Einzelnummer 10 Pfennige
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 256
Freitag, den 15. September 1933. 196. Jahrgang
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wie Krieg, Aufruhr, Streit uſw., erliſcht jede
Verpſlich=
tung auf Erfüllung der Anzeigenaufräge und Leiſtung
von Schadenerſatz. Bel Konkurt oder gerſchtlicher
Bel=
treibung ſällt ſeder Rabait weg. Banktonto Deutſche
Bank und Darmſtädter und Nationalbank.
Scwleligtenen dei Putfſet Botlonfereng.
Noch keine Einheitsfronk der Franzoſen, Engländer und Amerikaner für die Abräſtungskonferenz.
Ein Vorſtoß der ikalieniſchen Regierung für deutſche Gleichberechtigung. — Außenminiſter von Neurath
führt die deutſche delegakion in Genſ.
der auf der Tagesordnung ſtehenden Fragen als wegen der Aus=
Ain Ruftangstomtrotte 1. Samtilonen. ſprachen unter den führenden Staatsmännern von ausſchlag=
Der Aufmarſch für die Genfer Abrüſtungskonferenz hat ſich,
das darf man wohl als Niederſchlag der verſchiedenen
Preſſe=
äußerungen feſtſtellen, nicht nach dem Wunſche der Franzoſen
entwickelt. Sie hatten in den letzten Wochen den Mund etwas
voll genommen und als ſelbſtverſtändlich angekündigt, daß die
Bildung einer engliſch=amerikaniſch=franzöſiſchen Einheitsfront,
währſcheinlich ſogar unter Hinzuziehung Italien, gegen
Deutſch=
land zuſtandekommen würde.
Heute ſtellt ſich heraus, daß die Dinge noch nicht entfernt
ſo weit ſind, daß im Gegenteil ſogar die anderen Staaten von
der ihnen angedichteten Bundesfreundſchaft keineswegs entzückt
ſind. Deshalb iſt in der Form wenigſtens die urſprünglich in
Ausſicht genommene Pariſer Vorkonferenz ins Waſſer gefallen.
Der engliſche Außenminiſter Simon fliegt von London
direkt nach Genf, ohne Paris zu berühren,
und überläßt es ſeinem Sachverſtändigen, Staatsſekretär Eden,
die Beſprechungen mit den Franzoſen weiterzuführen.
Norman Davis aber vermeidet es peinlich, gleichzeitig
mit dem engliſchen Staatsſekretär nach Paris zu kommen. Er
bleibt vielmehr in London bis der Engländer wieder
zurück=
gekehrt iſt. Erſt dann will Norman Davis mit den Franzoſen
ſprechen. Er hält vorherhand wenigſtens noch an ſeinem Plan
feſt, auch in Rom und Berlin noch vorzuſprechen.
Wenn allerdings jetzt die franzöſiſche Preſſe Schwarz in
Schwarz macht und Pertinax ſich plötzlich peſſimiſtiſch äußert,
wenn ſogar ſchon davon geſprochen wird, daß die Gegenſätze
kaum überbrückbar ſeien, ſo iſt das vielleicht nur der
Pendel=
ſchlag nach der anderen Seite. Die Franzoſen ſind eben zu weit
vorgepreſcht und ſuchen jetzt nach einer vernünftigen
Rückzugs=
linie, aber ſie haben den Kampf deswegen noch keineswegs
auf=
gegeben, ſondern glauben immer noch an ſehr ernſthafte
Möglich=
keiten.
Vorläufig ſteht auch nur feſt, daß im engliſchen Kabinett
Be=
denken gegen eine hundertprozentige Löſung im franzöſiſchen
Sinne geltend gemacht worden ſind und daß
die Regierungen von Waſhington, London und Rom zu
erkennen gegeben haben, daß der Grundſatz der
Gleich=
berechtigung nicht in Vergeſſenheit geraten darf und
in=
folgedeſſen eine Konvention, die ſich nur gegen
Deutſch=
land richtet, für ſie untragbar ſei.
Aber in dieſen allgemeinen Formulierungen iſt immer noch
Raum genug für ein ſehr weitgehendes Entgegenkommen
gegen=
über den Franzoſen.
Wenn wir die Dinge richtig ſehen, ſo iſt England bereit, das
Zugeſtändnis einer internationalen Kontrolle der Rüſtungen
unter Einſchluß einer Probezeit für Deutſchland mitzumachen,
und auch die Vereinigten Staaten werden darüber mit ſich reden
laſſen. Wie ſich aber dieſe Kontrolle geſtalten ſoll, wie lange die
Probezeit dauert und was geſchehen ſoll, wenn etwa nach den
franzöſiſchen Wünſchen die Kontrolle deutſche Verfehlungen
er=
geben würde, das iſt alles noch offen, insbeſondere die Frage der
von den Franzoſen gewünſchten Sanktionen. Für Frankreich hat
ja das Experiment nur Sinn, wenn an ſeinem Ende die
Mög=
lichkeit von Sanktionen ſteht, und dazu muß die Art der
Kon=
trolle von vornherein genau beſtimmt ſein. Die entſcheidende
Schwierigkeit liegt darüber hinaus darin, daß England und die
Vereinigten Staaten das Zugeſtändnis dieſer Kontrolle nicht ins
Blaue hinein machen wollen, ſondern dafür ſehr weitgehende
Zu=
ſicherungen von den Franzoſen über eine poſitive Abrüſtung
ver=
langen, und zwar Zugeſtändniſſe, die jetzt bereits genau
feſt=
gelegt werden ſollen. Das wollen die Franzoſen aber gerade
ver=
meiden.
Dieſe Streitfrage dürfte im Augenblick den Mittelpunkt des
Meinungsaustauſches bilden, der zwiſchen Paris und London
hin und her geht.
Dazu kommt noch, daß
die Italiener ſich eingeſchaltet
haben. Nach franzöſiſchen Quellen lehnen ſie
Sanktions=
maßnahmen in irgendwelcher Form ab und ſollen
auch den praktiſchen Vorſchlag gemacht haben, daß
Deutſch=
lands Gleichberechtigung anerkannt wird durch
die Erlaubnis, Muſtertypen aller Waffen, die
uns bisher der Verſailler Vertrag verbot, zu
unterhalten. Wohl verſtanden: das iſt die franzöſiſche
Les=
art — wie ſie auch Pertinax im „Daily Telegraph” mitteilt —,
die vermutlich die italieniſchen Wünſche auf das möglichſte
ver=
kleinert. Denn wir können uns nicht denken, daß Italien nur
von Muſtertypen geſprochen hat, nehmen vielmehr an, daß die
tatſächlichen Vorſchläge Italiens darüber
hin=
ausgehen, wozu aber Frankreich ſich noch nicht geäußert hat.
Wir können alſo jedenfalls nach der negativen Seite
feſt=
ſtellen, daß die Einheitsfront gegen Deutſchland, wie ſie die
Franzoſen erhofft hatten, einſtweilen noch nicht gebildet iſt, und
daß die Bemühungen zur Bildung einer ſolchen Front auch noch
ſehr weit vom Ziel entfernt ſind. Ausſichtslos ſind ſie allerdings
nicht, woraus ſich ergibt, daß die deutſche Diplomatie ſtändig
auf dem Poſten ſein muß.
Deshalb iſt es gut, daß
das Reichskabinett den Reichsaußenminiſter v. Neurath
mit der Führung unſerer Genfer Delegation betraut
hat, weil jetzt in Genf vermutlich ſehr intenſiv hinter den
Ku=
liſſen verhandelt wird. Man darf aus der Genfer Reiſe des
Außenminiſters ſchließen, daß auch das Reichskabinett der
Mei=
nung iſt, die Genfer Beratungen würden wicht ſa ſehr wegen
gebender Bedeutung ſein. Da insbeſondere der engliſche
Außen=
miniſter Sir John Simon anweſend ſein wird, iſt die
Möglich=
keit zu mündlichen Ausſprachen durchaus gegeben, die ſchon
berück=
ſichtigen können, was aus den Pariſer Beſprechungen zwiſchen
England und Frankreich und den Bemühungen des Amerikaners
Norman Davis herausgeſprungen iſt. Von Bedeutung iſt, daß
auch Reichspropagandaminiſter Dr. Goebbels den
Reichs=
außenminiſter begleitet.
Das franzöſiſch=rufſiſche Zuſammenſpiel
Gerüchke üher eine „milikäriſche und wirkſchaftliche
Enkenke‟.
* Berlin, 14. Sept. (Priv.=Tel.)
In der franzöſiſchen Preſſe finden ſich nach wie vor
ſenſatio=
nell aufgemachte Mitteilungen über den Stand der
franzöſiſch=
ruſſiſchen Verhandlungen. Das Neueſte auf dieſem Gebiet iſt die
angebliche „Fertigſtellung eines Entwurfes für eine militäriſche
und wirtſchaftliche Entente zwiſchen Frankreich und Rußland”.
Alle Behauptungen, die die Franzoſen in den letzten Wochen
über die Zurückzahlung der Vorkriegsſchulden und über die
Neu=
regelung des Warenaustauſches, mit den Sowjets in die Welt
geſetzt hatten, haben ſich nicht bewahrheitet. Die Dinge liegen
tatſächlich noch immer ſo, daß die Beſprechungen aus ihrem
vor=
bereitenden Stadium noch nicht heraus ſind, und daß man ſowohl
in. Paris wie in Moskau zunächſt alle Kraft dareinſetzt, eine
einigermaßen günſtige Verhandlungsatmoſphäre zu ſchaffen. Es
läßt ſich allerdings nicht beſtreiten, daß die Franzoſen die Ruſſen
gern politiſch gegen uns einſetzen möchten. Aber in Frankreich
ſelbſt gehen die Meinungen über die Zweckmäßigkeit einer allzu
engen politiſchen Zuſammenarbeit mit den Sowjets doch ſehr weit
auseinander. Die vernünftigen Kreiſe laſſen ſich nicht irre
machen. Für ſie iſt die Sowjetunion die Machtbaſis des
Bol=
ſchewismus, der auch in Frankreich, feſten Fuß zu faſſen ſucht.
Hinzu kommt, daß die auf ihr Geld bedachten Franzoſen ſich ſehr
wohl überlegen werden, ob ſie jetzt irgendwelche wirtſchaftlichen
Abmachungen mit der Sowjetunion treffen ſollen, da alle Welt
weiß, daß Rußland in einer ſchweren Kriſe liegt, deren Ausgang
niemand vorausſagen kann.
Deutſcher Schrikt in London wegen des „
Inkernakio=
nalen Gerichkshofes über den Reichskagsbrand”
TU. London, 14. September.
Die Eröffnung des ſogenannten „Internationalen
Gerichts=
hofes über den Reichstagsbrand” iſt von einem diplomatiſchen
Schritt der Reichsregierung begleitet geweſen. Sie hat durch
ihren Geſchäftsträger in London bei dem engliſchen
Außen=
miniſterium angefragt, ob die Verhandlungen, die in den
Räu=
men der engliſchen Rechtsgeſellſchaft ſtattfinden, irgendwie einen
amtlichen Anſtrich haben. Die Nachfrage wurde mündlich
ge=
macht. Im engliſchen Außenminiſterium wurde daraufhin die
Verſicherung abgegeben, daß keinerlei amtliche Beziehungen zu
den zurzeit in London ſtattfindenden Verhandlungen beſtünden.
Die Verhandlungen” wurden durch eine „Eröffnungsrede‟
des engliſchen marxiſtiſchen Rechtsanwalts Sir Stafford Crips
eingeleitet. Er verſuchte zu begründen, daß die „Atmoſphäre‟
in Deutſchland es den Zeugen, die dem jetzigen Regime in
Deutſchland feindlich geſonnen ſeien, unmöglich mache, nach
Deutſchland zu gehen. Mit dieſer Behauptung verſuchte er die
Einſetzung des „Ausſchuſſes” außerhalb Deutſchlands zu
recht=
fertigen. Die Verhandlungen trügen in vollſtem Sinne des
Wor=
tes einen rein politiſchen Charakter.
Dazu verlautet, daß die engliſche Regierung auf
Veran=
laſſung des Berliner Auswärtigen Amtes darauf hingewieſen
wurde, daß die Abhaltung derartiger Veranſtaltungen mit
Dul=
dung der engliſchen Regierung auch eine gewiſſe Verantwortung
der Regierung in ſich ſchlöſſe. Gegenüber dieſem von dem
deutſchen Geſchäftsträger zur Sprache gebrachten Geſichtspunkt
wies das britiſche Auswärtige Amt auf die Tatſache hin, daß
der engliſchen Regierung keine Handhabe durch die Geſetzgebung
dafür gegeben ſei, private Veranſtaltungen dieſer Art zu
beein=
fluſſen oder zu unterdrücken.
Die Angeklagken im Reichskagsbrand=Prozeß.
Leipzig, 14. September.
Nunmehr liegt der amtliche Terminzettel in dem Prozeß
gegen die Reichstagsbrandſtifter vor. Die Verhandlung iſt auf
Donnerstag, 21. September, 9 Uhr, im Hauptſitzungsſaal des
Reichsgerichtes vor dem Vierten Strafſenat feſtgeſetzt. Die Namen
der fünf Angeklagten lauten: Marinus van der Lubbe, Maurer,
Ernſt Torgler, Georgi Dimitroff, Schriftſteller, geboren in
Rado=
mir (Bulgarien), Popoff, Student, geboren in Drjan bei Sofia,
Waſſil Taneff, Schuhmacher, geboren in Gevgeli (Mazedonien).
Die Anklage lautet auf Hochverrat und andere Verbrechen.
Im Laufe der Beweisaufnahme dürften im Berliner Abſchnitt
des Prozeſſes etwa 120 Zeugen vernommen werden, nachdem in
der Vorunterſuchung 500 Zeugen gehört worden ſind. Von den
Angeklagten beſitzt lediglich Torgler die deutſche
Staatsangehörig=
keit. Der Hauptangeklagte van der Lubbe iſt Holländer, während
die übrigen Angeklagten Iulgnviſche Stnntznnshürige ſind.
* Der 18. Sepkember.
Beitskanz um die Abrüſtung. — Die angelſächſiſche
Unbekannke. — Herriol und Daladier.
Von unſerm A=Korreſpondenten.
Paris, 13. September 1933.
Die Spannung wegen des Schickſals der
Abrüſtungskon=
ferenz iſt in Paris wieder einmal im Wachſen begriffen — ſoll
doch am 18. September die große Vorbeſprechung zwiſchen den
Engländern, Franzoſen und Amerikanern ſtattfinden, auf der
ſich entſcheiden ſoll, was bei Wiederzuſammentritt der
Ab=
rüſtungskonferenz zu erfolgen hat. Mit ängſtlicher, um nicht zu
ſagen hyſteriſcher Aufmerkſamkeit, wird daher jetzt bereits die
Reiſe des amerikaniſchen Abrüſtungsdelegierten Norman Davis
in Paris verfolgt und aus Aeußerungen, die dieſer gemacht,
oder richtiger meiſt nicht gemacht hat, werden dann alle
mög=
lichen Schlüſſe gezogen. Alle Augenblicke taucht in der
Preſſe eine neue Verſion über dieſe Abſichten
auf, die wieder einmal von „beſtunterrichteter
Seite” oder von authentiſcher Quelle” ſtammt—
und prompt nach ihrem Erſcheinen dementiert,
und als gänzlich den Tatſachen vorauseilend
bezeichnet wird. Aehnlich geht es mit der Wiedergabe von
Anſichten engliſcher Kabinettsmitglieder, wobei allerdings
deut=
lich zu ſpüren iſt, daß man ſich ſehr viel mehr für die Anſichten
von Norman Davis intereſſiert, wohl weil man in Paris auf
ihn die größere Hoffnung für die Durchſetzung des franzöſiſchen
Standpunktes ſetzt.
Warum man in Paris dieſer Anſicht iſt, liegt auf der Hand.
Der Amerikaner Davis iſt bekannt für ſeine faſt einſeitige
Fran=
zoſenfreundlichkeit, und hat ſchon mehr als einmal Proben
die=
ſer Geſinnung abgelegt. Zwar hat er die Franzoſen andererſeits
wieder bei anderen Gelegenheit enttäuſcht, er kann aber, ſo meint
man trotzdem in Paris immer noch in die franzöſiche Rechnung
eingeſetzt werden, weil er aus Erfahrung wiſſen dürfte, wie
ſtark die franzöſiſche Stellung in Genf iſt. Auch
glaubt man, daß Frankreich den Amerikanern gegenüber ſchon
deshalb eine beſonders günſtige Stellung hat, weil es ja
jeder=
zeit durch ein Nachgeben in der Schuldenfrage — derartige
Gerüchte ſind ſchon lanciert worden — ein befonders
freund=
ſchaftliches Verhältnis mit den Amerikanern herbeiführen könnte.
Und da die Stellung Norman Davis angeblich
nach franzöſiſcher Anſicht nicht befonders ſtark
iſt, hofft man, ihn beſonders leicht für einen
„Kompromiß” zwiſchen dem franzöſiſchen und
dem amerikaniſchen Standpunkt gewinnen zu
können. Um ſo mehr als ja Amerika an Einzelheiten der
künftigen Abrüſtungslöſung nur wenig intereſſiert iſt, und
ins=
beſondere auf dem Gebiete der Landesheere ſo gut wie
gleich=
gültig iſt.
Störend wird es in dieſem Zuſammenhange
nur empfunden, daß die Amerikaner ſich nicht
ſo ohne weiteres von den Engländern löſen
laſſen, mit denen ſie bisher ſehr eng
zuſammen=
gearbeitet haben. Dieſe enge Zuſammenarbeit zwiſchen
USA. und England ſcheint auch diesmal wieder bevorzuſtehen.
Norman Davis iſt zweifellos nicht umſonſt zunächſt einmal nach
England gefahren. Die Engländer — darüber gibt ſich die
Pariſer Preſſe keinen Illuſionen hin — ſind jedoch weit davon
entfernt, ſich völlig auf den franzöſiſchen Standpunkt zu ſtellen.
Daß die Engländer nicht auf dem deutſchen Standpunkt ſtehen,
iſt nun zwar eine Selbſtverſtändlichkeit, aber ſie ſtehen eben
auch nicht auf dem franzöſiſchen, ſo daß es beträchtliche
Schwie=
rigkeiten zu überwinden gilt, bevor auch nur eine gemeinſame
Linie des Vorgehens zwiſchen den einzelnen Ländern gefunden
iſt. Bezeichnend genug iſt ja, daß die Franzoſen zu den Parier
Beſprechungen nicht einmal die Italiener eingeladen haben, für
jeden objektiven Beobachter der Beweis, wie wenig die
fran=
zöſifche Diplomatie bisher ſich eine Zuſtimmung der Engländer
zu ihren Plänen zu ſichern gewußt hat.
Um es deutlicher zu ſagen: Es iſt zwar richtig, daß
die Engländer gegen den Grundſatz der
inter=
nationalen Kontrolle nichts einzuwenden
haben — esiſtaber nachwie vor eine ganz andere
Frage, ob ſie auch mit der Form der Kontrolle
einverſtanden ſind, die von den Franzoſen
vor=
geſchlagen wird. Die Franzoſen möchten eine
inter=
nationale Kontrollkommiſſion des Völkerbundes, die womöglich
mit Stimmenmehrheit beſchließen kann, Kontrollen vorzunehmen,
die ſchon mehr Inveſtigationen gleichkommen, möchten weiter,
daß dieſe Einrichtung erſt einmal praktiſch „erprobt” wird, etwa
zwei Jahre lang, und daß danach erſt entſchieden werden ſoll, ob
der engliſche Abrüſtungsplan nun auch in die Wirklichkeit
um=
geſetzt wird. Die Engländer beſtehen hingegen anſcheinend auf
dem Grundſatz der Einſtimmigkeit bei Kontrollbeſchlüſſen, wollen
die Rechte der Kommiſſion ſtark beſchnitten wiſſen, wollen vor
allem die ſofortige Inkraftſetzung und Annahme ihres Planes,
keine Probezeit, und darüber hinaus noch effektive
Zugeſtänd=
niſſe der Franzoſen in der Frage der Materialabrüſtung, ohne
die weder Italien noch Deutſchland für die zweite Leſung des
engliſchen Planes zu haben ſein werden. Das ſind nicht nur
grundſätzliche, ſondern überhaupt prinzipielle Gegenſätze — die
Engländer halten mit diefen Forderungen an der effektiven
Ab=
rüſtung feſt, während Frankreich ſie nach wie vor zu umgehen
trachtet.
Gewiß iſt es nun aber möglich, daß die Engländer vielleicht
doch geneigt ſind, auf die franzöſiſchen Pläne einzugehen, dann
nämlich, wenn ſie überzeugt ſind, daß die franzöſiſchen Pläne,
wenn nicht von Italien, ſo doch von Deutſchland abgelehnt
werden, ſo daß die Abrüſtungskonferenz auf alle Fälle ſcheitert.
D. h. alſo, die Franzoſen ſpekulieren mit ihrer
ganzen Rechnung darauf, daß es gelingt, die
Engländer von der völligen Ausſichtsloſigkeit
der Abrüſtungsverhandlungen zu überzeugen,
und ihnen zu beweiſen, daß es keine Einigung
mit Deutſchland und Italien gibt; wobei
ſelbſt=
verſtändlich das Schwergewicht der Argumentation auf
Deutſch=
land liegt, das man ja aus dieſem Grunde ſeit langem und
mit Konſequenz immer wieder verdächtigt, es rüſte bereits
heim=
lich auf und beabſichtige, die Wrüſtungskonferenz zum Scheitem
Seite 2 — Nr. 256
zu bringen, wolle aber nur noch Zeit gewinnen. Für dieſe
An=
ſicht haben die Franzoſen in England bereits einige
Bundes=
genoſſen gewonnen, ſo z. B. die engliſchen Liberalen und
Churchill — aber eben nicht das engliſche Kabinett, das
anſchei=
nend durchaus der Anſicht iſt, daß ein Eingehen auf das
fran=
zöſiſche Spiel viel gefährlicher iſt, als ein Beharren auf dem
engliſchen. Und das im übrigen der Anſicht ſein dürfte, daß
auch bei einem Eingehen auf die franzöſiſchen Pläne die
Eng=
länder keine Urſache haben, von ihren berechtigten grundſätzlichen
Forderungen herunterzugehen! Ein Nachgeben Frankreich
gegen=
über würde ja die engliſche Stellung dem ganzen Kontinent
gegenüber ſchwächen .. ."
In Paris ſcheint man daher auf einen Dreh verfallen zu
ſein, der angeſichts dieſer Lage verſtändlich, aber auch ſo
durch=
ſichtig iſt, daß man über ſeine Naivität erſtaunt ſein muß.
Man glaubtnämlich, eine „allgemeinepolitiſche
Lage Europas” konſtruieren zu können, „die
eine Abrüſtung nicht zulaſſe”, und hofft, das an
Hand der Saarfrage, der öſterreichiſchen Frage,
der Minderheitenfrage uſw demonſtrieren zu
können! Kann denn Europa abrüſten, ſo glaubt man in
Paris fragen zu können, wenn „ſolche Gefahren” drohen, So
kindlich dieſe Dinge in unſeren Ohren klingen mögen, ſo dürfen
wir nicht vergeſſen, daß die franzöſiſche Propaganda in dieſem
Sinne geſchickt gearbeitet hat. Beſonders in England und
Amerika, wo man aus der öſterreichiſchen Frage einen Elefanten
zu machen verſucht. Vielleicht, ſo ſagt man ſich in Paris, glückt
es, den Amerikaner zu überzeugen, und den Engländer zu
be=
eindrucken, wenn alle anderen Stricke reißen! —
Daß man ſich ſoviel um die Sorge der anderen bekümmert,
bedeutet noch nicht, daß man ſelbſt keine hätte. Es fehlt nicht an
finanz= und innenpolitiſche Schwierigkeiten. Und die Ereigniſſe
ſcheinen die Entwicklung noch zu beſchleunigen. Durch den Tod
des Marineminiſters Leygues iſt in dem Kabinett Daladier eine
Lücke geriſſen, die vor dem Zuſammentritt der Kammer nicht
endgültig beſeitigt werden kann. Und zwar nicht nur wegen der
politiſchen Perſönlichkeit des Verſtorbenen, ſondern auch weil
das mühſam ausgeklügelte Gleichgewicht des Kabinetts Daladier
ſo leicht nicht wieder herzuſtellen iſt. Das Portefeuille der
Kriegsmarine iſt ſehr wichtig, ſchon weil — Abrüſtungskonferenz
in allen Ehren — große Schiffbauten bevorſtehen. Wird
Sar=
raut, der Kolonialminiſter das Miniſterium endgültig
überneh=
men, dann wird das Kolonialminiſterium frei, dem jetzt auch
eine beſondere Bedeutung zukommt. An proviſoriſchen Löſungen
mangelt es nicht. Aber, es verlautet, daß nach dem
Zuſam=
mentritt der Kammer es zu einer Neugeſtaltung
des Kabinetts kommen wird. Und zwar in dem
Sinne — und das iſt gerade das Intereſſante
an dem Gerede — daß Herriots Einfluß auf das
Kabinett abnehmen, oder wenn man will
wei=
ter abnehmen wird. An ſeiner Stelle könnte Caillaux
Einfluß noch weiter zunehmen. Und Daladier würde rechts
An=
ſchluß ſuchen. Vielleicht wird dann die außenpolitiſche Führung
wieder eine klarere Linie bekommen, aber keine erfreuliche. Wie
jetzt die Dinge ſtehen, iſt die Zerfahrenheit ziemlich groß und
man läßt Widerſprüche beſtehen und hält Fiktionen aufrecht, die
von den Ereigniſſen bereits widerlegt worden ſind. Anfang
Oktober wird ein Kongreß der Regierungspartei, der Radikalen,
tagen. Es iſt nicht wahrſcheinlich, daß er ſo ſenſationell ſein
wird, wie der der Sozialiſten, aber er könnte einen Rückſchlag
bringen und wieder die Richtung Herriots in Vordergrunv
ſtellen.
(NS.=Funk) Haag, 14. September.
Zur Reorganifation der holländiſchen Wehrmacht in Holland
und Niederländiſch Indien iſt durch den Kolonialminiſter und
dem Miniſter für Landesverteidigung eine Staatskommiſſion
eingeſetzt worden. Die Reorganiſation bezweckt, Erſparniſſe, die
insgeſamt mindeſtens 25 Millionen Gulden betragen ſollen und
zwar ſoll die Reorganiſation in der Weiſe erfolgen, daß die
Schlagfertigkeit der Wehrmacht nicht beeinträchtigt wird und
die Haushaltsausgabe zweckmäßiger als bisher zwiſchen Holland
und Niederländiſch Indien verteilt werden.
Koki Hiroka japaniſcher Außenminiſſer.
WTB. Tokio, 14. September.
Koki Hirota, der ehemalige japaniſche Botſchafter in Moskau,
wurde zum Außenminiſter ernannt. Gleichzeitig wird amtlich
bekanntgegeben, daß der bisherige Außenminiſter Utſchida wegen
ſeines ſchlechten Geſundheitszuſtandes von ſeinem Amt
zurückge=
treten iſt. Gerüchtweiſe verlautet aber, daß zwiſchen Utſchida und
einer „ſehr hohen Stelle” Meinungsverſchiedenheiten über die
japaniſche Außenpolitik beſtänden.
Reichskanzler Adolf Hitler beſuchte am Donnerstag die
im Solinger Krankenhaus liegenden, bei dem ſchweren Unglück
verletzten SA.=Männer und wünſchte ihnen baldige Geneſung.
Die Anhaltiſche Regierung hat aus den Erfahrungen beim
Saale=Bergrutſch bei der Reichsregierung die Einrichtung eines
allgemeinen Kataſtrophendienſtes in allen Ländern angeregt.
Vor=
ausſichtlich dürften die Arbeitsdienſtwilligen für den
Naturkata=
ſtrophendienſt in Frage kommen.
Der Verein deutſcher Zeitungsverleger hat für das von der
Reichsregierung geführte Winterhilfswerk 50 000 RM. geſtiftet.
Das Präſidium des Vereins wird alsbald zu der Frage Stellung
nehmen, in welcher Weiſe die deutſchen Zeitungsverleger ihre
Blätter im Dienſt des Winterkampfes gegen Hunger und Kälte
einſetzen, um auch ihrerſeits zu einem großmöglichſten Erfolg
bei=
zutragen.
Die Reichsrundfunkgeſellſchaft m. b. H. zeichnete für den
Kampf gegen Hunger und Kälte 50 000 RM.
Der Großinduſtrielle Dr. Robert Boſch und die Robert Boſch
A. G. haben zuſammen für das Winterhilfswerk den Betrag von
75 000 RM. als Spende angezeigt.
Sämtliche Dienſtſtellen der Deutſchen Arbeitsfront und der
P. O. haben am Beiſetzungstage Reinhold Muchows.
Samstag, den 16. d. M., um 12 Uhr. auf zwei Minuten den Dienſt
zu unterbrechen und des verunglückten Kameraden zu gedenken.
Reichsminiſter Darré vollzieht den erſten Spakenſtich
zur
Friedrichsſtadt, 14. September.
Reichsminiſter Darré traf heute nachmittag in Begleitung
des Staatsſekretärs Willikens in Friedrichsſtadt ein,
Oberpräſi=
dent Lohſe begrüßte den Reichsminiſter mit einer Anſprache,
in der er darauf hinwies, daß das ſtets hart umkämpfte
Schles=
wig=Holftein ſchon jahrelang auf die Durchführung des Planes
der Eiderabdämmung warte. Es habe erſt die
nationalſozia=
liſtiſche Regierung und der Führer Adolf Hitler kommen müſſen,
um dieſes große Werk zu vollenden.
Reichsminiſter Darré führte u. a. aus: Die
nationalſozia=
liſtiſche Regierung hat in voller Würdigung der hier der Nation
geſtellten verantwortungsſchweren Aufgabe einen der
bedeu=
tungsvollſten Frontabſchnitte der gewaltigen Arbeitsſchlacht des
deutſchen Volkes in das meerumwundene Schleswig=Holſtein
gelegt, um ein Werk zu beginnen, das ſich würdig an die
Melio=
rationstaten des großen Preußenkönigs Friedrichs anſchließen
wird. Die über 100 Km. weit ins Land hineinreichenden
ſtän=
digen Ueberſchwemmungen durch die Nordſeefluten ſollen künftig
verhindert werden. Im Winter und Frühjahr wurden 176 000
Morgen fruchtbaren Landes überflutet. Heute noch macht das
ganze Gebiet den Eindruck einer öden Fläche. Aber bald wird
unſer unbeugſamer Wille hier die Möglichkeit einer blühenden
Landwirtſchaft ſchaffen. Ein hoher Damm ſoll die ganze
Eider=
bucht gegen die Nordſee abſperren und in ſeinem Schutze ſollen
neue Bauernhöfe und Dörfer erblühen und die beiden
Landes=
teile Schleswig und Holſtein noch feſter ineinandergefügt werden.
Wir hoffen, daß bis zum Jahre 1936 das Werk endgültig
abge=
ſchloſſen ſein wird. Die auf ſechs bis ſieben Millionen RM.
veranſchlagten Koſten werden vom preußiſchen Staat getragen,
aber auch die Beteiligten ſelbſt werden das Ihrige dazu tun,
durch Entwäſſerungsanlagen, Umbruch und Düngung ein
frucht=
bares Kulturland zu ſchaffen. Die Koſten dieſer
meliorations=
techniſchen Einrichtungen werden etwa 10 Millionen RM.
er=
fordern. Schritt für Schritt wollen wir das Meer von unſerer
Küſte zurückdrängen und die „Pontiniſchen Sümpfe” der
deut=
ſchen Nordmark unſerer Heimat retten.
Reichsminiſter Darré vollzog dann den erſten Spatenſtich.
Aufhebung der Verordnung über Arbeitskammern
im Bergbau.
Berlin, 14. September.
Die Reichsregierung hat durch Geſetz vom 13. September die
Verordnung vom 8. Februar 1919 über die Errichtung von
Arbeitskammern im Bergbau aufgehoben.
Zur Errichkung des Werberakes.
CNB. Berlin, 14. September.
Zum Geſetz über die Vereinheitlichung der
Wirtſchaftswer=
bung erfahren wir noch ergänzend, daß die Frage des Zeitpunktes
der Errichtung des Werberates durch eine Verordnung geregelt
werden wird, die zuſammen mit dem Geſetz erlaſſen wird. Bis
dahin bleibt der bisherige Rechtszuſtand beſtehen.
WTB. London, 14. September.
Das deutſche Winterhilfswerk findet in der Londoner
Mor=
genpreſſe außerordentliche Beachtung. „Daily Expreß” ſpricht von
dem gewaltigſten Angriff auf Not und Elend, den Deutſchland und
die Welt je geſehen hätten, und ſagt, dieſes Programm ſei die
Antwort auf den ironiſchen Vorwurf, daß die nationalſozialiſtiſche
Regierung nur imſtande ſei, Maſſenkundgebungen und rieſige
Paraden zu veranſtalten.
Beſeitigung des „nakionalen Kitſches”
Nach Ablauf der zur Entfernung von Artikeln, deren
Ver=
trieb durch das Geſetz zum Schutz der nationalen Symbole
unter=
ſagt iſt, geſetzten Friſt wird laut einer in der NSK.
veröffent=
lichten Anordnung der Reichspropagandaleitung der NSDAP. ab
15. September ſchlagartig unter Mitwirkung der
Parteigenoſſen=
ſchaft mit der Beſeitigung dieſer unwürdigen Erſcheinungen
be=
gonnen.
Der Kanzler in Oeſchelbronn.
Karlsruhe, 14. September,
Von Karlsruhe aus fuhr der Reichskanzler mit ſeiner
Beglei=
tung und mit der badiſchen Regierung ſofort im Kraftwagen nach
dem am Sonntag abgebrannten Dorf Oeſchelbronn bei
Pforz=
heim. Die Durchfahrt in Pforzheim geſtaltete ſich zu einem wahren
Triumphzuge. Um 1.45 Uhr traf der Führer in Oeſchelbronn ein,
von einer rieſigen Menſchenmenge begrüßt, die aus der geſamten
Umgebung zu Rad, mit Autos uſw. zuſammengekommen war. Der
Kanzler beſichtigte dann mit ſeinem Gefolge die Brandſtätte.
Der Reichskanzler nahm hier die Gelegenheit wahr, dem
Bürgermeiſter ſein herzlichſtes Beileid für die vom Brandunglück
Betroffenen auszuſprechen. Außerdem ſicherte der Reichskanzler
auch die Hilfe des Reiches bei der Fürſorge und beim
Wieder=
aufbau des niedergebrannten Ortsteiles zu. Nach faſt
einſtün=
digem Aufenthalt verließ der Reichskanzler Oeſchelbronn.
Die Würde der Uniform iſt zu achken.
(NS.=Funk.) Berlin, 14. September.
Reichsminiſter Dr. Goebbels ſandte an die „Elegante Welt”
folgendes Schreiben: „In Ihrer Nr. 19 veröffentlichen Sie auf
der Außenſeite einen SS.=Mann zuſammen mit einer
Mode=
dame, die die jüngſte Herbſtkleidung trägt.
Ich mache darauf aufmerkſam, daß nicht nur eine ſolche
Zu=
ſammenſtellung, ſondern überhaupt Veröffentlichungen dieſer Art
in einem Modejournal gegen den heiligen Ernſt und die
hiſto=
riſche Würde einer Uniform verſtoßen die Zehntauſende von
Schwerverwundeten und mehr als dreihundert deutſche Männer
getragen haben, als ſie für die Wiederauferſtehung ihres
Vater=
landes in den Tod gegangen ſind.
Ich bin entſchloſſen, im Wiederholungsfalle gegen Zeitungen
und Zeitſchriften, denen es in dieſer Hinſicht des erforderlichen
Taktes ermangelt, geeignete Maßnahmen zu treffen.
gez.: Dr. Goebbels”.
Neuerliche Grenzverletzung
durch öſterreichiſche Polizeiflugzeuge.
CNB. München, 14. September.
