Darmstädter Tagblatt 1933


23. Mai 1933

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 142
Dienstag, den 23. Mai 1933.
196. Jahrgang

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oder gerſchtſcher Beſtreſbung fäll jeder Nabat weg.
Bonſſonto Deuſche Bonk und Darmſädter und
Natſonalbank.

Mttielnie iiiiiiit Matbolatdbiatt unn.
deukſchland und Amerika erkennen den engliſchen Plan als Konvenkionsgrundlage an. Aufgabe des bisherigen amerika=
liſchen
Reukralikäksſtandpunkkes im Konflikksfall.- Zurückweiſung der franzöſiſchen Sicherheitswünſche durch Norman Davis
lichen und Schuldigen beizupflichten und uns jeder Aktion zu
enthalten, die eine Kollektiv=Aktion dieſer Länder zur Wieder=
Die Genfer Ausſchußberakungen.
Zwei franzöſiſche Niederlagen in Genſ.
herſtellung des Friedens behindern könnte.

Die deutſche Erklärung.
Genf, 22. Mai.
Der Präſident der Abrüſtungskonferenz, Henderſon, gab zu
eginn der heutigen Sitzung des Hauptausſchuſſes bekannt, daß
otſchafter Nadolny ein Schreiben an das Präſidium der Ab=
iſtungskonferenz
gerichtet hat.
In dieſem Schreiben teilt die deutſche Delegation der Kon=
renz
mit, daß ſie ihre der Konferenz vorliegenden Anträge der
euen Lage, gemäß der Rede des Reichskanzlers und den Erklä=
ingen
Nadolnys auch formell angepaßt hat. Der Antrag, den
e deutſche Delegation bezüglich der Vereinheitlichung der Heeres=
ſteme
vor einiger Zeit eingebracht hatte, iſt gegenſtandslos ge=
orden
und die deutſche Delegation hat ihn darauf zurückgezogen.
ezüglich der anderen Anträge, die beſtimmte deuiſche Forderun=
n
auf dem Gebiete des Kriegsmaterials enthalten, behält ſich
e deutſche Delegation ihre weitere Stellungnahme vor.
Imerika zur ekappenweiſen Abrüftung
bereil.
Hochbedeufſame Erklärungen Norman Davis
in Geier Auisſchlle.
Hierauf verlas der amerikaniſche Sonderdelegierte Norman
gbis eine in 24 Punkten abgefaßte hochbedeutſame Erklärung
nſichtlich der Annahme des engliſchen Planes als Konventions=
nterlage
und der Aufgabe des bisherigen amerikaniſchen
eutralitätsſtandpunkts im Konfliktsfall. Die Initiative des
nerikaniſchen Präſideuten ſei von der Notwendigkeit beſeelt.
orden, endlich eine Entſcheidung in der Abrüſtungsfrage zu
iffen, da die Konferenz an dem Zeitpunkt angekommen ſei, wo
ne definitive Entſcheidung getroffen werden müſſe. Jedes
eitere Zögern wäre angeſichts der gegenwärtigen Weltlage
fährlich.
Wer von den Staaten, die ſich im Jahre 1919 für die
Abrüſtung verpflichtet haben, nicht mittun wolle, der würde
für ein neues Wettrüſten verantwortlich ſein. Ein Miß=
erfolg
der Abrüſtungskonferenz würde aber auch unmittel=
bar
zur Verzögerung der wirtſchaftlichen Wiederaufrichtung
führen.
2 gehe nicht an, daß die verantwortlichen Staatsmänner die
ntſcheidung weiter hinausſchöben, die die Zeit von ihnen ver=
nge
. Die Frage der Zurückfühtung der Rüſtungen bis zu
nem Stand der reinen Verteidigung könne nicht weiter hin=
Sgeſchoben werden. Gewiß ſei die Lage Amerikas leichter als
ejenige vieler anderer Staaten. Dafür ſei die amerikaniſche
egierung aber auch bereit, das ihrige dazu beizutragen, um
n übrigen Ländern dieſe Entſcheidung zu erleichtern. Was die
brüſtung ſelbſt anbetreffe, ſo ſei Amerika bereit, ſoweit wie
gend ein anderer Staat zu gehen.
Das Endziel müſſe die Herabſetzung der auf den Stand
der Verſailler Abrüſtungsbeſtimmungen ſein, der ſchritt=
weiſe
und ſo raſch wie möglich erreicht werden ſoll, bis
zu einer Polizeiarmee für die Aufrechterhaltung der
inneren Ordnung.
ie Präſident Rooſevelt angekündigt habe, ſei
Amerika bereit, mit allen übrigen Völkern
ie Araiſchngſe un zeiſcten.
enn man dieſe Offenſivwaffen beſeitige und damit jede Ueber=
ſchung
ausſchlöſſe, ſo würde das mehr als alles andere zur
erminderung der Kriegsgefahr beitragen. Die amerikaniſche
egierung habe diesbezügliche Vorſchläge unterbreitet, die von
ner gewiſſen Gruppe von Staaten als nicht annehmbar be=
ichnet
und infolgedeſſen abgeändert worden ſeien. Vor einigen
ochen habe der engliſche Miniſterpräſident einen Konventions=
an
vorgelegt, der verſchiedene Punkte der amerikaniſchen Vor=
läge
vom vorigen Jahr enthielt. Da dieſes britiſche Projekt
er ein ernſthafter Schritt zur Abrüſtung ſei, ſo ſei Amerika
reit es anzunehmen.
Ich wünſche übrigens, führte Norman Davis weiter aus,
eutlich zu erklären, daß wir nicht nur bereit ſind, unſere
üſtungen erheblich herabzuſetzen, vorausgeſetzt, daß eine all=
meine
Rüſtungsbeſchränkung durch ein internationales Ab=
mmen
vorgenommen wird, ſondern.
Ir ſind auch bereik, in anderer Beiſe an der Organi=
Man des Fielens nuifaugkelen.
ür ſind ganz beſonders dazu bereit, um Konflikten vorzu=
ugen
, mit den übrigen Nationen über den bedrohten Frieden
Lrhandlungen einzutreten. Für den Fall, daß die anderen
gionen, nachdem ſie einander konfultiert haben, entſcheiden
Nen, daß ſich ein Staat ſchuldig gemacht habe, den Frieden
bedrohen und ſeine internationalen Verpflichtungen zu ver=
ben
und ſie Maßnahmen gegen dieſen Angreifer beſchließen
urden, ſind wir bereit, dieſem Urteil über den Verantwort=

Amerika iſt weiter bereik, der allgemeinen Konkrolle
zunfianen.
wie auch der vorgeſehenen Ständigen Abrüſtungskommiſſion,
deren Aufgaben noch verſtärkt werden müßten. Amerika erkenne
weiter an, daß die Abrüſtung nur ſtufenweiſe vor=
genommen
werden könne, deren Feſtſetzung aber nicht mehr
länger hinausgeſchoben werden dürfe. Aehnlich wie Präſident
Nooſevelt in ſeiner Botſchaft, heißt es weiter,
nachdem ſo ziemlich alle Völker den Kelloggpakt an=
genommen
und damit auf den Krieg als Inſtrument der
nationalen Politik verzichtet hätten, müßten die Staaten
eine Verpflichtung auf ſich nehmen, die Grenzen nicht mit
bewaffneter Gewalt zu überſchreiten.
Zwei Hinderniſſe hätten bis jetzt die Abrüſtung verzögert: die
Furcht vor Deutſchlands Aufrüſtung und die Sorge der be=
waffneten
Staaten Europas, ihre Rüſtungen einſchränken zu
müſſen. Wenn in dieſem Augenblick aber ein Staat ſich weigern
ſollte, den Beweis ſeiner friedlichen Geſinnung zu geben und
aufrüſte, dann würde er für den Mißerfolg der Konferenz ver=
autwortlich
gemacht werden. Amerika begreife fehr gut die
Schwierigkeiten, die für einzelne europäiſche Länder eine
Rüſtungsherabfetzung mit ſich bringe. Auch erkenne es jedes
einzelnen Staates Recht auf eine Sicherheit an, ſei aber der
Ueberzeugung, daß dieſe
Sicherheik auf die Dauer beſſer durch Abrüſtung
genſchileſfel.
werden könne. Bis vor wenigen Tagen ſei die Annahme des
engliſchen Konventionsplans ernſtlich gefährdet geweſen. Nach
der Kanzlerrede und nach der Erklärung des deutſchen Haupt=
delegierten
, den engliſchen Plan nicht nur als Verhandlungs=
baſis
, ſondern als Konventionsbaſis anzunehmen, dürfe man
aber guter Hoffnung ſein.
Norman Davis ſchloß mit einem warmen Appell zum gegen=
ſeitigen
Vertrauen und erklärte ſich überzeugt, daß dem ent=
ſcheidenden
Schritt zur Abrüſtung dann nichts mehr im Wege
ſtünde. Komme es zu einer allgemeinen Abrüſtung, dann werde
ſich die Weltlage beſſern und dann würden bald wahre Sicher=
heit
und wahres Vertrauen platzgreifen können. Wenn alle an
die Möglichkeit eines Erfolges glaubten, dann müſſe ein Miß=
erſolg
ausgeſchloſſen ſein.
Die Erklärungen Norman Davis wurden von dem bis auf
den letzten Platz angefüllten Saal mit größter Aufmerkſamkeit
angehört und am Schluß mit ſtarkem Beifall belohnt.
Genugkuung Ikaliens über den neuen amerikaniſchen
beſtal zuanfen der Mrifunf.
Sodann ſprach der italieniſche Vertreter, Baron Aloiſi, als
erſter ſeine Genugtuung aus über dieſen neuen amerikaniſchen
Beitrag zugunſten der Abrüſtung. Italien ſei davon und beſon=
ders
auch von der Rooſevelt=Botſchaft ſo ſtark befriedigt, weil ſie
auf den gleichen Gedankengängen beruhe, die auch die italieniſche
Regierung immer vertreten habe, cämlich auf der Abſchaffung
der Angriffswaffen als Hauptziel der ganzen Abrüſtungsaktion.
Sir John Simon dankte in beredten Worten für die Bot=
ſchaft
des amerikaniſchen Präſidenten und die heutige Erklärung
Norman Davis. Er forderte die Verſammlung auf, ſich nun
mit allem Nachdruck an die Arbeit zu machen, um in artikel=
weiſer
Beratung des engliſchen Entwurfs zum baldigen Abſchluß
der Konvention zu gelangen. Durch die Rede des deutſchen
Reichskanzlers und die heutige Erklärung von Botſchafter Na=
dolny
, die Abänderungsanträge hinſichtlich der Heeresverein=
fachung
zurückzuziehen, ſei eine außerordentliche Entſpannung
eingetreten, ſo, daß einem reibungsloſen Weiterarbeiten, nun
nichts mehr im Wege ſtehe.

Paul=Boncour abgeblikt.

Paul=Boncour ſchien von Amerikas freilich nur beding=
ter
Aufgabe ſeines bisherigen abſoluten Neutralitätsſtand=
punktes
nicht befriedigt und ſchlug vor, zum Abſchnitt I des Kon=
ventionsentwurfs
, der die Artillerie behandelt, zurückzukehren, da
verſchiedene Staaten, wie er ſagte, es nicht leicht hätten, von der
Atmoſphäre abzuſehen, in der die Konferenz vor ſich gehe.
Sein Vorſchlag fand die Unterſtützung des ſpaniſchen Delegierten
Madariaga, der behauptete, daß man auf dieſe Weiſe raſcher zu
einem Ergebnis gelangen könne. Anderer Meinung war Norman
Davis, der in auffallend entſchiedener Weiſe gegen die Tenden=
zen
Paul=Boncours, jetzt die Frage der Sicherheit in den Vor=
dergrund
zu rücken, Stellung nahm. Norman Davis erklärte,
nach ſeinen heutigen Mitteilungen glaube er, daß man mit der
Frage der Sicherheit nicht mehr länger die Zeit verſchwenden
ſolle. Zur Klärung der Frage machte Norman Davis dann den
Vorſchlag, daß das erweiterte Präſidium der Konferenz morgen
zuſammentreten ſoll.
Paul=Boncour erhob keine Einwände und der Präſident
machte ſich den Vorſchlag des amerikaniſchen Delegierten zu
eigen. Der Hauptausſchuß tritt wieder morgen nachmittag zu=
ſammen
.

Hilfspolizei u. Bahnſchuß werden nichk angerechnek.
Eindglige Wehaunf des Franzäliſcen Murages.
TU. Genf, 22. Mai.
Im Effektivausſchuß der Abrüſtungskonferenz wurde am
Montag vormittag nach längerer Ausſprache der franzöſiſche
Antrag auf Feſtſtellung des militäriſchen Charakters der deut=
ſchen
Hilfspolizei und Anrechnung bei der Feſtſetzung der deut=
ſchen
Effektivſtärke mit acht gegen ſechs Stimmen abgelehnt,
Der Antrag ſah die Feſtſtellung vor, daß die deutſche Hilfs=
polizei
als eine bewaffnete, militäriſch ausgebildete und kaſer=
nierte
Organiſation anzuſehen ſei, und daher nach einem be=
ſtimmten
Schlüſſel mit eingerechnet werden müſſe. Für den
franzöſiſchen Antrag ſtimmte die geſamte franzöſiſche Staaten=
gruppe
, dagegen außer Deutſchland, England, die Vereinigten
Staaten, Italien, Schweden, Ungarn, Oeſterreich und Holland.
In der Ausſprache traten der amerikaniſche Oberſt Strong
und der italieniſche Vertreter ſehr nachdrücklich für den deutſchen
Standpunkt ein und befürworteten im weſentlichen die für
Deutſchland günſtige Abſtimmung.
Ein weiterer franzöſiſcher Antrag, die deutſche Bahnpolizei
als eine militäriſche Organiſation zu erklären und gleichfalls
in Anrechnung zu bringen, wurde mit großer Mehrheit ab=
gelehnt
.
Trotz dieſer doppelten Niederlage brachte der franzöſiſche
Vertreter, Oberſt Lucien, einen Antrag ein, an den Hauptaus=
ſchuß
der Abrüſtungskonferenz von neuem in eine Prüfung des
militäriſchen Wertes der deutſchen Hilfs= und Bahnpolizei ein=
zutreten
.
Franzöſiſche Machenſchaffen in Genſ.
Vorher war von franzöſiſcher Seite ein angeblich in Heſ=
ſen
gefundenes oder verlorengegangenes Dokument vorgelegt
worden, aus dem der rein militäriſche Charakter der deutſchen
Hilfspolizei und insbeſondere die Behauptung geſchloſſener
Bereitſchaften einwandfrei hervorgehen ſollte. Auf deutſcher
Seite iſt hierzu darauf hingewieſen worden, daß eine Nach=
prüfung
der Echtheit dieſes Dokumentes nicht möglich ſei, jedoch
nach Mitteilungen des Staatskommiſſars von Heſſen die
darin erwähnten Vorkommniſſe in jeder Richtung als längſt
überholt und unbegründet anzuſehen ſeien.
Der Vertreter Italiens beantragte ſodann die Behandlung
der deutſchen Hilfspolizei vollſtändig einzuſtellen, da nach der
Rede des Reichskanzlers Hitler ſich die Prüfung dieſer Frage
in jeder Hinſicht erübrige.
Der deutſche Vertreter, General Schönheinz, trat dem von
franzöſiſcher Seite eingeſchlagenen Verfahren energiſch entgegen
und betonte, daß die Einbringung unkontrollierbarer Dokumente
nur zu einem Wiederaufleben von Spionagemethoden ſchlimm=
ſter
Art führe.
Der Effektivausſchuß lehnte ſodann, wie gemeldet, den
franzöſiſchen Antrag auf Anrechnung der deutſchen Hilfs= und
Bahnpolizei ab.
Beſſere Ausſichken für die Abrüſtungskonferenz.
Die Meinungen über den Verlauf der Abrüſtungskonferenz
ſind nach dem Verlauf der heutigen Sitzung des Hauptausſchuſſes
in den Delegationskreiſen keineswegs ungeteilt. Deutſcherſeits
wird die Erklärung des amerikaniſchen Bevollmächtigten aufrich=
tig
begrüßt. Norman Davis hat mit dieſer Erklärung nach deut=
ſcher
Auffaſſung weſentlich dazu beigetragen, daß nunmehr die
Forderung nach Sicherheit nicht mehr von beſtimmten Staaten
als Vorwand für ihre generelle Abrüſtung angeführt werden
kann. Mit dieſer poſitiven Einſchaltung in die Beſtrebungen zur
Friedensſicherung haben die Vereinigten Staaten der Sache des
Friedens und der Abrüſtung einen wichtigen Dienſt geleiſtet. Es
muß nunmehr abgewartet werden, wie ſich die Bereitwilligkeit
der Vereinigten Staaten praktiſch für die Abrüſtung auswirkt.
Die heutigen Ausführungen des franzöſiſchen Außenminiſters in
Genf haben darüber noch keine volle Klarheit geſchaffen.
Frankreich ſieht ſich infolge der Initiative der Vereinigten
Staaten und nicht zuletzt auch dank der klugen Abrüſtungspolitik
des Reichskanzlers einer klar ausgeſprochenen Forderung nach Be=
ſeitigung
ſeines ſchweren Angriffsmaterials gegenüber. Dieſer
Forderung wird ſich die franzöſiſche Delegation auch jetzt wieder
zu entziehen ſuchen. Der klaren und eindeutigen Antwort des
amerikauiſchen Delegierten, daß die Konferenz jetzt nicht mehr
weitere koſtbare Zeit mit ſicherheitspolitiſchen Erörterungen ver=
geuden
dürfe, ſondern daß ſie endlich die materielle Abrüſtung im
Angriff nehmen müſſe, iſt deutſcherſeits nicht mehr hinzuzufügen.
Amerikaniſche Beurkeilung der veränderken Lage
der Abrüſtungskonferenz.
Der amerikaniſche Staatsſekretär Hull begrüßte im Namen
des geſamten amerikaniſchen Kabinetts die in Rom erzielte
Fürderung des Viermächte=Paktes und erklärte, die Genfer
Konferenz habe nunmehr definitiv eine Wendung zum Guten
genommen. In parlamentariſchen Kreiſen erklärt man, Amerika
habe England und insbeſondere Frankreich nunmehr endlich
die Sicherheitsgarantien gegeben, nach denen dieſe Mächte an=
dauernd
verlangten, und nun gebe es für Frankreich keine
Entſchuldigung mehr, nicht abzurüſten.

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Seite 2 Nr. 142

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 23. Mai 1933

Der Muſſolini=Pakt vor dem Abſchluß.
Verheißungsvolle Anſähe zu einer erſprießlichen Zuſammenarbeit der vier Großmächte. Der Reviſions=
gedanke
marſchierk. Welt= und wirtſchaftspolitiſche Enkſpannung. Günſtige
Ausſichken für die Weliwirtſchaftskonferenz.

Muſſolini=Pakk
einſt und jehzt.
Es ſteht nunmehr endgültig feſt, daß durch die Rede des
Reichskanzlers Adolf Hitler vor dem Reichstag ein ſtarker
pſychologiſcher Stimmungsumſchwung zugunſten Deutſchlands
erfolgt iſt. Ob er in ſeinen Wirkungen tief genug geht, um
ſchließlich in Genf und in London ein Ergebnis zu zeitigen,
das unſeren Mindeſtanforderungen entſpricht, das kann noch
niemand ſagen. Es iſt allerdings verfrüht, anzunehmen, daß
die Franzoſen ihr Spiel jetzt ſchon verloren geben. Viel wahr=
ſcheinlicher
iſt, daß ſie ihren Widerſtand nur elaſtiſcher geſtalten,
und ſich vorübergehend zurückhalten, um dann ſpäter den Stoß
aufzufangen. Wir würden uns alſo einer gefähr=
lichen
Illuſion hingeben, wenn wir uns dar=
über
täuſchten, daß wir zunächſt nur taktiſche
Vorteile erſtritten haben. Aber dieſe taktiſchen Fort=
ſchritte
waren in der unheimlichen Iſolierung, in der wir uns
befanden, ſchon von nicht zu unterſchätzender Bedeutung. Die
moraliſche Durchbruchsſchlacht gegen die Mauern von Haß, die
um uns herum gelegt waren, iſt gelungen. Wir haben jetzt
wieder Bewegungsfreiheit gewonnen, um unge=
hindert
operieren zu können.
Der Muſſolini=Paki zu neuem Leben erweckt.
Der erſte Schritt auf dieſem neu eroberten Gelände ſcheint
der Muſſolini=Pakt zu ſein, der auf Grund der Kanzlerrede,
nachdem Macdonald ihn eigentlich ſchon vor Wochen in den
großen Papierkorb geworfen hatte, nun wieder zu neuem
Leben erweckt iſt, und zwar ſcheint es derſelbe Macdonald ge=
weſen
zu ſein, der auf die Anregung des deutſchen Reichs=
kanzlers
hin den Plan wieder aufgegriffen und einem poſitiven
Abſchluß nahegebracht hat.
Die deutſche Regierung iſt in ihren Mitteilungen über den
Gang der römiſchen Verhandlungen ſehr zurückhaltend, weſent=
lich
zurückhaltender, als die Diplomaten in London, Paris und
Nom. Wir erfuhren von Berlin bis jetzt nur, daß die Be=
ſprechungen
eingeleitet ſind, daß Herr Göring deswegen nach
Nom geflogen iſt, und daß Hoffnung auf einen raſchen Ab=
ſchluß
beſteht. Ueber den Inhalt des Vertrages, der da in
Vorbereitung iſt, wiſſen wir vorläufig noch nichts, und die Mit=
teilungen
, die wir in der ausländiſchen Preſſe finden, ſind zu
ſehr gefärbt, als daß wir ſie uns ohne weiteres zu eigen machen
könnten.
Wir erinnern uns aber,
was der Muſſolini=Pakk urſprünglich vollke.
Er hatte den Zweck, eine Art Direktorium der vier euro=
päiſchen
Großmächte zu bilden, das unter ſich zunächſt alle
Schwierigkeiten in kleinerem Kreiſe löſen ſollte. Der Pakt ſollte
deshalb die Gleichberechtigung Deutſchlands anerkennen und
das Prinzip der Reviſionsfähigkeit und der Reviſionsnotwendig=
keit
des Verſailler Vertrages ausſprechen.
Maedonald war in Rom von dieſem Gedanken begeiſtert.
Als er aber in London auf dem Umwege über Paris wieder
ankam, war ſeine Stimmung umgeſchlagen. Die Franzoſen
hatten ihn ſo mit Bedenken angefüllt, daß Macdonald jetzt
plötzlich weit von dem Vorſchlag Muſſolinis abrückte und ſich
die Bedenken der Franzoſen zu eigen machte.
Sie wollten erſtens Deutſchland überhaupt keine Zugeſtänd=
niſſe
machen und ſie wollten zum anderen auf die unbedingte
Gefolgſchaft der kleinen europäiſchen Staaten nicht verzichten.
Dieſe Staaten aber fühlten ſich beunruhigt dadurch, daß irgend=
ein
Gremium geſchaffen werden ſollte, in dem ſie nichts zu
ſagen hatten, ein Gremium, das vielleicht ſogar gegenüber dem
Völkerbund eine gewiſſe Selbſtändigkeit beanſpruchte. Es fragt
ſich nun, welche Veränderungen bei den diplomatiſchen Be=
ſprechungen
der letzten Tage in den urſprünglichen Muſſolini=
Plan hineingemauert worden ſind. Sicher ſcheint zu ſein, daß
dabei eine Einſchaltung des Völkerbundes vor=
geſehen
iſt, um damit die Bedenken, vor allem der Kleinen

Entente, auszuräumen. Aber auch dann müßten eigentlich in
dem Muſſolini=Plan noch einige Dinge drinſtehen, die den
Franzoſen weſentlich unerfreulicher ſind als uns. Deshalb wird
ſich die praktiſche Bedeutung des in Ausſicht genommenen Ver=
trages
erſt beurteilen laſſen, wenn der Text veröffentlicht iſt.
Vorläufig verbuchen wir nur mit Befriedigung, daß wir
üiberhaupt aus dem Stellungskrieg wieder her=
ausgekommen
ſind. Der Appell des amerikaniſchen Präſi=
denten
Rooſevelt, die Rede des Reichskanzlers Adolf
Hitler und der Muſſolini=Pakt, das ſind Räder,
die ineinandergreifen und die in ihrem Zuſammen=
wirken
ſtark genug ſein können, um das ganze Getriebe der
Politik und der Wirtſchaft nicht nur in Europa wieder in
Gang zu bringen, wenn nicht niederträchtige Böswilligkeit die
Verzahnung zerbricht. Wir ſehen jedenfalls zum erſten Mal ſeit
Wochen wieder das Wort vom Silberſtreifen am Horizont
iſt zu ſehr abgenutzt, als daß man es noch zu brauchen wagt,
immerhin doch Möglichkeiten ſich abzeichnen, die in eine
beſſere Zukunft hineinführen, wobei allerdings
auch gleichzeitig geſagt werden muß, daß der Preis, den Deutſch=
land
dafür zu zahlen hat, ziemlich hoch ſein wird.
Der geänderke Muſſolini=Pakk.
Die Pariſer und Londoner Meldungen über den Inhalt des
Paktes, die daher als ſtark verfrüht angeſehen werden müſſen, ſind
mit einer gewiſſen Reſerve aufzunehmen. Wir geben ſie gleichwohl
wieder.
Die franzöſiſche Preſſe nimmt die Meldungen über die in Rom
geführten Viererpakt=Verhandlungen mit großer Zurückhaltung
auf, zumal aus franzöſiſcher Quelle greifbare Angaben noch nicht
vorliegen.
Dagegen werden Einzelheiten aus italieniſcher Quelle von
einer franzöſiſchen Nachrichtenagentur gedrahtet. Ein hoher ita=
lieniſcher
Beamter ſoll geſtern abend in Rom erklärt haben, das
Abkommen, das für zehn Jahre gelte, ſei nur durch Verzicht
Deutſchlands auf gewiſſe Vorbehalte in der Sicherheitsfrage er=
möglicht
worden. Alle Fragen, die einige Zweifel wegen der Rati=
fizierung
hätten aufkommen laſſen und ebenſo die Stellung der
Kleinen Entente ſeien geklärt worden. Aber der Pakt ſchneide
auch den Grundſatz einer Vertragsreviſion im Rahmen des Völ=
kerbundes
an. Das Abkommen ebne ferner den Weg für die An=
nahme
eines Kompromiſſes zum engliſchen Abrüſtungsplan.
Die Nachricht, daß infolge des Beſuches des Miniſterpräſiden=
ten
in Rom die Unterzeichnung des Viermächtepaktes ſo gut wie
geſichert ſei, wird von der ganzen engliſchen Preſſe als das wich=
tigſte
Ereignis des Tages behandelt. In der Times werden
die Vorteile des Paktes folgendermaßen gekennzeichnet.
Zuſammenarbeit der vier Großmächte, die eine Spaltung
Europas in zwei Lager verhindere. Beruhigung der kleineren
Staaten. Günſtige Rückwirkung der politiſchen Entſpannung auf
die Wirtſchaftslage und die Weltwirtſchaftskonferenz. Moraliſche
Genugtuung für Deutſchland und größere Sicherheit für Frankreich.
Zuſammenkritk des Völkerbundstakes.
WTB. Genf. 22. Mai.
Die 72. ordentliche Tagung des Völkerbundsrates wurde am
Montag von dem Vertreter Mexikos eröffnet. Die deutſche Re=
gierung
iſt durch den Geſandten v. Keller vertreten. Der Eröff=
nungsſitzung
, die nur von kurzer Dauer war, ging eine ſehr lange
geheime Sitzung voraus. In dieſer wurde u. a. auch die auf der
proviſoriſchen Tagesordnung ſtehende jüdiſche Beſchwerde bezüglich
der Judenbehandlung in Deutſch=Oberſchleſien erörtert. Eine Ent=
ſcheidung
darüber, ob dieſe Petition jetzt vom Völkerbundsrat oder
zunächſt von einem Dreierkomitee erledigt werden ſoll, konnte noch
nicht getroffen werden. Die deutſche Regierung hat angekündigt,
daß ſie für eine der nächſten Sitzungen nähere Mitteilungen über
die Beurteilung dieſes Falles machen werde. Es wurde dann be=
ſchloſſen
, die formelle Erledigung dieſer Frage zunächſt auf Mitt=
woch
zu vertagen.

