Darmstädter Tagblatt 1933


27. März 1933

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſi. Tagbl. geſtattet.
Nummer 86
Montag, den 27. März 1933.
196. Jahrgang

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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streit uſw erliſcht
ſede Verpflſchtung auf Erfüllung der Anzelgen=
aufträge
und Teiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konkurs oder gerichtiſcher Beſtreibung ſäll jeder
Rabalt weg. Banſlonto Deutſche Bank und Darm=
ſtädter
und Naiſonalbank.

Es geht um Krieg oder Frieden
Erklärungen des franzöſiſchen Außenminiſters auf dem Bankeli der Friedensfreunde‟. Widerſtand
gegen Mufſolini=Plan. Angſt vor Reviſionsabſichken der Beſiegken.

Krilik an Macdonalds diplomgkiſchen
Mekhoden.
EP. Paris, 26. März.
In der Rede, die Außenminiſter Paul=Boncour heute
heute abend auf dem Bankett der Friedensfreunde‟
hielt, erklärte er u. a., in den nächſten Monaten gehe
es um Krieg oder Frieden.
Die Abrüſtungskonferenz müſſe zu einem Ergebnis
kommen; ihr Mißerfolg würde ein Wettrüſten be=
deuten
. In dem kürzlich von den engliſchen Freunden unter=
breiteten
Plan begrüße Frankreich die Konſekrierung eines Teiles
der im franzöſiſchen Plan enthaltenen Prinzipien. Peſſimis=
mus
erſcheine gegenwärtig zum mindeſten verfrüht, aber das
gelte nur unter der Bedingung, daß, bevor die Abrüſtungsfrage
nicht gelöſt ſei, man nicht andere Probleme aufwerfe, die
die öffentliche Meinung noch mehr beunruhi=
gen
, und zwar ganz unnötigerweiſe, weil man
nicht vorher die Mittel und Wege feſtgelegt
habe, um dieſe Probleme zu löſen.
Der Außenminiſter betonte ferner, daß die Weltwirt=
ſchaftskonferenz
von Frankreich ernſthaft vorbereitet
werde und verbreitete ſich in allgemeinen Ausführungen über die
Notwendigkeit, internationale Verhandlungen
vorher genügend diplomatiſch vorzubereiten,
wenn ſie zum Erfolg führen ſollen.
Zu dem Muſſolini=Plan übergehend, erklärte Paul=
Boncour: Wir begrüßen die Hoffnung, daß ein neues vorberei=
tendes
Element für einen ſpäteren Meinungsaustauſch aus den
Beſprechungen reſultieren kann, die in der letzten Woche in Paris
und Rom ſtattgefunden haben und außerdem die Vorſchläge, die
aus dieſen Beſprechungen hervorgegangen ſind. Eine engere, be=
ſtändigere
Zuſammenarbeit unter den vier weſtlichen Großmäch=
ten
, den ſtändigen Mitgliedern des Völkerbundsrats, im Geiſte
und im Rahmen des Völkerbundes könne zu einer Löſung vor den
regulären Organen des Völkerbundes beitragen. Dieſe Zuſam=
menarbeit
an und für ſich ſchon wäre ein Element der Entſpan=
nung
und der Beruhigung in einem Augenblick, wo auf unſerem
Geiſt ſoviel Unruhe laſtet. Dieſe Zuſammenarbeit wird um ſo
beruhigender wirken, als die vier Großmächte auf der Grundlage
des Völkerbundspaktes zuſammenarbeiten.
Der Redner ſchloß mit dem Ausſpruch Herriots: Der Völker=
bundspakt
, nichts als der Völkerbundspakt, der ganze Pakt iſt und
bleibt der Leitſatz der franzöſiſchen Politik.
Abkehr der engliſchen Preſſe
von der Hekkampagne.
WTB. London, 26. März.
Die Erklärungen, die Reichsminiſter Göring geſtern vor
einem Teil der Berliner Auslandskorreſpondenten abgab, wer=
den
von der Preſſe allgemein abgedruckt,
Sunday Expreß veröffentlicht eine längere Erklärung Dr.
Goebbels, worin dieſer betont, daß die nationale Revolution mit
beiſpielloſer Diſziplin durchgeführt worden iſt und daß als Ur=
heber
der haarſträubenden Geſchichten die gleichen Leute in Frage
kommen, die für derartige Meldungen auch während des Krieges
verantwortlich waren. In Deutſchland könne jeder tun und
laſſen, was er wolle, ſolange er ſich innerhalb der Grenzen des
Geſetzes halte. Die Juden könnten ungeſtört ihren Geſchäften
nachgehen und genöſſen den gleichen Schutz des Staates, wie jeder
andere Bürger.
Sunday Dispatch ſchreibt: In England werden von Leu=
ten
, die ihm nicht Freund ſind, Verſuche unternommen, die ge=
ſpannte
Lage, die ſich in Deutſchland infolge der zwiſchen Juden
und anderen Teilen der Bevölkerung beſtehenden Bitterkeit er=
geben
hat, auszunutzen. Es beſteht die ernſte Gefahr, daß, wenn
nicht ſchnell Schritte unternommen werden, das engliſche Volk
von dieſer Agitation loszulöſen, die guten Beziehungen zwiſchen
Deutſchland und England ſchwer gefährdet werden. Ein Teil der
böswilligen Propaganda gehe von dem Rat der britiſchen Kriegs=
gegner
aus, die von Moskau finanziert würden.
Das Blatt veröffentlicht dann das Beruhigungstelegramm
der jüdiſchen Frontſoldaten an Amerika.
Geſtern abend iſt, dem Blatt zufolge, bei Marble Arch, dem
Brandenburger Tor Londons, ein Mann mit einem Hakenkreuz
von acht bis neun Männern angefallen worden, die jedoch beim
Erſcheinen der Polizei das Weite geſucht hätten.
Sunday Times gibt in einem Leitartikel der feſten Hoff=
nung
Ausdruck, daß die deutſche Regierung weitere Schritte unter=
nehmen
werde, ihre extremiſtiſchen Elemente zu zügeln. Die
Boykottbewegung jüdiſcher Geſchäfte gegen deutſche Waren iſt
übrigens von der oberſten Vertretung aller im Britiſchen Reich
tebenden Juden, die heute unter dem Vorſitz Profeſſor Laskis von
der Londoner Handelshochſchule hinter verſchloſſenen Türen eine
dreiſtündige Sitzung abhielt, nicht offiziell unterſtützt worden.
Profeſſor Laskis gab nach Beendigung der Sitzung Erklärungen
ab, in denen es u. a. heißt, daß der Streit nicht gegen Deutſch=
land
als Staat gerichtet ſei, und daß die Deutſchen das Recht
hätten, ihre Verwaltung ſo zu führen, wie es im Einklang mit
ihren eigenen politiſchen Anſichten ſtehe. Der Streit gehe viel=
mehr
gegen die Degradierung von Juden zu zweitklaſſigen
Bürgern.

Nachprüfung der ſeit 1918 in Heſſen
Eingebürgerken.
Der Staatskommiſſar für das Polizeiweſen in Heſſen, Reg.=
Rat Dr. Beſt, hat angeordnet, daß alle ſeit 1918 in Heſſen er=
folgten
Einbürgerungen einer Nachprüfung hinſichtlich volks=
fremder
Elemente unterzogen werden ſollen. Die Maßnahme
dient als Vorbereitung zur Durchführung der von der Reichs=
regierung
in Ausſicht genommenen Maßnahmen auf dem gleichen
Gebiet.
Der Staatskommiſſar hat weiter an die Kreisämter, die
ſtaatlichen Polizejämter und das Landeskriminalpolizeiamt eine
Bekanntmachung gerichtet, in der es u. a. heißt: Zur erſten
Einleitung einer bewußt völkiſchen Politik iſt erforderlich:
1. die Zuwanderung von Ausländern oſtjüdiſcher Nationalität
abzuwehren, 2. ſoweit ſolche Ausländer ſich zur Zeit noch
unbefugt im Inland aufhalten, ſie zu entfernen, 3. von der Ein=
bürgerung
oſtjüdiſcher Ausländer bis auf weiteres abzuſehea.
Der Reichsminiſter des Auswärtigen wird die deutſchen
Vertretungen im Ausland anweiſen, Geſuche um Erteilung des
Einreiſeſichtvermerks dieſer Ausländer grundſätzlich abzulehnen,
ſoweit nicht im Einzelfall zwingende Gründe entgegenſtehen. Iſt
letzteres der Fall, wird vor der Entſcheidung die Verbindung
mit den Innenreſſorts aufgenommen werden. Den Polizei=
behörden
, insbeſondere den Paßſtellen, woird erhöhte Aufmerk=
ſamkeit
und ſcharfes Vorgehen gegen die Zuwanderung von
Ausländern oftjüdiſcher Nationalität zur Pflicht gemacht. Gegen
Ausländer oſtjüdiſcher Nationalität, die ſich unbefugt im Inland
aufhalten, iſt im Rahmen der beſtehenden Geſetze und Staats=
verträge
mit Ausweifungsmaßnahmen vorzugehen. Von der
Einbürgerung von Oſtjuden werde ich bis auf weiteres abſehen.
Reichslandbund=Präfidenk
Graf Kalckreukh in Oberheſſen.
Lpd. Gießen, 26. März.
Der Heſſiſche Landbund und die NSDAP., Hauptabteilung V
(Landwirtſchaft) veranſtalteten zwei Kundgebungen in Lauterbach
und in Alsfeld. In beiden Veranſtaltungen ſprachen Reichsland=
bundpräſident
Graf Kalckreuth und Hauptabteilungsleiter Dr.
Wagner, M. d. R., über die wirtſchaftlichen und kulturpolitiſchen
Erforderniſſe der Zeit.
Graf Kalckreuth führte aus, daß die Worte der nationalen
Regierungserklärung zum Gemeingut des ganzen Volkes werden
müßten. Er hob das Verſtändnis des Reichskanzlers für die Land=
wirtſchaft
hervor, der zum erſtenmal in der Nachkriegszeit die Be=
deutung
der Geſundung des bäuerlichen Standes feſtgeſtellt und
der auch geſagt habe, daß er den Bauernſtand nicht wieder in die
Höhe bringen könne, wenn nicht der andere Teil des Volkes Opfer
auf ſich nehme. Aber zur Begründung habe er hinzugefügt, daß
das, was dem deutſchen Volke blühe, wenn die Landwirtſchaft zu=
ſammenbreche
, ungleich ſchlimmer ſei, als die Opfer, um die Land=
wirtſchaft
zu erhalten. Der Redner ging dann auf die wirtſchaft=
liche
Bedeutung der Landwirtſchaft ein und ſtellte entgegen der
bisherigen Meinung feſt, daß nur eine lebensfähige Land=
wirtſchaft
die Kaufkraft des Landes heben und damit die Ar=
beitsloſigkeit
einſchränken und beſeitigen könne. Er ſchilderte die
Entwickelung des Exportes, die auf Koſten der Landwirtſchaft und
der Inlandspreiſe die Arbeitsloſigkeit geſteigert und die Kaufkraft
gemindert habe. Eine exiſtenzfähige Landwirtſchaft aber habe nicht
nur Kaufbedürfniſſe, ſondern auch das Beſtreben, von den
Schulden herunterzukommen, wodurch eine Stär=
kung
der Kaufkraft eintrete. Notwendig ſei die Zinsſen=
kung
. Staatsminiſter von Rohr habe zum Ausdruck gebracht, daß
die Landwirtſchaft 4 Milliarden auf der Einnahmeſeite verloren
habe, während die Zinſenlaſt nur 1,5 Milliarden ausmache.
Für die Landwirtſchaft ſei in erſter Linie die Erhöhung
der Einnahmeſeite notwendig. Dieſe ſei raſch durchzufüh=
ren
und erfolgverſprechend. Das könne in der Veredlungs=
wirtſchaft
und in der Viehwirtſchaft erfolgen, da ¼
der Einnahmen des Bauern aus dem Stalle kämen. Ferner ſei
eine Umlagerung der Produktion notwendig, um nicht,
wie bisher, 40, ſondern 60 Prozent der Staatsverſorgung im
Lande vorzunehmen. Wir müßten zu Handelsverträgen
kommen, durch die die Veredlungswirtſchaft geſchützt ſei. Eine
Monopoliſierung ſei erforderlich, um die Länder zu berück=
ſichtigen
, die uns politiſch intereſſant ſeien. Die Preiſe brauch=
ten
nicht hoch zu ſein, denn man könne, noch die Koſten ab=
bauen
(Kommunen), die Zuckerſteuer und die Umſatzſteuer än=
dern
. Zum Schluß erklärte der Redner, daß der Vollſtreckungs=
ſchutz
, der Schuldner und Gläubiger zugute kommt, durch einen
Umſchuldungsſchutz, und zwar genereller Art, abgelöſt werden
müſſe, um Korruptionen zu vermeiden. Durch langfriſtige Amor=
tiſierung
müſſe es dem Bauern möglich werden, die Scholle zu er=
halten
und freie Hand zu bekommen, um ſeine Verpflichtungen zu
erfüllen.
Die Ende Februar auf Betreiben des Reichsernährungs=
miniſteriums
zwiſchen dem Feintalgſchmelzen=Verband und dem
Wirtſchaftsbund der Seifeninduſtrie für die Abnahme des tech=
niſchen
Talgs abgeſchloſſene Vereinbarung hat zu dem Ergebnis
geführt, daß die vorhandenen Reſtbeſtände abgeſetzt ſind.
Da nunmehr die geſamten beim Fleiſchergewerbe anfallen=
den
Ueberſchußmengen in der Seifeninduſtrie Verwendung fin=
den
, iſt ferner infolge der beſtehenden Preisvereinbarung eine
allgemeine Preisbeſſerung für inländiſchen techniſchen Talg ein=
getreten
, für den jetzt 10 bis 14 RM. je Dz. über den Welt=
marktpreis
bezahlt werden.

Der Rundfunk
im Dienſte des nakionalen Aufbaues.
Ab 1. April Slunde der Nakion.
CNB. Berlin, 26. März.
Der Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda
Dr. Goebbels begrüßte geſtern die Intendanten und
Direktoren ſämtlicher deutſchen Rundfunkge=
ſellſchaften
und führte bei dieſer Gelegenheit aus, daß die
Auffaſſung, die Arbeit des Rundfunks ſei Selbſtzweck nicht ſcharf
genug zurückgewieſen werden könne. Die nationale Revolution
werde ſich auch die Rundfunkhäuſer erobern. Der Rundfunk dürfe
nicht von blaſſen Theorien leben, die er in den vergangenen Jah=
ren
oft gepflegt habe. Nur mit Hilfe glutvoller Ideale
könne man ein Volk erobern. Der Rundfunk ſei eine Sache, an
der man ſich freuen ſolle. Geiſtig, willensmäßig und techniſch
müſſe er auf einer Höhe ſtehen, die dem Erneuerungswillen der
Regierung der nationalen Erhebung würdig ſei.
Der Rundfunk gehöre dem neuen Deutſchland und werde von
dieſem in den Dienſt des nationalen Aufbaues geſtellt. Das Volk
habe ein Anrecht darauf, durch den Rundfunk zu erfahren, was in
Deutſchland vorgehe. Der Rundfunk habe deshalb die Pflicht,
aktuell zu ſein und Langeweile zu vermeiden. Die Weiſungen für
ihn gebe die Regierung. Man brauche aber keine Angſt zu haben,
daß ſie es kurzſichtig tue Die Männer, die am 30. Januar die
Macht erobert haben, beſäßen ein ebenſo großes Herz für die Kunſt,
wie für die Kultur. So betrachtet, ſei der Rundfunk das aller=
modernſte
und allerwichtigſte Inſtrument einer zielbewußten
Staatsführung. Keinen großen Vorgang dürfe es im Volksdaſein
geben, der, wie früher, auf 200 bis 300 Menſchen begrenzt bleibe,
ſondern das Volk in ſeiner, Geſamtheit müſſe an ihm teilnehmen.
Nicht in Patriotismus zu machen, Märſche herunterzuſchmet=
tern
und nationale Gedichte vorzutragen, ſei Aufgabe des Rund=
funks
, ſondern er müſſe mithelfen, eine nationale Kunſt und Kul=
tur
ans Licht der Welt zu bringen, die wirklich auch dem modernen
Tempo und dem modernen Zeitempfinden entſpreche. Um der gei=
ſtige
Spiegel der Zeit zu ſein, dürfe der Rundfunk nicht davor zu=
rückſchrecken
, die wirklichen Geſchehniſſe dem Volke nahezubringen.
Er müſſe das Heroiſche unſerer Zeit geſtalten.
Der als Reichsſender beſtimmte Deutſchlandſender werde mit
der Zeit ein größes, repräſentatives deutſches Programm ent=
wickeln
. Vom 1. April werde er täglich von 19 bis 20 Uhr eine
Stunde der Nation veranſtalten, an der ſämtliche übrigen Sen=
der
teilnehmen, die dafür ſonſt in ihrem Tagesprogramm im allz
gemeinen frei ſind.
Moskau für freundſchaftliche Beziehungen
zu Deutſchland.
TU. Moskau, 26. März.
Am Montag kehrt der ſowjetruſſiſche Botſchafter Chintſchuk
wieder nach Berlin zurück. Er hat ſich in Moskau aufgehalten,
um Stalin, Molotow, Litwinow, Kreſtinſki und Woroſchilow
über die allgemeine politiſche Lage in Deutſchland Bericht zu
erſtatten. Wie wir erfahren, hat die Regierung der Sowjetunion
die Erklärung des Reichskanzlers Hitler über die deutſch=
ruſſiſchen
Beziehungen mit Befriedigung aufgenommen und den
ruſſiſchen Botſchafter angewieſen, auch weiterhin freundſchaft=
liche
Beziehungen zu Deutſchland zu pflegen. In Moskau ver=
ſpricht
man ſich allgemein eine weitere Beſſerung der deutſch=
ruſſiſchen
Beziehungen.
Der Führer des aufgelöſten Freikorps Franken
verhaftel.
Nürnberg, 26. März.
Der Führer des aufgelöſten Freikorps Franken, Wilhelm
Stegmann, wurde geſtern verhaftet. Schloß Schillingsfürſt, das
Stegmann verwaltet, wurde von Landespolizei und SA. beſetzt.
Mit Stegmann wurden fünf weitere dem Führerſtab des ehe=
maligen
Freikorps angehörige Perſonen feſtgenommen. An=
geblich
hatte Stegmann mit verſchiedenen Ge=
ſinnungsgenoſſen
verabredet, den national=
ſozialiſtiſchen
Führer Julius Streicher zu be=
ſeitigen
.

Vom Tage.

In Berlin wurden am Sonntag mittag die Mitglieder der
nach dem Kriege erſten Berliner Stadtverordneten=
verſammlung
, mit nationaler Mehrheit feierlich in ihr Amt
eingeführt. Oberbürgermeiſter Dr. Sahm ſagte u. a. in ſeiner
Anſprache, auch hier ertöne der Gleichklang mit der feierlichen Er=
öffnung
des Reichstags und des Preußiſchen Landtags im Sinne
der deutſchen Erneuerung. Mit einem dreifachen Sieg=Heil auf
das deutſche Vaterland ſchloß die Sitzung.
Die Abſtimmungsfeier in Gleiwitz geſtaltete ſich
zu einer gewaltigen Kundgebung der Vereinigten Verbände hei=
mattreuer
Oberſchleſier für die Wiedervereinigung mit den abge=
tretenen
Gebieten.
Die Zioniſtiſche Vereinigung für Deutſchland hat
eine Erklärung veröffentlicht, in der ſie ſich gegen die deutſch=
feindliche
Propaganda im Ausland wendet.
Nach einer Mitteilung des Reichsfinanzminiſteriums wird
das Kraftfahrzeugſteuergeſetz bis 1. Mai ver=
längert
.
Im Berliner Flugverbandshaus fand die Gründungs=
verſammlung
des Deutſchen Luftſportverbands
e. V. ſtatt, der den Zuſammenſchluß aller in der deutſchen Luft=
fahrt
tätigen Vereine auf nationaler Grundlage erſtrebt.
Reichskanzler Hitler iſt am Samstag im Auto nach
Berchtesgaden gefahren, um ſich auf ſeinem Landſitz in Ober=
ſalzberg
bis Dienstag aufzuhalten. Einer weiteren Meldung
zufolge, iſt auch Reichsinnenminiſter Dr. Frick am Samstag nach=
mittag
auf dem Luftwege in München eingetroffen.
Die deutſch=amerikaniſchen Kreiſe New Yorks
haben unter Leitung des Präſidenten des dortigen Bayeriſchen
Vereins einen unparteiiſchen Ausſchuß gebildet, um der deutſch=
feindlichen
Propaganda entgegenzutreten.

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Seite 2 Nr. 86

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Montag, 27. März 1933

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, den 27. März 1933
Teilnahme der Darmſtädter Sängerſchaft
an der Bismarckſeier im Großen Haus des Landestheaters.
Am kommenden Sonntag, 2. April, vormittags 11 Uhr. findei

Hefſiſches Landestheater.

Großes Haus Montag,
27. Mär Anf. 20, Ende gegen 22 Uhr.
Siebentes Sinfonie=Konzert. Preiſe 15.50 Mk. Dienstag,
28. März Anf. 19½, Ende geg. 22½ Uhr. A 17
Preiſe 0.705.50 Mk
Rigoletto. Donnerstag,
30. März Anf. 20, Ende gegen 22½ Uhr. C. 19
In neuer Einſtudierung und Inſzeniernng.
Preiſe 0.50 4 50 Mk.
Die Freier. Kleines Haus Mie
A Mitee 22½ Uhr. Zuſ.=Miete TI,8
Der Barbier von Sevilla. Pr. 0.804.50 Mk. Donnerstag,
Ar 2022½ Uhr. Außer Miete.
Märchen von heute. Preiſe 0.600.90 Mk.

Heſſiſches Landestheater. Siebentes Sinfoniekon=
zert
. Heute abend findet das 7. Sinfoniekonzert des Heſſiſchen
Landestheaters ſtatt. Das Landestheaterorcheſter, das unter
Leitung von Helmut Kellermann=München ſteyt, bringt die Co=
riolan
=Ouvertüre von Beethopen, die 5. Sin=
fonie
von Schubert und die 2. Sinfonie von Bruck=
ner
zu Gehör. Beſonderes Intereſſe dürfte die Wiederauffüh=
rung
der Bruckner=Sinfonie erwecken, die bisher nur einmal, vor
acht Jahren, unter Michael Balling zu Gehör kam. Morgen
Dienstag, den 28. März, wird im Großen Haus die Verdi=Oper
Rigoletto in der Neuinſzenierung und unter der muſikali=
ſchen
Leitung von Karl Maria Zwißler wiederholt. Das
Bühnenbild entwarf Sigfrid Sebba.

jonzert
dam Gebccims Aendio mendeisſohts.

