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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 74
Mittwoch, den 15. März 1933.
196. Jahrgang
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Strelk uſw., exliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der Anzeigene
aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei‟
Konurs oder gerſchliſcher Beirteſbung ſähll eder
Nabatt weg. Bankonio Deuiſche Banl und
Darm=
ſtädter und Natlonalbank.
Steuerpläne der Reichsregierung.
Aufhebung der Realſteuer=Sperte. — Kein Berzicht auf die Schlacht= und die Zuckerſtener.
Neue Skeuern für Warenhäuſer. Groß=Zilialbekriebe und Einheitspreisgeſchäfte.
* Bot ſteverpolikiſchen Enkſcheidungen.
Gerüchke um Dr. Luther.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Das Reichskabinett wird am Mittwoch nachmittag
wieder zuſammentreten. Urſprünglich wollte es ſchon am
Diens=
tag ſeine Arbeiten fortſetzen. Da aber der Reichskanzler auch
den ganzen Dienstag über in München feſtgehalten worden iſt,
mußte eine 24ſtündige Vertagung eintreten. Die
Tagesord=
nung der neuen Kabinettsſitzung ſteht noch nicht in
allen Einzelheiten feſt. Es iſt aber nicht ausgeſchloſſen, daß
das Thema: Reichsbank
in den Kabinettsberatungen eine beſondere Rolle ſpielen wird.
Der Reichsbankpräſident Dr. Luther iſt in den letzten Tagen
wie=
derholt beim Reichskanzler geweſen. Inzwiſchen hat der
Verwal=
tungsrat der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in
Baſel getagt. Reichsbankpräſident Dr. Luther wird dem Kabinett
über dieſe Verwaltungsratsſitzung und ſeine Eindrücke Bericht
erſtatten.
Es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß er noch vorher eine Ausſprache
mit dem Reichskanzler hat. Jedenfalls erhält ſich nach wie vor
hartnäckig das Gerücht, daß die verſchiedenen Konferenzen
mit dem Kanzler über die künftige
Reichsbankpoli=
tik durchaus keinen beide Seiten zufriedenſtellenden
Verlauf genommen haben, ſo daß für den
Reichsbankpräſi=
denten unter Umſtänden gar nichts anderes übrig bliebe, als ſein
Amt zur Verfügung zu ſtellen. Aber hier bleibt eben auch
zu=
nächſt abzuwarten, wie die Dinge weiter laufen und welche
Ent=
ſcheidungen der Kanzler ſchließlich treffen wird. Eine
Amtsent=
hebung Dr. Luthers iſt nur möglich, wenn ernſthafte Vorwürfe
gegen ſeine Amtsführung erhoben werden können. Das iſt jedoch
nicht der Fall. Dr. Luther könnte allenfalls nur freiwillig auf
ſeinen Poſten verzichten, was man ihm wohl kaum zumuten kann.
Im Zuſammenhang mit dem Regierungswechſel iſt auch eine
Reihe von
Skeuerforderungen
aufgetaucht oder wieder von neuem erhoben worden, die unter
anderem die Aufhebung der Schlachtſteuer, die Beſeitigung der
Zuckerſteuer und die Einrichtung einer beſonderen Steuer für
Warenhäuſer, Groß=Filialbetriebe und Einheitspreisgeſchäfte
be=
treffen. Inzwiſchen haben ſich die zuſtändigen Stellen mit dieſen
Forderungen beſchäftigt, und langſam gewinnt man ein klareres
Bild von den Möglichkeiten, die für eine Neuordnung auf
ſteuer=
lichem Gebiete gegeben ſind.
Die Watenhäuſer
unterliegen ſchon heute einer beſonderen Beſteuerung, und zwar
iſt bei ihnen die Umſatzſteuer um die Hälfte des normalen
Satzes der Umſatzſteuer höher. Nun iſt in Erwägung gezogen
worden, wie wir aus unterrichteten Kreiſen hören, doch noch
für die Warenhäuſer, die Groß=Filialbetriebe
und Einheitspreisgeſchäfte eine beſondere
Regelung zu treffen. Man will den Ländern grundſätzlich
das Recht einräumen, die Gewerbeſteuer für Warenhäuſer, Groß=
Filialbetriebe und Einheitspreisgeſchäfte zu erhöhen, um ſo die
Länderfinanzen aufzubeſſern. Bei dieſer Regelung würde es
ſich aber um eine Aenderung der Realſteuer handeln,
deren Höhe zur Zeit gebunden iſt. Unter der Aera des früheren
Reichsfinanzminiſters Dr. Dietrich iſt ni nlich durch
Notverord=
nung des Reichspräſidenten das ſogenannte Realſteuerſperrgeſetz
geſchaffen worden, das einer weiteren Erhöhung der
Real=
ſteuern gewiſſe Grenzen ſetzte und die Bewegungsfreiheit der
Finanzminiſter in den Ländern erheblich einſchränkte. Aus
unterrichteten Kreiſen hören wir aber, daß man eine
Auf=
hebung des Realſteuerſperrgeſetzes für
wahr=
ſcheinlich hält. Sobald dies geſchehen iſt, wobei ſtatt einer
radikalen Aufhebung, vielleicht auch nur eine
Lockerung dieſes Sperrgeſetzes in Frage kommt, iſt
der Weg freigemacht, um eine beſondere Regelung für die
Warenhäuſer und Groß=Filialbetriebe ſowie für die
Einheits=
preisgeſchäfte, wie ſie gefordert iſt, durchzuführen.
Was nun
die Schlachtſteuer
anbetrifft, ſo hören wir aus preußiſchen Regierungskreiſen, daß
man hier gewiſſe Erleichterungen bereits erwogen hat. Doch
dürfte eine Aufhebung der Schlachtſteuer, die eine Länderſteuer
iſt, zunächſt nicht in Frage kommen. Die Länder können auf
dieſe Einnahmequelle nicht verzichten, es ſei denn, man würde
ihnen einen ausreichenden Erſatz geben. Dies gilt auch für
die Zuckerſteuer.
die vom Reich erhoben wird, und der Reichsfinanzminiſter
an=
geſichts der noch immer ſehr angeſpannten Finanzlage des
Reiches nicht vermiſſen kann. Die
Aenordnung der Krafkverkehrsftener
wird binnen kurzem, wie wir hören, endgültig feſtgelegt werden.
Autobeſitzer, die ihre Steuern für längere Zeit im voraus
be=
zahlen, ſollen gewiſſe Erleichterungen erfahren. Ebenſo will
man für die Wintermonate keine Steuern erheben.
Die SA. im enkmilikariſierken Rheinland
Diplomgkiſcher Schrikt des franzöſiſchen Botſchafters
beim Reichsaußenminiſter.
WTB. Berlin, 14. März.
Der franzöſiſche Botſchafter Fransois Poncet hat am Dienstag
den Reichsminiſter des Auswärtigen, Freiherrn v. Neurath,
auf=
geſucht, um im Auftrage der franzöſiſchen Regierung wegen der
Vorgänge in Kehl und der Verwendung von Hilfspolizei in der
entmilitariſierten Zone, unter Hinweis auf Artikel 43 des
Ver=
ſailler Vertrages, Beſchwerde zu führen.
Der Reichsaußenminiſter hat dieſe Beſchwerde als unbegründet
zurückgewieſen. Weder die Vorgänge in Kehl, noch die
Verwen=
dung von Hilfspolizei falle unter die Beſtimmungen des Verſailler
Vertrages über die entmilitariſierte Zone. Die im übrigen nur
während 36 Stunden in der Polizeikaſerne in Kehl untergebracht
geweſene SS.=Mannſchaft, von der höchſtens jeder zehnte Mann
mit einem Jagdgewehr oder Revolver ausgerüſtet geweſen ſei, noch
die Hilfspolizei könnten als bewaffnete Streitkräfte angeſehen
werden. Im übrigen handele es ſich hierbei um innerpolitiſche
Maßnahmen, die der Aufrechterhaltung der gefährdeten Ruhe und
Sicherheit dienten.
Englend und die Beſtimmungen über die
enkmili=
kariſierie Zone.
London, 14. März.
In britiſchen amtlichen Kreiſen iſt man, wie Reuter zufolge
heute verlautet, der Anſicht, die Sachlage hinſichtlich des
Vor=
gehens von SA.=Trupps in Kehl, Köln und Speyer ſei nun auf
dem Wege zu einer Klarſtellung in dem Sinne, daß das
Auftre=
ten der SA.=Leute als innerpolitiſche Angelegenheit anzuſehen
ſei. Wenn es ſich erweiſen ſollte, daß dies tatſächlich der Fall
ſei, ſo würde, der offiziöſen engliſchen Auffaſſung zufolge,
ledig=
lich ein techniſcher, nicht aber ein bewußter und planvoller
Vor=
ſtoß gegen die Beſtimmungen des Friedensvertrages vorliegen,
die die Verwendung von Truppen in der entmilitariſierten Zone
verbietet.
Am das preukiſche Miniſterpräſidium.
Der nakionglſozialiſtiſche Anſpruch.
Berlin, 14. März.
Ueber die geſtrige Sitzung des Vorſtands der
national=
ſozialiſtiſchen Fraktion des neuen Preußiſchen Landtags teilt
der Preußiſche Preſſedienſt der NSDAP. mit daß dabei zur
politiſchen Lage Stellung genommen wurde. Eingehend ſeien
auch Perſonalangelegenheiten beſprochen worden. Einmütig ſei
der Vorſtand der Auffaſſung geweſen, daß nur ein
National=
ſozialiſt preußiſcher Miniſterpräſident werden könne.
* Der Beſchluß des Vorſtands der nationalſozialiſtiſchen
preußiſchen Landtagsfraktion bedeutet keine Ueberraſchung mehr.
Er war nech dem großen Wahlerfolg zu erwarten, und er iſt
bei dem Autoritätsverhältnis innerhalb der Partei zweifellos
auch mit Zuſtimmung des Kanzlers gefaßt worden.
Vor den Wahlen war allgemein angenommen worden, daß
Herr von Papen das Amt des preußiſchen Miniſterpräſidenten
übernehmen würde. Das Kräfteverhältnis zwiſchen den beiden
Parteien hat ſich aber ſo einſeitig zugunſten der
National=
fozialiſten verſchoben, daß die Deutſchnationalen kaum imſtande
ſein werden, den Nationalſozialiſten einen Verzicht zuzumuten.
Für die geplante Verbindung der Aemter des Reichskanzlers
und des Miniſterpräſidenten läßt ſich auch geſchichtlich und
prak=
tiſch ſehr viel ſagen. Allerdings lagen ja im Kaiſerreich die
Dinge etwas anders. Bismarck brauchte damals die preußiſchen
Stimmen im Bundesrat, auf die heute der Reichskanzler Hitler
verzichten kann, weil er mit einer herzhaften Oppoſition im
Reichsrat nicht mehr zu rechnen hat. Trotzdem würde aber mit
der Bindung der beiden Aemter eine alte Tradition wieder
aufleben. Der Reichskanzler wird allerdings mit der Leitung
der Reichspolitik ſo völlauf beſchäftigt ſein, daß er ſich um die
Einzelheiten in Preußen nicht wird kümmern können. Dem
ließe ſich aber dadurch abhelfen, daß die Stellung eines
Vize=
präſidenten des preußiſchen Miniſterpräſidiums, die es ja auch
früher gab, wieder eingerichtet würde, und wenn dann Herr
von Papen in ſeiner Eigenſchaft als ſtellvertretender preußiſcher
Miniſterpräſident tatſächlich die Geſchäfte der preußiſchen
Regie=
rung führt, wäre eine Regelung erzielt, die nach allen Seiten
befriedigt.
Die letzte Entſcheidung darüber iſt noch nicht gefallen. Man
wird annehmen dürfen, daß zwiſchen den Regierungsparteien
und auch im Reichsabinett darüber noch geſprochen wird. Aber
der endgültige Ausgang ſteht wohl ſchon heute feſt. Im übrigen
ſind in dem Beſtand des preußiſchen Kabinetts, wie es
gegen=
wärtig ſich aus den Reichskommiſſaren zuſammenſetzt, keine
Aenderungen zu erwarten. Nur daß ein Nationalſozialiſt noch
das Juſtizminiſterium übernimmt, vielleicht Rechtsanwalt Dr.
Luettgebrunn, wenn nicht ſchon vorher der Plan verwirklicht
werden ſollte, der auf eine Verreichlichung der Juſtizverwaltung
abzielt.
* Schickſalsfrage Wilna.
Von unſerem Berichterſtatter.
Br. Wilna, Mitte März.
Die politiſche Unruhe, die ſeit Wochen über dem Oſten
liegt, hat in letzter Zeit mehr und mehr auch auf Wilna
über=
gegriffen. Das alte Wilna, die Stadt der ſchönen Kirchen und
des bunten Völkergemiſches iſt, nachdem es ſeit geraumer
Zeit ſtill um das Wilna=Problem geweſen war, wieder in den
politiſchen Mittelpunkt gerückt. Die Zeichen ſtehen auf
Sturm! Das hat man auch in Wilna erkannt. Wird das
Gebiet bei Polen bleiben oder wird es im Rahmen der
ver=
ſchiedenen Reviſionsprojekte wieder an Litauen fallen, das iſt
die große Frage, die jetzt in den politiſchen Zirkeln der Stadt
und noch mehr in den Salons der polniſchen Oberſchicht
er=
örtert wird.
Von den Schwierigkeiten des Wilna=Problems kann man
ſich erſt einen Begriff machen, wenn man an Ort und Stelle
die Löſungsmöglichkeiten ſtudiert. Tatſache iſt, daß die junge
litauiſche Republik in Wilna das Licht der Welt erblickte.
Wilna war ſchon in grauen Vorzeiten, in den Jahren von
1323 bis 1795, die Reſidenz der litauiſchen Großfürſten. Viele
alte Baudenkmäler, Kunſtſchätze von unermeßlichem Wert geben
Zeugnis von alt=litauiſcher Vergangenheit. Auch zu Zeiten
des zariſtiſchen Rußland, als Wilna Gouvernementsſitz war,
galt die Stadt als die Metropole des eigentlichen Litauen.
Durch den überraſchenden Handſtreich des polniſchen Generals
Zeligowſki im Oktober 1920 iſt Wilna erſt zum Problem
ge=
worden. Litauen will auf ſeine hiſt oriſche
Haupt=
ſtadt nicht Verzicht leiſten. Das iſt verſtändlich. Für
die polniſche Regierung gibt es aber angeblich keine Wilna=
Frage, und auch der Völkerbund hat ſich bisher vergeblich
be=
müht, diefen Streit aus der Welt zu ſchaffen.
Zweifellos gibt die Hiſtorie Litauen recht. Wilna iſt immer
eine litquiſche Stadt geweſen. In dem Völkergemiſch der Stadt
ſtehen die Litauer aber zahlenmäßig ziemlich an letzter Stelle.
Von den über 200 000 Einwohnern ſind nahezu die Hälfte ſtreng
orthodoxe Juden. An zweiter Stelle ſtehen die Polen, wozu
allerdings die Poloniſierungsarbeit der Warſchauer Regierung
und vor allem der große Zuzug polniſcher Beamter erheblich
beigetragen haben. Mohammedaniſche Tataren und Weißruſſen,
die übrigens auch Wilna als ihre Hauptſtadt in Anſpruch
neh=
men, vervollſtändigen das bevölkerungspolitiſche Bild. Würde
Litauen einer Volksabſtimmung zuſtimmen, wie Polen das
offen=
bar als äußerſtes Entgegenkommen zugeſtehen will, ſo würde
wahrſcheinlich, da auch das Land inzwiſchen ſtark poloniſiert
wvorden iſt, das Litauertum unterliegen. Die Wilna=Frage iſt
alſo wirklich eine harte Nuß. Und doch kann möglicherweiſe
hier der Schlüſſel zur Löſung der geſamten
oſt=
europäiſchen Frage einſchließlich Korridor,
Danzig und Memel liegen. Es gibt ſicher auch unter
den polniſchen Politikern nicht wenige, die das einſehen. Polen
iſt von allen Seiten bedroht. Es gibt keinen Zweifel daran,
daß ein erſtarkendes Deutſchland die Reviſion ſo oder ſo
vor=
wärts treiben wird. Da wird auch kein noch ſo ausgeklügeltes
Einkreiſungsſyſtem etwas helfen. Und Polen kann nicht
ewig derart große Mittel in ſeine Rüſtungen
hineinſtecken, wenn es nicht den völligen
Zu=
ſammenbruch ſeiner ohnehin ſtark zerrütteten
Finanzen in kürzeſter Zeit heraufbeſchwören
will. Läßt man es in Warſchau darauf ankommen, dann iſt
eine neue Teilung Polens ſicher nur noch eine Frage der Zeit.
Aus dieſem Grunde glaubt man in Kreiſen der Wilna=
Litauer auch nicht, daß Litauen ſich irgendwie auf eine
Ver=
ſtändigung mit Polen auf der Grundlage der alten
litauiſch=
polniſchen Union einlaſſen könnte. Man verſpricht ſich
aber auch nichts von einer Wiederaufrollung
der Wilna=Frage in Genf etwa unter Berufung
auf das Urteil des Völkerbunds im
chineſiſch=
japaniſchen Konflikt, eine Möglichkeit, die bekanntlich
von dem litauiſchen Außenminiſter Zaunius im Verlauf der
Ausſprache über die mandſchuriſche Frage angedeutet worden
iſt. Die Löſung iſt nur möglich im Zuge einer allgemeinen
Auf=
rollung der oſtpolitiſchen Probleme, und zwar nach Auffaſſung
maßgebender litauiſcher Kreiſe dahingehend, daß Wilna
wieder an Litauen und der Korridor wieder an
Deutſchland zurückfällt, während Polen über
Lettland und Eſtland einen Ausgang zum Meer
zu erhalten ſuchen muß. Tatſächlich iſt man auch in
Warſchau neben den Bemühungen, Litquen zu einer
Ver=
ſtändigung zu zwingen, beſtrebt, eine Hafenbaſis in
Libau zu erhalten. Und in Libau ſcheint man ebenfalls nicht
abgeneigt zu ſein, den polniſchen Wünſchen entgegenzukommen,
um ſo mehr, als der Libauer Hafen zurzeit faſt vollkommen ſtill
liegt, eine Tatſache, die in der Hauptſache auf die Schließung der
wichtigen Verkehrsſtrecke Romny=Libau, die durch das Wilna=
Gebiet führt, zurückzuführen iſt. Würde dieſe Bahnſtrecke, die
früher eine der wichtigſten Verkehrswege von der Oſtſee nach
Polen und Südrußland darſtellte, wieder geöffnet werden, dann
könnte auch Libau zu neuer Blüte gelangen.
Das ſind Löſungsmöglichkeiten, aber dennoch erhebt ſich im
Hintergrund über dem umkämpften Wilna die Frage; gibt es
denn überhaupt eine friedliche Löſung, gibt es ein
Ueberein=
kommen, das einen wirklichen Ausgleich ſchafft, oder werden
noch einmal die hiſtoriſchen Schlachtfelder von
Wilna, die Zeuge der Zerſchmetterung der
ruſ=
ſiſchen Dampfwalze waren, vom Donner der
Kanonen widerhallen? Dieſe Schickſalsfrage läßt die
Stadt nicht zur Ruhe kommen, ſie laſtet ſchwer und drückend
ebenſo über dem geſchäftigen Hin und Her in den kleinen
wink=
ligen Gäßchen wie über den goldenen Kuppeln der Kirchen und
den verwitterten Türmen der alten Burgen und Schlöſſer. Ein
Problem, das ebenſo rätſelvoll iſt, wie die Schwarze Madonna,
Wilnas berühmtes Heiligenbild, über deſſen Wundertätigkeit
man ſich die ſeltſamſten Dinge erzählt, und von dem doch Leben
und Gedeihen nicht nur eines Landſtrichs und einer alten
hiſtoriſchen Stadt abhängen, ſondern das zur Schickſalsfrage des
ganzen europäiſchen Oſtens werden kann.
Seite 2 — Nr. 74
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 15. März 1933
Bolniſche Riederlage in Genf.
Polens Borgehen auf der Weſterplatie
vom Bölkerbundsrak als verkragswidrig feſlgeftellt.
Genf, 14. März.
Die polniſche Regierung hat ſich gezwungen geſehen, die
un=
verzügliche Zurückziehung der polniſchen Polizei auf der
Weſter=
platte anzuordnen. Dieſer Entſchluß iſt das Ergebnis der
ſchwie=
rigen Verhandlungen der letzten Tage. Die polniſche Regierung
iſt zu dieſem Schritt durch die eindeutige Haltung der Großmächte
gezwungen worden. Der Standpunkt der polniſchen Regierung
war von allen Seiten von vornherein als völlig unhaltbar und
als ein eindeutiger Bruch der vertraglichen Beſtimmungen
ange=
ſehen worden.
Die kurze Verhandlung des Völkerbundsrats am Dienstag
endete damit, daß Polens Vorgehen, wie bereits in ſo vielen
an=
deren Fällen, vom Rat als vertragswidrig feſtgeſtellt wurde. Der
polniſche Außenminiſter Dr. Beck gab eine Erklärung ab, daß
Polen die Truppenverſtärkungen auf der Weſterplatte ſofort
zurückziehen werde.
Der Danziger Senatspräſident Ziehm hat nach dem Schluß
der Ratsſitzung am Dienstag dem engliſchen Außenminiſter Simon
und dem polniſchen Außenminiſter Beck erklärt, daß er unter
kei=
nen Umſtänden Genf eher verlaſſen werde, als bis die
Zurück=
ziehung der polniſchen Polizeitruppen von der Weſterplatte
er=
folgt ſei.
In einer weiteren Streitfrage zwiſchen Danzig und Polen
wurde nach dem Vorſchlag des engliſchen Außenminiſters eine
Regelung getroffen, durch die die Danziger Hafenpolizei
weiter=
hin dem Hafenrat unterſtellt wird.
Macdonalds Bemühungen um die Rekkung
der Abrüſtungskonferenz.
In den Genfer Beſprechungen Macdonalds, die dem Schickſal
der Abrüſtung gelten, hat es heute eine Pauſe gegeben. Der
engliſch=italieniſche Plan einer ſechswöchigen
Vertagung der Abrüſtungskonferenz und
gleich=
zeitiger Beſprechungen der vier europäiſchen
Großmächte in einem italieniſchen Ort iſt
ange=
ſichts des franzöſiſchen Widerſtandes zunächſt
zurückgeſtellt worden, gleichzeitig iſt aber auch ein
fran=
zöſiſcher Gegenvorſchlag für den Abſchluß einer
„begrenzten Konvention” die Deutſchland und
Italien ausgeſchloſſen hätten, von Macdonald
zurückgewieſen worden, eine ſolche begrenzte Konvention
hätte nach den franzöſiſchen Wünſchen eine Klauſel enthalten
ſol=
len, die das ganze Abkommen außer Kraft geſetzt hätte, wenn
etwa Deutſchland die in ihm zum Ausdruck gebrachten, durchaus
unzulänglichen „Abrüſtungsmaßnahmen” zum Anlaß nehmen
würde, ſeine eigene Rüſtungsfreiheit zurückzugewinnen. Ein
daraufbin von Macdonald vorgebrachter Plan, eine Konvention
abzuſchließen, die weſentliche Abrüſtungsmaßnahmen effektiver
Art ſowohl zu Lande, wie auch zu Waſſer und in der Luft
vor=
ſehen und von der ganzen Konferenz angenommen werden ſollte,
erweckt hinſichtlich ſeiner Durchführbarkeit in Konferenzkreiſen
wenige Hoffnungen, da man ſich kaum denken kann, daß die
kon=
tinentalen Militärmächte ihre Einſtellung von heute auf morgen
ändern. Beſonders müßte dies für Frankreich gelten, wenn das
Abkommen keine Sicherheitsmaßnahmen im Sinne des
franzö=
ſiſchen Konſtruktiv=Planes enthalten würde.
Am Dienstag nachmittag hatte Macdonald eine Unterredung
mit dem italieniſchen Vertreter Aloiſi, dem er bekanntgab, daß
Frankreich zu einer weitergehenden Verminderung des
Kriegs=
materials bereit ſei, unter der Vorausſetzung, daß Deutſchland
und Italien dem franzöſiſchen gegenſeitigen Unterſtützungsvakt
zuſtimmen würden. Eine endgültige italieniſche Stellungnahme
ju dieſem Problem kann vorerſt nicht erfolgen, da Italien ſich
vorher mit Deutſchland über dieſe Frage ins Einvernehmen ſetzen
will.
Der Geſandte der Vereinigten Staaten in Bern iſt mit der
Vertretung der Vereinigten Staaten im Konſultativausſchuß des
Völkerbundes für den chineſiſch=japaniſchen Konflikt betraut
worden.
Der Direktor der Bankers Truſt Company. Frederic Kent.
wurde zum Sonderkommiſſar für Deviſentransaktionen ernannt
und wird bis zur Wiederkehr normaler Verhältniſſe alle
Deviſen=
geſchäfte in den Vereinigten Staaten überwachen.
Norman Davies, der Führer der amerikaniſchen
Abrüſtungs=
delegation, iſt zum Botſchafter ernannt worden, ohne jedoch einen
beſtimmten Poſten zu erhalten. Er wird vielmehr der Regierung
in erſter Linie für internationale Verhandlungen zur Verfügung
ſtehen. Norman Davies wird ſich Ende der laufenden Woche nach
Europa einſchiffen und ſich nach kurzem Aufenthalt in London und
vielleicht auch in Paris nach Genf begeben.
Kein „Happy End” in Hollywood!
Die Dollar=Kataſtrophe verſchlingt auch die Filmſtadt. — Ein
kul=
turelles Fanal. — Das Ende einer Geſchmacksdiktatur.
Von Herbert Ketzin.
Meldungen aus U. S.A. wiſſen zu berichten.
daß die gegenwärtigen Finanzſchwierigkeiten
unter anderem faſt alle Filmateliers in
Holly=
wood zum Schließen zwingen. Mehr als 75 000
in der Filmbranche beſchäftigte Perſonen ſind
von Arbeitsloſigkeit bedroht.
Das Ende von Hollywood hat in dem apokalyptiſchen Moſaik,
wie es die Weltlage, bis ins Unerträgliche kompliziert durch den
umerikaniſchen Finanzzuſammenbruch, gegenwärtig bietet, gerade
noch gefehlt, um das Bild nach der entſcheidenden Seite hin
ab=
zuründen. Der Zuſammenbruch des U. S.A.=Dollars, der
Zuſammen=
bruch des Geldmythos in Amerika mußte notwendigerweiſe vor
allem jenen Bezirk der amerikaniſchen Kunſtinduſtrie mit ſich
reißen, der am engſten mit dem Dollarglauben verknüpft war: die
Filminduſtrie.
Dieſe ſeltſame, grimaſſenhafte Welt, die ſich Hollywood
nannte, war zu keiner Zeit etwas anderes, als eine hochgezüchtete
Konjunkturpflanze, ein Börſenjob. Daß Hollywood und alles, was
mit ihm zuſammenhing, ſeit dem definitiven Ende der Konjunktur
nur noch ein höchlichſt gequältes und äußerſt verzweifeltes Daſein
führte, war bekannt. Die Schwierigkeiten begannen an und für
ſich ſchon mit dem Hochkommen des Tonfilms, der nicht entfernt
mehr das Geſchäft vorſtellte, wie es der ſtumme Film einſt
ge=
weſen war. Zu den guten Zeiten hat eine Statiſtik einmal
aus=
gerechnet, daß jeder Amerikaner durchſchnittlich zweimal
wöchent=
lich ins Kino ging. Heute? Vielleicht geht jeder dritte jeden
Mo=
nat einmal. Es iſt ja in Deutſchland nicht viel anders.
Hinter dem Untergang Hollywoods verbirgt ſich ein tiefer
Sinn. Es waren ja doch vor allem die unzähligen amerikaniſchen
Filme, die die amerikaniſche Mentalität in Europa heimiſch
mach=
ten und damit den Boden für das Eindringen des Amerikanismus
in jeder anderen Geſtalt, vor allem in Deutſchland vorbereitete.
Hollywood hat das ſchreckliche „Happy End” erfunden, das aller
europäiſchen Kunſtauffaſſung Hohn ſprach. Hollywood hat uns
jene ſchrecklichen geſchichtlichen Filme herübergeſchickt, die die
völ=
lige Unmöglichkeit Hollywoods, europäiſche Zuſammenhänge und
Entwicklungstendenzen zu verſtehen, anſchaulich dartun.
Das Ende Hollywoods wird natürlich nicht das Ende des
amerikaniſchen Films bedeuten. Aber es wird das Ende einer (
in=
heitlichen Geſchmacksdiktatur bedeuten und vielleicht in dieſer
Bom Tage.
Der Präſident des Preußiſchen Landtags, Kerrl, hat verfügt.
daß den kommuniſtiſchen Abgeordneten keine Gelder mehr
ausge=
zahlt werden.
Das am Dienstag ablaufende Verbot der ſozialdemokratiſchen
Zeitungen in Preußen iſt um 14 Tage verlängert worden.
Auf dem deutſchen Generalkonſulat in Danzig wurde die
ſchwarz=weiß=rote und die Hakenkreuzfahne gehißt.
Der deutſche Konſul in Bilbao hat bei den ſpaniſchen
Behör=
den gegen die Angriffe junger Kommuniſten auf die deutſchen
Kon=
ſulatsräume in Bilbao, die am Montag vormittag verübt worden
waren, proteſtiert.
Der Hauptſchriftleiter der „Münchener Neueſten Nachrichten”.
Fritz Büchner, und der Leiter des innerpolitiſchen Teiles des
Blat=
tes, Dr. Freiherr Erwin v. Aretin, wurden in Schutzhaft
ge=
nommen.
Der Hauptſchriftleiter der Münchener Illuſtrierten”, Lorand,
iſt unter dem Verdacht bolſchewiſtiſcher Umtriebe verhaftet worden.
Gleichzeitig wurde der Direktor Frankenberg des Münchener
Schau=
ſpielhauſes unter dem Verdacht, bolſchewiſtiſcher Verbindungsmann
zu ſein, verhaftet. Seine beiden Mitdirektoren Geller und Fiſcher
ſind nach Karlsbad und Prag entflohen.
Das Reichsbanner Schwarz=Rot=Gold und die Eiſerne Front
ſind auch in Württemberg verboten.
Der franzöſiſche Finanzminiſter Bonnet wird am 17. März
zu einem Gedankenaustauſch mit Neville Chamberlain und
ande=
ren Miniſtern nach London kommen, um mit ihnen die durch die
Tagesordnung der Weltwirtſchaftskonferenz aufgeworfenen
Fra=
gen zu erörtern.
Präſident Rooſevelt ernannte den Richter Robert W.
Bing=
ham, Zeitungsverleger aus Louisville, zum Botſchafter in
Lon=
don. den New Yorker Kaufmann Jeſſe J. Strauß zum Botſchafter
in Paris und den früheren Marineſekretär Joſephus. Daniels
zum Botſchafter in Mexiko.
Franzöſiſche Wunſchträume.
Zwiſchen Illuſionen und Realikäten.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 14. März.
Die Haltung Englands hat — wie vorauszuſehen war
Frankreich ſtark enttäuſcht. Das iſt nicht das erſte Mal. Die
engliſchen Preſſeſtimmen, die mit aller Deutlichkeit betonen, daß
England von den kontinentalen Verwicklungen möglichſt
fern=
bleiben will, ſtellen nichts Neues dar. Die engliſch=
ameri=
kaniſch=franzöſiſche Zuſammenarbeit iſt jetzt der
Wunſch Frankreichs, die die Wiederherſtellung der Entente
cordiale im Sinne Tardieus erſetzen ſoll. Es iſt mehr als
wahr=
ſcheinlich, daß es auf dem wirtſchaftlichen und finanziellen Gebiete
zu wichtigen Verhandlungen zwiſchen Paris, London und
Waſhing=
ton — und auch anderen Hauptſtädten kommen wird. Politiſch
ſcheint dagegen die „Zuſammenarbeit der drei großen
Demokra=
tien” höchſtens zur Beruhigung der eigenen öffentlichen Meinung
gut zu ſein. Das konnte auf die Dauer den politiſch Denkenden nicht
verborgen bleiben. Ja, man ſcheint daraus ſelbſt ſchon einige
Fol=
gerungen zu ziehen.
Charakteriſtiſch iſt in dieſer Beziehung das Verhalten der
franzöſiſchen Preſſe. Man vermeidet zwar nach Möglichkeit alles,
was die angloſächſiſche Welt verſtimmen könnte. Aber man ſchlägt
doch weſentlich andere Töne an. Auch Deutſchland gegenüber.
