Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Queſlenangabe „Darmſi. Tagbl.” geffattet.
Nummer 217
Montag, den T. Auguſt 1933.
196. Jahrgang
27 mm breſte Zeile im Kreiſe Darmſtadt 23 Reichspfg.
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(1 Doſſar — 4.20 Mark). — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr. Sireit uſw., erliſcht
ſede Verpſiſchtung auf Erfüllung der
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trälge und Teſtung von Schadenerſatz. Bei Konlurs
oder gerſchlicher Beſtreibmg ſäſſt ſeder Nabat weg.
Banſſonto Deutſche Bank und Darmſtädter und
Natſonalban”.
OSg4t
cad daf den Bempelndfet Feid
Generalappell der Berlin=Brandenburger S2. — 100000 ankworken beim Namensaufruf der Gefallenen mit „Hier!”
Ueberwälkigendes Bekennknis zur deutſchen Freiheitsbewegung.
Eine neue Generakion
forderk von der Welk einen deutſchen Frieden.
WTB. Berlin, 6. Auguſt.
Der erſte große Aufmarſch der Berliner und Brandenburger
SA. vor Stabschef Röhm geſtaltete ſich zu einer großen
Heer=
ſchau über dieſe mit weit über 100 000 Mann aus einem kleinen
Grüppchen zur ſtärkſten SA=Gruppe Deutſchlands angewachſenen
Braunen Armee. Auf dem Tempelhofer Feld trafen kurz nach
6 Uhr die erſten Formationen der SA. ein. Den Abſperrdienſt
hatte diesmal die SS. übernommen. Als gegen 19 Uhr der
Zug mit den ſechs alten ruhmgekrönten Standarten vor der
be=
reits dicht gefüllten Ehrentribüne aufmarſchierte, ſtand das Feld
ſchon in vorgeſehener Ordnung, immer noch reihten ſich neue
Kolonnen ein. Gewaltige Lautſprecher übertragen Muſik. Vor
den Preſſeplätzen haben ſich die Wagen der Tonfilmgeſellſchaften
aufgebaut. In 800 Meter breiter Front ſtehen Kopf an Kopf
200 Meter tief die Soldaten Adolf Hitlers, zunächſt die vier
Berliner, dann die beiden Brandenburger Brigaden, in
muſter=
gültiger Ordnung, ſchnurgerade ausgerichtet, eingeteilt in zwölf
Reihen. Um zehn Uhr meldet der Gruppenführer der SA.
Ber=
lin=Brandenburg dem Obergruppenführer Heines, der den
Generalappell mit einem Heilruf auf den Führer eröffnet.
„Wir kreien zum Beken..."
Die Muſik intonierte das Niederländiſche Dankgebet, das
von den Hunderttauſenden mitgeſungen wird. Dann ſpricht
Pfarrer Tauſch über das Bibelwort „Gott ſei Dank, daß er uns
den Sieg gegeben hat‟. Der gedenkt der 400 Gefallenen der
deut=
ſchen Freiheitsbewegung, die ihre Treue durch das Opfer ihres
Lebens bekundeten. Das Vaterunſer, von allen entblößten
Haup=
tes mitgeſprochen, und das Lied „Ein feſte Burg” beſchließen
den Feldgottesdienſt.
Ehrung der Gefallenen.
Gruppenführer Ernſt kommandiert „Stillgeſtanden”
und gedenkt in dieſer Stunde zuerſt der Männer, die für die
deutſche Freiheitsbewegung auf dem Berliner Aſphalt ihr Blut
vergoſſen haben. Er ruft die Namen der 39 Gefallenen der
Gruppe Berlin auf, und bei jedem Namen antwortet die Armee
der Hunderttauſend mit „Hier”; ein evgreifender Augenblick. In
tiefem Ernſt lauſchen die Abertauſende der Zuſchauer.
Bereidigung der Anwärter.
Im Anſchluß an die Gefallenenehrung legten etwa 10 000
SA.=Anwärter ihr Treugelöbnis ab. Gruppenführer
Ernſt richtete an die Anwärter eine Anſprache, in der er u. a.
ausführte: „Wir kennen nichts Höheres und
Grö=
ßeres als das Vaterland, nichts Größeres als die
Treue zu dem Mann, der uns unter ſeine Fahnen rief, nichts
Größeres als die begeiſterte und freudige
Hin=
gabe all deſſen, was der Mann hat an Leib und
Seele, an Gut und Blut, für eine große Idee.
Die alte Kerntruppe der SA., die alte Garde, die
leidenſchaft=
liche und verbiſſene Kämpferſchar, ſie duldet es nicht, daß das
reine Gedankengut der Sturmabteilungen etwa durch neu
Hin=
zugekommen, verwäſſert wird. Die alte Bravour, der wilde
Elan, die freudige Hingabe an Dienſt und Sache, das
Bekennt=
nis zum Führer im Herzen und das Bekenntnis zur
deutſchen Freiheitsbewegung zu jeder Stunde auf
den Lippen: D4s iſt der braune Sturmſoldat, das iſt der SA.=
Mann. So ſollt Ihr ſein, ſo ſollt Ihr werden, und ſo ſollt Ihr
denen nacheifern, derer wir gedachten, und die ihr Leben
gegeben haben!
Gruppenführer Ernſt verlieſt dann das feierliche
Be=
kenntnis des SA.=Mannes, das von den SA.=Anwärtern
nach=
geſprochen wird. Dann wurde die Erhebung mehrerer
Sturm=
banne zu ſelbſtändigen Standarten ſowie die Beförderung
eini=
ger höherer und mittleret SA.=Führer bekannt gegeben.
Obergruppenführer Heines, der frühere Führer der Gruppe
Berlin=Brandenburg, begrüßte dann die SA. mit einer kurzen
Anſprache, worin er ausführte: Wir wiſſen, warum wir heute zu
dem großen Appell angetreten ſind, nicht um ein rauſchendes Feſt
zu feiern, nicht um zu paradieren, ſondern wir ſtehen hier,
um der Welt zu ſagen, daß eine neue Generation
da iſt, die den Frieden will, aber einen
deut=
ſchen Frieden.
Punkt 10.45 Uhr erſchien Stabschef Röhm, mit brauſenden
Heilrufen empfangen.
vielen hunderttauſend Kameraden im Lande das verſtehen. Eine
Etappe in dem großen Kampf liegt hinter uns. Eine neue Etappe
des Kampfes gleicher Art liegt vor uns. Wenn wir in dieſen
neuen Abſchnitt des Kampfes eintreten, ſo müſſen wir davon
aus=
gehen, daß wir die gleichen, einfachen, ſchlichten Kämpfer bleiben,
die wir geweſen ſind.
Heute handelt es ſich darum, dieſen SA.=Geiſt, der Deutſchland
gewandelt hat, bis in die letzte Schicht des Volkes hineinzutragen.
Ganz Deutſchland muß von dieſem Geiſt durchdrungen und erfüllt
werden. Nicht darum handelt es ſich, daß nach außen ein großer
Eindruck erweckt wird, ſondern darum, daß der einzelne tapfer,
treu, ſchlicht und einfach, daß er Kämpfer und Soldat bleibt.
Wenn wir heute nach wenigen Monaten der durchgeführten
Revolution vielleicht da und dort noch Verhältniſſe ſehen, die uns
Soldaten — wir müſſen es offen ausſprechen — nicht paſſen, ſo
wollen wir das Vorbild und Beiſpiel geben, daß dieſe
Verhält=
niſſe ſich grundlegend ändern. Ich habe die Forderung geſtellt und
den Befehl an die unterſtellten Führer gegeben, daß alle die
An=
gehörigen der SA., die dieſes Geiſtes nicht ſind, aus unſeren
Reihen ausgeſchieden werden müſſen.
Wir wollen unſere Reihen rein halken.
Es dürfen nur wirklich deutſche Männer mit deutſchem
fol=
datiſchen Geiſt, mit revolutionärem Kampfgeiſt in unſeren Reihen
ſtehen. Die SA. wird, darüber ſoll ſich niemand im Zweifel ſein,
bleiben und ihre Stelle behaupten. Wir rücken nicht von dem
Platz, den wir uns erkämpft haben, wir laſſen nicht von den
Früchten des Sieges, den wir uns erfochten haben, ſondern wir
werden da ſein und darüber wachen, daß dieſes Deutſchland
natio=
nalſozialiſtiſch nicht nur geworden iſt, ſondern bleiben wird für
alle Zukunft.
Wer meint, die Aufgabe der SA. ſei erfüllt, muß ſich damit
abfinden, daß wir da ſind und dableiben werden. Der Führer hat
uns die Aufgabe geſtellt. Garanten der Revolution zu ſein, und
wir werden ſie erfüllen. In dieſer Stunde geloben dieſe mehr als
80 000 Kämpfer, die ſich geſchworen haben, auf Tod und Leben
zu=
ſammenzuhalten, nicht von der Stelle zu weichen, ihrem Führer
die Treue zu halten bis zum Tode. Unſerem Führer ein dreifaches
Sieg=Heil!
Die erſte Strophe des Horſt=Weſſel=Liedes leitete über zum
großen
Vorbeimarſch.
Der Stgbschef ſpricht.
Der Stabschef richtete das Wort an die braune Armee. Er
führte u. a. aus:
Wenn ich heute vor 100 000 Männern dieſer ſtolzen Gruppe
Berlin=Brandenburg ſtehe, ſo möchte ich ausſprechen, daß es mit
das Verdienſt jedes einzelnen, ſchlichten, einfachen SA.=Mannes
iſt, wenn heute ein anderes Deutſchland der Welt
gegenüberſteht. Gerade hier in Berlin, im Brennpunkt des
Kampfes, ſind Sie ein jeder an der Klinge geweſen. Die
Revolu=
tionen entſcheiden ſich immer wieder in der Hauptſtadt des
Lan=
des. So hat auch in den Tagen der Entſcheidung auf Ihnen die
größte Laſt des Kampfes und der Verantwortung gelegen. Und
wenn ich gerade Ihnen, den Kameraden der Gruppe Ernſt.
be=
ſonders Dank und Anerkennung ausſpreche, ſo weiß ich, daß all die
Vor dem Vorbeimarſch, der von dem Gruppenführer Ernſt
ange=
führt wurde, und den nach dem Gruppenſtabe unter Führung des
Brigadeführers Prinz Auguſt Wilhelm die Standarten, die
Stabs=
wache Görings, die Feldpolizei und endlich die mit dem
Ober=
gruppenführr Heines gekommene ſchleſiſche Abteilung vor der
er=
ſten Brigade eröffneten, hielt der Stabschef noch eine Anſprache an
die Berlin=Brandenburger SA., in der er ſeine vollſte
Anerken=
nung, beſonders allen Führern, ausſprach, die dafür gewirkt haben,
daß der nationalſozialiſtiſche Geiſt in ihren Reihen Fuß gefaßt
habe. Er danke jedem einzelnen, indem er dem Gruppenführer
Ernſt ſeine vollſte Anerkennung ausſpreche. Die in der
ausländi=
ſchen Preſſe ausgeſprochene Hoffnung, daß es innerhalb der SA.
zu Unzufriedenheit und Meuterei komme, könne ruhig und
end=
gültig begraben werden. Die SA.=Männer, vom einfachſten bis
hinauf zum Führer, blieben Kameraden bis zum Tode. Der
Stabschef ſchloß mit einem Heil auf die SA. Berlin=Brandenburg.
den Gruppenführer Ernſt und den Obergruppenführer Heines, das
tauſendfaches Echo fand. Stabschef Röhm, Obergruppenführer
Hei=
nes, die Gruppenführer Reiner und Ernſt und Stabsleiter
San=
der beſtiegen die Pferde, um die Fronten abzureiten, wobei
Stabs=
chef Röhm ſich mit einigen verdienſtvollen SAl.=Männern
unter=
hielt.
Dann zogen die endloſen Kolonnen an ihrem Stabschef
vor=
über. Der Vorbeimarſch zog ſich bis in die Nachmittagsſtunden
ihn, obwohl die Formationen im Zwölferreihen vorbeidefilierten.
Noch in den Abendſtunden erklangen die luſtigen Marſchweiſen
der abziehenden Kolonnen, die zum größten Teil, ſoweit ſie aus
Brandenburg kamen, am Abend Berlin verließen.
Der Führer der SA.=Gruppe Berlin=Brandenburg, Ernſt, hat
nach Beendigung des Aufmarſches auf dem Tempelhofer Feld am
Reichsehrenmal Unter den Linden einen Kranz niedergelegt.
Erſter Schuhſtaffel-Appell der S5.-Gruppe Oſt.
TU. Berlin, 7. Auguſt.
Der Führer der SS.=Gruppe Oſt, gez. Daluege, SS.=
Gruppen=
führer, teilt mit:
Am 11., 12. und 13. Auguſt findet in Berlin=Döberitz der erſte
SS.=Aufmarſch der Gruppe Oſt, umfaſſend die Provinzen
Pom=
mern, Grenzmark, Brandenburg und die Reichshaupſtadt, ſtatt.
Seit Jahren haben die Schutzſtaffel=Männer auf Grund der
be=
fehlsmäßigen Tätigkeit im nationalſozialiſtiſchen Kampf auf
ge=
ſchloſſene Aufmärſche dieſer Art verzichten müſſen. Hier ſoll zum
erſten Male Tauſenden von Kameraden die Möglichkeit eines
Zu=
ſammenſeins für den Zeitraum von zwei Tagen gegeben werden.
Hier ſollen ſie zum erſten Male in die Reichshauptſtadt Berlin
einmarſchieren können. Für alle Kameraden iſt dies nur
mög=
lich, wenn die Arbeitgeber in freien Berufen und die Behörden in
bezug auf Urlaub und Entlohnung ein beſonderes
Entgegenkom=
men zeigen, um das die SS.=Gruppe Oſt hiermit herzlichſt bittet.
Wer den Verzicht des einzelnen SS.=Mannes in den vergangenen
Jahren des ewigen Kampfes auf alle äußere Ehre kennt, der wird
ihm an dieſem Ehrentage nicht die Möglichkeit nehmen. am Appell
in Berlin teilzunehmen.
Vorſtellungen in der Wilhelmſtraße?
Keine ikalieniſche demarche in Berlin.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Aus engliſchen und franzöſiſchen Quellen erfahren wir, daß
beabſichtigt iſt, beim deutſchen Auswärtigen Amt vorſtellig zu
werden wegen der deutſch=öſterreichiſchen Beziehungen. Geſchehen
iſt bisher noch nichts. Auch am Sonntag hat ſich weder der
eng=
liſche noch der franzöſiſche Botſchafter angemeldet. Es läßt ſich
deshalb auch über die Abſichten dieſer Regierungen ein klares Bild
noch nicht gewinnen, weil die Angaben ſich im einzelnen
wider=
ſprechen. Während Reuter nur von einer freundſchaftlichen
An=
regung auf Grund des Viermächtepaktes wiſſen will, reden die
Franzoſen bereits von identiſchen Noten Englands und
Frank=
reichs, die in Berlin offiziell überreicht werden ſollen und
angeb=
lich aus drei Paragraphen beſtehen, in denen darauf hingewieſen
wird, daß das deutſche Vorgehen gegen den internationalen
Brauch, gegen den Paragraph 80 des Verſailler Vertrags und
gegen den Geiſt des Viermächtepaktes verſtoße, wobei zum
Aus=
gangspunkt dieſer ganzen Vorſtellungen offenbar die nicht ſehr
ſub=
ſtantiierten Meldungen über den Abwurf von Flugblättern aus
unbekannten Flugzeugen und über die deutſche
Rundfunkpropa=
ganda genommen worden ſind. Inwieweit aber dieſe ganzen
An=
gaben zutreffend ſind, wird ſich erſt zeigen, wenn der angekündigte
Beſuch erfolgt iſt. Auch über die italieniſchen Abſichten lauten die
Mitteilungen aus London und Paris ganz verſchieden. Während
die Engländer behaupten, Italien hätte ſich bereits in
freund=
ſchaftlicher Form in Berlin eingeſchaltet und „zur Mäßigung
ge=
raten”, iſt auch davon in Berlin an amtlicher Stelle nichts bekannt.
Sicher iſt wohl nur, daß die Italiener eine Beteiligung an dem
engliſch=franzöſiſchen Schritt abgelehnt haben. Ueber die ganze
Form der Aktion werden aber erſt die nächſten Tage Aufklärung
bringen.
Die „Agenzia Stefani” dementiert die von einer ausländiſchen
Nachrichtenagentur verbreitete Meldung, wonach Italien in
Ber=
lin wegen der Ueberfliegung öſterreichiſchen Gebiets durch deutſche
Flugzeuge eine Demarche unternommen habe.
Abſchluß der Führerkagung der NSDAP.
in Beichtesgaden.
WTB. Berchtesgaden, 6. Auguſt.
Die Reichspreſſeſtelle der NSDAP. fand am Sonntag ihren
Abſchluß in Berchtesgaden. Um 10 Uhr vormittags fand am
Königsſee unter Leitung des Stabsleiters der PO., Dr. Ley, eine
Sitzung der Gauleiter ſtatt, auf der Fragen organiſatoriſcher Art
beſprochen wurden. Anſchließend tagten die Abteilungsleiter, die
ſich mit Problemen ihrer Sondergebiete befaßten. Ueber den
Reichsparteitag in Nürnberg wurde mitgeteilt, das auf ihm auch
Sondertagungen der einzelnen Abteilungen der PO. ſtattfinden
werden.
Am Nachmittag erſchien der Führer am Königsſee. Bereits
ſeit den Morgenſtunden wartete eine freudig geſtimmte Menge
auf den Führer, den ſie mit nicht endenwollendem Jubel begrüßte.
Bei prächtigſtem Wetter führte eine Floßfahrt die
Tagungsteil=
nehmer mit dem Führer über den See, woran ſich ein Spaziergang
zum Hinterſee anſchloß. Für die aus allen Gauen Deutſchlands
zuſammengekommenen Teilnehmer bildeten dieſe Stunden
in=
mitten der gewaltigen Gebirgswelt einen unvergeßlichen Abſchluß
der glänzend verlaufenen Führertagung.
Vom Tage.
Die 411 italieniſchen Jungfaſchiſten, die in Begleitung von 27
italieniſchen Offizieren und 12 italieniſchen Preſſevertretern
be=
reits verſchiedenen deutſchen Städten einen Freundſchaftsbeſuch
abgeſtattet haben, trafen Sonntagabend kurz nach 7 Uhr zu einem
kurzen Beſuch in Kaſſel ein.
Am Völkerſchlachtdenkmal in Leipzig veranſtalteten geſtern
die Marine= und Kolonialkrieger eine machtvolle Kundgebung für
deutſche Seegeltung und Kolonien.
In der Nacht vom 4. auf den 5. Auguſt iſt aus dem
Konzen=
trationslager Dachau der kommuniſtiſche Funktionär Alfred Fruth,
Kraftwagenführer, zuletzt Redakteur einer kommuniſtiſchen
Zei=
tung, entwichen. Fruth zählte zu den gefährlichſten und zugleich
gewalttätigſten Kommuniſten. Für die Wiederergreifung Fruths
iſt eine Belohnung von 500 RM. ausgeſetzt.
Die franzöſiſche Saargrubendirektion iſt in ihrem Kampfe
gegen das ſaarländiſche Deutſchtum jetzt dazu übergegangen,
deut=
ſche Grubenarbeiter, die am Turnfeſt in Stuttgart teilgenommen
haben, zu entlaſſen.
Zwei der in Wien verhafteten deutſchen Berichterſtatter ſind
am Samstag auf freien Fuß geſetzt und aus Oeſterreich
ausgewie=
ſen worden.
Der Vertrag über die Auflegung der italieniſchen Quote in
Höhe von 30 Millionen Schilling für die im Sommer letzten Jahres
beſchloſſene internationale Anleihe für Oeſterreich iſt am
Sams=
tag von dem Gouverneur der Bank von Italien und dem
öſter=
reichiſchen Geſandten unterzeichnet worden.
Bundeskanzler Dr. Dollfuß wird ſich auf Wunſch des
Miniſter=
präſidenten Muſſolini demnächſt zu einer politiſchen Ausſprache in
die italieniſche Hauptſtadt begeben.
Die tſchechoſlowakiſchen Behörden ſetzen ihren
Verfolgungs=
feldzug gegen deutſche Nationalſozialiſten fort. In Weſtitz bei
Lundenburg hat die Gendarmerie eine Gruppe von
Nationalſozia=
liſten feſtgeſtellt und ihre Wohnungen durchſucht. Gegen zwanzig
Dentſche wurde Strafanzeige erſtattet.
Sefte 2 — Nr. 217
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 7. Auguſt 1933
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 2. Auguſt 1933.
Bekannkmachungen des Perſonalamks.
Herr Walter Bergner wurde mit Wirkung vom 26. Juli
1933 zum Regierungsrat in der Miniſterialabteilung III ernannt.
Dem Lehrer Heinrich Belling zu Weiterſtadt, Kreis
Darm=
ſtadt, wurde mit ſofortiger Wirkung die ehrenamtliche Leitung der
Volksſchule dortſelbſt übertragen. Für die Dauer dieſer Tätigkeit
wurde ihm die Amtsbezeichnung Rektor verliehen.
Dem Lehrer Heinrich Frühwein zu Mainz wurde mit
ſo=
fortiger Wirkung die ehrenamtliche Leitung einer Schulgruppe
dortſelbſt übertragen. Für die Dauer dieſer Tätigkeit wurde ihm
die Amtsbezeichnung Rektor verliehen.
Dem Rektor Benno Vogel wurde mit ſofortiger Wirkung
die Leitung der Volksſchule zu Mainz entzogen.
Dem Lehrer Heinrich Kampf, zu Nieder=Saulheim, Kreis
Oppenheim a, Rh., wurde am 29. Juli 1933, mit Wirkung vom
16. Auguſt 1833 an, die Leitung der Volksſchule zu Nieder=
Saul=
heim übertragen.
In den Ruheſtand verſetzt wurden auf Nachſuchen:
Am 28. Juli 1933 der Rektor an der Volksſchule zu Nieder=
Saul=
heim, Kreis Oppenheim a. Rh., Jakob Köhler, unter
Anerken=
nung ſeiner dem Staat geleiſteten Dienſte, vom 16. Auguſt 1933
an; am 28. Juli 1933 der Gewerbeſtudienrat an der Berufsſchule
zu Offenbach a. M., Bernhard Berger, unter Anerkennung
ſei=
ner dem Staate geleiſteten Dienſte, mit Wirkung vom 1. Auguſt
1933 an.
Darmſtädter Bieycle-Club 1883.
Die 50jährige Gründungsfeier des Darmſtädter Bicycle=Club
1883 unter dem Protektorat S. Kgl. H. Großherzog Ernſt Ludwig
wird eingeleitet durch einen Jubiläums=Clubabend mit Damen
am Jahrestage ſeiner Gründung, Donnerstag, den 10. Auguſt
1933, abends 8,15 Uhr, im Clublokal „Gutenberg”, Ecke Grafen=
und Guſtav=Lorenz=Straße 9, wozu an die jetzigen und alle
frühe=
ren Mitglieder entſprechende Einladungen bereits ergangen ſind.
Dem Vorſtand des D.B. C. 1883 würde es zu beſonderer Freude
gereichen, recht viele Kameraden mit ihren Damen am 50jährigen
Ehrentage begrüßen zu können.