Wie die Landesleitung Oeſterreich der NSDAP. erfährt,
überflogen heute vormittag gegen 10 Uhr zwei öſterreichiſche
Flug=
zeuge Freilaſſing, zogen über der Ortfchaft in auffallend niedrigen
Höhe eine Schleife und flogen dann in Richtung Traunſtei
wei=
ter. Eine der beiden Maſchinen trug die Nummer A 32, das iſt
die Nummer eines der in Salzburg ſtationierten Polizeiflugzeuge.,
Maßregelung öſterreichiſcher Offiziere.
Die Polizeidirektion Salzburg hat dem Oberleutnant
Fuſchl=
berger und dem Oberleutnant Schwarzäugl die Landesbürgerſchaft
aberkannt, weil beide nach Deutſchland „geflüchtet” ſeien.
Gleich=
zeitig wurden beide aus dem Heeresverband entlaſſen.
Ghandi kampfmüde.
WIB. Puna, 14. September.
Ghandi hat ſich verpflichtet, bis zum 3. Auguſt nächſten Jahres
ſeine Kampftätigkeit für den zivilen Ungehorſam aufzugeben, um
ſich nicht einer neuen Wiederverhaftung auszuſetzen. Er erklärte,
daß er noch mehrere Wochen zur Wiederherſtellung ſeiner
Geſund=
heit brauche und fügte hinzu, daß ſein Entſchluß nichts mit der
Aufforderung zum individuellen Ungehorſam zu tun habe, die er
an das Land nach dem Kongreß von Puna gerichtet habe.
Zu der ſeierlichen Einführung des Staaksrakes.
Die „Consistorien” der römiſchen Kaiſer. — „Privy couneil”
der engliſchen Könige. — „Conseil du Roi” und „Conseil dEtat”
in Frankreich. — Staatsräte in Preußen, Bayern, Sachſen,
Württemberg und Elſaß=Lothringen.
Der preußiſche Staatsrat der heute, Freitag, in feierlichſter
Form eingeführt werden wird, hat eine Jahrtauſende alte
Vor=
geſchichte. Schon die römiſchen Imperatoren kannten einen
Staatsrat, der den Namen „Consistorium” führte. Urſprünglich
war es die Bezeichnung des Ortes, wo der „Geheime Rat”
oder „Staatsrat” der römiſchen Kaiſer ſich verſammelte. Seit
Dioeletian und Kaiſer Konſtantin heißt der Staatsrat
Con=
sistorium Prinzipis, der an die Stelle des früheren kaiſerlichen
Staatsrates (eonsilium oder auditorium) trat. Die Beſitzer des
Staatsrates waren teils ordentliche (comites oonsistoriani), wie
der kaiſerliche Kanzler und Hofmarſchall oder außerordentlich
hinzugezogene. Sie hatten die wichtigſten Angelegenheiten der
Geſetzgebung. Verwaltung und Juſtiz zu beraten. Dieſe Form
des kaiſerlich römiſchen Staatsrates iſt ſpäter auf die Kirche
übergegangen. Der Staatsrat wurde ſtets durch das Vertrauen
des Fürſten aus hochgeſtellten oder beſonders erfahrenen
Per=
ſonen gewählt. Im neuen Preußen ſind ähnliche Grundſätze für
die Berufung des Staatsrates maßgebend. Die deutſchen Kaiſer
und die Kaiſer Oeſterreichs hatten ihren „Hofrat”, andere
deutſche Landesherren ihren „Geheimen Rat‟. Die engliſchen
Könige verfügten in früheren Zeiten auch über einen
Staats=
rat, der nach ähnlichen Geſichtspunkten ausgewählt worden war.
Er hatte den Titel „Priry eouneil” Ganz beſondere Bedeutung
hatte der Staatsrat in Frankreich. Zur Zeit der Könige war er
mehr dekorative Behörde. Damals hieß er „Conseil du Roi”
(Rat des Königs). Erſt ſeit Napoleon I. hat er ſeine große
Rolle geſpielt. Er hieß von nun an Conseil d Etat, alſo richtig
Staatsrat. Er hatte eine beratende Tätigkeit, war aber auch in
Verwaltungsrechtſachen als richterliche Inſtanz von großem
Ein=
fluß. In Preußen wurde ein Staatsrat zum erſten Male durch
Verordnung vom 27. Oktober 1810 geſchaffen. Ergänzende
Ver=
ordnungen erfolgten am 20. März 1817 und am 6. Januar 1848.
Mit der Entwicklung des Verfaſſungslebens und des
Parlamen=
tarismus verlor der Staatsrat ſeine ehemalige Bedeutung, die
darin beſtanden hatte, die Einheitlichkeit der Geſetzgebung und
der Verwaltung zu gewährleiſten. Auch die auswärtigen
poli=
tiſchen Verhältniſſe unterlagen ſeinem Urteil. Es waren alſo
ur=
ſprünglich die Aufgaben, die ſpäter den Miniſtern zufielen. Als
der König noch abſolut herrſchte, konnte der Staatsrat nur
veratende Stimme haben. Immerhin war ſein Wort oft von
uusſchlaggebender Bedeutung, denn der Herrſcher verließ ſich auf
ſeine hervorragenden Ratgeber meiſt völlig, ſo daß ihr Rat
Geſetz wurde. Nur Fürſten von genialer Perſönlichkeit, die wie
Friedrich der Große die Regierungsgeſchäfte ſelbſtändig führten,
lonnten des Staatsrates entraten. Aber dieſe Fürſten waren
ſelten. Darum ſtieg die Bedeutung des Staatsrates im
Mittel=
alter immer mehr. Selbſtverſtändlich mußten die Beſchlüſſe des
Staatsrates früher vom Fürſten, ſpäter von den Parlamenten
ſanktioniert werden. Es wurde oft der Verſuch gemacht, dem
Staatsrat ſeine frühere Bedeutung wieder zu verleihen, aber
vergebens. Der frühere preußiſche Staatsrat beſtand aus den
Prinzen des königlichen Hauſes, nachdem ſie das 18.
Lebens=
jahr erreicht hatten, aus dem Präſidenten des
Staatsminiſte=
riums, den Miniſtern, den Feldmarſchällen, dem Chef des
Militärkabinetts, dem Chefpräſidenten der Oberrechnungskammer
und dem Geheimen Kabinettsrat. Fernerhin konnten noch
Per=
ſonen aus beſonderem königlichen Vertrauen in den Staatsrat
berufen werden. Endlich hatten auch die kommandierenden
Gene=
räle und Oberpräſidenten, wenn ſie in Berlin waren, Sitz und
Stimme im Staatsrat. Außer Preußen hatten auch Sachſen,
Bayern, Württemberg und Elſaß=Lothringen einen Staatsraf,
Der neue preußiſche Staatsrat unterſcheidet ſich von ſeinen
Vor=
gängern durch die Volksverbundenheit, die alle politiſchen
Ein=
richtungen des neuen Deutſchlands auszeichnet.
Jungmädchenkag in Awrora.
(x) New York. In der „freien Stadt” Awrora im Staate
Illinois wurde auch in dieſem Jahre, wie ſchon immer ſeit
Menſchengedenken, der „Jungmädchentag” abgehalten.
An einem beſtimmten Tage im Jahre legen ſämtliche Beamte
in Awrora, vom Bürgermeiſter bis zum Nachtwächter, ihre
Aemter nieder, denn an dieſem Tage ſoll alle Macht und alle
Würde dem ſchönen Geſchlecht gehören, und zwar in jenem Alter,
das man als das vorgeſchrittene Backfiſchalter bezeichnen könnte.
Alle männlichen Autoritäten beugen an dieſem Tage ihr Haupt
unter das Regiment der jungen Mädchen, und ſogar die
Stadt=
kaſſe kommt unter die Leitung zarter Hände. Jungmädchen im
Alter von 16 bis 19 Jahren ſtehen als Verkehrspoliziſten an den
Straßenkreuzungen, und auch die Feuerwehr hat an dieſem Tage
Röcke an.
Allerdings gibt es ſeit Jahren ſchon eine heftige Oppoſition
gegen dieſe eigenartige Feier in der Stadt. Es ſteht nämlich
feſt, daß gerade am „Girlday” in Awrora die meiſten
Verkehrs=
unfälle verzeichnet werden, weil die Herren Automobiliſten mehr
nach den hübſchen Poliziſten als nach dem Verkehr ſehen. Eine
andere merkwürdige Kathegorie von Männern begeht an
die=
ſem Tage abſichtlich eine Serie von öffentlichen Dummheiten
uſw., nur, um von zarter Hand verhaftet und zur Wache gebracht
zu werden. Leider erfolgt die Verurteilung immer erſt einige
Tage ſpäter, wenn das Regiment wieder an die brutaler
zufaſ=
ſenden Männerhände übergegangen iſt.
Auch andere Elemente machen ſich den Mädchentag auf ihre
beſondere Art und Weiſe zunutze, nämlich die Herren Einbrecher.
die während der eintägigen Backfiſchregierung tatſächlich noch
jedesmal auf ihre Rechnung gekommen ſind. Und demgegenüber
fällt wohl kaum ins Gewicht, daß viele der abſichtlichen
Uebel=
täter des Mädchentages kurze Zeit danach Hand in Hand mit
ihren „Ueberwältigern” vor dem Standesbeamten erſcheinen.
Mannheimer Nakionalkheaker.
Mit Schillers „Luiſe Millerin” wurde die neue
Spiel=
zeit im Mannheimer Nationaltheater eröffnet. Mit Recht gab
man der Einſtudierung des klaſſiſchen Dramas den urſprünglichen
Titel wieder, für den ſich übrigens der einſtige Betreuer der
Mannheimer Schloßbibliothek. Max Oeſer, ein Kenner der raſch
verflogenen Blüte der Mannheimer Kultur im Zeichen des
jun=
gen Schiller, ſo oft und erfolglos eingeſetzt hatte, Friedrich
Bran=
denburg, der neue Intendant, hatte die Regie ſelbſt
übernom=
men, er hatte das Stück zu packender Wirkung zuſammengerafft,
die Szenen der Kabale und Liebe eindrucksvoll umriſſen. Die
Geſtalt des Miller, von Karl Marx mit glänzender
Schauſpiel=
kunſt hingeſtellt, war ein Urbild des deutſchen Bürgers, der das
Herz auf dem rechten Fleck hat. Die Einpaſſung der übrigen
Träger des Spiels in ihre Rollen, darunter die Milford der
neuverpflichteten Anne Kerſten, war nicht weniger
bewunderns=
wert. — Mit der Aufführung der Tragödie der vom
Mutter=
lande abgeſprengten deutſchen Menſchen „Andreas
Holl=
mann” von dem Schleſier Hans Chriſtoph Kaergel unter der
ſchon oft bewährten Spielleitung Richard Dornſeiffs wurde die
Schauſpielreihe in bekenneriſcher Weiſe fortgeſetzt. Auf die erſte
Darbietung der Oper war man geſpannt, da ſich eine Reihe
neuer Kräfte vorſtellte. Verdis „Azda” bildete einen Beginn
der Opernarbeit, wie man ihn ſich nicht feſtlicher vorſtellen
konnte. Klar, ſauber, prachtig abgeſtuft erklang der
Melodien=
zauber Verdis, von Phil. Wüſt, dem neuen Generalmuſikdirektor,
voll muſikaliſcher Einfühlungskraft geleitet. Die Amneris von
Irene Ziegler wurde in dieſer Aufführung zu einem
künſtle=
riſchen Genuß ſeltener Art. Hervorragend war auch Wilhelm
Trieloff als Amonasro. Als Aida entzückte Erika Müller, eine
ſtimmlich ſehr begabte Erſcheinung mit einem herrlichen Piano.
Auch der neue Tenor. Erich Hallſtröm, ſcheint ſich nach der
Leiſtung als Radames, den er mit einer wohlklingenden, auch
die Orcheſterwogen übertönenden Stimme verſah, glückhaft in das
Enſemble einzufügen.
Annt 1. Doder neue Bioggganbawehe.
Reichspropagandaminiſter Dr. Goebbels auf dem Groß=Berliner Gaukag. — Rückblick auf ſieben Monake
makionalſozialiſtiſcher Machkausübung. — Die geſchichtlichen Erfolge auf innen= u. außenpolitiſchem Gebiel.
Wieder=
tün
Eie auf
Mode
Jahres
Erklärte,
Geſund=
Der große Aufbauplan
wird Skück für Skück durchgeführt.
Vom Sinn des Feſtes und der Akkion.
Berlin, 14. September.
Im Sportpalaſt, der bis auf den letzten Platz gefüllt war,
fand geſtern abend die Mitgliederverſammlung des Gaues Groß=
Berlin ſtatt, auf der der Berliner Gauleiter, Reichsminiſter Dr.
Goebbels, das Wort ergriff. „Nachdem die Fahnen der Berliner
Ortsgruppen bei den Klängen des Deutſchlandliedes einmarſchiert
war a, eröffnete der ſtellvertretende Gauleiter Görlitzer die
Mitgliederverſammlung. Er gedachte zunächſt der beiden Toten
Reinhold Muchow, eines der beſten Führer der
Arbeits=
ront, und ſeines Adjutanten Mähling, die auf ſo tragiſche
Weiſe ums Leben gekommen ſind. Das Lied vom guten
Kame=
raden erklang. Darauf ergriff
Gauleiker Reichsminiſter Dr. Goebbels
das Wort zu einer wiederholt von Beifallsſtürmen
unterbroche=
nen Rede.
Wenn man aus einer gewiſſen Entfernung heraus die
ver=
gangenen ſieben Monate, da wir die Macht beſitzen, rückſchauend
überprüft, dann fällt es ſchwer zu ſagen, welche Taten eigentlich
unter den vielen Aktionen der neuen Reichsregierung die
einſchnei=
dendſten und hervorragendſten ſein mögen.
Für uns iſt es ſehr ſchwer, über alle großen Aktionen der
ſetzten Monate heute ſchon zu urteilen, was denn eigentlich das
Bleibende, das Ueberzeitliche und das Hiſtoriſche an ihnen ſein
tönnte. Ich glaube aber,
das Entſcheidendſte und auch das hiſtoriſch Wertvollſte iſt
die Tatſache, daß wir jetzt in Deutſchland eine einzige
zen=
trale Leitung haben, daß nicht mehr hundert Inſtanzen
durcheinanderpfuſchen.
Die Einigung, die wir in Deutſchland vollzogen haben, iſt noch
dedeutungsvoller für unſere Zukunft als die Bismarckſche
Eini=
gung. Denn Bismarck einigte nur die Fürſten und die Länder.
Hitler aher einigte das Volk. Das iſt das Entſcheidende. Denn
damit iſt Deutſchland wieder als Faktor in die große Weltpolitik
eingeſchaltet. Es gibt im Reich nur einen zentralen Willen, der
das deutſche Schickſal geſtaltet und leitet. Ich will damit nicht
ſagen, daß der verfaſſungsmäßige Umbauprozeß ſchon beendet ſei.
Das Geſetz über die Reichsſtatthalterſchaften iſt nur ein Anfang,
und dieſer Anfang muß weiter fortgeſetzt werden. Der Führer
hat es ja ſelbſt in Nürnberg geſagt, daß wir nicht die Aufgabe
baben, die Länder zu konſervieren, ſondern vielmehr die Aufgabe,
ſtie zu liquidieren. (Beifall.)
Es iſt gut, daß wir mit dem Erreichten nicht zufrieden ſind.
Denn wollten wir einmal zufrieden ſein, dann wäre es das Beſte,
wir träten von der Bühne der öffentlichen Politik ab. Menſchen,
die zufrieden ſind, werden niemals mehr vorſtürmen. Für uns
war die Macht nie Selbſtzweck. Wir wollten ſie beſitzen, um
da=
mit ein Volk frei und glücklich zu machen, wir wollten es in den
Kreis der anderen Nationen als ehrlichen und gleichwertigen
Partner zurückbringen. (Beifall.) Solange das nicht gelungen
iſt, darf es bei uns keinen Atemzug geben, der nicht der
Be=
wegung, der Wiedergeburt unſeres Vaterlandes, geweiht wäre.
Ob wir dabei ſchon im Augenblick zu einem materiell
glück=
lichen Zuſtand kommen, iſt nicht ſo erheblich. Denn ſpätere
Generationen werden unſer Werk nicht danach beurteilen,
ob wir, die Vorkämpfer dieſer Wiedergeburt, genug Brot
hatten, ſondern ſie werden uns danach beurteilen, ob wir
hiſtoriſche Werte vollbracht haben.
Und je mehr Aufgaben wir hinter uns gebracht haben, um ſo
größer wird die Aufgabe, die vor uns liegt. Denn wir dürfen
nicht nur wiſſen, daß wir die Macht beſitzen; wir müſſen auch
wiſſen, daß wir die Verantwortung tragen, und zwar die
Verant=
wortung vor 66 Millionen, die da ſind, und ich weiß nicht, vor
ben un wieviel hundert Millionen, die da kommen werden. (Beifall.)
Gewiß iſt es uns manchmal hart angekommen, deutſche
Men=
ſchen, die als Verführte der kommuniſtiſchen Fahne gefolgt waren,
t der) mit harten und drakoniſchen Strafen zu belegen. Aber auch das
war notwendig. Denn wie Deutſchland im Februar und Anfang
März ſtand, dafür iſt das jüngſte Buch „Bewaffneter Aufſtand”
ein beredtes Zeugnis. Wir waren damals im Begriff, in den
Heſſiſches Landestheaker.
Großes Haus. — 14. September.
„Glückliche Reiſe‟
i0
der
Operette von Eduard Künnecke.
Die Wiederaufnahme dieſer flotten Operette wurde dankbar
begrüßt und hatte großen Erfolg. Ein unterhaltſamer Stoff,
ſpannungsvolk behandelt, mit Humor und Situationskomik
ge=
würzt, wird durch eine moderne Muſik, Enſembles und Tänze
belebt und gehoben.
Der Komponiſt hat ſich mit dem „Vetter aus Dingsda” vor
Jahren einen Namen gemacht. Lange verkannt, ſcheint ſeine Zeit
jetzt gekommen. Seine Begabung hat etwas Geſundes und kann
ſehr volkstümlich ſein, ſo wie wir ſie brauchen. Er iſt wert mehr
berückſichtigt zu werden. Die heutige Muſik freilich, mag ſie auch
ſehr gekonnt und ſehr brauchbar ſein, iſt kein echter Künnecke.
Sie iſt noch dem geſtrigen Geſchmack entſprechend reichlich
ameri=
kaniſch. Aber ,da gibt es ein Zwiſchenaktsſpiel vor dem letzten
Bild, das geſpickt mit allen Inſtrumentationskünſten der Welt,
fabelhaft intereſſant, ſchwungvoll und elegant gemacht iſt.
Beppo Geiger dirigierte ausgezeichnet.
Alle Rollen in dem Stück ſind überaus dankbar, wenn ſie
launig und gewandt geſpielt werden. Das war in hohem Grade
der Fall. Die Mitwirkenden aus der vorigen Spielzeit
bewähr=
ten ſich wieder vortrefflich: Dr. Allmeroth als
ſchwärme=
riſcher Hartenau, Heini Handſchumacher als quickfideler
Stefan Schwarzenberg, Erna v. Georgi als ernſte, ſchöne
Lona Vonderhoff, Maletzki als Hermann. Von neuen
Kräf=
ten führte ſich Marianne Mewes als Monika
vorteil=
haft ein. Sie verfügt über großes Können und eine geſchliffene
Routine; fehlt nur ein nicht Erlernbares: der natürliche Humor.
In Epiſodenrollen gut am Platz die Herren Hinzelmann
Baumeiſter, Linkmann, die Damen Gothe Liebel,
Bauer und Grautoff, welch letztere ein allerliebſtes
Figür=
chen zeigte. Den Vogel aber ſchoß Heini Handſchumacher
ab: eine echte Komikerbegabung von herzerfriſchender
Unmittel=
barkeit! Die Tanzgruppe holte ſich verdienten Beifall in
reizvollen Koſtümen; in ihren Darbietungen ſchien mir mehr
Tanzkunſt zu ſtecken als ſeither. Alice Zicklers Einfluß
macht ſich ſchon geltend. Elli Büttner hatte wie immer ſehr
einfache, lockere und farbenfrohe Bilder geſtellt. Viele der
wohl=
gelungenen Enſembles mußten wiederholt werden. Ein
ver=
v. H.
gnüglicher Abend!
bolſchewiſtiſchen Umſturz hineinzuſchliddern. Hätte die Regierung
Hitler nicht in dieſem Augenblick zugegriffen, dann wäre das
Chaos ganz unvermeidlich geweſen.
Heute allerdings kann von einer kommuniſtiſchen Gefahr
ganz und gar nicht mehr geſprochen werden.
Das ſind Sektierer, die heute noch verſuchen, im Land
Un=
frieden zu ſtiften und auf Schreibmaſchinen=Flugblättern die
brei=
ten Maſſen zu mobiliſieren. Sie werden Mann für Mann und
Schlag für Schlag ihre verdiente Strafe erhalten. (Beifall.)
Schlimmer iſt es ſchon, was die kommuniſtiſchen Hetzer
betrei=
ben, die außerhalb unſerer Landesgrenzen ſich befinden. Wenn
ich das mir vor einigen Tagen in die Hände gefallene „
Braun=
buch” durchblättere, und wenn ich da haarſcharf bewieſen ſehe,
daß in meinem Kopf der Plan zum Reichstagsbrand entſtanden
wäre (Heiterkeit), und daß der preußiſche Miniſterpräſident
Gö=
ring ihn praktiſch durchgeführt habe, ſo kann ich nur ſagen: Herr,
vergib ihnen, denn ſie wiſſen nicht, was ſie tun. (Beifall.) Ich
glaube auch nicht, daß das Ausland dieſe Dinge ernſt nimmt,
eben=
ſowenig wie das deutſche Volk ſie ernſt nimmt. Die arbeitenden
Menſchen in Deutſchland ſehen unſere Erfolge, und ſie meſſen
daran die Richtigkeit unſeres Kurſes.
Wenn die Revolution vor einigen Wochen ihren Abſchluß fand
und von einer evolutionären Enkwicklung abgelöſt wurde, ſo
ſtan=
den wir damit im Beginn einer neuen Epoche, in der Bewegung
und Staat eins geworden ſind. Die Macht iſt in unſerer Hand.
Und nicht nur beſitzen wir die Macht, wir beſitzen auch das Volk.
Ich möchte faſt ſagen, daß wir ſogar viel zuviele haben, mehr als
wir brauchen. Denn die, die heute am überſchwänglichſten ſind,
werden am tiefſten die Köpfe hängen laſſen, wenn es wieder
ein=
mal bunt wird. Wir kennen das, wir haben das ſo oft
mitge=
macht. Allerdings ſind ſie immer da, wenn es gilt, durch
heim=
liches Nörgeln und Biertiſchkritiſieren der nationalſozialiſtiſchen
Idee und dem Aufbau unſeres Staates Abbruch zu tun.
Sie ſagen: Ach, die nationalſozialiſtiſche Bewegung kann nur
Feſte feiern! Wenn das der Fall wäre, ſo wäre das doch
immer=
hin ſchon etwas, denn das konnte die Republik nicht. Ich denke
noch mit Schaudern an die herrlichen Verfaſſungsfeiern mit
Bock=
würſten und ähnlichen Scherzen. Gewiß, Feſte feiern, das verſtehen
wir.
Aber wir feiern nicht Feſte ohne Anlaß, und jedes Feſt hat
einen Sinn, und nach jedem Feſt kommt eine Aktion, die
durch das Feſt erſt möglich geweſen iſt. (Beifall.)
Wenn wir uns in Nürnberg zu einer einigen deutſchen Nation
zu=
ſammenſchloſſen, ſo iſt es nur dadurch möglich, heute an die
Soli=
darität dieſer Nation zu appellieren und gegen Hunger und Kälte
des kommenden Winters zu kämpfen. (Starker Beifall.) Es glaube
doch niemand, daß uns ſo etwas zufällig einfällt. Nein! Wir
haben einen großangelegten Plan. Dieſer großangelegte Plan
exiſtiert ſchon ſeit Jahren. Dieſer großangelegte Plan wird Stück
um Stück und Zug um Zug verwirklicht, und jeder große Tag
der Nation iſt nur ein Markſtein auf dem Weg zur Verwirklichung
dieſes einen großen Plans.
Die Regierung hat ja auch auf anderen Gebieten nicht
ge=
fackelt. Wir haben nicht etwa die Korruption der demokratiſchen
Republik ſo unbeſehen mit übernommen, ſondern wir haben immer
ausgemiſtet, und das iſt noch lange nicht zu Ende, das geht immer
noch weiter. (Heiterkeit, Beifall.)
Wir brauchen uns aber bei der Darſtellung der bisherigen
Regierungsmaßnahmen nicht auf die Innenpolitik zu beſchränken.
Das wäre allein, ſchon viel geweſen, wenn wir bisher nur
poli=
tiſch gehandelt hätten, aber darüber hinaus haben wir noch
gran=
dioſe Wirtſchaftsprojekte in Angriff genommen.
Der Anſturm gegen die Arbeitsloſigkeit iſt zweifellos
ge=
lungen. Kein Land kann, wie das deutſche Volk, von ſich
behaupten, daß ſeine Arbeitsloſigkeit in einem Sommer um
zwei Millionen geſunken ſei. (Beifall.)
Immer wieder von ſtürmiſchem Beifall unterbrochen,
erläu=
terte Dr. Goebbels noch einmal im einzelnen die Pläne des
Win=
terhilfswerks, wie er ſie am Mittag in ſeiner Rede im
Reichs=
propagandaminiſterium entwickelt hatte, und fuhr dann fort:
„Das Winterhilfswerk, das wir jetzt durchführen, iſt wahrer
Natio=
nalſozialismus, iſt ein Sozialismus der Tat. Man hat uns in der
Vergangenheit ſo oft vorgeworfen, wir ſeien Heiden. Ich glaube
aber, es hat in Deutſchland niemals eine Regierung gegeben, die
ſo chriſtlich handelt. Das iſt praktiſche Nächſtenliebe, die ſich nicht
mit einem Lippenbekenntnis begnügt, ſondern die mit der Tat
eintritt.
Laſſen Sie mich nun, meine Parteikameraden, noch einen
kur=
zen Blick auf unſere Bewegung ſelbſt werfen. Ich habe es Ihnen
Neidhardt von Gneiſenau.
von Erich von Hartz.
Zur Erſtaufführung am Freitag, 15. September.
Die Schickſalswege der Völker wiederholen ſich in den
Schickſalen ihrer Helden, ihrer Genien, ihrer vorbildlichen
Men=
ſchen Des deutſchen Volkes Gang durch die Jahrhunderte war
mühſelig und ſchwer, voll Entbehrung und Selbſtentſagung.
Preußen, der Führerſtaat des neuen Deutſchland, hat ſich
groß=
gekämpft und großgedarbt; nichts iſt ihm mühelos in den Schoß
gefallen.
Wolfgang Götz gelang es in ſeinem „Neidhardt von
Gnei=
ſenau” — innerhalb eines gewiſſen Erlebnisumfanges — den
Charakter des preußiſch=deutſchen Geſchickes in der Perſönlichkeit
des Feldherrn der Befreiuungskriege Geſtalk werden zu laſſen.
Preußentum iſt ehrgeizig. Gneiſenau iſt es auch. Preußentum
hat Zucht und Unterordnung, Gneiſenau ebenſo. Preußen=
Deutſchland hat eine romantiſche, von Träumen und
Schöpfer=
tum erfüllte und bedrängte Seele, wie Gneiſenau Und dieſe
Seele muß immer und immer wieder Verzicht leiſten um des
ſchwer ringenden Ganzen willen. In ſolchem Kampfe wächſt ſie
über ſich ſelbſt hinaus zu ihrer gefaßten inneren Glut
ſelbſt=
loſen Größe und Feſtigkeit. — Und wenn das Geſchick für
Deutſchland wie für ſeine Helden oftmals mit dem Lohne kargt,
ſo gewährt es ihnen dafür eine Lauterkeit des Menſchentums,
vor der aller falſcher Glanz erliſcht. — Und wenn am Schluß
des Schauſpieles Gneiſenaus junger Freund Clauſewitz ſich
empört über die ſcheinbar kränkende Art, in welcher der ſiegreiche
Feldherr vom König anerkannt wird — Gneiſenau ſieht tiefer.
Er weiß um das Schickſals=Geheimnis ſeines Volkes: „Ich bin
ein Deutſcher — änderts, wenn ihr könnt.”
Kampfbund für deutſche Kulkur.
Werbeabend am Donnerstag, dem 14. September 1933.
Im Saal der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt warb der
Kampfbund für ſeine Aufgaben, die Pflege der großen deutſchen
Meiſter und die Förderung der Gegenwartskunſt durch einen
Kammermuſikabend, der durch die mitwirkenden Künſtler Willy
Renner (Klavier) und Hans Andrä (Violoncello) und durch die
gebotenen Werke auf einer ſolchen künſtleriſchen Höhe ſtand, daß
er ſtärkſte Werbekraft beſaß. Mit einer Celloſonate in D=Moll,
Werk 11 von Willy Renner begann der Abend, einem
groß=
angelegten, dreiſätzigen, leidenſchaftlichen, oft faſt düſteren Werk.
Nr. 256 — Seite 3.
ſchon zu oft geſagt, als daß ich es noch einmal wiederholen möchte:
Ich ſehe in der Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen Arbeiterpartei
nicht den Urſprung, ſondern die Fortdauer unſerer Macht.
Die Partei muß das deutſche Volk erziehen, damit das
natio=
nalſozialiſtiſche Denken dem Volk in Fleiſch und Blut übergeht.
Im Aufkrag des Führers habe ich geſtern nachmitkag
für die geſamke Organiſakion die Anordnung
her=
ausgegeben, daß mit dem 1. Oktober ein großer
Propagandafeldzug der nakionalſozialiſtiſchen
Bewe=
gung einſekzt.
Jeder Redner iſt aufgefordert, wenn er ein hohes Staatsamt
bekleidet, in zwei Monaten 15, und wenn er kein Staatsamt
be=
kleidet, in zwei Monaten 25 Termine für Verſammlungen zur
Verfügung zu ſtellen. Wir werden in zwei Monaten 150 000
öffentliche Verſammlungen abhalten. Wir werden wieder mit
dem Volk die lebendige Verbindung aufnehmen. Der Führer wird,
wie immer bei allen Gelegenheiten, ſo auch hier ſich an die Spitze
der Verſammlungskampagne ſtellen. (Beifall.) Nachdem wir in
den Regierungsgeſchäften das Gröbſte hinter uns haben, werden
wir uns dann wieder mit voller Kraft unſerer Bewegung widmen.
Nicht umſonſt haben wir ſie in Nürnberg vor der ganen Welt
ſichtbar herausgeſtellt. Die Partei ſoll wiſſen, daß ſie die Trägerin
unſerer Macht iſt. So bitte ich Sie, meine Parteigenoſſen, ſich mit
ganzer Kraft und ganzer Hingabe unſerer Bewegung und ihren
großen Aufgaben zu widmen. Wir haben gar keine Veranlaſſung,
müde zu ſein. Aufgaben von gigantiſcher Größe warten unſerer.
Wir werden noch tauſend und abertauſendmal in unſerem Leben
den Ruf ausſtoßen, den wir ſo oft in der Vergangenheit
ausge=
ſtoßen haben, als wir noch um die Macht kämpften: Es lebe unſer
Führer, es lebe unſere Partei!”
Dr. Goebbels ſchloß ſeine Anſprache mit einem dreifachen
Sieg=Heil auf den Führer und die Bewegung. Mit dem Geſang
des Horſt=Weſſel=Liedes und mit dem Fahnenausmarſch ſchloß die
Kundgebung.
Vorſchau auf den Gaukag Heſſen=Raſſau
Frankfurt, 14. Sept.
Unter die Parole „Arbeit und
Friede” hat Gauleiter Sprenger
den großen Parteitag der
rhein=
mainiſchen Nationalſozialiſten
ge=
ſtellt. Das im Bild wiedergegebene
Abzeichen ſymboliſiert plaſtiſch die
vier Jahre des nationalſozialiſtiſchen
Wiederaufbauplanes, von dem ein
nicht geringer Anteil im Gebiet
des Gaues in der Hafraba
begon=
nen wird. Das Zeichen wird am 23.
und 24. September von über 100 000
Beſuchern des Gautages getragen
werden, die ſich in Frankfurt a. M. zuſammenfinden. Darüber
hinaus wird eine außergewöhnlich zahlreiche Beteiligung der
Be=
völkerung an den öffentlichen Veranſtaltungen erwartet.
Am 23. September findet eine große Kundgebung im
Stadion ſtatt. Der erſte Spatenſtich zum
Baube=
ginn der Reichsautobahn wird ebenfalls an dieſem Tag
als feierlicher Staatsakt des Reiches ſtattfinden. Der 24.
Sep=
tember ſoll die Weihe des „Adolf=HitlerHauſes” der
Partei in der Gutleutſtraße 8—12 bringen, ferner die Weihe
der Gauführerſchule am Oberforſthaus, ſowie ein großes
SA.=Sporttreffen im Stadion. Zahlreiche
Einzelveran=
ſtaltungen ſollen außerdem den Vormittag verſchönern. Am
Nach=
mittag des 24. September findet am Niederwalddenkmal
eine großzügige Friedenskundgebung ſtatt, bei der ein
hervorragender Führer der Partei ſprechen wird. Zur gleichen
Zeit wird ſich das heſſiſche und naſſauiſche Landvolk am
Taunus=
hang unweit Wiesbadens um den Reichsbauernführer und
Er=
nährungsminiſter Darré zur Weihe des „Rudolf=
Wal=
ter=Darré=Steines” verſammeln. Der Miniſter iſt
be=
kanntlich aus den Reihen der NSDAP. des ehemaligen Gaues
Heſſen=Naſſau=Süd hervorgegangen und hat ſein Erſcheinen zu
dieſer ihm anläßlich des Naſſauiſchen Bauerntags dargebrachten
Ehrung zugeſagt. Es läßt ſich z. 3. noch nicht überſehen, welche
ſonſtigen führenden Perſönlichkeiten des neuen Reiches am 23.
und 24. September erſcheinen werden.
Reichsſtakthalter Sprenger in Berlin.
Der Reichsſtatthalter in Heſſen, Gauleiter Sprenger, begibt
ſich in der Nacht zum Freitag nach Berlin. Sein Aufenthalt in
Berlin hat den Zweck der Beſprechung wichtiger
Regierungs=
fragen mit dem Kanzler. Der Reichsſtatthalter nimmt außerdem
an dem feierlichen Staatsakt zur Einführung der preußiſchen
Staatsräte in Berlin teil.
das für das Violoncello beſonders dankbar iſt, und einen ſehr
glücklichen Ausgleich zwiſchen beiden Inſtrumenten ſchafft. In
der Anlage wird die klaſſiſche Sonatenform gewahrt, und in
eigener, bedeutender Sprache werden Spannungen entwickelt, die
ausnahmslos feſſeln. Die Wiedergabe war wie aus einem Guß
und neben dem Komponiſten, dem hervorragenden Meiſter auf
ſeinem Inſtrument, zeichnete ſich Hans Andrä durch überaus
tonſchönes, klares und reines Spiel aus. Seine vollſte
Meiſter=
ſchaft zeigte er in zwei Sätzen aus der A=Moll=Sonate für
Violoncello ohne Begleitung von Max Reger die er ſo ſpielte,
wie es ihm nur wenige Celliſten gleichtun könnten. Man
be=
dauert, daß dieſe Sonaten ſo ſelten zu Gehör kommen, denn
Reger hat dieſe Aufgabe ſo genial und ſtilſicher gelöſt, daß er
hier unmittelbar neben Joh. Seb. Bach geſtellt werden kann.
Zuletzt erklang die erſte Violoncell=Sonate in E=Moll von Joh.
Brahms, ebenfalls vorbildlich wiedergegeben. Begeiſterter
Bei=
fall dankte den Künſtlern, und man fragte ſich, wie es möglich
iſt, daß in einer muſikaliſch ſo angeregten Stadt wie Darmſtadt
bei einer ſo hochwertigen Veranſtaltung bei 25 Pfennigen
Ein=
tritt nicht der Saal bis auf den letzten Platz beſetzt war.
