Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
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berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des Be=
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Nummer 169
Dienstag, den 20. Juni 1933.
196. Jahrgang
Bei wöchentlich Tmaligem Erſcheinen vom 1. Juni
bis 30 Junl 2.— Reſchsmark und 20 Pfennig
Ab=
tragegebühr, abgeholt 2.— Reichsmark, durch die
Agenturen 2.20 Reichsmark frei Haus. Poſtbezugspreis
im Juni ohne Beſfellgeld monatlich 2.,60 Reichsmark.
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breit) 2 Reichsmark. Anzeigen von auswärts 35Reichspfg.
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zeiſe 3.— Reichsmark. Alle Preiſe in Reſchsmark
11 Dollar — 4.20 Mark! — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Sireik uſw., erliſcht
Deutſchlands Autoſtraßen=Bauprogramm.
Verwirklichung des Kernftücks des Genfer europäiſchen Skraßenbauprojektes durch Deutſchland. —
Berbin=
dung der wichkigſten deutſchen Wirtſchaftsgebieke mikeinander. — Darmſtadk. Mainz, Gießen
Berührungs=
punkke des Aufo=Schnellverkehrs. — Frankfurk Schnitkpunkk zweier Haupkverkehrslinien.
Bünf Aukofkraßen.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Das vom Reichskanzler Adolf Hitler befürwortete Projekt
des Baues einer ganzen Reihe großer Autoſtraßen, die quer durch
das Reich hindurchgehen, nähert ſich allmählich ſeiner
Verwirk=
lichung. Es iſt bekannt, daß die Arbeiten gemeinſam mit der
Reichsbahn zur Durchführung kommen ſollen. Allerdings hüllen
ſich die zuſtändigen Stellen über die Einzelheiten des Planes,
ſo=
weit ſie ſich auf die Finanzierung erſtrecken, nach wie vor in
Still=
ſchweigen. Es iſt aber anzunehmen, daß man dazu übergehen wird,
die Benuhung der Aukoſtraßen
von einer mäßigen Gebühr abhängig
zu machen, womit man dann wenigſtens gewiſſe Einnahmen zur
Unterhaltung des neu geſchaffenen Straßennetzes erzielen würde,
die vielleicht auch ausreichen werden, nach und nach die
entſtan=
denen Baukoſten abtragen zu können. Beſonders intereſſant iſt
nun ein Projekt, das in der Oeffentlichkeit bekannt geworden iſt,
von dem man aber annehmen kann, daß es in gewiſſem Sinne
auch den Wünſchen des Reichskanzlers entſpricht. Es handelt ſich
um den Bau von fünf Straßen, von denen
zwei in Nord-Süd=Richkung
und drei in Weſt-Oſt=Richtung verlaufen.
Im Oſten ſoll nach dieſen Vorſchlägen eine Autoſtraße von
Tilſit über Königsberg, Elbing nach Danzig gehen. Dieſe Straße
würde Litauen mit dem Korridor verbinden. Das
nächſte Stück würde dann erſt wieder in Stettin ſeinen Anfang
nehmen, über Berlin nach Leipzig hinwegführen, dann
Alten=
burg, Greiz und Plauen berühren, Hier erreicht die
Straße faſt die tſchechiſche Grenze, ſo daß alſo der
tſchechoſlowakiſche Verkehr eine vorzügliche
Gelegenheit erhält, die moderne Autoſtraße
nach Stettin zu benutzen. Die Straße geht dann weiter
über Hof, Bayreuth, Nürnberg, Augsburg nach München.
Hier braucht nur noch eine kurze Anſchlußſtrecke zur
öſterreichiſchen Grenze errichtet zu werden. Von da
bis zur italieniſchen Grenze iſt es nicht mehr allzu weit, ſo daß
durch dieſe Nord=Süd=Verbindung ein
Verkehrs=
weg geſchaffen wird, der die Oſtſee mit den
italieni=
ſchen Autoſtraßen verbindet.
Die zweite Nord-Süd=Skrecke
geht von Hamburg über Hannover, Kaſſel, Marburg. Gießen
nach Frankfurt a. M. Sie läuft dann weiter über
Darm=
ſtadt nach Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe, Baden=Baden,
Offenburg, Freiburg, Lörrach nach Baſel. Mit dieſem
Ver=
kehrsweg iſt eine Verbindungslinie zwiſchen der
Nordſee und der Schweiz hergeſtellt, gleichzeitig aber
auch mit Lothringen und dem Elſaß, weil der Rhein
in ſeinem Lauf verſchiedene Uebergänge beſitzt. Durch die
Schweiz hindurch iſt ebenfalls ein Anſchluß an die
ita=
lieniſchen Straßen zu finden. Dieſe Linie
kreuzi verſchiedene Weft-Oſt=Rouken.
Wir haben da zunächſt die Anregung, eine Straße zu
bauen, die teils niederländiſches, teils
belgi=
ſches Gebiet quer durch Deutſchland hindurch
mit Poſen verbindet. Dieſe Linie ſoll von Aachen über
Köln, Düſſeldorf, Eſſen, Dortmund, Detmold, Hannover,
Braun=
ſchweig, Magdeburg, Brandenburg, Berlin, Küſtrin verlaufen.
Vielleicht wird auch Frankfurt a. d. O. berührt. Auf jeden
Fall mündet die Strecke an der neuen
deutſch=
polniſchen Grenze.
Eine andere Linie beginnk im Saargebief.
geht über Kaiſerslautern, Mainz, Wiesbaden,
Frank=
furt a. M., Hanau, Fulda, Erfurt, Weimar, Weißenfels,
Leip=
zig, Dresden, Görlitz, Liegnitz, Breslau, Ohlau, Brieg, Oppeln,
Gleiwitz nach Beuthen. Dieſe Strecke überſchneidet die Nord=Süd=
Linie, die von Hamburg kommt und nach Baſel geht, bei
Frank=
furt a. M. Die Autofahrer haben alſo von hier aus bequemen
Anſchluß nach Norden und Süden. Sie verbindet aber das
Saarrevier mit dem oberſchleſiſchen
Induſtrie=
gebiet. Sie gibt franzöſiſchen Autofahrern die
Möglichkeit quer durch Deutſchland nach Polen
und der Tſchechoſlowakei zu gelangen.
Die letzte vorgeſchlagene große Aukoſtraße
ſoll in Saarbricken ihren Anfang nehmen
und durch Sidweſtdeukſchland hindurchführen.
Sie geht über Landau, Bruchſal, Ludwigsburg, Stuttgart,
Eßlingen, Ulm nach München, ſchafft alſo einen
Verkehrs=
weg von Frankreich nach Oeſterreich. Es bleibt dann
ſchließlich noch eine Verbindung von Nordweſten nach dem
Süd=
oſten, und zwar von Hamburg über Wittenberge nach Berlin und
von hier aus nach Breslau, wobei zu wünſchen wäre, daß auch
Kottbus berührt würde, weil ſich Guben, das als
Verkehrsſtütz=
punkt vorgeſehen iſt, bereits von Frankfurt aus ſehr leicht
er=
reichen läßt. Auch dieſe Strecke gibt den Tſchechoſlowaken und
Polen einen guten Verkehrsweg zur Nordſee.
Aus dem Projekt geht einwandfrei hervor, daß nicht nur die
Abſicht beſteht, dem innerdeutſchen Verkehr gute Verbindungen zu
ſchaffen, ſondern gleichzeitig die um Deutſchland
herumgruppier=
ten Staaten in die Lage zu verſetzen, auf kürzeſtem Wege und auf
bequemen Straßen einander zu erreichen. Man muß ſich dabei
an den dem Genfer Internationalen Arbeitsamt zugeleiteten
Plan erinnern, der große europäiſche Autoſtraßen vorſieht, die
Frankreich und Polen, die Tſchechoſlowakei und Belgien, kurz alle
europäiſchen Staaten miteinander verbinden ſollen. Der Plan
liegt heute noch in den Archiven des Arbeitsamtes in Genf, weil
die in Frage kommenden Staaten bisher nicht die Energie
auf=
gebracht haben, das große Werk, das hier geplant war, ſeiner
Vollendung entgegenzuführen.
Deutſchland wird es ſich nicht nehmen laſſen, das
Herzſtück der Genſer Vorſchläge von ſich aus mit
eigenen Mikkeln zur Durchführung zu bringen.
Wann an die Arbeit herangegangen werden kann, ſteht noch
nicht feſt. Darüber hat das Kabinett zu beſchließen, das auch dem
Straßenbauprojekt ſeine endgültige Form geben wird. Zu
beach=
ten iſt dabei, daß es im weſentlichen darauf ankommt, die
wich=
tigſten deutſchen Wirtſchaftsgebiete miteinander zu verbinden,
aber die Straßen ſo zu bauen, daß ſie um die verſchiedenen Städte
herumführen, weil ſonſt der Schnellverkehr durch den
Stadtver=
kehr erheblich behindert würde. Da wir in Deutſchland über
zahlreiche gut ausgebaute Straßen verfügen, wird es nicht überall
notwendig ſein, Neubauten vorzunehmen. Vielfach wird man
ſich mit Verbreiterungen begnügen können. Die Linien ſollen
aber ſo verlaufen, daß man von ihnen aus wieder ſehr raſch
Ge=
biete ereichen kann, die nicht berührt werden können. Der Bau
wird wahrſcheinlich an verſchiedenen Stellen zu gleicher Zeit in
Angriff genommen werden, und zwar ſo, daß die durchkreuzten
Gebiete möglichſt bald und auf lange Sicht von
Wohlfahrts=
erwerbsloſen entlaſtet werden.
Deutfche Abordnung
verläßt Genſer Arbeitskonferenz.
Die Gründe für die Zurückziehung
der deutſchen delegakion.
Berlin, 19. Juni.
Amtlich wird mitgeteilt: Dem Präſidenten der 17. Tagung
der Internationalen Arbeitskonferenz hat der deutſche
Regie=
rungsvertreter, der deutſche Arbeitgebervertreter und der deutſche
Arbeitnehmervetreter heute folgende Erklärung übergeben:
„Zu Beginn der Konferenz ſind in einer Gruppenſitzung der
Arbeitnehmer überaus ſchwere Beleidigungen gegen Deutſchland
und ſeine Delegierten gefallen. Dieſe ſind, wie nun in aller
Deutlichkeit geſagt werden muß, von dem Vorſitzenden der Gruppe
trotz der Bitte um Zurückweiſung und um Schutz der deutſchen
Intereſſen bis jetzt nicht zurückgewieſen worden. Anſchließend
daran brachten Genfer Zeitungen Aeußerungen, die der deutſche
Arbeitnehmervertreter, Herr Dr. Ley, auf einer Preſſebeſprechung
getan haben ſoll. Herr Dr. Ley hat alle ihm unterſtellten
Aeuße=
rungen entſchieden in Abrede geſtellt und öffentlich dementiert.
Darüber hinaus iſt von den maßgebenden deutſchen Stellen
er=
klärt worden, daß Deutſchland größten Wert lege auf
freund=
ſchaftliche Beziehungen zur Bevölkerung aller Länder,
insbeſon=
dere auch zu den ſüdamerikaniſchen Staaten.
Deſſen ungeachtet wurde auf ſogenannten offiziöſen
Ta=
gungen der Arbeitnehmergruppe der Konferenz, zu denen man
den deutſchen Delegierten den Zutritt verweigerte, der abgetane
Vorfall wiederholt beſprochen und alsdann von dem Vorſitzenden
dieſer Gruppe öffentlich behandelt. Dieſe ſogenannten offiziöſen
Tagungen ſind durch Verlautbarungen in den amtlichen
Druck=
ſachen der Konferenz zuſtande gekommen, obwohl wir gegen den
nicht korrekten Vorgang zu verſchiedenen Malen, leider
vergeb=
lich, an zuſtändiger Stelle Einſpruch erhoben haben.
Wir erblicken in den bezeichneten Vorfällen eine ſchwere
Be=
leidigung der deutſchen Abordnung in ihrer Geſamtheit.
Angeſichts dieſer Sachlage ſieht ſich die deutſche Delegation
gezwungen, die Konferenz zu verlaſſen. Sie bedauert lebhaft, an
der ſachlichen Arbeit, zu der ſie ſich wiederholt und eindeutig
be=
reit erklärt hat, ſolange verhindert zu ſein, als den deutſchen
Forderungen nicht Genüge getan und den berechtigten deutſchen
Beſchwerden nicht abgeholfen worden iſt.
Genf, den 19. Juli 1933.
gez. Hans Engel Mansfeld, Vogel,
Dr. Robert Ley.”
Reichsftand der deutſchen Induſtrie gegründef.
TU. Berlin, 19. Juni.
Der Reichsverband der deutſchen Induſtrie und die
Vereini=
gung der deutſchen Arbeitgeberverbände haben ſich zum
Reichs=
ſtand der deutſchen Induſtrie zuſammengeſchloſſen und dem
Reichs=
kanzler durch die beiden bisherigen Vorſitzenden eine entſprechende
Erklärung übermittelt.
Der weitere Ausbau des ſo geſchaffenen induſtriellen
Reichs=
ſtandes und ſeine Einfügung in die Berufsſtändiſche
Geſamtord=
nung der deutſchen Wirtſchaft wird nach den Grundſätzen des in
der Entwicklung begriffenen berufsſtändiſchen Aufbaues erfolgen.
* Frankreich und die Angelſachſen.
Auf der Londoner Welkkonfetenz.
Von unſerem A=Zorreſpondenten.
L. Paris, Mitte Juni.
Die erſten Tage der Londoner Verhandlungen haben den
Skeptikern wenigſtens in einem Punkt Unrecht gegeben: Die
Weltwirtſchaftskonferenz erwies ſich nicht aks
die dekorative Maſſenveranſtaltung, die man
vielerorts befürchtete. London iſt zurzeit wirklich ver
wirtſchaftlich=finanzielle und auch der politiſche Mittelpunkt der
Welt. Die Arbeit der Weltpolitik wird beſchleunigt und
konzen=
triert. Das iſt an ſich ſchon erfreulich. Allerdings muß man
es hinfügen, daß dieſer erſte Eindruck wahrſcheinlich noch öfter
wechſeln wird, das pflegt der Fall bei allen internationalen
Konferenzen zu ſein. Und auch die Konferenz in London wird
keine Ausnahme ſein — obwohl viele erfahrene Beobachter der
Meinung Ausdruck geben, daß die Atmoſphäre in London keiner
der früheren internationalen Veranſtaltungen ähnelt.
Die erſten franzöſiſchen Kommentare ſind natürlich ſkeptiſch
was die Endergebniſſe der Konferenz betreffen, aber ſie ſind
nicht unzufrieden mit der bisherigen Poſition Frankreichs.
Man ſtellt in Paris feſt, daß der alles
be=
herrſchende Einfluß der Vereinigten Staaten
ſofort fühlbar wurde, wenn auch dieſer
Ein=
fluß zuerſt nur negativ war. Man ſagt Einfluß, das
Wort Wichtigkeit wäre aber beſſer am Platze. Es ſcheint
näm=
lich, daß in Waſhington die Meinungsunterſchiede über die
weſentlichen Fragen, die die Konferenz bewegen, ſo groß ſind,
daß die Aufgabe der amerikaniſchen Delegation beſonders
er=
ſchwert wird.
Der franzöſiſche Miniſterpräſident
Dala=
dier hat vor allem die Stabiliſierung der
Währungen gefordert. Die interalliierten
Schulden hat er nicht erwähnt, obwohl dieſe
Frage von engliſcher und von italieniſcher
Seite aufs Tapet gebracht wurde. Man will darin, daß er den
wichtigſten Wunſch Frankreichs unerwähnt ließ, einen Beweis
dafür ſehen, daß die franzöſiſche Politik mit der der führenden
Mächte in Europa in dieſem Punkte einig ſei. Das bedeutet
aber keinesfalls, daß Frankreich mit England und Italien in
der Frage der interalliierten Schulden zuſammengehen würde.
Das engliſche. Angebot einer Teilzahlung an Amerika geht
offiziell, Frankreich nichts an. Man würde aber hier eine
Einigung Englands und Italiens mit Amerika für einen großen
Fortſchritt halten. Und es iſt auch kein Geheimnis,
daß Frankreich in Waſhington aktiv über die
Schuldenfrage verhandelt. Allerdings heißt es hier
in Paris, daß alles, was in der Frage der interalliierten
Schulden geſchieht, mit einiger Skepſis behandelt werden muß.
Präſident Rooſevelt ſei in Konflikt mit dem Waſhingtoner
Senat, und ſolange dieſer Konflikt nicht behoben ſei, ſollen alle
Entſchlüſſe einen proviſoriſchen Charakter tragen. Denn letzten
Endes könnte der Senat in Waſhington alles noch in Frage
ſtellen. Die Politik Rooſevelts ſoll gerade darin beſtehen, den
Kongreß vor die Verantwortung zu ſtellen.
Die Einigkeit der Konferenz über die Notwendigkeit der
Stabiliſierung ſcheint bedeutender. Zwiſchen England und den
europäiſchen Mächten, die die Stabiliſierung für dringend
not=
wendig erachten, ſoll wenigſtens grundſätzlich kein Gegenfſatz
beſtehen. In England ſetzt man anſcheinend nur eine
Vor=
bedingung für die Stabiliſierung des Pfundkurſes, nämlich die
gleichzeitige Stabiliſierung ſeitens Amerika. Man macht hier
in Paris ſogar viel Aufhebens von der engliſch=franzöſiſchen
Einigkeit in dieſem Punkte. Man ſtellt die Dinge ſo dar, als
ob Frankreich und England eine gemeinſame Front gegen
Amerika machen würden. Auch wenn am erſten Tage der
Konferenz ein ſolcher Eindruck entſtehen konnte, vor allem wegen
der wenig glücklichen Rollen, die die amerikaniſche Delegation
zu ſpielen gezwungen war, braucht man kein Prophet zu ſein,
um mehrere Frontwechſel der engliſchen Politik vorauszuſehen.
Die Frage der Stabiliſierung iſt allerdings ſchwer, ſelbſt
ſenn die Vereinigten Staaten den Dollarkurs für die Dauer
der Konferenz ſtabil halten. In Amerika ſprechen ſtarke Gründe
für eine energiſche Devaloriſierung der Währung. Es genügt
da die rieſige innere Verſchuldung. Innenpolitiſch ſollen die
Anhänger der Inflation ſehr ſtark ſein. Hier überſchüttet man
die amerikaniſche Wirtſchaftspolitik mit Vorwürfen, man nennt
ſie „illuſioniſtiſch” und ſchreckt nicht zurück, den ganzen
unleug=
baren Aufſchwung in Amerika als eine ungeſunde
Inflations=
blüte zu bezeichnen.
In Paris neigt man leider in der
Betrach=
tung aller Fragen, die die Konferenz betreffen,
zur Einſeitigkeit. Manmöchte die Forderungen
Frankreichs, von denen manche vollkommen
berechtigt ſind, iſoliert durchdrücken, ohne
Rückſicht auf die notwendigen politiſchen
Vor=
bedingungen eines Erfolges. Die Stabiliſierung der
Währungen, die Löſung der Schwierigkeiten, die ſich aus den
internationalen Schulden ergeben und auch eine Reform der
internationalen Zollpolitik, die regionale Verträge von Staat
zu Staat in Vordergrund ſtellen würde, ſind erwünſcht. Aber
dazu iſt eine beſſere politiſche
Zuſammen=
arbeit in Europa unerläßlich. Der Viererpakt
muß tatſächlich angewendet werden im Geiſte
der gegenſeitigen Verſtändigung. Man ſpricht hier
viel von der italieniſch=franzöſiſchen Annäherung, ſie hat viele
Anhänger, unter denen ſich der franzöſiſche Luftfahrtminiſter
Pierre Cot beſonders hervortut. Es gelang auch mit Italien
eine beſſere Atmoſphäre zu ſchaffen, man hält aber noch nur
bei den gegenſeitigen Höflichkeiten, die ſachlichen Fragen ſind
noch nicht gelöſt. Man ſpricht von einer Zuſammenkunft
Muſſolini/Daladier und anderen. Aber vorerſt zeigt
Frankreich eine recht ſchikanöſe Haltung,
e=
genügt da als Beiſpiel nur die Dawes= und
Younganleihen zu erwähnen.
Seite 2 — Nr. 169
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten =
Dienstag, 20. Juni 1933,
der SA. und S5. — Berbok der Hoheitszeichen der NSDAP.
Polizeiakkion gegen die „Schwarze Fronk”
EP. Wien, 19. Juni.
Amtlich wird mitgeteilt:
„Bundeskanzler Dollfuß berief ſofort nach Erhalt der
Nach=
richt von dem verbrecheriſchen Anſchlag auf eine Aſſiſtenzkompagnie
(Hilfspolizei) in Krems an der Donau einen Miniſterrat
zuſam=
men, der bis in die ſpäten Abendſtunden tagte. Der
Sicherheits=
miniſter berichtete, daß die polizeiliche Unterſuchung und die
teil=
weiſen Geſtändniſſe der Verhafteten bezüglich der letzten
Spreng=
ſtoffattentate in Wien einwandfrei erwieſen hätten, daß die
Teil=
nehmer an dieſen Attentaten der NSDAP., der SA. und SS.
an=
gehörten. Auf Grund dieſer Tatſache beſchloß der Miniſterrat,
die SA.= und SS.=Abteilungen ſowie den vaterländiſchen
Schutz=
bund aufzulöſen und der Oeſterreichiſchen Nationalſozialiſtiſchen
Deutſchen Arbeiterpartei (Hitlerbewegung) jede Betätigung in
Oeſterreich und insbeſondere auch die Bildung irgendwelcher neuer
Parteiorganiſation zu verbieten. Damit ſind auch alle Abzeichen
der Partei verboten. Bezüglich der Vorfälle in Krems ſind alle
Maßnahmen getroffen, um weitere Unruhen zu verhindern. Die
ſtrengſte Unterſuchung iſt eingeleitet.”
Akkenkak oder Unglücksfall in Krems?
EP. Wien, 19. Juni.
In den Abendſtunden des Montag verbreitete ſich in Wien die
Nachricht, daß in Krems an der Donau auf eine Abteilung
Hilfs=
poliziſten und chriſtlich=deutſche Turner ein Handgranatenanſchlag
verübt worden ſei. Die Abteilung ſei auf dem Rückmarſch von
einer Uebung von zwei unbekannten Männern mit Handgranaten
beworfen worden und dadurch 12 Mann ſchwer und 6 leicht
ver=
letzt worden. Andere Gerüchte wollten ſogar von mehreren Toten
wiſſen. Die Täter ſollen entkommen ſein.
Von nationalſozialiſtiſcher Seite wird dazu erklärt, daß der
Schauplatz dieſes angeblichen Attentats die Schießſtätte der
Krem=
ſer Garniſon ſei, die vollkommen, abgeſperrt ſei, ſo daß es ſehr
unwahrſcheinlich ſei, daß Fremde hier Zutritt gefunden haben
ſoll=
ten. Viel näher liege die Vermutung, daß es ſich um einen
Un=
glücksfall handele.
Belagerungszuſtand über Krems.
WTB. Wien, 19. Juni.
Zu den Vorfällen in Krems meldet die amtliche
Nachrichten=
ſtelle:
Heute nachmittag um 5 Uhr marſchierten vom Egelſee,
un=
weit von Krems, wo eine Schießübung abgehalten worden war,
eine Abteilung der Hilfspolizei in Stärke von 56 Mann und
hinter ihr eine Kompagnie des Infanterie=Regiments Nr. 6
nach Krems zurück. Während des Marſches wurden von zwei
bisher unbekannten Tätern gegen die
Hilfspolizei=
abteilung drei Handgranaten geſchleudert.
Zwei Handgranaten explodierten innerhalb der
Abtei=
lung, die dritte wurde von einem Hilfspoliziſten
aufgefangen und geiſtesgegenwärtig auf das freie
Feld geworfen, wo ſie, ohne Schaden anzurichten,
explo=
dierte. Von der Abteilung wurden 30 Mann
ver=
letzt. Von ihnen mußten 16 ins Spital gebracht werden.
Drei davon ſind ſchwer verletzt worden. Außer den
Hilfspoliziſten wurde auch ein Ziviliſt, ein penſionierter
Portier der Tabakfabrik in Krems, Motzko, der Blumen pflückte,
verletzt. Den Tätern, von denen Perſonalbeſchreibungen
vor=
liegen, gelang es, zu entfliehen. Ihre Verfolgung durch
Gen=
darmerie und Militär wurde aufgenommen.
Der Bezirkshauptmann von Krems hat für die Gemeinden
Krems, Stein und Mautern zum Schutze von Sicherheit und
Eigentum mit ſofortiger Wirkſamkeit entſprechende Maßnahmen
angeordnet. Die Hausfluren müſſen um 8 Uhr abends, die
Schanklokale um 9 Uhr geſchloſſen ſein. Anſammlungen und
Gruppenbildungen in den Straßen ſind verboten. Zur
Verſtär=
kung des Sicherheitsdienſtes wurde von Wien die
Gendarmerie=
ſchulabteilung und eine Gruppe der Kriminalbeamtenabteilung
entſandt und außerdem wurde die Garniſon Krems entſprechend
verſtärkt.
EP. Wien, 19. Juni.
Im letzten Augenblick iſt es gelungen, einen verbrecheriſchen
Anſchlag auf das Elektrizitätswerk der Stadt Salzburg
abzuweh=
ren, der im Falle des Gelingens unabſehbare Folgen gehabt hätte.
Soweit bis jetzt feſtgeſtellt werden konnte, ſollten von bisher
un=
bekannten Tätern die Schleuſen des Stauſees des
Elektrizitäts=
werkes geöffnet werden, was jedoch nicht gelungen iſt. Wäre die
Oeffnung der Schleuſen geglückt, dann hätten ſich drei Millionen
Kubikmeter Waſſer über das unterhalb des Stauſees liegende
Land ergoſſen und nicht allein ſämtliche Werke, die von dem
Elek=
trizitätswerk Salzburg elektriſchen Strom beziehen, ſtillgelegt,
ſondern auch weite fruchtbare Landſtrecken unter Waſſer geſetzt.
Gewiſſe Wiener Boulevardblätter haben verſucht, den
An=
ſchlag auf das politiſche Geleis zu ſchieben und ihn mit den
Natio=
nalſozialiſten in Zuſammenhang zu bringen. Man glaubt jedoch,
daß es ſich um einen Racheakt entlaſſener Arbeiter handelt.
Nakionalfozialiſtiſche Feſtſtellungen
zu den Bombenanſchlägen.
EP. Wien, 19. Juni.
Unter dem Titel „Vor der Aufklärung der
Bomben=
anſchläge?” nimmt die „Deutſchöſterreichiſche Tageszeitung” zu
einer Mitteilung der Wiener Polizeidirektion Stellung, wonach
faſt alle Urheber und Ausführende der Bombenanſchläge in
Haft ſeien und teilweiſe auch ein Geſtändnis abgelegt hätten;
ſie ſeien Angehörige einer Wehrformation der NSDAP.
Das Blatt erklärt hierzu: „Solange die Polizei nicht die
Namen der Verhafteten veröffentlicht hat, iſt es unmöglich, die
Gerüchte und Behauptungen zu kontrollieren. Die
Veröffent=
lichung der Namen wird erſt die Feſtſtellung erlauben, ob es
ſich tatſächlich um Mitglieder der NSDAP., die gegen den
aus=
drücklichen Befehl der Führung gehandelt haben oder um Agents
provocateurs gehandelt hat.”
In ähnlichem Sinne nimmt auch die „Nachtpoſt” hierzu
Stellung, dieſe erklärt, daß man jedenfalls feſtſtellen müſſe, daß
das ganze Gebäude der Aufklärung auf ſehr ſchwankendem
Fundament aufgebaut iſt. Das Blatt weiſt in dieſem
Zuſammen=
hang beſonders darauf hin, daß ein Unterführer, der ausgeſagt
habe, daß er auf höheren Auftrag an den Attentaten beteiligt
geweſen ſei, ſonderbarerweiſe gerade einer Formation angehöre,
über die die gegneriſche Preſſe ſchon vor Monaten ſo genaue
Kenntniſſe zeigte, daß man ſchließen mußte, daß es gelungen
ſei, in dieſe Formation gegneriſche Agenten einzuſchmuggeln.
Wenn man weiter feſtſtelle, daß dieſer Unterführer aus dem
kommuniſtiſchen Lager kam und, wie ſich vor kurzem
heraus=
ſtellte, ein recht bewegtes Vorleben hat, ſ. ſei damit ein
Sach=
verhalt feſtgeſtellt, der mit dem Wort „Lockſpitzel” wohl am
beſten gekennzeichnet ſei.
„Wie hier ein Zuſammenhang mit der NSDAP. bzw. deren
Führung hergeſtellt werden ſoll, darauf kann man jedenfalls
geſpannt ſein”, ſo ſchließt das Blatt.
Von der Polizei geſtörkes Lichkerfeſt in Melk.
Wie alljährlich, fand auch diesmal am Samstag, 17. Juni,
das Lichterfeſt in Melk an der Donau ſtatt, das ſich zugleich zu
einer nationalſozialiſtiſchen Sonnwendfeier geſtaltete. Die
Teil=
nehmerzahl war, wie der „Kampfruf” meldet, infolge der
be=
hördlichen Gegenmaßnahmen geringer als ſonſt, ſo wurden z. B.
vier Geſellſchaftsautos mit Nationalſozialiſten von der
Gendar=
merie nicht in die Stadt hineingelaſſen. Ganz Melk glich einem
Heerlager, überall ſah man Gendarmerie, die ſich auf „Heil=
Hitler”=Rufer mit aufgepflanztem Bajonett ſtürzte. Als ſich
Nationalſozialiſten auf dem Hauptplatz ſammelten, wurde eine
regelrechte Attacke gegen ſie unternommen. Auf einen Wiener
Autobus wurde bei der Heimkehr ein Anſchlag verübt. Ueber die
Straße war ein drei Meter langer, einen halben Meter dicker
Baumſtamm gelegt worden, und nur durch die Geiſtesgegenwart
des Wagenlenkers wurde ein Unglück verhütet.
Ende der vergangenen Woche ſind in allen Teilen des
Rei=
ches Polizeimaßnahmen gegen die ſogenannte „Kampfgemeinſchaft
vevolutionärer Nationalſozialiſten. „Die Schwarze Front”,
durch=
geführt worden. Bei den Durchſuchungen wurde umfangreiches
Material gefunden, das die ſtaatsfeindliche und ſtaatsgefährliche
Einſtellung der „Schwarzen Front” eindeutig beweiſt. Die noch in
Deutſchland befindlichen Führer wurden in Schutzhaft genommen.
Otto Straſſer, der Leiter dieſer Bewegung, hat mit einem Teil
ſeiner Vertrauensleute Deutſchland bereits wenige Tage nach dem
Siege der nationalen Erhebung verlaſſen.
Im Kreiſe Treuburg (Oſtpreußen) ſind vom ſtellvertretenden
Landrat im Einvernehmen mit der Staatspolizeiſtelle 7
Stahl=
helmortsgruppen aufgelöſt worden. Zwei Ortsgruppenführer
wurden verhaftet. Ebenſo hat der Regierungspräſident von
Düſſeldorf für den Geſamtbereich des Regierungsbezirks
Düſſel=
dorf den Stahlhelm in ſeiner bisherigen Organiſationsform zum
Zwecke der Beſeitigung der eingeriſſenen Mißbräuche verboten.
WTB. Wien, 19. Juni.
Das Mitglied der deutſchen Geſandtſchaft Heinz Cohrs wurde
Montag nachmittag mit dem fahrplanmäßigen Berliner Flugzeug
abgeſchoben. Cohrs war Dienstag früh verhaftet worden, hat
alſo eine Woche im Polizeigefangenenhaus in Wien zugebracht.
Cohrs iſt als Oberleutnant der deutſchen Armee an der
Jſonzo=
front mehrfach verwundet worden. Wegen ſeiner Arbeit in
Kärn=
ten war ihm ſeinerzeit die beſondere Anerkennung der
Landes=
regierung ausgeſprochen worden.
Die neue Felduniform des Reichsheeres.
Nach langjährigen, nunmehr abgeſchloſſenen Verſuchen kommt
bei den berittenen und unberittenen Truppen des Reichsheeres
ein neuer Feldanzug zur Einführung. An die Stelle des
bis=
herigen Dienſtrockes tritt die Feldbluſe, an die des Marſch= bzw.