Für die Allgemeinheit geben wir nachſtehend einen Auszug
aus dem Gründungs=Protokoll des Darmſtädter Bicycle=Club
1883, worin u. a. wie folgt geſchrieben ſteht:
„Es war am Freitag, den 10. Auguſt 1883, als ſich zu
Darm=
ſtadt, Großherzogtum Heſſen, in dem Hotel „Zur Poſt” (heutige
„Alte Poſt”, Ernſt=Ludwigſtraße) eine Anzahl Verehrer des
herr=
lichen Velocipeden=Sports, elf an der Zahl, verſammelt hatten,
um den längſt gehegten Wunſch einer Vereinigung der
Sportge=
noſſen in Darmſtadt zu verkörvern.
Unter dem Namen „Darmſtädter Bicycle=Club” iſt
dieſe Vereinigung zuſtande gekommen und wurde von den
An=
weſenden die Nachricht mit freudiger Genugtuung aufgenommen,
daß die ſchon früher in Circulation geſetzte Mitgliederliſte
nun=
mehr die Beitrittserklärung von 16 Sportgenoſſen enthält.
Hierauf wurde zur Wahl des Vorſtandes geſchritten. Es
wurde erwählt:
1. als Präſident Herr L. Fieké, Prokuriſt:
2. als Vice=Präſident Herr M. Anſpach, Kaufmann:
3. als Caſſier Herr Heinr. Geider, Kaufmann:
4. als Schriftführer Herr Reallehrer Türck:
5. als Fahrwart Herr Friedrich Müller,
Schloſſermeiſter=
ſämtliche Herren in Darmſtadt wohnhaft ....
Das Clubabzeichen konnte noch nicht beſtimmt werden und
wurde beſchloſſen, ſich von den verſchiedenen Clubs Adreſſen
leiſtungsfähiger Firmen aufgeben zu laſſen, damit der
Darmſtäd=
ter Bicycle=Club ein in jeder Beziehung geſchmackvoll
gearbeite=
tes und praktiſches Clubabzeichen erhält. (Das ſpäter
angenom=
mene Clubabzeichen, verſchlungenes Monogramm D.B.C.
inner=
halb eines Hochrades wird noch heute, nach 50 Jahren, als
Ab=
zeichen des Clubs getragen.)
Möge ſich der neue Verein den Cycliſts Touring Club, den
größten, einflußreichſten und populärſten athletiſchen Verein der
Welt, zum Vorbild nehmen, möge er in der Liebe zum herrlichen
Velociveden=Sport nie erkalten, möchten die Mitglieder die
vor=
züglichen Eigenſchaften ihres Stahlroſſes immer mehr ſchätzen
ler=
nen und es ſich zur Aufgabe machen, immer neue Mitglieder zum
Verein heranzuziehen, dann blüht ihm eine herrliche Zukunft.”
So lautete das Protokoll.
Im Jahre 1884 wurde in Magdeburg der „Deutſche
Rad=
fahrer=Bund gegründet: der D.B. C. iſt dieſem Bund als Mitglied
beigetreten und gehört noch heute dem Bunde deutſcher
Rad=
fahrer an.
Er iſt ſomit einer der älteſten Clubs im „Bunde deutſcher
Radfahrer” und der älteſte Radfahrerverein in Darmſtadt. In
Anerkennung der Beſtrebungen und Leiſtungen des Clubs
über=
nahm am 27. Juli 1898 S. K. H. Großherzog Ernſt Ludwig das
Protektorat über den Darmſtädter Bicycle=Club und iſt Seine
Königliche Hoheit noch heute deſſen Schirmherr.
Tageskalender für Montag, den 7. Auguſt 1933.
Landestheater, Kleines Haus: Geſchloſſen — Union: „
Tau=
ſend für eine Nacht”. — Helia: „Eine Tür geht auf”. — Palaſt:
„K. 1 greift ein”.
*Harry Piel filmt!
Henſakionen am Miniakur=Zeppelin. — Bom Lenkballon in den Alkrhein. — Von Schnaken und Buben.
Räkſelraken um Harry Piel und 9dol.
Harry Piel, der Senſationsfilmheld, der beneidete Alleskönner,
Boxer, Schwimmer, Reiter, Autofahrer, Feuerwehrmann,
Hafen=
poliziſt, Detektiv; der Mann, der mit ganzen Verbrecherhorden
ſpielend fertig wird, der die Lichtſpieltheater dauernd in
Span=
nung hält, daß ſie aufatmen beim Happy end, dreht einen neuen
Film. Was und wie es wird, iſt noch tiefſtes Geheimnis. Einiges
nur iſt durchgeſickert:
Es wird natürlich ein Senſationsfilm. Aber er wird
irgend=
wie dem Geſicht des neuen Deutſchland angepaßt ſein. Er wird
weltumſpannend ſein, wenn dieſe Welt auch im weſentlichen aus
Deutſchland beſtehen wird. Und geheimnisvoll! „Mein iſt
die Welt” wird er heißen oder ſo ähnlich. Der Titel wechſelt
manchmal noch während der Arbeit. Und Untertitel wird er
haben. Etwa: „Ein Mann durchraſt die Welt” oder „Der Traum
eines Taxiſchofförs” oder ſo ähnlich. Jedenfalls wird er durch
alle Gaue Deutſchlands und der umliegenden Ortſchaften führen,
und was die Hauptſache iſt, Darmſtadt wird eine
Haupt=
rolle in dieſem Harry Piel=Film ſpielen! Wird
eines der ſenſationellſten und ſpannendſten Kapitel füllen!
In Darmſtadt nämlich hat Harry Piel den netten kleinen Odol=
Parſeval erwiſcht, der eine Propagandaluftfahrt durch
deut=
ſche Städte macht, und deſſen Führer, dem ehemaligen Akaflieger
Dipl.=Ing. Thomas, wir es wohl zu danken haben, daß
Darm=
ſtadt in den Reigen dieſer Städte einbezogen wurde.
Hinter dieſem kleinen Lenkballon — ein entzückendes
Spiel=
zeug — war Harry Piel her. Verſchiedentlich brannte es ihm
durch, in Darmſtadt konnte ers chartern und für ſeine Zwecke ein
paar Tage feſthalten. Was für Senſationsmöglichkeiten eröffnet
die Verbindung Harry Piel=Luftſchiff! Da läßt ſich etwas
machen, was den Atem ſtocken läßt und den Schweiß auf die Stirn
treibt, ſelbſt wenn der Film im Winter läuft und die Kohlen
teuer ſind.
Man kann oben in der Kabine etwa Attentate verhindern
oder Schmuggler oder politiſche Verbrecher entdecken und
unſchäd=
lich machen. Natürlich geht das nicht ohne Kampf und Harry
Piel kann, bevor er die Bande unſchädlich macht, zuerſt einmal
aus dem Luftſchiff hinausgeworfen werden. Hundert Meter tief!
Ins Waſſer, damit ihn ein Motorboot irgendeiner reichen
Ameri=
kanerin retten kann. Er kann dann mit einem Flugzeug die
Ver=
folgung, aufnehmen oder kann auch am Ankertau wieder in die
Höhe klettern. Oder kann am Melibokus abgeſtürzt werden und
in den Baumkronen hängen bleiben, weil man einen Fallſchirm
für alle Fälle bei ſich hat. In der Aktentaſche oder ſo. Man kann
auch vom Auto oder vom Motorboot eine Strickleiter faſſen und
in die Gondel klettern. — Man kann eben eine Unmenge, um
3000 Meter Film zu füllen und damit eine Vorſtellung decken.
Die Hauptſache iſt Harry Piel filmt in
Darm=
ſtadt! Darmſtadt wird berühmt! — durch den
Film! —
So hatten wir denn ein paar Tage Senſation. Und
Rätſel=
raten! Harry Piel wurde bald entdeckt. Im Kleinen Haus und
in der „Traube‟. Er hat auch ein gar zu ſchönes Auto! Und
Tauſende wollten ein Autogramm! In einem SA.=Auto mußte
er ſich in Sicherheit bringen laſſen. Zum Dank dafür hat er ein
paar tauſend Karten mit Bild unterſchrieben und hier gelaſſen.
Die SA. wird ſie zu wohltätigen Zwecken verkaufen.
Und das Odolluftſchiff kreuzte oftmals über Darmſtadt, wenn
es ſeinen Ankermaſt, den es auf einem Laſtwagen immer mit ſich
führt, verließ. Nur warum die beiden zufällig in Darmſtadt
zuſammentrafen, das wußte man nicht. Harry Piel hat nämlich
mit ſeiner Popularität ſchlechte Erfahrungen gemacht. Wenn
bekannt wurde, daß und wo er filmt, kamen Tauſende
Neugie=
rige, die gerne ſehen wollten, wie er ſeine halsbrecheriſchen
Kunſt=
ſtücke macht, und das ſtört natürlich die Aufnahmen. Es iſt
viel=
leicht auch nicht nötig, daß ſo viele hinter die Filmkuliſſen ſchauen
Sie ſollen ins Kino gehen. Denn Filmen koſtet heidenmäßig viel
Geld, das durch die Kinobeſucher wieder hereingebracht werden
muß! — So hat der Filmheld uns dringend gebeten, nichts zu
veröffentlichen, bevor die „Arbeit” vorüber iſt. Wenn andere
Zeitungen ihr Schweigeverſprechen nicht hielten, iſt das ihre
Sache. So blieb die Zahl der unerwünſchten Zuſchauer immerhin
auf höchſtens hundert beſchränkt. Wenn wir auch geſchwätzt
hät=
ten, wärens vielleicht Tauſende geworden, und Harry Piel hätte
abſagen müſſen. —
*
Alſo Harry Piel hat gefilmt. Vom und mit Flugzeug.
vom Luftſchiff und auf dem Flugplatz. Am Melibokus und übee
dem langen Ludwig. An der Schwedenſäule und über dem
Alt=
rhein. Im Forſthaus Knoblauchsaue hatte er ſein
Stand=
quartier mit einer Sondertelephonanlage uſw. Das war etwas
gehäſſig von Harry Piel, den wir immer ſo gut behandelt haben
in den Filmkritiken. Er hat uns den fürchterlichſten Blutſaugern
ausgeliefert. Viele Stunden mußten wir den gefräßigen und
blutdürſtigen Schnaken und Bremſen ſtandhalten. Kein Qualmen
half und kein Taſchentuchſchlagen. Zerſtochen und verbeult
ver=
ließen wir die Wahlſtatt.
Dafür aber hatten wir geſehen, wie Harry Piel an einem
Tau ins fahrende Luftſchiff kletterte und wie er aus 100 Meter
Höhe in voller Fahrt aus der Gondel geworfen wurde! Plumps
in den Altrhein! — Zwar, die Buben, die das auch ſahen, ſagten
nachher „Deswor gornet de Piel, des wore Bopp!”
— Aber im Film wird ers ſelbſt geweſen ſein. Und das iſt die
Hauptſache Und aus dem Waſſer „gerettet” wurde er
tat=
ſächlich ſelbſt, und dann kletterte er auch in höchſt eigener Perſon
die Strickleiter hinauf in die Gondel, nachdem er ſich, halb im
Waſſer liegend, den Altrhein hindurch nachſchleifen ließ, bevor er
emporklimmen konnte.
Von der Hauptſenſation aber konnten die Nieder=Ramſtädter,
Meſſeler uſw. mehr ſehen als wir. Das war am geſtrigen
Sonn=
tag. Von früh halb 6 Uhr bis mittags um 1 Uhr wurde gefilmt.
Zunächſt wurde der „Parſival”=Ankermaſt in die Mitte des
Flug=
platzes am Böllenfalltor montiert und die Abfahrt, Start und
Aufſtieg von der Flughalle, aus, mit all den Baulichkeiten im
Hintergrunde aufgenommen, ſo daß wir demnächſt den „
Flug=
platz Darmſtadt mit allem, was dazu gehört, im Film ſehen
werden. Dann ſtieg das Luftſchiff in etwa 500—600 Meter Höhe
und entſchwand in Richtung Nordoſt. Die Overateure der Harry
Piel=Filmgeſellſchaft (Verbindung mit der D.L.S.) hatten ſich
vor, der Luftſchiffgondel eine Plattform montiert, von der aus
ſie für die Großaufnahmen die Vorgänge im Innern der Gondel
filmen konnten. War das in ſchwindelnder Höhe ſchon eine
Lei=
ſtung, ſo ſtieg die Senſation, als Harry Piel in 600 Meter
Höhe die Gondel verließ, um am ſchwingende
Tau herab= und heraufzuklettern! Man hat ſchließk
lich nur ein Leben zu riskieren, um die Senſationsluſt der
Kino=
beſucher zu befriedigen. Aber Harry Piel machts! Ohne bezahlten
Doppelgänger, der ſich dafür auch wohl ſchwer finden wird. Die
Operateure, auch Kurbelmänner genannt, befanden ſich hier auf
einem Begleitflugzeug, von dem aus die ſchwierigen Aufnahmen
gemacht wurden. —
Harry Piel und ſein Stab ſind geſtern mittag gegen 2 Uhr
wieder abgereiſt, um in anderen Städten ihre weiteren
Film=
kapitel zu drehen. In etwa zwei bis drei Monaten ſoll der Film
fertig ſein.
Das hübſche kleine ſchnittige Luftſchiff bleibt noch etwa
bis zum 20. Auguſt in Darmſtadt ſtationiert. Es wird von hier
aus in die umliegenden Städte wie Frankfurt, Heidelberg.
Mann=
heim, Mainz, Worms. Karlsruhe uſw. Propagandafahrten
unter=
nehmen. Wie wir bereits mitteilten, iſt es ein Parſeval=Prall=
Luftſchiff halbſtarres Syſtem. Es gehört der
Luftſchiffbetriebs=
geſellſchaft und wird von der Gattin des Herrn Dipl.=Ing.
Tho=
mas geſteuert. Seit 1929 hat dieſe tapfere junge Frau das
Patent, Luftſchiffe zu fahren. Sie ſteuerte früher das bekannte
Trumpf=Luftſchiff und ſeit langem das gegenwärtige, das von der
Pareſval=Luftſchiff=Baugeſellſchaft in Stolp in Pommern gebaut
wurde und zu Reklamezwecken vermietet wird. Wir werden das
ſchöne Schiff in den nächſten Tagen noch öfters über Darmſtadt
ſehen. Leider macht es keine Paſſagierfahrten. —
M. St.
— Sommerſpielzeit Kleines Haus. Heute geſchloſſen.
Diens=
tag, 8. Auguſt, geſchloſſene Vorſtellung für das Darmſtädter
Tag=
blatt. Die Dienstag=Abonnenten erhalten für dieſen Abend an
der Theaterkaſſe einen Gutſchein zu einer Vorſtellung nach freier
Wahl im Rahmen des Spielplans. — Mittwoch, 9. Auguſt, fünfte
Vorſtellung im Mittwoch=Abonnement mit einer Wiederholung der
Lehär=Operette: „Wo die Lerche ſingt”, Spielleitung Paul Wrede.
Am Dirigentenpult Kapellmeiſter Fritz Cujé. Einſtudierung der
Tänze: Ballettmeiſter Ewald Bäulke. Spieldauer von 20 bis gegen
23 Uhr. Preiſe B: 0,80—4 00 RM. — Zum letzten Male kommt
am Samstag, 12. Auguſt, die Operette „Das
Dreimäderl=
haus”, als Volksvorſtellung zu bedeutend ermäßigten
Preiſen zur Aufführung. Der Vorverkauf hat begonnen.
„Alt=Darmſtadt” Verein für Ortsgeſchichte und Heimatkunde.
Der nächſte Vereinsabend, Donnerstag, den 10. Auguſt, abends
8.30 Uhr, im Fürſtenſaal, ſteht unter dem Zeichen der Heimat.
Herr Hugo Stieſi (der Aeltere) führt auf einem Streifzug durch
Alt=Darmſtadt und Umgebung: Ernſte und heitere
Erin=
nerungen aus der guten alten Zeit. Gäſte können
durch Mitglieder eingeführt werden.
— Union=Theater. „Tauſend für eine Nacht” heißt die neue
luſtige Tonfilm=Operette, die heute letztmalig gezeigt wird und in
der Cläre Rommer, Harald Paulſen, Jakob Tiedtke Trude
Ber=
liner u. a. in Hauptrollen beſchäftigt ſind. Im Beiprogramm
bringt die neue Ufa=Tonwoche Bilder, von der 2000 Klm.=Fahrt
quer durch Deutſchland, ſowie vom Beginn des Deutſchen
Turn=
feſtes in Stuttgart.
— Helia=Lichtſpiele. Nur noch heute und morgen ſieht man
den neuen ſpannenden Kriminal=Tonfilm der Ufa: „Eine Tür geht
auf” mit Hermann Speelmanns als Kriminalkommiſſar. Erika
Fiedler (einer reizenden Debutantin des Films) und Oskar Sima
in den Hauptrollen. Der Regiſſeur, dieſes an Ueberraſchungen
reichen Films iſt Alfred Zeisler, der Spezialiſt für künſtleriſch
wertvolle Kriminalfilme.
— Die Palaſt=Lichtſpiele, zeigen heute und folgende Tage in
Erſtaufführung einen ſenſationellen, groß angelegten Unterwelts=
Tonfilm: „K. 1. greift ein” mit Maly Delſchaft. Albert Paulig,
Hilde Hildebrand. Julius Falkenſtein u. a. Der Film hatte bei
ſeiner Berliner Uraufführung einen ganz großen Erfolg.
Riczars Wagner and ous Aüufte
empfinden unſerer Zeik.
Rundfunkrede des Reichsminiſters Dr. Goebbels.
Bayreuth, 6. Auguſt.
Während der heutigen Weltſendung der „Meiſterſinger” aus
Bayreuth hielt Reichsminiſter Dr. Goebbels in der erſten Pauſe
die folgende Anſprache über das Thema:
Richard Wagner und das Kunſtempfinden unſerer Zeit.
Es gibt wohl kein Werk in der geſamten Muſikliteratur des
deutſchen Volkes, das unſerer Zeit und ihren ſeeliſchen und
geiſtigen Spannungen ſo naheſtände wie Richard Wagners
„Meiſterſinger”. Wie oft in den vergangenen Jahren iſt ihr
auf=
rüttelnder Maſſenchor „Wacht auf es nahet gen den Tag”, von
ſehnſuchterfüllten, gläubigen deutſchen Menſchen als greifbares
Symbol des Wiedererwachens des deutſchen Volkes aus der
tiefen politiſchen und ſeeliſchen Narkoſe des November 1918
empfunden worden; und wie unwillkürlich ſtellt ſich die
Paralleli=
tät unſerer Zeit zu dem farbenleuchtenden hiſtoriſchen
Hinter=
grunde ein, vor dem ſich das ſchwermutsvolle, ernſte und doch
zur gleichen Zeit ſo lieblich heitere Spiel der „Meiſterſinger”
abrollt.
Die deutſche Revolution, die auf allen Gebieten des
öffent=
lichen Lebens umwälzende Ergebniſſe gezeitigt hat konnte
natür=
lich in ihrem Verlauf auch nicht an dem geiſtig=kulturellen
Be=
ſtand der deutſchen Nation teilnahmslos vorbeigehen. Sie iſt
eben eine Revolution im beſten Sinne des Wortes, und zwar
inſofern, als ſie nicht nur die Menſchen ändert, ſondern auch
ihr Verhältnis zu den Dingen und Gegebenheiten und den
Blickwinkel, unter dem ſich für ſie das geſamte Daſein in all
ſeinen Spiegelungen und Schattierungen abzuſpielen pflegt. Dieſe
Revolution auf den einfachſten Nenner zurückzuführen, das heißt
nichts anderes, als den ſchrankenloſen, bis zum Exzeß
geſteiger=
ten Individualismus des vergangenen Jahrhunderts zu erſetzen
durch ein volksmäßig gebundenes Denken und Empfinden, das
nicht den einzelnen Menſchen als Zentrum aller Dinge und
Geſchehniſſe ſieht, ſondern das Volk in ſeiner Geſamtheit mit
ſeinen ſtolzen und herriſchen Forderungen an die Allgewalt des
Lebens. Die deutſche Revolution führt eine irregeleitete politiſche
und geiſtige Entwicklung wieder zurück auf das Volkstum an ſich
und gibt ihr damit wieder einen feſten und unerſchütterlichen
Mutterboden, aus dem heraus ſie, ſtark verwurzelt in ſeinen
Schollen, wieder neue Blüten unſeres kulturellen und geiſtigen
Schöpferdranges treiben kann. Es iſt eine völkiſche Revolution
im beſten Sinne des Wortes, eine Revolution, die auf das Volk
ſelbſt wieder zurückgreift und von ihm aus nun den Ausgang
aller Dinge nimmt.
Das bedeutet in ſich auch eine umwälzende Erneuerung unſeres
geſamten künſtleriſch=kulturellen Lebens. Es kann heute nicht mehr
bezweifelt werden, daß die geiſtige Entwicklung, die mit dem
Novem=
ber 1918 für jedermanns Auge ſichtbar in Deutſchland eingeſetzt
hat im Innerſten ungeſund und krank war und deshalb
zwangs=
läufig die morbiden Ergebniſſe hervorbringen mußte, die ſie
in der Tat hervorgebracht hat. Eine Kunſt, die nicht mehr
vom Volke ausgeht, findet am Ende auch nicht mehr den Weg
zum Volke zurück. In immer mehr verfeinerten Erſcheinungen
ſucht ſie einen Ausgleich zu ſchaffen zu den zwar herberen und
manchmal auch derberen, dafür aber auch volksmäßigeren
Er=
gebniſſen, die eine Kunſt zeitigen wird, die im Volke ſelbſt
ver=
wurzelt iſt und im Volkstum den Boden aller ſchöpferiſchen
Kräfte findet.
Jede große Kunſt iſt volksgebunden. Verliert ſie die
Be=
ziehung zum Volke, dann iſt der Weg zu einem blut= und
art=
loſen Artiſtentum zwangsläufig vorgeſchrieben, und ſie endet
dann bei jenem Uart pour Part=Standpunkt, der zwar das Volk
als Konſument der Kunſt hinnehmen möchte, ohne dabei das
Volkstum als Mitproduzent der Kunſt anerkennen zu
wollen.
Jede volksgebundene Kunſt iſt groß in ihrer Verwurzelung,
und aus ihr heraus allein auch wird ſie die wunderbaren Blüten
ihrer Schöpferkraft treiben. Die Internationalität des
künſt=
leriſchen Schaffens iſt bedingt durch ſeine Bodenſtändigkeit. Mit
anderen Worten, wie Adolf Hitler es einmal zum Ausdruck
brachte: „Je tiefer ein Baum ſeine Wurzeln in den heimatlichen
Boden hineinſenkt, um ſo größer wird der Schatten ſein, den er
auch über die Grenzen wirft.”
Deutſchland iſt das klaſſiſche Land der Muſik. Die Melodie
ſcheint hier jedem Menſchen eingeboren zu ſein. Aus der
Muſi=
zierfreudigkeit der ganzen Raſſe entſpringen ſeine großen
künſt=
leriſchen Genies vom Range eines Bach, Mozart, Beethoven und
Richard Wagner; ſie ſtellen die höchſte Spitze des
muſikaliſch=
künſtleriſchen Genius überhaupt dar.
Unter ihnen iſt Richard Wagner ſelbſt etwas Einmaliges.
Er verbindet mit der Kraft des künſtleriſchen Pathos den
Er=
findungsreichtum der Melodie, die Klarheit der Linienführung
und die Dynamik des dramatiſchen Aufbaues. Richard Wagner
wäre auch ohne ſein dramatiſches Werk einer der größten
Muſiker und wäre auch ohne ſeine Muſik einer der größten
Dramatiker aller Zeiten geworden. Die Tatſache, daß ihm der
Wurf gelang, das rieſenhafte Epos des „Triſtan” in drei ganz
knappen und prägnanten Akten zuſammenzuballen, ſtempelt ihn
zu einer dramatiſchen Begabung, der wenige nur aus der ge=
ſamten Weltliteratur zur Seite zu ſtellen ſind. Die Tatſache
aber, daß er die Tetralogie des „Ringes” komponierte, mit ihren
ewig ſich wiederholenden Themen, immer neu variiert und
nie=
mals ermüdend oder gar langweilend, hebt ihn gleicherweiſe
an die Spitze aller muſikaliſch ſchöpferiſchen Menſchen. Ueber
ſeiner Kunſt waltet die einmalige göttliche Inſpiration; ſeine
Hand war vom Genius geſegnet.
