Darmstädter Tagblatt 1933


22. März 1933

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Einzelummer 10 Pfennige

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesfpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſiattet.
Nummer 81
Mittwoch, den 22. März 1933.
196. Jahrgang

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ſtädter und Natſionalbank.

DerTaddenbelsdantt
Ein Tag nationaler Erhebung. Machtvolles Bekenntnis für die Einheit
und Freiheit von Volk und Reich. Ueber Parteizank und Eigenſucht
hinweg Zuſammenfaſſung aller lebendigen Kräfte des Polkes
zur Organzſierung des Lebenskampfes der Nation.

Ein neuer Abſchnikk deutſcher Geſchichke.
* Die hiſtoriſchen Stunden von Potsdam ſind vorüber. Mit
dem Feſtakt in der Potsdamer Garniſonkirche beginnt ein neuer
Abſchnitt deutſcher Geſchichte. Am Schluß ſeiner eindrucksvollen
Rede wendet ſich der Reichskanzler an den Reichspräſidenten, die
Abgeordneten des Reichstags erheben ſich von ihren Sitzen ....
Heute, Herr Generalfeldmarſchall, läßt Sie die Vorſehung
Schirmherr ſein über die neue Erhebung unſeres Volkes. Dieſes
Ihr wunderſames Leben iſt für uns alle ein Symbol der unzer=
ſtörbaren
Lebenskraft der deutſchen Nation. So dankt Ihnen
heute des deutſchen Volkes Jugend und wir alle mit, die wir Ihre
Zuſtimmung zum Werk, der deutſchen Erhebung als Segnung
empfinden. Möge ſich dieſe Kraft auch mitteilen der nunmehr
eröffneten neuen Vertretung unſeres Volkes.
Auf dem erhöhten Podium vor der Garniſonkirche zu Pots=
dam
ſteht Hindenburg, der uns all dieſe Jahre der treue Führer
war, und dem auch wir ſtets die Treue gehalten. Die Bataillone
der Reichswehr ſind vorübergezogen und nun hebt er ſeinen Mar=
ſchallſtab
und grüßt das Hakenkreuzbanner.
Es waren nicht Aeußerlichkeiten, die wir miterlebten. Wir
wollen uns dem tiefen ſymboliſchen Sinn dieſes Geſchehens nicht
verſchließen. Ein Schlußſtrich iſt gezogen unter bittere Vergan=
genheit
. Hoch über allem Parteihader hat Hindenburg während
ſeines langen Lebens und insbeſondere während all der Jahre
ſeiner Amtszeit als Reichspräſident geſtanden. Das Bekenntnis
zu Hindenburg iſt gleichbedeutend mit einem Bekenntnis, das
deutſche Volk herausführen zu wollen aus parteipolitiſchem Hader
zu innerer Einigkeit und wahrhaft nationalem Wollen.
In allen deutſchen Gauen wehen die alten ſchwarz=weiß=roten
Fahnen, ertönen die Märſche, unter deren Klängen einſt Deutſch=
lands
Jugend freudig in den Tod gezogen. Wir ſehen darin nicht
Aeußerlichkeiten, ſondern wir müſſen darin ſehen ein tief empfun=
denes
Bekenntnis zu nationalem Wollen, ein Bekenntnis zu dem
Geiſt, der Deutſchland einſt groß gemacht und der in der harten
und nüchternen Arbeit der kommenden Zeit noch ſchwere Proben
zu überſtehen haben wird.
* Das ganze Deukſchland ſoll es ſein!
Von dem nach Potsdam entſandten Mitglied
unſerer Berliner Schriftleitung.
Im Auto geht es nach Potsdam hinein. Höchſte Zeit iſt es, ob=
wohl
der Tag kaum angebrochen iſt. Von allen Seiten ſtrömen Ge=
fährte
, auf den Zufahrtsſtraßen lange Kolonnen
Braunhemden und Stahlhelmer. Auf Laſtkraftwagen
kommen ungezählte Schauluſtige mit Angehörigen der
verſchiedenſten Verbände, Belegſchaften großer Werke ſind unter=
wegs
. Ununterbrochen quellen gewaltige Maſſen aus dem
Bahnhof heraus. Die Eiſenbahner können den gewaltigen Verkehr
kaum bewältigen.
Aber die Potsdamer haben es verſtanden, ihr kleines und ver=
träumtes
Städtchen in ein feſtliches Gewand zu kleiden. Nach
Tauſenden zählen die Fahnen, die von den Giebeln,
aus den Fenſtern, von den Straßenbahnmaſten und den Türmen
wehen. Ueberall flattern die alten und jetzt wieder neuen Reichs=
farben
, dazwiſchen Hakenkreuzbanner. Weithin leuchten Transpa=
rente
, auf der Glienickerbrücke am Ortseingang Wir grüßen
das neue Deutſchland! und an anderer Stelle: Das
ganze Deutſchland ſoll es ſein! Feſtſtimmung lagert
über der Stadt, Menſchenmaſſen wogen durch die Straßen.
Alle wollen keilnehmen an dem Weiheakk.
Nenuanfd auf zuffehenle.
Die alten Krieger haben ihren Gehrock herausgeholt und ihre
Orden angelegt. Ehemalige Offiziere erſcheinen in ihren Parade=
uniformen
. Doch den Stempel drücken die nationalen Verbände
dieſem Tag auf. Braunhemden, ungezählte Braunhemden in allen
Feſtſtraßen, Stahlhelmer über Stahlhelmer, und trotzdem hat die
Polizei, die in mehreren Hundertſchaften aufgeboten iſt, kaum
einen Finger zu rühren. Der Verkehr wickelt ſich glatt ab. Hilfs=
poliziſten
ſind bereitwillige Helfer. Nirgends gibt es unliebſame
Auftritte. Auch die Schauluſtigen, die ſchon ſeit morgens 8 Uhr
in dichten Scharen die Bürgerſteige beſetzt halten und ſtundenlang
warten müſſen, hielten ebenſo wacker aus wie die Bürger, die von
ihren Fenſtern nicht mehr weichen. Gibt es doch ununterbrochen
Neues zu ſehen.
Die Zeit ſchreitet fort, langſam rücken die Zeiger auf zehn Uhr.
Vom ſtrahlendblauen Himmel, der ſich in der Frühe über Potsdam
wölbte, iſt nichts mehr zu ſehen. Ein wildes Schneegeſtöber geht

hernieder In ſtrammem Schritt mit klingendem Spiel marſchieren
ununterbrochen immer neue Kolonnen auf. Allmählich rückt der
Beginn zu
Gokkesdienſt in den beiden Kirchen
heran. Die Menſchen drängen ſich vor den Portalen, begrüßen die
Volksvertreter und brechen in nicht endenwollenden Jubel aus, als
Reichspräſident v. Hindenburg in Generalfeldmarſchallsuniform
vor der Nikolai=Kirche erſcheint.
Die Wolken ſind auseinandergefegt. Wieder ſtrahlt die Sonne,
trocknet die Kleider, wärmt die Frierenden. Goldene Strahlen
füllen das Kirchenſchiff in der Garniſonskirche, in der ſich
die geladenen Feſtgäſte drängen. Bis auf den letzten Platz iſt das
Haus beſetzt. Nur die Bänke im Kirchenſchiff ſind frei. Allmählich
füllen ſie ſich. Die Abgeordneten kehren von den Gottesdienſten zu=
rück
. Aber es mangelt an Raum. Sie müſſen dicht gedrängt in den
Gängen zwiſchen den Bänken ausharren.
Leiſe ſpielt die Orgel, plötzlich dröhnen ihre Töne zu har=
moniſchem
Akkord auf: der Reichspräſident hat das Haus be=
treten
. Alles ſteht: Der Marſchall durchſchreitet das Kirchen=
ſchiff
; bleibt vor der Loge der Hohenzollern ſtehen, grüßt ſtraff
militäriſch mit ſeinem Feldmarſchallſtab den Kronprinzen, grüßt
leicht nach rechts und links die Abgeordneten.
Der Skagksakk.
Hindenburgs Begrüßungsanſprache an den Reichskag.
Dunſch uef berſchäinder den eigenickfe
und Parkeigezänk.
In der Kirche iſt die Feſtgemeinde verſammelt. Nach einem
Chorgeſang tritt der Reichspräſident an das Pult vor dem
Altar, um bei lautloſer Stille die Begrüßungsanſprache zu halten.
Durch meine Verordnung vom 1. Februar d8. J8., führte
der Reichspräſident von Hindenburg aus, löſte ich den Reichstag
auf, damit das deutſche Volk ſelbſt zu der von mir neugebildeten
Regierung des nationalen Zuſammenſchluſſes Stellung nehmen
könne. In der Reichstagswahl vom 5. März hat
unſer Volk ſich mit einer klaren Mehrheit hin=
ter
dieſe durch mein Vertrauen berufene Negie=
rung
geſtellt und ihr hierdurch die verfaſfungs=
mäßige
Grundlage für ihre Arbeit gegeben.
Schwer und mannigfaltig ſind die Aufgaben,
die Sie, Herr Reichskanzler, und Sie meine Herren Reichs=
miniſter
, vor ſich ſehen. Auf innen= und außenpolitiſchem
Gebiete, in der eigenen Volkswirtſchaft wie in der Welt ſind
ſchwere Fragen zu löſen und bedeutſame Entſchließungen zu
faſſen. Ich weiß, daß Kanzler und Negierung mit feſtem Willen
an die Löſung dieſer Aufgaben herangegehen, ich hoffe von
Ihnen, den Mitgliedern des neu gebildeten
Reichstages, daß Sie in der klaren Erkenntnis
der Lage und ihrer Notwendigkeiten ſich hinter
die Regierung ſtellen und auch Ihrerſeits alles
tunwerden, um dieſe in ihrem ſchweren Werk zu
unterſtützen.
Der Ort, an dem wir uns heute verſammelt haben, mahnt
uns zum Rückblick auf das alte Preußen, das in Got=
tesfurcht
durch Pflicht, Treue, Arbeit, nie ver=
zagenden
Mut und hingebende Vaterlands=
liebe
groß geworden iſt und auf dieſer Grundlage die
deutſchen Stämme geeint hat. Möge der alte Geiſtdieſer
Ruhmesſtätte auch das heutige Geſchlecht beſee=
len
, möge er uns frei machen von Eigenſucht und
Parteizank und uns in nationaler Selbſtbeſin=
nung
und ſeeliſcher Erneuerung zufammenfüh=
ren
zum Segen eines in ſich geeinten, freien,
ſtolzen Deutſchlands!
Mit dieſem Wunſche begrüße ich den Reichstag zu Beginn
ſeiner neuen Wahlperiode und erteile nunmehr dem Herrn
Reichskanzler das Wort.
Die Regierungserklärung des Reichskanzlets.
Reichskanzler Adolf Hitler nimmt dann das Wort zu folgen=
den
Ausführungen:
Herr Reichspräſident! Abgeordnete, Männer und Frauen des
Deutſchen Reichstags! Schwere Sorgen laſten ſeit Jahren auf un=
ſerem
Volk. Nach einer Zeit ſtolzer Erhebung, reichen Blühens
und Gedeihens auf allen Gebieten unſeres Lebens ſind wie ſo
oft in der Vergangenheit wieder einmal Not und Armut bei
uns eingekehrt. Trotz Fleiß und Arbeitswillens,
trotz Tatkraft, einem reichen Willen und beſten
Wollens ſuchen Millionen Deutſche heute vergebens das täg=
liche
Brot. Die Wirtſchaft verödet, die Ginanzen
ſind zerrüttet, Millionen ohne Arbeit,

Die Welt kennk nur das äußere Scheinbild unſerer
Müdle den Ianfer und dis Gen ſelfenſchk.
Seit zwei Jahrtauſenden wird unſer Volk von dieſem wechſel=
vollen
Geſchick begleitet. Immer wieder folgt dem Emporſtieg
der Verfall.
Die Urſachen waren immer die gleichen. Der Deutſche in ſich
ſelbſt zerfallen, uneinig in ſeinem Geiſt, zerſplittert in ſeinem
Wollen und damit ohnmächtig in der Tat, wird kraftlos in der
Behauptung des eigenen Lebens. Er träumt vom Recht in den
Sternen und verliert den Boden auf der Erde.
Je mehr aber Volk und Reich zerbrechen und damit der
Schutz und Schirm des nationalen Lebens ſchwächer wird, um ſo
mehr verſuchte man zu allen Zeiten, die Not zur Tugend zu er=
heben
. Die Theorie der individuellen Werte unſerer Stämme er=
drückt
die Erkenntnis von der Notwendigkeit eines gemeinſamen
Willens. Am Ende blieb dem deutſchen Menſchen dann immer
nur der Weg nach innen offen. Als Volk, der Sänger, Dichter
und Denker träumte es dann von einer Welt, in der die anderen
lebten. Und erſt, wenn die Not und das Elend es unmenſchlich
ſchlugen, erwuchs zu leicht aus der Kunſt
Sehnſucht nach einer neuen Erhebung, nach einem
neuen Reich und damit nach neuem Leben.
Als Bismarck dem kulturellen Streben der deutſchen Nation
die ſtaatspolitiſche Einigung folgen ließ, ſchien damit für immer
eine lange Zeit des Haders und des Krieges der deutſchen
Stämme untereinander beendet zu ſein.
Getreu der Kaiſerproklamation nahm unſer Volk teil an der
Mehrung der Güter des Friedens, der Kultur und der menſch=
lichen
Geſittung. Es hat das Gefühl, ſeiner Kraft nie gelöſt von
der tief empfundenen Verantwortung für das Gemeinſchaftsleben
der europäiſchen Nationen.
In dieſe Zeit der ſtaats= und damit machtpolitiſchen Einigung
der deutſchen Stämme fiel der Beginn jener weltanſchaulichen
Auflöſung der deutſchen Volksgemeinſchaft, unter der wir heute
noch immer leiden.
Und dieſer innere Zerfall der Nation wurde wieder einmal,
wie ſo oft, zum Verbündeten der Umwelt. Die Revolution des
November 1918 beendete einen Kampf, in den die deutſche Nation
in der heiligſten Ueberzeugung, nur ihre Freiheit und damit ihr
Lebensrecht zu ſchützen, gezogen war. Denn
weder der Kaiſer, noch die Regierung, noch das Bolk
Muen dieſen Kiel genallf.
Nur der Verfall der Nation, der allgemeine Zuſammenbruch,
zwangen ein ſchwaches Geſchlecht, wider das eigene beſſere Wiſſen
und wider die heiligſte innere Ueberzeugung die Behauptung un=
ſerer
Kriegsſchuld hinzunehmen.
Dieſem Zuſammenbruch aber folgte der Verfall auf allen Ge=
bieten
. Machtpolitiſch, moraliſch, kulturell und wirtſchaftlich ſank
unſer Volk tiefer und tiefer. Das ſchlimmſte war die bewußte
Zerſtörung des Glaubens an die eigene Kraft, die Entwürdigung
unſerer Traditionen und damit die Vernichtung der Grundlagen
eines feſten Vertrauens! Kriſen ohne Ende haben unſer Volk
ſeitdem zerrüttet. Aber
auch die übrige Welk iſt durch das polikiſche und
wirkſchaftliche Herausbrechen eines weſenklichen
Gliedes ihrer Skaatengemeinſchaft nicht glück=
licher
und nicht reicher geworden.
Aus dem Aberwitz der Theorie von ewigen
Siegern und Beſiegten kam der Wahnſinn der
Reparationen und in der Folge die Kataſtrophe
unſerer Weltwirtſchaft.
Während ſo das deutſche Volk und das Deutſche Reich im
inneren politiſchen Zwieſpalt und Hader verſanken, die Wirtſchaft
dem Elend entgegentrieb, begann die neue Sammlung der deut=
ſchen
Menſchen, die in gläubigem Vertrauen auf das eigene Volk
dieſes zu einer neuen Gemeinſchaft formen wollen. Dieſem jun=
gen
Deutſchland haben Sie, Herr Generalfeldmarſchall, am 30.
Januar 1933 in großherzigem Entſchluß die Führung des Reichs
anvertraut. In der Ueberzeugung, daß aber auch das Volk ſelbſt
ſeine Zuſtimmung zur neuen Ordnung des deutſchen Lebens
erteilen muß, richteten wir Männer dieſer nationalen Regierung
einen letzten Appell an die deutſche Nation.
Am 5. März haf ſich das Volk entſchieden
und in ſeiner Mehrheit zu uns bekannt. In einer einzigartigen
Erhebung hat es in wenigen Wochen die nationale Ehre wieder=

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Seite 2 Nr. 81
hergeſtellt und dank Ihrem Verſtehen, Herr Reichspräſident, die
Vermählung vollzogen zwiſchen den Symbolen
der alten Größe und der jungen Kraft. Indem nun
aber die nationale Regierung in dieſer feierlichen Stunde zum
erſten Mal vor den neuen Reichstag hintritt, bekundet ſie zu=
gleich
ihren unerſchütterlichen Willen, das große Reformwerk der
Reorganiſation des deutſchen Volks und des Reichs in Angriff
zu nehmen und entſchloſſen durchzuführen.
Im Bewußtſein, im Sinne des Willens der Nation zu han=
deln
, erwartet die nationale Regierung von den Parteien der
Volksvertretung, daß ſie nach 15jähriger deutſcher Not ſich empor=
heben
mögen über die Beengtheit eines doktrinären, parteimäßi=
gen
Denkens, um ſich dem eiſernen Zwang unterzuordnen, den
die Not und ihre drohenden Folgen uns allen auferlegen. Denn
die Arbeik, die das Schickſal von uns forderk.
muß ſich turmhoch erheben über den Rahmen und das Weſen
kleiner tagespolitiſcher Aushilfen.
Wir wollen wiederherſtellen die Einheit des Geiſtes
und des Willens der deutſchen Nation!
Wir wollen wahren die ewigen Fundamente
unſeres Lebens: Unſer Volkstum und die ihm gegebenen
Kräfte und Werte.
Wir wollen die Organiſation und die Führung unſeres
Staats wieder jenen Grundſätzen unterwerfen, die zu allen
Zeiten die Vorbedingung der Größe der Völker und Reiche
waren.
Wir wollen die großen Traditionen unſeres
Volkes, ſeiner Geſchichte und ſeiner Kultur in
demütiger Ehrfurcht pflegen als unverſiegbare Quellen einer
wirklichen inneren Stärke und einer möglichen Erneuerung in
trüben Zeiten.
Wir wollen das Vertrauen in die geſunden weil
natürlichen und richtigen Grundſätze der Lebensfüh=
rung
verbinden mit einer Stetigkeit der politiſchen Entwicklung
im Inneren und Aeußern.
Wir wollen
an die Skelle des ewigen Schwankens
die Feſtigkeik einer Regierung
ſetzen, die unſerem Volk damit wieder eine unerſchütterliche
Autorität geben ſoll.
Wir wollen alle die Erfahrungen berückſichtigen
ſowohl im Einzel= und Gemeinſchaftsleben, wie aber auch in
unſerer Wirtſchaft, die ſich in Jahrtauſenden alsnütz=
lich
für die Wohlfahrt der Menſchen erwieſen
haben.
Wir wollen wieder herſtellen das Primat der Politik,
die berufen iſt, den Lebenskampf der Nation zu organiſieren und
zu leiten.
Wir wollen aber auch alle wirklich lebendigen Kräfte des
Volks als die tragenden Faktoren der deutſchen Zukunft er=
fafſen
, wollen uns redlich bemühen, diejenigen zuſam=
menzufügen
, die eines guten Willens ſind und
diejenigen unſchädlich zu machen, die dem Volk
zu ſchaden verſuchen.
Aufbauen wollen wir eine wahre Gemeinſchaft
aus den deutſchen Stämmen, aus den Skänden.
den Beruſen und den bisherigen Klaſſen.
Sie ſoll zu jenem gerechten Ausgleich der Lebensintereſſen be=
fähigt
ſein, den des geſamten Volkes Zukunft erfordert. Aus
Bauern, Bürgern und Arbeitern muß wieder werden ein deut=
ſches
Vokk.
Es ſoll danu für ewige Zeiten in ſeine eigene treue Ver=
wahrung
nehmen unſeren Glauben und unſere Kultur, unſere
Ehre und unſere Freiheit.
Der Welt gegenüber aber wollen wir, die Opfer des Krieges
von einſt ermeſſend, aufrichtige Freunde ſein eines Friedens, der
endlich die Wunden heilen ſoll, unter denen Alle leiden.
Die Regierung der nationalen Erhebung iſt entſchloſſen, ihre
vor dem deutſchen Volk ühernommene Aufgabe zu erfüllen.
Sie tritt daher heute hin vor den Deutſchen Reichs=
tag
mit dem heißen Wunſch,, in ihm eine Stütze
zu finden für die Durchführung ihrer Miſſion.
Mögen Sie, meine Männer und Frauen, als gewählte Vertreter
des Volks den Sinn der Zeit erkennen, um mitzuhelfen am
großen Werk der nationalen Wiedererhebung.
In unſerer Mitte befindet ſich heute ein greiſes Haupt.
Wir erheben uns vor Ihnen, Herr General=
ſeldmarſchall
.
Dreimal kämpften Sie auf dem Felde der Ehre für das
Daſein und die Zukunft unſeres Volkes.

Was bift du dem Buche ſchuldig?
Zum Buchkag am 22. März.
Von Dr. Johannes Günther.
Was biſt du dem Buche ſchuldig? O, du biſt ſehr verwöhnt,
mein Lieber. Denn meiſtens wird die Frage umgekehrt geſtellt:
Was iſt das Buch dir ſchuldig?
Der Autor hat es ſchwer, ſich beim Schreiben auf ſeine Arbeit
zu ſammeln. Er möchte ganz für das Weſentliche ſeines Stoffes
da ſein, aber es miſcht ſich viel anderesTein: die Wünſche der
Leſerſchaft. Die Wünſche, die er ja eigentlich gar nicht kennt
und gar nicht kennen kann, die ihm aber als undeutliche Aeuße=
rungen
, meiſtens in Form verneinender Vorwürfe vom Verleger,
vom Buchhändler zugetragen werden, und die ſich in ihm dann
feſtſetzen als Wahnvorſtellungen, als Complexe, wie man heute
ſagt, die ihn aber mehr beirren als fördern.
Laß mich dieſe Complexe nur einmal für ein paar Augen=
blicke
heraufbeſchwören: Spannend ſoll das Buch ſein und es
ſoll doch nicht an die Nerven gehen, daß man dabei nicht auf der
Chaiſelongue liegen könnte. Etwas Beſonderes ſoll das Buch
ſein aber die Grundfeſten des Hergebrachten, auf denen man
garantiert ſicher wohnt, darf es nicht erſchüttern. Geiſtreich und
witzig ſoll der Verfaſſer ſein, er ſoll Satire riskieren aber kein
Stand will ſich beleidigt fühlen. Geſinnung ſoll das Buch an den
Tag legen aber wehe, wenn irgendein Leſer ſagt: es iſt nicht
meine Geſinnung. Das Buch ſoll der Zeit entſprechen, es ſoll
ein Zeitbuch ſein und doch wiegen einige Weiſe ihre Häupter
und ſagen: Wir wollen Bücher, die nicht der Zeit verhaftet ſind,
ſondern der Ewigkeit dienen (und ihnen möchte das Gewiſſen des
Schriftſtellers recht geben). Das Buch ſoll umfangreich ſein, man
will etwas in der Hand haben für ſein Geld jedoch allzuviel
Geld kann und will man nicht anlegen, darum darf die Seiten=
zahl
übers vierte Hundert nicht hinausgehen. Ein ſchlicht ein=
gebundenes
Buch wird nicht gekauft, es geht nicht. Die Aus=
ſtattung
muß erſtklaſſig ſein. Beſtes Papier. Sorgſam gewählte
Lettern ( die Fachausdrücke, ich möchte faſt ſagen: die Koſe=
namen
, für die Schrifttypen ſind den Bezeichnungen verwandt,
welche die Meiſterſinger ihren Liederweiſen gaben, als da waren
Rosmarin=Weis, hohe Firmamentweis uſw.). Und elegant
ſoll der Einband ſein, wirkungsvoll das Umſchlagpapier aber
was iſt elegant und was wirkt!
All das ſoll das Buch dir ſchuldig ſein. Zugegeben. Aber du
kannſt es dann dem guten Geiſte des Buches nicht verübeln, wenn
er ſich auch einmal zum Worte meldet und ausſpricht, was du
als Leſer ihm ſchuldig biſt.
Das Buch, das aus hohem Sehnen und Wollen, ich möchte faſt
ſagen: mit heiligender Kraft, geſchrieben, gedichtet worden iſt

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Als Leutnant in den Armeen des Königs für die deutſche
Einheit, in den Heeren des alten deutſchen Kaiſers für des
Reiches glanzvolle Aufrichtung, im größten Kriege aller Zeiten
aber als unſer Generalfeldmarſchall für den Beſtand unſeres
Reiches und für die Freiheit unſeres Volkes.
Sie erlebten einſt des Reiches Werden, ſahen vor ſich noch
des großen Kanzlers Werk, den wunderbaren Aufſtieg unſeres
Volkes und haben uns endlich geführt in der großen Zeit, die
das Schickſal uns ſelbſt miterleben und mit durchkämpfen ließ.
Heute, Herr Generalfeldmarſchall, läßt Sie die Vorſehung
Schirmherr ſein über die neue Erhebung unſeres Volkes. Dieſes
Ihr wunderſames Leben iſt für uns alle ein Symbol
der unzerſtörbaren Lebenskraft der deutſchen Nakion
So dankt Ihnen heute des deutſchen Volkes Jugend und wir
alle mit, die wir Ihre Zuſtimmung zum Werk der deutſchen
Erhebung als Segnung empfinden. Möge ſich dieſe Kraft
auch mitteilen der nunmehr eröffneten neuen
Vertretung unſeres Volkes.
Möge uns dann aber auch die Vorſehung verleihen jenen
Mut und jene Beharrlichkeit, die wir in dieſen für jeden Deut=
ſchen
geheiligten Raum in uns ſpüren als für unſeres Volkes
Freiheit und Größe ringende Menſchen zu Füßen der Bahre
ſeines größten Königs.
Während Adolf Hitler zu ſeinem Platz zurückſchreitet,
ſtreck: ihm der Reichspräſident in tiefer Bewegung
die Hand entgegen: Es iſt der Händedruck de: Reprä=
ſentanten
des alten und des neuen Deutſch=
lands
, von denen der Kanzler in ſeiner Rede geſprochen hat.
Wieder ſchweben in frohem, ſieghaften Klang die Stimmen des
Domchors durch den Raum. Andachtsvolle Stille umfängt die
Menſchen, die dieſer wahrhaft nationalen Feier des deutſchen
Volkes beiwohnen durften, während das machtvolle Amen ver=
klingt
.
Der Reichspräſident erhebt ſich, zwei Offiziere ſeiner Be=
gleitung
nehmen die Kränze von den Altarſeiten und folgen
ihm, nachdem die beiden Geiſtlichen die Tore des Grabgewölbes
geöffnet haben, zu den Särgen der beiden großen preußiſchen
Könige. Während der Reichspräſident in dem Gewölbe verweilt,
ſpielt die Orgel in die Stille hinein leiſe Wir treten zum
Beten‟. Dann tritt der Reichspräſident in die Kirche zurück er
verneigt ſich nach beiden Seiten, die Arme der nationalſozialiſti=
ſchen
Abgeordneten fliegen hoch zum Gruß und zwiſchen ihnen
ſchreitet nun der Reichspräſident mit ſeinem Gefolge hindurch
und erhebt den Marſchallſtab zum Dank. Von neuem brauft die
Orgel auf und langſam leert ſich die Kirche. Ein großer Augen=
blick
der deutſchen Geſchichte iſt vorübergerauſcht.
Die Parade vor der Kirche.
Brauſender Jubel rauſcht empor, als der Präſident mit ſeinem
Kanzler erſcheint. Hindenburg drückt jedem einzelnen der an=
weſenden
Veteranen die Hand, grüßt herzlich den Kronprinzen,
gibt durch ſeine Handlung der nationalen Geſchloſſenheit, der
Einigkeit zwiſchen reich und arm, zwiſchen hoch und niedrig
Ausdruck.
Dann nahm er ſeinen erhöhten Platz auf der Tribüne ein,
mit dem Marſchallſtab die huldigende Menge grüßend. Nun
rauſcht es vom Luſtgarten heran. Die vereinigten Bataillonskapel=
len
des Infanterieregiments 3 ſchwenken ein. Die Degen der Offi=
ziere
ſenken ſich grüßend vor dem Oberhaupt des Reichs und des
Heeres, der rhythmiſche Marſchſchritt der Kolonnen dröhnt über
das Pflaſter. Immer wieder werden die Fahnen des
alten Heeres bejubelt, immer wieder entfacht
ſich die Begeiſterung an dem Bild der ſtähler=
nen
feldgrauen Front, Jetzt ſind die Potsdamer Schwa=
dronen
des Reiterregiments Nr. 4 heran. Pferdehufe klappern
über das Pflaſter. Drei Batterien des Feldartillerieregiments
Nr. 3 und die Nachrichtenabteilung III beenden den Vorbeimarſch
der Garniſon. In Stahlhelmen dahinter die blauen Kolonnen der
Potsdamer Schutzpolizei und die Bereitſchaften z. b. V. ausBerlin.
Und aufs neue brauſen wie eine Brandung begeiſterte Heil=
rufe
an den Mauern empor: Das lichte Braun der SA.
leuchtet in der Frühlingsſonne, voran die roten Fahnen mit dem
ſchwarzen Hakenkreuz im weißen Feld.
Die Fahnen grüßend hebt der Feldmarſchall
ſeinen Marſchallſtab. Sturm auf Sturm zieht in Zwölfer=
reihe
vorüber. Dann ſchwarze Mützen mit dem Totenkopf, ein
Sturmbann der SS. Die SA.=Kapelle ſchwenkt ein. Stahlhelm
heran. Die Muſik ſpielt den Hohenfriedberger Marſch. Im
Stechſchritt paradieren die grauen Stahlhelmbataillone. Dahinter
die Kompagnie des Kampfringes junger Deutſchnationaler, in
Preußiſch=Blau der Bismarck=Bund und wieder braun: der Bund
deutſcher Mädels mit ſeinen Wimpeln. In Grün die Abordnung
der nationalſozialiſtiſchen Förſterſchaft, in Blau und Schwarz die
Kriegervereine mit ihren kniſternden Seidenfahnen. Wieder Ju=
gend
: Kolonialpfadfinder: Dann in weißen Hemden mit wehenden

ich denke im Folgenden an Werke der erzählenden und lyriſchen
Poeſie ein ſolches Buch hat den Anſpruch darauf, von dir in
einer Stunde der Sammlung, ich könnte wohl auch ſagen: der An=
dacht
, in die Hand genommen zu werden. Zu guter Zeit mußt

Der Philoſoph,
das berühmte Gemälde von Carl Spitzweg (18081885), das
die tiefe Verſunkenheit ſchildert, in die uns ein wertvolles
Buch entführt.