Reitſtiefels der Schnürſtiefel, ferner wird ein Hemd gerippter
Wirkart getragen werden. Die neue Feldbluſe iſt aus feldgrauem
Tuch mit Schulterklappen, fünf Vorderknöpfen, je zwei
aufgeſetz=
ten Bruſt= und Seitentaſchen, Kragen mit einknöpfbarer
Kragen=
binde und Spiegeln mit Doppellitze. Die Aermel haben
Knopf=
verſchluß, der Rückenteil einen Schlitz. Die Feldbluſe, die im
Rumpfteil weit und bluſig ſitzt, läßt dem Träger große
Bewe=
gungsfreiheit. Sie wird allgemein geſchloſſen getragen und nur
im Dienſt auf Befehl des Führers geöffnet. Mit der Einführung
des Schnürſtiefels iſt der langjährige Streit der Meinungen
gegen den alten Marſchſtiefel entſchieden worden. Für den
Aus=
gang und feierliche dienſtliche Anläſſe wird der derzeitige
Aus=
gehrock unverändert beibehalten, ebenſo die bisherige lange
Tuch=
hoſe für Dienſt und Ausgang.
Vom Tage.
Das Reichsarbeitsminiſterium hat der Arbeitsfront und den
Spitzenverbänden der Arbeitgeber mitgeteilt, daß im
Reichs=
arbeitsminiſterium eine geſetzliche Neuregelung einheitlicher
Be=
ſtimmungen über den Ladenſchluß und über die Sonntagsruhe
vorbereitet werden.
Der Reichskommiſſar und Leiter des Wirtſchaftspolitiſchen
Amtes der NSDAP., Dr. Wagener, wurde zum Ehrenvorſitzenden
der „Reichsgemeinſchaft der techniſch=wiſſenſchaftlichen Arbeit”
ge=
wählt, zu der ſich die führenden Ingenieurwiſſenſchaftlichen
Ver=
bände zuſammengeſchloſſen haben.
Der Reichskommiſſar und Führer des nationalſozialiſtiſchen
Deutſchen Juriſtenbundes, Dr. Frank, ſprach ſich in einer Unter4
redung über die Gleichſchaltung des deutſchen Rechtes aus. Die
vollzogene Gleichſchaltung der Juſtiz ſei erſt ein Anfang. Es ſolle
aber alles vermieden werden, was zu unnötigen Beunruhigungen
führen könnte.
Aus Anlaß des 68. Geburtstages des Reichsminiſters Dr.
Hugenberg ſprach am Montag abend der Preſſechef der
Deutſch=
nationalen Front, Hauptmann a. D. Broſius, im Rundfunk über
„Hugenberg und ſein Werk”.
Der Berliner „Montagmorgen” iſt mit ſofortiger Wirkung
bis 15. Auguſt verboten worden.
Der Deutſche Oſtmarkenverein hat in ſeiner letzten
Haupt=
verſammlung den Beſchluß gefaßt, ſich dem Bund Deutſcher Oſten
einzugliedern.
Auf einem Gebietstreffen der Pommerſchen Hitleriugend in
Colberg teilte Reichsjugendführer Baldur v. Schirach mit, daß die
von Admiral v. Trotha geleiteten großdeutſchen Jugendbünde
auf=
gelöſt worden ſind.
Der ehemalige württembergiſche Staatspräſident Bolz wurde
wegen der bekannten Vorfälle anläßlich des Katholikentages in
Salzburg in Schutzhaft genommen.
Von Dr. Karl Bergmann.
In den einführenden Worten zu ſeinem Aufſatz über die
„Nationale Dichtung” (vgl. „Darmſtädter Tagblatt” vom 20. 5.)
weiſt Dr. Herbert Nette auf gewiſſe Entartungserſcheinungen in
unſerer geſprochenen und geſchriebenen Rede hin, deren Folgen
ſich auch in unſerem Denken zeigen müſſen, denn Sprache und
Denken ſind unauflöslich miteinander verknüpft. Er ſpricht vor
der „Abgegriffenheit unſerer Umgangsſprache, der Flüchtigkeit,
mit der die Worte hingeworfen werden, aufs Papier oder in
die Luft, und der Zerſtreutheit, mit der ſie aufgenommen
werden”, wodurch es üblich geworden ſei, „im Plakat= und
Reklameſtil zu reden, zu ſchreiben und wahrſcheinlich auch zu
denken‟. Damit wird ein Mißbrauch berührt, der für unſer
geiſtiges Leben von kaum zu überſchätzender Tragweite iſt. Die
Haſt des Daſeins läßt uns bei der Handhabung der Sprache
nicht genügend die Worte abwägen. Oft ſtehen die Worte in
einem Mißverhältnis zu den Gedanken, die ſie ausdrücken ſollen.
Sie werden überhäuft, überſpitzt, verſchwendet, in der Wahl zu
wenig bedacht. Das kommt daher, daß wir zu gerne dazu neigen,
das Wort als etwas Alltägliches hinzunehmen und uns deshalb
nicht bewußt ſind, welch natürliche Bedeutungsfülle, welcher
Tiefſinn einem jeden guten deutſchen Worte innewohnt.
Ausſprüche großer Deutſcher aber zeigen uns die Macht und
den Zauber, die von einem Worte ausgehen können. So groß
kann dieſe Macht ſein, daß wir faſt in eine Abwehrſtellung
ge=
drängt werden. „Wir können uns nicht genug waffnen gegen
die zauberiſche Macht von Worten und Namen”, ſagt der
be=
rühmte proteſtantiſche Theologe Friedrich Schleiermacher. Und
auf Friedrich Hebbel geht der Ausſpruch zurück: „Wie groß die
Macht der Worte iſt, wird ſelten recht bedacht. Ich bin
über=
zeugt, ein Menſch kann dadurch ſchlecht werden, daß man ihn
ſchlecht nennt.”
Der Tiefſinn eines Wortes wird ſich vor allem bei
Eigen=
namen, beſonders bei Perſonennamen, enthüllen. Für ſie gilt
in erſter Linie das Wort: „Name iſt Schickſal, iſt Vorbedeutung”.
Wer weiß, wie oft ein Name beſtimmend auf den Lebensgang
eines Menſchen gewirkt haben mag! Unfere Humaniſten haben
ein feines Empfinden dafür gehabt, daß die Art des Namens
für ſeinen Träger nicht ohne Bedeutung iſt. Deshalb haben
ſie gerne ihre guten deutſchen, aber oft recht proſaiſchen Namen
in wohlklingendere, vornehmere griechiſche und lateiniſche Namen
verwandelt: aus einem Schwarzert wurde ein Melanchthon, aus
einem Schreiber ein Seriba, aus einem Weber ein Textor uſw.
Eine doppelte Namensänderung ſogar haben wir in dem Falle
des heſſiſchen Pfarrers Heinrich Pica zu Nochern zu verzeichnen.
In ſeiner Kindheit hieß er Atzel; weil ihm dieſer Name nicht
vornehm genug erſchien, verwandelte er ihn als Pädagogſchüler
in Elſter, um ſchließlich als Student endgültig den lateiniſchen
Namen für Elſter, Pica, anzunehmen.
Manche Menſchen ſind Beſitzer eines ausgeſprochen ſchönen
Namens. Dann ſind ſie ſtolz auf ihn, ja ſie berufen ſich auf
ihn um Eigenſchaften ihres Weſens zu erklären. Zu den
Trägern eines ſchönen Namens gehört Anſelm Feuerbach.
Feuer=
bach war eine unruhige, unſtete Natur. So hatte ihn auch
ein=
mal die Unruhe gepackt, als er in München ſtudierte. Er konnte
es einfach nicht mehr länger dort aushalten. In einem Briefe,
den er als Zwanzigjähriger an ſeine Eltern ſchrieb, gab er
ſelbſt zu, daß er mit ſeinen „exaltierten Gedanken und Plänen —
alle Augenblicke etwas anderes” ſeinen Eltern viel Sorge mache,
aber er müſſe ſie doch bitten, ihn nach Antwerpen, Paris, Florenz,
oder wohin es ſonſt ſei, auf die Akademie zu ſchicken, und er ſchließt
ſeinen Brief mit den Worten: „Habt Nachſicht mit meinem
kochenden Blut und meinen hämmernden Pulſen. Für was
beiße ich Feuerbach? Ich habe Feuer in meinen Adern.” Hier
haben wir den Aufſchrei eines jungen an ſich verzweifelnden:
Menſchen und den Beweis für die zauberiſche Macht, die von
einem Namen ausgehen kann und gegen die wir uns nach
Schleiermachers Worten nicht genug waffnen können.
Namen geben den Menſchen erſt eine Form, wie das einmal
ſehr fein die zu dem Freundeskreis Goethes in Weimar
ge=
hörende Gräfin Karoline Egloffſtein bemerkte. Ihre Schweſter
Julie hatte ihr aus Italien einen begeiſterten Brief geſchrieben
uind darin auch von ihrem Leben in Sorrent und den dortigen
Bekannten geſprochen. Die Namen ihrer Freunde aber hatte ſie
nicht genannt. Daraufhin erteilte ihr die Schweſter eine hübſche
Lehre, indem ſie ſchrieb: „Deine lieben, herrlichen,
füßberuhigen=
den Zeilen oder Blätter vielmehr ſind der größte Stolz, die
Freude und das Glück meines Lebens. Aber außer Platen
nennſt Du niemand — wie heißen Deine Irländer, der engliſche
Doktor und der neapolitaniſche Held? Ich bitte Dich, weißt Du
nicht, daß die Menſchen erſt eine Form erhalten, wenn mon
ſie beim Namen faſſen kann?”
Aehnlich wie mit den Menſchen geht es auch mit einer
Landſchaft. Wohl können wir z. B. eine Gebirgslandſchaft, auch
ohne die Namen ihrer Einzelteile zu wiſſen, als Ganzes auf uns
wirken laſſen. Aber ſo recht lebendig, „faßbar” wird ſie uns
erſt, wenn wir auch die Namen ihrer Berge und Wälder und
Täler erfahren, in denen ihre Formen und Eigenſchaften ſich
ſpiegeln. Ja, dieſe Namen erhöhen ſogar die von einer
Land=
ſchaft auf den Menſchen ausſtrömende Heilkraft, worüber einmal
ſehr feinſinnig Dr. Hans Handwecker, der leitende Arzt eines
Geneſungsheims, gehandelt hat.
Es iſt aber nicht nur der Inhalt der Eigennamen, der den
Menſchen beeinflußt. Auch der Klang eines Wortes nimmt uns
gefangen oder ſtößt uns ab. Unſere Dichter geben ſich gerne
dem Klangzauber hin. Theodor Fontane hat eine ganz beſondere
Vorliebe für die Ausdeutung der Bezeichnungen ſeiner Geſtalten.
Ueber einen Namen wie Klothilde ſtellt er philoſophiſche
Be=
trachtungen an. Er ſei ſchwer und nicht paſſend für eine Braut
oder Geliebte, deſto mehr aber für eine Schweſter, denn er
hobe etwas Feſtes, Solides, Zuverläſſiges und gehe nach dieſer
Seite hin faſt noch über Emilie hinaus. Der Klang von Jenny
iſt, wie wir bei Sigrid Undſet leſen, lichtblond, hell, friſch und
klar, im Gegenſatz zu Franziska, der ein kapriziöſer Name ſei.
Und der Senne Daniel in Knut Hamſuns Roman „Das letzte
Kapitel” iſt entzückt von dem Namen ſeiner ſtädtiſchen Braut;
ſie heißt Julie, und für Daniel iſt der Name faſt wie Samt;
wenn man ihn ſagt.
Wir Deutſche ſind gerne geneigt, unſerer Sprache den
Wohl=
klang abzuſprechen und das Italieniſche oder das Franzöſiſche.
was Klangfülle betrifft, über die eigene Sprache zu ſtellen.
Nichts verkehrter als dies. Auch unſere Sprache beſitzt Wörter
in Hülle und Fülle, die es an Wohllaut mit jeder anderen
Sprache aufnehmen können. Nur müſſen wir, wie den Inhalt,
ſo auch den Klang der Wörter beſſer in uns eingehen laſſen.
So wie es Luther tut, der in ſeinem Brief vom Dolmetſchen
ſo unvergleichlich ſchön über das Wort „lieb” ſpricht: „Wer
deutſch kann, der weiß wohl, was für ein herzlich fein Wor:
das iſt: die liebe Maria, der liebe Gott, der liebe Kaiſer, der
liebe Fürſt, der liebe Mann, das liebe Kind. Und ich weiß
nicht, ob man das Wort „lieb” auch ſo herzlich und genügſam
in lateiniſcher oder andern Sprachen reden möge, daß es alſo
dringe und klinge ins Herz wie in unſerer Sprache.”
Das Wort „lieb” zeigt uns, wie wir bei der Bedeutungs=
und Klangwirkung eines Wortes nicht nur an die Eigennamen
denken dürfen. Auch von anderen Wörtern geht ein oft ganz
geheimnisvoller Zauber aus, der ſich allerdings nur demjenigen
voll erſchließt, der ſich in ihren wahren Gehalt verſenkt. Ein
Mann, dem die Sprache nichts Aeußerliches war, ſondern der
über ſie nachdachte, war Hans Thoma. In ſeinen
Lebens=
erinnerungen „Im Winter des Lebens” erzählt Thoma, wie er
in ſeiner Heimat die Gräber ſeiner Vorausgegangenen beſuchte.
Und er ſagt ein ſchönes Wort über die in ſeiner Heimat für
Friedhof übliche Bezeichnung „Gottesacker”: „Das Wort
Gottes=
acker klingt tröſtlich, ich glaube es iſt den Bauernbegriffen
ent=
nommen, es ſchließt die Hoffnung auf Auferſtehung in ſich.
Der Acker Gottes, Saat und Ernte, ſind damit umſchloſſen.”
Würden wir mehr den Sinn der Wörter zu ergründen
ſuchen, dann kämen wir oft zu Erkenntniſſen, die nicht ohne
Einfluß auf Lebensanſchauung und Lebensgeſtaltung bleiben
könnten. Größere Klarheit über bedeutfame Fragen wäre zu
gewinnen, wenn wir dem Gehalt der Wörter mehr nachſpüren
wollten. So machte es, um nur ein Beiſpiel zu nennen, der
Bewe=
nur
und den
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Dienskag, 20. Juni 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 16‟
Seite 3
Danziger Senat ohne Oeutſchnationale.
die Verhandlungen über die Hinzuziehung der Deutſchnakionalen in die neue nakionalſozialiſtiſche Danziger
Regierung an dem Widerſtand der Deukſchnakionalen geſcheikerk.
Die endgülkige Zuſammenſehung
des neuen Danziger Senals.
WIB. Danzig, 19. Juni.
Laut Mitteilung der Gaupreſſeſtelle der Danziger NSDAP.
wird ſich die neue Regierung wie folgt zuſammenſetzen:
Präſident und Chef der auswärtigen Politik: Dr. Rauſchning
(NSDAP.). Vorläufiger Vizepräſident und Innenſenato=:
Greiſer (NSDAP.), Kultusſenator: Boeck (NSDAP.). Senator
für die Betriebe: Dipl.=Ing. Huth (NSDAP.). Finanzſenator:
Dr. Hoppenrath (NSDAP.). Senator für Bauweſen: Profeſſor
Höpfner (NSDAP.). Senator für Volksgeſundheit:
Medizinal=
rat Dr. Kluck (NSDAP.). Juſtizſenator: Dr. Wierzinſki=Keiſer
(Zentrum). Senatoren zur beſonderen Verwendung: v. Wnuck
(NSDAP.) und Prälat Sawatzki (Zentrum).
Der zwölfte Senator, heißt es in der parteiamtlichen
Mit=
teilung, wird durch einen deutſchnationalen Vertreter geſtellt
werden, der ſich aber inzwiſchen infolge des unverſtändlichen
Verhaltens ſeiner Partei gezwungen geſehen hat, ſeinen Bund
zur DNVP. zu löſen.
Wie wir dazu erfahren, handelt es ſich hierbei um den
Ab=
geordneten Bertling, deſſen Uebertritt zur NSDAP. wir bereits
gemeldet haben.
Das neue Präſidium des Danziger Volkstages wird ſich
aus folgenden Perſönlichkeiten zuſammenſetzen:
Präſident: v. Wnuck (NSDAP.). Erſter Vizepräſident:
Potrykus (Zentrum). Zweiter Vizepräſident: Batzer (NSDAP.).
Die Verhandlungen über die Hinzuziehung der
Deutſch=
nationalen in die neue nationalſozialiſtiſche Danziger Regierung
ſind wider Erwarten geſcheitert, da die Deutſchnationalen nicht
bereit waren, die von der NSDAP. als unerläßlich für eine
vertrauensvolle Zuſammenarbeit bezeichneten Vorausſetzungen
zu erfüllen. Die neue Danziger Regierung wird alſo nur aus
Nationalſozialiſten und zwei Zentrumsſenatoren beſtehen. Der
deutſchnationale Abgeordnete Bertling iſt auf Grund der letzten
Vorgänge zur NSDAP. übergetreten, ſo daß die
Deutſchnatio=
nalen im Volkstag nur noch drei Abgeordnete haben.
Eine Erklärung der Danziger NSDAP. zu den
ge=
ſcheikerken Berhandlungen mit den Deutſchnakionalen
Zu dem Scheitern der Verhandlungen zwiſchen der NSDAP.
und den Deutſchnationalen in Danzig veröffentlicht die
NSDAP. eine Erklärung, in der u. a. geſagt wird: Die
NSDAP. beabſichtigte nicht, eine ausgeſprochene Koalition
ein=
zugehen, ſondern wollte nur in dem nationalſozialiſtiſch
geführ=
ten Senat eine Anzahl von Perſönlichkeiten der anderen
Par=
teien hineinnehmen, die durch gegenſeitiges Vertrauen eine
Verbindung gewährleiſten könnten. Erfreulicherweiſe gelang es,
hinſichtlich des Zentrums eine Einigung zu erzielen.
Beſondere Bedingungen wurden dabei nicht
ge=
ſtellt.
Bei den Verhandlungen mit der Deutſchnationalen Partei
war es dagegen notwendig, einige Wünſche zu äußern, um die
immer noch beſtehende Kampfſituation aus der Wahlzeit her zu
bereinigen. Leider fanden die an ſich vom Standpunkte der
NSDAP. ſelbſtverſtändlichen und berechtigten Wünſche bei der
Deutſchnationalen Partei kein Entgegenkommen. Es iſt demnach
nicht die Schuld der NSDAP., wenn abermals durch eine wenig
elaſtiſche Führung der Deutſchnationalen Partei die
Verſtän=
digung mißglückte und für den Wiederaufbau wertvolle Kräfte
außerhalb einer geſchloſſenen Front bleiben müſſen.
Ablehnung der nakionalſozialiſtiſchen Wünſche
durch die Deutſchnakionalen.
Die Deutſchnationalen haben gleichzeitig eine Darſtellung
der Vorgänge, die zum Scheitern der Verhandlungen führten,
veröffentlicht, zu deren Verwertung ſie ſich der amtlichen Senats=
Preſſeſtellen bedienten. In dieſer Darſtellung wird erklärt, daß
die Erfüllung der nationalſozialiſtiſchen Bedingungen mit der
Würde und Ehre einer Partei nicht vereinbar ſei und auf die
Auflöſung der Deutſchnationalen Front hinausliefen. In der
deutſchnationalen Erklärung wird ſchließlich der NSDAP.
unterſtellt, daß dieſe überhaupt nicht den
ernſten Willen gehabt habe, mit den
Deutſch=
nationalen zu einer Einigung zu kommen.
Dieſe Darſtellung wird allerdings in ein weſentlich anderes
Licht gerückt durch die Veröffentlichung von zwei Briefen, die
Dr. Rauſchning in den letzten Tagen an den Senatspräſidenten
Dr. Ziehm gerichtet hat. In dem erſten, vom 13. Juni datierten,
Schreiben begrüßt Dr. Rauſchning namens der NSDAP. die
Bereitſchaft der Deutſchnationalen, in die neue Regierung
ein=
zutreten und ihre Erfahrungen für das Wohl des Staates zur
Verfügung zu ſtellen.
Dr. Rauſchning gibt jedoch ausdrücklich ſeinem Bedauern
darüber Ausdruck, daß die Deutſchnationalen für die
Führung der Verhandlungen Vertreter
be=
nannt hätten, mit denen nach ihrer ganzen
Ein=
ſtellung die für die Herſtellung einer einigen
nationalen Front notwendige offene
Aus=
ſprache unmöglich ſei.
In ſeinem zweiten Schreiben, das am Samstag Dr. Ziehm
zugeſtellt wurde, ſtellt Dr. Rauſchning mit
beſon=
derem Bedauern die inzwiſchen vonden
Deutſch=
nationalen erfolgte Ablehnung der
national=
ſozialiſtiſchen Wünſche feſt. Dieſe Wünſche, ſo betont
Dr. Nauſchning, ſeien nur im Hinblick auf das zu erſtrebende
neue tragbare Vertrauensverhältnis ausgeſprochen worden. Eine
Einmiſchung in die inneren Parteiverhältniſſe der
Deutſch=
nationalen liege der NSDAP. fern. Vertrauen aber ſei an
be=
ſtimmte Bedingungen und Perſönlichkeiten geknüpft.
Ermächkigungsgeſekz für die neue Danziger Regierung
Der Danziger Volkstag wird ſich am Dienstag nachmittag
nach der Wahl und der Einführung des neuen Senats auf
Frei=
tag vertagen. Am Freitag wird der Volkstag die
program=
matiſche Regierungserklärung des neuen
Se=
natspräſidenten Dr. Rauſchning entgegennehmen.
Anſchließend wird der Volkstag ein umfangreiches
Ermächtigungsgeſetz verabſchieden, das der neuen
Re=
gierung freie Hand zur Durchführung ihres Wirtſchaftsprogramms
gibt. Das Ermächtigungsgeſetz trägt nicht verfaſſungsändernden
Charakter.
Diplomakiſcher Vorſtoß Polens gegen Danzig.
WTB. Danzig, 19. Juni.
Dem Senat iſt der polniſche Antrag beim
Völkerbundskom=
miſſar, worin die polniſche Regierung dagegen Stellung nimmt,
daß die Danziger Regierung angeblich Verhandlungen mit
aus=
wärtigen Staaten ohne Vermittlung Polens geführt habe,
nun=
mehr offiziell zur Kenntnis gebracht worden. Da die Ueberſetzung
des ſehr umfangreichen Schriftſtückes einige Zeit in Anſpruch
nimmt, hat der Senat zu den polniſchen Vorwürfen noch nicht
Stellung genommen.
Verbok ausländiſcher Uniformen in Finnland.
Die finniſche Regierung hat das Tragen ausländiſcher
Uni=
formen bis auf weiteres verboten. Aus dem Auslande nach
Finnland einreiſende Perſonen oder Reiſegruppen, die Uniform
oder einer Uniform gleichzuſetzende Einheitsbekleidung tragen,
haben demnach zu gewärtigen, daß ſie von den
Grenzpolizeibehör=
den zurückgewieſen werden. Das Verbot ſcheint lediglich im
Hin=
blick auf die am 1. und 3. Juli ſtattfindenden Reichstagswahlen
und die damit zuſammenhängende Wahlagitation erlaſſen zu ſein.
Es beſteht die Möglichkeit, daß das Verbot bald nach den
Wah=
len wieder aufgehoben wird.
Ungariſcher Legitimiftenführer fährk nach Wien.
Wie wir erfahren, wird der ungariſche Legitimiſtenführer
Graf Hunyadi mit anderen Vertretern der Legitimiſten=
Bewe=
gung in den nächſten Tagen nach Wien kommen. Die Annahme
dürfte nicht fehlgehen, daß die bevorſtehenden Beſprechungen, die
der Pflege der Beziehungen zwiſchen den ungariſchen und den
öſterreichiſchen Legitimiſten dienen ſollen, mit dem Berliner
Beſuch des ungariſchen Miniſterpräſidenten im Zuſammenhang
ſtehen.
Zinsſenkungsakkion
der Heſiſchen Regierung.
Landeshypothekenbank ſenkk
Aufwerkungs=
hypotheken um ½ Prozenk.
Auf Anregung des Herrn Staatsſekretärs
umd ſtellvertretenden Staatsminiſters Jung
haben die Generalverſammlung und der Aufſichtsrat der
Heſ=
ſiſchen Landes=Hypothekenbank A.=G., Darmſtadt, in der Sitzung
vom 17. Juni 1933 die Mittel bereit geſtellt, die es der Bank
ermöglichen, den Zinsſatz der Aufwertungshypotheken für das
Jahr 1933 einmalig um ½ Prozent auf 5½ Prozent zu
er=
mäßigen. Da die Zinsrate für das erſte Halbjahr 1933 bereits
fällig iſt, wird die Zinsermäßigung bei der Zinsrate für das
zweite Halbjahr 1933 in voller Höhe abgeſchrieben werden.
Mit dieſer Maßnahme iſt ein weiterer wirkſamer Schritt
auf dem von der Regierung angeſtrebten Wege zu einer
all=
gemeinen Zinsſenkung getan worden. Die geldliche Auswirkung
wird beſonders auch gerade ſolchen Bevölkerungsteilen zugute
kommen, die als Kleinrentner, erwerbsloſe Arbeiter, ältere
arbeitsloſe Angeſtellte uſw. ſchwer um die Erhaltung ihres
Alt=
hausbeſitzes kämpfen. Nicht minder dürfte es eine Erleichterung
aber auch für das bodenſtändige Klein= und Mittelgewerbe ſein,
Arbeitsbeſchaffung für NSDAP.-Mikglieder.
Gauleiter Sprenger weiſt in einem erneuten Aufruf
dar=
auf hin, daß die Durchführung ſeines Aufrufs vom 30. Mai,
die Parteigenoſſen mit den Mitgliedsnummern 1 bis 200 000
roſchmöglichſt in Arbeit zu bringen, nicht mit jenem Nachdruck
betrieben wird, der ein ſelbſtverſtändliches Erfordernis ſei. Der
Gauleiter hat deshalb eine Kontrolle für Arbeitsbeſchaffung
eingerichtet und überwacht die Durchführung ſeines Aufrufs
perſönlich. Die Ortsgruppen bzw. die Kreiſe haben ſofort unter
der perſönlichen Anſchrift des Gauleiters, Frankfurt a. M.,
Elbeſtraße 61, die auf Grund des Aufrufs vom 30. Mai
ein=
gegangenen Bewerbungen einzureichen. Die SA.= und SS.=
Dienſtſtellen ſammeln die Bewerbungen und reichen ſie über den
Dienſtweg ein. Zur Durchführung der Unterbringung innerhalb
der freien Berufe hat Gauleiter Sprenger den Präſidenten der
Induſtrie= und Handelskammer Frankfurt a. M.=Hanau, Dr. Lüer,
und den Gau=Wirtſchaftsreferenten Eckart berufen, die bereits
mit den Vorarbeiten begonnen haben. Für die Kontrolle der
Kommunal=, Landes= und Staatsbehörden bzw. Verwaltungen
ſowie für die Reichsbahn iſt der Leiter der NS.=Gau=
Beamten=
abteilung, Kremmer, beſtellt worden. Ferner werden auf
Vor=
ſchlag des Leiters der Gau=Betriebszellenabteilung, Becker,
geeignete Parteigenoſſen zur Durchführung herangezogen. Die
Arbeitsbeſchaffung wird mit ſofortiger Wirkung auf die
Partei=
genoſſen ausgedehnt, die eine Mitgliedsnummer bis 300 000
haben.
Neue Parkeileikung der SP9.
Abrücken von den Emigranken. — Parkeileikung
verbleibt in deutſchland.
TU. Berlin, 19. Juni.
Von ſozialdemokratiſcher Seite wird mitgeteilt: „In einer
gemeinſamen Sitzung der erweiterten Parteileitung der SPD.
zuſammen mit den Vorſtänden der Fraktionen im Reichstag und
im Preußiſchen Landtag ſtellten die Parteivorſtandsmitglieder ihre
Aemter zur Verfügung. Die Konferenz beſchloß, die Führung der
Parteigeſchäfte den Mitgliedern Weſtphal, Stelling,
Rin=
ner und Künſtler zu übertragen unter Hinzuziehung der
Vor=
ſitzenden der Reichstags= und Landtagsfraktion, Löbe und
Seil=
lat. Die Beſchlüſſe der Fraktionen im Reichs= und Landtag über
das Verbleiben des Sitzes der Parteileitung der deutſchen
So=
ſozialdemokraten in Deutſchland wurde durch die Annahme
folgen=
der Erklärung erneut bekräftigt.”
„Der neugewählte Parteivorſtand in Berlin hat allein die
verantwortliche Führung der Partei. Deutſche Parteigenoſſen, die
ins Ausland gegangen ſind, können keinerlei Erklärungen für die
Partei abgeben. Für alle ihre Aeußerungen lehnt die Partei
jede Verantwortung ausdrücklich ab.”
Reichsminiſter Dr. Goebbels in ſeinen Ausführungen über die
Aufgabe des deutſchen Theaters. Er warnte vor dem Glauben,
in der Kunſt könne die Geſinnung allein es machen. Geſinnung
gehöre wohl dazu, aber ſie könne nicht die Kunſt und ihre
Geſetze erſetzen, denn das Wort Kunſt komme von können, nicht
etwa von wollen. Wir ſehen, wie hier das Eindringen in den
Bedeutungskern des Wortes Kunſt vor falſchen Auffaſſungen
behütet.
Wer zur Erkenntnis gekommen iſt, daß das Wort nichts
Gleichgültiges iſt, ſondern daß ihm ein tiefer Sinn innewohnt,
der befruchtend auf unſer Leben wirken kann, der gelangt ganz
von ſelbſt dazu, gegen gewiſſe ſprachliche Entartungserſcheinungen,
die die Macht des Wortes vernichten, anzukämpfen. Dazu
ge=
hört vor allem die Ueberflutung unſrer Sprache mit fremden
Wörtern. Von einem Fremdwort kann nie die Wirkung
aus=
gehen, wie von einem deutſchen Wort. Nie kann es uns packen,
zu unſerem Herzen ſprechen wie ein echt deutſches Wort, das
wir von Kindheit an gehört und gebraucht haben. „Mathematiker,
Phyſiker, Zoologen — die mögen in fremden Sprachen
ſchreiben — wer zum Herzen dringen will, der ſchreibe in
ſeiner Mutterſprache”, ſagt einmal Wilhelm Buſch, der große
deutſche Zeichner und Humoriſt. Und einer anderen Unſitte ſei
hier noch flüchtig gedacht, die in immer erſchreckenderem Umfange
einreißt. Es iſt dies die ſogenannte Aküſprache, wie man
ſpöttiſch die Abkürzungsſucht nennt. Dieſe jeden Sinnes baren
Gebilde können nie den Hörer oder Leſer packen und feſſeln.
Soweit ſie im Geſchäftsleben üblich ſind, geht von ihnen keine
werbende, den Käufer lockende Kraft aus.
Darum müſſen wir wieder mehr lernen, unſere guten
deut=
ſchen ſinnvollen Wörter zu gebrauchen, auf ihre Bedeutung zu
achten, ihre Wahl nicht für etwas Nebenſächliches zu halten,
eingedenk des tiefen Ausſpruchs von Gorch Fock: „Worte ſind
Keime, ſind Saatkörner, gib acht auf ſie!”
Univerſität Gießen. Die venia legendi wurde erteilt in
der Mediziniſchen Fakultät: dem Afſiſtenzarzt an der Univ.=
Nervenklinik Dr. Joſeph Jacobi für das Gebiet der
Neu=
rologie und Pſychiatrie; dem Voxſtand des Pharmakologiſchen
Laboratoriums der Chemiſchen Fabrik E. Merck in Darmſtadt,
Dr. Hans Kreitmair, für das Gebiet der Pharmakologie
und Toxikologie; in der Philoſophiſchen Fakultät, II. Abtl., dem
Dr. rer, pol. Ludwig Kruſe für das Fach der
Betriebs=
wirtſchaftslehre.
Zum Rektor der Univerſität Gießen für die Zeit vom
1. September 1933 bis 31. Auguſt 1934 wurde der ordentliche
Profeſſor für Kirchengeſchichte D. Heinrich Bornkamm
gewählt.
Drikkes Konzerk des Kammerorchefters
des Kampfbundes für deutſche Kulkur.
Orksgruppe Darmſtadt.
Saalbau, Kleiner Saal. — Montag, den 19. Juni.
