Einzelummer 10 Pfennige
Bezugspreis:
Bel wöchenilich 7malgem Erſchelnen vom 1. März
bſe 31. März 2— Reichsmarl und 20 Pfennig
Abragegebühr=, abgeholt 2.— Reſchemark, durch die
Agenturen 2.20 Reſchsmart fre! Haus. Poſtbezugspreis
im März ohne Beſtellgeld monatſch 2.50 Reſchsmark.
Verantworilichkelt für Aufnahme von Anzeigen an
beſtimmten Tagen wird nicht übernommen. Nichte
erſcheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewal
berechtigt den Bezieher nſcht zur Kürzung des
Bezugspreiſes. Beſſellungen und Abbeſtellungen durch
Fernruf ohne Verbindiſchkelt für uns. Poſiſcheckonio
Franfunf a. M. 4304.
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesfpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſiattet.
Nummer 81
Mittwoch, den 22. März 1933.
196. Jahrgang
Anzeigenpreis:
27 mm breite Zelle im Kreiſe Darmſtadt B Reſchspfg.
FinawzAwzelgen 28 Reiſchepig. Nelamezelle (92 mm
breitl2ReſchemarkAnzelgenvon auswärtess Reſchspfg.
Finanz=Anzelgen 80 Reſchspfg. 92 mm breſte
Rellame=
zeiſe 200 Reſchemarl. Ale preſſe in Reſchemare
(4 Doſlar — 420 Markl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufrubr. Strelk uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der
Anzelgen=
aufträge und Teſung von Schadenerſatz. Bel
Konturs oder gerſchtlicher Beltrelbung fänl ſeder
Rabatt weg. Bankkonto Deutſche Bani und Darme
ſtädter und Natſionalbank.
DerTaddenbelsdantt
Ein Tag nationaler Erhebung. — Machtvolles Bekenntnis für die Einheit
und Freiheit von Volk und Reich. — Ueber Parteizank und Eigenſucht
hinweg Zuſammenfaſſung aller lebendigen Kräfte des Polkes
zur Organzſierung des Lebenskampfes der Nation.
Ein neuer Abſchnikk deutſcher Geſchichke.
* Die hiſtoriſchen Stunden von Potsdam ſind vorüber. Mit
dem Feſtakt in der Potsdamer Garniſonkirche beginnt ein neuer
Abſchnitt deutſcher Geſchichte. Am Schluß ſeiner eindrucksvollen
Rede wendet ſich der Reichskanzler an den Reichspräſidenten, die
Abgeordneten des Reichstags erheben ſich von ihren Sitzen ....
„Heute, Herr Generalfeldmarſchall, läßt Sie die Vorſehung
Schirmherr ſein über die neue Erhebung unſeres Volkes. Dieſes
Ihr wunderſames Leben iſt für uns alle ein Symbol der
unzer=
ſtörbaren Lebenskraft der deutſchen Nation. So dankt Ihnen
heute des deutſchen Volkes Jugend und wir alle mit, die wir Ihre
Zuſtimmung zum Werk, der deutſchen Erhebung als Segnung
empfinden. Möge ſich dieſe Kraft auch mitteilen der nunmehr
eröffneten neuen Vertretung unſeres Volkes.”
Auf dem erhöhten Podium vor der Garniſonkirche zu
Pots=
dam ſteht Hindenburg, der uns all dieſe Jahre der treue Führer
war, und dem auch wir ſtets die Treue gehalten. Die Bataillone
der Reichswehr ſind vorübergezogen und nun hebt er ſeinen
Mar=
ſchallſtab und grüßt das Hakenkreuzbanner.
Es waren nicht Aeußerlichkeiten, die wir miterlebten. Wir
wollen uns dem tiefen ſymboliſchen Sinn dieſes Geſchehens nicht
verſchließen. Ein Schlußſtrich iſt gezogen unter bittere
Vergan=
genheit. Hoch über allem Parteihader hat Hindenburg während
ſeines langen Lebens und insbeſondere während all der Jahre
ſeiner Amtszeit als Reichspräſident geſtanden. Das Bekenntnis
zu Hindenburg iſt gleichbedeutend mit einem Bekenntnis, das
deutſche Volk herausführen zu wollen aus parteipolitiſchem Hader
zu innerer Einigkeit und wahrhaft nationalem Wollen.
In allen deutſchen Gauen wehen die alten ſchwarz=weiß=roten
Fahnen, ertönen die Märſche, unter deren Klängen einſt
Deutſch=
lands Jugend freudig in den Tod gezogen. Wir ſehen darin nicht
Aeußerlichkeiten, ſondern wir müſſen darin ſehen ein tief
empfun=
denes Bekenntnis zu nationalem Wollen, ein Bekenntnis zu dem
Geiſt, der Deutſchland einſt groß gemacht und der in der harten
und nüchternen Arbeit der kommenden Zeit noch ſchwere Proben
zu überſtehen haben wird.
* Das ganze Deukſchland ſoll es ſein!
Von dem nach Potsdam entſandten Mitglied
unſerer Berliner Schriftleitung.
Im Auto geht es nach Potsdam hinein. Höchſte Zeit iſt es,
ob=
wohl der Tag kaum angebrochen iſt. Von allen Seiten ſtrömen
Ge=
fährte, auf den Zufahrtsſtraßen lange Kolonnen
Braunhemden und Stahlhelmer. Auf Laſtkraftwagen
kommen ungezählte Schauluſtige mit Angehörigen der
verſchiedenſten Verbände, Belegſchaften großer Werke ſind
unter=
wegs. Ununterbrochen quellen gewaltige Maſſen aus dem
Bahnhof heraus. Die Eiſenbahner können den gewaltigen Verkehr
kaum bewältigen.
Aber die Potsdamer haben es verſtanden, ihr kleines und
ver=
träumtes Städtchen in ein feſtliches Gewand zu kleiden. Nach
Tauſenden zählen die Fahnen, die von den Giebeln,
aus den Fenſtern, von den Straßenbahnmaſten und den Türmen
wehen. Ueberall flattern die alten und jetzt wieder neuen
Reichs=
farben, dazwiſchen Hakenkreuzbanner. Weithin leuchten
Transpa=
rente, auf der Glienickerbrücke am Ortseingang „Wir grüßen
das neue Deutſchland!” und an anderer Stelle: „Das
ganze Deutſchland ſoll es ſein!” Feſtſtimmung lagert
über der Stadt, Menſchenmaſſen wogen durch die Straßen.
Alle wollen keilnehmen an dem Weiheakk.
Nenuanfd auf zuffehenle.
Die alten Krieger haben ihren Gehrock herausgeholt und ihre
Orden angelegt. Ehemalige Offiziere erſcheinen in ihren
Parade=
uniformen. Doch den Stempel drücken die nationalen Verbände
dieſem Tag auf. Braunhemden, ungezählte Braunhemden in allen
Feſtſtraßen, Stahlhelmer über Stahlhelmer, und trotzdem hat die
Polizei, die in mehreren Hundertſchaften aufgeboten iſt, kaum
einen Finger zu rühren. Der Verkehr wickelt ſich glatt ab.
Hilfs=
poliziſten ſind bereitwillige Helfer. Nirgends gibt es unliebſame
Auftritte. Auch die Schauluſtigen, die ſchon ſeit morgens 8 Uhr
in dichten Scharen die Bürgerſteige beſetzt halten und ſtundenlang
warten müſſen, hielten ebenſo wacker aus wie die Bürger, die von
ihren Fenſtern nicht mehr weichen. Gibt es doch ununterbrochen
Neues zu ſehen.
Die Zeit ſchreitet fort, langſam rücken die Zeiger auf zehn Uhr.
Vom ſtrahlendblauen Himmel, der ſich in der Frühe über Potsdam
wölbte, iſt nichts mehr zu ſehen. Ein wildes Schneegeſtöber geht
hernieder In ſtrammem Schritt mit klingendem Spiel marſchieren
ununterbrochen immer neue Kolonnen auf. Allmählich rückt der
Beginn zu
Gokkesdienſt in den beiden Kirchen
heran. Die Menſchen drängen ſich vor den Portalen, begrüßen die
Volksvertreter und brechen in nicht endenwollenden Jubel aus, als
Reichspräſident v. Hindenburg in Generalfeldmarſchallsuniform
vor der Nikolai=Kirche erſcheint.
Die Wolken ſind auseinandergefegt. Wieder ſtrahlt die Sonne,
trocknet die Kleider, wärmt die Frierenden. Goldene Strahlen
füllen das Kirchenſchiff in der Garniſonskirche, in der ſich
die geladenen Feſtgäſte drängen. Bis auf den letzten Platz iſt das
Haus beſetzt. Nur die Bänke im Kirchenſchiff ſind frei. Allmählich
füllen ſie ſich. Die Abgeordneten kehren von den Gottesdienſten
zu=
rück. Aber es mangelt an Raum. Sie müſſen dicht gedrängt in den
Gängen zwiſchen den Bänken ausharren.
Leiſe ſpielt die Orgel, plötzlich dröhnen ihre Töne zu
har=
moniſchem Akkord auf: der Reichspräſident hat das Haus
be=
treten. Alles ſteht: Der Marſchall durchſchreitet das
Kirchen=
ſchiff; bleibt vor der Loge der Hohenzollern ſtehen, grüßt ſtraff
militäriſch mit ſeinem Feldmarſchallſtab den Kronprinzen, grüßt
leicht nach rechts und links die Abgeordneten.
Der Skagksakk.
Hindenburgs Begrüßungsanſprache an den Reichskag.
Dunſch uef berſchäinder den eigenickfe
und Parkeigezänk.
In der Kirche iſt die Feſtgemeinde verſammelt. Nach einem
Chorgeſang tritt der Reichspräſident an das Pult vor dem
Altar, um bei lautloſer Stille die Begrüßungsanſprache zu halten.
Durch meine Verordnung vom 1. Februar d8. J8., führte
der Reichspräſident von Hindenburg aus, löſte ich den Reichstag
auf, damit das deutſche Volk ſelbſt zu der von mir neugebildeten
Regierung des nationalen Zuſammenſchluſſes Stellung nehmen
könne. In der Reichstagswahl vom 5. März hat
unſer Volk ſich mit einer klaren Mehrheit
hin=
ter dieſe durch mein Vertrauen berufene
Negie=
rung geſtellt und ihr hierdurch die
verfaſfungs=
mäßige Grundlage für ihre Arbeit gegeben.
Schwer und mannigfaltig ſind die Aufgaben,
die Sie, Herr Reichskanzler, und Sie meine Herren
Reichs=
miniſter, vor ſich ſehen. Auf innen= und außenpolitiſchem
Gebiete, in der eigenen Volkswirtſchaft wie in der Welt ſind
ſchwere Fragen zu löſen und bedeutſame Entſchließungen zu
faſſen. Ich weiß, daß Kanzler und Negierung mit feſtem Willen
an die Löſung dieſer Aufgaben herangegehen, ich hoffe von
Ihnen, den Mitgliedern des neu gebildeten
Reichstages, daß Sie in der klaren Erkenntnis
der Lage und ihrer Notwendigkeiten ſich hinter
die Regierung ſtellen und auch Ihrerſeits alles
tunwerden, um dieſe in ihrem ſchweren Werk zu
unterſtützen.
Der Ort, an dem wir uns heute verſammelt haben, mahnt
uns zum Rückblick auf das alte Preußen, das in
Got=
tesfurcht durch Pflicht, Treue, Arbeit, nie
ver=
zagenden Mut und hingebende
Vaterlands=
liebe groß geworden iſt und auf dieſer Grundlage die
deutſchen Stämme geeint hat. Möge der alte Geiſtdieſer
Ruhmesſtätte auch das heutige Geſchlecht
beſee=
len, möge er uns frei machen von Eigenſucht und
Parteizank und uns in nationaler
Selbſtbeſin=
nung und ſeeliſcher Erneuerung
zufammenfüh=
ren zum Segen eines in ſich geeinten, freien,
ſtolzen Deutſchlands!
Mit dieſem Wunſche begrüße ich den Reichstag zu Beginn
ſeiner neuen Wahlperiode und erteile nunmehr dem Herrn
Reichskanzler das Wort.
Die Regierungserklärung des Reichskanzlets.
Reichskanzler Adolf Hitler nimmt dann das Wort zu
folgen=
den Ausführungen:
Herr Reichspräſident! Abgeordnete, Männer und Frauen des
Deutſchen Reichstags! Schwere Sorgen laſten ſeit Jahren auf
un=
ſerem Volk. Nach einer Zeit ſtolzer Erhebung, reichen Blühens
und Gedeihens auf allen Gebieten unſeres Lebens ſind — wie ſo
oft in der Vergangenheit — wieder einmal Not und Armut bei
uns eingekehrt. Trotz Fleiß und Arbeitswillens,
trotz Tatkraft, einem reichen Willen und beſten
Wollens ſuchen Millionen Deutſche heute vergebens das
täg=
liche Brot. Die Wirtſchaft verödet, die Ginanzen
ſind zerrüttet, Millionen ohne Arbeit,
Die Welt kennk nur das äußere Scheinbild unſerer
Müdle den Ianfer und dis Gen ſelfenſchk.
Seit zwei Jahrtauſenden wird unſer Volk von dieſem
wechſel=
vollen Geſchick begleitet. Immer wieder folgt dem Emporſtieg
der Verfall.
Die Urſachen waren immer die gleichen. Der Deutſche in ſich
ſelbſt zerfallen, uneinig in ſeinem Geiſt, zerſplittert in ſeinem
Wollen und damit ohnmächtig in der Tat, wird kraftlos in der
Behauptung des eigenen Lebens. Er träumt vom Recht in den
Sternen und verliert den Boden auf der Erde.
Je mehr aber Volk und Reich zerbrechen und damit der
Schutz und Schirm des nationalen Lebens ſchwächer wird, um ſo
mehr verſuchte man zu allen Zeiten, die Not zur Tugend zu
er=
heben. Die Theorie der individuellen Werte unſerer Stämme
er=
drückt die Erkenntnis von der Notwendigkeit eines gemeinſamen
Willens. Am Ende blieb dem deutſchen Menſchen dann immer
nur der Weg nach innen offen. Als Volk, der Sänger, Dichter
und Denker träumte es dann von einer Welt, in der die anderen
lebten. Und erſt, wenn die Not und das Elend es unmenſchlich
ſchlugen, erwuchs zu leicht aus der Kunſt
Sehnſucht nach einer neuen Erhebung, nach einem
neuen Reich und damit nach neuem Leben.
Als Bismarck dem kulturellen Streben der deutſchen Nation
die ſtaatspolitiſche Einigung folgen ließ, ſchien damit für immer
eine lange Zeit des Haders und des Krieges der deutſchen
Stämme untereinander beendet zu ſein.
Getreu der Kaiſerproklamation nahm unſer Volk teil an der
Mehrung der Güter des Friedens, der Kultur und der
menſch=
lichen Geſittung. Es hat das Gefühl, ſeiner Kraft nie gelöſt von
der tief empfundenen Verantwortung für das Gemeinſchaftsleben
der europäiſchen Nationen.
In dieſe Zeit der ſtaats= und damit machtpolitiſchen Einigung
der deutſchen Stämme fiel der Beginn jener weltanſchaulichen
Auflöſung der deutſchen Volksgemeinſchaft, unter der wir heute
noch immer leiden.
Und dieſer innere Zerfall der Nation wurde wieder einmal,
wie ſo oft, zum Verbündeten der Umwelt. Die Revolution des
November 1918 beendete einen Kampf, in den die deutſche Nation
in der heiligſten Ueberzeugung, nur ihre Freiheit und damit ihr
Lebensrecht zu ſchützen, gezogen war. Denn
weder der Kaiſer, noch die Regierung, noch das Bolk
Muen dieſen Kiel genallf.
Nur der Verfall der Nation, der allgemeine Zuſammenbruch,
zwangen ein ſchwaches Geſchlecht, wider das eigene beſſere Wiſſen
und wider die heiligſte innere Ueberzeugung die Behauptung
un=
ſerer Kriegsſchuld hinzunehmen.
Dieſem Zuſammenbruch aber folgte der Verfall auf allen
Ge=
bieten. Machtpolitiſch, moraliſch, kulturell und wirtſchaftlich ſank
unſer Volk tiefer und tiefer. Das ſchlimmſte war die bewußte
Zerſtörung des Glaubens an die eigene Kraft, die Entwürdigung
unſerer Traditionen und damit die Vernichtung der Grundlagen
eines feſten Vertrauens! Kriſen ohne Ende haben unſer Volk
ſeitdem zerrüttet. Aber
auch die übrige Welk iſt durch das polikiſche und
wirkſchaftliche Herausbrechen eines weſenklichen
Gliedes ihrer Skaatengemeinſchaft nicht
glück=
licher und nicht reicher geworden.
Aus dem Aberwitz der Theorie von ewigen
Siegern und Beſiegten kam der Wahnſinn der
Reparationen und in der Folge die Kataſtrophe
unſerer Weltwirtſchaft.
Während ſo das deutſche Volk und das Deutſche Reich im
inneren politiſchen Zwieſpalt und Hader verſanken, die Wirtſchaft
dem Elend entgegentrieb, begann die neue Sammlung der
deut=
ſchen Menſchen, die in gläubigem Vertrauen auf das eigene Volk
dieſes zu einer neuen Gemeinſchaft formen wollen. Dieſem
jun=
gen Deutſchland haben Sie, Herr Generalfeldmarſchall, am 30.
Januar 1933 in großherzigem Entſchluß die Führung des Reichs
anvertraut. In der Ueberzeugung, daß aber auch das Volk ſelbſt
ſeine Zuſtimmung zur neuen Ordnung des deutſchen Lebens
erteilen muß, richteten wir Männer dieſer nationalen Regierung
einen letzten Appell an die deutſche Nation.
Am 5. März haf ſich das Volk entſchieden
und in ſeiner Mehrheit zu uns bekannt. In einer einzigartigen
Erhebung hat es in wenigen Wochen die nationale Ehre wieder=
„Seite 2 — Nr. 81
hergeſtellt und dank Ihrem Verſtehen, Herr Reichspräſident, die
Vermählung vollzogen zwiſchen den Symbolen
der alten Größe und der jungen Kraft. Indem nun
aber die nationale Regierung in dieſer feierlichen Stunde zum
erſten Mal vor den neuen Reichstag hintritt, bekundet ſie
zu=
gleich ihren unerſchütterlichen Willen, das große Reformwerk der
Reorganiſation des deutſchen Volks und des Reichs in Angriff
zu nehmen und entſchloſſen durchzuführen.
Im Bewußtſein, im Sinne des Willens der Nation zu
han=
deln, erwartet die nationale Regierung von den Parteien der
Volksvertretung, daß ſie nach 15jähriger deutſcher Not ſich
empor=
heben mögen über die Beengtheit eines doktrinären,
parteimäßi=
gen Denkens, um ſich dem eiſernen Zwang unterzuordnen, den
die Not und ihre drohenden Folgen uns allen auferlegen. Denn
die Arbeik, die das Schickſal von uns forderk.
muß ſich turmhoch erheben über den Rahmen und das Weſen
kleiner tagespolitiſcher Aushilfen.
Wir wollen wiederherſtellen die Einheit des Geiſtes
und des Willens der deutſchen Nation!
Wir wollen wahren die ewigen Fundamente
unſeres Lebens: Unſer Volkstum und die ihm gegebenen
Kräfte und Werte.
Wir wollen die Organiſation und die Führung unſeres
Staats wieder jenen Grundſätzen unterwerfen, die zu allen
Zeiten die Vorbedingung der Größe der Völker und Reiche
waren.
Wir wollen die großen Traditionen unſeres
Volkes, ſeiner Geſchichte und ſeiner Kultur in
demütiger Ehrfurcht pflegen als unverſiegbare Quellen einer
wirklichen inneren Stärke und einer möglichen Erneuerung in
trüben Zeiten.
Wir wollen das Vertrauen in die geſunden weil
natürlichen und richtigen Grundſätze der
Lebensfüh=
rung verbinden mit einer Stetigkeit der politiſchen Entwicklung
im Inneren und Aeußern.
Wir wollen
an die Skelle des ewigen Schwankens
die Feſtigkeik einer Regierung
ſetzen, die unſerem Volk damit wieder eine unerſchütterliche
Autorität geben ſoll.
Wir wollen alle die Erfahrungen berückſichtigen
ſowohl im Einzel= und Gemeinſchaftsleben, wie aber auch in
unſerer Wirtſchaft, die ſich in Jahrtauſenden
alsnütz=
lich für die Wohlfahrt der Menſchen erwieſen
haben.
Wir wollen wieder herſtellen das Primat der Politik,
die berufen iſt, den Lebenskampf der Nation zu organiſieren und
zu leiten.
Wir wollen aber auch alle wirklich lebendigen Kräfte des
Volks als die tragenden Faktoren der deutſchen Zukunft
er=
fafſen, wollen uns redlich bemühen, diejenigen
zuſam=
menzufügen, die eines guten Willens ſind und
diejenigen unſchädlich zu machen, die dem Volk
zu ſchaden verſuchen.
Aufbauen wollen wir eine wahre Gemeinſchaft
aus den deutſchen Stämmen, aus den Skänden.
den Beruſen und den bisherigen Klaſſen.
Sie ſoll zu jenem gerechten Ausgleich der Lebensintereſſen
be=
fähigt ſein, den des geſamten Volkes Zukunft erfordert. Aus
Bauern, Bürgern und Arbeitern muß wieder werden ein
deut=
ſches Vokk.
Es ſoll danu für ewige Zeiten in ſeine eigene treue
Ver=
wahrung nehmen unſeren Glauben und unſere Kultur, unſere
Ehre und unſere Freiheit.
Der Welt gegenüber aber wollen wir, die Opfer des Krieges
von einſt ermeſſend, aufrichtige Freunde ſein eines Friedens, der
endlich die Wunden heilen ſoll, unter denen Alle leiden.
Die Regierung der nationalen Erhebung iſt entſchloſſen, ihre
vor dem deutſchen Volk ühernommene Aufgabe zu erfüllen.
Sie tritt daher heute hin vor den Deutſchen
Reichs=
tag mit dem heißen Wunſch,, in ihm eine Stütze
zu finden für die Durchführung ihrer Miſſion.
Mögen Sie, meine Männer und Frauen, als gewählte Vertreter
des Volks den Sinn der Zeit erkennen, um mitzuhelfen am
großen Werk der nationalen Wiedererhebung.
In unſerer Mitte befindet ſich heute ein greiſes Haupt.
Wir erheben uns vor Ihnen, Herr
General=
ſeldmarſchall.
Dreimal kämpften Sie auf dem Felde der Ehre für das
Daſein und die Zukunft unſeres Volkes.
Was bift du dem Buche ſchuldig?
Zum Buchkag am 22. März.
Von Dr. Johannes Günther.
Was biſt du dem Buche ſchuldig? — O, du biſt ſehr verwöhnt,
mein Lieber. Denn meiſtens wird die Frage umgekehrt geſtellt:
Was iſt das Buch dir ſchuldig?
Der Autor hat es ſchwer, ſich beim Schreiben auf ſeine Arbeit
zu ſammeln. Er möchte ganz für das Weſentliche ſeines Stoffes
da ſein, aber es miſcht ſich viel anderesTein: die Wünſche der
Leſerſchaft. Die „Wünſche”, die er ja eigentlich gar nicht kennt
und gar nicht kennen kann, die ihm aber als undeutliche
Aeuße=
rungen, meiſtens in Form verneinender Vorwürfe vom Verleger,
vom Buchhändler zugetragen werden, und die ſich in ihm dann
feſtſetzen als Wahnvorſtellungen, als „Complexe”, wie man heute
ſagt, die ihn aber mehr beirren als fördern.
Laß mich dieſe „Complexe” nur einmal für ein paar
Augen=
blicke heraufbeſchwören: „Spannend” ſoll das Buch ſein — und es
ſoll doch nicht an die Nerven gehen, daß man dabei nicht auf der
Chaiſelongue liegen könnte. „Etwas Beſonderes” ſoll das Buch
ſein — aber die Grundfeſten des Hergebrachten, auf denen man
garantiert ſicher wohnt, darf es nicht erſchüttern. Geiſtreich und
witzig ſoll der Verfaſſer ſein, er ſoll Satire riskieren — aber kein
Stand will ſich beleidigt fühlen. Geſinnung ſoll das Buch an den
Tag legen — aber wehe, wenn irgendein Leſer ſagt: es iſt nicht
meine Geſinnung. Das Buch ſoll der Zeit entſprechen, es ſoll
ein „Zeitbuch” ſein — und doch wiegen einige Weiſe ihre Häupter
und ſagen: Wir wollen Bücher, die nicht der Zeit verhaftet ſind,
ſondern der Ewigkeit dienen (und ihnen möchte das Gewiſſen des
Schriftſtellers recht geben). Das Buch ſoll umfangreich ſein, man
will etwas in der Hand haben für ſein Geld — jedoch allzuviel
Geld kann und will man nicht anlegen, darum darf die
Seiten=
zahl übers vierte Hundert nicht hinausgehen. Ein ſchlicht
ein=
gebundenes Buch wird nicht gekauft, es „geht” nicht. Die „
Aus=
ſtattung” muß „erſtklaſſig” ſein. Beſtes Papier. Sorgſam gewählte
Lettern (— die Fachausdrücke, ich möchte faſt ſagen: die
Koſe=
namen, für die Schrifttypen ſind den Bezeichnungen verwandt,
welche die Meiſterſinger ihren Liederweiſen gaben, als da waren
„Rosmarin=Weis”, „hohe Firmamentweis” uſw.). Und elegant
ſoll der Einband ſein, wirkungsvoll das Umſchlagpapier — aber
was iſt „elegant” und was „wirkt”!
All das ſoll das Buch dir ſchuldig ſein. Zugegeben. Aber du
kannſt es dann dem guten Geiſte des Buches nicht verübeln, wenn
er ſich auch einmal zum Worte meldet und ausſpricht, was du
als Leſer ihm ſchuldig biſt.
Das Buch, das aus hohem Sehnen und Wollen, ich möchte faſt
ſagen: mit heiligender Kraft, geſchrieben, „gedichtet” worden iſt
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Als Leutnant in den Armeen des Königs für die deutſche
Einheit, in den Heeren des alten deutſchen Kaiſers für des
Reiches glanzvolle Aufrichtung, im größten Kriege aller Zeiten
aber als unſer Generalfeldmarſchall für den Beſtand unſeres
Reiches und für die Freiheit unſeres Volkes.
Sie erlebten einſt des Reiches Werden, ſahen vor ſich noch
des großen Kanzlers Werk, den wunderbaren Aufſtieg unſeres
Volkes und haben uns endlich geführt in der großen Zeit, die
das Schickſal uns ſelbſt miterleben und mit durchkämpfen ließ.
Heute, Herr Generalfeldmarſchall, läßt Sie die Vorſehung
Schirmherr ſein über die neue Erhebung unſeres Volkes. Dieſes
Ihr wunderſames Leben iſt für uns alle ein Symbol
der unzerſtörbaren Lebenskraft der deutſchen Nakion
So dankt Ihnen heute des deutſchen Volkes Jugend und wir
alle mit, die wir Ihre Zuſtimmung zum Werk der deutſchen
Erhebung als Segnung empfinden. Möge ſich dieſe Kraft
auch mitteilen der nunmehr eröffneten neuen
Vertretung unſeres Volkes.
Möge uns dann aber auch die Vorſehung verleihen jenen
Mut und jene Beharrlichkeit, die wir in dieſen für jeden
Deut=
ſchen geheiligten Raum in uns ſpüren als für unſeres Volkes
Freiheit und Größe ringende Menſchen zu Füßen der Bahre
ſeines größten Königs.
Während Adolf Hitler zu ſeinem Platz zurückſchreitet,
ſtreck: ihm der Reichspräſident in tiefer Bewegung
die Hand entgegen: Es iſt der Händedruck de:
Reprä=
ſentanten des alten und des neuen
Deutſch=
lands, von denen der Kanzler in ſeiner Rede geſprochen hat.
Wieder ſchweben in frohem, ſieghaften Klang die Stimmen des
Domchors durch den Raum. Andachtsvolle Stille umfängt die
Menſchen, die dieſer wahrhaft nationalen Feier des deutſchen
Volkes beiwohnen durften, während das machtvolle Amen
ver=
klingt.
Der Reichspräſident erhebt ſich, zwei Offiziere ſeiner
Be=
gleitung nehmen die Kränze von den Altarſeiten und folgen
ihm, nachdem die beiden Geiſtlichen die Tore des Grabgewölbes
geöffnet haben, zu den Särgen der beiden großen preußiſchen
Könige. Während der Reichspräſident in dem Gewölbe verweilt,
ſpielt die Orgel in die Stille hinein leiſe „Wir treten zum
Beten‟. Dann tritt der Reichspräſident in die Kirche zurück er
verneigt ſich nach beiden Seiten, die Arme der
nationalſozialiſti=
ſchen Abgeordneten fliegen hoch zum Gruß und zwiſchen ihnen
ſchreitet nun der Reichspräſident mit ſeinem Gefolge hindurch
und erhebt den Marſchallſtab zum Dank. Von neuem brauft die
Orgel auf und langſam leert ſich die Kirche. Ein großer
Augen=
blick der deutſchen Geſchichte iſt vorübergerauſcht.
Die Parade vor der Kirche.
Brauſender Jubel rauſcht empor, als der Präſident mit ſeinem
Kanzler erſcheint. Hindenburg drückt jedem einzelnen der
an=
weſenden Veteranen die Hand, grüßt herzlich den Kronprinzen,
gibt durch ſeine Handlung der nationalen Geſchloſſenheit, der
Einigkeit zwiſchen reich und arm, zwiſchen hoch und niedrig
Ausdruck.
Dann nahm er ſeinen erhöhten Platz auf der Tribüne ein,
mit dem Marſchallſtab die huldigende Menge grüßend. Nun
rauſcht es vom Luſtgarten heran. Die vereinigten
Bataillonskapel=
len des Infanterieregiments 3 ſchwenken ein. Die Degen der
Offi=
ziere ſenken ſich grüßend vor dem Oberhaupt des Reichs und des
Heeres, der rhythmiſche Marſchſchritt der Kolonnen dröhnt über
das Pflaſter. Immer wieder werden die Fahnen des
alten Heeres bejubelt, immer wieder entfacht
ſich die Begeiſterung an dem Bild der
ſtähler=
nen feldgrauen Front, Jetzt ſind die Potsdamer
Schwa=
dronen des Reiterregiments Nr. 4 heran. Pferdehufe klappern
über das Pflaſter. Drei Batterien des Feldartillerieregiments
Nr. 3 und die Nachrichtenabteilung III beenden den Vorbeimarſch
der Garniſon. In Stahlhelmen dahinter die blauen Kolonnen der
Potsdamer Schutzpolizei und die Bereitſchaften z. b. V. ausBerlin.
Und aufs neue brauſen wie eine Brandung begeiſterte
Heil=
rufe an den Mauern empor: Das lichte Braun der SA.
leuchtet in der Frühlingsſonne, voran die roten Fahnen mit dem
ſchwarzen Hakenkreuz im weißen Feld.
Die Fahnen grüßend hebt der Feldmarſchall
ſeinen Marſchallſtab. Sturm auf Sturm zieht in
Zwölfer=
reihe vorüber. Dann ſchwarze Mützen mit dem Totenkopf, ein
Sturmbann der SS. Die SA.=Kapelle ſchwenkt ein. Stahlhelm
heran. Die Muſik ſpielt den Hohenfriedberger Marſch. Im
Stechſchritt paradieren die grauen Stahlhelmbataillone. Dahinter
die Kompagnie des Kampfringes junger Deutſchnationaler, in
Preußiſch=Blau der Bismarck=Bund und wieder braun: der Bund
deutſcher Mädels mit ſeinen Wimpeln. In Grün die Abordnung
der nationalſozialiſtiſchen Förſterſchaft, in Blau und Schwarz die
Kriegervereine mit ihren kniſternden Seidenfahnen. Wieder
Ju=
gend: Kolonialpfadfinder: Dann in weißen Hemden mit wehenden
— ich denke im Folgenden an Werke der erzählenden und lyriſchen
Poeſie — ein ſolches Buch hat den Anſpruch darauf, von dir in
einer Stunde der Sammlung, ich könnte wohl auch ſagen: der
An=
dacht, in die Hand genommen zu werden. Zu guter Zeit mußt
„Der Philoſoph”,
das berühmte Gemälde von Carl Spitzweg (1808—1885), das
die tiefe Verſunkenheit ſchildert, in die uns ein wertvolles
Buch entführt.
Mittwoch, 22. März 1933
Hakenkreuzfahnen Hitler=Jugend, ſtürmiſch bejubelt von der
Menge. Im Zivil= und Dienſtkleid Abordnungen der NSBO.
Im leichten Frühlingswind rauſchen plötzlich
Landsknecht=
fahnen und Wimpel am ſchlanken Speer. Die Gruppen der
Jugend=
bewegung marſchieren in ſtraffem Schritt vorüber. Dumpf dröhnt
die Landsknechttrommel, Pfadfinder, Deutſche Freiſchar, Freiſchar
junge Nation. Landsknechtslieder verklingen in der Ferne. Der
Vorbeimarſch vor dem greiſen Reichspräſidenten, die diſziplinierte
Huldigung von Jugend und Alter, von Vergangenheit und
Zu=
kunft Deutſchlands, iſt vorüber.
Ausklang in Poksdam.
Nun wendet ſich der Reichspräſident zu den Tribünen und
grüßt noch einmal die Abgeordneten. Dann verabſchiedet er ſich
von den Abordnungen und den Ehrengäſten, beſonders von ſeinem
Kriegskameraden, Feldmarſchall v. Mackenſen, und beſteigt ſeinen
Wagen. Und noch einmal bricht die Begeiſterung urmächtig ſich
Bahn. Vom Luſtgarten bis zum Alten Waiſenhaus erklingt das
Deutſchlandlied. Nur mühſam kann der Wagen des
Reichspräſiden=
ten votwärtskommen. Die Menge durchbricht alle Sperren und
bringt immer aufs neue dem Hüter des Reiches ihre Huldigungen
dar. Allmählich entſchwindet der Wagen in der Ferne.
Auch die Wagen der Reichsregierung, von SS.=Leuten und
von Polizei begleitet, ſtreben gen Berlin. Die Abgeordneten
be=
geben ſich zum Sammelplatz und beſteigen die Poſtomnibuſſe, um
rechtzeitig zur Reichstagsſitzung um 17 Uhr in Berlin zu ſein.
Der Reichspräſident Generalfeldmarſchall v. Hindenburg
be=
gab ſich nach der Potsdamer Feier zum Mauſoleum im
Charlotten=
burger Schloßpark, wo er am Sarkophag Kaiſer Wilhelms I. ein
Lorbeergebinde mit ſchwarz=weiß=roter Schleife niederlegte.
Für die Menge in Potsdam aber iſt das Feſt noch nicht zu
Ende. Alle Straßen ſind verſtopft. In den Gaſtſtätten iſt kein Platz
zu finden. Ein Wogen und Schieben geht durch die Häuſerſchlucht.
