Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
F½— Nr. 178
Donnerstag, 29. Juni 1933
Gegen das Ein=Kinder=Syſtem.
Reichsinnenminiſter Dr. Frick über die Bevölkerungs= und Raſſenpolikik der Reichsregierung. —
Herab=
ſehung der öffenklichen Ausgaben für Aſoziale und Erbkranke. — Einrichkung eines ſozialen
Familien=
ausgleichs für kinderreiche Familien.
Die deutſche Mukker
als Mitgeſtalkerin unſerer Zukunfk.
Berlin, 28. Juni.
Auf der heutigen erſten Sitzung des Sachverſtändigen=
Bei=
rates für Bevölkerungs= und Raſſenpolitik hielt der
Reichs=
innenminiſter eine Anſprache, in der er u. a. ausführte:
Deutſchland iſt das Land, das ſowohl während des Krieges
wie nach dem Kriege den bedrohlichſten Ausfall an Geburten zu
verzeichnen gehabt hat. Während wir um die Jahrhundertwende
noch etwa 2 Millionen Geburten im Jahre hatten, ſind es heute
nur noch rund 975 000.
Das deutſche Volk iſt zum Ein=, ja zum Keinkindſyſtem
übergegangen. Der Rückgang der Sterblichkeit im
volks=
biologiſchen Geſamthaushalt unſeres Volkes reicht nicht
mehr aus, um die Erhaltung des Bevölkerungsbeſtandes
zu ſichern. Nur die ländlichen Gemeinden haben noch einen
geringen Geburtenüberſchuß, der aber nicht mehr ausreicht,
um den Verluſt in den deutſchen Städten zu erſetzen. Unſer
Volk geht unweigerlich einer ſtarken Ueberalterung und
Vergreiſung entgegen.
Doch iſt es nicht nur die Zahl, die zu Bedenken Anlaß gibt,
ſondern in gleichem Maße die Güte und Beſchaffenheit unſerer
deutſchen Bevölkerung. Es gibt Autoren, die bereits 20
Pro=
zent der deutſchen Bevölkerung als erbbiologiſch geſchädigt
an=
ſehen, von denen dann Nachwuchs nicht mehr erwünſcht ſei. Es
kommt hinzu, daß gerade oft ſchwachſinnige und minderwertige
Perſonen eine überdurchſchnittlich große Fortpflanzung aufweiſen.
Das bedeutet, daß die begabtere wertvolle Schicht von
Genera=
tion zu Generation abnimmt und in wenigen Generationen
nahezu völlig ausgeſtorben ſein wird. Unſere Nachbarn im Oſten
haben gerade die doppelte Lebendgeborenenzahl.
Die Abwanderung von dem Lande in die Städte, aus dem
Oſten nach dem Weſten hat, bereits in einigen Landkreiſen
des Oſtens zu einem merklichen Bevölkerungsrückgang
ge=
führt, ſo daß trotz der vorhandenen Arbeitsloſigkeit die
Ge=
fahr der Zuwanderung von Fremdſtämmigen im Oſten
beſteht.
In gleichem Maße müſſen wir die fortſchreitende Raſſenmiſchung
und Raſſenentartung unſeres Volkes mit Sorge verfolgen.
Bei der überaus ſtarken Belaſtung unſeres Volkes mit
Steuern, Sozialabgaben und Zinſen dürfen wir uns der
Er=
kenntnis nicht verſchließen, daß der Staat an einen Umbau der
geſamten Geſetzgebung und eine Verminderung der Laſten für
Minderwertige und Aſoziale heranzugehen haben wird. Es koſtet
der Geiſteskranke etwa 4 RM. den Tag, der Verbrecher 3,50 RM.,
der Krüppel und Taubſtumme 5—6 RM. den Tag, während der
ungelernte Arbeiter nur etwa 2,51 RM., der Angeſtellte 3,60
Reichsmark, der untere Beamte etwa 4 RM. den Tag zur
Ver=
fügung haben. Das ſind Folgen einer übertriebenen Fürſorge
für das Einzelindividuum, die den Arbeitswillen der Geſunden
ertöten und das Volk zu Rentenempfängern erziehen muß.
Ande=
rerſeits belaſten ſie die wertvollen Familien derart, daß
Abtrei=
bung und Geburtenverhütung die Folge davon ſind.
Zur Erhöhung der Zahl erbgeſunder Nachkommen haben
wir zunächſt die Pflicht, die Ausgaben für Aſoziale,
Min=
derwertige und hoffnungslos Erbkranke herabzuſetzen und
die Fortpflanzung der ſchwer erblich belaſteten Perſonen zu
verhindern.
Mit der Ausmerzung und Ausleſe iſt jedoch noch nichts
er=
reicht, wenn wir nicht durch poſitive bevölkerungspolitiſche
Maß=
nahmen die Familiengründung und die ausreichende
Fortpflan=
zung der wertvollen erbgeſunden deutſchen Menſchen erreichen.
Die bisherige Geſetzgebung und Praxis hat zu einer
Bevor=
zugung der Kinderloſen und Kinderarmen geführt.
Wenn heute noch Millionen von Müttern, oft gerade
kinderreiche Mütter, neben ihren häuslichen Pflichten im
Arbeitsprozeß ſtehen, nur weil ſie den
Ernährungsſpiel=
raum vergrößern müſſen, während unverheiratete männliche
Arbeitsloſe aus öffentlichen Mitteln unterhalten werden,
ſo iſt es höchſte Zeit, daß wir an die Löſung dieſes
Pro=
blems mit Energie herangehen und durch
Familienlaſten=
ausgleich Wandel ſchaffen.
Die vorhandenen geſetzlichen Beſtimmungen ſind auf ihre
fami=
lienfeindliche Wirkſamkeit hin nachzuprüfen und eine familien=”
freundliche Geſetzgebung iſt in Angriff zu nehmen. Es muß
er=
möglicht werden, für Einkommensſteuerpflichtige durch ſtärker
geſtaffelten Steuernachlaß in Prozenten der Steuer einen
fühl=
baren Ausgleich zu ſchaffen. Ebenſo müſſe die Beſoldung der
Be=
amten nach dem Familienſtand und der Kinderzahl noch
wirk=
ſamer abgeſtuft werden. Es müßte etwa ausgegangen werden
von dem Gehalt, das ein Beamter zur Unterhaltung von drei bis
vier Kindern benötigt, um es je nach der Kinderzahl nach unten
und oben zu ſtaffeln. Während die freien Berufe und der
gewerb=
liche Mittelſtand wie alle Unternehmerkreiſe durch einen
wirk=
ſamen Steuernachlaß erfaßt werden könnten, gibt es bei
Angeſtell=
ten und Lohnempfängern nur die Möglichkeit, den Ausgleich durch
Ausgleichskaſſen zu ſchaffen, in die alle nach Maßgabe ihres
Ein=
kommens Beiträge zu zahlen oder je nach der Höhe der
Kinder=
zahl einen Ausgleich zu erhalten hätten.
Bei der ſchwierigen Finanzlage erſcheint die Durchführung
aller dieſer familienfördernden Maßnahmen allerdings nur
mög=
lich, wenn eine Entlaſtung auf anderen Gebieten, z. B. durch
Vereinheitlichung und geeignete Sparmaßnahmen im
Sozialver=
ſicherungsweſen, eintritt.
Baldwins Sieg in der Indien=Politik.
Zait Play gegenüber Indien.
WTB. London, 28. Juni.
Im Rat der Konſervativen Partei verteidigte heute
Bald=
win mit Erfolg die Regierungspolitik hinſichtlich des indiſchen
Selbſtverwaltungsproblems gegenüber den außerordentlich
hef=
tigen Angriffen aus ſeiner eigenen Partei. Seine Verteidigung
war ſo geſchickt, daß der Antrag gegen die Politik der engliſchen
Regierung in Indien mit überwältigender Mehrheit abgelehnt
wurde. Angenommen wurde ein Abänderungsantrag, wonach die
endgültige Entſchließung bis zum Bekanntwerden des Berichtes
des Gemiſchten Ständigen Ausſchuſſes verſchoben werden ſoll.
Churchill, als Hauptwortführer gegen die Indienpolitik des
Ka=
binettes, hatte vergeblich verſucht, ſich nach den Ausführungen
Baldwins Gehör zu verſchaffen. (Anm. d. R.: Wir verweiſen auf
unſeren Leitartikel in der Dienstag=Ausgabe „Hochſpannung in
Indien”.)
Wiederannäherung zwiſchen England und Rußland.
Die Wiederannäherung zwiſchen England und Rußland hat
heute in einer weiteren Unterredung zwiſchen Außenminiſter Sir
John Simon und dem ruſſiſchen Außenkommiſſar Litwinow weitere
Fortſchritte gemacht. Man rechnet damit, daß die Verhandlungen
Ende der Woche? abgeſchloſſen werden, und daß dann
gleichzei=
tig die in ruſſiſchen Gefängniſſen befindlichen engliſchen Ingenieure
freigelaſſen und die engliſchen Beſtimmungen gegen die ruſſiſche
Einfuhr rückgängig gemacht werden.
Eſtland gibt den Goldftandard auf.
Das Parlament hat heute früh die Loslöſung der Währung
vom Golde beſchloſſen. Der Beſchluß wird ſofort durchgeführt
werden, wobei eine Angleichung des Kurſes an den Kurs der
ſchwediſchen Krone vorgeſehen iſt. Die Einſchränkungen im
De=
viſenverkehr bleiben vorläufig beſtehen. Der Abgang vom
Gold=
ſtandard erfolgte zum Zwecke einer Belebung des Ausfuhrhandels.
Holland bleibt bei der Goldwährung.
Der Führer der holländiſchen Delegation auf der
Weltwirt=
ſchaftskonferenz, Miniſterpräſident Coliin, erklärte, daß Holland
keineswegs beabſichtige, die Goldwährung aufzugeben. Alle
gegenteiligen Gerüchte entbehren jeder Grundlage.
tſchechiſchen Joch ſeufzenden Minderheit zu
be=
faſſen. Es wird intereſſant zu erfahren ſein
ob ihnen die gleiche prompte Behandlung zuteil
werden wird wie der Eingabe Bernheims, des
kleinen Agenten aus Salzburg, der ſich zum
Verteidiger der Rechte der oberſchleſiſchen
Minderheiten aufgeworfen und dazu vom
Völ=
kerbund azuffällig bereitwillig die
Berech=
tigung eingeräumt erhalten hat!
14. Jahrestag des Verſailler Dikkakes.
Jede Schwächung des jungen Deutſchland bedeuker
Skärkung des inkernglionalen Kommunismus.
Berlin, 28. Juni.
In dem geſchmückten Sitzungsſaal des Reichstages in der
Krolloper fand am Mittwoch nachmittag die vom Arbeitsausſchuß
deutſcher Verbände veranſtaltete Kundgebung aus Anlaß des
Jah=
restages der Unterzeichnung des Verſailler Diktats ſtatt. Die große
Hakenkreuzfahne über dem Präſidentenſitz war ſchwarz eingerahmt,
die ſchwarz=weiß=rote Fahne trug Trauerflor. Die Reichsregierung
war vertreten durch den Reichsjuſtizminiſter Dr. Gürtner
Ver=
treter der Reichswehr und der Reichsmarine und der SA.=Führung
ſowie der geſchäftsführende Präſident Dr. Dräger wohnten der
Kundgebung bei.
Der Präſident des Arbeitsausſchuſſes deutſcher Verbände,
Gouverneur z. D. Dr. Schnee,
führte in ſeiner Eröffnungsanſprache u. a. aus: „Zum 14. Male
jährt ſich heute der Tag der Unterzeichnung des ungeheuerlichen
Verſailler Diktates. Es iſt ein Tag der Trauer für das deutſche
Volk. Der Arbeitsausſchuß deutſcher Verbände hat bald nach
In=
krafttreten der unſer Vaterland knebelnden und ſchikanierenden
Beſtimmungen den Karnpf aufgenommen gegen die
Kriegsſchuld=
lüge und um die Reviſion des Verſailler Diktats und hat in all
den Jahren um die Bildung einer deutſchen Einheitsfront gerungen.
Trotz mancher formeller Anerkennungen iſt aber heute noch
die Gleichberechtigung Deutſchlands keineswegs vorhanden.
vor allem nicht auf dem Gebiete der Abrüſtung und der
Sicherheit. Das Ueberflſegen Berlins durch fremde
Flug=
zeuge hat blitzartig unſer ungeſchütztes Land in bezug auf
Luftangriffe beleuchtet.
Nach dem Vortrag des Liedes „Wo gen Himmel Eichen ragen”
durch den Berliner Siemenschor hielt der Leiter des
Außenpoli=
tiſchen Amtes der NSDAP.
Reichsleiter Alfred Roſenberg,
eine Anſprache, in der er einleitend darauf hinwies, daß die
En=
tente ihren eigenen Vorfriedensvertrag, auf Grund deſſen
Deutſch=
land die Waffen niederlegte, gebrochen habe, und daß folglich
der Verſailler Vertrag moraliſch unhaltbar und auch unrechtmäßig
zuſtande gekommen ſei.
„Wir beſtreiten”, ſagte Alfred Roſenberg, „jedem das Recht,
uns den Vorwurf der Diskriminierung der Juden zu machen,
ſo=
lange eine Entwürdigung des großen deutſchen Volkes durch den
Verſailler Unfriedensvertrog geduldet oder gar verteidigt wird.”
Wenn heute die anderen Staaten nicht abrüſten, ſo ſeien ſie
ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen. Sie hätten alſo mit
der Reviſion der Verträge begonnen, ihre eigenen Verträge
ver=
letzt und daher jedes Recht verloren, weitere Forderungen zu
er=
heben.
Der Traum eines deutſchen Volksſtaates von vielen
Jahrhunderten gehe heute unter Adolf Hitler ſeiner
Er=
füllung entgegen. Die deutſche Revolution ſei eine
Revolu=
tion des ſozialen Friedens und der Volksverſöhnung. Ihr
ſehnlichſter Wunſch ſei, auch nach außen hin einen echten
Frieden zu erhalten und das Problem unſerer Zeit die
ſoziale Frage, im Sſinne eines echten Sozialismus zu löſen,
d. h. im Sinne einer ſtaatlich geſicherten, ſozialen
Gerechtigkeit.
Ueber eins müſſe ſich ferner die Welt im klaren ſein. Ein
Sturz Hitlers würde ein furchtbares Chaos nicht nur für
Deutſch=
land, ſondern für ganz Mitteleuropa bedeuten und die
wirtſchaft=
liche und politiſche Weltkriſe ins Ungemeſſene ſteigern. Jede
Schwächung des neuen Deutſchlands bedeute
eine Stärkung des Weltkommunismus. Jede
För=
derung aber bedeute das Wachſen der Stabilität, nicht nur des
Deutſchen Reiches, ſondern überhaupt der Verhältniſſe auch der
anderen Staaten.
Sodann folgte ein weiterer Geſangsvortrag: „Das deutſche
Lied” worauf Gouverneur z. D. Schnee das Schlußwort ſprach.
Die Kundgebung endete mit dem Geſang des Deutſchlandliedes,
2
Bekennknis zum Rhein.
Es wird wohl jedem ſo gehen, daß er, wenn er den Namen
Rhein hört, in Ehrfurcht leicht erſchauert, in Ehrfurcht und in
Freude. Denn beide Empfindungen löſt der klangvolle Name
aus. Dichter haben ihn beſungen, Schriftſteller ſeinen Ruhm in
die Welt getragen, Geographen ſeine intereſſante Naturgeſchichte
klargelegt. Hiſtoriker haben Werden und Vergehen an ſeinen
Ufern aufgezeigt — und doch, wir könnten faſt darauf
ver=
zichten, die Werte und Vorzüge des Rheins auf eine ſo reiche
Art und Weiſe nahegebracht zu bekommen. Denn es kommt
nicht in erſter Linie auf das Warum an, nicht auf das mehr
oder weniger. Hier vollzieht ſich ein Schickſal. Und wir fühlen
bis in die Tiefe der Seele, daß wir dem Strom durch Blut
und Volk verbunden ſind und der Rhein uns, und daß wir in
ihm unſere Größe, unſer Erworbenes und Erarbeitetes, unſer
Schickſal erleben. Solange ſeines Waſſers Rauſchen in unſere
Seele dringt, ſolange ſpüren wir in der Liebe zum Strom
unſer Herzblut ſchlagen und wiſſen um die
Zuſammengehörig=
keit von Landſchaft und Menſch, die wir nimmer erklären können.
Vielgeſtaltig durchfließt der Rhein auf ſeinem langen Wege
von den Alpen bis zum Meer die deutſchen Lande. Einer
großen, ja herausfordernden Naturgewalt entſprungen, einer
nicht minder großartigen und gigantiſchen geſchenkt, fließt der
Rhein, ſelbſt wunderbar erregende Naturgewalt, doch einer
klaſ=
ſiſchen Ruhe und Ausgeglichenheit befähigt, wirklicher
Schön=
heit voll, weil alle Kräfte, die in ihm wirkſam ſind, ſich ein
beglückendes Gleichgewicht halten. Von den Höhen des St.
Gott=
hard ſpringt er munter und luſtig hinab als Bergbach ins
Alpenvorland bis zum Bodenſee, bricht geläutert und gekräftigt
in das oberrheiniſche Tiefland ein, um dann im ſtillen Laufe,
reif und ſtark, mannhaft und doch milde die weite Ebene zu
durchmeſſen. Welch ein großartig geſtalteter Waſſerlauf iſt der
Rhein. Einſt ſchob ſich ſeinem Lauf die Bergwand des Taunus
und Hunsrück entgegen und ſtaute ſeine Waſſermaſſen gleich
einem See. Spürt man nicht noch in den alten Flußſchlingen
und Altwaſſern einen Reſt jener Veränderungen, die der Lauf
des Stromes durchmachte, ehe er ſein Bett fand, in das er ſich
immer tiefer einfrißt. Mit welch majeſtätiſcher Breite fließt er
meerhaft ſtill und mächtig zugleich bei Mainz und im Rheingau,
ehe er zu dem wuchtigen Durchſtoß ausſetzt durch den gebirgigen
Querriegel und ſich ſieghaft, aber in vielen Windungen ſein
Bett bahnt durch das Schiefergebirge. Hier blüht die blaue
Blume der Romantik. Wenn die Sonne über dem gurgelnden
Waſſer lacht, die Gluthitze auf den grauen Abhängen glüht, die
Trauben an den Rebſtöcken reifen, die Burgen und Felſen von
vergangenen Zeiten künden, — dann ſchlägt unſer Herz höher,
und wir ſpüren den heimatlichen Rhein. Ach, es iſt traurig zu
ſagen, wie dieſe Schönheit abgegriffen wird durch eine
Rhein=
romantik, die den Zwecken einer Fremdenwerbung dient und
als unmodern geſcholten verächtlich bei Seite gelaſſen wird. Ich
aber glaube, daß alles ſchönredneriſche Geſchwätz um eine
Rhein=
romantik und alle Sentimentalität von Rittern und
Burg=
fräulein, klingenden Pokalen und lachenden Mädchen nur davon
zeugen, daß viele den Rhein noch nicht richtig geſehen haben,
noch gar nicht wiſſen, welch herrliche Verpflichtung uns
Deut=
ſchen mit dieſem Strom als Vermächtnis der Geſchichte
ge=
geben iſt.
Wer den Rhein kennt, muß mit dem Herzen dabei ſein. Und
er muß ihn ganz kennen, um ihn auch ganz begreifen zu können.
Der Rhein iſt nicht nur Mainz und Bacharach und Boppard
und Oberweſel. Weiter flußabwärts ſtrömt der Rhein nur ſchwer
und geſättigt in breitem Fluß durch die Talweitung, die den
ſchönen Namen „die goldene Meile” trägt. Wer vom Erpeler
Lei oder vom Hammerſtein oder auch nur vom Drachenfels auf
dieſes geſegnete Stück Rheinlandſchaft herab geſehen hat, wird
dieſes berauſchend fruchtbare Stromland, Sinnbild einer ewig
wechſelnden, ewig ſchaffenden, ewig Leben zeugenden und ewig
unvergänglichen Stroms niemals vergeſſen. Segen der Erde,
Jahr um Jahr ſich erneuernd, ſtets neu und doch ſo alt
ver=
traut. Und was hier ſo ganz anders iſt als in Bacharach oder
St. Goar: es iſt das überreiche Bild einer wunderbaren Weite
und einer überwältigenden Lichtflut, der langſam
verdämmern=
den Höhenzüge. Und weiter, hinter Bonn und Köln beginnt ein
anderer Rhein, bedächtig und ſchwer, im niederſten Flachland ſich
allmählich verzweigend und ſeine Fluten ins Weltmeer
ver=
ſtrömend. Ein zarter Dunſt liegt über den Waſſern des Stromes,
ſilbrig blinkt und ſchillert ſeine Oberfläche, Pappeln ſtehen am
Ufer, breite Baumkronen ſtrecken ſich wohlig in die feuchte Luft.
Auf dem Anger vor dem Ufer neigen Weiden ihre Zweige tief
zu Boden: Niederrhein, fruchtbar beſchwemmt der Fluß die
Felder und ſpendet Reichtum, ſelbſt reich und gleichſam weiſe,
ſtill und erfüllt, ewig ein deutſcher Strom.
Einmal war der Rhein Grenzfluß, als das welterobernde
Rom an ſeinem zerriſſenen Ufer halt machte und ſeine Kaſtelle
anlegte, auf deren Boden ſpäter deutſche Städte aufblühten.
Aber blonde Völkerſcharen ſtürmten in das Talbecken. Einzelne
Stämme wanderten darüber hinaus bis zur Loire und Rhone,
um aufzugehen in die fremde Völkergemeinſchaft. Aber den
nach=
drängenden Scharen boten die Höhenzüge des Weſtens Einhalt.
Der Fluß wurde nicht Grenze, ſondern Sammelbecken,
Mittel=
punkt des Reiches, deutſcher Strom. Im Süden ſaßen die
Alemannen, im nördlichen Teil die Franken. Es brauchte lange,
bis die gärenden Gewalten — Naturmythos und Chriſtentum —,
Germanen=, Kelten= und Römerblut, Wanderluſt und
Siedlungs=
drang miteinander verſchmolzen waren. Aus dem Erbe der
Karolinger wuchs das deutſche Kaiſertum, die fränkiſchen und
ſtaufiſchen Kaiſer brachten die Blütezeit des Rheines.
Die Städte blühen auf. Ihre Namen ſchon klingen ſtark und
vertraut. Straßburg winkt von weitem über die
ſonnenüber=
flutete Ebene, ſtreckt ſeinen ſchlanken Turm wie einen Schwur=
finger zum Himmel, zum Symbol dafür, daß hier vom
An=
beginn für alle Ewigkeit ſich deutſcher Geift manifeſtiert. Speyer,
Kaiſerſtadt und Totenmal der Staufer: deutſches Imperium,
heroiſche Wirklichkeit, lateiniſcher Glanz, deutſche Nation, —
Worms, Stadt deutſcher Heldenſage, wo noch der Name
Roſen=
garten die deutſche Vergangenheit heraufbeſchwört. Mainz,
be=
herrſchender Mittelpunkt des Zuſammenfluſſes von Rhein und
Main, keltiſche Siedlung, römiſche Hauptſtadt, fränkiſcher
Biſchofsſitz, Erzbistum, Kurfürſtenreſidenz, Haupt des
rheini=
ſchen Städtebundes — Köln, Brückenkopf Innerdeutſchlands,
ebenfalls römiſche Hauptſtadt, Erzbistum, altes heiliges Köln.
ein deutſches Rom, Hanſeſtadt, Welthandelsplatz, beherrſchendes
Zentrum des Stromlandes, — Xanten, ad Sanctos, zu den
Heiligen, St. Victor, Genoſſe jener echtrheiniſchen
Glaubens=
ſtreiter Gereon, Laſſius, Florentinus, Xanten, die Siegfriedſtadt,
die Perle des Niederrheins.
Tauſende und aber Tauſende begeiſterte Menſchen zieht der
Rhein alljährlich an ſeine Ufer, um ſie glücklich und heiter, ſtolz
und ſelbſtbewußt wieder zu entlaſſen. Der geheimnisvolle Zauber
des Stromes zwingt ſie in ſeinen Bann, die Vielſeitigkeit der
wechſelnden Landſchaften, die Höhenzüge, Flußtäler, Ebenen, die
emſig die Berge hinauf kletternden Wingerte, die Stille und
Verträumtheit der Dörfer, die Lebendigkeit der Städte —
nie=
mand wird den Rhein verlaſſen, ohne einen Hauch ſeiner
un=
vergänglichen und mit dem Bewußtſein der Nation unlösbaren
verbindenden Kraft verſpürt zu haben. Einen reichen und ernſten
erhabenen Klang in dem jubelnden Akkord: Rhein geben die
Münſter und Dome. In der Schönheit und Größe deutſcher
Bau=
kunſt werden wir den nährenden Mutterboden um ſo herrlicher
und intenſiver begreifen. Nicht die Kenntnis der Kunſthiſtorie
wird uns treiben, ſondern die überwältigende Kraft großer
Baugeſinnung und hoher Bauſchönheit überfallen uns als eine
Ahnung von dem innigen Zuſammenhang zwiſchen Landſchaft
und Bau, deren beider Schönheit ſie erſt gegenſeitig ſo ganz und
richtig zu erkennen geben. Nicht nur die großen Dome in
Speher, Worms, Mainz, Koblenz, Bonn, Köln, Panten, nun
grade auch die kleinen Kirchen, die Städtchen und Dörfer,
rhein=
auf und rheinab ſind erfüllt von den reichen und klaren,
vor=
nehmen, zuweilen ſtürmiſchen und feurigen, aber doch
ausge=
glichenen Kunſtgeſinnung, die dem Rheinland die tönende
Ge=
walt und zeitloſe Sprache verleiht.
Wohin man ſieht, in die ſilberne Ferne des Horizontes
kom=
men die langen Schleppzüge ſtromauf und ſtromab, fahren die
weißleuchtenden Perſonendampfer, gleiten emſig behend die
munteren Paddelboote, ungeheure Laſten trägt der Rhein auf
ſeinem Rücken. Von Straßburg ab trägt er die Bürden zum
Weltmeer. An ſeinen Ufern entſtehen die großen Lagerhäuſer,
Silos, Krangerüſte. Häfen vor allem dehnen ſich langſam aber
ſtetig ins Land. Bei Kehl und Straßburg, bei Karlsruhe und
Mannheim, bei Köln und Duisburg, überall entſtehen die
Han=
delshäfen und Schiffshöfe, die Umſchlagsplätze und die gewal=
werden
drei bis
h unten
gewerb=
ihrung
Donnerstag, 29. Junf 1930
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Reiſe des Reichskanzlers nach Neudeck.
Ausſprache des Reichskanzlers mit dem Reichspräſidenken zur Klärung der perſonellen Fragen.
Aufhebung der bisherigen Zuſammenfaſſung der Miniſterien?
* Die Kanzlerreiſe.
Leßle Enkſcheidung beim Reichspräſidenken.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Das Demiſſionsgeſuch Hugenbergs hat eine Ausſprache
zwi=
ſchen dem Reichspräſidenten und dem Reichskanzler notwendig
gemacht. Der Reichskanzler Adolf Hitler wird ſchon in nächſter
Zeit Gaft des Reichspräſidenten von Hindenburg ſein.
Hinden=
burg iſt am Mittwoch in den Beſitz des Hugenbergſchen
Demiſ=
ſionsgeſuches gekommen. Die Gründe, die der
Reichswirtſchafts=
miniſter für ſeinen Rücktritt angibt, werden vorläufig noch
zu=
rückgehalten. Offenbar will man ſie erſt veröffentlichen, wenn
alle mit dieſem Komplex zuſammenhängenden Fragen geklärt
ſind, wenn alſo feſtſteht, ob das Demiſſionsgeſuch angenommen
wird und wer der Nachfolger Hugenbergs wird.
Das Ausſcheiden Hugenbergs aus dem Kabinett iſt in den
letzten Wochen wiederholt angekündigt worden. Der Kanzler hai
aber ſtets darauf verzichtet, von ſich aus Herrn Hugenberg das
Ausſcheiden aus der Regierung nahezulegen. Hugenberg hat jetzt
wohl endlich eingeſehen, daß ſeine Poſition allmählich
unhalt=
bar geworden iſt. Wie wir ſchon ſagten, iſt der eigentliche
An=
laß ſeines Demiſſionsgeſuches noch unbekannt. Es iſt aber nicht
ausgeſchloſſen, daß irgendwelche Wirtſchaftspläne, die er im
Kabinett entwickelt hat, auf einigen Widerſtand ſtießen, ſo daß
er ſich dann kurzerhand entſchloſſen hat, zurückzutreten.
