Einzelnummer 10 Pfennige
T4
V
T
K
Tar
Bezugspreis:
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Anzeigenpreis:
Bei wöchentlich Tmaligem Erſcheinen vom 1. April
bis 30. April 2.— Reichsmark und 20 Pfennig
Ab=
tragegebühr, abgeholt 2.— Reichsmark, durch die
Agenturen 2.20 Reichsmark frei Haus. Poſfbezugspreis
im April ohne Beſtellgeld monatich 2.60 Reſchsmart.
Verantwortichkeit für Aufnahme von Anzeigen an
beſimmten Tagen wird nicht übernommen.
Nicht=
erſcheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt
berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des
Be=
zugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſtellungen durch
Fernruf ohne Verbindlichkeit für uns. Poſiſcheckkonio
Franfurt a. M. 4301
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 1041
Dienstag, den 11. April 1933.
196. Jahrgang
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 23 Reichspfg.
Finanz=Anzelgen 35 Reichspfg. Rellamezeile (92 mm
breit) 2 Reichsmark. Anzeigen von auswärts 35Reichspfg.
Finanz=Anzeigen 50 Reiſchspfg. 92 mm breite
Reklame=
zeiſe 3.— Reſchsmark. Alle Preiſe in Reichsmark
(1 Dollar — 4.20 Markl. — Im Falle höherer
Gewali, wie Krieg, Aufruhr, Sireik uſw., erliſcht
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
Anzeigenauf=
träge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei Konkurs
oder gerſchilicher Beitreibung fällt jeder Rabatt weg.
Banſionto Deuiſche Bank und Darmſtädter und
Nationalbank.
Aenderung des Reichskohlen=und Kali=Rates
Ausſcheiden der ſeitherigen Mikglieder, Vorſtände, Beiſiher und Arbeitnehmerverkreker. — Mikgliederzahl
des Kalirakes unveränderk. — Reichskohlenrak von 60 auf 32 herabgeſekl. — Keine Arbeiknehmerverkreker
mehr in den geſchäftsführenden Organen des Reichskohlenverbandes und der Syndikake.
2as neue Kohlen= und Kali=
Wirkſchaftsgeſeh.
Das Monopol der ſogenannken
Monopol=
gewerkſchaften aufgehoben.
Berlin, 10. April.
Die Zuſammenſetzung einer Reihe von gemeinwirtſchaftlichen
Organen der Kohlen= und Kaliwirtſchaft entſpricht nicht mehr den
durch die Entwicklung gegebenen Verhältniſſen. Die am 8. April
1933 von der Reichsregierung beſchloſſenen Geſetze über
Aenderun=
gen der kohlen= und kaliwirtſchaftlichen Beſtimmungen verfolgen
deshalb in erſter Linie den Zweck, die Zuſammenſetzung dieſer
Stellen der Lage anzupaſſen.
Mit Inkrafttreten dieſer Geſetze ſcheiden die Mitglieder des
Reichskohlenrates, der Sachverſtändigenausſchüſſe des
Reichskoh=
lenrates, der Vorſtand dieſer Stellen, die Mitglieder des
Reichs=
kalirates und die Beiſitzer der Kaliſtellen aus ihrem Amte aus.
Die Beiſitzer der Kaliberufungsſtelle und der landwirtſchaftlichen
techniſchen Kaliſtelle legen jedoch mit Ausnahme des
Arbeitneh=
mervertreters der letzteren Stelle ihr Amt erſt ſechs Monate nach
der nächſten Sitzung des Reichskalirates nieder. Weiterhin ſcheiden
die Arbeitnehmer= und Verbrauchervertreter in den Aufſichtsräten
und den geſchäftsführenden Organen des Reichskohlenverbandes,
der Kohlenſyndikate und des Kaliſyndikates aus ihrem Amte aus.
Die Beſtimmung, daß Arbeitnehmervertreter den
geſchäftsführen=
den Organen des Reichskohlenverbandes und der Syndikate
an=
gehören müſſen, wird geſtrichen.
Die Zahl der Mitglieder des Reichskohlenrates und der
Sach=
verſtändigenausſchüſſe des Reichskohlenrates wird auf etwa die
Hälfte herabgeſetzt. Der Reichskohlenrat zählt in
Zu=
kunft 32 ſtatt bisher 60 Mitglieder. Das
Kräftever=
hältnis der einzelnen Gruppen wird gegenüber dem
gegenwär=
tigen Zuſtande nicht weſentlich geändert.
Die Zahl der Mitglieder des Reichskalirates
iſt mit 30 Vertretern unverändert geblieben,
doch erhält die Landwirtſchaft in Zukunft ſieben
Stimmen. In den Geſetzen ſind für den
Reichskohlen=
rat und den Reichskalirat Beſtimmungen dahin getroffen
worden, daß eine beſtimmte Zahl der Vertreter der
Arbeitnehmer im Bergbau tätig ſein muß.
Das im Kohlen= und Kaliwirtſchaftsgeſetz niedergelegte
Mo=
nopol der ſogenannten Monopolgewerkſchaften wird in der Weiſe
aufgehoben, daß die Vertreter der Arbeitnehmer in Zukunft von
Arbeitnehmerverbänden benannt werden, die der
Reichswirt=
ſchaftsminiſter gemeinſam mit dem Reichsarbeitsminiſter beſtimmt.
Das nene Anwalisgeſek.
Die Reichsregierung hat das folgende Geſetz
be=
ſchloſſen, das hiermit verkündet wird:
8 1.
Die Zulaſſung von Rechtsanwälten, die im Sinne
des Geſetzes zur Wiederherſtellung des Berufsbeamtentums vom
7. April 1933 nicht ariſcher Abſtammung ſind, kann bis
zum 30. September 1933 zurückgenommen werden.
Die Vorſchrift des Abſ. 1 gilt nicht für Rechtsanwälte, die
be=
reits ſeit dem 1. Auguſt 1914 zugelaſſen ſind oder im Weltkriege
an der Front für das Deutſche Reich oder für ſeine Verbündeten
gekämpft haben oder derel Väter oder Söhne im Weltkriege
ge=
fallen ſind.
8 2.
Die Zulaſſung zur Rechtsanwaltſchaft kann
Perſonen, die im Sinne des Geſetzes zur Wiederherſtellung des
Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 nicht ariſcher
Ab=
ſtammung ſind, verſagt werden, auch wenn die in der
Rechtsanwaltsordnung hierfür vorgeſehenen Gründe nicht
vorlie=
gen. Das gleiche gilt von der Zulaſſung eines der im 8 1 Abſ. 2
be=
zeichneten Rechtsanwälte bei einem anderen Gericht.
8 3.
Perſonen, die ſich im kommuniſtiſchen Sinne betätigt haben,
ſind von der Zulaſſung zur Rechtsanwaltſchaft ausgeſchloſſen.
Be=
reits erteilte Zulaſſungen ſind zurückzunehmen.
S 4.
Die Juſtizverwaltung kann gegen einen
Rechts=
anwalt bis zur Entſcheidung darüber, ob von der Befugnis
zur Zurücknahme der Zulaſſung gemäß § 1 Abſ. 1 oder § 3
Ge=
brauch gemacht wird, ein Vertretungsverbot erlaſſen. Auf das
Vertretungsverbot finden die Vorſchriften des 8 91b Abſ. 2 bis 4
der Rechtsanwaltsordnung entſprechende Anwendung.
Gegen Rechtsanwälte der im 8 1 Abſ. 2 bezeichneten Art iſt
das Vertretungsverbot nur zuläſſig, wenn es ſich um die
Anwen=
dung des § 3 handelt.
8 5.
Die Zurücknahme der Zulaſſung zur
Rechtsanwalt=
ſchaft gilt als wichtiger Grund zur Kündigung der von
dem Rechtsanwalt als Dienſtberechtigtem abgeſchloſſenen
Dienſt=
verträge.
8 6.
Iſt die Zulaſſung eines Rechtsanwaltes auf Grund dieſes
Ge=
ſetzes zurückgenommen, ſo finden auf die Kündigung von
Mietver=
hältniſſen über Räume, die der Rechtsanwalt für ſich oder ſeine
Familie gemietet hatte, die Vorſchriften des Geſetzes über das
Kün=
digungsrecht der durch das Geſetz zur Wiederherſtellung des Be=
rufsbeamtentums betroffenen Perſonen vom 7. April 1933
entſpre=
chende Anwendung. Das gleiche gilt für Angeſtellte von
Rechts=
anwälten, die dadurch ſtellungslos geworden ſind, daß die
Zulaſ=
ſung des Rechtsanwaltes zurückgenommen oder gegen ihn ein
Ver=
tretungsverbot gemäß § 4 erlaſſen iſt.
8 7.
Durch dieſes Geſetz ſind die von den Landesjuſtizverwaltungen
getroffenen weitergehenden Maßnahmen, die nur vorläufigen
Cha=
rakter haben konnten, überholt und gegenſtandslos geworden.
* Das von der Reichsregierung beſchloſſene Anwaltsgeſetz
lehnt ſich in ſeiner Durchführung eng an das neue Beamtengeſetz
an. Es ſchafft jetzt vor allem für das ganze Reich ein einheitliches
Recht und beſeitigt die in den einzelnen Ländern getroffenen
proviſoriſchen Regelungen. Nach dem Wortlaut des 8 1 kann die
Zulaſſung von Rechtsanwälten nichtariſcher Abſtammung auch
hier mit der Sperrfriſt bis zum 30. September zurückgenommen
werden, d. h., daß bis dahin die Zurücknahme der Zulaſſung
auf=
rechterhalten bleibt. Alsdann kann die Juſtizverwaltung gegen
einen Anwalt bis zur Entſcheidung ein Vertretungsverbot
erlaſ=
ſen. Ausgenommen von der Zulaſſung der Nachprüfung ſind
grundſätzlich alle Anwälte, die bereits vor dem 1. Auguſt 1917
praktiziert haben, oder im Weltkrieg an der Front für das
Deutſche Reich oder ſeine Verbündeten gekämpft haben, oder deren
Väter oder Söhne im Weltkrieg gefallen ſind. Dieſe Ausnahmen
gelten nun wieder nicht für Rechtsanwälte, die ſich im
kommuni=
ſtiſchen Sinne betätigt haben. Für ſie gilt die Mußvorſchrift, daß
ſie für die Zulaſſung zur Anwaltſchaft ausgeſchloſſen ſind und daß
bereits erteilte Zulaſſungen zurückgenommen werden müſſen. Ein
Vertretungsverbot kann von der Juſtizverwaltung für die
An=
wälte, deren Zulaſſung grundſätzlich nicht nachgeprüft wird, nur
ausgeſprochen werden, ſoweit es ſich um eine kommuniſtiſche
Be=
tätigung handelt.
Durch dieſe neue Regelung iſt der Kreis der nichtariſchen
Anwälte weſentlich erweitert worden. In Berlin z. B. ſtanden
etwa tauſend deutſchen Anwälten mehr als 2200 jüdiſche Anwälte
gegenüber. Von dieſen jüdiſchen Anwälten waren durch den
kom=
miſſariſchen Vorſtand der Anwaltskami er nur 35 zu gelaſſen
wor=
den. Ihre Zahl dürfte ſich jetzt doch auf mehrere Hundert erhöhen,
weil wohl alle mehr als 50jährigen Anwälte ihre Praxis
weiter=
behalten können. Dazu kommen die Kriegsteilnehmer. Es iſt aber
außerdem zu bedenken, daß es ſich bei dem Geſetz nur um eine
Kannvorſchrift handelt, daß alſo in jedem Fall eine Nachprüfung
der perſönlichen Vorausſetzungen erfolgt. Man wird
anneh=
men dürfen, daß die Zurückziehung der Zulaſſung nicht von heute
auf morgen erfolgt, damit den Klienten der Anwälte in der
Ver=
tretung ihrer Intereſſen kein Schaden erwächſt.
Für die Notare ergibt ſich eine entſprechende Regelung. Ob
ſie dabei, was in den einzelnen Ländern verſchieden iſt, Beamte
ſind oder nicht, bleibt verhältnismäßig gleichgültig, eben weil die
grundlegenden Beſtimmungen ſich decken.
Das Geſeh über Orden und Tikel.
Im Reichsgeſetzblatt Nr. 35 wird das Geſetz über Titel, Orden
und Ehrenzeichen vom 7. April 1933 veröffentlicht. Danach
wer=
den Titel verliehen vom Reichspräſidenten und von den
Reichs=
ſtatthaltern, in Preußen vom Miniſterpräſidenten in Vertretung
des Reichskanzlers. Die Bezeichnung der Titel und die
Voraus=
ſetzungen, unter denen ſie verliehen werden können, ſetzt der
Reichs=
präſident feſt. Akademiſche Grade werden hierdurch nicht betroffen.
Orden und Auszeichnungen für die Errettung von Menſchen
aus Lebensgefahr (Rettungsmedaillen) kann nur der
Reichsprä=
ſident verleihen. Weitere Beſtimmungen hierüber ſind dem
Reichs=
p.äſidenten vorbehalten. Treudienſtabzeichen verleihen die
Lan=
desregierungen. Die Annahme der vom Reichspräſidenten
ver=
liehenen Auszeichnungen bedarf keiner landesrechtlichen
Geneh=
migung. Der Reichspräſident beſtimmt die Vorausſetzungen, unter
denen ein Deutſcher Titel. Orden und Ehrenzeichen von einer
aus=
ländiſchen Regierung anuehmen darf.
Gleichſchaltung der Steuerausſchüſſe.
Wie der Zeitungsdienſt erfährt, wird ſpäteſtens in der Woche
nach Oſtern ein neues Geſetz erlaſſen werden, durch das die
Neu=
bildung der Steuerausſchüſſe verordnet wird. Durch die Neubildung
ſoll erreicht werden, daß die neuen Steuerausſchüſſe ſo beſetzt ſind,
wie es dem Gleichſchaltungsprinzip entſpricht. Bis zur
Neubil=
dung der Steuerausſchüſſe werden die bisherigen Ausſchüſſe die
Geſchäfte weiterführen. Dabei iſt jedoch inſofern eine
Sonderrege=
lung getroffen worden, als Perſonen nichtariſcher Abſtammung
oder ſolche, die einer ſtaatsfeindlichen Partei angehöiren oder aus
politiſchen Gründen aus dem öffentlichen Dienſt entfernt worden
ſind, von der Ausübung ihrer bisherigen Funktionen ſofort zu
entbinden ſind.
Weiter iſt eine Verordnung des Reichsfinanzminiſteriums in
Vorbereitung, nach der Zulaſſungen als Steuerberater bis auf
weiteres nicht mehr erteilt werden dürfen.
Neugliederung der Reichspreſſeſtelle.
Nachdem die Inlandspreſſeabteilung der ehemaligen
Reichs=
preſſeſtelle als Abteilung II in das Aufklärungs= und
Propa=
gandaminiſterium übernommen worden iſt, iſt die
Auslandspreſſe=
abteilung der Reichspreſſeſtelle unter ihrer bisherigen Leitung
(Vortragender Legationsrat Aſchmann) als Preſſeabteilung des
Auswärtigen Amtes dieſem angegliedert worden und hat ihre
Dienſträume in der Wilhelmſtraße 62. Der Dirigent der
Abtei=
lung vertritt den Reichspreſſechef, Staatsſekretär Funk, wie auch
bisher in allen Fragen der Auslandspreſſe.
* Und Japan kämpft weiter ..."
Generäle ſürzen. — Die Kommunen im Rücken
der Chineſen.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
J. N. Mukden, Anfang April.
Einen Monat hatte der japaniſche Generalſtab angeſetzt, um
den Feldzug in Jehol durchzuführen, in Wirklichkeit dauerte
er nur zehn Tage. Die Chineſen hatten eine
gewal=
tige Armee in Jehol ſtehen — nach ihren eigenen
An=
gaben weit über 200 000 Mann — darunter faſt die ganze
Armee des „Jungen Marſchall” die ungefähr 150 000 Mann
betrug. Der Reſt beſtand aus den Provinzialtruppen des
Gouverneurs Tang Yu=lin, Freiwilligen und Banditen.
Außer=
dem ſtanden innerhalb der Großen Mauer weitere große
Trup=
penkörper, ſo allein bei Schanhaikwan rund 40 000 Mann, in
Reſerve.
Ihnen gegenüber ſetzten die Japaner rund 22000 Mann
auf einer faſt 600 Kilometer langen Front an. Dahinter
ſtan=
den weitere 50 000 Mandſchukuo=Truppen, die jedoch überhaupt
nicht in Aktion zu treten brauchen, und nun damit beſchäftigt
ſind, die Reſte der geſchlagenen Chineſen auszuräumen. Die
Chineſen hatten drei ſehr ſtarke Verteidigungslinien inne die
erſte gleich hinter der Grenze, die zweite etwa in der Mitte
des Landes und die dritte im Bogen um die Hauptſtadt
Tſchangteh. Aber nur die erſte Linie leiſtete einigen
Wider=
ſtand, die Befatzung der zweiten lief ſchon vor ihren eigenen
Landsleuten davon, und die dritte begnügte ſich damit, einige
Schüſſe in der ungefähren Richtung der anrückenden Japaner
abzufeuern. Die bei Schanhaikwan ſtehende Armee verhielt ſich
während des ganzen Feldzuges ruhig und tat nichts, um die
japaniſche Armee im Rücken zu beunruhigen.
Der Vormarſch der Japaner ging zuerſt in
ge=
mäßigtem Tempo vonſtatten. Aber ſobald die erſte Linie der
Chineſen überrannt war, ſteigerte ſich die Schnelligkeit von Tag
zu Tag. Zum Schluß jagten einige
Vorhur=
kolonnen in Stärke von zuſammen 2 200 Mann
die ganzechinefiſche Armee in Marathon=Tempo
vor ſich her. Der Gouverneur hatte 20 000 ſeiner eigenen
Soldaten in der Hauptſtadt zuſammengezogen. Er hatte
ge=
ſchworen, Tſchangteh bis zum letzten Blutstropfen zu
ver=
teidigen. Als aber die Ankunft der Japaner gemeldet wurde,
raffte er ſeine Koſtbarkeiten zuſammen, lud ſie auf alle
erreich=
baren Kraftwagen und — verließ mit ſeiner Lieblingsfrau
fluchtartig die Stadt. Seine Armee wurde von ſage und ſchreibe
128 Japanern auf zwei Laſtkraftwagen und etlichen
Motor=
rädern in alle Winde zerſtreut. Ja ſogar die chineſiſche
Feuer=
wehr war ausgerückt, ſo daß die ankommenden Japaner erſt
ein von den Chineſen angelegtes Feuer löſchen mußten.
Am zweiten Tage nach der Einnahme von Jehol ſtanden
die Japaner vor allen Päſſen der Großen Mauer. Sie hatten
in zehn Tagen dem neuen Staate Mandſchukuo eine Provinz
von 150 000 Quadratkilometer hinzugebracht und dabei rund
20 Mann an Toten, vielleicht die doppelte Anzahl Verwundete
und etwa 300 Froſtkranke eingebüßt. Einige der Päſſe
fielen den Japanern ohne ernſtliche Kämpfe in
die Hände. Nur bei Kupeikow, auf dem Wege von Tſchangteh
nach Peking, ſowie weiter öſtlich davon, bei Hſifengkow, hatten
ſie ſich erheblich anzuſtrengen. Die Chineſen hatten neue, von
der allgemeinen Panik noch nicht erfaßte Truppen nach Norden
geworfen. Vielleicht waren ſie auch jetzt erſt dahinter gekommen,
daß ihre Leute vor einigen hundert Mann davonliefen.
Jeden=
falls leiſteten die friſchen Truppen erbitterten
Widerſtand und verteidigten jeden Fußbreit
Landes. Außerdem gebrauchten ſie die Methode, in die zweite
Linie die ſogenanten Aufſichtsdiviſionen zu legen, die ſtrengſten
Befehl hatten, auf die Beſatzung der erſten Linie zu ſchießen,
falls dieſe Miene machten zu weichen. Die Japanern wußten
ſich jedoch zu helfen. Mit ihren ſtarken Bombengeſchwadern
griffen ſie die zweite Linie an, und nachdem deren Beſatzung die
Flucht ergriffen hatte, konnten auch die Verteidiger der erſten
Linie ungehindert davonlaufen. Trotzdem ſchickten die
Chineſen immer neue Truppen vor, um die
in=
zwiſchen von den Japanern beſetzten Päſſe und Stellungen
zurückzuerobern. Dieſe Kämpfe ſind zurzeit im Gange. Die
Chineſen greifen in Maſſen an, und die Japaner ſuchen die
Stellungen mit ihren wenigen Mann zu halten.
Die Japaner hatten zu Anfang des
Feld=
zuges erklärt, ihr Ziel ſei die Große Mauer,
über die hinaus ſie nicht vorzudringen
beab=
ſichtigen, es ſei denn daß ihre Landsleute in Nordchina
bedroht ſeien, oder die Chineſen Jehol wiederzunehmen
beab=
ſichtigen. Aber das iſt es gerade, was die Chineſen jetzt
ver=
ſuchen, oder wenigſtens zu verſuchen vorgeben. Die Japaner
hingegen können vorderhand nicht daran denken, von Norden
aus einen Einfall nach Nordchina zu machen. Das erfordert
bei den langen und außerordentlich ſchwierigen Zufahrtsſtraßen
hinter ihrer Front eine gründliche Vorbereitung und vor allem
viel mehr Truppen, als die Japaner augenblicklich in ganz
Mandſchukuo zur Verfügung haben. Infolgedeſſen werden ſie
ſich damit begnügen müſſen, die gewonnenen Päſſe mit ihrer
beſchränkten Anzahl ſo gut es geht zu halten und die Chineſen
dagegen anlaufen zu laſſen, bis dieſe entweder ausgepumpt
ſind, oder die Japaner die Vorbereitungen für den Vormarſch
nach Süden getroffen haben. Vorher ſind entſcheidende
Be=
wegungen an dieſer Front nicht zu erwarten, es ſei denn, daß
den Chineſen der Durchbruch tatſächlich gelänge. Aber in dieſem
Falle würde ein Flankenſtoß der Japaner von Schanhaikwan
oder Tientſin aus genügen, alle möglichen errungenen Erfolge
an der Jehol=Front zunichte zu machen.
Die militäriſche Lage in Nordchina und Jehol=
Mandſchukuo iſt alſo in den Händen der
Japa=
ner. Sie ſind es, die die Bedingungen vorſchreiben, und der
verſpätete Heldenmut der Chineſen iſt unnützes Blutvergießen.
In China ſelbſt herrſcht derweil eine gewaltige Aufregung
und das größte Durcheinander. Das Volk, das infolge der
bombaſtiſchen Reden der Politiker und Militärs an einen
Er=
folg geglaubt hatte — noch am Tage vor der Einnahme
Tſchangtehs berichteten die chineſiſchen Zeitungen von großen
Siegen — iſt tief enttäuſcht und ſchreit nach den Schuldigen.
Zwar iſt eder Heerführer mit einer anderen und beſſeren Aus=
Seite 2 — Nr. 101
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 11. April 1933
rede zur Stelle, aber die Maſſe will ihre Opfer haben. Einige
Generäle wurden ſchon kurzerhand erſchoſſen,
andere durch Rivalen umgebracht. Der „Junge
Marſchall”, der die ganze Sache durch ſein unkluges Verhalten, den gewerblichen Mittelſtand, Miniſterialdirektor Dr. Wienbeck.
den Japanern gegenüber angerichtet hat, hat reſigniert und iſt
nach der Fremdenniederlaſſung von Schanghai geflüchtet.
Auch der Oberkommandierende, General Tſchiang Kai=ſchek, den des Landkreistages a. 5. Dr. v. Keudell und den Präſidenten
befindet ſich in keiner beneidenswerten Lage. Man wirft ihm
vor, daß er wieder einmal untätig geblieben ſei und nichts
getan habe, das Unglück abzuwenden. Einzelne Stimmen be= Mitarbeit an den Aufgaben der Reichsregierung entgegen.
haupten ſogar, er habe es nicht ungern geſehen, wie die Japaner
abwürgten und habe ſich direkt im Einverſtändnis mit Japan worden.
zurückgehalten. Das geht vielleicht zu weit, aber es iſt ſicher,
Japan zu führen, und daß das Land erſt im zugeſtimmt.
Innern geeinigt und gefeſtigt ſein muß, ehe es
kann er jetzt ſchlecht zurück. Die Wahrſcheinlichkeit ſpricht dafür, miniſterium bearbeitet.
daß er ſich, ſelbſt unter Verzichtleiſtung auf die Mandſchurei,
das um ſein ganzes Anſehen bringen.
verſucht, ſeine Macht auf Nordchina auszudehnen, und die dort. Herren Stubbendorf und Daßler zu Kommiſſaren ernannt.
ſtehenden Armeen unter ſeinen Oberbefehl zu bringen. Das iſt
ihm noch nicht einwandfrei geglückt. Noch ſtehen ihm einige tion der NSDAP. Dr. Ley zum Reichsinſpekteur der oberſten
Unterführer Tſchang Hſueh=liangs, ſowie die Generäle Wu Leitung der politiſchen Organiſation ernannt worden.
Peifu und Feng Yu=hſiang, die zwar nicht mehr über größere
Truppenverbände verfügen, aber doch noch großes Anſehen ge= Regierung Hitler, die ſie ſowohl bei der franzöſiſchen Botſchaft in
Shanſi, General Yen Schihſan, weiß man auch noch nicht, wie erhoben hat, hat ſich die franzöſiſche Regierung endlich
bereit=
verſprochen hatten nichts zutun, wenner ſeine, ſtiſchen Pariſer Berichterſtatter Albert Körber zurückzunehmen.
Soldaten gegen die Japaner führe, haben ſeine
aufs Haupt geſchlagen. und der ganze Süden — der des Abgeordneten Janner ſind die Boykottplakate nunmehr
wie=
ja am wenigſtens direkt bedroht iſt — ſchreit nach „fortgeſetztem der angebracht worden.
Widerſtand‟. Es iſt ſicher die ſchwierigſte Lage, in der ſich der
Oberkommandierende je befunden hat. Rennt er gegen die Marineattaché in Paris, Korvettenkapitän Wever, empfangen.
Japaner an, ſo bedeutet das ungeheures Blutvergießen ohne der dem Miniſter ſeinen Antrittsbeſuch abſtattete.
Hoffnung auf Erfolg, und die Gefahr eines Einmarſches der
Japaner in Nordchina, während in ſeinem Rücken die Kom= Francois=Poncet, ſind am Montag mittag aus Berlin in Paris
muniſten mit den Reſten ſeiner Armee Fußball ſpielen. Schließt angekommen.
er mit Japan Frieden, um die kommuniſtiſche Gefahr im Damm
zu halten, ſo ſetzt er ſein Anſehen und ſeine Stellung aufs
Spiel. Es wird intereſſant ſein, zu beobachten, wie der in allen
Sätteln gerechte Oberbefehlshaber ſich diesmal aus der Klemme
ziehen wird!
Und Japan kämpft weiter ..."
Deutſcher Prokeſt in Warſchan.
Warſchau, 10. April.
Zu ſchweren deutſchfeindlichen Ausſchreitungen kam es am
Sonntag nachmittag in Lodz, wo eine Gruppe von
Demonſtran=
ten vor das deutſche Konſulat zog und durch einen Steinwurf das
Schild des Konſulats beſchädigte, während andere Gruppen in die
Druckerei der Lodzer Freien Preſſe ſowie in das deutſche
Gymna=
ſium eindrangen und die Einrichtung zerſtörten. In Myslowitz
fand eine vom Weſtmarkenverein veranſtaltete Kundgebung als
Proteſt gegen die reviſioniſtiſchen Abſichten Deutſchlands ſtatt.
Aus den Anſprachen ſprühte der Haß gegen alles, was deutſch iſt,
hervor. Zum Schluß wurde eine Entſchließung verleſen, nach der
man nicht mit Exzeſſen und Ausſchreitungen gegen das
Deutſch=
tum vorgehen wolle, ſondern mit Boykott, der beſtimmt ſei,
deutſche Waren, deutſche Zeitungen und Filme auszurotten. Es
wurde dazu aufgerufen, keine deutſchen Waren und keine
deut=
ſchen Zeitungen zu kaufen.
Auf Grund deutſchfeindlicher Ausſchreitungen in Lodz hat der
deutſche Geſandte in Warſchau den Auftrag
er=
halten, bei der polniſchen Regierung energiſch gegen die
Uebergriffe und die Verletzung von deutſchen
Hoheitszeichen Einſpruch zu erheben, die
Beſtra=
fung der Schuldigen und ausreichende Sicherung für den Schutz
der Hoheitszeichen zu fordern. Der deutſche Konſul in Lodz hat
bereits am Sonntag bei dem Lodzer Woiwoden proteſtiert,
worauf dieſer dem Konſul ſein Bedauern über die Vorfälle vor
dem Konſulat ausdrückte.
Vom Tage.
Der Reichspräſident empfing geſtern den Reichskommiſſar für
Reichsinnenminiſter Dr. Frick hat am Montag den Vorſitzen=
Dr. v. Stempel empfangen. Es wurde die Stellung der
Land=
kreiſe bei der Reichs= und Verwaltungsreform beſprochen. Der
Reichsinnenminiſter nahm die erneute Verſicherung tatkräftiger
Reichsminiſter Göring iſt Montag nachmittag in Rom
ein=
ſeinen immerhin unbequemen „Freund” Tſchang Hſueh=liang getroffen und vom italieniſchen Luftfahrtminiſter empfangen
Der Reichsrat hielt am Montag eine Vollſitzung ab, um eine
daß er einer von denen iſt, die einen offenen Bruch mit Japan Anzahl kleinerer Vorlagen zu erledigen. Einem Vorſchlage des
vermeiden wollen. Er ſteht mit Recht auf dem Standpunkt, daß Reichsarbeitsminiſters wie im Jahre 1932 bis auf weiteres in
China gar nicht in der Lage iſt, einen Krieg mit Zukunft ausländiſche Wanderarbeiter nicht mehr zuzulaſſen, wurde
Die Einführung einer Reichsangehörigkeit, anſtelle der
bis=
ſich auf äußere Abenteuer einlaſſen kann. Aber da er ſich ſelbſt her in Deutſchland üblichen verſchiedenen Staatsangehörigkeiten,
gelegentlich zu recht kriegeriſchen Aeußerungen hinreißen ließ, wird im Zuſammenhang mit der Reichsreform im Reichsinnen=
Zur Prüfung der gegen den früheren Geſchäftsbetrieb bei
einen Zeitfrieden erkaufen möchte, aber andererſeits kann ihn der Getreideinduſtrie und Kommiſſions=A.=G. (G. J.C.) und gegen
einzelne leitende Angeſtellte erhobenen Vorwürfe hat der Reichs=
Als erſtes hat er ſofort nach dem Zuſammenbruch in Jehol miniſter für Ernährung und Landwirtſchaft Dr. Hugenberg die
Der nationalſozialiſtiſche Reichstagsabgeordnete Rudolf
Schmeer (Aachen) iſt vom Stabsleiter der politiſchen Organiſa=
Infolge der dringenden und wiederholten Vorſtellungen der
nießen, ablehnend gegenüber. Und von dem Gouverneur von Berlin, wie durch Vermittlung der deutſchen Botſchaft in Paris
er ſich verhalten wird. Die Kommuniſten, die ihm gefunden die Ausweiſungsverfügung gegen den nationalſoziali=
Auf Anweiſung des engliſchen Innenminiſteriums hatte die
Abweſenheit ſofort kräftig ausgenutzt, und in Londoner Polizei im Oſten Londons ſämtliche, Boykottplakate
Kiangſi die Regierungstruppen vernichtend gegen deutſche Waren entfernen laſſen. Nach einer Intervention
Marineminiſter Leygues hat den neu ernannten deutſchen
Norman Davis und der franzöſiſche Botſchafter in Berlin,
Das Schickſal
der Deutſchen Volksparkei.
* Berlin, 10. April. (Priv.=Tel.)
Der Zentralvorſtand der Deutſchen Volkspartei, das Organ,
das über die grundſätzliche Einſtellung der Partei zu beſchließen
hat, iſt überraſchend für den Mittwoch einberufen worden und
ebenſo überraſchend iſt kurzfriſtig dieſe Einberufung wieder abgeſagt
worden. Nachdem in der vergangenen Woche erſt der
Reichsaus=
ſchuß der Partei getagt hatte und offenbar darauf abgekommen
war, zunächſt die weitere Entwicklung abzuwarten, alſo
irgend=
welche Entſchlüſſe über die Zukunft der Partei nicht zu treffen,
muß aus der Mobiliſierung des Zentralvorſtandes mindeſtens der
Schluß gezogen werden, daß innerhalb der Partei eine
ſtarke Gärung eingeſetzt hat. Sie findet äußerlich ihren
Aus=
druck darin, daß die oſtpreußiſche Organiſation, ihre
Auflöſung gefunden hat. Die weſtfäliſche
Provin=
zialorganiſation hat einen ähnlichen Entſchluß
ge=
faßt mit dem Zuſatz, daß die ihren Mitgliedern den Eintritt in
die Nationalſozialiſtiſche Partei empfiehlt. In Mitteldeutſchland
dagegen beſteht die Neigung, den Parteiapparat aufrecht zu
er=
halten, um in ſpäteren ruhigeren Zeiten eine Neuorganiſation
vornehmen zu können.