Unter Hans Simons Leitung gab das kleine, aber aus
ausnahmslos recht guten Spielern beſtehende Streichorcheſter
des Kampfbundes einen Abend, der eine Reihe höchſt wertvoller
und intereſſanter Werke großenteils erſtmalig in Darmſtadt zu
Gehör brachte. Der Klang des Orcheſters iſt voll und edel
ab=
getönt, es wird mit ſtaunenswerter Genauigkeit geſpielt, und
die Einſtudierung iſt ſo ſorgfältig, daß Simon oft ſehr frei
ge=
ſtalten und in den modernen Werken oft geradezu rubato
tak=
tieren kann. Den ſehr gut ſpielenden Geigern ſtehen tonſtark
ſpielende Bratſcher und vorzügliche Celliſten und ein Kontrabaß
gegenüber, ſo daß an einigen Stellen die tiefen Stimmen
gerade=
zu im Klang überwogen. Zuerſt erklang ein Concerto grosso
von Händel, bei dem 2 Violinen und Cello als Soloinſtrumente
ſich dem vollen Orcheſter gegenüberſtellen. Es beginnt pathetiſch
breit mit darauffolgendem Eugato in ſchnellem Tempo, alſo
ſo wie eine Kirchenſonate oder eine franzöſiſche Ouvertüre, dann
aber folgen Suitenſätze, die das Geſamtgefüge auflockern, im
letzten tritt nach echt Händelſcher Generalpauſe eine längere
kadenzartige Soloſtelle für die drei Inſtrumente als reizvoller
Gegenſatz auf. Wir vermißten beim Orcheſter den Cembaloklang,
der nun einmal zu Händels Orcheſter hinzugehört. Iſt er in
den meiſten Sätzen wegen der Vollſtimmigkeit des Satzes an
ſich entbehrlich, ſo fehlt er tatſächlich in dem vorletzten lebhaften
Satz, wo den beiden Oberſtimmen meiſt in erheblicher
Ent=
fernung der Baß gegenüberſteht, die Mittellage leer bleibt. Die
Wiedergabe war ſehr gut, die raſchen Tempi ſtreiften geradezu
das Virtuoſe.
Dann lernten wir in der Rhapſodie für Streichinſtrumente,
Klavier und eine Altſtimme, Werk 53 von Paul Gräner auf
Worte von Hans Bethge, eine Kompoſition von beſonderer
Be=
deutung, kennen, deren Darbietung für unſer Empfinden den
Höhepunkt des Abends darſtellte. Sinfoniſch werden die
Haupt=
themen des Werkes entwickelt, ernſte Soli der Bäſſe werden
vom Orcheſter weitergeführt, in heftigen Rhythmen tritt ein
lebhafter Gegenſatz hinzu. Erſt ſpät ſetzt die Singſtimme ein,
und auch dann führt ſie nicht eigentlich, ſondern wird mehrfach
vom Orcheſter unterbrochen, das über ſie hinaus ſteigert und
ihre Gedanken weiterführt. Großes und edles Pathos iſt der
Grundcharakter der Rhapſodie, prachtvolle Melodik und ſchöne
lyriſche Epiſoden treten dazwiſchen, das zweite Thema bringt
kurz vor Schluß in ſeiner zackigen Rhythmik den gedanklichen
Anſchluß zum Anfang hin. Das herrliche Werk wurde
aus=
gezeichnet wiedergegeben, das Orcheſter ſpielte außerordentlich
klangſchön und ausdrucksvoll, die Pianiſtin fügte ſich mit
vor=
züglichem Können, großer Muſikalität und feiner klanglicher
Anpaſſungsgabe ein. Hans Simon leitete mit größter Wärme,
Hingebung und Begeiſterung, und die Geſangsſoliſtin, Frau
Maria Maſer=Schilling, ſtand in hervorragender Weiſe über
ihrer Aufgabe. Ihre große Stimme hat noch bedeutend an
Umfang nach der Höhe gewonnen, ihre muſikaliſche und
künſt=
leriſche Begabung wirkt ſich in dem tief empfundenen, muſikaliſch
überaus ſicheren Vortrag aus. Die Künſtlerin ſang ſpäter zu
Hans Simons temperamentvoller und ausgezeichnet
ausdeuten=
der Klavierbegleitung die große Ballade „Jeduch” aus dem
blauen Buch von Hermann Löns, Werk 7 Nr. 3, von Wilhelm
de Witt. Die Kompoſition ſucht im Gegenſatz zu dem Moſaik
der typiſch romantiſchen Ballade die großen Spannungen der
Dichtung muſikaliſch in großer Einheitlichkeit wiederzugeben, die
Singſtimme iſt meiſt rezitierend, jedoch ſcharf rhythmiſch
charak=
teriſierend behandelt, das Klavier untermalt und gloſſiert,
thematiſche Uebereinſtimmung verbindet den erſten Höhepunkt des
Anfangs mit dem Schluß. Auch hier war die Geſtaltung der
Sängerin überzeugend, die Dramatik ihres Geſanges
bewunderns=
wert und die Kraft und Tonfülle, mit der das hohe g an den
zwei Höhepunkten erſtrahlte, ſtaunenswert, der überaus lebhafte
Beifall wohlverdient.
Zuletzt hörten wir eine 5ſätzige Sinfonietta für
Streich=
orcheſter, Werk 63, von Otto Siegl, dem vielgenannten
Chor=
komponiſten. Sie beginnt ſuitenartig, im erſten Satz herrſcht
trotz ſcharf rhythmiſierter Thematik und trotz ſtark imitatoriſcher
Verarbeitung der Themen und ihrer Teilmotive ausgeſprochene
Grazie, die vor Schluß durch eine lyriſche Kadenz unterbrochen
wird. Der zweite Satz iſt überaus ſchwerblütig, zuweilen faſt
tragiſch, in ſeiner Polyphonie äußerſt konſequent. Luſtig, faſt
grotesk ſtehen im dritten zwei Rhythmen im Gegenſatz, ein
koboldartiges Treiben beherrſcht den Hauptteil des folgenden,
der eine ruhigere, faſt liedhafte Epiſode als Mittelteil birgt.
Im Schlußſatz iſt von der freundlicheren Stimmung des erſten
Satzes nicht mehr die Rede. Pathetiſche Schwere und ſcharf
gezeichnete Thematik gibt ihm etwas innerlich Zerriſſenes, die
Durchführung kämpft faſt allzulang und breit, bis die Repriſe
den Schluß heranführt. Das intereſſante Werk bot dem Orcheſter
und ſeinem unermüdlichen Leiter ganz beſonders ſchwere
Auf=
gaben, die glänzend gelöſt wurden und deren Gelingen den
reichen Beifall der zahlreichen Zuhörer wohl verdiente. Der
Abend bot ſehr viel des Bedeutenden und Intereſſanten, und
ſeinen Veranſtaltern ſei für die rieſige Arbeit der ſorgfältigen
Vorbereitung beſonders gedankt.
E.N.
Seite 4 — Nr. 169
Das Zoll= und Währungsproblem
Aaf dee Beindlerſchaftstonferens.
Widerſprechende Haltung der Amerikaner.
TU. London, 19. Juni.
Zur großen Ueberraſchung der Konferenzkreiſe wurde am
Sonntag plötzlich von der amerikaniſchen Abordnung erklärt daß
ihre am Samstag dem Wirtſchaftsausſchuß vorgelegten
Zollvor=
ſchläge nicht als amtliche Empfehlungen der amerikaniſchen
Ab=
ordnung, ſondern nur als ein Entwurf der amerikaniſchen
Zoll=
ſachverſtändigen zu betrachten ſejen. Daß die Emrhlungen dennoch
vorgelegt und veröffentlicht wurden, deutet auf gewiſſe nicht
un=
beträchtliche Unſtimmigkeiten in der amerikaniſchen Abordnung
hin. Wie verlautet, hat Rooſevelt auch die amerikaniſche
Abord=
nung in London angewieſen, vorläufig jede Erörterung über die
Währungsfrage einzuſtellen, bis Unterſtaatsſekretär Moley in
London eingetroffen iſt, der Inſtruktionen von Rooſevelt
mit=
bringt.
In Verbindung mit der Zurückziehung der von
Staats=
ſekretär Hull perſönlich unterzeichneten amerikaniſchen Vorſchläge
für eine allgemeine 10prozentige Herabſetzung der Zollſätze hat
die Vertagung der Verhandlungen über den
Währungswaffen=
ſtillſtand bis zum Eintreffen des amerikaniſchen
Unterſtaats=
ſekretärs Moley hier allgemeine Beſtürzung hervorgerufen,
zu=
mal nach den letzten Meldungen aus Waſhington mit der
An=
kunft Moleys erſt für Mitte nächſter Woche zu rechnen iſt. In
diplomatiſchen Kreiſen gibt man ſich keinen Illuſionen darüber
hin, daß der von Präſident Rooſevelt verurſachte „Kurzſchluß”
der Verhandlungen zwiſchen den Notenbank=Gouverneuren den
Gang der Entwicklung auf der Weltwirtſchaftskonferenz zum
mindeſten verlangſamen muß, da nunmehr bis zur Ankunft
Moleys das ganze Währungsproblem und damit auch andere
Fragenkomplexe vollſtändig in der Schwebe bleiben müſſen.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Beſonders erbittert ſind die franzöſiſchen Delegierten, die aus
ihrer Enttäuſchung über Rooſevelts „egozentriſche” Politik keinen
Hehl machen.
Beſprechungen Reutakhs in London.
EP. London, 19. Juni.
Reichsaußenminiſter von Neurath hatte heute eine
Beſpre=
chung mit dem Präſidenten der Abrüſtungskonferenz, Henderſon.
Bei dieſer Unterhaltung wurden die Lage, und die Frage des
Fortganges der Genfer Abrüſtungskonferenz eingehend erörtert.
Im weiteren Verlauf des Tages beſuchte der italieniſche
Staatsſekretär Suvich den Reichsaußenminiſter zur Erörterung
von laufenden politiſchen Angelegenheiten.
Der Wirtſchaftsausſchuß der Weltwirtſchaftskonferenz ſtimmte
einem Vorſchlage ſeines Vorſitzenden zur Bildung einer
Unter=
kommiſſion für die beſonderen Fragen der Handelspolitik zu. Zum
Vorſitzenden dieſes Unterausſchuſſes wurde der deutſche Delegierte
Bürgermeiſter Krogmann=Hamburg beſtimmt
An den Präſidenten der Abrüſtungskonferenz. Henderſon, iſt
man mit der Frage herangetreten, ob nicht das Büro der
Ab=
rüſtungskonferenz einberufen werden könne. Präſident Henderſon
erklärte, daß ein ſolcher Schritt im gegenwärtigen Zeitpunkt nicht
als geeignet zu betrachten ſei.
Erſt Zahlung, dann Schuldenverhandlungen.
U. Waſhington, 19. Juni.
Der franzöſiſche Botſchafter ſuchte den Unterſtaatsſekretär
Philip auf, um erneut in der Schuldenfrage mit ihm
Rück=
ſprache zu nehmen. Der Unterſtaatsſekretär erklärte dem
Bot=
ſchafter daß Frankreich zunächſt die volle Dezemberrate und
einen Teil der Junirate bezahlen müſſe bevor Amerika ſich
auf weitere Verhandlungen in der Schuldenfrage mit
Frank=
reich einlaſſen könne. Auch der belgiſche Geſandte erſchien im
Staatsdepartement. Ihm wurde offenbar, ſoweit bisher
ver=
lautet, die gleiche Antwort wie dem franzöſiſchen Botſchafter
gegeben.
Dienstag, 20. Junf 1933
Bevorſtehende Neugeſtalkung in Bayern
Aufhebung der Kreisregierungen.
Einrichkung von Landeshaupkmannſchaften.
UNB. Dinkelsbühl, 19. Junk.
Auf der am Sonntag hier ſtattgefundenen Tagung des
Ver=
kehrsverbandes Nordbayern ſprach der Chef der Staatskanzlei,
Staatsminiſter Eſſer, über die neuen Aufgaben und Probleme des
Fremdenverkehrs. Er kam dabei auch auf die Fragen der
Neu=
geſtaltung in Bayern zu ſprechen und erklärte, daß eine
Neukon=
ſtruktion des Landes Bayern erforderlich ſei. Die politiſche
Or=
ganiſation eines Landes wie Bayern, die vor einem Jahrhundert
geſchaffen worden ſei und die ſich in acht Kreiſe gliedere, ſei in
der Gegenwart, in der Zeit des Telephons, des Telegraphs, des
Flugzeuges und des Radios längſt überholt. Wir brauchten
tat=
ſächlich keine acht Kreisregierungen mehr, weil wohl alles von
München aus viel einfacher für die Beteiligten, eventuell mit
Ein=
ſchaltung neuer kleinerer Zwiſcheninſtanzen als es die Kreiſe ſind,
gemacht werden könne. Er denke hier an eine Art
Landeshaupt=
mannſchaften, von denen jede aus mehreren bisherigen
Bezirks=
ämtern zuſammengeſetzt ſein dürfe. Wenn dieſe Neugeſtaltung
durchgeführt ſein werde, würden wir in der Lage ſein, regional
ganz anders zu arbeiten wie heute.
Dr. Malerk friſtlos enklaſſen.
CNB. Berlin, 19. Juni.
Der Vorſitzende des Deutſchen und des Preußiſchen
Städte=
tages ſowie der Führer des Deutſchen Gemeindetages haben den
Präſidenten Dr. Mulert aus ſeinem Dienſtverhältnis zum
Deut=
ſchen und Preußiſchen Städtetag friſtlos entlaſſen. Durch die
friſt=
oſe Entlaſſung wird das eingeleitete Ermittlungsverfahren der
Staatsanwaltſchaft nicht berührt.
Die Eheleute Markus Müller u. Frau
Betty, geb. Pfeuffer, Blumenthalſtr. 73.
begehen heute das Feſt der (7713
Hilbernen Hochzeit.
Am Samstag, den 17. Juni
ver=
ſchied im Alter von 85 Jahren
unſere liebe Mutter,
Schwieger=
mutter, Großmutter und Tante
Frau Lina Berntheiſel
geb. Hoffmann.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie W. Berntheiſel
Familie K. Berntheiſel.
Darmſtadt, den 20. Juni 1933.
Kranichſteinerſtr. 71.
Die Beerdigung findet am
Mitt=
woch, den 21. Juni, vormittags
11Uhr au f dem Friedhof an der
Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bittet man
abſehen zu wollen. (7706
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im blühenden Alter von 25 Jahren.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Marg. Jährling.
Darmſtadt, den 19. Juni 1933.
(Liebfrauenſtraße 103)
(7721
Die Beerdigung findet Mittwoch, 21. Juni,
nach=
mittags 3 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Geſtern entſchlief ſanft unſere treubeſorgte Schweſter,
Schwägerin und Tante
Kräuen ei Bonnnn
im 81. Lebensjahre.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Thöt, Rektor i. R.
Darmſtadt, Martinsſtraße 57, den 19. Juni 1933.
Beerdigung Mittwoch, den 21. ds. Mts., nachm
3 Uhr auf dem Friedhof an der Nied.=Ramſtädterſ.
Von Beileidsbeſuchen wolle man
Dankſagung.
Für die wohliuenden Beweiſe liebevoller
Teil=
nahme beim Heimgang unſeres lieben,
unver=
geßlichen Verſiorbenen ſprechen wir hiermit
unſeren herzlichſten Dank aus.
Im Namen der Hinterbliebenen.
Fran Eliſabeth Herbert.
Darmſtadt, den 19. Juni 1933.
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(7413b
Dienstag, 20. Juni 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 169 — Seite 5
Aus der Landeshaupkſtadl.
Darmſtadt, den 20. Juni 1933.
Aufruf der Studenkenſchaff an die Darmſtädter
Bevölkerung.
Nochmals fordert die Darmſtädter Studentenſchaft die
Bevöl=
kerung Darmſtadts auf, Schluß zu machen mit den undeutſchen
Büchern, durch die in letzter Zeit unſere Büchereien zerſetzt
wur=
den. Es geht nicht mehr an, daß in einer deutſchen Familie noch
Bücher von Emil Ludwig und ähnlichen „Größen” zu finden ſind.
Es bilde ſich aber niemand ein, daß er ſeiner Pflicht genügt habe,
wenn er ſeine Büchereien nach der von uns vor kurzem
veröffent=
lichten Liſte reinigt. Wir können Bände füllen, wenn wir alles
das erfaſſen wollten, was mit Schund und Schmutz Eingang in
die „teutſche Literatur”, gefunden hat.
Heute, am Dienstag, den 20. Juni 1933, wird ein Laſtwagen
der Studentenſchaft in den Straßen der Stadt herumfahren, und
es ergeht an die deutſchbewußte Bevölkerung die letzte
eindring=
liche Mahnung, die Büchereien nochmals zu ſäubern und die
Früchte dieſer Aktion uns für die am Mittwoch, den 21. Juni
1933, ſtattfindende Kundgebung „Wider den undeutſchen Geiſt”
zur Verfügung zu ſtellen.
Walter Madee,
Ulrich Thierſch,
Führer der Darmſtädter
Leiter des Hauptamtes für
Studentenſchaft
Aufklärung und Werbung.
Sonnwendfeier und Kundgebung wider den undeutſchen Geiſt
der Darmſtädter Studentenſchaft.
Die Sonnwendfeier, verbunden mit der Kundgebung wider
den undeutſchen Geiſt der Darmſtädter Studentenſchaft findet am
21. Juni 1933 ſtatt. Die Aufſtellung des Zuges erfolgt um 19.45
Uhr auf dem Paradeplatz.
Der Marſch nach dem Bismarckturm erfolgt von da aus durch
die Rheinſtraße, Adolf=Hitler=Platz, Wilhelminenſtraße,
Wilhelm=
ſtraße, Eichbergſtraße, Hermannſtraße, Wittmannſtraße. Am
Er=
lenberg, Roquetteweg, Nieder=Ramſtädter Straße—Bismarckturm.
Der Rückmarſch des Fackelzuges erfolgt vom Birsmarckturm
durch die Nieder=Ramſtädter Straße, Roquetteweg. Ohlyſtraße,
Niebergallweg, Hochſtraße, Heinrichſtraße, Wilhelminenſtraße,
Hügelſtraße, Karlſtraße, Kapellplatz, Soderſtraße, Riedlingerſtraße,
zum Mercksplatz, wo die Kundgebung wider den undeutſchen Geiſt
ſtattfindet.
Volks- Berufs- und Bekriebszählung 1933.
Der Staatskommiſſar fordert in der heutigen Bekanntmachung
diejenigen hieſigen Einwohner, die ihre Zählungspapiere noch im
Beſitze haben, auf, dieſe ſpäteſtens bis zum 21. Juni 1933 im
Stadthaus, Zimmer 20, ausgefüllt abzugeben. Gleichzeitig macht
er darauf aufmerkſam, daß die Einwohner, die ſich weigern, die
verlangten Angaben zu machen, oder die den ehrenamtlichen
Zäh=
lern Schwierigkeiten bei den Erhebungen bereiten, gegen die
reichsgeſetzlichen Beſtimmungen verſtoßen und deshalb
ſtrafrecht=
lich verfolgt werden.
Arbeitszeit in den Konditoreibekrieben.
Es wird hiermit bekannt gemacht, daß, abweichend von 8 6
der Verordnung über die Arbeitszeit in den Bäckereien und
Kon=
ditoren vom 23. 11. 1918, an Sonntagen in der Zeit von 9—11
Uhr leicht verderbliche Konditorwaren hergeſtellt und dabei
er=
wachſene Arbeitnehmer beſchäftigt werden dürfen. An
Sonn=
tagen, in der Zeit von 11—13 Uhr, dürfen dieſe Waren
ausge=
tragen werden. Als Herſtellung leicht verderblicher
Konditorei=
waren gilt nur die Zubereitung von Creme=, Obſt= und
Eis=
ſpeiſen und von Schlagſahne, ſowie das Füllen und Garnieren
von Backwaren mit dieſen Speiſen. Die Herſtellung von Back= zu dieſem Zwecke die Steuerkarte des Haushaltungsvorſtandes
waren durch Backvorgänge irgendwelcher Art bleibt verboten.
Dieſe Anordnung gilt nicht für die Feſttage (§ 105a GO.), und
zwar auch dann nicht, wenn ein Feſttag auf einen Sonntag fällt.
Gewerbetreibende, die von der vorſtehenden Genehmigung
Ge=
brauch machen wollen, ſind verpflichtet, folgende Bedingungen zu
erfüllen:
1. Die Herſtellung und das Austragen leicht verderblicher
Kon=
ditorwaren dürfen nur während der von der zuſtändigen
Be=
hörde feſtgeſetzten Stunden vorgenommen werden.
2. Jeder Arbeitnehmer darf höchſtens jeden 2. Sonntag zur Kaſſe zurückgelangen und ſo in der Einbehaltung der Lohnſteuer
Sonntagsarbeit herangezogen werden
3. Jedem an einem Sonntag beſchäftigten Arbeitnehmer iſt an Schwierigkeiten, die ſich aus der Nichtvorlage der Steuerkarte
einem der nächſten 6 Werktage Freizeit ab 13 Uhr zu
ge=
währen.
4. Die Arbeitszeit der Arbeitnehmer, die auf Grund dieſer
Ge=
nehmigung an Sonntagen beſchäftigt werden, darf 48
Stun=
den wöchentlich einſchließlich der Sonntagsarbeit nicht
über=
ſchreiten.
5. Im Betrieb iſt ein Abdruck dieſer Anordnung auszuhängen,
beitnehmer ſeine Beſchäftigung an Sonntagen und die ihm
gewährten Freizeiten erſichtlich ſind. Das Verzeichnis iſt dem
zuſtändigen Gewerbeaufſichts= und Polizeibeamten jederzeit
auf Verlangen vorzuzeigen.
Die Bedingungen unter 1—5 gelten nicht für Gaſt= und
Schankwirtſchaften, einſchließlich der Bahnhofswirtſchaften, und
für Speiſewirtſchaften aller Art.
ſtadt. Unſere Mitglieder machen wir hierdurch auf die nächſte
Mitglieder=Verſammlung am Freitag, den 23. Juni,
merkſam. Es ſprechen: Herr Dr. Kollbach über „Das Hand= idealiſtiſchem Schwunge vollbrachte, eindringlichſte muſikaliſche
Er=
werk im Ständeſtaat” und der 1. Vorſitzende des
Ver=
eins, Herr Schreinermeiſter Schaefer über „
Berufsſtän=
diſche Regelung der Preiſe für handwerkliche Welchen Eindruck das Spiel des Orcheſters an jenem Januar=
Leiſtungen und Lieferungen”. Bei der großen Be= Sonntag=Morgen auf die vielen, das weite Rund des Zirkus
deutung, die dieſe Vorträge für jeden Handwerker und Gewerbe= faſt bis auf den letzten Platz beſetzenden Zuhörer machte, dafür
treibenden beſitzen, erwarten wir zahlreichen Beſuch und
verwei=
ſen im übrigen auf die heutige Anzeige.
Heſſiſches Landestheater.
Preiſe 0.60—5.00 Mk.
Der Vogelhändler. 20. Juni Mittwoch, Anf. 20 Ende 22½ Uhr. B 26
Der heilige Criſpin. Preiſe 0.50—4.50 Mk. 21. Juni Donnerstag. Anf. 19½, Unde 22½ Uhr. B 28
Preiſe 0.70—5.50 Mk.
Glückliche Reiſe. 22. Juni
In Bad Nauheim: Mittwoch, 21. Juni: Der fliegende Holländer.
Heſſiſches Landestheater. „Der Vogelhändler.‟ Die
vorletzte Wiederholung der Revue=Bearbeitung der Zellerſchen
Operette findet heute abend, 19.30 Uhr, für Miete A 25, ſtatt. Die
muſikaliſche Leitung hat Fritz Bohne, die Spielleitung Arthur
Maria Rabenalt. Das Bühnenbild entwarf Lothar Schenck von
Trapp, die Einſtudierung der Tänze beſorgte Hans Macke. Unter
Leitung von Obermuſikmeiſter Buslau wirkt die Kgpelle der
Heſ=
ſiſchen Schutzpolizei mit. — „Glückliche Reiſe.” Als nächſte
Operettenaufführung bringt das Landestheater Künnekes „
Glück=
liche Reiſe”, die am Donnerstag, den 22. Juni zum erſtenmal
aufgeführt wird. Der außerordentliche Beifall, den dieſes Werk
gelegentlich der Aufführung an vielen anderen Bühnen gefunden
hat, läßt vermuten, daß es einen weiteren großen Erfolg in
Darmſtadt buchen kann. Die muſikaliſche Leitung hat Beppo
Geiger, die Spielleitung Arthur Maria Rabenalt. Entwurf des
Bühnenbildes Elli Büttner. Tänze: Hans Macke. Beginn der
Vorſtellung 19.30 Uhr. Miete E 28.
Aufraf it Beroeſoce bel kansessersntbeg Heſſent ves Bisig.
im Juni 1933.
Verein für das Deutſchtum im Ausland,
der VDA., hat ſeinen Namen geändert. Er bleibt in ſeinem
Weſen, in ſeinen Aufgaben und in ſeinem Hochziel unverändert.
Was er in einem halben Jahrhundert erſtrebt und erſehnt hat,
das will er eauch in dem neuen Deutſchen Reich, im Dritten
Reich, das uns der Führer der deutſchen Nationalbewegung
be=
ſchert hat, fortführen. Er bleibt der VDA. mit dem
blauen Wimpel und mit der Liebe zum
Deutſch=
tum im Herzen. Aber er nennt ſich jetzt
Volksbund für das Deutſchtum im Ausland.
Der neue Name ſoll uns ſagen, daß er nicht mehr ein Verein ſein
will, der wie manch anderer eine Schar von Getreuen in ſich
vereint, ſondern daß er der Bund aller deutſchen
Volks=
genoſſen iſt. — In dieſer Stunde der Zeitwende ſteht die
volksdeutſche Idee, das Hochziel des VDA., ſeit ſeinem Beſtehen
und in erhöhtem Maße ſeit der Demütigung deutſchen
Volks=
tums durch das Verſailler Diktat, nunmehr unter dem Schutz
und der Förderung der von dem Gedanken der Volksgemeinſchaft
geleiteten Regierung. Nicht mehr ein Verein kann jetzt Träger
deſſen ſein, was der VDA wollte und will. Das ganze Volk
muß im Volksbund ſich bekennen zur Einigung aller
Deut=
ſchen in der Welt zu einer ſeeliſchen Gemeinſchaft, verbunden durch
die gemeinſame Sprache, verbunden durch die gemeinſame
völ=
kiſche Kraftquelle deutſcher Art und Sitte.
Und wenn wir uns jetzt noch Volksbund für das Deutſchtum
im Ausland nennen, ſo wollen wir uns doch deſſen bewußt ſein,
daß es für das geiſtige Großdeutſchland des
Hundertmillionen=
volkes unſeres Blutes in der Welt keine Grenzen gibt, daß die
Deutſchen drinnen und draußen eine Einheit bilden, die ſich
durchſetzen muß in dem Kampf gegen eine uns heute noch
übel=
wollende Welt, übelwollend, weil ſie uns nicht verſteht, oder
weil ſie uns und unſere ſittliche Kraft und unſere völkiſchen
Eigenſchaften fürchtet und in uns letzten Endes doch das Volk
erkennt, das dem neuen und aus den Irrungen der Gegenwart
entſtehenden Europa den Weg zur Geſundung zeigen wird.
So=
lange aber dieſes Uebelwollen noch die Welt beherrſcht und zu
dieſem Kampf gegen die ſittliche Kraft des Deutſchtums führt,
müſſen wir uns auch deſſen bewußt ſein, daß die ganze Schwere
dieſes Kampfes in erſter Linie auf unſeren Brüdern und
Schwe=
ſtern jenſeits der Reichsgrenzen liegt. Sie kämpfen in der
Schützenlinie, ſie tragen die Laſten dieſes Kulturkampfes um
Deutſchlands Zukunft ſeeliſch, körperlich und wirtſchaftlich in viel
ſchwererem Maße, als wir im Binnenreich und damit in der
„Etappe”. Und deshalb müſſen wir noch bis zur Entſcheidung
dieſes Kampfes unſere Unterſtützung denen leihen, die für uns
da draußen leiden deshalb müſſen wir noch den Volksbund
für das Deutſchtum im Ausland bilden, bis der Tag
kommt, da der Tag entſchieden iſt und der VDA. ſich als
Volks=
bund der Deutſchen in aller Welt bezeichnen kann.
Vergeſſen wir es nicht, die Deutſchen im Ausland und die
Deutſchen im Reich ſind verbunden in gegenſeitigem Geben und
Skeuerermäßigung für Hausgehilfinnen
Die Staatspreſſeſtelle teilt mit:
Nach Abſchnitt II des Geſetzes zur Verminderung der
Ar=
beitsloſigkeit vom 1. Juni 1933 (Reichsgeſetzbl. I. S. 323)
wer=
den ab 1. Juli 1933 Hausgehilfinnen, ſofern ſie zur
Haushal=
tung des Arbeitgebers zählen, minderjährigen Kindern
gleich=
geſtellt. Für dieſe Hausgehilfinnen ſteht alſo den Arbeitgebern
(Haushaltungsvorſtänden) eine Kinderermäßigung zu. Für
Haus=
haltungsvorſtände, die Lohn= und Gehaltsempfänger ſind, muß
durch Nachtragung einer Hausgehilfin ergänzt werden, damit der
Arbeitgeber bzw. die auszahlende Kaſſe den Steuerabzug erſtmals
von den für den Monat Juli 1933 zu zahlenden Gehältern unter
Berückſichtigung der Hausgehilfinnen vornehmen kann. Zu
die=
ſem Zweck werden die Lohn= und Gehaltsempfänger bereits in
den nächſten Tagen an die Gemeindebehörden zwecks Ergänzung
der Steuerkarte herantreten. Ich bitte, die Gemeindebehörden
anzuweiſen, den Anträgen auf Ergänzung der Steuerkarte
um=
gehend zu entſprechen, damit die ſo ergänzten Steuerkarten
bald=
möglichſt wieder zu dem Arbeitgeber bzw. zu der auszahlenden
bei der Gehaltsberechnung ergeben können, vermieden werden.
Zu dem bevorſtehenden Konzerk
des Nakionalſozialiſtiſchen Reichsſymphonieorcheſters
ſowie ein Verzeichnis zu führen, aus welchem für jeden Ar= unter Leitung von Kapellmeiſter Franz Adam erfahren wir
folgendes:
Am 10. Januar 1932 trat Kapellmeiſter Franz Adam,
nach=
dem das zuerſt am 16. Dezember 1931 feſtgeſetzte, auch in
Mün=
chen behördlicherſeits ausdrücklich genehmigte Konzert durch den
ſogenannten Weihnachtsfrieden verboten worden war, in
Mün=
chen im „Zirkus Krone”, dem in der Geſchichte des deutſchen
Nationalſozialismus eine geweihte Stätte einnehmenden Raume.
mit dem NSR.=Symphonieorcheſter zum erſten Male vor die
Oeffentlichkeit. Der in der bürgerlichen Preſſe, alſo nicht natio=
— Ortsgewerbeverein und Handwerkervereinigung, Darm= nalſozialiſtiſchen, allerdings nur von der „Bayeriſchen
Staats=
zeitung” und der „Kölniſchen Zeitung” anerkannte Erfolg, war
unbeſtritten. Was das Orcheſter künſtleriſch zu leiſten vermag
abends 8.30 Uhr, im „Fürſtenſaal” bei Chriſt. Grafenſtraße, auf= und welch ausgezeichnetes Ergebnis Kapellmeiſter Adams mit
ziehungsarbeit erreicht hat, darüber konnte den Sachkundigen
ſchon dieſes erſte Konzert ausgiebig und endgültig belehren,
zeugte am beſten die atemloſe, nur zuweilen vom fernen Gebrüll
der Raubtiere des Zirkus unterbrochene Stille, womit die Menge
der Ausführung des keineswegs leichten Programms folgte. Der
am Schluß der einzelnen Werke ertönende ſtürmiſche Dankesbeifall
wirkte wie die Löſung einer übermächtigen Spannung. Der
Ver=
lauf des Konzerts bewies außerdem aufs beredteſte, daß auch die
einfachſten unter den im Nationalſozialismus verbundenen
deut=
ſchen Volksgenoſſen die ſeeliſche Bereitſchaft beſitzen, die höchſten
Offenbarungen des deutſchen muſikaliſchen Genius freudig zu
empfangen. Auch nach dieſer Seite hin gab alſo das Konzert
aufhellende Belehrung. Nachdem das NSR.=Symphonieorcheſter
unter der energiſchen, künſtleriſch hingebungsvollen Führung ſeines
Kapellmeiſters Franz Adam die Feuertaufe ſo glänzend beſtanden
hatte, konnte die Abteilung für Raſſe und Kultur, der
inner=
halb der NSDAP. das Orcheſter unterſtand, es wagen, das
Or=
cheſter auf eine Konzertreiſe zu entſenden. Die Reiſe beſtätigte
und erweiterte den Münchener Erfolg.
Die Vorbereitungen der Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen
Ar=
beiterpartei deuten darauf hin, daß das Konzert zu einem
ge=
waltigen Ereignis für die Landeshauptſtadt werden wird.