Man gibt ſich darüber Rechenſchaft, daß die Neugeſtaltung der
Dinge in Deutſchland eine Tatſache iſt, mit der man rechnen muß.
Und man erwägt die Möglichkeiten der Verſtändigung mit dem
nationalen Deutſchland. Die innenpolitiſch bedingten Sympathien
und Antipathien fallen dabei weg. Man betont offen, daß man
Deutſchland gegenüber nicht dieſelben Fehler begehen darf, wie
man ſie dem fasciſtiſchen Italien gegenüber begangen hat. Alſo
keine Vermiſchung der Innen= mit der Außenpolitik. Dieſe
War=
nung ertönt gleichzeitig von vielen Seiten ſowohl von rechts wie
von links. Man verurteilt aber vielfach auch die bisherige Politik
Deutſchlands gegenüber: „Die Politik eines tropfenweiſe
Er=
zwingenlaſſens von Konzeſſionen”. Im Sinne der
Verſtändigungs=
freunde müßte ein einmaliges maſſives Nachgeben, das aber feſt
umgrenzt wäre, die Politik der Feilſchereien erſetzen. Andere
gehen nicht ſo weit. Sie machen keine außenpolitiſche Vorſchläge;
ſie fordern dafür energiſch, daß jede Kritik der deutſchen
Innen=
politik unterbleiben ſoll, um ſpätere Möglichkeiten nicht zu
ver=
derben. Dieſe Warnungen haben auch ſchon mancherorts gewirkt.
Wohlgemerkt, das bedeutet nicht etwa, daß man den deutſchen
Standpunkt in Genf nicht auf das ſchärfſte bekämpfen würde,
„Aber man will Realpolitik treiben und ſich nicht durch
gefühls=
mäßige Regungen beeinfluſſen laſſen. Man weiß viel zu gut, daß
die eigene Lage ernſt und ſchwer iſt. In Genf ſcheint ſie ſogar
unhaltbar zu ſein. Erwägungen in der Preſſe ſind aber noch nicht
die große Politik. Sie ſind aber ein Fingerzeig dafür, daß man
anfängt, nachdenklich zu werden..
Neueinſtellungen bei der Reichsbahn.
Bom Frühjahr bis zum Herbſt Arbeit und Brok.
WTB. Berlin, 14. März.
Unmittelbar mit Beginn des Frühjahrs hat die Reichsbahr
ihre Oberbau=, Erneuerungs= und Erhaltungsarbeiten in vollem
Umfang aufgenommen. Die Reichsbahn hat hierfür die
Ein=
ſtellung von etwa 70 000 Zeitarbeitern angeordnet. Dieſe
Ar=
beiter werden bis in die Herbſtmonate hinein bei den
Bahn=
unterhaltungstrupps der Reichsbahn beſchäftigt werden. Darüber
hinaus werden die Privatunternehmer, die von der Reichsbahn
zu Oberbauarbeiten herangezogen werden, in die Lage verſetzt,
über 20000 Arbeiter hierfür einzuſtellen. Insgeſamt finden
alſo durch dieſe Oberbauarbeiten der Reichsbahn etwa 90 000
Köpfe von Frühjahr bis Herbſt Arbeit und Brot.
Mit den Neueinſtellungen iſt bereits begonnen worden.
Die Amſchaltung in Berlin.
* Berlin, 14. März. (Priv.=Tel.)
Die Ausräumung des Berliner Rathauſes iſt raſch und
rei=
bungslos vor ſich gegangen. Es bedurfte eigentlich nur einer
Aus=
ſprache zwiſchen, dem nationalſozialiſtiſchen Fraktionsführer Dr.
Lippert und dem Grafen Helldorf auf der einen und dem Berliner
Oberbürgermeiſter Dr. Sahm auf der anderen Seite, um ſofort
eine ganze Reihe von Beurlaubungen in die Wege zu leiten.
Der ſozialdemokratiſche Bürgermeiſter Lange, der die
Per=
ſonalpolitik leitete, hat Hut und Mantel nehmen müſſen. Er hat
während ſeiner Amtstätigkeit alle freigewordenen Poſten ſtets
auf Grund der ihm von ſeiner Partei gegebenen Richtlinien
be=
ſetzt. Seinen Poſten wird der nationalſozialiſtiſche
Obermagiſt=
ratsrat Hafemann einnehmen, der nun dafür ſorgen ſoll, daß
die ſogenannten Parteibuchbeamten verſchwinden und durch
quali=
fizierte Perſonen erſetzt werden. In den nächſten Tagen und
Wochen wird es alſo noch eine ganze Reihe von
Perſonalver=
änderungen geben, und zwar nicht nur beim Zentralmagiſtrat,
ſondern auch in den 20 Bezirken, von denen 17 in die Hände der
Rechten gelangt ſind.
Inzwiſchen haben auch faſt alle unbeſoldeten
Stadtratsmit=
glieder das rote Haus verlaſſen. Die zurückgebliebenen Stadträte
dürften aber auch binnen kurzem ausgewechſelt werden. Im Zuge
der Umſchaltung hat auch der Stadtkämmerer Aſch ſeinen Poſten
dem deutſchnationalen Verbandsdirektor Dr. Steiniger
überlaſſen müſſen. Dr. Steiniger hat eine ſchwere Bürde
über=
nommen. Er muß das Defizit der Stadt Berlin beſeitigen und
die ſtädtiſchen Finanzen auf eine geſunde Baſis ſtellen. Weiter
iſt der Stadtbaurat Wagner, der früher zur Sozialdemokratie
gehörte, dann aber ſeinen edelkommuniſtiſchen Neigungen folgte,
abgeſetzt worden. Wagner glaubte noch vor kurzem gegen den
preußiſchen Kultusminiſter Dr. Ruſt mit ſeinem Austritt aus der
Akademie der Künſte demonſtrieren zu können. Ihm iſt
vorzu=
werfen, daß er ſich um die Förderung des Kleinwohnungsbaues
in Berlin nicht ſonderlich gekümmert hat. Sein Amt übernimmt
der Vizenräſident der preußiſchen Baudirektion, Kühn, der ein
reiches Maß an Erfahrung mitbringt und ſich in Städten wie
Potsdam. Trier, Königsberg, Poſen und Bielefeld erhebliche
Ver=
dienſte erworben hat. Auch der Grundſtücksdezernent Heuer
iſt in der Verſenkung verſchwunden. Ebenſo der Stadtſchulrat
Nydahl. Auf dem Ausſterbeetat ſteht dann noch der
Bürger=
meiſter Dr. Elſaß, deſſen Erbſchaft der deutſchnationale
Abge=
ordnete Dr. Maretzki, ein bewährter Verwaltungsbeamter,
übernimmt. Zum Aufgabenkreis des Bürgermeiſters Elſaß
ge=
hört auch das Verſorgungsweſen und das Verkehrsweſen. zwei
Gebiete alſo, auf denen ſich die Sklareks und Brolats unrühmlich
betätigt haben.
Berhok kommuniſtiſcher Bekriebsräfe.
* Berlin, 14. März. (Priv.=Tel.)
Die Reichsregierung hat noch immer kein Verbot der
Kom=
muniſtiſchen Partei ausgeſprochen. Sie hält es für überflüſſig,
weil die gewählten kommuniſtiſchen Reichstagsabgeordneten,
Land=
tagsabgeordneten und Stadtverordneten ihre Aemter doch nicht
antreten dürfen und weil die im Gang befindlichen Einzelaktionen
genau ſo ſcharf durchgeführt werden, als wenn bereits ein Verbot
der KPD. ausgeſprochen wäre. Die Maßnahmen gegen die
Kom=
muniſten werden jetzt auch gegen die kommuniſtiſchen
Betriebs=
räte ausgedehnt. Der Reichskommiſſar für das Land Sachſen, von
Killinger, hat die ſofortige Amtsenthebung aller kommuniſtiſchen
Betriebsratsmitglieder angeordnet. Sehr wahrſcheinlich werden
die übrigen Länder binnen kurzem mit der gleichen Maßnahme
folgen, ſo daß der Kommuniſtiſchen Partei eine neue Stütze
weg=
geſchlagen wird.
Richtung ſegensreich auch für Amerika wirken. Für Europa aber
bedeutet es den Fortfall einer übermächtigen Konkurrenz, die ja
eigentlich erſt der Anlaß für den truſtartigen Zuſammenſchluß
nicht nur der deutſchen, ſondern auch der übrigen europäiſchen
Filminduſtrie war.
Hollywood am Ende; das iſt ein kulturelles Fanal, das man
nicht überſehen und überhören ſollte in der erdrückenden Fülle der
gegenwärtigen Geſchehniſſe. Es bedeutet vielleicht auch das Ende
jenes lächerlichen Starſyſtems im Film, wie es zuerſt und „
vor=
bildlich” dort gezüchtet worden iſt, es bedeutet wahrſcheinlich auch
das Ende all jener Typen, wie zum Beiſpiel der „Vamp” uſw., die
es in der Wirklichkeit ja nie gegeben, die nur Schattenfiguren
einer filmiſchen Scheinwirklichkeit geweſen ſind, die ſich vergeblich
hinter dem Argument verſteckte, daß das „Publikum” es ja ſo
wolle. In Wirklichkeit iſt das Publikum durch eine langſame,
raffi=
nierte Geſchmacksverflachung erſt für jene Durchſchnittsſorte von
Filmen erzogen worden, die mehr als alle „Spitzenfilme” das
„Große Geſchäft” ausmachten.
So bedauerlich die Arbeitsloſigkeit von 75 000 Menſchen da
drüben auch ſein mag: kulturell wäre der Untergang Hollywoods
ein äußerſt erfreuliches Zeichen.
* Münchener Chronik.
Geh. Rat Friedrich Dörnhöffer tritt, nachdem er
faſt das 68. Lebensjahr erreicht, zum Bedauern weiter
Kunſt=
kreiſe von der Generaldirektion der Bayeriſchen Staatsgalerien
zurück. Dörnhöffer, der Sprößling einer Alt=Bayreuther
Fami=
lie, wurde in Wien geboren, ſtudierte daſelbſt Kunſtgeſchichte
un=
ter Wickhoff und wurde dank ſeiner bedeutenden wiſſenſchaftlichen
Begabung in ſeiner Vaterſtadt zuerſt Vorſtand der
Kupferſtich=
ſammlung und ſpäter der Begründer der „Modernen Galerie” im
Belvedere. Seine 1912 nach München erfolgte Berufung an die
Spitze der Galerieleitungen ſtellte Dörnhöffer vor ſchwere
Auf=
gaben. — Wohl war es dem Genie H. v. Tſchudis geglückt,
der alten Pinakothek durch wichtige Ankäufe ein moderneres
Aus=
ſehen zu geben, jedoch wagte ſich der totkranke Tſchudi nicht mehr
an den Augiasſtall, den die Neue Pinakothek damals
dar=
ſtellte. — Nach dem kurzen Interegnum Stadler=Braune war es
allein dem Organiſationstalent Dörnhöffers vorbehalten, die
modernen Galerien Münchens, wozu ſich noch die ſpätere „Neue
Staatsgalerie, am Königsplatz geſellte, von Grund aus neu
auf=
zubauen. Es galt vor allem gründlich auszumiſten, und dann
fehlende Meiſter mit bezeichnenden Arbeiten zu ergänzen. So
gelang es. für die Kunſtſtadt München in beiden Häuſern
ge=
ſchmackvoll gehängte Sammlungen aufzuſtellen, die neben der
Nationalgalerie in Berlin, derKunſthalle in Hamburg u. ſ. f. in
Ehren beſtehen können. — Dabei vernachläſſigte Dörnhöffer die
„alten Meiſter” nicht. — Die Neuordnung des Dürerkabinetts,
glänzenden Ankäufen auf dem Gebiete der altdeutſchen Porträt=
malerei, wie Chr. Amberger. H. v. Kulmbach, M. Schaffner und
B. Strigel, reihen ſich hervorragende Neuerwerbungen der
hol=
ländiſchen, ſpaniſchen und italieniſchen Schulen an.
Ohne ſich auf Modeſtrömungen einzulaſſen, war Dörnhöffer
ein überzeugter Anhänger der modernen Kunſtrichtung, die
demnächſt im Obergeſchoß der „Neuen Staatsgalerie” geſchloſſen
zur Aufſtellung gelangen ſoll. — Als Abſchiedsgruß ſeiner
Tätig=
keit als Galerieleiter übergab Dörnhöffer Bayern neu geordnete
Galerien in Augsburg, in Aſchaffenburg (das ihm
ſeither ſeine Mühewaltung ſchlecht lohnte), Bayreuth,
Ingolſtadt Schleißheim Speyer und Füſſen,
ferner in drei Räumen vereinte Proben bayer. =öſterreich.
Barockmalerei (Neue Pinakothek) und eine geſchmackvolle
Neuhängung der ält. Pinakothek, unter beſonderer
Berückſich=
tigung des Holländerſaales
Die Sorge um ſeine Sammlungen verhinderte aber den
un=
ermüdlichen Arbeiter nicht, für die künſtleriſche Tradition
Mün=
chens belangreiche Ausſtellungen zu organiſieren. Es ſei
u. a. an die Schau Deutſcher Kunſt der letzten
fünf=
zig Jahre (1924), an die über ſechzigtauſend Beſucher
zäh=
lende Feuerbach=Ausſtellung, an die hochintereſſante
Sammlung ſalter Meiſter aus dem Beſitze H. Thyſſens und
Burgkmaier=Ausſtellungen in Augsburg und
Mün=
chen erinnert, um ein Bild von den bleibenden Verdienſten
Dörnhöffers zu geben. Wenn nun jetzt dieſer, auch wegen
ſeines lauteren Charakters allgemein beliebte Gelehrte und
Galerieleiter von den Verwaltungsgeſchäften zurücktritt, ſo
er=
wartet ſich die Kunſtſtadt München von ſeiner ungebrochenen
Arbeitskraft und künſtleriſchen Erfahrung noch ein langes,
er=
ſprießliches Wirken auf dem Gebiete des Ausſtellungsweſens.
Am 1. d. M. übernahm Generaldirektor Büchner, bekannt
als erſter Forſcher auf dem Gebiete altdeutſcher Malerei und
ſeitheriger Leiter des Kölner Walraf=Richartzmuſeums die
Nach=
folge Dörnhöffers. — Dagegen wird der an Stelle Büchners nach
Köln berufene Hauptkonſervator, Dr. K. Feuchtmayer
er=
freulicherweiſe München erhalten bleiben.
Von dem Münchener Theaterleben iſt während der üblichen
Faſchingspauſe wenig Neues zu berichten. Es iſt möglich, daß
Herrn Intendant Weichert der Neuaufbau des Schauſpiel=
Enſembles von wichtigen Uraufführungen und
Neueinſtudie=
rungen zurückhält. Jedenfalls beanſpruchen nur die Vier
Nachrichter” die ſeinerzeit mit „Hier irrt Goethe‟
Deutſch=
land bereiſten, mit ihrem neueſten Stück oder Ulk „Der Eſel
iſt los”, das im Volkstheater ſeine recht erfolgreiche
Urauf=
führung erlebte, größeres Intereſſe. — Aktualität und Witz
er=
ſparen dem heiteren Spiel die Handlung. Im Mittelpunkt des
Geſchehens ſteht die Fabel, daß ein Arzt und ein Eſeltreiber ſich
um den Schatten des von dem Arzt gemieteten Eſels ſtreiten,
aber von Diogenes raſch verſöhnt werden, während die liebe
Um=
welt eine Haupt= und Staatsaktion daraus machen möchte.
Eine anſprechende Muſik trägt zur Vermehrung der Wirkung bei.
Die Darſteller K. Heyne (Diogenes), H. Käntner (
Eſel=
treiber). B. Todd (Dr. Anginos) und der muſikaliſche Leiter
F. Norbert entſprachen allen Erwartungen, die man an
talen=
tierte Studenten ſtellen darf.
4. G.
hmlich
Mittwoch, 15. März 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 74 — Seite 3
Lehrer Ringshauſen Schulkommiſſar, Landgerichtsrak Dr. Neurokh Leiter des Juſtizminiſteriums.
Weitere Beurlaubungen bei der Polizei. — Generalinkendank des Landeskheaters zurückgetrelen.
Zwei Kommiſſare.
Die heſſiſche Regierung hat den natſoz. Reichstagsabg.
Lehrer Ringshauſen=Offenbach zum Kommiſſar für
das Schulweſen ernannt und den Landgerichtsrat Dr.
Neu=
roth=Gießen anſtelle des beurlaubten Miniſterialdirektors
Neuroth mit der Leitung des Juſtizweſens beauftragt.
Als Bevollmächtigte beim Reichsrat gelten
Staatspräſident Dr. Werner und Innenminiſter Dr. Müller.
Anſtelle des endgültig zum Polizeipräſidenten in Mainz
ernannten Amtsgerichtsrates Dr. Barth=Offenbach (M. d. L.)
iſt Rechtsanwalt Joſt=Lorſch zum Polizeipräſidenten
von Vorms ernannt worden.
Skaakspräſidenk Dr. Werner übernimmt
die Dienſtgeſchäfte.
Staatspräſident Dr. Werner übernahm heute früh die
Dienſtgeſchäfte im Staatsminiſterium. In ſeinen
Begrüßungs=
worten an die Beamten hob er hervor, daß ihm eine
ver=
trauensvolle Zuſammenarbeit zum Wohl des
Lan=
des beſonders am Herzen liege. Er bat, unabhängig von
der politiſchen Einſtellung, die
Pflichterfül=
lung unter den Geſichtspunkt zuſtellen, daß das
vaterländiſche und allgemeine Volkswohl
allem vorauszugehen habe. In dem Geſchäftsgang
und Perſonalbeſtand des Staatsminiſteriums habe er inſofern
eine Aenderung eintreten laſſen, als Miniſterialrat Bornemann
mit ſofortiger Wirkung beurlaubt und Legationsrat Dr.
Heine=
mann mit Wahrnehmung ſeiner Dienſtobliegenheiten beauftragt
worden ſei.
Legationsrat Dr. Heinemann dankte im Namen der
Beamten dem Staatspräſidenten für ſeine herzlichen
Begrü=
ßungsworte. Er beglückwünſchte ihn zu ſeiner Wahl als
Staats=
präſident und zu der Führung ſeines hohen Amtes. Er
ver=
ſicherte ihn der vertrauensvollen und tatkräftigen Mitarbeit der
Beamten, die den feſten Willen hätten, ihm ſein ſchweres Amt
nach beſten Kräften erleichtern zu helfen. Das durch die ſchweren
Beſatzungsnöte beſonders ſtark betroffene Heſſenland und
ins=
beſondere das ehemals beſetzte Gebiet bedürften auch in Zukunft
einer beſonders pfleglichen Fürſorge. Den hierwegen in erſter
Linie mit der Reichsregierung auch weiterhin zu führenden
Verhandlungen möchten, wie er zuverſichtlich hoffe, in reichem
Maße ein Erfolg beſchieden ſein.
Am Montag vormittag verabſchiedete ſich
Staats=
präſident Dr. Adelung von den Beamten des
Staats=
miniſteriums. Er wies in einer kurzen Anſprache auf das
Vertrauensverhältnis hin, daß zwiſchen ihm und ſeinen
Mit=
arbeitern ſtets beſtanden habe und ſprach ihnen ſeinen Dank
und die beſten Wünſche aus für weitere gedeihliche Arbeit unter
den veränderten Verhältniſſen zum Beſten des Landes und für
ihr perſönliches Wohlergehen. Die Beamten erwiderten dieſe
Wünſche herzlichſt und brachten Dr. Adelung den Dank zum
Ausdruck für das große Verſtändnis, daß er ihnen jederzeit
gezeigt habe.
Generalinkendank Harkung legt ſein Amk nieder.
Der Generalintendant des Heſſiſchen Landestheaters, Guſtav
Hartung, hat in einem Schreiben an Staatspräſident Dr.
Werner ſeinen Rücktritt erklärt. Die Intendanzgeſchäfte
werden von Intendanzrat Bäumeiſter weitergeführt. Die
Intendantenſtelle wird ausgeſchrieben und durch einen geeigneten
Theaterfachmann beſetzt werden. Entſcheidungen über weitere
Veränderungen im Solo=Perſonal des Landestheaters ſind noch
nicht gefallen.
Der Miniſter des Innern, Dr. Müller, hat mit ſofortiger
Wirkung, ohne Einhaltung der Kündigungsfriſten, den Preſſechef
des ſeitherigen Innenminiſters, Dr. C. Mierendorf, aus
ſeinem Dienſtvertrag entlaſſen.
Der Staatskommiſſar für das Polizeiweſen in Heſſen,
Regie=
rungsrat Dr. Beſt, hat folgende
Beurlaubungen
vorgenommen: Kriminalrat Günther=Darmſtadt, Major, Dr.
Hamberger=Darmſtadt, Oberleutnant Krauth=Darmſtadt,
„Was für eine Raſerei!”
Auto=Rekord außerhalb der Wirklichkeit. — Die Höchftgrenze der
Schnelligkeit. — Welchen Sinn hat Campbells Verſuch?
Von Bruno Lorenzen.
Als im vergangenen Sommer die Avusrennen in Berlin
ſtattfanden, war auch Sir Malcolm Campbell dabei, und als der
junge Fürſt Lobcowitz zu Tode ſtürzte, ſagte der Engländer, den
Kopf ſchüttelnd: „Was für eine Raſerei!‟ Dabei ſtürzte
Lobcowitz bei einem Tempo von höchſtens 180 Kilometern, und
Campbell hat jetzt mit einer Geſchwindigkeit von 440
Stunden=
kilometern einen neuen Weltrekord aufgeſtellt. Trotzdem beſteht
da ein Unterſchied. Auf der Avus, die nicht ſehr breit und
dabei ſehr glatt iſt, ſind 180 Kilometer ſchon eine nette Sache
und geeignet, einen gefährlichen Sturz herbeizuführen. Campbell
dagegen fuhr auf der breiten Sandſtrecke des Strandes zu
Daytona, er fuhr nur geradeaus, ohne Kurven nehmen zu
müſſen, er fuhr auch nur wenige Sekunden. Als das Rennen
beendet war und man ihn beglückwünſchte, ſagte Campbell:
„In wenigen Jahren wird man ſicher auch über meinen
neuen Rekord lächeln.”
Das heißt, er nimmt an, daß man noch ſchneller wird fahren
können, aber was ſoll das für einen Zweck haben? Die
Geld=
frage wollen wir nicht weiter zur Diskuſſion ſtellen. Der „Blue
Bird” (Blauer Vogel), wie der Rennwagen heißt, hat 750 000
Mark gekoſtet und iſt nach den beiden Rekordfahrten fertig und
nie wieder zu gebrauchen. Schön. Wenn jemand viel Geld hat,
kann er damit machen, was er will. Sir M. Campbell fährt
eben auf Schnelligkeitsrekord. Das geht uns nichts an. Wir
intereſſieren uns nur vom ſportlichen Standpunkt aus dafür,
welchen Sinn die Sache haben kann. Daß die modernen
Maſchinen viel leiſten, daß wir erſtklaſſige Motore bauen können,
wiſſen wir, haben doch bei dem letzten Schneider=Pokal die
Waſſerflugzeuge der Engländer bis zu 612 Stundenkilometer
herausgeholt. Das iſt bereits eine Geſchwindigkeit, bei welcher
der Inſaſſe nur noch mit Hilfe von Sauerſtoffapparaten Luft
bekommt. Für den Paſſagierverkehr kommen derartige Apparate
alſo nicht in Frage.
Man wird mit Flugzeugen und Luftſchiffen immer nur ſo
ſchnell fliegen können, daß die Paſſagiere noch atmen können,
und dieſe Geſchwindigkeit dürfte zwiſchen 250 und 350 Kilometer
liegen. Beim Automobil kommt noch etwas anderes hinzu. Der
Wagen des Miſter Campbell iſt nämlich nicht ſteuerfähig,
wenig=
ſtens nicht bei der erreichten Geſchwindigkeit. Er kann alſo nur
geradeaus fahren und außerdem nur eine ganz kurze Strecke.
Die längſte Strecke, die er jemals zurücklegte betrug genau
5 Kilometer. Wir ſehen alſo, daß dieſe ganzen Rekordfahrten —
Pol.=Hauptmann Bayer=Darmſtadt, Oberinſpektor
Wah=
liſch=Bensheim, Gend.=Kommiſſar Trautmann=Friedberg,
Gend.=Meiſter Bambey=Echzell Gend.=Hauptwachtmeiſter
Steinmann=Bingen, Gend.=Hauptwachtmeiſter Mahr=
Londorf.
In den letzten Wochen waren, wie amtlich mitgeteilt wird,
von der geſchäftsführenden Regierung noch 60
Polizei=
anwärter eingeſtellt worden, die, von wenigen Ausnahmen
abgeſehen, entweder der SPD. oder dem Zentrum angehörten.
Polizeikommiſſar Dr. Beſt hat die ſofortige Entlaſſung.
dieſer Polizeianwärter verfügt.
Welche Waffen ſind abzuliefern?
In einer am Dienstag ergangenen Anordnung des
Polizei=
kommiſſars Dr. Beſt über die Waffenablieferungspflicht wird
beſtimmt:
1. Nicht abz uliefern ſind Schußwaffen, die nicht unter
das Schußwaffengeſetz vom 12. 4. 1928 fallen, z. B. ſämtliche
Gewehrmodelle bis zum Konſtruktionsjahr 1870 einſchließlich
(Waffen von hiſtoriſcher Bedeutung aus
Waffen=
ſammlungen uſw.)
2. Der Beſitz von Jagdwaffen im Sinne des
Schuß=
waffengeſetzes, d. h. von Schußwaffen, die zur Verwendung bei
der Jagd auf jagdbare Tiere beſtimmt ſind und hierbei
üblicher=
weiſe verwendet werden, iſt, auch wenn der Beſitzer
augenblick=
lich keinen Waffenſchein oder Jahresjagdſchein beſitzt, vorläufig
nur anzumelden. Sie können eingezogen werden.
3. Nicht angemeldet und abgeliefert zu werden
brauchen Scheibenbüchſen im Kal. 8,15 Millimeter und
darüber, für Bleigeſchoſſe beſtimmt Kleinkaliberbüchſen
und Scheibenpiſtolen im Kaliber von nicht mehr als
5,6 Millimeter.
4. Die Polizeibehörden ſind ermächtigt, Befreiung von
der Ablieferungspflicht eintreten zu laſſen, wenn
glaubhaft gemacht wird, daß die Waffe ausſchließlich dem Schutz
des befriedeten Beſitztums Verwendung findet, und Gewähr
dafür beſteht, daß eine mißbräuchliche Benutzung außerhalb
des=
ſelben ausgeſchloſſen iſt (z. B. Waffen, die bei der Bewachung
öffentlicher Gebäude, Banken, Sparkaſſen uſw. erforderlich ſind).
Ausdrücklich wird darauf hingewieſen, daß von der
An=
meldung und Ablieferungspflicht befreit ſind Waffen, die
auf Grund eines Waffenſcheines oder eines
Jahres=
jagdſcheines geführt werden dürfen. Die
Polizei=
behörden ſind aber bereits beauftragt worden, ſämtliche noch
gültigen Waffenſcheine darauf nachzuprüfen, ob
nicht die Vorausſetzungen für ihre Entziehung
vorliegen.
Heſſiſche Beamkenſchaft
ſtellt ſich der Regierung rückhaltlos zur Berfügung.
Der Vorſtand des Heſſiſchen Beamtenbundes, der
anerkannten Vertretung von 10000 Staatsbeamten
Polizeibeamten und Lehrern, erläßt am Tage nach
der Regierungsbildung, zugleich auch im Namen von 6 500
be=
rufsſtändiſch organiſierten heſſiſchen Gemeindebeamten
folgende Kundgebung:
Der Bund begrüßt die neue Reichsregierung, die Dauer,
Feſtigkeit und Gewähr für vaterländiſchen Aufbau verſpricht. Er
begrüßt ebenſo die neue heſſiſche Staatsregierung, deren Führer
ſich ſchon am erſten Tage mit Nachdruck „als unbedingter
An=
hänger eines geſunden Berufsbeamtentums” bekannt hat.
Ge=
ſchlöſſen und rückhaltlos ſtellt ſich die Beamtenſchaft der
Regie=
rung zur Verfügung und erklärt ſich bereit zu vertrauensvoller
Mitarbeit an dem Werke der deutſchen Erneuerung.
Eine Kundgebung des Deutſchen Beamkenbundes.
Der Deutſche Beamtenbund verbreitet folgende Kundgebung:
Die am 30. Januar 1933 vom Herrn Reichspräſidenten
be=
rufene Regierung des nationalen Aufbaues iſt, durch die Wahl
vom 5. März beſtätigt worden. Die Reichsregierung kann
nun=
mehr, nachdem auch in den Wahlen vom 12. März für die
Ver=
waltungen der Gemeinden und Gemeindeverbände der politiſche
Wille des Volkes eindeutig zum Ausdruck gekommen iſt, an ihre
Aufbauarbeit herangehen. Ein neuer Abſchnitt deutſcher Geſchichte
hat begonnen.
Nach den Worten des Herrn Reichspräſidenten v. Hindenburg
und des Herrn Reichskanzlers Hitler ſoll ſich die ruhmreiche
Ver=
gangenheit des Deutſchen Reiches mit der kraftvollen Wiedergeburt
der deutſchen Nation verbinden. Wie das Berufsbeamtentum in
der Vergangenheit an Deutſchlands Größe uneigennützig
mitgear=
beitet hat, ſo will es auch an dem Wiederaufſtieg der Nation
tätigen Anteil haben.
Der Deutſche Beamtenbund als die überparteiliche
Berufs=
organiſation der deutſchen Beamten wird bei dem ſtaatlichen und
wirtſchaftlichen Neubau des Reiches tatkräftig mitarbeiten, getreu
ſeinem Programmſatz, daß das Allgemeinwohl den Einzelintereſſen
voranzugehen hat.
Der Deutſche Beamtenbund dankt der Reichsregierung dafür,
daß ſie unmißverſtändlich alle eigenmächtigen und ungeſetzlichen
Eingriffe in den Gang der öffentlichen Verwaltung unterdrückt
hat, um damit Recht und Ordnung zu ſichern. Für den deutſchen
Berufsbeamten kann es nichts anderes geben, als daß er ſich willig
und mit voller Hingabe zur Verfügung ſtellt und die Regierung
durch treue Pflichterfüllung unterſtützt.
Kabinektsſihung in Baden.
Ein Bericht des Kommiſſats.
WTB. Karlsruhe, 14. März.
Wie die Preſſeſtelle beim Staatsminiſterium mitteilt, fand
heute vormittag 11 Uhr unter dem Vorſitz des Kommiſſars des
Reichs, Wagner, eine Sitzung des neuen badiſchen Kabinetts ſtatt,
bei der der Kommiſſar einen ausführlichen Bericht über das
Vor=
gehen der Regierung ſeit der Machtübernahme gab. Die Stellung
der neuen Regierung ſei ſtärker als die aller vorhergegangenen
Kabinette, nicht nur, weil ſich die Polizei und die geſamte
Beam=
tenſchaft geſchloſſen und freudig hinter ſie geſtellt haben, ſondern
vor allem, weil ſie im geſamten ſtaatsbejahenden Volk verankert
ſei. Es gäbe keinen Marxiſtenterror mehr in
Baden. Große Teile der Arbeiterſchaft hätten
in den letzten Tagen ihren marxiſtiſchen
Organi=
ſationen den Rücken gekehrt und den Weg zur
Nation und Volksgemeinſchaft gefunden. Die neue
Regierung werde rückſichtslos und gründlich die verborgenen
Vor=
gänge der letzten 14 Jahre überprüfen und jede Korruption der
Oeffentlichkeit zur Kenntnis bringen. Daß ſogar an höchſten
Stellen verſucht worden ſei, im letzten Augen=o
blick noch Akten zu beſeitigen, beweiſe, wie ſchlecht das
Gewiſſen der abgetretenen Herren ſei.
Die Enkſcheidung über die Regierungsbildung
in Würkkemberg.
Die Entſcheidung über die Frage der Regierungsbildung in
Württemberg iſt dahin gefallen, daß der Landtag auf Mittwoch
nachmittag, den 15. März, 15 Uhr, zur Wahl des Staatspräſidenten
und Neuwahl des Landtagspräſidenten einberufen wird.
Hikler drängk auf baldige Entſcheidung in München.
München, 14. März.