Immer=
hin muß anerkannt werden, daß er ſich während ſeiner kurzen
Amtszeit alle Mühe gegeben hat, die mit ſeinem Amt
verbun=
denen Aufgaben gewiſſenhaft zu erfüllen. Er hat ſich zunächſt
den landwirtſchaftlichen Problemen zugewandt und hat hier in
der Tat recht Beachtliches geleiſtet, ſo daß der deutſche Landwirt
heute wieder Grund unter ſeinen Füßen findet und mit einiger
Hoffnung in die Zukunft ſehen kann.
Die Ftage der Nachfolge Hugenbergs.
Es war vorauszuſehen, daß die Frage der Nachfolge
Hugen=
bergs ſehr ſchnell eine Erledigung finden würde. Die heute er= ihn hinweggegangen. Der Nationalſozialismus brach ſich immer
folgte Ankündigung der kurz bevorſtehenden Reiſe des
Reichs=
kanzlers nach Neudeck deutet ja auch darauf hin, daß die Klärung
noch in dieſen Tagen erfolgt. Während noch heute vormittag die
verſchiedenſten Gerüchte über die Nachfolge Hugenbergs
kurſier=
ten, kriſtalliſierte ſich doch allmählich die Klärung heraus, die
zweifellos ſofort beim Kanzler nach dem Ausſcheiden Hugenbergs
herbeigeführt worden iſt.
aufgehoben werden. Es wird ein ſelbſtändiges
Reichsernährungs=
miniſterium geſchaffen werden, wie auch das
Reichswirtſchafts=
miniſterium wieder verſelbſtändigt werden wird. Ebenſo werden
auch die preußiſchen Miniſterien, insbeſondere das preußiſche
Landwirtſchaftsminiſterium, wieder ſelbſtändig werden, während
anſcheinend noch nicht ganz klar iſt, ob wiederum ein ſelbſtändiges
preußiſches Handelsminiſterium geſchaffen werden ſoll oder ob es
hier bei dem einheitlichen Miniſterium bleibt, das in
Perſonal=
union mit dem Reichswirtſchaftsminiſterium verbunden war und
in Preußen unter dem Namen Miniſterium für Arbeit und
Wirt=
ſchaft lediglich ein ſelbſtändiger Verwaltungskörper geweſen iſt.
Die letzte Entſcheidung wird auch hier in Neudeck fallen.
feſtzuſtehen, daß Generaldirektor Schmitt von der
Al=
lianz das Reichswirtſchaftsminiſterium übernimmt,
während Darré das Reichsernährungsminiſterium
erhalten wird. Für das preußiſche
Landwirtſchafts=
miniſterium dürfte nach wie vor Willikens auserſehen
ſein. Dagegen läßt ſich noch nicht überblicken, wer im Falle einer
Verſelbſtändigung des preußiſchen Miniſteriums für Arbeit und ſes Zeitpunktes einzulaſſen. Die Entſcheidungen ſtehen aber vor
Wirtſchaft dieſen Poſten erhält, da zunächſt immer noch die
Zu=
ſammenlegung mit dem Reichswirtſchaftsminiſterium im
Zuſam=
menhang ſteht. In hieſigen politiſchen Kreiſen rechnet man da=
Klärung dieſer Fragen unumgänglich iſt.
* Das Ende der Deutſchnakionalen Fronk
Der Freundſchaftspakk zwiſchen der NSSAP.
und der ONF.
Die innerpolitiſchen Ereigniſſe wickeln ſich in einem faſt
atem=
beraubenden Tempo ab. Schlag auf Schlag verſchwinden die
poli=
tiſchen Gruppen von der Bildfläche. Was zu ihnen gehört und als
Nebenorganiſation aufgezogen wurde, erleidet das gleiche
Schick=
ſal. Jetzt haben ſich auch die Deutſchnationalen aus der
Kampf=
arena zurückgezogen. Sie haben die ihnen noch zur Verfügung
ſtehenden 5 Minuten klug benutzt, um ſich ſelbſt aufzulöſen.
Aller=
dings iſt ihnen dieſer Schritt durch das entgegenkommende
Ver=
halten des Reichskanzlers weſentlich erleichtert worden, der ſich
nur einzuſchlagen brauchten. So konnten ſie in allen Ehren
aus der Reihe der politiſchen Parteien
ausſchei=
den. Sie konnten zudem noch das Plus verzeichnen, nicht einfach wollen niemanden terroriſieren, erklärte Dr. Goebbels weiter,
zum alten Eiſen geworfen zu werden. Vielmehr hat der Kanzler
die in der deutſchnationalen Front bisher vereinigten Kräfte
auf=
gefangen. Er hat den deutſchnationalen Abgeordneten die Tür
zu den natſoz. Fraktionen geöffnet. Er hat auch den Mitgliedern Daun erſt wird Deutſchland außenpolitiſch aktiv ſein.
der Deutſchnationalen Front die Chance gegeben, ſich mit dem
Nationalſozialismus zu einer großen, durch das ganze deutſche
Volk gehenden Einheitsfront zu verſchmelzen.
Der Freundſchaftspakt, der am Dienstagabend geſchloſſen
wurde, hat zwar das Schickſal der Deutſchnationalen Front beſie= ſich nur, wie ſie zur Macht kamen. Beruft ſich eine Minderheit
gelt; er iſt aber ein weithin leuchtendes Zeichen dafür, daß es dem
Kanzler gelungen iſt, aus dem deutſchen Volke weitere lebendige
nationale Kräfte auf ſeine Seite zu ziehen. Es wäre ungerecht,
in dieſem Augenblick zu vergeſſen, daß die Deutſchnationalen in
der Vergangenheit ſtets in vorderſter Front gegen den
Marxis=
mus gekämpt haben. Hugenberg kann auch für ſich das Verdienſt um von dort aus die Rückreiſe anzutreten.
in Anſpruch nehmen, den Grundſtein für die am 30. Januar voll=
BB. Berlin, 28. Juni. (Priv.=Tel.) zogene Regierungsbildung gelegt zu haben, als er die Harzburger
Front ins Leben rief. Allerdings iſt die Entwicklung ſpäter über
weitere Bahnen, er hat dann am 5. März einen überwältigenden
Wahlſieg am ſeine Fahnen geheftet, während bei den Deutſch= erklärt. Dieſe Meldungen ſind, wie von zuſtändiger Stelle
mit=
das geſteckte Ziel nicht erreicht werden konnte. Aber die
Deutſch=
nationalen, die ſtets für die nationale Einheit des deutſchen
Vol=
kes gekämpft haben, waren gut beraten, als ſie ſich am Dienstag
von der Vergangenheit loslöſten und ſich in die Reihen Adolf
Die bisherige Zuſammenfaſſung der Miniſterien wird wieder Hitlers eingliederten. Sie haben von ſich aus dem nationalen
Gedanken einen großen Dienſt geleiſtet. Sie haben dem Kanzler
die Erfüllung ſeiner Aufgaben außerordentlich erleichtert.
Auch Auflöfung des Zenkrums zu erwarken.
Noch ſtehen Bayeriſche Volkspartei und Zentrum, obwohl
auch ſie wiſſen, daß der Parteienſtaat eine überwundene Ange= gruppen ſowie alle Nebenorganiſationen haben damit zu beſtehen
legenheit iſt. Wenn am Mittwoch davon geſprochen wurde, daß
das Zentrum ſich mit der Abſicht trage, den Weg der
Deutſch=
nationalen zu gehen, ſo glauben wir, daß es ſich hierbei nur um
einen Verſuchsballon handelt. Vorläufig hat das Zentrum nicht
einmal andeutungsweiſe zu verſtehen gegeben, wie es ſich ſeine
Zukunft denkt. Das gleiche gilt auch für die Bayeriſche Volkspar=
Was die Nachfolger Hugenbergs ſelbſt betrifft, ſo ſcheint jetzt tei. Hier bedarf es aber nur eines Verwaltungsaktes, um die
Bayeriſche Volkspartei auszulöſchen, nachdem die zahlreichen
Haus=
ſuchungen in Bayern eine Handhabe dazu gegeben haben. Der
Nationalſozialismus befindet ſich in ſtürmiſchem Siegeslauf. Er
wird auch vor dem Zentrum nicht halt machen, nur wird er ſich
gehen wird. Es iſt überflüſſig, ſich in ein Rätſelraten wegen die= Senates Dr. Rauſchning und der ſtellvertretende Präſident des
der Tür. Sie werden die politiſche Vertretung des
Katholizis=
nicht mehr betont zu werden braucht, nachdem der Kanzler und
mit, daß die Entſcheidung noch in dieſer Woche fällt, zumal ja führende Natſoz, immer wieder zum Ausdruck gebracht haben,
ſchon im Hinblick auf die Londoner Verhandlungen eine raſche daß es für ſie nur darum geht, den Prieſter von der Politik
fernzuhalten und ihn wieder in das Gotteshaus zurückzuführen.
Nr. 178 — Seite 3
„Das Zenkrum iſt überfläfſig!”
Di. Goebbels vor der würkkembergiſchen Preſſe.
Stuttgart, 28. Juni.
Im Halbmondſaal des württembergiſchen Landtages empfing
Reichsminiſter Dr. Goebbels heute nachmittag im Beiſein des
Reichsſtatthalters und der geſamten württembergiſchen
Regie=
rung die Amtswalter der NSDAP. und die württembergiſche
Preſſe, Verleger und Redakteure.
In ſeiner Rede äußerte ſich der Reichsminiſter Dr. Goebbels
ausführlich über das Weſen und die Ziele der deutſchen
Revo=
lution.
Mit großer Schärfe wandte ſich Dr. Goebbels gegen das
Zentrum, das als einzige größere Partei noch übrig bleibe.
Wenn das Zentrum gut beraten ſei, mache es ſeinen Laden ſelbſt
zu. Jedenfalls werde die nationalſozialiſtiſche Staatsführung
den Experimenten des Zentrums nicht mehr lange mit
ver=
ſchränkten Armen zuſehen. Das Zentrum iſt, ſo betonte Dr.
Goeb=
bels mit Nachdruck, ziemlich überflüſſig und hat keine
Exiſtenz=
berechtigung mehr. Was dem Katholizismus dient, wiſſen wir
ſelbſt, wir wiſſen aber auch, was der deutſchen Nation dient.
Wenn wir das Zentrum aus der Welt der politiſchen Realitäten
entfernen, erweiſen wir der Kirche nur einen Dienſt, für den
ſie uns dankbar ſein ſoll. Unſer Standpunkt iſt: Wir dulden
neben uns keine Partei. Kraft unſerer Stärke vernichten
ihnen gegenüber ähnlich korrekt verhalten hat, wie beim Stahl= wir die anderen Parteien. Wenn ſie ſich nicht ſelbſt
auſtoſen=
helm. Er hat ihnen brüderlich die Hand hingeſtreckt, in die ſie löſen wir ſie auf. Der Weg zum totalen Staat iſt beſchritten
und wird zu Ende gegangen werden. Am Ende ſteht ein
deut=
ſcher Einheitsſtaat von nationalſozialiſtiſchem Gepräge. Wir
ſondern alle heranziehen. Hundertprozentig nehmen wir aber nur
die Jugend auf. In zwanzig Jahren wird es in Deutſchland
überhaupt keine andere Weltanſchauung mehr geben als unſere.
Der Parteienſtaat, ſo führte Dr. Goebbels weiter aus, iſt
endgültig tot. Das ganze parlamentariſche Getriebe war ein
einziger Betrug. Heute iſt Hitler unumſchränkter Herr in
Deutſch=
land. Der Vorwurf, es regiere ja nur eine Minderheit den
Staat, iſt unhiſtoriſch. Immer regierten Minderheiten, es fragt
auf das Votum der Mehrheit, dann iſt dies edelſte auf
germa=
niſchen Grundſätzen aufgebaute Demokratie. Damit iſt ein
Ideal=
zuſtand der deutſchen Führungshierarchie wiederhergeſtellt.
In Anſchluß an den Empfang im Landtage begab ſich
Reichsminiſter Dr. Goebbels im Auto wieder nach Böblingen,
Falſche Gerüchke um Miniſter v. Neurakh.
Aus London waren heute mittag Gerüchte gemeldet worden.
Reichsaußenminiſter Freiherr v. Neurath habe ſeinen Rücktritt
nationalen eine ſtarke Enttäuſchung Platz griff, weil von ihnen geteilt wird, frei erfunden. Wahrſcheinlich ſind ſie darauf
zurück=
zuführen, daß der Reichsaußenminiſter vorläufig nicht mehr zur
Weltwirtſchaftskonferenz nach London zurückkehrt, Miniſter von
Neurath iſt zwar nach wie vor Führer der deutſchen Delegation
für die Konferenz, im Augenblick iſt jedoch ſeine Anwefenheit
in London nicht notwendig.
Auflöſung der Deutſchen Staatsparkei.
Die Reichsführung der Deutſchen Staatspartei gibt folgende
Erklärung ab: Die Deutſche Staatspartei wird hiermit aufgelöſt.
Sämtliche Landesverbände, Wahlkreisorganiſationen und
Orts=
aufgehört.
Rauſchning reift nach Warſchau.
Einleikung von Verhandlungen zur Beſeikigung
der Meinungsverſchiedenheiken zwiſchen
Danzig und Bolen.
Im Zuſammenhang mit der Amtsübernahme des neuen
den Zeitpunkt ausſuchen, indem er aktiv gegen das Zentrum vor= Senates in Danzig haben der neu gewählte Präſident des
Senates Greiſer den Wunſch geäußert, einen offiziellen Beſuch in
Warſchau abzuſtatten. Im Einvernehmen zwiſchen der polniſchen
mus treffen, nicht jedoch den Katholizismus ſelbſt, was eigentlich Regierung und dem Senat der Freien Stadt Danzig iſt der
Be=
ſuch auf den 3. Juli feſtgeſetzt worden. Es iſt in Ausſicht
ge=
nommen, gelegentlich dieſes Beſuches ſich über die Möglichkeit
der Aufnahme direkter Verhandlungen betreffend beſtehender
Meinungsverſchiedenheiten zu verſtändigen.
tigen Verladeanlagen. Gehört nicht auch die ungeheure
Hafen=
anlage des Rhein=Ruhrbezirks ebenſo zum Rhein wie ſeine
Burgen und ſeine Weine! Vollzieht ſich hier nicht ein
rieſen=
haftes Stück wirtſchaftlichen Geſchehens der Gegenwart! Darin
prägt ſich auch die ewig planende Vorſtellungskraft des
menſch=
lichen Geiſtes aus, von dieſen Zuſammenfaſſungen menſchlicher
Wirtſchaft nun ein Waſſerſtraßenſyſtem ausgehen zu laſſen, das
Binnenland zu erſchließen und zu verbinden, zu öffnen dem
Meer und dem Welthandel über den ewigen Handelsſtrom des
Rheines.
So gehört der Rhein zu uns aus ſchickſalhafter Beſtimmung
und erarbeiteter Notwendigkeit. Er iſt eins mit uns. Darin liegt
ſeine rätſelhafte, unerſchöpfliche Kraft. Kaum ein Fluß der Welt
hat dieſe volkhafte Begeiſterung und Anhänglichkeit bewirkt.
Vielleicht der Ganges Indiens und der Hoangho Chinas
ſtrah=
len dieſe völkervereinigende Kraft aus. Aber ſchon die Seine,
der Po, ein wenig noch der Tiber, ganz ſicher die Wolga für
das frühere Rußland, aber dann wieder der Amazonas oder
der Miſſiſſippi — ſind ohne Namen und Geſchichte für das
Be=
wußtſein eines Volksganzen, auf Gedeih und Verderb mit den
heiligen Waſſern eines erkämpften Stromes verbunden. Dies
Bewußtſein einer ganz beſonderen geſchichtlichen
Zuſammenge=
hörigkeit und ſeeliſchen Berufung, hebt den Rhein über alle
Flüſſe empor, daher ſtrahlt er den unwiderſtehlichen Zauber
aus auf jedes deutſche Gemüt. Das iſt der tiefe Sinn ſeiner
„Romantik”. Ich liebe den Rhein. Er geht über unſere
Lebens=
dauer hinaus. Er iſt mit keinem Maß zu meſſen, nicht mit
äußerem zeitgebundenen Maß. Wenn wir lange nicht mehr ſind,
dann iſt der Rhein noch immer, ewig Leben ſpendend, ewig auch
die Kräfte des Volkstums erneuernd, das an ſeinen Ufern
ge=
wachſen iſt und mit ihm lebt in einer unlösbaren Gemeinſchaft.
Wir wollen immer wieder zu ihm gehen. Denn wir müſſen ihn
ſehen zu allen Zeiten und an allen Stellen, um ihn erſt ganz
zu begreifen, und wenn wir glauben, ihn begriffen zu haben,
gibt er uns neue Rätſel auf. Denn der Rhein wiederholt ſich
nicht. Er hat hundert und aber hundert Geſichter und jedes iſt
anders. Aber alle tragen ſie vertraute Züge eines einzigen
Weſens, das wir liebgewonnen haben, das wir verehren.
Guſtav Barthel.
Aeues aus alken Kunſtfkätken.
Alle Wege, die den Norden mit dem Süden verbinden, haben
ihre unerhörten Reize. Schon die Namen des Brenner, Gotthard,
Simplon, Semmering, Bernina, ferner die dem Autobusverkehr
dienenden Paßſtraßen, wie Reſchen u a. m. erinnern an die
Schönheiten der Bergwelt und die reizvollen Uebergänge der
nörd=
lichen Flora und Bauweiſe in die italieniſche Landſchaft. —
Ueber=
ſättigt von dem häufig Bewunderten und von den mit zwei
Grenz=
übergängen verbundenen Förmlichkeiten, wählten wir erſtmals
die Flugverbindung nach Venedig. — Um 13.10 Uhr ver=
ließ das Flugzeug den Münchener Flughafen, ſchraubte ſich über
der ausgedehnten Stadt in die Höhe und folgte dem oberen Lauf
der Iſax den Bergen entgegen. Rechts von uns lag der
Starn=
berger See und bald waren Kochel=Walchenſee erreicht. Der alten
Mittenwalder Straße entlang flogen wir dem Inntal zu und
ent=
deckten in weiterer Entfernung Tirols Landeshauptſtadt. Waren
ſchon vorher die Einblicke in das Wetterſteinmaſſiv großartig, ſo
wurde jetzt das Panorama, durch die Gletſcherwelt der
Zentral=
alpen noch atemberaubender. Stubaier, Oetztaler, Schweizer
Berge und Ortler zur Rechten, wurden bald durch die Großen
Tauern und die vielzackigen Dolomiten auf der anderen Seite
ab=
gelöſt.
Die rebentragenden Hänge des Etſchtales atmeten den
war=
men Hauch des nahen Südens und der runde Buckel des Monte
Baldo verriet die Nähe des Gardaſees. — Die Berge wurden
niedriger, und der breite Teppich der wohlangebauten Po=Ebene lag
zu unſeren Füßen. — In der Ferne blaute die Adria, deren
Ge=
ſtade wir am Lido S. Nicola, dem Flughafen Venedigs, mittags
15.25 Uhr nach ruhiger und unvergeßlicher Reiſe erreichten. — In
Venedig intereſſierte vor allem der „Gewitterſturm” von
Gi=
orgione, der als Neuerwerbung des italieniſchen Staates um
vier Millionen Lire aus der Sammlung des Prinzen Giovanelli
in die „Akademie” gelangte — Das verhältnismäßig kleine Werk
des ſeltenen Meiſters von Caſtelfranco hat namentlich in der von
Gewitter durchbebten Landſchaft ſeinen intimen Reiz, der den
Beſchauer weniger leicht wie das bekannte „Frühlingsfeſt” im
Loupre überzeugt — ohne damit die köſtliche Bereicherung des
un=
erſchöpflichen Kunſtbeſitzes von Venedig verkleinern zu wollen.
Aber auch in den weniger vom Fremdenverkehr überfluteten
Kunſtſtätten regte ſich jetzt der Lokalpatriotismus und — der
Ge=
ſchäftsſinn. So lockte diesmal Ferrara, die alte Hauptſtadt
der Eſte, durch eine große Schau „Ferrareſiſche Malerei der
Re=
naiſſance‟.
Ferrara nahm den vierhundertſten Todestag ſeines großen
Mitbürgers Lodovico Ario ſto zum Anlaß, um auch deſſen
vertrauten Freund Doſſo Doſſi, den bedeutenden Maler
(1479—1542) zu ehren, der jetzt noch durch ſein berühmtes Bild
„Die Zauberin Kirke” (Rom. Villa Borgheſe) u a. m. eine
füh=
rende Stellung unter den Künſtlern der italieniſchen
Spätrenaiſ=
ſance einnimmt. — Schließlich erweiterte die wiſſenſchaftliche
Lei=
tung unter Nino Barbantini ihr Programm und zog noch
den ganzen Kreis führender ferrareſiſcher Meiſter, wie Francesco
Coſſa (1436—77), Cosmé Tuſa (1430—95), Ercole Roberti
(1456—96) u. a. m. hinzu, um mit zirka 250 eine, wenn auch nicht
erſchöpfende, ſo doch hochintereſſante Schau im Palazzo dei
Dia=
manti, dem um 1493 von Biagio Roſetti gebauten Kunſtwerk. zu
veranſtalten. Wohl, wirkt die ferrareſiſche Malerei unter dem
überragenden Einfluß der benachbarten Paduaner Meiſter
Squar=
cione und Mantegna etwas herb, und erſt ſpäteren Künſtlern, wie
Doſſo Doſſi, war es vorbehalten, neben einer durch blühende
Phan=
taſie angeregten erzählenden Kompoſition auch ein üpviges
Kolo=
rit zu pflegen. — Im edlen Wetthewerb mit den italieniſchen
Sammlungen haben aber auch die Muſeen des Auslandes, vor
allem Berlin und Wien, zum Erfolg der ſehenswerten Ausſtellung
beigetragen.
Doch zurück nach Venedig, wo das oderne Motorſchiff „
Roſ=
ſini” der Adrialinie mit geräumigen Labinen auf uns wartet,
nach mehreren Zwiſchenhäfen Neapel als Endziel anlief. Auch die
Küche des „Roſſini” machte dem Namen des alten Feinſchmeckers
alle Ehre, der ſich durch die Erfindung ſeines „Tournedos” (außer
einigen guten Opern!) ewigen Ruhm erwarb. — Unſere erſte
Lan=
dung galt dem ſich ſtolz aufbauenden Ancona, das neben einer
an antiker Kleinkunſt reichen Provinzialſammlung ſich auch
eini=
ger frühen Tizians in den Kirchen rühmen darf. — Aber in dem
Hafen lag ein Kreuzer mit drei Schornſteinen, „Bari”, auf den ich
als Kriegsbeute aus deutſchem Beſitz beſonders aufmerkſam
ge=
macht wurde. Natürlich beſichtigte ich dieſes frühere deutſche
Kriegsſchiff dann eingehender und las auf der Kommandobrücke
in goldenen Lettern in lateiniſcher Inſchrift: „Durch den Sieg
er=
obert (!), ſoll es den Sieg feſthalten.
Unter Regen und etwas gemiſchten Gefühlen verließen wir
Ancona und liefen zunächſt Bari an, die Heimſtätte der
Reli=
quien des Hl. Nikolaus, und neuerdings als eine der reichſten und
fortſchrittlichſten Städte hervortretend. Das künftige Ausfalltor
für den Handel nach der Levante und dem benachbarten Albanien
beſitzt einen umfangreichen Hafen, deſſen Größe den jetzigen
Be=
dürfniſſen vorauseilt. Aber die ſauberen, modernen Wohn= und
Geſchäftsquartiere zeugen von zunehmendem Wohlſtand —
Ca=
tania, das wir zunächſt berührten, gab Gelegenheit zu
Aus=
flügen nach Sirakus und nach Taormina. Unterwegs
be=
ſtaunte man die furchtbaren Lavaſtröme, die vor wenigen Jahren
die Gegend verheerten. — Ein Abſtecher führte nach Malta, wo
mächtige neue Panzer der Mittelmeerflotte, Flugzeugmutterſchiffe,
U=Boote uſw. von der unerſchütterlichen Seemacht Englands
zeug=
ten. — Ueber Palermo ging es dann nach Neapel zu
länge=
rem Aufenthalt. Lockte doch dort das benachbarte
Hercula=
num, deſſen Ausgrabungen erſt ſeit kurzem zugänglich ſind. Die
Häuſer dieſes einſt vornehmen Luftkurortes waren damals nahe
an die See herangebaut und mit weiten Loggien=Fenſtern der
Meeresluft und Sonne zugänglich. Von den mehrſtöckigen Häuſern
ſind (im Gegenſatz zu Pompei) auch die Holzteile, wie Treppen,
Einrichtungsgegenſtände, Tiſche und Betten erhalten. Die
ange=
kohlten Stücke ſind mit einer konſervierenden Flüſſigkeit
imprä=
gniert und mit Zelluloidplatten geſchützt. Ueberall in den
Speiſe=
ſälen. Empfangsräumen uſw. prachtvolle Marmorfußböden,
ſinn=
voll bemalte Wände und teilweis erhaltene Decken. Herculanum
erſcheint beſſer erhalten wie Pompei, da der Schlammſtrom die
Häuſer vor dem ſpäteren Steinregen ſchützte. — Daß aber auch
Vompei noch dauernd Schätze liefert, bewies der vor einem halben
Jahre im Hauſe des „Mänaden” entdeckte Silberſchatz, der jetzt
als Prunkſtück der einzigartigen Neapeler Sammlung an
Schön=
heit mit dem Silberfund von Boscoreale im Louvre wetteifert. —
Auch auf Capri machten die Ausgrabungen um die Villa des
Tiberius gewaltige Fortſchritte. Hier intereſſieren weniger
künſt=
leriſche Dinge, als das gewaltige Ziſternſyſtem, das die kaiſerliche
Burg mit Waſſer verſorgen mußte. — Nur zu kurz verflog die Zeit
in Neapel und ſeiner ſchönen Umgebung. und bald nahte der
„Paganini”, der mit ziemlicher Unvünktlichkeit uns nach Livorno
und der Heimat näher brachte. — Der Pfingſtabend beſcherte uns
in Verona ein echt italieniſches, von unbeſchwerter Heiterkeit
er=
fülltes Volksfeſt. — Piazza d: Erbe und Brä erſtrahlten in
feſt=
licher Beleuchtung. Ueber den alten Paläſten und Türmen
praſſel=
ten am nächtlichen Himmel luſtige Feuerwer!
uf den Plätzen
ſpielte Muſik, der eine von Wein und harmloſer Heiterkeit
ange=
regte Menge lauſchte, — ein harmoniſcher Ausklang einer ſchönen
Reiſe, die für manche Sorgen des Zeit entſchädigte. 4:C.
Seite 4 — Nr. 178
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 29. Juni 1933
Oſthofen.
Erziehungslager oder Skraflager?
Die Staatspreſſeſtelle teilt mit:
Das heſſiſche Konzentrationslager in Oſthofen wird
gelegent=
lich zum Gegenſtand eines Meinungsſtreites gemacht, ob die
Behandlung der Häftlinge „zu mild” oder „zu hart” ſei. Hier
Straflager — hier Erziehungslager: ſo ſtehen ſich die
Meinun=
gen gegenüber.
Hierzu iſt grundſätzlich zu bemerken, daß die Polizeihaft,
die auf Grund der bekannten Verordnung vom 28. Februar
1933 verhängt und in Heſſen meiſt im Konzentrationslager
Oſt=
hofen vollzogen wird, zunächſt einmal keinen anderen Zweck hat
als den, einen Menſchen aus polizeilichen Gründen aus ſeiner
Umgebung wegzunehmen und in ſicheren Gewahrſam zu bringen.
Dieſe polizeiliche Aufgabe wird jedenfalls in Heſſen
ordnungs=
gemäß erfüllt. Was darüber hinaus mit dem Häftling geſchehen
ſoll — ob abſchreckende Schikane oder erzieheriſche Beeinfluſſung
— iſt natürlich Standpunktfrage, abgeſehen von dem
Gerechtig=
keitsgebot, die durchaus verſchieden gelagerten
Haftfälle nicht über einen Kamm zu ſcheren. Das
heſſiſche Lager in Oſthofen wird ſeiner vielſeitigen Aufgabe
jedenfalls in jeder Weiſe gerecht. Wer von dem „
Erho=
lungsheim” Oſthofen faſelt, wird freundlich
eingeladen, für einige Zeit mit den z. Zt. 240
Häftlingen in den Maſſenzellen des
Fabrik=
gebäudes Platz zu nehmen. Die „Erholung” wird ihm
gegönnt. (Daß die einfache Gefängniskoſt für manchen armen
Pro=
leten eine Verbeſſerung gegenüber der häuslichen Not bedeutet,
kann tvohl kaum der Lagerleitung als übergroße Milde zur Laſt
gelegt werden!) Andererſeits aber weiß die Lagerleitung, daß
ſie in ihrem Verhalten gegenüber den Häftlingen auf dem
rich=
tigen Wege iſt, wenn dem Lagerleiter, SS.=Sturmbannführer
D’Angelo, von einem ehemaligen Kommuniſtenführer nach der
Entlaſſung folgender Brief geſchrieben wird:
„Geehrter Herr d’Angelo!