Mittwoch, 22. März 1933

Hakenkreuzfahnen Hitler=Jugend, ſtürmiſch bejubelt von der
Menge. Im Zivil= und Dienſtkleid Abordnungen der NSBO.
Im leichten Frühlingswind rauſchen plötzlich Landsknecht=
fahnen
und Wimpel am ſchlanken Speer. Die Gruppen der Jugend=
bewegung
marſchieren in ſtraffem Schritt vorüber. Dumpf dröhnt
die Landsknechttrommel, Pfadfinder, Deutſche Freiſchar, Freiſchar
junge Nation. Landsknechtslieder verklingen in der Ferne. Der
Vorbeimarſch vor dem greiſen Reichspräſidenten, die diſziplinierte
Huldigung von Jugend und Alter, von Vergangenheit und Zu=
kunft
Deutſchlands, iſt vorüber.
Ausklang in Poksdam.
Nun wendet ſich der Reichspräſident zu den Tribünen und
grüßt noch einmal die Abgeordneten. Dann verabſchiedet er ſich
von den Abordnungen und den Ehrengäſten, beſonders von ſeinem
Kriegskameraden, Feldmarſchall v. Mackenſen, und beſteigt ſeinen
Wagen. Und noch einmal bricht die Begeiſterung urmächtig ſich
Bahn. Vom Luſtgarten bis zum Alten Waiſenhaus erklingt das
Deutſchlandlied. Nur mühſam kann der Wagen des Reichspräſiden=
ten
votwärtskommen. Die Menge durchbricht alle Sperren und
bringt immer aufs neue dem Hüter des Reiches ihre Huldigungen
dar. Allmählich entſchwindet der Wagen in der Ferne.
Auch die Wagen der Reichsregierung, von SS.=Leuten und
von Polizei begleitet, ſtreben gen Berlin. Die Abgeordneten be=
geben
ſich zum Sammelplatz und beſteigen die Poſtomnibuſſe, um
rechtzeitig zur Reichstagsſitzung um 17 Uhr in Berlin zu ſein.
Der Reichspräſident Generalfeldmarſchall v. Hindenburg be=
gab
ſich nach der Potsdamer Feier zum Mauſoleum im Charlotten=
burger
Schloßpark, wo er am Sarkophag Kaiſer Wilhelms I. ein
Lorbeergebinde mit ſchwarz=weiß=roter Schleife niederlegte.
Für die Menge in Potsdam aber iſt das Feſt noch nicht zu
Ende. Alle Straßen ſind verſtopft. In den Gaſtſtätten iſt kein Platz
zu finden. Ein Wogen und Schieben geht durch die Häuſerſchlucht.
Das Militär zieht mit klingendem Spiel unter Begleitung von
Tauſenden in die Kaſernen. In der Umgebung des Bahnhofs iſt
ſtundenlang kein Durchkommen. In geringſtmöglichen Abſtänden
wird Zug um Zug abgelaſſen, aber es ſind wohl gegen 200 000
Menſchen, die ſofort befördert werden wollen. Die kühnſten Er=
wartungen
ſind in den Schatten geſtellt. Sämtliche Zufahrtsſtraßen
nach Berlin ſind von Autokolonnen verſtopft, ſo daß auch berittene
Schutzpolizei auf den Landſtraßen eingeſetzt werden muß, um dem
Verkehr Bahn zu ſchaffen. Aber man hört kein böſes Wort. Die
Feſtſtimmung hält alle Gemüter gefangen. Eine Feſtſtunde des
Volkes klingt aus.
Am Dienstag abend veranſtaltete, die Staatsoper eine Feſt=
aufführung
von Wagners Meiſterſingern. Gleichzeitig fand in
Berlin ein Fackelzug der geſamten nationalen Front ſtatt, an dem
ſich Zehntauſende beteiligten.
Auch in allen Städten des Reiches wurden Fackelzüge organi=
ſiert
, zu denen ſich überall Tauſende Teilnehmer eingefunden
hatten.

Die weſentlichſten Vorgänge des hiſtoriſchen Tages von Pots=
dam
wurden von der Ufa=Tonwoche und der Deulig=Tonwoche
verfilmt. Die Aufnahmen bringen alle wichtigen Ausſchnitte des
bedeutungsvollen Tages und ſchließen mit dem Fackelzug.
Der Kanzler bleibt dem katholiſchen
Gokkesdienſt fern.
Eine amkliche Erklärung.
Berlin, 21. März.
Amtlich wird mitgeteilt:
Die katholiſchen Biſchöfe von Deutſchland haben in der jüng=
ſten
Vergangenheit in einer Reihe von Erklärungen, nach denen
auch in der Praxis ſeitens der katholiſchen Geiſtlichkeit gehandelt
wurde, Führer und Mitglieder der NSDAP. als Abtrünnige der
Kirche bezeichnet, die nicht in den Genuß der Sakramente kommen
dürften. Dieſe Erklärungen ſind bis heute noch nicht widerrufen,
und es wird auch ſeitens der katholiſchen Geiſtlichkeit weiterhin
danach gehandelt.
Infolgedeſſen ſah ſich der Kanzler zu ſeinem Leidweſen nicht
in der Lage, am katholiſchen Gottesdienſt in Potsdam teilzu=
nehmen
. Der Kanzler hat während der Zeit des offiziellen Gottes=
dienſtes
zuſammen mit dem Reichsminiſter für Volksaufklärung
und Propaganda, Dr. Goebbels, auf den dasſelbe zutrifft, die
Gräber ſeiner ermordeten SA.=Kameraden auf dem Luiſenſtädti=
ſchen
Friedhof in Berlin beſucht. Er legte dort einen Kranz nieder
mit der Inſchrift: Meinen toten Kameraden. Adolf Hitler

du leſen. Das Buch muß dich irgendwie bereitfinden. Das Buch
iſt nicht bloß dazu da, daß du dich aus ihm über einen Stoff,
über einen Geſchehnis=Ablauf orientierſt, daß du es ver=
ſchlingſt‟
. Du mußt wahrhaftig leſen. Lies langſam, lies Wort
um Wort. Lies laut. Das Wort, geſchrieben, gedruckt, iſt der
Note gleich, die im Notenheft ein verwunſchenes Leben führt, bis
der Sänger, der Muſiker, ſie zum Klange erlöſt. Das gedruckte
Wort iſt, wie es da ſchwarz auf weiß ſteht, nur erſt eine Notiz, ein
Erinnerungsmittel, nur erſt etwas Unfertiges, Vorläufiges. Es
will und muß unbedingt ausgeſprochen werden dann
zeigt ſich ſein Wert, dann wird die Schönheit offenbar, die der
Dichter meinte, als er das Wort ſchrieb. Fürchte dich nicht, in
deinem Zimmer für dich laut zu leſen. Nimm es gerne auf dich,
wenn Leute, die dich belauſchen, dich um deines ſeltſamen Tuns
willen einen Narren nennen. Noch beſſer aber, du lieſt gemeinſam
mit andern. Es iſt eine ſchöne Bewegung, die ſich für Hausmuſik
einſetzt. Es lohnt ſich ebenſoſehr, zur Bildung von Leſegemein=
ſchaften
, im Familien=, im Freundeskreiſe aufzurufen. Wir
wollen nicht die gräßliche Gepflogenheit, ein Buch mit dem Ab=
lauf
ſeines Erſcheinungsjahres aus der Mode kommen zu laſſen,
mitmachen. Gegenwärtig iſt es ja ſo (und iſt ſchon eine der wich=
tigſten
Tatſachen für die verlegeriſche Kalkulation); ein Buch
muß in einem Jahre abgeſetzt und ausverkauft ſein denn im
nächſten Jahre iſt, wenigſtens mit der bisherigen Auflage, kein
Geſchäft mehr damit zu machen, im nächſten Jahr ſucht das Publi=
kum
auf den Tiſchen der Sortimentsbuchhandlungen nach neuen
Büchern. Das iſt traurig! Immer die Gier nach Neuem! Nein:
der Leſer ſollte zu guten Büchern immer wieder zu=
rückkehren
bei ihnen immer wieder das Wunder des Klang=
werdens
erleben und: ſein eigenes Ausdrucksvermögen an ihnen
bilden.
Wenn du einen Gedanken, ein kurzes Geſchehen bei einem
guten Schriftſteller beſonders lebendig und eindringlich geſtaltet
findeſt, dann klappe, nachdem du geleſen haſt, das Buch zu, nimm
Feder und Papier und verſuche, den Inhalt des Geleſenen, ſo gut
wie du es kannſt, niederzuſchreiben, und dann nimm das Buch
wieder vor und vergleiche dein Geſchriebenes mit dem Gedruckten
nicht, um dich durchaus zu beſchämen, aber um zu erkennen,
wie man einen Gedanken, ein Geſchehen zum Ausdruck bringt, in
welcher Hinſicht du es hätteſt beſſer machen können und müſſen;
und du bekommſt bei ſolchen Erwägungen auch eine Ahnung von
dem, was dichten, was Worte künſtleriſch behandeln heißt. Das
ſind Stilübungen, die reichen Ertrag bieten, wenn man ſie mit
geduldigem Streben wiederholt. Die gewonnenen ſtiliſtiſchen
Skandpunkte bieten dir allmählich auch einen Maßſtab zur Beur=
teilung
von Büchern, die dir begegnen, alſo auch zum Erkennen
minderwertiger Literatur.
Wenn du dir über ein Buch eine gegründete, reiflich erar=
beitete
Meinung gebildet haſt (oder aber, wenn du mit einem

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Mittwoch, 22. März 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 81 Seite 3

DMnlg 1o4. TMatg Looc
Das Gelöbnis des neuen Reichskags: Im Geiſt von Polsdam Arbeit an Volk und Bakerland.
Freiheik und Ehre ſollen von dieſer Skunde ab das Fundamenk des kommenden Deufſchland ſein.

* Der Reichskag in der Kroll=Oper.
Die konſtikuierende Sihung.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Wie anders wirkt dies Zeichen auf mich ein! Nach der natio=
nalen
Hochſtimmung in der Potsdamer Garniſonskirche ſoll jetzt
die nüchtern=ſachliche Arbeit ihr Rechthaben: Der
Reichstag tritt zu ſeiner erſten Sitzung in der
Kroll=Oper zuſammen.
Auch dieſes Bild wirkt noch immer feſtlich, hauptſächlich durch
die Zuſchauer, die die beiden Ränge füllen. Unter ihnen iſt der
Kronprinz, der in voller Uniform erſchienen iſt. Auf der Präſidial=
ſeite
iſt im letzten Augenblick noch eine Aenderung getroffen wor=
den
: zwiſchen den beiden ſchwarz=weiß=roten Fahnen hing ur=
ſprünglich
ein ſtiliſierter Reichsadler er iſt durch ein Hakenkreuz
erſetzt worden, das unmittelbar über dem Stuhl des Präſidenten
angebracht iſt.
Die Miniſterbank auf der rechten Seite des Hauſes bleibt
leer. Die Miniſter finden ſich nur als Abgeordnete ein. Zuerſt
Herr v. Papen, ſpäter Miniſter Hugenberg. Auf den Bänken des
Reichsrates dominiert die braune Uniform der Natſoz., die Reichs=
kommiſſare
für die verſchiedenen Länder, an ihrer Spitze General
v. Epp, ſitzen in der vorderſten Reihe. Nur wenige Bundesrats=
bevollmächtigte
haben den ſchwarzen Gehrock an.
Die Plakverkeilung.
Auf der äußerſten Linken ſitzen die Sozialdemokraten, die ge=
kommen
ſind, ſoweit ſie ſich nicht in Schutzhaft befinden. In der
erſten Reihe ſitzen Loebe, Breitſcheid und Severing. Den ſtärkſten
Eindruck macht die Rieſenfraktion der Natſot,, die faſt das halbe
Haus füllt. Alle in Uniform, die meiſten im Braunhemd, verein=
zelt
taucht die ſchmucke Uniform der SS. auf. Das Zentrum hat
ſeinen alten Platz beibehalten: in der erſten Reihe Eſſer, hinter
ihm Dr. Kaas und Dr. Brüning. Es iſt aber vollſtändig aus dem
Zentrum verdrängt und bildet mit den Sozialdemokraten zuſam=
men
den linken Flügel. Mit dem Glockenſchlag des akademiſchen
Viertels betritt Miniſter und Reichstagspräſident Goering den
Präſidentenſtuhl. Unmittelbar nach ihm erſcheint unter Vorantritt
des Miniſters und Fraktionsvorſitzenden Dr. Frick der Reichskanz=
ler
, von ſeiner Fraktion mit jubelnden Heilrufen begrüßt. Er
nimmt ebenfalls auf der vorderſten Reihe Platz.
Vereinfachtes Verfahren.
Die langatmigen Zeremonien, mit denen der Reichstag ſonſt
eröffnet wurde, ſind diesmal auf den Druck der Natſoz. hin weſent=
lich
vereinfacht worden. Der Namensaufruf wurde durch die Ein=
zeichnung
im Büro erſetzt, er hat früher meiſt die ganze erſte
Sitzung ausgefüllt. Auch der Alterspräſident iſt verſchwunden,
vielmehr wird der Präſident des vorhergehenden Reichstag auch
die erſte Sitzung des neugewählten Reichstags eröffnen. So kann
nach wenigen Minuten bereits
die Neuwahl des präſidiuns
beginnen. Sie iſt nur noch Formſache, nachdem mit dem Zentrum
eine Verſtändigung erfolgt iſt. Miniſter Goering wird gegen
die Stimmen der Sozialdemokraten wiedergewählt, Herr Eſſer
vom Zentrum einſtimmig zum erſten, der Deutſchnationale
Graef zum zweiten und der Natſoz. Präſident des Braun=
ſchweigiſchen
Landtages Zörner zum dritten Vizepräſi=
denten
gewählt. Die übrigen Bürowahlen, die ſonſt langweilige
namentliche Abſtimmungen erforderten, werden ebenfalls en bloc
vorgenommen.
Dann melden ſich die Sozialdemokraten zum Wort. Ihr Spre=
cher
beantragt die ſofortige Freilaſſung der nur in Schutzhaft be=
findlichen
Mitglieder ſeiner Fraktion. Auf Antrag des Reichs=
innenminiſters
Dr. Frick wird der Antrag dem Geſchäftsordnungs=
ausſchuß
überwieſen.

Goerings Begrüßungsanſprache.
Dann hält der neubeſtallte Reichstagspräſident Goering ſeine
Begrüßungsanſprache, in der er u. a. erklärte:
Meine Damen und Herren, meine Kameraden!
Durch ein furchtbares Verbrechen ſind wir gezwungen wor=
den
, aus dem Hauſe, das einſt dem deutſchen Volke erbaut war,
auszuziehen. Durch ein Attentat iſt der Sitzungsſaal zerſtört wor=
den
. Sie alle wiſſen, welche Beweggründe eine ſtaatsfeindliche
Partei zu dieſem Attentat veranlaßt haben. Sie alle wiſſen, daß
dieſes Attentat nur eine Folgeerſcheinung jener Jahrzehnte wäh=
renden
Hetze gegen Reich, Volk und Staat geweſen iſt. Dieſes
Attentat ſollte ein Signal ſein, um in Deutſchland Anarchie und
Chaos entſtehen zu laſſen in einem Augenblick, da die erſten An=
ſätze
zu einer neuen Ordnung, zu einem Wiederaufbau des Rei=
ches
angebrochen waren. Meine Damen und Herren, meine
Kameraden! Wir ſtehen in einer großen Zeit. In wenigen
Wochen hat die heilige Flamme der nationalen Revolution das
deutſche Volk ergriffen.
Der Herr Reichspräſident hat dem deutſchen Volk die Frage
geſtellt, ob es gewillt iſt, hinter die Männer der nationalen Er=
hebung
zu treten, die ſein Vertrauen mit der Führung des deut=
ſchen
Volkes beauftragt hat. Eine überwältigende Mehrheit hat
ſich hinter dieſen Beſchluß geſtellt, eine Mehrheit, wie ſie bisher
die deutſche Parlamentsgeſchichte noch nicht gekannt hat.
Ein einziges Aufflammen dieſer nationalen Welle, dieſe heiße
Begeiſterung hat das deutſche Volk ergriffen, und hat nun ge=
zeigt
, daß Schluß ſein ſoll mit jener Vergangenheit, die wir durch
14 Jahre hindurch bekämpft haben. Eine neue Volksvertretung
iſt entſtanden, die zum erſten Male ohne parlamentariſchen Kuh=
handel
, ohne Parteiintereſſen, ohne all das, was bisher die
deutſche Volksvertretung in den Augen des eigenen Volkes herab=
geſetzt
hat, nunmehr arbeiten und des deutſchen Volkes Schickſal
beſſern will.
Es iſt vielleicht ein eigenartiges Vorzeichen, das wir alle
als ein gutes Omen betrachten wollen, daß heute am 21. März
der Reichstag eröffnet wird. Es mag vielleicht nicht allen von
Ihnen bekannt ſein, daß ebenfalls an einem 21. März ein Deut=
ſcher
Reichstag eröffnet wurde, und zwar der erſte Deutſche
Reichstag im Jahre 1871 durch Bismarck, der an dieſem Tage
zum erſten Male die deutſchen Stämme vereinigt ſah. Nehmen
wir dies als ein günſtiges Vorzeichen für die deutſche Arbeit.
Damals wurde das Deutſche Reich gegründet. Damals wurde
dem deutſchen Volk der Rahmen gegeben, die Klammer, die alle
Stämme zuſammenfaſſen und umfaſſen ſollte. Langſam aber
wurde mitten in dieſem Rahmen das Volk zerſpalten, zerklüftet
und zerſetzt. Es nutzt nichts, wenn ein Reich einig daſteht, aber
das Volk in dieſem Reich zerriſſen und zerklüftet iſt.
Die Einheit des Volkes, ſein einheikliches Fühlen
und Denken in allen Schickfalsfragen der deukſchen
Nalion muß wieder hergeſtellt werden.
Als man im Jahre 1919 glaubte, Deutſchland auf der Baſis
der Demokratie und des Parlamentarismus und im Geiſte des
Pazifismus neu ordnen zu können, glaubte man, dies auch ſymbo=
liſch
tun zu müſſen. Man hat in bewußter Betonung damals das
Wort Potsdam verfemt und hat geglaubt, aus dem Geiſt von
Potsdam hinausgehen zu müſſen nach Weimar, und hat dann auch
nicht verſtanden, dort den wahren Geiſt von Weimar zu überneh=
men
, ſondern hat dieſen Geiſt von Weimar neu beſtimmt im Zei=
chen
dieſer anonymen Majorität der Demokratie und des Parla=
mentarismus
.
Nun iſt Weimar überwunden.
und auch heute war es ſymboliſch, daß der neue Reichstag, der nun
wieder das Reich aufbauen will in alter Größe, in alter Würde,
Ehre und Freiheit zurückgefunden hat zu der Stätte, von der einſt
Preußen und von Preußen Deutſchland ausgegangen iſt. (Beifall.)
Wir ſind zurückgegangen nach Potsdam und haben damit bewieſen,
daß der Geiſt von Potsdam in Zukunft auch uns erfüllen ſoll. Die=
ſer
Geiſt hat nichts zu tun mit Kaſernenhofton, ſondern er bedeutet
Pflicht, Diſziplin, Arbeit und Sauberkeit. (Beifall.) Es war der
Geiſt von Potsdam, der einſt auch ein zerriſſenes Land geeinigt

und eine Baſis abgegeben hat, um das größere Deutſchland aufzu=
bauen
. Es war der Geiſt von Potsdam, der es uns möglich machte,
vier Jahre einer Welt von Feinden ſtandzuhalten. Es war der
Geiſt von Potsdam, der einſt Deutſchlands Ehre und Freiheit
garantiert hatte. Wir ſind deshalb heute in Demut und Dankbar=

Die nakionale Revolukion iſt noch nicht vollendel,
ſie ſchreitet weiter fort, um zu vollenden, was vollendet werden
muß zum Segen unſeres Volkes. Meine Damen und Herren, liebe
Kameraden! Sie ſehen heute im Deutſchen Reichstag neue Em=
bleme
. Jede Zeit und jedes Volk wählt ſich die Embleme, unter
denen es kämpfen, arbeiten und aufbauen will. Ich ſtehe nicht an
zu erklären, daß wir einem gütigen Schickſal danken
dafür, daß es in einem Augenblick, da über
Deutſchland nicht mehr Ehre und Freiheit
regierte, ſondern Schmach und Schande, daß es da=
mals
die ruhmreiche ſchwarz=weiß=rote Fahne
eingehüllt hat, um andere Embleme zu ſchaffen.
Ich betone aber: Nicht wir ſind es geweſen, die das vergangene
Emblem Schwarz=Rot,Gelb beſchmutzt haben, nicht wir haben dieſe
Fahne zerſtört; es waren vielmehr die ſelbſt, die ſie geſchaffen
haben. (Zuſtimmung.)
Hätte man im Jahre 1918 im Augenblick der
größten Not und Verzweiflung, damals die
Fahne Schwarz=Rot=Gelb uns gebracht als das
Zeichen des abſoluten Feſthaltens an deutſcher
Größe und Ehre, hätte man ſie uns gebracht als
das letzte Zeichen der äußerſten Kraftanſpan=
nung
, wir hätten dieſes Zeichen dankbar geehrt
und getragen. Man hat es uns aber aufgezwungen als ein
Zeichen der Unterwerfung, der Schande und der Ehrloſigkeit. Wir
haben darum dieſes Zeichen in einem Augenblick ablegen müſſen,
als ein neues Deutſchland anbrach. Und nun haben wir dieſes
neue Deutſchland vermählt mit der alten ruhmreichen Fahne,
unter der 2 Millionen Deutſche ihr Leben als Opfer für Deutſch=
lands
Größe gegeben haben. Wir haben dieſe alte Fahne
vereint mit jenem Siegeszeichen, das 14 Jahre
uns in Not und Kampf vorangeflattert iſt. Dieſes
Zeichen hat die alten Farben behalten, aber mitten hinein in das
leuchtende Weiß ſetzen wir das alte, uralte Zeichen unſerer Vor=
väter
, das doch ewig neu und verjüngend iſt, das Sonnenzeichen
als Zeichen des Aufſtieges, als Zeichen der Ehre..
So ſind dieſe beiden Fahnen jetzt vermählt, und ich bin
glücklich, als Präſident dieſen Reichstag eröffnen zu dürfen unter
dieſen ſiegreichen Zeichen, die ſomit jetzt über Deutſchland wehen
ſollen. (Beifall.) Noch zittert in uns das nach, was die Vor=
ſehung
uns heute vormittag erleben ließ. Ich glaube, keiner, derd
dort draußen an jener ruhmreichen Stätte war, wird jemals in
ſeinem Leben vergeſſen, was er dort gehört, geſchaut und erlebt
hat. Es war doch wohl das Erſchütterndſte und am tiefſten Be=
wegende
, als der greiſe Feldmarſchall in die Gruft jener Könige
hineintrat, die einſt ebenfalls ein am Boden liegendes Preußen
zur Weltmacht geſtaltet hatten. In Ehrfurcht haben wir
uns gebeugt vor dieſem großen König, und in
Ehrfurcht denken wir daran, daß wir im Ange=
ſicht
ſeiner ewigen Ruheſtätte dieſen Reichstag
eröffnen durften. Wir danken aber auch unſerem Volks=
kanzler
, daß er heute draußen an dieſer Stätte Worte gefunden
hat, wie ſie ſonſt vielleicht kein Deutſcher zu finden vermag,
Worte, die bis ins Innerſte unſerer Seele gedrungen ſind und
die uns erſt klarlegten, in welch gewaltiger Zeit wir leben und
welche gewaltigen Aufgaben wir vor uns haben. Herr Reichs=
kanzler
, ich danke Ihnen die Abgeordneten der Regierungs=
parteien
erheben ſich bei dieſen Worten von den Sitzen im
Namen all der Millionen, die am 5. März hinter Sie getreten
ſind, daß Sie heute das Wort zu uns geſprochen haben: Deutſch=
land
wird ſeine Ehre zurückgegeben. Ehre und
Freiheit ſind die Unterpfänder,auf denen allein
ein Volk aufbauen kann. Wir geloben Ihnen in dieſer
Stunde: Der Reichstag der nationalen Erhebung wird hinter Sie
treten in ſeiner Mehrheit, in ſeinen beſten Teilen, und er gelobt
Ihnen, Ihr ungeheuer ſchweres Amt mittragen zu helfen. Frei=
heit
und Ehre ſollen von dieſer Stunde ab das
Fundament des kommenden Deutſchland ſein.
Damit iſt die Sitzung zu Ende. Der Mittpoch bleibt wegen
der Eröffnung des Preußenlandtages ſitzungsfrei. Am Don=
nerstag
wird, zunächſt eine Aenderung der Geſchäftsordnung
beſchloſſen, darauf wird die Reichsregierung ihre Regierungs=
erklärung
abgeben, die mit der Ausſprache über das Ermäch=
tigungsgeſetz
verbunden werden ſoll. Nach dem Eindruck der
erſten Sitzung wird man aber in dieſem Reichstag große Debatten
nicht zu erwarten haben.

Der bisherige Oberführer der Berliner und Brandenburger
SA., Graf Helldorf, iſt zum Reichsſtab, der SA. nach München
verſetzt worden.

Buch oder einem Teil des Buches, gleichfalls nach reiflichem Durch=
denken
, nicht fertig wirſt, das heißt: vor Rätſeln ſtehſt), dann
ſuche Anſchluß und Klärung bei andern. Dieſe Notwendigkeit
würde dir leichter gemacht, wenn du bereits in einer Leſegemein=
ſchaft
ſtändeſt. Mit einem Geſpräch über Bücher wendet ihr wohl=
tuend
den Klatſch ab. Empfiehl ein Buch, das dir gefallen hat.
Immerhin dränge deinen Geſchmack keinem anderen auf; ſei auch
zurückhaltend damit, vor Büchern zu warnen, die du glaubſt
verurteilen zu müſſen. Dann freilich, wenn es dich unwiderſtehlich
zum Bekenntis treibt, predige getroſt und mit ganzem Einſatz: da=
für
oder dagegen! Ich las einmal die Meinung (ſie klang nicht
unklug), man ſolle Bücher nicht verleihen davon würden Dich=
ter
und Buchhändler nicht ſatt , man ſolle zum Kauf veran=
laſſen
; leicht geſagt, aber ſchwer verwirklicht in einer Zeit, wo (es
iſt bitter zu hören), um wirtſchaftlicher Not willen Ausgaben für
geiſtige Güter geſtrichen werden aus dem Etat des Einzelnen und
der Geſamtheit. Von dem, was du alſo dem Dichter ſchuldig
biſt, wird er nicht ſatt. Nicht einmal ſatt‟. Seine Bitte iſt
ideell. Das rechne ihm hoch an und erfülle ſie!

* Heſſiſches Landestheaker.
Kleines Haus. Dienstag, den 21. März 1933.
John Gabriel Borkmann.
Schauſpiel von Henrik Ibſen.
Wie Geſpenſter aus vergangener Zeit wirkten zunächſt
die aus Dichtung und Darſtellung geſchaffenen Geſtalten. Und doch
wurden die Geſpenſter lebendig und bekamen Geſtalt.
Ibſens John Gabriel Borkmann iſt eine General=
Abrechnung. Die General=Abrechnung, die Bankdirektor Bork=
mann
ſich ſelbſt aufſtellt, und die ihm aufgeſtellt wird. Im Rahmen
der am Lebensende gezogenen Bilanz offenbart ſich rückblickend das
Drama ſeines Schickſals. Er begehrte die Macht, um Menſchenglück
zu ſchaffen, und um der Macht willen verriet er das Teuerſte, das
ihm die Erde bot: ſeine Liebe zu Ella Rentheim. Am Vorabend
der Todesnacht zieht er das Fazit eines verlorenen Lebens.
Mit der Schärfe ſeiner Seelenkunde und mit der unbedingten
Sicherheit ſeiner Technik ſteigert Ibſen die dramatiſche Entwick=
lung
bis zur letzten Konſtruktion. Wohl tragen manche ſeiner Kon=
ſtruktionen
den Stempel einer vergangenen Zeit, aber man ſpürt
doch ſtets die Hand des Meiſters und die Gewalt ſeiner Ethik.
Der Dichtung entſprach die Darſtellung.
Paul Wegener, Irene Trieſch und Hedwig Wangel
gaſtierten mit eigener Truppe. Es ſind Schauſpieler einer alten
Schule, aber es ſind Meiſter der Schauſpielkunſt. Sie ſind Träger
einer ſtarken Kultur. Sie ſtehen auf der Höhe der Dichtung. Ihre
Techwik und namentlich ihre Sprachbehandlunx ſind tadeklos.

Emil Jannings war ſeiner Zeit Darmſtadts erſter Bork=
mann
. Er verkörperte die brutale Kraft des Bergmannſohns.
Wegener trug den Borkmann ins Geiſtige. Es war wundervoll,
wie er die Scheinwelt ſeines zerbrochenen Daſeins aufbaute, bis
ſein Glaube an ſich ſelbſt zuſammenſtürzte, und die kalte Hand des
Todes ihm ans Herz griff.
Irene Trieſch als Ella Rentheim: Jugend=Erinnerung aus
München; ſtärkſter Aufſtieg am Frankfurſer Schauſpielhaus ( erin=
nern
Sie ſich noch, Frau Trieſch, des jungen Verehrers, dem Sie Ihr
Bild ſchenkten mit dem Leitwort: Den Menſchen macht ſein
Wille groß und klein!) Dann in vorderſter Linie der Schau=
ſpielkunſt
in Berlin. Die geſtrige Darſtellung von Ella Rent=
heim
, Borkmanns Geliebten, beſtätigte alle früheren Vorzüge von
Frau Trieſchs hoher Kunſt: die ſtarke Innerlichkeit, den vollende=
ten
Ausdruck ſeeliſcher Regungen durch unauffällige, überzeugende
Mimik, den weichen, warmen Ton der Stimme.
Die Verbitterung Frau Borkmanns ſpiegelte Hedwig Wan=
gel
in den ihr eigenen, realiſtiſchen Einzelzügen wider.
In den kleineren Rollen waren S. Nunberg, Ilſe Bär=
wald
und Lya Rohwer am Platze. Wolfgang Helmke iſt
für die Leichtlebigkeit des jungen Borkmann zu maſſiv und aus=
druckslos
; wohl nur eine Verlegenheits=Aushilfe?
Das Haus war verhältnismäßig gut beſucht und dankte mit
warmem Beifall.

* Mainzer Stadliheaker.
Kalmans Zirkusprinzeſſin in neuer Einſtudierung
und Inſzenierung.
Dieſe Operette, die ſich eigentlich ausgezeichnet zum Faſt=
nachtsſtück
geeignet hätte, hat ſeit ihrer erſten Aufführung vor ein
paar Jahren nicht das geringſte an Publikumswirkung eingebüßt.
Die Neueinſtudierung bot allerdings auch in mehrfacher Hinſiche
beſonderes Intereſſe. Man hatte ſie, wie an anderen Bühnen
ſchon ausprobiert war, mit großer Beſetzung verſehen. Hans
Schwieger, unſer friſchgebackener Städtiſcher, ſtellte ſich in
ſeiner neuen Würde als Operettendirigent vor und erntete auch
darin wohlverdienten Beifall durch eine muſikaliſch flüſſige und
geſchmackvolle Wiedergabe. Die Regie hatte C. Hechinger als
Gaſt auf Anſtellung. Wir halten von Anſtellungsgaſtſpielen nicht
viel, wenn es ſich um Soliſten handelt, die man weit beſſer in
ihrem gewohnten Enſemble beurteilen kann. Anders bei Kapell=
meiſtern
und Regiſieuren, die ja zu zeigen haben, wie ſie ſich mit
den beſonderen Gegebenheiten einer anderen Umgebung abfinden.
Hechinger hat nun ſo hervorragende Eindrücke hinterlaſſen, brachte
eine ſolche Fülle eigener und neuer Gedanken, verſteht es ſo fein
und unauffällig, Einzelſzenen wie Maſſen zu gruppieren und zu
bewegen, daß man unbedenklich zugreifen und ſich dieſe Kraft
ſichern ſollte.
Die Titelrolle ſang Hanna Gorina. Sie kommt von der
Operette her, hat ſie aber doch eigentlich überwunden und ſteuert
einem ganz anderen Fache zu. Anch der größten und heſtfundier=

ten Stimme kann eine ſolche Ausdehnung des Arbeitsgebietes
kaum gut tun. Sie nahm die Partie etwas reichlich ſchwer gab
aber als dankenswerten Erſatz eine ſtarke darſtelleriſche Leiſtung.
Da auch die anderen Hauptrollen mit erſten Opernkräften beſetzt
waren, ging die ſtiliſtiſche Geſchloſſenheit dadurch nicht verloren.
Cornelius Weichers hatte ſtimmlich einen ſehr guten Tag und
geſtaltete ſeine Rolle auch darſtelleriſch ſehr ſympathiſch. Aus der
ſonſt immer nach der Seite der Trotteligkeit aufgefaßten Rolle des
Großfürſten machte Franz Larkens eine eindrucksvolle Figur
mit nur diskret angedeuteter Karikatur. Heinz Hammans
ſtattete den Wiener Hoteliererben mit viel drolligen Zügen aus.
prächtig unterſtützt von Hertha Greef, die für die kleine Zirkus=
reiterin
eingeſprungen war, als die wir ſie vor Jahren kennen
gelernt hatten. Der warme Beifall, der ihr ſchon beim erſten Be=
treten
der Bühne entgegenſchlug, konnte eindeutig zeigen, daß man
ſie im beſten Andenken hat. In kleineren Rollen, die alle gut be=
ſetzt
waren, wirken mit Mary Schürmann, Lulu Ohlen=
ſchläger
, Carl Goebel, Auguſt Stier, Friedrich Kempf.
Carl Brake. Der inhaltlich ſchwache dritte Akt fiel um ſo mehr
ab, als A. von Krebs aus der hier tragenden Rolle des Pelikan
nicht annähernd das herauszuholen verſtand, was wir ſeinerzeit
von Umminger erlebten. Die von E. von Obſtfelder ein=
ſtudierten
Tänze hatten einen bemerkenswerten Auftrieb durch
den Gaſtregiſſeur erfahren, der auch für die Choreographie ver=
antwortlich
zeichnet, die doch für eine Operette oft von ausſchlag=
gebender
Bedeutung iſt. Es iſt gar kein Zweifel daß die Zirkus=
prinzeſſin
auch dieſer Spielzeit manches volle Haus bringen
wird.
Dr. B.