Dabei iſt er heute noch ſo modern, wie er zu den Zeiten
modern war, da ſeine Muſikdramen zum erſten Mal vor die
Oeffentlichkeit traten und ein leidenſchaftliches Für und Wider
in der ganzen Welt entfeſſelten. Alle die, die ihn heute in
nicht=
könneriſcher Ueberheblichkeit als abgetan und überlebt zum alten.
Eiſen werfen möchten, ſind ihm trotz aller zeitgemäßen Routine
ſchon im rein Könneriſchen, in der Art der Inſtrumentierung
und der Linienführung der Melodie ſo unterlegen, daß ihr
Ver=
gleich mit ſeiner künſtleriſchen Intuition als geradezu abſurd
und beleidigend empfunden werden muß.
Daß Wagners Kunſt ſo erſchütternde Dokumente
ſchöpferi=
ſchen Wirkens zeitigen konnte, iſt in der Hauptſache darauf
zurückzuführen, daß dieſes künſtleriſche Genie, zu welcher Höhe
der Schaffensfreudigkeit es auch immer ſteigen mochte, trotzdem
niemals ſeine tiefen Wurzeln im Erdreich des Volkstums
ver=
lor. Richard Wagner ſchafft in der Tat aus dem Volke für
das Volk; keines ſeiner Werke iſt für dieſe oder jene Schicht
geſchrieben. Alle wenden ſich an das Volk, alle ſuchen das Volk,
und alle finden im letzten auch das Volk wieder.
Wenn Richard Wagners Muſik die ganze Welt eroberte,
dann deshalb, weil ſie bewußt und vorbehaltlos deutſch war und
nichts anderes ſein wollte. Er hat nicht umſonſt das Wort
ge=
prägt, daß „deutſch ſein, heiße eine Sache um ihrer ſelbſt willen
tun”. Hier liegt ſozuſagen das Leitmotiv ſeines ganzen
ſchöpfe=
riſchen Geſtaltens.
Unter all ſeinen Muſikdramen ragen die „Meiſterſinger” als
das deutſcheſte immerdar hervor. Sie ſind die Inkarnation
unſe=
res Volkstums ſchlechthin. In ihnen iſt alles enthalten, was die
deutſche Kulturſeele bedingt und erfüllt. Sie ſind eine geniale
Zuſammenfaſſung von deutſcher Schwermut und Romantik, von
deutſchem Stolz und deutſchem Fleiß, von jenem deutſchen
Humor, von dem man ſagt, daß er mit einem Auge lächle und
mit dem anderen weine. Sie ſind ein Abbild der blutvollen und
lebensbejahenden deutſchen Renaiſſance, ergreifend in ihrer
her=
ben, keuſchen Tragik und zu jubilierenden muſikaliſchen
Triumphen führend im klingenden Pathos rauſchender
Volks=
feſte. Niemals wurde der Duft einer deutſchen Juninacht ſo zart
und ans Herz greifend muſikaliſch dargeſtellt, wie im zweiten
Akt der „Meiſterſinger”. Niemals fand die in aller Schwermut
lächelnde und verzichtende Liebestragik des alternden Mannes
verklärteren Ausdruck, als in Hans Sachſens „Wahnmonolog”.
Niemals klang der gelöſte Aufſchrei eines Volkes rauſchender
Montag, 7. Auguſt 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Rachrichten
Nr. 217 — Seite 3
Aachlitches Hiutorann in Jugengeiint.
Mord oder Selbſtmord?
14. Rhön=Segelflug=Wettbewerb
— Am Samstag gegen 24 Uhr fuhr der 32jährige Kaufmann
Jakob Götz aus Eberſtadt mit dem 22jährigen Servierfraulein
Erna Dernbach aus Bochum, die erſt ſeit drei Wochen in einer
Eberſtädter Gaſtwirtſchaft bedienſtet iſt, in einem Mietauto nach
Jugenheim. Sie kehrten in einer Gaſtwirtſchaft am Behnhof
Jugenheim ein und beſtellten drei Glas Wein. Kurz nach ihrem
Eintreffen, etwa gegen 0,40 Uhr, ging die Dernbach auf die
Straße. Götz folgte ihr, während der Kraftwagenführer bei der
Handtaſche der Dernbach zurückblieb. Wenige Minuten darauf
krachte auf der Straße vor der Wirtſchaft ein Schuß. Die
hinaus=
eilenden Gäſte fanden die Dernbach auf dem Fußſteig vor der
Wirtſchaft in ihrem Blute liegend tot vor. Eine Schußwaffe war
bei ihr nicht aufzufinden. Dieſe wurde vielmehr ſpäter in der
Rocktaſche des Götz vorgefunden. Götz gibt zu. Eigentümer der
Waffe zu ſein, verſucht aber die Tat als Selbſtmord hinzuſtellen.
Die Dernbach habe ihm den Revolver in einem unbewachten
Augenblick aus ſeiner Rocktaſche gezogen und ſich, ehe er es
hin=
dern konnte, in die rechte Schläfe geſchoſſen. Inwieweit ſeine
An=
gaben richtig ſind, muß die Unterſuchung bringen. Die örtliche
Gendarmerie, das Amtsgericht Zwingenberg, die
Staatsanwalt=
ſchaft und der Erkennungsdienſt der Landeskriminalpolizeiſtelle
Darmſtadt waren alsbald am Tatort zur Stelle. Der mediziniſche
Sachverſtändige ſtellte einen Steckſchuß in die rechten Schläfenſeite
feſt. Die Dernbach wurde in die Leichenhalle auf dem Friedhof
Jugenheim verbracht, Götz in Unterſuchungshaft ins
Landgerichts=
gefängnis Darmſtadt überführt. Die Ermittlungen werden eifrigſt
fortgeſetzt, insbeſondere über Motive zur Tat.
Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotterie. Die Ziehung der
5. Klaſſe beginnt morgen Dienstag, den 8. Auguſt, und dauert bis
zum 12. September d. Js., dreißig Tage lang. In dieſer Klaſſe
werden nicht nur die 268 000 Gewinne und die zwei Pramien im
Geſamtwerte von 96 010 500 RM. ausgeſpielt, ſondern am letzten
Tage wiederum die 100 Schlußprämien zu je 3000 RM. Spielern,
die ihre Loſe zu dieſer Klaſſe noch nicht eingelöſt haben, wird
drin=
gend geraten, dies ſofort nachzuholen, da ſie ſonſt keinen
Gewinn=
anſpruch haben. Neue Kaufloſe ſind bei den bekannten Staatlichen
Lotterie=Einnahmen noch zu haben.
— Claire Waldoff kommt !!! Berlins berühmte
Vortrags=
künſtlerin Claire Waldoff gibt nächſten Sonntag, den 13. Auguſt,
auf der Rückreiſe von ihrem Berchtesgadener Urlaub zumerſten
Male einen heiteren Abend in Darmſtadt! — Claire
Waldoff, deren einzigartige Vortragskunſt Tauſenden durch das
Radio beſtens bekannt iſt, gilt als die hervorragendſte deutſche
Kabarettiſtin, nicht nur in Deutſchland, ſondern auch im Ausland.
Fur den „Heiteren Abend” am kommenden Sonntag hat die
Künſt=
lerin eine Ausleſe ihrer beſten und neueſten Lieder vorgeſehen, ſo
daß die Beſucher vollauf auf ihre Rechnung kommen werden. —
Der Kartenverkauf beginnt heute Montag im Verkehrsbureau und
bei Hugo de Waal. Preiſe 0,80—2,00 RM. Weitere Mitteilungen
folgen.
Wochenmarkt=Kleinhandelspreiſe vom 5. Auguſt 1933 für
ein Pfund bzw. Stück in Reichspf.: Gemüſe; Kohlrabi 4—6,
Karotten 4—6, gelbe Rüben 8, rote Rüben 7—8, Spinat 20,
Römiſchkohl 10—12. Rotkraut 18—20, Weißkraut 6—8, Wirſing 8
bis 10. Stangenbohnen 20—25, Buſchbohnen 8—10 Wachsbohnen
15—20. Erbſen 12—15, Zwiebeln 8—10 Knoblauch 30—50,
Rha=
barber 10—12, Tomaten 25. Endivienſalat 10—12. Kopfſalat 8
bis 10, Salatgurken 15—40, Einmachgurken 1—2 Blumenkohl 20
bis 50, Rettich 8—10 Meerrettich 70 Kartoffeln:
Frühkar=
toffeln 3—4. Obſt: Pfirſiche 25—35, Aprikoſen 35—40.
Johannis=
beeren 14—15, Stachelbeeren 18—20 Himbeeren 35, Heidelbeeren
20—25. Mirabellen 30—35, Reineclauden 25—32, Tafeläpfel 20
bis 25. Wirtſchaftsäpfel 15—20, Tafelbirnen 20—25. Zwetſchen
30, Pflaumen 15—20. Zitronen 4—8 Bananen 30—40
Eß=
waren: Süßrahmbutter 145, Landbutter 120—130. Weichkäſe
25—30, Handkäſe 3—12, Eier, friſche 8—10. Wild und
Ge=
flügel: Hühner 70—80, Enten 110, Tauben 50—60 Haſen 110
bis 120. Fleiſch= und Wurſtwaren: Rindfleiſch, friſch
56, Kalbfleiſch 70, Hammelfleiſch 60.
— Rheindampferfahrt. Die recht originelle
Rheindamp=
ferfahrt ins Blaue, und zwar die dritte mit großer
Span=
nung erwärtete, mit dem Salondampfer „Rheingold” zum
Ab=
ſchluß der Schulferien findet am kommenden Mittwoch, den
9. Auguſt, vorm. 9 Uhr, ab Mainz ſtatt. Es iſt eigentlich unnötig,
zu ſagen, daß für ein feſtliches Programm geſorgt iſt. Neben
Ueber=
raſchungen findet eine Preisverteilung ſtatt an diejenigen, die den
Zielort im voraus erraten. Bei der erſten Fahrt fiel der erſte Preis
nach Mainz, bei der zweiten nach Wiesbaden, der dritte müßte
alſo eigentlich nach Darmſtadt fallen. Wie bei den vorhergehenden
Fahrten, ſo wird auch jeder Teilnehmer bei dieſer Fährt vollauf
auf ſeine Koſten kommen. Da die Beteiligung ſehr ſtark ſein wird,
wird dringend gebeten, die Karte im Vorverkauf zu löſen. Am
Freitag, den 11. d. M., fährt der Dampfer „Rheingold” auf
viel=
ſeitigen Wunſch noch eimnal um 8,30 Uhr nach den beliebten
Aus=
flugsplätzen Nieder=Heimbach mit Märchenhain, Bacharach und
Caub zu ermäßigten Preiſen. Karten bei Hugo de Waal,
Darm=
ſtadt, Rheinſtraße 14. (Vgl. Anzeige.)
Verkehrsunfälle. Am Sonntag gegen 18,20 Uhr ſtieß am
Adolf=Hitler=Platz ein Perſonenkraftwagen aus Darmſtadt mit
einem Motorradfahrer zuſammen. Der Motorradfahrer Müller
aus Darmſtadt mußte erheblich verletzt ins Stadtkrankenhaus
ver=
bracht werden. Der entſtandene Sachſchaden iſt gering — Gegen
16 Uhr ſtieß in der Peter=Gemeinder=Straße am Miniſterium ein
Perſonenkraftwagen aus Vadenrod (Kreis Alsfeld) mit einem
Darmſtädter Perſonenkraftwagen zuſammen. Es entſtand
glück=
licher Weiſe nur Sachſchaden.
und hinreißender, als in den erſten ſiegreichen Akkorden des
„Wacht auf”=Chores.
Es liegt im Sinne Richard Wagners, wenn ſeine Kunſt dem
ganzen Volk und allen jenſeits der Grenzen, die für deutſche
Muſik ein offenes Herz und Ohr haben, dargereicht wird. Sie
iſt für das Volk geſchrieben, ſie ſoll dem Volke Troſt in der
Trübfal und Kraft im Leid geben. Sie iſt Labung für gram=
und ſchmerzerfüllte Seelen; eine Kunſt, die im innerſten Weſen
deshalb ſo geſund iſt, weil ſie die Menſchen wieder geſund
macht und zu den urſprünglichen Quellen ihres eigenen Seins
zurückführt.
Wenn Bahreuth, die reinſte Stätte Wagneriſchen Wirkens
und Wagneriſcher Kunſtgeſtaltung, am heutigen Nachmittag und
Abend ſein deutſcheſtes Werk in vollendetſter Darſtellung über
den Aether dem ganzen Volke und weit über Deutſchlands
Grenzen hinaus der ganzen Kulturwelt entgegenhält in der
Demut des Dienſtes am Werke, aber doch auch erfüllt mit dem
Stolz der Größe einer niemals abreißenden Tradition, die
Bayreuth mit dem Meiſter und ſeinem Opus verbindet, ſo ehrt
es ſich damit ſelbſt und wird im beſten Sinne dem Willen des
Meiſters gerecht. Viele Jahrzehnte mußten vergehen, bis ein
ganzes Volk den Weg zu Richard Wagner zurückfand. Sein
Kampf war mit ſeinem Tode nicht ausgekämpft; ſeine
Nachfah=
ren mußten ihn weiter beſtehen und ſich durchſetzen gegen
Miß=
gunſt, Neid, kritiſche Hoffart und Ueberheblichkeit. Es iſt eine
ſtolze Genugtuung, die heute die Erben Richard Wagners
er=
füllen kann bei dem Bewußtſein, daß der Meiſter und ſein Werk
wohl geborgen ſind im Schutze und in der Fürſorge einer
Regie=
rung und eines Volkes, deſſen Führer im erſten Jahre der
deutſchen Revolution an der Stätte Wagneriſchen Wirkens weilte,
um dem größten muſikaliſchen Genius aller Zeiten ſeine
demü=
tigſte Huldigung zu Füßen zu legen. Möge der Geiſt dieſer
Ehrfurcht vor den Großen der Nation dem ganzen deutſchen
Volke niemals verloren gehen! Möge Deutſchland nicht nur in
Werken der Arbeit, ſondern auch in Werken des Geiſtes und
des künſtleriſchen Schaffens auch weiterhin und immerdar der
Welt zeigen, daß es einen ehrenvollen Platz im Kreiſe der
Nationen verdient! Das wird ihm um ſo leichter ſein, je mehr
es ſich auf ſeine eigene Kraft beſinnt und in ihr die eigentlichen
Wurzeln ſeiner Geſundheit und ſeines unbeſiegbaren
Lebens=
willens erkennt. Dann wird es im beſten Sinne Richard
Wag=
ners Forderung gerecht, die er in der Schlußanſprache dieſer
deutſcheſten aller deutſchen Opern Hans Sachs in den Mund legt:
„Drum ſag ich’s Euch:
Ehrt Eure deutſchen Meiſter,
Dann bannt Ihr gute Geiſter!
Zerging in Dunſt das heilige, römiſche Reich,
Uns bliebe gleich die heilige deutſche Kunſt!”
der Auftärt.
Waſſerkuppe, den 6. Auguſt 1933.
Vor wenigen Tagen ſtellte der junge Königsberger Student
Schmidt mit über 36 Stunden einen neuen Dauerweltrekord auf,
womit er den bisher von Amerika gehaltenen Rekord endgültig
wieder an Deutſchland zurückgebracht und um mehr als 13
Stun=
den überboten hat. Dieſer Flug bedeutet einen prachtvollen
Auf=
takt zu dem am heutigen Tage beginnenden 14. Rhön=Segelflug=
Wettbewerb. Insgeſamt ſtehen an Geldpreiſen 25 000 RM. zur
Verfügung. Außerdem zahlreiche wertvolle Ehrenpreiſe. 62
Flug=
zeuge haben zu dieſem größten ſegelfliegeriſchen Ereignis dieſes
Jahres ihre Meldung eingereicht. Eine große Anzahl iſt bereits
im Fliegerlager eingetroffen. Man kann ſicher mit einer
Be=
teiligung von 50 Maſchinen rechnen. Die Techniſche Kommiſſion
iſt ſchon ſtark in Anſpruch genommen, um die bereits
eingetrof=
fenen Maſchinen auf ihre bauliche Ausführung zu überprüfen,
und konnte bis zum heutigen Eröffnungstage ſchon 17 Flugzeuge
zum Start freigeben. Unter dieſen fallen beſonders die Flugzeuge
„Windſpiel” der Akademiſchen Fliegergruppe Darmſtadt und
die „Fledermaus” der Stuttgarter Akaflieg ins Auge. Das „
Wind=
ſpiel” iſt mit 54 Kilogramm Geſamtgewicht ſicherlich das leichteſte
bisher hergeſtellte Segelflugzeug. Auf den bisher ausgeführten
Segelflügen mit insgeſamt über 20 Stunden Dauer hat es
her=
vorragende Flugeigenſchaften aufgewieſen, die es ſicherlich zu
einem ernſthaften Konkurrenten machen. Die Konſtrukteure
Scho=
merus und Koſin haben mit dieſem Flugzeug eine hervorragende
Leiſtung vollbracht, die umſo anerkennenswerter iſt, als die
Her=
ſtellung derartiger Verſuchsbauten mit ſehr großen Koſten
ver=
bunden iſt und die den Akademiſchen Fliegergruppen zur
Ver=
fügung ſtehenden Mittel wirklich ſehr gering ſind. Gerade die
Akaflieg Darmſtadt hat in dieſer Hinſicht von jeher Großes
ge=
leiſtet, und es wäre ſehr zu wünſchen, wenn die zuſtändigen
Stellen ihr die Unterſtützung zuteil werden ließen, die ihrer
groß=
artigen Arbeit im Intereſſe der geſamten Fliegerei zukommt. Die
„Fledermaus” der Akaflieg Stuttgart weiſt als weſentliche
Neue=
rung eine Verlegung des Seitenſteuers an die Flügelenden auf,
womit beſſere Steuerfähigkeit erzielt werden ſoll. Es iſt
außer=
ordentlich erfreulich, daß man bei den Akademiſchen
Flieger=
gruppen, die doch mit als erſte dazu berufen ſind, Neues zu
ſchaf=
fen, in dieſer Weiſe an die Löſung wichtiger flugtechniſcher
Pro=
bleme herangeht, und es gehört viel Idealismus und
Flugbegei=
ſterung dazu, trotz aller Schwierigkeiten an dem einmal für richtig
befundenen Weg feſtzuhalten und energiſch auf das Ziel
loszu=
gehen. Hoffentlich gelingt es den beiden Gruppen, mit ihren Ma=
Fſchinen im diesjährigen Wettbewerb günſtig abzuſchneiden, um
wenigſtens einen Teil der aufgewendeten Mittel auf dieſe Weiſe
für andere Zwecke wieder flüſſig zu bekommen.
Ein typiſches Merkmal zeigt der Wettbewerb, das bei einem
Blick in die Führermeldeliſte offenbar wird. Unter den hierbei
zu machenden Angaben über ſeitherige Höchſtleiſtungen findet man
Werte, die vor wenigen Jahren noch Rekorde darſtellten und
heute eine gute Durchſchnittsleiſtung ſind. Höhen von weit über
1000 Meter, Strecken um 100 Kilometer und Dauerflüge zwiſchen
5 und 8 Stunden ſind beinahe die Regel. Hierbei zeigt ſich, in
welcher Weiſe die Entwicklung des Segelfluges in den letzten
Jahren fortgeſchritten iſt, wie allenthalben auf den Fliegerſchulen
und Vereins=Uebungsſtellen eine ſyſtematiſche Leiſtungsſteigerung
im Durchſchnitt zu erzielen iſt.
Unter den Führern finden wir wieder viele bekannte Namen,
Namen, die in der Fliegerei von gutem Klang ſind, daneben
ſolche, die noch unbekannt ſind, die ihren bisherigen Leiſtungen
nach zu urteilen aber immerhin eine ſcharfe Konkurrenz
ver=
ſprechen. Riedel, der erſt in dieſem Jahre über 700 Kilometer
über Land zurücklegte, darunter allein 3 Streckenflüge mit mehr
als je 200 Kilometer, Hirth, der mehrfache Sieger früherer
Wett=
bewerbe, Dittmar, den jungen Darmſtädter Flieger, Hanna
Reitſch, die bekannte Kunſtfliegerin, die erſt kürzlich im
Segel=
flugzeug 16 Loopings hintereinander ausführte, und viele andere
mehr. Wie die Ausſichten ſtehen, kann man beim beſten Willen
nicht beurteilen. Das Maſchinenmaterial iſt durchweg gut, und
faſt alle Segelflieger haben auf zahlreichen Segelflügen
beträcht=
liche Erfahrungen gewonnen. Auf alle Fälle verſpricht der
Wett=
bewerb unter dieſen Umſtänden ſehr intereſſant zu werden, indem
die prachtvollen Flugleiſtungen der vergangenen Monate eine
würdige Fortſetzung erfahren.
Am Sonntag vormittag wurde bei ſtrahlendem Sonnenſchein
und blauem Himmel der Wettbewerb um 8 Uhr durch das übliche
Sirenenzeichen eröffnet. Leider iſt der zwiſchen Süd und Weſt
ſchwankende Wind derartig ſchwach, daß vorläufig mit einem
Start nicht zu rechnen iſt. Den erſten Wettbewerbsflug führte
Fiſcher auf dem „Windſpiel” der Akaflieg Darmſtadt durch, der
ſich aber auch nur 2 Minuten am Weſthang der Waſſerkuppe
hal=
ten konnte und dann den Flug abbrechen mußte. Drei weiteren
Piloten erging es ähnlich, ſo daß leider den zahlreichen Zuſchauern
wenig fliegeriſche Leiſtungen geboten werden können. Nachmittags
ließ ſich Fiſcher durch ein Motorflugzeug hochſchleppen und führte
— allerdings außer Konkurrenz — einen kurzen Segelflug aus.
Nach den bisher vorliegenden Wetterausſichten iſt auch am
Mon=
tag vormittag noch mit dem herrſchenden Wetter zu rechnen, und
erſt ſpäter iſt mit einem Auffriſchen des Windes zu rechnen, ſo
daß wohl von da ab der eigentliche Flugbetrieb ſeinen Anfang
A-K,
nehmen kann.
Aus Heſſen.
Kriegsopferkundgebung.