Neben drei Orcheſterkonzerten beabſichtigt der Kampfbund
noch zwei ähnliche Abende wie den heutigen zu veranſtalten,
außerdem eine größere Folge von Vorträgen und Dichterabenden.
F.N.
Eine neue Oper von Mascagni.
Rom. Mascagni kündigt die Vollendung einer neuen
Oper „Nero” an. Im Freundeskreis hat Mascagni die Oper
bereits vorgeſpielt; dem Libretto liegen geſchichtliche Ereigniſſe
der römiſchen Kaiſerzeit zugrunde.
Tod eines Schauſpielers. Der Berliner Schauſpieler
Hein=
rich Witte, früher in Darmſtadt, iſt geſtern an den
Folgen einer Blinddarmentzündung geſtorben. Witte war ein
außerordentlich verwendungsfähiger Schauſpieler, der beſonders
in Rollen von rauher, gedrungener Kraft, Valentin (Fauſt 1),
Illo (Wallenſtein) oder Schäferhans (Florian Geyer),
Aus=
gezeichnetes gegeben hat.
h. Von der Landesuniverſität. Prof. Dr. Friedrich Sander,
der einen Ruf nach Jena erhalten hat, hat auch zu gleicher Zeit
einen Ruf an unſere Univerſität als Nachfolger von Prof. Dr.
Meſſer erhalten.
Seite 4 — Nr. 256
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 15. September 1933
Woell and Hauen de. Arbeltsvienſtes
Ueber dieſes Thema äußerte ſich der Leiter des Amtes für
Arbeitsplanung in der Reichsleitung des Arbeitsdienſtes,
Her=
mann Tholens, um den früher geäußerten Auffaſſungen
ent=
gegenzutreten, daß die Verausgabung von vielen hundert
Mil=
lionen Mark für den Arbeitsdienſt in dieſen Notzeiten nicht zu
verantworten ſei. Um das wahre Bild von Soll und Haben des
Arbeitsdienſtes zu erhalten, müſſe man gegenüberſtellen, welchen
Aufwand unſere Wirtſchaft für den Arbeitsdienſt zu leiſten habe
und welchen Arbeitsertrag dieſer ihr dafür wiedergibt. Solange
Arbeitsloſigkeit beſtehe, habe die Wirtſchaft für den
Arbeits=
dienſt lediglich das aufzuwenden, was dieſer mehr erhält, als
an=
dernfalls an Unterhalt gewährt werden muß. Der notdürftigſte
Unterhalt erfordere bereits einen Aufwand von etwa 500 RM.
je Kopf im Jahr. Wenn daher im Arbeitsdienſt ein
durchſchnitt=
licher Aufwand je Kopf von 800 RM. im Jahr gewährt werde,
ſo werde die Wirtſchaft nur noch mit etwa 300 RM. zuſätzlich
be=
laſtet. Dieſem Aufwand ſei der Arbeitsertrag gegenüberzuſtellen.
Schon mit einem jährlichen Arbeitsertrag von 600 RM. würde
der Arbeitsdienſtwillige, ſolange die Arbeitsloſigkeit beſteht, der
Wirtſchaft das Doppelte von dem wiedergeben, womit er ſie
zu=
ſätzlich belaſtet. Wichtig ſei lediglich der Nachweis, daß im
Ge=
genſatz zu der früher herrſchenden Auffaſſung die vom
Arbeits=
dienſt erſtellten Werte die allernotwendigſten für unſer Leben, wie
für den Aufbau unſerer Wirtſchaft ſein können, ſofern nur der
Arbeitsdienſt richtig angeſetzt wird.
Tholens zitiert einen Ausſpruch Friedrichs des Großen:
„Wer bewirkt, daß dort, wo vorher ein Halm wuchs, nunmehr
deren zwei wachſen, der leiſtet mehr für ſein Volk, als ein
Feld=
herr, der eine große Schlacht gewinnt”. Bewirken, daß dort, wo
vorher ein Halm wuchs, nunmehr deren zwei wachſen, werde
darum die große Arbeitsaufgabe des Arbeitsdienſtes ſein. Dieſe
Arbeiten würden bewirken, daß unſer deutſcher Grund und
Bo=
den fortan für mindeſtens die Hälfte der Menſchen mehr
Nah=
rung hervorbringe, als für ihre Durchführung ein Jahr hindurch
benötigt wurden. Ein Arbeitsdienſtheer von 500 000 Mann
könnte ſomit jährlich eine Steigerung unſeres
landwirtſchaft=
lichen Ertrages um ſoviel bewirken, wie an Nahrung für 250 000
Menſchen nötig iſt. Nach vier Jahren ſo angeſetztem
Arbeits=
dienſt würde alſo in Deutſchland dauernd für eine Million
Men=
ſchen mehr Nahrung wachſen. Angeſichts der Tatſache, daß der
Ertrag unſerer Landwirtſchaft nur für drei Viertel unſerer
Volksgenoſſen reicht, wenn dieſe ſich wieder alle ſatt eſſen ſollen,
ſei damit die Lebensnotwendigkeit der vom Arbeitsdienſt zu
ſchaffenden Werte hinreichend erwieſen.
Das gleiche gelte ſelbſtverſtändlich auch für die noch
hinzu=
kommenden ſachlichen Koſten für Materialien, Maſchinen uſw.
Denn auch dieſe ſachlichen Koſten ſeien letzten Endes einzig Löhne,
Gehälter und ſonſtiges Einkommen. Auch ſie belaſten unſere
Wirt=
ſchaft zuſätzlich nur mit einem Bruchteil des für ſie
anzuſetzen=
den Betrages. Auch ihnen ſtehe gleichzeitig ein voller
Arbeits=
ertrag gegenüber. Selbſt dieſe zuſätzlich verbleibenden „
Bela=
ſtungen” ſeien aber, ſolange Arbeitsloſigkeit beſteht, alles andere
als Belaſtungen. Sie ſeien vielmehr Arbeit für Menſchen, die
ſich nach der Arbeit ſehnen und ohne Arbeit zugrunde gehen. Sie
ſeien ſomit Befreiung von ſeeliſcher und leiblicher Not, alſo keine
Belaſtung, ſondern eine Entlaſtung. So ſehe das wahre Bild
vom Soll und Haben des Arbeitsdienſtes aus. Nicht der
Staats=
haushalt, ſondern die Wirtſchaft ſei das Entſcheidende, weil der
Staatshaushalt von der Wirtſchaft lebt, und nicht umgekehrt.
die Beiumpfang des Beitelaneefens
Haf dei Lunve.
CNB. Berlin, 14. September.
Für einen Erfolg des von der Reichsregierung eingeleiteten.
Kampfes gegen Hunger und Kälte iſt die Bekämpfung des zurzeit.
übermäßig ſtarken Bettelunweſens unbedingt notwendige
Voraus=
ſetzung. Wie wir von unterrichteter Seite hierzu erfahren, hat
der Erlaß des preußiſchen Innenminiſters vom 1. Juli zur
Be=
kämpfung des Bettelunweſens ſchon ſehr ſegensreich gewirkt.
Je=
doch iſt gerade auf dem flachen Lande noch ſehr viel Arbeit zu
leiſten. Es ſind hier in den meiſten Fällen nicht wirklich
Not=
leidende, ſondern berufsmäßige Bettler oder ſonſt minderwertige
Elemente, die über die ihnen zuſtehenden Arbeitsloſen=,
Wohl=
fahrts= und ſonſtigen Unterſtützungen hinaus z. T. nicht
unerheb=
liche Beträge an Geld, oder Lebensmitteln für ſich in Anſpruch
nehmen. Es müſſen daher die gebenden Teile der Bevölkerung
dazu erzogen werden, keine Geldmittel für dieſe Art
unkontrollier=
barer, meiſt den Falſchen zugute kommender Liebestätigkeit
auf=
zuwenden. Gerade die noch leiſtungsfähigen und auch zum Geben
bereiten Volkskreiſe werden mit dieſen Spenden für meiſt
Un=
würdige übermäßig belaſtet, ſo daß ſie nicht mehr fähig ſind, bei
öffentlichen Sammlungen ſo viel zu geben, wie ſie an ſich könnten
und auch gern wollten. Darum Schluß mit dem Betteln!
Statt Karten.
Hedwig Jung
Emil Britz, Pfarrassistent
geben ihre Verlobung bekannt.
Darmstadt
Teichhausstraße 53
September 1933.
Offenbach (Main)
Bernardstraße 19
Dankſagung.
Für die uns in ſo reichem Maße
be=
wieſene Teilnahme und die
zahl=
reichen Kranz= und Blumenſpenden
beim Heimgange meines lieben
Ent=
ſchlafenen
Auguſt Hanſt
Gaſtwirt
ſage ich meinen herzlichſten Dank.
Beſonders danke ich Herrn Pfarrer
Weigel für die troſtreichen Worte
am Grabe, dem Kriegerverein,
ſo=
wie dem Geſangverein Eintracht=
Freundſchaft für die
Kranznieder=
legung.
Im Namen der trauernd. Hinterbliebenen:
Marie Hanſt Wwe.
verreiſt bis
Diens=
tag, den 19. Septbr.
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[ ← ][ ][ → ]Freitag, 15. September 1933
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 256 — Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 15. September 1933.
Regierungsraf Dr. Riemann F.
Am 14. September, nachmittags 15 Uhr, wurde der Leiter
der Landeskrimnalpolizeiſtelle der Polizei=Direktion Darmſtadt,
Regierungsrat Dr. Heinrich Riemann, zur letzten Ruhe beſtattet.
Im 49. Lebensjahre, mitten im beſten Mannesalter, wurde Dr.
Riemann nach langer ſchwerer Krankheit ſeinem Wirkungskreis
entriſſen. Eine große Trauergemeinde, darunter der Leiter der
Polizeidirektion, Polizei=Major Dr. Juoers, faſt ſämtliche
Be=
amte der Verwaltungs=, der Kriminal= und der
Einzeldienſt=
polizei, Abordnungen des Staatspolizeiamts und des
Offiziers=
korps der Landespolizei, eine Fahnenabordnung des SA.=
Stur=
mes 5/143 und die Polizeikapelle hatten ſich eingefunden, um dem
hochbeliebten Verſtorbenen die letzte Ehre zu erweiſen. Dr.
Rie=
mann wurde im Frühjahr 1930 als ausgezeichneter Kenner des
Kriminalpolizeiweſens vom Preußiſchen Polizeipräſidium
Ber=
lin zum Leiter des Landeskriminalpolizeiamts Darmſtadt
be=
rufen, das er zu einem Muſterinſtitut ausbaute. In kurzer Zeit
verſtand er es, das volle Vertrauen ſeiner Vorgeſetzten und ſeiner
Mitarbeiter, denen er bis zuletzt ein wohlwollender Freund und
Berater war, zu erwerben. Von außerordentlicher Tüchtigkeit,
unermüdlicher Arbeitskraft und unbedingter Pflichttreue und
Gewiſſenhaftigkeit beſeelt, ging Dr. Riemann unbeirrt aller
Par=
teiſtrömungen ſtets ſeinen graden Weg. Alle Vorzüge dieſes
präch=
tigen Menſchen fanden in den warmen Worten des Nachrufs des
Herrn Stadtpfarrers Müller ihren Widerhall. Polizei=Major
Dr. Jwvers widmete am Grabe Worte voll Dankes und
Ver=
ehrung ſeinem verſtändnisvollen und fachwiſſenſchaftlich
durchge=
bildeten Mitarbeiter, deſſen große Güte und warmes Herz für
jedermann in Rat und Tat jederzeit bereitſtand, ein Menſch,
deſſen Andenken bei der Heſſiſchen Polizeidirektion Darmſtadt
unvergeſſen bleiben wird. Weiter ſprach im Auftrag des
Staats=
polizeiamts. dem Dr. Riemann längere Zeit vorſtand,
Kriminal=
polizeirat Dr. Schulze, im Namen der Beamten der
Landes=
kriminalpolizei Kriminalinſpektor Grauer. Alle Redner betonten,
daß das Andenken dieſes beliebten und pflichtgetreuen
Vorge=
ſetzten von allen Mitarbeitern und Freunden ſtets hoch in Ehren
gehalten werde. R. i. p.
—üt
Philipp Webers Beiſehung.
* Unter außerordentlich ſtarker Beteiligung weiteſter Kreiſe
fand auf dem Friedhof an der Nieder=Ramſtädter Straße die
Beiſetzung Philipp Webers ſtatt. Die Fachſchaft der Beamten und
Angeſtellten der Kommunalverwaltung erwies dem Verſtorbenen
in SA.=Uniform die letzte Ehre. Die Einſegnung nahm Pfarrer
Müller vor. Der Geiſtliche zeichnet in ſeiner tiefen
eindrucks=
vollen Gedächtnisanſprache die Heimatliebe und =Verbundenheit
des Verſtorbenen. Darmſtadts längſt Verſtorbene, die durch
Philipp Weber ſo oft wieder in lebendige Erinnerung zu den
Lebenden zurückkehrten, nehmen mit den Lebenden an der Bahre
Abſchied. Das Bild, das Pfarrer Müller von dem
Heimgegan=
genen, von deſſen Weſen und Wirken entwarf, rief noch einmal
ſchmerzliche Erinnerung wach bei den Freunden Philipp Webers
und bei all denen, die ihn kannten.
Ein unüberſehbarer Trauerzug bewegte ſich nach der
Ein=
ſegnungsfeier zur letzten Ruheſtätte des Verſtorbenen. Nach einem
letzten Gebet und Segen nahmen die Zurückgebliebenen Abſchied
von Philipp Weber — Amtmann Goſenheimer ſprach im
Namen der Stadtverwaltung einen Nachruf, in dem er die
vor=
bildliche Pflichttreue des Verblichenen als Beamter im Dienſte
der Stadt hervorhob, für den „Alt=Darmſtadt”=Verein legten die
Herren Stieſi und Harres, für die Fachſchaft der Beamten und
Angeſtellten der Kommunalverwaltung deren Vertreter Kränze
mit ehrenden Nachrufen an das Grab des Verſtorbenen. Eine
große Anzahl von Kränzen und Blumen wurden noch von
Freunden und Bekannten niedergelegt. Zum letzten Male nahm
man Abſchied von einem Menſchen, der alle im Leben naheſtand.
die ihn kannten, Philipp Weber iſt nicht mehr. Er ruhe in
Frieden!
Evangeliſch=kirchliche Nachrichten Durch die
Kirchenregie=
rung wurden die „Pfarrer Ludwig Ehhrhardt zu Hirzenhain,
Jakob Steinmetz zu Bickenbach und David Gürtler zu
Werſau auf ihr Nachſuchen und unter Anerkennung ihrer
lang=
jährigen treuen Dienſte mit Wirkung vom 1. Oktober 1933 in
den Ruheſtand verſetzt. — Pfarrer Philipp Aldekamp zu
Wolfsheim wurde auf ſein Nachſuchen mit Wirkung vom 1.
Sep=
tember 1933 in den Ruheſtand verſetzt.
— Obermuſikmeiſter Mickley, Führer der hieſigen
Stahlhelm=
kapelle, kann am 17. September in noch jugendlicher Friſche auf
ſeinen 70. Geburtstag zurückblicken. Ein Tag in Ehren begeht
ein Mann, der trotz ſeines Alters nicht zurückſtehen wollte im
großen Werk Adolf Hitlers, dem der Stahlhelm durch ſeinen
Führer Franz Seldte verbunden iſt. Als letzter Obermuſikmeiſter des
Großh. Artilleriekorps und mit dieſem als letzter Leiter des Großen
Zapfenſtreich und Monſtre=Konzerten der geſamten hieſigen
ehe=
maligen Militärkapellen, iſt er 1919 in den erbetenen Ruheſtand
getreten, bis er nun an Deutſchlands großen Wendetag im März
dieſes Jahres wieder als Rekrut und Führer der
Stahlhelm=
kapelle aktiv eingetreten iſt.
Dienſt=Jubiläum. Am 16. September iſt Herr Heinrich
Roth, Soderſtraße 99, 25 Jahre im Hauſe E. Merck tätig.
— Metzger=Pflicht=Innung für den Landkreis Darmſtadt. Die
Pflicht=Innung für das Metzgergewerbe für den Landkreis
Darmſtadt hat ihre 70jährigen verdienſtvollen Mitglieder,
Metz=
germeiſter Karl Winter in Arheilgen und Metzgermeiſter
Philipp Bär II. in Eberſtadt, zu Ehrenmitgliedern
er=
nannt. Außerdem hat ſie ihren Schrift= und Geſchäftsführer, der
ſeit nahezu 25 Jahren in anerkennenswertem Pflichteifer dieſe
Arbeiten verſieht und weiter ehrenamtlich mitarbeitet, mit der
Ehrenmitgliedſchift ausgezeichnet.
Dahlienſchau. Die Firma Hermann Schulz.
Gartenbau=
betrieb. Erbacher Straße 101, veranſtaltet in ihrem Betrieb in
der Erbacher Straße von Samstag, den 16. Sept., bis Dienstag,
den 19. Sept., die diesjährige Dahlienſchau. Ueber 200
Sorten von Dahlien, darunter die neueſten Züchtungen und
eigene Neuheiten, werden ausgeſtellt. Die Dahlien=
Spezialkul=
turen der Firma Hermann Schulz ſind weit über die Grenzen
Darmſtadts bekannt, und verſpricht die diesjährige Dahlienſchau
ein Ereignis für den Blumenfreund zu werden. Die
Ausſtel=
lung iſt ab Samstag, 12 Uhr, dem Publikum zugänglich. Der
Eintritt iſt frei. (Siehe auch heutige Anzeige.)
Kunſthalle am Rheintor. Die derzeitige Ausſtellung der
Malerinnen Ella Bieger=Junkersdorff und Dora
Brandenburg=Polſter, ſowie des rheiniſchen Malers
Ernſt Gabler, die in den Preſſebeſprechungen eine günſtige
Beurteilung erfahren hat erfreut ſich eines recht guten Beſuches.
Es iſt auch bereits der Verkauf eines Aquarells von E. Bieger=
Junkersdorff, das Blumenſtilleben, Begonien” zu verzeichnen.
Für verſchiedene andere Arbeiten beſtehen bereits Kaufabſichten.
Es wäre zu wünſchen, daß das kunſtliebende Publikum unſerer
Stadt den Beſuch dieſer ſympathiſchen Veranſtaltung nicht
ver=
ſäumt.
Heſſiſches Landestheater.
Miſie Haute
Anf. 19½, Ende nach 22½ Uhr. D 2—
Freitag,
15. September Neidhardt von Gneiſenau. Preiſe0.50—4.50
Anf. 19½, Ende nach 22½= Uhr. B1.
Samstag,
16 September Neidhardt von Gneiſenau. Preiſe0.50—
4.50
Anf. 19½, Ende 22½: C 2. Die luſtigen Weiber
Sonntag
Preiſe 0.70— 5.50
17. September, von Windſor.
Heſſiſches Landestheater. Heute abend findet die
Erſtauf=
führung von Wolfgang Goetz Schauſpiel. Neidhardt von
Gnei=
ſenau” ſtatt. Die Einſtudierung beſorgte Oberſpielleiter Stieda.
Bühnenbild: Ed. Suhr a. G. Mitwirkende: Franke=Booch,
Doe=
ring. Gothe, Hauer, Baumeiſter, Lohkamp, Hinzelmann, Kuhn,
Keim, Laubenthal, Maletzki, Weſtermann, Vogt, Handſchumacher,
Linkmann, Schroer. Beginn: 19.30 Uhr. Miete D 2. —
Sams=
tag, den 16. September, erfolgt die erſte Wiederholung des
Schau=
ſpiels „Neidhardt von Gneiſenau”. Miete K 1. — Sonntag, den
17. September findet eine Vorſtellung für die Miete C 2 von
Die luſtigen Weiber von Windſor” ſtatt. Die Partien ſind
be=
ſetzt mit: Harre, Heilmann, Jakobs, Herrmann, Biſchoff
Schlü=
ter, Anders, Vogt, Ritzhaupt, Buchner, Langer. Muſikaliſche
Lei=
tung: Fritz Bohne. Spielleitung und Bühnenbild: Hans
Stroh=
bach. Anfang 19.30 Uhr.
*Tricks zum Sparen im Haushalt.
Wie ſpart man an allen Ecken und Kanken? — Regenflecke in Kleidern leicht beſeitigen. — Pelze friſch machen.
Gelees klar werden laſſen.
Kleinigkeiten bringen Gewinn.
Wie ſpart man an allen Ecken und Kanten? Jede Hausfrau
will heute möglichſt geringe Ausgaben machen, ohne daß jedoch
das Ausſehen der Familie und ihrer Kleidung leidet. Es gibt
einige kleine Kunſtgriffe, die den Handwerker erſparen. Wenn
man mit Recht ſagt: „Die Axt im Haus erſpart den
Zimmer=
mann”, ſo kann man auch behaupten, kleine Tricks erſparen
viel=
fach den Handwerker und ... allerlei Aerger.
Wenn man in Herbſttagen ganz unverſehens trotz größter
Achtſamkeit einige Flecke abbekommen hat, dann ſieht das Kleid
aus Wolle oder Seide oft vertragen und ſchlecht aus. Die
Regen=
flecke ſind daran ſchuld. Sie ſind der große Aerger der Frauen
und Mädchen, um ſo größer, je teurer das Kleid war. Darum
denke man daran, daß Regenflecke in Wirklichkeit — wenn die
Farbe echt war — nur Flecke der Unebenheiten der Stoffe ſind,
das heißt, die Flecke ſehen nur wie Flecke aus, ſind aber keine.
Dieſe Unebenheiten, die wie Flecke ausſehen, können durch
Plät=
ten des Stoffes mit einem feuchten Tuch — wohlgemerkt auf der
linken Seite— ſchnell beſeitigt werden.
Jede Frau und jedes Mädchen verfügt heute über irgend ein
Stück Pelz, ſei es ein teures Gewand oder nur ein kleiner
Kragen. Die billigen Pelze haben die Neigung, im Sommer,
wenn ſie nicht gebraucht werden, hart oder ſteif zu werden. Das
iſt unangenehm kann aber leicht beſeitigt werden Man reibe ſie
und ſchüttele ſie vorſichtig ſolange, bis ſie wieder weich ſind.
Sehr erfolgreich iſt auch ein leichtes Klopfen mit einer weichen
Rute. Nicht bürſten! Wenn die Haare unanſehnlich
durchein=
anderſtehen und das Fell roh ausſieht, dann muß man unter
Umſtänden mit einem Kamm arbeiten, die Haare langſam
käm=
men, dann ſchütteln und etwas klopfen. Das Fell wird wieder
ſeidigen Glanz aufweiſen. Es ſieht wie friſch aus. Die Arbeit iſt
klein, der Erfolg recht beträchtlich. Man hüte ſich aber davor, den
Pelz — wie es häufig geſchieht — naß zu behandeln, um die
glatte Außenfläche zu erhalten. Dadurch wird das Fell hart.
Trockene Behandlung führt zum Ziele.
Gelees werden oft nicht ganz klar. Eine Urſache kann die
Hausfrau nicht erkennen. Ein leichtes Mittel verbürgt den
Er=
folg, daß das Gelee ganz klar wird. Man lege in die Maſſe kurze
Zeit vor Beendigung des Kochens ein kleines Stückchen Butter,
ungefähr einen halben Teelöffel voll. Der Geſchmack wird
da=
durch nicht berührt. Aber das Gelee iſt von herrlicher Klarheit.
Man erſpart dadurch viel Aerger und Koſten.
Feſtlegung von Sprechſtlunden bei der Heſſiſchen
Handwerkskammer.
( Infolge der ſtarken, geſteigerten Inanſpruchnahme der
Handwerkskammer wird die dringende Bitte an die perſönlich
vorſprechenden Geſuchſteller gerichtet, beſtimmte Sprechſtunden
einzuhalten, die hiermit auf vormittags von 10 bis
12 Uhr feſtgelegt werden. Nur in dringenden Ausnahmefällen
kann nach vorheriger Anmeldung eine andere Zeit vereinbart
werden.
Dieſe Anordnung iſt notwendig, um die ordnungsmäßige
Er=
ledigung der Dienſtgeſchäfte zu gewährleiſten.
Gleichzeitig wird darauf aufmerkſam gemacht, daß die
Neben=
ſtellen Offenbach. Mainz, Worms und Gießen nach wie vor für
die ihnen zugewieſenen Aufgabengebiete zuſtändig ſind, und wird
gebeten, ſich vorkommendenfalls unmittelbar an dieſe zu wenden.
Des weiteren wird erneut erſucht, alle Schreiben in
Kam=
merangelegenheiten nicht an den Herrn Vorſitzenden, ſondern
direkt an die Handwerkskammer ſelbſt zu richten.
DI
Sadlt daune
RUFT DICmIanssMhileng
— Deutſche Bühne. Nicht der billige Kartenverkauf ſoll den
Volksgenoſſen Anreiz geben bei uns Mitglied zu werden. Wir
reihen ihn ein in die Volksgemeinſchaft, der wir ausgewählte
deutſche Werke bieten, um ſie dadurch zur Mitarbeit an der
Er=
neuerung des Deutſchen Theaters zu gewinnen. Deshalb darf
ſich niemand ausſchließen. Werbeſchriften in allen Geſchäften. Die
Geſchäftsſtelle im Kleinen Haus iſt täglich geöffnet.
„Mütker; kämpff für eute Kinder!”
Die Reichsleitung der NS.=Volkswohlfahrt hatte als
Treu=
händerin des Reichsminiſters für Volksaufklärung und
Propa=
ganda in dieſen Tagen an ſämtliche Gaukreisleitungen und
Orts=
gruppen der NSDAP ihre Richtlinien und das
Propaganda=
material für den bevölkerungspolitiſchen Aufklärungsfeldzug
überſandt
Die Vorſtände der Verbände und Vereine, die als Führer
einer gleichgeſchalteten Organiſation für die Durchdringung ihrer
Gefolgſchaft mit den Anregungen und Wünſchen der Regierung
verantwortlich ſind, werden aufgefordert, von ſich aus
Verbin=
dung mit den Ortsgruppenleitern aufzunehmen und die
Beſchaf=
fung und Verteilung der Broſchüre „Mütter, kämpft für eure
Kinder!” umgehend einzuleiten.
Weſenklich verbilligte Sonderfahrt nach München
und Oberbayern.
TDie letzte mehrtägige Sonderfahrt der
Reichsbahndirek=
tion Mainz hat als Ziel München und Oberbayern. Sie beginnt
am Montag, den 25. September, vormittags, und endet am
Mon=
tag, den 2. Oktober, abends. Zunächſt erfolgt die Fahrt über
Stuttgart. Ulm nach München. Wer hier bleiben will, bezieht in
München Quartier. Er kann aber auch noch am gleichen oder an
einem der folgenden Tage gegen Löſung einer weſentlich
verbil=
ligten Zuſatzkarte nach einem Gebirgsort, wie
GarmiſchParten=
kirchen (Zugſpitze), Kochel. Füſſen, Traunſtein, Berchtesgaden,
Schlierſee, Oberammergau, Brannenburg (Wendelſtein) fahren
und ſich dort mit Hilfe der verſtändigten örtlichen
Verkehrsver=
eine einmieten. Die Uebernachtungen in München ſtellen ſich
einſchließlich Frühſtück und Bedienung auf 4.— bis 4.50 RM.
Die übrige Verpflegung in München iſt preiswert. In den
ober=
bayeriſchen Orten iſt Unterkunft mit voller und guter
Verpfle=
gung von 3.— bis 5.— RM., je nach Zimmerlage zu haben. Für
die zunächſt in München bleibenden Reiſeteilnehmer wird, das
genaue Programm geeignete Vorſchläge vorſehen. Feſt ſteht, daß
die Teilnehmer ſchon aus Anlaß des Oktoberfeſtes über
Lange=
weile in München nicht zu klagen haben werden. In aller Kürze
erſcheint das genaue Programm, das bei allen
Fahrkartenaus=
gaben und Mitteleuropäiſchen Reiſebüros des Bezirks koſtenlos
zu haben iſt. Mancher, dem die Sommermonate nicht die
er=
wünſchte Erholung bringen konnten, wird gern von dieſer äußerſt
billigen und bequemen Gelegenheit Gebrauch machen. Die
Fahr=
preiſe ſind auf 60 Prozent des normalen Preiſes ermäßigt. Auch
die Preiſe für Unterkunft und Verpflegung in den Gebirgsorten
wurden für die ſogenannte Nachſaiſon weſentlich herabgeſetzt. Die
Rückfahrt am 2. Oktober wird über Augsburg, Stuttgart
aus=
geführt.
Gelegentlich der Sternwanderung, die der Odenwaldklub
anläßlich der Feier des 50jährigen Beſtehens des Reichsverbands
deutſcher Gebirgs= und Wandervereine nach Frankfurt am Main
am 17. September unternimmt, hat die Reichsbahndirektion
Mainz einen Anſchluß an den um 8 Uhr 6 Minuten abends aus
Frankfurt a. M. in Darmſtadt eintreffenden Perſonenzug in den
Odenwald dadurch hergeſtellt, daß ſie die Abfahrt des letzteren
um 15 Minuten ſpäter gelegt hat. — Es können alſo die
Teil=
nehmer an der Veranſtaltung noch um 7 Uhr 27 Minuten in
Frankfurt abfahren, um den letzten Abendzug in Richtung
Eber=
bach zu erreichen.
— Odenwald=Verkehrsgemeinſchaft Nach der Neuordnung
der Verkehrsverbände im Deutſchen Reich hat es ſich als
not=
wendig erwieſen, daß der Odenwald=Verkehrsbund,
der im übrigen ſeine gemeinnützige Tätigkeit im Sinne einer
immer beſſeren verkehrlichen Erſchließung des öſtlichen
Oden=
waldes ſortſetzen wird, ſeinen Namen ändert. Für die
Folge wird der Odenwald=Verkehrsbund den neuen Namen
Odenwald=Verkehrsgemeinſchaft” führen.
An=
ſchrift wie bisher: Darmſtadt, Wilhelminenſtraße 32.
Die ſtädtiſche Berufsfeuerwehr wurde im Monat Auguſt
14mal alarmiert, und zwar zu 1 Waldbrand, 1 Mittelfeuer 1
Kaminbrand, 4 Verkehrsunfällen 1 Autounfall, 1
Waſſerrohr=
bruch und 5 ſonſtigen Fällen. Auf der Wache, Kirchſtraße 13
(Fernſprecher Nr. 600 und 3500) wurde in 12 Fällen erſte Hilfe
geleiſtet.
Arbeitsbeſchaffung durch vermehrken
Einkauf deutſcher Erzeugniſſe.
Zur deutſchen Woche vom 15. bis 21. 9kkober
in Darmſtadt.
In der Woche vom 15.—21. Oktober wird Darmſtadt
wie=
derum im Zeichen der Werbung für deutſche Arbeit und deutſche
Erzeugniſſe ſtehen. In der gleichen Zeit findet die
Reichshand=
werkerwoche ſtatt, die insbeſondere auf den „Segen der
Arbeits=
beſchaffung im Kleinen” hinweiſen will. Beide
Werbeveranſtal=
tungen paſſen ſich dem gemeinſamen Rahmen der Werbung für
deutſche Arbeit und deutſche Erzeugniſſe an.
In der genannten Woche werden die Ladengeſchäfte ihre
Schaufenſter mit deutſchen Erzeugniſſen ausſtatten. Auf die
ver=
ſchiedenſte Art und Weiſe werden die Verbraucher und unter
die=
ſen vornehmlich die Hausfrauen auf den Einkauf deutſcher
Er=
zeugniſſe eindringlichſt hingewieſen werden. Die Eröffnung der
Werbeveranſtaltungen iſt für Samstag, den 14. Oktober, in
Ausſicht genommen. Hierbei werden die Leitgedanken der
deut=
ſchen Woche vor der breiten Oeffentlichkeit dargelegt werden.
Be=
ſondere Vortragsveranſtaltungen behandeln die verſchiedenen
Fragen der zweckmäßigen Ernährung aus einheimiſcher
Erzeu=
gung, gilt es doch mehr denn je, jegliche entbehrliche Einfuhr
von Lebensmitteln und Getränken einzuſchränken, bei deren
Er=
zeugung, Veredelung und Verkauf im eigenen Land tauſende von
ſelbſtändigen Berufen, Angeſtellten und Arbeitern in Stadt und
Land lohnende Beſchäftigung finden. Das iſt ohne weiteres möglich,
wenn jeder einzelne Deutſche nach dem Willen des Führers
han=
delt und ſich der großen Verantwortung gegenüber dem
Volks=
ganzen bewußt bleibt.
Weiterhin ſind noch vorgeſehen öffentliche Vortragsabende
mit Vorträgen von Vertretern aller Wirtſchaftskreiſe,
Vortrags=
veranſtaltungen für Schulen, Hausfrauen=Nachmittage,
Schulungs=
vorträge für kaufmänniſche Angeſtellte u. a. m. Von einer
grö=
ßeren Ausſtellung muß mit Rückſicht auf die Zeitverhältniſſe
Ab=
ſtand genommen werden.
Zur weiteren Auskunft ſteht die Geſchäftsſtelle der
Arbeits=
gemeinſchaft deutſche Woche, Darmſtadt, Rheinſtr. 62, Zimmer 55,
zur Verfügung.
Der Einzelhandel
und bevölkerungspolikiſche Aufklärung.
Wie das Vds=Büro meldet hat der Reichsverband des
deuk=
ſchen Einzelhandels nun die erſten grundlegenden Richtlinien für
die Mitarbeit dieſes deutſchen Wirtſchaftszweiges an den vom
Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda verkündeten
Dreimonatsplan für bevölkerungspolitiſche Aufklärung
aufge=
ſtellt. Es wird darin auf das reiche Aufklärungsmaterial
ver=
wieſen, für deſſen weiteſte Verbreitung unter allen Umſtänden
geſorgt werden müſſe. Deshalb, ſo heißt es weiter, werden jetzt
von der NS.=Volkswohlfahrt überall im Lande Werbeplakate
verteilt, die in allen Bevölkerungskreiſen das Intereſſe und den
Wunſch wecken ſollen, ſich ernſtlich mit dieſen lebenswichtigen
Fragen der Nation zu befaſſen und ſich das feſſelnde
Schriften=
material zu beſchaffen, das vom Propagandaminiſterium
hier=
für zuſammengeſtellt wurde. Mit der anſchaulichen Anbringung
dieſer Werbeplakate in den Geſchäften und Schaufenſtern
über=
nehme der Einzelhandel eine wichtige Helferrolle bei dieſer
gro=
ßen Volkspropaganda. Alle Kaufleute ſollten ihren Ehrgeiz
da=
rein ſetzen, in ihren Geſchäften und aus ihren Schaufenſtern
möglichſt eindringlich dieſe Plakate ſprechen zu laſſen, um damit
dem erſten Teil des Dreimonatsplanes einen vollen Erfolg zu
ſichern. Wer noch keine Benachrichtigung erhalten hat, ſoll ſich
mit ſeinem Verband in Verbindung ſetzen. Eine ſyſtematiſche
Be=
vorzugung der Kinderreichen zu Laſten der Kinderarmen und
Kinderloſen werde künftig Platz greifen. Deshalb habe das
Pro=
pagandaminiſterium auch die Verbände und Vereine jetzt ſchon
aufgefordert, bei der Abſtufung ihrer Verbandsbeiträge den
Fämilienſtand mitzuberückſichtigen. Der nun eingeleitete große
Aufklärungsfeldzug ſolle mithelfen, alle dieſe von der
Reichs=
regierung ſchon in Gang geſetzten Maßnahmen im ganzen
deut=
ſchen Volk gedanklich und gefühlsmäßig vorzubereiten und zu
verankern.
