Darmstädter Tagblatt 1933


27. Juni 1933

[  ][ ]

Einzelnummer 10 Pfennige

N4
*

De

R
Bezugspreis:
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Anzeigenpreis:
Bel wöchentlſch Tmaligem Erſcheinen vom 1. Juni

bis 30 Juni 2. Reichsmark und 20 Pfennig Ab=
tragegebühr
abgeholt 2. Reſchsmark, durch die
Agenturen 2.20 Reichsmark frei Haus. Poſtibezugspreis
im Juni ohne Beſtellgeld monatlich 2,60 Reſchsmark.
Veraniwortlichkeſt für Aufnahme von Anzeigen an
beſimmten Tagen wird nicht übernommen. Nicht=
erſcheinen
einzelner Nummern infolge höherer Gewalt
berechtigt den Bezſeher nicht zur Kürzung des Be=
zugspreiſes
. Beſtellungen und Abbeſtellungen durch
Fernruf ohne Verbindlichkeit für uns. Poſiſcheckonie
Franfurk g. M. 4301

Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Nummer 176
Dienstag, den 27. Juni 1933.
196. Jahrgang

21 mm breiie Zelle im Kreiſe Darmſtadi 23 Reichspfg.
Finanz=Anzeigen 35 Reſchöpfg. Nellamezelle (92 mm
breit) 2Reichsmark Anzelgen von auswärts 35Reſchepfg.
Finanz=Anzeigen 50 Reichspfg. 92 mm breiſte Rellame=
zeiſe
3. Reſchsmark. Alle Preiſe in Reichsmark
11 Dollar 4.20 Mark). Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr Sireit uſw., erliſcht
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der Anzeigenauf=
träge
und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei Konkurs
oder gerichtlicher Beitreibung fällt ſeder Rabatt weg.
Bankionto Deutſche Bank und Darmſtädter und
Nationalbank.

Polizeiaktion gegen die Paheriſche Polkspartei
Sämkliche Reichskags= und Landkags=Abegordneken ſowie zahlreiche wichkige Zunkkionäre der Bayeriſchen
Volksparkei wegen illegaler Handlungen feſtlgenommen. Vor dem Verbot der Bayeriſchen Volksparkei.

Die Aklion
gegen den polikiſchen Kakholizismus.
TU. München, 26. Juni.
Der Polizeipräſident teilt mit: Wie ſchon berichtet wurde,
hat die bayeriſche Polizei vor einigen Tagen bei den Funktio=
nären
der Bayeriſchen Volkspartei Hausſuchungen vorgenom=
men
, da begründeter Verdacht beſtand, daß die Bayeriſche Volks=
partei
in engſter Fühlung mit der Dollfuß=Regierung und der
Heimwehr in Oeſterreich ſtehe und daß ſie für das Verbot der
NSDAP. in Oeſterreich mitverantwortlich ſei. Bei den Haus=
ſuchungen
wurde umfangreiches Material gefunden. Auf Grund
des Ergebniſſes der vorläufig geſichteten Schriften fah ſich die
Bayeriſche Regierung genötigt, die Feſtnahme der Reichs= und
Landtagsabgeordneten der Bayeriſchen Volkspartei ſowie weite=
rer
wichtiger Funktionäre in ganz Bayern anzuordnen. Die Feſt=
nahmen
ſind inzwiſchen durchgeführt.
Der Polizeipräſident teilt weiter mit: Die Aktion gegen den
politiſchen Katholizismus hat eindeutig den Beweis erbracht,
daß es dieſen Kreiſen mit ihren Beteuerungen, ſich reſtlos hinter
die nationale Regierung zu ſtellen und am Neuaufbau Deutſch=
lands
mitzuarbeiten, in keiner Weiſe ernſt ſei. Die Unterſuchun=
gen
haben vielmehr ergeben, daß der politiſche Katholizismus
beſtrebt iſt, in jeder Weiſe die Anordnungen der Regierung zu
ſabotieren und ihr ſogar entgegenzuarbeiten. Es ſteht feſt, daß
dieſe Kreiſe jede Gelegenheit, insbeſondere jede ſich etwa er=
gebende
politiſche Kriſe, dazu ausnützen werden, ihre verlorene
Machtſtellung wiederzugewinnen. Es iſt ferner feſtgeſtellt worden,
daß Verſammlungsverbote umgangen und daß verbotene Wehr=
urganifationen
illegal weitergeführt werden. Es werden Nach=
richten
durch Hinausgabe illegaler Zeitungen ſyſtematiſch ver=
breitet
, wodurch der Greuelpropaganda und der Verbreitung un=
richtiger
Meldungen Tür und Tor geöffnet ſind. Die Ange=
hörigen
der Bayernwacht wurden aufgefordert, dem Stahlhelm
beizutreten, nicht etwa um dieſe Organiſation zu ſtärken, mit der
ſie ideologiſch in keiner Weiſe ſich verbunden fühlt, ſondern um
dieſe Organiſation zu durchſetzen und dann als Sprungbrett für
ihre politiſchen Machtgelüſte zu benützen.
* Mit der Aktion gegen die Bayeriſche Volkspartei, deren
maßgebende Führer feſtgenommen worden ſind, iſt die zweite
Etappe der nationalſozialiſtiſchen Revolution eingeleitet worden.
Welche Ziele in dem jetzt einſetzenden Prozeß angeſtrebt werden,
iſt längſt allen Staatsbürgern klar. Der Reichspropagandamini=
ſter
Dr. Goebbels hat in ſeiner Rede in Rheydt noch einmal mit
aller Deutlichkeit darauf hingewieſen, daß die nationalſozialiſtiſche
Bewegung auf dem Totalitätsſtandpunkt ſteht. Die Ergänzung,
zu dieſer Rede hat der bayeriſche Staatsminiſter Eſſer gegeben, der
in Roſenheim die Frage ſtellte: Wozu braucht man überhaupt noch
eine bayeriſche Volkspartei und eine Deutſchnationale Volks=
partei
?
Soweit die Bayeriſche Volkspartei in Frage kommt, dreht es
herauszuholen und dafür zu ſorgen, daß die Umſchulung des werden mußten. Alle Sozialdemokraten, die noch in irgendwel=
deutſchen
Volkes zu einer nationalen Gemeinſchaft nicht durch chen Vertretungen Mandate innehatten, haben ihre Aufträge zu=
politiſierende
katholiſche Geiſtliche geſtört wird. Das gleiche gilt
auch für das Zentrum, das in Zukunft ebenfalls nicht mehr be=
rufen
ſein wird, die Rechte der Kirche wahrzunehmen. Dabei wol= tages und der Landtage, für Preußen alſo für die Landtagsabge=
len
wir uns aber keiner Täuſchung darüber hingeben, daß es noch
mancherlei Reibungen geben wird, die unter Umſtänden auch
durch die einzelnen Verbände der katholiſchen Kirche ſelbſt ent=
ſtehen
können. Der Reichsjugendführer Baldur von Schirach hat
bereits deutlich zum Ausdruck gebracht, daß ſeine Haltung den
konfeſſionellen Verbänden gegenüber von deren Verhalten ab=
hängig
ſein wird.
Bei der evangeliſchen Kirche iſt die Entwicklung über Sonn=
tag
einen guten Schritt weitergediehen. Die preußiſche Staats=
gewalt
hat hier eingegriffen, um zu erreichen, daß die preußiſche ſich hier um echte Einſparungen. Es läßt ſich natürlich im Augen=
Einheitskirche geſchaffen und auch hier ein feſtes Band um Staat blick nicht herausrechnen, wie hoch dieſe finanzielle Entlaſtung iſt,
und Kirche geſchlungen wird. Die nächſten Ereigniſſe laſſen ſich
jetzt bereits mit ziemlicher Sicherheit vorausſagen. Sie bewegen troffenen Sozialdemokraten hat bereits dem Reichstags= und
ſich alle in den Bahnen des Totalitätsanſpruches der National=
ſozialiſtiſchen
Partei, deſſen konſequente Folge eben die iſt, daß
es eines Tages im vom Nationalſozialismus geführten Staat keine ſters Dr. Frick reſtlos durchgeführt ſein. Dann iſt auch die Front
Parteien mehr geben wird, weil für Parteien im Staat kein Platz
mehr iſt. Alle Maßnahmen dienen alſo der nationalen Einigung, men aufgerollt. Für die Zukunft wird es ſich ja nur noch darum
die in greifbare Nähe rückt. Der Zeitpunkt iſt nicht mehr ferne, drehen, übriggebliebene ſozialdemokratiſche Neſter auszuheben und
in dem ſich Staat und Nationalſozialismus decken werden. Dann aktionsunfähig zu machen.
wird auch die Nationalſozialiſtiſche Partei nicht mehr als Par=
tei
weiterexiſtieren, ſondern als Bewegung. Am Ende dieſer
Entwicklung wird dann die Umbildung des Reiches in den Stände=
ſtaat
ſtehen, an deſſen Aufbau ebenfalls ſchon mit voller Kraft
gearbeitet wird.
Auch Staalsrat Schäffer verhafkel.
Unter den in München in Schutzhaft genommenen BVP.=
Mitgliedern befindet ſich der frühere Staatsrat Fritz Schäffer,
der Bayernwachtführer von Lex, der Generalſekretär der BVP.,
Dr. Pfeiffer, Hans Spinner, Fürſt Karl von Wrede, Baron
Hirſch und Dr. Hundhammer.
Enklaſſung der in Schußhaft genommenen
pfälziſchen Pfarter.
WSN. Neuſtadt (Haardt), 26. Juni.
Die in Schutzhaft genommenen pfälziſchen Pfarrer wurden
nach einer Ausſprache zwiſchen dem Biſchof von Speyer und
einem Vertreter der Gauleitung der NSDAP. am Samstag

abend wieder aus der Schutzhaft entlaſſen. Die zur Entlaſſung
gelegte Erklärung unterzeichnet:
Der Unterzeichnete verpflichtet ſich hiermit, unter keinen
er, daß er auch nicht den Verſuch unternimmt, in verſteckter
Weiſe die Regierung Adolf Hitlers beziehungsweiſe deren Maß=
gleichkommt
. Die Parteileitung ihrerſeits übernimmt die Ver=
wenn
er ſich nicht gleichzeitig herabläßt, ſeine Würde zu Partei=
zwecken
zu mißbrauchen.
Nakionalſozialiſten auf dem Berliner Kakholikenkag.
* Berlin, 26. Juni. (Priv.=Tel.)
hat es allgemeines Aufſehen erregt, daß unter den einmarſchieren=
von
etwa 30 Mann mit ihren Fahnen in die Erſcheinung trat.
Dieſe Gruppe, die der Gemeinſchaft katholiſcher Nationalſozialiſten
angehört, hat an der geſamten Kundgebung teilgenommen. Sie
hat damit zum Ausdruck gebracht und ſicherlich in Ueberein=
nalſozialismus
, wie er das ſtets betont hat, auf chriſtlicher Grund=
lage
ruht.
Kirche gute Beziehungen herrſchen, hat der bayeriſche Staats=
miniſter
Eſſer noch einmal unterſtrichen, der erklärte, der Vatikan
habe offiziell mitteilen kaſſen, er freue ſich, daß man in Bayern
die Rechte der Kirche nicht antaſte. Was für Bayern gilt, gilt
auch für das übrige Reich. Nur wird eben der Nationalſozialis=
mus
, wie die letzten Ereigniſſe zeigen, nicht dulden, daß ſich die
Geiſtlichkeit mit Dingen beſchäftigt, die nicht zu ihrem Aufgaben=
kreis
gehören und die geeignet ſein könnten, die nationalen Ab=
ſichten
zu durchkreuzen. Es iſt übrigens kein Geheimnis, daß ſeit
geraumer Zeit mit dem Vatikan verhandelt wird, um zu errei=
der
Parteipolitik zurückzieht.

*

7
Die Auftollang

der Sozialdemokrakiſchen Parkei.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Für Preußen liegen jetzt die Anweiſungen des preußiſchen
Polizeiminiſters gegen die Sozialdemokratie vor, der auf Grund
einer Verordnung des Reichsinnenminiſters Dr. Frick jede poli=
tiſche
Betätigung unterſagt worden iſt. In den übrigen Ländern
des Reiches werden die Anweiſungen ähnlich ausſehen. Die Aktion
für die Geltendmachung der Durchführungsbeſtimmungen des
Polizeiminiſters iſt bereits in vollem Gange. Sie hat dazu ge=
ſich
lediglich darum, die Kirche aus dem politiſchen Fahrwaſſer führt, daß vielfach ſozialdemokratiſche Funktionäre in Haft geſetzt
rückgeben müſſen. Ihnen werden gleichzeitig die Tagegelder ge=
ſperrt
. Das gilt beſonders auch für die Angehörigen des Reichs=
ordneten
ſowie für die Mitglieder des preußiſchen Staatsrats.
Soweit noch im Beſitz von Parteimitgliedern ſozialdemokratiſches
Parteivermögen vorhanden iſt, verfällt es der Beſchlagnahme.
Im übrigen iſt das Parteivermögen ſchon vor einiger Zeit der
Sozialdemokratie abgenommen worden. Für das Reich, die Län=
der
und Gemeinden entſtehen gewiſſe finanzielle Erleichterungen,
wenn ſie auch nicht ſonderlich zu Buch ſchlagen. Da an die Stelle
der ausgeſchiedenen ſozialdemokratiſchen Abgeordneten und Ge=
meindevertreter
keine anderen Perſonen nachrücken, handelt es
weil die Entſchädigungen nicht einheitlich ſind. Ein Teil der be=
Landtagsbüro die abgeforderten Ausweiſe und Freifahrkarten
eingeſchickt. Binnen kurzem wird der Erlaß des Reichsinnenmini=
der
Sozialdemokratie von einem bis zum anderen Ende vollkom=
Im Regierungsbezirk Magdeburg ſind etwa 200 SPD.=
Funktionäre in Schutzhaft genommen worden.
Bei den Maßnahmen gegen Funktionäre der KPD. und
SPD. in Senftenberg wurden insgeſamt 265 Perſonen in
Schutzhaft genommen.
Im Präſidialbezirk Recklinghauſen wurden am Montag 45
Funktionäre der SPD. feſtgenommen.
Scharfe Aeberwachung der ſowiekruſſiſchen Hender.
TU. Berlin, 26. Juni.
Wie verlautet, werden die ſowjetruſſiſchen Sender, beſonders
der Moskauer Sender, von deutſcher Seite ſehr genau über=
wacht
, weil ſich herausgeſtellt hat, daß von dort aus kommu=
niſtiſche
Propaganda betrieben wird. Der deutſche Rundfunk be=
ſchränkt
ſich in Uebereinſtimmung mit dem Reichspropaganda=
miniſterium
auf genaue Beobachtung der ſowjetruſſiſchen Sender
und von Fall zu Fall auf Widerlegung falſcher Behauptungen.
Sollten die Angriffe jedoch das Maß des Erträglichen über=
ſchreiten
, ſo wird, wie an zuſtändiger Stelle verlautet, der
deutſche Rundfunk wirkſamere Maßnahmen ergreifen.

* Hochſpannung in Indien.
Was für England auf dem Spiele ſteht.
Von unſerem Berichterſtatter.
Dr. Br. Neu=Delhi, im Juni 1933.
Mahatma Gandhi hat ſein 21tägiges Faſten erſtaunlich gut
überſtanden, ſich in auffallend kurzer Zeit erholt und zur Ueber=
raſchung
aller, die den Hinduführer nicht kennen, ſich entſchloſſen,
in das engliſche Gefängnis zurückzukehren. Große politiſche Ent=
ſcheidungen
reifen heran. Die Beſchlüſſe der Londoner Wirt=
gekommenen
Geiſtlichen haben folgende von der Gauleitung vor= ſchaftskonferenz werden für die indiſche Wirtſchaft von vitaler
Bedeutung ſein, und von den Ergebniſſen der Verhandlungen im
Joint Select Committee on Indian Constitutional Reform‟
Umſtänden den Verſuch zu machen, das Gotteshaus zu politi= wird das politiſche Schickſal Indiens weſentlich beeinflußt wer=
ſchen
Zwecken zu mißbrauchen. Ausdrücklich erklärt und verſichert den. Es verlohnt ſich, die Entwicklungstendenzen zu unterſuchen.
Nach den Feſtſtellungen des Statiſtiſchen Amtes in Neu=
nahmen
einer Kritik zu unterziehen, die einer Verächtlichmachung Delhi iſt die Kaufkraft der indiſchen Bevölkerung in den letzten
vier Jahren um nahezu 50 v. H. geſunken. Die Auswirkungen
antwortung, daß ſie mit allen Mitteln den Prieſter ſchützen wird, der Weltwirtſchaftskriſe ſind verheerend. Aber auch die Kriegs=
folgen werden offenkundig. Statt vieler nur einige Beiſpiele.
In der Vorkriegszeit wurden in indiſchen Textilfabriken
1 105 499 000 Ellen Baumwolltuch hergeſtellt, im letzten Jahre
dagegen 2 421 557 000 Ellen! Dieſe Entwicklung der indiſchen
Textilinduſtrie, die von allen Indern begrüßt wird, iſt nicht zu=
letzt
eine Folge der Bohkottbewegung, die im April 1930 von
dem indiſchen Nationalkongreß beſchloſſen und zum Staunen der
An dem am Sonntag in Berlin abgehaltenen Katholikentag / Engländer von Hindus und Mohammedanern in gleicher Weiſe
durchgeführt wurde. Die Boykottbewegung flaute zwar im März
den Gruppen auch eine Abteilung Nationalſozialiſten in Stärke / 1931 nach dem Delhi=Pakt Lord Irwins mit Gandhi ab, aber
die indiſche Textilinduſtrie entwickelte ſich organiſch weiter.
Im Jahre 1929 bezog Indien aus Lancaſhire noch
1 263 000 000 Ellen Baumwollſtoff, im letzten Jahre dagegen nur
noch 542 000 000 Ellen. Mit der Vorkriegszeit verglichen ging die
ſtimmung mit der nationalſozialiſtiſchen Führung, daß der Natio= Einfuhr engliſcher Baumwollwaren von 2531 333 000 auf
586 405 000 Ellen zurück, die der Japaner ſtieg dagegen von
3 128000 auf 578 529 000 Ellen! Die Japaner vermochten nicht
Daß zwiſchen dem Nationalſozialismus und der katholiſchen nur die Engländer entſcheidend zurückzudrängen ſie ſind ſelbſt in
der Lage, die indiſchen Unternehmer zu unterbieten. Erſt jüngſt
ſtellte H. M. Mehta im Staatsrat zu Neu=Delhi feſt, daß japa=
niſche
Schiffahrtsgefellſchaften große Mengen von Stückgütern
in Indien einführen und dafür nur Preiſe verlangen, die den
Rohſtoffpreiſen Indiens gleichkommen. Er fragte in aller
Oeffentlichkeit, wie es möglich iſt, daß Unternehmer verarbeitete
Baumwolle in Form von Kleiderſtoffen heute in Indien zu
Preiſen verkaufen, die den gegenwärtigen Rohſtoffpreiſen für
Baumwolle gleichkommen.
Die Antwort auf dieſe wirtſchaftspolitiſche Schickſalsfrage iſt
chen, daß die katholiſche Kirche von ſich aus die Geiſtlichkeit aus einmal in dem kataſtrophalen Zuſammenbruch der Rohſtoffpreiſe
auf dem Weltmarkt und dann in den ungeheuer niedrigen
Arbeitslöhnen in Japan zu finden. Die japaniſche Textil=
induſtriellen
bezahlen einer Arbeiterin in der Seideninduſtrie
0,66 Yen, in der Baumwollinduſtrie 0,69 bis 0,77 Yen und in
der Strumpfwareninduſtrie 0,71 Yen. Wohlgemerkt handelt es
ſich hier nicht um Stundenlöhne, ſondern jeweils um einen
vollen Tageslohn.
Der japaniſche Yen iſt in deutſcher Reichswährung heute
nicht einmal 90 Pfennige wert. Bedenkt man weiter, daß in
Japan die Arbeitszeit 10 Stunden beträgt, dann ſind dieſe wirt=
ſchaftlichen
Tatſachen nicht nur ein plaſtiſcher Anſchauungsunter=
richt
für die Schwierigkeiten der Londoner Weltwirtſchaftskon=
ferenz
, ſondern auch für die Nöte der indiſchen Induſtrie. Die
Bauern des Landes ſehen im Schatten des Jami Masjid zu
Delhi und in den überfüllten Bazaren zu Amritſar, Lahore und
Peſchawar wohl ſchöne engliſche Qualitätsware aus Lancaſhire,
in ihrer Armut ſind ſie aber genötigt, Kleiderſtoffe zu kaufen,
die aus den Textilfabriken von Bombay und Ahemedabad oder
aus Japan ſtammen. Die japaniſchen Textilſtoffe ſind am
billigſten.
Die Ueberſchwemmung Indiens mit japaniſchen Waren iſt
eine Folge der Meiſtbegünſtigungsklauſel, die ſich zur Zeit noch
in allen indiſchen Handelsverträgen findet. Das hat man jetzt
auch in Neu=Delhi erkannt. Mögen die Engländer und Ameri=
kaner
ſich auf der Weltwirtſchaftskonferenz zu London auch noch
weiterhin für die Meiſtbegünſtigungsklauſel einſetzen, im wohl=
verſtandenen
Intereſſe des indiſchen Semikontinents liegt ihre
Beſeitigung und der Uebergang zu den Handelsverträgen auf
Gegenſeitigkeit, wie ſie von der deutſchen Reichsregierung an=
geſtrebt
werden.
Gewiß ſind die heranreifenden wirtſchaftlichen Entſcheidungen
für Indien von größter Bedeutung. Im Vordergrunde des
Intereſſes ſtehen jedoch politiſche Fragen. Mag man in Europa
das Faſten Gandhis als eine asketiſche Meiſterleiſtung werten,
in Indien weiß man ſeine politiſche Bedeutung zu würdigen.
Mahatma Gandhi ſetzte ſein Leben ein, um die rechtloſen, un=
berührbaren
und unnahbaren Hindus für die hohe Politik
ſeiner Kongreßpartei zu gewinnen und das Abſchwenken dieſer
Parias zu den Mohammedanern zu verhindern. Nach der letz=
ten
Volkszählung vom Januar 1921 gab es in Indien 216 Millio=
nen
Hindus und nahezu 70 Millionen Mohammedaner. Die
Parias machen rund 30 v. H. der Hindubevölkerung aus, wie
uns der Bericht der Simon=Kommiſſion verſichert, nach dem heu=
tigen
Stande der Bevölkerung über 70 Millionen der Bevölie=
rung
. Die Rückkehr Gandhis ins Gefängnis zeigt an, daß der
Kampf weitergeht, die politiſche Hochſpannung anhält und eine
neue Zuſpitzung des politiſchen Kampfes bevorſteht. Der poli=
tiſche
Märtyrer Mahatma Gandhi iſt der größte Aktippoſten der
Kongreßpartei.
Weit mehr als Gandhis neueſte Taktik hat aber die Defence
League, der engliſchen Konſervativen unter Führung Lord
Sumners die öffentliche Meinung Indiens in Aufruhr verſetzt.
In Weſtminſter und in allen engliſchen Wahlkreiſen ſtreiten ſich
die Konſervativen darum, ob ſie die Indienpolitik Macdonald=
Baldwin noch weiter unterſtützen und Indien föderale Selbſt=
regierung
mit Safeguards gewähren ſollen oder ob Indien
künftighin wie eine unmündige Kronkolonie von den Engländern
allein regiert und verwaltet werden ſoll. Dieſer Zwiſt im konſe
vativen Lager Englands findet bis in den letzten Winkel
Indiens hinein einen elementaren Widerhall.
Am 28. Juni tritt der Zentralrat der konſervativen Partei
in London zuſammen. Er umfaßt etwa 800 Delegierte. Man
Lweiß, daß bei der letzten Abſtimmung der Parteiführer Baldwin

[ ][  ][ ]

Seite 2 Nr. 176

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 27. Juni 1933

ſich in dieſem Rieſengremium nur mit 24 Stimmen durchſetzte!
Was wird am 28. Juni gefchehen?
Der letzte Vizekönig Lord Irwin verſprach Indien den
Dominion=Status. Die Simon=Kommiſſion empfahl der engli=
ſchen
Regierung, den Provinzen die Autonomie einzuräumen und
ſich mit der Kontrolle der Polizei und Außenpolitik zu begnügen.
Die Runde=Tiſchkonferenz, die unter Beteiligung der indiſchen
Fürſten ſtattfand, forderte eine Allindiſche Föderation, eine
ſelbſtverantwortliche Regierung, wobei ſie notgedrungen die von
den Engländern gewünſchten Safeguards einräumte. In enger
Zuſammenarbeit mit indiſchen Delegierten verſucht jetzt ein
Joint Seleet Committee des engliſchen Ober= und Unter=
hauſes
die grundſätzlichen Beſchlüſſe der Runden=Tiſchkonferenz
in Geſetzesform zu bringen. Die Defence League iſt ent=
ſchloſſen
, die Arbeit dieſes Ausſchuſſes zu ſabotieren. Das weiß
man in Indien. Das ganze Volk iſt darüber empört, daß Lord
Sumner, Churchill und Konſorten die Runde=Tiſchkonferenz zu
einer ſchamloſen Maskerade zu machen ſuchen. Haben ſie Erfolg,
dann werden alle Klaſſen und Kaſten der Hindus, aber auch die
Mohammedaner und die Fürſten ſich gegen die Treuloſigkeit der
Briten zuſammenſchließen und ſich wie ein Mann erheben, um
ihr Recht auf Selbſtregierung zu erkämpfen. Werden es die Eng=
länder
dazu kommen laſſen? Der 28. Juni iſt ein Schickſalstag,
aber nicht nur für Indien, auch für England.