Ap. Richard Wagner in München. (18641870.) Legende
und Wirklichkeit. Von Eduard Stemplinger. (Verlag
Knorr u Hirth, München. Geh. 2,90 RM.) Es geht hier nicht
um die Kunſt des Meiſters. Das Buch will über die Vorgänge
um Richard Wagner während ſeines Münchener Aufenthaltes
aufklären und Legenden in Biographien Richard Wagners richtig
ſtellen. Die Zeit, in der er in München wohnte und mit München
in nahen Beziehungen ſtand, ſei bisher ſo einſeitig zu Ungunſten
der kal. Beamten und der Stadt München ſo einſeitig zu Ungunſten
die Gerechtigkeit eine Nachprüfung verlange. Dies geſchieht auf
Grund neuer Quellen, die bisher wenig Auswertung gefunden
haben. So ſei es möglich geworden, viel Unbekanntes über jene
Wagnerjahre zu bringen. So viel ſtehe feſt: die Entfernung von
München hat Wagner durch ſeine unerträglichen Uebergriffe und
Einmiſchungen in ſtaatliche Angelegenheiten ſelbſt verſchuldet.
Trotzdem blieb ihm der König in ſchwärmeriſcher Anhänglichkeit
treu. Aber auch dieſen Treubund hat er ſelber zerſtört durch ſein
unaufrichtiges Verhalten und durch grobe Täuſchung des Königs,
den er durch die übereifrige Coſima nötigte, ſein Fürſtenwort für
die Ehre Coſimas zu verpfänden (es handelte ſich um das Ver=
hältnis
Wagners zu ihr). Damit war der Herzensbund des
Königs und Richard Wagners für immer zerriſſen. Trotzdem
unterſtützte der edelgeſinnte König das Bayreuther Unternehmen,
für das er einen Vorſchuß von 100 000 Talern und den ganzen
Ueberſchuß einer jährlichen Zivilliſte gewährte. Der Verfaſſer
ſagt: der Wahrheit müſſe die Ehre gegeben werden, auch wenn ſie
in Verfolgung der Dinge einmal gegen Richard Wagner ſpreche
und das Bild des Menſchen in manchen Punkten anders geſtalten
ſollte, als man es bisher zu ſchauen ge ohnt war. Die Pietät
brauche darunter nicht zu keiden.

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Seite 4 Nr. 81

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 22. März 1933

Berlin, 21. März.

Wie wir erfahren, hat die Reichsregierung zwei Verordnungen
beſchloſſen, die dem Reichspräſidenten zur Unterſchrift vorgelegt
werden. Es handelt ſich dabei um eine Amneſtie und um Beſtim=
mungen
zur Abwehr heimtückiſcher Angriffe gegen die nationale
Regierung.

Die Reichsregierung iſt bei dieſer Verordnung von dem Ge=
ſichtspunkt
ausgegangen, daß der Kampf um die nationale Er=
hebung
jetzt zu einem ſichtbaren Abſchluß gelangt iſt. In der Zeit
der Kämpfe hat ſich in dem leidenſchaftlichen Ringen um die Durch=
ſetzung
des nationalen Gedankens mancher zu Handlungen hin=
reißen
laſſen, die gegen die Strafgeſetze verſtoßen. Dieſe Zeit ge=
hört
der Vergangenheit an. Der Reichskanzler hat in ſeinem Er=
laß
vom 12. März jedem weiteren Uebergriff Halt geboten. Für
die Zukunft kann das Reich gegen Uebertretung der Geſetze, auf
denen ſein Beſtand beruht, keine Milde walten laſſen. Für Ver=
ſtöße
der vergangenen Zeit, die aus beſtem Wollen für das Wohl
des Reiches begangen worden ſind, kann es aber auf ſtrafrechtliche
Sühne verzichten in dem feſten Vertrauen, daß der Geiſt der
Diſziplin, an den der Reichskanzler appelliert hat, die ſicherſte
Grundlage für die Achtung vor dem Geſetz bildet.
Aus dieſem Geſichtspunkte heraus ſieht die kommende Verord=
nung
über die Gewährung von Straffreiheit auf Grund des Ar=
tikels
48 Abſatz 2 der Reichsverfaſſung vor, daß

gewährt wird. Dazu werden folgende Beſtimmungen zugrunde ge=
legt
: Strafen, die beim Inkrafttreten dieſer Verordnung rechts=
kräftig
erkannt und noch nicht verbüßt ſind, werden erlaſſen. Der
Straferlaß erſtreckt ſich auf Nebenſtrafen und Sicherungsmaß=
nahmen
, ſoweit ſie noch nicht vollſtreckt ſind, auf geſetzliche Neben=
folgen
, auf rückſtändige Geldbußen, die an die Kaſſe des Reiches
oder Länder fließen und auf rückſtändige Koſten. Wenn auf Ein=
ziehung
oder Unbrauchbarmachung erkannt iſt, ſo behält es dabei
ſein Bewenden. Anhängige Verfahren werden eingeſtellt, wenn die
Tat vor dem 21. März d. J. begangen iſt. Neue Verfahren werden
nicht eingeleitet. Fällt nur ein Teil einer Geſamtſtrafe unter dieſe
Amneſtie, ſo wird nur dieſer Teil erlaſſen. Die letzten Paragraphen
des Amneſtiegeſetzes enthalten eine Reihe von Einzelvorſchriften.

Dieſe Verordnung trifft auf Grund des Artikels 48, Abſatz 2
folgende Beſtimmungen:

§ 1. Wer eine Uniform eines Verbandes, der hinter der Re=
gierung
der nationalen Erhebung ſteht, im Beſitz hat, ohne Mit=
glied
des Verbandes oder ſonſtwie befugt zu ſein, wird mit Ge=
fängnis
bis zu zwei Jahren beſtraft.
Wer die Uniform oder ein die Mitgliedſchaft kennzeichnendes
Abzeichen eines Verbandes der im vorigen Abſatz gekennzeich=
neten
Art trägt, ohne Mitglied des Verbandes zu ſein, wird mit
Gefängnis nicht unter einem Monat beſtraft.

§ 2. Wer eine ſtrafbare Handlung gegen Perſonen oder
Sachen begeht oder androht und dabei ohne Mitglied des Ver=
bandes
zu ſein, die Uniform oder ein die Mitgliedſchaft kennzeich=
nendes
Abzeichen eines Verbandes der im § 1 bezeichneten Art
trägt, oder mit ſich führt, wird mit Zuchthaus, bei mildernden
Umſtänden mit Gefängnis nicht unter ſechs Monaten beſtraft.
Iſt die Tat in der Abſicht begangen, einen Aufruhr oder in
der Bevölkerung Angſt oder Schrecken zu erregen oder dem Deut=
ſchen
Reiche außenpolitiſche Schwierigkeiten zu bereiten, ſo iſt die
Strafe Zuchthaus nicht unter drei Jahren oder lebenslängliches
Zuchthaus. In beſonders ſchweren Fällen kann auf Todesſtrafe
erkannt werden.
Nach dieſen Vorſchriften kann ein Deutſcher auch dann ver=
folgt
werden, wenn er die Tat im Ausland begangen hat.
§ 3. Wer vorſätzlich eine unwahre oder gröblich entſtellte Be=
hauptung
tatſächlicher Art aufſtellt oder verbreitet, die geeignet
iſt, das Wohl des Reiches oder eines Landes oder das Anſehen
der Reichsregierung oder einer Landesregierung oder der hinter
dieſen Regierungen ſtehenden Parteien oder Verbände ſchwer zu
ſchädigen, wird, ſoweit nicht in anderen Vorſchriften eine ſchwerere
Strafe angedroht iſt, mit Gefängnis bis zu zwei Jahren und
wenn er die Behauptung öffentlich aufſtellt oder verbreitet, mit
Gefängnis nicht unter drei Monaten beſtraft.
Iſt durch die Tat ein ſchwerer Schaden für das Reich oder
ein Land entſtanden, ſo kann auf Zuchthaus erkannt werden.
Wer die Tat grob fahrläſſig begeht, wird mit Gefängnis
bis zu drei Monaten oder mit Geldſtrafe beſtraft.
Wer die Mitgliedſchaft eines Verbandes erſchlichen hat, gilt
nicht als Mitglied des Verbandes im Sinne dieſer Verordnung.

Die Reichsregierung wird, wie wir erfahren, eine Verordnung
über die Bildung von Sondergerichten erlaſſen. Dieſe Verordnung
ſtützt ſich auf die 3. Verordnung des Reichspräſidenten zur Siche=
rung
von Wirtſchaft und Finanzen und zur Bekämpfung politiſcher
Ausſchreitungen vom 6. Oktober 1931.
Im erſten Paragraphen wird beſtimmt, daß für den Bezirk
jedes Oberlandesgerichtes ein Sondergericht gebildet wird, daß
dieſe Sondergerichte Gerichte des Landes ſind und daß die Lan=
des
=Juſtizverwaltung den Sitz der Sondergerichte beſtimmt.
§ 2 grenzt die Zuſtändigkeit der Sondergerichte ab, die ſich auf
die in der Verordnung des Reichspräſidenten zum Schutz von Volk
und Staat vom 28. Februar 1933 und die in der Notverordnung
zur Abwehr heimtückiſcher Angriffe gegen die
Regierung der nationalen Erhebung bezeichneten
Verbrechen und Vergehen bezieht, ſoweit nicht die Zuſtändigkeit
des Reichsgerichtes oder der Oberlandesgerichte begründet iſt.
Die weiteren Paragraphen befaſſen ſich mit der Zuſammen=
ſetzung
der Sondergerichte, die aus beſtellten Richtern des Bezirks
beſtehen ſollen und enthalten weiter eine Reihe von Verfahrens=
vorſchriften
.

Die Reichsrundfunkgeſellſchaft teilt mit: Von Mittwoch, den
22. März, ab wird der Deutſchlandſender ein neues Pauſenzeichen
führen. In Zukunft werden als Zeichen die erſten Klänge des
Glockenſpieles der Potsdamer Garniſonkirche erklingen, um den
Hörer an die denkwürdigen, vom Deutſchen Rundfunk aus Pots=
dam
übertragenen Feierlichkeiten des 21. März zu erinnern.
Der frühere Reichsminiſter Dr. Hermes wurde am Dienstag
auf Grund eines Haftbefehls des Unterſuchungsrichters feſtgenom=
men
und ins Unterſuchungsgefängnis Moabit eingeliefert. Gegen
Hermes wurde Haftbefehl erlaſſen, da Fluchtverdacht und Ver=
dunkelungsgefahr
vorliegt. Er wird der Untreue, begangen in
ſeiner Stellung als Präſident der Vereinigung der chriſtlichen
deutſchen Bauernvereine, beſchuldigt.
Das amerikaniſche Repräſentantenhaus hat nunmehr endgültig
die Bier= und Weinvorlage angenommen, die die Freigabe von 3,2 alkoholiſchen Getränken vorſieht.
Dmmm

Der engliſche Premierminiſter Macdonald und der britiſche
Staatsſekretär des Auswärtigen, Sir John Simon, ſind geſtern
vormittag in Paris eingetroffen. Die Verhandlungen mit Miniſter=
präſident
Daladier und Außenminiſter Paul=Boncour begannen
kurz Larauf in der engliſchen Botſchaft.
Die franzöſiſch=engliſchen Beſprechungen dauerten bis kurz vor
18 Uhr an. Daraufhin wurde folgende. Kommuniaug ausgegeben:
Miniſterpräſident Macdonald und Außenminiſter Sir John
Simon haben ſich, aus Rom kommend, in Paris aufgehalten, um
den Miniſterpräſidenten Daladier und den Außenminiſter Paul=
Boncour über den Charakter ihrer Unterredungen mit Muſſolini
zu unterrichten. Die engliſchen und franzöſiſchen Miniſter haben
einen längeren Meinungsaustauſch miteinander gehabt. Die fran=
zöſiſchen
Miniſter haben ihren Kollegen für die Informationen
gedankt, die ſie ihnen überbracht haben und um deren eingehende
Prüſung die franzöſiſchen Miniſter gebeten worden ſind. Die Mi=
uiſter
der beiden Länder werden ſich miteinander von Neuem in
Kürze beſprechen. Die franzöſiſchen Miniſter haben ihren Wunſch
ausgedrückt im Intereſſe des europäiſchen Friedens und im Rah=
men
und im Geiſte des Völkerbundes eine vertrauensvolle Zuſam=
menarbeit
unter den vier europäiſchen Großmächten, Ratsmitglie=
der
des Völkerbundes, verwirklicht zu ſehen.

Genf, 21. März.

Der Präſident der Abrüſtungskonferenz, Henderſon, hat am
Dienstag völlig unerwartet dem Hauptausſchuß der Konferenz zu
Donnerstag vormittag zu einer Sonderſitzung einberufen, in der,
wie amtlich mitgeteilt wird, der Präſident vorſchlagen wird, die
Verhandlungen bis nach Oſtern zu vertagen. Der Präſident Hen=
derſon
begründet dieſe Abſicht mit dem Hinweis auf die letzten
diplomatiſchen Geſpräche zwiſchen Muſſolini und Macdonald in
Rom. Die allgemeine Ausſprache über den engliſchen Abrüſtungs=
plan
ſolle auf mehrere Wochen hinausgeſchoben werden, da in
der Zwiſchenzeit die in Rom eingeleiteten diplomatiſchen Ver=
handlungen
der vier Großmächte fortgeſetzt werden ſollen.

Der Reichsverein der hauptamtl. Lehrerſchaft deutſcher Be=, Landesverein Heſſen, ſtellt ſich der nationalen Re=
gierung
, hinter der die Mehrheit des deutſchen Volkes ſteht, zur
Verfügung. All ſeine Maßnahmen ſind von reiner Sachlichkeit
getragen und haben lediglich das Ziel, die ihm anvertraute Ju=
gend
beiderlei Geſchlechts für Beruf und Leben vorzubereiten, ſie
zu tüchtigen Menſchen, verantwortungsbewußten Staatsbürgern
und lebendigen Gliedern der deutſchen Volksgemeinſchaft zu er=
ziehen
. Am Wiederaufbau von Volk und Vaterland in vollſter
Hingebung tatkräftig mitzuarbeiten, iſt ihm eine angenehme und
ſelbſtverſtändige Pflicht. Er iſt überzeugt, dadurch dem deutſchen
Volke und dem deutſchen Vaterlande den beſten Dienſt zu er=
weiſen
.
*
Bezüglich des Tragens von Kokarden hat Staats=
kommiſſar
Dr. Beſt angeordnet, daß die heſſ. Polizei und Gen=
darmerie
künftig an der Dienſtmütze über der Landes= die Reichs=
kokarde
ſchwarz=weiß=rot zu tragen haben.

Am Freitag, den 24. März ds. Js.
begehen der Poſtſchaffner Wilhelm
Saile und deſſen Frau Kätha,
Darmſtadt, Stadtallee 67, das Feſt der
Silbernen Hochzeit!
3962

Dankſagung.

Für die uns anläßlich unſerer ſilbernen
Hochzeit und 25 jährigen Geſchäftsjubi=
läum
zu Teil gewordenen Glückwünſche,
für die vielen Blumenſpenden und Ge=
ſchenke
danken wir hiermit allen, die
an dieſem Tage unſer gedacht.
Johann Hommer und Fran
Obergaſſe 3
Alter Ratskeller.
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Im Namen der Hinterbliebenen:
Paula Wechsler, geb. Sommer.

Arheilgen, Darmſiadt, Biblis,
den 21. März 1933.

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Die Beerdigung findet Donnerstag, den 23. März,
vormittags 11 Uhr, vom Poriale des Friedhofs der
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[ ][  ][ ]

Mittwoch, 22. März 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 81 Seite 5

Aus der Landeshaupkſtadt.
Darmſiadt, den 22. März 1933
* Volk und Buch.
Von Reinhold Braun.
Das Leſe=Bedürfnis iſt das Erwachen
von Seele und Geiſt.
Heinrich Lhotzky.
Das iſt oberſter Satz jeder Betrachtung von Volk und Buch,
daß die Beziehung zwiſchen beiden nicht in theoretiſchen Erörterun=
gen
hängen bleiben darf, ſondern fröhlich=herzliche Praxis. Leben.
ſchöpferiſche Verbindung ſein muß!
Wir müſſen, wenn wir wirklich wieder auf den Berg kommen
wollen, zu der Erkenntnis gelangen, daß die Beziehung zwiſchen
Volk und Buch eine unſerer großen Lebensfragen iſt.
Denn iede Frage nach dem guten Buche iſt ein Stück vom Ver=
langen
nach dem wahrhaften Leben.
Der ſittliche, ſeeliſche und geiſtige Inhalt eines Volkes ſteht
in einem geſetzmäßigen Verhältnis zu dem lebendigen und in
doppeltem Sinne erleſenen ſittlichen, ſeeliſchen und geiſtigen
Gehalte ſeiner Buchwelt.
Im Impuls eines Volksganzen ſchwingt auch der Impuls ſei=
ner
Buchwelt mit. Höllenfahrt oder Himmelfahrt einer Nation
liegen auch zu einem nicht geringen Teile ſchickſalhaft in ſeinem
Buchweſen begründet.
Nimm. du lieber Leſer und liebe Leſerin, deine von dir ge=
liebte
und zu deinem Innerſten hin verlebendigte Buchwelt: Du
kannſt daran, wenn du ehrlich gegen dich biſt, untrüglich meſſen,
ob du mit deinem ganzen Sein auf einer Wanderung durch eine
Wüſte oder ein Quellenland begriffen biſt.
Der treu und wachſam durch das adlige Buch gegangene Weg
kann für den Einzelnen und für das Ganze ein Heimgang in die
eigene Seele ſein. (Mancher hat ſich durch ein gutes Buch wieder=
gefunden
.)
Wohl dem Volke, wenn in ſeinen entlegenſten Daſeinswin=
keln
die lebendigſte Beziehung zu ſeinen Büchern vorhanden iſt.
Wer vor der Radiozeit beiſpielsweiſe in einem ganz weltfernen
norwegiſchen Bauernhofe einkehrte, konnte dort Feierſtunden ſel=
tenſter
Art erleben. Sah er den Hausvater abends, wie er aus
einem alten Sage=Buche den Seinigen und dem ganzen Hofge=
ſinde
vorlas. Ich glaube kaum. daß ſich an dieſer Sitte trotz des
Radios allzuviel geändert haben wird.
Schon damals wünſchte ich mir das gleiche Erlebnis im eige=
nen
Volke.
Wir haben bei uns immer zupiel vom Büchermarkt geſpro=
chen
und zu wenig von Buchwelt
Einzig auf die Schönheit. Geſundheit und das wirklich Volks=
gemäße
, das Dauerhafte dieſer Buchwelt kommt es an, auf ihre
Erſcheinung als ein lebendiger, blühender Organismus.
Das Wort Büchermarkt iſt zu ſehr mit dem Begriff Kon=
junktur
belaſtet, mit dem Element des Zeit=Dieneriſchen und des
Nur=Verdieneriſchen. Das Eintagsfliegenhafte ſchwillt dort zu
mächtigen Stapeln an. Büchermarkt in ſeinen Auswüchſen genom=
men
. kann Verſchüttung der Quellen bedeuten.
Die echte Buchwelt dagegen ſteht da wie ein Bollwerk gegen
den Ungeiſt einer Zeit.
An den Unfähigkeiten eines anatomiſchen Zeitalters waren
nicht zuletzt die unſeeliſchen und unſeligen Buch=Erſcheinungen
ſchuld, die unſer Volk in einem mißgeleiteten Hunger verſchlang.
Das Konjunktur=Buch aus der Feder und nur aus der Feder
jener Literaten, die deutſches Weſen gar nicht verſtehen konnten,
der Einbruch ausländiſcher, teilweiſe recht zweifelhafter Literatur
haben verheerend gewirkt.
Steigern wir das Erlebnis Aufbruch der Nation ins Rein=
Geiſt=Seeliſche, ſo bedeutet es nicht an letzter Stelle Aufbruch ins
deutſche, adlige Buch!!
Buch=Ehre bedeutet auch Volks=Ehre!
Es kommt im Leben des Einzelnen und eines Ganzen auf die
Verknüpfungen an, auf die die von ungefähr und doch nicht von
ungefähr geſchehen, und auf die gewollten, ganz bewußten, wie ich
das ich darf wohl beſcheiden darauf hindeuten, in einem meiner
Bücher verſuchte darzuſtellen, in dem Erzählungswerke Die ſelt=
ſame
Welt der Annetraut Ohnzeit
Zahl. herzliche, aus der eigenen Tiefe her geübte Verknüpfung
mit allem Guten, Hohen und Schönen, wie es ſich auch in Büchern
offenbart. kann Schickſal bedeuten, tief=innerſte Notwende, Im=
Buls zur Höhe, kann helfen bei der Leid=Ueberwindung.

Hohes Alter. Am Donnerstag, den 23. März, feiert der
Sattler i. R. Konrad Friedrich Roth=Darmſtadt, Parkusſtr. 7,
ſeinen 80. Geburtstag.
Chriſtlicher Verein Junger Männer. Eliſabethenſtraße 17.
Wir laden unſere Freunde und Mitglieder zur heutigen Bibel=
ſtunde
, abends 8.30 Uhr, in welcher Herr Dr. Grünewald ſprechen
wird, herzlich ein.
Heſſiſches Landestheater.

D Mea
23. März 19½2214 Uhr. C. 18.
Preiſe 0.705.50 Mk.
Fidelio Freitag.
24. März Anf. 19½z, Ende geg. 22½4 Uhr. D 17.
Preiſe 0.705.50 Mk.
Rigoletto. Meite Hie Donnerstag.
23. März Anf. 19½, Ende geg. 22½ Uhr. Zuſ.=M. V11
Der Gwiſſenswurm. Preiſe 0.703.80 Mk. Freitag.
24. März Anf. 19½. Ende geg. 22½ Uhr. T, Gr. 1
Der Gwiſſenswurm. Preiſe 0.703.80 Mk.

Landestheater. Die für heute angeſetzte Vorſtellung Figa=
ros
Hochzeit fällt aus. Das Große Haus bleibt geſchloſſen.
Morgen, Donnerstag, wird im Großen Haus unter der muſika=
liſchen
Leitung von Dr. Schmidt=Iſſerſtedt Beethovens
Oper Fidelio wiederholt. Die Titelrolle ſingt Elſa Kment.
Die übrige Beſetzung: Floreſtan: Joachim Sattlex. Don Pi=
zarro
: Siegfried Urias. Don Fernando: Heinz Schlüter,
Rocco: Heinrich Kuhn, Marcelline, ſeine Tochter: Regina
Harre, Jacquino: Eugen Vogt, zwei Gefangene: Karl Wal=
ther
und Kurt Theo Ritzhaupt. Im Kleinen Haus wird
in neuer Einſtudierung und Inſzenierung von Artur Maria
Rabenalt zum erſtenmal Anzengrubers Volksſtück Der
G wiſſenswurm aufgeführt. Die Beſetzung iſt folgende:
Grillhofer: Hans Baumeiſter. Duſterer: Kurt Weſter=
mann
, Waſtel: Franz Kutſchera, die Horlacherlies: Conſtance
Menz Poltner: Hugo Keßler, ſein Weib: Franziska Kinz,
ſeine Söhne Natzl: Erwin Faber und Hanns: Ernſt Gins=

Die nationale (Erhebung.
Die Erfüllung des Tages deutſchen Sehnens: Aufwärks!Symbol deutſcher Einheik die leuchkenden Fackeln
des Marſches der Tauſenden. Das Bekennknis zur Größe des Vakerlandes.
abſehbar war die Menſchenmenge, die die Straßen ſäumte und
immer noch ſtrömten neue Maſſen hinzu, um das grandioſe Schau=
Die Beiern in Heſſens Landeshaupkfkadt
ſpiel des Fackelzugs in dieſer Art einmal zu ſehen. Alle Fenſter
der vom Zug berührten Straßenzüge waren dicht belagert, in der
Dunkelheit flatterten die Symbole des Reiches und die Banner
am hiſtoriſchen 21. März.

Großen Haus, das 7. Symphoniekonzert des Landes=
theaters
ſtatt. Unter Leitung von Erich Kleiber kommen
Werke von Weber, Schubert, Mozart= und Johann
Strauß zur Aufführung.

Fahnen wehen! Ein ernſter nationaler Feſttag. Zwar auf
Stunden nur herausgehoben aus dem Grau des haſtenden Werk=
tages
, aber doch ein Feſttag! Daß das ganze deutſche Volk
auch äußerlich bekunde, wie es mit ganzem Herzen, allen Sinnen
und voll heißen Hoffens Teil nehme an dem feierlichen hiſto=
riſchen
Akt in der Garniſonkirche zu Potsdam, da der greiſe
Generalfeldmarſchall und Führer des deutſchen
Volkes in ſeinen ſchwerſten Schickſalsjahren dem
Manne die Hand reicht, der Verkörperung iſt
der Idee, die das deutſche Volk heute in ſeiner
Mehrheit eint in brünſtigem Schrei nach Frei=
heit
und Rettung aus ſchwerſter ſeeliſcher und
materieller Not. Verkörperung der jungen
deutſchen Volkheit, die bewußt wieder ein ſtar=
kes
nationales Bekenntnis ablegt zum Deutſch=
tum
vor der Welt! Verkörperung all
deſſen, was aus der unendlichen Not, durch die
wir ſchreiten mußten, geboren wurde an Seh=
nen
und Hoffen auf ein wieder ſtarkes, glück=
liches
, freies Deutſchland, deſſen Schickſal un=
verdient
war.
Wer, der wie wir ja alle alle, mögen
wir noch ſo verſchiedene Wege gegangen ſein,
Deutſchland, das wundervolle einzige liebt mit
ganzem heißen Herzen, ſollte wohl abſeits ſtehen
wollen in einer Stunde, deren geſchichtliche Be=
deutung
zu den ganz großen der Vergangenheit
zählt! Wer aber auch den die Idee verkör=
pernden
Mann und ſeine wenigen Mitarbeiter,
die die ſchwerſte Verantwortung auf ihre Schul=
tern
luden, beneiden ob. der Aufgaben, die
ihrer harren! Die ſchwerſte, größte Verantwor=
tung
, die je Männer unſeres Volkes vor der
Geſchichte auf ſich nahmen, iſt engſt verknüpft
mit der Stunde in der Potsdamer Garniſons=
kirche
, da der Generalfeldmarſchall dem Führer
des jungen Deutſchland die Hand reichte zu
gemeinſamer Führerarbeit.
Und doch ein Feſttag! Keiner, der erfüllt
war von lautem, alle Sorgen übertönenden
Jubel, aber ein Feſttag, der in dem heiligen
Ernſt ſeines Empfundenwerdens das deutſche Volk erſchüttern
mußte und mit heiligem Schäuer erfüllen.
Fahnen wehen! Wenn ſie ſprechen könnten, die Fahnen,
die in leichtem Raunen von Maſt zu Maſt in dem Gleißen der
Hoffnung erfüllten und Hoffnung keimen laſſenden Frühlings=
ſonne
ſich wiegen, und die in dieſer Feſtſtunde künden ſollten
von Sieg und Freiheit!
Das Symbol der einſt von vielen erträumten aber unerfüllt
gebliebenen Freiheitswünſche, denen nur kurze Herrſchaft beſchie=
den
war, die Farbe des Blutes ällein, das floß im gewaltſamen
Umſturz geheiligter Ordnung oft mit dem weſensfremden Sym=
bol
aſiatiſchen Kultur=Irrwahns, der die Welt erſchüttern ſollte,
iſt verſchwunden aus dem Fahnenkranz dieſer Feierſtunde des
neuen, des jungen Deutſchland. Es wehen die ernſten, durch
Tradition geheiligten Farben Schwarz=Weiß=Rot, für die
ſo viele bluteten und verbluteten auf allen Blachfeldern der
Erde, erkämpft vom Stahlhelm und es weht das Sieg jubelnde
Symbol derer, die 14 Jahre hindurch zäh und verbiſſen kämpften
um dieſe Stunde, die ihren unerſchütterlichen Glauben, ihrem
Sehnen Erfüllung brachte.
Schwarz=Weiß=Rot, das Heiligtum der Front, heute verkör=
pert
durch den Stahlhelm! Wenn ſie erzählen könnten, auch nur
aus der jüngſten Geſchichte! Wie oft haben wir ſie gehißt in den
vier ſchweren Jahren, wenn Heeresberichte Sieg über Sieg mel=
deten
. Wenn ſie Kunde gaben von Waffentaten, wie ſie gleich
glanzvoll, aber auch gleich ſchwer und opfervoll errungen, die
Welt noch nicht ſah! Wie oft aber auch wurden ſie herab=
geſetzt
auf Halbmaſt, wenn tiefſtes Leid, unfaßbare Trauer
deutſche Herzen beſchwerte!
Heute künden ſie Sieg, Feſtfreude. Einen Sieg aber,
der vorerſt nur ein Hoffen iſt, daß er ſich vollende! Und
was ſchwerer wiegt ein Wollen, dieſes Vollenden zu er=
ringen
mit der Ausſchöpfung aller unſerer Kraft, all unſeres
Vertrauens. War ein ſtilles Beten, daß der Lenker allen Ge=
ſchickes
dieſem heiligen, nichts Unbilliges verlangenden Wollen,
der letzten Kraftentfaltung unſeres Volkes ſeinen Segen gebe.
Daß er vor allem die Herzen aller, ſoweit ſie deutſch und für
Deutſchland ſchlagen, endlich wieder einen möge in einem
einzigen Denken und einem einzigen Willen; dem deutſchen
Volk zu dienen!
Fackelzug! Mit den wehenden Fahnen jubelt die reinigende,
lodernde Flamme! Von allen Hügeln und Höhen der deut=
ſchen
Lande ward mit Einbruch der Dunkelheit am Abend des hiſto=
riſchen
21. März des Flammenſtoßes Geleucht angefacht. Loderten
Feuer zum Himmel und kündeten bis in die entlegenſten Winkei
deutſcher Heimat von der geſchichtlichen Bedeutung des Tages.
Und das Symbol der heiligen reinigenden Flamme ward empor=
getragen
in dichten Rauchfahnen zum nachtdunklen Sternen=
himmel
, von neues Leben kündenden und bereitenden Frühjahrs=
ſtürmen
zerfetzt und gejagt, aber emporgetragen zu den
Wolken! Symbol deutſchen Sehnens: Aufwärts!
Und wo Menſchen eng zuſammen wohnen, in den Städten
und Dörfern deutſcher Lande die Fackel!
Zwei Zackelzüge,
wie ſie Darmſtadt ſeit Jahren nicht wieder geſehen hat,
durchzogen geſtern abend die Straßen der Landeshauptſtadt. Un=

der jungen Nation.
An zwei Plätzen der Stadt hatten ſich die Einzelgruppen und
Verbände zu Zügen formiert, um nach einem Marſch durch die vor=
geſehenen
Straßen ſich vor dem gemeinſamen Ziel wenige Schritte
vor dem Exerzierplatz zu vereinigen.
Der vom Marienplatz ausgehende Zug nahm ſeinen Weg durch
folgende, Straßen: Hügelſtraße, Wilhelminenſtraße, Karlsſtraße,