Willy Reichert kommt wieder. Mit neuem.
ausgezeich=
netem Künſtlerenſemble gibt der beliebte Stuttgarter Humoriſt
Willy Reichert, der ſich auch in Darmſtadt einen großen
Freundeskreis erworben hat, am Samstag, den 23. September,
nachmittags 4 Uhr, und abends 8.15 Uhr, im Städtiſchen
Saal=
bau, ein einmaliges Gaſtſpiel. Reicherts urwüchſiger,
herzerfri=
ſchender Humor begeiſtert ſtets alle Zuhörer aufs neue man
ſollte daher dieſe einzigartige Veranſtaltung nach Möglichkeit
nicht verſäumen. Der Kartenvorverkauf iſt im Verkehrsbüro und
bei Hugo de Waal. Sichern Sie ſich rechtzeitig gute Plätze.
Deutſches Turn= und Sportabzeichen. Die nächſte Prüfung
in Gruppe V (Radfahren) findet jetzt Sonntag, den 17.
Sep=
tember, vormittags 8.30 Uhr, ſtatt. Anmeldungen ſind zu richten
an Herrn Gg. Hahn, Darmſtadt, Schwanenſtraße 20.
— Fahrradhändler und Reparaturwerkſtättenbeſitzer. Die
hieſigen Fahrradhändler beabſichtigen zur Verſchönerung am Tag
des Rades eine Fachgruppe, das Rad in ſeiner vielſeitigen
Ver=
wendung, zu ſtellen. Im Intereſſe unſeres Handwerks darf es
keine Außenſeiter geben, keiner darf ſich ausſchließen. Näheres
zwecks Beſprechung ſiehe Anzeige in heutiger Ausgabe.
Die dem Verband ſüdweſtdeutſcher Konſumvereine ange:
ſchloſſenen Konſumgenoſſenſchaften haben für die Adolf=Hitler=
Spende einen Betrag von 20 166.50 RM. gezeichnet. Für die
Spende zur Förderung der nationalen Arbeit wurden von
Ver=
waltung und Perſonal dieſer Genoſſenſchaften zuſammen 13 472.70
Reichsmark an die Finanzämter abgeliefert. Außerdem haben
die Angeſtellten und Arbeiter in den Genoſſenſchaften ſich bereit
erklärt, ſich monatlich 4 269,80 RM. für dieſe Spende vom Lohn
abziehen zu laſſen, was einen. Jahresbetrag von 51 237,60 RM.
ergibt. Der Bezirks=Konſumperein Darmſtadt iſt an dieſen
Spenden mit 2000.— RM. beteiligt.
Die Beſſunger Lichtſpiele bringen ab heute einen der
net=
teſten Ufa=Operettenfilme, der für Darmſtadt Erſtaufführung iſt:
Die blonde Nachtigall”, mit Elſe Elſter, die dieſen
Filmtitel mit vollem Recht auf ſich beziehen kann. Ab heute
bringen die B. L. außerdem in jedem Programm die Ufa=
Wochen=
ſchau, neben einem reichhaltigen Beiprogramm.
Seite 6 — Nr. 256
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 15. September 1933
Butefen 3.
Der „Aneiſchekuche‟
Es ſoll wahrhaftig Menſchen geben, die keinen eſſen. Oh dieſe
Armen! Verſtehen tu ich ſie ja nicht, beneiden allerdings noch
weniger, jedenfalls; reden wollen wir von ihnen auf keinen Fall,
im Gegenteil, wir wollen ſie ruhig ihrem traurigen Schickſal
über=
laſſen, ſie ſind geſtraft genug. Von den andern, die immerfort
von „Pflaumenkuchen” ſprechen oder von „Zwetſchgenkuchen”
nein, von denen wollen wir auch nicht reden die ſollen ſich „
an=
pflaumen”, ſo viel ſie wollen. Wir bleiben ſchön unter uns und
eſſen unſeren „Quetſchekuche”, und das mit Vehemenz und
Begei=
ſterung. Sapperlot, wenn ſo der Dampf aus dem Kaffeetopf ſteigt,
der Tuft von Sumatra oder Gott weiß wo „do hinne”, und neben
der Taſſe liegt ein Stück von dem blaugelben, aromatiſchen Kuchen,
und dort auf dem Teller liegen noch ein Dutzend Stucke, na, wie,
ſagt ſelbſt, kann es da nicht draußen blitzen und rumoren und
hupen und weiß der Teufel was alles, und uns ſchert das „net
die Bohn”? Eine herrliche Erfindung, ſo ein „Quetſchekuche‟
Er iſt ja nicht ganz leicht zu vertragen. Wenn man ſo Stücker
zehn Stücke gegeſſen hat, dann fängt er ſchon an, einem jeicht auf
„die Seel zu dricke‟. Aber gut ſchmeckt er eigentlich erſt vom
fünfzehnten Stück ab. Dann merkt man doch endlich, daß man
auch wer iſt, und daß nicht bloß die vornehmen Leute einen dicken
Bauch haben können. Zu eſſen, bis man nicht mehr „bab” ſagen
kann, mag bei Kaviar und Gansleberpaſtete nicht ganz angebracht
ſein, beim „Quetſchekuche” iſt es aber ſelbſtredend erlaubt.
Deshalb ſind auch die „Kerwe” am ſchönſten, bei denen es
ausreichend von dieſer heſſiſchen Heimatſpeiſe gibt. Da weiß man
doch wenigſtens, warum man ſich zuerſt den Magen ieer hopſert.
Und dann ſo um vier oder fünf Uhr morgens heimkommen, und
den Mokka brauen, und den „goldige Kuche” auf den Tiſch..."
ha! Ich ſage ja immer, es iſt von der Natur wunderbar
einge=
richtet, daß ſie zu allen Jahreszeiten etwas Beſonderes für uns
bereit hat, und wenn mir einer herkommt und auf den Herbſt
ſchimpfen will, dann ſoll man dem den „Quetſchekuche an die
Decke hängen, denn der verdient ihn nicht. Howgh!
Der aufgeſchlitzke Mainzer Tunnel.
Eine Warnung an die Reiſenden.
Die Arbeiten zur teilweiſen Aufſchlitzung des Tunnels
zwiſchen Mainz=Hbf. und Mainz=Süd ſind jetzt ſoweit
fortge=
ſchritten, daß bereits eine Strecke von 40 Meter vollſtändig
frei=
gelegt iſt.
Die Reiſenden ſind ſeinerzeit, bei Beginn der Arbeiten, ſchon
darauf hingewieſen worden, in ihrem eigenen Intereſſe während
der Fahrt durch den Tunnel die Wagenfenſter der Abteile
geſchloſſen zu halten, da durch den Einbau eines
Schutz=
gerüſtes an der Bauſtelle das lichte Raumprofil im Tunnel
ein=
geſchränkt iſt und die Reiſenden beim Hinauslehnen ſich
ge=
fährden.
Nachdem nun die 40 Meter Tunnelſtrecke freigelegt ſind
be=
ſteht jetzt mehr wie früher bei den Reiſenden der Anreiz. beim
Befahren der Bauſtelle die Wagenfenſter zu öffnen, um ſich den
ungewohnten Anblick nicht entgehen zu laſſen.
Die Reiſenden werden deshalb nochmals auf die Gefahren
aufmerkſam gemacht, die mit dem Hinauslehnen aus den
Wagen=
fenſtern verbunden ſind, und gebeten während der Dauer der
Fahrt durch den Tunnel zwiſchen Mainz=Hbf. und Mainz=Süd
und umgekehrt die Fenſter der Wagenabteile geſchloſſen zu halten.
Aus dem Gerichtsſaal.
Aw. Das Sondergericht verhandelte am
Donners=
tag vormittag wieder drei Sachen. Zunächſt gegen einen
Kauf=
mann aus Groß=Gerau bei dem bei einer Hausſuchung
ein Revolver und über 100 Schuß Munition gefunden wurden.
Der Angeklagte gibt an, daß die Waffe aus dem Kriege ſtamme.
Die Munition paſſe zu einem anderen Revolver, den er
eben=
falls beſeſſen, der aber nicht mehr vorgefunden wurde. Der
An=
geklagte kann beweiſen, daß er ſich im Beſitze eines Waffenſcheins
befand, ſich auch nie politiſch irgendwie betätigte, ſo daß das
Gericht, da offenſichtlich kein böſer Vorſatz da iſt, eine
Gefäng=
nisſtrafe von einem Monat und eine Geldſtrafe
von 100 Mark für ausreichend hält. 20 Tage
Unterſuchungs=
haft werden angerechnet.
Ein Weißbinder aus Bickenbach, der früher, und
allem Anſchein nach auch jetzt noch, eifriger Kommuniſt iſt,
er=
hält eine Gefängnisſtrafe von ſechs Monaten, weil
er die nationale Regierung beſchimpfte.
Wegen desſelben Deliktes wandert ein alter
Landſtrei=
cher — er hat nicht weniger als 30 Vorſtrafen — auf ſechs
Monate ins Gefängnis. Er hat die Beleidigungen der
Regierung uſw. mit ſolch geradezu blödſinniger Intenſität von
ſich gegeben, daß man ſich dem beſtimmten Eindruck nicht
ent=
ziehen kann, der Mann ſuchte ſich auf dieſe Art und Weiſe
ledig=
lich ein billiges und warmes Winterquartier, was er dann auch,
allerdings nicht in der Sitzung, ganz offen beſtätigte.
Die Große Strafkammer verhandelt am ſelben Tag
wieder unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit zunächſt
gegen ein junges Mädel aus Lampertheim wegen
Abtreibung, und gegen zwei junge Leute, ebenfalls
aus Lampertheim, wegen Beihilfe dazu. Das Mädel gibt
alles ganz offen zu. Sie ſtehe allein in der Welt und habe nicht
gewußt, wie ein Kind großziehen. Auch der dritte Angeklagte, ein
28jähriger Schneidergeſelle aus Lampertheim, der das nötige
In=
ſtrument beſorgte, gibt alles zu; er habe aus Mitleid geholfen.
Lediglich der zweite Angeklagte, ein 19jähriger Zimmergeſelle,
der derzeitige Freund des Mädchens und angebliche Vater,
ver=
ſucht mit allen Fineſſen die Schuld auf das Mädchen abzuwälzen.
Das Gericht kommt aber zu der Auffaſſung, daß die Frechheit, mit
der der junge Mann das Gericht belogen habe, eine beſonders
hohe Strafe verdiene. Da er übrigens eine Hauptrolle bei der
Sache geſpielt habe, ſei eine Gefängnisſtrafe von ſechs
Monaten angemeſſen. Die Unterſuchungshaft wird ihm nur
mit einem Monat und einer Woche angerechnet. Der
Schnei=
dergeſelle erhält fünf Monate Gefängnis
und für das Mädchen, daß ja an ſich ſchon der leidtragende Teil
geweſen ſei, und das heute einen durchaus anſtändigen Eindruck
gemacht habe, genüge eine Gefängnisſtrafe von drei
Monaten. Den beiden letzten wird die Unterſuchungshaft mit
zwei Monaten und einer Woche voll angerechnet.
Ein alter Sittlichkeitsverbrecher der bereits
dreimal wegen unzüchtiger Handlungen an Kindern vorbeſtraft
iſt. erhält dann, weil er wieder mal ſeine unnatürlichen Gelüſte
bei einem 7jährigen Mädchen befriedigen wollte, eine
Zucht=
hausſtrafe von drei Jahren und fünf Jahre
Ehr=
verluſt. Auch er leugnet mit boshafter, ja raffinierter
Hart=
näckigkeit, was das Gericht zweifellos veranlaßt, ſeine Strafe um
ein Erkleckliches höher zu ſetzen
Vereinskalender.
— Turngeſellſchaft 1875. Der Gartenbaubetrieb
Her=
mann Schulz (Mitglied der Tgeſ 1875) Erbacherſtraße,
ver=
anſtaltet vom 16.—19. September ſeine alljährliche Dahlienſchau
und hat zu einer Beſichtigung eingeladen. Wir empfehlen
un=
ſeren Mitgliedern, dieſe reiche Blumenflora, die hier geboten
wird, zu ſchauen und fordern zu einer Beſichtigung am Sonntag
nachmittag 4 Uhr auf.
Tageskalender für Freitag, den 15. September 1933.
Union: „Ein gewiſſer Herr Gran”. — Helia: „Der Traum vom
Rhein . — Palaſt: „Der große Käfig . — Reſi: „Der Rebell”
— Beſſunger Lichtſpiele: „Die blonde Nachtigall.”
Gokkesdienſt in der Iſrgelikiſchen Religionsgemeinde
Hauptſynagoge.
Freitag, 15. Sept.: Vorabendgottesdienſt 6.30 Uhr.
Samstag, 16. Sept.: Morgengottesdienſt 8.30 Uhr. Sabbatausgang
7.25 Uhr.
Gottesdienſt an den Wochentagen. Beginn der Slichottage.
Morgens 6.30, abends 6.15 Uhr.
Aus den Surmſtädter Sichtſpierthentern.
Der neue Hans=Albers=Film.
U.=T.: „Ein gewiſſer Herr Gran”.
Unſer U.=T. hat die Winterſaiſon vielverſprechend eröffnet.
Sie bringt den neueſten Hans=Albers=Film, der bekanntlich in
Venedig und Rom gedreht wurde. Eine ſehr ſaubere ſehr ſchöne
deutſche Filmleiſtung. Unter den Kriminal= und
Spionagefil=
men eine Spitzenleiſtung von beſtem Format. Und eine typiſch
deutſche Kunſtleiſtung. Gewiß ſind uns die Amerikaner im
Auf=
gebot von Maſſen und Maſchinen und im Erfinden von
Unmög=
lichkeiten, die nur der Film möglich erſcheinen laſſen kann, nur
um Senſationsmomente zur höchſten Nervenſpannung zu ſteigern
überlegen. Die Kunſt aber, im Ablauf einer ſcheinbar ganz
ruhigen, faſt heiteren Handlung die dynamiſche Spannung, keinen
Nervenkitzel, ſondern eine Spannung, die den ganzen Menſchen
erfaßt und auch den ſchließlich packt und mitreißt, der gar nicht
nur der Senſation, des Nervenkitzels wegen, den Film anſieht,
das iſt deutſche Arbeit, deutſche Filmkunſt. Die herrlichſten
Bilder Venedigs und Roms, vom Lido und Mittelmeer,
umrah=
men die Handlung, in der elegante und ſchöne Menſchen. große
Künſtler und Künſtlerinnen, in ſcheinbar vornehm
geſellſchaft=
lichem Verkehr ſich auf Tod und Leben gegenüberſtehen. Hinter
Phot. Ufa
Ein neues Tonflmpaar
Hans Albers und Karin Hardt in dem Ufa-Tonflm
„Ein gewisser Herr Gran” (Herstellung: Bruno Duday)
Liebesgetändel und genießeriſcher Heiterkeit vibriert die mit
Sprengſtoff geladene Atmoſphäre, und das Vibrieren geht auf
den Beſchauer über reißt ihn mit, ob er mag oder nicht. Man
erlebt das förmlich mit, was da „geſpielt” wird.
Freilich, ganz verzichten kann die Regie nicht auf äußere
Senſationen. Es iſt ja ſchließlich ein Hans=Albers=Film,
von dem man mancherlei gewohnt iſt und auch erwartet. Seine
Anhänger wollen ihren Liebling Gefahren beſtehen ſehen, die
ihn hinausheben über das Alltägliche, und ihn immer wieder zum
„Sieger” ſtempeln. Und das verſteht Hans Albers! Da ſauſt
eine große Limouſine, deſſen Führer erſchoſſen wird, den
Ab=
hang hinunter und wird zerſchmettert. Hans muß in ein
bren=
nendes Gebäude eindringen und ſteile Wände erklimmen. Er muß
vor Mörderkugeln fliehen und Sauerſtoffgebläſe zu ſeiner
Ret=
tung bedienen und dergleichen ſchöne Dinge mehr. Aber das iſt
faſt entbehrlich. Die Spannung iſt auch ſo da.
Sein Gegenſpieler iſt Albert Baſſermann, elegant,
beherrſcht, in der Mimik und im Spiel große Klaſſe, dazu die
ſchöne Olga Tſchechowa, wiederum als Spionin großen
Stils, und ſeine unfreiwillige Helferin, die ſympathiſche Karin
Hardt, Wellenreiterin und Preisſchwimmerin, und dann
Her=
mann Speelmans. —
Im Mittelpunkt aber bleibt Hans Albers ſelbſt. Immer die
Situation beherrſchend, das Siegerlächeln nur ſelten von
Beſorg=
nis in peinlichſten Sekunden verdrängt, und — er führt die Braut
heim!
Mehr wollen wir von der Handlung nicht verraten. Aber
das ſei geſagt: ſchon das Zuſammenſpiel ſo hervorragender
Künſtler im Enſemble, ſchon die herrlichen Bilder lohnen den
Beſuch. —
M. St.
Helia=Lichtſpiele.
Der Traum vom Rhein. Irgendwo in Weſtfalen
tref=
fen ſich vier Menſchen. Zwei davon, denen es draußen in der
Welt gut gegangen iſt, ſind auf dem Weg nach der Heimat, zwei
andere, denen das Glück im Vaterland nicht ſo hold war, haben
ſich zuſammengetan, um den Kampf um das tägliche Brot noch
einmal aufzunehmen. Ihre Sehnſucht geht hinaus in die Fremde,
wo ſie glauben ihr Los verbeſſern zu können. Hier „John
Stone=
way” (Schröder=Schromm) — der eigentlich „Jupp
Stein=
wey” heißt — kehrt mit ſeiner Tochter „Mary” (Gay Chriſtie)
zurück in die Heimat am Rhein, die er ſeit 30 Jahren nicht
ge=
ſehen hat — dort der abgebaute Lehrer „Hein Frieß” (Eduard
Weſener) und der ſtellungsloſe Chauffeur „Karl Baumann”
(Hugo Fiſcher=Köppe), die ihr Glück im Ausland ſuchen
wollen. Dieſe beiden Jungens ziehen mit einem aus
Streich=
hölzern gebauten „Kölner Dom” ihres Wegs und verdienen
„Poſtkarten verkaufend” ihren Unterhalt. Das Auto Steinweys
fährt auf den zerbrechlichen „Dom", und nachdem einmal auf
dieſe ſeltſame Art die Bekanntſchaft gemacht iſt, gehen die Dinge
ihren Lauf bis zu einem fröhlichen „Happy end”.
Es iſt bei dieſem Film weniger die Handlung, die ihm ſein
Geſicht gibt, als die Stimmung die über das an ſich einfache,
manchmal ein wenig unwahrſcheinliche Geſchehen ausgegoſſen iſt,
es iſt die herrliche Landſchaft, in der dieſes Geſchehen abrollt.
Dann aber iſt es die Hand des Regiſſeurs, der das alles flüſſig
und unbeſchwert geſtaltet, der für ſeine Menſchen Darſteller
ge=
funden hat, die ihrer Rolle gewachſen ſind und die Handlung
lebendig und anziehend machen. Das gilt für das zurückhaltende
Spiel Eduard Weſeners, der den Volksſchullehrer wahr
verkör=
pert, ebenſo wie für die „Mary” der Gay Chriſtie und den
„Steinwey Schröder=Schromms. — Das ganze iſt ein
liebens=
würdig=heiteres Loblied auf die deutſche Heimat am Rhein, die
— vom Kameramann in ſchönen Ausſchnitten feſtgehalten — dem
Film ein beſonderes Gepräge verleiht.
— Die Palaſt=Lichtſpiele in der Grafenſtraße bringen heute
einen Spitzenfilm aus der neuen Produktion, und zwar den
ſpannenden Senſationsfilm. Der große Käfig. Der Film ſpielt
in einem Zirkus und behandelt die Abenteuer des
weltberühm=
ren Dompteurs Clyde Beatty, dem einzigen, dem es gelungen
iſt, große gemiſchte Raubtiergruppen vorzuführen. — Bilder vom
Reichsparteitag der NSDAP. in Nürnberg ſieht man in
allen Vorſtellungen ſowohl in den Helia=Lichtſpielen, als auch in
den Palaſt=Lichtſpielen.
— Reſi=Theater zeigt Luis Trenkers ſchönſten und
gigan=
tiſchſten Hochgebirgsfilm; atemberaubende Kletterleiſtungen
wech=
ſeln mit ergreifenden Spielſzenen. „Der Rebell” ein
Frei=
heitsfilm aus den Tiroler Bergen, der die ganze Welt begeiſtert.
Sonntag mittag: Jugendvorſtellung „Der Held von Kalifornien”
Ganz leiſe naht der Herbſt...
Die erſten Zeichen des Vergilbens und Sterbens gehen durch
den Garten. Die Roſen ſind abgeblüht. Da und dort wird ein
Blatt welk und ſaftlos. Zwar ſcheint alles noch in Ueppigkeit zu
ſtehen. Aber es iſt nicht mehr die friſche Fülle von einſt. Ein
leiſer Hauch vom Welken liegt darüber, und man wird
gezwun=
gen, die Gedanken ein wenig dem Herbſt voranzuſchicken.
Da wandert der Blick am ſtillen Abend zu den fernen
Hügel=
ketten. In einem matten Blau liegen ſie da, und es iſt, als ob
ſich ein Schleier vor ſie gebreitet hätte. Einſt ſchienen ſie zum
Greifen nahe zu ſein, ſo klar ſtanden ſie vor einem im lockenden
Abend. Jetzt ſind ſie weit abgerückt, und leiſe Melancholie hat ſich
auf die Landſchaft niedergeſenkt, über die groß und feierlich der
volle Mond zieht.
Aber das alles wäre es noch nicht, was als Vorbote des
Herbſtes eindringlich ſpricht. Stärker redet der feuchte Dunſt in
den Straßen, redet der eigentümliche Duft, der von irgendwoher
kommt und etwas vom Sterben und Vergehen in ſich trägt. Es
iſt nicht Nebel der üblichen Art, es iſt etwas ganz anderes.
Un=
vermittelt kommt das in dieſen Tagen und wird mitten im
Som=
mer zum Verkünder des Neuen, das an den Abſtieg des Jabres
gemahnt.
Wenn man durch dieſen Duft des Abends ſchreitet, wird es
zur Gewißheit: In aller Kürze wird die Sprache der Natur eine
ganz andere ſein. Die Mittagshöhe des Jahres iſt vorüber, im
Grunde lange ſchon, und man hat deſſen gar nicht geachtet. Man
ging durch die Fülle, durch das Blühen, durch die ganze
über=
ſchwängliche Sommerwelt und dachte gar nicht daran, daß auch
ſie ein Geſchenk flüchtiger Zeit iſt. Und jetzt ſpricht dieſer
abend=
liche Duft davon, in dem die Stimmen leiſer werden, verhaltener
klingen. Und jetzt kann man ſich dieſer Sprache nicht entziehen.
Jetzt iſt es an der Zeit, die Gedanken vorauslaufen zu laſſen und
ſich bereit zu machen für den Empfang des Herbſtes, in dem
bin=
ſinkt, was der Sommer geſchenkt hat. Ein Aufleuchten wird es
noch einmal geben, das wie ein Verzweiflungsſchrei iſt, und dann
wird ſich der wallende Nebel um die Dinge legen, die graue
Dämmerung der kurzen Tage wird über ihnen ſein, und wir
ſelbſt werden eingeſponnen werden in dieſes Grau.
Auch dieſe Zeit wird ſchön ſein, wenn wir ſie mit aller
Be=
wußtheit erleben und den Stimmungsgehalt aus ihr nehmen, den
ſie bieten kann und bieten wird. Denn grau iſt die Welt
ſchließ=
lich doch nur der grauen Seele.
Aus der NSDAP.
Der Kreisleiter macht bekannt:
Beamtenabteilung: Fachſchaft Poſt.
Am Freitag, den 15. September, 20 Uhr, nicht 22 Uhr.
findet im Saale „Rummelbrau, Rheinſtraße, eine Verſammlung
der Fachſchaft Poſt mit Familienangehörigen ſtatt. Verpflichtung
des neuen Kreisfachſchaftsleiters „Pg. Bernius ſpricht über den
Reichsparteitag in Nürnberg. Eintritt frei.
Sturmführer der SA., Darmſtadt.
Die Meldung der SA.=Männer, welche keine Pg. ſind zur
Hilfskaſſe für Oktober muß bis ſpäteſtens 15. September 1933 bei
der Kreisleitung erfolgen. Später eingehende Meldungen
kön=
nen nicht mehr berückſichtigt werden. Die neuen Meldeformulare
können bei der Kreisleitung in Empfang genommen werden.
Ortsgruppe 8 (Oſt).
Samstag, den 16. September, abends 8 Uhr, findet im
Kro=
nenbräukeller (Hans Tod) eine Mitgliederverſammlung ſtatt.
Den Mitgliedern der Ortsgruppe 8 (Oſt) wird das Erſcheinen
zur Pflicht gemacht. Ausweis mitbringen. Gäſte haben keinen
Zutritt. Unkoſtenbeitrag 20 Pfg.
Ortsgruppe Weiterſtadt.
Am Samstag, den 16. September 1933. findet im Gaſthaus
„Zur ſchönen Ausſicht” (früheres Eigenheim), abends 8.30 Uhr,
eine öffentliche Verſammlung der NSDAP. ſtatt, zu der alle
Bürger Weiterſtadts freundlichſt eingeladen ſind. Es ſpricht
Kreisleiter Zürtz über das Thema: „Der Arbeitsloſigkeit
mit=
ten ins Herz”.
Parkeiamkliche Bekannkgaben.
Der Leiter der Hilfskaſſe gibt bekannt: nu Domie
Aus gegebener Veranlaſſung wird darauf hingewieſen, daß
alle Schadensfälle über die zuſtändigen Partei=,
Ortsgruppen=
bzw. Kreisleitungen der Hilfskaſſen gemeldet werden müſſen.
Andere Unfallmeldungen können nicht bearbeitet werden. Die
Richtlinien der Hilfskaſſe ſollen auf allen Geſchäftsſtellen zur
Einſichtnahme aufliegen.
Achtung Ortsgruppenleiter!
Nach wie vor ereignen ſich unzählige Unfälle im Parteidienſt.
Außer zahlreichen Verletzten wurden allein am heutigen Tage
11 (elf) Todesfälle der Hilfskaſſe (Verwundetenhilfe der
NSDAP.) gemeldet. Bis 22. September 1933 müſſen daher die
Beiträge aller Mitglieder zur Hilfskaſſe für Monat Oktober, die
für die Verletzten und Verwundeten unbedingt gebraucht werden,
auf Konto 9817 für Hilfskaſſe der NSDAP. vorliegen.
Die Ortsgruppenleiter werden dringend erſucht, für
recht=
zeitige und vollſtändige Abführung der Beiträge durch die
Mit=
glieder, für ordnungsmäßige Abführung der Beiträge und für
ſo=
fortige Nachzahlung aller evtl. Rückſtände zu ſorgen. Die
Bei=
tragszahlung an die Hilfskaſſe iſt laut mehrfach ergangener
An=
ordnung Adolf Hitlers Parteipflicht aller Mitglieder.
Brlefkaſten.
Jeder Anfrage M die ſetzte Bezugéqulttung beizufügen. Anonyie Anfragen wurden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkelt.
Nach B. Da der Anſpruch auf Zuteilung von
Steuergut=
ſcheinen mit Ablauf des 30. September 1933 erliſcht, müſſen die
bis zum 30. September 1933 fällig gewordenen Ziele der
Vor=
auszahlungen an Gemeinde=Grund= und Gewerbeſteuern, trotzdem
die Mahnfriſt erſt nach dem 30. d. Mts. abläuft, entrichtet ſein.
Mit einer Steuerſenkung für die ſpäter fällig werdenden Ziele
iſt für das laufende Steuerjahr wohl in keinem Falle zu rechnen.
7.10
10.45
12.00
13.30:
14.20:
15.20:
16.30
18.00:
18.10:
18.25:
19.00:
20.00
22.20,
22.45:
9.00
9.45:
10.10.
10.50:
11.30:
15.00:
15.45
16.00:
17.00:
17.20:
18.00:
18.05:
19.00:
1.00:
23.00:
Rundfunk=Programme.
Frankfurt: Freitag, 15. September
Bad Kreuznach: Frühkonzert. Ltg.: Operndirektor Schneider.
(n. f. Frankfurt): Werbevortrag der Dtſch. Reichspoſtreklame.
München: Mittagskonzert. Ltg.: Erich Kloß.
Walzertrümpfe auf Schallplatten.
Jeder hört zu!
Muſikaliſcher Zeitvertreib.
Nachmittagskonzert des Funkorcheſters. Ltg.: Seyfert.
Die Schlange. Eine Erzählung von Rich. Billinger.
Valentin Pfeifer: Speſſartgeſchichten.
Generalintendant Meißner: Wir fangen an. Die Arbeit der
Städt. Bühnen. — 18.45: Kurzbericht vom Tag.
Berlin: Stunde der Nation. Werkmeiſter Ohle. F. Arenhövel,
Das Abendprogramm der Kurzſendungen. Funkorcheſter.
Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport.
Nachtmuſik.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Freitag. 15. September
Schulfunk: Volksliedſingen.
Bernhard Oeſt: „Reinicke Fuchs.”
Schülfunk: „Deutſch die Saar, immerdar!”
Fröhlicher Kindergarten.
Karl Michael Bellmann und ſeine Zeit. Lieder und Epiſtel
mit Lautenbegleitung und verbindendem Text.
Jungmädchen und Beruf. Geſpräch zwiſchen einer Arbeiterin
in einer Schokoladenfabrik, einer Wohlfahrtspflegerin und
einer Kunſtgewerblerin.
Deutſche Landſchaft: Fluß. Friedrich Hölderlin: „Der Rhein.”
Leipzig: Nachmittagskonzert.
Hedwig Förſter: Dje Zukunft der deutſchen Mädchenerziehung.
Bach und ſeine Zeitgenoſſen. Muſik auf alten Inſtrumenten.
Das Gedicht.
Tänze in fünf Sprachen. Ralph Siegel mit ſeinen Soliſten.
Berlin: Stunde der Nation: Werkmeiſter Ohle. Von Friedr.
Arenhövel. — 20.00: Kernſpruch. — Anſchl.: Stunde
der SA.
Köln: Tänzeriſche Muſik. Ausf.: Das Große und Kleine
Funkorcheſter
Hamburg: Allerhand von Meer und Land. Ltg.: Reinh.
Krug. Die Bremer Stadtmuſikanten.
Freitag, 15. September 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Aus Heſſen.
Der Rückzahlungswerk für einen Zenkner Roggen
für die zum 1. Oktober 1933 gekündigte Roggenanleihe des
Volksſtaates Heſſen von 1923 iſt gemäß
Anleihebedin=
gung 2 auf Grund der amtlichen Notierungen an der Frankfurter
Produktenbörſe im Monat Juli 1933 durch die Heſſiſche
Bauern=
kammer in Darmſtadt auf 8,87 RM. feſtgeſtellt worden.
Nr. 256 — Seite 7
Heit zwei Jahren Brukvögel am Schloßberg bei Heppenheim neben drei noch hier in der Rheinebene
brükenden Eiszeilvogelarken.
Von Wilhelm Schuſter von Forſtner, Vogelwarte Mainzer Becken, Mainz=Gonſenheim.
An ſämkliche beſtehenden Innungen
ſowie an ſämtliche Handwerker und Gewerbetreibende
des Kreiſes Dieburg.
ſaft an der ſäntiche Kandwpeier 10 Gewerdereſende.
von den bereits beſtehenden Innungen mindeſtens die Führer
die=
ſer, Obermeiſter uſw. teilzunehmen haben. Von ſämtlichen
Be=
rufenen, in denen noch keine Innungen beſtehen, haben die
Hand=
werker und Gewerbetreibenden reſtlos zu erſcheinen. Zweck der
Tagung iſt: Gründung von Zwangsinnungen.
Im eigenſten Intereſſe des Handwerks und Gewerbes wird
gebeten, die Tagung vollzählig zu beſuchen. Es ſpricht, von der
Handwerkskammer, Darmſtadt, beauftragt für den Kreis Dieburg:
Pg. Joſef Wiesner, Groß=Umſtadt. Die Verſammlung
be=
ginnt pünktlich um 10 Uhr vormittags, da Pg. Wiesner um 12
Uhr zu einer anderen Verſammlung nach Rheinheſſen fahren muß.
Heil Hitler!
gez.: Pg. Joſef Wiesner.
Dg. Arheilgen. 14. Sept. Ausdem Gemeinderat. Bei
der Verpachtung der Gemeindegrundſtücke wurden bei dem
zwei=
ten Termin rund 692 RM. geboten. Die erſte Verpachtung
er=
gab den Betrag von 543,50 RM. Die Verpachtung findet die
Zu=
ſtimmung des Gemeinderates. — Die Brandverſicherungskammer
hat die Erneuerung der Feuerverſicherungsbücher beantragt.
Hier=
für iſt der Betrag von 530.— RM. erforderlich, der auf die
Vor=
anſchläge der nächſten drei Rechnungsjahre verteilt werden ſoll.
— Der Rat nimmt zur Kenntnis, daß der heſſiſche
Miniſterpräſi=
dent für die Gemarkung Arheilgen die Feldbereinigung
angeord=
net hat. Die Durchführung erfolgt im Rahmen des
Arbeits=
beſchaffungsprogramms der Reichsregierung. Es wurde darauf
hingewieſen, daß die Koſten der Feldbereinigung nicht mehr ſo
hoch ſind. Mit den Arbeiten ſoll in Bälde begonnen werden. —
Anſchließend wandte ſich Fraktionsführer Hettinger in
pro=
grammatiſchen Ausführungen an die Ratsmitglieder und betonte,
daß auch innerhalb des Rates ein jeder im Sinne des Führers
ſeine Pflicht tue zum Wohle der Gemeinde und des geſamten
deut=
ſchen Volkes.
J. Griesheim, 14. Sept. Die Arbeitsgemeinſchaft der
Gries=
heimer Männergeſangvereine beabſichtigt, einen Knabenchor zu
bilden, deſſen Zweck die Erziehung und Bildung der deutſchen
Jugend durch das deutſche Lied im Sinne unſeres großen
Füh=
rers Adolf Hitler ſein ſoll. Der Geſangsunterricht iſt koſtenlos
und wird von dem Chormeiſter des „Sängerbund” Griesheim,
Herrn Wilhelm Etzold ehrenamtlich erteilt. Die Eltern
wer=
den gebeten, ihre ſtimmbegabten Söhne im Alter von 10 bis 14
Jahren zu dem Knabenchor anzumelden. Die Anmeldungen
neh=
men die Herren Lehrer der einzelnen Klaſſen entgegen.
Ek. Pfungſtadt, 14. Sept. Goldene Hochzeit. Heute
begingen die Eheleute Georg Fey 10. und Ehefrau Eliſabethe
geb. Haſſenzahl, hier, Kaplaneigaſſe 34, das ſeltene Feſt der
gol=
denen Hochzeit. Der Jubilar im Alter von 80 Jahren
Jubilarin im Alter von 79 Jahren erfreuen ſich noch guter
Ge=
ſundheit.
Ak. Nieder=Ramſtadt. 14. Sept. Die hieſige Ortsgruppe der
Nationalſozialiſtiſchen Kriegsopferverſorgung hält, am
kommen=
den Samstag abend im Gaſthaus „Zum goldenen Anker” (Fiſcher)
eine wichtige Mitgliederverſammlung ab. Zugleich wird darauf
hingewieſen, daß die Ortsgruppe bemüht iſt, unterernährte
Kin=
der von Kriegsbeſchädigten auf 2 bis 3 Wochen in hieſiger
Ge=
meinde unterzubringen. Wie anderwärts, ſollte es auch in
hieſi=
ger Gemeinde möglich ſein, einige dieſer notleidenden Kinder
un=
terzubringen. Nähere Auskunft erteilt der Ortsgruppenobmann,
Pg. Willi Block. Hindenburg=Straße 27. Obſtpreiſe,
Die bisher in hieſiger Gegend abgehaltenen öffentlichen
Obſtver=
ſteigerungen zeitigten alle ein befriedigendes Ergebnis. Die Preiſe
ſind durchſchnittlich recht hoch, was wohl in der Hauptſache auf den
Mangel an Obſt zurückzuführen iſt. Der Behang der Obſtbäume
iſt im Durchſchnitt gering, die meiſten Bäume haben überhaupt
nichts.
