Einzelnummer 10. Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 59
Dienstag, den 28. Februar 1933. 196. Jahrgang
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Konkurs oder gerichtlicher Beireibung fäll eder
Rabatt weg. Bankkonto Deutſche Banl und
Darm=
ſtädter und Natonalbant.
Attentat auf das Reichstagsgebäude.
Brandſtifter an der Arbeik. — Der Reichskag in Flammen. — Sihungsſaal, Tribünen, Wandelhalle, Preſſe=
Zimmer und ein Teil der Frakkionszimmer völlig ausgebrannk. — Ein Akkenkäker feſtgenommen.
Weitere Anſchläge befürchkei. — Die Polizei auf höchſte Alarmſtufe geſehl.
das Reichstagsgebäude.
Der große Leſeſaal des Reichstags.
Fin niederländiſcher Kommuniſt
als Täker feſtgenommen.
Mokiv der Tak:
Rache am inkernakionalen Kapikalismus.
* Berlin, 27. Februar. (Priv.=Tel.)
Das Reichstagsgebäude ſteht in hellen Flammen. Aus ganz
Groß=Berlin wurden die Wehren zuſammengezogen um den
Brand zu bekämpfen. Es iſt bereits feſtgeſtellt, daß
Brand=
ſtiftung vorliegt. Das Feuer kam in der 22. Stunde an vier
verſchiedenen Stellen des Gebäudes gleichzeitig zum Ausbruch.
Hierzu erfahren wir noch:
Gegen 21,15 Uhr am Montag abend wurden die Berliner
Feuerwehren, nach dem Reichstagsgebäude gerufen, wo im
Kuppelbau Feuer (sgebrochen war. Die Wehren rückten auf
den Alarm hin mit den Fahrzeugen von zehn Berliner Wachen
an. Auch die Polizei traf an der Brandſtätte mit einem größeren
Aufgebot von Schupobeamten ein und ſperrte ſofort den
Reichs=
tag in großem Umkreis ab. Beim Eintreffen der Wehren ſtand
der große goldene Kuppelbau des
Reichskags=
gebäudes in hellen Flammen.
Ueber die ganze Umgegend ergoß ſich ein Sprühregen von Feuer.
Feuerwehr und Polizei drangen ſofort in den Reichstag ein.
Im Gebäude gelang es ihnen, einen Mann feſtzunehmen, der
unumwunden die Brandſtiftung zugab. Er erklärte, der
nieder=
ländiſchen kommuniſtiſchen Partei anzugehören. Der
Brand=
ſtifter wurde unter ſtarker polizeilicher Bedeckung ſofort in die
Wache am Brandenburger Tor gebracht, wo er eingehend
ver=
hört wurde.
Die Berſon des Täkers.
Ueber die Perſon des Täters erfahren wir noch folgendes:
Der Verhaftete gab bei ſeiner Vernehmung an, daß er
holländi=
ſcher Kommuniſt ſei und van der Lübbe heiße. Er will die Tat
aus Rache am internationalen Kapitalismus
be=
gangen haben. Ueber eventuelle Mittäter oder Hintermänner
dieſes ſcheußlichen Attentats verweigert er bis jetzt jede
Aus=
kunſt. Die Polizei nimmt aber an, daß er noch Helfershelfer
gehabt hat. Der verhaftete Täter ſtammt aus Amſterdam und
iſt etwa 20 Jahre alt. Er macht einen außerordentlich
fanati=
ſchen Eindruck. Nach ſeiner Vernehmung auf der Wache am
Brandenburger Tor wurde er in das Berliner Polizeipräſidium
übergeführt.
Die Abſperrmaßnahmen rund um den Reichskag
werden außerordentlich ſtreng gehandhabt, da man in dem
Gebäude noch mehr Perſonen vermutet, die mit der
Brand=
ſtiftung in Verbindung ſtehen. Das Gebäude durfte außer
Polizei und Feuerwehrleuten niemand betreten. Das grandioſe
Schauſpiel der weithin am nächtlichen Himmel leuchtenden
brennenden Kuppel hatte zur Folge, daß ſich trotz der ſpäten
Abendſtunden rund um den Reichstag Tauſende von Menſchen
angeſammelt hatten. Der Fahrverkehr wurde umgeleitet, da die
Straßen um das Reichstagsgebäude mit Leitungsſchläuchen
über=
ſät ſind.
Ein Skimmungsbild
aus dem brennenden Reichskag.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Blitzartig hat ſich die Kunde durch Berlin verbreitet, daß der
Reichstag brennt. Man hält das erſt für einen ſchlechten Witz,
weil vor wenigen Tagen erſt die Brandſtiftung im Schloß verſucht
wurde. Ein Anruf beim Reichstagsbüro bringt aber die
Beſtä=
tigung, und als man kurz danach im Reichstag ankommt, bietet
ſich wirklich ein unheimliches Bild.
Die große, vergoldete Kuppel, die über dem Sitzungsſaale ſich
aufbaut, glüht in Feuer. Die Flammen ſchlagen durch die
ge=
borſtenen Scheiben heraus. Millionen von glühenden
Papier=
fetzen werden durch die heiße Luft in die Höhe getragen und
wir=
beln um das ganze Haus herum. Die Feuerwehr hat die zehnte
Alarmſtufe angeordnet. Ein Heer von Feuerwehrwagen umlagert
das ganze gewaltige Viereck des Gebäudes. Ueberall
Schlauchlei=
tungen, die Polizei iſt mit ihren Mannſchaften aufmarſchiert und
hat die Gegend bis zum Brandenburger Tor abgeſperrt. Auch
Pan=
zerwagen ſind, um gegen alle Ueberraſchungen gerüſtet zu ſein,
aufgefahren. Gegen 23 Uhr iſt die Hauptgefahr überwunden und
die Polizei geſtattet
einen Blick in das Gebäude.