Vorverkaufsſtellen: Völkiſche Buchhandlung, Rheinſtraße 22:
Buchhandlung Bruno Lange, Soderſtraße 10; Papierhandlung
G. L. Künzel. Beſſunger Straße 59; Feinkoſthandlung Adolf
Schneider, Roßdörfer Straße 52; Verkehrsbüro, Ernſt=Ludwigs=
Platz; Reſtaurant „Martinsglöckchen”. Heinheimerſtraße 53.
— Der Ausſchuß für Leibesübungen E. V. hält heute
Diens=
tag abend 8.30 Uhr im Reſtaurant Kaiſerſaal (weißer Saal),
Grafenſtraße, eine Ausſchuß=Sitzung ab. Mit Rückſicht auf die
Wichtigkeit der Tagesordnung werden die beteiligten
Vereins=
vertreter gebeten die Sitzung vollzählig und pünktlich zu beſuchen.
Oeffentliche Impfungen. Auf den am Mittwoch, den
21. d. M., um 14 Uhr in der Rundeturmſchule, ſtattfindenden
öffentlichen, unentgeltlichen Impftermin für die im Jahre 1932
geborenen Kinder wird nochmals beſonders hingewieſen.
Nehmen; vergeſſen wir nicht, daß die Volksgenoſſen draußen uns
viel mehr geben, als wir ihnen, daß ſie viel mehr opfern
tag=
täglich, ſtündlich, mit Seele und Körper, und daß unſer Opfer,
was wir in einer ſogenannten Werbewoche für das
Deutſch=
tum im Ausland bringen, nur ein Bruchteil, nur eine kleine
Gegengabe, nur eine Beiſteuer iſt zu der großen, gemeinſamen
Opferpflicht aller Deutſchen in der Welt. Vergeſſen wir nicht,
daß genau ſo wie im Kampf um den ſtaatlichen Beſtand des
Volkes jeder Deutſche ſeine Heerespflicht zu erfüllen hat er im
Kampf um die kulturelle Erhaltung des
Volks=
tums die Opferpflicht auf ſich nehmen muß. Kein Glied
unſeres Volkes, weder Mann noch Frau, darf in dieſem
Kultur=
kampf die Vorkämpfer in der Schützenlinie im Stich laſſen. Jeder
und jede, alle, die deutſches Blut in ihren Adern haben, müſſen
ihr Scherflein in dieſer Werbewoche des LV. Heſſen beiſteuern,
alle müſſen helfen in freiwilliger Arbeit, in ſeeliſcher Geſinnung,
in vaterländiſchem Stolz. Jung und alt. Stadt und Land, Bauer,
Bürger und Arbeiter ſollen Mitkämpfer in dieſem Kulturkampf
um die Erhaltung unſeres vökiſchen Gutes ſein. Niemand darf
ſich ausſchließen, niemand kann ſagen, ſchon wieder ein
Sonntags=
opfer, das dritte oder vierte in dieſem Sommer, wenn er bedenkt,
daß die, für die er opfert, ſtündlich in deutſcher Treue unter
Drangſaal und Bedrückung unſer Kultur= und Bildungsgut mit
Herz und Hand betreuen und ſchützen. Niemand darf am
Opfer=
tag des Landesverbandes ohne die Blume des VDA. ſich zeigen.
Niemand aber darf ſich mit dieſer einen Blume begnügen, der
noch irgendwo in ſeiner Taſche einen Groſchen hat, der nicht
un=
bedingt für das tägliche Brot nötig iſt.
Und noch eins darf Anſporn ſein, gerade die diesjährige
Werbewoche des LV. Heſſen des VDA. zu einer beſonders
erfolg=
reichen zu geſtalten. Die Pfingſttagung des Jahres 1933 in
Paſſau war die glänzend verlaufene Kundgebung der deutſchen
Verbundenheit mit dem Oſten. Die Pfingſttagung 1934 ſoll die
Verbundenheit mit dem Weſten ſein, ſie ſoll der Auftakt ſein für
die Abſtimmung des Saarlandes im Januar 1935 und für die
Rückkehr in die deutſche Heimat. Fremder Wille hat die Tagung
in dem deutſchen Saarbrücken unmöglich gemacht. Die
Kund=
gebung erfolgt daher an der Weſtgrenze unſeres Vaterlandes.
Der Reichsführer des VDA., Dr. Steinacher, hat in dankbarer
Anerkennung deſſen, was gerade Heſſen in der Beſatzungszeit an
Leid und Opfern vorbildlich und unbeugſam ertragen und
er=
duldet hat, die Abſicht bekundet, die Tagung 1934 in das Gebiet
des Landesverbandes zu legen. Mit Stolz und Freude dürfen
wir feſtſtellen, daß damit zum erſten Male die deutſchen Brüder
aus allen Gauen des deutſchen Sprachgebiets zu uns nach Heſſen
kommen. Zeigen wir uns dieſer Auszeichnung würdig durch ein
glänzendes Ergebnis der heſſiſchen Werbewoche und des
Blumen=
tages.
Staatsrat R. Block.
Landesführer des LV. Heſſen des VDA.
Heſſiſcher Landesverband evangeliſcher Männer=
Bereinigungen.
— Wie mitgeteilt, hält der Landesverband evangeliſcher
Männervereinigungen kommenden Samstag, den 24. Juni,
ſeine Delegiertenverſammlung, beginnend um 5 Uhr,
im Hotel=Reſtaurant „Hindenburg, und Sonntag, den 25. Juni,
um 2.30 Uhr anfangend, ſeine diesjährige 10.
Hauptver=
ſammlung, verbunden mit 10jährigem Stiftungsfeſt, im Saal
der Liebigshöhe zu Gießen, unter der Leitung des interim.
1. Vorſitzenden, Herrn Ober=Reallehrer Fritz Frank, Darmſtadt.
ab. Als Feſtredner iſt Herr Pfarrer Probſt. Frankfurt a. M.=
Oberrad. gewonnen, der über das zeitgemäße Thema ſprechen
wird: „Die kirchliche Lage der Gegenwart und die
Aufgabe der Männervereinigungen in ihr.‟ Dieſes
Thema ſoll uns einführen und aufklären über die Bewegung, die
heute unſere evangeliſche Kirche durchlebt, und die ſich in einer
ausgiebigen Ausſprache noch vertiefen möge.
Am Sonntagmorgen, 9.30 Uhr, findet in der
Stadt=
kirche ein Feſtgottesdienſt, unter Mitwirkung von
Chor=
ſchule und Poſaunenchor der Matthäusgemeinde zu Gießen ſtatt.
Feſtprediger iſt Herr Pfarrer Weiß, von der Petrusgemeinde zu
Darmſtadt=Beſſungen.
Prominente Vertreter der kirchlichen und weltlichen
Behör=
den haben ihr Erſcheinen bereits zugeſagt, die 10 Dekanate
Ober=
heſſens ſind ebenfalls eingeladen.
Zuſammenſchluß in der Angeſtellken=
Krankenverſicherung.
Die 14 nichtverbandlichen Erſatzkaſſen in der Angeſtellten=
Krankenverſicherung — darunter auch die größte unter ihnen, die
Barmer Erſatzkaſſe — haben ſich zum Zwecke der Fuſion freiwillig
und unter Zuſtimmung der Hauptvorſtände bzw. Aufſichtsräte
zu=
ſammengeſchloſſen. Bis zum 30. September d. J. werden die neuen
Satzungen und die Verſicherungsbedingungen, feſtgelegt, ſowie die
techniſchen Einzelheiten der Ueberleitung durchgeführt. Die ſo
zu=
ſammengeſchloſſenen nichtverbandlichen, Angeſtellten=Krankenkaſſen
ſtellen ſich der deutſchen Angeſtelltenfront, unter Führung des
Reichstagsabgeordneten Forſter, zur Mitarbeit zur Verfügung.
Entgegen anders lautenden Mitteilungen, erfolgt die
Betreuung der Mitglieder der 14
nichtverband=
lichen Erſatzkaſſen nach wie vor durch dieſe,
unab=
hängig von den fünf Verbandskaſſen der Angeſtellten, die nach
den neueſten Mitteilungen erſt gegründet werden ſollen.
— Gartenbauverein Darmſtadt e. V. Der Obſt= und
Garten=
bauverband für den Kreis Darmſtadt veranſtaltet am Sonntag,
dem 2. Juli, einen Ausflug nach Geiſenheim zur Beſichtigung
der Anlagen der Höheren Lehranſtalten für Wein=, Obſt= und
Gartenbau. Die Abfahrt erfolgt vormittags um 7,53 Uhr mit
Sonntagskarte Mainz. Die Weiterfahrt nach Geiſenheim erfolgt
mit dem Dampfer um 9.30 Uhr. Die Beſichtigung wird bis
un=
gefähr 1 Uhr dauern, das Mittageſſen kann in verſchjedenen
Lo=
kalen vorgenommen werden, der Nachmittag ſteht zur freien
Ver=
fügung der Teilnehmer. Aus Erſparnisgründen erfolgt die
Rück=
fahrt nach Mainz ebenfalls mit dem Dampfer. Anmeldungen ſind
bis ſpäteſtens Donnerstag, den 29. d. M., bei Herrn
Regierungs=
rat Schäfer, Neckarſtraße, zu betätigen.
— Evangeliſche Männervereinigung der Petrusgemeinde. Wir
beabſichtigen, Sonntag, den 9. Juli I. J., einen Familienausflug
nach Bingen a. Rh. zum Beſuch des dortigen Brudervereins
aus=
zuführen. Zur Benutzung eines Sonderzuges ſind 300 Teilnehmer
an der Fahrt nötig; in dieſem Falle betragen die Fahrtkoſten
hin und zurück nur 2. 10 RM. Zwei Kinder bis 10 Jahre
gel=
ten für einen Erwachſenen. Um nun die Zahl 300 zu erreichen,
laden wir auch die Mitglieder der befreundeten Vereine ein,
ſo=
wie alle übrigen Gemeindeglieder. Anmeldungen wolle man
rich=
ten an den Vorſitzenden, Hermannsſtraße 19.
— Vortragsabend im Kampfbund für deutſche Kultur. Der
Kampfbund für deutſche Kultur, Ortsgruppe Darmſtadt,
veran=
ſtaltet am 22. Mai, abends 8.30 Uhr, in der Aula des
Real=
gymnaſiums, einen Vortragsabend mit einem Thema, das alle
kulturpolitiſch tätigen Freunde der Bewegung in ſtarkem Maße
beſchäftigen wird, nämlich über das Verhältnis von
Kul=
tur und Technik. Als Vortragender iſt Dipl.=Ing. F. J.
Boſſert, Offenbach a. M., gewonnen, der eine tiefgründige
und erſchöpfende Deutung ſowohl der Begriffe Kultur und Technik.
ſowie ihrer Wechſelbeziehungen geben wird. Der Vortrag wird
den Kulturzerfall und deſſen Urſachen in klarer Weiſe zum
Aus=
druck bringen und dürfte allen Freunden und Kämpfern für die
bedrohte deutſche Kultur wichtige Aufſchlüſſe und Weiſungen
ge=
ben, ſo daß wir einen recht ſtarken Beſuch erhoffen möchten.
Seite 6 — Nr. 169
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 20. Juni 1333
Glaubensbewegung deutſche Chriſten.
Gründung der Orksgruppe Darmſtadk.
* Die ſchon ſeit längerer Zeit in Deutſchland beſtehende
Glau=
bensbewegung „Deutſche Chriſten”, die den Gedanken des
neuen jungen Deutſchland religiös unterbauen will, hat nun auch
in Darmſtadt feſten Fuß gefaßt und am Montagabend in dem
„Feierabend” (Stiftſtraße) zu einer öffentlichen
Verſamm=
lung eingeladen, die außerordentlich ſtark beſucht war. Herr
Pfarrer Müller, als Vertrauensmann der Glaubensbewegung
deutſche Chriſten für das Dekanat Darmſtadt, leitete die
Ver=
ſammlung, die mit dem gemeinſamen Geſang zweier Strophen des
Liedes „Ach bleib mit deiner Gnade” eröffnet wurde.
Herr Pfarrer Müller hielt ein erläuterndes und kritiſches
Referat „Zurkirchlichen Lage‟. Der Kampf geht eben um
die evangeliſche Kirche, deren Lage ebenſo troſtlos wie beſchämend
iſt. Eine große Spaltung geht durch die
evan=
geliſche Kirchenwelt hindurch Und doch haben
wir alle am 1. Mai für die deutſche
Volksgemein=
ſchaft demonſtriert. Die einen ſtehen auf der Seite
des neuen Reichsbiſchofs, auf der anderen Seite ſtehen
diejenigen, die nicht wiſſen, was ſie tun ſollen, und dann
dieieni=
gen, die dem neuen Reichsbiſchof als Geguer gegenüber kämpfen.
Auf der erſten Seite ſtehen die Kirchenbehörden, die die Wahl des
neuen Reichsbiſchofs zuwege gebracht haben. Dazu kommt der
Mann, der neue Reichsbiſchof ſelbſt. Seine Perſönlichkeit, ſein
Namen bilden ein Aktivum, das ſtärkſte Plus für die eine Seite.
Man ſoll ihm auch nicht anrechnen, was in Bethel alles an Dingen
vorgekommen iſt (in politiſcher Hinſicht), die eigentlich mit
Bethel an ſich nichts zu iun haben. Der Name Bodelſchwingh
be=
deuter für viele noch ein Programm, viele wiſſen auch nicht, daß
er nicht der alte Bodelſchwingh iſt, den man jetzt zum
Reichs=
biſchof gewählt hat, ſondern ſein Sohn. Es iſt gar nicht die
Ab=
ſicht der deutſchen Chriſten, gegen dieſen Mann und gegen dieſen
Namen und gegen die Anſtalt Bethel irgend etwas zu ſagen.
Bodelſchwingh hat manches für ſich nutzbar gemacht, was
augen=
blicklich ſehr populär und mit Recht ſehr vonulär iſt, ſo den
Füh=
rergedanken. In der evangeliſchen Kirche hat ſich ja ein
Streben nach dem Autoritätsgedanken ſchon lange gezeigt, nicht
zuletzt dank dem Beiſpiel der ſo ſtraff organiſierten katholiſchen
Kirche. Aus dieſen Gedanken heraus, das perſönliche
Verantwor=
tungsbewußtſein zu ſtärken, iſt bei vielen die Vorſtellung
entſtan=
den, daß die Wahl dieſes Reichsbiſchofs ja ganz legal, ganz
zeit=
gemäß vor ſich gegangen ſei. Was kann nun die andere Seite für
ſich in Anſpruch nehmen, die ſich mehr oder weniger bewußt,
ge=
führt von der Glaubensbewegung deutſcher Chriſten, ſcharf gegen
den neuen Reichsbiſchof geſtellt hat? — Als der Aufbruch der
Nation geſchah, war es eigentlich die Glaubensbewegung deutſcher
Chriſten, die einer Jahrhunderte alten Sehnſucht der Evangeliſchen
folgend, den Stein ins Rollen brachte (ſchon vor der Wahl) und
ſich für die Schaffung einer Reichskirche mit einer Spitze einſetzte.
Die Glaubensbewegung wollte keine neuen Paragraphen, keine
neuen Geſetze, ſondern ſie wollte, daß wir uns in das große
Ge=
ſchehen auf politiſchem Gebiet, das lebendig geworden war und
ſich zur Macht durchkämpfte, daß wir uns in dieſe neue Bewegung
gläubig hineinſtellen, nicht aus Konjunkturhaſcherei, ſondern aus
vollſter, innerſter religiöſer Ueberzeugung heraus.
Wir ſehen in dieſer Bewegung nicht nur den Kampf um die
Macht, nicht nur den Sieg der politiſchen Partei, nicht nur den
Kampf gegen die Arbeitsloſigkeit, ſondern wir ſehen in dem
Ganzen, in dem Aufbau der Nation eine
Wen=
dung, die von Gott gewollt iſt. Aus Glauben heraus
„ja ſagen” zu dem, was jetzt geſchieht, das iſt die
Glaubens=
bewegung Deutſche Chriſten. Endlich iſt die Sehnſucht auch des
deutſchen Volkes zum Durchbruch gekommen. Die
Glaubensbewe=
gung hat ferner für ſich, daß ſie mit dem gläubigen Hineinſtellen
in die neue Bewegung alle dieienigen hinter ſich hat, die ſich zu
dieſer Bewegung poſitiv einſtellen und ja zu ihr ſagen! Wir
dürfen, wenn wir von dem Kirchenvolk ſprechen, nicht vergeſſen,
daß z. B. in Darmſtadt von 25 000 evangeliſchen Chriſten nur
8 Prozent Sonntags den Weg in die Kirche finden. Unter
die=
ſen 92 Prozent gibt es nun viele, die zu der neuen Bewegung
ja ſagen. Schließlich hat die Glaubensbewegung
Deutſcher Chriſten für ſich die Autorität des
Reichskanzlers. Wenn man nun alles gegeneinander
ab=
wägt, dann kommt man zu dem Schluß, daß die
Glaubensbewe=
gung Deutſcher Chriſten das größere Gewicht auf ihrer Seite hat.
Nicht der Mann, ſondern das Amt, in das man vorſchnell einen
Mann hineingeſetzt hat, iſt Schuld daran, daß nun das
evange=
liſche Kirchenvolk in zwei Lager geſpalten iſt. Wider
beſſe=
res Wiſſen haben wir von oben zu bauen
ange=
fangen und haben zuerſt den goldenen Kirchturmknauf
einge=
ſetzt, ſtatt zunächſt das Fundament zu bauen. Wie ſoll das nun
in Zukunft weitergehen? Soll an der Spitze der noch nicht
vor=
handenen Reichskirche ein Reichsbiſchof ſtehen, der von den
ober=
ſten Reichsſtellen nicht empfangen wird? Ein Ausweg muß
ge=
funden werden. Unſerer Auffaſſung nach müſſen wir jetzt mit
aller Kraft darangehen, die leidige Reichsbiſchofsfrage
einmal zur Seite zu ſchieben und das
Reform=
werk des Aufbaues der evangeliſchen Kirche von
unten zu beginnen, getreu im Geiſte des neuen
Staates als freie evangeliſche Kirche in ihm. Für dieſe Idee,
von der wir überzeugt ſind, wollen wir kämpfen. Das liegt auch
im Sinne Adolf Hitlers, der ſich mit aller Kraft einſetzt auch für
eine ſtarke evangeliſche Kirche. (Lebhafter Beifall.)
Eine Ausſprache fand nicht ſtatt, auf Fragen gab der
Vor=
tragende Antwort und ſtellte als Leitgedanke der
Glaubens=
bewegung Deutſche Chriſten die Worte hin: „Gläubig ja
ſagen zu dem neuen politiſchen Geſchehen!”
An=
ſchließend hieran wurde die Gründung der Ortsgruppe
Darmſtadt der Glaubensbewegung vollzogen.
— Die Helia=Lichtſpiele bringen ab heute den packenden
Ton=
film „Zum goldenen Anker”, ein Werk aus dem Hafenleben von
Marſeille. Eine Glanzbeſetzung — Albert Baſſermann. Jakob
Tiedtke, Urſula Grabley, Lucie Höflich, Mathias Wiemann.
trägt die Hauptrollen des Films den Alexander Korda nach
Marcel Pagnols bekanntem und vielgeſpieltem Bühnenſtück
inſze=
niert hat. Dazu das bekannt gute Beiprogramm.
— Im Union=Theater läuft nur noch heute und morgen eines
der reizendſten Luſtſpiele der letzten Zeit. „Das Glück macht eine
Frau ſo ſchön” (Moderne Mitgift), mit Martha Eggerth, Georg
Alexander, Leo Slezak und Hans Brauſewetter in den
Haupt=
rollen. Dazu ein erſtklaſſiges Beiprogramm.
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen heute zum letzten Male die
bekannten Komiker Dick und Dof in dem deutſchſprachigen Groß=
Luſtſpiel „Hinter Schloß und Riegel”, ſowie die Tragikomödie
„Emma, die Perle‟. Dazu das gute Beiprogramm.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsquſttung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beaniwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkelt.
Abonnent in Alsbach. Wir teilen Ihre Anſchauung.
Wen=
den Sie ſich in Beſchwerde an das Aufſichtsamt für
Privatver=
ſicherung in Berlin C. Ludwigkirchplatz.
G. W., hier Kommen Sie doch zur Rückſprache Werktags
vormittags 8 Uhr zur Schriftleitung und bringen Sie im
Be=
ſitz habende Unterlagen mit.
Nr. 217, Birkenau. Darüber iſt Zuverläſſiges nocht
nicht bekannt geworden.
Provinzialtag der Provinz Starkenburg.
Rückhaltloſes, einmükiges Bekennknis zum nakionalen Skaak und ſeinen Führern.
Aus den Parkeien.
Deutſch=nationale Frauengruppe. Nächſte
Zuſammenkunft: Donnerstag, den 22. Juni, nachmittags
4 Uhr, im Alpenzimmer bei Sitte, Frau Dr. Reinhart, unſere
Landesfrauenvorſitzende, wird über die in voriger Woche
ſtatt=
gefundene Frauentagung in Marburg ſprechen, bei der
außer=
ordentlich wichtige und intereſſante Mitteilungen gemacht
wur=
den. Weiter wird ein Mitglied unſerer Ortsgruppe wichtige
Auf=
klärung geben, wie wir in unſerer Deutſchnationalen
Volkspar=
tei uns zu der Bewegung der „Deutſchen Chriſten” ſtellen! Zu
dieſem Frauentag wird dringend und herzlich eingeladen.
Voll=
zähliches Erſcheinen unſerer Mitglieder unbedingt.
Tageskalender für Dienstag, den 20. Juni 1933.
Union: „Das Glück macht eine Frau ſo ſchön”. — Helia: „Zum
goldenen Anker”. — Palaſt: „Emma die Perle‟.
Debatkeloſer Sihungsverlauf.
Geſtern nachmittag fand im Sitzungsſaale des Rathauſes, der
anläßlich der konſtituierenden Sitzung mit Grün, den Reichs= und
Landesfarben geſchmückt war, der Provinzialtag der Provinz
Starkenburg ſtatt.
Provinzialdirektor Dr. Gebhard, der die Sitzung leitete,
begrüßte die Abgeordneten mit folgenden Ausführungen:
Ich begrüße die Mitglieder des Provinzialtags und
Provin=
zial=Ausſchuſſes, ſowie die Vertreter der Kreisämter der
Pro=
vinz Starkenburg, die heute zum Provinzialtag erſchienen ſind,
der ſeit dem Siege der nationalen Erhebung in ſeiner
Neugeſtal=
tung auf Grund des Geſetzes zur Gleichſchaltung der Länder mit
dem Reich zum erſten Male zuſammengetreten iſt. Wir ſind
ver=
ſammelt unter den Fahnen des Reiches und unſeres
Heſſenlan=
des, unter den alten Reichsfarben, ſchwarz=weiß=rot, die uns
er=
innern an die große, ruhmreiche Vergangenheit unſeres
Vater=
landes, und unter der Fahne der nationalen Erhebung, der
Hakenkreuzfahne, dem Zeichen der kraftvollen Wiedergeburt des
deutſchen Volkes.
Wir bekennen uns in dieſer Stunde rückhaltlos zu unſerem
ehrwürdigen Reichspräſidenten, dem Führer im Weltkrieg,
Ge=
neralfeldmarſchall von Hindenburg, der in richtiger Erkenntnis
der tiefen Not unſeres Vaterlandes am 30. Januar 1933 die
Re=
gierung des nationalen Zuſammenſchluſſes berufen hat, die durch
das Ergebnis der Reichstagswahl am 5. März 1933 die
Zuſtim=
mung des deutſchen Volkes fand, und zu dem Kanzler des neuen
Reiches, Adolf Hitler, dem Führer des deutſchen Volkes, zu dem
wir das feſte Vertrauen haben dürfen, daß er ſein Ziel, aus
deutſchen Arbeitern. Bauern und Bürgern ein deutſches Volk
zu bilden, den Millionen Arbeitsloſer wieder Arbeit und Brot
zu geben, den Aufſtieg unſerer Wirtſchaft herbeizuführen und
Deutſchland auch im Kreiſe der übrigen Nationen die ihm
ge=
bührende Gleichſtellung zu erringen, mit unbeugſamem Willen
verfolgen und verwirklichen wird.
Zur Erreichung dieſes hohen Zieles — Einheit und Stärke
der Nation nach innen und außen — unſeren Reichskanzler und
ſeine Regierung zu unterſtützen durch treueſte Pflichterfüllung
und Arbeit, iſt Ehrenpflicht eines jeden Deutſchen, der Volk und
Vaterland liebt und ſeinen Wiederaufſtieg erſehnt. Jeder muß
auf dem Arbeitsplatz, auf den er geſtellt iſt, das Beſte und Letzte
ſeiner Schaffenskraft hergeben. Schwere Gefahren, die den
Deut=
ſchen von jeher bedroht haben und die jetzt noch nicht gebannt
ſind, Zwietracht und Selbſtſucht, müſſen ausgerottet werden, die
die Volkseinheit hindernden Gegenſätze der Klaſſen Stände
Be=
rufe und Konfeſſionen müſſen verſchwinden. In dieſem Sinne
mitzuarbeiten ſind neben der Einzelperſönlichkeit berufen die
Ge=
meinden und Gemeindeverbände mit ihren Verwaltungen. Auch
der von uns vertretene Gemeindeverband, die Provinz
Starken=
burg, kann durch richtigen Einſatz der ihr zur Verfügung ſtehenden
Kräfte und Mittel, hoffentlich auch durch Beteiligung an dem
durch das Reichsgeſetz vom 1. Juni zur Verminderung der
Ar=
beitsloſigkeit in Ausſicht geſtellten großen
Arbeitsbeſchaffungs=
programm, wertvolle Arbeit leiſten zur Belebung der
Wirt=
ſchaft zur Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit und ſo zur Beſſerung
der Lebenshaltung vieler notleidender Volksgenoſſen. In
Er=
kenntnis ihrer nationalen Pflicht ſtellen Arbeiter, Angeſtellte
und Beamte der Provinzialverwaltung Starkenburg ihre Kräfte
hierzu uneingeſchränkt zur Verfügung. In gleichem Maße
er=
bitte ich Ihre vertrauensvolle Mitarbeit zum Nutzen der Provinz,
der beſſiſchen Heimat und damit für Deutſchland.
Es waren 22 Abgeordnete erſchienen, darunter 15
National=
ſozialiſten, 1 DVP., 3 Zentrum und 3 ſozialdemokratiſche
Ab=
geordnete. Nachdem die Dienſteinweiſung und Verpflichtung der
neu in den Provinzialtag herufenen Mitglieder vorgenommen
worden war, wurde die Prüfung der Rechnung der
Provinzial=
kaſſe und der Kaſſe der Provinzialpflegeanſtalt für das Ri. 1931
debattelos erledigt. Zu dem
Voranſchlag der Provinz Starkenburg
führte Provinzialdirektor Dr. Gebhard aus:
Das Rj. 1932 hat, wie ich bereits im Provinzialtag Oktober
1932 ausgeführt habe, nicht die erhoffte Beſſerung der
finan=
ziellen Lage der Provinz gebracht. Insbeſondere waren die
Ein=
gänge von Kraftfahrzeugſteuer= und ſonſtigen
Reichsſteuerüber=
weiſungen bis zum Schluß des Rj. 1932 gering und unregelmäßig.
So belaufen ſich die der Provinz vom Staat geſchuldeten 1932er
Reichsſteuern zurzeit noch auf rund 700 000 Mark. Es konnten
daher im Jahre 1932 außer den notwendigſten
Unterhaltungs=
arbeiten von den im Straßenbauprogramm 1932 aus dem Jahre
1931 rückſtändigen beſonderen Herſtellungsarbeiten nur die
Strecken Ober=Ramſtadt—Ernſthofen und Hirſchhorn-Langenthal
umgebaut und gewalzt werden. Die übrigen noch im Voranſchlag
1931 beſonders vorgeſehenen Arbeiten mußten mangels der dazu
notwendigen Geldmittel unterbleiben und haben im Voranſchlag
1933 erneut Aufnahme gefunden. Neben jenen Arbeiten wurden
ſeit September 1932 aus den der Provinz zu Laſten des
Reichs=
arbeitsbeſchaffungsprogramms 1932 bewilligten Mitteln von
636 000 + 115 500 + 230 000, zuſammen 981 500 RM. folgende
weitere Arbeiten in Angriff genommen: 1. Umbau der Straße
Eberſtadt—Seeheim-Zwingenberg (alte Bergſtraße, wird in
nächſter Zeit fertig ſein) 2. Verlegung der Straße Ober=
Ram=
ſtadt—Rohrbach, ſowie Oberflächenteerungen im Bezirk Offenbach
(ſind beendet), 3. Umbau der Straße, Rüſſelsheim-Kelſterbach
(wird im Laufe der nächſten Monate zu Ende geführt werden).
Zu dieſem Umbau, zu dem auch der Ausbau der Ortsdurchfahrt
Kelſterbach, verbunden mit erheblichem Geländeerwerb. gehört,
ſtehen noch Sondermittel aus der Weſthilfe 1932 in Höhe von
etwa 190 000 RM. zur Verfügung. Zurzeit werden ebenfalls zu
Laſten dieſes Arbeitsbeſchaffungsprogramms 1932 ausgeführt:
1 Kleinpflaſterung der Strecke Geinsheim-Kornſand (wird in
dieſem Monat ausgeführt ſein), 2. Kleinpflaſterung auf der
Strecke Groß=Gerau—Mörfelden bis Forſthaus Woogsdamm.
Be=
gonnen werden in Kürze weitere Kleinpflaſterungen auf der
Straße Darmſtadt—Griesheim (Verbreiterung), ſowie auf der
Strecke Bensheim—Reichenbach.
Aus dem Reichsarbeitsbeſchaffungsprogramm
1933 (Sofort=Programm) ſind der Provinz insgeſamt
270 000.— RM. zur Verfügung geſtellt worden, zu verzinſen und
tilgen mit 6 Prozent auf 20 Jahre, vom 1. 7. 1935 ab. Aus dieſen
Mitteln werden weitere Kleinpflaſterarbeiten auf der Strecke
Bensheim—Reichenbach ſowie auf der Strecke Nieder=Ramſtadt —
Ober=Ramſtadt ausgeführt. Die Kleinpflaſterung der Reſtſtrecke
des Straßenzuges Heppenheim—Lorſch mit 132 000.— RM., wird
zurzeit durchgeführt mit Mitteln, die der Staat aus rückſtändigen
Reichsſteuerüberweiſungen 1931/1932 zur Verfügung geſtellt hat.
Der Ihnen vorliegende Voranſchlag für das Rechnungsjahr
1933 ſchließt in Einnahme und Ausgabe mit 3 897 753.79 RM.,
gegen 3 081 224.37 RM. im Jahre 1932 ab. wovon auf
Betriebs=
rechnung 3 897 563,75 RM., gegen 3 081 224.37 RM. im Vorjahre
entfallen.
An Reichsſteuern (Einkommen=, Körperſchafts= und
Umſatz=
ſteuer) werden erwartet 234 600.— RM. gegen 231 891.— RM.
im Vorjahre, an Kraftfahrzeugſteuer 1 150 000.— RM., gegen
1 230 000.— RM. im Vorjahre.
Für die Hauptaufgabe der Provinz, den Straßenbau werden
nach dem Voranſchlag benötigt insgeſamt 2 255 635.— RM., zu
deren Deckung die vorerwähnten Reichsſteuerüberweiſungen 1933
mit zuſammen 1 384 600.— RM., ſowie rückſtändige Reichsſteuern,
deren Zahlung vom Staat zugeſagt iſt, etwa 600 000.— RM.
ſo=
wie aus dem vorhin erwähnten Sofortprogramm 270 000.— RM.
zur Verfügung ſtehen.
Von den im Voranſchlag 1933 auf Seite 36 vorgeſehenen
Wal=
zungen und Herſtellungen auf B= und D=Straßen iſt zurzeit in
Ausführung begriffen die Strecke Reichelsheim—Gumpener Kreuz.
Sie wird Ende Juni fertiggeſtellt ſein. Die Durchführung der
übrigen Arbeiten wird mit allen Mitteln angeſtrebt werden, aber
nur dann möglich ſein, ebenſo wie auch die Ausführung der auf
Seite 35 zu Titel 4 vorgeſehenen Arbeiten, wenn der Staat ſeiner
Verpflichtung zur Zahlung der rückſtändigen ſowie der laufenden
Reichsſteuerüberweiſungen beſſer wie ſeither nachkommt. Aus dem
Jahre 1933 ſind bereits Reichsſteuerbeträge in Höhe von 200 000.—
RM. fällig, ſo daß der Geſamtbetrag der derzeitigen Rückſtände
ſich auf über 900 000.— RM. beläuft.
