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Franfurt a. M. 4301
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 120
Montag, den 1. Mai 1933.
196. Jahrgang
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 23 Reſchspfg.
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Bankkonto Deutiſche Bank und Darmſtädter und
Nationalbank.
4Tag der deutſchen Arbeit.
Von
nationaler Gemeinſchaftswille alle Stände des Volkes
zuſammen=
führen. Angefangen vom Betrieb über den Berufsſtand bis zur
geſamten deutſchen Wirtſchaft muß ſolcher ſozialer
Gemeinſchafts=
geiſt lebendig werden und ſich durchſetzen.
Beamkenſchaft und nakionale Arbeik.
Von
Dr. Erich Schmidt=Eichwalde, M. d. R.
Tag der deutſchen Arbeit. Feiern am 1. Mai unter dem
ſieg=
reichen Zeichen der nationalen Revolution. Nichts könnte beſſer
als das den Beweis dafür erbringen, daß mit dem 30. Januar
und dem 5. März ein neues Deutſchland angebrochen iſt.
Wie war es früher? Wie war
es noch im letzten Jahr am 1. Mai?
Kommuniſten und Sozial=
„demokraten hielten ihre
Mai„feiern” ab. Die
Inter=
nationale und den marxiſtiſchen
Klaſſenkampf verkündeten ſie
als Heil und Rettung für den
deut=
ſchen Arbeiter und Angeſtellten.
Jahrzehnte hindurch war es ſo
ge=
weſen. Bereits im Jahre 1889 hatte
ein internationaler
Sozialiſten=
kongreß beſchloſſen, alljährlich in
allen Ländern große Kundgebungen
am 1. Mai zu veranſtalten. Vor
dem Kriege ſtanden dieſe „
Mai=
feiern” unter dem Zeichen der
For=
derung nach dem
Achtſtunden=
tag. Nach dem Kriege waren ſie
ein beſonders unwürdiges und
lan=
desverräteriſches Treiben unſerer
Marxiſten, ſich der Internationale
an den Hals zu werfen, der
glei=
chen Internationale, die auch nur
ein Inſtrument unſerer Feinde zur
Niederhaltung Deutſchlands war.
Man erinnert ſich daran, daß im
Auguſt 1924, am Tag der 10
jähri=
gen Wiederkehr des
Kriegsaus=
bruches, die Sozialiſtiſche
Arbeiterinternationale
Deutſchland in der
ge=
meinſten Weiſe der Schuld
am Kriege bezichtigte. Das
alles konnte aber unſere Marxiſten
nicht abhalten, den 1. Mai immer
wieder im Zeichen der
Internatio=
nale und des Klaſſenkampfes zu
„feiern”.
Auch damit iſt jetzt aufgeräumt.
Zum erſten Male wird in
dieſem Jahre der 1. Mai
im Zeichen der nationalen
Erhebung ſtehen. Die Fahnen
des nationalen Deutſchlands
wer=
den an dieſem Tage davon Zeugnis
ablegen, daß die deutſche Arbeit
und der deutſche Arbeiter und
An=
geſtellte befreit ſind von dem Joch
der marxiſtiſchen Internationale.
Der 1. Mai wird ein Bekenntnisder deutſchen Arbeit
zur deutſchen Nation ſein. — Die bisher von den
Marxiſten irregeleiteten Arbeiter und
Ange=
ſtellten werden aufhorchen. Wie? Die Feier eines Tages der
deutſchen Arbeit im nationalen Staat? Anders hatten die
Mar=
riſten das nationale Reich früher den Arbeitern und Angeſtellten
geſchildert. Eine „Herrſchaft der Kapitaliſten” eine einzige „
So=
zialreaktion”, eine unerhörte Unterdrückung und Ausbeutung der
Arbeiter und Angeſtellten würde der nationale Staat bringen.
Das hatten ſie geſagt, und viele, nur zu viele, hatten es
geglaubt.
Jetzt iſt dieſer nationale Staat gekommen. Jetzt zeigt er, daß
er bereit iſt, die deutſche Arbeit zu ehren. Nicht nur die
des Unternehmers, des Staatsmannes, des Gelehrten, des
Erfin=
ders, nein, auch die des deutſchen Arbeiters und des deutſchen
Angeſtellten. Tag der deutſchen Arbeit. Das ſoll er ſein und wird
er ſein, dieſer Tag der erſten Feier am 1. Mai im nationalen
Deutſchland.
Die internationalen Maifeiern waren „Feſte” des
Klaſſen=
kampfes, Reden des Haſſes, der Volksaufpeitſchung wurden
da gehalten. Satte Bonzen ſtiegen auf die Rednertribünen, um
dem Volk vorzuſpiegeln, daß nicht ſie, ſondern die deutſchen
Unter=
nehmer die Schuldigen an allem ſozialen Unglück ſeien. Die
Ver=
nlichtung anderer deutſcher Berufsſtände, beſonders des
Unter=
nehmertums, wurde als das Ziel des politiſchen und
revolu=
kionären Klaſſenkampfes bezeichnet. In dieſem Jahr ſind es
an=
dere Männer, die am 1. Mai zu den deutſchen Arbeitern und
Angeſtellten ſprechen. Reichskinzler Adolf Hitler ſelbſt wird
die Stellung der deurſchen Arbeit im nationaien Staat darlegen.
Gemeinſchaftsgeſinnung und nationale
Volks=
einigkeit werden in den Kundgebungen am 1. Mai zum
Aus=
druck kommen. Die Herrſchaft des Marxismus iſt vorbei. Das
nationale Deutſchland regiert! Das nationale Deutſchland ruft
den deutſchen Arbeiter und Angeſtellten zur Mitwirkung am Neu=
Lau des Staates, der Wirtſchaft und des ſozialen Lebens.
Die Umgeſtaltung des Staatsweſens iſt vollzogen. Jetzt
ſtehen wir vor der Aufgabe, in unſerem
wirt=
caftlichen und ſozialen Leben die nationale
Geſinnung lebendig werden zu laſſen. Neue Formen
Deſonders des ſozialen Lebens müſſen geſchaffen werden. Wo
ſruher der Klaſſenkampf des Marxismus Unternehmertum und
Arbeitnehmerſchaft auseinanderriß und damit beide der
wirt=
ſcaitlichen und ſozialen Vernichtung preisgab, muß heute ein
Dieſe Aufgabe gilt es jetzt zu löſen. Sie benötigt die
Bereit=
willigkeit aller deutſchen Berufsſtände an dem Neubau
mitzu=
wirken. Sie kann nicht gelöſt werden durch Mitgliedsbücher und
Mitgliedskarten allein, ſondern ſie muß die Geſinnung der
Menſchen im Sinne des neuen nationalen Denkens erfaſſen. In
dieſen Wochen hat Reichskanzler Hitler in einer Rede geſagt:
„Wir wollen ſein ein einig Dolk von Brüdern”
„Die Macht haben wir gewonnen, jetzt heißt es, das Völk
zu gewinnen.‟ Die politiſche Macht hat das
nationale Deutſchland gewonnen. Jetzt ſoll das
Volk für das nationale Deutſchland erobert werden.
Möge ein gnädiges Schickſal dieſem Streben genau ſo
zum Siege verhelfen, wie es den politiſchen Kampf um die
Er=
oberung der ſtaatlichen Macht geſegnet hat. Das iſt unſer Wunſch
zu der erſten nationalen Feier der deutſchen Arbeit.
Bekennknis zum Arbeitsdienſt.
Von Heinrich Mahnken,
Bevollmächtigter Reichskommiſſar für den Arbeitsdienſt,
Landesführer des „Stahlhelm”.
Das deutſche Volk erwartet mit Recht Großes und völlig
Neues vom Arbeitsdienſt. Mit Recht — er eröffnet wirklich neue
Wege und ungeahnte Ausſichten zur Ueberwindung ſchwerſter
Nöte unſeres Volkes, zur Geſtaltung einer neuen Nation wie zum
Herausführen von Millionen aus einem hoffnungsloſen Daſein,
zur Volkserziehung wie zum Machtaufbau des neuen Staates.
Darum bekenne ich mich mit allen Mitarbeitern in der großen
nationalen Front mit Stolz und Freude zu der Ehre, an dieſem
Werk helfen zu können.
Wir bekennen uns zur Ehre der Arbeit, wie gerade der
Arbeitsdienſt ſie neu ſchaffen ſoll, in dem Arbeit und Leiſtung,
Opfer und Tat jeden Mitwirkenden adeln.
Wir bekennen uns zum dem Dienſt am Vaterland,
den dieſe Arbeit wie alles andere im neuen Staate
darſtel=
len ſoll.
Es iſt hier heute nicht der Ort, Einzelheiten über die Pläne
aus=
zuführen, die nunmehr abgeſchloſſen vorliegen und die im Laufe
des Sommers auf dem Weg über die Aufſtellung von
Stamm=
abteilungen, Führerſchulen und wirtſchaftliche Landesplanung die
Einführung der künftigen Arbeitsdienſtpflicht vorbereiten werden.
In ihnen wird der Staat den Rahmen für den Einſatz aller
der Kräfte bieten, die in ehrlicher Ueberzeugung am Aufbau des
künftigen Volkes gleichberechtigt mitarbeiten wollen.
In dieſem Glauben an unſer Volk und ſeine
uner=
ſchöpflichen inneren Kräfte beginnt der neue Arbeitsdienſt ſein
Werk.
J. Sprenger, M. d. R.,
Reichskommiſſar für Beamtenorganiſationen und Führer
des Deutſchen Beamtenbundes.
Die geſamte deutſche Beamtenſchaft iſt von den Feſſeln der
engherzigen, eigenſüchtigen Intereſſenſphäre der
nachnovember=
lichen Zeit befreit. Ueber ein
Menſchenalter wurde die
Beamten=
ſchaft planmäßig in den
Klaſſen=
kampf hineingezogen. Willig folgte
der Beamte den Intereſſenvereinen
und =verbänden, die ſich gebildet
hatten, wußte er doch damals nicht,
daß er zum Schluß einen
Beſtand=
teil einer Klaſſenkampffront bilden
ſollte; beſtimmt, das Volk
ausein=
ander zu halten und gegeneinander
zu führen.
In dieſe volkszerſtörende Mauer
hatte die nationalſozialiſtiſche
Be=
amtenſchaft in zähem Ringen Breſche
gelegt, und in dem Augenblick, als
Adolf Hitler die Macht ergriff, hat
ſeine Garde innerhalb der
Amts=
ſtuben die Mauern niedergeriſſen,
den Nationalſozialismus in allen
Ländern und in den Rathäuſern
zum Durchbruch gebracht. Dem
Auf=
bruch der Nation konnte ſich dann
auch die übrige Beamtenſchaft nicht
entziehen.
Geſtern noch zerſtreut in
Ver=
bänden und Intereſſenzellen, ſo
muß man ſchon ſagen, wurde bei
den Beamten in Oſt und Weſt, in
Süd und Nord, ſofort der Schrei
laut, laßt uns alle Soldaten Adolf
Hitlers ſein! Unter
nationalſozia=
liſtiſcher Führung war bald erreicht,
was ſeit Jahren Sehnſucht und
Ziel ehrlich Ringender war: der
Beamte als geſchloſſene Gefolgſchaft
und feſteſte Stütze der Regierung
der nationalſozialiſtiſchen
Revolu=
tion, des Volkskanzlers Adolf
Hit=
ler, des Herrn Reichspräſidenten zu
ſein. Ausgeſchaltet iſt Klaſſendünkel und Standeshochmut. Aufbauen
helfen will der Beamte die wahre Volksgemeinſchaft, ſie fördern
und pflegen. Beſtandteil will die Berufsbeamtenſchaft fortan ſein
des deutſchen Volks= und Staatslebens. An erſter Stelle will er
pflegen die hohe Ehre, Beamter, d. h. Mittler des Volks und
Führer, zu ſein. Seine Berufsehre ſoll wieder ſtehen über allem
wie auch Berufsehre und Berufsethos aller anderen Stände des
deutſchen Volkes fortan an erſter Stelle ſtehen wird.
So ſieht dann der deutſche Beamte in neuem Fühlen, in
neuem Denken dem 1. Mai, dem Tag der Arbeit, entgegen. Mit
innerlicher Anteilnahme und frohen Herzens hat heute auch der
Beamte das Gefühl und die innere Beruhigung, nicht mehr
be=
fehdet und gehaßt zu ſein von anderen Ständen, ſondern er fühlt
ſich als Deutſcher und nur als Deutſcher, und daneben iſt er
Be=
amter, wie jeder andere deutſche Volksgenoſſe ſein Werk verrichtet
im Intereſſe der Geſamtheit. Er fühlt ſich ſeiner Miſſion wieder
zurückgegeben. Er fühlt ſeine Verpflichtung, geradezu Vorbild
der Volksgenoſſen zu ſein. Er iſt hinausgeſchoben aus den engen
Stuben der Klaſſen= und Standeszuſammenkünfte. Er iſt
einge=
gliedert in den großen Marſch des ſchaffenden Volkes auf die
Sammelplätze zur Feier eines der heiligſten Feiertage, dem „
Feſt=
tag der Arbeit”.
Das Trogramm
für den 1. Mar 1933
(Reichsprogramm, Rundfunkprogramm
und lokales Programm) Seite 6 und 7
2
d
e7 Tag
Per Matbmattlaidene
Schluß mit Marxismus und Sozialdemokratie!
Schluß mit Klaſſenkampf und Internationale!
Rückſchau und Rechenſchaft.
Eine zeitgeſchichkliche Bekrachkung zum 1. Mai.
Von Walter Richter, Darmſtadt.
Dank der nationalen Revolution, die der marxiſtiſchen
Irr=
lehre endlich ihr wohlverdientes Ende geſetzt hat, ſteht Deutſchland
heute am 1. Mai, dem „Weltfeiertag des — angeblich —
geeinig=
ten Proletariats” zum erſten Male nicht im Zeichen blindwütiger
Demonſtrationen für den Klaſſenkampf, nicht im Zeichen
fana=
tiſcher Haßkundgebungen gegen anders und nur und nichts als
deutſch Denkende, nicht im Zeichen ſinnloſer und hohler
Begei=
ſterungsphraſen über „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit”,
ſondern im Zeichen eines neuen, eines erwachten und
geläu=
terten Geiſtes, eines Geiſtes, der nichts anderes liebt, nichts
an=
deres kennt und nichts anderes will als Deutſchland und
eine wahrhaft deutſche Volksgemeinſchaft.
Es war und iſt längſt kein „Gleichſchritt” mehr, der, gemäß
dem Marxſchen Donnerwort. Proletarier aller Länder, vereinigt
Euch” ſeit über 40 Jahren alljährlich am 1. Mai „die Welt zittera
und die Erde dröhnen machen ſoll vom ehernen Schritt der
Ar=
beiterbataillone”; denn das Vertrauen auf die internationale
Solidarität der Völker und die
Hoffnungen auf den
jahr=
zehntelang in glühenden
Far=
ben geſchilderten
ſozialiſti=
ſchen Zukunftsſtaat, der
das Höchſte, Schönſte. Edelſte
und Herrlichſte vom Leben
ver=
ſprach, haben ſich nicht nur nicht
erfüllt, ſondern gerade ins
Ge=
genteil verkehrt, als Trugbild
und gewiſſenloſe Manipulationen
geriſſener Geſchäftemacher, als
Irrglaube und Irrwahn
er=
wieſen.
Dennoch und eben deshalb,
und weil es gilt, auch den
letz=
ten deutſchen Mann und die
letzte deutſche Frau aus dem
marxiſtiſchen Lager
herauszu=
holen und zu überzeugen daß
und wie man ſie irregeführt,
verhetzt, mißbraucht, belogen und
betrogen hat, wollen und müſſen
wir den heutigen Tag, der
ge=
rade als ihr
gewohnheitsmäßi=
ger Feiertag wie kein anderer
geeignet iſt, Rückſchau zu halten
und Rechenſchaft abzulegen,
be=
nützen, einmal gründlich zu
unterſuchen,
wie und warum alles ſo
und nicht anders
ge=
kommen iſt.
Reißen wir alſo den
Vor=
hang, der uns bisher
Erkennt=
nis und Wahrheit verhüllte, kurz
entſchloſſen beiſeite und ſtellen
wir dabei vor allem die aus
nur zu durchſichtigen Gründen
ſtreng wiſſenſchaftlich
aufge=
zäumte marxiſtiſche Lehre in der
Sprache des Volkes, das heißt
ſo dar, daß ſie jeder verſtehen
und begreifen kann, und
be=
ginnen wir zunächſt mit ihrem
Ausgangspunkt.
Thomas Morus, ein
Englän=
der, war es, der im 16.
Jahr=
hundert einen Roman mit dem
Titel „Utopia” verfaßte, in dem
ein ſtaatlichesGemeinſchaftsleben
auf einer Inſel in herrlichſten
und roſigſten Farben geſchildert wurde. Dieſes auf dem Papier
hervorgezauberte irdiſche Paradies iſt ſeitdem nie wieder aus
der Sehnſucht der Menſchheit verſchwunden; es hat in der
Lite=
ratur fortgelebt und zu zahlreichen ähnlichen Erzeugniſſen
an=
geregt.
Alle die Theoretiker aber wurden überholt durch den im
Jahre 1808 in Trier als Sohn eines jüdiſchen Rechtsanwaltes
geborenen Karl Madochei alias Marx, der jeder Theorie zu
ent=
ſagen vorgab und ſich als ſtrenger Wiſſenſchaftler bezeichnete.
In ſeinem Werk „Kapital und Arbeit” hat er das Utopiſche im
Sozialismus abgelehnt, iſt auf Umwegen aber doch darauf zu=
rückgekommen.
Die Zrrlehre vom Klafſenkampf.
Der Kern der nach ihm benannten „marxiſtiſchen” Lehre
ruht im weſentlichen in der ſogenannten
„Mehrwertsthevrie”,
die etwa folgendes beſagt:
Von dem wirklichen Werte der durch ſeine Hände
geſchaf=
fenen Arbeit erhält der Arbeiter nur einen unerheblichen Teil
als Lohn ausgezahlt. Die Differenz zwiſchen Arbeitswert und
Arbeitslohn, um die der alſo „ausgebeutete Arbeiter” von
ſei=
nem „Ausbeuter”, dem Arbeitgeber, mithin „beſtohlen und
be=
trogen” wird, bietet die Grundlage für die Bildung des
Kapi=
tals, das die bürgerliche, Bourgeoiſie” als „Eigentum” und
„unantaſtbar” bezeichne, obwohl es — ſeiner Herkunft
ent=
ſprechend — „Diebſtahl” iſt. Gegen dieſe Entwicklung muß die
„Klaſſe der ausgebeuteten Arbeiter” ankämpfen; das aber kann
ſie mit Ausſicht auf Erfolg nur, wenn alle Arbeiter eine
gemein=
ſame Front gegen die angeblich gleichfalls geſchloſſene
Aus=
beuterklaſſe, alſo die Arbeitgeber, bilden. Das iſt der
Klaſſen=
kampf, der den Arbeiter ſeinem Volke gegenüber jeder
mora=
liſchen und tatſächlichen Verpflichtungen enthebt; denn, ſo ſagt
man, wie kommt der „Ausgebeutete” dazu, für ſeine „Ausbeuter”
in den Krieg zu ziehen, in einen Krieg, der doch lediglich eine
Auseinanderſetzung zwiſchen einzelnen Ausbeutergruppen ſei.