Nun bin ich wieder in meiner Heimat. Umgeben von
waldi=
gen Höhen liegt unſer Dörfchen im ſchönſten Sonnenſchein. So
rechtes Wetter, um ſeinem ganzen Denken und Empfinden in dem
Bann der freien Natur ſoviel Spielraum zu laſſen, um, wenn
nicht innere Hemmungen vorhanden wären, reſtlos glücklich zu
ſein. Leider iſt’s ſo daß alle Männer, denen das Leben nicht
Komödie, ſondern tiefernſtes Erleben bedeutet, wohl ſelten ein
perſönliches Glück kennen lernen. Vielleicht dürfte dann, wenn
in unſerer Heimat endlich einmal ein freies
Geſchlecht, befreit von der Sucht nach der alles
verderbenden Mammonherrſchaft, auch in den Her=
„
zen der ruheloſen Kampfnaturen ſtiller Friede und damit das
Glück einkehren. Bis dahin iſt’s wohl noch weit. Doch der Tag
wird kommen, wo alles Minderwertige, wo das Ducken und
Beugen vor dem Götzen Gold hinweggefegt ſein wird. Erfüllung
wird das Fazit des Kampfes all derer ſein, die um das Gute
ringen. Wir wollen ein freies Volk auf freier
Scholle ſein. Wir wollen darum kämpfen,
ehr=
lich, befreit von Parteidogma, damit die Her
zen derer ſich finden, die die Liebe zum
Volks=
genoſſen ſich in Hirn und Herz eingemeißelt
haben.
Erlauben Sie, daß ich mein übervolles Herz Ihnen
gegen=
über ausſchütte, ich tue es, weil ich glaube, daß Sie mich
ver=
ſtehen werden. Es iſt ſo ſelten im Leben, daß man verſtanden
wird. Nun laſſen Sie mich Ihnen danken, für die Güte, die
Sie an einem Ihrer früheren politiſchen
Geg=
ner verwandt haben. Ich bezeuge gern, daß die Zeit
meiner Inhaftierung in Oſthofen für mich einen Lebensabſchnitt
bedeutet, der wertvoll für mein ganzes Leben ſein wird. Jch
danke auch der geſamten Lagerleitung für das Verſtehen den
übrigen Lagerinſaſſen gegenüber. Wenige werden das
Lager Oſthofen verlaſſen, die nicht die
Ueber=
zengung mitnehmen, daß es unmöglich iſt, ſchon
aus menſchlichen Erwägungen heraus, noch
länger Gegner eines Staates zu ſein, der ſolche
Männer, wie ich ſie in Oſthofen kennengelernt
habe, als Grundpfeiler hat.
Nehmen Sie nochmals meinen und den Dank meiner Familie
entgegen! Mit dem Wunſche, daß es Ihnen möglich ſein wird,
durch Ihr Arbeiten im Lager Oſthofen den Kontakt zwiſchen
den Volksgenoſſen wieder herzuſtellen, verbleibe ich
Jhr .... ..
Wer wagt es, die innere Wahrheit dieſes Briefes in
Zwei=
fel zu ziehen?
Ein anderer Kommuniſt ſchreibt:
„— Der große Kameradſchaftsgeiſt, die große eigene
Lebens=
erfahrung, gepaart mit unbegrenzter Menſchenkenntnis die echte
deutſche, ſchlichte Führernatur Ihrerſeits, gab uns ein
unein=
geſchränktes Vertrauen, ſelbſt Ihre eigenen Kameraden konnten
Sie niemals höher ſchätzen, als die Ihnen anvertrauten Männer
der Lagerinhaftierten.
— Obwohl Ihnen Leute zugeführt werden, die eine weniger
gute Kinderſtube hinter ſich haben, ſo haben Sie es immer
ver=
ſtanden, ſich die große Achtung durch Ihre Naturveranlagung
auch dieſer Inhaftierten, die nur die Verführten einer
gewiſſen Klaſſe ſind, reſtlos zu erringen.
Hierfür Dank abzuſtatten, kann nur aus dem Anſtand eines
Menſchen zur Bedingung werden, ich ſelbſt und viele meiner
Leidenskameraden zollen Ihnen aber unverbrüchliche Achtung
und nur darin erkennt man die hohe edle Art eines Menſchen. —‟
Das iſt Oſthofen und ſein Lagerleiter d’Angelo, — beſtes
nationalſozialiſtiſches Führertum, das allein die innere
Wand=
lung unſeres Volkes erzwingen kann!
Neue Demonſtrakionen gegen Mainzer
Separgkiſten.
TU. Mainz, 28. Juni.
In der vergangenen Nacht kam es hier zu neuerlichen
De=
monſtrationen der Bevölkerung vor den Wohnungen verſchiedener
als Separatiſten bekannter Perſonen. Der geiſtliche Rat
Caritas=
direktor Alois Strempel, ein früherer Stadtrat und mehrere
jüdiſche Einwohner wurden in Schutzhaft genommen. Rat
Strempel wurde noch in der Nacht entlaſſen und verließ ſofort
die Stadt, um ſich nach Bad Nauheim zu begeben. Die am
Dienstag in Schutzhaft genommenen Perſonen wurden ſämtlich
dem Konzentrationslager in Oſthofen zugeführt.
Die deutſche Jugend in der Hillerjugend.
Berlin, 28. Juni.
Die Preſſeſtelle der Reichsjugendführung teilt mit:
Folgende Jugendverbände haben ſich aufgelöſt und
Anwei=
ſung gegeben, ihre Mitglieder in die Hitlerjugend zu
über=
führen: Nerother Bund, Waldpfadfinder
Ju=
gendgruppe der Deutſchen Falkenſchaft (
Schirm=
herr Wilhelm Kotzde), Wandervogel Deutſcher Bund.
Ebenſo hat ſich das Autonome Deutſche Koloniale
Jugendkorps (Hauptmann Schmidt) aufgelöſt. Der
Korps=
chef hat den Uebertritt der einzelnen Mitglieder in die
Hitler=
jugend angeordnet.
Der Bund Deutſcher Pfadfinderinnen E. V., der
ſchon ſeit längerer Zeit auf dem Boden der nationalſozialiſtiſchen
Weltanſchauung ſteht, hat ſich auf Anordnung der
Bundes=
führerin Käthe Gerling aufgelöſt. Die Mitglieder des Bundes
Deutſcher Pfadfinderinnen werden einzeln in den Bund
Deut=
ſcher Mädel überführt.
Die Kyffhäuſer=Jugend überführt alle ihre
Mitglie=
der unter 18 Jahren ebenfalls in die Hitlerjugend. In der Zeit
vom 30. 6. bis 4. 7. wird in Potsdam das letzte Treffen der
Mitglieder des Kyffhäuſerjugendbundes unter 18 Jahren
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im Namen meiner Kinder Allen, die mit uns
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Donnerstag, 29. Juni 1930
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 178 — Seite 5
Die Dienit
Saarland= und Anti=Verſailler Kundgebung
biete. Aus dieſen Rechtsgrundlagen wucde nun etwas
ganz anderes. Die Alliierten trennten Waffenſtillſtands= und
Mufengerfammtang in der Zeityune. Friedensverhandlungen. In die Waffenſtillſtandsverhandlungen
Landeshgestſtadt.
Darmſtadt, den 29 Jun 1933.
befinden ſich nunmehr Darmſtadt, Neckarſtraße 7.
Fern=
ruf 5001, Nebenſtelle 202. Für alle Zuſchriften: Poſtſchließfach 266.
Es wird dringend erſucht, bei der genannten Anſchrift nur
Anliegen vorzubringen, die den Reichsſtatthalter betreffen.
Die Anſchrift des Gauleiters Sprenger iſt nach wie vor:
Frankfurt a. M.. Elbeſtraße 61.
T Heſſiſches Miniſterium für Kultus und Bildungsweſen.
Dem Rektor Adam Keil zu Walldorf. Kreis Groß=Gerau wurde
mit ſofortiger Wirkung die Leitung der Volksſchule daſelbſt
ent=
zogen. Dem Lehrer Wilhelm Freund zu Walldorf, Kreis Groß=
Gerau, wurde mit ſofortiger Wirkung die ehrenamtliche Leitung
der Volksſchule daſelbſt übertragen.
Evangeliſch=kirchliche Nachrichten. Durch die
Kirchenregie=
rung wurde dem Pfarrer Alfred Strack zu Neuſtadt i. O. die
evangeliſche Pfarrſtelle zu Lindheim. Dekanat Büdingen, dem
Pfarrverwalter Lic, theol. Peter Brunner zu Ranſtadt die
evangeliſche Pfarrſtelle zu Ranſtadt. Dekanat Nidda, und dem
Pfarrer, Bertold Eitel zu Wald=Michelbach die evangeliſche
Pfarrſtelle zu Mainz=Weiſenau. Dekanat Mainz, übertragen.
Vermeſſungsrat Blaß! Der Vorſtand der trigonometriſchen
Abteilung des Landesvermeſſungsamtes, Vermeſſungsrat. Blaß,
tritt, nach Erreichung des 65. Lebensjahres, am 1. Juli in den
Ruheſtand. Das heſiſche Vermeſſungsweſen verliert in Blaß eine
wiſſenſchaftlich anerkannte, allererſte Kraft. Aus ſich ſelbſt heraus
ſchuf er ſich durch unermüdliches Studium ſein Wiſſen, und gar
bald ſtanden ſeine wiſſenſchaftlichen Arbeiten. Vorträge und
Ver=
öffentlichungen aus dem Gebiete des Vermeſſungsweſens,
insbe=
ſondere dem der Triangulation, bei den Autoritäten der
Fach=
wiſſenſchaft in hohem Anſehen. Unſere Heimat iſt ihm aber zu
ganz beſonderem Dank verpflichtet. In ſeiner Denkſchrift zur
Re=
organiſation des heſiſchen Vermeſſungsweſens zeigte Blaß, daß
das 1824 durch Geſetze und Verordnungen geſchaffene
Vermeſſungs=
weſen damals mit Recht vorbildlich für eine Reihe anderer
Staa=
ten war. Es paßte ſich jedoch ſpäter den Errungenſchaften der
Wiſſenſchaft und Praxis nicht an, wurde von anderen Stagten
weit überholt und geriet in Zerfall. Seine Vorſchläge zur
Neu=
organiſation beruhten auf dem Grundſatz „Befriedigung der
volkswirtſchaftlichen Bedürfniſſe, unter voller Ausnutzung der
Wiſſenſchaft mit dem geringſten Koſtenaufwand. Heute iſt ein
großer Teil ſeiner damaligen Forderungen erfüllt. Das heſſiſche
Vermeſſungsweſen ſteht in allen deutſchen Staaten wieder in
hohem Anſehen. Im Jahre 1921 wurde Vermeſſungsrat Blaß zum
Leiter der trigonometriſchen Abteilung des
Landesvermeſſungs=
amts beſtellt. Bis heute hat er in verhältnismäßig kurzer Zeit die
Neutriangulierung unſerer Heimat den neueſten wiſſenſchaftlichen
Forderungen entſprechend zum größten Teil muſtergültig
durchge=
führt und damit ein Werk vom größten volkswirtſchaftlichen und
militäriſchem Werte geſchaffen. Trotz ſeines großen Könnens und
des hohen Anſehens, das er in den Reihen der erſten Fachleute
und Gelehrten genoß, blieb Blaß eine beſcheidene, ſelbſtloſe Natur.
Außer der Ehrenmitgliedſchaft des Vereins der höheren
Vermeſ=
ſungsbeamten, deren trefflicher Vorſitzender er von 1909—1924
war, iſt ihm keine öffentliche Anerkennung zuteil geworden. Dem
hervorragenden und unverbrauchten Führer auf dem Gebiete des
Vermeſſungsweſens gilt deshalb am Tage ſeines Uebertritts in
den Ruheſtand unſer beſonderer Dank und unſer Wunſch: ad
multos annos!
— Reichsverband bildender Künſtler Deutſchlands. Gau Heſſen.
Wir laden erneut ein zu dem Lichtbildervortrag: „Aktive
Kunſt=
forſchung. Eine Kunſtlehre zur Weckung nordiſch=deutſchen Geiſtes”,
von Dr. Ernſt Zeh. Ziel der Veranſtaltung iſt: die
Eigenwüchſig=
keit deutſcher bildender Kunſt zu erweiſen, ihren im Bewußtſein
der Gegenwart ausgelöſchten natürlichen Zuſammenhang mit
alt=
germaniſcher Kunſtübung zu erhellen. Altgermaniſche Kunſt
ent=
faltete ſich zur reichſten Blüte im ſkandinaviſchen Norden. Doch
als deutſche Kunſt reifte ſie zur Frucht. Wer dieſen Zuſammenhang
durchſchaut hat, wird in Bewunderung ſtehen vor dem in Treue,
Beharrlichkeit. Unverſehrtheit fortzeugenden Genius unſerer
Na=
tion. Solche Bewunderung wollen wir wecken und Stolz auf unſer
artechtes künſtleriſches Vermächtnis und vor allem den Berge
ver=
ſetzenden Glauben an die im Strome der Geſchichte unwandelbare
beharrende deutſche Seelenkraft.
Heſſiſches Landestheater.
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Verfalltag der Gutſcheine Nr. 3 bis 14. Gunace 1. Juli Anf. 19½, Ende 221 Uhr. T, Gruppe 1—8
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Glückliche Reiſe. Sonntag, 2. Juli Anf. 18, Ende 22½4 Uhr. Außer Miete.
In neuer Einſtudierung und Ausſtattung:
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Wahlmieten und Gutſcheine Nr. 1 und 2 gültig
— Landestheater. Als letzte Aufführung dieſer Spielzeit:
„Siegfried”. In neuer Einſtudierung und Ausſtattung wird
am Sonntag, den 2. Juli, zum erſten Male Richard Wagners
„Siegfried” gegeben. Die muſikaliſche Leitung hat Dr. Hans
Schmidt=Iſſerſtedt. Spielleitung und Bühnenbild: Hans
Strohbach Es ſind beſchäftigt die Damen Hafgreen=
Din=
kela a. G., Jacobs und Heilmann und die Herren
Satt=
ler, Vogt, Kuhn Biſchoff und Herrmann. Beginn
der Vorſtellung 18 Uhr. — Morgen, Freitag, findet eine
ein=
malige Aufführung von Paul von Schönthans Schwank „Der
Raub der Sabinerinnen” ſtatt. Miete 1 26 und
Darm=
ſtädter Volksbühne G (18 Vorſtellung) Gruppe 1—4. —
Ver=
pflichtet wurde weiterhin für zehn Gaſtſpiele in der
Spiel=
zeit 1933/34 der in Darmſtadt wohlbekannte und beliebte
Helden=
tenor Albert Seibert=Zürich.
Sork mit dem Schandverkrag von Berſailles!
* Auf Mittwoch abend hatte der
Nationalſoziali=
ſtiſche Deutſche Studentenbund Hochſchulgruppe
Darmſtadt, in die Feſthalle zu einer Kundgebung gegen den
Schandvertrag von Verſailles und für das deutſche Saargebiet
aufgerufen.
Der Kampf gegen Verſailles iſt in ein neues, nicht
ausſichts=
loſes Stadium getreten, der Tag der Abſtimmung im Saargebiet,
deſſen Ergebnis nicht zweifelhaft ſein kann, rückt näher. So war
die Teilnahme an der Kundgebung in der Feſthalle aus allen
Kreiſen der Bevölkerung äußerſt ſtark, nicht zuletzt um
des=
willen, weil unter der nationalen Regierung ſolche
Kundgebun=
gen mit einer ganz anderen inneren Berechtigung und
Wahrhaf=
tigkeit ſtattfinden können. So wehen auch heute in ganz
Darm=
ſtadt die Flaggen auf Halbmaſt zur Erinnerung an jenen
un=
ſeligen Tag, an dem das Friedensdiktat unterſchrieben wurde!
Spielmannszug und Standartenkapelle 115 leiten die
Kund=
gebung mit Muſikvorträgen ein, dann erfolgte in der
gewohn=
ten und doch immer wieder packenden Weiſe der Einzug der
Formationen. Zunächſt marſchierten ein die unendlich langen
Züge des Jungvolkes und der Hitlerjugend, dann die
vielen ſtraffen Stürme mit ihren Sturmfahnen. Den Abſchluß
des feierlichen Einmarſches bildeten SS. Freiwilliger
Arbeitsdienſt und Stahlhelm. Die ſtudentiſchen
Kor=
porationen hatten ſchon vorher einzeln in der Feſthalle Platz
ge=
nommen.
Als erſter Redner ſprach
Pg. Walter Madee,
der Führer der Darmſtädter Studentenſchaft,
und führte aus:
„Deutſche Volksgenoſſen! Im ganzen Deutſchen Reich finden
heute zum Gedächtnis des Tages der Unterzeichnung des
ſoge=
nannten Friedensvertrages von Verſailles Kundgebungen ſtatt.
Auch die Darmſtädter Studentenſchaft hat heute in Darmſtadt
die Volksgenoſſen zuſammengerufen, um daran zu erinnern, daß
das deutſche Volk durch dieſen Schandvertrag geknechtet iſt.
Immer wollen wir daran denken! Die Waffenſtillſtands=
Verhand=
lungen waren der erſte Blick in den Abarund. Im Hinterarund
ſtanden die bekannten Verſprechungen Wilſons. Und wir
Deut=
ſchen glaubten auch an Gerechtigkeit! Bitter wurden wir
ge=
täuſcht. Das Schandmal von Verſailles blieb und aus den 14
Punkten Wilſons wurden die ſchlimmſten Forderungen, aufdenen
der ganze Vertrag aufgebaut iſt. Feſtgelegt wurde in dem
Ver=
trag die Lüge von der Alleinſchuld Deutſchlands
am Weltkrieg, unter ſchnöden Ausreden wurden uns die
Kolonien geraubt, das Rheinland wurde beſetzt, alles hat man
uns genommen. Die Grenzen Deutſchlands, bluten noch immer,
Noch beſteht die Beſtimmung, daß nach 15 Jahren im Saargebiet
abgeſtimmt werden ſoll.
Das Saargebiet iſt deutſch und bleibt deutſch!
Eine gewiſſe Erleichterung brachte das Erwachen der Nation.
aber die Grundſätze des Verſailler Friedensvertrages beſtehen
noch heute, das muß immer wieder betont werden, denn wenn
wir auch in der inneren Freicheit einen großen Schritt
weiter gekommen ſind, die äußere Freiheit iſt noch nicht
erreicht. Die deutſche Jugend will ſich dafür einſetzen, ſie will
der Welt zeigen, daß in Deutſchland eine Jugend lebt, die immer
wieder auf die Schmach der Unterdrückung hinweiſen wird. Heute
kommen in Sofia, der Hauptſtadt Bulgariens, Studenten aus
vielerlei unterdrückten Ländern zuſammen, aus Albanien,
aus Bulgarien, aus Kroatien aus Makedonien,
aus Ungarn, aus der Ukraine und aus den Reihen der
Auslandsdeutſchen. Unter dem Vertrag von Verſailles
iſt ein Anſchluß Oeſterreichs an Deutſchland nicht möglich, aber
die deutſche Jugend hofft doch darauf! Die Studenten=Vertreter
in Sofia faſſen heute eine Entſchließung, in der verlangt wird:
Selbſtbeſtimmungsrecht der Völker, Staatsgrenzen gleich
Volksgrenzen. International garantierte Rechte für die
Minderheiten.
Deutſchland muß frei werden von den Ketten des Verſailler
Vertrages. Im Jahre 1935 findet im Saargebiet die
Abſtim=
mung ſtatt. Wir alle wollen daran mitarbeiten,
auf daß die Saar deutſch bleibt!“
Als nächſter Redner ſprach Herr
Dr. Küntzel.
Profeſſor der Geſchichte an der Frankfurter Univerſität.
Wir entnehmen der geſchichtlich und politiſch großangelegten
Rede folgendes:
„Deutſche Volksgenoſſen! Es iſt für einen Gelehrten eine
be=
ſondere Freude, an einer ſolchen Veranſtaltung teilzunehmen, die
gerichtet iſt gegen den Schandvertrag von Verſailles. Es iſt noch
gar nicht ſo lange her, daß der Kampf gegen Verſailles in Deutſch=*
land in dieſen Formen möglich iſt. Der Friede von Verſailles
iſt dadurch gekennzeichnet, daß neben den materiellen
Beſtim=
mungen auch ſeeliſche Beſtimmungen eingefügt ſind, wie das
Be=
kenntnis von der Alleinſchuld Deutſchlands am Weltkrieg. Noch
niemals in der Welt gab es in einem Friedensvertrag ſolche
un=
möglichen, unritterlichen Beſtimmungen von einer ſo
raffi=
nierten Grauſamkeit, die wir Deutſche uns gar nicht ſo ohne
weiteres vorſtellen können. Der eigentliche Sinne der
Macht=
haber in Verſailles, wenigſtens derjenigen, die mit ihren
Forde=
rungen durchgedrungen ſind, war die völlige Vernichtung des
deutſchen Volkes. Jetzt ſind ſo manche Vorhänge von
Verſailles gezogen, daß wir nun wiſſen, mit welcher
Verbiſſenheit bei den Beratungen die Franzoſen gegen Wilſon
kämpften, der dann ſchließlich als geſchlagener Sieger
über das Meer zurükzog. Sein Volk, das er in den Krieg
ge=
führt hatte, gab zu dieſem Friedensſchluß nicht ſeine
Zuſtim=
mung. Dieſe Niederlage Wilſons iſt der erſte
Schritt zur Reviſion des Friedensvertrages
ge=
worden. Wilſon war unter einem Reformprogramm, den
ſoge=
nannten 14 Punkten, in den Krieg eingetreten. Die Franzoſen,
beſonders Clémenceau, wandten ſich daher gegen die Abſicht
Wil=
ſons, zu den Friedensverhandlungen nach Europa zu kommen.
Die Einfädelung des Friedensvertrages bedeutete zunächſt einen
großen Erfolg für Wilſon und für ſeinen Vertrauten, Oberſt
Houſe. Auch die Alliierten nahmen die 14 Punkte an, wie es
die deutſche Regierung ſchon vorher getan hatte. Aber ſie
mach=
ten in zwei wichtigen Punkten Vorbehalte, hinſichtlich der
Freiheit der Meere und der Wiederherſtellung der beſetzten Ge=
wurden die ungeheuerlichen Ablieferungs=
Be=
ſtimmungen aufgenommen, die dann nachher natürlich in den
Friedensvertrag übernommen wurden. Die Probleme, um die
bei den Verhandlungen unter den Allierten beſonders gekämpft
wurde, waren die
Reparationsfrage, bei der mit aſttonomiſchen Zahlen
gear=
beitet wurde, die Beſetzung des Rheinlandes, die
Saar=
frage und die Oſtgrenzen.
Hier rächte es ſich bitter, daß Wilſon keine Menſchenkenntnis
be=
ſaß und in oſteuroväiſchen Fragen von einer unglaublichen
Ahnungsloſigkeit war. Wilſon ließ ſich auf dieſem und anderen
Gebieten von den Franzoſen und den Polen beſchwätzen, wie er
Unſere Saar
ſpäter in Amerika ſelbſt zugegeben hat.
bleibt deutſch, trotz der unehrlichen Politik der Franzoſen.
Seit 1000 Jahren gehört das Saargebiet zu Deutſchland!
Nur vorübergehend war es uns entriſſen. Mag auch Wilſon
ſeine moraliſche Gewiſſens=Rückzugslinie darin ſehen, daß in dem
Friedensvertrag ſelbſt eine Reviſionsmöglichkeit gegeben iſt,
mochte er auf die Einrichtung des Völkerbundes verweiſen, die
Franzoſen haben ſchon dafür geſorgt, daß eine Reviſion nicht
ſtatt=
finden kann. Zu einer ſolchen iſt Einſtimmigkeit
erforder=
lich. Und die wird es dank Frankreichs Haltung, wie wir erſt
jetzt wieder ſehen, nie geben.
Unſere Forderung ſei:
Schluß mit dem Verſailler Frieden! Heraus aus der
Zwangs=
jacke! Das iſt eine Vorausſetzung für unſeren Frieden. für
den Frieden Europas und für den Frieden der ganzen Welt!
Los von dieſem Unfrieden! Los von dieſem
Schandfrieden! Los von Verſailles! (Stürmiſcher
Beifall.)
Nach einem Muſikvortrag ſprach als
Regierungsver=
treter und für den verhinderten Oberſchulrat
Ringshauſen
Pg. Siebert.
Der Redner erklärte, daß ſeit Jahrtauſenden Reiche
geſchaffen wurden und Reiche gehen müſſen.
Immer dann wird eine Nation in alle Zukunft hinein ſich
er=
halten, wenn das Volk ſich zuſammenfindet in dem
zuſammenge=
ballten Willen, Volk und Reich zu erhalten und zu geſtalten. Das
heilige römiſche Reich deutſcher Nation iſt untergegangen, das
2. Reich Bismarcks, der Prägung, mußte zuſammenbrechen
nach=
dem das Volk von Jahr zu Jahr mehr zerſpalten war in Klaſſen,
in Berufe, in Stände und in Konfeſſionen. Auf uns laſtet
das Bekenntnis zweier Männer von der
Allein=
ſchuld Deutſchlands am Weltkriege! Wir ſchauen
auf die 14 Jahre bitterer Notzeit zurück, die dieſer „Friedens”=
Vertrag unſerm Volke gebracht hat. Aus der Lüge von der
Allein=
ſchuld wuchs der Verrat, aus dem Verrat wuchs die Schande, daß
man uns nicht nur unſere Wehr nahm, ſondern auch unſere Ehr!
Adolf Hitler hat nach langem Kampf die
Ge=
meinſamkeit der Nation geſchmiedet, nun iſt es
an=
ders geworden. Früher hieß die Parole „Nie wieder Krieg”,
die Parole der erſtarkenden jungen Generation heißt
„Deutſchland erwache!”
Der Aufſtieg der Nation wird nicht Halt machen vor den
Feſſeln des Verſailler Vertrages. Erſt wenn dieſe letzten Feſſeln
gefallen ſind, iſt die nationale Revolution ganz zum Durchbruch
gekommen. Unſer Gedenken gilt heute mit beſonderer Treue
un=
ſern Brüdern in Oeſterreich, im Saarland, im Oſten und Weſten,
im Norden und Süden, die geſamte deutſche Jugend ſteht in Treue
und Geſchloſſenheit hinter dem Führer Adolf Hitler.
Deutſchland muß leben, ſelbſt wenn wir ſterben müſſen und
Deutſchland wird leben. Heil Hitler!
Das Schlußwort ſprach Pg. Friedrich Walcher, der
Landesführer Heſſens des nationalſozialiſtiſchen deutſchen
Stu=
dentenbundes, der betonte, das Volk habe ſeinen unbezähmbaren
Willen wieder erlangt und die deutſche Jugend von heute wiſſe,
daß ſie einmal ebenbürtig neben dem Gegner von heute ſtehen
werde. „Wir wollen keinen Krieg, aberwir wollen
Waffen, um uns gegen Vernichtung zu ſchützen
und unſer Volkstum zu erhalten. Der Vertrag
von Verſailles muß verſchwinden!
Der Redner ſchloß mit einem dreifachen Sieg=Heil auf
das deutſche Volk, das Vaterland unſere
herr=
liche Bewegung und Adolf Hitler! Und dann hoben
die Taufende die Arme empor zum Deutſchland= und Horſt=Weſſel=
Lied. Mit dem Abmarſch der Fahnen=Gruppen nahm die
ein=
mütige Kundgebung ein Ende.
Fort mit Verſailles!
Eine öffenkliche Kundgebung der Schillerſchule
af den Delic eaf Dale.
Nieder mit dem Verſailler Schandvertrag!
Die Schillerſchule (Müllerſtraße 11) veranſtaltete am
Jah=
restag des Verſailler Schandvertrags auf dem Dietrich=Eckart=Platz
eine eindrucksvolle vaterländiſche Kundgebung gegen den vor
14 Jahren dem deutſchen Volke aufgezwungenen, von Rache und
Vernichtungswillen diktierten Gewaltfrieden von Verſailles. Der
Aufmarſch der rund 700 Schüler vollzog ſich durch die verſchiedenen
Straßen des Martinsviertels als Sternmarſch in muſtergültiger
Ordnung. Selbſt die kleinen, vor kurzem erſt in die Schule
ge=
kommenen ABC=Schützen nahmen an der Kundgebung teil. Die
Standartenkapelle 115 Obermuſikmeiſter Mittelſtädt ſtellte
in dankenswerter Weiſe 12 Mann Muſik; auch der Schülerchor
wirkte durch einen Vortrag vaterländiſcher Lieder mit. In einer
flammenden Anſprache wies der Rektor der Schule, Herr Dr.