Es ſieht wüſt aus. Im Sitzungsſaal ein Durcheinander von
Lei=
tungen, über die man mühſam hinwegklettern muß. Die
Wandel=
halle iſt ein einziger Moraſt. Der dicke Teppich hat ſich voll
Waſſer gezogen. Das Waſſer ſteht überall zentimeterhoch. Die
Fenſter, die ins Freie führen, ſind rückſichtslos eingeſchlagen.
Ueberall Schläuche durchgelegt, aus denen ſich immer noch die
Waſſermengen in den Sitzungsſaal ergießen. Der Saal ſelbſt
völlig mit Rauch gefüllt. Ein Ueberblick iſt
nicht möglich. Man ſieht nur, daß das glühende Dach,
das zwiſchen dem Saal und der Glaskuppel liegt, eingebrochen
und mit dem Gerüſt in den Saal geſtürzt iſt. Die Stühle ſind
faſt alle verbrannt. Das reiche Holzpaneel, das an den
Wän=
den zu den Tribünen hinaufführt, muß wie Zunder gebrannt
haben. Ueberall liegen ſchwarz=graue Balken. Die Rückwand,
die den Präſidentenſitz von der dahinter liegenden Rückwand
trennt, iſt vollkommen durchgebrannt.
Ein gähnendes Loch iſt alles, was übrig geblieben iſt.
Es ſcheint, als ob der Präſidentenſtuhl und die Miniſterbänke
gleichfalls ein Opfer der Flammen geworden ſind. Die
Arbeits=
räume der Preſſe bleiben auch um Mitternacht noch geſperrt.
Dort wütet das Feuer unentwegt weiter, weil es an den rieſigen
Makulaturvorräten reiche Nahrung findet.
Die Polizei arbeitei fieberhaft, um den Verbrechern
auf die Spur zu kommen.
Es handelt ſich um eine von langer Hand vorbereitete
Brand=
ſtiftung und um eine ganze Reihe von Perſonen, die den
Wach=
dienſt des Reichstags offenbar ſehr genau kennen. Denn der
eigentliche Bewachungsdienſt ſetzt erſt abends um 10 Uhr durch
dauernde Rundgänge ein. Das Portal wird ſchon vorher
geſchloſ=
ſen und iſt auch dauernd unter Aufſicht. Man kann aber nicht
ver=
hindern daß Beſucher, die im Laufe des Tages in das Haus
kom=
men, ſich irgendwo verſtecken und bei Dunkelheit in aller
Heim=
lichkeit ihre Brandvorbereitungen treffen. Das müſſen ſie in
größ=
ter Stille getan haben.
Hun Reuanfoad oes Reiches.
Die kulturelle Aufgabe.
Vom
Grafen Hermann Keyſerling.
Copyright 1933 by Graf Hermann Keyſerling.
Darmſtadt.
Nur überlegene Staatskunſt, welche der ganzen Vielfalt des
überreichen deutſchen Weſens verſtehend Rechnung trägt, kann das
Reich politiſch zuſammenhalten, wahren und langſam in beſſere
Verfaſſung bringen (vgl. Darmſt. Tgbl. vom 22. 2. 33: „Die
ſtaats=
männiſche Aufgabe‟). Kulturell nun liegen die Dinge
erſt recht ſo.
In dieſer Zeit des Raſſen= und Blutsfanatismus iſt es ſchwer,
für ſachlich haltbare Vergleiche Gehör zu finden. Trotzdem bitte
ich im Zuſammenhang mit dem deutſchen Schickſal zweierlei zu
erwägen: warum es England immer noch gelingt, die ſo viel
be=
gabteren Inder zu beherrſchen, und warum die nüchternen und
phantaſieloſen Römer die damals ein Kulturvolk erſten Ranges
darſtellenden Juden politiſch vernichten konnten, was ihnen ja im
Fall der politiſch gleichfalls wenig fähigen Griechen nicht gelang.
Inder und Juden waren und ſind in erſter Linie ein
Kaſten=
volk. Der herausgeſtellte Geiſt beherrſchte und beherrſcht mit
ſeinen eigenen Kategorien ſo ſehr ihr ganzes Leben, daß geiſtiges
Vorurteil gegenüber der Erfaſſung lebendiger Situation das
Wichtigere darſtellt und geiſtige Inhalte mehr bedeuten als
poli=
tiſche Wirklichkeiten. So waren und ſind ſie klarem
Wirklichkeits=
ſinn gegenüber beinahe waffenlos. In kaum geringerem Grade
nun ſind die Deutſchen ein Kaſtenvolk. Deswegen bedeuten hier
politiſche Parteien von Hauſe aus nicht Inſtrumente der
Staats=
kunſt, ſondern Gefäße für dogmatiſchen Glauben; deswegen geben
neunzig unter hundert Deutſchen inſtinktiv weiteſte Wirklichkeit
zum beſten enger Vor=Stellung preis. Deswegen ſind Raſſe und
Blut hier nicht ſelbſtverſtändliche Realitäten, ſondern Probleme,
zu denen man ſich ſo oder anders von außen her weltanſchaulich
ſtellt. Deswegen wird hier alles und jedes Sein zur Fach=
Spe=
zialität, wie es nicht anders werden kann, wo die geiſtige
De=
finition wichtiger erſcheint als das lebendige Weſen. Zumal das
deutſche „Fach” entſpricht dem, was in Indien „Kaſte” iſt. Als
Soldat iſt der Deutſche Fachmann der Ehre und des Muts, als
Fürſt Fachmann der Großmut, als Regierender in jedem
begab=
ten Falle Fachmann der Ueberparteilichkeit. Und hier geht die
kaſtenmäßige Differenzierung ſo weit, daß der Deutſche
typiſcher=
weiſe entweder Geiſt oder Charakter hat.