Bb. Bensheim, 6. Aug. Durch die Kreisleitung des Kreiſes
Bensheim der Nationalſozialiſtiſchen deutſchen
Kriegsopferverſor=
gung e. V. war heute vormittag eine ganz großartig
ver=
laufene Kriggsopferkundgebung angeſetzt worden,
an der ſich der größte Teil der Bevölkerung, faſt alle Vereine und
zahlreiche auswärtige Beſucher beteiligten. Um 8,45 Uhr bewegte
ſich ein endlos langer Zug, in dem ein Wald von Fahnen,
beſon=
ders ſolcher der Kriegervereine des Kreiſes mitgeführt wurde,
nach dem Sportplatz an der nördlichen Gemarkungsgrenze,
wo=
ſelbſt Aufſtellung genommen wurde. Nach vorgetragenen
Muſik=
ſtücken eröffnete der Kreisobmann Pg. Röder der NSDKOV.
die Kundgebung mit kurzen Worten unter beſonderer
Hervor=
hebung der Anweſenheit des Gau= und des Landesobmanns, des
H. H. Kaplans Hähnlein und des Herrn Pfarrers Dr. Wagner,
des Kreisleiters, des Kreisamtmannes und der Stadtvertretung,
der Führer der Wehrverbände und der Ortsvereine. Der
Kreis=
leiter Pg. Fiſcher begrüßte ſeinerſeits die Teilnehmer der
Kundgebung, ein Gleiches geſchab durch den Beigeordneten Pg
Obſt namens der Stadt und im Auftrag des behinderten
Bürger=
meiſters. Sodann hielt H. H. Kaplan Hähnlein als Vertreter
des erkrankten katholiſchen Pfarrers Jakob eine
Gedächtnisan=
ſprache, welche die Dankbarkeit für die Kriegsopfer und ein
Treuegelöbnis zum Inhalt hatte. Nach einem vom Geſangverein
Liederkranz vorgetragenen Chor wandte ſich der evangeliſche
Pfarrer Dr. Wagner an die Teilnehmer der Kundgebung in
Ach=
tung vor der Hingabe aller Kriegsopfer für das Vaterland, in
Mahnung aber auch zur Selbſtaufopferung in Erfüllung des
Wahrſpruches: „Gemeinwohl geht vor Eigenwohl”. Er ſchloß mit
der Bitte um Gottes Segen für unſer Volk, ſeine Führer und
das Vaterland. Darauf nahm der Gauobmann Pg. Storck das
Wort zu einer Anſprache, in der er der 2 Millionen Todesopfer
und der Frauen gedachte. Seine Worte ſchloſſen mit der
Auf=
farderung zum ehrenden Gedächtnis der Gefallenen, wobei die
Muſik leiſe das „Ich hatt’ einen Kameraden” intonierte, während
von den Kirchen die Glocken läuteten.
Ein vom Geſangverein Harmonie geſungener vaterländiſcher
Chor leitete den zweiten Teil der Kundgebung ein, in dem der
Landesobmann Pg. Ziegler (M. d. L.) den Dank des
Vaterlandes an die Kameraden im Weltkriege zum Ausdruck
brachte, der ihnen nunmehr nach 14jähriger Vorenthaltung durch
den Schirmherrn der Kriegsopfer, unſeren Führer Adolf Hitler,
ſicher ſein wird, der Pg. Oberlindober mit dem Schutz der
Kriegsopfer betraut habe. Achtung und Ehrfurcht ſeitens der
Ju=
gend vor den Helden und Müttern jener ſchweren Kriegszeiten,
Kameradſchaftlichkeit ſeitens der Mitkämpfer, das ſei ein Teil
dieſes Dankes, den wir jenen ſchulden, und den wir heute
zuſam=
menfaſſen müſſen im Gebet „Ich hab’ einen Kameraden”. Seine
ergreifenden Worte ſchloſſen mit dem Rufe „Deutſchland, unſerem
Vaterland, und ihm, Hitler, ſind wir ergeben: es lebe
Deutſch=
land, es lebe Hitler”. Und dann erklang das von der katholiſchen
Kirchenmuſik intonierte Horſt=Weſſel=Lied, worauf der
Gauob=
mann Pg. Storck in einer zweiten Anſprache in beſonderer
Weiſe der Frontſoldaten gedachte, die ihre Glieder, ihr Blut
preis=
gegeben haben und die der Verſailler Frieden ſchwerer, als alle
anderen getroffen habe. 2 Millionen habe man in letzter Zeit des
verfloſſenen Regierungsſyſtems an ihnen eingeſpart, an ihnen,
deren Blut damit als weniger wertvoll erachtet wurde, während
man andererſeits mit den den Kriegsopfern abgezogenen 2
Mil=
lionen dem Kapitalismus beiſprang! Die heutige Kundgebung
gelte dem neuen Aufbau einer gerechten und dankbaren
Kriegs=
opferverſorgung, dann aber auch der Ueberbrückung aller
Klaſſen=
gegenſätze und Standesunterſchiede. Mit dem erhebenden Geſang
des Deutſchlandliedes erſter Strophe endete die großartige und
eindrucksvolle Kundgebung. Im geſchloſſenen Zuge wurde dann
der Rückmarſch in die Stadt angetreten, der zur Auflöſung des
Zuges führte, nachdem am Kriegerdenkmal in der
Hindenburg=
ſtraße mit einem parademäßigen Vorbeimarſch den Führern noch
eine beſondere Ehrung zuteil geworden war. Beſonderer
Erwäh=
nung bedarf der überaus reiche Flaggenſchmuck im geſamten
Stadthild. Den Kriegsbeſchädigten und ihren Angehörigen, denen
ein Mitmarſchieren im Zuge nicht zugemutet werden konnte,
wa=
ren in bereitwilligſter Weiſe zahlreiche Automobile ſowie
aus=
reichende Sitzgelegenheit während der Kundgebung auf dem
Sportplatz zur Verfügung geſtellt worden.
Ek. Pfungſtadt, 6. Aug. Felddieb am Pranger. Ein
junger Burſche hatte den Sonntagvormittag zum Apfelſtehlen
be=
nutzt, wobei er gefaßt wurde. Unter polizeilicher Aufſicht mußte
der Dieb durch die Straßen marſchieren, die Ortsſchelle
ſchwin=
gen und ausrufen: „Ich habe Aepfel geſtohlen!” Hoffentlich
ge=
nügt die Warnung für jeden weiteren Fall.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 6. Aug. Kirchenvorſtandswahl.
Die neu gebildete Kirchengemeindevertretung trat am
Mittwoch=
abend zur Wahl der Kirchenvorſtandsmitglieder zuſammen. Für
die zum Kirchſpiel gehörenden Gemeinden Traiſa und Waſchenbach
lag nur ein Wahlvorſchlag vor, der auch einſtimmige Annahme
fand. Die Verpflichtung der Gewählten wird vorgenommen am
Sonntag, den 13. Auguſt, im Anſchluß an den Gottesdienſt.
Der heſſiſche Miniſterpräfidenk in Bingen.
— Bingen, 6. Aug. Zur Feier des 60jährigen Beſtehens des
Kriegervereins „Haſſia” in Bingen=Büdesheim, war
Miniſter=
präſident Dr. Werner in Bingen anweſend. Zu ſeinem
Emp=
fang waren die Straßen feſtlich geſchmückt. Abteilungen der SA.,
SS. und des Stahlhelms bildeten beim Empfang des
Miniſter=
präſidenten Spalier.
Bürgermeiſter Ritter fand herzliche Worte der Begrüßung.
Er begrüßte in dem heſſiſchen Staatsoberhaupt einen alten
Kämp=
fer für völkiſche Erneuerung und gab ſeiner Freude darüber
Aus=
druck, ſeinem Mitkämpfer in Bingen die Hand drücken zu dürfen.
Der Miniſterpräſident führte nach einem Glückwunſch an den
feſtgebenden Verein u. a. aus, daß die Bevölkerung von Bingen,
ſowie von ganz Heſſen große deutſche Geſchichte am Rhein erlebt
habe und ſich ſtets für Ideale begeiſterte. Nachdem das Volk von
falſchen Führern in die Irre geführt worden war, habe es ſich,
als der Volkskanzler es aufrief, rückhaltlos hinter ſeine Fahne
geſtellt. Der Redner bat, an der völkiſchen Erneuerung
mitzuar=
beiten, damit das ganze deutſche Volk vom völkiſchen Gedanken
durchdrungen und zu einer feſten Volksgemeinſchaft werde. Sobald
die innere deutſche Freiheit errungen ſei, werde auch die äußere
Freiheit zu erkämpfen ſein. Der einzelne bedeute nichts, das
deutſche Volk alles.
Die Rede des Miniſterpräſidenten wurde von den mehreren
tauſend Zuhörern oft von ſtarkem Beifall unterbrochen.
i. Waldmichelbach, 6. Aug. Verſetzung. Wiederum
er=
leidet unſere Gemeinde einen ſchweren Verluſt mit der Verſetzung
eines Beamten. Diesmal iſt der Scheidende Herr Poſtmeiſter
Becker, welcher nach Offenbach geht. Becker fühlte immer mit
dem kleinen Volke des Odenwaldes. Im Gemeindeparlament war
ſeine Deviſe objektives Recht für alle. Auch der Odenwaldklub
fand in ihm einen verſtändnisvollen Berater und Förderer.
S. Lampertheim, 2. Aug. Turnfeſt=Siegerempfang.
Vorgeſtern abend nach 7 Uhr begann die reinſte Völkerwanderung
nach dem Bahnhof, um die von Stuttgart heimkehrenden Sieger
feſtlich zu empfangen. Lampertheim kann auf ſeine Turner
ſtolz ſein, denn von ſechs Kämpfern kehrten fünf mit dem
ſchlich=
ten Eichenkranz zurück. Es erreichten im Zwölfkampf Turner
Fritz Keim 180 und Jakob Litterer 162 Punkte: im Neunkampf
Gauturnwart Günderoth 140 Punkte und im Fünfkampf Joſef
Mandel 82 und Fritz Petry 79 Punkte. Ein Maſſenchor
ſämt=
licher Geſangvereine begrüßte zunächſt die Sieger, worauf der
Vorſitzende des Vereins, Dr. Keilmann, ihnen für ihre
Leiſtun=
gen herzlichſt dankte. Namens der Gemeinde übermittelte
herz=
liche Glückwünſche Bürgermeiſter Dr. Köhler, der mit dem
ge=
ſamten Gemeinderat zur Begrüßung erſchienen war. Für die
Turnfeſtbeſucher dankte Fabrikant Luſt für den herzlichen
Emp=
fang, und der Vorſitzende des Vereins für Leibesübungen, Herr
Schmidt, überreichte für ſeinen Verein ein Blumengebinde.
Als=
dann ſetzte ſich ein endloſer Zug durch die Ernſt=Ludwig=,
Bür=
ſtädter= und Blücherſtraße nach der Turnhalle in Bewegung. Auf
dem Wege wurden die Turner von der die Straßen beſäumenden
Menge ſtürmiſch begrüßt. Bei einem gemütlichen Beiſammenſein
wurden noch verſchiedene Reden gehalten.
Au. Groß=Gerau, 3. Aug. Gründung einer
Orts=
gruppe des Reichsluftſchutzbundes. Auf Einladung
des kommiſſariſchen Ortsgruppenleiters, Dr. med. Rudolf Schad,
fand im alten Rathaus eine Beſprechung ſtatt, in der die
Orts=
gruppe Groß=Gerau des Reichsluftſchutzbundes gegründet wurde.
Der Ortsgruppenleiter legte den Aufbau der
Luftſchutzorgani=
ſation dar und ernannte den Vorſtand der Ortsgruppe.
Stellver=
tretende Ortsgruppenleiter ſind Bürgermeiſter Dr. Lüdecke und
Beigeordneter Dr. Wettlaufer. Der Schulungsleiter wird
noch ernannt werden. Dem geſchäftsführenden Vorſtand ſteht ein
beratender Vorſtand zur Seite. Der Luftſchutzbund iſt kein neuer
Verein, ſondern eine behördliche Organiſation, die den Zweck hat,
die Bevölkerung über die Gefahren von Luftangriffen und über
die Schutzmaßnahmen hiergegen aufzuklären. Der Jahresbeitrag
beträgt nur 1 RM. Darüber hinaus werden aber ſehr gern
Geld=
ſpenden entgegengenommen. Aufnahmeliſten liegen in den
Buch=
handlungen Ph. L. Fink und auf dem Polizeibüro auf.
Af. Neu=Iſenburg, 5. Aug. Gefährlicher Felddieb.
Die Feldpolizei überraſchte, einen auswärtigen Landwirt und
Gurkengroßhändler, wie er im Schutze der Nacht das Grundſtück
eines hieſigen Gärtners „abernten” wollte. Er zeigte ſich bei der
Feſtnahme noch widerſpenſtig und verſuchte, zur Waffe zu
grei=
fen. Die Feldpolizei beſchlagnahmte bei ihm einen geladenen
Revolver und leitete unverzüglich die Strafverfolgung ein. Der
Feldſchutz ſelbſt aber wurde ſofort bis auf weiteres erheblich
ver=
ſtärkt.
P. Rüſſelsheim, 6. Aug. Verhaftet wurde hier ein
frem=
der Hauſierer, der Bleiſtifthüllen verkaufte welche mit einem
Mechanismus zum Abſchießen einer kleinen Gaspatrone verſehen
ſind. Da er keinerlei Ausweispapiere im Beſitz hatte, wurde er
dem Amtsgericht Groß=Gerau zugeführt.
Ah. Gau=Algesheim a. Rh., 6. Aug. Vor den Augen der
Eltern ertrunken. Beim Baden im Rhein bei Sporkenheim
iſt der 13 Jahre alte Realſchüler Joſ. Petry aus Gau=Algesheim
vor den Augen ſeiner Eltern ertrunken. Sofort unternommene
Rettungsverſuche blieben erfolglos. Die Leiche iſt noch nicht
ge=
borgen.
h. Schotten, 6. Aug. Der diesjährige Schottener
Som=
mermarkt findet nach althergebrachter Art am 14. Auguſt ſtatt.
Damit ſind Pferde=, Bullen=, Rindvieh=, Schweine=, Ziegen= und
Krämermarkt verbunden.
Seite 4 — Nr. 217
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 7. Auguſt 1933
Gefter Zeit
des 16. Deutſchen Skudenkenkages.
Von
Ulrich Thierſch,
Leiter des Hauptamtes für Preſſe und Propaganda
der Darmſtädter Studentenſchaft.
Aachen, den 5. Auguſt 1933.
Der 16. Deutſche Studententag iſt in ſeinem erſten,
weſent=
ichen Teil abgeſchloſſen. 15 Studententage ſind ihm
vorherge=
gangen, unter die man mit dieſem erſten Studententage im neuen
Reiche einen endgültigen Strich gezogen hat. Es iſt alles
grund=
legend verſchieden vom Geſicht der vorhergegangenen
Studenten=
tage. Anders die äußere Form, anders der innere Gehalt. Und
worin findet dies ſeine Begründung? Die jungen Menſchen, die
zu dieſer Tagung vo nallen deutſchen Gauen nach der Weſtmark
Deutſchlands gekommen ſind, ſind keine parlamentariſchen
Schwätzer mehr. Kameradſchaft und Dienſt, das ſind
die grundlegenden Weſenszüge dieſes Studententages, und ſie
be=
ſtimmen auch das Geſicht des Schulungslagers in Monſchau. Frobe,
lebendige Kameradſchaft, verbunden mit ſoldatiſch ſtraffer Zucht
und harte Schulungsarbeit ſind der Sinn dieſes Lagers. Nur in
einem unterſcheidet ſich dieſer Studententag nicht von den
vorher=
gegangenen: Der deutſche Student hat ſich immer da, wo deutſches
Volkstum um ſeine Exiſtenz kämpfte, mit ganzer Kraft eingeſetzt.
Die Studententage in Breslau und Königsberg waren Ausdruck
unſeres Kampfes im Oſten, Aachen=Monſchau iſt ein Markſtein
im Ringen um den Weſten.
Monſchau, dieſes mitten in einem lieblichen Tal gelegene
Eifelſtädtchen, bot in dieſen Tagen ein Bild ungewöhnlichen
Lebens. 300 braune Soldaten trafen am Vormittag des 31. Juli
in Monſchau ein, um auf der das ganze Stadtbild beherrſchenden
Mittelalterlichen Burg in ernſter und ſachlicher Arbeit, zugleich
aber auch in Diſziplin und Ordnung ein viertägiges
Schulungs=
lager durchzuführen. Harte Arbeit mußte geleiſtet werden, und
heute, nach Abſchluß dieſer Tagung, kann man ſagen, iſt geleiſtet;
worden.
Verfolgen wir die Abwicklung eines Schulungstages im
La=
ger, und wir werden am beſten das Weſen des neuen Studenten
kennen lernen!
Um 6 Uhr ertönt das Trompetenſignal zum Wecken. Fünf
Minuten ſpäter ſtehen 3 Stürme junger Leute in Sportkleidung
im Burghof. Wehe dem, der eine halbe Minute zu ſpät kommt,
weil er ſich vielleicht nicht ſchnell genug vom Strohlager trennen
konnte. Er muß es büßen. Hof fegen und andere nette
Beſchäf=
tigungen beſſern den Sünder für die Zukunft. Im Dauerlauf
rücken die Stürme nun den Berg hinab zum erfriſchenden
Mor=
genbad. Es iſt kalt an dieſem Morgen. Der Wind raſt durch die
alten Bäume und pfeift durch die Ruinen der Burg. Ein feiner
Regen rieſelt leiſe vom Himmel und badet die Läufer, bevor ſie
den Teich erreicht haben. Aber die Stimmung unter ihnen iſt wie
immer urwüchſig=fröhlich. Wie ſollte ſie auch anders ſein, wenn
man die grotesken Geſtalten der Läufer ſieht! Einer rennt, nur
mit einer ſchmalen Badehoſe und langen Stiefeln bekleidet, durch
die aufgeweichten Straßen. Ein unbeachtetes Hindernis bringt ihn
plötzlich zu Fall. Patſch! liegt er mitten in einer Pfütze, ſteht auf
und läuft ſchwarz wie ein Schornſteinfeger unbekümmert weiter.
Auf die Burg zurückgekehrt, wird die eigentliche Morgenwäſche
durchgeführt. Eine halbe Stunde ſpäter ſtehen wieder die drei
Stürme im Burghof. SA., SS. und Stahlhelm bunt
durchein=
ander in äußerſter Diſziplin, angetreten zum Lagerappell. Der
Lagerführer, Kamerad Detering=Halle, nimmt die
Meldun=
gen entgegen. Er meldet dem Führer der deutſchen
Studenten=
ſchaft, Gerhard Krüger, das Lager. Ein Morgenſpruch, ein
Lied, und dann wird feierlich die Flagge gehißt. „Wer auf
Preu=
ßens Fahne ſchwört, hat nichts mehr, was ihm ſelber gehört”, ſo
lautet der Spruch an dieſem Tage. Dann Abrücken zum
Kaffee=
faſſen. Ein Schwarzbrot, Butter und Marmelade werden
ausge=
geben. Das Wetter hat ſich inzwiſchen gebeſſert. Es hat aufgehört
zu regnen, und die Sonne macht die erſten Verſuche durch die
Wolken zu brechen. Bald ſitzen die Studenten in maleriſchen
Grup=
pen auf dem Wehrgang oder auf der Burgmauer und füllen den
hungrigen Magen. Und dann beginnt die eigentliche Arbeit,
ver=
antwortungsvolles Schaffen, denn es gilt, etwas völlig Neues zu
geſtalten. Es geht darum, die Hochſchule, die Korporationen, den
Student ſelber in den Staat Adolf Hitlers in der richtigen Form
einzubauen. In den einzelnen Arbeitskreiſen wird dieſe Arbeit
geleiſtet. Fragen des ſtudentiſchen Arbeitsdienſtes, des
Werkhalb=
jahres, des Kameradſchaftshauſes als Erziehungsform zum Typ
des deutſchen Studenten werden behandelt. Die Löſung der
Pro=
bleme „Politiſche Hochſchule” und „Umbau der Fachſchaften”
wer=
den energiſch in Angriff genommen. Das grundlegend Neue
da=
bei iſt, daß man nicht mehr nach langen, fruchtloſen Diskuſſionen
zur Abſtimmung ſchreitet, ſondern daß die Entſcheidungen hier
durch Beſtimmung der Führer fallen, durch Zuruf und
Auf=
forderung.
Um 1 Uhr wird das Mittageſſen eingenommen. Die
Berg=
luft hat guten Appetit gemacht. Ungeheure Mengen des kräftigen
Eſſens werden vertilgt. Dann geht es ſchnell noch ans
Geſchirr=
ſpülen, und anſchließend begibt ſich die Schar zur Mittagsruhe.
Der Nachmittag iſt wiederum mit Sitzungen und Vorträgen
aus=
gefüllt. Profeſſoren und Studenten ſprechen über Themen wie:
„Saarland”, „Die deutſche Weſtmark” über Monſchau ſelbſt und
über andere allgemein intereſſierende Dinge.
Die Abendſtunden verſammeln dann die geſamte Mannſchaft
zu einem Kameradſchaftsabend, einige Stunden, die mit
Jugend=
fröhlichkeit, wie ſie neue ſtudentiſche Jugend pflegt, ausgefüllt ſind.
Im Burghof marſchieren die Stürme auf und — „
Marſch=
kolonne rechts — im Gleichſchritt Marſch” — ziehen ſie in die
„Höhle” ein, ein gewaltiges, rauhſteiniges Gewölbe das mit
iner Hakenkreuzfahne und friſchem Grün ſchlicht ausgeſchmückt iſt.
Kurze Kommandos des Lagerführers, und das erſte Lied erſchallt
aus jungen Kehlen, bricht ſich an den feſten Mauern und klingt
hinaus in die Nacht. Dann ſingt einer ein altes Soldatenlied, ein
ernſtes, ergreifendes, kleines Lied. Und dann bricht die
Jugend=
fröhlichkeit durch! Kurze, heitere Vorträge, dargebracht von
Ka=
meraden aus Bayern, Sachſne, Berlin, Schwaben,
Norddeutſch=
land und der Oſtmark, jedesmal in der Mundart ihrer Landſchaft,
löſen einander ab. Und wieder werden Lieder geſungen, wird
muſiziert, anders allerdings als früher. Das romantiſche,
feucht=
fröhliche Studentenlied iſt abgelöſt worden vom Soldatenlied,
vom Landsknechtslied, vom Volkslied. Aus dem leichten, unbe=
ſchwerten Liede iſt das rauhe, kernige Singen des Soldaten
ge=
worden. Der neue deutſche Student iſt ein ſoldatiſcher Menſch, und
ein ſolches Geſicht trägt auch der Kameradſchaftsabend im Lager.
Zum Schluß erhebt ſich die Mannſchaft zu einem letzten Lied.
Wieder ertönen kurze Kommandos, und wenige Minuten ſpäter
wird zum Zapfenſtreich geblaſen. Bald herrſcht völlige Ruhe im
Lager, die nur durch den Gang der Wachen auf den Wehrgängen
zeitweilig unterbrochen wird.
Zielbewußte Arbeit, gepaart mit eiſerner Diſziplin, ſind das
Leitmotiv dieſes Schulungslagers. Ueber jeden Schulungstag
könnte man von neuem dieſes Motto ſchreiben. Die deutſche
Studentenſchaft hat ihre Aufgabe erkannt, und ſie iſt gewillt, dieſe
Erkenntnis in die Tat umzuſetzen.
Die Weihe des Ehrenmals des Weſtens.
Aachen, 5. Auguſt.
Am Sonntag, dem Gedenktag der ſiegreichen Kämpfe um
Lüttich, wurde in Aachen das Ehrenmal eingeweiht, das aus
einem alten Bollwerk der mittelalterlichen Stadtbefeſtigung, dem
Marienturm, erſtellt wurde. Man nennt das Mal, das zum
ewigen Andenken an alle im Weltkrieg Gefallenen, die mit Aachen
durch die gemeinſame Vaterſtadt oder durch die Garniſon Aachen
verbunden waren, das Ehrenmal des Weſtens. Die Feierlichkeiten
am Sonntag begannen mit Gottesdienſten in allen Kirchen der
Stadt. Bald füllten gewaltige Menſchenmaſſen die
Zugangs=
ſtraßen zu dem Ehrenmal. Rieſige, zehn Meter hohe Fahnen
kennzeichneten den Platz des Denkmals weithin. Unter den
Ehrengäſten bemerkte man zahlreiche hohe Vertreter des alten und
neuen Heeres. Nach einem Choral ſprachen der frühere katholiſche
Diviſionsgeiſtliche im Großen Hauptquartier, Profeſſor Dr. Berg,
und der proteſtantiſche Pfarrer Grünagel.