Paris und Rom.

Takkiſches Eingehen Frankreichs auf den
Vier=Mächke=Pakt.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 22. Mai.
Die franzöſiſche Aufmerkſamkeit wendet ſich nach Rom, tro)
dem man in Paris recht ſpärlich mit den Informationen über d
Verhandlungen Muſſolinis mit den engliſchen und franzöſiſche
Botſchaftern einerſeits und mit Deutſchland andererſeits umgeh
Die Romreiſe Görings wird mit großem Intereſſe verfolgt un
mit viel Rätſelraten und Kombinationen begleitet.
Frankreich billigt offiziell den Viererpakt vollkommer
Man hört zwar einige Kritiken über die Haltung des franzöſiſche
Botſchafters in Rom, aber ihre Bedeutung ſcheint nicht übertrie
ben zu ſein. Man wirft ihm u. a. vor, allzu ſehr unter dem Ein
fluß Muſſolinis zu ſtehen.
Wenn Frankreich den Viererpakt billigt, ſo bezieht ſi
das viel eher auf die äußere Form als auf den eigentlichen Sinn
So manche glauben, daß es diplomatiſcher iſt, ihn von innen, al
von außen zu bekämpfen. Aber das ändert nichts daran, da
Frankreich, in dieſem Punkte, in die Defenſive gef
drängt iſt.
Auch in Genf iſt man in der Defenſive. Von ſonſt gut info=
mierten
Kreiſen wird immer wieder die Behauptung verbreite
daß in Genf die Ausſichten auf eine Einigung günſtig ſeien. Da
bedeutet jedoch nicht, daß man mit der Lage zufrieden iſt. Di
Lage Frankreichs hat ſich in der letzten Zeit nicht beſonders güt /
ſtig entwickelt, und man erwartet eine ſcharfe Auseinanderſetzung
Um ſo bemerkenswerter iſt, daß man eine Einigung für wahr
ſcheinlich hält. Ob man ſie auch begünſtigen wird, das iſt ein
andere Frage..

Die Stimmung Amerika gegenüber iſt auffallend veränderlid
Immer wieder kurſieren neue Gerüchte über eine Stellungnahm
Amerikas in der Frage der interalliierten Schulden, ebenſo wi
über amerikaniſche Konzeſſionen gegenüber den franzöſiſche
Sicherheitswünſchen. Man hört dabei viel Widerſprechendes. Da
einzige, was man mit einiger Sicherheit behaupten kann, daß ma
ein diplomatiſches Tauſchgeſchäft mit Waſhington herbeiführe
möchte.
In der Innenpolitik gilt die Votierung des Budgets durch de
Senat als ein großer Erfolg für die Regierung. Das Budget ſelb
fand keine günſtige Aufnahme; es ſteht ja im Zeichen des Defizit=
Es enthält auch einige bedenkliche Beſtimmungen. Das weſen
liche aber iſt für den Augenblick, daß die Lage der Regierung de
Sozialiſten gegenüber geſtärkt iſt. Das findet man ſehr angenehn
denn man befürchtet nach wie vor Schwierigkeiten von dieſe
Seite.
Schachts Rückkehr.
Vorbereikungen zur Gläubigerkonferenz.
* Berlin, 22. Mai. (Priv.=Tel.)
Reichsbankpräſident Dr. Schacht iſt am Montag abend vo
ſeiner Amerikareiſe und dem kleinen Abſtecher nach London wiede
in Berlin eingetroffen. Er hat ſofort die erſten Beſprechunge
innerhalb der Leitung der Reichsbank aufgenommen, um die Vo
bereitungen für die Gläubigerkonferenz möglichſt raſch zum Al
ſchluß bringen zu können. Einzelne Vertretungen der Gläubige
ſtaaten ſind bereits in Berlin anweſend. Die Amerikaner werde
erſt in den nächſten Tagen erwartet. Immerhin können ſchon End
der Woche vertrauliche Vorbeſprechungen beginnen. Bis daht
wird Dr. Schacht Gelegenheit gehabt haben, dem Reichskanzle
und der Regierung offiziell über den Verlauf und das Ergebni
ſeiner Amerikafahrt zu berichten und die Grundſätze feſtzuſteller
nach denen die Reichsbank auf der Gläubigerkonferenz zu arbeite
gedenkt. Dabei wird es ſich, wie wir ſchon ſagten, zunächſt darut
handeln, den Gläubigern ein Bild der deutſchen Finanzlage z
entwerfen, ihnen die Summe unſerer ausländiſchen Verpflick
tungen aufzuzeichnen und demgegenüber zu zeigen, was wir a
Deviſen noch zur Verfügung haben oder was wir evtl. aus un
ſerem Exportüberſchuß noch erwarten können, woraus ſich vo
ſelbſt ergibt, daß die Weiterzahlung der Zinſen unſerer Auslands
verſchuldung in fremder Valuta in dem bisherigen Umfange nich
mehr möglich iſt. Aufgabe der Gläubigerſtaaten wird es dan
ſein, Vorſchläge zu machen, wie hier unmittelbar auf finanziellen
oder mittelbar auf wirtſchaftlichem Gebiete Abhilfe geſchafft wer
den kann.

Reichsftatthalter.
Ein hiſtoriſcher Rückblick und eine Schau
in die Zukunft.
Am 6. Auguſt 1806 unter den Stürmen der franzöſiſchen
Revolution und der napoleoniſchen Kriege hatte Franz II die
Würde des Kaiſers des heiligen Römiſchen Reiches teutſcher
Nation niedergelegt. Aber das heilige Römiſche Reich teutſcher
Nation ſelbſt war ſchon einige Jahre vorher, infolge des am
9. Februar 1801 geſchloſſenen Friedens zu Lunéville ins Grab ge=
ſunken
. Nur ein Scheindaſein führte dies kraftloſe Gebilde noch
bis zum Reichsdeputations=Hauptſchluß zu Regensburg am 25.
Februar 1803.
Damals klagte ein zeitgenöſſiſcher Geſchichtsſchreiber: Eine
tiefe Trauer mußte jedes vaterländiſche Gemüt erfüllen; denn kein
Auge vermag ohne Wehmut auf den Trümmerhaufen zu ſchauen,
in welchen ein Sturm die geliebte Heimat verwandelt hat. Und
wenn auch die Pfeiler des alten Gebäudes morſch und die Grund=
feſten
erſchüttert waren; an den Pfeilern und Wänden erſchienen
doch noch die Bilder einer großen, ehrwürdigen Vorzeit und die
Zeugniſſe einer Herrlichkeit und Freudigkeit des Volkslebens, wie
wenige Geſchichten ſie kennen mögen.
Der Reichsdeputations=Hauptſchluß am 25. Februar 1803 be=
deutete
eine vollkommene Umgeſtaltung der Karte Deutſchlands.
Alle geiſtlichen Staaten mit Ausnahme des Staates des Erßkanz=
ters
und Kur=Erzbiſchofs von Mainz verſchwanden, die Reichsſtädte
wurden aufgehoben bis auf ſechs; Fürſten, Grafen und Reichs=
ritter
erlitten das gleiche Schickſal! Alſo brach die Verfaſſung des
alten römiſchen Reiches zuſammen, eine völlige Aenderung trat
ein. Von den Kurfürſten waren nun 6, von den 83 Fürſten 53
proteſtantiſch. Damit verlor Oeſterreich einen großen Teil ſeines
alten Einfluſſes und wuchs zugleich, indem es weſtdeutſche Be=
ſitzungen
aufgab, aus Deutſchland heraus; Preußen aber wuchs
nach Deutſchland noch immer mehr hinein. Was die Reforma=
tions
=Kämpfe angebahnt, der Weſtfäliſche Frieden weitergeführt,
Friedrich der Große hatte vollenden wollen, das brachte der
Reichsdeputations=Hauptſchluß, die ſogenannte Fürſten= Revo=
lution
, zum Abſchluß.
Dieſer große Umſturz iſt in ſeinen letzten Auswirkungen nicht
dem Partikularismus zugute gekommen, ſondern der natio=
nalen
Einheit! Es war nur ein mächtiger Schritt weiter
auf dem Wege, welchen unſere geſchichtliche Entwicklung ſeit Jahr=
hunderten
geht, denn auch hier gilt des Dichters Wort:
Es herrſcht ein ewig weiſer Wille,
nicht bloßem Zufall dient die Welt.

Immer wieder hat im Gange unſerer geſchichtlichen Entwick=
lung
eine unerbittliche Notwendigkeit der eherne Zwang der
Geſchichte überlebte Kleinſtaaten zerſtört und zu größeren
Maſſen zuſammengeballt; jetzt waren wiederum ihrer mehr denn
hundert zuſammengebrochen. Aus ſolchen Erfahrungen mußte das
deutſche Volk früher oder ſpäter die Erkenntnis ſchöpfen, daß auch
die neue Länderverteilung nur eine vorläufige war, daß ſein Ge=
ſchick
unaufhaltſam der Vernichtung der Kleinſtaaterei, dem natio=
nalen
Staate zuſtrebte.
Der Abſchluß der Freiheitskriege erfolgte durch den Wiener
Kongreß. Ein Vertrag, den die Vertreter der deutſchen Staaten
am 8. Juni 1815 unterzeichneten, gab dem deutſchen Bund das
Leben, der fortab an die Stelle des früheren heiligen römiſchen
Reiches teutſcher Nation ſtehen ſollte. In Wahrheit aber war dieſe
Ordnung der Dinge ſchon durch den Pariſer Frieden vom 30. April
1814 vorgezeichnet, in dem die kriegführenden Mächte beſtimmten,
daß in Deutſchland ein Verband von 35 ſouveränen Fürſten und
4 freien Städten gebildet werden ſollte. Dadurch, daß der Bundes=
Vertrag ſpäter in die Schlußakte des Kongreſſes aufgenommen
wurde, erhielt er ſozuſagen europäiſche Geſetzeskraft; das Entwür=
digende
aber lag darin, daß es Deutſchland ſchwarz auf weiß, ver=
brieft
und beſiegelt erhielt, daß es unter der Vormundſchaft Euro=
pas
, d. h. von England, Rußland, Oeſterreich und des eben beſieg=
ten
Frankreich, ſtand! Empört rief Ernſt Moritz Arndt, der treue
Mitkämpfer des Reichsfreiherrn vom Stein, dem deutſchen Volke
zu: Es iſt alſo gefallen, das ſchon lang gefürchtet, zum Voraus
allgemein verfluchte Loos! Du armes, treues, deutſches Volk! Ihr
ſeid Fraß für die Fremden. Durch 50 Jahre hat ſich der deutſche
Bund hingeſchleppt, dann kam der gewaltige Mann, der mit Blut
und Eiſen die deutſche Frage löſte. Der Feldzug des Jahres 1866
beſeitigte das Königreich Hannover, das Kurfürſtentum Heſſen, das
Herzogtum Naſſau, die freie Stadt Frankfurt als die Träger ſou=
veräner
Staatsgewalt. Am 18. Auguſt 1866 wurde der Nord=
deutſche
Bund geſchloſſen, am 13. Dezember 1866 diktierte Bismarck
in wenigen Stunden den Entwurf des lange durchdachten Werkes:
die Verfaſſung des Norddeutſchen Bundes, die ſpäter die Grund=
lage
des deutſchen Reiches werden ſollte. Am 19. März 1867 wur=
den
die Schutzverträge mit den ſüddeutſchen Staaten veröffentlicht.
Aus den Schlachten=Wettern des deutſch=franzöſiſchen Krieges ſtieg
das Bismarck=Reich empor, das am 18. Januar 1871 in der Helden=
geſtalt
Kaiſer Wilhelms I. ſeine Krönung und Verkörperung fand.
Die geſchichtliche Entwicklung ſchreitet weiter; aus dem Welt=
krieg
kehrt das deutſche Heer im Felde unbeſiegt zurück; aber Ver=
rat
und Meuterei haben Bismarcks gewaltiges Werk in der Hei=
mat
zerſtört. Nach vierzehn Jahren iſt der Rächer erſtanden, der
dem November=Verbrechen furchtbare Vergeltung angeſagt hat; er
wird zum Baumeiſter des dritten Reiches werden, er wird das

granitne Fundament ſchaffen, auf dem der Staat ſtehen ſoll, de
nach ſeinen Worten nicht einen volksfremden Mechanismu
wirtſchaftlicher Belange und Intereſſen, ſondern einen völkiſche)
Organismus darſtellt: einen germaniſchen Staat deutſcher Nation.
Dies Ziel unſeres Bismarck=Vollenders, unſeres Kanzlers Adol
Hitler, deckt ſich mit der Aufgabe, die unſer großer Hiſtorike
Leopold von Ranke einſt dem deutſchen Volke geſtellt hat: den ech
deutſchen Staat haben wir auszubilden, wie er dem Geiſte unſeret
Volkes entſpricht. Auf dem Wege zu dieſem Ziel liegt auch di
vor kurzem vollzogene Ernennung der Reichsſtatthalter‟. Die
beſondere Aufgabe der Reichsſtatthalter beſteht darin, daß dal
hervorragendſte Gut des deutſchen Volkes, die in ſeinen einzelnei
Stämmen wurzelnde Eigenart, erhalten und geſchützt bleibt, wi
in den vergangenen Jahrhunderten dieſe Stammes=Eigenarten dal
deutſche Reich erhalten und vermehrt haben. Dieſe Stammes
Eigenart zu ſchützen und zu pflegen, ſoll die vornehmſte Aufgab
der Reichsſtatthalter bleiben. Nur, wenn es gelingt, die Eigenar
der deutſchen Stämme zu entwickeln und zu pflegen, können ſich, d9
einzelnen Stämme nebeneinander zur Höchſtleiſtung entfalten.
Zweitauſend Jahre deutſcher Geſchichte erſtehen vor unſered
Auge: wir ſehen die Stammes=Herzöge und Stammes=Königl
unſeres Volkes, wir denken an die altgermaniſchen Hunder
ſchaften, Tauſendſchaften, Gau=Grafen und wieder an die Stame
mes=Herzöge. Dann zertrümmern die Karolinger die altes
Stammes=Herzogtümer, der zentral verwaltete Staat Karls d24
Eroßen mit ſeinen Königsboten erſcheint. Aber ſchon untel
ſeinen Nachfolgern erheben ſich wieder die Stammes=Herzöge‟
die deutſchen Stämme ſind es, die ſich immer wieder trotz Graf
ſchaften, Bistümern und Kurfürſtentümern durchſetzten. Immel
wieder dasſelbe Bild! Der deutſche Patriotismus bedarf in del
Regel um tätig und wirkſam zu werden, der Vermittlung del
Stammes=Angehörigkeit, könnte man unter Abwandlung
eines Bismarckwortes ſagen. Noch immer trifft zu, was Bis=
marck
in ſeinen Gedanken und Erinnerungen im Kapitel Dynd=
ſtien
und Stämme den Söhnen und Enkeln zum Verſtändnis
der Vergangenheit und zur Lehre für die Zukunft niederge‟
ſchrieben hat: Als Preuße, Hannoveraner, Württemberger,
Bayer, Heſſe, iſt der Deutſche eher bereit, ſeinen Patriotismus
zu dokumentieren, wie als Deutſcher, deshalb ſoll man die
deutſchen Stämme pflegen und erhalten, deshalb ſind die
Reichsſtatthalter eine Gewähr dafür, daß der begonnene Neu=
bau
kraftvoll und ſiegreich vollendet wird, ſind doch die Reichs=
ſtatthalter
und die deutſchen Stämme die mächtigen Säulel
welche tragen ſollen den von Adolf Hitler erſtrebten:
germaniſchen Staat deutſcher Nation, das neue großdeutſche
Reich der Größe und der Ehre und der Kraft und der Ge=
rechtigkeit
! Das walte Gott!
Dr. Ludwig=Roth=

[ ][  ][ ]

Dienstag, 23. Mai 1932

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 142 Seite 3

429
as vi.

(Priv.74

Fotten=Beſuch des Reichskanzlers
die Blotte der ſichlbarſte Repräſenkant des deutſchen Ehrbegriffes und der deutſchen Gellung draußen in
der Well. Angeſichls der Flokke erneute Anmeldung des deutſchen Anſpruches auf Gleichberechtigung.
ſchiff Schleswig=Holſtein auszuſchiffen. Der geſamte Flotten=
Rünzer und Mimiſterdeſich in Rlel. verband ſtand klar zum Auslaufen aus dem Kieler Hafen mit dem

Kiel, 22. Mai.
Anläßlich des Kanzler= und Miniſterbeſuches in Kiel hatte die
Marineſtadt am Montag reichen Flaggenſchmuck angelegt. Vor
em Flugplatz in Kiel=Holtenau, der von Polizei und Hilfspolizei
bgeſperrt war, hatte ſich bereits in den frühen Vormittagsſtun=
en
eine rieſige Menſchenmenge eingefunden. Auf dem Flugplatz
elbſt hatte eine Ehrenkompagnie der Marine und eine SS= For=
tation
Aufſtellung genommen. Auf Wunſch des Reichskanzlers
dar von größeren Emofangsfeierlichkeiten ſeitens der NSDAP.
nd der Zivilbehörden abgeſehen worden, da der Beſuch im weſent=
ichen
der Marine galt. Zum Empfang hatten ſich der Chef der
Narineleitung, Admiral Dr. h. c. Raeder, der Kommandant von
liel, Kapitän z. S. von Schroeder, Reichsführer der SS., Himmler,
er SS.=Gruppenführer Moder und der Polizeipräſident von Kiel,
fraf zu Rantzau, eingefunden. Nachdem gegen 10 Uhr das Flug=
ug
mit dem Reichswehrminiſter General v. Blomberg und dem
tatthalter von Bayern, General v. Epp, gelandet war, träfen
egen 11 Uhr im Flugzeug, von Berlin kommend, der Reichskanz=
r
Adolf Hitler, der Vizekanzler v. Papen, der ſtellvertretende
ührer der NSDAP., Rudolf Heß, und der Reichspreſſechef Dr.
ietrich auf dem Flugplatz ein. Als der Reichskanzler das Flug=
ug
verließ, wurde er von der Menge mit brauſenden Heilrufen
npfangen.
Die Schupokapelle ſtimmte zu Ehren den Badenweiler Marſch
n. Nach der Begrüßung begab ſich Adolf Hitler zuſammen mit
em Chef der Marineleitung Admiral Raeder im Kraftwagen zum
taſernenhof in der Wik. In einem zweiten Wagen folgten die
brigen Gäſte. Auf dem Kaſernenhof ſchritt der Reichskanzler die
ront der aufgeſtellten Landmarineteile und der Abordnungen
rKriegsſchiffe ab, worauf er eine
Anſprache an die Reichsmarine
elt. In ſeiner Anſprache ging der Reichskanzler von der Revo=
tion
des November 1918 aus, die den Kampf der Stände und
laſſen untereinander ausgerufen und uns in einem anſchließen=
n
14jährigen Kampf zugrunde gerichtet habe. Der Kanzler
rach dann von der neuen Erhebung, die jetzt den Frieden in
eutſchland proklamiert habe. Es ſei eine neue Gemeinſchaft ent=
nden
, die alle umfaſſen werde, die guten Willens ſeien. In die=
Gemeinſchaft ſo erklärte der Reichskanzler liege keine
rohung gegen die übrige Welt. Wir wollen den Frieden viel=
cht
mehr als alle anderen, denn wir brauchen ihn, um Brot für
ſere Millionen arbeitsloſen Volksgenoſſen zu ſchaffen. Aber
rFrieden wird immer nur dem gegeben, der des Friedens wür=
z
iſt. Würdig iſt aber nur das Volk, das die Empfindung ſich
hält für die Notwendigkeit der Ehre und der Freiheit. In die=
n
Sinne proklamiert dieſe deutſche Erhebung das Ringen für
deutſche Freiheit und Gleichberechtigung in der Welt.
Soldaten der Reichsmarine! Sie ſelbſt haben große Tradi=
nen
zu wahren. Nur wenige Jahrzehnte haben dem alten
utſchland zur Ausbildung ſeiner Wehr zur Verfügung geſtan=
n
. Dieſe Jahrzehnte ſind von ihm benutzt worden, um das ganze
utſche Volk mit Stolz auf ſeine Blauen Jacken ſehen zu laſſen.
inn kam die Zeit der Demütigung. Und nun hat Deutſchland
wieder gefunden, um der deutſchen Arbeit den Weg zur Frei=
t
zu bahnen. In dieſem Sinne begrüße ich unſere deutſche
otte. Wenn dieſe Flotte, auch klein iſt, ſo ſieht doch ganz
utſchland mit Freude auf ſie. Denn ſie iſt der ſichtbarſte Re=
iſentant
des deutſchen Ehrbegriffes und der deutſchen Geltung
außen in der Welt. Vergeſſen Sie draußen nie, daß ſie ein
ück von Deutſchland iſt, wie auch Deutſchland ſie nicht vergißt.
Die deutſche Reichsregierung iſt nach Kiel gekommen, um dieſe
ſere deutſche Flotte zu begrüßen. Aber dieſer Beſuch iſt gleich
Bekenntnis: So groß unſere Sehnſucht nach dem Frieden iſt,
groß iſt aber unſere Entſchloſſenheit, dem deutſchen Volke das
liche Recht und ſeine Freiheit wieder zurückzugewinnen. In
ſem Entſchluß begrüßen wir unſer deutſches Volk mit dem Ge=
mis
, dieſen Kampf als Vermächtnis unſerer Generation durch=
führen
, ſolange, bis wieder erſteht ein Deutſchland der Ehre und
eiheit.
Auslaufen der Flokte aus dem Kieler Hafen.
Nach dem Eſſen im Offiziersheim begab ſich der Kanzler durch
1: Spalier der Fähnriche der Marine= und Schutzartillerieſchule
ch dem Hafen, um ſich mit dem Chefboot auf dem Flottenflagg=

Spitzenboot Schleswig=Holſtein querab von Wiker Mole. Als
der Kanzler ſich an Bord der Schleswig=Holſtein begab, wurde
auf Kreuzer Leipzig, auf dem der Reichskanzler während ſeines
Kieler Aufenthaltes Wohnung nehmen wird, die Reichsdienſt=
flagge
geſetzt und mit 19 Schuß ſalutiert. Unmittelbar darauf lief
die Flotte aus dem Kieler Hafen zu Uebungen in See, während
ſich am Hindenburgdamm Tauſende von Kielern eingefunden hat=
ten
, die dem impoſanten militäriſchen Schauſpiel zuſahen.
Geſechtsſchießen in der Kieler Buchk.
Reichskanzler Adolf Hitler wohnte im weiteren Verlaufe ſei=
nes
Beſuches bei der Reichsmarine auf dem Flottenflaggſchiff in
der Kieler Bucht einem gefechtsmäßigen Schießen des Linienſchiffes
Schleswig=Holſtein mit ſchwerer und mittlerer Artillerie bei.
Das ferngelenkte Zielſchiff Zähringen diente als Ziel. Der
Kanzler und die Herren ſeiner Begleitung begaben ſich ſodann an
Bord der dritten Torpedobootsflottille, der ſogenannten Raub=
tierklaſſe
, die aus den Torpedobooten Tiger, Iltis, Wolf
und Jaguar beſteht. Es wurde ein Torpedo=Tag=Weitſchießen
gegen Liniegſchiffe und Kreuzer vorgeführt.
Nach Abſchluß der Uebungen gingen die Gäſte an Bord der
Wohnſchiffe. Der Kanzler, der Vizekanzler, Reichswehrminiſter
v. Blomberg, Luftfahrtsminiſter Göring und der Chef der Ma=
rineleitung
nahmen auf dem Kreuzer Leipzig Wohnung. Reichs=
miniſter
Dr. Goebbels bezog mit ſeinem Adjutanten, dem Prinzen
Friedrich Chriſtian von Schaumburg=Lippe, Kajüten auf der
Schleswig=Holſtein, während die übrigen Herren ſich an Bord
der Linienſchiffe Schleſien und Heſſen und des Kreuzers =
nigsberg
begaben. Am Abend werden die Schiffe eine Reihe von
Nachtmanövern ausführen.
Deutſcher Gemeindekag.
Gleichſchalkung der kommunalen Spikenverbände.
Berlin, 22. Mai.
Am Montag mittag iſt die Gleichſchaltung der kommunalen
Spitzenverbände vollzogen worden. Es handelt ſich um einen
Zuſammenſchluß des Deutſchen Städtetages, des Reichs= Städte=
bundes
, des Landkreistages, des Verbandes der Landgemeinden,
des Landgemeindetages Weſt und des Verbandes der preußiſchen
Provinzen zu einer Organiſation unter dem Namen Deutſcher
Gemeindetag.
Der Zuſammenſchluß erfolgte in einer Sitzung, die auf
Veranlaſſung des Präſidenten des Preußiſchen Staatsrates
Dr. Ley, Stabsleiter der politiſchen Organiſation der NSDAP.,
im Einvernehmen mit dem Reichsminiſter des Innern Dr. Frick
einberufen worden war. Die Vertreter der kommunalen Ver=
bände
unterzeichneten folgende Erklärung:
Wir haben davon Kenntnis erhalten, daß die National=
ſozialiſtiſche
Deutſche Arbeiterpartei künftig nur noch den
Deutſchen Eemeindetag und ſeine Landesverbände als alleinige
korporative Vertretung der deutſchen Gemeinden und Gemeinde=
verbände
anerkennen wird. Wir erklären hiermit, mit allen
Kräften am Aufbau und an der Ausgeſtaltung des Deutſchen
Gemeindetages mitzuwirken und verpflichten uns, unwider=
ruflich
und bedingungslos für uns und für die von uns ge=
führten
Verbände in der vom Führer des Deutſchen Gemeinde=
tages
, gewünſchten Form unverzüglich alles zu veranlaſſen,
um unſere Verbände korporativ nach Auflöſung derſelben in
den Deutchen Gemeindetag zu überführen. Gleichzeitig er=
teilen
wir hiermit Herrn Oberbürgermeiſter Fiehler=München
unwiderruflich jede erforderliche Vollmacht für unſere Verbände,
um die zur Erreichung des obigen Zieles notwendig er=
ſcheinenden
Schritte, darunter auch rechtsgeſchäftliche Hand=
lungen
, vorzunehmen!