Aufmarſch der berittenen Schutzpolizei.
Wittmannſtraße, Niebergallweg, Jahnſtraße, Klappacherſtraße,
Moosbergſtraße, Tannenſtraße, Weinbergſtraße Heidelbergerſtraße,
Neckarſtraße, Rheinſtraße zum Exerzierplatz. Fackelzug 2 bewegte
ſich: von Mercksplatz, Riedlingerſtraße, Nieder=Ramſtädter=Straße,
Kiesſtraße, Beckſtraße, Erbacher, Straße, Stiftsſtraße, Dieburger
Straße, Heinheimerſtraße, Kranichſteine Straße, Taunusſtraße,
Wenckſtraße, Fuhrmannſtraße, Arheilgerſtraße, Gardiſtenſtraße,
Schloßgartenplatz, Schloßgartenſtraße, Kahlertſtraße, Blumenthal=
ſtraße
, Steubenplatz, Alter Bahnhof, Exerzierplatz.
Zu einer unabſehbaren Maſſe aber drängten ſich die Menſchen
vor dem Sammelplatz, um noch einmal ein geſchloſſenes Bild von
dem nunmehr vereinigten Fackelzug zu gewinnen. Unvergeßlich
wird der ſtarke Eindruck jedem bleiben, der die von einheitlichem
Willen und Glauben getragenen Gruppenkolonnen vorbeimarſchie=
ren
ſah. Immer wieder erſchollen ſpontan Heilrufe aus den dicht
gedrängten Reihen der Zuſchauer, die freudig von den Marſchie=
renden
erwidert wurden.
Führer der nationalen Verbände eröffneten den gemeinſamen
Fackelzug. Unmittelbar daran ſchloſſen ſich einige Züge der Darm=
ſtädter
SA., die immer wieder in beſtimmten Abſtänden zwiſchen
den Verbänden marſchierten. Der Jungdeutſche Orden mit dem
achtzackigen ſchwarzen Ordenskreuz im weißen Feld bildete den
Uebergang zu den Abordnungen der heſſiſchen Regimentsvereine,
deren Fahnengruppen jeweils in der Uniform ihrer ruhmreichen
Regimenter den Mitgliedern vorausmarſchierten. Mit großem
Jubel begrüßten die Heſſen die Vertreter ihrer 115, 116, 117, 118er
Infanterie, der 25er und der 6ler und der beiden Kavallerieregi=
menter
, wobei die Fahnengruppe der roten Dragoner zu Pferde er=
ſchienen
waren.
Nach einer Polizeigruppe zu Pferd und einer SA.=Kapelle
marſchierte eine Formation Hilfspolizei mit Karabinern, und an=
ſchließend
die Teilnehmer der Arbeitslager, in ihren ſchmucken
Uniformen. Friſch und voller Begeiſterung angeführt von dem
Trommlerchor der Hitlerjugend zogen die nationalſozialiſtiſche Ju=
gend
und die verſchiedenen Jugendverbände mit ihren Wimpeln
durch die ſpalierbildende Menge.
Und weiter marſchierte unter der kampferprobten alten Reichs=
kriegsflagge
eine ſtarke Stahlhelmabordnung, die im grauen
Ehrenkleide, die Fahnengruppe im Stahlhelm, Erinnerungen an
das alte Heer und an unſere junge Tradition heilig wahrende.
Reichswehr wachrief und mit lauten Front=Heil=Rufen begrüßt
wurde. Daß bei dieſer Bewegung hoffnungsvoller Nachwuchs die
Ideale der älteren Generation wachhalten wird, davon zeugte der
Zug Jugendgruppe Scharnhorſt, der nun folgte.
Hinter der Gruppe der Stahlhelmer fuhren in einer Reihe
von Kraftwagen die Schwerkriegsbeſchädigten, die ihr Blut für
die Größe ihres Vaterlandes hingegeben haben und deren Opfer=
bereitſchaft
der kommenden Generation zum leuchtenden Vorbild
dienen möge.
Weitere Gruppen junger Pfadfinder und der Haſſia=Jugend
leiteten über zum Zug der Vereinigten Kriegervereine, die in
großer Zahl erſchienen waren. Selbſt alte kriegserprobte Vete=
ranen
hatten es ſich nicht nehmen laſſen, an dieſem hiſtoriſchen
Tage in den Reihen des neuen Deutſchland zu marſchieren. In den
Uniformen unſerer blauen Jungens folgte dann der Marineverein.
Sämtliche Darmſtädter Korporationen unter Vorantritt des
Studenten=Ausſchuſſes waren in Wichs und Koleur mit ihren Fah=
nen
erſchienen. Ihnen ſchloſſen ſich die Reichs= Staats= und ſtädti=
ſchen
Beamten an, unter ihnen die Poſt=, Finanzamts=, Eiſen=

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 81

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 22. März 1933

bahn=, Strafanſtaltsbeamten, die Beamten der Städtiſchen Be=
triebe
, des Hoch= und Tiefbaus, der Heag und der Banken.
Starke Abordnungen hatten die Schutzpolizei, die Kriminal=
beamten
und die Lehrerſchaft entſandt. Die Feuerwehr war mit
eigener Kapelle und Paradeuniform, die einzelnen Zweige des
Ortsgewerbevereins und die Handwerkervereinigung mit ihren
Symbolen und Innungsfahnen erſchienen. Deutſche Turner und
Sänger bildeten den Abſchluß des impoſanten Zuges, der durch
zahlreiche Muſikkapellen belebt wurde.
Kundgebung auf dem Ererzierplak.
Den Abſchluß des Fackelszugs bildete der Aufmarſchder vielen
Tauſend Teilnehmer auf dem nordöſtlichen Teil des Exerzierplatzes
zur großen nationalen Kundgebung. Unmittelbar am Haus der
Landwirtſchaftskammer war ein Mikrophon durch die Firma
Gail aufgeſtellt, das durch 5 über den Platz verteilte Laut=
ſprecher
den Ungezählten, die den abgeſperrten Teil umſäumten,
die Teilnahme an der Kundgebung erleichterte. Wie überall in
den Straßen, ſtanden auch hier ungezählte Tauſende Stunden
lang wie eine lebendige Mauer, durch die nur ſchwerlich Auto
und Elektriſche ſich eine Lücke erobern konnten, um den dringend=
ſten
Verkehr aufrecht zu erhälten.
Gegen / 10 Uhr traf die Spitze des Fackelzuges auf dem
Exerzierplatz ein, und der Aufmarſch der über eine Stunde in
Anſpruch nahm, vollzog ſich in guter Diſziplin. Während des An=
und Aufmarſches ſpielten die verſchiedenen Kapellen und Spieler=
mannſchaften
, ſangen Stahlhelm und Scharnhorſtbund
vaterländiſche und Marſchlieder. Als die letzten Teilnehmer am
Zuge aufmarſchiert die Fackeln waren leider zum größten
Teil niedergebrannt, aber der Anblick des gewaltigen Aufmar=
ſches
doch begeiſternd eindrucksvoll wurde durch Lautſprecher
Ruhe geboten und dem Gebot auch willigſt Folge gegeben.
Kreisleiter Zürtz trat ans Mikrophon und hielt eine An=
ſprache
, in der er etwa ausführte: Wir hatten einſt ein großes
Vaterland, wir waren ein deutſches Reich, das die ſtärkſte
Armee der Welt ſein eigen nannte, das die zweitgrößte Handels=
flotte
beſaß und im Begriff war, Englands Vormachtſtellung in
der Welt zu brechen. Eines aber hatten wir nicht. Wir hat=
ten
kein deutſches Volk. Wir waren Süd= und Nord=
deutſche
, Bayern und Schwaben, Preußen, Sachſen, Heſſen, aber
kein deutſches Volk. Darum mußten wir die große General=
probe
, den Krieg verlieren. Weil der Zuſammenhang aller, die
deutſcher Zunge ſind, auf Gedeih und Verderb, fehlte. So mußte
am 9. November der Zuſammenbruch kommen mit all ſeinen
furchtbaren Folgen. Dann aber ſtand einer auf, einer von
den ſieben, und hämmerte den Gedanken Deutſchland
muß leben und wenn wir ſterben müſſen! in die
Hirne aller, die ihn hören wollten. Mit ihm wuchs die braune
Armee, und es kam der Tag, da Generalfeldmarſchall und
Reichspräſident von Hindenburg ihm das Kanzleramt übertrug.
Es kam die nationale Revolution! Wir haben in der feierlichen
Stunde die heilige Pflicht, derer zu gedenken, die unverbrüchlich
an Deutſchlands Ehre glauben, ſich für ſie und für die Freiheit
einſetzten. Wir ſtehen in Ehrfurcht und gedenken derer, die für
Deutſchland fielen!
Während die Fahnen ſich ſenkten, ſetzt die Muſik ein mit
ben Klängen Ich hatt einen Kameraden‟. Die Menge
ſtand eine Minute in ergriffenem Schweigen.
Der Redner fährt fort: Laſſen wir die Toten ruhen und
wenden uns den Fragen zu, die uns, die wir leben, nun ganz
erfüllen müſſen. Sie müſſen vor allem alle einen, die guten
Willens ſind, am Aufbau der Nation teilzunehmen. In den
Reihen der Nationalſozialiſten ſtehen zuſammen alle, vom Hohen=
zollernprinzen
bis zum Straßenkehrer. Wir kennen keinen Unter=
ſchied
des Standes oder Ranges, keinen der Konfeſſion. Wir
brauchen alle! An der Gruft des großen Königs wurde heute
in feierlicher Stunde das Richtfeſt gefeiert für den Bau des
neuen Reiches, für das in 14 Jahre langem Kampf wir den
Grundſtein legten. Jetzt gilt es, das Dach zu zimmern, das den
Bau ſchützen und ſchirmen ſoll vor allen Unbilden der Zu=
kunft
. Dazu iſt nötig, daß alle am Bau helfen. Daß wir wieder
mit Stolz ſingen und ſagen: Von der Maas bis an die Memel,
von der Etſch bis an den Belt, Deutſchland über alles
über alles in der Welt!
Das Deutſchlandlied und im Anſchluß daran das Horſt=
Weſſel=Lied beendeten die Feier. In Einzelgruppen marſchier=
ten
die Teilnehmer mit Muſik und Trommelklang ab. Langſam
nur leerten ſich die Straßen, die erſt um Mitternacht wieder das
geſpohnte Bild zeigten.
Anläßlich des Reichstagszuſammentritts wurde geſtern vor=
mittag
auf dem Marienplatz eine Parade der geſamten
Einzel= und Bereitſchaftspolizei abgehalten, zu
der ſich zahlreiche Zuſchauer eingefunden hatten. Vor den ver=
ſammelten
Mannſchaften hielt Innenminiſter Dr. Müller eine
kurze kernige Anſprache, in der er auf die hiſtoriſche Bedeutung
des Tages hinwies. Im Zuſammenhang mit den Ereigniſſen, die
Potsdam in den Mittelpunkt des Geſchehens ſtellten, betonte der
Miniſter, daß in der Wahl dieſer mit dem Namen Friedrichs
des Großen aufs engſte verbundenen Stadt gleichſam ſymbo=
liſch
eine Wende zum Ausdruck komme, die Deutſchland auſ
neuen Wegen zur einſtigen Größe, Macht und Ehre führen
werde. Er appellierte an die geſamte Schutzpolizei als eine der
ſtärkſten Stützen ſtaatlicher Macht, in dieſem neuen Geiſte all
ihre Kraft in den Dienſt des Staates und des Volkes zu ſtellen.
Nach einem dreifachen Hoch auf das deutſche Vaterland wurde
gemeinſam der erſte Vers des Deutſchlandliedes geſungen, in
das die Zuſchauer ſpontan mit einſtimmten. Der Miniſter nahm
dann den Vorbeimarſch der Bereitſchaftspolizei, die durch SA.
verſtärkt war, und der ſich anſchließenden berittenen Polizei ſo=
wie
des Kraftfahrerkorps ab. Die Einzelpolizei rückte darauf in
ihre Bezirke, die Hundertſchaften der Bereitſchaftspolizei in ihre
Unterkünfte ab.
Leider ereignete ſich bei dem Fackelzug auch ein ſchwerer
Unfall. In der Neckarſtraße fuhr ein Wagen der elektriſchen
Straßenbahn in eine ſtudentiſche Korporation hinein. Dabei
wurde der Sohn des Min.=Rates Glückert zu Boden geſchleudert
und am Kopfe ſchwer verletzt. Er wurde ſofort in das Stadt=
krankenhaus
gebracht. Die Unterſuchung des Vorfalles iſt ein=
geleitet
.
Die Meiſterſinger von Nürnberg.
Die feſtliche Stimmung, die den unvergeßlichen Tag be=
herrſchte
, mündete ein in die Vorſtellung dieſes Meiſterwerkes
im Großen Haus des Heſſiſchen Landestheaters, das wie kein
anderes wert iſt, als das die deutſche Oper am meiſten kenn=
zeichnende
Werk zu gelten. Es gibt kein Bühnenwerk, auch kein
Schauſpiel, das ſo tief aus deutſcher Seele geſchöpft, ſo warm
zu deutſchen Herzen in einer nur ihnen ganz verſtändlichen
Sprache ſpricht, wie dieſe aus der glücklichſten Zeit Wagners
ſtammende deutſche Oper. So war es verſtändlich und erfreulich,
daß gerade ſie heute die gleichgeſtimmteſten Menſchen treffen
mußte, deren Begeiſterung aus dem Erlebnis des Tages genährt,
von den hervorragenden Leiſtungen der Bühne und des
Orcheſters geſteigert, von der feſtlichen Atmoſphäre des das
ganze Haus füllenden, feſtlich gekleideten Publikums getragen,
zu beſonderen Aeußerungen ihrer freudigen Stimmung führte.
Vor Beginn der Vorſtellung, in deren Mittelpunkt die
Meiſterleiſtung Johannes Biſchoff als Hans Sachs ſtand,
hielt von der Miniſterloge aus, in der ſich faſt alle neuernann=
ten
Männer in Braunhemd verſammelt hatten, Herr Dr. Kulz
vom Kultusminiſterium eine Anſprache: Ein Tag, wie er kaum
ſe in der Geſchichte Deutſchlands erlebt wurde ſo führte er
aus , an dem eine unaufhaltſame Entwicklung ihre Krönung
erfahren hat, erhält ſeine Weihe. Die durch harte Kämpfe ge=
ſchaffene
Ordnung ſoll lebendig ausgefüllt werden. Dabei wirkt
die Kunſt gerade in unſerem kunſtliebenden Heſſenland in hohem
Grade mit. Jede echte deutſche Kunſt birgt als Weſenskern in
ſich ein heißes Ringen nach dem Licht. Die Geſtalten unſerer

Mythen und Heldenſagen, beſonders im Wieland der Schmied,
zeugen davon. Alle unſere großen künſtleriſchen Geſtalter,
Mozart, Beethoven, Wagner, alle großen Politiker, Friedrich,
Bismarck, Hitler waren von dieſem Ethos erfüllt und geleitet.
Das Theater ſoll nicht Kunſt für Kunſt ſein, ſondern Kunſt dem
ganzen Volk bringen, indem es erhebt, ſich rein hält von Schmutz,
und im Sinne des Spruchs wirkt: Ehret eure deutſchen Mei=
ſter
! Eine beſondere Volksmiete ſoll aufgelegt werden. Heute
ſchon erhielten 100 Kämpfer Ehrenplätze und wurden 130
Schülerkarten ausgegeben. Als Schlußworte ſetzte der Redner
die Worte Wotans aus dem Ring: Doch was noch nie ſich
fand, danach trachtet mein Sinn
In den Logen, den Rängen, im Parkett und im Orcheſter
ſah man allenthalben Braunhemden. Am Schluß intonierte das
Orcheſter das Deutſchlandlied, das das Publikum ſtehend mitſang.

Oeffentliche Gedenkfeier an die Volksabſtimmung
in Oberſchleſien.
Der Schleſierverein hatte zu einer Feierſtunde in den Saal
der Krone eingeladen, die ſchon vor dem angeſetzten Beginn über=
füllt
war, ſo daß viele Beſucher umkehren mußten.
Der Vorſitzende des Schleſiervereins. Wilhelm Schölzel,
kennzeichnete die Situation Schleſiens mit folgenden Worten: Auf
das ungeheure Drama des Weltkrieges, in deſſen Mittelpunkt die
tragiſche Geſtalt Deutſchlands ſtand, folgte in kurzem Abſtande die
Tragödie Oberſchleſiens, von der 5 Akte hinter uns liegen und der
letzte in 4 Jahren zu erwarten iſt. Der 1. Akt der Tragödie be=
ginnt
mit dem 7. 5. 1919. dem Tage des Entwurfes des Friedens=
vertrages
, der nicht mehr und nicht weniger als die bedingungs=
loſe
Zuteilung Oberſchleſiens an Polen brachte. Doch der flam=
mende
Proteſt ganz Deutſchlands führte dazu, daß das Schickſal
Oberſchleſiens von einer Volksabſtimmung abhängig gemacht wurde.
Der Friedensvertrag vom 28. 6 1919, der dieſe Entſcheidung feſt=
legt
, ſtellt den Auftakt zum 2. Akt dar. Das Geſicht war gewahrt.
der Grundſatz der Selbſtbeſtimmung der Völker gerettet in
der ſtillen Hoffnung, auf dieſem unverfänglichen Wege und durch
Beſetzung Oberſchleſiens unter franzöſiſcher Führung dieſes Land
den Polen in die Hand zu leiten. Der 20. März 1921, der den
3. Akt einleitet, der Tag der Volksabſtimmung brachte einen vollen
deutſchen Sieg und hunderttauſende Brüder und Schweſtern traten
die Wallfahrt nach Oberſchleſien an, um mit dem Stimmzettel in
der Hand ihre Heimat vor dem polniſchen Adler zu retten. Die
Gefahr ſchien abgewendet. Aber Deutſchlands Feinde waren in ar=
ger
Verlegenheit. Ihre Parole. Oberſchleſien muß ungeteilt blei=
ben
. führte zu einem zähen Ringen zwiſchen England und Frank=
reich
und ſchließlich wurde die Atrappe des Völkerbundes vorge=
ſchoben
, der nun entſcheiden ſollte. Der 4. Akt: 20. Oktober 1921.
Die Genfer Entſcheidung brachte die unerhörte Tatſache, daß Ober=
ſchleſien
geteilt, und der wertvollſte Teil Polens geſchenkt wurde.
Es war der Sieg der Halbheit, weil man nicht den Mut hatte,
der Wahrheit und der Einſicht Rechnung zu tragen. Am 15. 5 1922
wurde in Genf der Vertrag, der die Teilung vollzog, unterzeichnet.
Die Rechtsverwahrung Deutſchlands berührte die anderen
wenig. Am 22. 6. 1922 folgte die effektive Teilung Oberſchleſiens.
Das war der vorletzte Akt. Und der letzte Akt: Die Teilung Ober=
ſchleſiens
von 1922 ſtellt nur einen Uebergang dar. Nach 15 Jah=
ren
. alſo 1937 ſoll die endgültige Entſcheidung fallen, was mit
ganz Oberſchleſien geſchehen ſoll. Mit dieſer Friſtſetzung verbindet
ſich die Abſicht Polens, den wirtſchaftlich völlig abgeſchnürten Teil
Deutſch=Oberſchleſiens zu ruinieren und 1937 auch noch Polen ein=
zuverleiben
. Und im Vertrauen darauf, daß die Zukunft dieſe
Wendung nicht bringen möge, ertragen unſere Brüder und Schwe=
ſtern
in Oberſchleſien diesſeits und jenſeits der polniſchen Grenz=
pfähle
die Gegenwart. Und nicht eher wird die Wunde, die dem
Deutſchtum durch die unerhörte Entſcheidung über Oberſchleſien
geſchlagen wurde, vernarben. bis der an deutſcher Bevölkerung
und deutſchem Gebiet begangene Rechtsbruch wieder gut gemacht
iſt. Unſere höchſte Aufgabe iſt und bleibt, alle Nicht=Schleſier auf
die Notwendigkeit der Erhaltung des deutſchen Oſtens in Wort,
Schrift und Bild hinzuweiſen, unſeren Landsleuten aber wollen
wir immer wieder zurufen: Bis die erſehnte Stunde der Erlöſung
und Befreiung ſchlägt, ſo lange, ihr treuen Brüder und Schweſtern
aus Oberſchleſien harret mutig aus. Gott verläßt keinen Deutſchen!
Die zahlreich Verſammelten gaben ihrer herzlichen Anteil=
nahme
an der Oſtlandnot lebhaften Ausdruck und ließen dann
während eineinhalb Stunden den Schleſien=Film vorüberziehen.
der ihnen unerwartet viel Schönheit, Lebendigkeit der Wirtſchaft
und der Landwirtſchaft zeigte. Nach der Filmporführung nahm
Herr von Oelhafen von der Darmſtädter Reiſevereinigung das
Wort, ſtellte ſich als Mitkämpfer vom Annaberg gegen die volni=
ſchen
Aufſtände vor und gab bekannt, daß die Darmſtädter Reiſe=
vereinigung
in dieſem Jahre auch eine Omnibus=Sonderfahrt bis
nach Oberſchleſien ausführen werde. Für die Vereinigung Alt=
Darmſtadt ſprach Herr Philipy Weber und betonte die von bei=
den
Organiſationen gepflegte Heimatliebe, die letzten Endes dem
Wohle des ganzen Vaterlandes zugute kommt. Am Schluſſe des
Abends nahm dann Herr Lehmann vom Deutſchen Oſtbund das
Wort und machte die Beſucher mit den großen Zielen der Oſtbund=
bewegung
bekannt. Mit dem Abſingen des Deutſchlandliedes ſchloß
die Gedenkfeier.

Friſch auf, mein Volk,
die Flammenzeichen rauchen.
hell aus dem Norden
bricht der Freiheit Licht.
Ein Bühnen=Feſtſpiel im Großen Haus des Heſſ. Landestheaters
am Sonntag. d. 26. März, mittags 2.15 Uhr, verbunden mit Schau=
turnen
der Turngemeinde Darmſtadt 1846. Karten 0.50 bis 1.50.
Vorverkauf: Parfümerie Müller am weißen Turm. Friſeur
Weißmann (Schulſtraße) und Turnhalle (Woogsplatz). 3193

Evangeliſcher Bund. Der nächſten Beſprechungsabend iſt
am Donnerstag dieſer Woche, abends 8 Uhr, im Hotel Prinz
Carl. Karlſtraße. Die Ausſprache über die Forderungen des
deutſchen Proteſtantismus für Staat und Kirche wird mit der
Ausſprache über das gegenſeitige Verhältnis von Staat, Kirche
und Volkstum fortgeſetzt. Alle Mitglieder ſind herzlich ein=
geladen
.
Der Stahlhelm, B. d. F.. Geſtern abend konzertierte erſt=
malig
eine Abteilung der neugegründeten Kapelle der Ortsgruppe
Darmſtadt auf dem Luiſenplatz (vor der Geſchäftsſtelle) unter Lei=
tung
von Obermuſikmeiſter Mickley, ehem. Großh. Art.=Korps, 1.
Großh. Heſſ. F.=A.=Regt. 25. Kopf an Kopf ſteht eine begeiſterte
Menge und erfreut ſich an den alten Militärmärſchen der glor=
reichen
Zeit. Ueber dem Platz zogen zwei Flugzeuge der Akadem.
Fliegerſchaft Richthofen und des Motor=Flugſport=Clubs ihre
Kreiſe. Es wurde allgemein begrüßt, daß der alte Brauch der
Platzkonzerte wieder auflebte und der Wunſch wird laut, der=
artige
Platzmuſik zur ſtändigen Einrichtung zu geſtalten.
Hausfrauenbund. Es wird noch einmal aufmerkſam gemacht,
daß heute. Mittwoch, abends, im Fürſtenſaal zum Frühlingsanfang
ein Lichtbildervortrag über Die Blumenpflege der Hausfrau
ſtattfindet, dem ſich eine Blumentombola anſchließt. Der Vortrag
iſt von muſikaliſchen Darbietungen umrahmt. Unſere Mitglieder
ſind herzlich eingeladen, Gäſte willkommen.
Uraufführung. Das Philharmoniſche Orcheſter in Stutt=
gart
wird unter Leitung des Herrn Kapellmeiſters Guſtav Gör=
lich
am Donnerstag, den 23. März, nachm. um 5 Uhr, ein neues
Orcheſterwerk des hier anſäſſigen Komponiſten Julius Klaas
zur Uraufführung bringen. Op. 42. Feſtliche Suite ( Prä=
ludium
, Polonäſe, Sarabande, Tambourin, Arie und alla Giga
(Korybantenzug).
Orpheum. Auch heute Mittwoch und folgende Tage wird
das Gaſtſviel der myſteriöſen Zauberſchau Kasfikis und
ſeinem erleſenen Varietéteil fortgeſetzt. Es iſt nicht zu viel geſagt,
daß Kasfikis Kunſtſtücke zeigt, die ans Ueberſinnliche und Unfaß=
bare
grenzen. Alles in allem ein Varieté=Programm, das man
ſich nicht entgehen laſſen ſollte. Reklame=Gutſcheine auch heute
gültig.
Spülung des Waſſerrohrnetzes. In der Zeit vom Samstag,
den 25. März, bis Samstag, den 8. April, wird das ſtädtiſche
Waſſerrohrnetz geſpült. Dabei läßt ſich eine Trübung des Lei=
tungswaſſers
nicht vermeiden; auch muß die Waſſerlieferung von
22 Uhr bis 5 Uhr unterbrochen werden. (Näheres ſiehe Anz.)
Rentenzahlung beim Poſtamt Darmſtadt. Rheinſtraße. Die
Auszahlung der Militär=Verſorgungsgebührniſſe und der In=
validen
= und Unfallrenten beim Poſtamt, Rheinſtraße, beginnt
in den Sommermonaten 1. April bis 1. Oktober an den
Hauptzahltagen bereits um 7.30 Uhr.
Volksbankprozeß auf Freitag vertagt. Die nächſte Sitzung
im Volksbankprozeß beginnt am Freitag, 24. März. vormittags
9 Uhr.

Hunde=Ausſkellung
am 19. März 1933 in Darmſtadt.
Bei der am Sonntag, den 19. März, ſtattgefundenen Hunde=
Ausſtellung erhielten: den 1. Zuchtgruppenpreis ( Staats=
preis
) Frau Hanſel Schubert=Frankfurt a. M. für Iriſche Setter=
den
2. Zuchtgruppenpreis (Südweſtdeutſcher Verband) Frau E.
Hofmann=Darmſtadt für Mittelſchnauzer; den 3. Zuchtgruppen=
preis
Adam Heß=Lampertheim für Wolfsſpitz; den 4. Zuchtgrup=
penpreis
Eduard Frühwein=Münſter für Pudel=Pointer; den 5.
Zuchtgruppenpreis Hch. Schütz=Frankfurt a. M. für Dtſch. Lang=
haar
: den 6. Zuchtgruppenpreis Karl Weimann=Eppſtein (Pfalz)
für Rottweiler; den 7. Zuchtgruppenpreis Karl Schnetz= Frank=
furt
a. M. für Dtſch Langhaar.
Erſte Preiſe erhielten: für Dtſch. Kurzhaar Rüden: Golo
v. Juliusblick Gebr. Faulſtroh, Groß=Gerau; für Wolfs=
ſpitz
: Max (Mater) Adam Heß, Lampertheim; für Jap.
Chins: Salome von Schloß=Chemnitz Frau Muller=Pröbſter,
Wiesbaden; für Yorkſhire=Terrier Hündin: Elfi Enzian
Erich Schaller=Darmſtadt; Möpſe Rüde: Adam v. Cronberg
Hans von Neufville=Darmſtadt, Hündin: Dolly v. Rübenzahl=
Strachwitz Frau Dr. Grab=Darmſtadt; für Griffon Rüde:
Golo=Oberbrechen Wilh. Möller=Heringen, Hündin: Aſta von
Rödeltal Max Geiger, Chemnitz=Borna; für iriſche Set=
ter
Rüde: Arno von der Siegfriedhöhe Frau Hanſel Schubert=
Frankfurt; für Dtſch. Langhaar Rüde: Etzel v. Rauſchen=
hof
Erwin Kraft=Romrod, Hündin: Herta v. Feuerrädchen
Hch. Schütz=Frankfurt a. M.; fur Pudelpointer Rüde: Deff
v. Mömmlingthal Joſef Hitzel=Eiſenbach, Hündin: Bella II,
Hergershauſen Leo Happel=Hergershauſen; für Dachshunde
(Kurzhaarige) Rüde: Darling v. Falltor Hch. Stroh=Frankfurt
a. M., Hündin: Uhla v. Falltor Hch. Stroh, Frankfurt a. M.;
für Dachshunde (Langhaarige) Rüde: Harry v. St. Ingber=
tus
A. Hoffmann. St. Ingbert (Saar); Dachshunde
(Rauhaarige) Rüde: Lump. v. Römerwald Aug. Land=
mann
, Hanau. Hündin: Quarta v. Gründautal Frau L. Stahl,
Darmſtadt; für Kaninchen=Teckel Rüde: Ergo v. Metzdorf
Paul Weſtphal=Heuſenſtamm; für Foxterrier Rüde: Berg=
adler
vom Kinzigtal H. Breitenbücher=Hanau, Hündin: Alba
v. Rheingau R. Puval=Worms; für Schottiſche Terrier
Rüde: Toska Grik Lillo Barth, Frankfurt a. M., Hündin:
Zyri v. d. Ilſungquelle Frau Olga Münker=Gießen; für Cok=
ker
=Spaniel Rüde: Bertram v. Martinshof Ernſt Lorenz,
Darmſtadt. Hündin: Daiſy v. d. Kaup Leonh. Ripper, Darm=
ſtadt
; für Deutſche Schäferhunde Hündin: Trude von der
Secretainnerie Joſef Schwabacher, Auerbach; für Dober=
mannpinſcher
Rüde (ſchwarzrot); Gundrum v. d. Riedburg
Gg. Hannersdorf, Ludwigshafen=Mundenheim, Rüde ( braun=
rot
): Blitz v. Bayernſtolz Ludw. Dietz, Schwetzingen. Hündin
(ſchwarzrot): Alma v. Friedewald Fr. Waldt, Aſchaffenburg;
für Rottweiler Rüde: Roland v. Felſenmeer A. Wagner,
Ziegelhauſen, Hündin: Elly v. d. Hauptwache Fräulein Lina
Meinhardt, Frankfurt a. M.: für Airedale=Terrier Rüde:
Pioneer of the Edge Joh. Steinbrech, Mainz, Hündin: Kyſſy
v. d. Riedburg Fr. Wildt, Altlußheim; für Rieſenſchnau=
zer
Rüde: Hans v. d. Martinshöhe Martin Heldmann. Eber=
ſtadt
, Hündin: Fatme v. d. Martinshöhe Martin Heldmann,
Eberſtadt: für Boxer Rüde (gelb): Cuno vom Hohenzollern=
platz
Morath, Hofheim. Hündin (gelb): Freya v. d. Woog
W. Maus, Darmſtadt: Rüde (geſtromt): Nogi v. Rotenberg G.
Aland, Frankfurt a. M., Hündin (geſtromt): Nitta v. d. Magda=
lenenquelle
Alb. Hahn. Oberſtein; für Barſoi Rüde: An=
drey
v. Wolfzwun Frl. Gretel Loſer, Heidelberg, Hündin:
Duſchenka Bilaja Philipp Scherer, Nieder=Florſtadt; für
Greyhounds Rüde: Artus v. Oostal Jule Marburg,
Mannheim, Hündin: Marizze von Naunheim Fritz Bill, Naun=
heim
; für Whippet Hündin: Undine v. d. Hallerhütte Fritz
Bill, Naunheim; f. St. Bernhardshunde Rüde (ſtockhaar.):
Gontram v. Taubertal Aug. Martin, Waldfiſchbach, Rüde
(langhaarige): Nero v. Uhlenhorſt Kurt Hagenacker, Duisburg=
Meiderich. Hündin (ſtockhaarige): Alma v Rot am See Ernſt
Stein. Bad=Soden, Hündin (langhaarige); Gunda Gütſch L
Hußlein, Hanau a. M.; für Neufundländer Rüde: Paſcha
v. d. Wislauter Luis Soſtmann, Buchſchlag, Hündin: Alma v.
Biebertal Frau Friedel Windecker, Friedberg; für Deutſche
Doggen Rüde (gelbe); Willy Blaß, Alzey. (geſtromte): Karl
Narbe, Hanau, (gefleckte): Emil Bahmer, Vaihingen, Hündin
(gelbe): Frau H. v. Rohden, Loheland, (geſtromte): Müller=
Sperrhake, Offenbach, (gefleckte): Th. Trenner, Finthen; für
Schnauzer Rüde: Ilbo Schnauzerluſt Stierle=Pforzheim,
Hündin: Elſe v. Ezelſee Rapp=Vaihingen; für Zwergpin=
ſcher
Rüde (rote): Gert v. Waldacker Franz Jung, Wiesbaden=
Sonnenberg, Hündin (rote): Zenta v. Philippsberg Emil Bach=
hofer
, Wiesbaden; für Zwergpinſcher Rüde (Pfeffer und
Salz): Aſſo v. Himmelburg Ludw. Dietz. Schwetzingen, Rüde
(ſchwarz): Troll v. Freiersheim Jak Freier, Lampertheim,
Hündin (Pfeffer und Salz): Pia v. Dornbuſch Gg. Riehl,
Frankfurt a. M., Hündin (ſchwarz): Renate v. Mümmlingtal
H. Tierolf, Darmſtadt: für Deutſche Wachtelhunde
(Hündin); Biene v. Schützenverein E. Grunewald, Alsfeld: für
Affenpinſcher Rüde: Aeffchen v. Riefuß Aug. Peter,
Frankfurt a. M.; für Zwergſpitz Hündin: Betty v. Stamm=
ſitz
Jak. Bromm. Freiendiez: für Pekingeſen Rüde: Asko
v. d. Ludwigshöhe Marie Lang. Darmſtadt, Hündin: Ardie
v. d. Ludwigshöhe Marie Lang, Darmſtadt.

