſei=
tens der Frauenſchaft ſtatt.
E. Wixhauſen, 1. Okt. Dienſtjubiläum. Herr Ph.
Petry, Schutzmann in hieſiger Gemeinde, konnte heute ſein
25jähriges Dienſtjubiläum begehen. Von ſeiten der Gemeinde
wurde demſelben ein Geldgeſchenk überreicht. Herr Petry hat
in ſeiner 25jährigen Dienſtzeit ſeinen Poſten treu und
gewiſſen=
haft ausgefüllt und erfreut ſich allgemeiner Beliebtheit.
J. Griesheim, 2. Okt. Unfall beim Schlachten. Beim
Schießen eines Schweins entfiel einem Metzger das geladene
Ge=
wehr. Der Schuß ging dabei los und traf den jungen Mann in
den rechten Arm. Nach Anlegung eines Notverbandes wurde er
in das Städtiſche Krankenhaus nach Darmſtadt verbracht.
Dd. Traiſa, 1. Okt. Baulandumlegung. Der Plan der
Baulandumlegung im „Röderweg” liegt bis einſchließlich 16.
Oktober auf der Bürgermeiſterei während der Dienſtſtunden zur
Einſicht der Beteiligten offen. Evtl. Einſprüche ſind während
der Offenlegungsfriſt daſelbſt ſchriftlich vorzubringen. —
Kar=
toffelernte. Die Kartoffelernte hat in unſerer Gemarkung
in den letzten Tagen eingeſetzt. Der Ertrag iſt, insbeſondere auf
ſchwerem Boden, als ſehr gut zu bezeichnen.
G. Ober=Ramſtadt, 1. Okt. Erntedanktag. Zur
Ein=
leitung des Tages läuteten am Samstag abend die
Kirchen=
glocken, die dann am Sonntag morgen zum Dankgottesdienſt in
die Kirche riefen. Neben den Gliederungen der NSDAP. nahmen
auch die übrigen Volksgenoſſen recht zahlreich am Gottesdienſt
teil, ſo daß die Kirche voll beſetzt war. Auf und um den Altar
waren alle Arten Feld= und Gartenfrüchte aufgebaut. Die ganz
hervorragende Predigt unſeres Ortsgeiſtlichen, Pfarrer
Nürnber=
ger, wurde von Chorälen des Poſaunenchors und
Geſangsvor=
trägen des Kirchengeſangvereins und der älteſten Mädchenklaſſe
ſchön umrahmt. Nachmittags gegen 2.30 Uhr ſtellte ſich dann an
der Linde ein Feſtzug auf. Neben SA. und allen anderen
Partei=
gliederungen und zahlreichen Ortsvereinen nahmen daran als
Gäſte die Partei= und Volksgenoſſen der Ortsgruppe Steinberg
der Stadt Darmſtadt teil. Im Feſtzug ſah man neben einem
hübſchen Erntewagen vom Gutshof Fritſch=Dilshofen einen Wagen
mit Altbauern. Der Zug bewegte ſich mit Muſik der Kürze der
Zeit halber nur durch die Hauptſtraße nach dem mit zahlreichen
Fahnen ſchön geſchmückten Sportplatz am Schorrsberg. Hier
lei=
tete ein Maſſenchor der hieſigen Geſangvereine die
Geſamtver=
anſtaltung ein. Ortsgruppenleiter Bürgermeiſter Jörgeling ſagte
allen Anweſenden, beſonders aber den Gäſten aus Darmſtadt, ein
herzliches Willkommen und gab in kurzen Worten dem tiefen
Sinn des heutigen Tages beredten Ausdruck,
Et. Reichelsheim, 30. Sept. Erntedankfeſt. Die
Forma=
tionen der NSDAP. gingen geſchloſſen zum Gottesdienſt. Der
Standortführer der SA., Hornung, Sturmführer in Reichelsheim,
ließ um 9 Uhr am ſogenannten Dalles in Reichelsheim antreten,
und zwar: die Aktiven des SA.=Sturmes 11/433, den
Reſerve=
trupp der SA., Motor=SA. und das NSKK. des hieſigen
Be=
zirks. Auch das hieſige Arbeitsdienſtlager nahm geſchloſſen am
Gottesdienſt teil. Herr Pfarrer Munk hielt eine zu Herzen
gehende Dankpredigt. Am Nachmittag um 3 Uhr ſetzte ſich ein
ſtattlicher Feſtzug in Bewegung mit zirka 10 Wagen in allen
Arten, was die Landwirtſchaft hervoxbringt. In muſtergültiger
Weiſe bewegte ſich der Zug durch die Ortsſtraßen nach dem
Sport=
platz. Hier nahm alles Aufſtellung, um der Uebertragung der
Feier auf dem Bückeberg beizuwohnen.
Le Groß=Umſtadt 1. Okt. Erntedankfeſt. Zum
Ernte=
dankfeſt hatte ſich im Vor= und Nachmittagsgottesdienſt eine
zahl=
reiche Gemeinde verſammelt. Am Vormittagsgottesdienſt wirkte
der Kirchenchor durch vortrefflichen Vortrag zweier Chöre mit.
Altar und Kanzel waren ſinnreich mit Blumen und Früchten
geſchmückt. Nachmittags 3.30 Uhr verſammelten ſich die SA.,
SAR., Krieger= und Militärverein, Feuerwehr, Hitler=Jugend,
Jungvolk BDM. und andere Gliederungen, ſowie eine große
An=
zahl hieſiger Einwohner auf dem Marptplatz, woſelbſt ein mit
bunten Bändern geſchmückter Erntekranz inmitten zweier Fahnen
vor dem hiſtoriſchen Rathaus aufgehängt war. Die beiden
hieſi=
gen Geſangvereine eröffneten als Maſſenchor die Feier mit zwei
trefflich vorgetragenen Chören. Hierauf hielt in Verhinderung
des Ortsbauernführers Elſter, welcher ſich zu den Feierlichkeiten
nach dem Bückeberg begeben hatte. Jungbauer Willi Joſt eine
längere, von Dankbarkeit erfüllte Anſprache, die großen Beifall
fand.
tx. Neuſtadt i. O. mit Burg Breuberg, 1. Okt. Die VJH.
auf der alten Bergfeſte hat in der erſten Oktoberwoche neuen
Zuzug erhalten. Ein Konfirmandenlager für Knaben (1.—3.)
mit 64 und für Mädchen (4—6. 10.) mit 52 Teilnehmern aus
Eberſtadt macht den Anfang.
Ay. König i O. (Stahlbad), 1. Okt. Erntedankfeſt.
Reicher Fahnenſchmuck umrahmte die Straßen, als am Sonntag
früh die Organiſationen, Vereine uſw. zum Kirchgang antraten.
Auch im Gotteshaus waren, wie alljährlich, auf und um den Altar
die Gaben Gottes gelegt. Nachmittags durchzog ein ſtattlicher
Feſtzug die Straßen des Städtchens. Der Zug endigte in
Lot=
hammers Kurgarten. Hier ſprach Ortsgruppenleiter Pg. Hill
kurz über das Weſen eines ſtarken Bauerntums und bat die
An=
weſenden unter Hinweis auf die Führerrede um
Aufmerkſam=
keit. Danach erfolgten die Uebertragungen vom Bückeberg.
Ay. König, 1 Okt. Das Feſt der Goldenen Hochzeit
feierten geſtern die Peter Zink Eheleute. Neben vielen
ande=
ren Ehrungen wurde den Ehejubilaren auch ein
Glückwunſch=
ſchreiben des Herrn Heſſiſchen Staatsminiſters nebſt einem
Geld=
geſchenk überreicht.
Das Landestreffen der OAF. in Wiesbaden.
8 Tage noch trennen uns von dem größten Aufmarſch den
Wiesbaden je erlebte, aber ſchon jetzt wirft dieſes große
Ereig=
nis ſeine Schatten voraus. Unzählige Kameraden der DAF. aus
allen Teilen des Gaues werden am 6. und 7. Oktobe nach
Wies=
baden kommen.
Samstag nachmittags um 4 Uhr findet die feierliche
Eröff=
nung des Landestreffens mit einem Kongreß ſämtlicher
Amts=
walter der DAF. des Gaues im großen Saale des
Paulinen=
ſchlößchens ſtatt. Um 6.30 Uhr iſt ein gemeinſames Abendeſſen
in ſämtlichen Sälen des Paulinenſchlößchens. Der Kreisleiter
und Oberbürgermeiſter von Wiesbaden, Pg. Piekarſki, wird die
Amtswalter hierbei begrüßen. Um 8 Uhr abends veranſtaltet
der Reichsſender Frankfurt einen großen Bunten Abend unter
Mitwirkung von Frankfurter und Mainzer Künſtlern und des
Landes=Sinfonie=Orcheſters in allen Sälen des
Paulinenſchlöß=
chens. Gleichzeitig wird um 8.15 Uhr im Kurhaus Wiesbaden ein
choriſches Spiel „Der Weckruf der Arbeit” von Till, Kaiſer=
Wiederſtein mit 350 Mitwirkenden ausgeführt. Im Stadion
„Unter den Eichen” wird am Abend ein großes Volksfeſt
ſtatt=
finden. 9.45 Uhr wird dann im Kurhausgarten ein großes
Feuer=
werk abgebrannt.
Schon dieſe reiche Fülle des Samstag=Programms zeigt, was
an beſonderen Ereigniſſen den Teilnehmern am Landestreffen
alles geboten wird. Am Sonntag wird dann Sonderzug auf
Sonderzug in Wiesbaden eintreffen und die Haupteilnehmer zum
Landestreffen bringen.
Um 7 Uhr morgens beginnt das große Wecken durch
ſämt=
liche Kapellen der DAF. unter Mitwirkung der HJ. und des
Arbeitsdienſtes. Dann werden die Vorbereitungen zu dem großen
Appell getroffen, der um 11 Uhr auf dem Wiesbadener
Exerzier=
platz ſtattfindet und bei dem der Führer der DAF., Pg. Dr.
Ro=
bert Ley. Gauleiter Sprenger und Landesobmann der NSBO.
Willi Becker ſprechen werden. 2000 Fahnen der NSBO. und der
NS. Hago werden ſich am Aufmarſch beteiligen. 100 neue Fahnen
werden durch Dr. Ley geweiht.
Das Aufmarſchgelände iſt ſo gelegen, daß der Aufmarſch in
kürzeſter Zeit beendet iſt. Jedes unnötige Warten und
Herum=
ſtehen wird vermieden. Um 1.30 Uhr iſt bereits der Appell
been=
det und die Kolonnen marſchieren in ihre Standquartiere zur
Verpflegung. Eine große Anzahl wird auch in einem rieſigen
Zelt, das auf dem Aufmarſchgelände errichtet iſt, verpflegt. Um
3 Uhr nachmittag beginnt ein Fußball=Städtekampf Wiesbaden
gegen Mainz, verbunden mit ſportlichen und turneriſchen
Dar=
bietungen. Um 4.30 Uhr nachmittags wird im Stadion „Unter
den Eichen” ein Volksfeſt veranſtaltet. 50 auserwählte
Werks=
chöre und Werkkapellen aus Heſſen=Naſſau werden ihre Kräfte in
einem Wettſtreit meſſen. Der Gauſtoßtrupp vom Amte „
Volks=
tum und Heimat” wird ſpielen und tanzen. Wiesbadener
Ge=
ſangvereine werden die DAF.=Mitglieder durch Darbietungen
er=
freuen. Abends um 8.30 Uhr wird im Paulinenſchlößchen
aber=
mals ein großer Bunter Abend vom Reichsſender Frankfurt
ver=
anſtaltet, der unter Leitung des Intendanten und
Gaukultur=
warts Fricke ſteht. Abends um 9.45 Uhr wird dann im Stadion
„Unter den Eichen” das große Schlußfeuerwerk ſtattfinden. Und
dann beginnt wieder der gewaltige Abtransport der Teilnehmer
vom Landestreffen. Sonderzug auf Sonderzug wird wiederum
Wiesbaden verlaſſen.
Al. Höchſt i. Odw., 2. Okt. Erntedankfeſt. Die Feier
des Erntedankfeſtes wurde auch in Höchſt unter Anteilnahme der
geſamten Bevölkerung in würdigem Rahmen begangen.
Fanfaren=
klänge der Hitlerjugend kündeten den Tag des Baurn an. In den
Straßen prangte reicher Fahnenſchmuck, die Schaufenſter der
La=
dengeſchäfte waren mit Blumen und Früchten geſchmückt. Die
For=
mationen der NSDAP., die Vereine ſowie zahlreiche
Volksgenoſ=
ſen nahmen an den Gottesdienſten in beiden Kirchen teil. Um
2 Uhr formierte ſich ein ſtattlicher Feſtzug, an dem wieder alle
Formationen der Partei ſowie Fahnenabordnungen der hieſigen
Vereine teilnahmen. Schöne Erntewagen der hieſigen
Bauern=
ſchaft wechſelten mit Mädchengruppen mit Erntekränzen in
Trach=
tenkleidung ab.
(r. Birkenau, 1. Okt. Launen der Natur. Das
Winter=
halbjahr hat begonnen, jedoch in der Natur herrſcht ſommerliche
Stimmung. Das ſchöne Wetter, das ſogar in den letzten
Septem=
bertagen als heiß bezeichnet werden kann hat es mit ſich gebracht,
daß man überall in der Natur auf Eigentümlichkeiten ſtößt.
Stellenweiſe findet man zum zweiten Male ſchöne reife
Erd=
beeren, und an den frühabgeſtandenen Johannisbeerſträuchern
findet man überall neue Triebe und Blüten. Doch dieſer
herr=
liche Nachſommer wird nicht immer währen, und einmal werden
doch die rauhen Herbſtwinde das Nahen des Winters künden.
Fa. Alsbach a. d. B., 2. Okt. Nachdem die als
Notſtandsarbei=
ten durchgeführten Straßenarbeiten innerhalb des Dorfes eine
bedeutende Verbeſſerung der Geh= und Fahrverhältniſſe
herbei=
geführt haben, trägt man ſich behördlicherſeits mit dem Gedanken
des Ausbaues einer auch für Kraftfahrzeuge benutzbaren Straße
nach dem Alsbacher Schloß, ein Plan, der aber wohl erſt im
kom=
menden Jahr ſeine Verwirklichung finden dürfte. — Geſtern fand
im Gaſthaus. Zur Sonne” ein Schulungsabend der NS.=
DAP ſtatt. Das Referat erſtattete Schulungsleiter Pg. Jöckel,
der über das Thema „Familie und Staat” ſprach.
Em. Heppenheim a. d. B. 2. Okt. An der „Halbſtundenbrücke‟,
zwiſchen Heppenheim und Bensheim ereignete ſich ein
Auto=
unglück, das noch gut abgegangen iſt. Da der Fahrer eines
Ferntransportautos aus dem Rheinland am Steuer plötzlich
ohn=
mächtig wurde, rannte der Wagen wider einen Baum. Lenker
und Beifahrer erlitten dabei zum Glück nur leichtere
Verletzun=
gen. Zwei mitfahrende Frauen kamen mit dem Schrecken davon.
— Etwa 150 Urlauber aus Berlin, denen die NSG.
„Kraft durch Freude” einen Erholungsurlaub verſchafft, treffen
am 7. Oktober hier ein und werden in Privatquartieren
unter=
gebracht. Für Nachtquartier und Morgenkaffee werden 070 RM.
vergütet. Die Hauptmahlzeiten werden in den Wirtſchaften
ein=
genommen. Die Bevölkerung wird gebeten, noch einige Quartiere
zur Verfügung zu ſtellen. Im ganzen kommen etwa 1000 Urlauber
an die Bergſtraße. — Evg Männerverein. Herr Pfarrer
Hechler hielt auf der Monatsverſammlung einen Vortrag über
die Tagung in Pfungſtadt und den dort gehaltenen Vortrag des
Propſtes Müller über das Thema: „Die evangeliſche Kirche muß
wieder Manneskirche werden”.
t. Gernsheim, 1. Okt. Gemeinderatsſitzung. In der
letzten Gemeinderatsſitzung ſtand die Beratung des
Waldwirt=
ſchaftsplanes und des Voranſchlages der Realſchule für das Jahr
1935 zur Beratung. Mit Rückſicht auf den außerordentlichen
Holz=
hieb bei dem Bau der Autobahn und deren Umgehungsſtraßen
ſollen im Jahr 1935 nur 600 Feſtmeter Holz gefällt werden. Auch
in der Rohrlage ſoll nur ſoviel Holz geſchlagen werden, als zur
Verbreiterung des Rohrlaggrabens notwendig iſt. Der Rat iſt
mit dem Waldwirtſchaftsplan einverſtanden. — Zur Beratung
des Voranſchlages zur Realſchule gab. Direktor Kindhäuſer die
nötigen Erläuterungen. Der vorliegende Plan iſt vom
Kura=
torium der Realſchule eingehend durchgeſprochen worden. Es iſt
daraus zu erſehen, daß äußerſte Sparſamkeit geherrſcht hatte. Auch
mit dieſem Vorſchlag zeigt ſich der Rat einverſtanden.
Bo. Raunheim, 1. Okt. Gemeinderatsſitzung. Ein
Antrag auf Wirtſchaftskonzeſſion wurde abgelehnt und die
Be=
dürfnisfrage verneint. Verſchiedene Geſuche wurden jeweils nach
Sachlage erledigt. Mit dem Verkauf eines der Gemeinde
gehören=
dem Hauſe war der Gemeinderat nicht einverſtanden. Genehmigt
bzw. befürwortet wurde ein Geſuch zwecks Verlegung einer
Tank=
ſtelle und ein Baugeſuch.
Be. Groß=Gerau, 1. Okt. 50 Jahre Zuckerfabrik Groß=
Gerau. Die Zuckerfabrik Groß=Gerau feierte am Samstag im
Hotel Adler, Groß=Gerau, ihr 50jähriges Beſtehen. Führung des
Werkes und Gefolgſchaft hatten ſich eingefunden, ebenſo viele
Ehrengäſte, um dieſes Jubiläum zu feiern. Unter anderen ſahen
wir Kreisleiter und Bürgermeiſter Stavinoga mit Beigeordnetem
als Vertreter der Stadt, Ortsgruppenleiter Karl Schadt. Groß=
Gerau, den Senior der Süddeutſchen Zuckerinduſtrie und
Mitbe=
gründer der Zuckerfabrik Groß=Gerau, Herrn Direktor Pillhardt,
den Herrn Kommerzienrat Schuhmacher und noch viele ehemalige
Angehörige des Werkes. Eröffnet wurde der Abend mit einer
Anſprache des Direktor Lindemann, der nach kurzen
Begrüßungs=
worten über die Geſchichte der Fabrik ſprach. Hiernach nahm
Bür=
germeiſter und Kreisleiter Stavinoga das Wort, um der
Zucker=
fabrik im Namen der Stadt, aber, auch in ſeiner Eigenſchaft als
politiſcher Leiter des Kreiſes herzliche Glückwünſche zu ihrem
Ju=
biläum zu überbringen. Beigeordneter Göbel gab ſodann ein Bild
von der Entwicklung der Kreisſtadt. Zwei Vertreter von der
Ge=
folgſchaft ſprachen ſodann und betonten beſonders die enge
Ver=
bundenheit zwiſchen Betriebsführung und Gefolgſchaft. Sodann
nahm Kommerzienrat Schuhmacher das Wort. Er überbrachte die
Grüße und Glückwünſche der Verwaltung der Süddeutſchen Zucker=
A.=G. Er nahm dann noch die Ehrung von Werksangehörigen vor.
