Einzelnummer 10 Pfennige
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Franffurt a. M. 4301
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 123
Donnerstag, den 4. Mai 1933.
196. Jahrgang
27 mm brelite Zeile im Kreiſe Darmſiadt 23 Reichspfg.
FinanzAnzeigen 35 Reichspfg. Rellamezelile (92 mm
breit) 2 Reichsmark. Anzeigen von auswärts 3SReſchepfg.
Finanz=Anzeigen 50 Reſchspfg. 92 mm brelte
Rellame=
ſelle 3.— Reichsmark. Alle Preiſe in Reichsmare
1 Dollar — 4.20 Markl. — Im Falle höberer
Gewali, wie Krſeg, Aufruhr, Sireit uſw., erliſcht
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
Anzeigenauf=
träge und Teiſſung von Schadenerſatz. Bei Konkurs
der gerichiſcher Beſtreibung fällt ſeder Rabatt weg.
Banſlonto Deuiſche Bank und Darmſtädter und
Nationalbank.
*Gold und Silber.
Deatſch=polniſche Fühlungnahme.
Vor.
Ein Schrift des Reichskanzlers zur Anbahnung beſſerer deutſch=polniſcher Beziehungen. — Adolf Hikler
wünſchk leidenſchaftsloſe Ueberprüfung und Behandlung der gemeinſamen Inkereſſen beider Länder.
Ausſprache des Reichskanzlers
und Reichsaußenminiſters
mit dem polniſchen Geſandken.
Die deutſche Regierung hat einen entſcheidenden Schritt
ge=
tan, um die deutſch=polniſchen Beziehungen, die ja ſeit Jahr
und Tag eine dauernde Kette von Schwierigkeiten und Kriſen
darſtellen, auf eine neue Grundlage zu ſtellen.
Der Reichskanzler hat den polniſchen Geſandten in
Gegen=
wart des Reichsaußenminiſters Dr. v. Neurath empfangen und
dabei die feſte Abſicht zu erkennen gegeben, daß Deutſchland ſich
ſtrengſtens im Rahmen der beſtehenden Verträge halten wolle.
Der Kanzler hat darüber hinaus den Wunſch ausgeſprochen, daß
die beiden Länder ihre gemeinſamen
Inter=
eſſen „leidenſchaftslos überprüfen und
behan=
deln” möchten.
Im unmittelbaren Anſchluß daran hat dann noch eine ſehr
eingehende Ausſprache zwiſchen dem polniſchen
Außenminiſter und dem deutſchen
Außenmini=
ſter ſtattgefunden, in der alle ſchwebenden Fragen ausführlich
behandelt worden ſind.
Die Ausſprache hat ſich alſo offenbar über den ganzen
Komplex der deutſch=polniſchen Beziehungen erſtreckt, und darf
als ein Beweis dafür gelten, wie ernſt es dem
Reichskanzler mit ſeinem Bekenntnis zum
Frie=
den iſt und daß auf deutſcher Seite jedenfalls der
ehr=
liche Wille beſteht, mit den Polen zu einem
erträg=
lichen Verhältnis zu kommen. Man wird mit
Span=
nung erwarten, welches Echo der Schritt des Reichskanzlers bei
der polniſchen Regierung und in der polniſchen Preſſe findet,
weil ſich daraus gewiſſe Rückſchlüſſe ziehen laſſen, insbeſondere
auch ob auf polniſcher Seite ſich der gleiche Wille durchſetzt.
Die amkliche Mikkeilung über den Empfang.
Berlin, 3. Mai.
Amtlich wird mitgeteilt:
Der polniſche Geſandte Wyſocki ſtattete dem Reichskanzler einen
Beſuch ab. Die Unterredung, bei der Außenminiſter v. Neurath
zugegen war, beſchäftigte ſich mit den ſchwebenden politiſchen
Fra=
gen, die das Verhältnis Deutſchlands zu Polen berühren. Der
Reichskanzler betonte die feſte Abſicht der deutſchen Regierung,
ihre Einſtellung und ihr Vorgehen ſtrengſtens im Rahmen der
be=
ſtehenden Verträge zu halten und ſprach den Wunſch aus, daß die
beiden Länder ihre gemeinſamen Intereſſen beiderſeits
leiden=
ſchaftslos überprüfen und behandeln möchten.
Nach dem Empfang beim Kanzler hat noch eine zweite
Aus=
ſprache ſtattgefunden, und zwar zwiſchen dem Geſandten und Herrn
v. Neurath. In politiſchen Kreiſen wird darauf hingewieſen, daß
die Tatſache dieſer beiden Unterredungen deutlich zeige, wie
ernſt=
haft und fundiert die Ausſprache über die für Deutſchland und
Polen wichtigen Fragen geweſen iſt.
Die letzken Vorbereikungen
für die Endoffenſive in Genf.
Für die kommende Woche wird in Genf die Entſcheidung
über das Schickſal der Abrüſtungskonferenz in Genf erwartet.
Von allen Seiten werden die letzten Vorbereitungen getroffen.
Auch in Paris. Aber gerade über die franzöſiſche Taktik
ver=
lautet noch nichts ſicheres.
Die Hoffnungen der Franzoſen auf eine ſehr
weitgehende Unterſtützung durch die
Ameri=
kaner haben ſich nicht erfüllt. Im Gegenteil. Der
amerikaniſche Vertreter hat, wenn er auch bei der Behandlung
der deutſchen Polizei zunächſt mit den Franzoſen ſtimmte, doch an
den franzöſiſchen Methoden wiederholt ſehr offenherzige Kritik
geubt. Paul=Boncour iſt ein zu guter Pſychologe, als daß er
darauf nicht Rückſicht nehmen wird. Die Gefahr beſteht alſo, daß
Frankreich im letzten Augenblick noch mit einer neuen
Ueberra=
ſchung hervortritt, die in irgendeiner Form den Grundſatz der
Gleichberechtigung anerkennt, aber ihn gleichzeitig ſo
ausgeſtal=
tet, daß praktiſch dadurch die Ungleichheit verewigt werden
wurde. Gerade dieſe große Unbekannte in Paris zwingt aber die
deutſche Delegation zu beſonderer Vorſicht. Wir müſſen uns
da=
begen wehren, daß wir iſoliert werden. Einen kleinen
takti=
ſchen Erfolg hat Nadolny auch bereits verzeichnen können, als
mit der Unterſtützung Englands und Amerikas wenigſtens der
Antrag auf Anrechnung der Hilfspolizei abgelehnt wurde.
Nener engliſcher Kompromißvorſchlag zur Regelung
England hat jetzt einen neuen
Kompromißvor=
ſchlag ausgearbeitet, um den Streit um den militäriſchen
Cha=
rakter der Polizeikräfte aus der Welt zu ſchaffen. Er lautet dahin,
Daß jede Macht das Recht haben ſoll, einen beſtimmten Prozentſatz
der militäriſchen Streitkräfte als Polizei rein militäriſchen Cha=
Läiters zu unterhalten, ohne daß dieſer Teil auf die effektive Stärke
„7 Zikrechnung gebracht wird. Das iſt auf den erſten Blick eine für
Deutſchland ſehr ungünſtige Löſung, weil man wegen der ſehr ge=
Lngen Stärke der deutſchen Armee einen ſehr hohen Prozentſatz
„Dkſehen müßte, der uns die Freiheit zur Aufſtellung einer
Poli=
delkruppe, wie ſie den Erforderniſſen unſerer inneren Sicherheit
Lnd Ordnung entſpricht, gewährleiſtet. Immerhin hat Nadolny ſich
bereit erklärt, ſeine Anträge zurückzuziehen, falls der engliſche
Kompromißantrag Annahme finden ſollte. Es hat ſich die Möglich=
keit einer unmittelbaren Verſtändigung zwiſchen England und
Amerika ergeben, die vielleicht geeignet iſt, den Boden auch für die
Entſcheidung der kommenden Woche vorzubereiten und zu
verhin=
dern, daß wir uns einer engliſch=amerikaniſch=franzöſiſchen
Pha=
lanx gegenüberſehen.
Deutſchnakionale Forderungen.
Anſpruch auf volle Gleichberechtigung auf allen
Gebiefen des polikiſchen und wirkſchaftlichen Lebens.
Berlin, 3. Mai.
In der Vorſtandsſitzung der DNVP., die am Mittwoch bis
in die ſpäten Abendſtunden andauerte, fand nach einem
politi=
ſchen Referat des Parteiführers Dr. Hugenberg eine längere
Ausſprache über durchgreifende organiſatoriſche
Maß=
nahmen ſtatt, die unter noch ſchärferer Betonung des
Führerprinzips und unter Heranziehung
ande=
rer wirtſchaftlicher und kultureller
Organiſa=
tionen geplant ſind.
Im Anſchluß an dieſe Ausſprache, die in ein erneutes
Be=
kenntnis zur Führerperſönlichkeit Dr. Hugenbergs ausklang,
nahm der Vorſtand einſtimmig folgende
Enkſchließung
an: „Die Deutſchnationale Volkspartei hat die Kampf=
Kamerad=
ſchaft des 30. Januar und damit auch die Notwendigkeit bejaht,
endlich auch das deutſche Volk zu einem wirklichen einheitlichen
Körper zuſammenzuſchweißen Sie hat ſich verantwortungsbewußt
hinter die vom Reichskanzler Hitler geführte Regierung geſtellt.
Die Not des Vaterlandes, die ungeheuren
Aufgaben desinneren Aufbaues und die
Deutſch=
land drohenden außenpolitiſchen Gefahren
ver=
langen ein auf gegenſeitiges Vertrauen
ge=
gründetes Zuſammenarbeiten, aller
Gliede=
rungen der Nationalen Front.
Die Deutſchnationale Volkspartei erhebt für ihre
Angehöri=
gen und Kameraden den ſelbſtverſtändlichen Anſpruch auf volle
Gleichberechtigung auf allen Gebieten des politiſchen und
wirt=
ſchaftlichen Lebens.
Nach dem ſcharfen Abwehrkampf gegen die ſtaatsfeindlichen
Elemente muß eine
feſte Rechksordnung ſo raſch als möglich
wieder hergeſtellt werden. Die Stärke des Preußiſchen Staates
und des Alten Reiches, beruhte in der inneren Verbundenheit
zwiſchen höchſter Verantwortung dem Staate gegenüber und
in=
nerer Freiheit der Einzelperſönlichkeit. Deshalb fordert die
Deutſchnationale Volkspartei auch für die Neugeſtaltung der
kirch=
lichen Dinge die Wahrung der vollen Freiheit der
Kirche.
Die Stärke des Staates zeigt ſich in dem beruflichen
Können und in der Unverſehrtheit eines ſauberen
Berufsbeamtentums. In Uebereinſtimmung mit den
Er=
klärungen der Regierungen fordert die Deutſchnationale
Volks=
partei die baldige Wiederherſtellung, der Rechte
dieſes Standes. Zu einem freien geordneten
Staat gehört eine freie und auf
berufsſtändi=
ſcher Grundlage aufgebaute und vor
Experimen=
ten und Willkür geſchützte Wirtſchaft. Die Einheit
der deutſchen Wirtſchaftsführung iſt durch die Betrauung Dr.
Hugenbergs mit den Wirtſchaftsminiſterien im Reich und in
Preu=
ßen gewährleiſtet. Die planvolle Entſchuldung der
Landwirt=
ſchaft und der für die geſamte deutſche Wirtſchaft bedeutungsvolle
Handelsvertrag mit Holland ſind die erſten Erfolge auf dem Wege
der neuen deutſchen Handels= und Wirtſchaftspolitik. Dieſe
Aufbauarbeit — die Vorausſetzung für die Behebung der
Arbeitsloſigkeit iſt — vor jeder Störung zu ſichern, iſt
Aufgabe der ſtaatlichen Politik und der
ſtaat=
lichen Verwaltung.
Das demokratiſch=parlamentariſche Syſtem von Weimar iſt
tot. Ewig notwendig aber bleibt der Kampf für unſere ſtaatlichen
und wirtſchaftspolitiſchen Ziele, die in dem chriſtlich=konſervativen
Gedankengut unſerer Bewegung Heimat und Grundlage haben.
Für die Volkskräfte, die ſich 1918 in der Deutſchnationalen
Volkspartei zuſammenfanden, um für ihre nationale, ſoziale und
monarchiſche Staatsauffaſſung gegen das republikaniſch=
demokra=
tiſche Syſtem zu kämpfen, war die Partei nie Selbſtzweck, ſondern
nur eine durch das politiſche Kampffeld des parlamentariſchen
Staates bedingte Notwendigkeit. Da der Parteiſtaat von Weimar
und ſein Syſtem der Vergangenheit angehören, nennt ſich die
Deutſchnationale Volkspartei, — entſprechend einer
vom Parteiführer Hugenberg ſchon in der Vorſtandsſitzung im
Dezember gegebenen Anregung — künftig „
Deutſchnatio=
nale Front”.
Alle Kräfte, mit denen wir bisher im Kampf verbunden
waren, und alle, welche unſerer Front noch nicht angehörten, aber
bereit ſind, im Sinne unſerer Weltanſchauung zu arbeiten,
for=
dern wir auf, an unſere Seite zu treten und damit die geſamte
nationale Front zu ſtärken.
Die Techniſche Hochſchule Stuttgart hat den Reichskanzler
Adolf Hitler zum Ehrendoktor gemacht, „als den Mann, der
durch ſeinen ſieghaften Kampf für deutſche Art den Boden
be=
reitet hat, auf dem allein eine deutſche Baukunſt wieder wachſen
kann”.
Die Reichsbahn hat weitgehende Pläne für eine
Auftrags=
erteilung für Induſtrie und Handwerk ausgearbeitet. Die
Durch=
führung der Pläne kann erſt nach Abſchluß der Beratungen des
Reichskabinetts über das Beſchaffungsprogramm erfolgen.
Dr. Wellthor, Berlin.
Auch öffentliche Erörterungen über politiſche Grundſatzfragen
tauchen wie Wandelſterne in unbeſtimmten Zeitabſtänden am
Horizont auf. Heute unterhalten wir uns genau wie unſere
Väter vor bald fünfzig Jahren wieder über
Währungsgrund=
lagen, Gold=, Silber= und Doppelwährung. In der zweiten
Hälfte der neunziger Jahre ging die Weltgoldproduktion
empfindlich zurück. Immer lauter ertönte der Warnruf: „die
Golddecke wird uns zu knapp‟. Die Anhänger der
Doppelwäh=
rung, d. h. Gold=Silber=Währung (die ſogenannten „
Bimetal=
liſten”) gewannen in der Bürokratie und in den
Volksvertretun=
gen Anhang. Dann aber ſetzten die Goldfunde in Südafrika ein
und anderthalb Jahrzehnte ſpäter hatte ſich die Goldproduktion
der Jahre 1896 bis 1890 ungefähr verdreifacht. Damals war der
Verkehr an Goldgeld gewöhnt. Die papierene Banknote wurde
in Zahlung genommen, weil verhießen war, daß ſie jederzeit in
Gold eingelöſt werden würde. Zweimal haben wir die geltende
Währung von ihrer eigentlichen Edelmetallgrundlage gelöſt. Im
Auguſt 1914, als zur Verhinderung von Goldabzügen die
Ein=
löslichkeit der Banknoten in Gold aufgehoben wurde, und 1924 bei
der Schaffung der neuen Reichsmarkwährung, bei der die
unbe=
ſchränkte Goldeinlöslichkeit gar nicht erſt eingeführt wurde. Aber
inzwiſchen hatte ſich der Verkehr an papierene und andere
ſtoff=
liche minderwertige Zahlungsmittel gewöhnt. Um die neue feſte
Währung im deutſchen Publikum feſt zu verankern, war eine
„Golddeckung” von 40 Prozent der umlaufenden Noten feſtgelegt
worden. Zur Golddeckung rechnen auch die Beſtände an
auslän=
diſchen Zahlungsmitteln (Deviſen). Die Statiſtiker haben uns
dann auch gewiſſenhaft vorgerechnet, wie zu den jeweiligen
Stichtagen der Reichsbankausweiſe die „Golddeckung” der
um=
laufenden Banknoten geweſen iſt. Als dann aber die
Gold=
deckungsgrenze unterſchritten wurde — bei der Bank= und
Kreditkriſe vom Juli 1931 — ſtellte ſich heraus, daß für eine
Währungspanik jegliche Vorausſetzung fehlte. Entſcheidend war,
daß die maßgebenden Stellen eine weitere wirtſchaftlich nicht
un=
bedingt erforderliche Verminderung der Deckungsmittel mit
Energie verhinderten und das Angebot deutſcher Zahlungsmittel
im Ausland und im Inland gewaltſam einengten. Es iſt richtig,
daß die Nachfrage nach deutſcher Mark im Ausland gering blieb;
aber auch das Angebot an Mark wurde niedrig gehalten. Wer in
Deutſchland ausländiſche Zahlungsmittel einlöſen wollte erhielt
dafür keinen ſpekulativen Liebhaberkurs, ſondern den amtlichen
Börſenkurs, der genau der Goldparität entſprach. So konnte es
kommen, daß die deutſche Währung mit einer Goldreſerve von
400 Millionen Mark ſtabil blieb, der amerikaniſche Währung mit
Goldreſerven von etwa 17 Milliarden Mark dagegen ein Zehntel
bis ein Sechſtel ihres Wertes verlor.
Man kann die bimetalliſtiſche Debatte von 1890 als „
intellek=
tuell”, die Debatte von 1933 als „ſpekulativ” bezeichnen. Damals
glaubte man, die Goldvorräte der Welt würden in abſehbarer
Zeit nicht mehr ausreichen, um den Geldſyſtemen der
Gold=
währungsländer einen genügenden Rückhalt zu geben. Heute
überlegen in gewiſſen Ländern die Politiker und die
Wirtſchaft=
ler, ob ſie nicht durch Uebergang zur Doppelwährung auf Koſten
anderer Länder Vorteile erringen können. Was Amerika bisher
beſchloſſen hat, iſt natürlich noch keine Doppelwährung.
Präſi=
dent Rooſevelt hat die Ausgabe von Silberzertifikaten und die
Erhöhung der Münzdeckung in Silber beſchloſſen und dazu
an=
geordnet, daß die Kriegsſchulden bis zu einem Betrag von 100
Millionen Dollar in Silber erſtattet werden können. Die dadurch
hervorgerufene verſtärkte Silbernachfrage hat zu einer
Steige=
rung des Silberpreiſes geführt. Er war Ende 1932 auf 33 Mark
je Kg. geſunken und hob ſich im Laufe des April auf über 40 Mk.
Vor dem Krieg hat er 80 Mark betragen. Anfang des vorigen
Jahrhunderts hat er lange Zeit hindurch auf etwa 175 Mark
geſtanden. Die Silberentwertung hat ſich bis zum Ende des
vorigen Jahres fortgeſetzt, obwohl zwei preisſteigernde Umſtände
vorlagen: 1. eine künſtliche Verringerung der Silberproduktion
und 2. eine vermehrte Ausprägung von Silbermünzen in
man=
chen Ländern, beſonders in Deutſchland. Die großen
Silber=
verbrauchsländer Indien und China waren in ihrer
wirtſchaft=
lichen Kraft jedoch ſo ſtark geſunken, daß die preishebenden
Momente nicht ſo zur Auswirkung kommen konnten. Die neue,
durch Amerika hervorgerufene Silbernachfrage wird die Folge
haben, daß die Kaufkraft der Silberländer in Aſien gehoben
wird, und daß dieſe Aufnahmebereitſchaft beſonders den
Er=
zeugniſſen des valutaſchwach gewordenen Amerika zugute
kom=
men wird. Wir Deutſche haben eine reiche Erfahrung in der
handelspolitiſchen Wirkung ſinkender Währung. Jahrelang gab
es Toren, die bei der fortſchreitenden Markentwertung den
Stein der Weiſen gefunden zu haben glaubten, wobei ſie dem
Ausland billige Einkäufe deutſcher Waren lieferten, ſich ſelbſt
aber „ſteigenden Erlös” verſchafften. Es ſtellte ſich dann heraus,
daß die deutſchen Sparer, Vermögensbeſitzer und Rentner die
Zeche bezahlt haben. Denn ihnen wurde durch die weichende
Währung das Vermögen und das Einkommen entwertet. Wenn
andere Länder dies Expreiment trotz der deutſchen Erfahrungen
wiederholt haben, ſo erklärt ſich das dadurch, daß ſie die
Ab=
wärtsbewegung des Geldkurſes beherrſchen und an einem ihnen
gut dünkenden Punkt aufhalten zu können glauben. Das
eng=
liſche Beiſpiel zeigt, daß dieſe Erwartung nicht falſch zu ſein
braucht. Aber daß dies auch bei ausgeſprochenen wirtſchafts=
und kreditſchwachen Völkern wie das deutſche, das zudem noch
durch ein böſes Fegefeuer der Inflation gegangen iſt, zutreffen
wird, iſt durch nichts zu beweiſen. Es iſt ein gefährliches
Experi=
ment, das von allen verantwortungsbewußten Deutſchen
abge=
lehnt werden muß. Im Zuſammenhang mit der engliſchen
Wäh=
rungskriſe im September 1931 gab es in Deutſchland manchem,
der die freiwillige Befolgung des engliſchen Beiſpiels empfahl.
Heute gibt es nur wenige, die es mit Befriedigung hinnehmen
würden, wenn aus der amerikaniſchen Währungskriſe ein
inter=
nationaler Währungswirrwarr und auch für die noch
währungs=
feſten Länder eine Geldentwertung käme.