Deswegen hat in Deutſchland je nach dem Zeitgeiſt der
Cha=
raktervolle oder der Charakterloſe, der Geiſtige oder der
Ungei=
ſtige vorgeherrſcht. Daher ſein immer erneutes Zuſammenbrechen
nach Perioden einſeitiger Charakteranſpannung. 1918 hatte ein
genau gleichſinniges Vorbild nicht nur an 1806, ſondern auch am
Zerfall des Stauferreichs, ja am Verrat des römiſch
diſziplinier=
ten Arminius durch ſeine weltanſchaulich andersdenkenden
Lands=
leute. Nur eine Tradition ſupremer Staatskunſt, die immer nur
wenige verkörpern können, vermöchte Deutſchland politiſch groß
zu erhalten; und einzig die Tatſache, daß immer wieder große und
ſtaatsmänniſch höchſtbegabte Einzelne erſtanden ſind, hat
Deutſch=
land immer wieder davor bewahrt, endgültig einem Schickſal wie dem
der Juden und Inder zu verfallen — nahe genug war esoft daran.
Nun ſind alte Völker, niemals weſentlich zu ändern. Und
weſentlich geiſtige Völker bleiben für immer geiſtig. 1918 ſollte
allen künftigen deutſchen Staatsführern dies Entſcheidende zum
Axiom erhoben haben, daß äußere Zuſammenfaſſung nicht
zu=
ſtandebringt, wozu die innere Anlage fehlt. Bloß äußere „
Ertüch=
tigung” verſtärkt letztlich nur die innere Ohnmacht, indem ſie über
ſie hinwegtäuſcht. Als Volk zu politiſieren ſind die Deutſchen nicht:
höchſtens werden ſie dann zu Sektierern des Glaubens an
allein=
ſeligmachende Politik, und ſolche Religioſität iſt dem realiſtiſchen
Inſtinkt urſprünglich politiſch eingeſtellter Völker nie gewachſen.
Wieder einmal ſehe ich mich veranlaßt, für Deutſchland alles
poli=
tiſche Heil von einer Direktorialverfaſſung zu erwarten, die ebenſo
ſicher Dauer=Führung von oben her gewährleiſtete, wie ſolche die
Kurie im Fall der römiſchen Kirche leiſtet. Aber eben weil
ſie kein politiſches Volk ſind, können die
Deut=
ſchen zu einem der größten Kulturvölker
wer=
den. Und im Erreichen deſſen ſehe ich das
wich=
tigſte Ziel des Neuaufbaus des Reichs.
Die Deutſchen ſollen ein Kulturvolk werden? Sind ſie es
denn nicht? Noch nicht. Ueberragend große Einzelne in ſelten
gro=
ßer Zahl hat dieſes Volkstum hervorgebracht, aber bisher immer.
im Unterſchied von der Maſſe und beinahe allemal ohne daß ein
Zuſammenhang zwiſchen dieſen Großen und dem Reich entſtand.
Dieſen Umſtand empfanden alle Großen, und ſehr viele dermaßen
bitter, daß ſie unmittelbar deutſchfeindlich geſinnt waren. Dies
war beim letzten wahrhaft bahnbrechenden Geiſte Deutſchlands,
bei Friedrich Nietzſche, ſo ſehr der Fall, daß Ludwig Klages,
ge=
wiß der tiefſte Verſteher ſeines Charakters, von ihm behauptet,
Nietzſche wäre, hätte er den Weltkrieg miterlebt, fanatiſcher
En=
tentiſt geweſen (vgl. „Die pſychologiſchen Errungenſchaften
Nietz=
ſches”, S. 152). Die Zuſammenhangsloſigkeit mit dem Reich aber
ergab ſich daraus, daß es bisher offiziell nur Staats= und nicht
Volksbewußtſein gab — und viele der bedeutendſten Deutſchen
waren oder blieben nicht deutſche Staatsbürger. Vor allem aber
fehlte jene Zentrierung in der Kultur, die bei Völkern von
ähnlicher Anlage, wie ſie den Deutſchen eignet, allein weitere und
dauerhafte Gemeinſchaft ſchaffen kann. So war das
National=
bewußtſein Alt=Chinas und Alt=Griechenlands in erſter Linie ein
Bewußtſein gemeinſamer Kultur; und heute beruht Frankreichs
Einheit weſentlich darauf. Dieſer bisher typiſchen
Zu=
ſammenhangloſigkeit zwiſchen dem bedeutenden
Einzelnen und dem Volk muß und kann nun
ab=
geholfen werden. Es kann und muß eine einheitliche
Kul=
turbaſis als primäre Bewußtſeinstatſache geſchaffen werden, an
welcher alle Deutſche teilhätten; und zwar lebendig
teilhät=
ten, nicht nur im Sinn des Buchwiſſens, der Heldenverehrung oder
der Erinnerungsfeier zum hundertſten Todestag. Dieſe Baſis iſt
von oben her zu ſchaffen. Und in dieſer Hinſicht iſt den
Nationalſozialiſten zuzugeſtehen, daß ſie von
durchaus richtigem Inſtinkt geleitet werden.