Mendelsſohn=Konzert. Bei der Mendelsſohn=Ehrung durch
den Kirchenchor der Johannesgemeinde am nächſten Sonntag, den
26. März, wird ſich die Altiſtin Lore Fiſcher aus Stuttgart,
die vielen Rundfunkhörern wohl bekannt iſt, zum erſten Male in
unſerer Stadt hören laſſen. Sie wird die Altpartie im Leiden
des Herrn ſingen und außerdem drei der ſchönſten Geſänge Men=
delsſohns
vortragen: den 42. Pſalm (Wie der Hirſch nach friſchem
Waſſer ſchreit) aus dem Hohelied Salomonis (Stark wie der
Tod iſt die Liebe) und das Vaterunſer. Dazu ſingt Frau Horn=
Stoll das herrliche Sopranſolo: So hoch der Himmel über der
Erde iſt. Herr Carl Cauer ſpielt das Violinſolo: In memo=
riam
. Die Orgelbegleitung liegt bei Herrn Auguſt Nieber=
gall
in bewährten Händen.
Die Beurteilung des Menſchen nach Geſicht, Hand. Schrift
und Horoſkop. Ueber dieſes ſehr intereſſante Thema ſpricht, wie
aus dem heutigen Inſeratenteil erſichtlich, am Donnerstag, den
23. März, abends, im Fürſtenſaal, Grafenſtraße, der bekannte
Aſtrologe und Graphologe Radetzky. Der Redner hat durch
ſeine für die Gegenwart aktuellen Ausführungen in allen Städten,
in denen er bisher ſprach, einen überaus ſtarken Zuſpruch bueſen
dürfen. Karten ſind im Vorverkauf im Verkehrsbüro zu haben.
(Siehe Anzeige.)
Im Union=Theater läuft mit unvermindertem Erfolg der
Groß=Tonfilm. Menſchen im Hotel,
Die Helia=Lichtſpiele zeigen nur noch kurze Zeit den ſtar=
ken
Erfolgs=Film Grün iſt die Heide‟
Die Palaſt=Lichtſpiele bringen heute zum letzten Male im
Erſtaufführungs=Doppelprogramm Liane Haid. Lien Deyers und
Walter Rilla in dem deutſchen Tonfilm Die Männer um Lucie‟
ſowie Lubitſchs Tonfilm=Operette Monte Carlo
Reſi=Theater. Etwas Außergewöhnliches bietet das Reſi
heute ſeinen Kinofreunden. Max Adalbert iſt um 5.30 Uhr per=
ſönlich
zu ſeinem Erfolgsfilm Der Schützenkönig anweſend. Ein
Volltreffer ins Schwarze iſt dieſer neue große Lacherfolg der Sai=
ſon
mit Weiß Ferdl dem Urbayer und Max Adalbert dem
Preiß in den Hauptrollen. Wir weiſen beſonders darauf hin,
daß Herr Max Adalbert um 16.16 Uhr am Hauptbahnhof eintrifft.
Unfall. In den Abendſtunden des geſtrigen Tages geriet
ein Radfahrer in der Frankfurter Straße dadurch zu Fall, daß er
in den Schienen der Straßenbahn ſtecken blieb. Der Verunglückte
wurde mit einer leichten Gehirnerſchütterung ins Städt. Kran=
kenhaus
gebracht.
Vereinskalender.

Der Stahlhelm B. d. F., Ortsgruppe Darmſtadt.
Pflichtappell am Freitag, den 24. März 1933, abds.
8.30 Uhr, im großen Saal des Reſtaurantszur
KStahzheimt Krone Schuſtergaſſe. Verpflichtung. Vortrag,
Fahne und Muſik zur Stelle. Anzug: Kluft.
Bund Königin Luiſe, Ortsgruppe Darmſtadt. Mitt=
woch
. den 22. März: Verſammlung mit Verpflichtung bei Sitte,
Karlsſtraße. Erſcheinen aller Kameradinnen iſt Pflicht. Gäſte herz=
lich
willkommen.

Tageskalender für Mittwoch, den 24. März 1933.
Union=Theater: Menſchen im Hotel; Helia=Lichtſpiele: Grün
iſt die Heide Palgſt=Lichtſpiele: Die Männer um Lucie‟
und Monte Carlo, Reſi=Theater: Der Schützenkönig
Beſſunger Lichtſviele: Er oder ich und Fräulein falſch ver=
bunden
.

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 22. März 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 81 Seite 7

Aus Heſſen.

Cp. Pfungſtadt, 21. März. Hohes Alter. Morgen Mitt=
woch
kann die Witwe des Ludwig Seeger 2. wohnhaft Mittel=
gaſſe
, ihren 84. Geburtstag begehen. Die Freie Bäcker=
Innung Pfungſtadt, der auch die Bäcker von Hahn und Eſcholl=
brücken
angeſchloſſen ſind, hat einſtimmig ihren Beitritt zum
Kampfbund gegen Konſumvereine und Warenhäuſer beſchloſſen.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 21. März. Hohe Ehrung. Aus Anlaß
ſeines 84. Geburtstages wurde dem Altveteran Phil. Reitz von
hier ein eigenhändig unterſchriebenes Bildnis des ehemaligen
Großherzogs und des Herrn Reichspräſidenten v. Hindenburg durch
den Vorſitzenden des Krieger= und Veteranenvereins überreicht,
Ak. Nieder=Ramſtadt. 20. März. Vortrag. Auf Veranlaſ=
ſung
des Ortsgewerbevereins ſprach der Vorſitzende der Hand=
werkskammer
=Nebenſtelle, Herr Schmiedemeiſter Nothnagel,
zu Griesheim. Seine eingehenden Ausführungen auf dem Gebiete
der Steuergutſcheine, der Beſchäftigungsprämien, der Reparatur=
zuſchüſſe
, gaben Aufſchluß über alles Erforderliche und trugen
beſtimmt dazu bei. Aufklärung zu geben über das was uns die
letzten Notverordnungen gebracht haben. In der ſich anſchließen=
den
Diskuſſion ſtellte es ſich heraus, daß noch ſo mancher nicht im
Klaren darüber war, was auf dieſem Gebiet wiſſenswert erſcheint.
Der Vorſitzende des Ortsgewerbevereins. Herr Zimmermeiſter und
Bauunternehmer Bernhardt. ſchloß die gut beſuchte Verſamm=
lung
mit Worten des Dankes an den Redner.
U. Ober=Ramſtadt. 20 März. Kirchenkonzert des
Doppel=Quartetts Konkordia‟. Das Programm ent=
hielt
15 Einzelnummern. Orgelvorträge, Chöre, Streichquartett,
Sopranſolos. Violinſolos und Solo für Violoncello. Es wirkten
außer dem Chor unter Leitung ſeines bewährten Dirigenten
Herrn Hubert Samper noch mit Frl. Luiſe Keil (Sopran), Herr
Auguſt Niebergall (Orgel). Herr Heinrich Crößmann und Herr
Paul Paluczak (Violine), Herr Karl Cauer (Bratſche) Herr Wal=
ter
Pfaff (Cello). Alle Darbietungen ſtanden auf künſtleriſcher
Höhe. Alle Beſucher werden wohl von dieſer Feierſtunde denn
das war es voll befriedigt geweſen ſein.
An. Groß=Zimmern. 20. März. Theaterabend der Büh=
nengemeinſchaft
des Männergeſangvereins. Zur Aufführung kam
das Schauſpiel Wenn du noch eine Mutter haſt von Thilo=
Schmidt im Schwanenſaale. Die Inſzenierung lag in den bewähr=
ten
Händen von Hans Lorz, der mit ſeiner Spielerſchar eine Auf=
führung
bot, die weit über den Durchſchnitt einer Laienbühne
ſtand. Die vorzüglichen, ins Auge fallenden Bühnenbilder waren
Arbeiten des Malers Fritz Göbel. Schauſpieleriſch wurde das
Werk beſtritten von Frau Wucherpfennig, M. Hack, E. Held, M.
Eck, K. Hack, L. Wagner, H. Lorz, V. Stumpf. V. Kipp, Gg. Rauch
und Valentin Fritzges. Die Theatergruppe fand für ihr hohes
Können vollſte Anerkennung und ungeteilten Beifall. Ge=
meindeabend
. Geſtern abend ſprach hier vor der evangeli=
ſchen
Gemeinde der Bundesführer des Heſſenbundes, Herr Ju=
gendpfarrer
Page, über das Thema: Das Evangelium und die
Jugend. Mit tiefempfundenen Worten behandelte er dieſe ernſte
brennende Frage, die Jugendnot. Verſchiedene Chöre und ein
Sprechchor der hieſigen Jugendgruppen umrahmten den Vortrag.
r. Babenhauſen, 21. März. Familienabend des Ve=
teranen
= und Militärvereins. Im Mittelpunkt des
Abends ſtand ein Vortrag des Kameraden Leutnant zur See Karl
Reutzel=Friedberg über Mit U=Boot, Torpedo und Mine im
Kampf. In ſeiner Begrüßungsanſprache wies der 1. Vorſitzende
Georg Krapp auf die von den Kriegervereinen ſchon immer ge=
pflegten
vaterländiſchen Beſtrebungen hin, betonte ihre Begeiſte=
rung
für den Wehrgedanken und die freudige Mitarbeit der Krie=
gervereine
am Neuaufbau des Reiches. An Hand von ausgezeich=
neten
Lichtbildern verſtand es Kam. Reutzel ausgezeichnet, die
ſchwere Aufgabe der Marine im Kriege zu kennzeichnen und die
Zuhörer für ihre Heldentaten zu begeiſtern. Umrahmt war der
Vortrag von ſchneidig geſpielten alten Militärmärſchen der Ka=
pelle
Lautz.
Cg. Reinheim, 21. März. Elternabend. Die hieſige Schule
veranſtaltete im Saalbau Zur Spitze ihren Elternabend, der von
mehr als 600 Perſonen beſucht war. Es war eine Freude, zu ſehen,
mit welcher Hingabe die Kinder aus den verſchiedenen Klaſſen
ihre Gedichte vortrugen, ihre Chöre zum Teil unter Mundhar=
monikabegleitung
unter Leitung des Lehrers Hoch ſangen und ihre
reizenden, mit ſtärkſtem Beifall belohnten Tänze, die von Fräu=
lein
Wißmann mit viel Liebe und Geduld eingeübt waren. vor=
führten
. Das kleine Spiel Die ſieben Schwaben wurde meiſter=
haft
dargeboten und erregte andauernd ſtürmiſche Heiterkeit. Im
Mittelpunkt des Abends ſtand ein Lichtbildervortrag des Lehrers
Hoffmann zu Lichtenberg, der mehrere Jahre in einer deutſchen
Schule in Swakopmund tätig war. In packender Form wußte er
an Hand von vorzüglichen Aufnahmen aus dem Schulleben und
dem Leben der Deutſchen in Deutſch=Südweſtafrika zu erzählen
und die kleinen und großen Zuhörer zu feſſeln. Rektor Krapp trat
in ſeiner Anſprache für engſte Zuſammenarbeit von Schule und
Elternhaus zum Beſten der deutſchen Jugend, die vor allem zu echt
deutſchem Volks= und Nationalbewußtſein erzogen werden muß,
ein. Seine Dankesworte an den Vortragenden klangen aus in der
Forderung der Rückgabe unſerer Kolonien, die uns auf Grund
einer längſt widerlegten Lüge geraubt wurden. Das gemeinſam
geſungene Deutſchlandlied beendete die außerordentlich eindrucks=
volle
und wohlgelungene Veranſtaltung.

Obſibauverſammlung des Kreiſes (rbach.

As. Erbach, 21. März.
Die Hauptverſammlung des Kreisobſtbauver=
eins
für den Kreis Erbach fand am Sonntag nachmittag
in der Feſthalle Unter den Linden ſtatt. Der 2. Vorſitzende,
Herr Schloßverwalter Giebenhain, Steinbach, eröffnete mit
Worten herzlicher Begrüßung die gut beſuchte Generalverſamm=
lung
. Sein beſonderer Gruß galt Herrn Kreisdirektor Dr.
Braun=Erbach, Herrn Brohm=Darmſtadt als Vertreter des
Landesobſtbauvereins, Herrn Bürgermeiſter Meiſinger=Kirch=
Brombach als Vertreter des Landwirtſchaftskammer=Ausſchuſſes
und Herrn Obſtbauinſpektor Behne=Darmſtadt. Vor Eintritt
in die Tagesordnung dankte Herr Meiſinger für die freundliche
Begrüßung und überbrachte dem rührigen Kreisverein die beſten
Wünſche der Landwirtſchaftskammer. Dieſe hoffe und wünſche,
man möge die Zuſammenarbeit des Kreisvereins mit dem Land=
wirtſchaftskammer
=Ausſchuß auch weiterhin pflegen zum Segen des
Obſtbaues und damit auch der Landwirtſchaft.
Die Jahresrechnung wurde von dem Geſchäftsführer Herrn
Weißmantel=Erbach geſtellt. Dieſelbe war bereits vorge=
prüft
, ſo daß von einer Nachprüfung Abſtand genommen wurde.
Herr Giebenhain erſtattete einen ausführlichen Tätigkeits=
bericht
. Es ſeien hier beſonders die Bezirksverſammlungen her=
vorgehoben
, die dieſes Jahr zum erſten Male an den größeren
Plätzen des Kreiſes abgehalten wurden. Anſtelle der Jahres=
berichte
der einzelnen Ortsgruppen wurde ebenfalls zum erſten
Male ein Sammelbericht bekanntgegeben. Auf Vorſchlag des
Herrn Werner=Reichelsheim ſoll auch in Zukunft an dieſem
Modus feſtgehalten werden. Herr Heyl=König ſprach ſich ſehr
anerkennend über die Bezirksverſammlungen aus mit der Bitte
um Beibehaltung auch dieſer Neueinrichtung.
Nach der Entlaſtung des geſamten Vorſtandes wurde zur Neu=
wahl
geſchritten. Herr Kreisdirektor Dr. Braun wurde an
Stelle des in den Ruheſtand getretenen Kreisdirektors v. Werner
auf Vorſchlag des Vorſtandes durch Zuruf einſtimmig zum erſten
Vorſitzenden gewählt. Der Neugewählte dankte für das ihm durch
die Wahl entgegengebrachte Vertrauen und verſprach, die Belange
des Kreisobſtbauvereins nicht nur formell, ſondern mit ganzem
Herzen zu vertreten. Herr Dr Braun führte noch folgendes aus:
Wir leben in einer ernſten Zeit, in der Zeit der nationalen Revo=
lution
. Wir wollen und müſſen uns wieder als freies, einiges
Volk zuſammenfinden. Die Reichsregierung hat der Landwirt=

ſchaft Unterſtützung zugeſagt und denkt vor allem an die Belebung
des Binnenmarktes und fordert auf allen Gebieten Qualitäts=
waren
. Deshalb müſſen die Vereine mit den neueſten Errungen=
ſchaften
bekanntgemacht werden. Mit einem dreifachen Hoch auf
den Kreisobſtbauverein und unſer geliebtes deutſches Vaterland
ſchloß der Redner ſeine beifällig aufgenommenen Ausführungen.
Auf Vorſchlag des Vorſitzenden wurden auch der 2. Vorſitzende,
Herr Giebenhain, und Herr Weißmantel, der Geſchäfts=
führer
, einſtimmig wiedergewählt.
Nach der Vorſtandswahl führte Herr Obſtbauinſpektor Behne
folgendes aus: Die Gründe für die langſame Entwicklung des
Obſtbaues liegen in der ſchlechten wirtſchaftlichen Lage, der letzten
ſchlechten Obſternte und allgemeiner Gleichgültigkeit. Unſere neuen
Männer müſſen ſich in erſter Linie mit dem Obſtbau befaſſen. Da=
zu
iſt erforderlich, daß unſere Forderungen an den maßgebenden
Stellen vertreten werden. Hierfür zuſtändig iſt der Reichsverband
für Obſt= und Gartenbau in Berlin. Dieſer wird gebildet aus
den Landesverbänden und dieſe wieder aus den Kreisobſtbauver=
einen
. Die Kreisobſtbauvereine ſind die Werkſtätten für prakti=
ſchen
Obſtbau. An Hand der allen Ortsvereinen zugegangenen
Richtlinien gab Herr Behne ein klares Bild der den Vereinen
zuſtehenden Arbeiten. Dieſe Arbeiten müſſen im Laufe des Jah=
res
in vier Verſammlungen eingehend durchberaten werden. Be=
ſonders
eingehend zu behandeln ſind die ſachgemäße Düngung, die
Schädlingsbekämpfung, das Abwerfen und Umpfropfen der
Bäume. Im Frühjahr erfolgt der Gemarkungsrundgang und
zwar zur Blütezeit, und der Rückſchnitt junger Bäume. Weſent=
lich
iſt auch die Zuſammenſtellung der Sortimente unter Einbe=
ziehung
der bewährten Lokalſorten. Obſtausſtellungen und ge=
ſellige
Veranſtaltungen dienen insbeſondere zur Belebung des
Vereins. An den äußerſt intereſſanten Vortrag ſchloß ſich eine
lebhafte Ausſprache an, an der ſich die Herren Archiprat Morne=
weg
=Michelſtadt Giebenhain=Steinbach, Pfaff= Michel=
ſtadt
. Werner=Reichelsheim, Bär=Langen=Brombach, Brohm=
Darmſtadt, Behne=Darmſtadt und TrumpfhellerMomart
beteiligten.
Herr Kreisdirektor Dr. Braun ſchloß alsdann die harmo=
niſch
verlaufene Tagung. Es folgte noch die übliche Verloſung
von Obſtbäumen, Roſenſtöcken und Beerenſträuchern. Herr Baum=
ſchulenbeſitzer
Werner=Reichelsheim hatte in dankenswerter Weiſe
eine große Anzahl von Bäumen geſtiftet.

Bz. Reinheim, 21. März. Der gemeinſam von dem Land=
wirtſchaftskammerausſchuß
für Starkenburg und der Gemeinde
Reinheim veranſtaltete Zuchtviehmarkt wich von ſeinen
Vorgängern erheblich ab. Der neue Geiſt in der Verwaltung der
Stadt Reinheim machte ſich bemerkbar. Trug die äußerliche Auf=
machung
ſchon deutlich das werbende Moment zur Schau, ſo, daß
dem Zug der Preisrichter, der Marktkommiſſion, des Landwirt=
ſchaftskammerausſchuſſes
, der ſich unter Vorantritt einer Muſik=
kapelle
vom Bahnhof nach dem Markt bewegte, ein prächtiger
Ziegenbock mit einem Kranz um den Hals als Zeichen des Mark=
tes
vorangeführt wurde, daß von der Reichsbahn die Ausgabe von
Sonntagsfahrkarten genehmigt war, ſo bewies auch der praktiſche
Erfolg, daß der Reinheimer Zuchtviehmarkt einen neuen Auf=
ſchwung
genommen hat. An Rindvieh, Schweinen, Ebern, Ziegen
übertraf in Menge und Wert der Auftrieb denjenigen des Vor=
jahres
. Nur die Zuchtfaſel blieben zahlenmäßig hinter dem letz=
ten
Jahre zurück. Dafür konnte aber auch als überraſchendes Er=
gebnis
am Marktende feſtgeſtellt werden, daß über 60 Prozent der
aufgetriebenen Bullen von den in unerwartet hoher Zahl erſchie=
nenen
Kommiſſionen gekauft wurden. Die Preisverteilung er=
öffnete
als Vertreter des Landwirtſchaftskammerausſchuſſes Bür=
germeiſter
Meiſinger (Kirch=Brombach). Er dankte der Stadtver=
waltung
Reinheim für die vorzügliche Organiſation des Marktes
und für die geleiſtete Vorarbeit, die dem Markt ſeinen außer=
gewöhnlichen
Erfolg geſichert habe. Die guten Ankaufs= und Ver=
kaufsmöglichkeiten
, die ſich ergeben haben, werden die Wirkung
nicht ausbleiben laſſen. Mit dem Markt war eine kleine Aus=
ſtellung
gewerblicher Erzeugniſſe, die der Landwirtſchaft dienen,
verbunden. Bürgermeiſter Dr. Goebel wies in einer der Preis=
verteilung
folgenden ſchlichten Nachfeier darauf hin, daß dieſe ge=
werbliche
Ausſtellung der Vorbereitung einer großen Verbindung
des Odenwälder Fruhjahrsviehmarktes mit einer Gewerbeſchau
dienen ſollte.
m. Beerfelden i. O., 21. März. Im Zweigverein vom Evang.
Bunde hielt Herr Oberpfarrer Colin einen Vortrag über Die
Geſchichte unſerer Kirche‟. Dieſelbe iſt erſt 120 Jahre alt, für die
heutige Generation aber hat ihr Bau großes Intereſſe, denn die
vorherige Kirche, aus dem Jahre 1500 ſtammend, raffte der große
Brand im Jahre 1810 dahin. Die übrigen Trümmer wurden 1811
weggeräumt, der Bau begann im darauffolgenden Jahre, nach
drei Jahren wurde auf Weihnachten der erſte Gottesdienſt in dem
innen noch rohen Gebäude gehalten. Erſt nach drei Jahren wurde
das Gotteshaus fertig, denn Geldmangel und andere Hemmniſſe
verzögerten immer wieder die Fertigſtellung. Der heutige Kirch=
turm
und die Glocken wurden erſt in den achtziger Jahren hinzu=
gefügt
, die Orgel war in den ſechziger Jahren aufgeſtellt wor=
den
. Die gegenwärtige Erneuerung der Decke und die Heraus=
nahme
der vor etwa 70 Jahren hineingeſtellten Holzſäulen wer=
den
wieder ein würdiges Innere ſchaffen.

Aus den Gemeinderatssitzungen

An. Groß=Zimmern, 20. März. Ratsſitzung. Zu Eröff=
nung
der Tagung weiſt der Bürgermeiſter auf die Bedeutung des
5. März für unſer Staatsleben hin und bittet alle anweſenden
Räte um weitere pflichtbewußte Mitarbeit im neuen Staate zum
Wohle des Einzelnen, der Gemeinde und des Staates. Zum An=
denken
an die 68 Opfer des furchtbaren Neunkircher Unglücks er=
heben
ſich alle Anweſenden von den Sitzen. Der Bürgermeiſter
teilt mit, daß nach Vereinbarung mit dem Kreisamt für die tur=
nusmäßig
verpachteten Grundſtücke für 1931 und 1932 im Be=
darfsfalle
20 Prozent Nachlaß der Pachtſumme gewährt werden
kann. Der Gemeinderat gibt ſeine Zuſtimmung. Der alte Beſchluß
wird aufgehoben. Zu dem Arbeitsbeſchaffungsprogramm der Re=
gierung
ſind bis jetzt Hochbauten nicht zugelaſſen. Es beſteht Aus=
ſicht
, jetzt die Hauptſtraße und die Erweiterung des Friedhofes
herſtellen zu laſſen. Die Renovierung der Schulhäuſer ſoll bei der
in Ausſicht ſtehenden Erweiterung des Programms durchgeführt
werden. Der hieſige Gewerbeverein und die Gemeinde ſind bei
der Oberpoſtdirektion vorſtellig geworden, um die durch die nur
einmalige Poſtbeſtellung hervorgerufenen Mißſtände zu beſeitigen.
Die Vertreter wieſen darauf hin, daß die Poſt dem Wirtſchafts=
leben
zu dienen habe. Die O.P.D. beharrt auf ihrem Standpunkt
der Rentabilität. Als Prämie für Waſſerbeſchaffung bei einem
Brande werden für die erſten zehn Fäſſer 2,50 RM. pro Faß feſt=
geſetzt
. Bei der Wahl von zwei Schätzern der Viehſeuchenkom=
miſſion
werden Joſef Dölcher 2. und Heinrich Sehnert auf, fünf
Jahre beſtimmt. Stellvertreter ſind Frz. Angermeier 7. und Joh.
Lorz. Die Skontovergütung für erſteigertes Holz von der Ge=
meinde
wird wie ſeither auf 5 Prozent belaſſen. Betr. Gewerbe=
ſteuer
lehnt der Rat die Annahme der Abmachungen ab, die die
Provinz Oberheſſen mit ihren Gemeinden getroffen hat. Der
Antrag auf Ermäßigung der Viehumlage wird zur weiteren
Orientierung mit den Landwirten zurückgeſtellt. Der Abgabe
eines Geländeſtreifens an der Hofreite Burger wird zugeſtimmt
und das fragliche Gelände als Straßengelände zum Preis von 1 25
RM. pro Quadratmeter abgegeben. Die Schafweide im Ge=
meindewald
wird für das Jahr 1933 nicht zugelaſſen. Der Jagd=
pächter
der Waldjagd hat ſich bereit erklärt, der Gemeinde 100
RM. für 1933 zu vergüten.
Le Groß=Umſtadt, 20. März. Ausdem Gemeinderat.
Bezüglich des Arbeitsbeſchaffungsprogramms der Reichsregierung
ſoll durch die Finanzkommiſſion bei dem Miniſterium für Arbeit
und Wirtſchaft angefragt werden, ob für die Gemeinde kein gün=
ſtigeres
Programm in Ausſicht geſtellt werden kann. Die zehn=
prozentige
Erhöhung der Wohlfahrtsunterſtützung, die bereits
ſchon ausgezahlt wurde, wurde nachträglich genehmigt. Zu der
Pflichtfeuerwehr ſollen die Jahrgänge 1905 bis einſchließlich 1913
herangezogen werden.
4l. Höchſt i. Odw., 20. März. Ausdem Gemeinderat.
Die Gemeinderatsſitzung leitete Beigeordneter Göttmann, Bür=
germeiſter
Wolf iſt beurlaubt. Der Rat beſchäftigte ſich zunächſt
mit der Inſtandſetzung der alten Bach durch den Freiwilligen Ar=
beitsdienſt
. Die Ausführung dieſer Arbeit bietet ungefähr fünfzig

jungen Leuten auf zirka acht Wochen Beſchäftigung. Für Fuhr=
leiſtung
, Beaufſichtigung u. dal muß die Gemeinde allerdings
einen Zuſchuß von rund 500 RM. leiſten. Da jedoch in dieſer Zeit
für Wohlfahrtsunterſtützungen mindeſtens dieſer Betrag auch von
der Gemeinde aufgebracht werden muß und der Reichszuſchuß von
4500 RM. für Arbeitslöhne in die Gemeinde fließt, ſtimmte der
Rat der Verwirklichung dieſes Projektes zu. Die von P. Hall=
ſtein
und Gen. beantragte Entwäſſerung ihrer Wieſen ſoll im An=
ſchluß
an die zurzeit ſtattfindende Wieſenentwäſſerung im Annels=
bacher
Bruch zu den feſtgeſetzten Bedingungen erfolgen. Einem
Antrag des Jagdpächters Kleiner um weitere Ermäßigung ſeines
Pachtpreiſes von 25 Prozent wurde nicht entſprochen, da die Ge=
meinde
bereits im Vorjahr einen Nachlaß in gleicher Höhe ge=
währt
hat. Von einer Verfügung, die eine 20prozentige Er=
mäßigung
der Gewerbeſteuer beſtimmt, wurde Kenntnis genom=
men
und beſchloſſen, auch für die hieſigen Gewerbeſteuerzahler die
Vergünſtigung eintreten zu laſſen.
Ay. König i. Odw. (Stahlbad), 21. März. Ausdem Ge=
meinderat
. Baumeiſter Koch wird beauftragt, über den Aus=
bau
der Philipp=Schmunckſtraße einſchließlich Kanaliſation und
Waſſerleitungsanlage einen Koſtenvoranſchlag auszuarbeiten und
vorzulegen. Die Herſtellung der Signalleitung zum Waſſerwerk
wird der Heag Darmſtadt übertragen, während die Ausführung
der Fernmeldeleitung auf dem Submiſſionswege an hieſige In=
ſtallateure
vergeben werden ſoll. Der Gemeindepflege wird auch
in dieſem Jahre ein Zuſchuß von 500 RM. aus der Gemeindekaſſe
bewilligt. Von allen Fremden, die während der Oſterfeiertage
ihren Aufenthalt in König nehmen, wird in der Zeit vom 12. bis
20. April keine Kurtaxe erhoben. Im Wege der Notſtandsarbei=
ten
ſollen der Hainsberg=, Lettgruben= und Eichelſchlagweg teil=
weiſe
rolliert werden. Den Pächtern des Jagdbogens 3 wird die
beantragte Jagdpachtermäßigung abgelehnt und, ſofern dieſelben
mit der Regelung nicht einverſtanden ſind, anheimgeſtellt, das
Pachtverhältnis mit der Gemeinde zu löſen. Um der Maul=
wurfplage
zu begegnen, zahlt die Gemeinde für jedes abgelieferte
Exemplar 10 Pfg. Odenwaldklub. Die hieſige Ortsgruppe
des Odenwaldklubs nebſt Jugendgruppen unternahmen eine Wan=
derung
über Sanſenhof, Wieſental, Ohrenbach, Vielbrunn. Ob=
ſchon
die Witterung rauh und kalt war, bot dieſe Wanderung doch
ſo viel abwechſlungsreiche Motive, daß alle Teilnehmer hochbefrie=
digt
die Rückwanderung antraten, zumal trotz allen Unbilden der
Witterung das Nahen des jungen Frühlings aus den ſchüchtern
ſprießenden Knoſpen und leuchtenden Widweidekätzchen neues
Leben kündete. Dem Mitglied Fr Hofmann=Vielbrunn über=
reichte
der erſte Vorſitzende für 25jährige treue Mitgliedſchaft das
Abzeichen des Odenwaldklubs.
Ea. Stockheim, 20. März. Gemeinderatsſitzung. Die
Rechnung für 1931 wurde vorgelegt und vom Gemeinderat geneh=
migt
. Der Bau= und Wirtſchaftsplan ſowie der Schulvoranſchlag
für 1933 wurde durchberaten und genehmigt. Ferner wurde die
Gewerbeſteuer für 1931. wie dieſe vom Heſſiſchen Miniſterium für
die Provinz Starkenburg vorgeſchlagen war, genehmigt.