Wichlige Konferenz.
der Länder=Finanzminiſter.
Keine Verlängerung des Nokekals. Warenhaus=
ſteuer
. Arbeitsbeſchaffung und Reformpläne.
BB. Berlin, 22. Mai. (Priv.=Tel.)
In der kommenden Woche ſindet, wie wir von unterrichteter
Seite hören, eine Zuſammenkunft der Finanzminiſter der Län=
der
beim Reichsfinanzminiſter ſtatt. Dieſer Konferenz kommt
große Bedeutung zu, da ſeit langer Zeit die Finanzminiſter nicht
mehr in Berlin zu einer gemeinſamen Beſprechung waren und
da eine Fülle von Fragen dringend einer Ausſprache in dieſem
Kreiſe bedarf. Es gilt, die Grundzüge der weiteren Finanz=
politik
feſtzulegen und auf eine klare und einheitliche Linie zu
bringen.
So hören wir weiter aus unterrichteten Kreiſen, daß eine
der wichtigſten Fragen auf dieſer Konferenz der endgültige Etat
von 1933/34 iſt. Der Reichsfinanzminiſter insbeſondere ſcheint
entſchloſſen zu ſein, den Notetat, der bis zum 30. Juni läuft,
nicht mehr zu verlängern. Am 1. Juli ſoll vielmehr der
endgültige Etat für das Rechnungsjahr 1933/34
in Kraft treten. Doch iſt damit die Klärung einiger ſchwie=
riger
Fragen verbunden, die den Finanzausgleich zwi=
ſchen
Reich, Ländern und Gemeinden betreffen. In
dieſes Kapitel gehört auch die Frage der Reform der Ar=
beitsloſenbetreuung
, d. h. die Entſcheidung darüber, ob
die Reichsanſtalt in ihrer jetzigen Form erhalten bleibt, oder ob
die Gemeinden, wie vorgeſchlagen worden iſt, die Betreuung der
Wohlfahrtserwerbsloſen zuſammen mit der Kriſenfürſorge in
Zukunft übernehmen. Die Konferenz der Finanzminiſter wird
ſich nach den vorliegenden Dispoſitionen daher auch mit der Ar=
beitsloſenverſicherung
und den damit zuſammenhängenden Pro=
blemen
beſchäftigen.
Eine weitere, ſehr dringliche Frage, die ebenfalls auf der
reichhaltigen Liſte des Tagungsprogramms ſteht, iſt die Waren=
hausſteuer
, wobei man nicht an neue Steuern denkt,
ſondern an eine Erhöhung der Umſatzſteuer, mit der
vielleicht gewiſſe Erleichterungen in anderer Hinſicht verbunden
werden können. Dabei handelt es ſich auch um Erwängungen,
die über eine Senkung der Umſatzſteuer für die
Landwirtſchaft zurzeit ſchweben. Für einzelne landwirt=
ſchaftliche
Erzeugniſſe iſt die Umſatzſteuer im Laufe der letzten
Zeit ja ſchon geſenkt bzw. aufgehoben worden.
Damit iſt aber das Konferenzprogramm für die Länder=
finanzminiſter
noch nicht erſchöpft. Es iſt nämlich weiter vor=
geſehen
, die im Augenblick beſonders wichtige Frage der Ar=
beitsbeſchaffung
auch in dieſem Gremium zu erörtern,
Vor allem ſollen mit den Länderfinanzminiſtern die Erfah=
rungen
beſprochen werden, die man mit dem Papen= und
dem Gereke=Plan gemacht hat, und zwar im Hinblick auf
die neuen Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen, für die jetzt bereits
ein Anfang von 1,5 Milliarden vorgeſehen iſt. Die Reichsregie=
rung
will natürlich bei dem neuen Programm, das ſich ähnlich
wie das Gereke=Programm an die Länder, Provinzen und Ge=
meinden
wenden ſoll, früher gemachte Erfahrungen ver=
werten
.
Verbot marriſtiſcher Organiſakionen.
Der Staatskommiſſar für das Polizeiweſen, Dr. Beſt, erläßt
folgendes Verbot:
Auf Grund des § 1 der Verordnung des Herrn Reichs=
präſidenten
zum Schutze von Volk und Staat vom 28. Februat
1933 werden folgende marxiſtiſche Organiſationen mit ſofortiger
Wirkung verboten und aufgelöſt:
1. Kommuniſtiſche Frauenbewegung. 2. Kommuniſtiſche
Bauernorganiſation. 3. Volkshilfe mit Beſtattungfürſorge
4. Intereſſengemeinſchaft für Arbeiterkultur. 5. Antifasciſtiſche
Garde. 6. Gemeinſchaft proletariſcher Freidenker Deutſchlands
ſowie Feuerbeſtatter der Gemeinſchaft proletariſcher Freidenkey
Deutſchlands. 7. Sozialiſtiſcher Jugendverband. 8. Sozialiſtiſche
Arbeiterjugend. 9. Arbeitsgemeinſchaft der Kinderfreunde (Rote
Falken). 10. Deutſcher Arbeiter=Schachbund. 11. Deutſcher
Arbeiter=Keglerbund. 12. Arbeiter=Schützenbund.
Wer ſich an einer der aufgelöſten Organiſationen als Mit=
glied
beteiligt oder ſie auf andere Weiſe unterſtützt oder den
organiſatoriſchen Zuſammenhalt weiter aufrecht erhält, wird
nach § 4 der Verordnung des Herrn Reichspräſidenten zum
Schutze von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 beſtraft.
Das Vermögen der aufgelöſten Organiſationen wird zu
Gunſten des Landes beſchlagnahmt und eingezogen.

Was iſt Kulkurbolſchewismus?
Die Aufgaben der deutſchen Bühne.

Von Hanns Johſt,
dem Dichter des Schlageter.
Der Verfall der deutſchen Bühne iſt im Laufe der letzten
ihre erſchreckend deutlich geworden. Wollen wir die Urſachen
erfür erkennen, ſo müſſen wir uns zuerſt einmal die ſeeliſche
tuation vor Augen führen, in der ſich Deutſchland zu Ende
s Jahres 1918 befand.
Deutſchland, erſchöpft und entnervt, von ehrlichem Friedens=
Uen beſeelt, glaubte damals noch an das Vorhandenſein des
jedenswillens auch bei den ehemaligen Kriegsgegnern, wollte
gerne daran glauben, trotzdem deren durch keinerlei ethiſche
denken gehemmte Gewaltpolitik es eigentlich eines anderen
lehrt haben ſollte. Von den Regierenden dieſer Länder bekamen
* keine freundlichen Worte zu hören, noch weniger freundliche
iken zu ſehen, aber auf dem Gebiete der internationalen Lite=
ur
, da gab es der freundlichen Worte viele, da ſchwelgte man
r ſo in Menſchenliebe. Das war es ja gerade, was das ewig
Bberſtandene deutſche Volk entbehrte. Kein Wunder alſo, daß
Die Tore ſeiner Seele brüderlich der fremden Kunſt öffnete.
Der fremden Kunſt? War es wirklich Kunſt, all jenes,
S nun breit in den deutſchen Geiſtesraum hineinſtrömte?
Derſtes Geſetz der Kunſt iſt Wahrhaftigkeit. Zu ſpät entdeckten
* Laß es um die Wahrhaftigkeit hierbei ſchlecht beſtellt war,
5 die edlen Gefühle maſchinenſchnell hervorgebracht wurden,
A1s Markenware ihren Abſatz auf dem deutſchen Literatur=
IIie zu ſuchen und leider jahrelang auch zu finden.
Ader auch mit Literatur anderer Art bedachten uns die ehe=
I1s und zum Teil nicht nur ehemals feindlichen Länder auf
2 Großzügigſte, nämlich mit jener Literatur, die nur den Sen=
lshunger
, die Stoffgier des Aufnehmenden befriedigen will,
* Unterhaltungsliteratur alſo. Frankreich exportierte nach
Euiſchland in Maſſen ſeine Boulevard=Nichtigkeiten, England
12 Amerika führten bei uns ihre Kriminalreißer ein. Der
Daden, den die deutſche Seele dabei nehmen mußte, iſt ohne
Sieres erſichtlich. Sofern es ſich jedoch um Bühnenerzeugniſſe
Setie, machte ſich noch ein anderer Nachteil fühlbar: Die
oe Unterhaltungsliteratur züchtete zwangsläufig das Star=
Sen hoch, wodurch, wiederum zwangsläufig, das Enſemble
rſort wurde. Auf der künſtleriſchen Ebene genau ſo wie, in=
Le Der aſozialen Gagenverteilung, auf der wirtſchaftlichen. Der
ar Aber wußte, welchen geiſtigen Mächten er ſeinen Auf=
* I4 berdanken haue. Er hätſchelte dieſe Mächte, indem er es
Uchſetzte, daß der Spielplan weiter von ihnen abhängig blieb.

Eine ſchauderhafte Wechſelwirkung. Ihr Ergebnis: der Kultur=
bolſchewismus
.
Unter dem Begriff Kulturbolſchewismus verſtehen wir im
Bezirk der Bühnenkunſt vor allem die Auflöſung jener dramu=
tiſchen
Form, die in Deutſchland durch die Klaſſiker bisher am
reinſten vertreten wurde. Der Kulturbolſchewismus überſchätzt
den Wert materieller Gegebenheiten. Zeigt er deshalb auf der
einen Seite, im Unterhaltungsſtück, den Glanz des Reichtums,
das Wohlleben als die ſchönſte Entfaltung menſchlichen Seins,
ſo holt er auf der anderen Seite, etwa im ſowjetruſſiſchen Ten=
denzdrama
, die ſchwärzeſten Farben von der Palette ſeiner
Phantaſie, um den Hörer von der Hoffnungsloſigkeit zu über=
zeugen
, in die wirtſchaftliche Armut den Menſchen angeblich
ſtürzen muß. Daß Kraft oft erſt am Widerſtand wächſt, ahnt er
nicht. Eine andere Wirklichkeit als die ſichtbare und greifbare,
kennt er ja nicht. Sein Wollen zielt auf den gegenſtändlichen
Nutzen ab. Die heroiſche Idee und ſämtliche Verſuche ihrer Ge=
ſtaltung
begegnen demgemäß nur ſeiner überheblich lächelnden
Ablehnung. Wie für den Naturalismus gibt es für ihn keine
Helden, ſondern nur ein Milieu.
Selbſtverſtändlich tritt der Kulturbolſchewismus nicht allein
im Gewande des Autors auf. Nicht minder gefährlich zeigt er
ſich in der Eigenſchaft als Regiſſeur, wo er mit ſpieleriſchen
Exzeſſen die Wirkung des dichteriſchen Wortes in den Hinter=
grund
drängt und danach trachtet, mit Einfällen eines mehr oder
weniger geſchickt arbeitenden Verſtandes jede dichteriſche Sub=
ſtanz
zu vergewaltigen. Tradition? . . Du lieber Himmel: in
die Ecke mit ſolch verſtaubtem Plunder! Er überſieht ihre ewig
blutvolle Aktualität, weil er ſie nämlich harmlos mit Konven=
tion
verwechſelt.
Was alſo iſt nötig, um eine Erneuerung der deutſchen
Bühnenkunſt zu bewirken?
Vieles. Vom Autor verlangen wir den Willen zur Haltung,
zur klaren, im Religiöſen und Sittlichen wurzelnden menſch=
lichen
Haltung, nicht den zur Unterhaltung. Wir lehnen jede
doktrinäre Bindung an irgendeine Schablone ab, auch an eine
Schablone politiſcher Art. Aber wir ſind der Anſicht daß im
Raum des Theaters das repräſentative Moment der Tradition
und des heutigen erwachten Deutſchlands gewürdigt werden
muß. Bei der Geſtaltung des Spielplans haben wir uns unbe=
dingt
auf das Erbgut unſerer Klaſſik zu beſinnen. Das Ausland
wird ebenfalls von uns berückſichtigt werden. Aber es wird keine
Gelegenheit mehr finden, uns ſeine ſchlechteſten Stücke herüber=
zuſchicken
. Was wir bei uns ſelber ſuchen, ſuchen wir auch bei
ihm: das Weſenhafte, das Geſtalthafte, Dichtungen, die ihre
Kraft aus dem Volkstum und ſeiner Geſchichte ziehen. ( Shake=
ſpeare
, Moliere, Calderon.)
Das Star=Unweſen muß gebrochen werden. Jeder Schau=
ſpieler
hat ſich mit ſeinem ganzen Können für den Dienſt an der

Dichtung einzuſetzen, gleichgültig, auf welchem Platz er jeweils
ſteht. Aufgabe des Regiſſeurs wird es ſein, mit den modern=
ſten
Mitteln den Geiſt der jeweils ihm überantworteten Dich=
tung
darzuſtellen, das Inſtrument des Theaters allen ewigen
Werten der Menſchheit, unſeres Volkstums vor allem dienſtbar
zu machen mit der leidenſchaftlichen Hingabe des Verantwor=
tungsbewußten
.
Das Bühnenbild darf ſich künftig nicht ſo hervordrängen,
wie es in letzter Zeit üblich wurde. Eingeordnet in den Kreis
der künſtleriſchen Geſamtleiſtung, iſt es zur Wahrung der glei=
chen
geiſtigen Linie verpflichtet.
Durch große Beſucherorganiſationen im ganzen Reiche wird
man verſuchen, das Publikum wieder in die Theater zu brin=
gen
. Wir hoffen, daß unſere Abſicht gelingt, denn der Menſch,
den man im Theater nicht mehr ironiſiert und bagatelliſiert,
ſondern der ſich dort ernſtgenommen fühlt, der wird auch vom
neuem Vertrauen zum Theater bekommen.
Nietzſche ſchrieb einmal an Wagner, daß Deutſchland zu
einer neuen großen Kultur berufen ſein könne, wenn es ſich zum
tragiſchen Optimismus der Szene bekennen würde. Wir ſtehen
jetzt im Zeichen eines ſolchen tragiſchen Optimismus. Wir wiſſen
um das Tragiſche unſeres Schickſals, um das Tragiſche aller
religiöſen und ſittlichen Bezüge unſerer Exiſtenz. Aber wir ſtellen
dieſer Notlage trotzdem unſeren unerſchütterlichen, unſeren
heroiſchen Optimismus entgegen.

Dienſt an neuer Lebensgeſtaltung. Heute wird die Arbeit
an der Geſtaltung von Haus und Wohnraum unmittelbar zu einer
Arbeit an der neuen Lebensgeſtaltung überhaupt. Wer ſich von
dieſem Zuſammenhang überzeugen will, der greife zu dem April=
oder
Mai=Heft der rühmlich bekannten Darmſtädter Kunſtzeit=
ſchrift
Innen=Dekoration (Verlagsanſtalt Alexander
Koch, GmbH., Stuttgart Einzelheft 2,50 RM. , im Abonne=
ment
24. RM.). Die ganze Friſche modernen Lebens in deutſcher
Formung tritt hier ſinnfällig hervor. Ein Wohnhaus am Teuto=
burger
Wald nennt Paul Grießer (Bielefeld) eine entzückende
Eigenheim=Schöpfung, aus der die Poeſie moderner Farbengebung,
moderner Naturfreude ſpricht. Großzügig geſtaltet Hans Stierhof
(Nürnberg) die Wohnräume einer vornehmen Stadtwohnugg.
Während hier z. T. Stahlrohrmöbel zu anſprechender Verwendung
kommen. greift eine Raumreihe des Berliner Möbelhauſes Glei=
ſer
den zeitgemäßen Gedanken Deutſches Holz im deutſchen Heim
auf. Ueberlegene Formfindung, praktiſches Denken, hervorragend
ſchöne Materialwirkung zeichnen dieſe in deutſchem Nußbaum,
Aborn, Birnbaum ausgeführten Räume aus. Eia Gutshof bei
München von A. C. Ruedenauer (Stuttgart) geht in der Möbel=
geſtaltung
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Seite 4 Nr. 142

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 23. Mai 1933

A

Für die anläßlich unserer Vermählung über-
mittelten
Glückwünsche und Aufmerksam-
keiten
sagen wir herzlichen Dank.
Fritz Albert Riegler u. Frau
Elisabeth geb. Steinmetz.
Villenkolonie Trautheim, Mai 1965.

Am 19. Mai ſtarb nach kurzem Teiden meine
über alles geliebte Frau, meine treue Mutter,
unſere liebe Schweſter und Schwägerin
Cageme Tangsuurf
geb. Siebert
im 38. Lebensjahre.
Dr. Eduard Langsdorf
Otto Langsdorf
Johanna Thauemann
Ida Lang
Lina Langsdorf.

Die Einäſcherung fand in der Stille ſtatt.
Beileidsbeſuche dankend verbeten.

Goit dem Allmächtigen hat es gefallen, unſeren lieben
Sohn, Bruder, Schwager, Onkel und Bräutigam
Tnheint Kiſcher
Buchhalter
nach langem, mit Geduld getragenen Leiden zu ſich
zu nehmen.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Ludwig Fiſcher
Familie Georg Fiſcher
Familie Karl Fiſcher
Familie Paul Wagner, geb. Fiſcher
Braut Dina Müller.
Darmſtadt, den 22. Mai 1933.
Heinheimerſtr. 20.
Beerdigung findet am Mittwoch, den 24. Mal, nach=
mittags
3.30 Uhr, auf dem Friedhof an der Nieder=
Ramſtädterſtraße ſtatt.

Statt beſonderer Anzeige.
Unſer lieber, guter Vater, Schwiegervater, Großvater,
Bruder und Onkel
Herr Guſtab Taux
Bankdirektor a. D.
entſchlief am 21. Mai ſanft nach kurzem Leiden vor
Vollendung ſeines 86. Lebensjahres.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Mathilde Dietrich, geb. Laux.
Darmſtadt, Frankfurt a. M., Ulm, den 23. Mai 1933.
Annaſtraße 33.
(6595
Im Sinne des Entſchlafenen findet die Beerdigung in
aller Stille ſtatt.
Wir bitten höflichſt, von Beileidsbeſuchen abſehen zu
wollen.

Nachruf.
Am 20. Mai ſtarb nach langem ſchweren Leiden
unſer lieber Kollege
Bäckermeiſter
Pnnpp Twad.
Lange Jahre hatte er tätigen Anteil an den Arbeiten
in unſerer Innungskrankenkaſſe und als Mitglied
unſerer Geſangsabteilung genommen.
Wir werden dem lieben Verſtorbenen ein ehrendes
Andenken bewahren.
Möge er in Frieden ruhn!
Der Vorſtand
der Freien Bäcker=Innung Darmſtadt.
Fr. Sproß, Obermeiſter.
Die Beerdigung findet um ½4 Uhr auf dem Wald=
friedhofe
ſtatt und erſuchen wir die Herren Kollegen
um zahlreiche Beteiligung.
D. O.

Statt beſonderer Anzeige.
Nach kurzer Krankheit verſchied heute ſanft und fried=
lich
unſere liebe, gute Schweſter
Freiin Luiſe von Preuſchen.
In tiefer Trauer:
Freiin Thekla von Preuſchen
Frau Bilhelmine Kirchhoff. geb. Freiin von Preuſchen
Freiherr Fritz von Prenſchen.
Darmſtadt, den 20. Mai 1933.
(6589
Die Beiſetzung findet am Dienstag, den 23. Mai,
nachmittags um 3 Uhr, von der Kapelle des alten
Friedhofs aus ſtatt.

Für die vielen Beweiſe aufrichtiger Teilnahme
beim Heimgange unſeres lieben Entſchlafenen
danken herzlich
6605)
Familien Rühl Grünpeter.

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Einträge in das Handelsregiſter
Abteilung A: Am 15. Mai hinſichtlich der
Firma: Siegfried Nathan, Darmſtadt:
Die Firma iſt erloſchen. Am 18. Mai
1933 hinſichtlich der Firma: Spezial=
haus
für Automobil= und Motor=
radbedarf
Ludwig Saxer, Darmſtadt:
Die Firma iſt erloſchen. Am 17. Mai
1933 neue Firmen: 1) Eiſen=Rieg,
Kommanditgeſellſchaft. Sitz:
Darmſtadt. Geſellſchafter Emil Nieg,
Kaufmann in Darmſtadt. Es ſind
14 Kommanditiſten vorhanden. Karl
Köhler, Kaufmann in Darmſtadt, und
Walter Hiller, Kaufmann in Darmſtadt
ſind zu Geſamtprokuriſten beſtellt mit der
Maßgabe, daß ſie zuſammen zur Ver=
tretung
der Geſellſchaft gemeinſchaftlich
befugt ſind. Die Geſellſchaft hat am
2. Mai 1933 begonnen. 2) Textil=
Etage Ernſt Kunze & Co., Kom.=
Geſ., Kommanditgeſellſchaft. Sitz
Darmſtadt. Geſellſchafter: Ernſt Kunze.
Kaufmann in Darmſtadt. Es ſind zwei
Kommanditiſten vorhanden. Die Ge=
ſellſchaft
hat am 9. Mai 1933 begonnen.
Abteilung B: Am 17. Mai 1933 hin=
ſichtlich
der Firma: Conrad Tach & Cie.,
Gefellſchaft mit beſchränkter Haf=
tung
, Darmſtadt: Die Vertretungsbe=
fugnis
des Geſchäftsführers Hermann
Krojanker iſt beendigt. Kaufmann Walter
Heitz in Burg bei Magdeburg iſt zum
(6603
Geſchäftsführer beſtellt.
Darmſtadt, den 19. Mai 1933.
Amtsgericht Darmſtadt.

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Termin: Mittwoch, den 14. Juni 1933, vormittags 9½ Uhr,
Saal 118 des Neuen Gerichtsgebäudes in Darmſtadt.
Grundſtück: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 6. Bd. 21. Bl. 1043:
Flur 37 Nr. 481 Magazin mit Schuppen und Hof=
raum
. Nr. 154 Pallaswieſenſtraße, 2055 Quadratmeter.
Schätzung: 15 000. RM.
Eigentümer: Kaufmann Felix Neumann in Darmſtadt,
Kahlertſtraße 5.
Darmſtadt, den 20. April 1933.
(V.657
Heſſiſches Amtsgericht.

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Seite 6 Nr. 142
Zur 1. Nakionalen Schach=
Berveisoce i Bdrinſtäbk
Auf Anregung des Miniſteriums für
Volksaufklärung und Propaganda haben
ſich ſämtliche in Deutſchland ſchachſpielende
Verbände unter dem Namen Großdeutſcher
Schachbund zuſammengeſchloſſen.
Als erſte Veranſtaltung des neuen Schach=
bundes
wird, in allen deutſchen Städten
eine Werbewoche ſtattfinden. Die Erſte
Nationale Schach=Werbewoche
läuft vom 22. bis 28. Mai. An ihr ſoll
jeder teilnehmen, der nur irgendwie das
Schachſpiel kennt.
Der Darmſtädter Schachklub Spiellokal
Reſtaurant Kaiſerſaal, Grafenſtraße lei=
tete
die Woche geſtern mit einem Simul=
tanſpiel
für Gäſte ein.

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 23. Mai 1933

Eine Schachpartie im Freien.

Polizeiberichk.