Hiernach nahm der Seniorchef Direktor Pillhardt das Wort. Ein
Gründer, heute 83 Jahre alt, gab einen Rückblick von ſeinem
Le=
benswerk. Expedient Kehr dankte ſodann im Namen der Geehrten.
Dor der Ehrenmalsweihe des Fußarkillerie-Regts.
Generalſeldzeugmeiſter Nr. 3.
Mainz, 2. Oktober.
Das am 13./14 Oktober einzuweihende Ehrenmal für das
ehemalige Fußartillerie=Regiment. Generalfeldzeugmeiſter (
Bran=
denbgs.) Nr. 3 in Mainz, beſtehend aus der übergroßen
Nachbil=
dung einer ſchweren Feldhaubitze in Baſaltlava, iſt nunmehr vom
Bildhauer Toni Chriſtmann aus Bingen in den Steinbrüchen bei
Mayen aus 25 Baſaltlavablöcken zuſammengeſtellt und ſoll in den
nächſten Tagen auf der eigens hierzu hergerichteten Baſtion an
der Nordoſtecke des ehemaligen Fort Joſeph in Mainz aufgeſtellt
werden. Der weiter zum Ehrenmal gehörige brandenburgiſche
Adler ſowie die Beſchriftung ſind bereits an der einen Mauerſeite
der Baſtion angebracht. Nachdem auch dank dem Entgegenkommen
der ſtädtiſchen Behörden die gärtneriſchen Anlagen im Innern des
Fort Joſeph und an der ſtadtſeitigen Böſchung ſowie der Gehweg
um die neue Baſtion fertiggeſtellt ſind, verſpricht das neue
Ehren=
mal Gfz. in ſeiner monumentalen Auswirkung und Lage mit
herr=
licher Ausſicht auf den Taunus zu einem vielbeſuchten Platze in
Mainz zu werden.
Erſtes oberheſſiſches Waldarbeiterlager.
Vom 25. bis 27. September 1934 fand im Forſtamt Schotten
zur Fortbildung und Ausbildung der Waldarbeiter ein Lager
ſtatt, wozu 30 ſtändige Waldarbeiter aus faſt allen Forſtämtern
Oberheſſens zuſammengekommen waren. Der Kurſus begann mit
einem Begrüßungsabend am Montag, den 24. Sept., im
Arbeits=
dienſtlager zu Eichelſachſen, wo die Waldarbeiter Unterkunft und
Verpflegung fanden. An der Begrüßung der Waldarbeiter
nah=
men teil die politiſchen Leiter, des Kreiſes Schotten und der
Ortsgruppe Eichelſachſen, die Führer des Arbeitsdienſtlagers mit
ihren Arbeitsmännern, ein Vertreter der Miniſterialforſtabteilung
und zahlreiche Forſtbeamte. An den folgenden Tagen wurden
praktiſche Vorführungen im Wald und Vorträge aus der
Holz=
hauerei, Werkzeugkunde und dem Waldwegebau abgehalten. Es
fanden außerdem Vorträge ſtatt über die NSBO. und Deutſche
Arbeitsfront durch den Kreisbetriebszellenleiter und Kreiswalter
der Deutſchen Arbeitsfront bzw. über das Thema „Gefolgſchaft
im Forſtbetrieb‟. Der Kurſus befriedigte alle Teilnehmer in
hohem Maße, ſo daß die vorgeſehene Wiederholung derartiger
Kurſe allſeits begrüßt wird.
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Seite 8 — Nr. 273
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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tag wird in Frankfurt die 6. Internationale
Koch=
kunſtausſtellung (Jka.) auf dem Feſthallengelände
eröffnet. Die „Sechſte” wird ihre Vorgängerin
aus früheren Jahren in jeder Beziehung um ein
Beträchtliches übertreffen. Früher wurde die
Aus=
ſtellung allein getragen von der Berufsgruppe
der Köche, heute gibt ihr die Veranſtaltung durch
die D.A.F. erhöhte Bedeutung für alle
ſchaffen=
den Volksgenoſſen. Auch qualitativ wird die
dies=
jährige Ika weitere Verbeſſerungen aufweiſen.
In jedem Falle kann ſchon jetzt geſagt werden, daß
dieſe deutſche Schau mit internationaler
Be=
ſchickung alles in den Schatten ſtellen wird, was
bisher im Ausland an Kochausſtellungen gezeigt
worden iſt. Die D.A.F. gibt durch die
Veran=
ſtaltung der diesjährigen Kochkunſtausſtellung
gleichzeitig ihrem Willen Ausdruck, ihre
Angehö=
rigen in ihrer Leiſtungsfähgkeit in jeder
Be=
ziehung zu fördern und fortzubilden.
Die Ika wird in ſämtlichen Räumen des
Feſt=
hallengeländes eine Geſamtfläche von 10 000
Quadratmetern belegen. Bis jetzt wird mit einer
Beſucherzahl von über 100 000 gerechnet. Die
Schau gliedert ſich in zwei Abteilungen. In der
einen, „Lebende Kochkunſt” werden Meiſterköche
aus aller Herren Länder ihre Speiſen bereiten.
Jeden zweiten Tag werden die beteiligten
Koch=
künſtler ein neues Gericht aus ihrem Spezialge,
biet zurichten. Für die deutſchen
Gaumannſchaf=
ten iſt außerdem ein Wettbewerb ausgeſchrieben.
Als Siegespreis winkt der Siegermannſchaft ein
goldener Kochtopf, die „Goldene Marmite”, die
augenblicklich im Beſitz der Gaumannſchaft
Ber=
lin iſt. Für die Frankfurter Hausfrauen iſt
außer=
dem Gelegenheit gegeben, gemeinſam mit den
an=
weſenden Köchen Frankfurter Spezialgerichte
her=
zurichten. Preisrichter wird das Publikum ſein.
In der Abteilung „Stehende Kochkunſt” werden
in erſter Linie die verwandten Induſtrien die
modernſten techniſchen Hilfsmittel des Kochs zur
Ausſtellung bringen. Daneben iſt hier dem
Frank=
furter Handwerk — Metzger, Bäcker, Konditoren
uſw. — Raum gegeben.
In dem Hamburger Stadtpark=Rennen — dem letzten Lauf zur deutſchen Straßenmeiſterſchaft —
wurden folgende neue deutſche Motorradmeiſter ermittelt (von links nach rechts); Loof=
Godes=
berg (bis 350 ccm); Ley=Nürnberg (bis 500 ccm); Winkler=Chemnitz (bis 250 ccm)
Soenius=Neckarſulm (bis 1000 ccm).
Eiſenbahnunglück in England.
Obſtausſtellung der Kleingärtner
im Palmengarten zu Frankfurt a. M.
Nach den vorliegenden Meldungen der
Frank=
furter Kleingärtner=Vereine wird die vom 5. bis
8. Oktober ſtattfindende Dritte große
Obſtausſtel=
lung außerordentlich ſtark beſchickt Vierzig
Frank=
furter Vereine ſtellen ihre Obſterzeugniſſe in
mehreren 1000 Kiſten im Geſellſchaftshauſe des
Palmengartens zur Schau. Die Ausſtellung wird
dem Beſucher einen Ueberblick über die in den
Frankfurter Kleingärten angebauten Obſtſorten
geben. Auch die Frankfurter Hausfrauen werden
eine Ausſtellung von eingemachtem Obſt im
Hoch=
zeitsſaal des Palmengartens vorfinden.
Eröffnung der Jahresſchau für das Gaſtwirts=,
Hotelier=, Bäcker= und Konditorengewerbe,
Berlin 1934.
Berlin. Im Vortragsſaal der Halle IV des
Meſſegeländes am Funkturm wurde am
Diens=
tag vormittag die Jahresſchau für das Gaſtwirts=,
Hotelier=, Bäcker= und Konditorengewerbe,
Ber=
lin 1934, feierlich eröffnet. Die
Eröffnungsan=
ſprache hielt Reichshandwerksführer Schmidt. Eine
Führung durch die ausgedehnten Hallen zeigte,
auf welch hoher Stufe das deutſche Gaſtwirts=,
Hotelier=, Bäcker= und Konditorengewerbe gerade
bei uns in Deutſchland ſteht. Man kann ruhig
ſagen, daß es ſeinesgleichen auf der Welt kaum
irgendwo findet.
Raubmordverſuch.
München. Wie der Polizeibericht meldet,
wurde in den Vormittagsſtunden des vergangenen
Freitags auf dem Fußweg zwiſchen Obergrainan
und Eibſee eine Frau mit ſchweren
Stichverlet=
zungen am Hinterkopf bewußtlos aufgefunden. Es
handelt ſich um einen Raubüberfall. Die Tat iſt
zweifellos in den Abendſtunden des
vorherge=
gangenen Tages verübt worden. Soweit bis jetzt
feſtgeſtellt werden konnte, wurde eine braune
Lederhandtaſche mit 50 RM., ein öſterreichiſcher
Reiſepaß auf den Namen Wallburga Obermaier,
geb. Walter, Hoteliersgattin aus Görbersdorf,
ausgeſtellt vom öſterreichiſchen Konſulat in
Bres=
lau, geraubt. Der Tat verdächtig iſt ein etwa
20= bis 25jähriger Burſche. Die Regierung von
Oberbayern hat für die Ermittlung des Täters
eine Belohnung von 300 RM. ausgeſetzt.
Fliegertod von Guſtav Lemoine,
Paris. Der bekannte franzöſiſche Flieger
Guſtave Lemoine, Inhaber mehrerer
internatio=
naler Rekorde, ſtürzte am Montag nachmittag
während eines Verſuchsfluges ab und wurde auf
der Stelle getötet. Lemoine ſprang in 200 Meter
Höhe mit dem Fallſchirm ab, der ſich jedoch nicht
öffnete, während einer ſeiner Begleiter
wohlbe=
halten mit ſeinem Fallſchirm landete und ein
zweiter der im Flugzeug geblieben war, lediglich
einen Beinbruch davontrug. Der Abſtürz des
viermotorigen Flugzeuges iſt nach den erſten
Feſt=
ſtellungen auf den Bruch des Höhenſteuerkabels
zurückzuführen.
Die Unglücksſtätte des Eiſenbahnzuſammenſtoßes bei Warrington in England,
bei dem ein Schnellzug im 100=Kilometer=Tempo auf einen langſam fahrenden Perſonenzug auffuhr.
14 Tote und zahlreiche Verletzte waren zu beklagen.
Flugzeugunglück über dem Kanal.
London. Der Dampfer „Biarritz”, der im
Dienſt auf dem Kanal eingeſtellt iſt, hat am brand, deſſen Ablöſchung dann erfolgte,
Dienstag etwa fünf Meilen von Folkeſtone die
Trümmer eines Flugzeuges entdeckt, und ſechs
Leichen aus dem Kanal aufgefiſcht. Der Dampfer
brachte, bevor er ſeine Fahrt nach Boulogne
fort=
ſetzte, die Leichen nach Folkeſtone zurück. Ein
Ret=
tungsſchiff aus Dover hat ſich trotz der
hochgehen=
den See und des nebligen und regneriſchen
Wet=
ters an die Unfallſtelle begeben. Der Flugplatz
Croyden hatte Notſignale eines Flugzeuges
auf=
gefangen, jedoch hatte der Apparat offenbar keine
Zeit mehr, um ſeinen Standort und ſeine
Natio=
nalität anzugeben. Die Nachforſchungen haben
dann aber ſchließlich ergeben, daß es ſich um eine
Maſchine der Hillmans Airways Limited handelt,
die von Heſton nach Le Bourget unterwegs war.
An der Unglücksſtätte in Nienhagen.
Nienhagen. Die Brandkataſtrophe an der
Bohrung 22 iſt hier noch immer das einzige
Ge=
ſprächsthema. Allgemein kommt die tiefe Trauer
um die bedauernswerten Arbeitskameraden zum
Ausdruck, die den entfeſſelten Naturgewalten zum
Opfer fielen. Die Unglücksſtätte iſt in einem
Um=
kreis von 100 Metern ein Trümmerfeld. Die
Auf=
räumungsarbeiten ſind in vollem Gange. In
fie=
berhafter Eile werden kleine Gräben gezogen, die
ſich bald mit dem ſchwarzen, zähflüſſigen Rohöl
füllen, das in der Nacht zum Montag zu fließen
begonnen hat. „Die Bohrung iſt wieder eruptiv
geworden”, würde vielleicht zuviel ſagen, aber mit
dem Ausbruch muß über kurz oder lang doch
ge=
rechnet werden. Am Montag vormittag trafen
im Verwaltungsgebäude die Vertreter der
Berg=
behörden, Sachverſtändige und verantwortliche
Leiter der Gewerkſchaft Nienhagen zu einer
Sit=
zung zuſammen, in der die Vernehmungen ſowie
die Protokollierungen der Ausſagen über den
Her=
gang des Unglücks erfolgten. Die eigentliche
Ur=
ſache des Unglücks wird wohl niemals ergründet
werden. Vielmehr wird man ſich mit den
bekann=
ten Annahmen abfinden müſſen. Zur
Nieder=
zwingung des Brandes iſt noch folgendes zu ſagen:
Das Bohrloch hat ſich durch Sand oder ſteiniges
Geſchwämme verſtopft. Das war für das
erfolg=
reiche Eingreifen mit dem Schaumlöſchverfahren
die Vorausſetzung, weil dadurch der Gas= und
Oelausbruch vollkommen unterbunden wurde.
Hinzu kam, daß ſich der Drehtiſch, mit dem das
Geſtänge getrieben wird, infolge der Hitze etwas
geneigt hat. Hierbei iſt das Geſtänge offenbar
geknickt worden. Durch dieſe doppelte
Abdroſſe=
lung wurde der Sondenbrand zu einem Oelflecken=
Die Unwetterkataſtrophe in Neuſeeland.
Wellington (Neuſeeland). Der von dem
Orkan in der Waipawa=Provinz angerichtete
Sach=
ſchaden geht in die Millionen. Ein großer Teil
des Gebietes iſt völlig verwüſtet. Da ſämtliche
Verbindungen mit dem Kataſtrophengebiet noch
lahmgelegt ſind, liegen noch keine abſchließenden
Meldungen darüber vor, ob auch Opfer an
Men=
ſchenleben zu beklagen ſind. Angeſichts der
un=
erhörten Gewalt des Sturmes, der jahrzehntealte
Bäume entwurzelte. Dächer abdeckte und
Auto=
mobile umwarf, muß jedoch mit
Menſchenverlu=
ſten gerechnet werden.
Eiſenbahnunglück in Polen.
Im Nebel aufeinander gefahren.
Krakau. Die Schnellzüge Wien—Warſchau
und Gdingen-Krakau ſind geſtern morgen um
8 Uhr in der Station Krzeszowice im dichten
Ne=
bel aufeinandergefahren. Nach den bisherigen
Feſtſtellungen wurden drei Perſonen getötet und
zehn verletzt. Eine Unterſuchungskommiſſion hat
ſich an den Unfallort begeben.
10 Tote, 20 Schwerverletzte.
Wie zu dem Eiſenbahnunglück in Krzeſzowice
ergänzend mitgeteilt wird, ſind zehn Perſonen
ge=
tötet und 20 ſchwer verletzt worden.
Die Verunkreuungen des Barons Nelken
Warſchau. Zu der Verhaftung des Barons
Nelken, der beſchuldigt wird, rieſige
Unterſchla=
gungen zu Ungunſten des vor einigen Tagen
ver=
ſtorbenen Grafen Jakob Potocki begangen zu
ha=
ben, werden folgende Einzelheiten bekannt: Im
Juli d. J. erhob die Gutsverwaltung des Grafen
Jakob Potocki gegen die beiden
Generalbevoll=
mächtigte Potockis, zwei Brüder Roſemberg,
An=
klage wegen Unterſchlagung. Die
Generalbevoll=
mächtigten hatten eine Reihe von Transaktionen
vorgenommen, aus denen ſie überaus große
Ge=
winne zogen, und hatten außerdem
Millionen=
ſummen in Bargeld unterſchlagen. Die
Geſamt=
ſumme der Unterſchlagungen wird, wie gemeldet,
mit zehn Millionen Zloty beziffert. Vor der
Ver=
haftung konnten die Generalbevollmächtigten
Brüder Roſemberg aus Polen fliehen. Der eine
Bruder iſt inzwiſchen verſtorben, der andere machte
in Paris ein Bankgeſchäft auf. Erſt in den
letz=
ten Tagen wurde feſtgeſtellt, daß der jetzt
ver=
haftete Baron Nelken mit den Brüdern
Roſem=
berg zuſammengearbeitet hatte. Nelken konnte im
Hotel verhaftet werden, unmittelbar vor der
Ab=
reiſe aus Polen.
Tödlicher Abſturz in den piemonteſiſchen Alpen.
Mailand. Vom Gipfel des piemonteſiſchen
Berges Rocca di Cavour iſt ein Enkel des
frühe=
ren Miniſterpräſidenten Giolitti abgeſtürzt. Er
war ſofort tot.
Drei Tote bei einem Auto=Unfall.
Mailand. Bei einem Autounfall in
Por=
togruaro (Provinz Venedig) ſind drei junge
Leute aus Trieſt ums Leben gekommen, darunter
der hoffnungsvolle Boxer Colzini.
New York. Trotz des Eifers, mit dem die
Unterſuchung gegen, den verhafteten Hauptmann
geführt wird, läßt ſich nicht behaupten, daß es
ge=
lungen iſt, zwiſchen dem Verdächtigen und der
Entführung des Kindes Lindberghs einen
ein=
wandfreien Zuſammenhang herzuſtellen. Der New
Yorker Staatsanwalt Foley äußerte ſich geſtern
vor Preſſevertretern über die Feſtſtellungen in
der Banknotenfrage. Es handele ſich darum, ob
von Hauptmann Banknoten verausgabt worden
ſind, die aus dem Lindberghſchen Löſegeld
ſtam=
men. Dieſe Scheine waren bekanntlich gezeichnet.