— Nieder=Ramſtadt=Traiſa, 14. Sept. Die Veranſtaltungen
des Werbetages der deutſchen Jugendherbergen, Ortsgruppe
Nie=
der=Ramſtadt=Traiſa, wurden von der nationalſozialiſtiſchen
Ju=
gend der beiden Orte getragen. Nach dem Kurrendenſingen fand
ein Gottesdienſt ſtatt. Am Nachmittag verſammelte ſich die Jugend
zu einem Werbemarſch durch Nieder=Ramſtadt und Traiſa und
traf ſich danach in Traiſa zu fröhlichem Spiel. Der 1. Führer
be=
grüßte die Erſchienenen und gab einen kurzen geſchichtlichen
Ueber=
blick über die Jugendherbergen. Der BDM. führte altdeutſche
Volkstänze auf und die HJ. ein Hans=Sachs=Spiel. Als Schluß
fand ein Handballſpiel der HJ. Nieder=Ramſtadt gegen Traiſa
ſtatt. Bei der Abendveranſtaltung begrüßte nach einem Lied des
Jungvolks Stammesführer Brunner=Traiſa die Gäſte. In
bun=
ter Reihenfolge wechſelten die Aufführungen des BDM. und der
HJ. ab. In allem war es ein wohlgelungener Tag.
An Groß=Zimmern, 14. Sept. Eine Ausſtellung der
Ent=
würfe für das Ehrenmal fand im Schwanenſaal ſtatt. Für 16
Entwürfe wurden Stimmen abgegeben. Herr Profeſſor
Meiß=
ner von Darmſtadt, ſtaatlicher Denkmalspfleger für Starkenburg,
ſtellte nun gemeinſam mit Herrn Baurat Minkler=Dieburg
die drei beſten Entwürfe, die preisgekrönt werden ſollen, feſt. Auch
der Aufſtellungsplatz des Ehrenmals wurde einer Beſichtigung
unterzogen. Am kommenden Samstag wird Herr Baurat
Mink=
ler eine Begründung der getroffenen Entſcheidung in einer
Sitzung des Denkmalsausſchuſſes geben. Der Ausſchuß wird dann
darüber zu entſcheiden haben, welcher Entwurf ausgeführt wird.
C Ober=Ramſtadt, 14 Sept. Odenwaldklub. Nachdem
in einer Hauptverſammlung Gemeinderechner Friedrich Karl
Breitwieſer als Führer der Ortsgruppe gewählt wurde, fand nun
eine weitere außerordentliche Hauptverſammlung im Gaſthaus
Zum Adler” ſtatt. Gemeinderechner Breitwieſer, der inzwiſchen
als Führer beſtätigt wurde, ernannte als 2. Vorſitzenden Herrn
Fabrikant Auguſt Rodenhäuſer 3., als Schriftführer Herrn
Poſtſekretär Peter Kehr, als Rechner Herr Kaſſenſekretär Peter
Maul, als Wanderwart Herrn Kaufmann Georg Matthes
und als Obmann, des Unterhaltungsausſchuſſes Herrn Fabrikant
Gg. Ritſcher. Dabei wurde der Ortsgruppe die bewährte
Mit=
arbeit des ſeitherigen 2. Vorſitzenden, Ehrenmitglied Rektor i. R.
Hofmann, auch für die Zukunft geſichert. Da am Sonntag, den
17. September, eine Herbſtwanderung nach Lützelbach feſtgelegt
iſt, bei der mit ſtarker Beteiligung namentlich auch neuer
Wan=
derer gerechnet wird, wird am 42. Deutſchen Wandertag in
Frank=
furt a. M. nur eine Abordnung der Ortsgruppe teilnehmen.
r. Babenhauſen, 14. Sept. In einer
Gemeinderats=
ſitzung wurde beſchloſſen, die Filialſteuer von 100 auf 200
Pro=
zent zu erhöhen — Welche Bedeutung dem großzügigen
Ar=
beitsbeſchaffungsprogramm im unteren
Ger=
ſprenzlauf zugemeſſen wird, geht daraus hervor, daß ſich die
Bürgermeiſter, die landwirtſchaftlichen Fachberater und ſonſtigen
Intereſſenten, nachdem der Entwurf des Kulturbauamts
Darm=
ſtadt auf unſerer Bürgermeiſterei offen gelegen hat, eingehend in
Beſprechungen mit der Materie befaßten. Vielfach ſind die
Ger=
ſprenzufer ausgeriſſen. Bogen und Kurven müſſen „begradigt”
werden. Dieſer Mißſtand zeigt ſich beſonders bei den Bachbogen
hinter Harreshauſen. Beabſichtigt iſt, mit der
Gerſprenzregulie=
rung auch eine Teilbereinigung durchzuführen. Ebenſo
werden Brückenerweiterungen notwendig werden. Die
Koſtenfrage iſt noch nicht geklärt, die Frage der Notſtandsarbeiten
und Arbeiten für das freie Gewerbe, ſpielt dabei eine wichtige
Rolle. Beabſichtigt iſt ferner noch, die Lache als Entlaſtungsbach
für die Gerſprenz größer auszubauen.
Cx. Airlenbach, 14. Sept. Wiederum kann der hieſige
Rotvieh=
zuchtverein auf einen ſchönen Erfolg zurückblicken. Bei der in
Wetzlar ſtattgefundenen Zuchtbullenauktion wurden die beiden
Bullen des Landwirts Georg Helm mit je einem la= und einem
1. und dritten Preis ausgezeichnet. Beide wurden zu einem
Ge=
ſamtpreis von nahezu 1500.— RM. abgeſetzt. Das beſte Stück
wurde von einem Züchter in Ernſthofen erworben, während der
zweite Bullen im Kreiſe Wetzlar blieb.
Ein einfacher Schreiner Thomas Stay, angeſtellt von
der Direktion der Heil= und Pflegeanſtalt Heppenheim, iſt von
den nichtſtudierten Herren der beſte heſſiſche, ja wohl der beſte
deutſche Vogelkenner überhaupt. Er hat mir kürzlich am
Schloß=
be
dei c. iodt Wicher eiechen KSälnräf. De Rseut ih
heſſiſcher Forſcher hat und je gehabt hat, noch nie im Freien
ge=
hört oder geſehen habe: den ſüdeuropäiſchen Zaunammer
(Emberiza eirlus). Er niſtete 1932 mit zwei Paaren 1933 bereits
mit acht Paaren in Heppenheims Umgebung. Auch dem zurzeit
ſehr tätigen Heppenheimer Vogelfreundeverein wurden unter
Führung von Stay und Forſtreferendar Zeh ſowie Lehrer
Holzamer die merkwürdigen Vögel aus dem Land, wo die
Zitronen blühen letzthin vorgeführt. Ueber die Artkennzeichen
vergleiche mein heſſiſches Vogelwerk „Die Vögel Mitteleuropas”
von Pfarrer W. Schuſter v. F (3. Aufl., S. 162!). Ich verſchaffe
Intereſſenten durch die Vogelwarte Mainzer Becken (Gonſenheim
bei Mainz) das Buch (mit 120 Vogelbunttafeln) für 7 RM., ſtatt
ſonſt 10,40 RM.
Ebenſo hat Thomas Stay 1932 den ſüdlichen
Berg=
laubvogel in zwei Paaren und 1933 in drei bis fünf Paaren
bei Heppenheim entdeckt.
Vor 130 Jahren, als der berühmte heſſiſche Ornitholog
Borckhauſen, der oberſte Forſtbeamte Heſſens, ſein klaſſiſches
Werk „Teutſche Ornithologie” in Darmſtadt drucken ließ ein
illuſtres Werk in großem Quartformat, das den Werken
Buf=
fons ebenbürtig zur Seite ſteht, niſtete der Zaunammer ſchon
einmal vereinzelt da und dort in Heſſen (Rhein=Maingebiet).
Auch noch in ſpäteren Jahren, denn verſchiedene heſſiſche und
naſ=
ſauiſche Forſcher in der erſten Hälfte des vorigen Jahrhunderts
erwähnen ihn gelegentlich. Dann aber iſt er wieder ausgeſtorben
und war jahrzehntelang in Heſſen verſchwunden. Ich habe ihm
in dem früher in Frankfurt erſchienenen „Zoologiſchen
Beobach=
ter” (Frankfurter Zoo) vor einem halben Menſchenalter den
Nekrolog geſchrieben.
1932 iſt er wieder eingewandert. Nicht vorher, denn ſonſt
wäre er von einem ſo guten Beobachter wie Stay ſchon länger
be=
merkt worden. Ich habe dies auf Grund meiner Lehre einer
wie=
derkehrenden tertjärzeitähnlichen Lebensperiode, bereits vor
Jahren prophezeit. Denn in meinem in drei verſchiedenen Jahren
1909 1922 1928 — in drei Auflagen erſchienenen Vogelwerk
„Die Vögel Mitteleuropas” ſage ich vom Zaunammer wörtlich:
„er wird wiederkommen” (3. Auflage, S. 162). Nun iſt er da,
wieder da, und gleich in gehäufter Zahl.
Ganz ähnlich liegen die Verhältniſſe beim
Berglaub=
vogel. In meinem Vogelwerk „Die Vögel Mitteleuropas”
er=
wähne ich, daß ich ihn einmal nur am Donnersberg feſtgeſtellt
habe, das war der nördlichſte Punkt ſeines Vorkommens weſtlich
des Rheins, und natürlich hat es die ornithologiſche Welt zunächſt
nicht recht glauben wollen. Jetzt brütet er zweifelsfrei bei
Heppen=
heim, alſo gar nicht weit vom Donnersberggebiet.
Genau wie der ſüdliche Zaunammer wird uns demnächſt
der öſtliche Gartenammer erreichen; und beide
wer=
den, das prophezeie ich, ſo häufig bei uns werden, vielleicht ſchon
in einigen Menſchenaltern, wie unſer einheimiſcher Goldammer.
Ja, es beſtände die Möglichkeit, daß der Zaun= den Goldammer
erſetzt, wohl kaum aber verdrängt.
Wir machen mit dem Zaunammer keinen guten Tauſch. Denn
er iſt durchaus nicht ſo ſchön als der ausgefärbte, goldgelbe
Gold=
ammer, ein im männlichen Teil abſolut ſehr ſchönes paläarktiſches
Vögelchen. Und der Zaunammer ſingt auch ſchlechter als der
Gold=
ammer. Er hat keinen abſchließenden Schlußton wie der
Gold=
ammer. Der Zaunammer hat ein einfaches „Dſchibb, dſchibb,
dſchibb. dſchibb. ” ohne rechten Schluß, wackelt dabei mit dem
Schwanz, bläht die Kehle auf und fühlt ſich mächtig wichtig. Der
Geſang tönt aber gar nicht weit. Der Sänger läßt den Menſchen
ziemlich nahe herankommen.
Wir wollen uns freuen über die Neueinwanderung dieſer
ſüdlichen Vögel. Sie bereichern unſere Fauna. Und zwar auf
natürlichem Wege. Ich bin gar kein Freund künſtlicher
Einbür=
gerungen, beiſpielsweiſe auch nicht des Uhus. Ich halte ſie für
Spielerei, ja Bluff, es führt zu nichts. Denn beiſpielsweiſe der
Uhu hat gar keine Lebensmöglichkeiten mehr bei uns, es fehlt für
ihn an den Igeln und an ſonſtiger großer Nahrung für den
ſtar=
ken Freſſer. Wozu ſich alſo viel künſtliche Mühe geben und
un=
nütz Geld aufwenden? Was tot iſt, ſagt Nietzſche, ſoll man nicht
halten, alſo nicht künſtlich wieder aufpäppeln wollen. Aber, was
Leben hat und in ſtarker Form das Leben bejaht, das ſoll uns
Freude machen. Beſondere Feinde haben Zaunammer und
Berg=
laubvogel nicht bei uns. Sie können leben und gedeihen, leicht
exiſtieren und gut und ſtark ſich ausbreiten. Gegenwärtig ſteckt
in der geſamten Natur der Drang ſich von Süden nach Norden
auszubreiten, und ebenſo ſtark iſt die Oſtweſttendenz im Tierreich,
alſo das Beſtreben, Neuland im Weſten (d. h. bei uns
hierzu=
lande!) zu gewinnen. Freuen wir uns darüber!
Vier Pärchen Zaunammern niſteten 1933 am Droſſelberg bei
Heppenheim, und zwar an ſeinen Süd= und Südweſtabhängen,
zwei Pärchen am Steinkopf und zwei Pärchen an der Kappel.
Und zwar auffallender Weiſe nur überall da wo Kalk
(bzw. Löß mit Kalk) vorhanden iſt, alſo auf Kalkboden;
wie beiſpielsweiſe im Vogelsberg die Haubenlerche ſich an den
Buntſandſtein hält und nicht auf Baſaltboden brütet (
merk=
würdig!) z. B. auf dem Keuverband Lauterbach=Fulda.
Merkwürdiger Weiſe — das will ich zum Schluß bemerken —
haben ſich gerade auch im Gelände von Heppenheim zwei
Eis=
zeitreſte aus der Vogelwelt erhalten; es brüten alſo neben
den Südländern die Glazialrelikte (1!. Es ſind dies die
Sumpf=
ohreule und der große Brachvogel oder Keilhacken,
(Numenius areuatus). Von der Sumpfohreule, die einſt (in
Nach=
eiszeit) zahlreich bei uns in Heſſen brütete, dann bei zunehmender
Erwärmung nach Norden auswich und zuletzt — vor Jahrzehnten
— nur noch an einer Stelle in Großheſſen niſtend gefunden wurde,
und zwar (mit Sicherheit) im Enkheimer Bruch bei Frankfurt
am Main (dieſes Bruch trägt ſelbſt noch ein wenig
eiszeit=
lichen Charakter es kommen dort beiſpielsweiſe von
Krebschen die Eiszeitreſte Apus und Branchipus vor), von dieſer
Sumpfohreule alſo hat Forſtreferendar Zeh in Heppenheim zwei
Junge erhalten; ſie wurden im Heppenheimer Wieſengebiet beim
Mähen gefunden, und Zeh zog ſie in ſeiner
Umgewöhnungs=
ſtelle groß. Und ebenda niſtet der andere Eiszeitreſt, der große
Brachvogel oder Keilhacken, wie mir Stay und Lehrer
Holz=
amer als Augenzeugen berichten. Ja, es iſt wahrſcheinlich, daß
der andere dritte Vogeleiszeitreſt, das Blaukehlchen, das ſonſt nur
noch an zwei Stellen in Großheſſen niſtet (Enkheimer Bruch und
Kühkopf) auch noch in dem Sumpfgebiet des Heppenheimer
Ton=
werks niſtet, wenigſtens ſah Stay dort mit Prof Weimer ein
balzendes Männchen. In meinem großen neuen Vogelwerk über
Großheſſen, das zurzeit im Verlag Herm. Rauch in
Wies=
baden in Druck iſt, bringe ich zwei mir von Graf von der
Goltz gemalte Tafeln mit je 18 ausgeſtorbenen und 18 in Heſſen
neu zugewanderten Vögeln; dieſes Werk wird etwas für Heſſen
ganz Einzigartiges und noch nie Dageweſenes werden.
Auf meiner großen Bunttafel ausgeſtorbener Vögel Heſſens,
für deren Druckwiedergabe ich übrigens acht Kliſchees benötigte
— ſo fein (mit der Luve!) iſt jedes Federchen von dem ſehr
tüch=
tigen und verdienten Tiermaler Graf von der Goltz gemalt
worden —, iſt die Sumpfohreule bereits als ausgeſtorben
gemalt. Ich war darum auch den Angaben aus Heppenheim
gegen=
über zunächſt ſehr mißtrauiſch, man kann da nicht vorſichtig genug
ſein, denn auch die Waldohreule brütet bei Mangel von
Brut=
ſtätten (alten Vogelhorſten) mitunter auf der Erde, und junge
Wald= und Sumpfohreulen ſind ſich ziemlich ähnlich. Angaben
aber wie die von Sunkel: „in manchen Jahren iſt
Sumpfohr=
eule Brutvogel bei uns”, ſind völlig ungenau und abwegig (
viel=
mehr Eiszeitreſt!) Zeh hat nun ſeine jungen Eulen
photogra=
phiert und die Photos erweiſen ſie unzweideutig als Junge des
ſo hochintereſſanten Eiszeitreſtes Sumpfohreule.
Die Rüdesheimer Meinfeſtwoche.
Wenn die frühe Herbſtſonne golden über dem Rhein und den
Rebenbergen liegt, da iſt es am ſchönſten am Rhein. Da wirkt
die Sehnſucht nach dem Rhein, die jedem Deutſchen im Blute
liegt, doppelt ſtark. Rüdesheim, die heitere Wein= und
Rhein=
ſtadt, die Stadt des Nationaldenkmals, hat dieſer deutſchen
Sehn=
ſucht Geſtalt gegeben in der Wein=Feſtwoche, die gegenwärtig im
Gang iſt und bis zum 17. September dauert. Am
Eröffnungs=
ſonntag hat der Bürgermeiſter von Rüdesheim bei einem Preſſe=
WTB-Helmatdienst
npfang im Rathaus dieſe Wein=Feſtwoche als eine künftige
dauereinrichtung proklamiert, die alljährlich um dieſe Zeit
ſtatt=
den wird. Ein Feſtzug der Arbeit um das Wachſen und
Wer=
n des Weines, in dem auch das berühmte Rüdesheimer
Wein=
hiff dargeſtellt wurde, leitete die Feſtwoche ein und läßt ſie in
jeſer Ehrung der Arbeit am Sonntag, den 17. September, wieder
usklingen. Hinter der Heiterkeit dieſer Feſtwoche, dem ſpru=
Inden Weinbrunnen auf dem Marktplatz ſteht eine ernſte
Mah=
ung: Trinkt nur deutſchen Wein, helft den zahlreichen
darnieder=
jegenden Weinbaubetrieben wieder auf! Es ſind die mittleren
etriebe, deren Wohl unſerer Regierung beſonders am Herzen
Cd. Michelſtadt, 14. Sept. Jugendherbergswerk.
HJ., BDM., Jungodenwaldklub und Turnverein hatten ſich
zu=
ſammengefunden zu einem gemeinſamen Werbeabend für das
deutſcher Jugendherbergswerk. Der geräumige Saal des
Schmer=
kers Garten war dicht beſetzt. Nach der Begrüßung durch den
Bannführer der HJ., W. Blumenröder kamen, in bunter
Folge Volkstänze, Reigen, Bodengymnaſtik, Turnen am Barren,
Liedervorträge. Sehr großen Beifall fand auch der durch den
Jungodenwaldklub aufgeführte Altweibertanz ſowie das durch 3
junge Mädels dargeſtellte Sinnbild Vagantenmuſik. Für die
muſi=
kaliſche Umrahmung der Veranſtaltung ſorgte ein Klampforcheſter.
Nachdem der Führer der Ortsgruppe des Deutſchen
Jugendher=
bergsverbandes zum Beitritt in die Ortsgruppe und zur
Mit=
arbeit bei dieſem Werk aufgefordert, hatte, ſprach Bannführer
Blumenröder packende Worte über das Jugendherbergswerk im
nationalſozialiſtiſchen Staat. — Die Arbeiten zur
Bezirkstier=
ſchau und zur Gewerbeſchau ſind in vollem Gange. Wie bekannt
wird hat, der Herr Reichsſtatthalter für Heſſen, Gauleiter
Spren=
ger, ſein Erſcheinen für Samstag vormittag zugeſagt.
Verkehrsunfälle.
El. Bei Langen löſte ſich Dienstag abend an einem
Frank=
furter Auto ein Vorderrad. Der Wagen überſchlug ſich und
ſchleu=
derte den Fahrer 30 Meter weit ins Feld. Auch der Mitfahrer
wurde ſchwer verletzt. Beide kamen ins Kreiskrankenhaus Langen.
— Auf der Straße Darmſtadt—Mainz wollte Dienstag
nachmittag ein Auto aus Baden=Baden einen Fernlaſtzug in dem
Augenblick überholen, als von der Gegenſeite ein Motorradfahrer
mit Beiwagen kam. Das Auto prallte auf den Laſtzug, und der
Fahrer und ſeine Frau erlitten beträchtliche Verletzungen durch
Glasſplitter. Ein Mann aus Königſtädten leiſtete die erſte Hilfe=
— Der Motorradfahrer Reiſig aus Unter=Abtſteinach i. O.
fuhr geſtern an einer Straßenkreuzung gegen ein Auto und kam
mit ſchweren Kopfverletzungen in die Heidelberger Klinik.
Dp. Zwingenberg, 13. Sept. Die Ortsgruppe der NSDAP.
hatte zu einem Vortrag: „Generalangriff auf die
Arbeitsloſig=
keit” eingeladen. Nach einigen einleitenden Worten des Leiters
der Ortsgruppe. Pg. Dickler, ergriff Pg. Holzkemper=
Wies=
baden das Wort. Er führte etwa aus, daß, wenn auch der Führer
erſt einige Monate an der Spitze der Regierung ſtehe, ſchon
über=
all Beſſerung in der Arbeitsmarktlage eingetreten ſei. Sodann
wurden über das Siedlungsprogramm und über die Gewinnung
von neuem Acker= und Wieſenland, auch in der Provinz
Starken=
burg, Aufſchlüſſe gegeben. Sodann ging der Redner zu dem
Thema: „Arbeitsdienſtpflicht” über. Der Arbeitsdienſt ſolle allen
jungen Deutſchen eine Erziehungsſtätte ſein, an welcher ſie den
Wert der Arbeit kennen lernen und ſich durch kameradſchaftliches
Zuſammenleben wieder zu einer Volksgemeinſchaft finden ſollen.
Pg. Holzkemper zog Vergleiche zwiſchen dem Werke Bismarcks und
dem Werke unſeres allverehrten Reichskanzlers Adolf Hitler Mit
einem Sieg=Heil auf die Regierung, insbeſondere auf den Führer
und auf das deutſche Vaterland, und dem Geſang des Horſt=
Weſſel=Liedes endete der Abend.
t. Gernsheim, 14. Sept. In einer einfachen Feier wurde hier
ein Hitler=Jugendheim eingeweiht und ſeiner Beſtimmung
über=
geben. — Laut Beſchluß des Gemeinderates wurde die Filialſteuer
von 100 auf 200 Prozent erhöht. — Am hieſigen Bahnhof werden
zurzeit größere Gleisumbauten durchgeführt. — Der Schießſtand
des Kleinkaliber=Schützenvereins iſt ſoweit fertiggeſtellt.
— Gernsheim. 14. Sept. Waſſerſtand des Rheins am
Pegel am 13. September 0,78 Meter, am 14. September 0,82
Meter, jeweils 5.30 Uhr vormittags.
— Hirſchhorn, 14. Sept. Waſſerſtand des Neckars am
Pegel am 13. September 1,50 Meter, am 14. September 1,50
Meter, jeweils 5.30 Uhr vormittags.
Au. Groß=Gerau, 13. Sept. D. H. V. Der Deutſche
Hand=
lungsgehilfen=Verband hielt vorgeſtern abend eine
Monatsver=
ſammlung ab. Bezirksbildungsobmann Pg. Dettmer=
Frank=
furt a. M. hielt einen Vortrag über das Thema: Die Deutſche
Arbeitsfront und der ſtändiſche Gedanke im Nationalſozialismus”,
Der bisherige Vertrauensmann der Ortsgruppe, Kollege Pfeifer,
übergab die weitere Leitung der Verſammlung dem neu berufenen
Vertrauensmann Pg. Reichenbach. Dieſer berief ſeine
Mit=
arbeiter.
Da. Egelsbach, 13. Sept. In einer gemütlichen Feier beging
der Geſangverein „Sängerluſt” das 10jährige
Dirigen=
ten=Jubiläum ſeines Chorleiters Herrn Val. Breidert. In
verſchiedenen Anſprachen wurden die großen Verdienſte
gewür=
digt, die ſich Herr Breidert um die hohe Leiſtungsfähigkeit des
Vereins erworben hat. Muſikaliſche und Geſangsvorträge
um=
rahmten den gut beſuchten Abend. — Der Geſangverein „
Sänger=
luſt” wird ſich nach 45jährigem Beſtehen nunmehr auf Grund der
Gleichſchaltung mit dem Geſangverein „Germania” vereinigen.
P Rüſſelsheim, 11 Sept. In den neuen, modern angelegten
Schießſtänden des Schützenvereins wurde unter ſehr zahlreicher
Beteiligung aus den Riedorten das Bezirksſchießen des
Haſſia=
bezirks Groß=Gerau abgehalten.
Seite 8 — Nr. 256
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 15. September 1933
Der erſte Saardeukſche Kriegsopfer= und Soldakenkag.
Aus der neueſten Gasſchutzſchule.
In Zweibrücken wurde der erſte Saardeutſche Kriegsopfer= und Soldatentag abgehalten, zu dem
ſich 7000 Kriegsbeſchädigte und Hinterbliebene von weither eingefunden hatten, um ihre Treue
um deutſchen Vaterlande zu bekunden. Im Mittelpunkt der Feier ſtand die Weihe der „Schwarzen
Sturmfahne” des Saargebiets.
Die Belegſchaft einer Fabrik eilt mit Gasſchutzmasken verſehen in die Unterſtände.
In Oranienburg wurde eine neue Gasſchutzſchule eröffnet, deren Aufgabe es iſt, den techniſchen
Gebrauch der Gasmaske weiteſten Bevölkerungskreiſen verſtändlich zu machen.
geschichten A.
* Die Irrfahrken
der Gordon=Bennekt=Flieger.
Die ſpurlos verſchwundenen Balloninſaſſen
im Urwald aufgefunden.
Mit dem Ballon im Urwald verirrt. — Telephondrähte als
Lebensretter. — Die Revaraturarbeiter fanden die faſt
ver=
hungerten Luftſchiffer.
Das große „Gordon=Bennett=Wettfliegen” mit Luftballons,
das vor einigen Tagen in Amerika durchgeführt wurde, endete
mit einem anſcheinend tragiſchen Vorfall. Die Lenker des „
Goo=
dyear=Ballons” waren ſpurlos verſchwunden. Die Sieger hatten
eine Strecke von 1200 Klm. durchflogen, der Preis konnte ihnen
aber nicht überreicht werden, da ein Ballon fehlte. Zwar nahm
man an, daß die Luftſchiffer aufs Meer getrieben worden waren
und dort vielleicht den Tod gefunden hätten. Es beſtand aber
auch die Möglichkeit, daß ſie auf einem weiten Fluge in
unbe=
wohnte Steppen= oder Urwaldgebiete verſchlagen worden waren
und vielleicht erſt nach Tagen in die bewohnte Welt zurückkehrten.
Sie konnten die Sieger ſein. Als aber mehrere Tage vergingen,
ohne daß das geringſte Lebenszeichen von ihnen gegeben wurde,
rechnete man mit einem tragiſchen Ausgang des Wettfluges, denn
es war kaum noch anzunehmen, daß die Luftſchiffer gerettet
wer=
den konnten. In der Zwiſchenzeit hätten ſie bereits irgendwo
eine bewohnte Gegend finden müſſen, von wo der Welt Nachricht
gegeben werden konnte. Konnten doch ſogar die deutſchen
Ozean=
flieger Köhl und Hünefeld, die auf einer einſamen Eisinſel
nie=
dergegangen waren, nach kurzer Zeit der Welt Nachricht geben.
Um ſo größer war darum die Freude, als ſoeben die Meldung kam,
daß die Gordon=Bennett=Luftſchiffer lebend gerettet worden ſind.
Sie hatten allerdings mehrere Tage keine Nachricht geben können,
denn ſie waren durch einen Gewitterſturm gezwungen worden,
mitten in einem Urwald, der auf gewaltige Strecken nicht einmal
von Indianern bewohnt iſt, niederzugehen. Die dichte Bewaldung
geſtattete ihnen kaum einen Schritt vorwärts, zumal ſie keinerlei
Werkzeuge mit ſich führten, um ſich einen Weg zu bahnen. Es
war eine furchtbare Zeit, die ſie durchmachten, denn ſie hatten
weder Nahrungsmittel mit, noch geeignete Kleidung, um den
Strapazen eines Marſches durch das Urwaldgeſtrüpp gewachſen
zu ſein. Dazu kam. daß ſtändig ſchwere Gewitter niedergingen, die
das Anzünden eines Lagerfeuers unmöglich machten. Sie mußten
in ihren naſſen Kleidern Tag und Nacht verbringen, ſtets von
tauſend Gefahren des Urwaldes bedroht.
Völlig erſchöpft und halb verhungert zweifelten ſie daran,
wieder einmal bewohnte Gegenden zu ſehen. Trotz der
Hoffnungs=
loſigkeit, die ſich ihrer bemächtigt hatte, gingen ſie unter größten
Qualen vorwärts, denn auch in ihnen glimmte noch ein Funken
des Selbſterhaltungstriebes. Als ſie nicht mehr imſtande waren,
einen Schritt zu gehen, ſahen ſie plötzlich einige Telephondrähte,
die durch den Urwald gelegt waren und die Verbindung mit der
Welt jenſeits des unbewohnten Landes aufrecht erhielten. Mit
bitteren Empfindungen ſahen ſie dieſe kupfernen Zeugen der
Ziviliſation, die in bewohnte Gegenden und zu Menſchen führten.
Für ſie waren es aber tote Dinge, denn ſie hatten keine
Möglich=
keit, ſich dieſe Nachrichtenübermittler zunutze zu machen. So hatten
ſie die Wege des telegraphiſchen und telephoniſchen
Schnellver=
kehrs greifbar vor ſich, ohne von ihnen den geringſten Gebrauch
machen zu können.
Da kam einer von ihnen auf die gute Idee, die Drähte zu
zerreißen. Im Kriege hatte er gelernt, daß zur Feſtſtellung der
Schäden an der Telephonleitung, die zerſchoſſen worden war,
Sucher geſchickt wurden. Er hoffte, daß auch jetzt die betreffende
Telephongeſellſchaft, deren Betrieb durch das Zerreißen der Drähte
unterbrochen wurde, Arbeiter ausſenden würde, um den Schaden
wieder gut zu machen. Geſagt, getan! Nun warteten die verirrten
Luftſchiffer in größter Erregung, ob das Mittel helfen werde.
Ihre Freude war geradezu überwältigend, als ſie am nächſten
Morgen das Geräuſch eines Motorrades hörten. Zwei Männer
erſchienen, die ſprachlos vor Staunen waren, hier in dieſer
ein=
ſamen Gegend Menſchen zu finden. Die Revaratur dauerte nur
kurze Zeit. Inzwiſchen war der eine Arbeiter losgefahren, um
den verhungerten und erſchöpften Luftſchiffern Rettung zu
brin=
gen. In einem bequemen Auto kehrten ſie wieder in die bewohnte
Welt zurück, die ſie nie wieder zu ſehen gehofft hatten.
Feſt der Zeitungsjungen.
(W.Br.) Sofia. Die den Deutſchen nachgeſagte „
Vereins=
meierei” wird in Bulgarien ſeit jeher eifrig gepflegt. Nur gibt
es hier keine Raucher=, Spar= und Kegelvereine, ſondern ſolche
der Schuhputzer, Kringelverkäufer, Schornſteinfeger und —
Zei=
tungsverkäufer. Dieſer Berufsſtand vereinigt nicht nur die
Be=
ſitzer von Zeitungsbuden, ſondern auch die fliegenden
Zeitungs=
jungen jeden Alters und jeder Nationalität. Ueber ihre
Geſchäfts=
methoden iſt ſchon viel geſchrieben worden. Ihr Kapital ſind ihre
flinken Beine und ihre geſunden Lungen. In ein Paar Minuten
nach Erſcheinen der Zeitungen müſſen weiteſte Wege gemacht
werden, um die Konkurrenten zu überflügeln und an
entfernte=
ſten Straßenkreuzungen, in Kaffeehäuſern und Büros die
Zeitun=
gen abzuſetzen. Alljährlich, am Tage von Mariä Himmelfahrt,
haben die Zeitungsverkäufer ihr Patronatsfeſt. An dieſem Tage
werden auf der Straße keine Zeitungen verkauft, zum Leidweſen
der Schriftleitungen, da es Abonnements in Bulgarien nicht sibt
und der Straßenverkauf das Hauptgeſchäft darſtellt. Am frühen
Morgen ziehen die Zeitungsverkäufer mit ihren Familien, voran
die Vereinsfahne, nach dem Vorort Wladaia, wo in der Kirche
der Feſtgottesdienſt ſtattfindet. Herausgeber und Schriftleiter der
hauptſtädtiſchen Preſſe, Veteranen des Journalismus — in
die=
ſem Jahre ſogar ein leibhaftiger Miniſter, der bulgariſche
Ge=
ſandte in Waſhington, — finden ſich hier zuſammen. Preſſe und
Zeitungshandel Arm in Arm. Denn die Zeitungen haben ja nur
dann einen Wert, wenn ſie von tüchtigen Verkäufern auch
abge=
ſetzt werden können. Nach dem Gottesdienſt, wenn die Fahne mit
dem ſchönen Namen „Eintracht” wieder mit heiligem Waſſer
be=
ſprengt worden iſt, kommt das Volksfeſt im Garten mit
gebrate=
nem Hammel, gefüllten Pfefferſchoten und großen Mengen
billi=
gen Weines. Es werden viel Reden gehalten, wie ſich das für ein
Vereinsfeſt geziemt, und am nächſten Tage bringen die Blätter
ſpaltenlange Berichte über den Ehrentag dieſer wichtigen
Berufs=
genoſſenſchaft, die noch niemals geſtreikt hat. Und dabei ſind die
Zeitungsverkäufer wahrhaftig keine Großverdiener, denn eine
Zeitung koſtet hier nur 1 Lewa, alſo knapp drei Reichspfennige.
Abwechſelung muß ſein!
(ht) Bukareſt. Zu den Lieblingsbeſchäftigungen jedes
rumäniſchen Stadtrates gehört das fortgeſetzte Umtauſen von
Straßennamen, ſo daß es ſchließlich nicht nur für die Poſt und für
die Taxichauffeure, ſondern ſogar für die alteingeſeſſenen Bürger
ein Ding der Unmöglichkeit geworden iſt, ſich im Irrgarten der
Namenſchilder zurechtzufinden. So berichtet die „Zernowitzer
Tagespoſt”:
„Ein alteingeſeſſener Zernowitzer Bürger, hier geboren und
alt geworden, kennt ſeine Vaterſtadt wie ſeine Taſche. Er ſteht in
der Barleon=Gaſſe, eigentlich Strada Zimbrului genannt —
Ver=
zeihung! Jon Niſtor! — Sieht ſich ratlos um und wendet ſich an
einen Wachmann:
Bürger: Bitte, wo iſt die Alth=Gaſſe?
Wachmann: O, ſehr nahe! In nächſter Nähe!
Bürger: Aber wieſo? Die heißt doch Strada Dr. Georgian?
Wachmann: Ja, aber die alte Bezeichnung iſt doch Alth=Gaſſe!
Bürger: Aber nein! Die alte Alth=Gaſſe iſt doch die Strada
Cuza Voda.
Wachmann: Jaaaaa! die alte! Aber die neue!
Bürger (ungehalten): Aber wieſo?. Die neue Alth=Gaſſe iſt
doch die Lehm=Gaſſe?
Wachmann: Die Lehm=Gaſſe heißt doch Strada Sucevi.
Bürger: Sie wollten ſagen: hat geheißen.
Wachmann (wütend): Wieſo „hat”? Früher war ſie die Lehm=
Gaſſe.
Bürger (mit rotem Kopf): Ja, ganz früher, aber nicht früher
Wachmann: Zum Teufel! Suchen Sie die Alth=Gaſſe, die Lehm=
Gaſſe, die Strada Georgian oder die Strada Sucevi?
Bürger (mit erhobenem Stock): Die Strada Alth!
Wachmann (zieht den Revolver, um ſich zu ſchützen): Die iſt
die geweſene Strada Sucevi!
Bürger (bekommt einen Tobſuchtsanfall): Ich ſuche nicht die
neue Alth=Gaſſe, ſondern die ganz neue, denn wo die
gans alte Alth=Gaſſe iſt, weiß ich. Auch die halb alte
Alth=Gaſſe kenne ich. Mich intereſſiert die neueſte
neue Alth=Gaſſe..