Bezüglich der Provinzialumlagen iſt zu bemerken, daß aus
dem Steuerjahr 1930 noch 29 370.— RM., aus dem Steuerjahr
1931 250 020.— RM., aus dem Steuerjahr 1932 520 339.— RM.
rückſtändig ſind. Auch heute muß bei dieſer Sachlage erneut
be=
tont werden, daß für weitere Straßenbau=, insbeſondere Neubau=
Wünſche zurzeit kein Raum iſt, da die Deckungsmittel fehlen. Nur
mit äußerſter Anſpannung aller finanziellen Mittel werden wir
in der Lage ſein, die voranſchlagsmäßig vorgeſehenen Arbeiten
durchzuführen. Kurz eingegangen ſei noch auf das
Arbeitsbeſchaf=
fungsprogramm der Reichsregierung, enthalten im Geſetz vom
1. 6. d. J. Darin ſind, was hier intereſſiert, auch
Tiefbauarbeiten=
der Länder und Kommunen vorgeſehen, die in erſter Linie durch
Zuſchüſſe des Reiches gefördert werden ſollen. Die genauen
Aus=
führungsbeſtimmungen fehlen noch. Es kann aber heute ſchon
ge=
ſagt werden, daß die Vorarbeiten der Provinzial=Verwaltung
(Bearbeitung von Wegeprojekten der Gemeinden und Provinz)
ſoweit gediehen ſind, daß auch unſere Provinz an dieſen
volks=
wirtſchaftlich wertvollen Arbeiten ſich beteiligen kann. Sache des
Provinzialausſchuſſes wird es ſein, hier die notwendigen Entſchei.
dungen zu treffen.
Abſchließend zum Voranſchlag ſei noch bemerkt, daß
Kinder=
heim und Provinzialpflegeanſtalt erheblicher Zuſchüſſe nicht
be=
dürfen. Das Kinderheim, deſſen Betrieb bis 1. Dezember
vor=
geſehen iſt, ſoll wenn irgend möglich, das ganze Jahr
offengehal=
ten werden. Die dazu notwendigen Mittel könnten jederzeit aus
dem Reſervefonds gedeckt werden.
Der Voranſchlag der Provinz für das Rechnungsjahr 1933
balanciert mit 3 897 753.79 RM. Abg. Ringshauſen (NS=
DAP) betonte, daß der Voranſchlag im Provinzialausſchuß
ein=
gehend durchberaten wurde. Es wurde von dieſem
Vertrauens=
gremium alles getan, um den Wünſchen der Bevölkerung
Rech=
nung zu tragen und größte Sparſamkeit walten zu laſſen. Die
Beſchlüſſe wurden ſo gefaßt, wie ſie von den Ausſchußmitgliedern
verantwortet werden können. Er halte es alſo für richtig, den
Voranſchlag debattelos zu genehmigen.
Abg. Altendorff (DVP.) fragt lediglich an, ob den
Pro=
vinzen keine Staatsbeiträge mehr vom Staat für Straßenweſen
gegeben würden, da ein ſolcher doch wichtiger Betrag im
Vor=
anſchlag nicht angeführt ſei. Gegen die debatteloſe Genehmigung
des Voranſchlags habe er nichts einzuwenden.
Es wurde darauf erwidert, daß die Anſprüche der Provinz
von dieſer auch weiter aufrecht erhalten würden, der Staat ſei
verpflichtet. Zuſchuß zu geben, und werde ſeinen Verpflichtungen
in beſſeren Zeiten ſicher wieder nachkommen.
Nachdem der Voranſchlag der Provinz für das
Rechnungs=
jahr 1933 und die Feſtſetzung der Steuerausſchlagſätze für das
Rechnungsjahr 1933 einſtimmig ohne Debatte genehmigt waren,
verließen die 3 SPD.=Abgeordneten den Sitzungsſaal.
Abg. Ringshaußen (NSDAP.) erinnerte vor Schluß der
Sitzung an die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Er
er=
innerte daran, daß die Worte des Führers eingetroffen ſind. Der
Staat und das Volk kam unter dem verfloſſenen Regime an den
Rand des Bankerotts. Der Parlamentarismus hatte alles
zer=
ſchlagen. Und dieſes kleine Parlament war ein getreues Abbild
des großen im Vaterland. Er erinnere nur an den Antrag der
Sozialdemokratie im vorigen Jahr, das Höchſtgehalt auf 6000.—
RM. feſtzuſetzen. Dabei bezog der Oberbürgermeiſter von
Offen=
bach ruhig das Doppelte. Der Antrag war den Leuten Sand in
die Augen geſtreut. Es wurden in den Parlamenten Parteireden
gehalten, um als Schmarotzer auf den Poſten verbleiben zu
können. Die idealen Worte Vaterland kannte man nicht mehr.
Man lehnte ſelbſt Zuſchüſſe für vaterländiſche Belange ab, er
er=
innere nur an die Zuſchüſſe für das Flugweſen. Im vorigen
Jahre wurden die Zuſchüſſe für religiöſe Betreuung in einigen
Orten geſtrichen. Volk und Vaterland wurde zertreten, das eigene
Ich in den Vordergrund geſtellt. Wie in allen Parlamenten
verſuchte, man den Staat als melkende Kuh zu benutzen. Die
Henker des Volkes und Staates ſollen wiſſen, daß ſie heute und
für alle Zeiten ausgeſpielt haben. Es ſoll ein neuer Staat
auf=
gebaut werden. Heute haben über das Wohl des Volkes die
Führer zu entſcheiden, nicht die Mehrheit. Wir ſtehen erſt am
Anfang des Aufbaues, in vier Jahren aber wird ſich zeigen, daß
der Führer hält, was er verſpricht. Der Staat wird vielleicht
erſt in einem Jahrzehnt, vielleicht auch erſt in 2 bis 3
Genera=
tionen ſo ſtehen, wir er dem Führer vorſchwebt. Die
National=
ſozialiſten haben die Treue gehalten, und ſie werden ihren Kurs
einhalten. Niemals hätten wir die Zeit der Erhebung erlebt,
wenn die Nationalſozialiſten nicht ihr Blut geopfert hätten. Es
wird gelingen, daß dieſes neue Deutſchland ewig bleiben wird,
denn es iſt aufgebaut auf Volk und Blut, auf Gott und
Seelen=
kraft. Wir haben den Glauben an Gott und die ſittliche Kraft
unſeres Volkes, und wir wiſſen, daß es der Führer ſchafft. In
ein dreifaches Sieg=Heil auf den Reichspräſidenten v.
Hinden=
burg, den Reichskanzler Adolf Hitler, auf das deutſche Volk und
das Vaterland wurde begeiſtert eingeſtimmt. Damit war die
*
Tagung geſchloſſen.
Polizeibericht.
Diebſtahl. In dem Hausgang des Hauſes Grafenſtraße 21
wurde in der Mittagszeit am Montag von einem Fahrrad die
elektriſche Beleuchtung von unbekannten Tätern abmontiert und
geſtohlen.
Gefaßte Ladendiebin. Eine 53jährige Ehefrau aus
Darm=
ſtadt wurde beim Ladendiebſtahl in einem Kaufhaus beobachtet
und von der Kriminalpolizei feſtgenommen.
Wem gehört das Motorrad? In der Nacht vom 6. auf 7. Juni
gegen 1.30 Uhr wurde ein 22jähriger Korbmacher aus Groß=
Umſtadt von einem Gendarmeriebeamten mit einem
unangemel=
deten ſchweren Motorrad ohne Papiere und mit falſchem
Kenn=
zeichen angetroffen und feſtgehalten. Der Feſtgenommene gab an,
das Motorrad in einer Reparaturwerkſtätte gekauft zu haben.
doch iſt mit Beſtimmtheit anzunehmen, daß das Motorrad
geſtoh=
len iſt. Das Motorrad, das auf der Bürgermeiſterei Groß=Umſtadt
ſichergeſtellt iſt, iſt ein ſchweres D=Rad, Fahrgeſtell Nr. 16 018,
Motor=Nr. 24 841, grauer Farbe, bläulicher Tank. Der linke
Fuß=
tritt iſt abgebrochen und mit Draht und Riemen befeſtigt.
Feſtgenommen. Ein Hilfsarbeiter aus Darmſtadt, der in einer
Gaſtwirtſchaft in der Altſtadt im Streit ſeinen Schwiegervater
mit zwei Schlachtmeſſern bedrohte, wurde von vorbeigehenden
SA.=Leuten der Polizei übergeben. — Wegen unbefugten
Waffen=
beſitzes wurde ein Maurer aus Griesheim durch die Gendarmerie
feſtgenommen.
Als gefunden ſind gemeldet: 1 Doublé=Armband, 2 goldene
Damenuhren. 1 Damenſchirm, 2 Portemonnaies mit Inhalt, 1
gol=
dener Weinzipfel, 2 Herrenfahrräder, 2 einzelne Handſchuhe, 2
Damen=Handtäſchchen, 2 Bund Schlüſſel, 1 Kinderhut, 3
Damen=
binden mit Gürtel, 2 Damengürtel, 1 Windjacke, 1 Armband (
Füh=
rungsring), 2 leere Portemonnaies, 1 Schnupftabakdoſe 1
Leder=
hut, 1 Kinderbadeanzug, 1 Paar Kinderſtrümpfe, 1
Schrauben=
ſchlüſſel.
Zugelaufen: Ein gelbweißer Spitz, 1 Schäferhund, 1 ſchwarzer
Dackel, 1 ſchwarzgrauer Pinſcher, 1 Baſtard=Schäferhund. —
Zu=
geflogen: 2 Kanarienvögel, 3 Wellenſittiche.
Verkehrsunfall. Am Montag. gegen 19.30 Uhr, ſtieß Ecke der
Heinrich= und Heidelberger Straße ein aus der Richtung
Eber=
ſtadt kommender Perſonenkraftwagen aus Frankfurt a. M. mit
einem Omnibus aus Groß=Umſtadt zuſammen. Beide Fahrzeuge
mußten ſtark beſchädigt durch die Schutzpolizei abgeſchleppt
wer=
den. Der Kaufmann Fettmann aus Frankfurt a. M. wurde durch
Glasſplitter erheblich im Geſicht verletzt und mußte ſich in
ärzt=
liche Behandlung begeben. Die Schuldfrage iſt nicht geklärt.
Aus den Wehrverbänden.
Der Stahlhelm, B. d. F., Kreisgruppe
Darmſtadt. Donnerstag, 22. 6., 8,30 Uhr abends,
Saklheim Dienſt für die geſamte Reſerve ſowie die alten Ka=
9 meraden (Heimatſchutz) im großen Saal der „Krone‟
Vorführung von zwei Reichswehrfilmen. — Donnerstag, 22. 6.,
6.45 Uhr abends, Antreten der an den Wehrſportkämpfen
teil=
nehmenden Kameraden auf dem Wehrſportplatz Landskronſtraße.
Dienſtanzug (Sporthoſe mitbringen). Front Heil!
(gez.) v. Geldern, Kreisführer.
Vereinskalender.
— Deutſchvölkiſcher Turnverein „Jahn”
Mitt=
woch den 21. Juni: Sonnwendfeier, abends 8.30 Uhr, auf der
Wieſe am Martinspfad. Alle Vereinsmitglieder. Eltern und
An=
gehörige, Freunde und Gönner ſind herzlich willkommen. —
Don=
nerstag, den 22. Juni. abends 9 Uhr: Außerordentliche
Mitglie=
derverſammlung im Stadtheim. Erſcheinen ſämtlicher Turner und
Turnerinnen iſt Pflicht.
Denstag, 20. Juni 1933
Darmf
neſte Nachrichten
Nr. 169 — Seite 7
Reichseinheitsvorſchriften für Sorkierung
und Verpackung von Obſt und Gemüſe.
Für die Standardiſierung von deutſchem Obſt und Gemüſe
hat der Arbeitsausſchuß für Obſt= und Gemüſeabſatz „
Reichs=
einheitsvorſchriften für Sortierung und
Ver=
packung von Obſt und Gemüſe” herausgegeben, die für die
zukünftige Abſatzgeſtaltung dieſer Erzeugniſſe von
ausſchlaggeben=
der Bedeutung ſein werden und die in weiteſtem Maße die ernſten
Bemühungen des Berufsſtandes unterſtützen, dem Handel und
Verbraucher einwandfreie Qualitätsware zur Verfügung zu ſtellen.
Die Vorſchriften ſind in einer 42 Seiten umfaſſenden kleinen
Schrift zuſammengefaßt, die durch den Reichsverband der
deutſchen landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften
Raiffeiſen — e. V.. Berlin W 35, Königin=Auguſta=
Straße 43, zum Preiſe von 0,20 RM. je Stück bezogen werden kann.
Dg. Arheilgen, 19. Juni. Turnvereine V. In der
Turn=
halle veranſtaltete der Turnverein für ſeine Frauenſchaft einen
Bunten Abend. Nach einem einleitenden Muſikſtück ſprach der
Führer des Vereins, Herr Berufsſchullehrer Frank herzliche
Begrüßungsworte. Für den unterhaltenden Teil des Abends war
ein umfangreiches Programm zuſammengeſtellt, das auf den
hei=
teren Ton abgeſtimmt war und ausſchließlich von Frauen und
Turnerinnen beſtritten wurde. Es brachte neben muſikaliſchen
Darbietungen flotte Einakter, turneriſche Vorführungen der
Tur=
nerinnen ſowie ſonſtige heitere Vorträge und Tänze. Sämtliche
Vorführungen wurden flott wiedergegeben und fanden den
un=
geteilten Beifall der zahlreichen Anweſenden. Zwiſchendurch
wurde den Frauen Kaffee und Kuchen gereicht. In vorgerückter
Stunde verſammelten ſich die männlichen Mitglieder und Freunde
des Vereins im Kneipzimmer. Ein kleines Tänzchen und
gemüt=
liche Unterhaltung hielten die Teilnehmer noch einige Stunden in
gemütlicher Runde beiſammen.
E. Wixhauſen, 19. Juni. Deutſcher Abend der N.S.
D.A.P. Die hieſige Ortsgruppe veranſtaltete im Saale des
Gaſt=
hauſes „Zur Krone” einen Deutſchen Abend. Die Veranſtaltung
wurde eingeleitet durch eine Ehrung der im Kampf um das Dritte
Reich gefallenen SA.=Kameraden. Flott geſpielte Militärmuſik der
SA.=Kapelle, Chorvorträge der beiden hieſigen Geſangvereine und
Geſangsvorträge einzelner SA.=Männer gaben dem erſten Teil
des Abends ſein Gepräge. Im Namen des Bundes deutſcher
Mäd=
chen überreichte Frl. Elſe Pfaff dem Führer des SA.=Sturmes,
Göckel, eine Tiſchſtandarte. Nachdem Sturmführer Nerkin
eine dreifaches „Sieg=Heil” auf den Führer und Volkskanzler
Adolf Hitler ausgebracht hatte, wurde die Saalmitte geräumt,
da=
mit auch deutſcher Tanz zu ſeinem Rechte kommen konnte. Alle
Anweſenden nahmen mit Begeiſterung an dem wohlgelungenen
Deutſchen Abend teil, der ſicher zur Vertiefung der
Volksgemein=
ſchaft beigetragen hat. — Hohes Alter. Die hieſige
Ein=
wohnerin Frau Arheilger, geb. Pohl, konnte heute ihren
80. Geburtstag begehen. Frau Arheilger erfreut ſich einer
ſel=
tenen geiſtigen und körperlichen Rüſtigkeit.
Cp. Eſchollbrücken, 19 Juni. Annahme des
Voran=
ſchlages. Der Gemeinderat nahm in ſeiner letzten Sitzung den
Gemeindevoranſchlag für das Rechnungsjahr 1933 einſtimmig an.
Der Voranſchlag iſt im Gegenſatz zum Vorjahr ausgeglichen.
Trotzdem konnte noch eine kleine Senkung der Gemeindeumlagen,
die ſich diesmal auf 10 400.— RM. ſtellen, vorgenommen werden.
An Stelle des verſtorbenen Gemeinderatsmitgliedes Georg Kraft
wurde Gemeinderatsmitglied Roth zum Gemeindekontrolleur
be=
ſtimmt.
Ek. Pfungſtadt, 19. Juni. Dummerjungenſtreich. Es
mutet ſchon mehr an Wildweſt an, was ſich dieſer Tage drei
halb=
wüchſige Burſchen leiſteten. Sie hatten den Inhaber des größten
hieſigen Holzgeſchäfts mit Drohbriefen, in denen u. a. mit
Anzün=
dung ſeines großen Holzlagers gedroht wurde, aufgefordert, an
der Starkſtromleitung zwiſchen Pfungſtadt und Hahn einen
größe=
ren Geldbetrag zu hinterlegen. In Vertretung des Geldmannes
erſchien aber zur feſtgeſetzten Zeit die Polizei, die verſtändigt
wor=
den war, und nahm die Bürſchchen mit nach Darmſtadt. Nach
ein=
gehendem Verhör wurden ſie jedoch wieder freigelaſſen. Teilweiſe
wird der Jugendrichter noch eingreifen müſſen. — Politiſche
Verhaftung. Wegen kommuniſtiſcher Umtriebe. Singen der
„Internationale und anderer Kommuniſtenlieder wurden
ver=
ſchiedene junge Leute verhaftet und durch die Schupo
abtranspor=
tiert. — Beginnder Heuernte. Die Bürgermeiſterei hat
die Wieſen freigegeben, ſo daß mit der Einbringung des Heues
be=
gonnen werden kann. Mancher Landwirt, der nach dem guten
Stand der Feldfrüchte und beſonders nach dem Roggen ſeine
Wie=
ſen einſchätzt, wird erfahren müſſen, daß er ſich getäuſcht hat.
Während die warmen Tage des Monats Juni faſt überall den
un=
günſtigen und kalten Mai, ausgeglichen haben, konnte, ſich das
Wieſengras nicht mehr erholen. Es iſt daher kaum mit einer
mit=
telmäßigen Ernte zu rechnen.
k. Dieburg, 19. Juni. Der Voranſchlag der Gemeinde Dieburg
für das Rechnungsjahr 1933 liegt vom 20. Junf ab eine Woche
lang auf Zimmer 1 der Bürgermeiſterei offen. Zu der zu
erheben=
den Umlage werden auch die Ausmärker herangezogen.
A0. Altheim, 19. Juni. Motorradunfall. Ein
bedauer=
licher Unglücksfall ereignete ſich auf der Landſtraße Altheim—
Babenhauſen. Der 15jährige Georg Kirchhöfer von hier
wurde vom Beiwagen eines Motorrades erfaßt und ein Stück
geſchleift. Er erlitt einen ſchweren Oberſchenkelbruch und
erheb=
liche Verletzungen am Kopfe. Er mußte ins Krankenhaus gebracht
werden. Wer die Schuld an dieſem Unfall trägt, iſt noch nicht
geklärt.
As. Erbach, 19. Juni. Aus der Deutſchen
Turner=
ſchaft. Dem Turnverein Erbach war es gelungen, die beſten
Turner des Odenwaldgaues zu einem Schau= und Werbeturnen
zu gewinnen. Trotz des ungünſtigen Wetters war die
Veranſtal=
tung überaus gut beſucht. Die Feſthalle war bis auf den letzten
Platz gefüllt. Mit einem ſchneidigen Aufmarſch ſämtlicher
Mit=
wirkenden unter Sang und Klang wurde der Werbeabend eröffnet.
Der Vorſitzende des Turnvereins Erbach, Herr Fritz Horn,
rich=
tete an die Erſchienenen Worte herzlicher Begrüßung. Das 15.
Deutſche Turnfeſt, ſo führte der Sprecher aus, das ſich wohl zur
größten, gewaltigſten nationalen Kundgebung aller Deutſchen
ge=
ſtalten wird, ſteht vor der Tür. In allen Gauen des deutſchen
Vaterlandes und auch außerhalb der deutſchen Reichsgrenzen rüſtet
ſich die Deutſche Turnerſchaft. Unſere heutige Veranſtaltung hat
den Zweck, diejenigen, die unſerer edlen Sache noch fernſtehen, zu
werben, dann wollen wir aber auch den Teilnehmern am
Stutt=
garter Turnfeſt Gelegenheit geben, ihr Können zu beweiſen. Herr
Horn dankte dem Gau, daß dieſe Veranſtaltung nach der
Kreis=
ſtadt verlegt worden iſt. „Anſchließend an die Begrüßung ſprach
die Turnerin Luiſe Köhler einen ſinnigen Prolog, einen Aufruf
zum Stuttgarter Turnfeſt. Nun folgten in buntem Wechſel
Frei=
übungen und Volkstänze der Schüler und Schülerinnen von
Er=
bach und Michelſtadt und die ſchwierigen, kunſtvollen Geräte= und
Freiübungen der älteren und älteſten Jahrgänge. Im Mittel=
mal beweiſen, daß in der Deutſchen Turnerſchaft etwas geleiſtet
wird und daß es wieder aufwärts geht. Der Redner bezeichnete
den 17. Juni als Geburtstag der deutſchen Turnerei, denn am 17.
Juni des Jahres 1860 erging der erſte Aufruf zum 1. Deutſchen
Turnfeſt in Koburg, an dem etwa 1000 Turner teilnahmen und
dem dann die Turnfeſte von Berlin und Leipzig folgten. Die
wei=
teren Ausführungen gaben ein klares Bild der geſchichtlichen
Ent=
wicklung der Deutſchen Turnerſchaft bis auf den heutigen Tag.
Zum Schluß folgte die Bitte, eifrig zum 15. Deutſchen Turnfeſt
zu werben, damit es ein Feſt aller Deutſchen und ein
Treubekennt=
nis zu unſerem Führer werde. Mit großem Intereſſe wurden die
Gerate= und Freiübungen der Stuttgartfahrer verfolgt. Die
Lie=
der des Männergeſangvereins „Liederkranz”, der ſich anſchließend
an die Uebungsſtunde noch eingefunden hatte, vervollſtändigten
noch die Vortragsfolge. Der Geſang des Horſt=Weſſel=Liedes
be=
ſchloß die harmoniſch verlaufene, von echt vaterländiſchem Geiſte
getragene Veranſtaltung.
Gernsheim, 19. Juni. Gemeinderatsſitzung. Nach
Begrüßung durch Bürgermeiſter Lichtel erläuterte Forſtrat
Kind=
häuſer den Waldwirtſchaftsplan 1934, der von dem Plan des
Vor=
jahres nur unweſentlich abweicht. Es ſollen wieder etwa 3900
Feſtmeter Holz geſchlagen werden. In den Ausgaben können
größere Erſparniſſe erwartet werden, da die Kultur= und
Durch=
forſtungsarbeiten zum Teil von Arbeitsloſen ausgeführt werden.
Für neue Kulturen ſollen in dieſem Jahre 6 ſtatt 5 Hektar
ge=
nommen werden. Anſchließend gab er noch intereſſante Angaben
über den Holzbeſtand des Waldes und über die vorgeſehenen
Kul=
turarbeiten. Es wurden noch einige Anträge erledigt. In einer
ſich anſchließenden, nichtöffentlichen Sitzung fanden verſchiedene
Unterſtützungsgeſuche ihre Erledigung.
TSMA
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 20. Juni 1933
Heſſiſche Jungbauernſchaft in Starkenburg.
Erfolgreiche Tagung der Orksführer des Junglandbundes in Darmſtadk am 18. Imi 1933.
(Von Landesgeſchäftsführer Felix Weber=Darmſtadt.)
Wenn wohl eine der noch heute beſtehenden
Jugendorgani=
ſationen im Sinne und im Geiſte des von dem Führer und
Reichs=
kanzler ernannten Jugendführers des Deutſchen Reiches, Baldur
von Schirach, arbeiten wird, ſo wird es ſicher unſere „Heſſiſche
Jungbauernſchaft” ſein. Dies kennzeichnete ſich ſchon nach außen
hin durch das Bild und den Rahmen, in der die Tagung
abge=
halten wurde. Das Hakenkreuzbanner rechts und links, flantierr
von der ſchwarz=weiß=roten Reichsfahne und der grünen Land,
bundfahne mit den drei goldenen Aehren, beherrſchte das Blickfeld
des eintretenden Verſammlungsteilnehmers. Dazu der weitaus
größte Teil der Jungbauern im Braunhemd als Zeichen der
Ge=
ſchloſſenheit und des einheitlichen Willens, dem Ruf des Führers
„Seid einig” Folge zu leiſten.
Der Provinzführer, Jungbauer Knöbel=Arheilgen, eröffnete
die Tagung und begrüßte insbeſondere den Vertreter des
Mini=
ſteriums für Arbeit und Wirtſchaft, den Beauftragten des
Staats=
kommiſſars für Landwirtſchaft, Herrn Dr. Görlach, ſowie den
Lan=
desführer der Heſſiſchen Jungbauernſchaft, Jungbauer Robert
Schmidt=Steinheim. Er gab ſeiner Freude Ausdruck über den
zahlreichen Beſuch und ſprach die Hoffnung aus, daß die heutige
Verſammlung ein Markſtein in der Geſchichte des
Junglandbun=
des bedeute. Wir Jungbauern wollen dabei geweſen ſein, wie
unſer neuer Staat aufgebaut wurde, genau wie wir es uns zur
Ehre anrechnen, dabei geweſen zu ſein, als die
nationalſozia=
liſtiſche Revolution durchgeführt wurde.
Pg. Dr. Görlach dankte auch im Auftrage des
Staatskommiſ=
ſars für die Einladung zu der heutigen Tagung, an der er als
alter Bekannter zahlreicher Jungbauern und ehemaliger Lehrer
derſelben gern teilnehme. Er komme eben von einer Tagung aus
Berlin, die unter der Teilnahme unſeres großen Volkskanzlers
und Führers Adolf Hitler ſtattgefunden habe. Er kehre heim mit
dem Gefühl einer unbändigen Zuverſicht zu dem Werk, das wir
begonnen haben und das wir dank dem Gottesgeſchenk, mit dem
uns unſer Führer beſchert wurde, auch zu Ende führen werden.
Damit iſt aber auch die unbedingte Pflicht verbunden, ſich
einzu=
reihen in die große Bewegung und mehr zu tun als die anderen.
Wer vermehrte Rechte beanſprucht, muß auch vermehrte Pflichten
übernehmen. Pflicht iſt es vor allem, daß die nationalſozialiſtiſche
Revolution, in der wir heute noch ſtehen, auch draußen auf dem
Lande noch fortgepflegt wird. Die Jungbauern ſtehen als
natio=
nalſozialiſtiſche Kämpfer in der erſten Reihe. Wir müſſen uns
klar darüber ſein, daß der Marxismus noch nicht verſchwunden
iſt, und müſſen auf der Hut ſein, daß nicht die Bewegung durch
Leute, die heute zu uns geſtoßen ſind, untergraben wird. Wir
mollen keine Lumpen in der Partei, ſondern charakterfeſte deutſche
Männer. Unſer oberſter Grundſatz iſt ſtets „Gemeinnutz geht vor
Eigennutz”. Gerade im Bauernſtand muß das alte Sprichwort
verſchwinden und ſeine Wahrheit verlieren: „Der Bauer gibt ein
Auge darum, wenn der andere keins hat.‟ Der Bauernſtand iſt
das wichtigſte Glied im Staate, ohne einen tragfähigen, geſunden
Bauernſtand iſt es unmöglich, einen geſunden Staat aufzubauen.
Wir wollen durch die Zuſammenfaſſung der Berufsſtände
bewei=
ſen, daß wir ein geeintes Volk geworden ſind. Bis wir das
er=
reicht haben, leben wir in der Revolution. Wie im
Frühlings=
ſturm alles Morſche fällt und ſtürzt, wird auch in dieſer
Revo=
lution das Morſche ſtürzen. Und wie nach dem Frühlingsſturm
der ſonnige Mai kommt, ſo wird auch aus dieſer Revolution das
neuerſtandene, nationalſozialiſtiſche Deutſche Reich hervorgehen.
Wer da ehrlich mitarbeiten will, iſt willkommen. Erreicht kann
das nur werden durch eine ſtarke, ſaubere und auf
Führerperſön=
lichkeiten gegründete Partei. Wenn dann das ganze deutſche Volk
dieſe einzige große Nationalſozialiſtiſche Partei geworden iſt,
dann iſt die Aufgabe unſerer Bewegung gelöſt. Deshalb iſt es
notwendig, die Jungbauern, die den Kern dieſer Bewegung
bil=
den, zu ſchulen im nationalſozialiſtiſchen Denken, Wollen und
Fühlen, damit ſie die Aufgaben übernehmen können, die noch
ab=
ſeits Stehenden einzuführen, in dieſe Bewegung, alles für unſer
großes, ſchönes deutſches Vaterland im Hinblick und in Verehrung
auf unſeren großen Führer und Reichskanzler Adolf Hitler!
Begeiſterte Zuſtimmung fand der Beauftragte des
Staats=
kommiſſars mit ſeinen Ausführungen, und mit lebhaftem Beifall
dankte ihm die Verſammlung. Daraufhin ergriff der Landesführer
der Heſſiſchen Jungbauernſchaft, Jungbauer Robert Schmidt=
Stein=
heim, das Wort und gab ſeiner Freude Ausdruck, daß er auch
heute in Starkenburg eine vom gleichen Geiſt getragene
Jung=
landbundverſammlung erlebe, wie er ſie vor 14 Tagen in
Rhein=
heſſen mitgemacht habe. Er führte nachſtehendes aus:
Der Junglandbundgedanke iſt kein neuer Gedanke. Als vor
etwa 10 Jahren in Oberheſſen, der Landjugendbund gegründet
wurde, waren es nicht die ſchlechteſten der jungen Berufsgenoſſen,
die da zuſammenkamen und in völkiſcher Geſinnung den Aufbau
desſelben vornahmen. Schon damals wurde das Hakenkreuz auf
die Fahnen und Wimpel, der Jungbauernſchaften geſtickt. Der
Jungbauer fühlte, daß er im alten Staat mit dem korrupten
Syſtem nicht ſeinen Freund, ſondern ſeinen Gegner hatte. Als
damals die erſten Nationalſozialiſten aufs Land kamen, da ſpürte
der Jungbauer, daß er eine Stütze erhielt, und ſchloß ſich dieſer
Bewegung mit Freuden an. Deshalb iſt es auch heute unſere
Pflicht und Schuldigkeit, uns einzureihen und mitzukämpfen, aber
ſchon heute gibt es Leute, die anfangen zu nörgeln, weil dieſe oder
jene Hoffnung noch nicht erfüllt wurde, hier iſt es Pflicht, den
Jungbauern aufzuklären und den Nörglern klar zu machen, daß in
zwei oder drei Monaten nicht gutgemacht werden kann, was lange
Jahre hindurch verdorben wurde. Wir wollen junge Menſchen
heranbilden, die ſich ſtolz als Bauer fühlen und den Namen Bauer
als Ehrennamen tragen. Wir müſſen eine ſtraffe Organiſation
heranbilden, die ſich ihrer Pflichten bewußt iſt. Im Laufe des
Winters ſollen Bauernhochſchulen gegründet werden, in denen die
Jungbauern zu echten Menſchen und Führern herangebildet
wer=
den, die, in ihre Dorfgemeinſchaft zurückgekehrt auch dort zum
Segen unſeres Berufsſtandes auch weiterhin tätig ſein können.