Feſtgeſtellt iſt bisher nur, daß Hauptmann am
13. März 1933 einen Betrag von mindeſtens 1830
Dollar in Goldnoten oder in Goldmünzen bei
einer Bank deponiert bzw. umgetauſcht hat. Doch
gelang es nicht, den Nachweis zu erbringen, daß
die Beträge aus dem Löſegeld ſtammen. Die
Staatsanwaltſchaft bemüht ſich zurzeit, noch eine
andere Bankeinzahlung aufzuklären. Der in Rede
ſtehende Betrag wurde von einem im übrigen
un=
bekannten J. J. Faulkner bei einer Bank in
Ver=
wahrung gegeben. Später ſtellte es ſich heraus,
daß die von Faulkner in Zahlung gegebenen
Scheine aus dem Löſegeld ſtammen mußten. Die
Unterſchrift des geheimnisvollen Einzahlers auf
dem Bankdepotſchein iſt unterſucht worden. Eine
Aehnlichkeit mit der Handſchrift Hauptmanns
konnte jedoch nicht gefunden werden. Es werden
dauernd Perſonen verhört, die mit Hauptmann
Umgang gehabt haben. Als Unterlage diente am
Montag u. a. eine Photographie aus dem Jahre
1932, die Hauptmann inmitten einer Gruppe vom
Freunden bei einem Ausflug zeigt. Sämtliche darz
geſtellten Perſonen ſind von der Polizei ermittelt
worden. Ein ganzer Troß von Handwerkern iſt
von der Polizei herangezogen worden, um in
Hauptmanns Wohnung eine nochmalige
Durch=
ſuchung vorzunehmen, die ſo gründlich iſt, daß kein
Stück der Wandfüllung an ihrem Platze blieb,
Auch die Abzugsrohre und ähnliche etwaige
Ver=
ſtecke blieben nicht unbeachtet. Im Garten und
in der näheren Umgebung wurde das Geſträuch
beſichtigt und unter ſämtlichen größeren Steinen,
wie unter den Wurzeln der Bäume nachgegraben,
Eine Werkbank und ein Vorrat von Brettern aus
der Werkſtatt Hauptmanns wurden von einem
Polizeiauto nach New York gebracht. Sie ſollen
eingehend unterſucht werden. Hauptmann
befin=
det ſich zurzeit in den Händen der New Yorker
Polizei. Der Gouverneur des Staates New
Jer=
ſey, auf deſſen Gebiet urſprünglich die
Entfüh=
rung ſtattfand, hat aber jetzt erklären laſſen, daß
er von New York die Auslieferung Hauptmanns
verlangen wird, noch ehe dieſem dort der Prozeß
wegen Erpreſſung gemacht werden kann. Die
Staatsanwaltſchaft von New Jerſey hat erklären
laſſen, der Verdacht gegen Hauptmann habe ſich
erheblich verſtärkt. In der Zeit vom Samstag bis
Sonntag ſei weſentliches neues
Belaſtungsmate=
rial beigebracht worden. Nähere Mitteilungen
darüber wurden der Preſſe aber verweigert.
Suche nach einem Zeugen
in der Lindbergh=Angelegenheit.
Chicago. Der Zeitung „Herald Examino”
zufolge ſuchen Bundesbeamte nach einem
Inge=
nieur namens William Dennis, der Hauptmann
in der Entführungsnacht wenige Meilen vom
Lindbergh=Haus entfernt, geſehen und ihn nach
den kürzlich in der Preſſe veröffentlichten
Bil=
dern wiedererkannt haben will. Hauptmann ſoll
von ſeinem Auto aus Dennis um eine Luftpumpe
gebeten haben. In Begleitung Hauptmanns ſeien
eine etwa 30jährige Frau und eine dritte Perſon,
anſcheinend ein in eine Pferdedecke gehüllter
Mann, der irgendetwas unter dieſer Pferdedecke
verborgen hielt, geweſen.
Der Zeuge Dennis gefunden.
Chicago. Der im Zuſammenhang mit der
Lindbergh=Angelegenheit geſuchte Zeuge William
Dennis iſt inzwiſchen ermittelt worden. Er ſagte
aus, daß er Hauptmann nach Photographien als
den Mann wiedererkenne, dem er in der
Ent=
führungsnacht beim Aufpumpen eines
Kraft=
wagenreifens geholfen habe. In dem Wagen
habe eine blonde Frau geſeſſen, außerdem noch
eine dritte Perſon, die ein Bündel im Arm zu
halten ſchien.
Zum 50. Todeskag von Hans Makark.
Am 3. Oktober jährt ſich der Tag zum 50. Male,
an dem der Maler Hans Makart in Wien, der
Stätte ſeines Wirkens, ſtarb. Er war ein
über=
wiegend dekoratives Talent und leiſtete
Hervor=
ragendes, ſolange er ſich in den Grenzen des
deko=
rativen Stiles hielt. Da ſeine Gemälde dem
heutigen Geſchmack kaum noch entſprechen, iſt für
die Jetztzeit der Einfluß, den er auf die Kunſt
und die Kultur ſeiner Zeit hatte, ſchwer
vorſtell=
bar. Tatſächlich war er einer der meiſtgefeierten
Maler des 18. Jahrhunderts, deſſen ganze
Lebens=
führung dem prunkhaften Stile entſprach, den er
in ſeinen Gemälden bevorzugte.
Mittwoch, 3. Oktober 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 273 — Seite 9
Das deutſche Schickſalsland am Oberrhein.
Die Stromlandſchaft am Oberrhein iſt in ihrer Geſamtheit
von einzigartiger Geſchloſſenheit und von geradezu klaſſiſchem
Gleichmaß. In epiſcher, weitatmiger Breite erſtreckt ſich die Ebene
rechts und links des Stromes. Gleichlaufende Gebirge ſchließen
ihren Hintergrund ab. Menſchen wohnen zu beiden Seiten, in
deren Adern dasſelbe Blut der gemeinſamen Vorfahren rollt, und
wie aus der Kinderwiegenzeit
des Stammes ſprechen ſie die
gleiche Sprache in gleicher
mundartlicher Färbung, ein
geiſtiger Heimatſchein von
un=
widerſprechlicher Gewalt. Von
Natur und Landſchaft, von
Blut und Geiſt des
Volks=
tums hätte dieſes Landgebiet
auch der ſelbſtverſtändliche
Lebensraum eines
geſchloſſe=
nen deutſchen Staatsgebildes
werden müſſen. Aber die
Ge=
ſchichte und die politiſche
Un=
vernunft der Jahrhunderte
hat ſonderbare und
unnatür=
liche Weglinien in dieſe
ein=
heitliche Stromlandſchaft
ge=
zeichnet.
Wohl umſpannte im
Mit=
telalter das Herzogtum
Schwa=
ben auch noch das Land am
Oberrhein. Aber mit dem
Untergang der Hohenſtaufen
zerfiel ja dieſes Herzogtum in
tauſend Stücke, und auch am
Dberrhein hatten ſich wie im
ganzen ſtaufiſchen Gebiet un=
Bählige kleine Herrſchaften
ufgetan, weltliche und geiſt=
-liche, Grafſchaften und
Reichs=
ſſtädte, und ſo finden wir
Ddurch die Jahrhunderte
hin=
durch eine Buntſcheckigkeit der Kehl und Straßburg und die Lan
ſtaatlichen Verhältniſſe, die
ähresgleichen ſuchte. — Drüben im Elſaß ſtrebte Frankreich
dar=
mach, immer mehr Einfluß zu bekommen und durch die Raubkriege
Ludwigs des Vierzehnten fiel der allergrößte Teil des Elſaß in
Die Hände Frankreichs und wurde ein Teil einer wachſenden
ge=
ſchloſſenen politiſchen Macht, während auf der rechten Rheinſeite
Die alten verworrenen Verhältniſſe blieben. Das Jahr 1870/71
itellte das uralte Naturrecht des Oberrheins wieder her. Aber die
Zeit nachher überſah in Unkenntnis und Voreingenommenheit,
was 200 Jahre Zugehörigkeit zu einem großen Staat wie
Frank=
reich am Elſaß und den Elſäſſern gearbeitet und gewirkt hatten,
und fand vielfach nicht die richtigen Wege und Mittel, in der
ſtaatlichen Leitung und Einrichtung des Landes dem ſtarken Laut
des Volkstums gerecht zu werden und aus ihm heraus die
Ver=
bindung mit Deutſchland von innen heraus zu knüpfen.
Der Weltkrieg entwand uns die Macht aus den Händen, die
Urrechte am Oberrhein zu behaupten. Und der Rhein geht nun
wieder mitten durch das alemanniſche Land am Oberrhein als die
unnatürlichſte, ſchmerzvollſte Grenze. Wie und wann die Geſchichte
und Politik dieſes Ur=Unrecht gut zu machen hat, darüber iſt an
dieſem Platz nicht zu ſprechen. Aber im Namen von Landſchaft und
Volkstum und im Namen der Wahrheit, die immer Wahrheit
bleibt, muß das begangene Unrecht und die beſtehende Unnatur
feſtgeſtellt werden, eine nicht zu überbietende politiſche
Gewaltſam=
keit, begangen an einem der begabteſten deutſchen Stämme, am
alemanniſchen, und an einer Landſchaft, die zu denjenigen gehört,
die von der Kultur am fleißigſten und tiefſten durchgeackert ſind.
Karlsruhe, die badiſche Landeshauptſtadt.
Karl Wilhelm, Markgraf von Baden, ein kluger, weitgereiſter,
nielſeitig, gebildeter Mann, konnte wohl, einem Traum
entſprun=
gen, den Gedanken haben, in ſeinem Hardtwald ein Schloß und
gine Siedlung zu bauen, aber dies wäre niemals ſpontan als
Laune ausgeführt worden, wenn nicht fruchtbare Ideen, weitſichtige
Pläne ihn dazu getrieben hätten. Durlach wird ihm zu
altertüm=
lich, unbequem und wenig ausbaufähig geweſen ſein. Auch neigte
der damalige Bürgermeiſter wenig dazu, die alte Reſidenz der
Markgrafen zu vergrößern; denn die Einwohner waren durch
Kriegselend verarmt. Und dann hat vielleicht doch die Eitelkeit des
Fürſten nachgeholfen, 1714 die Gründung des
weues Sitzes zu betreiben, ſie befeſtigte das
Anſehen.
In Wirklichkeit wurde der Plan ſo
be=
ſcheiden in Szene geſetzt, als dies überhaupt
emging. Unſere heutigen Wochenendhäuschen
ſind üppiger als die Bauten der neuen
Reſi=
tenz es waren. Man errichtete ſie faſt ganz
tais Holz, auch das Schloß. Das verurſachte
keine großen Koſten, es wuchs ja in Hülle und
ſ ülle ringsum. Der Hardtwald war ein ſchön K
Ve
keſtandener Forſt und beileibe kein Urwald.
F
Lsom Schloß aus ſchwärmten dann, wie heute e
twch, fächerförmig die Straßenzüge aus. Bos
hafte Zungen behaupteten, die Anlage ſei
des=
halb ſo erfolgt, daß der Fürſt an den
Fen=
ſeern ſeines Schloſſes ſtehend in alle Gaſſen
ſSauen konnte, die Lebenshaltung ſeiner
Un=
tertanen zu prüfen.
In Holland ſah der Markgraf einen ſehr
klaren, billigen Bauſtil, den er bei ſeiner
Siedlung anwandte: vier Mauern und ein
denkbar einfaches Giebeldach darüber, die
häuſer der Beamten und Hofleute zweiſtöckig,
die übrigen einſtöckig. Sie wurden rot
ange=
ſtrichen. Das Bild der Siedlung erſcheint recht
arimutig, gut ſteht das Grün des Waldes zum
Rwt der Bauten. Man denkt an
Kinderſpiel=
vemig, in etwas altkluger Weiſe aufgeſtellt,
und doch iſt nichts von Naivität dabei, wenn
man die Geſamtidee betrachtet, nichts eigent=
lich Kleinliches. Zum Lächeln rührt höchſtens
die Holzmauer, die das Gebilde umhegte,
durch gutmütig=grimmige Holztürme und Tore bewacht. Karlsruhe
lag ſo frei in die Ebene gebettet: man baute damals Schlöſſer in
das Flachland, im ſtädtebaulichen Inſtinkt, daß hier Raum iſt, um
zu wachſen. Von den Burgen auf ſpähweiten Berggipfeln über die
Schlöſſer an geſchütztem Hang bis zu den Sitzen in der Ebene
hin=
ab, geht eine Linie: die der kulturgeſchichtlichen Entwicklung, der
Einſicht und der Weitſicht in die Zeitforderungen. Die Weitſicht
reicht bis in unſere Gegenwart.
Stadt in der Ebene, zwiſchen Schwarzwald und Rhein, du
kamnſt dich breit machen; denn weil du dich breit zu machen
ver=
magſt, lacht dir die Zukunft. Die Gottheit Technik liebt das
ge=
ſtreckte Land, ihre Wunder walten dort müheloſer.
In Klein=Karlsruhe, dem „Dörfle”, ſiedelte man damals die
„Hergeloffenen” an. Einige Holländerhäuschen drücken ſich dort
heute noch eingeſchüchtert zwiſchen ihre höher gewachſenen
Kame=
raden. Dieſes Alt=Karlsruhe ſteckt noch voll luſtiger und grotesker
Sentimentalität. Zweihundert Jahre ſprangen anſcheinend nur im
Schlafe über das enge Gaſſengewirr hinweg. Heute iſt ſie lärm=
voller und geſchäftiger allerdings, aber dennoch einer ungewohnten
Welt angehörig.
Das ſchlichte Karlsruhe, das ſich um das Schloß zirkelte, eine
Langeſtraße hatte, die man ſpäter Kaiſerſtraße nannte, veränderte
ſich raſch. Zwar pompös wurde es auch dann nicht, als die
Men=
ſchen zu ſeßhafter Bürgerlichkeit kamen, dennoch verſchwand das
Holzſchloß und machte einem würdigen, langgegliederten Bau
Platz. Die Reſidenz bekam ihren ſtilvollen, repräſentativen
Aus=
druck, den der barocken Stadtbaukunſt, die erſt unſere Zeit wieder
verſteht und zu ſchätzen weiß.
Karlsruher Schloß und fächerartige Stadtanlage.
Als Friedrich Weinbrenner, der größte badiſche Baumeiſter,
begann, ſeinen Plänen durch die Gunſt des Fürſten Ausdruck zu
geben, war Karlsruhe immerhin bereits ein Städtchen von 4000
Einwohnern, die meiſtens aus Hofbeamten und Handwerkern
be=
ſtanden. Und nun begann eine in der Baugeſchichte beiſpiellos
da=
ſtehende Schöpfung und Umwandlung im Stadtbild. Selbſtherriſch
war Weinbrenner, der Zimmermannsſohn, ſtolz, und ganz beſeſſen
von ſeinem Beruf. Was an Gebäuden in Karlsruhe auffällt,
ſtammt von ihm, ſein Stil, eigen kühl und dennoch irgendwie
durch=
glüht vom Schöpferiſchen, iſt im Geſamtausdruck einmalig. Die
einzelnen Gebäude ſollen nicht aufgezählt werden. Man ſtellt ſich
auf den Marktplatz und ſchaut um ſich. Da trifft man auf ſein
Karlsruhe, durchſetzt von dem ſeines Schülers und ſpäteren
Nach=
folgers Heinrich Hübſch, der wieder eigene Wege ging. Hier ſchlägt
das Herz der Stadt. Von hier aus pulſt in Wirklichkeit das Leben
durch alle Straßen, nicht mehr vom Schloſſe. Vorbei! Vorbei! Das
Rathaus ſteht hier, die evangeliſche Stadtkirche fällt auf mit ihrem
typiſchen Turm und nebendran, ei ſieh da, ein Täfelchen erzählt,
hier habe der Prälat Johann Peter Hebel gewohnt.
Der Hof des Markgrafen Karl Friedrich, Karl Wilhelms des
Gründers Enkel, war Pflegſtätte der Künſte und Wiſſenſchaften.
Allerlei große Geiſter beſuchten damals Karlsruhe, Klopſtock iſt
unter ihnen, Lavater und Jung=Stilling, Herder und Geßner und
Goethe.
Goethe, der von Mannheim den Ausdruck der „freundlichen,
heiter und gleich gebauten Stadt” prägte, mit dem man heute
fröh=
lich werben geht, hat zum Kummer der Karlsruher die Reſidenz
nicht ebenſo bedacht. Dafür hat ein anderes, hohes Haupt, Joſef II.
von Oeſterreich, im Jahre 1777 von dem Schloßturm aus, die klare
Straßenanlage und die prachtvollen Gartenkünſte zu ſeinen Füßen
bewundernd, ausgerufen: „Welch eine ſüperbe Anlage!”
Das Antlitz der Stadt Karlsruhe liegt offen ausgebreitet wie
keines ſonſt. Man kennt ſein Mienenſpiel bis ins kleinſte, nichts
iſt vom Geſchichtsſtaub undeutbar bedeckt, das Stadtſchickſal iſt
nie bewegt geweſen. Ohne Haſt entwickelte es ſich aus dem jungen
Kern und kreiſte im wahrſten Sinne des Wortes weiter im
Wachs=
tum nach allen Seiten, ungeſtört und unzerſtört zweihundert Jahre
lamg.
Die Aera der Großherzöge blieb eine Gründerzeit weiterhin.
Inſtitute jeder Art entſtanden, Pflanzſtätten der Landeskultur.
Unter Großherzog Friedrich, dem Deutſchen, erhielt Baden den
wohlbekannten Namen „das Muſterländle‟.
Natürlich ſitzt in der Reſidenz auch die oberſte Inſtanz aller
Behörden. Die Stadt machte immer den Eindruck einer ſehr
ord=
nungsliebenden, von bürgerlicher Kunſtpflege geſchönten
Perſön=
lichkeit; dafür gibt es zwei, kaum in deutſch wiederzugebende
Fremdwörter: ſeriös und wohlſituiert. Der Ausdruck „ſüperb” des
öſterreichiſchen Kaiſers entſprang ſeiner wieneriſchen, raſchen
Ent=
zückung. Den beſtrickenden Zauber, der dieſem Ausruf zugrunde
liegt, beſitzen eher Bruchſal und Schwetzingen mit den Kleinodien
ihrer Schlöſſer und Gärten.
Nach dem Krieg ſchien es eine Weile, als erwache Karlsruhe
nicht mehr aus der Lähmung des Schreckens und der Ratloſigkeit
des „Was nun” Es gab Stimmen, die von der ſterbenden Stadt
ſprachen. Sie hatte doch vom Hof und von den Soldaten gelebt,
behaglich, etwas enge geworden im Stolz, Reſidenzer zu ſein, zu
ſehr voneinander und aneinander gezehrt, ohne viel Abwechſlung
und Zufälle, die Schlagfertigkeit und Beweglichkeit herausfordern.