Bn. Hirſchhorn. 20. März. Kleinſtädtiſche Verkehrs=
fragen
. In der Generalverſammlung des Verkehrs= und Ver=
ſchönerungsvereins
, die im Ochſen abgehalten wurde, ſprach der
Vorſitzende. Kaufmann Georg Kerle, über die Tätigkeit des Ver=
eins
. Er beklagte außerordentlich das mangelnde Intereſſe eines
großen Teils der Geſchäftswelt, die zwar gern den Nutzen aus der
Arbeit ziehe, dagegen zu Opfern für dieſe, der Allgemeinheit die=
nenden
Beſtrebungen, keineswegs bereit ſei. Der Geſchäfts=
bericht
wies aus, daß im laufenden Jahre 6 Vorſtandsſitzungen
abgehalten. 196 Anfragen beantwortet und 7800 Proſpekte hin=
ausgegeben
wurden. Neben der Herrichtung der Anlagen bei der
Brunnenſtube im Stöckberg wurden mit Unterſtützung des Forſt=
amtes
6 Bänke erſtellt. und zur Herſtellung eines bequemen Auf=
ganges
zum Dammberg ein namhafter Zuſchuß geleiſtet. Die
Intereſſeloſigkeit findet ihren Niederſchlag in der Kaſſenlage des
Vereins, wie der Kaſſenbericht, von Ernſt Klump erſtattet, deut=
lich
aufzeigt. In der Ausſprache wurde die Strandbadfrage ein=
gehend
erörtert und über eine Reihe weiterer wichtiger Verkehrs=
probleme
unſeres Städtchens bedeutſame Pläne vorgelegt.
Hirſchhorn. 21. März. Waſſerſtand des Neckars am
20. März: 1,64 Meter am 21. März: 1,65 Meter.
Dp. Zwingenberg, 20. März. Der evangeliſche Kirchen=
chor
, Zwingenberg veranſtaltete, geſtern einen Familienabend,
deſſen Reinertrag für die Kleinkinderſchule und für die Reſtſchuld
des Kriegerdenkmals beſtimmt war. Die Feier wurde durch eine
Anſprache des Herrn Pfarrer Kempf eingeleitet. Die Darbie=
tungen
wurden von Mitgliedern des Kirchenchors und einem
kleinen Orcheſter beſtritten. Reicher Beifall, beſonders nach dem
Singſpiel von Franz Schubert wurde den Darbietenden zuteil.
Bb. Auerbach, 20. März. Der Stahlhelm (B. d F.) veran=
ſtaltete
im großen Saale des Hotels Weigold einen ſehr gut be=
ſuchten
Werbeabend, den der Kreisführer Kamerad Ungerer
mit kurzen Begrüßungsworten eröffnete. Nach dem Einmarſch
der Fahnen, dem die Verſammelten ſtehend beiwohnten, verbrei=
tete
ſich Kamerad Chr. Weigold=Auerbach in längeren, klar um=
riſſenen
Ausführungen über Ziele und Wege des Stahlhelm die
mit großem Beifall aufgenommen wurden und denen der Geſang
der 3. Strophe des Deutſchlandliedes und ſpäter des Stahlhelm=
liedes
folgte. Der Ortsgruppenführer Kamerad Grotowſky ließ
alsdann noch einige Mitteilungen folgen. Es wurden 10 neu hin=
zugetretene
Kameraden verpflichtet, zahlreiche Neuanmeldungen
erfolgten. Kreiswehrſportführer Reuter, verbreitete ſich in an=
ſprechender
Weiſe über die Wehrſportformation, ihre Aufgaben
und Ziele ſowie über den Scharnhorſt=Bund. Kamerad Ungerer
ſchloß den Werbeabend mit einem begeiſtert aufgenommenen
Front Heil auf den Führer des Stahlhelms Seldte, worauf man
noch in gemütlichem Beiſammenſein einige Stunden verbrachte.
B5. Bensheim, 20 März. Einbruch. Bei einem nächtlichen
Einbruch in eine hieſige Wirtſchaft wurden 6070 RM. geſtohlen.
Die vorhandenen Eßwaren, Getränke und Rauchutenſilien wur=
den
unberührt gelaſſen.
t. Gernsheim, 21. März. Schwerer Schiffszuſam=
menſtoß
. Am bekannten. Schwarzen Ort paſſierte geſtern nach=
mittag
ein ſchwerer Schiffszuſammenſtoß. Das Räderboot der
Fa. Fendel, Karlsruhe 8, fuhr talwärts. Das Schraubenboot
Braunkohle 12 kam mit zwei beladenen Schiffen ſtromaufwärts.
Als die beiden Schleppzüge ſich kreuzten, fuhr das zweite Schiff
des ſtromaufwärtsfahrenden Schleppzuges dem Räderboot direkt
in den Radkaſten, wobei der Kaſten ſowie das Rad vollſtändig
demoliert wurden. Auch das beladene Schiff wurde ſchwer be=
ſchädigt
. Beide Fahrzeuge mußten vor Anker gehen und müſſen
abgeſchleppt werden. Es iſt dies innerhalb kurzer Zeit der zweite
Unfall an derſelben Stelle: Wen die Schuld trifft, muß erſt noch
geklärt werden.
br. Büttelborn, 21. März. Gründung einer Stahl=
helmortsgruppe
Büttelborn. Hier ſoll eine Orts=
gruppe
des Stahlhelms gegründet werden. Johannes Klink
nimmt Meldungen hierfür an. Ein Laſtwagen von Mainz, der
mit Orangen beladen war, verunglückte in der Nähe der
Waldesruhe. Als die Kunde hiervon im Orte bekannt wurde,
ſetzte ein wahrer Sturm auf die Darmſtädterſtraße ein. Es waren
Kinder dabei, die 2530 Orangen gefunden hatten.
Au. Klein=Gerau, 21. März. Eine zweite Kirchen=
glocke
wurde hier feierlichſt unter Anteilnahme der geſamten
Bevölkerung eingeholt. Die acht Zentner ſchwere Glocke, die die
Inſchrift trägt: Ehre ſei Gott in der Höhe, wurde in feier=
lichem
Umzug durch den Ort geleitet. Voran ging das Jugend=
Trommler= und Pfeiferkorps des Turnvereins, dann folgten SA.,
BDM. und Hitlerjugend, die Schulkinder, der Kirchenvorſtand,
die Sängervereinigung Klein=Gerau und der Evgl. Frauenverein.
Neben dem Wagen mit der Glocke marſchierten die Mitglieder
der Feuerwehr. Der Umzug endete auf dem Hofe der Kirche wo
Pfarrer Pabſt=Worfelden in einer kurzen Anſprache das denkwür=
dige
Ereignis der Glockeneinholung, feierte. Frau Raiß ſprach
der Gemeinde im Namen des Frauenvereins, der zur Anſchaffung
dieſer Glocke ganz beſonders beigetragen hat, die beſten Glück=
wünſche
aus. Für die Gemeinde ergriff darauf Beigeordneter
Reibſtein das Wort zu einer kurzen Anſprache, in der er u. a.
ausführte: Als derzeitiger Vertreter der Gemeinde gereicht es
mir zur beſonderen Freude, unſerer evangeliſchen Kirchengemeinde
und insbeſondere, dem evangeliſchen Kirchenvorſtand und dem
Frauenverein zu der heutigen feierlichen Einholung ihrer zweiten
Kirchenglocke die beſten Glückwünſche der geſamten Gemeinde zu
übermitteln. So ertöne die Glocke als dritte im Bunde (mit der
Rathaus= und der erſten Kirchenglocke) und verkünde uns allen
die frohe Kunde: Daß Zwietracht vergehe doch Einheit be=
ſtehe
im Glauben an Gott unſeren Herrn! Das walte Gott!
Pfarrer Pabſt ſprach darauf den Segen. Hiermit war der feier=
liche
Akt beendet. Am Montag wurde die Glocke im Kirchturm
uufgehängt.
Cp. Worfelden, 20. März. Die hieſige Spar= und Dar=
lehnskaſſe
G.mb.H. erzielte im abgelaufenen Geſchäftsjahr
bei einem Geſamtumſatz von 202 251,94 RM. einen Reingewinn
von 1548,17 RM. Die Kaſſe zählt 109 Mitglieder.
P Raunheim, 20 März. Wegen verbotenen Verteilens kom=
muniſtiſcher
Flugblätter wurden hier mehrere junge Leute in
Haft genommen, mußten aber, weil ihre Beteiligung nicht nach=
gewieſen
werden konnte, wieder entlaſſen werden. Dagegen nahm
man am nächſten Tage mehrere kommuniſtiſche Funktionäre, in
polizeiliche Schutzhaft.

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Seite 8 Nr. 81

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 22. März 1932

Gedächknisfeier der ehemaligen Emden=Mannſchaft
anläßlich des 10. Todeskages des Kapikäns von Müller.

Die Teilnehmer vor der von der Bildhauerin Wislicenus geſchaffenen Büſte des berühmten
Emden=Führers.
Anläßlich des 10. Todestages des Emden=Führers, Kapitän von Müller, fanden ſich in Berlin die
Ueberlebenden des ruhmreichen deutſchen Kriegsſchiffes, deſſen Taten während des Krieges in der
ganzen Welt Bewunderung hervorgerufen hatten, zu einer Gedenkfeier zuſammen.

Eine Gruppe Schreiberhauer tanzt vor dem Berliner Opernhaus Unter den Linden.
Im Rahmen des großen Trachtenfeſtes der Deutſchen Landsmannſchaften, das im Berliner Sport=
palaſt
ſtattfand, begab ſich eine Gruppe Schleſier aus Schreiberhau auf die Straße und führte mit
eigener Muſikkapelle vor dem Opernhaus Unter den Linden alte ſchleſiſche Volkstänze vor.

Berlin.
Trachkenfeit der Deukſchen Landsm

Götz Otto Stoffregen
wurde nach dem Rücktritt des bisherigen Leiters
ſum Intendanten für den Deutſchlandſender
ernannt.

Reich und Ausland.
Sogar im Gefängnis wird geſtohlen.
Marburg. Einbrüche und Diebſtähle ge=
hören
, wie man weiß, zu den alltäglichen Er=
ſcheinungen
des Lebens, daß aber in Haft ſitzende
Sträflinge ſelbſt im Gefängnis nicht davor zu=
rückſchrecken
, ſich durch ſchwere Einbrüche und
Diebſtähle zu bereichern, iſt bis jetzt in der ge=
richtlichen
Praris ſehr ſelten. So führte wenig=
ſtens
der Vertreter der Staatsanwaltſchaft in
ſeinem Plädoyer gelegentlich der Schöffenge=
richtsſitzung
aus, in welcher ſich drei junge Bur=
ſchen
aus Homberg (Efze) wegen eines ſchweren
Einbruchs im dortigen Amtsgerichtsgefängnis
zu verantworten hatten. Die 17= bzw. 18 jähri=
gen
Lehrlinge Hönig und Schnedler ſowie der
22jährige Stellmacher Roſe waren anfangs Ja=
nuar
d. J. wegen ſchwerer Einbrüche zu länge=
ren
Freiheitsſtrafen verurteilt worden, die ſie
im Homberger Amtsgerichtsgefängnis verbüß=
ten
. Gelegentlich von Buchentleihungen aus der
Gefängnisbücherei entdeckten ſie dann in einem
Schränkchen der Büchereizelle eine Piſtole. Die
drei Komplizen beſchloſſen, dieſe Piſtole zu ſteh=
len
, um ſie dann ſpäter zu verkaufen und den
Erlös zu teilen. H. fertigte aus einem in ſeiner
Zelle vorgefundenen Eiſenſtäbchen einen Diet=
rich
, mit welchem er nachts alle Zellen öffnen
konnte. Die Piſtole wanderte durch das Zellen=
fenſter
auf die am Gefängnis vorbeiführende
Straße, wo ſie ein Altersgenoſſe der Sträflinge
in Empfang nahm. Er traute der Sache jedoch
nicht und erſtattete Anzeige, wodurch die ganze
Geſchichte herauskam. Die Angeklagten waren
vor Gericht geſtändig Es erkannte wegen ſchwe=
ren
Diebſtahls für den Rädelsführer H. auf
7 Monate und für die beiden anderen Angeklag=
ten
auf je 6 Monate Gefängnis. Strafausſetzung
wurde abgelehnt.

Drei Touriſten vermißk.
Pontxeſina. Seit dem letzten Freitag
werden drei deutſche Touriſten, zwei Damen und
ein Herr, die auf einer Tour auf den Piz Ber=
nina
begriffen waren, vermißt. Sie wurden zu=
letzt
im Aufſtieg des ſüdlichen Grates von einer
Führerpartie, die ebenfalls im Aufſtieg begrif=
fen
war, geſehen. Letztere kehrten aber wegen
ſtarken Sturmes zurück. Seither fehlt jede Spur
von den drei Touriſten. Am Montag vormittag
ging eine Rettungskolonne ab; ſie konnte jedoch
wegen ſtarker Lawinengefahr nichts ausrichten
und mußte umkehren. Eine zweite Rettungsko=
lonne
verſuchte am Abend den Aufſtieg nach der
Bovalhütte zu bewerkſtelligen, um am Dienstag
früh den weiteren Aufſtieg anzutreten. Montag
früh hat der deutſche Flieger Udet, der gegen=
wärtig
zu Filmaufnahmen in Engadin weilt,
drei Erkundigungsflüge unternommen, konnte
aber wegen ſtarken Nebels und Böen nichts aus=
richten
. Bei den Vermißten handelt es ſich um
einen Hellmuth Birkenſtock, Sportlehrer an der
Univerſität Freiburg, ein Fräulein Wörne und
ein Fräulein Bethol, alle aus Freiburg. Sie
ſtehen im Alter von etwa 25 Jahren. Die Ver=
mißten
hielten ſich als Winterſportgäſte im Ro=
ſegg
=Tal auf.

Schwere Btandkakaſtrophe in Staßfurk.
Acht Schwerverletzte.
Staßfurt. Im Pfannenraum der Mal=
chow’ſchen
Dachpappenfabrik brach geſtern, früh
ein Brand aus, der ſich mit ungeheuerer Schnel=
ligkeit
verbreitete. Die Feuerwehren aus Staß=
furt
, Leopoldshall und Umgebung eilten zur
Brandſtätte. Arbeitsdienſt, SA. und SS. be=
ſorgten
den Abſperrungsdienſt. Während die
Flammen bekämpft wurden, ſtieg eine rieſige
Stichflamme auf. Eine gewaltige Exploſion
folgte. Der Branddirektor der Leopoldshaller
Feuerwehr, drei Feuerwehrleute und zwei Ar=
beiter
trugen ſchwere Brandwunden davon. In
den Krankenhäuſern liegen außerdem noch zwei
Schwerverletzte und acht Leichtverletzte. Erſt in
den Mittagsſtunden gelang es, das Feuer ſo=
weit
zu bannen, daß man an das Ablöſchen des
Gebäudes gehen konnte. In den Krankenhäuſern
ſpielten ſich erſchütternde Szenen ab. Nur mit
Mühe gelang es, die Angehörigen der Verletzten
zu beruhigen. Der Brand iſt durch das Ueber=
kochen
einer Teerpfanne entſtanden. Die Löſch=
arbeiten
wurden durch Waſſermangel erſchwert.

Beginn des Fälſcherprozeſſes
wegen der Aeropoſtale in Paris.
Paris. In Paris hat geſtern nachmittatz
der große Fälſcherprozeß begonnen, der den In=
tereſſenkampf
der franzöſiſchen Südamerika= Luft=
poſtgeſellſchaft
wiederſpiegelt. Angeklagt ſind
Bouilloux=Lafont von der Aeropoſtale Collin,
de Luberſac und Picherie, alle wegen Gebrauchs
oder Herſtellung von gefälſchten Dokumenten,
die ſie gegen einen höheren Beamten des Luft=
fahrtminiſteriums
, Chaumie, und gegen einen
Flieger namens Weiller benutzt haben. Eine
ganze Anzahl von Zeugen, darunter mehrere
hemalige Miniſter, ſind geladen, aber zahlreiche
Zeugen befinden ſich im Auslande, bzw. haben
ärztliche Zeugniſſe eingeſandt, daß ſie nicht ver=
nehmungsfähig
ſeien. Im Verlaufe der Ver=
nehmung
hielt der Richter dem Angeklagten
Bouilloux=Lafont den Gebrauch von gefälſchten
Dokumenten und dem Angeklagten Collin die
Herſtellung von Fälſchungen vor. Die Verhand=
lungen
des Prozeſſes dürften etwa 10 Tage in
Anſpruch nehmen.
Erſtes Originalbild.
von dem Erdbeben in Kalifornien.

Der neue Inkendank des Deutſchland=
ſenders
.

Die Einweihung der modernſten Kirche Berlins.

Der feierliche Zug mit den Vertretern der ſtädtiſchen und kirchlichen Behörden und Fahnen= Abord=
nungen
der nationalen Verbände begibt ſich zu dem Feſtakt in die Kirche.
Am Hohenzollernplatz in Berlin=Wilmersdorf wurde die von dem Architekten Höger erbaute Kirche
durch einen feierlichen Feſtakt eingeweiht. Nach der Schlüſſelübergabe durch den General= Superinten=
denten
D. Haendler fand der erſte Gottesdienſt in der neuen Kirche ſtatt.
von der japaniſchen Offenſive in Jehol.

Ein japaniſcher Panzerzug als Stützpunkt an der Chinchow=Eiſenbahn.
Der ſiegreiche Vormarſch der Japaner in der Provinz Jehol dauert an. Ohne auf Widerſtand zu
ſtoßen, dringen die japaniſchen Truppen vor und ſetzen ſich in den Beſitz der chineſiſchen Stütz=
punkte
. Hierbei bilden die Panzerzüge in ihrer Verwendung als fahrende Feſtungen ein nicht
zu unterſchätzendes ſtrategiſches Hilfsmittel.

Rettung Schiffbrüchiger.
Die Rettungsaktion Amrum=Süd und Am=
rum
=Nord der Deutſchen Geſellſchaft zur Ret=
tung
Schiffbrüchiger melden: Am 19. März von
dem engliſchdn Fiſchdampfer Taypo aus
Grimsby, Kayitän Braun, 9 Perſonen durch das
Motorrettungsboot Hermann Freſe und das
Ruder=Rettungsbodt Emilie Robin! aus
ſchwerer Seenst gerettet.

14 Arbeiter in Savoyen von einer Lawine
verſchüttet.
Paris. In einem 2000 Meter hoch gelege=
nen
Dorf des Departements Savoyen wurden
zwei Baracken, in denen ſich 14 Arbeiter bef
den, von einer Lawine verſchüttet. B
vier Arbeiter verletzt

Ein zerſtörtes Geſchäftshaus in Compton ( Kali=
fornien
), wo das Erdbeben beſenders furchtbare
Zerſtörungen anrichtete.
Dieſes Bild von dem Erdbeben in Kalifornien
gibt nur einen ſchwachen Eindruck von der
ſchweren Kataſtrophe wieder, die den herrlichen
Küſtenſtrich von Santa Barbara in der Nähe
Hollywoods bis ſüdlich zur mexikaniſchen Grenze
nen wurden getötet,
achſchaden be=
Dollar.

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 22. März 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 81 Seite 9

*Salven im Atlantik.
Auf Manäverfahrt mit Emden und Leipzig. Boie über Bord. Hoko, der Bär.
Der Preußiſche Grenadier.
fiſche begleiten das Schiff. In mächtigen Sätzen ſchießen ſie aus
dem Waſſer in die Luft und wieder hinein in ihr feuchtes Ele=
An den Toren der Tropen.
ment, mit einer Schnelligkeit ohnegleichen. Dann wieder eine
Von unſerem Sonderberichterſtatter.
Nacht, und da leuchten an der Kimm die erſten Feuer von der
ſpaniſchen Nordküſte auf. Kap Finiſtere iſt erreicht, und entlang
Dr. G. An Bord der Emden, im Februar.
geht es an den bizarren Gebirgsformen der ſpaniſchen Weſtküſte.
Noch einmal vor ihrer erſten Außerdienftſtellung ſollte die Eine Bucht reiht ſich an die andere, oft von ſchroffen Fels=
Emden hinaus auf die Hochſtraßen des Weltverkehrs, um zu klippen umgeben, an denen die anrollende See brandet und

ihrem Teil beizutragen zu der hehren Aufgabe, den Namen
Deutſchlands ſowie den deutſchen Selbſtbehauptungswillen
immer und immer wieder zu künden. Kann man ſich eine beſſere
Gelegenheit denken, mit freudiger Genugtuung und mit von
Stolz erfülltem Herzen zum Dienſt auf hohe See hinauszu=
fahren
, als in dieſen Tagen, da Deutſchlands Lebenswille und
heißer Drang zum Wiederaufſtieg der Nation ſtärkeren Ausdruck
findet denn je zuvor in den Unglücksjahren ſeit dem Zuſammen=
bruch
, ſeit dem Diktat von Verſailles!
Bei wunderſchönem klaren Winterwetter lichtete die Emden
am Nachmittag des 20. Februar in Wilhelmshaden die Anker,
um zuſammen mit dem Kreuzer Leipzig, der einen Tag ſpäter
folgte, auf dem Wege nach Madeira und Las Pal=
mas
artilleriſtiſche Uebungen im Atlantik
durchzuführen. Wie ſtets beim Auslaufen zu einer längeren
Fahrt hatten ſich auch diesmal viele Jadeſtädter an der Süd=
ſchleuſe
der dritten Einfahrt zum Abſchied eingefunden, als das
Schiff unter den Klängen vaterländiſcher Muſik durch die Süd=
ſchleuſe
hinaus auf die Jade ſich zubewegte, auf der ſich weithin
die Sonne ſpiegelte. Wind= und Wettermeldungen lauteten gün=
ſtig
, ſo daß eine ſchöne Fahrt zu erwarten war, Spiegelglatt
auch die Jade, die geradezu zu einem Manöver Boje über
Bord herausforderte, Und es dauerte auch gar nicht
lange bis die Sirene über das Schiff heulte,
die Emden ſtoppte, und das Manöver begann. Schon
ſind die Boote im Waſſer. Hohlweg, hohlweg! So tönte
es von den Kuttern herüber, die bald wieder geheißt waren,
und mit 15 Meilen Geſchwindigkeit ging es dann hinaus in
die Nordſee, die im Abendrot der untergehenden Sonne leuch=
tete
. Norderney flog in zwei Seemeilen Abſtand vorbei, und
von den Dampfern begann der Signalverkehr: Bitte
Namen Hier Kreuzer Emden Woher kommen Sie‟

böige Nacht, etwas lebhaftere See, aber die Emden iſt tüch=
tig
, weich ſind ihre Bewegungen, und am Morgen war man
ſchon dicht am Kanal. Viele deutſche Schiffe, und doch beläuft
ſich, wie der Kommandant erklärte, jetzt der Verkehr im Kanal
höchſtens auf ein Drittel gegenüber der Hochkonjunktur ver=
gangener
Jahre. Dann taucht der Kreidefelſen von Dover auf,
im hellen Sonnenglanz. Waſſer und Land erſtrahlten in den
ſchönſten Farben. Steilauf ragen die Kreidewände aus dem
Waſſer und geben einen wunderſchönen Kontraſt zum blauen
Spiegel des Meeres.
Dicht an der engliſchen Küſte geht es weiter, im Dunſt am
Horizont ſchimmert leicht anſteigend das franzöſiſche Feſtland.
Nachmittag wird Beachy Haad paſſiert, der weiteſte Vorſprung
der Küſte von Suſſex, wo um das Feuerſchiff Royal Sovereign
zahlreiche Wracks in der Karte eingezeichnet ſind. Immer wie=
der
: Boje über Bord beſonders ſchwer bei dem nun immer
ſtärker werdenden Seegang und Wind aus Nordnordweſt bis
zur Stärke 5. Manchmal tauchten die Kutter in der Dünung
völlig weg, ſo daß ſie zeitweiſe nicht zu ſehen waren. Dann
ſenkt ſich wieder die Nacht herab, mit ihrem ſtarken Signalver=
kehr
. Da iſt auch an Bord übrigens ein ganz beſonderer
Gaſt, Hoko, der Bär. Daß er ſich an Bord wohlfühlt,
merkt man ihm allenthalben an, zumal er an Deck überall frei
herumlaufen darf und feinen Bärenlaunen, ſoweit ſie ſich in
einigermaßen manierlichen Grenzen halten, nachgehen kann. Er=
ſtaunlich
iſt ſeine Kletterkunſt. Kein Maſt iſt ihm zu hoch, daß er
ihn nicht erſteigt mit ſchwindelfreier Sicherheit, wobei es über=
aus
ergötzlich iſt, zuzuſehen, wie das Tier mit allen Vieren
rauf und runter entert. Auf Seife iſt er wie verſeſſen und holt
ſie ſich weg, wo er ſie nur kriegen kann. Wehe, wenn ihn ſeine
Streifzüge in eine Kammer führen. Gleich geht ſein Spielbe=
trieb
mit ihm durch und zurück bleibt ein wüſtes Durcheinander.
Aber alles iſt ihm freundlich geſonnen. Der Seemann iſt nun
einmal ein Freund der Tiere.
Dann wird die Inſel Queſſant paſſiert und damit der
Kanal. Das Wahrzeichen von Queſſant iſt der
Preußiſche Grenadier, der hohe ſchwarz =weiß ge=
ſtrichene
Leuchtturm der Inſel. Und dann geht es hinein in die
Biskaha, die Heimat der Stürme. Aber diesmal meint ſie es
gut mit uns. Sie gibt ſich von der friedlichen Seite. Schweins=

ihren weißen Giſcht über die Steine jagt. Die Leipzig hatte
durch Funkſpruch auf 13 Uhr einen Treffpunkt weſtlich der Bucht
von Ardſa verabredet, und da wir früh genug in der Nähe ein=
treffen
, läßt der Kommandant das Schiff vor der Bucht ſtoppen.
Gegen Mittag lief man dann weſtlichen Kurs bis zum Treff=
punkt
mit der Leipzig, die gegen 13 Uhr am Horizont ausgemacht
wurde. Ein wundervolles Bild, wie der Kreuzer in ſtolzer
Fahrt an uns vorüberfährt. Auf der Leipzig iſt das Artillerie=
Verſuchs=Kommando für Schiffe ſofort an die Arbeit gegangen,
und wenig ſpäter nach unſerem Zuſammentreffen ballern
ſchon die erſten Schüſſe und dann Salve auf
Salve über dem Atlantik. In der Nacht laufen wir
dann in Kiellinie der Leipzig direkten Kurs Madeira. Der
Sonntag kommt und bei ziemlich ſtarkem Seegang werden noch
einige Abkommſchießübungen erledigt. Porto Santo kündet ſich
durch ſeine Feuer in der Nacht, warme Luft umgibt uns. Wir
ſind an den Toren der Tropen angelangt. Funchal liegt im
Süden, und dort geht es dann endlich vor Anker.

Wann kommt der Deutſche Nationalpark?

In Deukſchlands anbekannkeſte Gegend.
Streifzug durch den Darßer Arwildpark.
Es gibt Hunderttauſende, die den Darß kaum dem Namen
nach kennen. Für Deutſchland war dieſes, den Weſtzipfel der
Provinz Pommern bildende Inſelland bis vor kurzem nahezu
ganz unbekannt. Freunde im Rheinland meinten, den Darß in
ruſſiſchem Gebietsbereich ſuchen zu müſſen, und ich durfte nicht
einmal darüber lachen, weil ich während meiner Stettiner
Gymnaſialzeit über den Darß auch nichts gehört hatte.
Durch Veröffentlichungen von Bengt Berg und Ober=
förſter
Mueller, Born begann der Darß für diele Deutſche
ein zwar noch ſehr verſchwommener, aber nach Faßlichkeit
dringend verlangender Begriff zu werden. Urwildpark
Deutſcher Nationalpark Was iſt es um den Darß?
Wie ein Wellenbrecher liegt der Darß dem Feſtland des
Kreiſes Franzburg=Barth vorgelagert. Ein Inſelland in ſich
abgeſchloſſen und eigenartig in Landſchaft Bevölkerung und
Kultur. Nach Nord und Weſt: brandende See; im Süden und
nach Oſten zu große haffartige Bodden; dieſe mächtigen Waſſer=
flächen
umgürten weite Wieſen, Heide und Wald; eine Welt,
die bei unermeßlicher Weite ihres Horizontes durch die in all
ihrer Dürftigkeit lebensſtarke und farbenreiche Natur jeden
feſſelt, der ſie kennen lernt.
Mit dem Darß iſt ſeit 1873 die Inſel Zingſt durch einen
Damm verbunden, ſie läuft öſtlich des Badeortes Zingſt in
Sundiſche Wieſe und Prahmort aus. Sundiſche Wieſe, ein noch
beſiedeltes Land, das bei minderwertigſtem Boden den Natur=
kräften
ſchutzlos preisgegeben, die hoffnungsfreudige Arbeit vie=
ler
fleißiger Siedlergenerationen auf das Bitterſte enttäuſchte.
Zingſt und Prerow, gut beſuchte Badeorte, am wundervollen
Nordſtrand gelegen, leben von dem Fremdenverkehr. Die land=
ſchaftliche
Schönheit, in die ſie gebettet ſind, täuſcht hinweg über
den kargen Ertrag des armen Sandes, der auch hier noch mit
Fleiß und Liebe bearbeitet wird. Dabei ſind es große Dörfer
von mehr als 1800 Einwohnern. Die auf dem Südteil des
Darßes gelegenen verträumten Boddendörfer Wieck und
Born mit ihren auch 1800 Einwohnern ernähren aus ihren
etwas kulturfähigeren Boden die Bevölkerung auch nicht; ebenſo
wenig Ahrenshoop, das auf der Landenge liegt, die Darß
und Feſtland (Mecklenburg) verbindet, und das erſt durch ſeinen
Ruf als Künſtlerkolonie auch als Badeort aufblühte.
Der Darßer Wald, deſſen Einzigartigkeit das ganze Inſel=
land
für den mit der Natur verbundenen Menſchen erſt recht
zu einem Wunderreich herber nordiſcher Schönheit macht, gab
in wirtſchaftlich regen Zeiten manchem Darßer in Waldarbeit
Lohn und Brot. Seltener klingt jetzt der helle Ton der Axt und
der dumpfe Sturz gefällter Bäume durch den Wald.
Die Verelendung Deutſchlands fand in dem der Lage nach
exponierten Inſelland auch wirtſchaftlich einen Exponenten.
Ein Mann, dem ſich die Wunderwelt der Natur und des
Tierlebens ſo tief erſchloß, daß er ſie uns wie ſelten einer
offenbaren konnte, kam auf den Darß: Bengt Berg. Er er=
lebte
ihn. Er zeigte, was dieſer armſelige Darß für Deutſchland
bedeutet. Er ſchrieb über den deutſchen Urwildpark‟ Darß. Das
war 1931 und ſeitdem ſchwiegen in der Preſſe die Stimmen
nicht, die Bengt Bergs Entdeckung ausgewertet wiſſen wollten.
Aus der Praxis ſeines Tagewerkes im Darßer Forſt und
Landſchaft ergab ſich für den Oberförſter Mueller, Born=Darß, die
Notwendigkeit, ſeinerſeits die Anregungen Bengt Bergs für die
Verwirklichung auszubauen. Er fand das ſchlagende Wort vom
Deutſchen Nationalpark‟ Darß und entſprechende Durchfüh=
rungsvorſchläge
, die das Projekt geradezu überraſchend machen:
einfach umfaſſender, dabei leicht ausführbar, und was mit
das Wichtigſte bleibt ſelbſt in der Koſtenfrage für unſer ver=
armtes
Volk ſehr gut tragbar.