Johanneskirche. Sonntag, den 26. März.
Dem lebenden Meiſter ſollte dies Konzert des Johannes=
chores
unter Guſtav Adam Freude und Ehrung ſein, mit ſeinem
Einverſtändnis und unter ſeiner Beratung war die Vortrags=
folge
zuſammengeſtellt worden, und nun mußte ſie dem Gedächt=
nis
des ſo plötzlich Dahingeſchiedenen dienen als erſte Feier, die
ausſchließlich kirchliche Werke des Verewigten bringt. Seine
Kunſt ließ ihn perſönlich in unſerer Mitte ſein, in ſeiner herben.
edlen Menſchlichkeit und ſeiner tiefen und nach Bekenntnis
ſtrebenden Frömmigkeit. Die dargebotenen Chorwerke zeigten
Mendelsſohn als den kraftvollen Erneuerer evangeliſcher Kirchen=
muſik
. Haftet die Entwicklung des vorigen Jahrhunderts in
der Weichheit romantiſchen Gefühlsüberſchwangs, bringt ſie in
der Kunſt Max Regers in Feinnervigkeit aber auch faſt über=
ſteigerter
harmoniſcher und polyphoner Artiſtik einen gemeinde=
und volksfernen Höhepunkt, ſo knüpft Arnold Mendelsſohn be=
wußt
an die kraftvolle Glaubensgewalt der Kunſt der Reforma=
tionszeit
, an die liturgiſche Gebundenheit der Meiſter wie
Heinrich Schütz und J. S. Bach an und verbindet dieſen Geiſt
mit den Eigenheiten ſeines Weſens und der heutigen Muſik.
Als eines ſeiner letzten Werke, das vor wenigen Wochen
vom Ebangeliſchen Kirchengeſangverein für Heſſen herausgegeben
wurde, erklang der 150. Pſalm, ein ſchlichter Chorſatz, für
Kirchenchöre wie für Maſſenchöre gleich geeignet, und für feſt=
liche
Aufführungen mit ſehr wirkſamer Bläſerbegleitung ver=
ſehen
. Um auch für einfachere Verhältniſſe Aufführungsmöglich=
keit
zu ſchaffen, hat der Meiſter das Werk noch in letzten
Monaten mit Orgelbegleitung verſehen. In großer Würde und
Plaſtik erklingen die Pſalmworte, erſt auf dem Halleluja ent=
wickelt
ſich ein breiterer polyphoner Satz. Wird der Pſalm bald
allgemein in unſeren Kirchenchören erklingen, ſo ſind ſchon feſter
Beſtandteil feſtlicher Gottesdienſte die herrlichen Choralſätze, die
Mendelsſohn in ſo großer Fülle und reicher Stimmbewegung
beſchert hat, und von denen zwei der ſchönſten Aus tiefer Not
und Mache dich mein Geiſt bereit in ſehr ſchöner Abtönung
erklangen.
Ferner wurden zwei Kantaten aufgeführt, deren erſte für die
Guſtav=Adolf=Gedächtnistage der letzten Jahre geſchaffen wurde.
Kraftvoll, umgeben von kriegeriſcher, an die Wirren des Dreißig=
jährigen
Krieges erinnernder Inſtrumentalbegleitung ſingt der
Chor in verſchiedenem Satz die Strophen des Liedes Verzage
nicht, du Häuflein klein, hervorragend dem Inhalt des Textes
Ausdruck verleihend. Dazwiſchen erklingt ein unbegleitetes Baß=
Solo in prophetiſcher Größe und Begeiſterung. Sind die beiden
mittleren Choralſtrophen in ſtärkerem Maße liturgiſch in ihrer
Poluphonie gehalten, ſo läßt die abſchließende und bekrönende
wieder die Kriegsklänge des Anfangs erſcheinen und wirkt wie
ein ſeierliches nach der Schlacht geſungenes Te deum laudamus.
Die Pafſionskantate Das Leiden des Herrn, die Vertonung
eines alten geiſtlichen Volksliedes, ſtammt aus der Zeit
quellendſter melodiſcher Erfindung. Sie iſt eines der Werke, die

Einen kanuſporklichen Werbeahend
des Rol=Weiß 1. f. R. Darmſtadt

treten zu laſſen, wird ein Teilchor gebildet, beſtehend aus den
Sängern des Mozartvereins, der Liedertafel, dem Liederkranz,
dem Liederzweig und je 4 Sängern (von jeder Stimme 1 Sänger)
der nichtgenannten Gauvereine. Der Teilchor beträgt ſomit rund
300 Sänger. Durch dieſe Einteilung iſt kein Verein von der Teil=
nahme
an der großen Feier ausgeſchloſſen. Die Fahnen unſerer
Gauvereine gehen mit, die Bundesfahne wird durch die Sänger
der Geſangsabteilung der Polizeibeamten getragen. Anzug: vor=
ſchriftsmäßiger
Sängeranzug. Die Maſſenchorprobe iſt am Sams=
tag
. den 1. April. abends 8.30 Uhr. in der Turnhalle der Runde=
turmſchule
. Die Noten der beiden Chöre: Wo gen Himmel Eichen
ragen von Heinrichs und. Deutſches Volksgebet von Janoske
ſind mitzubringen. Die Teilnahme an der Maſſenchorprobe iſt
dringend erforderlich. Nähere Einzelheiten gebe ich bei der Maſſen=
chorprobe
noch bekannt. Siehe auch unſere heutige Anzeige.
Roth. Gauvorſitzender.

Verein zur Abhaltung lutheriſcher Gottesvienſte. Die Mit=
glieder
des Vereins zur Abhaltung lutheriſcher Gottesdienſte wer=
den
auf das am Sonntag, dem 2. April, abends 8 Uhr, in der
Stadtkirche ſtattfindende Kirchenkonzert aufmerkſam gemacht, zu
dem alle Mitglieder auf jeden Plaß 50 Prozent Ermäßigung er=
halten
. Karten für die Mitglieder des Vereins zur Abhaltung
lutheriſcher Gottesdienſte werden nur im Geſchäftszimmer der
Geſellſchaft Heſſiſcher Bücherfreunde, im Schloß (Eingang vom
Markt aus links), ausgegeben. Zum Vortrag gelangen Werke von
L. R. E. Kelterborn. 1. Bitt=. Bet= und Bußgeſang für
ſiebenſtimmigen Chor und Orgel. 2. Interludium für Orgel
3. Das Große Vaterunſer für achtſtimmigen Chor, Soloquartett.
Orcheſter und Orgel. Der Text des Großen Vaterunſer iſt eine
Dichtung des Grafen Kuno von Härdenberg. Den Mitgliedern
wird der Beſuch des Konzertes wärmſtens empfohlen.
Hiſtoriſcher Verein. Heute. Montag, den 27. März,
18 Uhr, im Realgymnaſium, ſpricht der Münzkundige Dr. Häver=
nick
aus Hamburg über Das Münzweſen am Mittelrhein in der
Stauferzeit‟ Der Vortrag wird durch Lichtbilder erläutert wer=
den
. Im Anſchluß an den Vortrag findet die Hauptverſammlung
ſtatt, die im Hinblick auf die Hundertjahrfeier des Vereins dies=
mal
beſondere Bedeutung hat.
Durch Felſendome zum Mittelmeer. Der Film läuft heute
abend in einer Wiederholung im großen Saal der Krone
Beginn: 8.15 Uhr. Ferner hält Herr Dr. Rechel von Rot=Weiß
nochmals ſeinen Vortrag über den Altrhein. (S. Anz.)

Den Abſchluß des Werbeabends bildete der ausgezeich=
nete
neueſte Wildwaſſerfilm der Walther=Frenz=Filmproduktion
Durch Felſendome zum Mittelmeer‟ Die großar=
tigen
Bilder der oft gefahrvollen, aber grandioſen Waſſerwande=
rung
mit dem Hochſchulring deutſcher Kajakfahrer waren wohl
geeignet, die Sehnſucht nach dieſem idealen Sport ſo recht leben=
dig
werden zu laſſen. Ausgehend von Südfrankreich, führte der
Weg durch gewaltige Steinſchluchten, auf reißenden Waſſern durch
enge Naturſtraßen, die nur geübte Sportler befahren können, auf
ruhigen Flußläufen und wieder durch Schluchten, in immer neuer
Abwechſlung bis zum Mittelmeer. Bezaubernd ſchöne Landſchafts=
bilder
, die ſchon im Film begeiſtern können, aber viel mehr in
Wirklichkeit, in unauslöſchlichem Erleben ſich einprägen, zogen an
den Augen vorüber. Ein Film, der heute wiederholt wird, und
den ſich niemand entgehen laſſen ſollte.
Die Einzeldarbietungen wurden mit Muſikſtücken der flotten
und fleißigen Paddlerkapelle umrahmt Zweifellos wurde mit der
großzügigen Werbeveranſtaltung der Paddlerabteilung des Rot=
Weiß=V. f. R., dem idealen Sport viele neue Freunde gewonnen,
ſo daß der Zweck des Abends voll erreicht wurde.

MALZ-ERTRAKT.
HUSTENBONBONS
wirksam und wohlschmeckend

D T

den Ruhm Mendelsſohns am ſtärkſten zu verbreiten halfen, hier
iſt die Verbindung von tief religiöſem Gehalt und volkstüm=
licher
Erfindung beſonders glücklich, die dramatiſche Linie ähn=
lich
elementar herausgearbeitet wie in den herrlichen Dialogen
und geiſtlichen Konzerten von Heinrich Schütz. So oft das
Werk ſchon in Darmſtadt erklang, immer wieder ergreift und
begeiſtert es von Neuem, ein wichtiger Gradmeſſer für ſeine
hohe künſtleriſche Bedeutung. Es bildete auch hier den unbeſtrit=
tenen
Höhepunkt des Konzertes.
Dazwiſchen hörten wir von Sologeſängen das Sopranſolo
mit Orgelbegleitung So hoch der Himmel über der Erde iſt,
ein früheres arioses Werk von würdiger Haltung, reich an
harmoniſchen Ueberraſchungen. Für Altſolo Mendelsſohn
liebte die Altſtimme beſonders das bekannte Lied Aus dem
Hohenlied Salomonis, bei dem die Orgel jedoch nur ein
ſchwacher Erſatz der charaktervollen originalen Klavierbegleitung
iſt, den herrlichen 42. Pfalm, Wie der Hirſch nach friſchem
Waſſer ſchreiet und das Vaterunſer deſſen Begleitung für
Orgel und Violine geſchrieben iſt, und klaſſiſche Kirchenmuſik
von überzeitlichem Wert iſt. Das oft gehörte Violinſolo mit
Orgelbegleitung In Memoriam war der einzige Inſtrumental=
ſatz
des Konzertes, ein an klaſſiſche Violinkunſt gemahnendes
Werk.
Sehr ſchön ſang der Kirchengeſangverein, der mit größter
Sorgfalt unter der Leitung ſeines umſichtigen Dirigenten Guſtav
Adam die teils recht anſpruchsvollen Chorwerke ſtudiert hatte.
Sind auch ſeine Männerſtimmen dem ſtattlichen, beſonders viel
junge weiche Stimmen aufweiſenden Frauenchor nicht eben=
bürtig
, ſo war doch der Klang faſt ausnahmslos gut aus=
geglichen
und man durfte die Sicherheit der Einſätze im poly=
phonen
Stil bewundern. Von den Soliſten nennen wir an
erſter Stelle Lore Fiſcher=Stuttgart, ein wundervolle klangſatte,
in allen Lagen gleich warm klingende Altſtimme, eine Künſtlerin
von ungewöhnlicher Darſtellungskraft, in großer Linie formend.
Das Vaterunſer ſang ſie mit hinreißendem Schwung, das
herrliche Altſolo in der Paſſionskantate haben wir ſeit der
Wiedergabe durch Poldi Heyl nicht wieder ſo beſeelt und ſchön
gehört. Die junge Sängerin hat als Konzert= und Kirchen=
ſängerin
unſtreitig eine bedeutſame Zukunft vor ſich. Sehr ſchön
ſang die Sopran=Soli Frau Suſanne Horn=Stoll, wenn ſie auch
nicht ganz die Größe der Geſtaltungslinie der Altiſtin erreichte.
Aber die Schönheit ihres Stimmklanges erfreut immer. Die
kleineren Soli für Tenor und Baß wurden von den Herren
Karl und Emil Sulzmann ſicher und klangſchön geſungen, Herr
Sulzmann übernahm auch das Solo des Herrn Heinrich Kuhn
n der Guſtav=Adolfs=Kantate, da dieſer in der Oper zu ſingen
hatte.
Die Violinſoli ſpielte Carl Cauer, Mendelsſohns Neffe,
nicht nur mit ausgezeichnetem techniſchen Gelingen, ſondern auch
in vornehmſter Einfühlung. Der ſtattliche, aus Muſikfreunden
und Mitgliedern des Stadtorcheſters zuſammengeſetzte Klang=
körper
ſpielte mit erfreulicher Sicherheit und Anpaſſung an
Werke, Chor und Soliſten, als Begleiter von großer Hin=
gebung
und bedeutendem Können waltete Organiſt Auguſt
Niebergall ſeines Amtes. Vor allem aber ſei Guſtav Adam
Dank ausgeſprochen, der in ſorgfältigſter Vorarbeit und als
überlegener Leiter dieſe würdige Mendelsſohn=Gedenkfeier den
zahlreichen Konzertbeſuchern beſchert hat.
F.N.

Ausſtenang ung Anfägrängen
der Alice=Eleonorenſchule.

veranſtaltete die Paddelabteilung in dem großen Saal der Krone,
der dicht beſetzt war, ein Beweis wie ſehr der Paddelſport heute
zum Volksſport geworden iſt. Mit der Vereinsfahne und vielen
bunten Wimpeln war der Saal geſchmückt, in dem ſich ein erwar=
tungsvoller
, ſportbegeiſterter Kreis eingefunden hatte. Der erſte
Vorſitzende der Paddelabteilung. Umbreit, begrüßte herzlich die
Ehrenmitglieder, die Vertreter der befreundeten Vereine, den
Vorſitzenden des Oberrhein= und Mainkreiſes im Deutſchen Kanu=
Verband, und wies dann nachdrücklich auf den Wert des Paddel=
und Kanuſports hin. Dieſer Sport vermittle wahren Kamerad=
ſchaftsgeiſt
und echte Manneszucht.

Der zweite Vorſitzende, Dr. Fr. Rechel, hielt einen Vortrag
über den Altrhein. Anhand ſehr guter Lichtbilder zeigte er nicht

nur die Schönheiten des Altrheins, deren ſich gar mancher, der
glaubt, dieſe Gegend genau zu kennen, kaum ſo intenſiv bewußt

Wie alljährlich, ſo veranſtaltete auch jetzt wieder die Alice=
Eleonorenſchule eine Ausſtellung in ihrem Schulgebäude, Fried=
richſtraße
4, um den Eltern der Schülerinnen Gelegenheit zu
geben, ſich über die Arbeit des abgelaufenen Jahres und über
die Ausbildungsmöglichkeiten an der Schule zu orientieren. Es
wurde in dieſem Jahre, im Gegenſatz zum Vorjahre, in dem die
Ausſtellung allgemeineren Charakter trug, Wert darauf gelegt.
ſpezielle Leiſtungen der einzelnen Abteilungen zu zeigen. Haus=
wirtſchaftliches
Seminar und Abiturienten=
kurſus
übernahmen gemeinſam die Herrichtung von ſechs ge=
deckten
Tiſchen für verſchiedene Gelegenheiten, z. B. Der Oſter=
haſe
iſt da , Hurra, beſtanden Nach der Oper uſw. Bei der
hauswirtſchaftlichen Ausbildung in der Schule ſollen die Fähig=
keiten
für die richtige Ausgeſtaltung beſonders auch häuslicher
Feſte entwickelt werden.

war, wie beim Anſchauen dieſer Bilder, ſondern er gab auch einen
Einblick in die Pflanzen= und Vogelwelt, die am Altrhein, na=
mentlich
auch in dem Naturſchutzgebiet des Kühkopf, anzutreffen.
iſt. Wunderſame Bilder wurden da gezeichnet und geſchickt die
Sehnſucht nach dieſem Paradies, das ſich vor allem dem Paddler
öffnet. geweckt. Bilder aus dem Paddlerleben, im Bootshaus, an
den Ufern des Altrheins vervollſtändigten den Altrhein der
Paddler. Schließlich wurde noch, ebenfalls im Lichtbild, dem
Bootshaus ein Beſuch abgeſtattet, in dem 42 Paddler übernach=
ten
können; in dem nahegelegenen Bootsraum ſind 75. Boote
untergebracht.

Anſchließend hielt der 1. Vorſitzende des Oberrhein= und Main=
kreiſes
im Deutſchen Kanuverband, Dr. Seydler, einen auf=
ſchlußreichen
Vortrag über Sinn und Pflege des Waſ=
ſerwanderns‟
Die Wanderluſt beſtehe ſchon ſeit urdenk=
lichen
Zeiten, ſo führte er aus, und in unſerer Zeit iſt das Waſſer=
wandern
zum Volksſport geworden. Gerade deshalb iſt es aber
notwendig, ſich über den wahren Sinn des Waſſerwanderns klar
zu werden, das keine Modelaune oder oberflächlicher Wochenend=
betrieb
, auch kein Flußpiratentum iſt, ſondern die Erfüllung der
in uns ſchlummernden Wanderluſt, Ausdruck der innigſten Ver=
bundenheit
mit der Natur. Wahres Waſſerwandern erſordere
daher auch inneres Erleben und wirkliche Berufung. Zu einer
Waſſerwanderung iſt daher auch gründliche Vorbereitung erforder=
lich
. Der Deutſche Kanuverband hat eingehend die deutſchen Ge=
wäſſer
auf Fahrbarkeit und Fahrzweckmäßigkeit geprüft, er hat
eine umfaſſende Erkundungsarbeit geleiſtet, die ſich auch auf
manche Auslandflüſſe erſtreckt, und iſt gerne zu jeder Auskunft,
auch an Nichtmitglieder, bereit. Redner ſchilderte anſchaulich die
Hauptaufgaben einer objektiven Pflege des Waſſerwanderns, zu
der eine ernſte ſubjektive Einſtellung hinzukommen müſſe, und ging
auf alles Wiſſenswerte und mit dem Kanuſport Zuſammen=
hängende
, ein, ſo auf das Zelten, den Kameradſchaftsdienſt beim
Waſſerwandern uſw. Notwendig ſei es gerade bei dieſem Sport,
ſich der ernſten Pflichten zu erinnern, die für jeden Sport erfor=
derlich
ſeien, um ihm Kultur zu geben. Den beiden Referenten
wurde mit lebhaftem Beifall gedankt.

Das Handarbeitsſeminar ſtellte die Reſultate des
für die Ausbildung geltenden und erprobten Lehrgangs aus. Von
einfachen Schwarz=Weiß=Arbeiten, die für die Schulung äſtheti=
ſchen
Geſtaltens grundlegend ſind, führt der Weg in ſyſtemati=
ſchem
Aufbau zu künſtleriſch und techniſch gleich wertvollen Reſul=
taten
freien, perſönlichen und doch durchaus objektiven Geſtal=
tens
. Der Zeichenunterricht iſt in dieſem ſyſtematiſchen Aufbau
hineingenommen. Von ihm aus ſoll das Gefühl für Rhythmus
und einheitliche Form erweckt und mitgefeſtigt werden. Daß die
Arbeiten der Schule über die Grenzen Darmſtadts hinaus ge=
ſchätzt
werden, zeigen ausgelegte Zeitſchriftennummern, in denen
laufend Abbildungen und Schnitte von Modellen erſcheinen, die
von Schülerinnen des Handarbeitsſeminars entworfen und aus=
geführt
werden

Das Kindergärtnerinnen=Seminar zeigte die
Verwendung alter Kiſten für die Herſtellung von Spielzeug aller
Art. Die übrigen Abteilungen zeigten in überſichtlicher Anord=
nung
Arbeiten aus ihren Spezialgebieten. Frau Federn= Stau=
dinger
ſtellte keramiſche Schülerinnenarbeiten aus. Mitglieder
der Gedok beteiligten ſich an der Ausſtellung mit wertvollen
künſtleriſchen Arbeiten. Die Ausſtellung wies einen außerordent=
lich
ſtarken Beſuch auf, wobei die erſtaunlich guten Leiſtungen, die
hier zur Schau geſtellt waren, lebhaftes Intereſſe und Anerken=
nung
fanden.

Während der Ausſtellungstage fanden täglich Vorfüh=
rungen
der verſchiedenen Abteilungen ſtatt, die
jedesmal ſo gut beſucht waren, daß kein Platz mehr frei war.
Eine Schülerin des Abiturientenkurſus hatte witzige Verbindungs=
verſe
gemacht und ſtellte eine flotte Anſagerin dar, auch die Ge=
danken
zu den Vorführungsbildern kamen von Schülerinnen. Es
iſt klar, daß jugendlicher Frohſinn gerne ſeiner Laune die Zügel
ſchießen läßt; daß die Vorführungen ſo harmlos ausgelaſſen ge=
geben
wurden, wie es Freundinnen unter ſich geben würden, iſt
erfreulich und ein Beweis, daß Mütter und Töchter ſich verſtehen,
daß die Mädchen nur als lebensluſtige junge Menſchen mit ihren
Darbietungen reine Freude bereiten wollen und daher mit luſti.
gem Jungmädchentemperament über die Bühne tollen, über eine
Bretterwelt, die ſie ſich ſelbſt geſchaffen haben. Stolz wurden die
ſelbſtverfertigten Kleider und Theaterkoſtüme getragen und die
verſtändigen Mamas und befreundeten Zuſchauer konnten ein
herzliches Schmunzeln nicht unterdrücken, ein Schmunzeln des
Verſtehens und der Erinnerung an eigene Jugendſtreiche, wenn
ſie die vielen Bilder an ſich vorüberziehen ließen, die froh gege=
ben
wurden und frohe Stimmung verbreiteten. In den meiſten
Darbietungen ſteckte überdies tiefer Sinn, der bei einigem Nach=
denken
leicht zu erraten war, ſo bei dem Eingangsbild, daß nur
ſinnvolle Gymnaſtik zum Erfolg führt, nicht modernes Getue, ſo
in der Modeſchau, daß eigene Kunſtfertigkeit ſchöne und aparte
Kleider zuwege bringen kann uſw.
Sehr gut waren die ſymboliſchen Aufmärſche der einzelnen
Lehrzweige der Anſtalt, famos die verblüffenden Leiſtungen des
Zirkus Uno 6 Schlager’nummern, die von den Geſchwiſtern
Schneidt allein beſtritten wurden und die bei beiden eine unſtreitig
beachtenswerte ſchauſpieleriſche, auch tänzeriſche und mimiſche Be=
gabung
erkennen ließen. Zu den bunten Bildern des Abends
waren paſſende Verſe gedichtet, originelle Koſtüme und Dekora=
tionen
geſchaffen worden. Die Vorführungen bewieſen, daß neben
dem hohen ſittlichen Ernſt in unſerer heutigen Jugend, der ſich
gerade in den letzten Tagen ſo erhebend gezeigt hat, auch naiver
offener und reiner Frohſinn ſteckt, zwei Eigenſchaften die gerade
unſerem Volke eigen ſind und es aus den Tiefen zur Höhe führen.
Lebhafter Beifall dankte den jungen Darſtellerinnen für ihre mit
ſo viel Mühe und Liebe einſtudierten und mit Friſche und Fröh=
lichkeit
gebotenen Spielabende.

Tageskalender für Montag, den 27. März 1933.
und wer küßt mich? Helia=Lichtſpiele:
Union=Theater:

Grün iſt die Heide; Palaſt=Lichtſpiele: Menſchen im Hotel

* Ausſtellungseröffnung in der Kunſthalle
am Rheinkor.