Das Umſtellen brauchte viel Zeit. Die Zurückhaltung mußte
über=
wunden werden. Karlsruhe ſah auf Mannheim, das ſich raſch zum
Handelsplatz entwickelte, Mannheim am Rhein. Und ſiehe da, man
erinnerte ſich des wenig gekannten Rheingebietes, des 1901
eröff=
neten Rheinhafens und — Karlsruhe lag auf einmal auch am
Rhein. Und iſt es denn nicht ſo?
Aus höfiſcher Beamten= und Soldatenſtadt wurde ein Gewerbe=
und Handelsplatz. Der Ausbau des Rheinhafens machte Fortſchritte,
Wer heute hinausfährt, den empfängt eine Welt von Kränen,
Eiſenkonſtruktionen, Fabrikanlagen, Silos, Werfthallen, eine
dröh=
nende Muſik der Arbeit, die dem neuzeitlichen Menſchen mehr
ge=
fällt als ehedem, da man, noch romantiſch befangen, den Ausdruck
der Induſtrie häßlich fand, die klare Zweckmäßigkeit unangenehm
fürs Auge. Die Schönheit eines ſinnvoll geſtalteten Ingenieurbaues
wird heute erkannt. Es gibt auch in Karlsruhe wie in Mannheim
ſehr reizvolle Rheinhafenbilder, farbig und räumlich unvergeßliche
Stimmungen des Einklangs von Himmel, Stromlandſchaft und
Menſchepwerk.
Das Lied des zwiſchen Stadt und Rheinhafengebiet liegenden
grünen Landes heißt: ſiedeln, ſiedeln. Die Stadt ſtreckt ſich und
wächſt von Tag zu Tag. Die ſchönen Landſchaften des Hardtwaldes,
der Albufer, der Altrheinreſte werden zu Volkserholungsſtätten
als Parks und Gärten, das Grün im Stadtbild iſt reich und heiter
beruhigend. Daran hat natürlich der große Schloßpark mit den
herrlichen Alleewegen, die in den Hardtwald hineinführen, ſeinen
Anteil, ebenſo der Faſanengarten, der botaniſche Garten und der
große, weitverzweigte Stadtgarten.
Das Zeitliche vergeht, der Geiſt im Werke lebt weiter. So ſind
Karl Wilhelm und Karl Friedrich im Weſen heute noch ſo
wirk=
ſam, ſo auch Friedrich I., ſo mancher Staatsmann, Gelehrte und
Baumeiſter, ſo Weinbrenner und Tulla, ſo die Dichter Hebel und
Scheffel, ſo Felix Mottl und Devrient aus der Blütezeit des
Thea=
ters, ſo eine geradezu deutſche Ausleſe von Malern, von denen nur
Schirmer, Thoma, Trübner, Schönleber, Bühler genannt ſeien, ſo
die Bildhauer, die Muſiker, die Pädagogen von Sallwürk etwa
und Oeſer.
Im Dienſte hoher Aufgaben, die ſich alle Glieder der geiſtigen
wie auch der werktätigen Volksgemeinſchaft ſichern, ſchwingt das
perpetuum mobile, das niemals zuläßt, aus dieſem Karlsruhe eine
„ſterbende Stadt” zu machen. Und außerdem hat ſich ja die Stadt
am Rhein auf ihre Weltoffenheit beſonnen.
Der Strom, unſer heiliger Strom, der das deutſche Geſicht von
romantiſchen Spinnweben freiwuſch durch die Tragik ſeiner
Nach=
kriegsgeſchichte, trägt auf ſeinem Rücken auch ein gut Teil Zukunft
der badiſchen Landesreſidenz.
Blick über den Rhein:
Das Münſter in der Sternennacht.
Am Tage ſtehſt du ſtill und wie verdroſſen,
Die junge Welt dir um die Füße ſchwärmt;
Nur wenn von Sternenlicht du ganz umfloſſen,
Verkündſt du, was Jahrhunderte dich härmt.
Dann iſt dein Scheitel wunderſam umſchimmert,
Dann ſtehſt du wie ein Seher, eingetaucht
In alter Zeiten Pracht, und ſo umflimmert,
Haſt du dein Klaglied in die Luft gehaucht.
Dann wird’s auch hell dort über deinem Rheine;
Im fernen Süden iſt der Nacht entblüht
Das Freiburgmünſter, das im Silberſcheine
Dem einz’gen Freunde, dir, entgegenglüht.
Ihr haltet Zwieſprach dann, ihr taucht die Klagen
Des Heimwehs um die längſt vergangne Welt,
Propheten ſeid ihr, ſeht die Wunden ſchlagen
Und wiſſet, was das Heil gebunden hält.
Auguſt Stoeber.
Seite 10 — Nr. 273
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 3. Oktober 1934
Schwetzingen.
In der alten Kurpfalz, deren Hauptſtadt Heidelberg war, liegt
auch das Städtchen Schwetzingen, das durch ſein Schloß, namentlich
aber durch ſeinen Schloßgarten ein geſchichtliches Denkmal aus der
Zeit der Stadt= und Schloßgründungen hier unten am Rhein iſt, die
deutlich das Vorbild von Verſailles zeigen. Beſonders Schwetzingen.
Der Kurfürſt Karl Theodor, der aus Mannheim einen
kultu=
rellen Glanzpunkt
Deutſch=
lands gemacht hatte, iſt der
Schöpfer des Schwetzinger
Schloſſes. Er wollte
urſprüng=
lich ein impoſantes Neuſchloß
errichten, das dem
Mann=
heimer keineswegs an Pracht
und Umfang nachſtehen ſollte.
Der Bau kam aber wegen
geldlicher Schwierigkeiten
über die Grundmauern nicht
hinaus. Doch legte er den
be=
rühmten Schloßgarten nach
dem Muſter des zu Verſailles
an, indem er die hinter dem
einſtigen kleinen Garten
lie=
genden Aecker aufkaufte und
ausländiſche
Gartenarchitek=
ten und Künſtler zu Rate
zog. Aber auch dem Dorfe
Schwetzingen galt ſeine Sorge.
Die Schloßplanken ließ er
ab=
ſtecken, neue breite Straßen
ausmeſſen, Kaſernen bauen.
Und wenn heutigen Tages die
Karl=Theodor=, Mannheimer=,
Friedrichs= und Herzogſtraße
Bewunderung erheiſchen, iſt
es dem kunſtliebenden
Kur=
fürſten zu verdanken, der den
bauluſtigen Schwetzingern bei
Neubauten große
Erleichte=
rungen bot. — Wenn wir Das Schloß in Schwetzingen
heute das Schloß betrachten,
das mit ſeinen Fenſterläden wie mit verſchloſſenen Augen daſteht,
winkt aus weiten Fernen das ergötzliche Bild von der durch die
langen Parterreſäle der Zirkelhäuſer zierlich ſchreitenden
Hofgeſell=
ſchaft in buntem Reifrock und hochgetürmter Perücke, im Dreiſpitz,
Zopf und Kavalierdegen Und man gedenkt der Zeiten, da
Vol=
taire als kurfürſtlicher Gaſt der Aufführung ſeiner franzöſiſchen
Stücke lauſchte, da das gebrechliche dünnbeinige Spinett unter den
Meiſterhänden Mozarts gar wundervoll erklang, da unter ſüßen
Geigenſtrichen die galanten Pariſer Ballettänzer zum Tanz die
Füße hoben, da Schiller beim Spaziergang durch den Schloßgarten
den Grundſtein zu ſeinem „Don Carlos” legte und die treue Liſe=
lotte am klaren Waſſerlauf mit ihrer Lektüre die ſchönſten
Stun=
den genoß. — Heute muten uns Schloß und Schloßgarten wie ein
Traum aus vergangenen Zeiten an. Die Glanzzeit des Rokoko iſt
ver=
ſchwunden. Wo einſt der Tummelplatz der Hofgeſellſchaft war,
bum=
meln ruheſuchende Menſchen umher, oder feinfühlende
Natur=
freunde entzücken ſich an der Pracht der majeſtätiſchen Alleen, den
ſpiegelnden Waſſerläufen, den glitzernden Springbrunnen. Und
wo beim einſtigen Kaffee Stern die Mannheimer Kavaliere ſich
mit den Herren der Hofgeſellſchaft trafen, ſtehen heute zur
Spar=
gelzeit die Bauersfrauen und bieten die in der ganzen Gegend
ge=
ſtochenen Spargeln zum Verkauf an.
Alles iſt anders geworden. Aus dem Dorfe Schwetzingen
er=
ſtand Mitte des letzten Jahrhunderts die Stadt, die mit ihren
8000 Einwohnern das Bild einer Kleinſtadt gibt. Das Schloß mit
dem prächtigen Garten ward ihre Morgengabe
(Aus: „Im Banne der Großſtadt” von Theodor Humpert,
Konkordiaverlag, Bühl, Baden.)
Nach einer Kreidezeichnung von Heinrich Vogt.
Das Raſtatter Schloßundſein Erbauer, der Türkenlouis.
Von Gerhard Peters.
Das badiſche Land zerfiel um 1700 herum in zwei
Bruder=
ſtaaten, die Markgrafſchaft Baden=Baden und die Markgrafſchaft
Baden=Durlach. Dieſe beiden politiſchen Gebilde, in ihren
Aus=
maßen wohl annähernd gleich, zählten zu der Gruppe der
Klein=
ſtaaten im alten Deutſchen Reich. Trotzdem wurde in beiden der
Verſuch unternommen, ungeachtet der Kleinheit der Territorien
die zum reſtloſen Sieg gelangte Idee des abſoluten Fürſtentums
nach außen hin durch einen glänzenden, gewaltigen Schloßbau zu
demonſtrieren. Beide Schloßbauten ſetzten um dieſelbe Zeit ein,
beide leitete derſelbe Architekt — und doch gelang es nur in der
Markgrafſchaft Baden=Baden, den Bau glücklich ſo weit zu Ende
zu bringen, daß er heute als vollendet gelten kann. Das Durlacher
Schloßbauweſen zerſchellte nach wenigen Jahren, von den
an=
ſpruchsvollen Plänen kamen nur geringe Bruchteile zur
Ausfüh=
rung, die die Großartigkeit der geplanten Bauten heute nicht
ein=
mal mehr ahnen laſſen.
Nicht etwa, daß Friedrich Magnus zu wenig Intereſſe an
ſeinem neuen Durlacher Schloß gehabt hätte; ſeine überlieferten
Korreſpondenzen mit dem Architekten beweiſen, daß er ſich ſehr
wohl darum kümmerte. Aber er war nicht der Mann dazu, in
die=
ſen Zeiten wirtſchaftlicher Not, politiſcher Verwirrung und
unauf=
hörlicher kriegeriſcher Tätigkeit ein ſolches Werk des Friedens zu
einem glücklichen Ende zu führen.
Wie völlig anders verlief dagegen dieſelbe, unter ähnlichen
Vorausſetzungen beginnende Angelegenheit in der Markgrafſchaft
Baden=Baden! Ein Fürſt, der aus ganz anderem Holz geſchnitten
war wie jener etwas zaghafte und furchtſame Friedrich Magnus,
ſaß hier auf dem Markgrafenthron: Ludwig Wilhelm, der „
Tür=
kenlouis”. Ein Fürſt vom Scheitel bis zur Sohle! Er war einer
von den guten Geiſtern des Jahrhunderts, die ſich ſelbſt zu opfern
vermögen um einer guten Sache willen. Einer der bedeutendſten
Heerführer im Zeitalter Ludwigs XI. durchzog er ſiegend den
Südoſten Europas, in unabläſſig zähem Kampf die Scharen der
Türken vor ſich hertreibend. Im Weſten, am Oberrhein,
organi=
ſierte er die Abwehr gegen die ſtändig drohenden Heere des
Fran=
zoſenkönigs, unermüdlich in dem Beſtreben, daß ſeit dem
Dreißig=
jährigen Kriege zerrüttete Heerweſen des Reiches zu reformieren.
Er ſchuf Regimenter und Armeekorps, er entwarf und leitete den
Ausbau der befeſtigten Stellungen am Rhein, die bis zu ſeinem
Tode das feſte Bollwerk Süddeutſchlands blieben; er focht einen
jahrzehntelangen erbitterten Kampf gegen zahlloſe Intrigen, die
am Wiener Hofe gegen ihn geſponnen wurden; er bewarb ſich, zu
ſeinem großen Kummer ohne Erfolg, um die polniſche Königskrone.
Und er fand bei all dem noch Zeit und Luſt, mit Energie die
Vollendung ſeiner Reſidenz in Raſtatt zu betreiben, die ein
ſichtbarer Ausdruck dieſes vielfältig tätigen, ruhmgekrönten
Für=
ſtenlebens werden ſollte.
Ludwig Wilhelm war Soldat und hatte den ehrenhaften,
mut=
vollen Sinn des Soldaten. Ein deutſcher Condottiere, der ſeine
Krieger warb und ihnen mit wehendem Helmbuſch voranritt. Wie
ein letzter Nachklang zum Dreißigjährigen Krieg mutet dieſes
Heldenleben an, dem ein begeiſterter Pater, der über der Bahre
des Geſtorbenen die Leichenrede hielt, einen Landsknechtgeſang
nachſandte:
Man blaſt zu Pferd, man trummelt zu Fuß,
Soldaten will man werben
Wenns umb und umb gehet, jeder muß
Geſattelt ſeyn zum Sterben.
Naſtatt war ein Ort, der ſich durch nichts vor Dutzenden
an=
derer kleiner Orte in der Markgrafſchaft auszeichnete. Ja — Raſtatt
war nicht einmal Stadt, es war ein Flecken, ein Kirchdorf, deſſen
Einwohnerſchaft ſich mit Ackerbau, Weinhandel und der Flößerei
beſchäftigte. Seine günſtige Lage kurz vor der Mündung der Murg
in den Rhein war ſein einziger Vorteil, und dieſe günſtige Lage
hatte den Ort im Mittelalter ſchon einmal zu einem lebhaften
Handelsplatz gemacht. Dieſe erſte Blütezeit dauerte aber nicht
lange, Raſtatt ſank wieder zurück und blieb das kleine,
unbedeu=
tende Bauerndorf, daß es vordem geweſen war. Daran änderte
auch nichts die Tatſache, daß ſich Markgraf Eduard Fortunat im
ausgehenden 16. Jahrhundert hier ein feſtes Haus erbauen ließ.
Den Dreißigjährigen Krieg hatte das Schloß überſtanden. Dann
kam jener Schreckenstag, der 24. Auguſt 1689. Raſtatt wurde ein
Opfer der brutalen Kriegführung der franzöſiſchen Generäle, es
ging in Flammen auf und brannte bis auf wenige Anſiedlungen
vollſtändig nieder. Auch das Schloß ging zugrunde. Ludwig Wil=,
helm, der darauf brannte, die Franzoſen entſcheidend zu ſchlagen,
und der dem Kaiſer dringend geraten hatte, den Schwerpunkt der
kriegeriſchen Operationen vom Südoſten des Reiches in den Weſten
zu verlegen, bekam den Oberbefehl des kaiſerlichen Heeres in
Un=
garn und mußte von ferne zuſehen, wie man ſeine Schlöſſer, Städte
und Dörfer verbrannte.
Auch Schloß Baden wurde zum größten Teil zerſtört. Erſt im
nächſten Jahre, 1690, gelang es dem Markgrafen, nach endloſen
Verhandlungen mit dem Wiener Hof zunächſt proviſoriſch den
Ober=
befehl am Oberrhein zu bekommen — mit dem Vorbehalt ſeiner
Rückkehr nach Ungarn. Und als er in demſelben Jahr noch mit
ſeiner jungen Gemahlin Auguſte Sibylle in ſeiner Heimat einzog,
hatte er tatſächlich Mühe, für ſich und die Markgräfin ein
ſtandes=
gemäßes Quartier zu beſorgen.
Nun war ja Ludwig Wilhelm für die Folgezeit dauernd
unter=
wegs, er hielt nicht Hof, ſondern war bei der Armee. Und Auguſte
Sibylle wich nicht gern von ſeiner Seite, ſie mußte einen großen
Teil dieſer erſten Jahre ihrer jungen Ehe als Heimatloſe, als
Fürſtin ohne Schloß zubringen! Denn es dauerte immerhin einige
Zeit, bis man Schloß Baden ſo weit wiederhergeſtellt hatte, daß
es zur Not bewohnt werden konnte. Indeſſen — Ludwig Wilhelm
konnte im Laufe der nächſten Jahre dieſe Frage der
Wohnungs=
beſchaffung doch nicht mehr umgehen, es mußte Rat geſchafft
wer=
den, und da blieb als einzige Möglichkeit ein Neubau. Das auf
einem Hügel über der Stadt thronende „Neue Schloß” in Baden,
das in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts als Reſidenz
an=
gelegt worden war, kam aus zweierlei Gründen ernſtlich nicht
wie=
der in Betracht. Erſtens hätte das Gelände einen Umbau in dem
Umfange, wie er für einen Mann wie Ludwig Wilhelm
unter=
nommen werden mußte, nicht zugelaſſen. Dann aber — und das
war der prinzipielle und ſomit entſcheidende Grund — verlangte
das Zeitalter die Anlage eines fürſtlichen Schloſſes in der Ebene.
Es mußte Raum für Alleen und Gärten vorhanden ſein.
Die Notwendigkeit, ein neues Schloß zu bauen, konnte für ihn
nichts anderes bedeuten, als den Entſchluß, ſein Stammſchloß zu
verlaſſen und die Ebene aufzuſuchen. Alſo Raſtatt!
Als Ludwig Wilhelm am 4. Januar 1707 in Raſtatt ſtarb,
war ſein Schloß, wenigſtens in der Hauptſache, gerade fertig
ge=
worden. Er hatte die herrſchaftlichen Räume etwa ein Jahr lang
bewohnen können. Wie ſo mancher deutſche Barockfürſt baute er
ſein Schloß, um darin zu ſterben.