Das iſt der Pazifismus. Weil die Verhältniſſe nun in
allen Ländern der Erde genau die gleichen ſind, weil es alſo
all=
überall nur zwei Nationen, nämlich die der „Ausbeuter” und
die der „Ausgebeuteten” gibt, muß der Klaſſenkampf unter
Ab=
lehnung der angeblich willkürlichen Grenzen in allen Völkern
zugleich, alſo international, überſtaatlich, ausgefochten werden.
Das Verbrechen an der Nakion.
So entſtand die Internationale als führende Stelle
für den internationalen antikapitaliſtiſchen Klaſſenkampf und
gegen den Gedanken der Nation, des Volkes und des
Vater=
landes. Sie, die denn auch den „Kriegsſtreik” proklamierte, ſollte
die Führung des Proletariats aller Länder übernehmen, die zum
Zuſammenbruch des „Kapitalismus” führende Entwicklung
be=
ſchleunigen, die Weltrevolution herbeiführen, dann die geſamte
Macht ergreifen und dem „Ausbeuter” das dem Arbeiter
an=
geblich geſtohlene „Eigentum” wegnehmen, es in die ſogenannte
„öffentliche Hand” der „ſozialiſtiſchen Geſellſchaft” überführen,
wo es dann zu Nutz und Frommen der Allgemeinheit durch
Volksbeauftragte verwaltet werden würde. Das iſt die Theorie
der Sozialiſierung. Der Marxismus lehnt die
Nation, das Volk, das Vaterland, alſo
über=
haupt undgrundſätzlich ab;er will nicht mehr die
Ein=
teilung der Menſchheit in Völker und Nationen, ſondern
Ver=
wiſchung der Grenzen und Kampf der einen Klaſſe
gegen die andere Klaſſe. Ein anſchauliches Bild von
der Art der Aufhetzung zum Klaſſenkampf gibt folgende
Aeuße=
rung der „Dortmunder Arbeiterzeitung” am 1. Mai 1910:
„Reizen wir die ſtumpfen Maſſen auf. reizen wir ſie immer von
neuem auf gegen die ſchmachvollen Zuſtände, in denen zu leben
ſie heute verdammt ſind! Zeigen wir ihnen, daß ſie heute in
dieſer „göttlichen” Weltordnung keine Menſchen ſind, daß ſie
zu Tieren herabgedrückt werden, daß das Leben, was ſie
füh=
ren, kein Leben, ſondern ein dumpfes, tieriſch=pflanzliches
Da=
hinvegetieren iſt! Zeigen wir ihnen, daß erſt dann von einem
echten und rechten Kulturdaſein geſprochen werden kann, wenn
jeder Familie eine Exiſtenz garantiert iſt, wie ſie heute etwa
ein Einkommen von 12000 bis 15 000 Mark jährlich
ermög=
licht. (Wohlgemerkt: 1910:) Zum Teufel mit der verdammten
Bedürfnisloſigkeit und Beſcheidenheit! Unbeſcheiden müſſen
die Maſſen gemacht werden — ſie können überhaupt gar nicht
unbeſcheiden genug ſein! Bedürfniſſe wecken! Das iſt unſere
Hauptaufgabe!”
Den wahren Kern und den tieferen Sinn des
Klaſſenkampf=
gedankens enthüllte, wenn auch unbedacht, der ſozialdemokratiſche
Führer Pannekoek, der im Jahre 1912 in ſeiner Schrift „
Klaſſen=
kampf und Nation” erklärte:
„Wir haben nur den Klaſſenkampf zu betonen und das
Klaſſen=
empfinden zu wecken, damit die Aufmerkſamkeit von den
nationalen Fragen abgelenkt wird.”
Ihm ſchließt ſich „würdig” an der Parteivorſitzende der
SPD. Otto Wels, der es fertig brachte, im Jahre 1925, mitten
im Ruhrkampf, auf einem Berliner Bezirkstag zu erklären:
„Wir können den Klaſſenkampf nicht einſtellen, es kann keine
Solidarität mit dem Unternehmertum geben.”
Das alles hat der deutſche Arbeiter hingenommen
und über ſich ergehen laſſen;
er träumte vom Glanz und Glück des ihm von ſeinen Führern
verſprochenen ſozialiſtiſchen Zukunftsſtaates; heißt es doch in
einem Maifeierflugblatt der Sozialdemokratie
im Jahre 1904:
„Ihr Arbeiter werdet einſt auf eigenen Wagen fahren. mit
eigenen Schiffen die Meere durchkreuzen, in Alvenregionen
klettern und wonnetrunken die Schönheiten des Südens und
der Tropen ſchauen. Fragt ihr aber, wer euch ſolches bringen
wird? Allein der ſozialiſtiſche Zukunftsſtaat! Er bringt die
Erfüllung eurer kühnſten Träume und was je euer Herz
er=
ſehnt, was euer Mund erwartungsſchauernd in ſtammelnde
Worte gekleidet hat; er bringt das leibhaftige Epangelium
des Menſchenglücks auf Erden!”
Das haben ſie dem deutſchen Arbeiter geſagt. Immer wieder
haben ſie es ihm eingetrichtert. Unermüdlich. — Und der
Arbei=
ter hat es geglaubt — geglaubt mit der ganzen Inbrunſt ſeines
Herzens, das, je begeiſterter es ſich der neuen Lehre zuwandte,
um ſo ſtärker die innere Anteilnahme an Werk und Arbeit, an
Volk und Vaterland verlor.
So berfiel ein ganzes Geſchlecht an die neue
Lehre. Und glaubte! Es glaubte an Umſturz und Gut und
Geld und Gold.
Millionen und
Abermil=
lionen Arbeitergroſchen
wurden der „
Inker=
nakionale” geopferk.
Die Sozialiſten anderer
Länder dachken jedoch
anders!
So erklärte einer der bedeutendſten „Sozialiſten anderer
Länder”, der Geſchäftsträger der Amſterdamer Internationale,
Herr Vandervelde am 18. April 1915 unter dem toſenden Jubel
der franzöſiſchen Sozialiſten, der angeblich „internationalen
Ge=
noſſen” in Paris:
„Ich komme heute, um über den Krieg und für den Krieg zu
ſprechen Als internationaler und vazifiſtiſcher Friedensfreund
bin ich für den Krieg bis ans Ende! Ich fühle Zorn gegen
jedermann, der anders denkt als ich!”
Und die engliſchen Sozialiſten veranſtalteten in
Weſt=
minſter eine Kundgebung, in der ſie erklärten:
„Wir Arbeiter unterſtützen die Regierung. bis die
Deut=
ſchen geſchlagen ſind.”
Die amerikaniſchen Sozialiſten ließen ſich durch einen
ihrer Führer im engliſchen Unterhaus wie folgt vernehmen:
„Es iſt beſchloſſen worden, daß kein amerikaniſcher
Arbeiter=
vertreter an einer Konferenz mit Vertretern der feindlichen
Länder teilnehmen darf und die Arbeiterſchaft ihren Kampf
gegen die Zeendigung des Krieges fortſetzen wird.”
Die italieniſchen Sozialiſten ſtellten ihre Kriegsziele
im Sozialiſtenblatt „Popolo d’Italia” auf und verkündeten:
„Krieg bis aufs Meſſer! Deutſchland muß vernichtet werden!“
Die franzöſiſchen Sozialiſten unterſtützten den Kampf
gegen Deutſchland mit allen ihnen zur Verfügung ſtehenden
Mitteln und Kräften und erklärten in der Kammer, daß:
„ſie keinen Augenblick daran dächten, die franzöſiſche
Einheits=
front gegen Deutſchland zu ſpalten.”
Ja ſelbſt neutrale Sozialiſten dachten anders. Erklärte
doch der ſchwediſche Sozialiſt Branting am 3. April 1915 den
Boykott deutſcher Waren, für berechtigt und eine Niederlage
Deutſchlands für erwünſcht.
Berral der Inkernakionale
an der deutſchen Arbeikerſchaft.
Darum auch haf der Arbeiker alle jene ungeheuren
Opfer gebracht, die der Sozialismus
von ihm verlangte.
Stellt doch ſchon 1912 die „wiſfenſchaftliche” Zeitung des
Sozia=
lismus, die „Neue Zeit” feſt, daß jeder Idealgenoſſe an die
vielen Staffelfronten der Bewegung (Partei, Gewerkſchaften,
Konſumvereine, Jugendverbände uſw.) insgeſamt jährlich gegen
300 Mark abzuführen habe.
„Grau, Freund, iſt die Thorie!” ſagt Goethe in ſeinem
„Fauſt”. Wir wollen uns deshalb einmal die Praxis betrachten
und ſehen, wie jene Theorien
der Wirklichkeit gegenüber
ſtand=
gehalten haben. Man bedenke:
Geopfert in dem Bewußtſein,
dieſe rieſigen Geldmittel
derje=
nigen Stelle zu opfern, die die
Vorkämpferin gegen den Krieg
zwiſchen den Nationen, für den
proletariſch=pazifiſtiſchen
Frie=
densgedanken ſein ſollte.
Wie alſo ſteht es um
dieſe Internationale3
Nun, die Internationale hat den
Ausbruch des Weltkrieges, den
Krieg, den Zeitpunkt, da ſie ihre
Macht und Kraft beweiſen und
zeigen mußte, nicht verhindern
können; alle Theorien von
„Kriegsſtreik” waren wie wegs
geblaſen. Erſt als die
Arbeiter=
ſchaft draußen im
Schützengro=
ben lag, haben die
Sozialiſten=
führer gewagt, ihre alten Bahnen
einzuſchlagen. So erklärte der
ſozialdemokratiſche Abgeordnete
Haaſe am 10. März 1915 im
Reichstage:
„Meine Partei iſt ſtets eine
Partei des Friedens geweſen.
und ſie weiß, daß das für die
Sozialiſten anderer Länder
ge=
nau ſo gilt, wie für ſie ſelbſt.”
Haaſe ahnte damals nicht, daß
er mit dieſem Wort den großen
Irrtum der deutſchen
Arbeiter=
ſchaft aufzeigen würde; denn
eben darauf kam es ja gerade
an, daß die Sozialiſten anderer
Länder genau ſo dachten wie er
ſelbſt.
Und ſpäter, als Rußland während des Krieges zu ſchwanken
und zu einem Sonderfrieden mit Deutſchland geneigt zu werden
begann, fuhren der Geſchäftsträger der
Inter=
nationale, Herr Vandervelde, und der engliſche
Sozialiſtenführer Thomas nach Rußland, um das
ruſſiſche Volk zum „letzten Entſcheidungskampf” aufzurufen. —s
Montag, I. Mai 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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an die
Eſchaften
gegen
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ſetrachten
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ſtand=
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Arbeitep!
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ſtets eine
geweſen,
as für die
länder ge
ſelbſt.
Krieg
reun
„Gerade für die Stunde der Not hatte man geglaubt, in dem
internationalen Sozialiſtenbunde eine befreiende Waffe für
den Frieden zu haben. Und man mußte erkennen, daß gerade
dieſe Waffe am ſchnellſten zerbrach. Die Franzoſen, die noch im
Juli 1914 den Generalſtreik für den Fall des Krieges
prova=
gierten. erklärten im Auguſt. ſie müßten ihr Land verteidigen.
Und die Engländer, die freiwillig in einen Präventipkrieg
eintraten, verſicherten, Deutſchland habe ſich durch Verletzung
der belgiſchen Neutralität außerhalb des Menſchengeſchlechtes
geſtellt. Beide, ja alle zuſammen beteuerten, daß ſie in dieſem
Krieg ihre heiligſten Güter verteidigten. Das klang alles ganz
anders als vorher Kein Wort mehr von der Zerſchmetterung
des franzöſiſchen Militarismus, des engliſchen Marinismus
und des ruſſiſchen Zarismus.”
bekundete ſpäter Paul Lenſch, ein damals führender
Sozialdemo=
da ſe Me8 krat, über den Zuſammenbruch der Internationale. In ſeinem
H Buche über die Sozialdemokratie ſagt er aber auch weiter:
„Der deutſche Arbeiter durfte nicht erfahren, wie in Wahrheit
die Stimmung der Sozialiſten des Auslandes war.”
Von der Hetze der „Internationale” zum und für den Krieg
erfuhr die deutſche Arbeiterſchaft alſo nichts. Sie wurde, weil
man fürchtete, daß das Bekanntwerden der Wahrheit der
ſozia=
liſtiſchen Parteipolitik ſchädlich ſein würde, bewußt
ge=
täuſcht.
Erſt im Jahr 1917, als allen allmählich die Augen
auſ=
gingen, verkündete der „Vorwärts”:
„Das internationale Büro in Amſterdam erwies ſich mit
Van=
dervelde an der Spitze während des ganzen Krieges als ein
nur zu gefügiges Kriegsinſtrument der Entente!”
Mag man ſelbſt den Sozialiſtenführern in Deutſchland bis
dahin Irrtum zubilligen: am 6. Januar 1917 lag jedoch mit
jener Aeußerung im „Vorwärts” eine Erkenntnis vor, wie ſie
nicht klarer hätte ſein können! Aus dieſer Erkenntnis zog man
aber keine Konſequenzen! Man hätte dem Arbeiter ſagen müſſen:
Veil
die Inkernglionale ein Kriegsinſtramenk der Enkenke
iſt, bleibt uns nur eins übrig, aus der Internationale
auszu=
ſcheiden! Anſtatt alſo dies zu tun, floß die Lüge von der
Macht der Internationale von den Lippen der Führer
weiter.
Das aber iſt unſere Tragik und war zugleich die
einzigſte Hoffnung des Feindes. Schon am 6.
Sep=
tember 1915 hatte der ſozialiſtiſche Miniſter Sombart (
Frank=
reich) erklärt, daß
„Frankreich das Kriegsgeſchäft liquidieren müſſe, wenn die
deutſche Arbeiterſchaft bis zum Ende durchhalte, daß er
aber beruhigende Nachrichten beſitze, daß ſich
ein Umſchwung vorbereite.”
Mit der Revolukion hakie der Feind erteichk,
was er erreichen wollke.
Die Revolution war ohne Sinn und Verſtand.
Ein Syſtem wurde geſtürzt, von dem der „Vorwärts” in ſeiner
Nummer 494 im Jahre 1924, alſo 6 Jahre nach der „
glor=
reichen” Revolution, folgendes ſchrieb:
täriſche Führung; denn das Heer ſtand überall tief in
Fein=
desland. Die Revolution ſtürzte dieſe Führung, die ihre Pflicht
und Schuldigkeit getan, und ſetzte jene bankerotte
pazi=
fiſtiſche, ſozialiſtiſch=politiſche Richtung in den
Sattel, die auch nach der Revolution ſich von denen vor
dieſer nur in den Namen, wie Ebert, Scheidemann, Severing,
Braun, Hilferding, Rathenau, Wirth uſw. unterſchied.
Die Kriegsſchuldläge.
Die hiſtoriſche Schuld der deutſchen Sozialdemokrakie
Alles das wurde getan in der Hoffnung auf den „
Verſtän=
digungsfrieden‟. Dieſer Verſtändigungsfrieden kam aber nicht.
Er kam, man höre und ſtaune, deswegen nicht, weil er von
der deutſchen Sozialdemokratie ſabotiert wurde; nicht
ein=
mal, ſondern mehrmals.
Das erſte Mal im Jahre 1919, gelegentlich des erſten
Sozia=
liſtenkongreſſes nach dem Kriege in Bern. Die deutſchen
Sozial=
demokraten ließen ſich dort u. a. durch den langjährigen
Chef=
redakteur des „Vorwärts”, den Juden Eisner, vertreten. Und
Eisner erklärte hier wörtlich:
„Das geſamte deutſche Volk iſt ſchuld am Ausbruch des
Krie=
ges; deshalb auch iſt das geſamte deutſche Volk vom Jüngling
bis zum Greis verpflichtet. Steine zuſammenzutragen für das
zuſammengeſchloſſene Gebiet. Auch die Gefangenen haben kein
Recht, nach Hauſe zu verlangen, ſondern müſſen, und wenn es
15 Jahre dauert, das Los der Gefangenſchaft tragen, bis die
zerſtörten Gebiete wieder aufgebaut ſind, den gerade ſie haben
mitgeholfen. fremdes Land zu zerſtören.”
Es iſt Schmach und unabwaſchbare Schande, daß
aus=
ländiſche Sozialdemokraten das taten, was deutſche
Ver=
treter hätten tun müſſen.
Der italieniſche Sozialiſtenvertreter ſprang in höchſter
Er=
regung auf, warf Eisner ein Aktenpaket ins Geſicht, ſpuckte ihn
an und rief ihm zu, daß er ein Schuft und Lump ſei, der kein
Recht habe, im Namen des deutſchen Volles alſo zu ſprechen.
Eisner aber ſetzte ſich in ein Auto und raſte zurück in das
Land, das er ſoeben ſchmählich beſudelt hatte. Der „Vorwärts”
aber ſchrieb dazu einen Tag ſpäter:
„Eisner verdient einen Ehrenplatz in der Geſchichte der
Sozialdemokratie.”
Derſelbe Eisner, über den der „Vorwärts” am 2. Dezember
1918, allerdings anders, und zwar wie folgt, urteilte:
„Bei der Kunde, daß du dich zum bayeriſchen
Miniſterpräſiden=
ten gemacht haſt, herrſchte im ganzen Vorwärts=Gebäude, dis
in den Setzer= und Maſchinenſaal hinein ſchallende
Heiter=
keit. Kein Parteitag würde dir einen politiſchen
Wirkungs=
kreis von entſcheidender Bedeutung anvertraut haben. Du
lebſt in einer Welt des holden Wahnſinns, du eingewanderter
Literat, wenn du glaubſt. du könnteſt dich auf das Vertrauen
des Volkes ſtützen. Als ein aus allen Himmeln Geſtürzter und
Zerbrochener wirſt du Phantaſt dein Amt verlaſſen, nachdem
du namenloſes Unheil angerichtet haſt.”
Erneukes freiwilliges Kriegsſchuldbekennknis
Wieder aber tat ein ausländiſcher Sozialdemokrat
das, was von einem deutſchen hätte getan werden müſſen,
Victor L. Berger, der Vertreter der amerikaniſchen Sozialiſten,
ſetzte ſich auf der Stelle hin und arbeitete einen Gegenbericht
aus, in dem er verlangte, daß der Verſailler Friede revidiert
und die Reparationen auf alle am Kriege beteiligten Länder
verteilt werde, nachdem ſich die Kriegsſchuld Deutſchlands als
Lüge herausgeſtellt habe.
Man ſollte meinen, daß dieſer Antrag den deutſchen
Ge=
noſſen aus der Seele geſprochen und ſie um ſeine Durchbringung
mit allen Mitteln bemüht geweſen wären. Das aber taten ſie nicht!
Im Gegenteil! Sie würgten den Antrag ſogar ab und gaben
als Begründung für ihre verräteriſche Stellungnahme die
Er=
klärung ab:
„daß die Annahme des Bergerſchen Antrages der
Sozialdemo=
kratiſchen Partei ſchädlich ſein würde, weil ſie die Schuld am
Kriege und die Pflicht, Revarationen zu leiſten. im Prinzin
bereits anerkannt habe.”