Alſo Gold oder Silber? Ein Wort zuvor: die Steigerung
des Silbermünzenumlaufs in Deutſchland iſt kein Schritt in
der Richtung auf die Silber= oder Gold=Silber=Währung (
Dop=
pelwährung). Die Silberausprägung hat vielmehr zwei rein
praktiſche Gründe: a) die Deckung des Umlauf=Mittel=Bedarfs
und.bNdie Erziekung von Münzgewinnen, da nämlich die Sil=
Donnerskag, 4. Mai 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 123 — Seite 3
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Anordnung des hefſ. Kulktusminiſters.
Das Deutſche Turnfeſt 1933.
Die Deutſche Turnerſchaft veranſtaltet vom 22. bis 30. Juli
1933 in Stuttgart das 15. Deutſche Turnfeſt. Beamte, Angeſtellte
und Arbeiter können, ſofern dienſtliche Gründe nicht
entgegen=
ſtehen, zur Teilnahme an dem Feſte beurlaubt werden. Der
Ur=
laub iſt auf den Erholungsurlaub anzurechnen.
Verwendung der „Deutſchen Schrift” im Schreibunterricht.
An die Direktionen und Leiter der höheren Schulen und der
ge=
werblichen Unterrichtsanſtalten und die Kreis= und
Stadt=
ſchulämter.
Um der „Deutſchen Schrift” als völkiſchem Wahrzeichen und
wertvollem Volksgut wieder die verdiente Bedeutung zu
gewäh=
ren, ordne ich an:
1. Der Schreibunterricht beginnt mit der Deutſchen
Schrift.
2. Deutſche Wörter werden auf allen Stufen von
Leh=
rern und Schülern nur deutſch geſchrieben.
3. Zur Einübung der lateiniſchen Schrift dienen nur
fremde Wörter (in höheren Schulen Fremdſprachen,
in Volksſchulen ausländiſche Namen von Orten,
Flüſſen und dergleichen).
Zuteilung der Schüler für die Aufbauſchulen.
Die Zuteilung der Schüler für die Aufbauſchulen wird
von nun an folgendermaßen geregelt: Der Aufbauſchule
Friedberg werden die Schüler aus Oberheſſen und den
Kreiſen Bingen, Mainz und Offenbach zugewieſen, der
Aufbauſchule Bensheim diejenigen aus den übrigen
Krei=
ſen von Heſſen.
Freiwillig in den Ruheſtand geireken.
Auf ihr Nachſuchen unter beſonderer Würdigung des
im nationalen Intereſſe bekundeten Opferſinns treten mit
Wirkung vom 1. Mai 1933 in den Ruheſtand:
Der Studienrat an der Aufbauſchule zu Bensheim
Michael Döbert unter Verleihung der Amtsbezeichnung
„Oberſtudienrat”, der Oberſtudiendirektor an dem
Gym=
naſium zu Worms Karl Krauß, der Oberſtudienrat an
dem Gymnaſium zu Mainz Karl Größer, der
Ober=
ſtudienrat an dem Gymnaſium zu Mainz Aloys
Mat=
thes, der Oberſtudienrat an dem Realgymnaſium zu
Mainz Dr. Friedrich Meyer, der Oberſtudienrat an dem
Gymnaſium zu Mainz Joh. Sartorius, der Ober=
In der
ſtudiendirektor an dem Realgymnaſium zu Mainz Dr. Karl
ſeinen
Zulauf, der Direktor an der Mädchenberufsſchule zu
Darmſtadt Heinrich Schäfer, die Rektorin an der
Mädchenberufsſchule zu Bensheim Mathilde Tafel, die Lehrerin / Studienrat an dem Ludwig=Georgs=Gymnaſium in Darmſtadt
an der Volksſchule zu Alsfeld Luiſe Götz.
Der Rektor an der Volksſchule zu Dietzenbach (Kreis
Offen=
bach) Karl Becker, der Rektor an der Volksſchule zu Jügesheim
(Kreis Offenbach) Johannes Deiſter, der Rektor an der Volks= Dr. Ernſt Ratz zum Oberſtudiendirektor an der Oberrealſchule
ſchule zu Mainz=Guſtavsburg Hermann von der Heydt, der
Rektor an der Volksſchule zu Bingen=Büdesheim Otto Kampf
der Rektor an der Volksſchule zu Alsfeld Philipp Rudolph,
der Rektor an der Volksſchule zu Darmſtadt Ludwig Schütz.
Heinrich Burk, der Lehrer an der Volksſchule zu Friedberg
heim (Kreis Offenbach) Wilhelm Hölzel, der Lehrer an der
Volksſchule zu Sprendlingen (Kreis Alzey) Johann Huth, der
Lehrer an der Volksſchule zu Dortelweil (Kreis Friedberg) Phil.
Keim, der Lehrer an der Volksſchule zu Langen (Kreis
Offen=
bach) Georg Kolbacher, der Lehrer an der Volksſchule zu
Bersrod (Kreis Gießen) Jakob Köhres, der Lehrer an der
Volksſchule zu Darmſtadt Ernſt Adolf Kratz, der Lehrer an der
Volksſchule zu Geiß=Nidda (Kreis Büdingen) Otto Lentz, der
Lehrer an der Volksſchule zu Offenbach a. M. Philipp Mayer, bur, dem Lehrer Emil Füg die Leitung der Volksſchule zu
der Lehrer an der Volksſchule zu Eppelsheim (Kreis Worms) Geinsheim, Kreis Groß=Gerau.
Karl Mühlhan, der Lehrer an der Volksſchule zu Ober=
Ros=
bach (Kreis Friedberg) Karl Reichwein, der Lehrer an der
Volksſchule zu Eichelsdorf (Kreis Schotten) Philipp Reinig,
der Lehrer an der Volksſchule zu Großen=Linden (Kreis Gießen) der Dienſtgeſchäfte eines Rektors wurden beauftragt: der Lehrer
Friedrich Römer, der Lehrer an der Volksſchule zu Pfungſtadt
(Kreis Darmſtadt) Heinrich Saal, der Lehrer an der
Volks=
ſchule zu Nieder=Ohmen (Kreis Alsfeld) Wilhelm Schäfer, der
Lehrer an der Volksſchule zu Bruchenbrücken (Kreis Friedberg)
Wilhelm Schmeel, der Lehrer an der Volksſchule zu Ober=
Ingelheim (Kreis Bingen) Adam Schmitt, der Lehrer an der
Volksſchule zu Offenbach a. M. Wilhelm Trinkaus, der Lehrer
an der Volksſchule zu Büches (Kreis Büdingen) Wilhelm Uhl,
der Lehrer an der Volksſchule zu Darmſtadt Heinrich
Vonder=
ſchmidt, der Lehrer an der Volksſchule zu Offenbach a. M.
Philipp Zimmer, die Handarbeitslehrerin an der Volksſchule
zu Groß=Umſtadt (Kreis Dieburg) Marie Hartfuß, die
Hand=
arbeitslehrerin an der Volksſchule zu Gießen Berta Korell, die
Handarbeitslehrerin an der Volksſchule zu Alsfeld Mathilde
Loſekam, die Handarbeitslehrerin an der Volksſchule zu Gießen
Liddy Schreiber.
Ernannt wurden: Am 28. April 1933 der Studienrat an der
Oberrealſchule am Friedrichsplatz in Offenbach Dr. Heinrich
Gilbert zum Oberſtudiendirektor an der Oberralſchule, am
Stadthaus in Offenbach a. M., der Studienrat an der
Oberreal=
ſchule in Worms Dr. Hermann Heiland zum
Oberſtudien=
direktor an dem Wolfgang=Ernſt=Gymnaſium in Büdingen, der
Die Fachreferenken für Arbeiterfragen.
Lehrer Wilhelm Schneider zu Rüſſelsheim an der Volksſchule
daſelbſt.
In den Ruheſtand verſetzt wurde am 28. April 1933 der
Oberſtudiendirektor an der Ernſt=Ludwig=Schule (
Reformgymna=
ſium) zu Bad=Nauheim Dr. Hermann Molz, auf ſein
Nach=
ſuchen, mit Wirkung vom 1. Mai 1933 an.
Mitte: Staatskommiſſar für Arbeiterfragen F. Kern, M.d. R., mit
ehrenamtl. Mitarbeitern Goebel (links) u. Bergner (rechts).
Dr. Wilhelm Malzan zum Oberſtudiendirektor an der
Augu=
ſtinerſchule (Gymnaſium und Oberrealſchule) in Friedberg der
überplanmäßige Studienrat an der Auguſtinerſchule in Friedberg
chule zu Worms Georg Gröninger, der Rektor an der Volks= in Worms, der Studiendirektor an der Realſchule in
Gerns=
heim Heinrich Scholl zum Oberſtudiendirektor an der
Ober=
realſchule in Mainz, ſämtlich mit Wirkung vom 1. Mai 1933 an;
der überplanmäßige Studienrat an dem Gymnaſium in
Bens=
heim Dr. Johann Friedrich Leip zum Oberſtudiendirektor an
dem Realgymnaſium in Mainz mit Wirkung vom 1. Juli 1933
Der Lehrer an der Volksſchule zu Wieſeck (Kreis Gießen), an. Am 29. April 1933; der Oberſtudiendirektor an der
Schiller=
ſchule (Lyceum und Frauenſchule) in Friedberg Wilh. Phi=
Joſef Hellmeiſter, der Lehrer an der Volksſchule zu Rumpen= lipps unter Belaſſung der Amtsbezeichnung „
Oberſtudien=
direktor”, mit Wirkung vom 1. Mai 1933 an zum Studienrat an
dieſer Schule.
Mit ſofortiger Wirkung beurlaubt wurde der Lehrer Peter
Klingler zu Mörfelden, Kreis Groß=Gerau.
Mit ſofortiger Wirkung entzogen wurden dem Rektor Oskar
Helfenſtein die Leitung der Volksſchule zu Rüſſelsheim, dem
Rektor Auguſt Heldmann die Leitung der Volksſchule zu Tre=
Mit der kommiſſariſchen Leitung der Volksſchule zu
Geins=
heim, Kreis Groß=Gerau, wurde beauftragt: Lehrer Arthur
Hoch zu Geinsheim. Mit der kommiſſariſchen Wahrnehmung
Hugo Maurer zu Biebesheim, Kreis Groß=Gerau, an der
Volksſchule daſelbſt; der Lehrer Jakob Uſinger zu Alsfeld an
der Volksſchule daſelbſt; der Lehrer Adam Weinmann zu
Trebur, Kreis Groß=Gerau, an der Volksſchule daſelbſt; der
Errichkung einer Einheitsgewerkſchaft.
* Berlin, 3. Mai. (Priv.=Tel.)
In politiſchen Kreiſen wird erwartet, daß nach der
Gleich=
ſchaltung der Freien Gewerkſchaften die Entwicklung im
geſam=
ten Wirtſchaftsverbandsweſen nun ſehr raſch weitergehen wird.
Nach einer Mitteilung des Leiters des Aktionskomitees zum
Schutz der deutſchen Arbeit, Dr. Ley, haben der Geſamtverband
der chriſtlichen Gewerkſchaften, der Gewerkſchaftsring deutſcher
Angeſtellten, Arbeiter und Beamtenverbände (Hirſch=Dunker),
der G. D. A., der R. D. A. und andere Verbände ſich
bedingungs=
los der Führung Adolf Hitlers und den Anordnungen des
Aktionskomitees zum Schutz der deutſchen Arbeit unterſtellt.
Mor=
gen werden mit dem D. H. V., als letztem Verband,
Verhand=
lungen ſtattfinden.
Das Reichskabinett wird am Donnerstag ſich in einer
Chef=
beſprechung mit der politiſchen Lage und dabei auch mit dem
Problem der Gewerkſchaften befaſſen. Gegenüber aufgetauchten
Zweifeln, ob die Aktion gegen die Freien Gewerkſchaften auch
die Billigung der Reichsregierung gefunden habe, wird offiziös
erklärt, daß die Reichsregierung ſelbſtverſtändlich dahinter ſtehe.
Für den 10. Mai iſt ein großer Arbeiterkongreß nach Berlin
einberufen. Bis dahin ſoll die Neuordnung im weſentlichen
durchgeführt ſein in der Richtung einer zentralen Organiſation
mit berufsſtändiſcher Grundlage, ſo daß alſo auf Arbeiterſeite
künftig nur die Einheitsgewerkſchaft der Arbeiter und
Angeſtell=
ten noch vorhanden wäre. Der Gedanke eines beſonderen
Gewerkſchaftskommiſſars, der von
nationalſozialiſti=
ſcher Seite ausgegangen war — in erſter Linie war an den
früheren Oberpräſidenten Winnig gedacht — iſt offenbar
wie=
der fallen gelaſſen worden. Jedenfalls iſt eine
Erklä=
rung des Leiters des Komitees zum Schutze der deutſchen Arbeit,
Dr. Ley, doch wohl ſo zu verſtehen, daß er die Führung
der Arbeiterfront ſelbſt übernimmt.
Neuordnung auch auf Seiken der Arbeikgeber.
Man darf in dieſem Zuſammenhang vielleicht darauf
hin=
weiſen, daß der Kanzler am Mittwoch Herrn Krupp
v. Bohlen=Halbach und den Großinduſtriellen
Röchling empfangen hat. Es liegt nahe, dieſen Beſuch mit
der Errichtung der Einheitsgewerkſchaft in Verbindung zu bringen,
um eine Neuordnung auch auf Seiten der
Arbeit=
geber herbeizuführen, ſo daß wir dann in ganz
kur=
zer Zeit zu einer reſtloſen Neugliederung der ges
ſamten deutſchen Wirtſchaftsverbände kommen
würden. Nach der Unterredung veröffentlicht der
Reichsver=
band der Deutſchen Induſtrie folgende Erklärung:
Entſprechend dem Beſchluß des Präſidiums vom 6. April, durch
den der Vorſitzende Dr. Krupp v. Bohlen und Halbach einſtimmig
zur Vorbereitung und Durchführung der Maßnahmen zur
Verein=
fachung und Umgeſtaltung der Induſtriellenverbände ermächtigt
worden iſt, wird Herr v. Bohlen die ihm übertragene
außerordent=
liche Vollmacht dazu benutzen, um
1. auf dem Gebiete der induſtriellen Verbandsorganiſation das
wirtſchaftlich Gegebene mit dem politiſch Notwendigen abzuſtimmen,
2. die neue Organiſation in Uebereinſtimmung mit den
poli=
tiſchen Zielen der Reichsregierung zu bringen und ſie zugleich ſo
rationell und ſchlagkräftig zu geſtalten, daß ſie der Bedeutung der
Induſtrie entſprechend ein wirkſames Inſtrument der
Induſtriellen=
wirtſchaft im Rahmen des nationalen, ſozialen und wirtſchaftlichen
Wiederaufbaues ſein kann.
Dieſe zweifache Aufgabe erſtreckt ſich nicht nur auf den
Neu=
bau des Reichsverbandes der deutſchen Inſtuſtrie ſelbſt (d. h.
ins=
beſondere die Durchführung aller hierzu notwendigen
organiſato=
riſchen und perſonellen Maßnahmen), ſondern ſie umfaßt auch den
großen Fragenkreis der berufsſtändiſchen
Gliede=
rung der Wirtſchaft überhaupt. — Vordringliches Ziel der
Wirtſchaft und der Induſtrie muß es hierbei ſein, unter engſter
Anknüpfung an das beſtehende und unter Aufrechterhaltung des
wertvollen Gutes der freien Selbſtverwaltung jede
Ueberorgani=
ſation auszumerzen und die Organiſation ſo einfach und
wirkungs=
voll wie möglich zu geſtalten. Für die einzelnen aktuellen
Fragen=
gebiete, z. B. der Organiſation und der berufsſtändiſchen
Gliede=
rung, der auch für das Wirtſchaftsleben unentbehrlichen ethiſchen
kamen. Es geht um neue Siege, nicht um den Pazifismus
einer nie zum Kampf gekommenen Biedermeierei. Deutſch ſein
heißt in der Kunſt nicht jenſeits aller Problematik ſtehen,
ſon=
dern durch das Problematiſche durchdringen zum neuen
menſch=
lichen Maß. Deutſch ſein heißt in der Kunſt: Kämpfen für
dieſes neue Maß aus vollem Wiſſen und Spüren der Gefahr.
Es wäre eine ſchlimme Verfehlung der Aufgabe, die uns jetzt
geſetzt iſt, wenn wir uns einwiegen ließen in den Wahn, dieſe
ganze Welt um uns her ſei im Grunde behaglich eindeutig und
ſei in der Kunſt ohne weiteres zu verharmloſen. Aber Millionen
ſuchen nach Brot, die Technik ſteht, was ihre tiefere geiſtige
Ein=
ordnung anlangt, heimatlos auf den Gaſſen herum, die Geiſter
brauchen neue Leitbilder, die Seelen neue Einpflanzung ins
Leben, die Weltzuſammenhänge wölben ſich drohend über unſer
Land hin. Wir ſtehen als Soldaten unter einem donnernden
Himmel. Eine Kunſt, die von alledem nichts ſpürt, das wäre
keine deutſche Kunſt, das wäre eine nutzloſe, ſelbſtbetrügeriſche
Spielerei. Wir würden damit aufhören, die geſtellten Fragen
wirklich zu bearbeiten. Wir würden darauf verzichten, das neue
Maß faktiſch und geſetzlich in die Welt einzuarbeiten.
Geſchenkt iſt uns nichts als ein neuer Mut. Das iſt ſehr
biel, nach der ſchrecklichen geiſtigen Entwaffnung, die Jahrzehnte
lang unſer Schickſal war. Aber der Kampf iſt damit erſt möglich
und wirklich geworden. Sicherheit? Behagen? Künſtleriſches
Biedermeier? Nichts von alledem. Viel richtiger faßt man die in
der Kunſt gegebene Lage, wenn man ſie begreift als eine
end=
liche menſchenfaßliche Entſicherung nach langer Knechtung unter
eine geſpenſtiſche Wehrloſigkeit.
Im Reſidenztheater fand die Erſtaufführung des dreiaktigen
Schauſpiels „Andreas Hollmann” ſtatt, eines
warmblü=
ligen, vaterländiſchen Stückes von H. C. Kaergel. Der
ſchle=
ſiche Dichter ſchildert hier die Kämpfe der ſeiner Heimat
benach=
darten Sudetendeutſchen um die deutſche Schule und um ihre
banze völkiſche Exiſtenz. Die Handlung des Schauſpieles hält
den Zuſchauer durch ſtete Steigerung in Spannung bis zum
drit=
tEn Akt, der dann durch die problematiſche Löſung des Konflikts
O2ß der vorzüglichen Münchener Aufführung abfiel. —
Wer=
icke ſpielte den Helden, der in ſchickſalhafter Tragik an
Michael Kohlhaas erinnerte, in großem Stil. — Eine Figur er=
und vor dem Beſchauer, die in ihrer plaſtiſchen Realität an die
Derd leidenſchaftliche Kunſt des gr=ßen Nürnberger Bildhauers Veit
Skoß gemahnte. Neben Wernicke wären beſonders Magda Lena
als Frau des A. Hollmann und A. Zäpfel (Gendarm) zu
er=
wähnen, der als Vertreter der Staatsmacht die kalte
Gehäſſig=
keit gegen eine unterdrückte nationale Minderheit deutlich
her=
vorkehrte.
Die drei noch exiſtierenden Münchener Privattheater ſtehen
noch andauernd unter dem Druck der furchtbaren
Wirtſchafts=
kriſe. Es erhebt ſich ſogar ernſthaft die Frage, ob das
Volks=
theater und die Operettenbühne am Gärtnerplatz im Mai nicht
ihre Pforten ſchließen müſſen! — Einen gewiſſen Troſt bei
die=
ſen deprimierenden Ausſichten bieten die umfangreichen
Bau=
pläne, die Reichskanzler Adolf Hitler für München, ſeine
heiß geliebte Wahlheimat, plant. — In unmittelbarer Nähe des
Braunen Hauſes, auf dem großen Quadrat Briennerſtraße,
Arcis= und Gabelsberger=Straße ſoll, ein monumentaler
Gebäu=
dekomplex erſtehen, der alle Zentralſtellen der NSDAP.
umfaſ=
ſen wird. — Ferner plant Hitler ein großes Muſeum für
Thea=
terkunſt, für das in München durch die Klara=Ziegler=Stiftung
die Vorbedingungen ſchon gegeben, ein Muſeum für
Zeitge=
ſchichte und ſchließlich ein Staatsgebäude für den
Reichsſtatthal=
ter. Daneben ſoll der Erſatz für das abgebrannte
Kunſtausſtel=
lungsgebäude in der Prinzregentenſtraße, am Rande des
Engli=
ſchen Gartens, wieder erſtehen. — Hoffentlich gelingt es, ſchon
im Intereſſe des darniederliegenden Bauhandwerks, die
groß=
zügigen, an die Wittelsbacher Tradition anknüpfenden Baupläne
zu verwirklichen. — Eine beſonders glückliche Tat vollbrachte
un=
ſer neuer Kultusminiſter durch die Ernennung des
Hauptkonſer=
vators Dr. Gräff, der ſtaatlichen Galerien zum ordentlichen
Honorarprofeſſor für Gemäldekunde an der Univerſität.
Es iſt wirklich an der Zeit, daß unſere Univerſitäten, und
ſpeziell München, nicht mehr reine Pflanzſtätten des
Kunſt=
äſthetentums ſind, ſondern den Belangen der Gegenwart
Rechnung tragen und wieder tüchtige Muſeumsbeamte und
Kunſtlehrer für die Mittelſchule heranbilden. Nicht
Geiſtreiche=
lei, ſondern gründliche hiſtoriſche Kenntniſſe und ein geſchultes
Auge ſind für den Wiederaufſtieg der „Kunſtwiſſenſchaft” nötig.