(Aus: Das Raſtatter Schloß, von Gerhard Peters. Verlag
E. 2. Müller, Karlsruhe i. B.)
ImHans Thoma=Archiv inKarlsruhe
Idee und Inhalt des Thoma=Archivs zu Karlsruhe ergeben
ſeine Bedeutung. Sowohl die aufgelegten Dokumente bildlicher und
ſchriftlicher Art, wie auch die Schaffensproben laſſen den
außer=
ordentlichen Lebens= und Entwicklungsgang des einzigartigen
Künſtlers und Menſchen Hans Thoma erkennen. Ein großartig
Schickſalhaftes wird hier ſichtbar. Aus trüber badiſcher Zeit — in
den erregten Zeiten vor und nach den 48er Revolutionsjahren —
wächſt in aller Stille und Zurückhaltung ein Künſtler und Menſch
heran, der, nach dem glänzenden Aufſtieg Deutſchlands, in ſeiner
ſchwerſten Zerrüttung, Schmach und Bedrücktheit nach der
Nieder=
lage im Weltkriege und nach der ſtaatlichen Umwälzung wie ein
Stern des Friedens und wie ein Hort der Ordnung über
Deutſch=
land ſchwebte. Die ſtille Werkſtatt des Künſtlers, der es je und je
abgelehnt hatte, an dem Treiben des Marktes, an dem Streit der
Intereſſen und den Kämpfen des Lebens Anteil zu nehmen, wurde
zu einem Tempel, aus dem in Milde und Gelaſſenheit künſtleriſche
Werke der Erhebung und Schönheit, ſowie aufrichtende und
tröſt=
liche Worte zur Verſöhnung und Begütung hervorgingen. In die=
ſen Räumen wurden zu den Kunſt= und Künſtlerkämpfen die
Worte geprägt Die Kunſt geht nicht nach Brot, die Kunſt iſt
ſelber Brot”. So tief und lauter hatte ſich dem Meiſter Hans
Thoma die künſtleriſche Arbeit im Werk an der deutſchen Kultur
umgeprägt. Ihm war das große Glück zuteil geworden, von der
Liebe und dem Dank eines ganzen Volkes, ja, über deſſen Grenzen
hinaus auch von andern Nationen getvagen zu ſein. Noch vier
Tage vor ſeinem Scheiden aus den wirren Zeitverhältniſſen ward
ihm die tiefempfundene Genugtuung, acht ſeiner Werke — mehr
denn von jedem andern deutſchen Künſtler — als die eines typiſchen
Vertreters deutſchen Kunſtſchaffens in einem franzöſiſchen Leſebuch
für Mittelſchulen wiedergegeben zu ſehen.
Heute iſt Thomas Kunſt durch ganz Deutſchland, ja, über die
ganze Welt verbreitet. Sein Schrifttum iſt bei allen Ständen und
in allen Schichten des Volkes gekannt und geſchätzt. Der ethiſche
Zug ſeines Denkens und Schaffens und Tuns iſt allen ein „
Wohl=
gefallen, die eines guten Willens ſind”. In ſeinen ſinnbildlichen
Geſtaltungen hat er die in Jahrhunderten bewährten Wahrheiten
und Weisheiten mit Klarheit ſichtbar gemacht. Werke und Worte
klingen zuſammen mit dem ganzen Tun ſeines Lebens, was in den
alten Volksvers gefaßt iſt:
Demut hat mich lieb gemacht,
Lieb hat mich zur Ehr gebracht.
Ehre hat mich ſtolz gemacht,
Hochmut ſtürzt ins Elend nieder,
Elend drückt in Demut nieder,
Demut gab mir alles wieder.
Thomas Leben, ſein Werk in der Kunſt, ſein Schrifttum iſt die
lebendigſte Bekräftigung des bibliſchen Wortes: „Gott iſt im
Schwachen mächtig”. Wer etwa ſein dem Tageserfolg abgewandtes
Leben und Schaffen als das Tun eines „Einſamen”, oder gar eines
Eigenbrötlers abſchwächen und verkleinern will, der mag ſich des
Spruches erinnern: Der Starke iſt am mächtigſten allein. Hans
Thomas Lebensgang iſt darin vorbildlich. Um dieſer
nachahmens=
werten Vorbildlichkeit willen iſt neben dem ſieghaften Kunſtwerk
des Thoma=Muſeums im Thoma=Archiv der Weg zu den ſtillen,
zu den geheimen Kräften gewieſen, die in Thoma zur Weltgeltung
geführt haben. Sie können kurz in wenige Worte zuſammengefaßt
werden und heißen Treue zu ſich, allzeit lautere Geſinnung, redliche
und unermüdliche Arbeit und nicht zuletzt das Vertrauen in die
ewigen Mächte.
(Aus: „Badiſche Heimat”, Karlsruhe, Jahresheft 1928.)
Hebel in Karlsruhe.
Mit Karlsruhe verbunden ſind die Namen verſchiedener
großer Männer des Badener Landes. In Karlsruhe geboren
iſt Scheffel, dort geſtorben iſt nach längerer Wirkſamkeit der
große Sohn des badiſchen Oberlandes, der Maler Hans
Thoma. Lange vor ihnen, ein Jahrhundert vorher, hat Hebel
dort gelebt und gewirkt.
Als Hebel im Dezember 1791 ſeine Lehrſtelle am Gymnaſium
in Karlsruhe antrat, glaubte er nicht daß dieſe Stadt ſein
dauernder Wohnſitz bleiben werde. Sein Wunſch war eine
Pfarrei in ſeiner Heimat. In der friſchen Erinnerung an die
charaktervolle, kräftige Landſchaft des Oberlandes erſchien ihm
die Karlsruher Umgebung matt und reizlos. Was ihm ſchließlich
Karlsruhe zur zweiten Heimat machten, waren die Menſchen,
die hier lebten und wirkten. Er ſchloß ſich zunächſt als echter
Alemanne an ſeine Landsleute an, die in Karlsruhe durch
ihren natürlichen Zuſammenhalt eine Art von Markgräfler Gmai
(Gemeinde) bildeten. Es waren meiſt Beamte, Profeſſoren und
Kollegen Hebels, „Herzen, die ihn verſtanden und mit ihm eins
waren‟. Der engſte Kreis traf ſich täglich beim Oberkirchenrat
Sander zum Mittageſſen, und ein erweiterter Kreis abends im
Wirtshaus zum Bären, einem zweiſtöckigen Fachwerkhaus, an
der Ecke der Bärengaſſe und Langen Straße, da, wo heute die
Filiale der Darmſtädter Bank ſteht. Unſer Verein umfaßte die
meiſten guten Köpfe, welche Karlsruhe damals beſaß und wurde
eine Quelle eines lebhaften und heiteren Ideenaustauſches, ſo
ſagt das Mitglied des Oberländer Tiſches, Friedrich Auguſt
Nüßlin, der ſpätere Direktor des Mannheimer Gymnaſiums.
Ju=
folge des Wegzuges mehrerer Mitglieder löſte ſich die
Geſell=
ſchaft im Bären auf.
Im Drechſlerſchen Kaffeehaus bildete ſich um Hebel bald
ein neuer geſelliger Kreis. „Drechſler war damals das von den
gebildeten Männern von Karlsruhe beſuchte Kaffeehaus” (
Nüß=
lin 1805). Es bildete ſich in jenen Jahren eine eigentümliche
Mode der Unterhaltung heraus. Man erzählte ſich nicht nur
luſtige Geſchichten, ſondern beſchäftigte ſich gerne mit
Rätſel=
raten. An einer bekannten Briefftelle äußerte ſich Hebel: „Das
Charadenweſen iſt hier zur Sucht geworden. Drechſlers
Kaffee=
haus ſah eine Zeit lang aus wie eine Börſe. Wo man hinſah,
zog einer ein Papierlein aus der Taſche, oder hatte eins in den
Händen und ſtudierte dran, oder tauſchte eins mit dem Nachbar
aus” (1804 an Zenoides). Hebel gab ſich geradezu
leidenſchaft=
lich dieſem Vergnügen hin. Zahllos ſind die von ihm
aufge=
zählten Rätſel in Reimen. 1825 noch veranſtaltete Hebel ſelbſt
eine Sammlung, welche in ſeine Werke überging. Hofapotheker
Schrickel, Medizinalrat Bär, Kirchenrat Gockel, Lyzeumsprofeſſor
Peterſon, Profeſſor Doll, Direktor der Pagerie traten als
Ver=
faſſer von gereimten Charaden mit Hebel in Wettbewerb. Kein
Name blieb verſchont weder Weinbrenner, noch er ſelbſt. Er
ſtellte ſich gelegentlich ſelbſt vor: „Ich helfe Kiſten laden, doch
mach ich auch Charaden‟. Es iſt bekannt, daß der aus Rom
zurückkehrende, gichtkranke Ludwig Tieck trotz ſeiner Romantik
eine nüchterne humorloſe Natur, froh war, als er Karlsruhe
hinter ſich hatte, weil er bei ſeinem Mittagstiſch im Erbprinzen
und auch ſonſt überall in der Geſellſchaft auf die
Charaden=
leidenſchaft ſtieß.
Hebel mied im allgemeinen die lärmende Geſellſchaft in der
Natur. Er war ein rüſtiger Fußgänger, mehr als einmal iſt er
von Karlsruhe aus auf den Dobel gewandert. 1816 ſtiftete Hebel
ein Frühlingsfeſt, das jedes Jahr im Verein weniger Freunde
den gleichen Verlauf nahm: um 7 Uhr früh fuhr man nach
Ettlingen, dann ging man zu Fuß ein Stück ins Albtal und
frühſtückte unter freiem Himmel, und zwar Schinken,
Monats=
rettich., Butter, Käſe und Wein. Nach einem Umweg in die
Berge wurde das Feſtmahl um ein Uhr in Ettlingen
eingenom=
men. Sonntags ſpazierte Hebel gerne nach Beiertheim. Die
wundervoll ſommerliche Morgenſtimmung iſt in einer ſchönen
Briefſtelle an Guſtave Fecht feſtgehalten (20. Mai 1807) „... fromm
und gerührt kann ich auch ſein, wenn ich den ganzen
Sonntag=
morgen in Beiertheim im Hirſchen, im Grasgarten unter den
Bäumen im Freien bei einem halben Schöpplein Roten und
Butterbrot in der Sonntagsſtille, unterbrochen von Glockengeläut
und Bienenſumſen, ſitze und im Jean Paul leſe..."
(Badiſche Heimat, 1928.)
Rheinwärts.
Von Friedrich Roth, Waghäuſel.
Der Nebel ſperrt die Sicht auf wenig Schritte.
Wir wandern fürbaß ſtets dem Rheine zu.
Uralte Weiden kauern ſtumm am Wege.
Ein Nebelhorn fällt tönend in die Ruh. —
Da pocht das Herz uns vor Erwartung ſchneller.
Der Pappeln edle Wächterfront taucht auf.
Heil uns! Der blinde Schleier reißt und jauchzend
Sehn wir des heiligen Stromes Silberlauf.
Für das „Darmſtädter Tagblatt” von Hans Reyhing
bearbeitete Sonderausgabe der „Deutſchen Glocke”,
Mittwoch, 3. Oktober 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 273 — Seite 11
Short, Spiel und Jurnen
Handball.
Nachſtehend veröffentlichen wir die reſtlichen
Handballergeb=
niſſe des letzten Sonntags;
Kreisklaſſe 173: Birkenau — Hahn 11:6.
Kreisklaſſe 11/1: Seeheim — Erfelden 11:8. Stockſtadt —
Groß=Hauſen 4:9 (0:5)
Kreisklaſſe 1I/2: Weiterſtadt — Urberach 8:8, Reichsbahn—
Götzenhain 8:2, Münſter — FV. Sprendlingen 6:4,
TAV. Eppertshauſen — Ballſport Dietesheim 7:3 (5:3).
Zum erſten Verbandsſpiel der Bezirksklaſſe des Kreiſes
Groß=Frankfurt Staffel V gaſtierte Ballſport Dietesheim in
Ep=
pertshauſen. Dank beſſerer Geſamtleiſtung und überragendem
Spiel des Schlußtrios konnte der Gaſtgeber das Spiel zu ſeinen
Gunſten entſcheiden und ſo zwei wertvolle Punkte erringen. Das
Treffen wurde durch den erſtklaſſigen Schiedsrichter Rack (Tgd.
Bockenheim) in fairer, ſportlicher Weiſe durchgeführt.
Eppertshauſen hat Anwurf und mit einem Höllentempo geht
ſs auf und ab, aber vorerſt ſind beide Verteidigungen noch nicht
su ſchlagen. Nach einigen Minuten Spielzeit iſt der Gaſtgeber
Heicht überlegen, was auch in der 9. und 11. Minute durch
Mur=
mnann zu Toren führt. In der 15. Minute erhöhte H. Müller
Durch Strafwurf auf 3:0. Die Gäſte ließen ſich aber dadurch nicht
us der Ruhe bringen, und in der 17. und 20. Min kamen ſie
Durch ihren Rechtsaußen auf 3:2 heran. In der 25 Min, war es
wvieder H. Müller, welcher durch Strafwurf auf 4:2 erhöhte,
DDietesheim ſtellte vom Anwurf weg die alte Tordifferenz wieder
cer. Eine Minute vor Halbzeit brachte H. Müller einen unver=
Hofften Weitſchuß an, welcher zum 5:3 für Eppertshauſen führte.
Nach Wiederbeginn ging es in demſelben Tempo weiter.
Ep=
wertshauſens Verteidigung ſpielte nun überragend und ließ keine
Torerfolge des Gegners mehr zu. In der 6. und 13. Min, kam
Der Gaſtgeber durch 2 Tore von H. Müller auf 7:3. Bei dieſem
Ergebnis blieb es bis zum Schluß, — Reſerven 8:4 (5:2).
Darmſtädter T5G. 1846.
Ab heute finden die Uebungsſtunden der Fußballer auf
Dem Sportplatz auf der Woogswieſe abends 7 Uhr ſtatt. Das
Training findet dort bei jeder Witterung ſtatt und wird jeweils
anſchließend die Mannſchaftsaufſtellung, vorgenommen bzw. be=
Tannt gegeben. Der Platz an der Rheinallee bleibt an dieſen
Tagen geſchloſſen.
Reichsbahn-TS5B. Darmſtadi.
Rhönrad=Abteilung.
Ab 1. Oktober ds Is finden die Uebungsſtunden Freitags
mbends 20.00—21.30 Uhr in der Turnhalle der Dieſterwegſchule
wwie Samstags nachmittags ab 15.00 Uhr und Sonntags
vor=
mittags ah 9,30 Uhr auf dem Sportylatz am Dornheimer Weg
tatt. Den aktiven Mitgliedern der Abteilung wird die
regel=
mäßige Teilnahme an den genannten Uebungsſtunden zur Pflicht
gemacht, um ſich in harter Schulung für das im nächſten Jahr in
4Pürzburg ſtattfindende große Rhönrad=Welt=Turnier
vorzuberei=
gen. Als der einzige Rhönradſport treibende Verein von
Darm=
ſadt und Umgegend wollen wir unſere Heimatſtadt auf dieſem
imternationalen Turnier würdig vertreten und auch als Sieger
eimkehren. In zielbewußter Kleinarbeit, müſſen deshalb die
Fahrer ihre vorgeſchriebenen Pflicht= und Kürübungen lernen,
.m in Ehren beſtehen zu können. In den Uebungsſtunden ſind
auch alle Anhänger des ſchönen Rhönradſportes herzlich
willkom=
men. Auskünfte über Rhönradſport werden von dem
Abteilungs=
leiter und den Radführern gerne erteilt.
Um die Gaumeiſterſchaft im Ringen.
Im Gau Südweſt wurden am Sonntag einige Kämpfe um
tie Gaumeiſterſchaft im Mannſchafts=Ringen zur Durchführung
ge=
tracht. In einem prachtvollen und ſpannenden Treffen mußte
1912 Eckenheim die Ueberlegenheit des SC. Eiche Hanau mit
4:10 Punkten vor etwa 400 Zuſchauern anerkennen. Eckenheim
erkämpfte einen Fall= und zwei Punktſiege durch Schweickert,
Weider und Rau im Feder= Welter= und Schwergewicht. Hanau
imm zu drei Fallſiegen, durch Müller, Dauth und Schultheiß,
prährend der Schwergewichtskampf zwiſchen Kerber (E.) und
KSV. 1898 Neu=Iſenburg hoch mit 13:5, jedoch wurden die
Iſen=
burger durch den Kampfleiter Roth=Laubenheim ſtark
benachtei=
ligt. Die Iſenburger erkämpften einen Schulter= und einen
Punktſieg durch Schachner und Ceſanne im Bantam= und
Welter=
gewicht, im Feder=, Mittel=, Leicht= Halbſchwer= und
Schwer=
gewicht ſtellte Mainz drei entſcheidende und zwei Punktſieger. —
Athl.=Cl. Mainz=Weiſenau — Tgd. Dieburg 21:0,
Freundſchafts=
kampf 10:10.
Boxen.
TSG. 46 Darmſtadt — Heros Wiesbaden.
Am Samstag, den 6. Oktober, abends 8 Uhr, veranſtaltet die
Boxabteilung der Turn= und Sportgemeinde 46 einen
Werbe=
abend, zu dem ſie den Boxklub Heros Wiesbaden verpflichtet hat.
Die Eintrittspreiſe ſind wie immer derart niedrig gehalten, daß
jeder Sportfreund den Abend in der Woogsturnhalle miterleben
kann.
Mit einem 10:6=Siege über den Gau Südweſt beendete die
ungariſche Box=Nationalmannſchaft vor 1700 Zuſchauern in
Frankfurt ihre Deutſchlandreiſe.
Dänemarks Fußballelf wird den Kampf gegen Deutſchland
am Sonntag in Kopenhagen in folgender Aufſtellung beſtreiten:
S. Jenſen; F. Tarp, V. Laurſen; E. Nielſen, Skelmoſe, O.
Jör=
genſen; E. Thielſen, Lunſten, P. Jörgenſen, Uldaler. C. Stoltz.
39 Nationen haben bisher auf die deutſche Einladung zu den
Olympiſchen Spielen 1936 in Garmiſch=Partenkirchen und Berlin
zuſtimmend geantwortet.
Europameiſter Hornfiſcher nahm an einem Ringkampfturnier
in Wilhelmshaven teil. Nach Siegen über die beiden Norddeut=
Aelde (H.) unentſchieden endete. Der ASV 1886
Grank=
frurt konnte, wie gemeldet, den AV. Groß=Zimmern mit 11:8
mederringen. Der ASV. 1888 Mainz gewann zwar gegen
ſchen Krek und Grabe traf er im Endkampf auf den Dortmunder
Vogedes, den er in 8 Minuten auf die Schultern legte.
In der Rangfolge der deutſchen Vereinsmeiſterſchaft der
Leicht=
athleten haben Leiſtungsprüfungen in Stuttgart, Berlin und
Köln noch Aenderungen ergeben. An der Spitze ſtehen jetzt die
Stuttgarter Kickers mit 8837,78 Punkten vor München 1860
(8654,52 P.), Polizei=SV. Berlin (8362,29 P.) und Kölner BC.
(8337,20 Punkte).
Einen Muskelriß hat, ſich Weltrekordmann Hans=Heinrich
Sievert beim Hochſprung zugezogen, ſo daß er wieder längere
Zeit wird pauſieren müſſen. Vorher hatte Sievert noch im
Dis=
kuswerfen mit 48,96 Meter eine neue Jahresbeſtleiſtung
auf=
geſtellt.
Sporkliterakur.
Die Fußballfibel.