Oberbürgermeiſter Janſen wies in ſeiner Anſprache darauf
hin, daß dieſes Denkmal aus neuem Geiſt geplant und gebaut ſei.
Es ſei ein Werk uneigennütziger, zum Dienſt an der Allgemeinheit
bereiter Opferwilligkeit und ſei ein Bekenntnis der ganzen
Weſt=
mark, daß ſie in ſteter Treue das Andenken der rheiniſchen
Welt=
kriegsſoldaten hochhalten und pflegen werde. Als einer der
Kriegsfreiwilligen, die ſeinerzeit von Aachen mit hinauszogen,
ſprach Stadtverordneter von dem Buſch. Der Frontſoldat ſei
be=
reit, auch jetzt noch alles einzuſetzen. Generalmajor Hüttmann
feierte den Opfergeiſt der Weltkriegsſoldaten als die größte
Soldatentat der Welt, die uns alle verpflichte. Er ſchloß ſeine
Anſprache mit dem Rütliſchwur.
Die Grüße der Reichs= und Staatsregierung überbrachte der
Oberpräſident der Rheinprovinz, Freiherr von Lüningk. Eine
Zeit, die erbärmlich klein war in ihrem Glauben, habe den
ge=
fallenen Kameraden die ärgſte Schmach angetan, indem ſie ſagte,
die Toten ſeien umſonſt gefallen. Nur Soldaten haben dieſen
Glauben nicht gehabt. Wir wußten, daß das Saatkorn erſt in
die Erde geſenkt werden mußte, ehe die Saat hundertfältige Frucht
bringen könne. Nunmehr gedeiht die Frucht unter den Führern,
die uns das neue Reich bereitet haben: Adolf Hitler und
Hinden=
burg, denen das Sieg=Heil des Redners galt. Ein Trauermarſch
erklang, die Fahnen ſenkten ſich. Der Oberbürgermeiſter ſchritt
zum eiſernen Tor und ließ die Fahnen fallen. In langer Reihe
traten die Vertreter der verſchiedenen Organiſationen in den
Weiheraum und legten ihre Kränze nieder. Inzwiſchen waren
die Teilnehmer am Feſtzug zum Vorbeimarſch am Ehrenmal
for=
miert. Die langen braunen Kolonnen der SA. und SS.
eröff=
neten den rieſigen Zug. Ueber eine Stunde dauerte der
Vorbei=
marſch der dicht aufgeſchloſſenen Kolonnen.
Schweres Aukomobilunglück bei dem Rennen um den
Großen Aukomobilpreis von Schweden.
Stockholm. Ein furchtbares Automobilunglück ereignete
ſich geſtern in Schweden bei dem Rennen um den Großen
Auto=
mobilpreis von Schweden. Kurz nachdem das Startſignal gegeben
war, überſchlug ſich einer der Rennwagen in einer Kurve eines
Dorfes und fing Feuer. Sechs der nachfolgenden Wagen ſauſten
auf den brennenden Wagen. Zwei Fahrer wurden getötet und
zahlreiche andere mußten ſchwerverletzt ins Krankenhaus
trans=
portiert werden. Das ausgebrochene Feuer griff ſchnell auf
be=
nachbarte Holzhäuſer über, und man befürchtet, daß das ganze
Dorf, in dem ſich das Unglück ereignete, dem Brand zum Opfer
fallen wird.
Angrif auf den Weitſreckenrekord.
Die franzöſiſchen Ozeanflieger über Frankreich.
Paris. Von den franzöſiſchen Fliegern Codos und Roſſi,
die geſtern in New York aufgeſtiegen ſind, um mit ihrem
Ein=
decker, der mit einem 500=PS=Hiſpano=Motor verſehen iſt, einen
neuen Langſtreckenrekord aufzuſtellen, trafen beim franzöſiſchen
Luftfahrtminiſterium um Mitternacht die erſten Funkſprüche ein.
Das Flugzeug, das auf den Namen „Le Brix” getauft iſt, hatte
vom Start fünf Stunden lang gegen Regenböen, Sturm und
ſchlechte Sicht zu kämpfen. Kurz nach 12 Uhr mittags gaben die
Flieger ihre Poſition mit 600 Kilometern von der franzöſiſchen
Küſte entfernt an. Um 13 Uhr meldeten ſie, daß an Bord alles
gut gehe und ſie 450 Kilometer weſtlich Oueſſant lägen. Um 13.30
Uhr meldeten die Flieger, daß ſie ſich bereits über dem
franzöſi=
ſchen Hoheitsgewäſſer befänden, aber ihnen durch tiefhängende
Wolken die Orientierung erſchwert werde.
Die franzöſiſchen Flieger Codos und Roſſi haben um 20.22
Uhr Le Bourget überflogen. Da ihnen noch 2800 Liter
Brenn=
ſtoff verbleiben, hoffen ſie, einen neuen Weitſtreckenrekord
auf=
ſtellen zu können. Ihre Flugrichtung iſt Indien.
Briefkaſten.
Jeder Anſtage iſt die ſetzte Bezugsquittung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkeit.
V. 100. Das Recht des Mieters den Waſſerſtein bei Räumung
der Wohnung als eine mit der Mietſache verſehene Einrichtung
wegzunehmen, iſt begründet ſowohl wenn der Gegenſtand
trans=
pordabel, als auch, wenn er eingebaut iſt; den früheren Zuſtand hat
der Mieter auf ſeine Koſten wiederherzuſtellen.
„Waſſergeld”. Nach der heſſiſchen Verordnung vom 22.
Dezem=
ber 1930 iſt der Vermieter ab 1. Januar 1931 berechtigt, das
Waſ=
ſergeld im Verhältnis der Friedensmieten gegen Nachweis
um=
zulegen. Macht der Vermieter von dieſer Befugnis Gebrauch, ſo
ermäßigt ſich die geſetzliche Miete um 3 Prozent der Friedensmiete.
— Im übrigen verweiſen wir auf unſere im verfloſſenen Monat
mit Rückſicht auf die Lockerung der Zwangswirtſchaft ab 1. Juli
1933 gemachten Ausführungen.
A. K. Wenn nichts anderes beim — auch nur mündlichen —
Abſchluß des Mietvertrages wegen Kündigung vereinbart wurde.
muß, wenn der Mietzins nach Monaten bemeſſen iſt, ſpäteſtens
am 15. auf den Schluß des Kalendermonats
gekün=
digt werden.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme und die
vielen Blumen= und Kranzſpenden beim Heimgange
unſeres lieben Entſchlafenen
Georg Gimbel
ſagen wir allen unſeren beſten Dank. Ganz beſonders
danken wir Herrn Pfarrer Zimmermann für die
troſt=
ſpendenden Worte am Grabe, ſeinen Schulkameraden
für die Kranzniederlegung, ſeinen Arbeitskollegen,
ſo=
wie allen Verwandten und Bekannten. Insbeſondere
danken wir auch Herrn Dr. Heim, ſowie den Schweſtern
der Gemeindeſtation für ihre opferreiche und
liebe=
volle Pflege.
(9677
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Montag, 7. Auguſt 1933
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 217 — Seite
Bagein erringt den Sitler=Pokal.
Der Endkampf um den Adolſ=Hikler=Pokal. — Ein Ereignis für München. — Bayern ſiegk überlegen mit 6:1
über Berlin. — Ein überraſchend hoher Beirag für die Opfer der Arbeit.
Ueber 30 000 Zuſchauer im Heinrich=Ziſch=Stadion.
Großkampfkag in der Leichkathlekik.
Die neue Fußballſaiſon iſt zwar bereits im Gang, aber
an=
geſichts des hochſommerlichen Wetters — das wir keineswegs
ver=
wünſchen wollen — ſteht ſowohl den Spielern wie auch den
Zu=
ſchauern der Sinn doch noch arg nach Fußball=Ferien. Die
Zu=
ſchauerränge ſind mehr als dünn beſetzt, und von den Leiſtungen
wie auch von den Reſultaten ſchweigt man am beſten.
Eine Ausnahme machte an dieſem Sonntag lediglich der
End=
kampf um den Adolf=Hitler=Pokal in München. An dieſem
Er=
eignis begeiſterte ſich ganz München. Ueber 30000 Menſchen
kamen in das 60er Stadion. Sie erlebten hier eine bange erſte
Halbzeit, denn bis zur Hälfte des Spieles konnten die Berliner
das Spiel gegen die Bayern torlos halten. Später brach dann
allerdings das Verhängnis über die Leute der Reichshauptſtadt
herein, ſie wurden unter dem wachſenden Jubel des Publikums
mit 6:1 (0:0) ganz überlegen geſchlagen. Bayern iſt alſo der erſte
Gewinner dieſes ſchönen Preiſes. Eine weitere erfreuliche
Tat=
ſache wurde nach dem Spiel in einer Anſprache des bayeriſchen
Miniſterpräſidenten Siebert mitgeteilt. Die Hitler=Pokalſpiele des
Deutſchen Fußball=Bundes ſollen einen Ueberſchuß von
65 000 RM. ergeben haben. Der Spende „für die Opfer der
Arbeit” kann alſo ein überraſchend großer Betrag zugeführt
werden. Bayerns Miniſterpräſident bezeichnete dieſe Spiele des
DFB. als eine
echk nakionalſozialiſtiſche Tak.
Hochbetrieb hatte an dieſem Sonntag die deutſche Leichtathletik.
Sie ſtand in nicht weniger als vier Fällen im Kampf mit
ausländiſchen Repräſentativmannſchaften. Dreimal gab es einen
deutſchen Sieg.
Baden ſiegte in Karlsruhe ebenſo überlegen gegen das Elſaß
wie Weſtdeutſchland in Krefeld gegen Holland. In Luxemburg
konnte eine deutſche Vertretung ſogar einen Vierländerkampf
gegen Frankreich, Belgien und Luxemburg gewinnen. Geſchlagen
wurde lediglich die ſüddeutſche Mannſchaft, die in Budapeſt gegen
die allzu ſtarke ungariſche Mannſchaft antreten mußte. Im Kampf
gegen Ungarn müſſen wir nächſtens mit einer ſtarken deutſchen
Mannſchaft heran, mit einer Verbandsmannſchaft allein ſind die
ſtarken Magyaren nicht zu ſchlagen.
Weniger erfreulich als die Länderkämpfe waren die
Ergeb=
niſſe des Internationalen Sportfeſtes in Charlottenburg. Hier
gab es nur zwei wirkliche Lichtblicke: den neuen
Speerwurf=
rekord von Weimann=Leipzig mit der famoſen Leiſtung von
72,60 Metern und den Sieg Syrings über den
Ameri=
kaner Cluskey. Sonſt aber gab es wieder manche
Ent=
täuſchung.
Das Spiel hatte mehr wie eine gegen andere Spiele
hervor=
ragende Note. Das Heinrich=Ziſch=Stadion des TSV. 1860
Mün=
chen hatte bei dem Endſpiel um den Adolf=Hitler=Fußballpokal
einen großen Tag erſter Ordnung, wie ihn der Münchener
Fuß=
ball ſchon ſeit langem nicht erlebt hat. Schon der überreiche
Flag=
genſchmuck in den Farben des neuen Reiches, den das Stadion
und die umliegenden Gebäude angelegt hatten, wies auf die
Be=
deutung des Spieles hin. Noch mehr kam er aber in der
außer=
ordentlich ſtarken Anteilnahme des Publikums zum Ausdruck.
Schon zwei Stunden vor Beginn des Spieles drängten ſich die
Maſſen, und als die Zeit des Spielanfangs näher rückte, wurden
weit über 30 000 Perſonen gezählt.
In den Ehrenlogen ſah man die Vertreter hoher Reichs= und
Landesbehörden. Jubelnd wurde der bayeriſche Miniſterpräſident
Siebert begrüßt. Der Reichsſportführer v. Tſchammer und Oſten
hatte zu ſeiner Vertretung Mildner=Magdeburg entſandt. Sehr
ſtark war der DFB. vertreten, man ſah u. a. den Bundesführer
Linnemann, ferner den Gauführer Profeſſor Glöckler, ſowie die
Herren Profeſſor Glaſer und Schmidt=Hannover.
Märſche einer SS.=Kapelle, ein Handballſpiel, bei dem
Mün=
chen 1860, gegen eine ſtarke Münchener Kombination mit 12:4
(5:2) ſiegte, ſowie eine 20 mal 200=Meter Hindernisſtaffel
leite=
ten zu dem Fußball=Endkampf über.
Pünktlich um 16.30 Uhr erſchienen die beiden Mannſchaften
in Begleitung des Schiedsrichters Dr. Bauwens=Köln. Ihr
Hitler=Gruß löſte bei den Zehntauſenden ſtürmiſchen Jubel aus.
Die Mannſchaften
nahmen wie folgt Aufſtellung:
Bayern: Jakob (Jahn Regensburg); Haringer (Bayern
München), Wendl (München 60); Leupold I (Fürth),
Goldbrun=
ner (Bayern), Oehm (1. FC. Nürnberg); Bergmaier, Krumm,
Rohr (alle Bayern München), Lachner (München 60), Frank
(Fürth).
Brandenburg: Riehl; Emmerich, Brunke; Geiger,
Normann, Appel; Ruch, Sobeck, Katzer I, Kirſei, Pahlke.
Torloſe erſte Halbzeit.
Berlins Elf hatte in der erſten Halbzeit die glühende Sonne
und einen leichten Wind gegen ſich. Trotzdem wurde die
Mann=
ſchaft gleich nach dem Anſtoß einige Male ſehr gefährlich. Einen
Flachſchuß von Sobeck konnte Jakob nur durch eine glänzende
Robinſonade retten. Allmählich fanden ſich dann aber auch die
Bayern. Sie kombinierten ſehr präziſe und drängten den Gegner
völlig zurück. Ueber eine Viertelſtunde lang ſtand das Berliner
Tor unter ſchärfſter Belagerung, aber die erwarteten Erfolge
blieben aus. Die Stürmer Rohr, Krumm, Lachner, aber auch
Bergmaier und Frank entwickelten ein faſt unglaubliches
Schuß=
pech. Berlin kam nur zu wenigen Vorſtößen, bei denen ſich dann
der Linksaußen Pahlke auszeichnete. Nachdem die ſchlimmſte
Drang=
periode der Bayern vorüber war, war das Spiel für kurze Zeit
verteilt. Dann drängten aber die Bayern wieder, wenn auch nicht
mehr ſo ſtark wie vorher. Bei einem Gedränge vor dem Berliner
Tor ſollte der Ball angeblich die Linie überſchritten haben, jedoch
gab Dr. Bauwens den ſcheinbaren Treffer nicht. Das Publikum
ließ daraufhin ein heftiges Pfeifenkonzert los. Gegen Ende der
Halbzeit ſchlichen ſich Härten in den Kampf. Der Berliner
Mittel=
ſtürmer Katzer mußte nach einem Zuſammenſtoß mit Haringer für
kurze Zeit das Feld verlaſſen. Wenig ſpäter hatte auch der
Bayern=Mittelſtürmer Rohr das gleiche Geſchick zu beklagen. Noch
einmal boten ſich kurz vor der Pauſe den Süddeutſchen einige
famoſe Chancen, doch zeigte nun der kleine Berliner Tormann
Riehl, daß er wirklich ein Torhüter von Klaſſe iſt.
Plöklich fallen Tore ...
Zur hellen Freude des bis dahin ein wenig enttäuſchten
Publikums nahm der Kampf nach der Pauſe eine ſenſationelle
Wendung. Innerhalb von 13 Minuten fielen nicht weniger als
fünf Treffer. Frank brach in der 5. Minute den Bann, als er
mit ſchönem Schuß das Führungstor für die Bayern ſchoß. Rohr
erhöhte drei Minuten ſpäter auf 2:0, doch brachte ſchon die nächſte
Minute durch den famoſen Pahlke das Gegentor für die Leute
aus der Reichshauptſtadt. Die Bayern ließen es aber bei dem
knappen Vorſprung nicht bewenden. Sie drängten weiter, und
hat=
ten ſchon eine Minute ſpäter durch Rohr den Vorſprung wieder
auf 3:1 erhöht. Bergmaier reihte in der 13. Minute den
vier=
ten Treffer an. Damit war die Entſcheidung gefallen.
Die Berliner machten noch einen verzweifelten Verſuch, das
Spiel zu retten, aber ſie kamen nun nicht mehr über die bayeriſche
Verteidigung weg. Gleichzeitig nahm die Unſicherheit in ihren
eigenen Reihen zu. Die Bayern dagegen ſpielten nun ſehr
unbe=
kümmert, und es gelang ihnen auch noch, zwei weitere Treffer zu
ſchießen und damit einen ganz eindeutigen Sieg ſicherzuſtellen.
Krumm war in der 37. Minute der Schütze des ſechſten Tores,
und Lachner machte zwei Minuten vor Schluß das halbe
Dutzend, voll.
Bayerns Sieg war verdienk.
Daran gibt es keinen Zweifel. Die Süddeutſchen hatten
dies=
mal den beſſeren Sturm. Ihr Angriff, der beim erſten Endſpiel in
Berlin auf Rohr verzichten muß, wirkte diesmal geſchloſſener und
ſtoßkräftiger, er war aber auch ideenreicher. Berlins Stürmerreihe
hatte in dem immer noch intelligent ſpielenden Sobeck und dem
ſchnellen Pahlke zwei famoſe Kräfte, als Einheit blieb er aber
doch um eine halbe Klaſſe hinter der ſüddeutſchen Angriffsreihe
zurück. Auch in den übrigen Mannſchaftsreihen hatten die Bayern
ein Plus. Wie Berliner Blätter vor dem Kampf dazu kamen, zu
behaupten, das Berliner Schlußdreieck ſei auf jeden Fall ſtärker,
bleibt unerfindlich. Riehl iſt gewiß ein guter Tormann, aber die
Klaſſe eines Jakob erreicht er doch nicht. Dafür iſt er körperlich
ſchon nicht geeignet. Es muß aber doch geſagt werden, daß ſich die
Berliner Mannſchaft auch in München nicht ſchlecht geſchlagen hat.
Sie war vor allem in gewiſſen Phaſen vor der Pauſe ein
ge=
fährlicher Gegner. Schließlich währte aber für ſie die
Belaſtungs=
probe doch zu lange, die Nerven hielten nach dem Wechſel, als die
Süddeutſchen zu einem neuen Torbombardement anſetzten, nicht
mehr ſtand.
Der Sieg der Bayern wurde vom Publikum mit großer
Be=
geiſterung aufgenommen. Die Begeiſterung erreichte ihren
Höhe=
punkt, als der bayeriſche Miniſterpräſident Siebert in Vertretung
des Reichskanzlers, deſſen Erſcheinen doch nicht möglich geworden
war, der ſiegreichen Mannſchaft den ſchönen Pokal des Kanzlers
überreichte.
Es bleibt zu ſagen, daß der Schiedsrichter des Kampfes, Dr.
Bauwens=Köln, durchaus einwandfrei war.
Zußball=Ergebniſſe.
Endſpiel um den Adolf=Hitler=Pokal.
In München: Bayern — Brandenburg . . . . 6:1 (0:0).
Süddeutſche Freundſchaftsſpiele.
Samstag: FSV. Frankfurt — Rotweiß Frankfurt 0:6.
Union Niederrad — FSV. Mainz 05 4:4. Polizei Darmſtadt —
Kickers Offenbach 1:5. Stuttgarter Kickers — SSV. Ulm 2:1.
Phönix Ludwigshafen — Union Böckingen 1:1. TSV. Altrip —
SV. Waldhof 2:0. Sppgg. Fürth — VfR. Fürth 2:1. ASV.
Nürnberg — TV. 1860 Fürth 1:0. Karlsruhe: Bezirksliga —
Kreisliga 4:2.
Sonntag: SV. Wiesbaden — FSV. Frankfurt 1:0. FC.
05 Schweinfurt — FSV. Mainz 05 6:1. Amicitia Viernheim —
Offenbach. Kickers 6:3. Pfalz Ludwigshafen — VfL. Neckarau 0:4.
Freiburger FC. — FC. Pforzheim 5:6. Sportfr. Eßlingen —
Stuttgarter Kickers 6:3. Ulmer FV. 94 — 1. FC. Nürnberg 1:6.
Sportfr., Freiburg — FV. Kehl (Aufſtiegsſpiel) 1:3. FC.
Wald=
kirch — SC. Freiburg 3:5. FC. Kaiſerslautern — FV.
Saar=
brücken 4:2.
Süddeutſche Vereine auf Reiſen.
VfB. Erfurt — Eintracht Frankfurt (Samstag) 0:8.
In Halberſtadt: Harzgau — Eintracht Frankfurt 0:9.
Wichtige Spiele im Reich.
Hertha/BSC. Berlin — Ferenczvaros Budapeſt 5:2.
Stadt=
elf Bochum — Fortung Düſſeldorf 2:4. FC. Schalke 04 —
Stadt=
elf Gelſenkirchen 3:2.
Das Ende des Süddeutſchen Fußball=
und Leichkakhlekik-Verbandes.
Die lekte Tak: Amneſtie für leichte Vergehen.
Auf Veranlaſſung des Führers des Deutſchen Fußballbundes
hat der Vorſtand des Süddeutſchen Fußball= und Leichtathletik=
Verbandes ſeine Vereine zu einem außerordentlichen Verbandstag
nach Stuttgart eingeladen. Der Beſuch dieſer Tagung entſprach
den Erwartungen, etwa 100 Vereine hatten Vertreter nach
Stutt=
gart entſandt. Sie erlebten eine eindrucksvolle Kundgebung, die
mit der Auflöſung des bisherigen Süddeutſchen Fußball= und
Leichtathletikverbandes ihren Höhepunkt erreichte.
Gegen 10 Uhr eröffnete der Verbandsvorſitzende, Herr
Flierl=Fürth, den außerordentlichen Verbandstag mit
herz=
lichen Worten der Begrüßung, die vor allem dem Mitbegründer
und ehemaligen Verbandsvorſitzenden Nohe ſowie den
Vertre=
tern des Saarlandes galten.
In längeren Ausführungen legte Herr Flierl ſodann die
Gründe dar, die zur Auflöſung des Verbandes geführt haben. Mit
dem Dank an die Vereine und an ſeine Mitarbeiter im
Verbands=
vorſtand ging Herr Flierl zur Eingliederung des Süddeutſchen
Verbandes in den neuen Staat über. Mit vollem Vertrauen
kön=
nen die Vereine der Zukunft entgegenſehen. Der deutſche Sport
wird unter der Führung Herrn v. Tſchammer und Oſtens
weiter=
leben und weiter aufwärtsſtreben. Das Deutſchlandlied beendete
die Eröffnungsrede des Verbandsvorſitzenden.
Die Auflöſung des Verbandes ging raſch von ſtatten. Herr
Flierl ſtellte den entſprechenden Antrag, der einſtimmige Annahme
fand. Verbandsführer und Vereine ſind zur Mitarbeit am
Neu=
aufbau des deutſchen Sports bereit, ſie bekräftigten dies durch
Ab=
ſingen des Horſt=Weſſel=Liedes.
Den Dank der Vereine an die Behörden überbrachte der
Ver=
treter des Saargebietes, Herr Hempel, der gleichzeitig die
Ver=
eine bat, auch fernerhin die Zuſammengehörigkeit durch rege
Frundſchaftsſpiele zu bekräftigen. Hauptſächlich das Saargebiet
müſſe von den ſüddeutſchen Vereinen beſucht werden, um ſchon
da=
mit die Zuſammengehörigkeit des Saarlandes mit dem Deutſchen
Reiche kundzutun.