— Das Kunſtausſtellungsweſen erhofft ſich einen Auftrieb von
dem im Sommer zu erwartenden Fremdenverkehr, angeregt durch
die mannigfachen Feſtſpiele in Bayreuth, München,
Oberammer=
gau und Salzburg. Allerdings müßte bis dahin die künſtliche
Dollarbaiſſe überwunden ſein. — An Oſtern nahm dagegen der
Reiſeſtrom über den Brenner, bedingt durch das ſchöne Wetter
und die kluge Preispolitik der italieniſchen Staatsbahnen
uner=
wartete Dimenſionen an. Die Schnellzüge nach dem Süden
muß=
ten zwei und dreifach gefahren werden — dann konnte der
un=
vorſichtige Reiſende in Bozen und Meran lange umherirren, bis
4. 0.
er ein noch ſo beſcheidenes Nachtlager fand.
Ein hiſtoriſches Kamel.
(k) Paris. Im Hafen von Rochelle hat man ein Kamel verz
laden. Das iſt ohne Zweifel in jeder Weiſe ſchon vorgekommen,
Aber dieſes Kamel war ein hiſtoriſches Kamel und außerdem war
es ausgeſtopft. Das dürfte nicht ſo häufig ſein. Die Spötter
brau=
chen nicht zu lächeln, es iſt wirklich von einem regelrechten Kamel
die Rede, von einem Lebeweſen aus der Gruppe der Hufer.
Es ſtand, eingepackt in Sackleinen und umhüllt mit einem
großen Wachstuch einſam am Kai, bis ein Kran das Tier packte
und in einen dunklen Laderaum ſtellte, wo es bis zur Inſel Ais
ſtehen mußte.
Eine landläufige Methode mit ausgeſtopften Kamelen
umzu=
gehen, aber auch mit Kamelen, die die Ehre hatten, auf ihrem
Rücken Napoleon, den erſten Bonaparten, zu tragen?
Wir haben es nämlich hier tatſächlich mit jenem Tier zu tun,
das auf ſeinem Rücken Napoleon durch Aegypten ſchleppte, als er
den Verſuch machte, die Pyramiden zu erobern, nachher aber ſich
damit zufriedengab, im Angeſicht der Jahrtauſende erſchüttert
zu ſein.
Napoleon hatte in Aegypten ſein Kamel liebgewonnen und
nahm es deshalb mit nach Europa, als er die Heimreiſe antrat.
Zwar behagte dem Tier das Klima von Paris keineswegs, aber
darauf nahm der Imperator keine Rückſicht, als er ſein Kamel der
Menagerie des Geſchichtsmuſeums zum Geſchenk machte. Nachdem
ſich das Kamel dort und die Menagerie mit ihm einige Jahre
her=
umgequält hatten, verſtarb das Kamel eines friedlichen Todes —
und wurde ausgeſtopft und ins Muſeum geſtellt.
Von hier aus wurde das Kamel ein paar Mal
weiterverhan=
delt, es wanderte mit Schauſtellern umher, bis die Motten an ihm
gar zu ſehr herumnagten, ſo daß man dem hiſtoriſchen Kamel das
Fell ſtopfen mußte. So kam es nach Paris zurück.
Nun wird von Verehrern Napoleons auf der Inſel Aix ein
kleines Muſeum für den Corſen errichtet. Hier hielt ſich
bekannt=
lich Napoleon auf, als er im Juli 1815 die endgültige Nachricht
über ſein Schickſal erwartete. Von hier aus ſchiffte er ſich mit der
„Bellerophon” nach Sankt Helena ein, um nie mehr zurückzukehren.
Nun wird alſo in Zukunft in dieſem Muſeum zur Erinnerung
an Napoleon auch ſein hiſtoriſches, ausgeſtopftes Kamel in ſtillem
Gedenken an den Corſen verdämmern können — bis die Motten
auch das letzte Härlein des Kamels aufgefreſſen haben.
Beurlaubungen von Lehrkräften an den Univerſitäten Berlin
und Köln. Kultusminiſter Ruſt hat auf Grund des
Beamten=
geſetzes mit ſofortiger Wirkung an der Univerſität Berlin 19
Lehrkräfte beurlaubt. Fünf Dozenten ſind die ihnen erteilten
Lehraufträge mit ſofortiger Wirkung entzogen worden. — An
der Univerſität Köln werden neun Profeſſoren beurlaubt.
Seite 4 — Nr. 123
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 4. Mai 1933
Grundlagen der Währungs= und Kreditpolitik, der Steuerpolitik
werden beſondere beratende Ausſchüſſe beſtimmt werden.
In Anerkennung des Führerprinzips wird Herr von Bohlen
in ſämtlichen Ausſchüſſen ſelbſt den Vorſitz unter dem Vorbehalt
der Ernennung von Stellvertretern und die Verantwortung für
die Entſcheidung übernehmen.
Nach Abſchluß der weiteren Verhandlungen mit den
Reichs=
kommiſſaren und nach Beendigung der Aufſtellung eines
endgül=
tigen Planes für die Reorganiſation des induſtriellen
Verbands=
lebens werden die maßgebenden Gremien zu einer beſonderen
Ta=
gung einberufen werden.
Reichskommiſſare für die deutſche Wirtſchaft.
Der Reichswirtſchaftsminiſter hat Dr. h. c. Wagener und
Möllers ermächtigt, als Kommiſſare des Reiches für den
Reichs=
verband der deutſchen Induſtrie und für die übrige Wirtſchaft,
mit Ausnahme der Landwirtſchaft, diejenigen Maßregeln zu
er=
greifen, die zur Aufrechterhaltung eines ruhigen Ganges der
Wirtſchaft erforderlich ſind, insbeſondere die dazu nötigen
per=
ſonellen Anordnungen in den Verbänden zu treffen. Sie werden
auch ermächtigt, mit Zuſtimmung des Reichswirtſchaftsminiſters
in einzelnen Gebieten Kommiſſare einzuſetzen.
Die neuen Führer der Gewerkſchaften.
Berlin, 3. Mai.
Der Leiter des Aktionskomitees zum Schutz der Deutſchen
Ar=
beit hat angeordnet, daß der Führer der Arbeiterverbände, Walter
Schumann, von heute ab die geſamte Leitung des
Allgemeinen Deutſchen Gewerkſchaftsbundes
des Geſamtverbandes der Chriſtlichen Gewerkſchaften Deutſchlands,
des Gewerkſchaftlichen Deutſchen Angeſtellten= Arbeiter= und
Be=
amtenverbandes, ſowie kleinerer Verbände übernimmt. Die
Kon=
trolle über die Kaſſen und Finanzeinrichtungen der oben
genann=
ten Verbände übernimmt der Schatzmeiſter des
Arbeiterverban=
des, Paul Brinkmann, und der Leiter der Arbeiterbank, Karl
Müller. Sämtliche organiſatoriſche Fragen werden vom
Organi=
ſationsleiter des Aktionskomitees, Reinhold Muchow, erledigt,
während die Leitung der geſamten Gewerkſchaftspreſſe in den
Hän=
den des Propagandaleiters des Aktionskomitees, Hans
Bial=
las, liegt.
In einer weiteren Anordnung weiſt Dr. Ley darauf hin, daß
einige unverantwortliche Elemente im Arbeitgeberlager die ge=
waltige Einheitsaktion in der Arbeiter= und Angeſtelltenſchaft
da=
zu benutzen, um zu Tarifkündigungen zu ſchreiten und damit ihrer
Profitgier zu dienen. Ich warne und erkläre, fährt Dr. Ley fort,
daß bis zur endgiltigen Formierung der deutſchen Arbeiterfront
alle Tarifverträge unbedingt einzuhalten ſind und bitte die
ver=
antwortlichen Leitungen der NSBO. in den Betrieben, im
Wieder=
holungsfall unverzüglich an die Zentralſtelle Berlin C,
Inſel=
ſtraße 6, Mitteilung zu machen. Einzelne Verhandlungen
allge=
meiner Art, die Abſchließung von Tarif= und Wirtſchaftsverträgen
uſw. ſind ſtreng unterſagt und werden fortan nur zentral vom
Aktionskomitee zum Schutze der deutſchen Arbeit geführt.
Errichkung eines Reichsſtandes des deutſchen
Handwerks.
Berlin, 3. Mai.
In einer außerordentlichen Vollverſammlung des
Reichsver=
bandes des Deutſchen Handwerks wurde am Mittwoch abend die
Gleichſchaltung beider nationaler Richtungen vollzogen. Es wurde
beſchloſſen, den Sitz des Verbandes, der als „Reichsſtand des
Deutſchen Handwerks” die Reform der Berufsorganiſation
durch=
zuführen hat, nach Berlin zu verlegen.
Neue Krankenkaſſenkommiſſare.
Berlin, 3. Mai.
Auf Grund der Erſten Verordnung zur Neuordnung der
Kran=
kenverſicherung vom 17. März 1933 hat der Reichsarbeitsminiſter
als Kommiſſar zur Führung der Aufſicht über die Allgemeine
Ortskrankenkaſſe Berlin=Charlottenburg den Regierungsrat von
Puttkammer beſtellt. Der Kommiſſar iſt zugleich zur Uebernahme
der Aufgaben der Kaſſenorgane ermächtigt worden.
Ferner hat der Reichsarbeitsminiſter auf Grund der
genann=
ten Verordnung folgende Kommiſſare für die Orts= und
Land=
krankenkaſſen in Bayern ernannt: 1. Im Regierungsbezirk
Oberbayern das Mitglied des Oberverſicherungsamts München
Herrn Oberregierungsrat Riederer; 2. im Regierungsbezirk
Nie=
derbayern und Oberpfalz das Mitglied des Oberverſicherungsamts
Landshut Herrn Regierungsrat Friedrich; 3. im Regierungsbezirk
Pfalz das Mitglied des Oberverſicherungsamts Speyer Herrn
Oberregierungsrat Fleiſchmann; 4. im Regierungsbezirk
Schwa=
ben das Mitglied des Verſicherungsamts Mindelheim Herrn
Re=
gierungsrat Dr. Wein.
Die Einladung zur Welkwirtſchafts=
Tonſereng.
Amerikas Plan eines Zollwaffenſtillſtandes.
Der Generalſekretär des Völkerbundes hat nunmehr die
Einladungen zu der Weltwirtſchaftskonferenz, die am 12. Juni
um 11 Uhr in London im Geologiſchen Muſeum zuſammentreten
wird, verſchickt. Die Einladung iſt an 26 Staaten, darunter acht
Nichtmitgliedsſtaaten des Völkerbundes ergangen. Im
Einla=
dungsſchreiben wird bekanntgegeben, daß der Vertreter der
Ver=
einigten Staaten Norman Davis bei der Eröffnung der
Kon=
ferenz einen Zollwaffenſtillſtand vorſchlagen werde. In einer
Vereinbarung ſollen ſich danach alle Staaten verpflichten,
wäh=
rend der Dauer des Zollwaffenſtillſtands keine neuen Zölle
ein=
zuführen oder die beſtehenden Zölle in fühlbarer Weiſe zu
er=
höhen. Ferner ſoll die Vereinbarung ſich darauf erſtrecken, daß
keine neuen Einfuhrbeſchränkungen vorgenommen werden und
daß die beſtehenden Einfuhrbeſchränkungen nicht verſchärft
wer=
den. Schließlich ſollen ſich die Regierungen verpflichten, keine
weiteren direkten oder indirekten Subventionen für die
Aus=
dehnung ihrer Exportinduſtrie zu gewähren, keine
Handels=
diskriminierungen vorzunehmen und keinerlei Maßnahmen mit
der Beſtimmung. Dumpings uſw. zu begünſtigen.
Baldwin über den deutſchen Prokeſt gegen die
Die Unterhausdebatte über die deutſchen Verhältniſſe, die vor
Oſtern einen Proteſt der deutſchen Regierung veranlaßte, hatte
geſtern im Unterhaus ein Nachſpiel. In Beantwortung einer
An=
frage erklärte Baldwin, der deutſche Geſchäftsträger ſei
beauf=
tragt geweſen, beſonders deswegen Proteſt zu erheben, weil der
Staatsſekretär des Aeußeren ſich den Vorrednern angeſchloſſen
hatte, anſtatt ſie zu desavouieren. Dieſe Erklärung ſei ſeinerzeit
lediglich zur Kenntnis genommen worden, und der
Staats=
ſekretär halte es nicht für notwendig, darauf hin etwas zu
unter=
nehmen. Ein Abgeordneter fragte darauf, warum der Staatsſekretär
es nicht abgelehnt habe, dieſe Mitteilungen entgegenzunehmen,
und warum er der deutſchen Regierung nicht erklärt habe, daß
ſie das Unterhaus nicht wie den Reichstag behandeln könne.
Baldwin erwiderte: Weil ich glaube, daß es möglich iſt, daß
man ſolche Dinge manchmal übertreibt. (Beifall.)
OM
Nachruf.
Am 1. Mai verſtarb nach kurzer, ſchwerer
Krank=
heit unſer Amtsgenoſſe
Studienrat Joſef Henk.
Er hat ſeit 1930 an unſerer Anſtalt gewirkt. Wir
verlieren in ihm einen tüchtigen und erfolgreichen
Mitarbeiter, dem ein ehrendes Gedenken bei Lehrern
und Schülern gewiß ſein wird.
Im Namen des Lehrkörpers
der Liebigsoberrealſchule
Monjé,
Oberſtudiendirektor.
A.
Todes=Anzeige.
Am Mittwoch morgen entſchlief nach langem, mit
Geduld ertragenem Leiden mein lieber Mann, unſer
guter Vater, Sohn, Schwiegerſohn, Bruder,
Schwa=
ger und Onkel
Heinrich Fleckenſtein
Schreiner
im Alter von 38 Jahren.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Eliſe Fleckenſtein, Wwe., geb. Schenkel
und Kinder.
Roßdorf, den 3. Mai 1933.
Die Beerdigung findet Freitag, 3½ Uhr, ſtatt,
Am 28. April 1933 entſchlief der Senior der Techniſchen Hochſchule
Geheimer Hofrat Profeſſor Dr. Dr.=Ing. ehr.
Lebrecht Henneberg
Ehrenſenator der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt.
Der Verſtorbene gehörte nahezu 55 Jahre der Techniſchen Hochſchule an.
Mit ihm iſt einer der klaſſiſchen Vertreter der Mechanik dahingegangen.
Tauſende von jungen Ingenieuren wurden von ihm in dieſes Grundfach
des Ingenieurweſens eingeführt. Die Hochſchule ſchuldet dem Verblichenen
für immer Dank für ſeine wertvollen ihr geleiſteten Dienſte. Er wurde
durch das allgemeine Vertrauen zu den höchſien Ehrenämtern der
Hoch=
ſchule berufen. Den Studierenden war er ſiets ein treuer Berater und
väterlicher Freund, ſeine Kollegen und Mitarbeiter ſchätzten ihn wegen
ſeines vornehmen Charakters und liebenswürdigen Weſens.
Die Techniſche Hochſchule wird das Andenken dieſes ausgezeichneten Lehrers
und Menſchen ſiets in hohen Ehren halten.
Darmſiadt, den 2. Mai 1933.
Der Rektor der Techniſchen Hochſchule
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Donnerstag, 4. Mak 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 123 — Seite 5
Darmſtadt, den 4. Mai 1933.
Ein ſchweres Unwekter
mit mehreren Donnerſchlägen entlud ſich geſtern nachmittag
ur=
plötzlich über Darmſtadt. Schloßen mit erbſengroßen
Hagelkör=
nern gingen näeder, wodurch großer Schaden in Gärten uſw.
an=
gerichtet wurde. Merkwürdig iſt, das z. B. am Bahnhof, in
Beſſungen, alſo im ſüdlichen Stadtteil, das Unwetter kaum
ge=
merkt wurde. Ebenſo ſchnell wie der Himmel ſich verdunkelt,
hellte er ſich eine halbe Stunde ſpäter wieder auf.
Eine ſtarke Ueberwäſſerung der Kellerräume war beſonders
im Nordweſtviertel der Stadt und bei Arheilgen zu bemerken.
Ganze Straßenzüge ſtanden zeitweiſe unter Waſſer, ſo waren
nagientlich die untere Arheilger Straße, die Pankratiusſtraße,
die Städtiſchen Betriebe und das Schlachthaus in
Mitleiden=
ſchaft gezogen. In letzterem arbeitete die Berufsfeuerwehr und
pumpte die Keller aus, die Waſſerwehr hatte beſonders an
der Nordapotheke, an der Techniſchen Hochſchule und in den
Kel=
lerräumen verſchiedener Privathäuſer zu tun.
Vortrag im Kampfbund für Deutſche Kultur. Mit dem
Sieg der nationalſozialiſtiſchen Revolution und dem
beginnen=
den Wiederaufbau iſt auch der Kampfbund für Deutſche Kultur
in die vorderſte Front des neuen Deutſchland getreten. Seite
an Seite mit der NSDAP. hat er in zäher Arbeit um die
Ent=
giftung unſeres kulturellen Lebens und die Wiedergeburt einer
arteigenen Volkskultur gerungen, verlacht und verläſtert von den
vielen, die nichts von der Kraft der zur Macht drängenden
jungen Generation wußten: langſam aber brach der neue Wille
durch das Dickicht liberaliſtiſchen und verjudeten Zeitgeiſtes und
das Geſtrüpp marxiſtiſcher Geiſtigkeit, bis ihm nun die Bahn zur
Arbeit auf breiteſter Grundlage frei iſt. Zu Tauſenden drängen
die ſchöpferiſchen und aufnahmebereiten Kräfte unſeres Volkes
in ſeine Reihen, und immer ſtärker wird im ganzen Reich das
Intereſſe für ſein Wollen. Um darüber weiterhin Klarheit zu
ſchaffen, ſpricht der Darmſtädter Ortsgruppenführer Dr. Rudolf
Erckmann, der den Kampf um die Neugeſtaltung unſeres
Landestheaters gegen die jüdiſch=marxiſtiſche Leitung mitgeführt
hat, am kommenden Donnerstag, den 4. Mai, abends 8.15 Uhr,
im Saale der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt; das Thema
lautet: „Der Kampfbund und die Kulturaufgabe
des Dritten Reiches‟. Der Eintrittspreis iſt ſehr nied=
rig gehalten und beträgt 20 Pfg. Mitglieder des K. f. D. K.
haben freien Eintritt.
— Muſikverein. Für die am 8. Mai von Landestheater und
Muſikverein gemeinſam veranſtaltete Aufführung des Deutſchen
Requiems” von Johannes Brahms zu ſeinem 100. Geburtstag
ſind Karten außer an der Theaterkaſſe auch in der Buchhandlung
Bergſträßer, Wilhelminenſtraße 29 erhältlich.
— Ein echtes Odenwälder Volksſtück, wie es die
Auffüh=
rung des „Erntekranz” bietet, dürfte ganz gewiß nicht
etwas Alltagliches ſein. Löffler hat die Menſchen ſeiner teils
heiteren, teils ernſten Handlung dem dörflichen Leben ſehr gut
abgelauſcht. Wie ſie in ihrem Odenwälder Dialekt vor uns
aufleben, das macht ihm ſo leicht kein zweiter nach. Der rechte
Blick und das mitfühlende Wiſſen um das Leben ſeiner Heimat
machen den Dichter dieſes Spieles zu einem echten urwüchſigen
Heimatdichter. Kartenvorverkauf: Arnold, Weißer Turm;
Cru=
ſius, Kapellplatz; „Friſeur Baußmann, Schloßgartenplatz, Friſeur
Hartmann, Mühlſtraße.
Studentenſchaft und Volksgemeinſchaft. Als erſte unter den
Darmſtädter ſtudentiſchen Korporationen hat die
Burſchen=
ſchaft im V.D.B. Tuiskonia den Gedanken aufgegriffen, der
traditionellen Maikneipe dadurch eine beſondere Bedeutung und
wahrhaft vaterländiſche Prägung zu verleihen, daß ſie dieſe
Feier=
ſtunde am Vorabend des Tages der nationalen Arbeit
gemein=
ſchaftlich mit über 40 Gäſten aus den Reihen der SS.. SA. und des
Stahlhelms beging. Gerade für die Tochterverbindung der alten
Adelphia=Gießen, die ſchon ſeit der Zeit vor der Reichsgründung
für die Gleichbewertung der Ehre eines jeden Volksgenoſſen
ohne Unterſchied ſeines Standes kämpft, bedeutete dieſe erſtmalige,
ſeither nie gekannte Vereinigung des Akademikers mit dem
ein=
fachen Arbeiter der Fauſt, beide verbunden durch heiße
Vaterlands=
liebe, als eindringliches Bekenntnis zur wahren
Volksge=
meinſchaft gleichſam die Erfüllung eines alten, langerſehnten
Wunſches — Der Vorſitzende des Altherrnverbandes. Dr. Schömer,
und der Sprecher der Aktivitas, Kratz, verbanden mit dem
Treu=
gelöbnis zu dem Führer den Wunſch und die Verſicherung, in
Zu=
kunft in regelmäßigen Zeitabſtänden gleichgeartete
Veranſtaltun=
gen folgen zu laſſen.
Regelung des Straßenverkehrs während der
Frühjahrs=
meſſe 1933. Auf Grund des § 27 der Polizeiverordnung, die
Ab=
haltung der Frühjahrs= und Herbſtmeſſe betreffend, vom 6. 12.