Staatskommiſſar Eſſer teilt zur Regierungbildung in Bayern
mit: Reichskanzler Adolf Hitler hielt am Dienstag in München
noch verſchiedene Beſprechungen über die Regierungsbildung in
Bahern ab. Es hat ſich herausgeſtellt, daß im Hinblick auf
die großen Entſcheidungen, die in der nächſten
Woche in der Reichspolitik fallen werden, es
durchaus zweckmäßig iſt, auch in Bayern in
dieſen Tagen noch alle mit der
Regierungs=
bildung zuſammenhängenden Fragen ſo
gründ=
lich zu klären, daß eine ſolide Löſung
herbei=
geführt werden kann. Mit dem Zuſammentritt des
baheriſchen Landtags iſt deshalb in den nächſten Tagen noch
nicht zu rechnen.
der 1. Mai.
* Berlin, 14. März. (Priv.=Tel.)
Es iſt ganz ſelbſtverſtändlich, daß der 1. Mai von nun ab bei
uns nicht mehr ein roter Feiertag ſein wird. In einigen Ländern
iſt er allerdings geſetzlich verankert worden. In anderen hat man
dieſes Geſetz in den letzten Jahren beſeitigt. Uebrig geblieben iſt
der 1. Mai als Ruhetag in Sachſen. Er wird auch hier binnen
kurzem durch ein Dekret aufgehoben. Es fragt ſich nun aber, ob
die Reichsregierung nicht aus propagandiſtiſchen Gründen an die
Stelle des Feiertages der ſozialiſtiſchen und kommuniſtiſchen
Inter=
nationale einen Feiertag mit nationalem
Charak=
ter ſetzen wird. Sie hat noch geraume Zeit mit ihrem Entſchluß.
Soweit wir jedoch unterrichtet ſind, wird ſich der
Reichspropagan=
daminiſter Dr. Goebbels die Gelegenheit nicht nehmen laſſen, um
aus dem 1. Mai eine Siegesfeier der nationalen Revolution zu
machen.
ſo ſchön und erſtrebenswert Rekorde beim Sport ſein mögen —
höchſtens für Mediziner und Mechaniker Intereſſe haben, weil
ſie dadurch erkennen, was Menſch und Maſchine auszuhalten
vermögen.
Um das Schickſal des Inkendanten Eberk.
Am Samstag hat ſich in der Reichshauptſtadt ein Vorgang
ereignet, der weit über die direkt intereſſierten kunſtleriſchen
Kreiſe Berlins Aufſehen erregt. In der Leitung der Städtiſchen
Oper=Charlottenburg, auf derem Gebäude zwei Tage vorher die
Hakenkreuzfahne gehißt worden war, fand ein plötzlicher Wechſel
ſtatt. Der bisherige Intendant Prof. Carl Ebert wurde durch
den nationalſozialiſtiſchen Stadtverordneten Dr. Robert Matſchuck
erſetzt der ſeinerſeits als Verantwortlichen für alle künſtleriſchen
Angelegenheiten den Intendanten Otto Wilhelm Lange ernannte.
Nach einer Erklärung Prof. Eberts wurde der Berliner
Ober=
bürgermeiſter Dr. Sahm erſt nach vollzogenem Direktionswechſel
von dem Tatbeſtand unterrichtet, der dann, um allen Weiterungen
aus dem Wege zu gehen, ſeinerſeits die vorläufige, nichtbefriſtete
Beurlaubung des Intendanten Ebert verfügte. Wie uns von dem
Nachrichtenamt der Stadt Berlin mitgeteilt wird, wird die
Ange=
legenheit ſo lange in der Schwebe bleiben, bis die neugewählte
Stadtverordnetenverſammlung den neuen Aufſichtsrat für die
Städtiſche Oper gebildet hat. Dieſe neue Körperſchaft wird dann
über das weitere Schickſal des Intendanten Profeſſor Ebert
be=
ſchließen.
Ein neues Hormon entdeckt. Zu dem Aufſatz unter dieſer
Ueberſchrift in Nr. 65 des „Darmſtädter Tagblatts” werden wir
erſucht, berichtigend mitzuteilen, daß Profeſſor Blum nicht in
Ber=
lin wohnt. Die in dem Artikel beſprochenen Arbeiten wurden
in dem der Leitung von Profeſſor Blum unterſtehenden
biolo=
giſchen Inſtitut, Forſchungsinſtitut, Frankfurt a. M., durchgeführt.
* Theodor Mommſen: „Das Weltreich der Caeſaren”. Mit 200
Tiefdruckbildern und 820 Seiten Text Phaidon=Verlag Wien,
4,80 RM. — Der vor Weihnachten erſchienenen „Römiſchen
Ge=
ſchichte” folgt nun der 5. Band der urſprünglichen Ausgabe. Er
ſchildert das Leben in den römiſchen Provinzen in der Zeit von
Caeſar bis zu Diocletian. Ein buntes Bild des weſtlichen
Kultur=
kreiſes entrollt ſich in meiſterhafter Schilderung vor unſeren
Augen. Die Darſtellung des römiſchen und des freien Germanien,
die auf zahlreichen Quellen fußt, denen Mommſen bis ins letzte
nachgegangen iſt, gibt uns weit mehr als des Tacitus „Germania”,
ein Bild unſerer Heimat im 1. Jahrhundert. Das Handelsleben
des blühenden Aegypten und Syrien weiſt auf die engen
Be=
ziehungen zum Orient, deſſen Wege bis nach China erſt in den
letzten Jahrzehnten entdeckt wurden. Die Begründung, warum das
Chriſtentum gerade in der Provinz Afrika ſich zur Weltreligion
entfaltete, ſchließt dieſen Abſchnitt. Als zweiter Teil ſind die
Kapitel über Römiſche Literatur, Kunſt und Kultur in der
vor=
chriſtlichen Zeit beigefügt, die in der urſprünglichen Ausgabe
ver=
ſtreut, hier miteinander vereint ſind und eine notwendige
Er=
gänzung des vorangegangenen Bandes bilden.
Dr. W.
Freie Likerariſch=Künftl. Geſellſchaft.
Vorkragsabend Prof. Schreyvogel.
Auf Einladung der Freien Literariſch=Künſtleriſchen
Geſell=
ſchaft ſprach geſtern in der Loge Prof. Schreyvogel=Wien
über die geiſtige Situation der Gegenwart. Ausgehend von den
Anſchauungen und Erkenntniſſen Bachofens über den Ablauf
der Kulturen, gab der Redner ein Bild unſrer von Irrungen
und Wirrungen erfüllten Zeit, und zeichnete die Urfachen der
Kriſenerſcheinungen auf allen Gebieten unſres geiſtigen und
ge=
ſellſchaftlichen Lebens: der Machtkampf zwiſchen Mann und
Frau, als der Quell aller menſchlichen Verwirrung, die
maſchinenhafte materialiſtiſche Denkweiſe, als hervorſtechendes
Kennzeichen des ausgehenden vorigen und des beginnenden
20. Jahrhunderts. Die Vergottung der Zahl führte dazu, daß
man Wähler und Produktionseinheiten ſah. wo man Männer
und Frauen hätte ſehen ſollen, Land und Menſchen hatten nur
mehr Bedeutung als Wirtſchaftseinheiten. Eine übermächtige
Einſeitigkeit hatte der richtigen Erkenntnis der
Naturverhält=
niſſe Platz gemacht, die wahre und ſtarke Empfindung für den
inneren Zuſammenhang der Lebensvorgänge war dieſer Zeit
des Uebergangs verloren gegangen. Der Sieg der Vernunft
hatte die Kriſe des männlichen Lebenskreiſes eröffnet, der
Ueber=
menſch war Unmenſch geworden. Die Auflehnung gegen die
Geſetze der Schöpfung, die Löſung vom naturhaften Denken, die
Formung der Welt und der Maſchine und nach der Maſchine
bilden die Etappen auf dem Weg in die Verwirrung. So iſt
der für unſere Zeit ſo typiſche Fachmann, der alles auf ein
möglichſt Einfaches, Einſeitiges zurückführt, auch der der einer
Abkehr von der errechneten Wirtſchaftsform am längſten
Wider=
ſtand leiſtet. Nach einem Exkurs zu dem Problem der
welt=
wirtſchaftlichen Lehrmeinungen und der Herausſtellung des
Gegenſatzes zwiſchen erdachter und gewachſener Weltwirtſchaft
ging der Redner dazu über darzuſtellen, wie ſich gerade in
unſeren Tagen die beiden Fronten abzuzeichnen beginnen, wie
auf der einen Seite die „tödliche Folgerichtigkeit” Moskaus in
der bedingungsloſen Herrſchaft der Maſchine ſich kund tut, und
wie demgegenüber gerungen wird um die geiſterfüllte
Neu=
bildung des menſchlichen und geſellſchaftlichen Seins, einem
Ringen, das ſeinen Ausdruck findet in der Verkündigung der
ewig fruchtbaren Natur als Quelle dieſes Seins. Die
zahl=
reichen Zuhörer dankten dem Vortragenden für ſeine inhaltlich,
wie der künſtleriſchen Form nach wertvollen Ausführungen, mit
warmem Beifall.
Seite 4 — Nr. 74
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 15. März 1933.
EHL
Die glückliche Geburt einer Tochter zeigen in dankbarer
Freude an:
Werner Geßner
Frau Lili, geb. Jockel.
Breslau, den 12. März 1933.
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(Statt Karten.)
Am Sonntag, den 12. März, verschied
plötz-
lich und unerwartet mein lieberMann, unser
guter Vater
AllleG Taffn
im Alter von 50 Jahren.
Die Hinterbliebenen:
Marie Thurm und Kinder.
Darmstadt, 14. März 1955.
(3652
Die Einäscherung findet auf Wunsch des
Ent-
schlafenen in aller Stille statt.
Von Beileidsbesuchen und Kranzspenden bittet
man gefl. Abstand nehmen zu wollen.
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Am Sonntag, den 42. März, ſtarb nach längerer,
ſchwerer Krankheit unſer Graphiker
Herr Alfred Thurm
im Alter von 50 Jahren.
Wir verlieren in dem Heimgegangenen einen
ruhigen und tüchtigen Mitarbeiter, dem wir ein
dauerndes Andenken bewahren werden.
L. C. Wittich ’ſche Hofbuchdruckerei
Verlag des „Darmſtädter Tagblatt”,
Darmſtadt, den 14. März 1933.
Nach ſchwerer Krankheit entſchlief am Sonntag,
den 12. März, unſer langjähriger Mitarbeiter
Herr Alfred Thurm
Graphiker
Der Verſtorbene hat ſich durch ſein ruhiges und
aufrichtiges Weſen die Wertſchätzung aller
erworben.
Wir werden ihm ein ſietes Gedenken bewahren.
Das Geſamtperſonal
der L. C. Wittich’ſchen Hofbuchdruckerei.
Darmſiadt, den 14. März 1933.
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Wir bitten für die zahlreichen Beweiſe
herzlicher Teilnahme beim Hinſcheiden
unſeres lieben Vaters
Guſtav Hofer
auf dieſem Wege allen unſeren
auf=
richtigſten Dank ausſprechen zu dürfen.
Die trauernden
Hinterbliebenen. /
Darmſtadt, Düſſeldorf und Neckarſulm.
Dankſagung.
Für die zahlreichen Beweiſe
herzlicher Teilnahme bei dem
uns ſo ſchwer betroffenen
Ver=
luſte ſagen wir aufrichtigen
Dank.
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Das erſte Ziel der Hundeſteuer 1933
iſt bei Meidung der Beitreibung und
Koſtenberechnung bis zum 1. April 1933
an die unterzeichnete Kaſſe zu zahlen.
Darmſtadt, den 10. März 1933.
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Stadtkaſſe.
Wir beziehen uns auf unſere
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ſteigerungsanzeige vom 25. 2. 3 und
geben hierdurch bekannt, daß die
Grund=
ſtücke der Franz Simon Wwe. in Eberſtadt
am Donnerstag, den 16. 3. 33, nachm.
6 Uhr, im Rathaus dahier zum letzten
Male zur Verſteigerung kommen.
Heſſ. Ortsgericht Eberſtadt a. d. B.
3643) Der Vorſteher: Dr. Uecker.
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Verſteigerung, wegen vollſtändiger
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Sprechtag; Freitag, den 17. März.
Mittwoch, 15. März 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 74 — Seite 5
Landeshaupkſtadt.
Darmſt, den S. mal, s. Handwerk und Gewerbe beim Staatspräſidenten.
Landesbibliothek.
Neu= Erwerbungen der Landesbibliothek (Auswahl).
vom 13. März 1933 an auf 14 Tage im Leſeſaal zur Anſicht
auf=
geſtellt: 1. Robert F Arnold: Reden und Studien, Wien 1932.
32/2899. — 2. Paul Bauer: Um den Kantſch. M
enichte Lentia 19utz Züſchl. Gule Ceafſel Wßestiche
Sozialökonomie. Leipzig 1932. 32/2693. — 6. Alfons Dopſch:
Verfaſſungs= und Wirtſchaftsgeſchichte des Mittelalters. Wien
1928. 32/3085. — 7. J. Eggert u. Rich, Schmidt:
Einfüh=
rung in die Tonphotographie. Leipzig 1932. 32/2509. — 8
Eber=
hard Griſebach: Gegenwart. Eine kritiſche Ethik. Halle 1928
32/3305. — 9. Franz Groſſe: Die Bildungsintereſſen des
groß=
ſtädtiſchen Proletariats. Breslau 1932. 32/2650. — 10. David
Hilbert: Geſammelte Abhandlungen. Bd. 1. Zahlentyeorie.
Berlin 1932. 32/2985. — 11. Joſeph Lortz: Geſchichte der Kirche.
Münſter 1933. 32/3271. — 12. Karl Mannheim: Die
Gegen=
wartsfragen der Soziologie. Tübingen 1932. 32/2602. — 13. Mag
Nachmanſohn: Die Hauptſtrömungen der Pſychotherapie der
Gegenwart. Zürich 1933. 32/3257. — 14. Walter v. Molo: Wie
ich Deutſchland möchte? Berlin 1932. 32/2618. — 15. Ernſt
Nöl=
ting: Die Wirtſchaft von heute, Berlin 1933. 32/2488
16. Gerhard Pinthus: Das Konzertleben in Deutſchland.
Straßburg 1932, 32/2704. — 17. John H. Randall: Der
Wan=
del unſerer Kultur. Stuttgart 1932. 32/1499 18. Die
Rege=
lung der Frauenarbeit. Genf 1932, 32/2896. — 19.
Fried=
rich W. Donat: Chriſtian Heinrich Rinck und die Orgelmuſik
ſeiner Zeit. Bad=Oeynhauſen 1933. 32/2669.
20. Oscar
Schlicht: Das Ordensland Preußen Bd 1. Ordensſtaat.
Dresden 1933, 32/2901. — 21. Walter Schoenichen: Finnland.
Leipzig 1929. 32/3307. — 22. Coſima Wagners Briefe
an ihre Tochter Daniela v. Bülow. Hrsg. v. M. Frhr v.
Wald=
berg Stuttgart 1933. 32/3042.
23. Karl Wührer: Der
deutſche Staat des Mittelalters. Bd. 1. Fränkiſche Zeit. Jena 1932.
32/2865. — Vom 27. März an verleihbar. Vormerkungen werden
im Leſeſaal entgegengenommen.
In den Ruheſtand verſetzt wurde am 11. März der
Ober=
ſtudiendirektor an der Oberrealſchule am Stadthaus zu Offenbach
Dr. Hermann Stockhauſen, auf ſein Nachſuchen, unter
Aner=
kennung ſeiner dem Staate geleiſteten Dienſte, vom 1. April
1933 an.
— Hohes Alter. Witwe des Herrn Glaſermeiſters Schader,
wohnhaft Nieder=Ramſtädter Straße 25, begeht am 15. März in
ſeltener Rüſtigkeit ihren 85. Geburtstag.
Herr Otto Geppert, Kiesbergſtraße 2 wohnhaft, feiert am
16. März in voller Rüſtigkeit ſeinen 75. Geburtstag. Fünfzig
Jahre war derſelbe auf der ehemaligen Main=Neckar=Bahn als
Maſchinenſchloſſer ununterbrochen tätig und als fleißiger
Arbei=
ter von ſeinen Vorgeſetzten und Arbeitern allgemein hoch geſchätzt.
Heute, den 15. März, begeht der Aurveteran Karl Horſt,
Jugenheim a. d. B., Darmſtädter Straße 46, in aller Friſche
ſei=
nen 83. Geburtstag.
— Straßenſammlung am Volkstrauertag. Durch das ſchöne
Wetter begünſtigt, iſt der Straßenſammlung des Volksbundes
Deutſche Kriegsgräberfürſorge (Blumenverkauf durch Kinder) ein
voller Erfolg beſchieden geweſen. Das finanzielle Ergebnis iſt
nicht, wie man hätte annehmen können, hinter dem der Vorjahre
zurückgeblieben, ſondern hat ſie im Gegenteil um etwa 50 Prozent
übertroffen, ſo daß dem Ausbaufonds für den Patenfriedhof
Dun=
ſur=Meuſe ein Geſamtbetrag von 18 26. 45 RM. zugeführt
wer=
den konnte. Der ſtarke Straßenverkehr die zahlreichen
öffent=
lichen Feiern und Veranſtaltungen, und nicht zuletzt das Aufleben
des nationalen Geiſtes in der Bevölkerung kamen der Sache
zu=
gute, die Sammlerinnen und Sammler waren mit großem Eifer
bei der Arbeit, ihnen ſei deshalb an dieſer Stelle nochmals
beſon=
derer Dank geſagt. Es wäre zu wünſchen, daß die
Volksbund=
arbeit in allen Kreiſen als eine Ehrenpflicht der Heimat
gegen=
ſüber denen da draußen erkannt und noch mehr als bisher
geför=
dert wird. Jeder Deutſche ſollte zumindeſt Mitglied ſein und
durch den kleinen Jahresbeitrag von 2.— RM. die Sache
unter=
ſtützen. (Geſchäftsſtelle: Riedeſelſtraße 39. 2. Stock, Tel. 505.)
— Lettow=Vorbeck in Darmſtadt. Auf eine Einladung der
Wirtſchaftlichen Vereinigung weilte geſtern der General v.
Let=
tow=Vorbeck, der Verteidiger Deutſch=Oſtafrikas, in Darmſtadt.
Er ſprach in einem ſtürmiſch bejubelten Vortrag über die
Kriegs=
ereigniſſe.
— Stahlhelm=Aufmarſch am Sonntag. In der Dienstag=
Ausgabe war irrtümlicherweiſe angegeben worden, daß die
Ver=
pflegung der Stahlhelmer von dem Bund „Königin Luiſe”
ge=
ſtiftet war. Wie wir erfahren, liegt hier inſofern ein
Mißver=
ſtändnis vor, als die Verpflegung nahezu reſtlos von Freunden
des Stahlhelm, B. d. F., aus der einſchlägigen Geſchäftswelt
ge=
ſtiftet worden war, wofür der Stahlhelm auch an dieſer Stelle
herzlichſt dankt.
— Ortsgewerbeverein und Handwerkervereinigung Darmſtadt.
Heute abend 8 Uhr ſpricht im „Fürſtenſaal” Herr Direktor
Stieger von der Reichsbahndirektion Mainz über das
bedeut=
ſame Thema: „Neuzeitliche Verkehrsregelung bei
der Reichseiſenbahnverwaltung.” Zu dieſem.
un=
ſerem 5. Vortragsabend, ſind außer unſeren Mitgliedern und deren
Angehörigen auch Gäſte herzlich willkommen. Es handelt ſich
be=
kanntlich um einen Lichtbildervortrag, der ein
eindrucks=
volles Bild der „Wunder der Technik”, ſoweit die Reichsbahn in
Betracht kommt, vermitteln wird. Niemand ſollte es verſäumen, zu
dieſem belehrenden und gleichzeitig unterhaltenden Vortrag zu
erſcheinen.
Sefſiſches Landestheater.
Preiſe 0.50—3 Mk.
Im weißen Rößl. Donnerstag,
16 März Anf. 19, Ende geg. 2314 Uhr. 1 17
Preiſe 0.70—5.50 Mk.
Die Walküre. Freitäg. 17. März ½—221 Uhr. D 16.
Die Blume von Hawai. Pr. 0.60—5.— Mk.
— Heſſiſches Landestheater. „Im weißen Rößl”. Heute
abend wird die weltberühmte Tanz= und Revueoperette „Im
weißen Rößl” wiederholt. Die überaus erfolgreiche
Inſzenie=
rung beſorgte Hans Strohbach. Muſikaliſche Leitung Beppo
Geiger, Beſetzung: Nößlwirtin: Regina Harre, Leovold=
Joachim Sattler, Piccolo: Jenny Wiener Gieſeke: Paul
Maletzky, Ottilie; Lilli Palmer, Siedler: Dr. Heinrich
Allmeroth, Siegismund: Hermann Gallinger, Klärchen:
Suſanne Heilmann — Walküre” Am Donnerstag wird
„Die Walküre” von Richard Wagner unter der muſikaliſchen
Lei=
tung von Dr. Schmidt=Iſſerſtedt in den Spielplan
wie=
der aufgenommen. Den Wotan ſingt Kammerſänger Fiſcher=
Wien als Gaſt, den Siegmund Joachim Sattler, Sieglinde:
Elſa Kment, Fricka: Anna Jacobs. — Parſifal‟. Das
große Bühnenweihfeſtſpiel „Parſifal” von Richard Wagner wird
am Sonntag unter der muſikaliſchen Leitung von Karl Maria
Zwißler wiederholt. Die Titelpartie ſingt Joachim Sattler.
Gaſtſpiel Paul Wegener mit Ibſens „John Gabriel
Bork=
mann”. Heute Mittwoch beginnt der Vorverkauf für Mieter zu
Vorzugspreiſen (0,70—4,00 RM.. zu dem einmaligen Gaſtſpiel
„John Gabriel Borkmann” von Ibſen mit Paul Wegener,
Irene Trieſch, Hedwig Wangel und Enſemble. Der
allge=
meine Vorverkauf beginnt am Freitag, dem 17. März 1933
(Preiſe von 0,80—4,50 RM.). Das Gaſtſpiel findet Dienstag, den
21. März, im Kleinen Haus ſtatt. — Die für heute
angekün=
digte Vorſtellung der „Marquiſe von O.” fällt aus. Das Kleine
Haus bleibt geſchloſſen.
Am Dienstag, den 14. März, empfing Herr Staatspräſident
Dr. Werner Vertreter der mittelſtändiſchen Wirtſchaft, die Herren
Vorſitzender Kunkel und ſtellv. Vorſitzender Becker. Direktor
Schütt=
ler von der Heſſ. Handwerkskammer, den Vorſitzenden Herrn Dieter
von dem Heſſ. Handwerks= und Gewerbeverband, ſowie die Herren
Abgeordneten Renz. Sägewerksbeſitzer Neumann und Stapel als
Vertreter des Einzelhandels und der mittleren Induſtrie.
Nach kurzen Einführungsworten des Herrn Staatspräſidenten
ſprach Herr Präſident Kunkel die Glückwünſche des Handwerks
aus, das dem neuen Kabinett volles Vertrauen entgegenbringe.
Er knüpfte hieran die Hoffnung, daß nach der vollzogenen
Um=
ſtellung nunmehr auch der Wendepunkt in den Geſchicken des
Hand=
werks gekommen ſei, die mittelſtändiſche Wirtſchaft jetzt wohl die
Erfüllung langgehegter Forderungen erwarten dürfe. Beſonders
erfreulich ſei es, daß die Geſchicke Heſſens einem Manne
anver=
traut ſeien, der durch ſeine langjährige parlamentariſche
Tätig=
keit mit den Bedürfniſſen des Mittelſtandes vertraut ſei, als
ge=
borener Heſſe auch die rein heſſiſchen Verhältniſſe vollkommen
be=
herrſche
Ein umfangreiches Programm, enthaltend die Forderungen
des heſſiſchen Handwerks, das neben allgemeinen großen Aufgaben
die Forderungen auf Arbeitsbereitſtellung. Hebung der Stellung
des Sachbearbeiters Berufung einer ehrenamtlich tätigen
Ver=
trauensperſon des Handwerks oder Schaffung eines
Wirtſchafts=
beirates begehrte, wurde dem Herrn Staatspräſidenten überreicht
mit der Bitte ſich für Verwirklichung einzuſetzen und den
zuſtän=
digen Herrn Reſſortminiſter zu veranlaſſen, in die Bearbeitung
unter Zuziehung der Handwerksvertretung einzutreten.
Die Herren Renz und Stavel brachten Forderungen des
Ein=
zelhandels vor, die noch im einzelnen ſchriftlich eingereicht werden
ſollen, insbeſondere die vordringliche Forderung auf Errichtung
von Einzelhandelskammern. Herr Abg. Renz erſuchte den Herrn
Staatspräſidenten, dafür einzutreten, daß vier beſonders genannte
Handwerksmeiſter in die Handwerkskammer zugezogen werden
ſollen, worüber bereits eine Verhandlung mit der Leitung der
Handwerkskammer ſtattgefunden. Etwaige geſetzliche Bedenken
ließen ſich wohl durch das Ermächtigungsgeſetz regeln.
Der Herr Staatspräſident dankte ſür das ihm ausgeſprochene
Vertrauen und dafür, daß die Vertreter verſchiedener
Wirtſchafts=
gruppen ihre Wünſche vortrugen. Er ſagte Prüfung der Vorlagen
durch die zuſtändigen Inſtanzen zu und verſicherte, daß er ſich in
jeder Weiſe für die Erfüllung im Rahmen des Möglichen
ein=
ſetzen werde.
verkrelen durch die Heſſiſche Handwerkskammer.
Das in den zurückliegenden Jahren, tratz ſtändiger
Vorſtel=
lungen mit am härteſten betroffene Handwerk. erwartet nach der
zur Tat gewordenen grundlegenden Umſtellung des deutſchen
Vol=
kes unter neuer Führung auch für ſich die heiß erſehnte
Schickſals=
wende und die Rettung aus ſchwerſter Bedrängnis.
Vertrauend auf die den mittelſtändiſchen Wirtſchaftsgruppen
zugedachte beſondere Förderung, verweiſt das Handwerk auf die
nachſtehend wiedergegebenen, bereits im weſentlichen im Vorjahre
vorgelegten allgemeinen Grundſätze, deren Verwirklichung zu
ſei=
nem Wiederaufbau dringend erforderlich ſind.
Das heſſiſche Handwerk erſtrebt:
1. Wirtſchaftspolitik unter grundſätzlicher Vorrangſtellung der
Intereſſen des gewerblichen Mittelſtandes, der auf den
ſelbſt=
verantwortlich und ſelbſthaftend wirtſchaftenden Perſonen
bruht und von ausſchlaggebender Bedeutung für
Volksge=
meinſchaft, ſozialen Aufſtieg und Geſamtwirtſchaft iſt.
2. Demzufolge Beſchränkung des Wettbewerhs der
unperſön=
lichen Unternehmungsformen großkapitaliſtiſcher und
kollek=
tiviſtiſcher Art, ſoweit, deren Uebermacht das
einzelwirtſchaf=
tende mittelſtändiſche Gewerbe fortſchreitend zum Erliegen
gebracht hat und die um ſich greifende Proletariſierung
ver=
ſchuldet. Beſchränkung der Gewerbefreiheit durch Einführung
der Handwerkerkarte. Weitergehende Maßnahmen gegen
Warenhäuſer. Einheitspreisgeſchäfte u. dal.
3. Geſetzliche Maßnahmen gegen alle Auswüchſe der
Gewerbe=
freiheit, geſetzliches Verbot der Schwarzarheit zum Schutze
von Arbeitgehern Auftraggebern und Arbeitnehmern.
4. Berufsſtändiſche Ordnung des handwerklichen Berufsſtandes
im Sinne der Vorlagen des Reichsverbands des deutſchen
Handwerks.
5. Beſeitigung der Regiebetriebe der öffentlichen Hand mit
Ausnahme der Verſorgungs= und Verkehrsunternehmungen.
Unterbindung der Konkurrenz der Gefängnisbetriehe.
Ein=
ſtellung der dort eingeführten Maſſenproduktion mittels
neu=
zeitlicher Maſchinen.
6. Demzufolge Bedarfsdeckung der öffentlichen Hand
ausſchließ=
lich bei der ſteuerzahlenden privaten Wirtſchaft, die alle Be=
dürfniſſe zu befriedigen in der Lage iſt. Genaue
Durchfüh=
rung der Reichsverdingungsordnung, auch in den zum Schutze
der reellen Anbieter erlaſſenen Teilen, Zuziehung von
Sach=
verſtändigen bei der Ausarbeitung der Verdingungsanſchläge,
die Prüfung der Angebote und der Nachkontrolle
vertrags=
gerechter Ausführung.
Zurückführung des Umfanges der Staatsaufgaben auf das
durch den heutigen Stand der Wirtſchaft, das
Volksver=
mögen und Volkseinkommen bedingte Maß.
Umfangreicher Steuerabbau zur Wiedergewinnung einer
Rentabilität aus Gewerbebetrieben und Grundbeſitz bzw. zur
Bildung neuen Kapitals, Beſeitigung der Gewerbeſteuer
als einer Aequivalenzſteuer für die Betriebsgruppen, die
weder dem Staat, noch der Gemeinde andere Ausgaben
ver=
nd klaret
Aufchin de SFicheit.
9. Arbeitsbeſchaffung durch Beſeitigung der
Wohnungszwangs=
wirtſchaft und der Sondergebäudeſteuer.
10. Aufhebung der Kartellpreisbindungen.
11. Beſeitigung der ſtaatlichen Zwangslohnpolitik. gemeinſchaft
liche Regelung der Arbeitsbedingungen nur zwiſchen
Unter=
nehmern und Arbeitern unter dem Geſichtspunkte den
Arbei=
tern die höchſten Löhne zu ſichern, die im Rahmen der
erziel=
baren Preiſe und der ſonſtigen Geſtehungskoſten gewährt
werden können.
12. Reform der Sozialgeſetzgebung. Beſeitigung der
Ueberſpan=
nung des Fürſorgeprinzips und Vereinfachung des
Fürſorge=
weſens zum Zwecke der Laſtenſenkung. Neuregelung der
Reu=
tenleiſtungen und Stützung notleidend gewordener
handwerk=
licher Berufsgenoſſenſchaften.
Als vordringlichſte Aufgabe.
von der Landesregierung erfüllbar, werden bezeichnet:
1. Umfangreiche Arbeitsbeſchaffung durch weitere Einbeziehung
handwerklicher Leiſtungen in das Sofortprogramm der
Reichsregierung, insbeſondere Ausdehnung des
Notprogram=
mes auch auf bauliche Arbeiten. Inſtandſetzungen.
Hochbau=
ten uſw.
2. Budgetmäßige Bereitſtellung von Mitteln zur Ausführung
von Unterhaltungsarbeiten an ſtaatlichen und gemeindlichen
Gebäuden in früherem Umfange.
3. Bedarfsdeckung der uniformierten Beamtenſchaft durch die
zuſtändigen handwerklichen Fachorganiſationen.
4. Deckung des Bedarfs ſtaatlicher und gemeindlicher
Einrich=
tungen (Krankenhäuſer, Irrenanſtalten. Siechenhäuſer uſw.)
durch das zuſtändige Handwerk und Gewerbe.
5. Befriedigung des handwerklichen Kreditbedarfs zu
trag=
baren Zinſen durch weitgehendſte Unterſtützung und
För=
derung der gewerblichen Kreditinſtitute.
6. Erhaltung der heſſiſchen Vertretung in Berlin als eine für
die heſſiſche Wirtſchaft unentbehrliche Vermittlungsſtelle für
Reichsaufträge und unmittelbarer Vertretung der heſſiſchen
Belange bei den Reichsinſtanzen.
7. Stärkung der Stellung des derzeitigen Sachbearbeiters
hand=
werklicher Angelegenheiten im Miniſterium. ähnlich
der=
jenigen im Landwirtſchaftsreferat.
8. Zur Hebung des Anſehens des Handwerks Berufung einer
ehrenamtlich tätigen Vertrauensperſon des Handwerks evtl.
Bildung eines ehrenamtlich tätigen Wirtſchaftsbeirates.
9. Wiederherſtellung ſtaatlicher Zuſchüſſe für allgemeine
hand=
werksfördernde Zwecke (ſiehe Unterſtützung der
Landwirt=
ſchaft).
10. Aufrechterhaltung und Stärkung der Gewerbe= und
Maſchi=
nenbauſchulen bei der notwendigen Umorganiſation des
ge=
werblichen Unterrichtsweſens. Ueberführung des
gewerb=
lichen Unterrichtsweſens in das Handwerksreferat.
11. Vollſtreckungsſchutz für Steuerrückſtände bei nachweislich nicht
ſelbſtverſchuldeter Zahlungsunfähigkeit, auch bei den
Ge=
meinden.