Weltwirtſchaftskonferenz und
A0ruftung.
Vor einer weikeren Verkagung der Abrüiſtungs=
konferenz
.
Die Weltwirtſchaftskonferenz iſt in die dritte Woche ihrer Be=
ratungen
eingetreten. Sie tritt noch immer auf der Stelle, weil
der Vertrauensmann des amerikaniſchen Präſidenten vorläufig noch
fehlt. In den Kommiſſionen iſt aber von deutſcher Seite der Ver=
ſuch
gemacht worden, die Dinge ein Stück vorwärts zu treiben.
Wir fürchten aber, daß die Vorſchläge des Miniſterialdirektors
Poſſe nur als Material entgegengenommen werden, da ſich keine
Delegation vor der Darlegung des amerikaniſchen Standpunktes
irgendwelche Blöße geben möchte.
Inzwiſchen iſt Herr Dr. Schacht wieder in London
eingetroffen, um die Verhandlungen mit den Gläubigern fortzu=
ſetzen
. Sein Weg hat ſich auf der Rückreiſe nach London mit dem
des Präſidenten der Abrüſtungskonferenz Henderſohn gekreuzt, der
nach Paris gefahren iſt, um hier mit Paul=Boncour über die be=
vorſtehende
Abrüſtungskonferenz zu ſprechen. Er hat die franzöſiſche
Hauptſtadt bereits wieder verlaſſen. Reuter will nun allerdings
wiſſen, daß Henderſon und Paul=Boncour die Notwendigkeit einer
weiteren Vertagung der Konferenz eingeſehen hätten und dem
Büro der Konferenz einen entſprechenden Vorſchlag unterbreiten
wollten. Bei der allgemeinen Abneigung der Verſailler Vertrags=
mächte
, dem Abrüſtungsgedanken auch nur ein beſcheidenes Opfer
zu bringen, müſſen wir uns darauf einſtellen, daß ſich eine Mehr=
heit
zugunſten der Vertagung gegen Deutſchland findet. Wir halten
eine weitere Hinauszögerung der Abrüſtungsfrage jedoch für ver=
hängnisvoll
, weil die Welt jetzt endlich praktiſche Ergebniſſe ſehen
will und weil die Weltwirtſchaftskonferenz unzweifelhaft einen
beachtlichen Auftrieb erfahren würde, wenn es in Genf wenigſtens
gelingen würde, eine erſte Abrüſtungsetappe zu erreichen.
Paris und die Welkwirtſchaftskonferenz.
A Paris, 26. Juni.
Die vielen ſich immer widerſprechenden Nachrichten aus Lon=
don
haben in der öffentlichen Meinung hier eine gründliche Ver=
wirrung
angeſtiftet. Der Durchſchnittsfranzoſe iſt überzeugt,
daß in London etwas ſehr Wichtiges vorgeht, er hat aber den
Faden verloren und kann die Ereigniſſe nicht mehr verſtehen.
In den der Regierung naheſtehenden Kreiſen zeigt man eine
große Zurückhaltung. Frankreichs Standpunkt in London iſt be=
kannt
; man wünſcht die Stabiliſierung aller Währungen und eine
Regelung der internationalen Schulden. Man geht aber dazu
über, dieſe Wünſche in einer immer theoretiſcher anmutenden
Form vorzutragen. Man möchte in London ſich keine neue Feinde
machen und die engliſchen und amerikaniſchen Empfindlichkeiten
ſchonen. Das verhindert aber nicht, daß die franzöſiſche Auffaſſung
der amerikaniſchen und in vielen Punkten auch der engliſchen dia=
metral
entgegenſteht. Die Rede Neville Chamberlains und die
Antwort Georges Bonnets zeigen dieſen Gegenſatz. Die engliſche
Idee einer großzügigen internationalen Kreditgewährung mit der
Herabſetzung der geſetzlich vorgeſchriebenen Goldvorräte wird hier
als Aufforderung zur internationalen Kreditinflation aufgefaßt.
Man betont hier, daß eine Geſundung der Weltwirtſchaft nur
durch eine höchſt konſervative Finanzpolitik erzielt werden kann,
Das ſieht auf Papier ſehr ſchön aus und Frankreich kann ſich dank

* Ueber das Weltbild Ernſt Fuhrmanns
Von Dr. Herbert Nette.
Das Werk Ernſt Fuhrmanns, deſſen äußerer Umfang ſeiner
gedanklichen und thematiſchen Grenzenloſigkeit entſpricht, iſt jetzt
überblickbar geworden durch eine zuſammenfaſſende Erſcheinung
in zehn Bänden (Folkwang=Auriga Verlag, Friedrichsſegen,
Lahn). Dieſe Ausgabe bisher unveröffentlichter Arbeiten gibt
den heutigen Stand des Geſamtwerks nach 25jähriger Arbeit.
Die Grundlagen ſind völkergeſchichtliche, Mythos= und Sprach=
forſchungen
; biologiſche und Naturforſchung im umfaſſendſten
Sinn und mit dem Ziel einer Geſamtbetrachtung des Welt=
geſchehens
vom Biologiſchen her. Von daher, aus einer biologi=
ſchen
Weltanſicht und mit der größten Blickweite über eine viel=
tauſendjährige
Vergangenheit, die Behandlung von Gegenwarts=
fragen
grundſätzlicher und unmittelbar praktiſcher Art: Staat,
Krieg, Wirtſchaft, Geld, Schule, Ernährung, ſexuelles Pro=
blem
uſw.
Eine hinreichende Vorſtellung von all dem kann auf ſo knap=
pem
Raum nicht einmal andeutungsweiſe vermittelt werden. Um
nicht im Allgemeinſten zu bleiben, ſollen einige Leitgedanken
herausgehoben werden. Solche ſind bei Fuhrmann weder metho=
diſcher
Ausgangspunkt noch letztes Ergebnis, vielmehr ſind ſie
aus ungezählten Einzelunterſuchungen gewonnen und in ihnen
zur Anwendung gebracht.
Der Satz von der Erhaltung erreichter Werte
darf nicht verwechſelt werden mit dem von der Erhaltung er=
worbener
Eigenſchaften (durch Zeugung und Vererbung); er
greift ungleich weiter und beſagt, daß es keine wie auch immer
geartete wirkſame Zerſtörung gebe, ſondern daß der eigenſte Wert
jeder einmal erreichten Konſtitution unverloren bleibe und auch
nach längſten Zeiten der Latenz und Scheinvernichtung (durch
Tod, Verbrennung, Kälte, geologiſchen Druck, Untergang im
Meer) wieder Anſchluß finde und in ſeiner Art wiederum wirk=
ſam
werde. So wird noch in chemiſchen Subſtanzen die Wirk=
ſamkeit
der eingelagerten Werte ehemals lebender Weſen gezeigt.
Das bedeutet zugleich, daß jedes Weſen die Vorarbeiten einer
unbegrenzten Ahnenkette (unabhängig von generativer Fort=
pflanzung
) benutzt und ſomit eine forkgeſetzte Summieruns aller
Werte ſtattfindet.
Der Begriff der Intenſität, an vielen Stellen unausgeſpro=
chen
gehandhäbt, erhält ſeine biologiſche Entſprechung und Kon=
kretiſierung
: im Uebergang von äußerem zu innerem Wachstum,
von äußerer Vermehrung in innere Teilung; im Vorgang der
Zeugung nach innen. Die Wertentwicklung und Steigerung geht
alſo nicht nur als Summierung vor ſich, ſie erfährt den Umſchlag
von Quantität in Qualität, ſie erſcheint als Potenzierung. Der

Vom Tage.
Der Reichsminiſter des Innern Dr. Frick hat mit Schreiben
vom 23. Juni 1933 Dr. Franz Lüdtke, den Führer des Bundes
Deutſcher Oſten, damit beauftragt, die Intereſſen des Reichsmini=
ſteriums
des Innern im Oſtausſchuß (Bund deutſcher Oſtver=
lände
) zu vertreten.
Am Montagnachmittag beſuchte Reichsminiſter Dr. Goebbels
in Begleitung mehrerer SA.=Führer den im Krankenhaus Köpenick
liegenden SA.=Mann Klein, der bei der Schießerei in Köpenick
ſchwer verletzt wurde.
Die OGPU. hat über 1000 Perſonen wegen Spekulation mit
Lebensmitteln in Moskau und in Leningrad verhaftet. Die Ver=
hafteten
ſollen nach Sibirien verſandt werden.
Der Volkskommiſſar für Arbeit, Cichon, hat der Regierung der
Sowjetunion ſein Rücktrittsgeſuch übermittelt. Der Grund des
Rücktritts iſt bis jetzt amtlich noch nicht bekanntgegeben worden.
dem Geſuch dürfte entſprochen werden.
Die Regierung der Sowjetunion und die Parteileitung haben
12 000 kommuniſtiſche Studenten mobil gemacht, die die Bauern=
kollektive
ſäubern ſollen. Die Studenten ſollen die Mitglieder der
Kollektivbauernwirtſchaften auf ihre politiſche Zuverläſſigkeit hin
prüfen, um feſtzuſtellen, welche Elemente entfernt werden müſſen.

ſeiner großen Goldvorräte ſo manches in dieſem Punkte erlauben.
Die anderen Länder aber, die wenig Gold beſitzen, können mit
olchen Ratſchlägen nur wenig anfangen. Und ſelbſt Amerika, das
Land, das noch immer das meiſte Gold beſitzt, neigt zu einer der
franzöſiſchen entgegengeſetzten Auffaſſung.
Wirtſchaftlich ſollen, das geben ſelbſt die Peſſimiſten zu, gute
Diſpoſitionen vorhanden ſein. Man würde lieber gute Möglich=
keiten
ſagen, aber wenn erklärt wird, wie es der franzöſiſche
Finanzminiſter Georges Bonnet tat, daß ohne die Stabiliſierung
nichts anzufangen ſei, ſo muß man ſkeptiſch werden. Die Kon=
ferenz
iſt aber ſo wichtig für Frankreich, daß man keine negative
Politik zu betreiben wagt. Die innenpolitiſchen Probleme, die
zur Zeit die Beratungen in der Kammer beherrſchen, ſind genau
dieſelben wie die, welche in London gelöſt werden ſollen. Be=
ſchränkung
der Produktion, Belebung des Außenhandels und ſo
weiter, und ſelbſt der Kampf der Argumente erinnert manchmal
an die große Konferenz in London. Es iſt wahr, daß in gewiſſen
Zweigen der Wirtſchaft ſich ein leiſer Aufſchwung manifeſtiert,
aber die Stimmung bleibt ſchlecht. Und wenn in der reichen Bre=
tagne
auf die Stadt Nantes ein Hungermarſch unternommen wird,
ſo kann die Stimmung in Paris nicht roſig ſein".
Deutſche Prokeſte in Genf
gegen die Ueberfliegung deutſchen Gebieis
durch fremdländiſche Propagandaflugzeuge.
EP. Genf, 26. Juni.
Im Völkerbundsſekretariat ſind ungefähr 60 Proteſttele=
gramme
aus Deutſchland eingetroffen, in welchen in der ſchärf=
ſten
Weiſe gegen die Ueberfliegung Deutſchlands durch fremde
Flugzeuge und den Abwurf von Propagandamaterial Stellung
genommen und auf den fehlenden Luftſchutz Deutſchlands hinge=
wieſen
wird. Die Telegramme enthalten gleichzeitig das Er=
ſuchen
, damit auch die Abrüſtungskonferenz zu befaſſen. Die Tele=
gramme
kommen hauptſächlich aus dem Grenzgebiet, namentlich
aus dem Rheinland, dem Ruhrgebiet, aus dem Vogtland und aus
Sachſen. Die Abſender ſind z. B. der Oberbürgermeiſter von Eſſen,
von Chemnitz und von Gera, der Bayeriſche Gemeindetag, natio=
nalſozialiſtiſche
Organiſationen, Lehrerverbände uſw.
Engliſch=rufſiſche Berhandlungen.
EP. London, 26. Juni.
Die engliſch=ruſſiſchen Verhandlungen über die Beilegung der
zwiſchen den beiden Ländern ſchwebenden Streitfragen wurden am
Montag mit einer 1½ſtündigen Unterredung zwiſchen Außen=
miniſter
Sir John Simon und Außenkommiſſar Litwinow im
Außenminiſterium eröffnet. Nach einem offiziöſen Kommunigug
werden die Beſprechungen in den nächſten Tagen fortgeſetzt wer=
den
. In der Zwiſchenzeit dürfte Litwinow mit Moskau in Ver=
bindung
treten und verſuchen, die Zuſtimmung zur ſofortigen
und bedingungsloſen Freilaſſung der zu langjährigen Gefängnis=
ſtrafen
verurteilten engliſchen Ingenieure MacDonald und Thorn=
ton
zu erlangen. Wie verlautet, hat Sir John Simon in der heu=
tigen
Beſprechung die Freilaſſung der beiden Ingenieure als Vor=
bedingung
für die Aufhebung des engliſchen Einfuhrverbots gegen
die ruſſiſchen Waren bezeichnet. Es wird allgemein damit gerech=
net
, daß Rußland ſich zur Annahme dieſer Bedingung bequemen
wird. Nach der Aufhebung des engliſchen Einfuhrverbots würden
auch die gegen England getroffenen ruſſiſchen Maßnahmen rück=
gängig
gemacht werden, während gleichzeitig neue Handelsver=
tragsverhandlungen
eingeleitet werden ſollen.

Intenſivierungsvorgang, die Verkleinerung der Viel=
heiten
in das Eine, bewirkt die dauernde Verdichtung zu neuen
Organen und Organismen und bietet eine Erklärung für das
Entſtehen des Typus, das Entſtehen neuer Typen, die Schöpfung
komplizierterer Typen, die Schöpfung des Menſchen. Im Ent=
wicklungsgang
wird dieſe Strebung auf größere Einheit, höhere
Struktur, Kondenſation nicht unterbrochen, aber gegliedert durch
eine zwiſchengeſchaltete Tendenz zur Expanſion und größeren
Form. Folgenbedeutſames Beiſpiel ſolchen Schichtwechſels: Pflan=
zen
und Tiere haben ſich abwechſelnd aufeinander entwickelt; die
berühmten missing links alſo zwiſchen zwei Tierſtufen liegen
und umgekehrt.
Das Phänomen des Staates in der Natur
wir würden vorſchlagen des Herrſchaftsgebildes, wird vom Einzel=
weſen
jeder Lebensſtufe bis zum Menſchen und ſeinen Gemein=
ſchaftsformen
aufgezeigt. Die Folgen aus der Erfaſſung der all=
gemeinen
ſtaatlichen Funktionsvorgänge und aus einem neuen
Aufbau des Körperſtaats ſind außerordentliche: neue Betrach=
tung
der Anatomie und Phyſiologie, veränderte Grundlagen für
Medizin. Die Mängel der Konſtitution deuten auf fehlende
Glieder, überſprungene, ausgefallene, verkümmerte Stufen.
Daraus die unmittelbare Folgerung: neuer Nahrungsaufbau mit
dem Ziel, der Pflanze, deren ewige Verbraucher wir ſind, ihre
Hinderniſſe abzunehmen und ſie in höherem und beſonders in
qualitativ vielſeitigerem Maße (Ergänzung der menſchlichen
Konſtitution, bisher verſucht durch Genußgifte und Medika=
mente
) nutzbar zu machen.
Die Vergangenheitsforſchung, in der biographiſch
das Werk ſeinen Urſprung hat, ſteht nicht etwa als ein Zweites,
Anderes neben der Naturlehre. Es ergab ſich nämlich, daß die
Vorzeit, der Fuhrmann oberhalb einer kühnen Methodik mit
einer ebenbürtigen Pſyche entgegentreten konnte, bis in ihre
religiöſen Vorſtellungen auf Tatſachen aufbaute, und der nächſte
Schritt war die Betrachtung dieſer Tatſachen ſelbſt. Die großen
Wirklichkeiten einer vergangenen Menſchheit und ihrer Geiſtes=
geſchichte
faßbar gemacht zu haben, iſt hier die Leiſtung. Für die
nordiſche Vorgeſchichte ergab ſich dabei eine vorher un=
geahnte
Größe, da die Annahme frühgeſchichtlicher Wanderungen
und Schiffszüge rieſigen Ausmaßes glaubhaft gemacht werden
konnte, wodurch eine weſentliche Verſchiebung in der Frage der
Abhängigkeit des Nordens von öſtlichen Kulturen erfolgte. Neben
Belegen durch Sprach= und Symbolforſchung ſind die ſchwedi=
ſchen
Felsbilder das große Dokument nordiſcher Vergan=
genheit
, auf deſſen, im Gegenſatz zu Hermann Wirth, vorwiegend
tatſachengeſchichtlicher Deutung Fuhrmann hier fußt.
Die Einſtellung zur Gegenwart endlich entſpringt der Ein=
ſicht
in eine beſtimmte Richtung des Naturwillens. Sie iſt revo=
lutionär
nicht im Sinne einer Gruppe, ſondern darin, daß ſie zu
radikalem geiſtigen Umlernen zwingt.

Ein Werbefeldzug
für das deutſche Handwerk.
Berlin, 26. Juni.
Zwiſchen dem Reichsminiſterium für Volksaufklärung und Pro=
paganda
und der jetzt eingerichteten Preſſe= und Propagandaſtelle
des Reichsſtandes und des Reichsverbandes des deutſchen Hand=
werks
haben Beſprechungen ergeben, daß in kürzeſter Zeit eine
ganz ſpezielle Werbeaktion für das deutſche
Handwerk in Angriff genommen wird. Die Vorarbeiten ſind
bereits im Gange. In Arbeitsdienſtlagern, Fach= Berufs= Ge=
werbe
= und Fortbildungsſchulen werden z. B. Lichtbildervorträge
gehalten werden, die die kulturhiſtoriſche Entwicklung und den
ethiſchen Wert des deutſchen Handwerkerſtandes beleuchten werden.
Die Arbeit bezweckt, die Anteilnahme der Bevölkerung zu
heben und im Rahmen der Geſamtpropaganda für den Handwer=
kerſtand
vor allem die deutſche Jugend wieder für das Handwerk
zu intereſſieren, daneben aber auch das Verſtändnis für die Klein=
kunſt
des Handwerks zu wecken. Das Ziel all dieſer Beſtrebungen
iſt, das deutſche Handwerk wieder zu der großen Blüte einer ver=
gangenen
glorreichen Epoche zurückzuführen, was nur durch die
Wiedergewinnung des Intereſſes und der Achtung des Volkes vor
der Handwerkskunſt möglich iſt. Das deutſche Handwerk begrüßt es
außerordentlich, daß ſeinen Intereſſen ein ſo reiches Verſtändnis
ſeitens des Miniſteriums für Volksaufklärung und Propaganda
entgegengebracht wird.
Das deutſche Handwerk iſt ein ſehr wichtiges Glied der deut=
ſchen
Geſamtwirtſchaft, umfaßt es doch 1½ Millionen Handwerks=
betriebe
mit Meiſtern, Geſellen und Lehrlingen und mit ſechs bis
acht Millionen Angehörigen. Der Reichsſtand des deutſchen Hand=
werks
war vor einiger Zeit unter der Schirmherrſchaft des Volks=
kanzlers
Adolf Hitler proklamiert worden.
Der deutſchnakionale Bund des gewerblichen
Mitkelſtandes auch verboken.
Die Reichsgruppenführertagung des Deutſchnationalen Bun=
des
des gewerblichen Mittelſtandes, die heute abend in den
Kroll=Feſtſälen angeſetzt war, und auf der u. a. Reichsernäh=
rungsminiſter
Dr. Hugenberg ſprechen ſollte, iſt polizeilich ver=
boten
worden. Das Verbot der Tagung des Deutſchnationalen
Bundes des gewerblichen Mittelſtandes erfolgte im Zuſammen=
hang
mit dem Verbot der Organiſationen der Deutſchnationalen
Kampfringe. Irrtümlich war von offizieller Stelle dabei der
Deutſchnationale Kampfbund des gewerblichen Mittelſtandes
genannt worden, der tatſächlich gar nicht beſteht. Gemeint war
der Deutſchnationale Bund des gewerblichen Mittelſtandes, der
dieſen Irrtum benutzte, um für heute noch eine Kundgebung
einzuberufen.
Dikkakur Fey in Oeſterreich?
Eine aufſehenerregende engliſche Mikkeilung.
TU. London, 26. Juni.
Dem Wiener Berichterſtatter des Daily Expreß zufolge
ſoll Bundeskanzler Dollfuß auf einer Sonderſitzung des öſter=
reichiſchen
Kabinetts beſchloſſen haben, daß der Sicherheitskom=
miſſar
, Major Fey, zum öſterreichiſchen Bundeskanzler ernannt
werden ſolle, wenn der gegenwärtige Zuſtand der Unruhe und
des Terrorismus andauere. Dr. Dollfuß würde dann den Poſten
des Außenminiſters übernehmen. Major Fey würde militäriſche
Diktaturvollmachten erhalten.
Urkeil wegen des Ueberfalles auf eine Brünnei
Infankeriekaſerne.
WTB. Brünn, 26. Juni.
Der Staatsgerichtshof in Brünn ſprach heute das Urteil
gegen 58 Mitglieder der Nationalen Fasciſtiſchen Partei wegen
des Sturmes auf die Kaſerne des Brünner Infanterieregimen=
tes
. Der Oberleutnant der Reſerve und Gutspächter Kobſinek,
der als Rädelsführer betrachtet wird, erhielt ſechs Jahre
ſchweren Kerkers, 46 Angeklagte erhielten Kerkerſtrafen
von vier Jahren bis zu ſechs Monaten. Elf Angeklagte, darun=
ter
der ehemalige Chef des Generalſtabes Gajda und Major
Uvira, wurden freigeſprochen.
Prinz Nikolaus von Rumänien iſt am Sonntag nachmittag
von Prag mit dem Flugzeug in Warſchau eingetroffen. Auf dem
Flugplatz hatten ihn Außenminiſter Neck, eine Reihe höherer Be=
amten
des polniſchen Außenminiſteriums. Vertreter der polniſchen
Armee und die Geſandten Rumäniens, Südſlawiens und der
Tſchechoſlowakei begrüßt. Der Aufenthalt des Prinzen in War=
ſchau
iſt auf drei Tage berechnet.

Die Grundideen ſind nicht im Hinblick auf die letzten Dinge‟
irgendeiner Philoſophie, ſondern aus der Betrachtung der Tat=
ſachen
entſtanden und überall bis in die praktiſchen Folgerungen
hinein durchgeführt. Sie entſtammen auch nicht einer irgendwie
religiöſen Vorſtellung, aber ſie beſtätigen den tiefen Wirklich=
keitsgehalt
vieler religiöſen Lehren und können ſelbſt als Vor=
form
einer Religioſität gelten, die das Maximum des Menſchen
als Typus anſtrebt. Wir denken an die Grundſätze von der wir=
kungsloſen
Nichtigkeit jedes Todes; von der unausgeſetzten Pro=
greſſion
, in der ſich die uns bekannte Welt befindet; von der Kraft
jedes Weſens, unendlich viel von ſeiner Art aus den Unterſtufen
aufzubauen. Forſchung und Religion ſind ungetrennt in der
Welt Ernſt Fuhrmanns. Sein Werk iſt weder Wiſſenſchaft noch
Religion, aber Vorſtufe zu beiden.
Was vorliegt iſt: eine neue Denk= und Sehweiſe in
vielfältigſter Anwendung auf einen grenzenloſen Stoff. Somit
ein neues Weltbild in einer Fülle ſich anſchließender, überſchnei=
dender
, ergänzender, überhöhender Perſpektive, alſo nicht als ge=
ordneter
Kosmos, ſondern im Werdezuſtand. Nicht vollkommen,
aber unbeſchränkt entwicklungsfähig. Das Sehen iſt gekennzeich=
net
dadurch, daß es nirgendwo Grenzen und überall Zuſammen=
hänge
ſieht. Das Denken durch eine Unzahl neuer Bindungen,
Verknüpfungen, Schlüſſe (auch Kurzſchlüſſe quer zur gewohnten
Kauſalreihe), Auflöſung in überkauſale Bezüge und Entſprechun=
gen
, ja Umkehr von Wechſelfunktionen (im Verhältnis z. B.
von Vegetation und Klima, Erde und Sonne, Menſch und außer=
menſchlichem
Geſchehen). Vieles davon hat auf einer früheren
Stufe ſein Gegenſtück im oſtaſiatiſchen Univerſismus. Die Dar=
ſtellungsweiſe
iſt derart, daß ſie nicht das Produkt, ſondern den
Prozeß gibt. Die Nachteile davon ſind nicht zu überſehen, der
Hauptvorteil, daß der Denkprozeß in ſeiner ganzen Heftigkeit auf
den Leſer übergreift.
Die Bedeutung läßt ſich heute nicht annähernd erſchöpfen;
man kann ſie nach unten hin abgrenzen, indem man das Mindeſte
des Erreichten zeigt. Gegeben iſt eine Unzahl neuer Frage=
ſtellungen
, es gibt einfach mehr Probleme als zuvor; das bedeu=
tet
, daß die ungeheure Materialmaſſe, die uns wie nie zuvor zur
geiſtigen Durchdringung vorliegt, zwar nicht als Ganzes bewäl=
tigt
, wohl aber in vielſchichtige Auflockerung und neue Durch=
leuchtung
gebracht worden iſt. Neue Forſchungskontinente ſind
teils erſchloſſen, teils entdeckt, teils geſichtet. Zahlreiche Hypo=
theſen
haben zukünftiger Wiſſenſchaft neue Richtungen gewieſen,
neue Geſichtspunkte gezeigt, neue Verſuchsvorausſetzungen an die
Hand gegeben. Dem Einzelnen aber Werkzeug zu heutigem
Leben, das ſeiner Verwendung harrt. Darüber hinaus iſt hier
eine geiſtige Leidenſchaft und ein Wille zur Größe des Menſchen
lebendig, der ſo oder ſo auf das Leben überſpringen wird und
der beſtimmt ſein könnte, der kommenden Generation einen ge=
waltigen
Antrieb zu übereignen.

[ ][  ][ ]

Dienstag, 27. Juni 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 176 Seite 3.

Das Kirchenziel der nationalen Regierung.
Schaffung der Deulſchen Evangeliſchen Kirche. Neubildung der aufgelöſten gewählken
kirchlichen Berkrekungen.
vom 11. Mai 1931 mit dem preußiſchen Staat vollzogen. Es
unterliegt keinem Zweifel, daß auch die Beſtellung eines
Erlaß des preußiſchen Kirchen=
Vertreters auf Grund des Konkordats nicht ohne
vorherige Zuſtimmung des preußiſchen Staates
LoMtmltffarg.
vorgenommen werden konnte, um ſo mehr, als gerade
dieſer Vertreter vielleicht, die wichtigſten Aufgaben zu erfüllen
hat, die jemals einem Präſidenten des Ev. Oberkirchenrats ob=
Generalſuperinkendenk Dr. Dibelius beurlaubk.