Claß, auf die ruchloſen Einzelbeſtimmungen des Verſailler
Diktats und den Raub deutſchen Landes hin und forderte auf,
des Deutſchland vor 14 Jahren zugefügten Unrechts ſtets
ein=
gedenk zu ſein und für die Befreiung des Vaterlandes aus
uner=
hörter Knechtſchaft ſelbſt unter Einſatz des eigenen Lebens
einzu=
treten. Die gewaltige Menſchenmenge, die die Abſperrung
um=
ſäumte, und vor allem die Jugend war ſichtlich ergriffen von den
begeiſternden Worten des Redners. Unter Vorantritt der
Muſik=
kapelle rückte die Schule nach beendeter Kundgebung in
geſchloſ=
ſenem Zug durch die Liebfrauen= und Heinheimerſtraße nach dem
Schulhof ab, woſelbſt ſich der Zug auflöſte.
Nationaliozialiſtiſches Reichs=Samphonie=Occheſter
(8034
unter Leitung von Kapellmeiſter Franz Adam ſpielt am
Freitag, den 30. Jani 1933, abends 8 Uhr, in der Feſthalle, Darmſtadt.
Reichsſtatthalter Sprenger und ein Mitglied der Reichsleitung ſprechen.
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Seite 6 — Nr. 178
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 29. Juni 1933
BüTg 2.
Bergnügen an Kleinem.
Da war ein Menſch, der aller Menſchen und Dinge Freund
war und hieß „Leberecht Hühnchen”. Was tut es, daß er nicht
ganz und gar wahrhaftig lebte, ſondern einem Dichter aus dem
Herzen geſprungen war? Er war deshalb vielleicht doch
wirk=
licher als manch anderer, der lebt und doch nicht zu leben weiß.
Trank er ſeine Schale Tee, dann ſtieg ihm aus dem köſtlichen
Dampf jenes ferne Land, in dem ſich bezopfte Menſchen um die
Blätter mühten, die nun ausgerechnet ihm zugute kamen; rauchte
er ſeine Pfeife, ſo malte ihm der Rauch die ſonnigſten,
duften=
ſten Länder der Erde. So war Leberecht Hühnchen.
Es gibt nicht mehr viele, denen der Name eines Dinges
eine ganze Welt erſchließt. Eine ganze große Welt der
Selbſt=
befriedung, des heimlichen Glücks, des Reizes der kleinſten
Dinge. Jener kleinſten Dinge und Angelegenheiten des Alltags,
des verborgenen Lebens in und um und mit uns. Kein Zufall,
was man von Heinrich Seidel, dem Schöpfer der Leberecht=
Hühnchen=Geſtalt, erzählt: daß er immer ein Häufchen Samen im
Hoſenſack gehabt habe. Den feinen Samen eines beſcheidenen
Pflänzchens, eines Mauerblümchens: Cymbalaria, Heidelberger
Schloßkräutchen. Eines jener wahren Wunder von
Lebens=
bejahung, die Kraft zum Leben noch aus den trockenſten Ritzen
ſonnverbrannten Gemäuers ſaugen. Wo Seidel eine noch
unbe=
grünte Mauer fand, da ſtreute er den Samen ein und freute
ſich, wenn bald das Pflänzchen mit den zierlichen blaßlila
Blüt=
chen den toten Stein überſpann.
Es iſt wohl gut in unſerer Zeit, ſich des Genügens an ſo
kleinen Dingen zu entſinnen. Wir beklagen, daß große Reiſen
uns verſchloſſen ſind: wären wir ein Leberecht Hühnchen, wir
nähmen Reiſebücher vor und die Welt ginge uns auf. Ein ſolcher
Lebenskünſtler braucht nur den Fahr= und Schiffsplan in die
Hand zu nehmen, ſo werden ihn Salz fremder Küſten und Hauch
ferner Landſchaften umſprühen. Wir beklagen daß uns das
Kleingeld fehlt für ſo zarte Feinheiten und herrliche Nutzloſigkeiten,
wie es Blumen ſind — bringen wir doch aus dem Walde einen
Blütenzweig mit, ſtellen wir ihn in ein hohes ſchlankes Glas,
und das Wunder des Baums und der Pflanze wird ſich uns
er=
ſchließen".
Auch kleine Dinge können uns entzücken,
Auch kleine Dinge können köſtlich ſein .. ."
— Zigarrengeſchäfte am 2. Juli geöffnet. Auf Grund des
§ 1050 der GO. über die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe wird
den Inhabern von Zigarren= und Tabakwarengeſchäften in
Darmſtadt erlaubt, am Sonntag, dem 2. Juli 1933 (
Artillerie=
feſt), in der Zeit von 11 bis 18 Uhr ihre Ladengeſchäfte
offen=
zuhalten. Die Beſchäftigung von Angeſtellten, Gehilfen und
Lehrlingen iſt nicht geſtattet.
Polizeibericht.
Bielſeikiger Bektüger feſtgenommen.
Am Montag gelang es der Darmſtädter Kriminalpolizei, den
von der Staatsanwaltſchaft Pforzheim wegen Betrugs und
Unter=
ſchlagung geſuchten Kaufmann Guſtav Binſack aus Pforzheim in
Darmſtadt feſtzunehmen. Der Feſtgenommene, der ſich erſt kurze
Zeit in Darmſtadt aufhielt, ſchädigte vielfach kleine Leute durch
Doppelmieten von möblierten Zimmern. Er gab ſich ſtets als
Landwirtſchaftsrat bei der Darmſtädter Landwirtſchaftskammer
aus und berief ſich in der Unterhaltung auf die dort tätigen
Herren. Neben den Einmieteſchwindeleien ſpiegelte der
Betrü=
ger in einem Zeitungsinſerat eine Induſtriebeteiligung aus
eige=
nen Mitteln bis zu 10000 RM. vor, obwohl er keinen Pfennig
Barvermögen beſaß. Die ſich darauf meldenden Inſerenten
ſchä=
digte er dadurch, daß er ſcheinbar auf deren Wünſche einging,
die Betriebe beſichtigte, ſie dann zu einem Imbiß einlud und
dann ſpäter, da er angeblich ſein Portemonnaie vergeſſen hatte,
dieſe die Zechſchuld bezahlen ließ. In einem anderen Falle bot
er ſich zur Vermittlung eines Darlehens an und ließ ſich unter
der Vorſpiegelung, daß das Darlehen unterwegs ſei, die Zinſen
im voraus für ſich geben. Bei allen Geſchädigten führte er ſich
als „Dr. Binſack ein. Da anzunehmen iſt, daß noch eine große
Reihe weiterer Perſonen von dem Betrüger geſchädigt wurden,
bittet die Kriminalpolizei alle geſchädigten Perſonen, auf dem
Polizeiamt vorzuſprechen, beſonders Inhaber von Kleidungs= und
Lebensmittelgeſchäften, da ſich am Mittwoch herausſtellte, daß der
Schwindler als Oekonomierat Dr. Binſack ſich bei einer
Darm=
ſtädter Kleiderfirma zwei Herrenanzüge erſchwindelte.
Langgeſuchfe Jagd= und Wochenendhaus=
Einbrecherbande gefaßk.
Den unermüdlichen Bemühungen der Darmſtädter
Landes=
kriminalpolizeiſtelle iſt es gelungen am Dienstag eine
lang=
geſuchte Jagd= und Wochenendhaus=Einbrecherbande feſtzunehmen
und in Unterſuchungshaft zu überführen. Die Bande machte ſchon
ſeit Monaten durch ihre Einbrüche in Jagd= und
Wochenendhäu=
ſer, die ſie gewaltſam erbrachen, die nähere und weitere
Um=
gebung Darmſtadts lange Zeit unſicher. Die unmöglichſten
Ge=
brauchsgegenſtände, Geräte und Waffen wurden von ihnen
wahl=
los mitgenommen oder beſchädigt zurückgelaſſen. Nach ihren
Einbrüchen hielten ſie gewöhnlich ein großes Zechgelage in den
unbewohnten Häuſern ab, wobei die vorhandenen Lebens= und
Genußmittel größtenteils an Ort und Stelle aufgezehrt wurden,
Die Täter ſcheuten auch nicht davor zurück, dem einen oder
ande=
ren Jagd= oder Wochendhaus einen mehrmaligen „Beſuch”
abzu=
ſtatten und dabei die gleichen rohen Sachbeſchädigungen
auszu=
führen. Die Beſitzer wurden durch die Einbruchsdiebſtähle und
insbeſondere durch die rohen Beſchädigungen erheblich geſchädigt.
Ein Zeiß=Fernglas wurde ihnen zum Verhängnis. Bei den
Die=
ben handelt es ſich um drei Darmſtädter, einen 35 Jahre alten
Hilfsarbeiter, einen 20jährigen Bauſchloſſer und einen 18jährigen
Maſchinenſchloſſer. Unter dem Druck des bei den Hausſuchungen
vorgefundenen Diebesgutes legten ſie ein Geſtändnis ab. Bis
jetzt konnten 9 derartige Einbruchsdiebſtähle nachgewieſen
wer=
den. Die weiteren Ermittelungen nehmen ihren Fortgang. Da
es ſich feſtgeſtelltermaßen um eine organiſierte Bande handelt,
die ſich ausſchließlich für unbewohnte Jagd= und
Wochenendhäu=
ſer ſpezialiſiert hat, wird wohl anzunehmen ſein, daß noch eine
ganze Reihe von Jagd= oder Wochenendhausbeſitzern geſchädigt
wurde. Geſchädigte Perſonen wollen ſich unverzüglich bei der
Kriminalpolizei melden.
Mord und Selbftmord.
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch, gegen 24 Uhr,
tötete der 36jährige Joh. Ewald aus Viernheim in ſeiner
Woh=
nung ſeine 30jährige Ehefrau, die bereits im Bett lag, durch
zwei Revolverſchüſſe. Nach der Tat nahm ſich der Mörder ſelbſt
durch Erhängen das Leben, nachdem er ſich durch einen
Revolver=
ſchuß ſchwer verletzt hatte. Das Ehepaar hinterläßt ein 8
Mo=
nate altes Kind, das zur Zeit der Tat in der Küche ſchlief. Der
Grund zu der Bluttat dürfte in einem unheilbaren Leiden des
Täters zu ſuchen ſein.
Verkehrsunfall. Am Dienstag abend ſtieß ein Motorradfahrer
Ecke der Martin= und Steinackerſtraße mit einem
Perſonenkraft=
wagen zuſammen. Der Motorradfahrer kam mit leichten
Haut=
abſchürfungen davon.
Fahrraddiebſtahl. Am Dienstag vormittag wurde aus dem
Hofe des Hauſes Sandſtraße 40 ein Damenfahrrad. Marke Elite,
Fabriknummer unbekannt, geſtohlen. Wer hat den Täter
be=
obachtet?
Gefunden: Ein unbekannter weiß oder gelb lackierter
Liefer=
wagen hat am Dienstag abend in Eberſtadt in der Neuen
Darm=
ſtädterſtraße ein Erſatzrad 600—20—150—20 Transport
Continen=
tal verloren.
Entlaufen: Vor einiger Zeit iſt ein wertvoller brauner
lang=
haariger Jagdhund ſeinem Beſitzer in Darmſtadt abhanden
ge=
kommen. Der Hund wurde in der letzten Zeit im Martinsviertel
geſehen. Wer kann über den Verbleib des Hundes. Angaben
machen? Für ſeine Herbeiſchaffung iſt eine Belohnung ausgeſetzt.
Nur noch wenige Tage trennen uns von dem Beginn des
Heſſiſchen Artilleriſten=Tages. Nach den Anmeldungen zu
urtei=
len, wird es eine Veranſtaltung ganz beſonderer Art ſein. Der
Aufruf zur Beteiligung hat im ganzen deutſchen Vaterlande einen
außerordentlichen Widerhall gefunden, ja ſogar vom Auslande
her ſind begeiſterte Zuſtimmungen erfolgt. Der 1., 2. und 3. Juli
1933 werden ein beſonderer Anlaß ſein, derjenigen tapferen
Ar=
tilleriſten zu gedenken, die für Deutſchland ſtarben.
Vor einigen Tagen fand die letzte abſchließende Sitzung des
vorbereitenden Ausſchuſſes unter Leitung des Herrn
Oberpoſt=
inſpektors Schweizer ſtatt. In militäriſcher Kürze konnte die
uimfangreiche Tagesordnung abgewickelt werden, und wir
möch=
ten diejenigen Punkte der Oeffentlichkeit unterbreiten die aus
informatoriſchen Gründen beſonders erwähnenswert erſcheinen.
Es iſt eine Feſtpoſtkarte entworfen und hergeſtellt worden,
welche den Trompeter zeigt, der auch auf dem eindrucksvollen
Plakat zu ſehen iſt. Andere Poſtkarten ſind nicht als die
amt=
lichen anzuſprechen.
nutzung der Straßenbahn in der Zeit vom 1. bis 3. Juli. Als
Ausweis gegenüber dem Schaffner gilt das Feſtabzeichen. Es
findet eine ſehr ſcharfe Kontrolle ſtatt. Wer ſich einen
unberech=
tigten Vorteil zu verſchaffen verſucht, hat erhebliche
Unannehm=
lichkeiten zu erwarten. Die Feſtabzeichen werden nur ausgegeben
in den Empfangsbüros und da nur wieder gegen beſonderen
Aus=
weis. Für beſonders früh ankommende Kameraden iſt die Karte
erhältlich bei Kamerad Bleſſing, Darmſtadt, Ahaſtraße 8.
Die bezahlten Eſſenskarten werden in der Gaſtwirtſchaft
„Zur Kanone” am Sonntag vormittag 8 Uhr ausgegeben.
Die Auskunfts= und Empfangsbüros ſind ab Samstag, den
1. Juli, nachmittags 13 Uhr beſetzt. Sie werden eingerichtet am
Haupt=, Oſt= und Südbahnhof. Dort ſind die Feſtſchriften, die
Feſtabzeichen und ſonſtige Unterlagen zu empfangen, ebenſo die
Quartierſcheine
Bei der Bevölkerung Darmſtadts wurden durch SA.=Leute
Quartiere für die Unterbringung von mittelloſen Kameraden
ge=
worben. Es iſt eine angenehme Pflicht, feſtzuſtellen, daß nicht
nur Quartiere in reicher Anzahl zur Verfügung geſtellt wurden,
ſondern daß die brapen SA.=Leute auch noch Gelder mitbrachten.
Eine ſolch opferwillige Betätigung im Intereſſe einer nationalen
Sache verdient uneingeſchränktes Lob. Gleichzeitig aber iſt auch
denjenigen zu danken, die Freiquartiere zur Verfügung ſtellten
und darüber hinaus ſogar noch geldliche Opfer für die
Durch=
führung des Feſtes brachten.
Der Feſtzug bewegt ſich in der Richtung Heidelberger Straße
ſüdwärts bis Moosbergſtraße, Heidelberger Straße zurück,
Rhein=
ſtraße, Marktplatz, Ludwigſtraße, Eliſabethenſtraße,
Wilhelminen=
ſtraße, Karlſtraße, Orangeriegarten. Aufſtellung um 14 Uhr. Für
die Kriegsverletzten und Invaliden ſtehen 200 Wagen des NSKK.
zur Verfügung. Aufſtellung auf dem Marienplatz: Die
Aufſtel=
lung des Feſtzuges geſchieht folgendermaßen: Feldartillerie=
Regi=
ment 25 im Kaſernenhof der 25er, Ahaſtraße, Feldartillerie=
Regi=
ment 61 in der 25er=Kaſerne, Heidelberger Straße. Im
Donners=
bergring Standarte 115 und Wagen, in der Kathreinſtraße
Standarte 143 und die Regimentsvereine, im Groß=Gerauer Weg
der Stahlhelm und die Kriegervereine.
Für ausreichenden Parkplatz (Fahrräder, Motorräder,
Auto=
mobile) iſt entſprechende Fürſorge getroffen. Für den Feſtakt
am 2. Juli, vormittags 10 Uhr im Kaſernenhof des
Feldartille=
rie=Regiments 25 in der Heidelberger Straße ſtehen für die
Wit=
wen der Gefallenen Stühle bereit. Beſonderer Wert wurde auf
die Ausgeſtaltung des Programms durch Militär=Konzert gelegt.
So findet z. B. am Samstag, dem 1. Juli, abends, im
Orangerie=
garten ein großes Doppelkonzert ſtatt. Ebenſo Sonntag
nach=
mittag um 4 Uhr und abends um 8 Uhr. Gleichzeitig abends
um 8 Uhr im Orangeriegarten ein Feſtball, der um 10.45 Uhr
durch ein großes Höhen und Front=Feuerwerk unterbrochen wird.
Montag nachmittag ab 4 Uhr Konzert mit einem großen
Kinder=
feſt und abends als Abſchluß noch einmal ein Militärkonzert mit
Ball. Am Sonntag abend wird nach dem Feuerwerk der große
Zapfenſtreich ertönen, geſpielt von zirka 150 Mann
Militär=
muſikern. Die Kapellen ſind ſelbſtverſtändlich erſtklaſſig beſetzt
(zirka 70 Mann mit Fanfaren, Keſſelpauken uſw.)
Am Montag nachmittag werden bei dem Kinderfeſt allerlei
Ueberraſchungen geboten, ſo daß auch die Kleinen auf ihre Koſten
kommen.
Der Vorverkauf für den Artilleriſtentag findet ſtatt: 1
Ver=
kehrsbüro auf dem Ernſt=Ludwigsplatz, 2. Zigarrenhaus Meder
in der Rheinſtraße, 3 Friſeurgeſchäft Denecke, Heidelberger
Straße 38 4. Fa. Fuld u. Co., Kirchſtraße 10.
Die Preiſe betragen für ein Feſtabzeichen 1 RM. Bei
Einzel=
beſuch am Samstag 0,50 RM. am Sonntag 0,50 RM. am
Mon=
tag 0.30 RM., Kinder am Montag 10 Pf. Die Bevölkerung
Darmſtadts iſt herzlich eingeladen, an dieſer großen Veranſtaltung
regen Anteil zu nehmen und dem Geſicht unſerer Stadt dadurch
ein freundliches Ausſehen zu verleihen, daß ſie eifrig und in
großer Zahl Fahnen heraushängt, beſonders in den Straßen,
durch welche ſich der Zug bewegt.
Die geiftigen und nolikiſchen Grandlagen
des nakionalfozialen Aafbruchs.
2. Abend des Probe=Lehrgangs der Heſſiſchen
Berwaſtungsgkademie.
Geſtern abend ſprach im Rahmen des Probelehrgangs der
Heſſ. Verwaltungsakademie Herr Prof. Dr. Wilh. Lacroix=
Heidelberg vor einer wiederum zahlreichen Zuhörerſchaft über
das aktuelle Thema: „Die geiſtigen und politiſchen Grundlagen
des nationalſozialen Aufbruchs.” Ausgehend von der Feſtſtellung,
daß die Wandlung, in der wir leben, und die alle erfaßt, — ob
wir uns von der Woge treiben laſſen oder ob wir uns zu
ent=
ziehen verſuchen, — in ihrer Bedeutung als wahre Zeitenwende
angeſehen werden müſſe, zeichnete der Redner das Geſchehen als
das noch nicht abgeſchloſſene Suchen nach neuen Formen. Wegen
und Methoden. Ein Ausdruck ſolch krampfhaften Suchens ſei
der Weltkrieg geweſen. Unſer Lebensgefühl ſage uns, daß eine
grundſätzlich neue Richtung gewonnen ſei, daß nicht etwas
künſt=
lich Geſchaffenes, ſondern etwas geworden ſei, was ſeinen
Ur=
grund im Schoß des Lebens habe. Die Grundwandlung greife
iber auf alle Gebiete des Lebens: Volk, Staat, Kultur, Erziehung
wurden von ihr gleichermaßen erfaßt. — Prof. Lacroix wandte
ſich hier zur Grundauffaſſung, in der der heutige Menſch
aufge=
wachſen iſt, zum Individualismus, und entwickelte in einer
gemein=
verſtändlichen hiſtoriſchen Betrachtung ſein Weſen, wie es ſich in
Staatsgeſtaltung, Philoſophie, Religion und Kunſt ausdrückte.
Als Ergebnis dieſer Betrachtung zeigte er die Ueberſpitzung des
individualiſtiſchen Denkens in der Philoſophie Nietzſches und in
der Naturwiſſenſchaft, mit ihrer Methode, die Ergebniſſe der
Phy=
ſik auf das Leben zu übertragen. — Die erſte Wiſſenſchaft, die ſich
von der mechaniſtiſch=individualiſtiſchen Auffaſſung gelöſt habe,
ſei die Wiſſenſchaft vom eigentlichen Leben, die Biologie geweſen.
Sie habe erkannt, daß der Menſch, wie er lebt, ein Ganzes ſei,
eine Erkenntnis, die in ihrer Bedeutung der Tragweite der
grund=
ſtürzenden Umwandlung gleichzuſetzen ſei, die die Lehre des
Ko=
vernikus verurſacht habe. Dieſe Ganzheitsauffaſſung zeige von
jetzt ab der Wiſſenſchaft ihre Methoden.
Mit dieſer Wandlung ergebe ſich eine ganz andere Stellung
der Wiſſenſchaft zum Leben, und im beſonderen eine andere
Vor=
ſtellung vom Weſen des Volkes.
Volk ſei nicht eine Anſammlung von Individuen, ſondern eine
von vornherein angelegte Ganzheit. Innerhalb dieſer Ganzheit
ſpiele jeder die Rolle, die ihm von ſeinem Gewiſſen vorgeſchrieben
ſei. Das Weſen des Volkes als ganzheitlicher Organismus liege
darin, daß ſeine Glieder den gemeinſamen Glauben haben, daß
die Gemeinſchaft des Volkes eine Aufgabe innerhalb der Welt zu
erfüllen habe, die kein anderes Volk erfüllen könne, den
gemein=
ſamen unerſchütterlichen Glauben an ſeine Sendung. Wer dieſen
Glauben hat, der iſt Glied dieſes Volkes, gehört zu dieſem Volk.
Aus dieſem Glauben heraus entſteht dem Volke nicht nur der
Wille, ſondern die Pflicht zur Selbſterhaltung.
— Sonnwendfeier der Rot=Weiß=Paddler. Es iſt eine alte
Sitte der Paddler und zeugt von ihrer Verbundenheit mit
Hei=
mat und altem Brauch, alljährlich zur Sonnwende
zuſammenzu=
kommen und die Johannisfeuer anzuzünden. Beſonders bei der
Paddelabteilung des Rot=Weiß. VfR, iſt dieſe Sitte ſeit Jahren
zur Tradition geworden. Die diesjährige Sonnwendfeier findet
am kommenden Samstag, nachts um 12 Uhr, an der
Guntersblumer Fähre ſtatt. Das Programm iſt wie folgt;
1. Paddlerlied, 2. Anſprache des 1. Vorſitzenden, 3 Lied: Flamme
empor, 4. Feuerrede (Kamerad Ochs), 5. Horſt=Weſſel=Lied. Die
Veranſtaltung war urſprünglich auf den 24. Juni vorgeſehen,
mußte jedoch wegen der in Darmſtadt ſtattgefundenen großen
all=
gemeinen Sonnwendfeier um eine Woche verſchoben werden.
Hof=
fen wir, daß nunmehr auch die Sonne endlich ihre Strahlen auf
Menſch und Natur zur Erde herunterſendet, denn gerade die
Paddler können nicht allein vom Waſſer leben, ſondern benötigen
auch die ergänzende Wirkung der Sonne.
Vereinskalender.
Verein ehem. Heſſ. Leib=Dragoner Nr. 24 Darmſtadt.
Zur Beteiligung am Feſtzug beim Artilleriſtentag
verſam=
meln wir uns am Sonntag nachmittag 1.45 Uhr Ecke Artillerie=
und Eſchollbrücker Straße. Dunkler Anzug. Die Beteiligung aller
Kameraden iſt ſelbſtverſtändlich. Gleichzeitig wird nochmals auf
die Einzeichnung bei Kamerad Laumann zur Autofahrt nach
Bad Nauheim hingewieſen.
— Vereinigte: Kriegervereine (
Kriegerkamerad=
ſchaft Haſſia). Zur Teilnahme an dem Feſtzug der heſſiſchen
Ar=
tilleriſten ſammeln ſich die Kriegervereine in der Hügelſtraße
(Marienplatz), Spitze an der Neckarſtraße, und ſtehen um 14 Uhr
zum Abmarſch bereit. Reihenfolge: Militärverein,
Kampf=
genoſſenſchaft, Germania, Graf v. Häſeler, Kameradſch Ver. d.
Kriegsbeſchädigten, Pionierverein, Kriegerverein. Kameradſchaftl.
Kriegerverein, auswärtige Vereine des Bezirks Darmſtadt.
Aus den Darmſtädker Lichtſpielihegkern.
Palaſtlichſpiele.
Ich heirate meine Frau” iſt ein Paramountfilm, der
wirklich manchmal Heiterkeit bei den Zuſchauern auslöſte. Dazu
trug vor allem das oft ausgezeichnete Spiel verſchiedener bekannter
Tonfilmgrößen bei. — Die manchmal bis zur Groteske geſteigerten
Szenen gefielen vielleicht gerade deshalb, weil ſie ſo
unwahrſchein=
lich waren. Aber ſchließlich ergibt eine Fülle guter Witze und
Ein=
fälle noch kein in ſich geſchloſſenes Luſtſpiel und durch die
Anein=
anderreihung einiger einprägſamer Schlager entſteht, auch wenn
ſie gut geſungen werden, noch keine vollendete Operette. So bleibt
neben der Freude an vielen Einzelſzenen ein wenig Mitleid mit
den Schauſpielern, die ſich für eine ein wenig ausgefallene Sache
mit ihrem ganzen Können eingeſetzt haben.
— Helia=Lichtſpiele.” Unmittelbar nach der Berliner
Urauf=
führung bringen die Helia=Lichtſpiele ab heute den erſten SA.=
Tonfilm „SA.=Mann Brandt”, ein Zeitbild aus der großen
Schick=
ſalswende des deutſchen Volkes. In der Berliner Uraufführung
befanden ſich unter den Ehrengäſten u. a. Reichskanzler Adolf
Hitler und die Reichsminiſter Dr. Goebbels und Frick. Der
Be=
deutung der Sache gemäß veranſtaltet die Direktion der Helia=
Lichtſpiele heute abend 8.30 Uhr eine Feſtvorſtellung unter
Mit=
wirkung der Polizeikapelle. Leitung Polizeiobermuſikmeiſter Buslau,
Zu dieſer Feſtvorſtellung ſind eine beſchränkte Anzahl Karten im
Vorverkauf von 11—1 Uhr und an der Tageskaſſe zu haben. Der
Film läuft aber auch ſchon nachm. um 3.45 und 6 Uhr.
Das Union=Theater zeigt nur noch heute und morgen den
neueſten Bali=Film. „Inſel der Damonen” welcher im Rahmen
einer ſpannenden Handlung wundervolle Bilder aus der
Süd=
ſee zeigt. Im bunten Vorprogramm u. a.: „Wir blauen
Jun=
gens” (Ein Tag an Bord der „Emden”).
* Aus dem Gerichtsſaal.
Die Große Strafkammer I führte am ſelben Tage den
großen Offenbacher Landfriedensbruch zu Ende. Bis
auf einen Angeklagten, an deſſen geiſtigen Fähigkeiten gewiſſe
Zweifel beſtehen und der deshalb freigeſprochen wird, hält das
Gericht die ſämtlichen Angeklagten für überführt, und zwar vier
des ſchweren Landfriedensbruchs. Bei ihnen erkennt
es auf dreimal je ein Jahr Gefängnis und einmal
ein Jahr und drei Monate Gefängnis. Die übrigen
24 Angeklagten ſind nur des einfachen
Landfrie=
densbruchs ſchuldig und erhalten Strafen von einem
bis zu neun Monaten Gefängnis, je nach der Stärke
ihrer Beteiligung und der Art ihrer Vorſtrafen. Die
Jugend=
lichen erhalten alle drei eine dreijährige Bewährungsfriſt
zuge=
billigt, wie denn das Gericht auch der Anſicht iſt, daß man
ſämt=
lichen Angeklagten mildernde Umſtände zubilligen könne. Die
Haftbefehle der vier noch Inhaftierten werden aufgehoben.
* Freiquartiere für die Ruſiker des NS.=Reichs=Symphonie=
Orcheſters. Die Kreisleitung hat vom Donnerstag nachmittag
bis Samstag früh etwa 80 Freiquartiere für die Unterbringung
der NS. Muſiker des Reichs=Symphonie=Orcheſters zu beſorgen.
Wie wir erfahren haben, ſind Meldungen bisher in nur
ungenü=
gender Zahl eingegangen, da die Bevölkerung offenbar der
Mei=
nung iſt, nach den Märzſtürmen ſeien ſo viele Meldungen
er=
folgt, daß die Quartierliſten wegen Ueberfüllung bereits
abge=
ſchloſſen ſein würden. Dies iſt nicht der Fall, da ſich offenbar
einer auf den anderen verlaſſen hat. Wir richten daher
noch=
mals die Bitte an die Bevölkerung, umgehend die Kreisleitung
bei der Unterbringung zu unterſtützen. Meldungen werden auf
der Kreisleitung, Hügelſtraße 15 I oder telephoniſch unter
Num=
mer 4645 erbeten. Kreisleitung Darmſtadt.