Die Dinge gehen alſo in der Partei hin und her. Die
Schwie=
rigkeiten werden noch dadurch erhöht, daß der Vorſitzende der
Partei ſeit Wochen ſchwer krank iſt, während ſein Stellvertreter,
Dr. Hugo, ſeine Parteiämter niedergelegt hat, um für ſeine
wei=
teren Entſchlüſſe freie Hand zu haben. Der Beſchluß der
weſtfäli=
ſchen Organiſation iſt mit ſeiner Zuſtimmung gefaßt worden,
nach=
dem er in der vergangenen Woche, eine Unterredung mit dem
Reichskanzler gehabt hatte. Die Vertagung des Zentralvorſtandes
ſoll erfolgt ſein, weil eine Reihe der Provinzialverbände ſich nicht
außerſtande erklärte, ſo kurzfriſtig ihre Delegierten nach Berlin
zu ſchicken. Ob aber bei einer Verſchiebung der Tagung auf den
Mai der Beſtand der Partei überhaupt noch zu halten iſt, erſcheint
gerade nach den aus dem Weſten des Reiches vorliegenden
Be=
ſchlüſſen einigermaßen zweifelhaft. Die Partei iſt zu klein
ge=
worden, als daß ſie in ihrer gegenwärtigen Form noch beſtehen
bleiben könnte. Es kann ſich eigentlich für ſie nur darum
han=
deln, einen Abſchluß zu finden, der ihrer Vergangenheit
wür=
dig iſt.
Gegen Eigenmächkigkeiken!
Eingriffe in die inneren Verhälkniſſe der
Reichs=
finanzverwalkung unkerſagt.
Berlin, 10. April,
Amtlich wird mitgeteilt:
Es iſt SA.= und SS.=Männern Mitgliedern der NSBO.,
politiſchen Leitern und ſonſtigen Angehörigen der NSDAP.
unterſagt, in die inneren Verhältniſſe der
Reichsfinanzverwal=
tung (Landesfinanzämter, Finanzämter uſw.) ſelbſtändig
einzu=
greifen, Abſetzungen zu verlangen oder ſelbſt vorzunehmen und
dergleichen.
Wird ein Eingriff für erforderlich gehalten, ſo iſt das
unver=
züglich dem Staatsſekretär im Reichsfinanzminiſterium
Rein=
hardt, M. d. R., Berlin, Wilhelm=Platz 1, Fernſprecher Flora
0015, mitzuteilen.
Auch die Beurlaubungen von Beamten der
Reichsfinanz=
verwaltung zum Zwecke der vorübergehenden Uebernahme eines
kommiſſariſchen oder ſonſtigen politiſchen Amtes dürfen nur
im Einvernehmen mit Staatsſekretär Reinhardt, M. d. R.,
be=
antragt werden.
* Das Kabinekk auf Ofterurlaub.
Skakthalter=Ernennungen vorausſichtlich nach Oſtern.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Das Reichskabinett hat ſeine Tätigkeit vom Montag ab
zu=
nächſt einmal durch eine kurzfriſtige Oſterpauſe unterbrochen. Der
Kanzler ſelbſt hat Berlin verlaſſen und einen kurzen
Erholungs=
urlaub angetreten. Der Vizekanzler und der Miniſter Göring ſind
in Rom. Herr Goebbels und der Außenminiſter von Neurath ſind
ebenfalls abgereiſt. Es iſt alſo nur eine kleine Anzahl von
Mini=
ſtern in Berlin geblieben. Formell hat der Innenminiſter Frick
die Vertretung des Reichskanzlers übernommen. Man hatte mit
der Möglichkeit gerechnet, daß die praktiſchen Folgerungen aus
dem Statthaltergeſetz ſofort gezogen werden würden. Das iſt
in=
deſſen nicht geſchehen, auch nicht in Preußen. Das
Statthalterge=
ſetz iſt zwar inzwiſchen in Kraft getreten. Der Reichskanzler iſt
alſo Staatthalter in Preußen. Er hat aber von ſeiner neuen
Funk=
tion noch keinen Gebrauch gemacht. Einſtweilen beſteht alſo die
Notverodnung des Reichspräſidenten über die Einſetzung des
Reichskommiſſariates noch weiterhin zu recht. Sie wird wohl auch
erſt zurückgezogen werden, wenn nach Oſtern Herr Göring zum
Miniſterpräſidenten ernannt iſt und auf ſeinen Vorſchlag hin auch
die übrigen Miniſter beſtellt ſind.
Beſeitigung der Enklaven und Erklaven?
Auch die Perſönlichkeiten der Statthalter in
den Ländern ſind noch nicht endgültig beſtimmt.
Die Oſterpauſe ſoll dazu benutzt werden, um dem Reichskanzler
endgültige Vorſchläge unterbreiten zu können, die ſich dann auch
auf den Aufgabenkreis der Statthalter ausdehnen. Es war ja
daran gedacht, von den kleineren Ländern mehrere zu einer
ge=
meinſamen Statthalterſchaft zuſammenzufaſſen. In den letzten
Tagen war aber der Gedanke aufgetaucht, ob nicht in Verbindung
damit auch eine Flurbereinigung, wenigſtens inſoweit
vorgenommen werden kann, daß die Enklaven und
Ex=
klaven der einzelnen Länder untereinander, die
eine Fülle überflüſſiger Verwaltungsarbeit erforderlich machen.
durch gegenſeitigen Austauſch verſchwinden
kön=
nen. Dabei iſt wohl in erſter Linie Oldenburg in Ausſicht
ge=
nommen, das mit ſeinen Außenbezirken Eutin und
Birken=
feld einen unproduktiven räumlichen Ballaſt mit ſich
herum=
ſchleppt und auch bereit wäre, dieſe beiden Bezirke an Preu en
abzugeben, wenn es dafür etwas aus Friesland bekommen könnte.
wozu aber Preußen wieder nicht ohne weiteres bereit iſt. Auch
für die beiden Lippe, für Braunſchweig und für Anhalt
wird die Möglichkeit einer beſſeren Grenzziehung erwogen.
Ent=
ſprechende Pläne liegen in den verſchiedenen Miniſterien ja ſchon
ſeit Jahr und Tag vor. Sie haben aber bisher wegen der
Kompe=
tenzſtreitigkeiten nicht in die Tat umgeſetzt werden können. Das
Reichsinnenminiſterium will jetzt einen neuen Anlauf nehmen,
um zu verſuchen, ob die eiuheitliche politiſche Willensrichtung,
die ja jetzt im Reich und in den Ländern beſteht, nicht doch einen
raſchen Erfolg, wenigſtens auf einzelnen Teilgebieten erzielen
läßt.
Dorpmüller beim Reichskanzler.
Amtlich wird mitgeteilt: Am Montag empfing der
Reichs=
kanzler Adolf Hitler den Generaldirektor der Deutſchen
Reichs=
bahn, Dr. Dorpmüller, zu einer Beſprechung über
Reichsbahn=
fragen.
*Siunden mit Hanns Albers.
Von Max Streeſe.
Auf der Fahrt nach Rom, wo neue Filmarbeit ihn für
Wochen feſthält kommt Hanns Albers nach Darmſtadt. Vierzehn
Stunden im offenen Auto machen müde, auch wenn man Hanns
Albers iſt. Zumal wenn die liebenswürdige, zart umſorgte
Gattin mit von der Fahrt iſt. In Frankfurt würde er gute
Freunde — Jakob Geiß, Sylveſter Schäffer u. a. — treffen.
Am Montag ſoll die Fahrt bis Lyon gehen. Alſo beſſer um
9 Uhr ſchlafen.
Im kleinen Speiſeſaal der „Traube” entdecke ich Hanns
Albers. In einer Ecke, von drei Seiten gegen Neugierige
ge=
ſchützt. Ich will ihn wirklich nicht „interviewen”. Nur einmal
die Hand drücken drängt es mich, dem Mann, über den zu
ſchreiben, auch nur im Rahmen der Filmkritik, immer eine
Freude war. Einem Künſtler der täglich von Millionen geſehen
wird und der dieſe Millionen täglich faſziniert. — Dem
Hände=
druck — kernhaft, deutſch, herzlich — folgt eine kurze
konven=
tionelle Unterhaltung, dann eine liebenswürdige Einladung. Aus
Stunden wird eine Nacht, die im Fluge vergeht und deren
Nachhall ein Erlebnis iſt.
Hanns Albers, der Sieger! In dutzenden von
Filmbeſprechungen habe ich den Künſtler ſo genannt. Er iſt
es auch als Menſch. Es ſind nicht nur ſeine ſtrahlenden,
großen ſonnig=blauen Augen, die unter Huntertauſenden nur
er hat, es iſt — das Herz, das zu 95 Prozent Albers den
Künſtler nicht von dem Menſchen trennen läßt. Es iſt —
Seele, die die Blauaugen widerſpiegeln. Iſt der ganze
Kerl!
Wirklich, ſo war es: Ich wollte dem größten deutſchen
Schauſpieler, dem populärſten Filmſchauſpieler der Welt, die
Hand drücken, und lerne einen wundervollen Menſchen
kennen! Einen, der auch als Menſch der Sieger wurde und
immer bleiben wird, weil er ſchwerſten Lebenskampf beſtand
und in dieſem den höchſten Sieg erfocht: den über ſich ſelbſt.
Man muß ihn erzählen hören, von der harten Jugend
droben in Vierlanden. Von den inneren und äußeren Kämpfen
die immer nur das eine Ziel hatten, ſich durchzuſetzen, groß
zu werden. Schauſpieler wie er ihn ſich erträumt. Von den
Anfängen dann an kleinſten Schmieren in minderwerten Rollen,
mit der Verpflichtung Bühnenarbeit und Zettelankleben zu
übernehmen. Dann das Aufwärts in ganz kleinen Schritten.
Vorſprechendürfen in Frankfurt und Darmſtadt mit dem Erfolg:
Unmöglich, wegen völliger Talentlonigkeit. Bis der Film
dann den erſten gewaltigen Aufſtieg brachte. Endlich eine
Mög=
lichkeit, ſich durchzuſetzen, Eigenes zu geben, zu geſtalten
Und mit dem Sieg des Tonfilms dann der letzte Schritt
nach ganz oben. Ein nun bald drei Jahre währendes Weilen
auf Der Höhe des Lebens und der Kunſt, die dieſes Leben
aus=
füllt jund der es einzig gewidmet iſt.
Und muß ihn in ſeiner wundervollen Ehrlichkeit erzählen
mmmmmm
nannte es weſentlich anders!). Bis zu der ſchönen Erkenntnis:
Was heißt Genie, was heißt Kunſt und Künſtler. Das bißchen
Schauſpielerhandwerk, das kann man lernen! Der eine mehr.
der andere weniger, der eine leichter, der andere ſchwerer. Das
macht nicht den Künſtler und nicht den Erfolg. Ganz tief und
unverrückbar muß man’s da drinnen haben! Ich ſage, zu
95 Prozent muß das Herz von der Kunſt, von der Berufung
zu ihr voll ſein. Und wenn dann 5 Prozent Künſtlerkönnen
dazu kommt, dann iſt der Menſch hundertprozentig. Dann gehts
vorwärts! Der äußere Erfolg kommt in zweiter Linie. Der
läuft von ſelbſt nach, wenn der erſte, der innere, erreicht iſt,
wenn das Ringen un die Kunſt des Menſchengeſtaltens
zum Sieg geführt hat. Wer Jahre und Jahre hindurch mit
60 und 70 Mark Monatsgage leben und ſchuften mußte, wer
Jahre ohne jeden Verdienſt war, der lernt das Geld nicht lieben,
er lernt es verachten. Ich brauche und will nicht die
Dollar=
millionen aus Hollywood. Ich liebe Deutſchland und das
wundervolle deutſche Volk, und weiß, daß es mich wieder liebt.
Daß ich vom Ueberfluß, den ich nicht ſuche, zurücklegen muß,
um gut zu machen was man an alten Eltern, die ihr Letztes
gaben mit Geld gut machen kann, das ich Sorge tragen muß,
zu leben, wenn Hanns Albers einmal nicht mehr der Sieger
iſt, das alles iſt ſelbſtverſtändlich. Ein Mehr aber brauchts nicht.
Und wenn ich auf irgendeiner Bühne ſpiele dann ſoll das
Theater dieſer Bühne verdienen. Ich verlange nirgends
Honorar. Einen Prozentſatz der Einnahmen! Die
Theater müſſen leben, wir kommen erſt in zweiter Linie.
Ich liebe Deutſchland und das wundervolle deutſche Volk, das
heute in einer ſo herrlich jungen Bewegung ſteht, die herrlich
iſt trotz aller Schwere und Fährniſſe, die noch am Wege lauern.
Und in die ich meine ganze Kunſt, mein ganzes Menſchentum
ſtelle, wenn ich auch politiſche Bindungen immer ablehne. Ich
liebe das ganze Volk und gehöre dem ganzen Volk. In
perſönlichen Unterhaltungen mit Reichskanzler Adolf Hitler,
mit Miniſter Göbbels und anderen, habe ich dafür vollſtes
Verſtändnis gefunden!
Das iſt Hanns Albers! — Und auch das iſt Hanns Albers,
der erzählt von ſeiner 84 Jahre alten Mutter, der er nach hartem
Leben ein ſorgenfreies Daſein ſchaffen konnte, an der er hängt
mit der ganzen großen Liebe des Jungen. Deren Lebensabend
ausgefüllt iſt mit all dem was die Welt über ihren großen
Hanns ſchreibt, der ja immer irgendwo in der Welt draußen
iſt, die er von einer Wirkungsſtätte zur anderen in ſeinem
herr=
lichen Wagen durcheilt. Heute Darmſtadt, morgen Lyon.
Ueber=
morgen Marſeille und dann Venedig und Rom. Und dann, weiß
Gott wo bis ein Tag zwiſchen dieſem „Wo” und Berlin einen
kurzen, immer zu kurzen Beſuch in Hamburg bei Muttern
Dienstag, 11. April 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 101 — Seite 3
„Der Reviſionsgedanke marſchiert”
Wer ſich dem Reviſionsgedanken widerſehzk, handelk gegen den Geiſt des Völkerbundes. — Friedensverkräge
ſind nichk für die Ewigkeit. — Selbſt im Völkerbundspakk Reviſionen vorgeſehen.
Ein Arkikel Muſſolinis.
UNB. Berlin, 10. April.
Der „Berliner Börſen=Courier” veröffentlicht einen Artikel
des italieniſchen Miniſterpräſidenten Benito Muſſolini, in dem
der italieniſche Führer unter der Ueberſchrift „Der
Reviſions=
gedanke marſchiert” u. a. ausführt:
Der Tag kam, als die Kleine Entente ihr ziviles Gewand
abwarf und in einem Protokoll ſich ſelbſt als „eine höhere
inter=
nationale Einheit” erklärte, ausgeſtattet mit einem „leitenden
Organ für gemeinſame Politik‟. Die Kleine Entente begab ſich
geräuſchvoll auf die Szene, begleitet von einem großen Pariſer
Orcheſter: „Die fünfte europäiſche Großmacht‟. Wir ſtehen vor
einer Aufblähung, die leicht grotesk wirken kann. Ein
poli=
tiſcher Pakt langt nicht hin, um eine Großmacht
hervorzubringen. Dieſe drei Staaten haben nichts
mit=
einander gemein, weder Raſſe noch Sprache, noch Geſchichte, noch
Religion oder wirtſchaftliche Intereſſen. Jeder von ihnen hat in
ſeinen Grenzen beträchtliche völkiſche und religiöſe Minoritäten.
Wenn ſich die Kleine Entente ſelbſt als die „fünfte
Groß=
macht” proklamiert, ſo kann ſie nicht vermeiden, daß ſie ſich einer
Prüfung durch die Welt ausſetzt, und die Prüfung hat die
Reſultate ergeben, die ſich jetzt gezeigt haben. Sogar vom
mili=
täriſchen Standpunkt aus darf die Macht der Kleinen Entente
nicht überſchätzt werden. Die Mobiliſierung von fünf oder ſechs
Millionen Mann bedeutet noch nicht das Vorhandenſein einer
gemeinſamen Armee, die kämpfen und ſiegen kann. Die
Bunt=
ſcheckigkeit der zehn Raſſen, die in den drei Staaten leben,
ſpiegelt ſich in der Zuſammenſetzung der bewaffneten
Streit=
kräfte und in ihrer mutmaßlichen Schlagkraft wider, wobei in
Betracht zu ziehen iſt, daß in den drei Staaten die Minderheiten
gegen die Vorherrſchaft der Mehrheit ankämpfen.
Die „fünfte Großmacht” exiſtiert daher nur auf einem Stück
Papier mit politiſch=literariſcher Tendenz. Die „fünfte
Groß=
macht” iſt letzten Endes nichts weiter als die Kleine Entente
von früher, die auf den grünen Tiſch geſtiegen iſt, um größer
zu erſcheinen. Jeder Staat hat ſeine ſpezifiſchen Probleme mit
ſeinen Nachbarn, und ſie können nicht leicht auf einen Nenner
gebracht werden.
Wenn wir vom politiſchen zum wirtſchaftlichen
Fragen=
komplex übergehen, ſo werden noch größere Intereſſengegenſätze
zwiſchen den drei Staaten ſichtbar. Artikel 7 des neuen Paktes,
der die Bildung eines Wirtſchaftsrates der Staaten der Kleinen
Entente vorſieht iſt dazu verurteilt, ein toter Buchſtabe zu
bleiben. Die Wirtſchaft der drei Staaten kann nicht von der
der Nachbarſtaaten, Deutſchlands und Italiens, getrennt werden.
Ich halte den Abſchluß einer Zollunion zwiſchen den drei
Staaten für faſt unmöglich.
Angeſichts der reviſioniſtiſchen Welle in Europa und der
übrigen Welt hat die Kleine Entente verſucht, das Band, das
die ſogenannten „neuen Reiche” im Donaubecken vereinigt, noch
enger zu ſchlingen. Der Reviſionsgedanke marſchiert und wird
ſtärker ſein als das morſche Bollwerk eines Protokolls. Er
marſchiert, weil die Welt nach Frieden verlangt, nach einer
langen Periode des Friedens, und weil ſie fühlt, daß dieſer
Wunſch vergeblich bleiben muß, wenn der Friede nicht von
Gerechtigkeit begleitet iſt. Ich ſagte ſchon bei anderen
Gelegen=
heiten, daß Friedensverträge nicht ewig ſind. Der
Völkerbundspakt ſelbſt verzichtet auf die
Ver=
ſteinerung der Friedensverträge, da er in
einer befonderen Klauſel die Möglichkeit einer
Reviſion zuläßt. Es würde intereſſant ſein
beiſpiels=
weiſe feſtzuſtellen, wieviel Artikel des Verſailler Vertrages nicht
zur Anwendung gelangt und wieviele nur in abgeſchwächter
oder veränderter Form durchgeführt worden ſind. Wer fich
dem Reviſionsgedanken widerſetzt, handelt
gegen den Geiſt des Völkerbundes, der nicht nur auf
die Rolle eines Hüters der Verträge von 1919 beſchränkt
wer=
den kann, ſondern die höhere Rolle eines Garanten der
Gerech=
tigkeit zwiſchen den Völkern übernehmen ſollte.
Nichkangriffsverktag Rußland-Kleine Enkenke?
In franzöſiſchen politiſchen Kreiſen betont man in letzter Zeit,
daß infolge der Haltung der Reichsregierung gegenüber dem
Kom=
munismus die Beziehungen Sowjetrußlands zu Deutſchland
erheb=
lich kühler und infolgedeſſen zu Frankreich, zur Kleinen Entente
und Polen weſentlich beſſer geworden ſeien. Nach einer Prager
Meldung des halbamtlichen „Temps” wäre es nicht ausgeſchloſſen,
daß Rußland demnächſt einen Nichtangriffsvertrag mit der
Klei=
nen Entente abſchließen werde. Dieſe Meldung beſtätigt das
Ge=
rücht, daß in letzter Zeit zwiſchen Rußland und Rumänien
Ver=
handlungen geführt worden ſeien, die eine Entſpannung der
wegen Beſſarabien beſtehenden Meinungsverſchiedenheiten
bedeu=
teten. Bei allen dieſen Meldungen iſt zu berückſichtigen, daß der
Wunſch, wenn nicht gerade der Vater des Gedankens, ſo doch der
Förderer der Ereigniſſe ſein dürfte.
Macdonald über den Biermächkepaki.
London, 10. April.
Auf eine Anfrage hinſichtlich des Standes der
Verhand=
lungen über einen Viermächtepakt erwiderte Macdonald im
eng=
liſchen Unterhaus, er glaube, daß dieſe Angelegenheit im Verlauf
der Debatte über eine Vertagung am Donnerstag zur Sprache
kommen werde. Als ein Abgeordneter den Premierminiſter
dar=
auf aufmerkſam machte, daß jeder Pakt, der dem gegenwärtigen
Deutſchland irgendwelche Zugeſtändniſſe mache, unverzüglich vom
britiſchen Volk abgelehnt werden würde, erwiderte Macdonald,
das Unterhaus wiſſe wohl, daß man nicht den Abſchluß eines
ſolchen Pakts plane.
Die „Times” über Viermächkepakt u. Reviſionsfrage
In einem Leitartikel über den Viermächtepakt hofft die
„Times”, daß die Regierungen der vier beteiligten Großmächte
ſchon während dieſer Woche zu einer Einigung kommen, da der
„Pakt” für jeden von ihnen dasſelbe bedeute. Vielleicht ſei es
überhaupt nicht notwendig, eine geſchriebene Vereinbarung zu
haben. Man werde vielleicht ſehen, daß die Methode der offenen
Erörterung zwiſchen den vier ſtändigen Mitgliedern des
Völker=
bundsrates der normale Weg zur Inangriffnahme und Löſung
einer jeden großen politiſchen Frage in Europa ſei. Die jetzige
deutſche Regierung habe ſich mit einer Uebergangszeit in der
An=
gleichung der Rüſtungen einverſtanden erklärt, wodurch eine
beſſere Atmoſphäre bei den Abrüſtungsverhandlungen entſtanden
ſei. Dieſe offene, großzügige und freundſchaftliche Methode ſei
auch hinſichtlich der Reviſionsfrage notwendig.
Vor einem offenen Konflikk
zwiſchen Howjefrußland und der Mandſchutei?
London, 10. April.
Reuter meldet aus Bairen: Von den zuſtändigen
man=
dſchuriſchen Stellen iſt ein Dekret veröffentlicht worden, wonach
Khingan Mandſchukuo als fünfte Provinz angegliedert wird. Der
direkte Handelsverkehr zwiſchen Europa und dem Fernen Oſten
iſt unterbrochen. Die Behörden Mandſchukuos haben
angeord=
net, daß Mandſchuli zu iſolieren ſei, um auf dieſem Wege
Sowjetrußland die Kontrolle über das Paßweſen, die
Zollver=
waltung und die übrigen Grenzangelegenheiten zu nehmen. Die
Anordnung, den Handelsverkehr zu unterbrechen, wird
aufrecht=
erhalten, bis Sowjetrußland die Differenzen in einer Weiſe
regelt, die Mandſchukuo befriedigt.
Nach Meldungen aus Charbin hat das offizielle japaniſche
Blatt „Charbin Times” die Verhaftung des
geſchäfts=
führenden Direktors der Oſtchineſiſchen
Eiſen=
bahn gefordert. Er wird dafür verantwortlich gemacht, daß
ſich 102 Lokomotiven, etwa 4 000 Güterwagen und 990
Perſonen=
wagen der Oſtchineſiſchen Bahn in Rußland befänden. Die
mandſchuriſchen Behörden haben von dem ſowjetruſſiſchen
Generalkonſul die ſofortige Zurückgabe dieſes rollenden
Mate=
rials gefordert.
In politiſchen Kreiſen Charbins wird die Meinung
ver=
treten, daß dieſe Differenzen entweder zu einem offenen
Kon=
flikt führen, oder eine ſtarke Einſchränkung des ſowjetruſſiſchen
Einfluſſes auf die Oſtchineſiſche Eiſenbahn zeitigen könnten.
Pariſer Beklemmungen.
Mißkrauen gegen die Romreiſe Papens und Görings
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 10. April.
Es iſt möglich, eine diplomatiſche Initiative wie die des
Viererpaktes zu torpedieren. Damit iſt aber nichts Poſitives
ge=
tan. Die Idee des Viererpaktes iſt nicht aus irgendeiner Laune
geboren, ſondern aus einer Notwendigkeit. Die Umſtände, die
Macdonald und Muſſolini zum Handeln
zwan=
gen, beſtehen weiter; ja ſie machen ſich ſtärker
fühlbar als je. Daran vermag keine noch ſo geſchickte
Pro=
paganda etwas zu ändern. Wenn es nicht ſo wäre, dann hätte die
Nachricht von der Romreiſe Papens und Görings keine ſo lebhafte
Unruhe in Paris verurſacht, wie das der Fall iſt. Natürlich hütet
man ſich in Paris, dieſer Unruhe allzu laut Ausdruck zu geben;
aber ſie beſteht trotzdem in höchſtem Maße.
Durch allerlei diplomatiſche Schachzüge hat man es fertig
ge=
bracht, zwiſchen Paris und Rom die Atmoſphäre etwas zu beſſern.
Aber die franzöſiſch=italieniſche Frage bleibt, was ſie iſt. Die
For=
derungen Muſſolinis beſtehen weiter. Weil man das in Paris
weiß und weil man hier die Brüchigkeit der durch de Jouvenel
zuſtande gebrachten Annäherung kennt, hat man vor den
Verhand=
lungen der deutſchen Miniſter in Rom ganz gehörig Angſt.
Durch die Verhandlungen in Waſhington hofft man die
Auf=
merkſamkeit Europas und insbeſondere Englands von der Frage
der Reviſion ablenken zu können. Aber auch in Waſhington wird
die Abrüſtungsfrage ihre Rolle ſpielen. Im übrigen iſt es
inter=
eſſant, wie der franzöſiſche Bluff von der „Zuſammenarbeit der
drei großen Demokratien ins Waſſer fiel. Man wollte die Dinge
ſo darſtellen, als ob Rooſevelt nur eine amerikaniſch=engliſch=
fran=
zöſiſche Konferenz gewünſcht hätte. Dabei hat Amerika ſich an alle
Staaten gewandt, mit denen es in normalen diplomatiſchen
Be=
ziehungen ſteht. Nur Rußland bleibt vorerſt ausgeſchloſſen.
Es iſt ſehr wichtig, daß Frankreich Herriot zu den
Verhand=
lungen nach Waſhington ſchickt. Die Wahl Herriots wird damit
begründet, daß er als Anhänger der Bezahlung der Schulden an
Amerika dort ein perſönliches Preſtige beſitzt, was man auch ſo
ausdrücken könnte, daß er durch die Zahlungsverweigerung
Frank=
reichs vor der amerikaniſchen Oeffentlichkeit weniger
kompromit=
tiert iſt als andere franzöſiſche Politiker. Das Hervortreten
Her=
riots bedeutet aber, daß in der franzöſiſchen Außenpolitik diejenige
Richtung die Oberhand gewann, die jeden Anſatz zur
Verſtän=
digung in Europa erſticken möchte. Daß die
Abrüſtungsverhand=
lungen noch immer keinen Fortſchritt aufweiſen, daran tragen die
Intrigen Herriots einen mächtigen Anteil. Es iſt mehr als
wahr=
ſcheinlich, daß er in Waſhington alles verſuchen wird, um jede
Verhandlung über die Abrüſtungsfrage und die Reviſion zu
unter=
minieren.
Unter Vorſitz des Präſidenten der franzöſiſchen Republik fand
am Montag vormittag ein Miniſterrat ſtatt, der in erſter Linie
die aktuellen außenpolitiſchen Fragen beriet. Miniſterpräſident
Daladier gab die Einladung des Präſidenten der
Vereinigten Staaten zu den Waſhingtoner
Vor=
beſprechungen für die Weltwirtſchaftskonferenz
bekannt. Herriot wurde als Vertreter Frankreichs
bei dieſen Verhandlungen beſtätigt.
Der Miniſterrat billigte dann den endgültigen Text des
fran=
zöſiſchen Memorandums zum Viererpakt. Das Schriftſtück beſteht
aus dem eigentlichen Memorandum, das auf vier Seiten Text die
Anſicht der franzöſiſchen Regierung über die in Ausſicht
genom=
mene Zuſammenarbeit der vier Weſtmächte entwickelt und aus
einem Paktenwurf von zwei Seiten Text, der in ähnlicher Form
wie die engliſchen und italieniſchen Vorſchläge und in einer
glei=
chen Anzahl von Artikeln die im Memorandum zum Ausdruck
ge=
brachten Ideen konkretiſiert.
Das Dokument iſt den franzöſiſchen Botſchaftern in
Lon=
don und Rom ſofort übermittelt worden, die es noch
heute nachmittag den Regierungen überreichen, bei denen ſie
akkre=
ditiert ſind.
Papen in Rom.
* Die Oſterfahrt des Vizekanzlers von Papen
nach Rom hat zu einer Fülle von politiſchen Kombinationen
Anlaß gegeben. Etwas Beſtimmtes läßt ſich aber im Augenblick
noch nicht ſagen. Zweifellos verfolgt Herr von Papen mit ſeinem
Beſuch einen doppelten Zweck. Er kommt einmal als
Vizekanzler nach Rom, dann aber auch als
Katho=
lik. Daraus ergibt ſich, daß er mit deritalieniſchen
Re=
gierung und mit dem Vatikan Fühlung ſuchen wird.
Mit der italieniſchen Regierung, um in erſter Linie die
poli=
tiſche Lage und die Möglichkeit einer Fortentwicklung
des Muſſolini=Planes zu beſprechen. Mit dem Vatikan,
um den Friedensſchluß zwiſchen der katholiſchen
Kirche und dem Nationalſozialismus zu
vervoll=
ſtändigen, der durch den Beſchluß der Fuldaer Biſchofskonferenz
angebahnt iſt. Auch wir haben bereits früher angedeutet, daß da=
möglich werden läßt. Um den ſie bangt und zittert, wenn er
etwa vom 24=Meter=Dampfer ins Meer ſpringt (Hanns Albers
kennt kein „Doublé‟!), oder in fürchterlichen Gegenden mit
Geſindel herumboxt, oder fliegt oder ſonſt irgend halsbrecheriſche
Dinge zu beſtehen hat — und auf den ſie doch ſo unbändig ſtolz iſt.
Wie Mütter nun einmal auf ihre großen lieben Jungen ſind,
die ihnen ſo unendlich viel Sorgen bereitet haben.
Und auch das iſt Hanns Albers, der verzweifelt ob der
Tatſache, daß es keine Filmdichter gibt, die die Zeit
ver=
ſtehen und die ganze große Aufgabe des Tonfilms. Der faſt alle
Manuſkripte ſelbſt be= und umarbeiten muß, weil er ſein
Publikum kennt, mit dem er ſtetig engſten Konnex ſucht. Der oft
Gelegenheit nimmt, ſich in Maske unerkannt unter die Beſucher
der Vorſtadt Kinos zu ſetzen und zu hören, was dieſe
Be=
ſucher (nicht etwa die Berliner Kritik!) über ſeine Filme ſagen
und urteilen. Was ſelbſtverſtändlich nicht eine Mißachtung der
berufenen Kritik ſein ſoll. Im Gegenteil: Hanns Albers lieſt
nicht nur, er ſammelt ſorgfältig alles was über ihn und ſeine
Filme geſchrieben und gedruckt wird. Gleichwie ſeine Mutter!—
Der verzweifeln kann, daß es in Deutſchland immer noch nicht
gelingt, dem Film künſtleriſch und literariſch das Niveau zu
geben, das er haben muß, ſoll er die hohe Kulturmiſſion reſtlos
erfüllen, zu der er unbedingt berufen. Und der ſtahlhart werden
kann, wenn der Redeſtoff auf das Gebiet „Regie und Regiſſeur”
kommt!
Wirklich: Es war kein Interview! In dem man auf
unwichtige Fragen unwichtige Antworten erhält. Es waren
Stunden der Unterhaltung, die ein wertvolles Menſchentum, eine
bedeutende Künſtlernatur, ja ein Stück deutſche Seele
er=
ſchloſſen.