Schließlich konnte Herr Flierl noch bekanntgeben, daß der
Verbandsvorſtand anläßlich der Auflöſung des Verbandes
beſchloſ=
ſen hat, eine Amneſtie für leichtere Vergehen zu erlaſſen. Mit
einem begeiſtert aufgenommenen „Sieg Heil!” beendete der
Vor=
ſitzende nach faſt einſtündiger Sitzungsdauer den letzten
Verbands=
tag des Süddeutſchen Fußball= und Leichtathletik=Verbandes.
* Kreisliga Starkenburg.
FC. 02 Wacker Rödelheim I.—FC. Egelsbach 03 I. 1:6.
FC. Egelsbach 03 komb.—VfL. Iſenburg Reſerve 1:1.
Es handelte ſich um zwei Verſuche, aus dem vorhandenen
Spielermaterial die künftige Liga=Mannſchaft zu finden. — Die
nächſten Privatſpiele werden zeigen, ob die Aufſtellung gegen den
ſtarken Kreisligiſten aus dem Taunuskreis die richtige iſt. Die
Vertretung gegen Iſenburg wies erhebliche Mängel auf, beſonders
in der Stürmerreihe. Aus dieſer Mannſchaft ſind der Linksaußen
und der rechte Läufer im Auge zu behalten.
FC. Union Darmſtadt — Rotweiß=VfR. Darmſtadt 3:5 (1:3).
Mit obigem Reſultat konnte Rotweiß=VfR. vor zirka 250
Zu=
ſchauern als verdienter Sieger aus dieſem Lokaltreffen
hervor=
gehen. Der Sieg der Gäſte war inſofern verdient, weil dieſe
Mannſchaft es verſtand, von Anfang bis Schluß mit einem
rieſi=
gen Eifer und Ehrgeiz bei der Sache zu ſein, was man bei Union
nur teilweiſe feſtſtellen konnte. Wie bereits vorausgemeldet, kam
es zu einem abwechflungsreichen und harten, aber faär
durchge=
führten Treffen. Die große Hitze ſetzte den Spielern ſtark zu.
Uebrigens, wie uns bekannt iſt, beſitzt die Union eine
aus=
gezeichnete Junioren=Mannſchaft! Warum zieht man dieſe nicht
heran und greift immer wieder auf die Alten zurück, um dadurch
wieder ins alte Fahrwaſſer zu kommen?
Dem Spielverlauf nach waren ſich beide Mannſchaften ſo
ziemlich gleichwertig, nur vergaßen Unions Stürmer das
Schie=
ßen. Schiri Krämer, Arheilgen, war wohl in ſeinen
Entſcheidun=
gen gut, aber für ein ſolches Treffen nicht energiſch genug.
Südweſtdenkſcher Sporkverband für
Kleiukaliber=
ſchießen, Gau Darmſtadk.
Am Sonntag fand auf den Kleinkaliberſchießſtänden am
Böllenfalltor das angekündigte Gauprüfungs= und Kameradſchafts=
Preisſchießen ſtatt. Die Beteiligung war über alles Erwarten
groß, es bot ſich durch die Anweſenheit der Hunderte im
Braun=
hemd im grünen Laubwald ein hübſches, lebensfrohes Bild.
Inner=
halb einer Schießdauer von faſt 10 Stunden wurden von mehreren
hundert Schützen auf 9 Schießſtänden nahezu 5000 Patronen
ver=
feuert. Und dennoch konnte eine große Zahl anweſender Schützen
nicht mehr zum Kameradſchaftspreisſchießen um die bronzene
Hitlermedaille am grünen Band und die Hitlernadel infolge der
vorgerückten Zeit kommen, ſo daß an einem der nächſten Sonntage
eine Fortſetzung des Preisſchießens lediglich für die SA.=Schützen
der Standarten 115 und 143 ſtattfindet, worüber noch Befehl
er=
geht. Die Preisverteilung wurde mit einer vaterländiſchen
An=
ſprache des Gauleiters für KKS. Gau Darmſtadt eingeleitet,
wo=
bei er auch mit treudeutſchem Dank der Förderer und Spender
der zahlreichen Ehrenpreiſe, aus der Darmſtädter Geſchäftswelt
ſowie ſeiner fleißigen Helfer auf den Schießſtänden gedachte, welche
dazu beigetragen haben, daß das bisher umfangreichſte
Preis=
ſchießen am Böllenfalltor einen glatten Verlauf und Abſchluß
fand. Danach richtete Sturmbannführer Becker von II/143
ker=
nige Worte an die verſammelten Schützen und brachte ein
drei=
faches „Sieg Heil!” auf unſeren Führer und Reichskanzler Adolf
Hitler aus, das aus Hunderten Männerkehlen brauſend durch den
Wald ſchallte. Die Namhaftmachung der Sieger erfolgt insgeſamt,
ſobald das oben angedeutete Nachſchießen, unſerer beiden
Stan=
darten zu Ende geführt iſt. Heil Hitler!
Seite 6 — Nr. 217
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 7. Auguſt 1933
altung des SV. 98.
SP. 98 fiegk im Handball überlegen über den Südrheinmeiſter. — Haſſia Bingen im Fußball vor 5b. 98.
Trotz der anhaltenden Hitze waren es immerhin ca. 800
Zu=
ſchauer, die nach dem Stadion pilgerten, um der
Doppelveran=
ſtaltung der 98er beizuwohnen. Mit dem Gebotenen konnte man
zufrieden ſein, denn in beiden Spielen waren die Leiſtungen
der Mannſchaften trotz dieſer Sonnenglut für ſehr gut
anzu=
ſprechen. Die Handballer landeten über den Südrheinmeiſter
einen Bombenſieg und bewieſen damit erneut, daß man die Elf,
die man vor Wochen ſchon tot ſagte, heute wieder zu den
Großen” zählen darf. Die Niederlage der Fußballer gegen
Haſſia Bingen hat mit dem Spielverlauf nichts zu tun und muß
als unverdient bezeichnet werden, da die Blauweißen die beſſere
Mannſchaft war und faſt ½ vom Spiel für ſich hatte. Näheres
in folgenden Berichten.
Sporkverein 98 — 5b. Wiesbaden 23:6 (13:2).
Unter der guten Leitung von Michel=Rot=Weiß entwickelte ſich
ein ſchönes, faires Spiel, Wiesbaden, abſolut kein zu
unter=
ſchätzender Gegner, hatte das Pech, die Elf des Gaſtgebers in
beſter Spiellaune anzutreffen. In überaus guter Verfaſſung war
der Sturm der 98er welcher neben der guten Zuſammenarbeit
nie den krönenden Schuß vermiſſen ließ. Schon nach 5 Minuten
ſaßen fünf Treffer im Gehäuſe der Gäſte. Wiesbaden läßt ſich
nicht entmutigen, findet aber bei ſeinen Angriffen eine Abwehr,
die nur ſehr ſchwer zu ſchlagen iſt. Erſt als die Blauen drei
weitere Tore erzielten, gelang den Kurſtädtern der erſte
Gegen=
treffer. Bis zum Wechſel fallen in gleichmäßigen Abſtänden noch
fünf Tore, denen Wiesbaden nur ſein zweites entgegenſetzen
konnte. Nach der Pauſe ſtrengten ſich die Gäſte mächtig an und
ſind ſichtlich bemüht, das Reſultat beſſer zu geſtalten. Henß im
98er Tor muß ſich zweimal ſchlagen laſſen. Nun wacht der
An=
griff der Lilien wieder auf, und ſchon fallen Tor auf Tor,
wo=
bei beſonders Feik mit ſeinen wuchtigen Schüſſen den Beifall
der Außenſtehenden erntet. Wiesbaden kämpft trotz dieſer hohen
Niederlage unermüdlich weiter, was mit zwei Treffern bis zum
Schluß belohnt wurde. Bei Wiesbaden gefiel beſonders die
faire und anſtändige Spielweiſe. Der Mittelſtürmer ſowie die
beiden Verteidiger waren die Beſten in der Elf. Bei den 98ern
war jeder auf ſeinem Poſten, ſo daß hier ein Geſamtlob am
Platze iſt.
Sporkverein 98 — Haſſia Bingen.
Daß man auch beim Fußballſpiel trotz guten Könnens ein
wenig Glück zum Erfolge haben muß, erfuhren bei dieſem
Tref=
fen die 98er recht deutlich. Das Spiel hatte für die Gäſte einen
vielverſprechenden Anfang, denn bis ſich die Blauweißen
zurecht=
fanden, was ungefähr 20 Minuten in Anſpruch nahm, konnte
Bingen durch ſeinen ſchußgewaltigen Mittelſtürmer Häußler
zweimal erfolgreich ſein, wovon der zweite Treffer nicht
unhalt=
bar war. In dieſem Zeitraum ſah es wenig roſig für die 98er
aus, und erſt als Geyer eine Flanke durch einen Köpfler zum
erſten Gegentreffer ausnützt, kommt die Elf in Schwung. Die
Abwehr wird ſicherer und ſtellt den gefürchteten Gäſteſturm vor
ein ſchweres Hindernis, während der Sturm zahlreiche Chancen
mit herausarbeitet, jedoch keine zu verwerten verſteht. Der
Aus=
gleich ſcheint fällig, als Böhner zweimal knapp vergibt. Außer
einigen Ecken können die 98er bis zum Wechſel nichts Zählbares
erreichen. Nach der Pauſe wird die Ueberlegenheit der
Blau=
weißen zeitweiſe ſogar drückend, und Bingen kommt nur noch
gelegentlich zu Durchbrüchen. Sportverein liegt mit allen
Mannen im Angriff, aber nichts gelingt, während Bingen gerade
in dieſer Periode einen ſeiner wenigen Vorſtöße zum dritten
Tor (übrigens ein fabelhafter Schuß Häußlers) abſchließen
kann. Das Gäſtetor wird jetzt förmlich belagert, und als
Heb=
eiſen einen Schuß anbringen kann, ſteigert ſich die Spannung
wieder. Bingen verſtärkt ſeine Abwehr, um das Reſultat zu
halten, was auch gelingt, denn die 98er haben mit ihren
beſt=
gemeinten Schüſſen, die manchmal haarbreit daneben gehen,
kein Glück. Haſſia Bingen ſtellt eine Elf, die in der
Haupt=
ſache über eine ausgezeichnete Verteidigung und Läuferreihe
ver=
fügt, während im Sturm der Mittelſtürmer und der halbrechte
Spieler von Format ſind. Die 98er waren, abgeſehen von den
erſten Minuten, ſehr gut bei der Sache. Der beſte Teil der Elf
war die Abwehr, während der Sturm wohl ſchön ſpielte, dafür
aber zu wenia ſchoß. Für den ausgebliebenen Schiedsrichter
ſprang Herr Meher von Polizei=Darmſtadt in liebenswürdiger
Weiſe ein und leitete das faire Spiel gut.
Untere Mannſchaften: Reſerve gegen Pfungſtadt 7:1. —
Junioren gegen Rotweiß Junioren 3:2.
Handball.
Rotweiß — Tv. Groß=Zimmern 23:4 (13:1).
Wenn auch das Reſultat einen Kräfteunterſchied erkennen
läßt, ſo entſpricht dies doch nicht ganz dem Spielverlauf. Die Gäſte
hatten das Pech, auf eine in beſter Spiellaune befindliche
Mann=
ſchaft zu ſtoßen. Obwohl die Rotweißen nicht in beſter Vertretung
antraten, waren ſie ihrem Gaſt zweifellos um eine Klaſſe voraus.
Im Feldſpiel war der Unterſchied nicht ſo groß, ja vor der Pauſe
in den erſten zehn Minuten ſah es beſtimmt nicht darnach aus.
Nachdem aber die Gaſtgeber in kaum 5 Minuten ſo ein halbes
Dutzend Tore erzielt hatten, legte ſich der Eifer bei Groß=
Zim=
mern. Der rührigſte der Gäſteelf, ihr Mittelläufer, verſuchte des
öfteren ſeinen Sturm zu beſſeren Leiſtungen anzuſpornen, was er
auch ſelbſt mit einem geſunden Torſchuß praktiſch beweiſt, doch
kann er die Mängel in der Hintermannſchaft dadurch nicht
ab=
ſtellen. Von den nahezu zwei Dutzend Toren hätte der
Gäſteſchluß=
mann die Hälfte halten müſſen, ſein Gegenüber zeigte ein
ausge=
zeichnetes Stellungsſpiel. Der Sturm zeigte zeitweiſe ſehr gutes
Angriffsſpiel, doch das zuviele Einzelſpiel und auch das zu lange
Ballbehalten machte es der Rotweißverteidigung in der Abwehr
leicht. Das Gewinnendſte des ganzen Spieles war die ruhige
Spielweiſe beider Mannſchaften, die nie eine Härte bemerken
ließ, ſo daß auch der Unparteiiſche leicht zu amtieren hätte. Etwas
lauter ging es bei dem Spiel der
Rotweiß=Reſerve — Schaafheim mit 6:10 (4:6)
zu, doch auch hier darf geſagt werden, daß das Spiel fairen
Cha=
rakter trug. Die erſte Halbzeit iſt noch ausgeglichen, doch ſchon
hier iſt die beſſere Ballbehandlung der Gäſte feſtzuſtellen. Bei
Rotweiß iſt ein mangelndes Zu= und Abſpiel gerade das, was ſie
den Sieg koſtete. Treffend bewies das die zweite Halbzeit. Im
Feldſpiel waren ſich beide Mannſchaften gleich, doch an
Schnellig=
keit und Fangtechnik war Schaafheim die beſſere Mannſchaft, ſo
daß der Sieg hier ganz in Ordnung geht. Als Entſchuldigung für
Rotweiß=Reſerve dürfte die neue Zuſammenſtellung der
Mann=
ſchaft anzuführen ſein, die dann erſt mit beſſeren Leiſtungen
auf=
wartet, wenn ſie die beſagten Mängel ausmerzt.
Poſtſportv. Frankfurt Liga—Germania 03 Pfungſtadt I 4:6 (3:4).
Einer Einladung des P.S.V. Frankfurt Folge leiſtend,
be=
gaben ſich die Pfungſtädter Germanen zu einem Freundſchaftsſpiel
nach Frankfurt. Vorweg ſei geſagt, daß das Spiel bei der
herr=
ſchenden Hitze keine großen Leiſtungen brachte. Dennoch konnten
die Pfungſtädter die komplett antretenden Poſtſportler
ein=
wandfrei beſiegen. In der Mannſchaft des PSV. Frankfurt wirkte
der frühere Mittelſtürmer des SpV. 98 Darmſtadt Euchs-mit, der
ſich mit ſeinen Leiſtungen immer noch ſehen laſſen kann. Die erſte
Halbzeit war ausgeglichen und erzielten die Pfungſtädter kurz vor
der Pauſe die Führung. Die zweite Hälfte konnten die
Pfung=
ſtädter überlegen geſtalten, und hätten die Torerfolge bei
einiger=
maßen mehr Glück bei den Würfen weit höher ſein können. Das
Spiel zeigte, daß ſich die Germanen ruhig mit jedem Gegner
meſ=
ſen können.
Poſt Darmſtadt I — Viktoria 06 Griesheim Ib 6:9.
Das am Samstag abend am Dornheimer Weg ſtattgefundene
Spiel Poſt Darmſtadt I gegen Viktoria 06 Griesheim Ib endete
mit 6:9 für Griesheim. Poſt, die wie gewöhnlich mit Erſatz
an=
treten mußte, konnte daher die Niederlage des Vorſpiels, das ſie
mit 4:6 verloren, nicht gutmachen. Mehr Training! Nächſtes
Pflichttraining am Mittwoch, den 9. Auguſt, 17.30 Uhr.
Er=
ſcheinen iſt Pflicht!
Handball im Deutſchen Turnverband.
Jubiläumsſpiele in Bickenbach.
Bickenbach 2. — Nordheim 4:5
Bickenbach 1.— Birkenau 4:4 (2: 1)
Bickenbach — Ladenburg 4:3 (2:1) (Fußball)
Bickenbach (Gründer) — Birkenau 2. 2:4 (1: 1).
Der Turnverein Bickenbach hat ſeinen Plan, einen neuen
Spielplatz herzurichten, aufgegeben. Dafür wurde der frühere
Platz an der Pfungſtädter Straße planiert und eingeſät Jetzt
iſt dieſer Platz wieder ſpielfähig. Wer den berüchtigten
Bicken=
bacher „Sand” von ehedem mit all ſeinen Tücken gekannt hat,
der iſt überraſcht von der Anlage in ihrer heutigen Verfaſſung.
Schön planiert und ganz mit Gras bewachſen, rings umgeben
von hochſtämmigen Kiefern, ein wahrer Waldſpielplatz. Er ſteht
jetzt dem Turnverein allein zur Verfügung.
Die Jubiläumsſpiele hatten ſehr unter der grellen Hitze zu
leiden, zumal das Spielfeld außerordentlich große Ausmaße
aufweiſt. Recht auffallend ſind die Ergebniſſe. Während zwei
Mannſchaften unterlagen, gelang es der erſten Elf wenigſtens
ein Unentſchieden zu erzielen und den Fußballern blieb es
vor=
behalten, den Sieg des Tages zu buchen. Bereits das erſte
Spiel der Zweiten gegen Nordheim, einen Neuling, bot
Ueber=
raſchungen. Die Gäſte beſaßen einen hervorragenden Hüter und
einige recht flinke Stürmer, auf deren Konto der Sieg geht.
Bei dem folgenden Treffen der Erſten mit Birkenau war man
auf den Ausgang deshalb geſpannt, weil die Gäſte am
Vor=
fonntag in Lorſch nur knapp unterlegen waren. Auch diesmal
enttäuſchten ſie nach der angenehmen Seite. Ihr Eifer war
vor=
bildlich mit Rückſicht auf den großen Gegner. Hervorzuheben iſt
ihr ſchußgewaltiger Mittelſtürmer. Bickenbach kam über eine
Durchſchnittsleiſtung nicht hinaus. Nur der Hüter zeigte
verſchie=
dentlich gute Abwehren. Hennemann war nicht mit in der Partie,
ſondern Zuſchauer. Geibel=Pfungſtadt leitete das verträgliche
Spiel umſichtig. Wie es immer iſt, wenn auf ein Handballſpiel
ein Fußballſpiel folgt, ſo traten auch hier die Unterſchiede dieſer
Spielarten hervor. Das Treffen trug den Charakter eines
Freundſchaftsſpiels ohne viel Reibungen. Hervorzuheben ſind die
beiden Flügelleute Bickenbachs. Das Schlußſpiel, bei dem
Grün=
der und ehemalige Prominente mitwirkten, bot öfters recht
nette Momente. Zweifellos waren die Gäſte beſſer eingeſpielt,
und es drehte ſich weniger um das Endergebnis, als um die
Leiſtungen der Spieler, gemeſſen an dem, was ſie früher gezeigt
hatten. Beide Hüter (Koradill) taten ſich hervor. Herpel,
Chriſtoph und Jährling zeigten gutes Können. Ferner gefielen
Mittelſtürmer und Linksaußen. Auch Völger ging an. —
Zwiſchen die Spiele und Halbzeiten waren Turnübungen aller
Abteilungen eingelegt, und hier waren es beſonders die
Bir=
kenauer Gäſte mit dem bekannten Stephan, die an Barren und
Reck ſehr Gutes zeigten und dadurch mithalfen, die
Veranſtal=
tung zu verſchönern. — Zum Schluß noch ein kurzer Ueberblick
über Bickenbachs Werdegang im Handball. Einem raſchen
Auf=
ſtieg aus der unterſten Klaſſe bis zur Meiſterklaſſe, an dem
Hennemann viel mitgeholfen, folgte bei deſſen Abwanderung
eine Zeit in der Meiſterklaſſe, die neben guten Tabellenſtänden
auch Verſager aufwies. Dann rückten Schneider, Karl, Jakobi
und Keil in die Erſte auf, Schweickert kam aus Hähnlein. So
wurde der Aufſtieg zur Kreisklaſſe erkämpft. Hennemann kehrte
zurück mit reichen Erfahrungen. Jetzt folgte eine Glanzzeit
Bickenbachs, und man reihte die Elf in die ſtärkſten
Mannſchaf=
ten ein. Die Meiſterſchaft wurde errungen. Jenes Spiel wurde
in Bickenbach ausgetragen, wo der kommende Turnermeiſter
Herrnsheim 2:1 ſtrauchelte. Auch die Polizeielf mußte eine 4:5=
Niederlage einſtecken. Nachdem nun Obmann Wolf die
Hand=
baller führt, kann es nur eine Linie geben, nämlich die
ruhm=
reiche Vergangenheit für die Zukunft zu verteidigen.
Werbe= und Blitkurnier in Bükkelborn.
Sieger: Turnverein Lorſch.
Privatſpiel: Büttelborn — Raunheim 7:8 (2:5) D. S.B.
Die Teilnehmer und Rangfolge des Turniers: Lorſch,
Egels=
bach, Worfelden, Groß=Gerau.
Lorſch — Worfelden 3:1 (2:1)
Egelsbach — Groß=Gerau 5:0 (2:0)
Worfelden — Groß=Gerau 9:1 (4:1)
Lorſch — Egelsbach 5:3 (2:1).
Die Spielzeit betrug 2mal 15 Minuten. Das Los brachte
gleich als erſtes Spiel die beiden Vertreter der Kreisklaſſe
zu=
ſammen. Ueberragendes wurde nicht geboten. Bei Worfelden
zeigten ſich im Sturm ſchwache Stellen, fo daß die Elf kaum
gefährlich wurde. Aber auch Lorſch kam nicht recht in Schwung.
Der Sieg für die Südheſſen ging in Ordnung. — Lebhafter
wurde es bei der zweiten Begegnung Egelsbach-Groß=Gerau.
Ein offenes Feldſpiel, bei dem der geſchwinde und ſchußſichere
Sturm Egelsbachs den Ausſchlag gab. — Das vollzeitige Spiel
Büttelborn gegen Raunheim war anfangs ſehr ſpannend und
ordentlich. Ueberraſchend gingen die Gäſte 2:0 und 5:2 in
Füh=
rung. Dann kam die Platzelf auf und verkleinerte den Abſtand
auf 5:4. Einige Hitzköpfe ließen die Zügel ſchießen. Demzufolge
mußten ein Büttelborner und zwei Gäſte das Feld verlaſſen.
Nikolai=Wolfskehlen gab das Heft nicht aus der Hand und ſo
kam ein knapper Gäſteſieg unter Dach, der durch die
hervor=
ragende Leiſtung einiger Stürmer in Ordnung geht. —
Wor=
felden gegen Groß=Gerau war eine einſeitige Sache für
Wor=
felden, da der Gegner nicht vollzählig ſpielte und Erſatz geſtellt
hatte. — Ein herrliches Spiel und ſo recht der gegebene
Ab=
ſchluß der Werbung bildete das Treffen der beiden Sieger Lorſch
und Egelsbach. Auf der einen Seite die Routine der Kreisklaſſe
und auf der andern ein äußerſt wendiger Sturm Egelsbach.
Blitzſchnell wechſelten die Situationen. Egelsbach führte 1:0.
Doch ſtellte Lorſch bis zur Pauſe auf 2:1 zu ſeinen Gunſten.
Ungewiß, wer Sieger würde. Da brachte Egelsbachs. Abwehr
zweimal den Ball nicht weg und ſo hieß es 4:1. Unentmutigte
Angriffe, die auch belohnt wurden. 4:3. Wenige Minuten, die
Spannung ſtieg. Gibt es Verlängerung? Gärtner brannte durch
und ſtellte auf 5:3. Schlußpfiff. Ein Spiel, wie es ſein ſoll, und
Nau=Büttelborn der gegebene Leiter. Abends gemütliches
Bei=
ſammenſein. Ausgabe der Urkunden. Tanz=
Deutſche Heeres=Meiſterſchaften.