1924, und des § 10 der Polizeiverordnung über die
Verkehrs=
regelung in der Stadt Darmſtadt, vom 18. 8. 1931, wird
wäh=
rend der Frühjahrsmeſſe für die Zeit vom 5. bis einſchließlich
17. Mai 1933 beſtimmt: 1. Für den Kraftfahrzeug= Fuhrwerks=
und Fahrradverkehr werden geſperrt: a) die Lindenhofſtraße
zwiſchen Mühl= und Stiftsſtraße; b) die Mühlſtraße zwiſchen
dem Woogsplatz und der Landgraf=Georgsſtraße: c) die
Ried=
lingerſtraße zwiſchen Soder= und Lindenhofſtraße; 0) die
Teich=
hausſtraße zwiſchen Soder= und Lindenhofſtraße; e) die Adolf=
Spießſtraße zwiſchen Riedlinger= und Stiftsſtraße. — 2. Auf den
an das Meſſegelände angrenzenden Straßenteilen der Landgraf=
Georgs= und Stiftsſtraße darf nur in Schrittgeſchwindigkeit
ge=
fahren werden.
Heſſiſches Landestheater.
4: Mai 20—22¾ Uhr. Dſt. Volksb. G 15. Gruppe 1—4
Preiſe 0.70—5.50 Mk.
Rigoletto. Freitag,
5. Mar 20—22½ Uhr. D 12
Wenn der junge Wein blüht. Pr.0.50—4.50 M. Samstag,
6. Mai 9½—2234 Uhr. B 22
Die Macht des Schickſals Preiſe 0.70—5.50 M. Kleines Haus Donnerstag,
4. Mai 20 bis n. 21.30 Uhr. Preiſe 0.75, 1.— u. 1.50 Mk.
Brahms Kammermuſikabend. Freitag,
5. Mai 19.30—22.30 Uhr.
Zar und Zimmermann. Preiſe 0.70—4.— Mk. Samstag,
6. Mai —22 Uhr. Außer Miete.
Preiſe 0.60—3.50 Mk.
Der 18. Oktober.
— Heſſiſches Landestheater. Brahmsfeſt des
Heſſi=
ſchen Landestheaters. Als erſte Veranſtaltung des
Landestheaters im groß angelegten Brahmsfeſt findet heute,
Donnerstag, im Kleinen Haus ein Kammermuſikabend ſtatt.
Beginn 20 Uhr. — Zwei Werke gegenſätzlichſten Inhalts kommen
zum Vortrag; das große Streichſextett in G=Dur und das
gewaltige Klavierquintett in E=Moll. Ausführende ſind
Karl Maria Zwißler am Klavier, das Drumm=Quartett,
Wil=
helm Horn (2. Bratſche), und Hans Andrä (2. Violoncello),
Preiſe 0,75, 1 und 1,50 Mark. — „Rigoletto”. Im Großen
Haus wird, in der erfolgreichen Neuinſzenierung Karl Maria
Zwißlers (Bühnenbild Sigfried Sebba) die Verdi=Over
„Rigoletto” wiederholt. Miete: Darmſt. Volksbühne G (15.
Vor=
ſtellung), Gruppe 1—4.
— „Die Macht des Schickſals‟. Die bei weitem erfolgreichſte
Oberninſzenierung der vergangenen Spielzeit, Verdis „Macht des
Schickſals”, wird am Samstag, den 6. Mai, wieder in den Spiel=
Plan aufgenommen. Die muſikaliſche Leitung hat Karl Maria
Zwißler Beginn der Vorſtellung 19,30 Uhr. Miete E 22.
— Freitag, den 5. Mai, Schauſpielpremiere im Großen Haus
Biornſons Komödie „Wenn derjunge Wein blüht” wird
morgen, Freitag, in der Neuinſzenierung von Arthur Maria
Nabenalt zum erſtenmal gegeben. Das Bühnenbild entwarf Elli
Buttner Beſetzung: die Damen Maria Koch a. G., Conſtance
Menz, Grete Jacobſen, Beſſie Hoffart, Deli Maria Teichen, Grete
Berthold. Lilli Palmer, Martha Liebel, Annelieſe Garbe und die
Derken Hans Baumeiſter, Kurt Weſtermann, Franz Kutſchera,
Karl Heinz Peters. Miete D 21. — Im Kleinen Haus findet
eine Aufführung der Lortzingſchen komiſchen Oper „Zar und
2Immermann” ſtatt, anſtelle von „König für einen Tag‟. Die
muſikaliſche Leitung hat Britz Bohne. Es ſind beſchäftigt: Regina
Darre, Martha Liebel, Johannes Drath, Eugen Vogt, Heinrich
Aühn Heinz Schlüter, Dr. Heinrich Allmeroth, Kurt Theo
Ritz=
haupt.
*
chule des Kriminaliſten.
Man kann wohl ſagen, daß dem Netzwerk der Kriminaliſtik
gegenüber der einzelne Verbrecher, wie auch die Banden des
Verbrechertums mehr und mehr hilfslos werden. Mag die Untat
unüberlegt oder mit der raffinierten Ueberlegtheit begangen
worden ſein — irgendwo iſt der Anſatzpunkt, von dem aus das
große dichtmaſchige und unzerreißbare Netz um den Verbrecher
geſchlungen wird, das ihn verſtrickt und zur Strecke bringt.
Der Tatort im Puppenhaus.
In einem Ausbildungskurſus für Kriminalbeamte
wird an einem Modell ein Verbrechen rekonſtruiert.
Schon lange iſt die Kenntnis des Verbrechertums ſeiner
Methoden und Handlungsweiſe eine Wiſſenſchaft. Mehr noch
für diejenigen, deren Beruf es iſt, das Verbrechen zu bekämpfen,
als für den, der ſie begeht. Denn handelt der Verbrecher in
Gemeinſchaft mit anderen, ſo ſind die Anſatzpunkte für ſeine
Verfolgung um ſo zahlreicher Und zwar im geſteigerten Maße,
je mehr Mitwiſſer und Mittäter er zur Einleitung und
Durch=
führung ſeiner Miſſetat hatte. Dem einzelnen Täter aber ſteht
das ganze große Organiſationswerk des Staates gegenüber, das
in langjähriger wiſſenſchaftlicher theoretiſcher und praktiſcher
Schulung alle Kniffe und Schliche, die nur erſonnen und
an=
gelegt werden mögen, genau kennt. Spurlos bleibt ein
Ver=
brechen ja mit Ausnahme von ganz wenigen Fällen nicht. Von
all den ſchweren Verbrechen, den Morden und Totſchlägen der
letzten Jahre iſt ein verſchwindend kleiner Bruchteil bisher ohne
reſtloſe Aufklärung geblieben.
In der Hochſchule für Kriminaliſtik, wo die jungen
Be=
amten durch erfahrene Kriminaliſten geſchult werden, iſt neben
der theoretiſchen Kenntnis und Bekanntmachung mit den Wegen
des Verbrechens die praktiſche Demonſtration das Allerwichtigſte.
Ein Beiſpiel: Da wird der Tatort eines Verbrechens bis in
alle Einzelheiten rekonſtruiert. Da werden die Meldungen von
der Entdeckung gegeben, Ort und Zeit feſtgeſtellt und nun aus
den Lebensumſtänden des Opfers die Spur des Täters
auf=
geſucht. Dem geübten Kriminaliſten wird auf den erſten Blick
meiſt ſchon deutlich, ob der Täter ein Berufs= ein
Gewohnheits=
verbrecher geweſen iſt, oder ob man mit der Gelegenheitstat eines
Neulings zu tun hat.
Bei dieſem Einbruch, wobei die und die Inſtrumente zur
Verwendung gelangt ſind, wo die Einleitung und Durchführung
der Tat aus vielen, oft aus ſehr zahlreichen Umſtänden
erkenn=
bar iſt, ſagt die Erfahrung meiſt nach kurzer Beſinnung, daß
der Täter nur in dieſem kleinen Kreis ſeiner Verbrecherkategorie
zu ſuchen iſt. So wird der Ring geſchloſſen. Sorgfältige
Er=
kundigungen über den gegenwärtigen Aufenthalt aller in Frage
kommenden, die Nachprüfung des berühmten Alibi,
Nach=
forſchungen im Kreiſe derer, mit denen der Verbrecher
zu=
ſammenlebte, liefern in 99 von 100 Fällen ohne langen
Zeit=
verluſt die ſichere Spur.
Dann beginnt die Zuſammentragung des Ueberführungs=,
des Beweismaterials. Mit welcher unerhörten Sorgfalt hier die
einzelnen Indizien und Beweisſtücke aufgeſpürt und aufbewahrt,
nach ihrer Bedeutung im Zuſammenhang des Verbrechens
be=
ſtimmt werden: das alles gehört mit zu den Aufgaben, die der
junge Krinenaliſt von den erfahrenen Meiſtern ſeines Fachs
kennen lernt. Der Unterſuchungsrichter greift ein und ſchließlich
packt der Staatsanwalt zu. Bald ſitzt der Verbrecher unſchädlich
hinter Schloß und Riegel, bis ihn die Härte des von ihm
ver=
letzten und gebrochenen Geſetzes niederſchlägt.
Provinzialtagung der Kb. und Kh. der Provinz Starkenburg.
Am Sonntag, den 7. Mai, vormittags 10.30 Uhr, findet
in Darmſtadt, im Saale der Turngemeinde Darmſtadt,
Woogsplatz 5, eine große Kundgebung im Verein mit einer
Provinzialtagung der Kriegsbeſchädigten und
Kriegshinterblie=
benen ſtatt, zu welcher alle Haſſiakameraden ſowie die
Angehö=
rigen der Regiments= und Marinevereine und die deutſch=
vater=
ländiſch geſinnten Kriegsopfer und die der Haſſia naheſtehenden
Männer und Frauen aufs herzlichſte eingeladen werden. Es
entſtehen keine Koſten.
Ganz gleich, woraus Sie Ihren Kaffee
kochen — ob aus Bohnenkaffee,
Kornkafſee oder Malzkaffee —
immer wird das Getränk voller,
herzhafter und trotzdem billiger
durch einen Zuſatz der Kaffeewürze
Am Sonntag, den 7. Mai d. I.. wird nach den hier genannten
Orten ein Ausflugsſonderzug gefahren, zu dem
Sonderzugrükfahr=
karten mit 60 Prozent Fahrpreisermäßigung nach Amorbach und
Walldürn aufgelegt werden. Eingebettet anddie im rechten Winkel
das Maintal umſchließenden Kämme birgt Miltenbera ein Stück
Mittelalter, das ſich mit Rothenburg ob der Tauber, mit
Bacha=
rach und Oberweſel wohl vergleichen läßt. Stadtmauern und
Stadttürme ſchmiegen ſich in die Odenwald= und
Speſſartland=
ſchaft ein, reizvolle Winkel, lauſchige Durchblicke, plätſchernde
Brunnen atmen den Geiſt beſter Vergangenheit. In der
Fürſten=
herberge „Zum Rieſen”, dem älteſten erhaltenen deutſchen
Gaſt=
haus, übernachtete einſt Martin Luther. Hoch oben auf der Höhe
der Stadt zeigt der Ringwall älteſtes Germanentum, das den
Römern Platz machen mußte, die unter der Benutzung der den
Main entlang ziehenden reichen Sandſteinlager ihren Grenzwall
bauten. Der Vormittag dient der Beſichtigung der Stadt Um
14.15 Uhr fährt der Sonderzug von Miltenberg am Main das
Mudhachtal aufwärts nach Amorbach und Walldürn. In
Amor=
bach kommt Balthaſar Neumang zu Wort. Deutſches Rokoko,
deut=
ſches Barock in ungehemmter Entfaltung ſprechen aus der
Abtei=
kirche, in deren weiten Hallen die berühmte deutſche Orgel ihre
Klänge wird ertönen laſſen. Hierauf geht ein kurzer Weg zu den
ausgedehnten Ruinen Miltenbera hinüber zur alten
Benediltiner=
abtei mit dem Amorsbrunnen. Ein reizendes Fleckchen Erde.
Bieten ſo Landſchaft und Kultur den Mitgliedern der
Son=
derzugsgemeinde ungetrübten Genuß, ſo kommt der Körper voll
zu ſeinem Recht. Der Naturfreund kann ſchon in Klein=Heubach
ausſteigen, in einer ſehr beauemen halben Stunde Schloß und
Schloßpark des Fürſten zu Löwenſtein=Wertheim durchwandern,
um nach Miltenbera zu kommen, oder wer einen weiteren Marſch
zu machen geneigt iſt, geht hinunter zur Mainfähre, ſetzt nach Gr.=
Heubach über und ſteigt hinauf zum Kloſter Engelberg, wo der
Bruder Pförtner gern bereit ſein wird, in der Gaſtſtube einen
friſchen Trunk aus der Kloſterbrauerei zu kredenzen. Zurück geht
es über die Brücke nach Miltenbera. Das Ganze nimmt 2½ bis 3
Stunden in Anſpruch einſchl. des Aufenthalts. Mittageſſen wird
in Miltenberg eingenommen. Der Liebhaber eines guten Trunkes
vergißt nicht, daß Miltenberg in ſeiner Umgebung guten Wein
haut, aber auch ein ausgezeichnetes Bier braut. So kann der der
Ausſpannung bedürftige Großſtadtmenſch jeder Geſchmacksrichtung
einen genußreichen Tag verleben, ohne daß ſein Geldbeutel
weſentlich in Anſpruch genommen wird. Alles Nähere iſt aus der
amtlichen Mitteilung und den beſonderen Aushängen zu erſehen.
Der erſte Sonderzug der Reichsbahndirekkion Mainz
nach Baden-Baden.
Eine begeiſterte Fahrtteilnehmerin der erſten
Sonderzugs=
fahrt in dieſem Jahre ſchildert uns ihre Eindrücke vom Sonntag:
Es iſt nun ſchon Tradition geworden, daß der erſte
Sonder=
zug der Reichsbahndirektion Mainz die Reiſeluſtigen nach Baden=
Baden führt, in das liebliche Oostal am Rande der Rheinebene,
eingebettet in die erſten Höhenzüge des Schwarzwaldes.
Die 14. Fahrt nach Baden=Baden ſeit Einrichtung der
Son=
derzüge, die am Sonntag über 600 Teilnehmer aufzuweiſen hatte,
war leider vom Wetter wenig begünſtigt. Schon in Darmſtadt
ſtiegen bedenkliche Wolken vom Weſten auf, und in Baden=Baden
empfing uns leiſe rieſelnder Regen, der bis zum Mittag
an=
hielt und manches Herz mit kleiner Enttäuſchung erfüllt haben
mag. Aber die freundlichen Badener nahmen uns mit
anhei=
melnder Gemütlichkeit auf, man beſchaute die Trinkhalle mit
ihren rieſigen Bildern, die uns von den Sagen der ganzen
Um=
gebung erzählen, wandelte durch das Kurhaus, mit ſeinen
präch=
tigen Spiel= Tanz= und Konzertſälen, und lauſchte eine Weile
dem ausgezeichneten Kurorcheſter. Zur Mittagszeit hatte man
die Auswahl in den verſchiedenſten Gaſthäuſern und Hotels,
kleinen, beſcheidenen, in den engen Straßen der Stadt, oder
großen und eleganten in den Alleen und auf den Höhen, ja
ſo=
gar auf dem Merkur, dem höchſten Berg in unmittelbarer Nähe
der Stadt, wo uns eine Bergbahn in gemütlichem
Schnecken=
tempo hinaufzieht, ſteht der Imbiß zur Verfügung.
Wer weiter hinausſtrebte, beſtieg einen der Omnibuſſe, der
ihn in die weitere Umgebung bringt, zum alten Schloß, dem
früheren Sitz der Markgrafen zur Eberſteinburg, nach Favorit,
dem Luſtſchlößchen der Markgräfin Sybille von Baden; ins
Murgtal, nach dem Plättig, Sand und der roten Lache, auf die
Yburg und zu den Geroldsauer Waſſerfällen. Auch dem
Fuß=
gänger bieten ſich unzählige Ausſichtspunkte und verſteckte
Win=
kel, die zu großen und kleinen Späziergängen einladen, vor
allem auch die Lichtenthaler Allee, die, wie ſeit Jahrzehnten, in
geradezu grandioſer Schönheit blüht und grünt. Und beinahe
kann man dem Regen dankbar ſein, der alles ſo blitzſauber
ge=
waſchen hatte, der tauſend Düfte aus Wieſen, aus blühenden
Bäumen und Sträuchern und aus der ſchweren Erde hervorlockte,
der friſches Grün hervorzauberte und jedes Blättchen und
Hälm=
chen mit tauſend Tropfen benetzte.
So verging der Tag im Fluge, und die recht vergnügte
Stimmung auf der Rückfahrt bewies, daß ſelbſt der Regen, der
am Abend wieder einſetzte, den Badenfahrern wenig anhaben
konnte.
— Photographien vom Feſtzug am 1. Mai. Photographien
von den einzelnen Gruppen des Feſtzuges, den Wagen der
In=
nungen, dem Vorbeimarſch der Verbände uſw. ſind uns heute in
größerer Anzahl vorgelegt worden. Die vorzüglichen
Aufnah=
men von Hof=Photograph Zinſel geben einen ſchönen Ueberblick
über den ganzen Feſtzug und dürften für alle Teilnehmer als
Erinnerung wertvoll ſein. Sie ſind im Papierhaus Gieſelberg,
Wilhelminenſtraße, ausgeſtellt und dort auch erhältlich.
— Orpheum. Gaſtſpiel der Tegernſeer. Heute
abend 8.15 Uhr geht erſtmalig die Meiſterkomödie Ludwig
An=
zengrübers Die Kreuzelſchreiber” in Szene. Wer
Lud=
wig Anzengrubers ganzes Leben voll Not und Bitternis kennt,
wird ſofort ein Hauch von dieſem, ſeinem Leben verſpüren. Nur
zu treffend zeichnet er die Figur des Steinklopfers Hanns, der
bittere Not ſein ganzes Leben auskoſten mußte, um ſich in
zurück=
gezogener Einſamkeit ſeine Welt ſelbſt zu ſchaffen. Und genau
ſo wie dieſer Steinklopfer=Hanns ſelbſt, hielt auch Anzengruber
aufrecht an den bejahenden Glauben des Lebens, daß die Welt
als ſolche eben doch eine luſtige iſt, und daß es nur darauf
an=
kommt, dem Leben trotz Zwietracht und Hader die luſtige Seite
abzugewinnen. — Anzengruber und ſeine Werke wurden
bedau=
erlicherweiſe noch zu ſeinen Lebzeiten nur ſelten an Wiener
Bühnen aufgeführt, nur zu ſpät, nach ſeinem Tode erſt, wurde
man ſich deſſen bewußt, welch tief empfundene Liebe zu ſeiner
Heimat und den Menſchen in ihm ſchlummerte; erſt nach ſeinem
Tode fand er Anerkennung und Würdigung in jenen Kreiſen,
in denen er gelebt hat. Es ſollte niemand verſäumen, ſich
die=
ſen genußreichen Abend zu gönnen. (Siehe Anzeige.)
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen ab heute die entzückende,
queckſilbrige Anny Ondra in dem luſtigen Tonfilm „Baby”, in
dem außer Anny Ondra noch eine ganze Reihe erſter Darſteller
mitwirken. Dazu das intereſſante Beiprogramm.
— Im Union=Theater ſieht man heute unwiderruflich zum
letzten Male den entzückenden Ufa=Tonfilm „Ich und die
Kai=
ſerin” mit Lilian Harvey. Jugendliche haben Zutritt.
— „Abenteuer im Engadin” ein Winterſport=Luſtſpiel mit
den beiden bekannten Skiakrobaten Guzzi Lantſchner und
Wal=
ter Rieml ſowie der reizenden Hella Hartwich, wird in den
Palaſt=Lichtſpielen nur noch heute vorgeführt. Dazu
das bekannt gute Beiprogramm. Jugendliche haben Zutritt.
— Taubſtummengottesdienſt. Sonntag, den 7. Mai,
nachmit=
tags 2.30 Uhr, findet im Gemeindehaus, Kiesſtraße 17.
Taub=
ſtummengottesdienſt ſtatt. Wegen Fahrtausweis wende man ſich
an Pfarrer Heß, Hügelſtraße 6. Ebendort wird um 7 Uhr der
Film Verkannte Menſchen” gezeigt, eine Schilderung
der Ausbildung der Gehörloſen. Eintrittspreis 40 Pfg., für
Kin=
der 20 Pfg.
Seite 6 — Nr. 123
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sleichſchaltung im heſſiſchen Gaſtſtättengewerbe.
59. Berbandskag des Rhein=Main=Gaſtwirkeverbandes.
Friedberg, 3. Mai. Der Rhein=Main=Gaſtwirteverband hielt
hier ſeinen 50. Landesverbandstag ab, zu dem mehr als 300
De=
legierte, Vertreter der Behörden, der Handels= und
Handwerks=
kammern uſw. erſchienen waren. Der bisherige
Landesverbands=
vorſitzende Döring war nicht anweſend, da er an Stelle des
bis=
herigen Reichsverbandspräſidenten Köſter nach Berlin berufen
wurde. An Stelle des Vorſitzenden begrüßte Gaſtwirt Mund,
Darmſtadt, die Verſammlung, der erklärte, die bisherigen
Ein=
gaben an den Reichsverband ſeien leider nicht an die zuſtändigen
Stellen weitergegeben worden, ſo daß von 50 nur 2 Beachtung
fanden. Das ganze Gewerbe ſei bisher nur wenig beachtet
wor=
den, man kannte es nur, wenn es galt, neue Steuern zu ſchaffen.