Der Drei=Städte=Bund.
Bei ungewöhnlich zahlreicher Beteiligung eröffnete geſtern
vormittag der Drei=Städte=Bund in der Kunſthalle am Rhein=
tor
ſeine Ausſtellung, die bis zum 30. April der Oeffentlichkeit
zugängig iſt.
Die Ausſtellung unterſcheidet ſich in vielem von ihren Vor=
gängerinnen
. Sie iſt einer Art Programm unterworfen, das im
weſentlichen dem Gruppenbild den Vorrang einräumt, d. h.,
dieſem Programm iſt eigentlich nur der große Oberlichtſaal
unterworfen. In ihm hängen die Werke der Künſtlerinnen, die
ſich dem Programm fügten. So kommt es, daß Graphik neben
Gemälde hängt, was ſicher nicht unintereſſant iſt. Im übrigen
war man beſtrebt, die Kollektionen der Künſtlerinnen, die im
Drei=Städte=Bund zuſammengeſchloſſen ſind, geſchloſſen zu zei=
gen
. Bis auf wenige Ausnahmen iſt das durchgeführt. Dieſe Art
des Hängens ermöglicht und erleichtert einen guten Einblick in
das Geſamtſchaffen der Damen des Bundes.
Zur Eröffnung begrüßte Frl. M. Stegmayer die zahl=
reich
Erſchienenen, beſonders als Vertreter der Regierung Herrn
Dr. Kulz. Der neue Staat will den Aufbau des Deutſchen
Reiches in die Hände nehmen, ſagte die Rednerin, die Künſt=
ler
danken ihm das und ſie hoffen und wünſchen, daß auch ihre Ar=
beit
mit in den Aufbau genommen wird, damit auch ihre ehrliche
Arbeit wieder frei werden und weiter beſtehen kann, damit der
Künſtler ihr treu bleiben kann im Intereſſe des Volkes und ſei=
ner
Kultur. Wir ſind dankbar für jede fördernde Unterſtützung.
Wir haben diesmal unſeren Mitgliedern eine Aufgabe ge=
ſtellt
. Sie ſollten beſonders das Gruppenbild geſtalten. Das
Ergebnis dieſer Aufgabe iſt hier zuſammengetragen. Es darf ſich
ſicher gern und gut zeigen laſſen. Es iſt mindeſtens durchweg
ehrliche ernſte Arbeit geleiſtet worden. Abſichtlich ſind, um das
Intereſſe an der ganzen Ausſtellung zu erhöhen, Werke ſtarken
Könnens neben ſchwächere gehängt, ſo daß der Beſucher das Ar=
beiten
einer Künſtlerin im Zuſammenhang beſchauen und beur=
teilen
kann. Mit dem Ausdruck der Hoffnung, daß der Aus=
ſtellung
ein künſtleriſcher und, wenn auch noch ſo beſcheidener
materieller Erfolg beſchieden ſein möge, erklärte Frl. Stegmayer
die Ausſtellung für eröffnet.
An der Ausſtellung auf die wir noch kritiſch zurückkom=
men
ſind beteiligt die Künſtlerinnen A. Bornemann, P. End=
ner
, N. von Enkevort, L. Federn=Staudinger, E. Freund=Fiſcher,
E. Heiß, A. Reichmann, M. Sittmann, M. Stegmayer, Chr.
Stroinsky, G. Ulmann, M. Velte, E. Schneider, Fr. Beſt, S.
Groſch und E. Weihrich.

Kölner Intendantenwechſel. Am Samstag abend wurde
bekanntgegeben, daß der Intendant des Kölner Opernhauſes,
Profeſſor Hofmüller, und der Intendant des Schauſpiel=
hauſes
Fritz Holl beurlaubt wurden. An die Stelle von
Profeſſor Hofmüller tritt der Intendant des Staatstheaters in
Weimar, Spring. Er hat ſeinen Poſten bereits angetreten,

[ ][  ][ ]

Montag, 27. März 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 86 Seite 3

Friſch auf, mein Polk!
eindrucksvolle Werbeveranſtalkung der Turngemeinde Darmſtadt 1846. Turnen heißt: Körperliche
und geiſtige Erkächtigung, Bekennknis zur Nalion!

IN
gpar
zelnen
der ſieſt

Hpiele:
otel!

Das große Haus des Landestheaters ausverkauft. In der
üheren Hofloge Se. Kgl. Hoheit der Großherzog, der Erb=
roßherzog
und Graf v. Hardenberg. In den anderen Logen
ſitglieder der neuen Regierung. Aus dem Orcheſter klingt
Karſchmuſik. Kapellmeiſter Schlupp führt den Taktſtock, und der
wielmannszug der Turngemeinde fügt ſich diſzipliniert dem
rcheſter ein. Nach dem Eröffnungsmarſch ſingt die Singmann=
haft
der Turngemeinde unter ihrem Leiter, Turner Kehr, ein
aterländiſches Lied.
Dann erhebt ſich in der Proſzeniumsloge der Sprecher der
urngemeinde, Turner Maurer, zu herzlicher Begrüßung. Als
r den beſonderen Willkommgruß der Turngemeinde ihrem lang=
ihrigen
Schirmherrn, Sr. Kgl. Hoheit dem Großherzog, entbietet,
urchbrauſt minutenlang Bravo und Händeklatſchen das Haus.
Wir freuen uns herzlich, ſagt der Sprecher, den Großherzog
ach geraumer Zeit wieder in unſerer Mitte zu ſehen und hoffen
ern, daß das nun wieder öfter der Fall ſein wird. (Erneutes
zravo!) Wir grüßen ebenſo herzlich die Männer der heutigen Re=
ierung
, die ihr alles darangeſetzt haben, den Wiederaufbau des
ationalen Deutſchland zu ermöglichen und einen wirtſchaftlichen
lufſchwung in die Wege zu leiten. Die vaterländiſche Einſtellung
er Deutſchen Turnerſchaft brauchen wir nicht beſonders zu be=
onen
. Nach altem Turnergeſetz iſt unſere Aufgabe, ganze und
üchtige deutſche Männer zu erziehen. Freilich, heute müßte
as heißen deutſche Menſchen. Denn die deutſche weibliche
ſugend von heute iſt aus der Turnerei nicht mehr wegzudenken.
ſch grüße beſonders die deutſchen Frauen und Mädchen, die ſich
n vaterländiſcher Geſinnung und Betätigung von uns Männern
icht übertreffen laſſen. Mit einem dreifachen Gut Heil! auf
je nationale Regierung und auf die Männer, die für die deutſche
Vjedergeburt ihr letztes gaben, ſchloß der Sprecher. Die Feſt=
ekſammlung
ſang das Deutſchlandlied.
Wer der deutſchen Turnerei in den letzten Jahren fernblieb,
eſonders der, wie ſie in der Turngemeinde 1846 planmäßig be=
rieben
wird, den mag Erſtaunen erfüllt haben bei dem, was
eſtern an Schauturnen gezeigt wurde. Bis auf eine ein=
ige
Vorführung, die der Reckturner deren Leiſtungen mit
öchſtgezüchteter Akrobatik konkurrieren könnten, nichts mehr von
Zekordleiſtungen. Gemeinſchaftsarbeit auf allen Gebie=
en
! Turneriſche Arbeit, die den ganzen Menſchen körperlich
ind geiſtig erfaßt. Von der jüngſten Jugend, die kaum feſt auf
en Beinchen ſteht, bis zu der Riege der über 70jährigen es
var einer dabei, der den 80 ſehr nahe iſt widmet die Turnerei
hre Erziehungsarbeit dem ganzen Volk, den ganzen Menſchen.
Ind dabei durchaus keine Schabloniſierung. Trotz allen Ernſtes
ſer turneriſchen Leiſtung eine wohltuende Unterſcheidung zwiſchen
nännlicher und weiblicher Erziehung. Gute Leiſtungen beider Ge=
chlechter
. Bei den Mädchen und Jungfrauen aber durchweg mit
ſem ſpürbaren Ziel, neben geſundheitlich ſtärkendem Training die
führung des Körpers ins Feminine, Anmutige, Tänzeriſch=
Nuſikaliſche.
Und wie vorbildliche, durchgreifende Gemeinſchafts=
irbeit
geleiſtet wurde, das bewieſen alle Gruppen der verſchie=
ſenſten
Altersklaſſen beider Geſchlechter. Wundervoll verſteht
Lotte Hoffmann mit den Kleinen und Kleinſten umzugehen,

* Aus dem Gerichtsſaal.

Rhein=

Aw. Ein 34jähriger Reiſender aus Darmſtadt
ſaß wegen gefährlicher Körperverletzung auf der An=
lagebank
des Bezirksſchöffengerichts. Als die recht
umfangreiche Strafliſte, die unter anderem auch eine Zuchthaus=
ſtrafe
und mehrere Jahre Ehrverluſt aufweiſt, verleſen iſt, fragt
er Vorſitzende den Angeklagten, der mit dem Hakenkreuz geſchmückt
daſitzt, ſeit wann er Mitglied der Nationalſozialiſtiſchen Partei
nebeſ ſei Seit Samstag. war die ſtolze Antwort. Der junge Mann
wird aber in der nächſten Minute ganz kleinlaut, als ihm der
naine / Staatsanwalt ſehr energiſch auseinanderſetzt, daß dieſes Zeichen
ein Ehrenzeichen ſei, das ihm keineswegs gebühre. Es ſei eine
Unverſchämtheit von ihm. ſich mit dieſem Zeichen hier vor Gericht
lieb Kind machen zu wollen, denn das ſei doch wohl ſein einziger
Gedanke dabei geweſen. Kleinlaut gibt er zu, daß er bei dem Ge=
ſuch
um Aufnahme in die Partei ſeine Vorſtrafen nicht angegeben
habe. Während der ganzen Verhandlung iſt der junge Mann dar=
aufhin
äußerſt beſcheiden und ſtill. erſt, als ihm der Vorſitzende
das letzte Wort gibt, öffnen ſich wieder die Schleuſen ſeiner Be=
redſamkeit
, mit der er beinahe den Staatsanwalt in den Schatten
ſtellt. Der junge Mann war im Januar am Thegterplatz durch
ſeine Schuld in eine Streiterei mit einem Bäckergeſellen geraten,
und hatte dieſem dabei mit ſeinem Taſchenmeſſer einen Stich in
die linke Bruſtſeite verſetzt, daß das Lungengewebe verletzt wurde.
Da derartige Meſſerſtechereien erfahrungsgemäß außerordentlich
gefährlich ſind, hält das Gericht eine hohe Strafe für angemeſſen
und erkennt auf neun Monate Gefängnis.
Es iſt danach ein Getreidehändler aus Dieburg
angeklagt wegen Urkundenfälſchung in Tateinheit
mit Betrug. und ein Landwirt aus Semd wegen Bei=
hilfe
dazu. Der Landwirt, der mit dem Getreidehändler ſchon
jahrelang in guten geſchäftlichen Beziehungen ſtand, hatte im
Jahr 1931 dem anderen einen Wechſel, mit dem Namen ſeiner
Mutter unterſchrieben, wie das ſeither immer bei ihnen üblich
war. Er konnte oder wollte indeß dieſen Wechſel nicht einlöſen,
und als er deshalb verklagt wurde behauptete er plötzlich, der
Getreidehändler habe den Wechſel gefälſcht. die Mutter habe über=
haupt
nichts davon gewußt uſw. Wie es mit den Wechſeln ſchon
immer gehandhabt worden war, verſchwieg er wohlweislich. Auch
vor Gericht ergoß er ſich in Schimpfereien über den Getreidehänd=
ler
. Man kann ſich jedoch des Eindrucks nicht erwehren, daß dies=
mal
der Händler der Ehrliche war und der Landwirt der Schwind=
ler
. Das Gericht kommt zu der Ueberzeugung, daß Urkundenfäl=
ſchung
wohl nicht vorliege, und ſpricht beide, da die ganze Ange=
legenheit
wohl kaum zu klären ſei. mangelsBeweiſes frei.
Das Schwurgericht wird vorausſichtlich noch zwei
Sitzungen abhalten. Eine am Dienstag, den 28. März, wegen
Kindestötung und eine am Samstag, den 1. April, wegen ver=
ſuchten
Totſchlags.
Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotterie. Die am 14 März
beendete große Haupt= und Schlußziehung der 40. (266.) Lotterie
hat mit ihren zahlreichen hohen und mittleren Gewinnen viele
Freude und Wohlſtand verbreitet. Die nächſte 41 (267.) Lotterie
bringt den gleich günſtigen Gewinnplan und ebenfalls wieder
100 Schlußprämien zu je 3000 RM. Zu der am 21. und 22. April
ſtattfindenden Ziehung 1. Klaſſe werden für die bisherigen
Spieler die gehabten Loſe bis zum 29. März bei den zuſtändigen
Lotterie=Einnehmern aufbewahrt. Es wird empfohlen bis zu
dieſem Tage die Loſe abzufordern oder jedenfalls mitzuteilen,
daß die Loſe weiter geſpielt werden, wenn deren Bezahlung auch
erſt ſpäter vor Beginn der Ziehung erfolgt.
Wochenmarkt=Kleinhandelspreiſe vom 25. März, per Pfund
Zzw. Stück in Rpfg. Gemüſe: Erdkohlraben 810, gelbe Rüben
810, rote Rüben 810. Schwarzwurzeln 2025. Spinat 25
Rotkraut 1015, Weißkraut 810 Wirſing 1820. Roſenkohl
2025. Zwiebeln 810. Knoblauch 6080, Tomaten 50. Feld=
ſalat
(Lattich) 100, Kopfſalat 2025 Blumenkohl 3040, Rettich
510, Meerrettich 6080. Kartoffeln: Spätkartoffeln 34.
Obſt: Tafeläpfel 1528, Wirtſchaftsäpfel 1025. Apfelſinen
215, Zitronen 410, Bananen 3040. Eßwaren: Süßrahm=
butter
130150, Landbutter 100120. Weichkäſe 2025, Hand=
käſe
312. Eier (friſche) 810. Wild und Geflügel: Hüh=
ner
7080, Enten 90100, Tauben 4060 Ziegenlämmer 6070.
Fleiſch= und Wurſtwaren: Rindfleiſch (friſch) 56, Kalb=
fleiſch
70. Hammelfleiſch 60.

Briefkaſten.

D: B. Der Mieter konnte natürlich nicht einſeitig vom auch
nur mündlich geſchloſſenen Vertrag zurücktreten und Sie haben
Anſpruch auf den laufenden Mietzins. Ob Sie aber in der Lage
ſein werden, ein obſiegendes Urteil zu vollſtrecken, dürfte doch zu
fragen ſeiz.

ihnen ſpieleriſch den Ernſt der Ertüchtigungsarbeit zu vermitteln.
Und freudig und willig leiſten ſie Folge, ſuchen einander zu über=
bieten
, nehmen Schwächere mit in ſchöner Kameradſchaft.
Die Vorführungen der Körper= und Bewegungsſchule Kna=
ben
, Mädchen, Turnerinnen und Turner , das ſoll heißen, die
Vorübungen, die den Körper ſtählen und gelenkig machen für
ernſte turneriſche Leiſtungen, ſtanden im übrigen unter Leitung
der Turner Joſt, Römer und Biſchoff. Ihrer ausgezeichne=
ten
Vorarbeit ward überzeugender Beweis im Turnen der Tur=
nerinnen
und Turner am Gerät und in der Arbeit mit dem Ball.
Vom hüpfenden Tennisball, den wiederum Lotte Hoffmann
mit vorbildlichem pädagogiſchem Talent bei den Mädchen in die
diſziplinierte Turnarbeit ſpielend einzufügen verſtand, bis zum
Medizinball und dem Sprungſeil, das ſich für beide Geſchlechter
als ungemein geeignet zur turneriſchen Gemeinſchaftsarbeit er=
weiſt
. Neuartig waren Vorführungen des Schwingballes (Ball
am Seil) durch je 2 Paare. Körperliche Gewandtheit mit Denk=
arbeit
und Geiſtesgegenwart muß hier eng Hand in Hand gehen.
Florettfechten und Fechten mit leichtem Säbel unter Turner
Kaiſer zeigte gute Erziehung zur Ritterlichkeit und körperlichen
Gewandtheit. Prächtig hielt ſich die Riege der Altersturner am
Barren unter Turner Hofferbert. Den Abſchluß bildete das
Reckturnen unter Turner Blumenſchein, deſſen hervorragende
Qualität bereits teſtiert wurde.
*
Das Bühnenweihſpiel Friſch auf mein Volk iſt eine
gute vaterländiſch=nationale Dichtung. Der Autor iſt im Pro=
gramm
nicht genannt. Die künſtleriſche Leitung des Turners
Egendorf verhalf dem Feſtſpiel zu eindringlicher und nach=
hallender
Wirkung. Ein Herold (Turner Kling) tritt auf und
kündet das Spiel an, in deſſen Ablauf der Herold mit dem deut=
ſchen
Michel (Turner Engel) Bilder aus der Vergangenheit des
deutſchen Volkes erſtehen läßt. Bilder von tiefer Erniedrigung,
denen immer kraftvolle Befreiung, glänzender Wiederaufſtieg
folgte. In einem Vorſpiel verbinden ſich deutſche Kunſt und Wiſ=
ſenſchaft
die der Welt ſo viel ſchon gaben, mit der Volksgeſund=
heit
. Geſunder Geiſt im geſunden Körper das Ziel der deut=
ſchen
Turnerei werden das deutſche Volk auch aus ſeiner jetzi=
gen
Notzeit wieder emporführen. Sprecherinnen der drei ſymbo=
liſchen
Geſtalten waren die Turnerinnen Emmy Schmidt. Leni
Köhler und Lieſel Müller. Auch das Geſchick iſt ſymbo=
liſch
verkörpert und kündet, daß Leben kämpfen und kämpfen
Leben heißt. Daß frei nur der wird, der ſein Schickſal kraftvoll
ſelbſt geſtaltet. Turner Fleck ſprach ſehr gut!
Die hiſtoriſchen Bilder mit Sprechrollen verbunden zeigten
nach Kaiſer Rotbart im Kyffhäuſer, Szenen aus der Befreiung der
Germanen vom Römerjoch durch die Hermannsſchlacht (Germane:
Turner Fritzſching) aus dem Dreißigjährigen Krieg, aus
den Uranfängen der Turnerei mit Turnvater Jahn (Turner
Kaiſer) und jungen Turnern (Schüler Opp), aus den Befrei=
ungskriegen
(Theodor Körner: Turner Germann, Lützow=
Jäger: Turner Fleck). Dann trat der Alte Fritz in die Szene
mit ſeinen Grenadieren, was ſpontanen Jubel auslöſte und in
einer großen Schlußapotheoſe huldigten die Turnſcharen der
Germania. Das ſchöne Weiheſpiel wurde mit dankbarem Bei=
fall
aufgenommen. Am Flügel wirkte Pianiſt Lahl. M. St.

Heſſ. Landeslehrerverein. Rückkritt des Obmanns.
Am Sonntag fand in Frankfurt a. M. eine Vorſtandsſitzung
des Heſſ. Landeslehrervereins ſtatt, in welcher der Obmann des
Vereins. Herr Rektor Reiber=Darmſtadt. mit ſofortiger Wirkung
von ſeinem Vereinsamt zurücktrat. Die für den 3. Aprik anbe=
raumte
Vertreterverſammlung in Vilbel wurde auf
den 14: Mai vertagt.

Darmſtädter Künſtler auswärts. Düſſeldorfer Kritiken
über Anny v. Stoſch: Sie hat als Cleopatra (Julius Cäſar)
ein ſehr ſchönes, ebenmäßiges Organ. muſikaliſches Format, und
beſtach durch die ſouveräne Beherrſchung beider Anforderungen:
Dramatiſche Kunſt und Ziergeſang. (Tageblatt.) Der mit
beſtrickender Weichheit hervorquellende lyriſche Sopran der Anny
v. Stoſch, der ſomit vortrefflich zur Charakteriſtik der jungfräu=
lichen
Sophie geeignet iſt . . . ein Konzert, wie es reiner im
Wohlklang, hinreißender im Strom der quellenden Stimme, har=
moniſcher
im Kontraſt und Zuſammenfluß nicht zu denken iſt.
(Lokalzeitung.) Als Elſa war Anny v. Stoſch ſtimmlich ſehr
gut in Form. Die fein durchdachte Darſtellung gab der Geſtalt
das aus viſionärer Entrücktheit zu mehr und mehr fraulichem
Wirklichkeitsſinn vordringende Weſen, das ihr zum Verhängnis
wird. (Düſſeldorfer Nachrichten.) Bei A. v. Stoſch, die die
Eliſabeth ſang wird das Organ mit äußerſter Geſangskultur
einzig in den Dienſt des muſikaliſchen und dramatiſchen Ausdrucks
geſtellt, und eine beſeelte Künſtlernatur ſchafft im Sinne der von
Wagner geforderten Einheit Gebärde, Ton, Wort eine Geſtalt
von Fleiſch und Blut, die in jedem Augenblick aus dem Menſch=
lichen
heraus ſich äußert und darſtellt. Eine Leiſtung von Rang,
wie ſie ganz ſelten hier ſo gehört wurde. (Stadtanzeiger.)

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(V. 3400)

Nächſte Dampferabfahrten der Hamburg=Amerika=Linie
Auſtral=Kosmos=Linien). Ohne Verbindlichkeit. Aenderungen
vorbehalten. Nach New York: D. Deutſchland ab Hamburg
29. 3., ab Cuxhaven 30. 3.; D. New York ab Hamburg 5. 4.. ab
Cuxhaven 6. 4.: D. Albert Ballin ab Hamburg 12. 4., ab Cux=
hafen
13. 4.. MS. Milwaukee ab Hamburg am 15. April.
Nach Boſton, Philadelphia (Gemeinſchaftsdienſt
Hapag=Lloyd) ab Hamburg: D. Alrich 6. 4., D. Weſterwald 20. 4.
Nach der Weſtküſte Nordamerikas (Gemeinſchaftsdienſt
Hapag=Lloyd) ab Hamburg: MS. Oakland 29. 3. D. Vancouver
8. 4., MS. Seattle 15. 4., D. Schwaben 26. 4. Nach Mittel=
amerika
, Weſtindien (in Gemeinſchaft mit dem Norddeut=
ſchen
Lloyd, Bremen, und der Reederei H. C. Horn, Flensburg) ab
Hamburg: MS. Magdalena 1. 4., D. Iſerlohn 15. 4., D. Kreta
22. 4., MS. Caribia 29. 4., D. Georgia 13. 5. Nach der Weſt=
küſte
Zentral=Amerikas (Gemeinſchaftsdienſt Hapag=
Lloyd) ab Hamburg: D. Jonia 28. 3., MS. Oakland 29. 3., MS.
Magdalena 1. 4., D. Vancouver 8. 4., MS. Seattle 15. 4. Nach
Uruguay und Argentinien: D. General San Martin ab
Hamburg 25 3., D. Kennemerland ab Antwerpen 31. 3., MS.
Palatia ab Hamburg 11. 4., MS. General Oſorio ab Hamburg
14. 4. Nach Mittelbraſilien; MS. Bahia ab Bremen
30. 3., D. Jonia ab Hamburg 11. 4.. MS. General Oſorio ab Ham=
burg
14. 4. Nach Südbraſilien (in Gemeinſchaft mit der
Hamburg=Südamerikaniſchen Dampfſchiffahrts=Geſellſchaft und dem
Norddeutſchen Lloyd) ab Hamburg: MS. Bahia 29. 3., D. Hohen=
ſtein
19. 4. Nach der Weſtküſte Südamerikas (in Gemein=
ſchaft
mit der Roland=Linie, Bremen, und Deutſche Dampfſchiff=
fahrts
=Geſ. Kosmos, Hamburg) ab Hamburg: MS. Iſis 4. 4., D.
Seſoſtris 18. 4. ein Dampfer 21. 4. Nach Auſtralien ( Ge=
meinſchaftsdienſt
der Deutſch=Auſtraliſchen Dampſchiffs= Geſell=
ſchaft
. Aktiengeſellſchaft, Hamburg, des Norddeutſchen Lloyd, Bre=
men
, und der Reederei Alfred Holt u. Co., Liverpool) ab Ham=
burg
: MS Rendsburg 5 4., D. Moſel 19 4. Nach Südafrika
(Deutſch=Auſtraliſche Dampfſchiffs=Geſellſchaft, Aktiengeſellſchaft,
Hamburg) ab Hamburg: D. Halle 22. 4., ein Dampfer 7. 6.
Mitgeteilt durch das Reiſebüro, der HamburgAmerika=Linie,
Darmſtadt, Luiſenplatz 1, Telephon 1308.