Bald darauf wurden der Wachmann und der Bürger in ein
Spital eingeliefert. Der Wachmann hatte einen Schädelbruch
in=
folge einiger Stockhiebe, der Bürger wies Schußverletzungen auf
und der Stadtrat von Zernowitz beſchloß, in ſeiner nächſten
Sitzung eine Umbenennung der betreffenden Straße vorzunehmen.
Revolukion in Hemdsärmeln.
(ik) New York. An der Kreuzung der 6. und der 43.
Straße befindet ſich ein Mammut=Theater, das über 3000
Zu=
ſchauer faßt. In dieſem „Hippodrom” gaſtiert jetzt ein Kollektiv
der kürzlich in Konkurs gegangenen Opern=Geſellſchaft von
Chi=
cago und ſpielt vorwiegend deutſche Opern=Werke. Anläßlich der
jüngſten „Lohengrin”=Aufführung fand nun eine im New Yorker
Theaterleben bisher noch nie dageweſene Revolte ſtatt, Allerdings
nicht künſtleriſcher Art. Vielmehr war es eine Revolution in
Hemdsärmeln. Sämtliche Männer im Zuſchauerraum zogen
näm=
lich wie auf Kommando ihre Ueberröcke aus, und kaum wurde dies
von den Orcheſter=Mitgliedern bemerkt, ſo folgten ſie raſch dem
Beiſpiel. Die Damenwelt war entſetzt. Demonſtrativ klatſchte ſie
— noch vor Beginn der Oper — dem einzigen „Gentleman” im
Hauſe zu, nämlich dem Kapellmeiſter, der, ſchwitzend, aber mit
einem tadelloſen Frack bekleidet, am Dirigentenpult ſaß. Da, das
dritte Glockenzeichen. Der Kapellmeiſter greift — nein, nicht zum
Dirigentenſtab, ſondern zu ſeinem gutſitzenden Frack. Zieht das
läſtige Stück mit einem kühnen Ruck aus und gibt erſt in
Hemds=
ärmeln den Einſatz. Und in der Folge ſchwitzten nur noch — die
Schauſpieler.
Die Opfer der Todesfahrk bei Solingen
werden in ihre Heimatftadk überführk.
Kameraden der ſo ſchwer betroffenen Standarte 117 bringen nach
der Trauerfeier die Särge der Verunglückten aus der Stadthalle
von Solingen, von wo aus die Ueberführung der bei der
Unglücks=
fahrt getöteten 10 SA=Männer ſtattfand. Die Beiſetzung erfolgt
auf Staatskoſten.
Geſchäftliches.
Es prangt in ſchönſtem Glanz. Das kann fürwahr
jede Hausfrau von ihrem Heim behaupten, die Fußböden, Möbel,
Lederſachen, Steinflieſen, Marmorplatten uſw. mit Perwachs
poliert. Perwachs ergibt einen beſonderen, hervorſtechenden
Edel=
glanz, der außerordentlich haltbar iſt. Bekanntlich verhütet
Per=
wachs normalerweiſe das Ausrutſchen auf Fußböden und
Trep=
pen. Das iſt ein ganz gewaltiger Vorteil. Zudem iſt Perwachs
außerordentlich ergiebig und dadurch weſentlich billiger.
Per=
wachs wird ſtets nur hauchdünn aufgetragen und gleich nach dem
Auftragen poliert. Im gepflegten Heim iſt Perwachs
unent=
ſehrlich.
Wetterberichl.
Durch den Kaltluftzuſtrom an die Rückſeite des nach
Nord=
oſten abziehenden Tiefs iſt der Luftdruck von den britiſchen
In=
ſeln her kräftig angeſtiegen, ſo daß die Wetterlage einer
Be=
ruhigung entgegengeht. Im Hochdruckbereich werden die
Luft=
maſſen abſinken, ſo daß, abgeſehen von Frühnebeln und einzelnen
Wolkenbildungen meiſt heiteres Wetter herrſchen wird. Die
Temperaturgegenſätze zwiſchen Tag und Nacht werden ſich dabei
verſchärfen.
Ausſichten für Freitag: Bewölkt mit Aufheiterung,
Temperatur=
gegenſätze zwiſchen Tag und Nacht ſich wieder verſchärfend,
trocken.
Ausſichten für Samstag: Stellenweiſe Frühnebel, ſonſt vielfach
aufheiternd, tagsüber warm, nachts ſtarke Abkühlung.
Kaupiſchrittleitung Rudolf Mauve.
Veranzwortlich für Politi” und Wi tſchaft. Rudolf Mauve; ür Zeuillie on. Heich ur d
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streefe; für Sport: Karl. Böhmann;
ür den Handel: Dr. C. H. Queiſch; jur den Schlußdienſt: J. V. Karl Böhmann;
für „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Biid und Wort: Ir. Herbert Neite:
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Wiliy Kuhle:
Druck und Verlag: C. C. Wlttſch — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſſrivte wird Garantic der Nückiendung nich übernommer
Die heutige Nummer hat 19 Seiten.
[ ← ][ ][ → ]Freltag, 25. September 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche=Neueſte=Nachrichten
„Nr. 256— Seite=9
Beutfaſol vensgrundang Kaftenoarg.
Die koloniſakionsarbeif des Deutſchen Ordens: Sicherung der Anſiedlungen gegen Raubzüge der Polen 1857 auf, die auch in Raſtenburg zahlreiche Opfer forderten, eben=
und Likauer. — Wechſelvolle Geſchichte Raſtenburgs.
Aus dem deukſchen Oſken.
Königsberg in ſüdöſtlicher Richtung durch das ſchöne Oſtpreußen flache Talmulde zur Guber hinabzieht, die auf ihrer Sohle in
fährt, wird bei der Einfahrt in die Kreisſtadt Raſtenburg
er=
freut und gefeſſelt durch den maleriſchen Anblick eines auf hoher abführt. Auf der Weſtſeite der Stadt zieht ſich dicht neben der
Berglehne aufragenden trutzigen Gebäudes, das mit ſeinen
bei=
den viereckigen maſſiven, feſten Türmen der ganzen Stadt eine
auffallend prächtige Note gibt. Unwillkürlich glaubt der Beſchauer
eine wuchtige Burg des Deutſchen Ordens zu erblicken, und doch
irrt er ſich, denn dieſer mächtige Bau iſt die im Jahre 1395
ge=
gründete St. Georgenkirche, die aber in die Stadtbefeſtigung
ein=
bezogen worden iſt. Das alte Deutſchordensſchloß Raſtenburg
liegt unauffällig, faſt ſchwer auffindbar in der Stadt; der
an=
nähernd, quadratiſche Burgbau in einer Länge von 32 Metern
beſteht aus drei Flügeln und einem Torhauſe, die einen
vier=
eckigen Hof umſchließen; urſprünglich hatte das Ordensſchloß
Raſtenburg außer dem Erdgeſchoß noch zwei und wahrſcheinlich
ſogar drei Stockwerke, von denen die beiden oberen im Jahre
1682 abgebrochen worden ſind.
Mit der Eroberung Sudauens, des öſtlichſten Gaues des
Pruzzenlandes, im Jahre 1283, war die Unterwerfung des
gan=
zen Preußenlandes unter die Herrſchaft des Deutſchen Ordens
vollendet. Wenn der Deutſche Orden ſich nunmehr der
Kolo=
niſation des Landes zuwenden konnte, ſo mußte er in erſter Linie
für eine Sicherung ſeiner Anſidlungen gegen die Raubzüge der
Polen und der Litauer ſorgen, zumal dieſe barbariſchen
Nachbar=
völker die Unüberſichtlichkeit der preußiſchen Grenzgaue, die eine
Wildnis von mehreren Meilen Tiefe bildeten, zu Einfällen in
das Ordensland gerne ausnutzten. Von beſonderer Bedeutung
war der große Einfall des eroberungsluſtigen Reitervolkes der
Litauer im Jahre 1311 unter Witowt, der mit dem Siege des
Deutſchordensheeres unter dem Ordensmarſchall Heinrich von
Ploczk am 7. Aprik 1311 bei Woplauken, eine Viertelmeile
nörd=
lich Raſtenburg, endete: eine noch heute vorhandene große Schanze
bei Woplauken erinnert an dieſen Deutſchordensſieg und an die
dreitauſend toten Litauer auf dem Schlachtfeld. Nunmehr baute
der Deutſche Orden noch mehr Burgen, zwiſchen denen er verſtreut
Wälle, ſogenannte Landwehren, anlegte — in der Raſtenburger
Gegend ſind dieſe Landwehren, ndch heute im Poetſchendorfer
Walde, bei Heiligenlinde, bei Boſeremb, bei Queden uſw.
erkenn=
bar — und in die Wildnis befeſtigte Blockhäuſer vorſchob, die
ſpäter meiſtens in Ordensburgen umgewandelt wurden, wie z. B.
in Bäslack, wo von der herrlich gelegenen Ordensburg noch ein
Flügel erhalten iſt, der mit dem mächtigen alten Burgturm als
Gotteshaus dient.
Am Rande der Wildnis, im Barter Lande, gründete der
Deutſche Orden im Jahre 1329 das Haus oder die Burg
Raſten=
burg und bald darauf auch die Stadt gleichen Namens, der ſich
nach einer alten Chronik von einem Dorf Raſt ableitet, in deſſen
militäriſchen Geſichtspunkt betrachtet war die Lage der Burg und
der Stadt Raſtenburg auf dem nördlichen hohen Talrande des
Guberflüßchens nicht ungünſtig, denn man muß ſich
vergegenwär=
tigen, daß ſowohl die Anhöhe der Bauernvorſtadt im Norden als glücksfälle ſehr große Vermögensverluſte erlitten hatte.
auch der Kirchhofshügel im Oſten, welche die Stadt beherrſchen,
von der Burg und der Stadt liegen. Dicht oberhalb der Stadt jährigen Kriege bezogen Ruſſen Quartier in Raſtenburg; nach der
Siadtgründung durch ein Mühlenwehr zu einem großen
Mühlen=
teich angeſtaut wurde. Unterhalb des Mühlenteiches treten die der Oſtpreußen mit fremdländiſchen Truppen, überſchwemmte,
weite Strecke ſteil abfallende, durch Unterſpülung oft ſenkrechte
Abhänge. Im Norden der Stadt Raſtenburg bildet der Oberteich
Der Reiſende, der mit der „Oſtpreußiſchen Südbahn” von ein natürliches Waſſerbecken, von dem ſich öſtlich der Stadt eine
einem Graben das überflüſſige Waſſer des Oberteiches zur Guber
Stadtmauer eine Schlucht aus dem Gubertale gegen Norden
hin=
auf, die in ihrem mittleren Teile zum Feſtungsgraben vertieft
war.
Die Befeſtigung der Stadt Raſtenburg zur Ordenszeit wurde
durch eine zehn Meter hohe und bis zu 1,75 Meter breite Mauer
mit Türmen gebildet, auf der ſich noch ein Wehrgang befand;
vor der Mauer war ein Waſſergraben. Dieſe Mauer bildete ein
unregelmäßiges Viereck, ſie umſchloß die Altſtadt und die
Neu=
ſtadt: zwei Baſtionen gleich ſpingen auf der Südweſtecke die
be=
feſtigte, gotiſche, dreiſchiffige St. Georgenkirche mit ihren ſchönen
Sterngewölben, auf der Südoſtecke, das Ordensſchloß über die
Stadtmauer vor.
Das Deutſchordensſchloß Raſtenburg war der Sitz eines
Or=
denspflegers, der dem Komtur zu Balga, nach der unglücklichen
Schlacht bei Tannenberg aber dem Hochmeiſter direkt
unterge=
ordnet war. Der Eidechſenbund und mit dieſem vereint der
Preu=
ßiſche Städtebund zettelten im ganzen Ordenslande Empörung
gegen den Deutſchen Orden an. Bisweilen gelang es dem
Deut=
ſchen Orden, die Aufwiegler zu beſtrafen: ſo wurde das
Eidechſen=
mitglied Jochart und der Raſtenburger Bürgermeiſter Barddyne,
welche die Ordensbeſatzung der Burg Raſtenburg am Ende des
Jahres 1410 vertrieben hatten, hingerichtet. Wenngleich die
Stadt Raſtenburg im Jahre 1450 dem Hochmeiſter Ludwig von
Erlichshauſen huldigte, ſo gärte es doch weiter unter der Bürger= ſchiedene andere Zuckerfabriken ſich nicht halten konnten.
Raſten=
urkunde des Raſtenburger Bürgermeiſters für den König von
Polen begann auch für Raſtenburg der dreizehnjährige
Städte=
krieg gegen den Deutſchen Orden. Da es aber dem Hochmeiſter
im Jahre 1461 gelang, Raſtenburg durch Belagerung zur
Ueber=
gabe zu zwingen, ſo wurde dieſer unheilvolle Städtekrieg für
Raſtenburg frühzeitig beendet.
Von dem ſogenannten Reiterkriege, den der letzte Hochmeiſter
den Tatareneinfällen wurden Burg und Stadt Raſtenburg wenig
Preußen traten die Bürger Raſtenburgs zum evangeliſchen
Glau=
ben über.
In den folgenden Jahrhunderten hatte Raſtenburg im Jahre
ken Sturm bedeutende Vermögensverluſte zu beklagen und
außer=
unmittelbarer Nähe die Deutſchordensburg angelegt wurde. Vom Jahre 1658 faſt alle Schüler nebſt den Rektor an der Peſt. Der
die bisher nächſt Königsberg und Memel die begütertſte Stadt Wenn dieſer Friderieus Rer=Marſch die deutſche Jugend
begei=
für die damalige Wirkſamkeit der Waffen ſchon etwas zu weit ab von den Polen als auch von den Schweden beſetzt. Im Sieben= Geltung hat:
bildet das Guberflüßchen ein weites Becken, das bald nach der Unglücksſchlacht bei Jena und Auerſtedt ſah Raſtenburg preußiſche
und ruſſiſche Truppen in ſeinen Mauern; der Feldzug von 1812,
brachte Raſtenburg polniſche, franzöſiſche und italieniſche
Einquar=
tierung; das ganze 4. italieniſche Armeekorps unter dem
Vize=
könige von Italien Eugen Beauharnais.
Als ein ganz beſonders unheimlicher Gaſt traten vier Cholera=
Epidemien in Oſtpreußen in den Jahren 1831, 1837, 1855 und
ſo der Typhus in den Jahren 1867 und 1868.
Die Stadt Raſtenburg mit ihrer alten Deutſchordensburg, die
nach dem Untergange der Ordensherrſchaft Sitz des Amtshaupt=
Talränder der Guber ſehr nahe zuſammen und bilden auf eine manns und ſpäter Wohnung des Pächters der Domäne
Raſten=
burg wurde, war bis Anfang der zweiten Hälfte des neunzehnten
Jahrhunderts eine kleine Kreisſtadt, die in den letzten
Jahrhun=
derten an Bedeutung verloren hatte, ſeitdem die
Hauptverkehrs=
ſtraße von Königsberg nach Warſchau, die zur Zeit der
Ordens=
herrſchaft und unter den Herzögen über Raſtenburg führte, am
Haff entlang lief. Da wurde plötzlich Raſtenburg aus der Reihe
der Hinterſtädte herausgehoben und in den großen Verkehr
ge=
ſtellt durch den Bau einer der erſten Eiſenbahnen Oſtpreußens:
durch die „Oſtpreußiſche Südbahn”, die von Königsberg über
Raſtenburg nach der Grenzſtation Proſtken=Saltzwedel führt und
von dort weiter als „ruſſiſche Weſtbahn” nach Odeſſa, und ſomit
die Oſtſee mit dem Schwarzen Meere und damit mit dem Orient
verbindet! Durch dieſen wichtigen Schienenſtrang erhielt die Stadt
Raſtenburg ein vollſtändig neues Geſicht und einen Antrieb zu
Entwicklungsmöglichkeiten. Den genialen Gründer dieſer
Eiſen=
bahn, die als Privatbahn ohne ſtaatliche Zinsgarantie erbaut
wurde, den im Raſtenburger Kreiſe angeſeſſenen Regierungs=
Prä=
ſident a. D. und Rittergutsbeſitzer Guſtav von Salzwedel, der
auch Gründer der großen Idiotenanſtalt in Raſtenburg, der roch
heute einzigen Anſtalt dieſer Art in Oſtpreußen, iſt, ernannte die
Stadt Raſtenburg zu ihrem Ehrenbürger; eine Auszeichnung, die
damals nur ſehr ſelten verliehen wurde. In den letzten
Jahr=
zehnten hat die Stadt Raſtenburg ihre Einwohnerzahl mehr als
verdoppelt, ſie hat etwa 16 000 Einwohner. Um die
Jahrhundert=
wende wurde Raſtenburg durch den Bau der ſtrategiſchen
Eiſen=
bahn, die von Schlobitten in öſtlicher Richtung über Raſtenburg
in die Rominter Heide führt, ſowie durch den Bau von
Klein=
bahnen Eiſenbahnknotenpunkt. Die Raſtenburger Zuckerfabrik
war viele Jahre die einzige Zuckerfabrik Oſtpreußens, da
ver=
ſchaft, die in den Kämpfen mit der Ordensburgbeſatzung den Or= burg hat ein Amtsgericht, ein Gymnaſium und ſeit 1878 ein
denspfleger gefangen nahm und erſäufte! Mit der Huldigungs= Landgeſtüt; außerdem befinden ſich in Raſtenburg mehrere große
Mahl= und Oelmühlen, Gerbereien und Brauereien; das
Raſten=
burger Bier hat einen ebenſo guten Ruf wie ihn zur Ordenszeit
der bei Raſtenburg angebaute Wein beſaß; wagte es doch der
Hochmeiſter Winrich von Kniprode dem Bürgermeiſter und Rat
von Danzig bei einem Vogelſchießen im Jahre 1376 ſechs Tonnen
Raſtenburgiſchen Gewächſes zu verehren.
In den letzten zwei Jahrhunderten iſt Raſtenburg mit Unter=
Herzog Albrecht von Brandenburg gegen Polen führte, und von brechungen Garniſonſtadt geweſen; von den Truppenteilen der
Garniſon Raſtenburg ſeien erwähnt: das 1. und 2.
Infanterie=
berührt: bei der Einführung der Reformation, im Herzogtum Regt, die Infanterie=Regimenter Reinhard, von Räder und von
Kanitz, das Oſtpreußiſche Jägerbatgillon, das Feldartillerie=Regt.
82 und das „Grenadier=Regt. König Friedrich der Große‟! Es
gibt wohl keine Stadt im großen deutſchen Vaterland, in der die
1560 durch einen großen Brand, im Jahre 1581 durch einen ſtar= packenden Weiſen des Fridericus Rex=Marſches mit dem immer
wiederkehrenden Reim „Fridericus Rex, unſer König und Held”
dem unter Peſtepidemien zu leiden; der Peſt erlagen im Jahre ſo oft erklungen ſind und auch heute von den Reichswehrtruppen=
1625 allein 2500 Menſchen in Raſtenburg, unter ihnen faſt alle teilen geſpielt werden wie in Raſtenburg, der alten Garniſon=
Schüler, im Jahre 1628 ſtarben abermals viele Schüler und im ſtadt des älteſten preußiſchen Regiments, von dem 127 Offiziere
— darunter drei Regiments=Kommandeure — und 4860 Grena=
Große Kurfürſt erleichterte die Steuerlaſt der Stadt Raſtenburg, diere ihre deutſche Soldatentreue mit dem Tode beſiegelt haben!
im Herzogtum Preußen geweſen war, aber infolge der vielen Un= ſtert, dann möge ſie deſſen eingedenk ſein, daß auch das Alter
ſeine Rechte hat, und daß gerade der „alte‟ Fritz ſich immer mehr
Im ſchwediſch=polniſchen Kriege wurde Raſtenburg ſowohl zum „großen” König auswuchs, und daß des Dichters Wort noch
„Wir ſcheinen müde, weil das alte Blut
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Seite 10 — Nr. 256
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 15. Sepkember 1933
Bus „r oie Jugens des Weuen Beutſcand.
Amerikaniſche Hocken=Spielerinnen in Berlin.
Das Hitlermädel Ulla und der Hitlerjunge Quex,
Fahnengruß der beiden Mannſchaften vor Beginn des Spieles.
die Träger der Hauptrollen in dem Film „Hitlerjunge Quex”, der in München in Anweſenheit des
Führers uraufgeführt wurde und als Film der deutſchen Jugend jetzt ſeinen Siegeszug durch alle
Lichtſpielhäuſer des neuen Deutſchland antritt.
In Berlin traf eine amerikaniſche Damen=Hockeymannſchaft ein und ſiegte in einem Gaſtſpiel gegen
eine kombinierte Berliner Mannſchaft mit 3:2. Die Amerikanerinnen beabſichtigen eine Rundreiſe
durch zahlreiche Städte Europas zu unternehmen.
Die feierliche Beiſehung der
verunglückken SA-Männer.
Bochum. Einen würdigen Heimgang
be=
reitete die Stadt Bochum und die NSDAP.
ihren toten Kameraden der SA.=Standarte 17.
Alle öffentlichen Gebäude und faſt alle
Privat=
häuſer hatten Halbmaſt geflaggt. In der in
einen Lorbeerhain umgewandelten Turnhalle
des Lyzeums verſammelten ſich in der
Mittags=
ſtunde die Führer der SA. und die zahlreichen
Ehrengäſte ſowie die Angehörigen der Toten mit
der Geiſtlichkeit beider Konfeſſionen, während
von allen Türmen der Stadt die Glocken
läu=
teten. Die Reichsregierung hatte den
Präſiden=
ten des Landesfinanzamts Münſter als
Vertre=
ter entſandt. Erſchienen waren ferner der
Oberpräſident von Weſtfalen Frhr. v. Lüninck,
der Regierungspräſident von Arnsberg, Frhr.
v. Stockhauſen, der Oberbürgermeiſter von
Bochum Dr. Piclum, der Oberbürgermeiſter
von Solingen Dr. Otto, die Oberbürgermeiſter
der benachbarten Städte, als Vertreter des
Kronprinzen Oblt. v. Einem, Staatsrat
Gaulei=
ter Wagner und zahlreiche Vertreter der
NSDAP., ſowie die Führer der einzelnen,
Or=
ganiſationen.
Nach Anſprachen der Geiſtlichen wurden die
zehn Särge, mit der Hakenkreuzfahne und
Blu=
men geſchmückt, zum nahe gelegenen Ehrenmal
getragen, wo die Särge aufgebahrt wurden. Um
2 Uhr begann der große Vorbeimarſch der
weſt=
fäliſchen und niederrheiniſchen SA., SS., des
Stahlhelms und der Hitlerjugend vor den
Sär=
gen. Nach dem Vorbeimarſch bildeten die
For=
mationen in den Straßen, die der Trauerzug
berührte, Spalier.
Schlafkrankheits-Epidemie in Miſſouri.
161 Todesfälle.
St. Louis (Miſſouri). Die Zahl der
To=
desopfer der Schlafkrankheitsepidemie iſt jetzt
hier auf 135 geſtiegen. In St. Louis iſt eine
„Serumsabteilung” von 200 Aerzten organiſiert
worden, die ſich bemühen ſollen, ein Heilmittel
gegen die Krankheit ausfindig zu machen. Die
Epidemie hat jetzt auch auf andere Städte
über=
gegriffen, ſo auf Kanſas, wo 26 Todesfälle zu
verzeichnen ſind.
Horſt Weſſels Schule weihte dem
Nalionalhelden eine Erinnerungstafel
SA=Ehrenwache vor der enthüllten Marmorplatte
am Köllniſchen Gymnaſium in Berlin,
das Horſt Weſſel acht Jahre (von 1914 bis 1922)
als Schüler beſuchte.
Reich und Ausland.
Erſte Südweſtdeutſche Funkausſkellung
Frankfurk a. M.
Frankfurt a. M. Dieſer Tage fand in
der Nationalſozialiſtiſchen Rundfunk=Kammer
eine Sitzung ſtatt, auf der die Vertreter der
In=
duſtrie, des Handels und der Hörerſchaft ſich
über die Notwendigkeit von Ausſtellungen im
Reich ſchlüſſig wurden. Die Erſte
Südweſt=
deutſche Funk=Ausſtellung findet in Frankfurt
a. M., in der Zeit vom 14. bis 18. Oktober 1933,
in der „Weſthalle C” auf dem Feſthallengelände
ſtatt.
Gasexploſion
in einem Hanauer Wohnhaus.
Hanau. In einem Anweſen der Leipziger
Straße ereignete ſich geſtern vormittag eine
Gasexploſion, bei der ein älterer Anwohner
er=
hebliche Brandverletzungen an den Armen
da=
vontrug. Bei ſeinem geſtern früh erfolgten
Einzug in die Parterrewohnung des fraglichen
Anweſens fiel dem neuen Mieter ein ſtarker
Gasgeruch auf. Als er daraufhin die
Gaslei=
tung nachſehen wollte und ein Streichholz
ent=
zündete, kam es zu einer heftigen Exploſion.
Durch die Exploſion wurden ſämtliche
Fenſter=
ſcheiben der Wohnung zertrümmert und in
wei=
tem Bogen aus ihrem Rahmen geſchleudert. Nur
der maſſiven Bauart des Hauſes war es zu
ver=
danken, daß die Hausfronten keine ſtärkeren
Be=
ſchädigungen erfuhren. Ein vorſchriftswidriger
Verſchluß der Leuchtgasleitung in einem
Zim=
mer, der von dem vorherigen Mieter bei ſeinem
Wegzug angebracht worden war, bildete die
Ur=
ſache der Exploſion. Der Verletzte wurde ins
Krankenhaus verbracht.
Die Beiſehzung Mar Adalberts.
München. Die Leiche Max Adalberts
wurde — entgegen allen anderen Annahmen —
nicht nach Berlin übergeführt, ſondern in aller
Stille auf dem MünchenerOſtfriedhof beſtattet. Auf
Wunſch des Künſtlers wurden nicht einmal ſeine
Münchener Kollegen davon verſtändigt; ſo
er=
fuhr auch Weiß Ferdl, ſein Partner im
erfolg=
reichen Film „Der Schützenkönig”, erſt
nachträg=
lich von der einſamen Beſtattung, die dem Sinn
des Künſtlers entſpricht. Max Adalbert war
bekanntlich dieſer Tage in einem Münchener
Hotel geſtorben.
Mord an einem Berliner Gemüſehändler.
Berlin. Ein in der Nacht zum 13.
Sep=
tember an dem Markthändler Splinter in
Wil=
mersdorf verübter Raubmord iſt reſtlos
aufge=
klärt worden. Der Mörder iſt der wegen
Ein=
bruchs mehrfach vorbeſtrafte 23jährige,
woh=
nungsloſe Sohn des Händlers. Er iſt
geſtän=
dig, ſeinem Vater heimlich aufgelauert zu haben,
in der Abſicht, ihn zu berauben.
Hohe Auszeichnung für den deutſchen
Chemiker Prof. Willſtaetter.
Der Münchener Profeſſor Richard Willſtaetter,
Träger des Nobelpreiſes für Chemie von 1915,
wurde in Anerkennung ſeiner hohen Verdienſte
mit der höchſten Ehrung der chemiſchen
Wiſſen=
ſchaften, der nach dem Amerikaner Gibbs
be=
nannten Goldenen Medaille, ausgezeichnet.
Hindenburg bei den ofkpreußiſchen Reichswehrmanövern.
Oben: Der greiſe Generalfeldmarſchall mit General von Hammerſtein (rechts), dem Chef der
Heeresleitung, und General von Brauchitſch (links), dem Befehlshaber im Wehrkreis I (
Königs=
berg) im Manövergelände. — Unten: Artillerie bei der Ueberquerung der Angerapp.
In der Gegend von Darkehmen (Oſtpreußen) fanden kleinere Manöver der Reichswehr ſtatt.
Polniſches Dorf niedergebrannt.
Warſchau. Das Dorf Klucze, im Bezirk
Petrikau, iſt durch eine Feuersbrunſt faſt völlig
in Aſche gelegt worden. 24 Wohnhäuſer mit
ebenſovielen Wirtſchaftsgebäuden und Scheunen
ſowie mehreren Getreideſchobern ſind
einge=
äſchert worden. 178 Perſonen wurden obdachlos.
Vollſtreckung eines Todesurteils in Kiel.
Kiel. Am Donnerstag morgen iſt in Kiel
der landwirtſchaftliche Arbeiter Friedrich
Pohl=
mann hingerichtet worden. Pohlmann war vom
Schwurgericht in Kiel am 30. 12. 193! zum Tode
verurteilt worden, weil er am 29. Juli 1932 bei
Watendorf (Kreis Segeberg) ſeinen
Arbeitskol=
legen ermordet und beraubt hatte.
Einbruch bei der Marienbader Badeverwaltung.
Marienbad. In den Räumlichkeiten der
amtlichen Badeverwaltung, iſt in der
vorver=
gangenen Nacht ein Einbruch verübt worden.
Den Räubern fielen über 100 000 Tſchechen=
Kronen in die Hände. Von den Tätern fehlt
jede Spur.
Rumäniſcher Dampfer geſunken.
Bukareſt. Ein rumäniſcher
Perſonen=
dampfer wurde geſtern früh auf der Donau, bei
Braila, von einem tſchechoſlowakiſchen Dampfer
gerammt und ſank innerhalb von 10 Minuten.
Die Paſſagiere wurden gerettet.
Feuerüberfälle auf der mandſchuriſchen Eiſenbahn
Mukden. Wie halbamtlich mitgeteilt wird,
überfielen chineſiſche Aufſtändiſche auf den
Bahn=
höfen Schuanſchen und Koſchantun der Strecke
Chailun=Kirin die Eiſenbahnzüge. Die
Ban=
diten, die in großer Ueberzahl waren, töteten
bei dem erſten Ueberfall ſieben Fahrgäſte und
beim zweiten acht und entführten die japaniſche
Wache. Zur Sicherung des Bahnverkehrs werden
jetzt Panzerzüge eingeſetzt.
Gerichtsſihung im Betſchuana=Land.
London. Mit großem militäriſchen
Zere=
moniell begann unter Vorſitz des engliſchen
Admirals Evans in Betſchuanaland (Südafrika)
die Unterſuchung, über die angebliche
Auspeit=
ſchung eines Engländers durch Eingeborene.
Trompetenſtöße und drei Schüſſe aus den
Feld=
geſchützen der Marineabteilung, die den Admiral
nach Betſchuanaland geleitet hatten, leiteten den
Beginn des Verhörs ein. Die Seeſoldaten
pflanzten ihre Seitengewehre auf und ſperrten
das Gebiet um das Gerichtszelt ab. Der
Häupt=
ling Tſchekedi, der für die Dauer der
Verhand=
lungen ſeines Amtes als Stammeshäuptling
enthoben iſt, war mit den übrigen
Stammes=
häuptlingen anweſend. 15 000 Eingeborene waren
zuſammengeſtrömt und lagerten ſich um die
militäriſche Abſperrung herum. Es ſtellte ſich
gleich zu Anfang heraus, daß der ausgepeitſchte
Engländer Mac Intoſh mit einer ſchwarzen
Frau zuſammenlebte, von anderen ſchwarzen
Frauen Kinder hatte, ſich vollkommen als
Mit=
glied des Stammes, unter dem er lebte, fühlte
und ſelbſt das Eingeborenengericht gegen ſich
beantragt hatte. Er war tatſächlich von dem
Häuptling zum auspeitſchen verurteilt worden
und hatte, als er um Gnade bat,
unzuläſſiger=
weiſe eine Anzahl von Schlägen durch
Einge=
borene erhalten, die ſehr erregt waren. Der
Häuptling hat ihn dann aber laufen laſſen, ſo
daß Mac Intoſh auf jede Beſchwerde verzichtete.
Der Häuptling hatte ſich ſchon an die engliſchen
Behörden mit der Bitte gewandt, Mac Intoſh
des Landes zun verweiſen, worauf aber keine
Antwort eingegangen war. Der engliſche
Admi=
ral entſchied zunächſt, daß Mac Intoſh wegen
ſeines beklagenswerten Verhaltens aus dem
Eingeborenenterritorium verbannt werden, ſoll.
Weitere Entſcheidungen werden am Donnerstag
bekannt gegeben werden.
Freitag, 15. September 1933
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
STr. 255 — Brrre II
SterSatt TolAbtt
Der Spork des Sonnkags.
Es iſt ſtets ſo, wenn eine Sport=Saiſon mit der anderen
zu=
ſammentrifft, dann gibt es Großkampftage des Sports. Zurzeit
iſt es ſo, daß ſich die zum Scheiden gerüſtete Sommerſaiſon noch
mit Länderkämpfen in der Leichtathletik und im Radſport, mit
Ruderregatten, Automobilrennen, Tenniskämpfen und
Pferde=
rennen noch einmal ſehr ſtark bemerkbar macht, gleichzeitig finden
aber auch ſchon Meiſterſchaftskämpfe im Fußball. Handball und
Rugby ſtatt. So ergibt ſich für das Wochenende ein im gleichen
Maße umfangreiches, wie qualitätvolles Programm. Ein großes
Ereignis ſteht neben dem anderen. Im
Fußball
treten alle 16 Gaue des DFB. mit einem Programm von
Punkte=
ſpielen an, das zahlreiche reizvolle Begegnungen enthalt. Zwar
iſt die neue Saiſon noch zu jung, um die Ausſichten der einzelnen
Mannſchaften klar und endgültig beurteilen zu können, aber die
wirklichen Kräfteverhältniſſe zeigen ſich allmählich doch. Gau 13
(Südweſt) meldet; Phönir. Ludwigshafen — FSV. Frankfurt,
Eintracht Frankfurt — SV. Wiesbaden AO. Worms — Boruſſia
Neunkirchen, Mainz 05 — FC. Kaiſerslautern, FK. Pirmaſens —
Sportfreunde Saarbrücken, Kickers Offenbach — Wormatia Worms.
— Im Ausland gibt es einige ſehr intereſſante Länderſpiele,
die bereits zu dem neuen Wettbewerb um den Europa=Pokal
zäh=
len; Ungarn — Schweiz ſteigt in Budaveſt, das Spiel
Tſchechoſlowakei — Oeſterreich hat Prag zum
Schau=
platz.
Leichtatbletik.
Das letzte große Ereignis der Leichtathletik=Saiſon iſt der
Länderkampf Frankreich — Deutſchland, der am
Sonntag im Stadion von Colombes bei Paris durchgeführt wird.
In den ſieben voraufgeganenen Kämpfen haben die deutſchen
Ath=
leten jeweils mit klarer Punktedifferenz den Sieg an ſich geriſſen.
Auch der achte Kampf wird wohl wieder mit einem deutſchen Sieg
enden. — Ein weiterer, ſehr intereſſanter Länederkampf findet in
Mailand zwiſchen Italien und England ſtatt.
Tennis.
Die Deutſche Mannſchafts=Meiſterſchaft im
Tennis, die „Medenſpiele”, kommen am Wochenende in Bad
Homburg zur Entſcheidung. Für die Endkämpfe haben ſich Baden,
Hamburg, Rot=Weiß Berlin und der Berliner Tennis=Verband
qualifiziert. Am Samstag ſpielen Rot=Weiß gegen Baden und
Hamburg gegen Berliner Tennis=Verband. Am Sonntag kommen
dann die Sieger bzw. Beſiegten aus den Spielen am Samstag
im Kampf um die Plätze 1 bis 4 zuſammen. — Gleichzeitig
wer=
den in Berlin die Weltmeiſterſchaften der
Tennis=
lehrer zum Abſchluß gebracht.
Rudern.
Die deutſche Ruderſaiſon iſt ſo gut wie abgeſchloſſen. Hier
und da gibt es noch einige Jugend= und Schülerregatten, wie z. B.
am Sonntag in Würzburg, ſonſt macht man ſich aber an den
meiſten Plätzen bereits ans „Abrudern”.
Schwerathletik.