Berlin, 26. Juni.
Der Staatskommiſſar für die Evangeliſche Kirche in Preu=
ßen
, Jaeger, gibt folgenden Erlaß bekannt:
1. Für die Abwendung des bolſchewiſtiſchen Chaos ſchulden
wir Gott und ſeinem Werkzeug Adolf Hitler Dank. Nur das
Beſtehen der Nation ermöglicht das Beſtehen einer Kirche.
2. Die heute bei mir verſammelten, geſtern ernannten Bevoll=
mächtigten
der evangeliſchen Kirchenprovinzen und Landeskirchen
in Preußen ſind beauftragt, die Neubildung der aufgelöſten ge=
wählten
kirchlichen Vertretungen im Hinblick auf das Ziel einer
Deutſchen Evangeliſchen Kirche durchzuführen.
Gleichzeitig übertrage ich auf dieſe Bevollmächtigten ſämt=
liche
Befugniſſe aller aus den gewählten kirchlichen Vertretungen
hervorgegangenen Ausſchüſſe. In Zweifelsfällen entſcheidet mein
Bevollmächtigter.
3. Mit ſofortiger Wirkung beurlaube ich den Generalſuper=
intendenten
der Kurmark D. Dibelius.
4. Weitere Anordnungen folgen.
Innere Miſſion unker kommiſſariſcher Führung.
Das neuernannte Kommiſſariat für Innere Miſſion bringt
folgende Ausführungen zur Veröffentlichung:
Der Herr Bevollmächtigte des Reichskanzlers für die An=
gelegenheiten
der evangeliſchen Kirche und der Herr Kommiſſar
für ſämtliche evangeliſchen Landeskirchen Preußens haben uns
zu kommiſſariſchen Bevollmächtigten für den Zentralausſchuß
für die Innere Miſſion und die ihm angeſchloſſenen Verbände
und Anſtalten ernannt.
Der Inneren Miſſion erwachſen im neuen Deutſchland
ſchwerwiegende neue Aufgaben.
Wir fordern darum alle dem Zentralausſchuß für Innere
Miſſion angeſchloſſenen Stellen der Inneren Miſſion ( Aus=
ſchüſſe
Vereine, Verbände, Anſtalten und dgl.) auf, unter unſe=
rer
Führung ihren evangeliſchen Dienſt im Volk mit Ernſt und
Freudigkeit zu tun.
Die Geſchäfte werden bis zur kommenden Neuordnung in
bisheriger Weiſe weitergeführt.
Wir ſind uns der ſchweren Verantwortung, die uns auf=
erlegt
iſt, voll bewußt. Wir werden unſeren Auftrag erfüllen als
Treuhänder unſeres Herrn Jeſu Chriſti.
Berlin, 25. Juni.
gez. Themel.
gez. Schirmacher.
Das preußiſche Kullusminiſterium zur Einſehung
eines Kirchenkommiſſars.
Zu der Einſetzung des Kirchenkommiſſars wird von unterrich=
beter
Seite mitgeteilt:
In den letzten Monaten und. Wochen machte ſich in ſteigendem
Maße im Kirchenvolk der evangeliſchen Landeskirchen Preußens
eine erhebliche Unruhe und Verwirrung bemerkbar. Dieſe geht in
ihren Urſachen zunächſt darauf zurück, daß die Kirchenbehörden
dem in den letzten Kirchenwahlen deutlich zutage getretenen Wil=
len
des Kirchenvolkes keine Rechnung tragen. Die notwendige
Folge war eine ſtarke Spannung zwiſchen weiten Teilen des Kir=
chenvolkes
und der Kirchenbehörde. Dies trat anläßlich der Frage
der Schaffung einer Reichskirche und eines Reichsbiſchofs nach
dem nationalen Umſchwung beſonders klar zutage und ſteigerte
die Zerriſſenheit im Kirchenvolke erheblich. Es dürfte noch in Er=
innerung
ſein, daß es ſogar zu Störungen von Gottesdienſten kam.
Das preußiſche Kultusminiſterium, das dieſer Entwicklung nur
mit Sorge folgen konnte, hat trotzdem in Anſehung der Freiheit
der Kirche niemals irgendwie eingegriffen. Dieſe Lage wurde
von Grund auf geändert, als der Kirchenſenat der evangeliſchen
Landeskirche der Altpreußiſchen Union vor wenigen Tagen an
Stelle des zurückgetretenen Präſidenten des Evangeliſchen Ober=
kirchenrats
, Kapler, einen Kommiſſar zum Nachfolger einſetzte,
ohne ſich um den Staat im geringſten zu kümmern. Damit war
eine offene beabſichtigte Verletzung des Artikels 7 des Konkordats

lagen. Dieſe offene Kampfanſage der Kirchenbe=
hörden
fügte der Verwirrung und der Zerriſſenheit im Kirchen=
volk
nun auch noch einen Bruch der Beziehungen zwiſchen der Kir=
chenverwaltung
und dem Staate hinzu. Die ſchleppende und ſich
widerſprechende Erledigung der Kirchenfrage, die ſich aus dem
Bruch des Konkordats ergebende Tatſache, daß die Träger der
Kirchenverwaltung dem neuen Staat zum Teil durchaus wider=
ſtrebend
gegenüberſtanden, gefährdeten die von der nationalen Re=
gierung
ſoeben geſchaffene Volksgemeinſchaft aufs ernſthafteſte.
Der preußiſche Staat ſah ſich daher in einem Notſtand, dem=
gegenüber
jedes längere Zögern verhängnisvoll geworden wäre.
Der Eingriff des preußiſchen Kultusminiſters
Ruſt, d. h. die Beſtellung eines Staatskommiſ=
ſars
, bezieht ſich lediglich auf die Fragen der
irdiſchen kirchlichen Organiſation und deren
Verhältnis zum Staat. Das Eigenleben und die
Eigengeſetzlichkeit der Kirche, des Glaubens und
des Bekenntniſſes werden dadurch in keiner
Weiſe berührt. Damit iſt auch ausgeſprochen, daß eine
ſogenannte Staatskirche in jeder Form abge=
lehnt
wird.
Der für die Herſtellung der Ordnung und der geregelten Be=
ziehungen
zwiſchen der Kirchenverwaltung und dem Staate ein=
geſetzte
Kommiſſar hat daher eine vorübergehende Aufgabe, die
gelöſt iſt, wenn das innere Gleichgewicht innerhalb der Kirche
geordnete Beziehungen zum Staat wiederhergeſtellt hat. Dem
entſchloſſenen, zielbewußten und doch maßvollen Eingreifen des
preußiſchen Kultusminiſters Ruſt und des von ihm beauftragten
Staatskommiſſars Jäger iſt zu danken, daß die drohende
Spaltung zwiſchen Kirche und Staat und die Ver=
wirrung
und Zerriſſenheit im Kirchenvolk über=
wunden
iſt. Die unabläſſig beim preußiſchen Kultusminiſterium
einlaufenden zuſtimmenden Telegramme aus allen Bevölkerungs=
kreiſen
beweiſen, daß das Volk eher als mancher kirchliche Ver=
waltungsbeamte
begriffen hat, daß das chriſtliche Evangelium ſich
dort am freieſten wird entfalten können, wo die Kirche in offenen
ung geregelten Beziehungen zum Staate lebt.
Gleichſchalkung der evangeliſchen Arbeiknehmer=
Vetbände.
Der Bevollmächtigte der Deutſchen Arbeitsfront für die evan=
geliſchen
Arbeitnehmerverbände und ſtaatliche Bevollmächtigte für
die Innere Miſſion, Sozialpfarrer Themel, und der kirchliche
Bevollmächtigte für die evangeliſchen Arbeitnehmerverbände,
Pfarrer Knüppel, haben folgende Anordnungen getroffen:
1. An die ſtaatlichen Bevollmächtigten für die
Innere Miſſion:
Hierdurch ernennen wir Herrn Pfarrer Herbert Knüppel=
Magdeburg zum kommiſſariſchen Bevollmächtigten des Reichsver=
bandes
Evangeliſcher Arbeitnehmerverbände und ſeiner ſämt=
lichen
angeſchloſſenen Organiſationen. Verbände und Einrich=
tungen
.
2. An die Mitglieder der EAV.:
Die nationalſozialiſtiſche Revolution iſt in ihren zweiten Ab=
ſchnitt
eingetreten. Sie fügt die freien Verbände des geiſtigen
und kirchlichen Lebens in die Einheit der neuerwachten Volks=
gemeinſchaft
und der neuzubauenden deutſchen evangeliſchen Kirche
ein. Die EAV.=Bewegung (die im Reichsverband Evangeliſcher
Arbeitnehmerverbände Deutſchlands zuſammengeſchloſſenen Evan=
geliſchen
Arbeitervereine, Evangeliſchen Arbeiterinnenvereine,
Evangeliſchen Geſellenvereine) hat daran teil.
Die Mitglieder in den einzelnen Gliederungen ſchließen ſich
ſelbſtverſtändlich der für ihren Beruf zuſtändigen Gruppe der
Deutſchen Arbeitsfront an. (Nähere Anweiſungen folgen.)
Die Landesverbände bzw. Ortsgruppen bleiben vorläufig be=
ſtehen
. Sie treiben ihre geſinnungsbildende Arbeit weiter unter
Führung der Glaubensbewegung Deutſche Chriſten. Auch der Ar=
beiter
des neuen Deutſchlands braucht die Lebenskräfte des Evan=
geliums
. Wir erwarten, daß das Bekenntnis zum neuen Staat
und zur neuen Kirche in die Tat umgeſetzt wird.

Beierliches Staaksbegräbnis
für die erſchoſſenen 3A-Männer
unker gewalkiger Ankeilnahme der Bevölkerung.
Am Montag nachmittag erfolgte in Köpenick das feierliche
Staatsbegräbnis für die von marxiſtiſcher Mörderhand gefallenen
SA.=Männer Robert Gleuel und Walter Apel. Die Feierlich=
keiten
gingen unter gewaltiger Anteilnahme der nationalen Ver=
bände
und der Bevölkerung im Beiſein einer großen Zahl von
Vertretern der höchſten ſtaatlichen Stellen vor ſich. Nach Ueber=
führung
vom Köpenicker Krankenhaus wurden die mit der Haken=
kreuzflagge
und den Mützen der Gefallenen bedeckten Särge im
Saale des im Köckenicker Stadtteil Uhlenhorſt gelegenen Sturm=
lokals
aufgebahrt, wo eine ergreifende Totenfeier ſtattfand.
Sechs Sturmkameraden der Gefallenen und zwei Polizeibeamie
hielten neben der Standarte und der Sturmfahne die Toten=
wacht
. Zwiſchen Lorbeerbäumen leuchteten die Bildniſſe der
beiden SA.=Männer hervor. Neben den Angehörigen waren zu
der Feier die Vertreter der Regierung und Behörden, die Sturm=
kameraden
der Ermordeten, die Führer der SA. und der in ge=
waltiger
Zahl teilnehmenden Verbände, die ſich auf dem neuen
Sportplatz geſammelt hatten, erſchienen. An der Spitze der ſtaat=
lichen
Vertreter ſah man Reichsminiſter für Volksaufklärung und
Propaganda Dr. Goebbels.
Oberpfarrer Krauſe legte ſeiner Predigt die Bibelworte zu=
grunde
: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird
nicht wandeln in der Finſternis, ſondern wird das Licht des
Lebens haben. Pfarrer Keſſel hob in ſeiner Gedenkrede hervor,
daß ein gemeinſames Band dieſe beiden Toten mit den Gefalle=
nen
von Langemarck verbinde. In dem Geiſt hingebender Treue,
ſo ſchloß er, die dieſe Männer bis zum Tode beſeelte, bekennen
wir uns in dieſer Stunde des bitteren Abſchieds zu dem Ruf, zu
dem ſie ſich ſd oft bekannt haben: Die Fahnen hoch! Harmonium=
ſpiel
und Chorgeſang umrahmten die ſchlichte Feier.
Dann ſetzte ſich unter Trommelwirbel und mit Trauermuſik
der gewaltige Zug in Bewegung zum Friedhof. Eine unüber=
ſehbare
Fülle herrlicher Kranzſpenden wurde mitgeführt. Schwei=
gend
und mit erhobener Hand ſtanden die Maſſen zu beiden
Seiten des langen Weges, der durch ganz Köpenick zum Friedhof
führte. Voran ſchritten SA.= und SS.=Abordnungen der Polizei
im Stahlhelm, zahlreicher anderer nationaler Vereinigungen, der
Jugendverbände und der Fachſchaften aus ſtaatlichen und pri=
vaten
Behörden. Den weit über 100 umflorten Fahnen, die ge=
ſchloſſen
im Zuge mitgeführt wurden, folgten zu Fuß die Ver=
treter
der ſtaatlichen Behörden mit Reichsminiſter Dr. Goebbels
an der Spitze. U. a. ſah man auch Prinz Auguſt Wilhelm von
Preußen im Trauerzuge.
Dem von SA.=Männern geleiteten Leichenwagen folgten die
Wagen mit den nächſten Angehörigen der Gefallenen. Eine nach
Tauſenden zählende Menſchenmenge ſchloß ſich dem Zuge an.
Ein Aufruf der Deutſchen Arbeitsfronk
zur Eingliederung der noch ausſtehenden Berbände.
Der Leiter des Organiſationsamtes der Deutſchen Ar=
beitsfront
Pg. Muchow erläßt folgenden Aufruf:
Alle kleineren Verbände und Vereinigungen von Arbeitern
und Angeſtellten, die noch nicht in den beiden großen Geſamt=
verbänden
der Arbeiter und Angeſtellten in der Deutſchen
Arbeitsfront zuſammengefaßt ſind, müſſen ſich innerhalb acht
Tagen beim Organiſationsamt der Deutſchen Arbeitsfront,
Berlin SW. 19, Märkiſches Ufer 34, melden. Der Meldung
müſſen die notwendigen Unterlagen über Mitgliederſtand und
ſonſtiges Wiſſenswerte beigefügt werden. Sie erhalten alsdann
vom Organiſationsamt Mitteilung, in welchen Verband ſie ſich
einzugliedern haben.
Penſionäre mil Nebenerwerb.
Gauleiter Sprenger veröffentlicht folgenden Aufruf:
Es muß erwartet werden, daß Penſionäre mit ausreichender
Verſorgung von ſich aus bereit ſind, auf Nebenbeſchäftigung zu
verzichten, um damit Volksgenoſſen Platz zu machen die ſeit
Jahren vergebens auf Beſchäftigung warten. Wenn Penſionäre
ſo verantwortungslos der Volksgemeinſchaft gegenüber ſind,
dies zu unterlaſſen, ſo erwarte ich, daß das Unternehmertum
ſeinerſeits entſprechend handelt. Es iſt ein Zeichen größter Un=
moral
, ſich billige Arbeitskräfte auf Koſten der Allgemeinheit
durch Einſtellung gutgeſtellter Penſionäre zu verſchaffen. Auch in
dieſer Angelegenheit wird eine genaue Prüfung ſtattfinden, und
ich ſchrecke nicht davor zurück, durch die Preſſe dem Volke ent=
ſprechende
Aufklärung zu geben.

*
* Vorſtoß und Auswirkung.
Von Waldemar Bonſels.
Capri, Ende Mai.
Es iſt verhängnisvoll für den heutigen deutſchen Menſchen,
daß er leichter zur Kritik neigt als zur Prüfung, ſchneller zur
Einſchätzung als zur Gelaſſenheit ruhigen Erlebens, eine Ein=
ſtellung
, die aus dem Drang der Not verſtändlich wird, aber im
Grunde nicht deutſch iſt, ſondern übernommen. Uebernommen
durch Einflüſſe fremdſtämmigen Bluts, geronnener Erkenntniſſe
und eines anders gearteten Intellekts. Hierüber iſt geſprochen
worden. Im Grunde bezeichnet es die deutſche Art nicht. Der
deutſchen Gemütsbeſchaffenheit und der germaniſchen Natur
eignen Aufmerkſamkeit, Erlebniswille, Andacht und Ehrfurcht,
zum mindeſten eine wache Sorgfalt der Empfänglichkeit und
eher zu viel Bereitſchaft der Zuſtimmung, dem Fremden und
Neuen gegenüber, als zu wenig.
Da waren nun, um vom Allgemeinen zu einem beſonderen
Fall zu kommen, die Bücher=Autodafés der deutſchen Studenten=
ſchaften
und ihre Verbrennungsliſten, ein lautes kritiſches
Bachanal. Ich ſitze hier, nicht ohne beſonderen Grund, in einer
Wildnis von Zuſchriften, die mich zu einem flammenden Proteſt
auffordern: Der Ungeiſt verdränge den Geiſt, deutſche Kultur=
güter
ſeien in Gefahr, das Mittelalter kehre zurück.
Genau das Gegenteil werde ich tun. Zunächſt handelt es ſich
bei dieſen Maßnahmen jugendlicher Gemüter nicht um Kritik
allein, ſondern um eine Proklamation, um eine ſymboliſche
Handlung, um eine Kundgebung der Heraufdrängenden, das
Echte, Wahre und Erhabene hoch zu ſtellen und das Nichtige
und Schädliche in der Literatur zu verdammen. Ich fand dieſen
erſten Vorſtoß der Studentenſchaft, ſich einmal ernſtlich mit der
ſchönen Literatur auseinanderzuſetzen etwas zu ſtürmiſch, aber
von Nutzen. Gewiß, das Hakenkreuz iſt ein Wahrzeichen der
neuen deutſchen Freiheit geworden, aber nicht alles, was deutſch
iſt. iſt ein Hakenkreuz. Zum anderen iſt dieſe ſchwarze Liſte der
verfemten Dichter und Schriftſteller jetzt durch eine gemeinſame
Zuſammenarbeit des Vorſtands des Börſenvereins deutſcher
Buchhändler und des Kampfbundes für deutſche Kultur revidiert
worden. Das Kapitol ſcheint gerettet.
Ich greife dieſen nicht allzu weſentlichen Fall heraus um
an ihm deutlich zu machen, wie ſolche Vorgänge ſich auf ihrem
Wege von oben nach unten und wieder zurück, auf ihrem Wege
von unten nach oben, zu entwickeln pflegen, und wie voreilige
Kultur=Todesangſt einen Hexenſabbath von Intrigue und Be=
ängſtigungen
hervorrufen kann. Aber hiermit iſt ein Thema be=
rührt
, das heute latent und öffentlich weite Kreiſe ernſtlich be=
ſchäftigt
, bewegt und beſorgt macht. Es ſind die deutlichen, die
immer wiederkehrenden Begleiterſcheinungen, die anfänglich die
Durchführung eines neuen Willens und einer entſchloſſenen Tat

von oben her, in den unteren Inſtanzen der Verwaltung und
des Volkslebens auszulöſen pflegen.
Der Vorſtoß der völkiſchen und politiſchen Neuordnung war
ungeheuer die Umwälzung raſch und von beiſpielloſer Ent=
ſchlofſenheit
. Dabei ohne blutige Kämpfe und, was nicht deutlich
genug ins Gedächtnis zurückgerufen werden kann, ohne perſön=
liche
Rachſucht oder willkürliche Vergeltung von oben her.
Adolf Hitlers Kampfesdrohungen im Anſturm klangen böſe
und gefährlich, mit der übernommenen Macht zeigte der Reichs=
kanzler
Sachlichkeit und Maß, die die Welt zu Staunen und
Bewunderung zwangen. Es gab keine Macht, die ihn hätte hin=
dern
können, harte Vergeltung für ein Unmaß von Verdäch=
tigungen
, Schmähungen und Erniedrigungen zu nehmen, die
ſeinen mutigen Weg ſtellenweiſe in Kotgruben verwandelt haben.
Es geſchah nicht. Um ſo wichtiger erſcheint mir der Appell an
ſeine Gefolgſchaften, an den Abhängen und in den Niederungen
der Auswirkung, daß ihr Verhalten jetzt keine Atmoſphäre
ſchaffen möge, in der ſich Unwille gegen die Regierung erhebt.
Die Gefahr iſt groß. Deutſchland iſt noch im Zuſtande einer
ſchweren ſeeliſchen und völkiſchen Erholungsbedürftigkeit. Es
herrſchen große Not, Armut, Verbitterung und hohe Verwund=
barkeit
. Dieſem Zuſtand der Gemüter iſt der patriotiſche Kitſch
ſo aufreizend und unerträglich, wie die Gewiſſenloſigkeit des
Denunziantentums, Gedankenloſigkeit und Willkür im Zugriff,
und Rohheit in der Proklamation erbittern, und die Anmaßung
läßt dort zögern, wo tätige Zuſtimmung erſt zur wahren Volks=
gemeinſchaft
führt. Strenge läßt ſich mit Güte vereinen und
Entſchloſſenheit mit Geduld.
Man ermißt vielleicht in den Regionen der erſten Auswir=
kung
immer noch nicht einſichtsvoll genug, daß das gewaltige
Welttheater einer Volksumwandlung keine Drehbühne hat. Es
handelt ſich um Ausſaat und Wachstum. Es gibt nicht mehr viele
Deutſche, die an der Hochherzigkeit der Geſinnung und an der
Kraft des Kanzlers und ſeines Stabes zweifeln. Was es bei
ſolchen Vorbildern für ſeine geiſtigen und politiſchen Mitarbeiter
zu wecken gilt, ſind Freiwilligkeit und Opferbereitſchaft. An dieſe
Kräfte appelliert man aber nicht dadurch, daß man ſie von
anderen fordert, ſondern indem man ſie an ſich ſelber erfüllt.
Nur und allein dadurch wird im völkiſchen Gemeinſchafts=
weſen
jener Druck vermieden, der bis zur Zerſtörung der Arbeits=
freudigkeit
führen kann. Gute Geſinnung und Eifer allein tun
es nicht, denn der Eiferer muß ſich mit Andacht empor= und
mit Humor hinabwenden, wenn er fruchtbar wirken will. Unter
Humor verſtehe ich nun freilich kein gedankenloſes Lächeln unter
Tränen oder einen leichtherzigen Hang zum Scherzen, ſondern
Humor iſt die willkürlich angenommene, verſöhnende Geſte des
überlegenen Menſchen, dem Macht gegeben iſt der Unzulänglich=
keit
alles Irdiſchen und ſeinen Mitmenſchen gegenüber. Humor
erleichtert den Ueberblick aus den Verwirrungen des Gewöhn=
lichen
und der Schwäche zu den Lichtquellen des Weſenflichen.

In dieſem Sinne gibt es Leute, die Humor haben, mit denen
aber deshalb durchaus noch nicht zu ſcherzen iſt, wie etwa die
Engländer als Politiker.
Oeffentliche Kritik behält darüber geduldete Gültigkeit; wenn
nichts es beweiſt, ſo tut es dieſer Aufſatz. Es iſt nicht richtig,
daß man heute in Deutſchland ſeine Gedanken nicht äußern
darf. Es iſt aber für die Regierung von ungeheurer Wichtigkeit,
vorläufig mit Strenge darauf zu achten, daß nicht unter dem
Deckmantel ſelbſt wohlwollender Kritik die heimliche Intrigue
einſetzt. Dieſe Gefahr überſehen ſelten Leute richtig, die mit
Dingen der öffentlichen Wirkung und Gegenwirkung nicht ver=
traut
ſind. Man kann nicht zugleich nach einer rettenden Fauſt
der Ordnung und einer allgemeinen Freiheitlichkeit für Mei=
nung
und Handlung ſchreien. Alle Magier der großen Umge=
ſtaltung
, gleichviel auf welchem Gebiet, ſehen zuerſt allein und
nur das Ziel. Erſt mit dem Rückblick nach dem Erfolg flammen
die Wahrzeichen der Nachſicht und der Zugeſtändniſſe auf. Aber
wehe dem Sieger, der zuvor ſeine Poſition nicht gefeſtigt hat.
Es iſt erſtaunlich und beglückend, zu erleben, in wie reichem
Maße zum Beiſpiel das italieniſche Volk gerade dieſe heroiſchen
Elemente des deutſchen Aufſtiegs zu neuem Selbſtbewußtſein
miterlebt und bewundert. Freilich bleiben den Augen des
Fernerſtehenden die Zwieſpälte der Neufügung im kleinen er=
ſpart
, aber manche kleinmütige und zögernde Seele, im Schatten
der neuen Hochburg Deutſchlands, könnte ſich hier feſtigen.
Aufbau der deutſchen Bühne.
Der Reichsverband der deutſchen Bühne E. V.
im Kampfbund für deutſche Kultur teilt uns Nachſtehendes über
die Organiſation und den Aufbau der deutſchen Bühne mit:
Der Vorſitzende der Politiſchen Zentralkommiſſion und be=
vollmächtigte
Vertreter des Reichskanzlers Adolf Hitler, Rudolf
Heß, hat am 11. April 1933 angeordnet, daß die deutſche Bühne
künftigs die alleinige Theaterbeſucherorganiſation darſtellt und
daß alle anderen Organiſationen, die auf dem Boden der natio=
nalen
Erhebung ſtehen, in die deutſche Bühne einzugliedern ſind.
Im Intereſſe des deutſchen Theaterlebens und der Erhaltung
unſerer wertvollen Kunſtſtätten müſſen die vorhandenen Beſucher=
ſtämme
, die in den verſchiedenen Beſuchervereinigungen zuſam=
mengefaßt
ſind, unter allen Umſtänden, erhalten bleiben, jedoch
baldigſt in die demnächſt allein maßgebende deutſche Bühne ein=
gegliedert
werden. Die deutſche Bühne ſoll im kommenden Win=
terhalbjahr
die ſtärkſte und zuverläſſigſte Stütze des deutſchen
Theaterlebens ſein, damit auf allen deutſchen Bühnen eine volks=
echte
Kunſt gepflegt werden kann und damit den deutſchen Künſt=
lern
neuer Lebensraum erſchloſſen wird.
Die Verhandlungen mit dem Bühnenvolkshund und der
Volksbühne ſind ſoweit gediehen, daß beide Vereinigungen mit
der neuen Spielzeit möglichſt geſchloſſen in die deutſche Bühne
überführt werden können. In kürzeſter Friſt wird die deutſche
Bühne ſelber mit einem Aufruf in die Oeffentlichkeit treten.

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 176

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 27. Juni 1933

Bürtn 3.
Kommt ein Bogel geflogen..."
Was tut der Menſch an einem troſtlos verregneten Sonn=
tag
=Nachmittag? Nun, wenn er nichts Beſſeres weiß, da ſitzt er
hinter der Fenſterſcheibe und denkt ſich was dabei. Langeweile,
friß ihn nicht auf! Aber ſelbſt an einem ſo troſtloſen Nachmittag
paſſiert mitunter etwas. Zum Beiſpiel:
Zehn Schritte vom Fenſter entfernt ſteht im ſtrömenden
Regen ein Mann. Der ſchaut unter ſeinem Schirm hervor ſehr
intereſſiert und unabläſſig an einem Haus empor. Ein Wunder,
daß er nicht eilt, unter ein ſchützendes Dach zu kommen. Kein
Wunder aber, daß ſich ſehr bald mehrere Menſchen zu ihm ge=
ſellen
, juſt zu gleichem Tun wie er. Ja, es gibt eine ſehr ſtabile
Solidarität der Neugier, die auch bei ſchlechteſtem Wetter funk=
tioniert
. Daß die Menſchen und Schirme mehr und mehr wer=
den
, iſt alſo erwartungsgemäß, aber ſchließlich wird es ſo ſchlimm,
daß eigentlich eine Polizeigewalt dazwiſchenfahren müßte: Die
Straße frei!
Was aber iſt los? Faſt nichts iſt los: Unter einem Fenſter=
balken
flatterte etwas Grünes, ein Wellenſittich; der iſt ausge=
riſſen
und in eine Freiheit geraten, die ihm furchtbar bekommt,
und nun ſucht er Schutz.
Unter ihren Schirmen ſind ſtandhaft die Menſchen und be=
ſchauen
das kleine Tropenwunder in ſeiner Hilfloſigkeit. Ohne
Zweifel hegt ein jeder für ſich die Hoffnung, das Tierchen möge
niedergehen und ſich fangen laſſen zu ſchön wäre es doch, ſolch
Zierſtück, ſolch lebendiges, im Haus zu haben, zudem wäre es doch
beſonders ſchön, wenn das Zierſtück, das lebendige, nicht mittels
Geld erſtanden, ſondern durch des Glückes Gunſt einem in die
Hand geraten würde.
Und nun paſſiert wirklich etwas: Der Vogel geht nieder
zahlreiche Schirme kommen in Bewegung .. ſehr zahlreiche
Hände greifen zu . . eine Hand erwiſcht den Vogel ... viele
Hände erwiſchen die eine Hand es gibt ſummierten Hände=
und es war einmal ein Wellenſittich.
druck
Hinter ſeiner Fenſterſcheibe denkt ſich einer was dabei. Zum
Beiſpiel: Wenn das arme Tierchen doch zu mir ans Fenſter geflo=
gen
wäre! Oder: Der Menſch allein iſt gut, aber die Maſſe
Menſch iſt grauſam! Vielleicht auch: Wenns jetzt doch wenig=
ſtens
eine zünftige Rauferei geben wollte!