— Das Abendſingen der Concorda im Schloßhof findet heute
abend ſtatt. Die Vortragsfolge brachten wir in der
Mittwoch=
nummer.
Der Gabelsbergerſche Stenographenverein von 1861 hat es
ſich ſchon ſeit Jahrzehnten zur Aufgabe gemacht, der Wirtſchaft
und den Behörden gute Stenographen heranzubilden. Er
unter=
richtet nur in der amtlich anerkannten Einheitskurzſchrift, zu
deren Erlernnung die morgen abend 8 Uhr in der Ballonſchule,
Alexanderſtraße beginnenden neuen Kurſe Gelegenheit geben.
Aber auch im Maſchinenſchreiben kann man ſich nach neuer
Lehr=
methode von dem Verein ausbilden laſſen. Maſchinen der
ge=
bräuchlichſten Syſteme ſtehen für den Unterricht zur Verfügung.
Nähere Einzelheiten ſind in der heutigen Anzeige des Vereins
erſichtlich.
Billige Rheinfahrt. Der DHV. veranſtaltet am Sonntag,
den 2. Juli, eine verbilligte Rheinfahrt von Mainz nach St. Goar
und zurück. Preis für Hin= und Rückfahrt nur 2 RM. — Alle
Kaufmannsgehilfen ſind mit ihren Familien herzlich
ein=
geladen. Karten ſind bis Samstag, 11 Uhr, bei der Geſchäftsſtelle
des DHV., Rheinſtraße 35, zu haben.
Tageskalender für Donnerstag, den 29. Juni 1933.
Union: „Die Inſel der Dämonen”, Helia: „SA.=Mann Brand”,
Palaſt: „Ich heirate meinen Mann und „Tropennächte‟
Vortragsſaal d. Städt. Gaswerks, 17 Uhr: Vortrag „
Sterili=
ſieren in der Gasküche",
Donnerstag, 29. Juni 1930
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 178 — Seite 7
J. Griesheim, 28. Juni. Jahresfeſt der
Kleinkinder=
ſchule. Im feſtlich geſchmückten Saale „Zum grünen Laub”
feierte die Kleinkinderſchule ihr 41. Jahresfeſt. Fröhlich zogen
die Kinder in den Saal und ſpielten und ſangen auf der Bühne.
Auch die evangeliſche Mädchen=Jungſchar bot verſchiedene kleine
Stücke. Zwiſchendurch ſpielte der Poſaunenchor. Pfr. Mangold
begrüßte die zahlreich erſchienenen Angehörigen der Kinder und
Mitglieder der Gemeinde und dankte für die reichen Gaben an
Kuchen uſw., die zum Beſten der Kinderſchule verkauft wurden.
In ſeinem Schlußwort gedachte Pfarrer Mangold der neuen Zeit,
die uns alle mit neuem Hoffen erfülle. Das gemeinſam geſungene
Deutſchlandliedes beendete das Jahresfeſt.
— Eberſtadt, 28. Juni. Turnverein. In der erſten
Mit=
gliederverſammlung ſprach der Dietwart in einem gutdurchdachten
Vortrag über die Bedeutung der Sonnwendfeier, welcher eine
reichliche Ausſprache auslöſte. Es iſt beſtimmt zu erwarten, daß
der Dietwart einen neuen Zug in die Verſammlungen bringt, ſo
daß die Teilnahme immer größer wird. Für die Folge ſind die
Familienangehörigen der Mitglieder ebenfalls in den
Verſamm=
lungen gern geſehen.
G. Ober=Ramſtadt, 28 Juni. Durch Verfügung des
Vorſitzen=
den des Kreisamts — Verſicherungsamts — Darmſtadt wurde Herr
Fabrikant Georg Adam Ritſcher mit ſofortiger Wirkung mit
der Verſehung der Geſchäfte des Vorſitzenden des Vorſtandes
der Beſonderen Ortskrankenkaſſe Ober=Ramſtadt kommiſſariſch
be=
auftragt.
Klein=Umſtadt, 28. Juni. Das Miſſionsfeſt des Ev.
Dekanats Groß=Umſtadt wird am kommenden Sonntag
in unſerer Gemeinde begangen werden. Vormittags um halb 10
Uhr findet Miſſions=Kindergottesdienſt, nachmittags 1 Uhr
Feſt=
gottesdienſt für Erwachſene, und um 3.15 Uhr noch ein
Miſſions=
vortrag in unſerer Kirche ſtatt. Bei dem Miſſionsfeſt wird vor
allem Herr Miſſionar Michel dienen, der nach langem Aufenthalt
in China Reiſeprediger der Baſler Miſſion für unſere Provinz
geworden iſt. Wir rechnen mit zahlreichem Beſuch, auch der
aus=
wärtigen Miſſionsfreunde, die die heilige Miſſionspflicht auch in
der gegenwärtigen Zeit nicht vergeſſen haben.
r. Babenhauſen, 28. Juni. Im Gaſthaus „Zum Adler” wurde
durch den Führer der SA. ein Reſerveſturm gebildet. Es
trugen ſich über 80 Mann als Teilnehmer in die Liſte ein.
Gen=
darmeriemeiſter Krüger wurde mit der kommiſſariſchen
Füh=
rung betraut.
As. Erbach, 28. Juni. Odenwälder Reiterverein
und der Eulbacher Markt. Nachdem der Odenwälder
Rei=
terverein e. V. Erbach i. O. durch Beſchluß der
Generalverſamm=
lung vom 21. Juni einen Arbeitsausſchuß für die Veranſtaltungen
des Eulbacher Marktes beſtimmt und dieſem Ausſchuß Richtlinien
für die landwirtſchaftlichen Veranſtaltungen am zweiten
Wieſen=
marktstage gegeben hat, trat dieſer Ausſchuß am Montag zur
Ausarbeitung der Ausſchreibungen zuſammen. Obwohl ſich die
Veranſtaltungen des Odenwälder Reitervereins nur auf den
Vormittag des zweiten Markttages, alſo auf Montag, 24. Juli,
erſtrecken, indem am Nachmittag eine Veranſtaltung der Stadt
Erbach, und zwar ein Motorradrennen auf der Grasbahn in
Er=
bach, durchgeführt durch das Nationalſozialiſtiſche Kraftfahrer=
Korps (NSKK.), ſtattfindet, konnte der ORV. trotzdem ein
reich=
haltiges Programm aufſrellen. Die Veranſtaltungen beginnen zur Verfügung. Dieſer Punkt wurde vorläufig zurückgeſtellt.
vormittags um 9 Uhr, und zwar mit einem Aufmarſch der
Tur=
nierteilnehmer. Der Abmarſch erfolgt auf dem Adolf=Hitlerplatz,
Mit Muſik bewegen ſich die Reiter auf die Pferderennbahn im
Sport= und Erholungspark. Dort beginnt alsdann der Wettkampf
der Reitabteilungen, und zwar für Anfänger, für Fortgeſchrittene
und für Reitabteilungen, die nicht unter Anfänger und
Fortge=
ſchrittene fallen; anſchließend Jagdſpringen der Klaſſe 4 und
zwar für Anfänger und Fortgeſchrittene. Beide Abteilungen
zer=
fallen wieder in Kalt= und Warmblüter. Den Abſchluß bildet
das Schaufahren. Hier ſind zugelaſſen für den heſſiſchen
Ar=
beitsſchlag (Kaltblüter) Einſpänner im Kutſch= oder Stuhlwagen
und Zweiſpänner im Leiter= oder Geſchäftswagen; ferner für den
heſſiſchen Wagenſchlag (Warmblüter) Ein= und Zweiſpänner im
Kutſch= oder Stuhlwagen. Bewertet wird bei dem Schaufahren
das Anſpannen und Fahren. Zu fahren iſt nach dem
Sy=
ſtem Achenbach. Zur Teilnahme an den Konkurrenzen iſt die
Mitgliedſchaft bei einem dem Verbande der Heſſiſchen Reit= und
Fahrvereinigung angeſchloſſenen Vereine oder die Mitgliedſchaft
bei einer SA.=Reitabteilung erforderlich.
Bt. Auerbach, 26. Juni Aus dem Gemeindexat. In
der vorausgegangenen Fraktionsbeſprechung war die
Tagesord=
nung bereits ſchon durchberaten. Es ſei bemerkt, daß ſämtliche
Ratsmitglieder Parteimitglieder der NSDAP. ſind. Die gefaßten
Beſchlüſſe wurden in der öffentlichen Sitzung bekannt gegeben Der
Antrag eines hieſigen Einwohners auf koſtenloſe Ueberlaſſung abſetzung auf 30 000 RM. ſoll ſchon in den nächſten Jahren
erfol=
von zwei Plätzen zur Beiſetzung von Urnen wurde dahingehend gen. Auch das Wechſeldiskontgeſchäft hat einen erheblichen
Rück=
entſchieden, daß für den Platz 50 RM. bezahlt werden ſollen. Bei
der Gleichſchaltung des Verkehrsvereins wurden beſtimmt zum
1. Vorſitzenden Lehrer Bauer, zum zweiten Vorſitzenden
Bürger=
meiſter Bruckmann. zum Rechner Weißbindermeiſter Peter
Semm=
ler und zum Schriftführer Willy Gieſin. Einem Antrag des
Turn=
vereins „Gut=Heil” entſprechend, wurde die Weingartenſtraße in
Jahnſtraße” umbenannt. Die Koſten für die Straßenſchilder muß
Anbringung eines Durchfahrtsverbotsſchildes in der Goetheſtraße um 21 Prozent erfahren haben, ſo konnte ein annähernder
Aus=
wurde entſprochen.
Em. Heppenheim, 28. Juni. Errichtung eines
Obſt=
großmarktes. In der umgeſtalteten früheren Obſthalle am
Bahnhof wurde der hieſige Obſtgroßmarkt eröffnet. Die Halle iſt
an jedem Wochentage von 12.30 Uhr ab zum Anliefern der Ware einen verlorenen Reichszuſchuß gedeckt werden konnten. Der
Jah=
geöffnet. Um 2 Uhr beginnt der Verkauf. Dieſe Einrichtung hat resbericht ſchließt mit einem Appell an die Mitglieder,
Sparein=
große Bedeutung für unſere Stadt und deren Umgebung, da ſie die
Gewähr dafür bietet, daß die Ware richtig bewertet und der
rich=
tige Preis dafür gelöſt wird. — Heſſiſche Schuhmacher= der Wirtſchaft ſei. Den Reviſionsbericht erſtattete
Verbandsrevi=
tagung. Als Auftakt zur Heſſiſchen Schuhmachermeiſter=Ver= ſor Richter=Wiesbaden, der die Notwendigkeit der
Abſchrei=
bandstagung fand am Samstag eine Beſprechung der Obermeiſter
ſtatt. Der Abend war der Begrüßung der Mitglieder und Gäſte
gewidmet, und das geſellige Beiſammenſein wurde von Muſik= und
Geſangsvorträgen ſowie turneriſchen Darbietungen hieſiger Ver= werden, auf der ſie an dem Wiederaufbau der Wirtſchaft
teilneh=
eine umrahmt. In Anweſenheit der Spitzen der Behörden fand
am Sonntag vormittag halb 10 Uhr ein Feſtakt ſtatt. Die
eigent=
liche Tagung befaßte ſich dann mit den verſchiedenſten beruflichen
Fragen der Schuhmacher unter beſonderer Würdigung der neuen
Zeit. — Die jungen Störche im Storchenneſt auf dem
Park=
hotel „Halber Mond” wurden im Auftrage der Vogelwarte Roſ= ſetzung der Höchſtkreditgrenze von 75 000 auf 50 000 RM. ſowie die
ſitten von Heidelberger Studenten, die eine kühne Kletterpartie
aufs Dach unternahmen, beringt. Dieſes Jahr birgt das Storchen= tigender Mehrheit genehmigt. — Der Aufſichtsrat ſtellte
geſchloſ=
neſt fünf Jungſtörche, eine Seltenheit, da in der Regel die Störche ſen ſeine Aemter zur Verfügung, um eine Gleichſchaltung zu
er=
nur bis zu vier Eiern ausbrüten.
(Pegel) am 27. d. M.: 2,10 Meter, am 28. d. M.: 2,00 Meter,
jeweils morgens 5.30 Uhr.
Cp. Stockſtadt, 27. Juni. Der Altrhein weiſt infolge der
vielen Regengüſſe der letzten Tage einen außergewöhnlich hohen
Waſſerſtand auf. Der zum Rhein führende Weg ſteht unter Waſſer.
Das Vorgelände des Altrheins iſt derart unter Waſſer geſetzt, daß kollführer Birkholz. Direktor Lindemann brachte in einer
der Fährbetrieb. nach dem Kühkopf eingeſtellt
werden mußte und der Verkehr durch einen Nachen bewerkſtelligt
wird. Auch die hier in den Rhein mündende Modau bringt viele Ausdruck und gelobte feierlichſt getreue Mitarbeit am Wiederauf=
Waſſermaſſen aus dem Odenwald mit. Die Heuernte hat durch
das Regenwetter eine ſtarke Verzögerung erfahren, zumal viel
bereits, abgemachtes Heu wegen der Näſſe nicht eingebracht
wer=
den kann.
feiert den Erfinder der Buchdruckerkunft.
Der Feſtakt vor dem Gutenberg=Denkmal in Mainz.
Anläßlich des 500jährigen Jubiläums der Buchdruckerkunſt
ver=
anſtaltete die Stadt Mainz eine Gedenkfeier für ihren großen Sohn,
den erſten Buchdrucker Johannes Gutenberg.
D. Biblis, 27. Juni. Gemeinderatsſitzung. Derüber
30 Jahre zu allgemeiner Zufriedenheit in unſerer Gemeinde als
Gemeinderechner tätige G. Beckerle hat einen Antrag auf
Pen=
ſionierung eingebracht, der vom Gemeinderat angenommen wurde.
— Das einzige ſoz. Mitglied des Gemeindeparlaments, Andel,
hat ſein Mandat niedergelegt. — Die Regierung ſtellt der
hie=
ſigen Gemeinde zur Entwäſſerung der Märſchwieſen 90 000 Mk.
— Gernsheim, 28. Juni. Waſſerſtand des Rheins
(Pegel) am 27. d. M.: 3.17 Meter, am 28. d. M.: 2,95 Meter,
jeweils morgens 5.30 Uhr.
4a. Langen, 28. Juni. Hohes Alter. Witwe Marie
Brehm, wohnhaft Ludwigſtraße, konnte geſtern ihren 80.
Ge=
burtstag begehen. — Der ev. Kindergarten, der mit
Rück=
ſicht auf die Diphtherie=Epidemie vorübergehend geſchloſſen war,
iſt am heutigen Mittwoch wieder eröffnet worden.
Au. Groß=Gerau, 26. Juni. Die Groß=Gerauer
Volks=
banke G. m. b. H. hielt ihre 62. ordentliche
Generalver=
ſammlung ab, in der der Jahresbericht für 1932 gegeben
wurde. Die wirtſchaftlichen Ereigniſſe der letzten Jahre haben
auch dieſem Unternehmen empfindliche Wunden geſchlagen. Der
Geſamtumſatz iſt um 29 Prozent zurückgegangen. Er betrug 1932
nur noch rund 38 Mill. RM. gegen 54 Mill. RM. in 1931. Die
Bilanzſumme beträgt rund 2 165 000 RM. gegen 2 255 000 RM. in
1931. Der einheimiſchen Wirtſchaft wurden 1 733 696 55 RM.
Kre=
dite zur Verfügung geſtellt gegenüber 1 954 728,80 RM. im
Vor=
jahr. „Die Zahl der bewilligten Kredite bis zu 5000 RM. betrug
86 Prozent der Geſamtkredite, wodurch der Charakter der
Volks=
bank als Mittelſtandsbank zum Ausdruck kommt. Die auf 75 000
RM. feſtgeſetzte Höchſtkreditgrenze wurde nur in einem Fall
er=
reicht. Der Vorſtand ſchlägt der Verſammlung vor, die
Höchſtkredit=
grenze jetzt auf 50 000 RM herabzuſetzen. Eine weitere
Her=
gang erfahren. Die Spareinlagen ſind von 1 411 091 66 RM. auf
1 167 164,45 RM. zurückgegangen. Seit den letzten Monaten
er=
folgt wieder ein Rückfluß. Die Zahl der Mitglieder hat ſich
gegen=
über dem Vorjahre um 58 verringert. Das Geſchäftserträgnis
bleibt gegenüber dem Vorjahre durch Umſatzrückgang, Schrumpfung
der Einlagenbeſtände und in der Hauptſache verminderte Zins=
und Proviſionseinnahmen erheblich zurück. Wenn auch die
ſach=
der Turnverein ſelbſt tragen. Dem Antrag der Firma Sanner auf lichen und perſönlichen Unkoſten hiergegen eine weitere Senkung
gleich doch nicht erreicht werden. Um die aus den
Wertverminde=
rungen entſtandenen Schäden zu beſeitigen und für etwa noch
ent=
ſtehende Ausfälle Vorkehrungen zu treffen, hat die Verwaltung
auf ihre Debitoren Abſchreibungen und Rückſtellungen
vorgenom=
men, die in der Hauptſache aus dem Geſchäftserträgnis und durch
leger und Geſchäftsfreunde, zu gegenſeitigem Vertrauen
zurück=
zukehren, da dies die Grundbedingung für eine Wiedergeſundung
bungen von den Geſchäftsguthaben unterſtrich. Für die Sicherheit
irgendwelcher Gelder brauchten keinerlei Befürchtungen gehegt zu
werden, aber die Bank müſſe auf eine neue, geſunde Baſis geſtellt
men könne. In der Ausſprache in der u a. Bürgermeiſter Dr.
Lüdecke, Verbandsdirektor Dr. Frankenbach=Wiesbaden,
Verbandsreviſor Richter und zahlreiche Mitglieder das Wort
ergriffen, wurde faſt einmütig den Verwaltungsvorſchlägen
zuge=
ſtimmt. Die Bilanz Gewinn= und Verluſtrechnung, die Herab=
40prozentige Abſchreibung wurden einſtimmig bzw. mit
überwäl=
möglichen. Neugewählt wurden in den Aufſichtsrat, ſämtlich ein=
— Hirſchhorn, 28. Juni, Waſſerſtand des Neckars ſtimmig, die Herren Direktor Lindemann, Dasbach, Bein,
Mohr, Spreng, Birkholz und Wilh Heldmann. Der
Aufſichtsrat nahm ſogleich die Wahl ſeines Vorſitzenden vor. Die
einſtimmige Wahl fiel, auf Direktor Lindemann, von der
Zuckerfabrik Groß=Gerau. Stellvertretender Vorſitzender wurde
Dasbach Protokollführer Spreng, ſtellvertretender
Proto=
kurzen Schlußanſprache ſeinen Dank über die erfolgte Wahl zum
Aufſichtsratsvorſitzenden und das damit bewieſene Vertrauen zum
bau unſeres Vaterlandes im Sinne des Führers. Er ſchloß die
Tagung mit einem von der gutbeſuchten Verſammlung
begei=
ſtert aufgenommenen dreifachen Sieg=Heil auf Hitler und das
Vaterland.
Au. Groß=Gerau, 28. Juni. In Schutzhaft genommen.
In Mainz wurde geſtern abend Frau Paula Mattes und
deren Sohn Arnold Mattes in Schutzhaft genommen. Es
handelt ſich um die jüdiſchen Inhaber der früheren Gardinenfabrik
E. u. P. Mattes in Groß=Gerau, die durch finanzielle Operationen
Groß=Gerau finanziell ganz außerordentlich geſchädigt haben. Um
Frau Mattes und ihren Sohn vor Ausſchreitungen der über ihr
verbrecheriſches Treiben außerordentlich erregten Bevölkerung zu
ſchützen, mußte Inhaftnahme erfolgen. Der Ehemann der
verhaf=
teten Paula Mattes konnte bisher noch nicht ausfindig gemacht
werden. Frau. Mattes unternahm bei ihrer Verhaftung einen
Selbſtmordverſuch, der indeſſen mißlang.
Au. Mörfelden, 28 Juni. Der Gemeinderechner von
Mörfelden ſpurlos verſchwunden. Am Montag, den
26. Juni, ſollte auf Veranlaſſung der Oberrechnungskammer die
ordnungsmäßige Reviſion, der Gemeindekaſſe Mörfelden
vorge=
nommen werden. Als die Beauftragten der Oberrechnungskammer
in der Bürgermeiſterei Mörfelden erſchienen, trafen ſie den
Ge=
meinderechner Neumann dort noch an. Neumann begab ſich
aber darauf aus ſeinem Zimmer und iſt ſeitdem verſchwunden.
Sein Aufenthalt konnte noch nicht ermittelt werden — Bei der
ſofort vorgenommenen Prüfung der Gemeindekaſſe konnte
feſtge=
ſtellt werden, daß Neumann ſehr ſtark überlaſtet war und gewiſſe
Rückſtände in ſeiner Buchführung aufzuweiſen hatte. Der
Kaſſen=
beſtand war in voller Höhe vorhanden. Es beſteht keine
Vermu=
tung,daß Unregelmäßigkeiten vorgekommen ſind. Eine beſtimmte,
Neumann belaſtende Vermutung für ſein plötzliches Entfernen iſt
nicht vorhanden. Es wird vielmehr angenommen, daß Neumann
infolge ſeiner übermäßigen Inanſpruchnahme ſtark abgearbeitet
und nervös erſchöpft war. Die Ermittelungen ſeines
Aufenthalts=
ortes wurden ſofort aufgenommen. Zweckdienliche Angaben über
ſeinen Aufenthalt an die Bürgermeiſterei Mörfelden ſind ſehr
er=
wünſcht.
Af. Neu=Iſenburg, 28. Juni. Getränkeſteuer
Empfind=
liche Strafbeſcheide, in einem Falle 4210 RM., wurden in letzter
Zeit vom Kreisamt Offenbach, gegen verſchiedene hieſige Wirte
wegen Nichtentrichtung der Getränkeſteuer verhängt, da die
er=
hobene und nicht abgeführte Steuer als Steuerhinterziehung
ge=
ahndet wird.
— Mainz, 28. Juni. V. D. A. Akademiſche Ortsgrupe
am Pädagogiſchen Inſtitut. Am kommenden Freitag,
den 30. Juni abends 8 Uhr veranſtaltet die Akademiſche
Orts=
gruppe des V.D.A. im Saale des Schöfferhofes (Schuſterſtraße)
wieder einen volksdeutſchen Abend. Im Mittelpunkt der
Veran=
ſtaltung ſteht diesmal das Birkenfelder Ländchen. Ein
intereſſan=
ter Vortrag über die Diamanteninduſtrie in Oberſtein=Idar, zu
dem ein Film gezeigt wird, leitet den Abend ein.
Be. Mainz, 28. Juni. Uebernahme der chriſtlichen
Gewerkſchaften in Mainz. Im Verfolg der
Bekannt=
machung des Führers der deutſchen Arbeitsfront wurden auch in
Mainz durch den Kreisleiter der NSBO. und Beauftragten für
das Gewerkſchaftsweſen zuſammen mit den Beauftragten in den
einzelnen Verbänden die chriſtlichen Gewerkſchaften übernommen.
Die Uebernahme vollzog ſich vollkommen reibungslos. So iſt auch
in Mainz wie überall im Reich die Aktion zur Vereinheitlichung
des geſamten Gewerkſchaftsweſens beendet und ein weiterer Schritt
zur Erfaſſung des geſamten deutſchen Arbeitertums in der
Deut=
ſchen Arbeitsfront getan.
Be. Mainz, 28. Juni. Schweres Autounglück. Ein
folgenſchweres Autounglück ereignete ſich geſtern abend zwiſchen
Ludwigshöhe und Guntersblum. Ein kleines Opelauto ſtieß in
voller Fahrt auf das unbeleuchtete Fuhrwerk eines
Karuſſell=
beſitzers auf. Durch den furchtbaren Zuſammenſtoß ging das Auto
faſt vollſtändig in Trümmer. Die Inſaſſen des Autos, eine Frau
und zwei Männer, wurden förmlich zuſammengequetſcht. Sie
er=
litten ſchwere Schädel= und Knochenbrüche ſowie innere
Verletzun=
gen. Mainzer Bereitſchaftspolizei, die auf der Rückfahrt von
Oſt=
hofen die Unfallſtelle paſſierte, nahm ſich der Schwerverletzten an
und brachte ſie ſofort hierher ins Städtiſche Krankenhaus. Die
Frau ſtarb während des Transports an den erlittenen ſchweren
Verletzungen. Der Zuſtand der beiden Begleiter iſt ſehr
bedenk=
lich. Es konnte im Verlaufe der Nacht feſtgeſtellt werden, daß es
ſich bei den Verunglückten um den 19jährigen Elektriker Fr. Tag.
den 24jährigen Kaufmann Kurt Krall und deſſen 23jährige
Frau aus Frieſenheim bei Ludwigshafen handelt. Die
Verunglück=
ten waren hier zu Beſuch und befanden ſich auf der Rückfahrt nach
Frieſenheim.
7.10:
10.45.
12.00:
13.30:
14.20:
15.30;
16.30:
18.00:
18.25:
18.45:
19.00:
20.00:
20.10:
21.20:
22.30:
22.45:
9.45:
10.10:
15.45:
17.20:
18.00:
18.05:
18.30:
19.00:
20.00:
Anſchl.
21.00:
Ca. 22
Rundfunk=Programme.
Frankfurt: Donnerstag, 29. Juni
Choral. — 7.15: Frühkonzert erwerbsloſer Berufsmuſiker
Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus.
Mittagskonzert. Württ. Landesſymphonieorcheſter.
Köln: Mittagskonzert. Ltg.: Eyſoldt.
Jeder hört zu.
Stunde der Jugend: Friſch, fromm, fröhlich frei!
Veran=
ſtaltung der Hitler=Jugend zum 15. Deutſchen Turnfeſt,
Stuttgart 1933.
Nachmittagskonzert des Funkorcheſters. Ltg, und am Klavier:
Dr. Merten. Soliſtin: Emmalotte Krauſe (Sopran).
Friedrich v. Holzhauſen: Objektivität u. Ueberzeugung.
Zeitfragen.
Kurzbericht vom Tag.
Königsberg: Stunde der Nation. Danzig. Hörfolge,
Sonderſendung.
Konzert des Funkorcheſters.
Max Eyth. Hörfolge von Karl Klinghardt.
Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport.
Köln: Nachtmuſik. Ltg.: Eyſoldt.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Donnerstag, 30.. Juni
9.00: Schulfunk: Stunde der Hitlerjugend. Hörbericht aus einem
Arbeitsdienſtlager des BdM., Berlin.
Karl Ernſt Wieck: Baſtigkeit oder die Subſtanzveränderung.
Schulfunk: Unter Völkern des dunklen Erdteils: Erlebniſe
eines alten Afrikaners.
14.45: Kinderſtunde: Die Buddelkiſte.
15.10; Jugendſtunde: Die Jüngſten des Volkes ſumrahmt von
Liedern des Jungvolkes).
Hermann W. Anders: Ein Bauernkampf um Gott und Erde.
16.00: Königsberg: „Nachmittagskonzert.
17.00: Für die Frau: 5 Kinder und 40 Mark Wochenlohn.
Zwie=
geſpräch mit einer Mutter aus dem Volke.
W. Müller=Gordon: Die Gleichſchaltung der Ehe.
17.35: Hugo Wolf: Aus dem italieniſchen Liederbuch. Geſang:
Agnes von Spetzler. Am Flügel: Walter Welſch.
Das Gedicht.
Melodramen, Sprecher; Karl Graef. Am Flügel: J. Dahlke.
Thüringens Landwirtſchaft. Ein Hörbericht aus
landwirt=
ſchaftlichen Betrieben Thüringens.
Königsberg: Stunde der Nation: Danzig als Erlebnis.
Kernſpruch.
Uebertragung eines Orcheſterkonzertes aus der Philharmoni
zugunſten d. NS.=Volkswohlfahrt, veranſtaltet v. d.
Orts=
gruppe Königgrätz der NSBO.
Glückliche Reiſe! Eine bunte Stunde.
1.20: Hörbericht: Fußball=Städteſpiel, Budapeſt — Berkin.
2300: Köln: Nachtmuſik und Tanz. Ltg.: Enſoldt.
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Seite 8 — Nr. 178
Darmſtädter Tagblutr / Heſſtſche Neueſte Nachrichſten
Donnerstag, 23. Junf 123
Feierliche Indienſtfkellung des Segelſchulſchiffs „Gorch Fock”
Kapitän z. S. Mewis bei ſeiner Anſprache an die jungen Kadetten.