Das Militär zieht mit klingendem Spiel unter Begleitung von
Tauſenden in die Kaſernen. In der Umgebung des Bahnhofs iſt
ſtundenlang kein Durchkommen. In geringſtmöglichen Abſtänden
wird Zug um Zug abgelaſſen, aber es ſind wohl gegen 200 000
Menſchen, die ſofort befördert werden wollen. Die kühnſten
Er=
wartungen ſind in den Schatten geſtellt. Sämtliche Zufahrtsſtraßen
nach Berlin ſind von Autokolonnen verſtopft, ſo daß auch berittene
Schutzpolizei auf den Landſtraßen eingeſetzt werden muß, um dem
Verkehr Bahn zu ſchaffen. Aber man hört kein böſes Wort. Die
Feſtſtimmung hält alle Gemüter gefangen. Eine Feſtſtunde des
Volkes klingt aus.
Am Dienstag abend veranſtaltete, die Staatsoper eine
Feſt=
aufführung von Wagners „Meiſterſingern”. Gleichzeitig fand in
Berlin ein Fackelzug der geſamten nationalen Front ſtatt, an dem
ſich Zehntauſende beteiligten.
Auch in allen Städten des Reiches wurden Fackelzüge
organi=
ſiert, zu denen ſich überall Tauſende Teilnehmer eingefunden
hatten.
Die weſentlichſten Vorgänge des hiſtoriſchen Tages von
Pots=
dam wurden von der Ufa=Tonwoche und der Deulig=Tonwoche
verfilmt. Die Aufnahmen bringen alle wichtigen Ausſchnitte des
bedeutungsvollen Tages und ſchließen mit dem Fackelzug.
Der Kanzler bleibt dem katholiſchen
Gokkesdienſt fern.
Eine amkliche Erklärung.
Berlin, 21. März.
Amtlich wird mitgeteilt:
Die katholiſchen Biſchöfe von Deutſchland haben in der
jüng=
ſten Vergangenheit in einer Reihe von Erklärungen, nach denen
auch in der Praxis ſeitens der katholiſchen Geiſtlichkeit gehandelt
wurde, Führer und Mitglieder der NSDAP. als Abtrünnige der
Kirche bezeichnet, die nicht in den Genuß der Sakramente kommen
dürften. Dieſe Erklärungen ſind bis heute noch nicht widerrufen,
und es wird auch ſeitens der katholiſchen Geiſtlichkeit weiterhin
danach gehandelt.
Infolgedeſſen ſah ſich der Kanzler zu ſeinem Leidweſen nicht
in der Lage, am katholiſchen Gottesdienſt in Potsdam
teilzu=
nehmen. Der Kanzler hat während der Zeit des offiziellen
Gottes=
dienſtes zuſammen mit dem Reichsminiſter für Volksaufklärung
und Propaganda, Dr. Goebbels, auf den dasſelbe zutrifft, die
Gräber ſeiner ermordeten SA.=Kameraden auf dem
Luiſenſtädti=
ſchen Friedhof in Berlin beſucht. Er legte dort einen Kranz nieder
mit der Inſchrift: „Meinen toten Kameraden. Adolf Hitler”
du leſen. Das Buch muß dich irgendwie bereitfinden. Das Buch
iſt nicht bloß dazu da, daß du dich aus ihm über einen Stoff,
über einen Geſchehnis=Ablauf „orientierſt”, daß du es „
ver=
ſchlingſt‟. Du mußt wahrhaftig leſen. Lies langſam, lies Wort
um Wort. Lies laut. Das Wort, geſchrieben, gedruckt, iſt der
Note gleich, die im Notenheft ein verwunſchenes Leben führt, bis
der Sänger, der Muſiker, ſie zum Klange erlöſt. Das gedruckte
Wort iſt, wie es da ſchwarz auf weiß ſteht, nur erſt eine Notiz, ein
Erinnerungsmittel, nur erſt etwas Unfertiges, Vorläufiges. Es
will und muß unbedingt ausgeſprochen werden — dann
zeigt ſich ſein Wert, dann wird die Schönheit offenbar, die der
Dichter meinte, als er das Wort ſchrieb. Fürchte dich nicht, in
deinem Zimmer für dich laut zu leſen. Nimm es gerne auf dich,
wenn Leute, die dich belauſchen, dich um deines „ſeltſamen” Tuns
willen einen Narren nennen. Noch beſſer aber, du lieſt gemeinſam
mit andern. Es iſt eine ſchöne Bewegung, die ſich für Hausmuſik
einſetzt. Es lohnt ſich ebenſoſehr, zur Bildung von
Leſegemein=
ſchaften, im Familien=, im Freundeskreiſe aufzurufen. — Wir
wollen nicht die gräßliche Gepflogenheit, ein Buch mit dem
Ab=
lauf ſeines Erſcheinungsjahres aus der Mode kommen zu laſſen,
mitmachen. Gegenwärtig iſt es ja ſo (und iſt ſchon eine der
wich=
tigſten „Tatſachen” für die verlegeriſche Kalkulation); ein Buch
muß in einem Jahre abgeſetzt und ausverkauft ſein — denn im
nächſten Jahre iſt, wenigſtens mit der bisherigen Auflage, kein
Geſchäft mehr damit zu machen, im nächſten Jahr ſucht das
Publi=
kum auf den Tiſchen der Sortimentsbuchhandlungen nach neuen
Büchern. Das iſt traurig! Immer die Gier nach Neuem! Nein:
der Leſer ſollte zu guten Büchern immer wieder
zu=
rückkehren bei ihnen immer wieder das Wunder des
Klang=
werdens erleben und: ſein eigenes Ausdrucksvermögen an ihnen
bilden.
Wenn du einen Gedanken, ein kurzes Geſchehen bei einem
guten Schriftſteller beſonders lebendig und eindringlich geſtaltet
findeſt, dann klappe, nachdem du geleſen haſt, das Buch zu, nimm
Feder und Papier und verſuche, den Inhalt des Geleſenen, ſo gut
wie du es kannſt, niederzuſchreiben, und dann nimm das Buch
wieder vor und vergleiche dein Geſchriebenes mit dem Gedruckten
— nicht, um dich durchaus zu beſchämen, aber um zu erkennen,
wie man einen Gedanken, ein Geſchehen zum Ausdruck bringt, in
welcher Hinſicht du es hätteſt beſſer machen können und müſſen;
und du bekommſt bei ſolchen Erwägungen auch eine Ahnung von
dem, was „dichten”, was Worte künſtleriſch behandeln heißt. Das
ſind Stilübungen, die reichen Ertrag bieten, wenn man ſie mit
geduldigem Streben wiederholt. Die gewonnenen ſtiliſtiſchen
Skandpunkte bieten dir allmählich auch einen Maßſtab zur
Beur=
teilung von Büchern, die dir begegnen, alſo auch zum Erkennen
minderwertiger Literatur.
Wenn du dir über ein Buch eine gegründete, reiflich
erar=
beitete Meinung gebildet haſt (oder aber, wenn du mit einem
Mittwoch, 22. März 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 81 — Seite 3
DMnlg 1o4. TMatg Looc
Das Gelöbnis des neuen Reichskags: Im Geiſt von Polsdam Arbeit an Volk und Bakerland.
Freiheik und Ehre ſollen von dieſer Skunde ab das Fundamenk des kommenden Deufſchland ſein.
* Der Reichskag in der Kroll=Oper.
Die konſtikuierende Sihung.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
„Wie anders wirkt dies Zeichen auf mich ein!“ Nach der
natio=
nalen Hochſtimmung in der Potsdamer Garniſonskirche ſoll jetzt
die nüchtern=ſachliche Arbeit ihr Rechthaben: Der
Reichstag tritt zu ſeiner erſten Sitzung in der
Kroll=Oper zuſammen.
Auch dieſes Bild wirkt noch immer feſtlich, hauptſächlich durch
die Zuſchauer, die die beiden Ränge füllen. Unter ihnen iſt der
Kronprinz, der in voller Uniform erſchienen iſt. Auf der
Präſidial=
ſeite iſt im letzten Augenblick noch eine Aenderung getroffen
wor=
den: zwiſchen den beiden ſchwarz=weiß=roten Fahnen hing
ur=
ſprünglich ein ſtiliſierter Reichsadler — er iſt durch ein Hakenkreuz
erſetzt worden, das unmittelbar über dem Stuhl des Präſidenten
angebracht iſt.
Die Miniſterbank auf der rechten Seite des Hauſes bleibt
leer. Die Miniſter finden ſich nur als Abgeordnete ein. Zuerſt
Herr v. Papen, ſpäter Miniſter Hugenberg. Auf den Bänken des
Reichsrates dominiert die braune Uniform der Natſoz., die
Reichs=
kommiſſare für die verſchiedenen Länder, an ihrer Spitze General
v. Epp, ſitzen in der vorderſten Reihe. Nur wenige
Bundesrats=
bevollmächtigte haben den ſchwarzen Gehrock an.
Die Plakverkeilung.
Auf der äußerſten Linken ſitzen die Sozialdemokraten, die
ge=
kommen ſind, ſoweit ſie ſich nicht in Schutzhaft befinden. In der
erſten Reihe ſitzen Loebe, Breitſcheid und Severing. Den ſtärkſten
Eindruck macht die Rieſenfraktion der Natſot,, die faſt das halbe
Haus füllt. Alle in Uniform, die meiſten im Braunhemd,
verein=
zelt taucht die ſchmucke Uniform der SS. auf. Das Zentrum hat
ſeinen alten Platz beibehalten: in der erſten Reihe Eſſer, hinter
ihm Dr. Kaas und Dr. Brüning. Es iſt aber vollſtändig aus dem
Zentrum verdrängt und bildet mit den Sozialdemokraten
zuſam=
men den linken Flügel. Mit dem Glockenſchlag des akademiſchen
Viertels betritt Miniſter und Reichstagspräſident Goering den
Präſidentenſtuhl. Unmittelbar nach ihm erſcheint unter Vorantritt
des Miniſters und Fraktionsvorſitzenden Dr. Frick der
Reichskanz=
ler, von ſeiner Fraktion mit jubelnden Heilrufen begrüßt. Er
nimmt ebenfalls auf der vorderſten Reihe Platz.
Vereinfachtes Verfahren.
Die langatmigen Zeremonien, mit denen der Reichstag ſonſt
eröffnet wurde, ſind diesmal auf den Druck der Natſoz. hin
weſent=
lich vereinfacht worden. Der Namensaufruf wurde durch die
Ein=
zeichnung im Büro erſetzt, er hat früher meiſt die ganze erſte
Sitzung ausgefüllt. Auch der Alterspräſident iſt verſchwunden,
vielmehr wird der Präſident des vorhergehenden Reichstag auch
die erſte Sitzung des neugewählten Reichstags eröffnen. So kann
nach wenigen Minuten bereits
die Neuwahl des präſidiuns
beginnen. Sie iſt nur noch Formſache, nachdem mit dem Zentrum
eine Verſtändigung erfolgt iſt. Miniſter Goering wird gegen
die Stimmen der Sozialdemokraten wiedergewählt, Herr Eſſer
vom Zentrum einſtimmig zum erſten, der Deutſchnationale
Graef zum zweiten und der Natſoz. Präſident des
Braun=
ſchweigiſchen Landtages Zörner zum dritten
Vizepräſi=
denten gewählt. Die übrigen Bürowahlen, die ſonſt langweilige
namentliche Abſtimmungen erforderten, werden ebenfalls en bloc
vorgenommen.
Dann melden ſich die Sozialdemokraten zum Wort. Ihr
Spre=
cher beantragt die ſofortige Freilaſſung der nur in Schutzhaft
be=
findlichen Mitglieder ſeiner Fraktion. Auf Antrag des
Reichs=
innenminiſters Dr. Frick wird der Antrag dem
Geſchäftsordnungs=
ausſchuß überwieſen.
Goerings Begrüßungsanſprache.
Dann hält der neubeſtallte Reichstagspräſident Goering ſeine
Begrüßungsanſprache, in der er u. a. erklärte:
Meine Damen und Herren, meine Kameraden!
Durch ein furchtbares Verbrechen ſind wir gezwungen
wor=
den, aus dem Hauſe, das einſt dem deutſchen Volke erbaut war,
auszuziehen. Durch ein Attentat iſt der Sitzungsſaal zerſtört
wor=
den. Sie alle wiſſen, welche Beweggründe eine ſtaatsfeindliche
Partei zu dieſem Attentat veranlaßt haben. Sie alle wiſſen, daß
dieſes Attentat nur eine Folgeerſcheinung jener Jahrzehnte
wäh=
renden Hetze gegen Reich, Volk und Staat geweſen iſt. Dieſes
Attentat ſollte ein Signal ſein, um in Deutſchland Anarchie und
Chaos entſtehen zu laſſen in einem Augenblick, da die erſten
An=
ſätze zu einer neuen Ordnung, zu einem Wiederaufbau des
Rei=
ches angebrochen waren. Meine Damen und Herren, meine
Kameraden! Wir ſtehen in einer großen Zeit. In wenigen
Wochen hat die heilige Flamme der nationalen Revolution das
deutſche Volk ergriffen.
Der Herr Reichspräſident hat dem deutſchen Volk die Frage
geſtellt, ob es gewillt iſt, hinter die Männer der nationalen
Er=
hebung zu treten, die ſein Vertrauen mit der Führung des
deut=
ſchen Volkes beauftragt hat. Eine überwältigende Mehrheit hat
ſich hinter dieſen Beſchluß geſtellt, eine Mehrheit, wie ſie bisher
die deutſche Parlamentsgeſchichte noch nicht gekannt hat.
Ein einziges Aufflammen dieſer nationalen Welle, dieſe heiße
Begeiſterung hat das deutſche Volk ergriffen, und hat nun
ge=
zeigt, daß Schluß ſein ſoll mit jener Vergangenheit, die wir durch
14 Jahre hindurch bekämpft haben. Eine neue Volksvertretung
iſt entſtanden, die zum erſten Male ohne parlamentariſchen
Kuh=
handel, ohne Parteiintereſſen, ohne all das, was bisher die
deutſche Volksvertretung in den Augen des eigenen Volkes
herab=
geſetzt hat, nunmehr arbeiten und des deutſchen Volkes Schickſal
beſſern will.
Es iſt vielleicht ein eigenartiges Vorzeichen, das wir alle
als ein gutes Omen betrachten wollen, daß heute am 21. März
der Reichstag eröffnet wird. Es mag vielleicht nicht allen von
Ihnen bekannt ſein, daß ebenfalls an einem 21. März ein
Deut=
ſcher Reichstag eröffnet wurde, und zwar der erſte Deutſche
Reichstag im Jahre 1871 durch Bismarck, der an dieſem Tage
zum erſten Male die deutſchen Stämme vereinigt ſah. Nehmen
wir dies als ein günſtiges Vorzeichen für die deutſche Arbeit.
Damals wurde das Deutſche Reich gegründet. Damals wurde
dem deutſchen Volk der Rahmen gegeben, die Klammer, die alle
Stämme zuſammenfaſſen und umfaſſen ſollte. Langſam aber
wurde mitten in dieſem Rahmen das Volk zerſpalten, zerklüftet
und zerſetzt. Es nutzt nichts, wenn ein Reich einig daſteht, aber
das Volk in dieſem Reich zerriſſen und zerklüftet iſt.
Die Einheit des Volkes, ſein einheikliches Fühlen
und Denken in allen Schickfalsfragen der deukſchen
Nalion muß wieder hergeſtellt werden.
Als man im Jahre 1919 glaubte, Deutſchland auf der Baſis
der Demokratie und des Parlamentarismus und im Geiſte des
Pazifismus neu ordnen zu können, glaubte man, dies auch
ſymbo=
liſch tun zu müſſen. Man hat in bewußter Betonung damals das
Wort Potsdam verfemt und hat geglaubt, aus dem Geiſt von
Potsdam hinausgehen zu müſſen nach Weimar, und hat dann auch
nicht verſtanden, dort den wahren Geiſt von Weimar zu
überneh=
men, ſondern hat dieſen Geiſt von Weimar neu beſtimmt im
Zei=
chen dieſer anonymen Majorität der Demokratie und des
Parla=
mentarismus.
Nun iſt Weimar überwunden.
und auch heute war es ſymboliſch, daß der neue Reichstag, der nun
wieder das Reich aufbauen will in alter Größe, in alter Würde,
Ehre und Freiheit zurückgefunden hat zu der Stätte, von der einſt
Preußen und von Preußen Deutſchland ausgegangen iſt. (Beifall.)
Wir ſind zurückgegangen nach Potsdam und haben damit bewieſen,
daß der Geiſt von Potsdam in Zukunft auch uns erfüllen ſoll.
Die=
ſer Geiſt hat nichts zu tun mit Kaſernenhofton, ſondern er bedeutet
Pflicht, Diſziplin, Arbeit und Sauberkeit. (Beifall.) Es war der
Geiſt von Potsdam, der einſt auch ein zerriſſenes Land geeinigt
und eine Baſis abgegeben hat, um das größere Deutſchland
aufzu=
bauen. Es war der Geiſt von Potsdam, der es uns möglich machte,
vier Jahre einer Welt von Feinden ſtandzuhalten. Es war der
Geiſt von Potsdam, der einſt Deutſchlands Ehre und Freiheit
garantiert hatte. Wir ſind deshalb heute in Demut und Dankbar=
Die nakionale Revolukion iſt noch nicht vollendel,
ſie ſchreitet weiter fort, um zu vollenden, was vollendet werden
muß zum Segen unſeres Volkes. Meine Damen und Herren, liebe
Kameraden! Sie ſehen heute im Deutſchen Reichstag neue
Em=
bleme. Jede Zeit und jedes Volk wählt ſich die Embleme, unter
denen es kämpfen, arbeiten und aufbauen will. Ich ſtehe nicht an
zu erklären, daß wir einem gütigen Schickſal danken
dafür, daß es in einem Augenblick, da über
Deutſchland nicht mehr Ehre und Freiheit
regierte, ſondern Schmach und Schande, daß es
da=
mals die ruhmreiche ſchwarz=weiß=rote Fahne
eingehüllt hat, um andere Embleme zu ſchaffen.
Ich betone aber: Nicht wir ſind es geweſen, die das vergangene
Emblem Schwarz=Rot,Gelb beſchmutzt haben, nicht wir haben dieſe
Fahne zerſtört; es waren vielmehr die ſelbſt, die ſie geſchaffen
haben. (Zuſtimmung.)
Hätte man im Jahre 1918 im Augenblick der
größten Not und Verzweiflung, damals die
Fahne Schwarz=Rot=Gelb uns gebracht als das
Zeichen des abſoluten Feſthaltens an deutſcher
Größe und Ehre, hätte man ſie uns gebracht als
das letzte Zeichen der äußerſten
Kraftanſpan=
nung, wir hätten dieſes Zeichen dankbar geehrt
und getragen. Man hat es uns aber aufgezwungen als ein
Zeichen der Unterwerfung, der Schande und der Ehrloſigkeit. Wir
haben darum dieſes Zeichen in einem Augenblick ablegen müſſen,
als ein neues Deutſchland anbrach. Und nun haben wir dieſes
neue Deutſchland vermählt mit der alten ruhmreichen Fahne,
unter der 2 Millionen Deutſche ihr Leben als Opfer für
Deutſch=
lands Größe gegeben haben. Wir haben dieſe alte Fahne
vereint mit jenem Siegeszeichen, das 14 Jahre
uns in Not und Kampf vorangeflattert iſt. Dieſes
Zeichen hat die alten Farben behalten, aber mitten hinein in das
leuchtende Weiß ſetzen wir das alte, uralte Zeichen unſerer
Vor=
väter, das doch ewig neu und verjüngend iſt, das Sonnenzeichen
als Zeichen des Aufſtieges, als Zeichen der Ehre..
So ſind dieſe beiden Fahnen jetzt vermählt, und ich bin
glücklich, als Präſident dieſen Reichstag eröffnen zu dürfen unter
dieſen ſiegreichen Zeichen, die ſomit jetzt über Deutſchland wehen
ſollen. (Beifall.) Noch zittert in uns das nach, was die
Vor=
ſehung uns heute vormittag erleben ließ. Ich glaube, keiner, derd
dort draußen an jener ruhmreichen Stätte war, wird jemals in
ſeinem Leben vergeſſen, was er dort gehört, geſchaut und erlebt
hat. Es war doch wohl das Erſchütterndſte und am tiefſten
Be=
wegende, als der greiſe Feldmarſchall in die Gruft jener Könige
hineintrat, die einſt ebenfalls ein am Boden liegendes Preußen
zur Weltmacht geſtaltet hatten. In Ehrfurcht haben wir
uns gebeugt vor dieſem großen König, und in
Ehrfurcht denken wir daran, daß wir im
Ange=
ſicht ſeiner ewigen Ruheſtätte dieſen Reichstag
eröffnen durften. Wir danken aber auch unſerem
Volks=
kanzler, daß er heute draußen an dieſer Stätte Worte gefunden
hat, wie ſie ſonſt vielleicht kein Deutſcher zu finden vermag,
Worte, die bis ins Innerſte unſerer Seele gedrungen ſind und
die uns erſt klarlegten, in welch gewaltiger Zeit wir leben und
welche gewaltigen Aufgaben wir vor uns haben. Herr
Reichs=
kanzler, ich danke Ihnen — die Abgeordneten der
Regierungs=
parteien erheben ſich bei dieſen Worten von den Sitzen — im
Namen all der Millionen, die am 5. März hinter Sie getreten
ſind, daß Sie heute das Wort zu uns geſprochen haben:
Deutſch=
land wird ſeine Ehre zurückgegeben. Ehre und
Freiheit ſind die Unterpfänder,auf denen allein
ein Volk aufbauen kann. Wir geloben Ihnen in dieſer
Stunde: Der Reichstag der nationalen Erhebung wird hinter Sie
treten in ſeiner Mehrheit, in ſeinen beſten Teilen, und er gelobt
Ihnen, Ihr ungeheuer ſchweres Amt mittragen zu helfen.
Frei=
heit und Ehre ſollen von dieſer Stunde ab das
Fundament des kommenden Deutſchland ſein.
Damit iſt die Sitzung zu Ende. Der Mittpoch bleibt wegen
der Eröffnung des Preußenlandtages ſitzungsfrei. Am
Don=
nerstag wird, zunächſt eine Aenderung der Geſchäftsordnung
beſchloſſen, darauf wird die Reichsregierung ihre
Regierungs=
erklärung abgeben, die mit der Ausſprache über das
Ermäch=
tigungsgeſetz verbunden werden ſoll. Nach dem Eindruck der
erſten Sitzung wird man aber in dieſem Reichstag große Debatten
nicht zu erwarten haben.
Der bisherige Oberführer der Berliner und Brandenburger
SA., Graf Helldorf, iſt zum Reichsſtab, der SA. nach München
verſetzt worden.
Buch oder einem Teil des Buches, gleichfalls nach reiflichem
Durch=
denken, „nicht fertig wirſt”, das heißt: vor Rätſeln ſtehſt), dann
ſuche Anſchluß und Klärung bei andern. Dieſe Notwendigkeit
würde dir leichter gemacht, wenn du bereits in einer
Leſegemein=
ſchaft ſtändeſt. Mit einem Geſpräch über Bücher wendet ihr
wohl=
tuend den Klatſch ab. Empfiehl ein Buch, das dir gefallen hat.
Immerhin dränge deinen Geſchmack keinem anderen auf; ſei auch
zurückhaltend damit, vor Büchern zu „warnen”, die du glaubſt
verurteilen zu müſſen. Dann freilich, wenn es dich unwiderſtehlich
zum Bekenntis treibt, predige getroſt und mit ganzem Einſatz:
da=
für oder dagegen! Ich las einmal die Meinung (ſie klang nicht
unklug), man ſolle Bücher nicht verleihen — davon würden
Dich=
ter und Buchhändler nicht ſatt —, man ſolle zum Kauf
veran=
laſſen; leicht geſagt, aber ſchwer verwirklicht in einer Zeit, wo (es
iſt bitter zu hören), um wirtſchaftlicher Not willen Ausgaben für
geiſtige Güter geſtrichen werden aus dem Etat des Einzelnen und
der Geſamtheit. Von dem, was du alſo dem Dichter „ſchuldig”
biſt, wird er nicht „ſatt”. Nicht einmal „ſatt‟. Seine Bitte iſt
ideell. Das rechne ihm hoch an und erfülle ſie!
* Heſſiſches Landestheaker.
Kleines Haus. — Dienstag, den 21. März 1933.
John Gabriel Borkmann.
Schauſpiel von Henrik Ibſen.
Wie Geſpenſter aus vergangener Zeit wirkten zunächſt
die aus Dichtung und Darſtellung geſchaffenen Geſtalten. Und doch
wurden die Geſpenſter lebendig und bekamen Geſtalt.
Ibſens „John Gabriel Borkmann” iſt eine General=
Abrechnung. Die General=Abrechnung, die Bankdirektor
Bork=
mann ſich ſelbſt aufſtellt, und die ihm aufgeſtellt wird. Im Rahmen
der am Lebensende gezogenen Bilanz offenbart ſich rückblickend das
Drama ſeines Schickſals. Er begehrte die Macht, um Menſchenglück
zu ſchaffen, und um der Macht willen verriet er das Teuerſte, das
ihm die Erde bot: ſeine Liebe zu Ella Rentheim. Am Vorabend
der Todesnacht zieht er das Fazit eines verlorenen Lebens.
Mit der Schärfe ſeiner Seelenkunde und mit der unbedingten
Sicherheit ſeiner Technik ſteigert Ibſen die dramatiſche
Entwick=
lung bis zur letzten Konſtruktion. Wohl tragen manche ſeiner
Kon=
ſtruktionen den Stempel einer vergangenen Zeit, aber man ſpürt
doch ſtets die Hand des Meiſters und die Gewalt ſeiner Ethik.
Der Dichtung entſprach die Darſtellung.
Paul Wegener, Irene Trieſch und Hedwig Wangel
gaſtierten mit eigener Truppe. Es ſind Schauſpieler einer alten
Schule, aber es ſind Meiſter der Schauſpielkunſt. Sie ſind Träger
einer ſtarken Kultur. Sie ſtehen auf der Höhe der Dichtung. Ihre
Techwik und namentlich ihre Sprachbehandlunx ſind tadeklos.
Emil Jannings war ſeiner Zeit Darmſtadts erſter
Bork=
mann. Er verkörperte die brutale Kraft des Bergmannſohns.
Wegener trug den Borkmann ins Geiſtige. Es war wundervoll,
wie er die Scheinwelt ſeines zerbrochenen Daſeins aufbaute, bis
ſein Glaube an ſich ſelbſt zuſammenſtürzte, und die kalte Hand des
Todes ihm ans Herz griff.
Irene Trieſch als Ella Rentheim: Jugend=Erinnerung aus
München; ſtärkſter Aufſtieg am Frankfurſer Schauſpielhaus (
erin=
nern Sie ſich noch, Frau Trieſch, des jungen Verehrers, dem Sie Ihr
Bild ſchenkten mit dem Leitwort: „Den Menſchen macht ſein
Wille groß und klein!“) Dann in vorderſter Linie der
Schau=
ſpielkunſt in Berlin. Die geſtrige Darſtellung von Ella
Rent=
heim, Borkmanns Geliebten, beſtätigte alle früheren Vorzüge von
Frau Trieſchs hoher Kunſt: die ſtarke Innerlichkeit, den
vollende=
ten Ausdruck ſeeliſcher Regungen durch unauffällige, überzeugende
Mimik, den weichen, warmen Ton der Stimme.
Die Verbitterung Frau Borkmanns ſpiegelte Hedwig
Wan=
gel in den ihr eigenen, realiſtiſchen Einzelzügen wider.
In den kleineren Rollen waren S. Nunberg, Ilſe
Bär=
wald und Lya Rohwer am Platze. Wolfgang Helmke iſt
für die Leichtlebigkeit des jungen Borkmann zu maſſiv und
aus=
druckslos; wohl nur eine Verlegenheits=Aushilfe?
Das Haus war verhältnismäßig gut beſucht und dankte mit
warmem Beifall.
* Mainzer Stadliheaker.
Kalmans „Zirkusprinzeſſin” in neuer Einſtudierung
und Inſzenierung.
Dieſe Operette, die ſich eigentlich ausgezeichnet zum
Faſt=
nachtsſtück geeignet hätte, hat ſeit ihrer erſten Aufführung vor ein
paar Jahren nicht das geringſte an Publikumswirkung eingebüßt.
Die Neueinſtudierung bot allerdings auch in mehrfacher Hinſiche
beſonderes Intereſſe. Man hatte ſie, wie an anderen Bühnen
ſchon ausprobiert war, mit großer Beſetzung verſehen. Hans
Schwieger, unſer friſchgebackener „Städtiſcher”, ſtellte ſich in
ſeiner neuen Würde als Operettendirigent vor und erntete auch
darin wohlverdienten Beifall durch eine muſikaliſch flüſſige und
geſchmackvolle Wiedergabe. Die Regie hatte C. Hechinger als
Gaſt auf Anſtellung. Wir halten von Anſtellungsgaſtſpielen nicht
viel, wenn es ſich um Soliſten handelt, die man weit beſſer in
ihrem gewohnten Enſemble beurteilen kann. Anders bei
Kapell=
meiſtern und Regiſieuren, die ja zu zeigen haben, wie ſie ſich mit
den beſonderen Gegebenheiten einer anderen Umgebung abfinden.
Hechinger hat nun ſo hervorragende Eindrücke hinterlaſſen, brachte
eine ſolche Fülle eigener und neuer Gedanken, verſteht es ſo fein
und unauffällig, Einzelſzenen wie Maſſen zu gruppieren und zu
bewegen, daß man unbedenklich zugreifen und ſich dieſe Kraft
ſichern ſollte.
Die Titelrolle ſang Hanna Gorina. Sie kommt von der
Operette her, hat ſie aber doch eigentlich überwunden und ſteuert
einem ganz anderen Fache zu. Anch der größten und heſtfundier=
ten Stimme kann eine ſolche Ausdehnung des Arbeitsgebietes
kaum gut tun. Sie nahm die Partie etwas reichlich ſchwer gab
aber als dankenswerten Erſatz eine ſtarke darſtelleriſche Leiſtung.
Da auch die anderen Hauptrollen mit erſten Opernkräften beſetzt
waren, ging die ſtiliſtiſche Geſchloſſenheit dadurch nicht verloren.
Cornelius Weichers hatte ſtimmlich einen ſehr guten Tag und
geſtaltete ſeine Rolle auch darſtelleriſch ſehr ſympathiſch. Aus der
ſonſt immer nach der Seite der Trotteligkeit aufgefaßten Rolle des
Großfürſten machte Franz Larkens eine eindrucksvolle Figur
mit nur diskret angedeuteter Karikatur. Heinz Hammans
ſtattete den Wiener Hoteliererben mit viel drolligen Zügen aus.
prächtig unterſtützt von Hertha Greef, die für die kleine
Zirkus=
reiterin eingeſprungen war, als die wir ſie vor Jahren kennen
gelernt hatten. Der warme Beifall, der ihr ſchon beim erſten
Be=
treten der Bühne entgegenſchlug, konnte eindeutig zeigen, daß man
ſie im beſten Andenken hat. In kleineren Rollen, die alle gut
be=
ſetzt waren, wirken mit Mary Schürmann, Lulu
Ohlen=
ſchläger, Carl Goebel, Auguſt Stier, Friedrich Kempf.
Carl Brake. Der inhaltlich ſchwache dritte Akt fiel um ſo mehr
ab, als A. von Krebs aus der hier tragenden Rolle des Pelikan
nicht annähernd das herauszuholen verſtand, was wir ſeinerzeit
von Umminger erlebten. Die von E. von Obſtfelder
ein=
ſtudierten Tänze hatten einen bemerkenswerten Auftrieb durch
den Gaſtregiſſeur erfahren, der auch für die Choreographie
ver=
antwortlich zeichnet, die doch für eine Operette oft von
ausſchlag=
gebender Bedeutung iſt. Es iſt gar kein Zweifel daß die „
Zirkus=
prinzeſſin” auch dieſer Spielzeit manches volle Haus bringen
wird.
Dr. B.
Ap. Richard Wagner in München. (1864—1870.) Legende
und Wirklichkeit. Von Eduard Stemplinger. (Verlag
Knorr u Hirth, München. Geh. 2,90 RM.) Es geht hier nicht
um die Kunſt des Meiſters. Das Buch will über die Vorgänge
um Richard Wagner während ſeines Münchener Aufenthaltes
aufklären und Legenden in Biographien Richard Wagners richtig
ſtellen. Die Zeit, in der er in München wohnte und mit München
in nahen Beziehungen ſtand, ſei bisher ſo einſeitig zu Ungunſten
der kal. Beamten und der Stadt München ſo einſeitig zu Ungunſten
die Gerechtigkeit eine Nachprüfung verlange. Dies geſchieht auf
Grund neuer Quellen, die bisher wenig Auswertung gefunden
haben. So ſei es möglich geworden, viel Unbekanntes über jene
Wagnerjahre zu bringen. So viel ſtehe feſt: die Entfernung von
München hat Wagner durch ſeine unerträglichen Uebergriffe und
Einmiſchungen in ſtaatliche Angelegenheiten ſelbſt verſchuldet.
Trotzdem blieb ihm der König in ſchwärmeriſcher Anhänglichkeit
treu. Aber auch dieſen Treubund hat er ſelber zerſtört durch ſein
unaufrichtiges Verhalten und durch grobe Täuſchung des Königs,
den er durch die übereifrige Coſima nötigte, ſein Fürſtenwort für
die Ehre Coſimas zu verpfänden (es handelte ſich um das
Ver=
hältnis Wagners zu ihr). Damit war der Herzensbund des
Königs und Richard Wagners für immer zerriſſen. Trotzdem
unterſtützte der edelgeſinnte König das Bayreuther Unternehmen,
für das er einen Vorſchuß von 100 000 Talern und den ganzen
Ueberſchuß einer jährlichen Zivilliſte gewährte. Der Verfaſſer
ſagt: der Wahrheit müſſe die Ehre gegeben werden, auch wenn ſie
in Verfolgung der Dinge einmal gegen Richard Wagner ſpreche
und das Bild des Menſchen in manchen Punkten anders geſtalten
ſollte, als man es bisher zu ſchauen ge ohnt war. Die Pietät
brauche darunter nicht zu keiden.
Seite 4 — Nr. 81
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 22. März 1933
Berlin, 21. März.
Wie wir erfahren, hat die Reichsregierung zwei Verordnungen
beſchloſſen, die dem Reichspräſidenten zur Unterſchrift vorgelegt
werden. Es handelt ſich dabei um eine Amneſtie und um
Beſtim=
mungen zur Abwehr heimtückiſcher Angriffe gegen die nationale
Regierung.