Verſailles konnte und durfte alſo nicht
revi=
diertwerden, weil es der deutſchen Sozialdemokratie nicht in
den Kram paßte.
Auguſt 1925. Marſeille. Internationaler Sozialiſtenkongreß.
Wieder war Victor L. Berger aus Milwaukee anweſend und
wieder brachte er, trotz ſeiner Enttäuſchung in Hamburg, in
Marſeille denſelben Antrag auf Reviſion des Verſailler
Schand=
friedens. Und wieder wurde dieſer Antrag abgelehnt,
abge=
lehnt von deutſchen Sozialdemokraten! Das
Sitzungsprotokoll aber verzeichnet Beifall bei Franzoſen und
Engländern. Dieſe zwar unfaßbaren, aber der Wahrheit
ent=
ſprechenden Bilder beleuchten ſchläglichtartig
die große Schuld der deutſchen Sozialdemokrakie
und zeigen, daß die Erklärung des Abgeordneten
Wels im Reichstage am 23. März d. J., daß die
Sozialdemokratie der Kriegsſchuldlüge entgegengetreten ſei,
un=
wahr iſt.
In dem Beſtreben, die „Ehrlichkeit” ihrer pazifiſtiſchen
Poli=
tik zu beweiſen und damit die Anerkennung des Feindes zu
er=
kaufen, iſt die Sozialdemokratie und ihre Helfershelfer, aben
nicht nur bis an die Grenze deutſcher Selbſtentäußerung und
Selbſtentmannung gegangen, ſie iſt
ſogar vor offenſichtlichem Berrak
Auch hierfür einige Stilproben. Zunächſt aus der Broſchürg
„Sozialdemokrat und Wehrproblem” ein
Sonder=
heft der Zeitſchrift „Der Klaſſenkampf”=
„Solange die klaſſenloſe Geſellſchaft nicht erkämpft iſt. gibt es
kein Vaterland.”
„Es iſt Aufgabe des Proletariats, die Waffen der herrſchenden
Klaſſe zu erobern. Erweiſt ſich dies als unmöglich, dann
müſ=
ſen die Waffen zerſtört und unbrauchbar gemacht werden.”
„Die Sozialdemokratie kämpft nicht für die Selbſtbeſtimmung
des deutſchen Volkes, ſie kämpft für die Befreiung des
Prole=
tariats.”
„Der deutſchen Arbeiterſchaft ging es vor dem Kriege guf.
Deutſchland hatte von allen Staaten Europas die höchſten
Töhne, die kürzeſte Arbeitszeit, die niedrigſten
Lebensmittel=
preiſe und die beſte Sozialverſicherung der Welt.”
Ja warum, ſo fragen wir uns, wurde denn dann Revolution
Jemacht; warum demonſtriert und proteſtiert? Nun, die Antwort
IIt ſehr einfach, um getreu nach dem Bebelſchen Grundſatz zu
handeln, der einmal ſagte:
„Wir müſſen die Wunden am Körper der menſchlichen
Geſell=
ſchaft immer offenhalten.”
Nach dieſem Grundſatz hat die Sozialdemokratie mit ihren
Zewerkſchaften gearbeitet, nicht für die Arbeiterſchaft, ſondern
ſur die Führer ihrer Organiſationen; denn was beſagt er
inders, klar und eindeutig ausgedrückt, als:
„Je größer die Not, je größer das Elend, je niedriger die
Lohne, je ſchlechter die Wohnungen, je höher die
Lebensmittel=
breiſe. die Preiſe des täglichen Bedarfs, je ſchlechter die
Ar=
beitsverhältniſſe und ſozialen Einrichtungen, und je größer
die Kluft zwiſchen Kapital und Arbeit — — — deſto größer
die Sozialdemokratie, deſto mehr Mitglieder, um ſo
zahl=
reicher die Beitragszahler, die Wähler der Sozialdemokratie
und ihrer Gewerkſchaften.”
Wenn aber ſchon Revolution, die nach dem
Aus=
ruch Noskes: „für Tauſende lediglich eine
elegenheit zum Beutemachen war”, dann hätte
dieſe ſich richten müſſen gegen die Stellen, die während des
rieges berſagt hatten. Verſagt aber hatten die politiſchen
Jührer Deutſchlands, jene haltloſen, ſchwankenden Naturen, die
Beiymann, v. Paher, Erzberger, Scheidemann, Prinz Max
— Baden uſw. hießen; nicht verſagt dagegen hatte die mili=
der Sozialdemokrakie.
Auguſt 1920. Wieder Sozialiſtenkongreß. Diesmal in
Genf. In Deutſchland tobte ein Sturm der
Ent=
rüſtung über das Verſailler
Schandfriedens=
diktat. Die ausländiſchen Sozialiſten kamen von vornherein
mit der feſten Abſicht, die deutſche Sozialdemokratie
erneut auf ein freiwilliges Kriegsſchuldbekenntnis feſtzulegen.
Das iſt ihnen auch in vollem Umfange gelungen; denn die
Ab=
ordnung der deutſchen Sozialdemokratie ſtimmte geſchloſſen, d. h.
alſo ohne Proteſt, folgender Entſchließung dieſes Kongreſſes zu:
„Deutſchland fühlt ſich verpflichtet zur Wiedergutmachung der
Folgen des Angriffes. den Deutſchland ausgelöſt hat.”
Alſo rund und klar: Deutſchland hat angegriffen,
Deutſch=
land muß daher „wieder gutmachen‟ Deutſchland zahlt alſo.
Deutſchland kann hungern, der deutſche Arbeiter kann verrecken.
1923. Hamburg. Der erſte Sozialiſtenkongreß nach dem
Kriege auf deutſchem Boden. Ein Ausſchuß hatte der
Voll=
verſammlung über den Einbruch der Franzoſen in das
Ruhr=
gebiet Bericht zu erſtatten. Ihm wurde ein bereits vorbereiteter
Bericht vorgelegt, der den franzöſiſchen Einbruch in das
Ruhr=
gebiet zwar verurteilte, das Unfriedensdiktat von Verſailles
aber, ebenſo wie die Reparationsbelaſtung Deutſchlands für
„unanfechtbar” erklärte.
Es iſt eine geradezu unglaubliche und
unfaß=
bare Schande daßkein einziger der anweſenden
deutſchen Sozialiſten den Mut fand, gegen dieſe erneute
Feſtlegung auf eine angebliche Reparationspflicht Deutſchlands
nachdrücklichſt Proteft zu erheben. Nichts dergleichen geſchah.
„Der Vorwurf des Landesverrates iſt nichts gegenüber einer
Partei, die keine Pflichten gegenüber Land und Nation, die
Pflichten hat lediglich gegenüber der Klaſſe des Proletariats.”
Und noch eine Koſtprobe, zitiert aus der „Weltbühne”,
Heft 13/1928:
„wird Landesverrat von Pazifiſten begangen, ſo iſt es kein
Ver=
brechen. Ich ſpreche hier mit dem vollen Bewußtſein deſſen.
was ich ſage, aus. daß es kein Geheimnis der deutſchen
Wehr=
macht gibt, das ich nicht einer fremden Macht ausliefere.
Wir ſind Landesverräter, wir verraten einen Staat, den wir
verneinen. zugunſten eines Landes, das wir lieben.”
Welches und was für ein Land mögen ſie wohl lieben?
Nun, beſtimmt nicht Deutſchland. Verkündete doch einer ihren
Prominenteſten, Artur Criſpien, im Reichstag:
„Wir kennen kein Vaterland, das Deutſchland heißt.”
und auf einem Parteitag in Leipzig:
kann, erſt bin ich Deutſcher und dann Sozialdemokrat. Me
Vaterland ſind die Völker der Erde, der internationale (
zialismus.”
Die Sozialiſten anderer Länder dachten und denken
grundſätzlich anders.
Anders in allem und jedem; auch in der Frage der
Reparatio=
nen, jener Deutſchland durch Verſailles aufgebürdeten Laſten,
die das deutſche Volk und insbeſondere den deutſchen Arbeiter
zum Lohnſklaven des feindlichen Auslandes machten und alle
gemeinſam ausſogen bis zum Weißbluten.
Seite 4 — Nr. 120
Der Zuſammenbruch
Und nun zur Wirtſchaft.
Schon Bismarck wünſchte der Sozialdemokratie eine
Pro=
vinz zur Verfügung ſtellen zu können, wo ſie nach Herzensluſt
ihre Theorien in die Tat umſetze. Der Bankerott des
Sozialis=
mus würde dann ſehr bald offenbar werden. Und Fürſt Bülow
rief der Sozialdemokratie nach einer Rede Bebels im
Reichs=
tag am 10. Dezember 1903 zu:
„Das größte Mißgeſchick, das der Sozialdemokratie vaſſieren
könnte, wäre, wenn ſie durch irgendein Wunder plötzlich an
die Gewalt, an die Macht käme, denn dann würde ſich ihre
Unfähigkeit, im Innern wie nach außen, ihre Unfähigkeit,
die Produktion zu organiſieren, ihre Unfähigkeit, die äußere
Politik zu fü ren, ihre ganze Impotenz in bengaliſcher
Be=
leuchtung zeigen.”
Die Nachkriegszeit hat dem Sozialismus hinreichend
Ge=
legenheit gegeben, ſich auf dem Gebiete der Wirtſchaft zu
be=
tätigen, zu erproben. Teils vorſichtig taſtend, teils ſtürmiſch
um=
ſtürzend, iſt er vorgegangen. In beiden Abſtufungen hat er
ent=
täuſcht, in beiden Fällen den Rückzug angetreten. Das iſt um ſo
bedeutungsvoller, als er durch äußere Umſtände nicht behindert
worden iſt. Sagt doch Noske laut „Vorwärts” in einem
Vor=
trage hierzu folgendes:
„An Terrorismus. Niederträchtigkeit und Vergewaltigung
an=
derer Meinungen ſind die ſchlimmſten Sünden der
vergange=
nen Machthaber tauſendmal übertroffen worden.”
„Wir ſind die beſten Wirtſchaftsführer — die
Sozialiſierung marſchiert!” Nein, die
Sozialiſie=
rung marſchiert nicht. Das Intereſſanteſte, nein, das Wichtigſte
aber iſt, daß in den ſozialiſierten Betrieben Löhne
gezahlt wurden, die auch nicht um einen Pfennig
höher waren, als die in privaten Betrieben. Auch hier wurde
alſo der Arbeiter um den Mehrwert ausgebeutet, betrogen und
beſtohlen. „Man ſah nämlich mit einem Male, daß der Arbeiter
nicht den Lohn bekommen kann, der dem wirklichen Werte ſeiner
Arbeit entſpricht. Man ſah ein, daß man vom Arbeitswert Geld
behalten muß, um betriebsfähig zu ſein, denn der Wert der
Gebäude, der Maſchinen und Werkzeuge nahm nicht zu, ſondern
ab. Man wurde ſich darüber klar, daß man zur Vergrößerung
des Werkes, zur Moderniſierung der Maſchinen, zur Beſchaffung
neuer Werkzeuge, zum Einkauf notwendiger Rohmaterialien uſw.
Geld braucht und dieſes, wenn man dem Arbeiter den geſamten
Arbeitswert auszahlte, aber nicht übrig blieb.
„Im vertrauten Kreiſe der Führer wurde man ſich darüber
klar, daß auch in einer ſozialiſierten Wirtſchaft der Mehrwert
nicht ausgezahlt werden kann.”
ſagte der alte ſozialiſtiſche Theoretiker Eduard Bernſtein.
Wie wat es nun mit der menſchenwürdigen
Behandlung?
Nun, das Verbandsorgan der Buchdrucker ſtellt
hier=
zu folgendes feſt:
„Keine Druckerei in Deutſchland hat jemals eine ſo raffinierte
Kontrolle über die Arbeit der Maſchinenſetzer ausgeübt als
die des „Vorwärts”. In jedem bürgerlichen Geſchäft wäre
eine Kontrolle, wie ſie hier ausgeübt wurde, glatt mit dem
Streik beantwortet worden.”
Uind in den Konſumvereinen / zeigte ſich die
Sozialdemokratie als ſchlimmſte Ausbeuterin
der Arbeiter und Angeſtellten. Grotesk aber ſind
auch alle
bei denen führende Sozialdemokraten eine
her=
vorragende Rolle ſpielten. Barmat, Kutisker,
Skla=
rek. Brolat uſw. Um Barmats Schiebungen zu
kennzeichnen, ſei nur eines herausgegriffen: das Geſchäft
mit der Preußiſchen Staatsbank, von der er im Laufe
eines Jahres 45 Millionen Goldmark Kredit erhielt, denen eine
Deckung von nur 2 Millionen gegenüberſtand. Dieſe Kredite
wurden ihm vermittelt durch den Sozialiſten
Heil=
mann und deſſen Genoſſen, zu einer Zeit, wo die geſamte
deutſche Induſtrie an fürchterlichem Kreditmangel litt. Barmat
aber hat dieſe Kredite zu unerhörten Wucherzinſen an
not=
leidende Deutſche weiterverliehen. Während er der Staatsbank
nur 13½ Prozent Zinſen zu zahlen brauchte, verlangte und
erhielt er für das weiterverborgte Geld ſage und ſchreibe 216
Prozent. Der Skandal liegt nicht nur darin, daß Deutſchland
durch Barmat 50 Millionen Goldmark verloren hat, ſondern in
der Hauptſache darin, daß dieſem gemeinen
Ausbeuker deutſcher Rok von ſozialiſtiſchen
Arbeikerführern der Weg bereiket
worden iſt. Wie ſchrieb doch Heilmann am 31. März 1924? Nun.
ganz „ſchlicht und einfach” ſo:
„Sehr verehrter Herr Miniſter! Ich wäre Ihnen dankbar,
wenn Sie meinen Freund. Julius Barmat, Großkaufmann.
der bisher mit der Staatsbank in guten Geſchäftsbeziehungen
geſtanden hat, auch dem neuen Präſidenten der Staatsbank zur
wohlwollenden Berückſichtigung empfehlen würden.
So wurden Millionenwerte deutſchen Volksgutes verſchleudert
und der auf dieſe und ähnliche Weiſe entſtandene Verluſt des
deutſchen Nationalvermögens beträgt 180
Mil=
liarden Goldmark. Vor dem Kriege hatten und beſaßen
wir 320 Milliarden.
Sozigliſtiſche Wirkſchaftskunft hat das deutſche Volk
beinahe um die Hälfte ſeines geſamten
Volksvermögens enkeignet.
Die Folgen waren denn auch unausbleiblich; die Landwirtſchaft,
die früher für 6 Milliarden Goldmark Induſtrieerzeugniſſe kaufte,
iſt heute mit Milliarden Schulden belaſtet. Der Mittelſtand wurde
uiniert. Dafür wuchſen Paläſte der Kauf= und
Warenhäuſer Einheitspreisgeſchäfte und
Kon=
ſumgenoſſenſchaften wie Pilze aus der Erde,
einer immer ſchöner und größer wie der andere. Der ohnehin
ſchon ſchwer um ſeine Exiſtenz ringende Einzelhandel ging kaputt.
Man hat — um der Wahrheit die Ehre zu geben — nun aber
nicht nur Warenhäuſer, ſondern auch ſonſt noch allerlei „
Nütz=
liches” gebaut. Es brauchten ja nicht gleich „billige und
menſchen=
würdige Arbeiterwohnungen” zu ſein: nein, „die Beſeitigung des
Wohnungselends” hatte ja Zeit. Dafür mußten mal einige neue
Krankenkaſſen= und Gewerkſchaftspaläſte, neue Schulhäuſer —
ſelbſt=
verſtändlich nur für weltliche Schulen —, Sportſtadions uſw.,
er=
richtet werden. Wahre Prachtbauten — einer moderner als der
andere — einer teurer als der andere! Die Städte und Gemeinden
und Dörfer überflügelten ſich gegenſeitig im Geldausgeben und
Anleiheaufnehmen. Damit begann
Der Reichshaushalt und die Etats der Länder, Kommunen und
Gemeinden wurden rieſengroß; die Anforderungen ſtiegen ins
Un=
ermeßliche. Die nötigen Gelder wurden durch Anziehen der
Steuer=
ſchraube aus der Wirtſchaft herausgepreßt. Es langte nicht — man
ging zu den Banken, dann ins Ausland, nahm rieſige, kurz= und
langfriſtige Kredite auf und verſchuldete Deutſchland bis über die
Ohren. Die Folgen waren verheerend und entſetzlich. Die
Wirt=
ſchaft kam zum Zuſammenbruch; rund 50 000 deutſche Betriebe
un=
ter den Konkurshammer.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichken
Hier erwies ſich, daß Arbeitgeber und Arbeitnehmer
auf Gedeih und Berderb zuſammengehören.
Nachdem 50 000 deutſche Arbeitgeber infolge des Konkurſes ihre
Betriebe ſtillegten, lagen vier Millionen deutſche Arbeiter
brot=
los auf der Straße. Ihre „Führer” aber ließen ſich’s wohl ſein.
Sie fuhren in die teuerſten Luxusbäder der Welt, um ſich zu
er=
holen, während ihr Volk hungerte und darbte. Einer der größten,
Philipp Scheidemann, der das grandioſe Wort ſprach: „Das
Volk hat auf der ganzen Linie geſiegt”, war faſt allabendlich in
Frack und Clac „Ehrengaſtſchlemmer” in den Nachtbars des
Kur=
fürſtendamms. Severing, der tonangebendſte Mann, hat ſich
recht=
zeitig genug bei Bielefeld im feinſten Villenviertel angekauft und
eine totſchicke Villa bauen laſſen. — Und von Kurt Roſenfeld
ſchrieb einmal die ſozialdemokratiſche „Münchener Poſt” in einem
biſſigen Artikel:
„Herr Roſenfeld. in vertrauten Kreiſen auch Kamenew
ge=
nannt, unterhält trotz ſeiner radikal=proletariſchen Geſinnung
recht gute Beziehungen zum Berliner Tiergarten Er kann ſichs
ja auch leiſten. Statt anderer Gaben hat ihn die gütige Mutter
Natur mit den nötigen Mitteln ausgeſtattet, um als
Salon=
proletarier ein ſtandesgemäßes Leben zu führen.”
Obergenoſſe Braun ſitzt, wie es in der „nüchternen” Sprache
der Sozialdemokratie heißt: „in einem beſcheidenen Landhäuschen”
in der Schweiz. Sie, die „Führer” haben ſchon für ſich geſorgt.
Dem deutſchen Arbeiter aber ſchrieben ſie am 16. Januar 1929, zu
einer Zeit, da Millionen arbeitslos auf der Straße lagen und
mit ihren Angehörigen hungerten und darbten, im „Vorwärts”:
„Die Zeit der Arbeitsloſigkeit und Not iſt erfahrungsgemäß
immer eine gute Schul= und Lernzeit für die Arbeiterſchaft.”
Das konnte und durfte das offizielle Parteiorgan, die
Sozial=
demokratie, der Arbeiterſchaft bieten, ohne für dieſen grauſamen
Spott über und mit ihrem Schickſal zum Teufel gejagt und in alle
Winde zerſtreut zu werden. Fürwahr, höher gehts nimmer, und
wenn es noch eines Beweiſes für die innere Unehrenhaftigkeit
und Verlogenheit der Sozialdemokratie, bedurft hätte, oder
da=
für, daß dieſe nicht des Arbeiters Freund, ſondern ſein
größ=
ter Feind iſt, hier, und damit iſt er gegeben. Die
Sozial=
demokratie iſt aber auch
der größte Feind jeglichen Kulkurdaſeigs,
der Ehe und Familie.