Es werde geforderi, daß die Grund= und Gebäudeſonderſteuern
verſchwinden, die Konzeſſionierungsſperre auch auf die
alkohol=
freien Betriebe ausgedehnt, die Getränkeſteuer beſeitigt und die
Bierſteuer ermäßigt und ſchließlich ganz abgebaut werde. Der
Vollſtreckungsſchutz müſſe auch auf das Gaſtſtättengewerbe
aus=
gedehnt werden. Das heſſiſche Gaſtſtättengewerbe, das ſich als
einziger Landesverband ſchon vor dem Umſturz zur nationalen
Erneuerung bekannt habe, werde ſich für die neue Regierung
einſetzen, damit es in Zukunft beſſer werde.
In ſeinen Begrüßungsworten forderte Bürgermeiſter Dr.
Seyd u. a. völlige Beſeitigung des Erzbergerplanes.
Es wurde mitgeteilt, daß die Gleichſchaltung in allen
Orts=
gruppen, bis auf Alzey, Beerfelden und Eberſtadt, die dort
in=
nerhalb zweier Tage erfolgt ſein müſſe, durchgeführt ſei. Die
Beſtätigung für die Gleichſchaltung erfolge durch den neuen Gau.
Es folgte ein Referat über die Gründung des
Reichseinheits=
verbandes, für das deutſche Gaſtſtättengewerbe, die mit dem
Kampfbund durch die kommiſſariſche Berufung des 1. Vorſitzenden
erfolgt ſei. Da der bisherige Präſident ſich nicht hinter die
Re=
gierung ſtellte, wurde er und der Vorſtand abgeſetzt. Zum erſten
Präſidenten wurde Goerke=Berlin, zum zweiten Präſidenten
Doering=Darmſtadt gewählt. Der Einheitsverband gliedert
ſich in 17 Gaue. Heſſen zählt mit Heſſen=Naſſau und Waldeck
zum Gau 19 mit dem Sitz in Darmſtadt und unter der
Füh=
rung von Döring.
Gaſtwirt Mund=Darmſtadt wurde zu ſeinem Stellvertreter
und Wolf=Kaſſel, zum 3. Vorſtandsmitglied beſtimmt. Zum
Vorſtand gehören ſechs Mitglieder aus Mainz, Frankfurt,
Wies=
baden, Kaſſel. Gießen und Worms. Dazu kommen Vertreter der
Fachſchaften des Schankgewerbes, des Hotel= und
Bahnhofsgaſt=
gewerbes und des Verkehrs= und Konzertgewerbes. Die
Unter=
teilung der Gaue erfolgt in Bezirke nach den drei heſſiſchen
Pro=
vinzen. Der Einheitsverband bringt als erſten Erfolg die
An=
erkennung des deutſchen Gaſtſtättengewerbes. Damit iſt dieſes
als ſechſter Berufsſtand beim Aufbau der deutſchen Wirtſchaft
eingegliedert und ſomit in den Kammern, dem Reichsrat und
dem Reichswirtſchaftsrat vertreten. Neue Mitglieder dürfen
vor=
erſt nicht aufgenommen werden; ſpäter wird die
Zwangsmit=
gliedſchaft zum Gau eingeführt. Bis zur Ueberleitung des
Heſ=
ſiſchen Landesverbandes in den Gau 10 wurde der Vorſtand
wiedergewählt und für Döring Gaſtwirt Mund als erſter und
Bendikt=Darmſtadt als zweiter Verbandsvorſitzender
be=
ſtimmt.
Die Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener, e. V.,
Ortsgruppe Darmſtadt, teilt uns mit, daß ſie in ihrer
Mitglie=
derverſammlung eine Deputation beſtimmte, welche letzte Woche
von Herrn Staatspräſident Dr. Werner empfangen wurde. Die
ehemaligen Kriegsgefangenen, welche ſchon über 13 Jahre
ſchar=
fen Kampf gegen alles Undeutſche führen, weil ſie in der
Ge=
fangenſchaft den internationalen Sozialismus im
wahren Lichte kennen gelernt haben, ſtehen in ihrer
Ge=
ſamtheit geſchloſſen hinter der Volksregierung,
die auf kerndeutſchem Boden ſteht. Die ehem.
Kriegsge=
fangenen ſind von Anfang an, wie heute noch,
parteipoli=
tiſch neutral und müſſen es deshalb ablehnen, ſich
irgend=
einer Partei zu verſchreiben, was aber durchaus kein Grund
da=
für iſt nicht der heutigen nationalen Regierung das
vollſte Vertrauen auszuſprechen und ihr unbedingte
Gefolgſchaft zu leiſten. Bei der in den letzten Tagen
ſtatt=
gefundenen Gautagung ging je ein Telegramm an
Reichspräſi=
dent v. Hindenburg, Reichskanzler Hitler und Staatspräſident
Dr. Werner, in welchen das Treugelöbnis der Regierung
mitge=
teilt wurde. Bei dem Umzug am Tag der Arbeit haben ſich
ſämtliche Mitglieder, zum Teil in ihren Ortsgruppen und zum
Teil in anderen Abteilungen, beteiligt und werden auch in
Zu=
kunft bei keiner Veranſtaltung, welche im Intereſſe unſeres
Vol=
kes und Vaterlandes ſtattfindet, fehlen. Als heiligſte Pflicht gilt
es in der Reichsvereinigung ehem. Kriegsgefangener, e. V.,
je=
den ehem. Kriegsgefangenen, deſſen vaterländiſche Geſinnung
oder moraliſches Betragen nicht ganz einwandfrei iſt,
nicht als Kamerad anzuerkennen und unter keinen Umſtänden
in ihren Reihen zu dulden.
Polizeiberichk.
Roheitsakt. In der Nacht von 2. auf 3. Mai wurden in der
Wohnung des Amtsgerichtsrates Gilmer in der Hobrechtſtraße von
unbekannten Tätern mit zehn fauſtgroßen Backſteinen drei Fenſter
eingeworfen. Die Tochter, die in dem Zimmer ſchlief, wurde mit
Glasſplittern überſchüttet, jedoch nicht verletzt. Fußſpuren wurden
vom Erkennungsdienſt geſichert.
Ertrunken. Ein 7 Jahre alter Schüler aus Nierſtein iſt am
Mittwoch beim Spielen im Rhein ertrunken. Die Leiche wurde
noch nicht aufgefunden. Bekleidung: Blaue Kniehoſe, weißes Hemd,
braune Gummiſchuhe, braune Socken.
Erkannt. Die am 29. April bei Guntersblum geländete
un=
bekannte männliche Leiche iſt in der Perſon eines Arbeiters aus
Ober=Flörsheim feſtgeſtellt worden.
Feſtnahmen. Wegen fortgeſetzten Diebſtahls wurde ein
Jugend=
licher aus Darmſtadt feſtgenommen und durch den zuſtändigen
Richter der Unterſuchungshaft zugeführt. Die zahlreichen
geſtohle=
nen Gegenſtände waren bereits verkauft. — Ein Kaufmann aus
Frankfurt wurde auf Ausſchreiben des Amtsgerichts Frankfurt hin
am Darmſtädter Hauptbahnhof feſtgenommen und der
Unter=
ſuchungshaft zugeführt.
Verkehrsunfälle. In Viernheim wurde am Ortsausgang nach
Mannheim ein dreijähriger Junge von einem Kraftwagen
über=
fahren. Auf dem Weg zum Krankenhaus erlag das Kind ſeinen
ſchweren Verletzungen. — Am 3. Mai, vormittags 8 Uhr, ſtießen
in einer ſcharfen Kurve bei Raunheim ein aus Kelſterbach
kom=
mender Lieferwagen mit einem aus Rüſſelsheim kommenden, auf
dem Weg zur Arbeitsſtelle befindlichen Motorradfahrer zuſammen.
Der Motorradfahrer erlitt einen komplizierten Unterſchenkelbuch.
Der Sachſchaden iſt gering.
Im Woog gefunden wurden ein Fahrrad ohne Räder, eine
Armeepiſtohle (Mauſer), eine größere Menge Munition und eine
Säbelſcheide. Der Eigentümer des Fahrrades wurde ermittelt.
Eigentümer geſucht. Am 2. Mai wurden in der Anlage am
Kapellplatz zwei beſchädigte Photographenapparate ohne Objektiv
und ohne Blenden aufgefunden.
Als gefunden ſind gemeldet: 1 Autofenſter, 1 Autobrille. 1
Doublee=Nadel, 1 Portemonnaie mit Inhalt. 1 Herren=Fahrrad,
1 Damenhut, 2 geſtrickte Kinderweſten, 1 Album. 1
Gummimäntel=
chen, 2 Herrenmützen, 2 Bund Schlüſſel. — Zugelaufen: 1 Baſtard
grau, 1 Schäferhund, 1 Hund. — Zugeflogen: 2 grüne
Wellen=
ſittiche. — Das Fundbüro macht darauf aufmerkſam, daß noch
Fundgegenſtände vorhanden ſind, die in früheren
Bekanntmachun=
gen verzeichnet waren. Intereſſenten können die Fundgegenſtände
während der Büroſtunden auf Zimmer 11 des Heſſiſchen
Polizei=
amtes, Hügelſtraße, beſichtigen.
Tageskalender für Donnerstag, den 4. Mai 1933.
Union: „Ich und die Kaiſerin”, Helia: Baby” Palaſt: „
Aben=
teuer im Engadin” — Orpheum: „Die Kreuzelſchreiber”
Vortragsſaal des Gaswerks, 20 Uhr: Vortrag „Fleiſchgerichte
in der Gasküche‟
Moderne Soldaken und Truppenausbildung.
Die Auswertung der Erfahrungen auf pioniertechniſchem
Gebiet im Weltkriege und deren praktiſche Verwendung im
modernen Kampf werden in einem von der Heeresleitung in
packender Form zuſammengeſtellten Film zur Darſtellung
ge=
bracht und von dem Führer des Waffenringes der Pioniere und
Verkehrstruppen, Herrn General der Pioniere Haenichen
perſön=
lich erläutert. Es iſt dem Verein der Pioniere und
Verkehrs=
truppen Darmſtadt und Umgebung gelungen, den in allen
Groß=
ſtädten Deutſchlands mit Intereſſe und Begeiſterung
aufgenom=
menen, hochintereſſanten Film auch für Darmſtadt zu gewinnen.
Am 6. Mai, nachmittags 2 Uhr, wird im hieſigen Union=
Theater, Rheinſtraße, der Film zur Aufführung gebracht.
Der Leiter des wehrpolitiſchen Amtes, Herr
Pionierhaupt=
mann Waſſung, hat in Würdigung der großen Bedeutung des
Vortrages für unſere Zeit die Beteiligung der politiſchen
Orga=
niſation, der SS. SA., HJ., des Freiwilligen Arbeitsdienſtes
und der Kapelle Buslau angeregt.
Einladungen ſind ergangen an das großherzögliche Haus, den
Herrn Gauleiter der NSDAP. an das Heſſiſche Miniſterium,
perſönlich an den Herrn Staatspräſidenten, den Herrn
Staatskom=
miſſar für das Schulweſen, den Herrn Staatskommiſſar für das
Polizeiweſen, den Herrn Oberbürgermeiſter, den Stahlhelm
ſo=
wie an die vaterländiſchen Verbände und Vereine.
Für die Jugend, die bisher die Tätigkeit unſerer im
Welt=
kriege hervorragend beteiligten Pioniere nur aus Erzählungen
kennt, wird die bildliche Vorſtellung des Arbeitsfeldes der
Pio=
niere ein Erlebnis ſein.
Zur Deckung der Unkoſten wird der geringe Beitrag von
30 Pfg. erhoben, und hat die Abgabe der Karten bereits
be=
gonnen. Karten ſind erhältlich bei dem Vorſitzenden des
Ver=
eins, Herrn Hummel, Liebigſtraße 28, ſowie an der Kaſſe des
Uniontheaters.
Große Anemone und Nakurſchuß.
Es iſt noch nicht allgemein bekannt, daß die große Anemone
(Anemone silvestris) in Heſſen unter Naturſchutz ſteht. Sie wächſt
in Starkenburg und Rheinheſſen an ſonnigen trockenen Hängen, in
Gebüſchen und lichten Wäldern und blüht im Mai und Juni. Die
mit ihr verwandte Wald=Anemone (Buſchwindröschen) blüht ſchon
vier Wochen früher. An ihren großen milchweißen, oft auf der
Unterſeite ſchwach=violett überlaufenen, langſtengligen Blüten iſt
die große Anemone leicht zu erkennen.
Da dieſe erleſene Zierde unſerer heimiſchen Pflanzenwelt in
den letzten Jahren in ſolchen Mengen gepflückt und ausgeriſſen
worden iſt, daß ſie ernſtlich gefährdet war, iſt ſie unter Naturſchutz
geſtellt worden. Es darf alſo nicht der kleinſte Strauß von ihr
ge=
pflückt werden. Die Polizei wird die Märkte und die
Blumenver=
käufer in den nächſten Wochen ſcharf kontrollieren. Arbeitsloſe die
ſich durch den Verkauf von Blumen Geld verdienen wollen, ſeien
darauf hingewieſen, daß das Pflücken und der Verkauf einer Reihe
einheimiſcher Pflanzen (Maikraut, Maiblume, Vergißmeinnicht,
Wucherblume (Margerite) u. a. erlaubt iſt.
— Rot=Weiß, V. f. R., Darmſtadt. Der Hauptvorſtand des
Vereins für Leibesübungen Rot=Weiß befaßte ſich in ſeiner
letz=
ten Sitzung mit der von der Regierung geforderten
Gleichſchal=
tung. Es wurde feſtgeſtellt, daß mehr als die Hälfte aller
Vor=
ſtandsmitglieder eingetragene Mitglieder der NSDAP. ſind, ſo
daß die Gleichſchaltung ohne weiteres gegeben iſt. Ebenſo
ent=
ſprechen die Satzungen des Vereins den vaterländiſchen Zielen
der Regierung. Es wurde der Beſchluß gefaßt, in den Satzungen
auch den Arierparagraphen aufzunehmen, um auch den
völki=
ſchen Geſichtspunkten zielbewußt Rechnung zu tragen. Der
Haupt=
vorſtand war ſich einig in ſeiner Auffaſſung, daß es unbedingte
Aufgabe des neuen Sportkommiſſars ſein muß, der
Zerſplitte=
rung im Deutſchen Turn= und Sportweſen ſchnellſtens ein Ende
zu bereiten und den Deutſchen Turn= und Sportgedanken wieder
zu dem wahren Sinn der Leibesübungen zurückzuführen. Der
Verein, welcher nunmehr eine Stärke von über 600 Mitgliedern
erreicht hat, wird ſich vorbehaltlos für den neuen Aufbau des
Reiches zur Verfügung ſtellen.
Schulbdchern
5751b
bei Buchhändler Ludwig Saeng
Klrchstraße 20
Briefkaſten.
A. 3. Die Friſten zur Beantragung von Orden und
Ehren=
zeichen ſind u. W. längſt abgelaufen. Wenden Sie ſich in Ihrem
Sonderfall evtl. an das Reichswehrminiſterium Berlin.
Wahlgeometrie. In Preußen wurden die Kreis= und
Pro=
vinzialausſchüſſe am 12. 3. 1933 neugewählt, in den meiſten der
übrigen Länder entſprechend dem Wahlergebnis vom 5. 3. 1933,
auf Grund des Gleichſchaltungsgeſetzes neu beſtellt. Die Zahl der
Mitglieder dieſer kommunalen Parlamente ſteht in einem
land=
ſchaftlich verſchiedenen Verhältnis von Bevölkerung und
geogra=
phiſcher Ausdehnung.
Auswärtiger Preſſeverband. Dem „Verband der
auswärti=
gen Preſſe” gehören die Berliner Vertreter der deutſchen
Pro=
vinzialzeitungen an. Der „Verband der ausländiſchen Preſſe‟
umfaßt die Berliner Korreſpondenten der ausländiſchen —
nicht=
deutſchen — Zeitungen.
Lokale Veranſtalkungen.
Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritk.
— Main=Rheingau Deutſche Turnerſchaft. Die
Gauleitung des Main=Rheingaues DT. macht die bei ihm
ange=
ſchloſſenen Vereine auf das Wehrſporttreffen des Stahlhelms,
Sonntag, den 7. Mai in Bensheim, aufmerkſam und bittet, der
Einladung der Stahlhelmsleitung zahlreich Folge zu leiſten.
Aus den Wehrverbänden.
Der Stahlhelm, B.d.F., Kreisgruppe
Darm=
ſtadt. An dem Pflichtappell Freitag, 5. Mai,
Kahlheln) haben auch die Kameraden teilzunehmen, die ſich
angemeldet haben und noch keine Mitteilung über
die Verpflichtung erhielten.
Vereinskalender.
— Deutſcher Oſtbund, e. V. Unſere Mitglieder
wer=
den gebeten, den von der Frauenortsgruppe des V. D. A. am
Freitag nachmittag 5 Uhr im Hotel Traube gebotenen Vortrag
zahlreich zu beſuchen. Es ſpricht Bertha Gräfin Sierſtorff=
Neun=
kirchen über „Saarland in Not”.
— An alle ehemaligen 118er. Am Sonntag, den
7 Mai ab 18 (6) Uhr, treffen ſich alle Kameraden, die im
Krieg oder Frieden mit den Regimentern 118 etwas zu tun
hat=
tin, im Fürſtenſaal. Mit den Familienangehörigen wollen wir
bei alter Militärmuſik einige gemütliche Stunden im Kreiſe
echter Kameraden verleben.
Kriegerverein Darmſtadt. Auf den Filmvortrag
Moderne Soldaten= und Truppenausbildung”, gehalten durch
Herrn General Haenigen aus Berlin, im Uniontheater, am
6. Mai, wird hingewieſen. Zahlreiche Beteiligung wird
er=
wartet. Eintrittspreis 30 Pfg.
Aus Heſſen.
Der Tag der nakionalen Arbeik auf dem Lande.
Wie wir ſchon geſtern aus einer Reihe von Orten berichteten,
ſo fanden auch in allen übrigen Städtchen und Dörfern des
Heſ=
ſenlandes eindrucksvolle Feiern anläßlich des Ehrentages der
Arbeit und des Arbeiters ſtatt. Aus den begeiſterten
Schilderun=
gen unſerer Berichterſtatter geht hervor, wie die Kundgebungen
an dieſem erſten Mai zum erſtenmal von einem ganz neuen Geiſt
getragen waren, wie das Gefühl der Verbundenheit alle erfüllte,
und wie dieſe neue Haltung auch in der äußeren Form der
ver=
ſchiedenen feierlichen Akte ihren beredten Ausdruck fand. Wo es
die örtlichen Verhältniſſe irgendwie geſtatteten, wurde der Feſttag
durch den Weckeruf einer, wenn auch noch ſo kleinen Kapelle
einge=
leitet Straßen und Häuſer waren von der Bevölkerung aller
Schichten zum größten Teil ſchon am Vortage mit den Fahnen des
alten Reiches und der jungen nationalen Bewegung und allerorts
auch mit friſchem Grün in einem Ausmaß geſchmückt worden, wie
ſich deſſen auch ältere Leute nicht mehr erinnern können. Die
Kir=
chen, die für den Tag faſt ausnahmslos Feſtaottesdienſte
ange=
ſetzt hatten, vereinten ſchon in den frühen Morgenſtunden die
Gläubigen zum feſtlichen Auftakt dieſes, von der ganzen Nation
in beiſpielloſer Einmütigkeit begangenen Tages. Nach der in den
größeren Betrieben unter dem Geläute der Glocken
vorgenomme=
nen Flgggenhiſſung ſammelte ſich die Bevölkerung auf den
öffent=
lichen Plätzen oder in den Schulhöfen, um vor den Lautſorechern
die impoſanten Kundgebungen im Luſtgarten und den Staatsakt
der heſſiſchen Regierung mitzuerleben. Der Nachmittag vereinte
dann noch einmal alle Berufsgruppen, Korporationen und
Ver=
bände zu Feſtzügen, von denen uns unſere Berichterſtatter
aus=
nahmslos mitteilen, daß ſie in Ausgeſtaltung und Beteiligung
etwas Einmaliges darſtellten. Die Uebertragung der
Abendkund=
gebung war dann in den einzelnen Ortſchaften Anlaß und
Auf=
takt zu örtlichen Veranſtaltuggen in größeren Sälen, die der
Feſt=
folge nach verſchieden, alle denſelben Geiſt atmeten: die Freude
über die Wendung im politiſchen Geſchehen und die Hoffnung und
den frohen Glauben an den endgültigen Sieg und Erfolg der
nationalen Revolution. — Beſonders eindrucksvolle Schilderungen
liegen vor von unſeren Berichterſtattern und Leſern aus:
Michel=
ſtadt, Bensheim, Lengfeld, Hofheim (Ried), Zwingenberg (
Berg=
ſtraße), Beerfelden, Hainſtadt, Harvpertshauſen, Babenhauſen,
Vielbrunn, Brensbach, Seeheim, Reichenbach i. Odw., Buchſchlag,
Billings, Rohrbach, Egelsbach, Ueberau, Groß=Bieberau, Semd:
Pfaffen=Beeufurth. Schlierbach, Altheim, Winterkaſten,
Seck=
mauern, Lorſch, Pfungſtadt, Wolfskehlen, Langen, Dieburg,
Ur=
berach, Dienheim (Rhh.), Hirſchhorn, Brandau, Neu=Iſenburg,
Heubach, Waldmichel, Gernsheim und Birkenau.