Immerhin, wen’s intereſſiert: Hanns Albers erhält täglich
zwiſchen 400 und 450 Briefe. Eine Sekretärin iſt mit dem
Leſen und Sichten und dem Vorlegen des Wichtigen vollauf
beſchäftigt. Eine andere, gemeinſam mit der Gattin, lieſt und
kartothekiert die Beſprechungen, Bilder uſw., die jetzt ſchon
zahlreiche großen Alben füllen. Vermittelt durch drei in= und
ausländiſche Ausſchnittbüros. Was man von Albers ſieht auf
der Leinwand, iſt er ſelbſt. Er kennt kein Doublé. Sein
Tagwerk iſt gefüllt mit Arbeit und Studium, mit Aerger und —
mit ſchönen Stunden im Alleinſein mit der zartumſorgten
Gattin. Er weiß, daß nichts vergänglicher iſt, als Ruhm, als
Sympathie und Liebe der Maſſe und er weiß, daß der Menſch
älter wird. Trotz ſtählerner Geſundheit. Daß einſtmals ein
jüngerer, vielleicht beſſerer kommt und ihn zum Abtreten zwingt
von der Spitze des Ruhms, der Popularität. Daß er dann aber
auf ein Leben zurückblicken kann, das ausgefüllt war mit
allem was den Mann, den „ganzen Kerl” macht,
und das eine Sendung war! ——
* Aſta Nielſen im Tonfilm.
Es ſind Jahre her, daß wir Aſta Nielſen nicht im Film
ge=
ſehen haben und es iſt das erſtemal, daß wir ſie im Tonfilm
ſehen. Sicher iſt ſie nach ſo langer Pauſe nicht zufällig zu dieſem
Film „Unmögliche Liebe” gekommen. Welche Einflüſſe ſie, die
einzige Tragödin des Films, ſolange ferngehalten haben, iſt in
dieſem Zuſammenhang belanglos; jedenfalls hat ſie die
künſt=
leriſche Konſequenz gehabt, auf einen Film zu warten, der ſie
vor ihre eigentlichen Aufgaben ſtellt.
Welch ein Gegenſatz iſt doch zwiſchen ihr und jenen Stars
und Göttinnen der Leinwand, die gute Schauſpielerinnen ſein
mögen, die uns im Grund aber dadurch entzücken, daß ſie da
ſind, daß ſie uns einige ihrer Geſten und Bewegungen
vor=
führen, daß ſie ſich in ihrer ſtarren oder ausdrucksvollen
Schön=
heit vor uns bewegen. Kein Wort gegen ſie, aber für Aſta
Nielſen dies, daß ſie eine große Künſtlerin iſt.
Ihre Kunſt iſt noch reifer geworden. Sie ſpielt mit
voll=
endeter Natürlichkeit. Einfacher kann man dieſe Rolle der
altern=
den Frau, Mutter von zwei heiratsfähigen Töchtern, der die
Unmöglichkeit einer verſpäteten Liebe zu einem verheirateten
Mann zuſtößt, nicht durchführen. Auf alles Unweſentliche iſt
dabei verzichtet, es fällt einfach aus und damit die eigentlichen
Effekte des üblichen Films.
Von einem ſolchen unterſcheidet ſich dieſer Film „Unmögliche
Liebe” weſentlich. Nicht durch Aeußerlichkeiten; nach den
Men=
ſchen, die darin auftreten, und nach dem, was vorfällt, könnte
man ihn zu den gewohnten Geſellſchaftsſtücken zählen. Nur iſt
er dafür zu ſchleppend, nämlich vom Aeußeren her geſehen.
Sein eigentlicher Inhalt liegt aber gar nicht in den äußeren
Vorfällen, fondern in inneren Geſchehniſſen und Abläufen, in
den Charakteren und den Beziehungen, die ſich notwendig
dar=
aus ergeben. Die ſeeliſchen Beziehungen zwiſchen der Mutter
und ihren verſchieden gearteten Töchtern, dem
konventionell=
beſchränkten Schwiegerſohn dem Liebhaber der Mutter, deſſen
geiſteskranker Frau: dieſe Fäden und Verknotungen ſind es, die
den Inhalt des Films ausmachen.
Der Regie von Erich Waſchnek muß man für die
Folge=
richtigkeit dankbar ſein, mit der ſie dieſe Linie durchgehalten
und den eigentlichen Inhalt ſichtbar gemacht hat. Die
handeln=
den Perſonen ſind gut und in ſcharfer Charakteriſierung
her=
ausgearbeitet. Aber wirklich lebendig werden ſie, wie alles in
dieſem Film, erſt im Zuſammenſpiel mit Aſta Nielſen, die bis
in die Momente ſtummer Mimik und einfachſten
Gefühlsaus=
drucks von ſolcher Wirklichkeit und Echtheit iſt, daß in ihr die
ganze Handlung ihren Schwerpunkt findet, auf den alles andere
nur andeutend hinweißt,
Dr. N.
Skreichung aus den Mitgliederliſten
des Schukverbandes der deutſchen Schriftſteller.
Vom Schutzverband deutſcher Schriftſteller wird mitgeteilt:
Der aus den Herren Dr. Walter Bloem, Hans Heinz Mantau=
Sadila, Hans Richter und Max Barthel beſtehende
Aufnahme=
ausſchuß des Hauptvorſtandes des S.D.S. hat die Sichtung der
Mitgliedſchaft fortgeſetzt und iſt nach eingehender Beratung zu
dem Entſchluß gekommen, den Ausſchluß von Peter Martin
Lam=
pel wegen Unterzeichnung eines Reverſes zurückzunehmen.
Ausgeſchloſſen wurden neuerlich: Richard Oehring, Rudolf
Olden, Dr. Felix Pinkus, Theodor Plivier, Heinz Pol, Ludwig
Renn, Recha Rothſchild, Anna Seghers, Dr. Hermann Sinsheimer,
Graf Stenbock=Fermor, Dr. Helene Stöcker, Ernſt Toller und
Arnold Zweig.
Uraufführung im Leipziger Neuen Operetkenkheaker.
Ernſt Smigelſki: „Die Glücksreiterin”.
Zu der von Berndſen und Georg Nunſtly verfaßten
Operette, welche in die Zeit vor hundert Jahren in die
ſtuden=
tiſche Freiheitsbewegung, dazu ins Zirkus=Milieu führt, aber
keine beſonders plaſtiſche Eigenheit verrät, hat der Leipziger
Komponiſt und Konſervatoriumsprofeſſor Ernſt Smigelſki
Gelegenheit zu mannigfaltiger Entfaltung ſeiner Talente
gefun=
den. Studentenchöre, Geſangsnummern, leichterer und
künſtleri=
ſcher Art, von melodiſcher Führung und gefälliger
Inſtrumentie=
rung, wechſeln einander ab. Dazu Dr. Eckerts hübſche Regie mit
netten Einfällen, Wicke am Pult und ein recht gutes Enſemble,
ſo daß das Publikum ſich gut unterhielt und reichlich Beifall
ſpendete.
hr.
Plattdeutſche Uraufführung im Bremer Skadktheaker:
Jan, der Wunnerbare.
A. H. Schmidt=Barrien und Walter Falk iſt die
Uebertra=
gung des Kayſlerſchen Luſtſpiels ins Plattdeutſche außerordentlich
gut geglückt, und auch die Beſorgnis, ob die Geſchichte vom
Spökerkieker unſerer heutigen Zeit noch etwas zu ſagen habe,
wurde durch den einzigartigen Erfolg des Spieles zerſtreut. Das
Stück ſtrömte einen unendlich wohltuenden Humor aus, der mit
herzhaftem Jubel aufgenommen wurde. Der bewährte Spielbaas
Carl Rehder hatte der Handlung allen erdenklichen Schmiß
ge=
geben und ſtand als Wilhelm vortrefflich ſeinen Mann. Die
Hauptrolle ſpielte Georg Schmidt darſielleriſch und ſprachlich ganz
hervorragend.
Seite 4 — Nr. 101
bei vielleicht die Möglichkeit beſprochen, wird, die verſchiedenen
Konkordate, die jetzt für die katholiſche Kirche in den einzelnen
Ländern: in Preußen, Bayern und Baden beſtehen, durch ein
Reichskonkordat zu erſetzen in Verbindung vielleicht mit
einer entſprechenden einheitlichen Regelung für die geſamte
evangeliſche Kirche. Vorderhand liegen aber keinerlei Anzeichen
dafür vor, daß dieſe Fragen ſchon ſpruchreif ſind.
Auch Bundeskanzler Dolfuß kommt nach Rom.
EP. Wien, 10. April.
Amtlich wird mitgeteilt: Bundeskanzler Dollfuß begibt ſich
am Dienstag früh nach Rom, wo er an den vatikaniſchen
Oſter=
zeremonien teilnehmen wird. Dr. Dollfuß wird während ſeiner
Anweſenheit in Rom auch dem italieniſchen Miniſterpräſidenten
Muſſolini einen Beſuch abſtatten.
Einführung einer Fremdenverkehrsabgabe.
* Berlin, 10. April. (Priv.=Tel.)
Die deutſchen Bäder und Kurorte bemühen ſich ſchon ſeit
Jahren um einen vermehrten Zuſtrom von Fremden. Bisher
iſt die von den Bädern veranſtaltete Propaganda nicht nach
einheitlichen Geſichtspunkten geleitet worden. Die einzelnen
Werbemaßnahmen liefen neben einander her. Außerdem kamen
bei dieſem Wettlauf die kleineren Orte mit geringeren
Finanz=
kraft zu kurz. Jetzt hat ſich der Reichsverkehrsminiſter dem
Fremdenverkehr zugewandt. Auf Grund der dem Reichskabinett
erteilten Ermächtigung will der Verkehrsminiſter dem Kabinett
die Erhebung einer Fremdenverkehrsabgabe vorſchlagen. Sie
ſoll ſehr gering ſein und neben der von den Fremden zu
zahlenden Kurtaxe erhoben werden, und zwar vom Gaſtwirt,
vom Penſionsinhaber oder von dem Gewerbe, das vom Frem=
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
denverkehr lebt. Dieſer Kreis ſoll die Geldmittel aufbringen,
die für eine verſtärkte Fremdenwerbung erforderlich ſind. Die
einlaufenden Beträge ſollen dann bei den von den
Länderregie=
rungen zu ernennenden Stellen geſammelt und von dieſen ſo
verteilt werden, daß auch die kleineren Kurorte und Bäder
ausreichend berückſichtigt werden können. Auf dieſe Weiſe hofft
der Miniſter die Werbung im Ausland zu ſteigern.
NSBd. und Skahlhelm-Selbſthilfe
zur Prozeßverkrelung vor den
Arbeitsgerichts=
behörden zugelaſſen.
Berlin, 10. April.
Der Reichsarbeitsminiſter hat im Einvernehmen mit dem
Reichswirtſchaftsminiſter und dem Reichsminiſter der Juſtiz die
Nationalſozialiſtiſche
Betriebszellenorgani=
ſation und die Stahlhelm=Selbſthilfe den im 8 11
Abſ. 1 und 2 des Arbeitsgerichtsgeſetzes bezeichneten
Vereini=
gungen für die Prozeßvertretung gleichgeſtellt.
Die Verordnung bezweckt lediglich, die Prozeßvertretung
dieſer Vereinigungen unzweifelhaft ſicherzuſtellen, ohne eine
Entſcheidung über ihre Eigenſchaft als wirtſchaftliche
Ver=
einigung zu treffen. Im übrigen wird geprüft, wie weit noch
anderen Verbänden, die ſich mit der wirtſchaftlichen und
recht=
lichen Vertretung ihrer Mitglieder befaſſen und denen nach der
bisherigen Rechtslage die Prozeßvertretung vor den
Arbeits=
gerichten nicht zuſtand, in einer weiteren Verordnung dieſes
Recht beizulegen iſt.
Abgeſetzte ſozialdemokraliſche Bürgermeiſter.
Die Preſſeſtelle der Staatsregierung teilt mit:
Folgende marxiſtiſche Bürgermeiſter und Beigeordnete
wur=
den abgeſetzt und durch kommiſſariſch Benannte erſetzt. Planig:
Bürgermeiſter Gaul durch Hch. Mees aus Boſenheim;
Fram=
mersheim: Bürgermeiſter Hinkel durch Hermann Klenk;
Armsheim: Bürgermeiſter Feldmann durch Landwirt Johann
Weintz; Nieder=Wieſen: Bürgermeiſter Mees durch
Jakob Baſtian: Hackenheim: Bürgermeiſter Metzler durch
A. Fr. A. Kaiſer, ſeitheriger Beigeordneter; Uffhofen:
Bürgermeiſter Schott durch Landwirt Robert Schott;
Pla=
nig: Beigeordneter Fiſchhorn durch Landwirt Haupt aus
Planig; Frammersheim: Beigeordneter Wagner durch Gg.
Deichmann; Groß=Umſtadt: Bürgermeiſter Lange durch
Gg. Magſam; Ueberau: Bürgermeiſter Walter durch Gg.
Seibold; Klein=Bieberau: Bürgermeiſter Rauth durch
Gg. Klenk 9.; Zeilhard: An Stelle des zum
Bürger=
meiſter gewählten Beigeordneten den Landwirt Wilhelm Riedel;
Ober=Seemen: Bürgermeiſter Kipper durch Schreinermeiſter
Hch. Peppel 2.
Staatspräſident Prof. Dr. Werner empfing am Montag
Vertreter des Kath. deutſchen Lehrerinnen=
Ver=
eins des Roten Kreuzes, der notleidenden
Neuhaus=
beſitzer des Alice=Frauenvereins und des
Heſ=
ſiſchen Automobilklubs.
Am 5. April 1933 verſchied nach
kurzem aber ſchwerem
Kranken=
lager mein innigſt geliebter Mann
Georg Karn
Schreiner.
Die Beerdigung fand auf Wunſch
des Entſchlafenen in aller Stille
ſtatt.
Für die vielen Beweiſe
aufrich=
richtiger Teilnahme danke ich auf
dieſem Wege beſtens.
In tiefer Trauer:
Fran Dina Karn, geb. 3hrig.
Darmſtadt, den 10. April 1933.
Beckerſtraße 33.
Dankſagung.
Füir die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme, ſowie die zahlreichen
Kranzſpenden bei dem Heimgang
unſres lieben
Hermann
ſagen herzlichen Dank
Familie Hermann Dierk.
Für die meiner guten Frau, unſerer
lieben Mutter und Großmutter
während ihrem Leidenswege
er=
wieſene Liebe, ſowie für die
An=
teilnahme beim Heimgange
der=
ſelben, ſagen wir hierdurch unſeren
herzlichſten Dank.
Karl Hehl
Charlotte Plaum u. Kinder
Adolf Heyl und Fran.
Darmſtadt, den 11. April 1933,
Erbacherſtr. 12.
Am 9. April verſchied nach tapſer ertragenem ſchweren Leiden unſer
Generalvertreter für Frankreich
Herr Dr. Karl Schmitt.
Wir verlieren in ihm einen prächtigen, deutſchen Mann, den alle
Mit=
arbeiter und Geſchäftsfreunde wegen ſeiner Hingabe, ſeiner ſteten
Freundlichkeit und ſeiner Arbeitskraft hochſchätzten.
Wir werden ſein Andenken ſtets in Ehren halten.
4919)
Goebel A.=G.
Dr. Köhler.
Kinderwagen
Klappwagen
Kindermöbel
Straßenroller
Tumapparate
Liegestühle
Gummibälle
Spielwaren
Wanderartikel
Lederwaren
billigst bei (4901b
Edmund
Hertsche
Ernst-Ludwigstr. 19
Stühle werden von
1 ℳ an geflochten.
M. Pfleger, nur
Fuhrmannſtr. 10.
Hinterh. I lk.
Reſtbeſtände in
Tiſchbeſtecken.
Taſchenmeſſern.
Taſchenſcheren.
Schneiderſcheren.
Knopflochſcheren,
Stickſcheren,
vorz. Markenware,
ferner Alpacca=
Gemüſelöffel,
Saucelöffel,
weit unt. Selbſtkoſt.
auch einz. abzugeb.
im Räumungsverk.
Eliſabethenſtr. 44½
Zugang durch den
Hausflur. Beſichtig.
ohne Kaufzwang,
A
Dankſagung.
Für die wohltuenden Beweiſe liebevoller
Teil=
nahme, die uns beim Heimgange unſerer lieben,
unvergeßlichen Entſchlafenen
Frau Luiſe Oeſor Ww., geb. Erb
zuteil wurden, ſprechen wir hiermit unſeren
herzlichſten Dank aus.
Im Namen aller Hinterbliebenen:
Georg Krumb u. Frau Marg., geb. Deſor.
Den 10. April 1933.
(4884
Starke Banen
richtig zu bedienen, ist seit vielen Jahren meine
Spezialität. Auch in den billigsten Preislagen
Lurkidfackung deite
bin ich leistungsfähig.
jgen
Corseletts brochiert u. solid.
Drell, i. mod. Formen, 4.90, 3.90, 2.90, 1.33
Hüfthalter
Mtirgte
Wegulerbare kurze und Hochgürtel , 3.45, 2,45. Inde
MAEENDATTE
Büstenhalter f. starke
und schlanke Figuren voh U.0-zn
Maßanfertigung für jede Figur.
UIdDAUER‟
PRIMA BONNA
Hamap Schuß
Scenken Sie
Kaamzagartek Ghezignßd
O0
besonders stark und erkeischend!
Nr. 1 Taschenflasche
Nr. 4 Reiseflasche
Nr. 13 ½Originalflasche
Nr. 16 ½ Litertlasche
Nr. 204 Reiseflasche
Nr. 217 1Liter ..
Ovol% nur 0.10
„ 1.25
„0.35
5.00
10v0/% „ 0.85
4.75
Meine Praxis befindet ſich jetzt
Neckarſtraße 6.
Dr. med. 3. Becker
Facharzt für Chirurgie
und Frauenkrankheiten.
Sprechſtunden: 3—5 nachmittags, außer
Mittwoch und Samstag. Telef. 3622.*
Habe meineärztl. Tätigkeit
wieder aufgenommen.
IU.4840)
Dr. Degen
Habe meine
Tätig-
keit im
Elisabethen-
stift wieder
aufge=
nommen. (V1 4920
Prol. Lander
Fahrrad-
Rahmenbrüche
werden gewiſſenhaf
unter fachmänniſche
Garantie repariert
Carl Sam
Eliſabethenſtraße 35.
ERMST-LUDWIGSTR. 8, TELEFON S066
FTOMA
Geschenk-Kasten schon von Mk. 0.60 an
Jaelünerie Ih. Frank
Slisabethenstraße 9.
(4902
Grabanlagen
Grabunterhaltungen
Fernspr. 298 L. Weicker Fernspr. 298
Wasserwellen
wenn Ja
(4904b
imSalon moderner Haar-Pflege
Hans Weißmann
Telephon 1707 — Schulstr. 3.
Kennen Sie?
KAIE KNOLL
D•Hüte
A.
M. Kleider
E
M- Mäntel
Mählstraße 78, Ecke Wieder-
Ram-
städterstraße. (4903
Neurohr
auf dem
Schillerplatz!
Alle Frauen begrüßen die
Gelegenheit, jetzt die billigen
und guten Haus- und
Kü-
chengeräte von Weurohr
mitten in der Stadt kaufen
zu können. Jede Frau muß
da einmal hin.
Huge Neurohr
Schillerplatz 7 (Hs. Lehrbach) u. Wenckstr
315 DIKT
bill, z. vk. Motorrad
w. in Zahl. genomm
Aliceſtraße 5.
Opel 4 p8
Limouſ., Motor u.
Bereifung 1a, für
400 Mk. zu verkauf.
Rheinſtraße 20, I. *
BMW. 3 20 P5
Mod. 33, Limouſine,
Vorführungswagen,
6000 Km. gefahren,
mit voll. Garantie,
ſteuerfrei, billig!
Heinrichſtraße 52,
B. M. W.=General=
Vertretung. (4898b
Bestecke
massiv Silber,
90 gr versilbert,
erstklassige Muster
Gotl. Storck
Juwelier
Schulstraße 12
W
M
Die guten deutſchen
Fahrräder
Gummi
immer am beſten
und billigſten bei
Gütting
Schuchardſtraße
(4825a)
10.
Gebr. Erika=
Schreibmaſch.
zu verkaufen.
Off. unter H. 178
a. d. Gſch. (3274a
Gehen Sie nicht auf verlockende Inſerate,
ſondern zu einem langjährigen Fachmann.
Nur das Beſte kann Ihnen helfen, darum
tragen Sie mein auf Heilung hinwirkendes
Spezialband. Ohne Feder, kein harter
Ledergürtel oder Eiſenbügel, rutſcht und
drückt nicht, Tag und Nacht tragbar.
Von mehr als 60000 Bruchleidenden mit
bestem Erfolg getragen.
Das neueſte iſt ein
Reform=
Bruchband-
ohne Beinriemen, daher beſonders beliebt.
Leib=, Nabel= und Vorfallbinden. (4886
Koſtenlos zu ſprechen in: Darmſtadt,
Donnerstag, 13. April von 8—2½ Uhr, im
Hotel Merz, Rheinſtraße 50.
Bandag.-Spez. Eugen Freic.
Stuttgart, Johannesstraße 40
Hauft Deutsches Material!
Grabsteine
jeder Bearbeitung, in schönem,
dunklem Granit u. Odenwald- Syenit,
sowie Findlinge und Findlingskugeln
für Anlagen zu konkurrenzlosen
Preisen, ohne Zwischenhandel liefert
Granltwerk
Friedr. Kindinger
Reichenbach i. Odw. (4876
Kauft Lebensmittel
[ ← ][ ][ → ]Dienstag, 11. April 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 101 — Seite 8
Aus der Landeshauptſtadt.
Eine Erklärung der Heſſiſchen Landeskirche.
Darmſtadt, den 11. April 1933.
Nicht Kommune, ſondern Gemeinde!
Es iſt auffallend: Der Kommunismus wird bekämpft, aber
das Wort Kommune erfreut ſich wachſender Beliebtheit. Es wird
gebraucht, als wäre „Gemeinde” nicht vorhanden. Vergeblich
fragt man ſich: Was hat dieſes alte Wort ſo Uebles an ſich, daß
es gemieden — boykottiert” heißt es jetzt — werden müßte?
Mit dem lateiniſchen und romaniſchen Ausdruck ſtimmt es in
Stamm und Vorglied völlig überein. Die Stammſilbe mein iſt
unſrem zueignenden Fürwort nur äußerlich gleich; ſie geht auf
eine Wurzel zurück, die auch im lateiniſchen Dingwort Moenia
erſcheint, das die Stadtmauern meint. Unſre Vorſilbe ge hat
denſelben Sinn wie die ähnlich gebauten lateiniſchen und
romani=
ſchen Vorſilben co, col, con, com, die cum bedeuten, d. h. mit.
Zur Gemeinde gehört alſo, wer mit mir in den Mauern weilt.
Wertvolle Wörter reihen ſich an: gemeinſam, Gemeinſamkeit,
Gemeinſchaft, gemeinſchaftlich; ſie alle haben einen guten Klang.
Kommune” jedoch erinnert an die Schreckensherrſchaft, die von
März bis Mai 1872 in Paris tobte. Nur zur Bezeichnung jener
Greuel dürfte das Wort bei uns weiter leben. Daß aber nun
jede rechtſchaffene deutſche Gemeinde mit dem franzöſiſchen Worte
belegt wird, dagegen müſſen wir uns wehren. Der völkiſche
Um=
ſchwung, den wir mit dem jetzigen Frühling bekommen haben, ſoll
nach dem Willen der Führer eine echte Volksgemeinſchaft
bewirken. Dazu gehört, daß wir das koſtbare Volksgut, die
ge=
meinſame Sprache, in Ehren halten und dem angeſtammten
deutſchen Worte überall den Vorzug geben!
Darmſtädter Zweig des Sprachvereins.
Zum Darmſtädter Frühjahrs=Pferdemarkt am 24. April
ds. Js vormittags 8 Uhr beginnend, gehen die Anmeldungen zur
Prämiierung wieder recht zahlreich ein. Es ſei jedoch auch hier
nochmals darauf aufmerkſam gemacht, daß die Anmeldungen bis
ſpäteſtens 18. April ds. Js. bei der Landwirtſchaftskammer für
Heſſen, Darmſtadt, Rheinſtraße 62, zu erfolgen haben (Poſtkarte
genügt). Die Prämiierungsbedingungen ſind ebenfalls dort zu
beziehen. — Zur Vermeidung von Mißverſtändniſſen ſei bemerkt,
daß die Prämiierung für Warm= und Kaltblut getrennt
er=
folgt und für beide Zuchtrichtungen die gleichen Preiſe zur
Ver=
fügung ſtehen. Für den Pferdehandel iſt wiederum entſprechend
Platz in den Stallungen und auf dem Markt reſerviert. Der
er=
wartete gute Beſuch des Marktes dürfte auch eine gute
Pferde=
beſchickung ſeitens der Händler vorausſetzen. — Die
Vorfüh=
rungder Hengſte findet geſchloſſen ſtatt, ſo daß dem Beſchauer
das Geſamtbild vorgeführt wird. — Die Pferdemarkt=
Lotterie, deren Reinertrag bekanntlich reſtlos der heſſiſchen
Pferdezucht zugeführt wird, findet erfreulicherweiſe in allen
Krei=
ſen gutes Intereſſe und ſteht zu erwarten, daß die Loſe vollſtändig
ausverkauft werden. Die Ziehung findet beſtimmt am 26. April
ds. Js. ſtatt.
Stadtkrankenhaus Darmſtadt. Die Beſuchszeiten an Oſtern:
Karfreitag, den 14. April, vorm. von 11—12 Uhr, Oſterſonntag,
den 16., und Montag, den 17. April, vorm. von 11—12 Uhr.
Dienstag, den 18. April, keine Beſuchsſtunde.
Deutſch=völkiſcher Turnverein „Jahn”. Am Oſter=
Sams=
tag (155. April), abends 8.15 Uhr, im „Gelben Saal” bei Sitte,
Karlsſtraße: Raſſenſeelenforſcher Dr. Ferdinand Clauß ſpricht aus
ſeinem Gebiet.
Ein Paſſionskonzert wird Dienstag, den 11. April, abends
8 Uhr, in der Martinskirche veranſtaltet; dabei wird die
Johannespaſſion von Georg Friedrich Händel aufgeführt.
Pro=
gramme als Eintrittskarten zu 50 Pfg. und 1 RM. ſind vor
Be=
ginn im Martinsſtift (neben der Martinskirche) zu haben.
Geiſtliches Konzert in der Karwoche. Im Mittelpunkt der
muſikaliſchen Paſſionsfeiern ſteht das vom Muſikverein am
Mitt=
woch, den 12. März, 20 Uhr, in der Stadkirche veranſtaltete
geiſt=
liche Konzert mit ſeiner beſonders auserleſenen Vortragsfolge,
die Werke von Stradella, Bach, Händel, Beethoven, Reger, Hugo
Wolf und Bodo Wolf enthält, und mit Anny von Stoſch und
Johannes Drath als Geſangsſoliſten. Es erhält noch ſeinen
be=
ſonderen Reiz dadurch, daß der Dirigent des Muſikvereins, Dr.
„Schmidt=Iſſerſtedt, hier zum erſten Male als Geigenſoliſt
auftreten wird. Die Orgel hat Studienrat Borngäſſer
über=
nommen. Die Hauptprobe am Mittwoch findet nicht, wie neulich
angegeben, um 12 Uhr, ſondern um 11,30 Uhr ſtatt. Sie iſt nicht
öffentlich ſondern nur Mitgliedern des Vereins zugänglich.
Abendkaſſe zum Konzert in der Einhorn=Apotheke. (Siehe heutige
Anzeige.)
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus
Dienstag.
11. April
Anf. 20, Ende 22 Uhr.
Der 18. Oktober.
Bühn.=Volksb. K 14
Preiſe 0.50—4.50 Mk.
Miite Hie
Anf. 20, End. n. 221 Uhr Dſt. Volksb. G, Gr. 3u. 4
Dienstag.
Preiſe 0.80——4.50 Mk.
11. April / Der Wildſchütz.
Mittwoch,
20—22 Uhr. Zuſatz=Miete V.12
12. April Der 18. Oktober.
Preiſe 0.70—3.80 Mk.
— Heſſiſches Landestheater. „Der 18 Oktober”. Im
Großen Haus wird heute das nationale Schauſpiel „Der 18.
Oktober” von Walter Erich Schäfer, zum erſtenmal wiederholt.
Der ſtürmiſche Beifall, den die Aufführung beim Publikum fand
und die begeiſterte Aufnahme in der Preſſe laſſen erwarten, daß
dieſe Neuinſzenierung Arthur Maria Rabenalts ein Zugſtück
im Spielplan des Landestheaters wird. Miete: Bühnenvolksbund
K 14. — Eine weitere Wiederholung des „18. Oktober” findet
im Kleinen Haus, morgen, Mittwoch, den 12. April. ſtatt.
Zu=
ſatzmiete V 12. — „Der Wildſchütz” Im Kleinen Haus wird
heute die komiſche Oper „Der Wildſchütz”, eine der reizvollſten
Lortzing=Inſzenierungen (Hans Strohbach) der letzten Jahre,
wie=
derholt. Die muſikaliſche Leitung hat Fritz Bohne. — Miete:
Darmſt. Volksbühne ( (13. Vorſt.), Gruppe 3 und 4. — Am
Don=
nerstag, den 13., Freitag, den 14., und Samstag, den 15. April.
bleiben beide Häuſer des Landestheaters geſchloſſen.
— Oſterpremiere im Großen Haus. Richard Wagners große
romantiſche Oper „Lohengrin” wird am Oſterſonntag, 18 Uhr,
in der Neuinſzenierung Haus Strohbachs und unter der
muſi=
kaliſchen Leitung von Karl Maria Zwißler, zum erſten Male
gegeben. Das Bühnenbild entwarf Wilhelm Reinking. Die
Beſetzung mit den Damen Krauß, Karen, Heilmann,
Gerhardt, Toubartz Berthold; den Herren:
Satt=
ler, Schlüter, Biſchoff, Drath, Vogt, Walther,
Ritz=
haupt, Buchner. Miete D 19
Gaſtſpiel des Heſſiſchen Landestheaters in Worms. Am
Karfreitag veranſtaltet der Städtiſche Chor in Worms unter
Mit=
wirkung des Landestheaterorcheſters und der Soliſten von
Ge=
orgi, Berthold, Dr. Allmeroth und Schlüter ein
geiſtliches Konzert, in dem Haydns Oratorium „Die ſieben
letzten Worte des Erlöſers am Kreuz” zur
Auffüh=
rung gelangt. Die muſikaliſche Leitung hat Dr. Hans Schmidt=
Iſſerſtedt.
11
Und die Kirche?‟
Zu einem in der nationalſozialiſtiſchen Preſſe erſchienenen
Artikel eines oberheſſiſchen Pfarrers „Und die Kirche?” nimmt
das Landeskirchenamt wie folgt Stellung:
Das Landeskirchenamt muß es an ſich ablehnen, auf anonyme
Auslaſſungen in Kirchenfragen einzugehen, erſt rocht, wenn ſie
von einem ihm unterſtellten Geiſtlichen ſtammen. Da aber durch
den Inhalt des Artikels eine verhangnisvolle
Irrefüh=
rung der Oeffentlichkeit und des evangeliſchen Kirchenvolkes zu
beſorgen iſt, ſehen wir uns pflichtg mäß zu folgender
Richtigſtel=
lung veranlaßt:
1. „Die Kirche ſchweigt”, Hierzu iſt zu bemerken, daß
die für die Leitung der heſſiſchen Landeskirche berufene Stelle —
die Kirchenregierung — zum erſten Male ſeit dem nationalen
Umſchwung am 6. April 1933 zuſammenkam. Sie konnte glſo
vorher nicht reden. Was ſie zu der nationalen Erhebung des
Vol=
kes zu ſagen hat, hat ſie inzwiſchen in einer Kundgebung an die
evangeliſche Oeffentlichkeit geſagt.
2. Die Vergleiche mit der Evangeliſchen Landeskirche in
Naſſau ſind abwegig und unrichtig. Abwegig, weil die
naſſau=
iſche Kirche nur halb ſo groß iſt als die heſſiſche Landeskirche; die
Seelenzahl der naſſauiſchen Kirche iſt nur wenig größer wie die
der Provinz Starkenburg. Unrichtia, weil auch die naſſauiſche
Landeskirche, wie es übrigens auch dem dortigen Bedürfnis
ent=
ſpricht, neben ihren Landesbiſchof einen weltlichen Präſidenten
als Leiter der weltlichen Verwaltungsgeſchäfte hat. Dazu
kom=
men zwei juriſtiſche Beamte des dortigen Landeskirchenamtes und
drei neben amtliche geiſtliche Landeskirchenräte.
3. Daß es ſchon in der Vorkriegskirche einen Prälaten und
einen weltlichen Präſidenten der Kirchenbehörde gab, ferner, daß
die neue Verfaſſung als einzige Neuheit nur einen Prälaten
ge=
bracht hat, der nicht Superintendent iſt, das ſollte eigentlich jeder
heſſiſche Pfarrer wiſſen. Früher waren ſogar bei einfacheren
Ver=
hältniſſen zeitweiſe 2—3 akademiſche Verwaltungsbeamte mehr
im Oberkonſiſtorium.