Morgenfeier im Helia.
Wer trotz des Sonnenwetters am Sonntag vormittag ſich das
Heliaprogramm anſah, wurde durch eine Reihe ſchönſter Aufnah=
men
von der Adria, und zwar von Venedig über Trieſt nach Ra=
guſa
erfreut. Venedig hat immer wieder die gleiche Anziehungs=
kraft
. Von dieſer einzigartigen Lagunenſtadt rollten die geſchick=
teſten
Aufnahmen aller ihrer baulichen Eigenheiten an den Be=
ſuchern
vorbei. Gondelfahrten durch die breiten und engſten Ka=
näle
, unter den ſchwungvollen Brücken hindurch, mit trefflichea
Ausblicken auf Meer und auf die Inſeln mit ihren Kirchen. Der
Marcusplatz, Dogenpalaſt und Piazetta ſtanden wie in Wirklich=
keit
im Mittelpunkt der Aufnahmen. Ueber das landſchaftlich
ſchön gelagerte Trieſt mit ſeinem einſt bedeutenden Mittelmeer=
hafen
ging die Fahrt über Pola mit ſeinem rieſigen römiſchen
Amphitheater, und Fiume an der dalmatiniſchen Küſte entlang.
Immer wieder ſchieben ſich kleine Inſelgruppen zwiſchen Feſtland
und Dampfer und beleben den karſtigen Gebirgshintergrund des
Feſtlandes durch ihre romantiſche Stadtanlagen und ihre Lieb=
lichkeit
. Ueberall große Hotels und Badeſtrand und Geſelligkeit
für die Fremden, die den Norden fliehen, wie Abazzia und Brioni.
An dieſem Küſtenſtrich treffen ſich mehrere Kulturen, die römiſche,
venezianiſche, türkiſche und ſerbiſche, und zeigen in Baulichkeiten,
Trachten und Schmuck manches Dokument der Vergangenheit, ſo
auf der Inſel Raab. in Scibenik und Corcula. An dem viel um=
ſtrittenen
Freihafen Zara vorbei ging die Reiſe nach Spalato, der
größten jugoſlawiſchen Hafenſtadt, die bekannt iſt durch den am
Hafen liegenden Palaſt des Kaiſers Diokletian. Heute iſt der Pa=
laſt
. deſſen Umriß von großartigen Ausmaßen iſt. im Innern von
faſt 400 Häuſern ausgebaut, und außer den zyklopiſchen Grund=
mauern
, den vier Ecktürmen mit Toren dem Mauſoleum im Zen=
trum
, das ſpäter in eine chriſtliche Kirche umgebaut wurde, iſt
nicht viel von dieſem einſt prachtvollen Bauwerk übrig geblieben.
Nach dem Inneren des Landes zu gelangte man zu der römiſchen
Siedelung Salonac, dem Geburtsort dieſes Kaiſers. Die erſten
dalmatiniſchen Trachten mit reichem Schmuck, die erſten Eſel und
Laſttiere zeigen ſich in der Ländlichkeit des Inneren. Mit Raguſa.
dieſer bezaubernd gelegenen Stadt mit ihren rieſigen Feſtungs=
bollwerken
nach Meer und Land zu. und Cattaro, ſchließt der Film.
Raguſa liegt, in heißer Sonne und mit immergrüner ſüdlicher
Vegetation vor uns. Auch hier wie allenthalben an der Küſte
Hotels und Strandbäder für die Nordländer. Eine Fahrt über
den Lovcen bei Cattaro nach Montenegro hinein zeigt die Schwar=
zen
Berge in ihrer impoſanten Wildheit und die Hauptſtadt Ce=
tinje
mit auffallend viel ſchönen Geſichtern und Geſtalten dieſer
*
Bergraſſe in ihren Nationaltrachten.
Union=Theater. In dem zur Aufführung gelangenden neuen
luſtigen Tonfilm iſt die weibliche Hauptrolle mit einem neuen
Filmgeſicht beſetzt: Marion Taal, eine vollendete Sängerin, die
an der Berliner Städtiſchen Oper und in einem Kollektivfilm be=
reits
beim Publikum und bei der Preſſe aufgefallen iſt. Ihre
Gegenſpieler ſind Georg Alexander und Felix Breſſart, der mit
dieſem Film nach langer Pauſe wieder auf der Tonfilmleinwand
erſcheint.
Die Helia=Lichtſpiele zeigen heute unwiderruflich zum letz=
tenmal
den herrlichen deutſchen Heimatfilm Grün iſt die Heide‟
nach Motiven von Hermann Löns.
In den Palaſt=Lichtſpielen wird noch einige Tage, um jeder=
mann
Gelegenheit zu geben, ſieben prominente Filmdarſteller,
darunter Greta Garbo, in einem Film zu ſehen, der große Erfolgs=
film
Menſchen im Hotel zu bedeutend ermäßigten Preiſen vor=
geführt
.

Verwaltungsgerichtshof.
p. Klage der Stadt Offenbach a. M. gegen die
Landwirtſchaftskammer in Darmſtadt wegen
Heranziehung zur Landwiktſchaftskammer=
umlage
für 1931.
Wir haben in Nr. 346 vom 13. Dez. v. J. über den Tatbeſtand
und das der Klage ſtattgebende Provinzialausſchuß=Urteil be=
richtet
, gegen das ſich die Reviſion der Landwirtſchaftskammer
richtet. Das neuernannte Mitglied, Profeſſor Eger=Gießen, iſt
Berichterſtatter. Es handelt ſich grundſätzlich darum, ob die Stadt
Offenbach mit brachliegenden, mit von Kleintierhaltern und als
Kleingartenanlagen bewirtſchafteten Grundſtücken zur Kammer
beitragspflichtig iſt. Schon im letzten Bericht war angedeutet, daß
die Sache auch das höchſte Gericht in Heſſen noch beſchäftigen dürfte.
Das angefochtene Urteil betont, daß brachliegende
Grundſtücke nicht zur Umlage heranzuziehen ſeien, im Uebrigen
der Schwerpunkt für die Umlagepflicht grundſätzlich auf Berufs=
zugehörigkeit
gelegen ſei und ein landwirtſchaftliches
Intereſſe der Stadt Offenbach im vorliegenden Fall nicht in Frage
komme, wo es ſich um Kleingärtner und Kleintierhalter handle.
Die Vertretung der Kammer wendet ſich dagegen, daß nur
der Berufslandwirt nach dem angefochtenen Urteil verbands=
zugehörig
ſei, Art. 2 des 1921 abgeänderten Geſetzes ſage be=
ſtimmt
, daß auch z. B. Standesherren und Private, die landwirt=
ſchaftliche
Grundſtücke beſäßen, ebenſo wie Pächter und Nutz=
nießer
zur Umlage heranzuziehen ſeien, auch das landwirtſchaft=
liche
Intereſſe ſei nicht maßgebend. Art 2 lege den Tatbeſtand
objektiv feſt und begrenze den Kreis der Umlagepflichtigen. Die
Reichsverſicherungsordnung (landw. Unfallverſicherung) greife
hier nicht Platz, ſondern lediglich das heſſiſche Geſetz. Auch
das brachliegende Gelände ſei benutzbar. Nur die StadtOffenbachmit
einem Rieſenareal und einem landwirtſchaftlich genutzten Ver=
mögen
im Werte von 200 000 RM. ſtehe hier in Frage; das
Hauptgelände im Fragefalle bilde das landwirtſchaftlich oder
gärtneriſch genutzte. Die Entſcheidung des Verwaltungsgerichts=
hofs
von 1919 habe unter der Herrſchaft des Geſetzes von
1906 einen ganz beſonders gelagerten Fall betroffen. Nach
dem Geſetz von 1921 ſei nun auch der gärtneriſch genutzte Grund=
beſitz
heranzuziehen. Die Kleingärten ſtänden auch nicht in unmit=
telbarem
Zuſammenhang mit dem Hausbeſitz. Die Umlage könne
auf den Pächter nicht abgewälzt werden, eine bezügliche Verein=
barung
ſei nichtig auch komme nur ein Betriebskapital von
mindeſtens 3000 Mk. Friedenswert in Betracht. Der Vertreter der
Stadt Offenbach betont, daß das Heuſenſtammer Gelände, weil
brachliegend, ausſcheide, ebenſo aber auch die an Kleintierhalter
und Kleingärtner verpachteten Kleinparzellen. Dieſer kleine Mann
habe kein objektives Intereſſe an der Landwirtſchaft. Art. 41 ( Ver=
bot
der Abwälzung der Umlage auf den Pächter) verſtoße gegen
Reichsrecht.
Der Vertreter des Staatsintereſſes hält die Heranziehung
brachliegender Grundſtücke angeſichts des Wortlauts des Geſetzes
(genutzter, nicht nutz barer Grundſtücke) für unzuläſſig; die
Kleingartenbewegung ſei 1921 wohl lebhaft geweſen, aber ſie habe
den Charakter einer Uebergangswirtſchaft gehabt. Der kleine
Schrebergärtner ſei wohl nicht heranzuziehen, wohl aber die
Grundſtücke, die der Kleintierhaltung dienten oder der Klein=
gartenbewirtſchaftung
, ſoweit das Betriebskapital 3000 Mark über=
ſteige
. Der Generaldirektor der Kammer betont noch das große
direkte und indirekte Intereſſe, das Kleintierhalter und Klein=
gärtner
an der Einrichtung der Landwirtſchaftskammer hätten.
Das Urteil hebt das angefochtene Urteil in ſoweit auf. als
es der Klage der Stadt Offenbach bezüglich des Rumpen=
beimer
Geländes ſtattgegeben hat, im Uebrigen wird die
Reviſion der Landwirtſchaftskammer zurückgewieſen.

* Ein Flugzeugunfall ereignete ſich geſtern nachmittag gegen
15.30 Uhr in unmittelbarer Nähe des Flugplatzes. Das Flugzeug
D 1007 des Motorflug=Sportvereins Darmſtadt ſtürzte aus gerin=
ger
Höhe ab. Der Motor arbeitete einwandfrei jedoch ging der
Pilot. Amtsgerichtsrat Erhardt. in niedriger Höhe mit zu wenig
Fahrt in die Kurve, ſo daß die Maſchine über den Flügeln ab=
rutſchte
und vollkommen demoliert wurde. Der Pilot wurde mit
einem Kiefernbruch und mehreren leichten Verletzungen in nicht
lebensgefährlichem Zuſtand in das Städtiſche Krankenhaus ge=
bracht
. Der Flugbetrieb des M.F.C. erleidet durch den Unfall
keine Unterbrechung.

Uraufführung der Kantate Das Große Vaterunſer in der
Stadtbirche. Am Sonntag, den 2. April. abends 8 Uhr, findet in
der Stadtkirche ein Kirchenkonzert ſtatt, bei dem die Kan=
tate
Das Große Vaterunſer von dem bekannten Komponiſten
Louis Kelterborn durch den Evangeliſchen Kirchengeſangverein
Offenbach am Main unter Leitung von Muſikdirektor Lembcke zur
Uraufführung gelangen wird. Als Soliſten wirken namhafte
Frankfurter Künſtler mit. Außerdem gelangen noch zwei weitere
Werke Kelterborns Bitt=, Bet= und Bußgeſang und ein Inter=
ludium
für Orgel zur Aufführung. Eintrittskarten zum Preiſe
von 2 RM., 1.50 RM. und 1 RM. ſind im Vorverkauf zu haben
bei der Buchhandlung Bergſträßer, Wilhelminenſtraße 29 Buch=
handlung
Waitz. Eliſabethenſtraße 16. und bei der Geſellſchaft
Heſſiſcher Bücherfreunde im Schloß.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 86

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Montag, 27. März 1933

Aus Heſſen.

J. Griesheim, 25. März. Gemeinderatsbericht. 1.
Landwirt Ludwig Benner beabſichtigt einen Umbau ſeines in der
Hintergaſſe gelegenen Wohnhauſes. Da die Verwirklichung eines
derartigen Projektes der Gemeinde erhebliche Koſten verurſachen
würde, die jetzt nicht tragbar ſind, hat der Gemeinderat die
Uebernahme der Koſten auf die Gemeindekaſſe einſtimmig abge=
lehnt
. 2. Dem Georg Diefenbach 2. wurde die widerrufliche Ge=
nehmigung
eines von ihm gepachteten Bauplatzes in der Fried=
rich
=Ebert=Straße erteilt. 3. Die Beſpannung des Leichenwagens
für das Rj. 1933 wurde dem Ludwig Hauſe 1., hier, zum Ange=
botspreiſe
übertragen. Die ſonſtigen Fuhrleiſtungen wurden dem
Wilhelm Beck übertragen zu folgenden Angebotspreiſen: für eine
einſpännige Fuhre 2 Mk., für eine zweiſpännige Fuhre 2,80 Mk.,
für eine einſpännige Tagesleiſtung 7,25 Mk., für eine zweiſpän=
nige
Tagesleiſtung 9,50 Mk., für Holen von Holz pro Raummeter
1 Mk., fuür Ausladen von Heu pro Ztr. 0.30 Mk. Die Sargliefe=
rung
für das Ri. 1933 erhielt die Schreinervereinigung. Die
Vergebung der Waſſerleitungsarbeiten erfolgte ebenfalls an den
Wenigſtnehmenden zu den Angebotspreiſen, 4. Der Vorſitzende
gab ein Schreiben des Kreisamts Darmſtadt betr. Sprunggelder
bekannt.
Traiſa, 25 März. Heute feierte Weichenſteller i. R. Mich.
Spalt in ſeltener geiſtiger und körperlicher Friſche ſeinen 75.
Geburtstag.
An. Groß=Zimmern, 25. März. Verſammlung der
Feuerwehr. Zunächſt gab der Kommandant zwei Einladungen
zu Feſten bekannt, die jedoch abgelehnt wurden, da die hieſige

Ein Denkmal wird abgebauf.
Das von dem Frankfurter Bildhauer Benno Elkan im Auf=
trage
der früheren heſſiſchen Regierung Adelung geſchaffene Be=
freiungsdenkmal
auf dem Schillerplatz in Mainz wird jetzt von
ſeinem Standort entfernt und ſoll vorläufig in einem Magazin
untergebracht werden. Das Denkmal, das gelegentlich der An=

Wehr zu dieſer Zeit mit der Vorbereitung des Kreisfeuerwehr=
tages
und ihres 10jährigen Stiftungsfeſtes beſchäftigt iſt. Dann
wurden zwei neue Mitglieder als aktive Wehrleute aufgenommen.
Anſchließend tagte die Hauptkommiſſion. Der Vorſitzende Stein=
brecher
erſtattete Bericht, wie weit die Vorbereitungen gediehen
ſind. Der Kreisfeuerwehrtag iſt nun endgültig auf Samstag, den
8 Juli, nachmittags 2.30 Uhr, feſtgelegt. Außerdem wurde in aus=
giebiger
Ausſprache der Plan für die 3 Feſttage am 8., 9. und 10.
Juli aufgeſtellt. Die Einladung der auswärtigen Wehren iſt be=
reits
erfolgt. Man rechnet in hieſigen Kreiſen mit einem Feſt
von ſolchen Ausmaßen, wie es Gr.=Zimmern noch nicht geſehen hat.
r. Babenhauſen, 25. März. Aus dem Gemeinderat.
Zur geſtrigen öffentlichen Sitzung, die unter Leitung von Bürger=
meiſter
Klein ſtattfand, waren nur 10 Ratsmitglieder erſchie=
nen
. Ein Geſuch um Erlaubnis zum Betrieb einer Gaſtwirtſchaft
wird unter Bejahung der Bedürfnisfrage der Antragſtellerin,
Frau Fr. Schroth II., genehmigt. Der Antrag der Dreſchhallen=
geſellſchaft
um Ankauf von Grundſtücken neben der Dreſchhalle
wird entſprochen und der Preis für den Quadratmeter auf 30 Pfg.
feſtgeſetzt. Der Pachtbetrag der Dreſchhallengeſellſchaft wird auf
10 RM. pro Jahr erhöht. Die Fluchtlinien an der Aſchaffenburger
Straße ſollen wie die an der Kaſerne öſtlich verlängert werden.
Der Antrag des Ph. Fr. Rühl 5. um Uebernahme eines Bau=
platzes
am Aſchaffenburger Weg wird genehmigt. Ebenſo werden
Geſuche wegen Bauens oder Umbauens der Herren von Berg. M.
Blümler, Ph. Kolb und L. Willand genehmigt. Den Schluß der
Sitzung bildet die Erledigung einer Reihe von Geſuchen um Unter=
ſtützung
oder Beſchäftigung.
* Höchſt i. Odw., 24. März. Frühjahrs=Hauptverſammlung
des Odenwälder Radfahrerbundes. Der 1. Vorſitzende
Herr Ammann eröffnete die Sitzung, begrüßte die zahlreich er=
ſchienenen
Vertreter und ſtreifte nochmals kurz die Bundesveran=
ſtaltungen
des abgelaufenen Geſchäftsjahrs. Der Bundesgeſchäfts=
führer
Menges verlas das Protokoll der Herbſt= Hauptverſamm=
lung
. Anſchließend erſtattete der Geſchäftsführer den Rechnungs=
bericht
. Hierauf erfolgte bis auf kleine Aenderungen einſtimmige
Wiederwahl des Vorſtandes. Als Tagungsort der Herbſthaupt=
verſammlung
wird Groß=Umſtadt beſtimmt. Der Radfahrerver=
ein
1908 Höchſt i. Odw., dem das Bundesfeſt 1933 übertragen
wurde, gab bekannt, daß das Feſt am 1., 2. und 3. Juli 1933 ſtatt=
finden
ſoll und die Vorarbeiten hierzu bereits im Gange ſind. Es
wurden allerlei Beſchlüſſe gefaßt, u, a. ſollen diejenigen Vereine,
die 25 Jahre beſtehen, durch den Bund mit einem Diplom geehrt
werden. Ebenfalls wurde beſchloſſen, am Himmelfahrtstage eine
gemeinſame Wanderfahrt nach Miltenberg zu unternehmen.
Dk. Waldmichelbach. 25. März. Verſchiedenes. In der
Nähe des Bahnüberganges Unter=Waldmichelbach rannte das vier=
jährige
Söhnchen des Büroangeſtellten Schmitt dem in voller
Fahrt befindlichen Elektrotechniker Münch von hier in das Mo=
torrad
. Das Motorrad überſchlug ſich, und beide wurden ſchwer
verletzt. Münch trug eine ſchwere Gehirnerſchütterung ſowie zahl=
reiche
Kopfverletzungen, und das Kind einen Beinbruch und er=
hebliche
Geſichtsverletzungen davon. Ein hieſiger Einwohner
hatte vergeſſen, vor dem Einſchlafen das Heizkiſſen auszuſchalten
Das Heizkiſſen brannte durch und die Matratzen, fingen Feuer.
Nur durch das Schreien eines Kindes, das durch den Rauch ſchon
nahe am Erſticken war, wurden die Leute aus dem Schlafe ge=
weckt
, und konnte ein größeres Unglück verhütet werden. Hohes
Alter. Frau Eliſabeth Hoffmann. geb. Kern, feierte in dieſen
Tagen ihren 86. Geburtstag. Die Jubilarin iſt ſchon längere Zeit
bettlägerig krank.
By. Langen, 25. März. Auf Anordnung des Kreisgeſund=
heitsamtes
Offenbach beginnt nächſten Montag wieder der Unter=
richt
der Volksſchulklaſſen, die wegen der Diphtherieepidemie ge=
ſchloſſen
waren.
Hirſchhorn. 25. März. Waſſerſtand des Neckars am
24. März: 1.,60 Meter, am 25. März: 1,63 Meter. (Morgens 5,30
Uhr.)
P. Kelſterbach, 25. März. Hier wurde ein Schützenverein ge=
gründet
, der dem Deutſchen Kleinkaliber=Schützenbund beigetreten
iſt. Zum Vorſitzenden wurde Förſter Joſt vom Forſthaus Klara=
berg
gewählt.

WTB., Heimatdienst im Bild.
weſenheit des Reichspräſidenten zu der Befreiungsfeier in Mainz
eingeweiht wurde, hatte in weiten Kreiſen der Bevölkerung
ſcharfe Ablehnung erfahren. Namentlich von kirchlicher Seite
wurde immer wieder darauf hingewieſen, daß das Denkmal zum
mindeſtens an einem weniger belebten Ort aufgeſtellt werden
ſollte.
Be. Mainz, 24. März. Ungetreuer Bürgermeiſter.
Der Landwirt und ehemalige Bürgermeiſter Joh. Blodt 1. aus
Eſſenheim (Rheinheſſen) war wiederholt des Verbrechens im
Amte angeklagt. Dem Bl. wurde zur Laſt gelegt, in ſeiner Amts=
zeit
die bei Vergleichen in Sühneterminen vereinnahmten Koſten=
beträge
in Höhe von 111 Mark für ſich verbraucht und nicht ge=
bucht
zu haben. Der untreue Bürgermeiſter ſtand von einiger
Zeit ſchon einmal vor den Schranken des Gerichts, weil er aus
einer Waiſenbüchſe 90 Mark unterſchlagen haben ſoll. Damals
wurde er freigeſprochen. Die jetzige Verhandlung gegen Blodt
nahm zwei Tage in Anſpruch. Der Angeklagte beſtritt, mit Ab=
ſicht
Gelder veruntreut zu haben. Er will im guten Glauben
gehandelt haben, da er von einer Ablieferung dieſes Geldes an
das Kreisamt keine Ahnung gehabt. Die Verhandlung ergab
aber, daß ihm bei einer Reviſion des Kreisamtes im Herbſt 1928
die Aufgabe zuteil wurde, dieſe Beträge an die Kreisamtskaſſe
abzuführen Staatsanwalt Wenz beantragte gegen den an=
geklagten
Bürgermeiſter ein Jahr vier Monate Zuchthaus, fünf
Jahre Ehrverluſt und ſofortige Verhaftung. Die erſte Große
Strafkammer verurteilte den ungetreuen Bürgermeiſter wegen
fortgeſetzter Unterſchlagung im Amte zu 8 Monaten Gefängnis.
Ad. Oppenheim, 25. März. Verhaftung. Im Zuſammen=
hang
mit den bereits vorgenommenen Verhaftungen und der Ar=
beit
der Gendarmerie an der Aufklärung des Einbruchs in die God=
delauer
Gemeindekaſſe wurde Adam Bien von hier verhaftet.
Ah. Bingen a. Rh., 25. März. Lagereinweihung und
Bismarckfeier in Bingen. Das Lager des Reichsbundes
für Arbeitsdienſt in der Viktoria=Bingen, das ſeit Beginn dieſes
Jahres die Planierungsarbeiten für das zu errichtende Bismarck=
denkmal
auf der Bismarckhöhe (früher Eliſenhöhe) bei Bingen
durchführt, wird am 2. April ds. Js. eine große Einweihung des
Lagers veranſtalten. In Verbindung mit den Einweihungsfeier=
lichkeiten
veranſtaltet die Stadt Bingen zugleich eine Bismarck=
feier
. Zu den Feierlichkeiten werden zahlreiche auswärtige Gäſte
erwartet.
h. Bad Nauheim, 25. März. Die ErrichtungdesKrie=
gerehrenmals
iſt ſeit einigen Wochen am Fuße des Johan=
nisberges
in Angriff genommen worden. Der vorgeſehene Hain
ſoll eine größere Anlage werden, zurzeit iſt man mit der Um=
legung
von Späzierwegen und Erdbewegungen beſchäftigt. Das
vor einiger Zeit veröffentlichte Modell des Denkmals ſoll im In=
nern
noch einige plaſtiſche Ausſchmückungen erhalten. Mit der
Einweihung wird etwa Anfang Juni zu rechnen ſein.

Welterbericht.