— Erzhauſen, 3. Mai. Der Geſangverein Sängerluſt dahier
hat den Beſchluß gefaßt, am Nachmittag des 28. Mai d. J. zu
Ehren ſeines Dirigenten ein Jubiläumskonzert zu veranſtalten,
da an dem genannten Zeitpunkt zehn Jahre verfloſſen ſind, daß
die muſikaliſche Leitung des Vereins in den bewährten Händen
des Herrn Hans Lücker aus Arheilgen liegt. Es haben bereits
mehrere örtliche und auswärtige Vereine ihre Beteiliguag
zu=
geſagt.
JGriesheim, 3. Mai. Berufsjubiläum. Herr Lehrer
Georg Hering beging am 1. Mai ſein 40jähriges
Berufsjubi=
läum. Das hieſige Lehrerkollegium überreichte dem Jubilar einen
Blumenkorb, ebenſo übermittelte das Kreisſchulamt die
herzlich=
ſten Glückwünſche. Auch wir gratulieren dem Jubilar zu ſeinem
Berufsjubiläum. — Seinen 81. Geburtstag beging Herr Johann
Schaffner 2., Heizer i. R., Oberndorferſtraße 65, hier. Herr
Schaffner war 30 Jahre bei der Stadt Darmſtadt beſchäftigt und
war am 10. April 1880 bei der Grundſteinlegung des Städtiſchen
Waſſerwerks im Griesheimer Eichwäldchen zugegen.
An. Groß=Zimmern, 3. Mai. Gründung einer
Sani=
tätskolonne. Hier fand eine Sitzung des hieſigen
Zweigver=
eins des Roten Kreuzes ſtatt zwecks Gründung einer
Sanitäts=
kolonne. Die Verſammlung beſchloß deren Gründung Mit der
Eröffnung eines Lehrganges zur Ausbildung einer Mannſchaft
ſoll bald begonnen werden. Die beiden hieſigen Aerzte haben ſich
zur Verfügung geſtellt. — Gleichſchaltung des
Ortsge=
werbevereins. In einer außerordentlichen
Generalverſamm=
lung wurde der hieſige Ortsgewerbeverein gleichgeſchaltet. Zum
Vorſitzenden wurde einſtimmig der Fabrikant L. Gramling
ge=
wählt, zu Vorſtandsmitgliedern die Herren Gg. Wilh. Dietrich,
H. Brücher und A. Angermeier beſtimmt. Auf Antrag aus der
Verſammlung werden der ſeitherige Vorſitzende Hch, Michell und
der Geſchäftsführer L. Fröhlich zu Ehrenvorſtandsmitgliedern
er=
nannt. Mit dem Deutſchlandlied fand die Tagung ihr Ende.
Op. Dieburg, 3. Mai. Hohes Alter. Ein verdienſtvoller
Turner, Wilhelm Treber, der in Turnerkreiſen den
Ehren=
namen „Turnvater” trägt, konnte geſtern ſeinen 80. Geburtstag
begehen. Treber, gleichzeitig ein alter Haſſia=Anhänger, iſt
Vor=
ſitzender der hieſigen Ortsgruppe der 117er.
As. Erbach, 30. April. Gemeinderatsſitzung. Die
1 erſte Sitzung des neuen Gemeinderats wurde mit großem
Inter=
eſſe verfolgt und darf wohl als Markſtein in der Geſchichte unſerer
Vaterſtadt bezeichnet werden. Schon lange vor Beginn der Sitzung
war der Zuhörerraum dicht gefüllt. Von der Längswand des
Saales grüßten die Hakenkreuzfahnen und das Bild unſeres
Reichskanzlers Adolf Hitler. Die beiden Beigeordneten und die
Mitglieder der NSDAP. waren im braunen Ehrenkleid erſchienen
und wurden vom Publikum mit einem kräftigen „Heil Hitler!”
begrüßt. In der Eröffnungsanſprache wies der ſtellvertretende
Bürgermeiſter. Herr Lenz, darauf hin, daß ſich auch in Erbach
die nationale Revolution vollzogen und der Nationalſozialiſtiſchen
Deutſchen Arbeiterpartei acht Mandate gebracht habe. Leider
mußte Herr Lenz gleich zu Beginn die betrübende Feſtſtellung
machen, daß durch allzu große Kapitalaufnahmen des alten
Sy=
ſtems die Gemeinde in Armut und Not und in eine Schuldenlaſt
von 730 000 Mark geraten ſei. Dazu komme noch der Verkauf des
Elektrizitätswerkes. Dem Gemeindeparlament ſtünden große
Auf=
gaben bevor, die nur durch engſte Zuſammenarbeit im Sinne des
Führers gelöſt werden könnten. Durch die Gleichſchaltung ſei die
Arbeitsweiſe in der Hauptſache feſtgelegt. Weiter führte Herr
Lenz aus, man müſſe vor allen Dingen verſuchen, die kurzfriſtigen
Schulden in langfriſtige umzuwandeln, um ſo der Stadt und dem
Steuerzahler Erleichterung zu verſchaffen. Die Einführung und
Verpflichtung des neuen Beigeordneten Herrn Wilhelm Heim
geſtaltete ſich zu einem feierlichen Akt. Der Rat, erhob ſich zu
Ehren des Herrn Beigeordneten von den Sitzen. Nach Verleſung
der Eidesformel wurde Herr Heim durch Handſchlag verpflichtet.
Anſchließend fand die Verpflichtung ſämtlicher Ratsmitglieder
ſtatt. Nach der Erklärung des Herrn Heim (NSDAP.), ſämtliche
Ausſchüſſe durch Vertreter der NSDAP. zu beſetzen, verließen die
Vertreter der Linken den Saal. Die übrigen Ausſchüſſe werden
nach den Vorſchlägen des Herrn Diehl beſetzt. Herr Oberſekretär
Lorz wird als Kontrolleur beſtimmt. Herr Paul Treuſch
wird als Beiſitzer in den Reiterverein gewählt. Herr Oberſekretär
Stellweg, wird als Schriftführer vereidigt. Der Ausſchuß zur
Prüfung der Tätigkeit der ſeitherigen Stadtverwaltung ſetzt ſich
aus ſämtlichen Mitgliedern der NSDAP. zuſammen. — Auf
An=
trag der Ratsmitglieder der NSDAP. wurden Herr
Reichspräſi=
dent v. Hindenburg und Herr Reichskanzler Adolf Hitler zu
Ehren=
bürgern der Stadt Erbach ernannt. Dieſe Ernennung wurde mit
einem dreifachen „Sieg Heil” bekräftigt. — Auf Antrag erfolgte
die Umbenennung folgender Ortsſtraßen: der Marktplatz in Adolf=
Hitlerplatz, die Friedrich=Ebertſtraße in Horſt=Weſſelſtraße die
Hauptſtraße in Peter Gemeinder= und Jahnſtraße, die Bahnſtraße
in Göringſtraße, der Gartenſteig in Pfarrgäſſel. Die Stiftung der
neuen Schilder übernahmen in der Hauptſacze die neuen
Ratsmit=
glieder. — Zur Entlaſſung des Schutzmanns Ehrhardt durch Herrn
Beigeordneten Lenz wurde ein Ratsbeſchluß herbeigeführt und zur
Wiederbeſetzung der Stelle Herr Georg Jäger vorgeſchlagen.
Der Kriegsbeſchädigte Fink, ſoll ſpäterhin ebenfalls berückſichtigt
werden. — Das Baugeſuch des Herrn Hermann Friedrich und die
Abänderung der Straßen= und Baufluchtlinie am Alten Weg
wur=
den ohne Ausſprache angenommen. — Unter Punkt Mitteilungen
wird ein Antrag des Herrn Diehl bekanntgegeben, wonach die
Mitglieder der NSDAP. nicht gewillt ſind, mit Herrn
Wüſten=
hagen (SPD.) zu verhandeln.
diedugditätsmayke
5 WürFel (4Stange nur 180fg.
Donnerstag, 4. Mai 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 123 — Seite 7
Baukagung der Beichsvereinigung ehem.
Kriegs=
gefangener e. B. des Gaues Südweſtdeukſchland
am 29. April bis 1. Mai in Heubach i. Odw.
Heubach hatte feierliches Feſtgewand angelegt, die Ortsſtraßen,
jedes einzelne Haus zeigte reichen Flaggenſchmuck, und die in
vol=
ler Blüte ſtehenden Obſtbäume grüßten von den Höhen herab in
voller Frühlingspracht die aus allen Gauen Südweſtdeutſchlands
nach hier zur Tagung kommenden Vertreter ehemaliger deutſcher
Kriegsgefangener. Zirka 400 Delegierte hatten ſich zur
diesjäh=
rigen Gautagung, die ein ganz beſonders feierliches Gepräge
er=
hielt, eingefunden.
Der Samstagabend beſchäftigte ſich mit einer internen
Vor=
ſtandsbeſprechung, worin die eigentliche Tagung zwecks ſchnellerer
Abwicklung vorbereitet wurde. — Der Sonntag wurde eingeleitet
mit einer Gefallenenehrung. Ein ſtattlicher Zug nahm Aufſtellung
auf dem Marktplatz, um durch die Ortsſtraße nach dem
Krieger=
denkmal zu ziehen. Dortſelbſt erfolgte eine Kranzniederlegung
und die Weihe der neuen Sturmfahne der Ortsgruppe Frankfurt
Innenſtadt durch den REK.=Geſchäftsführer, Kamerad Dr. Givens
(Berlin). Nach Abwicklung der Geſchäftsordnung und der
Neu=
wahl des Vorſtandes folgte ein Vortrag des Kameraden Dr.
Givens: „Die RCK. als Glied der nationalen Bewegung”,
Der Redner gab zunächſt einen Ueberblick über die politiſche Lage
und betonte, daß die REK geſchloſſen hinter der Regierung ſtehe,
die die Ziele, welche wir ſeit Jahren verfolgen, nun vom Staate
aus proklamiert hat. Volksgemeinſchaft, die wir in unſeren
Rei=
hen bereits verwirklicht haben und die Beſinnung unſeres Volkes
auf ſein Deutſchtum. Was einer iſt, was einer hat, was einer
kann, dankt er Volk und Heimat, nicht nur eigenem Willen. Das
verpflichtet vom Vater zum Sohn und Enkel, jeder ein Glied,
ſchaffend am ewigen Werden der Heimat. — In dieſem Sinne
wurden einmütig folgende Telegramme beſchloſſen:
An den Herrn Reichspräſidenten: „Dem Herrn
Reichsprä=
ſidenten Generalfeldmarſchall v. Hindenburg, dem Hüter
deutſcher Einheit und Ehre, entbietet ehrfurchtsvolle
Treue=
grüße. Tagung des Gaues Südweſtdeutſchlands der REK.”
An den Herrn Reichskanzler! „Dem Herrn Reichskanzler
Adolf Hitler, dem Führer unſeres Volkes zur nationalen
Einigung, geloben wir treue Gefolgſchaft im Kampfe für
den ſozialen Frieden und die innere Erneuerung unſeres
Volkes. Wir wollen, mithelfen im Sinne unſerer alten
Front und Stacheldraht=Kameradſchaft die deutſche
Volks=
kameradſchaft zu verwirklichen. Vom Kanzler=Frontſoldaten
erhoffen wir auch die Einigung der deutſchen
Frontkämpfer=
bewegung. Tagung des Gaues Südweſtdeutſchlands der
REK.”
An den Herrn Staatspräſidenten Dr. Werner,
Darm=
ſtadt! „Heutige Gautagung Südweſtdeutſchlands der
Reichs=
vereinigung ehemaliger Kriegsgefangener in Heubach i. O.
gelobt treue Gefolgſchaft der nationalen Regierung.
Tagung des Gaues Südweſtdeutſchlands der REK.”
Den Abſchluß der Tagung bildete ein gemütliches
Beiſammen=
ſein aller ehemaligen Kriegsgefangenen. In einem
Lichtbildervor=
trag: „Kriegsgefangene in aller Welt”, gehalten durch Kamerad
Dr. Givens=Berlin, Geſchäftsführender Bundesvorſitzender der
REK., wurde eine Bilderſerie vorgetragen, die das ſchwere Leben
der Kriegsgefangenen von dem Augenblick ihrer Gefangennahme
bis zu ihrer Heimkehr zeigte.
Ihr Ende nahm die bedeutſame Tagung mit der Feier des
Tages der Arbeit am 1. Mai. — „Einſt ſchafften wir in
Feindes=
fron, heut gilt die Arbeit der Nation.”
Ea. Stockheim, 2. Mai. Neubildung des
Gemeinde=
rats. Nach den Ergebniſſen bei der Reichstagswahl vom 5 3.
entfallen für die Gemeinderatswahl auf Grund des
Gleichſchal=
tungsgeſetzes auf die NSDAP. 77 Stimmen, auf die SPD. 121.
Da die SPD. auf die Einreichung eines Wahlvorſchlags verzichtet
hat, ſo beſteht jetzt der Gemeinderat aus 7. Nationalſozialiſten.
Ce Seeheim, 3. Mai. Der Spargelmarkt ſteht zurzeit
im Zeichen des Höchſtbetriebes mit 20 bis 25 Zentner täglich. In
3 Sorten kommt er auf den Markt, wo um 3 Uhr die täglichen
Verſteigerungen — auch in kleinen Mengen — ſtattfinden.
Tagung der Kriegsbeſchädigken der Haſſia
in Oberheſſen.
Gießen, 1. Mai. Geſtern fand hier eine von dem Verband der
Kriegsbeſchädigten und Kriegerhinterbliebenen in der
Krieger=
kameradſchaft Haſſia einberufene Tagung der Kriegsbeſchädigten=
Organiſationen der Haſſia in Oberheſſen ſtatt, die aus allen Teilen
der Provinz gut beſucht war. Nach einer Anſprache des
Landes=
vorſitzenden Freund=Mainz, der betonte, daß die Kameraden
der Haſſia einmütig hinter der neuen Regierung ſtehen, ſprach der
erſte Präſident der Kriegerkameradſchaft Haſſia, Generalleutnant
Exzellenz v. Oidtmann=Darmſtadt. Er gab ſeiner freudigen
Genugtuung über den Durchbruch der nationalen Revolution
Aus=
druck und erklärte, jetzt könne man wieder getroſt in die Zukunft
ſehen. Die Kriegerkameradſchaft Haſſia ſtehe
ge=
ſchloſſen hinter der nationalen Regierung. Im
politiſchen Leben Deutſchlands dürfe es für die Zukunft keine
Parteien mehr geben. Die Kameradſchaft der Krieger habe an der
nationalen Entwicklung ihren Anteil und werde in altem
ſoldati=
ſchen Geiſte weiterhin mitarbeiten an dem Wiederaufbau des
na=
tionalen Deutſchlands. Sodann ſprach Landesgeſchäftsführer
Krömmelbein=Darmſtadt, der ſich in der Hauptſache mit
Fra=
gen der Kriegsopferverſorgung beſchäftigte. Der Redner betonte
u. a., daß die Kriegsbeſchädigten von der nationalen Regierung
des Reichskanzlers Hitler mehr Verſtändnis für ihre Wünſche
er=
hoffen dürften, als von den bisherigen Regierungen, denn der
Reichskanzler ſei ſelbſt ſchwer verwundet worden und könne ſich
daher in die Lage der Kriegsbeſchädigten hineinfühlen. Auch der
Reichspräſident von Hindenburg habe für die Kriegsopfer vollſtes
Verſtändnis. Die Kriegsopferverſorgung müſſe immer Ehrenſache
des deutſchen Volkes ſein. Am 1. Mai wollten die
Kriegsbeſchädig=
ten die Ehrengarde der deutſchen Bataillone der Arbeit ſein. Der
Landesvorſitzende Freund=Mainz machte noch Mitteilung von
der Auflöſung des marxiſtiſchen Reichsbundes der
Kriegsbeſchädig=
ten. Jeder Kamerad von nachweisbar nationaler Geſinnung ſei in
den Haſſia=Organiſationen der Kriegsbeſchädigten willkommen;
vor der Aufnahme geſchloſſener Ortsgruppen des früheren
Reichs=
bundes ſei aber zu warnen. Mitglieder des ehemaligen
Reichsbun=
des dürften grundſätzlich nicht in Vorſtandsämtern des Verbandes
der Kriegsbeſchädigten=Organiſationen der Haſſia tätig ſein. Nach
einigen weiteren Anſprachen, in denen das unveränderte
natio=
nale Bekenntnis, das ſchon immer in den Reihen der Haſſia
herrſchte, und weiterhin der Gedanke der Volksgemeinſchaftsarbeit
im Dienſt am Vaterland unterſtrichen wurde, fand die
Kund=
gebung mit dem Geſang des Deutſchlandliedes ihr Ende.
Junglandbund Heſſen.
W. Heppenheim, 3. Mai. Nach dem feſtlich begangenen Tag
der nationalen Arbeit iſt für unſere Stadt ein allgemeiner,
all=
ſeits begangener Trauertag angebrochen Sämtliche Fahnen der
Stadt wehen auf Halbmaſt und eindringlich rufen die Glocken der
kath. Kirche zur gemeinſamen Trauerfeier. Der 87jährige Pfarrer
und Dekan Monſignore Miſchler, zugleich Geiſtl. Rat und
Päpſtlicher Geheimkämmerer, ſowie Ehrenbürger der Stadt
Heu=
penheim, wurde nach 33jähriger Tätigkeit in unſerer Stadt zu
Grabe getragen. Herr Prälat Miſchler fand als Miterbauer des
„Domes der Bergſtraße” ſeine letzte Ruheſtätte in der Kirche.
Durch die bieſige Feuerwehr fand die Ueberführung, nach
Einſeg=
nung der Leiche im Pfarrhaus, in die Kirche ſtatt, an welcher
außer der Geiſtlichkeit noch die verſchiedenen Fahnenabordnungen
eilnahmen. Bei dem darauffolgenden Chorgebet, dem feierlichen
Requiem ſowie der Trauerrede, in welcher Herr Domkavitular
Lenhard dankbar der ſegensreichen Tätigkeit des Verſtorbenen
gedachte, war die Kirche überfüllt. Nach den Feierlichkeiten fand
die Beiſetzung in der Kirche ſtatt.
Cp. Biebesheim, 3. Mai. Der älteſte
Ortseinwoh=
ner. Nachtſchutzmann i. R. Ludwig Haſenzahl, kann
Donners=
tag ſeinen 90. Geburtstag begehen. Haſenzahl iſt Altveteran von
1866 und 1870 und diente einſt bei den 24er Dragonern in
Darm=
ſtadt.
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Der Vorſitzende der Landesführergemeinſchaft heſſiſcher Bauern,
Herr Staatskommiſſar Dr. Wagner, ernannte heute den
Jung=
bauer Robert Schmidt=Steinheim zum Landesführer des
Jung=
landbundes Heſſen, zum Landesgeſchäftsführer wurde Herr Felix
Weber=Darmſtadt berufen.
Die erſte konſtituierende Sitzung des Junglandbundes ſoll
am Sonntag, den 14. Mai, in Frankfurt a. M.
ſtatt=
finden. Die Tagesordnung der erſten Sitzung umfaßt folgende
Punkte: 1. Neuaufbau des Junglandbundes im Sinne des von
Herrn Staatskommiſſar für Landwirtſchaft Dr. Wagner
zugewie=
ſenen Tätigkeitsgebietes. 2. Bauernhochſchule. Referent:
Schrift=
leiter Glahn=Darmſtadt. Dr. Roßberg=Bobenhauſen 2.
P Rüſſelsheim, 3. Mai. Verhaftung
kommuniſti=
ſcher Flugblattverteiler., Trotzdem vor einigen Tagen
hier ſämtliche Kommuniſtenführer, acht an der Zahl, wegen einer
am Sonntag erfolgten Flugblattverteilung im benachbarten
Flörsheim in Schutzhaft genommen und in das
Konzentrations=
lager Oſthofen abtransportiert wurden, verteilten am erſten Mai
während der Rieſenkundgebung der Opelbelegſchaft und in der
Nacht zum Montag hier abermals jugendliche Kommuniſten
auf=
reizende, gegen die Regierung Adolf Hitlers gerichtete
Flugblät=
ter. Sechs der Flugblattverteiler wurden von SA.= und SS.=
Leuten feſtgenommen und der Gendarmerie zugeführt, welche ſie
verhaftete und dem Amtsgericht Groß=Gerau zuführte. Ihre
Ab=
urteilung erfolgt durch das Sondergericht in Darmſtadt.
m. Offenbach. 3. Mai. Jubeltag eines Lehrers. Am
Montag, dem Feiertag der nationalen Arbeit, konnte Lehrer Joh.
Georg Joſt an der hieſigen Mathildenſchule auf eine 40jährige
Tätigkeit im Dienſte der heſſiſchen Volksſchule zurückblicken. Im
Jahre 1901 wurde er von Langen hierher verſetzt, und ſeit Herbſt
1905 gehört er dem Lehrkörper der Mathildenſchule an. Während
des Weltkriegs ſtand er von Auguſt 1914 bis Dezember 1918 unter
den Waffen und rückte in dieſer Zeit vom Landſturmmann 2.