(Fortſetzung auf Seite 8.)
Seite 2 — Nr. 59
Die Polizei hat bereits mehr als 20 einzelne
Brandherde feſtgeſtellk.
Vielleicht ſind es noch mehr. Das Feuer hat nicht überall
gezündet. Im Reſtaurant, wo nur die Tür verkohlt iſt, kann man
die Entwicklung noch ſehr genau verfolgen. Ein größerer Haufen
Lumpen, wahrſcheinlich mit Benzin getränkt, iſt unmittelbar an
der Tür aufgeſchichtet und dann angeſteckt, um an der Holztäfelung
Nahrung zu finden. Hier hat aber ſchon ein Waſſerſtrahl genügt,
um das Feuer zu löſchen. Andere Feuer finden ſich in der
Wan=
delhalle und in der Jahrhunderthalle, unmittelbar vor dem
Zim=
ier des Reichskanzlers. Die brennende Flüſſigkeit iſt von den
Lumpenhaufen auf die Teppichunterlage weitergefloſſen und hat
große Stücke aus dem Deckenfilz herausgefreſſen, iſt aber dann
bald wieder erſtickt. Kein Zweifel alſo, daß ein umſichtiger
Brandſtifter an der Arbeit
geweſen iſt. Man hört auch von der Polizei, daß einer der
Verbrecher gefaßt worden iſt, der den Ausgang nicht mehr finden
konnte und ſo der Polizei in die Hände lief. (Es ſoll ſich nach
einer allerdings noch nicht amtlichen Meldung um einen
holländiſchen Kommuniſten, namens van der Lübbe, handeln.
Die politiſche Polizei unter Leitung von Oberregierungsrat
Diehls iſt mit einem großen Aufgebor von Beamten angerückt
und hat in den vom Brande nicht betroffenen Räumen des
Reichstags ſofort eine eingehende Unterſuchung vorgenommen,
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
die nach Niederkämpfung des Feuers auch auf andere Teile des
Gebäudes ausgedehnt werden ſoll. Es werden immer noch neue
Brandherde gefunden. Man rechnet mit zwanzig bis dreißig
Brandherden
Der Reichskanzler, der Vizekanzler und der
Reichstags=
präſident Goering waren in den frühen Nachtſtunden im
Reichs=
tag und ließen ſich von der Feuerwehr und von der Polizei
Bericht erſtatten, kehrten aber vor dort ins Innenminiſterium
zurück, wo ſofort
ſtattfand, in den umfaſſende Maßnahmen beſchloſſen wurden,
um den Verbrechern auf die Spur zu kommen, gegen die mit
aller Schärfe vorgegangen werden ſoll. Noch in der Nacht iſt die
Berliner Polizei auf höchſte Alarmſtufe geſetzt worden, da man
weitere Anſchläge befürchtet.
Ueber die Auswirkungen des Brandes erfahren wir noch:
Es ſteht ſchon heute feſt, daß ſich der durch den Brand im
Reichs=
tagsgebäude angerichtete Schaden auf mehrere
Millio=
nen beziffern wird. Die Wiederherſtellungsarbeiten im
Reichs=
tage werden nach den bisherigen Feſtſtellungen etwa ſieben bis
acht Monate in Anſpruch nehmen, ſo daß der Reichstag
vermut=
lich ſeine Sitzungen im Gebäude des Preußiſchen Landtags wird
abhalten müſſen.
Dienstag, 28. Februar 1933
Genf, 27. Februar.
Der Luftfahrtausſchuß der Abrüſtungskonferenz hat am
Mon=
tag über die Internationaliſierung der Zivil=
Luftfahrt beraten. Schon die heutige Debatte zeigte, daß bei
den Ländern, die im Laufe der letzten Jahre eine ziemlich
ent=
wickelte Zivilluftfahrt ausgebaut haben, wenig Neigung beſteht,
ſich auf irgendwelche Internationaliſierungspläne einzulaſſen. Die
Vertreter Englands und Italiens machten ſehr
gewichtige wirtſchaftliche Bedenken geltend und
ga=
ben der Anſicht. Ausdruck, daß auch eine
Internatio=
naliſierung der Zivilluftfahrt ihre
mißbräuch=
liche Benutzung zu militäriſchen Zwecken nicht
ausſchließt.
Der deutſche Vertreter, Miniſterialdirektor Brandenburg,
er=
innerte den Ausſchuß zum ſo= und ſovielten Male daran, daß man
ſich auf einer Abrüſtungskonferenz befinde, und daß man wirkliche
Abrüſtungsmaßnahmen treffen ſolle, ehe man ſich mit der Frage
der Zivilluftfahrt beſchäftige. Er erinnerte ferner daran, daß
Deutſchland ſich einer vernünftigen Kontrolle der Zivilluftfahrt
und einer Reglementierung, wie ſie von einem früheren Ausſchuß
bereits vorgeſchlagen iſt, nicht verſage. Zur Frage der
Interna=
tionialiſierung erklärte Brandenburg, er könne ſolange zu dieſer
Frage nicht Stellung nehmen, als nicht einwandfrei feſtſtehe, daß
die Militärluftfahrt vollſtändig abgeſchafft werde. Infolgedeſſen
werde er an der Diskuſſion über die Internationaliſierung
vor=
läufig nicht teilnehmen.