Der lehte Tag. — Oſtpreußen ſiegt im
Gruppen=Fünfkampf.
Ein herrlicher Sommertag kündete ſich an, als am Sonntag:
morgen die Einwohner der beſchaulichen Stadt Kaſſel mit dem
Großen Wecken auf die weiteren Ereigniſſe der Deutſchen Heeres=
Meiſterſchaften aufmerkſam gemacht wurden. Im Mittelpunkt der
Wettbewerbe auf der Heſſen=Kampfbahn ſtand der Gruppen=
Fünf=
kampf, bei dem von den teilnehmenden Mannſchaften vielſeitige
geländeſportliche Leiſtungen verlangt wurden. Sieben
Mannſchaf=
ten, von denen jede aus einem Führer und 12 Mann in
feldmarſch=
mäßiger Ausrüſtung beſtand, hatten zunächſt eine Meldekette über
1500 Meter zu bilden und eine Meldung vom Start zum Ziel in
kürzeſter Zeit zu überbringen. Die zweite Uebung war ein
Hand=
granaten=Zielwurf aus der Deckung heraus gegen einen
markier=
ten Granat=Trichter. Es folgte ein 300 Meter=Hindernislaufen.
Keine leichte Aufgabe war die Ueberquerung der Fulda an einer
50 Meter breiten Stelle. Es war vorgeſchrieben, das geſamte
Ge=
päck jeder Mannſchaft, das ein Gewicht von etwa acht Zentnern
hatte, in einer vorgeſchriebenen Mindeſtzeit trocken auf das andere
Ufer zu bringen, was durch den Bau eines Floßes, zu dem
Stan=
gen und Stroh zur Verfügung ſtanden, ermöglicht wurde. Die
Mannſchaft der 5./J. R. 9 Potsdam hatte dabei das Mißgeſchick,
daß ihr Maſchinengewehr ins Waſſer fiel, während die 5./J.R.
Leipzig die Zeit überſchritt. Die ſehr ſchwere Aufgabe löſte hier
die 2./J. R. 21 Würzburg in der ſchnellſten Zeit. Als letzte Uebung
wurde ein 7 Klm.=Gepäckmarſch mit einem abſchließenden
Scharf=
ſchießen aus Gewehr, Revolver und Maſchinengewehr durchgeführt.
Aus dem Wettbewerb ging ſchließlich die Mannſchaft der 11./J. R. 2
Loetzen mit 4690 P. als Sieger hervor. Den zweiten Platz
belegte die 1./J.R. 18 Paderborn mit 4485 P. vor der 10./J. R. 12
Ulm mit 3492 P. und der 9./J. R. 4 Göppingen mit 3292 P
Die zweite und letzte geländeſportliche Uebung war der 7 Klm.=
Orientierungslauf. In dieſem Wettbewerb hatten die
Mannſchaf=
ten — jede Mannſchaft ausgerüſtet mit einem Marſchkompaß und
einer Karte im Maßſtal von 1:100 000 — auf unbekanntem
Ge=
lände mehrere ſehr geſchickt verſteckte Kontrollpfoſten in kürzeſter
Zeit aufzufinden. Dieſe Aufgabe bewältigte die ſiegende Abteilung
—Ausbildungs=R. 7Erlangen — in der weitaus beſten
Zeit von 51,3 Min., vor der 12./A.R. 6 Verden in 54.20 und der
10./J. R. 19 Dresden in 1:00,40.
Die Kämpfe auf der Aſchenbahn.
Der letzte Tag der Leichtathletik=Meiſterſchaften unſeres
Reichs=
heeres nahm einen glänzenden Verlauf und bildete einen
würdi=
gen Abſchluß der in jeder Beziehung muſtergültigen Veranſtaltung.
Die herrliche Kampfbahn war bis auf, den letzten Platz beſetzt.
Ganz Kaſſel ſtand noch einmal im Zeichen der ſportlichen Kämpfe
der beſten Vertreter unſerer tüchtigen Wehrmacht. Ueber 1500
Meter ſiegte der Gefr. Würker=Magdeburg in der
großarti=
gen Zeit von 4:01,2 vor dem Oberſchützen Cordes=Göppingen in
4:03 und dem Oberfunker Heyn=München in 4:05,7. Die 4X100
Meter=Staffel=Meiſterſchaft wurde von der A./A.=
R. 6 Hannover, in der beſtehenden Rekordzeit von 44,3 Sek.
gewonnen. Den zweiten Platz belegte in knappem Abſtande die
1./J. R. Stuttgart in 44,4 vor der 5./J. R. 20 Ingolſtadt in 44,6. —
Den Hochſprung gewann der Stettiner Oberkraftfahrer
Lei=
chum überlegen mit 1,81 Meter vor dem Titelverteidiger
Ober=
ſchütze Endres=Würzburg und dem Obergefr. Seeger=Magdeburg
mit je 1,76 Meter. Unteroffizier Reymann=Flensburg wurde
Meiſter im Diskuswerfen mit der neuen Rekordleiſtung von
44,44 Meter vor dem Reiter Pauwell=Münſter mit 40,45 Meter
und Unteroffizier Vogl=Paſſau mit 39,24 Meter. —Der vielſeitige
Unteroffizier Bäumle=Ludwigsburg holte ſich den Titel im
Drei=
kampf, beſtehend aus Weitſprung, Kugelſtoßen und 100 Meter=
Lauf, mit 2384,20 P. vor dem Füſelier Hans mit 2167,95 P. und
dem Obergrenadier Berger=Münſter mit 2118,05 P.
Der 100 Meter=Endlauf endete mit dem
überraſchen=
den Sieg des Halberſtädter Unteroffiziers Gentzſch in 10,9 Sek.
Oberlt. Schepers=Hannover, wurde in 11 Sek. Zweiter vor dem
Oberkraftfahrer Leichum=Stettin in 11,1 Sek. Die 400 Meter=
Meiſterſchaft holte ſich Oberreiter Rohleder=Münſter in der
ausgezeichneten Zeit von 48,9 Sek. Lt. v. Michaelis=Magdeburg
und Unteroffizier Naue gingen in kaum erkennbarem Abſtande in
je 50,4 Sek. durchs Ziel. Die Olympiſche Staffel gewann
die 6./J. R. 10 Bautzen in 3:38,9 vor der 7./J.R. 16 Hannover
und der 10.J. R. 14 Konſtanz. Im Rahmen der
Meiſterſchafts=
prüfungen wurde zum Schluß eine Maſſenſtaffel über 50X
125 Meter der Kaſſeler Formationen gelaufen. Es ſiegte die
vom Start bis zum Ziel, führende Kaſſeler Reichswehr vor der
Kaſſeler Schutzpolizei, SA.=Standarte 83 und SS.=Standarte 35.
Kaſſel Heeres=Handball=Meiſter.
Im letzten Wettbewerb der Deutſchen Heeres=Meiſterſchaften
traten auf der Heſſen=Kampfbahn in Kaſſel die Handball=
Gruppen=
meiſter zum Endſpiele an. Die 9./J.R. 15, die bekannten Kaſſeler
Jäger, ſiegten mit 16:2 (7:2) überlegen gegen die 10./J.R. 9
Spandau und kamen damit in den Beſitz des wertvollen Titels. Die
Spandauer konnten durch einen Freiwurf ihres Halbrechten die
Führung übernehmen, aber Kaſſel erzielte bald darauf nicht nur
den Ausgleich, ſondern noch ſechs weitere Tore. Spandau kam
erſt bei 6:1 gegen ſich zu einem zweiten Treffer. Nach der Pauſe
hatten die Gäſte nichts mehr zu beſtellen und wurden glatt
über=
ſpielt.
Anſchließend nahm der Chef der Heeresleitung, General
von Hammerſtein, perſönlich die Preisverteilung vor. Mit
je einer Strophe des Deutſchland= und des Horſt=Weſſelliedes
klang die Veranſtaltung aus, die wie bisher keine andere von dem
hohen Leiſtungsſtand und dem ſportlichen Geiſt unſerer Reichswehr
Zeugnis abgelegt hat.
Deutſchland gewinnk den „Mayriſch=Pokal”
Leichtathletiſcher Vierländerkampf in Luxemburg.
In Luxemburg fand am Sonntag der alljährliche
leicht=
athletiſche Vierländerkampf um die „Mayriſch=Trophäe” ſtatt, die
Deutſchland zu verteidigen hat. Obwohl durch die verſchiedenen
großen Veranſtaltungen in Deutſchland nicht die allerbeſte
Ver=
tretung nach Luxemburg entſandt werden konnte, blieb die deutſche
Mannſchaft doch mit 28 Punkten vor Frankreich (25 Punkte) ſowie
Luxemburg und Belgien (je 12 Punkte) ſiegreich.
Von den ſieben Wettbewerben gewann Weltrekordmann
Sie=
vert allein zwei, und zwar das Kugelſtoßen mit 15,47 Meter
und das Diskuswerfen mit 46,94 Meter. Ueber 200 Meter war
der Bochumer Borchmeyer in 22,4 Sekunden erfolgreich, und
einen vierten deutſchen Sieg gab es im Hochſprung durch
Wein=
kötz, der 1,90 Meter überſprang. In der Olympiſchen Staffel gab
es einen ſehr ſcharfen Kampf, den die franzöſiſche Mannſchaft
ſchließlich in 3:31,6 nur mit Bruſtbreite vor Deutſchland gewinnen
konnte.
10000 Zuſchauer waren bei den Boxkämpfen in Köln
anweſend. Guſtav Eder verteidigte die Deutſche
Weltergewichts=
meiſterſchaft erfolgreich, indem er Jup Beſſelmann in der Pauſe
zur 6. Runde zur Aufgabe zwang. Mittelgewichtsmeiſter Hein
Domgörgen erreichte gegen den Europameiſter Guſtave Roth=
Bel=
gien ein ſehr ſchönes Unentſchieden. Nach Punkten erfolgreich
wa=
ren Schwergewichtsmeiſter Hein Müller über Limouſin=Belgien
und Humery=Frankreich über Dübbers=Köln.
In Nürnberg gewann Schindler=Chemnitz den „Großen
Preis von Deutſchland” für Steher vor Maronnier, Wißbröcker
und Suter, nachdem der in Führung liegende Leipziger Hille
ge=
ſtürzt war.
Beutſce Schwiinesnelſterſchäften.
Drei neue deutſche Rekorde des Kölner Deiters. — Ueberragende Form des mehrfachen Rekordmannes.
Die Anientampfe int Beimndr.
Unter ſtrahlend blauem Himmel wurden am Sonntag die
deutſchen Schwimm=Meiſterſchaften in Weimar mit weiteren
Ent=
ſcheidungskämpfen fortgeſetzt. Auch am Sonntag hatte ſich wieder
ein zahlreiches Publikum eingefunden, das die Kämpfe mit
gro=
ßer Spannung verfolgte und die Schwimmer immer wieder durch
lebhafte Zurufe anfeuerte. Der Vormittag war größtenteils mit
den Vorkämpfen zu den Entſcheidungen des Nachmittags
ausge=
füllt. Als einzige Meiſterſchaft wurde das Kunſtſpringen
der Damen durchgeführt, das die neue Meiſterin Olga Jentſch=
Jordan überlegen mit 86,76 Punkten vor ihren Mitbewerberinnen
Schafſtädt=Köln mit 76,36 Punkten und Berthel Schlütter=
Mün=
chen mit 76,28 Punkten gewann. Frau Jentſch=Jordan übertraf
vor allen Dingen durch die Eleganz ihrer Kürſprünge, die immer
wieder bei den Zuſchauern lebhaften Beifall auslöſten. Der
gaſt=
gebende Verein, Neptun Weimar, entſchied die
Staffel=
meiſterſchaft für Damen 3 mal 200 Meter=Bruſt für V. o. W. im
Alleingang für ſich.
Die Entſcheidungen am Nachmittag.
Das Hauptintereſſe der Entſcheidungen des Nachmittags galt
naturgemäß dem 200=Meter=Crawlſchwimmen der
Herren, das Raimond Deiters=Köln in überlegener Manier
it 2:22,8 vor Schrader=Hildesheim mit 2:24,3, Wille=Gleiwitz
mit 2:25,7 und Richter=Gleiwitz für ſich entſchied. In der Staffel
4 mal 100 Meter=Crawl entſpann ſich ein harter Kampf
zwiſchen den alten Rivalen Hellas Magdeburg und Maodeburg 96,
aus dem ſchließlich Magdeburg 96 noch ſicher in 4:20,5 vor Hellas
in 4:24,5 und Poſeidon=Köln als Sieger hervorging. Der
Titel=
verteidiger Sietas=Hamburg behauptete ſich im 200=Meter=
Bruſtſchwimmen, wo er in der ſehr guten Zeit von 2:47,8
vor Heiko Schwarz=Köln mit 2:53,2, Wittenberg=Berlin mit 2:54,8
und Budig=Köln erfolgreich war. Aus der 4 mal 200=Meter=
Bruſtſtaffel für V. o. W. ging noch einmal Neptun Weimar
in 12:51 vor dem Freiberger Schwimmklub als Sieger hervor.
Die 100=Meter=Crawl=Meiſterſchaft der Damen gewann
die Charlottenburger Nixe Hertha Ahrend ſicher in 1:13,5 vor
Reni Küppers=Bremen und Frl. Gehrken=Hamburg. Die
Titelver=
teidigerin Hilde Salbert=Stuttgart konnte ſich nicht placieren. Die
mehrfache deutſche Meiſterin Kläre Dreyer=Düſſeldorf mußte
ſich ſehr ſtrecken, um über 200 Meter Bruſt ihre Meiſterwürde in
3:13,6 mit nur drei Zehntel Sekunden gegen Frl. Genenger=
Kre=
feld (3:13,9) und Frl. Engelmann=Charlottenburg in 3:14,7 mit
Erfolg verteidigen zu können.
In ganz überragender Form zeigte ſich der mehrfache
Rekord=
mann Raimond Deiters=Sparta Köln in der Entſcheidung der
1500=Meter=Crawl=Meiſterſchaft, wo er gleich drei neue
Rekorde ſchuf. Vom Start weg legte er gleich ein ungeheures
Tempo vor und verbeſſerte bei 800 Meter ſeinen alten Rekord um
7,8 Sekunden auf 10,53, die 1000 Meter beendete er in 13.40,8
ſogar um 15 Sekunden unter ſeinem alten Rekord und zum Schluß
hatte er eine Zeit von 20.46.3 herausgeſchwommen, die um 9,5
Sekunden unter ſeinem alten Rekord lag. Seine Konkurrenten
konnten das Tempo nicht mithalten und endeten weit abgeſchlagen.
Schraag=Ludwigsburg belegte in 21.57,2 den zweiten Platz. Das
Herren=Turmſpringen ließ ſich Europameiſter
Rieb=
ſchläger=Zeitz mit 125,86 Punkten nicht nehmen. Die
Meiſter=
ſchaft über 3mal100=Meter=Crawl verteidigten die
Char=
lottenburger Nixen erfolgreich in 4.00 Min. In der 100=Meter=
Rückenmeiſterſchaft mußte die Titelverteidigerin Elfr.
Saſſerath=Rheydt eine überraſchende Niederlage durch Frl.
Hölz=
ner=Annaberg in 1:28,9 hinnehmen. Die abſchließende
Lagen=
ſtaffel der Herren holte ſich die Hellas Magdeburg in 5:20,2.
Zum Schluß der Deutſchen Schwimm=Meiſterſchaften ſprach der
Führer des DSV., Georg Hax, den neuen Meiſtern anerkennende
Worte aus, mit dem Geſang des Deutſchland= und Horſt=Weſſel=
Liedes wurden die Meiſterſchaften beendet.
DeutſthesengeseiſterſchaftennSamonrg
Der zweite Tag. — Zweite Runde im Herreneinzel faſt beendek.
Der Beginn bei den Damen.
Bei den Internationalen Tennismeiſterſchaften von
Deutſch=
land in Hamburg wurde am Sonntag die zweite Runde des
Her=
ren=Einzels in Angriff genommen. Es gab teilweiſe recht
inter=
eſſante Kämpfe, wobei die deutſchen Vertreter nicht gerade ſchlecht
abſchnitten. Gortfried v. Cramm ſpielte gegen den Tſchechen
Vo=
mußte ſo auch den zweiten Satz mit 0:6 abgeben. Er ſiegte aber
ſchließlich doch 6:3, 0:6, 6:2, 6:2. Einen ſehr ſchönen Erfolg errang ſah man im Spitzeneinzel zwiſchen den beiden früheren Davis=
Jaenecke, der bei dem Jugoſlawen Kukuljevic einen unerwartet
ſtarken Widerſtand fand und auch die erſten beiden Sätze gewann
und im dritten Satz 5:3 führte und faſt vor dem Siege ſtand, als
Janecke den Satz mit 7:5 an ſich brachte und dann den vierten
mit 10:8 gewann. Im entſcheidenden fünften Satze gab dann der
Jugoſlawe auf. Einen erbitterten Kampf lieferten ſich der
Italie=
ner d Oſtiani und der Neuſeeländer Stedman. Erſt nach fünf
erbitterten Sätzen ſetzte ſich der Italiener durch. Uthmöller
mußte erſt ſein am Vortage ausgefallenes Spiel gegen den
Tſche=
chen Rohrer nachholen und überraſchte hier durch einen Sieg von
4:6, 6:3, 6:4. In der zweiten Runde ſtand er dann dem
Jugo=
ſlawen Puncec gegenüber, der am Vortage Dr. Hauß
ausgeſchal=
ret hatte. Uthmöller gewann den erſten Satz 6:1, verlor den
zwei=
ten 2:6 und gab im dritten beim Stande von 2:0 für ſeinen
Geg=
ner auf. Roderich Menzel gab dem Norddeutſchen Denker mit
6:3, 6:4, 6:2 das Nachſehen. Die drei Japaner ſetzten ſich
erwar=
tungsgemäß auch in der zweiten Runde durch. Jiro Satoh ſchlug
Lorenz 6:2, 6:4, 6:4. Lorenz hatte gegen den Japaner nicht viel
zu beſtellen, zumal er auch erſt das am Samstag nicht beendete
Spiel gegen den Italiener Bagigalupo nachholen mußte, wobei
er 6:2, 7:5, 2:6, 4:6, 6:4 gewann. Nunoi mühte ſich mit dem
Rumänen Pouillieff vier Sätze ab und gewann 2:6, 6:1, 6:2, 6:0
und Itoh ſchaltete den zurzeit nicht in beſter Form befindlichen
Nourney 6:4, 5:7, 6:4, 6:3 aus.
Die Vorrunde der Damen.
Die Titelverteidigerin Frl. Payot und die deutſche
Spitzen=
ſpielerin Frl. Krahwinkel brauchten in der erſten Runde nicht in
Aktion zu treten. Beſondere Ueberraſchungen gab es in der erſten
Runde nicht bis auf das Ausſcheiden von Frau Burke, die gegen
die Berlinerin Frau Ullſtein mit 6:4, 1:6, 8:6 verlor, Frl. Sander
mußte gegen Frl. Lyle mit 3:6, 6:0, 6:1 die Waffen ſtrecken. Frl.
Horn trat zum Dameneinzel nicht an und überließ Frl. Trede
kampflos den Gang in die zweite Runde. Mit Frl. Trede kamen
noch Frl. v. Ende, Frl. Weihe und Frau Pittmann kampflos in
die nächſte Runde. Bis auf Frl. Horn befinden ſich die „geſetzten”,
Spielerinnen noch alle im Wettbewerb.
Die Ergebniſſe.
Herren=Einzel, 1. Runde: Uthmöller — Rohrer 4:6, 6:3,
6:4, Lorenz — Bacigalupo=Italien 6:2, 7:5, 2:6, 4:6, 6:4; 2.
Runde: Nunoi — Poulieff 2:6, 6:1, 6:2, 6:0, Stalios=
Griechen=
land — Kühl=Deutſchland 6:3, 6:4, 5:7, 6:1. Itoh — Nourney
6:4, 5:7, 6:4, 6:3, Malecek — Sperling 6:2, 6:1, 6:0, Dr.
Heit=
mann ohne Spiel, d’Oſtiani=Italien — Stedman=Neuſeeland 10:8,
0:6, 7:9, 6:3, 6:4, Frenz — Burrows=England 4:6, 6:2, 6:1, 6:2,
Jaenecke=Deutſchland — Kukuljevic=Jugoſlawien 4:6, 4:6, 7:5,
10:8 aufgegeben, v. Cramm — Vodicka 6:3, 0:6, 6:2, 6:2, Puncec
— Uthmöller 1:6, 6:2, 2:0 aufgegeben, Jacobſen — Wilhelmi 6:2,
3:6, 6:4, 6:1, R. Menzel — Denker 6:3, 6:4, 6:2, Satoh — Lorenz
6:2, 6:4, 6:4, Siba=Prag — Lund=Kiel 6:2, 6:2 wegen Dunkelheit
abgebrochen.
Damen=Einzel, 1. Runde: Fr. Henrotin=Frankreich — Frl.
Othberg=Krüger 6:1, 6:0, Fr. Schomburgk — Frl. Münſter 6:1,
6:0, Fr. Stuck — Fr. Ledig 6:1, 6:1, Frl. Stammers — Frl. Haff
6:1, 6:1, Fr. Dearman — Frl. Hein 9:7, 7:5, Frl. Couquerque —
Fr. Roſt 6:3, 6:3, Frl. Lyle — Frl. Sander 3:6, 6:0, 6:1, Fr.
Ull=
ſtin — Fr. Burke 6:4, 1:6, 8:6.
Mit dem knappen 3:2=Siege ging Italien aus dem
Davispokal=Ausſcheidungs=Wettbewerb gegen Polen erfolgreich
hervor. Den entſcheidenden dritten Punkt holte im erſten
Einzel=
ſpiele des Schlußtages de Stefani heraus, der den Polen Hebda
erſt in einem Fünfſatzkampf 6:2, 6:3, 0:6, 4:6, 6:2 ſchlug. Im
letz=
ten Spiele holten ſich die Polen durch Tloczynſki ihren zweiten
Punkt. Tloczynſki fertigte den nicht ſehr ſicher ſpielenden Sertorio
6:2, 4:6, 6:3, 6:4 ab.
Amerikas Damen gewannen im Kampf gegen England
den Wightman=Cup in Foreſt Hills knapp mit 4:3, nachdem ſie am
erſten Tage klar mit 3:0 geführt hatten.
Ganz überlegen gewann Baden in Karlsruhe gegen
Elſaß den Leichtathletik=Länderkampf mit 80:59 Punkten.
Einen neuen Weltrekord in der wenig
gebräuch=
lichen 3mal 800 Meter Staffel für Frauen ſtellten die Damen des
VfB. Breslau mit 7:37,/4 Min. auf.
Tennis=Großkampftag in Darmſtadt.
Landmann ſchlägt Buß.