Schwerer Verkehrsunfall. Am Montag gegen 18.15 Uhr er=
eignete
ſich auf der Bergſtraße bei Zwingenberg ein ſchwerer Ver=
kehrsunfall
. Ein auf einer Dienſtfahrt von Darmſtadt kommender
kleiner Polizei=Notrufwagen ſtieß mit voller Wucht mit einer
aus der Richtung Heidelberg kommenden Limouſine zuſammen.
Die Limouſine überholte einen vor ihr fahrenden Kraftwagen, der
ebenfalls ein vor ihm fahrendes Pferdefuhrwerk mit Anhänger
überholen wollte, den Notrufwagen aber kommen ſah und raſch
abſtoppte. Die Limouſine dagegen überſah den entgegenkommen=
den
Notrufwagen und ſtieß dadurch in der Höhe des Pferdefuhr=
werks
mit ihm zuſammen. Beide Fahrzeuge wurden ſchwer be=
ſchädigt
, die Inſaſſen mehr oder minder ſchwerverletzt in das
Bensheimer Krankenhaus überführt.
Zur Brandſtiftung in der Villa Bloch auf der Straße Ur=
berach
Meſſel. Für die Aufklärung des Brandes hat die Ver=
ſicherung
eine Belohnung von 5000 RM. unter Ausſchluß des
Rechtsweges bewilligt.
Feſtgenommen. Ein Schriftſetzer aus Darmſtadt wurde wegen
Verbreitung von illegalen Flugſchriften und Sprengſtoffdiebſtahls
feſtgenommen.
Aufgegriffen. Die beiden am 17. Mai als vermißt gemeldeten
jugendlichen Ausreißerinnen aus Darmſtadt wurden von der Kri=
minalpolizei
in. Frankfurt a. M. aufgegriffen und von den Eltern
abgeholt.
Feſtgeſtellt. Die in der Offenbacher Schleuſe geländete Leiche
wurde als die in Frankfurt a. M. wohnhafte Hausangeſtellte
Berta Eck aus Neberg bei Miltenberg a. M. feſtgeſtellt.
Garteneinbruch. Zu dem Garteneinbruch am Roſenhöhweg bei
der Gartenbaugenoſſenſchaft Darmſtadt in der Nacht vom 11. auf
12. Mai iſt noch zu berichten, daß hierbei in der Hauptſache eine
Unmenge Herren=, Damen= und Kinderkleider, Schuhe, Schürzen=
ſowie
Gartenſchläuche geſtohlen wurden. Vor Ankauf der geſtoh=
lenen
Gegenſtände wird gewarnt! Wer kann nähere Angaben
machen?
Als gefunden ſind gemeldet: 1 rote Halskette. 1 Damenſchirm,
1 Strohbaskenmütze, 1 gelbe Kette, 1 ſchwarze Weſte, 1 Nickel= Her=
renuhr
, t ſchw. Regenmantel, 3 Portemonnaies mit Inhalt, 1 gol=
dener
Zwicker, 1 goldene Broſche, 1 Herrenfahrrad, 1 ſilberne
Broſche (Dreimarkſtück), 1 goldener Ohrring, 1 Medaille, 2 Mützen.
1 Kindermantel, 2 leere Portemonnaies, 2 Photo=Apparate, 6 Bund
Schlüſſel, 1 Gummidecke. 1 Heckenſchere, 1 Paket mit Wäſche, 2 ein=
zelne
Handſchuhe, 2 Brillen, 1 Damenhandtäſchchen, 1 Zigaretten=
etui
, 3 Taſchenmeſſer, 1 Tabakspfeife, 1 Broſche. 1 Einkaufsnetz mit
Lederriemen, 1 Brille mit Nickelfaſſung, 1 Aktenmappe, 1 Sturm=
laterne
.
Zugelaufen: 1 Baſtard, 1 brauner Dackel, 1 Tigerdogge, 1
Schäferhund, 1 Boxer. Zugeflogen: 3 Pfautauben, 2 blaue Wel=
lenſittiche
.
* Aus dem Gerichksſaal.
Aw. Das Bezirksſchöffengericht verhandelte, am
Montag den Unfall, der ſich am 21. März d. J.. abends, in
der Neckarſtraße ereignete und bei dem ein hieſiger Student ums
Leben kam. Die Studenten zogen damals vom Paradeplatz, wo
ſie ſich verſammelten, in geſchloſſenem Zuge durch Rhein= und
Neckarſtraße nach dem Marienplatz, wo die Kundgebung ſtatt=
fand
. An der Waldſtraße mußten die letzten der Studenten
einen Augenblick Halt machen, und ſo kam es, daß, als ſie gerade
wieder weitergehen wollten, ein Wagen der Straßenbahn in
voller Fahrt in ſie hineinfuhr. Drei von ihnen kamen zu Fall,
und einer fiel ſo unglücklich mit ſeiner ganzen Länge auf das
Steinplaſter, daß er einen Schädelbaſisbruch erlitt, an deſſen
Folgen er kurz darauf ſtarb. Angeklagt iſt heute der 29jährige
Führer des Straßenbahnwagens. Er gibt an, er
habe durch die regenfeuchten Scheiben die Studenten erſt zu ſpät
bemerkt. Er habe natürlich ſofort alle Bremſen gezogen, aber
durch die Näſſe ſei der Wagen noch ein Stück gerutſcht. Der An=
geklagte
will ſeine ganze Aufmerkſamkeit der Straße gewidmet
und vorher keinen Menſchen dort bemerkt haben. Lediglich an
der Eliſabethenſtraße etwa habe er Fackelſchein geſehen. Das
Gericht kommt, wie der Vertreter der Staatsanwaltſchaft, zu der
Auffaſſung, daß der Angeklagte ganz grob fahrläſſig gehandelt
habe, und erkennt wegen fahrläſſiger Tötung auf
ſechs Monate Gefängnis.
Autoliſte Nr. 111. Soeben erſchienen, verzeichnet Autoliſte
Nr. 111 alle Meldungen (Ab= und Zugänge) von Kraftfahrzeugen
jeder Art in den 18 Kreiſen des Volksſtaats Heſſen (Kennzeichen
VS. VR. VO) für die Zeit vom 1.15. Mai, und zwar in fol=
folgender
Reihenfolge: Name, Beruf. Wohnort des Kraftfahr=
zeugbeſitzers
: Fahrzeugart, Hubraum in ccm und PS (bei Laſtkraft=
wagen
: Nutzlaſt in kg und PS); Fabrikat und Motornum=
mer
. Fabrikneue Fahrzeuge ſind durch + kenntlich ge=
macht
. Die Meldungen ſind geordnet nach den drei Provinzen
(VS. VR. VO) und Kreiſen, und innerhalb dieſer nach Fahr=
eugarten
. Abgemeldete Fahrzeuge werden beſonders ge=
führt
. Dieſe Meldungen ſind nur durch den Verlag
L. C. Wittich in Darmſtadt erhältlich. Sie ſind unentbehrlich,
weil ſie laufend neueſtes Adreſſenmaterial liefern. Die Autoliſten
erſcheinen alle 14 Tage, alſo monatlich 2 Liſten. Die ſpäteſtens
am 8. eines jeden Monats ausgegebene Liſte enthält die Mel=
dungen
vom 16.30. (31.) des voraufgegangenen Monats, und
die ſpäteſtens am 23. eines Monats ausgegebene Liſte die Mel=
dungen
vom 1. bis 15. des gleichen Monats. Bezugspr is
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Im Union=Theater ſieht man heute unwiderruflich zum
letzten Male den Film der Wirklichkeit Ich bin ein entflohener
Kettenſträfling
In den Helia=Lichtſpielen läuft nur noch kurze Zeit der
Film der nationalen Erhebung Blutendes Deutſchland, ein
Werk für das erwachende Deutſchland.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen nur noch heute und morgen
im Erſtaufführungs=Doppelprogramm Jenny Jugo in dem luſti=
gen
Tonfilm Die nackte Wahrheit, ſowie den ſpannenden Ton=
film
Die Frau, von der man nicht ſpricht. (Seine Freundin
Nanette‟
Die Beſſunger Lichtſpiele Heidelberger Straße 89
bringen ab heute den Großfilm Wolkenſtürmer Vielen dürfte
er ſchon bekannt ſein. Wer ihn aber noch nicht ſah, beeile ſich,
ihn anzuſehen. Neben dieſem Großfilm läuft noch Romanze‟,
mit Greta Garbo.
Reſi=Theater zeigt einen der ſympathiſchſten Filme, die
Viel bisher gedreht hat: Jonny ſtiehlt Eurova, mit dem
nd Greif, einem direkten Nachkommen Rin=Tin=Tins,
Wunderpferd Europa.

Auflöſung des Bundes Deukſcher Frauenvereine.
Die Vertreterinnen der dem Bund Deutſcher Frauenvereine
angeſchloſſenen Verbände haben angeſichts ihrer eigenen organi=
ſatoriſchen
Lage beſchloſſen, den Bund Deutſcher Frauenvereine
mit ſofortiger Wirkung aufzulöſen.
Der Bund Deutſcher Frauenvereine, der in über 80 Verbän=
den
zirka ½ Millionen Mitglieder umfaßt, wurde im Mai des
Jahres 1894 gegründet. Er wollte die deutſchen Frauen jeder
Partei und Weltanſchauung vereinigen, um ihre nationale
Zuſammengehörigkeit zum Ausdruck zu bringen und die allen ge=
meinſame
Idee von der Kulturaufgabe der Frau zu verwirk=
lichen‟
. Der Bund beſtand aus den großen Reichsorganiſationen
für die verſchiedenen Berufe (Poſtbeamtinnen, Lehrerinnen,
Aerztinnen, Juriſtinnen, Schneiderinnen u a. m.) und war ge=
gliedert
in 17 Landesverbände, die zugleich ſeine Geſchäftsſtellen
waren. Durch die organiſatoriſchen Eingriffe der letzten Zeit in
das Vereinsleben, insbeſondere der Berufsorganiſationen, wur=
den
die Träger der Berufsorganiſationen in einer Weiſe be=
rührt
, daß dem Geſamtvorſtand des Bundes die Fortführung ſei=
ner
Arbeit in der bisherigen Form nicht mehr möglich erſchien.
Infolge der Auflöſung des Bundes Deutſcher Frauenvereine
haben der Landesverband Heſſiſcher Frauenvereine und der Ver=
band
Darmſtädter Frauenvereine ebenfalls ihre Auflöſung ein=
ſtimmig
beſchloſſen.
Billiger Sonderzug nach Schwekingen u. Mannheim.
Der für Donnerstag, den 25. Mai (Chriſti Himmelfahrt)
von Wiesbaden über Mainz-Darmſtadt in Ausſicht genommene
Verwaltungsſonderzug ,der Reichsbahndirektion Mainz nach
Schwetzingen und Mannheim, zu dem Sonderzugrückfahrkarten
mit 60 Prozent Fahrpreisermäßigung ausgegeben werden, wird
beſtimmt verkehren. Näheres iſt aus den Aushängen auf den
Bahnhöfen und bei den amtlichen Reiſebüros zu erſehen. Da
der Zug eine gute Beſetzung erfahren wird, empfiehlt es ſich, die
Sonderzugkarten recht frühzeitig zu löſen.

Jede Taſſe Kathreiner
eine Taſſe
Tofalaloeo.

Vereinskalender.
Deutſcher Offizierbund. Wir ſind vom Marine=
Verein zu Mittwoch, den 31. Mai, 8.30 Uhr abends, in die
Woogsturnhalle zur Skagerrak=Feier eingeladen. Bitte der Ein=
ladung
zahlreich Folge zu leiſten.
Vereinigung früherer Leibgardiſten. Am
Himmelfahrtstag Ausflug mit Muſik nach Eberſtadt. Einkehr
im Bergſträßer Hof. Abmarſch 1.45 Uhr am Orangeriegarten.
Zahlreiche Beteiligung erwünſcht.
Die Angehörigen des ehemaligen Feldartillerie=
regiments
111 treffen ſich am Freitag, dem 26. ds., abends
8 Uhr, im Heſſiſchen Hof (Mathildenplatz).
Deutſch=Oeſterr. Alpenverein Sektion Darm=
ſtadt
. Die Wanderung Altrhein findet am 25. Mai. Himmel=
fahrt
, ſtatt.
Jungdeutſcher Orden. e. V. Bruderſchaft Darmſtadt.
Dienstag, den 23. Mai: Kameradſchaftsabend zur Pflege der
Wehrhaftigkeit. Lichtbildervortrag: Dr. Kuermann. Als Fern=
erkundungsflieger
im Weſten. Beginn 20.30 Uhr. im Weißen
Saal, bei Chriſt, Grafenſtraße. Gäſte willkommen.
Bund Königin Luiſe Ortsgruppe Darmſtadt.
Mittwoch, den 24. Mai, abends 8 Uhr, bei Sitte: Pflichtver=
ſammlung
. Gäſte herzlich willkommen.
Briefkaſten.
Jeeer Anfrage iſt die letzte Bezugsgulitung beizufügen. Anonyme Anfragen wirden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindiichkeit.
L. F. Die Notverordnung vom 14./15. Juni 1932 hat neue
Sätze hinſichtlich der Lohnpfändung eingeführt, die die
Anfrage ja wohl im Auge hat. Es wird auf die Art der Lohnaus=
zahlung
abgeſtellt. Danach müſſen dem Schuldner (Lohnempfänger)
bleiben: a) bei täglicher Auszahlung 6.30 RM., bei wöchentlicher
38 RM., bei monatlicher 165 RM.: b) ein Drittel des Mehrbe=
trags
, gleichgiltig welcher Höhe; c) wenn der Schuldner ſeinen
Ehegatten, einem ehelichen und einem unehelichen Kind geſetz=
lichen
Unterhalt gewähren muß, für jede Perſon ein Sechſtel,
höchſtens zwei Sechſtel, ſo daß beſtenfalls zwei Drittel des Mehr=
betrags
pfandfrei bleiben. Der pfändbare Teil iſt nach dem Brut=
tolohn
zu berechnen. Der pfändungsfreie Betrag iſt im Gerichts=
beſchluß
für den Arbeitgeber klar zu bezeichnen. Das Geſetz ſpricht
nur von einem unehelichen Kinde. Es müßte alſo hier eine ge=
richtliche
Entſcheidung veranlaßt werden.
Luftſchutz 1. Unter den neueren Sprachen wären für einen
Kaufmann wohl Engliſch. Franzöſiſch und Spaniſch zu erlernen
nötig. 2. Die Kündigungsfriſt beträgt mangels beſonderer Verein=
barung
bei Darlehen von mehr als 300 RM. drei Monate bei
Darlehen von geringerem Betrage einen Monat. 3. Fünf Meter
Eiſenbeton. Dabei kommt es aber natürlich auch ſehr auf die Höhe
an, aus der die Bombe geworfen wird.

F. K. 20. In hieſigen Drogengeſchäften wird
wünſchte Auskunft zuteil werden.

Ihnen die ge=

Tageskalender für Dienstag, den 23. Mai 1933.
Union: Ich bin ein entflohener Kettenſträfling‟ Helia:
Blutendes Deutſchland Palaſt: Die nackte Wahrheit
und Die Frau von der man nicht ſpricht, Reſi: Jonny ſtiehlt
Europa. Beſſunger Lichtſpiele: Der Wolkenſtürmer und
Romanze‟.

Aus Heſſen.
Evangeliſche Waldfeier in der Täubcheshöhle
bei Arheilgen am Himmelfahrksfeſt.
An Himmelfahrt findet zum erſten Male im Arheilger Pfa
wald, der Täubcheshöhle (Nordoſtecke), eine große evangeliſ
Waldfeier ſtatt. Um 9 Uhr iſt ein Gottesdienſt, in dem der H
Superintendent von Starkenburg. Oberkirchenrat Dr. Mülle
die Feſtpredigt halten wird. Im Anſchluß daran ſpricht Herr P
lat D. Dr. Diehl über. Die evangeliſche Kirche u
die neue Zeit‟. Der Arheilger Poſaunenchor, Kirchengeſa
verein von Arheilgen und Nachbarorten wirken mit. Die evan
liſchen Männervereine von Starkenburg ſind dazu eingeladen u
haben mittags noch eine Vertreterſitzung.
In dieſem Wald, der vom Bahnhof Arheilgen in einer Vi
telſtunde zu erreichen iſt, haben Mitglieder der evangeliſchen V
eine Arheilgens im Winter eine große Waldbühne errichtet u
Sitzplätze geſchaffen, damit dort auch weiterhin evangeliſche Vol
feſte gehalten werden können. Die evangeliſchen Glaubensgenoſ
von Darmſtadt, Arheilgen und den benachbarten Gemeinden
herzlich zu dieſer großen evangeliſchen Waldfeier eingeladen,
wie wir hoffen, eine machtvolle Bekundung evangeliſchen Gle
bensſtrebens ſein möchte.
* 6. Gau=-Werkungsſingen des Gaues Dieburg
in Babenhauſen.
r. Das 6. Gauwertungsſingen iſt verrauſcht. Es geſtaltete
zu einem Sängerfeſt, wie es wahrlich ſchöner nicht ſein konn=
Strahlender Maienſonnenſchein, ein farbenfroh geſchmücktes Stä
chen, eine ſangesfrohe Stimmung der Einwohner, die mit ganz
Herzen dabei waren, und den Gäſten aus dem Sängergau D
burg wirklich feſtliche Stunden bereiteten. Den Auftakt bild
ein Fackelzug mit anſchließendem Kommers am Samst
abend im Saalbau Deutſcher Hof. Geſchmackvoll, reichhal
und dabei volkstümlich iſt die von dem Ehrenchormeiſter des V
eins Eintracht Herrn M. Sahm, zuſammengeſtellte V.
tragsfolge. Herzlich iſt der Willkommengruß des Vereinsv.
ſitzenden, Herrn Willand, eindrucksvoll die Begrüßung
anſprache des Herrn Oberreallehrers Müller, die mit ein
freudig aufgenommenen Sieg=Heil auf Volk, Vaterland, Hitl
geiſt und deutſches Lied ſchloß. Die Darbietungen der Kave
Lautz, des Geſangverein Sängerbund, und des Tur
vereins 1891 ernteten alle großen Beifall. Die Ehrung v
ſchiedener Jubilare der Eintracht, nahm der Gauvorſitzen
Herr Steinmetz=Dieburg, mit trefflichen Worten vor. Se
Sieg=Heil galt der neuen Regierung. Der Sonntag vormittag w
dem Gauwertungsſingen gewidmet, an dem ſich 19 V
eine beteiligten, und das von Herrn Prof. Dr. Noack=Darmſte
muſikaliſch kritiſch bewertet wurde. Das Singen hinterließ d
beſten Eindruck bei allen Zuhörern und zeigte, daß der Geſan
durchſchnitt der Leiſtungen auf recht beachtlicher Höhe ſtand. Na
mittags war ein Feſtzug, der mit den vielen Wimpeln u
Fahnen der Vereine ein farbenfrohes Bild bot. Auf dem B
marckplatz fand eine öffentliche Kundgebung ſtatt, wol
unter der Leitung des Gauchormeiſters Keller=Dieburg d.
mächtige Maſſenchöre ertönten, Herr Bürgermeiſter Klein ei
mit Beifall aufgenommene Begrüßungsanſprache hielt und
Gauvorſitzende Steinmetz mit begeiſternden Worten von d
Bedeutung des deutſchen Liedes ſprach. In das Deutſchland= u
Horſt=Weſſel=Lied wurde freudig eingeſtimmt. Das letzte Ste
dichein gaben ſich die Sänger auf dem Feſtvlatz in der Kaſerr
wo ſich ein recht buntbewegtes Volkstreiben bei Konzert und Ta
anſchloß. Das 6. Gauwertungsſingen ia Babenhauſen war e
aufbauendes Werk von großem inneren Wert für die Sänger u
äußeren Erfolg für die Siegkraft des deutſchen Liedes.

Dg. Arheilgen, 22. Mai. Der Geſangverein Fro=
ſinn
veranſtaltete für ſeine Frauen einen Bunten Abe
(Kaffee=Abend) der einen überaus guten Beſuch zeitigte. T
unterhaltende Programm brachte nach einem einleitenden Muſ
ſtück und einer kurzen Anſprache des Herrn Otto Heib eine
abwechſlungsreicher Darbietungen, die in ihrem heiteren Char(
ter ihre Wirkung auf die Zuhörer nicht verfehlten. Beſonder
Beifall fanden das heitere Marktgeſpräch, der Einakter I
Punktroller ſowie die köſtlichen Darbietungen von Frl. Jäh
ling und die Tänze von Frl. Simmermacher.
er. Reinheim, 22. Mai. Haſſia=Delegiertentagun
Geſtern nachmittag fand in der Wirtſchaft Zur Krone dahi
der Frühjahrsdelegiertentag des Bezirkes Reinheim=Reichelshei
von der Kriegerkameradſchaft Haſſia ſtatt. Eingeleitet wurde die
Tagung mit einem Propagandamarſch durch die Ortsſtraßen, wele
in reichem Flaggenſchmuck prangten, unter Vorantritt des Spie
mannszuges und der Standartenkapelle der SA. Reinheim. T
1. Vorſitzende, Kamerad Röder=Reichelsheim, eröffnete die Taguu
mit freundlicher Begrüßung und dankte beſonders den Herre
Vertreter der Haſſia, dem Kameraden Verbandsſchießleiter Maj
Pohl und Kamerad Ritter, Leiter der Fürſorge, für ihr Erſche
nen. Kamerad Schuchmann=Reinheim begrüßte die Delegiert
als Gaſtgeber und brachte Sieg=Heil=Rufe auf den Herrn Reich
präſidenten und den oberſten Führer Hitler aus, wozu die Kapel
das Horſt=Weſſel=Lied intonierte. Vor Eintritt in die Tagesor
nung gedachte man in üblicher Weiſe der durch den Tod hein
gegangenen Kameraden des letzten Jahres. Aus dem umfan
reichen Jahresbericht geht hervor, daß dem Bezirk 32 Vereine m
1800 Mitgliedern angehören. Der Kriegerverein Klein=Biebere
wird neu aufgenommen. An Unterſtützung durch die Haſſia wu
den dem Bezirk im Jahre 1933: 580 RM. zugewieſen ſowie 10
RM. Rückvergütung durch die Feuer= und Lebensverſicherung
geſellſchaft Allianz. Die Rechnung wird von Rechner Gerſtei
ſchläger, Groß=Bieberau, bekannt gegeben und durch die Kamerade
Fröhlich=Reichelsheim und Müller=Spachbrücken geprüft, worat
dem Rechner Entlaſtung erteilt wird. Der Schriftführer Ade
berger=Reinheim hielt einen längeren Vortrag über die Bewegut
der heutigen Zeit, getragen vom Geiſte Adolf Hitlers. Verband
ſchießleiter Major Pohl berichtet eingehend über den Aufbau d
Schießſportes, woran ſich ein Vortrag des Kameraden Ritte
Darmſtadt über Verſorgungsweſen anſchloß. Ueber Verſicherunge
berichtet im Auftrage, der Allianz Kamerad Steinmetz=Diebut
Auszeichnungen durch die Haſſia wurden verliehen für treue Mi
gliedſchaft dem Altveteranen Georg Ehrhard=Nieder=Kainsba
das Haſſia=Ehrenkreuz und für 25jährige Tätigkeit im Vorſtan
den Kameraden Karl Walter, J. Otto Müller, Leonhard Zulau
Heinrich Karl Walter und Jakob Georg Blitz (ſämtlich at
Lengfeld) und Joh. Peter Trautmann aus Ober=Oſtern die Haſſie
Ehrenmünze. Als Vertreter des Bezirkes zum Verbandstag
Nidda wird der 2. Vorſitzende, Lehrer Barth=Brensbach, beſtimm
Das diesjährige Bezirksfeſt findet am 18. Juni in Pfaffen=Bee
furth ſtatt, der Herbſtbezirkstag in Fränkiſch=Crumbach. Zu Pun
Verſchiedenes finden die Anregungen des Kameraden Mülle=
Spachbrücken allgemeinen Beifall. Die Tagung war getragen vo!
Geiſte Adolf Hitlers und dem Motto: Gott, Ehre, Vaterland.
Ct. Heubach, 22. Mai. Der Frühjahrsgeländerik
des Reit= und Fahrvereins des vorderen Odenwaldes findet 4.
Himmelfahrtstage dahier ſtatt. Der Ritt beginnt vormittags 10.
Uhr am Pflanzgarten Rödelshäuschen, führt durch das in ſein!
Frühlingspracht liegende Tal der Sauſteige und hat ſein Ziel
der Pfaffenhütte. Nach beendetem Ritt treffen ſich Teilnehme
und Freunde bei einigen Stunden gemütlichen Beiſammenſei!
im Gaſthauſe Zum Löwen‟. Die Nennungen ſind zahlreich ei
gelaufen, und iſt bei Anhalten der guten Witterung damit zu re‟
nen, daß ſich der diesjährige Geländeritt den vorausgegangene
würdig anreiht.
Heppenheim, 22. Mai. Nächſten Donnerstag, den 25. M9
Chriſti=Himmelfahrtstag, findet nachmittags 4 Uhr
Parkhotel Halber Mond ein großes Militärkonzert ſtatt.
Kapelle ſtellt die Heſſiſche Landespolizeikapelle Darmſtad
unter perſönlicher Leitung des Herrn Obermuſikmeiſters Bu=
lau
, oberſter Leiter aller Standartenkavellen der SA. in Helle.
Es iſt dies zum erſtenmal nach dem Kriege, daß eine ganze R
velle in Stärke von 25 Mann in Uniform im Halben Mon.
ſvielt. Da die Kavelle nicht nach dem Erwerb das Konzert Ao
konnte das Eintrittsgeld ganz niedrig gehalten werden: es iſt!"
mit wieder einmal Gelegenheit geboten, für wenig Geld ein aute
Konzert zu hören. Die Auswahl der Muſikſtücke iſt erſtklaſſt
Abends von 8.30 Uhr ab findet ein Tanzvergnügen ſtatt: auch
wird ein Teil der obigen Kapelle die Muſik ſtellen. Es geht nu
die Bitte an alle Gäſte des Halben Mond, wenn möglich 2
Veranſtaltungen zu beſuchen, damit die Kapelle erneut für ſpäle.
Konzerte gewonnen wird. (Man beachte auch die kommende
Inſerate.)

[ ][  ][ ]

Dienstag, 23. Mai 1932

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Die Gleichſchaltung in der Deutſchen Turnerſchaft.
ſchäftsführer und Schriftwart, Heinrich Seibert zum Preſſe= und
Werbewart und Johannes Becker zum Schatzmeiſter. Das Amt des
veieannig dan deartcher Boitstate. Ober= und Wehrturnwarten wird vom Vereinsführer ſelbſt ver=