Die Reichsregierung iſt bei dieſer Verordnung von dem
Ge=
ſichtspunkt ausgegangen, daß der Kampf um die nationale
Er=
hebung jetzt zu einem ſichtbaren Abſchluß gelangt iſt. In der Zeit
der Kämpfe hat ſich in dem leidenſchaftlichen Ringen um die
Durch=
ſetzung des nationalen Gedankens mancher zu Handlungen
hin=
reißen laſſen, die gegen die Strafgeſetze verſtoßen. Dieſe Zeit
ge=
hört der Vergangenheit an. Der Reichskanzler hat in ſeinem
Er=
laß vom 12. März jedem weiteren Uebergriff Halt geboten. Für
die Zukunft kann das Reich gegen Uebertretung der Geſetze, auf
denen ſein Beſtand beruht, keine Milde walten laſſen. Für
Ver=
ſtöße der vergangenen Zeit, die aus beſtem Wollen für das Wohl
des Reiches begangen worden ſind, kann es aber auf ſtrafrechtliche
Sühne verzichten in dem feſten Vertrauen, daß der Geiſt der
Diſziplin, an den der Reichskanzler appelliert hat, die ſicherſte
Grundlage für die Achtung vor dem Geſetz bildet.
Aus dieſem Geſichtspunkte heraus ſieht die kommende
Verord=
nung über die Gewährung von Straffreiheit auf Grund des
Ar=
tikels 48 Abſatz 2 der Reichsverfaſſung vor, daß
gewährt wird. Dazu werden folgende Beſtimmungen zugrunde
ge=
legt: Strafen, die beim Inkrafttreten dieſer Verordnung
rechts=
kräftig erkannt und noch nicht verbüßt ſind, werden erlaſſen. Der
Straferlaß erſtreckt ſich auf Nebenſtrafen und
Sicherungsmaß=
nahmen, ſoweit ſie noch nicht vollſtreckt ſind, auf geſetzliche
Neben=
folgen, auf rückſtändige Geldbußen, die an die Kaſſe des Reiches
oder Länder fließen und auf rückſtändige Koſten. Wenn auf
Ein=
ziehung oder Unbrauchbarmachung erkannt iſt, ſo behält es dabei
ſein Bewenden. Anhängige Verfahren werden eingeſtellt, wenn die
Tat vor dem 21. März d. J. begangen iſt. Neue Verfahren werden
nicht eingeleitet. Fällt nur ein Teil einer Geſamtſtrafe unter dieſe
Amneſtie, ſo wird nur dieſer Teil erlaſſen. Die letzten Paragraphen
des Amneſtiegeſetzes enthalten eine Reihe von Einzelvorſchriften.
Dieſe Verordnung trifft auf Grund des Artikels 48, Abſatz 2
folgende Beſtimmungen:
§ 1. Wer eine Uniform eines Verbandes, der hinter der
Re=
gierung der nationalen Erhebung ſteht, im Beſitz hat, ohne
Mit=
glied des Verbandes oder ſonſtwie befugt zu ſein, wird mit
Ge=
fängnis bis zu zwei Jahren beſtraft.
Wer die Uniform oder ein die Mitgliedſchaft kennzeichnendes
Abzeichen eines Verbandes der im vorigen Abſatz
gekennzeich=
neten Art trägt, ohne Mitglied des Verbandes zu ſein, wird mit
Gefängnis nicht unter einem Monat beſtraft.
§ 2. Wer eine ſtrafbare Handlung gegen Perſonen oder
Sachen begeht oder androht und dabei ohne Mitglied des
Ver=
bandes zu ſein, die Uniform oder ein die Mitgliedſchaft
kennzeich=
nendes Abzeichen eines Verbandes der im § 1 bezeichneten Art
trägt, oder mit ſich führt, wird mit Zuchthaus, bei mildernden
Umſtänden mit Gefängnis nicht unter ſechs Monaten beſtraft.
Iſt die Tat in der Abſicht begangen, einen Aufruhr oder in
der Bevölkerung Angſt oder Schrecken zu erregen oder dem
Deut=
ſchen Reiche außenpolitiſche Schwierigkeiten zu bereiten, ſo iſt die
Strafe Zuchthaus nicht unter drei Jahren oder lebenslängliches
Zuchthaus. In beſonders ſchweren Fällen kann auf Todesſtrafe
erkannt werden.
Nach dieſen Vorſchriften kann ein Deutſcher auch dann
ver=
folgt werden, wenn er die Tat im Ausland begangen hat.
§ 3. Wer vorſätzlich eine unwahre oder gröblich entſtellte
Be=
hauptung tatſächlicher Art aufſtellt oder verbreitet, die geeignet
iſt, das Wohl des Reiches oder eines Landes oder das Anſehen
der Reichsregierung oder einer Landesregierung oder der hinter
dieſen Regierungen ſtehenden Parteien oder Verbände ſchwer zu
ſchädigen, wird, ſoweit nicht in anderen Vorſchriften eine ſchwerere
Strafe angedroht iſt, mit Gefängnis bis zu zwei Jahren und
wenn er die Behauptung öffentlich aufſtellt oder verbreitet, mit
Gefängnis nicht unter drei Monaten beſtraft.
Iſt durch die Tat ein ſchwerer Schaden für das Reich oder
ein Land entſtanden, ſo kann auf Zuchthaus erkannt werden.
Wer die Tat grob fahrläſſig begeht, wird mit Gefängnis
bis zu drei Monaten oder mit Geldſtrafe beſtraft.
Wer die Mitgliedſchaft eines Verbandes erſchlichen hat, gilt
nicht als Mitglied des Verbandes im Sinne dieſer Verordnung.”
Die Reichsregierung wird, wie wir erfahren, eine Verordnung
über die Bildung von Sondergerichten erlaſſen. Dieſe Verordnung
ſtützt ſich auf die 3. Verordnung des Reichspräſidenten zur
Siche=
rung von Wirtſchaft und Finanzen und zur Bekämpfung politiſcher
Ausſchreitungen vom 6. Oktober 1931.
Im erſten Paragraphen wird beſtimmt, daß für den Bezirk
jedes Oberlandesgerichtes ein Sondergericht gebildet wird, daß
dieſe Sondergerichte Gerichte des Landes ſind und daß die
Lan=
des=Juſtizverwaltung den Sitz der Sondergerichte beſtimmt.
§ 2 grenzt die Zuſtändigkeit der Sondergerichte ab, die ſich auf
die in der Verordnung des Reichspräſidenten zum Schutz von Volk
und Staat vom 28. Februar 1933 und die in der Notverordnung
zur Abwehr heimtückiſcher Angriffe gegen die
Regierung der nationalen Erhebung bezeichneten
Verbrechen und Vergehen bezieht, ſoweit nicht die Zuſtändigkeit
des Reichsgerichtes oder der Oberlandesgerichte begründet iſt.
Die weiteren Paragraphen befaſſen ſich mit der
Zuſammen=
ſetzung der Sondergerichte, die aus beſtellten Richtern des Bezirks
beſtehen ſollen und enthalten weiter eine Reihe von
Verfahrens=
vorſchriften.
Die Reichsrundfunkgeſellſchaft teilt mit: Von Mittwoch, den
22. März, ab wird der Deutſchlandſender ein neues Pauſenzeichen
führen. In Zukunft werden als Zeichen die erſten Klänge des
Glockenſpieles der Potsdamer Garniſonkirche erklingen, um den
Hörer an die denkwürdigen, vom Deutſchen Rundfunk aus
Pots=
dam übertragenen Feierlichkeiten des 21. März zu erinnern.
Der frühere Reichsminiſter Dr. Hermes wurde am Dienstag
auf Grund eines Haftbefehls des Unterſuchungsrichters
feſtgenom=
men und ins Unterſuchungsgefängnis Moabit eingeliefert. Gegen
Hermes wurde Haftbefehl erlaſſen, da Fluchtverdacht und
Ver=
dunkelungsgefahr vorliegt. Er wird der Untreue, begangen in
ſeiner Stellung als Präſident der Vereinigung der chriſtlichen
deutſchen Bauernvereine, beſchuldigt.
Das amerikaniſche Repräſentantenhaus hat nunmehr endgültig
die Bier= und Weinvorlage angenommen, die die Freigabe von 3,2 alkoholiſchen Getränken vorſieht.
Dmmm
Der engliſche Premierminiſter Macdonald und der britiſche
Staatsſekretär des Auswärtigen, Sir John Simon, ſind geſtern
vormittag in Paris eingetroffen. Die Verhandlungen mit
Miniſter=
präſident Daladier und Außenminiſter Paul=Boncour begannen
kurz Larauf in der engliſchen Botſchaft.
Die franzöſiſch=engliſchen Beſprechungen dauerten bis kurz vor
18 Uhr an. Daraufhin wurde folgende. Kommuniaug ausgegeben:
„Miniſterpräſident Macdonald und Außenminiſter Sir John
Simon haben ſich, aus Rom kommend, in Paris aufgehalten, um
den Miniſterpräſidenten Daladier und den Außenminiſter Paul=
Boncour über den Charakter ihrer Unterredungen mit Muſſolini
zu unterrichten. Die engliſchen und franzöſiſchen Miniſter haben
einen längeren Meinungsaustauſch miteinander gehabt. Die
fran=
zöſiſchen Miniſter haben ihren Kollegen für die Informationen
gedankt, die ſie ihnen überbracht haben und um deren eingehende
Prüſung die franzöſiſchen Miniſter gebeten worden ſind. Die
Mi=
uiſter der beiden Länder werden ſich miteinander von Neuem in
Kürze beſprechen. Die franzöſiſchen Miniſter haben ihren Wunſch
ausgedrückt im Intereſſe des europäiſchen Friedens und im
Rah=
men und im Geiſte des Völkerbundes eine vertrauensvolle
Zuſam=
menarbeit unter den vier europäiſchen Großmächten,
Ratsmitglie=
der des Völkerbundes, verwirklicht zu ſehen.”
Genf, 21. März.
Der Präſident der Abrüſtungskonferenz, Henderſon, hat am
Dienstag völlig unerwartet dem Hauptausſchuß der Konferenz zu
Donnerstag vormittag zu einer Sonderſitzung einberufen, in der,
wie amtlich mitgeteilt wird, der Präſident vorſchlagen wird, die
Verhandlungen bis nach Oſtern zu vertagen. Der Präſident
Hen=
derſon begründet dieſe Abſicht mit dem Hinweis auf die letzten
diplomatiſchen Geſpräche zwiſchen Muſſolini und Macdonald in
Rom. Die allgemeine Ausſprache über den engliſchen
Abrüſtungs=
plan ſolle auf mehrere Wochen hinausgeſchoben werden, da in
der Zwiſchenzeit die in Rom eingeleiteten diplomatiſchen
Ver=
handlungen der vier Großmächte fortgeſetzt werden ſollen.
Der Reichsverein der hauptamtl. Lehrerſchaft deutſcher Be=, Landesverein Heſſen, ſtellt ſich der nationalen
Re=
gierung, hinter der die Mehrheit des deutſchen Volkes ſteht, zur
Verfügung. All ſeine Maßnahmen ſind von reiner Sachlichkeit
getragen und haben lediglich das Ziel, die ihm anvertraute
Ju=
gend beiderlei Geſchlechts für Beruf und Leben vorzubereiten, ſie
zu tüchtigen Menſchen, verantwortungsbewußten Staatsbürgern
und lebendigen Gliedern der deutſchen Volksgemeinſchaft zu
er=
ziehen. Am Wiederaufbau von Volk und Vaterland in vollſter
Hingebung tatkräftig mitzuarbeiten, iſt ihm eine angenehme und
ſelbſtverſtändige Pflicht. Er iſt überzeugt, dadurch dem deutſchen
Volke und dem deutſchen Vaterlande den beſten Dienſt zu
er=
weiſen.
*
Bezüglich des Tragens von Kokarden hat
Staats=
kommiſſar Dr. Beſt angeordnet, daß die heſſ. Polizei und
Gen=
darmerie künftig an der Dienſtmütze über der Landes= die
Reichs=
kokarde ſchwarz=weiß=rot zu tragen haben.
Am Freitag, den 24. März ds. Js.
begehen der Poſtſchaffner Wilhelm
Saile und deſſen Frau Kätha,
Darmſtadt, Stadtallee 67, das Feſt der
Silbernen Hochzeit!
3962
Dankſagung.
Für die uns anläßlich unſerer ſilbernen
Hochzeit und 25 jährigen
Geſchäftsjubi=
läum zu Teil gewordenen Glückwünſche,
für die vielen Blumenſpenden und
Ge=
ſchenke danken wir hiermit allen, die
an dieſem Tage unſer gedacht.
Johann Hommer und Fran
Obergaſſe 3
Alter Ratskeller.
3948)
Roeder’sche
Leihbibflothei
Ifd. Zugang von
Neuerscheinungen.
Schallplatten-Verleih
Tel. 2512.
Ernst-Ludwigstr. 17
Eing. Schuchardstr.
Dam.= u. Herr.=Rad
billig zu verkaufen.
Fahrrad=Hahn,
Schwanenſtraße 20.*
Kleiner moderner
wie neu billigſt.
Piano=Berg
Telef. 126.
Hügel=
ſtraße 32. (3933
Nach kurzem, ſchweren Leiden verſchied heute
mein lieber Gaite, mein lieber Vater, mein
guter Sohn, unſer lieber Bruder,
Schwieger=
ſohn und Schwager
Im Namen der Hinterbliebenen:
Paula Wechsler, geb. Sommer.
Arheilgen, Darmſiadt, Biblis,
den 21. März 1933.
(3860
Die Beerdigung findet Donnerstag, den 23. März,
vormittags 11 Uhr, vom Poriale des Friedhofs der
iſraelitiſchen Religionsgemeinde Darmſtadt ſtatt.
1. zum Reinigen der Betten,
2. zum Um-, Auf- und Neuarbeiten
der Matratzen.
lch bediene Sie fachmännisch und
gewissenhaft.
Verlangen Sie unverbindlich
Preisvoranschläge.
(3959
K
Eüisabethenstraße 6.
Wegen Umbau
groß. Möbelverkauf
15 Prz. Rabaft
Nur Möbelhaus
Saalbauſtraße 4.
Zweirad=Anhänger,
verkl., auch Anfert.
nach Größe. Willy
Neuroth.
Blumen=
thalſtraße 24.
Moderner
Kaſſenſchrank
180X75X60 cm,
2 Treſore, bill.
ver=
käuflich. Offert. u.
K. 174 Gſch. (3947b
dieſe Marke gibt Gewähr
für das gute ſchöne billige
Speilezimmer
56l- 1632-I696: 258-T257. Schlafzimmer 594-1696-1723- B19.-I967. Herrenzimmer 660-1768, 1858- 263-Lusw. HELLERAU BEI DAESDEN.
Werbeschriſten kostenlos. (II Dr.3631
Newer großer Möbelkatalog RM. 1.50
auf
S. Sturmbann XI
Untergr. Oſt, Berlin.
Dirigent:
M.Z.=Führer
Martin Ewers.
Geſang:
Rolf Sandor und
Chor.
Die Fahne hoch!
Badenweil. Marſch!
Volk an’s Gewehr
Dtſchl. Waffenehre
Märkiſche Heide.
märkiſcher Sand!
Deutſchland.
Deutſch=
land, dir woll’n
wir uns weih’n
Wiener Jung=
Arbeiterlied!
Heil Hitler!
Deutſchld. erwache!
Electrola=Jäger
Georgenſtraße 11,
Fernruf 2579. (3950
Schirmgitter=
Netzempfänger,
Modell 1932,
ſehr billig zu verk
Wt
muß es diesmal sein, einer jener
entzückenden neuen
die im 1. Stock des Hauses in so
reicher und geschmackvoller
Aus-
wahl zu finden sind. Und erstaunlich
sind die Preise!
Ke
Rff
Grafenſtraße 12, I.
(3946)
Steinweg,
1 Blüthner,
1 Berdux
ſow. verſchied. and.,
wie neu. billigſt.
Piano=Berg,
Hügelſtr. 32. Tel. 126
(3938b)
1 Smoking, Gr. 46.
w. neu. 1
Gehrock=
anzug, Gr. 46, 1 X
getr., 1 br. D.=
Man=
tel, 1 wß.
Kinder=
wagen prsw. z. vk.
Pallaswieſenſtr. 34,I
Dortſ. auch Merc.=
Schreibmaſch. in ſ.
g. Zuſt. bill. z. vk.*
ausgekämmte
und abgeſchnittene,
kauft laufend:
Kanzler
Schulſtraße 12.
(2695a)
Darmstadt’s größtes Spezialhaus
für gute Damenkleidung und Hüte
Moderner
Kinder=
wagen ſof. zu kauf.
geſucht. Preisang.
u. K. 151 Geſchſt.
Lohnbrut
Geflügelhof Haag,
Kaſtanienallee 71.
(2622a)
Kätzchen z. verſchen
ken. Karlſtr. 66, III.,
Telefon 3194. (3952
Laden=Einrichtungen
billig und fachmänniſch richtig im
Eſchollbrückerſtraße 18.
Neue und gebrauchte Gegenſtände ſtets
auf Lager. — Entwürfe und
Koſten=
voranſchläge unverbindlichſt. (2696a
Befreit von Hautleiden!
Veue Methode ohne Verband, rascher,
ver-
bläff. Erfolg b. Ausschlägen, Flechten, off.
Beinen, Krampfadergeschwür. Kein
Juck-
reiz mehr, Versand: Löwenapotheke
Heicel-
berg E. 1. Broschüre durch Labor. Vogt,
(TV. 3944
Heidelberg-Rohrbach E. 1.
Mittwoch, 22. März 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 81 — Seite 5
Aus der Landeshaupkſtadt.
Darmſiadt, den 22. März 1933
* Volk und Buch.
Von Reinhold Braun.
Das Leſe=Bedürfnis iſt das Erwachen
von Seele und Geiſt.
Heinrich Lhotzky.
Das iſt oberſter Satz jeder Betrachtung von „Volk und Buch”,
daß die Beziehung zwiſchen beiden nicht in theoretiſchen
Erörterun=
gen hängen bleiben darf, ſondern fröhlich=herzliche Praxis. Leben.
ſchöpferiſche Verbindung ſein muß!
Wir müſſen, wenn wir wirklich wieder auf den Berg kommen
wollen, zu der Erkenntnis gelangen, daß die Beziehung zwiſchen
Volk und Buch eine unſerer großen Lebensfragen iſt.
Denn iede Frage nach dem guten Buche iſt ein Stück vom
Ver=
langen nach dem wahrhaften Leben.
Der ſittliche, ſeeliſche und geiſtige Inhalt eines Volkes ſteht
in einem geſetzmäßigen Verhältnis zu dem lebendigen und in
doppeltem Sinne „erleſenen” ſittlichen, ſeeliſchen und geiſtigen
Gehalte ſeiner Buchwelt.
Im Impuls eines Volksganzen ſchwingt auch der Impuls
ſei=
ner Buchwelt mit. Höllenfahrt oder Himmelfahrt einer Nation
liegen auch zu einem nicht geringen Teile ſchickſalhaft in ſeinem
Buchweſen begründet.
Nimm. du lieber Leſer und liebe Leſerin, deine von dir
ge=
liebte und zu deinem Innerſten hin verlebendigte Buchwelt: Du
kannſt daran, wenn du ehrlich gegen dich biſt, untrüglich meſſen,
ob du mit deinem ganzen Sein auf einer Wanderung durch eine
Wüſte oder ein Quellenland begriffen biſt.
Der treu und wachſam durch das adlige Buch gegangene Weg
kann für den Einzelnen und für das Ganze ein Heimgang in die
eigene Seele ſein. (Mancher hat ſich durch ein gutes Buch
wieder=
gefunden.)
Wohl dem Volke, wenn in ſeinen entlegenſten
Daſeinswin=
keln die lebendigſte Beziehung zu ſeinen Büchern vorhanden iſt.
Wer vor der Radiozeit beiſpielsweiſe in einem ganz weltfernen
norwegiſchen Bauernhofe einkehrte, konnte dort Feierſtunden
ſel=
tenſter Art erleben. Sah er den Hausvater abends, wie er aus
einem alten Sage=Buche den Seinigen und dem ganzen
Hofge=
ſinde vorlas. Ich glaube kaum. daß ſich an dieſer Sitte — trotz des
Radios — allzuviel geändert haben wird.
Schon damals wünſchte ich mir das gleiche Erlebnis im
eige=
nen Volke.
Wir haben bei uns immer zupiel vom „Büchermarkt”
geſpro=
chen und zu wenig von „Buchwelt”
Einzig auf die Schönheit. Geſundheit und das wirklich
Volks=
gemäße, das Dauerhafte dieſer Buchwelt kommt es an, auf ihre
Erſcheinung als ein lebendiger, blühender Organismus.
Das Wort „Büchermarkt” iſt zu ſehr mit dem Begriff „
Kon=
junktur” belaſtet, mit dem Element des Zeit=Dieneriſchen und des
Nur=Verdieneriſchen. Das Eintagsfliegenhafte ſchwillt dort zu
mächtigen Stapeln an. Büchermarkt in ſeinen Auswüchſen
genom=
men. kann Verſchüttung der Quellen bedeuten.
Die echte Buchwelt dagegen ſteht da wie ein Bollwerk gegen
den Ungeiſt einer Zeit.
An den Unfähigkeiten eines anatomiſchen Zeitalters waren
nicht zuletzt die unſeeliſchen und unſeligen Buch=Erſcheinungen
ſchuld, die unſer Volk in einem mißgeleiteten Hunger verſchlang.
Das Konjunktur=Buch aus der Feder und nur aus der Feder
jener Literaten, die deutſches Weſen gar nicht verſtehen konnten,
der Einbruch ausländiſcher, teilweiſe recht zweifelhafter Literatur
haben verheerend gewirkt.
Steigern wir das Erlebnis „Aufbruch der Nation” ins Rein=
Geiſt=Seeliſche, ſo bedeutet es nicht an letzter Stelle Aufbruch ins
deutſche, adlige Buch!!
Buch=Ehre bedeutet auch Volks=Ehre!
Es kommt im Leben des Einzelnen und eines Ganzen auf die
Verknüpfungen an, auf die die von ungefähr und doch nicht von
ungefähr geſchehen, und auf die gewollten, ganz bewußten, wie ich
das — ich darf wohl beſcheiden darauf hindeuten, in einem meiner
Bücher verſuchte darzuſtellen, in dem Erzählungswerke „Die
ſelt=
ſame Welt der Annetraut Ohnzeit”
Zahl. herzliche, aus der eigenen Tiefe her geübte Verknüpfung
mit allem Guten, Hohen und Schönen, wie es ſich auch in Büchern
offenbart. kann Schickſal bedeuten, tief=innerſte Notwende, Im=
Buls zur Höhe, kann helfen bei der Leid=Ueberwindung.
— Hohes Alter. Am Donnerstag, den 23. März, feiert der
Sattler i. R. Konrad Friedrich Roth=Darmſtadt, Parkusſtr. 7,
ſeinen 80. Geburtstag.
— Chriſtlicher Verein Junger Männer. Eliſabethenſtraße 17.
Wir laden unſere Freunde und Mitglieder zur heutigen
Bibel=
ſtunde, abends 8.30 Uhr, in welcher Herr Dr. Grünewald ſprechen
wird, herzlich ein.
Heſſiſches Landestheater.
23. März 19½—2214 Uhr. C. 18.
Preiſe 0.70—5.50 Mk.
Fidelio Freitag.
24. März Anf. 19½z, Ende geg. 22½4 Uhr. D 17.
Preiſe 0.70—5.50 Mk.
Rigoletto. Meite Hie Donnerstag.
23. März Anf. 19½, Ende geg. 22½ Uhr. Zuſ.=M. V11
Der Gwiſſenswurm. Preiſe 0.70—3.80 Mk. Freitag.
24. März Anf. 19½. Ende geg. 22½ Uhr. T, Gr. 1—
Der Gwiſſenswurm. Preiſe 0.70—3.80 Mk.
— Landestheater. Die für heute angeſetzte Vorſtellung „
Figa=
ros Hochzeit” fällt aus. Das Große Haus bleibt geſchloſſen.
Morgen, Donnerstag, wird im Großen Haus unter der
muſika=
liſchen Leitung von Dr. Schmidt=Iſſerſtedt Beethovens
Oper „Fidelio” wiederholt. Die Titelrolle ſingt Elſa Kment.
Die übrige Beſetzung: Floreſtan: Joachim Sattlex. Don
Pi=
zarro: Siegfried Urias. Don Fernando: Heinz Schlüter,
Rocco: Heinrich Kuhn, Marcelline, ſeine Tochter: Regina
Harre, Jacquino: Eugen Vogt, zwei Gefangene: Karl
Wal=
ther und Kurt Theo Ritzhaupt. — Im Kleinen Haus wird
in neuer Einſtudierung und Inſzenierung von Artur Maria
Rabenalt zum erſtenmal Anzengrubers Volksſtück „Der
G wiſſenswurm” aufgeführt. Die Beſetzung iſt folgende:
Grillhofer: Hans Baumeiſter. Duſterer: Kurt
Weſter=
mann, Waſtel: Franz Kutſchera, die Horlacherlies: Conſtance
Menz Poltner: Hugo Keßler, ſein Weib: Franziska Kinz,
ſeine Söhne Natzl: Erwin Faber und Hanns: Ernſt Gins=
Die nationale (Erhebung.
Die Erfüllung des Tages deutſchen Sehnens: Aufwärks!—Symbol deutſcher Einheik die leuchkenden Fackeln
des Marſches der Tauſenden. — Das Bekennknis zur Größe des Vakerlandes.
abſehbar war die Menſchenmenge, die die Straßen ſäumte und
immer noch ſtrömten neue Maſſen hinzu, um das grandioſe Schau=
Die Beiern in Heſſens Landeshaupkfkadt
ſpiel des Fackelzugs in dieſer Art einmal zu ſehen. Alle Fenſter
der vom Zug berührten Straßenzüge waren dicht belagert, in der
Dunkelheit flatterten die Symbole des Reiches und die Banner
am hiſtoriſchen 21. März.
Großen Haus, das 7. Symphoniekonzert des
Landes=
theaters ſtatt. Unter Leitung von Erich Kleiber kommen
Werke von Weber, Schubert, Mozart= und Johann
Strauß zur Aufführung.
Fahnen wehen! — Ein ernſter nationaler Feſttag. Zwar auf
Stunden nur herausgehoben aus dem Grau des haſtenden
Werk=
tages, aber doch ein Feſttag! Daß das ganze deutſche Volk
auch äußerlich bekunde, wie es mit ganzem Herzen, allen Sinnen
und voll heißen Hoffens Teil nehme an dem feierlichen
hiſto=
riſchen Akt in der Garniſonkirche zu Potsdam, da der greiſe
Generalfeldmarſchall und Führer des deutſchen
Volkes in ſeinen ſchwerſten Schickſalsjahren dem
Manne die Hand reicht, der Verkörperung iſt
der Idee, die das deutſche Volk heute in ſeiner
Mehrheit eint in brünſtigem Schrei nach
Frei=
heit und Rettung aus ſchwerſter ſeeliſcher und
materieller Not. — Verkörperung der jungen
deutſchen Volkheit, die bewußt wieder ein
ſtar=
kes nationales Bekenntnis ablegt zum
Deutſch=
tum vor der Welt! — Verkörperung all
deſſen, was aus der unendlichen Not, durch die
wir ſchreiten mußten, geboren wurde an
Seh=
nen und Hoffen auf ein wieder ſtarkes,
glück=
liches, freies Deutſchland, deſſen Schickſal
un=
verdient war.
Wer, der wie wir ja alle alle, mögen
wir noch ſo verſchiedene Wege gegangen ſein,
Deutſchland, das wundervolle einzige liebt mit
ganzem heißen Herzen, ſollte wohl abſeits ſtehen
wollen in einer Stunde, deren geſchichtliche
Be=
deutung zu den ganz großen der Vergangenheit
zählt! — Wer aber auch den die Idee
verkör=
pernden Mann und ſeine wenigen Mitarbeiter,
die die ſchwerſte Verantwortung auf ihre
Schul=
tern luden, beneiden ob. der Aufgaben, die
ihrer harren! Die ſchwerſte, größte
Verantwor=
tung, die je Männer unſeres Volkes vor der
Geſchichte auf ſich nahmen, iſt engſt verknüpft
mit der Stunde in der Potsdamer
Garniſons=
kirche, da der Generalfeldmarſchall dem Führer
des jungen Deutſchland die Hand reichte zu
gemeinſamer Führerarbeit.
Und doch ein Feſttag! Keiner, der erfüllt
war von lautem, alle Sorgen übertönenden
Jubel, aber ein Feſttag, der in dem heiligen
Ernſt ſeines Empfundenwerdens das deutſche Volk erſchüttern
mußte und mit heiligem Schäuer erfüllen.
Fahnen wehen! — Wenn ſie ſprechen könnten, die Fahnen,
die in leichtem Raunen von Maſt zu Maſt in dem Gleißen der
Hoffnung erfüllten und Hoffnung keimen laſſenden
Frühlings=
ſonne ſich wiegen, und die in dieſer Feſtſtunde künden ſollten
von Sieg und Freiheit!
Das Symbol der einſt von vielen erträumten aber unerfüllt
gebliebenen Freiheitswünſche, denen nur kurze Herrſchaft
beſchie=
den war, die Farbe des Blutes ällein, das floß im gewaltſamen
Umſturz geheiligter Ordnung oft mit dem weſensfremden
Sym=
bol aſiatiſchen Kultur=Irrwahns, der die Welt erſchüttern ſollte,
iſt verſchwunden aus dem Fahnenkranz dieſer Feierſtunde des
neuen, des jungen Deutſchland. Es wehen die ernſten, durch
Tradition geheiligten Farben Schwarz=Weiß=Rot, für die
ſo viele bluteten und verbluteten auf allen Blachfeldern der
Erde, erkämpft vom „Stahlhelm” und es weht das Sieg jubelnde
Symbol derer, die 14 Jahre hindurch zäh und verbiſſen kämpften
um dieſe Stunde, die ihren unerſchütterlichen Glauben, ihrem
Sehnen Erfüllung brachte.
Schwarz=Weiß=Rot, das Heiligtum der Front, heute
verkör=
pert durch den Stahlhelm! Wenn ſie erzählen könnten, auch nur
aus der jüngſten Geſchichte! Wie oft haben wir ſie gehißt in den
vier ſchweren Jahren, wenn Heeresberichte Sieg über Sieg
mel=
deten. Wenn ſie Kunde gaben von Waffentaten, wie ſie gleich
glanzvoll, aber auch gleich ſchwer und opfervoll errungen, die
Welt noch nicht ſah! — Wie oft aber auch wurden ſie
herab=
geſetzt auf Halbmaſt, wenn tiefſtes Leid, unfaßbare Trauer
deutſche Herzen beſchwerte!
Heute künden ſie Sieg, Feſtfreude. — Einen Sieg aber,
der vorerſt nur ein Hoffen iſt, daß er ſich vollende! Und —
was ſchwerer wiegt — ein Wollen, dieſes Vollenden zu
er=
ringen mit der Ausſchöpfung aller unſerer Kraft, all unſeres
Vertrauens. War ein ſtilles Beten, daß der Lenker allen
Ge=
ſchickes dieſem heiligen, nichts Unbilliges verlangenden Wollen,
der letzten Kraftentfaltung unſeres Volkes ſeinen Segen gebe.
Daß er vor allem die Herzen aller, ſoweit ſie deutſch und für
Deutſchland ſchlagen, endlich wieder einen möge in einem
einzigen Denken und einem einzigen Willen; dem deutſchen
Volk zu dienen!
Fackelzug! Mit den wehenden Fahnen jubelt die reinigende,
lodernde Flamme! Von allen Hügeln und Höhen der
deut=
ſchen Lande ward mit Einbruch der Dunkelheit am Abend des
hiſto=
riſchen 21. März des Flammenſtoßes Geleucht angefacht. Loderten
Feuer zum Himmel und kündeten bis in die entlegenſten Winkei
deutſcher Heimat von der geſchichtlichen Bedeutung des Tages.
Und das Symbol der heiligen reinigenden Flamme ward
empor=
getragen in dichten Rauchfahnen zum nachtdunklen
Sternen=
himmel, von neues Leben kündenden und bereitenden
Frühjahrs=
ſtürmen zerfetzt und gejagt, aber emporgetragen zu den
Wolken! — Symbol deutſchen Sehnens: Aufwärts!
Und wo Menſchen eng zuſammen wohnen, in den Städten
und Dörfern deutſcher Lande die Fackel!
Zwei Zackelzüge,
wie ſie Darmſtadt ſeit Jahren nicht wieder geſehen hat,
durchzogen geſtern abend die Straßen der Landeshauptſtadt. Un=
der jungen Nation.
An zwei Plätzen der Stadt hatten ſich die Einzelgruppen und
Verbände zu Zügen formiert, um nach einem Marſch durch die
vor=
geſehenen Straßen ſich vor dem gemeinſamen Ziel wenige Schritte
vor dem Exerzierplatz zu vereinigen.
Der vom Marienplatz ausgehende Zug nahm ſeinen Weg durch
folgende, Straßen: Hügelſtraße, Wilhelminenſtraße, Karlsſtraße,
Aufmarſch der berittenen Schutzpolizei.
Wittmannſtraße, Niebergallweg, Jahnſtraße, Klappacherſtraße,
Moosbergſtraße, Tannenſtraße, Weinbergſtraße Heidelbergerſtraße,
Neckarſtraße, Rheinſtraße zum Exerzierplatz. Fackelzug 2 bewegte
ſich: von Mercksplatz, Riedlingerſtraße, Nieder=Ramſtädter=Straße,
Kiesſtraße, Beckſtraße, Erbacher, Straße, Stiftsſtraße, Dieburger
Straße, Heinheimerſtraße, Kranichſteine Straße, Taunusſtraße,
Wenckſtraße, Fuhrmannſtraße, Arheilgerſtraße, Gardiſtenſtraße,
Schloßgartenplatz, Schloßgartenſtraße, Kahlertſtraße,
Blumenthal=
ſtraße, Steubenplatz, Alter Bahnhof, Exerzierplatz.
Zu einer unabſehbaren Maſſe aber drängten ſich die Menſchen
vor dem Sammelplatz, um noch einmal ein geſchloſſenes Bild von
dem nunmehr vereinigten Fackelzug zu gewinnen. Unvergeßlich
wird der ſtarke Eindruck jedem bleiben, der die von einheitlichem
Willen und Glauben getragenen Gruppenkolonnen
vorbeimarſchie=
ren ſah. Immer wieder erſchollen ſpontan Heilrufe aus den dicht
gedrängten Reihen der Zuſchauer, die freudig von den
Marſchie=
renden erwidert wurden.
Führer der nationalen Verbände eröffneten den gemeinſamen
Fackelzug. Unmittelbar daran ſchloſſen ſich einige Züge der
Darm=
ſtädter SA., die immer wieder in beſtimmten Abſtänden zwiſchen
den Verbänden marſchierten. Der Jungdeutſche Orden mit dem
achtzackigen ſchwarzen Ordenskreuz im weißen Feld bildete den
Uebergang zu den Abordnungen der heſſiſchen Regimentsvereine,
deren Fahnengruppen jeweils in der Uniform ihrer ruhmreichen
Regimenter den Mitgliedern vorausmarſchierten. Mit großem
Jubel begrüßten die Heſſen die Vertreter ihrer 115, 116, 117, 118er
Infanterie, der 25er und der 6ler und der beiden
Kavallerieregi=
menter, wobei die Fahnengruppe der roten Dragoner zu Pferde
er=
ſchienen waren.