Die Rheinfahrt der Deukſchen Lands=
mannſchaft
zur Zeier der nakionalen
Erhebung.
Vom Wettergott beſonders begünſtigt, veranſtaltete die D.L.
am vergangenen Sonntag ihre diesjährige Rheinfahrt zur Feier
der nationalen Erhebung und zugleich als 65=Jahrfeier der D.L.
Am Sonntag morgen brachten die Züge aus dem ganzen Heſſen=
land
ſowie aus Frankfurt und weiterer Umgebung die Verbands=
brüder
nach Mainz. Es waren vertreten die V.A.L. Mainz, Frank=
furt
, Darmſtadt. Heidelberg, ſowie Wiesbaden und Umgebung;
ferner die Korporationen aus den umliegenden Hochſchul= und
Univerſitätsſtädtchen. Ein farbenfreudiges Bild am Rheinufer.
Der Himmel war zwar noch trübe, klärte ſich aber ſchon bei Wies=
baden
=Biebrich auf, ſo daß über uns blauer Himmel und lachende
Sonne ſtrahlte. Zu unſerer alleinigen Verfügung ſtand uns der
Dampfer Großherzog Ernſt Ludwig. Die Beteiligung war über=
aus
ſtark, ſo daß etwa 600700 Perſonen den feſtlich geſchmuckten
Dampfer füllten. Bei überaus günſtiger Witterung ging die Fahrt
über Biebrich und Bingen, wo die letzten Vbbr. noch aufgenom=
men
wurden. Ueberall wurde der Dampfer durch Aufziehen der
weiß=grün=weißen Farben der D.L. begrüßt. Nach einer herrlichen
Fahrt, vorbei am Niederwalddenkmal und der Lorelei, gelangten
wir zu dem maleriſch gelegenen St. Goar.
Nach einem kurzen Anſtieg zu einer der größten Rheinburgen,
der Ruine Rheinfels, folgte im Burghof der Feſtakt zur Feier der
nationalen Erhebung.
Nach einer kurzen Begrüßung der Feſtteilnehmer beſonders
aber des Herrn Vbbr. Miniſterpräſident Profeſſor Dr. Werner
Chattige=Gießen, durch den Vorſitzenden V.A.L. Mainz Vbbr.
Ueberle=Darmſtadtige nahm der Bürgermeiſter von St. Goar, Dr.
Burghoff, das Wort zu einer kurzen Anſprache, worin er unter
anderem betonte, daß ſich hier bei St. Goar, allzuwenig bekannt,
ſchon einmal deutſches Schickſal entſchieden habe, als 1692 Lud=
wig
XIV. bei einem vergeblichen Verſuch, nach Mitteldeutſchland
vorzudringen, ein heldenmütiges heſſiſches Infanterie=Regiment
den Anſturm erfolgreich abgeſchlagen habe. Die Anſprache endete
mit einem Sieg=Heil auf die D.L.. worauf die Feſtteilnehmer das
Landsmannſchafterlied anſtimmten.
Im Anſchluß daran ergriff Vbbr. Werner, Chattige=Gießen,
das Wort, wobei er etwa ausführte:
Dieſes Rheinfels, einſt mit Heſſen verbunden, beleuchte die
Zerklüftung der Volksſtämme, die einſt zuſammengehörten. Unſere
Aufgabe müſſe es ſein, dieſen Stammescharakter zu pflegen und
die Stämme wieder zuſammenzufaſſen, dann werde erfüllt, was
das deutſche Volk brauche, um nach außen ſchwertgewaltig und
nach innen einig und geſchloſſen zu ſein. Noch immer liege unſer
Rheinſtrom in Feſſeln, noch könnten Separatiſten frei ihrer Wege
gehen, während die beſten deutſchen Volksgenoſſen im Kampf um
ihr Volkstum in Kerker geworfen worden ſeien. Auch der Militär=
hoheit
in dieſem Gebiet ſeien wir beraubt, die Feſtungen ſeien
geſchleift und den Städten die Garniſonen entzogen. Gleichfalls
ſei uns die Verkehrshoheit entriſſen, was ſich beſonders hier in
St. Goar zeige, wo ſich noch heute eine franzöſiſche Lotſenſtation
befinde. Noch ſtänden die größten Bahnhöfe und Brücken in der
50=Kilometer=Zone unter franzöſiſcher Kontrolle. Belgien habe
bis 1945 bei Duisburg das Recht zur Eröffnung eines Kanals
durch deutſches Gebiet. Noch ſei es den Franzoſen möglich, den
gewaltigſten Kanal der Erdoberfläche mit einer Tiefe von 1112
Metern zu errichten und im Elſaß über 100 Kilometer neben dem
Rhein herzuführen, ohne daß es uns möglich ſei, dagegen vorzu=
gehen
. Uns ſei es ſogar im eigenen Lande, auf badiſchem Gebiet,
verwehrt, einen Kanal zu bauen.
Deutſchland, das Land eines Goethe, eines Bismarck, das
Land der Erfindungen, könne nicht verurteilt ſein, im Staube zu
wandeln. Gerade auch die D.L. habe eine heilige Aufgabe zu er=
füllen
, hineinzuhämmern in die deutſche Volksſeele den Wert
eines geeinigten deutſchen Volkes auf ſtändiſcher Grundlage, damit
aus der Dämmerung ein neuer deutſcher Tag emporſteige.
Das Heilzeichen aus germaniſcher Vorzeit, vereint mit der
ſauberſten Fahne der Weltgeſchichte, wehe heute auf allen Burgen
als Zeichen deutſcher Erneuerung. Der völkiſche Gedanke könne
nicht durchgeführt werden auf dem Boden der Demokratie, ſon=
dern
nur durch das Führerprinzip. Auf dieſer Grundlage werde
über alle Stammeszugehörigkeit die große deutſche Nation erſtehen
in voller Gleichberechtigung und frei von den Feſſeln von Ver=
ſailles

Die Rede ſchloß mit einem dreifachen Sieg=Heil auf die große
Nation, in das die Feſtteilnehmer freudig einſtimmten. Anſchlie=
ßend
wurde das Deutſchlandlied und das Horſt=Weſſel=Lied von
den Verſammelten begeiſtert geſungen. Ein Sieg=Heil auf den
heſſiſchen Miniſterpräſidenten beſchloß die erhebende Feier an
hiſtoriſcher Stätte.
Gegen 16 Uhr ging es wieder zurück zum Dampfer. In feucht=
fröhlicher
Stimmung, für die in erſter Linie unſer vorzüglicher
Rheinwein und eine rührige Stahlhelmkapelle ſorgten, die auch
fleißig zum Tanze aufſpielte, führte der Dampfer die Feſtteil=
nehmer
wieder nach Mainz, wo man gegen 8.3 0Uhr anlangte. In
geſchloſſenem Zuge ging es ſodann, voran die Kapelle, durch die
Straßen der Stadt zum Hof zum Gutenberg, wo ein Abtrunk
nebſt Tanz für die Jugend im Kaſino ſtattfand. Erſt gegen Mitter=
nacht
brachten die Züge und Autos die Teilnehmer in ihre Heimat
zurück. Eine herrliche Rheinfahrt, wie ſie jetzt hoffentlich alle drei
Jahre ſtattfindet, hatte ſomit, begünſtigt von beſtem Wetter, ihren
harmoniſchen Abſchluß gefunden.

SA.=Freilichtaufführung. Wegen der anhaltend ſchlechten
Witterung wird die für Anfang Juli geplante Aufführung von
Wallenſteins Lager auf ſpäter verſchoben.

* Im Tierpark von Auerbach im Affenparadies.

Wenn man an den letzten Häuſern des ſchmucken Pfarrdorfes
Auerbach vorübergekommen iſt erregen plötzlich links von der
Straße nach Bensheim hohe Maſten und ein Gewirr dunkel ragen=
der
Aeſte, die in ſcharfen Schattenriſſen im Himmel ſtehen, unſere
Aufmerkſamkeit. An den Maſten klettert es behend auf und ab.
Von Aſt zu Aſt fliegen überſchlanke Körper in kühnem Schwung
durch die Luft ... Ein unternehmungsluſtiger Tierfreund hat in
dieſer geſegneten Gegend ein Affenparadies geſchaffen, das vor=
trefflich
geeignet iſt, nicht nur den Kindern, ſondern auch dem
Wanderer, den ſein Weg hier vorbei führt, und der einmal herz=
lich
lachen möchte, eine ſehr vergnügliche Stunde zu beſcheren.

(Aufnahme Adolf Ziegler.)

Man ſteigt ein paar Stufen hinauf auf einen ringförmigen
Wall und ſchaut hinunter in einen einige Meter tiefen, mit glat=
ten
Brettern ſenkrecht ausgekleideten weiten Krater, in dem ſich
an allen nur denkbaren Kletter= und Turngeräten das muntere
Völkchen einer hundertköpfigen Rheſus=Affenherde tummelt.
Wir zeigen den Affen ein Tütchen mit Linſen und ſchon ſtür=
men
ſie von allen Seiten herbei: die Schnauzen beweglich=gierig,
die Augen voller Spannung! Ein Rheſus=Affe hat vor allem zwei
lang Arme und zwei noch längere Beine. Dank dieſer vorteilhaf=
ten
Muskulatur, dieſer wundervollen Anlage von überaus langen
Hebeln klettert und ſpringt er ſo fabelhaft leicht und elaſtiſch. Die
flinke Geſchicklichkeit der Affen iſt ja ſprichwörtlich. Aber hier
übertrifft ſie noch unſere Erwartung, wenn wir unſer Linſen=
tütchen
fallen laſſen. Ein beſonders ſcharfſichtiger und raſcher
Burſche erwiſcht es im Hochſprung über den Köpfen der andern
und flitzt mit ſeiner Beute in langen Sätzen auf einen Baum.
Einige futterneidiſche Affenſpringen zornig kreiſchend hinter ihm

drein. Bei der wilden Jagd zerreißt oft das Tütchen, und bis der
glückliche Beſitzer endlich zur Ruhe kommt, um den Inhalt zu ver=
zehren
, iſt es ... leer. Es war wieder einmal viel Lärm um nichts.
wie ſo oft bei dieſen zänkiſchen Geſellen, Stumm und ſittſam
geht es bekanntlich bei den immer raufluſtigen Affen ja nie zu.
Von Zeit zu Zeit muß man ſogar einige der biſſigſten Männchen
aus der Herde fangen und abſondern, denn ſie treiben es manch=
mal
gar zu arg. Meiſt haben ſie es immer wieder auf dieſelben
Sanftmütigeren und Schüchtereren abgeſehen, die ſie bei jeder Ge=
legenheit
zauſen, rupfen und beißen.
Inmitten der Affen herrſcht machtvollkommen und ſelbſtbe=
wußt
ein ſchöner weißer Ziegenbock. Wenn es ihm zu ſonnig iſt,
ſteigt er in die luftige, ſchattige Villa Schnucki, ein kleines
Holzhäuschen der Affen, aus deſſen Fenſter dieſe oft ſehr ſpaßig
herausſchauen. Wenn es ans Freſſen geht, dann eilt ſich der Zie=
genbock
faſt ebenſo wie die Affen, die die ausgeſtreuten Reis=
körner
in flinkem Rhythmus mit beiden Händen aufleſen und mit
affenartiger Geſchwindigkeit ins Maul ſtopfen. bis die Backen=
taſchen
zum Platzen voll ſind. Der Ziegenbock genießt ſeitens der
Affen große Achtung, denn ſein Schädel iſt hart und ſtets bereit,
freche Zudringlichkeit durch einen derben Stoß zu ahnten, wenn
ihm die dreiſten Burſchen allzu nahe kommen. Dann ſchielen ſeine
Augen etwas heimtückiſch und bedrohlich bevor er ein paar raſche
Stöße nach links und rechts austeilt. Wird ein unvorſichtiger Affe
erwiſcht, dann fliegt er wohl wie ein Spielball in die Luft und
trollt ſich für eine Weile. Aber häufiger ſchnellt er auch, ehe ihn
der Stoß trifft, in die Luft, ſchwingt ſich gar auf den Rücken des
Ziegenbocks und bringt ſich von dort in Sichexheit auf das hölzerne
Schaukelpferd in der Nähe. Ein rieſiges Schaukelrad gibt den
Affen Gelegenheit, ihre unvergleichlichen Balanzierkunſtſtücke zu
zeigen. Zuweilen ſteht ein Aeffchen am Rad aufrecht und bringt es
für ein paar Inſaſſen in drehende Bewegung, als ob es der Unter=
nehmer
dieſer Jahrmarktbeluſtigung wäre. Man muß auch geſehen
haben, wie die Affen hintereinander aus dem kleinen Schlupfloch
ihres Stalles preſchen. Man meint ſie würden aus einer Schnell=
feuerkanone
geſchoſſen. Sehr drollig ſind ſie auch am doppelten
Kletterſeil oder am Trapez. Auch hier geht es nicht ohne Neckerei
und Schikane, ohne Zank und Streit. Aber oft muß man unwill=
kürlich
lachen über dieſe leidenſchaftlichen Balgereien, die ſtets
neue, ulkige Szenen darſtellen, ohne die das Daſein der Rheſus=
affen
für ſie keinen Reiz zu haben ſcheint. Nur beim Lauſen
ſchwelgen, Lauſer und Gelauſter in Wonne, Wohlbehagen und
Glückſeligkeit!
Jetzt gibt der Wärter ein Zeichen, und die ganze Geſellſchaft
erklimmt haſtig die Maſten und die höchſten Aeſte. Wie rieſige,
ſeltſame Früchte hängen ſie dann dort oben zuſammengeballt. um,
wenn der Wärter ein anderes Zeichen gibt, in wilder Flucht in
die innere Behauſung zu ſtürzen, als gälte es: Rette ſich, wer
kann!
Wir haben hier einige der unzähligen Epiſoden angedeutet.
die uns im Affenparadies erwarten, aber es iſt nicht möglich, all
die Komik dieſer ſich ſo natürlich entwickelnden Zirkusſpäße zu
beſchreiben, die uns in Auerbach in einer pauſenloſen Vorſtellung
ſo ungemein beluſtigen. Reitponys und Eſel für die Kleinen ſind
auch zur Verfügung, ſowie braſilianiſche Waſſerſchildkröten Vögel
und anderes Getier, das ſchön zur Schau geſtellt iſt. Das Intereſ=
ſanteſte
ſind aber die Freianlage und die hundert indiſchen Rheſus=
affen
.
Adolf Ziegler.

Polizeibericht.

* Aus dem Gerichksſaal.

Tödlicher Unfall. Am Montag vormittag zwiſchen 9 und 10
Uhr kam an einem Fabrikneubau einer Möbelfabrik in Ober=
Ramſtadt der 19jährige Maurer Erich Finger aus Ober= Ram=
ſtadt
beim Transport von Eiſenſtäben mit einem Stahlſtab der
proviſoriſchen Starkſtromleitung, die für den Betrieb einer dort
aufgeſtellten Betonmaſchine angebracht war, in Berührung und
wurde auf der Stelle getötet.
Verkehrsunfälle. Am Sonntag gegen 23 Uhr fuhr in der
Nähe des Nordbahnhofs ein Frankfurter Perſonenkraftwagen in
der Dunkelheit auf einen in der Landſtraße ſtehenden unbekann=
ten
Perſonenkraftwagen, deſſen Schlußlicht nicht brannte, auf.
Von den Inſaſſen des Frankfurter Autos wurde der Ingenieur
Wilhelm Hartel aus Frankfurt a. M. am Arm und im Geſicht
verletzt, der Mitfahrer, Dr. Linicus aus Frankfurt a. M., biß ſich
in die Zunge, der zweite Mitfahrer mußte mit einer ſchweren
Gehirnerſchütterung ins Krankenhaus verbracht werden. Am
Montag ſtieß Ecke der Hügel= und Schützenſtraße ein die Schützen=
ſtraße
heraufkommender Perſonenkraftwagen aus Berlin mit
einem die Hügelſtraße entlangfahrenden Auto zuſammen. Beide
Fahrzeuge kamen auf dem Fußſteig vor der Sparkaſſe zum Stehen,
wodurch ein Fußgänger umgeworfen und ein aufgeſtelltes Fahr=
rad
beſchädigt wurde. Perſonen kamen nicht zu Schaden Der
Berliner Wagen wurde erheblich beſchädigt. Bei Nieder= Ram=
ſtadt
, am Chauſſeehaus, kam ein Perſonenkraftwagen aus Frank=
furt
auf der Landſtraße ins Schleudern und ſtürzte ſeitlich den
Abhang hinunter. Der Wagenlenker, der Student Ernſt Rudolf
Faß aus Frankfurt a. M., mußte erheblich verletzt durch die
Rettungswache ins Herz=Jeſu=Hoſpital verbracht werden. Gegen
17.15 Uhr fuhr Ecke Dieburger= und Aeußere Ringſtraße ein Rad=
fahrer
in ein aus Dieburg kommendes Motorrad hinein. Der
Radfahrer, der 14jährige Leonhard Hönig aus Darmſtadt, mußte
mit einem ſchweren Schädelbruch ins Krankenhaus eingeliefert
werden.
Den Verletzungen erlegen. Der Maurer Philipp Heß aus
Weiterſtadt, der am Samstag in der Pallaswieſenſtraße von
einem Griesheimer Lieferwagen überfahren und ſchwer verletzt
wurde, iſt am Sonntag im Krankenhaus ſeinen ſchweren. Ver=
letzungen
erlegen.
Bootsunfall. Am Samstag ſtürzte bei Seligenſtadt der etwa
43jährige Angeſtellte Gottfried Sander aus Hanau beim Oeffnen
der Kahnſchleuſe in den Main und ertrank. Seine Begleiterin,
die ebenfalls aus dem Boot fiel, konnte noch rechtzeitig von
Schleuſenarbeitern aus dem Waſſer gezogen und gerettet werden.
Die Leiche Sanders konnte bis jetzt noch nicht aufgefunden
werden.
Vermißt. Seit Samstag wird der 24jährige Kaufmann Hans
Emil Lendner aus Hamburg, der zur Zeit zu Beſuch in Drei=
eichenhain
weilt, vermißt. Er fuhr allein mit ſeinem Motorrad
H. H. 8771 davon und iſt nicht mehr zurückgekehrt. Beſchreibung:
1,75 Meter groß, ſchlank, ovales braunes Geſicht, dunkelblondes
Haar, dunkle Augen, Oberkiefer hat einen Goldſchneidezahn. Be=
kleidung
: Schwarzer Lederanzug mit kurzer Lederjacke, ſchwarze
hohe Schaftenſtiefel, blaue Schirmmütze. Er führt Reiſekarte,
Photoapparat, Armbanduhr und Siegelring bei ſich.
Hohe Belohnung. In der Nacht zum Montag wurde in einer
Erdgeſchoßwohnung in der Bismarckſtraße ein Einbruchsdiebſtahl
verübt und Silbergegenſtände im Werte von 11001200 Mark
geſtohlen. Für die Wiederherbeiſchaffung einiger beſonderer
Stücke, welche wertvolle Andenken ſind, iſt eine Belohnung in
der Höhe des Silberwertes ausgeſetzt. Vor Ankauf wird drin=
gend
gewarnt. Perſonen, die ſachdienliche Angaben machen kön=
nen
, werden gebeten, ſich auf der Kriminalpolizei zu melden.
Einbruchsverſuch. In der Nacht zum Montag drangen unbe=
kannte
Täter mittels Nachſchlüſſels in ein Geſchäftshaus in der
Schulſtraße ein und verſuchten durch Anbohren der hinteren Türe
mit einem ſtarken Bohrer in das Geſchäftslokal zu gelangen.
Durch eine Hausangeſtellte, die um 24 Uhr nach Hauſe kam wur=
den
die Täter in ihrem Vorhaben geſtört und ſuchten das Weite.
Fahrraddiebſtahl. Am Sonntag wurde vor dem Hauſe Frank=
furter
Straße 32 ein Herrenfahrrad, Marke Miele=Melior
Fabriknummer 199 403, geſtohlen. Wer kann Angaben machen?

Briefkaſſen.
Jeder Anfrage iſt die ſetzte Bezugsqulttung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechisverbindlichkeit.
K., hier. 1. An die Zweigſtelle des Potsdamer Reichsarchivs
in Stuttgart. Dieſe Behörde, wird auch die Frage wegen des
Ehrenkreuzes beantworten können, 2. u. 3. Wird im Scheidungs=
prozeſſe
das Getrenntleben der Ehegatten geſtattet, ſo kann das
Gericht auf Antrag eines der Ehegatten die Unterhaltspflicht
durch Beſtimmung einer Geldrente regeln, die ſich in Ihrem Falle
auf Zahlung eines Beitrags reduzieren wird. Hiernach wäre
ein Arbeits= oder Dienſtlohn bei Auszahlung für Monate oder
Bruchteile von ſolchen bis zur Summe von monatlich 165 Mark.
bei Auszahlung für Wochen bis zur Summe von wöchentlich 38
Mark, bei Auszahlung für Tage bis zur Summe von täglich 6.,30
Mark. und, ſoweit er dieſe Beträge überſteigt, zu einem Drittel
des Mehrbetrages der Pfändung nicht unterworfen.

Aw. Wegen fahrläſſiger Tötung verhandelte das
Bezirksſchöffengericht am Montag gegen einen Keſſel=
ſchmied
aus Pfungſtadt. Der Angeklagte war nach dem
Umſturz zur Hilfspolizei befohlen worden und hatte als ſolcher
von ſeinem Ortsgruppenführer eine Piſtole erhalten. Am 26.
März nun, an einem Sonntag=Nachmittag, war die Sprache auf
Waffen gekommen, und der Angeklagte holte ſeine Piſtole aus
dem Küchenſchrank, wo er ſie aufbewahrte, und zeigte ſie dem
Beſuch. Als er einen Augenblick aufſtand, um ſeine Jacke anzu=
ziehen
, ließ er den Revolver auf dem Tiſch liegen. Sein 7 jähri=
ger
Bub, der mit am Tiſch ſaß, nahm ihn, die 14jährige Tochter
nahm ihn ab und wollte ihn fortlegen; in dem Augenblick ging
ein Schuß los und traf den Jungen in den Kopf, daß er faſt
augenblicklich tot war. Der Mann behauptet, er habe den Re=
volver
, ehe er ihn hinlegte, entladen, doch die Beweisaufnahme
und auch das Sachverſtändigengutachten erweiſt, daß noch ein
Schuß im Lauf geweſen ſein muß. Der Staatsanwalt iſt der An=
ſicht
, daß der Angeklagte ſeine Sorgfaltspflicht in ſchwerem Maße
verletzt habe, ſchon dadurch, daß er die Waffe im Küchenſchrank,
jedem zugänglich, aufbewahrte, hauptſächlich aber dadurch, daß er
ſie ungeſichert auf den Tiſch legte. Er iſt weiter der Anſicht, daß
er ſich gegen das Schußwaffengeſetz vergangen habe, weil er ein=
mal
keinen Waffenſchein hatte, und weil er überdies derart vor=
beſtraft
iſt wegen Roheitsdelikten daß er nach dem Schuß=
waffengeſetz
keine Waffe tragen darf. Der Staatsanwalt bean=
tragt
eine Geſamtſtrafe von drei Monaten und zwei Wochen Ge=
fängnis
. Das Gericht iſt einmal der Anſicht, daß der Angeklagte
milder zu beurteilen ſei, da er durch den Tod ſeines eigenen
Kindes ja ſchon hart genug geſtraft ſei, und daß er im anderen
Falle ſich zwar objektiv zweifellos gegen das Schußwaffengeſetz
vergangen habe, aber rein objektiv wohl der Anſicht ſein konnte,
als Hilfspoliziſt könne er eine Waffe trotzdem tragen. Es er=
kennt
deshalb lediglich wegen fahrläſſiger Tötung auf zwei
Monate Gefängnis. Das Urteil wird rechtskräftig.
Danach erhält ein Kaufmann aus Dreieichenhain,
der als Vertreter der Stuttgarter Allianz im Laufe etwa eines
Jahres 74 Aufnahmeſcheine gefälſcht hatte, um die Proviſion für
ſich zu bekommen, und auf dieſe Art und Weiſe ſeine Firma um
rund 1000 Mark ſchädigte, wegen ſchwerer Urkundenfäl=
ſchung
in Tateinheit mit Betrug und wegen Untreue in Tat=
einheit
mit Unterſchlagung eine Geſamtſtrafe von vier Mo=
naten
und 2 Wochen Gefängnis mit einer Bewährungs=
friſt
von fünf Jahren für drei Monate und zwei Wochen. Auch
dieſes Mrteil wird ſofort anerkannt und rechtskräftig.

Kakaſtrophenhilfsdienſt. Ziviler Pionierdienſt.
Naturkataſtrophen jeder Art, wie Erdbeben, Ueberſchwemmun=
gen
, Deichbrüche, Eisverſtopfungen, Exploſionen uſw. können zur
Vernichtung von Menſchenleben und zur Zerſtörung großer wirt=
ſchaftlicher
Werte führen, wenn nicht rechtzeitig eingegriffen und
Hilfe geleiſtet wird. Es iſt Aufgabe aller ehemaliger Pioniere.
ihr Können und Wiſſen hier ſelbſtlos zur Verfügung zu ſtellen.
Am Mittwoch, den 28. Juni, abends 8.30 Uhr, wir din der Krone
(Odenwaldzimmer) ein aufklärendes Referat über Sinn und Zweck
des Kataſtrophenhilfsdienſtes gehalten.
Aus den Wehrverbänden.
Der Stahlhelm B.d. F. Kreisgruppe
Der Darmſtadt 1. Dienſt für die 2. Reſerve=
PStahlhelimß Kompagnie Dienstag, 27. Juni, 8.30 Uhr abends,
Exerzierhalle, Ecke Kattrein= u. Eſchollbrückerſtraße.
Sämtliche arbeitsloſen Kameraden melden ſich im Laufe der
Woche, vormittags von 1012 Uhr und nachmittags von 46
Uhr, auf der Geſchäftsſtelle unter Vorlage ihrer Meldekarte und
Paß. Frontheil! (gez.) v. Geldern=Cr., Kreisführer.
Ortsgruppe am Malchen. Mittwoch,
Der T den 28. Juni: Pflichtabend. Antreten ſämtlicher
Aahihelmß Kameraden um 20 Uhr auf dem Adolf=Hitler=Platz
in Jugenheim. Dortſelbſt Platzkonzert der
Stahlhelm=Kreis=Kapelle. 20.30 Uhr Abmarſch zum Stahlhelm=
Heim wo die Verpflichtung neuer Kameraden ſtattfindet.
Frontheil!
Krekeler, 1. Ortsgruppenführer.
Vereinsnachrichten.
Offizier=Verein Axtilleriekorps. Samstag,
den 1. Juli, 3 Uhr nachmittags, Jahreshauptverſammlung, Ver=
einigte
Geſellſchaft; anſchließend gemeinſames Eſſen. Anſagen ſpä=

teſtens bis 29. Juni an Stabszahlmeiſter Behrend, Saalbauſtr. 78,
erforderlich.

Tageskalender für Dienstag, den 27. Juni 1933.
Union: Die Inſel der Dämonen. Helia: Spione am Werk.
Palaſt: Arbeit macht glücklich. Reſi: Baby Beſſun=
ger
Lichtſpiele: Douaumont und Der eiferne Hindenburg
im Krieg und Frieden. Hotel Hufnagel Seeheim: Tanz=
abend
.