Bei herrlichem Tenniswetter und vor voller Tribüne war der
geſtrige Klubkampf des Tennis= und Eisklubs gegen den
Tennis=
klub Mannheim ein für den veranſtaltenden Verein in jeder
dicka genau ſo gleichgültig wie am erſten Tage gegen Meffert und / Hinſicht voller Erfolg. Es gelang, dem ſtarken Mannheimer
Geg=
ner ein ehrenvolles 6:6 abzutrotzen. Ganz hervorragenden Sport
pokalſpielern Dr. Buß (Mannheim) und Dr. Landmann (
Darm=
ſtadt). Nach anfänglicher Unſicherheit Dr. Landmanns, die ihm
den erſten Satz 1:6 koſtete, fand er ſchließlich Länge und Härte
ſeiner wundervoll reinen Schläge. Unter geſteigertem Mitgehen
des Publikums gewann er die beiden nächſten Sätze nach
herr=
lichem Kampf 6:4, 6:4. Auch das große Herren=Doppel brachte
vorzüglichen Sport. Dr. Landmann-Kleinlogel, die ſich gut
er=
gänzten, gewannen nach wechſelvollem Kampf 6:4, 6:3 gegen Dr.
Buß-Kirchgäſſer. In den reſtlichen Einzelſpielen ſiegte
Kirch=
gäſſer knapp gegen Kleinlogel 5:7, 7:5, 6:4, und die beiden
talen=
tierten Mannheimer Fütterer und Troß gegen Werner und
Endriß, die beide nicht ihre Form fanden, in je zwei Sätzen,
ſo=
wie Schäfer gegen Sennewald in drei Sätzen. Lediglich Vollrath
gelang durch forſches Angriffsſpiel ein ſchöner Dreiſatzſieg gegen
Schneider. Beſonders erfreulich waren, die Siege der beiden
Darmſtädter Damen Frl. Unckell und Frl. Scriba, die Frl. Huck
bzw. Frau Maxon in je zwei glatten Sätzen, ſchlagen konnten.
Im gemiſchten Doppel unterlagen Frl. Unckell—Kleinlogel gegen
Frl. Huck—Dr. Buß 3:6, 3:6, während Frl. Scriba—Werner über
die Mannheimer Frau Maxon—Fütterer einen ſchönen Sieg mit
6:4, 6:2 erfochten. Im abſchließenden Herren=Doppel ſiegte die
Mannheimer Kombination Fütterer—Troß knapp, aber verdient,
gegen Werner—Enriß, von denen beſonders letzterer bedenkliche
Schwächen im Ueberkopf=Spiel zeigte.
Alles in allem kann geſagt werden, daß die Zuſchauer voll
und ganz auf ihre Koſten kamen und daß durch dieſe
Veranſtal=
tung hoffentlich dem ſchönen weißen Sport in Darmſtadt neue
Anhänger zugeführt werden.
Schon heute ſei darauf hingewieſen, daß am kommenden
Sonntag das Endſpiel um die Bezirks=Medenmeiſterſchaft zwiſchen
dem Sportklub Forſthausſtraße Frankfurt und dem Tennis= und
Eisklub Darmſtadt auf den Plätzen am Böllenfalltor ſtattfindet.
AAnondter Boltbeenntag in Aartshoeft.
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Franz=Seldte=Jagdrennen, 2400 Mk., 3000 Meter, dreijährige
Mai=
den: 1. C. Fellers Winterſonne (W. Hauſer). 2. Gräfin
Ger=
trud. 3. Rekrut. Toto: 119, Pl.: 24, 13, 15, Lg.: 6 — W.
Fer=
ner: Maienblüte, Inge, Standarte, Pucelle, Kämpfer, Hauſer,
Stahlhelm, Landſchaft.
Franz=von=Papen=Jagdrennen, 2400 Mk., 3000 Mtr., Herrenreiten:
1. Heinz Stails Ypſilanti (Hr. K. Schlitzkus). 2. Hetman.
3. Jubel. Toto: 27, Pl.: 19, 24, Lg.: 1—8. Ferner: Palfrey,
Tana, Carlo.
Dr. Goebbels=Hürdenrennen, 3200 Mk., 2800 Meter, Dreijährige:
1. P. de Nully=Browns Gehvoran (W. Wolff). 2. Paſſatwind.
3. Seni. 4. Sonnenuhr. Toto: 21, Pl.: 11, 13, 13, 13, Lg.:
7—3. Ferner: Manuſkript, Proſpera, Monna Vanna, Emſchä,
Kokette, Lordmayor, Steinbraut, Cembalo, Dennoch.
Hermann=Göring=Seejagdrennen, 3200 Mk., 4100 Meter,
Aus=
gleich III: 1. H. Saubers Edelſtein (Müſche). 2. Fafner. 3.
Lohland. Toto: 45, Pl.: 19, 27. 19, Lg.: K—4. Ferner:
Röß=
ling, Menelaos, Kommvoran, Oſtfranke, Frag Papa.
v. Blomberg=Senioren=Flachrennen, 2000 Mk., 2500 Meter,
Herren=
reiten: 1. Frau Ch. Butzkes Silbermöve (Frhr. v. Berchem).
2. Glühwürmchen. 3. Parademarſch. Toto: 26, Pl.: 14, 15,
21. Lg.: 3—6. Ferner: Fugger, Blanker Hans, Frohwalt,
Horrido, Alma, Forſtwart.
Volkskanzler=Jagdrennen, 4500 Mk., 3700 Meter, Ausgleich 1:
1. K. Beckers Nobel (J. Unterholzner), 2. Cyklop. 3. Gemma.
Toto: 26, Pl.: 13 18, 16, Lg.: 1—8. Ferner: Fritz Fromm,
Khedive, Luxus, Elm, Traumulus.
Ludwig=Grauert=Flachrennen, 2400 Mk. 2500 Meter, Ausgleich III:
1. Frau G. Maunes Ruſalka (J. Raſtenberger). 2. Novalis.
3 Attache. 4. Paß auf. Toto: 184, Pl.: 34, 16, 33, 34, Lg.:
1½—1. Ferner: Rodrigo, Jagdjunker, Luftklappe, Steinfeld,
St. Georg, Laus, Tell, Morgenwind, Cusco, Gaufeier.
Nationales Flachrennen, 1200 Mk., 2000 Meter: 1. H.
Dümpel=
manns Rivale (Arth. Schlaefke jr.). 2. Rheinfels. 3. Alfio.
Toto: 65, Pl.: 17, 37, 16. Lg.: ½—2. Ferner: Ilſha,
Ana=
ſtaſia, Vigna, Stromer, Comteſſe Iſola, Krakaton, Hampala,
Wintermärchen.
Ke
Ungarn ſiegt
im Leichkathletik= Länderkampf gegen Süddeutſchland
mit 72:55 Punkken.
Daß gegen Ungarns Leichtathletik=Ländermannſchaft die
ſüd=
deutſche Verbandsmeiſterſchaft allein nicht gewinnen könnte —
zu=
dem noch auf Budapeſter Boden —, war von vornherein klar.
Das Ergebnis von 72:55 Punkten für Ungarn überraſcht
keines=
wegs; im Gegenteil: man hätte eine klarere Niederlage
erwar=
ten können, und es muß geſagt werden, daß die ſüddeutſchen
Ath=
leten in Budapeſt geleiſtet haben, was in ihren Kräften ſtand.
Der Empfang der Süddeutſchen in der ungariſchen
Landeshaupt=
ſtadt war überaus herzlich. Als beim feierlichen Einmarſch der
Mannſchaften auf dem Hungaria=Platz die ſüddeutſche Mannſchaft
unter Führung des Frankfurters Berg mit den Fahnen des neuen
Reichs erſchien, begrüßte ſie ein ſehr ſtarker Beifall. Unter den
2500 Zuſchauern befanden ſich die Spitzen der Behörden. — Die
Kämpfe wurden ſehr flott abgewickelt. Sie waren häufig äußerſt
ſpannend, beſonders in den Läufen, die meiſt erſt im Endſpurt
knapp vor dem Ziel entſchieden wurden. Die Ungarn konnten
ſo=
gar 2 neue und ganz ausgezeichnete Landesrekorde buchen.
Die Ergebniſſe
(S. — Süddeutſchland. U. — Ungarn):
100 Meter: 1. Gerö=U. 10,6 Sek.; 2. Mährlein=S. 10.7 Sek.;
3 Paics=U. 10,7 Sek.; 4. Kurz=S. 10,9 Sek.
Gerö gewann im Endſpurt leicht, während Mährlein Mühe
hatte, den zweiten Ungarn zu halten.
400 Meter: 1. Metzner=S. 49,0 Sek.: 2. Nehb=S. 50,0 Sek.; 3.
Szaley=U. 50,8 Sek.; 4. Körös=U. 51,2 Sek. — Metzner ſiegte
in ſchönem Stil ſehr leicht und auch Nehbs zweiter Platz ſtand
nie in Frage.
1500 Meter: 1. Szabo=U. 3:59,4 Min. (neuer ungariſcher Rekord);
2. Schilgen=S. 4:01,8 Min.; 3. Govrich=U. 4:03,4 Min.; 4.
Stadler=S. 4:04 Min. — Schilgen führte bis 150 Meter vor
dem Ziel, war aber dann dem prachtvollen Endſpurt des
Gegners nicht mehr gewachſen.
110 Meter Hürden: 1. Welſcher=S. 15,2 Sek.; 2. totes Rennen
zwi=
ſchen Borros=U. und Javor=U. in 15,6 Sek.; 4. Scheck=S. 16,2
Sek. — Welſcher, der in ruhigem und elegantem Stil lief,
ging ſchon nach der zweiten Hürde in Front und ſiegte unter
Beifall klar.
Speerwerfen: 1. Varszeghy=U. 63,45 Meter; 2. Demetz=S. und
Takacz=U., je 55,73 Meter; 4. Haag=S. 51,75 Meter.
Kugelſtoßen: 1. Berg=S. 15,06 Meter; 2. Cascany=U. 14,55 Meter;
3. Schneider=S. 14,33 Meter; 4. Horvath=U. 13,62 Meter. —
Berg ſtellte ſeinen beifällig aufgenommenen Sieg mit
dem zweiten Wurf ſicher, während Schneider über ſeine
zu=
erſt erzielte Wurfweite nicht mehr hinauskam.
Weitſprung: Balogh=U 7.30 Meter; 2. Koltai=U. 7,26 Meter;
3. Scheck=S. 7,00 Meter; 4. Brodbeck=S. 6,70 Meter — Die
ſüddeutſchen Springer wurden hier geradezu deklaſſiert.
800 Meter: 1. Szabo=U. 1:55.2 Min.: 2. Paul=S. 1:55,8 Min.;
3. Deſſecker=S. 1:57.0 Min.; 4. Jgnacz=U. 1:58,8 Min. —
Deſſecker führte in ſcharfem Tempo bis 600 Meter, dann
gingen Szabo und Paul vorbei. Paul lag vorübergehend
mit fünf Metern vorn, wurde aber zum Schluß doch
über=
ſpurtet.
Hochſprung: 1. Bodoſſy=U. 1,95 Meter (Neuer ung.
Landes=
rekord); 2. Haag=S. und Kesmarki=1. je 1,84 Meter; 4.
Brod=
beck=S. 1,78 Meter. — Bodoſſy verbeſſerte Kesmarkis alte
Höchſtleiſtung um einen Zentimeter. Bei 1,97 Meter ſtreifte
er die Latte knapp. Brodbeck hatte ſich beim Weitſprung
ber=
letzt.
5000 Meter: 1. Kelen=U. 15:21.0 Min.; 2. Helber/ L.=S. 15:23
Min.; 3. Simon=U. 15:43.8 Min.: 4. Bertſch=S. 15.57.6 Min.
— Das Feld blieb bis zur Hälfte des Rennens geſchloſſen
beiſammen. Dann übernahmen Helber und Kelen die
Füh=
rung. Helber verſuchte, den Ungarn abzuſchütteln, kam aber
nicht weg und mußte 50 Meter vor dem Ziel den mächtig
ſpurtenden Ungarn ziehen laſſen.
Diskuswerfen: 1. Donogan=U. 47.03 Meter; 2. Lampert=S 43.99
Meter; 3. Madaraſz=U. 43,83 Meter; 4. Berg=S. 40.74 Meter.
4mal 100 Meter: Ungarn 42.0 Sek.; 2. Süddeutſchland 42.2 Sek.
— Die knappe Niederlage der Süddeutſchen wäre zu
ver=
meiden geweſen, Kerſch ſtartete ſchlecht und verlor viel an
Boden. Sein Wechſel mit Welſcher klappte auch nicht.
Wel=
ſcher lief dann recht gut, konnte aber nur wenig aufholen.
Mährlein und Kurz verringerten den Vorſprung der
Ungarn, aber der Sieg der Ungarn war nicht mehr zu
ver=
hindern.
Gefamtergebnis: 72:55 für Ungarn.
Rundfunk=Programme.
7.10:
1499
9.00:
9.45:
10.10:
11.30:
15.00:
15.45:
16.00:
17.00
17.35
18.00:
18.30:
19.00:
20.00:
D-
23.00:
Frankfurt: Montag, 7. Auguſt
Choral. — 7.15: Frühkonzert auf Schallplatten.
12.00: Mittagskonzert. Ausf.: Orcheſter der Gaubetriebszellenleitung
(NSBO.), Frankfurt a. M.
13.30: Köln: Mittagskonzert.
14.20: Jeder hört zu! — 15.20: Muſikaliſcher Zeitvertreib,
16.30: München: Nachmittagskonzert. Ltg.: Erich Kloß.
Deutſcher Almanach. — 18.10: 3 mal 5 Minuten.
18.25: Der Wirtſchaftsprüfer im nationalſozialiſtiſchen Staat
ſeinen Beziehungen zu Unternehmertum und Behörde.
18.45: Kurzbericht vom Tage.
19.00: Srunde der Nation: Chriſtian Dietrich Grabbe. Ein
deut=
ſches Dichterſchicſal. Hörwerk von Curt Elwenſpoek.
20.00: Virtuoſe Violinmuſikk. Ausf.: Konzertmeiſter Gottfried Stanek
(Violine), Dr. Reinhold Merten (Klavier).
20.30: Sturmabend der Frankfurter SA. Ltg.: Dr. Spen Schacht.
21.30: Stunde der Kammermuſik. Werke von Reger und Beethoven.
22,25: Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport.
22.50: Leipzig: Nachtmuſik.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Montag, 7. Auguſt
Kinderaymnaſtik. — 9.15: Fröhlicher Kindergarken.
Fritz Müller=Partenkirchen: „Erblich belaſtet” und andere
Nachdenklichkeiten.
Schulfunk: Stunde der Hitlerjugend: 200 Schüler fliegen im
Sportflugzeug. (Aufnahme.)
Prof. Paul Haake: Der preußiſche Soldatenkönig und die
Seinen.
Für die Frau: Anregungen aus dem Hörerkreiſe.
Bücherſtunde: Geiſt und Reich.
Breslau: Nachmittagskonzert.
Univerſitätsprofeſſor Dr. Rein: Univerſität und Volk.
Muſik unſerer Zeit: Werke von Siegmund von Hausegger.
Das Gedicht. — 18.05: Muſik unſerer Zeit. (Fortſetzung.)
Sonate für Violine und Klavier von Hans Ortleb.
Jugendſportſtunde: Von den Alpen zu den Cordilleren.
Stuttgart: Stunde der Nation: Chriſtian Dietrich Grabbe
Hörwerk von Curt Elwenſpoek.
Kernſpruch. — Anſchl.: Günther Wißmann: Der Rundfunk
ſeit dem 30. Januar. — 20.10: Rendez=wous mit alten
Schlagern. Heitere Stunde mit Elſe Kochhann, B. Boetel
und Harry Sondi.
Kurd Kißhauer: Wir und die Sterne.
Köln: Von der Singſpielbühne ins Volk. Mitw.: U. a.;
Kölner Singakademie, das verſtärkte. Funkorcheſter.
Hauptſchriffleitung: J. V.: Max Streeſe
Verantwortlich für Pollilk: J. V.: Andreas Bauer; für Feullleten, Reich urd
Ausland und Heſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: J. V.: Dr. C. H. Quetſch;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch: ſür den Schlußdienſt: Andreas Bauer
für „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette
für den Inſeratenteil und geſchäftiſche Mitteilungen: Willy Kuhle:
Druck und Verlag: L. C. Wlitich — ſämilich im Darmſtadi.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantle der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutzige Ruer hai=8=Seiten.
Seite 8 — Nr. 217
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 7. Auguſt 1933
gM dlAeiS Städe
46)
(Nachdruck verboten!
Original-Roman
von
Hans Hirthammer
Die Bäume rauſchten ihr ewiges Lied, das Lied von Wachſen
und Blühen, von Tiefe und Untergang.
Irgendwo in der Ferne entlud ſich das Gewitter, das ſeit
dem Vormittag drohend am Himmel geſtanden war. Das
ge=
dämpfte Grollen des Donners zitterte über den See.
Der Wind ſtellte ſich ein und verjagte die Schwüle. Ein paar
Regentropfen fielen, dann brach plötzlich die Abendſonne hervor,
Das Gewitter verlor ſich im Süden.
Ein Froſch begann ſchüchtern und melancholiſch zu quaken,
nach einer Zeit gab ein zweiter Antwort und dann begann ein
wildes Konzert.
Berauſcht, blutrot ſank die Sonne.
*
Die Scheinwerfer fraßen ſich fröhlich in die verdämmernde
Straße. Das Tachometer zeigte eine Geſchwindigkeit von neunzig
Stundenkilometern.
Wendrichs Arm lag in zärtlicher Behütung um die Schultern
der Geliebten.
„Nichts kann uns mehr trennen, Jenny!” flüſterte er und fuhr
mit der Hand über ihr feuchtes Haar.
Jenny nickte. „Ich habe dich ſchon beim erſten Anſehen lieb
gehabt."
Er wollte ſie küſſen, doch ſie verwehrte es ihm mit einer
hef=
tigen Handbewegung des Kopfes.
„Willſt du denn unbedingt, daß wir an einen Baum fahren?
Sieh dir doch die Geſchwindigkeit an!“
„Dann mußt du eben bremſen!” beſtand Wendrich auf ſeinem
Willen. „Los Jenny, nimm das Gas weg!”
„Aber nein, wann ſollen wir da nach Wiesbaden kommen?
Sei doch ein klein wenig vernünftig!“
Wendrich blieb unerbittlich. „Sofort halten!” befahl er ſtreng.
„Schließlich habe ich den Wagen gemietet. Man hat die Pflicht,
meinen Anordnungen Folge zu leiſten!“
Da gab ſie nach. Als der Wagen am Rand der Straße ſtehen
blieb, zog Fritz Wendrich ſie mit beiden Armen an ſich. Sie ließ
den Kopf an ſeine Bruſt ſinken und ergab ſich ſeinen Küſſen.
„Jenny!” flüſterte er ihr ins Ohr. Dann küßte er ihre Augen,
ihre Haare, die kleinen Grübchen an ihren Wangen,
Es dauerte eine Zeit, bis er ſie wieder frei ließ.
„So, jetzt kannſt du meinetwegen weiterfahren!"
Lockend und wunderbar kam das Leben zu ihnen.
Spät in der Nacht trafen ſie in Wiesbaden ein und nahmen
in einem Hotel Quartier.
Bald nach dem Abendeſſen ſuchten ſie ihre Zimmer auf, die
im gleichen Stockwerk nebeneinander lagen. Sie verabſchiedeten
ſich ſchweigend, mit einem bedeutſamen Händedruck.
Aber Wendrich war zu ſehr erfüllt von den Erlebniſſen, um
ſchon ſchlafen gehen zu können. Er zündete ſich eine Zigarette an,
trat ans offene Fenſter und blickte träumend in die flimmernde
Nacht hinaus.
Wie wunderbar war ihm ſeine Sehnſucht in Erfüllung
ge=
gangen! Die ſchönſte, köſtlichſte Frau war in zweifacher Weiſe ſein
eigen geworden. In leuchtenden, hellen Farben lag die Zukunft
vor ihm.
Im Weſten ging der Mond auf und goß einen blauen Schein
über die Landſchaft. Aus der Tiefe eines Parkes drang das
Zir=
pen einer Mandoline
„Welch wundervolle Nacht!” flüſterte er und ſtrich mit einer
verlorenen Bewegung das Haar aus der Stirn. „Eine Nacht
der Liebenden und — der Träumer!“
*
Am anderen Morgen wanderten die beiden jungen
Men=
ſchen über die Höhen, die der Stadt öſtlich vorgelagert waren.
Jenny trug eine leichte Sommerbluſe mit kurzem Rock. Sie
war in ausgelaſſener Stimmung. Alle Augenblicke lief ſie vom
Weg ab, ſei es, daß ſie eine hübſche Blume entdeckte oder einen
Ausblick zu bewundern fand.
Wendrich ließ ſich willig von ihrem Uebermut anſtecken, rief
ihr ſcherzende Worte zu, feuerte ſie eifrig an, wenn es eine
Raſenbank in gemeinſamem Wettlauf zu erreichen galt. Freilich
ſtellte ſich dabei heraus, daß ſie die flinkeren Beine hatte.
Sie verließen die Straße und bogen in einen Waldweg ein.
In ſanften Windungen ſchlängelte ſich der Pfad dem Gipfel der
Anhöhe zu.
Jenny, die es kaum mehr erwarten zu können ſchien,
ver=
ließ plötzlich den Pfad und ſtürmte mit einem jauchzenden
Aus=
ruf zwiſchen den Bäumen durch, um die Höhe auf dem
ſchnell=
ſten Weg zu erreichen.
Wendrich verlor ſie aus den Augen. Lachend und mit lautem
Hallo ſchlug er die Richtung ein, in der ſie davon geeilt war.
Plötzlich drang das wutende Gebell eines Hundes an ſein
Ohr, unmittelbar darauf erſchreckte ihn ein ſchriller Aufſchrei
Jennys.
Wendrich ſetzte ſich in Trab und ſah alsbald, wie die
Ge=
liebte mit geballten Fäuſten ſich gegen einen mächtigen Köter
zur Wehr ſetzte, der ſie angefallen hatte.
Offenbar flößten ihm Wendrichs Stockhiebe mehr Achtung
ein, als Jennys zarte Frauenfäuſte. Er ließ von der Frau ab
und lief winſelnd den Abhang hinunter, einem alten Maun
entgegen, der eben zwiſchen den Bäumen ſichtbar wurde.
Der Fremde verabreichte dem Hund ein paar kräftige Hiebe
mit der Peitſche und kam keuchend auf das Paar zu.
Jenny beſah ſich den angerichteten Schaden. Der Aermel der
Bluſe war vollkommen zerfetzt, ein Glück trotz allem, daß außer
einer leichten Hautabſchürfung der Arm verſchont geblieben war.
Frau Prenner mußte trotz des Unglücks lachen, als ſie ihrem
Freund den malträtierten Aermel zeigte. „Das iſt eine ſchöne
Geſchichte! Ich kann mich doch in dieſem Zuſtand von niemand
ſehen laſſen!“
Wendrich kratzte ſich hinter den Ohren. „Hm, wie wäre es,
wenn wir auch den anderen Aermel abtrennten. Dann wäre
es eine ärmelloſe Bluſe!”
„Das Ei des Kolumbus! — Aber ſo einfach wie du dir das
vorſtellſt, geht das nicht, es ſei denn, daß du mir Nadel und
Faden zur Verfügung ſtellen kannſt!“
Der Alte war inzwiſchen herangekommen und zog aufgeregt
den Hut. „Ich bitte die Herrſchaften vielmals um
Entſchul=
digung! Hoffentlich iſt Ihnen nichts geſchehen, gnädige Frau!
Das verdammte Vieh, ich hätte es nicht von der Leine laſſen
ſollen!“
Er rieb ſich verlegen den Bart. „Es kommen ſo ſelten
Leute hier herauf. Und wenn die Dame nicht gelaufen wäre,
hätte Nero ſie beſtimmt in Ruhe gelaſſen. Ich werde Ihnen
ſelbſtverſtändlich den angerichteten Schaden in vollem Umfang
erſetzen!“
(Fortſetzung folgt.)
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