4. Insbeſondere gibt es im Landeskirchenamt nicht einen
weltlichen Präſidenten und drei weltliche Oberkirchenräte,
ſon=
dern es ſind für die umfangreiche Verwaltungsarbeit für das
Ge=
biet von über 600 Kirchengemeinden (üher 500 Pfarreien) im
ganzen nur drei höhere weltliche Beamte (Juriſten) vorhanden.
Wenn der Verfaſſer den Vorſchlag macht, die Stellen der
leiten=
den geiſtlichen und weltlichen Beamten zu vermindern, ſo muß
ernſtlich bezweifelt werden, ob er hierfür die nötige Sachkenntnis
und das rechte Urteil hat. Die weltlichen Stellen beſtehen ſchon
ſeit Jahrhunderten, die geiſtlichen Stellen ſogar ſchon ſeit Ein=
führung der Reformation durch Philipp den Großmütigen. Dieſe
lange Spanne Zeit gab wahrlich Gelegenheit genug, die
Lei=
tungs=, Verwaltungs= und Aufſichtsorganiſation der oberſten
Kirchenbehörde auf ihre Notwendigkeit, Berechtigung und
ihre ſegensreiche Wirkung für die Kirchengemeinden, die
Kirchen=
vorſtände und die Geiſtlichen ſelbſt zu erproben.
5. Im übrigen ſei bemerkt, daß das Landeskirchenamt wohl
die einzige öffentliche Behörde in Heſſen iſt, die während und
nach der Revolution trotz nicht unweſentlicher Ausweitung der
Arbeitsgebiete keine Vermehrung der leitenden Beamten erfahren
hat, ſo daß die Redensart von der Aufblähung der Verwaltung,
d. h. des Beamtenapparates, hier durchaus unangebracht iſt.
Rich=
tig iſt, daß die Not dazu gefuhrt hat, daß auf dem Gebiete der
kirchlichen Verwaltung heute viel intenſiver gearbeitet werden
muß wie früher. Daß ſich hierbei die Arbeit auch bei den
Kirchen=
vorſtänden weſentlich vermehrt hat, war nicht zu vermeiden. Es
iſt zu erwarten, daß durch die Natur der Dinge hier in Bälde
eine rückläufige Bewegung eintritt.
6. Ferner ſei darauf hingewieſen, daß eine ſorgfältige
Nach=
prüfung vor einiger Zeit ergeben hat, daß die Verwaltung
un=
ſerer Landeskirche von vorbildlicher Zweckmäßigkeit und
Billig=
keit iſt, und daß ſie in dieſer Hinſich, den Vergleich mit jeder
an=
deren Verwaltung ſchlechthin aushalten kann.
7. Wenn eine Umgeſtaltung der Kirchenverfaſſung
vorgeſchla=
gen wird, ſo ſei betont, daß niemand in den maßgebenden
Stel=
len jemals die durch die Revolution von 1918 notwendig
gewor=
dene Umgeſtaltung der heſſiſchen Kirchenverfaſſung von 1922 für
ein unabänderliches Dogma angeſehen hat. Auch dieſe
Kirchenver=
faſſung iſt übrigens im letzten Grunde nicht auf, demokratiſchen
Prinzipien”, ſondern auf dem urreformatoriſchen
Synodalgedan=
ken aufgebaut. Indeſſen wird durch die Beteiligung einer neuen
Gruppe an den Wahlen zum Landeskirchentag die Einheit der
Kirche und deren rechte Verfaſſung durchaus noch nicht erreicht.
Dieſe Hochziele der Kirche ihr eink eitlicher Geiſt und ihre rechte
proteſtantiſche Verfaſſung können allein von dem reformatoriſchen
Grunderlebnis der Herrſchaft Gottes unter den Menſchen, wie es
Luther geſchenkt war, erſtrebt werden. Es gilt auch hier nicht die
Form, nicht die äußeren Dinge, nicht die Verfaſſungsparagraphen,
nicht des Geſetzes Werke — ſondern allein der Glaube. Nur wenn
in der evangeliſchen Kirche der reformatoriſche Glaube das alles
und alles beherrſchende Prinzip wird, iſt das Tor aufgetan, nicht
für eine Sekte, nicht für eine Politiſierung der Kirche — ſondern
für die wahrhafte Volkskirche.
8. Daß wir auf unbegründete Anwürfe gegen den Herrn
Prälaten nicht eingehen, wird die heſſiſche Oeffentlichkeit wohl
verſtehen, die das Oberhaupt der Evangeliſchen Kirche genügend
kennt und in dieſer Hinſicht ſich ein anderes Urteil gebildet hat.
Ausſtellung von Holz= und Linoleumſchnikten
bei Bergſträßer.
In Bergſträßers Buchhandlung hat man Gelegenheit, eine
zwar kleine, aber ſehr beachtenswerte und intereſſante Sammlung
von Holz= und Linoleumſchnitten zu ſehen. Schöpfer dieſer
klei=
nen Kunſtwerke iſt der Sohn des bekannten Darmſtädter
Bild=
hauers Robert Cauer, Walter Cauer, der mit dieſen
Arbei=
ten nicht nur verrät, daß er einer Familie mit alter und reicher
künſtleriſcher Tradition entſtammt, der auch den Beweis erbringt,
daß ſeine kurze Laufbahn als Seemann ihm reichen künſtleriſchen
Gewinn brachte. Aus dieſen Bildern aus dem Leben und Treiben
der Seeleute ſpricht ſtärkſte Beobachtungsgabe und darüber hinaus
ſeltene Geſtaltungskraft. Da iſt jede Bewegung, faſt jede
Muskel=
ſpannung, da iſt aber vor allem das Mit= und Gegeneinander der
einzelnen Geſtalten wahrhaft dem Leben abgelauſcht. Harte
See=
mannsarbeit und echte — wie man weiß, manchmal laute —
See=
mannsfreude erſtehen in dieſen Holzſchnitten von faſzinierender
Bewegtheit und pulſierendem Leben. Da iſt kein krampfhaftes
Suchen nach Formen, kein kleinliches Herumſpielen an geſtellten
Motiven; alles iſt aus einem Guß, alles künſtleriſches Erlebnis.
Und wo der Künſtler Landſchaften oder architektoniſche Vorwürfe
wählt, da zeigt ſich mit derſelben Deutlichkeit ſein Verſtändnis
für die Vorausſetzungen ſeiner Kunſt und die Kraft, mit der er
das ſpröde Mittel über ſcheinbar gegebene Grenze hinaus zu
hand=
haben weiß. — Wir haben mit Bedauern gehört, daß es ſich bei
dem hochwertigen ausgeſtellten Material um die einzigen Werke
handelt, die ſich noch im Beſitz des Künſtlers befinden, und können
jedem Freund der ſchwarz=weißen Kunſt wärmſtens empfehlen,
ſich die kleine Ausſtellung einmal anzuſehen.
Herren-Hemden
Krawatten — Taschentücher
Wäschehaus Eichberg
Wilhelminenstraße 29
4912
Beginn der Plädoyers.
Bundestagung der Evangeliſchen Gemeinſchaft. Der
Süd=
deutſche Jugendbund der Evangeliſchen Gemeinſchaft feiert am
Oſtermontag, im Saale der Stadtmiſſion. Mühlſtraße 24, ſein
Bundesfeſt. Zu dieſer Bundestagung haben die
benachbar=
ten Vereine von Frankfurt, Heidelberg und Mannheim ihr
Er=
ſcheinen und ihre Mitwirkung zugeſagt. Das Jugendbundesfeſt
ſteht unter der Jahresloſung: Dein ſind wir, Jeſu, Gottes Sohn!
Am Vormittag findet um 9 Uhr ein Feſtgottesdienſt unter
Lei=
tung von Prediger A. Schwenk (Herrenalb) ſtatt; die
Feſtpre=
digt hat Prediger E. Pleßmann aus Pforzheim übernommen,
mit dem Thema: Unſer Bekenntnis zu Jeſus Chriſtus. Die
eigent=
liche Bundesfeier beginnt nachmittags um 2.30 Uhr. Eine
ab=
wechſlungsreiche Vortragsfolge, ganz im Sinne der chriſtlich
ge=
ſinnten deutſchen Jugend, bietet Gewähr für einige frohe
Oſter=
ſtunden. Superintendent L. Maier=Karlsruhe, ebenſo die
Pre=
diger Killinger=Frankfurt und Pleßmann werden der
Jahres=
loſung gemäß die Jugend anſprechen. Sämtliche Veranſtaltungen
ſind von Geſangs=, Muſik= und Gedichtvorrrägen umrahmt.
Jeder=
mann (Jugend und Erwachſene) laden wir ſowohl zum
Feſtgot=
tesdienſt vormittags, als auch zur Bundesfeier nachmittags
herz=
lich ein. Prsgramme ſind am Saaleingang erhältlich.
—Oſterkarten. Gedruckte einfache Oſterkarten die in Größe,
Form und Papierſtärke den Beſtimmungen für Poſtkarten
ent=
ſprechen und ohne Umſchlag verſandt werden, unterliegen einer
ermäßigten Gebühr. In dieſen Karten dürfen außer den
Abſen=
derangaben (Abſendungstag, Name, Stand und Wohnort nebſt
Wohnung des Abſenders) noch 5 weitere Wörter, die mit dem
ge=
druckten Wortlaut im Zuſammenhang ſtehen müſſen,
handſchrift=
lich hinzugefügt werden. Als ſolche zuläſſigen Nachtragungen
gelten z. B. die üblichen Zuſätze ſendet”, „Ihre‟. „Dein Freund”,
„ſendet Dir”, ſendet mit beſten Grüßen Ihre” uſw. Die Gebühr
beträgt ſowohl im Ortsbereich des Aufgabeorts als auch im
inner=
deutſchen Fernverkehr ſowie im Verkehr mit der Freien Stadt
Danzig, Litauen und Memelgebiet, Luxemburg und Oeſterreich
für einfache Karten (ohne Umſchlag verſandt) 3 Rpf., für Karten
in offenem Umſchlag bis 20 Gramm 4 Rpf.
In dem nach nahezu 14tägiger Unterbrechung wieder
aufge=
nommenen Volksbankprozeß verlas der Vorſitzende, nachdem
Zu=
hörer, ſoweit ſie ſich als Mitglieder der Volksbank ausweiſen
können, wieder zugelaſſen ſind, einen Brief Prof. Sinzheimers.
aus dem zu entnehmen iſt, daß ihm das Recht zur Verteidigung
entzogen wurde, und er ſich gezwungen ſieht, die Verteidigung des
Angeklagten Becker niederzulegen. Dem Angeklagten Becker wird
von dem Gericht anheim geſtellt, ſich innerhalb einer Friſt von
11 Tagen einen neuen Verteidiger zu beſorgen. — Dann erteilt
der Vorſitzende dem Rechtsanwalt Dr. Strauß das Wort zur
Ver=
teidigung des Angeklagten Habicht. Unter dem ſchon in der
vor=
hergehenden Sitzung ausgeſprochenen Vorbehalt führt Dr. Strauß
etwa folgendes aus: Gegen den Vorwurf der Unehrenhaftigkeit
und Geldgier ſeines Klienten ſpreche die von allen Zeugen
her=
vorgehobene Ueberängſtlichkeit und außerordentliche Vorſicht des
Angeklagten. Was ſeine Stellung und ſeine Verantwortlichkeit
anlange, ſo müſſe man hervorheben, daß ſich aus der Verhandlung
ergeben habe, daß Habicht bei der Kreditgewährung ſehr wenig
zu ſagen gehabt habe, daß er ſozuſagen „das fünfte Rad am
Wa=
gen” geweſen ſei. Seine Obliegenheiten hätten ſich auf die
Er=
ledigung innerer Angelegenheiten beſchränkt. An einer Reihe von
Beiſpielen — die Dr. Strauß vorträgt — laſſe ſich nachweiſen.
wie übertrieben vorſichtig und ängſtlich der Angeklagte nicht nur
im Intereſſe der Bank. ſondern auch im Intereſſe der Kunden
ge=
weſen ſei. In keinem Falle könne Habicht nachgewieſen werden,
daß er eine Kreditüberſchreitung genehmigt hätte. Abgeſehen von
einem Fall habe ſein Klient von Effektenkrediten nichts gewußt.
Aber auch in dieſem Ausnahmefall müſſe man berückſichtigen, daß
Habicht ſchon 1929 aus dem Vorſtand ausgeſchieden ſei: 1927 aber
ſei die in Frage ſtehende Firma noch gut geweſen. Metageſchäfte
ſeien nach dem Gutachten des Sachverſtändigen nichts
Unehren=
haftes. Man möge ſich erinnern, daß der Zeuge der Firma
be=
ſtritten habe, daß ſein Konto eine bevorzugte Behandlung
erfah=
ren habe., Rechtsanwalt Dr. Strauß lehnt dann für die
Effekten=
geſchäfte ſeines Klienten die Bezeichnung Spekulationsgeſchäfte ab.
Es habe ſich in allen Fällen um Anlagegeſchäfte gehandelt. Wenn
man glaube, dem Angeklagten vorwerfen zu müſſen, daß er zwei
Konten gehabt habe, ſo brauche das nicht beſtritten zu werden, da
die Führung von zwei Konten für einen Kunden nichts
Unehren=
haftes bedeute. Von ſeiten des Vertreters der Anklage ſei auch
überſehen worden, daß ſeinem Klienten ein Kredit genehmigt
worden ſei, den er niemals in voller Höhe in Anſpruch genommen
habe. Bei dem Konto Habicht beſtehe weder heute, noch habe je
ein Riſiko beſtanden; entweder habe Habicht mit eigenem Geld
gekauft, oder er habe ausreichende Sicherheiten geboten. Was das
Konto Habicht und Konſorten angehe, ſo ſei es wider den Willen
des Angeklagten unter ſeinem Namen geführt worden, und an
den darauf getätigten Geſchäften habe ſich der Angeklagte nur aus
kollegialen Gründen beteiligt. — Nachdem der Verteidiger ſich
noch mit dem Vorwurf, der ſeinem Klienten hinſichtlich der
Kon=
ſortialgeſchäfte gemacht worden war, und mit der Frage der
Pro=
viſion bei der Kreditvermittlung für die Firma
auseinanderge=
ſetzt und betont hatte, auch in dieſen beiden Fällen könne ſeinem
Klienten kein Vorwurf gemacht werden, ſtellte Dr. Strauß
zuſam=
menfaſſend feſt, die ſeinem Klienten gemachten Vorwürfe ſeien
un=
begründet, und ſtellt den Antrag auf Freiſpruch für den
Angeklag=
ten Habicht. — Der Vertreter der Anklage dem nun vom
Vor=
ſitzenden das Wort erteilt wird, unterzieht die Ausführungen des
Verteidigers nun einer eingehenden Kritik. gegen die dann Dr.
Strauß noch einmal ſeinen Standpunkt als Verteidiger vertritt.
Darauf wird die Verhandlung auf Dienstag vormittag 9 Uhr
vertagt.
Neue Halteſtelle. Wie aus dem Inſeratenteil erſichtlich,
hat die Heag auf Grund zahlreicher Wünſche aus dem Publikum
die Halteſtelle Fiedlerweg=Erbacher Straße, vom Oſtbahnhof
kom=
mend, in die Erbacher Straße verlegt und eine neue Halteſtelle
Ecke Fiedlerweg=Landgraf=Georg=Straße eingerichtet.
—Schwerer Zuſammenſtoß. Am Montag abend gegen 18 Uhr
ſtieß Ecke Mühlſtraße und Landgraf=Georg=Straße der
Motorrad=
fahrer Hch. Koch von hier mit der Elektriſchen zuſammen. K.
wurde ſchwerverletzt von der Freiw. Sanitätswache ins
Kranken=
haus gebracht, wo er bald darauf verſtorben iſt. Die Urſache des
Zuſammenſtoßes wird z. Zt. von der Polizei geklärt.
Seite 6 — Nr. 101
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 11. April 1933
Aus den Darmſtädker Lichtſpieltheakern.
* Helia.
Tony van Eyck iſt in dem neuen Tonfilm „Was wiſſen
denn Männer” wiederum in einer ihrer Rollen tätig, in dem
ihre Kunſt ſo ſchöne menſchliche Züge leihen kann. Mit Hans
Brauſewetter als Gegenſpieler verlebendigt ſie wieder ein=
mal das Schickſal der unehelichen Mutter, richtiger des
mütter=
lichen Mädchens, das faſt zur Verzweiflung getrieben wird in
dem Konflikt zwiſchen bürgerlicher Ehre und Liebe, der hier aber
ſich zur tapferen, ſchönen Mütterlichkeit durchringt. Der Titel
„Was wiſſen denn Männer” iſt herzlich ſchlecht gewählt. Auch
Männer wiſſen ſchließlich, wie es in Herz und Seele eines ſolchen
Mädchens ausſieht, und ſchließlich hat der ſchuldige Mann dieſes
Films nichts gewußt davon, was eine Nacht der Liebe für Folgen
hatte. Er gehört nicht zu den Leichtſinnigen und bringt ſchließlich
auch das happr end. Wenn der Film auch kein neues Thema in
ſeiner Handlung geſtaltet wenn er auch nicht Wege findet. ein oft
behandeltes Thema zu anderer Löſung zu bringen, iſt er doch durch
die gute Milieuzeichnung und die ſchlichte menſchlich=ſympathiſche
Darſtellung aller Träger führender Rollen ein ausgezeichneter
Film geworden.
— Das Union=Theater zeigt heute und folgende Tage Aſta
Nielſen in ihrer erſten Tonfilmrolle „Unmögliche Liebe‟. Sie
ſpielt die Vera Holgk in dieſer Tragödie einer ſpäten Liebe, die
ſie erſchütternd und mitreißend darſtellt. In allen Städten, wo
man dieſen erſten Aſta=Nielſen=Film zeigte, jubelte man dieſer
größten Schauſpielerin zu.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen bis auf weiteres den
ſen=
ſationellen und ſpannenden Tonfilm aus der Südſee „Luana”,
eine Schreckensnacht auf Hawaii, mit Dolores, del Rio in der
Titelrolle.
— Reſi=Theater. Nach dem bekannten Roman von J. C. Heer
wurde der gewaltige Tonfilm. An heiligen Waſſern” gedreht; er
zeigt den unerbittlichen Kampf der Menſchen gegen die grauſame
Natur. In der Hauptrolle die unvergleichliche Karin Hardt. —
Jugendliche zugelaſſen.
* Eine reichhaltige Handarbeitsausſtellung veranſtaltete
die=
ſer Tage im Mozartſaal die ſtaatlich geprüfte
Handarbeitslehre=
rin und Weißzeugmeiſterin Frl. Emmy Lorenz. Erſtaunlich
war, daß die Zahl der zur Schau geſtellten Stücke trotz des doch
ſehr ungünſtigen abgelaufenen Jahres ſehr groß war. Wer die
Ausſtellungen und Arbeitseinteilung von Frl. Lorenz kennt und
die Entwicklung ſeit Jahren verfolgen konnte, wie wir, weiß, daß
vor allem auf praktiſche Arbeitsleiſtung Wert gelegt wird. Das
beſagt, daß im vergangenen Jahre die Erneuerungsarbeiten und
Stickereien an kleineren Tuchreſten und das Flicken und
Ausbeſ=
ſern bevorzugt wurden. Gerade hierbei konnte man wahre
Wun=
der der Handarbeitskunſt ſehen, kunſtvoll mit Stickerei
zuſammen=
gefaßte Reſte, die dann Deckchen abgaben. — Aber auch neue
kunſtvolle Wäſche und Handarbeitsſtücke waren ausgeſtellt und
zwar Handſtickereien. Webarbeiten, Perlſtepparbeiten,
Einkaufs=
taſchen, Bettwäſche, Decken, Kiſſen und Kleider, alles vorbildlich
erakt und peinlich genau gefertigt. U. a. war ein handgeknüpfter
Perſerteppich, ein Couleurkiſſen Perlendecken und ſonſtige kleine
Kunſtwerke zur Schau geſtellt. Die praktiſche Ausbildung, die auf
dem Grundſatz größter Sparſamkeit durchgeführt wird, geht Hand
in Hand mit einer gründlichen theoretiſchen Vorbildung.
Zuſam=
men zeigte die Ausſtellung als Früchte des Unterrichts eine
be=
achtliche Menge hochwertiger Arbeiten, hochwertig nicht zuletzt
auch deshalb, weil den Schülerinnen neben der kunſtgewerblichen
Arbeitsmethode die im ſparſamen Haushalt ſo nötige einfache
Zu=
ſchneide= Flick= und Ausbeſſerungstechnik beigebracht wird
Während der diesmaligen Ausſtellung war inſofern eine
intereſ=
ſante Neuerung eingetreten, als Schülerinnen praktiſch arbeiteten,
eigene Schnitte anfertigten und den Ausſtellungsbeſuchern einen
Einblick in die Lehrmethode gaben. Frl. Lorenz hielt abends
einen Lichtbildervortrag, der ſehr ſtark beſucht war und ſtarken
Beifall fand, in dem die Lehrerin in großen Zügen einen
Lehr=
gang und dabei das vertrauensvolle Verhältnis und ſchöne
Zu=
ſammenarbeiten mit den Schülerinnen ſchilderte.
Wohlfahrtsunterſtützung. Die Auszahlung der am
Kar=
freitag fälligen Wochenunterſtützung erfolgt am kommenden
Don=
nerstag in der Stadtkaſſe Grafenſtr. 28 (Kaſſenhalle). — Die am
Oſtermontag fällige Unterſtüteng wird bereits am kommenden
Samstag in der Zahlſtelle, Grafenſtr. 30 (Laden) ausbezahlt.
* Heſſiſches Landeskheaker.
Großes Haus. — Montag, den 10. April 1933.
Achkes Sinfoniekonzert.
Zwei große romantiſche Werke bildeten den Inhalt des
Kon=
zertes: das Violinkonzert von Johannes Brahms und die neue
Sinfonie von Hans Pfitzner. Für das Brahms=Konzert ſetzte ſich
Guſtav Havemann ein, der unter den bedeutenden deutſchen
Gei=
gern der unſentimentalſte, herbſte und kraftvollſte iſt. Daher
lie=
gen ihm die beiden Spitzenwerke der deutſchen
Violinkonzertlite=
ratur, die ſinfoniſche Ausmaße und Bedeutung annehmenden
Kon=
zerte von Beethoven und Brahms ganz beſonders, und darum
ſteht ſeine Auffaſſung der von Carl Fleſch ſcharf gegenüber,
wäh=
rend Adolf Buſch eine Zwiſchenſtellung einnimmt. Die
Auffüh=
rung des Brahmskonzertes war eine Vorfeier des 100.
Geburts=
tages des Meiſters, der in vier Wochen Gelegenheit gibt, die
Hauptwerke ſeines Schaffens zu hören und zu überlegen, was uns
Brahms heute bedeutet. Das Violinkonzert Op. 77, nahe der
er=
ſten Sinfonie entſtanden, eines der glücklichſten, vollendetſten und
abgeklärteſten Werke, kann ein Schlüſſel ſeiner Kunſt ſein.
Be=
deutſamer, an das Pathetiſche grenzender Inhalt verſteht ſich bei
Brahms von ſelbſt, aber unter den Romantikern iſt er der, dem
das Erlebnis beethovenſcher Form und Konzentration am
ent=
ſcheidenſten geworden iſt, der Inhalt und Form mit beſonderer
Konſequenz zu einen ſucht. Und im Konzert knüpft er mit ſeinen
beiden Klavierkonzerten, dem Violinkonzert und dem zwar
ſprö=
den, aber beſonders wertvollen Doppelkonzert da an, wo
Beet=
hoven mit den beiden letzten Klavierkonzerten und dem
Violin=
konzert angelangt war, bei der Abkehr vom Virtuoſen als
Selbſt=
zweck und der Einordnung des Virtuoſen in eine höhere
ſinfo=
niſche Geſamtidee. Havemann meiſtert das Konzert in
großarti=
ger Weiſe. Die herrliche Modulation des erſten Themas, die im
Orcheſtervorſpiel ſchon vorkommt, ſteigert ſich klanglich
wunder=
voll, wenn die Solovioline in hoher Lage das Thema erſt in D=,
Waserwartet ſich Kronevonſeinemkommenden Gaſtſpiel?
Angeſichts der Tatſache, daß bisher ſchon 39 von
48 deutſchen Zirkusunternehmen der Kriſe zum
Opfer gefallen ſind dürfte dieſe Frage ſicherlich
be=
rechtigt ſein. Der Preſſedienſt des Zirkus Krone gibt
uns hier anläßlich des bevorſtehenden Gaſtſpiels
die=
ſes Unternehmens eine erſchöpfende Auskunft, die
intereſſante Einblicke in die Organiſation und
Ar=
beit des größten europäiſchen Zirkusbetriebs
ge=
ſtattet.
Erſchütternde Tragödien aus dem Zirkusleben füllten in den
letzten Jahren gar oft die Spalten der Zeitungen, und mehr als
einmal konnte man leſen, daß Menſchen und Tiere förmlich dem
Verhungern nahe waren. Der Grund, warum gerade in dieſem
Gewerbe die Not ſo ins Unermeßliche ſteigen konnte, liegt in der
Eigenart des Zirkusbetriebes ſelbſt. Jeder Fabrikant jeder
Kaufmann kann ſein Geſchäft ſchließen, wenn es nicht mehr
ren=
tabel iſt.
Der Zirkusmann kann es nicht.
Seine Tiere verlangen auch weiterhin ihr Futter, und ein
Teil des Perſonals muß immer bleiben zu ihrer Wartung und
Pflege. Verkaufen kann er die Tiere nicht, weil es ſo gut wie
keine Käufer hierfür mehr gibt. Töten kann er ſie noch weniger,
weil er ja damit den letzten Reſt ſeines Vermögens vernichten
würde, das er ſich ja gerade durch die Schließung des Betriebes
retten wollte. Alſo muß er weiterarbeiten, weiterarbeiten bis
auch der letzte Spargroſchen zugeſchoſſen iſt und die nackte Not
ſein und ſeiner Menſchen und Tiere Schickſal endgültig beſiegelt.
man erfaſſen kann, ganz erheblich verringert iſt. Das wieder
machte natürlich eine vollkommene Umſtellung des bisherigen
Reiſeſyſtems notwendig. Denn es leuchtet ein, daß es erheblich
ſchwerer iſt,
den ganzen gewaltigen Troß alle 3 bis 4 Tage fortzubewegen,
als alle 2 bis 3 Wochen. Ein Beiſpiel nur: Während ſonſt von
ſolch großen Unternehmen normalerweiſe 30, im höchſten Falle
40 Städte auf einer Tournee beſucht wurden, hielt Krone im
ver=
gangenen Jahr die Rekordzahl von 64 Städten und blieb in 31
von dieſen nur 2 Tage, in weiteren 18 nur 3 Tage.
Um nun aber dennoch auch der Maſſe der Erwerbsloſen
Ge=
legenheit zum Zirkusbeſuch zu geben, mußten für dieſe erhebliche
Vergünſtigungen geſchaffen werden, Preisreduktionen, die bei
einem ſich gleichbleibenden
Speſenetat von zirka 18 000 RM. pro Tag
für das Unternehmen an ſich nicht tragbar geweſen wären. Krone
vergrößerte daher in den letzten Jahren ſtändig ſeine Zelte und
konnte ſo mit jeder Erweiterung des Faſſungsraumes entſprechend
auch ſeine Preiſe ſenken. Das alte kaufmänniſche Prinzip, daß
großer Umſatz kleine Preiſe ermöglicht und daß umgekehrt kleine
Preiſe einen großen Umſatz bringen, konnte alſo auch im Zirkus
in beſter Weiſe angewandt werden.
Eine letzte, und vielleicht die wichtigſte Maßnahme im Kampf
gegen die Kriſe lag in der Programmgeſtaltung. Es iſt leider
eine Tatſache, daß die Zirkuſſe im allgemeinen
ſehr im Althergebrachten hängen geblieben
ſind und mit kleinen Unterſchieden immer wieder dasſelbe
brach=
ten. Dies ließ natürlich die gerade in Deutſchland ſo große
Zir=
kusbegeiſterung allmählich erlahmen. Hier ging wieder Krone
richtungweiſend voran und räumte gründlich auf Schon im
Jahre 1924 brachte er als erſter das Syſtem der drei Manegen
heraus und brachte damit erſtmals etwas vollkommen Neues.
Nunmehr hat er aber auch dieſen Zirkustyp bereits wieder
ver=
laſſen und
den Rennbahnzirkus
geſchaffen, deſſen einheitliche Arena in einer Länge von faſt
70 Metern naturgemäß ganz andere und neuartige Darbietungen
ermöglicht.
Beſonders intereſſant iſt es, daß hier zum erſtenmal der Sport
im Zirkus gezeigt wird, und zwar in Form von großen
Reiter=
kämpfen, von regelrechten Pferde= und Wagenrennen
Hürden=
ſpringen, Wettlaufen uſw. Daneben zeigt er Maſſenſzenen, bei
denen zeitweiſe 400 Menſchen zu gleicher Zeit die Arena
bevöl=
kern, und natürlich, was Krones Stärke ſeit jeher war, gewaltige
Maſſendreſſuren von allen nur denkbaren Tieren nach modernſten
Geſichtspunkten. Seine
Dreſſur von 27 indiſchen Elefanten
hat Weltberühmtheit erlangt, ebenſo wie die gleichzeitige
Vor=
führung von nicht minder als 48 Pferden auf einmal.
Es iſt alſo hier etwas zuſammengeſtellt worden das in ſeiner
grandioſen Neuheit auch heute noch volle Häuſer bzw. volle Zelte
bringen müßte. Und die Tatſache, daß Krone faſt der
einzige iſt, der
ohne jegliche Einſchränkung
So ſchlidderte in den letzten Jahren ein Unternehmen nach dem
andern ins Verderben, und nur ganz wenigen iſt es gelungen,
ſich bis heute noch zu erhalten.
Nun rüſtet auch Krone wieder zu neuem Gaſtſpiel und wird
in Kürze ſeine rieſige Zeltſtadt
auch in Darmſtadt
aufſchlagen. Was erhofft er ſich von ſeinem Gaſtſpiel? — Man
iſt ſich in dieſem Betrieb natürlich vollkommen im klaren, daß
zu=
nächſt einmal Tauſende und Tauſende von Erwerbsloſen als
Be=
ſucher auszuſchalten ſind. Infolgedeſſen verkürzt man überall den
Aufenthalt auf ein Minimum. Wo man früher Wochen gaſtierte,
bleibt man heute nur noch Tage, weil ja der Perſonenkreis, den
ſein Unternehmen bis zum heutigen Tage erhalten konnte
be=
weiſt nur, wie ſehr ſein Weltſtadtprogramm überall gefallen
konnte.
Damit iſt aber auch gleichzeitig ſchon die Frage geklärt, was
ſich Krone von ſeinem hieſigen Gaſtſpiel erwartet. Mit einer
ſolchen großen Spielfolge mit einer ſolchen Organiſation, und
weiterhin mit einer außerordentlich großzügigen Reklame, die
bis zu 60 Kilometer über die Peripherie der Stadt hinausgeht,
und auf Grund eines dichten Netzes von Zugverbindungen die
ganze weite Umgebung mobiliſiert, darf er ſich auch bei uns den
nötigen Maſſenbeſuch erhoffen. Es iſt zu wünſchen, daß die ganze
Bevölkerung regſten Anteil nehmen wird an dieſem Ereignis
und mithilft, dieſen „Letzten der Mohikaner” und gleichzeitig
größten Zirkus Europas dem deutſchen Volke zu erhalten. Dr. B.
Sozialrentnerunterſtützung. Mit Rückſicht auf die
Feier=
tage kommt die Sozialrentnerunterſtützung am nächſten Samstag
bei der Stadtkaſſe, Grafenſtr. 28 (Kaſſehalle) zur Auszahlung.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsquſttung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nſcht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkeit.
„Hindenburgſpende.” Sie werden gut daran tun, ſich an die
Stadtverwaltung perſönlich zu wenden. Die zuſtändige Stelle
er=
fahren Sie bei der Auskunft im Stadthauſe.
Langj. Leſer, hier. Wir möchten annehmen, daß Sie unter
den gegebenen Umſtänden zum Rücktritt vom Vertrage berechtigt
erſcheinen. Da eine Wandlung des Hauskaufvertrags in Frage
ſteht, iſt die Erklärung formbedürftig, müßte alſo
gericht=
lich oder notariell vollzogen werden.
H., hier. Nach § 246 BGB. ſind 4 Prozent für das Jahr als
Zinſen zu entrichten. Im ubrigen wäre näher anzugeben. um
welche Schadenserſatzforderung es ſich handelt, da im Falle eines
Verzugs nach § 288 BGB. ein weiterer Schaden geltend gemacht
werden kann, der ſich unter Umſtänden auch in höherem Zinsfuße
auszudrücken geeignet iſt.