In Kiel erfolgte nunmehr die feierliche Indienſtſtellung des neuen Segelſchulſchiffs „Gorch Fock”.
auf dem der Nachwuchs der deutſchen Kriegsmarine in Zukunft ſeine erſte Ausbildung erfährt.
Jeder junge Deutſche muß fliegen lernen.
In der Reichshauptſtadt findet gegenwärtig eine große Propagandawoche des Deutſchen
Luftfahrt=
verbandes ſtatt, die den Zweck verfolgt, unter der Jugend für den Segel= und Motorflugſport zu
werben. Spezialwagen durchfahren die Stadt und vermitteln dem Straßenpublikum durch Ton
und Bild einen Eindruck von der Arbeit der deutſchen Luftſportverbände.
Reich und Ausland.
Von den Marburger Feſtſpielen.
Hochwaſſer am Mikkelrhein.
Mainz. Seit Dienstag iſt der Rhein
in=
folge des Hochwaſſers im Ried und unterhalb
Mainz bis Bingen weithin über die Ufer
ge=
treten. Das Wieſengebiet iſt ſtellenweiſe bis zu
den Hochwaſſerdämmen überſchwemmt. Die
teil=
weiſe abgeerntete und aufgehäufte erſte
Heu=
ernte iſt durch die Ueberflutung vernichtet.
Amerikaniſche Sludenken beſuchen
Deukſchland.
Bremen. Mit dem Schnelldampfer „
Bre=
men” des Norddeutſchen Lloyd treffen dieſer
Tage 200 Studenten von 25 verſchiedenen
ameri=
kaniſchen Univerſitäten und Hochſchulen in
Deutſchland ein. Die Ziele ihrer Reiſen durch
Deutſchland und Europa ſind verſchieden. Einige
Gruppen nehmen an Sommer= und Ferien=
Kurſen der Univerſitäten von München und
Hei=
delberg, an der Pariſer Sorbonne und der
In=
ternationalen Akademie in Genf teil, andere
wol=
len Weimar und Jena, die Stätten deutſchen
Geiſtes, und Wien beſuchen. Daneben ſind auch
Fahrten nach England und Rußland vorgeſehen.
Guter Beſuch der Feſtſpiele.
Spielplan=Aenderung.
Die Marburger Feſtſpiele
erfreuen ſich trotz der
un=
günſtigen Witterung der
letz=
ten Tage eines guten
Be=
ſuches. Der Spielplan hat
eine Aenderung dahingehend
erfahren, daß die für den
1. Juli vorgeſehene
Erſtauf=
führung der „Räuber” auf
den 4. Juli verlegt worden
iſt. Dadurch iſt es möglich
geworden, noch einige
Auf=
führungen des
Reformations=
ſpiels einzulegen.
Nebenſtehend:
Das Geſamtbild des letzten
Aktes von Shakeſpeares
„Wintermärchen”.
(Photo: Siebert, Marburg.)
Zwei neue deutſche Welkxekorde im Gewichtheben.
Vatermörder hingerichtet.
Berlin. Nachdem der preußiſche
Miniſter=
präſident beſchloſſen hat, von dem Rechte der
Be=
gnadigung keinen Gebrauch zu machen, ſondern
der Gerechtigkeit freien Lauf zu laſſen, iſt, wie
der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt mitteilt,
Mittwoch morgen das Todesurteil gegen den
Beſitzersſohn Walter Buchholz in Allenſtein
voll=
ſtreckt worden. Walter Buchholz war durch
Ur=
teil des Schwurgerichts in Allenſtein vom
8. April 1932 wegen des in Lindenberg (Kreis
Oſterode) an ſeinem Vater begangenen Mordes
zum Tode verurteilt worden.
Bären im Trentino.
Trient. Infolge der anhaltenden kühlen
Witterung ſind auf den Alpenweiden des Val
Rendena (Trentino) drei braune Bären
aufge=
taucht, die weidende Schafherden überfielen.
Zwei Schafe wurden zerfleiſcht und ihre
Ueber=
reſte am anderen Tag in der Nähe einer Hütte
gefunden.
Merſeburg weiht Heinrich dem
Bogel=
ſteller ein Denkmal.
Anläßlich der Jahrtauſendfeier
Merſeburg=
wurde jetzt dem Begründer der Stadt, Heinrich I.
dem Vogelſteller (919—936), ein
überlebens=
großes Standbild errichtet.
Der Halbſchwergewichtler Gietl=
München ſtellte einen neuen
Welt=
rekord auf, indem er linksarmig
180 Pfund riß.
Keſſelexploſion auf einem Oderdampfer
Glogau. Auf dem Oderdampfer „
Anne=
marie”, der ſich auf der Fahrt von Fürſtenberg
nach Breslau befand, erfolgte oberhalb Gkogaus
eine ſchwere Keſſelexploſion. Durch die
herum=
fliegenden Eiſenteile und durch den
ausſtrömen=
den Dampf wurde der Maſchiniſt Paeger aus
Breslau, der Heizer Netſch und die Ehefrau des
Schiffsführers ſchwer verletzt und verbrüht. Die
Frauen des Maſchiniſten und des Heizers
wur=
den durch die Gewalt der Exploſion über Bord
geſchleudert. Sie konnten jedoch gerettet werden.
Der Maſchiniſt iſt im Glogauer Krankenhaus
ſeinen ſchweren Verletzungen erlegen. Zwei
wei=
tere Verletzte ringen mit dem Tode. Die Urſache
der Exploſion konnte noch nicht feſtgeſtellt
werden.
Kohlendampfer geſunken.
Melbourne. Der Kohlendampfer „Chriſtin
Fraſer” iſt an der Küſte von Victoria mit ſeiner
geſamten Beſatzung von 17 Mann geſunken.
Einzelheiten über die Schiffskataſtrophe ſind
noch nicht bekannt.
Der Federgewichtler Schwaiger=
Mün=
chen ſchaffte bei einem Eigengewicht von
nur 118 Pfund im linksarmigen Reißen
150 Pfund. Auch dieſe Leiſtung ſtellt
einen neuen Weltrekord dar.
Unwekter in Ikalien.
Mailand. Die Unwetter haben in
Ober=
italien auch am Sonntag unter fortwährenden
Gewittern angehalten und waren in einigen
Orten mit Hagelſchlag verbunden, der
Ernte=
ſchäden anrichtete. Im Val Camonica iſt ein
großer Erdrutſch erfolgt, der die Landſtraße
ver=
ſperrte. Große Ueberſchwemmungen werden aus
dem Trentino und Friaul gemeldet. Im Val
Rendena hat der Fluß Ferca zwei Brücken
fort=
geriſſen.
Unwetterſchäden auch in der Türkei.
Stambul. Durch die anhaltenden
Regen=
fälle der letzten Wochen ſind zahlreiche Dörfer in
der Gegend von Tokat im Wilajet Siwas ſchwer
heimgeſucht worden. Mehrere Perſonen werden
als ertrunken gemeldet. Zahlreiches Vieh kam in
den Fluten um, hunderte von Häuſern ſtürzten
ein oder wurden ſchwer beſchädigt. Die Ernte
iſt zum größten Teil vernichtet.
Beginn des Hippel=Prozeſſes.
Königsberg. Am erſten Tage des Hippel=
Prozeſſes wurde zunächſt der Fall Oſthilfe
be=
handelt. Der Angeklagte von Hippel gab
zu=
nächſt Auskunft über die Höhe ſeines
Einkom=
mens im Jahre 1927 bei der Landſchaft, die ſich
alles in allem auf etwa 30 000 RM. belief.
Da=
neben beſitzt er die beiden Güter Groß= und
Klein=Kuglack mit 1420 Morgen, zu denen 120
Morgen vom Gute Liſchkau dazugekauft wurden,
was in dem Prozeß weiterhin noch eine Rolle
ſpielen wird. Weiter beſitzt Hippel ein
Stadt=
grundſtück in Königsberg. Hippel hat nun im
November 1927 für Kuglack Oſthilfe beantragt,
und zwar in einer Höhe von 149 600 RM. in
Landſchaftspfandbriefen. Dieſe wurden ihm durch
einen Beſchluß der Generallandſchaft im Jahre
1928 bewilligt und ausgezahlt. Zur Anklage ſteht
die nach Auffaſſung der Anklagebehörde
unbe=
rechtigte Inanſpruchnahme der Oſthilfe, die bei
den Pfandbriefen einen Zinsausgleich von 12
v. H. von 83 auf 95 v. H bedeutet. Nach
Auf=
faſſung der Anklage hat ſich Hippel unrechtmäßig
um dieſen Betrag bereichert, da ſein Gut nicht ſo
verſchuldet war, daß es gefährdet geweſen wäre.
Im Verlaufe ſeiner zweiſtündigen
Verneh=
mung kommt dieſe Angelegenheit ſehr
ausführ=
lich zur Sprache, wobei es ſich im weſentlichen
darum dreht, ob Hippel berechtigt war, vor
an=
deren bedürftigen Gütern für Kuglack zunächſt
die Oſthilfe in Anſpruch zu nehmen. Hippel gibt
eine Aufſtellung ſeiner Schulden, die ſich, wie
der Vorſitzende feſtſtellt, auf etwa 110 000
be=
liefen und von denen die Anklage erklärt, daß
dieſe Schulden fingiert geweſen ſeien. U. a. habe
ſich darunter eine Schuld von 30 000 RM. für
Frau von Hippel, die Frau des Angeklagten,
befunden und Hippel habe dann auch 69 000 RM.
zu Spekulationszwecken verwandt und Papiere
an der Börſe gehandelt, ohne bisher ſeine
Schul=
den abgezahlt zu haben. Hippel erklärt dagegen,
daß dieſe Shulden tatſächlich abgetragen feien,
daß dann aber wieder neue Schulden entſtanden
wären. Hippel erklärt, daß er bei ſeinem
An=
trag einen Revers unterſchrieben hätte, in dem
er ganz korrekt die notwendigen Angaben über
die Verwendung der Beleihung des Gutes durch
Pfandbrief gemacht hätte. Daraufhin begann die
Zeugenvernehmung.
Es wurde zunächſt Staatsſekretär z. D.
Muſ=
ſehl vernommen, der im Jahre 1928 im
preu=
ßiſchen Landwirtſchaftsminiſterium Referent für
die Oſthilfe geweſen iſt. Dieſer erklärt zu der
Frage der dringenden Schulden, daß nach ſeiner
Auffaſſung die Güter Kuglacks nicht in einer
Not geweſen wären, daß die Oſthilfe für ſie in
Frage gekommen wäre. Miniſterialrat
Quaſ=
ſowſki vom Reichsminiſterium für Ernährung
und Landwirtſchaft erklärt, die Frage der
drückenden Schulden ſei von ihm ſo verſtanden
worden, daß es ſich um die Umwandlung von
kurzfriſtigen Realkrediten in langfriſtige
han=
deln ſollte.
Oberregierungsrat Stab vom preußiſchen
Landwirtſchaftsminiſterium wird auf Antrag
der Generalſtaatsanwaltſchaft zunächſt nicht
ver=
eidigt, da gegen ihn ein Verfahren wegen
Be=
günſtigung ſchwebt. Die Vereidigung wird
je=
doch nach ſeiner Vernehmung im
Einverſtänd=
nis mit dem Generalſtaatsanwalt vorgenommen.
Stab gibt Auskunft darüber, wie die
Verhand=
lungen über die Oſthilfe gelaufen ſeien, was er
nur an Hand der Akten kenne, da er erſt im
Jahre 1929 das Reſſort übernommen habe. Die
Verhandlungen hätten ſich ſeinerzeit darum
ge=
dreht, ob die oſtpreußiſche Landſchaft in
ver=
ſchiedenen Fällen bei Beleihungen korrekt
gehan=
delt habe. Zum Schluß entſpann ſich eine
leb=
hafte Ausſprache erneut über die Frage, wie
die dringenden Schulden zu verſtehen ſeien.
Sodann wurde die Verhandlung auf
Don=
nerstag 9 Uhr vertagt.
Hunderk Brieftguben geopferk.
Rom. Ein Brieftaubenflug über das
Mittel=
meer hat eine Hekatombe von über hundert
Tau=
ben gefordert. Der Verband der italieniſchen
Brieftaubenzüchter hatte anfangs Juni ein
Wettfliegen über das Mittelmeer veranſtaltet;
die Tauben ſollten eine Strecke von 1500
Kilo=
metern, wovon 500 Kilometer allein über
offe=
nem Meer, zurücklegen. Von 110 in Tripolis
abgelaſſenen Brieftauben iſt nur eine in
Ober=
italien eingetroffen. Die anderen ſind
ver=
ſchollen.
Donnerstag, 29. Juni 1930
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 178 — Seite 9
Blamenfeſt in Siebenbürgen.
Ein Reiſeerlebnis.
Von Profeſſor Dr. Konrad Hahm,
Leiter der Staatl. Sammlung für Deutſche Volkskunde, Berlin.
Am Tage Peter und Paul, der in Siebenbürgen ein
kirch=
licher Feiertag iſt unter Bezugnahme auf das Wort Jeſu: „Du
biſt Petrus, auf dieſen Felſen will ich meine Kirche bauen”,
nahm ich in Windau, einem kleinen Dorfe bei Biſtritz mit einer
evangeliſchen Gemeinde von etwa dreihundert Seelen, am
Got=
tesdienſt teil. Das alte ſchlichte Gotteshaus, 1584 erbaut, ſtehi
auf einem Platz in der Mitte des Dorfes, von Linden umgeben,
die ſommerlich blühten, daneben das ſchöne Pfarrhaus, in dem
ein Pfarrherr waltet, der mit ſeiner Gemeinde durch das
drei=
fache Band des Glaubens, des Volkstums und des
Zuſammen=
wirkens verwachſen iſt. Wie bei einer feierlichen Zeremonie
vollziehen ſich nach uraltem Brauch die Einzelheiten des
Kirch=
ganges und Gottesdienſtes. Dreimal ruft die Glocke vom Turm.
Beim erſten Läuten kommen die älteſten Schulknaben und
Schul=
mädchen, um die Zifferntafel für die Geſangbuchlieder, die heute
geſungen werden, zuſammenzuſtellen und bei der Orgel und auf
dem Chor das Nötige zu ordnen. Die Jungen tragen die weiße
Leinenhoſe und den weißen Leinenkittel mit dem breiten,
be=
ſtickten Ledergürtel, eine Krawatte unter dem Kragen, dazu
ſchwarze hohe Stiefel und einen ſchwarzen Hut; die Mädchen
dunkle, meiſt blaue Röcke mit bortengeſchmückter dunkler Schürze,
ein beſticktes Mieder über dem weitärmeligen Hemd und ein am
Hals vorn geknotetes Knopfloch, das im Haar über der Stirn
mit einer Nadel befeſtigt iſt. So gekleidet iſt auch der Zug der
übrigen Schulkinder, der dann vom Hauſe des Küſters „in die
Kirche marſchiert; die Mädchen tragen alle ein Taſchentuch und
einen Blumenſtrauß in der Hand. Die Schulkinder ſind die erſten
Kirchengäſte. Rechts vom Altar ſitzen die Knaben, links vom
Altar die Mädchen auf einfachen Bänken. Die kleinſten Mädchen,
die noch nicht zur Schule gehen, ſetzen ſich auf die unterſten
Stufen des Altars und falten ernſt die Händchen. Beim letzten
Läuten füllt ſich die Kirche mit den Erwachſenen, die
Bauern=
ehepaare, die Männer und Frauen, treten ein und nehmen
Platz wie es der Brauch vorſchreibt: hinten, unterhalb der
Orgel, ſind die Sitzreihen für die Männer, weiter vorn, auf
den Altar zu, ſitzen die Frauen, die jüngeren auf den hinteren
Bänken, die älteren auf den vorderen.
Wenn die Orgel, die ein Bauer im weißen Pelz ſpielt, zu
präludieren anfängt, erhebt ſich das älteſte Schulmädchen und
dreht die Tafel mit den Liederziffern der Gemeinde zu. Die
Gemeinde ſingt, der Gottesdienſt beginnt, der Pfarrer zelebriert
am Altar die Liturgie, die er meiſt ſingt, von der Orgel
beglei=
tet. Dabei erhebt ſich die Gemeinde von den Sitzen, mitunter
nur die unverheiratete Jugend und die Kinder. Beim Namen
Jeſu Chriſtu machen die Frauen und Mädchen eine Kniebeuge,
die Männer eine feierliche Beugung des Oberkörpers nach
rückwärts. Wenn ſich die Jungfrauen wieder ſetzen, ordnen
ihnen die dahinterſitzenden Mädchen die Bänder und Borten.
Mit feierlichem Ernſt vollziehen ſich Geſang und Gebet, wie in
gotiſchen Holzſchnitten ſind die Geſichter unbeweglich und ſtreng,
iſt die Haltung der Körper ſteif und würdevoll, immer in
dem=
ſelben Rhythmus einer innerlich und äußerlich geſchloſſenen
Gemeinſchaft. Auch die Geſichtchen der Jüngſten am Altar
ſpie=
geln den unbeweglichen Ernſt der alten Frauen, die ihnen
gegen=
über in den vorderſten Bänken ſitzen.
Dann beginnt die Predigt, die heute der Lehrer des Dorfes
hält, und zugleich eine gewiſſe Lockerung des ſtarren Bildes:
Die alten und jungen Frauen, die Jungfrauen und Mädchen,
ſelbſt die Kleinſten, beginnen an den mitgebrachten
Blumen=
ſträußen zu riechen, aber auch das ganz zeremoniell, bedächtig
und würdig. Jede einzelne Blume des Straußes, der aus Roſen
und anderen Gartenblumen beſteht, wird berochen, und die
Frauen und Mädchen tauſchen dabei von Bank zu Bank ihre
Sträuße aus. Den Fremden berührt es zunächſt wunderlich,
dieſes kirchliche Blumenfeſt, aber auch das iſt kein Unterbrechung
der Andacht, ſondern gehört zum Zeremoniell und iſt ein ernſtes
Spiel alten Brauches und ein unvergeßliches Bild der
Zeitloſig=
keit: die weiße Landkirche, durch deren hohe Fenſter die
blühen=
den Linden blicken, und die weiße, feierliche Gemeinde die
Frauen mit den Sommerblumen in den Händen, wie ſeit
Jahr=
hunderten hier vereint. Der Einzelne wird geboren, altert, ſitzt
auf verſchiedenen Plätzen und verſchwindet, aber das Ganze,
der Volkskörper, bleibt und lebt und blüht. Die Kinder und
Jungfrauen, die von klein auf vor dem Angeſicht der ganzen
Gemeinde ſitzen, werden ihre Kinder und Kindeskinder ebenſo
ſitzen ſehen. Dieſer anonyme, zeitloſe, geſchichtsloſe
Zuſammen=
hang zeigt ſich auch in der Gebefreudigkeit der Kirche gegenüber;
Spenden aller Art, oft namhafte Geldgeſchenke für nötige
Ver=
beſſerungen und Anſchaffungen werden am Morgen hoher
Feier=
tage auf dem Altar vorgefunden, ohne Nennung des Spenders,
nur mit einem Spruch oder Geſangbuchvers begleitet. Er zeigt
ſich im Verhältnis der Gemeinde, die heute noch wie einſt bei
einem Brande das Haus des Dorfgenoſſen aufbauen hilft,
zim=
mert ihm auch ſein letztes Haus. Man kauft den Sarg nicht,
ſon=
dern Nachbarn, Freunde und Verwandte bauen ihn aus
bereit=
gehaltenen Brettern; und auch der reiche Bauer tauſcht nicht
einen prunkvollen ſtädtiſchen Sarg gegen den ſchmuckloſen
Tannenſarg, den ihm die Gemeinſchaft ſichert und mit ihm ein
würdiges Zur=Ruhe=Beſtatten, wie es der Brauch will.
Immer wieder empfängt man, wie überall bei den
Deut=
ſchen in Siebenbürgen, auch aus der demonſtrativen
Geſchloſſen=
heit dieſer Kirchengemeinde den Eindruck einer Willenseinheit,
die ihre Lebens= und Ausdrucksbedürfniſſe auf erprobte Formeln
gebracht hat, Formeln, die einfach erſcheinen und doch tiefe
Bedeutung haben, wie der Aehrenſchmuck unter dem Bilde des
Gekreuzigten auf dem Windauer Altar, der von Ernte zu Ernte
dort ſtehenbleibt: aus zwei Vaſen neigen ſich zwei Sträuße von
vollen Aehren hinein wie zwei dankende und betende Hände.
Sddr. Stbbltte Tadtlett
Der Spork des Sonnkags.
Der erſte Juliſonntag bringt als Höhepunkt des ſportlich.n
Programms die Fußballſpiele um den „Adolf=Hitler=Pokal” zum
Beſten der Stiftung für die Opfer der Arbeit. Der Fußball
er=
lebt alſo in einer Zeit, in der er ſonſt zur Ruhe gegangen war,
nochmals einen Höbepunkt.
Adolf=Hitler=Spiele im Fußball.
Der D.F.B. hat zugunſten der Stiftung für die Opfer der
Arbeit einen Wettbewerb geſchaffen, um den ſich 16 deutſche
Re=
präſentativmannſchaften bewerben, die im großen und ganzen die
Gebiete vertreten, die künftig als Gaue den deutſchen Fußball=
Verband bilden werden. Im ganzen ſpielen 16 Mannſchaften in
acht Spielen nach dem Ausſcheidungsſyſtem gegeneinander. Die
acht Ueberlebenden beſtreiten am 9. Juli die zweite Runde, die
Vorſchlußrunde führt die „letzten Vier” am 16. Juli zuſammen
und am 30. Juli findet im Deutſchen Stadion zu Berlin der
End=
kampf ſtatt. Süddeutſchland ſtellt zu den Kämpfen vier
Mann=
ſchaften, von denen allein drei nach auswärts reiſen müſſen. Nur
Baden trifft mit der Mannſchaft Wittemann (Sandhofen),
Haber (Waldhof), Burkhardt (Brötzingen); Hergert (Pirmaſens),
Kamenzien (VfR. Mannheim), Größle (Neckarau); Langenbein
(VfR. Mannheim), Fiſcher (Pforzheim), Siffling (Waldhof).
Theobald (Mannheim 08), Merz (Pforzheim) auf die Vertreter
des Gaues Mittelrhein (Köln, Aachen uſw.). Rheinheſſen=
Saar fährt nach Elberfeld und ſpielt dort gegen die Vertreter
vom Niederrhein mit der Mannſchaft Giſpert (Wormatia Worms):
Nadler (FSV. Frankfurt), Stubb (Eintracht Frankfurt); May
(FSV.), Sold (Saarbrücken), Mantel (Eintracht): Winkler
(Worms, Möbs (Eintracht). Conen (Saarbrücken), Heldmann
(FSV.), Lindner (Eintracht), Bayern trifft bereits am
Sams=
tag auf die Vertreter von Niederſachſen (Hannover. Bremen uſw.),
und zwar in Hannover. Die Mannſchaft von Württemberg
trifft in Kaſſel auf Nordheſſen, das etwa dem Bezirk Heſſen=
Han=
nover im WSV. entſpricht. Die übrigen vier Paarungen lauten:
Freiſtaat Sachſen — Weſtfalen in Leipzig, Schleſien — Provinz
Sachſen/Thüringen in Breslau, Pommern — Hamburg/Holſtein
in Stettin und Oſtpreußen — Brandenburg in Königsberg.
Vor=
ausſagen für die einzelnen Treffen ſind nur ſchwer zu machen, da
die Zuſammenſtellung der einzelnen Gaugebiete vollkommen neu
iſt und ſich nur wenige Gaue genau an frühere Gebiete der
Lan=
desverbände anlehnen. — Sonſt iſt es im Fußball in Deutſchland
ruhig, da die Sperre weitere Spielabſchlüſſe verbietet und nur
Treffen, deren Reinertrag der Stiftung für die Opfer der Arbeit
zufließt, erlaubt ſind. — Aus dem Ausland ſind noch einige
wichtige Fußballereigniſſe zu nennen. In Stockheim liefern ſich
Schweden und Ungarn einen Länderkampf, in Bern wird die
ſchweizeriſche Meiſterſchaft zwiſchen Servette Genf und
Grashop=
vers Zürich entſchieden und im Mitropacup=Wettbewerb treffen
ſich Ambroſiana Mailand mit Vienne Wien und Auſtria Wien
mit der Prager Slavia.
Radſport.
Im Vordergrund ſteht im internationalen Radſport die 27.
„Tour de France”, die am Dienstag geſtartet wurde. Am
Samstag beſtreiten die Fahrer die 5. Etappe von Belfort nach
Evian, wo am Sonntag der erſte Ruhetag iſt. Am Morgen geht
die Fahrt von Evian nach Aix les Bains weiter. An der
Rund=
fahrt ſind auch deutſche Fahrer beteiligt, desgleichen bei der
Un=
garn=Rundfahrt, von der am Sonntag die 5. Etappe
ge=
fahren wird. Von weiteren Auslandsereigniſſen nennen wir noch
die Bahnrennen in Zürich und Paris, jeweils mit deutſchen
Fahrern. In Deutſchland ſelbſt iſt es ruhiger. Das größte
Er=
eignis ſind die Bahnrennen um den Großen Kreis von
Han=
nover mit Graſſin, Lacquehay, Möller und Wißbröcker am
Start. Weitere Bahnrennen gehen in Halle, Pforzheim
und Singen in Szene. Bei Gießen findet ein Straßenrennen
über 120 Klm. ſtatt, an dem ſich die mainiſche Elite beteiligt.
Motorſport.
Innerhalb Deutſchlands ſtehen nicht viel motorſportliche
Er=
eigniſſe auf dem Programm. Das wichtigſte Rennen des
Sonn=
tags iſt das Würgauer Bergrennen, das bei den Rädern
als Lauf zur deutſchen Bergmeiſterſchaft zählt. Eine große
Stern=
fahrt zum Feldberg, im Taunus veranſtaltet der Deutſche
Automobilklub für Touriſtik im A.v.D. Reichspräſident von
Hin=
denburg hat zu dem Wettbewerb einen Ehrenpreis geſtiftet. Auf
der Berliner Avus wird der Große Motorradpreis der
Otadt Berlin abgewickelt, der als Meiſterſchaftslauf für die
Seitenwagenmaſchinen zählt. Von den ausländiſchen Ereigniſſen
nennen wir das Gaisberg=Rennen bei Salzburg, das den
1. Lauf zur Europa=Bergmeiſterſchaft bildet und den
Motor=
radpreis der Schweiz mit Möritz=München und Soenius=
Köln am Start auf einer Rundſtrecke bei Bern.
Leichtathletik.
Drei weitere ſüddeutſche Gruppen holen am Sonntag
ihre Meiſterſchaften nach, und zwar die Gruppe Heſſen
(in Wiesbaden), Gruppe Saar in Saarbrücken und Gruppe
Württemberg in Stuttgart. Die erſte ſüddeutſche
Mei=
ſterſchaft des Jahres, iſt die im 20=Klm.=Gehen und
Marathonlaufen in München. Der internationale
Ter=
minkalender verzeichnet eine Reihe von Meiſterſchaften des
Aus=
landes und einen Länderkampf Norwegen — Finnland in Oslo.
Tennis.
Hinter die „Weltſpiele” in Wimbledon, treten alle
anderen Ereigniſſe im internationalen Tennis zurück. Die Elite
der Welt iſt ſchon ſeit einer ganzen Woche auf den Grasplätzen
von Wimbledon verſammelt, darunter auch Deutſchland mit
ſei=
nen beſten Spielerinnen und Spielern. Von den innerdeutſchen
Ereigniſſen verdienen die Turniere in Ulm und Freiburg
Er=
wähnung.
Boxen.
Im Boxſport herrſcht zurzeit Hochkonjunktur in deutſchen
Mei=
ſterſchaften. Nach den Kölner Titelkämpfen im Mittel= und
Schwer=
gewicht ſtehen ſich am Sonntag in Barmen im Kampf um die
deutſche Bantamgewichtsmeiſterſchaft der Titelverteidiger
Metz=
ner=Köln und der Barmer Hinz gegenüber. Franzöſiſche
Amateur=
boxer ſind in Magdeburg und Erfurt zu Gaſt, und aus dem
Aus=
land iſt ein Kampf von Format, die Begegnung zwiſchen Paolino
und dem Südafrikaner Corkindale in Barcelona nachzutragen.
Schwimmen.
Ein großer Städtekampf führt Magdeburg und
Buda=
peſt mit ihren beſten Kräften in Magdeburg zuſammen. Die
mainiſchen Gaumeiſterſchaften gehen in Frankfurt in Szene.
In der Zwiſchenrunde zur deutſchen Waſſerballmeiſterſchaft ſollen
ſpielen: Poſeidon Köln — SSpfr. Barmen, Wfr. Hannover —
SC. Linden und Halle 02 — ASV. Breslau. Frankreich erprobt
ſeine Ländermannſchaft für den am 9. Juli ſtattfindenden Kampf
gegen Deutſchland mit dem Länderkampf gegen Belgien.