Auf=
gebots zum Leutnant der Landwehr auf. Kein Offenbacher Lehrer
ſeines Alters ſtand ſo lange in einem kriegsverwendungsfähigen
Truppenteil. Von Januar 1923 bis zur Gleichſchaltung des
Offen=
bacher Stadtrats im vergangenen Monat gehörte er dieſer
Kör=
perſchaft und von 1925 ab auch dem Provinzialtag für
Starken=
burg an. In ſeinem Standesverein ſtand er vor dem Kriege in
vorderſter Reihe, und in den letzten Jahren kämpfte er mit Erfolg
in Wort und Schrift für die Entlaſtung und den Schutz der
deut=
ſchen Familie.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be Mainz, 3. März Feſtakt im Pädagogiſchen
In=
ſtitut in Mainz. In einer würdigen Feier wurde am
Diens=
tag nachmittag im großen Hörſaal des Pädagogiſchen Inſtituts
Mainz das neue Studentenrecht verkündet. Die
Dozenten=
ſchaft und die Studierenden beſetzten den Hörſaal bis auf den
letz=
ten Platz, als die Fahnenabordnung der Korporationen und des
nationalſozialiſtiſchen Studentenbundes ihren feierlichen Einzug
hielten. Die Feier begann mit einer Anſprache des Direktors des
P. J. Mainz, Profeſſor Dingler, der dem liberaliſtiſchen
Staatsbegriff die neue Lehre Adolf Hitlers von der
Volksgemein=
ſchaft entgegenſetzte. Nach einem dreifachen Siegheil auf Adolf
Hitler und gemeinſamem Geſang des Horſt=Weſſel=Liedes
verkün=
dete Provinzialdirektor Dr. Wehner das neue Studentenrecht.
— Die Mainzer Kunſt= und Gewerbeſchule unter
neuer Leitung. Der neue kommiſſariſche Direktor der
Main=
zer Kunſt= und Gewerbeſchule, Profeſſor Throll, hielt bei der
Amtsübernahme vor Lehrern und Schülern der Anſtalt eine Rede,
in der er in programatiſchen Ausführungen die Richtlinien für
die zukünftige Arbeit an der Mainzer Kunſt= und Gewerbeſchule
im Sinne der nationalſozialiſtiſchen Weltanſchauung Adolf
Hit=
lers niederlegte. — Die Gutenberg=Werkſtatt geht
nach Chicago. Die Weltausſtellung, die vom 1. Juni bis 31.
Oktober 1933 in Chicago ſtattfindet, hat das Mainzer
Gutenberg=
muſeum aufgefordert, ſeine rekonſtruierte Werkſtatt, die ſchon auf
der Preſſa in Köln und auf der ibero=amerikaniſchen Ausſtelling
in Sevilla gezeigt wurde, auch auf der Weltausſtellung in
Chi=
cago im Betriebe vorzuführen. Der Direktor des Gutenberg=
Mu=
ſeums, Dr. Ruppel, wird die Werkſtatt ſelbſt nach Amerika
brin=
gen und ſie dort betriebsfähig aufbauen. Alle entſtehenden Koſten
werden ron Amerika getragen.
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tenster durch Indanthren-Plakate kenntlich sind,
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bestätigen.
(1V.5574
[ ← ][ ][ → ]Seite 8 — Nr. 123
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 4. Mai 1933
Die Blokkenſchau in Swinemünde.
Reichsmarine zeigte am 1. Mai die nationale Arbeit des Soldaten.
Die Kriegsſchiffe am Kai von Swinemünde,
wo am 29. und 30. April der Hauptteil unſerer Marineſtreitkräfte verſammelt war. Im
Vorder=
grund Matroſen an Bord der „Leipzig”, hinten die „Schleſien”, „Heſſen” und „Schleswig=Holſtein”.
Deutſches Marine=Landungskorps bei den Kämpfen des chineſiſchen Boxer=Feldzuges,
eine intereſſante Gruppe aus den Vorführungen, die Kieler Matroſen am Tag der nationalen
Arbeit zeigten.
ch auf der Auus.
Der franzöſiſche Rennfahrer Graf Czaykowſki mit ſeinem Rennwagen auf der Avus.
Er hat bei dem Automobilklub von Deutſchland Rekordverſuche auf der bekannten Berliner
Auto=
mobil=Rennſtrecke angemeldet, um die bisherigen Welthöchſtleiſtungen des Engländers Keyſtone
für Kleinwagen zu unterbinden.
Reich und Ausland.
Schwere Blukkat in Frankfurk a. M.
Ein Zigarrenhändler im Bett erſchlagen.
Frankfurt a. M. Am Mittwoch, gegen
10.30 Uhr vormittags, machte ſich im Hauſe
Kronprinzenſtraße 18 ſtarker Gasgeruch
bemerk=
bar, der offenſichtlich aus der Parterrewohnung
kam. Dort betrieb der ledige 45jährige
Kauf=
mann Adam Kurth ein Zigarrengeſchäft. Die
von den Anwohnern alarmierte Polizei und
Feuerwehr drang gewaltſam in die Wohnung
ein und fand den Zigarrenhändler tot im Bett
vor, Kurth war nur mit einem Nachthemd
be=
kleidet. Er hatte ſchwere Kopfverletzungen, die
durch mehrere Schläge mit einem Bügeleiſen,
das noch im Bett vorgefunden wurde, verurſacht
worden ſind. Geraubt wurde anſcheinend nichts.
Die Polizei verfolgt eine beſtimmte Spur.
Nach dem Genuß von Sauerampfer geſtorben.
Limburg. Durch Vergiftung beim Genuß
von Sauerampfer iſt im benachbarten Elz ein
ſechsjähriger Junge geſtorben. An dem
Sauer=
ampfer befanden ſich wahrſcheinlich giftige Pilze,
die eine Vereiterung der Drüſen und ſchließlich
den Tod herbeiführten. Der Vorfall mahnt zur
Vorſicht und Reinigung der Kräuter vor dem
Genuß.
Eine tapfere Frau.
Berlin. In den ſpäten Abendſtunden des
Montag wurde eine Frau in der Gelfertſtraße
in Berlin=Dahlem von einem Straßenräuber
überfallen. Die etwa 30jährige Frau Emmi
Aus=
meyer, die in der Gelfertſtraße ein Haus beſitzt,
war auf dem Heimweg, als plötzlich aus dem
Dunkel der Straße ein Mann auf ſie ſtürzte und
ſie mit einem blanken Meſſer bedrohte.
Geiſtes=
gegenwärtig ſetzte ſich die Frau zur Wehr und es
kam zu einem richtiggehenden Kampf zwiſchen
ihr und dem Wegelagerer. Mit allem Mut
ge=
lang es der tapferen Frau, dem Burſchen das
Meſſer zu entreißen, der daraufhin die Flucht
ergriff. Es gelang ihm aber, die Handtaſche, in
der ſich Bargeld befand, mitzunehmen und zu
entleeren.
Japans reichſter Mann in Berlin.
Baron Mitſui und ſeine Gattin
vor ihrem Hotel Unter den Linden.
Der junge Baron Mitſui, der ſeit dem Rücktritt
ſeines Vaters die Leitung ,der vielgeſtaltigen
Mitſui=Unternehmungen übernommen hat, iſt
in der Reichshauptſtadt eingetroffen. Seine
Familie darf als die reichſte Japans und
viel=
leicht der Welt angeſprochen werden. Seit über
300 Jahren gingen aus ihr die hervorragendſten
Kaufleute und Induſtriellen des Landes der
aufgehenden Sonne hervor.
* Eine Stadt auf den Beinen.
Berliner Zahlen vom 1. Mai.
Berlin. Die Feier der nationalen Arbeit
war vor allem auch für die Berliner
Verkehrs=
geſellſchaften ein Tag der Rekorde. Die
Reichs=
bahn beförderte auf ihren Linien der Stadt=,
Ring= und Vorortbahn mehr als 1½ Millionen
Menſchen. Auf dem am Feſtplatz gelegenen
Bahn=
hof Tempelhof ſtiegen 160 000 Menſchen aus. Die
benachbarten Bahnhöfe Hermannſtraße und
Papeſtraße zählten zuſammen mehr als 60 000
Menſchen. Die Bahnhöfe waren an dieſem Tage
zu den Anfangs= und Schlußzeiten ſtundenlang
von der Menſchheit blockiert, und oftmals
muß=
ten ſie überhaupt polizeilich geſperrt werden. Die
größte Menge beförderte allerdings die Hoch=
und Untergrundbahn, die ja durch ihre Anlage
als unterirdiſche oder hochgelegene Bahn
unbe=
kümmert um den Straßenverkehr ihren Betrieb
durchführen konnte. Noch niemals ſeit ihrem
Be=
ſtehen hat dieſe Bahn derartige Ziffern erreicht.
Nach einer erſten Schätzung beförderte ſie 772 000
Fahrgäſte. Die Straßenbahn mußte 1 159 000
Perſonen befördern, ſie hat erklärlicherweiſe mit
ihrem dichten Netz immer die höchſten
Anteil=
ziffern. Die Autobuſſe benutzten 284 000
Per=
ſonen. Dieſe letzte Zahl bleibt hinter dem
ſon=
ſtigen ſonntäglichen Ausflugsverkehr zurück. Aber
dieſer mußte ja im Hinblick auf die Maiſeier in
Tempelhof ſo gut wie ausfallen. Auch am
vor=
angegangenen Sonntag, war der Verkehr nach
Tempelhof gewaltig. Hier benutzten 521000 die
U=Bahn, 306 000 die Omnibuſſe und 1274000
die Straßenbahnen. Es iſt eine ganz
außer=
ordentliche Leiſtung der Verkehrsgeſellſchaften,
daß ſie dieſen Rieſenverkehr nicht nur
reibungs=
los bewältigt haben, ſondern daß auch vor allem
weſentliche Unfälle in keiner Weiſe zu
verzeich=
nen ſind. Das Zeugnis, das die Polizei in ihrem
Schlußbericht den verantwortlichen Stellen und
dem Publikum ausſtellt, iſt auch recht gut
aus=
gefallen. Vor allem hat ſich auch das Publikum
ganz ausgezeichnet und diſzipliniert benommen.
Schwerer Antobusunfall in der Tſchechoſlowakei.
Brünn. Ein mit 36 tſchechoſlowakiſchen
Turnern aus Brünn zur Feier des 1. Mai nach
den Bata=Werken in Zlin entſandter
Perſonen=
autobus ſtieß in der Gemeinde Snowidek (
Be=
zirk Wiſchau) in Mähren an ein Haus. Als
Todesopfer des folgenſchweren Anpralls wurden
vier Perſonen, darunter drei Frauen ſowie 18
Schwerverletzte geborgen. Das Haus, an das der
Autobus angefahren war, wurde nahezu
voll=
kommen demoliert. Das Unglück ſoll auf ein
Ver=
ſagen der Bremſen zurückzuführen ſein.
* Ein deutſcher Schaßgräber
in holländiſchen Gewäſſern.
Berlin. Vor 130 Jahren iſt bei Terſchelling
die „Lutine” geſunken und hat Goldbarren im
Werte von 14 Millionen Gulden mit in die Tiefe
genommen. Ein deutſcher Ingenieur namens
Becker macht ſeit einiger Zeit den Verſuch, den
Schatz zu heben und dem Meere zu entreißen. Es
iſt ihm bereits gelungen, den Lagepunkt des
Wracks genau zu ermitteln. Auch iſt ihm bekannt,
daß eine 13 Meter dicke Schicht von Treibſand
und Schlick über dem Schiffsrumpf liegt. Hier
will er mit Hilfe einer großen Saugvorrichtung
vordringen und das Wrack freilegen. Der
Saug=
turm iſt bereits fertig montiert und liegt im
Hafen von Terſchelling zur Ausfahrt bereit. Bei
den wiederholten Tauchverſuchen und Bohrungen
hat man bisher einen 4½ Meter dicken
Eiſen=
klumpen zutage gefördert, der von der Munition
der „Lutine” ſtammen ſoll. Jetzt ſoll der Weg
zu der Schatzkammer frei ſein. In Holland folgt
man geſpannt dem Fortgang der Arbeit des
deutſchen Ingenieurs.
Neue Unkerſeebookreiſe in die Arkkis.
Sir Hubert Wilkins, der berühmte engliſche
Forſcher, der unlängſt an Bord der „Bremen”
aus New York kommend in Southampton
ein=
traf, machte der Preſſe einige Mitteilungen über
ſeine Zukunftspläne. Er beabſichtige, ſo führte
der jetzt 45jährige Forſcher aus, im nächſten
Jahre eine neue Unterſeboot=Expedition in die
Arktis zu unternehmen. Dabei ſeien 2200 Meilen
zurückzulegen, über die Hälfte unter dem Eiſe.
Seine Gattin werde ihn auf dieſer Reiſe
be=
gleiten. Seine Erfahrungen mit dem U=Boot
„Nautilus”, das ihm für ſeine erſte Expedition
von der amerikaniſchen Regierung zur
Verfü=
gung geſtellt worden war, hätten es ihm
er=
möglicht, Pläne für ein „ideales” Fahrzeug für
die nächſte Reiſe zu entwerfen. Wilkins iſt nach
Norwegen unterwegs, um ſich der am 1. Auguſt
dieſes Jahres abreiſenden Südpolarexpedition
Ellsworths anzuſchließen. Ellsworth und Balchen
beabſichtigen, zum erſten Male den antarktiſchen
Kontinent von der Roß=See zur Weddell=See zu
überfliegen. Hin= und Rückflug über rund 3000
Meilen ſolle ohne Zwiſchenlandung ausgeführt
werden. Es ſei dies eine der gewagteſten
Expe=
ditionen, die je in den Polarregionen
unter=
nommen worden ſeien.
Zluginſel „Weſtfalen” nach
dem Aklankik ausgelaufen.
Vor der Aufnahme des Flugdienſtes
Europa-Afrika-Südamerika.
Hamburg. In aller Stille hat im Laufe
der letzten Nacht der zu einer Fluginſel
umgeba=
baute Lloyd=Dampfer „Weſtfalen” ſeinen
bis=
herigen Standort Kiel verlaſſen und den Kaiſer=
Wilhelm=Kanal paſſiert. Die Fluginſel, die erſte
der Welt, die geeignet iſt, Flugzeuge durch
Schleppſegel aufzunehmen und mit Hilfe einer
Schleudereinrichtung ſtarten zu laſſen, hat um
0.10 Uhr Brunsbüttel paſſiert und iſt um 1.50
Uhr über Cuxhaven in See gegangen, um ſich
un=
verzüglich in den Atlantik zu begeben.
Infolge=
deſſen iſt mit der Aufnahme des Flugdienſtes
mit Zwiſchenlandungen ſchon in aller Kürze zu
rechnen und die erſte Fluginſel der Welt geht
ſomit früher als man erwartete in den Ozean
hinaus, um eine neue große Aufgabe im
Flug=
verkehr als völkerverbindendes Inſtrument zu
erfüllen.
Der in der Nacht zum Mittwoch nach dem
Atlantik ausgelaufene Dampfer „Weſtfalen”
wird als Fluginſel zwiſchen Britiſch=Gambia
(Afrika) und der ſüdamerikaniſchen Küſte
ſta=
tioniert, jedoch höchſtwahrſcheinlich nicht an einer
Stelle verankert werden, ſondern in dieſem
Ge=
biet kreuzen. Es handelt ſich hier um die
ſo=
genannte Calmen=Zone, d. h. die ruhige, relativ
windſtillſte Stelle des Atlantik auf beiden
Sei=
ten des Aequators.
Die „Weſtfalen” gehört der Deutſchen
Luft=
hanſa. Sie wurde vom Norddeutſchen Lloyd
ge=
ſchartert.
Vorbereikungen zum ikalieniſchen
Transozean=Geſchwaderflug.
Rom. Die Vorbereitungen für den großen
italieniſchen Geſchwaderflug, der unter der
Lei=
tung des Luftfahrtminiſters Balbo von Italien
nach Nordamerika führen wird, ſind in vollem
Gange. Der Dampfer „Roma” iſt mit dem für
die Zwiſchenlandungen des Geſchwaders
benötig=
ten techniſchen Material, u. a. 400 Kiſten
Erſatz=
teile für 24 Waſſerflugzeuge, am 17. April in
New York eingetroffen. Das Schiff wird
vor=
läufig in New York bleiben, bis die Landeplätze
feſtgelegt ſind, die auf dem Transatlantikflug
angeflogen werden ſollen.
Neuer Rekfor der Berliner Univerſikäk.
Profeſſor Dr. Eugen Fiſcher,
der zum Rektor der Berliner Univerſität gewählt
wurde, iſt Direktor des Kaiſer=Wilhelm=
Inſti=
tuts für Anthropologie, menſchliche Erblehre
und Eugenik. Prof. Fiſcher iſt bereits an den
Univerſitäten in Freiburg und Würzburg als
Profeſſor tätig geweſen. Im Jahre 1927 wurde
er an die Univerſität Berlin berufen.
Nr. 123 — Seite 9
Donderskag, 4. Mai 1933
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Der Sternhimmel im Mai 1933.
Kein Monat lockt ſo ſehr hinaus ins Freie wie
der Mai, und deshalb werden wohl gerade in
die=
ſem Monat viele fragende Augen zum abendlichen
Sternhimmel hinaufblicken. Schon hat die im
Frühling emporſteigende Sonne die Natur zu
neuem Leben erweckt: 15 Stunden ſind es am
An=
fang des Monats, 16½ Ende Mai, die ſie uns mit
ihren wärmenden Strahlen erfreut. Langſam
ſenkt ſich nach ihrem Untergange die Dunkelheit
hernieder, und allmählich taucht ein Stern nach
dem anderen am Himmel auf. Etwa vom 18. Mai
ab bleibt der Nordhorizont, unter dem die Sonne
ihren nächtlichen Lauf von der Untergangs= zur
Aufgangsſtelle zurücklegt, die ganze Nacht
hin=
durch erhellt.
Der erſte Stern, der vom Himmel herabgrüßt,
iſt der Planet Jupiter. Er ſteht in ſüdlicher
Richtung hoch am Himmel und rechts neben ihm
wird man auch bald Mars und Regulus
er=
ſpähen können. Weiter gegen Weſten funkeln
Prokyon im Kleinen Hund Kaſtor und
Pol=
lux in den Zwillingen und Kapella im
Fuhr=
mann. Im Oſten treten Arktur im Bootes
und Spika zuerſt hervor, und im Nordoſten
kommt die helle Wega hinzu. Ende des Monats
wird durch das Auftauchen der Venus in der
Abenddämmerung eine bemerkenswerte
Verände=
rung des Himmels eingeleitet. Nachdem Venus
im Februar als Morgenſtern unſichtbar geworden
war, taucht ſie am 18. Mai als Abendſtern auf
und kann am Ende des Monats bereits eine
Viertelſtunde lang geſehen werden. Da ſie noch
heller als Jupiter iſt, wird ſich dann der Blick
zuerſt auf dieſen ſchönſten Stern des Himmels
richten. Venus läuft im Monat Mai durch das
Sternbild des Stiers und iſt am 31. d. Mts. an
der in unſerer Karte bezeichneten Stelle zu finden.
Die Karte gibt den Anblick des Himmels
an=
fangs Mai um 10 Uhr abends und Mitte Mai um
9 Uhr wieder. Die Sterne ſind durch geſtrichelte
Linien verbunden und dadurch als zu einem
Stern=
bild gekennzeichnet. Im Weſten ſind die Sterne
des Fuhrmanns der Zwillinge, des Kleinen
Hun=
des und der Waſſerſchlange, im Süden die des
Löwen, der Jungfrau. des Raben und der Waage
zu erkennen; nach Oſten zu ſtehen Bootes, Krone, Schlange,
Schlangenträger, Herkules und Leier. Im Norden ſind Schwan,
Kepheus, Perſeus, Kaſſiopeia, Kleiner Bär und Drache zu finden;
die Mitte des Himmelsgewölbes nimmt der Große Bär ein.
Beim Anblick des von Sternen überſäten Himmels drängt ſich
wohl jedem einmal die Frage auf: Gibt es außer der
Erde noch bewohnte Himmelskörper? Von allen
Geſtirnen, deren Licht in unſer Auge fällt, ſind nur die Planeten
Mars und Venus erdenähnlich. Der dritte ſichtbare Planet
Jupiter dürfte nicht genug abgekühlt ſein, um Weſen menſchlicher
Konſtitution als Wohnſtätte zu dienen. Alle übrigen funkelnden
Sterne des Himmels ſind nicht von der Sonne erleuchtete Körper
wie unſere Erde, ſondern ſelbſtglühende Sonnen. Obwohl noch
auf keine Weiſe Planeten jener fernen Sonnen erkannt werden
konnten, beruht die Vorſtellung, daß auch ſie Mittelpunkte von
Planetenſyſtemen ſeien, nicht auf bloßer Phantaſie.
Von allen Geſtirnen erregt Mars das meiſte Intereſſe in
bezug auf die Bewohnbarkeitsfrage; denn er iſt ein Stern, der
vielgeſtaltig und wechſelvoll, nicht tot und ſtarr wie der Mond
oder der ſonnennahe Merkur iſt. In vielem ähnelt er unſerer
(Erde. Sein Tag iſt nur eine halbe Stunde länger als der unſrige.
Von Günter Archenhold, Direktor der Treptow=Sternwarte.
Er beſitzt eine Atmoſphäre und Waſſer, die Vorbedingungen
orga=
niſchen Lebens. Die Temperaturen halten ſich in den für
Men=
ſchen erträglichen Grenzen. Wir beobachten auf ihm den Wechſel
Der Marspol im Winter.
Der Marspol im Sommer.
der Jahreszeiten. Auf den beiden Zeichnungen ſehen wir, wie ſich
das nördliche Polargebiet des Mars im Verlauf des auch dort
gerade herrſchenden Frühlings ſtark verkleinert hat. Während
des Marsſommers pflegt nur ein kleiner Reſt des weißen
Pol=
flecks übrig zu bleiben.
Der Mond zeigt ſich am 2. Mai im erſten Viertel, am 9. iſt
Vollmond, am 16. letztes Viertel und am 24. Neumond.