[ ][  ][ ]

Dienstag, 27. Juni 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 176 Seite 7

Aus Heſſen.
Jugendkag, Sonnwendfeiern und Reichsſtatthalter-
beſuch
.
Wie wir ſchon in unſerer Sonntagsnummer berichteten, wurde
der Jugendtag 1933
in Stadt und Land feſtlich begangen. Nachdem zu Beginn der
Feiern die Flaggen unter dem Geſang des Horſt=Weſſel=Liedes ge=
hißt
worden waren, zogen landauf, landab die Schüler unter der
Führung der Lehrer hinaus auf die Sportplätze, wo Reden, die
die beſondere Art dieſes Jugendtages, als des erſten ſeit der
Machtübernahme durch die Regierung der nationalen Revolution
betonten, überleiteten zu friedlichen Wettkämpfen. Allerlei Spiele
und frohes Treiben hielt die Jugend zu der ſich in manchen
Orten noch zahlreiche Erwachſene geſellten einige Stunden
fröhlich beiſammen.
Abends beging man dann, ſicher in dieſem Jahre zum erſten
Male, überall den
Tag der Sommerſonnenwende
in ſchlichten eindrucksvollen Feiern. Unter der Führung der ört=
lichen
SA.=Formationen ſammelten ſich die Volksgenoſſen an ge=
eigneten
, bevorzugt gelegenen Plätzen, wo die Sonnwendfeuer
zum nächtlichen Himmel emporloderten. SA.=Führer, Bürger=
meiſter
oder Lehrer hatten die Feuerreden übernommen, in denen
man des geheiligten Brauches unſerer Altvorderen gedachte und
beſonders der Freude über die nun gekommene, lang erſehnte Zei=
tenwende
Ausdruck verlieh. Feuerſprüche, vaterländiſche Geſänge
und, wo die Verhältniſſe es geſtatteten, der Vortrag von Muſik=
ſtücken
gaben dieſen volksdeutſchen Feiern ein würdiges Gepräge.
Die Tage des 24. und 25. Juni wurden für viele Gemeinden
unſeres Heſſenlandes zu beſonderen Feſttagen durch den
Beſuch des Herrn Reichsſtatthalters,
der am Samstag das weſtliche Rheinheſſen beſuchte und am Sonn=
tag
auf ſeinem Weg nach Neckarſteinach und Wimpfen viele Dörfer
und Städtchen des Odenwalds in nordſüdlicher Richtung durchfuhr.
Ueber einen Teil der Empfänge, die allerorts feierlich verliefen
und große Maſſen von Volksgenoſſen in die feſtgebenden Orte ge=
führt
hatten, haben wir ſchon in unſerer Montagsausgabe be=
richtet
, ſo über die Veranſtaltungen in Neckarſteinach, Ober=
Ramſtadt und Brandau. Unſere Raumverhältniſſe geſtatten
es uns nicht, auch nur einen Teil der oft begeiſterten Schilderun=
gen
unſerer Berichterſtatter abzudrucken, wie es uns leider auch
nicht möglich iſt, die einzelnen Berichte über die Phaſen des
V. D. A.=Staffellaufes
der ſich, wie wir von unſeren Mitarbeitern hören, zu einer einzig=
artigen
Kundgebung für den Reichsgedanken geſtaltete, aufzuneh=
men
. Ausführliche Nachrichten über den eindrucksvollen Verlauf
der aus den oben erwähnten Anläſſen veranſtalteten Feierlichkei=
ten
gingen uns aus folgenden Orten zu: Mainz, Beerfelden, Nie=
der
=Ramſtadt, Michelſtadt, Wimpfen, Groß=Umſtadt, Dieburg, Er=
bach
, Neu=Iſenburg, Babenhauſen, Vielbrunn, Goddelau, Unter=
Moſſau, Nieder=Ingelheim, Groß=Zimmern, Waldmichelbach, Bir=
kenau
, Reichenbach, Seeheim, Büttelborn, Wixhauſen und Pfaffen=
Beerfurth.
Ek. Pfungſtadt, 26. Juni. Generalverſammlung der
landw. Bezugs= und Abſatzgenoſſenſchaft. Die
RM. Er iſt, bedingt durch die ſchwache Kaufkraft der bäuerlichen
Bevölkerung, als geringer gegen das Vorjahr zu bezeichnen. Im
weſentlichen wurde der Abſatz von Düngemitteln, Kohle und Saat=
gut
betrieben. Der Amtswalter und Gaufachberater Heinrich
May beſtimmte den Landwirt Ludwig Crößmann 37. zum Direk=
tor
der Genoſſenſchaft. Dieſer berief ſeine Mitarbeiter, worunter ſtarke Ortsgruppe gegründet.
der wichtige Poſten des Rechners an Landwirt Heinrich May fiel.
Mit 42:19 Stimmen bei einer Enthaltung wurde die Gleichſchal=
wurde
die Aufgabe mit auf den Weg gegeben, ſich außer den ſeit=
herigen
Umſatzprodukten hauptſächlich noch mit dem Einkauf von von ſeinem Großvater im Jahre 1828 gegründete Tuchfabrik Phi=
Futtermitteln und Abſatz von Kartoffeln und Getreide zu befaſſen.
k. Dieburg, 26. Juni. Ratsſitzung. Nach Eröffnung der
Sitzung teilte der Vorſitzende, Beigeordneter Burkart, mit daß und einer beſonders wirtſchaftlichen Geſtaltung der Arbeitsweiſe
laut Verfügung der Reichsregierung die Sozialdemokratiſche Par=
tei
aufgelöſt ſei und demzufolge die Aemter der ſozialdemokra=
tiſchen
Mitglieder des Stadtrates erledigt ſeien. Die drei ſeit= Recht als der gegebene Führer, der Geſchehniſſe erkennt; ſo iſt er
herigen Vertreter waren zu dieſer Sitzung nicht mehr erſchienen, ſeit 1915 hochgeſchätztes Mitglied der Induſtrie= und Handels=
Der Anſtellung eines zweiten Waldarbeiters, welche vom
Forſtamt verlangt wurde, kam der Rat inſofern nach, als auf
Vorſchlag der NSDAP. Heinrich Kunkel 3. mit dieſem Poſten Mitglied des Landeseiſenbahnrats Frankfurt berufen. Neben ſei=
betraut
wurde. Der aufgelöſten Freien Sängervereinigung ner außerordentlichen kaufmänniſchen Tüchtigkeit zeichnet Ludwig
war ein Anforderungszettel für Vergnügungsſteuer zugeſtellt. Der Arzt ein ſtark ausgeprägtes ſoziales Empfinden aus, das er ſchon
Verein ſucht um Streichung dieſer Steuer nach. Auf Antrag des
Nates Knauf ſoll dieſer Betrag von dem letzten Vorſitzenden be=
zahlt
werden, da vermutlich ein kleines Vereinsvermögen noch und der Nächſtenliebe tatkräftig gefördert. Auch widmete er ſich
vorhanden ſei. Eine größere Anzahl Geſuche um Pachterlaß und
Mietſenkung wurde zuſtimmend verabſchiedet. Unter den üb=
lichen
Bedingungen wird der Städt. Schloßgarten dem Reit= und
Fahrverein für den 16. Juli überlaſſen. Einem Dringlichkeits=
antrag
von Stauß und Genoſſen, das ſtädtiſche Freibad am Schloß= wig Arzt am morgigen Tage auf einen wichtigen Abſchnitt ſeines
ſich Herr Regierungsbaurat Münkler zur Verfügung geſtellt,
die Pläne hierzu auszuarbeiten. Rat Weißbäcker bringt wünſchen geſellt ſich die Hoffnung zu, daß Ludwig Arzt noch recht
Klagen vor über Felddiebſtähle, und ſoll in der nächſten Sitzung
über Anſtellung eines Hilfsfeldſchützen beraten werden. ZumSchluſſe kraft ſeinem Werk. unſerer Heimat und unſerer zu neuem Leben
läßlich der Ernennung des Reichskanzlers Hitler zum Ehren=
bürger
unſerer Vaterſtadt nunmehr als dringlich zu behandeln
ſei und er dafür ſorgen werde, daß dieſelbe in den nächſten Tagen
zur Abſendung gelangen könne.

*Dgs Mainzer Gutenbergfeſt 1933.
Einweihung der neuen Abkeilung des Gukenbergmuſeums im Römiſchen Kaiſer

Anſprache des Stakthalters Sprenger.
Be. Die diesjährige Gutenbergfeier in Mainz erhielt eine be=
ſondere
Note durch die Eröffnung der Abteilung 1 des Gutenberg=
Muſeums im Hauſe Zum Römiſchen Kaiſer, des beſten und
prächtigſten Baues aus der Renaiſſancezeit, den Mainz aufzuwei=
ſen
hat. Mit dieſem neuen Heim für die reichhaltigen Sammlun=
gen
des Muſeums iſt ein langgehegter Wunſch in Erfüllung ge=
gangen
.
Die feierliche Eröffnung erfolgte am Samstag vormittag
in Gegenwart des Reichsſtatthalters Sprenger und ſeines Sta=
bes
, der ſtaatlichen, ſtädtiſchen, kirchlichen Behörden, der Vertreter
der Wiſſenſchaft und der Fachwelt. Im ſtimmungsvollen Hof hat=
ten
ſich die Feſtteilnehmer eingefunden. Oberbürgermeiſter Dr.
Barth betonte in ſeiner Begrüßungsanſprache, daß er ſich be=
ſonders
freue, daß der Reichsſtatthalter zu der Einweihung einer
Neuabteilung des Gutenbergmuſeums erſchienen ſei.
Reichsſtatthalter Sprenger
wies in ſeiner Anſprache darauf hin, daß er es für ſeine Pflicht
gehalten habe, zu der Eröffnung zu kommen. Der Nationalſozialis=
mus
ehre immer die Leiſtung. Es gelte, an Gutenberg, dem gro=
ßen
Sohn der Stadt Mainz, einem der größen Genien der Menſch=
heit
überhaupt, und an ſeinem Werke mit Hochachtung emporzu=
ſchauen
. Er zeichnete Gutenberg als den echten Deutſchen der ſich
uneigennützig ſeiner hohen Aufgabe zuwendete. Ohne Glauben
an ſeine Miſſion hätte er dies Werk nicht vollenden können. Reichs=
ſtatthalter
Sprenger betonte im weiteren Verlauf ſeiner ausge=
zeichneten
Rede, daß es ohne Gutenberg keine Preſſe gäbe. Er
nahm in dieſem Zuſammenhange Gelegenheit, ſich über die Auf=
gabe
der Preſſe zu verbreiten. Friedrich der Große und Napoleon
hätten den Wert der Preſſe erkannt.
Der Direktor des Muſeums Dr. Ruppel ließ ſich über die
Geſchichte des Hauſes und ſein beſonderes Geſchick aus. Er ſprach
ſeinen Dank all denen aus, die am Gelingen des Werkes beteiligt
waren.
Ein Rundgang durch die Ausſtellung und ihre prachtvollen
Räume ſchloß ſich an. Im Erdgeſchoß wurde eine Sammlung
älterer Druckgeräte und Druckmaſchinen aufgeſtellt und ſo die Ent=
wicklung
der Technik der Druckkunſt dargeſtellt. Durch das herrliche
Treppenhaus kommt man in das erſte Stockwerk, das Gutenberg
und den Mainzer Frühdruckern gewidmet iſt. Hier haben auch die
Mainzer Preſſe und die Gutenberggeſellſchaft eigene Räume gefun=
den
. Das zweite Stockwerk zeigt die Ausbreitung der Druckkunſt
von Mainz aus über Europa bis zum Jahre 1500. Das Muſeum
mit ſeiner ungemein reichhaltigen Schau ſtellt einen neuen Aktiv=
poſten
der Stadt Mainz in der Fremdenwerbung dar.
Die traditionelle Huldigung vor dem Denk=
mal
Gutenbergs erfolgte abends gegen 18.30 Uhr. Die

Zeilhard 26. Juni Im Saale von Auguſt Heinz 5. ſprach
Herr Pfarrer Blankerts=Brensbach über die Glaubensbewegung
deutſcher Chriſten‟. Er zeigte, daß die nationale Erhebung und
Revolution unter Führung Adolf Hitlers, ein gewaltiges geſchicht=
liches
Geſchehen, worin Gott ſelbſt zu unſerem Volke redet und
uns zugleich vor ungeheure Aufgaben ſtellt, in vielen deutſchen
Menſchen eine ſtarke Glaubensbewegung wachgerufen hat. Ein
jeder echte Nationalſozialiſt muß dieſer innerſten, zu Chriſtus füh=
renden
Bewegung in ſeinem Herzen und Leben Raum geben. Er
braucht die Kirche und muß nach einer lebendigen evangeliſchen
Kirche und Gemeinde ſtreben, die wahre Gemeinſchaft deutſcher
und chriſtlicher Brüder und Schweſtern iſt. Die ſo erwachten und
bewegten deutſchen Menſchen haben ſich zu der Glaubensbewegung
Rechnungsablage für das Jahr 1932 ergab den Umſatz von 38 000 Deutſche Chriſten zuſammengeſchloſſen, die das Ziel verfolgt, die
evangeliſche Kirche aus dem Glauben und dem neuerlebten deut=
ſchen
Volkstum zu erneuern und aus den vielen Landeskirchen in
Deutſchland eine Reichskirche entſtehen zu laſſen, an deren Spitze
ein Reichsbiſchof ſteht. Der Redner beleuchtete dann die bisherige
Entwicklung des Erneuerungswerkes. Im Anſchluß wurde eine
Michelſtadt, 27. Juni. Ludwig Arzt 60 Jahre. Am
Mittwoch, den 28. Juni 1933. kann Fabrikant Ludwig Arzt
tung von der Verſammlung gutgeheißen. Dem neuen Vorſtand in Michelſtadt auf die Vollendung ſeines 60. Lebensjahres
zurückblicken. Der Jubilar leitet als Seniorchef die welibekannte,
livp Ludwig Arzt, G. m. b. H., die unter ſeiner hervorragenden
Führung trotz der Ungunſt der allgemeinen Wirtſchaftslage nicht
nur ſich behaupten, ſich vielmehr infolge weitblickender Leitung
weiter ausdehnen konnte. In allen die wirtſchaftliche Entwick=
lung
des Odenwaldes betreffenden Fragen gilt Ludwig Arzt mit
kammer Darmſtadt, im Jahre 1931 wurde er in Würdigung ſeiner
Verdienſte um die verkehrliche Erſchließung ſeiner Heimat zum
früh durch entſprechende Einrichtungen für ſeine Arbeiterſchaft in
die Tat umſetzte. Darüber hinaus hat der nunmehr Sechzigjährige
ſtets in beſonderem Maße im ſtillen Werke der Wohltätigkeit
Fragen des kirchlichen Lebens, ſo als Mitglied des Kirchenvor=
ſtandes
von Michelſtadt und als Mitglied des Finanzausſchuſſes
des Landeskirchentags. Den geiſtigen und künſtleriſchen Beſtre=
bungen
iſt der Jubilar ſtets opferbereiter Förderer. Wenn Lud=
garten
als Familienbad auszubauen, wurde entſprochen, und hat bedeutſamen Lebensweges zurückblickt, ſo darf er ſich freudiger
Anteilnahme weiteſter Kreiſe verſichert halten. Herzlichen Glück=
lange
in ſeiner bisherigen friſchen, die Dinge meiſternden Tat=
gab
Beigeordneter Burkart bekannt, daß die Ehrenurkunde an= erblühenden deutſchen Volksgemeinſchaft erhalten bleiben möchte
Ad multos annos!
Hirſchhorn, 26. Juni. Waſſerſtand des Neckars
(Pegel) am 25. d. M.: 2,50 Meter, am 26. d. M.: 2,40 Meter,
jeweils morgens 5,30 Uhr.

Feſtanſprache, die Druckereibeſitzer Rutzen hielt, wurde von Män=
nerchören
und muſikaliſchen Vorträgen umrahmt. An dieſer Feier
nahmen neben den Buchdruckern auch die Innungen und die Ab=
ordnungen
der nationalen Verbände mit ihren Fahnen teil. Da=
ran
ſchloß ſich die Aufführung des Zunftſpieles Das Poſtu=
lat‟
. Dieſes fröhliche Spiel, nach alten Bräuchen der Drucker=
zunft
von Hans Ludwig Linkenbach, konnte vor einer großen
Zuſchauerzahl auf der Freilichtbühne auf dem Liebfrauenplatz mit
großem Erfolg aufgeführt werden. Das Spiel, das in glücklicher
Weiſe alte Zunftbräuche lebendig und eindrucksvoll vorführt,
wurde außerordentlich beifällig aufgenommen. Die Mitwirkenden,
Mainzer Schauſpieler, Laienſpieler, Mandolinenorcheſter, Berufs=
muſiker
, ein Maſſenchor der Mainzer Sängerſchaft, waren mit Luſt
und Liebe bei der Sache und boten ihr Beſtes. Anſchließend fand
nach Ueberleitung durch einen ſinnigen Prolog das Gautſchen
von 43 Mainzer Buchdruckergeſellen ſtatt. Bei dieſer, nach ſtren=
gen
Regeln vor ſich gehenden Waſſertaufe der Jünger Gutenbergs
ergaben ſich ergötzliche Bilder von zwerchfellerſchütternder Komik.
Die 32. ordentliche Mitgliederverſammlung der Gutenberg=
Geſellſchaft
am Sonntagvormittag im Weißen Saal des Kurfürſtlichen Schloſ=
ſes
wurde eingeleitet durch den Feſtvortrag von Profeſſor Dr. Dy=
roff
, Bonn, über: Die Bedeutung der Druckkunſt für das Men=
ſchenleben
. Er legte dar, wie die ſchwarze Kunſt dem Leben des
Einzelmenſchen aus der im Anſchluß an ihre Schöpfung gewonne=
nen
neuen Art von Menſchengemeinſchaft neue Werte, neues Ver=
halten
bot. Das gute Buch neuen Stils bringt durch die Möglich=
keit
der ungeheuren Vervielfältigung, durch das Bequeme ſeiner
Zugänglichkeit, durch ſeine leichte Verbreitung, durch ſeine Fein=
heit
gleichſam neue Menſchen hervor. So hat insbeſondere die
Zeitung nicht nur die öffentliche Meinung, ſondern auch das
Innenleben der Menſchen geformt. Den Tätigkeitsbericht erſtattete
der ſtellvertretende Vorſitzende Dr. Ruppel. Die wirtſchaftliche
Not hat auch die Gutenberg=Geſellſchaft nicht unberührt gelaſſen.
Die gegenwärtige Mitgliederzahl beträgt 1009. Die Kaſſenver=
hältniſſe
der Gutenberg=Geſellſchaft konnten trotz allem geſund ge=
halten
werden. Für den ausgeſchiedenen ſeitherigen 1. Vorſitzen=
den
, Oberbürgermeiſter i. R. Dr. Ehrhardt, wurde Staatskommiſ=
ſar
Dr. Barth gewählt.
Vor dem Gutenbergdenkmal fand ein Promenadekonzert
ausgeführt von der Standartenkapelle 117, ſtatt. in Kinderfeſt
im Stadtpark am Nachmittag ließ auch die Kleinen am Gutenberg=
tag
zu ihrem Recht kommen. Den Abſchluß der Gutenbergfeiern
bildete am Abend im großen Saale der Stadthalle ein Volksfeſt,
bei dem Oberbürgermeiſter Dr. Barth eine Anſprache hielt und
die Verteilung der Gautſchbriefe vornahm. In dem anſchließenden
heiteren Teil verbanden ſich aufs beſte Mainzer Humor und rhei=
niſcher
Frohſinn. Ein ſchöner Ausklang der harmoniſch verlau=
fenen
Mainzer Gutenbergtage!

As. Erbach, 26. Juni. Vom Werkmeiſterverband.
In einer Verſammlung des Deutſchen Werkmeiſterverbandes teilte
der langjährige Vorſitzende, Fritz Würtenberger, Erbach,
mit, daß er infolge der Zuſammenlegung der Bezirksvereine Er=
bach
, Michelſtadt, Höchſt und Groß=Umſtadt nach Michelſtadt die
damit verbundene Mehrarbeit nicht mehr ſo leiſten könne, wie es
das Wohl der Mitglieder erfordere. Er ſehe ſich deshalb genötigt,
einer jüngeren Kraft Platz zu machen. Der ſeitherige Vorſitzende
ſchlug deshalb als Nachfolger Herrn Ernſt Schneider. Michel=
ſtadt
, vor. Herr Schneider, der von zahlreich erſchienenen Mit=
gliedern
vorbehaltlich der Genehmigung durch die Hauptverſamm=
lung
einſtimmig gewählt wurde, hob nun in erſter Linie die Ver=
dienſte
ſeines Vorgängers beſonders hervor. In Würdigung ſei=
ner
Hilfsbereitſchaft und Opferwilligkeit gegenüber den in Not
geratenen Vereinsmitgliedern, ſeines beſcheidenen und offenen Cha=
rakters
und vor allem ſeiner Verdienſte wurde Herr Würtenber=
ger
unter allgemeiner Zuſtimmung zum Ehrenvorſitzenden ernannt.
Der Geehrte dankte ſichtlich gerührt und verſprach, auch fernerhin
mitzuarbeiten zum Wohle des Deutſchen Werkmeiſterverbandes
und des geſamten deutſchen Volkes. Anſchließend gedachte Herr
Würtenberger der Verdienſte des leider ſo früh verſtorbenen Kol=
legen
G. Knierieme, deſſen Andenken durch Erheben von den
Sitzen geehrt wurde. Nach Erledigung verſchiedener Vereins=
angelegenheiten
wurde die Verſammlung mit dem Wunſche ge=
ſchloſſen
, auch unter den veränderten Verhältnien dem Verbande
die Treue zu halten, da durch die Neuordnung ein beſſeres Ar=
beiten
wie früher gewährleiſtet ſei. Silbernes Schwe=
ſtern
=Jubiläum. Schweſter Käthchen kann in dieſen
Tagen auf eine 25jährige Tätigkeit als Diakoniſſe zurückblicken.
Dieſes Jubiläum iſt für unſere Gemeinde um ſo bedeutungsvoller.
als die größte Zahl der Schweſterniahre in Erbach zugebracht
wurden. Schweſter Käthchen betreut nun ſeit 17 Jahren unſere
Kleinſten und fühlt ſich dadurch mit der Gemeinde ganz und gar
verbunden.
Cf. Birkenau, 26. Juni. Unglücksfall. Ein verheirateter
Mann aus dem nahen Nieder=Liebersbach wurde, mit dem Rad
von Fürth kommend, an der Straßenkreuzung in Lörzenbach von
einem Laſtwagen erfaßt und ſo unglücklich überfahren, daß ihm
nach der Einlieferung in das Städt. Krankenhaus Weinheim das
eine Bein unter dem Knie abgenommen werden mußte.
C Viernheim, 25. Juni. Voranſchlagsberatung. Der
diesjährige Voranſchlag ſchließt mit einem Defizit von 175 000 M.
ab. Bemerkenswert iſt, daß ſich der Voranſchlag unter Außeracht=
laſſung
der Rubrik Soziale Fürſorge voll und ganz ausgleicht.
Die Ausgaben dieſer Rubrik betragen etwa 750 000 RM., wovon
allein 600 000 RM. für Wohlfahrtsunterſtützungen gebraucht wer=
den
. Die Gehälter der Gemeindebeamten wurden erheblich gekürzt.
Die Gemeindeumlagen für 1933 wurden auf 136 000 Mk. feſtge=
ſtellt
. Hohes Alter. Der Einwohner Valent. Reinhard,
Veteran von 1866 und 70/71, feiert in dieſen Tagen ſeinen 90.
Geburtstag im Kreiſe ſeiner Kinder, Enkel und Urenkel. Faſt täg=
lich
macht er noch ſeine Spaziergänge in Wald und Feld. Aus
Anlaß dieſes ſeltenen Jubiläums wird ihm die Gemeinde eine
Ehrengabe gewähren.
Gernsheim, 26. Juni Waſſerſtand des Rheins
(Pegel) am 25. d. M.: 2,97 Meter, am 26. d. M.: 3.15 Meter
jeweils morgens 5.30 Uhr.

N

Ta
AtttT
u

deutscher Chemiker, Ingenieure und Arbeiter findet ihren
Niederschlag in jedem Tropfen unserer überlegenen, auf alle
Jahreszeiten und alle Mofortypen abgestimmten SHELL AUTO-
OEL-Sorten. In unseren modernen Fabriken, den bedeutendsten
ihrer Art in Deutschland, wenden wir vorbildliche Veredelungs-
verfahren
an, die zum Teil nur uns zur Verfügung stehen.

II.Hbg. 4397

OIIELE AOT.
immer anter Plomben

ELA
schutz

AEROSHELL HOCHLEISTUNGSOEL
SHELL VOLTOL DAS EINHEITSOEL
sHEtt Aufoorl X dünnflüssig
SHELL AUTOOFL 2X mittelflüssig
SHElL AUTOOEL ZXdIcKFÜüssIg
SHELL AUTOOEL AX stark dickhüssig
SHELL AUTOOEL SX extra stark dickn.
auszuwählen nach dem ShElL-FUHRER
RHEMANIA-OSSAG MINERALOLWERKF A.-G.

[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 176

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 27. Juni 1933

Butzbach, 25. Juni. (Eigenbericht.)

Wie alljährlich, ſo führte auch diesmal die Tagung des Ver=
bandes
der Heſſiſchen Geſchichts= und Altertumsvereine eine große
Anzahl Vertreter zuſammen. In Gießen wurde die Verbands=
tagung
mit einer Beſichtigung der Anſtalt für heſſiſche Landes=
forſchung
verbunden, zu der ſich auch Miniſterpräſident Profeſſor
Dr. Werner, der Vorſitzende des Landesverbandes v. Hahn
und der Provinzialdirektor Graef eingefunden hatten. Der
Direktor der Anſtalt, Profeſſor Dr. Th. Mayer gab eine kurze
Ueberſicht über die Arbeiten der heſſiſchen Landesforſchung an
Hand zahlreicher Karten und betonte, daß dieſe Kunſt nicht um
der Kunſt willen arbeite, ſondern die Geſchichte, Sprache und
Landſchaft zuſammenfaſſen will, um ſie dienſtbar zu machen für
das Volk. Ueber die Vorarbeiten für das Südheſſiſche Wörter=
buch
und die Arbeiten für den Atlas, für deutſche Volkskunde
ſprach Dr. Fritz Stroh.