Rudern.
Ein internationales Gepräge hat die Mannbeimer
Ju=
biläums=Regatta durch die Teilnahme einiger Schweizer
Boote erhalten. Die wichtigſte Regatta aus dem übrigen
Ruder=
programm des Sonntags iſt die 25. Hügel=Regatta in Eſſen.
Weitere Regatten finden in Bremen und Leipzig ſtatt.
Pferdeſport.
Die Rennen des Sonntags gehen in Grunewald (
Reichskanz=
ler=Rennen), Bad=Harzburg, Dortmund und Saint=Cloud vor ſich.
Mit dem Düſſeldorfer Reitturnier iſt eine nochmalige Ehrung der
Romreiter verbunden.
Handball.
Tgde. Beſſungen 1865—Tgde. 46 Darmſtadt.
Heute, 18, 30 Uhr, treffen ſich beide Vereine zum
Rück=
ſpiel auf der Rennbahn. 9:8 für Turngemeinde Darmſtadt war
das Reſultat des Vorſpiels. Beide Mannſchaften treten mit
Erſatz an, deshalb iſt der Ausgang vollſtändig offen.
Handball im Odenwaldbezirk der 9.T.
Am kommenden Sonntag ſpielen: Spachbrücken — Poſt
Darm=
ſtadt, 16 Uhr; König — Gr.=Zimmern 15.30 Uhr; 2. Mſch. 14.30
Uhr; Kl.=Zimmern — Fr.=Crumbach 15.15 Uhr; 2. Mſch 14 Uhr;
Gr.=Umſtadt — Arheilgen 15.15 Uhr; Steinbach — Erbach 14 Uhr;
Richen — Langſtadt 15 Uhr; Heubach — Mlg.=Grumbach 14 Uhr;
Reichelsheim — Michelſtadt 15 Uhr: Gundernhauſen — Altheim
15 Uhr; Pfaffen=Beerfurth — Böllſtein 14.30 Uhr; Nieder=
Klingen — Lengfeld 15 Uhr.
Die Tennisſpiele in Wimbledon.
Weitere deutſche Siege.
Im Herreneinzel um die engliſche Meiſterſchaft in Wimbledon
unterlag Robbins=Südafrika gegen Jones=Amerika. Im
Damen=
einzel ſpielten erfolgreich Frl. von Ende=Pflügner=
Deutſch=
land gegen Frl. Rice=Amerika; Frl. Krahwinkel=Deutſchland
gegen Frl. Soymour=England: Frl. Horn=Deutſchland gegen
Frl. Jedrcenowska=Polen. Beſiegt wurden Frl. Couquerque=
Hol=
land von Frl. Trentham=England. — Im Herrendoppel ſchlugen
Fiſcher=Schweiz / Timmer=Holland Crawford=Auſtralien / Nhuni,
während Prenn=Deutſchland/Gradboillot gegen Bararowſki/
Kinzel ſiegreich blieben.
52. Bezirls-(Gau==Xurnſeft der
Main=-Rhein-Turner
in Walldorf am 1. un1 2. Juli 4933.
Zum diesjährigen Bezirks= (Gau=) Turnfeſt haben die Main=
Rhein=Turner Walldorf, im äußerſtei: Nordweſtzipfel des
Bezirks=
gebiets gelegen, auserkoren. Mitbeſt immend war die ganz
hervor=
ragende Wettkampfanlage, welche die Turngeſellſchaft Walldorf
dort aus eigener Kraft geſchaffen hat. Die Geſamtanlage bietet
daher volle Gewähr zu einer reibun/gsloſen Abwicklung der Kämpfe,
wie ſie die Groß=Turnſchau, als Dzpppelveranſtaltung — Männer=
und Frauenturnen —, wieder bringgen wird. Gegen die
Gepflogen=
heiten, das Altersturnen am Feſtſamstag abzuhalten, iſt man dazu
übergegangen, dasſelbe mit dem Turnen am Hauptfeſttage zu
ver=
binden. Lediglich die üblichen Kampfrichter=, Riegenführer= und
Rechnerbeſprechungen am Samstery, um 6 Uhr. leiten das Feſt ein.
Die Uebergabe des Feſtes an die Bezirksleitung erfolgt bei dem
Feſtkommers im großen Feſtzelt.
Auch der Feſtſamstagabend zeigt ſchon eine Fülle turneriſcher
Darbietungen des Feſtvereins ſowie der Bezirksriegen der Männer
und Frauen und Bezirksvereine. Die Hauptkämpfe der Turner
be=
ginnen am Sonntag, vormittags 6.30 Uhr. Vor allem dürfte ſich
das Hauptintereſſe den höheren Stufen, wie Oberſtufe, Zwölf= und
Zehnkampf zuwenden. Wer wird hier den Sieger ſtellen? Dieſe
Frage drängt ſich immer wieder in den Vordergrund des Ganzen.
Zahlenmäßig iſt die Beteiligung etwas ſchwächer gegen die
Vor=
jahre, um ſo mehr aber vereinigen ſie wohl in ſich die beſte Klaſſe
der Geräteturner des Main—Rhein=Bezirkes, zu denen ſich, nun
noch die Elite des ehemaligen, Rodgaues geſellen wird.
Lüttge=
menn=Rüſſelsheim und Blumen ſchein=Darmſtadt, die beiden
punkt=
gleichen 1. Sieger vom Vorjahre, treten wieder in Konkurrenz.
Auch ſind wieder viele alte Kämpen und Sieger namhaft gemacht
worden. Mehr denn je kann aber mit Ueberraſchungen gerechnet
werden. In der Mittel= und Unterſtufe der Turner mag ſich das
Kräfteverhältnis durch die Teilnahme der Rodgauer ebenfalls
ſehr verſchoben haben, und weiter trägt der Umſtand bei, daß man
entgegen den Vorjahren nur einen Zwölfkampf zum Austrag
bringt, und nicht mehr Geräteturnen beſonders in einem Kampf
vereinigt hat. Bei den Altexsturnern dürften Schneider=
Gries=
heim, Grönig=Darmiſtadt und Scherer=Heppenheim die erſten
Stel=
len einnehmen.
Unter den Trnerinnen der Oberſtufe dürfte die
Ent=
ſcheidung wieder zuiſchen Fiſcher=Beſſungen, Wannemacher=
Darm=
ſtadt, die im Vorjahre 146 bzw. 145½ Punkt erreichten, fallen.
Doch auch Rüſſelsheim ſtellt mit Grit, Vogt und Ober=Ramſtadt
mit Gretel Dintelmann ernſte Anwärterinnen auf die erſten
Plätze. Aller Vorausſicht nach wird es in allen Klaſſen einen
heißen, packenden Kampf geben, der eine teils langjährige oder
eifrige Uebung ebenſoſehr zur Vorausſetzung hat, wie freudige
Arbeit eines jeden Wettkämpfers und Wettkämpferin an ſich
ſelbſt.
Turngemeinde 1846 Darmſtadt, Volksturnabteilung.
An dem am vergangenen Sonntag ſtattgefundenen 14.
Be=
zirksſportfeſt des Main/Rhein=Bezirks in Griesheim konnte die
Volksturnabteilung unter großer Beteiligung folgende Siege
er=
ringen:
Turner, Oberſtufe (Siebenkampf); E Rieble 99 Pkte., 9.
Sieg, W. Klock 951 P. 10. Sieg. 800=Meter=Lauf: E.
Gagel=
mann 1. Sieg 2:11.7 Min (Bezirksbeſtleiſtung), 400=Meter=Lauf:
A. Fiſcher 3. Sieg 56,8 Sek. Turner, Mittelſtufe (Sechskampf)
E Gagelmann 1121 P., 4. Sieg. Kugelſtoßen: H. Fiſcher 10,70
Meter, 2. Sieg. Weitſprung: L. Joſt 5,44 Meter 2. Sieg.
Tur=
ner, Unterſtufe (Vierkampf): W. Roſenau 72 P., 4. Sieg. A.
Fricke 65 P.., 12. Sieg, W. Brandenburger 62½ P., 15. Sieg,
L. Joſt 57½ P. 23. Sieg, A. Fiſcher 52½ P., 31. Sieg.
Weit=
ſprung: A. Fricke 5,43 Meter, 3. Sieg. Turner, Jugendklaſſe II
(Dreikampf): E. Johl 42½ P. 6. Sieg. 100=Meter=Lauf: 12,4 Sek.,
1. Sieg, E. Feuerbach 52½ P., 2. Sieg. Turner. Altersklaſſe
(Fünfkampf); F. Müller 89 P. 3 Sieg. Dr. Weber 88½ P.,
4. Sieg. Turnerinnen, Oberſtufe (Vierkampf); E. Hartmann
71 P. 2. Sieg. H. Schömer 70½ P., 3. Sieg, L. Niebel 67 P.,
6 Sieg, M. Schade 60 P., 9 Sieg. 100=Meter=Lauf: H. Schömer
14,3 Sek., 1. Sieg. Weitſprung: E. Hartmann 4,50 Meter, 1. Sieg,
H. Schömer 4,45 Meter, 3. Sieg. Hochſprung: E. Schömer 1 40
Meter 1 Sieg. Kugelſtoßen: E. Hartmann 3. Sieg.
Turnerin=
nen, Unterſtufe (Dreikampf): H. Trumpfheller 58½ P. 1. Sieg,
E. Klock 51 P., 6 Sieg. H. Machenheimer 51 P., 6 Sieg. 100=
Meter=Lauf: L. Schäfer 15,0 Sek., 2. Sieg. Hochſprung: M.
Schade 1,35 Meter 1. Sieg. Speerwurf: E. Hartmann 2. Sieg.
Turnerinnen, Mittelſtufe (Vierkampf); J. Wagenführ 60½ P.,
2. Sieg. Jugend, 4X100=Meter=Staffel: 50,8, 1. Sieg Unterſtufe,
3X1000 Meter: 9.13. 1. Sieg. Mittelſtufe, 4X100 Meter: 49,8
3. Sieg. Oberſtufe, 4X100 Meter: 48.8 3. Sieg. Schwedenſtaffel:
2:16 Min, 2. Sieg. Turnerinnen. Oberſtufe: 4X100 Meter. 57
Sek., 1. Sieg. Turnerinnen, Unterſtufe, 4X100 Meter: 59 Sek.,
1. Sieg.
Polizei Darmſtadt — Kickers=Offenbach.
Zum Abſchluß der Spielſaiſon empfängt die
Fußballmann=
ſchaft des Pol.=Sp.=V. am Freitagabend die bekannte Mannſchaft
von Kickers Offenbach. Das Spiel iſt auf 18.30 Uhr angeſetzt und
findet auf dem Pol.=Sportplatz ſtatt. Näheresjüber
Mannſchafts=
aufſtellung in der morgigen Ausgabe.
Rot=Weiß Darmſtadt.
Die Ligamannſchaft der Fußballer wird vor der Sperre
(welche ab Sonntag läuft) noch zwei Spiele austragen. Am
Freitag abend ſpielt die Mannſchaft 6.30 Uhr in Roßdorf gegen
den dortigen Sportverein. Treffpunkt und Abfahrt 5.15 Uhr
Ecke Nieder=Ramſtädter= und Roßdörfer Straße per Rad. Am
Samstag abend 6.30 Uhr findet auf dem Platze an der
Rhein=
allee das Rückſpiel gegen Viktoria Griesheim ſtatt.
Heute abend 8 Uhr werden auf dem Platze an der
Rhein=
allee die anderen Wehrſportübungen ausgeführt. Die
Gruppen=
führer haben ſich um 7 Uhr einzufinden. Der Vorſtand macht
nochmals darauf aufmerkſam, daß es jedem Aktiven zur Pflicht
gemacht wird, pünktlich zu den Uebungen anzutreten. Kleidung:
älteſter Straßenanzug.
Sportklub Hota — Viktoria Griesheim.
Heute Donnerstag, nachmittags 5 Uhr. empfängt Hota auf
dem 98er Stadion im letzten Spiel vor der Sommerpauſe die
ſpiel=
ſtarke Mannſchaft der Viktorig Griesheim zu einem
Freundſchafts=
ſpiel. Die Vorſtädter ſind in Darmſtadt gut bekannt. Da ſich beide
Mannſchaften noch nicht gegenüberſtanden, iſt ein ſehr offenes
Spiel zu erwarten.
Reichsbahn=TSV. Darmſtadt.
Die Uebungsſtunden der Rhönrad=Abteilung finden ab
1. Juli wie folgt ſtatt: Für Schüler und Schülerinnen
Mitt=
wochs und Samstags von 16—17,15 Uhr; für Turnerinnen und
Turner Mittwochs und Samstags von 5.15—7 Uhr; Freitag,
abends von 7—8 30 Uhr, Uebungsſtunde für alle Rhönradfahrer
der Abteilung. Am Freitag, 30. Juni, abends 7.30 Uhr.
Ueber=
gabe des Jugend=Rhönrades an unſere Schüler und Schülerinnen
durch Oberturnwart Feigk. Sämtliche Mitglieder der Rhönrad=
Abteilung haben im Turnanzug anzutreten.
Wetterbericht.
Nach wie vor ſteht unſer Wetter unter dem Einfluß kühler
Ozeanluft, die durch die Rückſeite des nordöſtlichen Tiefs nach dem
Feſtlande befördert wird. Eine weſentliche Beſſerung iſt alſo
vor=
erſt nicht zu erwarten, wenn auch vorübergehend Aufheiterung
eintritt. Die Temperaturen bleiben für die Jahreszeit zu niedrig
und vereinzelt iſt noch mit Regenſchauern zu rechnen.
Ausſichten für Donnerstag, den 29. Juni: Weiterhin wechſelhaftes
und ziemlich kühles Wetter mit vereinzelten Niederſchlägen.
Ausſichten für Freitag, den 30. Juni: Noch kein beſtändiges Wetter.
Hauptſchriffleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polſtik und Wirtſchaff: Rudolf Mauve; für Feuiſſeion, Reich und
Ausland und Heſſche Nachrſchten: Max Streeſe; für Sport: Karl Bzhmann:
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdſenſf: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpſegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite;.
für den Inſeratentell und geſchäftliche Mittellungen: Wiliy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverſangte Manuſſeipie wird Garantſe der Rückſendung n ich t Übernommen.
Nummer 128
Donnerstag, 29. Juni
Schrittweiſe Amgeſtaltung der Konſumbereine.
Neue Miigliederwerbung für Konfumvereine verboken. — Ekappenweiſe Umwandlung der Konſumvereine
in Genoſſenſchaften der mikkelſtändiſchen Unkernehmer.
gegen waren Geſfürel 1, Siemens 3 und Buderus 0.5 Proz.
ſchwä=
cher. Holzmann konnten bei etwas Nachfrage 0,75 Proz. anziehen.
In Erwarkung der Vorſchläge
Der Rentenmarkt lag ſtill und ohne Veränderung. Späte
Schuld=
bücher gaben 3 Prozent ab. Stahlbonds 0,75 Prozent niedriger.
Im Verlaufe trat eine nennenswerte Erholung nicht ein.
des Kampfbundes.
Tiefſt=Kurs des Dollars in Paris.
Sicherung der in den Konſumvereinen inveſkierken
Zum erſten Male iſt der Dollar an der Pariſer Börſe unter
20 Franken gefallen. Der offizielle Schlußkurs war 19,96 gegen=
Spargelder der Arbeiter.
über 20,44 zu Beginn der Börſe. Der holländiſche Gulden war da=
Nach einer von der Hauptgemeinſchaft des deutſchen Einzel= gegen ſtark befeſtigt bei 10,21½ gegenüber 10.17 am geſtrigen Tag.
handels im Preſſedienſt des Einzelhandels veröffentlichten Mit= Das engliſche Pfund war leicht abgeſchwächt bei 86 Fr. (86,57),
teilung iſt in der letzten Zeit, durch verſchiedene mißverſtandene
Aeußerungen einige Verwirrung über die zukünftige Entwicklung
der Konſumpereine in der Oeffentlichkeit entſtanden. Entgegen
den klaren Anweiſungen zuſtändiger Stellen benutzen einzelne
Konſumvereine die derzeitige Lage (und die Tatſache ihrer
Gleich=
ſchaltung), um wieder neue Mitglieder zu werben. Solche Fälle
werden beſonders aus Thüringen, aus dem Rheinland und aus
Weſtfalen gemeldet. Die Hauptgemeinſchaft des Einzelhandels hat
dieſe Vorgänge ſogleich den zuſtändigen Stellen, insbeſondere der
Deutſchen Arbeitsfront, mitgeteilt. Nach den eindeutigen
Erklä=
rungen dieſer ſowie anderer maßgeblicher nationalſozialiſtiſcher
Stellen dürfte für eine umgehende Abſtellung dieſer neuen
Mit=
gliederwerbung ſchnell geſorgt werden. Im übrigen hat kürzlich
der Führer der Deutſchen Arbeitsfront Dr. Ley den Kampfbund
des gewerblichen Mittelſtandes, zur Abfaſſung einer Denkſchriſt
über die zukünftige Geſtaltung der Konſumvereine aufgefordert.
Wie wir erfahren, dürften die Vorſchläge des Kampfbundes bald
vorliegen. In ihnen werden verſchiedene Etappen des ſchrittweiſen
Abbaues der Konſumgenoſſenſchaften in ihrer gegenwärtigen
Form und ihre teilweiſe Umwandlung in Genoſſenſchaften der
mittelſtändiſchen Unternehmer vorgeſehen. Der Umbau der
Kon=
ſumgenoſſenſchaften ſoll von Maßnahmen begleitet ſein, die eine
Sicherung der in den Konſumvereinen inveſtierten Spargelder der
Arbeiter gewährleiſten.
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Der Rücktritt Dr. Hugenbergs, der naturgemäß das
Haupt=
geſprächsthema der geſtrigen, Berliner Börſe bildete, wurde
ruhig aufgenommen, da er ja keineswegs mehr überraſchend kam.
Die dadurch eintretende Beſeitigung eines gewiſſen Dualismus in
den wirtſchaftlichen Maßnahmen und die nunmehr zu erwartende
einheitliche Linie hatten an der Börſe eine freundliche
Grundſtim=
mung zur Folge, ſo daß überwiegend Kursbeſſerungen zu
verzeich=
nen waren, wobei ſich die anſteigende Tendenz im Verlauf noch
weiter verſtärkte. Montanwerte eröffneten zunächſt uneinheitlich.
wobei jedoch die Abweichungen nach beiden Seiten kaum über 0,5
Prozent hinausgingen. Lediglich Mansfelder Bergbau waren mit
minus 1,75 Prozent ſtärker gedrückt, ſpäter jedoch erholt. Von
Braunkohlenwerten konnten Ilſe Bergbau ihren vorgeſtrigen
Ver=
luſt durch eine um 5,5 Prozent höhere Eröffnung voll einholen.
Kaliaktien waren bis zu 3,75 Prozent gebeſſert; ebenſo lagen
chemiſche Werte durchaus freundlich, wobei ſich insbeſondere in JG.
Farben ein lebhaftes Geſchäft entwickelte und der Kurs im
Ver=
lauf bis um 29 Prozent gegenüber dem Vortagsſchluß ſich beſſern
konnte. Leicht abgeſchwächt blieben Gummi= und Linoleumwerte.
Elektropapiere eröffneten uneinheitlich, wobei Siemens auf
grö=
ßere Abgaben ſtärker gedrückt mit minus 2,5 Prozent eröffneten.
Neben den wieder faſt umſatzlos liegenden Märkten der Kabel=
und Draht=, Metall= und Waſſerwerkswerte konnten ſich
Maſchi=
nenfabriken bis zu 0,75 Prozent erholen; ebenſo lagen auch
Gas=
aktien, mit Deſſauer Gas an der Spitze, bis 1,75 Prozent gebeſſert.
Von Autowerten zeigten BMW. einen kleinen Rückſchlag von ca.
05 Prozent; auch Bauwerte, ſo Julius Berger mit minus 1,25
Prozent, gaben etwas nach. Von Brauereiaktien konnten
Dort=
munder Union um 2,5 Proz. von ſonſtigen Induſtriepapieren
Süddeutſche Zucker um 2,25 Proz. höher eröffnen, während
Deut=
ſche Atlanten um 2,5 Prozent nachgaben. Reichsbank waren auf
Stillhaltekäufe wiederum geſucht und 1½ Prozent höher.
Gering=
fügig gebeſſert waren ebenſo Schiffahrtsaktien. Am Rentenmarkt
bröckelten die deutſchen Anleihen mit Ausnahme von Schutzgebieten
leicht ab; dagegen konnten ſich Stahlbonds nach einem 0.25proz.
Anfangsverluſt ſpäter um 3,5 Prozent befeſtigen. Von Ausländern
neigten Mexikaner und Anatolier zur Schwäche. Am Berliner
Geldmarkt machte die Verſteifung kurz vor dem Ultimo natürlich
Fortſchritte, der Tagesgeldſatz zog auf 4,5 bzw. 43 Prozent an der
unteren Grenze an. Privatdiskonten waren weiter eher
angebo=
ten; in Reichswechſeln per 25. September und
Reichsſchatzanwei=
ſungen per 16. April waren die Umſätze ſehr gering.
Nachdem im Büroverkehr an der „Trankfurter Börſe
geſtern vormittag ſtarke Zurückhaltung geherrſcht hatte, konnte ſich
an der Mittagsbörſe recht lebhaftes Geſchäft zumindeſt in
Farben=
aktien entwickeln; an den übrigen Gebieten des Aktienmarktes
blieb die Unternehmungsluſt allerdings gering. Immerhin ſprach
man verſchiedentlich von Anlagekäufen, die im Verein mit den
feſten Auslandsbörſen — beſonders die Bewegung an den
Waren=
märkten wird viel beachtet — und dem günſtig beurteilten
Ent=
ſchluß Dr. Schachts in der Frage der Zinszahlung auf langfriſtige
Auslandsanleihen die Tendenz befeſtigen. JG. Farben eröffneten
behauptet, wurden aber nach den erſten Kurſen 2 Prozent feſter
genannt; im gleichen Ausmaß höher notierten Scheideanſtalt und
Weſteregeln. Metallgeſellſchaft waren 1,25 Prozent feſter. Im
übrigen gingen die Erhöhungen nicht über 1 Prozent hinaus,
da=
gegen waxen mehrfach Abſchwächungen im ſelben Rahmen zu
be=
merken. So lagen Siemens, Südd. Zucker und Akkumulatoren je
1 Prozent, Bekula 0,75 Prozent, Klöckner, Phönix, Junghans und
AEG bis 0,5 Prozent niedriger. Im Verlaufe waren JG. Farben
bis 133 Prozent geſteigert, und die anderen Aktienwerte wurden
mitgezogen, ſo daß ſich die kleinen Anfangsverluſte meiſt wieder
ausgleichen konnten. Stark befeſtigt waren Kali Aſchersleben
mit plus 3,75 Prozent, Reichsbankanteile plus 1.5 Prozent. Starke
Beachtung fand die erneute Abſchwächung des Dollarkurſes. Gegen
Schluß wurde das Geſchäft ſehr ruhig und die Kurſe der führenden
Werte gaben allgemein leicht nach. Die Rückgänge bewegten ſich
im Rahmen von 1 Prozent, darüber hinaus waren JG. Farben,
Salzdetfurth, Siemens und Reichsbank bis zu 2 Proz, rückgängig.
Am Kaſſamarkt ergaben ſich meiſt Erhöhungen von 1—3 Prozent,
ſo lagen Aſchaffenburger Buntpapiexe 2,5 Proz., Faber u.
Schlei=
cher 3 Proz., Neckarwerke 2 Proz., Strohſtoff Dresden 5,25 Proz.
feſter, dagegen waren JG. Chemie volle und leere Stücke bis 4
Pro=
zent gedrückt; ferner verloren Unterfranken, Weag und
Frankfur=
ter Hof bis 2,5 Prozent. — Am Rentenmarkt wirkte ſich das
Rück=
trittsgeſuch Hugenbergs in einer gewiſſen Zurückhaltung aus, da
man abwarten will, ob das von ihm gegebene Zinsverſprechen auch
von ſeinem Nachfolger anerkannt werden wird. Altbeſitz gaben
1 Prozent nach, Reichsſchuldbuchforderungen und Schutzgebiete
ver=
loren bis 8 Prozent. Neubeſitz blieben behauptet. Stahlvereins=
Obligationen zogen zunächſt 0,5 Prozent ſpäter weitere 1,75 Proz.
an; gegen Schluß konnte ſich der höchſte Tageskurs nicht behaupten
und ging auf 59,25 Proz. zurück. Am Pfandbriefmarkte herrſchte
ruhiges Geſchäft, während Gold= und Liquidationspfandbriefe
eher geſucht waren, lagen Kommunal=Obligationen und
Stadt=
anleihen bis 1 Prozent ſchwächer. Von fremden Werten tendierten
Mexikaner etwas feſter, während Türken und Ungarn behauptet
blieben. — An der Nachbörſe bröckelten die Kurſe bei ſtillem
Ge=
ſchäft weiter leicht ab. JG. Farben 130,5, Stahlverein 36,5 und
Harpener 99 Prozent. Der Tagesgeldſatz blieb mit 3,5 Prozent
unverändert.
Nachdem die Mittagsbörſe bereits ſchwächer ſchloß, zeigte die
Abendbörſe eine ſehr ſtille Tendenz. Die Bankenkundſchaft
iſt mit Aufträgen überhaupt ausgeblieben, ſo daß die Kurſe
durch=
ſchnittlich etwas nachgaben. Farben lagen gut behauptet, da=
Wirkſchaftliche Kundſchau.
Süddeutſche Eiſenbahn=Geſellſchaft, Darmſtadt. Die
Süddeut=
ſche Eiſenbahn=Geſellſchaft, Darmſtadt, die das Geſchäftsjahr 1931
mit einem Reingewinn von 636 956 (155 331) RM. abſchließt,
ge=
nehmigte einſtimmig die Regularien und beſchloß, aus dem
Ge=
winn eine Dividende von 3 (—) Prozent zu verteilen und den Reſt
von 12 956 RM. auf neue Rechnung vorzutragen. Ausführungen
über das laufende Geſchäftsjahr wurden nicht gemacht. An Stelle
der ausgeſchiedenen Eſſener AR.=Mitglieder wurden kommiſſar.
Oberbürgermeiſter Dr. Reismann=Grone, kommiſſ. Beigeordneter
Dillgart und Stadtv. Schlicht (ſämtlich in Eſſen) in den AR.
ge=
wählt. Direktor Regierungs= und Baurat Jordan, der ſeit 25
Jah=
ren die Geſellſchaft leitet, tritt ebenfalls in den AR. ein.
Werner u. Merz AG., Mainz. Die GV. der Werner u. Merz
AG., Mainz, erledigte die Regularien und beſchloß die Verteilung
einer Dividende von wieder 5 Prozent auf das im Familienbeſitz
befindliche AK. von 5 Mill. RM. Im Geſchäftsjahr 1932 wurde
ein Reingewinn von 289 562 RM. erzielt gegen 304 000 RM. im
Vorjahre. In der Gewinn= und Verluſtrechnung werden
ausge=
wieſen: Fabrikationsgewinn 4.38, Unkoſten 3,83. Abſchreibungen
0.29 (i. Vj. 0.41) Mill. RM. In der Bilanz erſcheinen u. a.
De=
bitoren mit 3,89, Grundſtücke und Anlagen 1,10. Warenbeſtand 1,77,
gegen Kreditoren 1,28. Reſerven 0.,70 und AK. mit 5 Mill RM.
Schramm Lack= und Farbenfabriken AG., Offenbach a. M. Der
Umſatz blieb im Jahre 1932 weiter rückläufig. Wegen gänzlich
un=
genügender Preiſe mußte die Geſellſchaft teilweiſe von Aufträgen
Abſtand nehmen. Die Unkoſtenſenkung konnte mit der rückläufigen
Umſatz= und Preisbewegung nicht Schritt halten. Der
Verluſtvor=
trag aus dem Vorjahr von 194 781 RM. erhöhte ſich auf 477 419
RM. bei Abſchreibungen von 0,09 (0.11) Mill. RM. Zur Tilgung
dieſes Verluſtes ſowie des Entwertungskontos von 0,085 Mill.
ſoll das Stammkapital von 1,6 auf 1,0 Mill. RM. herabgeſetzt
werden. Der dann noch verbleibende Betrag von 0.078 Mill. RM.
wird einem Wertberichtigungskonto überwieſen. Aus der Bilanz
(in Mill. M.): Kreditoren 0.13 (0,15), Bankſchulden 0,056 (0,045)
Vorräte 0,20 (0.34), Beteiligungen unv. 0.23, Debitoren 0,39 (0.,49).
Im neuen Geſchäftsjahre iſt eine Beſſerung des Abſatzes
eingetre=
ten, dagegen ſind die Schwierigkeiten, die der Belebung des
Aus=
landsgeſchäfts entgegenſtehen, noch bedeutend größer geworden.