Alkrakurzwellen in der Medizin.
Zahlreiche Anwendungsgebiete. — Kampf gegen Geſchwülſte mit
Ultrakurzwellen. — Die Bedeutung der Technik für die
Ultra=
kurzwellen=Behandlung.
Die Technik erweitert ſtändig ihr Arbeitsgebiet, denn alle
modernen Errungenſchaften der Wiſſenſchaften können erſt durch
die von der Technik geſchaffenen Apparaturen praktiſche
Be=
deutung erlangen. In der jüngſten Zeit haben die
Ultrakurz=
wellen von einer Länge 2—15 Meter einen großen Wert in der
Medizin erlangt, alſo auf einem Gebiete, das von dem der
Telegraphie und Telephonie grundverſchieden iſt. Es ſcheint
abermals, als ob ſich dieſe kurzen Wellen auch im Kampf gegen die
Feinde der Geſundheit bewähren. In der jüngſten Zeit ſind von
fachmänniſcher Seite mehrfach Mitteilungen gemacht worden, die
an der Bedeutung der Ultrakurzwellen für die Heilbehandlung
keinen Zweifel mehr laſſen. Dr. Schliephake, Dr. Reiter, Dr.
von Frühwald, Dr. Liebesny und andere machten in
medizini=
ſchen und anderen wiſſenſchaftlichen Zeitſchriften bemerkenswerte
Angaben über das große Anwendungsgebiet der Ultrakurzwellen.
Der Kranke wird in ein Kondenſatorfeld gebracht, ſo daß die
Wellen auf den Organismus Einfluß gewinnen können. Es iſt
in erſter Reihe die ſtarke Eindringung der Wellen zu
beobach=
ten, die eine beträchtliche Tiefenwirkung ausüben. Da die Wellen
den Körper durchdringen, ſo kann man mit ihnen an tief
ge=
legene Stellen des Organismus herankommen, die bisher gar
nicht oder nur ſehr gering erreicht werden konnten. Eitererreger
und andere Krankheitserreger wie Tuberkelbazillen,
Straphy=
lokokken, Streptokokken uſw. werden durch die Ultrawellen
ge=
ſchwächt und vielfach ſogar getötet. So konnten eitrige Abſzeſſe
und Entzündungen im Organismus mit Hilfe dieſer Wellen
er=
folgreich behandelt werden. Bei Furunkeln und Karfunkeln ſollen
ſehr gute Erfolge in wenigen Tagen erzielt worden ſein.
Hei=
lungen waren im Laufe von 4—5 Tagen häufig zu beobachten.
Auch wurden Verſuche gemacht, bösartige Geſchwülſte zu b=. Die Erfahrungen reichen aber noch nicht aus, um
irgendeine Feſtſtellung zu machen. Bei Geſchwülſten werden auch
weiterhin die bisherigen erfolgreichen Kampfmethoden (Radium,
Operation Röntgenſtrahlung) angewendet werden. Immerhin iſt
auch die Behandlung mit Kurzwellen, die viel Vorteile hätte,
im Auge zu behalten, zumal die Möglichkeit einer
Zellen=
zerſtörung durch Ultrakurzwellen beſteht. Allerdings müßten dann
von der Technik erſt Apparaturen geſchaffen werden, durch die
eine genaue Lokaliſierung der Wellen auf die erkrankten Gewebe
möglich wird. Sonſt beſteht die Gefahr, daß die Ultrakurzwellen,
die ſich nach allen Seiten ausbreiten und alle Schichten
durch=
dringen, auch Zellen ſchädigen, die geſund ſind und einer
Be=
handlung nicht bedürfen. Für den vorſichtigen Betrachter ergibt
ſich aus den verſchiedenen Mitteilungen der praktiſchen Aerzte
und Forſcher, daß die Ultrakurzwellen bei beſtimmten Erkran=
kungen ſchon jetzt eine wichtige Behandlungsmethode bieten,
während ſie auf zahlreichen anderen Gebieten (Krebs uſw.)
bis=
her noch nicht in Betracht kommen. Die bisherigen Erfolge ſind
aber bereits derart, daß die Ultrakurzwellen in der modernen
Medizin eine Bereicherung der Heilmöglichkeiten darſtellen.
Karl Anders.
Die Kriegsſchulden und die Sairbanks.
(rk) Paris. Die Senſation der franzöſiſchen Reviera: Das
Künſtlerpaar Douglas Fairbanks und Mary Pickford bildet einige
Wochen den Mittelpunkt des geſellſchaftlichen Intereſſes. Man
überhäuft die Filmfürſten mit allerlei Ehrungen, ſie ſonnen ſich
im doppelten Sinne. Zuguterletzt bietet eine franzöſiſche
Schiff=
fahrtsgeſellſchaft ehrfurchtsvoll zwei Freikarten für die Heimreiſe
an. Dem Schiff „Ile de France” ſoll die große Ehre zuteil
wer=
den, Doug und Mary als Ehrengäſte aufzunehmen. Es kommt
aber nicht dazu, die ſelbſtbewußten Künſtler geben folgende
Er=
klärung ab: Bis Frankreich ſeine Schulden an die Vereinigten
Staaten von Amerika nicht bezahlt hat, ſind wir nicht in der Lage,
von den Franzoſen irgend welchen Freundſchaftsdienſt
anzuneh=
men!”
Doug und Mary fahren hinüber nach Genua, kaufen ihre
Schiffahrtskarten und treten die Ueberfahrt mit einem
italie=
niſchen Dampfer an.
Geſchäfliches.
Nimm Gutes um Gutes zu machen. Liebe Hausfrau, wenn Du
einmal nicht weißt, was für eine Suppe Du zum Mittag= oder
Abendeſſen auf den Tiſch bringen ſollſt, dann greife zu Maggi’s
Suppen. Sie laſſen ſich raſch und ohne Umſtände nur mit Waſſer
zubereiten, helfen alſo vor allem Arbeit und Zeit ſparen.
Außer=
dem bieten ſie durch mehr als 30 Sorten angenehme Abwechſlung.
Und die Hauptſache: „Jeder iſt mit dieſen trefflich mundenden
Suppen zufrieden.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 4. Mai
7.10: Choral. — Frühkonzert erwerbsloſer Berufsmuſiker.
10.10: Hamburg: Schulfunk. Bilder vom Harztreffen und der
Maibegrüßung der Hitlerjugend auf Roßtrappe und
Hexen=
tanzplatz. (Schallplatten).
12.00: Brahms=Konzert auf Schallplatten.
13.30: Köln: Mittagskonzert des Weſtdeutſchen Kammerorcheſters.
15.20: Stunde der Jugend. Lob der deutſchen Mutter. — Erneſtine
Voß, eine deutſche Frau und Mutter.
16.30: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters. Ltg.: Dr. Merten,
Soliſten: J. Skuhra (Klavier), B. Gräbener (Geſang). Werke v.
Mozart, Brahms, Lehar, J. Strauß. Millöcker,
18.00: Zeitfragen.
18.25: Stunde des Buches. Deutſche Volkheit.
19.00: Stunde der Nation. Gemeinſchaftsſendung Hamburg=Leipzig:
„Der Harz”.
20.00: Konzert des Funkorcheſters. Ltg.: G. von Loeben.
20.30: Finnland: Europäiſches Konzert. Werke von Jean Sibelius.
22.10: Nachrichten aus Kunſt und Wiſſenſchaft.
22.20: Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Donnerstag, 4. Maf
9.45: Leſeſtunde.
10.10: Hamburg: Schulfunk: Deutſche Mainacht! Bilder vom
Harz=
treffen und der Maibegrüßung, der Hitlerjugend auf
Roß=
trappe und Hexentanzplatz. (Schallaufnahmen.)
11.30: Zeitfunk. Dr. Panoff: 12 Jahre allgemeine
Arbeitsdienſt=
pflicht in Bulgarien.
15.00: Jugendſtunde: Die Halloren.
15.45: Hans Caroſſa: „Monolog des alten Taſchenſpielers”.
16.00: Für die Landfrau: Was bringt die D.L. G.=Ausſtellung der
Landfrau?. Ratſchläge zur Lieferung guter Gartenerzeugniſſe.
16.30: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.10: Zeitfunk.
17.30: Hauskonzert. Leichte Kammermuſik. W. Lutz. Am Klavier:
K. Rockſtroh.
18.00: Das Gedicht.
18.05: Militärpolitiſche Fragen der Gegenwart.
18.30: Stunde des Landwirts. Pflege der Saaten.
19.00: Leipzig: Stunde der Nation. „Der Harz” — Deutſches
Land und deutſche Menſchen in 4 Sendungen.
20.00: Tanzmuſik der Kapelle Arthur Damp.
20.50: Heitere Frühlingsdichtungen.
21.10: Fortſetzung der Tanzmuſik.
22.00: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
23.00: Köln: Nachtmuſik und Tanz. Ltg.: L. Eyſoldt.
Haupiſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantworilich für Polltik und Wirtſchaff: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſplegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittelungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtilich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Roman von
Georg von der Gabelentz.
27)
Copyright by Verlag L. Stagckmann, Leipzig, durch Dr. Präger Preſſedienſt, Wien.
Nur zu gern war Wendlow bereit, Weras Schutz zu
über=
nehmen. Er bot der jungen Frau den Arm. Sie fuhren
zu=
ſammen ins Hotel.
Der Abend ging ihnen wie Feſt und Tanz.
Aus dem Kriſtall der Gläſer blitzte der Schein einer roten
Lampe, vor ihnen ſtand die gekühlte Flaſche Sekt, und die
Klänge einer kleinen Kapelle umhüllten ſie in ihrer Niſche.
Der Wein rann Wera durch die Adern, wärmte prickelte,
ſie wurde übermütig und geſprächig. Ihre Augen leuchteten, die
Müdigkeit der Reiſe ſchien verflogen. Nur ſo nebenher, mit
Abſicht, fragte Wendlow, ob ſie ſich wirklich in Schlehburg noch
mit Erſcheinungen herumſchlage.
Mit Erſcheinungen, nein. Was ſie erlebt, habe ſie ihm ja
geſchrieben, und ſie wolle ſich nicht mehr fürchten, er habe ſie
ja im letzten Briefe getröſtet, jeder Menſch ſei ein wenig
Traumſeher.
Er nickte. „Das iſt recht.”
„Mit wachen Augen habe ich auch nichts wahrgenommen.
Doch nachts. Und was ich ſo in ſcheinbaren Träumen ſah, nun
la, die Geſtalt erinnerte mich an den merkwürdig altmodiſch
ausſehenden Fremden und — ich entfloh nur mühſam,
ſchweiß=
bedeckt.”
„Sie hätten ein lichteres Bild ſuchen müſſen.”
„Tat ich auch immer.” Ein roter Hauch lief über ihre
Wangen.
Ihre Hand lag auf dem weißen Tiſchtuch und ſpielte mit
einer geſchenkten Roſe.
Schon am nächſten Tage fuhren die beiden der Schweiz zu,
glucklich wie Kinder, die in die Ferien reiſen.
Eine Fülle der Schönheit erſchloß ſich ihnen unterwegs,
Vekront von dem wunderbaren Blick über den ſchimmernden
Nieſenſpiegel des blauen Sees und die dunkle Umrahmung der
Derge auf der das weiße Schneehaupt des Mont Blanc wie
eine Silberwolke ruhte.
Sie gingen täglich ſpazieren. Am Tage der wachen Sonne
Entgegen, die reifende Trauben glühte, und abends in das roie
Slimmern des untergehenden Geſtirns. Wera ſchien ſich mit
eder Stunde zu verjüngen und zu verſchönen. Ihre Augen
IDrcten ſich vom Glanz des blauen Himmels und des Sees die
Varbe. Von Tag zu Tag wurde ſie heiterer.
Wendlow ſchlürfte den Genuß ihrer Nähe mit vollen Zügen.
Seine Liebe warf ihr Blumen unter die Füße, beſchäftigte ſie
mit der Erzählung bunter Geſchehniſſe, ließ ihr nicht viel Zeit,
an die Thüringer Heimat zu denken. Um ſie den Einflüſſen
ihrer Phantaſien, wie er es nannte, zu entziehen, ſprach er
möglichſt wenig von Schlehburg.
Etwa eine Woche nach ihrer Ankunft in Montreux erwachte
ſie eines Morgens, erſtaunt, daß es ſchon gegen die
Mittag=
ſtunde ging.
Sie hatte ſich alſo gründlich verſchlafen und konnte ſich die
Müdigkeit nicht erklären, die ſie auf ihre Kiſſen niederdrückte,
trotzdem ſie am Abend vorher wie gewöhnlich zeitig ſich
zurück=
gezogen.
Sie ſetzte ſich im Bett auf und klingelte nach der Bedienung,
bat, ihr das Frühſtück zu bringen und war froh, als das
Zimmermädchen mit dem Kaffee hereinkam, die Fenſter aufſtieß
und ihr irgendwelche Kleinigkeiten aus dem Leben und Treiben
des Hotels erzählte.
Die Anweſenheit des lebhaften Dings zerſtreute ſie wieder.
Sie erhob ſich, warf einen Blick in den Spiegel und fand
ſich heute alt und elend ausſehend.
Was war das die Nacht geweſen? Sie wollte ſich’s
zurück=
rufen, aber es gelang ihr nur mangelhaft. In Nebeltiefen
waren die Bilder zurückgeſunken und verdämmert. Man konnte
ſie kaum mehr faſſen.
Nur die Angſt war ihr geblieben, das Gefühl, etwas
Gräß=
liches geträumt zu haben.
Als Wera nach dem Baden ſich das Haar bürſtete, ſchob ihr
das Mädchen zwei Briefe auf den Tiſch. Einer trug die
Hand=
ſchrift ihres Mannes. Der Baron ſchrieb aus München, daß er
bis Bern mit der Bahn fahren, von dort aber auf Einladung
ſeines Korpsbruders, des Prinzen Wentheim, in deſſen
Kraft=
wagen die Reiſe nach Montreux fortſetzen werde. Er denke,
bereits am Abend des folgenden Tages etwa um die achte
Stunde bei ihr einzutreffen.
Alſo morgen ſchon! Sie ließ das Schreiben auf den
Toilettentiſch fallen. Morgen. So hatte er ſich alſo doch raſcher
aus ſeinen Geſchäften zuhauſe losgewickelt. Eigentlich ſchade,
Ein zweiter, kurzer Brief, fremde Züge? Die Unterſchrift?
Profeſſor Choriander.
Wera erſchrak. Sie hatte dem Bekannten heimlich von
Montreux eine Karte ſchreiben müſſen. Müſſen. Oh, nur einen
nichtsſagenden Gruß. Es war geſchehen. Sie hatte ſich
ge=
ſcheut, Wendlow etwas davon mitzuteilen.
Der Profeſſor ſchien beglückt. Er hoffte bald ſeine Ankunft
melden zu können und freue ſich, eine Bekanntſchaft zu
er=
neuern, die damals in Schottland viel zu raſch abgebrochen
worden ſei.
Zu raſch?
Warum tat man manchmal Dinge, von denen man wußte,
man würde ſie am Ende zu bereuen haben? So hatte ſie dem
Profeſſor geſchrieben, ohne zu überlegen, einer inneren Stimme
gehorchend. Sie ſeufzte, den Brief zerreißend, war ungeduldig,
es Wendlow zu beichten.
Als ſie zum Eſſen im Speiſeſaal mit ihm zuſammentraf, und
er ihr die Hand küßte, geſtand ſie:
„Denken Sie, Karl kommt morgen ſchon.”
Mit zaghafter Stimme erzählte ſie ihm vom Brief des
Pro=
feſſors. Wendlow fuhr auf, wie ſie ihm den Namen Ehoriander
nannte.
„Um Gotteswillen, welch unheilvoller Gedanke von Ihnen,
dieſem Menſchen zu ſchreiben und ihm Ihren Aufenthalt zu
ver=
raten. Woher kennen Sie ihn,”
Flehend richtete ſie die Augen auf ihn.
„Ich ſag: Ihnen alles ſpäter, Schelten Sie mich nicht, lieber
Doktor. Es iſt nun einmal nicht zu ändern!“
„Doch, ich muß ſchelten. Wiſſen Sie denn übrigens, daß der
Mann gar nicht Choriander, ſondern mit ſeinem wahren Namen
Virenius heißt?”
Nein, davon hätte ſie keine Ahnung, entgegnete Wera. Aber,
was dieſer Namenswechſel zu bedeuten habe?
„Vielleicht einen Mann mit zwei Leben.”
„Glauben Sie daran?”
„Warum nicht? Wenn man glauben will, gibt man dem
Zweifel einen Fußtritt.”
Die Ereigniſſe auf dem Schloſſe des Profeſſors zeigten ſich,
reihten ſich aneinander, wie ſich Glieder einer Ankerkette aus
dunkler Schlammtiefe heben. Er wollte ſie ans Licht ziehen, doch
am Nebentiſch wurde von einigen Herren eine wichtige politiſche
Nachricht grell beleuchtet, die umherſchwirrende Unterhaltung
nahm ihn gefangen und er ließ Wera daran teilnehmen. Sie
knabberte an einem Gebäck zum Eis. Da fiel es ihm auf, daß
ſie Rot auf die Lippen gelegt hatte. Wäre ihr Mund ſonſt zu
bleich geweſen? Und wie waren ihre Augen dunkel umrändert!
(Fortſetzung folgt.)
Seite 12 — Nr. 123
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Kampfbund für deutſche Kultur.
Am Donnerstag, den 4. Mai 1933, abends
8.15 Uhr, ſpricht der Ortsgruppenleiter
Dr. Audolf Erckmann
im großen Saal der ſtädtiſchen Akademie
für Tonkunſt über das Thema:
Der Kampfbund und die
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des Oritten Reiches.
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Ortsgruppe Darmſtadt des
Kampfbundes für deutſche Kultur.
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Neue Kartoffeln eingetroff.
Regie: Karl Lamao.
Weitere Mitwirkende:
Adolf Wohlbrück, Olly v. Flint, Willystettner
und die Singing Babies,
die charmanten, weiblichen Comedian Harmonists,
die besonders mit dem Scblager „Auf Wiedersehn,
Baby” brillieren.
Anny Ondra, der blonde Sprühtenfel bringt mit
ihrer befreienden Frische, ihrem unwiderstehlichen
Groteskstil und ihrer unvergleichlichen Art
(T.5793
„Leben in die Bude‟
Dazu das interessante Beiprogramm.
Siulger Aubllugslonde4zug.
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preisermäßigung von Darmſtadt — Hbf.,
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Darmſtadt Hbf. ab 7.26 Uhr, Miltenberg
an 9.10 Uhr, Miltenberg ab 14.15 Uhr,
Amorbach an 14.29 Uhr, Walldürn an
15.10 Uhr. Rückfahrt: Walldürn ab 19.30Uhr
Amorbach ab 19.55 Uhr und Miltenberg
Hbf. ab 20,21 Uhr, Darmſtadt Hbf. an
22.10 Uhr. Fahrpreis ab Darmſtadt Hbf.
für Hin= und Rückfahrt nach Amorbach
mit Miltenberg 3.00 Rm. nach Walldürn
mit Miltenberg Rm. 3.40. Näheres iſt
aus den Aushängen auf den Bahnhöfen
zu erſehen oder durch die
Fahrkartenaus=
gaben und Mitteleuropäiſchen Reiſebüros
zu erfragen. Siehe auch Abhandlung im
allgemeinen Teil dieſer Nummer.
Mainz, den 29. April 1933. (1V.5796
Reichsbahndirektion Mainz,
den hiſtoriſchen Stätten
der Schillerſchen Freiheitsdichtung,
vom 20. bis 27. Mai 1933.
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einſchließlich Bedienung
bei Aufenthalt in Luzern 88.90 RM.
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„Brunnen 78.85
Fahrpreis allein bis Luzern
. 22.40
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Nachdem erſt vor kurzer Zeit
an meinem Büro Karlsſtr. 18
eine große Fenſterſcheibe
ein=
geſchlagen wurde, hat ein
Vandale am ſelben. Hauſe
mein Glas=Firmenſchild
demo=
liert. Obige Belohnung zahle
demjenigen, der mir den Täter
angeben kann. Falls ſich aber
der Täter zu einer
freund=
lichen Ausſprache bei mir
mel=
det, werde ich von einer An=
(5788
zeige abſehen.
Schweinemekgerei Scherkamp.
Am Freitag, den 5. Mai 1933, vorm.
10 Uhr ſollen in meinem
Verſteigerungs=
lokale Luiſenſtraße 32/34 gepfändete
Begenſtände aller Art, zwangsweiſe gegen
Barzahlung verſteigert werden,
insbe=
ſondere: 1 Schrankgrammophon mit 30
Platten, 1 Schreibmaſchine Ideal, 3 Seſſel
altdeutſch, verſchiedene Möbel u. a. m.
Darmſtadt, den 3. Mai 1933. (5810
Scharmann
Stellvertr, des Gerichtsvollziehers
Jungermann in Darmſtadt,
Eliſabethenſtr. 23, III.
Verſteigerungs=Anzeige.
Am Freitag, den 5. Mai 1933, 15 Uhr,
verſteigere ich Hügelſtraße 27 verſchiedene
Gegenſtände öffentlich zwangsweiſe gegen
Barzahlung. Vorausſichtlich verſteigerk
werden: 1 Klavier, 1 Schreibtiſch, 1
Schnell=
vaage, 1 Drogenſchrank, Möbel,
Einrich=
tungsgegenſtände, 1 Radio u. a. m.
Darmſtadt, den 4. Mai 1933.
Craß
5808) Gerichtsvollzieher in Darmſtadt,