Von Gießen begaben ſich die Gäſte nach Butzbach, wo im Saale
des Deutſchen Hauſes die Tagung durch einen Vortrags= und
Unterhaltungsabend fortgeſetzt wurde. Der Landesverbandsvor=
ſitzende
von Hahn, konnte hier eine ſtattliche Verſammlung
willkommen heißen. Bürgermeiſter Dr. Scheller benutzte die
Gelegenheit, um dem anweſenden Miniſterpräſidenten Prof. Dr.
Werner die von Prof. Beyer=Darmſtadt künſtleriſch ausgeführte
Urkunde des Ehrenbürgers zu überreichen, wobei er noch einmal
die großen Verdienſte dieſes Ehrenbürgers um die Stadt Butzbach
und um das Heſſenland hervorhob. Miniſterpräſident Prof. Dr.
Werner dankte bewegt für die Urkunde und betonte die innige
Verbundenheit mit dem ſchönen Wetterauer Städtchen Butzbach.
Im Anſchluß daran hielt der bekannte Kunſthiſtoriker der Lan=
desuniverſität
Gießen, Profeſſor Dr. Rauch, einen wertvollen
Lichtbildervortrag über Die Kunſtdenkmäler der Stadt Butzbach.
oder beſſer geſagt. Butzbach in der Kunſtgeſchichte‟. Er ging aus
von den karolingiſchen und romaniſchen Reſten im Taufſtein und
dem romaniſchen Kern der Stadtkirche und wies nach, wie das
1321 zur Stadt gewordene Butzbach damit hineingebdren wurde in
die deutſche höchſte Kunſtblüte die Spätgotik. Im weiteren Ver=
lauf
wies er auf die naive Renaiſſance im Solmſer Schlößchen
hin, die Gruft in der St. Martinskirche und auch auf die Kunſt
des Fachwerkbaues, für die Butzbach mit ſeinem Rathaus und
Bauten aus 1636, 1706 und 1710 reich an Beiſpielen iſt. Die an=
regenden
, von tiefem Kunſtempfinden und Kunſtgefühl zeugenden
Ausführungen ſchloſſen mit der Mahnung, das Ererbte auch zu
erarbeiten, um es zu beſitzen.
Am Sonntagvormittag fand in dem Sitzungsſaale des alt=
hiſtoriſchen
Rathauſes die Geſchäftsſitzung des Verbandes ſtatt.
Der Vorſitzende von Hahn dankte der Stadt Butzbach für die
Ueberlaſſung dieſes würdigen Raumes und Profeſſor Dr. Horſt=
Butzbach für die Vorbereitungen und hieß die Anweſenden will=
kommen
. Er ſprach von den eindrucksvollen Veranſtaltungen am
Vortag und machte Mitteilung von zahlreichen Begrüßungsſchrei=
ben
, ſo u. a. von S. K. H. dem Großherzog von Heſſen, von dem
Herrn Staatsſekretär Jung und einer Reihe von befreundeten
Vereinen. Dem verſtorbenen Vorſtandsmitglied Profeſſor Dr.
Brockmann=Offenbach wurde ein Nachruf gewidmet. Im Jahres=
bericht
wurde anerkennend der großen Mühewaltung und Arbeit
in den Vereinen gedacht, die darauf hinausgingen, den alten Kern
der Mitgliedsbeſtände zu erhalten, ſo daß man mit einem Still=
ſtand
in dem Mitgliederrückgang rechnet. Bei der Leſergemeinde
von Heimat und Scholle konnte der Zugang nicht den Abgang
wieder wettmachen. Um die Erhaltung der Schrift hat ſich die
F. C. Winterſche Buchdruckerei in Darmſtadt große Verdienſte er=
worben
. Beſonderer Dank wurde dem Schriftleiter Müller aus=
geſprochen
. Der Verband war auf der Tagung des Geſamtver=
bandes
der Geſchichtsvereine in Stuttgart und bei der Feier des
100jährigen Jubiläums des Hiſtoriſchen Vereins Darmſtadt ver=
treten
. Eine wichtige Aufgabe, die Ausgrabungen der Burg
Glauburg, ſind genehmigt und ſollen bereits am Montag fortge=
ſetzt
werden. Die Arbeit für die Jugendgruppen wird fortgeſetzt.
Die Bibliographie, der Heſſiſchen Geſchichte, die in Volk und
Scholle erſchienen iſt, ſoll fortgeſetzt werden. Aus dem von Dr.
Kraft=Darmſtadt erſtatteten Kaſſenbericht war zu entnehmen,
daß den 1857 Mk. Einnahmen etwa 1588 Mk. Ausgaben gegen=
überſtehen
, ſo daß ein Barbeſtand von rund 369 Mk. verblieb. Dem
Schatzmeiſter und dem Vorſtand wurde einſtimmig Entlaſtung er=
teilt
. Für den verſtorbenen Prof. Dr. Brockmann wurde Stadt=
kaſſendirektor
Salwächter=Offenbach neu in den Vorſtand gewählt.
Die nächſte Tagung findet ausnahmsweiſe in Gießen ſtatt; der
Termin wird noch bekannt gegeben werden. Archivrat Dr.
Klemm erſtattete Bericht über die Fortſetzung der Arbeiten an
der Bibliographie, die in ihrem erſten Teil noch nicht erſcheinen
konnte. Archivrat Dr. Klemm wurde Dank und Anerkennung ge=
zollt
, und Archivdirektor i. R. Univ.=Prof. Dr. Dietrich bewil=
ligte
namens des Hiſtoriſchen Vereins 100 für die Hiſtoriſche
Kommiſſion 50, weitere Vereine kleinere Beträge, zur Abdeckung
der entſtandenen Koſten und der Fortführung der Arbeit. Von
Bürgermeiſter Metzler=Worms wurde angeregt die Beſichtigun=
gen
auch den Delegierten zu ermöglichen. Im Anſchluß an dieſe
Tagung fand im Deutſchen Haus der Feſtvortrag vom Direktor
der Anſtalt für Landesforſchung, Univ.=Profeſſor Dr. Th. Mayer=
Gießen über Aufgaben der heſſiſchen Landesgeſchichtsforſchung
ſtatt. Der Vortragende würdigte die Epoche der nationalen Er=
hebung
, die es fertigbrachte, große Gegenſätze, ſelbſt die der Main=
linie
, zu überwinden und die die Geiſteswiſſenſchaft von fremden
und undeutſchen Einflüſſen befreit hat. Völlig würdigen kann nur
der Hiſtoriker dieſe Vorgänge, denn es war ihm niemals Gelegen=
heit
gegeben, Hiſtoriſches ſo zu erleben, wie in dieſen Zeiten. Die
Aufgaben der neuen Zeit werden dann mit Ernſt und Ruhe durch=
geführt
werden können, wenn wir wiſſen, woher wir gekommen
ſind. Wir leben in dem Zeitalter der Ganzheit. Wir wiſſen, daß
kein Einzelner das Recht hat, ſich außerhalb der Ganzheit zu ſtel=
len
, in die er hineingeboren iſt. Es liegt große Verantwortung
darin, daß wir das Uebernommene wieder weitergeben in Demut
und Ehrfurcht vor den Taten unſerer Ahnen.
Wir verlangen heute von der Geſchichtswiſſenſchaft, daß ſie
eine lebendige iſt. Jede einzelne Generation muß ſich mit der Ge=
ſchichte
auseinanderſetzen und ſich ein lebendiges Verhältnis zu ihr
erarbeiten, damit das Volk die Geſchichte neu erlebt und mit bei=
trägt
zur Geſchichte. Sie iſt Quelle vaterländiſchen Bewußt=
ſeins
. Die Geſchichts= und Altertumsvereine haben ſich in einer
Zeit, die die geſamten Ideale zu ſtürzen drohte, durch die Pflege
der Liebe zur Heimat in unſerem Lebensraum und dem hiſtori=
ſchen
Sinn unvergängliche Verdienſte erworben. Was die akade=
miſche
Forſchung nicht wußte und was eigentlich ihre nationale
Aufgabe war, iſt nie klarer geworden wie in der Jetztzeit, daß der
Staat nur das organiſatoriſche Kleid des Volkes iſt und daß das
Volk in den Vordergrund zu ſtellen iſt. Die Landesgeſchichte hat
die Aufgabe, die Beziehung zum Lande herbeizuführen. Die bis=
herige
Auffaſſung, daß die Landesgeſchichte eine Reichsgeſchichte im
kleinen iſt, iſt abwegig. Der notwendige Ausgang der Landes=
geſchichte
iſt die Landeskunde. Unſere heſſiſche Landſchaft liegt am
Rande der oberrheiniſchen Tiefebene im Rhein=Main=Gebiet. Der
Redner ging hier auf die Eigenarten der Landſchaft in ihrer Be=
völkerung
und Beſiedelung ein. Soll die Arbeit weiter gepflegt
werden, ſo muß auch der Betrieb, der ſich an der Landesuniverſi=
tät
entwickelt hat, geändert werden. Bisher hat man die deutſche
Geſchichte zurückgedrängt. Der Redner kritiſierte dieſen Zuſtand
und führte aus, mit welcher Intenſität in anderen Staaten eigene
Geſchichte betrieben wird, die ein wichtiger Faktor in der politi=
ſchen
Bildung bedeutet. Der vaterländiſchen und Heimatgeſchichte
muß auch in der Prüfungsordnung ein größerer Raum eingeräumt
werden. Die Hauptaufgabe der Landesforſchung iſt die Verwur=
zelung
des Einzelnen im Heimatbereich, die Erweckung der Liebe
zur Heimat und ihre Pflege, die reſtloſe Eingliederung in das
Ganze. Es wurde folgende Entſchließung gefaßt: Der
Verband der Heſſiſchen Geſchichts= und Altertumsvereine bittet
das Heſſiſche Kultusminiſterium, bei der Ausbildung der Lehrer
für die höheren Schulen, ſowie im Unterricht dieſer Schulen möge
auf den Heimatgedanken und damit auf die Pflege der Landes=
geſchichte
mehr als bisher geſchehen Bedacht genommen werden;
dazu wird vor allem dienen, daß bei der Prüfung zur Lehrbefähi=
gung
für Geſchichte die Landesgeſchichte ſelbſtändig nach der allge=
meinen
Geſchichte berückſichtigt wird.

Aa. Offenbach, 26. Juni. Tragiſcher Verkehrsun=
fall
. Am Samstag wurde in der Arndtſtraße das 8 Jahre alte
Schulmädchen Maria Metzler von einem Omnibus der Städti=
ſchen
Verkehrslinie überfahren und ſo ſchwer verletzt, daß es auf
dem Wege ins Krankenhaus ſtarb. Das Mädchen kam von der
Jugendfeſtfeier. Durch den heftigen Wind flog ihr das Blumen=
kränzchen
aus dem Haar. Bei dem Verſuch, das dahinflatternde
Kränzchen einzuholen, lief das Kind vor den Augen von Kindern
und Lehrern direkt in
mnibus hinein.

und Anterramssereie.

P. Kelſterbach a. M.. 26. Juni. Durch die Unterſuchungskom=
miſſion
und den nationalſoz. kommiſſ. Bürgermeiſter iſt feſtgeſtellt
worden, daß die marxiſtiſche Mehrheit des abgeſetzten Gemeinde=
rats
in bedeutender Höhe Bürgſchaften für Darlehen übernom=
men
hat, die vorausſichtlich als verloren anzuſehen ſind und ſchon
von vornherein als ſpäter uneinbringlich feſtſtanden. Der neue
Gemeinderat mit nationalſozialiſtiſcher Mehrheit wird die Mit=
glieder
des früheren Gemeinderats unter Solidarhaft für den
durch die Bürgſchaftsleiſtung entſtandenen Schaden für die Ge=
meinde
regreßpflichtig machen. Ebenſo wurden Mißſtände durch
Steuerſtundungen, Steuererlaſſe uſw. feſtgeſtellt, die der Gemeinde
erheblichen Schaden brachten. Die von dem früheren Gemeinderat
erfolgte Verpfändung des Gemeindewaldes an einen Großgläu=
biger
wird nicht rechtswirkſam, weil der neue Gemeinderat die
Genehmigung zur Eintragung der Verpfändung im Grundbuch
verweigert. Als Erſatz ſoll die Verpfändung des vom früheren
Gemeinderat angekauften Geländes und der Gebäude des ehe=
maligen
Munitionsdepots erfolgen, auf welche der neue Gemeinde=
rat
keinen großen Wert legt. Außerdem beſchloß der Gemeinderat
die Herabſetzung der Beamtengehälter, die nach Anſicht der Un=
terſuchungskommiſſion
nicht mit den Leiſtungen übereinſtimmen.
Au. Groß=Gerau, 26. Juni. Samstag und Sonntag fand als
Abſchluß des auf den Schießſtänden des Schützenvereins Tell,
Groß=Gerau ausgetragenen 38. Hauptverbandsſchießens des Mittel=
deutſchen
Kleinkaliber=Schützenverbandes e. V., an dem ſich zahl=
reiche
Darmſtädter Kleinkaliberſchützen beteiligten, ein gro=
ßes
deutſches Schützenfeſt ſtatt, das trotz des wenig günſtigen Wet=
ters
einen ſehr ſchönen Verlauf nahm. Samstagabend fand auf
dem Feſtplatz inmitten der Stadt die feierliche Eröffnungsfeier
ſtatt, bei der der Protektor des Feſtes, Bürgermeiſter Dr. =
decke
, die Feſtanſprache hielt. Umrahmt war dieſe von Darbie=
tungen
der verſchiedenen Ortsvereine. Gegen 11 Uhr fand ein
großer Fackelzug ſämtlicher Feſtgäſte ſowie der Schulen und der
nationalen Verbände zum Hindenburg=Befreiungsturm ſtatt, wo
ein rieſiges Sonnenwendfeuer abgebrannt wurde. Sonn=
tagvormittag
fand in der Ehrenhalle des alten Rathauſes eine
Kranzniederlegung ſtatt. Mittags wurde die VDA.=
Staffel am Stadthaus empfangen, der eine Botſchaft der Groß=
Gerauer Jugend für die Saarbevölkerung mitgegeben wurde. Den
Höhepunkt des Feſtes bildete der am Sonntagnachmittag ſtattge=
fundene
große Feſtzug, an dem ſich zahlreiche Schützenvereine
aus Heſſen und Heſſen=Naſſau, ſämtliche Ortsvereine ſo=
wie
die nationalen Verbände beteiligten. Auf dem Feſt=
platz
fand hierauf die feierliche Enthüllung der Vereins=
fahne
des Schützenvereins Tell Groß=Gerau ſtatt. Anſchlie=
ßend
wurde die Preisverreilung des Hauptverbandsſchie=
ßens
vorgenommen. Erſter im Sportſchießen wurde ein Darm=
ſtädter
Schütze, nämlich Karl Rau. Die Verbandsmeiſterſchaft
errang ein Groß=Gerauer Schütze. Ein gemütliches Beiſammenſein
mit Tanz und Konzert beſchloß den Feſttag.
Rheinheſſen.
Lpd. Bingen, 26. Juni. Schweres Autounglück durch
ſcharfes Bremſen. Ein Toter, ein Schwerverletz=
ter
. Durch plötzliches ſtarkes Abbremſen kam ein Perſonenauto
bei Rheindiebach ins Schleudern und fuhr gegen eine Scheune.
Der Vertreter Walter Rhode aus Mainz wurde aus dem Wagen
geworfen und blieb mit ſchweren Kopfverletzungen liegen. Der
Fabrikant Tſchudin aus Mainz=Mombach geriet unter das Fahr=
zeug
und erlitt ſo ſchwere Verletzungen, daß er kurze Zeit ſpäter
im Binger Krankenhaus ſtarb.

Heſſiſche Jungbauernſchaft, Kreis Groß=Gerau.
Am Sonntag fand in Groß=Gerau eine Kreisverſammlung
der Heſſiſchen Jungbauernſchaft ſtatt, die faſt von allen Orten des
Kreiſes zahlreich beſucht war. Die Verſammlung diente in erſter
Linie der Neuorganiſation im Kreis Groß=Gerau. Aus dem Ver=
lauf
der Verſammlung war zu erkennen, daß ſich auch in den Jung=
bauernkreiſen
immer mehr der Gedanke durchſetzt, daß ſich die Zuſam=
menfaſſung
der ländlichen Jugend in einer einzigen geſchloſſenen be=
rufsſtändiſchen
Organiſation als Gebot der Zeit, in der wir leben,
erweiſt. Gerade die Jungbauernſchaft iſt unſerem großen Führer
gegenüber verpflichtet, ſich feſt als ein Block zuſammenzuſchließen,
der gewillt und in der Lage iſt, zu jeder Zeit ſich bedingungslos
hinter die Führer des neuen Deutſchlands zu ſtellen. Der Kreis=
vorſitzende
, Jungbauer Luley=Leeheim, der die Verſammlung lei=
tete
, gab auch dieſem Gedanken bei ſeiner Eröffnung und Begrü=
ßungsrede
Ausdruck. Er forderte die Vertreter derienigen Orte,
in denen bisher keine Ortsgruppen der Jungbauernſchaft beſtehen,
auf, die Bildung ſolcher Ortsgruppen ſofort in die Wege zu leiten
und geeignete Führer, die Mitglieder der NSDAP. ſind oder der
SA. angehören, an die Spitze zu ſtellen. Es muß erreicht wer=
den
, daß jeder Vorſitzende einer Junglandbundortsgruppe der
NSDAP. oder einer ihrer Formationen angehört. Zur leichteren
Durchführung der Organiſation des geſamten Kreiſes wurde der
Kreis in nachſtehende Unterbezirke eingeteilt und an die Spitze
derſelben durch den Provinzialvorſitzenden die einzelnen Bezirks=
führer
berufen.
Unteres Ried: Biebesheim, Stockſtadt, Gernsheim mit Klein=
Rohrheim. Bezirksführer: Otto Wilh. Rothermel 2., Biebes=
heim
a. Rh.
Mittleres Ried: Leeheim, Erfelden, Wolfskehlen, Dornheim,
Crumſtadt, Goddelau. Bezirksführer: Ernſt Luley, Leeheim.
Bezirk Groß=Gerau: Groß=Gerau, Büttelborn, Klein= Ge=
rau
, Geinsheim, Wallerſtädten, Worfelden, Berkach, Nauheim,
Trebur, Dornberg. Bezirksführer: Georg Noldt, Wallerſtädten.
Bezirk Mainſpitze: Rüſſelsheim, Biſchofsheim, König=
ſtädten
, Aſtheim, Bauſchheim, Ginsheim, Raunheim. Bezirks=
führer
: Adam Guthmann ir., Ginsheim.
Der Bundesbeitrag zur Heſſiſchen Jungbauernſchaft beträgt
im Jahr 2 Mk., und zwar für den Landesverband 1,80 Mk.
(monatlich 15 Pfg.) und für die Kreiskaſſe pro Jahr 20 Pfg. Jede
einzelne Ortsgruppe wurde verpflichtet, ſo ſchnell wie möglich eine
Liſte der Mitglieder an die Geſchäftsſtelle der Heſſ. Jungbauern=
ſchaft
, Darmſtadt, Rheinſtr. 1. einzureichen, die auch bereit iſt, in
irgendwelchen Zweifelsfällen Auskunft zu erteilen. Weiterhin
beſchloß die Verſammlung, ein Kreismeiſterſchaftsſchießen abzu=
halten
, an dem ſich möglichſt alle Ortsgruppen, in denen Schützen=
abteilungen
beſtehen, beteiligen ſollen. Zur Teilnahme berech=
tigt
ſind alle Junglandbündler, die aktive Schützen ſind. Die fünf
beſten Schützen einer Jungbauernſchaft ſind Kreismeiſter und
dürfen ſich bei dem Provinzmeiſterſchaftsſchießen, gelegentlich des
Landvolktages in Langen, der am 20. Auguſt d. J. ſtattfinden ſoll,
beteiligen. Das Kreismeiſterſchaftsſchießen wird am 16. Juli für
den Südteil in Erfelden und für den nördlichen Bezirk in Geins=
heim
abgehalten. Erfreulicherweiſe nahmen auch verſchiedene Alt=
bauern
und landwirtſchaftliche Ortsfachberater der NSDAP. an
der Verſammlung teil. Pg. Schnauber=Gernsheim richtete einen
eindringlichen Appell an alle Jungbauern, und forderte dieſelben
zum Zuſammenſchluß in ihrer freien berufsſtändiſchen Organi=
ſation
auf. Die Bauernſchaft, jung wie alt, bildet den Grund=
pfeiler
des neuen Deutſchlands, in dem der oberſte Grundſatz herr=
ſchen
muß: Gemeinnutz vor Eigennutz! Der Reichskanzler Adolf
Hitler hat wiederholt zu erkennen gegeben, daß ſich das neue
Reich in erſter Linie auf einem geſunden Bauernſtand aufbaut.
Damit hat auch der Bauernſtand die Pflicht übernommen, ihm
beim Aufbau des Reiches zu helfen und zur Seite zu ſtehen. Sei=
nen
Ausführungen ſchloß ſich Jungbauer Luley=Leeheim in ein=
dringlichen
Worten an und beendete die Verſammlung mit einem
Heilruf auf den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler, in den
die Anweſenden begeiſtert einſtimmten.
E. W.

SAüSssdeAtt

Turner=Gleichkracht verboken!
Der Führer des Gaues Weſtfalen=Lippe der Deut=
ſchen
Turnerſchaft Rechtsanwalt Dr. Reiff=Hamm, hat auf.
behördliche Weiſung das Tragen der von der DT.
eingeführten blauen Gleichtracht mit ſofortiger
Wirkung verboten. Verſtöße gegen das Verbot haben
den Ausſchluß aus der DT. zur Folge.
* Kreisliga Südheſſen.
Heppenheim glatt diſtanziert.
Es war vorauszuſehen, daß unſer Vertreter in dieſer Serie
der Aufſtiegſpiele zur Bezirksliga wenig ereichen würde. Daß
man die Bergſträßer aber ſo glatt an die Wand drücken würde,
war nicht anzunehmen und entſpricht tatſächlich auch nicht den
Verhältniſſen. Die Leute vom ſagenumwobenen Galgen hatten
vor allem das Pech, gleich zu Beginn der Serie zwei gute Spie=
ler
erſetzen zu müſſen, wodurch die Mannſchaft verſchiedentlich
umgeſtellt wurde, ohne daß ſich ein Erfolg eingeſtellt hätte. Im
letzten Spiel dieſer Serie gegen Koſtheim hatten die Heppenhei=
mer
gleich im Anfang weiteres Pech darin, daß ihr Sturmführer
Rettig verletzt wurde und nur noch als Statiſi herumhinkte.
Natürlich kamen dadurch die beiden Flügel nie rechr ins Spiel,
ſo daß die beiden erzielten Tore auch kein Produkt der Stürmer
waren, ſondern ſich aus zwei Mordsſtrafſtößen des Mittelſtürmers
Martin ergaben. Der großen Freude des Koſtheimer Anhangs
wurde bald ein Dämpfer aufgeſetzt, als die telephoniſche Kunde
aus Bingen kam: die Polizei hat gewonnen. Nunmehr iſt vorerſt
einmal ein Entſcheidungsſpiel um den zweiten Platz notwendig.
Bei den Ausſcheidungsſpielen um den Aufſtieg
zur Kreisliga ſetzte ſich diesmal Olympia Biebes=
heim
durch. Der Spv Abenheim ging aber als Letzter
durchs Ziel und kommt für die Kreisliga Südheſſen vorerſt nicht
in Frage. Mit Olympia Biebesheim und Spv.
Gimbsheim ſind tatſächlich auch die beiden beſten Mannſchaf=
ten
zur Kreisliga aufgerückt.
Immer wieder tröpfeln noch einige Freundſchaftsſpiele. Da=
bei
waren die Biebliſer am Samstag abend gleich mit zwei
Mannſchaften auf einen Schlag gegen Conc. Gernsheim
und FCl. 07 Bensheim am Werk. In Bieblis ſpielten die
Riedleute gegen Gernsheim 2:2 und in Bensheim verlor die an=
dere
Mannſchaft 1:5, jedoch ſtand dieſe Partie noch 15 Minuten
vor Schluß 1:1! Der VfR. Bürſtadt konnte auf eigenem
Platze den Spv. Hochheim mit 5:0 abfertigen; eine Pokalelf
von Alem.=Olympia Worms unterlag in Neuhauſen 2:4.
Boxen.
Neuſel ſiegt in London über Jack Pettiffer.
Bei dem Freiluft=Kampftag am Sonntag in Zeabridge bei
London kam der deutſche, Schwergewichtler Walter Neuſel vor
20 000 Zuſchauern zu einem ſchönen Erfolg. Der Bochumer zwang
den engliſchen Rieſen Jack Pettiffer in einem über zehn Runden
angeſetzten Kampf bereits in der achten Runde zur Aufgabe.
Neuſel war ſeinem angriffsluſtigen Gegner in jeder Runde über=
legen
, in der achten Runde wurde der Engländer ſchwer am lin=
ken
Auge getroffen und gab daraufhin den für ihn ausſichtsloſen
Kampf auf.
Bedauerlich bleibt bei der Freude über dieſen ſchönen Er=
folg
eines deutſchen Boxers im Auslande, daß Damſki, der
jüdiſche Manager Neuſels, dem Kampf größere Zugkraft dadurch
verſchaffte, indem er ankündigte, daß ein gewiſſer Teil der Ein=
nahmen
dem Fonds der aus Deutſchland geflüchteten Juden über=
wieſen
werden ſolle. Es iſt höchſte Zeit, daß hier die Deutſche
Sportbehörde eingreift und Damſki das Handwerk legt. Deutſche
Boxer im Auslande für Kreiſe kämpfen zu laſſen die Deutſch=
land
in den Schmutz ziehen, iſt eine Schande für den ehrlichen
Berufsboxſport und muß mit allen Mitteln verhindert werden.

Zu dem geſtrigen Bericht über Wettkämpfe zum Feſte der
Jugend iſt berichtigend zu vermerken: In Abtlg. 4 Männer
muß es heißen: 2. Reinhardt ſtatt Reichardt. In Abteilung C
Frauen muß es heißen: Nr. 4 Frau Reinhardt ſtatt
Reichardt.

7.10:
10.45:
12.00:
13.30:
14.20:
15.20:
16.30:
Anſchl.
18.00:
18.15:
18.25:
19.00:

20.00:
W.30:
20.55:
21. 25:
22.25:
22.45:

10.10:
12.05:
16.00:

17.35:
18.00:
18.05:
18.30:
19.00:

Rundfunk=Programme.
Frankfurt: Dienstag, 27. Juni
Choral. 7.15: Frühkonzert auf Schallplatten.
deutſche Tenöre.
Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus.
Mittagskonzert auf Schallplatten. So was hören wir gern.

Beliebte

Köln: Mittagskonzert des Funkkammerqumtetts.

Jeder hört zu.
Der Hausfrau zur Erholung.
Nachmittagskonzert des Funkorcheſters. Ltg.: Dr. Merten,
Alte Tanzmuſik. Ltg.: W. Caſpar.
Kaſſel: Kaſſeler Altſtadt. Meiſter Bornemanns Hochzeit.
Von Rudolf Gläſer.
Hans Bramkamp: Film und Alltag.
Juga Krannhals=Ruſſell: Die Aufgabe der Frau im neuen
Deutſchland. 18.45: Kurzbericht vom Tag.
Vom Deutſchlandſender: Stunde der Nation. Zeitgenöſſiſche
Muſik. Die vereinigten Orcheſter der Funkſtunde Berlin
und des Deutſchlandſenders. Dir.: Edwin Lindner.
Sonderſendung. 20.10: 3 mal 5 Minuten.
Köln: Deutſche Tanzmuſik des 17 und 18. Jahrhunderts
auf Originaliſtrumenten. Ausf.: Kölner Violen=Vereinigung.
Der Laubacher Ausſchuß. Ein oberheſſiſches Volksfeſt.
Unterhaltungskonzert des Funkorcheſters. Ltg.: Dr. Merten,
Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport.
Nachtmuſik des Orcheſters Ferracioli.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Dienstag, 27. Juni
Schulfunk: Der Urväter Art und Weſen. Eine Einführung
in die neueſte Erforſchung der germaniſchen Vorgeſchichte.)
11.30: Major a. D. von Rudolphy: Die Briefmarken unſerer Ko=
lonien
ein Spiegelbild deutſcher Kolonialgeſchichte.,
Schulfunk: Franzöſiſch für Fortgeſchrittene.
15.,00: Jugendbaſtelſtunde: Wir bauen uns ein Boot.
15.45: Ruth Schaumann: Amei.
Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.00: Für die Landfrau: Ratſchläge zur Behandlung der Spargel=
und Erdbeeranlagen nach der Ernte. Vielſeitige Ver=
wertung
der Milch im ländlichen Haushalt.
Volkstumliche Kunſtlieder. Geſang: Ly Betzou. Am Flügel:
Hans Udo Müller..
Das Gedicht.
Dir. Krutina: Standesamt und Raſſenhygiene.
Hauptſchriftleiter Fritzſche: Politiſche Zeitungsſchau.