Generalverſammlung am 30. Juni.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Der Zinkwalzwerksverband G.m. b. H., Berlin, hat den
Grund=
preis für Zinkbleche mit Wirkung ab heute um 0,75 RM. für 100
Kilo erhöht.
Die Vollverſammlung der Induſtrie= und Handelskammer zu
Düſſeldorf wendet ſich mit einer Kundgebung an die
Oeffentlich=
keit, der Reichsregierung bei dem Kampf um die Erwerbsloſigkeit
treue Gefolgſchaft zu leiſten.
Die Buderusſchen Eiſenwerke haben ſeit Monat März bis heute
rund 600 Arbeiter neu eingeſtellt, und zwar in den Abteilungen
Bergbau und Eiſengießerei. Man rechnet damit, daß dieſe
Ent=
laſtung des Arbeitsmarktes noch nicht abgeſchloſſen iſt, ſondern mit
dem ſaiſonmäßigen Anſtieg der Bauwirtſchaft zu weiteren
Ein=
ſtellungen führen wird.
Die Niederländiſche Bank hat ihren Diskontſatz mit ſofortiger
Wirkung von 3,5 auf 4,5 Prozent erhöht.
Die gegenwärtige Wirkſchaftslage
und die deutſch=italieniſchen Beziehungen.
In der Hauptverſammlung der Deutſch=Italieniſchen
Handels=
kammer, Frankfurt a. M., machte Senator Borletti=Mailand,
Präſident der Snia Viscoſa und Schöpfer des Geſamtkonzerns der
italieniſchen Hanfinduſtriellen, Ausführungen über „Die
gegen=
wärtige Wirtſchaftslage und die deutſch=italieniſchen
Beziehun=
gen‟. Der Redner beſchäftigte ſich zunächſt mit der Entſtehung der
Kriſe durch die Folgen des Krieges und kam dann auf die
gegen=
wärtigen protektioniſtiſchen Tendenzen zu ſprechen. Ihnen ſtehe
der Drang nach Ausfuhr entgegen, der nicht nur durch die
Ueber=
produktion, ſondern auch durch den Zwang der internationalen
Schuldenzahlungen veranlaßt ſei. Der italieniſche Finanzminiſter
habe daher vom erſten Tage an in London erklärt, daß eine
Rege=
lung der aus dem Kriege ſtammenden Schulden jeder Diskuſſion
vorausgehen müſſe. Die Transaktionen vom 15. Juni auf Grund
einer Teilzahlung und des Verſprechens, die Frage der
Kriegs=
ſchulden in Waſhington nochmals zu prüfen, bilde den erſten, wenn
auch indirekten Erfolg der Konferenz. Eine Rückkehr zur
Gold=
währung ſei notwendig, um wenigſtens die ſchutzzöllneriſchen
Maß=
nahmen, zur Verteidigung der Währung überflüſſig zu machen.
Der Weg, auf den ſich die Welt begeben habe, führe zur Autarkie,
zur Vereinſamung der nationalen Wirtſchaften, während doch die
moderne Ziviliſation ein Produkt internationalen Austauſches ſei.
Die Welt ſei von Waren entblößt und ſtrebe doch danach, zu leben
und zu verbrauchen; es komme nun darauf an, das gegenſeitige
Vertrauen wieder zu erwecken. Eine beſcheidene Ausdehnung des
Kredits, nur inſoweit, als ſie eine Rückkehr zum Vertrauen brächte,
würde den Mechanismus wieder in Gang ſetzen. Für dieſe Arbeit
müßte die wirtſchaftliche Zuſammenarbeit der ganzen Welt
prak=
tiſch ermöglicht werden. Die unvermittelte Rückkehr zu einem
Regime der Freiheit könne eventuell ſehr ſchädlich ſein; die
Zoll=
ſchranken könnten vielmehr nur allmählich abgebaut werden. Es
ſei auch wahrſcheinlich, daß die Länder mit Goldwährung auf ihrer
Beibehaltung als dem wirkſamſten Verteidigungsmittel der
eige=
nen Produktion beſtehen, die ihnen gegen das Valutadumping
geblieben ſei.
Der internationale Handel ſei wegen der natürlichen
Gegeben=
heiten der einzelnen Nationen eine Notwendigkeit. Jede Nation
müſſe ſich mit einer anderen über einen ergänzenden Austauſch
verſtändigen. Italien, habe gegenüber Deutſchland eine paſſive
Handelsbilanz und habe es dennoch vermieden, zu
Einfuhrbeſchrän=
kungen, Kontingentierung und Einſchränkungen im Deviſenankauf
zu greifen. Wenn Italiener alſo von wirtſchaftlicher
Zuſammen=
arbeit ſprechen, könnten ſie keinerlei Verdacht erwecken. Da
deut=
ſcherſeits eine weitere Ausdehnung der Ausfuhr erſtrebt werde,
ſollten die Ausführungen über die Zweckmäßigkeit eines
Ueberein=
kommens zwiſchen beiden Nationen auf dieſem Gebiet ein
beſon=
ders geneigtes Ohr finden. Deutſchland und Italien liegen in der
Mitte, zwiſchen der alten engliſch=franzöſiſchen Welt mit ihrer
liberal=demokratiſchen Tradition, und Rußland mit ſeinem großen
Experiment auf utopiſtiſcher Baſis. Die Zuſammenarbeit
Deutſch=
lands und Italiens in dem Geiſte, der ſich mit dem Verfall der
politiſchen Welt und der Weltwirtſchaft nicht zufriedengibt,
ſon=
dern mit Wirklichkeitsſinn Aufbauarbeit leiſten will, ſei
unent=
behrlich.
Produkkenmärkke.
i. Weinheimer Obſtgroßmarkt vom 27. Juni. Amtliche
Preis=
notierungen: Kirſchen 1. Sorte 15—22, 2. Sorte 9—14; Erdbeeren
1. Sorte 20—23, 2. Sorte 17—19; Himbeeren 33—38:
Johannis=
beeren ſchwarz 16—17, rot 12—13 Pfg. pro Pfund.
Frankfurter Produktenbericht vom 28. Juni. Die
Getreide=
börſe war im Hinblick auf die Feſtigkeit der Weltgetreidemärkte
auch hier befeſtigt. Weizen und Roggen zogen bei kleinem Angebot
leicht an, ebenſo wurden die Mehlpreiſe von den ſüddeutſchen
Mühlen um 25 Pfg. erhöht. Futterartikel ſind nach wie vor
ge=
fragt. Weizen 205 RM. Roggen 175, Hafer 152,50—155,
Weizen=
mehl ſüdd, und desgl. niedrrhein. 30—31,25, Roggenmehl 23,75—
25,25, Weizenkleie 8,50, Roggenkleie 9—9,10 RM.
Be. Mainzer Viehhof=Marktbericht vom 27. Juni. Aufgetrieben
waren: 12 Ochſen 11 Bullen, 549 Kühe oder Färſen, 620 Schweine.
Marktverlauf: Bei Schweinen ruhig, geringer Ueberſtand; bei
Großvieh ruhig, langſam geräumt; bei Kälbern ruhig, langſam
geräumt. Bezahlt wurden pro 50 Kilo Lebendgewicht in RM.:
Ochſen a) 1 29—32, b) 2. 20—26: Bullen c) 19—24: Kühe a) 22
bis 27, b) 17—20, c) 14—17: Färſen a) 29—32: Kälber c) 31—37,
d) 24—29; Schweine b) und c) 39—41, d) 35—38.
Berliner Kursbericht
vom 28. Juni 1933
Verl. Handels=Ge
Deutſche Bank u. 1
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
DeutſcheCont. Gas
Mie
57.75
46.—
16.625
22.125
17.875
24.50
125.625
50.125
12.—
75.—
159.—
113.50
Meſt Rh
Elektr. Lieferung
F. G. Farben
Gelſ Bergw.
Geſ. f. elektr. untern
Harpener Bergbau/400.875
Hoeſch Eiſen und 7
Köln=Neueſſen / 65.625
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel
Deviſenmarkt
vom 28. Juni 1933
88.625
132.75
59.50
91.625
57.125
128.75
55.50
80.875
66.25
a8.875
45.50
eee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Ber. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Drahtl
Wanderer=Werke.
ie
61.50
172.50
20.
37.125
127.
59.—
28.75
74.75
9.875
15.25
77.—
Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia.
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm.
London
Buenos=Aires
New York.
Belgien
Italien
Paris
Währung
100 finn. Mk.
00 Schilling
100 Tſch. Kr.
100 Pengö
100Leva.
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
s.Sta.
1 Pap. Peſol
Dollar.
100 Belga
100 Lire
100 Franes
GeldBrief
6.3241 6.340 Schweiz
12.54 12.56 Danzig
3.047
169.33
1.83
63.89
73,63
14.305
0.928
3.337
58.89
22,23
16.59
46.25 47.,05 Spanien
Aafe
169.87
71.97
64.01
73.77
14.345
0.332
3.343
59.01
22.27
16.63
Japan
Rio de Janeirolt
Jugoſlawien 100 Dinar
Portugal
Athen
Iſtambul
Kairo.
Kanada
uruguah
Fsland.
Tallinn (Eſtl.)
Niga.
Bariftäuter und Kartokaroant Surmkapt, Wilate Mröttsther Bunt
Frankfurter Kursbericht vom 28. Juni 1933.
Wee
„ Gr. IIp. 1934
„ „ „ 1935
„. 193e
„. 193
„. 1938
Gruppe!
6% Dtſch. Reichsanl
„ b. 27
2 Intern.,v.30
2 Baden. 7. v. 27
9Bayern., b. 27
Heſſen. .. v. 29
0 Preuß. St. v. 28
% Sachſen. v. 2
62 Thüringen v. 27
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. 4.Ab.
löſungsanl.
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6% Baden=Baden
Berlin. . . b. 24
Darmſtadt ..!
/ Dresden. .b.
32 Frankfurt a. M.
Schätze v. 2
v. 26
„Mainz ....
Mannheimv. 27
62München v. 29
6%Wiesbaden v.28
6% Heſſ. Landesbk
% „ Goldoblie
5½% Heſſ. Landes=
Syp.=Bk., Liquid.
971
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771
86
90.4
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77.1
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98.25
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72
76
11.45
7.1
61
59
64.75
60
81.5
69
84
MM
Hhyp.=Bk. Liqu.
Kom. Obl..
2o Preuß. Landes=
Pfd.=Anſt. G. Pf.
6% „ Goldoblig.
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. für
HeſſGldobl. R. 11
„ R. 12
2 Kaſſeler Land.
kredit Goldpfbr.
Naſſ. Landesbk.
5½% „ Liqu. Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.- Anl.
FAuslSer
4AuslSerrk
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz)
%Berl. Hyp. Bk.
„ Lig.=Pfbr.
Frkf. Hyp.=Bk.
½% „ Lig. Pfbr.
Goldoblig.
Frkf. Pfbr.=Bk.
%a „ Lig.=Pfbr.
Mein, Hhp.=Bk.
Lig. Pfbr
Pfälz. Hyp.=Bk.
2 n Lig. Pfbr.
2 Rhein. Hyp. Bk.
%0 m. Lig. Pfbr.
Goldoblig
Südd. Bod.=
Fred.=Bank
5½% „ Lig. Pfbr
6% Württ. Hhp.=B.
78.5
82
76
81
88
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67.75
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11
23.5
81.75
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C0.75
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Mt
3% Dt. Linol. Werke
Mainkrw. v. 26
3Mitteld. Stahl
% Salzmann u. C.
Ver.Stahlwerke
6% Poigt u. Häffner
J. G. Farben Bond=
5%Bosn. L.E.B.
3 „ L. Inbeſt.
5% Bulg. Tab. b. 02
4½3%0 Oſt. Schätze
4% Oſt. Goldrent,
5% bereinh. Rumän
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% „ 1.Bagdad
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(½Ungarn 1913
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142 Stockholm
Aktien.
Ala. Kunſtzüde Unie
A. E. G. ....
AndregeNoris BZahn
Aſchaffbg. Brauereil
„ Zellſtoff
Bemberg, J. P.:
Berl. Kraft u. Licht!1
Buderus Eiſen....
Eement Heidelberg
Karlſtadt.
15. 6. Chemie, Baſell
82.75
Gn
59.5
68
117.25
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16.5
5!.
3.5
5.25
5.5
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39
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39
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111.5
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A==
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Contin. Gummiw
Contin. Linoleum
Daimler=Benz....
Dt. Atl. Telegr. .
„ Erdöl.
Dt. Gold=u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt =
„ Linoleum.
Dortm. Ritterbräu
Dhckerhoff & Widm
Eichbaum=Werger
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft);
Eſchw. Bergwerk..
Eßling. Maſchinen:
Faber & Schleicher
J. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Fetter)
Felt & Guilleaume.
Frankfurter Hof
Gelſenk. Bergwerk.
Geſ. f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th.
Gritzner=Kahſer.
Grün & Bilfinge
Hafenmühle Frkft
Hanauer Hofbrauh.
Hanfwerke. Füſſen
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer.
Hochtief Eſſen .
Holzmann, Phil.
Flſe Bergb. Stamm!t
Genüſſel
Junghans ......!!
50
158
317
108.5
114
171.5
4
94
105.21
208
13231
54ſ.
28
58.5
24.5
190
1013,
38
gßs
156
116.5
M
„ Aſchersleben .
Klein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke ...
Knorr C. H.. ..... 196
2ahmeher E Co. ..
KSaurahütte
Lech, Augsburg..
Löwenbr. Münch.
Mainkr.=W. Höch
Mainz. Akt. Br.
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Bergb.
Metallgeſ. Frankf.
MMiag. Mühlenbau.
Motoren Darmſtadt
39 Meckarwerk Eßling.
35,25 Oberbedarf ......
WBhönix Bergbau.
Reiniger, Gebbert.
Rh. Braunkohlen
Elektr. Stamm
Stahlwerke
Riebeck Montan.
Roeder, Gebr.
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali, =
Salzw. Heilbronn. /210
Schöfferhof=Bind.
Schramm, Lackfbr.
Schuckert, Elektr.
Schwartz, Storchen
Siemens & Halske. 162
Südd. Zucker=A. G.
Khür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhard ...
32.35 unt wranken,
Mait
128
35
54),
122.5
17.25
216
64.75
66.5
GLI
7s
10
37.25
51
269
92.5
50
61.5
171.
160
105.25
151.5
73
Weede
Ver. Ultramarin.
Voigt & Haeffner
Beſteregeln Kali,
Zellſtoff Waldhof.
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Donnerstag, 29. Juni 1930
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 178 — Seite 11
1933
Fahrt ins Blage
K
Original-Roman
von
Hans Hirthemmer
(Nachdruck
Während der Fahrt grübelte er verzweifelt, was geſchehen
ſein mochte. Natürlich hing es mit dem Aufenthalt in der Bank
zuſammen. Hatte ſie unerwartete Geldverluſte erlitten?
Als der Wagen vor der Freitreppe hielt, ſaß Prenner auf der
Terraſſe und las die Zeitung. Bei Jennys Ankunft legte er das
Blatt weg.
„Ah, eine kleine Spazierfahrt gemacht?” rief er ſpöttiſch, mit
einem verächtlichen Seitenblick auf ihren Begleiter.
Frau Prenner grub die Finger in das Leder ihrer Taſche.
„Ich war auf der Bank und wollte eine größere Summe von
mei=
nem Konto abheben.”
Prenner zuckte zuſammen, aber im nächſten Augenblick hatte
er ſich wieder in der Gewalt.
Prenner zuckte zuſammen, aber im nächſten Augenblick hatte
er ſich wieder in der Gewalt.
„Ach ſo — ich verſtehe!” ſagte er mit gekräuſelten Lippen.
„Aber ich denke, liebe Jenny, wir wollen das lieber unter vier
Augen beſprechen.”
Jenny lachte bitter auf. „Das kann ich begreifen!“ Sie drehte
ſich nach Märckl um, ihr Geſicht war verzerrt. „Ja, bitte, Herr
Märckl. gehen Sie! Es iſt für eine Frau nicht leicht, ihren eigenen
Mann vor fremden Ohren einen Dieb nennen zu müſſen.”
„Jenny!"
Aus Prenners Ausruf drang Wut und Haß. Er ſtürzte auf
die Frau zu und hob die Hand.
Märckl wollte ihr zu Hilfe eilen, aber Jenny war mit
einem=
mal ganz ruhig geworden. „Willſt du auch dieſe Schmach noch zu
allem andern fügen?”
Prenner zuckte wegwerfend die Schultern und wandte ſich
zum Gehen. „Ich lehne es ab, hier vor aller Welt eine Poſſe
auf=
zuführen. Wenn du mir etwas zu ſagen haſt — ich bin in meinem
Arbeitszimmer!“
Er nahm die Zeitung vom Tiſch, klatſchte ſich damit auf die
Schenkel und ging pfeifend ins Haus.
Märckl nahm mit heftiger Bewegung Frau Jennys Hand.
„Ich bitte Sie von Herzen, liebe gnädige Frau, mich an Ihren
Sorgen teilnehmen zu laſſen! Verfügen Sie über mich, wie immer
Sie wollen! Es gibt niemand, der ſehnlicher wünſchte, Ihnen
hel=
fen zu dürfen.”
Es war das erſtemal, daß Jenny Prenner kein Wort der
Ab=
wehr zu ſagen hatte. Einen Augenblick ſchien es faſt, als wolle ſie
ſich ihm an den Hals werfen und in ſeinen Armen alle
Bitter=
keit zu vergeſſen ſuchen.
verboten!
Doch ſie drückte nur ſeine Hand. „Ich weiß, Herr Märckl, Sie
ſind ein guter Menſch. Aber was hier auszukämpfen iſt, das muß
ich allein auskämpfen, da kann mir niemand helfen. Immerhin,
wer weiß, vielleicht — brauche ich Sie eines Tages!”
Dann ging ſie ins Haus.
„Vielleicht braucht ſie mich eines Tages!” murmelte Paul
Märckl und blickte aus dem Fenſter ſeiner Stube in den
dämmern=
den Abend. Er klammerte ſich an dieſen Satz, ſeine Phantaſie
malte ſich tauſend Möglichkeiten aus, auf welche Weiſe ſich das
flüchtige Wort zur lebenden, erregenden Wirklichkeit verdichten
könnte.
Er wollte ihr nahe ſein, wollte ihr den Weg ins Glück zeigen.
Nichts in der Welt iſt ſo heillos verfahren, daß man nicht einen
Ausweg fände.
Die untergehende Sonne vergoldete die Dächer der Stadt und
jagte ſeine fliegenden Gedanken zu immer kühneren Träumen.
Vielleicht — wenn er mit zäher Kraft ſein Ziel verfolgte —
gelang es ihm, bis zur Spitze emporzuklimmen. Man wird bedacht
ſein, ſich Onkel Buſſes Wohlwollen und Freundſchaft zu erhalten.
Vielleicht wird man dann eines Tages Prenners Stelle
einneh=
men. Nichts iſt unmöglich.
Solcherart baute ſich der junge Mann ſeine Luftſchlöſſer auf
und wußte nicht, daß das Räderwerk des Schickſals ſich bereits
be=
wegte.
Frau Jenny Prenner war entſchloſſen, ſich Aufklärung zu
verſchaffen, mochte daraus werden, was wollte.
Alles mußte doch einmal ein Ende haben. Sie hatte nicht
geſchrieen damals, hatte keine hyſteriſchen Szenen aufgeführt, als
das furchtbare Erwachen aus einem kurzen Taumel des Glückes
gekommen war. Tapfer, mit zuſammengebiſſenen Zähnen hatte ſie
die Gemeinſchaft mit dieſem Mann ertragen, hatte jede ſeiner
Erbärmlichkeiten ſchweigend auf ſich genommen, aus innerem
An=
ſtand, weil ſie es nicht fertig brachte, den Kampf gegen ihn mit
ſeinen eigenen Waffen zu führen.
Nun aber hatte er etwas getan, weſſen ſie ihn trotz allem nicht
für fähig gehalten hätte. Er hatte — ja — geſtohlen, man konnte
es nicht anders nennen.
Ein Fauſtſchlag hätte ſie nicht vernichtender treffen können,
als die Mitteilung des Bankbeamten, daß ihr Vermögen von
ihrem Mann abgehoben und daß Herrn Prenners eigenes Konto
gleichfalls ſo gut wie aufgebraucht ſei. Es war unfaßlich. Ihre
Gedanken hatten ſich gewehrt, das Entſetzliche zu glauben, aber
der Beamte hatte ihr die Bücher und Abrechnungen vorgelegt und
ihr bewieſen, daß von einem Irrtum keine Rede ſein konnte.
Jenny ſtand vor der Tür des Arbeitszimmers. Sie preßte
ihre Hand auf das heftig pochende Herz, dann drückte ſie die
Klinke nieder und trat ein.
Prenner ſaß am Schreibtiſch und ſog gelaſſen an einer
Zi=
garre. Jenny blieb vor ihm ſtehen und wartete ſchweigend, daß
er zu ſprechen anfange.
„Nun, ja!” begann er endlich und legte mit umſtändlicher
Wichtigkeit einige Schriftſtücke beiſeite. „Du wirſt etwas erſtaunt
geweſen ſein, daß dein kleines Privateigentum ſich verflüchtigt
hatte, wie?"
Jenny war nicht in der Stimmung, auf ſeinen ſcherzhaften
Ton einzugehen. „Mein Vermögen betrug etwas über
zwanzig=
tauſend Mark. Wohin iſt das Geld gekommen?”
Prenner zuckte die Schultern. „Kindliche Frage! Wohin wird
es gekommen ſein? — Es ſteckt natürlich im Betrieb. Dort iſt es
ebenſo ſicher und dabei zweckmäßiger untergebracht, als wenn es
nutzlos auf der Bank läge.”
„Ich brauche dich wohl nicht zu erinnern, daß du meinem
Vater ſeinerzeit ehrenwörtlich verſprochen haſt, das Geld nicht
an=
zurühren. Hätte er dieſe Schurkerei vorausgeahnt, dann wäre
dafür geſorgt worden, daß mein Vermögen vor deinen Händen
ſicher blieb. Warum haſt du mir nicht einfach geſagt, daß du
Geld brauchſt?”
Der Direktor blickte ſeine Frau feindſelig an. „Damals
waren deine Gefühle leider nicht mehr ſo, daß mir ein Appell an
deine Kameradſchaft erfolgverſprechend erſchienen wäre. Ich bin
gottlob ein zu großzügiger Geſchäftsmann, um aus ſchwächlichen
Sentiments die Proſperität meines Unternehmens zu gefährden.”
„Ach, wie bewundernswert!” lachte Jenny gepreßt. „Sollten
nicht doch andere Gründe ausſchlaggebend geweſen ſein?. Wenn
man eine Frau ihrer finanziellen Selbſtändigkeit beraubt, kann
man ſie am eheſten von Freiheitsgelüſten kurieren.”
Prenner lächelte ſarkaſtiſch. „Du biſt klüger, als ich dachte!"
Die Zigarre war ihm ausgegangen, er ſetzte ſie wieder in Brand.
„Aber du irrſt — zum Teil wenigſtens. Ich mußte damals alle
Mittel flüſſig machen, um die Fabrik über eine gefährliche Kriſe
hinwegzubringen. Was ich tat, geſchah ja ſchließlich auch in
dei=
nem Intereſſe. Denn ein Zuſammenbruch wäre doch auch dir
ſicher nicht gleichgültig geweſen!”
„Und nun? — Eine Verwandte hat ſich um Hilfe an mich
ge=
wandt. Ich habe eine Dankesſchuld gegen ſie abzutragen und
möchte ihr einige tauſend Mark zur Verfügung ſtellen. Du wirſt
nicht zögern, mir den Betrag anzuweiſen!”
„Gott. wie naiv!” lachte Prenner. „Du ſcheinſt von unſerer
heutigen Wirtſchaftslage keine blaſſe Ahnung zu haben. Die
Zei=
ten ſind vorbei, in denen man für irgend eine alte Tante den
generöſen Wohltäter ſpielen konnte.”
(Fortſetzung folgt.)
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Seite 12 — Nr. 178
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerskag, 29. Junf 1933
Darmstädter Hausbesitzerverein e. V.
Elnladung
zu der am Dienstag, den 4. Juli 1933, abends 8 Uhr im
großen Saal „zur Krone” in Darmſtadt ſtattfindenden
ordentl. Mitgliederversammlung.
Tagesordnung:
1. Jahresbericht des 1. Vorſitzenden.
2. Kaſſenbericht des Rechners.
3. Bericht der Rechnungsprüfer.
4. Entlaſtung des Vorſtandes.
5. Voranſchlag für das Jahr 1933.
6. Wahl des Vorſtandes und der Rechnungsprüfer.
7. Vortrag des Herrn Dir. Ziegler über
„Hausbeſitzerfragen und Hausbeſitzerſorgen”
(8058
8. Ausſprache.
Die verehrlichen Mitglieder werden um ihr Erſche nen
gebeten.
Der 1. Vorſitzende: Buxbaum.
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In einem deutschen Arbeiterviertel spielt die Handlung,
in einer Vorstadt, in der die politischen Gegensätze
mit aller Schärfe aufeinanderprallen. Mit Erbitterung
kämpft hier der Nationalsozialist um den Sieg seiner
Ideen, bis schließlich der große Sieg errungen ist. Der
Film schließt ganz in dieser weihevollen Stimmung über
diesen Sieg des nationalsozialistischen Deutschland. —
S.A. marschiert, und in ihren Reihen stolz und aufrecht
S.A.-Mann Brand.
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schen Stenographenverein v. 1861
(Verein f. Einheitskureschrift)e. V.
Einträge in das Handelsregiſter,
Ab=
teilung A: Neueinträge am 14. Juni
1933: 1. Firma: Albert Vogt,
Darm=
ſtadt. — Inhaber: Albert Vogt,
Spedi=
teur in Darmſtadt. — Eliſabeth
gebo=
rene Deichert Ehefrau des Spediteurs
Albert Vogt in Darmſtadt, iſt zur
Pro=
kuriſtin beſtellt — 2. Firma:
Marga=
rethe Saxer, Auto= u. Motorradbedarf,
Darmſtadt. — Inhaberin: Margarethe
geborene Schimpf, Ehefrau des
Kauf=
manns Ludwig Saxer in Darmſtadt. —
Ludwig Saxer, Kaufmann in
Darm=
ſtadt, iſt zum Prokuriſten beſtellt.
Angegebener Geſchäftszweig:
Großhan=
del mit Automobil= und Motorrad=
Zubehör und Reparaturmaterial.
3. Firma: Johann Höfler, Buchdeis= rei
und Verlag der Griesbeirdbeeren
ks=
wacht, Griesheim beio8: Johannis=
In=
haber: Johann and.
in
Griesheim be
Avteilung B: Am 17. Juni 1933
hin=
ſichtlich der Firmen: 1. Heſſiſche
Eiſen=
bahn=Aktiengeſellſchaft. Darmſtadt:
Durch Beſchluß der
Generalverſamm=
lung vom 16. Mai 1933 iſt der
Geſell=
ſchaftsvertrag geändert — Als nicht
eingetragen wird veröffentlicht: Die
Bekanntmachungen der
Aktiengeſell=
ſchaft erfolgen im Deutſchen
Reichs=
anzeiger und in dem amtlichen Organ
der Heſſiſchen Staatsregierung. — Zu
den Generalverſammlungen wird durch
einmalige Bekanntmachung im
Deut=
ſchen Reichsanzeiger und in dem
amt=
lichen Organ der Heſſiſchen
Staats=
regierung berufen. — 2. Heſſiſche
Hand=
werker=Zentralgenoſſenſchaft.
Landes=
gewerbebank, gemeinnützige
Aktien=
geſellſchaft, Darmſtadt: Durch Beſchluß
des von der Generalverſammlung
hier=
zu ermächtigten Aufſichtsrats unter
Mitwirkung des Vorſtandes vom 23.
Mai 1933 iſt die Beſtimmung des
Ge=
ſellſchaftsvertrags über das
Grundkapi=
tal und ſeine Einteilung geändert.
Als nicht eingetragen wird
veröffent=
licht: Das Grundkapital von 250 000.—
Reichsmark iſt eingeteilt in: 3500 Stück
Aktien im Nennwert von je 20.— RM.,
800 Stück Aktien im Nennwert von je
100.— RM. und 200 Stück Aktien im
Nennwert von je 500.— RM. — Am
3. Juni 1933 hinſichtlich der Firma:
Süddeutſche Eiſenbahn=Geſellſchaft,
Darmſtadt: Die Prokura des
Baudirek=
tors Arnold Holzer iſt erloſchen.
Oberingenieur Karl Kraft in
Darm=
ſtadt iſt zum Geſamtprokuriſten beſtellt
in der Weiſe, daß er berechtigt iſt, die
Firma entweder mit einen
Vorſtands=
mitgliede oder mit einem Prokuriſten
zu zeichnen.
(8030
Darmſtadt, den 27. Juni 1933.
Amtsgericht Darmſtadt.
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