Wir ſind uns bewußt, daß es noch manches Opfer koſtet, aber 14
Jahre lang haben die alten Kämpfer geopfert, um nun endlich
dieſen Sieg zu erringen. Aber auch 14 Jahre lang haben wir
unſere ſauer verdienten Groſchen dem alten Syſtem opfern müſſen,
damit ſich Bonzen und Schieber guttun konnten. Immer wurde
uns geſagt. Schutz dem deutſchen Erzeugnis”, und trotzdem
wur=
den für Millionen Südfrüchte und ausländiſche Erzeugniſſe
ein=
geführt. Auch hier muß unſere Erziehungsarbeit einſetzen und
dafür geſorgt werden, daß die deutſche Frau deutſche Ware und
Erzeugniſſe kauft. Auch im Viehhandel müſſen wir uns dazu
ent=
ſchließen, den jüdiſchen Handel auszuſchalten. Wir hoffen, daß es
uns mit Hilfe der Regierungsſtellen gelingt, in aller Eindeutigkeit
muß dem Jungbauern klar gemacht werden, daß der
Jungland=
bund keine Klaſſenorganiſation, ſondern eine berufsſtändiſche
Or=
ganiſation iſt, die die Pflicht hat, alle Jungbauern im Rahmen
des großen Volksſtaates im „nationalſozialiſtiſchen Sinne zu
er=
ziehen. Im Junglandbund gibt es keine Standesgegenſätze und
keine konfeſſionellen Gegenſätze. Groß und klein, reich und arm,
katholiſche und evangeliſche Jungbauern ſtehen zuſammen. Der
Charakter des Einzelnen entſcheidet über ſeine wahre
Zugehörig=
keit zum Junglandbund. Wir führen den Kampf nach allen
Sei=
ten und laſſen uns weder von den Parteien, noch von den
Ver=
bänden, und ſeien es die Deutſchnationalen oder der Stahlhelm,
beeinfluſſen, in erſter Linie ſind wir nationalſozialiſtiſch. Der
Nationalſozialismus gibt uns durch ſeinen Führer die Gewähr,
in Zukunft wieder freie Bauern auf freier Scholle zu werden. In
ſeiner Führung iſt der Junglandbund bereits gleichgeſchaltet. Es
wird deshalb auch nach gleichen Richtlinien gearbeitet und was
für Oberheſſen gut iſt, muß auch für Starkenburg und Rheinheſſen
gut ſein. Wir bitten keinen. Jungbauern, zu uns zu kommen. Es
muß aber heute ſchon jeder Jungbauer ſich darüber klar ſein, daß
er ſich wehrpolitiſch in der SA. oder im Reiterſturm betätigt und
organiſatoriſch ſich dem Junglandbund einzuordnen hat. Es wird
die Zeit kommen, wo ein Zwang ausgeübt wird auf diejenigen,
die meinen, abſeits ſtehen zu können. Für die Zugehörigkeit zum
Junglandbund gibt es keine Altersgrenze. Wer ein junges
deut=
ſches Herz hat, das nationalſozialiſtiſch denkt und fühlt, iſt uns in
unſerer Bewegung willkommen. Wer aber, arterienverkalkt, mit
der heutigen Zeit und Jugend nicht mitgehen kann, der bleibe uns
vom Halſe. Es überläuft mich heute noch ein kalter Schauer
wenn ich daran zurückdenke, wie der alte Bauernführer Dorſch
gelegentlich eines Junglandbundtages in Arheilgen vor zwei
Jah=
ren eine Rede hielt, die kein größerer Pazifiſt halten konnte.
Jeder Führer des Junglandbundes muß Mitglied der Partei ſein.
Es darf nicht am Finanziellen ſcheitern. Viel Aermere haben
jahrelang Opfer gebracht, damit wir heute dieſe große Zeit
er=
leben. Wo ein Wille iſt, iſt auch ein Weg. Jungbauern, die
Führernaturen ſind, müſſen ſich in den Dienſt der Bewegung
ſtellen. Egoiſten haben keinen Platz darin. Wer an die
verant=
wortliche Stelle geſtellt wird, muß ſich klar daüber ſein, daß er
zum Wohle des Vaterlandes und ſeines Volkes zu wirken hat. Der
Junglandbund und der „nationalſozialiſtiſche Gedanke ſind eine
Weltanſchauung. Zurück zur alten Tradition, zur
Dorfgemein=
ſchaft. Helft kämpfen und opfern organiſiert euch und bleibt treu
euren Führern, dann wird der Tag kommen, wo jeder von ſich
ſagen kann, auch ich war dabei, auch ich habe geholfen, das Werk
unſeres großen Führers Adolf Hitler zum Siege zu führen. Heil
Hitler! (Stürmiſcher Beifall.)
Geſchäftsführer Glahn=Mainz überbrachte dann die Grüße
der rheinheſſiſchen Bauernſchaft und berichtete, daß die
Organi=
ſation dort bereits ſtark in der Aufbauarbeit vorgeſchritten ſei und
nur Schwierigkeiten in einzelnen Gegenden aufgetreten ſeien, wo
man ſich noch nicht bewußt ſei, daß es nur eine berufsſtändiſche
Organiſation geben kann, die in der heſſiſchen Bauernſchaft bzw.
Jungbauernſchaft ihre Stütze findet. Wir Rheinheſſen ſtehen
ge=
ſchloſſen hinter dem vom Herrn Staatskommiſſar ernannten
Jung=
landbundführer und bekennen uns gleichzeitig als treue Kämpfer
für unſeren großen Führer Adolf Hitler.
In der änſchließenden regen Diskuſſion wurden insbeſondere
organiſatoriſche Fragen behandelt, und beteiligten ſich hier die
Jungbauern Luley=Leeheim, Hartmann=Schmalbeerbach, Wahlig=
Lorſch, Dinges=Bobſtadt, Schneider=Viernheim und der in SS.=
Uniform, erſchienene langjährige Führer, der Jungbauernſchaft
Ober=Ramſtadt, Karl Muhl. Alle Ausführungen der einzelnen
Redner waren getragen von dem Willen des
Zuſammengehörig=
keitsgefühls. Im Schlußwort ergriff nochmals der Landesführer
die Gelegenheit, die Jungbauern an ihre Pflichten zu erinnern
und ihnen ans Herz zu legen. mitzuhelfen am Aufbau eines
Staa=
tes, in dem jeder zu ſeinem Recht kommt und in dem Schmarotzer
und Schieber keine Daſeinsberechtigung haben. Treue dem Fühker
bis an unſer Ende!
Jungbauer Knöbel dankte allen Rednern für ihre
Aus=
führungen und forderte die Anweſenden auf, ein „Sieg=Heil” auf
den Reichspräſidenten und den Reichskanzler auszubringen, in das
alle begeiſtert einſtimmten. Darauf ſang die Verſammlung das
Horſt=Weſſel=Lied.
— Neckarſteinach, 19. Juni. Zur 51.
Hauptverſamm=
lung des Geſamtodenwaldklubs am 24. und 25. Juni haben ſich
bereits über 2500 Teilnehmer gemeldet. Außer dem Sonderzug
von Wiesbaden iſt ein weiterer am 25. Juni von Mannheim—
Ludwigshafen genehmigt. Da zu den Veranſtaltungen ein
ent=
ſprechender Verſammlungsraum nicht zur Verfügung ſteht, wird
am Neckar ein großes Feſtzelt erſtellt, das nahezu 2000 Perſonen
faßt. Nach Sitzungen des Haupt= und Wegbezeichnungsausſchuſſes
und des Jungodenwaldklubs findet am Samstag, den 24. Juni,
abends, die Begrüßung ſtatt, zu der die Vereine Neckarſteinachs
ihre Mitwirkung zugeſagt haben. Auch die geſchäftliche Sitzung
am Sonntag morgen wird im Zelt abgehalten; Lautſprecher
er=
möglichen recht vielen Beſuchern das Mithören. Den Glanzpunkt
der Veranſtaltung bildet ein großer Feſtzug, der die
Geſchloſſen=
heit des Odenwaldklubs zum Ausdruck bringen ſoll.
Au. Groß=Gerau, 19. Juni. Gaſtwirte=Tagung. Der
Heſſiſche Gaſtwirteverband hielt in Groß=Gerau eine gutbeſuchte
Kreistagung ab, in deren Mittelpunkt, ein Referat des Koll.
Schlupp=Darmſtadt über das Thema „Das
Gaſtwirtsge=
werbe im nationalſozialiſtiſchen Ständeſtaat” ſtand. Nach
erläu=
ternden Ausführungen über den Aufbau des neugebildeten
Reichs=
einheitsverbandes, des deutſchen Gaſtſtättengewerbes führte der
Redner u. a. aus, der Verband betrachte ſich heute nicht mehr als
eine Kampforganiſation, ſondern als berufsſtändiſche Vertretung
im nationalſozialiſtiſchen Ständeſtaat, Große Enttäuſchungen
wür=
den diejenigen erleben, die heute noch glauben, daß ſie nicht nötig
hätten, ſich dem Reichsverband anzuſchließen. In kurzer Zeit ſchon
würde ſie ein Geſetz dazu zwingen. Wer eine Gaſtſtätte nur
neben=
her betreibe und deswegen glaube, daß er dem Berufsverband
nicht anzugehören brauche, dem werde die Konzeſſion entzogen
werden. Eine Verringerung der Konzeſſionen ſei durchaus am
Platze. Der Redner appellierte an ſeine Berufskollegen, ſich
ge=
ſchloſſen dem Reichsverband einzugliedern und ſo an der
Wieder=
aufbauarbeit zugunſten der deutſchen Wirtſchaft teilzunehmen. Die
Ausführungen wurden mit lebhaftem Beifall aufgenommen. —
Kreiskampfbundleiter Bein, der hierauf das Wort nahm,
er=
mahnte ebenfalls die Gaſtwirte zum einheitlichen Zuſammenſchluß
und bedingungsloſer Unterordnung unter der genialen Führung
Adolf Hitlers. — Als neuer Kreisleiter, für den Kreis Groß=
Gerau des Gaſtwirteverbandes wurde Spinner=Groß=Gerau
beſtimmt. Dieſer ernannte den ſtellvertr. Kreisleiter, Beiſitzer
und Fachſchaftsführer.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be. Mainz, 19. Juni. Das Gutenbergfeſt 1933 in
Mainz. Das Gutenbergfeſt wird in dieſem Jahre in größerem
Umfange aufgezogen. Das Programm ſieht vor am Samstag, den
24. Juni, vormittags 11 Uhr, Eröffnung des Gutenbergmuſeums
im Hauſe zum römiſchen Kaiſer. 18.30 Uhr: Huldigung
Guten=
bergs durch die Mainzer Buchdrucker vor dem Denkmal des
Mei=
ſters auf dem Gutenbergplatz. 21 Uhr: Mittelalterliches
Zunft=
ſpiel „Das Poſtulat” vor dem hohen Dome. Anſchließend
öffent=
liches Gautſchen der Mainzer Buchdruckerzunft. Sonntag, den 25.
Juni, 11 Uhr: Generalverſammlung der Gutenberggeſellſchaft im
kurfürſtlichen Schloß. 16 Uhr: Großes Kinderfeſt im Stadtpark,
veranſtaltet von der Mainzer Buchdruckerzunft. 20.30 Uhr:
Aka=
demiſche Feier mit feierlicher Ueberreichung der Gautſchbriefe
durch den Oberbürgermeiſter im großen Saal der Stadthalle,
an=
ſchließend Volksfeſt. — Die Gutenbergwerkſtatt auf
der Weltausſtellung. Nach mehrwöchigem Aufenthalt auf
der Weltausſtellung in Chicago iſt der Direktor der
Stadtbiblio=
thek und des Gutenbergmuſeums, Dr. Ruppel, wieder nach
Mainz zurückgekehrt. Er hatte den Auftrag erhalten, auf Wunſch
der Weltausſtellung die Mainzer Gutenbergpreſſe in Chicago in
Tätigkeit zu ſetzen. Mainz hatte ſomit eine ehrenvolle Aufgabe
zu erfüllen, deren ſich Direktor Dr. Ruppel mit der ihm eigenen
Sachkenntnis und Erfahrung mit gutem Gelingen entledigen
konnte.
Ah. Worms a. Rh., 19. Juni. Beim Ballſpiel in den
Tod. Der 15jährige Karl Nagel vergnügte ſich mit anderen
Jungen im Hafengebiet beim Ballſpielen. Bei dem Spiel flog
auch ein Ball, auf die Hafenbahn, wo um dieſe Zeit rangiert
wurde. Nagel wurde, als er zwiſchen auseinanderſtehenden Wagen
hindurchſchlüpfen wollte, gefaßt und zwiſchen den Puffern des
Hafenbahnzuges ſchwer gedrückt. Er fiel zur Seite und dabei
ſtreiften ihn auch die Räder eines Wagens am Kopf und am Arm.
Den ſchweren Verletzungen iſt der Junge kurze Zeit ſpäter erlegen.
An. Bingen a. Rh., 19. Juni. Saar=Sänger in
Bin=
gen. Ueber zwei Tage weilte der Lehrergeſangverein
Saar=
brücken zu Beſuch in der ſchönen Rhein= und Weinſtadt Bingen.
Den Saarländern wurde ein herzliches Willkomm bereitet. Nach
der offiziellen Begrüßung beim Eintreffen und der Beſichtigung
der Sehenswürdigkeiten war am Samstag abend die Binger
Feſt=
halle der Treffpunkt. Dort veranſtaltete der Sängergau Bingen
zu Ehren der Sänget von der Saar einen Deutſchen Abend. an
dem neben den Binger Geſangvereinen auch die Binger
Bevöl=
kerung regen Anteil nahm, um ihre Verbundenheit mit dem
Saargebiet zum Ausdruck zu bringen.
Oberheſſen.
I. Gießen. 19. Juni Großes Jugendfeſt im Beiſein
des Miniſterpräſidenten. Die Heimatvereinigung
Schif=
fenberg veranſtaltete auf der Kloſterruine Schiffenberg ein
Ju=
gendfeſt, an dem ſich etwa 1500 Kinder aus den Nachbarorten
be=
teiligten. Der Beſuch an Erwachſenen wurde auf 3000 Menſchen
geſchätzt. Nach einem Vorſpruch des Mundartdichters Heß=
Leih=
geſtern wurden Schülerchöre und anſchließend das Schiffenberglied
zu Gehör gebracht. Anſprachen hielten der Vorſitzende der
Schif=
fenbergvereinigung, Oberforſtmeiſter Nicolaus, der den als
Gaſt eingetroffenen Miniſterpräſidenten Prof. Dr. Werner zum
Ehrenmitglied der Heimatvereinigung
Schif=
fenberg ernannte. Der Miniſterpräſident feierte in einer
An=
ſprache Heimatliebe und Volkstum. Danach entwickelte ſich im
Kloſterhof ein lebhaftes Treiben bei Schülerreigen, Aufmärſchen,
Volkstänzen, Turnen und Geſang.
Aus dem Main=Rhein=Bezirk der 29.T.
Wettkampf der Turnerinnen in Walldorf.
Zur Ablegung der Schwimmleiſtung (Wahlübung) iſt für die
Turnerinnen aus dem ſüdlichen Teil des Main=Rheingau=Gebiets
am kommenden Freitag, nachm. 6 Uhr, im Schwimmbad
Heppenheim Gelegenheit. Die Kampfrichter Klenk=
Bens=
heim und Gaulrapp=Heppenheim erwarten beſtimmt pünktliches
Erſcheinen der Turnerinnen. Für die Turnerinnen aus dem
nörd=
lichen Gaugebiet findet die Schwimmprüfung Donnerstag,
nachm. 5,30 Uhr, im Schwimmbad zu Sprendlingen
ſtatt. Kampfrichter: Frl. Kaiſer=Sprendlingen
Zußball.
Sportv. Geinsheim—Rot=Weiß Darmſtadt (Reſ.) 2:6.
Am Sonntag weilte eine komb. Mannſchaft von Rot=Weiß
bei dem SV. Geinsheim und konnte den A=Klaſſe=Vertreter nach
einem fairen, überlegenen Verlauf mit einem ziemlich deutlichen
Reſultat abfertigen. Das Spiel der Liga in Roßdorf am
Sams=
tag mußte wegen der ungünſtigen Witterung ausfallen.
Am Mittwoch abend 8 Uhr wird Herr Starkloff auf dem
Platze einen Vortrag halten, und es iſt erwünſcht, daß ſämtliche
Mitglieder anweſend ſind.
Germania Eberſtadt—SV. Münſter 3:2 (1:1).
Beide Mannſchaften erſchienen in Groß=Gerau vor etwa 500
Zuſchauern. Es war ein ſchöner Zug. Der Kampf ſelbſt ſtand auf
keiner hohen Stufe Beiderſeits ungeheure Aufregung, aber
be=
ſondere Leiſtungen ſah man nicht. Bereits die 1. Minute brachte
den Germanen durch Weizenmüller auf Flanke von Marquardt
den erſten Treffer. Noch vor dem Wechſel holte ſich Münſter
den Ausgleich. Nach der Pauſe war es der ausgezeichnete
Links=
außen der Germanen Falter, der mit raffiniert placiertem Schuß
ſeiner Mannſchaft die Führung verſchaffte „Kurze Zeit ſpäter
flankt er wiederum tadellos zur Mitte. Kaißer 2. erwiſcht das
Leder, ſchießt, und über den ſtürzenden Hüter hinweg geht der
Ball zum 3:1 ins Netz. Die Germanen laſſen jetzt ſichtlich nach.
Münſter kam dann auch noch zu einem 2. Treffer. Mit dieſem
Sieg haben ſich nun die Germanen die Kreisliga erhalten, da
kaum anzunehmen iſt, daß SV. 98 im Spiel gegen Münſter
Punkte abgibt, da er ſelbſt noch zwei bzw. einen Punkt nötig
braucht. Müller=Hanau 93 war dem Spiel nicht immer
gewach=
ſen. Reſerven—Union Darmſtadt Reſerven 3:1. Z3a—Rot=Weiß
Reſ. 5:2.
*
Weitere Sonntagsergebniſſe Darmſtädter Vereine:
Hand=
ball: VfR. Schwanheim-Polizei Darmſtadt — 10 Fußball: Union
Darmſtadt. Union Wixhauſen 3:2 (1:1), Reſ. 2:3, Sonderm.
SV. Mörfelden A.H. 7:2.
* Kreisliga Südheſſen.
Heppenheim iſt ausgeſchaltet.
Bei dem Wettbewerb um den Aufſtieg zur
Bezirks=
liga war es von vornherein klar, daß unſer Vertreter nicht eine
der erſten Geigen ſpielen würde. Heute ſind wir ſo weit, daß
wir wiſſen: Heppenheim bleibt am Ende der Tabelle. Unſer
Vertreter ſchlug ſich in Bingen vor zirka 2000 Zuſchauern beſſer,
als man allgemein zuvor dachte. In der Pauſe ſtand die Partie
erſt 0:1 verloren. Nach dem Wiederbeginn merkte man jedoch
das langſame Schwächerwerden der Erſatzleute immer mehr, ſo
daß ſchließlich die Bingener ſich mit einem verdienten Sieg den
Aufſtieg zur Bezirksliga ſicherten. Ueberraſchend glatt mußten
ſich die Darmſtädter Poliziſten in Koſtheim geſchlagen geben. Nun
ſind dieſe beiden Vereine punktgleich und haben je noch ein
Aus=
wärtsſpiel am kommenden Sonntag. Man darf geſpannt ſein,
wie hier die Würfel fallen.
Um den Aufſtieg zur Kreisliga gab es im Hitler=
Stadion (Wormatia) zu Worms einen dramatiſchen Kampf
zwi=
ſchen Spp Gimbsheim und Olympia Biebesheim,
der nach Verlängerung 4:3 für die Gimbsheimer endete. Damit
hat ſich dieſer Verein die Zugehörigkeit zur Kreisliga geſichert,
während Biebesheim noch einmal die Chance hat, am kommenden
Sonntag gegen den dritten Teilnehmer der Aufſtiegſerie, Spv.
Abenheim, ſpielen zu dürfen. Ungefähr 800 Zuſchauer
wohn=
ten dem Kampfe bei, der zweimal den Ausgleich brachte und erſt
nach 7 Minuten Verkängerung ſein überraſchendes Ende fand.
Den ſchöneren Fußball ſpielten die Biebesheimer, dagegen waren
die Gimbsheimer durchſchlagskräftiger.
Bei den Freundſchaftsſpielen laſſen die Leiſtungen
immer mehr nach; die Zuſchauerzahlen ſind übrigens ſehr niedrig.
denn die Fußballanhänger ziehen das Baden dem Sport auf dem
grünen Raſen vor. Am letzten Sonntag gab es einige
ſenſa=
tionelle Ergebniſſe, jedoch keine beſonders wichtigen Spiele. Von
der Fuſion der beiden Lampertheimer Vereine hört man zur Zeit
nur noch herzlich wenig. Es wäre ſehr bedauerlich, wenn der
Zuſammenſchluß zwiſchen Olympia und VfL. Lampertheim nicht
zuſtande käme.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt: Dienstag, 20. Juni
7.10: Choral. — 7.15: Frühkonzert auf Schallplatten.
11.00: Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus.
12.00: Mittagskonzert des Funkorcheſters. Ltg.: Dr. Merten.
13.30: Köln: Mittagskonzert. Ltg.: Wolf. Soliſtin: Magde Weinert
(Klavier).
15.20: Der Hausfrau zur Erholung.
16.30: Badenweiler: Nachmittagskonzert des Kurorcheſters.
18.00: Werner Fuchs=Hartmann: Kultur=Kurioſa. Allerlei Heiteres.
18.25: K. Stiepel: Deutſche Bergwacht.
18.45: Kurzbericht vom Tag.
19.00: Vom Deutſchlandſender: Stunde der Nation. Andreas
Holl=
mann. Von H. Chr. Kaergel.
20.00: Der Leiter der Abteilung Aktion, Wilh. Müller=Scheld, ſpricht.
20.10: Der heilige Criſpin. Luſtſpiel von Paul Ernſt.
21.15: Unterhaltungskonzert des Funkorcheſters. Ltg.: Dr. Merten.
22.25: Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport.
22.45: Hamburg: Nachtmuſik des Funkorcheſters.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Dienstag, 20. Juni
9.45: Adolf Glasbrenner: Altberliner Humor.
10.10: Köln: Schulfunk: Beſuch im Kölner Dom.
15.00: Jugendſtunde: Beim Förſter im Walde.
15.45: Karl Benno von Mechow: Der unwillkommene Franz.
16.00: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.00: Für die Frau: Was junge Mütter wiſſen ſollten. — Bücher
und Zeitſchriften.
17.25: Zeitfunk. — 17.35: Opernduette für Tenor und Bariton.
W. Schupp (Tenor). W. Wolff (Bariton). W. Jaeger (Flügel)
18.00: Das Gedicht.
18.05: Major Renzetti: Korporationsweſen in Italien.
18.30: Hauptſchriftleiter Fritzſche: Politiſche Zeitungsſchau.
19.00: Stunde der Nation. Andreas Hollmann. V. H. Ch. Kaergel.
20.00: Kernſpruch.
20.05: Intendant Goetz Otto Stoffregen: Der Hörer hat das Wort,
20.30: Orcheſterkonzert. Werke von Tſchaikowſky.
2.00: Hamburg: Spätkonzert. Ltg.: A. Secker. Das Funkorcheſter.
Wellerberſchl.
Die Störungstätigkeit hat ihr Ende noch nicht erreicht. Mit
dem Vorüberzug der Tiefdruckwirbel gelangt fortgeſetzt ozeaniſche
Luft nach dem Feſtlande, der weiterhin wechſelhaftes Wetter mit
einzelnen Regenſchauern bringen wird.
Ausſichten für Dienstag, den 20. Juni: Wechſelnd wolkig mit
Auf=
heiterung, noch Regenſchauer, teils mit Gewitterbegleitung,
mäßig warm.
Ausſichten für Mittwoch, den 21. Juni: Noch kein beſtändiges
Wetter.
HatMche
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleion, Reich und
Ausland und Heſche Nachriſchten: Max Streeſe: für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andret 3. Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Wiliy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wiitich — ſämilich in Darmſtadt.
Für unverlangte Manuſ ripte wird Garantie der Zückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer ha: 12 Seiten.
[ ← ][ ][ → ]Dienskag, 20. Juni 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 169 — Seite 9
Eine Giraffenmutter kämpft
um ihe Junges.
Von Cherry Kearton.
Mit Erlaubnis des Verlags J. Engelhorns
Nachf. Stuttgart bringen wir nachſtehend eine Probe
aus dem ſoeben erſchienenen neueſten Buch „Pallah /
Ein Tierleben in afrikaniſcher Wildnis” von Cherry
Kearton, dem Verfaſſer des bekannten Buches „Die
Inſel der 5 Millionen Pinguine‟.
In geringer Entfernung ſteht unter einer Baumgruppe eine
Herde Giraffen. Ihre Köpfe ragen ins Laubwerk hinauf, die
gefleckten Leiber und Hälſe ſind faſt nicht zu unterſcheiden,
ſo=
lange ſie ſich nicht bewegen. Doch der Löwe hat ſie ſchon
ge=
ſehen, und da zur Zeit nichts anderes in Sicht iſt, beginnt er
ſie anzuſchleichen.
Näher und näher ſchiebt er ſich heran, ohne Verdacht zu
er=
regen. Jetzt erkennt er fünf ausgewachſene Giraffen, und ein
noch ganz, ganz Junges iſt dabei. Er weiß: wenn die Giraffen
fortgaloppieren, kann er ſie nicht mehr einholen, aber wenn ſie das
Kleine im Stich laſſen, kann er es mit Leichtigkeit reißen. Und
ſo kriecht er mit der Abſicht vorwärts, das Junge möglichſt von
den Großen abzuſchneiden. Noch ſteht ſeine Mutter bei ihm:
die Vorderbeine weit auseinandergeſpreizt, hält ſie den Kopf
geſenkt, um ihre Naſe an einem niedrigen Ameiſenhügel zu
reiben. Aber plötzlich wird ſie ſtutzig, blickt unruhig auf und
gerade in ein Paar Augen, die hinter den ſpärlichen Halmen
hervorglühen.
Obgleich die Giraffe keinen Laut von ſich zu geben vermag.
wiſſen die andern vier, die gerade durch die Baumgruppe von
ihr getrennt ſind, ſofort, daß da Gefahr iſt. Und mit durch die
Luft wirbelnden Schwänzen ſuchen ſie eiligſt das Weite. Eine
Sekunde lang iſt es, als wolle die Giraffenmutter ihnen folgen;
dann aber wendet ſie ſich ihrem Kleinen zu, und — indem ſie
es vor ſich herdrängt — macht ſie ſich mit ihm ſo ſchnell, als
es ſeine kürzeren Beine erlauben, davon. Sie folgt der Richtung,
in der die anderen geflohen ſind, die weit drüben ſchon in der
dunſtigen Ferne verſchwinden. Immer wieder wirft ſie ängſtliche
Blicke nach hinten. Der Löwe hält ſich nicht länger mit Kriechen
auf, ſondern rückt raſch offen näher, ganz ohne ſeine ſonſtige
Vorſicht.
Die Giraffenmutter begreift, daß Entrinnen unmöglich iſt.
Sie macht kehrt und ſtellt ſich dem Löwen entgegen. Geſchwind
bugſiiert ſie das Kleine mit ihrer Schnauze an den einzigen
Platz, wo es verhältnismäßig ſicher iſt — nämlich unter ihren
Bauch, zwiſchen Vorder= und Hinterbeine.
Wie ſie da ſo auf ihren ſpindeldünnen Beinen ſich im
Gleichgewicht zu halten ſucht, erſcheint ſie nicht gerade als ein
ebenbürtiger Gegner für den Löwen; doch für den Augenblick iſt
ſie mit ihrem Kleinen in Sicherheit. Statt geradevorzugehen,
fängt der Löwe jetzt an, ſie zu umkreiſen; dabei vermeidet er
vorſichtig, ſich ihr auf mehr als etwa fünfundzwanzig bis
dreißig Meter zu nähern. Sein Blick iſt unabläſſig auf ſie
ge=
richtet. Er muß auf der Hut ſein; weiß er doch, wie gefährlich
die einzige Waffe, die die Giraffe beſitzt, ihm werden kann.
Kommt er ihr zu nahe, dann wird plötzlich mit einer
unge=
heuren Wucht der eine Vorderfuß vorſchnellen; ſolch ein Hieb
kann ihn glatt erledigen. Aber auch wenn er ſich etwas mehr
zurückhält, kann er ſich dadurch in Gefahr begeben, daß er ſie
vielleicht für eine Sekundenlänge aus dem Auge läßt. Den
kurzen Augenblick kann ſie dazu benutzen, ſelber vorzugehen und
mit geſammelter Kraft ihren furchtbaren Hieb ſo auf ihn
nieder=
ſauſen zu laſſen, daß ihm die Schulter zerſchmettert wird.
So kreiſt er denn um ſie herum, in ſtändiger Erwartung
des Augenblicks, wo er ſie überrumpeln kann, ohne ſelbſt in
Gefahr zu kommen. Die Giraffe aber wendet nicht einen Blick
von ihm das Geſicht ihm zugekehrt, drehte ſie ſich unabläſſig
um ſich ſelber, die Vorderbeine in ſteter Bereitſchaft, zu dem
vernichtenden Schlag auszuholen. Und während dieſes ganzen
Manövers hält ſie das Kleine in ſeinem Unterſchlupf unter
ihrem Bauch feſt.
So drehen ſie ſich wer weiß wie oft in der Runde. Das
Kleine wird ſchließlich unter den ewigen Bewegungen ſeiner
Mutter ganz verwirrt und tappt einen Augenblick aus ſeinem
Unterſtand heraus. Jetzt — denkt der Löwe, iſt der rechte
Augenblick für ihn da, ſich des zarten Bratens zu bemächtigen,
und wagt ſich näher. Da aber ſpringt die Giraffe vor und
ſchleudert einen tödlichen Hieb nach ihm hin, der ihn aber um
Haaresbreite verfehlt; ſchnell ſammelt ſie ſich wieder, und ehe
der Löwe noch aus ihrem ſekundenlang verlorenen Gleichgewicht
Nutzen ziehen kann, iſt ſie ſchon wieder rittlings über ihrem
Kleinen und in Verteidigungsſtellung.
Iſt das eine Schreckensſtunde für die kleine Giraffe!
Un=
aufhörlich ſieht ſie den Löwen um ſie beide herumkreiſen und
ihnen den Weg zur Flucht abſchneiden, hört ſein ſchreckliches
Brummen und Knurren, und wird obendrein noch gequält und
verwirrt durch die fortwährende Trehbewegung ihrer Mutter
2r.—½, — ſie ſich nicht
und die ſanften Püffe, die ſie ihr verſe=
mitdreht. Mit dem Kopf ſtößt ſie gerade an der Mutter Bauch
an, und zwiſchen ihren Vorderbeinen hindurch ſtarrt ſie voller
Entſetzen nach dem Löwen.
So vergeht eine Stunde. Unermüdlich bleibt die Mutter
in ihrer Verteidigungsſtellung — dreht ſich langſam, nicht zu
langſam, nicht zu ſchnell, die Augen unabläſſig auf den Feind
gerichtet, jede Abſicht zu überraſchendem Angriff, zu urplötzlichem
Anſprung durchſchauend. Aber als die Sonne mit immer
ſtär=
kerer Glut herabbrennt, beginnt des Löwen Spannung
nachzu=
laſſen. Einmal bleibt er ſtehen und nimmt die Giraffe aufs
Korn, als überlege er, ob er wohl einen plötzlichen Ueberfall
wagen ſoll. Dann aber fängt er wieder langſam an zu kreiſen;
doch ſein Blick folgt den Bewegungen der Giraffe nicht mehr
ſo ſicher. Und plötzlich gibt er es auf! Ohne auch nur einen
einzigen Blick noch zurückzuwerfen, macht er ſich auf den
Heim=
weg.
Die Giraffenmutter wartet noch ab, bis er außer Sicht iſt,
dann aber beugt ſie ihren langen Hals herab, um ihr Kleines
in die nötige Richtung zu ſtubſen, und dann ziehen ſie beide
in aller Ruhe ihres Wegs — den Gefährten nach.
geschichten aus adler Welt
Der Teufel mit den Sübelhörnern droht
Dunkelſtes Mitkelalker in der Slowakei.
Aus der Slowakei wird uns geſchrieben:
Der Sturm heulte in einer Winternacht des Jahres 1930 mit
übler Kraft um das Anweſen des Landwirtes Petko in Bubin in
der Slowakei, als an die Tür des Wohnhauſes hart und
ungedul=
dig geklopft wurde und eine vermummte Geſtalt mit lauter
Stimme forderte, daß ihr Einlaß gewährt werde. Das
Bauernehe=
paar lag längſt ſchon in tiefem Schlummer, ſo daß es eine
ge=
raume Weile dauerte, bis der Einlaß heiſchenden Geſtalt die Tür
aufgetan wurde. Im Flur ſtanden Petko und ſeine erſchrockene
Frau, die ſich einer vom Sturme arg zerzauſten Zigeunerin
gegen=
überſahen und denen auf ihre Frage nach dem Zweck des
nächt=
lichen Beſuches eine Antwort zuteil wurde, die den Leutchen
blaſ=
ſes Entſetzen einflößte: die fremde Zigeunerin erklärte, daß ihr
oberſter Herr und Gebieter, der Teufel mit den
Säbel=
hörnern, beſchloſſen habe, das Ehepaar ſchon in einer der
näch=
ſten Nächte in ſeine Gewalt und danach in die ſiebente Hölle zu
bringen! ..
Mit zitternder Stimme baten die Bauersleute die fremde
Frau in die Wohnſtube, tiſchten ihr Tee und Brot auf und
be=
ſchworen die Botin des Teufels, doch um des Himmels Willen
beim Höllenfürſten ein gutes Wort für ſie einzulegen oder ihnen
einen Weg aus der plötzlich entſtandenen Gefahr zu weiſen. Dazu
fand ſich die Zigeunerin denn ſchließlich auch bereit; ſie zog,
wäh=
rend das Ehepaar ſich erſchreckt bekreuzigte, aus ihrer Bluſe eine
Schlange heraus, wand ſie ſich um den Arm und begann eine
Reihe von Zeremonien, denen die guten Bauersleute ſchaudernd
beiwohnten und die damit ihr Ende fanden, daß die dunkle Dame
erklärte, die Schlange habe ihr geoffenbart, daß der Teufel unter
der Bedingung von ſeinem Vorhaben abzuſtehen bereit ſei, wenn
das Ehepaar ihm tauſend Kronen ſenden würde. Sie, die Botin,
könne den Betrag übernehmen und ihm, dem Herrn mit den
Säbelhörnern, bringen .. . ."