Lauder Der echlen e de Brcte
ſenders und der Funkſtunde. Ltg.: Edwin Lindner.
20.00: Die Glücksritter. Nach der Novelle von Eichendorff, von
Günter Eich. (Aufnahme.)
21.05: Stunde der Jugend: Heimabend des Bundes deutſcher Mädel.
21.30: Tummelhafte Kerle. Hörbild aus dem Wanderlager der deut=
ſchen
Studentenſchaft.
23.00: Hamburg: Spätkonzert. Ltg.: G. Maaſz. Das Funkorcheſter.

Weiterbericht.

Wenn auch vom Weſten her der Luftdruck langſam weiter
anſteigt, ſo wird anfänglich durch die ozeaniſche Luft noch Be=
wölkung
verurſacht und die Temperaturen ſteigen nicht weſentlich
an. Allerdings dürfte aber die Witterung beſtändiger und beſſer
werden.
Ausſichten für Dienstag, den 27. Juni: Wolkig mit Aufheiterung,
trocken, mäßig warm.
Ausſichten für Mittwoch, den 28. Juni: Wärmer, nur leicht wol=
kig
und mehr aufheiternd, trocken.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polſtik und Wiriſchaft: Rudolf Maupe; für Feuilleion, Reich und
Ausland und Heſiſche Nachrſchten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
ſür den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite;
für den Inſeraienteil und geſchäftliſche Mittellungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämilſch in Darmſtadt.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.

Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

[ ][  ][ ]

Reich und Ausland.
Sonnwendfeier auf dem Niederwald.
Rüdesheim. Zu einer machtvollen Kund=
gebung
verſammelten ſich viele Tauſende am
Germaniadenkmal auf dem Niederwald zu einer
Sonnenwendfeier. Vor dem Denkmal war ein
mächtiger Holzſtoß angezündet und die Denk=
malsanlage
bengaliſch beleuchtet. Nach Anſpra=
chen
durch Stadtrat Dr. Rudolf und Kreisleiter
Eitel=Bingen ſprachen im Chor die vielen Tau=
ſend
Menſchen den Rütliſchwur. Die Rheingauer
Jugend führte ſodann ein Schwertweiheſpiel auf.
Vom Niederwald aus konnte man im gegenüber=
liegenden
Rheinheſſen einen großen Kranz von
Sonnenwendfeuern beobachten, die gegen 12 Uhr
nachts aufflammten. Ein gewaltiges Feuer war
auch auf der Bismarckhöhe angefacht worden, wo
die Bewohner Bingerbrücks eine Kundgebung
veranſtalteten.
Wilhelmsbader Woche vom 2.9. Juli.
Hanau. Die Wilhelmsbader Woche, veran=
ſtaltet
vom Hanauer Geſchichts= und vom Ver=
kehrsverein
, findet in der Zeit vom 2. bis 9.
Juli ſtatt. Im Mittelpunkt der Veranſtaltungen
ſteht ein Freilicht=Schauſpiel: Sturm in Wil=
heimsbad
von Leni Wüſt. Es handelt ſich um
ein lokalhiſtoriſches Schauſpiel aus der Zeit vor
100 Jahren.
Beim Paddeln ertrunken.
Frankfurt a. M. Durch unvorſichtiges
Paddeln ereignete ſich am Sonntag nachmittag
wieder ein Bootsunglück, das bei Beachtung der
notwendigen Vorſicht zu vermeiden geweſen
wäre. Zwei Paddler wagten ſich mit ihrem
Boote zu nahe an das Hauſener Wehr heran
und verloren durch die dort herrſchende Strö=
mung
die Herrſchaft über das Boot. Der Strudel
erfaßte das leichte Fahrzeug und kippte es um,
wobei die beiden Inſaſſen herausgeſchleudert
wurden. Einer der beiden Paddler ertrank ſo=
fort
, während ſich der andere ſchwimmend ans
Ufer retten konnte. ie Leiche des Verunglückten
konnte trotz eifriger Nachforſchung noch nicht aus
der Nidda geborgen werden.
Der Mord an dem nationalſozialiſtiſchen Stadt=
verordneten
Meſſerſchmidt.
Kaſſel. Die Verhandlung gegen die wegen
Tötung des nationalſozialiſtiſchen Stadtverord=
neten
Meſſerſchmidt Angeklagten endete mit der
Verurteilung des Malers Chriſt zu 15 Jahren
Zuchthaus und des Arbeiters Hickmann zum 12
Jahren Zuchthaus. Die Verurteilung erfolgte
wegen ſchweren Landfriedensbruchs in Tatein=
heit
mit Totſchlag. Außerdem wurden beiden die
bürgerlichen Ehrenrechte auf fünf Jahre abge=
ſprochen
.
Ein neuer Weltflug.

Deukſchlands Forderung: Luftſchuß!

Oben: Bombengeſchwader über einer Großſtadt. Unten: Sollen ſo einſt unſere Städte ausſehen?
Die Attacke fremder Flugzeuge auf Berlin hat die deutſche Bevölkerung erneut die Notwendigkeit
erkennen laſſen, endlich wieder das Recht auf einen ausreichenden Luftſchutz zu erhalten, das
uns der Verſailler Vertrag nahm. Die Staaten ringsum verfügen über 10 000 Militärflugzeuge,
Deutſchland aber über kein einziges, ebenſo wie es kein einziges Abwehrgeſchütz beſitzt. Unſer ge=
rechtes
Verlangen darf und kann nicht ungehört verhallen.
Luftgeſpenſter des 20. Jahrhunderks.

Der auſtraliſche Flieger Charles Ulm
iſt mit zwei Kameraden in einem Fokker= Flug=
zeug
zum Flug rund um die Welt aufgeſtiegen.
Er will von Melbourne zunächſt ohne Zwiſchen=
landung
nach dem 2200 Kilometer entfernten
Singapore fliegen. Nach fünf Tagen ſoll Lon=
don
erreicht werden, woran ſich die Ueberflie=
gung
des Atlantik, der Vereinigten Staaten
und des Stillen Ozeans anſchließen wird.

Dieſe ſeltſamen, geſpenſtiſchen Tiere ſind kleine Feſſelballons,
die bei der engliſchen Flottenſchau in Hendon in die Höhe gelaſſen und dann von den Militär=
flugzeugen
abgeſchoſſen werden. Sie ähneln den bunten und vielgeſtaltigen Luftdrachen, die einſt
die chineſiſchen Krieger als Feldzeichen mit ſich führten.

Graf Zeppelin zum zweiten Male
in Saarbrücken gelandek.
Saarbrücken. Das Luftſchiff Graf Zep=
pelin
traf am Sonntag kurz nach 18 Uhr, von
ſeiner Deutſchlandfahrt zurückkommend, wieder
über Saarbrücken ein und landete unter dem
Jubel der Bevölkerung gegen 18.30 Uhr. Um
19 Uhr trat es dann die Fahrt nach Friedrichs=
hafen
an. Die rieſige Menſchenmenge ſtimmte
beim Wiederaufſtieg des Zeppelins begeiſtert das
Deutſchlandlied an.
Schulſchiff Gorch Fock zur Segel=
abnahmefahrt
ausgelaufen.
Kiel. Das neue Segelſchulſchiff der Reichs=
marine
Gorch Fock iſt am Montag vormittag
zu ſeiner Segelabnahmefahrt in die Oſtſee aus=
gelaufen
. An Bord befindet ſich auch der künftige
Kommandant des Schulſchiffes, Kapitän z. S.
Mewis.
Tödlicher Verkehrsunfall auf der Avus.
Berlin. Auf der Avus ereignete ſich in den
ſpäten Abendſtunden des Sonntags ein ſchweres
Unglück. In der Südſchleife des Nikolausſees war.
ein Privatkraftwagen in voller Fahrt auf einen
parkenden Kraftwagen aufgefahren. Bei dem
Zuſammenſtoß wurde die 48jährige Magiſtrats=
beamtin
Elſe Jung aus Berlin durch die Scheibg
geſchleudert und erlag bald darauf ihren ſchwe=
ren
Verletzungen. Die drei anderen Inſaſſen
wurden ſchwer verletzt.
Urteil im Kugler=Prozeß.
Berlin. Im Beſtechungsprozeß um die Poſt=
krankenkaſſe
wurde der frühere Poſtſekretär
Franz Kugler zu einem Jahre Gefängnis und
30 000 RM. Geldſtrafe, der Dentiſt Griebel zu
einem Jahre Gefängnis und 10 00)RM. Geld=
ſtrafe
verurteilt. Frau Kugler und Frau Grie=
bel
werden wegen Beihilfe zu je drei Monaten
Gefängnis verurteilt.

Schweres Erdbeben auf

Bisher 67 Todesopfer.
Amſterdam. Der Süden des Bezirks Ben=
koelen
auf Sumatra iſt am Sonntag von einem
heftigen Erdbeben heimgeſucht worden. Bisher
ſind 67 Todesopfer gemeldet. Nach nunmehr vor=
liegenden
näheren Einzelheiten ſind in verſchie=
denen
Orten zahlreiche Eingeborenenhäuſer ein=
geſtürzt
, darunter allein in Kota Agoelg 270.
In dieſem Orte wurden neun Perſonen getötet
und 40 verletzt. Im Bezirke Ranau ſind 40 Ein=
geborenenhäuſer
eingeſtürzt, wobei Brände aus=
brachen
. An einer anderen Stelle wurde durch
einen großen Erdrutſch der Verkehr lahmgelegt.
Die Geſamtzahl der Todesopfer hat nach den
bisherigen Meldungen 67 nicht überſchritten.
Das Erdbeben, das von mehreren heftigen Erd=
ſtößen
gefolgt war, wurde auch in Palembang,
ja ſelbſt in Batavia verſpürt, wo die Häuſer er=
zitterten
.
Ein Oelbohrkurm in Flammen.
P ine. Am Montag vormittag explodierte
auf dem Erdölgelände bei Oberg ein Bohrturm
der Erdölbohrgeſellſchaft. Die Detonation war in
einem Umkreiſe von 10 Kilometer vernehmbar.
Es entwickelte ſich eine Stichflamme bis zu einer
Höhe von 50 Metern, ſo daß der Bohrturm im
Nu in Flammen ſtand, denen eine ſehr ſtarke
Rauchentwicklung folgte. Die Feuerwehr ſtand
dem Brande machtlos gegenüber. Der Bohrturm
wurde in kurzer Zeit ein Raub der Flammen.
Einige Arbeiter erlitten leichte Verletzungen.
Man führt den Brand auf die Entzündung von
Gaſen zurück, die ſich im Bohrturm angeſammelt
hatten.
Zwei Arbeiter durch Blitzſchlag getötet.
Angerburg. Bei einem ſchweren Gewit=
ter
ſchlug in der Nähe der Ortſchaft Sebiechen
der Blitz in eine auf dem Hofe tätige Landar=
beitergruppe
. Eine Frau und ein Landhelfer aus
Bochum wurden getötet, zwei Arbeiterinnen
ſchwer verletzt.

Dienstag, 27. Juuf 133

Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Seite 10 Nr. 176

Hier werden die Führer des ſtudentiſchen Arbeitsdienſtes geſchult.

Die große Kieler Segelwoche.

Die Wettfahrt der Schärenkreuzer bei friſcher Briſe. In der Mitte das Marineehrenmal von Laboe.
In Kiel begann die traditionelle Segelwoche, die ſchon vor dem Kriege ſtets die beſten Segler des
In= und Auslandes am Start verſammelte.

Appell im Wanderlager in Sperenberg (Provinz Brandenburg),
in dem die Schulung der künftigen Führer des akademiſchen Arbeitsdienſtes ſtattfindet.

[ ][  ][ ]

Nummer 176

latt,

Dienstag, 27. Juni

Der Ausweis der Reichsbank.
Troß weikerer Rückzahlungen des Golddiskonkbank=Kredits leichte Beſſerung des Deckungsbeſtandes der
Reichsbank infolge Einzahlungen in die Konverſionskaſſe.

Wie bereits in der Vorwoche, iſt auch der Reichsbankausweis
für die 3. Juniwoche ſtark beeinflußt durch weitere Rückzahlung
auf den Golddiskontbankkredit. Nachdem in der Vorwoche 17 Mil=
lionen
Dollar zurückgezahlt waren, was rund 60 Millionen RM.
erforderte, ſind jetzt weitere 14,5 Millionen Dollar zurückgezahlt
im Betrage von rund 50 Millionen RM. Es bleiben nunmehr
noch etwa 13½ Millionen Dollar zur Rückzahlung übrig. Der
Gold= und Deviſenverluſt betrug jedoch nur 45.2 Mill., wovon 41,2
auf Gold= und 4 Mill. auf deckungsfähige Deviſen entfallen. Es
iſt ſomit unter Berückſichtigung der Rückzahlung eine leichte Beſſe=
rung
des Deckungsbeſtandes feſtzuſtellen, die jedoch nur möglich
wurde dadurch, daß bereits Einzahlungen in die Konverſionskaſſe
vorgenommen worden ſind. Insgeſamt beträgt der Rückgang der
Kapitalanlage 113,2 Mill. Der Beſtand an Wechſeln und Schecks
iſt um 68,8 auf 2972,8 Mill., an Reichsſchatzwechſeln um 36,4 auf
4,4 Mill. und der Lombardbeſtand um 8,3 auf 69,8 Mill. zurück=
gegangen
. Eine Steigerung der ſonſtigen Aktiven um 71,2 auf
405,4 Mill. hängt mit der Rückhändigung von Sicherheiten für
den Golddiskontbankkredit von ſeiten der Golddiskontbank im
weſentlichen zuſammen. Der Notenumlauf ermäßigte ſich um 84,2
auf 3199,8 Mill. An Scheidemünzen floſſen 38,7 Mill. in die Be=
ſtände
der Reichsbank zurück. Das Deckungsverhältnis hat gegen=
über
der Vorwoche eine leichte Beſſerung von 7,6 auf 8 v. H.
erfahren. Der geſamte Zahlungsmittelumlauf beträgt 5095 Mill.
gegenüber 5651 Mill. im Vorjahr, bleibt alſo noch immer recht
erheblich hinter dem Vorjahr zurück.
Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 23. Juli 1933 hat ſich
in der verfloſſenen Bankwoche die geſamte Kapitalanlage der
Bank in Wechſeln und Schecks, Lombards und Effekten um 113.2
Mill. auf 3367,3 Mill. RM. verringert. Im einzelnen haben die
Beſtände an Handelswechſeln und Schecks um 68,8 Mill. auf 2972,8
Mill., die Beſtände an Reichsſchatzwechſeln um 36,4 auf 45 Mill.
RM., die Lombardbeſtände um 8,3 Mill. auf 69,8 Mill. RM. ab=
genommen
, die Effektenbeſtände um 0,3 Mill. RM. auf 320,2
Mill. RM. zugenommen.
An Reichsbanknoten und Rentenbankſcheinen zuſammen ſind
89,7 Mill. RM. in die Kaſſen der Reichsbank zurückgefloſſen, und
zwar hat ſich der Umlauf an Reichsbanknoten um 84,2 Mill. auf
3199,8 Mill. RM., derjenige an Rentenbankſcheinen um 5,5 Mill.
auf 377,7 Mill. RM. verringert. Der Umlauf an Scheidemünzen
nahm um 38,7 Mill. auf 1340,4 Mill. RM. ab, die Beſtände der
Reichsbank an Rentenbankſcheinen haben ſich dementſprechend auf
31.3 Mill., diejenigen an Scheidemünzen auf 336,2 Mill. RM.
erhöht. Die fremden Gelder zeigen mit 427,2 Mill. RM. eine
Zunahme um 27,3 Mill. RM.
Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen haben ſich
um 45,2 Mill. auf 303,7 Mill. vermindert. Im einzelnen haben
die Goldbeſtände um 41,2 Mill. auf 222,7 Mill. RM. und die Be=
ſtände
an deckungsfähigen Deviſen um 4,0 Mill. auf 81,0 Mill.
RM. abgenommen, wobei zu berückſichtigen iſt, daß in der Be=
richtswoche
zirka 50 Mill. RM. auf den Golddiskontbankkredit zu=
rückgezahlt
worden ſind.
Die Deckung der Noten betrug am 23. 6. nach Abzug der noch
beſtehenden kurzfriſtigen Deviſenverpflichtungen in Höhe von 13,5
Mill. RM. 8 v. H. gegen 7,6 v. H. am Ende der Vorwoche.
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Obwohl für den heutigen Wochenbeginn der Berliner
Börſe eine Reihe von Anregungen aus der Wirtſchaft vorlag, wo=
bei
insbeſondere die Neueinſtellungen bei der Reichspoſt und bei
den Banken, der günſtige Bembergabſchluß und das Autoſtraßen=
bauprogramm
der Reichsregierung zu erwähnen ſind, konnten dieſe
kaum kursmäßig zum Ausdruck kommen, da infolge des bevorſtehen=
den
Ultimos zum Zwecke der Geldbeſchaffung vielfach Ware her=
auskam
. Jedoch konnte im Verlauf dieſe Bewegung durch verein=
zelt
vorgenommene Stillhaltekäufe wieder paralliſiert werden, ſo
daß, zumal auch die um gebeſſerte Deckung It. Reichsbankausweis
ſtimulierten leichte Beſſerungen zu beobachten waren. Von den
einzelnen Märkten gaben zunächſt montane bis 0,75 Prozent nach.
Lediglich Mannesmann konnten erneut um 7 Prozent bei einem
Umſatz von etwa 30 Mille anziehen. Von Braunkohlen, waren
ſtärker abgeſchwächt Bubiag mit minus 2 Prozent. Rhein, Braun=
kohle
, die anfänglich 0,25 Prozent niedriger eröffneten, konnten im
Verlaufe über dieſen 0,25 1,25 Prozent geſunden. Eher feſter
tendierten auch chemiſche Werte, von denen lediglich Farben ein
Prozent niedriger eröffneten, ſpäter jedoch dieſen Verluſt einzu= Berl. Handels=Geſ.,
holen in der Lage waren. Neben den bis zu 1 Prozent gedrückten Deutſche Bank u.1
Kali= und Gummiwerten wieſen Elektropapiere ein uneinheit= Disconto=Geſ.
liches Bild auf. Einbußen von 3 Prozent bei Elektr. Lieferungen, Dresdner Bank
1,75 Prozent bei Elektro Schleſien ſtanden Kursgewinne bis zu Hapag
ein Prozent gegenüber. Kaum verändert blieben die Notierungen / Hanſa Dampfſch.
bei Kabel= und Draht= Metall=, Bau= Brauerei= und Waſſerwerk= Nordd, Lloyd
aktien, während Gasaktien bis zu 1,75 Proz., Maſchinenfabriken A. E. 8.
bis zu 138 Prozent und Papier= und Zellſtoffwerte bis zu 138 Pro= Bahr. Motorenw.
zent gedrückt waren. Freundlicher waren Autowerte, insbeſondere E. P.Bemberg
BMW. plus 1½ Prozent veranlagt. Am Textilmarkt gaben Stöhr / Bergmann Elektr.
um 1½ Prozent nach. Von ſonſtigen Induſtriewerten Deutſch Atl: Berl. Maſch.=Bau
um 2,25 und Südd. Zucker um 3,75 Prozent. Von den variabel ge= Conti=Gummi
handelten Bankaktien eröffneten Reichsbank 0,5 Prozent höher. DeutſcheCont.Gas
Schiffahrtsaktien waren eher ſchwächer. Von unnotierten Werten
waren Wintershall Kali2,5 Prozent höher. Am Rentenmarkt kam
eher etwas Ware heraus, jedoch konnten Altbeſitz und Schutzgebiete
ihre Samstagsſchlußkurſe feſt behaupten. Bei den Induſtrieobli=
gationen
machte ſich für Stahlbonds eher Nachfrage bemerkbar.
Ausländiſche Renten lagen geſchäftslos. Die Sätze für Tagesgeld
blieben am Berliner Geldmarkt weiter unverändert. Nach Reichs=
wechſeln
per 20. Sept, Privatdiskonten und den neuen Reichsſchatz=
anweiſungen
per 16. April beſtand Nachfrage.
Der amtliche Verkehr an der Frankfurter Börſe litt zu
Wochenbeginn immer noch unter der Geſchäftsloſigkeit, angeſichts
deren verſchiedentliche Verkäufe, hinter denen man das Ausland
vermutet, das Kursniveau recht weitgehend beeinfluſſen konnten.
Zwar boten verſchiedene Anregungen aus der Wirtſchaft dem
Aktienmarkt eine gewiſſe Stütze, auch der ziemlich feſte Verlauf der 6% Dtſch. Reichsan
New Yorker Samstagsbörſe und wieder eine zuverſichtlichere Be=
urteilung
der Weltwirtſchaftskonferenz ſtärkten die Widerſtands= 85, Baden,7 v.85
fähigkeit. Dennoch überwogen zunächſt Abſchwächungen, die im 866Bayern.; b. 27
allgemeinen von 0,52 Prozent gingen; einzelne Werte zeigten
dagegen Erhöhungen, ſo Metallgeſellſchaft 0,75 Proz., Reichsbank=
anteile
½, Mannesmann 2,25 Proz. Von Montanwerten gaben
Harpener und Klöckner bis 1,25 Prozent nach, Rheinſtahl 2 Proz.,
von Chemieaktien JG. Farben 78 Prozent und Deutſche Erdöl 0,5 Dtſch. Anl. Auslo=
Prozent, ferner Elektropapiere, Licht u. Kraft und Geſfürel je 2,5
Prozent und Lahmeyer 1,5 Prozent. Von ſonſtigen Aktien büßten / Dtſche, Anl, Abls=
Aſchaffenburger Zellſtoff 1½ Prozent, Deutſche Linoleum 0.5 Proz.
und Kali Weſteregeln 1.5 Prozent ein. Der Verlauf zeigte bei Deutſche Schutzge=
lebhafter
werdendem Geſchäft Erhöhungen von 0,52 Proz. Ver=
ſchiedene
Werte konnten die erlittenen Anfangsverluſte wieder voll
ausgleichen. Chadeaktien waren mit plus 4 Mark auf höhere
Schweizer Kurſe ſtärker befeſtigt. Die Haltung blieb bis zum
Schluß feſt. Am Rentenmarkt konnten ſich die Kurſe für deutſche 6%Dresden. b. 26
Anleihen nach anfänglicher Abſchwächung meiſt kräftig erholen, ſo
Altbeſitz plus 1 Proz., Neubeſitz plus 0,75 Proz., und Reichsſchuld=
buchforderungen
mit plus 0,5 Prozent. Induſtrie=Obligationen 8e0Mainz uooe=l
waren bis zu 1 Prozent gebeſſert. Von fremden Werten waren
Schweizer Bahnanleihen bis zu 1 75 Prozent gedrückt; im übrigen
waren die Veränderungen nur unbedeutend. Am Pfandbriefmarkt 82Viesbadenv.ss
waren rheiniſche Goldpfandbriefe bis 0.25 Prozent höher; dagegen so beſſ. Landesbr.
lagen die der Frankfurter Inſtitute bis zu 0,5 Proz. gedrückt. Von
Länderanleihen waren 28er Heſſen mit Minus=Minus=Zeichen er= 5½2% Heſſ. Landes.
ſchienen und 4 Prozent ſchwächer feſtgeſetzt. Am Einheitsmarkte

blieben die Bankaktien kaum behauptet. Südd. Immobilien und
Strohſtoff Dresden erſchienen mit Minus=Notiz; eine amtliche
Notiz kam nicht zuſtande. Tagesgeld war zum Satze von 3,5 Proz.
unverändert und leicht.
Die Abendbörſe reagierte auf die feſte Verfaſſung an den
Auslandsbörſen mit durchgängig freundlicher Stimmung. Auch
der Reichsbankausweis mit der wieder geſtiegenen Deckung trug zu
der Befeſtigung bei. Das Geſchäft war allerdings recht klein, im=
merhin
war einiges Intereſſe für Montanwerte vorhanden, von
denen Mannesmann und Harpener gut behauptet lagen. Bekula
gewannen ½ Prozent und Aku auf feſtere Amſterdamer Meldung
nahezu 1 Proz. Auch der Rentenmarkt war freundlich geſtimmt,
Deutſche Anleihen zogen um Bruchteile eines Prozents an. Von
Induſtrie=Obligationen lagen Stahlverein=Bonds gut gehalten.
Im Verlaufe blieb die freundliche Grundſtimmung erhalten; es
traten nennenswerte Kursveränderungen nicht ein.
Ein Aufruf des Deukſchen Landhandels=
Bundes.
Gegen den Handel mik ausländiſchen
und für den Verzehr inländiſcher Frühkarkoffeln.
Der Deutſche Landhandels=Bund e. V. veröffentlicht einen
Aufruf an Händler und Konſumenten, der ſich gegen den Ankauf
ausländiſcher Frühkartoffeln wendet, bevor die inländiſchen,
rheiniſchen Frühkartoffeln abgeſetzt ſeien. Der Handel müſſe Aus=
landsware
zu Schleuderpreiſen von ſich aus ablehnen und den
entſprechenden Regierungsmaßnahmen auf halbem Wege entgegen=
kommen
. Das gelte nicht nur für den Kartoflelgroßhandel im all=
gemeinen
, ſondern vor allen Dingen auch für die im Reichsbund
der Fruchtgroßhändler (Kartoffelhändler in den Markthallen) zu=
ſammengeſchloſſenen
Firmen. Nachdem dieſer Bund zu verſagen
ſcheine, ſei es Zeit, daß hier eine Wandlung eintrete. Dies möge
für die beteiligten Kreiſe als Warnung gelten.
Konkingenkierung der Frühkarkoffeleinfuhr.
Die deutſch=italieniſch=belgiſchen Verhandlungen über eine
Kontingentierung der Frühkartoffeleinfuhr haben zu einer Ver=
einbarung
geführt, daß für den Monat Juli der bisherige Ver=
tragszollſatz
von 1,50 Mark nur noch für eine Menge gelten ſoll,
die 60 Prozent der Mengen nicht überſteigt, die im Juli der Jahre
1931 und 1932 aus den genannten Ländern nach Deutſchland ein=
geführt
worden ſind. Das gleiche Kontingent gilt auch gegenüber
allen anderen Einfuhrländern, da weitere Zollbindungen für
Kartoffeln nicht beſtehen.
Diehmärkke.
Frankfurter Schlachtviehmarkt vom 26. Junf. Der Auftrieb
des heutigen Hauptmarktes beſtand aus 1300 (gegen 1441 Stück in
der Vorwoche), darunter 349 Ochſen 105 Bullen, 437 Kühen, 362
Färſen; ferner 608 Kälbern (589), 85 Schafen (57), 4092 Schwei=
nen
(4161). Marktverlauf: Rinder ſchleppend, nahezu ausverkauft;
Kälber und Schafe ruhig, geräumt: Schweine ruhig, ſpäter ab=
flauend
, nahezu ausverkauft. Bezahlt wurde pro Zentner Lebend=
gewicht
in RM.: Ochſen a) 1. 2932, 2. 2528: b) 1. 2224:
Bullen a) 2630, b) 2125: Kühe a) 2427 b) 2023. c) 16
bis 19, d) 1215; Färſen a) 2932, b) 2528. c) 2224: Käl=
ber
b) 3740, C) 3336, d)) 2632; Schafe a) 1. Weidemaſt 24
27: Schweine b) c) 3538, d) 3337, e)) 3135. Verglichen mit
den Preiſen des letzten Hauptmarktes der vergangenen Woche
waren Rinder, Kälber und Schweine unverändert, nur Schafe ga=
ben
1 Mark nach. Fleiſchgroßmarkt. Preis für 1 Zentner fri=
ſches
Fleiſch in RM.: Ochſenfleiſch und Rindfleiſch 1. 5256, 2. 49
bis 54: Bullenfleiſch 4854 Kuhfleiſch 2. 3643, 3. 2635, Kalb=
fleiſch
2. 6875, Schweinefleiſch 1. 5255, Geſchäftsgang: ruhig.