A. S. D. Wenn die Faſſung des Beſchluſſes ſo lautet, wie
Sie angeben, wird die Auslegung in der gedachten Ausdehnung
nicht ſtatthaft ſein. Immerhin wäre eine Anfrage beim heſſiſchen
Kultusminiſterium ratſam.
dann in C=Dur wiederbringt. Den rhythmiſch ſcharfen Gegenſatz
mit den Doppelgriffen hört man von keinem Geiger ſo eiſern
un=
nachgiebig wie von Havemann. Dafür behält er auch in der Lyrik
die objektive Haltung, die ihn ſelbſt völlig hinter dem Werk
zu=
rücktreten läßt. Dieſe abſolute Wahrheit und Effektloſigkeit der
Darſtellung iſt es immer wieder, die das Spiel Havemanns zu
einem beſonderen Erlebnis macht, mir wird dann immer Fritz
Steinach, der bedeutende Brahmsdirigent, lebendig, der wie kein
anderer objektiv und eiſern konſequent des Meiſters Werke
wie=
dergab. Die Begleitung durch das Orcheſter unter Karl Maria
Zwißler war hervorragend. Erſter und zweiter Satz klangen
herr=
lich, der dritte, den Havemann im Tempo bis an die Grenzen
der Möglichkeit ſteigerte, ließ den Gege, ſatz zwiſchen des Soliſten
unheimlich rhythmiſch geſpieltem Thema und der weniger ſcharfen
Wiedergabe durch das Orcheſter auffallend hervortreten. Bis uf
eine kleine Tempoſchwankung im polyphonen Durchführungsteil
war aber auch hier die überlegene Leitung Zwißlers und die
Orcheſterleiſtung bewunderswert
Die Sinfonie für großes Orcheſter in Gis=Moll Opus 36 a
von Pfitzner iſt eine Orcheſterbearbeitung des Streichquartetts,
das über den kammermuſikaliſchen Stil in Form und Inhalt
hinausſtrebt. Die Sinfonie umgekehrt zeigt in manchen Teilen
kammermuſikaliſche Bindung. Sie iſt vierſätzig, frei die klaſſiſche
Form bewahrend, faßt aber je zwei Sätze zu einer Einheit
zu=
ſammen, ähnlich wie Schumann verſuchte, alle vier Sätze der
Sinfonie unmittelbar miteinander zu verbinden. Inhaſtlich iſt
das Werk ſo perſönlich, daß es wie eine ſinfoniſche Dichtung
auf eine innere, ſeeliſche Entwicklung wirkt, daß ähnlich wie
in Pfitzners „Paleſtrina” Objektives und Selbſterlebtes
unent=
wirrbar verſchmelzen. Im erſten Satz überwiegt das
Grüb=
leriſche, Ungeklärte. Seufzer, unheimlich abgeriſſene Thematik,
ſchwerblütige Melodien, ſynkopiſche Unruhe umfaßt alle Themen,
die in herkömmlicher Form angeordnet. Höhepunkt iſt das Ende
der Durchführung, wo nach diſſonanten Bläſerſchreien und einer
Generalpauſe das wichtigſte der Themen wieder erklingt.
Wun=
dervoll iſt der friedliche Schluß, man könnte ſagen, die
Abend=
ſtimmung am Schluß dieſes Satzes, die dann unmittelbar in
den raſchen, ſcherzoartigen Teil übergeht. Hier ſtellt man ſich
* Aus dem Gerichtsſaal.
Aw. Ein 19jähriges Mädel ſaß am Montagmorgen
auf der Anklagebank des Bezirksſchöffengerichts wegen
Abgabe einer wiſſentlich falſchen
eidesſtatt=
lichen Erklärung. Das junge Mädchen hatte einen
Ali=
mentationsprozeß zu führen für ſein im März 1932 geborenes
un=
eheliches Kind. Schon vor der Geburt des Kindes hatte es auf
dem hieſigen Wohlfahrtsamt den Kindesvater namhaft gemacht
und dabei jedweden Verkehr mit anderen jungen Männern in
Abrede geſtellt. Doch der junge Mann, der ihr nach ihren
An=
gaben die Ehe verſprochen hatte, war nicht gewillt, irgendwie für
das Kind einzutreten, und er brachte in der Folgezeit einen
Drit=
ten herbei, der zugab, in der fraglichen Zeit mit dem Mädchen
zuſammen geweſen zu ſein. Da außerdem die Aerzte feſtſtellten,
daß der Zeit nach der von dem Mädchen angegebene Kindesvater
in Wirklichkeit wohl doch nicht der Vater des Kindes war,
ſon=
dern eher der Dritte, fiel die Entſcheidung zu deſſen Gunſten aus,
und das Mädchen kam, nachdem ein Verfahren wegen Meineids
und Anſtiftung dazu gegen die Jünglinge eingeſtellt worden war,
heute auf die Anklagebank. Das Gericht iſt nach eingehender
Ver=
handlung von der Schuld des Mädchens überzeugt, das wohl vor
der Strenge des Vaters nicht gewagt habe, von ihrer früheren
Freundſchaft zu berichten, und erkennt auf zwei Monate
Gefäng=
nis. Es wird ihr außerdem auf die Hälfte der Strafe eine
fünf=
jährige Bewährungsfriſt zugebilligt. Das Mädchen und die
El=
tern wollen Berufung verfolgen.
Tageskalender für Dienstag, den 11. April 1933.
Union: „Unmögliche Liebe‟. — Helia: „Was wiſſen denn
Män=
ner” — Palaſt: „Luana‟ — Reſi: „An heiligen Waſſern”.
Haus Schwab, Hobrecht=
Orpheum, 20 Uhr: Der Hias”.
ſtraße 20, 20 Uhr: Konzertabend.
ein Bild vor wie die Lehrbuben mit David in den
Meiſter=
ſingern. Koboldartig iſt die Imitation der einzelnen Stimmen.
Ein ſchmerzlicher Akzent unterbricht (o weh, es haben die wilden
Knaben den Nöck geſtört), nochmals kommt eine große
Steige=
rung des Scherzothemas, dann bekrönt ein pathitiſches sostennto
den Satz, der plötzlich leiſe kichernd ſchließt.
Der langſame Satz iſt ein Bekenntnis des Lyrikers
Pfitzner. Er ſchwelgt in ſchöner Linie und idealem Klang,
wundervoll iſt die ſchwebende Dur=Melodie der Violinen,
präch=
tig die Klangſteigerung durch die Blechbläſer. Nur kurz
unter=
brechen wieder grübleriſche Elemente den Wohllaut, er bricht
wieder elementar durch in dem ſieghaften Trompetenſolo in
(=Dur mit den pirricato=Akkorden als Begleitung. Eine neue
Trübung leitet über zu dem raſchen Schlußſatz, in dem ein
zackiges, ſcharf rhythmiſiertes Thema zu großem Anſturm anhebt.
Eine marſchartige Bläſerſtelle ſteigert noch die Energie. Zu dem
zweiten Thema, einer lyriſchen Hornmelodie, treten Motive des
Hauptthemas als Beunruhigung. Die Durchführung ſchafft
mancherlei Varianten des Hauptgedankens, ſteigert mehrmals
in großem Anſturm. Iſt der erſte Satz mehr grübleriſch ſo dieſe
Entwicklung kämpferiſch bis zur Brutalität geſteigert. Aber auch
hier folgt wie im erſten Satz eine Rückkehr in Frieden und
Idylle, die Löſung iſt alſo die gleiche. Das Werk verlangt vom
Hörer ein ſtarkes Maß aktiver Mitarbeit, ſein Gehalt, ſeine
großzügige Formgebung, erſchließt ſich nicht leicht, weil ſie ſich
ſo ſehr an eine innere Erlebnisentwicklung anſchließt, daß
keiner=
lei Zugeſtändniſſe an den Hörer und an klare Ueberſichtlichkeit
gemacht werden. Die Sinfonie wird darum wohl ebenſo wenig
populär werden können wie etwa die Kantate „Von deutſcher
Seele” beides ſind Bekenntniſſe des feinnervigſten unter den
Spätromantikern, Selbſtſchilderungen einer bedeutenden und
einmaligen Künſtlerperſönlichkeit. Höchſte Achtung hegen wir
vor der Geſtaltungskraft Zwißlers, ſeiner bewundernswerten
Beherrſchung der Partitur und ſeiner überlegenen Art, dem
Orcheſter ſeine Abſichten kundzutun. Auch die Orcheſterleiſtung
war hervorragend und überzeugend. Die Sinfonie übte auf
viele der Hörer eine tiefe und nachhaltige Wirkung aus, während
viele nicht überall zu folgen imſtande waren.
F. N.
Dienstag, 11. April 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 101 — Seite 7
Aus Heſſen.
Feſtſehzung der heſiſchen Tabakanbaufläche
Der Landwirtſchaftskommiſſar Dr. Wagner hat durch
Verord=
nung vom 10. 4. 33 die Ausführungsbeſtimmungen über den
Ta=
bakanbau und die Feſtſetzung der Anbaufläche für Alt= und
Neu=
pflanzer erlaſſen. Die Meldung für Tabakanbau iſt binnen acht
Tagen auf dem vorgeſchriebenen Formular in zweifacher
Aus=
fertigung der Bürgermeiſterei zu erſtatten. Der Pflanzer=Ausſchuß
bei der Landwirtſchaftsabteilung des Miniſteriums beſtimmt dann
die Anbauflächen. Im Intereſſe des Qualitätstabakbaues kann
Pflanzern, die in den letzten drei Jahren nachweislich ſchlechten
Tabak geliefert haben, die Anbaufläche gekürzt werden.
Schwere Blukkak.
Cg. Reinheim, 10. April.
Auf dem Gelände des früheren Sägewerks Stühlinger iſt der
Stall=
bau zu einigen Kleinwohnungen durch die Gemeinde umgebaut. Nun
wurde dort um 1.15 Uhr durch großen Lärm die Nachbarſchaft
auf=
merkſam, insbeſondere der nahe anwohnende Hauptw. Schmitt.
Gerade im Begriff, hinüber zu gehen, fiel ein Schuß, und ſah Herr
Schmitt in ſeinem Türeingang den in dem Gemeindeanweſen
woh=
nenden Georg Schwab liegen. Sofort eilte er um den trennenden
Holzzaun in die Gemeindehofreite. Es ergab ſich dann nach den
Vernehmungen durch die Staatsanwaltſchaft und Kriminalpolizei
folgendes: Schwab war ſchon mit ſeiner Frau in Streit geraten
und hatte dieſe aus der Wohnung verjagt und verfolgt.
Zurück=
kehrend fing er mit dem ſein Kleinvieh im Hofe fütternden Georg
Dingeldein Streit an, der aber auswich, er wolle ja gar nichts
mit ihm. Schwab, der ſchwer betrunken war, ging in ſeine
Woh=
nung und fand dort ein Seitengewehr, das er mit in den
Hof nahm und Dingeldein tätlich bedrohte, der flüchtig die Treppe
hinauf in ſeine Wohnung ging und ſchnell verriegeln mußte.
Schwab warf mit Steinen, und nun nahm Dingeldein, der
einen Karabiner hatte, dieſen, um Schwab gegenüber ſich
verteidigen zu können und wieder zur Ruhe zu bringen.
Schwab ging aber ſofort mit dem Seitengewehr auf
Din=
geldein los, um auf ihn einzuſtechen. Dingeldein ſtieß ihn mit
dem Karabiner vor die Bruſt, um ſich ſeiner zu erwehren; dabei
entlud ſich die Waffe, der Schuß drang von links nach rechts durch
die Bruſt, muß die Hauptſchlagader verletzt haben und führte nach
wenigen Minuten den Tod herbei. Schwab hinterläßt Frau und
fünf Kinder.
Cp. Pfungſtadt, 10. April. Die Volksbank Pfungſtadt
G. m. b. H. hielt ihre Jahreshauptverſammlung ab
Jahresrech=
nung und Gewinnvorſchlag wurden genehmigt. Die Dividende
beträgt 4 Prozent auf den einbezahlten Betrag des
Geſchäfts=
anteils. Die Bank zählt 281 Mitglieder mit einer
Geſamthaft=
ſumme von 141 000 RM. Die Spareinlagen ſtellten ſich auf
477 260,60 RM. Giroverbindlichkeiten aus weitergegebenen
Wech=
ſeln und Verpflichtungen aus Wertpapiergeſchäften beſtehen nicht.
Das ausſcheidende Aufſichtsratsmitglied Heinrich Schupp wurde
wiedergewählt. Für ein verſtorbenes Mitglied kam Wilhelm
Stetter in die Einſchätzungskommiſſion. — Hohes Alter.
Heute beging die Witwe Philipp Klöppinger 5., wohnhaft
Sandſtraße, ihren 87. Geburtstag. — Der Kampfbund des
ge=
werblichen Mittelſtandes veranſtaltete am Wochenende eine
öffent=
liche Kundgebung. Vom Rathaus aus ging es in einem
Demon=
ſtrationszug durch die Hauptſtraßen. In dem Zug wurden
Trans=
parente mit der Aufſchrift: „Unterſtützt das deutſche Handwerk es
zahlt die Steuern für eure Unterſtützung” und ähnlichen Inhaltes
mitgeführt.
Cp. Pfungſtadt, 10. April. Ehrung eines
Lebens=
retters. Hier überreichte, der kommiſſariſche Bürgermeiſter
Steinmetz in Verbindung mit einem Platzkonzert, das der
Muſikverein vor dem Rathaus gab, in Gegenwart einer großen
Menſchenmenge dem SA.=Mann Peter Gunkel von hier, ein
Diplom und ein Geldgeſchenk der heſſiſchen Regierung für
Lebens=
rettung eines Menſchen. Gunkel hatte im vergangenen Jahre
ge=
legentlich des Hochwaſſers der Sandbach einen an der ſog. Brücke
ins Waſſer gefallenen Briefträgersknaben aus Darmſtadt unter
eigener Lebensgefahr vom Tode des Ertrinkens gerettet. —
Gleich=
zeitig verlas kommiſſariſcher Bürgermeiſter Steinmetz einen
Bei=
leidsbrief des Reichskanzlers Hitler an die Eltern des in
Linden=
fels ums Leben gekommenen Hitlerjungen Crößmann.
Op. Hahn bei Pfungſtadt, 10. April. HohesAlter. Witwe
Dorothea Geibel, geb. Schmidt, kann am Dienstag ihren 80.
Geburtstag begehen.
G. Ober=Ramſtadt, 10. April. Elternabend und
Schul=
entlaſſungsfeier im Turnverein 1877 (D. T.). Der
Einladung waren auch zahlreiche Mitglieder und Freunde der
Turnſache gefolgt. Auch hatte ſich u. a. der Poſaunenchor (Leiter
Herr L. Buß) in den Dienſt des Abends geſtellt. Der Chor
eröff=
nete mit einem flotten Marſch, und Bürgermeiſter Rückert als
1 Vorſitzender des Tv. hieß die Erſchienenen herzlich willkommen.
Nach einem Liedervortrag der Turnerſingmannſchaft unter
be=
währter Stabführung des Herrn Lehrers Adelberger wickelte
ſich das weitere Programm, beſtehend in Sprechchören und den
ver=
ſchiedenartigſten turneriſchen und ſportlichen Darbietungen, als
angenehme Unterhaltung flott ab. In treffenden Worten
er=
mahnte Turner Karl Breitwieſer die Elternſchaft, die
Ju=
gendarbeit des Vereins dadurch zu unterſtützen, daß ſie ihre Kinder
zum regelmäßigen Beſuch der Uebungsabende uſw. anhalte und
darüber hinaus auch in ihren Kreiſen für die
Jugendpflegebeſtre=
bungen des Turnvereins werben und dieſe damit noch mehr als
bisher fördern möge. Der gute Beſuch des Abends bewies, daß
man der verantwortungsvollen Arbeit des Turnvereins auf dem
Gebiet der Jugendertüchtigung weitgehendſtes Intereſſe
entgegen=
bringt.
Cs. Ueberau, 10. April. Das Kirchenvorſtandsmitglied
Fried=
rich Petri durfte mit ſeiner Gattin das Feſt der Goldenen
Hoch=
zeit feiern. Zahlreiche Glückwünſche und Blumenſpenden beehrten
das Jubelpaar.
Ct. Heubach. 10. April. Einen Abend beſonderer Herzlichkeit
bot der Geſangverein „Liederkranz” ſeinen Mitgliedern
und Freunden im Saale des Gaſthauſes „Zum Löwen”. Nach
herz=
lichen Begrüßungsworten des 1. Vorſitzenden. W. Fuhrmann.
wechſelten wohlgelungene Chöre mit Muſikſtücken deutſcher Meiſter
ab. Die Veranſtaltung nahm unter bewährter Leitung von
Diri=
gent Kehrmann einen ſchönen Verlauf. Der frühere Vorſitzende
Lehrer Enders, ſprach über das deutſche Lied und deutſche Muſik
im heutigen Zeitgeiſte, womit er den Beifall der Erſchienenen
erntete.
W. Heppenheim a. d. B., 10. April. Die hieſige evang.
Ge=
meinde hält am Karfreitag abend in der Kirche eine
Paſſions=
feier ab. Außer einer Paſſionskantate von J. S. Bach.
vor=
getragen durch den Kirchenchor und ſoliſtiſchen Einzelkräften,
fol=
gen Paſſionsbilder von M. Grünewald, vorgeführt und erläutert
durch Herrn Dr. Zeh. — 90jähriges Stiftungsfeſt.
Der Männergeſangverein 1843 hat in einer Vorſtandsſitzung
be=
ſchloſſen, am 9. Juli ds. Is. ſein 90jähriges Stiftungsfeſt zu feiern.
e. Bad Wimpfen, 10. April Anläßlich der Ernennung des
Herrn Reichskanzlers Adolf Hitler zum Ehrenbürger der Stadt
Bad Wimpfen lief nachſtehendes Dankſchreiben bei der
Bürger=
meiſterei ein: „Das mir vom Stadtrat Bad Wimpfen verliehene
Ehrenbürgerrecht erfüllt mich mit aufrichtiger Freude. Ich nehme
hiermit die Ehrenbürgerſchaft an und bitte, dem Stadtrat meinen
ergebenſten Dank ſowie meine aufrichtigſten Glückwünſche für das
Blühen und Gedeihen von Wimpfen ausſprechen zu dürfen.”
D. Biblis, 10. April. Autounfall. Auf der Landſtraße
Biblis—Groß=Rohrheim ereignete ſich ein Unfall, der noch ſehr
glimpflich abging. Der Fuhrmann Joſ. Kiſſel aus Biblis wurde,
auf der rechten Straßenſeite fahrend, von einem Weinhändler aus
Mettenheim mit dem Perſonenwagen derart von hinten
angefah=
ren, daß das Fuhrwerk ſowohl als auch der Perſonenwagen
demo=
liert wurden und nicht mehr gebrauchsfähig waren. Der
Fuhr=
mann Kiſſel und ſein Sohn wurden auf die Straße geſchleudert,
wobei ſie beide verſchiedene, aber nicht allzu ſchwere Verletzungen
erlitten. Die Ladung, etliche Fäſſer Gurken, ging in die Brüche.
Die Gendarmerie Biblis nahm ſofort den Tatbeſtand auf.
— Gernsheim. 10. April. Waſſerſtand desRheins am
Pegel am 9. April — 1.11 Meter, am 10. April — 1.13 Meter.
— Hirſchhorn, 10. April. Waſſerſtand des Neckars am
Pegel am 9. April 1,50 Meter, am 10. April 1,55 Meter.
Abſchlußfeier und Bunker Abend beim 4. und 5. Führerſchulungskuts.
Wir hatten nun ſchon mehrmals Gelegenheit, den
Veranſtal=
tungen beim Freiwilligen Arbeitsdienſt und bei den
Führerſchu=
lungskurſen beizuwohnen, aber immer wieder kann man mit
Freude feſtſtellen, welch herrlicher Geiſt bei dieſen jungen Menſchen
lebt, wie ihnen die Kameradſchaft zu etwas Selbſtverſtändlichem
geworden iſt, und dann wie ſie mit einfachſten Mitteln ihre
klei=
nen Feiern auf die Beine ſtellen.
Auch dieſe Abſchiedsfeier war wieder vom echten
Kamerad=
ſchaftsgeiſt getragen. Neu waren die ſchmucken feldgrauen
Uni=
formen, die ſchon von einem Teil der F.A.D.=Männer getragen
wurden, und das Bild der Verſammlung erfreulich belebten Schon
dieſes rein äußere Zeichen läßt erkennen, daß der Freiwillige
Ar=
beitsdienſt inhaltlich und organiſatoriſch zielbewußt auf die
kom=
mende Arbeitsdienſtpflicht hinarbeitet.
Nach einem von echter Begeiſterung für die hohen Aufgaben
des F. A.D. getragenen Begrüßungsrede des Kameraden Luh. die
in ein Hoch auf das deutſche Vaterland ausklang, und nach dem
gemeinſam geſungenen Deutſchlandlied trug Kamerad Herzer
mit ſtarkem Gefühl ein Gedicht vor, das ergreifend das Schickſal
des Fremdenlegionärs ſchildert. Im Rahmen der im Programm
angekündigten „offiziellen Reden”, ſprach mit prägnanter Kürze
der Lagerführer Dr. Schellenberg über den Sinn der
Führer=
kurſe, und die ſeit dem Tag von Potsdam eingeleitete Erweiterung
des Arbeitsgebiets. Nun ſei der Arbeitsdienſt in ſeinem wahren
Wert erkannt worden, und mit dem Prinzip der Wehrhaftigkeit
ein neuer Geiſt in den Lagern eingezogen. Der Redner ſchloß ſeine
intereſſanten Ausführungen mit dem Dank an Mitarbeiter und
Arbeitgeber des Landesarbeitsamts und die Flugbetriebs=A.=G.
Nachdem Miniſterialrat Heyl noch über die techniſchen Fragen
geſprochen hatte und den Kurſusteilnehmern die beſten Wünſche
mit auf den Weg gegeben hatte, fand Kamerad Hawranke treffende
Worte des Dankes für das Heſſ. Heimatwerk, den Führer des
La=
gers. Dr. Schellenberg, und ſeine Aſſiſtenten und die Dozenten.
Mit einem dreifachen Hoch auf Kameradſchaft und
Volksgemein=
ſchaft, dem das von der Verſammlung ſpontan angeſtimmte Horſt=
Weſſel=Lied folgte, ſchloß der erſte Teil der Feier.
Der zweite Teil der durch ein ſinnvolles Gedicht vom
jüng=
ſten Leutnant” eingeleitet war, hatte als Kern ein einaktiges
Schau=
ſpiel „Schlageters Heldentod”, das mit ſtarker innerer Teilnahme
und den Ernſt der Handlung betonender Zurückhaltung ohne
falſches Pathos von Kurſusteilnehmern aufgeführt wurde. Eine
weitere Gruppe zeigte in formvollendeten Bodenübungen. mit
welchem Ernſt die ſportliche Seite des Dienſtes auf dem Lager
gepflegt wird.
Die Feier die unter regſter Teilnahme der Griesheimer
Be=
völkerung verlief, erwies aufs neue den friſchen Geiſt, der unter
der arbeitswilligen Jugend herrſcht, und den Wert. den der
Ar=
beitsdienſt als ein Teil des Aufbauprogramms in ſich ſchließt.
Der Bezirksführer des Arbeitsdienſtes in Heſſen.
Nach der kürzlichen Ernennung des Bezirkskommiſſars für den
Arbeitsdienſt, deſſen Aufgabe zunächſt in der Abwicklung des
frei=
willigen Arbeitsdienſtes beſteht, iſt jetzt auch die Beſtellung des
Bezirksführers für den Arbeitsdienſt für Heſſen und Heſſen=
Naſſau erfolgt. Der Reichskommiſſar hat für dieſen wichtigen
Kammerdirektor W. Faatz.
Poſten den Kammerdirektor Wilhelm Faatz in Darmſtadt
(NSDAP) beſtimmt. Dem Bezirksführer obliegt die
Organiſa=
tion des Arbeitsdienſtes, ſeine Haupttätigkeit beſteht zunächſt
da=
rin, eine gründliche Schulung der Führer für den Arbeitsdienſt
durchzuführen. Das künftige Geſamtkontingent der
Arbeitsdienſt=
pflichtigen in Heſſen und Heſſen=Naſſau wird etwa 20000 junge
Männer betragen.
Langen, 10. April. Am Samstag abend war der Geflügel=
Zuchtverein Langen 1898 zu der fälligen April=
Monatsverſamm=
lung zuſammengekommen. Auf Veranlaſſung ſeines rührigen, in
allen Züchter= und Liebhaberkreiſen bekannten Vorſitzenden, des
Herrn Althaus, hielt Herr Lehrer i. R. L. Gebhardt, Gründer und
Ehrenvorſitzender des Vereins, im Adlerſaal einen ſchon vor
Wochen angekündigten Vortrag über: „Die deutſche Geflügelzucht
und ihre Entwicklung im Laufe eines halben Jahrhunderts‟. Der
Vortrag war aufgebaut auf folgende Stoffverteilung: 1. Wie es
ausſah in der deutſchen Geflügelzucht vor 50 und mehr Jahren,
2. Gründung von Vereinen, 3. Ausſtellungsweſen, 4. Organiſation,
4. Die Raſſen, ihr Kommen und Gehen, 6. Künſtliche Brut,
Kunſt=
glucken, Lohnbrut, Aufzucht, 7. Futtermittel, 8. Farmen und ihre
Wirkung, 9. Literatur, 10. Sanitäre Maßnahmen, 11. Neueſte
Er=
eigniſſe. 12. Ein wenig Statiſtik. — Was der Vortragende in mehr
als einſtündiger Rede zu ſagen wußte, war Selbſterlebtes,
Mit=
erarbeitetes aus alter Zeit her bis zur Gegenwart. Die
Ver=
ſammlung war vollauf befriedigt von dem lehrreichen Vortrag,
der aus einem ſchier unerſchöpflichen Reſervoir von Wiſſen
ge=
ſchöpft war.
Schneppenhauſen, 10. April. Hier ſprach Kreisleiter der
NSDAP. Zürtz. Seine vortreffliche von Begeiſterung getragene
Rede nahm ihren Ausgang von der Gründung des Deutſchen
Rei=
ches. Die Schilderung der Entſtehung und des Werdegangs der
deutſchen Freiheitsbewegung wurde von den
Verſammlungsteil=
nehmern mit großem Intereſſe verfolgt und weckte bei allen einen
neuen Geiſt. Die Mitgliederzahl iſt jetzt auf 32 geſtiegen, ſo daß
unſere Gemeinde nun ein ſelbſtändiger Stützpunkt iſt. Mit einem
dreifachen „Sieg=Heil” auf das dritte Reich und deſſen Führer
Adolf Hitler wurde die Verſammlung geſchloſſen.
Da. Egelsbach, 10. April. Bauausſtellung. Die
Bau=
ſparkaſſe Deutſche Bau=Gemeinſchaft veranſtaltet im hieſigen
Eigen=
heimſaale eine Bauausſtellung. Ein reiches Anſchauungsmaterial
an Hausmodellen, Zeichnungen, Skizzen, desgleichen reichhaltigen
Druckſachen, ebenſo abendliche Vorträge, unterſtützt durch
Licht=
bilder, unterrichten die Beſucher über die DBG. Die Ausſtellung,
mit der auch eine Gewerbeſchau des hieſigen Handwerks verbunden
iſt, erfreute ſich eines regen Intereſſes aus allen Kreiſen.
— Offenbach a. M., 10. April. Kirchenkonzert. In der
Schloßkirche zu Offenbach fand am Palmſonntag die Wiederholung
des Kelterbornſchen „Großen Vaterunſer” ſtatt. Der Offenbacher
Evangeliſche Kirchengeſangverein leiſtete wieder Hervorragendes
und brachte das monumentale Werk mit ſeinen vielen Schönheiten
zur vollen Geltung. Als Soliſten wirkten die bekannten
Frank=
furter Künſtler Aenny Sieben (Sopran) Hety Beyer (Alt),
An=
ton Knoll (Tenor) und Hans Leicht (Baß) mit. Die Orgelpartie
hatte Herr Auguſt Niebergall aus Darmſtadt übernommen. Den
Dirigentenſtab führte Meiſter Lembcke mit bekannter Umſicht.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be. Mainz, 10. April. Die Dezernate bei der Stadt
Mainz ſind neu verteilt worden: In den Händen des
Staatskommiſſars liegt die Oberleitung, das Finanz= und
Rech=
nungsweſen, das Schul= und Bildungsweſen, Theater= und
Muſik=
angelegenheiten und das Perſonal=Dezernat. — Mainz=
Gins=
heim gegen Ausgemeindung. Der Ortsgewerbeverein
Mainz=Ginsheim nimmt zu den Ausführungen des Mainzer
Ge=
werbevereins, die ſich mit einer Ausgemeindung von Ginsheim
ohne Guſtavsburg beſchäftigten, Stellung und weiſt mit aller
Ein=
dringlichkeit die Vorwürfe des Mainzer Gewerbevereins zurück
und widerlegt die für die Ausgemeindung maßgeblich ſein
ſollen=
den Gründe.
Oberheſſen.
— Gießen, 10. April. Großfeuer in Oberheſſen.
In dem Dorf Hemmen im Schlitzer Land brach ſpätabends
Feuer aus, das zwei Wohnhäuſer, eine Scheune und die
Stallun=
gen einäſcherte. Die Wehren aus der Umgegend waren zur Hilfe
herbeigeeilt; ſie hatten die ganze Nacht über zu tun, um des
Feuers Herr zu werden. Außer den Gebäuden ſind große Mengen
Heu und Stroh verbrannt. Die Entſtehungsurſache iſt noch nicht
bekannt.
i. Weinheim, 10. April. Die Gemeinde wird an Stelle des
beurlaubten Bürgermeiſters Lamberth durch den beſtellten
Kom=
miſſar Adam Winkenbach geleitet. Bürgermeiſter Lamberth war
vor ſeiner Wahl beim Bezirksamt Mannheim Amtsaktuar und
wurde während ſeiner jetzt ſchon über zwei Jahrzehnte langen
Tätigkeit als Bürgermeiſter ſchon dreimal mit überwältigender
Mehrheit von der geſamten Einwohnerſchaft zum Bürgermeiſter
gewählt. Ueber die näheren Gründe der Beurlaubung iſt noch
nichts bekannt. Gerüchtweiſe ſoll Bürgermeiſter Lamberth ſeine
Amtstätigkeit als ſolcher wieder aufnehmen.
Geſchäftliches.
Bruchleidende werden auf die heutige Anzeige der Firma
Bandagenſpezialiſt Eugen Frei u. Co., Stuttgart, Johannesſtr. 40,
aufmerkſam gemacht.
arum ich Kaloderma-Rasierseife vorziche? Weil ich einen star=
V ken, widerspenstigen Bart habe, den ich schart ausrasieren muls
Das hat bei anderen Seifen schr oft zu
Brennen und Spannen der Haur geführt.
Seit ich Kaloderma-Rasierseite benutze
ist diese unangenehme Erscheinungauch
bei der schärtsten Rasur nie autgetreten.
KALODERMA
1211—R221M
BGlrzerinhaltig:
„Die Klinge schabt nicht — sie gleitet!
Preis RM O.60. In praktischer Bakelitehülse RM 1.—
F-Wolffd (ohn Rarleruhe
Seite 8 — Nr. 101
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 11. April 1933
Die alke
elsflagge weht wieder über den deutſchen Schiffen.
Das Heck der „Europa”, mit der ſchwarz=weiß=roten Fahne,
aus der nunmehr die ſchwarz=rot=goldene Göſch fortgelaſſen wird, die nach dem Flaggengeſetz
von 1919 vorgeſchrieben war.
Ein eindrucksvolles Bild aus dem italieniſchen Film „Die Himmelsflotte‟,
der jetzt in Berlin ſeine deutſche Uraufführung fand. Der Film, bei deſſen Aufnahme nicht weniger
als 1500 Flugzeuge mitwirkten, gibt einen großartigen Einblick in die Tätigkeit der italieniſchen
Luftflotte, die heute zwar nicht die größte, aber wohl die beſte der Welt iſt. (Foto: Ufa.)
Vor 15 Jahren befreiten deutſche Truppen Finnland von den Bolſchewiſten.
Oben links: Blick auf das Zentrum von Helſingfors, der finniſchen Hauptſtadt. Daneben General
von der Goltz, unter deſſen Führung deutſche Truppen für Finnland die Freiheit erkämpften.
Unten links: Spinhufvud, der damals die Geſchicke Finnlands leitete und unmittelbar nach dem
Freiheitskrieg zum Reichsverweſer ernannt wurde. Daneben: Die Begrüßung des Generals
von der Goltz durch den Magiſtrat der Stadt Helſingfors.