Nr. 142 Seite 7

G. Ober=Ramſtadt, 22. Mai 1933.
Letzten Samstag fand in dem mit Hakenkreuzfahnen, Fahnen
in den Reichs= und Landesfarben und friſchem Grün feſtlich ge=
ſchmückten
Saal Zum Löowen eine Hauptverſammlugg des Turn=
vereins
1877 D.T. ſtatt, um die Gleichſchaltung nach den Richt=
linien
der Deutſchen Turnerſchaft durchzuführen. Die Mitglieder
hatten ſich zu dieſer Verſammlung recht zahlreich eingefunden. Ein
flott geſpielter Marſch des Mandolinenklubs leitete den Abend
ein. Nach dem gemeinſamen Geſang des Turnerliedes Ein Ruf
iſt erklungen begrüßte der ſeitherige Schriftführer Rodenhäuſer
die Erſchienenen und führte zur Eröffnung der Hauptverſammlung
etwa folgendes aus: Ein neuer Zeitgeiſt iſt in unſerem deutſchen
Volke eingekehrt. In Einheit und Liebe zum Vaterland hat ſich
wieder das deutſche Volk gefunden. Verſchwunden iſt Klaſſenhaß
und Standesdünkel. Der Wahrſpruch unſerer deutſchen Turner
Wir kennen nichts von arm und reich, von Klaſſen, Raag und
Stand, Turnbrüder ſind ſich alle gleich, ihr Gut heißt Vaterland,
hat ſich nunmehr auf das ganze deutſche Volk übertragen. Wir
deutſchen Turner begrüßen dieſe nationale Erhebung freudigen
Herzens, weil nun das, was unſer Altmeiſter Friedrich Ludwig
Jahn vor mehr als 100 Jahren erſtrebte, Wirklichkeit gewor=
den
iſt.
Laut und frei kann nunmehr die deutſche Turnerſchaft dank
der gationalſozialiſtiſchen Revolution ſich zum Jahnſchen deutſchen
Volkstum bekennen. Was vor 100 Jahren als ſtaatsgefährlich
interdrückt und blutig niedergeſchlagen wurde, aber in der Aſche
ortglühte, als echter Turnergeiſt ſich vererbte, kann heute frei
ind ungehindert ſich entfalten. Wer die Geſchichte der D.T. kennt,
pird wiſſen, unter welchen Vorbehalten die ſchmachvolle Turn=
perre
endlich wieder aufgehoben wurde, gegen welche Unkeantnis
über ihr eigentliches Weſen und Wollen, die D.T. weiterhin zu
ämpfen hatte, wie geringſchätzig maßgebende Kreiſe über den
Sport der armen Leute dachten und mit welchem Eifer in der
Nachkriegszeit nicht nur von marxiſtiſcher und kommuniſtiſcher
Seite, ſondern auch von anderen Kreiſen am Beſtande der D.T.
ſerupft wurde. Durch ein Jahrhundert aber blieb ihr der ur=
prüngliche
Weſenskern erhalten. In der nationalſozialiſtiſchen
völkiſchen Anſchauung endlich fanden die Jahnſchen Ideale eine
gwaltige Auferſtehung. Der Kampfruf Deutſchland erwache‟
ſat auch die Geiſter der turneriſchen Vorkämpfer wachgerufen.
Ein Ruf iſt erklungen durch Berg und durch Tal, heraus ihr
eutſchen Jungen zum grünen Waffenſaal. Nichts anderes als
Mit Hitler!, Zuruck zu Jahn bedeutet daher die jetzige For=
erung
auf Umgeſtaltung des turneriſchen Lebens. Es gibt kein
eſſeres Vorwärts! Dazu gehört das völkiſche Bekenntnis aller
Nitglieder ohne jeden Vorbehalt. So wie ſich von Anbeginn des
Lampfes der Freiheitsbewegung die einzelnen deutſchen Turner
n allen Gauen. Städten und Dörfern mit freudigem Opferſinn
nter die Führer Adolf Hitlers geſtellt haben, ſo ſteht nunmehr
ie geſamte Deutſche Turnerſchaft geſchloſſen dem Führer des
deutſchen Reiches zum Aufbau eines neuen Deutſchland kampfbe=
eit
zur Verfügung. Ein ganz gewaltiger Umſchwung vollzieht
ch in der Deutſchen Turnerſchaft. An Stelle des Parlamentaris=
uus
tritt das Führerprinziv. Aber nicht nur in der Führung der
ſeutſchen Turnerſchaft, ſondern in allen deutſchen Turnvereinen
* dieſe Gleichſchaltung, die auch die Vollariſierung, d. h. den Aus=
hluß
aller Juden bedingt, durchzuführen.
Der ſeitherige 1. Vorſitzende des Vereins, Altbürgermeiſter
lückert, gab alsdann die Ernennung des Turners Karl Auguſt
Freitwieſer als Führer und deſſen Beſtätigung durch den Gau=
ihrer
bekannt und übergab dieſem die Führerſchaft. Der nun=
jehrige
Führer, dem die Verſammlung durch Erheben von den
ſitzen die Treue gelobte, beſtimmte in den Turnrat folgende Tur=
er
: Als ſtellv. Führer und Dietwart: Heinrich Keller ir., als
berturnwart: Heinrich Moter, als Geſchäftsführer, Preſſe= und
Verbewart: Philipp Rodenhäuſer, als Schriftwart: Lehrer Gött=
lann
, als Schatzmeiſter: Wilhelm Fiſcher. Die einzelnen Fach=
arte
ernannten nunmehr, folgende Unterführer: Geſangswart:
akob Obmann, Wanderwart: Jakob Haas, 1. Turnwart: Her=
ann
Kehr, 2. Turnwart: Hans Göckel, Volksturn= und Wehr=
arte
: Karl Auguſt Breitwieſer und Jakob Breitwieſer, Tur=
erinnenturnwarte
: Sportlehrer Jean Dittmann und Kath Schä=
r
. Schülerturnwarte: Lehrer Göttmann, Chr. Stuckert, Gg. We=
1. Schülerinnenturnwarte: Anaa Blum und Anna Kehr,
chwimmwarte: Karl Kaiſer und Anton Hegert, Zeugwart: Willi
Zeber.
Damit war die Gleichſchaltung, eine Tat von hiſtoriſcher Be=
eutung
, durchgeführt. Man beſprach in der Folge alsdann noch
erſchiedene Vereinsangelegenheiten. So ſoll am Himmelfahrtstag
n Familienausflug nach Nieder=Modau ſtattfinden. Abmarſch
ierzu nachmittags 2.30 Uhr am Löwen, Konzertſtücke Lieder=
orträge
und der gemeinſame Geſang des Horſt=Weſſel= und
Deutſchlandliedes beſchloſſen dieſe denkwürdige Tagung, die wie
ine andere zuvor einen Markſtein in der Geſchichte des Turn=
ereins
1877 bildet.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 22. Mai. Turnverein General=
erſammlung
. Von ſeiten der Gauleitung wurde für den hieſigen
urnverein als 1. Führer der bisherige 1. Vorſitzende Emil Bauer
erufen und beſtätigt. Kraft der den 1. Führern zuſtehenden Be=
gniſſe
ernannte dieſer den Turnrat in der nachfolgenden Weiſe:
Zum 2. Führer mit gleichzeitiger Stellvertretung des 1. Führers
wie Dictwart W. Hinkel 2., b) zum Geſchäfts= und Schriftführer
V. Bender, c) zum Kaſſewart Fr. Bender 6., 4) zum Oberturn=
dart
K. Trautmann. Zu Fachwarten wurden beſtellt: 1. Robert
uaz für Männerturnen, 2. Martin Becker für Frauenturnen,
Bernhard Gaßmann für Spiele und Volksturnen (hierunter
illt auch die Handballabteilung), 4. Auguſt Kehr für Kraftſport.
amit iſt nun auch beim hieſigen Turnverein die Gleichſchaltung
ollzogen. Einen Vorſtand in der bisherigen Zuſammenſetzung
ibt es für die Zukunft nicht mehr. Den Abſchluß der Verſamm=
ung
bildete ein recht intereſſanter Vortrag des Turgers Pilz
bek folgende Themen: 1. Judenfrage, 2. Dietweſen, 3. Wehrſport,
Führerweſen.
* Roßdorf, 22. Mai. Gleichſchaltung im Turnver=
in
D. T. In dem mit den Fahnen des Reiches und der Turner=
ahne
feſtlich geſchmückten Gaſthaus zur Sonne fand die außer=
rdentliche
Hauptverſammlung des Turnvereins ſtatt. Mit dem
eiede Turner auf zum Streite wurde die Verſammlung eröff=
ſet
. Der ſeitherige Vorſitzende, Turnbruder L. Amann, teilte mit,
der ſeitherige Vorſtand infolge der Gleichſchaltungsbeſtim=
nungen
ſeine Aemter niedergelegt habe, und daß ein neuer Ver=
insführer
zu wählen ſei. Durch Zuruf wurde dann der ſeitherige
Vorſitzende, Lehrer L. Amann, einſtimmig zum Vereinsführer ge=
bählt
. Mit dem Gelöbnis, allezeit ſeine ganze Kraft in den Dienſt
der deutſchen Turnſache zu ſtellen und ſein Amt im Sinne des Füh=
ers
Edmund Neuendorf zu führen, übernahm er ſein Amt und
rnannte zu Turnratsmitgliedern die Turner: Hans Orth zum
tellvertretenden Führer und Dietwart, Auguſt Emmerich zum Ge=

ſehen. Die Turnratsmitglieder und ihre Mitarbeiter wurden durch
Handſchlag feierlich verpflichtet. Nachher konnten 15 neue Mit=
glieder
feierlich in den Verein aufgenommen und verpflichtet
werden. Anſchließend ſprach der Führer über das Thema: Na=
tionale
Erhebung und Deutſche Turnerſchaft‟. Seine Rede klagg
aus in einem Gut=Heil auf Volk und Vaterland. Das Deutſch=
landlied
bildete den Abſchluß der Rede. Ein Hinweis auf das
Deutſche Turnfeſt in Stuttgart und das Gauturnfeſt in Walldorf
ſchloß ſich an und mit einem Gut=Heil auf den Herrn Reichsprä=
ſidenten
, ſeinen Volkskanzler Adolf Hitler und ſeine Mitarbeiter
und dem Horſt=Weſſel=Lied wurde die feierliche Verſammlung ge=
ſchloſſen
.
F. Eberſtadt, 22. Mai. Gleichſchaltung im Turn=
verein
1876e V. (DT.). In einer mit dem Turnerlied Ein
Ruf iſt erklungen eröffneten Verſammlung legten ſämtliche Vor=
ſtandsmitglieder
, ihre Aemter nieder. Hierauf wählte die Ver=
ſammlung
den bisherigen Vorſitzenden, Bildhauermeiſter Heinrich
Dieter einſtimmig zum Führer des Vereins. Der Führer ver=
ſprach
, ſeine Kraft auch weiterhin in den Dinſt der Turnſache ſtel=
len
zu wollen. Aus Anlaß der nunmehr vollzogenen Gleichſchal=
tung
wird am Samstag (27. Mai) ein großer deutſcher Turnabend
ſtattfinden. Gleichſchaltung in der Turngeſell=
ſchaft
e. V. Auch in der Turngeſellſchaft wurde gleichgeſchaltet.
Auch hier wählte die Verſammlung, nachdem ſämtliche Vorſtands=
mitglieder
von ihren Aemtern zurückgetreten waren, ihren bis=
herigen
Vorſitzenden, Geora Weizenmüller, einſtimmig zum
Führer.
Ci. Erbach, 22. Mai. Außerordentliche Mitglie=
derverſammlung
des Turnvereins 1860. Die neu=
gegründete
Hauskapelle eröffnete mit ſtraffen Turnerweiſen die
Veranſtaltung, die gleich am Anfange, eine beſondere Weihe da=
durch
erhielt, daß der ſeitherige ſtellvertretende Vorſitzende, Herr

Fritz Horn, den in langen Jahren erprobten Turnerführer Fritz
Würtenberger mit Worten höchſter Anerkennung uater dem
allſeitigen Beifall der Verſammlung zum Ehrenvorſitzenden des
Vereins ernannte und ihm dabei eine künſtleriſch ausgeführte
Urkunde überreichte. Zu Ehrenmitgliedern wurden erhoben die
Turnbrüder Rentamtmann Steinert. Dentiſt Volk, Rendant
Müller und Rektor Weber, die namentlich in den letzten
Jahren die Belange des Vereins geſchickt und zielbewußt ver=
traten
. Sehr nachhaltig wirkte die ſich anſchließende Totenehrung
bei den Klängen des Liedes vom guten Kameraden. Den Dank
der Geehrten übermittelten dann die Herren Weber und Wür=
tenberger
. Herr Würtenberger ſchlug dabei vor, Herrn Fritz
Horn als neuen Vorſitzenden endgültig zu wählen, ihn dabei an
das Wort ſeines verſtorbenen Vaters erinnerad: Ich und mein
Haus wollen dem Turnverein dienen, ein Vorſchlag, der ein=
mütige
Zuſtimmung fand und mit einem Treugelöbnis des neuen
Vorſitzenden für Deutſchland und ſeine großen derzeitigen Führer
abſchloß. Voll warmer Teilnahme getragen, hallte das Horſt=
Weſſel=Lied durch den Sitzungsraum. Herr Horn ſetzte darauf=
hia
die ſeither im Verein geübten parlamentariſchen Grundſätze
außer Kraft und ernannte zu ſeinen künftigen Mitarbeitern die
aktiven Turner Jakob Dingeldein als 2. Vorſitzenden. Diet=
wart
und Schatzmeiſter Ludwig Glenz als Oberturnwart und
Wehrturnwart, Heinrich Brand als Schriftführer und Wilhelm
Heim als Preſſewart. Den programmatiſchen Ausführungen der
neuen Turnerführer über ihre künftige Arbeit folgte eia Bericht
des erſchienenen Bezirksbevollmächtigten, Schäfer=Michelſtadt,
über die Neugeſtaltung des deutſchen Turnweſens, das geführt
werden müſſe zurück zum Geiſte Jahns und damit vorwärts in
den Geiſt des neuen Deutſchland. Anſchließend ſchilderte Herr
Schäfer ſeine Eindrücke als Teilnehmer an dem Kreisturntag in
Saarbrückea, das in ein Meer der wiedererſtandenen ſchwarz= weiß=
roten
Flagge gehüllt geweſen ſei, obwohl die Erlaubnis hierzu
von der Verwaltungskommiſſion des Saarlandes erſt 12 Stunden
vorher gegeben wurde, eine Mitteilung, die von den Verſamm=
lungsteilnehmern
, beſonders freudig entgegengenommen wurde.
Mit herzlichen Wünſchen für das Gelingen des nun in Deutſch=
land
begonnenen Aufbauwerkes der Turnbrüder Wilhelm Heim
und Fritz Kumpf fand der an ſtarken Eindrücken ſehr reiche
vaterländiſche Abend unter dem Geſange des Deutſchlandliedes
ſein Ende.

Vom Reit= und Fahe
nier in Griesheim.

Die Jugend voltigiert am lebenden Pferd Reitlehrer O. Schubert.

* Reichs= und Staalsregierung auf der Ausſtellung
Haus, Herd und Technik in Mainz.
Be. Mainz, 22 Mai. Nur noch einige Tage trennen uns von
der Eröffnung der Ausſtellung Haus, Herd und Technik, und ſo=
eben
erfolgen die letzten Arbeiten, um das große Werk zu vollen=
den
. Das goldene Mainz, die alte Aurea Moguntia, wird wieder
einmal mit einer erſtklaſſigen Ausſtellung von großer wirtſchaft=
licher
Bedeutung ihren alten bewährten Ruf als Ausſtellungs=,
Kongreß= und Fremdenſtadt eklatant beweiſen. Die Stadt Mainz
wird zeigen, daß ſie mit dazu berufen iſt, am wirtſchaftlichen Auf=
bau
und der finanziellen Geſundung unſeres deutſchen Vaterlan=
des
an erſter Stelle mitzuwirken. Welche Bedeutung der Stadt
Mainz in dieſer Beziehung zukommt, beweiſt, daß vom Reichs=
meſſeamt
die Stadt unter wenigen Städten Deutſch=
lands
als Ausſtellungsſtadt anerkannt und un=
ter
diejenigen eingereiht wurde, die berechtigt
ſind, im Intereſſe der Förderung der deutſchen
Wirtſchaft größere Ausſtellungen zu veranſtal=
ten
. Dieſe Bedeutung wird aber noch ganz beſonders dadurch
unterſtrichen, daß die Reichs= und Staatsregierungen bei Eröff=
nung
der Ausſtellung vertreten ſind.
Um die Oeffentlichkeit über die Ausſtellung näher zu orien=
tieren
, wurde am Samstag abend unter dem Vorſitz des Leiters
der Ausſtellungskommiſſion, Herrn Jean Becker, im Weinhaus
Kirſch eine Sitzung des Werbe= und Preſſeausſchuſſes abgehalten.
Beſondere Ueberraſchungen überbrachte bei dieſer Gelegenheit der
Vertreter der Stadt Mainz, Herr Hilfskommiſſar Saurmann,
der in Berlin geweilt und dort in einer Sitzung des Reichs= Meſſe=
amtes
die Stadt Mainz vertreten hatte. Herr Saurmann berich=
tete
, daß man in Berlin wieder einmal von Mainz ſpreche,
und zwar weniger wegen ſeiner großen Schulden, als ſeiner bis=
herigen
verſchiedenen, ſo gut gelungenen Ausſtellungen; Herr
Reichsminiſter für Propaganda und Volksaufklärung Goebbels=
Berlin habe ſich bei dieſer Gelegenheit dahin ausgeſprochen, daß
er die Gutenberg=Ausſtellung in Chicago beſuchen und Herrn
Direktor Dr. Ruppel veranlaſſen werde, dort einen Vortrag in eng=
liſcher
Sprache über Gutenberg zu halten. Ferner bekundete Herr
Saurmann, daß recht eingehend die zukünftige Regelung über
Meſſe= und Ausſtellungsweſen behandelt wurde. Dabei ſei betont
worden, daß gerade Mainz diejenige Stadt wäre, die die erſte
größere Ausſtellung abhalte, die völligfrei von
jüdiſchen Händlern und Judentum ſei. In Zukunft
müſſe das Meſſe= und Ausſtellungsweſen vom wirtſchaftlichen
Standpunkt aus ſtark unter die Lupe genommen werden. Die
vielen kleinen Ausſtellungen ſollen in Zukunft verſchwinden, da ſie
in wirtſchaftlicher Beziehung ohne jede Bedeutung ſind. Die größe=
ren
Ausſtellungen in Deutſchland beſonders auch die Ausſtellung
Haus, Herd und Technik in Mainz, ſeien vom wirtſchaftlichen
Standpunkt aus vom Reichsmeſſeamt anerkannt worden. Unter

ben 12 Städtevertretern der neu gebildeten Ausſtellungskommiſ=
ſion
ſei auch er als Vertreter der Stadt Mainz beſtimmt worden.
Dieſe der Stadt Mainz widerfahrene Ehrung habe er nicht zum
wenigſten der bewährten Mainzer Ausſtellungsleitung zu verdan=
ken
. In einer nächſten Sitzung der Ausſtellungskommiſſion in
Berlin würden die Richtlinien für die Ausſtellungen feſtgelegt
und über deren nähere Details ein Expoſé herausgegeben
Redner konnte hierauf über eine weitere erfreuliche Nachricht
für die Ausſtellungsleitung und nicht weniger auch für die Stadt
Mainz berichten. Danach haben die Herren Reichs=
miniſter
, Göring, Reichsſtatthalter Sprenger,
heſſiſcher Miniſterpräſident Dr. Werner und
Staatsſekretär Jung ihr Erſcheinen zur Aus=
ſtellungzugeſagt
. Unter dieſem günſtigen Stern werde die
Ausſtellung ihr Werk beginnen, und hoffentlich mit einem guten
Erfolg für die Stadt Mainz und ihre Bevölkerung begleitet ſein.
Am kommenden Mittwoch vormittag erfolgt mit einem kurzen
Programm unter Anweſenheit der Ehrengäſte die offizielle Er=
öffnung
der Ausſtellung durch den Protektor der Ausſtellung,
Herrn Miniſterpräſident Profeſſor Dr. Werner, mit einer An=
ſprache
, der ſich ein Rundgang durch die Ausſtellung anſchließt.
Die Eröffnungsfeier ſoll auf den Rundfunk übertragen werden.
Nachmittags um 2 Uhr wird ſich ein geſchmückter Propaganda=
und Werbeumzug durch die Hauptſtraßen der Stadt bewegen und
die Eröffnung der Ausſtellung und des Vergnügungsparkes ver=
künden
. Während der Ausſtellungstage, ſind Platzkonzerte der
SA.=Kapelle der NSDAP. Maſſenchöre der Mainzer Sängerſchaft,
Kinderfeſte am 27. und 31. Mai, Kinderfeuerwerk. Aufſtieg von
Feſſelballons, große Volksfeſte bei verbilligten Eintrittspreiſen
u. a. m. geplant. Die Mainzer Preſſe wird reich bebilderte Feſt=
nummern
herausgeben.
* Mainz. 22 Mai. Stahlhelmfeier im Stadt=
theater
. Der eindrucksvolle Verlauf der Vereidigung neuer
Kameraden im Rahmen der Aufführung eines vaterländiſchen
Dramas in vorletzter Woche ermutigte zu einer Wiederholung. Als
ſchauſpieleriſche Umrahmung war diesmal das Grenzlanddrama
Es brennt an der Grenze gewählt. Vorher vollzog der Gau=
führer
Lochner die Aufnahme von wieder mehr als 100 neuen
Mitgliedern. Er führte in ſeiner Anſprache aus, daß es jetzt nicht
mehr die Hemmungen für den Einzelnen geben könne, ſich rückhalt=
los
einem nationalen Verbande anzuſchließen, wie früher, und um=
riß
kurz die beſonderen Aufgaben des Stahlhelms. Vor der Auf=
führung
, die gerade vor einem ſolchen Hörerkreiſe ſtarke Eindrücke
hinterlaſſen mußte, nahm der Landesführer Weiße die Weihe der
neuen Standarte der Kaſteler Ortsgruppe vor. Abſchließend
ſprach das Mitglied des Schauſpiels Hans Joachim Schifferdecker,
ſelbſt Stahlhelmkamerad, einen von Dr. Beſt verfaßten Prolog,
der, von dem heißen Atem der Vaterlandsliebe durchweht, für die
tiefe Not des Grenzlanddeutſchtums erſchütternde Worte fand.
Darbietungen der vortrefflichen Stahlhelmkapelle unter der Lei=
tung
von Kamerad Holzapfel umrahmten die ſchöne Feier.

[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 142

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 23. Maf 1933

Reich und Ausland.

Weröffnel.
Die 1a

Der Gereke=Prozeß.

Reichsminiſter Frick
vor der Kaiſer=Wilhelm=Geſellſchaft.

Berlin. Auf einem Bankett der Kaiſer=
Wilhelm=Geſellſchaft betonte geſtern abend der
Präſident der Geſellſchaft, Geheimrat Planck,
in einer Begrüßungsanſprache, daß die Geſell=
ſchaft
, eingedenk des vom Reichskanzler ergan=
genen
Aufrufes zum Zuſammenſchluß aller natio=
nalen
Kräfte für die gemeinſame Wiederaufbau=
arbeit
, ihre Anſtrengungen verdoppeln werde.
Die Kaiſer=Wilhelm=Geſellſchaft habe es von je=
her
als ihre vornehmſte Aufgabe betrachtet, dem
Vaterland zu dienen, und dieſe Aufgabe werde
auch unter den neugeſchaffenen Verhältniſſen
ihr Leitmotiv ſein.
Im Laufe des Abends ergriff auch Reichs=
innenminiſter
Dr. Frick das Wort. Er wies
darauf hin, in welch verzweifelter Lage die Wiſ=
ſenſchaft
und Forſchung durch das Mißverhältnis
zwiſchen den geſteigerten Bedürfniſſen einerſeits
und der geſunkenen finanziellen Leiſtungsfähig=
keit
der Länder andererſeits geraten ſei. Aus die=
ſer
Stimmung heraus ſei die Notgemeinſchaft
der deutſchen Wiſſenſchaft entſtanden, als Selbſt=
hilfeorganiſation
, der das Reich ſeine Mittel zur
Pflege und Förderung der deutſchen Forſchung
anvertraut habe. Der Reichskanzler und die Re=
gierung
der nationalen Revolution ſeien feſt
entſchloſſen, dieſe überkommenen Aufgaben, im
vollen Bewußtſein, der hohen Bedeutung der
deutſchen Wiſſenſchaft und Forſchung für Deutſch=
lands
ſittliche, kulturelle und wirtſchaftliche
Wiedergeburt mit allen Kräften fortzuführen.
Zum Schluß wies Miniſter Dr. Frick auf die
Gefahr, der Abſonderung vom großen Ganzen
hin, die durch die Forſchung, die etwas Souve=
ränes
an ſich habe, allzu leicht heraufbeſchworen
werde. Demgegenüber müſſe bei aller Freiheit
der Wiſſenſchaft das verpflichtende Bewußtſein,
daß Dienſt an der Wiſſenſchaft Dienſt am Volke
ſein müſſe, in den Vordergrund geſtellt werden.
Und in dieſem Sinne erwarte die Reichsregie=
rung
die Mitarbeit der deutſchen Wiſſenſchaft
am Wiederaufbau des Vaterlandes.

Rekordflug Mittelholzers.
Baſel. Der ſchweizeriſche Pilot, Walter
Mittelholzer hat am Samstag in aller Stille
wieder eine beachtenswerte Flugleiſtung voll=
bracht
. In 3 Stunden 50 Minuten beförderte er
Poſt von Zürich nach Tunis und kehrte am glei=
chen
Tag mit Poſt in 4 Stunden 10 Minuten
wieder nach ſeinem Heimathafen zurück. Die Ent=
fernung
Zürich-Tunis über Korſika, Sardinien
beträgt 1200 Kilometer. Der Rückweg über
SizilienRom 1500 Kilometer. Mittelholzer
flog mit einer Durchſchnittsgeſchwindigkeit von
305 Kilometer pro Stunde.

Mutter und Tochter völlig entkräftet
aufgefunden.
Erfurt. In ihrer Wohnung in der Ru=
dolphſtraße
wurden eine 66jährige Witwe mit
ihrer 32jährigen Tochter in völlig entkräftetem
und kranken Zuſtand aufgefunden und von der
Polizei dem Krankenhaus zugeführt. Beide leb=
ten
ſeit Jahren vollkommen zurückgezogen und
ließen niemand in die Wohnung. Die Tochter
war bereits ſeit 10 Jahren von den hier leben=
den
Verwandten nicht mehr geſehen worden,
weshalb Anzeige erſtattet wurde. Die Polizei
mußte die Wohnungstür gewaltſam öffnen. Die
Wohnung befand ſich in einem nicht zu beſchrei=
benden
Zuſtand. Die Tochter wurde in einem
abgeſchloſſenen Zimmer faſt völlig verhungert
aufgefunden. Ob ein Verbrechen vorliegt, oder
ob die beiden Frauen geiſtig nicht zurechnungs=
fähig
ſind, muß erſt die nähere Unterſuchung er=
geben
.

Schreckenskak eines Geiſteskranken.

Swinemünde. Eine furchtbare Schreckens=
tat
hat ſich am Montag nachmittag in der Nähe
des Swinemünder Strandes abgeſpielt. Der
Hafenbauangeſtellte Emil Neuer, ein ſeit Jah=
ren
nervenkranker, 36jähriger Mann, entfernte
ſich mit ſeinen drei Kindern aus der Wohnung,
mit der Angabe, einen Ausflug machen zu wol=
len
. Neuer mietete am Strand ein Ruderboot
und fuhr mit den Kindern auf die See. In
einiger Entfernung von der Seebrücke warf er
dann die Kinder über Bord. Alle drei ertran=
ken
. Nach der Tat verübte Neuer Selbſtmord,
indem er von Bord ſprang. Die Tat wurde erſt
bemerkt, als das Ruderboot mit einigen zurück=
gelaſſenen
Kleidungsſtücken auf den Strand ge=
trieben
wurde. Gegen Abend wurde bereits die
Leiche des Mannes geborgen. Die drei Kinder=
leichen
ſind noch nicht gefunden worden.

Der Präſidenk der deutſchen Anwälke.

Rechtsanwalt und Notar Dr. Hermann Voß
wurde als Nachfolger von Dr. Dix zum Präſi=

denten des Deutſchen Anwaltvereins gewählt.

Intereſſante Bilder von der Rieſen=Ausſtellung.
Oben links: Parade modernſter Pfluggeräte. Daneben: Prachtexemplare holſteiniſcher Acker=Zucht=

Pferde. Unten links: Eine große Exhauſter=Anlage, die wie ein großes Geſchütz anmutet.
Daneben: Traktor mit rieſigen Luftreifen.
In Berlin wurde die große landwirtſchaftliche Schau feierlich eröffnet, die das Schaffen
und die Spitzenleiſtungen unſerer Landwirtſchaft zuſammenfaßt.

Vor 12 Jahrenwurde der Annaberg erfkürmk.

Das Denkmal auf dem Annaberg
zur Erinnerung an die 21, die hier den
Tod in dem Kampf um deutſche Heimaterde
fanden.

Hauptmann Oeſtreicher,
der Erſtürmer des Annaberges, der
jetzt zum Gemeinde=Vorſteher von
St. Annaberg ernannt wurde.

Am 21. Mai jährte ſich zum 12. Male der Tag, an dem die oberſchleſiſchen Selbſtſchutzkämpfer einſt den
Annaberg erſtürmten und ihn gegen die andrängenden Polen verteidigten. Der Berg iſt zum Symbol
der Treue und des Kampfes Oberſchleſiens für das Deutſchtum geworden. In vielen Veranſtaltungen
im ganzen Reich wird jetzt der Gedenktag feierlich begangen.

Falſche Kriminalbeamke beſchlag=
nahmen
Juwelen.

Berlin. Bei einer Witwe in Wilmersdorf
erſchienen am Samstag vier Männer, die ſich
als Kriminalbeamte ausgaben und erklärten,
daß ſie den Auftrag hätten, alle Vermögenswerte
zu beſchlagnahmen, da der erſt kürzlich verſtor=
bene
Ehemann der alten Dame bei Lebzeiten
umfangreiche Deviſenſchiebungen begangen hätte.
Sie durchſuchten die Wohnung, ordneten die ge=
fundenen
Wertgegenſtände im Eßzimmer und
trugen ſie fein ſäuberlich in einem Notizbuch ein.
Dieſe Eintragungen ließen ſie ſich dann von der
alten Dame noch unterzeichnen. Nachdem ſie ihr
aufgetragen hatten, ſich in der Wohnung zur
Verfügung der Polizei zu halten, entfernten ſie
ſich. Sie hatten Juwelen für etwa 30 000 RM.
und für 12000 RM. Bargeld erbeutet. Als
während der nächſten Stunden nach dem Beſuch
der Kriminalbeamten keine weitere polizei=
liche
Benachrichtigung erfolgte, ſchöpfte die alte
Dame Verdacht, ſetzte ſich mit dem Polizeiprä=
ſidium
in Verbindung, wodurch dann das ganze
Schwindelmanöver zutage kam.