Im Anſchluß an die Ausführungen Brandenburgs kam es zu
einem Zwiſchenfall. Der Präſident, der ſpaniſche Delegierte de
Madariaga, wandte ſich in ſehr erregten Ausführungen an den
deutſchen Vertreter, dem er vorwarf, daß er den Arbeiten des
Ausſchuſſes Schwierigkeiten bereite. De Madariaga drohte ſogar
mit ſeinem Rücktritt als Präſident des Ausſchuſſes.
Der italieniſche Vertreter unterſtützte Brandenburg und
er=
klärte, daß die italieniſche Delegation genau derſelben Auffaſſung
ſei wie die deutſche, daß man nämlich abrüſten ſolle.
Der deutſche Vertreter erwiderte ſehr ruhig, er verſtehe die
Aufregung des Präſidenten nicht. Seine, Brandenburgs,
Auffaſ=
ſung ſei wohl begründet. Er habe lediglich auseinandergeſetzt,
weshalb er ſich nicht an einer Diskuſſion über das
Internationa=
liſierungsproblem beteiligen wolle. Brandenburg wiederholte
nochmals ſeinen Standpunkt und erklärte, die Durchführung der
Internationaliſierung, wenn ſie überhaupt möglich ſei, werde viele
Jahre in Anſpruch nehmen, und das würde bedeuten, daß auch
die Abſchaffung der Militärluftfahrt und die Abrüſtung
über=
haupt für ebenſo lange Zeit vertagt werden. Sobald man wirk
lich ſehe, daß die Abrüſtungskonferenz zur Abſchaffung der
Mili=
tärluftfahrt ſich entſchließe, ſei auch Deutſchland bereit, ſich an
einer Diskuſſion über die Internationaliſierung der
Zivilluft=
fahrt zu beteiligen.
Keine Einbeziehung der Kolonial=Armeen
in das Miliz=Syſtem.
Der Hauptausſchuß der Abrüſtungskonferenz hat am Montag
mit großer Stimmenmehrheit beſchloſſen, ſämtliche
Kolonialtrup=
pen von der vom Hauptausſchuß bereits angenommenen
Verein=
heitlichung der Armeen auf ein Heeresſyſtem mit kurzer
Dienſt=
zeit und zahlenmäßig beſchränkten Truppenbeſtänden
auszu=
nehmen. Die Kolonialarmeen ſind damit praktiſch von allen
künf=
tigen Abrüſtungsmaßnahmen befreit worden. Die großen
Kolo=
nialmächte England, Frankreich und Holland widerſetzten ſich
energiſch der Einbeziehung der Koloniglarmeen in die
Vereit=
heitlichung der Heeresſyſteme.
Gegen den franzöſiſchen Kolonialminiſter Sarraut und den
Luftfahrtminiſter Pierre Cot erklärten die Vertreter.
Deutſch=
lands und Italiens, daß die im Mutterlande oder in der Nähe
des Mutterlandes befindlichen Kolonialtruppen einen untrenn
baren Teil der Heimatarmee darſtellten und daher den gleichen
Regeln wie dieſe unterworfen werden müßten. Botſchafter
Na=
dolny machte den Hauptausſchuß darauf aufmerkſam, daß Fran:
reich im Weltkriege eine Million Kolonialtruppen eingeſetzt
hätte und daß die in Frankreich oder in den nahegelegenen
fran=
zöſiſchen Kolonien ſtationierten Kolonialtruppen im Kriegsfalle
jederzeit und in gleicher Weiſe eingeſetzt werden könnten, wie
die übrige franzöſiſche Armee. — Der Hauptausſchuß
lehnt=
jedoch zunächſt mit 16 gegen zwei Stimmen (Sowjetrußland und
Türkei) bei dieſer und amerikaniſcher Stimmenthaltung die Frage
der Ausdehnung der Vereinheitlichung der Armeen auf die
ge=
ſamten Kolonialtruppen und ſodann mit acht gegen fünf
Stim=
men (Deutſchland, Italien, Ungarn, Bulgarien und Norwegen)
die Ausdehnung auf einzelne Teile der Kolonialarmee ab.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Das Reichskabinett hat in ſeiner Montagsſitzung beſchloſſen,
den Reichspräſidenten um die Unterzeichnung einer Verordnung
gegen den Verrat am deutſchen Volk und hochverräterriſche
Um=
triebe zu erbitten.
Dieſe Verordnung ändert das Strafgeſetzbuch in ganz
er=
heblichem Maße ab. Bisher wurde der militäriſche und
diplo=
matiſche Landesverrat ſchon recht empfindlich verfolgt.
Jetzt iſt aber die Todesſtrafe als Strafmaß hinzugekommen. Der
Landesverrat wird gegenüber den alten Beſtimmungen mit
be=
ſonders harten Strafen perfolgt. Das gilt auch für den
Ver=
rat aller ſonſtigen militäriſchen Geheimniſſe.
Hier iſt die Todesſtrafe zugelaſſen.
Erfaßt werden durch die neuen Beſtimmungen auch die
Dokumentenfälſcher, die in der Vergangenheit ihr Un
weſen getrieben haben.
Wir erinnern nur daran, wie ſie für das Ausland
Staats=
verträge fälſchten, und an fremde diplomatiſche Miſſionen
ver=
kauften, und daß die deutſchen Pazifiſten mit Dokumenten über
angebliche deutſche Geheimrüſtungen im Ausland hauſieren
gingen.