Obwohl ſich der hohe Druck etwas abſchwächt, ſo iſt ſein Ein=
fluß
vorerſt noch beſtimmend für die Wetterlage. Da die kontinen=
tale
Luftzufuhr weiter abflaut, werden auch die Temperaturen
langſam anſteigen, und tagsüber erfolgt durch Sonnenſtrahlung
kräftige Erwärmung.
Ausſichten für Montag, den 27. März. Rückgang des Nachtfroſtes,
tagsüber weitere Milderung. meiſt heiter und trocken.
Ausſichten für Dienstag, den 28. März: Weiterer Temperatur=
anſtieg
, ſtellenweiſe etwas dunſtig, ſonſt aufheiternd und trocken.

V9A. und deutſche Rakionalbewegung.
In der Frühjahrshauptausſchußſitzung des Vereins für das
Deutſchtum im Ausland wurde die Stellungnahme des Vereins zu
den Gegenwartsereigniſſen folgendermaßen feſtgelegt:
Der Verein für das Deutſchtum im Ausland hat es in ſeiner
heutigen Hauptausſchußſitzung freudig begrüßt, daß in der Regie=
rung
der deutſchen Erhebung der Wille zur Geſtaltung der deut=
ſchen
Geſamtnation zum Ausdruck gekommen iſt. Der Nachkriegs=
durchbruch
der volksdeutſchen Idee in das ſtaatliche Leben hat in
der neuen deutſchen Geſchichte zum erſten Male dadurch Geſtalt
gewonnen, daß ein Deutſcher von jenſeits der heutigen Reichsgren=
zen
deutſcher Reichskanzler wurde und daß neben den Träger der
beſten ſtaatlichen Ueberlieferung, den ehrwürdigen Reichs=
präſidenten
, von Hindenburg, Adolf Hitler getreten iſt, der leben=
digſte
Kräfte des deutſchen Volkes verkörpert.
Der VDA. erwartet zuverſichtlich, daß nunmehr überall die
ſtaatsdeutſche Ueberlieferung von der volksdeutſchen Idee durch=
drungen
wird, daß mit der Verwirklichung des volksdeutſchen Ge=
dankens
im ſtaatlichen Leben endlich und gründlich Ernſt gemacht
wird und daß in der volksdeutſchen Erziehungsarbeit der Schulez
nunmehr allen Hemmungen ein Ende gemacht wird, die der völti=
ſchen
Betätigung des VDA. bisher im Wege ſtanden.
Es iſt natürlich und ſelbſtverſtändlich, daß beim erſten Zu=
ſammentreten
der großen VDA.=Körperſchaft der Verband zu den
geſchichtlich ſo bedeutſamen Entwicklungen der letzten Zeit Stel=
lung
genommen hat. Liegen doch die Entwicklungsgrundlagen der
ſeit fünfzig Jahren in Arbeit und Kampf ſtehenden volksdeutſchen
Bewegung und der jungen deutſchen Nationalbewegung im glei=
chen
Wurzelboden: im unbedingten Bekenntnis zur Nation und im
Willen zur Verwirklichung der Nation über alle Parteien. Schich=
ten
. Konfeſſionen und Staatsgrenzen hinweg.
Die Verſammlung war außerordentlich ſtark beſucht, und zwar
von Angehörigen aller im VDA. vorhandenen Parteien und
Volksſchichten. In den Reden gelangte die Ueberzeugung zum
Ausdruck, daß es ſich bei der deutſchen Revolution, wie ſie in der
Regierung der nationalen Erhebung ihren Ausdruck gefunden hat.
nicht um eine parteipolitiſche Entwicklung der üblichen Art han=
dele
, ſondern um eine grundlegende bedeutſame Hinwendung von
Volk und Regierung zur bewußten Nationalidee.
Die Entſchließung wurde einſtimmig angenommen. An den
Herrn Reichspräſidenten und den Herrn Reichskanzler wurden
nachſtehende Telegramme geſchickt:
Der VDA. grüßt in Ehrfurcht und Treue ſeinen Ehrenvor=
ſitzenden
, den Herrn Reichspräſidenten von Hindenburg,
in welchem die Deutſchen in der ganzen Welt den verehrungs=
würdigen
Bürgen für die Verbindung der beſten Kräfte deut=
ſcher
Vergangenheit mit dem Aufbruch der Nation in eine beſ=
ſere
Zukunft erblicken.
Dr. Geßler.
Der VDA. als Träger des deutſchen Volkstumsgedankens
entbietet von ſeiner Frühjahrshauptausſchußſitzung dem Herrn
Reichskanzler Hitler aufrichtigſte Glückwünſche in dem feſten
Vertrauen, daß von ihm. der die Nöte des Auslanddeutſchtums
kennt, eine zielbewußte Förderung der volksdeutſchen Arbeit zu
erwarten iſt. Der VDA. ſteht für dieſe Arbeit einſatzbereit zur
Verfügung.
Dr. Geßler.
14 Wohngebäude und 20 Scheunen niedergebrannk.
Teuſchnitz (Oberfranken). Am Sonntag nachmittag brach
in einem Hauſe des Städtchens Teuſchnitz (Oberfranken) Feuer
aus. Durch die Abweſenheit der meiſten Einwohner, die das
ſchöne Wetter ins Freie gelockt hatte, wurde der Brand ſehr ſpät
bemerkt und konnte ſich daher in kurzer Zeit ſtark ausbreiten. Der
Feuerwehr von Teuſchnitz, die eiligſt zuſammengerufen wurde, ge=
lang
es infolge des Waſſermangels nicht, das Feuer einzudäm=
men
. Von Haus zu Haus und von Scheune zu Scheune fraß ſich
das Feuer, begünſtigt durch den ziemlich ſtarken Wind, fort. Erſt
nach Eintreffen der Kronacher Motorſpritze gelang es, dem Wüten
des Elements Einhalt zu gebieten. Auf Anordnung der Feuer=
wehr
und der Polizei wurden die umliegenden Häuſer geräumt.
Durch die aufopfernde Tätigkeit der geſamten, aus der näheren
und ferneren Umgebung zuſamengezogenen Feuerwehren konnte
verhindert werden, daß neue Brandherde entſtanden. Die Urſache
iſt noch völlig ungeklärt.
Schweres Flugzeugunglück. 14 Perſonen getökel.
WTB. Oakland (Kalifornien), 26. März.
Beim Abſturz eines Flugzeuges kamen 14 Perſonen ums Le=
ben
. Unter den Getöteten befindet ſich auch der Flugzeug=
führer
.
Hauptſchriffleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politſt und Wirtſchaff: Rudolf Maupe; für Feuiſleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette;
für den Inſeraienteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.

Die heutige Nummer hat 8 Seiten.

Nach kurzem, ſchweren Leiden iſt unſere liebe, gute

Gretel

im faſt vollendeten 11. Lebensjahre heute ſanft
entſchlafen.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen:
Familie Karl Bender
Familie Johanna Bender Wwe.
Familie Karl Klein
Darmſtadt, Martinsſtr. 8,II, den 26. März 1933.
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Seite 5
Nr.

Moutag, 27. März 1933

Mponterr i Muttgärt.

Süddeutſchland.
Endſpiele.
Abt, I: 1. FC. Nürnberg Bayern München.
SV. 1860 München SV. Waldhof . .
FK. Pirmaſens SpVgg. Fürth
Abt. II: FSV. Frankfurt Phönix Karlsruhe
Karlsruher FV. Eintracht Frankfurt . . .
Wormatia Worms Union Böckingen
Kickers Stuttgart FSV. Mainz 05 ..
Verbandspokal:

0:2 (0:2)
0:1 (0:0)
1:1 (0:1)
2:1 (2:0)
2:3 (1:2)
6:1 (2:1)
1:1 (0:0)

Main=Heſſen: V. f. R. Bürſtadt O.=O. Worms 1:3.
SV. Wiesbaden Kickers Offenbach 2:4. FVgg. Mombach
Rot=Weiß Frankfurt 3:2. Union Niederrad Germania
Bieber abgeſ. 1. FC. Langen Sportfr. Frankfurt 6:3.
Rhein=Saar: V. f. L. Neckarau FV. Saarbrücken 3:0. V. f. R.
Mannheim Sportfr. Saarbrücken 4:2. Saar Saarbrücken
SpVgg. Mundenheim (Saar verzichtet). Eintracht Trier
Amicitia Viernheim 3:1.
Württemberg=Baden: Stuttgarter SC. FC. Birkenfeld (Sa.)
1:3. V. f. B. Karlsruhe Germania Brötzingen (Sa.) 1:2.
1. FC. Pforzheim SC. Freiburg 4:3. Freiburger FC.
SV. Feuerbach 3:1. V. f. B. Stuttgart FC. Mühlburg 2:1.
Bayern: Teutonia München ASV. Nürnberg 1:2. Ulmer FV.
94 FC. Schweinfurt 05 1:3. Germania Nürnberg Wacker
München ausgef. Schwaben Augsburg SSV. Ulm 3:2.
FV. Würzburg 04 FC. Bayreuth 2:3.
Berliner Fußball.
Adlershofer BC. Tasmania 3:3. Spandauer SV. Wacker
04 2:1. Blau=Weiß Nord=Nordweſt 4:5. Wedding Mi=
nerva
93 2:4. Union Oberſchöneweide V. f. B. Pankow 4:2.
BV. Luckenwalde BEWAG. 3:2.

Bei den ſüddeutſchen Endſpielen, die ſich jetzt ihrem Abſchluß
nähern, ſind am letzten Märzſonntag wichtige Vorentſcheidungen
gefallen. So ſteht jetzt in der Abteilung II endgültig feſt, daß
für die beiden erſten Plätze der Tabelle nur noch die Frankfurter
Mannſchaften Eintracht und Fußballſportverein in Frage kom=
men
. Alle anderen Konkurrenten ſind ausſichtslos zurückgefallen.
Eintracht führt zwar noch mit einem Punkt vor ſeinem Lokal=
rivalen
, jedoch bleibt der Fußballſportverein im Kampf um die
Abteilungsmeiſterſchaft ein ſehr gefährlicher Gegner.
Mit großen Ueberraſchungen wartete die Abteilung I auf.
München 60 und 1. FC. Nürnberg wurden auf eigenen Plätzen
von Waldhof bzw. Bayern München geſchlagen, ſo daß hier der
Ausgang der Kämpfe wieder völlig offen iſt. Zurzeit liegen
zwar, nach Verluſtpunkten gerechnet, die beiden Münchener Mann=
ſchaften
1860 und Bayern am günſtigſten, aber Club, Fürth und
ſelbſt die Waldhöfer brauchen die Hoffnung auf einen der bei=
den
vorderen Plätze noch nicht aufzugeben. Der Endkampf dürfte
in dieſer Abteilung noch ſehr ſpannend werden.

Wormatia Worms Union Böckingen 6:1 (2:1).
Das Wormſer Treffen, das von 2500 Zuſchauern beſucht
war, nahm einen recht wenig begeiſternden Verlauf. Es wurde
recht primitid geſpielt, und zwar ſowohl beim Sieger als auch
beim Beſiegten. Wormatia bemühte ſich zwar, den Ball flach
zu halten, ließ ſich aber ſchließlich von dem Hurraſtil der Gäſte
durcheinander bringen. Böckingens ſchlechter Tabellenſtand wurde
nach dem Wormſer Gaſtſpiel des württembergiſchen Zweiten
verſtändlich. Die Mannſchaft ging zwar in der fünften Minute
ganz überraſchend durch einen Strafſtoß des vollkommen unge=
deckt
ſtehenden Dollinger in Führung, und es dauerte bis zu
den letzten fünf Minuten, ehe Worms durch Gölz und Riemen=
ſchneider
Ausgleich und Führung erzielte. Nach der Pauſe
fielen dann für die Wormſer noch vier Treffer, in die ſich
Riemenſchneider (3) und Gölz teilten. Das faire Treffen wurde
von Schiedsrichter Selzam=Heidelberg geleitet, der ver=
ſchiedene
Fehler machte.
Union Böckingen ſpielte ein zu durchſichtiges Spiel,
um damit einen ſpielerfahrenen Gegner gefährden zu können
Von der Angriffsreihe gefielen nur Dollinger und Pfiſterer,
während die übrigen Spieler nur Durchſchnitt zeigten. Die
Läuferreihe hatte in dem Mittelläufer Frey ihren beſten Mann
und in der Verteidigung gefiel nur Walter II. Im Geſamt=
eindruck
ſpielte die Mannſchaft ſchwach.
Wormatia Worms lieferte, mit Erſatz für Ludwig
Müller, Völker und Giſpert, ebenfalls kein erſtklaſſiges Spiel;
immerhin genügten aber ihre Leiſtungen, um den ſchwäbiſchen
Gegner niederzuhalten. Fath, Winkler und Riemenſchneider im
Sturm und der Außenläufer Anton Müller waren die beſten
Leute der Wormſer Elf.

Stuttgarter Kickers Mainz 05 1:1 (0:0).
Der Heſſenmeiſter konnte die Siegesſerie der Stuttgarter
Kickers auf eigenem Platz unterbrechen. Die Kickers hatten noch
Glück, daß ſie wenigſtens einen Punkt behielten, der, falls die Ver=
bandsliga
kommen wird, für ſie von ausſchlaggebender Bedeutung
ſein kann. Während die Kickers einen ausgeſprochen ſchwarzen
Tag hatten, konnten die Heſſen im allgemeinen gut gefallen. Sie
begingen jedoch den Fehler, das Stürmerſpiel allzuſehr auf Scherm
zuzuſchneiden, der aber ſeinen Fluß hemmte, weil er zu langſam
war. Hüben wie drüben ließen es die Stürmer an der Schußkraft
fehlen, die beiden Tore fielen erſt nach der Pauſe, für Stuttgart
durch Strauß, für Mainz durch den Mittelläufer Decker. Der
Kampf, dem 5000 Zuſchauer beiwohnten, wurde hart durchgeführt,
blieb jedoch im Rahmen des Erlaubten. Schiedsrichter Höchner=
Augsburg vermochte gut zu gefallen, mit Ausnahme ſeiner aus=
geſprochenen
Scheu vor Elfmetern.

Er ſchlägt Phönix Karlsruhe 2:1 (2:0).
Das Spiel am Bornheimer Hang hatte einen bemerkens=
wert
guten Beſuch: 8000 Zuſchauer kamen bei ſchönſtem Früh=
lingswetter
. Der Kampf, den ſie ſahen, war nicht allzu auf=
regend
, es wurden auch keine übermäßigen Leiſtungen geboten,
aber es war doch immerhin ein flottes Spiel, das durch gute
Einzelleiſtungen und ſolide Technik befriedigen konnte. FSV.
kam dank ſeiner größeren Geſchloſſenheit, Schnelligkeit und
beſſeren Zuſammenarbeit zu einem verdienten 2:1 (2:0)=Sieg.
Phönix konnte nur nach der Pauſe zeitweiſe ſtärkeren Wider=
ſtand
leiſten und dann auch einigemale gefährlich werden. Meiſt
beherrſchten jedoch die Frankfurter das Feld. Sie ſchoſſen ſchon
vor der Pauſe durch Schlagbauer und Tiator zwei Treffer.
Gleich nach der Pauſe ſchoß Heiſer das Gegentor. Das Spiel
artete dann aus, ſo daß ſchließlich Dickgieſer (Phönix) ſogar
vom Platz geſtellt wurde.
In der Mannſchaft des Siegers waren Verteidigung und
Läuferreihe ſehr ſolide. Knöpfle zeigte einen weſentlich ſchnel=
eren
Start und ein beſſeres Stellungsſpiel als in den Spielen
der letzten Monate. Im Sturm gefiel beſonders das Innentrio,
während die Außenſtürmer nicht die gewohnten Leiſtungen
erreichten.
Karlsruhe hatte ein hervorragendes Schlußdreieck, aus dem
befonders der rechte Verteidiger Lorenzer hervorragte. Die
Läuferreihe war Durchſchnitt, und ſie mußte zudem meiſt ſoviel
defenſiv arbeiten, daß der Sturm dadurch zu kurz kam. Der
Angriff verriet keine beſondere Qualität.
Einkracht ſiegt beim K5b. 3:2.
Verdienter Sieg der beſſeren Mannſchaft.
In einem ſchönen Spiel, das 5000 Zuſchauer befriedigte,
ſiegte in Karlsruhe die Eintracht Frankfurt mit 3:2 (2:1) Tref=
fern
verdient über den KFV. Die Gäſte hatten in beiden Halb=
zeiten
mehr vom Spiel, ſie zeigten aber auch die reifere Technik,
die klügere Taktik und ein ſehr hübſches Zuſammenſpiel. Den=
noch
wäre es im kräftigen Endſpurt der Platzherren faſt noch
zu einem Unentſchieden gekommen. Behning, Dietrich und
Ehmer waren die Torſchützen für den Sieger, während der
KFV. durch Müller und Gaßmann zu ſeinen Treffern kam.
Beim Sieger bot die ganze Mannſchaft eine gute und ge=
ſchloſſene
Leiſtung. Beſonders verdient machte ſich wieder die
Läuferreihe. Auch der KFV. war nicht ſchlecht, aber er kam doch
gegen die beſſere Geſamtleiſtung der Gäſte nicht auf.
Fürkh haf Glück.
FK. Pirmaſens Sppgg. Fürth 1:1 (0:1).
Zu dieſem für die Pirmaſenſer ſo bedeutenden Endſpiel
gegen die Spielvereinigung Fürth hätte man entſchieden
mehr Zuſchauer als nur 4000 erwartet. Auch das Spiel ſelbſt
hätte einen beſſeren Beſuch verdient gehabt, denn es gab einen
großen und mitreißenden Kampf. Die Pirmaſenſer Mannſchaft
war ganz ausgezeichnet in Fahrt und hatte bedeutend mehr
vom Spiel. Beſonders in der zweiten Halbzeit drängte ſie
unheimlich, hatte aber kein Glück. Dem ganzen Spielverlauf
nach hätte ſie mit einem deutlichen Torunterſchied gewinnen
müſſen. Die Fürther Elf hielt in der Mannſchaftsleiſtung das,
was man ſich von ihr verſprochen hatte. Sie kam aber gegen
das energievolle Spiel ihres Gegners nur ſehr ſelten auf und
konnte wirklich von Glück ſagen, daß aus dem Unentſchieden
nicht noch in letzter Minute ein Spielverluſt wurde. Die beiden
Tore des Kampfes fielen je in der 35. Minute der zwei Spiel=
hälften
. Zuerſt brachte Full die Fürther in Führung, in der
zweiten Halbzeit ſorgte dann Johanneſſon für den Ausgleich.
Schiedsrichter Beſt=Frankfurt=Höchſt konnte gefallen.
Der deutſche Meiſter holt weiter auf.
1. FC. Nürnberg Bayern München 0:2 (0:2).
Dem Nürnberger Treffen zwiſchen dem alten und dem jungen
deutſchen Meiſter wohnten 15 000 Zuſchauer bei. Man hatte ſich

von dem Spiele ſicherlich ein Meiſterſpiel verſprochen, denn auch
Reichstrainer Nerz beehrte den Zabo mit ſeinem Beſuch; er und
die übrigen Zuſchauer bekamen aber nur ein Trauerſpiel zu
ſehen, bei dem weder Sieger noch Beſiegte etwas Beſonderes zu
zeigen vermochten. Der deutſche Meiſter gewann den Kampf zah=
lenmäßig
glatt, immerhin aber doch mit gewiſſem Glück, denn
beide Treffer waren recht mäßige Leiſtungen. Der erſte reſultierte
aus einem ſchwachen Bodenroller Krumms, der zweite war ein
Abſeitstor von Rohr. Schiedsrichter Weingärtner=Offenbach leitete
den Kampf peinlich genau; er fand aber für ſeine Leiſtungen doch
nicht immer das richtige Verſtändnis und wurde wiederholt aus=
gepfiffen
, wozu dem Publikum jedoch die Berechtigung fehlte.

1860 MünchenSV. Waldhof 0:1 (0:0).
Mit einer großen Ueberraſchung endete das Münchener End=
ſpiel
, da ſich die Löwen von dem Rheinmeiſter SV. Waldhof
knapp mit 0:1 ſchlagen ließen und dadurch um zwei äußerſt wich=
tige
Punkte kamen. Beide Mannſchaften waren in ſtärkſter Auf=
ſtellung
angetreten, ſo daß die Vorausſetzungen zu einem Groß=
kampf
voll gegeben waren. Die Mannheimer überraſchten nach
der angenehmſten Seite, ſie ſpielten mit der größten Aufopferung
und verſtanden es auch, durch ein taktiſch richtiges Spiel den er=
rungenen
knappen Vorſprung bis zum Spielende zu halten. Die
Münchener Löwen waren trotz der Niederlage auf eigenem
Platze nicht ſchlecht, im Sturm waren allerdings Lachner und
Stiglbauer nicht beſonders in Form. Auch Wendl in der Ver=
teidigung
war wieder äußerſt unſicher. Das einzige Tor des
Tages fiel in der 36. Minute der zweiten Halbzeit, als Walz 2.
dem 1860er=Torwart Ertl den ſchon gefangenen Ball wieder ab=
nahm
und ins leere Tor einſchoß. Schiedsrichter Schneider= Offen=
burg
amtierte vor 7000 Zuſchauern gerecht.
Die Mannheimer hatten ihren beſten Mann im Mittelläufer
Siffling. Die beiden Außenläufer mußten eine rieſige Arbeit
verrichten, der ſie aber vollkommen gerecht wurden. Auch die
beiden Verteidiger erwieſen ſich als ſehr gut und Rihm im Tor
verlor ſelbſt beim größten Andrang nie die Nerven.
Bei den Löwen klappte es diesmal nicht ganz im Sturm.
Nur Schäfer, Kronzucker und Kiener befanden ſich auf der Höhe.
Die Läuferreihe bildete für die flinken Mannheimer Stürmer
ein großes Hindernis, dagegen litt die Verteidigung unter der
Unſicherheit Wendls. Ertl im Tor hätte bei etwas mehr Geiſtes=
gegenwart
den Treffer der Mannheimer verhindern können.

Im Kampf um den ſüddeutſchen Verbandspokal iſt am Sonn=
tag
im Bezirk Main=Heſſen die erſte Entſcheidung gefallen. Die
an erſter Stelle ſtehende Wormſer Vereinigung Alemannia/Olym=
pia
geſtaltete ihr letztes Spiel zu einem Siege und ſicherte ſich
damit die Meiſterſchaft. Sie bezwang den VfR. Bürſtadt auf
ſeinem Platze mit 3:1 durch ihr gutes Spiel in der erſten Halb=
zeit
. Der ſtärkſte Widerſacher der Wormſer, der Sportverein
Wiesbaden, ſchaltete ſich ſelbſt aus, indem er auf eigenem Platze
den guten Offenbacher Kickers mit 2:4 unterlag, ſo daß er auch
im Falle einer Niederlage der Wormſer nichts mehr an der
Meiſterſchaft hätte ändern können. Zwiſchen Wiesbaden und
Offenbach entſcheidet ſich noch der allerdings bedeutungsloſe
zweite Platz. In den übrigen beiden Treffen gab es Nieder=
lagen
der beiden Frankfurter beſchäftigten Mannſchaften. Rot=
Weiß unterlag in Mombach 2:3, und die Sportfreunde wurden
in Langen 3:6 geſchlagen. Sie können damit nicht mehr vom
letzten Tabellenplatz hinweg.

Senſationeller Abſtiegskampf.
Die erſten Mannſchaften ſind fertig.