Elf Nationen und zwar neben Deutſchland noch Italien
Frankreich, die Tſchechoſlowakei, die Schweiz, Lettland, Eſtland,
Luxemburg, Holland, Belgien und Dänemark haben Mannſchaften
zu den Europameiſterſchaften im Gewichtheben
entſandt, die am Samstag und Sonntag in Eſſen ſtattfinden.
Oeſterreichs gute Gewichtheber fehlen. Deutſchland, deſſen
Schwer=
athleten ſchon ſeit Jahren bei allen internationalen Konkurrenzen
ſehr erfolgreich abſchnitten, geht auch diesmal wieder mit ſchönen
Chancen in die Kämpfe.
Motorſport.
Das motorſportliche Programm iſt am Sonntag noch einmal
ſehr umfangreich. Im Reich muß das Schleizer
Dreiecks=
rennen, das auch als letzter Lauf, zur Deutſchen Motorrad=
Straßenmeiſterſchaft gilt, in erſter Linie erwähnt werden.
Be=
achtung verdient auch das NSKK.=
Rieſengebirgsren=
nen. Beim Schleizer Rernen ſteht erſtmalig auch ein Rennen für
Kleinwagen im Programm.
Radſport.
Die Patrouillen=Fernfahrt Berlin=München=
Ber=
lin, dieſer neuartige und überraſchend gut eingeſchlagene
Wett=
bewerb, findet am Sonntag mit der letzten Etappe ihren Abſchluß.
—Einen Radländerkampf Deutſchland — Frankreich für
Steher hat die Pariſer Buffallobahn ausgeſchrieben. Die deutſchen
Dauerfahrer Metze. Möller und Krewer treffen hier auf die
Fran=
zoſen Weltmeiſter Laquebay, Paillard und A. Wambſt. — Im
Reich ſteht als größtes Rennen der „Gold=Pokal von
Bres=
lau” für Dauerfahrer im Vordergrund des Intereſſes.
Pferdeſport.
Galopprennen gibt es am Sonntag in Grunewald, Halle,
Kre=
feld und Paris. Die Grunewaldbahn hat als Hauptprogramm
das Deutſche St. Leger ausgeſchrieben. Italiens St. Leger
komrt in Mailand zur Abwicklung.
Neuordnung im Waſſerball.
Die Neueinteilung des Deutſchen Sportgebiets wird
dem=
nächſt auch im Waſſerball durchgeführt. Nach einer amtlichen
Be=
kanntmachung werden Runden= und Meiſterſchaftsſviele in
Zu=
kunft nur noch einheitlich zwiſchen DT. und DSV. gemeinſam
unter der Aufſicht des DSV. durchgeführt. Für das
Uebergangsjahr 1933/34 iſt die Bildung von
Arbeitsgemeinſchaf=
ten und die Beſtellung von Waſſerball=Fachwarten angeordnet.
Ebenſo ſollen bis zum 20. Oktober ſämtliche Waſſerball=
Mann=
ſchaften der DT. und des DSV. in Liga=, 4= und B=(VOH.)Klaſſen
eingeteilt werden. Allen Bezirken mit Hallenbädern
wird die Durchführung von gemeinſamen
Win=
terrunden zur Pflicht gemacht. Blitzturniere ſind ihres
geringen ſportlichen Wertes wegen nicht erwünſcht und nach den
Beſtimmungen der FJNA. ſogar unzuläſſig.
Die emtliche Bekanntmachung bringt auch Klarkeit darüber,
daß der DSV. nicht beabſichtigt, die Waſſerballmeiſterſchaft in
Zu=
kunft für Stadtmannſchaften auszuſchreiben. Es bleibt vielmehr
bei dem bisherigen Modus der Deutſchen Meiſterſchaft für
Ver=
einsmannſchaften, zu denen im kommenden Jahr noch die Vereine
der Turnerformationen kommen.
Schießſpork.
Windmühle=Darmſtadt Sieger im Mannſchaftsſchießen
in Mannheim.
Luſtig und ſtolz flatterten auf dem Schießhaus der
Mann=
heimer Schützengeſellſchaft von 1744 die Fahnen des Dritten
Reiches, die farbenreiche Symbole deutſcher Einheit und
Rein=
chkeit, und begrüßten die Schützen aus ganz Baden, Pfalz,
Heſ=
en und beſonders herzlich die Schützen aus dem ſchwergeprüften
Saargebiet. Nahezu 800—900 Schützen nahmen an dem 1. bad.
nat. Sportſchießen teil. Die nach den neueſten Erfahrungen der
Schießtechnik errichtete Schießſtätte, die man als größte von
Süd=
deutſchland anſprechen darf, ſorgte für eine reibungsloſe
Abwick=
ung der Kämpfe. Das Hauptintereſſe galt dem
Mannſchafts=
fampf. Die Mannſchaften beſtanden aus zehn Mann und hatte
ein jeder 15 Schuß auf die 12er Scheibe abzugeben. Mit dem
Ge=
amtergebnis von 1500 Ringen ging die Windmühl=Mannſchaft
ls ſicherer Sieger vor den Mannſchaften von Kaiſerslautern,
Freiburg, Mannheim, Durlach und Karlsruhe hervor. Eine
wunderbare Plakette mit dem Bildnis unſeres Reichskanzlers
dolf Hitler wurde als Ehrenpreis dem Verein überreicht. Auf
Feſtſcheibe Baden ging Schütze Gräf als 1. Sieger hervor.
* Fußball im Kreis Skarkenburg.
Verbandsſpielbeginn in der Bezirksklafſe.
Gruppe Südheſſen.
Polizei Darmſtadt — Sportvgg. 04 Arheilgen.
Olympia Lampertheim — Sportverein 98 Darmſta)t.
VfR. Bürſtadt — Germania 03 Pfungſtadt.
Starkenburgia Heppenheim — Haſſia Dieburg.
Viktoria Urberach — Olympia Lorſch.
Spielfrei: FC. 07 Bensheim.
Starkenburger Vereine in anderen Gruppen.
1. FC. Langen — Blau=Weiß Bürgel.
Sportverein Klein=Steinheim — FV. Sprendlingen.
FV. 08 Geiſenheim — Viktoria Walldorf.
FSV. Schierſtein — SC. Opel Rüſſelsheim.
Der kommende Sonntag bringt auch in der Bezirksklaſſe (nicht
mehr „Liga”) unſeres Gaues den Anfang der Punktkämpfe.
Wirt=
ſchaftliche Rückſichtnahme auf die Vereine bringt es mit ſich, daß
die im Kreis Starkenburg anſäſſigen Vereine nicht alle in einer
Gruppe ſpielen. So hat man Offenbach mit ſeiner näheren
Um=
gebung bei Frankfurt gelaſſen, während ſchon wieder das
benach=
barte Heuſenſtamm, Mühlheim uſw. mit Langen und
Sprend=
lingen zuſammen in der ſogenannten Gruppe Main=Taunus
kämp=
fen. Auf der anderen Seite ſehen wir Walldorf und Rüſſelsheim
bei Rheinheſſen, während das heſſiſche Viernheim ſeine Spiele
ſo=
gar in Baden austrägt. (Hier hat man allerdings des Guten
zu=
viel getan.) Der Hauptſpielbetrieb. Starkenburgs vollzieht ſich
alſo in der Gruppe Südheſſen, die von Urberach im Norden bis
Lampertheim im Süden reicht und öſtlich und weſtlich mit den
Grenzen der Provinz Starkenburg identiſch iſt.
Der kommende Spielbetrieb verſpricht ſehr viel Spannung.
Die Stärke der Geguer iſt im geſamten größer als in der alten
Kreisliga, finden wir doch in Bürſtadt, Lorſch und Urberach drei
alte Bezirksligiſten, in der Darmſtädter Polizei und Heppenheim
zwei Kreismeiſter und ſonſt nur noch frühere Zweite. OOritte bis
Fünfte der Tabelle. Tiefer rangierte der SV. 1898 in der alten
Tabelle. Aber hier waren Rückſichtnahmen auf die Geſamtleiſtung
und Tradition des alten Vereins maßgebend, und die neuerlichen
Ergebniſſe, der 98er Fußballer zeigen, daß die Mannſchaft auch in
der Bezirksklaſſe Heimatrecht hat. Der ehemalige Kreis
Starken=
burg ſtellt von alten Kreisligiſten mehr Teilnehmer als
Süd=
heſſen. Aber hier handelte es ſich mit um die älteſten Verei=e der
Provinz Starkenburg, die ſich ihre Hinzunahme auch auf Grund
ihres Tabellenſtandes verdient haben.
Von vornherein betrachtet ſcheint es, als ob ſich das
ſpiele=
riſche Schwergewicht dagegen nach Südheſſen verlegt hätte. Der
VfR. Bürſtadt hat auch in der alten Bezirksliga eine durchaus
reſpektable Rolle geſpielt, und die Lorſcher Olympia iſt wirklich
nur durch eine ziemliche Portion Pech zu ihrem ſeinerzeitigen
Abſtiegsplatz gekommen. Olympia Lampertheim hat in der letzten
Zeit durch Zugänge aus Mannheim auch ſtark gewonnen, ſo daß
in dieſen drei Vereinen eine ſehr ſtarke Konkurrenz daſteht,
wäh=
rend man Heppenheim und Bensheim, als ſchwächer einſchätzt.
Demgegenüber ſcheint tatſächlich nur die Darmſtädter Polizei
etwa gleich ſtark zu ſein. Aber Dieburg und Arheilgen könnten
ſehr wohl den Spieß umdrehen, und wenn die bisher recht
unbe=
ſtändigen Pfungſtädter Germanen ſich wieder beſinnen, wird man
von da noch manches zu hören bekommen. SV. 98 wird auch nicht
geſonnen ſein, das Aſchenputtel in dieſer Konkurrenz zu ſpielen,
nur über Urberach iſt man ſich noch nicht recht im Klaren. Es
ſcheint, daß bei Eintreten der Spielerlaubnis für die Sportler
der ehemaligen freien Bewegung mit Urberach ſtark zu rechnen
iſt; aber das dürfte ſich auch bei allen anderen Vereinen
aus=
wirken.
Tips für den erſten Sonntag unterliegen immer vielen
Fehl=
urteilen. Am Sonntag rechnen wir erſt einmal damit, daß Olymvia
Lampertheim gegen den SV. 98 knapp gewinnt. Auch Bürſtadt
wird Sieger über Pfungſtadt bleiben, doch ſcheint es, als ob ſich
die Germanen diesmal anders als im letzten Privatſpiel — das
ihr Anſehen in Bürſtadt hat notleiden laſſen — ſchlagen werden.
In Heppenheim trauen wir Dieburg dagegen einen Sieg, wenn
auch nur knapp. zu. Das Darmſtädter Lokaltreffen zwiſchen der
Polizei und Arheilgen dürfte die Ordnungshüter in Front ſehen:
allerdings ſind Ueberraſchungen gerade hier möglich. In Urberach
ſollte ſich Olympia Lorſch wenigſtens ein Unentſchieden ſichern.
Die in anderen Gruppen ſpielenden Starkenburger Vereine
dürften dort alle mehr oder weniger eine recht beachtliche Rolle
ſpielen. Jeder der im Programm genannten Mannſchaften hat
am Sonntag eine reelle Gewinnchance, auch wenn die Spiele
aus=
wärts ſtattfinden. Den ſchwerſten Gegner hat noch der FC.
Lan=
gen erwiſcht, der am meiſten zu kämpfen haben wird.
Und nun wünſchen wir allen Vereinen ein gutes Beginnen.
Es liegt immer und immer wieder nur an den Vereinen ſelbſt,
ſich ihr Publikum zu ſichern. Einwandfreies ſportliches Gebahren
auf dem Spielfelde und gute Leiſtungen, die aus dem Wollen und
dem Kameradſchaftsgeiſt der Spieler erwachſen müſſen, ſind die
beſten Vorbedingungen dazu.
Polizei SV. Darmſtadt — Spielvereinigung Arheilgen
Am kommenden Sonntag, 15.30 Uhr, treffen ſich auf dem
Polizeiplatz dieſe beiden Mannſchaften zum erſten Verbandsſviel.
Beide Mannſchaften gehören nach der Neueinteilung der
Bezirks=
klaſſe an. Sie haben ſich im Laufe der Jahre erbitterte Kämpfe
geliefert. Es waren harte und ſchwere Kämpfe, aus denen die
Polizei meiſt als Sieger hervorging. Spieler und Publikum
lie=
ßen in den verfloſſenen Jahren kein Mittel unverſucht, um zu
Sieg und Punkten zu gelangen. Es ſind jetzt Vorkehrungen
ge=
troffen, die dieſe Ausfälle von ſeiten des Publikums und der
Spie=
ler von vornherein ausſchließen. Vor allem ſei aber an
die Vernunft der Zuſchauer appelliert, durch
ihre Zurufe nicht den Spielgang zu
beeinträch=
tigen, da dieſe oft meiſt zu Körververletzungen durch aufgeregte
Spieler führen. Es wird in der Folgezeit jeder
Zu=
ſchauer des Feldes verwieſen, der durch Zurufe
Spieler oder Schiedsrichter beleidigt.
Beide Mannſchaften ſind äußerſt ſpielſtark. Man kann nicht
behaupten, daß die eine oder andere Elf auf dieſem oder jenem
beſſer beſetzt ſei. Die Polizeimannſchaft ſcheint jedoch nach ihren
letzten Erfolgen ſtärker zu ſein, als die Arheilger. In Anbetracht
deſſen, daß es ſich auch gewiſſermaßen um einen Lokalkampf
han=
delt, halten wir den Spielausga=g für offen. 13.45 Uhr junioren
Polizei — Sportverein 98. Mitglieder werden gebeten, ihre
Mitgliedsausweiſe mitzubringen.
Rot=Weiß — V. f. R. Darmſtadt.
Kommenden Sonntag iſt die Ligamannſchaft ſpielfrei
Die Alten Herren ſpielen bereits am Samstag nachmittag auf
dem Polizeiplatz gegen die Alten Herren der Polizei., Eventuelle
Soiele für die Reſerve und 2. Mſch, werden heute abend in der
Monatsverſammlung bei Löffler bekannt gegeben. Die 1. Schüler
ſpielt in Pfungſtadt gegen Germania.
Sp. Cl. 1928 Ober=Ramſtadt — Sp.Vg. Arheilgen, Sonderm.
7:0 (4:0).
Unter der guten Leitung von Keller=Griesheim b. D.
ent=
wickelte ſich vor einer zahlreichen Zuſchauermenge ein harter
ſpannender Kampf, den die Ober=Ramſtädter verdient für ſich
entſcheiden konnten. Arheilgen, das durch ſeine ſpielſtarke
Sonder=
mannſchaft vertreten wurde, hinterließ trotz der hohen
Nieder=
lage einen ſpieleriſch guten Eindruck. Die Gaſtgeber waren in
guter Verfaſſung und in allen Teilen ausgezeichnet beſetzt. — Am
kommenden Sonntag empfängt Ober=Ramſtadt die
Union Wixhauſen zum Freundſchaftsſviel. Den Gäſten
geht ein guter ſportlicher Ruf voraus, ſie gelten in eingeweihten
Kreiſen als eine der ſtärkſten Mannſchaften der 1. Kreisklaſſe
Da ſich die Ober=Ramſtädter augenblicklich in guter Verfaſſung
befinden, wird es am Sonntag, 14.30 Uhr am Schorsberg
wie=
der zu einem ſchönen und ſpannenden Spiele kommen, deſſen
Ausgang vollkommen offen iſt. Vorher 2. Mannſchaften.
Handball=Einigung zwiſchen 9T. u. 95B.
Eine deutſche Handball=Meiſterſchaft.
Zwiſchen der DSB. und der DT. fanden in Berlin
Be=
ſprechungen ſtatt, die endlich die Grundlage zur gemeinſamen
Arbeit im Handball geſchaffen haben.
Es wurde vereinbart, daß DSB. und DT. in Zunkunft
ge=
meinſame Meiſterſchaftsſpiele austragen, wobei die beiden
Ver=
bände gleichberechtigt ſind. Federführend für alle Einladungen
uſw. iſt die DT.
Die Verteilung der Mannſchaftsgebühren erfolgt dergeſtalt,
daß die von den DSB.=Vereinen an ihren Verband und die der
DT. ebenfalls an die DT. gelangen. Die Gebühren der Deutſchen
Jugendkraft und des Allgemeinen Deutſchen Turnerbundes zu
gleichen Teilen an die DSB. und DT. gehen.
Die Klaſſeneinteilung ſoll nach dem Leiſtungsprinzip
er=
folgen und iſt ſo ſchnell wie möglich vorzunehmen, damit am
24. September die Meiſterſchaftsſpiele beginnen können. Alle
bis=
her bis zu dieſem Tage ausgetragenen Meiſterſchaftsſpiele gelten
als Privatſpiele.
Aus dem Main=Rhein=Bezirk der 2.T.
Ausſcheidungsturnen der Beſten des Bezirks.
Am kommenden Sonntag (17. 9.), vorm 9 Uhr. findet in der
Turnhalle der Turngemeinde 1846 Darmſtadt ein Treffen der
ge=
überen Turner des Bezirks ſtatt. Es ſoll hier zunächſt eine
Aus=
leſe der acht Beſten ſtattfinden, die zuſammen, die Bezirksriege
bilden und die demnächſt gegen die Elite des Odenwald= und
Main=Speſſart=Bezirks in einem Turnwettkampf
gegenüberzutre=
ten haben. Dieſer Wettkampf ſoll erſtmals in Aſchaffenburg zum
Austrag gelangen. Der Sieger aus dieſem Kampfe tritt
wieder=
um mit den nächſten Beſtmannſchaften innerhalb des
Mittelrhein=
gaues in den Wettbewerb.
Staffellauf zum Niederwald.
Anläßlich der 50=Jahrfeier des Nationaldenkmals auf dem
Niederwald am 24. Sevtember wird eine Turnerſtaffel durch die
Bezirke Odenwald und Main=Rhein geführt. Ausgehend von
Beerfelden, durch den Odenwald führend, über Erbach-Reinheim,
übernehmen die Turner des Main=Rhein=Bezirks die Staffel ab
Rondell bei Ober=Ramſtadt. Der Staffellauf nimmt ſeinen Weg
über Nieder=Ramſtadt—Darmſtadt—Groß=Gerau—Rüſſelsbeim und
mündet ſodann in den rechtsmainiſchen Hauptlauf bei Flörsheim
ein. Die Vereine Ober= und Nieder=Ramſtadt, Traiſa,
Darm=
ſtädter Turnerſchaft, Griesheim, Weiterſtadt, Büttelborn, Klein=
Gerau, Groß=Gerau, Nauheim, Rüſſelsheim richten ſich einſtweilen
auf den Lauf ein.
Tgde. Beſſungen — Merck Darmſtadt.
Am kommenden Samstag empfangen die Volksturner zu
ihrem letzten Vereinswettkampf auf eigenem Platze die Sportler
des Merck=SV. Beide Mannſchaften ſind faſt gleichwertig beſetzt.
Es dürfte daher zu ſpannenden Kämpfen in allen zum Austrag
kommenden Konkurrenzen kommen.
Der neue Kaſſenwart der 9.T.
Nachdem Kommerzienrat Schill, der langjährige
Vermögens=
verwalter und Kaſſenwart, den berechtigten Wunſch hat laut
werden laſſen, nach ſo langer Dienſtzeit durch eine jüngere Kraft
erſetzt zu werden, weil gerade jetzt der endgültige Führerrat der
DT. von dem neuen Führer Herrn von Tſchammer gebildet
wird, iſt einer der beſten Freunde Schills, der Generaldirektor
Viktor Toyka vom Rhein. Stahlwerksverbande in Dortmund,
als ſein Nachfolger beſtellt worden. Toyka gehörte zu den engſten
Mitarbeitern Schills im früheren Wirtſchaftsausſchuſſe und war
auf ſeinen Vorſchlag mehrere Jahre dem Hauptausſchuß zugewählt.
Er bietet die beſte Gewähr, daß dieſer verantwortungsreiche
Poſten ganz im Geiſte ſeines Vorgängers weiter verwaltet wird,
und die DT. darf zu ihrem neuen Kaſſenwart auch das vollſte
Vertrauen haben.
Toyka iſt 50 Jahre alt, geborener Schleſier und Turner ſeit
früheſter Jugend; er war auch längere Jahre 2. Kreisvertreter des
Kreiſes Weſtfalen.
Erfreulich bleibt, daß Karl Schill ſich bereit erklärt hat, in
den wichtigſten Wirtſchaftsausſchüſſen des Millionenverbandes
weiter mitzuarbeiten. Damit iſt Gewähr gegeben, daß ſein
wert=
voller Rat, hervorgehend aus reichen praktiſchen Erfahrungen,
auch für die Zukunft zum Wohle der DT. ſich auswirken kann.
„Tag des deutſchen Radfahrers”
mn Hamnfal, den 2t. Helenber.
Im Verlauf der für dieſen Tag geplanten Veranſtaltungen
in Darmſtadt, findet nachmittags 3.30 Uhr in der Feſthalle auf
dem Exerzierplatz ein großzügiges Saalſportfeſt ſtatt, das mit
einem erſtklaſſigen Programm aufwartet. Aus den Vorführungen
ſind beſonders zu erwähnen; Kinderreigen der Kleinſten,
Jugend=
reigen, Schulreigen, Kunſtfahren, Kunſtreigen, Ler= und Zer=
Rad=
ballſpiele, ſowie Rad=Pyramiden. Der Eintrittspreis zur
Feſt=
halle iſt ſo niedrig gehalten, daß es jedem möglich iſt, dieſe
Ver=
anſtaltung zu beſuchen.
Gleichzeitig ſei wiederholt darauf hingewieſen, daß der
Meldeſchluß zu dem vormittags um 7 Uhr ſtattfindenden
gro=
ßen Straßenrennen. Rund um die Roſenhöhe” am 20.
September abläuft. Meldungen ſind umgehend an den
Obmann für Rennſport, Hugo Brunner, hier, Heinheimerſtr. 16,
zu richten, woſelbſt auch alle näheren Einzelheiten über
Klaſſen=
einteilung uſw. zu erfahren ſind. Da das Rennen offen iſt für
jeden nationalgeſinnten Radfahrer von Darmſtadt und Umgebung,
auch wenn er keinem der hieſigen Radfahrer=Vereine angehört,
ſollte niemand verſäumen, ſofern er ſich dazu in der Lage fühlt,
in dieſem Sportzweig ſich zu beteiligen und in den nächſten Tagen
ſeine Meldung abzugeben. Anſchließend an das Straßenrennen
erfolgt der Start zum Geländeſport, der in Form einer
Patrouil=
lenfahrt durchgeführt wird. Hierzu haben auch die SA. und der
Stahlhelm ihre Teilnahme zugeſichert. Da gerade dieſe Sportart
neu für Darmſtadt iſt, ſollte niemand verfehlen, dem
Straßen=
rennen und Geländeſport beizuwohnen. Es ſind beſonders ſcharfe
und ſpannende Kämpfe in dieſen Sportzweigen zu erwarten, und
man darf beſonders beim Straßenrennen geſpannt ſein, welcher
der hieſigen Radfahrer=Vereine die tüchtigſten und erprobteſten
Rennfahrer beſitzt. Der 24. September wird ſomit ein großer
Tag für die Radfahrer Darmſtadts werden.
Die Pakrouillenfahrer auf dem Heimwege.
Standarte II Berlin fuhr auf der 5. Etappe ſchnellſte Zeit.
Nach einem Ruhetag, den die Teilnehmer der erſten
Patrouil=
len=Radfernfahrt Berlin—München-Berlin am Mittwoch in
München verbrachten, erfolgte am Donnerstag früh der Start
zur 5. Etappe über 190 Kilometer von München nach Nürnberg.
Die Etappe geſtaltete ſich bei ſchlechtem Wetter wiederum zu
einer Rekordfahrt. In der Mitte der Fahrt ſetzte ſich zwar
ein=
mal die Sonne durch, aber 60 Kilometer vor dem Ziel gab es
abermals einen heftigen Landregen, der denn auch faſt bis zum
Ziel anhielt. Trotz allem zeigten die Fahrer, wie bereits
er=
wähnt, wieder Leiſtungen, die jedem Worte der Bewunderung
abringen.
Die Standarte II Berlin, die von ihrem treuen
Manthey zum Regenſchutz noch ſchnell mit Oelpapier verſorgt
worden war, fuhr ein ganz großes Rennen und erzielte ſogar
noch eine 22 Minuten beſſere Zeit als vor zwei Tagen in
ent=
gegengeſetzter Richtung. Die Strecke wies allerdings in der
Rich=
tung nach München größere Steigungen auf, die diesmal den
Fahrern als Abfahrten zugute kamen.
Gegen die Notlage
Beſchlüſſe des Frachkenausſchuſſes.
Die Frachtabteilung III für Brennſtoffe, Bau= und Nutzholz
des Frachtenausſchuſſes Berlin hat, auf Grund der Verordnung
zur Durchführung des Geſetzes zur Bekämpfung der Notlage der
Binnenſchiffahrt folgendes beſchloſſen: Verlangt der Verlader
ausdrücklich Verladung mit Motorſchiff, ſo iſt ein Frachtzuſchlag
von 20 Prozent zu zahlen. Der Beſchluß des Frachtenausſchuſſes
Berlin vom 23. Mai 1933 betr. Brikettverladungen aus
Königs=
wuſterhauſen wird hiervon nicht berührt. In Ergänzung zum
Be=
ſchluß des Frachtenausſchuſſes Berlin, vom 12. Dezember 1932
wurde beſchloſſen, bei Verladungen nach ſämtlichen Orten an der
Giſe=Elbe, wie Kirchwärder uſw. und nach Finkenwärder, einen
Frachtzuſchlag von 0,20 RM. je Tonne zu erheben. Der
Frachten=
ausſchuß Stettin hat beſchloſſen, daß die Bruttofracht für
Kartof=
feln von Niederkränig bis Groß=Neuendorf, nach Brandenburg
(Havel) 28 Pfg. je 100 Kilogramm beträgt. Dieſe Sätze verſtehen
ſich bei einer Tauchtiefe von 1,60 Meter. Unter 1,60 Meter kommt
ein Frachtzuſchlag auf je 2 Zentimeter weniger Ladung von 2
Prozent der Fracht zur Berechnung. Die Bruttofracht für Holz
(kieferne Schnittware) beträgt bei, ganzen Kahnladungen von
Stettin nach Berlin — unterhalb — 2 RM. je Kubikmeter, von
Stettin nach Berlin — oberhalb — 2,20 RM. je Kubikmeter Für
ungeſäumte Ware kommt ein Zuſchlag von 0,20 RM. je
Kubik=
meter zur Berechnung.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Die Förderung der Saargruben im Juli. Die
Kohlenförde=
rung der Saargruben betrug, im Juli 879 242 Tonnen gegen
823 574 Tonnen im Juni. Davon förderten die vom franzöſiſchen
Staat ausgebeuteten Gruben 848 938 (794 474) Tonnen und die
verpachteten Gruben 30 304 (29 100) Tonnen. Bei 18,99 (17,68)
Arbeitstagen betrug die durchſchnittliche Tagesförderung 46 299
(46 592) Tonnen. Der Geſamtabſatz betrug nur 739 360 Tonnen
gegen 820854 Tonnen im Juni. Die Haldenbeſtände beliefen ſich
nach einer Verminderung um 11 009 Tonnen am Monatsende auf
434 424 Tonnen (Ende Juni 443 983 Tonnen). Die Förderung pro
Schicht und Arbeiter unter und über Tag erhöhte ſich auf 1119
Kilogramm gegen 1114 im Juni, 1112 im Mai und 1105
Kilo=
gramm im Durchſchnitt der erſten 6 Monate 1933.
Die deutſche Baumwollſpinnerei im Auguſt. Der
Arbeits=
ausſchuß der deutſchen Baumwollſpinnerverbände berichtet von
einer fortſchreitenden Verminderung des Auftragseinganges im
Auguſt, die ſich zum Monatsende immer mehr verſtärkte. Die
Ab=
rufe waren ziemlich gut, ſo daß im allgemeinen die Beſchäftigung
des Vormonats eingehalten werden konnte. Die Erhöhung der
Einfuhrzölle für Baumwollgarne Nr. 47 bis 83 engl. am 2. Auguſt
führte zunächſt zu einer Belebung der Nachfrage nach dieſen
Gar=
nen, die aber nach wenigen Tagen dadurch wieder verſchwand, daß
an mitteldeutſchen Zollämtern beliebige Mengen aus England
unter Stundung des Zollbetrages zur Einfuhr abgefertigt wurden.
Dieſe Bewegung, die von Agenten engliſcher Baumwollſpinnereien,
deutſchen Garnhandelsfirmen und deutſchen Speditionsfirmen
ſo=
wie u. a. der Handelskammer Chemnitz gefördert wurde, griff ſtark
um ſich und hielt bei Monatsende noch an. Nach Verſicherung von
nicht amtlicher Seite werden die geſtundeten Zollbeträge
dem=
nächſt bei der Ausfuhr von Stoffhandſchuhen oder Strümpfen
end=
gültig in Wegfall kommen. Es iſt noch nicht genau zu überſehen,
wie die Vorgänge im einzelnen geweſen ſind. — In der
Zwei=
zylinderſpinnerei war der Auftragseingang faſt wieder ſo niedrig
wie im Januar und Februar, obwohl jetzt für die Sparten die
ſtärkſte Verkaufsbelebung des Jahres zu verzeichnen ſein ſollte. Für
September hofft man jedoch auf eine Belebung.
Deutſche Bauſparkaſſe A.=G. Im Zuge der von der Deutſchen
Bauſparkaſſe A.=G. im Reiche veranſtalteten
Sparerverſammlun=
gen fanden in den letzten Tagen ſtark beſuchte Verſammlungen in
Chemnitz, Berlin, Köln, Mainz und Nürnberg ſtatt. — Der
vor=
läufige neue Vorſtand, Dr. Richter, gab zunächſt einen
umfaſſen=
den Ueberblick über die Gründe, die zu den Schwierigkeiten bei
der D.B. geführt haben. Die Verwaltung hat die Geſamtheit der
Sparer zu einem Zuſammenſchluß aufgerufen, um die Kaſſe zu
ſanieren und ſo erhebliche Verluſte der Bauſparer zu vermeiden.
Der Vorſtand legte dar, daß auf der Verhandlung über die gegen
die Senatsentſcheidung vom 30. 8. auf vereinfachte Abwicklung
des Bauſparvermögens einzulegende Berufung dem
Berufungs=
amt nachgewieſen werden muß, daß die Bauſparer zu ihrer
über=
wiegenden Mehrheit bereit ſind, die zur Sanierung des
Unter=
nehmens erforderliche Herabſetzung ihrer Guthaben zu bewilligen
und daß die Bauſparkaſſe lebensfähig iſt. — Nach eingehenden
Erläuterungen zu dem Sanierungsplan, der Verwaltung wurde
auf ſämtlichen Veranſtaltungen dem neuen Vorſtand das
ein=
mütige Vertrauen und die Bereitwilligkeit, an dem
Sanierungs=
plan durch Herabſetzung der Sparguthaben beizutragen, zum
Aus=
druck gebracht. Die Verſammlungen beſchloſſen, daß ſämtlichen
Sparern empfohlen werden ſoll, die von der Verwaltung
auf=
geſtellte Verzichterklärung umgehend zu unterſchreiben, um ſomit
die Sanierungspläne der Verwaltung wirkſam zu unterſtützen.
Wayß u. Freytag A.=G., Frankfurt a. M. Die Geſellſchaft
weiſt für 1932 bei 0,561 gegen 0 738 Mill. RM. Abſchreibungen
auf Anlage und andere Abſchreibungen und Wertberichtigungen
von 1.577 Mill. RM. einen Verluſt von 19 293 RM. aus. Zu
berückſichtigen ſind, allerdings die „Sonſtigen Einnahmen” von
2,841 Mill. RM., unter denen im weſentlichen eine von den
Haupt=
gläubigern unter Bedingung einer ruhigen Abwicklung der
Liqui=
dation gewährter Forderungsnachlaß verbucht iſt, die zu dem
relativ günſtigen Ergebnis beigetragen haben. Die von der
Ge=
ſellſchaft übernommenen 1,196 Mill. RM. Aktien der neuen
Bau=
geſellſchaft Wayß u. Freytag wurden vereinbarungsgemäß
nahe=
ſtehenden Banken gegen Verzug von 3,2 Mill. RM.
Kontokorrent=
forderungen überlaſſen. Von dem Angebot der Bank. 1 Mill. RM.
der Aktien der neuen Baugeſellſchaft gegen zuſammengelegte
Ak=
tien der alten Wayß u. Freytag im Verhältnis von 1:1
umzutau=
ſchen, hat die Mehrzahl, der Aktionäre Gebrauch gemacht. Die
Bauaufträge ſind mit wenigen Ausnahmen, der Baugeſellſchaft
überlaſſen worden. Im laufenden Geſchäftsjahre haben ſich die
Verpflichtungen nicht unbeträchtlich vermindert.
Die Steigerung des japaniſchen Außenhandels im Fernen
Oſten. Nach einer Mitteilung des Finanzminiſteriums belief ſich
im Monat Auguſt die japaniſche Ausfuhr nach dem
Mandſchurei=
ſtaat, nach der Provinz Kanton, nach Hongkong und dem übrigen
China auf 42 221 000 Yen. Der Wert der japaniſchen Einfuhr
aus dieſen Gebieten betrug 17 024 000 Yen Gegenüber dem
Mo=
nat Auguſt des Vorjahres hat die Ausfuhr nach den erwähnten
Gebieten eine Zunahme um 36,6 Prozent, die Einfuhr eine ſolche
um 83 Prozent erfahren. In den erſten 8 Monaten des Jahres
1933 wies die japaniſche Handelsbilanz im Verkehr mit den
ge=
nannten oſtaſiatiſchen Gebieten einen Ausfuhrüberſchuß von
81 958 000 Den gegenüber einem Ausfuhrüberſchuß von nur
44 241 000 Yen in der entſprechenden Zeit des Vorjahres auf.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metalltermine vom 14. September ſtellten ſich
für Kupfer: September und Oktober 44.75 (45.50). November
45.25 (45.75). Dezember 45.50 (45.75). Januar 45.75 (46.25),
Februar 46 (46.25), März 46.50 (46.75), April 46.50 (47), Mai
46.50 (47.25). Juni 46.75 (47.50) Juli 47 (47.75), Auguſt 47.25
(48), Tendenz: luſtlos. — Für Blei: September 15.50 (16.50),
Oktober und November 15.75 (16.50) Dezember 15.75 (16.75),
Januar 16 (17), Februar 16 (17.25), März und April 16.50
(17.50) Mai 16.75 (17.50), Juni 17 (17.75). Juli und Auguſt
17 (18). Tendenz: luſtlos. — Für Zink: September und
Okto=
ber 22.25 (22.75). November 22.25 (23). Dezember 22.50 (23.25),
Januar 22,75 (23.25) Februar 23 (23.50). März und April 23.
(24). Mai 23.25 (24.25), Juni 23.50 (24.50). Juli 23,75 (24.75),
Auguſt 24 (25) Tendenz; luſtlos. — Die erſten Zahlen bedeuten
Geld, die in Klammern Brief.
der Binnenſchiffahtt.
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Die bereits an der vorgeſtrigen Berliner Börſe
einge=
tretene Beruhigung vermochte geſtern weiter kräftige Fortſchritte
zu machen. Als Zeichen des zurückkehrenden Vertrauens hatte
das Publikum die vielfach noch vorhandenen Verkaufsorders in
Kauflimite umgewandelt, was bei der an verſchiedenen Märkten
herrſchenden Materialleere z. T. erhebliche Kursbeſſerungen zur
Folge hatte. Beachtlich iſt insbeſondere das Anziehen des JG.