Vor jetzt 15 Jahren, in den Apriltagen 1918, befreiten deutſche Truppen unter General von der
Goltz in hartnäckigen Kämpfen Finnland von den Rotgardiſten und ſchlugen damit aus dem Land
der tauſend Seen endgültig den Bolſchewismus zurück.
Anläßlich der Verhandlung gegen einen
Poſt=
aſſiſtenten, der mindeſtens zwei Jahre lang
un=
unterbrochen Briefe unterſchlagen hat, kam auch
zur Sprache, wie durch ſolche
Briefunter=
drückungen diebiſcher Beamter Schickſale
ent=
ſchieden werden können. Bei den unterſchlagenen
Briefen hatte es ſich um Geldeinlagen
gehan=
delt, die entgegen den poſtaliſchen Beſtimmungen
gerade von minderbemittelten Kreiſen zur
Ein=
ſparung der Gebühren in gewöhnlichen Briefen
verſandt wurden. So hatte ein Mann ſeiner
Frau, mit der er in Eheſtreitigkeiten lag, um
eine Verſtändigung anzubahnen, eine
Geldunter=
ſtützung zukommen laſſen. Der Brief wurde
un=
terſchlagen, und die Gatten haben zu ſpät
erfah=
ren, wer dieſen letzten Verſtändigunssverſuch
gegen ihren Willen unterbunden hat. Auf die
gleiche Weiſe ſind ſchon Verlobungen
zurückge=
gangen, durch nicht angetretene Stellungen iſt
jahrelange Arbeitsloſigkeit verſchuldet worden,
in einem Fall wurde ein junger Student zum
Selbſtmord getrieben, der nach einem dummen
Streich vergeblich auf die Verzeihung ſeines
Vaters gewartet hatte. Der Beamte hatte
ſämt=
liche Briefe, in denen er Geld vermutete, auf
der Toilette gegen das Licht gehalten, wenn
ſeine Vermutung beſtätigt wurde aufgebrochen
und nach der Entnahme des Geldes in die
Waſ=
ſerſpülung geworfen. Der
Poſtüberwachungs=
ſtelle gelang es, dem Beamten die Entwendung
von 900 RM. und einem größeren Betrag
aus=
ländiſcher Deviſen nachzuweiſen. Das Urteil
lautete auf 2 Jahre 3 Monate Zuchthaus und
5 Jahre Ehrverluſt. Schändlicher als der
Ange=
klagte, hätte ein Poſtbeamter kaum handeln
können, hieß es in der Urteilsbegründung.
Einheitliche Kleidung
für die deukſchen Sporkflieger.
Ein Sportflieger in der neuen Uniform.
Auf Anregung des Reichskommiſſars für
Luft=
fahrt erhalten die Sportflieger jetzt eine ſehr
kleidſame, einheitliche Uniform. Jacke und Hoſe
ſind, aus blaugrauem Tuch, die Knöpfe
matt=
ſilbern. Dazu wird ein hellblaues Hemd mit
ſchwarzer Krawatte getragen. Die Schirmmütze
trägt das Fliegerabzeichen.
Stuttgart. In dem Prozeß gegen die
früheren Direktoren der Deutſchen
Autoverſiche=
rungs=A.=G. wurde geſtern vormittag, nach
mehrtägiger Verhandlung das Urteil verkündet.
Es lautete gegen den Angeklagten Dr. Otto
Ritzau wegen handelsrechtlicher Untreue,
Urkun=
denfälſchung; erſchwerter
Privaturkundenfäl=
ſchung, betrügeriſchen Bankerotts und
unlau=
teren Wettbewerbs auf 5 Jahre Gefängnis,
5 Jahre Ehrverluſt und eine Geldſtrafe von
14 000 RM., evtl. weitere 175 Tage Gefängnis.
Von der erlittenen Unterſuchungshaft werden
auf dieſe Strafe 1 Jahr und 6 Monate
ange=
rechnet. — Der Angeklagte Paul Ritzau wurde
wegen Betrugs, Urkundenfälſchung, Untreue und
unlauteren Wettbewerbs zu 3 Jahren
Gefäng=
nis, drei Jahren Ehrverluſt und einer Geldſtrafe
von 10 000 RM., evtl. weitere 125 Tage
Ge=
fängnis verurteilt. Von dieſer Strafe werden
1 Jahr und 3 Monate der erlittenen
Unter=
ſuchungshaft angerechnet.
Keine Wiederaufnahme des Verfahrens
gegen den Geldbriefträger=Mörder Knirſch.
Frankfurt a. M. Die Verteidigung des
Geldbriefträgermörders Willi Knirſch hatte einen
Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens
ge=
ſtellt. Dieſer Antrag iſt jetzt von der
Strafkam=
meri verworfen worden.
Breslau. Der bekannte Segelflieger und
Leiter der bekannten Segelflugſchule in Grunau
im Rieſengebirge, Wolf Hirth, hat ein
Ange=
dot zur Uebernahme der Württembergiſchen
Segelflugſchule erhalten und wird am 1. Juli
Schleſien wohl für immer verlaſſen, da er glaubt,
ſeine Ziele in dem wirtſchaftlich ſtärkeren
Würt=
temberg beſſer verwirklichen zu können. — In
Grunau habe er bereits ſo gute Lehrkräfte
her=
angebildet, daß dieſe dann auch ohne ihn die
Segelflugſchule im Rieſengebirge in guter Weiſe
weiterleiten werden.
Der Afrikaflug Karl Schwabes
in den ehemaligen deutſchen Kolonien beendet.
Juba. Die in dieſem Jahr ſehr früh und
außerordentlich heftig einſetzende Regenzeit
machte die Fortſetzung des Fluges, den der
deutſche Sportflieger Karl Schwabe durchführt,
in ſüdlicher Richtung unmöglich. Die Flugplätze
im Innern des Landes ſind durch den Regen
vollſtändig aufgeweicht, ſo daß der Flieger ſich
entſchließen mußte, den Rückflug anzutreten und
ſeinen Flug nach Süden mit dem Beſuch der
ehe=
maligen deutſchen Kolonien abzuſchließen. Die
Rückkehr wird vorausſichtlich über Nairobi und
Moſhi erfolgen.
Neuer Rieſen-Finanzſkandal
in Frankreich.
Paris. Ein Finanzſkandal, der durch die
Perſönlichkeiten, die darin verwickelt ſind, und
den Millionenbetrag, der auf dem Spiel ſteht,
ungeheures Aufſehen erregen wird, iſt geſtern
bekannt geworden. Angeklagt iſt einer der
größ=
ten franzöſiſchen Finanzleute, der auch in der
Politik eine bedeutende Rolle geſpielt hat:
Fran=
sois Marſal, ehemaliger Miniſterpräſident,
mehrfacher Miniſter und Vorſitzender von
zahl=
reichen Aufſichtsräten ſowie der Finanzmann
Séguin. Dieſe beiden Herren ſind ſeit der
Gründung der Société Commerciale de IOueſt=
Africain, im Jahre 1906, Mitglied des
Verwal=
tungsrats dieſer Kolonialgeſellſchaft, die ſich mit
der Ausfuhr der verſchiedenen afrikaniſchen
Kolonialprodukte ſowie mit dem Handel von
afrikaniſchen und europäiſchen Erzeugniſſen in
Afrika ſelbſt beſchäftigt. Die Anklage gegen die
beiden Mitglieder des Verwaltungsrats lautet
auf Vertrauensmißbrauch, Untreue und
Ver=
gehen gegen die Geſetze über die Geſellſchaften.
Ein Aktionär der Geſellſchaft hat vor einiger
Zeit bereits Anklage erhoben, worauf das
Ge=
richt einen vereidigten Bücher=Sachverſtändigen
mit der Nachprüfung der Bücher der Geſellſchaft
beſtellte. Dieſe Unterſuchung iſt nun beendet und
fiel für die Angeklagten ſo ungünſtig wie nur
nöglich aus. Den beiden
Aufſichtsratsmitglie=
dern wird zur Laſt gelegt, ein Syndikat
gegrün=
det zu haben, mit dem Zweck, mit den Aktien
der Geſellſchaft an der Börſe zu ſpekulieren.
So=
lange dieſe Börſengeſchäfte Gewinne
einbrach=
ten, ſteckte das Syndikat, d. h. die beiden
Finanz=
leute, dieſe Gewinne ein, ſobald jedoch die
Spe=
kulationen verluſtreich waren, wurde die Société
Commerciale de IOueſt=Africain damit belaſtet.
Nach und nach hat ſich das aus dieſen
Spekula=
tionen ſich ergebende Debetſaldo auf 35
Mil=
lionen Franken erhöht, worauf dann die
An=
klage des Aktionärs erfolgte. Frangois Marſal
war geſtern nachmittag vor den
Unterſuchungs=
richter geladen, und man erwartet ſtündlich die
offizielle Anklageerhebung gegen ihn. — Dieſer
bekannte Finanzmann und Politiker iſt
übri=
gens nicht bei ſeinem erſten Verſuch. Er iſt
be=
reits wegen eines ähnlichen Vergehens in der
Affäre der Electro=Cable angeklagt.
Paris. Aus der Zwergrepublik Andorra, in
den Pyrenäen, kommen „Schreckensnachrichten”
Eine „Revolution” iſt in der vorigen Woche dort
uusgebrochen. Das ganze Ländchen war in
Auf=
ruhr. Einige junge Leute hatten ein Auto
ge=
mietet und durchfuhren damit ſämtliche Dörfchen
des Landes. Die „Revolutionäre” forderten die
jungen Leute auf, ihnen zu den Behörden zu
fol=
gen. Vor dieſen verlangten ſie dann das
allge=
meine Wahlrecht. Dieſe Arbeit war in wenigen
Stunden getan. Abends hatten die Behörden
den Forderungen nachgegeben, und die „
Revolu=
tion” war beendet.
Das Wrack der „Akron” gefunden?
Waſhingtgn. Der amerikaniſche
Schlepp=
dampfer „Sagamore” meldet, daß er in der Nähe
des Barnegat=Feuerſchiffes ein unter Waſſer
lie=
gendes Wrack aufgefunden habe, bei dem es ſich
anſcheinend um die Ueberreſte des
Marineluft=
ſchiffs „Akron” handele. Das Wrack ſoll
geho=
ben und zur Unterſuchung an Land geſchleppt
werden. Von anderen Schiffen ſind inzwiſchen
weitere Gegenſtände des verunglückten
Luftſchif=
fes, darunter das Logbuch, geborgen worden.
Der amerikaniſche Kreuzer „Portland” hat in
der Nähe der Unfallſtelle die Leichen des
Kom=
mandanten der „Akron”, Maccord, und des
Kapi=
tänleutnants Berry aufgefiſcht. Der
Torpedo=
bootszerſtörer „Tucker” hat die Leichen
über=
nommen, um ſie nach Atlantic City zu
über=
führen.
Elly Beinhorn auf dem Weiterflug.
Kairo. Die deutſche Fliegerin Elly
Bein=
horn iſt geſtern in Kairo zur Fortſetzung ihres
Fluges geſtartet.
Wäsche waschen? BURNUS nehmen!
Wäsche hält noch mal solange,
und das Waschen ist so leicht.
Wäsche waschen? BURNUS nehme
Die grosse schmutzlösende Wirkung des BURNUS beruht auf seinem
Gehalt an Enzymen Id. s. Verdauungssäftel. Diese Enzyme lösen
den Schmutz während des ruhigen liegens im Einweichwasser auf,
verdauen ihn gleichsam, können aber niemals die Wäschefaser
angreifen. BURNUS ist in einschlägigen Geschäften erhältlich
in Dosen zu 20 und 49 Rpf. Interessante Druckschriſten über
RNUS kostenlos durch die AUGUST MACOBIAG., DARMSTADT
Dienstag, 11. April 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 101 — Seite 9
Ein unenkwirrbarer Knäuel von Sulkanen, Dynaſtien, Städte= und Skaaksgründern, Kriegsherren
und Freunden der Wiſſenſchaft beſtimmen Marokkos Geſchichke.
Von Kaſimir Edſchmid.
Die Geſchichte Marokkos iſt die Geſchichte eines faſt
unent=
wirrbaren Knäuels von Sultanaten und Dynaſtien, Städte= und
Staatsgründern, Kriegsherren und Freunden der Wiſſenſchaft . . .
Marokko war unter ihnen bis zum Zerfall und der
Koloniſie=
rung eines der glänzendſten Reiche der Welt. Noch Ende des
letzten Jahrhunderts, nachdem die Sultane von Zanſibar ſchon
nicht mehr ganz Oſtafrika beherrſchten, war der Sultan von
Marokko, abgeſehen von dem Kaiſer von Abeſſinien, der einzige
unabhängige Herrſcher in Afrika, der ein richtiges Reich beſaß
und ein Reich dazu, das größer als Deutſchland und von vier
bis ſechs Millionen Menſchen bewohnt, auch ein einträgliches
Reich war.
Dann teilten die Franzoſen und Spanier das Reich unter
ſich auf. Die Spanier erhielten den kleinen nördlichen Zipfel mit
der Hauptſtadt Tetuan, die Franzoſen erhielten den Reſt, der
immer noch größer als Frankreich iſt, und ein kleines Gebiet
um die Stadt Tanger wurde internationaliſiert. Der Sultan
blieb, ſeine Paläſte in den Städten blieben, der ganze große
orientaliſche Farbenpomp blieb — — genau ſo, wie auch die
Sultane von Zanſibar heute noch eriſtieren und das Recht haben,
auf einer Rieſenſtrecke ein paar Kilometer von der Oſtküſte
Afrikas ab ihre rote Fahne wehen zu laſſen, aber politiſch ſind
ſie genau ſo tot, wie die Sultane von Marokko tot ſind. Vor
bierzig Jahren waren die Sultane von Marokko aber für die
Welt noch ein großer unabhängiger orientaliſcher Hof.
1894 war Muley Haſſan geſtorben, einer der letzten
marokka=
niſchen Sultane, die mit Energie und Kraft das Reich
zuſam=
menzuhalten ſuchten. Aber ſchon unter ihm und trotz ſeiner
Energie war das Land zerfallen in einen Teil, der dem Sultan
unterſtand und in einen Teil, der in mehr oder weniger offenem
Aufſtand gegen ihn ſtand. Da Marokko ein reiches Land iſt und
zahlreiche europäiſche Handelsintereſſen in Marokko beſtanden,
hin und wieder aber die Marokkaner jemanden erſchlugen oder
entführten, verlangten die europäiſchen Mächte, daß in Marokko
Ruhe und Ordnung herrſchen müſſe. Die Grenze gegen das
franzöſiſche ſüdliche Algerien war nie genau gezogen worden, da
lagen beſtimmte Oaſen, die wie Tuat und Figig, als
Knoten=
punkte wichtig waren, und bald hatten die Marokkaner ſie
be=
ſetzt und beanſprucht, bald die Franzoſen. Die Franzoſen
be=
kamen immer mehr die europäiſche Autoriſation, in Marokko
einzugreifen, was Spanien und Deutſchland nicht einerlei war.
Der Sultan, der wohl merkte, daß er, der mit ſeinen eigenen
Stämmen nicht fertig werden konnte, mit den Europäern erſt
recht nicht fertig werden konnte, ſuchte ſie gegeneinander
auszu=
ſpielen. Marokko wurde damals ein unterirdiſch unterminierres
Terrain, auf dem das europäiſche Schachſpiel geſpielt wurde es
wurde der Mittelpunkt des Weltintereſſes, und es iſt ein Zufall,
daß die Auseinanderſetzung in Europa, die 1914 kam, nicht
be=
reits Jahre früher wegen Marokko begonnen worden iſt.
Nach dem Tode Muley Haſſans war auf den marokkaniſchen
Thron Abdul Aziz gefolgt, ein vierzehnjähriger Junge, der mit
dieſem Wirrwarr nicht das geringſte anzufangen wußte
Marokko hat ſeit altersher zwei große Hauptſtädte, die eine iſt
Fes, die Hauptſtadt des Nordens, die andere iſt Marakeſch, die
Hauptſtadt des Südens. Die europäiſchen Diplomaten reſidierten
damals in Tanger, der Sultan in Marakeſch. Marakeſch liegt an
den Ausläufern des Atlasgebirges, das einen Teil Marokkos
ausmacht und ſein Klima äußerſt wechſelhaft macht. Marakeſch
liegt vor eine Steppe, die mit Oaſen beſät iſt, wo Feigen,
Granaten, Apfelſinen und füße Datteln wachſen, es iſt der
Durchgangspunkt über die Atlaspäſſe nach Timbuktu. In
Mara=
keſch reſidierte damals der vierzehnjährige Sultan. Zwei Jahre
ſpäter beſuchte ihn der damalige engliſche Geſandte in Tanger,
der ſpätere Leiter des Foreign Office, Sir Arthur Nicolſon. Die
Reiſe war damals noch ſehr beſchwerlich, ſie mußte zu Pferd
gemacht werden.
Eines Morgens lagerte Nicolſon vor den Stadtmauern von
Marakeſch. Der Befehlshaber der marokkaniſchen Armee war
da=
mals ein entlaufener ſchottiſcher Unteroffizier namens Kaid
Maclean, der, mit einem Turban auf dem Kopf und zugleich
den Dudelſack pfeifend, in ſeinem Garten ſpazieren zu gehen
pflegte. Nicolſon zog auf einem Pferd mit Eskorte auf
Mara=
keſch los. Vor den Stadtmauern waren 8000 Mauren
aufge=
ſtellt, Reiter aus allen Stämmen in phantaſtiſchen Uniformen,
in grün, gold, gelb, weiß, mit flatternden Burnuſſen und großen
Turbanen, genau wie das Mittelalter die Heere der Sarazenen
geſchildert hat.
Den Sultan ſah er erſt ſpäter. Nicolſon mußte auf einen
verſchloſſenen rieſigen Platz reiten, auf dem Soldaten aufgeſtellt
waren, hinter denen die Kaids aller Stämme ſaßen. Dann klang
ein Horn. Ein grünes Tor ging auf Soldaten kamen, koſtbare
Pferde wurden hereingeführt, dann kam der junge Sultan hoch
zu Pferd mit einem Sonnenſchirm und las mit unbewegtem
Geſicht eine Anſprache ab. Die Herren verbeugten ſich und ritten
wieder weg. Der Sultan war ein dicker Junge und als ihm
der Engländer ſpäter ſein Geſchenk, ein Maximgewehr,
über=
reichte, war er entzückt und ſchoß nur noch Gewehr. Er
beſchäf=
tigte ſich mit Spielſachen, während Marokko und beinahe die ganze
Welt damit, in Brand aufging. Im Jahre 1908 wurde Abdul
Aziz von ſeinem Halbbruder Mulay Hafid abgeſetzt. Franzöſiſche
Truppen hatten Udſcha und Caſablanca beſetzt. Drei Jahre
ſpäter beſetzten die Franzoſen Fes, die uralte Hauptſtadt. Mulay
Hafid dankte ein Jahr ſpäter zugunſten ſeines Bruders Mulay
Juſſuf ab. Die Franzoſen ſetzten ihren Generalreſidenten nach
Rabat. Auch die Sultansreſidenz wurde Rabat. Die Franzoſen
hatten etwa 80 000 Mann in Maroko, ſpäter zur Zeit der
Kaby=
lenkämpfe noch mehr. Der Sultan führte eine ſchöne
Schein=
exiſtenz. Die politiſchen Entſcheidungen und die wirklichen
Maß=
nahmen wurden von den Franzoſen gefällt, deren
Truppenkom=
mandeur auch Kriegsminiſter iſt.
Damit nahm eine Serie von Dynaſtien ein wenn auch nicht
repräſentatives, ſo doch politiſches Ende, deren Glanz und Macht
einſt die Welt erfüllt, ja bedroht hatte. Vielfältig wie die
Ge=
ſchichte der Sultanats=Oynaſtien iſt auch die Geſchichte der
Völ=
ker, die Marokko bewohnen. Man ſieht in allen Städten und
Landſchaften Marokkos die verſchiedenſten Erſcheinungen. Es
gibt Atlas=Stämme, die vollkommen ſchwarz ſind und
ausge=
ſprochene Negerköpfe beſitzen. Andere Stämme ſehen völlig
arabiſch aus. Andere wieder haben einen ganz hellen Teint und
blonde Haare. Andere ſind reine Neger und andere haben wieder
das Ausſehen der ägyptiſchen Felachen. Manche ſchließlich
ſchei=
nen aus allen dieſen Typen gemiſcht zu ſein.
Kein Menſch weiß genau, welche die Urbevölkerung des
heu=
tigen Marokko war. Gewöhnlich werden die Marokkaner Berber
genannt, auch Mauren. Oſſendowfki glaubt herausgefunden zu
haben, daß ſie Rothäute wie die Indianer geweſen ſeien, was
ſehr phantaſtiſch iſt, denn wahrſcheinlich ſind auch die Indianer
Mongolen und auf irgendeiner Landbrücke einmal aus Aſien nach
Amerika gekommen. Vielleicht gehörte die Urbevölkerung, welche die
Römer Lybier nennen, zu der blonden Mittelmeerraſſe die
ein=
mal Kreta bewohnte und zu der auch die Philiſter der Bibel
gehörten. Jedenfalls ſind blonde Berber ſchon 1700 vor Chriſto
auf ägyptiſchen Denkmälern typiſch blond dargeſtellt. Wie dem
auch ſei, nach dem Auftreten Mohammeds kamen die Araber
durch die Sahara nach Marokko und machten alles
mohamme=
daniſch. Dazu kamen Negerſtämme und aus Innerafrika
einge=
führte Negerſklaven und ſchließlich Germanen. Vandalen, die in
Afrika einbrachen. Der Iſlam, der keine Raſſe=Unterſchiede
kennt, wenn die Religion ſie vereinigt, hat das enorm
durch=
einander gemiſcht. Man ſieht jetzt wunderbare Arabertypen mit
ausgeſprochenen Negerfrauen und ausgeſprochene Negertypen
mit ſchönen arabiſchen Frauen. Am intereſſanteſten ſind aber die
Gebirgsſtämme. Im Gebirge haben ſich immer die Kriegerſtämme
erhalten, das heißt, die Gebirge ſind natürliche Feſtungen und
dort haben ſich ſtets bei allen Völkern die urſprünglichſten und
männlichſten Raſſen am beſten erhalten. Das ſind die
eigent=
lichen Berber=Typen. Sie haben den Spaniern und Franzoſen
am meiſten zu ſchaffen gemacht, übrigens ihren Sultanen auch,
von denen ſie ſich in ihren Bergneſtern ungbhängig hielten. Ste
heißen Kabylen und haben es noch in den Jahren vor 1926
fertig gebracht, eine Rieſenarmee von Franzoſen und Spaniern
um das Rif feſtzulegen, bis ihr Anführer Abdel Krim
ſchließ=
lich gefangen wurde. Ich war zur Zeit der Gefangennahme Abdel
Krims in Marokko, und zwar im ſpaniſchen Teil, in der
Haupt=
ſtadt Tetuan, die vielleicht die am ſchönſten erhaltene
orien=
taliſche Stadt der Welt iſt. Tetuan liegt ziemlich nahe am
Ge=
birge, und obwohl der Krieg ſchon Jahre lang dauerte und
obwohl eine Armee von vielen Hunderttauſend Mann Franzoſen
und Spaniern in Marokko ſtand, hatten die Kabylen noch
Kano=
nen im Gebirge ſtehen, aus denen ſie ſich das unterhaltende
Spiel machten, täglich Tetuan zu beſchießen, Tetuan, das Sitz
des ſpaniſchen Reſidenten und Sitz eines Sultanspalaſtes und
eines Stellvertreters des Sultans war.
Die Kabylen ſind ein ewiges Kriegervolk, die Spartaner und
Zulu Nordafrikas, und ſie werden Krieg führen und mit
Leiden=
ſchaft auf Spanier und Franzoſen ſchießen, ſo lange ſie leben.
Sie tragen den Schädel raſiert und laſſen nur in der Mitte des
Kopfes eine lange Skalplocke flattern. Wenn ſie, in roten,
grünen, goldenen, ſamtenen Sätteln und Steigbügeln, in gelben
Pantoffeln, mit roten und weißen flatternden Burnuſſen und
wunderbaren Turbanen in Gala zu Tauſenden über die Steppe
reiten, iſt das, zumal ſie wunderbare Pferde beſitzen, einer der
romantiſchſten und farbenglühendſten Bilder, die es gibt. Die
Spanier ſind auch nur mit ihnen einigermaßen fertig geworden
dadurch, daß manche Stämme bei den Spaniern und Franzoſen
dienten. Je tiefer ſie im Gebirge ſitzen, um ſo wilder und
un=
abhängiger ſind ſie aber.
Die Legende erzählt, daß im Jahre 808 der zweite Sultan
aus der Oynaſtie der Idris, Mulay Idris 2 el Azhar, als ſeine
Vorhut auf einem Berg Halt machte, die Gegend ſah, wo heute
Fes liegt, und daß er ſich in ſie verliebte und das Fes baute,
das heute mit roten Mauern in einem wunderbaren
Palmen=
wald liegt, mit ſeinen Paläſten, ſeinen engen Gaſſen, und mit
der Karubin=Moſchee, der größten Moſchee Afrikas. Sie wurde
ſpäter einer der geiſtigſten Mittelpunkte der Welt. Es folgten
viele Dynaſtien, die Almohaben, die Meriniden, die Scherife,
unter denen mächtige Sultane waren.
Gleichzeitig errichteten die Mauren in Spanien ihre Reiche.
Die Alhambra in Granada iſt eines der bewundernswerteſten
Beiſpiele ihres grandioſen Sinnes, ihrer Macht und ihres
Kunſtſinnes. Das Ritterideal war unter ihnen mindeſtens ſo
ſtark ausgebildet wie zu ſeiner beſten Zeit in Europa, und die
großen Familien Europas ſandten ihre Söhne nach Granada,
um ſie an den dortigen Höfen nicht nur in den kriegeriſchen
Tugenden, ſondern auch in den Gebieten des Geiſtes, der Zucht
und der Manieren erziehen zu laſſen . . . genau ſo wie dieſelben
großen Familien ihre Söhne ſpäter nach Oxford, nach Paris
oder nach München ſchickten. Der Glanz der Maurenreiche iſt
ſchwer vorſtellbar, ihre Gärten, ihre Paläſte ihre Waſſerwerke,
ihre Altane, ihre Moſcheen gehören zu den Wundern der Welt.
Die Alhambra, ihr koſtbarſtes Bauwerk in Spanien, konnte
40 000 Mann Bewaffnete faſſen, und war mit ſeinen Ziergärten,
ſeinen Löwenhöfen, ſeinen Söllern und ſeinem Blick auf die
Orangenhaine und die Schneeberge einer der ſchönſten
Luxus=
bauten der Erde.
Als die Mauren aus Europa getrieben wurden und der
Glanz ihrer Herrſchaft zu Ende war, nachdem er ſiebenhundert
Jahre gedauert hatte, gingen die letzten Könige nach Marokko
zurück in den Dienſt der marokkaniſchen Sultane. Die Mauren
verſchwanden wieder in Nordafrika, in dieſem ungeheuren Keſſel
von Raſſenmiſchungen, in dem ſie einer der koſtbarſten
Beſtand=
teile waren.
Irgendwie Erbe aller dieſer Geſchichte und aller dieſer
Ge=
ſchehniſſe und Legenden iſt der kleine Prinz, der Sohn des
jetzigen Sultans, deſſen Reich eine franzöſiſche Kolonie
ge=
worden iſt.
Frankfurt a. M.
Dienstag, 11. April
7.15: Frühkonzert (Schallplatten).
12.00: Freiburg: Tänze aller Zeit. Ausf.: Freiburger Konzertorch.
Ltg.: Muſikdirektor Heinr. Pfaff.
13.30: Köln: Mittagskonzert des Konzertorcheſters, Ltg.: E. Walter.
15.D: Hausfrauen Nachmittag. Wochenſchau. — Oeſterliche Gerichte.
16.30: Köln: Nachmittagskonzert. Ausf.: Melanie Birkenfeld (
Sop=
ran), Begleitung: W. Keiper — Das Streichquartett des
Weſtdeutſchen Rundfunks.
18.00: Studienrat Wilh. Meiſter: Muſikaliſche Erziehung in der
Gegenwart.
18.25: W. Oertel und H. H. Stückrath: Zwei Soldaten unterhalten
ſich: „117 bei Verdun”.
19.00: Köln: Stunde der Nation.
2000: Opernkonzert, des Philh. Orcheſters Stuttgart. Ltg.: F. Droſt.
A.15: Bei uns zu Lande. Schwäbiſche Idyllen. Zugeſammengeſtellt
von Martin Lang.
22.15: Zeit Nachrichten. Wetter, Sport.
22 (5: Nachtmuſik der Tanzkapelle der Stuttgarter Philharmoniker,
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Dienstag. 11. April
15.00: Dr. Meckel: Dr. Annemarie Pietzker: Ratſchläge zum
Auf=
hau des Studiums.
15.45: W. Tappe: Die ſchönſten Bismarckbriefe.
16.00: Für die Frau: Deutſche Nationalgerichte.
16.30: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.10: W. Waterſtradt: Das Kriſenjahr 1917 im Frankreich.
17.30: Tägliches Hauskonzert. Schumann=Lieder. Mitw.: K.
Lech=
mann (Bariton). Irene Karmann (Flügel.
18.00: Das Gedicht
18,05: Generaldir. Dr. Schmitt: Soziale oder private Verſicherung.
18.30: Kammermuſik. Rich. Strauß, Violinſonate, op. 18.
1900: Köln: Stunde der Nation.
20.00: Stuttgart: Opernkonzert des Philharm. Orcheſters Stuttgart.
Ltg.: Ferdinand Broſt.
A.15: H. Fritzſche: Politiſche Zeitungsſchau.
21.40: Schallplatten=Konzert.
22.10: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
B.00: Hamburg: Spätkonzert. Ltg.: Generalmuſikdir. Eibenſchütz.
Das Funkorcheſter.
Mache
Verantwortlich für Polliik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe: für Feuilleion, Reſch und
Ausland und Heſſche Nachrſchten: Max Streeſe: für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette:
für den Inſeratenteil und geſchäftliſche Mitteilungen: Willy Kuhle;.
Druck und Verlag: L. C. Wittſch — ſämilich in Darmſfadt.
Für unverlangte Manuſtripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 14 Seiten.
die neue Zigarrette AlIR 3½ zu probieren, denn Sie erhalten bei Ihrem
Zigarettenhändler bei Aushändigung untenstehenden Gutscheins und
Zahlung von nur noch 10 Pfg. zur Einführung eine 6 Stück-Packung Allk
zum Preis von 20 Pfg. Die AlIe wird Ihnen bestimmt gefallen, denn:
OEiEdTALISERE OSLRETTRONRCORRASOSENOSODDD SNSRD SREAEN
3.
4.
Sie ist aus besonders leichten, echt mazedonischen und
türkischen Tabaken hergestellt und daher eine von Natur
äußerst milde, zugleich aber sehr gromatische Zigarette.
Das köstliche Aroma der Mischung bleibt durch die
hand-
liche und zweckmäßige Kappenschachtel-Packung in
vor-
bildlicher Weise erhalten.
Das langstarke MfMnlet Sey mdl, bietet Ihnen einen
besonders langanhaltenden Rauchgenuß.
Die beigelegten Bilder, Fahnen und Standartenträger,
verhelfen Ihnen zu einer überaus wertvollen Sammlung,
die wohl zu den schönsten zählt, die es jemals gegeben hat.
über
M
zum Einkauf von RLVL Figanetten.
Bei Aushändigung dieses Gutscheins
erhalten Sie beim Tiganettenhändler
gegen Tahlung von nur noch 10Pn. zur
Einfahnung eine 6 Stück-Nachung
AIK
zum Feis von 20 Rennig.
Gültig bis 15.April 1933
MIEATANSEKE HSNAETTEeN SDRBEuTe
„DSBT ng4 Ahcwe5.
erfordert den
Elektro=Fachmann.
Sachgemäß u. doch
bill. durch Elektro=
Brand, neben der
Stadtkaſſe. Telefon
Nr. 2221. (4190a
Junger Dipl. Ing.
ſucht ruhiges, möbl.
Zimmer, Näh. Hoch
ſchule, zum 1. Mai.
Offerten unt. N 120
an die Geſchäftsſt.
Mädchen ſucht leer.
Zimmer. Ang. mit
Pr. u. N 92 Gſchſt.*
Schöne 5=Zi.=Whg.
Soderſtraße Nr. 10
am Kapellplatz. bis
1. Juli, auch früh.
Räheres im Part.
(4878)
Schöne geräumige
5-Zim.-Wohn.
mit Bad u. allem
Zubehor i. 1. Stock
Landwehrſtr. 7, iſt
bis 1. Juli z. verm.
Friedensm. 950 ℳ.
Näh. Part.
Kdl. Ehep. ſ. b. 1.
2=Zimm.=Whg.
Ang. N 101 Gſchſt.
vm.