Polizei Darmſtadt Union Darmſtadt
4:0 (2:0)
FV. 1922 Eppertshauſen FV. Sprendlingen
0:3 (0:1)
Germania Pfungſtadt SV. 98 Darmſtadt
0:0
SV. Mörfelden Germania Eberſtadt . . .
3:7 (0:4)
Germania Oberroden SpVgg. 04 Arheilgen ."
5:1 (2:0)
Haſſia Dieburg Rot=Weiß Darmſtadt
9:1
FC. 03 Egelsbach SV. Münſter .
2:3
Dieſer Abſtiegskampf hat es in ſich! Während die beiden
Tabellenführer geſtern ziemlich erwartungsgemäß ihre Spiele ge=
winnen
konnten, gewannen aber au.h in Abſtiegsgefahr befind=
liche
Mannſchaften teils einen, teils zwei Punkte. Die Situation
hat alſo gewiſſe Klärungen erfahren. In Eppertshauſen konnte
ſich Sprendlingen in einem überlegen durchgeführten Spiel mit
3:0 durchſetzen und weiter die Spitze halten. Sprendlingen hatte
neue Leute eingeſtellt, die ſich nicht ſchlecht hielten. Ebenſo ſicher
gewann die Darmſtädter Polizei (4:0) gegen Union Darmſtadt,
was die Elf wieder auf den zweiten Platz brachte. Walldorf war
bekanntlich ſpielfrei. Bei den nicht mehr an Meiſterſchaft und
Abſtieg beteiligten Mannſchaften gab es überraſchend klare Siege
der Platzvereine. Haſſia Dieburg ſchickte die Darmſtädter Rot=
Weißen mit 9:1 geſchlagen nach Hauſe, und Germania Oberroden
gab der Sportvg. Arheilgen mit 5:1 das Nachſehen. Ein ſchöner,

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Seite 6 Nr. 86

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Montag, 27. März 1933

von Stehling (Bad Homburg) gut geleiteter Kampf, in dem ſich
die Einheimiſchen in ausgezeichneter Form präſentierten. Sehr
bedeutungsvolle Ergebniſſe brachten die Treffen der drei noch
gegen den Abſtieg kämpfenden Mannſchaften. Münſter ſetzte ſich
in Egelsbach mit einem 3:2=Sieg durch, der aber nicht ganz un=
erwartet
kommt. Auch das 0:0 zwiſchen Germania Pfungſtadt
und dem SV. 98 Darmſtadt wurde etwa erwartet. Dagegen
überraſcht die Kunde aus Mörfelden. Eberſtadt zeigte ſich in
ganz großer Form, und da Mörfeldens neuer Mittelläufer teil=
weiſe
verſagte, kam es zu einem hohen Sieg der Gäſte (7:3). Die
Situation iſt nun wieder für den SV. 98 Darmſtadt recht un=
günſtig
geworden; denn Eberſtadt und Münſter ſind zwar fertig
mit ihren Spielen, haben ſich aber 24 Punkte geholt, während
die 98er nur 22 aufweiſen können, allerdings noch zwei Spiele
vor ſich haben. Aber dieſe gehen gegen die Polizei und gegen
Walldorf, ſind alſo ſehr ſchwer. Ebenfalls ungünſtig mit 23
Punkten liegt Egelsbach, das noch in Darmſtadt gegen die Poli=
zei
und daheim gegen Arheilgen zu ſpielen hat. Man darf wirk=
lich
geſpannt ſein, wie hier das Rennen ausgeht. Im übrigen
haben am Sonntag Pfungſtadt, Mörfelden, Oberroden, Münſter
und Eberſtadt ihre Spiele beendet. Pfungſtadt hat dabei den
Rekord, aufgeſtellt, auf eigenem Platze nicht geſchlagen worden
zu ſein. Allerdings dürften ſich noch weitere ſolche Rekorde‟
hinzugeſellen.
Der Tabellenſtand nach dem 26. März 1933:

Spiele Gew. Un. Verl. Tore Punkte FV. Sprendlingen 81:39 39 Polizei Darmſtadt 16 53:15 37 Viktoria Walldorf 16 61:45 37 Haſſia Dieburg 2 16 9 73:47 34 Germ. 03 Pfungſtadt 28 11 10 56:54 29 Germania Oberroden 28 12 14 47:58 26 SV. Mörfelden 11 13 58:70 26 SVgg. 04 Arheilgen 27 10 12 57:56 25 FV. Eppertshauſen 25 6 10 53:55 SV. Münſter 12 40:44 Germania Eberſtadt 28 10 14 47:55 24 FC. 03 Egelsbach 10 13 64:72 23 SV. 98 Darmſtadt 11 43:51 22 Union Darmſtadt 17 32:68 1 Rot=Weiß Darmſtadt 27 17 32:68 15

Germania Pfungſtadt SV. 98 Darmſtadt 0:0.

Das Spiel der 98er auf dem Germaniaplatz in Pfungſtadt war
mit nahezu 1000 Zuſchauern verhältnismäßig ſehr gut beſucht.
Das Publikum bekam auch einen recht ſchönen, mit Zähigkeit
durchgeführten Kampf zu ſehen, dem allerdings durch das Aus=
bleiben
der Erfolge auf beiden Seiten die rechte Würze fehlte.
Durch den torloſen Spielausgang iſt ſchon äußerlich dokumentiert,
daß ſowohl bei der Platzmannſchaft, als auch bei den Lilienträ=
gern
die Abwehrreihen in beſonders guter Form waren. In der
Tat leiſtete beiderſeits die Deckung auſmerkſamſte Arbeit, wie auch
die Torwächter hüben und drüben keine Mängel zeigten. Trotzdem
hätten bei der Drangperiode der Pfungſtädter in der 1. Halbzeit
und während der Phaſe der Ueberlegenheit der 98er in den letzten
25 Minuten, in denen die Darmſtädter immer wieder durch ihre
Flügel gut vorkamen, Tore fallen müſſen, wenn nicht bei beiden
Stürmerreihen gerade der letzte Schwung im Strafraum gefehlt
hätte. Gewiß war es auch Pech, daß keine Tore fielen. So ſchoß
der immer noch ſchußkräftige Eſſer einmal einen Strafſtoß haar=
ſcharf
neben den Pfoſten, dann war aber auch öfters das Glück
den Darmſtädtern nicht hold, z. B., wie Lehr den Torwächter des
Gegners überſpurtet hatte und ſein Schuß aufs leere Tor knapp
ins Aus ging. Letzten Endes hätten beide Mannſchaften, die ſich
in ihrem Können recht gleichwertig ſein dürften, gewinnen können,
woraus man ſchließen kann, daß das Unentſchieden am beſten dem
Spielverlauf gerecht wird. Eine ganz klare Chance hatten die
Darmſtädter in der letzten Spielminute, als Schnägelsberger ſich
alkein durchgeſchafft hatte, jedoch wenige Meter frei vor dem Tor
nicht mehr die Energie zu einem kräftigen Schuß hatte, ſo daß
Darmſtädter im Germania=Tor die Situation noch klären konnte.
Im Spiel der Reſervemannſchaften behielten die 98er mit 4:2
die Oberhand. 1. Junioren Junioren Münſter, dort, 2:5.
2. Junioren 1. Jgd. Eintracht Frankfurt, hier, 4:1; 1. Jgd.
2. Jgd. Polizei, dort, 0:0; 2. Jgd. 1. Jgd Polizei, hier, 0:3;
1 Schüler 1. Schüler Arheilgen, dort, 2:0.
Haſſia Dieburg Rot=Weiß Darmſtadt 9:2 (4:0).
Die Darmſtädter hatten in dieſem Treffen das Pech, auf einen
Gegner zu ſtoßen, der in einer ſo guten Verfaſſung war, daß dieſe
ohne Zweifel auch jedem anderen zum Verhängnis gereicht hätte.
Dazu kam, daß Rot=Weiß neben zwei Erſatzleuten noch ſeinen gu=
ten
Torwächter erſetzen mußte, was ſich in der Höhe des Reſultats
beſonders bemerkbar machte. Dieburg ſpielte einen Fußball, wie
man ihn ſelten wohl ſchöner und erfolgreicher zu ſehen bekam,
während man von Rot=Weiß nur zeitweiſe gute Leiſtungen ſah.
Wie ſchon das Vorſpiel, endete auch dieſes Treffen wieder ohne
Reibereien, was dem Schiedsrichter, einem Herrn aus Mannheim.
ſehr zuſtatten kam.
Die Reſerven von Rot=Weiß hatten ſich am Samstag die hie=
ſigen
Akademiker verpflichtet und ſchlugen dieſelben 5:1 (3:0)
Rot=Weiß war ſeinem Gegner in jeder Beziehung überlegen, was
abermals als Beweis der derzeitig guten Spielſtärke dieſer Mann=
ſchaft
erſcheint. Weißgärber=Pfungſtadt hatte bei der anſtändigen
Spielweiſe ein leichtes Amt.
Union Darmſtadt, Jun. Eintracht Frankfurt, Jun., 2:1 (2:0).
Das mit größtem Intereſſe erwartete Spiel am Samstag
abend hat inſofern eine angenehme Ueberraſchung gebracht, als die
guten Gäſte geſchlagen nach Hauſe geſchickt wurden. Die gut 300
Zuſchauer erlebten einen feſſelnden Kampf. Sie freuten ſich nicht
nur über die guten beiderſeitigen Leiſtungen, ſondern auch über
die anſtändige, ritterliche Kampfesweiſe. Eintracht hatte ihre
beſten Leute in der Hintermannſchaft und im Tor. Dagegen war
es im Sturm bei Union beſſer; hier wurde feine Kombinations=
arbeit
geleiſtet und die eminent ſchnellen Angriffe waren immer
ſehr gefährlich. Schiri Schwarz=Griesheim ſehr gut. Nach dem
Spiel trafen ſich beide Mannſchaften zu einem gemütlichen Abend.
Sonntag: Trotz des ſchweren Spiels tags zuvor, konn=
ten
die Junioren mit 5:1 die Punkte aus Ober=Ramſtadt mit nach
Hauſe nehmen. 1. Jgd. 1. Jgd. Union Wixhauſen, dort, 2:2;
1. Schüler 2. Schüler Germania Pfungſtadt, dort, 5:0.
Kreisliga Südheſſen.
Starkenb. Heppenheim-Vikt. Neuhauſen 9:0.
Pokalſpiele: BobſtadtFV. Hofheim 1:2, Ol. Biebes=
heim
SV. Horchheim 3:0, Alemannia Groß=Rohrheim Starken=
burgia
Heppenheim SM. 7:1, VfL. LampertheimVfR. Alsheim
9:1, SV. HangenweinsheimSV. Weinsheim 4:2.
Freundſchaftsſpiele: BiblisOl. Lorſch 1:1, Konk.
GernsheimSV. Herrnsheim 5:1, Ol. Lampertheim Wein=
heim
3:1.
Der 25B. und die rolen Sporkvereine‟
Zahlreiche Vereine der Freien Turnerſchaft und der kommu=
niſtiſchen
Sportorganiſationen ſuchen in den letzten Wochen An=
ſchluß
an die bürgerlichen Verbände. Der Deutſche Fußball=Bund
nimmt zu dieſer Angelegenheit nun wie folgt Stellung:
Es haben ſich in der letzten Zeit eine große Anzahl von Ver=
einen
zur Aufnahme bei den Landesverbänden des DFB. gemeldet.
Dieſe Vereine haben bislang ſolchen Organiſationen angehört, die
parteipolitiſche oder klaſſenkämpferiſche Ziele verfolgten. Auf die
Anfrage einiger Verbände, wie ſie ſich zu dieſen Aufnahmegeſuchen
einſtellen ſollen, empfiehlt der DFB. hiermit die grundſätzlich ab=
weiſende
Behandlung derartiger Geſuche, denn dieſe Vereine haben
den Sport bisher zur Verfolgung parteipolitiſcher oder klaſſen=
kämpferiſcher
Ziele betrieben und den DFB. bekämpft, weil der
DFB. den Sport und die Jugenderziehung im Sinne der Erſtar=
kung
der Gemeinſchaft von Volk und Staat löſt.

verkreken Süddeukſchland
Meen 29b.-Handoanfpieln.

Darmſtadk 98 kam zu ſpäl.
Im ſüddeutſchen Handball wurden am Sonntag die Sieger
der beiden Endſpiel=Abteilungen, Weſt und Oſt, ermittelt. Der
vorjährige ſüddeutſche Meiſter, die Spielvereinigung
Fürth, landete im Rückſpiel gegen die Stuttgarter Kickers mit
16:6 (8:2) einen überlegenen Sieg und ſicherte ſich damit die Mei=
ſterſchaft
der Abteilung Oſt. In der Abteilung Weſt holte ſich am
letzten Spieltage SV. Waldhof die Meiſterſchaft. Die Wald=
höfer
hatten den VfR. Schwanheim zu Gaſt und ſchlugen ihn mit
8:4 (6:1) verdient und überlegn, während im zweiten Spiele des
Tages der Sportverein 98 Darmſtadt in Kaiſerslautern den dor=
tigen
VfR. nur knapp 6:4 (3:3) bezwang. Waldhof ſicherte ſich mit
dieſem Siege den Endſieg der Abteilung Weſt, zu dem bereits ein
Unentſchieden genügt hätte.
Im Endſpiel um die ſüddeutſche Meiſterſchaft,
deſſen Termin und Austragungsort noch nicht feſtſtehen, ſtehen ſich
nun Sppgg. Fürth und SV. Waldhof gegenüber, alſo auch wie im
vergangenen Jahre wieder die Vertreter von Nordbayern und der
Gruppe Rhein, während die einſtige Hochburg, der Bezirk Main=
Heſſen, auch in dieſem Jahre wieder ausgeſchaltet iſt.
Fürth und Waldhof ſind außerdem Süddeutſchlands beide Ver=
treter
in den Endſpielen um die deutſche Meiſterſchaft.
Süddeutſche Endſpiele:
Abt. Weſt: SV. Waldhof V. f. R. Schwanheim . 8:4 (6:1)
V. f. R. Kaiſerslautern SV. 98 Darmſtadt . . 4:6 (3:3)
Abt. Oſt: SpVgg. Fürth Stuttgarter Kickers . . 16:6 (8:2)

Die Schlußtabelle.

AbteilungWeſt
Spiele *
Tore Punkte SV. Waldhof 54:24 10:2 SV. Darmſtadt 98 51:36 8:4 V. f. R. Schwanheim 38:35 6:6 V. f. R. Kaiſerslautern 6 19:67 0:12 Weſtdeutſche Endſpiele: Runde der Meiſter: Hindenburg Minden Tura Barmen 9:7

(7:5). Raſenſp. Mülheim SC. 03 Kaſſel 9:5 (4:2). Runde
der Zweiten: V. f. B. Aachen Arminia Bielefeld 8:4 (1:2).
Mitteldeutſchland. Runde der Meiſter: Polizei Burg Polizei
Erfurt 14 7. Aegir Chemnitz Polizei Weißenfels 1 17.
Gelb=Rot Meiningen Sportfr. Leipzig 3:12. Brandenburg
Dresden Polizei Deſſau 4:3.
Norddeutſchland. Polizei Hamburg Polizei Schwerin 14:4,
St. Georg Hamburg Polizei Hannover 8:5. Frauen: Vikt.
Hamburg Holſtein Kiel 5:0. Germania Leer Cov. Ham=
burg
2:1.
Südoſtdeutſchland. Poſt Oppeln Polizei Kottbus 11:8. Frauen:
Frieſen Kottbus STC. Görlitz 6:3.
Brandenburg. Polizei Berlin Spandauer Pol. HC. 13:8.
D. ſ. R. Kaiſerslaukern Sb. 98 Darmſtadt 4:6 (3:3)
Das Spiel ſtand im Zeichen eines unzureichenden Schiedsrich=
ters
. Schwab=Ludwigshafen brachte es nicht fertig, das an und
für ſich läſſige Spiel in flüſſigere Bahnen zu bringen, vor allem
unnötige Härten abzuſtellen; das Spiel entglitt ihm immer mehr.
Kaiſerslautern zeigte nichts Beſonderes. Darmſtadt geſtern be=
ſtimmt
nicht viel mehr; ob die lange Fahrt oder das anſtrengende
Genießen der Pälzer landſchaftlichen Schönheiten, ihr Teil dazu
beigetragen hatten, ſei nur fragenderweiſe angedeutet. Darmſtadt
hatte das Spiel wohl ſtets in der Hand, vermochte jedoch angeſichts
der gegneriſchen übermäßigen Härte nicht das Reſultat günſtiger
zu geſtalten, obwohl dazu reichlich Gelegenheit war; auch machte
ſich das Fehlen von Delp und Ploch ſichtlich bemerkbar.
Am Mittwoch Verſammlung der geſamten Handball=
abteilung
. Erſcheinen dringend erforderlich.
SV. Mannheim=Waldhof VfR. Schwanheim 8:4 (6:1).
Vor nur 1000 Zuſchauern leitete Grundhöfer=Mannheim dieſes
entſcheidende Treffen. Waldhof ſpielte von vornherein auf Sieg
und es gelang ihm auch, einen verdienten Erfolg zu erzielen. Der
harte Kampf ging über den Rahmen des Erlaubten nicht hinaus.
Es ſtand ſchon durch einen Strafwurf Spenglers und zwei Treffer
Engelters, der beiden ſüddeutſchen Repräſentativen, 3:0, als in
der 13. Minute Schwanheim durch ſeinen Repräſentativen Pabs=
dorf
den erſten Gegentreffer buchte. Durch Schmitz (2) und Engel=
ter
ſtellte Waldhof den Halbzeitſtand her. In der zweiten Halb=
zeit
hatten die Gäſte zeitweiſe mehr vom Spiel. Heuſer verbeſſerte
auf 6:2, aber Spengler ſtellte das Spiel auf 8:2. Der Reſt des
Spieles gehörte dann den Schwanheimern, die durch Heuſer noch
zweimal erfolgreich waren.
TSV. Braunshardt Merck Darmſtadt 6:3 (3:3).
Braunshardt hatte den A=Meiſter des Kreiſes Starkenburg zu
Gaſt und konnte gegen ihn einen verdienten Sieg buchen. Die
Gäſte ſtellten eine körperlich kräftige Mannſchaft, die beſonders
durch ihre Schnelligkeit angenehm auffiel. Der Sturm trug die
Angriffe ſchön bis zum Strafraum vor, wo er dann zu ſehr in die
Breite kombinierte und dadurch an Durchſchlagskraft verlor. Von
den 3 Treffern der Darmſtädter hätte Braunshardts Hüter unbe=
dingt
2 Tore vermeiden müſſen. Scheinbar war er aber durch die
Sonne geblendet. Bei Braunshardt war der Sturm geſtern nicht
einheitlich. Das Fehlen des Halblinken Wagner machte ſich ſtark
bemerkbar. Zwei weitere Stürmer waren durch Verletzungen in
ihrer Wurfkraft ſtark behindert, denn ſonſt wäre der Sieg beſtimmt
deutlicher ausgefallen. Auf beiden Seiten ſpielten die Hinter=
mannſchaften
hart, jedoch nicht unfair. Die beiden Torwächter
zeigten ſehr ſchöne Paraden. Braunshardts Hüter war in der
1. Hälfte recht ſchwach, erreichte dann aber ſeine gewohnte gute
Form. Das Spiel verlief recht anſtändig, und wurde von Schieds=
richter
Michel=Darmſtadt gut geleitet. 2. Mannſchaften 4:4.
Handball in der 2.T.
Kreisendſpiele: Gruppe 1: Offenbach Fechenheim
6:2 (4:1), Aſchaffenburg Obernburg 9:6 (2:2); Gruppe 2:
Herrnsheim Rüdesheim 6:3 (1:1); Bruppe 3: Urmitz Ober=
mending
2:5 (2:4.
Privatſpiele; Pfungſtadt Lorſch 4:2 (1:1), Beſ=
ſungen
. Tgſ. 1875 Darmſtadt 8:9 (3:5), Spv. Arheilgen
Tv. Arheilgen 8:7 (3:2), Tſchft. Griesheim Rot=Weiß Darm=
ſtadt
8:1 (5:0).
Kreisendſpiele: Während in der zweiten und dritten
Gruppe die erwarteten Ergebniſſe eintrafen, iſt in der erſten
Gruppe, der auch unſere Vertreter angehören, eine neue Lage
geſchaffen worden. Fechenheim, der Bezwinger Aſchaffenburgs,
unterlag glatt in Offenbach; kein Gedanke an die Leiſtung des
Vorſonntags. Dagegen hatte ſich Aſchaffenburg wiedergefunden.
Es ſchlug die Obernburger ſicher, wobei der Sieg noch höher
hätte ausfallen können. Da die Spiele mit Punktewertung
ausgetragen werden, darf man auf den Fortgang, beſonders in
der erſten Gruppe, geſpannt ſein.
Einſpruch Bickenbach abgelehnt. Während die
Ereigniſſe auf den Spielfeldern bereits ihren Lauf nahmen,
hatte Bickenbach in Erfahrung gebracht, daß der Spieler