Die Geſamtfläche, die für den Nationalpark Darß in Frage
kommt (Darßer Forſt bis Prahmort), umfaßt etwa 15 000 Hek=
tar
, von denen nur 400 Hektar ackerbaulich genutzt werden.
Statt wie bisher die zwiſchen Prerow, Wieck, Born und Ahrens=
hoop
gelegene Darßer Forſt von 5000 Hektar einzugattern, bleibr
allein nötig, die genannten 400 Hektar Ackerfläche einzugattern!
Freilich müſſen, in allerdings nur geringer Länge, auch einige
dem Darß nahe gegenüber liegende Feſtlandſtreifen zum Waſſer
hin abgegattert werden, weil dorthin auch durchs Waſſer das
Wild wechſeln kann. Allein die Einſparung an Gatterung würde
für den Forſtfiskus erheblich ſein! Holzſchlag in den kultivierten
Waldgegenden bliebe unberührt! Verhältnismäßig billige Land=
ſtrecken
, die heute öde liegen, müßten erworben werden. Aber
die zuſtrömende Schar aller Deutſchen, die die Freude an der
Tierwelt des Nationalparkes herbeizieht, hilft bei geringſtem
Entgelt derartige Koſten ausreichend mittragen.
Wir dürfen nicht vergeſſen, was es bedeutet, 5 bis 6 Auto=
ſtunden
von Hamburg und Berlin entfernt einen Nationalpark
zu wiſſen, auf deſſen weiten, ſonſt unnutzbaren Heide= und
Steppenflächen Wildpferde und Wildſchafe in freier
Bahn leben; über deſſen Moor= und Bruchflächen Elch und
Dammwild wechſeln in deſſen Waſſerarmen Biber ihre
Bauten aufführen, in deſſen Walde Uhn und Kolkraben niſten
und über deſſen romantiſch ſchöner und ſtiller Fläche See=
adler
ihre weiten Kreiſe ziehen.
Der Darßer wartet mit geringer Hoffnung, daß ſich ſeiner
Heimat Inſelland durch die Verwirklichung des Nationalparks
zu einer Stätte ſeiner Arbeit und zu einer Freude für Deutſch=
land
entwickle. Er kann es nicht faſſen, daß ſeine arme Inſel
auch noch für andere Menſchen als für ihn ſelber etwas Liebens=
wertes
haben könnte. Aber in unzähligen Menſchen Deutſchlands,
nämlich gerade bei denen, die den Darß ſchon kennen, regt ſich
mächtig und freudig der Wille, dieſes einzigartige, aber ſonſt
völlig nutzloſe Darßer und Zingſter Land einem Ziel von volks=
erzieheriſcher
Bedeutung zuführen zu helfen.
Für die Provinz Pommern, für das Land Preußen, für das
Deutſche Reich iſt ſo eine Aufgabe geſtellt, die zu löſen Mitarbeit
eines jeden Naturfreundes erfordert, der begreift, was der
deutſche Nationalpark Darß für ihn, ſeine Kinder und Kindes=
kinder
bedeuten will: Mitarbeit an dem Werk der Erhaltung
ausſterbender urdeutſcher Tierwelt in einem Land, zwiſchen
deſſen rohrgedeckten Katen ihm frühere Zeiten lebendig werden
und heilig und den kommenden Tag beſtimmend.
W. Mett, Born=Darß.
Wekkerbericht.
Von der Biscaya hat ſich der hohe Druck entwickelt, deſſen
Anſtieg noch durch Kaltluft an der Rückſeite der nach Finnland
abziehenden Störung begünſtigt wurde. Innerhalb 24 Stunden
iſt das Barometer von 740 bis auf 770 Millimeter angeſtiegen.
Der hohe Druck wird zunächſt wetterwirkſam, führt zu Aufklaren
mit nächtlicher Abkühlung, bis unter den Gefrierpunkt. Jedoch
dürfte die Beſſerung nur vorübergehend ſein, denn neuer kräftiger
Druckfall rückt von Nordweſten heran, der ſpäter wieder eine
Wetterverſchlechterung bringen wird.
Ausſichten für Mittwoch, den 22. März: Kalte Nacht bis zu leich=
tem
Froſt, ſtellenweiſe Frühnebel, tagsüber anfangs aufhei=
ternd
, trocken, ſpäter Anzeichen für Wetterverſchlechterung.
Ausſichten für Donnerstag, den 23. März: Milderung, wechſelnd
wolkig, zeitweiſe Niederſchläge, ſüdweſtliche Winde.

Haupiſchrifiſeſtung: Rudolf Mauve
Veraniwortiſch für Polſtiſk und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuiſſelon, Reſch und
Ausland und Heſſiſche Nachrichien: Max Streeſe: für Sport: Karl Böhmann;
ſür den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart, Tagesſpſegel in Bid und Wort: Dr. HerbertNette;
fär den Inſeraienteil und geſchäftliche Mittellungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſfadt.
Für unverlangte Manuſkripie wird Garantſe der Rückſendung nicht übernommen,

Auch Du wirſt mich einmal bealücken...
(Nachdruck verboten!)
Roman von H. A. von Byern
9)

Von drüben her klang Tanzmuſik. Annemarie wippte un=
geduldig
mit den Fußſpitzen.
Komteſſe wollen wir uns emanzipieren? fragte der Vi=
comte
de la d’Auvergne leiſe. Bitte nur einen Tanz!
Als der Darkehmer aufblickte, war Annemaries Platz leer.
Weißt du, wo ſie hingegangen iſt, Muttchen?
Ich glaub’ nach drüben tanzen.
Pſcht! ziſchten ein paar der Zunächſtſitzenden.

Ein Herr im Smoking, eine Gardenia im Knopfloch, hatte
das Podium betreten, ſah über die Zuhörer, kündigte die nächſte
Programmnummer an.
Kreuth ſtand auf.
Muttchen, bitte entſchuldige mich für ein paar Augenblicke,
ich will bloß mal ſehen, wo die Kleine eigentlich ſteckt.
Ja, meine Junge, geh’ nur.
Ich komme auch gleich, ſagte Madame Valtier, legte die
Zigarette beiſeite, zog ein winziges, goldenes Puderdöschen aus
der Liliput=Handtaſche und tupfte einen Hauch Puder in den Aus=
ſchnitt
ihres Abendkleides.
Suchend ſah ſich Hanns=Joachim um. Drei . . . vier Dutzend
Paare foxten durch den Saal, deſſen Wände mit eremefarbener,
ſilberdurchwirkter Seide beſpannt waren.
Der Darkehmer reckte ſich, blickte über die Tanzenden hin
nein, Annemarie war nicht darunter.
Sind hier noch mehr Räumlichkeiten? fragte er einen Kell=
ner
, der frappierten Sekt in Gläſern anbot.
Gewiß, mein Herr, gleich nebenan das Spielzimmer, dann
die Wandelhalle, der Wintergarten und die Terraſſe.
So, danke . . ." Kreuth ging quer durch den Saal. Im
Spielzimmer ſaßen ein paar Herren und eine reichlich exotiſch an=
mutende
, ältere Dame, die eine pechſchwarze Zigarre ſchief im
Mundwinkel hielt, hinter den Karten. Die Wandelhalle war voll=
kommen
menſchenleer. Sollte Annemarie dort drüben 2 Aber
nein das war doch undenkbar! Lautlos, mit den federnden
Schritten des Pirſchjägers, trat Hanns=Joachim in den Winter=
garten
, der in dämmerndem Halbdunkel lag, hatte dabei das ein=
geſtandene
Gefühl: Eigentlich ſpielte er eine halb komiſche, halb
beſchämende Rolle und . . . hatte er denn ein Recht? Ach was,

Annemarie ſtand auch hier unter ſeinem Schutz, war eine nahe
Verwandte, lebte in Darkehmen und und na ja, ſchließlich
fühlte man ſich doch für ein ſo junges Ding verantwortlich, hatte
Pflichten wie etwa ein älterer Bruder ... Und überhaupt
ſolche Seitenſprünge gehörten ſich nicht!
Von der Terraſſe her ſtrömte durch die weit geöffneten Tür=
flügel
lau und lind die würzige, duftgeſchwängerte Nachtluft in
den Wintergarten. Kreuth blieb ſtehen. Annemarie konnte doch
unmöglich mit dem Vicomte den Cercle privé verlaſſen haben
oder
Irgendwo franzöſiſche Laute, eine vor Erregung heiſere Dann ſchieß ich ihn über den Haufen!
Stimme.
nes Herzens!
Hanns=Joachim hatte das Gefühl, als ſänken plötzlich Zent=
nerlaſten
auf ihn herab, er wollte rufen, ſchreien, irgend etwas
ganz Unſinniges tun und konnte ſich doch nicht rühren. Er ſpürte,
roter Schleier niederſank Die Fäuſte des Rieſen ballten ſich ihrem Handgelenk.
Annemarie kleine, liebe liebe Annemarie Und nun
wieder die heiße, werbende Männerſtimme: Ich bete Sie an,
Annemarie! Ich bete Sie an, Frau meines Herzens!
Niemals! Niemals in meinem Leben!
Niemals? Und das iſt Ihr letztes Wort, Komteſſe?
Mein letztes!
Alſo keine, gar keine Hoffnung?!
Ich ... ich liebe einen anderen .. ."
Einen . einen anderen Der Darkehmer taumelte, riß
ſich zuſaminen das alſo war es, das ! Darum hatte ſie
ſo unbefangen mit ihm verkehrt, weil ſie in ihm nur den Ver=
wandten
, den Vetter, den brüderlichen Freund ſah, der nicht zählte
Annemarie würde auf ihn, ausgerechnet auf ihn gewartet haben! Ganz verdutzt ſah ihm die Kleine nach, ſchüttelte das Köpf=
Wer es wohl ſein mochte, deſſen Bild ſie im Herzen trug ein
Oeſterreicher? Ein Wiener?
Leichte, leiſe Schritte. Unwillkürlich trat Kreuth in den tie=
fen
Schatten einer Palmengruppe. Mit geſenktem Köpfchen ging
Annemarie hart an ihm vorbei, fünf Schritte zurück der Vicomte,

blaß, nervös unter der nachzitternden Erregung der letzten Augen=
blicke
.
Waren es Minuten? Waren es Viertelſtunden? Hanns= Joa=
chim
ſchreckte zuſammen, als erwache er aus einem Traum. Mecha=
niſch
zündete er ſich eine Zigarette an, ging nach der Wandelhalle
zurück
Und ſtand plötzlich Annemarie gegenüber
Du
Ich hab di gſucht, die Tant meint . . ." Sie brach ab, wurde
dunkelrot und dann blaß. Achim geh du haſt doch
net.
Er wollte lächeln, aber es wurde eine Grimaſſe. Jawohl,
ich habe gehorcht wie ein neugieriger Diener unfreiwillig,
aber ich bitte dich um Verzeihung.
Achim! Das klang wie erloſchen ...
Ganz dicht trat er an ſie heran:
Er hat ſich doch nicht unehrerbietig gegen dich benom=
men
?! Herrgott! Dann ſchick’ ich ihm ſofort meine Forderung!
Aber nein! Gwiß und wahrhaftig net! Nur traurig is er
Komteſſe! Ich bewundere Sie! Ich bete Sie an, Frau mei= halt gweſen, wie i ihm gſagt hab, daß . . ." nun ſtockte ſie doch ...
Daß du einen anderen liebſt!
Ja ... Das Annemarietſcherl blickte beiſeite, hielt das
Köpfchen geſenkt, damit der lange Vetter das Schelmenlächeln
nicht ſehen ſollte.
wie das Blut in ſeinen Adern ſang und ſauſte, wie ein purpur= Seiner ſelbſt nicht mehr mächtig, griff der Darkehmer nach
Und wer . . . wer iſt dieſer andere?"
Du tuſt mir weh! ſagte ſie leiſe, machte ſich frei und ſah ihn
voll an: Zu dieſer Frage hat niemand ein Recht!
Auch ich nicht? Als . .. als dein beſter Freund?
Auch du net, Achim! Annemarie hielt ſeinem Blick ſtand.
Aber i dank dir vom Herzen für dein ritterliches Eintreten.
Nachdem ich gehorcht hatte! ſagte er bitter.
Ach geh! Haſt’s ja net woll’n, a Zufall halt und is auch nis
dabei
Nein, du haſt recht es iſt wirklich nichts dabei, nur mir
iſt ein Glückstraum in Scherben gegangen Er wandte ſich
ab, ging mit langen Schritten nach dem Spielzimmer hinüber, ließ
Tor, der er geweſen war, ſich einzubilden, ein Mädchen wie diesmal gar nicht ritterlich Annemarie ſtehen, wo ſie ſtand.
chen lächelte und blickte nach der kaſſettierten Decke empor, als
wolle ſie den Himmel zum Zeugen dafür anrufen, wie minder=
begabt
in gewiſſen Lebenslagen die Herren der Schöpfung ſind.
(Fortſetzung folgt.)

[ ][  ][ ]

Seite 10 Nr. 81

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 22. März 1933

Sport, Solel und Jucnen

Aut der eutſchen Turnerlckaft
Main=Rheingau=Waldlauf.
am Sonntag auf der Beſſunger Rennbahn.
Die erſte diesjährige Wettkampfveranſtaltung des Main-
Rhein=Turngaues iſt der Gau=Waldlauf, den die Tgde. Beſ=
ſungen
für den kommenden Sonntag zur Austragung übernommen
hat. Obwohl der Waldlauf unter den verſchiedenen im Main=
Rheingau betriebenen Uebungszweige unter den letzten war, deren
Ausbau man begann, ſo hat ſich in der Reihe der Jahre doch ge=
zeigt
, wie ſehr die Einführung einem Bedürfnis der ſporttreiben=
den
Turner entſprach. So blieb auch der Erfolg von Anfang an
bis heute den Wiederholungen in jeder Weiſe treu. Auch der
Waldlauf am 26. März in Beſſungen verſpricht aller Wahrſchein=
lichkeit
nach wieder ein recht bedeutungsvolles Ereignis zu wer=
den
. Dieſen Schluß laſſen wenigſtens die durch die Tgde. Beſſungen
getroffenen Vorbereitungen zu.
An Bedeutung gewinnt der Lauf ſchon deshalb, weil er für
die oberſte Klaſſe, ſowohl im Einzel= als auch Mannſchaftslauf als
Ausſcheidungskampf für die bevorſtehenden Kreismeiſterſchaften
gilt. In der Sonderklaſſe (Hauptlauf) kann der mehrjährige
Meiſter Fornoff (Tgeſ 1875 Darmſtadt) wieder als Sieger er=
wartet
werden, jedoch muß auch diesmal ſtark mit der Konkurrenz
aus dem eigenen Verein gerechnet werden. In der Oberſtufe ragen
die erprobten Läufer der 1875er mit Fick und Schneider hervor,
Hier fehlt vorerſt noch der Titelverteidiger Loos=Jugenheim, der
bisher nicht gemeldet iſt. Zum ſcharfen Kampfe dürfte es in der
Mittelſtufe kommen, wo ſich ebenbürtige Gegner wie Aßmuth ( Beſ=
ſungen
), Pfeiffer (Bensheim), Wolf (Eberſtadt) und Eiſe ( Lan=
gen
) am Ablauf einfinden. Unter den 27 Bewerbern der Unter=
ſtufe
iſt eine Vorausſage auf den Sieger nicht vorzunehmen, doch
kann man mit der Anwartſchaft von Weber (Tgſ. 1875 Darmſtadt)
oder Bauer (Eberſtadt) rechnen. In den Mannſchaften iſt das
Kräfteverhältnis ſehr verteilt und mit Glück kann hier Münſter
den Vereinsmannſchaftskampf gewinnen. In der Jugendklaſſe 1
verzeichnet die Meldeliſte ganz neue Namen, ſo daß der Kampf
als offen zu bezeichnen iſt. Die ältere Jugendklaſſe, mit 24 Teil=
nehmern
beſetzt, wird ſich einen ebenſo ſpannenden Kampf liefern
wie die älteren Generationen, zumal hier ganz ebenbürtige Geg=
ner
antreten. Beſſungen und Münſter dürften die beſſeren Aus=
ſichten
haben. Neu iſt die Jugendklaſſe (Jahrgang 19). Eine Vor=
ausſage
iſt hier nicht möglich, doch dürfte Beſſungen oder Eber=
ſtadt
den Sieger ſtellen.
Es ſind dieſerhalb bei dem Gau=Waldlauf der Main= Rhein=
turner
am kommenden Sonntag ſehr ſpannende Kämpfe zu erwar=
ten
und an beſonderen ſportlichen Reizen dürfte es nicht fehlen.
Zeigt doch der Lauf des einheimiſchen Gaues das beſte Läufer=
material
ſeiner Vereine, die den Langſtreckenlauf als eine der
wichtigſten Leibesübungen betreiben. Ein Beſuch dieſer Veranſtal=
tung
dürfte ſich ſicher lohnen. Der Beginn der Läufe iſt auf 2 Uhr
angeſetzt.
Frühjahrswaldlauf des Main=Rod=Gaues (A.D.T.) in Haßloch
bei Rüſſelsheim.
Am Sonntag veranſtaltete der Main=Rod=Gau (Allg. Deut=
ſcher
Turnerbund) ſeinen Frühjahrswaldlauf. Die Ausrichtung
hatte TV. Haßloch übernommen. Das Meldeergebnis war in An=
betracht
der ſchlechten Lage der Vereine gut. Der gebotene Sport
läßt auf gute Leiſtungen, in der diesjährigen Saiſon ſchließen.
In der Meiſterklaſſe wurde Heinrich Klein, Tv. Kelſterbach, in
der ſehr guten Zeit von 24:57,2 Min. Sieger. Er hat damit ſei=
nen
Meiſtertitel mit Erfolg verteidigt. Der Sieger in Junioren=
klaſſe
, F. Schmitz=Raunheim, gewann den 5000=Meter=Lauf ganz
überlegen mit beinahe 500 Meter Vorſprung vor dem Zweiten,
Willnow=Rüſſelsheim. Die Leitung der Kämpfe lag in Händen
des Verbands= und Gauſportwartes L. Feutner, Tv. Mörfelden.
Die Reſultate: Meiſterklaxe, Einzellauf: 1. H. Klein, Tv Kelſter=
bach
, 24:57,2 Min., 2. H. Kron, Tv. Mörfelden, 3 K. Völker Tv.
Mörfelden 4. Chr. Knodt und Fr. Ulbrich. Mannſchaftslauf:
1. Tv. Mörfelden. Junioren. Einzellauf: F. Schmitz= Raun=
heim
18:30 Min, 2. E. Willnow=Rüſſelsheim, 3. A. Kraus= Rüſ=
ſelsheim
, 4. J. Baerſch, Tv. Königſtädten. Junioren, Mann=
ſchaftslauf
: 1. Tg. Rüſſelsheim, 2. Tv. Königſtädten. Jugend
von 1618 Jahren: Einzel: 1. H. Luley, Tv. Trebur, 2. H. Schul=
meyer
, Tv. Mörfelden, 2 Meter zurück, 3. H. Becker=Raunheim,
4. L. Pärr=Rüſſelsheim, 5. J. Wolf=Rüſſelsheim. 6. Ph. Schick=
Königſtädten, 7. H. Beſt=Königſtädten. Jugend von 1618
Jahren, Mannſchaftslauf: 1. Rüſſelsheim 8 Punkte, 2. Tv. König=
ſtädten
15 Punkte, 3. Tv. Kelſterbach 22 Punkte. Jugend von
1416 Jahre, Einzellauf: 1. W. Scherer, Tv. Mörfelden, 2. H.
Kern=Raunheim, 3. H. Bauer=Gräfenhauſen, 4. Val. Zimmer=
mann
=Gräfenhauſen, 5. H. Aſtheimer=Mörfelden. Jugend von
1416 Jahren, Mannſchaftslauf: 1. Tv. Mörfelden 2. Tg. Grä=
fenhauſen
. Altersklaſſe: 1. H. Feutner, 2. E. Scherer, 3. H.
Gerbig, alle Mörfelden. Schüler, Mannſchaftslauf: 1. Raun=
heim
. 2. Haßloch, 3. Rüſſelsheim, 4. Königſtädten.
Nach der Siegerverkündigung blieben die Teilnehmer noch
ein paar frohe Stunden im Vereinslokal des Tv. Haßloch zu=
ſammen
.
55000 Mark Einnahmen brachte das ſonntägliche
Länderſpiel gegen Frankreich bei rund 47 600 zahlenden Beſuchern.
Das Spiel blieb damit angeſichts der geringeren Eintrittspreiſe
hinter den Erträgen der Spiele gegen England und Oeſterreich
in Berlin zurück.

Handball im Odenwald=Gau der 2.T.
Die Ergebniſſe vom 19. März:
Groß=ZimmernTgde. 1846 Darmſtadt 5:4; Erbach-Lengfeld
7:3: KönigMomart 9:3; GundernhauſenSchaafheim 9:0;
2. Mſch. 2:3; MichelſtadtReichelsheim 11:3; Beefelden Er=
bach
II. 4:1: HergershauſenSchlierbach 6:1; SemdReinheim
1:5: Heubach I.Lengfeld III. (ausgef.) Kirch=Brombach II.
Böllſtein 13:2; Richen I.Groß=Umſtadt II. 1:4.
Ueber Groß=Zimmern iſt bereits berichtet. Das Treffen in
Erbach wurde etwas hart ausgeführt. Lengfeld gefiel im Sturm
nicht recht. In der zweiten Spielhälfte ereignete ſich ein Zuſam=
menſtoß
zwiſchen dem Erbacher Mittelläufer und dem Schiri;
Platzverweis und Spielabbruch von ſeiten des Schiri, der tätlich
angegangen wurde, bildeten die Folge. König war an Schnel=
ligkeit
und Zuſpiel den Gäſten weit überlegen. Momart, das
anfangs nur mit 10 Mann ſpielte, hätte oft raſcher und genauer
abſpielen müſſen. König fand in der erſten Halbzeit auch deshalb
wenig Widerſtand, weil es bei Momart an Einigkeit und Eifer
haperte. In der erſten Halbzeit zeigte Gundernhauſen gegen
Schaafheim ein nettes Spiel. Nach der Pauſe ließ Schaafheims
Tormann alle Bälle abſichtlich ins Netz. Was ſoll man zu ſolch
einem Verhalten ſagen? Mir fehlt hierfür an dieſer Stelle der
Ausdruck. Bei den 2. Mannſchaften gewann Schaafheim verdient.
Einen ruhigen, anſtändigen Kampf trug man in Michelſtadt
aus. Die Michelſtädter ließen ein gutes Zuſammenſpiel und einen
kräftigen Wurf ſehen. Reichelsheims Angriff war zuviel auf
einen Mann zugeſchnitten (Götmann !). Im Stellungsſpiel und
in der Sicherheit des Zuſpiels traten noch Mängel auf. Erbach
fuhr mit 9 Mann nach Beerfelden und behauptete ſich trotzdem in
der erſten Hälfte. In der zweiten ließ es gegen die ſtark drängen=
den
Einheimiſchen nach. Regenſchauer beeinträchtigten den Spiel=
verlauf
. Vor der Pauſe kämpften in Hergershauſen zwei gleich=
wertige
Mannſchaften miteinander; Stand 1:1. Nach dem Wechſel
ereignete, ſich ein Unfall, der der Gäſtemannſchaft den nötigen
Schwung nahm. Reinheims I. war beſtändig überlegen. Ob=
wohl
nach dem Wechſel eine härtere Note ins Spiel getragen
wurde, hielt ſich alles noch gut im Rahmen des Erlaubten. Den
mit drei Wurfkanonen der 1. Mannſchaft verſtärkten K.= Brom=
bachern
ſtanden nur 10 Böllſteiner gegenüber. Kirch=Brombach
ſiegte denn auch, ohne ſich auszugeben, nach Belieben. Böllſtein
nahm die Niederlage ſehr anſtändig hin; es war ein echtes Freund=
ſchaftsſpiel
. Groß=Umſtadt erſchien in Richen mit 5 Spielern
aus der 1. Mannſchaft, gegen die Richen eine mit drei Erſatzleu=
ten
geſchwächte Elf ſtellte, was ſich im Spielverlauf bald bemerk=
bar
machte. Die beſten Leute beim Gaſtgeber waren Tormann
und Halblinker. Er ſchloß das Ehrentor. Groß=Umſtadt hatte in
der Hintermannſchaft ſeinen beſten Mannſchaftsteil. In der 1.
Hälfte, mit Wind ſpielend, zeigte Groß=Umſtadt das beſſere Spiel
und legte drei Tore vor; in der zweiten Hälfte war die Sache aus=
geglichen
.
Am Sonntag, den 26. März, iſt wegen der Waldläufe Spiel=
verbot
in unſerem Gau.

Radſpork.

Darmſtädter Radſportclub 1919.
Mit dem 1. Lauf zur Klubmeiſterſchaft eröffnet der R. S.C.
1919 am Sonntag ſein diesjähriges Sportprogramm. Das Rennen
geht über die Strecke DarmſtadtGriesheimWolfskehlen Lee=
heim
DornheimGroß=Gerau-Büttelborn Darmſtadt Start
und Ziel iſt, die Eiſenbahnbrücke am Hauptbahnhof (Rheinſtr.).
Dem Start der Trainingfahrer um 7.30 Uhr werden die Renn=
fahrer
um 8 Uhr folgen. Wenn es ſich auch bei den Klubläufen
mehr um eine Leiſtungsprobe handelt, ſo wird es doch ein ſcharfes
Fahren geben und der vorjährige Klubmeiſter Klöß wird ſeinen
Titel gegen ſeine aufwärtsſtrebenden Kameraden verteidigen müſ=
ſen
. Gute Organiſation und ſtarke Beteiligung werden auch dies=
mal
die Vorausſetzung ſchaffen, daß die Zuſchauer am Ziel und
auf der Strecke auf ihre Koſten kommen. Die erſten Fahrer dürf=
ten
um 9 Uhr an der Brücke eintreffen.
Südweſtdeukſchlands neue Box=Meiſter.
Die Endkämpfe um die ſüdweſtdeutſchen Amateur= Boxmeiſter=
ſchaften
nahmen am Sonntag in der dicht beſetzten Wiesbadener
Stadthalle unter der umſichtigen Leitung von Müller=Köln einen
reibungsloſen Verlauf. Im großen und ganzen gab es die er=
warteten
Sieger.
Im Fliegengewicht ſiegte Rappſilber (FSV. Frankfurt)
über Schmidt (Prag Stuttgart) in der dritten Runde durch tech=
niſchen
k.o. Im Bantamgewicht blieb der Titelverteidiger Ro=
thenberger
(Prag Stuttgart) über Müller (Karlsruher BV.)
in der dritten Runde durch k.o. ſiegreich. Im Federgewicht ſiegte
Tröblinger (BC. Speyer) über den Titelverteidiger Dietrich
(Singen) nach Punkten. Das Leichtgewicht ſah in Röder (FSV.
Frankfurt) ſeinen neuen Meiſter, der durch Disqualifikation des
reichlich unſauber boxenden Endres (PSV. Stuttgart in der drit=
ten
Runde ſiegreich blieb. Im Weltergewicht wurde Leitner
(PSV. Stuttgart), der Zettler (Ludwigshafen 03) n P ſchlug,
neuer Meiſter. Bernlöhr=Stuttgart wurde im Mittelgewicht
abermals kampflos Sieger, da ſein Klubkamerad Schöllkopf wegen
einer am Vortage erlittenen Verletzung verzichten mußte. Im
Halbſchwergewicht wurde der Titelverteidiger Mayer=Singen
durch techniſchen k.o. Sieger in der dritten Runde über Mayer
(V.f.R. Mannheim). Im Schwergewicht holte ſich Bubeck (Prag
Stuttgart) einen kampfloſen Sieg, da ſein Gegner Leis=Homburg
wegen Erkrankung abſagen mußte. Einen Einlagekampf ge=
wann
der neue Meiſter gegen Weber=Wiesbaden nur knapp nach
Punkten.

Europameiſterſchaften im Ringen.
Hornfiſcher Europameiſter. Ehrl und Földeak erringen 2. Plätze.
In den letzten Ausſcheidungstreffen bei den Ringer= Europa=
meiſterſchaften
in Helſingfors gab es neben zwei deutſchen
Niederlagen auch einen deutſchen Sieg, und zwar im Schwerge=
wicht
durch den Nürnberger Hornfiſcher, Der Nürnberger be=
ſiegte
Troßmann=Eſtland nach 10:35 Minuten und iſt damit neben
dem Münchener Federgewichtler Ehrl der ausſichtsreichſte unſerer
ſechs deutſchen Vertreter.
Im Weltergewicht erlitt der Kölner Möſchel in 13:39 eine ent=
ſcheidende
Niederlage durch den Finnen Nordling und der Schwede
Cadier legte im Mittelgewicht den Hamburger Földeak in 14:24
auf beide Schultern. Cadier ſtellte mit dieſem Siege bereits ſeine
Meiſterſchaft feſt, da er jetzt alle Gegner ſeiner Gewichtsklaſſe be=
ſiegt
hat.
Eine Ueberraſchung gab es im Schwergewicht wo der Finne
Niemelae über den bekannten Schweden Weſtergreen einen
Arbeitsſieg errang
In Helſingfors wurden am Montagabend die Schluß=
kämpfe
der Europa=Meiſterſchaften im Ringen abgewickelt. In den
Schlußkämpfen waren noch 3 Deutſche vertreten. Hornfiſcher
(Nürnberg) erlitt zwar im Schlußkampf der Schwergewichtsklaſſe
gegen den Schweden Weſtergreen eine Punktniederlage; er hatte
aber durch vorhergegangene entſcheidende Siege ein beſſeres Punkt=
verhältnis
, ſodaß er damit Europameiſter wurde, während Weſter=
green
, der am Vortage dem Finnen Niemelae unterlegen war, an
dieſen noch den zweiten Platz abtreten mußte. Ehrl= München
mußte im Federgewicht nach tapferer Gegenwehr dem erfahreneren
Finnen Kuſta Philajamaeki einen knappen Punktſieg, und damit
den Europa=Meiſtertitel überlaſſen. Földeak=Hamburg konnte
ſich im Mittelgewicht, in dem der Meiſter bereits in dem Schweden
Cadier feſtſtand, durch einen Arbeitsſieg über den Finnen Weſt=
lund
noch einen ehrenvollen zweiten Platz ſichern und ſeinen Geg=
ner
an die dritte Stelle vexweiſen.
Im Bantamgewicht ſicherte ſich der Ungar E Zombori
durch einen weiteren Arbeitsſieg über Pertunen=Finnland den
Titel, da der Favorit Tuveſſon=Schweden durch den Dänen Voigt
überraſchend beſiegt wurde. Reini= Finnland wurde Europa=
meiſter
im Leichtgewicht durch 2 entſcheidende Siege über Karlsſon
(Schweden) und Dahl (Norwegen), der aufgab. Auch im Welter=
gewicht
kam Finnland durch Nordling, zu einem Titel, nach=
dem
der Finne den Favoriten Glanß=Schweden nach Punkten be=
ſiegt
hatte. Die Meiſterſchaft im Halbſchwergewicht war dem
ſchwediſchen Olympiaſieger Rudolf Svenſſon nicht zu nehmen,
der trotz einer Punktniederlage durch, einen entſcheidenden Sieg
über Luiga=Eſtland in 10:28 Geſamtſieger wurde.
Im Klaſſement der Nationen belegte Deutſchland
hinter Finnland und Schweden den dritten Platz.

Weſtdeutſchlands beſter Schwimmverein iſt
Poſeidon=Köln. Die Kölner gewannen am Sonntag den zweiten
Teil des großen Klubkampfes gegen Düſſeldorf 09 mit 8:2 und ſieg=
ten
damit im Geſamtergebnis mit 12:6
Seinen Titel verloren hat Leichtgewichtsmeiſter
Franz Dübbers, weil er ihn nicht in der vorgeſchriebenen Friſt
gegen Dan Schink verteidigte.

15.15:
17.00,
18.25:

18.50:
19.20:
20.15:
21.45:
22.10:
22.45:

9.00:
10.10.
11.30:
14.45:
15.45:
16.00:
Aut.
17.10:
17.30:
18.00:
18.25:
18.40:
19.00:
19.30:
19.35:
G.
20.30:
22.10:
23.00:

Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Mittwoch, 22. März
Stunde der Jugend: Tierwelt im Urwald, Erzählung.
Die Kunſt. Geld zu machen. Plauderei.
München: Konzert. Werke von Mozart, Humperdinck, Wolk.
Soliſt: Ernſt Konrad Haaſe (Bariton).
Wie ſteht es um Leiſtungen und Zukunft der Angeſtellten=
Verſicherung? Eine Sprechſtunde beim Vertrauensmam der
Angeſtelltenverſicherung.
Max Reger. Vortrag von Hans Rosbaud.
Friedenskirche Frankfurt a. M.: Komzert. Orgelwerke von
Max Reger. Ausf.: Helmut Walcha.
Freiburg: Die Welt auf dem Monde. Komiſche Oper von
Joſ. Haydn.
Mannheim: Pfälzer Lieder zur Laute. Ausf.: Elſe Wagner=
Zeit. Nachrichten. Wetter Sport.
Nachtmuſik der Tanzkapelle der Stuttgarter Philharmoniker.
Leitung: Harry Riſch.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Mittwoch, 22. März
Schulfunk: Die Inſel der 1000 Wunder.
Schulfunk: Till Eulenſpiegel lernt Geſchichte. Eine heſterg
Wortkunde.
Lehrgang für praktiſche Landwirte
Kinderſtunde: Was Ihr wollt!
Das Bettelweib von Locarno, von Heinrich v. Kleiſt.
Dr. med. Richter: Was iſt Stereoſkopie? Zur 100= Jahw=
feier
des Raumſehens.
Hamburg: Nachmittagskonzert.
Oberſt a. D. v. Oertzen: Neuzeitliche Wehrſyſteme.
Prof. Fitzner: Von Ländern und Völkern.
Tägliches Hauskonzert. Duette von Schubert u. Schumann
für Sopran und Tenor.
Zeitdienſt.
Obering. Nairz: Viertelſtunde Funktechnik.
Engliſcher Sprachunterricht.
Das Gedicht.
Weltliches und Geiſtliches von Hugo Wolf. Roſe Walter
(Sopran). Am Flügel: Maria Antree Thamm.
Juſtizrat Dr. Luetgebrune: Römiſches Recht? Deutſches Recht!
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[ ][  ][ ]

Die Landwirtſchaft in der Börſenreform.
Konkrolle und durchgreifende ſtagkliche Aufſichk. Sorge für unſere Landwirtſchaft.