Herr und Frau Petko atmeten, als ſie dieſe Kunde
vernah=
men, erleichtert auf, und wenige Augenblicke ſpäter hielt die
Zi=
geunerin die tauſend Kronen in den Händen. Sie trank noch ein
Gläschen Rum, verſicherte die auf ſo ſonderbare Weiſe um die
Ruhe des Schlafes gebrachten Bauersleute, daß ſie ſchon ein gutes
Wort für ſie beim Teufel einlegen würde und verſchwand.
Aber es dauerte nicht lange, und die Botin des Höllenfürſten
fand ſich neuerlich auf dem Hofe Petkos ein. Diesmal trat ſie
ener=
giſcher wie das erſte Mal auf und erklärte, ſie ſei inzwiſchen die
Gattin des Teufels geworden, und ihr Ehegemahl habe ſie
beauf=
tragt, abermals tauſend Kronen zu bringen. Das Ehepaar erſchrak
von neuem, um ſo mehr, als es den geforderten Betrag nicht im
Hauſe hatte, und es beſchwor die Teufelsfrau, einen kleinen
Zah=
lungsaufſchub zu gewähren, eine Bitte, die von der bronzenen
Dame nach einigem Zögern erfüllt wurde.
Am nächſten Tage leitete das Ehepaar Schritte zur Aufnahme
einer Hypothek auf das Anweſen ein, und kurz darauf konnte ſich
die Zigeunerin die tauſend Kronen, wenige Wochen darauf
aber=
mals zweitauſend Kronen holen ... und nach zwei Jahren hatte
das Ehepaar Petko dem Teufel durch Vermittlung der Botin nicht
weniger als achtzehntauſend Kronen (2250 Reichsmark) geſchickt,
um nicht in der Hölle gebraten zu werden!
Schließlich kam die ganze hölliſche Geſchichte zur Kenntnis der
Behörden, die eine Unterſuchung einleiteten, die zur Verhaftung
der Zigeunerin Katharina Berki (eben der Botin, bzw. Gattin
des Herrn mit den Säbelhörnern), ihrer Schwägerin und ihres
Bruders wegen des Verbrechens der Erpreſſung führte. Bei der
Gerichtsverhandlung beſtritten die Zigeuner ihre Schuld. Sie
gaben an, gelegentlich den Bauern der Gegend gegenüber von
ihrer Verwandtſchaft mit dem Teufel geſprochen zu haben, doch
ſei dies von ihnen ſelbſt nur als harmloſe Flunkerei betrachtet
worden. Dafür, daß die Leute ihren Erzählungen glaubten, ſeien
ſie nicht verantwortlich zu machen. Intereſſant iſt, daß die als
Zeu=
gen geladenen Bauern, darunter die Hauptbeteiligten, das
Ehe=
paar Petko aus Bubin, gegen die „Gattin des Teufels” nicht
aus=
ſagen wollten, offenbar deshalb, weil ſie die Folgen fürchteten . ..
Katharina Berki, die Gattin des Teufels mit den
Säbel=
hörnern, erhielt fünfzehn Monate Kerker, ihre Helfer kommen auf
7 bzw. 6 Monate ins Gefängnis.
der Mann, der 745 Frauen bekrog.
(em) Paris. König Salomon, dem man 400 Frauen und
300 Konkubinen nachſagt, iſt bei weitem übertroffen worden
durch jenen ſchwarzbraunen Mohamed ben Achour, dem man
jetzt freilich — worin er ſich wiederum von Solomon
unter=
ſcheidet — drei Jahre Gefängnis zudiktierte, weil er nachweisbar
745 Frauen betrog und beſtahl. Aber 745 Frauen umgarnte er
mit ſchönen Worten und der Behauptung, er heiße Dr. Guillemin
und ſei ein reicher Mann. Ein paarmal nannte er ſich auch Graf
von Saint=Yriez oder Marquis de la Ferronays.
Wieviel hunderttauſend Franken er auf dieſe Weiſe
er=
beutete, wird man nie erfahren können. Ja, er hätte — weil
die Frauen ſich immer nachher ſchämten, den Mann anzuzeigen —
ſein Spiel noch jahrelang fortgeſetzt, wenn er nicht über eine
kleine Dummheit geſtolpert wäre. Während er im Bois de
Boulogne eine niedliche Germaine küßte und mit einer Hand
aus ihrer Handtaſche 1000 Franken ſtahl, nannte er ſie
ver=
ſehentlich Jacqueline. Germaine zuckte eiferſüchtig zuſammen,
ſprang auf und ſah gerade noch den 1000=Frankenſchein in der
Hand des Ungetreuen. Ohne zu zögern, ließ ſie ihn verhaften —
mehr aus Eiferſucht, als wegen der 1000 Franken — und
er=
reichte auf dieſe Weiſe, daß das unheimliche frauenreiche
Vor=
leben des wackeren Mohamed aufgedeckt wurde. 745 Frauen!
Mohamed ben Achour hält einen Rekord.
Die Sache mit dem Zollkarif.
(es) Stockholm. Mit vielem Fleiß und mit einem
umfangreichen Wiſſen von den Bedürfniſſen der Menſchheit ſind
die Zolltarife erſonnen worden, die gedruckt und zu einem netten
Bande vereinigt jedem königlich ſchwediſchen Zollbeamten in
die Hand gegeben werden. Danach ſoll er feſtſtellen, ob die
Einfuhrgüter überhaupt zollpflichtig ſind, und wenn, wieviel
gute ſchwediſche Kronen für die Einfuhr zu entrichten ſind.
Recht überſichtlich ſind dieſe Zolltarife angelegt, in
Tabellen=
form; nach beſtimmten Sachgebieten ſind die einzelnen
Zoll=
poſitionen aufgeteilt, und meiſt bedarf es wahrſcheinlich nur
eines einzigen Griffes in die Seiten, eines Blickes auf die
betreffenden Poſitionen, und ſchon ſteht einwandfrei feſt, welchen
Obolus Vater Staat für ſich zu beanſpruchen hat. Wenn nur
nicht die verflixten Zweifelsfälle wären, für deren
Behand=
lung nur eine einzige Vorſchrift beſteht, nämlich, daß bei
der=
artigen Fragen großzügig zu verfähren ſei. Soviel
Verant=
wortungsgefühl hat aber nun jeder Zollbeamte in den Knochen,
daß er die anbefohlene Großzügigkeit nicht in verſchwenderiſchen
Leichtſinn ausarten läßt, der als zollfrei deklariert, was
viel=
leicht doch in irgendeine Rubrik hineinpaßt. Was aber iſt im
folgenden Falle zu unternehmen? Da läuft ein Dampfer aus
Amerika ein, der für eine ſchwediſche Univerſität oder vielmehr
für die Studentenvereinigung einer Univerſität allerlei
Präpa=
rate vom menſchlichen Körper fein ſäuberlich in Spiritus
auf=
bewahrt mit ſich führt. Die engliſche Zollerklärung lautete:
„Leichenteile”, und ſie erklärt von vornherein die ſeltſame Fracht
als zollfrei, weil ſie zu Lehrzwecken beſtimmt ſei. Die Zöllner
hätten ſich dieſer Anſicht anſchließen können, wenn die Sendung
unmittelbar an die Univerſität gerichtet wäre. Aber an eine
ſtudentiſche Vereinigung. Das iſt genau zu überlegen. Und
wenn die Fracht unter dieſen Umſtänden zu verzollen wäre,
welcher Zoll ruht dann auf „Leichenteilen”? Eine derartige
Poſition gibt es im ſchwediſchen Zolltarif nicht, wenigſtens
nicht in dieſer eindeutig=grauſamen Faſſung. Daher hat es
geraume Zeit gedauert, ehe die Fracht von Bord gekommen iſt:
die Zöllner haben an das Miniſterium berichtet, das hat bei
der Univerſität angefragt, der Kapitän hat inzwiſchen fürcherlich
geflucht, weil er nicht weiterkam, und die Zöllner wurden grob,
weil man ihnen nachſagte, ſie beherrſchten ihre Vorſchriften
nicht. Erfreulicherweiſe hat das Miniſterium den rechten
Aus=
weg gefunden: Leichenteile in Spiritus ſind eben anatomiſche
Präparate!
er Itite Aemadd.
Original=Roman von Hellmuth Gustrt-Peregrin.
35)
Eine wirklich fröhliche Hochzeit wird es. Die Kolk und
Beeren verſtehen ſich ſo gut mit ihren Bauern, die alle am Feſte
teilnehmen. An Speiſe und Trank fehlt es nicht, und manches
Tänzchen muß gedreht und geſprungen werden.
Auch Frau Sabine ſoll mittun. Sie vertröſtet die
Tanz=
luſtigen bis zur Tauffeier, dann ſoll es nachgeholt werden. Um
ſo mehr muß ihre Mutter zum Tanze ſchreiten. Sie iſt ja auch
noch jung, wenn auch ihr Haar inzwiſchen völlig weiß
gewor=
den iſt. —
Die Holländiſch=Weſtindiſche Kompanie verſucht mit aller
Kraft, dem Handel an der guineſiſchen Küſte ein Ende zu
be=
reiten. Der Gouverneur von El Mina hat den „Waſſerhund”
gekapert, von den Holländern verhetzte Negerſtämme plagen die
mit den Brandenburgern verbündeten Schwarzen. Auch die
Franzoſen überfallen den „Morian”, der an der Mündung des
Gambia Gummi und Elfenbein einhandelt, und nehmen ihn
fort, ohne ſich um das zwiſchen dem Großen Kurfürſten und
Ludwig XIV. beſtehende Bündnis zu kümmern.
Sofort ſetzen im Haag und in Verſailles diplomatiſche
Ver=
handlungen ein, die man mit großer Energie aufnimmt, weil
man von ihrem Erfolge überzeugt iſt. Hatte im vergangenen
Jahre doch erſt Holland nach zähem Ringen 40 000 Taler
Schadenerſatz für die auf der erſten Afrikareiſe gekaperte
Fre=
gatte „Wappen von Brandenburg” bezahlt, ſo hofften die
bran=
denburgiſchen Staatsmänner auch diesmal ihr Recht durchſetzen
zu können, und ſie ſchafften es auch. Die Weſtindiſche Kompanie
gab den „Waſſerhund” frei, und Frankreich gab nicht nur den
„Morian” frei ſondern zahlte noch 20 000 Livres Entſchädigung.
Wenn man ſich auch in Verſailles von einer guten Seite gezeigt
hatte, um den Kurfürſten zu ködern und ihn von einer
euro=
päiſchen Koalition gegen Frankreich abzuziehen, ſo war und
blieb das Ganze doch ein Erfolg, der den maritimen
Beſtrebun=
gen des Großen Kurfürſten zugute kam und die
Unternehmungs=
luſt des alternden, von Krankheit und Schmerzen geplagten
Mannes mächtig förderte.
Und wie immer ein Unglück ſelten allein zu kommen pflegt,
ſo teilt auch das Glück manchmal Gabe um Gabe aus, und jetzt
ſcheint endlich die Zeit der Ernte für Benjamin Raules
mühe=
volle Saat angebrochen zu ſein, die Erfolge mehren ſich.
(Nachdruck verboten.)
Fünf Schrffe fahren nach Groß=Friedrichsburg und kehren
mit reicher Fracht heim, Corbelius Neers ankert mit dem Roten
Löwen vor dem eh nals portugieſiſchen Fort Arguin am Kap
Blanco und ſchließt mit den dortigen Häuptlingen einen Schutz=
und Handelsvertrag, wie es Gröben an der Küſte von Akim
getan hatte. Und die neue Aywerbung erweiſt ſich als ein
vor=
zügliches Gummihandelsgebi. Und jetzt wird auch mit
Däne=
mark der endgültige Vertrag r die weſtindiſche Inſel Sankt
Thomas abgeſchloſſen, Brande, —g beſitzt in der Neuen Welt
einen eignen Markt= und Stapé.3/tz.
Dieſe Erfolge haben Raules Gegser am Hofe den Mund
ge=
ſtopft. Heute iſt er der gefeierte Mann, und die kleinlichen Geiſter,
die im vergangenen Jahre noch gezetert und gejammert hatten,
als die Emdener Kaufleute faſt einhellig aus der Afrikaniſchen
Geſellſchaft wegen des ſchlechten Geſchäftsganges austraten, ſo daß
der Kurfürſt ihre Anteile durch Zeſſion übernehmen mußte, dieſe
kleinen ränkeſüchtigen Leute ſchätzen es ſich zur Ehre, dem Herrn
Generaldirektor der Marine in ſeinem Schleſſe in Roſenfelde ihre
Aufwartung machen zu dürfen.
Nur einer iſt in dieſem Kreiſe nicht mehr zu finden —
Za=
ſtrow. Er hat in der Zeit, als die Kolonialunternehmungen ihre
harten Prüfungen beſtehen mußten, zu unverblümt ſeine
Feind=
ſchaft gegen Raule zur Schau getragen und ſich die Gnade des
Kurfürſten vollkommen verſcherzt. Jetzt ſitzt er fern von Berlin
in der Feſtung Peitz und erwartet den Ausgang des Prozeſſes,
den man ihm ſeiner Amtsführung in der Finanzverwaltung
wegen macht.
Mijnheer Benjamin Raule, der heitere genußfrohe Mann
mit den hochfliegenden Plänen und dem unverwüſtlichen
Opti=
mismus, kann es gründlich auskoſten, was es heißt, ein vom
Erfolg Getrönter zu ſein. In dem hübſchen Schloſſe mit dem
wunderbaren großen Park geben ſich der Hof, die Erſten der
Ber=
liner Kaufmannſchaft, Vertreter von Königsberg und anderen
am Afrikahandel beteiligten Städten ihr Stelldichein. Es iſt ein
unaufhörliches Kommen und Gehen, und Schloß und Park hallen
wider vom Lärm fröhlicher Feſte, denn „der Kurfürſt und was
fürſtlich heißt, haben dort ſtattlich in dem Gelde geſpielen”.
Ein glühendheißer Sommer brennt auf das Land he nieder,
und während im gelben Korn der Bauern von Roſenfelde die
Senſe ziſcht, kreiſchen im Park des Schloſſes die Affen und
Papageien in ihren Käfigen, eilen hurtig ſchwarze Diener mit
eisgekühlten Getränken auf ſilbernen Brettern von Tiſch zu
Tiſch der im Schatten der alten Bäume lachenden und
plaudern=
den Geſellſchaft. Mijnheer Benjamin Raule hält ſeinen Jourfix
und hat das Haus voll Damen vom Hofe, die reichlich bemalt
und gepudert ihre hohen kunſtvollen Friſuren und ihre koſtbare
Kleidung mit graziöſer Koketterie zur Schau tragen, während
die vornehmen Kavaliere unter ihren Lockenperücken reichlich
ſchwitzen und die ſchweren mit Stickereien überladenen Röcke zum
Teufel wünſchen, um ſich lieber in Hemdsärmeln den heißen
Sommertag erträglicher zu machen.
Irgendwoher aus der Tiefe des Parkes tönt fröhliches
Kin=
dergeſchrei. Dort toben die Kleinen auf dem üppigen Raſen
herum, und in ihren Kleidern, die denen der Erwachſenen aufs
Haar gleichen, erſcheinen ſie wie eine ſpringlebendige
Liliputa=
nerhorde, die ſich nicht genug tun kann, die beiden, drollige
Kapriolen ſchlagenden Mohren Raules mit ihren Bällen zu
bombardieren.
Auf der breiten Terraſſe des Schloſſes ſteht Raule mit
Jochen und Sabine, Dorothea von Pleſſow und Jochens Eltern.
Er hat den alten Herrſchaften ſein ganzes Beſitztum gezeigt und
erfreut ſich an der hellen Begeiſterung der Frau Sybille, die noch
heute trotz ihres Alters für Luxus und Aufwand ſchwärmt.
Jobſt von Kolk aber ſchüttelt den Kopf.
„Das iſt alles recht ſchön und gut, Herr Raule, Reichtum
und Ueberfluß ſind Dinge, die dem Leben einen prunkenden
Rahmen zu geben vermögen. Aber ich muß ehrlich bekennen, der
reiche goldene Segen, den Ihre Bauern da draußen zu Garben
binden, hat mich mehr erfreut als all das Leuchtende. Funkelnde,
das dieſes Schloß enthält. Schiffahrt und Handel ſind gut und
geben dem Volk Wohlſtand, aber im Anfang war die Arbeit des
Bauern, köſtliches Brot iſt es, das er dem Boden mit zäher
Arbeit und ſaurem Schweiß abtrotzt. Deshalb liebe ich meine
Scholle und ſegne jeden Tag, den Gott in ſeiner Güte mir
ſchenkt und den ich zur Arbeit an meinem Grund und Boden
verwenden darf. Verwildert und verrottet fand ich ihn vor, als
ich Anno ſechzehnhundertneunundvierzig dem Kriegsdienſt
unter der ſchwediſchen Fahne Valet ſagte ..
Ueberraſcht bricht er ſeine Rede ab, unten über den breiten
Kiesweg kommt Hanns Adam von Pleſſow mit raſchen Schritten,
winkt ſchon von weitem mit der Saffianledermappe, die ſei
unzertrennlicher Begleiter zu allen Kabinettsſitzungen i
„Sein Geſicht verkündet eitel Freude.”
Freiherr
wendet ſich an Dorothea und bemerkt, daß auch auf ihren Zügen
ſich ein frohes Lächeln zeig
Seite 10 — Nr. 169
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 20. Juni 1333
dei Aroge Hattonate Haglag i Beenin.
Die einndeihang des Hieſen Maauderies ver Btmacau.
Ein Großmaſchinen=Geſchwader über dem Tempelhofer Feld, das von Zehntauſenden von Zuſchauern
umrahmt war. Im Hintergrund das Kleinluftſchiff „D. P. M. 30‟.
Als Abſchluß der Berliner Flugwoche fand auf dem Tempelhofer Feld ein nationaler Flugtag ſtatt,
ar dem ſich die verſchiedenſten Luftfahrzeuge, Segelflieger, große Verkehrsmaſchinen, ein Klein=
Luftſchiff und Kunſtflug=Apparate beteiligten.
Der Reichsverkehrsminiſter Eltz von Rübenach im Geſpräch mit dem Oberpräſidenten für
Ober=
ſchleſien, Brückner, im großen Maſchinenſaal des Staukraftwerks von Ottmachau (Schleſien).
An dem gigantiſchen Bauwerk wurde fünf Jahre hindurch mit einem Koſtenaufwand von 57
Mil=
lionen Mark gearbeitet. Mit ſeiner Hilfe will man in den waſſerarmen Monaten die Oder ſpeiſen,
um zu verhindern, daß die Oderſchiffahrt im Sommer zum Erliegen kommt. Anderſeits ſoll
Hoch=
waſſergefahr vermieden werden.
Neid und Ausland.
Tagung des Reichsverbandes
der akademiſchen Finanzbeamken.
Am 11. und 12.. Juni fand in Jena die
Ta=
gung des Reichsverbandes der akademiſchen
Finanzbeamten, der Vereinigung der beamteten
Steuerjuriſten, ſtatt. Sie ſtand unter dem
Ge=
ſichtspunkte der erneuten freudigen Betonung
der Stellung der akademiſchen Beamten hinter
der nationalen Regierung und des Bekenntniſſes
zum Führerprinzip.
Die Tagung wurde durch eine Sitzung in der
Aula der Univerſität Jena eröffnet. An ihr
nahmen u. a. der Chef der
Reichsfinanzverwal=
tung. Reichsfinanzminiſter Graf Schwerin von
Kroſigk, der Thüringiſche. Miniſterpräſident
Marſchler, der ſtellvertretende Präſident des
Reichsfinanzhofes, Senatspräſident Geh. Rat Dr.
Kloß, der Dekan der juriſtiſchen Fakultät Jena,
Prof. Gerlandt und der Oberbürgermeiſter von
Jena teil. Ferner war die Reichsleitung, der
NSDAP. durch den Staatsminiſter Dr. Müller=
Heſſen, die der Deutſchnationalen Front durch
den Reichstagsvizepräſidenten
Landgerichtsdirek=
tor Dr. Graefe, der Bund nationalſozialiſtiſcher
deutſcher Juriſten durch ſeinen Gauleiter für
Süd=Hannover und Braunſchweig.
Regierungs=
rat Dr. Marten, vertreten. Nach einer
Be=
grüßungsanſprache des Vorſitzenden,
Oberregie=
rungsrat Ritter, die das Bekenntnis zum neuen
Staat und das Gelöbnis der treuen Mitarbeit
enthielt, ſprach der Reichsfinanzminiſter. Er hob
die unbedingte Notwendigkeit des Beſtehens
einer einheitlichen Reichsfinanzverwaltung und
der akademiſchen Ausbildung ihrer leitenden
Be=
amten hervor. Sodann hielt Univerſitätsprof.
Dr. Koellreutter einen Vortrag über die
Grund=
lage des Berufsbeamtentums im neuen Staat.
In der Arbeitsſitzung am 12. Juni fand
fol=
gende Entſchließung einſtimmige Annahme:
„Der Reichsverband der akademiſchen
Finanz=
beamten ſieht in der nationalen Regierung die
Erfüllung der ſeit ſeinem Beſtehen von ihm
ver=
tretenen Anſchauung. Er ſtellt ſich hinter die
nationale Regierung und bekennt ſich zum
Führerprinzip.”
Oberregierungsrat Sobe, Leipzig, wurde
einſtimmig zum Führer des Reichsverbandes der
akademiſchen Finanzbeamten beſtellt. Der neu
beſtimmte Führer erklärte hierauf den
korpora=
tiven Beitritt des Reichsverbands der
akademi=
ſchen Finanzbeamten zum Bund
nationalſozia=
liſtiſcher deutſcher Juriſten.
Von der Hochzeitsteiſe des Prinzen
Wilhelm.
Eine Frau kriumphiert
über die Sieger der „Coppa Muſſolini”
Der Strandwärter zeigt Prinz Friedrich
Wil=
helm, dem älteſten Sohn des Kronprinzen, und
ſeiner jungen Gattin Dorothea ſeinen
Ausguck=
poſten.
Das neuvermählte Paar, verbringt jetzt ſeine
flitterwochen in dem ſchönen Nordſee=Badeort
Norderney, allerdings — ſiehe als Beweis das
obige Bild — nicht ganz ungeſtört von den
eifrigen Kamera=Leuten, die überall ihres
Amtes walten.
Enkhüllung einer Gedenkkafel
für Fliegerhaupkmann Bölcke in Halle.
Halle. Am Sonntag fand hier die
Ein=
weihung einer Bölcke=Tafel am Geburtshaus des
Fliegers Oswald Bölcke ſtatt. An der Feier, die
unter dem Protektorat des Oberbürgermeiſters
Dr. Weidmann ſtand, nahmen verſchiedene For=
in der Oſtſee plöhlich gefunken.
Swinemünde. Der Elbinger Dampfer
„Iris” iſt Sonntag mittag bei ſchönſtem Wetter
aus bisher völlig ungeklärter Urſache, 10
See=
meiler von Oderbank Nordtonne entfernt,
ge=
ſunken. Das Schiff liegt 18 bis 19 Meter tief.
Der am Sonntag, um 23 Uhr, in Swinemünde
einkommende ſchwediſche Dampfer „Aſta” hat die
Beſatzung der „Iris” in zwei Booten auf See
treibend gefunden und geborgen. Der Kapitän
des geſunkenen deutſchen Dampfers „Iris”
Stol=
tenberg, äußerte zu dem Untergang, er ſei
am Sonntag, gegen 10.45 Uhr, bei glatter Fahrt
und ruhiger See plötzlich von der Mannſchaft
alarmiert worden. Die Heizer meldeten, daß im
Schiff Waſſer ſtehe, und daß das Waſſer
unauf=
hörlich ſteige. Als er ſich darauf in das
Unter=
ſchiff begeben habe, konnte er nur feſtſtellen, daß
das Schiff rettungslos verloren ſei. Mit
größ=
ter Schnelligkeit ſtieg das Waſſer unaufhörlich,
ſo daß er den Befehl zum Verlaſſen des Schiffes
geben mußte, zumal eine Keſſelexploſion
unmit=
telbar bevorſtand. Die Beſatzung ſei darauf in
die beiden kleinen Beiboote gegangen. Erſt nach
achtſtündigem Rudern habe der ſchwediſche
Dampfer „Aſta” die nahezu hilflos auf hoher
See Treibenden bemerkt und ſie in völlig
er=
ſchöpftem Zuſtande an Bord genommen. Ueber
die Urſache des plötzlichen Leckwerdens konnte
Kapitän Stoltenberg keinen Aufſchluß geben.
Fahrk des „Graf Zeppelin”
ins Saargebiet.
Hamburg. Wie bereits gemeldet, wird
das Luftſchiff „Graf Zeppelin” vor ſeiner
näch=
ſten planmäßigen Südamerikafahrt einen
Ab=
ſtecher ins Saargebiet machen. Das Luftſchiff
wird am Sonntag, den 25. Juni, früh morgens
Landungsbrücke auf dem Chiemſee
München. Ein Teil des Dampferſteges
auf der Herreninſel im Chiemſee iſt am
Sonn=
tag mittag unter der Laſt der auf den Dampfer
wartenden Fahrgäſte zuſammengebrochen. Dabei
ſtürzten zehn Perſonen in das an dieſer Stelle
über 2½ Meter tiefe Waſſer, konnten aber
ge=
reitet werden. Die Ueberfüllung der
Landungs=
brücke war darauf zurückzuführen, daß ſich ſehr
viele Beſucher zur Frauenwoerther
Waſſerpro=
zeſſion eingefunden hatten. Die Prozeſſion mußte
wegen Regenwetters abgeſagt werden, worauf
ſich die Menge auf die beiden Inſeln im See
verteilte. Die ſchnelle Rettung iſt zum großen
Teil der geiſtesgegenwärtigen Beſatzung des
Motorſchiffes „Irmingard” zu danken, das
ge=
rade anlegen wollte, als das Unglück geſchah.
Große Unwekterſchäden
bei Han Sebaſtian.
Madrid. Das Unwetter der letzten Tage
hat beſonders in der Gegend von San Sebaſtian
großen Schaden angerichtet. Der Vorort von
San Sebaſtian, Renteria, in dem ſich viele
Fa=
briken, darunter eine große Papierfabrik,
be=
finden, hat unter den Regengüſſen ſo ſtark
ge=
litten, daß die Werke teilweiſe ſtillgelegt
wer=
den und 2000 Arbeiter feiern müſſen. Viele
Fiſcherboote und kleine Dampfer ſind von den
Ankern losgeriſſen und ins offene Meer
getrie=
ben und vernichtet worden. Aus der Gegend von
San Sebaſtian werden 10 Todesſälle gemeldet.
Die Eiſenbahnſtrecken, ſind ſtark in
Mitleiden=
ſchaft gezogen worden, beſonders die Strecke
Irun=Madrid.
ödlicher Unfall
F=-,Blung.
paniſchen Autorennen.
Rrnnngant
ſtiſche Deutſche Studentenbund, eine Abteilung”e verſtändigte die Polizei, die den Erpreſſer in
der Schutzpolizei und die Halleſchen Korpom;) der Perſon des früheren Kreisangeſtellten Trenk
tionen des Stahlhelms uſw. teil. Exz. v. Ebzw= ermittelte. Die Strafkammer verurteilte den
hardt, Generalleutnant a. D., ehemaliger e5n= Täter jetzt zu einem Jahr und zwei Monaten
ſpekteur der Fliegertruppen, hielt die Feſtrede, in Zuchthaus.
Maſſenfleiſchvergiftung
der er der großen Verdienſte des unvergeßlichen
Fliegerhelden gedachte, deſſen LebensgFundſatz
in einem rumäniſchen Waiſenheim.
war: Ich muß alles ſelber kennen, danm erſt iſt
Galatz (Rumänien). In dem Töchter=
Er=
mir wohl!‟ Er würdigte ferner die großen
flie=
geriſchen Leiſtungen Bölckes, der am 28. Okto= ziehungsheim Notre Dame, in dem
Kriegerwai=
ſen erzogen werden, erkrankten 28 Mädchen an
ber 1916, nachdem er zwei Tage zubor ſeinen Fleiſchvergiftung. Eine 18jährige Inſaſſin iſt
40. Geguer in der Luft erledigt hätte, einem bereits der ſchweren Vergiftung erlegen. Mehrere
tragiſchen Geſchick zum Opfer fiel. Im
wirbeln=
den Luftkampf ſtieß er mit einem deutſchen Ka= andere ſchweben in Lebensgefahr.
meraden zuſammen und fand dabsi den Helden=
Kriegsſchiffe ſuchen Mattern.
tod. Exz. v. Eberhardt gedachtes bei ſeiner Rede
Moskau. Nach einem Funkſpruch aus
auch des am 18. Juni 1916 gefallenen
Kame=
raden Bölckes, des Fliegers Immelmann. Zu Nome auf Alaska hat das amerikaniſche
Marine=
ſeinem Gedächtnis ſenkten ſich: die Fahnen, die miniſterium angeordnet, daß alle in der Nähe
vor dem Hauſe Aufſtellung genommen hatten, befindlichen Kriegsſchiffe Mattern ſuchen ſollen.
während die Kapelle „Ich hatt’ einen
Kamera=
den” ſpielte.
Irmgard von Opel,
die bekannte deutſche Reiterin, vermochte im
Jagdſpringen bei dem großen Turnier in
Han=
nover den Sieg über die hervorragenden
Reiter=
offiziere davonzutragen, die erſt vor wenigen
Wochen den Goldpokal Muſſolinis eroberten.
In den Abgrufld geſtürzt.
Koblenz. Ein 17jihriger junger Mann
aus Koblenz=Wallersheim ſuchte im nahen Wald
nach Beeren, merkte aber nicht, daß er an den
Abbruch einer Steinvarwertungsfirma gelangt
war. Plötzlich rutſchte der junge Mann aus und
fiel die ſteile Wand hinunter. Er blieb unten
bewußtlos liegen. Eins vorbeifahrender
Kraft=
wagenführer hatte dem Vorfall bemerkt und
ſorgte für die Ueberführung des Unglücklichen
ins Krankenhaus.
Es beſteht die Möglichkeit, daß Mattern mit
ſeinem Flugzeug auf der Behring=See
nieder=
gegangen iſt. Die Rettungsarbeiten für
Mat=
tern ſind ſehr ſchwierig, da die Eismaſſen in der
Behring=See die Rettungsaktion erſchweren.
Die Unglücksſträhne
der engliſchen Militär=Fliegerei.
London. Die engliſchen Luftſtreitkräfte
wurden geſtern, innerhalb weniger Tage, von
einem dritten Unglücksfall heimgeſucht. Das
letzte Opfer in dieſer Serie iſt der
Fliegerleut=
nant Villiers, der bei Donna Nock abſtürzte und
nur noch als Leiche geborgen werden konnte.
Spork?— Nein, Nervenkihe
in Friedrichshafen ſtarten und zwiſchen 8 und zuchs=Hartmann: Kult, einem in Katalonien ver=
9 Uhr zum erſten Male die Grenzlanddeutſchstiepel: Deutſche Bergwacht.nen überſchlug ſich einer der
im Saargebiet begrüßen. Nach einer Zwiſarzbericht vom Tag.
Der Lenker wurde auf der
B4
landung in Saarbrücken wird ein Rundflugom E
dſender=
Stund
Stelle 8: Ster— Begleiter ſchwer verletzt.
das Rheintal, das Induſtriegebiet unlmanch
Holland ſtattfinden. Das Luftſchiff kehrt Bann
nach Saarbrücken zurück, landet dort nochmals
und tritt abends die Heimreiſe nach
Friedrichs=
hafen an.
Zuchthi—s für einen Erpreſſer.
Kaſſe‟ Ende März erhielt ein
Kreisaus=
ſchußinſr/ k des Landratsamts einen Brief,
in dem er aufgefordert wurde, am Weiher des
Schönefelder Parkes 5000 RM. niederzulegen,
mationen der NSDAP., der Nationalſoziali= ndernfalls er erſchoſſen würde. Der Beamte
Ein engliſcher Kunſtſchwimmer fuhr am Strand
der Stadt Devon von einem Sprungturm aus
mit einem Fahrrad ins Waſſer.
Solche Senſationshaſcherei hat natürlich nichts
mehr mit ſportlichem Vorbild und kühnem
Mannesmut zu tun, ſondern bedeutet einzig
eine Spekulation, durch abſonderliche
Hand=
lungen von ſich reden zu machen.