Soeben erſchien im Selbſtverlag des „Deutſchen Fußball=
Bundes e, V., Berlin NW. 40, Schlieffenufer 5”, ein neues
Fuß=
ball=Lehrbuch die von Ernſt Fuhry geſchriebene „Fußball=
Fibel”, Mit 53 Bildern 64 Seiten, Preis 30 Pfg. (für DFB.=
Mitglieder bei direktem Bezug 25 Pfg.),
Beſcheiden nennt ſich das von Ernſt Fuhry, dem Schriftleiter
der „Deutſchen Sportjugend” im Auftrag des Deutſchen Fußball=
Bundes verfaßte kleine Fußball=Lehrbuch eine „Fibel”. Aber das
iſt eigentlich zu beſcheiden, denn das ſchmucke Heftchen enthält
doch mehr, als nur die allerknappſten Anweiſungen über
fußball=
techniſche Einzelheiten. Der klar und leicht verſtändlich
geſchrie=
bene Text beſchäftigt ſich u. a. mit Themen wie: Ballannahme,
Ballſtoppen, Ballführen mit den verſchiedenen Arten, Spannſtoß,
Schießen, Torwartſpiel und Rempeln. Die Einprägſamkeit und
Ueberzeugungskraft des Textes wird unterſtützt und weſentlich
verſtärkt durch die in ausgewählten Bildern gezeigten
ſpieltech=
niſchen Einzelheiten. Dazu kommt ferner noch die geſchickte
prak=
tiſche Gegenüberſtellung von Bild und Text, die das Benutzen
und Durcharbeiten der in handlichem Format gehaltenen Fibel
überaus leicht, bequem und überſichtlich machen. Deshalb wird
auch jeder Fußball=Spieler und =Freund gern nach dem kleinen
billigen Heftchen greifen, um die darin niedergelegte große Fülle
von Fußballweisheiten, ſpieltechniſchen Anleitungen und
Anregun=
gen anzuwenden und zu befolgen. Solch ein Lehrbuch, das
prak=
iſch handlich, billig und leichtverſtändlich zugleich iſt und in dem
durch eine Fülle von klaren Bildern das Geſagte noch beſonders
verdeutlicht wird, hat für den Fußball=Sport, dieſes ſchönſte und
vielſeitigſte aller Kampfſpiele, lange gefehlt. Da es nun vorliegt,
wird es beſtimmt unter den Spielern dieſes Volksſports allerſeits
begeiſterte Freude und eifrige Benutzer finden, unter den alten
Fußballern ſowohl als auch unter denjenigen, die es noch werden
wollen.
Reichsſender Frankfurt
Kaſſel. Trier, Freiburg 251.
Frankfurt: Mittwoch, 3. Oktober
6.00; Bauernfunk. — 6.15 und 6.30: Gymnaſtik. — 6.45: Zeit,
Meldungen. — 8.50: Wetter. — 6.55: Morgenſpruch, Choral. —
7.00: Orcheſter Frankfurter Berufsmuſiker. Ltg.: Frieß. — In
einer Pauſe ca. 8.00: Nur für Frankfurt; Waſſerſtand, Wetter.
8 30: Stuttgart: Gymnaſtik. — 9.00: Nur Kaiſerslautern:
Werbekonzert — 9.15: Nur Kaiſerslautern: 1. Das Werk der
Bache e e ide ich iehe e
konzert — 11.30: Meldungen. — 11.45: Sozialdienſt.
12 00: Muſikkorps des 1. Heſſ. Grenadier=Batls. 15. Inf.=Regt,
Ltg.: Obermuſikmeiſter Krauße. — 13 00; Stuttgart: Zeit,
Saar=
dienſt, Nachr. — 13.10: Nachr. — 13.15: Schallplatten:
Lachen=
der Herbſt. — 14.15: Zeit, Nachr. — 14.30: Wirtſchaftsbericht.
14.45: Zeit, Wirtſchaftsmeldungen — 14.55: Wetter. — 15.00:
Nur Kaiſerslautern: Nachr. — 15.15: 3 mal 15 Minuten aus
dem Sendebezirk.
16.00: Pforzheim: Sinfonieorcheſter Pforzheim. Ltg.: Hans Leger.
wiſſenſchaftliche Woche in ihrer Bedeutung für die Biologie und
die Zuſammenarbeit der europäiſchen Gelehrten. — 18.45:
Kai=
ſerslautern; Unterhaltungskonzert. Ltg.: R. Schmidt.
19.00: (in der Pauſe): Meldungen. — 19.45: Das Leben ſpricht:
Soziales Funkbild. — 20.00: Zeit. Nachr. — 20.10: Stuttgart:
Unſere Saar. Den Weg frei zur Verſtändigung, — 20.35: Vom
Deutſchlandſender: Reichsſendung: Stunde der jungen Nation:
Bauerntum. — 21.00: Lachender Funk. Das Funkorcheſter mit
Ernſt Arnold. — 22.00: Zeit, Nachr. — 22.10: Nachr., Wetter.
Sport — 22.30: Tanzkapelle Hauck, — 24.00: Der Barbier
von Sevilla, Von Roſſini (Schallpl.) — 24.00: Nur für den
deutſchen Kurzwellenſender: Deutſche Mütter. Eine Funkfolge.
Deutſchlandſender
Welle 1571.
Deutſchlandſender: Mittwoch, 3. Oktober
5.45: Hamburg: Wetter. — 5.50: Nachr. — 6.00: Berlin;
Gym=
naſtik.
6.15: Tagesſpruch. — 6.20; Danzig: SA=RKapelle 128
Danzig. Ltg.: Muſikzugführer Möller. — In einer Pauſe gegen
7.00: Nachr. — 8.00: Sperrzeit — 8.45: Leibesübung f. d.
Frau. — 9.00: Funkſtille. — 9.40: Kindergymnaſtik. — 10.00:
Nachr — 10.15: München: Hort ir Herren überall — der
Winglockenſchall. Von fränkiſchen Häckern fränkiſchen Weinen,
von Gläſern in Franken, von Flaſche und Faß. — 10.45:
Wan=
dern im Herbſt. — 11.15: Seewetterbericht. — 11.30:
Funk=
ſtille. — 11.50: Glückwünſche, Wetter.
12.00; Frankfurt: Mittagskonzert. — 12.55: Zeitzeichen. — 13.00:
Muſik in der Puppenſtube, (Schallpl.) — Anſchl.: Wetter. —
13.45: Nachrichten. — 14.00: Sperrzeit. — 14,55:
Programm=
hinweiſe, Wetter und Börſe. — 15.15: Fürs Kind: Hummel=
Brummel ärgert ſich. — 15,40: Bücherſtunde: Gott grüße das
ehrſame Handwerk.
16.00; Stuttgart; Symphonieorcheſter Pforzheim. — Ltg.: Hans
Schnee: Dr. Karl Peters u. die Gründung d, deutſchen
Kolontäl=
reiches.
18.55: Finniſche Kammermuſik. — 19.30; Italieniſcher
Sprachun=
terricht für Anfänger. — 20.00: Kernſpruch; anſchl.: Kurznachr
20,10: Stuttgart: Unſere Saar. Den Weg frei zur Verſtändigung,
20.35: Stunde der jungen Nation: Bauerntum. — 2100: Die
Opernprobe. Komiſche Oper in einem Akt von Lortzing. (Aufn.)
22.00: Wetter= Tages= und Sportnachr. — 22.30: Obermgenieur
Nairz; Viertelſtunde Funktechnik. — 22.45: Seewetterbericht. —
23,00: Breslau: Funktanzkapelle, Lig.: Fred. Ilgner,
Wekterbericht.
Die an der Südſeite der nordiſchen Störung nach Deutſchland
vorgedrungene Warmluftſtaffel wurde ſehr ſchnell durch einen
Kaltlufteinbruch abgelöſt, der Gewittertätigkeit mit teils
ergie=
bigen Niederſchlägen verurſachte. Weitere Zufuhr verſchieden
temperierter Luftmaſſen bedingt Fortdauer des unbeſtändigen
und zu Niederſchlägen neigenden Witterungscharakters. Die
Tem=
veraturen nehmen dabei allmählich der Jahreszeit entſprechende
Werte an.
Ausſichten für Mittwoch: Unbeſtändiges und wechſelnd
bewölk=
tes Wetter mit Niederſchlagsſchauern.
Ausſichten für Donnerstag: Weiterhin wechſelhaft und kühler.
ROMAN VON HANS RABL
Copyright 1934 by Auguſt Scherl G. m. b. H., Berlin.
(Nachdruck verboten.)
Er küßte Marie die Hand, ſchüttelte Nelli die Rechte und
ging aus dem Zimmer. Draußen hörte man ihn noch eine Weile
rumoren; er fand anſcheinend ſeinen Stock nicht gleich und fluchte
helblaut vor ſich hin. Dann knallte die Eingangstür ins Schloß,
und es wurde ſtill.
„Du, Marie —” ſagte Nelli und beſah dabei aufmerkſam den
unabgeräumten Frühſtückstiſch, „Marie — ſag mal, wie iſt denn
da’s bei euch? Ich meine, was hat er denn?”
„Aber gar nichts, gar nichts!” antwortete Marie ſchnell, ging
zurr Tür und klingelte dem Mädchen.
Nelli wartete ruhig ab, bis das Mädchen abgeräumt hatte,
Sle ſaß ganz ſtill da, viel ſtiller als gewöhnlich, und folgte Marie,
die unruhig hier und da im Zimmer zu tun hatte, mit den Augen.
Das kannſt du mir nicht einreden”, ſagte ſie endlich
unvermit=
tet. „Ich ſeh’ doch, was ich ſehe! Habt ihr einen großen Krach
ueteinander gehabt?”
Marie ſchüttelte den Kopf.
„Na — bin ich es vielleicht? Störe ich euch? Wirklich, Marie,
du mußt es mir ſagen, wenn es das iſt — es gibt doch viele Leute,
die Beſuch nicht ausſtehen können, da iſt doch weiter nichts dabei
dann zieh’ ich eben gleich nachher aus.” Sie ging zu der
Schwe=
ter und legte den Arm um ihre Hüfte. „Ich bin nicht etwa
ge=
kränkt oder was, Marie, beſtimmt nicht. Und ich will dich auch
nicht kränken. Aber irgendwas iſt doch los, das kann doch eine
blinde Frau mit dem Stock fühlen. Soll ich ausziehen? Wir
kön=
nen uns ja trotzdem oft ſehen — wenn du überhaupt magſt,
Marie
Sie ſprach nicht weiter. Denn Maries Geſicht war ganz
Ab=
vehr und Schreck. „Na, na, Kindchen —!” ſagte Nelli und
ſtrei=
helte die Schweſter. Es kam ihr nicht zum Bewußtſein, daß ſie
echs Jahre jünger war; in dieſem Augenblick war ſie wirklich die
iltere, die eine kleine Schweſter tröſten mußte. „Komm her —!”
Sie zog ſie zu der Couch. „Setz dich hin! Und nun ſag doch mal
vas, Marie — Liebling
Eine Weile blieb es ſtill. Dann ſagte Marie endlich: „Da
ſt gar nichts zu ſagen Nelli — das iſt halt ſo —
„Das iſt ſo? Das iſt immer ſo?‟
Marie nickte ſtumm.
„Aber, Kind — aber das geht doch nicht — das geht doch
nicht ſo weiter — da muß man doch was tun —
„Ach, Nelli — was ſoll man da tun? Das verſtehſt du nicht,
Kleine!”
„Verſteh’ ich nicht? Verſteh’ ich doch! Was man da tut? Da
läßt man ſich eben ſcheiden, wenn es gar nicht anders geht.”
Marie lächelte trüb. „Das denkſt du dir einfach, Kleine. Aber
ſo einfach iſt das eben nicht. Du haſt’s leicht und denkſt, alle
an=
deren können es auch ſo gut haben wie du."
„Leicht? Wieſo hab’ ich’s nun gerade beſonders leicht?”
„Na ja — du hängſt doch an niemand, du liebſt mal hier ein
bißchen und da ein bißchen — du nimmſt mir das nicht übel, nicht
wahr? Und wenn es vorbei iſt, dann iſt’s ſehr ſchön und nett
ge=
weſen, man fagt „Danke ſchön” zueinander — und aus iſt’s.”
„Ja”, ſagte Nelli, und ſah ſie ruhig an. „Und das iſt auch
das einfachſte und beſte.”
Marie zuckte die Achſeln. „Für dich — vielleicht, „Kleine.
Nicht für mich.”
„Für dich iſt wohl am beſten, daß er dich ſchurigelt nach Noten
und unverſchämt iſt und rüplig — und wenn er pfeift, dann
kommſt du ganz gehorſam angetrabt und freuſt dich noch, was?
Nein, jetzt red' mal ich, Mariechen! Das iſt doch kein Leben, was
ihr da führt. Meinſt du denn, er hat was davon?‟
„Laß doch, Nelli! Verſtehſt’s eben nicht.”
„Dann erklär' mir’s, bitte!”
„Ach Gott — es iſt ſo einfach, wenn man es ausſpricht. Siehſt
du, Kleine, wenn er eine große Kanone wäre oder ich wäre eine
kleine Choriſtin, dann hätten wir’s leicht. Aber er verzehrt ſich
und meint, es iſt alles nur Intrige, daß er nicht hochkommt und
— mein Gott, ich kann ihm doch nichts abgeben, was er nicht hat!
Und — er hat’s halt nicht.”
„Na ja doch, Marie. Aber wenn das ſo iſt und ſoviel
Schwie=
rigkeiten macht, dann geht doch auseinander!“
„Es gibt doch noch was anderes, Kind. Ich hab’ ihn doch
lieb. Siehſt du, das verſtehſt du eben nicht — aber ich hab’ ihn
ſo lieb, ich kann nicht weg von ihm, und wenn er ſonſt was tut.”
Nelli runzelte die Stirn und dachte nach. Dann ſagte ſie leiſe;
„Marie — Marie, hör doch —aber das kann doch auf die Dauer
nicht gut gehen!“
„Nein, kann nicht.”
„Marie — ich ſeh’ doch, wie ſich das geändert hat, ſeit ich zuletzt
hier war! Das geht doch nicht gut aus mit euch — da paſſiert doch
einmal was.”
O
„Ja — und trotzdem —
„Trotzdem.” Marie ſtand auf, küßte die Schweſter auf die
Stirn. „Ich bin ja nicht ganz dumm, Kleine; ich ſeh’ ja auch,
was iſt, ich weiß ja auch Beſcheid. Es wird mal was geſchehen.
Er wird es eines Tages nicht mehr aushalten, daß er nur hier
im Haus der Herr iſt und ſonſt — — Das weiß ich alles. Aber
ich kann nichts dagegen tun, und ich will auch gar nichts.” Sie
ging zum Fenſter, drehte Nelli den Rücken und ſah hinaus. „Ich
möcht’ nur eines — daß er ſich nicht etwas antut —
Nelli fuhr böſe hoch. „Lieber dir, was?"
„Lieber mir!”
„Du biſt ja verrückt, Marie, du biſt ja vollkommen verrückt!”
„Möglich, Nelli — ſehr möglich. Aber ich will dir zwei Dinge
ſagen, Kleine. Wenn das alles nicht wäre, meinſt du, ich würde
ſo ſingen, wie ich ſinge?‟
Nelli zuckte die Achſeln und ſah zu Boden. Endlich ſagte ſie:
„Dann bin ich aber froh, daß ich bloß eine lumpige
Operetten=
ſoubrette bin —” Sie wartete eine Weile, aber Marie ſagte
nichts. Endlich drängte ſie: „Und das andere, Marie? Das
andere?‟
Marie ging zu ihr hin, nahm ihr Geſicht zwiſchen die Hände
und ſah ſie feſt an. Nelli zuckte einen Augenblick zurück, dann ſah
ſie der Schweſter ſtarr in die Augen. Was für Augen! dachte ſie.
Was hat ſie für Augen! Was iſt da drin!
So ſtanden ſie eine Weile Stirn an Stirn. Dann ließ Marie
die Schweſter unvermittelt los. „Es kommt, wie es kommt” ſagte
ſie leiſe. „Man kann nichts dagegen machen — man ſoll auch
gar nicht.” Sie wandte ſich ab und ging ſchnell aus dem Zimmer.
Herr Runge ſah Grete erwägend, Grete ſah Herrn Runge
er=
wartungsvoll an. Endlich ſagte Herr Runge: „Jetzt bin ich,
glaube ich, über Sie im Bilde, Frau Poſt. Sie wiſſen: Dies iſt
ja vorderhand nur eine ganz unverbindliche Vorbeſprechung. Man
hat mir von verſchiedenen Seiten ſo viel über Sie erzählt, daß ich
Sie zunächſt einmal kennen lernen wollte, um einen Eindruck zu
bekommen.”
Er machte eine kleine Pauſe. Dann ſah er ſie an und fragte
direkt: „Trauen Sie ſich denn das Ganze zu?‟
Grete lachte leiſe. „Wenn ich es mir nicht zutraute, Herr
Runge, wäre ich nicht zu Ihnen gekommen. Ich lege nämlich
keinerlei Wert auf Stellungen, die für mich nicht und für die ich
nicht geeignet bin. Niemand hat etwas davon —
„Sehr richtig, Frau Poſt, niemand hätte etwas davon, wenn
wir nach einem Vierteljahr ſehen würden, daß Sie nicht der
ge=
eignete Menſch für dieſe Sache ſind — die nicht einfach iſt, Frau
Poſt, gar nicht einfach!"
„Ich weiß, Herr Runge — aber ſie iſt intereſſant, ſie iſt neu,
ſie iſt ausſichtsreich. Da lohnt es ſich ſchon, etwas daranzuwenden.”
Herr Runge überlegte ein wenig. Dann ſah er wieder auf.
Nun folgende Frage, Frau Poſt: Sind ſie frei? Ich meine: Sind
Sie im Moment disponibel? Nicht wahr, es kann ſein, daß wir
noch etwas mit dem Aufbau dieſer neuen Abteilung warten, vier
Wochen, acht Wochen, noch länger — das kann man heute noch
iicht abſehen. Es kann aber auch ſein, daß — geſetzt den Fall,
wir behalten Sie als einzigen Kandidaten im Auge, was ſich
heute ebenſowenig ſagen läßt — es kann alſo auch ſein, daß wir
plötzlich ſagen: Hier iſt der Vert; „. Frau Poſt, bitte, fangen Sie
morgen an!“
Nummer 273
Mittwoch, 3. Oktober
Der Ausweis der Reichsbank.