Dies beleuchtet grell eine Auseinanderſetzung am 10. und 27.
November 1927 in den Frauenbeilagen des „Vorwärts” unter
der Spitzmarke „Aus der Praxis der Eheberatung‟. Die
Schrift=
leitung tritt dafür ein, einem Manne gegen den Willen ſeiner
Ehefrau die Scheidung zu erleichtern, weil er neben ſeiner Ehe
ein Verhältnis mit einer ledigen Frau hat, aus dem bereits drei
Kinder hervorgegangen ſind, und für deren wirtſchaftliche
Sicher=
ſtellung er ebenſo wie für die der Ehefrau eintreten müſſe.
Ent=
rüſtet wendet ſich eine Leſerin gegen dieſe Stellungnahme:
„Iſt das ſozial gedacht und gehandelt? Eine ſo erbärmliche
Handlungsweiſe werde ich nie entſchuldigen, und wie ich denke.
ſo denkt jedes ehrliche Weib. Es gibt genug ledige Männer,
macht eure verheirateten Schweſtern nicht unglücklich.”
Darauf die Schriftleitung:
„Es iſt freilich furchtbar ſchwer, zumal für die ältere
Frauen=
generation, aus der bürgerlichen Bewertung der Ehe
heraus=
zukommen. Was iſt für den Sozialiſten die Ehe und was ſoll
ſie ſein? Durch das Jawort vor dem Standesamt wird nach
unſerer Auffaſſung kein lebenslängliches Beſitzrecht auf den
anderen Menſchen begründet. Daß es genug ledige Männer
gibt, iſt ein großer Irrtum; der Krieg hat für unſere
Gene=
ration von Staats wegen Zuſtände geſchaffen, die
zwangsläu=
fig viele Menſchen zum „Ehebruch” treiben. — auch ein Grund.
derartige „Vergehen” als Sozialiſt milder zu beurteilen.”
Beachtenswert iſt die kühne Schlußwendung, die nicht die
innere Haltloſigkeit, ſondern, pazifiſtiſch und klaſſenkämpferiſch
verzerrend, „den Krieg” für ſittliche Schwächen verantwortlich zu
machen ſucht. Daß die SPD. auf
hinarbeitet, zeigt aber auch ein am 28. September 1927 im
Straf=
geſetz=Ausſchuß des Reichstages verhandelter ſozialdemokratiſcher
Antrag:
„daß die Vergünſtigungen der Verwandtſchaftsverhältniſſe auch
denen zuteil werden ſollen, die in eheähnlichen Verhältniſſen
miteinander leben.
Der ſozialdemokratiſche Sprecher Dr. Roſenfeld begründete
den Antrag damit:
„daß es endlich an der Zeit ſei, den modernen Auffaſſungen in
bezug auf das Konkubinat die Bahn zu öffnen. Die Freiheit im
Verkehr der Geſchlechter iſt eine Selbſtverſtändlichkeit
gewor=
den. Der „Freund” iſt moderner als der Verlobte: die
Jung=
geſellin iſt durchaus nicht mehr das ſitzengebliebene
Mäd=
chen Spork. Reiſe Wochenende, teilt man mit dem
Kamera=
den der in keiner Weiſe legitim zu ſein braucht, und mit dem
man trotzdem alle Freuden der Liebe durchkoſtet. Man ſteht
dem Liebespartner der kurzen Dauer gewiſſermaßen ſachlich
und ſympathiſch gegenüber.”
Den traurigen Prozeß Paul Krantz=Hilde Scheller”, der allen
verantwortungsbewußten Deutſchen ohne Rückſicht auf
Parteiein=
ſtellung ein ernſtes Symptom ſozialpädagogiſchen Verſagens war,
hat der „ſozialiſtiſche Schülerbund” am 28. Februar 1928 zu einer
Proteſtverſammlung in der Berliner Stadthalle
gegen das beſtehende Schulſyſtem.
gegen die beſtehende Rechtspflege.
gegen die beſtehende Geſellſchaftsordnung
ausgewertet.
In dieſer Verſammlung, an der Schüler und
Schüle=
rinnnen von 12 und 13 Jahren teilnahmen, trat Dr.
Helene Stöcker, Vertreterin der „Neuen Ethik” für die Abſchaffung
d2s Abtreibungsparagraphen und für die „freie” Liebe ein. Der
Berliner Stadtarzt, Dr. Hodan, verteilte ſeine Broſchüre „Bringt
edh wirklich der Klapperſtorch?” und ein Flugblatt, das ſozuſagen
den Sinn der Veranſtaltung zuſammenfaßt, und in dem wir
fol=
gende Sätze leſen:
„Was lehrt euch der Krankzprozeß? Ihr müßt die Herrſchaft des
Alters in jeder Form bekämpfen! — Die Schule iſt ein
Inſtru=
ment im Kampf des Alters gegen die Jugend! Nicht um
Ver=
beſſerungen geht der Kampf, ſondern um die Vernichtung der
Schule.”
Und noch ganz kurz einige Stilproben deſſen, was ſich die
Sozialdemokratie an
Heße gegen das Chriſtenkum
geleiſtet hat. Zunächſt die Monatsſchrift „Sozialiſtiſcher Freidenker”,
Oktober 1927:
„Wie man früher in die Kinderhirne den „Unſinn des
Knäb=
leins in der Krippe” hineingeſungen hat, ſo ſoll man jetzt den
„Sinn des Lebens” hineinſingen Und wenn die Kerzen
bren=
nen. hinweiſen. auf die Finſternis, die noch in den Köpfen
herrſcht. Vorher aber ſoll der Vater durch die Räume gehen
und darauf achten, daß an der Wand kein Bibelſpruch oder
Konfirmationsblatt hängt auch kein Bild aus der Militärzeit.
Wenn dann die Mutter etwa ſagt: „Schade um den ſchönen
Rahmen” dann laufe der Junge ſchnell und hole für den
Rah=
men den Spruch von Karl Marx:
„Religion iſt das Opium der Völker”.
Am beſten wäre es. den Tannenbaum ganz wegzulaſſen und
dafür ein Transparent in die Ecke der Stube zu ſtellen: eine
Hand mit Fackel, und darunter die Worte: „Es rettet uns kein
höh’res Weſen.”
Zu den Jugendweihen läßt ſich der „Vorwärtsx am 4. 3. 1928
wie folgt aus:
Montag, 1. Mai 1933
„Geburt und Namengebung, der Eintritt in die Jugend. in die
Eheſchließung, der Tod. die Lebensalter und Jahreszeiten, und
was es ſonſt geben mag, alles muß zu weltlichen Feiern
ge=
ſtaltet werden.”
Wer ſeine Kinder für ein ungewiſſes Jenſeits erziehen will,
der laſſe ſie konfirmieren. Wer aber ſeine Kinder für das
Leben tüchtia machen will, und ihnen eine Feier als Abſchluß
ihrer Schuljahre geben will, die in keinem Punkte an
Feier=
lichkeit und Weiheſtimmung hinter der kirchlichen
Konfirma=
tion zurückſteht, der ſchicke ſie in die Kurſe der Jugendweihe.”
Das alles und noch mehr hat die deutſche Arbeiterſchaft, ſoweit
ſie marxiſtiſch eingeſtellt und infiziert war, gedanken= und
beden=
kenlos hingenommen und jahrelang über ſich ergehen laſſen.
„Arbeiter, Soldaten und Bauern! Die Regierung iſt geſtürzt.
Die alten Machthaber ſind geflohen. Die Beauftragten des
Volkes haben die Gewalt in ihre Hände genommen.
Deutſch=
land iſt eine freie Revublik. Das Volk hat auf der ganzen
Linie geſiegt. Der Präſident der Vereinigten Staaten ſichert
uns einen Frieden der Verſöhnung und Verſtändigung zu.
ohne Annektionen und ohne Entſchädigungen. Der Weltfriede
iſt ſomit für die Zukunft geſichert. Das franzöſiſche und
eng=
liſche Volk beglückwünſcht das deutſche Volk zum Sturz ſeines
Imperialismus. Die engliſche Flotte hat die rote Fahne
ge=
hißt. Werktätige aller Berufe und Stände! Arbeiter. Soldaten
und Bauern! Der allgemeinen Abrüſtung ſteht hinfort kein
Hindernis mehr im Wege. Die Weltrevolution marſchiert. Die
Geheimdiplomatie iſt abgeſchafft. Indem ſich in Zukunft die
Völker in aller Offenheit ſelbſt regieren, herrſcht nunmehr das
Recht. Der Kavitalismus gehört von jetzt ab einer
überwun=
denen Zeit an. Jeder Werktätige erhält gerechte Entlohnung.
Die Revublik garantiert jedem Arbeit und Brot! Die
Lebens=
mittelpreiſe werden ſofort herabgeſetzt. Die ungerechten
Steu=
ern beſeitigt. Die Vollſozialiſierung beginnt. Schieber und
Wucherer werden nunmehr ihrer gerechten Strafe zugeführt.
In der Revublik iſt kein Platz mehr für Korruption! Die
Bürokratie iſt beſeitigt! Das Volk regiert ſich ſelbſt. Ein
allge=
meiner politiſcher und wirtſchaftlicher Aufſtieg wird die Folge
ſein. Durch dieſe Revolution tritt unſer Volk in den Zuſtand
einer wahren Freiheit, Schönheit und Würde. Werktätige!
Bildet überall Arbeiter= Bauern= und Soldatenräte! Rüſtet
zum Kampf gegen die Reaktion! Nie wieder Krieg! Es lebe
die Republik! Es lebe die Weltrevolution!”
ſo kündet der von Ebert, Scheidemann, Landsberg, Barth, Haaſe
und Dittmann unterzeichnete „Aufruf der Volksbeauftragten” am
13. November 1918.
„Beſſere Zeiten” — das war und iſt das Verſprechen des
Mar=
zismus; das war Sinn, Zweck, Ziel und Inhalt der Revolution.
Die Revolution aber, aufgebaut auf Eidbruch, Lüge und Verrat,
war unſer Verderben. Sie hat uns wehrlos dem grauſamen Feinde
überantwortet. Dieſer Feind knechtet uns ſeit Jahren und hinter
ſeinen Feſſeln ſteht hohnlachend die Internationale und die
ſozial=
demokratiſchen Parteien des Auslandes, ſteht hohnlachend das
in=
ternationale Großkapital, ſteht hohnlachend deren Schutztruppe, die
Bonzenſchaft der „deutſchen” Sozialdemokratie.
Ueberblicken wir zuſammenfaſſend die Lage: 14 Jahre
Repu=
blik ſind ſchließlich kein Pappenſtiel; das iſt ſchon eine Zeit, in der
man durchführen konnte, durchführen mußte, was man verſprach.
Nun, wir wiſſen, die „beſſeren Zeiten” ſind nicht eingekehrt; im
Gegenteil — wir haben ſchlimme Zeiten hinter uns. Zunächſt die,
kurz nach der Revolution. Sie war eine Zeit ſchwerſter
Nahrungs=
ſorgen. Dann kam die verworrene Zeit der Inflation, in der alles
drunter und drüber ging, wir unſere Erſparniſſe verloren und Mühe
hatten, uns und die Unſrigen durchzubringen. Dann die Zeit der
Wirtſchaftskriſe mit ihrer Arbeitsloſigkeit und dem
unbeſchreib=
lichen Elend im Gefolge. Und heute? Nun es iſt, weil Jahr um
Jahr ſchlechter, noch nicht beſſer geworden.
„Einzureißen iſt leicht, aufzubauen iſt ſchwer.”
Aber etwas anderes iſt heute: Weite Kreiſe der deutſchen
Arbei=
terſchaft, Millionen deutſcher Arbeiter haben heute — Gott ſei
dank und endlich — den Verrat, die Illuſionen, die Wahn= und
Trugbilder, mit denen ſie ſich jahrzehntelang von
ſozialdemokra=
tiſchen Götzen füttern und an der Naſe herumführen ließen, in
ihrem Kern, in ihrem Wert erkannt und den Weg zurückgefunden!
Sie haben das Tiſchtuch zwiſchen ſich und der Vergangenheit,
zwi=
ſchen ſich und der Sozialdemokratie zerſchnitten und gliedern ſich
geiſtig und politiſch ein in die große deutſche Nation, in das deutſche
Volk, in die wahre Volksgemeinſchaft! Es wird die
ſein, nun ihrerſeits den ſozialen Forderungen der deutſchen
Ar=
beitnehmerſchaft ehrlich gerecht zu werden. Anerkennung ſozialer
Rechte bedeutet aber auch Anerkennung des Rechtes der Arbeiter,
in eigenen, national=eingeſtellten Organiſationen für ihre
In=
tereſſen zu wirken und zu kämpfen, genau ſo, wie dies alle
an=
deren Schichten und Stände unſeres Volkes tun dürfen und tun.
Welches ſind die Intereſſen der Arbeitnehmerſchaft? Sie
be=
ruhen in dem Gegenſatz zwiſchen Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
Dieſer Gegenſatz aber ſollte in Zeiten höchſter Gefahr für Volk
und Wirtſchaft, wie zurzeit, einem ehrlichen Willen zur
Verſtän=
digung endlich Platz machen. Wir überwinden die deutſche Not
nur, wenn
an die Behebung ſeiner Nöte herangeht.
Ueberdies ſollten Arbeitgeber und Arbeitnehmer ihre
gemein=
ſamen Belange kennen! Denn Arbeitgeber und Arbeitgehmer ſind
aufeinander angewieſen. Die Austragung der Gegenſätze mit
Ge=
waltmitteln ſchadet, beſonders in der heutigen ſchwierigen
Wirt=
ſchaftslage, allen Teilen. Der Arbeitnehmer ſollte erkennen, daß
ſeine Exiſtenz, ſeine Arbeitsmöglichkeit und daher ſein Lohn und
Brot, von der günſtigen Lage der deutſchen Wirtſchaft abhängt,
deren Stärkung ſein allereigenſtes Intereſſe iſt. Der deutſche
Ar=
beitgeber aber ſollte bei allem Verſtändnis für die Schwierigkeit
ſeiner Lage und ſeiner Aufgaben, eines nicht und nie vergeſſen:
ſein größtes Kapital iſt die Arbeitskraft ſeiner Arbeitnehmer. Die
Hebung der ſozialen Lage ſeiner Arbeitnehmer liegt ſomit in
ſei=
nem Intereſſe, wie im Intereſſe des Geſamtvolkes.
Für dieſe Gedankengänge einzuſtehen, iſt Sache der deutſchen
Arbeitnehmer, wenn ſie ſich von der Sozialdemokratie trennen.
Es iſt falſch, wenn ſie vorher ſagen, es ſei alles
noch nicht ſo, wie ſie es wünſchen. Sollen und
mögen ſie eben dafür kämpfen! Es iſt ihre Aufgabe, für
diejenige Neuordnung der Verhältniſſe einzuſtehen, die ſie ſich
wünſchen. Und
Das Schickſal der werktätigen deutſchen Arbeitermaſſen iſt
untrenn=
bar auf Gedeih und Verderb mit dem Schickſal der geſamten
Na=
tion verbunden. Die Befreiung der Arbeiterſchaft wollen, heißt
daher, die Freiheit der Geſamtnation wollen. Für die Freiheik
der Arbeiterſchaft kämpfen heißt daher, für die Freiheit der Nation
kämpfen.
Der Marxismus, die Sozialdemokratie aber, haben übergenug
und mit erſchreckender Deutlichkeit bewieſen, daß ſie zur Löſung
der großen Aufgaben, deren unſer Volk harrt, unfähig ſind, ja daß
ſie das Volk Tag für Tag immer mehr und in immer wieder neues
Elend hineingeführt haben. Sie waren und ſind die ſchlimmſten
Feinde Deutſchlands, die ſchlimmſten Feinde des deutſchen Volkes,
insbeſondere aber die ſchlimmſten Feinde des deutſchen Arbeiters.
Darum heißt die Parole diesmal, heute am 1. Mai:
Schluß mit Marxismus und Sozialdemokratie!
Schluß mit Klaſſenkampf und Internationale!
Schluß mit Sozialismus und Kommunismus!
Hinein in die große Front der nationalen Erhebung!
Es lebe Deutſchland! Es lebe die deutſche Freiheit!
Seite 6 — Nr. 120
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 1. Mai 1933
Ehre die Arbeit! Achte den Arbeiter!
Soziale Bofſchaft Hindenburgs am 1. Mai. — Bor der Berkündung des erſten Jahresplanes
des deutſchen Aufbaues.
Das Reichsprogramm.
Berlin, 27. April.
Amtlich wird mitgeteilt:
Das Reichsminiſterium für Volksaufklärung und
Propa=
ganda hat für den 1. Mai 1933 folgendes endgültiges
Geſamt=
programm des „Feiertages der nationalen Arbeit” feſtgelegt.
Bormittags:
Kundgebung der deutſchen Jugend im Berliner Luſtgarten.
Teilnehmer: die Hitler=Jugend, die Deutſche Studentenſchaft,
die Jugendverbände und Jugendorganiſationen, die Berliner
Schuljugend aus den Bezirken I—Vl, Abteilungen des
Arbeits=
dienſtes, Abteilungen der SA. SS., des Stahlhelms und die
übrige Jungarbeiterſchaft der Stirn und der Fauſt.
Berliner Schulen, die ſich wegen der Entfernung nicht an
dem Aufmarſch beteiligen können, halten Schulfeiern ab, bei
denen die Kundgebung durch Rundfunk übertragen wird. Für
die Schulen und die Jugend im Reich gilt das Gleiche.
Programm des Vormiktags.
Ab 8 Uhr Anmarſch der Jugend.
9 Uhr Kundgebung im Luſtgarten.
1. Hymne, vorgetragen von 1200 Sängern des Berliner
Sängerbundes.
2. Rede des Herrn Reichsminiſters für Volksaufklärung und
Propaganda Dr. Goebbels.
3. Gemeinſamer Geſang des Horſt=Weſſel=Liedes.
Fahrt des Herrn Reichspräſidenten v. Hindenburg und des
Herrn Reichskanzler Adolf Hitler durch die Spaliere der Jugend
in der Wilhelmſtraße und Unter den Linden zum Luſtgarten.
4. Gemeinſamer Geſang der Jugend „Ich hab mich ergeben”.
5. Anſprache des Herrn Reichspräſidenten
von Hindenburg an die deutſche Jugend.
Gemeinſamer Geſang des Deutſchland=Liedes.
Programm des Nachmiktags.
13 Uhr (1 Uhr nachmittags) Eintreffen der
Arbeiterabord=
nungen aus allen Gauen des Reiches, aus Danzig, von der
Saar und aus Deuſchöſterreich mit zehn Großflugzeugen auf
dem Tempelhofer Feld in Berlin.
17,30 Uhr (5,30 Uhr nachmittags) Empfang der
Arbeiter=
abordnungen durch den Herrn Reichspräſidenten und den Herrn
Reichskanzler in der alten Reichskanzlei.
Abends.
Die Kundgebung auf dem Tempelhofer Feld. An dieſer
Kundgebung nimmt die geſamte Bevölkerung der
Reichshaupt=
ſtadt teil. Anweſend ſind u. a. die Reichsregierung und
Ver=
treter der Wehrmacht, die Vertreter der Länderregierungen, das
Doplomatiſche Korps und die Arbeiterabordnungen aus dem
Reich.