12. Einwirkung auf die öffentlichen Kreditinſtitute zur
ſchonen=
den Behandlung zahlungswilliger Schuldner bei Zins= und
Kapitalrückſtänden, ſofern die Zahlungsfähigkeit auf dem
wirtſchaftlichen Rückgang beruht.
13. Beſeitigung der ſchädlichen Auswirkungen des
Vollſtreckungs=
ſchutzes der Landwirtſchaft auf die Handwerkswirtſchaft.
14. Die Regierung möge ſich dafür einſetzen, daß bei
Ausfüh=
rung von Neubauten die dem deutſchen Weſen uns
entfrem=
dende Architektur verſchwindet, heimatliche Bauweiſe
geför=
dert, wie vor allem auch die Verwendung bodenſtändiſcher
Materialien in vordringlichſter Weiſe verlangt werden
muß. Die deutſchen Bodenſchätze ſind Volksgut und laſſen
ſich in gleicher Weiſe wie das eingeführte Auslandsmaterial
geſtalten.
— „Alt=Darmſtadt” Verein für Ortsgeſchichte und
Heimat=
kunde. Am Donnerstag, abends 8.30 Uhr, ſpricht im
Für=
ſtenſaal im „Alt=Darmſtadtkreis” der allbekannte. Heimatfreund
Herr Rechnungsrat Jungmann. Der Redner wird diesmal
über den weit über Deutſchlands Grenzen hinaus bekannten und
berühmten Kunſtkenner und Sammler, Baron von, Hüpſch,
auch bekannt unter dem Namen von Krickelshauſen” ſprechen.
Eine bekannte Perſönlichkeit aus dem Reiche der Kunſtgeſchichte,
dem unſere Stadt einen großen Teil ihrer wertvollen
Samm=
lungen verdankt, und der es verdient, der Vergeſſenheit entriſſen
zu werden. Anſchließend an ſeinen Vortrag wird Herr
Jung=
mann noch eine Reihe wertvoller Lichtbilder vorführen. Gäſte
ſind durch Mitglieder einzuführen.
Alle früheren Schülerinnen und Schüler der Städtiſchen
Handelsſchulen treffen ſich am Freitag, den 17. März, abends, in
der Eintracht, Eliſabethenſtr. 12. Ein früherer Schüler wird einen
Vortrag mit ſehr intereſſanten Lichtbildern halten. Thema: Das
deutſche Volk und ſeine ſoziale Entwicklung.
— Moderne Muſikerziehung. Ueber dieſes Thema ſprach in
anregender und unterhaltender Weiſe Privatlehrerin Eliſabeth
Schulz vor einem größeren Hörerkreis. Ihrem Vortrag lagen
die Gedanken zugrunde, die Richard Müller=Freienfels in ſeinem
bekannten Werke „Erziehung zur Kunſt” entwickelt. Es iſt die
Forderung, im Intereſſe der harmoniſchen Ausbildung der
Per=
ſönlichkeit auch die muſikaliſchen Anlagen, die jeder Menſch
be=
ſitzt, ſo zu fördern und zu entwickeln, daß der Menſch im
allge=
meinen in der Lage iſt, ſeiner jeweiligen Stimmung auch
muſi=
kaliſchen Ausdruck zu verleihen. Dabei kann es ſich nicht um die
Pflege des Dilettantismus handeln, der alles zu ſpielen
ver=
mag ohne eigentliches muſikaliſches Empfinden, noch um die
Ueber=
betonung techniſcher Fähigkeiten, ſondern um das muſikaliſche
Empfinden an ſich. Kunſt im höheren Sinne wird das
Muſizie=
ren erſt, wenn es in jeder Beziehung auch geiſtig beherrſcht wird.
Mit praktiſchen Beiſpielen aus der Tonika=Do=Methode wurde
ſchließlich eine Unterrichtsſtunde improviſiert, an der ſich alle
An=
weſenden lebhaft beteiligten.
Hiſtoriſcher Verein. Seit einiger Zeit nimmt Prof, Dr.
Behn Ausgrabungen auf der Kreuzwieſe bei Lorſch nach dem
alten Münſter vor. Er hat in der letzten Zeit feſtgeſtellt, daß das
Kloſter auf einer römiſchen Villa aufgebaut iſt. Bereits Ende
der Woche müſſen die Grabungen zugeworfen werden. Auf
Ein=
ladung von Prof. Dr. Behn darf der Verein am Donnerstag,
16. März, die Grabungen beſichtigen. Abfahrt im Kraftwagen,
um 3 Uhr, am Landesmuſeum. (Näheres ſiehe Anzeige.)
Aus den Darmſtädter Lichkfpielthegkers.
Helia=Theater.
„Der Diamant des Zaren.‟ Das uralte
Märchen=
motiv von dem verkannten Prinzen hat in ſeinen verſchiedenen
Variationen beim Film ſich allezeit großer Beliebtheit erfreut.
So kann es nicht wunder nehmen, daß auch dieſe neueſte Auflage,
in der der Prinz, ein veritabler ruſſiſcher Großfürſt nach
bekann=
tem Emigrantenſchickſal, im ſchlichten aber nichtsdeſtotrotz
gut=
ſitzenden Chauffeurdreß ſein Daſein friſten muß, daß alſo auch dieſe
neue Auflage ſo recht den Wünſchen des Publikums entſpricht. Da
nun dieſer Großfürſt (Jwan Petrovich) von der charmanten
Tänzerin „Nadja” (Liaue Haid) mit feinem
Fingerſpitzen=
gefühl für menſchliche Werte als der „Beſondere” erkannt wird,
ſind ſchon eine Reihe wertvoller Beſtandteile für eine kurzweilige
Liebesgeſchichte beiſammen. Wenn aber dann mit einem falſchen
Großfürſten noch ein Schuß Kriminalität in Handlung mit viel
Geſchick verwoben wird, wenn der Hauptdarſteller mit derſelben
ſelbſtverſtändlichen Eleganz den Frack wie den Arbeitsanzug
trägt und mit ſchmelzender Stimme ruſſiſche Melodien zur
Bala=
laika ſingt, ſo weiß der Kenner, daß das alte Märchen im neuen
Gewand eine liebenswürdige Auferſtehung erlebt hat, beſonders
auch deshalb, weil das Techniſche wie die Ausſtattung mit größter
Sorgfalt behandelt wurde.
— Das Union=Theater zeigt heute und folgende Tage den
neuen ſenſationellen Kriminal=Tonfilm in deutſcher Sprache „
Ar=
ſene Lupin”, der König der Diebe.
—In den Palaſt=Lichtſpielen läuft heute zum letzten Male
das heitere Tonfilm=Luſtſpiel „Skandal im Grandhotel”, (Fürſt
Seppl), das in den wundervollen bayeriſchen Bergen ſpielt.
— Menſchen im Hotel. Einer der meiſtgeleſenſten Romane
der neueren Literatur iſt „Menſchen im Hotel”, der ſpäter als
Bühnenſtück über die größten Theater der Welt ging und jetzt
mit einem außergewöhnlichen Star=Enſemble verfilmt wurde.
Die Rolle der Tänzerin Gruſinſkaja ſpielt keine Geringere als
Greta Garbo, die des Generaldirektors Preyſing Wallace Bery.
Den Buchhalter Kringelein ſpielt Lionel Barrymore, den Baron
v. Gaigern John Barrymore, das „Flämmchen” wird von Jogn
Crawford und Dr. Otterſchlag von Lewis Stone verkörpert. Ein
Ereignis für Berlin war die Premiere dieſes außergewöhnlichen
Filmwerks, und die Theater ſind ſchon auf Wochen hinaus
aus=
verkauft. Der Film läuft ab morgen auch hier in Darmſtadt,
und zwar im Union=Theater.
— Reſi=Theater. Unvergeßlich bleibt die heldenmütige Fahrt
des deutſchen Kreuzers Emden” ein ununterbrochener Siegeszug.
Der Film „Kreuzer Emden”, mit Werner Fuetterer als Matroſe,
läuft zurzeit im Reſi=Theater.
wokenügand
Midnsissrag
MFrihtra
O
Seite 6 — Nr. 74
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 15. März 1933
Elkernabend der Dieſterweg= und Leſſingſchule.
Ueber dieſen Elternabenden waltet ein günſtiger Stern;
intereſſante Themen werden erſchöpfend behandelt und die
muſi=
kaliſche Umrahmung iſt ſtets geſchmackvoll. Herr Rektor
Kling=
ler hatte für den geſtrigen zweiten Elternabend im Schuljahr
1932/33 ſich das Thema geſtellt: „Vom Wert kindlichen Spielens”.
Er ſchilderte den Spieltrieb, zunächſt des jungen Tieres, dann den
des kleinen Kindes, und legte den Unterſchied zwiſchen beiden
dar, indem er ausführte, daß hinter dem Spieltrieb des Kindes
ſeeliſche Kräfte ſtehen, die der Entwicklung harren. Der Redner
ſprach davon, wie mächtig die kindlichen Spiele auf die Phantaſie
und den Geſtaltungswillen des Kindes einwirken und wie
wich=
tig dieſe dem Spiel gewidmete früheſte Jugend für die
Entwick=
lung des Kindes und die Bildung ſeines Charakters ſei. Zum
Schluß ſchilderte der Redner noch, wie ſchon vor Tauſenden von
Jahren die Spielzeuge der Kinder den heutigen ähnlich waren.
Die Zuhörer folgten den Ausführungen mit großer
Aufmerk=
ſamkeit.
Die muſikaliſchen Darbietungen, die dieſen Vortrag umrahmten,
waren mehr als eine bloße Umrahmung. Frl. Hilde
Weſſel=
mann (Barmen), die vorgeſtern bei der Aufführung der „
Schöp=
fung” ſo herzlich vom Darmſtädter Publikum gefeiert wurde, hatte
in liebenswürdigſter Weiſe ſich auch für den geſtrigen
Vortrags=
abend zur Verfügung geſtellt. Sie ſang zuerſt vier Lieder von
Bodo Wolf „Dormi Jeſu”. „Die Welt iſt drunten eingeſchlafen”
„Als ich dich kaum geſeh’n” und „So komme, was da kommen
mag”; es ſind muſikaliſche Stimmungsbilder von größtem
Klang=
zauber und wunderſam verträumter Stimmung. Sie lagen der
lieblichen Stimme mit dem ſüßen piano beſonders gut.
Nament=
lich das erſte. „Dormi Jeſu” ein Lied voll weihevollſter
Stim=
mung, entzückte die Hörer, und nicht minder das zweite „Die
Welt iſt drunten eingeſchlafen” mit dem leiſe verſchwimmenden
Schluß. Der anweſende Komponiſt und die Sängerin wurden
herzlich gefeiert. Nach vier darauf folgenden lieben Volksliedern
verlangte der ſtarke Beifall eine Zugabe, die von der jungen
Sängerin mit der Wiederholung eines der Wolfſchen Lieder „Als
ich dich kaum geſeh’n” gegeben wurde. Frl. Anni Delp iſt eine
hier ebenſo anerkannte Violiniſtin, wie Frl. Eliſabeth Klauß
und Frl. Julia Schnitzler anerkannte Begleiterinnen. Der
Vortrag einer C=Dur=Sonate von Mozart und einer Sonatine in
G=Dur von Dvorak (Frl. Delp und Frl. Schnitzler) die
muſter=
gültige Klavierbegleitung der ſehr ſchweren Wolf=Lieder und der
Volkslieder (Frl. Klauß) beſtätigten den freundlichen Eindruck
aufs neue.
O.
* Schwurgericht.
Aw. In ſeiner zweiten Sitzung verhandelte das Schwurgericht
am Dienstag gegen einen 30jährigen Inſtallateur
aus Kleinhauſen wegen Vergehens gegen das
Sprengſtoffgeſetz. Der Angeklagte war Mitglied einer
Ge=
müſebaugenoſſenſchaft. Die Genoſſenſchaft machte Konkurs und
das Grundſtück mit den Kulturanlagen wurde von dem
Konkurs=
verwalter an den früheren Obergärtner verpachtet. Verſchiedene
Mitglieder, unter ihnen auch der Angeklagte, fühlten ſich dadurch
benachteiligt, und eines Tages verdichtete ſich ſein Zorn über
dieſe Verpachtung, der ſich nun gegen den Pächter richtete, derart,
daß er eine ſelbſtangefertigte kleine Bombe — ein mit
Schieß=
pulver gefülltes, mit Leukoplaſt und Gips umgebenes Teeei —
auf den Kokshaufen im Hof warf. Er rechnete damit, daß dieſer
Sprengkörper mit in die Feuerung geriete und den Keſſel
beſchä=
digen würde. Gleichzeitig warf er eine vergiftete Wurſt in den
Hof, um ſich angeblich vor dem Hund zu ſchützen. Der
Ange=
klagte behauptet, er habe gar nicht ſo recht gewußt, was er
eigentlich gemacht habe. Der Angeklagte hat ſich außerdem
gegen das Schußwaffengeſetz vergangen, indem er
von einem Bekannten einen alten Armeerevolver erwarb und
ihn benützte, ohne einen Waffenſchein zu beſitzen. Der
Staats=
anwalt beantragt ein Jahr und 6½ Monate Zuchthaus. Das
Ge=
richt billigt dem Angeklagten jedoch mildernde Umſtände zu, dc
er durchaus geſtändig iſt und ſein Tun bereut und ja auch weiter
kein Schaden entſtanden iſt, und erkennt auf insgeſamt 9
Mo=
nate und 10 Tage Gefängnis.
Die Große Strafkammer verhandelte am gleichen Tage
über zwei Autounglücke, bei denen jedesmal ein Radfahrer zu
Tode kam. Im erſten Falle ſtieß ein 60jähriger
Kauf=
mann aus Annaberg, in der Frankfurter Straße, zwiſchen
Schlachthof und Merckſcher Fabrik, als er eine Straßenbahn
über=
holen wollte, mit einem Radfahrer zuſammen. Durch den Fall
erlitt der Mann eine Gehirnerſchütterung, und er mußte
erbre=
chen; dabei blieb ihm ein Kartoffelſtück im Halſe ſtecken und der
Mann erſtickte. Der Angeklagte, der ſchon jahrzehntelang den
Führerſchein beſitzt und noch keine Vorſtrafe aufzuweiſen hat,
er=
hielt drei Monate Gefängnis und eine dreijährige
Be=
währungsfriſt, wenn er in einem halben Jahr eine Buße von 300
Mark und die Koſten der Verhandlung bezahlt hat.
Der zweite Angeklagte, ein 26jähriger Kaufmann
aus Stolberg bei Aachen, war auf der Griesheimer
Land=
ſtraße in der Dunkelheit mit 70—80=Kilometer=Tempo von hinten
auf einen Radfahrer aufgefahren, daß der Mann in die
Wind=
ſchutzſcheibe des Autos flog. Das Fahrrad ſchob er bis zum Halten
auf der Stoßſtange vor ſich her. Das Gericht erkennt hier auf
ſechs Monate Gefängnis, da der Angeklagte ganz grob
fahrläſſig gehandelt habe und außerdem einſchlägig vorbeſtraft iſt.
Der Ausſchuß für Leibesübungen hält morgen Donnerstag,
16. März, abend 8.30 Uhr, im Reſtaurant Kaiſerſaal (Weißer
Saal), Grafenſtraße, eine Ausſchußſitzung ab. Die Herren
Ver=
einsvertreter werden erſucht, mit Ruckſicht auf die Wichtigkeit der
Tagesordnung die Verſammlung zahlreich zu beſuchen.
„Durch Felſendome zum Mittelmeer”. Der
Paddelab=
teilung des Vereins für Leibesübungen Rot=Weiß iſt es
gelungen, den neueſten Bildwaſſerfilm der bekannten
Frentz=Reiſchauer=Filmproduktion. Durch Felſendome zum
Mittel=
meer” für eine Aufführung in Darmſtadt zu verpflichten. Der
Film läuft am Samstag. 25 März, anläßlich eines kanuſportlichen
Werbeabends, im großen Saal der „Krone”, Schuſtergaſſe.
Konzert. Wie verweiſen nochmals auf den Lieder=
Abend von Elſe Hauf=Janſen, heute, Mittwoch, den
15. März. abends 8 Uhr, im Städtiſchen Saalbau (Gartenſaal).
Orpheum. Es iſt der Direktion des Orpheums gelungen,
ein Senſationsgaſtſpiel größeren Formats zu verpflichten. Eine
myſteriöſe Zauber=Revue „Kasfikis”, mit 14 Perſonen
Aſſi=
ſtenz, füllt allein den zweiten Teil des Programm. Dieſem geht
ein Varietéteil auserleſener Kunſtkräfte voraus. Die höchſt
inter=
eſſante Revue ſeltſamer Experimente hat eigene prunkhafte
Büh=
nendekoration, feenhafte Ausſtattung, eigene Gepäckwagen; allein
5000 Kilogramm Apparate und Illuſionen. Wer Kasfikis nicht
geſehen hat großes verſäumt Kommen! Sehen! Staunen! Er
übertrifft alles bisher dageweſene. Die Eintrittspreiſe ſind äußerſt
billig. Der Kartenverkauf iſt in den bekannten Vorverkaufsſtellen
eröffnet. (Siehe Anzeige.)
Die 500 000=RM.=Prämie nach Bayern gefallen. Am geſtrigen
letzten Ziehungstag der Preußiſch=Süddeutſchen Klaſſenlotterie
wurde als erſter Gewinn über 1000 RM. auf Los Nr. 275 882 ein
Gewinn von 3000 RM. gezogen. Damit entfällt auf dieſes Los
die Prämie von 500 000 RM. Die glücklichen Gewinner ſind
dies=
mal ſämtlich in Bayern zu finden, und zwar wird das Los in der
erſten Abteilung in Vierteln, in der zweiten Abteilung in Achteln
geſpielt.
Feuer. In der Holzſtraße 7 brach, verurſacht durch einen
ſchadhaften Kamin, ein Feuer aus, das durch die herbeigerufene
Städt. Feuerwache bald gelöſcht werden konnte.
Hundeſteuermahnung. Das erſte Ziel der Hundeſteuer 1933
iſt nach der heutigen Bekanntmachung bei Meidung der
Beitrei=
bung und Koſtenberechnung bis zum 1. April 1933 an die
Stadt=
kaſſe, Grafenſtraße 28, zu zahlen.
Vereinskalender.
Die Ortsgruppe Darmſtadt dankt für alle über=
Der 9 mittelten Waffenröcke und Ausrüſtungsgegenſtände
Stahihelmß und nimmt weitere Spenden — auch gegen
Bezah=
lung — gern an. Die Ortsgruppe bittet, ſich auf
ihrer Schreibſtube Karlsſtraße 15 oder Tel. 52 zu melden zwecks
Abholung der Stücke.
Tageskalender für Mittwoch, den 15. März 1933.
„ion: „Arſene Lupin, der König der Diebe‟. — Helia: „Der
Diamant des Zaren”. — Palaſt: „Skandal im Grandhotel”.
eſi=Theater: „Kreuzer Emden‟. Städt. Saalbau, Garten=
Neue al, 20 Uhr: Liederabend Elſe Hauf=Janſen — Fürſtenſaal,
auf ZF: Lichtbildervortrag „Neuzeitliche Verkehrsregelung bei
voranſch jäge unveroinc rmaltung”.
P
Aus dem Heſſiſchen Sängerbund.
Sänger=Ehrungen.
Vom Heſſiſchen Sängerbund wurden für 50jährige
aktive Sangestätigkeit mit der Goldenen
Ehren=
nadel und vom Deutſchen Sängerbund mit dem
Sänger=
ehrenbrief ausgezeichnet: Joſ. Joerg, GV. Einigkeit Mainz=
Stadt, Karl Führer, Teutonia Darmſtadt=Stadt, Konrad Becker,
Eintracht Nieder=Ohmen: Heinr. Leun 9., Hch. Maguns 2 und
Ludw. Nepp, Harmonie Großen=Linden; Herm Kinſel 1.
Lieder=
kranz Düdelsheim; John Vogt, Frohſinn Hochelheim; Wilh. Grall,
Liederkranz Stockheim i. O.
Für 40jährige aktive Sangestätigkeit wurden
mit der Silbernen Ehrennadel ausgezeichnet: Friedr.
Weber, Arion Klein=Linden: Ludw. Viehmann. Arion Klein=
Linden; Hch. Lehr, Liedertafel Mainz=Koſtheim; Hch. Saſſenroth.
Liederkranz Nieder=Olm; Karl Arheilger, Singmannſchaft 1846
Darmſtadt; Mich. Bott, Geſ.=Quartett Sängerluſt Mainz=
Koſt=
heim; Karl Fuchs, Joh. Baptiſtella, Martin König und Hch.
Korn, Einigkeit Mainz; „Phil. Ad. Held, Sängerbund
Baben=
hauſen; Chr. Fendt 3., Sängerbund Babenhauſen; Jak.
Som=
mer 4. und Georg Sommer 5., Jugendfreund Steinberg; Karl
Reuſchling 4., Phil. Balſer, Karl Balſer 9., Hch. Nikolaus. Karl
Reuſchling 3., Karl Schneider, Germania Steinbach bei Gießen;
Phil. Schmidt 2. Harmonie Großen=Linden; Hch. Bretthauer,
Eintracht Rinderbügen; Daniel Roth 1., Liederkranz Reichenbach
O.; Peter Bohn 1., MGV. Seeheim; Fr. Pfeifer Heiterkeit
Nieder=Erlenbach; „Joh Steuernagel. Liederzweig Dortelweil;
Joh. Berth, Sängerbund Alzey; Hch. Vogel, Teutonia Dordeck;
Ludw. Schäfer 2., Eintracht Steinbach bei Gießen; Franz Vecker,
Sängerrunde Mainz; Gg. Meiſinger, MGV. Langen=Brombach;
Engelbert Holſchuh, Sängerkranz Beerfelden; Phil. Wilh. Neuer,
Sängerriege Beerfelden; Adam Grasmück. Liederkranz König;
Karl Hinz, MGV. Groß=Umſtadt; Ernſt Grim, MGV. Groß=
Umſtadt: Phil. Horn, Germania Vielbrunn; Georg Benedikt
Wolf. Hch. Schuck. Phil. Diſſer 6., Hch. Simon, Peter Beck 2.,
Karl Georg Becker und Seb. Keller, Harmonie Zellhauſen: Mich.
Sattler, Konkordia Klein=Auheim; Hch. Beinhauer. Eintracht
Groß=Auheim.
Für 25jährige Vorſtandstätigkeit wurden mit
der Ehrennadel „Für Verdienſt”, ausgezeichnet: Wilh.
Fehr 1., Liederkranz Rimbach; Karl Breitwieſer, Sängervergg.
Schaafheim; Karl Führer, Teutonia Darmſtadt; „Joſ. Schmitt,
Melomania Mainaſchaff: „Joh. Eiſinger, Peter Mayer. Adam
Hayer, Adam Grode, Bernh. Beismann. Adam Mayer, Mich.
Barber und Jak. John, Liederkranz Nieder=Olm; Joſ. Vinſenz, durchgeführt.
Cäcilia Gau=Algesheim; Thom. Bloch, Singmannſch 1846
Darm=
ſtadt: Anton Bott, MGV. 1844 Koſtheim: Reinh.Pfeiffer. Geſ.=
Quartett Sängerluſt, Mainz=Koſtheim; Joh. Kichmeyer 2. und
Jak. Gebhardt, Sängerluſt Groß=Umſtadt; Vinz. Eizenhofer,
Lie=
derkranz Ober=Afferbach; Ludw. Velten 11., Hch. Dern,
Har=
monie Großen=Linden; Hch. Schmidt MGV. Burgſolms: John
Schmidt, Frohſinn Hochelheim; Wilh. Schnellbacher Frohſinn
Lengfeld: Hch. Rapp, Frohſinn Nieder=Kinzig; Gg. Phil.
Weih=
rauch, Eintracht Würzberg; „Joh. Hartmann, Eintracht
Weiten=
geſäß; Gg. Bend. Wolf, Phil. Diſſer 6. und Seb. Keller,
Har=
monie Hellhauſen; Phil. Raſcher, Sängerbund Wilmshauſen.
Zum Ehrenchormeiſter wurden ernannt, unter
gleich=
zeitiger Verleihung der Ehrennadel, „Ehrenchormeiſter”:
Phil. Mink 14. Liederkranz Reichenbach i. O.; Gg. Schmitt
Kon=
kordia Klein=Auheim; „Muſikdirektor Hugo, Herrmann,
Lieder=
zweig Klein=Steinheim; Lehrer Joſ. Harrer, Liederfreund
Froſch=
hauſen.
Heſſiſche Sängerwoche in Darmſtadt.
Zu der im Oktober d. J. ſtattfindenden 1. Heſſiſchen
Sänger=
woche in Darmſtadt ſind die Vorbereitungen feſt im Gange. Es
haben ſich bereits eine größere Anzahl von Vereinen zur
Teil=
nahme angemeldet. Der Schluß für den Meldetermin iſt der
15. März. Es wird bei dieſer erſten Sängerwoche großer Wert
darauf gelegt, daß nicht nur große Vereine, ſondern auch in erſter
Linie kleinere Landvereine aus dem ganzen Bundesgebiet
her=
vortreten können. Aus dieſem Grund hat der Muſikausſchuß
neben größeren Werken auch kleinere Kompoſitionen in Ausſicht
genommen, die zur Aufführung gelangen ſollen. Die ſich
melden=
den Vereine ſind angewieſen, neben dem Dirigenten auch die
Stimmzahlen ihrer Sänger bei der Meldung anzugeben, damit
die zugeteilten Chöre nach der endgültigen Auswahl den Vereinen
in der entſprechenden Stärke überſandt werden können. Die
Auf=
führungen finden Samstags und Sonntags ſtatt. Es iſt
vor=
geſehen, daß die Vereine der näheren Umgebung Darmſtadts
Samstags zu Gehör kommen ſollen, während die Vereine von
weiter gelegenen Orten Sonntags vormittags oder nachmittags
ſingen werden. Jeder Verein ſingt entweder einen größeren
Chor, oder zwei kleinere Volkslieder,
Nach den bereits vorliegenden Meldungen, iſt mit reger
Be=
teiligung aus dem geſamten Bundesgebiet zu rechnen.
Liederabend der Darmſtädter Sängerſchaft.
Am 10. Juni findet in der Feſthalle der diesjährige
Lieder=
abend der Darmſtädter Sängerſchaft ſtatt. Dieſes Jahr tritt die
geſamte Sängerſchaft erſtmalig geſchloſſen während des ganzen
Abends vor die Oeffentlichkeit. Der Liederabend umfaßt zwei
Teile. Der erſte Teil bringt drei a-cappellg=Chöre, und zwar
Darmſtadt zum Gruß von Arnold Mendelsſohn, Sonnenaufgang
von Peter Cornelius und Schön iſt die Welt von C. J. Brambach.
Der 2. Teil bringt in einer Aufführung die ſechs
Altniederlän=
diſchen Volkslieder von Kremſer. Dieſes Chorwerk erfordert die
Mitwirkung von zwei Soliſten, Knabenchören und großem
Orche=
ſter. Mit der Einſtudierung der Werke iſt bereits begonnen. Die
Maſſenchorproben werden an jedem Montag im Monat Mai
Gau=Hängerkag der Darmſtädter Hängerſchaft.
Am 18. März findet im Großen Saal des Perkeo der
diesjäh=
rige Gauſängertag der Darmſtädter Sängerſchaft ſtatt. Zur
Er=
öffnung ſingt der Orthſche Männerchor unter der Stabführung
ſeines Dirigenten, Ehrenchormeiſter im H.S.B. Herbert,
verſchie=
dene Chöre. Der Sängertag behandelt das abgelaufene
Geſchäfts=
jahr und beſchäftigt ſich mit dem Arbeitsplan des neuen Jahres.
Anträge und Anregungen aus der Sängerſchaft ſind dem
Gauvor=
ſitzenden einzureichen. Im beſonderen hat ſich der Sängertag mit
der Durchführung ſeines Gaukonzerts und der erſten heſſiſchen
Sängerwoche zu befaſſen.
Aus Heſſen.
F Eberſtadt, 14. März. Volkstrauertag. Die Fahnen
wehten am Volkstrauertage auf Halbmaſt. Am Vormittag fand
in der evang. Kirche ein ſtark beſuchter Feſtgottesdienſt ſtatt, zu
dem der Sturm 24/115 im Braunhemd und der Reſerveſturm 24/115
geſchloſſen aufmarſchiert waren. Pfarrer Weißgerber legte bei
der Betrachtung des in rechtem Gehorſam und rechter
Vaterlands=
liebe gegebenen Lebensopfer unſerer Gefallenen aus den Epiſteln
an die Hebräer Kap. 5. Vers 7—9, zugrunde, die von dem
Gehor=
ſam Chriſti handeln. Am Gefallenendenkmal hatten die
Vereini=
gung ehemaliger Leibgardiſten (Ortsgruppe Eberſtadt) und der
Verein „Soldatenkameradſchaft” friſche Kranze mit Schleifen zum
Zeichen des Gedenkens an die Gefallenen niedergelegt.
Cp. Pfungſtadt, 14. März. Am Volkstrauertag
nah=
men Krieger= und Militärvereine ſowie SA.=Mannſchaften einen
gemeinſamen Kirchgang vor. Der für den Samstag abend vom
Krieger= und Militärverein vorgeſehene Lichtbildervortrag mußte
mit Rückſicht auf die Beſchränkungen durch die Polizeiſtunde
aus=
fallen und verſchoben werden. In dem zu Ehren der Gefallenen
abgehaltenen Gottesdienſt ſprach Pfarrer Strack über. Die Stimme
der Toten an die Lebenden‟. Das Bläſerkorps und die
Mädchen=
chorſchule hatten ſich zur Ausgeſtaltung des Gottesdienſtes zur
Verfügung geſtellt. — Auch in den Nachbarorten Hahn und
Eſcholl=
brücken fanden bei regem Kirchgang der Vereine
Trauergottes=
dienſte für die Gefallenen ſtatt, bei denen jedesmal Pfarrer
Kempf predigte. In Eſchollbrücken fand, im Anſchluß an den
Gottesdienſt eine feierliche Kranzniederlegung vor dem Gemeinde=
Ehrenmal ſtatt.
G. Ober=Ramſtadt, 14 März. Ratsſitzung. Der
Errich=
tung einer Ortsſatzung über die Anlage von Hausentwäſſerungen
wird im Prinzip zugeſtimmt, der endgültige Beſchluß darüber
jedoch vertagt Kanalgebühren ſollen vorerſt nicht erhoben
wer=
den. — Mit Stimmenmehrheit wird ein Antrag der bürgerlichen
Gemeinderatsfraktion auf Abgabe eines Schießplatzes am
Schorrs=
berg an den Militärverein „Germania” in die Tagesordnung
nachträglich aufgenommen und der Platz dem nachſuchenden
Ver=
ein überlaſſen.
f. Roßdorf, 14. März. Jubiläum. Herr Betriebsleiter
Ludwig Geuppert bei der Odenwälder Hartſtein=Induſtrie feierte
ſein 25jähriges Dienſtjubiläum. Herr Geuppert erfreut ſich
all=
gemeiner Beliebtheit bei der ganzen hieſigen Bevölkerung, und
wurden ihm an dieſem Tage Ehrungen und Glückwünſche in
rei=
chem Maße entgegengebracht. Was er ſeiner Firma während
ſei=
ner ausgezeichneten theoretiſchen und praktiſchen Tätigkeit geleiſtet
hat, wurde von dieſer gebührend gewürdigt.
k. Dieburg, 14 März. Vom Volkstrauertag. Unter
großer Teilnahme der hieſigen Bevölkerung nahm die Gefallenen=
Gedenkfeier am Kriegerdenkmal einen würdigen Verlauf.
Ein=
geleitet wurde die Feier durch einen Choral der Muſikkapelle
„Konkordia”. Alsdann brachte der Geſangverein Sängerluſt”
zwei Chöre: „Sanktus” aus der Deutſchen Meſſe von Schubert und
Den gefallenen Helden” zu Gehör. P. Franz Saleſius vom
hie=
ſigen Kapuzinerkloſter hielt die Weiherede und ſprach in dem
Ge=
danken, daß die Sorge um die Hinterbliebenen dauerhaftere
Denk=
mäler darſtellen als die von Stein und Erz. Der Vorſitzende des
Kriegervereins, Gewerbelehrer Pfirſching, legte einen Kranz am
Denkmal nieder. Der Männergeſangverein ſang dann den
er=
greifenden Chor „Ueber den Sternen‟. Die Muſik intonierte „Ich
hatt’ einen Kameraden”, womit die Feier beendet war. Die ſeit
einigen Tagen im Arbeitshaus zur Ausbildung als Hilfspolizei
untergebrachten SA. und SS. nahmen ebenfalls an der
impoſan=
ten Feier teil.
r. Babenhauſen. 14. März. Am Volkstrauertag
wur=
den nach dem Vormittagsgottesdienſt am Kriegerdenkmal vor dem
Rathaus Kränze in den beiden Farbenſymbolen von dem
Orts=
gruppenführer der NSDAP. und Herrn Bürgermeiſter Klein
nie=
dergelegt.