Geringe Zunahme der deckungsfähigen Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 29 September 1934
hat ſich in der Ultimowoche die geſamte Kapitalanlage der Bank
in Wechſeln und Schecks, Lombards und Wertpapieren um 499,5
Millionen auf 4732,3 Millionen RM. erhöht. Im einzelnen
haben die Beſtände an Handelswechſeln und =ſchecks um 432,1
Millionen auf 3810,6 Mill. RM. an Lombardforderungen um
52,6 Millionen auf 147,7 Mill. RM., an Reichsſchatzwechſeln um
13,4 Millionen auf 18,7 Mill. RM., an deckungsfähigen
Wert=
papieren um 1,2 Millionen auf 431,1 Mill. RM. und an ſonſtigen
Wertpapieren um 0.1 Mill. auf 324,1 Mill. RM. zugenommen.
An Reichsbanknoten und Rentenbankſcheinen zuſammen ſind
350,7 Millionen RM. in den Verkehr abgefloſſen, und zwar hat
ſich der Umlauf an Reichsbanknoten um 350,1 Millionen auf
3918,8 Mill. RM., derjenige an Rentenbankſcheinen um 0,6
Mil=
lionen auf 298,7 Mill. RM. erhöht. Der Umlauf an
Scheidemün=
zen nahm um 96,7 Millionen auf 1481 Mill. RM. zu. Die
Be=
ſtände der Reichsbank an Rentenbankſcheinen haben ſich auf 110,2
Millionen RM., diejenigen an Scheidemünzen unter
Berückſichti=
gung von 142 Mill. RM. neu ausgeprägter und 8,1 Mill. RM.
wieder eingezogener auf 192.4 Millionen RM. ermäßigt. Die
temden Gelder zeigen mit 847,6 Mill. RM. eine Zunahme um
357 Mill. RM. Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen
De=
viſen haben, bei einer Zunahme um 37000 RM., mit 78,9 Mill.
RM. und die Beſtände an deckungsfähigen Deviſen um 20 000 RM.
auf 3,9 Mill. RM. zugenommen.
Verbrauchsregelung für unedle Mekalle
für das vierke Bierkeljahr 1934.
Eine ſoeben im Reichsanzeiger bekanntgegebene Anordnung
enthält Beſtimmungen über den Verbrauch unedler Metalle im
vierten Kalendervierteljahr 1934. Dieſe Beſtimmungen bedeuten
inſofern eine weſentliche Neuerung, als die Verarbeitung von
Rohmaterial und Abfallmaterial für die Ausfuhr der Verarbeiter
erſter und zweiter Verarbeitungsklaſſe keiner mengenmäßigen
Verbrauchsbeſchränkung mehr unterliegt. Die
Verbrauchsbeſchrän=
kungen gelten alſo ab 1. Oktober nur noch für die Herſtellung
von Waren zum Abſatz im Inlande. Bei der Regelung des
Ver=
brauchs iſt bereits die Gruppierung nach Metallklaſſen auf Grund
ter im gleichen Reichsanzeiger veröffentlichten Anordnung über
Lagerbuchführung und Beſtandsmeldung für unedle Metalle
an=
gewendet worden. Durch eine gleichzeitig veröffentlichte
Anord=
nung über Umarbeitungsgeſchäfte wird den Betrieben zweiter
Verarbeitungsſtufe auferlegt, ihre Vorräte durch Vergebung von
Umarbeitungsgeſchäften in Umlauf zu bringen.
Die Ueberwachungsſtelle für unedle Metalle teilt mit: Die
Uebertragung der deviſenwirtſchaftlichen Aufgaben an die
Ueber=
wachungsſtelle für unedle Metalle, die eine weſentliche Steigerung
der Beanſpruchung der Ueberwachungsſtelle mit ſich bringt, zwingt
dazu, im mündlichen und ſchriftlichen Verkehr größte
Zurückhal=
tung zu üben. Nur dann iſt die im Intereſſe der Wirtſchaft
lie=
gende raſche fachliche Prüfung und danach die Abwicklung der
Aufträge möglich. Die Ueberwachungsſtelle weiſt auf die in
Merkblatt 5 niedergelegten Richtlinien hin (Preis 0,05 Mk.). —
Fernmündliche und ſchriftliche Auskünfte kann die
Ueberwachungs=
ſtelle nicht erteilen; dieſe ſind zunächſt bei den Induſtrie= und
Handelskammern oder den Fachverbänden anzufordern. Es iſt
unzweckmäßig, und bringt für die Wirtſchaft nur Nachteile, wenn
die formularmäßigen Anträge, die alles Wiſſenswerte enthalten,
noch zuſätzliche ſchriftliche Ausführungen beigelegt werden.
Die Edelpelzkierhalkung in Deutſchland.
Die Zucht von Edelpelztieren iſt in Deutſchland noch ein
ver=
hältnismäßig junger Wirtſchaftszweig, der in den letzten Jahren
aber beachtliche Fortſchritte gemacht hat. Nach einer
Veröffent=
lichung in „Wirtſchaft und Statiſtik” wurden Anfangs Februar
d. Js. insgeſamt 2227 Farmbetriebe mit 34 296 Edelpelztieren
ge=
zählt. Hiernach hat ſich die Zahl der Farmen in den letzten drei
Jahren um mehr als das Doppelte erhöht, während der Beſtand
an Edelpelztieren um faſt zwei Drittel geſtiegen iſt. Von den
ein=
zelnen Pelztierarten weiſt nur die Nerzzucht einen Rückgang auf.
Die Zahl der wichtigeren Pelztierarten in Deutſchland betrug
Anfang 1934: Sumpfbiber (Nutria) 13 371, Silberfüchſe 10 564,
Nerze 4596, Karakulſchafe 2632, Waſchbären 1583 Tiere. Die
Be=
ſtände der übrigen Edelpelztierarten ſind zahlenmäßig nur gering.
Zur Lage der deutſchen Schweinehalkung.
Die vorläufigen Zuſammenſtellungen des Statiſtiſchen
Reichs=
amtes zeigen folgendes Ergebnis der Schweinezählung vom 5. 9.
1934 — Altersklaſſen — Sept. 1934, Sept 1933 (pl. und min.
im Sept. 1934 gegen 1933). Geſamtſchweinebeſtand, darunter
25,04 — 24,65, pl. 1,6 Proz. Schlachtſchweine (über ½ Jahr alt)
6,04 — 5.48, pl. 10,2 Prozent. Jungſchweine (8 Wochen bis noch
nicht ½ Jahr alt) 10.59 — 10.14, pl. 4,5 Prozent. Ferkel (unter
8 Wochen) 3,34 — 6,75, min. 5,0 Proz. Trächtige Sauen 1,00 —
1.18, min.. 15,3 Proz., davon Jungſauen 0,23 — 0,29, —21,9 Proz.
Der Schweinebeſtand vom 5. Sept 1934 in Höhe von rund 25
Millionen Stück iſt noch um eine halbe Million, d. ſ. 1½ Proz.,
höher als der vom J.f.K errechnete Beſtand im September des
Vorjahres. Die ſtärkſte Zunahme von 10 Prozent weiſen die im
weſentlichen noch mit den Vorräten der Vorjahrsernte gemäſteten
über ein halbes Jahr alten Schlachtſchweine auf. Eine alsbaldige
Abſtoßung der ſchlachtreifen Schweine iſt zu empfehlen, da eine
Preisſteigerung nicht mehr erfolgt.
Die Zunahme der Jungſchweine um 4½ Prozent wird durch
den Rückgang der Ferkelbeſtände um 5 Prozent nahezu
ausgegli=
chen. Zu Beginn des nächſten Jahres dürfte mit einem Rückgang
der Schweineſchlachtungen zu rechnen ſein. Der Rückgang an
trächtigen Sauen (min 15 Proz.) wird vom Frühjahr 1935 ab
einen zunehmenden Angebotsrückgang zur Folge haben. Mit
Rückſicht auf dieſen Rückgang ſowie auf den geringen Ernteausfall
iſt es dringend erforderlich, die Futtervorräte ſoweit wie möglich
zu ſtrecken. Der beſonders ſtarken Verminderung der trächtigen
Jungſauen (min. 22 Proz.) iſt jedoch unter allen Umſtänden
ent=
gegenzuwirken. Eine weitere Verringerung des Sauenbeſtandes
bringt die Gefahr mit ſich, daß im nächſten Jahre nicht genügend
Jungſchweine zur Verwertung der Ernte zzur Verfügung ſtehen.
Es iſt deshalb dringend vor jeder weiteren Einſchränkung der
Sauenhaltung zu warnen.
Viehmärkke.
Mainzer Schlachtviehmarkt vom 2. Oktober. Auftrieb: Ochſen
58, Bullen 35, Kühe 252, Färſen 245, Kälber 376. Schweine 853.
Es notierten für 1. Zentner Lebendgewicht in RM.: Ochſen b) 32
bis 34, C) 28—31, d) 24—27: Bullen b) 30—33, C) 27—29, d) 24—
26; Kühe a) 32—36, b) 28—31, c) 22—27 d) 12—21; Färſen
n) 36—38, b) 32—34, C) 27—31, d) 22—26; Kälber Sonderklaſſe 0,
andere a) 45—49, b) 39—44, c) 31—38, d) 24—30; Schweine a)
5, b) 52—53, c) 50—53, d) 50—52.
Mannheimer Viehmarkt vom 2. Oktober. Auftrieb: 162 Ochſen,
177 Bullen, 320 Kühe, 303 Färſen, 850 Kälber, 29 Schafe, 2452
Schweine. Preiſe: Ochſen a) 35—38, b) 31—34, c) 28—30:
Bul=
len a) 32—35, b) 29—31. c) 27—28; Kühe a) 29—32, b) 25—28,
c) 19—24. d) 14—18: Färſen a) 34—36, b) 31—33, c 27—30*
Kälber a) 47—50, b) 43—46, C) 37—42, d) 32—36 RM. Schafe
nicht notiert: Schweine a) und b) 53, C) 52—53, d) 50—53 RM.
fe Zentner Marktverlauf: Großvieh lebhaft, Kälber und Schweine
ebenfalls lebhaft; ſonſt keine Angaben.
Da ſich die Bankenkundſchaft nach der regen Beteiligung der
letzten Tage geſtern eine gewiſſe Zurückhaltung auferlegte und
demzufolge auch die Kuliſſe von Neuanſchaffungen abſah, vielmehr
eher zu Glattſtellungen ſchritt, blieb das Geſchäft an der
Ber=
liner Börſe zunächſt ſehr ruhig, kursmäßig überwogen leichte
Abſchwächungen. Beſondere Anregungen aus der Wirtſchaft, die
der Tendenz eine Stütze geben könnten, lagen nicht vor, wenn
man von dem günſtigen Bericht der Rheiniſch=Weſtfäliſchen
Brau=
induſtrie, der eine Wiederaufnahme von Dividendenzahlungen bei
einer Reihe von bisher renditeloſen Unternehmungen in
Aus=
ſicht ſtellt, abſieht. Von Montanen waren Klöckner ſtärker
an=
geboten und 1½ Prozent ſchwächer, während ſonſt die Einbußen
an dieſem Markt, kaum über ½ Prozent hinausgingen.
Gelſen=
kirchen vermochten ſich ſogar um ½ Prozent zu befeſtigen.
Braun=
kohlenwerte lagen in Zuſammenhang mit den bekannten Plänen
für eine Gemeinſchaftsgründung der Braunkohleninduſtrie für
Hy=
drierungsverſuche weiter vernachläſſigt, wobei insbeſondere
Nie=
derlauſitzer mit einer Einbuße von 3½ Prozent zu erwähnen ſind.
Am Kalimarkt kam mangels Umſätzen eine Anfangsnotiz
über=
haupt nicht zuſtande. Von chemiſchen Papieren waren Farben mit
minus ½ Prozent verhältnismäßig gut gehalten, während von
Heyden um 1½ Prozent abbröckelten. Am Elektromarkt gaben
Schuckert auf ein Angebot von nur 7 Mille um 1½ Proz. nach.
Im Verlauf erhielten die Märkte ein freundlicheres Ausſehen, da
die Erholung der Farbenaktie auf 144½ Prozent, in erſter Linie
aber die Befeſtigung der Auslandswerte anregten. Chadeanteile
gewannen gegen den Anfang 2,5—3,5 RM. Von Montanen waren
Gelſenkirchener Bergwerk um weitere 9 Proz. gebeſſert,
Stahl=
verein glichen nicht nur den anfänglichen Verluſt von ½ Prozent
aus, ſondern gewannen darüber hinaus nochmals den gleichen
Prozentſatz. Weſtd. Kaufhof gingen vorübergehend recht lebhaft
um und zogen his auf 33½ an. Am Rentenmarkt ſah man bei
durchweg freundlichem Grundton an verſchiedenen Märkten höhere
Notierungen.
Da die nach dem Kupontermin erwarteten Kundſchaftsaufträge
nahezu ausblieben und infolgedeſſen die Kuliſſe ſtarke
Zurückhal=
tung an den Tag legte, zeigte die geſtrige Frankfurter Börſe
ein außerordentlich ſtilles Ausſehen, zumal auch aus der
Wirt=
ſchaft nennenswerte Anregungen fehlten. Die Kuliſſe, die ſich in
ihren Erwartungen getäuſcht ſah, nahm daher vielfach
Realiſa=
tionen vor, ſo daß bei nicht ganz einheitlicher Kursgeſtaltung
meiſt leichte Rückgänge überwogen. Dieſe nahmen indeſſen nur
kleines Ausmaß an, und die Grundhaltung der Börſe iſt weiterhin
freundlich. Die vorgeſtern zum Teil ſtark forcierten Montanaktien
gingen etwas mehr zurück, ſo Mannesmann um 1 Prozent und
Klöcknerwerke um 1½ Prozent. Schwach waren außerdem Rhein.
Braunkohlen mit minus 3½ Prozent. Hingegen konnten ſich
Gel=
ſenkirchen, Rheinſtahl und Stahlverein gut behaupten. An dem
Elektromarkt bröckelten die Kurſe ebenfalls um etwa ½—½
Pro=
zent ab, außer Siemens und Geſfürel, die gehalten blieben.
Schwächer waren ferner, Zellſtoff= und Schiffahrtspapiere, ſo
Aſchaffenburger um ¼ Proz., Waldhof um ½ Proz., Hapag um
28 Prozent und Nordd. Lloyd um ½ Prozent. AG für
Verkehrs=
weſen und Holzmann lagen unverändert. Von Valutapavieren
gingen. Chadeaktien weiter um etwa 3 RM. zurück, während
Kunſtſeide Aku ihre Abendbörſenerhöhung behaupteten. Obwohl
die Kursgeſtaltung weiter etwas uneinheitlich war, zeigte die
Börſe im Verlauf doch überwiegend eine feſtere Tendenz, die
ihren Ausgang vom Bergwerksaktienmarkt nahm, an dem bei
an=
ziehenden Kurſen lebhafteres Geſchäft ſtattfand. Auch
Farben=
induſtrie waren unter mehrfachen Schwankungen höher; ferner
waren die Valutapapiere etwas erholt. Am Rentenmarkt war
die Stimmung im Verlauf feſter,
Infolge des wieder nur kleinen Ordereinganges verlief das
Geſchäft auch an der Abendbörſe ſehr ruhig. Die Kuliſſe
beteiligte ſich kaum am Geſchäft. Daß ein großer Teil der Limite
zum Monatsbeginn noch nicht erneuert ſind, übt auf den Umfang
des Geſchäfts ebenfalls ſeinen Einfluß aus. Die Grundſtimmung
war freundlich und die Berliner Schlußkurſe wurden meiſt
be=
hauptet. Es zeigte ſich hier und da etwas Nachfrage, ſo für
Weſt=
deutſche Kaufhof und einzelne Montanpapiere. Am Rentenmarkt
war die Umſatztätigkeit ebenfalls klein, für Kommunal=
Umſchul=
dung und ſpäte Reichsſchuldbuchforderungen beſtand zu
Mittags=
kurſen Kaufintereſſe.
Die Ausnuhung der Braunkohle
Iar die Zreioftofigeromnnang.
Verordnung über die Errichkung wirtſchaftlicher
Pflichtgemeinſchafken in der Braukohleninduſtrie.
Das Reichswirtſchaftsminiſterium teilt mit: Der
Reichswirt=
ſchaftsminiſter hat eine Verordnung erlaſſen, die ihn ermächtigt,
zur neuen oder vermehrten Verwertung von Braunkohle, ſofern
er dieſe Verwertung im volkswirtſchaftlichen Intereſſe für
not=
wendig hält. Unternehmen oder Perſonen, die Braunkohle
ge=
winnen oder über Braunkohlenvorkommen verfügen, zu
Vereini=
gungen zuſammenzuſchließen oder an beſtehende Zuſammenſchlüſſe
anzuſchließen (Wirtſchaftliche Pflichtgemeinſchaften) Die
Ver=
ordnung ſteht im Zuſammenhang mit den bekannten Plänen einer
Ausnutzung der Braunkohle zur Erzeugung zwecks
Triebſtoffgewin=
nung, wie ſie durch unſere derzeitige Deviſenlage geboten iſt. Es
würde unbillig ſein, einerſeits die Inveſtierungen, die hierfür in
Frage kommen, und andererſeits den Nutzen, der aus einer ſo
zu=
kunftsreichen Inveſtition entſpringt, Einzebunternehmungen
zu=
kommen zu laſſen, vielmehr iſt es erwünſcht, die geſamte
Braun=
kohle einheitlich an der neuen Entwicklung teilnehmen zu laſſen.
Die Unternehmungen der Braunkohleninduſtrie haben ihre
Mit=
wirkung für dieſe neue Aufgabe zugeſagt. Um jedoch eine völlig
gleichmäßige Behandlung eintreten zu laſſen, und um auch die
kleineren Unternehmungen heranzuziehen, iſt es von der Induſtrie
ſelbſt für zweckmäßig befunden worden, eine Regelung zu erlaſſen,
die die Rechte und Pflichten der Induſtrie hinſichtlich der neuen
Unternehmung gleichmäßig regelt. Die von der Gemeinſchaft zu
errichtende Anlage bleibt Eigentum der Gemeinſchaft, an der die
Mitglieder im jeweiligen Verhältnis beteiligt ſind. Paragraph 1
Abſatz 3 der Verordnung ſtellt dies ausdrücklich ſicher, um
er=
kennen zu laſſen, daß es ſich hier nicht um irgend eine ſteuerliche
Belaſtung der Induſtrie handelt, ſondern um ein gemeinſames
Unternehmen, an deſſen Erfolg die Mitglieder gleichmäßig
betei=
ligt ſind.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Deutſche Rekordweinernte. Wie das „Weinblatt” meldet hat
Deutſchland an Frühleſen, beſonders Rotmoſten (Portugieſern)
eine dreifache Normalernte, wenn man als Norm den
Durch=
ſchnittsertrag der letzten vier Jahre annimmt. In der
Rhein=
ufalz wurde in dieſer Sorte die Moſtmenge mit 300 000 Hektoliter,
in Rheinheſſen an die 200 000 Hektoliter tariert. Dabei ſind die
Frühmoſte von Baden und Württemberg ebenfalls reichlich
an=
gefallen und die Weißweinernte iſt gleichermaßen reichlich.