„Nach einer Polizeigruppe zu Pferd und einer SA.=Kapelle
marſchierte eine Formation Hilfspolizei mit Karabinern, und
an=
ſchließend die Teilnehmer der Arbeitslager, in ihren ſchmucken
Uniformen. Friſch und voller Begeiſterung angeführt von dem
Trommlerchor der Hitlerjugend zogen die nationalſozialiſtiſche
Ju=
gend und die verſchiedenen Jugendverbände mit ihren Wimpeln
durch die ſpalierbildende Menge.
Und weiter marſchierte unter der kampferprobten alten
Reichs=
kriegsflagge eine ſtarke Stahlhelmabordnung, die im grauen
Ehrenkleide, die Fahnengruppe im Stahlhelm, Erinnerungen an
das alte Heer und an unſere junge Tradition heilig wahrende.
Reichswehr wachrief und mit lauten Front=Heil=Rufen begrüßt
wurde. Daß bei dieſer Bewegung hoffnungsvoller Nachwuchs die
Ideale der älteren Generation wachhalten wird, davon zeugte der
Zug Jugendgruppe Scharnhorſt, der nun folgte.
Hinter der Gruppe der Stahlhelmer fuhren in einer Reihe
von Kraftwagen die Schwerkriegsbeſchädigten, die ihr Blut für
die Größe ihres Vaterlandes hingegeben haben und deren
Opfer=
bereitſchaft der kommenden Generation zum leuchtenden Vorbild
dienen möge.
Weitere Gruppen junger Pfadfinder und der Haſſia=Jugend
leiteten über zum Zug der Vereinigten Kriegervereine, die in
großer Zahl erſchienen waren. Selbſt alte kriegserprobte
Vete=
ranen hatten es ſich nicht nehmen laſſen, an dieſem hiſtoriſchen
Tage in den Reihen des neuen Deutſchland zu marſchieren. In den
Uniformen unſerer blauen Jungens folgte dann der Marineverein.
Sämtliche Darmſtädter Korporationen unter Vorantritt des
Studenten=Ausſchuſſes waren in Wichs und Koleur mit ihren
Fah=
nen erſchienen. Ihnen ſchloſſen ſich die Reichs= Staats= und
ſtädti=
ſchen Beamten an, unter ihnen die Poſt=, Finanzamts=, Eiſen=
Seite 6 — Nr. 81
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 22. März 1933
bahn=, Strafanſtaltsbeamten, die Beamten der Städtiſchen
Be=
triebe, des Hoch= und Tiefbaus, der Heag und der Banken.
Starke Abordnungen hatten die Schutzpolizei, die
Kriminal=
beamten und die Lehrerſchaft entſandt. Die Feuerwehr war mit
eigener Kapelle und Paradeuniform, die einzelnen Zweige des
Ortsgewerbevereins und die Handwerkervereinigung mit ihren
Symbolen und Innungsfahnen erſchienen. Deutſche Turner und
Sänger bildeten den Abſchluß des impoſanten Zuges, der durch
zahlreiche Muſikkapellen belebt wurde.
Kundgebung auf dem Ererzierplak.
Den Abſchluß des Fackelszugs bildete der Aufmarſchder vielen
Tauſend Teilnehmer auf dem nordöſtlichen Teil des Exerzierplatzes
zur großen nationalen Kundgebung. Unmittelbar am Haus der
Landwirtſchaftskammer war ein Mikrophon durch die Firma
Gail aufgeſtellt, das durch 5 über den Platz verteilte
Laut=
ſprecher den Ungezählten, die den abgeſperrten Teil umſäumten,
die Teilnahme an der Kundgebung erleichterte. Wie überall in
den Straßen, ſtanden auch hier ungezählte Tauſende Stunden
lang wie eine lebendige Mauer, durch die nur ſchwerlich Auto
und Elektriſche ſich eine Lücke erobern konnten, um den
dringend=
ſten Verkehr aufrecht zu erhälten.
Gegen / 10 Uhr traf die Spitze des Fackelzuges auf dem
Exerzierplatz ein, und der Aufmarſch der über eine Stunde in
Anſpruch nahm, vollzog ſich in guter Diſziplin. Während des An=
und Aufmarſches ſpielten die verſchiedenen Kapellen und
Spieler=
mannſchaften, ſangen „Stahlhelm” und „Scharnhorſtbund”
vaterländiſche und Marſchlieder. Als die letzten Teilnehmer am
Zuge aufmarſchiert — die Fackeln waren leider zum größten
Teil niedergebrannt, aber der Anblick des gewaltigen
Aufmar=
ſches doch begeiſternd eindrucksvoll — wurde durch Lautſprecher
Ruhe geboten und dem Gebot auch willigſt Folge gegeben.
Kreisleiter Zürtz trat ans Mikrophon und hielt eine
An=
ſprache, in der er etwa ausführte: Wir hatten einſt ein großes
Vaterland, wir waren ein deutſches Reich, das die ſtärkſte
Armee der Welt ſein eigen nannte, das die zweitgrößte
Handels=
flotte beſaß und im Begriff war, Englands Vormachtſtellung in
der Welt zu brechen. Eines aber hatten wir nicht. Wir
hat=
ten kein deutſches Volk. Wir waren Süd= und
Nord=
deutſche, Bayern und Schwaben, Preußen, Sachſen, Heſſen, aber
kein deutſches Volk. Darum mußten wir die große
General=
probe, den Krieg verlieren. Weil der Zuſammenhang aller, die
deutſcher Zunge ſind, auf Gedeih und Verderb, fehlte. So mußte
am 9. November der Zuſammenbruch kommen mit all ſeinen
furchtbaren Folgen. Dann aber ſtand einer auf, einer von
den ſieben, und hämmerte den Gedanken Deutſchland
muß leben und wenn wir ſterben müſſen! in die
Hirne aller, die ihn hören wollten. Mit ihm wuchs die braune
Armee, und es kam der Tag, da Generalfeldmarſchall und
Reichspräſident von Hindenburg ihm das Kanzleramt übertrug.
Es kam die nationale Revolution! Wir haben in der feierlichen
Stunde die heilige Pflicht, derer zu gedenken, die unverbrüchlich
an Deutſchlands Ehre glauben, ſich für ſie und für die Freiheit
einſetzten. Wir ſtehen in Ehrfurcht und gedenken derer, die für
Deutſchland fielen!
Während die Fahnen ſich ſenkten, ſetzt die Muſik ein mit
ben Klängen „Ich hatt einen Kameraden‟. Die Menge
ſtand eine Minute in ergriffenem Schweigen.
Der Redner fährt fort: Laſſen wir die Toten ruhen und
wenden uns den Fragen zu, die uns, die wir leben, nun ganz
erfüllen müſſen. Sie müſſen vor allem alle einen, die guten
Willens ſind, am Aufbau der Nation teilzunehmen. In den
Reihen der Nationalſozialiſten ſtehen zuſammen alle, vom
Hohen=
zollernprinzen bis zum Straßenkehrer. Wir kennen keinen
Unter=
ſchied des Standes oder Ranges, keinen der Konfeſſion. Wir
brauchen alle! An der Gruft des großen Königs wurde heute
in feierlicher Stunde das Richtfeſt gefeiert für den Bau des
neuen Reiches, für das in 14 Jahre langem Kampf wir den
Grundſtein legten. Jetzt gilt es, das Dach zu zimmern, das den
Bau ſchützen und ſchirmen ſoll vor allen Unbilden der
Zu=
kunft. Dazu iſt nötig, daß alle am Bau helfen. Daß wir wieder
mit Stolz ſingen und ſagen: Von der Maas bis an die Memel,
von der Etſch bis an den Belt, Deutſchland über alles
über alles in der Welt!
Das Deutſchlandlied und im Anſchluß daran das Horſt=
Weſſel=Lied beendeten die Feier. — In Einzelgruppen
marſchier=
ten die Teilnehmer mit Muſik und Trommelklang ab. Langſam
nur leerten ſich die Straßen, die erſt um Mitternacht wieder das
geſpohnte Bild zeigten.
Anläßlich des Reichstagszuſammentritts wurde geſtern
vor=
mittag auf dem Marienplatz eine Parade der geſamten
Einzel= und Bereitſchaftspolizei abgehalten, zu
der ſich zahlreiche Zuſchauer eingefunden hatten. Vor den
ver=
ſammelten Mannſchaften hielt Innenminiſter Dr. Müller eine
kurze kernige Anſprache, in der er auf die hiſtoriſche Bedeutung
des Tages hinwies. Im Zuſammenhang mit den Ereigniſſen, die
Potsdam in den Mittelpunkt des Geſchehens ſtellten, betonte der
Miniſter, daß in der Wahl dieſer mit dem Namen Friedrichs
des Großen aufs engſte verbundenen Stadt gleichſam
ſymbo=
liſch eine Wende zum Ausdruck komme, die Deutſchland auſ
neuen Wegen zur einſtigen Größe, Macht und Ehre führen
werde. Er appellierte an die geſamte Schutzpolizei als eine der
ſtärkſten Stützen ſtaatlicher Macht, in dieſem neuen Geiſte all
ihre Kraft in den Dienſt des Staates und des Volkes zu ſtellen.
Nach einem dreifachen Hoch auf das deutſche Vaterland wurde
gemeinſam der erſte Vers des Deutſchlandliedes geſungen, in
das die Zuſchauer ſpontan mit einſtimmten. Der Miniſter nahm
dann den Vorbeimarſch der Bereitſchaftspolizei, die durch SA.
verſtärkt war, und der ſich anſchließenden berittenen Polizei
ſo=
wie des Kraftfahrerkorps ab. Die Einzelpolizei rückte darauf in
ihre Bezirke, die Hundertſchaften der Bereitſchaftspolizei in ihre
Unterkünfte ab.
Leider ereignete ſich bei dem Fackelzug auch ein ſchwerer
Unfall. In der Neckarſtraße fuhr ein Wagen der elektriſchen
Straßenbahn in eine ſtudentiſche Korporation hinein. Dabei
wurde der Sohn des Min.=Rates Glückert zu Boden geſchleudert
und am Kopfe ſchwer verletzt. Er wurde ſofort in das
Stadt=
krankenhaus gebracht. Die Unterſuchung des Vorfalles iſt
ein=
geleitet.
Die Meiſterſinger von Nürnberg.
Die feſtliche Stimmung, die den unvergeßlichen Tag
be=
herrſchte, mündete ein in die Vorſtellung dieſes Meiſterwerkes
im Großen Haus des Heſſiſchen Landestheaters, das wie kein
anderes wert iſt, als das die deutſche Oper am meiſten
kenn=
zeichnende Werk zu gelten. Es gibt kein Bühnenwerk, auch kein
Schauſpiel, das ſo tief aus deutſcher Seele geſchöpft, ſo warm
zu deutſchen Herzen in einer nur ihnen ganz verſtändlichen
Sprache ſpricht, wie dieſe aus der glücklichſten Zeit Wagners
ſtammende deutſche Oper. So war es verſtändlich und erfreulich,
daß gerade ſie heute die gleichgeſtimmteſten Menſchen treffen
mußte, deren Begeiſterung aus dem Erlebnis des Tages genährt,
von den hervorragenden Leiſtungen der Bühne und des
Orcheſters geſteigert, von der feſtlichen Atmoſphäre des das
ganze Haus füllenden, feſtlich gekleideten Publikums getragen,
zu beſonderen Aeußerungen ihrer freudigen Stimmung führte.
Vor Beginn der Vorſtellung, in deren Mittelpunkt die
Meiſterleiſtung Johannes Biſchoff als Hans Sachs ſtand,
hielt von der Miniſterloge aus, in der ſich faſt alle
neuernann=
ten Männer in Braunhemd verſammelt hatten, Herr Dr. Kulz
vom Kultusminiſterium eine Anſprache: Ein Tag, wie er kaum
ſe in der Geſchichte Deutſchlands erlebt wurde — ſo führte er
aus —, an dem eine unaufhaltſame Entwicklung ihre Krönung
erfahren hat, erhält ſeine Weihe. Die durch harte Kämpfe
ge=
ſchaffene Ordnung ſoll lebendig ausgefüllt werden. Dabei wirkt
die Kunſt gerade in unſerem kunſtliebenden Heſſenland in hohem
Grade mit. Jede echte deutſche Kunſt birgt als Weſenskern in
ſich ein heißes Ringen nach dem Licht. Die Geſtalten unſerer
Mythen und Heldenſagen, beſonders im Wieland der Schmied,
zeugen davon. Alle unſere großen künſtleriſchen Geſtalter,
Mozart, Beethoven, Wagner, alle großen Politiker, Friedrich,
Bismarck, Hitler waren von dieſem Ethos erfüllt und geleitet.
Das Theater ſoll nicht Kunſt für Kunſt ſein, ſondern Kunſt dem
ganzen Volk bringen, indem es erhebt, ſich rein hält von Schmutz,
und im Sinne des Spruchs wirkt: „Ehret eure deutſchen
Mei=
ſter!” Eine beſondere Volksmiete ſoll aufgelegt werden. Heute
ſchon erhielten 100 Kämpfer Ehrenplätze und wurden 130
Schülerkarten ausgegeben. Als Schlußworte ſetzte der Redner
die Worte Wotans aus dem Ring: „Doch was noch nie ſich
fand, danach trachtet mein Sinn”
In den Logen, den Rängen, im Parkett und im Orcheſter
ſah man allenthalben Braunhemden. Am Schluß intonierte das
Orcheſter das Deutſchlandlied, das das Publikum ſtehend mitſang.
Oeffentliche Gedenkfeier an die Volksabſtimmung
in Oberſchleſien.
Der Schleſierverein hatte zu einer Feierſtunde in den Saal
der „Krone” eingeladen, die ſchon vor dem angeſetzten Beginn
über=
füllt war, ſo daß viele Beſucher umkehren mußten.
Der Vorſitzende des Schleſiervereins. Wilhelm Schölzel,
kennzeichnete die Situation Schleſiens mit folgenden Worten: Auf
das ungeheure Drama des Weltkrieges, in deſſen Mittelpunkt die
tragiſche Geſtalt Deutſchlands ſtand, folgte in kurzem Abſtande die
Tragödie Oberſchleſiens, von der 5 Akte hinter uns liegen und der
letzte in 4 Jahren zu erwarten iſt. Der 1. Akt der Tragödie
be=
ginnt mit dem 7. 5. 1919. dem Tage des Entwurfes des
Friedens=
vertrages, der nicht mehr und nicht weniger als die
bedingungs=
loſe Zuteilung Oberſchleſiens an Polen brachte. Doch der
flam=
mende Proteſt ganz Deutſchlands führte dazu, daß das Schickſal
Oberſchleſiens von einer Volksabſtimmung abhängig gemacht wurde.
Der Friedensvertrag vom 28. 6 1919, der dieſe Entſcheidung
feſt=
legt, ſtellt den Auftakt zum 2. Akt dar. Das Geſicht war gewahrt.
der Grundſatz der Selbſtbeſtimmung der Völker gerettet — — in
der ſtillen Hoffnung, auf dieſem unverfänglichen Wege und durch
Beſetzung Oberſchleſiens unter franzöſiſcher Führung dieſes Land
den Polen in die Hand zu leiten. Der 20. März 1921, der den
3. Akt einleitet, der Tag der Volksabſtimmung brachte einen vollen
deutſchen Sieg und hunderttauſende Brüder und Schweſtern traten
die Wallfahrt nach Oberſchleſien an, um mit dem Stimmzettel in
der Hand ihre Heimat vor dem polniſchen Adler zu retten. Die
Gefahr ſchien abgewendet. Aber Deutſchlands Feinde waren in
ar=
ger Verlegenheit. Ihre Parole. Oberſchleſien muß ungeteilt
blei=
ben. führte zu einem zähen Ringen zwiſchen England und
Frank=
reich und ſchließlich wurde die Atrappe des Völkerbundes
vorge=
ſchoben, der nun entſcheiden ſollte. Der 4. Akt: 20. Oktober 1921.
Die Genfer Entſcheidung brachte die unerhörte Tatſache, daß
Ober=
ſchleſien geteilt, und der wertvollſte Teil Polens geſchenkt wurde.
Es war der Sieg der Halbheit, weil man nicht den Mut hatte,
der Wahrheit und der Einſicht Rechnung zu tragen. Am 15. 5 1922
wurde in Genf der Vertrag, der die Teilung vollzog, unterzeichnet.
Die Rechtsverwahrung Deutſchlands berührte die anderen
wenig. Am 22. 6. 1922 folgte die effektive Teilung Oberſchleſiens.
Das war der vorletzte Akt. Und der letzte Akt: Die Teilung
Ober=
ſchleſiens von 1922 ſtellt nur einen Uebergang dar. Nach 15
Jah=
ren. alſo 1937 ſoll die endgültige Entſcheidung fallen, was mit
ganz Oberſchleſien geſchehen ſoll. Mit dieſer Friſtſetzung verbindet
ſich die Abſicht Polens, den wirtſchaftlich völlig abgeſchnürten Teil
Deutſch=Oberſchleſiens zu ruinieren und 1937 auch noch Polen
ein=
zuverleiben. Und im Vertrauen darauf, daß die Zukunft dieſe
Wendung nicht bringen möge, ertragen unſere Brüder und
Schwe=
ſtern in Oberſchleſien diesſeits und jenſeits der polniſchen
Grenz=
pfähle die Gegenwart. Und nicht eher wird die Wunde, die dem
Deutſchtum durch die unerhörte Entſcheidung über Oberſchleſien
geſchlagen wurde, vernarben. bis der an deutſcher Bevölkerung
und deutſchem Gebiet begangene Rechtsbruch wieder gut gemacht
iſt. Unſere höchſte Aufgabe iſt und bleibt, alle Nicht=Schleſier auf
die Notwendigkeit der Erhaltung des deutſchen Oſtens in Wort,
Schrift und Bild hinzuweiſen, unſeren Landsleuten aber wollen
wir immer wieder zurufen: Bis die erſehnte Stunde der Erlöſung
und Befreiung ſchlägt, ſo lange, ihr treuen Brüder und Schweſtern
aus Oberſchleſien harret mutig aus. Gott verläßt keinen Deutſchen!
Die zahlreich Verſammelten gaben ihrer herzlichen
Anteil=
nahme an der Oſtlandnot lebhaften Ausdruck und ließen dann
während eineinhalb Stunden den „Schleſien”=Film vorüberziehen.
der ihnen unerwartet viel Schönheit, Lebendigkeit der Wirtſchaft
und der Landwirtſchaft zeigte. Nach der Filmporführung nahm
Herr von Oelhafen von der Darmſtädter Reiſevereinigung das
Wort, ſtellte ſich als Mitkämpfer vom Annaberg gegen die
volni=
ſchen Aufſtände vor und gab bekannt, daß die Darmſtädter
Reiſe=
vereinigung in dieſem Jahre auch eine Omnibus=Sonderfahrt bis
nach Oberſchleſien ausführen werde. Für die Vereinigung „Alt=
Darmſtadt” ſprach Herr Philipy Weber und betonte die von
bei=
den Organiſationen gepflegte Heimatliebe, die letzten Endes dem
Wohle des ganzen Vaterlandes zugute kommt. Am Schluſſe des
Abends nahm dann Herr Lehmann vom „Deutſchen Oſtbund” das
Wort und machte die Beſucher mit den großen Zielen der
Oſtbund=
bewegung bekannt. Mit dem Abſingen des Deutſchlandliedes ſchloß
die Gedenkfeier.
„Friſch auf, mein Volk”,
die Flammenzeichen rauchen.
hell aus dem Norden
bricht der Freiheit Licht.
Ein Bühnen=Feſtſpiel im Großen Haus des Heſſ. Landestheaters
am Sonntag. d. 26. März, mittags 2.15 Uhr, verbunden mit
Schau=
turnen der Turngemeinde Darmſtadt 1846. Karten 0.50 bis 1.50.
Vorverkauf: Parfümerie Müller am weißen Turm. Friſeur
Weißmann (Schulſtraße) und Turnhalle (Woogsplatz). 3193
— Evangeliſcher Bund. Der nächſten Beſprechungsabend iſt
am Donnerstag dieſer Woche, abends 8 Uhr, im Hotel Prinz
Carl. Karlſtraße. Die Ausſprache über die „Forderungen des
deutſchen Proteſtantismus für Staat und Kirche” wird mit der
Ausſprache über das gegenſeitige Verhältnis von Staat, Kirche
und Volkstum fortgeſetzt. Alle Mitglieder ſind herzlich
ein=
geladen.
— „Der Stahlhelm, B. d. F.‟. Geſtern abend konzertierte
erſt=
malig eine Abteilung der neugegründeten Kapelle der Ortsgruppe
Darmſtadt auf dem Luiſenplatz (vor der Geſchäftsſtelle) unter
Lei=
tung von Obermuſikmeiſter Mickley, ehem. Großh. Art.=Korps, 1.
Großh. Heſſ. F.=A.=Regt. 25. — Kopf an Kopf ſteht eine begeiſterte
Menge und erfreut ſich an den alten Militärmärſchen der
glor=
reichen Zeit. Ueber dem Platz zogen zwei Flugzeuge der Akadem.
Fliegerſchaft Richthofen und des Motor=Flugſport=Clubs ihre
Kreiſe. — Es wurde allgemein begrüßt, daß der alte Brauch der
Platzkonzerte wieder auflebte und der Wunſch wird laut,
der=
artige Platzmuſik zur ſtändigen Einrichtung zu geſtalten.
— Hausfrauenbund. Es wird noch einmal aufmerkſam gemacht,
daß heute. Mittwoch, abends, im Fürſtenſaal zum Frühlingsanfang
ein Lichtbildervortrag über „Die Blumenpflege der Hausfrau”
ſtattfindet, dem ſich eine Blumentombola anſchließt. Der Vortrag
iſt von muſikaliſchen Darbietungen umrahmt. Unſere Mitglieder
ſind herzlich eingeladen, Gäſte willkommen.
— Uraufführung. Das Philharmoniſche Orcheſter in
Stutt=
gart wird unter Leitung des Herrn Kapellmeiſters Guſtav
Gör=
lich am Donnerstag, den 23. März, nachm. um 5 Uhr, ein neues
Orcheſterwerk des hier anſäſſigen Komponiſten Julius Klaas
zur Uraufführung bringen. Op. 42. Feſtliche Suite” (
Prä=
ludium, Polonäſe, Sarabande, Tambourin, Arie und alla Giga
(Korybantenzug).
— Orpheum. Auch heute Mittwoch und folgende Tage wird
das Gaſtſviel der myſteriöſen Zauberſchau Kasfikis und
ſeinem erleſenen Varietéteil fortgeſetzt. Es iſt nicht zu viel geſagt,
daß Kasfikis Kunſtſtücke zeigt, die ans Ueberſinnliche und
Unfaß=
bare grenzen. Alles in allem ein Varieté=Programm, das man
ſich nicht entgehen laſſen ſollte. — Reklame=Gutſcheine auch heute
gültig.
— Spülung des Waſſerrohrnetzes. In der Zeit vom Samstag,
den 25. März, bis Samstag, den 8. April, wird das ſtädtiſche
Waſſerrohrnetz geſpült. Dabei läßt ſich eine Trübung des
Lei=
tungswaſſers nicht vermeiden; auch muß die Waſſerlieferung von
22 Uhr bis 5 Uhr unterbrochen werden. (Näheres ſiehe Anz.)
Rentenzahlung beim Poſtamt Darmſtadt. Rheinſtraße. Die
Auszahlung der Militär=Verſorgungsgebührniſſe und der
In=
validen= und Unfallrenten beim Poſtamt, Rheinſtraße, beginnt
in den Sommermonaten — 1. April bis 1. Oktober — an den
Hauptzahltagen bereits um 7.30 Uhr.
— Volksbankprozeß auf Freitag vertagt. Die nächſte Sitzung
im Volksbankprozeß beginnt am Freitag, 24. März. vormittags
9 Uhr.
Hunde=Ausſkellung
am 19. März 1933 in Darmſtadt.
Bei der am Sonntag, den 19. März, ſtattgefundenen Hunde=
Ausſtellung erhielten: den 1. Zuchtgruppenpreis (
Staats=
preis) Frau Hanſel Schubert=Frankfurt a. M. für Iriſche
Setter=
den 2. Zuchtgruppenpreis (Südweſtdeutſcher Verband) Frau E.
Hofmann=Darmſtadt für Mittelſchnauzer; den 3.
Zuchtgruppen=
preis Adam Heß=Lampertheim für Wolfsſpitz; den 4.
Zuchtgrup=
penpreis Eduard Frühwein=Münſter für Pudel=Pointer; den 5.
Zuchtgruppenpreis Hch. Schütz=Frankfurt a. M. für Dtſch.
Lang=
haar: den 6. Zuchtgruppenpreis Karl Weimann=Eppſtein (Pfalz)
für Rottweiler; den 7. Zuchtgruppenpreis Karl Schnetz=
Frank=
furt a. M. für Dtſch Langhaar.
Erſte Preiſe erhielten: für Dtſch. Kurzhaar Rüden: Golo
v. Juliusblick — Gebr. Faulſtroh, Groß=Gerau; für
Wolfs=
ſpitz: Max (Mater) — Adam Heß, Lampertheim; für Jap.
Chins: Salome von Schloß=Chemnitz — Frau Muller=Pröbſter,
Wiesbaden; für Yorkſhire=Terrier Hündin: Elfi Enzian
— Erich Schaller=Darmſtadt; Möpſe Rüde: Adam v. Cronberg
— Hans von Neufville=Darmſtadt, Hündin: Dolly v. Rübenzahl=
Strachwitz — Frau Dr. Grab=Darmſtadt; für Griffon Rüde:
Golo=Oberbrechen — Wilh. Möller=Heringen, Hündin: Aſta von
Rödeltal — Max Geiger, Chemnitz=Borna; für iriſche
Set=
ter Rüde: Arno von der Siegfriedhöhe — Frau Hanſel Schubert=
Frankfurt; für Dtſch. Langhaar Rüde: Etzel v.
Rauſchen=
hof — Erwin Kraft=Romrod, Hündin: Herta v. Feuerrädchen —
Hch. Schütz=Frankfurt a. M.; fur Pudelpointer Rüde: Deff
v. Mömmlingthal — Joſef Hitzel=Eiſenbach, Hündin: Bella II,
Hergershauſen — Leo Happel=Hergershauſen; für Dachshunde
(Kurzhaarige) Rüde: Darling v. Falltor — Hch. Stroh=Frankfurt
a. M., Hündin: Uhla v. Falltor — Hch. Stroh, Frankfurt a. M.;
für Dachshunde (Langhaarige) Rüde: Harry v. St.
Ingber=
tus — A. Hoffmann. St. Ingbert (Saar); Dachshunde
(Rauhaarige) Rüde: Lump. v. Römerwald — Aug.
Land=
mann, Hanau. Hündin: Quarta v. Gründautal — Frau L. Stahl,
Darmſtadt; für Kaninchen=Teckel Rüde: Ergo v. Metzdorf
— Paul Weſtphal=Heuſenſtamm; für Foxterrier Rüde:
Berg=
adler vom Kinzigtal — H. Breitenbücher=Hanau, Hündin: Alba
v. Rheingau — R. Puval=Worms; für Schottiſche Terrier
Rüde: Toska Grik — Lillo Barth, Frankfurt a. M., Hündin:
Zyri v. d. Ilſungquelle — Frau Olga Münker=Gießen; für
Cok=
ker=Spaniel Rüde: Bertram v. Martinshof — Ernſt Lorenz,
Darmſtadt. Hündin: Daiſy v. d. Kaup — Leonh. Ripper,
Darm=
ſtadt; für Deutſche Schäferhunde Hündin: Trude von der
Secretainnerie — Joſef Schwabacher, Auerbach; für
Dober=
mannpinſcher Rüde (ſchwarzrot); Gundrum v. d. Riedburg
— Gg. Hannersdorf, Ludwigshafen=Mundenheim, Rüde (
braun=
rot): Blitz v. Bayernſtolz — Ludw. Dietz, Schwetzingen. Hündin
(ſchwarzrot): Alma v. Friedewald — Fr. Waldt, Aſchaffenburg;
für Rottweiler Rüde: Roland v. Felſenmeer — A. Wagner,
Ziegelhauſen, Hündin: Elly v. d. Hauptwache — Fräulein Lina
Meinhardt, Frankfurt a. M.: für Airedale=Terrier Rüde:
Pioneer of the Edge — Joh. Steinbrech, Mainz, Hündin: Kyſſy
v. d. Riedburg — Fr. Wildt, Altlußheim; für
Rieſenſchnau=
zer Rüde: Hans v. d. Martinshöhe — Martin Heldmann.
Eber=
ſtadt, Hündin: Fatme v. d. Martinshöhe — Martin Heldmann,
Eberſtadt: für Boxer Rüde (gelb): Cuno vom
Hohenzollern=
platz — Morath, Hofheim. Hündin (gelb): Freya v. d. Woog
W. Maus, Darmſtadt: Rüde (geſtromt): Nogi v. Rotenberg — G.
Aland, Frankfurt a. M., Hündin (geſtromt): Nitta v. d.
Magda=
lenenquelle — Alb. Hahn. Oberſtein; für Barſoi Rüde:
An=
drey v. Wolfzwun — Frl. Gretel Loſer, Heidelberg, Hündin:
Duſchenka Bilaja — Philipp Scherer, Nieder=Florſtadt; für
Greyhounds Rüde: Artus v. Oostal — Jule Marburg,
Mannheim, Hündin: Marizze von Naunheim — Fritz Bill,
Naun=
heim; für Whippet Hündin: Undine v. d. Hallerhütte — Fritz
Bill, Naunheim; f. St. Bernhardshunde Rüde (ſtockhaar.):
Gontram v. Taubertal — Aug. Martin, Waldfiſchbach, Rüde
(langhaarige): Nero v. Uhlenhorſt — Kurt Hagenacker, Duisburg=
Meiderich. Hündin (ſtockhaarige): Alma v Rot am See — Ernſt
Stein. Bad=Soden, Hündin (langhaarige); Gunda Gütſch — L
Hußlein, Hanau a. M.; für Neufundländer Rüde: Paſcha
v. d. Wislauter — Luis Soſtmann, Buchſchlag, Hündin: Alma v.
Biebertal — Frau Friedel Windecker, Friedberg; für Deutſche
Doggen Rüde (gelbe); Willy Blaß, Alzey. (geſtromte): Karl
Narbe, Hanau, (gefleckte): Emil Bahmer, Vaihingen, Hündin
(gelbe): Frau H. v. Rohden, Loheland, (geſtromte): Müller=
Sperrhake, Offenbach, (gefleckte): Th. Trenner, Finthen; für
Schnauzer Rüde: Ilbo Schnauzerluſt — Stierle=Pforzheim,
Hündin: Elſe v. Ezelſee — Rapp=Vaihingen; für
Zwergpin=
ſcher Rüde (rote): Gert v. Waldacker — Franz Jung, Wiesbaden=
Sonnenberg, Hündin (rote): Zenta v. Philippsberg — Emil
Bach=
hofer, Wiesbaden; für Zwergpinſcher Rüde (Pfeffer und
Salz): Aſſo v. Himmelburg — Ludw. Dietz. Schwetzingen, Rüde
(ſchwarz): Troll v. Freiersheim — Jak Freier, Lampertheim,
Hündin (Pfeffer und Salz): Pia v. Dornbuſch — Gg. Riehl,
Frankfurt a. M., Hündin (ſchwarz): Renate v. Mümmlingtal —
H. Tierolf, Darmſtadt: — für Deutſche Wachtelhunde
(Hündin); Biene v. Schützenverein — E. Grunewald, Alsfeld: für
Affenpinſcher Rüde: Aeffchen v. Riefuß — Aug. Peter,
Frankfurt a. M.; für Zwergſpitz Hündin: Betty v.
Stamm=
ſitz — Jak. Bromm. Freiendiez: für Pekingeſen Rüde: Asko
v. d. Ludwigshöhe — Marie Lang. Darmſtadt, Hündin: Ardie
v. d. Ludwigshöhe — Marie Lang, Darmſtadt.
— Mendelsſohn=Konzert. Bei der Mendelsſohn=Ehrung durch
den Kirchenchor der Johannesgemeinde am nächſten Sonntag, den
26. März, wird ſich die Altiſtin Lore Fiſcher aus Stuttgart,
die vielen Rundfunkhörern wohl bekannt iſt, zum erſten Male in
unſerer Stadt hören laſſen. Sie wird die Altpartie im „Leiden
des Herrn” ſingen und außerdem drei der ſchönſten Geſänge
Men=
delsſohns vortragen: den 42. Pſalm („Wie der Hirſch nach friſchem
Waſſer ſchreit”) aus dem Hohelied Salomonis („Stark wie der
Tod iſt die Liebe”) und das Vaterunſer. Dazu ſingt Frau Horn=
Stoll das herrliche Sopranſolo: „So hoch der Himmel über der
Erde iſt.” Herr Carl Cauer ſpielt das Violinſolo: In
memo=
riam.‟ Die Orgelbegleitung liegt bei Herrn Auguſt
Nieber=
gall in bewährten Händen.
— Die Beurteilung des Menſchen nach Geſicht, Hand. Schrift
und Horoſkop. Ueber dieſes ſehr intereſſante Thema ſpricht, wie
aus dem heutigen Inſeratenteil erſichtlich, am Donnerstag, den
23. März, abends, im Fürſtenſaal, Grafenſtraße, der bekannte
Aſtrologe und Graphologe Radetzky. Der Redner hat durch
ſeine für die Gegenwart aktuellen Ausführungen in allen Städten,
in denen er bisher ſprach, einen überaus ſtarken Zuſpruch bueſen
dürfen. Karten ſind im Vorverkauf im Verkehrsbüro zu haben.
(Siehe Anzeige.)
— Im Union=Theater läuft mit unvermindertem Erfolg der
Groß=Tonfilm. Menſchen im Hotel”,
Die Helia=Lichtſpiele zeigen nur noch kurze Zeit den
ſtar=
ken Erfolgs=Film „Grün iſt die Heide‟
— Die Palaſt=Lichtſpiele bringen heute zum letzten Male im
Erſtaufführungs=Doppelprogramm Liane Haid. Lien Deyers und
Walter Rilla in dem deutſchen Tonfilm „Die Männer um Lucie‟
ſowie Lubitſchs Tonfilm=Operette „Monte Carlo”
— Reſi=Theater. Etwas Außergewöhnliches bietet das „Reſi”
heute ſeinen Kinofreunden. Max Adalbert iſt um 5.30 Uhr
per=
ſönlich zu ſeinem Erfolgsfilm „Der Schützenkönig” anweſend. Ein
Volltreffer ins Schwarze iſt dieſer neue große Lacherfolg der
Sai=
ſon mit Weiß Ferdl dem „Urbayer” und Max Adalbert dem
„Preiß” in den Hauptrollen. Wir weiſen beſonders darauf hin,
daß Herr Max Adalbert um 16.16 Uhr am Hauptbahnhof eintrifft.