Farbenkurſes von 109 auf 113 Prozent, was auch einen
verſtärk=
ten Anreiz für die übrigen Papiere auflegte. Von Montanwerten
waren Buderus am kräftigſten mit plus 4½ Prozent erholt, doch
konnten Klöckner erheblich befeſtigt mit plus 3½ Prozent,
Man=
nesmann mit plus 2½ Prozent und Hoeſch mit plus 2 Prozent
er=
öffnen. Am Braunkohlenmarkt hatten Eintracht mit plus 6½
Prozent den höchſten Eröffnungsgewinn zu verzeichnen, ihnen
folgten Niederlauſitzer mit plus 5½ und Ilſe=Genußſcheine mit
plus 3 Prozent. Ruhiger lagen Kaliwerte und chem. Papiere mit
Ausnahme der erwähnten JG. Farben, wenn auch hier die
Er=
höhungen gegenüber dem Vortagesſchluß kaum unter 1½ Prozent
lagen. Von Elektropapieren waren lediglich Chade nach der
feſte=
ren Veranlagung der letzten Tage um 1 RM. gedrückt, während
Lahmeyer über den Durchſchnitt um 58 Prozent anziehen
konn=
ten. Siemens gewannen 2½ Rheinelektra 3 Prozent. An den
übrigen Märkten ſind, mit ſtärkeren Beſſerungen zu erwähnen
Vogel Telegraph mit plus 5¾, BMW. mit plus 3½ Berlin=
Karlsruher mit plus 3½, Holzmann mit plus 38. Bemberg und
Deutſche Eiſenhandel, die zunächſt mit Plus=Plus=Vorzeichen
er=
ſchienen, mit plus 5 bzw. 3½ Prozent. Schubert wurden im
Ver=
laufe um 7 Prozent höher mit. 160 feſtgeſetzt Reichsbankanteile
zeigten ebenfalls erſtmals eine kräftigere Erholung um 1½
Pro=
zent, BEW. lagen 2 Prozent höher. Die feſte Veranlagung der
Aktienmärkte blieb nicht ohne Einfluß auf die feſtverzinslichen
Werte, in denen das in den letzten Tagen beobachtete
Angebot=
völlig nachgelaſſen hat und erſtmals wieder Kaufaufträge der
Kundſchaft feſtzuſtellen waren. Im Verlaufe hielt die anſteigende
Tendenz mit Kursbeſſerungen von ½ bis 1 Prozent an.
Die Kräftigung des Kursniveaus machte an der geſtrigen
Frankfurter Börſe beachtliche Fortſchritte. An die Stelle
der ſeitherigen Verkaufsorders ſind in den meiſten Fällen
„Beſtens=Kaufaufträge” getreten, was auf eine Rückkehr des
Ver=
trauens zur Börſe gewertet werden muß. Die Stimmung war
zuverſichtlich und die Tendenz ausgeſprochen feſt, und auch das
Ge=
ſchäft nahm auf manchen Marktgebieten recht lebhaftes Ausmaß
an. Neben günſtigen Meldungen aus der Wirtſchaft,
insbeſon=
dere Wiederaufnahme bzw. Erhöhung von Dividendenzahlung,
fand auch die 1=Mill.=RM.=Spende der JG. Farbeninduſtrie für
das Winterhilfswerk der Reichsregierung gute Aufnahme, da die
Börſe wegen der Höhe dieſer Spende einen guten Geſchäftsgang
bei dieſem Unternehmen vermutet. So waren denn auch JG.
Far=
ben bevorzugt und bei lebhaftem Umſatz zum erſten Kurs um 3½
Prozent feſter. Stärker befeſtigt waren außerdem Buderus (plus
3½ Prozent), Rhein. Elektro (plus 3½ Prozent), Siemens und
Kali Aſchersleben (je plus 3 Prozent). Scheideanſtalt,
Rütgers=
werke, Deutſche Erdöl Schuckert und Mannesmann gewannen von
2—2¾ Prozent. Auf den übrigen Marktgebieten betrugen die
Erhöhungen von 1—1½ Prozent. Daimler Motoren,
Schiffahrts=
werte, Holzmann und Aku zogen bis zu B Prozent an. Am
Ren=
tenmarkt waren Altbeſitz und ſpäte Schuldbücher je 2 Prozent
höher. Neubeſitz gewannen ca. 10 Pfg. Von Induſtrie=Anleihen
lagen Stahlverein=Bonds 1½ Prozent und JG. Farben ca. 2
Pro=
zent höher. Am Pfandbriefmarkt konnten ſich Gold= und
Liqui=
dationspfandbriefe bis zu 1 Prozent befeſtigen. Am Aktienmarkt
war das Geſchäft im Verlaufe ruhiger, doch ſetzten ſich meiſt neue
Kursſteigerungen um bis zu 1 Prozent durch. Bemberg kamen
3½ Prozent und Ilſe Bergbau 3 Prozent, Kali Salzdetfurth etwa
5 Prozent höher zum Kurs. Von deutſchen Anleihen zeigte ſich
für Neubeſitz zu 10 Prozent erhöhtes Intereſſe.
Auch an der Abendbörſe blieb die Stimmung auf der ganzen
Linie feſt, und gegenüber dem Berliner Schluß ergaben ſich meiſt
neue Kurserhöhungen um ½—1 Prozent. Darüber hinaus lagen
Scheideanſtalt 2½ Prozent feſter. Seitens der Kuliſſe wurde
ver=
ſchiedentlich realiſiert, das herauskommende Material fand aber
durch neueingetroffene Kundenorders Aufnahme. Das Geſchäft
war beſonders in JG. Farben relativ lebhaft. Am Rentenmarkte
machte ſich vermehrte Nachfrage nach ſpäten
Reichsſchuldbuchfor=
derungen bemerkbar.
Produkkenmärkke.
Mannheimer Produktenbericht vom 14. September. Weizen
inländ. (76—77 Kilo) 19,25—19,45, Roggen ſüdd. 15,60—15,75,
Hafer inländ. 13,25—13,50, Sommergerſte inländ 18,00—20,00,
Futtergerſte 15,50, La=Plata=Mais mit Sack 17.75, Soyaſchrot
(Mannheimer Fabrikat) prompt: 14,50—14,75, Biertreber mit
Sack 15,00, Trockenſchnitzel loſe 8,00—8,25. Erdnußkuchen prompt
15,75—16,00, Roggenkleie 8,00—8,50, Weizenfuttermehl 10.25,
Noggenfuttermehl 9,50—11,00, Weizennachmehl 14,00—15,50.
Wie=
ſenheu loſe 4,00—4,60. Rotkleeheu 4,40—4,80. Luzernkleeheu 5,80
bis. 6 20, Preßſtroh Roggen=Weizen 1,60—2,00, geb. Stroh
Rog=
gen=Weizen 1,40—1,50, Weizenmehl Spezial 0 (neue Mahlart mit
Austauſchweizen) mit Sack 28,50, dito mit Inlandsweizen 27 00,
Roggenmehl mit Sack (0—60prozentige Ausmahlung je nach
Fa=
brikat) neu 21,50—22,50, dito pfälz. und ſüdd. neu 21,75—23.00,
feine Weizenkleie mit Sack 8,25, Rapskuchen 12,00, Palmkuchen
13,75—14.00, Leinkuchen 16,25—16,50, Kokoskuchen 15.50—15,75.
Seſamkuchen 15,00—15.25. Bei Zurückhaltung der Käufer und
Verkäufer lagen die Preiſe für Weizen ziemlich unverändert;
Roggen hatte bei kleinem Angebot eine geringere Preiserhöhung.
Futtermittel lagen ſehr feſt.
Berliner Produktenbericht vom 14. September. Die
Grund=
ſtimmung am Getreidemarkt war heute weiter ſtetig. Das
Ge=
ſchäft bewegte ſich am Prompt= und Lieferungsmarkte in ſehr
ruhi=
gen Bahnen, da Anregungen vom Konſum kaum vorlagen und
andererſeits das Angebot auch weiter gering iſt. Für prompte
Ware wurden geſtrige Preiſe bezahlt. Am Lieferungsmarkte war
Weizen in den ſpäteren Sichten zu geſtrigen Börſenſchlußpreiſen
geſucht. Weizen= und Roggenexportſcheine liegen weiter feſt. Am
Mehlmarkte erfolgen nach wie vor die notwendigen Bedarfskäufe
zu ſtetigen Preiſen. Hafer wird auf erhöhtem Preisniveau
ver=
einzelt etwas mehr zum Verkauf geſtellt, der Konſum bewilligt,
geſtrige Preiſe. Gerſte in unveränderter Marktlage.
Darmſtädter Viehmarkt vom 14. September. Aufgetrieben
waren 6 Ochſen, 23 Schweine, 150 Kälber, 5 Schafe. Die Preiſe
ſtellten ſich für Kälber auf a) 30—34, b) 25—29. c) 20—24 Pfg.
pro Pfund, Spitzentiere über Notiz. Marktverlauf: ſchleppend,
Ueberſtand.
Frankfurter Viehmarkt vom 14. September. Aufgetrieben
waren Rinder 73 (gegen 74 am letzten Donnerstagsmarkt),
Käl=
ber 933 (1217), Schafe 408 (205), Schweine 839 (597). Notiert
wurde pro Zentner Lebendgewicht in RM.: Kälber a) 37—42,
b) 31—36. c) 26—30 d) 21—25: Schafe a) 24—26. b) 20—23,
c) 16—19; Schweine b) 44—47, c) 44—47, d) 40—46. Im
Preis=
vergleich zum letzten Donnerstag zogen Kälber 1—2 und Schweine
1 RM. an, wogegen Schafe 3 RM. einbüßten. Marktverlauf:
Kälber und Schafe mittelmäßig, geräumt; Schweine ruhig.
aus=
verkauft. Fettſchweine über Notiz, leichte Schweine vernachläſſigt.
Mannheimer Viehmarkt vom 14. September Aufgetrieben
waren 39 Kälber, 30 Schafe, 253 Schweine, 1104 Ferkel und
Läu=
fer, 1 Ziege. Kälber Schafe und Schweine nicht notiert; Ferkel
bis 4 Wochen 7—9, Ferkel über 4 Wochen 10—13. Läufer 13 bis
18 RM. pro Stück.
Kleine Wirkſchaftsnachrichten.
Die Berliner Börſe eröffnet heute mit Rückſicht auf die
Er=
öffnung des Preußiſchen Staatsrates eine Stunde ſpäter als an
anderen Tagen.
Der Reichsſtand der Deutſchen Induſtrie, Wirtſchaftspolitiſche
Abteilung, hat ſich an das Preußiſche Finanzminiſterium gewandt
mit dem Antrag, die Auslandsgeſchäfte von der Stempelſteuer zu
befreien.
Die Belebung des Zementabſatzes hat im Auguſt noch
an=
gehalten, und zwar belief ſich der Verſand auf. 392,000. Tonnen
gegenüber 366 000 Tonnen im Juki. Im Anguſt 1932 wurden
286 000 Tonnen, im Auguſt 1931 347 000 Tonnen und im Auguſt
1930 512 000 Tonnen abgeſetzt.
Die Bilanz der Bank von Frankreich für die Woche vom 1.
bis 8 September weiſt zum erſten Male ſeit längerer Zeit —
ver=
mutlich als Folge von Frankenkäufen, durch London — wieder
einen kleinen Goldabgang von rund 8 Millionen Franken ſowie
einen Deviſenabgang von kaum 2 Millionen Franken auf. Der
Goldbeſtand beträgt rund 82 270 Millionen und der Deviſenbeſtand
42,4 Milliarden Franken. Die Golddeckung iſt von 79,61 Prozent
auf 79,71 Prozent geſtiegen.
Der Londoner Goldpreis betrug am 14. September 1933 für
eine Unze Feingold 129/6 s — 86,7650 RM., für ein Gramm
Fein=
gold demnach 49,9622 d — 2,78956 RM. Zu dieſem Preis wurden
250 000 Lſt. Gold nach dem Kontinent verkauft.
Berliner Kursbericht
rom 14. September 1933
Oeviſenmarkt
vom 14. September 1933
Berl. Handels=Geſ,
Deutſche, Bank u. )
Disconto=Geſ.
Dresdner Bant
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Llohzd
A. E. 6.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Re
48.50
42.—
11.—
20.—
11.875
18.50
122.
42.
10.—
58.50
132.875
99.25
—Ridc
Elektr. Lieferung
F. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ. f. elektr Untern.
Harpener Vergbau
Hoeſch Eiſen und 1
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke.
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppell 28.50
Ve
73.—
113.75
49.—
73.25
82.—
54.875
58.50
109.125
52.875
64.25
54.50
40.—
Mee
Rütgerswerke.
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali 1
Agsb.= Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Ber. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
Bogel Telegr. Draht
Wanderer=Werke
ase
49.875
150.—
10.50
31.875
109.50
17.50
66.
3.75
13.125
61.—
47.75
80.—
Helſingfors
Wien.
Prag
Budapeſt
Sofig.
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm.
London
Buenos=Aires
New York
Belgien.
Italien
Paris
Währung
100 finn. Mk., 5.3241 5.936
1o0 Schilling
100 Tſch. Kr.
00 Pengö.
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen 59.79
00 Kronen
2=Sta.
1 Pap. Peſo
Dollar
100 Belga
100 Lire
100 Franes
Geldſ
47.95
12.42
3.047
169.481
67.23
69.03
3.38
0.524
2.309
so.55
22.12
Brief
48.05
12.44
3.053
169.82
(S7.37
59.91
69. 17
13.42
0.932
2.908
58.69
22.16
16.43 16.47
Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janeiro
Jugoſlawien
Portugal .
Athen
Iſtambu
Kairo.
Kanada
uruguah
Fsland
Tallinn (Eſtl.)
Riga
Briel
ti.s6
s5.14
CT.és
L.7c4
0.2411 C.:43
.:75
B.e6
7.*97
1.*e7
3.60
2.743
I.401
E0.3t
1.m
74.42
Hurmſtädter und Kutiokatbaut Sdriftapt, oihutt unt Aressner Bunr
Frankfurter Kursbericht vom 14. September 1933.
Kee
„ Gr. IIp. 1934
„. „ 1935
„. „ 1936
1937
1938
Gruppe!
6% Dtſch. Reichsanl
„. b. 27
5½% Intern.,b.30
6% Beden... v. 27
6%Bahern. . v. 27
6% Heſſen. . . v. 29
6% Preuß. St. v. 28
6% Sachſen.. v. 27
6% Thüringen v. 2
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. Fl.
Ab=
löſungsanl.. . .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche Schutzge.
bietsanleihe ....
6%Baden=Baden.
6% Berlin. . . b.24/
6% Darmſtadt .
6% Dresden. b. 26
6% Frankſurt a. M.
Schätze v. 26
„ v. 29
6% Mainz....."
62 Mannheim v. 27
6% München v. 29
6% Wiesbaden v. 28
6% Heſſ. Landesbk.
6% „ Goldoblig
5½ % Heſſ. Landes=
Hyp.=Bk.=Liquid.
991/,
92
85
800,
231
86”),
98
83
81.75
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741,
100.7
82
73".
76I.
9.s
6.85
59
52
68,5
50
61
67
76.5
su
esee
Hhp.=Bk., Liau=
Kom. Obl. ....
6% Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
6%o „ Goldoblig.
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. f
HeſſGldobl. R. 11
6%o
„ R. 12
82 Kaſſ.Landestrd.
Goldpf. R.11 u.12
6%0 Naſſ. Landesbk.
½a%0 „Ligu. Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.- Anl.
FAuslSer I
*AuslSerlI
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
6% Berl. Hyp. Bk.
5½%0 „Lig.=Pfbr.
6% Frkf. Hyp.=Bk.
5½% — Lig. Pfbr.
Goldoblig.
6% Frkf. Pfbr.=Bk.
1½% Lig.=Pfbr.
6% Mein. Hyp.=Bk.
„ Lig. Pfbr.
3% Pfälz. Hyp.=Bk.
Lig. Pfbr.
23 Rhein. Hyp. Bk.
% „ Lig. Pfbr.
„ Goldoblig.
6% Südd. Bod.=
Cred.=Bank ....
5½% n Lig. Pfbr.
6% Württ. Hhp.=B.
80.5
68
61.5
81.5
79.75
82
68.5
91.5
9.75
77
80
61.75
77.75
81.5
79.5
6e
83.5
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81.5
84.75
70"
84.25
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Maeu
S8Mitteld. Stal
62 Salzmannck Co.
6% Voigt E Häffner
5% Bosn. L.E.B.
. 2. Inveſt.
52 Bulg. Tab. b. 02
4½% Oſt. Schätze
4% Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½%
4% Türk. Admin.
1. Bagdad
*
Zollanl.
4½%ungarn 1913
4½% „ 1914
Goldr.
42
19100
4%
ſcheide=Anſtalt
Linoleum . 168
4½ Budp. Stadtanll 33.5
42 Liſſabon
42 Stockholm
Aktien.
Alg. Kunſtzüide Unie/ 28.5
181,
A.E. G.
AndregeNoris Zahn
Aſchaffbg. Brauereil 42.5
„ Zellſtoff
Bemberg, J. P...
Berl. Kraft u. Licht /106.5
Buderus Eiſen. . ../ 65
Eement Heidelbergl 65
Karlſtadt.
J. 6. Chemie, Baſelk121
6
8.25
10).
3
4.5
2.4
2.9
5
1.
34.5
70
44.75
Dortm. Ritterbräu
Ohckerhoff & Widm
Eichbaum=Berger
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk.
Eßling. Maſchinen
Faber & Schleicher
F.6. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Fetter)
Felt & Guilleaume.
Frankfurter Hof ..
Gelſenk. Bergwerk.
Geſ.felektr. Untern.
Goldſchmidt Th.
Gritzner=Kahſer..
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frrft.
Hanauer Hofbrauh.
Hanfwerke. Füſſen
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer..
Hochtief Eſſen ...
Holzmann, Phil.
Slſe Bergb. Stamm
Genüſſe
Junghans .......
8.5
53
73.25
90
34
114.25
42.5
49.5
73
43
„A.
31.5
82.75
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84.25
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157.5 1 „ Aſchersleben.
glein, Schanzlin.
lglöcknerwerke ..
Knorr C. H....
Lahmeher & Co.
Laurahütte ...."
Lech, Augsburg ..
Löwenbr. Münch.
— Mainkr.=W. Höchſt
Mainz. Akt. Br. . ..
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Bergb.
Metallgeſ. Frankf.
Miag. Mühlenbau
Motoren Darmſtadt
Reckarwerk Eßling.
Oberbedarf.
Bhönix Bergbau ..
Reiniger, Gebbert.
Rh. Braunkohlen".
„ Elektr. Stamm
„ Stahlwerke.
Riebeck Montan.
Roeder, Gebr.
Rütgerswerke .
Salzdetfurth Kali .1149.5
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind.
Schramm, Lackfbr.
Schuckert, Elektr.
Schwartz, Storchen!
Siemens & Halske. /1
Südd. Zucker=A. G./155
Thür. Liefer.=Geſ..
Tietz Leonhard ...
unterfranken .. . . .!
Re
108.5
40
53.25
181
16.5
63
56
54.3
24
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—
6.25
32.5
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48.75
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76
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69.75
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Ver. Ultramarin.
Boigt & Haeffner
Beſteregeln Kali.
Zellſtoff Waldhof.
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Allg. Dt. Creditanſt.
Badiſche Bank...!.
Bk. f. Brauinduſtr.
Bayer, Hyp. u. W
Berl. Handelsgeſ.
„ Hhpothelbk.
Comm. u. Privatb.
Dt. Bank und Disc.
Dt. Eff. u. Wechſe!
Dresdner Bant
Frankf. Bank..
„ Syp.=Bant
Mein. Hyp.=Banl.
Pfälz. Hyp.=Ban!
Reichsbank=Ant. ..
Rhein. Hyp.=Bank.
Südd. Bod.=Cr. Bl.
Bürttb. Notenban!
A.-G. f. Verkehrsw.
Allg. Lokalb. Kraſtu
72 Dt. Reichsb. Vz0
Hapag.
Nordd. Llohd.
Südd. Eiſenb.=Geſ
Allianz= u. Stuttg.
Verſicherung .
„ Verein. Ver
Frankona Rück=u. Ml390
Mannheim. Verſich.
Otavi Minen
12.5
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28‟.
11.25
12
E0
198
[ ← ][ ][ → ]Freitag, 15. September 1933
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 256 — Seite 13
Copyright by Theodor Weicher, Leipzig
(Nachdruck verboten.)
Die Grenzſtädte im Weſten, Süden und Oſten des Reiches
fahen das Eintreffen fremder Truppen, auf allen großen Linien
rollten Transportzüge. Tag und Nacht ertönte das monotone
Geräuſch der Räder. Auf den Bahnhöfen entſtanden
Verpfle=
gungsſtationen und fliegende Lazarette. Fremde Sprachen
mach=
ten ſich breit. Uniformen aller Art waren zu ſehen. So geriet
auch ganz Deutſchland unter das Zeichen, dem Feinde zu wehren,
die „Gelbe Gefahr” aufzuhalten, den heimiſchen Herd zu ſchützen.
Ein neuer Dſchingis=Khan, ſo hieß es, ſei erwacht. Würden die
Abwehrmauern der weißen Raſſe halten?
Das Oberkommando über die Landtruppen wurde dem
fran=
zöſiſchen Marſchall Frangois übertragen. Er war ein erprobter
Kampfer, auf allen Erdteilen daheim, von unerſchütterlicher
Ruhe, dabei von jugendlichem Elan. Der weißhaarige General
verſtand es bald genug, die Sympathien aller für ſich zu
ge=
winnen. Ihm zur Seite ſtand als Führer der Infanterie der
ruſſiſche General. Luniew, Soldat durch und durch, ein Rieſe
vonGeſtält, im Kriege erfahren, kaum vierzig Jahre alt, der
geborene Taktiker. Kavallerie und Aufklärungstruppen fanden
ihren Führer in einem Vertreter Englands, dem General
Bul=
lock. Er war ſchlank wie ein Jüngling und ſportgeſtählt, ein
vollendete Reiterfigur. Die Leitung der Artillerie vertraute man
dem belgiſchen General Vallois an, einem Artilleriſten von
Weltruf, deſſen Name allein genügte, den unterſtellten Truppen
Sicherheit und Tatkraft zu verleihen. Spaniens General Rodrigo,
ein elaſtiſcher Mann mit weißen Haaren und blitzenden Augen,
bekam die techniſchen Truppen. Sie waren bei ihm aufs Beſte
aufgehoben. Die Luftſtreitkräfte aller Länder erhielten in
Gene=
ral Miller, Amerikas bekanntem noch jugendlichem Lufthelden
von 43 Jahren, ihren Führer. Jäger, Schützen, Scharfſchützen,
Schneeſchuh= und Stoßtruppen fanden im italieniſchen General
Ricci, dem bekannten Ausbildungslehrer für Bergtruppen, ihren
Leiter. Hollands Vertreter, General van Steenwijk, einer der
be=
fähigſten Köpfe des Transportweſens, leitete den geſamten
Nach=
ſchub für das Rieſenheer ſowie die Organiſation des
Lazarett=
weſens, Arbeitsgebiete, die einen gediegenen Kenner erforderten.
Alle Truppenteile waren ſich einig, die beſten und
befähig=
ſten Führer an ihrer Spitze zu ſehen. Der Kampf konnte
be=
ginnen. Die neugeſchaffenen Organiſationen bewährten ſich, als
ſeien ſie ſeit Jahren ausgearbeitet und nicht erſt das Werl
tveniger Wochen.
Berlin war der Sammelpunkt der Generalität aller
krieg=
führenden Staaten. Das Hotel Eſplanade war zu dieſem Zweck
zur Verfügung geſtellt. Tagelang flutete ein bewegtes Leben
durch die weiten Räume, Uniformen, wohin das Auge blickte.
Am 1. Mai war die zum Transport der Stäbe beorderte
Luftſchifflotte auf dem großen Flugplatz bei Berlin verankert.
Mehrere Tauſend deutſchre Soldaten ſperrten das Flugfeld ab.
Sonnenſchein flutete, als die Stäbe in einer endloſen Reihe von
Kraftwagen nahten. Die Einſchiffung ging glatt vonſtatten. Die
zwölf zur Beförderung auserſehenen Transportſchiffe wurden
beſtiegen, während hundert Luftkampfkreuzer die Sicherung der
Ueberführung übernahmen.
Kurze knappe Verabſchiedungen, Flaggenſignale forgten für
freie Bahn. Unter dem Jubel der Bevölkerung hob, ſich Luftſchiff
nach Luftſchiff in den Aether. Die Luftrieſen ordneten ſich. Vom
Führerſchiff ſtieg eine Rakete empor. Mit voller Fahrt brauſte
die Flotts ihrem Ziele Krasnojarſk entgegen, wohin der Sitz des
Hauptquartiers verlegt werden ſollte.
Bei Krasnojarſk hatten ruſſiſche Pioniere eine gedeckte
Un=
terkunft angelegt, zwei Kilometer öſtlich der Stadt, zweihundert
Meter ſüdlich der Eiſenbahn. In die Hänge der Berge, die ſich
an der Bahnlinie entlangzogen, waren Stollen eingeſprengt.
Dieſe Vorſicht war nötig, da jeden Tag und jede Stunde
feind=
liche Bombengeſchwader das Hauptquartier überfallen konnten,
wodurch der weitverzweigte und äußerſt vielgeſtaltige Apparat
einer modernen Heeres=Oberkommandoſtelle außer Betrieb
ge=
ſetzt worden wäre
Zu gleicher Zeit wurden auch Unterſtellplätze für
Kampf=
fluggeſchwader und Luftſchiffe geſchaffen. Ein mehrfacher Ring
von Flakbatterien umgab in Panzerſtänden den Platz. Alle
Tele=
phonkabel wurden bereits auf große Entfernungen unterirdiſch
geführt. Eine beſondere Gebirgselitetruppe war zum Schutze des
Oberkommandos zur Stelle.
Die rieſige Funkentelegraphieſtation mit ungeheurer
Reich=
weite wurde gut getarnt untergebracht, während die Sende= und
Empfangsapparate direkt im Hauptquartier ſtanden. Eine eigene
Elektrizitätsſtation ſorgte Tag und Nacht für Strom und Licht.
Dieſe Arbeiten leitete Oberſt Popow, der Führer des 1.
ſibi=
riſchen Pionierbataillons, in vorbildlicher Weiſe. Alle
Einrich=
tungen wurden nochmals einer genauen Prüfung unterzogen, als
Tomsk auch ſchon das Nahen der Luftflotte meldete.
Der 7. Mai neigt ſich ſeinem Ende entgegen. Im Glanze der
untergehenden Sonne wurde die geſamte Luftflotte geſichtet.
So=
fort ſtiegen die Kampfflugſtaffeln auf, um die Landung gegen
feindliche Ueberfälle zu ſchützen
Eine knappe Stunde nach der Ankunft war die Front bereits
über das Eintreffen der oberſten Heeresleitung unterrichtet.
Sämt=
liche Führerſtellen hatten Verbindung aufgenommen.
Unterdeſſen rollte Zug auf Zug auf den ruſſiſchen Bahnlinien
nach Oſten. An den Hauptpunkten, wo altſibiriſche
Karawanen=
ſtraßen mündeten, wurden die jeweils hierfür beſtimmten
Ver=
bände entladen, um zu Fuß oder mit Hilfe von Automobilen,
Traktoren und Omnibuſſen die Sammelpunkte zu erreichen.
In vielen Fällen galt es, Hunderte von Kilometern
zurück=
zulegen. Ein ſchnelles Vorwärtskommen war oft nur dadurch
er=
möglicht, daß ruſſiſche Ingenieure Brunnen und transportable
Unterkünfte nebſt Proviantlagern auf den Anmarſchwegen
ange=
legt hatten. Die jahrelang betriebenen
Mobilmachungsvorberei=
tungen Rußlands, das jeden Tag mit dem Ausbruch des Kampfes
im fernen Oſten hatte rechnen müſſen, machten ſich jetzt bezahlt.
In den kurzen, ſeit der Kriegserklärung vergangenen Wochen
wäre die Löſung ſolcher Aufgaben nicht geglückt.
An die japaniſch=chineſiſche Grenze ſelbſt wurden nur
Patrouil=
len vorgeſchoben, lediglich beſondere Uebergänge der
Eiſenbah=
nen, Päſſe und Flßläufe erhielten ſtarke Beſatzung. Die einzelnen
Armeen wurden in mehreren Konzentrationslagern vereinigt.
Ein Heer von Spionen drang nach China und Japan vor,
um die Pläne des Feindes zu erkunden. Nach Fertigſtellung
der Flugplätze unterſtützten Flieger die Aufklärung bis weit in
Feindesland hinein.
Von Kaſchgar bis Wladiwoſtok dehnte ſich in Aſien die Front.
Wo Strecken ungeſchützt blieben, ſtanden ſie unter ſtändiger
Be=
obachtung von Aufklärungsfliegern.
Wochen vergingen mit der Zuſammenziehung der Truppen.
Es wurde Ende Juli, bis alles zur Stelle war.
Agentenmeldungen beſtätigten, daß Japan und China als
Operationsgebiet den Süden wählen würden. Sie verſchmähten
alſo das alte Einfalltor der Völkerwanderung, die „Dſungariſche
Pforte”, wo Dſchingis=Khan ſchon durchgezogen war. Den neuen
Einmarſch ſollte Kaſchgar ſehen.
Vielen erſchien dieſer Weg unmöglich, da die Wüſten von
Turkeſtan und Gobi mit unwirtlichen Gebirgszügen und langen
Strecken ohne Waſſer den Vormarſch von Truppenmaſſen
verhin=
dern mußten. Das Hauptquartier verwarf daher alle
Agenten=
meldungen und ſuchte ſich durch weit ausgedehnte Vorſtöße von
Luftſchiffen und Fliegern einen beſſeren Einblick zu verſchaffen.
Vom Feinde war aber nichts zu ſehen. Die Erde ſchien die
Rieſen=
heere der Gelben verſchluckt zu haben.
Am Abend des 18. Juli traf eine Meldung im Hauptquartier
ein, die unverzüglich eine Beſprechung ſämtlicher Heerführer nötig
machte. Von allen Kommandoſtellen eilten Flugzeuge herbei. Am
20. Juli waren die Generäle in Krasnojarſk verſammelt.
Marſchall Frangois eröffnete die Verſammlung und teilte mit,
daß vor zwei Tagen Meldung von der Agentin Nr. 101 des
amerikaniſchen Geheimdienſtes aus Tokio eingelaufen ſei, wonach
Japan und China, durch die langſame Zuſammenziehung der
wei=
ßen Heere begünſtigt, nunmehr zum Angriff ſchreiten würden.
Der Vormarſch fände konzentriſch auf Kaſchgar ſtatt und ſolle von
hier aus die weiße Front nach Nord=Oſten aufrollen, während
eine beſondere Heeresmacht, die die neue Turkeſtan=Stichbahnlinie
benutze, an deren Ausgangspunkt die Transſibiriſche Bahn
unter=
brechen ſolle.
„Meine Herren”, ſagte Frangois und lächelte vor ſich hin,
„unleugbar iſt der Plan grandios, er kann nur dem Kopfe eines
wahren Feldherrn entſprungen ſein. Leider iſt er aber
undurch=
führbar, denn der Anmarſchweg bis Kaſchgar iſt durch die Wüſte
verſchloſſen!“
„Die Agentin will uns falſch leiten! Sie iſt von den Gelben
beſtochen! Wir ſollen in eine Falle gelockt werden!” tönte es
er=
regt durcheinander.
Da erhob ſich der amerikaniſche General Miller und bat ums
Wort: „Meine Herren, Ihre Erregung in Ehren, die Agentin iſt
mir aber bekannt, ſie iſt einwandfrei, was ſie meldet iſt wahr,
oder ſie iſt von den Aſiaten erkannt und mit Bedacht irregeführt
Abſichtliche Falſchmeldungen gibt die Agentin jedenfalls nicht.
Die Stelle, wo ſie arbeitet, kann nicht beſſer gewählt werden, als
es geſchehen iſt. Verwerfen Sie daher die Meldung nicht ohne
weiteres. Laſſen Sie uns vielmehr durch Vorſtöße mit Luftſchiffen
und Fliegern jede Möglichkeit prüfen. Hüten wir uns auf alle
Fälle vor der Liſt der Gelben!“
Totenſtille herrſchte nach dieſen Worten, bis Marſchall
Fran=
cois das Wort ergriff: „Wir danken Herrn General Miller für
ſeinen Rat, ich ſchließe mich ſeiner Anſicht an. Wer, meine Herren;
iſt dagegen?"
Niemand meldete ſich.
„Der Plan iſt alſo angenommen!“
Die Sitzung wurde aufgehoben und die Heerführer begaben
ſich zur Ausführung erhaltener Befehle an ihre Kommandoſtellen
zurück.
Im Hauptquartier der Gelben, in Liang, am Fuße des
Richt=
hofen=Gebirges, herrſchte lebhaftes Kommen und Gehen. Auf der
erſt kürzlich fertiggeſtellten Straße vom Ausfluß des Hwang=ho,
wo ein Hafen erbaut war, bis nach Liang gab es überhaupt keine
Ruhe mehr. Laſtzüge mit Material rollten unaufhörlich heran,
während drei Armeekorps von Elitetruppen in der näheren
Um=
gebung Unterkunft fanden. Daß von hier aus ein Vorſtoß nach
Rußland geplant war, unterlag keinem Zweifel. In aller Stille
war, ohne daß Europa etwas davon erfuhr, eine Heerſtraße gebaut
worden, die ſich über die Stationen Kantſchou, Su=tſchou, An=
ſi=
tſchou, Sa=tſchou, Abdal, die alte Karawanenſtraße über Tjertjen
nach Chotan, bis Kargalik vor Jarkent erſtreckte. Bei jedem
fünf=
ten Kilometer waren an der Straße, die ſich kaum aus dem
ein=
farbigen Gelbbraun der Umgebung abhob, Brunnen und
unter=
irdiſch verſteckte Unterkünfte angelegt. Ungeheuer war die
ge=
leiſtete Arbeit, deren Früchte das Vereinigte Gelbe Reich jetzt
pflücken wollte. Japans ſtarke Initiative war überall erkennbar.
(Fortſetzung folat.)
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die Darmstädter Lichtspiel-Theater wie folgt festlegt:
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Palast u, Resi ab 50½ Erwerbsiose 40z
Ferner verbietet die Filmkammer vom 15, Septbr. ds. Js.
ab — und zwar gilt dies für sämtliche Filmtheater im
ganzen Deutschen Reich — die Vorführung von
Doppel-
schlager-Programmen (d. b. von zwei Hauptschlagern
in einem Programm).
Der Unterzeichnete ordnet biermit an, daß obige
Be-
schlüsse strengstens eingehalten werden. Verstöße
haben die Schließung des betr. Theaters zur Folge.
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Sefte 14 — Nr. 256
Darmſtädker Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte=Nachrichten
Freftag, 15. September 1933
Hiente und folgende Tage
Ein Film von der unüberwindlichen,
unbesiegbaren Liebe zur Heimat.
Der unerbärte ErTolg!
Hans Albers — Karin Hardt
in dem neuesten, spannenden und abenteuerlichen
Ufa-Tonfilm
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Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr.
Hente Freitag Erstaufführg.
Ein gigantischer, sensatioveller
Zirkusfilm von Weltformat.
Anläßlich der Wiederkehr der Beſſunger Kirchweih findet am
Samstag abend, 16. Sept., ein Lampionzug durch die Straßen
Beſſungens ſtatt, geführt von der Heſſ. Landespolizei=Kapelle.
Aufſtellung: 20 Uhr Beſſunger Turnhalle. — Anſchließend
großes Freikonzert in der Turnhalle.
Am Sonntag, 17. September,
ab 16 Uhr, in allen Räumen: Lulbeſehte Tanzmuſik
Am Montag, 18. Sept. vormittags 10 Uhr, Frühſchoppen
mit Konzert, ab 16 Uhr Tanzmuſik. — Für vorzügliche
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stets da, wo man ihn nicht erwartet.
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Die neueste Ufa-WC e mit Bildern von dem
Reichsparteitag in Mürnberg. (V.11231
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Clyde Beatty, der König der
Dompteure mit seiner wunder vollen
Raubtiergruppe von 43 Tigern und
Löwen — ferner Anita Page u. a.
Ein Filmmeisterwerk voll
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steigernde Spannung und rasendem
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Ein reichhaſtiges ausgewähltes
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