Progtamm.
Ab 12 Uhr mittags Abmarſch der Spitzen der Züge von den
bekanntgegebenen Sammelplätzen in zehn Kolonnen zum
Tempel=
hofer Feld.
16 bis 20 Uhr (4 bis 8 Uhr nachmittags) Militärkonzert
und Staffel= und Kunſtflüge der Luftgeſchwader auf dem
Tempelhofer Feld.
20 Uhr (8 Uhr nachmittags) Beginn der Kundgebung auf
dem Tempelhofer Feld.
1. Fanfarenmarſch, ausgeführt durch ſieben Kapellen und
zwei Spielmannszüge der Reichswehr.
2. Gemeinſamer Geſang der Maſſen: „Der Gott, der Eiſe
wachſen ließ”.
Ankunft des Herrn Reichskanzler Adolf Hitler.
3. Rede des Herrn Reichskanzlers Adolf
Hit=
ler mit Verkündung des erſten Jahresplanes
des deutſchen Aufbaues.
4. Gemeinſamer Geſang des Deutſchland=Liedes. Während
des Geſanges des Deutſchland=Liedes pflanzt eine Abordnung
der Hitlerjugend zu Ehren des Herrn Reichspräſidenten eine
junge Eiche auf dem Tempelhofer Feld.
5. Großer Zapfenſtreich, geſpielt von den Reichswehrkapellen.
6. Abbrennen des großen Feuerwerks.
7. Gemeinſamer Geſang des Horſt=Weſſel=Liedes. — Gegen
22 Uhr (10 Uhr abends) Schluß der Kundgebung.
Nach Beendigung der Veranſtaltung auf dem Tempelhofer
Feld Fackelzug der uniformierten Verbände zum Luſtgarten
durch die Belle=Alliance=Straße, Wilhelmſtraße, Voßſtraße,
Fried=
rich=Ebert=Straße, Brandenburger Tor, Unter den Linden nach
dem Luſtgarten, wo die Fackeln zuſammengeworfen werden.
Gegen 24 Uhr (12 Uhr nachts): Anſprache des Herrn
preu=
ßiſchen Miniſterpräſidenten Göring im Luſtgarten.
Die Feſtfolge für den 4. Mei in Darmfkgdk
Vorm. 6.00 Uhr: Wecken durch die S.A.=Kapellen.
Vorm. 7.39 Uhr: Sammeln der Belegſchaften in den Betrieben.
Vorm. 8.00 Uhr: Anſprache zur Hiſſung der Hakenkreuzfahnen,
Anſchließend Abmarſch nach dem Exerzierplatz.
Für Kleinbetriebe, für jüdiſche Betriebe,
für die Handwerker=Innungen und
Einzelhan=
delsverbände, für Erwerbsloſe, Sozialrentner
und dergleichen ſindet die Kundgebung
anläß=
lich der Flagenhiſſung auf dem Marktplatz
ſtatt. Es ſpricht der Staatspreſſechef Pg. Falk.
Vorm. 8.15 Uhr: Läuten der Glocken.
Vorm. 9.00 Uhr: Uebertragung der Kundgebung
aus dem Luſtgarten in Berlin auf
dem Darmſtädter Exerziexplatz.
Vorm. 10.45 uhr: Staatsakt der Hefſiſchen Regierung
agf dem Erertierplaß.
Es ſprechen: Der Reichskommiſſar
Gau=
leiter Sprenger Staatspräſident Prof.
Dr. Werner, Staatskommiſſar für
Arbeiter=
ragen, Fritz Kern. M. d. R., Stabsleiter
Geyſe
Die Tarmſtädter Sängerſchaft ſingt unter
Leitung des Gauchormciſters Ctzold das Lied:
„Wo gen Himmel Eichen ragen”.
Gemeinſamer Geſang des „Jungarbeiter=
Liedes”.
Die muſikaliſche Umrahmung übernimmt
die Polizei= und Standartenkapelle 115;
Lei=
tung: „Polizei=Obermuſikmeiſter Buslau.
Der Staatsakt wird auf den Frankfurter
Rund=
funk übertragen Zur Einführung gibt
Gau=
ſchulungsleiter Trefz eine Rundfunkreportage.
Nachm. 13.00 Uhr:
Berkündung des Studenkenrechts durch
den Staakspräſidenken Profeſſor Dr.
Werner in der Techniſchen Hochſchule.
Nachm. 14.00 Uhr: Antreten der Fachſchaften. Vereine, Innungen,
Feſtwagen auf dem Mercksplatz.
Nachm. 19.30 Uhr: Uebertragung der Kundgebung
aufdem Tempelhoferfeld.
Betkündung des Maniſeſtes des
Reichskanzlers Adolf Hikler.
Anſprachen des Stabsleiters Heyſe,
Kreis=
leiters Zürtz.
Unterhaltungsmuſik und
deut=
ſcher Tanz.
Nachm. 24.00 Uhr: Uebertragung des Rede des
Miniſter=
präſidenten Hauptmann Göring.
Die offiziellen Abendveranſtaltungen
fin=
den in der Feſthalle und im Saalbau ſtatt.
Die Redner ſprechen in beiden Sälen perſönlich.
Ein=
tritt frei.
Die Geſamtleitung am 1. Mai liegt in den Händen von
Gauſchulungsleiter Pg. Trefz und Kreispropagandaleiter Pg.
Dr. Schmidt.
Die Durchführung des Staatsaktes unterſteht
Gauſchulungs=
leiter Trefz, des Feſtzuges: Polizeimajor Dr. Jvers, der
Feſt=
hallenverſammlung: Kreisleiter Zürtz, der
Saalbauveranſtal=
tung: Pg. Dr. Weihl.
Der Feſtzug
bewegt ſich durch folgende Straßen: Mercksplatz, Stiftsſtraße,
Dieburger Straße, Heinheimerſtraße, Liebfrauenſtraße,
Emil=
ſtraße, Frankfurter Straße, Wilhelminenſtraße. Karlsſtraße,
Beſ=
ſunger Straße, Heidelberger Straße, Neckarſtraße, Rheinſtraße,
gez.: Dr. Schmidt. Trefz.
Rheintor.
Durchführungsbeſtimmungen und Anweiſungen
des Sonderausſchufſes für Darmſtadt=Stadk und
Darmſtadk-Land.
6.00 Uhr:
7.30 Uhr:
8.00 Uhr:
8.15 Uhr:
8.15 Uhr:
9.00 Uhr:
10.45 Uhr:
13.00 Uhr:
Großes Wecken durch die Muſikkapellen der SA.
Die Belegſchaften ſammeln ſich um 7.30 Uhr in den
Betrieben. Anweſenheitskontrolle iſt erforderlich für
die ſpätere Lohnauszahlung. Die Aufſtellung gliedert
ſich: Arbeiter, Angeſtellte, Betriebsrat, Direktion.
Jeder Betriebsleiter oder Meiſter ſteht vor ſeiner
Betriebsgemeinſchaft oder Meiſterſchaft.
Die weiblichen Arbeiter und Angeſtellte marſchieren
geſchloſſen in ihren Belegſchaften. Die NSBO.=
Mit=
lieder ſtellen ſich geſchloſſen, je nach der
Betriebszu=
ſehörigkeit als Arbeiter und Angeſtellte, vor ihren
Berufsgruppen auf. Die Hakenkreuzbinde iſt
anzu=
legen. Betriebszellenfahnen ſind mitzuführen. (Für
Darmſtadt=Stadt hat die Abholung Samstag, den 29.
April, auf der Kreisbetriebszellenleitung, Hügelſt. 15,
zu erfolgen.)
Falls keine Betriebsfahnen vorhanden ſind Schilder
in der Größe 90X60 Zentimeter, weiß, mit ſchwarzer,
deutſcher Schrift, mit dem Namen des Betriebes
mit=
zuführen.
Für Muſik haben die Betriebe weiteſtgehend ſelbſt
Sorge zu tragen.
wird in den Betrieben eine Anſprache gehalten, in der
auf die Bedeutung des 1. Mai als Tag der Ehrung der
deutſchen Arbeit hingewieſen wird. Redner hierzu ſind
von den Betrieben ſelbſt zu ſtellen. Als Redner
kom=
men nur Arbeiter und Angeſtellte in Frage.
Die chriſtlichen Kirchen werden in der Zeit von 8.15
bis 8.45 Uhr läuten laſſen.
Die Anſprachen ſind zu Beginn des Läutens der
Kir=
chenglocken zu beenden. Unter Abſingen des Horſt=
Weſſel=Liedes werden die Hakenkreuzfahnen gehißt.
Der Abmarſch erfolgt in der Reihe der Aufſtellung zum
Exerzierplatz. Schwerkriegsbeſchädigte und
Arbeits=
invaliden ſind durch die Betriebe nach Möglichkeit in
Wagen zu befördern.
Für Zwergbetriebe, für jüdiſche Betriebe, für die
Handwerker=Innungen und
Einzelhandelsvereini=
gungen, für Arbeitsloſe
gelten folgende Sonderanweiſungen:
Die Belegſchaften ſammeln ſich um 7.30 Uhr an ihren
Arbeitsſtellen und gehen zwanglos mit ihren
Arbeit=
gebern. (jüdiſche Arbeitgeber ausgeſchloſſen) zum
Marktplatz. Dort findet eine beſondere Feier und
Hiſſung um 8 Uhr ſtatt. Redner iſt der
Staatspreſſe=
chef Falk. Innungsfahnen ſind nicht mitzuführen.
Uebertragung der Kundgebungen aus dem Berliner
Luſtgarten auf dem Darmſtädter Exerzierplatz. (Für
Darmſtadt=Land haben, die Propagandaleiter
Laut=
ſprecher für die öffentlichen Plätze zu beſorgen.
Staatsakt der heſſiſchen Regierung. Die
Aufſtellung der Teilnehmer erfolgt nach den
Weiſun=
gen des Herrn Polizeimajors Dr. Ivers und ſeiner
Beauftragten. Für die
Schwerkriegsbeſchä=
digten und Arbeitsinvaliden ſind Sitzplätze
in beſchränktem Rahmen auf Grund der üblichen
Aus=
weiſe bereitgeſtellt.
Nach Beendigung der Uebertragung Abmarſch der
Belegſchaften.
Verkündung des Studentenrechts in der/ Hochſchule
durch den Herrn Staatspräſidenten. (Nähere
Anwei=
ſungen ergehen durch den NSDStB.)
14.00 Uhr: Antreten der Fachſchaften. Vereine. Innungen mit
Feſtwagen auf dem Mercksplatz zum
Propaganda=
marſch durch die Stadt.
Für Schwerkriegsbeſchädigte und Arbeitsinvaliden ſtehen
Wagenplätze in beſchränkter Anzahl gegen Vorzeigen der
ausgege=
benen Ausweiſe zur Verfügung.
Fachſchafts= und Berufsſtandsſchilder ſind in der Größe von
90X60 Zentimeter, weißer Grund mit ſchwarzer, deutſcher Schrift,
mitzuführen.
Die Innungen werden gebeten, ihre Fahnen neben den
Hakenkreuzfahnen zu führen und ihre Mitglieder in Berufstracht
marſchieren zu laſſen.
Die Feſtwagen ſollen Sinnbilder der deutſchen Arbeit
dar=
ſtellen. Erzeugniſſe der deutſchen Arbeit, allerdings ohne
Miß=
brauch zu Reklamezwecken, können mitgeführt werden.
Die Frauen marſchieren im Feſtzug nicht mit.
Die Schulen beachten die gleichfalls heute abgedruckte
be=
ſondere Anweiſung.
Erwerbsloſe Parteigenoſſen im Dienſtanzug die NSBO.=
Mitglieder an der Spitze, marſchieren in ihren Fachſchaften.
Die Sport= und Regimentsvereine werden
ge=
beten, ihre Mitglieder tunlichſt in den
Fachſchaf=
tenmarſchieren zulaſſen, da dies mehrdem Sinn
des Feſtes der deutſchen Arbeit entſpricht. Die
Führung der kaufmänniſchen Angeſtellten übernimmt der DHV.
Den Zug beſchließen SA., Hitlerjugend und SS.
(Für Darmſtadt=Land liegt die Leitung des geſamten Zuges
in Händen des Ortsgruppenleiters der NSDAP. und ſeiner
Be=
auftragten.)
Die Durchmarſchſtraßen ſind bekannt gegeben. Es findet ein
Vorbeimarſch an der Gauleitung ſtatt. Auflöſung des Zuges: am
Rheintor. Ergänzende Anweiſungen ergehen nach Bedarf. Die
Feſtabzeichen werden vorausſichtlich
Sonntag=
den 30. April, vormittags 12 Uhr, auf der
Kreis=
leitung für den ganzen Kreis ausgegeben.
Der Vorſitzende des Sonderausſchuſſes:
gez. Dr. Schmidt.
Marſchbefehl
für den Feſtzug des Tages der deutſchen Arbeik.
1. Am 1. Mai findet ein Feſtzug zu Ehren des Tages der deutſchen
Arbeit ſtatt.
a) Der Feſtzug iſt untergeteilt in mehrere Gruppen, deren
Spitzen durch ein weißes Schild mit roter Schrift
ge=
kennzeichnet ſind. Dieſe Schilder werden auf dem Marſch
nicht mitgeführt.
b) Die teilnehmenden Verbände. Firmen und Organiſationen
ſind folgendermaßen auf die Gruppen verteilt:
Aufſtellungsplan für den 1. Mai.
Gruppe I. Berittene Polizei Heſſiſche Staatsregierung und
Gauleitung der NSDAP.. E. Merck, Darmſtadt, Freiwilliger
Ar=
beitsdienſt, Freiwilliger Arbeitsdienſt, Hochſchule; Techniſche
Not=
hilfe
Aufſtellung der Gruppe: Mercksplatz (Oſtſeite).
Gruppe II. Heag, Röhm u Haas, Induſtriellen=
Verei=
nigung.
Aufſtellung der Gruppe: Mercksplatz (Oſtſeite).
Gruppe III: D. H. V., G. D. A.. Allgemeiner Verbang
der heſſiſchen Angeſtellten, Werkmeiſter.
Aufſtellung der Gruppe: Mercksplatz (neben Gruppe 2).
Gruppe IV. N.S Beamtenſchaft des Kreiſes, Städtiſche
Betriebe, Direktion der ſtädtiſchen Betriebe. Tiefbauamt, Städt,
Beamtenſchaft, Staatsbehörden, Juſtizbehörden. Darmſtädter
An=
waltsverein, Strafvollzugsbeamte, Landesverſicherungsanſtalt.
Aufſtellung der Gruppe: Mercksplatz, Mitte.
Gruppe V: Arbeiterſchaft der Schutzpolizei. Metallarbeiter,
Lokomotivführer, Lokomotivwerk „Landestheater, Muſikverein,
Auto=Fahrſchulen, Fahrſchule Buſch, Milchhändler,
Milchverſor=
gungsgenoſſenſchaft, Reichsvereinigung ehem. Kriegsgefangener.
Aufſtellung der Gruppe: Stiftsſtraße, Roßdörfer Straße,
Rich=
tung Roßdorf.
Gruppe VI. Freiwillige Feuerwehr, Berufsfeuerwehr,
Adolf=Hitler=Bauſchule Ortsgewerbeverein.
Handwerkervereini=
gung, Südweſtdeutſche Verſicherungsanſtalt, Bäckergehilfen,
Schorn=
ſteinfeger.
Aufſtellung: Landgraf=Georgs=Straße, Spitze am Mercksplatz=
Fiedlerweg, Richtung Dieburg.
Gruppe VII. Schulen Darmſtadts.
Aufſtellung: Mercksplatz, neben Gruppe TV.
Gruppe VIII. Darmſtädter Reiterverein. Pol.=
Sportver=
ein, Turn= und Sportvereine, Sportverein 98, Jungflieger
Heſſen=
flieger. Darmſtädter Sängerſchaft. Radfahrverein, Velocipedklub,
Aufſtellung der Gruppe: Mercksplatz, neben Gruppe VII.
Gruppe IX. Einzelhandel, Orlemann, Ibel u. Lotz,
E. D. L., Firma Stegmüller, Fuhrbach. Paul Wolf u. Co.,
Ludendorf. Dorbach u Riedel, Scherkamp, Gebhardt. Faktorenbund.
Förſter, Landwirtſchaftliche Zentralgenoſſenſchaft, Verband der
heſſiſchen Landwirtſchaftsgenoſſenſchaft, Landesgenoſſenſchaftsbank.
Gebr. Friedrich, Jungdo, Kirchenchor Cäcilia, Kleingartenverein,
Gärtner, Verband reiſender Kaufleute, Fachoptiker, Juweliere
und Goldſchmiede, Gutshof Gehaborn.
Aufſtellung der Gruppe: Darmſtraße, Spitze Mercksplatz,
Hein=
rich=Fuhr=Straße, Botaniſcher Garten.
Gruppe X. Auslandsdeutſche Marineverein, 115er,
Leib=
dragoner, Heſſ. Regimentsvereine. Vereinigte Regimentsvereine.
Haſſia.
Aufſtellung der Gruppe: Mercksplatz, neben Gruppe VIII.
Gruppe IK. NS.=Fachſchaft der Gemeindebeamten und des
Arbeitsamtes, Aerzte. Apotheker und Zahnärzte. Dentiſten, Café
Waldesruh, Hotel=Angeſtellte, Hofgut Kranichſtein.
Aufſtellung der Gruppe: Soderſtraße, Spitze Stiftsſtraße,
Rich=
tung Gabelsbergerſtraße.
Gruppe XII. Studentenſchaft, Evang. Jugendgemeinſchaft,
Großdeutſcher Bund. Neudeutſchland.
Aufſtellung der Gruppe: Mercksplatz, Weſtſeite.
Gruppe XIII. Jungvolk, Hitler=Jugend, Sturmbann T/115,
Stahlhelm. Sturmbann III/115, SS.
Aufſtellung der Gruppe: Mercksplatz, Weſtſeite.
Die Reihenfolge der Verbände innerhalb der Gruppen
richtet ſich nach deren Eintreffen,
2. Marſchweg des Feſtzuges.
Aufſtellung: Mercksplatz und angrenzende Straßenzüge,
Marſch: Stifts=, Dieburger=, Heinheimer=, Liebfrauen=,
Emil=, Frankfurter=, Wilhelminen=, Karls=, Beſſunger=,
Heidelberger=. Neckar=, Rheinſtraße.
Auflöſung: Rheintor, nach dem Vorbeimarſch an den
Führern des heſſiſchen Staates und der Gauleitung der
NSDAP.
Beginndes Marſches: 14 Uhr. Es wird in der
Reihen=
folge der Gruppen in Sechſerreihe marſchiert.
Auflöſung unmittelbar hinter dem Rheintor kann wegen der
damit verbundenen Verſtopfung der Straßen nicht ſtattfinden.
Der erſte Teil des Feſtzuges wird deshalb im nördlichen Viertel
der Stadt aufgelöſt.
3. Für Auskünfte uſw. ſind für die einzelnen Gruppen SA.=Führer
bzw. Männer vorhanden.