Cg. Reinheim, 14. März. Obſt= und
Gartenbauver=
ein — Monatsverſammlung. Vorſitzender Baldauf
hielt nach Eröffnung der Verſammlung das Referat: „
Frühjahrs=
beſtellung im Garten”, das größtem Intereſſe begegnete.
Beant=
wortung der Fragen aus dem Fragekaſten leitete zur
Gratisver=
loſung von 120 Packungen Sämereien über, womit die
Verſamm=
lung, nachdem noch über die Vergebung der neu bezogenen Bäume
und deren Anpflanzungsbedingungen kurz berichtet war,
beſchloſ=
ſen wurde. — Kundgebung der Nationalen Front.
Am geſtrigen Abend fand, durch die NSDAP. eingeladen, eine
Kundgebung der Nationalen Front ſtatt, wozu ſich Teilnehmer
aus Reinheim, Ueberau und Spachbrücken eingefunden hatten. An
der Güterhalle zum Zug geordnet, mit der Kapelle Kollbacher=
Ueberau, dem Spielmannszug der SA. ſowie dem Poſaunenchor
abwechſelnd als Marſchmuſik, gings durch die Bismarck=
Hinden=
burg= und Ludwigſtraße nach dem Marktplatz, durch die Kirchſtraße
nach Ueberau, und im Scheine der brennenden Fackeln leuchteten
die Straßenzüge, teils geflaggt, entgegen dem fahlen Mondlicht,
farbig auf. Von Ueberau ging es wieder nach dem Reinheimer
Marktplatz, wo Pfarrer Blanckertz eine begeiſtert aufgenommene
kernige Anſprache hielt. Spachbrücken war nun das nächſte Ziel,
und hielt dort Dr. Spalt unter den Platanen eine zündende Rede
auf das neuerwachte nationale Deutſchland.
* Groß=Bieberau, 14. März. Anläßlich des Volkstrauertages
trafen ſich alle national geſinnten Vereine um 9 Uhr am
Krieger=
denkmal, vor dem zwei altehrwürdige ſchwarz=weiß=rote Fahnen
auf Halbmaſt wehten, um in einer kurzen Feier der im Weltkrieg
gefallenen Helden zu gedenken. Nachdem der Bläſerchor ein
ein=
drucksvolles Muſikſtück vorgetragen hatte, ſang der
Männergeſang=
verein „Eintracht” ein dem Tag angepaßtes Lied. Jetzt ergriff
Herr Poſtmeiſter Fuchs das Wort und führte u. a. aus, daß die
Jugend ſich der im großen Völkerringen gefallenen Soldaten
er=
innern und ſie immer als Vorbild nehmen ſoll, und daß auch das
übrige Volk ihrer gedenken ſoll. Mit dem feierlichen Gelöbnis.
die Toten des Krieges nicht zu vergeſſen, legte er im Namen des
Kriegervereins einen ſchlichten Kranz nieder. Eine weitere
Kranz=
niederlegung erfolgte durch Herrn Bürgermeiſter Daab, der
be=
tonte, daß ſeine Gemeinde die Gefallenen in Ehren halten wird.
Zum Abſchluß der feierlichen Stunde ſpielte der Bläſerchor das
Lied „Ich hatt’ einen Kameraden”. — Im Anſchluß an dieſe
Ge=
denkſtunde marſchierten die Vereine geſchloſſen zur Kirche, in der
Herr Pfarrer Kraemer das Hauptgewicht ſeiner eindrucksvollen
Predigt auf „Dienſt und Opfer” legte. Das Zuſammenläuten der
Glocken und das wunderbare Lied „Morgenrot” ſchloſſen ſich ſeiner
Predigt an. Die Gemeinde Groß=Bieberau wird ihre gefallenen
Söhne nie vergeſſen!
E Michelſtadt, 14. März, Schwerer Einbruch. In der
heutigen Nacht drangen Diebe in das Schloß Erbach=
Für=
ſtenau in Steinbach bei Michelſtadt ein. Sie ſtiegen über eine
Leiter in das Eßzimmer, deſſen Fenſter ſie eingeſchlagen haben,
und ſtahlen Silberſachen. Insgeſamt wurden etwa 60 Einzelſtücke
eines Beſteckes, die mit dem gräflichen Wappen verſehen ſind eine
wertvolle Porzellanuhr, weitere ſilberne Gegenſtände, teilweiſe
graviert, ſowie eine Pelzdecke mitgenommen. Das LKPAmt hat
die Nachforſchungen aufgenommen.
Cd. Michelſtadt, 14. März. Stahlhelmkonzert.
Ge=
ſtern nachmittag traf hier die Stahlhelmkapelle Mainz ein und
gab auf dem Marktplatze ein Konzert. Eine zahlreiche
Zuhörer=
ſchaft hatte ſich eingefunden, die den Marktplatz voll ausfüllte und
begeiſtert dem Spiel der Stahlhelmleute lauſchte. Schneidige
Militärmärſche wechſelten ab mit dem Deutſchlandlied, Horſt=
Weſſel=Lied, und alle bedauerten es, als die Kapelle ſich wieder
zum Aufbruch rüſtete, jeder hätte noch gerne lange zugehört. —
Ein langer Fackelzug, an dem ſich SA., HJ., SS. und eine
große Anzahl Anhänger und Mitglieder der Nationalſozialiſten
beteiligten, bewegte ſich geſtern abend durch die Straßen
Michel=
ſtadts und Steinbachs nach dem Marktplatze, wo zum erſten Male
vom Balkon des Stadthauſes der Ortsgruppenleiter,
Landtags=
abgeordneter Ziegler, zu den in überwältigender Anzahl
erſchie=
nenen Bewohnern Michelſtadts ſprach und die Ergebniſſe der
ge=
ſtrigen Landtagsſitzung bekannt gab. Die Mitteilungen löſten
leb=
hafte Begeiſterung unter den Anweſenden aus.
Ci. Erbach. 14. März. Stahlhelmkundgebung. Geſtern
nachmittag gab die Mainzer Stahlhelmkapelle auf dem hieſigen
Marktplatze ein Konzert, das einen großen Zuhörerkreis angelockt
hatte. Die mit viel Schneid geſpielten alten Armeemärſche
fan=
den begeiſterten Beifall: vaterländiſche Weiſen wurden von den
dankbaren Zuhörern mit inniger Anteilnahme mitgeſungen. Sr.
Erlaucht der Erbgraf Alexander grüßte die
Muſikabtei=
lung mit herzlichen Worten, dankte ihnen, daß ſie uns
Odenwäl=
dern den ſeltſamen Kunſtgenuß boten und pries das
Wiederauf=
erſtehen der alten ſchwarz=weiß=roten Flagge als ſichere Gewähr
dafür, daß die nationale Bewegung unſerer Tage gewillt ſei, an
Deutſchlands ruhmreiche Vergangenheit anzuknüpfen und von da
ihre Aufbauarbeit zu vollenden — Imkerverſammlung.
Am Sonntag nachmittag trafen ſich die Imker von hier und der
weiteren Umgebung hier im Erbacher Brauhaus, um in einer
regen Ausſprache Winke und Ratſchläge zu empfangen für die
Pflege der Bienen, die gerade in der Uebergangszeit vom Winter
zur wärmeren Jahreszeit doppelt ſorgfältig getätigt werden muß
Cr. Fürth i. O. 14. März. Bürgermeiſterwahl. Bei
der vorgeſtrigen Bürgermeiſterwahl der Gemeinden Fürth und
Steinbach wurde der ſeitherige Bürgermeiſter Joſef Zeiß mit 80
Stimmen Mehrheit gegen drei weitere Kandidaten wiedergewählt.
Bb. Bensheim, 14. März. Aus Anlaß der geſtrigen Wahl des
heſſiſchen Staatspräſidenten Herrn Profeſſor Werner wurde am
Abend durch die Nationale Front ein impoſanter Fackelzug
gebil=
det, der in Auerbach ſeinen Anfang nahm und von dort gegen 9.30
Uhr abends hier eintraf. Nach einem Umzug durch die Straßen
der Stadt wurde auf dem Marktplatz eine große Kundgebung
ver=
anſtaltet, bei der der nunmehrige Landtagspräſident Herr
Rechts=
anwalt Jung=Worms die Anſprache hielt. Es herrſchte eine
ge=
waltige Begeiſterung in der überaus zahlreichen Zuhörerſchaft, die
in dem Geſang des Deutſchlandliedes und des Horſt=Weſſel=Liedes
ihren machtvollen Ausklang fand.
t. Gernsheim, 14. März. Auf der Chauſſee zwiſchen Klein=
Rohrheim paſſierte geſtern abend gegen 9 Uhr ein
Motorrad=
unglück, das leicht ſchlimmere Folgen hätte haben können. In der
großen Kurve kurz vor Gernsheim verloren die Fahrer die Gewalt
über das Motorrad, und beide ſtürzten ab. Während das
Motor=
rad faſt ganz demoliert wurde, erlitten die beiden Fahrer nur
geringe Verletzungen. — Glück im Unglück. Einem
hieſi=
gen Laſtauto, das am Sonntag eine Jugendfußballmannſchaft nach
Hofheim fuhr, ging plötzlich das eine Hinterrad los. Trotzdem der
Wagen nur auf drei Rädern noch eine kurze Strecke fuhr, kamen
ſämtliche Inſaſſen mit dem Schrecken davon.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 15. März 1933
I. Hauptverfarzmlang der Landwirtſchaftskammer.
Hoffnung auf Befſerung durch die nakiongle Regierung. — Einmüfigkeik der Abgeordneken bei allen Beſchlüſſen.
wetters hat auch das nationale Bekenntnis wieder ſeinen Einzug
gehalten. Der Alpdruck, der auf uns gelegen hat, iſt ſeit Sonn=
Ein Biid von der Lage der Landroleefchart tag vor acht Iagen von uns genonmen. Mir ainen wieder ſirei
** Die 5. Hauptverſammlung der Landwirtſchaftskammer
wurde geſtern vormittag unter dem Vorſitz des Präſidenten
Hen=
ſel im Sitzungsſaale des Landeskirchentags abgehalten. Sie
verlief, der Würde der Zeit entſprechend, in voller Einmütigkeit
der Abgeordneten, die einem Antrag gemäß auf jede
Einzel=
debatte verzichteten und ſich geſchloſſen hinter den Vorſtand der
Kammer ſtellten und der Hoffnung Ausdruck gaben, daß in
Zu=
kunft die Lage der Landwirtſchaft wieder gebeſſert werde. Außer
3 Abgeordneten waren die Vertreter der Landwirtſchaft vollzählig
erſchienen.
Präſident Oekonomierat Henſel begrüßte als Vertreter der
heſſiſchen Regierung Miniſterialrat Prof. Dr. Rößler, die
Mini=
ſterialräte Becker, Bauer Heil, Oberregierungsrat Morneweg,
Landſtallmeiſter Hertel, ferner die Mitglieder, die ordentlichen
und außerordentlichen Mitglieder und die Sachverſtändigen, ſowie
das Ehrenmitglied Oekonomierat Hahn. Sein beſonderer Gruß
galt der neugewählten heſſiſchen Regierung, an ihrer Spitze dem
Herrn Staatspräſidenten Profeſſor Dr. Werner. Präſident
Hen=
ſel führte dann weiter aus: Der neue Staatspräſident iſt
unſe=
rer heſſiſchen Landwirtſchaft kein Unbekannter. Seit Jahrzehnten
hat er im politiſchen Leben und auch außerhalb desſelben
jeder=
zeit die Belange unſerer heſſiſchen Landwirtſchaft vertreten. Seit
dieſer langen Zeit ſteht er mit der Landwixtſchaft in engſter
Fühlung. Er kennt ihre Nöte kennt ihre Sorgen, kennt ihre
Bedeutung für Volk und Heimat. So glauben wir der Hoffnung
Ausdruck geben zu dürfen, daß unſere heſſiſche Landwirtſchaft unter
ſeiner Führung beſſeren Zeiten entgegengeführt werden kann.
Fernerhin begrüße ich unſeren neuen Reſſortminiſter, Herrn
Dr. Müller, dem nach Beſchluß des geſtrigen Landtags nunmehr
auch die Belange der Landwirtſchaftskammer direkt unterſtellt
ſind. Die Landw=Kammer, als die geſetzliche Berufsvertretung
der heſſiſchen Landwirtſchaft, ſteht jederzeit zur Verfügung, wenn
es gilt, über das Wohl und Wehe der heſſiſchen deutſchen
Land=
wirtſchaft zu beraten und Entſcheidung zu treffen.
Nach der Begrüßung ging der Präſident kurz auf die
Tätig=
keit der Kammer ein und äußerte ſich u. a. über die Lage der
Landwirtſchaft:
Das hinter uns liegende Jahr unterſcheidet ſich in nichts von
den vorhergehenden. Trotz aller Mühe, die ſich die Kammer gab,
konnte für die Belange der Landwirtſchaft bei der
Reichsregie=
rung nur wenig erreicht werden, was bei den unerfreulichen
Kämpfen innerhalb der letzten Kabinette ja bekannt iſt. Es wird
allerſeits anerkannt, daß es der Landwirtſchaft ſchlecht geht, aber
jeder Beſſerungsvorſchlag wurde von Induſtriellen= und
Verbrau=
cherkreiſen, ſowie einem Teil des Reichskabinetts auf das heftigſte
und rückſichtsloſeſte bekämpft. Es iſt und bleibt ein Schandfleck
in der Geſchichte der deutſchen Wirtſchaftspolitik, daß die
Aus=
gleichung der Preiſe durch all die vielen Jahre
hindurch nicht gelungen iſt. Endlich muß es einmal
auf=
hören, daß die Handelsabmachungen auf dem Rücken der
deut=
ſchen Landwirtſchaft zugunſten der Induſtrie ausgetragen
wer=
den. Es ſoll hier nur daran erinnert werden, daß der Ausfuhrpreis
für Eiſen nur 42—48 Prozent des Inlandspreiſes beträgt. Auch
Kunſtdünger wird im Ausland bedeutend billiger angeboten als
im Inland. Bei dem Kohlenverſand ins Ausland ſehen wir
dasſelbe Bild. Das möchte ich hier einmal feſtgeſtellt haben, weil
häufig in der Großſtadtpreſſe nur von Begünſtigungen und
Liebes=
gaben für die Landwirtſchaft geſprochen wird. Der größte Fehler
war der Abſchluß der unſeligen Handelsverträge von 1925. Der
glänzenden Entwicklung der Induſtrie ſteht aber durch die
ver=
kehrte Handelspolitik die Verelendung der deutſchen
Landwirt=
ſchaft gegenüber, die unter dem durch Meiſtbegünſtigung
gebun=
denen unzureichenden landwirtſchaftlichen Zollſchutz vergewaltigt
wird. Die öffentlichen Laſten Steuern, Zölle. Abgaben,
unge=
heuren Wucherzinſen vervollſtändigen den Zuſammenbruch der
deutſchen Landwirtſchaft.
Soll ich Ihnen nun noch erzählen, daß die Getreidepreiſe
rückgängig ſind. Rindvieh, Kälber und Schweine nur zu
Schleu=
derpreiſen verkauft werden können, daß Gemüſe und Obſt durch
die gewaltige Einfuhr vom Ausland überhaupt nicht mehr zu
verkaufen iſt, daß es vielfach auf die Kompoſthaufen wandert oder
untergepflügt werden muß. Hierzu nur ein Wort: Die
freihänd=
leriſch und an Großzügigkeit nichts entbehrende Wirtſchaftspolitik
der Stadt Frankfurt und insbeſondere ihres Oberbürgermeiſters
hat durch die Errichtung der Großmarkthalle und all ihrer
Be=
gleitumſtänden weſentlich dazu beigetragen, daß wir in unſerem
Wirtſchaftsgebiet in ganz beſonderem Maße dem Druck der
aus=
ländiſchen Einfuhr ausgeſetzt ſind. Sollich nun noch weiter
erzäh=
len, daß Milch und Milchprodukte ebenfalls nur zu
Schleuder=
preiſen verkauft werden müſſen, daß es nachweislich keine
Seltenheit iſt, daß ſkrupelloſe Händler ſich einen Verdienſt von
12—13 Pfg. pro Liter ergattern, während der arme Bauer Preiſe
Nur du buſchendse Kaltel in dieſer,„ſ Genjgcht beſte Ure=
Leibe. Iſt es da nicht begreiflich, daß bei dieſen Zuſtänden die
Bauern Wut und Verzweiflung packt?
Und trotz allem Elend in der Landwirtſchaft kämpfen die
Bauern unter unſäglichen Entbehrungen um die Erhaltung
ihrer Exiſtenz. Sie haben die Glanzleiſtung fertig gebracht,
ſowohl qualitativ wie quantitativ die Erzeugung
landwirt=
ſchaftlicher Produkte ſo zu ſteigern, daß wir das deutſche
Volk faſt reſtlos aus der deutſchen Scholle ernähren können.
Dieſe Höchſtleiſtung wurde trotz aller Schwierigkeiten aus dem
Selbſterhaltungstrieb, mit dem ſich der Bauer Wiſſenſchaft und
Technik zunutze machte, erzielt. Wenn ſich unſere
Landwirtſchafts=
kammer durch ihre dauernde Anregung durch Wort, Schrift und
Beiſpiel dabei ein Verdienſt erworben hat, ſo wollen wir dies
beſcheiden verbuchen. Aber trotz aller Höchſterzeugung iſt die
Verelendung des Bauernſtandes durch den ungeheuren
Preisrück=
gang der landwirtſchaftlichen Produkte, welche die
Erzeugungs=
koſten oft nicht decken, weiter fortgeſchritten. Es iſt ſo weit — das
iſt ein trauriges Zeichen der heutigen Wirtſchaftspolitik —, daß
ein großer Prozentſatz deutſcher Bauern und Gutsbeſitzer nur
durch Erlaß des Vollſtreckungsſchutzes noch auf ihren Höfen ſitzen.
Wie lange noch?
Der Präſident ſtreifte kurz die vergangenen Reichskabinette
und fuhr dann fort: Der 5. März aber wird das Wahrzeichen
Deutſchlands politiſcher Wendung und den Anfang des
Wieder=
auftiegs bedeuten. Das hoffen wir Bauern und alle national
denkenden deutſchen Volksgenoſſen.
Welch eine Wendung durch Gottes Fügung. Dieſe ſchlichten
Worte unſeres alten Kaiſers möchte ich heute allen zurufen.
„Welch eine Wendung ſeit 8 Tagen”.
Endlich, nach langer Leidenszeit, dürfen wir wieder hoffen,
hoffen auf eine beſſere Zukunft. Am 5. März war der Frühling
in doppelter Hinſicht gekommen. Mit dem Einzug des Frühlings=
und deutſch. Der Siegeszug der Scharen Hitlers ſteht ohne
Bei=
ſpiel in der Geſchichte da. Das wollen wir hier voll anerkennen.
Mit Mut, Zielſicherheit und patriotiſchem Schwung hat der neue
Reichskanzler mit ſeinen Getreuen die Bahn zum Aufſtieg frei
gemacht. Aber auch den Männern der ſchwarz=weiß=roten
Kampf=
front danken wir, daß durch ihre Zuſammenarbeit die nationale
Front das Uebergewicht in Reich und Ländern erhalten hat. Es wäre
ein Verſäumnis, wenn man nicht des Mannes gedenken wollte,
der an der Spitze des Reiches ſteht unſeres allverehrten Herrn
Reichspräſidenten. Der Sieger von Tannenberg hat nicht die
Er=
folge des Krieges durch den unglücklichen Kriegsausgang
geern=
tet, die er zu erwarten hoffte. Es war für ihn eine große
Pflicht=
erfüllung, daß er ſeinerzeit in dieſen zerfahrenen Verhältniſſen
das Steuer des Reiches ergriffen hat. Es muß anerkannt
wer=
den, daß er ſich reſtlos für die Intereſſen des deutſchen Volkes
einſetzte, und wir haben ihm heute Dank zu ſagen, daß er die
Er=
richtung der nationalen Front ermöglicht hat. Die Erbſchaft,
welche die Männer der nationalen Regierung, Hitler=Papen=
Hugenberg=Seldte, angetreten haben, iſt überaus ſchwer und
bitter. Möge es ihnen gelingen, das ſchwere Werk des
Wieder=
aufbaus zu vollbringen. Das iſt der aufrichtige Wunſch des
deut=
ſchen Bauernſtandes. Wir bringen der verehrten deutſchen
Reichs=
regierung Vertrauen entgegen. Nicht von heute auf morgen
wird die Hinterlaſſenſchaft beſeitigt ſein, aber wenn die
natio=
nale Front einig bleibt, muß das Werk des Wiederaufbaus
ge=
lingen. Von der neuen Regierung fardern wir heſſiſchen Bauern,
und alle übrigen deutſchen Bauern ſchließen ſich an:
„Wir wollen keine Almoſen in Form von
Reichsſubventio=
nen, wir verlangen die Wiederherſtellung der Rentabilität
der deutſchen Landwirtſchaft. Wir wollen keine Reichtümer
ſammeln, wir hängen nicht an irdiſchem Mammon, wir
wollen einfach und beſcheiden unſer Leben friſten und das
Erbe — die Scholle unſerer Väter — als
Familien=
beſitz behalten.”
Hier in der berufsſtändiſchen Vertretung der Landwirtſchaft iſt
nicht der Ort politiſcher Erörterungen, aber weß das Herz voll
iſt, des läuft der Mund über. Faſt 10 Jahre ſchon kämpfe ich
für die Exiſtenz unſeres Bauernſtandes, und wenn es trotzdem
tiefer in den Abgrund ging, werden es mir meine Bauern nicht
verdenken, wenn ich auch einmal andere Töne angeſchlagen habe.
Wir freuen uns, daß die alten Bismarckfahnen ſchwarz=weiß=rot
wieder Geltung haben. Unter ihnen war Deutſchland groß,
ge=
achtet und gefürchtet von ſeinen Feinden. Handel. Gewerbe und
Landwirtſchaft hatten ihr Auskommen. Durch den Weltkrieg
und durch eine Welt von Feinden wurde dieſes ſchöne Deutſchland
in der Nachkriegszeit auf die ſchiefe Ebene gebracht.
Möge, das gebe der liebe Gott, die ruhmreichen alten
Fah=
nen ſchwarz=weiß=rot fernerhin bis in alle Zukunft über einem
Deutſchland der Treue, der Ehrlichkeit, der Vaterlandsliebe und
Gottesfurcht und treuen Brüderlichkeit ohne Anſehen des Berufs
wehen.
Anſchließend erſtattete Generaldirektor Dr. Hamann einen
ausführlichen Geſchäftsbericht über
die Tätigkeit der Landwirtſchaftskammer und die Lage der
Landwirtſchaft im Jahre 1932.
Seinen umfaſſenden Ausführungen entnehmen wir u a.: Bei der
Erſtattung des Geſchäftsberichts im Jahre 1932 üher das
abgelau=
fene Geſchäftsjahr 1931 konnte auf die 25jährige Tätigkeit der
Landwirtſchaftskammer, die im Jahre 1906 errichtet wurde, ein
Rückhlick geworfen werden.
In dieſem erſten Vierteljahrhundert hat die
Landwirtſchafts=
kammer von Jahr zu Jahr ſteigend, durch die geſamte
Entwick=
lung der Landwirtſchaft, im Rahmen des Volksganzen bedingt,
eine umfaſſende Förderungstätigkeit auf allen Gebieten der
Land=
wirtſchaft mit Erfolg geleiſtet. Dieſe Arbeiten wurden natürlich
durch die ungünſtige Entwicklung der Landwirtſchaft, beſonders
in den beiden letzten Jahren, außerordentlich erſchwert.
Die Abſatzverhältniſſe für viele Erzeugniſſe der
Landwirt=
ſchaft verſchlechterten ſich von Tag zu Tag, die Preiſe haben
im Laufe des Jahres einen außerordentlichen Rückgang
erfahren.
Der Reichs=Index für Agrarſtoffe, der im Januar 1931 noch auf
106.7 ſtand, hat im Dezemher 1932 den Tiefſtand von 84,4
er=
reicht. Der Reichs=Index für Induſtrie=Fertigwaren hat ſich in
der gleichen Zeit von 125,2 im Januar 1931 auf 113,6 im
Dezem=
ber 1932 entwickelt. Die Preisſchere ſtand alſo immer noch
weit=
gehendſt zum Nachteil der Landwirtſchaft offen. Wenn man
da=
bei noch die hohen Belaſtungen mit Grundſteuern und anderen
Steuern und Abgaben berückſichtigt, dann kann man verſtehen,
daß nicht nur Erregung, ſondern auch Gleichmut in den Kreiſen
der Landwirte in ſtarkem Maße aufgetreten iſt.
Die Preiſe für landwirtſchaftliche Erzeugniſſe haben, einen
Rückſtand und Tiefſtand erreicht, wie er bei den Erzeugniſſen
keines anderen Berufsſtandes zu beobachten iſt. Das geſamte
deutſche Volk hat ein Intereſſe an der Sicherſtellung unſerer
Er=
nährung durch Unterſtützung unſerer Landwirtſchaft, indem man
der Landwirtſchaft angemeſſene Preiſe bewilligt, vor allen
Din=
gen auch auf die Verwendung von Auslandserzeugniſſen
ver=
zichtet. Die Not in Deutſchland iſt ſo groß, daß die
Selbſterhal=
tung des deutſchen Volkes es erfordert, ſoweit die deutſche Scholle.
die deutſche Induſtrie, das Handwerk und das Gewerbe in der
Lage ſind, den Bedarf ſicherzuſtellen, dieſe Aufgabe zu erfüllen.
Damit braucht nicht auf die Beziehungen zur Weltwirtſchaft und
den Export verzichtet zu werden. Die Viehpreiſe ſtehen 40
Pro=
zent unter den Preiſen von 1913, ähnlich, wenn auch etwas höher,
liegen die Preiſe für andere landwirtſchaftliche Erzeugniſſe.
Wa=
rum ſoll Deutſchland nicht ebenſo wie das geſamte uns umgebende
Ausland in erſter Linie an den Abſatz ſeiner eigenen Erzeugniſſe
denken, anſtatt die Zufuhren aus dem Auslande in einem Maße
zu begünſtigen, wie es leider ſchon ſeit Jahren mit mehr oder
weniger Abweichungen der Fall geweſen iſt.
Wohl hat man verſucht, in den letzten beiden Jahren auf
verſchiedene Art und Weiſe der Landwirtſchaft zu helfen, und ſoll
dies auch dankbar anerkannt werden, ſoweit es geſchehen iſt. Aber
zu durchgreifenden Maßnahmen hat man ſich leider nicht
ent=
ſchließen können. Die deutſche Landwirtſchaft hat die Hoffnung.
daß, wie dies auch bereits geſchehen iſt, durch das neue Kabinett
wirklich durchgreifende Maßnahmen zugunſten der Landwirtſchaft
veranlaßt werden. Dies iſt in verſchiedenſter Beziehung in den
letzten Wochen geſchehen, und man darf hoffen, wenn die neuen
Maßnahmen zur Regelung der Fettwirtſchaft und andere noch
er=
laſſen ſind, ſich im Laufe der Zeit eine Beſſerung der Verhältniſſe
der Landwirtſchaft zeigen wird.
Zum Beweis dafür, daß immer noch das Ausland mit
Er=
zeugniſſen in Maſſen am deutſchen Markt liegt, die zum größten
Teil nicht erforderlich ſind, ſei nur auf die Einfuhr von
Süd=
früchten und die Einfuhr von Gemüſe und Obſt aus den ſüdlichen
Nr. 74 — Seite 7.
Staaten, wie Italien, Spanien, für Gemüſe insbeſondere Holland
hingewieſen. Die Lage der Landwirtſchaft ſpiegelt ſich in den
Einkommensverhältniſſen der landwirtſchaftlichen Betriebe. An
Buchführungsergebniſſen der Buchſtelle der
Landwirtſchaftskam=
mer wurde feſtgeſtellt, daß im Durchſchnitt von 79 Betrieben ein
Reinverluſt von 15 RM. je Hektar ſich ergeben hat, und daß 71
von dieſen Betrieben eine erhebliche Vermögensabnahme
auf=
weiſen.
Die Ausſichten für eins gute Ernte in 1932
waren gegeben. In einzelnen Teilen des Landes
beeienträchtig=
ten aber Unwetter und ſtarke Regenfälle das Ernteergebnis
durch frühzeitiges Lagern. Große Erregung iſt in weiten
Krei=
ſen der Landwirtſchaft vorhanden, weil die ihr gezahlten
Verluſt=
preiſe nicht einmal dem Verbraucher zugute kommen, da die
Zwiſchenhandelsſpannen keine Senkung erfahren,
ſon=
dern oft ſogar eine Erhöhung. Unhaltbar ſind in dieſer
Be=
ziehung die Verhältniſſe am Milchmarkt, wo vielfach der
Land=
wirt heute weniger erhält wie der Milchhändler, der die Milch
verteilt.
Die Weinernte in 1932 iſt ſehr verſchieden ausgefallen.
Die gezahlten Preiſe bleiben immer noch unter den
Produktions=
koſten.
Die heſſiſche Landwirtſchaft hat es im abgelaufenen Jahre
an Selbſthilfe nicht fehlen laſſen und die Landwirtſchaftskammer
ſelbſt führte unter erſchwerten, auch finanziellen Verhältniſſen,
die für die Förderung der Landwirtſchaft und damit unſerer
Volkswirtſchaft wichtigen Maßnahmen durch. Die
Leiſtungsprü=
fungen bei Kühen ergaben auch im abgelaufenen Jahre, hohe
Durchſchnittsleiſtungen unſerer Rindviehraſſen. Auch in
der Schweinezucht machen die Leiſtungsprüfungen
weſent=
liche Fortſchritte, und andere Maßnahmen dienen dazu, die
Schweinezucht und =haltung den Bedürfniſſen des Marktes
anzu=
paſſen und wirtſchaftlicher zu geſtalten. Auf dem Gebiete der
Geflügelzucht werden zur Hebung der Leiſtungsfähigkeit
der bäuerlichen Geflügelwirtſchaften beſondere Maßnahmen
ge=
fördert. Der Rückgang und Ueveralterung des
Pferde=
beſtandes bietet den Landwirten durch die Pferdezucht
viel=
leicht den einzigen jetzt lohnenden Zweig der Landwirtſchaft. Die
Landwirte in dieſer Beziehung anzuregen, die Aufzucht und
Pflege zu verbeſſern, gutes Zuchtmaterial zu beſchaffen, hat die
Landwirtſchaftskammer gefördert.
Zur Steigerung der Obſterträge und Verbeſſerung der
Marktfähigkeit der Waren waren die ſeitherigen Maßnahmen mit
Erfolg und Unterſtützung der Landwirtſchaft weitergeführt.
Das Bauamt der Landwirtſchaftskammer hat rege
Inan=
ſpruchnahme und konnte die für den Landwirt wichtige
wirt=
ſchaftliche Herſtellung der Bauten fördern.
So kann auch für das Jahr 1932 die Landwirtſchaftskammer
auf eine umfaſſende, zielbewußte Arbeit für die heſſiſche
Land=
wirtſchaft zurückblicken, eine Arbeit, die dem geſamten Volkswohl
dient. Die Auswirkungen dieſer Arbeit werden um ſo
erfolg=
reicher ſein, je nachdrücklicher ſich die heſſiſchen Landwirte hinter
ihre Berufsvertretung ſtellen.
Präſident Henſel dankte anſchließend dem Herrn
General=
direktor Hamann und allen Beamten und Angeſtellten für ihre
aufoyferungsvolle Arbeit für die heſſiſche Landwirtſchaft.
Abg. Glaſer gibt ſeiner Freude über die Entwicklung der
politiſchen Lage Ausdruck und ſchlägt die Abſendung eines
Glück=
wunſchtelegramms an die neue heſſiſche Regierung vor.
Die Verſammlung ſtimmt der Anregung zu. die Abg. Göckel
vorgeſchlagen hat, ein Telegramm an die Reichsregierung zu
ſenden.
Nach der einhelligen Billigung des aus der Verſammlung
ge=
machten Vorſchlages, alle Vorlagen ohne Ausſprache zu
verabſchie=
den, werden Anträge und Entſchließungen zur Sozialen
Verſiche=
rung, zur allgemeinen Lage der Landwirtſchaft, zu den Steuern
und Abgaben, zur Friſchmilchverſorgung der Städte des Rhein=
Main=Wirtſchaftsgebietes, zur Vereinheitlichung der im Dienſte
der Landwirtſchaft arbeitenden Einrichtungen und Organiſationen
in der geſetzlichen Berufsvertretung und zur Niederſchlagung der
Winzerkredite ohne Ausſprache einſtimmig gebilligt.