— Unfall. In den Abendſtunden des geſtrigen Tages geriet
ein Radfahrer in der Frankfurter Straße dadurch zu Fall, daß er
in den Schienen der Straßenbahn ſtecken blieb. Der Verunglückte
wurde mit einer leichten Gehirnerſchütterung ins Städt.
Kran=
kenhaus gebracht.
Vereinskalender.
Der Stahlhelm B. d. F., Ortsgruppe Darmſtadt.
Pflichtappell am Freitag, den 24. März 1933, abds.
8.30 Uhr, im großen Saal des Reſtaurantszur
KStahzheimt Krone Schuſtergaſſe. Verpflichtung. Vortrag,
—Fahne und Muſik zur Stelle. Anzug: Kluft.
Bund Königin Luiſe, Ortsgruppe Darmſtadt.
Mitt=
woch. den 22. März: Verſammlung mit Verpflichtung bei Sitte,
Karlsſtraße. Erſcheinen aller Kameradinnen iſt Pflicht. Gäſte
herz=
lich willkommen.
Tageskalender für Mittwoch, den 24. März 1933.
Union=Theater: „Menſchen im Hotel”; Helia=Lichtſpiele: Grün
iſt die Heide” Palgſt=Lichtſpiele: „Die Männer um Lucie‟
und „Monte Carlo”, — Reſi=Theater: „Der Schützenkönig”
Beſſunger Lichtſviele: „Er oder ich” und „Fräulein falſch
ver=
bunden”.
Mittwoch, 22. März 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 81 — Seite 7
Aus Heſſen.
Cp. Pfungſtadt, 21. März. Hohes Alter. Morgen
Mitt=
woch kann die Witwe des Ludwig Seeger 2. wohnhaft
Mittel=
gaſſe, ihren 84. Geburtstag begehen. — Die Freie Bäcker=
Innung Pfungſtadt, der auch die Bäcker von Hahn und
Eſcholl=
brücken angeſchloſſen ſind, hat einſtimmig ihren Beitritt zum
„Kampfbund gegen Konſumvereine und Warenhäuſer” beſchloſſen.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 21. März. Hohe Ehrung. Aus Anlaß
ſeines 84. Geburtstages wurde dem Altveteran Phil. Reitz von
hier ein eigenhändig unterſchriebenes Bildnis des ehemaligen
Großherzogs und des Herrn Reichspräſidenten v. Hindenburg durch
den Vorſitzenden des Krieger= und Veteranenvereins überreicht,
Ak. Nieder=Ramſtadt. 20. März. Vortrag. Auf
Veranlaſ=
ſung des Ortsgewerbevereins ſprach der Vorſitzende der
Hand=
werkskammer=Nebenſtelle, Herr Schmiedemeiſter Nothnagel,
zu Griesheim. Seine eingehenden Ausführungen auf dem Gebiete
der Steuergutſcheine, der Beſchäftigungsprämien, der
Reparatur=
zuſchüſſe, gaben Aufſchluß über alles Erforderliche und trugen
beſtimmt dazu bei. Aufklärung zu geben über das was uns die
letzten Notverordnungen gebracht haben. In der ſich
anſchließen=
den Diskuſſion ſtellte es ſich heraus, daß noch ſo mancher nicht im
Klaren darüber war, was auf dieſem Gebiet wiſſenswert erſcheint.
Der Vorſitzende des Ortsgewerbevereins. Herr Zimmermeiſter und
Bauunternehmer Bernhardt. ſchloß die gut beſuchte
Verſamm=
lung mit Worten des Dankes an den Redner.
U. Ober=Ramſtadt. 20 März. Kirchenkonzert des
Doppel=Quartetts Konkordia‟. Das Programm
ent=
hielt 15 Einzelnummern. Orgelvorträge, Chöre, Streichquartett,
Sopranſolos. Violinſolos und Solo für Violoncello. Es wirkten
außer dem Chor unter Leitung ſeines bewährten Dirigenten
Herrn Hubert Samper noch mit Frl. Luiſe Keil (Sopran), Herr
Auguſt Niebergall (Orgel). Herr Heinrich Crößmann und Herr
Paul Paluczak (Violine), Herr Karl Cauer (Bratſche) Herr
Wal=
ter Pfaff (Cello). Alle Darbietungen ſtanden auf künſtleriſcher
Höhe. Alle Beſucher werden wohl von dieſer Feierſtunde — denn
das war es — voll befriedigt geweſen ſein.
An. Groß=Zimmern. 20. März. Theaterabend der
Büh=
nengemeinſchaft des Männergeſangvereins. Zur Aufführung kam
das Schauſpiel „Wenn du noch eine Mutter haſt” von Thilo=
Schmidt im Schwanenſaale. Die Inſzenierung lag in den
bewähr=
ten Händen von Hans Lorz, der mit ſeiner Spielerſchar eine
Auf=
führung bot, die weit über den Durchſchnitt einer Laienbühne
ſtand. Die vorzüglichen, ins Auge fallenden Bühnenbilder waren
Arbeiten des Malers Fritz Göbel. Schauſpieleriſch wurde das
Werk beſtritten von Frau Wucherpfennig, M. Hack, E. Held, M.
Eck, K. Hack, L. Wagner, H. Lorz, V. Stumpf. V. Kipp, Gg. Rauch
und Valentin Fritzges. Die Theatergruppe fand für ihr hohes
Können vollſte Anerkennung und ungeteilten Beifall. —
Ge=
meindeabend. Geſtern abend ſprach hier vor der
evangeli=
ſchen Gemeinde der Bundesführer des Heſſenbundes”, Herr
Ju=
gendpfarrer Page, über das Thema: „Das Evangelium und die
Jugend”. Mit tiefempfundenen Worten behandelte er dieſe ernſte
brennende Frage, die Jugendnot. Verſchiedene Chöre und ein
Sprechchor der hieſigen Jugendgruppen umrahmten den Vortrag.
r. Babenhauſen, 21. März. Familienabend des
Ve=
teranen= und Militärvereins. Im Mittelpunkt des
Abends ſtand ein Vortrag des Kameraden Leutnant zur See Karl
Reutzel=Friedberg über „Mit U=Boot, Torpedo und Mine im
Kampf”. In ſeiner Begrüßungsanſprache wies der 1. Vorſitzende
Georg Krapp auf die von den Kriegervereinen ſchon immer
ge=
pflegten vaterländiſchen Beſtrebungen hin, betonte ihre
Begeiſte=
rung für den Wehrgedanken und die freudige Mitarbeit der
Krie=
gervereine am Neuaufbau des Reiches. An Hand von
ausgezeich=
neten Lichtbildern verſtand es Kam. Reutzel ausgezeichnet, die
ſchwere Aufgabe der Marine im Kriege zu kennzeichnen und die
Zuhörer für ihre Heldentaten zu begeiſtern. Umrahmt war der
Vortrag von ſchneidig geſpielten alten Militärmärſchen der
Ka=
pelle Lautz.
Cg. Reinheim, 21. März. Elternabend. Die hieſige Schule
veranſtaltete im Saalbau „Zur Spitze” ihren Elternabend, der von
mehr als 600 Perſonen beſucht war. Es war eine Freude, zu ſehen,
mit welcher Hingabe die Kinder aus den verſchiedenen Klaſſen
ihre Gedichte vortrugen, ihre Chöre zum Teil unter
Mundhar=
monikabegleitung unter Leitung des Lehrers Hoch ſangen und ihre
reizenden, mit ſtärkſtem Beifall belohnten Tänze, die von
Fräu=
lein Wißmann mit viel Liebe und Geduld eingeübt waren.
vor=
führten. Das kleine Spiel „Die ſieben Schwaben” wurde
meiſter=
haft dargeboten und erregte andauernd ſtürmiſche Heiterkeit. Im
Mittelpunkt des Abends ſtand ein Lichtbildervortrag des Lehrers
Hoffmann zu Lichtenberg, der mehrere Jahre in einer deutſchen
Schule in Swakopmund tätig war. In packender Form wußte er
an Hand von vorzüglichen Aufnahmen aus dem Schulleben und
dem Leben der Deutſchen in Deutſch=Südweſtafrika zu erzählen
und die kleinen und großen Zuhörer zu feſſeln. Rektor Krapp trat
in ſeiner Anſprache für engſte Zuſammenarbeit von Schule und
Elternhaus zum Beſten der deutſchen Jugend, die vor allem zu echt
deutſchem Volks= und Nationalbewußtſein erzogen werden muß,
ein. Seine Dankesworte an den Vortragenden klangen aus in der
Forderung der Rückgabe unſerer Kolonien, die uns auf Grund
einer längſt widerlegten Lüge geraubt wurden. Das gemeinſam
geſungene Deutſchlandlied beendete die außerordentlich
eindrucks=
volle und wohlgelungene Veranſtaltung.
Obſibauverſammlung des Kreiſes (rbach.
As. Erbach, 21. März.
Die Hauptverſammlung des
Kreisobſtbauver=
eins für den Kreis Erbach fand am Sonntag nachmittag
in der Feſthalle „Unter den Linden” ſtatt. Der 2. Vorſitzende,
Herr Schloßverwalter Giebenhain, Steinbach, eröffnete mit
Worten herzlicher Begrüßung die gut beſuchte
Generalverſamm=
lung. Sein beſonderer Gruß galt Herrn Kreisdirektor Dr.
Braun=Erbach, Herrn Brohm=Darmſtadt als Vertreter des
Landesobſtbauvereins, Herrn Bürgermeiſter Meiſinger=Kirch=
Brombach als Vertreter des Landwirtſchaftskammer=Ausſchuſſes
und Herrn Obſtbauinſpektor Behne=Darmſtadt. Vor Eintritt
in die Tagesordnung dankte Herr Meiſinger für die freundliche
Begrüßung und überbrachte dem rührigen Kreisverein die beſten
Wünſche der Landwirtſchaftskammer. Dieſe hoffe und wünſche,
man möge die Zuſammenarbeit des Kreisvereins mit dem
Land=
wirtſchaftskammer=Ausſchuß auch weiterhin pflegen zum Segen des
Obſtbaues und damit auch der Landwirtſchaft.
Die Jahresrechnung wurde von dem Geſchäftsführer Herrn
Weißmantel=Erbach geſtellt. Dieſelbe war bereits
vorge=
prüft, ſo daß von einer Nachprüfung Abſtand genommen wurde.
Herr Giebenhain erſtattete einen ausführlichen
Tätigkeits=
bericht. Es ſeien hier beſonders die Bezirksverſammlungen
her=
vorgehoben, die dieſes Jahr zum erſten Male an den größeren
Plätzen des Kreiſes abgehalten wurden. Anſtelle der
Jahres=
berichte der einzelnen Ortsgruppen wurde ebenfalls zum erſten
Male ein Sammelbericht bekanntgegeben. Auf Vorſchlag des
Herrn Werner=Reichelsheim ſoll auch in Zukunft an dieſem
Modus feſtgehalten werden. Herr Heyl=König ſprach ſich ſehr
anerkennend über die Bezirksverſammlungen aus mit der Bitte
um Beibehaltung auch dieſer Neueinrichtung.
Nach der Entlaſtung des geſamten Vorſtandes wurde zur
Neu=
wahl geſchritten. Herr Kreisdirektor Dr. Braun wurde an
Stelle des in den Ruheſtand getretenen Kreisdirektors v. Werner
auf Vorſchlag des Vorſtandes durch Zuruf einſtimmig zum erſten
Vorſitzenden gewählt. Der Neugewählte dankte für das ihm durch
die Wahl entgegengebrachte Vertrauen und verſprach, die Belange
des Kreisobſtbauvereins nicht nur formell, ſondern mit ganzem
Herzen zu vertreten. Herr Dr Braun führte noch folgendes aus:
Wir leben in einer ernſten Zeit, in der Zeit der nationalen
Revo=
lution. Wir wollen und müſſen uns wieder als freies, einiges
Volk zuſammenfinden. Die Reichsregierung hat der Landwirt=
ſchaft Unterſtützung zugeſagt und denkt vor allem an die Belebung
des Binnenmarktes und fordert auf allen Gebieten
Qualitäts=
waren. Deshalb müſſen die Vereine mit den neueſten
Errungen=
ſchaften bekanntgemacht werden. Mit einem dreifachen Hoch auf
den Kreisobſtbauverein und unſer geliebtes deutſches Vaterland
ſchloß der Redner ſeine beifällig aufgenommenen Ausführungen.
— Auf Vorſchlag des Vorſitzenden wurden auch der 2. Vorſitzende,
Herr Giebenhain, und Herr Weißmantel, der
Geſchäfts=
führer, einſtimmig wiedergewählt.
Nach der Vorſtandswahl führte Herr Obſtbauinſpektor Behne
folgendes aus: Die Gründe für die langſame Entwicklung des
Obſtbaues liegen in der ſchlechten wirtſchaftlichen Lage, der letzten
ſchlechten Obſternte und allgemeiner Gleichgültigkeit. Unſere neuen
Männer müſſen ſich in erſter Linie mit dem Obſtbau befaſſen.
Da=
zu iſt erforderlich, daß unſere Forderungen an den maßgebenden
Stellen vertreten werden. Hierfür zuſtändig iſt der Reichsverband
für Obſt= und Gartenbau in Berlin. Dieſer wird gebildet aus
den Landesverbänden und dieſe wieder aus den
Kreisobſtbauver=
einen. Die Kreisobſtbauvereine ſind die Werkſtätten für
prakti=
ſchen Obſtbau. An Hand der allen Ortsvereinen zugegangenen
Richtlinien gab Herr Behne ein klares Bild der den Vereinen
zuſtehenden Arbeiten. Dieſe Arbeiten müſſen im Laufe des
Jah=
res in vier Verſammlungen eingehend durchberaten werden.
Be=
ſonders eingehend zu behandeln ſind die ſachgemäße Düngung, die
Schädlingsbekämpfung, das Abwerfen und Umpfropfen der
Bäume. Im Frühjahr erfolgt der Gemarkungsrundgang und
zwar zur Blütezeit, und der Rückſchnitt junger Bäume.
Weſent=
lich iſt auch die Zuſammenſtellung der Sortimente unter
Einbe=
ziehung der bewährten Lokalſorten. Obſtausſtellungen und
ge=
ſellige Veranſtaltungen dienen insbeſondere zur Belebung des
Vereins. — An den äußerſt intereſſanten Vortrag ſchloß ſich eine
lebhafte Ausſprache an, an der ſich die Herren Archiprat
Morne=
weg=Michelſtadt Giebenhain=Steinbach, Pfaff=
Michel=
ſtadt. Werner=Reichelsheim, Bär=Langen=Brombach, Brohm=
Darmſtadt, Behne=Darmſtadt und TrumpfhellerMomart
beteiligten.
Herr Kreisdirektor Dr. Braun ſchloß alsdann die
harmo=
niſch verlaufene Tagung. Es folgte noch die übliche Verloſung
von Obſtbäumen, Roſenſtöcken und Beerenſträuchern. Herr
Baum=
ſchulenbeſitzer Werner=Reichelsheim hatte in dankenswerter Weiſe
eine große Anzahl von Bäumen geſtiftet.
Bz. Reinheim, 21. März. Der gemeinſam von dem
Land=
wirtſchaftskammerausſchuß für Starkenburg und der Gemeinde
Reinheim veranſtaltete Zuchtviehmarkt wich von ſeinen
Vorgängern erheblich ab. Der neue Geiſt in der Verwaltung der
Stadt Reinheim machte ſich bemerkbar. Trug die äußerliche
Auf=
machung ſchon deutlich das werbende Moment zur Schau, ſo, daß
dem Zug der Preisrichter, der Marktkommiſſion, des
Landwirt=
ſchaftskammerausſchuſſes, der ſich unter Vorantritt einer
Muſik=
kapelle vom Bahnhof nach dem Markt bewegte, ein prächtiger
Ziegenbock mit einem Kranz um den Hals als Zeichen des
Mark=
tes vorangeführt wurde, daß von der Reichsbahn die Ausgabe von
Sonntagsfahrkarten genehmigt war, ſo bewies auch der praktiſche
Erfolg, daß der Reinheimer Zuchtviehmarkt einen neuen
Auf=
ſchwung genommen hat. An Rindvieh, Schweinen, Ebern, Ziegen
übertraf in Menge und Wert der Auftrieb denjenigen des
Vor=
jahres. Nur die Zuchtfaſel blieben zahlenmäßig hinter dem
letz=
ten Jahre zurück. Dafür konnte aber auch als überraſchendes
Er=
gebnis am Marktende feſtgeſtellt werden, daß über 60 Prozent der
aufgetriebenen Bullen von den in unerwartet hoher Zahl
erſchie=
nenen Kommiſſionen gekauft wurden. Die Preisverteilung
er=
öffnete als Vertreter des Landwirtſchaftskammerausſchuſſes
Bür=
germeiſter Meiſinger (Kirch=Brombach). Er dankte der
Stadtver=
waltung Reinheim für die vorzügliche Organiſation des Marktes
und für die geleiſtete Vorarbeit, die dem Markt ſeinen
außer=
gewöhnlichen Erfolg geſichert habe. Die guten Ankaufs= und
Ver=
kaufsmöglichkeiten, die ſich ergeben haben, werden die Wirkung
nicht ausbleiben laſſen. Mit dem Markt war eine kleine
Aus=
ſtellung gewerblicher Erzeugniſſe, die der Landwirtſchaft dienen,
verbunden. Bürgermeiſter Dr. Goebel wies in einer der
Preis=
verteilung folgenden ſchlichten Nachfeier darauf hin, daß dieſe
ge=
werbliche Ausſtellung der Vorbereitung einer großen Verbindung
des Odenwälder Fruhjahrsviehmarktes mit einer Gewerbeſchau
dienen ſollte.
m. Beerfelden i. O., 21. März. Im Zweigverein vom Evang.
Bunde hielt Herr Oberpfarrer Colin einen Vortrag über „Die
Geſchichte unſerer Kirche‟. Dieſelbe iſt erſt 120 Jahre alt, für die
heutige Generation aber hat ihr Bau großes Intereſſe, denn die
vorherige Kirche, aus dem Jahre 1500 ſtammend, raffte der große
Brand im Jahre 1810 dahin. Die übrigen Trümmer wurden 1811
weggeräumt, der Bau begann im darauffolgenden Jahre, nach
drei Jahren wurde auf Weihnachten der erſte Gottesdienſt in dem
innen noch rohen Gebäude gehalten. Erſt nach drei Jahren wurde
das Gotteshaus fertig, denn Geldmangel und andere Hemmniſſe
verzögerten immer wieder die Fertigſtellung. Der heutige
Kirch=
turm und die Glocken wurden erſt in den achtziger Jahren
hinzu=
gefügt, die Orgel war in den ſechziger Jahren aufgeſtellt
wor=
den. Die gegenwärtige Erneuerung der Decke und die
Heraus=
nahme der vor etwa 70 Jahren hineingeſtellten Holzſäulen
wer=
den wieder ein würdiges Innere ſchaffen.
Aus den Gemeinderatssitzungen
An. Groß=Zimmern, 20. März. Ratsſitzung. Zu
Eröff=
nung der Tagung weiſt der Bürgermeiſter auf die Bedeutung des
5. März für unſer Staatsleben hin und bittet alle anweſenden
Räte um weitere pflichtbewußte Mitarbeit im neuen Staate zum
Wohle des Einzelnen, der Gemeinde und des Staates. Zum
An=
denken an die 68 Opfer des furchtbaren Neunkircher Unglücks
er=
heben ſich alle Anweſenden von den Sitzen. Der Bürgermeiſter
teilt mit, daß nach Vereinbarung mit dem Kreisamt für die
tur=
nusmäßig verpachteten Grundſtücke für 1931 und 1932 im
Be=
darfsfalle 20 Prozent Nachlaß der Pachtſumme gewährt werden
kann. Der Gemeinderat gibt ſeine Zuſtimmung. Der alte Beſchluß
wird aufgehoben. Zu dem Arbeitsbeſchaffungsprogramm der
Re=
gierung ſind bis jetzt Hochbauten nicht zugelaſſen. Es beſteht
Aus=
ſicht, jetzt die Hauptſtraße und die Erweiterung des Friedhofes
herſtellen zu laſſen. Die Renovierung der Schulhäuſer ſoll bei der
in Ausſicht ſtehenden Erweiterung des Programms durchgeführt
werden. Der hieſige Gewerbeverein und die Gemeinde ſind bei
der Oberpoſtdirektion vorſtellig geworden, um die durch die nur
einmalige Poſtbeſtellung hervorgerufenen Mißſtände zu beſeitigen.
Die Vertreter wieſen darauf hin, daß die Poſt dem
Wirtſchafts=
leben zu dienen habe. Die O.P.D. beharrt auf ihrem Standpunkt
der Rentabilität. — Als Prämie für Waſſerbeſchaffung bei einem
Brande werden für die erſten zehn Fäſſer 2,50 RM. pro Faß
feſt=
geſetzt. — Bei der Wahl von zwei Schätzern der
Viehſeuchenkom=
miſſion werden Joſef Dölcher 2. und Heinrich Sehnert auf, fünf
Jahre beſtimmt. Stellvertreter ſind Frz. Angermeier 7. und Joh.
Lorz. — Die Skontovergütung für erſteigertes Holz von der
Ge=
meinde wird wie ſeither auf 5 Prozent belaſſen. Betr.
Gewerbe=
ſteuer lehnt der Rat die Annahme der Abmachungen ab, die die
Provinz Oberheſſen mit ihren Gemeinden getroffen hat. — Der
Antrag auf Ermäßigung der Viehumlage wird zur weiteren
Orientierung mit den Landwirten zurückgeſtellt. Der Abgabe
eines Geländeſtreifens an der Hofreite Burger wird zugeſtimmt
und das fragliche Gelände als Straßengelände zum Preis von 1 25
RM. pro Quadratmeter abgegeben. Die Schafweide im
Ge=
meindewald wird für das Jahr 1933 nicht zugelaſſen. Der
Jagd=
pächter der Waldjagd hat ſich bereit erklärt, der Gemeinde 100
RM. für 1933 zu vergüten.
Le Groß=Umſtadt, 20. März. Ausdem Gemeinderat.
Bezüglich des Arbeitsbeſchaffungsprogramms der Reichsregierung
ſoll durch die Finanzkommiſſion bei dem Miniſterium für Arbeit
und Wirtſchaft angefragt werden, ob für die Gemeinde kein
gün=
ſtigeres Programm in Ausſicht geſtellt werden kann. — Die
zehn=
prozentige Erhöhung der Wohlfahrtsunterſtützung, die bereits
ſchon ausgezahlt wurde, wurde nachträglich genehmigt. — Zu der
Pflichtfeuerwehr ſollen die Jahrgänge 1905 bis einſchließlich 1913
herangezogen werden.
4l. Höchſt i. Odw., 20. März. Ausdem Gemeinderat.
Die Gemeinderatsſitzung leitete Beigeordneter Göttmann,
Bür=
germeiſter Wolf iſt beurlaubt. Der Rat beſchäftigte ſich zunächſt
mit der Inſtandſetzung der alten Bach durch den Freiwilligen
Ar=
beitsdienſt. Die Ausführung dieſer Arbeit bietet ungefähr fünfzig
jungen Leuten auf zirka acht Wochen Beſchäftigung. Für
Fuhr=
leiſtung, Beaufſichtigung u. dal muß die Gemeinde allerdings
einen Zuſchuß von rund 500 RM. leiſten. Da jedoch in dieſer Zeit
für Wohlfahrtsunterſtützungen mindeſtens dieſer Betrag auch von
der Gemeinde aufgebracht werden muß und der Reichszuſchuß von
4500 RM. für Arbeitslöhne in die Gemeinde fließt, ſtimmte der
Rat der Verwirklichung dieſes Projektes zu. — Die von P.
Hall=
ſtein und Gen. beantragte Entwäſſerung ihrer Wieſen ſoll im
An=
ſchluß an die zurzeit ſtattfindende Wieſenentwäſſerung im
Annels=
bacher Bruch zu den feſtgeſetzten Bedingungen erfolgen. — Einem
Antrag des Jagdpächters Kleiner um weitere Ermäßigung ſeines
Pachtpreiſes von 25 Prozent wurde nicht entſprochen, da die
Ge=
meinde bereits im Vorjahr einen Nachlaß in gleicher Höhe
ge=
währt hat. — Von einer Verfügung, die eine 20prozentige
Er=
mäßigung der Gewerbeſteuer beſtimmt, wurde Kenntnis
genom=
men und beſchloſſen, auch für die hieſigen Gewerbeſteuerzahler die
Vergünſtigung eintreten zu laſſen.
Ay. König i. Odw. (Stahlbad), 21. März. Ausdem
Ge=
meinderat. Baumeiſter Koch wird beauftragt, über den
Aus=
bau der Philipp=Schmunckſtraße einſchließlich Kanaliſation und
Waſſerleitungsanlage einen Koſtenvoranſchlag auszuarbeiten und
vorzulegen. Die Herſtellung der Signalleitung zum Waſſerwerk
wird der Heag Darmſtadt übertragen, während die Ausführung
der Fernmeldeleitung auf dem Submiſſionswege an hieſige
In=
ſtallateure vergeben werden ſoll. Der Gemeindepflege wird auch
in dieſem Jahre ein Zuſchuß von 500 RM. aus der Gemeindekaſſe
bewilligt. — Von allen Fremden, die während der Oſterfeiertage
ihren Aufenthalt in König nehmen, wird in der Zeit vom 12. bis
20. April keine Kurtaxe erhoben. Im Wege der
Notſtandsarbei=
ten ſollen der Hainsberg=, Lettgruben= und Eichelſchlagweg
teil=
weiſe rolliert werden. Den Pächtern des Jagdbogens 3 wird die
beantragte Jagdpachtermäßigung abgelehnt und, ſofern dieſelben
mit der Regelung nicht einverſtanden ſind, anheimgeſtellt, das
Pachtverhältnis mit der Gemeinde zu löſen. — Um der
Maul=
wurfplage zu begegnen, zahlt die Gemeinde für jedes abgelieferte
Exemplar 10 Pfg. — Odenwaldklub. Die hieſige Ortsgruppe
des Odenwaldklubs nebſt Jugendgruppen unternahmen eine
Wan=
derung über Sanſenhof, Wieſental, Ohrenbach, Vielbrunn.
Ob=
ſchon die Witterung rauh und kalt war, bot dieſe Wanderung doch
ſo viel abwechſlungsreiche Motive, daß alle Teilnehmer
hochbefrie=
digt die Rückwanderung antraten, zumal trotz allen Unbilden der
Witterung das Nahen des jungen Frühlings aus den ſchüchtern
ſprießenden Knoſpen und leuchtenden Widweidekätzchen neues
Leben kündete. Dem Mitglied Fr Hofmann=Vielbrunn
über=
reichte der erſte Vorſitzende für 25jährige treue Mitgliedſchaft das
Abzeichen des Odenwaldklubs.
Ea. Stockheim, 20. März. Gemeinderatsſitzung. Die
Rechnung für 1931 wurde vorgelegt und vom Gemeinderat
geneh=
migt. Der Bau= und Wirtſchaftsplan ſowie der Schulvoranſchlag
für 1933 wurde durchberaten und genehmigt. Ferner wurde die
Gewerbeſteuer für 1931. wie dieſe vom Heſſiſchen Miniſterium für
die Provinz Starkenburg vorgeſchlagen war, genehmigt.
Bn. Hirſchhorn. 20. März. Kleinſtädtiſche
Verkehrs=
fragen. In der Generalverſammlung des Verkehrs= und
Ver=
ſchönerungsvereins, die im „Ochſen” abgehalten wurde, ſprach der
Vorſitzende. Kaufmann Georg Kerle, über die Tätigkeit des
Ver=
eins. Er beklagte außerordentlich das mangelnde Intereſſe eines
großen Teils der Geſchäftswelt, die zwar gern den Nutzen aus der
Arbeit ziehe, dagegen zu Opfern für dieſe, der Allgemeinheit
die=
nenden Beſtrebungen, keineswegs bereit ſei. — Der
Geſchäfts=
bericht wies aus, daß im laufenden Jahre 6 Vorſtandsſitzungen
abgehalten. 196 Anfragen beantwortet und 7—800 Proſpekte
hin=
ausgegeben wurden. Neben der Herrichtung der Anlagen bei der
Brunnenſtube im Stöckberg wurden mit Unterſtützung des
Forſt=
amtes 6 Bänke erſtellt. und zur Herſtellung eines bequemen
Auf=
ganges zum Dammberg” ein namhafter Zuſchuß geleiſtet. Die
Intereſſeloſigkeit findet ihren Niederſchlag in der Kaſſenlage des
Vereins, wie der Kaſſenbericht, von Ernſt Klump erſtattet,
deut=
lich aufzeigt. In der Ausſprache wurde die Strandbadfrage
ein=
gehend erörtert und über eine Reihe weiterer wichtiger
Verkehrs=
probleme unſeres Städtchens bedeutſame Pläne vorgelegt.
Hirſchhorn. 21. März. Waſſerſtand des Neckars am
20. März: 1,64 Meter am 21. März: 1,65 Meter.
Dp. Zwingenberg, 20. März. Der evangeliſche
Kirchen=
chor, Zwingenberg veranſtaltete, geſtern einen Familienabend,
deſſen Reinertrag für die Kleinkinderſchule und für die Reſtſchuld
des Kriegerdenkmals beſtimmt war. Die Feier wurde durch eine
Anſprache des Herrn Pfarrer Kempf eingeleitet. Die
Darbie=
tungen wurden von Mitgliedern des Kirchenchors und einem
kleinen Orcheſter beſtritten. Reicher Beifall, beſonders nach dem
Singſpiel von Franz Schubert wurde den Darbietenden zuteil.
Bb. Auerbach, 20. März. Der Stahlhelm (B. d F.)
veran=
ſtaltete im großen Saale des Hotels Weigold einen ſehr gut
be=
ſuchten Werbeabend, den der Kreisführer Kamerad Ungerer
mit kurzen Begrüßungsworten eröffnete. Nach dem Einmarſch
der Fahnen, dem die Verſammelten ſtehend beiwohnten,
verbrei=
tete ſich Kamerad Chr. Weigold=Auerbach in längeren, klar
um=
riſſenen Ausführungen über „Ziele und Wege des Stahlhelm” die
mit großem Beifall aufgenommen wurden und denen der Geſang
der 3. Strophe des Deutſchlandliedes und ſpäter des
Stahlhelm=
liedes folgte. Der Ortsgruppenführer Kamerad Grotowſky ließ
alsdann noch einige Mitteilungen folgen. Es wurden 10 neu
hin=
zugetretene Kameraden verpflichtet, zahlreiche Neuanmeldungen
erfolgten. Kreiswehrſportführer Reuter, verbreitete ſich in
an=
ſprechender Weiſe über die Wehrſportformation, ihre Aufgaben
und Ziele ſowie über den Scharnhorſt=Bund. Kamerad Ungerer
ſchloß den Werbeabend mit einem begeiſtert aufgenommenen
„Front Heil” auf den Führer des Stahlhelms Seldte, worauf man
noch in gemütlichem Beiſammenſein einige Stunden verbrachte.
B5. Bensheim, 20 März. Einbruch. Bei einem nächtlichen
Einbruch in eine hieſige Wirtſchaft wurden 60—70 RM. geſtohlen.
Die vorhandenen Eßwaren, Getränke und Rauchutenſilien
wur=
den unberührt gelaſſen.
t. Gernsheim, 21. März. Schwerer
Schiffszuſam=
menſtoß. Am bekannten. Schwarzen Ort” paſſierte geſtern
nach=
mittag ein ſchwerer Schiffszuſammenſtoß. Das Räderboot der
Fa. Fendel, „Karlsruhe 8”, fuhr talwärts. Das Schraubenboot
„Braunkohle 12” kam mit zwei beladenen Schiffen ſtromaufwärts.
Als die beiden Schleppzüge ſich kreuzten, fuhr das zweite Schiff
des ſtromaufwärtsfahrenden Schleppzuges dem Räderboot direkt
in den Radkaſten, wobei der Kaſten ſowie das Rad vollſtändig
demoliert wurden. Auch das beladene Schiff wurde ſchwer
be=
ſchädigt. Beide Fahrzeuge mußten vor Anker gehen und müſſen
abgeſchleppt werden. Es iſt dies innerhalb kurzer Zeit der zweite
Unfall an derſelben Stelle: Wen die Schuld trifft, muß erſt noch
geklärt werden.
br. Büttelborn, 21. März. Gründung einer
Stahl=
helmortsgruppe Büttelborn. Hier ſoll eine
Orts=
gruppe des Stahlhelms gegründet werden. Johannes Klink
nimmt Meldungen hierfür an. — Ein Laſtwagen von Mainz, der
mit Orangen beladen war, verunglückte in der Nähe der
Waldesruhe. Als die Kunde hiervon im Orte bekannt wurde,
ſetzte ein wahrer Sturm auf die Darmſtädterſtraße ein. Es waren
Kinder dabei, die 25—30 Orangen gefunden hatten.
Au. Klein=Gerau, 21. März. Eine zweite
Kirchen=
glocke wurde hier feierlichſt unter Anteilnahme der geſamten
Bevölkerung eingeholt. Die acht Zentner ſchwere Glocke, die die
Inſchrift trägt: „Ehre ſei Gott in der Höhe,” wurde in
feier=
lichem Umzug durch den Ort geleitet. Voran ging das Jugend=
Trommler= und Pfeiferkorps des Turnvereins, dann folgten SA.,
BDM. und Hitlerjugend, die Schulkinder, der Kirchenvorſtand,
die Sängervereinigung Klein=Gerau und der Evgl. Frauenverein.
Neben dem Wagen mit der Glocke marſchierten die Mitglieder
der Feuerwehr. Der Umzug endete auf dem Hofe der Kirche wo
Pfarrer Pabſt=Worfelden in einer kurzen Anſprache das
denkwür=
dige Ereignis der Glockeneinholung, feierte. Frau Raiß ſprach
der Gemeinde im Namen des Frauenvereins, der zur Anſchaffung
dieſer Glocke ganz beſonders beigetragen hat, die beſten
Glück=
wünſche aus. Für die Gemeinde ergriff darauf Beigeordneter
Reibſtein das Wort zu einer kurzen Anſprache, in der er u. a.
ausführte: „Als derzeitiger Vertreter der Gemeinde gereicht es
mir zur beſonderen Freude, unſerer evangeliſchen Kirchengemeinde
und insbeſondere, dem evangeliſchen Kirchenvorſtand und dem
Frauenverein zu der heutigen feierlichen Einholung ihrer zweiten
Kirchenglocke die beſten Glückwünſche der geſamten Gemeinde zu
übermitteln. So ertöne die Glocke als dritte im Bunde (mit der
Rathaus= und der erſten Kirchenglocke) und verkünde uns allen
die frohe Kunde: Daß Zwietracht vergehe — doch Einheit
be=
ſtehe im Glauben an Gott unſeren Herrn! Das walte Gott!”
Pfarrer Pabſt ſprach darauf den Segen. Hiermit war der
feier=
liche Akt beendet. Am Montag wurde die Glocke im Kirchturm
uufgehängt.