Rieſiger Mehlſpeicher in Brand.

Königsberg. Am Sonntag vormittag ge=
riet
in Bartenſtein ein Tank in Brand, der vor
dem großen Mehlſpeicher der dortigen Mühlen=
werke
ſtand. Während mehrere Perſonen ſich
bemühten, das Feuer mit Handfeuerlöſchern zu
erſticken, explodierte plötzlich der Tank. Durch den
Luftdruck wurden verſchiedene Perſonen durch
die Luft geſchleudert, erlitten aber zum Glück
nur leichte Verletzungen. Durch die Exploſion
war aber auch der große Mehlſpeicher in Brand
geſetzt worden. Im Augenblick ſchoſſen hohe
Stichflammen aus dem Gebäude hervor und eine
rieſige Rauchſäule zeigte der ganzen Stadt das
Feuer an. Da die Bartenſteiner Feuerwehr al=
lein
nichts auskichten konnte, mußten die Weh=
ren
aus Königsberg, Raſtenburg und anderen
Nachbarorten herbeigerufen werden. Gegen 1.00
Uhr mittags war die größte Gefahr beſeitigt,
vor allem konnten die Nebengebäude ſämtlich
erhalten werden, jedoch ſind etwa 20 000 Dop=
pelzentner
Roggen durch Waſſer faſt reſtlos ver=
nichtet
.

Im Prozeß gegen Dr. Gereke wurde geſtern
die 69jährige Mutter des Angeklagten vernom=
men
. Sie erklärte, daß ihr Sohn das Gut Preſ=
ſel
geradezu ausgepowert habe. Alles, was
irgendwie zu Geld zu machen war, ſei zu Geld
gemacht und dem Verband gegeben worden. Auf
die Frage, des Staatsanwalts, ob Dr. Gereke
Rennpferde gehalten habe, erwiderte die Zeugin
lächelnd: Wir hatten eine Mutterſtute, die mit
ihren Fohlen mitten unter den Ochſen und
Kühen ſtand. Im vorigen Jahr ſind allerdings
aus dieſer beſcheidenen Zucht zwei Pferde gelau=
fen
, die in Berlin bei einem Trainer ſtanden.
Als nächſter Zeuge wurde der Vorſitzende des
Ausſchuſſes für die Hindenburgwahl. Geheimrat
Duisberg, vernommen. Er erklärte, daß er,
ebenſo wie die anderen Mitglieder des überpar=
teilichen
Ausſchuſſes, in ſeinen Kreiſen geſam=
melt
und perſönlich etwa 500 000 bis 600 000
Reichsmark zuſammengebracht habe. Was im
ganzen eingegangen ſei, darüber ſei wenig ge=
ſprochen
worden, weil auch die Geldgeber die
Sache dikret behandelt wiſſen wollten. Als der
Vorſitzende dann feſtſtellte, es ſeien ungefähr
ſechs Millionen geweſen, erklärte der Zeuge, auf
ſoviel hätte er nie gerechnet und erfahre das
heute zum erſtenmal. Der Arbeitsausſchuß, dem
Dr. Gereke vorſtand, habe die Vollmacht gehabt,;
die ihm überwieſenen Gelder für die Zwecke der
Hindenburgwahl zu verwenden. Er wäre ſe,
führte der Zeuge weiter aus nicht damit ein=
verſtanden
geweſen, daß aus dieſen Mitteln Gel=
der
für die Preußenwahl oder für andere poli=
tiſche
Zwecke verwendet wurden.
Hierauf wurde der ehemalige Führer der
Deutſchnationalen Volkspartei und ſpätere
Führer der Volkskonſervativen Graf Weſtarp
als Zeuge vernommen. Graf v. Weſtarp erklärte
als Zeuge, daß Dr. Gereke zur Verwertung der
Gelder ſelbſtverſtändlich weitgehende, diskretio
näre Vollmachten bekommen habe. Der unmit=
telbare
Zweck der Geldſammlung ſei die Reichs=
präſidentenwahl
geweſen. Der Arbeitsausſchuß
habe jedoch die Anſicht vertreten, daß man dann
weiter danach ſtreben müſſe, die Präſidialgewalt
des Reichspräſidenten ſo zu ſtärken, daß auf dieſe
Weiſe die nationalen Kreiſe nach einem Zuſam=
menſchluß
die Macht übernehmen könnten
Darum, erklärte der Zeuge, könne er das dem
Angeklagten Dr. Gereke zum Vorwurf gemachte
Verfahren nicht verurteilen. Zur Erreichung
eines politiſchen Zweckes müſſe man manchmal
Wege gehen, die mit den ſtreng formal= juriſti=
ſchen
Beſtimmungen nicht immer übereinſtimm=
ten
. Wenn Dr. Gereke aus dem für die Hin=
denburgwahl
geſammelten Gelde größere Sum=
men
zur Erreichung der vorher gekennzeichneten
weiteren politiſchen Ziele reſervierte, ſo habe das
ganz im Sinne der Hindenburgwähler von recht=
gelegen
.
Als die Pauſe eintritt, treten die Zeugen
Graf Weſtarp und Geheimrat Duisberg an die
Anklagebank heran und ſchütteln dem Angeklag=
ten
Dr. Gereke herzlichſt die Hand.
Nach Wiedereröffnung der Sitzung wird der
frühere Inhaber der Zeitſchrift Die Landge=
meinde
, Krey, als Zeuge vernommen. Zu der
Frage, ob Dr. Gereke um die Jahreswende
1924/25 als Eigentümer der Zeitſchrift Die
Landgemeinde anzuſehen war, und daher auch
die Einnahmen aus dieſer Zeitſchrift für ſich ver=
buchen
konnte, wurde am Montag nachmittag der
75jährige Zeitungsverleger Bruno Krey ver=
nommen
. Krey war Eigentümer der Zeitſchrift
Die Landgemeinde die ein Konkurrenzblatt
zu der Zeitſchrift darſtellte, die vom Preußiſchen
Landgemeindeverband herausgegeben wurde.
Beide Zeitſchriften wurden dann ſpäter ver=
ſchmolzen
. Krey erhielt eine Rente von 18000
Reichsmark. Der Zeuge bekundet, daß er immer
den Verband als Eigentümer der Zeitſchrift an=
geſehen
habe. Es ſei ihm nie geſagt worden, daß
Dr. Gereke allein Eigentümer der Zeitſchrift

war.

Im weiteren Verlauf der Verhandlung wurde
Rechtsanwalt Lorenz, der Verteidiger des
Angeklagten Freigang, über die Verſchmelzung
der Zeitſchrift als Zeuge vernommen, der die
Auffaſſung des Zeugen Krey unterſtützt, daß bei
den Verhandlungen nicht Dr. Gereke, ſondern
der Verband als Eigentümer der neugegrün=
deten
Zeitſchrift angeſehen wurde.
Der nächſte Zeuge iſt Bürgermeiſter Sprock=
horſt
Vorſtandsmitglied des Verbandes der
preußiſchen Landgemeinden. Er bekundet daß
wiederholt erklärt worden ſei, daß Dr. Gerele
keinerlei Aufwandsentſchädigung erhalten habe.
Man habe angenommen, daß er aus den Er=
trägniſſen
des Gutes und von ſeinen Reichstags=
diäten
lebe. Dieſer Zuſtand ſei ſchließlich uner=
träglich
erſchienen, wshalb, nachdem Dr. Gereke
verſichert hatte, daß er nichts bekommen habe,
die Umlage beſchloſſen wurde. Von einer Ueber=
eignung
der Zeitſchrift um die Jahreswende
1924/25 ſei ihm nichts bekannt. Es ſei ganz aus=
geſchloſſen
, daß Dr. Gereke im Jahre 1925 als
Eigentümer betrachtet worden ſei.
Als letzter Zeuge wird der Landwirt Ber=
ger
vernommen, der der Auffaſſung war, daß
die Zeitſchrift an Dr. Gereke perſönlich über=
eignet
worden ſei. Die Verhandlung wird
dann auf Mittwoch vertagt.

Die Leiche eines reichsdeutſchen Touriſten
an der Zugſpitze gefunden.
Innsbruck. Die Leiche des vor einigen
Wochen an der Zugſpitze verunglückten reichs
deutſchen Landgerichtsreferendars Dr. Georg
Kohl aus Brackenheim in Württemberg konnte
jetzt geborgen werden. Dr. Kohl wollte auf
Skiern zu Tal fahren, bekam unterwegs einen
Herzſchlag und wurde durch den niedergehenden
Neuſchnee über 2 Meter tief eingeſchneit. Eine
ausgeſandte Expedition hat erſt jetzt die Leiche
auffinden können.

Reiche Abwechslung in der täglichen Suppe
bieten MAGGlS Suppen

[ ][  ][ ]

Dienstag, 23. Mai 1932

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Die heimlichen Lenker des Flugzeugs.

von den Geheimniſſen des Flug
wekkerdienſtes.

Von Dr. Peter Supf.
Der Pilot wacht auf. Er hat gut ausgeſchlafen. Um
11.40 Uhr ſtartet ſeine Maſchine nach München. Während ſeine
junge Frau den Morgentiſch deckt, tritt er ans Fenſter und
prüft das Wetter. Der Himmel iſt ſtellenweiſe bewölkt, aber die
Wolken hängen hoch, ſeiner Schätzung nach ziehen die tiefſten
in ſieben= bis achthundert Meter Höhe dahin. Der Pilot wohnt
am Rande der Stadt und hat einen freien Blick über Bauplätze
und Laubengelände. Die Bäume einer fernen Allee ſind deutlich
erkennbar, auch noch die Schornſteine der Zementfabrik dahinter.
Gute Sicht denkt der Pilot befriedigt. Aber wie mag es
über dem Thüringer Wald und über dem Franken=Wald aus=
ſehen
? Werden ihm böige Winde begegnen? Wird im Süden
die Sicht ebenſo gut ſein? Er kann es nicht wiſſen. Aber dieſe
Fragen beunruhigen ihn nicht.
Er frühſtückt mit Behagen und unterhält ſich mit ſeiner
jungen Frau über die neueſten Kletterkunſtſtücke ſeines Zwei=
jährigen
. Dieſer nimmt ſpielend die Hürde ſeiner Box. Man
muß in Zukunft ganz anders auf ihn aufpaſſen. Das Wetter
über dem Thüringer Wald und über dem Franken=Wald? Er
hat es vergeſſen.
Wozu iſt der Wetterwart da!
Der Tag des Wetterwarts hat begonnen, als der Flieger
noch ſchlief. Er hat um halb ſieben Uhr Hut und Mantel in
ſeinem Büro auf dem Flughafen an den Haken gehängt und
ſich an die Arbeit gemacht. Temperatur, Luftdruck und Feuchtig=
keit
der Luft lieſt er von ſeinen Inſtrumenten ab. Er trägt die
Zahlen, die Thermometer, Barometer und Hygrometer ihm an=
zeigen
, in ſeine Tabellen ein. Dann lieſt er von dem Wind=
ſchreiber
, dem Anemographen, die Windſtärke ab, und dann
ſitcigt er ganz wie es ſein ſcherzhaftes Sinnbild, der Laub=
froſch
, allerdings nur bei gutem Wetter zu tun pflegt, auf einer
ſteilen Leiter empor. Sie führt auf das flache Dach des Ge=
bäudes
, in dem die Wetterwarte untergebracht iſt. Dort füllt
er in einem niedrigen Aufbau einen roten Gummiballon mit
Waſſerſtoff, bis er einen ganz beſtimmten Auftriebsgrad erreicht
hat und läßt ihn gen Himmel ſteigen. Durch die Linſe des
Theodolithen verfolgt er aufmerkſam jede Bewegung der ſchnell
ſteigenden Kugel und diktiert ſeinem Kollegen die Beobachtungen,
die Windrichtung und Windſtärke in den verſchiedenen Höhen=
luftſchichten
ergeben. Normalerweiſe erſtrecken ſich ſeine Beob=
achtungen
auf eine Höhe von 4000 Meter.
Inzwiſchen treffen telephoniſch, telegraphiſch und auf der
Fernſchreiberleitung, je nachdem im einzelnen Falle die Ueber=
mittelung
am billigſten iſt, Wettermeldungen aus dem ganzen
Reich und darüber hinaus aus ganz Europa ein. Der deutſche
Wetterdienſt iſt in Gruppen eingeteilt, deren Grenzen der funk=
techniſchen
Organiſation parallel laufen. Die Gruppenflugwetter=
warten
ſammeln die Meldungen der einzelnen Bezirkswetter=
warten
, die ihrerſeits Meldungen von teils fachmeteorologiſchen,

teils mit Laien beſetzten polizeilichen und poſtaliſchen Melde=
ſtellen
erhalten. Die Leitung des geſamten Flugwetterdienſtes
liegt ſeit dem Jahre 1928 in den Händen der Zentralſtelle des
deutſchen Flugwetterdienſtes in Berlin, der bis vor kurzem
Geheimrat Dr. Hergeſell vorſtand.
Stündlich werden innerhalb von 5 Minuten auf beſtimmter
Welle die geſammelten Meldungen von der Berliner Zentrale in
das ganze Reich ausgeſtrahlt‟. Damit wird um ſieben Uhr
morgens begonnen. Dreimal am Tage, zu den ſogenannten
ſynoptiſchen Terminen, um acht, elf und vierzehn Uhr, werden
die Sammelmeldungen in Karten eingetragen, und zweimal am
Tage, um acht und um neunzehn Uhr, werden die großen
Europakarten dem Stand der Meldungen angepaßt.
Unmittelbar für den Gebrauch des Piloten werden für die
einzelnen Flugſtrecken Wetterzettel ausgefüllt. Auf ihnen ſind
Gefahrenmeldungen rot unterſtrichen. Sie enthalten die für
die Zeit des Abflugs gültigen Angaben über die Windſtärke
und Windrichtung in den verſchiedenen Höhenlagen, die Weite
der Sicht, die Höhe und die Art der Wolken, die Richtung und
die Stärke des Bodenwindes und über die Böigkeit auf der
betreffenden Strecke. Zuſammenfaſſend ſteht am Kopf des Wetter=
zettels
z. B. Himmel ½ bis 3 bedeckt mit cu. (cumuli Haufen=
wolken
), untere Grenze nicht unter 600 Meter, Sicht 20 bis
30 Kilometer, keine Regenſchauer.
Vor dem Abflug geht der Pilot zu dem Wetterwart und be=
ſpricht
mit ihm die Wetterlage. Der dienſttuende Wetterwart
legt ihm die Karte mit den Sammelmeldungen vor. Sie gibt
dem Piloten gleichſam ein plaſtiſches Bild der Wetterverhält=
niſſe
. Viele Piloten enträtſeln ſelber mühelos die geheimnis=
volle
Linien= und Ziffernſprache der Meteorologen. Aber die
mündliche Beratung hat daneben auch noch ihre pſychologiſche
Seite. Der Wetterwart kennt im Laufe der Zeit jeden Piloten
genau. Er weiß, bei wem er zur Vorſicht mahnen und bei
wem er Bedenken zerſtreuen muß, wenn er nach beſtem Wiſſen
und Gewiſſen die Wetterlage für unbedenklich hält. In jedem
Fall iſt ſeine Verantwortung groß, und er iſt ſich deſſen be=
wußt
. Den Wetterzettel ſteckt der Pilot zu ſich, um ihn unter=
wegs
zur Hand zu haben. Ob bei bedenklicher Wetterlage ge=
flogen
wird oder nicht, hängt von der Uebereinſtimmung zwiſchen
Flugleiter und Flugzeugführer ab. Doch hat der Flugleiter ein
unumſtößliches Vetorecht. Sagt er nein, ſo unterbleibt der Flug.
Der Flugzeugführer kann ſich nur auf dem Dienſtweg beſchweren.
Die dreifache Beratung durch Karte, Zettel und mündliche
Ausſprache wird ferner während des Fluges durch funken=
telegraphiſche
Auskünfte ergänzt, die der Pilot längſt ſind
alle Verkehrsflugzeuge der Deutſchen Lufthanſa mit Radiogerät
ausgeſtattet jederzeit, ſofern das Gerät funktioniert, von den
Flugbodenfunkſtellen anfordern kann. Vor allem bei plötzlich
eintretendem Witterungswechſel iſt dieſe Luftberatung von
großer Bedeutung. Der Flieger kann während des Fluges vor
Sturm, Gewitter oder Vereiſungsgefahr gewarnt und zu einer
Aenderung ſeines Flugweges veranlaßt werden. Wohl bedient
der Pilot Höhen= und Seitenſteuer, aber die heimlichen Lenker
des Flugzeuges ſind die wachſamen Männer auf den Wetter=
ſtationen
, die Wetterwarte, die treuen Berater und Freunde
des Fliegers.

Sport, Spiel und Jurnen.

13. Inkernakionales Wiesbadener

Autbindent Zurier.

die Sternfahrt. 8 Goldene Bänder im Schönheitswettbewerb.

Mit dem Eintreffen der Sternfahrtteilnehmer
ſatte das 13. Internationale Wiesbadener Automobilturnier ſei=
ten
Anfang genommen. In der Deutſchen Sternfahrt
ür Fahrer, welche in 72 Stunden die größte Luftlinienſtrecke
wiſchen Startort und Wiesbaden zurücklegten, gelangten 6 Fah=
er
an das Ziel. In der Klaſſe der Wagen bis 1,25 Liter ſiegte
frau Hildegard Diemer=Mainz auf Opel mit 228 Punkten.
In der Klaſſe der Wagen über 1,25 Liter war Frau Lotte Bahr=
Berlin (Adler) mit 409 Punkten vor Herm. Prinz zu Leiningen=
morbach
(Horch) 407,6 P. und Curt Graf=Halle a. d. S. (Steyr)
105,6 P. In der Deutſchen Länderfahrt, einer 36= Stun=
ſenfahrt
, wurden folgende Ergebniſſe erzielt: Wagen bis
25 Liter: 1. Pol.=Hauptm. Meffert=Königsberg (DKW.)
195 Punkte. Wagen über 1,25 Liter: Polizeimajor E.
Sander=Berlin (Opel) 217,4 P., 2. Carl v. Guilleaume=München
Opel) und H. Nathuſius=Magdeburg (Daimler=Benz) je 192
Punkte, 3. Rudolf Haſſe=Mitweida (Adler) 176,7 Punkte.

Außerdem gelangte noch eine Plakettenfahrt zur
Durchführung für Beſucher des Automobilturniers, welche die
Zielfahrt von ihrem Startort nach Wiesbaden ohne Zeit=
deſchränkung
zurücklegten; in dieſer Gattung, bei der eine Be=
vertung
nicht ſtattfand, trafen insgeſamt etwa 30 Fahrer ein.
In der Deutſchen Sternfahrt für Motorräder be=
egten
den erſten Platz drei in Königsberg geſtartete SS.=Leute,
und zwar: Rudolf Knees, Fred Birkholz, Paul Ruſch (ſämtlich
auf Ardie) 260,1 Punkte, vor Erich Reuter=Sinzheim (Hecker)
ind Rudolf Reutel=Freiburg i. B. (Imperia). Die drei Königs=
derger
SS.=Leute errangen gleichzeitig auch den Teampreis
der Sternfahrt für Motorräder. Beſonders zu erwähnen iſt noch,
laß in der 36=Stunden=Fernfahrt Karl Kappler=Gernsbach ( Mer=
edes
=Benz) unter bewußter Außerachtlaſſung der Wertung eine
uußerordentliche Leiſtung vollbrachte, indem er 2410 Km. mit
einer Durchſchnittsgeſchwindigkeit von 70 Km. auf der Strecke
BudapeſtWiesbaden zurücklegte.

Am Sonntag vormittag nahm das Turnier mit dem
Schönheitswettbewerb im Wiesbadener Kurgarten ſei=

nen Fortgang. Insgeſamt beteiligten ſich etwa 130 Wagen, bei=
nahe
ausſchließlich deutſche Fabrikate. Beſonders ſtark vertreten
Daren Mercedes=Benz, Opel, Adler und Horch. Bei faſt allen
Fabrikaten waren die einfache, aber dennoch gediegene Linie in
der Ausſtattung bemerkbar. Die Farbenharmonie war im all=
Zemeinen als recht glücklich zu bezeichnen. Feſtzuſtellen war ſonſt
noch die Neigung zur Kombinations=Karoſſerie. Die
Bewertung folgte nach äußerem Geſamteindruck, Farbenharmo=
ne
, Zweckmäßigkeit, Inneneinrichtung und Preiswurdigkeit. Bei
der Beurteilung hatten die Preisrichter bei der großen Auswahl
Zleichwertiger Wagen kein leichtes Amt. Neben zahlreichen 1.,
und 3. Preiſen gelangten 8 Goldene Bänder, von
Liesbaden als höchſte Auszeichnung zur Verteilung, und zwar
H. Preusler=Hannover (Merc.=Benz), Merc=Benz Stuttgart
Merc.=Benz=Wagen) Neue Röhrwerke Ober=Ramſtadt (Röhr),
Reiner=Barchfeld=Werra (Horch) und H. R. C. Schmidt=Bad
Homburg (Maybach).

Mokorſport.

Rund um Schotten.
Das Motorrennen. Rund um Schotten am 2. Pfingſtfeier=
tage
verſpricht auch dieſes Jahr wieder die größte motorſport=
liche
Veranſtaltung Süd= und Weſtdeutſchlands zu werden. Der
Srſte Meldeſchluß zum Meiſterſchaftslauf am 19. Mai zeigt wie=
eer
eine glänzende Beteiligung aller hervorragenden deutſchen
Sährer. Es liegen bereits über 90 Nennungen vor, eine Anzahl,
De ſchon jetzt die vorjährige glänzende Beſetzung überſteigt. Zum
Dehnen der Seitenwagenfahrer liegen allein über 20 Meldungen
Dr, ſo daß alſo auch hier ein ganz außergewöhnlicher Sport zu
Ewarten iſt. Nachdem der Große Preis von Deutſchland vom
Jurburgting nach der Avus verlegt wurde, wird Rund um
Schotten in dieſem Jahre das größte Motorradrennen Süd= und
Weſtdeutſchlands werden.

Groß=Skaffellauf des Ausſchuſſes
für Leibesübungen Darmſtadt.

Der Ausſchuß für Leibesübungen e. V. Darmſtadt hat in ſei=
ner
letzten Sitzung beſchloſſen, den diesjährigen Groß= Staf=
fel
=Lauf am Sonntag, dem 11. Juni 1933, vormittags 11.
Uhr, auf der Rheinſtraße zur Durchführung zu bringen. Der
Ausſchuß gibt hiermit allen beteiligten Vereinen und Schulen
davon Kenntnis, damit ſie in der Lage ſind, rechtzeitig die er=
forderlichen
Vorbereitungen treffen zu können. Insbeſondere
richtet er an die in der Umgebung von Darmſtadt beſtehenden
Turn= und Sportvereine die Bitte, ſich an dieſem Staffellauf
zahlreicher als in den früheren Jahren zu beteiligen. Die end=
gültige
Ausſchreibung wird allen Vereinen in dieſen Tagen über=
ſandt
werden.

Kreisliga Südheſſen.

Fuſion der beiden Lampertheimer Vereine?

Endlich ſcheint man in Lampertheim zur Einſicht zu kom=
men
, daß das getrennt marſchieren nicht mehr ſo weiter gehen
kann. Die Herren Berg und Mahla, Mitglieder der Kreis=
behörde
, haben diesmal den Verſuch eines Zuſammenſchluſſes auf=
genommen
. Nach den getätigten Verhandlungen der Vorſtände
von Olympia und VfL. ſcheint dieſe Angelegenheit nun bereits
in den nächſten Tagen dahingehend ihren Abſchluß zu finden,
daß wir in Lampertheim für die Folge nur noch einen Kreisliga=
verein
haben werden.
Bei den Spielen um den Aufſtieg zur Bezirksliga
hat Haſſia Bingen unſeren Vertreter auf eigenem Platze ganz
gehörig eingeſeift. Wir müſſen uns nach dieſer ebenſo ſenſatio=
nellen
wie gewaltigen Niederlage unſeres Vertreters damit ab=
finden
, die Tabelle der Aufſtiegſerie von unten anzuführen. Koſt=
heim
hat in Darmſtadt imponiert; man darf dieſe Mannſchaft
vielleicht doch nicht ohne weiteres mit einem Handſtreich unter
den Tiſch fegen. Die Tabelle:
Spiele gew. un. verl. Punkte
Polizei Darmſtadt
2
2
Haſſia Bingen
Spv. Koſtheim
Starkenbg. Heppenheim
0
Die Aufſtiegſpiele zur Kreisliga ſowohl als auch
die Spiele um den Bezirkspokal fielen diesmal aus.
Dafür gab es einige recht nette freundſchaftliche Begegnungen.
Gernsheim und Biblis verlebten in Oppenheim bzw.
Nierſtein einen ſchönen Tag, und wenn ſie bei den A=Klaſſe=
Vertretern auch keine Siege ernten konnten, ſo war man doch
in jeder Hinſicht befriedigt. Die Feſte der Platzeinweihung in
Kampertheim und Kleinhauſen nahmen bei herrlichem
Wetter einen guten Verlauf. Lorſch und Bürſtadt lieferten ſich
bei dem Feſt in Kleinhauſen vor einer großen Zuſchauermenge
einen ſchönen Kampf. Der feſtgebende Verein gewann ſein erſtes
Spiel nach der Platzeinweihung gegen Groß=Rohrheim. Olympia
Lampertheim hatte mit ſeinem erſten Spiel auf dem neuen Platze
Pech. Das Lokaltreffen mit VfL. Lampertheim ging überraſchen=
derweiſe
verloren. Sonſt verlief das Feſt bei über 1000 Be=
ſuchern
programmäßig ſehr abwechſelungsreich. Bei einem Sams=
tagabendſpiel
verlor Bensheim gegen Lorſch 4:0, Horchheim und
Oſthofen trennten ſich 4:4, während Olympia Biebesheim 4:2
über Dornheim Sieger blieb.

Tennis.

Tennisklub Weiß=Blau Darmſtadt
folgte am Sonntag einer Einladung des Tennisklubs Rot=Weiß
nach Michelſtadt und konnte dort in ſeinem erſten diesjährigen
Turnier ein Geſamtergebnis von 9:12 Punkten erzielen. In An=
betracht
der langjährigen Erfahrung des Michelſtädter Klubs
kann dieſes Reſultat die Darmſtädter Spieler durchaus befrie=
digen
. Während ſämtliche Herren=Einzel und Doppel gewonnen
wurden, konnten die Michelſtädter die gemiſchten Doppelſpiele,
ſowie die Damenſpiele für ſich buchen. Von prächtigem Sommer=
wetter
begünſtigt, verlief die Veranſtaltung dank der trefflichen
Organiſation der Michelſtädter Klubleitung zur allgemeinen Zu=
friedenheit
.

Nr. 142 Seite 9

Neugeſtalkung des Krafffahrſporks.