4. Auf dem Exerzierplatz und am Marſchwege ſind
Sanitäts=
ſtationen eingerichtet. Sie befinden ſich in der
Schwimmbad=
anſtalt, Mercksplatz; Säuglingsheim Heinheimerſtraße;
Alters=
heim. Emilsſtraße: Adolf=Hitler=Platz, Miniſterium;
Herr=
mannsſchule Karlsſtraße; Beſſunger Schule Beſſunger Straße;
Kaſerne, Marienvlatz; Vereinigte Geſellſchaft, „Rheinſtraße;
Exerzierplatz. — Die Frauenſchaft der NSDAP., Ortsgruppe
Darmſtadt, wird gebeten, dieſe Sanitätskolonnen mit einigen
Angehörigen der Frauenſchaft zu beſetzen.
5. Die Aufmarſchleitung befindet ſich auf dem Mercksplatz,
Ecke Stiftsſtraße und Landgraf=Georgs=Straße, ſpäter am
Rheintsr.
Die Aufmarſchleitung:
(gez.) Dr. Jvers;
Montag, 1. Mai 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 120 — Seite 7
15V.
iges
ner
Be=
det ein
am
Die
ntag,
Kreis=
n. deren
hriſt ge=
Un
Vereiz
rband
ter,
eini
splaßz,
wvert
Leib=
Eine Ankwork an die „Heſſiſche
Landeszeikung”.
In der geſtrigen Ausgabe der „Heſſiſchen
Landes=
zeitung” iſt unter der Ueberſchrift. Das Kreuz der
Ehrenlegion für einen Darmſtädter
Hochver=
räter” gegen Prof. L. G. W. Wittich=Straßburg ein ſcharfer
Angriff erſchienen, der mit der Anfrage abſchloß, ob Profeſſor
L. G. W. Wittich mit dem „Darmſtädter Tagblatt” irgendwie
finanziell zuſammenhänge.
Daraufhin iſt geſtern dem Verleger der „Heſſiſchen
Landes=
zeitung”, Herrn Kichler, der nachſtehende Brief zugegangen:
Darmſtadt, 30. April 1933.
An den Verlag der
Heſſiſchen Landeszeitung G. m. b. H.
z. Hd. des Herrn Kichler
Darmſtadt.
Sehr geehrter Herr Kichler!
In der Heſſiſchen Landeszeitung vom Sonntag leſe ich
unter der Ueberſchrift: „Das Kreuz der Ehrenlegion für einen
Darmſtädter Hochverräter” einen ſcharfen Angriff gegen
meinen Bruder, der mit der Anfrage ſchließt, ob der
Straßburger Profeſſor Wittichnoch in
finan=
ziellen Beziehungen zum Darmſtädter
Tag=
blatt ſtehe. Da Sie zweifellos als Darmſtädter
Zeitungs=
verleger die Beſitzverhältniſſe des Darmſtädter Tagblatt
kennen, zu mindeſtens aber dieſe Frage durch eine einfache
vorherige Anfrage bei mir ohne weiteres hätten klären
kön=
nen, liegt der Gedanke nahe, daß es ſichbeidieſem
Vor=
gehen um ein geſchäftliches Manöver mit ſehr
durchſichtigem Hintergrund handelt.
Meine Auffaſſung über das Verhalten meines Bruders
habe ich ihm bei mehr wie einer Gelegenheit mit nicht
miß=
zuverſtehender Deutlichkeit mitgeteilt. Weiter brauche ich mich
darüber öffentlich nicht zu äußern. Ich ſtelle aber feſt,
daß Profeſſor Wittich mit dem Darmſtädter
„Tagblatt weder finanziell, noch
ſonſtirgend=
wie zuſammenhängt, und zwar ſeit einer im
Jahr 1912 nach dem Tode meines Vaters
er=
folgten endgültigen Auseinanderſetzung.
Ich muß von Ihnen erwarten, daß Sie dafür Sorge
tragen, daß Sie dieſe eindeutige Antwort
um=
gehend in der Heſſiſchen Landeszeitung an
der gleichen Stelle wie die heutige Anfrage
veröffentlichen.
Hochachtungsvoll
gez. R. L. Wittich.
Darmftadk im Feſtſchmuck.
Unſere Landeshauptſtadt wird ſich heute am Tage der
natio=
nalen Arbeit in einem Feſtſchmuck zeigen, wie man ihn kaum
geſehen hat. Bereits am Samstag und auch während des
geſtri=
gen Sonntag vormittags wurde mit dem Schmücken der
Ge=
bäude begonnen. Zahlreich iſt friſches Grün verwandt. Eine ſehr
vorteilhafte Ausſchmückung mit Fahnen, Girlanden und
Leucht=
körpern, die das Hakenkreuz in die Nacht ſtrahlen, haben wieder
das Monument, das Landestheater und das Landtagsgebäude
bekommen. Neben den behördlichen Gebäuden haben die
Ge=
ſchäfts= und Privathäuſer in allen Stadtteilen reichen Feſtſchmuck
angelegt. Verſchiedentlich waren bereits am Sonntag abend
Lampions und Leuchtſchalen entzündet. Die ganze Bevölkerung
trug ſchon geſtern freudige Feſtſtimmung zur Schau. Hoffentlich
hat der Wettergott heute ein Einſehen und unterbricht ſein
weiter willkommenes Naß für einen Tag.
Berft keine Blumenſträuße
in die Wagen der nakionalen Führer!
Als der Reichspräſident von Hindenburg am Samstag im
Kraftwagen vom Tempelhofer Feld zurückkehrte, wurden ihm
aus der begeiſterten Menge Blumenſträuße zugeworfen, von
denen einer den Reichspräſidenten beinahe ernſtlich am Auge
verletzt hätte.
Es werden alle dringend gebeten, bei feſtlichen Anläſſen wie
auch den 1. Mai ihre Verehrung und Dankbarkeit für die
natio=
nalen Führer nicht dadurch zum Ausdruck zu bringen, daß man
ihnen Blumen in die Wagen wirft. Solche noch ſo gut
gemein=
ten Abſichten können ſchwere Nachteile für die im wörtlichen
Sinne des Wortes Getroffenen zur Folge haben.
— Brahmsfeſt des Landestheaters. Zu Ehren Johannes
Brahms dieſes deutſchen Meiſters, deſſen 100. Geburtstag in den
erſten Maitagen die ganze Muſikwelt feſtlich begeht, veranſtaltet
das Landestheater ein Feſt, das an fünf Abenden, die auf zwei
Wochen verteilt ſind, eine ſorfältig vorgenommene Auswahl von
Werken dieſes lange viel umſtrittenen niederdeutſchen Tondichters
bringt. Zählten ſeine Lieder ſchon Jahrzehnte hindurch zu den
beliebteſten und oft gehörteſten Vokalkompoſitionen überhaupt, ſo
ſetzten ſich ſeine herrlichen Kammermuſikwerke ſpäter, aber dann
umſo ſchneller durch. Alle Kammermuſikvereinigungen der
gan=
zen Welt bevorzugen dieſe für alle Inſtrumente, ſo überaus günſtig
geſchriebenen Werke in beſonderem Maße. Für ſeine
Orcheſter=
werke, von denen die Haydn=Variationen und ſeine vier
Sinfo=
nien beſonders genannt ſeien, ſetzte ſich der als unerreichter
Inter=
pret berühmte Fritz Steinbach in hohem Maße ein. Wer je das
Glück hatte unter dieſem genialen Brahmsdirigenten Brahms
ſpielen zu dürfen, wird dieſe Feierſtunden zu den größten
Erleb=
niſſen ſeines Lebens zählen. Mancher Muſiker, der zu Brahms
noch keine richtige Einſtellung fand, ward durch dieſen Dirigenten
Zum glühendſten Verehrer des Meiſters. Viele ſtehen heute leider
noch abſeits, ſie durch die Jahrhundertfeier einem der größten
deutſchen Komponiſten näherzubringen, das ſoll der Zweck des
Brahmsfeſtes ſein. Hoffentlich nehmen alle die daran teil, die
heute ſchon zu ſeinen Verehrern gehören und die, die dazu
ge=
langen wollen und werden.
Die Theater der Palaſt=Lichtſpiele A.=G. (Union=Theater,
Helia= und Palaſt=Lichtſpiele) beginnen am heutigen „Tag
der Arbeit” mit ihren Vorführungen erſt um 6 und um 8.20 Uhr.
Sonnkagsſpiegel.
Auf der Zeche „Matthias Stinnes” I/II in Eſſen hat ſich in
der Nacht zum Sonntag unter Tage eine Exploſion ereignet
wo=
bei 7 Bergleute getötet und zwei verletzt wurden. Die
Unter=
ſuchung wurde noch in der Nacht aufgenommen.
Auf der Delegiertenverſammlung des Reichsverbandes der
deutſchen Preſſe wurde der Reichspreſſechef der NSDAP., Dr.
Dietrich, zum erſten Vorſitzenden gewählt. Die Verſammlung
ſandte Begrüßungstelegramme an den Reichspräſidenten, den
Reichskanzler Adolf Hitler und den Reichsminiſter Dr. Goebbels.
Es wurde beſchloſſen, daß Juden und Marxiſten künftig nicht
mehr Mitglieder des Reichsverbandes werden können.
Die NSDAP. hielt am Sonntag vormittag als Auftakt zum
Bahlkampf in Danzig eine Amtswaltertagung ab, auf der
Gau=
leiter Forſter auf die Aufgaben der nationalſozialiſtiſchen
Be=
wegung in Danzig hinwies.
Auf den Appell der Stahlhelmführer verkündete der
Bundes=
lührer Seldte, daß er die diktatoriſche Führung des Bundes
übernommen habe, von Morpzowicz wurde zum
Bevollmächtig=
len des Bundesführers und von Stephani zum
Bundeshaupt=
mann ernannt.
Der Nationalfeiertag im Rundfunk
Das Programm des Südweſtfunks.
Der Südweſtfunk überträgt am Montag, den 1. Mai, von
10.50 bis 11.50 Uhr aus Darmſtadt den heſſiſchen Staatsakt
an=
läßlich des Feiertages der nationalen Arbeit, mit Anſprachen des
Reichskommiſſars, Gauleiter Sprenger und des
Staatspräſi=
denten Prof. Werner.
Programm
des Südweſtdeutſchen Rundfunks, Frankfurt a. M., am Feiertag
der nationalen Arbeit, 1. Mai 1933.
7.00 Uhr: Vom Römerberg: Frühkonzert der SA.=Kapelle,
Standarte 81: 1. Die Ehre Gottes in der Natur,
Hymne, Beethoven; 2. Ouvertüre zur Oper „Rienzi”,
Wagner; 3. Heil Hitler Deutſchland erwache, Marſch,
W. Ewers; 4. Argonner=Marſch, H. Männecke; 5.
Fan=
taſie aus der Oper „Freiſchütz”, C. M. v. Weber;
6. Badenweiler=Marſch, G. Fürſt. Leitung: MZ.=
Führer A. Weilert.
8.00 Uhr: Auf der Frankenallee: Konzert des Muſikzuges der
2. SS.=Standarte: 1. Durch Nacht zum Licht, Marſch,
Laukin; 2. Vaſantaſena, Ouvertüre, Hauſe; 3.
Herbſt=
weiſen, Walzer, Waldteufel; 4 Elektriſche Funken,
Potpourri, Hauſe; 5. Blauäuglein Marſch, Morſe;
6. Gavotte, Jeſſel; 7. Ein Traum, Nehl; 8. Er weicht
der Sonne nicht, Marſch, Kaiſer. Leitung: MZ.=
Führer E. Fuchs; Soliſt: A. Richter (Flügelhorn).
8.50 Uhr: Von Berlin: Reichsſendung: Funkbericht der
Jugendkundgebung im Berliner Luſtgarten.
9.00 Uhr: Uebertragung der Jugendkundgebung im
Ber=
liner Luſtgarten: 1. Hymne. Vorgetragen von 1200
Sängern des Berliner Sängerbundes. 2. Rede des
Herrn Reichsminiſters für Volksaufklärung und
Pro=
paganda Dr. Goebbels. 3. Gemeinſamer Geſang des
Horſt=Weſſel=Liedes. Funkbericht über die Fahrt des
Herrn Reichspräſidenten v. Hindenburg und des Herrn
Reichskanzlers Adolf Hitler durch die Spaliere der
Jugend in der Wilhelmſtraße und Unter den Linden
zum Luſtgarten. 4. Gemeinſamer Geſang der Jugend
„Ich hab” mich ergeben”. 5. Anſprache des Herrn
Reichspräſidenten v. Hindenburg an die deutſche
Jugend. Gemeinſamer Geſang des Deutſchlandliedes.
(Schluß gegen 10 Uhr vormittags.) Anſchließend:
Hörbericht deutſcher Arbeiter. Es
ſpre=
chen: ein Hafenarbeiter aus Hamburg, ein Bergmann
aus Niederſchleſien, ein Landarbeiter aus Oſtpreußen,
ein Metallarbeiter aus dem Saarland, ein
Bergarbei=
ter aus dem Siegerland, ein Winzer von der
Unter=
moſel, ein Bergarbeiter aus dem Ruhrgebiet. (Schluß
der Reichsauflage.)
10.50 Uhr: Von Darmſtadt: Heſſiſcher Staatsakt
anläßlich des Feiertages der nationalen Arbeit, mit
Anſprachen des Reichskommiſſars, Gauleiter
Spren=
ger und des Staatspräſidenten Prof. Werner.
12.00 Uhr: Von Königsberg: Militärkonzert (Märſche).
12.35 Uhr: SWF. Tagesnachrichten.
13.00 Uhr: Von Berlin: Reichsſendung: Funkbericht vom
Eintreffen der Arbeiter=Abordnungen aus allen
Gauen des Reiches, aus Danzig, von der Saar und
aus Deutſch=Oeſterreich, mit 10 Großflugzeugen auf
dem Tempelhofer Feld in Berlin.
13.35 Uhr: Arbeiter= und Marſchlieder der SA.=Blasorcheſter:
Jugend marſchiert, Marſch von Ernſt Hanfſtaengel.
Lieder der SA.: „Volk an’s Gewehr”; „Von allen
unſeren Kameraden”: „Es pfeift von allen Dächern”
Schalmeienkapelle der Standarte Horſt Weſſel:
„Brüder in Zechen und Gruben”; „Wir traben in die
Weite”. Blasorcheſter: Wanderliederpotpourri von
Heinrich Mannfred. Lieder der SA.: „Wann wir
ſchreiten Seit’ an Seit”; „Märkiſche Heide, märkiſcher
Sand” Schalmeienkapelle der Standarte Horſt Weſſel:
„Wir ſind die Sturmkolonnen” „Kameraden laßt
er=
ſchallen” Blasorcheſter: „Deutſchlands Erwachen” von
J. Kochmann. (SA.=Chor des Horſt=Weſſel=Sturmes,
die Schalmeienkapelle der Standarte Horſt Weſſel, das
deutſche Blasorcheſter, unter Leitung von Alfred
Engel.)
14.40 Uhr: Der 1. Mai, wie er war und wie er wird. (Pg.
Schu=
mann, Reichsleiter der NSBO.)
15.00 Uhr: Funkbericht vom Maſſenaufmarſch auf
dem Tempelhofer Feld.
15.05 Uhr: Arbeiterdichter leſen eigene Dichtungen.
16.00 Uhr: Funkbericht von den Kunſtflügen der Flugſtaffeln auf
dem Tempelhofer Feld.
16.05 Uhr: „Symphonie der Arbeit‟, Dichtung: HansJürgen
Nie=
rentz, Muſik von Herbert Windt, das Orcheſter der
Funkſtunde, Dirigent: Herbert Windt.
16.45 Uhr: „An ihren Taten ſollt ihr ſie erkennen”, eine ſatiriſche
Hörfolge mit Gedichten von Orpheus dem Zweiten.
17.30 Uhr: Hörbericht vom Empfang der Arbeiter=Abordnungen
durch den Herrn Reichspräſidenten und den Herrn
Reichskanzler in der alten Reichskanzlei; anſchließend:
Funkbericht vom Aufmarſch auf dem Tempelhofer Feld
und Lieder der Bergleute, Bauern und Soldaten.
18.20 Uhr: „Wir führen die Arbeit”, eine Hörfolge von Eugen
Dieſel.
19.30 Uhr: Funkbericht vom Tempelhofer Feld.
19.35 Uhr: Neueſte Nachrichten; Berichte über die Maifeiern und
Aufmärſche im Reich und in den Grenzlanden.
19.50 Uhr: Hörbericht vom Tempelhofer Feld.
20.00 Uhr: Uebertragung der Kundgebung auf dem
Tempelhofer Feld: 1. Fanfarenmarſch,
aus=
geführt durch 7 Kapellen und 2 Spielmannszüge der
Reichswehr. 2. Gemeinſamer Geſang der Maſſen
„Der Gott, der Eiſen wachſen ließ” Funkbericht von
der Ankunft des Herrn Reichskanzlers Adolf Hitler.
3. Rede des Herrn Reichskanzlers Adolf Hitler mit
Verkündung des erſten Jahresplanes des deutſchen
Aufbaus. 4. Gemeinſamer Geſang des Deutſchlandliedes.
Funkbericht von der Pflanzung einer jungen Eiche
auf dem Tempelhofer Feld durch eine Abordnung der
Hitler=Jugend zu Ehren des Herrn Reichspräſidenten.
5. Großer Zapfenſtreich, geſpielt von den
Reichswehr=
kapellen. 6. Funkbericht vom Abbrennen des großen
Feuerwerkes auf dem Tempelhofer Feld. 7.
Gemein=
ſamer Geſang des Horſt=Weſſel=Liedes. Funkbericht
vom Fackelzug der uniformierten Verbände zum
Luſt=
garten, wo die Fackeln zuſammengeworfen werden.
Neueſte Nachrichten und Berichte vom Verlauf der
Maifeiern im Reich und in den Grenzlanden;
an=
ſchließend deutſche Muſik, Märſche und Tänze unter
Mitwirkung der Funkorcheſter der deutſchen
Sende=
geſellſchaften. — Gegen
24.00 Uhr: Funkbericht und Uebertragung der Anſprache des
Herrn preußiſchen Miniſterpräſidenten Göring im
Berliner Luſtgarten nach Beendigung des Fackelzugs.
Anſchließend bis
3.00 Uhr morgens: Unterhaltungs= und Tanzmuſik
unter Mitwirkung der Funk=Orcheſter verſchiedener
Rundfunkgeſellſchaften.
Fertig zur Fußball=Meiſterſchaft.
3
F5V. Frankfurk füddeutſcher Meifter. — 15 Endſpiel=Teihehmer ermitkelk. — Süddeutſchland enkſendek
S5V., München 1860 und Einkracht Frankfurk. — Nürnberg-Fürkh ausgeſchalkek.
Südoſtdeutſchland: Beuthen 09 (Meiſter), Vorwärts Raſenſport
Gleiwitz.
Meiſterſchafts-Vorrunde am 7. Mai.
Baltenverband: Pruſſia Samland Königsberg (Meiſter), Hinden=
Bis auf eine Ausnahme ſind am letzten April=Sonntag alle
Teilnehmer für die Deutſche Fußball=Meiſterſchaft ermittelt
worden. Es fehlt lediglich der zweite Vertreter Brandenburgs,
der am Mittwoch abend in einem beſonderen Entſcheidungsſpiel
zwiſchen Viktoria 89 und Berliner SV. 92 feſtgeſtellt werden ſoll.