Cp. Worfelden, 20. März. Die hieſige Spar= und
Dar=
lehnskaſſe G.mb.H. erzielte im abgelaufenen Geſchäftsjahr
bei einem Geſamtumſatz von 202 251,94 RM. einen Reingewinn
von 1548,17 RM. Die Kaſſe zählt 109 Mitglieder.
P Raunheim, 20 März. Wegen verbotenen Verteilens
kom=
muniſtiſcher Flugblätter wurden hier mehrere junge Leute in
Haft genommen, mußten aber, weil ihre Beteiligung nicht
nach=
gewieſen werden konnte, wieder entlaſſen werden. Dagegen nahm
man am nächſten Tage mehrere kommuniſtiſche Funktionäre, in
polizeiliche Schutzhaft.
Seite 8 — Nr. 81
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 22. März 1932
Gedächknisfeier der ehemaligen „Emden”=Mannſchaft
anläßlich des 10. Todeskages des Kapikäns von Müller.
Die Teilnehmer vor der von der Bildhauerin Wislicenus geſchaffenen Büſte des berühmten
„Emden”=Führers.
Anläßlich des 10. Todestages des „Emden”=Führers, Kapitän von Müller, fanden ſich in Berlin die
Ueberlebenden des ruhmreichen deutſchen Kriegsſchiffes, deſſen Taten während des Krieges in der
ganzen Welt Bewunderung hervorgerufen hatten, zu einer Gedenkfeier zuſammen.
Eine Gruppe Schreiberhauer tanzt vor dem Berliner Opernhaus Unter den Linden.
Im Rahmen des großen Trachtenfeſtes der Deutſchen Landsmannſchaften, das im Berliner
Sport=
palaſt ſtattfand, begab ſich eine Gruppe Schleſier aus Schreiberhau auf die Straße und führte mit
eigener Muſikkapelle vor dem Opernhaus Unter den Linden alte ſchleſiſche Volkstänze vor.
Berlin.
Trachkenfeit der Deukſchen Landsm
Götz Otto Stoffregen
wurde nach dem Rücktritt des bisherigen Leiters
ſum Intendanten für den Deutſchlandſender
ernannt.
Reich und Ausland.
Sogar im Gefängnis wird geſtohlen.
Marburg. Einbrüche und Diebſtähle
ge=
hören, wie man weiß, zu den alltäglichen
Er=
ſcheinungen des Lebens, daß aber in Haft ſitzende
Sträflinge ſelbſt im Gefängnis nicht davor
zu=
rückſchrecken, ſich durch ſchwere Einbrüche und
Diebſtähle zu bereichern, iſt bis jetzt in der
ge=
richtlichen Praris ſehr ſelten. So führte
wenig=
ſtens der Vertreter der Staatsanwaltſchaft in
ſeinem Plädoyer gelegentlich der
Schöffenge=
richtsſitzung aus, in welcher ſich drei junge
Bur=
ſchen aus Homberg (Efze) wegen eines ſchweren
Einbruchs im dortigen Amtsgerichtsgefängnis
zu verantworten hatten. Die 17= bzw. 18
jähri=
gen Lehrlinge Hönig und Schnedler ſowie der
22jährige Stellmacher Roſe waren anfangs
Ja=
nuar d. J. wegen ſchwerer Einbrüche zu
länge=
ren Freiheitsſtrafen verurteilt worden, die ſie
im Homberger Amtsgerichtsgefängnis
verbüß=
ten. Gelegentlich von Buchentleihungen aus der
Gefängnisbücherei entdeckten ſie dann in einem
Schränkchen der Büchereizelle eine Piſtole. Die
drei Komplizen beſchloſſen, dieſe Piſtole zu
ſteh=
len, um ſie dann ſpäter zu verkaufen und den
Erlös zu teilen. H. fertigte aus einem in ſeiner
Zelle vorgefundenen Eiſenſtäbchen einen
Diet=
rich, mit welchem er nachts alle Zellen öffnen
konnte. Die Piſtole wanderte durch das
Zellen=
fenſter auf die am Gefängnis vorbeiführende
Straße, wo ſie ein Altersgenoſſe der Sträflinge
in Empfang nahm. Er traute der Sache jedoch
nicht und erſtattete Anzeige, wodurch die ganze
Geſchichte herauskam. Die Angeklagten waren
vor Gericht geſtändig Es erkannte wegen
ſchwe=
ren Diebſtahls für den Rädelsführer H. auf
7 Monate und für die beiden anderen
Angeklag=
ten auf je 6 Monate Gefängnis. Strafausſetzung
wurde abgelehnt.
Drei Touriſten vermißk.
Pontxeſina. Seit dem letzten Freitag
werden drei deutſche Touriſten, zwei Damen und
ein Herr, die auf einer Tour auf den Piz
Ber=
nina begriffen waren, vermißt. Sie wurden
zu=
letzt im Aufſtieg des ſüdlichen Grates von einer
Führerpartie, die ebenfalls im Aufſtieg
begrif=
fen war, geſehen. Letztere kehrten aber wegen
ſtarken Sturmes zurück. Seither fehlt jede Spur
von den drei Touriſten. Am Montag vormittag
ging eine Rettungskolonne ab; ſie konnte jedoch
wegen ſtarker Lawinengefahr nichts ausrichten
und mußte umkehren. Eine zweite
Rettungsko=
lonne verſuchte am Abend den Aufſtieg nach der
Bovalhütte zu bewerkſtelligen, um am Dienstag
früh den weiteren Aufſtieg anzutreten. Montag
früh hat der deutſche Flieger Udet, der
gegen=
wärtig zu Filmaufnahmen in Engadin weilt,
drei Erkundigungsflüge unternommen, konnte
aber wegen ſtarken Nebels und Böen nichts
aus=
richten. Bei den Vermißten handelt es ſich um
einen Hellmuth Birkenſtock, Sportlehrer an der
Univerſität Freiburg, ein Fräulein Wörne und
ein Fräulein Bethol, alle aus Freiburg. Sie
ſtehen im Alter von etwa 25 Jahren. Die
Ver=
mißten hielten ſich als Winterſportgäſte im
Ro=
ſegg=Tal auf.
Schwere Btandkakaſtrophe in Staßfurk.
Acht Schwerverletzte.
Staßfurt. Im Pfannenraum der
Mal=
chow’ſchen Dachpappenfabrik brach geſtern, früh
ein Brand aus, der ſich mit ungeheuerer
Schnel=
ligkeit verbreitete. Die Feuerwehren aus
Staß=
furt, Leopoldshall und Umgebung eilten zur
Brandſtätte. Arbeitsdienſt, SA. und SS.
be=
ſorgten den Abſperrungsdienſt. Während die
Flammen bekämpft wurden, ſtieg eine rieſige
Stichflamme auf. Eine gewaltige Exploſion
folgte. Der Branddirektor der Leopoldshaller
Feuerwehr, drei Feuerwehrleute und zwei
Ar=
beiter trugen ſchwere Brandwunden davon. In
den Krankenhäuſern liegen außerdem noch zwei
Schwerverletzte und acht Leichtverletzte. Erſt in
den Mittagsſtunden gelang es, das Feuer
ſo=
weit zu bannen, daß man an das Ablöſchen des
Gebäudes gehen konnte. In den Krankenhäuſern
ſpielten ſich erſchütternde Szenen ab. Nur mit
Mühe gelang es, die Angehörigen der Verletzten
zu beruhigen. Der Brand iſt durch das
Ueber=
kochen einer Teerpfanne entſtanden. Die
Löſch=
arbeiten wurden durch Waſſermangel erſchwert.
Beginn des Fälſcherprozeſſes
wegen der Aeropoſtale in Paris.
Paris. In Paris hat geſtern nachmittatz
der große Fälſcherprozeß begonnen, der den
In=
tereſſenkampf der franzöſiſchen Südamerika=
Luft=
poſtgeſellſchaft wiederſpiegelt. Angeklagt ſind
Bouilloux=Lafont von der „Aeropoſtale” Collin,
de Luberſac und Picherie, alle wegen Gebrauchs
oder Herſtellung von gefälſchten Dokumenten,
die ſie gegen einen höheren Beamten des
Luft=
fahrtminiſteriums, Chaumie, und gegen einen
Flieger namens Weiller benutzt haben. Eine
ganze Anzahl von Zeugen, darunter mehrere
hemalige Miniſter, ſind geladen, aber zahlreiche
Zeugen befinden ſich im Auslande, bzw. haben
ärztliche Zeugniſſe eingeſandt, daß ſie nicht
ver=
nehmungsfähig ſeien. Im Verlaufe der
Ver=
nehmung hielt der Richter dem Angeklagten
Bouilloux=Lafont den Gebrauch von gefälſchten
Dokumenten und dem Angeklagten Collin die
Herſtellung von Fälſchungen vor. Die
Verhand=
lungen des Prozeſſes dürften etwa 10 Tage in
Anſpruch nehmen.
Erſtes Originalbild.
von dem Erdbeben in Kalifornien.
Der neue Inkendank des
Deutſchland=
ſenders.
Die Einweihung der modernſten Kirche Berlins.
Der feierliche Zug mit den Vertretern der ſtädtiſchen und kirchlichen Behörden und Fahnen=
Abord=
nungen der nationalen Verbände begibt ſich zu dem Feſtakt in die Kirche.
Am Hohenzollernplatz in Berlin=Wilmersdorf wurde die von dem Architekten Höger erbaute Kirche
durch einen feierlichen Feſtakt eingeweiht. Nach der Schlüſſelübergabe durch den General=
Superinten=
denten D. Haendler fand der erſte Gottesdienſt in der neuen Kirche ſtatt.
von der japaniſchen Offenſive in Jehol.
Ein japaniſcher Panzerzug als Stützpunkt an der Chinchow=Eiſenbahn.
Der ſiegreiche Vormarſch der Japaner in der Provinz Jehol dauert an. Ohne auf Widerſtand zu
ſtoßen, dringen die japaniſchen Truppen vor und ſetzen ſich in den Beſitz der chineſiſchen
Stütz=
punkte. Hierbei bilden die Panzerzüge in ihrer Verwendung als „fahrende Feſtungen” ein nicht
zu unterſchätzendes ſtrategiſches Hilfsmittel.
Rettung Schiffbrüchiger.
Die Rettungsaktion Amrum=Süd und
Am=
rum=Nord der Deutſchen Geſellſchaft zur
Ret=
tung Schiffbrüchiger melden: Am 19. März von
dem engliſchdn Fiſchdampfer „Taypo” aus
Grimsby, Kayitän Braun, 9 Perſonen durch das
Motorrettungsboot „Hermann Freſe” und das
Ruder=Rettungsbodt „Emilie Robin! aus
ſchwerer Seenst gerettet.
14 Arbeiter in Savoyen von einer Lawine
verſchüttet.
Paris. In einem 2000 Meter hoch
gelege=
nen Dorf des Departements Savoyen wurden
zwei Baracken, in denen ſich 14 Arbeiter bef
den, von einer Lawine verſchüttet. B
vier Arbeiter verletzt
Ein zerſtörtes Geſchäftshaus in Compton (
Kali=
fornien), wo das Erdbeben beſenders furchtbare
Zerſtörungen anrichtete.
Dieſes Bild von dem Erdbeben in Kalifornien
gibt nur einen ſchwachen Eindruck von der
ſchweren Kataſtrophe wieder, die den herrlichen
Küſtenſtrich von Santa Barbara in der Nähe
Hollywoods bis ſüdlich zur mexikaniſchen Grenze
nen wurden getötet,
achſchaden be=
Dollar.
Mittwoch, 22. März 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 81 — Seite 9
*Salven im Atlantik.
Auf Manäverfahrt mit „Emden” und „Leipzig”. — „Boie über Bord.” — Hoko, der Bär.
Der „Preußiſche Grenadier”.
fiſche begleiten das Schiff. In mächtigen Sätzen ſchießen ſie aus
dem Waſſer in die Luft und wieder hinein in ihr feuchtes Ele=
An den Toren der Tropen.
ment, mit einer Schnelligkeit ohnegleichen. Dann wieder eine
Von unſerem Sonderberichterſtatter.
Nacht, und da leuchten an der Kimm die erſten Feuer von der
ſpaniſchen Nordküſte auf. Kap Finiſtere iſt erreicht, und entlang
Dr. G. An Bord der „Emden”, im Februar.
geht es an den bizarren Gebirgsformen der ſpaniſchen Weſtküſte.
Noch einmal vor ihrer erſten Außerdienftſtellung ſollte die Eine Bucht reiht ſich an die andere, oft von ſchroffen Fels=
„Emden” hinaus auf die Hochſtraßen des Weltverkehrs, um zu klippen umgeben, an denen die anrollende See brandet und
ihrem Teil beizutragen zu der hehren Aufgabe, den Namen
Deutſchlands ſowie den deutſchen Selbſtbehauptungswillen
immer und immer wieder zu künden. Kann man ſich eine beſſere
Gelegenheit denken, mit freudiger Genugtuung und mit von
Stolz erfülltem Herzen zum Dienſt auf hohe See
hinauszu=
fahren, als in dieſen Tagen, da Deutſchlands Lebenswille und
heißer Drang zum Wiederaufſtieg der Nation ſtärkeren Ausdruck
findet denn je zuvor in den Unglücksjahren ſeit dem
Zuſammen=
bruch, ſeit dem Diktat von Verſailles!
Bei wunderſchönem klaren Winterwetter lichtete die „Emden”
am Nachmittag des 20. Februar in Wilhelmshaden die Anker,
um zuſammen mit dem Kreuzer „Leipzig”, der einen Tag ſpäter
folgte, auf dem Wege nach Madeira und Las
Pal=
mas artilleriſtiſche Uebungen im Atlantik
durchzuführen. Wie ſtets beim Auslaufen zu einer längeren
Fahrt hatten ſich auch diesmal viele Jadeſtädter an der
Süd=
ſchleuſe der dritten Einfahrt zum Abſchied eingefunden, als das
Schiff unter den Klängen vaterländiſcher Muſik durch die
Süd=
ſchleuſe hinaus auf die Jade ſich zubewegte, auf der ſich weithin
die Sonne ſpiegelte. Wind= und Wettermeldungen lauteten
gün=
ſtig, ſo daß eine ſchöne Fahrt zu erwarten war, Spiegelglatt
auch die Jade, die geradezu zu einem Manöver „Boje über
Bord” herausforderte, Und es dauerte auch gar nicht
lange bis die Sirene über das Schiff heulte,
die „Emden” ſtoppte, und das Manöver begann. Schon
ſind die Boote im Waſſer. „Hohlweg, hohlweg!” So tönte
es von den Kuttern herüber, die bald wieder geheißt waren,
und mit 15 Meilen Geſchwindigkeit ging es dann hinaus in
die Nordſee, die im Abendrot der untergehenden Sonne
leuch=
tete. Norderney flog in zwei Seemeilen Abſtand vorbei, und
von den Dampfern begann der Signalverkehr: „Bitte
Namen” — „Hier Kreuzer „Emden” — „Woher kommen Sie‟—
böige Nacht, etwas lebhaftere See, aber die „Emden” iſt
tüch=
tig, weich ſind ihre Bewegungen, und am Morgen war man
ſchon dicht am Kanal. Viele deutſche Schiffe, und doch beläuft
ſich, wie der Kommandant erklärte, jetzt der Verkehr im Kanal
höchſtens auf ein Drittel gegenüber der Hochkonjunktur
ver=
gangener Jahre. Dann taucht der Kreidefelſen von Dover auf,
im hellen Sonnenglanz. Waſſer und Land erſtrahlten in den
ſchönſten Farben. Steilauf ragen die Kreidewände aus dem
Waſſer und geben einen wunderſchönen Kontraſt zum blauen
Spiegel des Meeres.
Dicht an der engliſchen Küſte geht es weiter, im Dunſt am
Horizont ſchimmert leicht anſteigend das franzöſiſche Feſtland.
Nachmittag wird Beachy Haad paſſiert, der weiteſte Vorſprung
der Küſte von Suſſex, wo um das Feuerſchiff Royal Sovereign
zahlreiche Wracks in der Karte eingezeichnet ſind. Immer
wie=
der: „Boje über Bord” beſonders ſchwer bei dem nun immer
ſtärker werdenden Seegang und Wind aus Nordnordweſt bis
zur Stärke 5. Manchmal tauchten die Kutter in der Dünung
völlig weg, ſo daß ſie zeitweiſe nicht zu ſehen waren. Dann
ſenkt ſich wieder die Nacht herab, mit ihrem ſtarken
Signalver=
kehr. Da iſt auch an Bord übrigens ein ganz beſonderer
Gaſt, Hoko, der Bär. Daß er ſich an Bord wohlfühlt,
merkt man ihm allenthalben an, zumal er an Deck überall frei
herumlaufen darf und feinen Bärenlaunen, ſoweit ſie ſich in
einigermaßen manierlichen Grenzen halten, nachgehen kann.
Er=
ſtaunlich iſt ſeine Kletterkunſt. Kein Maſt iſt ihm zu hoch, daß er
ihn nicht erſteigt mit ſchwindelfreier Sicherheit, wobei es
über=
aus ergötzlich iſt, zuzuſehen, wie das Tier mit allen Vieren
rauf und runter entert. Auf Seife iſt er wie verſeſſen und holt
ſie ſich weg, wo er ſie nur kriegen kann. Wehe, wenn ihn ſeine
Streifzüge in eine Kammer führen. Gleich geht ſein
Spielbe=
trieb mit ihm durch und zurück bleibt ein wüſtes Durcheinander.
Aber alles iſt ihm freundlich geſonnen. Der Seemann iſt nun
einmal ein Freund der Tiere.
Dann wird die Inſel Queſſant paſſiert und damit der
Kanal. Das Wahrzeichen von Queſſant iſt der
„Preußiſche Grenadier”, der hohe ſchwarz =weiß
ge=
ſtrichene Leuchtturm der Inſel. Und dann geht es hinein in die
Biskaha, die „Heimat der Stürme.” Aber diesmal meint ſie es
gut mit uns. Sie gibt ſich von der friedlichen Seite. Schweins=
ihren weißen Giſcht über die Steine jagt. Die „Leipzig” hatte
durch Funkſpruch auf 13 Uhr einen Treffpunkt weſtlich der Bucht
von Ardſa verabredet, und da wir früh genug in der Nähe
ein=
treffen, läßt der Kommandant das Schiff vor der Bucht ſtoppen.
Gegen Mittag lief man dann weſtlichen Kurs bis zum
Treff=
punkt mit der „Leipzig”, die gegen 13 Uhr am Horizont ausgemacht
wurde. Ein wundervolles Bild, wie der Kreuzer in ſtolzer
Fahrt an uns vorüberfährt. Auf der „Leipzig” iſt das Artillerie=
Verſuchs=Kommando für Schiffe ſofort an die Arbeit gegangen,
und wenig ſpäter nach unſerem Zuſammentreffen ballern
ſchon die erſten Schüſſe und dann Salve auf
Salve über dem Atlantik. In der Nacht laufen wir
dann in Kiellinie der „Leipzig” direkten Kurs Madeira. Der
Sonntag kommt und bei ziemlich ſtarkem Seegang werden noch
einige Abkommſchießübungen erledigt. Porto Santo kündet ſich
durch ſeine Feuer in der Nacht, warme Luft umgibt uns. Wir
ſind an den Toren der Tropen angelangt. Funchal liegt im
Süden, und dort geht es dann endlich vor Anker.
Wann kommt der „Deutſche Nationalpark”?
In Deukſchlands anbekannkeſte Gegend.
Streifzug durch den Darßer Arwildpark.
Es gibt Hunderttauſende, die den Darß kaum dem Namen
nach kennen. Für Deutſchland war dieſes, den Weſtzipfel der
Provinz Pommern bildende Inſelland bis vor kurzem nahezu
ganz unbekannt. Freunde im Rheinland meinten, den Darß in
ruſſiſchem Gebietsbereich ſuchen zu müſſen, und ich durfte nicht
einmal darüber lachen, weil ich während meiner Stettiner
Gymnaſialzeit über den Darß auch nichts gehört hatte.
Durch Veröffentlichungen von Bengt Berg und
Ober=
förſter Mueller, Born begann der Darß für diele Deutſche
ein zwar noch ſehr verſchwommener, aber nach Faßlichkeit
dringend verlangender Begriff zu werden. „Urwildpark”
„Deutſcher Nationalpark” — Was iſt es um den Darß?
Wie ein Wellenbrecher liegt der Darß dem Feſtland des
Kreiſes Franzburg=Barth vorgelagert. Ein Inſelland — in ſich
abgeſchloſſen und eigenartig in Landſchaft Bevölkerung und
Kultur. Nach Nord und Weſt: brandende See; im Süden und
nach Oſten zu große haffartige Bodden; dieſe mächtigen
Waſſer=
flächen umgürten weite Wieſen, Heide und Wald; eine Welt,
die bei unermeßlicher Weite ihres Horizontes durch die in all
ihrer Dürftigkeit lebensſtarke und farbenreiche Natur jeden
feſſelt, der ſie kennen lernt.
Mit dem Darß iſt ſeit 1873 die Inſel Zingſt durch einen
Damm verbunden, ſie läuft öſtlich des Badeortes Zingſt in
Sundiſche Wieſe und Prahmort aus. Sundiſche Wieſe, ein noch
beſiedeltes Land, das bei minderwertigſtem Boden den
Natur=
kräften ſchutzlos preisgegeben, die hoffnungsfreudige Arbeit
vie=
ler fleißiger Siedlergenerationen auf das Bitterſte enttäuſchte.
Zingſt und Prerow, gut beſuchte Badeorte, am wundervollen
Nordſtrand gelegen, leben von dem Fremdenverkehr. Die
land=
ſchaftliche Schönheit, in die ſie gebettet ſind, täuſcht hinweg über
den kargen Ertrag des armen Sandes, der auch hier noch mit
Fleiß und Liebe bearbeitet wird. Dabei ſind es große Dörfer
von mehr als 1800 Einwohnern. Die auf dem Südteil des
Darßes gelegenen verträumten Boddendörfer Wieck und
Born mit ihren auch 1800 Einwohnern ernähren aus ihren
etwas kulturfähigeren Boden die Bevölkerung auch nicht; ebenſo
wenig Ahrenshoop, das auf der Landenge liegt, die Darß
und Feſtland (Mecklenburg) verbindet, und das erſt durch ſeinen
Ruf als Künſtlerkolonie auch als Badeort aufblühte.
„Der Darßer Wald, deſſen Einzigartigkeit das ganze
Inſel=
land für den mit der Natur verbundenen Menſchen erſt recht
zu einem Wunderreich herber nordiſcher Schönheit macht, gab
in wirtſchaftlich regen Zeiten manchem Darßer in Waldarbeit
Lohn und Brot. Seltener klingt jetzt der helle Ton der Axt und
der dumpfe Sturz gefällter Bäume durch den Wald.
Die Verelendung Deutſchlands fand in dem der Lage nach
exponierten Inſelland auch wirtſchaftlich einen Exponenten.
Ein Mann, dem ſich die Wunderwelt der Natur und des
Tierlebens ſo tief erſchloß, daß er ſie uns wie ſelten einer
offenbaren konnte, kam auf den Darß: Bengt Berg. Er
er=
lebte ihn. Er zeigte, was dieſer armſelige Darß für Deutſchland
bedeutet. Er ſchrieb über den deutſchen „Urwildpark‟ Darß. Das
war 1931 — und ſeitdem ſchwiegen in der Preſſe die Stimmen
nicht, die Bengt Bergs Entdeckung ausgewertet wiſſen wollten.
Aus der Praxis ſeines Tagewerkes im Darßer Forſt und
Landſchaft ergab ſich für den Oberförſter Mueller, Born=Darß, die
Notwendigkeit, ſeinerſeits die Anregungen Bengt Bergs für die
Verwirklichung auszubauen. Er fand das ſchlagende Wort vom
„Deutſchen Nationalpark‟ Darß und entſprechende
Durchfüh=
rungsvorſchläge, die das Projekt geradezu überraſchend machen:
einfach umfaſſender, dabei leicht ausführbar, und — was mit
das Wichtigſte bleibt — ſelbſt in der Koſtenfrage für unſer
ver=
armtes Volk ſehr gut tragbar.
Die Geſamtfläche, die für den Nationalpark Darß in Frage
kommt (Darßer Forſt bis Prahmort), umfaßt etwa 15 000
Hek=
tar, von denen nur 400 Hektar ackerbaulich genutzt werden.
Statt wie bisher die zwiſchen Prerow, Wieck, Born und
Ahrens=
hoop gelegene Darßer Forſt von 5000 Hektar einzugattern, bleibr
allein nötig, die genannten 400 Hektar Ackerfläche einzugattern!
Freilich müſſen, in allerdings nur geringer Länge, auch einige
dem Darß nahe gegenüber liegende Feſtlandſtreifen zum Waſſer
hin abgegattert werden, weil dorthin auch durchs Waſſer das
Wild wechſeln kann. Allein die Einſparung an Gatterung würde
für den Forſtfiskus erheblich ſein! Holzſchlag in den kultivierten
Waldgegenden bliebe unberührt! Verhältnismäßig billige
Land=
ſtrecken, die heute öde liegen, müßten erworben werden. Aber
die zuſtrömende Schar aller Deutſchen, die die Freude an der
Tierwelt des Nationalparkes herbeizieht, hilft bei geringſtem
Entgelt derartige Koſten ausreichend mittragen.
Wir dürfen nicht vergeſſen, was es bedeutet, 5 bis 6
Auto=
ſtunden von Hamburg und Berlin entfernt einen Nationalpark
zu wiſſen, auf deſſen weiten, ſonſt unnutzbaren Heide= und
Steppenflächen Wildpferde und Wildſchafe in freier
Bahn leben; — über deſſen Moor= und Bruchflächen Elch und
Dammwild wechſeln — in deſſen Waſſerarmen Biber ihre
Bauten aufführen, in deſſen Walde Uhn und Kolkraben niſten
und über deſſen romantiſch ſchöner und ſtiller Fläche
See=
adler ihre weiten Kreiſe ziehen.
Der Darßer wartet mit geringer Hoffnung, daß ſich ſeiner
Heimat Inſelland durch die Verwirklichung des Nationalparks
zu einer Stätte ſeiner Arbeit und zu einer Freude für
Deutſch=
land entwickle. Er kann es nicht faſſen, daß ſeine arme Inſel
auch noch für andere Menſchen als für ihn ſelber etwas
Liebens=
wertes haben könnte. Aber in unzähligen Menſchen Deutſchlands,
nämlich gerade bei denen, die den Darß ſchon kennen, regt ſich
mächtig und freudig der Wille, dieſes einzigartige, aber ſonſt
völlig nutzloſe Darßer und Zingſter Land einem Ziel von
volks=
erzieheriſcher Bedeutung zuführen zu helfen.
Für die Provinz Pommern, für das Land Preußen, für das
Deutſche Reich iſt ſo eine Aufgabe geſtellt, die zu löſen Mitarbeit
eines jeden Naturfreundes erfordert, der begreift, was der
deutſche Nationalpark Darß für ihn, ſeine Kinder und
Kindes=
kinder bedeuten will: Mitarbeit an dem Werk der Erhaltung
ausſterbender urdeutſcher Tierwelt in einem Land, zwiſchen
deſſen rohrgedeckten Katen ihm frühere Zeiten lebendig werden
und heilig und den kommenden Tag beſtimmend.
W. Mett, Born=Darß.
Wekkerbericht.
Von der Biscaya hat ſich der hohe Druck entwickelt, deſſen
Anſtieg noch durch Kaltluft an der Rückſeite der nach Finnland
abziehenden Störung begünſtigt wurde. Innerhalb 24 Stunden
iſt das Barometer von 740 bis auf 770 Millimeter angeſtiegen.
Der hohe Druck wird zunächſt wetterwirkſam, führt zu Aufklaren
mit nächtlicher Abkühlung, bis unter den Gefrierpunkt. Jedoch
dürfte die Beſſerung nur vorübergehend ſein, denn neuer kräftiger
Druckfall rückt von Nordweſten heran, der ſpäter wieder eine
Wetterverſchlechterung bringen wird.
Ausſichten für Mittwoch, den 22. März: Kalte Nacht bis zu
leich=
tem Froſt, ſtellenweiſe Frühnebel, tagsüber anfangs
aufhei=
ternd, trocken, ſpäter Anzeichen für Wetterverſchlechterung.
Ausſichten für Donnerstag, den 23. März: Milderung, wechſelnd
wolkig, zeitweiſe Niederſchläge, ſüdweſtliche Winde.
Haupiſchrifiſeſtung: Rudolf Mauve
Veraniwortiſch für Polſtiſk und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuiſſelon, Reſch und
Ausland und Heſſiſche Nachrichien: Max Streeſe: für Sport: Karl Böhmann;
ſür den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpſegel in Bid und Wort: Dr. HerbertNette;
fär den Inſeraienteil und geſchäftliche Mittellungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſfadt.
Für unverlangte Manuſkripie wird Garantſe der Rückſendung nicht übernommen,
Auch Du wirſt mich einmal bealücken...
(Nachdruck verboten!)
Roman von H. A. von Byern
9)
Von drüben her klang Tanzmuſik. — Annemarie wippte
un=
geduldig mit den Fußſpitzen.
Komteſſe — wollen wir uns emanzipieren?” fragte der
Vi=
comte de la d’Auvergne leiſe. „Bitte — nur einen Tanz!”
Als der Darkehmer aufblickte, war Annemaries Platz leer.
„Weißt du, wo ſie hingegangen iſt, Muttchen?”
„Ich glaub’ nach drüben tanzen.
„Pſcht!” ziſchten ein paar der Zunächſtſitzenden.
Ein Herr im Smoking, eine Gardenia im Knopfloch, hatte
das Podium betreten, ſah über die Zuhörer, kündigte die nächſte
Programmnummer an.
Kreuth ſtand auf.
„Muttchen, bitte entſchuldige mich für ein paar Augenblicke,
ich will bloß mal ſehen, wo die Kleine eigentlich ſteckt.”
„Ja, meine Junge, geh’ nur.”
„Ich komme auch gleich,” ſagte Madame Valtier, legte die
Zigarette beiſeite, zog ein winziges, goldenes Puderdöschen aus
der Liliput=Handtaſche und tupfte einen Hauch Puder in den
Aus=
ſchnitt ihres Abendkleides.
Suchend ſah ſich Hanns=Joachim um. Drei . . . vier Dutzend
Paare foxten durch den Saal, deſſen Wände mit eremefarbener,
ſilberdurchwirkter Seide beſpannt waren.
Der Darkehmer reckte ſich, blickte über die Tanzenden hin—
nein, Annemarie war nicht darunter.
„Sind hier noch mehr Räumlichkeiten?” fragte er einen
Kell=
ner, der frappierten Sekt in Gläſern anbot.
„Gewiß, mein Herr, gleich nebenan das Spielzimmer, dann
die Wandelhalle, der Wintergarten und die Terraſſe.”
„So, danke . . ." Kreuth ging quer durch den Saal. — Im
Spielzimmer ſaßen ein paar Herren und eine reichlich exotiſch
an=
mutende, ältere Dame, die eine pechſchwarze Zigarre ſchief im
Mundwinkel hielt, hinter den Karten. Die Wandelhalle war
voll=
kommen menſchenleer. — Sollte Annemarie dort drüben 2 Aber
nein — das war doch undenkbar! Lautlos, mit den federnden
Schritten des Pirſchjägers, trat Hanns=Joachim in den
Winter=
garten, der in dämmerndem Halbdunkel lag, hatte dabei das
ein=
geſtandene Gefühl: Eigentlich ſpielte er eine halb komiſche, halb
beſchämende Rolle und . . . hatte er denn ein Recht? Ach was,
Annemarie ſtand auch hier unter ſeinem Schutz, war eine nahe
Verwandte, lebte in Darkehmen und und na ja, ſchließlich
fühlte man ſich doch für ein ſo junges Ding verantwortlich, hatte
Pflichten wie etwa ein älterer Bruder ... Und überhaupt —
ſolche Seitenſprünge gehörten ſich nicht!
Von der Terraſſe her ſtrömte durch die weit geöffneten
Tür=
flügel lau und lind die würzige, duftgeſchwängerte Nachtluft in
den Wintergarten. Kreuth blieb ſtehen. Annemarie konnte doch
unmöglich mit dem Vicomte den Cercle privé verlaſſen haben
oder —
Irgendwo franzöſiſche Laute, eine vor Erregung heiſere Dann ſchieß ich ihn über den Haufen!”
Stimme.
nes Herzens!”
Hanns=Joachim hatte das Gefühl, als ſänken plötzlich
Zent=
nerlaſten auf ihn herab, er wollte rufen, ſchreien, irgend etwas
ganz Unſinniges tun und konnte ſich doch nicht rühren. Er ſpürte,
roter Schleier niederſank Die Fäuſte des Rieſen ballten ſich ihrem Handgelenk.
— Annemarie kleine, liebe liebe Annemarie Und nun
wieder die heiße, werbende Männerſtimme: „Ich bete Sie an,
Annemarie! Ich bete Sie an, Frau meines Herzens!”
„Niemals! Niemals in meinem Leben!”
„Niemals? Und das iſt Ihr — letztes Wort, Komteſſe?‟
„Mein letztes!”
„Alſo keine, gar keine Hoffnung?!”
„Ich ... ich liebe einen anderen .. ."
Einen . einen anderen Der Darkehmer taumelte, riß
ſich zuſaminen — — das alſo war es, das — —! Darum hatte ſie
ſo unbefangen mit ihm verkehrt, weil ſie in ihm nur den
Ver=
wandten, den Vetter, den brüderlichen Freund ſah, der nicht zählte
Annemarie würde auf ihn, ausgerechnet auf ihn gewartet haben! Ganz verdutzt ſah ihm die Kleine nach, ſchüttelte das Köpf=
Wer es wohl ſein mochte, deſſen Bild ſie im Herzen trug — — ein
Oeſterreicher? Ein Wiener?
Leichte, leiſe Schritte. Unwillkürlich trat Kreuth in den
tie=
fen Schatten einer Palmengruppe. Mit geſenktem Köpfchen ging
Annemarie hart an ihm vorbei, fünf Schritte zurück der Vicomte,
blaß, nervös unter der nachzitternden Erregung der letzten
Augen=
blicke. —
Waren es Minuten? Waren es Viertelſtunden? Hanns=
Joa=
chim ſchreckte zuſammen, als erwache er aus einem Traum.
Mecha=
niſch zündete er ſich eine Zigarette an, ging nach der Wandelhalle
zurück
Und ſtand plötzlich Annemarie gegenüber —
Du
„Ich hab di gſucht, die Tant meint . . ." Sie brach ab, wurde
dunkelrot und dann blaß. — „Achim — — geh — — du haſt doch
net.
Er wollte lächeln, aber es wurde eine Grimaſſe. „Jawohl,
ich habe gehorcht wie ein neugieriger Diener — — unfreiwillig,
aber ich bitte dich um Verzeihung.”
„Achim!‟ Das klang wie erloſchen ...
Ganz dicht trat er an ſie heran:
„Er hat ſich doch nicht — — unehrerbietig gegen dich
benom=
men?! Herrgott! Dann ſchick’ ich ihm ſofort meine Forderung!