Die Preſſeſtelle des Reichsſportkommiſſars teilt mit: Zwiſchen
dem Reichsverkehrsminiſterium und dem Reichs=Sportkommiſſar
iſt eine Vereinbarung getroffen worden, wonach der Kraftfahr=
ſport
dem Reichs=Sportkommiſſar unterſtellt iſt. Die hoheitliche
Zuſtändigkeit des Reichsverkehrsminiſters wird dadurch in keiner
Weiſe berührt. Der Reichs=Sportkommiſſar von Tſchammer=Oſten
hat den Chef des Kraftfahrweſens der SA.=Korps und Führer
der NSKK. Major a. D. Hühnlein mit der Neugeſtaltung des
Kraftfahrſports beauftragt. Er hat folgende Aufgaben: 1. Orga=
niſation
der Vertretung des deutſchen Kraftfahrſports gegenüber
dem Auslande, 2. Aufſtellung von Richtlinien über die deutſche
und zwiſchenſtaatliche Betätigung auf dem Kraftfahrgebiet und
Sicherung ihrer Durchführung.
Der Reichs=Sportkommiſſar erwartet von den beſtehenden Ver=
bänden
, daß ſie ſeinem Beauftragten jede Unerſtützung zuteil wer=
den
laſſen. Die Preſſeſtelle des Reichs=Sportkommiſſars. gez.:
Breitmeyer.
Kraft=SV. Darmſtadt 1910.

Sechs 1., vier 2., zwei 3. Plätze und je ein 4. und 5. Platz
waxen die Ausbeute der Kraftſportvereinler bei den am Sonntag
in Fürth i. O. ſtattgefundenen Kraftſportmeiſterſchaften des Oden=
waldgaues
. Damit waren ſie auch im Geſamtergebnis der erfolg=
reichſte
Gauverein, denn ſie brachten den Löwenanteil der zu ver=
gebenden
Meiſterſchaften an ſich. Hervorzuheben iſt beſonders, daß
alle in den ſchwerſten Konkurrenzen erobert wurden und von
einer im Verhältnis zu den errungenen Plätzen ſchwachen Teil=
nehmerzahl
. Wären alle beteiligt geweſen, verſchiedene Ausſichts=
reiche
blieben lieber zu Hauſe, dann hätte beſtimmt 1910 einen
hundertprozentigen Erfolg gebucht. Dem ſportlichen ſtand auch der
propagandiſtiſche Erfolg nicht nach. Durch einheitlichen ſauberen
Sportdreß und diſzipliniertes Auftxeten beim Feſtzug holte ſich die
Zuggruppe Darmſtadt 1910 die Sympathie der ſpalierbildenden
Bevölkerung und den 2. Preis.
Nun zu der Siegerliſte: Ringen: Jugendklaſſe bis
100 Pfund: 1. Sieger: J. Rick. Aktiv=Bantam: 1. Sieger: Fr.
Borowſki; 5. Sieger: Ph. Schäfer Aktiv=Leicht: 2. Sieger: Gg.
Schnauber. Aktiv=Mittel: 3. Sieger: L. Walter Aktiv= Halb=
ſchwer
: 1 Sieger: G. Veith, 3 Sieger: W. Schuchmann 2
Gewichtheben: Aktiv=Bantam: 1. Sieger: Fr. Borowſki Aktiv=
Leicht: 2. Sieger: Fr. Scheffel; 4. Sieger: K. Kroll. Aktiv= Halb=
ſchwer
: 1. Sieger: W Schuchmann Ringerdreikampf: 2. Sieger:
G. Veith. Im Tauziehen wurde die Mannſchaft Maul. Seib,
Veith, Fröba, Keitel und Truber 1. Sieger.

Leichkakhlekik.

Rot=Weiß, VfR.

Am Sonntag, dem 21. Mai, weilte die Boxabteilung auf dem
Gauathletikfeſt in Fürth. i. O. und beteiligte ſich an der Leicht=
athletik
. Das folgende Reſultat zeigt, daß ſich die Boxer auch
als Leichtathleten zeigen können. 100 Meter: 2. W. Sauer. 400
Meter: 2. K. Rock, Dreikampf: Leichtgewicht: 2. B. Steingäſſer,
Schwergewicht: 3. H. Köhler, Jugend: 5. Fr. Staudt.

Geſchäfliches.

Gretel hat den Kakao verſchüttet. Aengſtlich
ſchaut ſie zur Mutter rüber ., ob ſie wohl böſe ſein wird? Aber
Mutter lacht ganz freundlich. Schadet nichts, Gretelchen ſagt
ſie. Da müſſen wir eben ein neues Tiſchtuch auflegen und das
ſchmutzige ſpäter mit der guten Sunlicht=Seife auswaſchen. Das
iſt ja ſchnell gemacht, und was das Beſte iſt: die guten Sachen
werden beim Waſchen mit Sunlicht=Seife nicht ſo ſtrapaziert.
Denn jedes Stück der milden Sunlicht=Seife gewährleiſtet abſo=
lute
Reinheit man kann ſich alſo wirklich auf ſie ſtets ver=
laſſen
!

Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.

7.10:
7.15:
10.10:

1200:
13.30:
15.20:
16.30:
18.00:
18.25:

Der Hausfrau zur Erholung.
München: Nachmittagskonzert. Ltg.: Erich Kloß.

AK
Auf

21.00:
21.20:

22.20:
22.45:

Frankfurt: Dienstag, 23. Mai
Choral.
Frankfurter Bühnenkünſtler. (Schallplatten.)
Schulfunk: Wir zogen ins Feld. Zur Zeitgeſchichte des Sol=
daten
. Eine Hörfolge.
Mittagskonzert. Opernballette auf Schallplatten.
Köln: Mittagskonzert, Ltg.: A. Wolf.
Garderobenfieber. Plauderei von Theſſa Klinkhammer.
Die Neugeſtaltung des deutſchen Theaters. Wiedergabe des
Vortrages von Dr. Walter Stang am 22. Mai auf dem
Deutſchlandſender.
Vom Deutſchlandſender: Stunde der Nation. Der deutſche
Bauer.
Unterhaltungskonzert, unter Mitwirkung der Sieger des Wett=
ſingens
im Südweſtfunk am 25. April 1933.
Verlorene Heimat: Lothringen. Von Auguſtine Amann.
Sinfonie in Cis=Moll ov. 36a nach dem Streichquartett
op. 36 (Pfitzner). Ltg.: Der Komponiſt. Ausf.: Das Funk=
orcheſter
.
Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport.
Dunkel iſt das Leben u. der Tod. Eine Folge von Gedichten
des Lk=Tai=Pe für eine männliche und eine weibliche Sprech=
ſtimme
eingerichtet und muſikaliſch umrahmt von Wilh. Locks.
Soliſtin: Helene Guermanova (Alt).

10.10:

11.30:
15.00:
15.45:

16.00:
17.00:

17.25:
17.35:

18.00:
18.05:

18.30:
19.00:
20.00:

21.00:
21.10:

Aa.

Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Dienstag, 23. Mai
Leipzig: Schulfunk: Wie das Lied Deutſchland, Deutſch=
land
über alles entſtanden iſt.
Dr. Bongardt: Vom Neſtbau der Vögel.
Jugendſtunde: Wie ich Forſchungsreiſender wurde.
Melodramen: Lenau Der traurige Mönch. (Muſik von
Liſzt). Goethe: Der Gott und die Bajadere‟. (Muſik
von Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern.)
Leipzig: Nachmittagskonzert.
Für die Frau: Das Frühjahrsgemüſe. Die Frau des
erwerbsloſen Mannes.
Zeitfunk.
Lebende Tonſetzer: Rich. Trunk, Juſtus Herm. Wetzel. H.
J. Andreſen (Geſang). Am Flügel: W. Welſch.
Das Gedicht.
Cellomuſik: Schubert, Haydn, Granados, Senallie. Eva
Heinitz (Violoncello). M. Narath (Flügel).
Hauptſchriftleiter Fritzſche: Politiſche Zeitungsſchau.
Stunde der Nation. Das grüne Banner.
Hamburg: Konzert im Mai. Lta.: A. Secker. Mitw.: Erna
Kroll=Lange (Geſang). B. Jakſchtat (Geſang). G. Maaß
(Flügel). Das Funkorcheſter.
Zeitfunk.
Breslau: Volkslieder der Auslandsdeutſchen. Schön=Hengſt=
Gau und Kuhländchen. Ltg.: E. Prade. Mitw.: Soliſten des
Funkchors. Der Funkchor. Die Funkkapelle.
Hannover: Spätkonzert. Ltg.: von Soſen. Das ſinfoniſche
Orcheſter ſtellungsloſer Muſiker.

Wekterbericht.

Die Störung über dem Kanal hat ſich wieder ausgefüllt und
der hohe Druck im Norden bewirkt über Deutſchland meiſt öſtliche
Winde. Wenn auch bei der kräftigen Erwärmung vorübergehend
gewitterdrohende Bewölkung aufkommt, ſo bleibt doch im weſent=
lichen
die ſommerliche Großwetterlage erhalten.
Ausſichten für Dienstag, den 23. Mai: Vorübergehend gewitter=
drohende
Bewölkung, im weſentlichen aber heiter und warm.
Ausſichten für Mittwoch, den 24. Mai: Fortdauer des ſommerlichen
Wetters.

Hauptſchriffleitung: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleion, Reſch und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette;
für den Inſeratentell und geſchäftliche Mitteilungen: Wiliy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittſch ſämtlich in Darmſfadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht Übernommen.

Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

[ ][  ][ ]

Nummer 142

DarmſtadterCagblatte

Dienstag, 23. Mai

Feſte Börſentendenz zu Wochenbeginn.
Durchſchnitklich Kurserhöhungen bei zum Teil lebhafkem Geſchäft.
einigen Käufen ſchritt, während die Kundſchaft nur in kleinem
Umfange Orders gegeben hatte, ſo daß ſich die Umſatztätigkeit in
Berliner and Brantfättereffelienborſe. engen Bahnen bewegte. Gegen die Wochenſchlußbörſe zeigten die

Die fortſchreitende außenpolitiſche Entſpannung und die nach
der Rückkehr Dr. Schachts zu erwartenden wirtſchaftspolitiſchen
Beſprechungen gaben der geſtrigen Berliner Börfe ein freund=
liches
Ausſehen. Hinzu kam. daß die poſitionstechniſche Lage der
Effektenmärkte bei den geringeren Arrangements, der Kuliſſe
ziemlich hauſſegünſtig iſt, ſo daß die im allgemeinen kleinen Kauf=
orders
des Publikums bei den einzelnen Werten ſchon Material=
mangel
hervorriefen. Am Montanmarkt konnten ſämtliche Werte,
mit Ausnahme von Stolberger Zink. Laurahütte, die bis zu ½
Prozent einbüßten, Kursgewinne verzeichnen, ſo lagen Buderus
1½, Deutſche Erdöl 1¾ und Rheinſtahl 2½ Prozent über den Vor=
tagesſchlußkurſen
. Braunkohlenwerte gewannen bis zu 3½ Pro=
zent
, lediglich Bubiag büßten 1 Prozent ein. Von Kaliwerten
zogen Kali Aſchersleben um 2½ Prozent an. Am Markt der chemi=
ſchen
Werte konnten ſich Farben um 3½ Prozent beſſern. Feſter
lagen auch Gummi= und Linoleumwerte, ſo Deutſche Linoleum plus
1 und Conti=Linoleum, plus 2 Prozent. Uneinheitliche Tendenz
hatten Elektrizitätswerte, von denen Akkumulatoren 4 Prozent,
Chade 0,75 RM., Elektriſch Licht u. Kraft und Rhein. Elektriſche
je ½ Prozent einbüßten, während die übrigen Werte Kursbeſſe=
rungen
bis zu 2½ Prozent, Siemens ſogar im Verlaufe von 4 Pro=
zent
, aufwieſen. Tarifwerte, Kabel= und Drahtaktien ſowie Ma=
ſchinenfabriken
konnten durchweg Beſſerungen bis zu 2 Prozent
aufweiſen. Von Bauwerten ſetzten Holzmann zunächſt etwas
ſchwächer ein, erholten ſich jedoch dann im Verlaufe auf 163½.
Textilpapiere lagen eine Kleinigkeit gebeſſert, während Papier=
und Zellſtoffwerte ſowie Brauereien uneinheitlich tendierten. Durch
beſondere Feſtigkeit zeichneten ſich Schultheiß aus, die 4½ Prozent
gewannen. Waſſerwerk Gelſenkirchen büßten 6 Prozent ein. Von
ſonſtigen Induſtriewerten konnten Deutſche Atlanten 3½ Prozent
gewinnen. Bahn=, Schiffahrts= und Bankaktien wieſen Kurs=
gewinne
bis zu 23 Prozent auf. Wenig verändert war der Markt
der unnotierten Werte. Am Rentenmarkt zogen Altbeſitz zunächſt
um 2 Prozent an. Neubeſitz gewannen 30 Pfg., Schutzgebiete lagen
mit 7,95 25 Pfg. über Vortageskurs. Induſtrieobligationen ge=
wannen
bis zu 1½ Prozent, während Ausländer kaum Verände=
rungen
aufwieſen. Die Sätze am Berliner Geldmarkt blieben auch
geſtern noch unverändert. In Privatdiskonten lag kleines An=
gebot
vor, während Reichswechſel per 15. Auguſt und Reichsſchatz=
anweiſungen
per 15. Februar eher geſucht waren.

Durch die bevorſtehende Annahme des Viermächtepaktes hat die
außenpolitiſche Situation eine weitere Entſpannung erfahren und
für die demnächſt beginnende Weltwirtſchaftskonferenz wieder
recht günſtige Vorausſetzungen für einen guten Anlauf derſelben
geſchaffen. Die erſte Frankfurter Börſe der neuen Woche
reagierte darauf mit einer befeſtigten Tendenz, da die Kuliſſe zu

Vom ſüddeutſchen Eiſenmarkk.
Die Belebung am füddeutſchen Eiſenmarkt hat auch in dieſer
Berichtszeit weitere Fortſchritte gemacht und geht ſoweit feſt=
geſtellt
werden kann bereits über die durch das übliche Früh=
jahrsgeſchäft
geſteckten Grenzen hinaus. Die Abſchlußtätigkeit hat
ſich weſentlich verſtärkt. Während bisher meiſt nur die Händler
Neigung zu Abſchlüſſen zeigten, iſt neuerdings das Beſtreben der
weiterverarbeitenden Induſtrie unverkennbar, ſich auf längere
Zeit einzudecken. Die Zeit einer Bedarfsdeckung von der Hand
zum Mund ſcheint nun vorbei zu ſein. Bemerkenswert iſt vor
allem, daß auch das Lagergeſchäft von dieſer Aufwärtsbewegung
nicht unberührt bleibt, nachdem gerade dieſer Zweig des Handels
monatelang Sorgenkind für die Unternehmer war. Der an den
Markt kommende Bedarf in Blechen und Bandeiſen iſt ebenfalls
größer geworden, wobei Lieferung von den weſtlichen Werken
meiſtens erfolgte. Die Termine ſind zwar etwas länger aber
bewegen ſich noch immer in annehmbaren Grenzen, ſo daß Beſchaf=
fungsſchwierigkeiten
nicht auftraten. Die Preiſe ſind unverändert
geblieben. Beſondere Veränderungen dürfte auch die in Gang
befindliche Neugliederung der Verkaufsverbände nicht bringen.

Mekallnokierungen.

Die Berliner Metallnotierungen vom 22. Mai ſtellten ſich für
je 100 Kilogramm für Elektrolytkupfer prompt eif Hamburg, Bre=
men
oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die deutſche
Elektrolytkupfernotiz) auf 59.25 RM. Die Notierungen der
Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe ver=
ſtehen
ſich ab Lager in Deutſchland, für prompte Lieferung und Be=
zahlung
) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium. 98= bis 99proz.,
in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren auf 160 RM., desgl. in Walz=
oder
Drahtbarren 99proz. 164 RM.. Reinnickel 98= bis 99proz.
350 RM., Antimon Regulus 3941 RM.. Feinſilber (1 Kilogr.
fein) 40.5043.50 RM.
Die Berliner Metalltermine vom 22. Mai ſtellten ſich für
Kupfer: Mai 51 (51.50), Juni 51 (51.25), Juli 51.25 (51.50),
Auguſt 51.50 (51.75), September 52 (52.25), Oktober 52.25 (52.50),
November 52.75 (53) Dezember 53 (53.25) Januar 53.25 (53.50),
Februar 53.50 (53.75), März 53.50 (54.25), April 54.25 (54.50).
Tendenz: feſter Für Blei: Mai 17 (17.50), Juni 17 (17.75),
Juli 17 (18), Auguſt 17.25 (17.75). September und Oktober 17.50
(17.75), November und Dezember 17.50 (18). Januar 18 (18.75),
Februar und März 18 (19), April 18 (19.25). Tendenz: ruhig.
Für Zink: Mai und Juni 21.50 (22.50). Juli und Auguſt 21.75
(22.25), September 22 (22,50), Oktober 22 (22.75), November 22
(23.50), Dezember 22.50 (23), Januar 23 (23.25), Februar 23
(23.75), März 23 (24), April 23.25 (24.25) Tendenz: kaum be=
hauptet
. Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern
Brief.

Produkkenmärkke.

Mannheimer Produktenbericht vom 22. Mai. Weizen inländ.
(7677 Kilo), gut, geſund und trocken 21,7021,90, Eoſinweizen
15,75. Hafer inländ. 15,2515.75, Sommergerſte inländ. 19 00 bis
19,50, Futtergerſte 17,25, La=Plata=Mais 20,50, Soyaſchrot ( Mann=
heimer
Fabrikat) prompt 10 00, dito Juni=Juli 9,75 Biertreber
mit Sack 11,6012,00, Trockenſchnitzel loſe 7,65, Wieſenheu loſe 4,80
bis 5,10, Rotkleeheu 4,905,30, Luzernkleeheu 6,006,80. Stroh:
Preßſtroh Roggen=Weizen 2,803,00 Hafer=Gerſte 2,402,80, geb.
Stroh Rogen=Weizen 2,702,90, Hafer=Gerſte 2,302,50, Weizen=
mehl
Spezial 0 (neue Mahlart mit Austauſchweizen) mitz Sack
31,5031,75, Roggenmehl nordd. (6070proz Ausmahlung) je
nach Fabrikat mit Sack 23,0024,00, dito ſüdd und pfälz. 24,00
bis 25,00, feine Weizenkleie mit Sack 7,657,75, Erdnußkuchen
11,5011,60, dito Juli=Auguſt 11,50 Palmkuchen 9,59, Kokoskuchen
11,0011,25, Seſamkuchen 11,0011,25. Tendenz ruhig.
Frankfurter Produktenbericht vom 22. Mai. Das Geſchäft war
zum Wochenbeginn recht ruhig. Das Angebot blieb zwar weiter
gering, die Nachfrage war aber infolge des ſchleppenden Mehl=
abſatzes
auch ſehr vorſichtig. Am Mehlmarkt war Roggenmehl
beſſer beachtet als Weizenmehl, indem nur die notwendigſten
Bedarfskäufe vorgenommen werden. Für Kraftfuttermittel war
die Haltung ſtetig bei unveränderten Preiſen bis auf Soyaſchrot,
das ſchwächer tendierte. Mühlennachprodukte lagen bei unver=
änderten
Preiſen etwas ruhiger. Es notierten (Getreide je
Tonne, alles übrige je 100 Kilogramm) in RM.: Weizen 215,00
bis 214,00, Roggen 172.50174,00. Hafer 148,50152,50, Weizen=
mehl
ſüdd. und niederrhein. Spezial 0 mit Austauſchweizen 30.80
bis 32,00, Roggenmehl 60proz. Ausmahlung 23,7525,75. Wei=
zenkleie
7,757,80, Roggenkleie 8,708,75 Soyaſchrot 9,7510,40
Palmkuchen 9,509,75. Erdnußklchen 12,0012,25 Treber 11,50
bis 11,75. Heu 4,304.50. Weizen= und Roggnſtroh drahtgepreßt
oder gebündelt 2,20. Kartoffeln: Speiſekartoffeln Induſtrie
hieſiger Gegend 1,551,60 RM. pen 50 Kilo bei Waggonbezug.

erſten Notierungen durchſchnittliche Erhöhungen um 1 Prozent,
Spezialwerte gewannen darüber, hinaus 2 Prozent und mehr.
Lebhafteres Geſchäft verzeichneten am Chemiemarkt nur JG. Far=
ben
(plus 2 Prozent); Scheideanſtalt gewannen 3 Prozent und
Deutſche Erdöl 1¾ Prozent. Am Montanmarkt ſtanden neben
Harpener und Rheinſtahl mit je plus 2½ Prozent noch Ilſe Berg=
bau
Genuß mit plus 3½ Prozent im Mittelpunkt des Intereſſes;
die übrigen Werte dieſes Marktes erzielten Beſſerungen von 1 bis
1½ Prozent. Am Elektromarkt eröffneten Tarifwerte, wie
Bekula und Gesfürel, je 2 Prozent höher, ferner lagen Siemens
2½ Prozent, Schuckert 2 Prozent und AEG. ½ Prozent feſter, wo=
gegen
Rhein. Elektro Mannheim 1 Prozent niedriger einſetzten.
Feſter eröffneten noch Conti Gummi mit plus 1½ Prozent, Kali
Aſchersleben mit plus 2½ Prozent und Kali Weſteregeln mit plus
1 Prozent. Auf den Nebenmärkten war die Kursgeſtaltung unein=
heitlich
, die Veränderungen hielten ſich aber innerhalb eines Pro=
zentes
. Im Verlaufe fanden kaum noch Umſätze ſtatt, immerhin
zeigten die Kurſe meiſt nochmals Erhöhungen um ½ bis 1 Prozent,
die aber bis zum Schluß der Börſe nicht immer behauptet blieben.
JG Farben ſchloſſen mit 132½ nach 133½ Prozent. Am Einheits=
markte
lagen Grün u. Bilfinger 6 Prozent höher, dagegen Stroh=
ſtoff
Dresden und Löwenbräu München je 4 Prozent niedriger.
Von Bankaktien bröckelten DD=Bank und Dresdner Bank weiter ab.
Auch auf den Rentenmärkten war das Geſchäft ſehr klein, die Hal=
tung
jedoch ebenfalls feſter. Beſonders 6 Prozent Stahlverein=
Bonds mit insgeſamt plus 2½ Prozent und Altbeſitzanleihe mit
plus 1 Prozent, verzeichneten größere Gewinne. Neubeſitz und
ſpäte Schuldbuchforderungen erhöhten ſich um ¼ bzw. ½ Prozent,
wogegen Reichsbahnvorzugsaktien ½ Prozent nachließen. Der
Pfandbriefmarkt, hatte behauptete Kurſe, einzelne Kommunal=
Obligationen lagen ½ bis 1 Prozent feſter. Von Staatsanleihen
lagen Heſſen Volksſtaat von 1928 mit 75 um 2 Prozent ſchwächer.
Am Auslandsrentenmarkt blieben Türken und Rumänen unver=
ändert
, Mexikaner gaben z. T. etwas nach. Tagesgeld war leicht
und 3½ Prozent
Die Abendbörſe verkehrte infolge Fehlens neuer Kunden=
orders
in ſehr ſtiller Haltung. Die Kurſe waren im Vergleich
zum Berliner Schluß meiſt nur knapp gehalten, doch war die
Grundſtimmung im Hinblick auf die entſpanntere außenpolitiſche
Situation durchaus weiter freundlich. Zunächſt kamen an den
Aktienmärkten überhaupt nur JG. Farben mit minus ½ Prozent
und am Rentenmarkt die Altbeſitzanleihe mit 76½8 Prozent zur
Notiz. Im Verlaufe ergaben ſich keine Veränderungen von Be=
lang
. Lediglich die in Berlin ſchwach veranlagten Akkumulatoren
zogen um 1 Prozent auf 175½ Prozent an, und auch für Aku zeigte
ſich auf Grund der feſten Tendenz in Amſterdam einiges Intereſſe.
Neubeſitzanleihe 12,80. Altbeſitzanleihe 76½ Schutzgebietsanleihe
7.,80. 6 Prozent Stahlverein=Bonds 67. Reichsbahn=Vorzugsaktien
96½, Dresdner Bank 54½, Reichsbank 128.

Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Mit Ablauf des 31. Mai 1933 wird die Notierung für 5 Pro=
zent
Bayeriſche Staats=Schatzanweiſungen, fällig am 1. 6. 1933,
und 5 Prozent Kaſſeler Bezirksverbands=Schatzanweiſungen, fällig
1. 6. 1933. an der Frankfurter Börſe eingeſtellt.
Die Verhandlungen im Direktionsausſchuß der Internatio=
nalen
Rohſtoff=Exportgemeinſchaft, die am 20. Mai in Paris be=
gonnen
wurden, werden heute in Lüttich fortgeſetzt. Wie verlautet,
ſoll nach der endgültigen Feſtlegung der Satzungen die Preisfrage
behandelt werden.
Zum Geſchäftsführer der Conrad Tack u. Cie. G. m. b. H. in
Darmſtadt iſt, nachdem Herrn Konſul Krojanker als Geſchäfts=
führer
zurückgetreten iſt, von der Geſellſchafterverſammlung Herr
Walter Heitz, Burg bei Magdeburg, ein langjähriger verdienter
Mitarbeiter der Firma, gewählt worden.
Der Zentralverband, der deutſchen Metall=Walzwerks= und
Hütten=Induſtrie E. V. gibt folgende ab 20. 5. geltenden neuen
Preiſe (in RM. je 100 Kilogramm für Abſchlüſſe auf 100 Kilo=
gramm
) bekannt: Kupfer: Bleche 89. (90.). Rohre 118.
(118 75) Drähte und Stangen 84,65 (85 40). Die Preiſe für
Kupfer=Schalen ſowie Aluminium=und Meſſing=Halbzeug blieben
unverändert.

Deutſch=belgiſches Kohlenabkommen.
Das deutſch=belgiſche Kohlenabkommen iſt am 18. ds. Mts.
Brüſſel gezeichnet worden. Für den Monat Mai erhält der deutſch
Bergbau ein Einfuhrkontingent von 190 000 Tonnen, während ſi
der belgiſche Bergbau verpflichtet, nicht mehr als 1 900 000 Tonne
abzuſetzen. Für die Monate Juni, Juli und Auguſt hat ſich d
belgiſche Regierung die Feſtſetzung des deutſchen Kohleneinfuh
kontingents nach den Bedürfniſſen der belgiſchen Wirtſchaft vo
behalten. Der deutſche Bergbau wird jedoch vom 1. Septembe
ds. Js. ab diejenigen Mengen nachliefern dürfen, um die in de
genannten Zeitpunkt das tatſächliche Einfuhrkontingent niedrige
als 190 000 Tonnen im Monat war. Vom 1. September ds. Js.
erhält der deutſche Bergbau ein Mindeſtkontingent von 19000
Tonnen, das ſich nach einem feſtgelegten Schlüſſel automatiſch e
höht, wenn eine Beſſerung der Abſatzverhältniſſe auf dem belgiſche
Kohlenmarkt eintritt. Das Abkommen gilt bis zum 31. Dezembe
ds. Js. und verlängert ſich ſtillſchweigend jeweils um drei Monat
falls eine Kündigung mit einer Friſt von zwei Monaten nicht au.
geſprochen wird.