Aichinger vom Tv. Damm zu den Aſchaffenburgern hinüber=
gewandert
war und dort in ſo kurzer Zeit Spielerlaubnis er=
halten
hatte, daß er an den Spielen gegen Bickenbach teilnehmen
konnte. Die Erteilung der Spielerlaubnis hatte Bickenbach an=
gefochten
. Der Einſpruch wurde jedoch abgelehnt. Mithin be=
ſtreitet
Aſchaffenburg auch weiterhin die Kreisendſpiele.
Zu den Privatſpielen. Arheilgen: Eine große
Spannung lag über dem Spielplatz am Arheilger Mühlchen.
Nach zweijähriger Uinterbrechung ſtanden ſich die Lokalvereine,
Spielvereinigung und Turnverein, abermals gegenüber. Nahezu
1000 Zuſchauer wohnten dem feſſelnden und ritterlichen Kampfe
bei, der beſonders in der zweiten Hälfte feſſelnde Spielvorgänge
zeigte. Dem Schiedsrichter Nau=Büttelborn (DT.) ſtellten ſich
die Parteien in ſtärkſter Aufſtellung. Kurze Anſprachen und
Ehrung des Torwarts Anthes der Spielvereinigung anläßlich
ſeines 200. Spieles. Dann begann der Kampf. Da ſich die
Parteien gut kannten, wurden die Beſten ſtark bewacht und ſo
kam es, daß gut zehn Minuten vergingen, bis die Platzelf durch
Trahſer mit ſchönem Doppelhänder den Torreigen eröffnete. Drei
Lattenſchüſſe und ebenſoviele verſiebte Strafwürfe verzeichnen
die Turner. Endlich in der 20. Minute verwandelte Melk einen
Strafwurf zum 1:1. Sehr aufmerkſame Deckung beiderſeits, ſo
daß es den Anſchein hatte, als ſollten die Zuſchauer nicht viele
Tore zu ſehen kriegen. Doch es kam anders. Noch fünf Minuten
bis zur Pauſe. Da brachte Melk durch einen Rutſcher die
Turner 2:1 in Führung. Einige Minuten ſpäter erzielte Phil.
Fleck freiſtehend 2:2; faſt zur Halbzeit überſpielte Trahſer den
Verteidiger Jakobi und ſchoß zum 3:2 für die Platzelf ein.
Pauſe. Lebhafte Diskuſſion unter den Zuſchauern über die
Ausſichten. Was jedoch eintraf, hatte niemand erwartet. In
Zwei=Minuten=Tempo ſchoß die Platzelf durch Trahſer (2),
Gimbel und Lindenlaub vier Tore zum 7:2. Aber nur kurze
Beſtürzung bei den Turnern; dann Umſtellung: Braun Mittel=
läufer
(vorher Rechtsaußen) und Becker auf Linksaußen. Braun
iſt immer noch der große Stratege. Es gelang ihm, den Druck
der Spielv. abzufangen und nach gegenſeitigem Geplänkel drehten
die Turner in der 16. Minute den Spieß um. Schlag auf Schlag
holten ſie Tore auf (Melk (2), Schneidemüller, Braun und Götz)
zum 7:7=Ausgleich. Noch drei Minuten. Schärfſtes Tempo unter
Einſatz aller Kräfte. Die Spielvereinigung erzielte im letzten
Augenblick durch Schäfer den Siegestreffer. Hochbefriedigt wan=
derten
die Zuſchauer ab. Ein Werbeſpiel war zu Ende, beſtritten
von zwei Parteien, die ſich ebenbürtig waren. Die Leiſtung des
Schiri verdiente allgemein Anerkennung, ebenſo die ritterliche
Spielweiſe der Gegner.
Pfungſtadt: Das Erſcheinen des Gaumeiſters Lorſch
übte ſtarke Anziehungskraft aus, denn außerhalb des Zaunes
ſtanden weit mehr Zuſchauer, als um den Platz ſelbſt. Ein
angenehmes, äußerſt flinkes Spiel, das Ohl=Tgde. 1846 vortreff=
lich
leitete. Bereits in der dritten Minute verwandelte Gärtner
einen Straſwurf und dabei blieb es lange. Pfungſtadt präſen=
tierte
auf Rechtsaußen den neuen Spieler Ripper, der ſich die
Angriffstaktik erſt allmählich zu eigen machen muß. Mit ſchönenr
Feldtore ſtellte die Platzelf auf 1:1. Nach der Pauſe holte ſich
der Gaumeiſter durch überraſchenden Weitſchuß abermals die
Führung. Seine übrigen Angriffe, die ſich vor dem Tore meiſt
zuſammenzogen, konnten jedoch abgewehrt werden, zumal Gärt=
ner
durch Gräff beſtens abgedeckt war. Anders bei der Platz=
elf
. Raumgreifendes Flügelſpiel ſchaffte Torgelegenheiten. Zwei
ſchöne Feldtore und ein Strafwurf zum 4:2 ſpiegelten die
Leiſtungen wieder. Als Lehrſpiel ausgewertet bleibt es unver=
ſtändlich
, weshalb Pfungſtadt ſeinem neuen Spieler ſo wenig
Gelegenheit zu Betätigung gab. Strafwurfabwehr: Vorbildliches
bei Pfungſtadt, obwohl es Gärtner mindeſtens noch achtmal
probierte ohne einen Erfolg. Vorher ſpielten die Zweiten.
Lorſch lag bei der Paufe 4:1 in Führung und mußte dieſe
ſchließlich mit 5:4 abgeben. Ein Schulbeiſpiel für die Gegen=
überſtellung
Spieler und Schiedsrichter gaben die Treffen der
erſten und zweiten Mannſchaften ab. Hinſichtlich der zur Zeit
brennenden Schiedsrichterfrage muß gerade auf dieſen Punkt
nächſtens einmal eingegangen werden.
Griesheim: Die Gäſte waren nur mit neun Mann
erſchienen, weshalb dem Spiele die Spannung ſchon vorweg
genommen war. Rot=Weiß ließ trotzdem den Mut nicht ſinken
und verſuchte nach Möglichkeit eine zweiſtellige Niederlage zu
verhindern. Da es bei der Pauſe bereits 5:0 für Griesheim
hieß, muß man die Leiſtung der Abwehr würdigen, da nach
der Pauſe nur noch drei Tore fielen. Lauter ſchöne Feldtore
bei Griesheim und der Ehrentreffer durch Strafwurfs Gries=
heim
hatte namentlich in der zweiten Hälfte etwas verhalten
geſpielt. Mit dem Schiri Karn=Arheilgen konnte man zufrieden
ſein.
Bezirksmeiſterſchafken im Süddeutſchen Keglergan.
Zum letzten Start trafen ſich die Kampfmannſchaften des
3. Bezirkes auf den beiden Aſphaltbahnen in Neuen=Haßlau, die
zum Kinzigtaler Verbande gehören. Aſchaffenburg hat ſich
durch ſein geſtriges gutes Reſultat mit 2689 Geſamtholz die erſte
Stelle geſichert und damit den Titel Bezirksmeiſter für 1933
errungen. Darmſtadt konnte mit 2684 Holz gefallen und ſich
damit die zweite Stelle erhalten. Seine Einzelergeb=
niſſe
waren: 1. Grün 555, 2.:Reichert 551, 3. Thümmel 540,
4. Rößler 521 und 5. Bangert 517. Hanau hat wieder verſagt,
und ſeine Riege verließ mit nur 2539 Holz die Bahnen. Geln=
hauſen
hat ſich auf den eigenen Bahnen gut gehalten. Auf
2681 Holz errechnet ſich das Geſamtergebnis. Damit ſteht es an
dritter Stelle und hat ſich noch die Berechtigung zum Start bei
den Gaukämpfen geſichert. Neu=Iſenburg konnte mit 2632
Holz geſtern befriedigen. Das Ergebnis reicht aber nicht aus,
um vom letzten Platze abzurücken. Den Schlußſtart beſtritt geſtern
Offenbach. Es war der Riege vorbehalten, ſoviel aufzuholen,
um ſich in die drei erſten Plätze einzureihen. Obwohl das Reſul=
tat
mit 2653 Holz eine weſentliche Verbeſſerung gegenüber den
vorherigen Ergebniſſen bedeutet, mußte ſie ſich mit dem vierten
Platz begnügen. Das beſte Tagesergebnis hat Maidhof Aſchaf=
fenburg
mit 576 Holz erzielt. Nach den nunmehr abgeſchloſſenen
Kämpfen ergibt ſich folgendes Schlußbild: 1. Aſchaffenburg, Be=
zirksmeiſter
, 16022 Holz, 2. Darmſtadt 15 914 Holz, 3. Geln=
hauſen
15 888 Holz, 4. Offenbach 15 832 Holz, 5. Hanau 15 747
Holz, 6. Neu=Iſenburg 15 550 Holz. Die drei erſten Verbände
haben Startberechtigung für die Gau=Meiſterſchaftskämpfe. Die
nächſten drei Verbände ſind berechtigt, an der Troſtrunde teil=
zunehmen
, die Samstag vor den Gaukämpfen in Mainz ſtatt=
findet
.
Winkerrunde der Darmſtädter Schwimmer.
Wir verweiſen nochmals auf den heute abend im Städt.
Hallenbad von 8.30 bis 9.30 Uhr ſtattfindenden Wettkampfabend
der Darmſtädter Winterrunde im Schwimmen.

Neuer Weltrekord im Bruſtſchwimmen.
Der unbekannte amerikaniſche Student Horn wartete bei den
Univerſitäts=Meiſterſchaften in Newshaven mit einer guten
Leiſtung auf. Er legte die 200=Yards=Bruſtſtrecke in 2:29,8 Min.
zurück und blieb damit zwei Sekunden unter der offiziellen
Höchſtleiſtung von W. Spence. Allerdings hatte der Franzoſe
J. Cartonnet bereits eine Zeit von 2:28,6 erzielt, die aber keine
Anerkennung fand.
Für Englands Pokalfinale, das vorausſichtlich am
29. April im Wemble=Stadion zur Abwicklung kommt, haben ſich
am Samstag Mancheſter City und Everton qualiſiziert. Manche=
ſter
City ſchlug Derby County mit 3:2 (1:0), während Everton
über Weſtham United 2:1 (1:1) gewann.

[ ][  ][ ]

Montag, 27. März 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 86 Seite 7

waldlauf des Main=Rhein=Gaues 2.T.
Bei herrlichſtem Wetter ſtarteten geſtern auf dem Turnplatz
der Beſſunger Turner die Waldläufer des Main=Rhein=Gaues zum
Wettkampf um die Meiſterſchaften. Die Laufſtrecken führten die
Turner durch die Gegend der Marien= und Ludwigshöhe. Durch
das anhaltend gute Wetter der letzten Tage waren die Wege in
ganz ausgezeichnetem Zuſtand. Die Beteiligung war gegenüber
dem Vorjahr etwas ſchwächer. Bei der Klaſſe D, Jugend 1919
gehoren, 1000 Meter, ſetzte ſich der Jugendturner Hans Kohlmann
ſofort an die Spitze und ging auch als erſter Sieger durch das
Ziel.
Bei der Klaſſe C, Jugend, führten bei 1000 Meter die Turner
Beckmann=Beſſungen, May=Bensheim und Dyroff=Eberſtadt. Im
Abſtand von 30 Meter folgten ihnen Dähn=Münſter und Stahl=
Langen. Bei 2000 Meter ſahen wir an der Spitze Beckmann=
Beſſungen und May=Bensheim, ihnen folgten im Abſtand von
zirka 10 Meter die Turner Dölp=Beſſungen, Friedrich=Beſſungen,
Thierolf=Tgm. Darmſtadt, Dyroff und Schneider=Eberſtadt. Beck=
mann
führte in dem Lauf von Anfang und ging auch als 1. Sie=
ger
durchs Ziel. Der Titelverteidiger blieb demnach wieder Sie=
ger
. In der Klaſſe B, 5000 Meter, führten bei 1000 Meter:
Aßmuth=Beſſungen, Pfeifer=Bensheim und Hock=Nieder=Ramſtadt.
Im Abſtand von zirka 10 Meter folgte Bauer=Eberſtadt, im wei=
teren
Abſtand von 50 Meter Thurau=Eberſtadt. Bei 2000 Meter
ſetzte ſich Thurau=Eberſtadt an die Spitze, im Abſtand von zirka
3 Meter folgten ihm Pfeifer=Bensheim, Hoch=Nieder=Ramſtadt,
Dütſch=Langen und Petzinger=Beſſungen. Bei 4000 Meter über=
nahm
Roßkopf=Münſter die Führung; ihm folgte Aßmuth, und im
Abſtand von 40 Meter Pfeifer. Es ſiegte ſchließlich Roßkopf= Mün=
ſter
, Unterſtufe, vor Pfeifer=Bensheim, Mittelſtufe, in der Zeit
von 20:9.5 Min.
In der Klaſſe A, 7000 Meter, ſetzte ſich der Altmeiſter Fornoff
ſofort an die Spitze. Ihm folgten mit 20 Meter Abſtand Stenger=
Tgſ. Darmſtadt, mit 100 Meter Fick und Schneider. Bei 2000
Meter lagen die 4 vorgenannten Turner unter Führung von For=
noff
wieder zuſammen. Bei 3000 Meter führte wieder Fornoff,
ihm folgte im Abſtand von 120 Meter Stenger. Bei 4000 Meter
ſahen wir Fornoff bereits 400 Meter vor ſeinen Vereinskollegen
Stenger, Fick und Schneider. Bei 6000 Meter war das Verhält=
nis
dasſelbe; der Abſtand von 400 Meter hatte ſich nicht verändert.
Fornoff ſiegte in der Zeit von 26:55,2 Min., ſein Vereinsfreund
Stenger folgte als Zweiter in 28:41 Min.

Die Ergebniſſe:
Klaſſe D, 1919 geb., 1000 Meter: 1. Kohlmann in 3:51.8 Min.
2. Reichel, 3. Lohr, 4. Seibert, 5. Luckhaupt, alle Beſſungen.
Mannſchaften: 1. TG. Beſſungen, 6. Punkte. Klaſſe C, Jug. 1,
19171918 geboren, 3000 Meter: 1. Dannenberger, Beſſungen,
2. Hörle, 3. Bender, beide Vorwärts Langen. Klaſſe C, Jug. 2,
19151916 geboren, 3000 Meter: 1. Beckmann, 9:20,4; 2. Fried=
rich
, 9:35; 3. Dölp, alle Beſſungen. 4. May=Bensheim, 5. Dähn=
Münſter, 6. Thierolf=Darmſtadt 46, 7. Dyroff=Eberſt., 8. Zehl= Beſ=
ſungen
, 9. Müller=Gernsheim, 10. Schneider=Eberſtadt. Klaſſe C,
Jugendmannſchaften: 1. Beſſungen 1., 14 Punkte; 2. Beſſungen 2.,
21 P.: 3. Münſter, 28 P. Klaſſe B, Mittelſtufe, 5000 Meter:
1. Pfeiffer=Bensheim, 20:11,4 Min. 2. Aßmuth=Beſſungen; 3. Eiſe=
Vorwärts Langen. Klaſſe B, Unterſtufe, 5000 Meter: 1. Roß=
kopf
, 20:9,5 Min., 2. Reinheimer=Rüſſelsheim, 3. Petzinger=Beſſ.,
4. Hock=Nieder=Ramſtadt, 5. Bender=Langen, 6. Schneider=Münſter,
7. Bauer=Eberſtadt, 8. Huther=Münſter, 9. Thurau=Eberſtadt,
10. Knop=Bensheim, 11. Rohrer=Darmſtadt 75, 12. Becker= Gerns=
heim
. Mannſchaften: 1. Münſter, 8 P., 2. Vorwärts Langen,
14 P. Klaſſe A, Oberſtufe, 7000 Meter: 1. Fick, 2. Schneider,
beide Darmſtadt 75. Klaſſe A, Sonderſtufe, 7000 Meter: 1. For=
noff
. 26:55,2 Min., 2. Stenger, 28:41 Min., beide Darmſtadt 75.
Mannſchaften: 1. Tgſ. Darmſtadt, 6 Punkte.
Als Abſchluß der Läufe ſtanden ſich die Handballer der Tgſ.
75 Darmſtadt und Tgm. Beſſungen gegenüber. Die Tgſ. 75 ſiegte
mit 9:8, bei einem Halbzeitſtand von 6:3. Beinahe hätte es Beſ=
ſungen
noch zum Ausgleich gereicht. Bedauerlich iſt jedoch, daß
Spieler der Tgſ. 75 noch 5 Minuten vor Schluß wegen Unſport=
lichkeit
das Feld verlaſſen mußten.

Bezirks=Waldlauf des ATSB. in Mörfelden.
Der erſte Bezirk im Arb. T, S.B., 9. Kreis, trug geſtern in
Mörfelden ſeinen erſten Frühjahrswaldlauf auf dem ſchön gele=
genen
Sportplatz der dortigen Fr. Turner aus und hatte das
Glück, beſtes Frühjahrswetter vorzufinden. Nur ſo läßt ſich die
große Teilnehmerzahl von 102 Läufern am Start erklären. 1200
bis 1500 Zuſchauer waren erſchienen. Durch die guten Waldwege
waren an die Läufer keine ſo großen Anforderungen geſtellt, ſo
daß alle friſch am Ziel eintrafen. Die ganze Veranſtaltung war
in knapp 2 Stunden abgewickelt. Im Rahmen des Bezirkswald=
laufs
kamen noch recht ſpannende Fuß= und Handballſpiele zum
Austrag, die ebenfalls der Veranſtaltung durch gutes und faires
Spiel einen werbenden Charakter angedeihen lieſen. Der veran=
ſtaltende
Verein war bemüht, der Veranſtaltung zum Erfolg zu
verhelfen, und die Gaſtfreundlichkeit ließ nichts zu wünſchen
übrig. In den Einzelläufen finden wir wieder alte Namen von
Klang, wenn auch nicht alle zu finden ſind: 1000 Meter, Turner:
1. W. Kohl, Götzenhain, 2. Gg. Kohl=Götzenhain, 3. Emmer= Wor=
felden
. Sportler, 3000=Meter=Lauf: 1. Hch. Hahn=Arheilgen,
2. Gg. Petry=Worfelden, 3. Götz=Eberſtadt. Fußballer, 2000
Meter=Lauf: 1. Marquelli=Mörfelden. Handballer, 2000=Meter=
Lauf: 1. Avemarie=Darmſtadt, 2. Leonhardt=Sprendlingen, 3. Witz=
leb
=Darmſtadt. Frauen, 500=Meter=Lauf: 1. Jourdan, 2. Dam=
mel
, 3. Siegel, alle Mörfelden. Jugend, 1500=Meter=Lauf: 1. K.
Hahn=Arheilgen, 2. Härtel, 3. Böhm, beide Darmſtadt. Sport=
ler
, 1500 Meter Hindernis: 1. J. Hahn=Arheilgen, 2. Merz= Eber=
ſtadt
, 3. Bauer=Nieder=Beerbach. Die Mannſchaftsläufe: Tur=
ner
: 1. Götzenhain, 2. Worfelden; Sportler: 1. Worfelden, 2. Göt=
zenhain
; Fußballer: 1. Mörfelden; Handballer: 1. Darmſtadt;
Frauen: 1. Mörfelden; Jugend: 1. Darmſtadt, 2. Arheilgen; Hin=
dernislauf
: 1. Arheilgen, 2. Eberſtadt. Handball: Mörfelden
Dreieichenhain 3:13 (1:7); Darmſtadt, komb. Bezirksmannſch.
1. Bez., 14:4. Fußball: Egelsbach Sprendlingen 1:0; Mör=
felden
Walldorf 1:2; Sprendlingen, 2. Mörfelden, 2., 3:2.
Orientierungslauf des SV. 1898 Darmſtadt.
Der 2. Orientierungslauf der Jung=Leichtathleten des SV. 98
brachte bereits eine beſſere Beteiligung. Teilnahmeberechtigt an
dieſer geländeſportlichen Uebung waren die A/B=Jugendlichen der
Abteilung. 21 Läufer waren angetreten zu 4 Mannſchaften a 4
Läufern, und 1 zu fünf. Start und Ziel befanden ſich auf dem
Sportplatz am Böllenfalltor. Vier Kontrollſtellen mußten geſucht
und angelaufen werden. Die erſte lag in der Nähe der Ludwigs=
höhe
, die zweite am Hang des Dommersberges, die dritte war in
der Nähe des Schnampelwegs und die letzte im Wald ſüdlich des
Flugplatzes. Rein läuferiſch waren demnach etwa 8,5 Kilometer
zurückzulegen. Die 5 Mannſchaften liefen in Abſtänden von 5 Mi=
nuten
ab. Jede erhielt 5 Minuten vor dem Start die Karte mit
den eingezeichneten Kontrollſtellen. Der Verlauf dieſer 2. gelände=
ſportlichen
Uebung war ſehr intereſſant, waren doch die Kontroll=
punkte
diesmal nicht auf die Wege, ſondern ins Gelände in die
Nähe der Wege gelegt, ſo daß zu dem Kartenleſen noch Entfer=
nungsmeſſen
bzw. =ſchätzen und Richtunggehen hinzu kam. Die Be=
zeichnung
der Mannſchaften mit A, B. C uſw. zeigt die Reihenfolge
des Ablaufs an, deren Vergleich mit den nachſtehenden Ergebniſſen
recht lehrreich iſt. Bemerkt ſei noch, daß die rein läuferiſchen Fähig=
teiten
oft erheblich in den Hintergrund treten. Die Ergeb=
niſ
)e: 1. B=Mannſchaft (Adler UI=Himmler=Schulze=Vögler) in
43:30 Min. 2. L=Mannſchaft (Cloos=von Davidſon=Kleinſchmidt=
Langenbach I=Weidemann) 55 Min. 3. C=Mannſchaft (Boller
Stumpf=Victora=Wolfes) in 1:01 Stunde. 4. D=Mannſchaft ( Acker=
mann
=Fay=Held=Levi) in 1:02,45 Stunde, 4=Mannſchaft (Knöß=
Lotz=Löwel=Ramm) in 1:17,50 Stunde.

Motor=Rennſaiſon beginnt!

Aufkakk auf der Eilenriede.
Neue Rekorde. Tödlicher Skutz. 65009 Zuſchauer
Am Samstag wurde die deutſche Motorrad=Rennſaiſon auf
der Eilenriede in Hannover mit den Meiſterſchaftsläufen der bei=
den
kleinen Klaſſen über je 200 Km. eingeleitet. Bei dem
prachtvollen Wetter hatten ſich nicht nur zahlreiche Zuſchauer
eingefunden, ſondern auch die 5 Km. lange Rundſtrecke befand
ſich in ausgezeichneter Verfaſſung. In beiden Rennen gab es,
wie erwartet, gute Zeiten, und zum erſten Male wurden in der
Klaſſe bis 350 ccm. über 90 Stdkm. gefahren. Schon am Vor=
mittag
hatten ſich beim Training zwei ſchwere Stürze ereignet.
Der Hannoveraner Weidemann karambolierte mit einem über
die Bahn laufenden Zuſchauer und zog ſich einen komplizierten
Schlüſſelbeinbruch zu, während ſein Landsmann Haupt gegen
einen Baum fuhr und ins Krankenhaus gebracht werden mußte.
Strahlender Sonnenſchein herrſchte, als die 15 Fahrer der
kleinſten Klaſſe und 23 für die Kategorie bis 350 ccm. auf
die Reiſe geſchickt wurden. Zuerſt tauchte der Italiener Sandri
auf, der ein unheimliches Tempo vorlegte und für die erſten fünf
Runden mit 93,5 Stdkm. noch ſchneller war, als die 350er= Maſchi=
nen
. Ferner machten ſich Winkler und Geiß bemerkbar, wäh=
rend
Kahrmann gleich zu Beginn den Anſchluß verlor. Gegen
Ende der 29. Runde ereilte dann Sandri ſein Schickſal, ſeine
Moto Guzzi war in Brand geraten und der Italiener zur Auf=
gabe
gezwungen. Allmählich hatte ſich der Engländer Daven=
port
(New Imperial) nach vorne gearbeitet und behauptete in
überlegener Haltung die Spitze vor Soenius=Köln und Kirchner,
der noch Geiß überholt hatte, bis ins Ziel.
Bei den 350er=Maſchinen gab es einen neuen Re=
kord
. Hier wechſelte im Rennverlauf die Führung faſt dauernd,
Schneider, Loof, Fleiſchmann und Winkler bildeten ſtets das
Vordertreffen. Nachdem Winkler die Führung wegen eines Rei=
fenſchadens
an den Düſſeldorfer Schneider (Velocettes) hatte
abtreten müſſen, war das Rennen entſchieden. Fleiſchmann gab
ſich die erdenklichſte Mühe, dem Weſtdeutſchen den Sieg ſtreitig
zu machen, aber vergeblich. Wemhöfer=Bielefeld wurde beim
Ueberholen aus der Bahn gedrängt und ſtreifte einen Baum; mit
viel Glück kam er noch mit dem Schrecken davon. Von den Teil=
nehmern
blieben etwa zwei Drittel auf der Strecke, da die Fah=
rer
ihren Maſchinen von Beginn an durchweg zu viel zugemutet
hatten.
Nicht ganz ſo groß wie in den beiden letzten Jahren war
am Sonntag
das Publikumsintereſſe für das Eilenriede=Rennen. Aber immer=
hin
umſäumten bei prachtvollem Wetter doch etwa 65 000 Zu=
ſchauer
die 5 Km. lange Rennſtrecke, auf der ſich in allen Ren=
nen
hinreißende Kämpfe abſpielten.
Der Held des Tages war Rüttchen=Erkelenz, der
nicht nur den Meiſterſchaftslauf der großen Maſchi=

nen in neuer Rekordzeit mit einem Stundenmittel von 97,7 Km.
nach Hauſe brachte, ſondern auch das kurze Jubiläums=Rennen
gewann. Im Meiſterſchaftslauf mußte er allerdings ſchwer kämp=,
fen, denn ſein junger Markengenoſſe Roſemeyer=Lingen gab ſich
nach 200 Km. Fahrt nur um einen Meter geſchlagen. Mit
Fleiſchmann klacierte ſich noch ein dritter NSU.=Fahrer.
In der Halbliter=Klaſſe fiel der Favorit Bauhofer
aus, er mußte wiederholt auf der Strecke bauen und nicht weni=
ger
als fünfmal am Erſatzteillager Halt machen. So machten
die Norton=Fahrer das Rennen unter ſich aus. Ley arbeitete.
ſich zum Schluß vor den anfangs führenden Soenius und behaup=
tete
ſich dann überlegen in Front. Die ſchnellſte Rundenzeit fuhr
der Kölner Bertholet auf Rudge mit einem Durchſchnitt von
105,1 Km.
Die Beiwagen=Rennen waren mit insgeſamt 15
Maſchinen nur ſchwach beſetzt. In der kleinen Klaſſe war
das Baſeler Ehepaar Sterkle auf NSU. nicht zu ſchlagen,
während das Rennen der großen Klaſſe eine Runde vor
Schluß abgebrochen wurde, als nur noch zwei Maſchinen im
Wettbewerb waren. Weyres=Aachen gewann noch ſicher, ob=
wohl
er unterwegs mehrfach bauen mußte.
Leider warfen einige ſchwere Unfälle ihre Schatten
über die ſportlichen Ereigniſſe. Im Meiſterſchaftslauf der 1000er=
Maſchinen raſte der Berliner BMW.=Fahrer Fritz Weber gegen
einen Baum und verſtarb kurze Zeit darauf an den Folgen eines
doppelten Schädelbruches. Schwer verletzt wurden noch die Bei=
wagen
=Fahrer Dürr=Ulm und Marcinkowſki=Solingen, während
Füglein=Nürnberg, der ſchon im Training durch ſeine wilde
Fahrweiſe aufgefallen war, bei ſeinem aufregenden Sturz mit
dem Schrecken davonkam. Beim Abwinken wurde er aus der
Kurve getragen und fuhr mit voller Geſchwindigkeit auf die
Ehrentribüne zu, wo es viel Kleinholz gab und ein Zuſchauer
einen Nervenſchock erlitt.
Ergebniſſe der Eilenriede=Rennen: Meiſterſchaftsläufe:
bis 500 ccm.: 1. Ley=Nürnberg (Norton) 2:02:55,2 (95,3 Stdkm.),
2. Soenius=Köln (Norton) 2:06:06 (95,2 Stdkm.), 3. Teich=Kölzin
(Norton) 2:11:48,1, 4. Müller=Nürnberg (Viktoria) 2:15:04; bis
1000 ccm.: 1. Rüttchen=Erkelenz (NSU.) 2:02:51,3 (97,7 Stdkm.),
2. Roſemeyer=Lingen (NSU.) 2:02:52,4 (97,65 Stdkm.), 3. Fleiſch=
mann
=Nürnberg (NSU.) 2:06:24,2, 4. Roeſe=Düſſeldorf (BMW.)
(2:06:26,1. Jubiläum= ennen, 50 Km., bis 350 ccm.: 1. Schnei=
der
=Düſſeldorf (Velocete) 31:02,2 (96,6 Stdkm.), 2. Winkler=
Chemnitz (DKW.) 31:10 (96,2 Stdkm.), 3. Fleiſchmann=Nürnberg
(Norton) 31:41,4, 4. Fueglein=Nürnberg (Ardie=Viktoria) 31:48,3;
über 350 ccm.: 1. Rüttchen=Erkelenz (NSU.) 30:43 (97,5 Stdkm.),
2. Ley=Nürnberg (Norton) 31:31,1 (95,2 Stdkm.), 3. Prelle=
Altenhagen (BMW.) 31:32,2, 4. Buſſe=Flettmar (Imperial)
31:45,1. Seitenwagen, 50 Km., bis 600 ccm.: 1. Stärkle=Baſel
(NSU.) 34:26,2 (87 Stdkm.), 2. Schneider=Düſſeldorf (Velocette)
35:09,2 (85,2 Stdkm.), 3. Lohner=München (Rudge) 37:10,2;
über 600 ccm., 45 Km.: 1. Wayres=Aachen (Harley=Davidſon)
39:02 (76,8 Stdkm.), 2. Stoll=Stollberg (Harley) 39:44.