„Aber nein! Gwiß und wahrhaftig net! Nur traurig is er
„Komteſſe! Ich bewundere Sie! Ich bete Sie an, Frau mei= halt gweſen, wie i ihm gſagt hab, daß . . ." nun ſtockte ſie doch ...
„Daß du einen anderen liebſt!“
„Ja ...‟ Das Annemarietſcherl blickte beiſeite, hielt das
Köpfchen geſenkt, damit der lange Vetter das Schelmenlächeln
nicht ſehen ſollte.
wie das Blut in ſeinen Adern ſang und ſauſte, wie ein purpur= Seiner ſelbſt nicht mehr mächtig, griff der Darkehmer nach
„Und wer . . . wer iſt dieſer andere?"
„Du tuſt mir weh!” ſagte ſie leiſe, machte ſich frei und ſah ihn
voll an: „Zu dieſer Frage hat niemand ein Recht!”
„Auch ich nicht? Als . .. als dein beſter Freund?‟
„Auch du net, Achim!” Annemarie hielt ſeinem Blick ſtand.
„Aber i dank dir vom Herzen für dein ritterliches Eintreten.”
„Nachdem ich gehorcht hatte!” ſagte er bitter.
„Ach geh! Haſt’s ja net woll’n, a Zufall halt und is auch nis
dabei
„Nein, du haſt recht — — es iſt wirklich nichts dabei, nur mir
iſt ein Glückstraum in Scherben gegangen — —‟ Er wandte ſich
ab, ging mit langen Schritten nach dem Spielzimmer hinüber, ließ
Tor, der er geweſen war, ſich einzubilden, ein Mädchen wie — diesmal gar nicht ritterlich — Annemarie ſtehen, wo ſie ſtand.
chen lächelte und blickte nach der kaſſettierten Decke empor, als
wolle ſie den Himmel zum Zeugen dafür anrufen, wie
minder=
begabt in gewiſſen Lebenslagen die Herren der Schöpfung ſind.
(Fortſetzung folgt.)
Seite 10 — Nr. 81
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 22. März 1933
Sport, Solel und Jucnen
Aut der eutſchen Turnerlckaft
Main=Rheingau=Waldlauf.
am Sonntag auf der Beſſunger Rennbahn.
Die erſte diesjährige Wettkampfveranſtaltung des Main-
Rhein=Turngaues iſt der Gau=Waldlauf, den die Tgde.
Beſ=
ſungen für den kommenden Sonntag zur Austragung übernommen
hat. Obwohl der Waldlauf unter den verſchiedenen im Main=
Rheingau betriebenen Uebungszweige unter den letzten war, deren
Ausbau man begann, ſo hat ſich in der Reihe der Jahre doch
ge=
zeigt, wie ſehr die Einführung einem Bedürfnis der
ſporttreiben=
den Turner entſprach. So blieb auch der Erfolg von Anfang an
bis heute den Wiederholungen in jeder Weiſe treu. Auch der
Waldlauf am 26. März in Beſſungen verſpricht aller
Wahrſchein=
lichkeit nach wieder ein recht bedeutungsvolles Ereignis zu
wer=
den. Dieſen Schluß laſſen wenigſtens die durch die Tgde. Beſſungen
getroffenen Vorbereitungen zu.
An Bedeutung gewinnt der Lauf ſchon deshalb, weil er für
die oberſte Klaſſe, ſowohl im Einzel= als auch Mannſchaftslauf als
Ausſcheidungskampf für die bevorſtehenden Kreismeiſterſchaften
gilt. In der Sonderklaſſe (Hauptlauf) kann der mehrjährige
Meiſter Fornoff (Tgeſ 1875 Darmſtadt) wieder als Sieger
er=
wartet werden, jedoch muß auch diesmal ſtark mit der Konkurrenz
aus dem eigenen Verein gerechnet werden. In der Oberſtufe ragen
die erprobten Läufer der 1875er mit Fick und Schneider hervor,
Hier fehlt vorerſt noch der Titelverteidiger Loos=Jugenheim, der
bisher nicht gemeldet iſt. Zum ſcharfen Kampfe dürfte es in der
Mittelſtufe kommen, wo ſich ebenbürtige Gegner wie Aßmuth (
Beſ=
ſungen), Pfeiffer (Bensheim), Wolf (Eberſtadt) und Eiſe (
Lan=
gen) am Ablauf einfinden. Unter den 27 Bewerbern der
Unter=
ſtufe iſt eine Vorausſage auf den Sieger nicht vorzunehmen, doch
kann man mit der Anwartſchaft von Weber (Tgſ. 1875 Darmſtadt)
oder Bauer (Eberſtadt) rechnen. In den Mannſchaften iſt das
Kräfteverhältnis ſehr verteilt und mit Glück kann hier Münſter
den Vereinsmannſchaftskampf gewinnen. In der Jugendklaſſe 1
verzeichnet die Meldeliſte ganz neue Namen, ſo daß der Kampf
als offen zu bezeichnen iſt. Die ältere Jugendklaſſe, mit 24
Teil=
nehmern beſetzt, wird ſich einen ebenſo ſpannenden Kampf liefern
wie die älteren Generationen, zumal hier ganz ebenbürtige
Geg=
ner antreten. Beſſungen und Münſter dürften die beſſeren
Aus=
ſichten haben. Neu iſt die Jugendklaſſe (Jahrgang 19). Eine
Vor=
ausſage iſt hier nicht möglich, doch dürfte Beſſungen oder
Eber=
ſtadt den Sieger ſtellen.
Es ſind dieſerhalb bei dem Gau=Waldlauf der Main=
Rhein=
turner am kommenden Sonntag ſehr ſpannende Kämpfe zu
erwar=
ten und an beſonderen ſportlichen Reizen dürfte es nicht fehlen.
Zeigt doch der Lauf des einheimiſchen Gaues das beſte
Läufer=
material ſeiner Vereine, die den Langſtreckenlauf als eine der
wichtigſten Leibesübungen betreiben. Ein Beſuch dieſer
Veranſtal=
tung dürfte ſich ſicher lohnen. Der Beginn der Läufe iſt auf 2 Uhr
angeſetzt.
Frühjahrswaldlauf des Main=Rod=Gaues (A.D.T.) in Haßloch
bei Rüſſelsheim.
Am Sonntag veranſtaltete der Main=Rod=Gau (Allg.
Deut=
ſcher Turnerbund) ſeinen Frühjahrswaldlauf. Die Ausrichtung
hatte TV. Haßloch übernommen. Das Meldeergebnis war in
An=
betracht der ſchlechten Lage der Vereine gut. Der gebotene Sport
läßt auf gute Leiſtungen, in der diesjährigen Saiſon ſchließen.
In der Meiſterklaſſe wurde Heinrich Klein, Tv. Kelſterbach, in
der ſehr guten Zeit von 24:57,2 Min. Sieger. Er hat damit
ſei=
nen Meiſtertitel mit Erfolg verteidigt. Der Sieger in
Junioren=
klaſſe, F. Schmitz=Raunheim, gewann den 5000=Meter=Lauf ganz
überlegen mit beinahe 500 Meter Vorſprung vor dem Zweiten,
Willnow=Rüſſelsheim. Die Leitung der Kämpfe lag in Händen
des Verbands= und Gauſportwartes L. Feutner, Tv. Mörfelden.
Die Reſultate: Meiſterklaxe, Einzellauf: 1. H. Klein, Tv
Kelſter=
bach, 24:57,2 Min., 2. H. Kron, Tv. Mörfelden, 3 K. Völker Tv.
Mörfelden 4. Chr. Knodt und Fr. Ulbrich. — Mannſchaftslauf:
1. Tv. Mörfelden. — Junioren. Einzellauf: F. Schmitz=
Raun=
heim 18:30 Min, 2. E. Willnow=Rüſſelsheim, 3. A. Kraus=
Rüſ=
ſelsheim, 4. J. Baerſch, Tv. Königſtädten. — Junioren,
Mann=
ſchaftslauf: 1. Tg. Rüſſelsheim, 2. Tv. Königſtädten. — Jugend
von 16—18 Jahren: Einzel: 1. H. Luley, Tv. Trebur, 2. H.
Schul=
meyer, Tv. Mörfelden, 2 Meter zurück, 3. H. Becker=Raunheim,
4. L. Pärr=Rüſſelsheim, 5. J. Wolf=Rüſſelsheim. 6. Ph. Schick=
Königſtädten, 7. H. Beſt=Königſtädten. Jugend von 16—18
Jahren, Mannſchaftslauf: 1. Rüſſelsheim 8 Punkte, 2. Tv.
König=
ſtädten 15 Punkte, 3. Tv. Kelſterbach 22 Punkte. — Jugend von
14—16 Jahre, Einzellauf: 1. W. Scherer, Tv. Mörfelden, 2. H.
Kern=Raunheim, 3. H. Bauer=Gräfenhauſen, 4. Val.
Zimmer=
mann=Gräfenhauſen, 5. H. Aſtheimer=Mörfelden. — Jugend von
14—16 Jahren, Mannſchaftslauf: 1. Tv. Mörfelden 2. Tg.
Grä=
fenhauſen. — Altersklaſſe: 1. H. Feutner, 2. E. Scherer, 3. H.
Gerbig, alle Mörfelden. — Schüler, Mannſchaftslauf: 1.
Raun=
heim. 2. Haßloch, 3. Rüſſelsheim, 4. Königſtädten.
Nach der Siegerverkündigung blieben die Teilnehmer noch
ein paar frohe Stunden im Vereinslokal des Tv. Haßloch
zu=
ſammen.
55000 Mark Einnahmen brachte das ſonntägliche
Länderſpiel gegen Frankreich bei rund 47 600 zahlenden Beſuchern.
Das Spiel blieb damit angeſichts der geringeren Eintrittspreiſe
hinter den Erträgen der Spiele gegen England und Oeſterreich
in Berlin zurück.
Handball im Odenwald=Gau der 2.T.
Die Ergebniſſe vom 19. März:
Groß=Zimmern—Tgde. 1846 Darmſtadt 5:4; Erbach-Lengfeld
7:3: König—Momart 9:3; Gundernhauſen—Schaafheim 9:0;
2. Mſch. 2:3; Michelſtadt—Reichelsheim 11:3; Beefelden —
Er=
bach II. 4:1: Hergershauſen—Schlierbach 6:1; Semd—Reinheim
1:5: Heubach I.—Lengfeld III. (ausgef.) Kirch=Brombach II.—
Böllſtein 13:2; Richen I.—Groß=Umſtadt II. 1:4.
Ueber Groß=Zimmern iſt bereits berichtet. Das Treffen in
Erbach wurde etwas hart ausgeführt. Lengfeld gefiel im Sturm
nicht recht. In der zweiten Spielhälfte ereignete ſich ein
Zuſam=
menſtoß zwiſchen dem Erbacher Mittelläufer und dem Schiri;
Platzverweis und Spielabbruch von ſeiten des Schiri, der tätlich
angegangen wurde, bildeten die Folge. — König war an
Schnel=
ligkeit und Zuſpiel den Gäſten weit überlegen. Momart, das
anfangs nur mit 10 Mann ſpielte, hätte oft raſcher und genauer
abſpielen müſſen. König fand in der erſten Halbzeit auch deshalb
wenig Widerſtand, weil es bei Momart an Einigkeit und Eifer
haperte. — In der erſten Halbzeit zeigte Gundernhauſen gegen
Schaafheim ein nettes Spiel. Nach der Pauſe ließ Schaafheims
Tormann alle Bälle abſichtlich ins Netz. Was ſoll man zu ſolch
einem Verhalten ſagen? Mir fehlt hierfür an dieſer Stelle der
Ausdruck. Bei den 2. Mannſchaften gewann Schaafheim verdient.
— Einen ruhigen, anſtändigen Kampf trug man in Michelſtadt
aus. Die Michelſtädter ließen ein gutes Zuſammenſpiel und einen
kräftigen Wurf ſehen. Reichelsheims Angriff war zuviel auf
einen Mann zugeſchnitten (Götmann !). Im Stellungsſpiel und
in der Sicherheit des Zuſpiels traten noch Mängel auf. — Erbach
fuhr mit 9 Mann nach Beerfelden und behauptete ſich trotzdem in
der erſten Hälfte. In der zweiten ließ es gegen die ſtark
drängen=
den Einheimiſchen nach. Regenſchauer beeinträchtigten den
Spiel=
verlauf. — Vor der Pauſe kämpften in Hergershauſen zwei
gleich=
wertige Mannſchaften miteinander; Stand 1:1. Nach dem Wechſel
ereignete, ſich ein Unfall, der der Gäſtemannſchaft den nötigen
Schwung nahm. — Reinheims I. war beſtändig überlegen.
Ob=
wohl nach dem Wechſel eine härtere Note ins Spiel getragen
wurde, hielt ſich alles noch gut im Rahmen des Erlaubten. — Den
mit drei Wurfkanonen der 1. Mannſchaft verſtärkten K.=
Brom=
bachern ſtanden nur 10 Böllſteiner gegenüber. Kirch=Brombach
ſiegte denn auch, ohne ſich auszugeben, nach Belieben. Böllſtein
nahm die Niederlage ſehr anſtändig hin; es war ein echtes
Freund=
ſchaftsſpiel. — Groß=Umſtadt erſchien in Richen mit 5 Spielern
aus der 1. Mannſchaft, gegen die Richen eine mit drei
Erſatzleu=
ten geſchwächte Elf ſtellte, was ſich im Spielverlauf bald
bemerk=
bar machte. Die beſten Leute beim Gaſtgeber waren Tormann
und Halblinker. Er ſchloß das Ehrentor. Groß=Umſtadt hatte in
der Hintermannſchaft ſeinen beſten Mannſchaftsteil. In der 1.
Hälfte, mit Wind ſpielend, zeigte Groß=Umſtadt das beſſere Spiel
und legte drei Tore vor; in der zweiten Hälfte war die Sache
aus=
geglichen.
Am Sonntag, den 26. März, iſt wegen der Waldläufe
Spiel=
verbot in unſerem Gau.
Radſpork.
Darmſtädter Radſportclub 1919.
Mit dem 1. Lauf zur Klubmeiſterſchaft eröffnet der R. S.C.
1919 am Sonntag ſein diesjähriges Sportprogramm. Das Rennen
geht über die Strecke Darmſtadt—Griesheim—Wolfskehlen—
Lee=
heim—Dornheim—Groß=Gerau-Büttelborn — Darmſtadt Start
und Ziel iſt, die Eiſenbahnbrücke am Hauptbahnhof (Rheinſtr.).
Dem Start der Trainingfahrer um 7.30 Uhr werden die
Renn=
fahrer um 8 Uhr folgen. Wenn es ſich auch bei den Klubläufen
mehr um eine Leiſtungsprobe handelt, ſo wird es doch ein ſcharfes
Fahren geben und der vorjährige Klubmeiſter Klöß wird ſeinen
Titel gegen ſeine aufwärtsſtrebenden Kameraden verteidigen
müſ=
ſen. Gute Organiſation und ſtarke Beteiligung werden auch
dies=
mal die Vorausſetzung ſchaffen, daß die Zuſchauer am Ziel und
auf der Strecke auf ihre Koſten kommen. Die erſten Fahrer
dürf=
ten um 9 Uhr an der Brücke eintreffen.
Südweſtdeukſchlands neue Box=Meiſter.
Die Endkämpfe um die ſüdweſtdeutſchen Amateur=
Boxmeiſter=
ſchaften nahmen am Sonntag in der dicht beſetzten Wiesbadener
Stadthalle unter der umſichtigen Leitung von Müller=Köln einen
reibungsloſen Verlauf. Im großen und ganzen gab es die
er=
warteten Sieger.
Im Fliegengewicht ſiegte Rappſilber (FSV. Frankfurt)
über Schmidt (Prag Stuttgart) in der dritten Runde durch
tech=
niſchen k.o. Im Bantamgewicht blieb der Titelverteidiger
Ro=
thenberger (Prag Stuttgart) über Müller (Karlsruher BV.)
in der dritten Runde durch k.o. ſiegreich. Im Federgewicht ſiegte
Tröblinger (BC. Speyer) über den Titelverteidiger Dietrich
(Singen) nach Punkten. Das Leichtgewicht ſah in Röder (FSV.
Frankfurt) ſeinen neuen Meiſter, der durch Disqualifikation des
reichlich unſauber boxenden Endres (PSV. Stuttgart in der
drit=
ten Runde ſiegreich blieb. Im Weltergewicht wurde Leitner
(PSV. Stuttgart), der Zettler (Ludwigshafen 03) n P ſchlug,
neuer Meiſter. Bernlöhr=Stuttgart wurde im Mittelgewicht
abermals kampflos Sieger, da ſein Klubkamerad Schöllkopf wegen
einer am Vortage erlittenen Verletzung verzichten mußte. Im
Halbſchwergewicht wurde der Titelverteidiger Mayer=Singen
durch techniſchen k.o. Sieger in der dritten Runde über Mayer
(V.f.R. Mannheim). Im Schwergewicht holte ſich Bubeck (Prag
Stuttgart) einen kampfloſen Sieg, da ſein Gegner Leis=Homburg
wegen Erkrankung abſagen mußte. Einen Einlagekampf
ge=
wann der neue Meiſter gegen Weber=Wiesbaden nur knapp nach
Punkten.
Europameiſterſchaften im Ringen.
Hornfiſcher Europameiſter. Ehrl und Földeak erringen 2. Plätze.
In den letzten Ausſcheidungstreffen bei den Ringer=
Europa=
meiſterſchaften in Helſingfors gab es neben zwei deutſchen
Niederlagen auch einen deutſchen Sieg, und zwar im
Schwerge=
wicht durch den Nürnberger Hornfiſcher, Der Nürnberger
be=
ſiegte Troßmann=Eſtland nach 10:35 Minuten und iſt damit neben
dem Münchener Federgewichtler Ehrl der ausſichtsreichſte unſerer
ſechs deutſchen Vertreter.
Im Weltergewicht erlitt der Kölner Möſchel in 13:39 eine
ent=
ſcheidende Niederlage durch den Finnen Nordling und der Schwede
Cadier legte im Mittelgewicht den Hamburger Földeak in 14:24
auf beide Schultern. Cadier ſtellte mit dieſem Siege bereits ſeine
Meiſterſchaft feſt, da er jetzt alle Gegner ſeiner Gewichtsklaſſe
be=
ſiegt hat.
Eine Ueberraſchung gab es im Schwergewicht wo der Finne
Niemelae über den bekannten Schweden Weſtergreen einen
Arbeitsſieg errang
In Helſingfors wurden am Montagabend die
Schluß=
kämpfe der Europa=Meiſterſchaften im Ringen abgewickelt. In den
Schlußkämpfen waren noch 3 Deutſche vertreten. Hornfiſcher
(Nürnberg) erlitt zwar im Schlußkampf der Schwergewichtsklaſſe
gegen den Schweden Weſtergreen eine Punktniederlage; er hatte
aber durch vorhergegangene entſcheidende Siege ein beſſeres
Punkt=
verhältnis, ſodaß er damit Europameiſter wurde, während
Weſter=
green, der am Vortage dem Finnen Niemelae unterlegen war, an
dieſen noch den zweiten Platz abtreten mußte. Ehrl= München
mußte im Federgewicht nach tapferer Gegenwehr dem erfahreneren
Finnen Kuſta Philajamaeki einen knappen Punktſieg, und damit
den Europa=Meiſtertitel überlaſſen. Földeak=Hamburg konnte
ſich im Mittelgewicht, in dem der Meiſter bereits in dem Schweden
Cadier feſtſtand, durch einen Arbeitsſieg über den Finnen
Weſt=
lund noch einen ehrenvollen zweiten Platz ſichern und ſeinen
Geg=
ner an die dritte Stelle vexweiſen.
Im Bantamgewicht ſicherte ſich der Ungar E Zombori
durch einen weiteren Arbeitsſieg über Pertunen=Finnland den
Titel, da der Favorit Tuveſſon=Schweden durch den Dänen Voigt
überraſchend beſiegt wurde. Reini= Finnland wurde
Europa=
meiſter im Leichtgewicht durch 2 entſcheidende Siege über Karlsſon
(Schweden) und Dahl (Norwegen), der aufgab. Auch im
Welter=
gewicht kam Finnland durch Nordling, zu einem Titel,
nach=
dem der Finne den Favoriten Glanß=Schweden nach Punkten
be=
ſiegt hatte. Die Meiſterſchaft im Halbſchwergewicht war dem
ſchwediſchen Olympiaſieger Rudolf Svenſſon nicht zu nehmen,
der trotz einer Punktniederlage durch, einen entſcheidenden Sieg
über Luiga=Eſtland in 10:28 Geſamtſieger wurde.
Im Klaſſement der Nationen belegte Deutſchland
hinter Finnland und Schweden den dritten Platz.
Weſtdeutſchlands beſter Schwimmverein iſt
Poſeidon=Köln. Die Kölner gewannen am Sonntag den zweiten
Teil des großen Klubkampfes gegen Düſſeldorf 09 mit 8:2 und
ſieg=
ten damit im Geſamtergebnis mit 12:6
Seinen Titel verloren hat Leichtgewichtsmeiſter
Franz Dübbers, weil er ihn nicht in der vorgeſchriebenen Friſt
gegen Dan Schink verteidigte.
15.15:
17.00,
18.25:
18.50:
19.20:
20.15:
21.45:
22.10:
22.45:
9.00:
10.10.
11.30:
14.45:
15.45:
16.00:
Aut.
17.10:
17.30:
18.00:
18.25:
18.40:
19.00:
19.30:
19.35:
G.
20.30:
22.10:
23.00:
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Mittwoch, 22. März
Stunde der Jugend: Tierwelt im Urwald, Erzählung. —
Die Kunſt. Geld zu machen. Plauderei.
München: Konzert. Werke von Mozart, Humperdinck, Wolk.
Soliſt: Ernſt Konrad Haaſe (Bariton).
Wie ſteht es um Leiſtungen und Zukunft der Angeſtellten=
Verſicherung? Eine Sprechſtunde beim Vertrauensmam der
Angeſtelltenverſicherung.
Max Reger. Vortrag von Hans Rosbaud.
Friedenskirche Frankfurt a. M.: Komzert. Orgelwerke von
Max Reger. Ausf.: Helmut Walcha.
Freiburg: Die Welt auf dem Monde. Komiſche Oper von
Joſ. Haydn.
Mannheim: Pfälzer Lieder zur Laute. Ausf.: Elſe Wagner=
Zeit. Nachrichten. Wetter Sport.
Nachtmuſik der Tanzkapelle der Stuttgarter Philharmoniker.
Leitung: Harry Riſch.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Mittwoch, 22. März
Schulfunk: Die Inſel der 1000 Wunder.
Schulfunk: Till Eulenſpiegel lernt Geſchichte. Eine heſterg
Wortkunde.
Lehrgang für praktiſche Landwirte
Kinderſtunde: Was Ihr wollt!
Das Bettelweib von Locarno, von Heinrich v. Kleiſt.
Dr. med. Richter: Was iſt Stereoſkopie? Zur 100=
Jahw=
feier des Raumſehens.
Hamburg: Nachmittagskonzert.
Oberſt a. D. v. Oertzen: Neuzeitliche Wehrſyſteme.
Prof. Fitzner: Von Ländern und Völkern.
Tägliches Hauskonzert. Duette von Schubert u. Schumann
für Sopran und Tenor.
Zeitdienſt.
Obering. Nairz: Viertelſtunde Funktechnik.
Engliſcher Sprachunterricht.
Das Gedicht.
Weltliches und Geiſtliches von Hugo Wolf. Roſe Walter
(Sopran). Am Flügel: Maria Antree Thamm.
Juſtizrat Dr. Luetgebrune: Römiſches Recht? Deutſches Recht!
Leipzig: Soldatenleben, das heißt luſtig ſein. Musketiere,
Ein heiteres Soldatenprogramm.
Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Köln: Nachtmuſik und Tanz. Leitung: Eyſoldt.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
191b noch 6. nur 3.15
kostet das
PUNKTAL-GLAS
in den Stärkegraden für
die übliche Kurz- und
Übersichtigkeit.-Damit
rückt ZElSS-PUNKTAL
in den Bereich eines
je-
den Fehlsichtigen, der
auf die Erhaltung seiner
Sehkraſt Wert legt. Im
Schaufenster des Opti-
RLZEISS) hers schen Sie, ob er
24 ZElSS-PUNKTALführt
Aufklärende Druckhschrikt „Punktal” kostenfrel von
Corl Zeiss, Jeng / Berlig / Hamburg / Köln / Wien.
Großes ſonn. möb.
Zimmer bill. z. vm.
Zu erfrag. Geſchſt.
Emgillieren!
Pankratiusſtr. 31.
(2418a).
Soderſtr. 44½ I.
möbl. Zim. z. vm.*
Aliceſtr. 9, I., möb.
3. m. od. oh. Penſ.
Grafenſtr. 16,II., möb.
Zi., 1-2bett., Küchb.
Schön mb. 3., el. L.,
Schützenſtraße 8, I.
*sm).
Mühlſtr. 24, II. lks.
möbl. Zim. zu vm.
(3771b)
Magdalenenſtr. 5
ſep. möb. Z. z. vm.*
Leere Zimmer
Leer. u. möb.
Man=
ſardenzimmer Nähe
Pauluskirche z. vm.
Näh. Geſchäftsſt.
In freier Lage
2 Zim. m.
Veranda=
zim., Kochgel., ev.
Badmitbenutzg.,
ſo=
fort zu vermieten.
Marienhöhſtraße 4,
Villenkolonie.
Telefon 3005.
Sonnige, geräumige
5.Zim. Mohn.
mit Zubehör im 2.
Stock des Hauſe=
Hügeſſtane 69
ab 1. 4. 33 zu
ver=
mieten. Näheres b.
Rechtzanw. Oſann,
Wilhelminenſtr. 21,
Fernſpr. 146. (3635a
Wohn=u. Sch
Ne
leg. möbl., Zentr.=Heiz., Bad. Telef.=
Benutz, zum 1. 4. 33 in
Wilhelminen=
ſtraße 38 z. vm. Ev, auch la Verpfleg.
Renovierte 0=Zimmer=Wohnung
nit Küche, Bad u. allem Zubehör ſofort
zu vermieten. — Naſſauiſches Heim.
Rheinſtraße 53, Telefon 3602.
Eaisenplatz 4
Helle Büro- und Lagerräume
mit Wohngelegenheit,
12 Zimmer bei 16 Fenster
Straßenfront, ganz oder
geteilt zu vermieten.
Berd. Schmidt, Klicenstr. 5. Tel. 2438
ume
zu vermieten Ernſt=Ludwig=Straße 14.
Näh. daſelbſt im 2. Obergeſchoß. (*sm
Saalbauſtr. 77, part.
(Ecke Heinrichſtr.)
herrſch. 6=Zi.=Wohn.
(Gartenanteil) zum
1. April 33 z. verm.
Näh. durch Alter’s
Wohnungsnachweis,
Eliſabethenſtr. 34
oder W. Schenck,
Viktoriaplatz 10.
(3940b)
6-Zim.-Wohng.
mit eingebaut. Bad
und ſämtl. Zubehör
in einwandfr. Zuſt.
Georgenſtr. 12
part., p. 1. 4.
preis=
wert z. verm. Anfr.
erb. an Ernſt Katz,
Eſchollbrückerſtr. 5.
Telef. 1165. (*gms
4=Zim.-Wohn.
ſonn., Ludwigspl. 2.
Näh.: Arnheiter.
Jugenheim a. d. B.,
kl. 2=Zim.=Wohng.
m. Küche u. Zubeh.,
gute Lage, für 20
Mk. zu verm. Ems
Sandmühlſtraße 8.
Laden
m.2 Nebenräum.
per 1. Mai
H. Flamm
Grafenſtraße 4.
(2090a)
Werkſtätte,
Wilhel=
minenſtr., bish. von
Schuhm. benützt, z.
1. April z. vermiet.
Näh. Geſchäftsſt. *
Große und kl. belle
Geſchäffsräumnd
f. Büro= od.
Fabri=
kat.=Zwecke (Zug. v.
Rheinſtr. od.
Saal=
bauſtr.) preisw zu
vm. Näh.
Saalbau=
bauſtr. 4 (Kontor).
(2923a)
i. Zwiſchenſtock, gr.
hell, ſow. 4=Z.=W. Jg. kinderl. Ehep.
ſucht 2 Zimmer mit O Küche bis 1. od. 15.
April. Ang. m. Pr.
Off. u. K. 172 Gſch. u. K. 173 Geſchſt. WEiBLICH Dame ſucht beſſere
2—3-3.-Wohng.
Angeb. an Werle,
Riegerplatz 7, II. Garage frei Biel Hoffmannſtr. 23, II.
(*im)
V
Kleiner Laden
mit Wohnung April od 1. Mai. *
4 Ang. u. K. 177 Gſch.
Berufst., ruh. Dame
ſucht ſofort ſchöne Einfamil=Haus geſ., d. alle Haus=
arbeiten, Kochen u. zu mieten geſucht. 2=Z.=Wohng. oder 2 Off. u. K. 176 Gſch. ruh. leere Zim., ev. m. Bedien., a. lbſt. Bezahlung zugeſich.
Schriftl. Ang. mit
näh. Ang. u. Zeug=
iſt. u. K. 170 Gſt.*
Mädchen
ehrlich, ſaub., tags=
über ſofort geſucht.
Näh. Geſchſt. (3949 Ich ſuche für mein
Bruder moderne.
* 55. Mhu bei ev liebev. Leu=
ten. Nähe Zentrum.
Ang. m. Preis unt.
mit allem Zubehör. /K. 168 a, d. Gſchſt.* Angeb. mit Preis
u. genauer Angabe
der Lage an Rechts=
anw. Dr. Neuroth,
Luiſenſtraße 6.
Staatsbeamter
ſucht p. ſof. 3—4=3.
Wohng. Preisang 2 Zim. m. Zubehö=
ſucht ält. Ehep. bis
15 Apr. od. 1. Mai
Off. u. K. 169 Gſch. unt. K. 178. Gſchſt.
Kl. Einf.-Haus
od. ger. 4—5=Zim. Wohnung mit Bad u. Nebengel. f. äl. Waſſ. (ev. Bad), m. 9—41 vorm., 7—8 Off. mit Preisang.
nur v. Selbſtverm. Ehep. z. 1. Mai geſ. voll. Penſ. in gut.
Hauſe. Ruh., ſonn. nachm.
C. Steinmetz, u. J. 126 Geſchſt. Ang. u. C. 2833 Gſch.
Cans Lage Beding. Prs.=
(IV.3951) Der Friſeur
d. Dame u. d. Hrn
Ludwigſtraße 8. 2 [ ← ][ ][ → ]
Die Landwirtſchaft in der Börſenreform.
Konkrolle und durchgreifende ſtagkliche Aufſichk. — Sorge für unſere Landwirtſchaft.
Landwirkſchaft begrüßk die Börſenreform
LW. Die durchgreifende Reform des Börſenweſens, die
von Reichsminiſter Hugenberg in ſeiner Eigenſchaft als Kommiſſar
für das Preußiſche Wirtſchaftsminiſterium zunächſt für Preußen
angeordnet worden iſt, dürfte in ſchneller Folge auch in den
nicht=
preußiſchen Ländern durchgeführt werden, weil gerade auf dieſem
für den Markt aller Produktionswerte preismäßig entſcheidenden
Gebiet eine reibungsloſe Zuſammenarbeit und Gleichſchaltung über
das ganze Reich erforderlich iſt. Von führender
landwirtſchaft=
licher Seite wird, wie die „L.W.” mitteilt, die Börſenreform
leb=
haft begrüßt. Es wird doch nicht nur für eine ſchärfere Kontrolle
und durchgreifende ſtaatliche Aufſicht geſorgt, ſondern an den
Produktenbörſen auch der Landwirtſchaft ein
ausſchlag=
gebender Einfluß eingeräumt. Man darf damit
rech=
nen, daß dieſe Neuordnung der Börſen durchgreifende Wirkungen
haben wird. Insbeſondere wird die Spekulation nicht mehr die
bisherige ausſchlaggebende Rolle ſpielen können. Die Börſen
wer=
den wieder auf ihre eigentliche Produktion der marktmäßigen
Preisfeſtſtellung und des tatſächlichen Preisausgleiches als
Baro=
meter der Wirtſchaft zurückgeführt, ohne daß wir künftighin
Ge=
fahr laufen, daß eine wilde Spekulation über die Börſe
beſtim=
menden Einfluß auf die Rentabilität der Wirtſchaft gewinnen
und mit leichtfertigem Spiel die ehrliche Produktion gefährden
kann. Es wird nun Aufgabe der Landwirtſchaft ſein, durch die
Entſendung tüchtiger Vertreter in die Börſenvorſtände und
Börſen=
kommiſſionen dafür zu ſorgen, daß die neuen Möglichkeiten auch
voll ausgenutzt werden. Es iſt ja ſo bezeichnend, daß zwar ſeit
langen Jahren über Fragen der Börſenreform verhandelt worden
iſt, ohne daß man in den weſentlichen Punkten zu einem Ergebnis
gekommen wäre, und daß nun Hugenberg mit einem Schlage den
alten Klagen Rechnung trägt und mit der Landwirtſchaft
über=
haupt der ſoliden Produktion und den Sparern den Einfluß gibt
der ihnen gebührt. Mit dieſer Reorganiſation der Börſen, die ſich
in der Wirkung auch auf die nichtſtaatlichen Produktenmärkte
er=
ſtreckt, iſt aber für die marktmäßige Preisbildung der
Landwirt=
ſchaft noch nicht alles getan. Man darf annehmen, daß in Kürze
auch für die anderen Märkte und Notierungsorganiſationen
ſinn=
gemäß entſprechende Anweiſungen ergehen. Bei den
Schlachtvieh=
märkten dürfte damit zugleich eine Vereinheitlichung des
Viebhofsweſens Hand in Hand geben, wenn auch in der
Einzelregelung den örtlichen Bedürfniſſen Rechnung zu tragen iſt.
Jedenfalls bedarf das geſamte landwirtſchaftliche
Notierungs=
weſen, das zum Teil überhaupt noch nicht ſachgemäß durchgeführt
wird, einer gründlichen Reform, um überall wirklich
repräſen=
tatine Notierungen zu erzielen und jede Möglichkeit einer
will=
kürlichen Preisbildung gegenüber Erzeugern und Verbrauchern
auszuſchalten.
Die Lage am Devifenmarkk.
Die Befeſtigung des Dollars machte auch geſtern international
weitere Fortſchritte. Maßgebend hierfür war die weitere
Ent=
ſpannung in den USA., ſowie die beſchloſſenen neuen
Hilfsmaß=
nahmen dedr Bundesreſervebanken. Die Erörterungen des
Schatz=
ſekretärs Woodin mit führenden Bankiers über einen Plan für
Umwandlung der kurzfriſtigen und langfriſtigen Schulden wurden
mit Befriedigung zur Kenntnis genommen. Das engliſche Pfund
zeigte dagegen eine etwas leichtere Tendenz und ging gegen den
franzöſiſchen Fr. auf 87,34, gegen den Gulden auf 8,50½ gegen die
Reichsmark auf 14,40 und gegen den Schweizer Fr. auf 17,79
zu=
rück. Die Reichsmark war mit 59 in Amſterdam, 123,25 in Zürich
und 605,75 in Paris feſter. Die Erklärung Dr. Schachts über die
Auslandsſchulden hat, international einen recht guten Eindruck
hinterlaſſen. Der franzöſiſche Fr. war gut behauptet, dagegen zeigte
der Schweizer Fr. ſchwächere Tendenz. Die Norddeviſen waren im
Einklang mit dem Pfund etwas leichter veranlagt.