Ferner wird der verfolgt, der in die ausländiſche Preſſe
Alarmnachrichten lanciert, mit der Abſicht, dieſe
Mel=
dungen dann in die deutſche Preſſe zu übernehmen.
Die Reichsregierung hat dieſen Paſſus in die Verordnung
eingeſchaltet, weil in den letzten Tagen Sozialdemokraten
tendenziöſe Berichte in der amerikaniſchen Preſſe untergebracht
hatten, die geeignet ſind das Anſehen Deutſchlands
im Auslande zu ſchädigen.
Beſtraft wird weiter der ſogenannte
Zerſetzungshoch=
verrat. Hier werden die bisher geltenden Feſtungshaften in
Zuchthausſtrafen umgewandelt.
Mit ſchweren Freiheitsſtrafen werden auch die
Verfaſſer von Druckſchriften belegt, die zu
ge=
waltſamen Maßnahmen gegen den Staat zu
politiſchen Streiks in lebenswichtigen
Be=
trieben und zu politiſchen Maſſenſtreiks
auf=
fordern.
Die Verordnung ſoll ſchon in den nächſten Tagen in Kraft
treten.
Das Reichskabinett hat ſich am Montag abend außerdem
noch mit verſchiedenen finanz= und wirtſchaftspolitiſchen
Maß=
nahmen beſchäftigt, die nach den Wahlen zu einer größeren
Notverordnung zuſammengefaßt werden ſollen. Hierzu gehört
auch die Münzreform, die auf die Verkleinerung der
Fünf=Mark=Stücke abzielt, beſchloſſen und die
in den ſubvenkionierten Bekrieben.
Die Einzelheiten der Gehaltsfeſtſetzung werden noch folgen. Die
Reichsregierung hat ſich aber darauf geeinigt, jeden Betrieb zu
erfaſſen, der ſtaatliche Beihilfen erhält.
Weiter wird die Verordnung vom 15. Auguſt 1932
aufgehoben, wonach Beamte in Dienſtkleidung
an politiſchen Veranſtaltungen nicht teil
nehmen dürfen. Die Regierung hält die Aufhebung dieſer
Verordnung für nötig, nachdem in letzter Zeit in
national=
ſozialiſtiſchen Kundgebungen uniformierte Beamte in großer
Zahl aufgetreten waren.
Der Preiskommiſſar Dr. Goerdeler hat im vorigen Jahr
Vor=
ſchriften für die Feſtſetzung der Handelsſpanne für Milch erlaſſen.
Er iſt aber in einem gerichtlichen Streitverfahren unterlegen,
weil ſich das Gericht auf den Standpunkt ſtellt, daß er auf die
Handelsſpanne keinen Einfluß nehmen könne, da eine geſetzliche
Grundlage hierfür nicht vorhanden wäre.
Das Reichskabinett hat nun am Montag abend das
Milch=
geſetz geändert, und zwar in der Weiſe, daß in Zukunft die
ober=
ſten Landesbehörden in die Lage verſetzt werden, mit Zuſtimmung
der Reichsregierung für beſtimmte Zeiträume die Handelsſpanne
für Trinkmilch zu regeln. Man will erreichen, daß auf dem Wege
vom Erzeuger zum Verbraucher keine unnötige Verteuerung
ein=
tritt.
Eine 14jährige Bilanz.
Die Reichsregierung will noch in dieſen Tagen einen
Auf=
ruf an das deutſche Volk erlaſſen, der eine 14jährige Bilanz
darſtellt. In dieſer Bilanz will ſich die Reichsregierung mit den
Arbeitsergebniſſen ihrer Vorgänger auseinanderſetzen.
Im Kampf mit den kleinen Beſtien
des Arwaldes.
Würmer, die Blei freſſen: die Sorgen der tropiſchen
Elektrizitäts=
werke. — Das britiſche Weltreich im Kampf mit dem Ungeziefer.
Von Bodo M. Vogel.
Die britiſchen Kolonialbehörden haben jetzt faſt überall in den
Tropen wiſſenſchaftliche Expeditionen zur Ungezieferbekämpfung
ausgerüſtet und Verſuchsſtationen errichtet, um vor allem die
elektriſchen Ueberlandleitungen von der Inſektenplage zu befreien.
Ein Kampf auf Leben und Tod iſt zwiſchen Freunden und
Fein=
den der Kultur entbrannt. Mit den modernſten wiſſenſchaftlichen
Hilfsmitteln verſuchen die Bewohner der Tropen, die elektriſchen
Leitungen, die heute die eigentlichen Kulturträger des Urwalds
ſind, gegen die ſchädigenden Einflüſſe der Tier= und Pflanzenwelt
zu ſchützen. Bisher vernichtete die tropiſche Natur in ihrer
phan=
taſtiſchen Lebensfülle ſelbſt in kurzer Zeit faſt jede techniſche
Neu=
anlage von Menſchenhand
Die Ingenieure und Techniker, die in den heißen Zonen
elek=
triſche Inſtallationen vornahmen, und beſonders
Ueberlandleitun=
gen legten, hatten mit ganz anderen Schwierigkeiten zu kämpfen,
wie in unſeren Breitengraden. Die Holzmaſten der tropiſchen
Ueberlandleitungen wurden vielfach von Papageien, Spechten und
anderen Tieren zerhackt, ſo daß das Holz bald morſch wurde und
der Maſt nach kurzer Zeit zuſammenbrach. Rieſenameiſen und
Termiten zernagten die unteren Enden der Leitungspfähle,
wäh=
rend Falter und Schmetterlinge ihre Eier in den Holzriſſen
ab=
legten, wodurch ebenfalls eine Beſchädigung herbeigeführt wurde.