ſpät.
Näh. Möbel=Müller
Karlsſtraße 49.
Extrafeine Tafeläpfel
Büße, saftige Orangen
3
0.34
0.59
Preiswerte Wurstwaren
Plockwurst, schnitfest
Pfd. 0.98.
Oervelatwurst, Holsteiner . . . . . . Pfd. 1.06
Oervelatwurst in Fettdarm pid. 1.18
Süße Ostersachen!
3 Stück 0.10
Schokolade-Eier.
Schokolade-Hasen . . . . . Stück von Sdan
½Pfd. 0.20
Dragee-Eier, bunt . .
00 gr
Oster-Figuren-Schokolade Tatel 0.19
Sa E-Kaffee pi as,gs, e2,g3, 0.50
SCF-Fest-Mischung
ein besonders preiswerter:Qualitätskaffee ¼ Pfd. 9.75
m. 3 Neb.=
Laden Räumen.
bish. gutgeh. Friſ.=
Geſchäft,
krankheits=
halb. ſof, zu verm.
Einricht, k. käuflich
erworben werden.”
Bleichſtraße 53.
Lagerräume,
part., gt. Einfahrt,
3 — 12 — 12
ſofort zu vermiet.
Näheres Geſchſt.
Preisw. Wohnung
per 1. Juli zu
ver=
miet. Liebigſtr. 15,I.
7 Zimmer, 110 Mk.
Zu erfrag.:
Vikto=
riaſtraße 52 II. (*
Herrſchaftliche
6=Zim.-Wohng.
(Tintenviertel)
in gutem Haus m
all. Komfort preis
wert zu vermieten.
Alter’s
Wohnungsnachweis
Eliſabethenſtr. 34.
Heidelbergerſtr. 103,
1. Stock, 5 Zim. m.
Bad p. 1. Juli z. v.
Näh. part. (46260
5-Zim.-Wohng.
geſucht. Ausführliche
Angeb. unter N 95
in die Geſchſt.
Neuzeitliche
5-Zim.-Wohng.
Ludwigshöhſtr. 1.
2 Stock, Zt.=Heizg.,
2 Manſ., Bad,
Bal=
kon, für 1. Juli zu
vermieten. Näheres
Laden od. 1. Stock.
5-Zim.-Wohn.
m. Bad u. all. Z.,
2. St. z. 1. Juli z.
vm. Emilſtr. 17, I.*
Schöne
4-Zim.-Wohn.
mit Zubeh., Miete
ℳ 55.— p. Monat,
an ruh. kinderloſes
Ehep. od. einzelne
Dame z. vermieten
per 1. Mai.
Alter’s
Wohnungsnachweis
Eliſabethenſtr. 34.
In beſt. Lg. (
Herr=
ſchaftshaus)
neu=
zeitl. hergerichtete
3-Zim.-Wohng.
Manſ. u. reichl.
Zu=
beh. ſof. zu verm.
Alter’s
Wohnungsnachweis
Eliſabethenſtr. 34.
Sonn. 2=Zimmer=
Wohnung m. Zub.
an ruh., kinderloſe
Leute zu vermiet.
Näh. Geſchäftsſt. *
Dere Zimmer
Schönes, neu
herge=
ichtetes, leeres *
Manſardenzim.
ſof. z. vm. Möbel=
Nüller, Karlſtr. 49.
am Samstag, den 15. April 1933
Ostersamnstac
2)
HeGcrPTGGGer!!
*
Reichsbankstelle Darmstadt
Darmstädter und Nationalbank Darmstadt
Filiale der Dresdner Bank
Darmstädter Volksbank e. G. m. b. H.
Deutsche Bank und Disconto-Gesellschaft=
Filiale Darmstadt
Hessische Landesbank — Staatsbank —
Hessische Landes-Hypothekenbank A. G.
Landesgenossenschaftsbank e. G. m. b. H.
Landeskommunalbank — Girozentrale
für Hessen.
(4891
Ludwigſtraße 20, II.
mb. Z. m. Penſ. z. v
(3914a)
Rheinſtr. 28, Mttb
II. r. m. Zi. ſof. z. v
Eim)
Tintenviertel:
3 ſchö. möbl. Zim.,
Küche, Bad ſof. zu
vm. Näh. Gſchſt Eif
Bismarckſtr. 82, pt.
m. Z., ſp. Eg., el. L.,
Schreibt., zu vm.
Möbliert, ſonniges
Zimmer z. vermiet.
Friedrichſtr. 28, II.
Grafenſtr. 16 II. gut
mb. 3. 1-2. Btt. Kchb.
Wendelſtadtſtr. 8 I.
ſch. mb. Z. z. vm. (
Zwangsverfkeigerung.
Termin: Mittwoch, den 26. April 1933, vormittags 9½ Uhr
Saal 118 neues Gerichtsgebäude Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 6. Bd. 18. Bl. 876
Flur 9 Nr. 67, Grabgarten,
Roßdörfer=
ſtraße, 359 qm
Schätzung: 3 500.— RM
Flur 9 Nr. 68, Waſchküche Nr. 74
da=
ſelbſt, 26 qm
Schätzung: 500.— RM.
Flur 9 Nr. 69, Grasgarten daſelbſt,
Schätzung: 1000.— RM.
116 qm
Flur 9 Nr. 70, Hofreite Nr. 74 daſelbſt,
235 qm
Schätzung: 32 500.— RM
Flur 9 Nr. 70‟, Grasgarten (
Vor=
garten) daſelbſt, 42 qm. Schätzung: 500.— RM
Inie Haskane
Über Veröffentlichungen der Presse
aus den einschlägigen
Ge-
bieten, wie Internationale
Po-
litik, Politik des Deutschen
Reiches, der Länder und
Ge-
meinden, Parteipolitik,
Rechts-
pflege, Kulturpolitik,
Frauen-
bewegung, Handel, Industrie,
Handwerk und Gewerbe,
Bo-
denpolitik, Finanzwesen,
Verkehrswesen, Zollwesen,
Sozialpolitik,
Versicherungs-
wesen usw. finden Sie im
Lentral-Archir für
Politik u. Wirtschaft
(161a
Mänchen 34.
Verlangen Sie Probenummer!
Penſ. ält. Ehep. m.
1 Kind ſucht bis 1.
Mai d. J. eine
2-Zim.-Wohn.
m. Küche u. Abſchl
Off. a. Wilh. Man
del, Mannheim,
Langſtraße 32/34.
3=Zim.-Wohng
2 Perſ. geſucht.
Ang. m. Mietpreis
unt. N 109 Gſchſt.
2 kleine Zimmer
mit Küche geſ. bi=
Mai. Ang. unt
N 117 a. d. Gſchſt.
1—2= Zimm.=Wohg.
v. Poſthelf. ſof ge
Ang. N 94 Gſchſt. (*
Pol.=Beamt., kind. Ehep. ſucht z.
1. Juni o. a. früh.
2= od. 3=Zi.=Wohn.
Off. u. N 106 Gſch.
Miin. Bohnang
ſofort zu mieten geſucht. Die
Miete kann auf 1 Jahr im
vor=
aus bezahlt werden. Angeb. unt.
N 112 an die Geſchäftsſtelle.
38 000— RM.
Eigentümer: Friedrich Andreß, Apotheker in Bad=Nauheim.
Friedrichſtraße 1.
Darmſtadt, den 23. Februar 1933.
Heſſiſches Amtsgericht.
GF.4183
Bekanntmachung.
Wir bringen hiermit zur Kenntnis, daß
die Halteſtelle Fiedlerweg=Erbacherſtraße
vom Oſtbahnhof kommend in die
Er=
bacherſtraße verlegt und eine neue
Halte=
ſtelle, Ecke Fiedlerweg=Landgraf=
Georg=
ſtraße eingerichtet worden iſt. (4918
Heſſ. Eiſenbahn=A.=G.
Ziongsserfteigerang.
Termin: Mittwoch, den 26. April 1933, vormittags 93 Uhr.
Saal 118 neues Gerichtsgebäude Darmſtadt
Verſteigert wird: Erbbaurecht auf dem der Bürgerlichen
Gemeinde Darmſtadt zugeſchrieb. Grundſtück Erbbau=
Grundbuch für Darmſtadt, Bezirk 5, Bd. 36. Bl. 2310:
Flur 18 Nr. 1982 , Hofreite Nr. 42 Holzhofallee,
284 qm, Grabgarten, 437 qm. Schätzung: 7500.— RM.
Als Erbbauberechtigte waren die Eheleute Friedrich
Stürtz, Eiſenbahnoberſekretär, zu ½, und deſſen
Ehe=
frau Anna Stürtz, geb. Krauß, zu ½ in Bergen in
Oberbayern im Grundbuch eingetragen.
Darmſtadt, den 9. März 1933.
C.4184
Heſſiſches Amtsgericht.
Kinderloſes Ehep.
(Beamt.) ſucht z. 1.
). o. früh. 3—4=Z.=
Wohn. mit Bad in
ruh. Hauſe. Ang. m.
Pr. u. N 105 Gſch.*
2—3=Zim.=Wohng.
ſofort geſucht.
Ang. mit Preis
er=
bet. u. N 114 Gſch.*
2 leere Zimmer,
mögl. m. ſep.
Ein=
gang, im Zentr. zu
mieten geſ.
Preis=
ang. u. N 111 Gſch.
Berufstät. Dame ſ.
möb. Z. m. Kochgel.
).
Off. u. N 104 Gſ.
Lospreise:
1. — SRmk.
1. — 10
1. — 20
(: — 40
Doppellose:
80 Rmk.
in jeder Klasse.
SeltSSleSZeltg
sich an der am 21. April 1933 beginnenden 1. Klasse der
Staatslotterie
zu beteiligen, die auch diesmal wieder in unveränderter Fomm
1A Millionen.
darunter 2 Hauptgewinne zu 500000 RM. und vieles
andere
2 Prämien .. . . zu 500000 RM.
mehr
aus-
spielt.
ferner 100 Extra-Prämien zu je RM. 3000.—
Die Staatlichen Lotterie-Einnehmer in Darmstadt:
HilsdorF Kullmann
Külp Petrenz
Rheinstraße 17
Tel. 4210
Wilhelminenstraße9 Schulstraße 15
Tel. 551
Tel. 5060
Rheinstraße 55
Tel. 227
Am Platze spielen spart Porto und Umständlichkeiten!
Amß
Herderſtr. 16, I.
i. gt. ruh. Hauſe u.
frei. Lage gut möb.
Zimmer z. vm. (*idi
5-Zimmer=Wohnung
z. vm. Soderſtr. 14, Ecke Kapellplatz. (*ids
Zwangsverfteigerung.
Termin: Mittwoch, den 3. Mai 1933, vormittags 9 Uhr,
Saal 118 neues Gerichtsgebäude Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 5, Bd. 15, Bl. 1020:
Flur 6 Nr. 522, Grasgarten (Vorgarten),
Frankenſtein=
ſtraße, 26 qm. Schätzung: 300.— RM.
Flur 6 Nr. 5222,, Hofreite Nr. 68 daſelbſt, 380 qm.
Schätzung: 17 700.— RM.
Eigentümer: Ehefrau des Majors a. D. Moritz Freiherr
von Gall, Marie Luiſe Eliſabeth geb. Schnorr, in
Darmſtadt, Frankenſteinſtraße 68.
Darmſtadt, den 1. März 1933.
Heſſiſches Amtsgericht.
(V.4868
Zwangsverſtkeigerung.
Termin: Mittwoch, den 3. Mai 1933, vormittags 9½ Uhr,
vor dem unterzeichneten Gericht, Saal 118 neues
Juſtizgebäude.
Grundſtücke: Grundbuch f. Darmſtadt, Bez. 6. Bd. 21. Bl. 1033:
Flur 32 Nr. 84, Hofreite Frankfurterſtraße
Nr. 130, auf der Methwieſe, 1850 qm.
Schätzung: RM. 7 500.—
Flur 32 Nr. 85, Hofreite daſelbſt, 317 qm.
Schätzung: RM. 11 500.—
Flur 32 Nr. 85‟y, Grabgarten daſelbſt,
1061 qm .
Schätzung: RM. 3 000.—
RM. 22 000.—
Eigentümer: Guſtav Mayer, Fabrikant in Darmſtadt (
Allein=
erbin ſeine Witwe Johanna Mayer in Darmſtadt).
Darmſtadt, den 2. März 1933.
Heſſiſches Amtsgericht.
(V.4865
Zwangsverſkeigerung.
Termin: Mittwoch, den 10. Mai 1933, vormittags 9 Uhr,
Saal 118 neues Gerichtsgebäude Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 5, Bd. 29, Bl. 1926:
Flur 7 Nr. 40, Hofreite Nr. 54 Martinſtraße,
304 qm
Schätzung: RM. 52 500.—
Flur 7 Nr. 40ſ,, Grasgarten (Vorgarten)
daſelbſt, 153 qm
Schätzung: RM. 1 400.—
Flur 7 Nr. 407 o, Grasgarten daſelbſt,
41 qm
Schätzung: RM. 500.—
Flur 7 Nr. 41, Bauplatz, Wittmannſtraße,
353 qm
Schätzung: RM. 4 200.—
Flur 7. Nr. 417/yo, Bauplatz daſelbſt,
38 qm
Schätzung: RM. 400.—
Flur 7 Nr. 417ſv, Bauplatz daſelbſt,
72 qm . . . .
Schätzung: RM. 1000.—
Eigentümer: Johanna Saam geb. Glahn, Witwe des
Che=
mikers Dr. ErnſtS aam, jetzt unbekannten Aufenthalts.
Darmſtadt, den 24. März 1933.
Heſſiſches Amtsgericht.
(V. 4869
Zwangsverſkeigerung.
Termin: Mittwoch, den 10. Mai 1933, vormittags 9½ Uhr,
Saal 118 des Neuen Gerichtsgebäudes in Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 2, Bd. 13, Bl. 863:
Flur 2 Nr. 1146, Grabgarten, Kaupſtraße,
370 qm
Schätzung: RM. 2 000.—
Flur 2 Nr. 1147, Wohnhaus mit Hofraum
Nr. 30 daſelbſt, 340 qm. Schätzung: RM. 27 000.—
Flur 2 Nr. 1148, Scheuer und Ställe mit
Hof=
raum Nr. 30 daſ., 466 qm. Schätzung: RM. 6 000.—
Eigentümer: Eheleute Zimmermeiſter Adam Petri u. deſſen
Ehefrau Marie geb. Hofmann in Darmſtadt,
Kaup=
ſtraße 30, zu je ½.
Darmſtadt, den 15. März 1933.
Heſſiſches Amtsgericht.
(V. 4866
Zwangsverſteigerung.
Termin: Mittwoch, den 10. Mai 1933, vormittags 934 Uhr,
Saal 118 des neuen Gerichtsgebäudes in Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 5, Bd. 29, Bl. 1927:
Flur 18 Nr. 7, Grasgarten, Eſchollbrückerſtr.,
431 qm
Schätzung: RM. 4 500.—
Flur 18 Nr. 8, Grasgarten daſelbſt,
905 qm
Schätzung: RM. 9 000.—
Flur 18 Nr. 82o, Grasgarten daſelbſt,
35 qm
Schätzung: RM. 100.—
Flur 18 Nr. 9. Hofreite Nr. 12 daſelbſt,
1273 qm
Schätzung: RM. 64 000.—
Flur 18 Nr. 9ſoo, Hofraum mit Teilſtall
daſelbſt, 76 qm .
Schätzung: RM. 400.—
Eigentümer: Frauenarzt Dr. med. Alfred Altſchüler in
Darmſtadt.
Darmſtadt, den 16. März 1933.
Heſſiſches Amtsgericht.
(V.4867.
Dienstag, 11. April 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 101 — Seite 11
Short, Spiel und Jucnen
18.
Deutſches Bundeskegeln
in Frankfurk a. M.
vom 15. bis 23. Juli 1933.
Alle vier Jahre feiert der Deutſche Keglerbund ſein
Bundes=
feſt, in Verbindung mit der Austragung der Deutſchen
Kegler=
meiſterſchaften. 1933 wird dieſes Feſt in Frankfurt a. M.
be=
gangen. Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe ließen Zweifel
auf=
kommen, ob man es wagen könne, das Bundesfeſt zu
be=
gehen. Dem Verband Frankfurt a. M. gelang es in unentwegter
Arbeit, die Bedenken zu zerſtreuen und die Bundesleitung zu
überzeugen, daß gerade Frankfurt a. M., geſtützt auf die
Erfah=
rungen des Deutſchen Bundesſängerfeſtes im vorigen Jahre, der
Platz ſei, ein ſolches Feſt erfolgreich aufzuziehen.
Die Vorarbeiten ſind ſo weit gediehen, daß ſich nun ein
Ueberblick über das, was ſportlich geboten wird, bringen
läßt.
RäKhcancklce i0h Feichtluef geäe fie
allen deutſchen Gauen zum Start ſtellen. In den
kombinier=
ten Mannſchaftskämpfen werden 95 Gaumannſchaften
von Norden, Süden, Oſten und Weſten um die Vorherrſchaft auf
den einzelnen Bahnen kämpfen. Ferner gelangt die
Figuren=
meiſterſchaft zum Austrag. Hier werden wir die
Spezia=
liſten im Stechen auf einzelne Kegel bewundern können.
Beſon=
deres Gepräge erhalten die Kämpfe durch die ſtarke Beteiligung
des Auslandes. Amerikaniſche, ſchwediſche, däniſche,
ſchwei=
zeriſche, holländiſche und rumäniſche Nationalmannſchaften
wer=
den ſich in großem Aufgebot mit deutſchen Nationalmannſchaften
auf der Internationalen Bahn zum Wettkampf ſtellen. Hier wird
auch um den Max=Schmeling=Wanderpreis gekämpft
werden. Erſtmalig kommt die deutſche
Klubmeiſter=
ſchaft für Dreiermannſchaften auf allen Bahnarten
zum Austrag.
Rund 7000 Klubs haben Startberechtigung. Mit einer
ſtar=
ſen Beteiligung wird gerechnet.
Daß auch die wichtigen Kämpfe um das Bundes=
Sport=
abzeichen in das Programm aufgenommen ſind, iſt eine
Selbſtverſtändlichkeit. 200 Kugeln in die Vollen auf Aſphalt,
Bohle und Schere ohne Unterbrechung abzuwerfen iſt die
Be=
dingung. Acht Gänge auf der Internationalen Bahn ſind
vor=
geſchrieben. Neben körperlicher Kraft wird hier auch geiſtige
Konzentration auf ein beſtimmtes Ziel verlangt.
Außer den erwähnten Kämpfen wird auch jeder Kegler
hinreichend Gelegenheit haben, auf den verſchiedenſten Bahnen in
kurzer Diſtanz (4, 8. 20 und 30 Kugeln) am Wettbewerb
teilzu=
nehmen. Uebungsbahnen ſtehen zur Verfügung. Eine
Werbe=
bahn gibt den Nichtmitgliedern die Möglichkeit, ſich
ſportlich zu betätigen. Die Ehrenbahn ſteht den
Bundes=
mitgliedern mit der Erwerbung eines Feſtbuches zu einmaligem
Start zur Verfügung.
Auf 46 Bahnen (20 Aſphalt, 13 Bohlen 8 Scheren und
5 Internationalen Parkettbahnen) werden von Samstag, den 15.,
bis Sonntag, den 23. Juli, ununterbrochen die Kugeln rollen.
Das Hausder Technik, auf dem Meßgelände, dient als
Kegelſporthalle des Bundeskegelns 1933.
Der Vergnügungsausſchuß hat in ſeinem Programm vor
allen Dingen für Samstag abend einen großen Feſtakt in Form
eines Feſtkommerſes vorgeſehen, der in beſonderem Maße
ausgeſtattet ſein wird. Ein großer Vergnügungspark
bietet gegen ganz geringes Eintrittsgeld den Nichtſportlern
Ge=
legenheit, das große Bundesfeſt mitzuerleben. Ein ganz
beſon=
deres Gepräge erhält der für Sonntag, den 16. Juli, vormittags,
vorgeſehene Feſtzug, in dem ſich alle Sportarten unter dem
Motto: „Triumph des Sports” vereinigen.
So vorbereitet, wird das 18. Deutſche Bundeskegeln in
Frankfurt a. M. gewiß ſeine Anziehungskraft auf alle ausüben.
Fußball.
SV. 98 Darmſtadt Reſ. — SV. Roßdorf 4:2.
SV. Reſerve erfreute ſeine zahlreich erſchienenen Anhänger
erneut durch eine gute Leiſtung, denn Sie konnte dem neuen A=
Meiſter eine einwandfreie Niederlage bereiten. Der Sieg hätte
noch leicht höher ausfallen können, wenn man nicht nach einer ſehr
guten erſten Halbzeit, in welcher durch gutes Außenſtürmerſpiel
3 ſchöne Tore erzielt wurden, im Gefühl des ſicheren Sieges ſtark
gebummelt hätte. Dadurch kamen die Gäſte dann viel beſſer ins
Spiel und konnten auch durch ſchönen Schuß des Halbrechten und
Elfmeter 2 Tore aufholen. SV. erzielte dann durch Linksaußen
noch ein viertes Tor und ſtellte dadurch ſeinen Sieg ſicher. Das
ſtets faire Spiel wurde von Göckel=Darmſtadt ſicher geleitet.
SV. 3. — Roßdorf 2. 7.5.
Germania Eberſtadt — FV. Biblis 1:2 (Ecken 7:4).
Vierhundert Zuſchauer erlebten nicht das Spiel, wie es
er=
wartet wurde. Speziell bei Eberſtadt war man nach dem guten
Abſchneiden in den beiden letzten Verbandsſpielen auf beſſeres
Können eingeſtellt. Der Sturm ſpielte unentſchloſſen,
zuſammen=
hang= und kopflos. Verteidigung und Läuferreihe vollbrachte
die Hauptarbeit, jedoch ließ ſich letztere zum Teil das halbhohe
Spiel der Gäſte aufdrängen. — Bei Biblis glänzte der
Mittel=
läufer durch gutes Stellungsſpiel; Verteidigung und Torwart
leiſteten reine Arbeit, während der Sturm wuchtig, aber ungenau
im Torſchuß war. Das erſte Tor erzielte Biblis vor Halbzeit,
um nach dem Wechſel auf 2:0 zu erhöhen. Eberſtadt drängt nun
bedenklich, Fiſcher ging in den Sturm, man merkte es aber den
Gäſten an, daß ſie das Reſultat halten wollen. Außer einem
etwas harten Elfmeterſtoß werden weitere Erfolge nicht erzielt.
Ein Herr von der Reichsbahn Darmſtadt als Schiedsrichter fand
nicht immer Beifall.
* Kreisliga Südheſſen.
Nur Jokalkämpfe und Freundſchaftsſpiele.
Die ohnehin ſchon ziemlich lang dauernde Serie der
Ver=
bandsſpiele wurde auch in dieſer Saiſon wieder durch
ausgefal=
lene Spiele über etliche Wochen verlängert, doch glaubte man,
daß mit der Erledigung der Begegnung Sportverein Horchheim
— VfL. Lampertheim am letzten Sonntag endlich die Serie 1932=
33 ihren Abſchluß finden würde. Dem war jedoch nicht ſo, weil
VfL. Lampertheim an den Pokalſpielen teilnimmt, und dieſe
Spiele unbedingt fortlaufend erledigt werden ſollen. So kam es,
daß die Lampertheimer auf eigenem Platze gegen
Hangen=
weisheim ihr Pokalſpiel austrugen, das ſie überraſchend glatt
mit 5:0 Toren für ſich entſcheiden konnten. Weit ſchwieriger fiel
es den beiden weiteren Siegern der Spiele um den
Bezirks=
pokal, die nur recht knapp mit jeweils 2:1 Toren ihre
ſpiel=
ſtarken Gegner niederringen konnten. Für die weiteren Spiele
haben ſich nun qualifiziert: FV. Hofheim, Olympia
Bie=
besheim und VfL. Lampertheim. Bei der Ausloſung für
das nächſte Spiel hat VfL. das Freilos gezogen, während FV.
Hofheim am 23. 4. Olympia Biebesheim empfängt.
Bei den Freundſchaftsſpielen gab es einige
Ueber=
raſchungen. So kamen die Bibliſer bei ſehr guter Spielweiſe in
Eberſtadt zu einem verdienten 2:1 Sieg, während der
Südheſſen=
meiſter „Starkenburgia Heppenheim auf eigenem
Platze nur ein Unentſchieden, 2:2 gegen den Spp. Münſter
erzwingen konnte. Noch übeler ſpielte ein weiterer Vertreter des
Starkenburgkreiſes, der FC. Egelsbach, den
Gernshei=
mern mit, indem er die Riedleute auf eigenem Platze mit vier
Toren Unterſchied abfertigen konnte. Bei den Begegnungen der
Südheſſen mit den Starkenburgern hat ſich alſo eigentlich nur der
FV. 1919 Biblis gut bewährt. Bensheim trug ein
Freundſchaftsſpiel in Abenheim aus und verlor dort trotz
guter Spielweiſe 4:2. Das ewig reizvolle Pokalſpiel Lorſch —
Bürſtadt endete diesmal vor zahlreichen Zuſchauern 0:0. —
Olympia Lampertheim trug mit zwei kombinierten
Mannſchaften an einem Tage gleich zwei Spiele gegen Ligagegner
aus, die jedoch nicht einſchlugen. Im erſten Spiel gegen
Hocken=
heim gelang den Lampertheimern wenigſtens noch ein
Unentſchie=
den (2:2), während ein weiteres Spiel gegen Käfertal 3:5
ver=
loren ging.
Handball.
TSV. Braunshardt — TV. Büttelborn 11:5 (6:1).
Eine ſtattliche Zuſchauerzahl hatte ſich zum Rückſpiel der
bei=
den Nachbarvereine eingefunden, die auch ein ſchönes und
ſpan=
nendes, von Schiedsrichter Spiegel=Darmſtadt ausgezeichnet
gelei=
tetes Spiel zu ſehen bekamen. Wohl niemand hätte erwartet, daß
Büttelborn eine ſo deutliche Niederlage hinnehmen müßte, denn
Braunshardt konnte das Vorſpiel nur knapp mit 5:4 gewinnen.
Die Braunshardter befanden ſich aber diesmal in ſehr guter
Spiellaune. Die Mannſchaft war unſtreitig die beſſere Elf und
der Sieg iſt ſelbſt in dieſer Höhe als verdient zu bezeichnen. Das
Zuſammenſpiel war zeitweiſe ausgezeichnet, der Sturm ließ es
auch nicht an ſaftigen Schüſſen fehlen. Beſonders in der erſten
Hälfte war die Platzelf in großer Fahrt. Durch ihr zügiges Spiel
kam ſie zu einer 6:1 Führung. Auch nach dem Wechſel hielt
zu=
nächſt das gute Spiel der Braunshardter an. Bald ſtand das
Treffen ſogar 10:1. Dann ließ Braunshardt merklich nach.
Büttel=
born kam dadurch ſtärker auf und erzielte im Endſpurt noch vier
Treffer. Braunshardt war dann nur noch einmal erfolgreich. Die
Büttelborner konnten durch Schnelligkeit und großen Eifer das
Spiel ſtets offen geſtalten. Ihre Hauptſtütze war der Torwächter,
der trotz der hohen Niederlage ſeine Sache ſehr gut machte. Auch
die Hintermannſchaft ſchlug ſich recht befriedigend, während der
Angriff, abgeſehen von der letzten Viertelſtunde, nicht ſeinen
beſten Tag hatte, Büttelborn hatte allerdings auch das Pech, die
Braunshardter in guter Form anzutreffen. Die zweiten
Mann=
ſchaften trennten ſich mit dem gleichen Ergebnis von 11:5 (5:2)
für Braunshardt.
Pferdeſpork.
Rennen zu Horſt=Emſcher.
Preis vom Roſenhügel. Dreijährige, 2000 RM., 1200 Meter:
1. Frl. Moslers Elmar (Bieklke), 2. Meerjunge, 3. Schwertknauf,
4. Dorita. Toto: 60; Platz: 14, 18, 27, 32. ½—2. Ferner:
Pela=
doras, Muſterknabe, Siſikon, Strachan, Oder, Viſta, Wundermaid,
Pieta.
Preis von Gelſenkirchen. 2500 RM., 1600 Meter: 1. Pfieffers
Voltaire 2 (Glenz), 2. Agathon, 3. Champagner, Toto: 187; Platz:
24, 14, 20. 1—3. Ferner: Seebadett, Menelik, Selim, Aulos.
Rennen zu Hannover.
Polak. Ausgleich 2, Ehrenpreis und 2700 RM.: 1. Frau von
Opels Irländer (K. Narr), 2. Papageno, 3. Chrysler. Toto: 15;
Platz: 13, 21. Fünf Viertel — H. Ferner: Putz, Perlmuſchel.
Hannoverſcher Ausgleich. Ehrenpreis und 2000 RM., 1600
Meter: 1. Mülhens Falena (Höllein), 2. Stauff, 3. Musketier.
Toto: 46; Platz: 14, 15, 13. 3—H. Ferner: Andreas Hofer,
Ger=
lind, Schneefall, Verdi, Wiſſenſchaft, Tijuana.
Auf die Einladungen der Deutſchen Turnerſchaft zur
Teil=
nahme am Deutſchen Turnfeſt in Stuttgart haben Vizekanzler
von Papen und Reichsaußenminiſter Freiherr von Neurath
mit=
geteilt, daß ſie dem Feſte beiwohnen werden. Der Reichspräſident,
Herr von Hindenburg, der am Beſuch verhindert iſt, wünſchte der
Veranſtaltung vollen Erfolg.
Wekkerberichk.
Hoher Druck lagert immer noch über dem Feſtland und wirkt
ſich weiterhin auf den Witterungscharakter aus. Wenn auch durch
die angrenzenden Störungen vorübergehend feuchtmilde
Ozean=
luft zufließt und ſomit Bewölkung entſteht, ſo bleibt aber das
Wetter im weſentlichen trocken und warm.
Ausſichten für Dienstag: Teils bewölkt und teils aufheiternd,
warm und meiſt trocken.
Ausſichten für Mittwoch; Keine weſentlichen Veränderungen der
Wetterlage.
der fast geräuschlons
SFaußSauGEn
MAUZu. PFEIFEER
Ven RM. 79.-an
srurrgagr-Bornang
In jedem Fachgeschäft erhältlich
letzi
as hygienische Reinigungswesen
Dle hyglenisch verpackte
Toms Halnrarste
Jr. 10 in Ia Onalität „S4
bekommen Sie RUF in der 151
Parfümerie FRANK
Elisabethenstraße 9 (Alleinverkauf)
Damenrad
erſte Marke,
Garantie 41.—.
Grafenſtr. 20, Benz.
(4852b)
uu
Mathemat., reine u
angew., d. akad. geb
Lehrer. Vorber,a. alle
Ziele Nachh.
Witt=
mannſtr. 30, I. (109a
BIf
O4
Kurſe f. Anfänger
u. Vorgeſchrittene.
Beginn täglich!"
Kaufm. Stenogr.=
Geſellſchaft,
Schleiermacherſtr.
(3894a)
Klavierunterricht
Frau Nanny Kaiſer
konſ. gepr. Lehrerin.
Viktoriaſtraße 42, II.
Für Anfangsgr. u.
Vorangeſchr. gedieg
Ausbildg., Theorie.
Honorar mäß. (141a
wieder Beachtung.
Die Vorgänge im Wertpapierhandel,
die Gründe der Kursveränderungen
ete, behandeln täglich ausführlich
Berliner
Börsen=Berichte
ber: Karfunbelstein s Surel
Berlin G2/
Probenummern kostenlos.
Bezugsgeb. M. 50.- p. Quartal.
Wer Kauft ein erstklass
R
v. Selbſtg. geg. gute
Sicherheit ſof geſ.
Ang. u. N 88 Gſch. *
A
Konfektions- und
Manufakturen-Geschäft
an der Berestraße gelegen. Ia Haus
und Warenlager. Anzahl. ca. 20 Mill.
Rest gegen 4% Zinsen. Offerten u.
M. 108 an die Geschäftsstelle. (4879
Einige Bauplähe
in beſter freier Lage
(Oſtviertel.
Wald=
nähe)äußerſt
preis=
wert abzugeb. Näh.
zu erfahren bei
Architekt Fröhner.
Frankenſteinſtr. 79
Tel. 3841. (4821b
All. Lebensm.
Geſchäft
m. Nebenraum und
Kell., Verkehrslage,
günſtig zu vermiet.
Erforderl 800 Mk.
Anfr. u. N 107 Gſch.*
Gut erh. Kinderſp. geſ. Ang.
unt N97 Geſchſt.
Gbr. Damenrad zu
f. geſ. Ang. m. Pr.
unt. N 90 Geſchſt. (*
Lichtbilder
Zeugnisabſchriften
uſw. ſind für den Einſender wertvoll
u. werden in vielen Fällen dringend
benötigt. Unſere Auftraggeber
wer=
den daher gebeten, Bewerbungs=
Unterlagen jeweils ſchnellſtens
zurück=
zuſenden.