Wirtſchaftliche Rundſchau.

Konvention der deutſchen Gummiſchuh=Fabriken. Die zwiſche
den Gumiſchuhfabriken ſchon ſeit längerer Zeit ſchwebenden Ve
handlungen haben, wie Schuh und Leder berichtet, jetzt zu
Gründung einer Konvention geführt, der die maßgebenden deu
ſchen Schuhfabriken angehören. Mit einer Reihe weiterer Fi
men ſtehen die Verhandlungen vor dem Abſchluß. Die Konver
tion bezweckt auf dem Gebiete der Schuhe mit anvulkaniſiert
Gummiſohle geſunde Verhältniſſe für Fabrikation und Hand
herbeizuführen. Zunächſt ſoll das Winterſchuhgeſchäft für die kon
mende Saiſon durch Einführung von Kleinhandelspreiſen gerege
werden. Auf dieſe Kleinhandelspreiſe erhalten Groſſiſten un
Händler feſte Grundrabatte, die jeder der beiden Gruppen eine
für jede Gruppe gleichmäßig feſtgelegten Nutzen ſichern.
Adlerwerke vorm. Heinrich Kleyer AG., Frankfurt a. M. Nad
dem die Adlerwerke gegen Ende v. Js. einen Lizenzvertrag m
der Automobilfabrik L. Roſengart=Paris abgeſchloſſen haben, we
den dieſer Tage Verhandlungen in London über den Abſchlu
eines ähnlichen Vertrags geführt. Während aber der Vertra
mit Roſengart für die Zukunft vorſieht, daß die für den franzöſ
ſchen Markt beſtimmten Adler=Wagen in wachſendem Maße dur
die franzöſiſche Firma gebaut werden, ſoll es ſich beim engliſche
Vertrag nach unſeren Informationen um ein reines Lizenzabkon
men zur Patentverwertung bezüglich des 1,5 Lit.=Wagens handelt
Bevorſtehender Zuſammenſchluß der deutſchen Tuchinduſtrie z
einem Einheitsverband. Die Verbände der deutſchen Tuchinduſtr.
haben folgende Entſchließung gefaßt: Die geſamte Tuchinduſtr
Deutſchlands vertreten durch die deutſche Tuchkonvention, den Ve
band ſächſiſch= thüringiſcher Webereien, den Damentuchverban
den Verband deutſcher Offiziers= und Feintuchmacher und de
Verband der Fabrikanten halbwollener und wollener Stoff
ſchließt ſich zu einem Einheitsverband zuſammen. Die Zugehöri=
keit
zu dieſem Verband muß für alle Tuchherſteller obligatoriſ
werden.
Deutſche Erdöl A.G., Berlin. In der AR.=Sitzung der Geſel
ſchaft legte der Vorſtand die Bilanz und die Gewinn= und Verluſ
rechnung für das abgelaufene Geſchäftsjahr vor. Die Verwaltun
ſchlägt vor, eine Dividende von wieder 4 Prozent zur Verteilun
zu briagen. GV. 1. Juli Am 1. Juli 1933 ſcheidet Herr Dehnt
wegen Erreichung der Altersgrenze aus dem Vorſtand der Geſel
ſchaft aus. Seine Zuwahl in den AR. wird der GV. vorgeſchlage
werden.

Viehmärkke.

Berliner Kursbericht
vom 22. Mai 1933

Frankfurter Viehmarkt vom 22. Mai. Aufgetrieben waren
1395 Rinder, darunter 348 Ochſen 124 Bullen, 515 Kühe und 37
Färſen, ferner 1148 Kälber, 19 Schafe und 5124 Schweine. Be
zahlt wurde pro Zentner Lebendgewicht: Ochſen al) 2932, a2) 2
bis 28. b) 2024: Bullen a) 2730 b) 2326: Kühe a) 25
b) 2124, c) 1720, d) 1216; Färſen a) 3033, b) 272
c) 2226: Kälber b) 4145, c) 3640, d) 2735: Schafe nick
notiert: Schweine b) 3538, C) 3539, d) 3437. Marktvel
lauf: Rinder ruhig, geringer Ueberſtand; Kälber und Schafe mit
telmäßig, geräumt: Schweine ſchleppend, geringer Ueberſtand.
Der Rindermarkt war erheblich ſtärker als in der Vorwoche be
ſchickt. Bei ruhigem Geſchäft verblieb geringer Ueberſtand. Di
Preiſe bewegten ſich auf der Höhe des Vormarktes. Etwa 48 Pro
zent des aufgetriebenen Viehes wurden wieder in die umliegen
den Verſorgungsgebiete ausgeführt. Auch der Schweinemark
wies eine ſtärkere Beſchickung als der vorwöchige Hauptmarkt au=
Bei ſchleppendem Geſchäft, verblieb geringer Ueberſtand. Di
Preiſe gingen etwas zurück. Kälber und Schafe wurden bei mit
telmäßigem Geſchäft geräumt.

Oeviſenmarkt
vom 22. Mai 1933

Berl. Handels= Geſ
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Llohzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Eleltr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi.
DeutſcheCont. Gas

Rec
55.
54.50
18.
19.
26.25
125.
48.
43.
143.
111.25

Mae
Elektr. Lieferung
F. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Soeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann 58.
Kali Aſchersleben 130.
elöcknerwerke
Korsw. Chem. Fabr.)
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppell 50.50

166,5o
132.875
65.
94:
97.50
77.50
62.25
86.
76.627
55.25

Me
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Akali
Agsb.. Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Dral
Wanderer=Werke

37.625
57.50
181.50
24.
44.
132.
72.25
26.75
77.876
17.50
82.50
68.25
95.50

Gelſingfors
Wien
Prag
Budapeſt.
Sofig.
Holland
Sslo
Koverhagen
Stockholm.
London.
Buenos=Aires
New York.
Belgien
Italien

Paris

Währung
100 finn.Mk.
100 Schilling
100 Tſch. Kr.
100 Pengö
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen ſ
1 2.Sta.
1 Pap. Peſo
Dollar
100 Belge
100 Lire
100 Francs

eldBrieff

6. 294
45.25
12.64
3.047
170.03
72.43
63.64
3.18
14.2651 1
0.353
3.571
58.69
21.98
16.60 1

6.306
46.05
12.66
Aurs
170.37
72.57
63.76
73.32
14.305
0.a5
3.679
58.81
22.02
16.84

Schwei
Spanier
Danzig
Japan
Rio deJaneiro
Jugoſlawien 1100 Dinar
Portugal
Athen
Iſtambul
Kairo.
Kanado
Uruguar
Fsland
Tallinn Eſtl.)
Niga

Bährung Reuet 100 Frankenſe 81.37 100 Peſetaz 36.06 100 Gulden 82.37 Yen 0.869 1 Milreis 0. 239 5.125 100 Escudos 812.99 100 Drachm. 2.439 1 türk. 2 2.03e rägypt. 4 14.645 teanad. Doll. 3.1921 1 Goldpeſo 1.648 100 isl. Kr. 63.94 100 eſtl. Kr. 110.39 100 Lais 73.19

Brie
zu53
3e,14
82.53
0.87
(.24
5.90
13.01
2.94
2.04
14.,68
3.9
1.e5
64.06
n0s
73.3

Burmſtäuter anu Karioharbant Burnkaot, Mindt orr Fressner Bunt
Frankfurter Kursbericht vom 22. Mai 1933.

Steuergutſcheine
Gr.IIp. 1934
. 1935
1938
1937
1938
Gruppe I
6 % Dtſch. Reichsan!
v. 27
5½%Intern. ,v. 30
62 Baden .. v.27
6% Bahern ..v,27
6% Heſſen v. 29
6% Preuß. St., v. 28
6% Sachſen v. 27
6% Thüringen b. 2
Otſch. Anl. Auslo=l
ſungsſch. 4, Ab=
löſungsanl
. . . .
Dtſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.)
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
....
6%Baden=Baden.
68Berlin ...v. 24
69 Darmſtadt ...
6% Dresden, v. 26
68 Frankfurt a. M.
Schätze v. 29
v. 26
6% Mainz ..
6% Mannheimv. 27
6% München v. 29
2a Wiesbaden b.28
6% Heſſ. Landesbk.
69
Goldoblig
5½% Heſſ. Landes=
Hyp.=Bk.=Liquid.

96,
90.25
84
7921,
76.5
85.3
90,
85.2
86.5
84
87.75
n9
98
84
78

76.75
12.9
7.6
698=
68
66.5
65.5
68
65.5
64.5
73),
74
83
72.75
85.75

Dene
Hhp. Bk. Ligu.=
Kom. Obl. . . .
620 Preuß. Landes=
Pfd.=Anſt. G. Pf.
6% Goldoblig.
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. für
Heſfchldobl. R.11
6% R.12
6% Kaſſeler Land. Goldpfbr.
6%Naſſ.Landesbk.
5½% Ligu. Obl.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
*AuslSer. I
*AuslSer I1
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
6% Berl. Hyp. Bk.
5½%Liqu.=Pfbr.
6% Frkf. Hhp.=Bk.
5½% Lig. Pfbr.
Goldoblig.
820 Frf. Pfbr.=Bk.
½% Lig.=Pfbr.
6% Mein. Hhp.=B.
1a% n Lig. Pfbr.
6% Pfälz.Hyp.=Bk.
5½ % Lig. Pfbr.
6% Rhein. Hhp.Bk.
5½% Lig. Pfbr.:
Goldoblig
% Südd. Bod==
Cred.=Bank
5½% Lig. Pfbr.
6% Württ. Hhp.=B.

79

78

83
83.5

30s
10.75
81.5
87
83.5
85
73.75
83.5
86.25
84
85
87.5
88
86
85.75
s1"
A
88.25
88

% Daimler=Benzl
8% Dt. Linol.WBerkel
16% Mainkrw. v. 26
6% Mitteld. Stahl.
68 SalzmannckCo.
6%Ver. Stahlwerke
6% Voigt & Häffner
3. G. Farben Bondsl:
5% Bosn. L. E. B.
L.Inveſt.
5% Bulg. Tab.v.02
4½2%0 Oſt. Schätze
42 Oſt. Goldrente
5 %vereinh. Rumän
4½%
.
4% Türk. Admin.
42 1. Bagdadl
Bollanl.
4½% Ungarn 1913
4½% 1914
Goldr.
1910
4½Budp. Stadtanl
425 Liſſabon
42 Stockholm
Aktien
Alg. Kunſtzüideunie
A. E. 6. ........"
AndregeNoris Zahn! 1
Aſchaffbg. Brauereil
Zellſtof
Bemberg, J. P..
Berl. Kraft u. Licht/1
Buderus Eiſen...
Cement Heidelbero
Karlſtadt
J. G.chemie, Baſel!?

3
85
67.25
742.
115.5

18.75
14,
5.5
10.75
4.85
Tl.

38
3
A
3
59
24.25
47
112.5
82
133.75

Chem.Berke Albert,
Chade.
Contin. Gummiw.
Contin. Linoleum.
Daimler=Benz....
Dt. Atl. Telegr.
Erdöl ...... . 1114.75
Dt. Gold=u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt/170
Linoleum.
Dortm. Ritterbräu
Dyckerhoff& Widm
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwer!
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
7. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guillegume
Frankfurter Ho.
Gelſenl. Bergwer!
Geſ.f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th.
Gritzner=Kahzſer.
Grün & Bilfinger. /
Hafenmühle Friſt.
Hanauer Hofbrauh.
Hanfwerte Füſſen
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfrb
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer.
Hochtief Eſſen
Holzmann, Phil.
3lſe Bergb. Stamm
Genüſſelt
Junghans .......!

Rit
142
43
49
93
101
1114.5
227
2
39
132:),
35
68.5
31.5
65.5
58
28.5
208
8
33
23.25
8.75
102.75

115.75
32

M
Aſchersleben
alein, Schanzlin
Klöcknerwerke ....
32:1, IKnorr C. H..... ..
129.75 Lahmeher & Co. .II
Laurahütte ..
Lech, Augsburg. ..
Löwenbr. Münch.
Mainkr.=W. Höchſt.
16.25 )Mainz Akt.=Br.
Mannesm.=Röhrer
Mansfeld. Bergb.
Metallgeſ. Franlf.
Miag. Mühlenbau
Motoren Darmſtad:
Meckarwert Eßling.
ſoberbeda:
Phönix Bergbau
Reiniger, Gebbert.
Rh. Braunkohlen..
Eleltr. Stamm
Stahlwer1e
Riebeck Montan.
Roeder, Gebr.
Rütgerswerie
alzdetſurth Kalr/
zw. Heilbron
Schöfferhof=Bind., /1
Schramm, Lackfbr
1
Schuckert, Elek
Schwartz
cher
Siemens &
Südd. Zucker=A. 6./1
Thür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhard ..
hunterfranken ..

84.
130
45
62
186
123.25
20.75

7


11

Me Kee
Ber. Ultramarin.
Boig : & Haeffner.
Beſteregeln Kali.
Zellſto) WeltlI
Allg. Dt. Creditanſ.
Badiſche Bant.
Bk. f. Brauinduſtr.
Baher. Hyp. u. W.
Berl. Handelsgef.
Hhpotherbl.
(Comm. u. Privatb.
Dt. Ban und Dise.
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdner Bank.
Fran1f. Bank.
Hhp.=Bank.
Mein. Hyp.=Bank.
Pfälz. Hyp.=Bank
Reichsbank=Ant.
Rhein. Hyp.=Ban1.
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Württb. Notenban
A.-G. j. Vertehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftw
7% Dt. Reichsb. Vzo
Hapag...
Nordd. Lloyd.
Südd. Eiſenb.=Geſ.
Allianz. u. Stutze.
Verſicherung .
Verein. Verſ.
Frankona Rücku. Ml122.5
Mannheim. Verſich.
Otavi Minen.
SchantungH andelsl

132.5
53.25
5o.75
104

100
94.75
18.25
48.5

22
18.25
33.5

[ ][  ][ ]

Dienskag, 23. Mai 1932

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Der Teite AeMLAAA

Original=Roman von Hellmuth Quast-Peregrin.
Kämpfen will ich gern. Sabine hat in überquellender


aMf

1a
eiſen geit
ſiſten
ruppen in
furt a. M.
Hüut

Freude ſeine Hände ergriffen, ſieht ihn mit leuchtenden Augen
an. Und wenn eine ganze Welt gegen uns aufſteht, nicht wahr,
Jochen?
Ja, Sabine, er legt ſeinen Arm um ihre Schultern, zieht
ſie an ſich. Wir halten zuſammen und nur der Tod".
Der wird uns nicht trennen, unterbricht ſie ihn unwillig.
Wir leben nicht im Lande jenes Ludwig, der mißliebige Leute
verſchwinden ließ. Seine Kurfürſtliche Durchlaucht kann dich im
ſchlimmſten Falle nur ungnädig aus dem Dienſte entlaſſen, dann
leben wir auf unſerem Gute, und niemand wird ſich dort um
uns kümmern. Dein Vater hat ja auch das ſtille Landleben dem
Dienſt am Hofe vorgezogen, und iſt nicht unglücklich dabei ge=
worden
.
Jochen muß lächeln.
Nein, der Herr Vater fühlt ſich wahrhaftig nicht unglück=
lich
, ich glaube, das würde der Fall ſein, wenn er im Kreiſe
der Höflinge katzbuckeln müßte.
Und mir iſt es auch zuwider, dieſes ewige Sichverbeugen
nach allen Seiten, ich will nicht mehr mein eigenes Ich und
meine eigene Meinung hinter einer Maske verſtecken. Dabei
erſtarrt man allmählich zur Puppe, verliert ſich ſelbſt als
Menſch.
Raule ſieht ſie überraſcht an, muſtert ſie mit durchdringen=
dem
Blick, dann drückt er ihr impulſiv die Hand.
Wir verſtehen uns.
Und kurz dreht er ſich um wandert im Zimmer mit haſtigen
kurzen Schritten auf und ab. Immer drei Schritte hin und
drei Schritte her, mehr läßt der Raum nicht zu.
Mit einer plötzlichen Wendung ſteht er dicht vor Sabine.
Alſo dann Trauung in den nächſten Tagen.
Nein, noch heute nacht.
Das iſt nicht möglich. Die ganze Stadt liegt im Schlafe.
Auch die Diener des Herrn ruhen aus von ihrem ſchweren
Tagewerk im Weinberge.
Und wenn jemand im Sterben liegt, ruft man dann nicht
kuuch des nachts den Seelſorger, beharrt Sabine.
So ernſt iſt doch die Not nicht in unſerem Falle, verſucht
Raule ſcherzend Sabines Ungeduld einzudämmen.
Ich will heute noch durch Prieſtermund mit meinem Gatten
ſerbunden werden. Ich weiß nicht, was geſchieht, wenn ich nach
ieſer Flucht in meines Oheims Haus zurückkehre. Es könnte
ein, daß man mir keine Möglichkeit mehr zu einer Trauung

(Nachdruck verboten.)

läßt. Aus dieſem Grund gehe ich nur mit dem Talisman einer
geſchloſſenen Ehe zu Pleſſows zurück. Nicht anders. Ich will
gebunden ſein, um nicht einem anderen Zwange gehorchen zu
müſſen.
Raule verſucht es nicht, Sabine von ihrem Vorhaben ab=
zubringen
, nur, meint er beiläufig, müſſe ſie dann den Propſt
Schade von Sankt Nicolai aus dem Schlafe aufjagen.
Erſchrocken blickt ihn Sabine an.
Den Probſt? Nein, der traut mich mit keinem anderen als
Zaſtrow, beide ſind ja befreundet miteinander, der weiß beſtimmt
ſchon aus Zaſtrows Munde von der kommenden Hochzeitsfeier.
Wenn Sie mir nicht zu einem Geiſtlichen raten können, dann
muß ich mit Jochen nach Ketzin, dort werden wir getraut.
Ich glaube daß der Prediger Charles Jerome Delamotte . .
Der Franzoſe?
Es wird der einzige ſein.
Es iſt nicht mehr viel Zeit, um noch lange zu beraten und
zu erwägen, Blonck wird geweckt, er ſoll als Zeuge mitgehen,
und kaum eine halbe Stunde ſpäter ſtehen ſie in der Friedrichs=
gracht
an Delamottes Haustür, ſehen hinter einem Fenſter noch
Licht, pochen energiſch an. Oben verlöſcht das Licht eine Weile
vergeht, dann wird die Tür geöffnet, die brennende Kerze in
der Hand, ſteht ein ſchmaler, zartgliedriger Mann vor ihnen.
Im Flüſtertone trägt ihm Jochen ſeinen Wunſch vor, der Fran=
zoſe
hört aufmerkſam zu, dann ſchüttelt er bedauernd den Kopf.
Sabine hat ängſtlich jede Bewegung in dem bleichen, faltigen
Geſicht des Franzoſen beobachtet, die Ablehnung trifft ſie wie
ein Schlag, ſie kann nicht mehr an ſich halten und bricht in
Tränen aus. Endlich gelingt es Jochen, den Pfarrer ſo weit
zu überreden, daß er die ſpäten Beſucher wenigſtens in ſeine
Wohnung einläßt, und hier koſtet es noch viel Bitten, bis er
bereit iſt, die Trauung zu vollziehen.
Jetzt erſcheint auch die Frau des Pfarrers, ſie hat ſchon die
ganze Zeit über hinter der Tür des Nebenzimmers ängſtlich
herumgegeiſtert, aus dem unterdrücktes Kinderweinen herüber=
klang
, denn die tiefen Männerſtimmen hätten die ganze Familie
alarmiert, ſie mochten wohl häßliche Erinnerungen an die ver=
laſſene
Heimat wachgerufen haben. Als Madame erfahren hat,
was der Beſuch bedeutet, läuft ſie zu den Kindern, um ſie zu
beruhigen, daß keine Männer mit Musketen und Partiſanen
gekommen ſind, um die Eltern, glaubensſtrenge Hugenotten, ins
Gefängnis zu ſchleppen. Dann beeilt ſie ſich, alles zur Trauung
herzurichten, ſie nimmt ihres Gatten Bücher vom Schreibtiſch,
packt ſie auf die unförmige Truhe, deckt ein weißes Tuch über

Nr. 142 Seite 11
den Tiſch, ſtellt zwei Leuchter darauf, zündet zwei dünne
Kerzen an, deren flackerndes Licht das armſelige, unaufgeräumte
Zimmer notdürftig erhellt.
Sabine ſieht wie im wachen Traume zu, ſieht die geſchäftige
Frau, die mit einer mächtigen Haube auf dem wirren Haar in
Nachtjacke und Rock, jung und ein wenig ſchlampig, haſtig
herumhantiert, ſieht den Geiſtlichen, den vergrämten, leidenden
=Zug in ſeinem bleichen Geſicht, ſie hört nebenan die Kinder
tuſcheln und reden, ſieht auch einmal im Türſpalt zwei kleine
Geſtalten in langen Nachthemden, zwei neugierige Geſichtchen
mit dunklen, lebhaften Augen. Die Armut und das Elend der
Verbannung zeigen ſich ihr, doch erſcheint ihr alles unwirklich
wie ein ſeltſames Abenteuer, bei dem ſie nur Zuſchauer, nicht
Mitwirkende iſt.
Soll ſie in dieſem armſeligen düſteren Raume mit Jochen
für ewig verbunden werden? Nicht in der kleinen Dorfkirche
von Ketzin, an deren Wänden die Grabtafeln derer von Beeren
und der Kolks ſtehen? Dort hätten bei der Trauung ernſte
Steinmänner und Frauen auf ſie geblickt, die Letzte vom Ge=
ſchlechte
der Beeren. Und der alte Paſtor Erdmann hätte ge=
predigt
über den einhundertſechsundzwanzigſten Pſalm.
Und hier ſteht der franzöſiſcher Prediger, in der langen,
engen Soutane, deklamiert mit leiſer, müder Stimme, als ſcheue
er ſich vor unerwünſchten Lauſchern, irgendeine Stelle aus dem
Evangelium. So gleichgültig, ſo ohne Pathos klingt alles und
Sabine iſt o weit fort mit ihren Gedanken, daß ſie ſich gar
keine Mühe gibt, die franzöſiſche Rede zu verſtehen. Jetzt legt
er ihre Hände ineinander, ſegnet ſie, und jetzt ſind ſie Mann
und Frau. Einen Ehekontrakt ſetzt der Herr Delamotte auf,
Sabine und Jochen müſſen unterſchreiben, Madame Adrenne
Delamotte und Kapitän Pieterſen Blonck zeichnen als Zeugen,
und dann iſt die Feier beendet, und die beiden Ehegatten blicken
ſich an, ein wenig verwundert und ein wenig enttäuſcht den
Bund für das Leben haben ſie geſchloſſen, den wichtigſten Schritt
ihres Lebens getan, und es iſt doch ſo gar nicht feierlich ge=
weſen
, nüchtern und ſeelenlos wie ein notarielles Abkommen.
Die Befangenheit, die Sabine und Jochen voreinander
empfinden, erweckt durch das Bewußtſein, daß ſie ſich jetzt an=
gehören
dürfen, und es doch nicht können, weil ihr Bund ge=
heimbleiben
muß, iſt lähmend wie ein Schuldgefühl, will nicht
weichen, ſelbſt als ſie das Haus des Predigers verlaſſen haben.
Schleichen ſie nicht wie Diebe die Friedrichsgracht entlang und
erſchrecken bei jedem Wort, das der Holländer Blonck in ſeiner
lauten Art auf der totenſtillen Gaſſe ſpricht?
Und als ſie an der Fiſcherbrücke einen Nachen losbinden
und vorſichtig über die Spree rudern lautlos hinter Pleſſows
Haus anlegen, ſchlagen da nicht Sabines Zähne hörbar auf=
einander
? Vergißt ſie es nicht ſogar, ſich mit einem Kuß von
dem Geliebten zu verabſchieden.
(Fortſetzung folgt.)

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[ ][  ]

Seite 12 Nr. 142

Darmſtädter Tagblatk / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 23. Mai 1933

Neue Kurse
in Einheitskurzschrift
(6582
beginnen
am Dienstag, den 23. Mai,
und Freilag
26. Mai
abds. 19 u 20 Uhr, im Ludwig-
Georgs-Gymnasium Karlstr. 2
unt. Leitung staatl, gepr. Lehrer
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täglich v. 17 bis 21 Uhr, im Hause
Karlstr. 23, pt., nach der Zehn-
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Heute Tanz!

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istetw. Außergewöhnliches:
Der
Wolkenstürmer
Ein Luftsensationsfilm, wie
ihn Deutschland noch vicht
sah, von dem der Angriff‟
von Dr. Göbbels schrieb:
Der Film sollte überall
in Deutschland gezeigt
werden.
Dazu noch
mit
Rowanze Greta Garbo
der diese größte Schauspie-
glerin
in einer ganz neuen
Rolle bringt. (V. 6586

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Das ganz grosse Ereignis!
Der Film der nationalen
Erhebung!
Ein Werk für das erwachende
Deutschland.
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Geutsckäfte
Dem Deutschen Volke gewidmet.
Jugendliche zugelaesen.

Mur noch heute und morgen
EinErstaufführ.-Doppelprogramm
Jenny Jugo und Oskar Karlweiss
in dem originellen Lustspiel
Die nackte
Wahrheit
Vorher:
Der spannende Tonfilm:
Die Frad
von der man

mit (V.6585
Lissi Arna und Fritz Délius
sowie das gute Beiprogramm.

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Volksertüchtigung!
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23. Mai 1933

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Art der 18 Kreise des Volksstaats Hessen (Kennzeichen: VS, VR, VO)
für die Zeit vom 1.15. Maf 1933. Diese Meldungen sind sonst
nicht zugänglich, also nur durch uns erhältlich.
Die Aufo-Listen enthalten die Angaben in folgender Reihen-
folge
: Name, Beruf, Wohnort des Kraftfahrzeugbesitzers, Fahr-
zeugart
, Hubraum in ccm und PS (bei Lastkraftwagen: Nutz-
last
in kg und PS), Fabrikat und Motornummer. Fabrikneue
Fahrzeugs sind durch + kenntlich gemacht. Die Meldungen sind
geordnet nach den drei Provinzen (VS, VR, VO) und Kreisen,
und innerhalb dieser nach Fahrzeugarten. Abgemeldete
Fahrzeuge werden besonders geführt.
Die Autolisten sind unentbehrlich, weil sie laufend
neuestes Adressenmaterial
liefern. Sie erscheinen alle 14 Tage, also monatlich zwei Listen.
Die spätestens am B. eines Monats ausgegebene Liste enthält die
Meldungen vom 16.30. (31.) des voraufgegangenen Monats und
die spätestens am 23. eines Monats ausgegebene Liste die Mel-
dungen
vom 1. 15. des gleichen Monats.
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1. Bei Bezug aller Meldungen sämtllcher 18 Kreise für
12 Monate: zum monatlichen Pauschalpreis von
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