Neugliederung beim Skahlverein.
Gründung von vier Werkwohnungs=Geſellſchaften.
Im Rahmen der im Konzern der Vereinigte Stahlwerke AG.
ſeit längerem in der Durchführung befindlichen Bildung ſelbſtändi=
ger
Gruppen iſt, wie uns mitgeteilt wird, in dieſen Tagen die
Gründung von vier Aktiengeſellſchaften erfolgt, in welche die Ver=
einigten
Stahlwerke und eine Anzahl ihrer Tochtergeſellſchaften
gegen Uebernahme entſprechender Aktienanteile den größten Teil
ihres Beſitzes an Werkwohnungen zuſammen rund 53 000 Woh=
nungen
einbringen. Es wurden folgende Geſellſchaften gegrün=
det
: Die Weſtdeutſche Wohnhäuſer AG. mit dem Sitz in Düſſel=
dorf
(AK. 26 Mill. RM.) die Rheiniſche Werkswohnung AG.,
Duisburg (A.K. 36 Mill. RM.), die Rheiniſch=Weſtfäliſche Werks=
wohnung
AG. in Eſſen (AK. 20 Mill. RM.) und die Weſtfäliſche
Werkswohnung AG. in Dortmund (AK. 18 Mill. RM.). In der
Weſtdeutſchen Wohnhäuſer AG. werden die größeren Wohnungen
des Konzerns zuſammengefaßt, während die Kleinwohnungen an
die drei anderen Geſellſchaften übergehen. Sämtliche vier Geſell=
ſchaften
werden neben örtlichen Verwaltungsſtellen eine gemein=
ſame
Oberleitung, vorausſichtlich mit dem Sitz in Eſſen, erhalten.
Produkkenmärkke.
1. Weinheimer Obſtgroßmarkt vom 25. Juni. Amtliche Preis=
notierungen
: Kirſchen 1. Sorte 1422, 2. Sorte 814, Erdbeeren
1. Sorte 2025, 2. Sorte 1821, Johannisbeeren rot 13, ſchwarz
15, Himbeeren 3637, halbreife Stachelbeeren 913 Pfg. p. Pfd.
Anfuhr: 160 Zentner. Nachfrage rege. Tägliche Verſteigerungen
ab Montag 14 Uhr.
Mannhimer Produktenbericht vom 26. Juni. Weizen, inländ.,
7677 Kilo 20,7520,90, Eoſinweizen 15,5015,75; Roggen, ſüd=
deutſcher
17,5017,60; Hafer, inländ., 15,75: Sommergerſte, inl.,
18,1018,25; Futtergerſte 16,75: Mais, La Plata 2121,25; Bier=
treber
12,25, Soyaſchrot 12,7513, Trockenſchnitzel 8, Preßſtroh,
Roggen=Weizen 2,803, desgl. Hafer=Gerſte 2,402,80 gebünd.
Stroh Roggen=Weizen 2.702.90, desgl. Hafer=Gerſte 2,302,50;
Weizenmehl Spezial Null mit Austauſchweizen 30,7531, Weizen=
brotmehl
, Roggenmehl 6070proz. Ausmahlung 22,7523,75;
desgl. ſüdd. und pfälz. 23,7525; Weizenkleie 8,50: Erdnußkuchen
prompt, JuliSeptember 14.. Tendenz: ſtetig. Der Börſenver=
kehr
war beeinflußt durch die heute ſtattfindende Vorſtandswahl.
Die Stimmung für Getreide war ruhig bei ziemlich unveränderten
Forderungen.

Mekallnokierungen.

Die Berliner Metalltermine vom 26. Juni ſtellten ſich für
Kupfer: Juni 52.50 (53), Juli 52.50 (52.75), Auguſt 53 (53.25),
September 53.50 (53.50), Oktober 53.50 (54). November 54 (54.25),
Dezember 54.25 (54.75), Januar 54.50 (55), Februar 54.75 (55.50).
März 55 (56) April 55.50 (56.25), Mai 56.25 (56.75) Tendenz:
ſtetig. Für Blei; Juni 18.50 (19.50), Juli 18.75 (19.75), Auguſt
19 (19.75), September. Oktober 19.25 (20), November 19.50 (25.25),
Dezember 19.75 (29.75), Januar 19.75 (21), Februax 20 (21.50),
März 20.50 (22), April 21 (22.25) Mai 21 (22.50). Tendenz: be=
feſtigt
. Für Zink: Juni 23.50 (24), Juli 23.75 (24). Auguſt 24
(24.50) September Oktober 24.25 (24.50) November 24.50 (25),
Dezember 24.75 (25.25). Januar 25 (25.50), Februar 25 25 (26),
März 25.50 (26.50), April 25.75 (26.75), Mai 25.75 (27). Tendenz:
befeſtigt. Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Kammern
beigefügten Brief.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken..
Im Zuſammenhange mit den Beſtrebungen der Reichsregie=
rung
, der Inlandsproduktion von Rohſtoffen mit allen Mitteln
entſprechenden Auftrieb zu verſchaffen und auch die heimiſche
Schafhaltung erneut zu fördern, ſollen nunmehr die durch Welt=
krieg
und Inflation unterbundenen großen Augsburger Schaf=
märkte
, die in der Vorkriegszeit für die ſüddeutſche Schafhaltung
und die inländiſche Wollproduktion eine zentrale Bedeutung hat=
ten
, wieder ins Leben gerufen werden. Es ſind vier Märkte jähr=
lich
(der erſte am 25. Auguſt) in Ausſicht genommen.
Im vergangenen Jahre wurden, im Deutſchen Reich 18 400
landwirtſchaftliche Zwangsverſteigerungen eingeleitet, wovon 2644.
auf Heſſen=Naſſau und Heſſen entfallen. Im Vorjahr waren es
2401. Nahezu 4 Prozent der landwirtſchaftlichen Nutzfläche wur=
den
von den eingeleiteten Zwangsverſteigerungen betroffen. Durch=
ſchnittlich
betrug die Belaſtung je Hektar 4566 RM., der erzielte
Effektivpreis 3349 RM.

Berliner Kursbericht
vom 26. Juni 1933

Deviſenmarkt
vom 26. Juni 1933

15855
22.
16.
22.
122.50
46.
40.25
156.25
108,25

itu
Elektr. Lieferung
J. 6. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ. f. elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
glöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel

Jiiee
85.75
126.75
s5.50
88.
95.
63.25
54.
126.
51.50
94.875
A
45.50
43.

Me
Rütgerswerke.
Salzdetfurth Kali 11
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerk
Weſteregeln Mkali 1
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Ber. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
Vogel Telegr. Draht
Wanderer=Werke

Ae
58.
169.50
20.25
35.375
124.
57.
24.375
70.50
10.
73.
59.50
80.

Helſingfors
Wien.
Prag
Budapeſt
Sofia.
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New York.
Belgien
Italien
Paris

Bährung
1o0 finn. Mk. 6.324
rod Schilling
100 Tſch. Kr.
100 Pengö
100Leva
100 Gulden 169.33
100 Kronen 1.93
100 Kronen
100 Kronen ſ
1 S=Stg.
Pap. Peſol
Dollar
100 Belga
100 Lire
100 Franes

Gelda
46.95
M12.54
3.047
63.79
73.58
14.305
0.328
3.382
58.89
22.16
16.59

Brieft
6.330
47.05
12.56
3.05:
169.67
72.,07
63.91
73.72
14.345
0.932
3.369
59.01
22.20
18.63

Schweiz
Spanien
Danzig
Fapan
Rio de Janeiro
Jugoſlawien 100 Dinar
Portugal

Athen
Iſtambul
Kairo
Kanada
Uruguah
Jsland
Tallinn (Eſtl.) 100 eſtl. Kr.
Riga

Währung ſGeld 100 Franken 81.42 1 100 Peſetas 85.41 1o0 Gulden 32.27 Yen 0.394 1 Milreis 0.329 5.195 100 Eseudos 13.02 100 Drachm. 2.43 t türk. 2 2.039 t ägypt. 2 14.685 1 canad. Doll. 3.057 Goldpeſo 1.4491 100 isl. Kr. 64.69 110.39 100 Lais 7339

Brief
g1.58
25.49
82.43
0.*c6
0.231
5.205
13,04
2.332
2.042
14.725
3.063
1.451
54.81
niost
73.52

Darmſtädter und Nationalbank Darmſtadt,. Sügle der Aresdner Bank
Frankfurter Kursbericht vom 26. Juni 1933.

Steuergutſcheine
Gr. IIp. 1934
193
. 1938
. 1937
. 1938
GruppeI
v. 25
29 Intern.,b. 30
% Heſſen... v. 29
Preuß. St. v. 28
½ Sachſen. v. 27
6% Thüringen b. 27
ſungsſch. 4,
löſungsanl.
ſungsſch. (Neub.
bietsanleihe ...
% Baden=Baden.
6%Berlin. . b.24
20 Darmſtadt
Frankfurt a. M.
Schätze v. 29
b. 28
2 Mannheimv. 27
% München v. 29
Goldoblig.
Hyp.=Bk.=Lignid.

97.8
74

75.75
11.275
7.4
60
6o

67
60

81.5
69.5

34% Heſſ. Landes
Hyp.=Bk. Ligu.
Kom. Obl. . . ...
69 Preuß. Landes=
Pfd.=Anſt. G. Pf
6% Goldoblig
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. für
HeſſGldobl. R. 11/
R. 12
6% Kaſſeler Land.
kredit. Goldpfbr
69 Naſſ. Landesbk.
5½% n Liqu. Obl.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.= Anl.
AuslSer I
AuslSerll
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
6% Berl. Hyp. Bk.
Lig.=Pfbr.
* Frkf. Hhp.=Bk.
o Lig. Pfbr
Goldobli
Frrf. Pfbr. Bk.
Lig.=Pfb
zMein. Hyp.=Bl
Lig= Pfb.
2 Pfälz. Hhp.=Bk.
2 Lig. Pfbr.
2a Rhein. Hyp. Bk.
Lig.Pfbr.
Goldoblig
Südd. Bod=
Cred.=Bank.
Lig. Pfb.
8% Bürtt. Hhp.=B.

78.5

82.75

67

80.5
82.5
88

67.5
96
10.5
81
84
81.5
83.25
69.5
81.5
83
80.5
84.5
85
86.5
82.25
83
88.5
86.5
85

eh
390 Dt. Linol. Werke
% Mainkrw. v. 26
68 Mitteld. Stahl
Salzmann u. Col
6% Ber Stahlwerkel
6% Voigt u. Häffner
J. G. Farben Bonds
5% Bosn. L.E.B.
2 Inveſt.
5% Bulg. Tab. v. 0,
4½% Oſt. Schätze
4% Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
½%0
148 Türk. Abmin.
1. Bagbad
n Zollanl.
2 Ungarn 1913
1914
Goldr.
1910
4½Budp. Stadtanl
42 Liſſabon
42a Stockholm
Aktien.
Alg. Kunſtziide Unie
A. E. G.
AndregeNoris Zahn!!
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff
Bemberg, J. P.
Berl. Kraft u. Licht!:
Buderus Eiſen....
Eement Heidelberg)
Karlſtadt
3. G. Chemie, Baſell;

Me
88
82

104.5

UChem.Werke Abert
Chade ........
Contin. Gummiw.!
Contin, Linoleum
Daimler=Benz ....
Dt. Atl. Telegr. .
Erböl .......
Dt. Gold=u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt
Linoleum ...
Dortm. Ritterbräu
Dhckerhoff & Widm
Eichbaum=Werger
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft!
Eſchw. Bergwerk.
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
F. 6. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter,
Felt & Guilleaume
Frankfurter Hof
Gelſenk. Bergwerk.
Geſ. f.elektr. Untern
Goldſchmidt Th.
Griczner=Kayſer.
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frrft.
Hanauer Hofbrauh.
Hanfwerke. Füſſenl 34.5
Harpener Bergbau
Henninger, Kempt
HilpertArmaturfrb.
indrichs=Aufferm.
dirſch Kupfer, ...
ochtief Eſſen ..../1o6
Holzmann, Phil. / 54
3lſe Bergb. Stamm
Genüfſel
Junghans

Me
Aſchersleben
156.25 glein, Schanzlin
Klöcknerwerke ...
28.75 Knorr C. H......

110
110.5

15.25
69
102.5
208
35.5
1253
35.2
56.21
87
45
24.5
190
88
98
92
38
116.5
31"

Lahmeher & Co
Laurahütte
Sech, Augs
Söwenbr.
Mainkr.
Mainz. Akt. Br.
Mannesm.=Röhre
Mansfeld Bergb.
Metallgeſ, Frankf.
Miag. Mühlenbau.
Motoren Darmſtadt
Reckarwerk Eßling.
ſSberbedarf
50 Phönis Bergbau
Reiniger, Gebbert.
Rh. Braunkohlen".
Elektr. Stamn
Stahlwerke
Riebeck Montan=
Roeder, Gebr
Rütgerswerke ....
Salzbetfurth Kali.=
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind.
Schramm, Lackfbr
Schuckert, Elektr. 84.,5
Schwartz, Stor
Siemens & Halske.
Südd. Zucker=A. 6.
Shür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhard ..
lunterfranken ...

Naie
32.75
52
194

63l=
60.25

10.5
35.5
2o6
8
89
85
50
58.5
168.5
RK

85.5
9

We e
Ver. Ultramarin.
Voigt & Haeffner.
Weſteregeln Kali,
Zellſtoff Waldhof.
Allg. Dt. Creditanſt.
Badiſche Bank. . ..
Bk. f. Brauinduſtr.
Baher, Hyp. u. W
Berl. Handelsgeſ
Hypothekbk.
Comm. u. Privatl
Dt. Bank und Dis
Eff. u. Wechſ
Dresdner Bank
Frankf. Bank.
Hhp.=Bank.
Mein, Hyp.=Bar
Pfälz. Hyp.=Bar
Reichsbank=An=
Rhein. Hyp.=B.
Südd. Bod.=Cr
A.=G. f. Verkehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftu
7%Dt. Reichsb. V
Hat
Nordd. Llot
Südd.
Allian

35.75
99.5
30.5
121
44.25

107
92
7.
50.5
57.25
*5
71.5

140.75
99.5

96

79.75
99
16
161
54.5

[ ][  ]

Seite 12 Nr. 176

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 27. Junf 193


Nur noch kurze Zeit
Ein abenteuerlicher Tonfilm voll
nerhörter Spannungen!
ione ain wein

V.7691
mit
Brigitte Helm und Carl Ludw. Diehl.
Regie: Gerhard Lamprecht.

Heute Dlenstag Erstaufführung.
Der beste und erregendste Südsee-Tonfilm!

Heute letzter Tag

Beginn: 3,45, 6.00 und 8.20 Uhr

Reichsverb. bildender Künſiler
Deutſchlands, Gau Heſſen
Lichtbilder-Vortrag
Dr. Ernſt Zeh
Aktive Kunſtforſchung. Eine Kunſt=
lehre
zur Weckung nordiſch=deutſchen
(7983
Geiſtes
Freitag, d. 30. 6. 33, im Hörſaal 326 d.
Techn. Hochſchule, abends 8.15 Uhr.
Unkoſtenbeitr. 0.50, Mitgl. d. R. V. frei.

Liederzweig 1855
Darmstadt
Samstag, den 8. Juli 1933, 20 Uhr,
im Kneipsaale der Turngemeinde
am Woogsplatz
Außerordentliche
Hauptversammlung
Wir laden unsere Mitglieder hierzu
höfl. ein und bitten um recht zahl-
(7974
reiches Erscheinen.
Der Vorstand.

Af
(Liebesnächte auf Bali)
Der Film bringt Abenteuer von atemberaubender
Spannung und unvergleichliche,
unvergessliche Sensationen.
Vor dem farbenprächtigen Hintergrund der bali-
nesischen
Tempel spielt die menschlich ergreifende
und tragische Liebesgeschichte zweier junger Balinesen.
Im bunten Vorprogramm:

Wir blauen Jungens
Ein Tag an Bord der Emden.

Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr

Die hochbrausende Sinfonie der Arbeit
Der Film aller Werktätigen:
Arbeit
machk glücklich
Regie: Walter Ruttmann.
Jugendliche zugelassen.

Herrenrad 12.50 ,
ow. 1 ſ. gt. WKC.=
Herrenrad u. 1 Da=
menrad
u. Mädch.=
Rad billig zu verk.
Bleichſtr. 32. (7985

Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr

Klavier, kreuzſ., u. Herr.= u. Da.=Rad
Holzgarage f. Räd. Mädchenrad, bis 10
1. Mot.=R. bill.z.v. J., billig zu verk.
Wendelſtadtſtr. 9, Schwanenſtraße 20
Fahrrad=Hahn.
Büro.

Damenrad
neue, hervorragend
Marke 3 J. Gar.,
Einführung zum
Preis v. nur 41..
Benz. Grafenſtr. 20
(7878b)

Wegzugshalber bill
z. vk.: 1 Herrenzim
ganz od. get., Küche
Sofa. Rauchtiſch,
Wanduhr, . lack
Bett. Nacht., Waſch=
tiſch
, alles ſehr gu
erhalten. Kaſino
ſtraße 19, I. rechts.*

Ab heute

Bauufent
(Die Hölle vor Verdun)
Das Dokument deutschen
Heldenmutes. Mit amtlich.
Material und Originalauf-
nahmen
aus der Kriegszeit
unter Mitwirkung von
Hauptmann Haupt und
L.Radtke, den Br.
stümern Douaumont’s
(V7964
Vorher
Der eiserne Hindenburg in
Krieg und Frieden
Ein Lebensbild v. 1866-1927
Jugendliche haben Zutritt.

SSUNGER
HTSPIELE
RRMSTADT
OEEN

Genuine London
English‟, Konver-
sation
, Ubersetzung..
Briefwechs. jegl. Art.
(Handelskorresp.)
Max Grosse, Kaufm.
Darmst. Kiesstr. 64,1.
Im Weltkr.:Englisch.
Dolmetscher 1. Gr.
Hauptgu. S. M.*

Landestheater
Großes Haus
Dienstag, 27. Juni 1933

19.30 bis vor
22.30 Uhr
Hauptmiete
A 26

Glückliche Reise
Operette von Künneke
Preise 0.705.50 Mk.

Nationalbühne Darmſtadt.
Künſtleriſche Geſamtleitung S.A.=Mann L. Hildenbrandt.

Nur einige Tage!

Auf allſeitigen Wunſch

Küchen
in großer
Auswahl
Möbel-Industrie
Feidel
Darmstadt
Hügelstraße
13, 15 u. 17

Der Hias
im Orpheum.

Sämtliche Hauptdarſteller ſind erwerbsloſe Berufsſchauſpieler.

Einige zurückgeſetzte
Fahrräder
2 Jahre Garantie
nur 45. Mark.
Gütting,
Schuchardſtraße 10.
(7813b)

1 noch gut erhalt.
Klavier, eine grß.
Waſchbütte m. Stän=
der
und eine Zink=
badewanne
bill. zu
verkaufen.
Speſſartring 5, III.

Ladenkheken
u. Glasaufſäke
verſch. Größe äuß.
billig zu verkaufen.
Dörſam,
Eſchollbrückerſtr. 18.
(7940b)

Im
Ausſchnitt
Leden
ſo billig nur bei
Rubin, Kirchſtr. 10
Lederw. gratis
gewalzt
(6674al

Grß. 2tür. Schrank
Schreibtiſchſtuhl, kl.
Waſchtiſch m. Mar=
morpl
., el. Hänge=
lampe
bill. zu vk.*
Frankf.=Str. 16½pt.

Bismarckſtr. 43,Erdg.
Weg. Todesfall zu
vk.: Möbel, Büch.
Haush.=Gegenſtänd
Bilder, 10-1. 4.6.

Heiſen
32X6, wie neu, m
Schläuchen ſehr bill.
Groh, Griesheim,
Schöne Weiber=
gaſſe
35. (7971b

Wagenplane,
gut erh., zu kaufen
geſ F. Kleinhanß,
Allertshofen, Poſt
d.
Darn

Zu kauf. geſ.: 1 kl.
Geſchirr= o. Weißz.=
Schrank. Off. m. Pr.
u. A. 80 Geſchſt.

Guterh. Gasherd
neueſten Modells
zu kaufen geſucht.
Angeb. unter A. 96
beſchäftsſtelle

SEEHEIR
Famaan

Heute Tanz-Abend

Neue Autostraße / Rückfahrt Autobus.
Jand-Gewehre
neue Modelle!
Der Kurzdrilling, leicht, führig, jetzt
nur . . . . . . . . . RM. 245.
Mod. Trumpf, bes. Kugelspannung,
hohe Vollendung, nur RM. 320.
Fernrohr-Aufbau! (5445a
Alle Reparaturen!
Robert Hübner
Ernst-Ludwigstraße 11
Waffen, Jagd und Sport

Gute Jagd
Jagd! im mittler.
Odenwald a. weid=
gerechten
Jäger ab
zugeben. Angeb 1
A. 67 a. d. Geſch.

Fiak=
Limouſine
4 Türen, 4/20 PS.,
tadelloſer Wagen,
generalüberh., bill.
abzugeben. (7973b
J. Donges & Wieſt
Heinrichsſtraße 52.

5

er angekündigte billige Tanzkurſus in
der Eintracht‟, Eliſabetbenſtraße be=
ginnt
Donnerstag, den 29. Juni. (*

(7981

Herr.= u. Da.= Fahr=
räder
b. z. verleih.
Eliſabethenſtr. 35.*

Klavierunterricht
Frau Nanny Kaiſer,
Viktoriaſtraße 42, II.
Gedieg. Ausbildg.,
Theorie. Hon. mäß.

(141a)


Verloten.
Photo=Apparat
am 22. 6. am Böl=
lenfalltor
. Geg. Be=
lohnung
abzugeb.
Erbacherſtr. 48½,
Pfeiffer.

1 ält. Aushänge=
kaſten
, 1,75 h., 68
br., 8 cm. tief, 1 do.
1,25 h., 63 br., 9cm.
tief, 1 Ausſtellkaſt.,
55X51X16, 1 alte
Stelleiter, 7ſproſſig
b. z. vk. Näh. Gſch.*

Wünscht die Dame
eine wirklich gute
Schuhreparatur,

dann nur zum

Sohuh-Hübner

5260a

Liebfrauenstrasse 81

Die klugen Frauen
kaufen die ſchönſten
Nähmaſchinen
zu niedrigſten
Preiſen bei (7249a
Gütting.
Schuchardſtraße 10.

... denn er ist leistungs-
fähig
und dabei sehr
billig!

Geiragene

Rielber
Schuhe, Wäſche uſw.
kaufe ich laufend.
V. Schatz,
Schloßgaſſe 23.
Telefon: 1924.
(7969b)

Mod. Speiſezimmer
nußb. pol., verk. ſehr
dillig. Uhland
Hügelſtr. 29, I. *

Verſch. Jg.=Mädch.=
Kleid. u. D.=Schuhe
(38) bill. zu verkf
Näh. Geſchäftsſt. *

Schaufenſter=Büſte
mit neuer Perücke
ehr bill. zu verk.
Gervinusſtr. 43, pt.

Wanzen
samt Brut, sowie
jedes Ungeziefer
vernichtet
100%ig
nurT-Gas
geruchlos, keine
Beschädigungen
n. persönl. Arbeit.
R. Toedecke
Schuchardstr. 11
staatl. gepr. Des-
infektor
, amtlich
gepr. Schädlings
bekämpfg. (5552a

VUN

DIENSTAG
Abend 8 Uhr in der Ballonschule
Beginn neuer Kurse in Einheits-
kuurzschrift
u. Maschinenschreiben
(Kursgebühr Je 30 Pfg. die Stunde.)
Fortbildungs-, Redeschrift- und
Diktatkurse. Anmeldung jeweils in
der ersten Stunde b. Gabelsberger-
schen
Stenographenverein vu. 1861
(Verein f. Einheitskureschrift)e.

Panotbrlakisbe

Schul-

Langheinz str. 10
Größtes Spezialgeschäft für Bilder und
Einrahmungen am Platze. (3607a

Fahnenſtangen und Halter Größen

dei

n Holz
Fahnenſpitzen u. Metall (7976b
UEScR Rheinſtraße Nr. 47

Privat=Penſion
b. Beerfelden
Jagdhaus Airlenbach im Sdw.
Beſ.: Scharfe, Tel. Beerfelden 300
Neuzeitl. eingericht. Haus in ſchöner Lage;
direkt a. Wald, vollkommenruhig u. ſtaub=
frei
. Sonnige Zim., Bad etc., Liegeplätze.
Vorzügl. Verpfl. Volle Penſion (4 Mahlz.)
ab 3.50 Mk.
(7697a

Bettfedern-
Reiniguns
Barchent Deckbett 3 Drelle
v. Matratzen v. 7.4 an
Hufärbellen mod. v. Polstermöbel.
Alleinige Entmottungs- und
Entstaubungs-Anlage
Ia Referenzen
Voranschl. gratis
K. Roth, Magdalenenstr. 11
Telefon 1084
(1089a

Die hygienisch verpackte.
TomsLanngärste
10i Ia Gnalitt a S8.
bekommen Sie MUF in der
(151a
Parfümerie FRANK
Slisabethenstraße 9 (Alleinverkanf)

Neue Matjesheringe St. 12,18
Große Matjesfilet. . Stück 159
Fischhaus Fertig
Markt 4 Tel. 641 Ludwigſtraße 18

Stteichferlige Seifueben
in jedem gewünſchten Ton
das Pfund von 30A an
M. & I. Katzauer
Darmſtadt Mühlſtr. 19 Tel. 1748

n
Heute, den 27. 6. 33.
Anny Ondra
Baßt

herrlich Anny Ondra ir
diesem köstlichen Lustspiel.
Adolf Wohlbrück, Margarete
Kupfer, 5 Singing Baby
dazu ein auserlesenes
Beiprogramm!

Motorrad, führer=
ſcheinfr
., z. leih. geſ.
Preisang. a. Rubin
Kirchſtr. 10. (7966
Kleinanko
zu kaufen geſ. D. J.
Henze, Bensheim.
.7958)
Kleinwagen. 3
PS., zu kauf. geſ.
Off. u. A. 79 Geſch.
Dixi oder B.M.W.
2=Sitzer geg. Kaſſe
zu kauf. geſ. Ang.
u. A. 89 Geſchſt.
Kleinauto,
Limouſ od. Kabr.
34 Sitze, gut erh.,
zu kf. geſ. Genaues
Ang. u. A. 84 Geſch.
Fiak=
Vierſiker
4/20 PS., offen,
wie neu. billig
J. Donges & Wieſt
Heinrichsſtraße 52.

Mascanenscreiber
Darmstadt S

beteiligt Euch sofort an dem
neuen Ideal und Erika‟
Preis-
ausschreiben
!

Diri=Limouſine
gut erh., bill. z. vk
Motorrad w. i. Zhlg.
gen. Alicenſtr. 5.

Anteilscheine abzuholen bei
Winkel"

Rheinstraße 28