Die größeren Tiere, wie Büffel und Elefanten, erkoren ſich mit
Vorliebe im Urwald ſtehende elektriſche Leitungsmaſten aus, um
Proben ihrer Kraft abzulegen. In Indien und in Afrika haben
die Dickhäuter ganze Ueberlandleitungen wie Streichhölzer
um=
geknickt.
Es war ſchwierig, wirkſame Schutzmaßnahmen zu treffen.
Teuere Eiſenmaſten wurden überall errichtet, an denen auch die
Kraft des ſtärkſten Elefanten wirkungslos abprallte. Dagegen
machte man im Verlaufe einiger Jahre eine andere peinliche
Ent=
deckung: Durch das feuchte Klima der Tropen gingen die
elektri=
ſchen Leitungsdrähte in Oxydation über, ſo daß plötzlich die
Lei=
tungen zerriſſen und die Stromabgabe unterbrochen wurde.
Nach umſtändlichen Verſuchen ging man vor kurzem in vielen
tropiſchen Ländern dazu über, iſolierte Drähte für die
Ueberland=
leitungen zu verwenden. Der eigentliche Leitungsdraht wurde von
einer beſonders ſtarken Iſolierſchicht umgeben, die wiederum durch
einen dicken Bleimantel gegen Witterungseinflüſſe geſchützt war.
Damit glaubten die Techniker ein Allheilmittel gegen die
An=
griffe der tropiſchen Natur gefunden zu haben.
Bald aber ſtellte ſich heraus, daß die Rechnung ohne die
Wür=
mer, die Blei freſſen, gemacht worden war. Einige Zeit hindurch
arbeiteten die tropiſchen Ueberlandleitungen wirklich
ausgezeich=
net. Dann aber verſagte plötzlich eines ſchönen Tages auf
irgend=
einer entlegenen Farm der Strom. Und zwar aus geheimnisvollen
Gründen. Die Urſache war zuerſt nicht zu ermitteln. Sonderbar
erſchien, daß dieſes Verſagen der Leitung nur während der
Regen=
zeit erfolgte. Die mit Blei vortrefflich geſchützten Drähte wurden
mikroſkopiſch genau unterſucht. Und nun wurde etwas
Ueber=
raſchendes feſtgeſtellt: der Bleimantel wies an verſchiedenen
Stel=
len kleine Bohrlöcher auf. Am Boden dieſer Löcher entdeckte man
winzig kleine Würmer, die die eigentlichen Störenfriede waren.
Dieſe Inſekten, die mit den bei uns bekannten Holzwürmern zu
vergleichen ſind, hatten ſich durch den Bleimantel
hindurchgefreſ=
ſen, da ihnen offenbar der Stoff des dahinterliegenden
Iſolier=
bandes als eine beſonders begehrenswerte Delikateſſe erſchien.
Dadurch war der eigentliche Leitungsdraht nach Zerſtörung der
Iſolierung mit dem Bleimantel in Berührung geraten, ſo daß
Störungen in der Stromzufuhr auftreten mußten.
Es iſt ohne Zweifel überraſchend, von winzigen Inſekten zu
hören, denen es gelingt, ſich durch einen Metallpanzer
hindurch=
zufreſſen. Es gibt jedoch in der Natur noch eine Reihe anderer
Beiſpiele, die beweiſen, daß gerade in dieſer Hinſicht das
Unwahr=
ſcheinlichſte möglich iſt. Sehr gut bekannt ſind in Afrika gewiſſe
Arten von Rieſenameiſen, die das Kunſtſtück fertig bringen, ſich in
einer einzigen Nacht durch die etwa einen Meter langen, eichenen
Füße eines Tiſches hindurchzunagen. Es gibt in den Tropen, und
zum Teil auch in den gemäßigten Zonen, wieder andere Inſekten,
deren Larven meterlange Gänge durch dicke und hartholzige
Bäume freſſen. Daß Inſekten tatſächlich auch einen Bleipanzer
durchnagen können, bewies vor längerer Zeit ſchon das Beiſpiel
der Ruſſiſchen Kirche in Jeruſalem. Dieſe beſitzt eine Bleikuppel,
an der man vor etwa 25 Jahren eine ſeltſame Veränderung
feſt=
ſtellte. Die Kuppel war plötzlich durchlöchert wie ein dichtes Sieb.
Auch in dieſem Falle waren die Larven gewiſſer Inſekten die
Ur=
heber der Veränderung. Ein anderes Beiſpiel gleicher Art datiert
aus der Zeit des Krimkrieges. Als die Franzoſen nach
Beendi=
gung der Feindſeligkeit einen Teil der Munition zurückbrachten,
fand man in den Bleikugeln der Patronen fünf bis ſechs
Milli=
meter ſtarke Löcher, die von den Larven eines Rieſeninſektes
her=
rührten.
In allen dieſen Fällen, in denen das Vorhandenſein von
metallfreſſenden Inſekten nachgewieſen iſt, „freſſen” dieſe Tiere
natürlich das Metall nicht buchſtäblich. Sie durchfreſſen es, um
ſich einen Zu= oder Ausgang zu verſchaffen. Das Blei iſt ihnen
im Wege; ſie minieren es eben, um zu ihrem Ziele zu gelangen.