Die Erdölgewinnung Preußens im Auguſt. Wie der
Amt=
liche Preußiſche Preſſedienſt mitteilt, betrug die Erdölgewinnung
Preußens im Auguſt 1934 nach den vorläufigen Ergebniſſen der
amtlichen Statiſtik 30 423 To gegen 28 735 To. im Vormonat und
19391 To. im Monatsdurchſchnitt 1933. Auf das Gebiet von
Hänigſen=Obershagen=Nienhagen entfallen 24 554 To., auf Wietze=
Steinförde 4484 To. und auf den Bezirk Eddeſſe=Oelheim=Oberg
1385 To. Die Zahl der angelegten Arbeiter betrug Ende des
Monats 2126 gegen 2135 am Ende des Vormonats.
Produkkenmärkke.
i. Marktbericht des Obſt= und Gemüſe=Großmarktes Weinheim
(Bergſtraße) vom 1. Okt. Preiſe pro Pfund in Pfg.: Zwetſchen
11—12, Birnen 1. Sorte 6—10 do. 2. Sorte 3—5, Aepfel 1. Sorte
6—10, do 2. Sorte 4—5. Nüſſe 12—16, Tomaten 2—3, Pfirſiche
9—17, Kaſtanien 8, Quitten 4—6. Anfuhr 500 Zentner.
Nach=
frage gut Verſteigerungen werktags 14 Uhr.
Berliner Getreide=Großmarktbericht vom 2. Oktober. Im
gro=
ßen und ganzen hat ſich die Lage, im Berliner Getreideverkehr
kaum verändert. Mangels beſonderer Anregungen bewegt ſich
die Nachfrage weiter in ruhigen Bahnen. Das Angebot hat ſich
andererſeits jedoch erneut verringert, das ſich in erſter Linie in
Weizen bemerkt macht, jedoch überſteigt hier das Offertenmaterial
noch immer die Nachfrage. Die zweite Hand verſuchte teilweiſe
Qualitätsaufgelder zu erzielen, was bei den Mühlen überwiegend
nur in Roggen möglich iſt. Hafer iſt nur wenig am Markt, wird
vom Konſum aber rege gefragt. Am Gerſtenmarkt zeigte ſich
eini=
ges Intereſſe für Induſtriegerſten. Feine Braugerſten liegen ſtetig,
Futtergerſten ſind nicht offeriert. Mehle und Ausfuhrſcheine ſind
unverändert.
Berliner Kursbericht
vom 2. Oktober 1934
Deviſenmarkt
vom 2. Oktober 1934
Berl. Handels=Geſ
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Nordd, Lloyzd
A.cE.6
Bahr. Motoren,
C. P. Bemberg
Vereinigte Glanzſt.!1
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
DeutſcheCont. Gas
Vie
70.75
74.25
25.625
28.50
29.125
130.50
131.—
148.—
17.50
108.25
133.25
125.625
eu
Glektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergwerke
Geſ.f.elektr. untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
glöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Hu
101.50
143.875
85.25
111.625
106.—
78.—
82.25
24.—
77.75
99.875
78.50
57.—
Weeene
Polyphonwerke.
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht!!
Wanderer=Werke
Nfe
17.—
41.75
155.—
33.625
43.25
69.75
14.50
128.375
52.75
105.50
109.—
133.—
Aegypten
Argentinien
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemark
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland
Fsland
D
täahypt. 2
1 Pap. Peſo
100 Belga
1Milreis
100 Leva
tegnad. Doll.
100 Kronen
100 Gulden
1 2. Stg.
100eſtl. Kr.
100 finn. Mk.
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 isl. Kr.
Geld Brieft
12.485
a.s55
58.18
0.204
3.041
2.527
54.32
21.32
12.165
6a.68
5.37
16.41
2.367
168.79
55.05
12.515
0. g55
58.30
0.206
3.053
2.533
54.42
81.48
12.195
68.32
5.38
16.45
2.471
189.13
55.17
Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland
Norwegen
Oeſterreich
Portugal.
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowak.
Türkei.
ungarn
uruguah
Ver. Staaten
D
100Ore —=
1Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schilling
100 Escudos
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas
100 Tſch. Kr.
türk. 2
100 Pengö
1 Goldpeſo
Dollar.
GeldBrief
21.45 12
0.7141
5.694
g0.67
Si.14
42.95
11.04 1
62.73
81.32
34.,02
10.385
1.980
21.49
0.716
5.706
80.53
Sl.28
49.05
11.06
62.95
61.38
34,08
10.405
1.984
0.99 1.c01
2.478 2.380
Durmſtädter und Karlonatbane Surihfrast, Intüte der Breschet Sunk
Frankfurter Kursbericht vom 2. Oktober 1934.
Weee
„Gr. II. p. 1934
„ „ „ 1935
„. 1938
„. 1937
1938
„Gruppe!
426 Dtſch. Reichsanl.
„ v.27
5½%Intern., b.30
6%Baden ... v.27
89Bahern „v.27
6SHeſſen.. . v.29
69 Preuß. St. v.28
62 Sachſen ..v.27
6%Thüringen v.27
6% Dt. Reichsbahn
Schätze ........
5% Dt. Reichspoſt
Schätze. .......
Dtſch. Anl. Ausl.
*½. Ablöſung
.. (Neubeſitz)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6%Baden=Baden
6SBerlin ...v.24
68Darmſtadt .
69Dresden.. v.26
69Frankfurt a. M.
Schätze v.29
„ v.26
6SMainz.: . ....
6%Mannheim v.27
6München b.29
6%Wiesbaden v.28
6%Heſſ. Landesbk 92
6% „ Goldoblig:! 87.5
103.7
105
102.25
992),
98.2
101.75
94.75
93.25
93.25
95.25
94.25
107.
96
93
100.7
100
981/,
9.1
88.25
85
83),
76.5
82.25
80.5
s8.75
W
hyb.Bk. Liguid.
4¾%
Komm. Obl. ...
6% Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. 8. Pf.
6% „ Goldoblig.
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Gldobl. R.11
„ R.12
62Kaſſ.Landeskrd.
Goldpfbr. ..
6%Naſſ. Landesbk.
5½% „ Lig.=Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
„Ausl. Ser. I
FAusl. Ser.II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)
6%Berl. Hyp.=Bk.
5½% Lig.=Pfbr.
6% Frkf. Hyp.=Bk.
5½%0 n Lig.=Pfbr.
Goldoblig.
6% Frkf. Pfbr.=Bk.
5½% „ Lig.=Pfr.
6% Mein. Hyp.=Bk.
5½%0 „ Lig.=Pfr.
6% Pfälz. Hyp.=Bk.
5½% n Lig.=Pffr.
6%Rhein. Hyp.=Bk.
5½% Lig.=Pfr.
6% „Goldoblig.
6% Südd. Boden=
Cred.=Bank
6½% n Lig.=Pfbr.
5%Württ. Hyp.=B.
91.25
91.75
81
91.
101
119
91.25
91.5
92.25
91.75
87.25
92
94
98:
91.75
93.5
92.25
921.
30
94.5
94
93.75
M
82Mainkrw., v.38
62Mitteld. Stahl
6% SalzmanncCo.
6% Ver. Stahlwerke
6%Voigtc Häffner
J. G. Farben Bonds
5%Bosn. L. E. B.
5% „ L.Inveſt.
5%Bulg. Tab. v. 02
4½% Oſt. Schätze
4% Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
14--%
4%0
4%Türk. Admin.. .
4% „ 1.Bagdad
48
„ Zollanl.
4½%üngarn 1913
4½%0 „ 1914
4% „ Goldr.
47 „ 1910
4½Budp. Stadtanl.
42Liſſabon „
4½ Stockholm „
Aktien.
Accumulat. Fabrik
Alg. Kunſtzide Unie
A.E. G.
AndregeNoris Zahn
Aſchaffbg. Brauerei
„ Zellſtoff
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg, J.P.
Berl. Kraſt u. Licht
Buderus Eiſen...
Eement Heidelberg
Larlſtadt
91.75
96
91.5
90.25
79.75
80
119.75
13
13
11.75
4.9
53
53
102
62
29.25
107
104
69
126
88l.
118.5
134
ie
Ehem Werke Abert
Chade A.=C).....
Contin. Gummiw.
Contin.=Linoleum
Daimler=Benz....!
Dt. Atl. Telegr. ..
„ Erdöl
Dt. Gold= u. Silber
ſcheide=Anſtalt.
Linoleum.
Dortm. Ritterbräu
Dyckerhoffé Widm
Eichbaum=Werger
Elektr. Lieferg.=Geſ
Licht u. Kraft
Eſchwe. Bergwerk.
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
Fahr, Gebrüder..
J. G. Farbeninduſtr. 144
Feinmech. (Fetter)
Felt & Guillegume
Frankfurter Hof.
Gelſenkirch. Bergw.
Geſ.felektr. Untern.
Goldſchmidt Th.
Gritzner=Kahſer... 31.25
Grün & Bilfinger ./=
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerke. Füſſen
Harpenerd ergbau.
Henninger, Kempfl
HilbertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hochtief Eſſen....!
Holzmann, Phil.
3lſe. Bergb. Stamm
„ „ Genüſſel
1134
85
203.25
133
So).
124
110.75
219.25
61‟,
86
99.25
91
101.25
120.5
280
53
60
112
57.75
28.25
65
111.
93.25
240
105.75
110
48.25
116.5
83.5
125.75
Ve
Kali Chemie ....
„ Aſchersleben.
Klein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke ..."
Knorr C. H... . ..
Konſerven Braun.
Lahmeyer & Co. ..
Laurahütte ...
Lech, Augsburg..
Löwenbr. Münch.
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz Akt.=Br.
Mannesm.=Röhren
Mansfeld. Bergb.
Metallgeſ. Frankf.
Miag, Mühlenbau
Moenus. .....
MotorenDarmſtadt
Neckarwerk Eßling.
Oberbedarf ....."
Park=u. Bürgerbräu
Phönix Bergbau.
Rh. Braunkohlen.
„ Elektr. Stam:
Stahlwerke .
Riebeck Montan. .
Roeder, Gebr.
Rütgerswerke.
Salzdetfurth Kali.
Salzw. Heilbronn: /.
Schöfferhof=Bind.
Schramm, Lackfbr
Schuckert, Elektr.
Schwartz, Storchen
Siemens & Halske
Reinigerwerke
Südd. Zucker=A. G.
Thür. Liefer.=Geſ..).
Re
69.5
77.75
198
52.5
124.75
21.25
89.55
239
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52.5
192
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Mueee
Ver. Stahlwerke ..
Ver. Ultramarin.
Voigt & Haeffner
Weſtdt.e Kaufhof
Weſteregeln Kali
Zellſtoff Waldhof.
Allg. Dt. Creditanſt.
Badiſche Bank.
Bk. f. Brauinduſtr.
Baher, Hyp. u. W.
Berl. Handelsgeſ.
Hhpothekbk.
Comm. u. Privatbk.
Dt. Bank u. Disc.
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdner Bank.
Frankf. Bank...
Hyp.=Banl
Mein. Hyp.=Bank.
Pfälz. Hyp.=Bank.
Reichsbank=Ant.
Rhein. Hyp.=Ban=
Südd. Bod.=Cr.Bk.
Württb. Notenban
A.=G. f. Verkehrsw.
Alg. Lokalb. Kraftw
720 Dt. Reichsb. Vzgl;
Hapag.
Nordd. Llohyd.
Südd. Eiſenb.=Geſ.
Alianz= u. Stuttg.
Verſicherung . ./202
„ Verein. Verſ. 216
Frankona Rück=u. M114
Mannh. Verſich.
Otavi Minen
13.75
Schantung Handelsl 55
437,
135
B=
S0Jl.
SuI.
116.5
72.5
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118
70.5
25.5
79.5
90.5
77.75
76.75
147.5
108.5
60
100
81.5
123
112:
25.75
Mitwoch, 3. Dktober 1994
Darmſtädter Tagblatt / Heſſche Neueſte Nachrichten
Nr. 273 — Seite 12
Lange Jahre hat der
es mit ſeiner Kraft gegen jede Konkurrenz aufgenommen. Dann
Ozeanrieſe
kommt der Tag, wo er zum alten Eiſen zu gehören ſcheint, weil er zu
teuer arbeitet und auch in der Geſchwindigkeit nicht mehr mitkommt. Es gab eine Zeit, wo man
den übriggebliebenen Wert zerſchlagen hätte. Die Zeit des Aufbruchs hat den beſſeren Weg gefunden,
ihn nutzbar zu machen. Durch „Vorſchuhen” kann man zugleich die Geſchwindigkeit erhöhen, für eine
große Zahl Paſſagiere Raum gewinnen und obendrein an Brennſtoff ſparen.
Mit ſolch einem Schiff iſt die deutſche Wirtſchaft zu vergleichen. Es kommt ſetzt darauf
an, Hilfskräfte zu finden und Erfindungskraft und geiſt einzuſetzen, damit alles ausgenutzt wird.
Der neue Staat hat ſchon viel getan. Er zeigt den Weg. Aber es bleibt für jeden einzelnen zur
Erfüllung ſeiner Pflicht genug zu tun übrig. Für den Kaufmann und Fabrikanten im beſonderen
heißt es, nicht nur Ware zu erzeugen, ſondern auch dafür zu ſorgen, daß ſie ihren Weg zum Käufer
findet. Kunden ſebendig machen — werben —, das iſt für ihn die Loſung des Tages!
Und der Erfahrene unter ihnen vertraut ſeine Werbung dem bewährten Helfer an. Er wählt
die Anzeige in der Tageszeitung. Sſe kommt in ſedes Haus, in jede Familie. Sie iſt die
Brücke zwiſchen Käufer und Verkäufer. Sie hilft zu ihrem Teil mit, den notwendigen Blutumlauf
der deutſchen Wirtſchaft zu erhöhen und ſie wieder ſo kraftvoll zu machen, daß ſie jedem Anſturm
gewachſen iſt; und wenn ein Werbemittel dazu hilft, dann iſt es die Zeitungsanzeige. Wirklich:
Zeitungsanzeigen helfen kaufen und verkaufen!
Seite 14 — Nr. 273
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 3. Oktober 1934
GROSSES HAUS
Mittwoch, den 3. Otober 1934
Hptm. B 3. Vorſt 19.30 geg 23
Egmont
Ein Trauerſpiel von Goethe
Muſik von Beethoven.
Spielleitung: Everth.
Muſikaliſche Leitung: Friderich
Bühnenbuld: Fritzſche.
Hauptrollen: Lembach,
Poelzig, Lohkamp, Ziſtig,
Stee=
gen. Baumeiſter, Trumpp,
Gothe, Stelzer, Verden,
Link=
mann, Gaugl
Preiſe: 0.50—4.50
Heute u. Tolzendle Tage
Nur noch wenige Tage
Heute Mittwoch Premiere!
Ein Großfilm der Terra.
Der weltberühmte Tenor
Louis Graveur
mit seiner herrlichen
Stimme spielt die
Haupt-
rolle in seinem neuesten
Film:
Nach dem gleſchnamigen Roman der Berliner Illuſtrierten von Georg von der Pring.
Finkenneſt=
Krach um
Jolanthe
Ein Film voll derbem
Humor, mit spannender
Handlg., vollurwüchsiger
Komik und derber
Sinn-
lichkeit.
Darsteller:
Marianne Hoppe
Olaf Bach
Marieluise G audius
Albert Lieven usw.
Jugendliche Zutritt.
Beginn: 5.45, 6.00, 8.20 Uhr.
Eliſabethenſtraße 23
wieder eröffnet
289a)
Heinrich Weinmann
Polster u. Tapezierer
empfiehlt ſich in allen
vorkom=
menden Arbeiten. Gute Arbeit
zu jeder Zeit zugeſichert.
An=
gemeſſene Preiſe.
Heinrich Weinmann
Mur Bessungerstr. 15pt. Mur
Ein fröhlicher Sängerfilm
mit Gamilla Horn, Heinz
Rühmann,AdeleSandrock
Theo Lingen u. v. a.
Nicht für Jugendliche!
Beginn: 5.45, 6.00, 8.20 Uhr.
Eintritt
frei!
Pul
10376
Heute abend
ab 8 Uhr
Markt 4 Tel. 641 Ludwigſtr. 18
Empfehle
Neues Delikateß=Filderkraut
m. Weingeſchmack Pfd. 209
Neue Salzheringe 10 St. 45.5
Große Matjesfilet Stück 15.5
Neue Kronſardinen ¼Pf. 20.5
Rollmops in Remoulade Stück 15.S
Appetithappen i. Mayonn. ½ Pf. 25.5
Ia Fleiſchſalat . . ¼ Pfd. 285
Ia Heringsſalat ¼½ Pfd. 25.9
Geräuch. Spickaal ¼ Pfd. 805
Bundaale . . 2 Stück nur 85.5
10091a
OFEN-GOBEL
leder lacht über solche
Figur. Genau so lacht man
über die Großmäuligen. Es
gibt Leute, die den Mund
nicht voll genug nehmen
können.- Auch
beiFahrrad-
angeboten! Wenn man
sof-
chen Sachen auf den Grund
geht, dann entdeckt man
stets irgend einen
Pferde-
fuß — und lacht darüber
oder ärgert sich. (9197a
Wer Enttäuschungen
ver-
meiden will, der kauft sein
Fahrrad in bester Oualität,
zu niedrigem Preis gegen
angenehme Raten bei
Rheinstraße 31
bietet Ihnen
reiche Auswahl
neuester Ofenmodelle
Fachmännische Beratung
7275a
(Ein Mädchen reitet gegen Napoleon)
Johanna Zuerſſen ſtürzt ſich in die Abenteuer des Krieges
und folgt als ſchwarzer Jäger Johanna ihrem Geliebten,
Major Korfes, der als Führer des ſchwarzen Freikorps
die Erhebung gegen Napoleon leitet.
Spiel und Gegenſpiel dieſes gewaltigen Films wird getragen
von 3 Geſtalten beſter Schauſpieler:
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dem Heldenmädchen Johanna Luerſſen: Marianne Hoppe
dem großen Patrioten Major Kortes: Paul Hartmann
dem Spion Napoleons Dr. Froſt: Gustaf Gründgens
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Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve.
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für den Schlußdienſt: Andreas
Bauer; für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Sport: Karl
Böhmann=
für „Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild u. Wort: Dr. Herbert Nette; für den
Anzeigenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle, ſämtlich in Darmſtadt=
D. A. VIIT 34. 22415. Druck und Verlag: L. C. Wirtich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen
Sprechſtunden der Redaktion: Vormittags 12—1 Uhr. nachmittags 6—7 Uhr.
Beginn: 3.45, 6.00 und 8 20 Uhr.
Jugendliche haben Zutritt.
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