Der Pfandbeiefumlauf im Januar 1933.
Verminderung des Geſamkumlaufs an Pfandbriefen
und Kommunglobligakionen.
Die Statiſtik der Boden= und Kommunal=Kreditinſtitute für
Januar 1933 umfaßt unverändert 104 Anſtalten. Im Januar
verminderte ſich der Geſamtumlauf an Pfandbriefen und
Kommunalobligationen (alles in Mill. RM.) weiter auf 11861
(31. 12. 32: 11 906 am 31. 1. 32: 12 413), und zwar betrug der
Bruttozugang 39.10 ((Dezember 1932: 41,02), der Abgang 90,96
(120,99), ſo daß ſich für Januar 1933 ein Reinabgang von 51.85
(79,98) ergibt: dabei haben die Pfandbriefe einen reinen
Ab=
gang von 36,58 (56, 29) und die Kommunalobligationen einen
ſolchen von 15,28 (23,69) zu verzeichnen.
Im einzelnen belief ſich der Bruttozugang bei den
Pfand=
briefen (Inland) im Januar 1933 bei einem Umlauf von 661
(6628) auf 32.33 (30,35), der Abgang auf 49,20 (55,59), ſo daß
ſich ein Reinabgang von 16,87 (25,24) ergibt.
Bei den Kommunalobligationen — Inlandsumlauf
1956 gegen 1963 — ſtellte ſich der Bruttozugang auf 3,15 (5,26),
der Abgang auf 10,65 (14,52), ſo daß ſich im Januar d. J. ein
Reinabgang von 7,50 (9,26) ergibt.
Der Umlauf an Auslands==Pfandbriefen und
=Kommunglobligationen ging weiter auf 1045 (1055)
zurück; der reine Abgang betrug 10,09 (22,16).
Liquidationspfandbriefe und
Aufwertungs=
ſchuldverſchreibungen (Umlauf 2167 gegen 2177)
wur=
den 9,66 (5.26) neu in den Verkehr gebracht; der Abgang betrug
20,37 (28,11).
Die Geſamtſumme des Beſtandes an Hypotheken,
Kom=
munaldarlehen und ſonſtigen Darlehen hat ſich mit 13 837 (
Dezem=
ber 1932: 13 881) Mill. RM. gegen den Vormonat um rund 44
(117) Mill. RM. weiter vermindert; von dieſem Rückgang
ent=
fallen 33 (89) auf das Neugeſchäft, deſſen Umfang auf 11419
(11 452) Mill. RM. geſunken iſt. Hierunter haben ſich
landwirt=
ſchaftliche Hypotheken um 11,32 (17.28) Mill. RM. auf 2657
(2668) Mill. RM. vermindert, ſtädtiſche Hypotheken um 16.82
(33,65) Mill. RM., ſo daß der Beſtand auf 5526 (5543) Mill.
RM. zurückging. Kommunaldarlehen gingen weiter um 5.95
(40,52) auf 3020 (3026) Mill. RM. zurück (der Rückgang im
Vor=
monat war zu einem Teil auf Umbuchung von rund 12 Mill.
RM. auf „Debitoren in laufender Rechnung” bei einer Anſtalt
zurückzuführen. Die Aufwertungsbeſtände ſind um 4.06 (26,58)
Mill. RM. auf 2386 (2390) Mill. RM. zurückgegangen und die
Teilungsmaſſe um 7.25 (0,69) auf 31,63 (38,88) Mill. RM.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Die deutſche Produktion von Original=Hüttenweichblei
ein=
ſchließlich kleinerer Mengen Hartblei ſtellte ſich auf Grund der
Berechnungen des Statiſtiſchen Büros der Metallgeſellſchaft A.G.,
Frankfurt a. M., im Januar 1933 auf 9846 To. gegen 10 828 To.
im Dezember 1932.
Anfangs Februar gab es in Heſſen faſt 50 000
Wohlfahrts=
erwerbsloſe, von denen die Hälfte auf die Städte entfällt
Durch=
ſchnittlich kommen, auf je 1000 Einwohner jetzt 37
Wohlfahrts=
erwerbsloſe gegen 36 im Vormonat. In den Städten (für ſich
be=
trachtet) beträgt der Durchſchnitt ſogar faſt 65.
Der Vereinsbank Lampertheim e.G.m.b.H. iſt auf Grund eines
bereits vor anderthalb Jahren geſtellten Antrags in Anerkennung
der bisher geleiſteten Wiederaufbauarbeit eine Sanierungshilfe
von 130 000 Mk. unter verſchiedenen Auflagen vom Reich gewährt
worden. Die Bedingungen werden der im nächſten Monat
ſtatt=
findenden Generalverſammlung zur Genehmigung unterbreitet.
Das Bild der Wirkſchaft.
Förderung und Erzeugung.
Der Rückgang, der in der Steinkohlenförderung im Lauf des
Winters einzutreten pflegt, hat auch im Februar ein weiteres
Abſinken der Kurve verurſacht, ohne daß damit ein beſonders
un=
günſtiges Zeichen zum Ausdruck käme. Zahlenmäßig liegt die
Förderung nicht unweſentlich höher als vor Jahresfriſt. Etwa
das gleiche gilt für die Braunkohle, deren Februarzahlen
abge=
ſchloſſen noch nicht vorliegen.
Die Koksgewinnung iſt im Februar wieder etwas geſunken,
einmal bedingt durch die geringere Zahl der Arbeitstage im
Fe=
bruar, dann aber auch durch den unverändert ſchlechten
Geſchäfts=
gang der Eiſeninduſtrie.
Auch die Eiſengewinnung zeigt im Februar einen Rückgang,
zumal die neuen Ruſſenaufträge wohl noch keine Wirkung
aus=
geübt haben.
Recht beachtlich iſt, daß die Stromgewinnung im Januar
kaum eine nennenswerte Senkung zeigt; ſie hätten ſaiſongemäß
etwas zurückgehen dürfen.
Die Fertigſtellung neuer Wohnungen zeigt nach der
verhält=
nismäßig hohen Dezemberſpitze im Januar wieder einem Rückgang.
Der Zementabſatz hat ſich im Februar merklich gehoben —
wahr=
ſcheinlich bedingt durch die erſten Auswirkungen der umfangreichen
Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen.
Eiereinfuhr.
Obwohl der Hühnerbeſtand in Deutſchland in den letzten
Jah=
ren merklich zurückgegangen iſt, zeigte auch die Einfuhr von Eiern
eine von Jahr zu Jahr fortſchreitende Verminderung. Erſt in der
zweiten Hälfte des vorigen Jahres hat ſich der Bezug von Eiern
aus dem Auslande wieder etwas gehoben. Der Grund dafür lag
außer in der ſtarken Verminderung der Inlandsproduktion in der
günſtigen Preislage. Der Geſamtaufwand für den Eierbezug aus
dem Auslande iſt ſeit 1929 ſtändig geringer geworden; die
Kur=
venzüge in dem unteren Teil des vorſtehenden Schaubildes zeigen
deutlich, wie dieſer Aufwand von Jahr zu Jahr zurückgegangen iſt.
Die neue Zollerhöhung für Eier wird naturgemäß den Bezug
aus dem Auslande ſtark einſchränken, da die Bevölkerung einen
höheren Aufwand für die Eierverſorgung offenbar nicht
aufbrin=
gen kann, und da auf der anderen Seite die Eierproduktion im
Inland zunächſt nicht weſentlich geſteigert werden kann, mindeſtens
ſo lange nicht eine beträchtliche Beſſerung des Verhältniſſes
zwi=
ſchen Futterpreis und Eierverkaufspreis herbeigeführt werden
kann. Solange die Kaufkraft der Bevölkerung nicht weſentlich
ſteigt, wird alſo eine Belebung der deutſchen Eierproduktion nur
auf dem Wege einer Futtermittelverbilligung möglich ſein.
Wie=
weit die Zollerträgniſſe hierbei die Mittel erbringen können, wird
zunächſt abgewartet werden müſſen.
Frankfurter Häuteauktion. Ochſenhäute erzielten gegen den
Vormonat leichte Aufſchläge. Schaffelle blieben unverkauft. Im
einzelnen erzielten Ochſenhäute rot m. K. 9—29 Pfund 22, 30—49
Pfund 23 25—25 50—59 Pfund 30—34,25, 60—79 Pfund 33—37,25,
80—99 Pfund 29,75—35, 100 Pfund und mehr 30—34,75:
Rinder=
häute m. K. rot 30—49 Pfund 37—42 Pfg.: Bullenhäute bis 29
Pfund 22 Pfg.; Kalbfelle ſchwarz m. K. bis 9 Pfund 36—39, desgl.
rot 48,5—52.,5; Kalbfelle ſchw. 9,1—15 Pfund 33,25—35, desgl. rot
44—46,75 Pfg.; Schußkalbfelle 25 Pfg.
Der zweike Tag der Kölner Frühjahrsmeſſe.
Wenn der Beſuch der Kölner Frühjahrsmeſſe am Montag auch
geringer war als am Sonntag, ſo war der geſamte Verkehr doch
weit lebhafter als bei früheren Meſſen am zweiten Tag. Die den
Meſſebeſuchern von der Reichsbahn gewährte
Fahrpreisermäßi=
gung wirkt ſich ſo aus, daß der Geſchäftsverkehr ſich nicht mehr
wie bisher auf den Sonntag zuſammendrängt, ſondern auf die
einzelnen Meſſetage verteilt. So hatten ſich am Montag noch ſehr
viele Kaufintereſſenten von auswärts, u. a. auch mehrere
bedeu=
tende Einkaufsgenoſſenſchaften, auf der Meſſe eingefunden.
In=
folgedeſſen konnte man auch den ganzen Tag über einen ziemlich
regen Geſchäftsverkehr, beſonders in der Meſſe für Haus= und
Küchenbedarf, feſtſtellen. Ein Teil der Ausſteller hat Aufträge in
einem Umfange erhalten, wie ſie in den letzten Jahren nicht mehr
verzeichnet werden konnten. Das Geſchäft in der Möbelmeſſe war
am Montag ſtiller als am Sonntag. Es wickelten ſich im
allge=
meinen nur kleinere Geſchäfte ab. Die Nachfrage richtete ſich in
erſter Linie auf Fabrikationsware in mittlerer Preislage.
Einen ſehr guten Beſuch, vor allem aus techniſchen und
Hand=
werkerkreiſen, hatten die verſchiedenen techniſchen
Fachveranſtal=
tungen. Die hieran beteiligten Ausſteller ſind mit ihrem Erfolg
ſehr zufrieden. Die in Verbindung mit der weſtdeutſchen
Textil=
propaganda am Montag veranſtaltete Tagung des Weſtdeutſchen
Schneider= und Schneiderinnen=Innungsverbandes hatte der
Tex=
tilabteilung ſehr viele Intereſſenten zugeführt. An der
Moden=
ſchau am Nachmittag nahmen über 700 Perſonen teil.
Während der Meſſe für Haus und Küchenbedarf und die
Möbelmeſſe am Dienstagabend, ihr Ende fanden, bleiben die
tech=
niſchen Veranſtaltungen, die ausländiſchen Sondergruppen, die
Abteilung „Sport und Preſſe” und die Weſtdeutſche
Textilpro=
paganda bis Mittwochabend geöffnet.
Bom Holzmarkk.
Unſer Mitarbeiter ſchreibt uns: Die letzten Tage der
Möbel=
meſſe in Leipzig haben den Herſtellern etwas beſſere Umſätze und
vor allem, was mit allen Kräften erſtrebt wurde, auch etwas
gün=
ſtigere Preiſe gebracht. Einzelne Ausſteller von Möbeln waren
mit den erzielten Verkaufsergebniſſen zufrieden, namentlich
die=
jenigen Betriebe, die preiswerte, ſolide Fabrikate feilboten. Die
ganz billigen Möbel waren dagegen weniger begehrt. Das
Reſul=
tat der Leipziger Meſſe hat etwas Eindruck am Möbelholzmarkt
gemacht. In den letzten Tagen berichteten Sägewerke und
Platz=
holzhandlungen ziemlich übereinſtimmend, daß ſich das Geſchäft in
Möbelzopf gehoben und der ſtark heruntergewirtſchaftete Preis
ge=
hoben haben. Dagegen waren Bauholzzopf nicht ſo ſtark geſucht.
Lebhaft war hauptſächlich der Abſatz in Stammkiefer die von
oſt=
preußiſchen Sägewerke im Großhandel zu 75—76 RM. je
Kubik=
meter frei Waggon Berlin, zu 81—82 RM. frei Leipzig und zu
83—84 RM. frei Düſſeldorf verkauft wurde. Es ſind demnach
gegenüber den Preisnotierungen vom Dezember 32
Preiserhöhun=
gen am Stammbrettermarkt von 3—4 Mark je Kubikmeter
ein=
getreten. Neuerdings iſt auch die Nachfrage nach Spundbohlen,
Rammpfählen und ſolchen Hölzern geſtiegen, die in dem beſſer
be=
ſchäftigten Tiefbau verlangt werden. Allmählich wird es auch
möglich, die Holzverbraucher im Baugewerbe an die infolge der
Zollerhöhungen verteuerten Einkaufspreiſe für Hobeldielen zu
ge=
wöhnen. Man wird in der Annahme kaum fehlgehen, daß die
nächſten Wochen leichte Preisſteigerungen für Schalbretter und
Kanthölzer bringen müſſen, deren Bewertung noch unter dem
Stande zur Vorkriegszeit liegt. Alles in allem kann man am
deutſchen Holzmarkt von einer Belebung ſprechen, die ſich inſofern
wohltuend auswirkt, als die Verſuche der Holzkäufer, die Preiſe
einem immer weiteren Druck nach unten auszuſetzen, aufhörten.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Welt=Blei=Hüttenproduktion im Januar. Wie die Statiſtiſche
Abteilung der Metallgeſellſchaft AG mitteilt, betrug die
Geſamt=
bleihuttenproduktion im Januar 1933 94 667 Tonnen gegenüber
90 834 Tonnen im Dezember 1932 und einem Monatsdurchſchnitt
1932 von 95 268 Tonnen. Die Produktion der wichtigſten Länder
betrug in Tonnen im Januar 1933 gegen Dezember 1932: USA.
22 330 (19 208), Mexiko 9819 (6608), Kanada 8930 (11 082),
Auſtra=
lien 17 200 (15 484), Spanien 9151 (8889), Deutſchland 9766
(10 828), Belgien 4000 (4000) Die verminderte deutſche
Produk=
tion hält ſich jedoch über dem Stande des Monatsdurchſchnitts 1932
von 7958 Tonnen — der auch von faſt allen anderen Ländern mit
Ausnahme von Mexiko und Kanada überſchritten wird.
Gegen Erhöhung des Zinkblechzolls. Eine weſentliche Erhöhung
des Zinkblechzolls haben die deutſchen Zinkblechwalzwerke beim
Reichswirtſchaftsminiſterium beantragt. Man ſpricht von einer
Erhöhung auf 8 RM. bis 12 RM. gegen 3 RM. bzw. 4,50 RM.
wie bisher. Sämtliche Zinkblech verarbeitenden Induſtrien haben
daraufhin beim Reichswirtſchaftsminiſterium Einſpruch gegen die
Zollerhöhung erhoben. In der Eingabe der verarbeitenden
Indu=
ſtrie wird darauf hingewieſen, daß zahlreiche Zinkblech
verarbei=
tende Induſtriegruppen auf den Export angewieſen ſind und jede
Verteuerung des Materials zu einer weiteren Einſchränkung des
Exportes führen müſſe. Die deutſche Zinkblechinduſtrie habe ſich
zu einer Exportinduſtrie entwickelt und damit bewieſen, daß ſie
die Konkurrenz der ausländiſchen Zinkwalzwerke auf dem
Aus=
landsmarkt nicht mehr zu befürchten habe. Die Eingabe der
Ver=
braucher macht ſchließlich auf die außergewöhnliche Höhe des
be=
antragten Zolles aufmerkſam.
Am 7. April J.G.=Farben=Bilanzſitzung. Nach Informationen
findet die Bilanzſitzung der J. G. Farben=Induſtrie AG. über 1932
in dieſem Jahre erfreulicherweiſe ziemlich frühzeitig, und zwar am
7. April in Frankfurt a. M. ſtatt. Die Generalverſammlung iſt für
Ende April vorgeſehen. Die Dividendenentſcheidung fällt wie
üb=
lich erſt in der angekündigten Bilanzſitzung, ſo daß ſich vorherige
Kombinationen erübrigen. Es iſt im weſentlichen aus den
Viertel=
jahresberichten des Farbenkonzerns bekannt, daß die J. G. durch
die große Kriſe 1932 gut durchgekommen iſt und in den meiſten
Abteilungen durchaus zufriedenſtellend abgeſchloſſen hat. Der
Jah=
resabſchluß 1932 wird ſicherlich keine Enttäuſchung bringen.
Die GV. der Viktoria=Werke A.=G.. Nürnberg. genehmigte
einſtimmig den Abſchluß für das am 30. September 1932
abge=
laufene Geſchäftsjahr. Der unter Berückſichtigung des
Gewinnvor=
trages aus 1930/31 ſich ergebende Verluſt von 121 231 RM. wird
auf neue Rechnung vorgetragen. (J. V. 14 382 RM. Verluſt. durch
den ſich der Gewinnvortrag aus 1929/30 von 34 279 RM. auf
19897 RM. ermäßigte.) Der AR. wurde wiedergewählt. Neu in
den AR. tritt Bankier Kurt Ottenſooſer. Nurnberg. In der
Fahr=
radabteilung wird im laufenden Geſchäftsjahre wieder
voll=
gearbeitet. Der Stückzahl nach ſei eine Umſatzſteigerung zu
ver=
zeichnen Die Motorradabteilung hat im neuen Jahre beſſer
einge=
ſetzt. Die Nachfrage beſonders nach billigen Motorrädern, ſei in
dieſem Jahre verhältnismäßig größer als im abgelaufenen Jahre.
Auslandsaufträge für AEG. Die Allgemeine
Elektrizitäts=
geſellſchaft. Berlin, konnte in letzter Zeit wieder mehrere
bedeu=
tende Auslandsaufträge hereinnehmen, u a. für Südamerika eine
große Lieferung auf Starkſtromkabel. Transformatoren.
Hoch=
ſpannungsmaterial und Zähler, für Belgien=Luxemburg auf
Gleichrichter. Für Holland liefert die Geſellſchaft einen
Turbinen=
kompreſſor von maximal 72 500 MſHI Leiſtung. Aus Rußland hat
die AEG. einen ſehr bedeutenden Auftrag auf elektriſche
Aus=
rüſtung eines großen Walzwerkes erhalten
Auguſt Wegelin AG. Karlsſcheuren. Für 1931/32 ergibt ſich
unter Berückſichtigung von 165 000 RM. gegen 256 000 RM.
regu=
lären Abſchreibungen ein Verluſt von 337 000 RM., der ſich um den
Verluſtvortrag auf 1,080 Mill. RM. erhöht. Durch den im
Ver=
gleichsverfahren erwirkten Gläubigererlaß ermäßigt ſich der
Ver=
luſt von 917 000 RM. Zu ſeiner Deckung und zur Vornahme von
Sonderabſchreibungen von 1,5 Mill. RM. wird der Gewinn aus
der bereits genehmigten Sanierung 20:1 von 2,5 Mill. RM.
heran=
gezogen. Nach dem Sanierungsbeſchluß im November 1932 iſt es
gelungen, durch Hereinnahme von Auslandsaufträgen, namentlich
der Rußabteilungen, in erhöhtem Umfange zu beſchäftigen. Die
Ausſicht, gewinnbringend zu arbeiten, iſt jedoch nach wie vor
ge=
ring. Die per 30. Juni ausgewieſenen Bankſchulden von 0.218 Mill=
RM. ſind abgedeckt worden. Der Hauptverſammlung am 7. April
wird vorgeſchlagen, die Neuwahlen zum Geſamtaufſichtsrat
vorzu=
nehmen, die dem veränderten Beſitzverhältnis nach Neubeteiligung
der Deutſchen Gold= und Silberſcheideanſtalt zu Frankfurt a. M.
in der Geſellſchaft Rechnung tragen ſoll.
Seite 12 — Nr. 81
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 22. März 1933
Fürſtenſagl, Grafenſtraße 18:
Morgen Donnerstag, den 23. März.
abends 8 Uhr.
Geheimhisvolle Takſachen!
Ein Vorkrag
im Dienſte der Volksaufklärung
(mit Demonſtration)
von Radetzky.
Die Beurteilung des Menſchen nach
Geſicht, Hand.
Sch
nd Horofkop.
Nach der äußeren Erſcheinung. — Nach
Photographie, Gangart, Klang der
Stimme.
Grenzgebiete des Ueberſinnlichen:
Hellſehen, Gedankenleſen, Spiritismus,
Geiſterſpuk, viſionäre
Fragenbeantwor=
tung im Lichte der Kritik.
Intereſſante Experimente!
Ihr Schickſal nach dem Horoſkop!
Karten zu ℳ 0,60 und ℳ 1.— im
Verkehrsbüro und an der Abendkaſſe.
Schüler und Erwerbloſe 30 Pfg., nur
an der Abendkaſſe.
100 gr Silber-
Auflage
orig, roſtfreie.
Klin=
gen. Große
Aus=
wahl, 50 Jahre
Ga=
rantie. Direkt an
Private.
Hk. 39.50
f. kompl, 36 teilige
Garnitur.
Aller=
beſteJuwelierware
Zahlungserleichte=
rung. (TV,3887
Verlangen Sie
un=
verbindlich Katalog,
Fa. Gustav Ebel, Solingen.
Sof. laufende Bar=
Gute Eriſtenz! einnahme dch.
Auf=
ſtellen v. neuart. 10 Pfg.=
Verkaufsauto=
maten für Gaſtſtätten, Cafés uſw. Zur
Uebernahme einige hundert Mark
er=
forderlich. Offerten unter E 8332 an
Annoncenmayer, Frankfurtmain.
(VI.3943)
Dampfkessel
jeder Art.
(2063a
Behälter und
Rohrleitungen
Elektrische
Schweißarbeiten
Reparaturen
Ersatzteile
Fachberatung und Ingenieurbesuch
kostenfrei.
Rodberg A.-G.
Darmstadte Fernruf5100
Wegen Räumung des Hauſes ſind
etwa
(*im
10 Zimmer-Einrichkungen
preiswert zu verkaufen. Obergaſſe 12,
„Ludwigshalle”.
Adler-Favorit
Limusine, 4-5 sitzig, mit Rolldach,
wenig gebraucht, hervorragendschöner
Wagen, sehr preiswert.
(3955
Rhein-
MüllerdOber str. 39.
Wohen die Bralck!
Dann kaufen Sie während unserer
Einheitspreis-Tage
von Mittwoch, den 22.3.33, bis einschl. Samstag, den 25.3.33
Staunend billig!
. 10
3 Btl. Pfeffer, schwarz
109
4 „ Vanillinzucker
. 100
2 „ Backpulver
. 109
2 „ Kristallsoda
. 109
1 „ Weiße Bohnen
1 Dose Schuhereme, schwarz.
. 109
weiß oder braun
Drahtgeflechke
aller Art.
Karl Brückner
Holzſtr., a. Brunnen
3297b)
Schreihmaſehin
gebraucht.
Kappel . . . 180.—
Continental 150.—
Underwood . 120.—
Adler III .. 140.—
u. andere neuwert.
preiswert!
Carl Winkel
28 Rheinſtraße 28.
(2381a)
Das gute
Brikett aber nur be
Kohlen-Schmft
Schwanenstr. 15, Tel. 2660
(243a)
Verchromen,
Vernickeln,
Verſilbern.
Verkupfern,
Vermeſſingen,
Verzinnen,
Emaillieren
in guter Ausführg.
Karl Föbel
Galvaniſeurmeiſter,
Grafenſtraße 16.
K
50 Metel
½ beſtverzinkt
Draht geflecht
76 mm weit,
1mmſtark u.
F umhoch koſt.
Mk. 4.40
Preisl. ums.!
Otto Christ
Drahtgeflecht=Fabrik
Mannheim -Sandhofen 56.
(IV. 2449)
Dam.=u. Kinderkleid.
werd. gutſitz,
preis=
wert angef.
Kirch=
ſtraße 19, I. (148a
At
Berſicherung.
Wer verſichert Auto
gegen Darlehen von
350 ℳ auf ½ Jahr
geg. Sicherh. u.
Zin=
ſen? Ang. u. K. 171
r. d. Geſchſt. (3939
Max Adalbert
der große dentsche Charakter-Darsteller
heute nachmittag 5.30 Uhr
Gartengeräte
aller Art.
Drahtgeflechte
Waſſerpumpen
Waſſerſchlauch
Baumſpritzen
Gießkannen
kaufen
Sie bilig bei
Jacob Scheid
Kirchſtraße 6.
Telefon 360 u. 361.
(1450a)
Im Rückgebäude
des Restaurant Bender, Elisabethenstr. Nr. 23
Winzer- u. Kaffeestube
½ Ltr. (halber Ltr.) Bechtheimer
voll und kräftig . .. . . . . mur 45Pfg.
1 Tasse Filterkaffee (feinste Hotelmischung)
1 Stück Torte u. 1 Stück Kuchen
zusammen einschl. Steuer nur . . 60 Pfg.
kurze
Leit
ORBHEUM
Hente Mittwoch und folgende Tage, 8.15 Uhr
Gß
MMASRIRIO
(3957
Die beste Schau, welche je hier gezeigt wurde.
Grandiose Tanzdarbietungen.
Fabelhafte Varieté-Akte.
Karten v. 0.80 an. Vorverk.: Verkehrsbüro u. de Waal, Tel. Bestell. 389
AUFRUE!
An alle Harry Piel-Freunde in Bessungen u. Vororten!
Als Harry Piel von der Eröffnung unseres Theaters erfuhr, war seine erste
Frage, ob wir seinen großen Tonfilm „Er oder lch” spielen würden. Da er uns
versicherte, daß Tausende seiner Freunde schon lange darauf warten, haben
wir ihm das natürlich sofort zugesagt.
Da wir gewohnt sind, Versprechen gleich zu erfüllen, bringen wir
ab Mittwoch, den 22. März, täglich ab 5½ Uhr nach-
Er Oder IcR mitags, Letzte Vorstellung täglich 8½ Uhr.
Der Film spielt hauptsächlich in Genua. Neben Harry Piel wirken mit:
Hans Junkermann, Valerie Boothby, Eduard v. Winterstein, Hermann Vallentin.
Tonlich hervorragend, wird er Ihnen viel Freude machen.
Wenn Sie selbst Telefon haben oder des öfteren telefonieren, werden Sie
wobl wiederholt wutentbrannt „geschennt” haben, wenn Sie „falsch verbunden‟
wurden. Daß man sich darüber auch köstlich amüsieren kann, beweist Ihnen
unser zweiter Film
C6 mit Magda Schneider, Johannes
„Fräulein falsch Verpungen Riemann, Trude Berliner, lakob
Tiedtke, ein entzückendes Groß-Lustspiel.
Zwei solche Filme in einem Programm
mehr kann keiner bieten, zumäl bei Eintrittspreisen von 40, 60, 80 Pfg. und
1.— Mk. für Loge (Erwerbslose 50 Pfg.). Jugendliche haben zu diesem Programm
keinen Zutritt. Seien Sie also bitte nett und besuchen Sie die
Bessunger Lichtspiele, Heidelbergerstrasse 89
Ehrlich., tücht., ält.
Mitarbeiter!
(Schloſſ., Ingenieur
o. auch Kaufmann
mit ca. 5000 RM
bar (auch in Teil
beträg.) b.
Sicher=
ſtell. f.
Motorfahr=
zeugfabrikation, als
Teilhaber geſucht!*
Off. u. K. 160 Gſch.
persönlich
Einlaß
2.30 Uhr
Ankunft
Hbf. 4.16 Uhr
zu seinem
Erfolgsälm:
Wir beginnen am Mittwoch, den 22. März
mit unserer großen
Kassiedef keche!
Während dieser Tage gewähren wir auf alle
Waren ausgenommen einige Netto-Artikel
100 Rabatt.
Für Konfirmations-Geschenke
be-
sonders günstige Gelegenheit!
Größte Auswahl in
Kaffeen, Teer und
Speise-Serwiee
zu besonders billigen Preisen.
1 Ernst-Ludwigstraße 1
Max Adalbert Weiß Ferdl Gretel Theimer
wie sich Weiß Ferdl als „URBAYER” und Max
Adalbert als „PREISS” in den Haaren, am Ende
aber als Schützenkönige und Schwiegerräter in
den Armen liegen, welche Heiterkeitsstürme sie
entfesseln . . das muß man miterlebt haben.
Bezchten Sieunsere Forzellanfensteram
Ludwigs-
platz, Ernst-Ludwigsstraße und Ludwigstraße.
Die Rabattgewährung dauert nur einige Tage
und bitten wir um rechtzeitigen Einkauf.
Ge. Sasehrataie
Ludwigsplatz.
(3937
Um unserem Publikum Gelegenheit zu geben,
einen unseter größten Schauspieler kennen zu
1 rnen, haben wir trotz großerSchwierigkeiten
Herrn Max Adalbert f dies. Nachm. verpfichtet
13846b
Gelegenhe tskauf!
Brillantring, 2 Karat, aus Privatbeſitz
günſt. z. verk. Julius Bümler jr.,
Gold=
ſchmiedemſtr., Dſtdt., Wilhelminenſtr.
Schreibmaſchinen
Wir tauſchen Alte gegen Neue evtl. auch
ohne Aufzahlung. Erfragen Sie näheres
ſchriftl, von Poſtfach 192 Darmſtadt. (2518
Zaſelverſteigerung.
Donnerstag, den 23. März, vorm.
11½ Uhr, wird in der Faſelhofreite,
Am Kuchler 1, ein zur Zucht untaug
licher, zweijähriger Faſel öffentlid
(3936
verſteigert.
Ober=Ramſtadt, den 20. März 1933.
Heſſiſche Bürgermeiſterei.
Rückert.
¾4 Pfd. feine Aprikosen . . 259
¾4 Pfd. Gemüse-Hu deln, I. gef. 25
3 Pakete Friedrichd. Zwieback 25
19 Stück Huskatnüsse 25
10 „ Fleischbrütwürfel 25
25
1 Streichmettwurst
/, Pfd. Weinbrand-Kirschen 250
/: Fl. Apfelwein o. Gl. . . . 259
1/, Fl. Weiß-oder Rotwein . 508
509
/. Pfund Röstkaffee.
„ halbe gelbe Erbsen 50
1½ Pfd. feinstes Speisefett 50
1 Flasche ca. 1I Himbeersaft 50
1 Riegel —5 Stck. Beife
1 P. Hentels Bleichsoda, ,13/7790=
259
2 Pfd. feiner Zucker
75
10 Stück große Eier.
1 Lir. Dautsch. Wermuthwein 75
1 Eimer Vierfr.-Harwelade 75.
2 Pid. Welder Grieß (Reisgrieß)),
2 Pid. Maizkafiee (lose)
5.
2 Pfd.
Tafelreis
Mittellinsen
Hischohst
THlbKaufieh
Harlstr. 7 Landwehrstr. 1 Kaupsfr. 22
5009
1000o Mk.
gegen gute Zinſen
u. dreifache
Sicher=
heit v. Selbſtgeber
zu leihen geſucht.
Offerten u. K. 167
a. d. Geſchäftsſtelle
d. Blattes erbet.
Wohnhaus
zu verkauf. in Kahl
(Kapitalanlage,
Brandkaſſe 14 000),
f. 5000 ℳ, 3
Woh=
nungen a 3 Zim.,
2 davon ſind verm.
Dr. Oehler,
Offen=
bach a. M.. Poſtfach
585. Tel. 82 362. *
Wittmann=
Har ſtraße 30, I.
(110a)
Gelegh.=Kauf
Zündapp
Derby Luxus, 200
ccm, fabrikneu, weit
unter Preis! (3961
J. Donges & Wieſt,
Grafenſtraße.
BHU
Limouſine 3/15 PS.
in beſtem Zuſtand,
ſehr billig
Müller & Ober,
Rheinſtraße 39.
(3956b)
Miele=
Sachsmotor=
rad, neueſtes Mod.,
kaum gef., ſ. bill. b.
Fahrzeug=Schneider
Mühlſtr. 1. (3958
Spülung des Waſſerrohrneßes.
In der Zeit vom Samstag, den 25.
März 1933, bis Samstag, den 8. April
1933, wird das ſtädtiſche Waſſerrohrnetz
geſpült. Dabei läßt ſich eine Trübung
des Leitungswaſſers nicht vermeiden:
auch muß die Waſſerlieferung von 22
Uhr bis 5 Uhr unterbrochen werden.
Den Waſſerabnehmern wird deshalb
empfohlen, ſich rechtzeitig mit Waſſer
zu verſorgen. Bei den
Druckrohrſpülun=
gen wird die Waſſerlieferung nur
ver=
ringert.
Straßenverzeichniſſe mit der
Bezeich=
nung der einzelnen Spülabteilungen
können an den bekannten
Aushang=
ſtellen der Bürgermeiſterei eingeſehen
werden. Außerdem erteilt die ſtädtiſche
Fernſprechzentrale (Fernruf 3500) ſowie
die Feuerwache (Fernruf 600) Auskunft.
Spülplan.
Hochdruckſtrang I: Samstag, d. 25. März
1933. von 22 Uhr ab.
II: Montag, d 27 März
1933, von 22 Uhr ab.
III: Dienstag, d. 28. März
1933, von 19 Uhr ab.
Hochbehälter Mathildenhöhe u.
Dachs=
berg: Donnerstag, den 30. März 1933,
von 8 Uhr ab.
Abteil. A: Freitag, den 31. März 1933,
B: Samstag, den 1. April 1933,
b: Montag, den 3. April 1933,
C: Dienstag, den 4. April 1933,
z
g c: Mittwoch, den 5. April 1933,
D: Donnerstag, d. 6. April 1933,
d: Freitag, den 7. April 1933,
E: Samstag, den 8. April 1933,
immer von 22 Uhr ab.
Darmſtadt, den 20. März 1933.
Direktion
der ſtädt. Betriebe.
St.3941)
Indian=Motorrad
mit Beiwagen
billig zu verkaufen.
Mathildenplatz 1.
4/16 PS.
Opel=Coupé
Karoſſerie Kühn=
Halle, in tadelloſ.
Zuſtand, z. verkauf.
Stadtgut
Stubenwald,
Bensheim a. d. B.
(3935)
UAN
Front,
Zweiſitzer, 600 ccm.
nur 5000 Km.
gelau=
fen, mit voller
Ga=
rantie, billig
J. Donges & Wieſt
Heinrichſtraße 52.
(3912b)