Süddeutſchlands drei Vertreter heißen FSV. Frankfurt,
München 1860 und Eintracht Frankfurt. Der entſcheidende
Sonn=
tag wurde zu einem Triumphtag für den Frankfurter Fußball.
Im Kampf um die Süddeutſche Meiſterſchaft ſchlug der FSV.
Frankfurt im Frankfurter Stadion München 1860 mit 1:0 (0:0),
und mit genau dem gleichen Ergebnis beſiegte die Eintracht in
Saarbrücken die Sp.Vg. Fürth im Spiel um die dritte
Ver=
treterſtelle.
Weſtdeutſchland ſchickt Schalke 04, Fortuna Düſſeldorf und VfL.
Benrath, alſo ein bewährtes Trio, in die DFB.=Endſpiele.
Schalke gewann das Meiſterſchafts=Endſpiel im Duisburger
Stadion vor 33 000 Zuſchauern gegen Fortuna Düſſeldorf mit 1:0
(0:0), während VfL. Benrath durch einen 3:1 (0:0)=Erfolg über
Schwarz=Weiß Eſſen weſtdeutſcher Pokalmeiſter und damit dritter
Vertreter ſeines Verbandes wurde.
Norddeutſchland nannte für die Bundesmeiſterſchaft den
Meiſter Hamburger SV. und Arminia Hannover. Der Altmeiſter
Holſtein Kiel, der im Meiſterſchafts=Endſpiel von den Hamburger
Rothoſen glatt mit 3:0 (1:0) geſchlagen wurde, iſt zum
erſten=
male ſeit langen Jahren von der Deutſchen Meiſterſchaft
aus=
geſchaltet.
Mitteldeutſchlands Vertreter ſtanden ſchon am Vorſonntag in
Dresdener SC. und Polizei Chemnitz feſt. Der DSC. der die
„emnitzer Poliziſten bereits im Kampf um die
Verbandsmeiſter=
ſchaft geſchlagen hatte, holte ſich nun in Chemnitz mit einem
4:2=Sieg auch noch den mitteldeutſchen Pokal.
Brandenburgs zweiter Vertreter kann erſt, wie ſchon oben
geſagt, in einem Entſcheidungsſpiel am Mittwochabend zwiſchen
Viktoria und BSV. 92 ermittelt werden. Erſter Vertreter iſt
wieder der Altmeiſter und neue Meiſter Hertha=BSC.
In Südoſtdeutſchland geſellte ſich zum Verbandsmeiſter Beuthen
09 noch Vorwärts Raſenſport=Gleiwitz als zweiter Vertreter. Im
zweiten Entſcheidungsſpiel um den zweiten Platz ſchlug Gleiwitz
den STC. Görlitz mit 5:0.
Der Baltenverband endlich entſendet Pruſſia Samland
Königs=
berg (Verbandsmeiſter) und Hindenburg Allenſtein in die
„Deutſche‟. Die beiden Danziger Mannſchaften fielen noch an
letzten Kampftag zurück.
Endſpielteilnehmer für die „Deutſche‟
ſind alſo aus den einzelnen Verbänden:
Süddeutſchland: FSV. Frankfurt (Meiſter), München 1860.
Ein=
tracht Frankfurt.
Weſtdeutſchland: Schalke 04 (Meiſter), Fortuna Düſſeldorf, VfL.
Benrath.
Norddeutſchland: Hamburger SV. (Meiſter), Arminia Hannover.
Mitteldeutſchland: Dresdener SC. (Meiſter), Polizei Chemnik.
Brandenburg: Hertha=BSC. (Meiſter) und Viktoria oder BSV. 92.
burg Allenſtein.
Man ſieht, daß eine Reihe von Neulingen in die Kämpſe
um die Bundesmeiſterſchaft eingreift. Die Vorrunde ſteigt
be=
reits am kommenden Sonntag, 7. Mai.
Die Fußball=Ergebniſſe.
Süddeutſchland.
Meiſterſchafts=Endſpiel:
In Frankfurt: FSV. Frankfurt — München 1860 1:0 (0:0).
Um den dritten Platz:
In Saarbrücken: Eintracht Frankf. — Sppgg. Fürth 1:0 (0:0).
Rückſtändige Endſpiele:
Wormatia Worms — FSV. Mainz 05 5:4 (2:2),
FK. Pirmaſens — Phönix Ludwigshafen 1:2 (1:0).
Rückſtändige Verbands=Pokalſpiele:
FC. Pforzheim — VfB. Karlsruhe 4:1.
Freiburger FC. — FC. Birkenfeld 3:2.
Germania Bieber — Rot=Weiß Frankfurt 4:7.
Aufſtiegsſpiele.
Gruppe Main: Viktoria Aſchaffenburg — SV. Bonames 5:0.
Gruppe Rhein: Sppgg. Eberbach — TSV. Altrip 1:3. VfL.
Neu=
ſtadt — SC. Kaiſerslautern 4:1. FG. Kirchheim — FG. Oppau
1:1. Gruppe Württemberg: SV. Göppingen — VfR. Heilbronn
0:1. FC. Eutingen — Sportfreunde Stuttgart 1:2. Gruppe
Ba=
den: Sportfr. Freiburg — FC. Konſtanz 2:4. Sportfr. Forchheim
— FV. Kehl 0:1. FV. Daxlanden — FC. Rheinfelden 1:1.
Gruppe Südbayern: VfR. Heidenheim — FC. Straubing 2:2.
BC. Augsburg — VfB. Ingolſtadt/Ringſee 1:1. SSV.
Roſen=
heim — FC. Luſtenau 2:2. Gruppe Nordbayern; FSV.
Nürn=
berg — TV. 1860 Fürth 3:0. FC. Burgkunſtadt — VfR.
Schwein=
furt 4:1.
Geſellſchaftsſpiele.
FV. Würzburg 04 — Union Niederrad 2:2. Offenbacher
Kickers — VfL. Neu=Iſenburg 1:0. Weſtmark Trier — Stadtelf
Saarbrücken 4:2. Phönix Karlsruhe — Frankonia Karlsruhe 1:0.
SV. Völklingen — Amicitia Viernheim 3:5. Städteſpiel:
Stutt=
gart — Augsburg 8:2. In Offenburg: Südbaden — Karlsruher
FV. 0:8. VfB. Stuttgart — Stuttgarter Kickers 2:2. SSV. Ulm
— SC. Freiburg 10:1. FC. Villingen — Germania Brötzingen
1:3. VfR. Mannheim — FSV. Mainz 05 4:2. SV. Wiesbaden
— SV. Waldhof 3:1. Polizei Darmſtadt — Alemannia=Olympia
Worms 3:1. Frankonia Karlsruhe — VfB. Karlsruhe 1:3.
Luxemburg — Stadtelf Saarbrücken 3:4. Boruſſia Neunkirchen
— Amicitia Viernheim 3:3. Wacker München — Teutonia
Mün=
chen 0:2. Germania Fulda — VfL. Neu=Iſenburg 5:0. 1. FC.
Nürnberg — FC. Schweinfurt 05 2:2.
Die Fußball=Länderſpiele des Sonntags brachten
folgende Ergebniſſe: Ungarn—Oſterreich in Budapeſt 1:1 (0:1),
Jugoſlawien—Spanien in Belgrad 1:1 (0:14.
Seite 8 — Nr. 120
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Süddeuiſche Endſpiel=Nachzügler.
Die ſüddeutſchen Meiſterſchafts=Endſpiele ſind jetzt bis auf ein
Treffen in der Abteilung II zwiſchen Karlsruher FV. und Union
Böckingen beendet. In der Abteilung I ſicherte ſich Phönix
Ludwigshafen mit 2:1 (0:1) über den FK. Pirmaſens in
Pirmaſens den ſechſten Tabellenplatz. In der Abteilung II
wurde Wormatia Worms alleiniger Tabellendritter, und
zwar in einem mäßigen Spiel durch einen knappen Sieg von
5:4 (2:2) über den FSV. Mainz 05. In dem noch ausſtehenden
Treffen kann der KFV. noch auf den fünften Platz vorrücken.
F5P. Ftankfurk ſüddeutſcher Reiſter.
Fußballſportverein Frankfurt — 1860 München 1:0 (0:0).
Das Endſpiel um die ſüddeutſche Fußballmeiſterſchaft zwiſchen
Fußballſportverein Frankfurt und 1860 München hatte in
Frank=
furt größtes Intereſſe ausgelöſt. Leider machte das ſchlechte
Wet=
ter einen böſen Strich durch die Rechnung der Veranſtalter. So
kam es, daß nur 15 000 Zuſchauer dem in allen Spielphaſen
feſ=
ſelnden Kampf beiwohnten und einen verdienten und ehrlich
ec=
rungenen Erfolg des Frankfurter FSV. ſahen. Verdient deshalb,
weil die Frankfurter diesmal die „Münchener Schule", d. h. das
genaue Zuſpiel, das Mitgehen und Erfaſſen der Spiellage jedes
einzelnen Mannes genau ſo beherrſchten wie die Münchener
ſelbſt. Dazu kam noch die ſo oft gerühmte Durchſchlagskraft und
Wucht, die ſchließlich für den Sieg über eine an ſich völlig
gleich=
wertige, techniſch ſogar etwas überlegene Mannſchaft den
Aus=
ſchlag gab. Das einzige und entſcheidende Tor der 90 Minuten
fiel erſt ſieben Minuten vor dem Schlußpfiff, als Ertl, der
Tor=
wart der Münchener Sadtler an der Strafraumgrenze unfair
legte und Knöpfle im Anſchluß an den Strafſtoß durch Kopfball
einſenden konnte. Schiedsrichter Glaſer=Neckarſulm leitete in der
erſten Halbzeit ganz ausgezeichnet, nach der Pauſe ließ ſeine
Spielleitung etwas nach, doch hatte er auch dann noch den Kampf
feſt in ſeiner Hand.
Eintracht dritter Süddenkſcher.
In Saarbrücken: Eintracht Frankfurt — Spvgg. Fürth 1:0 (0:0)
15 000 Zuſchauer hatten ſich trotz Regens auf dem „
Kieſel=
humes” in Saarbrücken eingefunden, um Eintracht Frankfurt
und Spielvereinigung Fürth im Kampf um die dritte ſüddeutſche
Vertreterſtelle zur deutſchen Fußballmeiſterſchaft zu ſehen. Die
hochgeſpannten Erwartungen, die man für dieſen bedeutenden
Kampf hegte, wurden nicht enttäuſcht, denn beide Mannſchaften
erſt im letzten Drittel der Endſpiele zu voller Leiſtungsfähigkeit
gekommen — lieferten ſich einen Kampf, der an Spannung,
Tempo und Abwechſlung nichts zu wünſchen übrig ließ. Die
Ent=
ſcheidung fiel zu Gunſten der Frankfurter aus die nach einer
Halbzeit des Defenſivſpiels ein ausgezeichnetes Angriffsſpiel
vor=
führten. Mit 1:0 ſchlugen ſie den Vertreter der bayeriſchen
Bezirksliga, und wären Wenz, Zeiß und Hagen diesmal nicht un
100 Prozent beſſer geweſen, als am Vorſonntag im Spiel gegen
den „Club”, ſo hätte das Ergebnis leicht höher ausfallen können.
Das entſcheidende Tor ſchoß Trumpler nach ſchönem Alleingang
in der 82. Minute des Kampfes. Als Schiedsrichter fungierie
Heß=Stuttgart zur allgemeinen Zufriedenheit.
Starkenburger Kreismeiſter ſchlägt
Bezirkspokglmeiſter!
Polizei Darmiftadt — Alemannia/ Olympia Worms
3:1 (2:0).
Für die mit Erſatz des Mittelläufers angetretenen Wormſer
gab es in dieſem Spiele nichts zu holen. Der Meiſter des
Star=
kenburgkreiſes ſchlug den Bezirkspokalmeiſter überzeugend. Die
Wormſer Mannſchaft fand ſich nicht züſammen und zeigte ein
un=
produktives Spiel, an dem die ſchwache Leiſtung des Innenſturms
in Toresnähe und des Mittelläufers die Hauptſchuld trugen. Auch
die Läuferreihe, mit Ausnahme des linken Läufers, erreichte nicht
ihr volles Können. Dagegen gefielen die beiden Verteidiger, die
das Recht für ſich in Anſpruch nehmen können, eine höhere
Nieder=
lage vermieden zu haben. Bei der Polizeimannſchaft überragte
die Läuferreihe mit dem guten Matthes in der Mitte ſowohl im
Aufbau wie in der Zerſtörung. Er wurde dabei gut unterſtützt
von Scheuermann und Kaſpar. Der Angriff mit dem ſchnellen
Trio und den zwei recht guten Flügelleuten war weſentlich beſſer
als beim Gegner und hat den Sieg vollauf verdient. Im
Schluß=
trio trafen die Wormſer auf ein Bollwerk, das bei jeder führenden
ſüddeutſchen Bezirksliga=Mannſchaft mit Erfolg beſtehen könnte.
Schiedsrichter Enzler=Jugenheim a. d. B. leitete
zufriedenſtel=
lend. Eckenverhältnis 6:2 für Polizei.
Nach 20 Minuten temperamentloſen Kampfes kamen die
Po=
liziſten nach guter Flanke Göbels durch Pfeiffer zum
Führungs=
treffer. Einige gut vorgetragene Angriffe der Wormſer
Läufer=
reihe werden durch die aufmerkſame Polizeiverteidigung
frühzei=
tig abgeſtoppt. Nachdem der Innenſturm der Polizei zahlreiche
Chancen ausgelaſſen hatte, findet kurz vor Halbzeit ein
über=
raſchender Wurf Scheuermanns den Weg ins Tor. Nach dem
drückt Worms auf eine Verbeſſerung des Reſultats. Immer wieder
klärt die Polizeihintermannſchaft. Die Wormſer Läuferreihe fällt
immer mehr dem Tempo zum Opfer, ſo daß das Mannſchäftsgefüge
immer mehr leidet. Der dritte Treffer, ein Köpfler Pfeiffers
beſiegelt endgültig die Wormſer Niederlage. Nach einem Eckball
erhielt Worms durch den Mittelläufer den verdienten
Ehren=
treffer.
Am kommenden Sonntag trifft die Polizei in ihrem
erſten Aufſtiegsſpiel auf eigenem Platz auf
Starken=
burgia Heppenheim.
* Kreisliga Starkenburg.
Polizei Darmſtadt — Al./Ol. Worms 3:1 (2:0).
Germ. Pfungſtadt — VfB. Friedberg 3:8 (2:3).
Bezirkspokal: Rot=Weiß Dſtdt Vikt. Urberach 1:0 (1:0).
Sprendlingen — Ober=Ramſtadt 3:0 (0:0).
Beide vertreten jetzt den Kreis in den weiteren Spielen.
Im Kreis Mainz wurde Haſſia Bingen kampflos Meiſter, da
Kreuznach disqualifiziert iſt und zum Entſcheidungsſpiel nicht
antrat.
Rot=Weiß Darmſtadt — Viktoria Urberach 1:0 (1:0).
Bei unfreundlichem Wetter hatten ſich nur einige Zuſchauer
eingefunden, die einen ſpannenden Kampf zu ſehen bekamen. Die
Gäſte aus der Bezirksliga mußten erkennen, daß im Kreis
Star=
kenburg ſelbſt beim Tabellenletzten nur ſchwer etwas zu holen iſt.
Rot=Weiß war in der Hauptſache in der erſten Halbzeit ſeinem
Gegner überlegen und nur die gute Abwehr der Gäſte und eine
gute Portion Pech ließen nur einen Treffer (durch Vogelmann
unhaltbar erzielt) zu. Nach der Pauſe geht Urberach mächtig aus
ſich heraus findet jedoch bei der ſicher arbeitenden
Hintermaan=
ſchaft der Rot=Weißen keine Gelegenheit, zu Erfolgen zu kommen.
Rot=Weiß kommt nur zu einzelnen Durchbrüchen in dieſer Zeit,
welche jedoch ſtets gefährlich waren und oft mit viel Glück
abge=
wehrt wurden. Der Sieg der Darmſtädter iſt auf Grund der guten
Leiſtung vor der Pauſe abſolut als verdient zu betrachten. und
man darf geſpannt ſein. mit welchem Erfolg die Mannſchaft den
Kreis in der nächſten Runde vertritt, Lautz=Pfungſtadt leitete
den fairen Kampf zufriedenſtellend. Die Alten Herren gewannen
das Spiel auf dem Hochſchulſtadion gegen ASC. mit 4:1.
Eintracht Darmſtadt—Germania Guſtavsburg 3:3.
Beide Mannſchaften lieferten ſich über die größte Zeit einen
ſpannenden Kampf, reich an ſchönen Momenten. Die Gäſte trugen
jedoch eine unnötige Härte in das Spiel. Nachdem G. durch
Eigen=
tor des ſonſt zuverläſſigen Etzert in Führung geht, gleicht
Hof=
mann, der nach einem Durchbruch unfair gelegt wurde, durch
Elf=
meter aus. K. Mühlbach erzielt kurz vor Halbzeit ein zweites
Tor, wunderſchön durch Kopfſtoß. Nach der Pauſe gehen die Gäſte
auch körperlich mächtig ins Zeug und erzielen zwei Tore. Von
vie=
len Chancen, die ſich Eintracht bietet, verwertet A. Daab eine zum
Ausgleich.
Dem Verlaufe nach wäre ein knapper Sieg der Eintracht
ge=
recht geweſen. Ein Elfmeter, als in dem der E.=Mittelſt.
regel=
widrig angegangen, wurde nicht gegeben. — 2. Mſch. 0:4.
FC. Darmſtadt (Junioren)—SV. 98 (2. Jun.) 3:2 (2:1).
Zu dieſem geſtrigen Verbandsſpiel, das eine gewiſſe Bedeutung
für den erſten Platz in der Juniorenklaſſe haben kann, war wohl
eins der aufgeregteſten Spiele, die man in der letzten Zeit auf
der Rennbahn erlebte. Die flinken Gäſte kämpften mit größter
Hingabe; dagegen waren die Unioniſten viel zu unentſchloſſen,
be=
ſonders im Sturm, der den Torſchuß faſt vollkommen vergaß.
Union hat ſchon beſſere Spiele gezeigt und ließ das ſchöne
Zuſam=
menſpiel vermiſſen. Wenn der 1. Platz in der Tabelle nicht
ver=
loren gehen ſoll, empfehlen wir eine kleine Umſtellung. (Ecken 6:3).
Schiri Lerch leiteten Kampf gut.
SV. 98 (Jugend).
1. Junioren — Münſter 16:1; 2. Junioren — Union, dort,
2:3: 1. Jgd. — Griesheim, hier, Gegner nicht vollzählig; 2. Jgd.
1. Jgd. Groß=Gerau, dort. 2:1; 1. Schüler — Union, dort, 4:1;
2. Schüler — Wixhauſen, dort, Gegner verhindert.
Montag, 1. Mak 934
Poſt Darmſtadt—Union Darmſtadt=Sonderm. 2:7.
In dieſem Rückſpiel konnte Poſt infolge des verſtärkten
Sonn=
tagsdienſtes leider nur mit 9, ſpäter mit 10 Mann antreten.
Ob=
gleich die Hintermannſchaft der Poſt gute Arbeit leiſtete, war die
Bedienung des Sturmes ungenügend. Eingerechnet 2 Eigentore
gewann Union 7:2.