Zweimal gegen Frankreich.
Im Rugby eine ehrenvolle Niederlage.
Länderkampf Frankreich Deutſchland 38:17 (9:13).
Vor nicht weniger als 40 000 Zuſchauern kam am Sonntag
in Paris der Rugby=Länderkampf Deutſchland Frankreich
zum Austrag. Es herrſchte ein wundervolles Frühlingswetter.
Erhebend war der Moment, als die 40000, über deren Köpfen
neben der Trikolore die ſchwarz=weiß=rote Reichsflagge wehte,
ſtehend und entblößten Hauptes das Deutſchlandlied mitan=
hörten
. Im Spiel ſchlug ſich dann die deutſche Mannſchaft,
obwohl, der erkrankte Iſenburg durch Schwanenberg erſetzt
werden mußte, ganz hervorragend, und ſie erzielte ein Ergeb=
nis
das auch von den Franzoſen als durchaus ehrenvoll be=
zeichnet
wurde. Man ſah jedenfalls, daß die deutſche Rugby=
Mannſchaft in der letzten Zeit wieder weſentliche Fortſchritte
gemacht hat. Bei der Pauſe lagen die Deutſchen unter denen
ſich der Frankfurter Haux, ſowie die beiden Hannoveraner
Heine und Tasler beſonders auszeichneten, ſogar mit 13:9 in
Führung. Die Punkte für Deutſchland waren durch erhöhte
Verſuche von Loos und Vietgen, ſowie durch einen weiteren
Verſuch von Tasler erzielt worden. Nach der Pauſe wurden
die routinierteren Franzoſen dank ihrer vorzüglichen Drei=
viertelreihe
ſtark überlegen, ſie kamen zu ſieben Verſuchen, von
denen vier erhöht wurden. Einige Verſuche waren allerdings
nicht ganz einwandfrei. Erſt im letzten Moment konnte Heine
durch einen Dropkick das Ergebnis noch auf 38:17 verbeſſern.
Knapper Hockenſieg über Frankreich.
Deutſchland ſiegt in Berlin mit 3:2 (0:0).
Zum Hockeyländerkampf auf dem Berliner Preußenplatz
fanden ſich am Sonntag bei ſchönem Wetter 8000 Zuſchauer
ein. Die franzöſiſche Mannſchaft wurde vom Publikum ſehr
freundlich aufgenommen und erhielt auch ſpäter Beifall, als
ſie ein über Erwarten gutes Spiel lieferte. Die deutſche Elf
konnte dagegen nicht voll befriedigen. Sie ſpielte vor allem in
der erſten Halbzeit ſehr unſicher und vergab manche Torchance.
Die Franzoſen waren in dieſer Zeit ein völlig ebenbürtiger
Gegner. Nach dem Wechſel wurden die Deutſchen mit ihrem
ſtilreinen Spiel zwar überlegen, aber eine wirklich gute
Leiſtung erreichte unſere Mannſchaft nie und auch der knappe
3:2=Sieg bleibt hinter dem zurück, was man erwarten mußte.
Eine Enttäuſchung bereitete vor allem die deutſche Läufer=
reihe
. Nach torloſer erſter Halbzeit wurde Deutſchland nach
Wiederbeginn deutlich überlegen und bald fiel auch durch
Scherbarth auf Vorlage von Schmitz der Führungstreffer.
Schmitz verwandelte in der 19. Minute eine Vorlage von
Katzenſtein zum zweiten Treffer. Durch Goubert erreichten die
Franzoſen einen Gegentreffer. In der 29. Minute konnte zwar
Kurt Weiß für Deutſchland auf 3:1 erhöhen, aber ſchon
wenig ſpäter verringerten die Franzoſen die Tordifferenz durch
einen Treffer von Soule auf 3:2,

Darmſtädter Radſport=Club 1919.
Der ſportliche Erfolg dieſes 1. Laufes, dem einige der Ge=
meldeten
fernblieben, lag auch hier wieder nicht im Endſpurt,
ſondern den Ausſchlag gab, was den guten Straßenfahrer aus=
macht
: die größere Härte und Ausdauer auf der Strecke. Pünkt=
lich
7.30 Uhr und 8 Uhr können die Trainingsfahrer bzw. Renn=
fahrer
, auf die Fahrt geſchickt werden. In taktiſch richtiger Ein=
ſtellung
für die verhältnismäßig kurze Strecke von 41,7 Km.
wurde vom Start an verſucht, das Feld zu ſprengen. Unter Füh=
rung
des vorjährigen Klubmeiſters Klöß wurde ſehr flott ge=
fahren
, und ſchon an der Abzweigung nach Mainz war das Feld
zerriſſen. Kurz hinter Griesheim liegt Klöß an der Spitze, es
folgen in 200 Meter Abſtand die Fahrer Stockert, Meißner und
Jäger, denen im weiteren Abſtand das übrige Feld folgt. Stockert
erleidet hier Reifenſchaden und fällt zurück, kann ſich aber dem
folgenden Feld wieder anſchließen. Gegenwind und ſchlechte
Straßenverhältniſſe zwiſchen Leeheim und Dornheim wirken auf
die Fahrer nicht beſonders gut ein, und wenn Zeiten, wie die
untenſtehenden, herausgefahren werden, ſo zeugt das von den der=
zeitig
guten Talenten im DRC. 1919. Einen Achtungserfolg
haben zweifelsohne auch die beiden Trainingsfahrer Fleiſchhäcker
und Keil errungen. Wenn ihre Form ſtabil bleibt, dürſten wir
ſie bald in der Klaſſe der Rennfahrer finden.
Ergebniſſe; Trainingsfahrer: F. Fleiſchhacker 1:18,7
Min. (1 Pkt.), F. Keil 1:18,7 Min. (1 Pkt.). Rennfahrer: Klöß
1:7,5 Min. (7 Pkte.), Meißner 1:10 Min. (5 Pkte.), Jäger 1:15
Min. (4 Pkte.), K. Fleiſchhacker 1:17,45 Min. (3 Pkte.), Stockert
1:18,10 Min. (2 Pkte.), Dietz 1:18,45 Min. (1 Pkt.).

Alle nationalen Flugſport=Organiſationen
haben ſich in dem neu gegründeten Deutſchen Luftſport=Verband
zuſammengeſchloſſen.

15.20

17.00:
18.25:
18.50:
19.20:
20,05:

21.30:
22.20:
22.45

Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Montag, 27. März
Was wir Deutſchen meiſt vergeſſen hatten. Dr. Roſa Kempf:
Bemerkungen zur deutſchen Ablehnung der Oder=Akte und
zur Internationaliſierung der deutſchen Flüſſe.
München: Nachmittagskonzert des Rundfunkorcheſters. Ltg.:
E. Kloß. Werke von Humperdinck. Weber, Lehar u. a.
Prof. Dr. Uhde: Kleinſthaus mit Reichshypothek.
Engliſch.
Jehol. Die Märchenſtadt der Mandſchu=Kaiſer.
Der jüngſte Tag. Ein Oratorium nach Worten von Maxi=
milian
Miller, von Otto Jochum. Soliſten: Anny Quiſtorp
(Sopran), F. Fitzau (Tenor), J. Willy (Bariton), Fred
Driſſen (Baß) Mitw.: Sängerchor des Lehrervereins,
Frankfurter Singakademie, Motettenchor. Funk=Symphonie=
Orcheſter. Orgel: K. Breidenſtein. Ltg.: Prof. Gambke.
Schallplattenkonzert.
Zeit. Nachrichten. Wetter, Sport.
Köln: Nachtmuſik. Ltg.: L. Eyſoldt,

Für die Zwiſchenrunde um die weſtdeutſche Fußball=
Meiſterſchaft haben ſich Fortung Düſſeldorf, Schalke 04 Hüſten 09
und Boruſſia Fulda qualifiziert, die ihre Vorrundenſpiele glatt
gewannen. Die Senſation des Sonntags war der 7:0=Sieg von
Fortung Düſſeldorf über Köln=Sülz 07.
Im Fußball=Länderkampf Frankreich Belgien
ſiegten die Franzoſen in Paris mit 3:0 (1:0).
Die Waldlaufmeiſterſchaft der Gruppe Main fiel
in der Meiſterklaſſe an Siegel vom Poſt=SV. Der gleiche Verein
ſiegte auch in der Mannſchaftsmeiſterſchaft.
Fritz Gaiſer=Baiersbronn holte ſich erneut den
Titel eines Schwarzwald=Skimeiſters.
Im Kunſtturnen Stuttgart Nürnberg blieben die
Bayern mit 1168:1147 Punkten Sieger.
Sietas=Hamburg ſtellte in Altona im 100=Meter=
Bruſtſchwimmen mit 1:14 Min, einen neuen deutſchen Rekord
auf.
Den Croß=Country=Lauf der Sechs Nationen ge=
wann
in Newport England vor Schottland, Frankreich, Wales,
Belgien und Irland.

10.10:
15.00:
15.45:
16.00:
16.30:
17.10:
17.30:
18.00:
18.30:
19.00:
19.30:
19.35:
20.20:
21.00:
21.45:
22.10:
23.00:

Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Montag, 27. März
Schulfunk: Märkiſche Balladen.
Künſtleriſche Handarbeiten: Eine neue Art für den Frühlings=
pullover
.
Bücherſtunde: Engliſche und amerikaniſche Romane.
Oberſtudiendirektor Dr. Petzold: Die Stellung der Unter=
richtsfächer
im höheren Schulweſen: Chemie.
Berlin: Nachmittagskonzert.
Werkanalyſen großer Dramen. Dr. Freyhan: Calderons
großes Welttheater.
Tägliches Hauskonzert: Händel, Mozart. Ausf.: Marianne
Liedtke (Violine). Am Flügel: E. Siegmund.
Dr. Berlowitz: Beamtenrechtliche Tagesfragen.
Dr. Juſt: Muſizieren mit unſichtbaren Partnern.
Franzöſiſcher Sprachunterricht.
Das Gedicht.
Breslau: Abendmuſik der Funkkapelle.
Oberbaudirektor Prof. Dr. Schumacher: Schöpferwille u.
Mechaniſierung.
Leipzig: Sinfonie Nr. 3. G=Moll, Erſtaufführung von
Paul Richter. Leipziger, Sinfonieorcheſter.
Lula Myſz=Gmeiner ſingt ſiebenbürgiſche Lieder,
Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Königsberg: Nachtmuſik des kl. Orag=Orcheſters.

[ ][  ]

Seite 8 Nr. 86.

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Montag, 27. Mätz 1933.

Auch Du wirſt mich einmal beglücken...

Roman von H. A. von Byern

Nachdruck verboten)

Das Annemarietſcherl zog die Brauen zuſammen, galop=
pierte
plötzlich an.
Sachte! Sachte! Himmeldonnerwetter, wenn der Sattel
wieder rutſcht! Aber ſie hörte gar nicht, verſchärfte das Tempo
noch. Da riß ihm die Geduld.
Willſt du nun gefälligſt mal Vernunft annehmen?! Seine
Hand griff nach dem Trenfenzügel der Stute, zwang Fallada‟
zum Trab Annemarie wirſt du nach Paris kommen?
Graf Holm und ſeine Frau fahren hin, du könnteſt dich an=
ſchließen"
.
Sie ſchüttelte das Köpfchen:
Nein nein i will net!
Und wenn ich dich bitte
herzlich bitte?!
Keine Antwort.
Annemarie!
Quäl mi net, Achim!
Na, denn nich! Er ließ den Zügel los. In fünf Minuten
ſind wir daheim, hoffentlich halten die Gäule ſolange aus; mein
guter alter Patroclus hat kein trockenes Haar mehr.
Und dann klackerten die Hufe über die ſteinharte Dorfſtraße,
den rotgelben Kies auf dem Hof.
Wilhelm!
Herr Rittmeiſter!
Gäule abſatteln, zehn Minuten ganz langſam im Schritt
bewegen, dann abreiben, doppeltes Quantum Hafer, Sehnen
kühlen, erſt in iner Stunde zu ſaufen geben!
Befehl, Herr Rittmeiſter!
Frau Joſefa trat aus der Halle.
Aber Kinder!
Da flog das Mädelchen der alten Dame an den Hals,
weinte, weinte
Um Himmels willen, was iſt denn?!
Das erkläre ich dir alles ſpäter, Muttchen.
Hanns=Joachim ſtreichelte den Kopf der Dogge. Bitte,
bringe Annemarie zu Bett, ſorge dafür, daß ſie vollkommene
Ruhe hat . . . ich habe einiges zu erledigen. Komm mein guter

Hund jawoll ja, du kriegſt ne Wurſt, ne ganze pickfeine
Cervelatwurſt Sporenklirrend ging der Darkehmer nach
ſeinem Arbeitszimmer.
Vier Telephonanrufe. Zuerſt an Dr. Warkalla, an die Blud=
weitſchener
Polizeibehörde, die Staatsanwaltſchaft, das Land=
ratsamt
.
Mein lieber lieber Junge! Frau von Kreuth ſtand auf
der Schwelle, lachend und weinend in einem Atem: Jochen!
Nun zeig erſt mal deine Wunde!
Der ſchmunzelte:
Nee, ich bin ſo ſchamhaft. Uebrigens iſt der Hautriß ſchon
verkleiſtert. Annemarie hat dir wohl Räubergeſchichten erzählt?
Ganz zart ganz behutſam nahm die alte Dame Hanns=
Joachims Kopf zwiſchen beide Hände, zog ihn herab.
Ja Räubergeſchichten ſie glaubt nämlich, es
ſeien nur Wegelagerer geweſen und du du Pracht=
kerl
. Die Stimme brach ihr.
Gerechter Strohſack, nun fängſt du auch noch an! Was macht
denn die Annemarie?"
Sie ſchwärmt von dir! Kind, wenn ihr etwas geſchehen
wäre!"
Dann, Muttchen, in ſeinem hageren Geſicht ſpielte jeder
Musbel, dann hätte ich die beiden Polacken etwas langſamer
und qualvoller zur Hölle geſchickt und mir . mir hätte ich
eine Kugel vor den Kopf geſchoſſen!
Steht es ſob?!
Er ſah ſie feſt an:
Ja, ſo ſteht es! Nicht erſt ſeit heute oder geſtern, aber es iſt
eine ausſichtsloſe Sache.
Wer ſagt dir denn das, mein Junge? fragte Frau Joſefa
lächelnd.
Mein Verſtand und . . Na ſchön, ich bin ſchon zufrieden,
wenn ich das liebe, kleine Mädel behüten darf. Und nun ſei lieb,
ſage der Mamſell, ſie ſoll recht genau im Speiſeſchrank nachſehen
und eine extragroße Wurſt für Wotan mitſchicken; denn wenn
der nicht rechtzeitig zugepackt hätte, läge ich jetzt auf der Strecke.

Als Kreuth eine Stunde ſpäter vom Tiſch auftand, hupte es
draußen. Zwei Kraftwagen hielt vor dem Herrenhaus. In dem
einen ſaßen Dr. Warkalla, der Kriminalkommiſſar Brandſtetter
und ein Schreiber; im zweiten Staatsanwaltſchaftsrat Jacobi,
Landrat von Wilucki und zwei Poliziſten.
Bitte, meine Herren! Der Darkehmer öffnete die Tür zu
ſeinem Arbeitszimmer: J. Gott bewahre, das iſt ja ine ganze
Volksverſammlung! Wenn es Ihnen recht iſt, berichte ich erſt mal,
wie ſich die Geſchichte zugetragen hat. Zigarre? Ach ſo, Sie
ſind im Dienſt, alſo nachher. Kurz, knapp, militäriſch ſchilderte
Hanns=Joachim die Tatſachen und ſchloß: Die Toten liegen ſo
wie ſie fielen vorausgeſetzt, daß nicht zufällig eine Rotte
Schwarzwild vorbeigewechſelt iſt. In dieſem Fall ſpart der preu=
ßiſche
Staat die Begräbniskoſten. Der Befund wird meine An=
gaben
beſtätigen.
Davon bin ich überzeugt, ſagte der Staatsanwaltſchaftsrat,
Immerhin iſt es unerläßlich, daß wir zuvor auch noch die Gräfin
Rechberg vernehmen.
Ich werde meine Nichte gleich rufen. Frau von Kreuth,
die ſchweigend zugehört hatte, ging aus dem Zimmer, kam nach
fünf Minuten mit Annemarie zurück. Der Darkehmer ſtellte vor;
Bitte, vielleicht läßt ſich das Verhör etwas abkürzen, meine
Kuſine iſt begreiflicherweiſe ſehr angegriffen. Herr Dr. War=
kalla
, würden Sie wohl ſo freundlich ſein, vor der Beſichtigung
des Kampfortes die Gräfin zu unterſuchen?
Selbſtverſtändlich!
Die Ausſagen des jungen Mädchen ſtimmten punktgenau mit
Hanns=Joachims Angaben überein. Staatsanwaltſchaftsrat In=
cobi
verbeugte ſich:
Ich danke Ihnen verbindlichſt Gräfin! Alſo der Tatbeſtand
liegt juriſtiſch vollkommen klar! Wer einen Menſchen tötet, um
eine unmittelbare, ihm ſelbſt oder anderen drohende Gefahr an
Leib und Leben abzuwenden, handelt in Notwehr. Wäre es Ihnen
möglich, uns zu begleiten, Herr von Kreuth?
Gewiß. Es iſt mir lieb, wenn die Sache ſofort geklärt wird
und zu einem Abſchluß kommt: denn morgen früh fahre ich für
vierzehn Tage nach Paris. Und nun darf ich wohl eine Zigarre
anbieten?"
Mich müſſen Sie bitte entſchuldigen. Der Arzt wandte ſich
an Annemarie. Wenn es Ihnen recht iſt, Gräfin, ſehen wir jetzt
mal nach, ob die Nerven einen Knacks bekommen haben.
Na? fragte der Darkehmer, als Dr. Warkalla wieder ein=
trat
.
(Fortſetzung folgt.)

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Am Mittwoch, den 29. März, abends 8.15 Uhr,
findet im Restaurant Sltte eine Orfsgruppen-
versammlung
statt.
Herr Rechtsanwalt Dr. Meuschäffer
spricht über:
die steueriiche Belastung des
Reuhausbesitzes.
Anschließend Aussprache.
Wir laden unsere Mitglieder und sonstige In-
teressenten
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Ortsgruppe Darmstadt.
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Montag, den 27. März, 18 Uhr,
im Realgymnaſium
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von Dr. Hävernick (Hamburg):
Das Münzweſen am Mittelrhein in
der Stauferzeit. (Mit Lichtbildern.)
Im Anſchluß Jahresverſammlung.

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am kommenden Sonntag ſtellt die
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Geſungen werden:
1. Wo gen Himmel Eichen ragen
von Heinrichs
2. Deutſches Volksgebet v. Janoske
Maſſenchorprobe: Samstag, 1. April,
abends 8½ Uhr, Rundeturmſchule.
Noten ſind mitzubringen. (4182
Leitung der Chöre: Gauchormeiſter
Wilhelm Etzold.
Näheres ſiehe auch im lokalen Teil.
Mit treudeutſchem Sängergruß!
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Regie: E. W. Emo.

In diesem Rilm spielt Bresart nicht nie sonst einen
Untergebenen, sonder diesmal ist er Chef und zwar
spielt er einen Theaterdirektor von schamloser Uaver-
frorenheit
, und überwältigender Gesinnungslosigkeit.

Das tönende Beiprogramm:
(F.4133
Szöke Szakall-Film Erloschene Krater
Eingetragener Verein‟ Ufa-Tonwoche

Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr.

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Koſtenberechnung ſind bis zum 8. April
1933 an die unterzeichnete Kaſſe zu
zahlen:
6. Ziel der endgültigen Gemeinde=,
Kreis= und Provinzialſteuern 1932.
6. Ziel Filialſteuer 1932.
6. Ziel Straßenreinigungs=, Müll=
abfuhr
= und Kanalbenutzungs=
gebühren
1932.
(St. 4126
Darmſtadt, den 24. März 1933.
Stadtkaſſe.

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L. Y. MENGER
Bleichstraße 17 (138a) Tel 1608

Verſteigerungsanzeige
Montag, den 27. ds. Mts., vorm.
1.30, ſollen an Ort und Stelle Hein=
richſtr
. 73 nachſtehende Pfänder gegen
Barzahlung verſteigert werden:
1 Perſonenauto, 1 Büfett, 1 Umbau,
1 Schreibtiſch 1 Standuhr;
nachm. 5 Uhr im Verſteigerungslokal
Mühlſtr. 4:
1 Schreibmaſchine mit Tiſch u. Stuhl,
1 Sekretär (Biedermeier), 1 Seſſel mit
Plüſchbezug, 1 Sofa, 1 Seſſel.
Darmſtadt, 20. März 1933.
(St. 3915
Wieſer
Städt. Pfandmeiſter.