Landwirkſchaft begrüßk die Börſenreform
LW. Die durchgreifende Reform des Börſenweſens, die
von Reichsminiſter Hugenberg in ſeiner Eigenſchaft als Kommiſſar
für das Preußiſche Wirtſchaftsminiſterium zunächſt für Preußen
angeordnet worden iſt, dürfte in ſchneller Folge auch in den nicht=
preußiſchen
Ländern durchgeführt werden, weil gerade auf dieſem
für den Markt aller Produktionswerte preismäßig entſcheidenden
Gebiet eine reibungsloſe Zuſammenarbeit und Gleichſchaltung über
das ganze Reich erforderlich iſt. Von führender landwirtſchaft=
licher
Seite wird, wie die L.W. mitteilt, die Börſenreform leb=
haft
begrüßt. Es wird doch nicht nur für eine ſchärfere Kontrolle
und durchgreifende ſtaatliche Aufſicht geſorgt, ſondern an den
Produktenbörſen auch der Landwirtſchaft ein ausſchlag=
gebender
Einfluß eingeräumt. Man darf damit rech=
nen
, daß dieſe Neuordnung der Börſen durchgreifende Wirkungen
haben wird. Insbeſondere wird die Spekulation nicht mehr die
bisherige ausſchlaggebende Rolle ſpielen können. Die Börſen wer=
den
wieder auf ihre eigentliche Produktion der marktmäßigen
Preisfeſtſtellung und des tatſächlichen Preisausgleiches als Baro=
meter
der Wirtſchaft zurückgeführt, ohne daß wir künftighin Ge=
fahr
laufen, daß eine wilde Spekulation über die Börſe beſtim=
menden
Einfluß auf die Rentabilität der Wirtſchaft gewinnen
und mit leichtfertigem Spiel die ehrliche Produktion gefährden
kann. Es wird nun Aufgabe der Landwirtſchaft ſein, durch die
Entſendung tüchtiger Vertreter in die Börſenvorſtände und Börſen=
kommiſſionen
dafür zu ſorgen, daß die neuen Möglichkeiten auch
voll ausgenutzt werden. Es iſt ja ſo bezeichnend, daß zwar ſeit
langen Jahren über Fragen der Börſenreform verhandelt worden
iſt, ohne daß man in den weſentlichen Punkten zu einem Ergebnis
gekommen wäre, und daß nun Hugenberg mit einem Schlage den
alten Klagen Rechnung trägt und mit der Landwirtſchaft über=
haupt
der ſoliden Produktion und den Sparern den Einfluß gibt
der ihnen gebührt. Mit dieſer Reorganiſation der Börſen, die ſich
in der Wirkung auch auf die nichtſtaatlichen Produktenmärkte er=
ſtreckt
, iſt aber für die marktmäßige Preisbildung der Landwirt=
ſchaft
noch nicht alles getan. Man darf annehmen, daß in Kürze
auch für die anderen Märkte und Notierungsorganiſationen ſinn=
gemäß
entſprechende Anweiſungen ergehen. Bei den Schlachtvieh=
märkten
dürfte damit zugleich eine Vereinheitlichung des
Viebhofsweſens Hand in Hand geben, wenn auch in der
Einzelregelung den örtlichen Bedürfniſſen Rechnung zu tragen iſt.
Jedenfalls bedarf das geſamte landwirtſchaftliche Notierungs=
weſen
, das zum Teil überhaupt noch nicht ſachgemäß durchgeführt
wird, einer gründlichen Reform, um überall wirklich repräſen=
tatine
Notierungen zu erzielen und jede Möglichkeit einer will=
kürlichen
Preisbildung gegenüber Erzeugern und Verbrauchern
auszuſchalten.
Die Lage am Devifenmarkk.
Die Befeſtigung des Dollars machte auch geſtern international
weitere Fortſchritte. Maßgebend hierfür war die weitere Ent=
ſpannung
in den USA., ſowie die beſchloſſenen neuen Hilfsmaß=
nahmen
dedr Bundesreſervebanken. Die Erörterungen des Schatz=
ſekretärs
Woodin mit führenden Bankiers über einen Plan für
Umwandlung der kurzfriſtigen und langfriſtigen Schulden wurden
mit Befriedigung zur Kenntnis genommen. Das engliſche Pfund
zeigte dagegen eine etwas leichtere Tendenz und ging gegen den
franzöſiſchen Fr. auf 87,34, gegen den Gulden auf 8,50½ gegen die
Reichsmark auf 14,40 und gegen den Schweizer Fr. auf 17,79 zu=
rück
. Die Reichsmark war mit 59 in Amſterdam, 123,25 in Zürich
und 605,75 in Paris feſter. Die Erklärung Dr. Schachts über die
Auslandsſchulden hat, international einen recht guten Eindruck
hinterlaſſen. Der franzöſiſche Fr. war gut behauptet, dagegen zeigte
der Schweizer Fr. ſchwächere Tendenz. Die Norddeviſen waren im
Einklang mit dem Pfund etwas leichter veranlagt.
Der Pfandbeiefumlauf im Januar 1933.
Verminderung des Geſamkumlaufs an Pfandbriefen
und Kommunglobligakionen.
Die Statiſtik der Boden= und Kommunal=Kreditinſtitute für
Januar 1933 umfaßt unverändert 104 Anſtalten. Im Januar
verminderte ſich der Geſamtumlauf an Pfandbriefen und
Kommunalobligationen (alles in Mill. RM.) weiter auf 11861
(31. 12. 32: 11 906 am 31. 1. 32: 12 413), und zwar betrug der
Bruttozugang 39.10 ((Dezember 1932: 41,02), der Abgang 90,96
(120,99), ſo daß ſich für Januar 1933 ein Reinabgang von 51.85
(79,98) ergibt: dabei haben die Pfandbriefe einen reinen Ab=
gang
von 36,58 (56, 29) und die Kommunalobligationen einen
ſolchen von 15,28 (23,69) zu verzeichnen.
Im einzelnen belief ſich der Bruttozugang bei den Pfand=
briefen
(Inland) im Januar 1933 bei einem Umlauf von 661
(6628) auf 32.33 (30,35), der Abgang auf 49,20 (55,59), ſo daß
ſich ein Reinabgang von 16,87 (25,24) ergibt.
Bei den Kommunalobligationen Inlandsumlauf
1956 gegen 1963 ſtellte ſich der Bruttozugang auf 3,15 (5,26),
der Abgang auf 10,65 (14,52), ſo daß ſich im Januar d. J. ein
Reinabgang von 7,50 (9,26) ergibt.
Der Umlauf an Auslands==Pfandbriefen und
=Kommunglobligationen ging weiter auf 1045 (1055)
zurück; der reine Abgang betrug 10,09 (22,16).
Liquidationspfandbriefe und Aufwertungs=
ſchuldverſchreibungen
(Umlauf 2167 gegen 2177) wur=
den
9,66 (5.26) neu in den Verkehr gebracht; der Abgang betrug
20,37 (28,11).
Die Geſamtſumme des Beſtandes an Hypotheken, Kom=
munaldarlehen
und ſonſtigen Darlehen hat ſich mit 13 837 ( Dezem=
ber
1932: 13 881) Mill. RM. gegen den Vormonat um rund 44
(117) Mill. RM. weiter vermindert; von dieſem Rückgang ent=
fallen
33 (89) auf das Neugeſchäft, deſſen Umfang auf 11419
(11 452) Mill. RM. geſunken iſt. Hierunter haben ſich landwirt=
ſchaftliche
Hypotheken um 11,32 (17.28) Mill. RM. auf 2657
(2668) Mill. RM. vermindert, ſtädtiſche Hypotheken um 16.82
(33,65) Mill. RM., ſo daß der Beſtand auf 5526 (5543) Mill.
RM. zurückging. Kommunaldarlehen gingen weiter um 5.95
(40,52) auf 3020 (3026) Mill. RM. zurück (der Rückgang im Vor=
monat
war zu einem Teil auf Umbuchung von rund 12 Mill.
RM. auf Debitoren in laufender Rechnung bei einer Anſtalt
zurückzuführen. Die Aufwertungsbeſtände ſind um 4.06 (26,58)
Mill. RM. auf 2386 (2390) Mill. RM. zurückgegangen und die
Teilungsmaſſe um 7.25 (0,69) auf 31,63 (38,88) Mill. RM.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Die deutſche Produktion von Original=Hüttenweichblei ein=
ſchließlich
kleinerer Mengen Hartblei ſtellte ſich auf Grund der
Berechnungen des Statiſtiſchen Büros der Metallgeſellſchaft A.G.,
Frankfurt a. M., im Januar 1933 auf 9846 To. gegen 10 828 To.
im Dezember 1932.
Anfangs Februar gab es in Heſſen faſt 50 000 Wohlfahrts=
erwerbsloſe
, von denen die Hälfte auf die Städte entfällt Durch=
ſchnittlich
kommen, auf je 1000 Einwohner jetzt 37 Wohlfahrts=
erwerbsloſe
gegen 36 im Vormonat. In den Städten (für ſich be=
trachtet
) beträgt der Durchſchnitt ſogar faſt 65.
Der Vereinsbank Lampertheim e.G.m.b.H. iſt auf Grund eines
bereits vor anderthalb Jahren geſtellten Antrags in Anerkennung
der bisher geleiſteten Wiederaufbauarbeit eine Sanierungshilfe
von 130 000 Mk. unter verſchiedenen Auflagen vom Reich gewährt
worden. Die Bedingungen werden der im nächſten Monat ſtatt=
findenden
Generalverſammlung zur Genehmigung unterbreitet.

Das Bild der Wirkſchaft.
Förderung und Erzeugung.
Der Rückgang, der in der Steinkohlenförderung im Lauf des
Winters einzutreten pflegt, hat auch im Februar ein weiteres
Abſinken der Kurve verurſacht, ohne daß damit ein beſonders un=
günſtiges
Zeichen zum Ausdruck käme. Zahlenmäßig liegt die
Förderung nicht unweſentlich höher als vor Jahresfriſt. Etwa
das gleiche gilt für die Braunkohle, deren Februarzahlen abge=
ſchloſſen
noch nicht vorliegen.

Die Koksgewinnung iſt im Februar wieder etwas geſunken,
einmal bedingt durch die geringere Zahl der Arbeitstage im Fe=
bruar
, dann aber auch durch den unverändert ſchlechten Geſchäfts=
gang
der Eiſeninduſtrie.
Auch die Eiſengewinnung zeigt im Februar einen Rückgang,
zumal die neuen Ruſſenaufträge wohl noch keine Wirkung aus=
geübt
haben.
Recht beachtlich iſt, daß die Stromgewinnung im Januar
kaum eine nennenswerte Senkung zeigt; ſie hätten ſaiſongemäß
etwas zurückgehen dürfen.
Die Fertigſtellung neuer Wohnungen zeigt nach der verhält=
nismäßig
hohen Dezemberſpitze im Januar wieder einem Rückgang.
Der Zementabſatz hat ſich im Februar merklich gehoben wahr=
ſcheinlich
bedingt durch die erſten Auswirkungen der umfangreichen
Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen.

Eiereinfuhr.

Obwohl der Hühnerbeſtand in Deutſchland in den letzten Jah=
ren
merklich zurückgegangen iſt, zeigte auch die Einfuhr von Eiern
eine von Jahr zu Jahr fortſchreitende Verminderung. Erſt in der
zweiten Hälfte des vorigen Jahres hat ſich der Bezug von Eiern
aus dem Auslande wieder etwas gehoben. Der Grund dafür lag

außer in der ſtarken Verminderung der Inlandsproduktion in der
günſtigen Preislage. Der Geſamtaufwand für den Eierbezug aus
dem Auslande iſt ſeit 1929 ſtändig geringer geworden; die Kur=
venzüge
in dem unteren Teil des vorſtehenden Schaubildes zeigen
deutlich, wie dieſer Aufwand von Jahr zu Jahr zurückgegangen iſt.
Die neue Zollerhöhung für Eier wird naturgemäß den Bezug
aus dem Auslande ſtark einſchränken, da die Bevölkerung einen
höheren Aufwand für die Eierverſorgung offenbar nicht aufbrin=
gen
kann, und da auf der anderen Seite die Eierproduktion im
Inland zunächſt nicht weſentlich geſteigert werden kann, mindeſtens
ſo lange nicht eine beträchtliche Beſſerung des Verhältniſſes zwi=
ſchen
Futterpreis und Eierverkaufspreis herbeigeführt werden
kann. Solange die Kaufkraft der Bevölkerung nicht weſentlich
ſteigt, wird alſo eine Belebung der deutſchen Eierproduktion nur
auf dem Wege einer Futtermittelverbilligung möglich ſein. Wie=
weit
die Zollerträgniſſe hierbei die Mittel erbringen können, wird
zunächſt abgewartet werden müſſen.

Frankfurter Häuteauktion. Ochſenhäute erzielten gegen den
Vormonat leichte Aufſchläge. Schaffelle blieben unverkauft. Im
einzelnen erzielten Ochſenhäute rot m. K. 929 Pfund 22, 3049
Pfund 23 2525 5059 Pfund 3034,25, 6079 Pfund 3337,25,
8099 Pfund 29,7535, 100 Pfund und mehr 3034,75: Rinder=
häute
m. K. rot 3049 Pfund 3742 Pfg.: Bullenhäute bis 29
Pfund 22 Pfg.; Kalbfelle ſchwarz m. K. bis 9 Pfund 3639, desgl.
rot 48,552.,5; Kalbfelle ſchw. 9,115 Pfund 33,2535, desgl. rot
4446,75 Pfg.; Schußkalbfelle 25 Pfg.

Der zweike Tag der Kölner Frühjahrsmeſſe.
Wenn der Beſuch der Kölner Frühjahrsmeſſe am Montag auch
geringer war als am Sonntag, ſo war der geſamte Verkehr doch
weit lebhafter als bei früheren Meſſen am zweiten Tag. Die den
Meſſebeſuchern von der Reichsbahn gewährte Fahrpreisermäßi=
gung
wirkt ſich ſo aus, daß der Geſchäftsverkehr ſich nicht mehr
wie bisher auf den Sonntag zuſammendrängt, ſondern auf die
einzelnen Meſſetage verteilt. So hatten ſich am Montag noch ſehr
viele Kaufintereſſenten von auswärts, u. a. auch mehrere bedeu=
tende
Einkaufsgenoſſenſchaften, auf der Meſſe eingefunden. In=
folgedeſſen
konnte man auch den ganzen Tag über einen ziemlich
regen Geſchäftsverkehr, beſonders in der Meſſe für Haus= und
Küchenbedarf, feſtſtellen. Ein Teil der Ausſteller hat Aufträge in
einem Umfange erhalten, wie ſie in den letzten Jahren nicht mehr
verzeichnet werden konnten. Das Geſchäft in der Möbelmeſſe war
am Montag ſtiller als am Sonntag. Es wickelten ſich im allge=
meinen
nur kleinere Geſchäfte ab. Die Nachfrage richtete ſich in
erſter Linie auf Fabrikationsware in mittlerer Preislage.
Einen ſehr guten Beſuch, vor allem aus techniſchen und Hand=
werkerkreiſen
, hatten die verſchiedenen techniſchen Fachveranſtal=
tungen
. Die hieran beteiligten Ausſteller ſind mit ihrem Erfolg
ſehr zufrieden. Die in Verbindung mit der weſtdeutſchen Textil=
propaganda
am Montag veranſtaltete Tagung des Weſtdeutſchen
Schneider= und Schneiderinnen=Innungsverbandes hatte der Tex=
tilabteilung
ſehr viele Intereſſenten zugeführt. An der Moden=
ſchau
am Nachmittag nahmen über 700 Perſonen teil.
Während der Meſſe für Haus und Küchenbedarf und die
Möbelmeſſe am Dienstagabend, ihr Ende fanden, bleiben die tech=
niſchen
Veranſtaltungen, die ausländiſchen Sondergruppen, die
Abteilung Sport und Preſſe und die Weſtdeutſche Textilpro=
paganda
bis Mittwochabend geöffnet.
Bom Holzmarkk.
Unſer Mitarbeiter ſchreibt uns: Die letzten Tage der Möbel=
meſſe
in Leipzig haben den Herſtellern etwas beſſere Umſätze und
vor allem, was mit allen Kräften erſtrebt wurde, auch etwas gün=
ſtigere
Preiſe gebracht. Einzelne Ausſteller von Möbeln waren
mit den erzielten Verkaufsergebniſſen zufrieden, namentlich die=
jenigen
Betriebe, die preiswerte, ſolide Fabrikate feilboten. Die
ganz billigen Möbel waren dagegen weniger begehrt. Das Reſul=
tat
der Leipziger Meſſe hat etwas Eindruck am Möbelholzmarkt
gemacht. In den letzten Tagen berichteten Sägewerke und Platz=
holzhandlungen
ziemlich übereinſtimmend, daß ſich das Geſchäft in
Möbelzopf gehoben und der ſtark heruntergewirtſchaftete Preis ge=
hoben
haben. Dagegen waren Bauholzzopf nicht ſo ſtark geſucht.
Lebhaft war hauptſächlich der Abſatz in Stammkiefer die von oſt=
preußiſchen
Sägewerke im Großhandel zu 7576 RM. je Kubik=
meter
frei Waggon Berlin, zu 8182 RM. frei Leipzig und zu
8384 RM. frei Düſſeldorf verkauft wurde. Es ſind demnach
gegenüber den Preisnotierungen vom Dezember 32 Preiserhöhun=
gen
am Stammbrettermarkt von 34 Mark je Kubikmeter ein=
getreten
. Neuerdings iſt auch die Nachfrage nach Spundbohlen,
Rammpfählen und ſolchen Hölzern geſtiegen, die in dem beſſer be=
ſchäftigten
Tiefbau verlangt werden. Allmählich wird es auch
möglich, die Holzverbraucher im Baugewerbe an die infolge der
Zollerhöhungen verteuerten Einkaufspreiſe für Hobeldielen zu ge=
wöhnen
. Man wird in der Annahme kaum fehlgehen, daß die
nächſten Wochen leichte Preisſteigerungen für Schalbretter und
Kanthölzer bringen müſſen, deren Bewertung noch unter dem
Stande zur Vorkriegszeit liegt. Alles in allem kann man am
deutſchen Holzmarkt von einer Belebung ſprechen, die ſich inſofern
wohltuend auswirkt, als die Verſuche der Holzkäufer, die Preiſe
einem immer weiteren Druck nach unten auszuſetzen, aufhörten.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Welt=Blei=Hüttenproduktion im Januar. Wie die Statiſtiſche
Abteilung der Metallgeſellſchaft AG mitteilt, betrug die Geſamt=
bleihuttenproduktion
im Januar 1933 94 667 Tonnen gegenüber
90 834 Tonnen im Dezember 1932 und einem Monatsdurchſchnitt
1932 von 95 268 Tonnen. Die Produktion der wichtigſten Länder
betrug in Tonnen im Januar 1933 gegen Dezember 1932: USA.
22 330 (19 208), Mexiko 9819 (6608), Kanada 8930 (11 082), Auſtra=
lien
17 200 (15 484), Spanien 9151 (8889), Deutſchland 9766
(10 828), Belgien 4000 (4000) Die verminderte deutſche Produk=
tion
hält ſich jedoch über dem Stande des Monatsdurchſchnitts 1932
von 7958 Tonnen der auch von faſt allen anderen Ländern mit
Ausnahme von Mexiko und Kanada überſchritten wird.
Gegen Erhöhung des Zinkblechzolls. Eine weſentliche Erhöhung
des Zinkblechzolls haben die deutſchen Zinkblechwalzwerke beim
Reichswirtſchaftsminiſterium beantragt. Man ſpricht von einer
Erhöhung auf 8 RM. bis 12 RM. gegen 3 RM. bzw. 4,50 RM.
wie bisher. Sämtliche Zinkblech verarbeitenden Induſtrien haben
daraufhin beim Reichswirtſchaftsminiſterium Einſpruch gegen die
Zollerhöhung erhoben. In der Eingabe der verarbeitenden Indu=
ſtrie
wird darauf hingewieſen, daß zahlreiche Zinkblech verarbei=
tende
Induſtriegruppen auf den Export angewieſen ſind und jede
Verteuerung des Materials zu einer weiteren Einſchränkung des
Exportes führen müſſe. Die deutſche Zinkblechinduſtrie habe ſich
zu einer Exportinduſtrie entwickelt und damit bewieſen, daß ſie
die Konkurrenz der ausländiſchen Zinkwalzwerke auf dem Aus=
landsmarkt
nicht mehr zu befürchten habe. Die Eingabe der Ver=
braucher
macht ſchließlich auf die außergewöhnliche Höhe des be=
antragten
Zolles aufmerkſam.
Am 7. April J.G.=Farben=Bilanzſitzung. Nach Informationen
findet die Bilanzſitzung der J. G. Farben=Induſtrie AG. über 1932
in dieſem Jahre erfreulicherweiſe ziemlich frühzeitig, und zwar am
7. April in Frankfurt a. M. ſtatt. Die Generalverſammlung iſt für
Ende April vorgeſehen. Die Dividendenentſcheidung fällt wie üb=
lich
erſt in der angekündigten Bilanzſitzung, ſo daß ſich vorherige
Kombinationen erübrigen. Es iſt im weſentlichen aus den Viertel=
jahresberichten
des Farbenkonzerns bekannt, daß die J. G. durch
die große Kriſe 1932 gut durchgekommen iſt und in den meiſten
Abteilungen durchaus zufriedenſtellend abgeſchloſſen hat. Der Jah=
resabſchluß
1932 wird ſicherlich keine Enttäuſchung bringen.
Die GV. der Viktoria=Werke A.=G.. Nürnberg. genehmigte
einſtimmig den Abſchluß für das am 30. September 1932 abge=
laufene
Geſchäftsjahr. Der unter Berückſichtigung des Gewinnvor=
trages
aus 1930/31 ſich ergebende Verluſt von 121 231 RM. wird
auf neue Rechnung vorgetragen. (J. V. 14 382 RM. Verluſt. durch
den ſich der Gewinnvortrag aus 1929/30 von 34 279 RM. auf
19897 RM. ermäßigte.) Der AR. wurde wiedergewählt. Neu in
den AR. tritt Bankier Kurt Ottenſooſer. Nurnberg. In der Fahr=
radabteilung
wird im laufenden Geſchäftsjahre wieder voll=
gearbeitet
. Der Stückzahl nach ſei eine Umſatzſteigerung zu ver=
zeichnen
Die Motorradabteilung hat im neuen Jahre beſſer einge=
ſetzt
. Die Nachfrage beſonders nach billigen Motorrädern, ſei in
dieſem Jahre verhältnismäßig größer als im abgelaufenen Jahre.
Auslandsaufträge für AEG. Die Allgemeine Elektrizitäts=
geſellſchaft
. Berlin, konnte in letzter Zeit wieder mehrere bedeu=
tende
Auslandsaufträge hereinnehmen, u a. für Südamerika eine
große Lieferung auf Starkſtromkabel. Transformatoren. Hoch=
ſpannungsmaterial
und Zähler, für Belgien=Luxemburg auf
Gleichrichter. Für Holland liefert die Geſellſchaft einen Turbinen=
kompreſſor
von maximal 72 500 MſHI Leiſtung. Aus Rußland hat
die AEG. einen ſehr bedeutenden Auftrag auf elektriſche Aus=
rüſtung
eines großen Walzwerkes erhalten
Auguſt Wegelin AG. Karlsſcheuren. Für 1931/32 ergibt ſich
unter Berückſichtigung von 165 000 RM. gegen 256 000 RM. regu=
lären
Abſchreibungen ein Verluſt von 337 000 RM., der ſich um den
Verluſtvortrag auf 1,080 Mill. RM. erhöht. Durch den im Ver=
gleichsverfahren
erwirkten Gläubigererlaß ermäßigt ſich der Ver=
luſt
von 917 000 RM. Zu ſeiner Deckung und zur Vornahme von
Sonderabſchreibungen von 1,5 Mill. RM. wird der Gewinn aus
der bereits genehmigten Sanierung 20:1 von 2,5 Mill. RM. heran=
gezogen
. Nach dem Sanierungsbeſchluß im November 1932 iſt es
gelungen, durch Hereinnahme von Auslandsaufträgen, namentlich
der Rußabteilungen, in erhöhtem Umfange zu beſchäftigen. Die
Ausſicht, gewinnbringend zu arbeiten, iſt jedoch nach wie vor ge=
ring
. Die per 30. Juni ausgewieſenen Bankſchulden von 0.218 Mill=
RM. ſind abgedeckt worden. Der Hauptverſammlung am 7. April
wird vorgeſchlagen, die Neuwahlen zum Geſamtaufſichtsrat vorzu=
nehmen
, die dem veränderten Beſitzverhältnis nach Neubeteiligung
der Deutſchen Gold= und Silberſcheideanſtalt zu Frankfurt a. M.
in der Geſellſchaft Rechnung tragen ſoll.

[ ][  ]

Seite 12 Nr. 81

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 22. März 1933

Fürſtenſagl, Grafenſtraße 18:
Morgen Donnerstag, den 23. März.
abends 8 Uhr.
Geheimhisvolle Takſachen!
Ein Vorkrag
im Dienſte der Volksaufklärung
(mit Demonſtration)
von Radetzky.
Die Beurteilung des Menſchen nach
Geſicht, Hand.
Sch
nd Horofkop.

Nach der äußeren Erſcheinung. Nach
Photographie, Gangart, Klang der
Stimme.
Grenzgebiete des Ueberſinnlichen:
Hellſehen, Gedankenleſen, Spiritismus,
Geiſterſpuk, viſionäre Fragenbeantwor=
tung
im Lichte der Kritik.
Intereſſante Experimente!
Ihr Schickſal nach dem Horoſkop!
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Als Harry Piel von der Eröffnung unseres Theaters erfuhr, war seine erste
Frage, ob wir seinen großen Tonfilm Er oder lch spielen würden. Da er uns
versicherte, daß Tausende seiner Freunde schon lange darauf warten, haben
wir ihm das natürlich sofort zugesagt.
Da wir gewohnt sind, Versprechen gleich zu erfüllen, bringen wir
ab Mittwoch, den 22. März, täglich ab 5½ Uhr nach-
Er Oder IcR mitags, Letzte Vorstellung täglich 8½ Uhr.
Der Film spielt hauptsächlich in Genua. Neben Harry Piel wirken mit:
Hans Junkermann, Valerie Boothby, Eduard v. Winterstein, Hermann Vallentin.
Tonlich hervorragend, wird er Ihnen viel Freude machen.
Wenn Sie selbst Telefon haben oder des öfteren telefonieren, werden Sie
wobl wiederholt wutentbrannt geschennt haben, wenn Sie falsch verbunden‟
wurden. Daß man sich darüber auch köstlich amüsieren kann, beweist Ihnen
unser zweiter Film
C6 mit Magda Schneider, Johannes
Fräulein falsch Verpungen Riemann, Trude Berliner, lakob
Tiedtke, ein entzückendes Groß-Lustspiel.
Zwei solche Filme in einem Programm
mehr kann keiner bieten, zumäl bei Eintrittspreisen von 40, 60, 80 Pfg. und
1. Mk. für Loge (Erwerbslose 50 Pfg.). Jugendliche haben zu diesem Programm
keinen Zutritt. Seien Sie also bitte nett und besuchen Sie die
Bessunger Lichtspiele, Heidelbergerstrasse 89

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Einlaß
2.30 Uhr

Ankunft
Hbf. 4.16 Uhr
zu seinem
Erfolgsälm:

Wir beginnen am Mittwoch, den 22. März
mit unserer großen
Kassiedef keche!
Während dieser Tage gewähren wir auf alle
Waren ausgenommen einige Netto-Artikel
100 Rabatt.
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wie sich Weiß Ferdl als URBAYER und Max
Adalbert als PREISS in den Haaren, am Ende
aber als Schützenkönige und Schwiegerräter in
den Armen liegen, welche Heiterkeitsstürme sie
entfesseln . . das muß man miterlebt haben.

Bezchten Sieunsere Forzellanfensteram Ludwigs-
platz
, Ernst-Ludwigsstraße und Ludwigstraße.

Die Rabattgewährung dauert nur einige Tage
und bitten wir um rechtzeitigen Einkauf.
Ge. Sasehrataie
Ludwigsplatz.
(3937

Um unserem Publikum Gelegenheit zu geben,
einen unseter größten Schauspieler kennen zu
1 rnen, haben wir trotz großerSchwierigkeiten
Herrn Max Adalbert f dies. Nachm. verpfichtet

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günſt. z. verk. Julius Bümler jr., Gold=
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Wir tauſchen Alte gegen Neue evtl. auch
ohne Aufzahlung. Erfragen Sie näheres
ſchriftl, von Poſtfach 192 Darmſtadt. (2518

Zaſelverſteigerung.
Donnerstag, den 23. März, vorm.
11½ Uhr, wird in der Faſelhofreite,
Am Kuchler 1, ein zur Zucht untaug
licher, zweijähriger Faſel öffentlid
(3936
verſteigert.
Ober=Ramſtadt, den 20. März 1933.
Heſſiſche Bürgermeiſterei.
Rückert.

¾4 Pfd. feine Aprikosen . . 259
¾4 Pfd. Gemüse-Hu deln, I. gef. 25
3 Pakete Friedrichd. Zwieback 25
19 Stück Huskatnüsse 25
10 Fleischbrütwürfel 25
25
1 Streichmettwurst
/, Pfd. Weinbrand-Kirschen 250
/: Fl. Apfelwein o. Gl. . . . 259

1/, Fl. Weiß-oder Rotwein . 508
509
/. Pfund Röstkaffee.
halbe gelbe Erbsen 50
1½ Pfd. feinstes Speisefett 50
1 Flasche ca. 1I Himbeersaft 50
1 Riegel 5 Stck. Beife
1 P. Hentels Bleichsoda, ,13/7790=

259
2 Pfd. feiner Zucker
75
10 Stück große Eier.
1 Lir. Dautsch. Wermuthwein 75
1 Eimer Vierfr.-Harwelade 75.
2 Pid. Welder Grieß (Reisgrieß)),

2 Pid. Maizkafiee (lose)

5.

2 Pfd.

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Spülung des Waſſerrohrneßes.
In der Zeit vom Samstag, den 25.
März 1933, bis Samstag, den 8. April
1933, wird das ſtädtiſche Waſſerrohrnetz
geſpült. Dabei läßt ſich eine Trübung
des Leitungswaſſers nicht vermeiden:
auch muß die Waſſerlieferung von 22
Uhr bis 5 Uhr unterbrochen werden.
Den Waſſerabnehmern wird deshalb
empfohlen, ſich rechtzeitig mit Waſſer
zu verſorgen. Bei den Druckrohrſpülun=
gen
wird die Waſſerlieferung nur ver=
ringert
.
Straßenverzeichniſſe mit der Bezeich=
nung
der einzelnen Spülabteilungen
können an den bekannten Aushang=
ſtellen
der Bürgermeiſterei eingeſehen
werden. Außerdem erteilt die ſtädtiſche
Fernſprechzentrale (Fernruf 3500) ſowie
die Feuerwache (Fernruf 600) Auskunft.
Spülplan.
Hochdruckſtrang I: Samstag, d. 25. März
1933. von 22 Uhr ab.
II: Montag, d 27 März
1933, von 22 Uhr ab.
III: Dienstag, d. 28. März
1933, von 19 Uhr ab.
Hochbehälter Mathildenhöhe u. Dachs=
berg
: Donnerstag, den 30. März 1933,
von 8 Uhr ab.
Abteil. A: Freitag, den 31. März 1933,
B: Samstag, den 1. April 1933,
b: Montag, den 3. April 1933,
C: Dienstag, den 4. April 1933,
z
g c: Mittwoch, den 5. April 1933,
D: Donnerstag, d. 6. April 1933,
d: Freitag, den 7. April 1933,
E: Samstag, den 8. April 1933,
immer von 22 Uhr ab.
Darmſtadt, den 20. März 1933.
Direktion
der ſtädt. Betriebe.
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