Ebenſo wurden die Jahresrechnung 1931. die Rechnung über
die Landesausſtellung 1927, die Berichte der Rechnungsprüfer
ſo=
wie der Haushaltsvoranſchlag der Landwirtſchaftskammer 1933
einſtimmig gebilligt. Der Kammeretat balanziert mit 2 197 294,26
RM. (im Vorjahr 2 031 204. 12 RM.) und ſieht bei der
Kammer=
umlage den gleichen Einnahmeanſatz vor. Der Voranſchlag der
Landw. Haushaltsſchule in Michelſtadt und der Heſſ.
Landwirt=
ſchaftlichen Zeitſchrift werden gebilligt.
Der Kammerpräſident dankte der Verſammlung für die
ein=
mütige und geſchloſſene Zuſammenarbeit und ſchloß mit dem
Wunſch nach einem nun endlich einſetzenden Aufblühen der
heſſi=
ſchen und deutſchen Landwirtſchaft.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be. Mainz, 14. März. Innenminiſter Dr Müller
in Mainz. Aus Anlaß der Bildung der neuen heſſiſchen
Regie=
rung veranſtaltete auch die NSDAP. in Mainz einen Fackelzug.
An dem Zuge nahmen die Stürme der Mainzer Standarte 117,
die SS., die Hitlerjugend, die NSBO. Motorſtürme, die
Fach=
ſchaften der Beamten und der Gewerbetreibenden, der Stahlhelm.
ſtarke Abordnungen von Eiſenbahn=, Poſt=, Straßenbahn= und
Schupobeamten teil. Am angeſtrahlten Dom fand eine
eindrucks=
volle Kundgebung ſtatt. Nach den Begrüßungsworten des
Orts=
gruppenleiters Fritz Groß ſprach der neue heſſiſche
Innen=
miniſter Dr. Müller vom Marktbrunnen aus. Er erinnerte
einleitend an die hiſtoriſche Stätte, auf der die Kundgebung
ſtatt=
fand, und ſagte allen zerſtörenden Kräften, wie ſie ſich im Gefolge
der franzöſiſchen Revolution breit machten, einen unerbittlichen
Kampf an. Die Scharen jener, die durch den marriſtiſch=
materia=
liſtiſchen Geiſt vergiftet worden ſind, wieder zu gewinnen und
pro=
duktiv dem Volksganzen einzufügen, iſt der Ehrgeiz des
National=
ſozialismus. Der Redner kam dann auf die gewandelten
politi=
ſchen Verhältniſſe in Heſſen zu ſprechen und ſkizzierte dann die
ſeiner harrenden Aufgaben auf dem Gebiet der Polizei, der
Finan=
zen und der Juſtiz. Im Finanzweſen müſſen noch ſchwere Opfer
vom deutſchen Volk weiter getragen werden, aber ſie werden
freu=
diger getragen, weil wir, das Bewußtſein, haben, daß alle die
Opfer, die jetzt gebracht werden, ein Segen werden für unſere
Nachkommen und nicht ein Fluch und eine Verelendung wie
ſeit=
her. Zum Abſchluß wurden das Deutſchlandlied und das Horſt=
Weſſel=Lied geſungen. Zu Störungen und Zwiſchenfällen iſt es
nicht gekommen. Man kann ſagen, daß ſeit Kriegsausbruch nicht
mehr eine ſo von einhelliger Begeiſterung getragene Feier in
Mainz ſtattgefunden hat.
Oberheſſen.
Büdingen. 13. März Hausſchwamm=Aufklärung!
Auf Einladung hält am nächſten Mittwoch (15. März) F.
Kal=
lenbach=Darmſtadt. der Direktor der Heſſiſchen Landesſtelle für
Pilz= und Hausſchwammberatung und des Mykologiſchen
In=
ſtitutes der Deutſchen Geſellſchaft für Pilzkunde, einen
gemeinver=
ſtändlichen Vortrag mit bunten Lichtbildern über den „
Haus=
ſchwamm. ſeine Verhütung und Bekämpfung‟. Der
Vortrag findet nachmittags um 3.30 Uhr in der Gewerbeſchule für
die heimatkundliche Arbeitsgemeinſchaft uſw. ſtatt, abends um
8.15 Uhr öffentlich im Gaſthaus „Zum Stern” für den
Orts=
gewerbeverein. V. H.C. Hausbeſitzerverein uſw. Gäſte ſind
will=
kommen!
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Seite 8 — Nr. 74
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 15. März 1933
Reich und Ausland.
Eine Rheinbrücke bei Neuwied.
Neuwied. Die Stadtverwaltung Neuwied
hat Schritte unternommen, daß der ſeit
Jahr=
zehnten beſtehende Plan des Baues einer feſten
Straßenbrücke über den Rhein bei Neuwied im
Rahmen des Arbeitsbeſchaffungsprogramms der
Reichsregierung durchgeführt wird. Die
Ver=
handlungen mit den beteiligten Behörden ſtehen
vor dem Abſchluß. Der Stadt Neuwied iſt die
Zuſicherung gegeben worden, daß es das erſte
Brückenprojekt ſein wird, das zur Ausführung
kommt. Es beſteht bekanntlich auf der ganzen
Rheinſtrecke zwiſchen Bonn und Mainz keine
feſte Straßenbrücke für den Uebergangsverkehr.
Hinzu kommt die günſtige Koſtengeſtaltung, da
ein mittlerer Brückenpfeiler auf der zwiſchen
Neuwied und Weißenthurm gelegenen Inſel
ge=
baut werden kann. Die Geſamtkoſten des
Brückenbaues werden ſich auf 3,8 Mill. RM.
belaufen, deren Zinſendienſt durch eine bereits
gegründete Arbeitsgemeinſchaft des Kreiſes und
der Gemeinde Weißenthurm aufgebracht werden
ſoll. Günſtig für das Neuwieder Projekt iſt auch,
daß die techniſchen Pläne fertig vorliegen. Die
ſechs größten Brückenbaufirmen ſind bereits zur
Einreichung genauer Koſtenanſchläge
aufgefor=
dert worden, nach deren Prüfung die
endgül=
tigen Beſchlüſſe in Berlin gefaßt werden ſollen.
Verſteigerung des Hotels „Ritter”.
Heidelberg. Vor dem Notariat fand der
zweite Verſteigerungstermin des als hiſtoriſch
bekannten Hotels „Ritter” ſtatt. Im Laufe des
erſten Verſteigerungstermins hatte Kaufmann
Eugen Dreyfuß=Mannheim mit 160 000 RM. das
Höchſtangebot abgegeben. Der Zuſchlag wurde
aber verſagt, da die Gläubiger die Fortführung
des Verfahrens beantragt hatten. Nach Ablauf
der geſetzlichen Gebotsfriſt wurde der „Ritter”
nunmehr an Norbert Zeuner, Heidelberg, mit
187 175 RM. zugeſchlagen.
Reichswehr=Maſſen=Konzert im Stadion.
Frankfurt a. M. Im Rahmen der
Wie=
derſehensfeier des Vereins ehemaliger 81er
wird am 2. Pfingſtfeiertag im Frankfurter Sta=”
dion ein großes Reichswehr=Maſſen=Konzert
ſtattfinden. Beteiligt ſind hierbei das
Muſik=
korps des 1. (Heſſ.) Grenadier=Bataillons
15. Inf.=Regt. Gießen, das Muſikkorps des
3. (Jäger=) Bataillons 15. Inf.=Regt. Kaſſel,
das Muſikkorps des Ausb.= (Heſſ.) Bataillons
15. Inf.=Regt. Marburg a. d. L.
82 000 geſchmuggelte Zigaretten beſchlagnahmt.
Köln. Durch Zollbeamte konnten in einem
Schmugglerverſteck 82 000 geſchmuggelte
Ziga=
retten und 600 Buch Zigarettenpapier
beſchlag=
nahmt werden. Ferner verfiel ein Kraftwagen,
mit dem die Schmuggelware befördert worden
war, der Beſchlagnahme. Zwei Schmuggler
ka=
men in Haft. Die Zollfahndungsſtelle hatre von
dem Schmuggeltransport Kenntnis erhalten,
und als die Schmuggler von einer Bierreiſe,
die ſie nach geglücktem Transport unternommen
hatten, zurückkehrten, griffen die Beamten zu.
Ein Todesurteil.
Leipzig. Vor dem Schwurgericht ging am
Montag, nach ſechstägiger Verhandlung, der
Mordprozeß gegen den 32 Jahre alten
Kraft=
wagenführer Walter Kunze zu Ende. Dem
An=
trag des Staatsanwalts gemäß, wurde Kunze
zum Tode verurteilt. Er hatte in der Nacht zum
10. November v. J. mit dem Autovertreier
Willi Sonnenkalb aus Leipzig, mit dem er
we=
gen des Verkaufs eines Laſtautos in Verbindung
ſtand, eine Probefahrt unternommen. Im
Leutzſcher Holz hatte er Sonnenkalb erwürgt
und ſich den Wagen angeeignet. Kunze it wegen
eines Raubüberfalles auf den eigenen Valer
und wegen Brandſtiftung im väterlihen
An=
weſen bereits mit drei Jahren Zuchthaus
vor=
beſtraft.
Die Poſener Flugzeughalle ein Raub
der Flammen.
Poſen. Auf dem Militärflugplatz in
La=
witza bei Poſen brach geſtern nacht in der großen
Flugzeughalle der Militärfluganſtalt ein Feuer
aus, daß die ganze Halle mit den darin
befind=
lichen Flugzeugen in Aſche legte. Die geſamte
Feuerwehr der Stadt Poſen war bis zum
Mor=
gen bemüht, die Gewalt des Feuers zu brechen.
Der Schaden iſt ſehr groß.
Skaakskommiſſar
für alle khüringiſchen Theaker.
Dr. Hans Severus Ziegler, Weimar,
iſt zum Staatskommiſſar für alle thüringiſchen
Theater ernannt worden. In dieſer Eigenſchaf
übernimmt Dr. Ziegler, der ſeit einem Jahr
Reichsreferent der NSDAP. für das Theat
weſen iſt, gleichzeitig die künſtleriſche Leitung
der ihm unterſtellten Bühnen.
Jehl ſind die Tage der Konfirmakion.
Unter der Leitung des Pfarrers begeben ſich die Konfirmanden zum Gottesdienſt.
Ueberall findet nun die Konfirmation ſtatt, die für den jungen Proteſtanten einen ſo wichtigen
Abſchnitt in ſeinem Glaubensleben bedeutet.
Ein „Heuſchrecken”=Flugzeug wird ausprobierk.
Ein Flugzeug, das wie eine Heuſchrecke ausſieht, vor dem erſten Start bei London.
Dieſe eigenartige Form eines Flugzeuges wählten zwei öſterreichiſche Konſtrukteure, um mit ihrer
Maſchine ſenkrecht aufſteigen und vorwärts und rückwärts fliegen zu können. Mit dieſem
Flug=
zeug, das jetzt bei London erprobt wird, iſt es ſogar möglich, in der Luft ſtillzuſtehen.
Tokſchlagsprozeß gegen Bankier Hinke
Berlin. In dem Totſchlagsprozeß gegen
den Bankier Wilhelm Hintze wurde die
Zeu=
genvernehmung am Dienstag forigeſetzt.
Her=
vorzuheben iſt dabei die Ausſage der ülteren
Schweſter der verſtorbenen Opernſängerin,
The=
reſe. Sie belaſtete Hintze ſehr ſtark. Der
Ver=
teidiger des Angeklagten, Rechtsanwalt Bahn,
beantragte zunächſt die Ladung weiterer 18
Zeu=
gen, durch die bewieſen werden ſoll, daß Hintze
in glücklicher Ehe mit Gertrud Bindernagel
ge=
lebt habe, und daß durch ihn Frau Bindernagel
berühmt wurde, ſowie daß er ferner zuweilen
an geiſtigen Störungen gelitten habe.
Als erſte Zeugin wird die Garderobiere
Niet=
gen vernommen, die ausſagt, daß Fran
Binder=
nagel ſie am Vortage der Tat gebeten habe,
ihren Mann nicht einzulaſſen. Sie habe ihr auch
geſagt, ſie wolle ſich ſcheiden laſſen, denn durch
ihren Mann habe ſie ſoviel Schulden, daß ſie
vor einem Nichts ſtände.
Als nächſte Zeugin wird dann die Schweſter
der Kammerſängerin, Thereſe Bindernga=1,
vernommen, die Hintze ſehr ſtark belaſtete.
In der Weitervernehmung der Zeugin
The=
reſe Bindernagel, der Schweſter der getöteten
Sängerin, ſchilderte die Zeugin die
verſchie=
denen Differenzen, die es zwiſchen ihr und
ihrer Mutter und dem Angeklagten in den
früheren Jahren ſchon gegeben hatte. Bei dieſer
Vernehmung kam es zu einern Zuſammenſtoß
zwiſchen dem Verteidiger, Rechtsanwalt Bahn,
und dem Vorſitzenden.
Nach der Mittagspauſe wurde die Friſeuſe
der Städtiſchen Oper gehört, die die Vorgänge
am Abend der Tat übereinſtimmend mit der
bereits vernommenen Garderobiere ſchilderte.
Der Münchener Schriftſteller Alfred Fleiherr
von Menſſ=Klarbach f.
München. Am Montag nachmittag ſtarb
der angeſehene Münchener Schriftſteller Alfred
Frhr. v. Menſi=Klarbach im 80. Lebensjahre an
den Folgen einer Lungenentzündung. Der
Vec=
ſtorbene war im „Dezember 1854 in Innsbruck
als Sohn des Bezirkshauptmanns Karl Menſi=
Klarbach geboren, und ſeine erſten
ſchriftſtelle=
riſchen Erfolge veranlaßten ihn dann, nach
München überzuſiedeln. Frhr. v. Menſi=
Zlar=
bach war mit verſchiedenen Ehrenämtern
be=
traut worden, u) a. war er Aufſichtsrat der
Penſionsanſtalt deutſcher Journaliſten und
Schriftſteller urdd Mitglied der Bayeriſchen
Sachverſtändigenkammer für Werke der
Litera=
tur. Auch beſarß er die Silberne Luikpold=
Medaille.
Kreuzei: „Köln” in Auſtralien.
Berlin. Der Kreuzer „Köln” iſt in
Fre=
mantle (Auſtrallien) eingelaufen und wird, am
17. März nach Adelaide (Auſtralien) in See
gehen.
Verſteigerung Goldſchmidk-Rothſchild.
Aus Berlin wird gemeldet: Am Dienstag
nachmittag wurden die Kunſtwerke aus dem
Be=
ſitz des Barons Albert von Goldſchmidt=
Roth=
ſchild auf Schloß Grüneburg in Frankfurt durch
das Berliner Kunſthaus Ball u. Graupe
ver=
ſteigert. Die Beteiligung war außerordentlich
groß. Man ſah u. a. den engliſchen Botſchafter,
ſowie verſchiedene Herren der franzöſiſchen
Bot=
ſchaft. Aus Paris war allein ein halbes Dutzend
Kunſthändler eingetroffen, das auch für ſeine
franzöſiſchen Auftraggeber einen großen Teil der
Stücke erwerben konnte, zumal die Preiſe
keines=
wegs übermäßig in die Höhe getrieben wurden.
Das intereſſanteſte Stück der Sammlung, das
Bildnis der Mrs. Buchanan von George
Rom=
ney ſtieg von 10 000 bis auf 18 200 RM. Zwei
Bilder von Pater brachten 10 000 und 13000
RM. Einige Bilder gingen zurück. Von den
Möbeln erzielte eine große ſchwarze Lackkommode,
eine Arbeit der Ebeniſten Hubert Hanſen und
Dubut aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, den
guten Preis von 18 400 RM.; ein kleines Louis=
XV.=Tiſchchen 13 500 RM. Der kleine
Marke=
terie=Tiſch von Abraham Röntgen (um 1766)
er=
zielte 2800 RM. Die alten franzöſiſchen
Bron=
zen, Porzellane und Tapiſſerien fanden guten
Zuſpruch. Im ganzen brachte die Verſteigerung
weit über 100 000 RM.
Ein Turm von 200 Meker Höhe!
Paris. Der „Excelſior” veröffentlicht eine
Unterredung mit einem Ingenieur, der ſich mit
dem Bauplan eines Hochturmes befaßt, der
700 Meter erreichen und den Eifelturm ſomit
um 400 Meter ſchlagen ſoll. Dieſer Plan ſei für
die Ausſtellung des Jahres 1937 vorgeſehen. Der
Turm müßte auf einem Berge, vielleicht dem
Mont Valerien errichtet werden. Die Koſten
würden 40 bis 50 Millionen betragen. Der
Turm würde in 500 Meter Höhe eine
Platt=
form aufweiſen, die für Autos und
Laſtkraft=
wagen zugänglich ſei. Eine 2. Plattform in
Höhe von 600 Metern wäre zugänglich mit
beſonderen Fortbewegungsmitteln, die auf der
erſten Plattform gemietet werden könnten.
Laſtkraftwagen vom Zuge erfaßt.
Ein Toter, elf Verletzte.
Paris. In der Nähe von Aisne=Abid
(Algerien) wurde ein Laſtkraftwagen von einem
Zuge erfaßt. Die Lokomotive und acht
Eiſen=
bahnwagen entgleiſten, darunter fünf
Benzin=
wagen. Infolge einer Exploſion entſtand im
Zuge Feuer. Der Führer des Laſtkraftwagens
fand den Tod, zehn Perſonen wurden verletzt,
davon mehrere ſchwer. Zwei Perſonen werden
vermißt.
Inkernakionale Ausſkellung
für Blumenzucht und Garkenbau
in Ikalien.
(Von unſerem „„=Korreſpondenten.)
Die internationale Blumenzucht= und
Garten=
bau=Ausſtellung, die in dieſem Jahre erſtmalig
in Mailand, vom Mai bis September, vereint
mit einer ornithologiſchen Ausſtellung,
ſtattfin=
det, umfaßt über 200 Wettbewerbe auf allen
Gebieten der Blumenzucht, unter beſonderer
Be=
rückſichtigung neuer Arten und Abarten.
Außer=
dem gilt ſie für die Anlage von Blumenbeeten
nach Entwürfen, Gewächshausbauten, Projekte
und Entwürfe für Gartenanlagen,
Kunſtgegen=
ſtände zur Verſchönerung von Gärten, Blumen
und Pflanzen aus Kolonialgebieten, ſowie
ſchließlich für eine Ausſtellung von Vögeln,
ſo=
weit ſie als Zierde für Haus und Garten in
Frage kommen. Als Preiſe wurden drei
Ehren=
pokale, 450 Goldene und Silberne Medaillen,
und ſchließlich 40 000 Lire in Bargeld ausgeſetzt.
Für den Transport der auszuſtellenden
Pflanzen und des Materials ſind ſeitens der
italieniſchen Staatsbahnen die weiteſtgehenden
Ermäßigungen und Erleichterungen zugeſagt
worden. Der Organiſationsausſchuß iſt aber
außerdem bemüht, von den Hotels und den
ver=
ſchiedenen Touriſtenvereinigungen ſich
umfang=
reiches Entgegenkommen gewährleiſten zu laſſen.
Schon heute können den ausländiſchen
Ausſtel=
lern und Beſuchern nicht nur paſſende Preiſe,
ſondern auch ein reiches Ausflugs= und
Ver=
gnügungsprogramm zugeſichert werden.
An den Wettbewerben ſind ſowohl in= und
ausländiſche Liebhaber und Berufsgärtner, wie
auch Künſtler und Perſonen, die die
Blumen=
zucht induſtriell betreiben, ferner
Handelsgärt=
ner, Schulen, Inſtitute und Baumſchulen
zuge=
laſſen. Die Eintragung zur Teilnahme an den
Wettbewerben iſt unentgeltlich. Die
Blumen=
ausſtellung ſteht im Zuſammenhang mit der
5. Internationalen Dreijahres=Ausſtellung für
modernes Kunſtgewerbe und Architektur in
Mailand und erfolgt im Park von Mailand.
Zwei weitere Todesopfer der Neunkirchener
Exploſionskataſtrophe.
Neunkirchen. Zwei der bei dem
furcht=
baren Exploſionsunglück am 10. Februar
Verun=
glückten ſind geſtern im Krankenhaus ihren
Ver=
letzungen erlegen. Damit hat die
Exploſions=
kataſtrophe 68 Todesopfer gefordert.
Ein neuer Erdſtoß in Los Angeles.
Los Angeles. Um 11.30 Uhr vormittags
örtlicher Zeit ereignete ſich ein neuer Erdſtoß,
der 38. ſeit Freitag. Es wurde aber kein
ern=
ſter Schaden angerichtet. Die
Verſicherungsſach=
verſtändigen ſchätzen den in Long Beach durch
das große Erdbeben angerichteten Schaden auf
über 50 Millionen und den Geſamtſchaden im
ganzen Erdbebengebiet auf annähernd 75
Mil=
lionen Dollar.
Starker Erdſtoß auf Inſeln im Aegäiſchen Meer.
Athen. Auf den Inſeln Mytilini, Lesbos
und Limnos wurde ein ſtarker Erdſtoß verſpürt.
Einzelheiten fehlen noch. Die Inſeln liegen etwa
130 Kilometer auseinander.
Brand auf dem italieniſchen Paſſagierdampfer
„Virgilio.”
New York. Auf dem italieniſchen
Paſſa=
gierdampfer „Virgilio”, der ſich im Karybiſchen
Meer, zwiſchen der nordkolumbiſchen Küſte und
Haiti befindet, iſt nach drahtloſen Meldungen
ein gefährlicher Schiffsbrand ausgebrochen. Der
ſüdſlawiſche Dampfer „Gundulio” eilt dem
bren=
nenden Schiff zu Hilfe. Wieviel Paſſagiere ſich
an Bord der „Virgilio” befinden, ſteht im
Augen=
blick noch nicht feſt. Die „Virgilio” iſt ein neues
12 000=Tonnen=Motorſchiff der Coſulich=Linie; es
kann 109 Paſſagiere der 1. Klaſſe, 184 in der 2.
und 340 Paſſagiere 3. Klaſſe befördern. Das
Schiff befindet ſich auf der Reiſe von
Valpa=
raiſo nach Genua. Der letzte Hafen, den die
„Virgilio” anlief, war Puorto Columbia.
Japaniſcher Dampfer in Seenot.
Sidney. Der japaniſche 4700=Tonnen=
Dampfer „Kinſen Maru” geriet in einem
ſchwe=
ren Sturm in Seenot. Funkmeldungen zufolge,
iſt der Maſchinenraum des Schiffes völlig vom
Waſſer überflutet. Der norwegiſche Dampfer
„Taillerand” hat an der angegebenen
Unfall=
ſtelle den „Kinſen Maru” entdeckt.
Der Theakerbrand in Ahualulco.
Wie aus Achuscatlan (Mexiko) gemeldet
wird, ereignete ſich in einem Kino durch
Kurz=
ſchluß ein Unglück, das 31 Todesopfer und
70 Verletzte forderte. Der Kurzſchluß entſtand
während der Vorführung dadurch, daß eine
Hoch=
ſpannungsleitung mit einem Metallgitter des
Balkons in Verbindung geriet. 20 Zuſchauer
wurden vom Strom auf der Stelle getötet.
Wäh=
rend die Kinobeſucher zu den Ausgangstüren
drängten, um ins Freie zu gelangen, wurden
Frauen und Kinder niedergetreten. Die Panik
forderte elf weitere Menſchenleben.
41 Tote geborgen.
Mexiko. Die Zahl der Todesopfer, die der
furchtbare Theaterbrand in Ahualulco gefordert
hat, iſt inzwiſchen auf 41 geſtiegen. Davon ſind
etwa 20 Perſonen auf beſonders grauenhafte
Weiſe ums Leben gekommen. Ein
ſtromführen=
des Hauptkabel, das nicht genügend geſichert
war, geriet nämlich mit der Eiſenkonſtruktion
der oberen Räume in leitende Verbindung und
tötete die Perſonen, die das Kabel berührten.
Die übrigen Toten wurden in den Korridoren
gefunden. Sie waren im Gedränge zu Boden
geſtürzt, und der Strom der Flüchtenden ging
über ſie hinweg.
Mittwoch, 15. März 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 74 — Seite 3
Europas Kanonenkönig ſtirbt . . .
Sir Baſil Zahgroff: der Roman eines Abenkeurers. — Europa in Flammen — ihm flog das Geld zu ...
Das tomanhafte Einzelſchickſal
eines unheimlichen Abenkeurers.
Nach den letzten Meldungen von der Riviera
liegt Sir Baſil Zaharoff im Sterben. Das
Porträt dieſes unheimlichen Abenteurers iſt nicht
nur ein romanhaftes Einzelſchickſal — ſondern
vermittelt gleichzeitig ein Bild von der Gruppe
jener internationalen Waffenſchieber, die auch
jetzt wieder durch ihre Machenſchaften Europa
nicht zur Ruhe kommen laſſen.
TaT. Wer einmal in Monte Carlo war, der kennt Sir
Baſil Zaharoff, den ſagenhaft reichen Griechen, deſſen Leben
ein Abenteuerroman war. Allerlei Dunkles munkelt man über
die Vergangenheit dieſes Mannes, der in einem der ſchönſten
Schlöſſer am blauen Mittelmeer wohnt, deſſen ſilberne Hupe am
Rolls Rohce wie ein Seehund bellt — und den noch nie ein
Menſch lächeln ſah ſeit dem Tode ſeiner Frau".
82 Jahre iſt es her, als in einem vorderaſiatiſchen Dorf
ein kleiner Knabe das Licht der Welt erblickte, den man in das
griechiſch=orthodoxe Taufregiſter unter dem Namen Zacharias
Baſileios eintrug. Der Junge wächſt auf in Armut und Elend.
Er trägt ſein Schickſal geduldig, nur in den dunklen Augen
glüht ein Funken ...
Der Vater ſiedelt mit der Familie nach Konſtantinopel über.
Dort ſtreift zum erſtenmal Fortung ſeinen Lebensweg: er findet
die Brieftaſche eines reichen Griechen, bringt ſie ihm unangetaſtet
zurück. Der Mann intereſſiert ſich für den begabten Jungen,
er ſchickt Zaharoff auf ſeine Koſten auf die höhere Schule. Der
Knabe ſaugt die Wiſſenſchaft auf, wie ein trockener Schwamm
das Waſſer, der Ehrgeiz läßt ihn nicht ruhen, er will hinaus
aus der engen, armen Umgebung ſeines Elternhauſes.
Der Start.
In der Familie Zaharoff bleibt es nicht verborgen, daß
Baſil ein heller Kopf iſt. Sein Onkel, ein wohlhabender
Kauf=
mann, will ſich das zunutze machen, nimmt Baſil in ſein
Ge=
ſchäft. Der Junge bewährt ſich bald ſo, daß der Onkel ihn
dadurch zu feſſeln verſucht, daß er ihm einen Teilhaber=Anteil
verſpricht. Verſpricht — aber nicht hält, als es zur Auszahlung
kommt.
Das iſt für Baſil zuviel. Mit einem kühnen Griff in die
Ladenkaſſe nimmt er ſich auf Heller und Pfennig genau das,
was ihm auf Grund ſeines Anteiles zuſteht — und verſchwindet
in Nacht und Nebel nach London.
Der Onkel raſt, er erſtattet ſofort Anzeige: als Baſil
Zaharoff engliſchen Boden betritt, wird er verhaftet. Drei volle
Monate ſitzt er im Unterſuchungsgefängnis, bis ihn das Gericht
freiſpricht. Aber dieſe drei Monate Gefängnis ſind der dunkle
Punkt in Zaharoffs Leben, den er nie verwunden hat.
Der Aufenthalt in England iſt ihm ſo unmöglich gemacht,
er verlegt ſeinen Wohnſitz nach Griechenland, der Heimat ſeiner
Väter. Keiner vertraut zunächſt einem Mann, der ſchon im
Gefängnis geſeſſen hat. Nur einer erkennt ſeine Fähigkeiten,
Skuludes, der ſpäter ſo bedeutende griechiſche Miniſterpräſident,
damals reicher Kaufmann. Er vermittelt Zaharoff den Start
ſeiner phantaſtiſchen Laufbahn: eine Stellung als Vertreter der
Londoner Rüſtungsfirma Nordenfeld und legte damit unbewußt
den Grundſtein zu Zaharoffs ſpäterer Weltgeltung und ſeinem
ſagenhaften Reichtum.
Balkan in Flammen!
Ueberall kommt es dort zu Aufſtänden, eine blendende
Konjunktur für einen Vertreter der — Rüſtungsinduſtrie! Die
Verzweiflung der vom Krieg bedrohten Bevölkerung iſt für
Zaharoff ein günſtiges Zeichen, — ſein Beruf bringt es ſo mit
ſich, daß er die drohenden Kriegswolken am politiſchen Horizont
mit Wohlgefallen betrachtet.
Rußland hat gegen die Türkei mobil gemacht, England
liefert die Waffen, Zaharoff als Generalvertreter bringt ſie an
den Mann. Ihm iſt keine Tür verſchloſſen, dieſem geriſſenen
Händler und Unterhändler! Jetzt hat Zaharoff zum erſtenmal
viel Geld zur Verfügung, zum erſtenmal fühlt er die Macht, die
vom Beſitz ausgeht.
Und ſein Bankkonto ſchwillt an, je mehr der Balkan in
Kriegsflammen ſteht. Geſchäft iſt Geſchäft — war ſein Leben
lang ſeine Deviſe, und die internationale Rüſtungsinduſtrie
kennt keine Landesgrenzen: Wer zahlen kann, wird beliefert,
und wie oft haben ſich die Feinde mit den gleichen Waffen
aus derſelben Fabrik bekämpft!
Die große Chance: das erſte Unterſeebovt!
Aber die Konkurrenz iſt groß: irgendetwas Neues muß
konſtruiert werden. Der Firma Nordenfeld gelingt der große
Coup, ſie bringt als erſte ein ſeetüchtiges Unterſeeboot heraus.
Man lacht zunächſt, aber Zaharoff hat ſich in den Kopf
geſetzt als Erſter dieſes Meerwunder zu verkaufen. Die
grie=
chiſche Regierung fühlt ſich geſchmeichelt, daß ſie als erſte dieſes
kurioſe Kriegsinſtrument beſitzen ſoll: ſie kauft und läßt unter
ungeheurem Jubel der Bevölkerung das Unterſeeboot im Piräus
fahren. Und es — funktioniert .
Die türkiſche Regierung bekommt einen Heidenſchreck, als ſie
ſieht, daß dieſes Unterſeeboot kein Aprilſcherz iſt beſtellt ſofort
bei Zaharoff zwei Unterſeeboote. Und daneben liefert
Norden=
feld noch eine kleine bewegliche Schnellfeuerkanone, die nur von
vier Mann bedient zu werden braucht.
Gerade als dieſer Artikel blüht, kommt ein ganz unbekannter
Mr. Maxim und führt eine Kriegsmaſchine vor — die nur einen
Mann zur Bedienung braucht und zirka 100 Schuß in der
Minute gibt: das erſte Maſchinengewehr! Ueberall iſt man
be=
geiſtert — nur die Firma Nordenfeld bekommt
begreiflicher=
weiſe große Kopfſchmerzen.
Doch Zaharoff ſieht den Ausweg: man muß dieſen
ver=
dammten Mr. Maxim als Bundesgenoſſen gewinnen! Nach
langen Verhandlungen willigt Maxim ein. Und Zaharoff iſt
einen großen Schritt vorwärts gekommen.
aharoff macht Weltgeſchichte.
Ke
Der Start iſt geglückt — jetzt führt in ſteiler Kurve Fortung
Zaharoffs Leben empor! Seit die größte engliſche
Rüſtungs=
firma Vickers Sons u. Co. ihm die Teilhaberſchaft angeboten
hat, iſt ſeine Macht unbeſchränkt. Doch er ſelbſt hält ſich
ängſt=
lich im Hintergrunde, er verſteht es, um ſeine Perſon den
Schleier des Eeheimniſſes zu weben, im Dunklen ſeine
gefähr=
lichen Fäden zu ziehen. Der ruſſiſch=japaniſche Krieg bringt
Vickers Rieſenverdienſte. Zaharoff kauft Zeitungsunternehmungen
auf: ihm gehört inoffiziell die große franzöſiſche Zeitung
„Excelſior”, er iſt der Erſte, der ſich intenſiv für den Bau von
Flugzeugen für Kriegszwecke intereſſiert.
lind als die Früchte ſeiner Arbeit reifen, als 1914/1918
Europa verblutet, ſteht Zaharoff auf der Höhe ſeiner Macht!