Auf Chiffre=Anzeigen keine
Original=
zeugniſſe einſenden.
Deucksachen-
jeder Art
in bester Ausführung schnell und preiswert
L. C. Wittich’sche Kolluchdruckerei
Darmstadt, Rheinstraße 23, 1. Stock, Zimmer 1
Fernruf 1, 2389 —2391, Nebenstedle 44 oder 14
1 Paket Schwanpulver
in 1½ Liter
kochend-
heißem Wasser
auflö-
sen u. erkalten lassen,
ergibt 3 Pfund schöne
weiche Seifenpaste
von vorzüglicher
Rei-
nigungskraft. Nichts
besseres u. billigeres
kann die Hausfrau zum
Abseifen verwenden
als die milde Seifen-
Daste aus
Schwanpul-
ver. Die Anleitung
steht auf jeder
Pak-
kung. Also: nicht nur
für die Wäsche,
son-
dern ebenso für den
Haushalt:
Dr. Thompsons
Dienstag, 11. April 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 101 — Seite 13
Roman von
Das Rätsel Choeiander / Seorg lon der Gsbelent.
7)
Copyright by Verlag L. Staackmann, Leipzig, durch Dr. Präger Preſſedienſt, Wien.
Zwei Tage nach dieſem Ereignis erhielt Doktor Wendlow
in ſeinem Münchener Hauſe folgende Drahtnachricht:
„Kommen Sie bitte. Man braucht notwendig Ihre Hilfe.
Schwarzenfeld.”
Vierundzwanzig Stunden ſpäter traf der Doktor auf der
Station von Schlehburg ein. Er ſprang aus dem Abteil, Herr
von Schwarzenfeld ſtand vor ihm er hatte den Gaſt mit dem
Wagen an der Bahn erwartet. Haſtig unterrichtete er ihn
nach=
dem ſie die erſten Fragen des Wiederſehens ausgetauſcht.
Während ſeiner zweitägigen Abweſenheit in der Stadt wäre
i Schlehburg kurz folgendes paſſiert:
Sein Frau hätte eines Nachts wieder einen ihrer ganz
ver=
rückten, quälenden und ſo beängſtigenden Träume gehabt. In
deſſen Verlauf hätte jäh ein entſetzlicher Schrei, ſcheinbar vom
Nebenzimmer her, die Stille der Nacht durchſchnitten. Gleich
darauf wäre ſie durch das Hereinſtürzen des Mädchens wie aus
einer Ohnmacht geriſſen worden.
Aber weiter. Nebenan, in ſeinem, des Barons Zimmer, das
man mit Gewalt habe öffnen müſſen, denn alle drei Türen ſeien
von innen verriegelt geweſen, hätte ein vermummter Kerl
leb=
los über dem Sofa gelegen, einen Hammer in der Fauſt das
Geſicht in die Kiſſen vergraben, als habe er ſich in tödlicher
Angſt von irgendetwas abgewendet und nach einem Verſteck
ſuchen wollen, wie ein vom Habicht überraſchtes Kaninchen ſich
in ein Gebüſch wirft.
Entſcheidung des Arztes: Herzſchlag. Seltſamerweiſe
Würge=
ſpuren einer Hand mit fraulich ſchlanken Fingern am Hals. Im
übrigen wäre dem Kerl recht geſchehen, da er auf einer Leiter
zum Fenſter herein geſtiegen und den Schreibtiſch mit einem
Dietrich geöffnet gehabt habe.
Wendlow meinte, an Ort und Stelle werde ſich ſicher eine
Erklärung finden laſſen.
Der Wagen rollte vor das Tor des Schloſſes, Frau von
Schwar=
zenfeld eilte dem Gaſt die Treppe hinab entgegen. Ihre Augen
blickten erregt. Sie zeigte ebenſo wie ihr Gatte beim Empfang
des Doktors eine faſt geſchäftige Herzlichkeit, als ſei ihnen da
wirk=
lich ein Helfer aus Gefahren erſchienen. Sie ſagten das auch, als
ſie Wendlow die dunklen Eichenholzſtufen hinaufgeleiteten, und er
mußte lächelnd abwehren, er ſei am Ende für die ihm zugedachte,
noch immer nicht genau bekannte Aufgabe ſchlecht geeignet. Sei
ein einfacher Einbruch aufzuklären, ſo müſſe das die Polizei kön=
nen. Sei da aber noch etwas anderes, nun, ſtatt daß ſich unter
ſeinen Händen ſolche Dinge entwirrten, pflegten ja, wie ſie
wüß=
ten, Wellen aus dem Menſchenleben umringenden Strom des
Ge=
heimniſſes an den Strand gerade ſeines Daſeins zu laufen.
„Bravol das iſt ja, lieber Freund, was wir ſuchen,”
entgeg=
nete der Baron, „und warum ich mich beſonders freue, daß gerade
Sie einige Zeit in Schlehburg zu Gaſt ſein wollen. Denn die
Dinge, die hier geſchehen, ſpotten jeder vernünftigen Erklärung
durch uns. Ja, ja, es iſt wirklich ſo. Seien Sie verſichert. Alſo,
das Unheimliche ſoll vor Ihnen nicht fliehen, es ſoll aus dem
Nebel endlich etwas Greifbares heraustreten, damit man ihm zu
Leibe gehen kann.”
„Ich bin bereit, die unbekannten Herrſchaften, wenn ſie ſich
zeigen, zu unterſuchen” ſcherzte Dr. Wendlow.
„Ich erlaube es aber nur, ſoweit das ohne Gefahr geſchehen
kann”, warf die Baronin mit gedämpfter Heiterkeit ein. „Auch
Traumgeſtalten haben etwas Aengſtliches.”
„Nur für den, der in einer Puppe eine Hexe oder einen böſen
Zauberer ſieht.”
„Alſo nur für Kinder?‟ Die junge Frau ſchmollte leiſe.
Wendlow blieb durchaus heiter, auch als die anderen immer
wieder von dem Vorgefallenen redeten.
Erſt in ſpäter Nachtſtunde wurde das Geſpräch abgebrochen.
Herr und Frau von Schwarzenfeld geleiteten ihren Gaſt noch an
die Tür ſeines Zimmers, wünſchten ihm eine gute Nacht und
ver=
ließen ihn dort.
Wendlow beſah ſich den Raum noch einmal, während er ſich in
aller Ruhe auskleidete. Ein Strauß friſcher Feldblumen ſtand auf
dem Tiſch. Ein Lehnſtuhl war an die Stehlampe gerückt. „Sieh
da,” dachte er, „wie freundlich und behaglich das iſt.” Trotz der
kleinen Fenſter, über deren Sandſteinwände der Efeu mit
lan=
gen, grünen Armen griff, war dies Zimmer ganz neuzeitlich, ohne
romantiſche Eigenart. Hier konnte man ſchon einige Zeit
aus=
halten.
Das ganze Haus ſchlief in dieſer Nacht traumlos und feſt.
Am anderen Morgen führte Baron Schwarzenfeld ſeinen Gaſt
auf deſſen Bitte in das Zimmer neben dem damaligen
Schlaf=
gemach ſeiner Frau. Er hatte bisher einen Schreibtiſch darin
ge=
habt, auch hatte es ihm ſelbſt als Ankleidezimmer gedient, doch
war man dabei, die Zimmer anders zu verwenden und den Raum
unbewohnt ſtehen zu laſſen. Frau von Schwarzenfeld hatte am
Tage nach dem Einbruch ſofort ein anderes Schlafzimmer bezogen.
Der Schrei in der Nacht, das Auffinden des Toten machten es dem
Ehepaar unmöglich, ſich weiter Tür an Tür mit dieſem Raum
auf=
zuhalten. Wera hatte es ſeit jener grauenvollen Nacht nicht mehr
betreten können.
Wendlow ließ ſich an Ort und Stelle noch einmal alles
er=
zählen. Der Baron wollte ihm ſogar vorführen, wie tadellos die
Riegel funktionierten, als Beweis, daß niemand aus dem Hauſe
den Einbrecher drinnen überraſcht haben konnte. Doch Wendlow
lehnte mit freundlichem Lächeln ab. Er ſei heute überzeugt, daß
er, ſo wenig wie der herbeigerufene Polizeikommiſſar, jemals auf
dem Wege der üblichen Verſuche und Nachforſchungen hinter das
Rätſel kommen würde.
„Geheimnisvoll am lichten Tag,
Läßt ſich Natur des Schleiers nicht berauben,
Und was ſie deinem Geiſt nicht offenbaren mag,
Das zwingſt du ihr nicht ab mit Hebeln und mit Schrauben.”
„Nein, laſſen wir all den Kram, deſſen ſich der geſchulte Detektiv
bedient, beiſeite. Verſuchen wir, den Herzſchlag, dem jener
Bieder=
mann mitten in der Ausübung ſeines menſchenfreundlichen Berufs
erlag, da die Pforte zu natürlicher Erklärung ſcheinbar ſich nicht
öffnen will, auf ſozuſagen unntürlichem Wege zu enträtſeln. Nach
Lage der Sache müſſen wir ja wohl anehmen, daß der Mann
wirk=
lich etwas ihn Bedrohendes oder wenigſtens ihm bedrohlich
Er=
ſcheinendes geſehen hat. Sonſt hätte er nicht den mitgebrachten
Hammer krampfhaft umklammert gehabt. Der Verbrecher hat aber
nicht zugeſchlagen, ein Kerl, der wegen eines Totſchlags im
Zucht=
haus geſeſſen hat, alſo ſah er ſich keinem menſchlichen,
verwund=
baren Weſen gegenüber. Jedenfalls, da er im erſten Augenblick
zu ſeiner Waffe griff, kann der gellende Schrei, den alle im Hauſe
gehört haben, der alle aus den Betten rief, nicht der Aufſchrei eines
von einem Schlaganfall Gerührten geweſen ſein. Nein, der Kerl
hat etwas Entſetzliches geſehen, hat den Schrei ausgeſtoßen, ſich
abgewendet und ohne ſich zu wehren übers Sofa geworfen, oder er
wurde dorthin geſchleudert. Der Herzſchlag traf ihn erſt dann.”
„Das beweiſt auch die Stellung, in der man den Toten fand‟,
bemerkte der Baron, „und ſein Ausdruck. Als man die Tuchmaske
herabnahm, grinſte uns eine von Angſt verzerrte Fratze entgegen.
Auch ſahen wir gleich die Druckſtellen ſpitzer Finger.”
„Hat es im Schloß einmcl geſpukt?”
„Wir haben nie etwas gehört oder geſehen; bis meine Frau
mit einmal mir von eigentümlichen Geſichten ſprach.”
„Gut”, antwortete Wendlow, „ich möchte eine Bitte
ausſpre=
chen: Laſſen Sie mir mein Bett einmal in dies Zimmer tragen.”
Frau von Schwarzenfeld war den Herren nachgegangen, hatte
vom Gang aus hereingeſehen und des Doktors Wunſch gehört.
„In dies Zimmer? Ihr Bett?” rief ſie erſchocken. „Unmöglich!
Niemals!”
(Fortſetzung folgt.)
Für die Harwoche!
Eier-Gemüse-Mudeln
..60, 48, O0 A
1 Pfund
Pflaumen, Calif.
.. . 45, 35, R0
1 Pfand
Mischobst, fein
..5. 3,
1 Ptund.
Aprikosen, fein
Pfund . . . . . . 60, 55, 94g
Sied-Eier
10 Stück.
Deutsche Frischeier A
10 Stück . . . . . . . ..
Enten-Eier
10 Stück. . .
Bestes Auszugsmehl
.
5 Pfund .
Feinstes Blütenmehl
„
5 Ptund
Schöne helle Sultaninen
1 Pfund.
Th. & G. Vanilinzucker
4 Beutel .."
Th. & G. Backpulver
2 Beutel..
Oster-Vollm.-Schokolade
3 Tafeln 4. 100 gr. .
Knickebein-Eier
0 Stück
Schokoladen-Hasen
in allen P eislagen
Th. & G. Kaffee-Festmisch.
½ Plund".
„Weine vom Faß;
Deutscher Rotwein
0e
Liter
Deutscher Weißwein
1 Liter
Deutscher Wermuthwein
10.
..
1 Liter .
Malaga, golden
1.10
1 Liter
G.
20,
Thams & Harfs
m. b. H
Karlsstraße 7 Kaupstraße 22
Landwehrstraße 1, 4894
i ELr
Anſtänd. Mädchen,
16 J. welches 2 J.
die Haush.=Schule
mit g. Erf. abſolv.,
ſucht p. ſof. bis n.
d. Spül. p. Stellg.
Angeb. unter N 89
a. d. Geſchäftsſt.
das ſchon
Mädel, in guten
Häuſern war. perf.
im Kochen u. Näh.
ſowie all.
vorkom=
mend. Hausarbeit.,
ſucht paſſ. Stelle.
(Schläft ev. z. Hſe.)
Offerten u. N 110
a. d. Geſchäftsſt.
Flß. ord. Mädchen
vom Lande, 22 J.,
ſucht Stellung 1. 5.
od. 15. 5. Angeb. u.
N 96 an Geſchſt. (*
Beſſere Dame für
Propaganda geſ. (*
½ Tage, a.
Anfän=
gerin. Ang.N 98 Gſt.
Wie hält man
falsche Zähne
fest u. sicher den ganzen Tag?
Es ist nicht nötig, daß Sie in Verlegenhett ge
raten, wevn Sio darav denken, daß ihr Gebit
beim Sprechen Lachen, diesen oder Bauen fallen
oder rutschen könnte. „Dentollx” ein neues
erprobtes antiseptisches Pulver stelt Sie sofor
zufrieden. Streuen Sie ein wenig „Dentollx”
auf die Platte und Sie werden alle Undeguem
lichkelten vergessen. Besorgen Sie es sich noct
heute, Preie per Streudose nur 1.— Mk. F. Hugert
& Co., Niederlahnsteln/Rh. Bestimmt erhältl.
Drogerie F. Schaefer, Ludwigsplatz 7.
1.3171
Daderwellen
in höchſter Vollendung. (3610a
Dauerwellen-
Ph. Gaydoul spesialist
Mühlſtr. 7, Tel. 4467, zw. Dieburg. u Erbacherſtr.
Rint Lar!
Hee ete
Henele ntn
I. 80 34
Junges fleißiges E
Mädchen
f. Herrſchaft
tags=
über geſ. Ang. mit
Lohn u. N 100 Gſt.
Jung. Mädchen an
Nachmitt. z. Kind
geſ. gegen
Klavier=
unterricht. Ang. u.
103 a. d. Geſch.*
für kl. Einfamil.=
Haus z. 1. 5. nach
außerhalb tüchtig.
geſundes, ſolides
Alleinmädchen
geſucht. Erfahren
Kochen u. all.
häus=
lichen Arbeit. Gut.
Gehalt. gute
Be=
handlung! Offerten
mit Zeugn..
Photo=
graphie.
Gehalts=
ford. unter N 115
a. d. Geſchäftsſt.
M
Zweckſparkaſſe
vergibt
General=Agentur
an tüchtige Kraft.
Angeb. unt N 116
an die Gſchſt. (4888
Flk. anſt. Mann
mögl. gel. Gärtn.
einige Tage ſof.
geſucht. Hotel
Prinz Karl.
Gute
zeuſiſfigt.
Reiſende
a. Damen, geſucht.
Hohe
Verdienſtmög=
lichkeit w. geboten.
Zeitſchriften=Vertr.
Karlſtr. 39. (4908
Vertreter
z. Beſuche von
Be=
hörde u. Induſtrie
in e. erſtkl. eingef.
Gebrauchsartik. bei
hoh. Verd.
Schließ=
fach 1029
Mann=
heim2. (IIMhm4871
Herrenzimmer
faſt neu, preiswert
(auch in Ratenz.)
umſtändeh. zu
ver=
kaufen. Offerten u.
N 119 Geſch. (4910
Gelegenheitskauf!
1 Eiche mit Nußb.
vol. Schlafzimmer
für 300 ℳℳ, 1
Gold=
birke pol.
Schlaf=
zimmer für 500 ℳ
zu verk. Schreinerei
Barkhausſtraße 16
Staubſauger (*
fabrikneu, weit
un=
ter Preis zu verk
Walter. Waldſtr.50.
Sicherer Verdienft!
Junge ledige Männer oder unabhäng.
Frauen, die 200—300 RM. als
Sicher=
heit bei einer Sparkaſſe hinterlegen
kön=
nen oder Bürgen haben, werden ſof. als
Berkeiler bzw. Berkeilerinnen
(auch nebenberuflich) eingeſtellt.
Eil=
angebote unter N 93 a. d. Geſchäftsſt.
Friedrich Wilhelm
Lebensverſicherungs=Aktiengeſellſchaft,
Subdirektion Frankfurt a M.
Wir ſuchen zum ſofortigen Eintritt
haupt= u. nebenberufliche (IV.4664
Mitarbeiter
zu günſtigen Bedingungen.
Nicht=
fachleute werden gründlich
einge=
arbeitet. Vorzuſtell. mit Ausweis:
Mittwoch, den 12 4 33, vormitt. zwiſchen
10 und 12 Uhr im Bahnhof=Hote.”
Zur Konfirmation
oder Kommnnion
Goldn, Armband m.
An=
hänger (Kaiſer Friedr.)
10-M. 2 Konzert=
Zithern (Prof.
Graß=
mann), Hirſch und
Nehgeweih zu verk.
Ahaſtr. 10, III., I. (*
Harfenzither
18.— Mk. wie neu.
Seidl, Stiftsſtr. 77 /*
Guterh.
Herrenzim=
merſofa (rotes
Fran=
zoſentuch) m.
ver=
ſtellb. Seitenlehnen
u. ſepar. Rückwand
in braun. Eiche beſte
Roßhaarfüll. Abzug.
Roquettew. 33 (4907
Faſt neu.
Treppen=
läufer (Bouelé)
16½ mlg., preiswert
z. verk. Anz. vorm.
Viktoriaplatz 9, pt.*
Chai elonque, 14 ℳ. zu
verk. Steinacherſtr I.p.*
wolen sie
beſon=
dereVorteile?
dann gehen Sie
zum
Möbel=Müller
Größte Auswahl!
Schlafzimmer
von X 250.- an
Wohnzimmer
kpl. b. K 295.- an
Küchen.
von X 30.- m
MöbelMäller
CMarlstr. 47-491-
Schreibliſch
Eiche od. Eiche mit
Nußb., prima Arb.,
mit 4 engl. Zügen,
RM. 65.— u.
RM. 72.—
2. J. Menger,
Möbel= u.
Betten=
haus. Darmſtadt.,
Bleichſtr. 17. (138a
Gelegenheit!
Büfett, eiche, 2 Mtr.
Kredenz, zuſ. 245.—,
1 Wohnzim.=Schranr
mit Schreibplatte
nur 185.—
1 Poſten Kapok=
Matratzen, beſter
Ausführung, billigſt.
Küchen
neueſte Modelle,
billigſte Preiſe.
Gg Mederle
Bleichſtraße 27
Werkſtätte (4211
Rr
711
Rölnisch Wasser.
Seife
Sahr mild. Kür zarte.
ampfindliche Jaut.
Die rechte Oster gabe — 4711‟
Wie schaltvoll ist ihr fein würziger Duß — wie
herrlich ihre köstliche Stärke, ihre nachhaltig
er-
frischende Kraft. Vorbildlich wie die weltbekannte
4711 sind auch die übrigen 111 Schöbfungen —
all die erlesenen Seifen, Cremes, Puder
und Parfums, die wie jedes 2711
Erzeug-
nis die Zahl als Bürgschafe für Echtheit
und hervorragende Güte tragen.
Geschenk-Packmge: BK 1.50 bis 3.55 * Original-
Raschen: BK 1.37, 2.20, 3.30 * Flasche in Ei-Form:
Mf 2.60 • Flasche "Herren-Format‟: 94 9.50+ 711:
Kölnisch Wasser-Seife: 1 Stück 50 Pfg.; Karton mit
3 Stück RM 1.40.
Roederherd lks.
zu verkaufen.
Her=
derſtraße 22.
Tiſchm. dickroh.
Holz=
platte, eintür.
Klei=
derſchrank zu verk.
Arheilgerſtr. 90, II.
Speiezlun ge.
Schlafzimmer
Eiche m. Nußbaum
verk. äußerſt billig
Schreinerei Uhland
Karlſtr. 54. *
Tennisſchläger.
wenig gebr., mit
Spanner. Oelhaut
u. 3 Bällen preisw.
z. vk. Anzuſ. zwiſch.
2 u. 3 Uhr:
Eliſa=
bethenſtr. 25½, II.I.
Diwan u.
Waſchmaſchine
umzugshalber bill
z. verkaufen. (4909
Karlsſtraße 37, I.
Mod. Kinderwagen
(faſt neu) für 15 ℳ
zu verkaufen.
Orangerieſtr.
Nur einmal
Goldbirke Schlafzi.
ur 345.—.
Möbelhaus
Saalbauſtraße 4.
Faſt neues modern.
Marken=Piano
u. moderne wenig
geſp. ſpottbill. beis
Fiſcher Rhönring 79
Lodenmantel, grau.
neu mittl. Gr., ſt.
40 f. 25 ℳ, Sport=
Anzug, neu, ſtatt 75
für 35 ℳ zu verk.*
Heinrichſtr. 76, pt.
Fahrradgummi
ſeit über 25 Jahr
Spezialität.
Carl Lorſch,
Rep.=Werkſtätte
f. Fahrräder,
Näh=
maſch. Darmſtadt
Pankratiusſtr. 2½4.,
(4906b)
Radig
Gelegenheitskauf!
Hochwert. 2=Kreis=
Schirmg.=Netzempf.,
Modell 1932, ſehr
billig zu verkaufen.
Radio-Ekage
Grafenſtraße 12, I.
(4880)
Billige (4010
Schradreiſen
BENZ
Grafenſtraße 20.
Kompl.
Schloſſer=
werkſtatteinrichtung
und
Fahrraderſatz=
teillager zu jedem
annehmbar. Preis
zu vk. 1 To. Ford=
Lieferwagen bill.
vk. od. z. vertauſch.
K. Groh Griesheim
Schöne Weiberg. 35
Gebr. Sofa
billig z. vk. Magda
lenenſtraße 11, I.
(48r)
Kurbelſtickmaſchine
u. kl. Ladeneinricht.
günſtig z. verkauf.*
Ang. u. N 118 Gſch.
Guterh. ſchw. Piano
zu verkaufen. Ang.
u. N 102 an Gſt. (*
Kätzchen zu verſchenk.
Karlſtraße 66, III.
Tel. 3194. (4921
2friſchmelk. Ziegen
zu verkf. 1 u. 2
Näh. Geſchäftsſt. (
Junger Fox
(Drahthaar)
geſucht. Näh. Gſchſt.
(4893)
Seite 14 — Nr. 101
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 11. April 1933
Aus einer
Honkar Sikasse
werden gegen Barzahlung verkauft:
1) Probatröster mit Kühlsieb, 150 Pfund
fassend, mit Elektro-Motor 5 PS,
An-
lasser und Schalter, Transmission ca
5 m, 3 Riemenscheiben.
2) 6 Standfässer, je 150 Pfund Kaffee
1assend mit Ausla f. Schaugläser und
gemeinsamen Gestell.
3) Verschiedene Büro- und
Lagereinrich-
tungsgegenstände,
(4897
Besichtigung: Zwisch. 10 und 4 Uhr,
Bismarckstraße 130 in den Räumen der
Fa. Lorenz & Uschmann.
Der Konkursverwalter:
Rechtsanwalt Löhlein.
Heute undl folzende Tage die
gewaltige schauspielerische Leistung
Asta Nielsen, die größte Tragödin
des Films in
Bettfedern-
Reinigung
Barchent — Deckbett 3 ℳ — Drelle
v. Matratzen v. 7.ℳ an
Hularbellen mod. v. Polstermöbel
Alleinige Entmottungs- und
Entstaubungs-Anlage
Voranschl. gratis
1a Referenzen
K. Roth, Magdalenenstr. 11
Telefon 1084 1089a
Bis auf Weiteres der große
Erfolg!
Dolores del Rio in ihrer
neuesten Rolle:
Ldana
Eine Schreckensnacht auf Hawai.
Die Geheimnisse des Südsee-Zaubers,
ein erregendes Liebesdrama zwischen
einem Europäer und einer Südsee-
Insulanerin. (V.4900
Dazu das aktuelle Beiprogramm.
Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr.
Bis auf Weiteres
Ein neuer Ufa-Film der ein
Menschen-
schicksal in ergreifenden Bildern
schildert.
Tony van Evck
Hans Braugewetter in:
Perser-Teppiche
Wegen dringender Verpflichtung
einige selten schöne
Perser-Teppiche und
nur feinste Prove-
Brüdken niensen (Teheran,
Keshan nsw.) zujedem annehmb
Preis zu verkaufen. Angeb. brieflich
u. N. 113 an d. Geschäftsst. (1V4870
Unmögliche Liebe
Nach dem Roman von A. Schirokauer.
Weitere Mitwirkende:
H. Rehmann, Ellen Schwannecke,
Ery Bos, A. Pointner u. a.
Regie: Erich Waschneck.
Es ist das Schicksal einer reifen
schönen Frau, die ein spätes
Liebes-
glück mit einem Künstler erlebt —
erschätternd und mitreißend. Dieser
erste Tonfilm der berühmtesten
Film-
schauspielerin schafft ein
künstlerisch-
menschliches Erlebnis.
Dazu das gute Beiprogramm und die
neueste Fox-Tonwoche die u. a. den
Tag von Potsdam bringt.
Beginn: 3.45, 6.00 und 8 20 Uhr.
das ſchöne Klingenbers
ſund den Gaſthof „Goldenes Faß‟
Penſion mit beſter Verpflegung.
Spezialitäten: Klingenberger Rot=
wein /Eigenbau),friſcheMainfiſche.
Tel. 2, Beſ.: Adam Spalt. (V 4568 Brennabor=
Räder
mit Außenlötungs=
muffen, verchromt,
ℳ 61
Carl Lorſch,
Rep.=Werkſtätte,
Darmſtadt.
Pankratiusſtr. 2½4.
(4905b) Teppichreinig.
ſachgem. pr. Ausf.
b. billigſt. Berechn.
Reinigungs=Inſtit.
Eliſabethenſtr. 31,
Ibel & Lotz, T. 46.
(4887a) Wer gibt Maſchin.=
Strickarbeiten aus?/
Es werden alleſ
Kleidungsſtücke an=
gefertigt. Geſchmack=
volle, ſaubere Aus=
führung f. Privat
u. Wiederverkauf.
Anfr. u. N 91 Gſch. ii
K14
Was wissen denn
Männer
Der Film bebandelt eine Frage, die
schon so manchen Eltern gestellt
wurde. Die Seele der heranwachsenden
Jungend. — Ein verzweifeltes Mädchen!
ringt in seiner Not — weiß nicht ein
noch aus — Grausam steht dieser
Jngend das Leben gegenüber
dieser Film geht alle an.
Dazu das reichhaltige Beiprogramm.
Beginn: 3.45, 600 und 8.20 Uhr
Emaillieren! Großes Haus
Pankratiusſtraße 31
(4557a)
Standarte 115
Sturm 7/115
Hessisches
Landestheater
Dienstag
11. April 1933
Der 18. Oktober
Schauspiel von Schäfer
Preise 0.50—4.50 Mk.
Gebr. ſtab. H.=
Fahr=
rad (Exz.) bill. abz.
Eliſabethenſtr. 35.
(4917)
Musikhaus
Max Gerbert
Kunstgeigenbauer
befindet sich jetzt (49us
Schuchardstr. 13.
* Urschel noch
Billiger ....
20) Rabatt
aut einen gr. Posten
Fahrräder
jetzt Kirchstraße 21
gegenüber Hublitz. (202a
Heute eröffnen wir
in der Elisabethenstraße 25 ½
(Haus Donges u. Wiest)
eine Schuhreparatur-
Werkstätte
Verarbeitet wird erste Oualität,
vor-
wiegend Eich enloh-Gruben-Gerbung
zu den billigsten Prelsen.
(siehe Schaufenster) (4881
Karl Hunsuinger & Sohn.
G13 (Gr. 3u.4)
A6
Toer Tau
im Orpheum ist für heute Dienstag, 11. April
werlängert!
Karten im Vorverkauf: Sturmlokal Wannemacher,
Bleichstraße 32, Zigarren-Meder, Rheinstraße 12,
Verkehrsbüro und Orpheums-Kasse.
S. A. gegen Vorzeigen des Auswelses halbe Preise
Nur Orpheums-Kasse.
(4020a
Auf in’s Orpheum!
Kleines Haus 20bisnach 22.30
Der Wildschütz
Komische Oper von Lortzing
Preise 0.80—4.50 Mk.
Geschäftsverlegung.
Mein seit 34 Jahren bestehendes
Lebensmittel- und Fischgeschäft
Karlsstraße 47
habe ich mit heutigem Tage nach
Ludwigsstraße 18
verlegt.
Für das mir in den langen Jahren bewiesene
Entgegen-
kommen, danke ich herzlichst und bitte mir dasselbe
auch in meinem neuen Geschäfte bewahren zu wollen.
Mit aller Hochachtung
L. A. Fertig.
4896)
Der neue Frühjahrs=Kut
ist da!
SlE sind überrascht von der großen
Auswahl inden neuest. Formen
und Farben und staunen über
die neuen niedrigen Preise.
Musikwerein
Mittwoch, 12. April 1933, 20 Uhr, in der Stadtklrche
Geistliches Konzert
in der Karwoche
Werke von Stradella, Bach, Händel,
Beethoven, Hugo Wolf, Reger, Bodo Wolf
Mitwirkende: Anny von Stosch, Joh. Draht,
Dr. Schmidt-Isserstedt (Violine)Studienrat Borngässer
4546b)
Preise 1 —4 RM.
Vorverkauf Buchhandlung Bergsträßer. Wilhelminenstr.
In meinem Spesial-Geschäft haben
Sie die Gewähr Qualitätswate zu
kaufen. Sie werden hier vom
Fachmann beraten.
HUT.TITZE
Elisabethenstraße 4.
Le
A
e
B6oial
Dauerwellen unerreicht haltbar (4218b Maturschöne Wellen Modernste Apparate Kanzler & Sohn Telefon 2215 Schulstraße 12füc’s Fahrrad
SagelrRig
Fernsprecher 3403
seither Schützenstraße 10 (4407a
jetzt Karlstraße
(gegenüber dem Cymnasinm)
Neu! Siemens
Ra=
ſier=Maſchine, elekt.
Taſchenlampenbatt.
Unverb. Beſ. Kein
Meſſ., kein Raſ.=Ap.
Ang. N 99 Gſchſt. (*
Buchs
50—60 Meter, auch
einzeln abzugeben.
Meter 60 Pfg.
Näheres Geſchaftsſt.
von 50₰ an, große Auswahl.
(4916
Kaufhaus für
Fabrradbedarf
PENZ Grafenstr. 30
Ernst-Ludwigst raße 1
Der ewig unerbittliche Kampf
der Menschen gegen die
Ge-
walten der Natur
II HELLIGEN ANSSERN
Miefe
mit KARIN HARDT
der neuen deutschen Filmgröße.
Jugendliche zugelassen.
Vorschau auf das:
Osterfest-Programm:
Ein deutscher Tonflm, der
im ganzen Reiche
Begeiste-
rung erweckte, in
Erst-
autführung:
2 2 2 2 2 2 2 2 2
Deutſche Eier 10 St. von 78 J an
Deutſche Butter . ½ Pfund 55 J
Pf. Schwabenh. Weißwein
in Literflaſche 75 9
Toh. Fornoff, Lebensm.
Telefon 1190 Taunusſtraße 15
Noch /Tagabwarten
Ab morgen bringen wir fertige
Bamenmäntel
in einer Auswahl, die Sie überraschen
wird, dazu noch in Preislagen, die eine
Sensation bedeuten. Es bietet sich damit
Gelegenheit, fertige Damenmäntel ailer
Art in Darmstadt in einem „christlichen
Unternehmen” einzukaufen.
So ein Vergnügen!
Für 15 Pfennig ein Päckchen Ostereier-
Cellophan und 10 große Sied-Eier für
88 Pfennig — von Becker, versteht sich,
denn sie sollen ja frisch und
rein-
schmeckend sein. Machen Sie sich und
Ihren Kindern auch solche Osterfreude.
voerkau hi Jacob Becker
Ernst-Ludwigstr. 20, Fernruf 1883
4885) Lieferung frei Haus.
In reicher Auswahl führen wir
WOLLSTOFFE
S E D E N
S A M E
DAMENHUTE
P E 2 E
S P TZEM
MODEARTIKEL
KURZWAREN
und ab morgen:
DAMENMANTEL
Besichtigen Sie die Schaufenster!
odehaus
Uer V
Ludwigsstraße