Das Handballſpiel war von Stockſtadt abgeſagt worden.
SV. Roßdorf-Viktoria Griesheim 6:0 (1:0).
Wenn jemals ein Schiedsrichter für eine Niederlage
verant=
wörtlich gemacht werden muß, dann diesmal beſtimmt. Herr Beck=
Wiesbaden war es, der die Gäſte ſtark benachteiligte. Selbſt bei
dem Stand von 3:0 für R., als Griesheim ein einwandfreies Tor
erzielte, annullierte er auf Einſpruch den Torpfiff und entſchied
Strafſtoß gegen Gr. Dies gab der Viktoria=Elf den Reſt. und der
Gaſtgeber hatte es dann leicht, noch zu drei weiteren Toren zu
kommen.
Entſcheidungsſpiel nokwendig.
Waldhof ſchlägk Fürth 12:3 (8:2).
In den letzten Jahren iſt keinem ſüddeutſchen Handballmeiſter
die Erringung ſeiner Meiſterwürde mehr auf den erſten Anhieb
gelungen. Auch diesmal hat ſich wieder dieſer Zuſtand ergeben.
Im Vorſpiel ſiegten die Fürther über den SV. Waldhof 6:2. und
im Rückſpiel mußten ſie ſich nun den Waldhöfern mit nicht
weni=
ger als 12:3 beugen. Zwiſchen beiden Mannſchaften iſt alſo ein
Entſcheidungsſpiel um den ſüddeutſchen Titel nötig geworden.
Praktiſche Bedeutung hat der Titel außer der damit verbundenen
Ehre allerdings nicht, denn die Spiele um die Deutſche
Meiſter=
ſchaft haben ſchon begonnen, und die Fürther ſind bereits
ausge=
ſchieden.
Alemannia=Olympia Worms — Merck Darmſtadt 7:5.
Im erſten Spiel um den Aufſtieg in die Bezirksliga trafen
ſich in Worms die A=Meiſter der Kreiſe Südheſſen und
Starken=
burg. Die Wormſer trugen eine ſehr harte Note in das Spiel. aber
leider drückte der Schiedsrichter des öfteren beide Augen zu, ſodaß
die Darmſtädter ſtark benachteiligt wurden. Z. B. wurden zwei
wegen Beinſtellens unbedingt fällige 13:Meter=Bälle nicht gegeben.
Bei Halbzeit lagen die Vertreter Starkenburgs mit 6:2 im
Nach=
teil, ſie übernahmen in der zweiten Hälfte aber immer mehr das
Kommando und erzielten 5 Minuten vor Schluß das
Ausgleichs=
tor, das aber vom Schiri auf Reklamieren der Wormſer ſchließlich
nicht anerkannt wurde. Da ergaben ſich die Darmſtädter reſigniert
in ihr Schickſal und ließen ſich zum Schluß noch ein Gegentor
ge=
fallen. Nach den gezeigten Leiſtungen zu urteilen. müßte es Merck
gelingen, das am nächſten Sonntag in Darmſtadt ſtattfindende
Rückſpiel zu gewinnen. Es wäre zu wünſchen, daß zu dieſem Spiel
ein gerecht durchgreifender Schiedsrichter geſtellt wird.
TSV Braunshardt — Tgſ. 1875 Darmſtadt 11:6 (5:2).
Durch das Regenwetter hatten ſich nur wenige Zuſchauer zu
dieſem Spiel eingefunden. Trotz der Glätte des Bodens zeigten
aber beide Mannſchaften recht gute Leiſtungen. Braunshardt hat
das Spiel durch beſſere Zuſammenarbeit verdient gewonnen. Die
„75er” hinterließen einen guten Eindruck. Sie kämpften mit
gro=
ßem Eifer, konnten jedoch trotz der hervorragenden Arbeit ihres
Torwächters eine zweiſtellige Niederlage nicht verhindern.
Kreis=
ſpielwart Harth=Darmſtadt leitete gut. — 2. Mannſch. 4:6.
Handball in der 9.T.
Privatſpiele; Tad. 1846 Darmſtadt — Worfelden 10:5 (4:1),
Lorſch — Griesheim 2:3 (0:1), Nieder=Ramſtadt — König 3:5
(2:2) Groß=Bieberau — Pfungſtadt 1:3 (1:1), Polizei Darmſtadt —
Tv. Arheilgen 9:8 (6:2) [Samstag!.
Wie ein roter Faden weben ſich die Erfolge der Tſchft.
Griesheim durch die ſonntäglichen Ergebniſſe. Kreisklaſſe und
Meiſterklaſſe laufen ſich gegenſeitig den Rang ab, wie diesmal
Tgd. 1846 gegen Worfelden. Aber die Griesheimer wollen ſich
ſcheinbar nicht ſchlagen laſſen. Dort wo Pfungſtadt am letzten
Sonntag 1:8 verlor, ſiegte Griesheim 3:2. Lorſch: Die Gäſte
lagen ſtets in Führung, bis der Platzelf gegen Schluß der
Aus=
gleich glückte. Das bisher recht ordentliche Spiel wurde jetzt
härter. Aber Griesheim ließ nicht locker und buchte noch den
Siegestreffer. Heuß=Bensheim als Schiri ſetzte ſich bei dem
aufregenden Spiele durch. Nieder=Ramſtadt: Die Odenwälder
Gäſte aus der Kreisklaſſe ſtrengten ſich ſehr an. Die Platzelf hatte
einen guten Tag und konnte mithalten. Bei wechſelvollem Spiele
ſtand die Partie kurz vor Schluß 3:3 und man wußte noch nicht.
wer Sieger würde. Plötzlich kam König durch Deckungsfehler
der gegneriſchen Abwehr zu einem Tor und zog ſich dann etwas
zurück. Nieder=Ramſtadt drängte nach, ſeine Hinterleute rückten
zu weit auf und ſchon nahte das Verhängnis. Steilvorlage über
die Abwehr und das fünfte Tor für König war fertig. Gleich
darauf Schluß. Zimmer=Sprendlingen gefiel.
Polizei: Das Samstagſpiel gegen die Arheilger Turner
brachte keine überzeugende Leiſtung der Platzelf. Vor der Pauſe
ging das Spiel noch an und die Polizei führte 6:2. Dann kamen
die Turner überraſchend auf und es gelang ihnen, die Erfolge
des Gegners faſt aufzuholen. Während die Platzelf einen
un=
trainierten Eindruck machte, gefielen die Turner beſſer; beſonders
in der zweiten Hälfte.
* Handball im Odenwaldgau der 2.T.
Odenwaldmeiſter Groß=Zimmern ſchlägt den vorjährigen
Turner=
meiſter Herrnsheim 8:5 (5:1).
Wer die Laufbahn der Vereine im Handball ſeit ihrem
Be=
ſtehen verfolgt hat, kann feſtſtellen, daß es nur einzelne
Mann=
ſchaften ſind, die einen Siegeszug bis zur höchſten Klaſſe
durch=
führten. Hierbei ſei beſonders an den Turnverein Arheilgen
ge=
dacht. Dagegen brachten andere Vereine keine beſtändige Leiſtung
fertig. Schon glaubte man, das Ziel erreicht zu haben, als ein
Ver=
ſager die größte Hoffnung vernichtete. Alle vier Darmſtädter
Ver=
eine der Meiſterklaſſe gehören dazu, ferner vor allem Nauheim,
dann Büttelborn. Egelsbach und Heppenheim ſoll auch nicht
ver=
geſſen werden.
Im Odenwald dauerte es lange, bis das Handballſpiel feſten
Fuß faßte. Jahrelang hatte man vom Standpunkt des Main=Rhein=
Gaues aus kein rechtes Vertrauen. Und heute? Wenn die braven
Erbacher auch nicht durchhalten konnten, ſo iſt jetzt Groß=Zimmern
in den Vordergrund gerückt. Bereits vor drei Jahren hinterließ
die Elf in Pfungſtadt den beſten Eindruck. Die beiden Siege über
Arheilgen in dieſem Jahre beſtätigten die ſteigende Linie. Der
zweiſtellige Erfolg am letzten Sonntag gegen Sachſenhauſen
er=
ſcheint heute im rechten Licht, wo der Meiſter Herrnsheim die
Waffen ſtrecken mußte!
Zum Spielbericht: Groß=Zimmern ſtellte die zur Zeit vielleicht
ſtärkſte Aufſtellung, während Herrnsheim zwei Erſatzleute
mit=
brachte. Die Gäſte hinterließen nicht den erhofften Eindruck in
ſpieleriſcher Hinſicht. Mit der heute gezeigten Leiſtung ſteht ein
Sieg über Rüdesheim in Frage und in den Deutſchen Endſpielen
dürfte die Ausſicht auf Erfolg erſt recht gering ſein. Die Platzelf
ſpielte wie aus einem Guß. Niemals Einzelaktionen. Das Rückgrat
der Elf iſt der Mittelläufer Wiedekind, ohne den die Mannſchaft
heute ſchlecht denkbar iſt. Herrnsheim nahm das Spiel ſehr ernſt
und wollt es unbedingt gewinnen. Ein Vorhaben, das mit dem
Durchhalten des Spurtes Mitte der zweiten Hälfte vielleicht
ge=
glückt wäre.
Nach zehn Minuten eeröffnet Groß=Zimmern den Torreigen
und verwandelte wenig ſpäter einen Strafwurf zum 2:0. Die Gäſte
holten ein Tor auf. Dann überzeugte die Platzelf mit drei ſchönen
Toren zum 5:1. Kurz nach der Pauſe ſtellte Herrnsheim auf 5:2,
und nach einer Viertelſtunde hieß das Ergebnis 7:3. Jetzt flackerten
die Gäſte auf, zwei Tore fielen zum 7:5, und die Wendung zum
Siege wäre vielleicht gekommen. Mit dieſer Taktik hat Herrnsheim
ſchon manches ernſte Spiel gewonnen. Aber die Kraftreſerve der
Odenwälder war unterſchätzt worden. Groß=Zimmern bot die
Stirne und erhöhte ſogar auf 8:5. Damit war das größte Spiel
im Groß=Zimmern zu Ende gegangen. Der Regen vor Beginn
hatte nachteilig auf den Beſuch gewirkt. Herrnsheim fand als
Ent=
ſchuldigung den ungewohnten naſſen Grasplatz. Spielleiter
Em=
merich=Groß=Umſtadt gefiel.
Tgde. 46 Darmſtadt — Tv. Worfelden 10:5 (4:1).
Mit dieſem Reſultat ſiegten die „46er” gegen die in der
Kreis=
klaſſe ſpielenden Worfelder. Nach zunächſt ſehr aufgeregtem Spiel
finden ſich die 46er und ſchoſſen in gleichmäßigen Abſtänden vier
ſehr ſchöne Tore, denen Worfelden eines entgegenſetzen konnte.
Bis zur Pauſe war das Spiel verteilt und beide Tore des öfteren
in Gefahr. Nach Wiederbeginn gelang es der Tgde., auf 6:1 zu
er=
höhen. Man dachte ſchon an eine ſchwere Niederlage der Worfelder.
aber ſie verſtanden es, in kurzer Zeit das Reſultat auf 6:4 zu
ſtellen. Als die 46er 2 Tore vorgelegt hatten, war die Kampfkraft
der Worfelder gebrochen und Tgde, konnte auf 10:4 erhöhen. Gegen
Spielſchluß verbeſſerte Worfelden das Reſultat auf 10:5. Bei der
ſehr anſtändigen Spielweiſe beider Mannſchaften hatte
Schieds=
richter Schupp=Griesheim einen leichten Stand. — 2. Mannſchaften
ausgefallen.
Aus dem Mittelrheinkreis der D.T.
Das Treffen zwiſchen Obermendig und Algenrodt fiel am
Sonn=
tag aus. Bei den Damen gab es eine große Ueberraſchung, da es
dem Frankfurter Tv. 1860 gelang, den Verteidiger der Meiſterſchaft,
den Stadt=SV. Frankfurt, mit 4:3 zu ſchlagen. Beide
Mannſchaf=
ten haben noch gegen den Mainzer TV. 1817 zu ſpielen.
Gruppenmeifkerſchaft der hefſiſchen
Waldläufer.
Große Erfolge des SV. 98 Darmſtadt in Gonſenheim.
* Die letzten Waldlaufmeiſterſchaften dieſes Jahres wurden am
Sonntag in Gonſenheim bei Mainz ausgetragen. Dort ermittelte
die Gruppe Heſſen ihre Meiſter im Einzel= und Mannſchaftslauf.
Die beiden Titel hatte der SV. 98 Darmſtadt zu verteidigen, der
auch dieſesmal wieder in allen Klaſſen vertreten war. Mit über
100 Teilnehmern insgeſamt hatte dieſe Veranſtaltung immer noch
eine recht gute Beteiligung aufzuweiſen. Das regneriſche Wetter
hatte zwar manchen Zuſchauer abgehalten, konnte aber keineswegs
die Freude und den Kampfgeiſt der Jugend und der Akiven
unter=
drücken. Einen ganz großen Erfolg konnte diesmal wieder der
SV. 98 Darmſtadt erringen. Seine jugendlichen und aktiven
Ver=
treter belegten in allen Klaſſen, in welchen ſie im Einzel= oder
Mannſchaftslauf an den Start gingen, jeweils die erſten und meiſt
auch die folgenden Plätze! Die Laufſtrecken waren gut gewählt und
auch in gutem Zuſtand. Die Organiſation und die Streckenbeſetzung
ließ lediglich einige Wünſche offen.
Vor dem Start der Meiſterklaſſe wurden zunächſt alle
Rah=
menwettbewerbe abgewickelt. In den 3 Jugendklaſſen
holten ſich die Jung=Leichtathleten des S V. 98 im Einzel=und
in Mannſchaftslauf jeweils die erſten Plätze. Bei
den Frauen hatte der SV. 98 leider keine Damenſchaft im
Ren=
nen. Im Einzellauf erwies ſich diesmal Frl. von
Nyven=
heim als die Beſte, vor den Darmſtädter Polizeidamen
Lorenz und Fey, die zuſammen mit Frl. Fuchs den Sieg im
Damenſchaftslauf errrangen. — Auch in der Klaſſe II
fiel der Sieg an einen Lilienträger: Creter war hier ſeinen
Konkurrenten überlegen. Dritter wurde Waffenſchmidt=Merck
Darmſtadt, vor dem zweiten Sportvereinler Leiß. Den
Mann=
ſchaftslauf ſicherte ſich Polizei Wiesbaden vor den
Be=
rufskollegen aus Darmſtadt.
Im Lauf der Meiſterklaſſe über nicht ganz 10
Kilo=
meter führte zunächſt der Titelverteidiger Habich=SV. 98 das Feld
in flottem Tempo an. Haag=SV. 98 und die beiden Wiesbadener
Hornung=Dörr hielten mit, während Lindner=SV. 98 in einigem
Abſtand folgte. Vor Beginn der 2. Runde (4,5 Kilometr) ging
dann Haag an die Spitze, vor Habich, Hornung Dörr.
Lindner konnte ſchließlich aufholen und vor den Wiesbadenern
den 3. Tlatz belegen, nachdem Haag als neuer Meiſter vor ſeinen
Klubkameraden als Erſter durchs Ziel gelaufen war. Damit hatte
der SV. 9 Darmſtadt zugleich auch — ſeit 12 Jahren wohl
un=
unterbrochen — den Meiſtertitel im Mannſchaftslauf überlegen
verteidigt. Auch dieſe letzten Waldlaufmeiſterſchaften haben
unſe=
ren Darmſtädter Leichtathleten vom SV. 98, vom Polizei=SV. und
von der Sporabteilung Merck wieder einmal mehr feine Erfolge
gebracht
Ergebniſſe.
Gruppenwaldlaufmeiſter 1933: 1. Haag, 31.53,6 Min., 2.
Ha=
bich 32.15 Min., 3. Lindner, alle SV. 98, 32.25 Min., 4. Hornung,
5. Dörr, beide Pol. Wiesbaden, 6. Gellweiler SV. 98. —
Mann=
ſchafsmeiſter 1933: SV. 98 Darmſtadt, 6 Punkte, 2. Pol.
Wies=
baden, 17 Punkte.
Klaſſe II — 5 Kilometer: 1 Creter=SV 98 15.33 Min., 2.
Klingenſchmidt=Kreuznach, 3. Waffenſchmidt=Merck Darmſtadt, 4.
Leiß=SV. 98 Darmſtadt Mannſchaftslauf: 1. Pol. Wiesbaden,
18 Punkte, 2. Pol Darmſtadt. 26 Punkte.
Frauenklaſſe — 1,5 Kilometer: 1. von Nyvenheim=SV 98
4.14,5 Min., 2. Lorenz=Pol. Darmſtadt 4.18 Min., 3 Fey=Pol.
Darmſtadt 4.23 Min., 4. Meier=SV. 98 Darmſtadt 4.27 Min
Damenſchaftslauf: 1. Pol. Darmſtadt, 10 Punkte.
Jugend A — 3 Kilometer: 1. Held, 12.55 Min., 2. Schrauth,
12.56 Min., 3. Kleinſchmidt, 13.14 Min., 4. Schulze, 13.15 Min.,
5. Boller, alle SV. 98. 13.21 Min. — Mannſchaftslauf: 1. SV. 98,
6 Punkte, 2. Pol. Darmſtadt. 22 Punkte.
Jugend B — 2.5 Kilometer: 1 von Davidſohn, Raab. Stumpf,
Weidemann, alle SV. 98, geſchloſſen eingelaufen in 9.28 Min. 5.
Pockrandt (10.20), 6. Rettig (10.33), beide Pol. Darmſtadt.
Mannſchaftslauf: 1. SV. 98, 6 Punkte. 2 Pol Darmſtadt 18 Pkte.
Jugend C — 1.5 Kilometer: 1. Storck=SV. 98. 2. Pfeiffer=
Pol. Darmſtadt. 3. Marquard, 4. Traiſer, 8. Boßler, alle SV. 98.
Mannſchaftslauf: 1. SV. 98, 8 Punkte. 2 Pol. Darmſtadt. 13 P.
Hockey: Stadt=SV. Frankfurt—SV. 38 Darmſtadt 0:1 (0:0).
Im Tennis=Länderkampf, Oeſterreich — Japan in
Wien führten die Japaner nach dem zweiten Tag mit 4:1.
Die Frankfurter Motorradrennen, in deren
Mittelpunkt die erſten Läufe zur Deutſchen Bahnmeiſterſchaft
ſtehen ſollten, mußten des ſchlechten Wetters wegen auf Freitag
abend verlegt werden.
Die Eifelrennen des ADAC. ſind auf den 25. Mai
(Himmelfahrt) vorverlegt worden.
Tageskalender für Montag, den 1. Mai 1933.
Union: „Ich und die Kaiſerin‟ Helia: „Schwarzhemden”
Palaſt: „Vollblut” — Konzerte: Reſt. Bender, Hotel zur Poſt,
Alte Poſt, Schillereck, Bismarckeck, Hanauer Hof. Reſt
Rehber=
ger. Gaſtſtätte Knauf, Waldſchlößchen, Reſt. Löffler.
Mackenſen=
ſtraße, Reſt. Sitte.
Saupiſchrifileitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaff: Rudolf Mauve; für Feuiſleion, Reſch und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite;
für den Inſeraienteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Drück und Verlag: L. C. Wiitich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripie wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 8 Seiten.