Er iſt der Vertraute der hohen Militärs und Diplomaten der
Entente ſeine Vormachtſtellung auf dem Balkan iſt unangetaſtet:
Baſil Zaharoff hetzt Griechenland in den Weltkrieg, er läßt
Staaten wie Marionetten an ſeinen Fäden tanzen".
Ihm iſt der Krieg das lebenswichtige Geſchäft, Rückſichten
kennt er nicht. Aber dieſer Mann, der ſchrankenlos über
phan=
taſtiſche Vermögen gebietet, deſſen Machenſchaften
Hundert=
tauſenden das Leben gekoſtet haben, — in der Liebe iſt er wie
ein hilfloſes Kind. Hier verſagt ſich ihm Fortuna!
Er hat in ſeinem Leben nur eine Frau geliebt, — und
dieſe Frau iſt nicht frei, ſie iſt die Gattin eines franzöſiſchen
Ariſtokraten. Die Grundſätze der katholiſchen Kirche verbieten es
dieſer Frau, ſich von ihrem Gatten zu trennen. So lebt Zaharoff
faſt ſein ganzes Leben mit dieſer Sehnſucht im Herzen, die ihn
nicht zur Ruhe kommen läßt. Er ſieht keine der vielen anderen
Frauen, die ſeinen Weg kreuzen.
Erſt im ſpäten Alter — er iſt ſchon über 65 Jahre — kann
er dieſe Frau als Gattin heimführen. Doch das Schickſal läßt
ihn nur zwei Jahre ſeines Lebens das Glück ſeiner Liebe
genießen. Nach knapp zwei Jahren ſtirbt die Frau, die er ein
Menſchenalter liebte. — Seit dem Tode dieſer Frau hat man
Baſil Zaharoff nicht mehr lächeln ſehen.
Baſil Zaharoff, der keine rechte Heimat hat, liebt die
Riviera am meiſten. Als er ſich nach dem Weltkrieg von ſeinen
Geſchäften zurückzieht, ſiedelt er nach Monte Carlo über baut
ſich dort ein märchenhaft ſchönes Schloß, die Blumen und Früchte
aus ſeinem Garten ſind berühmt.
Baſil Zaharoff iſt eine bekannte Erſcheinung am blauen
Meer. Noch in letzter Zeit ſah man an ſtillen Abenden einen
hochgewachſenen, weißhaarigen Mann auf einſamen Wegen an
der Küſte ſpazieren gehen. Niemand begleitet ihn, er iſt immer
allein. Kein Lächeln ſteht in ſeinem Geſicht, er iſt einſam, dieſer
Sir Baſil Zaharoff.
Was dieſen größten und gefährlichſten Abenteurer unſerer
Zeit in den Nächten des Ringens mit dem Tode bewegt haben
mag, — wer will es wiſſen?
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Seite 10 — Nr. 74
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mitkwoch, 15. März 1934
Sport, Sptel und Jucnen
* Handball im Odenwaldgau der 9.T.
Die Ergebniſſe vom 12. März: Erbach 1. — Steinbach 1. 11:1
(3:1), Erbach 2. — Steinbach 2. 8:2, Lengfeld 1. — Gr.=Umſtadt 1.
14:3 (6:1), 2. Mannſch.: fiel aus, Gundernhauſen 1. — Münſter 1.
8:5 (3:3), Kirch=Brombach 2. — Fränkiſch=Crumbach 1. 10:6 (5:1),
Richen 1. — Semd 1. 8:3 (2:1), Hergershauſen 1. — Groß=
Zim=
mern 2. 2:4 (1:1).
Die beſten Leute bei Erbachs 1. ſtanden im Sturm und Tor,
und ſie zeichnen auch für den Sieg verantwortlich. Dem
Spielver=
lauf nach iſt die Torzahl zwar etwas hoch ausgefallen, doch lag das
an der Schußfertigkeit des Erbacher Sturms. Der Schiri führte
Klage, die unterlegenen Steinbacher, hätten ſeine Maßnahmen
allzu oft kritiſiert. Bei den 2. Mannſchaften ſiegten die verſtärkten
Erbacher leicht und überlegen. Steinbachs 2. ertrug die
Nieder=
lage anſtändig. — Groß=Umſtadt iſt ſpieleriſch nicht mehr auf der
Höhe wie vor Jahren. Es trat in Lengfeld mit einer ſehr
ſchwa=
chen Mannſchaft an, was dem Spiel jeden Reiz nahm. Schon bei
Halbzeit führte der Platzverein 6:1, ja, nach dem Wechſel mußten
die Gäſte noch 8 Tore hinnehmen. Groß=Umſtadt ſollte ſeinen Ruf
als Kreisklaſſenmannſchaft doch nicht ſo leichtfertig aufs Spiel
ſetzen. — Münſter zeigte ſich als ruhige, flink und eifrig kämpfende
Mannſchaft. Gundernhauſen legte zunächſt 2 Tore vor, Münſter
holte auf. Bei 3:3 wechſelte man die Seiten. Dieſer Stand
ent=
ſprach dem ſeitherigen Spielverlauf. Nach der Pauſe erhöhte die
Platzelf auf 4:3; die Gäſte zogen wieder gleich. Nun ſpielte
Gun=
dernhauſen ſtark auf Sieg und brachte dadurch eine härtere Note
ins Spiel. Durch rieſigen Eifer erreichte es das Endergebnis. Die
Abwehr wurde Gundernhauſen leicht gemacht, weil Münſter alle
Bälle vom gleichen Stürmer ſchießen ließ. — An Semds Niederlage
iſt die Hintermannſchaft, Tormann ausgenommen ſchuld. Richens
Sturm konnte ſich infolge dieſes Verſagens reſtlos entfalten
Das Treffen in Kirch=Brombach nahm einen ſchönen, ruhigen
Ver=
lauf. In der 1. Halbzeit ſpielte Kirch=Brombach überlegen, in der
zweiten war die Sache ausgeglichen. Bei den Gäſten haperte es
noch etwas am Schuß.
Kegler=Bereinigung Darmſtadt und Umgebung.
Tabellenſtand: 1. Hanau, 10 690 Holz; 2.
Aſchaffen=
burg, 10 677 Holz; 3. Darmſtadt, 10 631 Holz.
Zußball.
Viktoria Schaafheim — SC. Ober=Ramſtadt 0:3 (0:3).
Zum fälligen Verbandsſpiel weilte SC. Ober=Ramſtadt in
Schaafheim und konnte die dortige Viktoria nach recht
ſpannen=
dem Spiele mit obigem Ergebnis ſchlagen. Der Sieg der Gäſte
war in jeder Beziehung verdient, denn ſie zeigten ein glänzendes
Spiel und waren die weitaus beſſere Mannſchaft. Nach der Pauſe
wurde von ſeiten der Gaſtgeber eine überaus harte Note in das
Spiel gebracht. Aus dieſem Grunde hielten ſich die Gäſteſpieler
ſichtlich zurück, um ſich für das am kommenden Sonntag ſteigende
ſchwere Spiel gegen Roßdorf zu ſchonen. Die Gaſtgeber ſtellen eine
gut eingeſpielte Elf, in der die Hintermannſchaft am beſten
ge=
fallen konnte, aber auch die reſtlichen Spieler der Gaſtgeber waren
mit Eifer und gutem Können bei der Sache. Ober=Ramſtadt, mit
Erſatz für ſeinen Mittelläufer, lieferte in allen Reihen ein gutes
Spiel. Heil=Sprendlingen war ein guter Leiter. — 2. Mannſch.
3:1 für Ober=Ramſtadt. 1. Junioren — 1. Junioren 98 Darmſtadt
1:1.
SC. Viktoria Griesheim — VfR. Nierſtein 1:2 (0:0).
Griesheim folgte einer Einladung des VfR. Nierſtein zu
einem Freundſchaftsſpiel. Griesheim, mit 2 Mann Erſatz, konnte
ſich auf dem kleinen Platz nicht zurechtfinden, hatte jedoch in der
1. Halbzeit mehr vom Spiel. Die ſchönſten Torchancen wurden
herausgeſpielt und mit großem Schußpech verſchoſſen. Auch der
Gegner hatte zweimal großes Pech. Bis zur Halbzeit hätte es
3:1 für Griesheim heißen können. Mit 0:0 ging es in die Pauſe.
Nach Wiederbeginn gelingt Nierſtein in der 3. Minute das
Füh=
rungstor, welches Gr. in der 15. Min, durch Jäger ausgleicht. In
der 28. Min. kommt Nierſtein zu einem Eckball. der Ball kommt
gut herein, ſtreift die Torlatte und wird von Feuerbach vor der
Törlinie gehalten. Der Schiedsrichter entſcheidet Tor, eine
Fehl=
entſcheidung, die auch vom Gegner zugegeben wurde.
Schiedsrich=
ter Klein=Gonſenheim konnte in der 2. Hälfte nicht gefallen, er
benachteiligte Griesheim offenſichtlich. — Weitere Griesheimer
Reſultate: 3. Mſcht. — Eintracht Darmſtadt 2. Mſcht. 2:1, 1. Jgd.
— Polizei Darmſtadt 3:0, 1. Schüler — Union Darmſtadt 4:1.
SC. Viktoria Griesheim — Kickers Jun. Offenbach.
Griesheim rüſtet zu den Aufſtiegsſpielen und empfängt am
Sonntag im weiteren Verlauf der Freundſchaftsſpiele die
beſt=
bekannte Juniorenelf der Offenbacher Kickers. Die Gäſte ſpielen
einen ganz erſtklaſſigen Fußball und konnten ſich die Meiſterſchaft
im Frankfurter Bezirk ſichern. Die Einheimiſchen werden ihr
ganzes Können aufbieten müſſen, um ein ehrenvolles Reſultat zu
erzielen. Der Beſuch des Viktoriaſportplatzes dürfte ſich daher
loh=
nen, und wird ein jeder auf ſeine Rechnung kommen. Spielbeginn
3 Uhr. Vorher hat die 2. Mſcht. ein Verbandsſpiel gegen
Arheil=
gen 3.
Geſchwindigkeiken im Spork.
Von 6 zu 655 Skunden=Kilomekern.
Der Begriff Sport iſt, rein äußerlich genommen, mit dem
Begriff „Geſchwindigkeit” eng verwachſen. Tatſächlich iſt ja auch
ein Sieg in den meiſten ſportlichen Uebungen von der
Errei=
chung der höchſten Geſchwindigkeit abhängig. Höchſter Ruhm
er=
ſcheint es dem Sportfanatiker, Schnellſter von allen zu ſein. In
dieſem Beſtreben ſind in den letzten Jahren die mechaniſchen
Hilfsmittel zur Fortbewegung des Menſchen derart hoch
ent=
wickelt worden, daß man heute Spitzenleiſtungen verzeichnet, die
ſelbſt für das Zeitalter der Technik geradezu phantaſtiſch
an=
muten. Man denke nur an den abſoluten Schnelligkeits=Rekord
der Welt, den der engliſche Flieger Stainforth mit einer
Lei=
ſtung von 182 Metern pro Sekunde oder einem
Stunden=
mittel von 655,8 Kilometern hält, oder an den Autofahrer
Mal=
colm Campbell, der bei ſeinem letzten Rekordverſuch bei einem
Stundenmittel von 437,914 Kilometern in der Sekunde 121,64
Meter durchraſte. Eine Zuſammenſtellung der menſchlichen
Höchſt=
geſchwindigkeiten mit und ohne mechaniſche Hilfsmittel ergibt
folgende intereſſante Ueberſicht: Schwimmen: 6,271 Stkm.:
Johnny Weißmüller=USA. 100 Meter Crawl in 57,8 Sekunden.
Gehen: 15,276 Stkm.: Altimani=Italien 1000 Meter in 3:35,8.
Laufen: 34,951 Stkm.: Jonath=Deutſchland, William=Kanada,
To=
lan=USA. 100 Meter in 10,3 Sek. Eisläufer: 42.353 Stkm.: H.
Engneſtangen=Norwegen 500 Meter in 42,5 Sek. Radfahren;
62 283 Stkm.: Michard=Frankreich 500 Meter in 29:2 Sekunden.
Radfahren mit Motorſchrittmacher: 122.771 Stkm.: Arthur
Van=
derſtuyft=Belgien in einer Stunde. Schlitten: 124,400 Stkm.: J.
Heaton=USA. mit Skeleton auf dem Creſta=Run in St. Moritz.
Ski: 136,300 Stkm.: Leo Gaſperl=Innsbruck beim Kilometer=
Lancé. Motorboot: 200,899 Stkm.: Gar Wood=USA. mit „Miß
Amerika X”, Motorrad: 244,399 Stkm: Ernſt Henne=München,
1 Km. in 14,73 Sek. Automobil: 437,917 Stkm.: Sir Malcolm=
Campbell=England über eine engliſche Meile, Flugzeug: 655,810
Stkm.: Stainforth=England über 3 Km.
Große Turnertagungen finden am 7. und 8. April in
Stutt=
gart ſtatt. Dort tagen Wirtſchafts=Ausſchuß, Vorſtand und
Haupt=
ausſchuß. Tagungspunkte ſind neben dem Deutſchen Turnfeſt das
DT.=Alterstreffen in Saarbrücken, die Deutſchen Kampfſpiele, in
Nürnberg, die Olympiſchen Spiele und die 75=Jahr=Feier der DT.
im Jahre 1935.
Noch drei Länderſpiele trägt der Deutſche Fußball=Bund nach
dem am Sonntag ſtattfindenden Kampf gegen Frankreich in dieſem
Jahre aus, und zwar am 25. Juni gegen Oeſterreich, am 22.
Ok=
tober gegen Belgien und am 5. November gegen Norwegen.
Geſchäftliches.
Unſerer heutigen Auflage für Darmſtadt und Umgebung liegt
ein Proſpekt des Reformhaus Braunwarth Ernſt=
Ludwigsſtraße, bei, worauf die Leſer an dieſer Stelle aufmerkſam
gemacht werden.
(3645
Das Schaukochen, wie es im vollbeſetzten Saale der
Turngemeinde veranſtaltet wurde, ſtellt in der hier gezeigten Form
eine neue Art der Werbung dar. Der gute Beſuch war wohl neben
dem luſtigen Einakter. Die Erbtante kommt!” dem durch Los
zu gewinnenden Brikett=Ofen und den vielen Troſtpreiſen zu
ver=
danken. Die Vortragende, Frau Tilde Sahlmann, zeigte nach
ein=
leitenden Ausführungen über das richtige und damit ſparſame
Kochen mit Unionbriketts, wie in knapp 1 Stunde ein
Mittag=
eſſen für 5 Perſonen (Suppe, Braten, Gemüſe, Kartoffeln und
Nachſpeiſe) zubereitet und gleichzeitig ein Kuchen gebacken
wer=
den kann. Ohne Mehrkoſten wird damit auch die Küche geheizt.
Als Brenn= und Heizmaterial wurden dazu nicht mehr als vier
Unionbriketts verwendet, die bei uns ein paar Pfennige koſten.
Weitere Vorzüge der Unionbrikettverwendung ſind: keine Schlacke,
kein Rauch und Ruß, dazu größte Schonung des Herdes.
Irgend=
wie an der reinen Unionbrikettverwendung im Küchenherd noch
beſtehende Zweifel wurden durch die Vorführung reſtlos zerſtreuf.
Weiterbericht.
Da infolge der Erwärmung der Luftdruck tagsüber etwas
fällt, kommen beſonders im nördlichen Deutſchland
Randſtörun=
gen des im Norden vorüberziehenden Tiefdruckgebiets etwas zur
Auswirkung und laſſen ozeaniſche Luft vordringen. Somit dürfte
ſich auch bei uns zeitweiſe Bewölkung zeigen, ohne daß dabei
be=
ſondere Niederſchläge auftreten. Erneuter Luftdruckanſtieg vom
Weſten her wird dann wieder Erwärmung herbeiführen.
Ausſichten für Mittwoch, den 15. März: Dunſt= und
Wolkenbil=
dungen, Temperaturen ſich zwiſchen Tag und Nacht etwas
ausgleichend, meiſt trocken.
Ausſichten für Donnerstag, den 16. März: Teils dunſtig und
be=
wölkt, teils aufheiternd, mild und meiſt trocken.
Gewinnauszug
5. Klaſſe 40. Preußiſch=Süddeutſche Staats=Lotterie.
Ohne Gewähr
Nachdruck verboten
Auf ſede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen 1 und II
29. Ziehungstag
13. März 1933
In der heutigen Ziehung wurden Gewinne über 400 Mark gezogen
8 Gewinne zu 10000 q. 76192 190621 205521 393853
8 Gewinne zu 5000 M. 204383 234468 280592 3965780,
20 Gewinne zu 3000 M. 5451 77609 116852 144606 162136 165880
171674 191842 206244 207552
32 Gewinne zu 2000 m. 6200 29673 39011 57453 90988 123708
173842 175630 177794 180991 211501 280953 297221 341768 344385
362718
94 Gewinne zu 1000 M. 4019 16661 25516 36615 50919 61597
77180 85801 86255 91419 103763 117973 122934 123636 127988
134320 165962 157850 158933 159626 165807 167187 173336 197835
208166 211908 215943 216259 223017 227191 233141 236979 247308
267487 270476 283535 288198 293456 294807 303409 306504 319427
342144 363757 372217 374378 382948
134 Gewinne zu 600 M. 3927 8402 12489 38533 49008 52780 54537
58486 60839 67985 69108 75944 79512 82730 93290 101743 163575
116450 119747 161489 163953 168954 173450 188486 186586 187122
187777 191407 192256 193914 207877 213307 213600 217714 222173
224418 227304 231945 244892 252176 263332 26365 1 263578 266862
267715 267923 274096 277766 296937 297201 301260 308236 320412
325446 333669 344626 344774 349429 356731 357407 361312 372428
387739 389104 389680 396946 399499
Im Gewinnrade verblieben: 2 Prämien zu je 500000, 12 Gewinne
zu je 3000, 14 zu je 2000, 49 zu je 1000, 68 zu je 500,
222 zu je 400, und100 Schlußprämien zu 3000 M.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Mittwoch, 15. März
10.10: Schulfunk: Tiefſee und Südſee. Hörbild.
15.20: Stunde der Jugend: Der Stärkere. Eine Erzählung. —
Beim Zauberonkel. Luſtige Scherze und Zaubereien.
17.00: Köln: Nachmittagskonzert. Leitung: L. Eyſoldt. Werke von
Boieldieu, Nubinſtein, Saint=Saens, Rimſky=Korſakoff u. a.
18.25: Frieda Klewitz: Das Siedeln.
18.50: Das Theater in Kaſſel. ſeine Bedeutung für Stadt und
Landſchaft. Geſpräch zwiſchen Intendant Edgar Klitſch,
Ober=
bürgermeiſter Dr. Stadler, Kaſſel, und Dr. Laven.
19.30: Mannheim: Mandolinenkonzert. Mitw.: Die Mandolinen=
Geſellſchaft Mignon 1922. Mannheim.
20.00: Zinkeniſt Schabhardt. Hörſpielſzenen aus Schwabens
Ver=
gangenheit. Text von Carl Anton Feuerbächer. Muſik
von Willy Kipp.
21.00: Delius=Abend. Frederick Delius (geb. 29. Jan. 1863). Ltg.:
H. Rosbaud. Das Funkorcheſter Zwei Szenen aus der
Oper: Fennimore und Gerda. — Zwei Szenen aus der Oper:
Romeo und Julia auf dem Dorfe.
22.00: Die Stillen im Lande. Leute von der Grenze.
22.20: Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport.
22.45: Nachtmuſik. Johannes Brahms. Original=Werke für zwei
Klaviere. Ausf.: H. Rosbaud u. E. J. Kahn.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Mittwoch, 15. März
10.10: Schulfunk: Ein Mikrophonbericht aus der Arbeit des Stak
lichen Materialprüfungsamtes.
11.30: Lehrgang für praktiſche Landwirte.
14.45: Jugendbühne: Vier Jungen wiſſen ſich zu helfen, Hörſpiel von
einer guten Kameradſchaft.
15.45: Dr. Ulbricht: Dichter ſehen Dichter.
16.00: Pädagogiſche Bücherſtunde. Erziehung zu Staat und Volk.
16.30: Hamburg: Nachmittagskonzert.
17.10: Oberſtleutnant a. D. Mierzinſky: Neuzeitliche Wehrſyſteme.
17.30: Dr. Reiß mit drei Abiturienten: Abiturium beſtanden —
was nun?
18.00: Tägliches Hauskonzert. Alte Lautenmuſik.
18.25: Zeitdienſt.
18.40: Obering. Nairz: Viertelſtunde Funktechnik.
19.00: Engliſcher Sprachunterricht.
19.30: Das Gedicht.
19.35: Jörgen Bendix ſingt Lieder und Arien.
20.00: Breslau: Eine Kantate für den Rundfunk op. 4. Workk
von Hans Niekrawitz. Muſik von Gerhard Strecke,
21.20: Prof. Fiſcher: Raſſe und Leiſtung.
22.00: Frankfurt: Die Stillen im Lande. Leute von der Grewe,
22.20: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
23.00: Berlin: Tanzmuſik der Kapelle Paul von Beky.
Hauptſchriftleſtung: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Politit und Wiriſchaft: Rudolf Mauve; für Feullleton, Neld md
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch: für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; fü5
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bid und Wort: Dr. Herbert Netie;
für den Inſeraienteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämilich in Darmſfadt.
Für unverlangte Manuſkripie wird Garantie der Rückſendung nicht übernemmen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Auch Du wirſt mich einmal beglücken...
Roman von H. A. von Byern
(Nachdruck verboten!
2)
Hanns=Joachim hatte ſich in dem Klubſeſſel vornüber geneigt
und die Fingerſpitzen zuſammengelegt.
„Lieber Gott — und davon habe ich gar nichts gemerkt!“
„Natürli net,” ſie ſpürte eine unbändige Luſt, den großen
Jungen an den Ohren zu nehmen uned tüchtig zu zauſen. „Grad'
deshalb iſt’s ſo gefährlich! Du ahnſt von nix, du denkſt an nix,
küßt der Madame das Handipatſcherl und — ſchwuppdi! — ſchon
hat euch a guter Freund von ihr photographiert, das Bildl
er=
ſcheint in der „Revue des Deux Mondes”, ſie iſt kompromittiert,
du biſt a Ehrenmann, Konſequenz: Standesamt.”
Er fuhr auf, als ſei der Klubſeſſel ſtatt mit Rindsleder mit
Igelfellen bezogen.
„Gerechter Himmel! Du meinſt ...."
„Lieber Achim”, ſie lachte ihn an, „in ſolchen Sachen ſein die
Männer allweil a biſſerl dumm, geh, lauf net hin und her wie
a Waſchbär, jetzt weißt ja, wieviel d:. Glock’n g’ſchlagen hat, da
kannſt” dich ſalvieren.”
Mit einem Ruck blieb er ſtehen, ſtreckte ihr beide Hände hin.
„Mädel! Dich müßte man in Gold faſſen!” Und dann ſchien
ihm plötzlich etwas einzufallen, er zog das obere rechte
Schreibtiſch=
fach auf, entnahm ihm ein kleines Päckchen und riß ungeduldig
die roſafarbene Seidenpapierumhüllung ab. Ein flaches, rotes
Lederetui kam zum Vorſchein.
„Der Preis meiner verlorenen Wette, weißt du, damals von
dem Keiler her, heute früh iſt ’s angekommen.”
„Oh — wie entzückend!“
Auf weißſamtenem Grund ruhten die tiefbraunen, in goldenes
Eichenlaub gefaßten Haken, lagen da wie ein paar
Vielliebchen=
kerne in einer Knackmandel.
„Gefällt dir’s?”
Er beugte ſich herab und und plötzlich ſchlangen ſich ein
raar weiche, warme Mädchenarme um ſeinen Nacken.
„So lieb is das! Tauſend Dank!”
Ein Kuß rechts auf die Backe, ein Kuß links auf die Backe.
„Ach, das iſt aber ſtoppelig!” ſagte Annemarie ganz
unbe=
fangen.
Der Darkehmer hielt noch immer mucksmäuschenſtill.
„Weißt du, in der Mitte, unter meiner Naſe, iſts weicher”,
meinte er taubenſanft, „möchteſt du nicht mal probieren?”
Uebri=
gens ſind aller guten und vollkommenen Dinge drei!"
Da lachte Annemarie, wurde ein klein wenig rot.
„Den kriegſt’, wenn „Wiener Blut” den „Triumphbogenpreis”
in Paris gwonnen hat!”
„Ehrenwort?!” fragte er leiſe und ſah ihr ſeltſam ernſt in
die Augen.
„Ehrenwort!” verſprach Annewarie und wußte .. . das eben
war mehr geweſen als ein Scherz..
„Baden=Baden, Hotel „Stephanie”, am 24. 8. 1931.
Lieber Achim!
Zwiſchen Lunch und Diner ſollſt Du den üblichen Tagesbericht
erhalten. Und heute habe ich endlich eine Dich vermutlich lebhaft
intereſſierende Neuigkeit: Madame Valtier iſt in Begleitung des
Vicomte de la Tour d’Auvergne eingewechſelt. Schon zwei Stunden
nach ihrer Ankunft (angeblich) machte ſie bei Tante Beſuch, war
ſekr liebenswürdig, ſehr elegant und erkundigte ſich angelegentlich
nach Dir, d. h., ob Du auch herkämſt, wann uſw. — Gleichzeitig
mit ſeiner Beſitzerin traf auch „Gleire de France” ein. Zu jeder
Morgenarbeit war ich in Iffezheim. „Wiener Blut” geht
glän=
zend. Robiczek meint, der Hengſt ſei nicht beſſer zu machen, und
Szäbor erklärt allen Tipſtern und Wettluſtigen, daß er den „
Gro=
ßen Preis” im Schritt gewinnen würde. Das glaube ich auch. Wir
haben mit zwei Stoppuhren gemeſſen und für
zweitauſendvierhun=
dert Meter die phänomenale Zeit von 2:30,5 genommen, alſo
Re=
kord. Dabei ritt Szäbor den Hengſt nicht aus.
Und nun — wie ſieht es daheim aus?! Da ſchreibe ich „
da=
heim” und merke erſt hier, daß mir Darkehmen eine wirkliche
Heimat geworden iſt .. . Ach, Du, wie gern würde ich den Trubel
des Weltbades mit der Stille des lieben, alten Darkehmer
Herren=
hauſes vertauſchen! Sorgt Mamſell auch gut für Dich!
Ueberan=
ſtrengſt Du Dich nicht? Wie geht es „Lille” und „Max” und „
Mo=
ritz”? Und „Fallada” und „Patroclus”? Könnte ich doch jetzt mit
Dir über die Felder reiten!
Lieber Gott, ich vergeſſe ganz, Du ſchreibſt mir ja gar nicht
noch einmal vor Deiner Ankunft. Alſo am Sonnabend 20,40 Uhr.
Zu ſchade, daß Du das „Fürſtenberg=Rennen” am Freitag
ver=
ſäumſt! Ein biſſerl ungemütlich iſts hier, zu international, lauter
Franzoſen, Amerikaner, Engländer, Italiener, Tſchechen, Ungarn.
Die Deutſchen ſind arg in der Minderzahl. — Heute abend iſt—
wieder einmal — Reunion, Der Vicomte, der (natürlich!) Ma=
dame Valtier begleitete, bat mich um den erſten Slow=Fox, wenn
ich nicht unhöflich ſein wollte, mußte ich zuſagen. — Ich wünſchte,
Du wäreſt erſt hier!
Schluß für heute, ich muß mich umziehen — das iſt hier die
Hauptbeſchäftigung. Tante, die Dir geſtern ſchrieb, trug mir
tau=
ſend Grüße auf. — Hoffentlich werden dieſe Zeilen nicht wieder
durch die Butterfrau befördert, ſonſt erhälſt Du den Brief
womög=
lich erſt nach unſerer Rückkehr!
Auf frohes, geſundes Wiederſehen, lieber Achim! Bis dahin
viele, herzliche Grüße
Annemarie.”
Hanns=Joachim ließ das Blatt ſinken, nahm es wieder auf
und las noch einmal; Zeile um Zeile. Wort für Wort. „Ich
wünſchte, Du wäreſt erſt hier!“ War das nur ſo hingeſchrieben oder
ſtand zwiſchen den Buchſtaben noch mehr?! Zehn Tage waren
vergangen, zehnmal vierundzwanzig Stunden, ſeit das helle
Mäd=
chenlachen verklang, ſeit .. . Der Darkehmer griff nach dem
Kurs=
buch, blätterte nervös die Seiten um, ſprang dann auf: „Wilhelm!“
„Der Herr Rittmeiſter befehlen?”
Als habe er die ganze Zeit auf den Anruf gewartet, ſtand der
Diener auf der Schwelle.
„Sofort packen! Den großen Rohrplattenkoffer. In zwei
Stun=
den fahren wir, mit dem Auto. Sie kommen mit!“
„Befehl!”
Eine ſtramme Kehrtwendung. Keine Frage nach dem „
wo=
hi‟. Dazu war der Wilhelm viel zu wohlerzogen, nur ... man
dachte ſich ſein Teil, hielt den Mund und ſchwieg wie ein
gutge=
pflegtes Grab.
Nun fiel Kreuth noch Hunderterlei ein, was er in aller Eile
anordnen mußte. Eine Beſprechung mit dem Inſpektor,
Anweiſun=
gen für Mamſell, ein wichtiges Telephongeſpräch mit der
Land=
wirtſchaftlichen Genoſſenſchaft, die Abſage zum Preisſchießen des
Jagdvereins
„Herr Rittmeiſter müſſen ſich umziehen!“
„Ja, Wilhelm, gleich ..."
Im Schlafzimmer lag und ſtand alles bereit: Der hechtgraue
Promenadenanzug, ein diskret gemuſtertes Oberhemd,
tauben=
grauer Selbſtbinder, Panamahut, champagnerfarbene Halbſchuhe
und warmes Waſſer zum Raſieren. Es roch nach guten Zigaretten,
ſcharfer Seife und Kölniſch Waſſer.
Fertig. Paß, Brieftaſche, Scheckbuch, Zigarettenetui — jck,
alles da.
Wilhelm drückte auf den Startknopf des Wagens.
„Befehlen der Herr Rittmeiſter nach Bludweitſchen?”
„Nein, Königsberg. Der Wagen wird im „Deutſchen Haus”.
eingeſtellt. Hanns=Joachim lehnte ſich zurück, brannte eine
Ziga=
rette an, fragte gutgelaunt: „Na Wilhelm, wohin geht die Reiſe?”
„Nach Baden=Baden. Herr Rittmeiſter.”
(Fortſetzung folgt.)
Die Lage am
Meiteres Verſagen des Speiſekarkoffelgeſchäftes.
Gefclberang des kuriofſeinofthes.
Die lange Froſtzeit, die denn Kartoffelabſatz bis in die
letz=
ten Tage des Januars lahmgelegt hatte, konnte eine Aufbeſſerung
der Abſatzlage nicht zuwege bringen. Aus den Erfahrungen
frü=
herer Jahre war bekannt, daß nach länger anhaltendem Froſt
eine rege Nachfrage einſetzte, die recht umfangreiche Abſchlüſſe zu
höheren als den Preiſen vor dem Froſt brachte. Das Not=
Wirt=
ſchaftsjahr 1932/33 ließ eine ganz andere Entwicklung eintreten.
Die Speiſekartoffelmärkte gaben, zwar den Weg zu befeſtigten,
teilweiſe ſogar höheren Preiſen während der Froſtzeit frei, ſie
konnten ſich aber nicht dazu verſtehen, dieſe Preiſe zu halten, als
die erſten tatſächlichen Umſätze kamen. Im Gegenteil fielen die
Preiſe ſehr ſchnell wieder ab und fanden ſich auf einer Grundlage
wieder, die noch unter dem Preisſtand lag, den man bisher als
normal für dieſes Wirtſchaftsjahr angeſehen hatte. Die vor dem
Froſt in Erſcheinung getretenen Abſatzſchwierigkeiten kamen in
verſchärfter Form wieder, und es ſah ganz ſo aus, als ob ſich die
Speiſekartoffelmärkte in einen Zuſtand äußerſter Kriſe begeben
wollten. Nur dadurch, daß die Witterung umſchlug und die
Ver=
ladungen erneut behinderte, wurde dieſe Entwicklung
unter=
bunden. Indes wurde die Zeit des offenen Wetters zur
Auffül=
lung der Lagervorräte in den Hauptverbrauchsgebieten benutzt.