Nummer 169
latte
Dienstag, 20. Jum
Die Kursgeſialtung zu Wochenbeginn.
Knapp behaupkeie Tendenz. — Kaum nennenswerke Geſchäftskäkigkeik.
Berliner und Frankfurker Effekkenhörſe.
Obwohl beſondere Anregungen nicht vorlagen und auch die
Orderloſigkeit von Kundſchaftsſeite weiter anhielt, eröffnete die
Berliner Montagsbörſe in zwar nicht einheitlicher, aber doch
widerſtandsfähiger Haltung. So waren Montanwerte zum
über=
wiegenden Teil abgeſchwächt, insbeſondere Harpener und
Rhein=
ſtahl um 1½ Prozent gedrückt. Auch Braunkohlenwerte tendierten
eher ſchwächer, wobei insbeſondere Niederlauſitzer Kohle um 2 und
Leopoldsgrube um ½ Prozent nachgaben. Dagegen waren Rhein.
Braunkohlen bei geringer Nachfrage um 2 Prozent gebeſſert. Auch
Kaliwerte konnten bis zu 1 Prozent anziehen. Von chemiſchen
Aktien verloren JG. Farben zunächſt 88 Prozent, konnten dieſen
Verluſt aber im Verlaufe zum Teil wieder ausgleichen. Stärker
gefragt waren Conti Gummi, die vermutlich auf Stillhaltekäufe
1 Prozent gewinnen konnten. Uneinheitlich lagen Elektrowerte,
von denen Chade 1 00 RM. und Rhein. Elektriſche ½ Prozent
höher eröffneten, während Siemens bis zu 1 Prozent nachgaben.
Von Gaswerten ſind Schleſiſche Gas mit einem Kursgewinn von
1½ Prozent, von Maſchinenfabriken Berliner Maſchinen mit einem
ſolchen von 1½ Prozent, letztere auf einen bedeutenden Auftrag
der Reichsbahn, zu erwähnen. BMW. eröffneten trotz der
gün=
ſtigen Prognoſe der Verwaltung in der Generalverſammlung 1
Prozent ſchwächer Textilwerte waren leicht gebeſſert, obwohl nur
ganz geringe Nachfrage beſtand. Kaum verändert blieben Metall=,
Kabel= und Draht=, Brauerei= und Waſſerwerksaktien, während
von ſonſtigen Induſtriepapieren Leonhard Tietz auf die
Ankündi=
gung eines vermutlich zu erwartenden neuen Verluſtabſchluſſes
um 1 Prozent nachgaben. Von Bankaktien ſind wiederum
Reichs=
bank bei größeren Umſätzen auf Grund von Stillhaltekäufen mit
einem Kursgewinn bis zu 2½ Prozent zu erwähnen; die feſte
Veranlagung dieſes Papieres blieb denn auch im Verlaufe nicht
ohne Einfluß auf die Stimmung an den übrigen Märkten.
Feſt=
verzinsliche Werte waren unter dem Eindruck der weiter feſten
Haltung der deutſchen Anleihen im Auslande nach wie vor
freund=
lich veranlagt. Eine lebhafte Umſatztätigkeit, war in
Schutz=
gebietsanleihe zu beobachten, die mit 8,30—8,35 gehandelt
wer=
den. Ausländer lagen vernachläſſigt. Am Berliner Geldmarkt
blieben die Sätze unverändert, d. h. Tagesgeld 4½ bzw. 4½8
Pro=
zent. Privatdiskonten, Reichswechſel und Reichsſchätze wurden
weiter gut gefragt.
Auch zu Beginn der neuen Woche hatte die Frankfurter
Börſe vollkommen kleines Geſchäft und geringe
Kursveränderun=
gen. Die letzten Nachrichten von London, die den Zwieſpalt in
der Währungsſtabiliſierung durch den amerikaniſchen Widerſtand
zeigten, veranlaßten nach wie vor die Bankenkundſchaft und auch
die Börſenaußenſeiter zur Zurückhaltung. Wenn man auch nicht
an einen Mißerfolg der Londoner Konferenz glaubt, ſo
beeinträch=
tigt doch die Kampfesſtimmung und der ſchleppende Fortgang in
London die internationalen Börſen. Eine gewiſſe Stütze für die
Tendenz gab die ausgeſprochene Hauſſe der deutſchen Anleihen=
und Rentenwerte an den Auslandsbörſen und ſchließlich die
Er=
leichterung des Stillhalteabkommens. Die beſſeren
Wirtſchafts=
berichte verhüteten einen ſtärkeren Kursrückgang. Unter
Berück=
ſichtigung der Geſchäftsſtagnation waren die Aktienmärkte relativ
widerſtandsfähiger. JG. Farben eröffneten mit 131 (131½), Erdöl
115½ (116), Scheideanſtalt unverändert 172. Die Kursfeſtſetzung
verzögerte ſich infolge der geringen Umſatztätigkeit an den meiſten
Märkten. Licht u Kraft wurden 1 Prozent, Schuckert ½, Gesfürel
und Siemens ½, Bekula gewannen ½, während AEG. eher etwas
ſchwächer einſetzten. Von Zellſtoffwerten lagen Aſchaffenburger
Prozent höher, Waldhof ½ Prozent niedriger. Feſter waren
Reichsbankanteile, die auf eine Berliner Order auf 141 nach 139
anzogen. Montanwerte lagen vollkommen ſtill. Erſte Kurſe
wurden erſt in ſpäter Stunde feſtgeſtellt. Die Anfangsſchätzungen
lagen durchweg etwas unter Samstagshöhe. Rheinſtahl auf die
günſtige Bilanzvorlage gut behauptet. Von Einzelwerten
bröckel=
ten Zement Heidelberg ½, Metallgeſellſchaft ½, Daimler ¼
Pro=
zent ab. Conti Gummi zogen ½ Prozent an Außerordentlich
ruhig lag der Rentenmarkt. Die Kurſe für Altbeſitz, Neubeſitz
und ſpäte Schuldbücher waren gegen Samstag vollkommen
unver=
ändert. Im weiteren Börſenverlauf blieb das Geſchäft nach wie
vor gering. Auch die Kursbewegung hatte kaum eine
Verände=
rung. Stahlvereinsbonds gaben 1½ Prozent nach. Tagesgeld
etwa 33 Prozent.
Die Verfaſſung der Abendbörſe war etwas freundlicher.
Ein=
mal wirkte der feſte Verlauf der Börſen im Auslande, beſonders in
New York, günſtig, und weiter profitierten die Montanaktien
zu=
nächſt in den Schätzungen durch den Rheinſtahlabſchluß, ebenſo wie
die Kunſtſeidewerte von dem Abſchluß der Aſgemeene Kunſtzijde
Unie. Die abſolute Geſchäftsſtille brachte es aber mit ſich, daß in
den wenigen Notierungen meiſt doch wieder kleine Abſchläge
her=
auskamen. Am Rentenmarkt lagen Altbeſitz gegen den Berliner
Schluß ½ Prozent feſter, Neubeſitz 0,05 Prozent niedriger.
Stahl=
verein=Bonds waren insgeſamt ½ Prozent ſchwächer. Im übrigen Dresdner Bonk
war auch in Renten die Sti lung nicht unfreundlich.
D
Produkkenmärkke.
chtlit
Mannheimer Produktenbericht vom 19. Juni. Weizen inländ.
(76—77 Kilogramm) 20,80—21.,00, Eoſinweizen 15,50. Roggen
ſüdd 17,50. Hafer inländ. 15,50—15,75. Sommergerſte inländ.
18.15—18,25, Futtergerſte 16,75, La=Plata=Mais 21.00, Soyaſchrot
(Mannheimer Fabrikat) prompt 12,50—13,00. Biertreber mit
Sack 12.00—12,25, Trockenſchnitzel 8,00, Rotkleeheu 4,9—5,30,
Lu=
zernkleeheu 6,00—6,80, Stroh: Preßſtroh Roggen=Weizen 2,80 bis
3,00, Hafer=Gerſte 2,40—2,80, geb. Stroh Roggen=Weizen 2,70 bis
2,90, Hafer=Gerſte 2,30—2,50, Weizenmehl Spezial 0 (neue
Mahl=
art mit Austauſchweizen) mit Sack 30,75—31,00, Roggenmehl
(60—70prozentige Ausmahlung je nach Fabrikat) mit Sack nordd.
23,00—24,00, ſüdd. und pfälz. 24,00—25.00, feine Weizenkleie mit
Sack 8,50. Erdnußkuchen prompt 13,25—14,00. Tendenz ruhig.
Futtermittel feſt. Brotgetreide lag ruhig, Futtermittel hatten
dagegen feſten Markt, doch iſt, man auf der ganzen Linie
ab=
wartend.
Frankfurter Produktenbericht vom 19. Juni. Weizen 207.50
Roggen 172.50—173,50, Hafer 152,50—155,00. Weizenmehl 30,00
bis 31,00, Roggenmehl 23,50—25,50. Weizenkleie 8,50,
Roggen=
kleie 9,00, Soyaſchrot einſchl. Monopolzuſchlag 12,50—13,00,
Palm=
kuchen — Erdnußkuchen —, Treber 12,25—12,50, Heu 4,50.
Wei=
zen= und Rogenſtroh drahtgepreßt 2,50—2,80, dito gebündelt 2,20.
Tendenz ruhig. Am Kartoffelmarkt notierten Induſtrie hieſiger
Gegend 2,00—2.15 RM. je 50 Kilogramm. Tendenz ruhig.
Biehmärkte.
Frankfurter Viehmarkt vom 19. Juni. Aufgetrieben waren:
Rinder 1441, darunter 41 ſeit dem letzten Markt, 365 Ochſen, 93
Bullen, 534 Kühe und 408 Färſen, ferner 589 Kälber, 57 Schafe
und 4161 Schweine, darunter 237 vor Marktbeginn ausgeführt.
Bezahlt wurde pro Zentner Lebendgewicht: Ochſen a1) 29—32.
a2) 25—28, b) 22—24: Bullen a) 26—30, b) 21—25: Kühe a) 24
bis 27. b) 20—23, c) 16—19, d) 12—14: Färſen a) 29—32, b) 25
bis 28, c) 22—24; Kälber b) 37—40, c) 33—36, d) 25—32: Schafe
a1) 25—29, b) 20—24; Schweine a) 34—37, b) 35—37, c) 35—38,
d) 32—36 e) 31—35. Marktverlauf: Rinder ſchleppend,
Ueber=
ſtand; Kälber und Schafe ruhig, geräumt: Schweine ſchleppend,
Ueberſtand. Der Rindermarkt war etwas ſtärker als in der
Vor=
woche beſchickt. Bei ſchleppendem Geſchäft verblieb Ueberſtand.
Die Preiſe für Bullen konnten ſich auf der Höhe der Vorwoche
be=
haupten, für die übrigen Großviehgattungen gaben ſie etwas nach=
Etwa 48 Prozent des aufgetriebenen Viehes wurden wieder in die
umliegenden Verſorgungsgebiete ausgeführt. Auch der
Schweine=
markt war ſtärker beſchickt. Bei ſchleppendem Geſchäft verblieb
Ueberſtand. Die Preiſe gingen gegenüber dem vorwöchigen
Hauptmarkt etwas zurück, Kälber und Schafe wurden bei ruhigem
Geſchäft geräumt.
Geſeh zur Gleichſchalkung von Aufſichtsräken.
Im geſtrigen Reichsgeſetzblatt iſt ein Geſetz vom 15. Juni 1933
zur Gleichſchaltung der Aufſichtsräte von Körperſchaften des
öffent=
lichen Rechts enthalten. Auf Grund dieſes Geſetzes können Reich,
Länder und Gemeinden (Gemeindeverbände) ſowie ſonſtige
Kör=
perſchaften, Anſtalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts
Per=
ſonen, die auf ihre Veranlaſſung zu Mitgliedern eines
Aufſichts=
rates oder ähnlichen Organes von Körperſchaften, Anſtalten und
Stiftungen des öffentlichen Rechts, ſowie dieſen gleichgeſtellten
Einrichtungen und Unternehmungen beſtellt worden ſind,
abberu=
fen und gegebenenfalls durch andere Perſonen erſetzen, ohne daß
es einer Beſchlußfaſſung des nach Geſetz oder Satzung hierfür
zu=
ſtändigen Organes bedarf.
Mit der Abberufung endet zugleich das durch die bisherige
Beſtellung des abberufenen Mitgliedes begründete
Rechtsverhält=
nis. Von den laufenden Vergütungen gebührt dem abberufenen
Mitglied nur der Teil, der der Dauer ſeiner bisherigen Tätigkeit
entſpricht, es ſei denn, daß zur Vermeidung unbilliger Härten die
Körperſchaft, der das Mitglied bisher angehört hat, eine höhere
Vergütung für angemeſſen hält.
Die erwähnte Abberufung und Erſetzung muß ſpäteſtens bis
zum 30. September 1933 vorgenommen werden.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Frankfurter Börſe. Vom 20. Juni 1933 ab werden die zum
Börſenhandel an der hieſigen Börſe wieder zugelaſſenen 947500
RM. auf den Inhaber lautenden Aktien der Konſervenfarik Joh.
Braun A.=G. in Pfeddersheim bei Worms a. Rh. amtlich notiert.
Vom gleichen Tage entfällt die Notiz für die alten Aktien.
Holzwerke Schütte=Lanz A.=G., Mannheim. In 1932 ging
der Umſatz in der Sperrholzinduſtrie zurück, der deutſche Export
fiel um ca. 30 Prozent. Die Spezialiſierung des Betriebes auf
hochwertige Sperrplatten wurde mit gutem Erfolg weitergeführt.
Nach 74 417. (160 564) RM. Abſchreibungen auf Anlagen und
11677 RM. anderen Abſchreibungen ergibt ſich einſchl. Vortrag
ein Reingewinn von 49 947 (36 331) RM. woraus 7 Prozent
Dividende ausgeſchüttet werden ſollen. Auf neue Rechnung
wer=
den 26 039 RM. vorgetragen. Die Ausſichten im laufenden Jahr
werden als nicht ungünſtig beurteilt.
A.=G. Brown, Boveri u. Cie., Baden. Der Abſchluß für das
Geſchäftsjahr 1932/33 ergibt einen Vexluſt von 6 119 640 (im
Vor=
jahre 114 174 Franken Reingewinn) Franken. Die
Abſchreibun=
gen betragen 3 281 698 Fr. darunter 2 238 302 Fr. auf
Wertſchrif=
ten und Beteiligungen. Die Beteiligungen ſind zum weitaus
größten Teil ohne Erträgnis geblieben. Dem Verluſtſaldo ſteht
die ordentliche Rücklage von 3 500 000 Fr. gegenüber. Die
Bank=
guthaben ſind mit 22,5 Mill. Fr. ausgewieſen. Der
Verwaltungs=
rat hat beſchloſſen, die 6 Prozent Obligationsanleihe vom Jahre
1925 im Betrage von 10 Mill. Fr. auf den 30. September 1933 zur
Rückzahlung zu kündigen. Der Beſtellungseingang iſt noch immer
ungenügend hat jedoch in den letzten Monaten eine kleine
Be=
lebung gezeigt.
Pfalzwerke A.=G., Ludwigshafen a. Rh. Im abgelaufenen
Geſchäftsjahr blieb der Stromverkauf mit 80,7 Mill.
Kilowatt=
ſtunden um 9,5 Prozent hinter dem Ergebnis des Vorjahres zurück.
Es wurden keinerlei Erweiterungen vorgenommen, die nicht in
der Anſchlußbewegung begründet geweſen wären. Der
Betriebs=
ertrag verringerte ſich infolge weiteren Rückganges der
Strom=
lieferung und wegen Senkung der Strompreiſe. Nach 1.17 Mill.
RM. Abſchreibungen auf Anlagen und 15 000 RM. anderen
Ab=
ſchreibungen (i. V. Abſchreibungs= und Erneuerungsrücklagen
1,14 Mill. RM.) verbleibt einſchl. 33 536 RM. Gewinnvortrag
ein Geſamtgewinn von 529 807 (518 015) RM. Der
Generalver=
ſammlung am 26. Juni wird vorgeſchlagen, 5 Prozent des
Rein=
gewinns der geſetzlichen Reſerve zuzuweiſen, auf 12. Mill. RM.
Aktienkapital (davon 1,5 Mill. RM. nicht voll
dividendenberech=
tigt) wieder 4½ Prozent Dividende zu verteilen und 17 439 RM.
vorzutragen. Der für die Pfalzwerke A.=G. ſeit 1914 als
Staats=
kommiſſar tätig geweſene Min.=Dir. Hans Schneider iſt ab 1. 4.
*
1933 in den Ruheſtand getreten.
Die Baukäkigkeil im April 1933.
Die Belebung des Wohnungsbaues hielt weiter an. Die Zahl
der genehmigten begonnenen und fertiggeſtellten Wohnungen war
größer als im Vormonat und im April 1932. Die aus dem
Vor=
jahr unvollendet übernommenen Bauten wurden in ſteigendem
Maße aufgearbeitet. In den erſten vier Monaten d. J wurden
1146 Nichtwohngebäude mit 1 210 400 Kubikmeter fertiggeſtellt.
Nach der Größe des umbauten Raumes blieb die Leiſtung um 48,5
Prozent hinter der des Vorjahres zurück, während ſich bei den
Baubeginnen (920 500 Kbm.) eine Steigerung um 21 Prozent
ex=
gab. Die Bauerlaubniſſe (898 700 Kbm.) verminderten ſich um
29 Prozent.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 19. Juni ſtellten ſich für
je 100 Kilogramm für Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 59.50 RM. — Die Notierungen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland, für prompte Lieferung und
Bezahlung) ſtellten, ſich für Originalhüttenaluminium. 98= bis
99proz. in=Blöcken, Walz= oder Drahtbarren auf 160 RM. desgl.
in Walz= oder Drahtbarren 99proz. 164 RM., Reinnickel. 98= bis
99proz., auf 330 RM., Antimon Regulus auf 39—41 RM.,
Fein=
ſilber (1 Kilogr. fein) auf 40.50—43.50 RM.
Die Berliner Metallnotierungen vom 19. Juni ſtellten ſich. für
Kupfer: Juni 51.50 (51.75), Juli 51.50 (51.75) Auguſt 52
(52), September 52.25 (52.50) Oktober 52.50 (53). November 53
(53.50), Dezember 53.50 (53.75), Januar 53.75 (54.25) Februar
54.25 (54.50), März 54,75 (55) April 55 (55.50), Mai 55.50
(55.75). Tendenz: feſt. — Für Blei: Juni 18.25 (18.75), Juli
18.25 (18.50), Auguſt 18.25 (18.75), September 18.50 (19).
Okto=
ber 18.50 (19.50), November 18.50 (19.75), Dezember 18.75
(19.75), Januar 18.75 (20). Februar 19 (20 25) März 19.50
(20.75), April 20.50 (21), Mai 20,75 (21.25). Tendenz befeſtigt
Für Zink: Juni 22.50 (23.50), Juli 22.75 (23.75), Auguſt
23 (23.50). September 23.25 (23.75), Oktober 23.75 (24.50), Nov.
24 (25), Dezember 24.25 (25.25) Januar 24.50 (25.50) Februar
24.75 (25.75), März 24.75 (26) April 25 (26.50), Mai 25 (26.75).
Tendenz; ruhig. — Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in
Klam=
mern Brief.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Laut Fwd. verteilen ſich die von der Reichsbahn erteilten
Ueberbrückungsaufträge an die deutſchen Lokomotivfabriken wie
folgt: Schnellzugslokomotiven: Borſig 11. Henſchel 10, Krupp 10,
Schwartzkopff 5, Eßlingen 4, zuſammen 40;
Motorkleinlokomo=
tiven: Schwartzkopff 40, Orenſtein u. Koppel 37, Motorenfabrik
Deutz 35, Jung 28. Krauß=Maffei 34, insgeſamt 174.
Mit dem Sitz in Duisburg wurde von einer Anzahl freier
Rheinſchiffahrtsſpediteure ein Verein deutſcher
Rheinſchiffahrts=
ſpediteure gegründet. Es handelt ſich um eine rein wirtſchaftliche
Vereinigung ſolcher Spediteure, die über keinen eigenen
Kahn=
raum verfügen. Es wird damit gerechnet, daß ſich auch die
ober=
rheiniſchen Spediteure an dem Verein beteiligen.
In ſeiner Generalverſammlung hat der Einheitsverband des
deutſchen Kartoffelhandels den geſchäftsführenden Vorſtand
er=
mächtigt, mit den zuſtändigen Stellen eine Aenderung der
Geſchäfts=
bedingungen für den deutſchen Kartoffelhandel (Berliner
Ver=
einbarungen von 1930) herbeizuführen. Weiterhin wurde der
Beſchluß gefaßt den Einheitsverband als ſolchen aufzulöſen und
ihn dem Deutſchen Landhandelsbund e. V. als Fachgruppe „
Deut=
ſcher Kartoffelhandel” anzugliedern.
Auf der in Paris abgehaltenen Tagung des internationalen
Walzdrahtverbandes wurde das Mengenprogramm für das dritte
Vierteljahr 1933 auf 300 000 Tonnen feſtgeſetzt, alſo auf derſelben
Höhe wie im zweiten Vierteljahr belaſſen. Die Preiſe bleiben
unverändert. Die nächſte Sitzung iſt für Anfang September in
Luxemburg in Ausſicht genommen.
Die Reparationsanleihen ſetzten an der Pariſer Börſe ihre
Aufwärtsbewegung fort. Gegenüber dem letzten offiziellen
Frei=
tagskurs ſtieg die Young=Anleihe von 447 auf 473 und die Dawes=
Anleihe von 64,35 auf 66,75 Franken.
Die vereinigten däniſchen Papierfabriken A.=G., die in
Däne=
mark über 6 Fabriken verfügen, bereiten eine Erweiterung des
Betriebes vor, da die gegenwärtige Produktion den Bedarf nicht
befriedigen kann. Die neue Fabrik ſoll in Naeſtved angelegt
wer=
den. Die Nachfrage nach einheimiſchen Papiererzeugniſſen iſt
in=
folge des Valutaunterſchiedes und der Einfuhrbeſchränkungen ſehr
geſtiegen.
Berliner Kursbericht
vom 19. Juni 1933
Deviſenmarkt
vom 19. Juni 1933
Me He
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Llotzd
A. E. 6.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Eleltr.
Berl.Maſch.5.au
Conti=Gummi.
DeutſcheCont. Gas
Mccht
58.—
47.—
17.125
28.—
18.25
24.50
128.—
48.75
13.50
41.25
161.50
115.50
Onue
Glektr. Lieferung
F. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ.f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben 1
Klöcknerwerke.
Koksw. Chem. Fabr
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel
Mh
91.50
131.125
60.56
92.50
103.—
66.375
55.—
130.25
57.125
81.375
65.—
52. 125
47.50
Ka
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwert”
Weſteregeln Alkali
Tgsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
Nrch
59.125
171.50
22.—
39. 125
62.—
24.—
78.625
63.50
93.25
Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
Oslo.
Kopenhagen
Stockholm.
London
Buenvs=Aires
New York.
Belgien
Italien
Paris
Währung
100 finn. Mk.
100 Schillingl
100 Tſch. Kr.
100 Pengö
00 Leva.
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
1 L=Stg.
Pap. Peſo
Dollar.
00 Belgg
100 Lire
100 Franes
Gelde
6.339
6.95
2.54
3.047
170.08
72.28
6s.79
73.63
4.325
0. 323
3.46:
(59.04
22.15
16.62
Brieft
6.351
47.05
12.56
3.053
170.42
72.42
63.91
73.71
14.36‟
2 0.327
3.473
59.16
22.19
18.86
Schweiz
Spanien
Danzie
Japan
Rio deJaneirolt
Jugoſlawien 100 Dinar
Bortugal 1
Athen.
Iſtambul
Kairo.
Kanada
Uruguah
Fland
Tallinn Eſtl.)
Rigg
Bri!
81.73
36.14
82.73
0.*91
C.231
5.245
13.0
2.462
2.042
/14.745
3.123
1751
S4.56
110.61
73.32
Durmgaster and Karlonalbanr Surmkagt, Slline di Steisker San=
Frankfurter Kursbericht vom 19. Juni 1933.
Geee
„ Gr.IIp. 1934
„. 1935
„ 1936
1937
„ „ 1938
Grupper
6% Dtſch. Reichsan!
„ b.27
20 Intern.,v. 30
639 Baden ..:v.27
6% Bahern .. v,27
68 Heſſen ...v. 29
69 Preuß. St. v. 28
6% Sachſen v. 27
68 Thüringen v. 2
Otſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. 42.
Ab=
löſungsanl.
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6%Baden=Baden.
6%Berlin ..b. 24/
68 Darmſtadt ...
6% Dresden. b. 26
62 Frankfurt a.M.
Schätze v. 2
b. 28
63Mainz .....
2 Mannheimp. 27
2a München v. 29
9Wiesbaden v. 281
6% Heſſ. Landesbk.
Goldoblig.
5½% Heſſ Landes=
Syp.=Bk.=Liquid.
A
90.75
84.5
797I.
767
88.55
O0I.
8.
7.5
84
86
78.75
98.5
84.5
76
78
12.35
68‟
65‟
60.55
86
er
Hyp. =Bk. Ligu.
Kom. Obl. . . 73.
6% Preuß. Lande.
Pfd.=Anſt. G. Pfl. 34.5
8% Goldoblig.
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. für
Heſſchldobl. R.111
„ Ru2
69 Kaſſeler Land.
kredit Goldpfbr. 82
6%Naſſ. Landesbk. 84.5
5½% „ Liqu. Obl./ 84.5
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
*AuslSer. 1 70.25
*AuslSer.II/ 91.5
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz)../ 11
Berl. Hyp.Bk. 82.5
%o „Liqu.=Pfbr. 85
Frkf. Hyp.=Bk. / 83.25
70 „ Lig. Pfbr. 85.75
„ Goldoblig.! 72.25
Frkf. Pfbr. Bk./ 83.75
„ Lig.=Pfbr. 861.
% Mein. Hyp.=Bl./ 82.5
o „ Lig. Pfbr.. / 71.5
2 Pfälz. Hhp.=Bk. 85.5
s20 „ Lig. Pfbr. 86.5
8% Rhein.Hhp.Bk. 84
½%o — Lig. Pfbr. 88
„ Goldoblig./ 78.5
Südb. Bod.=
Met Rie
87.75
„ Lig. Pfbr
Württ. Hyp.=B./ 86)I.
% Daimler=Benz
3Dt. Linol. Werke
z Mainkrw. v. 26
39 Mitteld, Stahl.
6% SalzmannckCo.
82Ver. Stahlwerke
6% Boigt & Häffner
J. G. Farben Bonds
5% Bosn. L. E. B.
L. Inveſt.
5% Bulg. Tab.b.02
14½%0 Oſt. Schätze
% Oſt. Goldrente
Zvereinh. Rumän
Türk. Admin.
1. Bagdad
Zollanl.
1914
Goldr.
1910
Fngam 1913
„Stadtan!
4½Budp.
42 Liſſab=
420 Stockhd.
Aktie!‟
deUlnie
Aig. Kunſtzijſe. ...
A. E. G.
Zahnl
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Aſchaffbg. Brar
Zellſt=
Bemberg, J. P. icht
Berl. Kraft u.
4..
Buderus Eiſen
Eement Heidelbe?"
Karlſtadt ell=
J. G.Chemie, Ba
Me
88.25
89.5
73‟
63.5
70
112.5
6e
17.25
5.5
6.25
41.2
80
38.75
2425
2
49.5
118‟
5
79.75
9""
131.5
Chem.Werke Albert,
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Daimler=Benz....
Ot. Atl. Telegr.
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Dt. Gold=u.
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Eichbaum=Werger.
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Felt. & Guillegume
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49=
16
71
112
210
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35.5 Phöni=Bergbau..
30 Reiniger, Gebbert.
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34.5 Unterfranken=.
B7.5
131.5
57.25
193‟
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85.5
65.5
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37.75
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169,5
35
112.5
86.5
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154
72.75
221.
Ber. Stahlwerte.
Ver. Ultramarin ..
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Allg. Dt. Creditan;
Badiſche Bant.
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64.5 Baher. Hyp. u. W
75 Berl. Handels
Hhpotherbi.
Comm. u. Privatb.
Dt. Bank und Disc.
Dt. Eff. u. Bechſel
Dresdner Bank.
Franif. Bank.
Hhp.=Bank.
Mein. Hyp.=Ban1.
Pfälz. Hyp.=Bank
Reichsbank=An!
Rhein. Hhp.=Bani.
Südd. Bod.=Gr. Bk
Württb. Notenbank
A..G. . Verkehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftw
79 ODt. Reichsb. Bz
Hapag ....
Nordd. Llotzd
Südd. Eiſenb.=6
Allianz u. Stutt
Verſicherung.
Verein. V
Frankon
Mannh
Otavi Minen
ungHandels.
84.5
68.75
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58
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72.5
73.5
68
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17
18.5
59
17.
31.25
Seite 12 — Nr. 169
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nur noch heute und morgen
Der große Erfolg!
MARTA EGGERTHin:
Das Glück macht eine
Frau so schön
Ab heute
Hente letzter Tag
Ein Film der schauspielerischen Glanzleistung.
Ursula Grabley. Math, Wiemann und
Albert Bassermann in
dem Spitzenwerk der Filmkunst
(Moderne Mitgift)
Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr.
Ortsgewerbeverein u.
Hand=
werkervereinigung Darmſtadt
Mitglieder=Verſammlung
Freitag, den 23. Juni, abds. 8½ Uhr,
„Fürſtenſaal"
es ſprechen:
Herr Syndikus Dr. Kollbach
über:
Das Handwerk im Ständeſtaat
und
Herr Schreinermeiſter Hans Schaefer
über:
Berufsſtändiſche Regelung der
Preiſe für Handwerkliche
Leiſtungen und Lieferungen.
7718)
J. A.:
Der Vorſtand.
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Vorher: Dick und Dof in
Hinter Schloß
und Riegel
Beginn: 3.00, 5.30 und 8.15 Uhr.
AlbsERT AASSERMANN • MACOS TDMT -UCR HOMIICA
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Zwangsverſkeigerung.
Termin: Mittwoch, den 5. Juli 1933. vormittags 9 Uhr
Saal 118 neues Gerichtsgebäude Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 6, Bd. 17. Bl. 809.
1. Flur 34, Nr. 20½/,, Hofreite Gräfenhäuſerweg Nr.
75, rechts der Windmühle zwiſchen dem
Gräfen=
häuſerweg und dem Darmbach, 13 194 qm.
Schätzung: 124 000.— RM.
2. Flur 34. Nr. 18½o, Grasgarten
mit Gartenhaus daſelbſt 264 qm.
1000.—
Schätzung:
Volkg=, Berufg=und
Seirieugzahlung 1933.
Diejenigen hieſigen Einwohner, die
Zählungspapiere noch im Beſitz
haben, werden hiermit gebeten, dieſe
ſpäteſtens bis zum 21. Juni 1933
im Stadthaus, Zimmer 20,
ausge=
füllt abzugeben.
Gleichzeitig machen wir nochmals
darauf aufmerkſam, daß ſich die
Ein=
wohner, die ſich weigern die verlangten
Angaben zu machen, oder den
ehren=
amtlichen Zählern Schwierigkeiten bei
den Erhebungen bereiten, den
reichs=
geſetzlichen Veſtimmungen widerſetzen und
deshalb ſtrafrechtlich verfolgt werden.
Bürgermeiſterei
Der Staatskommiſſar.
St 7710)
Bekannkmachung.
In dem Konkursverfahren über das
Vermögen des Kaufmanns Jakob
Guth=
mann, zugleich als Inhaber der Firma
Nauheim & Co., Darmſtadt, iſt Termin
zur Abnahme der Schlußrechnung, zur
Erhebung von Einwendungen gegen
das Schlußverzeichnis und zur
Beſchluß=
faſſung der Gläubiger über die
nicht=
verwertbaren Vermögensgegenſtände
be=
ſtimmt auf Mittwoch, den 5. Juli 1933,
vormittags 10 Uhr, Zimmer 118.
Darmſtadt, den 14. Juni 1933. (7689
Heſſiſches Amtsgericht.
125 000.— RM.
Eigentümer: a) Recha Strauß geb. Strauß, Königſtein i. T.,
b) Hedwig Heilbrunn geb. Strauß,
unbekann=
ten Aufenthalts
c) Wilhelm Strauß in Amſterdam, als
Ge=
ſamtgut der Erbengemeinſchaft.
(V.7118
Darmſtadt, den 15. Mai 1933.
Heſſiſches Amtsgericht.
Schlafzimmer
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