Deshalb konnte das erneute Froſtwetter auch keinerlei Einfluß
gewinnen, wenn man von einer Befeſtigung der Preiſe auf der
jetzigen, ſehr niedrigen Grundlage abſieht. Induſtrie und
Erd=
gold halten in Berlin einen Preis von 1,60—1,65 RM., und im
Großverbrauchsgebiet des Weſtens einen ſolchen von 1,80—2,05
RM. je Zentner frachtfrei im Großhandel. Bei der Unterſuchung
dieſer Verwertungsverhältniſſe muß man ſich immer vor Augen
halten, daß am 15. Januar noch 1.74 Millionen Tonnen
Kartof=
feln mehr zu verwerten waren, als am gleichen Tage des
Vor=
jahres. Hinzu kommt die weiter geſchwächte Kaufkraft und das
im Laufe dieſes Winters weiter zurückgegangene
Wirtſchaftsver=
mögen. Unter dieſen Geſichtspunkten macht es erhebliche
Schwie=
rigkeiten, eine Vorausſage der Entwicklung darzuſtellen. Der Zoll
von 20 RM. je Doppelzentner, der vom 15. Februar bis 31. März
in Kraft iſt, hat zwar die Grenzen geſchloſſen, wird aber auch im
Auslande ohne jede praktiſche Wirkung bleiben. Eine Beſſerung
der Verhältniſſe kann ſich dadurch anbahnen, daß die Erhöhung
der Zölle für andere landwirtſchaftliche Erzeugniſſe auch eine
Er=
höhung des Preisſtandes für Kartoffeln im Gefolge hat.
Außer=
dem iſt noch eine große Unbekannte, die Haltbarkeit der
Kartof=
feln in den Mieten, zu berückſichtigen. Geſetzt den Fall, daß der
Hundertſatz in dieſem Jahre ein höherer als früher iſt, ſo ſtehen
dem wiederum die in dieſem Jahre verfügbaren größeren
Men=
gen gegenüber. Die Entwickelung der Dinge liegt demnach noch
völlig im Ungewiſſen.
Die Märkte für Fabrik=, Futter= und Feldkartoffeln zeigen
nur ganz geringe Umſätze von nur verſchwindender Bedeutung.
Die Preiſe gaben auch hier entſprechend dem Marktverlauf für
Speiſekartoffeln nach. Die bei den Kartoffelflockenfabriken
lom=
bardierten Katroffelflockenbeſtände werden nunmehr im
Verhält=
nis von 1:1 in Verbindung mit Eoſinroggen über die Deutſche
Getreidehandelsgeſellſchaft zum Verkauf gelangen. Von
beſon=
derer Bedeutung und Wichtigkeit war das Saatkartoffelgeſchäft.
Wenn auch die vielen und überreichlichen Anfragen bei den
Züch=
tern, Saatgutwirtſchaften nicht zu einem entſprechenden Geſchäft
geführt haben, ſo darf man doch ſagen, daß das
Saatkartoffel=
geſchäft im allgemeinen das gehalten hat, was es verſprach. Man
muß immer wieder in Betracht ziehen, daß das völlige Verſagen
des deutſchen Speiſekartoffelmarktes von erheblich ungünſtigem
Einfluß auf die Geſtaltung des Saatkartoffelgeſchäfts iſt.
Den=
noch haben eine Reihe maßgebender Großhandelsfirmen und
Ge=
noſſenſchaften gerade in der Zeit des Tiefſtandes der Preiſe
er=
hebliche Mengen gekauft in der nicht unrichtigen Auffaſſung, daß
die Preiſe tiefer wohl nicht gehen könnten. Die Bekanntmachung
über die Neuordnung des Oſtſchutzes und der
Vollſtreckungsſchutz=
maßnahmen hat dann dazu geführt, daß die früher zum Verkauf
ſtehenden Mengen vielfach zurückgezogen wurden. Jedenfalls ging
die Befeſtigung der Preiſe weniger von der Witterung, als
viel=
mehr von einer Neuordnung des Saatkartoffelmarktes aus. Das
Intereſſe der Käufer verdichtet ſich mehr und mehr auf anerkannte
erſte Abſaaten. Aber auch die Originalſaaten haben größeres
Intereſſe. Viele, beſonders die begehrten Sorten, ſind in den
Originalſaaten bis zu 50 v.H. der Beſtände und mehr
ausver=
kauft. Da die Beſtände in den Originalſaaten jeden Tag
gerin=
ger werden, iſt nicht damit zu rechnen, daß man im März bzw.
April billiger zu Originalſagtgut kommen kann. Auch in dieſem
Jahre iſt der Zug nach gelbfleiſchigen krebsfeſten Sorten, wie
Erdgold uſw., unverkennbar. Die Umſtellung auf dieſe krehsfeſten
Sorten wird auch in dieſem Saatgeſchäft Fortſchritte machen.
Das Geſchäft nach dem Auslande iſt auch in Saatkartoffeln
wie abgeſchnitten. Einige Waggons Originalſaaten konnten nach
dem Auslande verkauft werden. Nur Oeſterreich hat einiges mehr,
allerdings zu niedrigen Preiſen, gekauft.
Wirlſchaftliche Rundſchau.
Die Lage der deutſchen Baumwollſpinnerei im Januar 1933.
Der Arbeitsausſchuß der deutſchen Baumwollſpinnereiverbände
berichtet: Die unbefriedigende Geſchäftslage dauerte auch im
Ja=
nuar an. Die Auftragseingänge hielten ſich in Süddeutſchland
ungefähr auf der Höhe des Vormonats, in Sachſen und
Weſt=
deutſchland waren ſie erheblich geringer, ebenſo auch die Abrufe
auf die laufenden Kontrakte. Zweifellos hat ſich die
Abnehmer=
ſchaft infolge der innerpolitiſchen Entwicklung zurückgehalten, und
die ziemlich unverändert niedrigen Baumwollpreiſe ließen auch von
der Rohſtoffſeite her keine Geſchäftsanregung aufkommen. In erſter
Linie wird aber die Lage der deutſchen Baumwollſpinnerei durch
die Pfundentwertung untergraben, die der engliſchen Konkurrenz
einen Vorſprung in den Geſtehungskoſten verſchafft, der ſich
be=
ſonders gegenüber den deutſchen Feinſpinnereien auswirkt.
Hier=
durch wird die deutſche Produktion in mittleren und gröberen
Ge=
ſpinſten in ungeſunder Weiſe maſſiert.
Internationaler Zuckerrat in Paris. In Paris iſt geſtern der
Internationale Zuckerrat unter Beteiligung von etwa 30
Delegier=
ten der intereſſierten Länder zuſammengetreten. Wie Havas
be=
richtet, rechnet man mit einem Abſchluß der Arbeiten für ſpäteſtens
Dönnerstag abend. Entgegen gewiſſen amerikaniſchen
Nachrich=
ten, ſo heißt es in der Havas=Meldung, werde während der Pariſer
Konferenz die Schaffung eines korporativen Verkaufsorganismus
nicht erörtert werden. Sie ſtehe überhaupt nicht auf der
Tages=
ordnung.
Meiallnotierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 14. März ſtellten ſich
für je 100 Kilogramm für Elektrolytkupfer, prompt eif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 50.25 RM. — Die Notierungen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland, für prompte Lieferung
und Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium. 98 99proz., in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren auf 160 RM.,
desgleichen in Walz= oder Drahtbarren 99proz. 164 RM.,
Rein=
nickel, 98= bis 99proz. 350 RM., Antimon Regulus 39—41 RM.,
Feinſilber (1 Kilogr. fein) 38—41.50 RM.
Die Berliner Metalltermine vom 14. März ſtellten ſich für
Kupfer: März 40.25 (41), April 40.50 (40.75), Mai 40.50
(41), Juni 40.75 (41.25) Juli 41 (41.50). Auguſt 41.25 (41.75).
September 41.50 (41.75), Oktober 41.75 (42.25), November 42
(42.25) Dezember 42.25 (42.50), Januar 42.50 (42.75). Februar
42,75 (43). Tendenz: kaum ſtetig. — Für Blei: März und
April 14.50 (15.50), Mai 14.75 (15.25), Juni 15 (15.75), Juli
15.25 (15.75), Auguſt 15.50 (16), September und Oktober 15.75
(16.25) November 15.75 (16.50), Dezember 15.75 (16.75). Januar
16 (17), Februar 16.25 (17.25). Tendenz: ſchwächer. — Für
Zink: März 20.25 (21), April 20.25 (20.75), Mai 20.50 (20,75),
Kartoffelmarkt.
Skand und Ausſichten des Saakkarkoffelmarktes.
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Eine an und für ſich freundliche Stimmung wurde zu Beginn
der geſtrigen Berliner Börſe durch weiteres Angebot in
Tarif=
werten geſtört. Es lagen zwar wieder Publikumsaufträge vor,
doch waren mehr als an den Vortagen beide Seiten vertreten.
Man hatte den Eindruck, als ob die Kundſchaft eine gewiſſe
Um=
lagerung ihrer Engagements vornimmt, aus den in der letzten
Zeit favoriſierten Papieren herausgeht und ſich zurückgebliebene
Papiere kauft. Die Tendenz war daher ſehr uneinheitlich. Die
Kursabweichungen hielten ſich im allgemeinen in beſcheidenen
Grenzen. Trotzdem war die Grundſtimmung nicht unfreundlich,
zumal die Feſtigkeit des Dollars und die Beruhigung in der
ame=
rikaniſchen Bankenſituation, ebenſo wie der Bericht der Berliner
Handels=Geſellſchaft einen guten Eindruck hinterließen. So kam
es, daß Nebenwerte Gewinne bis zu 2 Prozent erzielten, Buderus
zogen ſogar um 2½ Prozent an, und Schubert u. Salzer gewannen
4½ Prozent, während die Tarifpapiere bis zu 2½ Prozent
ein=
büßten. Hamburger Elektrizitätswerke lagen beſonders ſchwach,
wobei vielleicht die gemeldete Uebernahme des Elektrizitätswerks
Billſtedt bei Hamburg aus dem Beſitz der Gesfürel als ungünſtig
angeſehen wurde. Relativ widerſtandsfähig (auch die Umſätze
waren im Vergleich zur übrigen Börſe, etwas größer) lag der
Montanmarkt, an dem nur Harpener 1½ Prozent einbüßten. Auf
die zu erwartende Dividendenloſigkeit waren geſtern erſtmalig
Berlin=Karlsruher Induſtriewerke gedrückt und büßten 4½
Pro=
zent ein. Auch im Verlauf verſtimmte die Schwäche der
Tarif=
werte und führte zunächſt zu weiteren Kursabbröckelungen.
Spä=
ter wurde es, von Siemens und Dt. Waffen ausgehend, aber
all=
gemein wieder freundlicher. Der Rentenmarkt lag ſehr ruhig,
deutſche Anleihen und Reichsſchuldbuchforderungen waren bis zu
¼ Prozent gebeſſert, Induſtrieobligationen zogen bis zu 1 Prozent
an. Goldpfandbriefe lagen vernachläſſigt, ebenſo Auslandsrenten=
Die Situation am Geldmarkt war unverändert. Der
Tagesgeld=
ſatz blieb bei 4½ Prozent an der unteren Grenze ſtehen. Nach
Privardiskonten beſtand geringe Nachfrage, auch Reichswechſel per
10. Juni wurden umgeſetzt. An Stelle der per 16. Oktober
ausver=
kauften unverzinslichen Schatzanweiſungen des Deutſchen Reiches
wurde eine neue Tranche per 15. November aufgelegt.
Nach der ſtarken Steigerung zu Wochenbeginn herrſchte an der
Frankfurter Börſe eine größere Realiſationsneigung, die
eine allgemeine Kursabſchwächung herbeiführte, zumal auch
Pu=
blikumsorders in etwas geringerem Umfange vorlagen als an den
letzten Tagen. Immerhin waren jedoch im Zuſammenhang mit
neuen Verlautbarungen über ein Arbeitsbeſchaffungsprogramm
von 2 Milliarden, die jedoch vorerſt den Tatſachen vorauseilen,
Montanwerte durchweg freundlicher. Ueberhaupt waren die
Kursabſchwächungen meiſt nicht ſonderlich groß, da die
Grund=
tendenz der Börſe weiter als feſt angeſehen werden kann. Auch
die anhaltenden beruhigenden Nachrichten aus Amerika, die von
einem ſtufenweiſen Abbau der Bankſperre und Vorkehrungen zur
Behebung des Bargeldmangels berichten, ſowie die ſtarke
Er=
holung des Dollarkurſes machten einen günſtigen Eindruck. JG
Farben eröffneten ½ Prozent ſchwächer und gaben im Verlaufe
noch ½ Prozent nach, auch Rütgers leicht gedrückt, dagegen
Scheideanſtalt ½ Prozent feſter. Von Elektrowerten waren
Sie=
mens 2, Bekula 2½, Schuckert ¼, Gesfürel ½ Prozent ſchwächer,
nur Lahmeyer 1 Prozent freundlicher. Am Montanmarkt
über=
wogen aus den oben angeführten Gründen die Kursbefeſtigungen,
ſo waren Phönix, Rheinſtahl, Stahlverein und Mannesmann ¼
Buderus ½, Gelſenkirchen ¼ Prozent höher, aber Harpener ſtark
gedrückt um 2½ Prozent, auch Klöckner ³8 Prozent ſchwächer.
An der Abendbörſe war das Geſchäft wieder kleiner. Die
Tendenz war nicht einheitlich, wenn auch die Börſe im Grunde
feſt geſtimmt blieb. Dementiert wurde eine Meldung über
Ge=
rüchte eines Rücktritts des Reichsbankpräſidenten Dr. Luther.
Farbeninduſtrie zogen ³ Prozent an. Am Montanmarkt lagen
Phönix ½, Klöckner ½, Gelſenkirchen / Prozent freundlicher. Von
Elektrowerten Siemens 1 Prozent freundlicher. Kaliaktien lagen
behauptet, nur Aſchersleben 1 Prozent niedriger.
Reichsbank=
anteile gewannen ½ Prozent. Am Rentenmarkt war das Geſchäft
gleichfalls ruhig. Neubeſitz= und Altbeſitzanleihe waren je ½ Pro=
zent feſter.
Die Lage der Saar=Eiſeninduſtkrie.
Fortſchreikende Beſſerung.
Nach der Statiſtik der Fachgruppe der eiſenſchaffenden
Indu=
ſtrie im Saargebiet waren im Januar 1933 von den 30
vorhan=
denen Hochöfen 16 im Betrieb; ein bisher gedämpfter wurde
wie=
der angeblaſen.
Die Roheiſengewinnung betrug 121 399 Tonnen (gegen 122 397
Tonnen im Dezember bzw. 112 200 Tonnen im Januar 1932),
wo=
von 109 499 (114 630 bzw. 103 180) Tonnen Thomasroheiſen und
11 900 (7767 bzw. 9020) Tonnen Gießereiroheiſen und Gußwaren
1. Schmelzung. Dieſe Steigerung der Gießereiroheiſen=
Produk=
tion iſt in Anbetracht des ſcharfen Wettbewerbes, dieſer
Saar=
ſpezialität in Frankreich bemerkenswert, wo noch immer der
In=
landsverband für Roheiſen nicht wiederhergeſtellt iſt.
Die Rohſtahlgewinnung betrug im Januar 124 602 (134 438
bzw. 110 763) Tonnen, wovon Rohblöcke: 89 310 (95 898 bzw.
85 469) Tonnen Thomasſtahl und 34 100 (37 806 bzw. 24 622)
Ton=
nen Baſiſcher Martinsſtahl und Elektroſtahl und 1192 (734 bzw.
672) Tonnen Stahlguß (Baſiſcher, Elektro= und Saurer).
Die Walzwerke leiſteten im Januar insgeſamt 86 754 (90 465
bzw. 64 798) Tonnen Fertigerzeugniſſe, wovon
Eiſenbahnoberbau=
ſtoffe 8942 (9884 bzw. 7568) Tonnen, Formeiſen (über 80
Milli=
meter Höhe) 10 888 (8066 bzw. 6678) Tonnen, Stabeiſen und
klei=
nes Formeiſen 25 980 (30 931 bzw. 22 331) Tonnen, Bandeiſen
9483 (8725 bzw. 3080) Tonnen. Walzdraht 11 947 (12 539 bzw.
8529) Tonnen, Grobbleche und Univerſaleiſen 5656 (6412 bzw.
6214) Tonnen, Mittel=, Fein=Weißbleche 9604 (9547 bzw. 7304),
Röhren (gewalzte, nahtloſe und geſchweißte) 3578 (3830 bzw. 2500)
Tonnen, Schmiedeſtücke 574 (508 bzw. 422). Außerdem wurden
13 034 (13 557 bzw. 9821) Tonnen zum Abſatz beſtimmtes Halbzeug
abgewalzt. Bemerkenswert iſt für Januar die Mehrerzeugung
von Stahlguß ſowie in der Walzwerksleiſtung die Verminderung
des Stabeiſens gegenüber der ſtändigen Zunahme der
Bandeiſen=
produktion.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Die deutſche Rohzinkproduktion einſchließlich Zinkſtaub ſtellte
ſich, wie der Geſamtausſchuß zur Wahrung der Intereſſen der
deut=
ſchen Metallwirtſchaft, Berlin, mitteilt, im Februar 1933 auf 3584
Tonnen gegen 3907 Tonnen im Monat Januar 1933.
Die bei der „Arbeitsgemeinſchaft privater Feuerverſicherungs=
Geſellſchaften in Deutſchland” im Februar 1933 angefallenen
Schäden aus dem Deutſchen Reich betragen insgeſamt 6 072 162
RM. Die Schadenkurve nimmt hiernach auch in dieſem Jahre den
gleichen Verlauf wie in den früheren Jahren, wo die
Schadens=
ergebniſſe der erſten Monate ſich ebenfalls im Durchſchnitt auf
gleicher Höhe hielten.
Im Zuſammenhang mit den durch die deutſche Zollerhöhung
genährten Befürchtungen wegen eines ſtarken Rückganges der
Eier=
preiſe hat ſich die Vereinigung holländiſcher Eierexporteure bereit
erklärt, in der Woche vom 13. bis 18. März 10 Millionen Eier aus
dem Markt herauszunehmen und in Kühlhäuſern zu ſpeichern. Den
Hühnerzüchtern ſoll ein Preis von 1.50 hfl. je 100 Eier garantiert
werden.
Eine Anzahl von Beſitzern der am 1. „April 1933 fälligen
Schatzanweiſungen der Stadt Breslau hat ſich zwecks gemeinſamer
Wahrung ihrer Intereſſen zuſammengeſchloſſen. Mit ihrer
Ver=
tretung ſind der im Gläubigerbeirat der Städte Frankfurt a. M.
und Köln tätig geweſene RA. und Notar Willy Tormann, Berlin,
und RA. und Notar H. Wolter, Berlin, beauftragt worden. Die
Gläubigerverſammlung findet am 30. März ſtatt.
Gegenüber Meldungen aus Riga und Kowno, daß die deutſche
Regierung beabſichtige, demnächſt alle Handelsverträge mit den
baltiſchen Staaten zu kündigen und Verhandlungen über eine
Neu=
regelung der Handelsbeziehungen vorzuſchlagen, ſtellt der Börſen=
Courier auf Erkundigungen an zuſtändiger Stelle feſt, daß dieſe
Meldungen unzutreffend ſind.
Der Londoner Goldpreis beträgt am 14. März 1933 für eine
Unze Feingold 120/3 sh — 87,0009 RM., für ein Gramm Feingold
demnach 46,3935 Ibs. — 2,79714 RM. Zu dieſem Preiſe wurden
030 000 Lſt. Gold verkauft. Davon gingen 400 000 Lſt. nach dem
Kontinent, während der Käufer des Reſtbetrages ungenannt blieb=
Berliner Kursbericht
vom 14. März 1933
Deviſenmarkt
vom 14. März 1933
Berl. Handels=Gef.
Deutſche Ban lu.
Disconto=Geſ.
Dresdne: Ban 1
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
9 P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Con1i=Gumm=
Deutſche Cont. Gas
Rafe
70.25
61.50
17.625
29.—
18.—
32.125
114.—
42.125
45.75
„36.25
111.125
Me
Elektr. Lieferung
J. G. Farbe
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Unterr
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzman:
Kali Aſchersleben
Klödnerwerke
Ko Zw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel
Haggte
90.625
124.375
65.25
90.—
91.50
68.87!
54.—
137.—
59.625
79.625
71.50
50.875
49.50
Polyphonwerke
Rütgerswerie
Salzderſurth Kali
eon !. Tiet
Zerein. Stahlwerle
Weſteregeln Alkali
Agsb..Nrnb. Maſch.
Baſal: Lin
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfe:
Hohenlohe=Werte
Lindes Eisma ſch.
VogelZelegr. Drah=
Banderer=Werke
37.-
52.75
203.50
35.—
39.50
140.50
A8.—
27.875
32.—
9.—
18.50
85.—
32.—
75.—
Helſingfors
Wien
Prag
Budape
Sofia
Holland
Eslo
Kopenhagen
Stodholm
London
Buenos=Aires
New York.
Belgien
Italien
Paris
Währung
100 finn. M.
100 Schilline
100 Tſch. Kr.
100 Pengö
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
1 L=Stg.
Pap. Peiv
1 Dollar
100 Belga
100 Lire
100 France
Gele.
6.404
18.45
3.047
69.68
3.98
64.54
76.47
14.45
0.823
4.186
21.44
6.55
Brief
6.416
48.55
8.05
170.02
4.12
64.66
76.63
14.49
0.B2
4.204
58.74 58.86
21.48
16.59
Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janeir
Jugoſlawien
Portugal
Athen
Iſiambu
Kairo
Kanado
Truguah
Jsland
Tallinn (Eſtl.
Riga
Wrionarband Burilfiger, Bintdie vr
Frankfurter Kursbericht vom 14. März 1933.
Kee
fällig 1. 4. 34.
„ 1. 4. 35.
1. 4. 36 ..
1. 4. 37..
1. 4. 38..
6% Dtſch. Reichsan
v. 27
5½%Intern.,
6% Baden.
6% Bahern .....
68 Heſſen ..v. 29
6% Preuß. St. v. 28
6% Sachſen v. 2
6% Thüringen v. 27
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. P:/-
Ab=
löſungsanl. .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe
6%Baden=Baden.
6% Berlin . . . v. 24
6% Darmſtadt
6% Dresden. . v. 2
6% Frankfurt a. M.
Schätze. v. 29
v.2
88Mainz
6% Mannheimv. 2
6% München .v. 2‟
6% Wiesbaden v. 28
6½ Heſſ. Landesb!
Goldoblie
½ % Heſſ. Landes=
Hhp.=Bk.=Liquid.
4¾ %. Kom.=Obl.
95‟
88.75
82.25
71
75
96.5
78
81.5
81:
85.5
96
80.5
69
9.7
53
65
4.75
65”=
69.5
73.5
85.5
73.5
88.25
78.75
Wee
Pfd.=Anſt. G. P
Goldoblig
6% Landeskomm.
Bk. Girozentr. für
Heſſ. Goldobl. R.11
R.12
3½ Kaſſeler Land.
kredit Goldpfbr.
6% Naſſ. Landesbk
5½% Liqu. Obl
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöf.=Anl.
*AuslSer. 1
„ Ser.I
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
Berl. Hyp.Bk.
O Liqu.=Pfbr
6% Frkf. Hyp.=Bk.
½% Lig. Pfb=
Goldoblig.
% Frkf. Pfbr.=Bk.
O0 „. Lig.=Pfbr.
6% Mein, Hyp.=B
0 Lig. Pfbr.
60 Pfälz. Hyp.=Bi.
20 Lig. Pfbr
8% Rhein. Hyp.B
„%6 Lig. Pfbr.
Goldoblig
Südd. Bod.
Cred.=Ban:
Lia. Pfbr
6% Württ,. Hhp.=B
Daimler=Benz
Dt. Linol. Werke
6% Mainkrw. v 26
85.25
76
70
86
85
87.25
G5
82.5
8.6
87.75
86.5
87.5
73,5
86.25
91.5
85.75
87
89.5
88.5
86.75
gI.5
79
90
88.75
89.25
n0
Me
87.5
6% Mitteld. Stahl.
6% Ver. Stahlwerke
6% Voigt & Häffner
J. G. Farben Bonds
5% Bosn. L. E. B.
L.Inveſt.
8 Bulg. Tab. v.02
O Oſt. Schätze
427 Oſt. Goldrent
2o vereinh. Rumän
425 Türk. Admin
1. Bagdad
Zollanl.
%6 Ungarn 1913
1914
Goldr.
1910
4½Budp. Stadtanl
4% Liſſabon
49 Stockholm
Abtien
Aig. KunſtziideUnie
A. E. G.
AndregeNorisBahn
Aſchaffba. Brauerei
Zellſto
Bemberg, J. P...
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen.
Cement Heidelberg
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſel
Chem. Werke Albert
Chade .........."
Contin. Gummiw.
86
68.5
105.5
8.75
15.2
13
102
5.6
4.5
33
38
80
32
*
44
81.s
36
Contin. Linoleum.
Daimler=Ben:..."
Dt. Atl. Telegr.
Erdö ....."
Di. Gold= u.
Silber=
ſcheide-Anſtalt/173
Linolwerl. Berl
Dortm. Ritterbrär
Dyckerho! & Widm
Eichbaum=Werger.
Elettr. Lieferg.-Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergw”;
Eßling. Maſchinen
Faber & Schleiche
Feinmech. (Jettcy
Felt. & Guf leaume
FrankfurterHof.
Gelſenk. Bergwer=
Gef. f.elektr. Untern.
Goldſchmid: Th.
Grün & Bilſinger.
Hafenmühle Frift
Hammerſen (Osn.)
HanauerHofbrauh
Hanfwerke Füſſen.
Harpener Bergbau
Henninger Kempt
HilpertArmaturfrb
Hindrichs-Aufferm./ 62
Hirſch Kupfer
Hochtief Eſſen
Horzmann. Ph.
Ilſe Bergb. Stamm
Junghans.
Kali Chemie
38
20
60
102
200
J. G. Farbeninduſr. /124.25 Motoren Darmſtadt
43
Gritzner=Kahſer. . .! 32 Riebec Montan
„Klein, Schanzlin
Klöcknerwerke ...."
730.75 Knorr C. H....
1104.5 Lahmeher & Co. ..
Laurähütte ..
Lech. Augsburg
Löwenbr. Münch.
82.5 Lutz,Gebr. Darn
Mainkr.=W. Höc
Mainz. Akt.-2
Mannesm.=Röhr
Mansfeld. Berg
Metallge). Franki
28.5 MMiag. Mühlenbau
35. 25 MMontecatin Maild.
29 Sberbedar
61 Phön ;Bergbau
36.5 MReiniger, Gebbert
65¾ Rh. Braunkohlen.
Elektr. Stamm
Stahlwerte
Roede: Gebr.
64 Rütgerswerie
Salzdetfurtl Kali
Salzw. Heilbronn
Schöff erhof=Rind.
Schramm Lackfbr.
Schriftg. Stempe
41.25 Schufer!, Cleity
Schwarz=Storcher
8.75 Siem. Glasinduſtr
87.5 Siemen & Halsle. 1152.5
Südd. Kucker=A. G.
154 Tellus Bergbau.
Genüfſel114.5 Thür. Liefer.=Gef..
24.5 Tietz Leonhart
93.5 ſunterfranken ..
Aſchersſeben 136,5 Ver. Stahlwerfe
60
134
r4
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71.5
71.5
36.5
A
11.8
39
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74.5
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Mfé
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DI.
70
159
25.5
er, Ultramarin.
Voigt & Haeffner.
Wayß & Frehtag.
Wefteregeln Kali.
Zellſtr / Waldho
Memel
Allg. Dt. Crediuan
Badiſche Bant.. ..
Bk. f. Brauinduſtt
Bayer. Hyp. u. M
Ber/ Han elsge..
Hhpothefbi.
Comm. Privatb
Dt. Ban und Dise
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdner Ban:
Frantf. Bant
Hhp.=Ban
Mein. Hyp.=Ban
Pfälz. Hhp.=Ban!
Reichsbant=An
Rhein. Hyp.=Ban1
Südd. Bod.=Cr. B!
Württl Notenban
A.=G. „Ver ehrsn
Allg. Lokalb. Kraftt
7% Dt. Reichsb. V
Hapa
Nordd. Lloyd
Südd Eiſenb.=Gei
Allian, u. Stur=
Verſicherung
Verein. T
Frankona Rückzu. Ml121.5
Mannheim Ve=
28.5
141
53.5
19
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33.5
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70.25
61.s
73.25
86
83.25
140
7
45.75
96I
17.95
182,
11
Otavz Miner
F.
39.75
jandelsl 37
Seite 12 — Nr. 74
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 15. März 1933
Horanzeige!
Vonnerstag
Ein einmaliges Erlebnis, ein Film, der nur
ein Prädikat verdient: vollkommen.
Ein großes Spiel, es rollen merkwürdige
ereignisreiche hinreißende Dinge ab:
Ein beglückender, berauschender Triumph
AWFORD•WALLACE BEER)
WBARRYMORE •LEWIS STON
GARBOOJOAN
BARRTMORE
GRETA
LIONEL
NA
Ao.
Blitzend schwingen die Drehtüreh des Gtand-Hotel — Menschen kommen, Menschen
gehen — Menschen fluten in breitem Strom in die Halle lachend, plaudernd, ernst,
lebhaft oder still — jeder Mensch ein Leben, ein Schicksal für sich, das der andere
nicht kennt Es ist Zufall, daß alle diese Menschen zur gleichen Zeit im Grand
Fiatel sind. Nichts bindet sie. Nur für kurze Zeit soll es Aufenthalt für sie sein:
alle haben ein Zuhause, einen Ausgangspunkt, zu dem sie immer wieder
zurück-
kehren. — Niemals ist es ganz still im Grand Hotel. Von den frühen Morgenstunden
an, in denen die Reinmachefrauen in der Halle und in den Korridoren geschäftig
sind, über den Vormittag mit seinen tausend Telefongesprächen und geschäftlichen
Konferenzen, vom Nachmittag und Abend, die erfüllt sind von den Sunkopen der
Jazzorchester im Teeraum und in der Bar bis tief in die Nacht, bis der Kreislauf
wieder früh am Morgen beginnt, fühlt man das pochende Leben der großen Stadt,
das sich hier zu verdichten und zu konzentrieren scheint. — Menschen kommen,
Menschen gehen — blitzend schwingen die Drehtüren des Grand Hotel.
Günſtiges Sonder=Möbelangebot!
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1050 Mk. für 650 Mk., 2 pol. Speiſezim.,
2=m=Büfett, ſtatt 875 Mk. für 585 Mk.
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Hessische Beamtenbank
e. G. m. b. H. zu Darmstadt
Einladung
zur
Ordentl.
Hauptversammlung
(Vertreterversammlung)
am 25. März 1933, nachm. 15 Uhr, im
Reichshof zu Darmstadt, Rheinstr. 35
Tagesordnung:
1. Geschäftsbericht des Vorstandes und
Aufsichtsrates.
2. Bericht über die gesetzliche Revision.
3. Genehmigung der Bilanz, Entlastung
des Vorstandes, Verteilung des
Reingewinnes.
4. Wahlen zum Aufsichterat.
5. Wahlen zum Vorstand.
6. Aenderung der Satzung 8 48 (
Be-
kanntmachungen).
7. Allgemeine Aussprache.
Stimmberechtigt eind nur die Vertreter
Darmstadt, den 14. März 1933.
Hessische Eeamtenbark
e. G. m. b. H. zu Darnstadt
Burger. Hevder. Schäfer, Schell.
Nur noch hente u. morgen
Hente letzter Ta
Hente und folgende Tage
Ein Film, der jedem gefällt!
Eine witzige, spannende,
amüsante Tonfilm-Operette
Der Diamant
des Zaren
Das lustige Erlebnis aus der Winter
berrlichkeit Oberbayerns
Der sensationelle und spannende
Kriminal-Tonfilm
Schlosskeller
—Alezanderstraße 5 —
Jeder muß einmal die
prominente ungarische
Kapelle „Mikulai‟
Grandhofel
Der König der Diebe
(Fürst Seppl)
mit
Grit Haid und Hans Beel
Gaden.
Jugendliche zugelassen.
(Der Orlow)
(F.3/
mit
Twan Petrovich und
Liane Haid.
mit seinen Solistinnen
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Hausfrauen-Nachmittag!
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Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr.
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Donnerstag, den 16. März 1933,
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am alten Münster zu Lorsch
unter Führung von Prof. Dr. Behn.
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am Landesmuseum um 3 Uhr.
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meldung bis 12 Uhr im Staatsarchiv
unbedingt erforderlich.
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