Die metall=durchfreſſenden Inſekten, die in den Tropen für
die Elektrizitätsleitungen eine wahre Plage darſtellen, und denen
die britiſchen Kolonialbehörden Kampf auf Leben und Tod
ange=
ſagt haben, müſſen über eine Gebißſtärke und eine Kraft der
Kau=
muskeln verfügen, die — verglichen mit der des Menſchen — g
radezu unheimlich anmutet.
„Der Bundſchuh” von Dr. Karl Neurath.
Das Stadttheater Gießen brachte als 2 Vorſtellung im
Zyk=
lus heſſiſcher Dramatiker als Südweſtdeutſche Erſtaufführung das
Bauernkriegsdrama des heſſiſchen Dichters Dr. Karl Neurath.
Neurath, jetzt Feuilletoniſt der „Kaſſeler Poſt” der aus Mainz
ſtammt und an der Landesuniverſität in Gießen ſtudierte, iſt
be=
kannt geworden durch ſeine Romane. Das Domgut” und „Der
Preußenkaplan”, ſowie durch das Luſtſpiel. Die Gazelle‟. Im
„Bundſchuh” hat er die Idee jener erſten, für die deutſche
Ein=
heits= und Freiheitsbewegung ſymptomatiſchen Bauernerhebung
literariſch zu formen verſucht, und er gibt, unter
Außerachtlaſ=
ſung des biologiſchen Lebensgeſetzes, nur eine formvollendete
hiſtoriſche Erklärung dafür, warum die Bauernerhebung
ſchei=
tern mußte. Mit ſeltenem Geſchick weiß er Folorian Geyers
Eintreten für die in den 12 Artikeln niedergelegten Ziele der
Bewegung — ein Reich, ein Volk, ein Kaiſer, ein Gott — und
ſein tragiſches Geſchick verſtändlich zu machen. Mit dem Sieg
von Weinsberg, der durch die Ermordung der Geiſeln im
End=
erfolg abgebogen iſt, und der Ablehnung von Geyers
Forderun=
gen nach Beſtrafung des ſchuldigen Jäcklein Rohrbach durch das
Kriegsgericht, wird dann die in Florian Geyer wachſende
Er=
kenntnis von dem Zuſammenbruch von Recht und Wahrheit in
der Bewegung glaubhaft dargeſtellt. Luthers Fluch zerſtört dann
endgültig ſeine nationalen Hoffnungen, die Bewegung bricht
aus=
einander und Geyer geht, verlaſſen von Götz von Berlichingen
dem Getreuen, und ſeinem Weib, den ihm vorgezeichneten Weg
bis zu ſeinem Tode durch hinterhältige Mörder. Die
blut=
warme lebensvolle Darſtellung fand durch die ſtraffe Regie
Peter Faſſots, die auch die zarten Schattierungen liebevoll
beach=
tete, einen vollen Erfolg. Faſſot ſelbſt gab den Pater Jerobeam.
Den Florian Geyer wußte Jochem Haur in ſelten guter Form
und ausgezeichneter Weiſe wuchtig und eindrucksvoll als den
zwi=
ſchen Idee und Wirklichkeit zu Tode gehetzten Ritter zu
geſtal=
ten. Die in ſeinen Schickſalskreis hineingezogene Sabine Hoff
mann gab Edith Berger in ſtark betonter Leidenſchaftlichkeit.
Geyers Gegenſpieler Jäcklein Rohrbach, der brutale
Bauern=
führer, war bei Walter Michel in guten Händen. Heinrich Hub
zeigte wieder eine gefeilte und klug ausgewogene Figur als Goß
von Berlichingen. Den beherrſchten, abwägenden Bauernfürſpre.
cher gab gefällig Karl Volck, eine ebenſo feine wie gute Leiſtung
war Wolfgang Kühnes Pfarrer Steckelberg. In weiteren Rollen
Agathe Walther=Lederer als rote Marianne, Frl. Flemming als
Geyers Frau, Dieten als geſchmeidiger Grumbach, Heyſer als
Fähnleinführer Metzler, Hamel als Schreiber Schell. — Es wurde
ſtarker, anhaltender Beifall geſpendet und Regiſſeur und Autor
ko
mußten öfters hervortreter
Dienstag, 28. Februar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Die En
des Unkerſuchungsausſcheſſes zur Nachprüfung der Berwendung des Rhein=Ruhr=Zonds
Der Bericht des Unterſuchungsausſchuſſes zur Nachprüfung
der Verwendung von Ruhrhilfegeldern durch die Heſſiſche
Hand=
werkskammer iſt von dem Abg. Renz (Natſoz.) fertiggeſtellt
worden. Er umfaßt ohne Anlagen 18 Schreibmaſchinenſeiten.
Die Zeugenprotokolle umfaſſen ein dickbändiges Werk von über
1000 Seiten. Abſchließend ſtellt der Unterſuchungsausſchuß feſt:
Abſchließend kommt der Ausſchuß zu der
Meinung, daß der Rhein=Ruhr=Fonds nicht
ſeiner urſprünglichen Zweckbeſtimmung
ent=
ſprechend verwendet wurde. Er ſteht auf dem
Stand=
punkt, daß, nachdem das Geld der Handwerkskammer mit einer
Zweckbeſtimmung übereignet worden ſei, nur noch die Heſſiſche
Handwerkskammer verfügungsberechtigt im Rahmen der von ihr
ſelbſt der Regierung empfohlenen Beſtimmungen war. Die
Zweck=
beſtimmung ſelbſt hat der Ausſchuß nicht zu beanſtanden. Der
Ausſchuß verneint ferner das Recht der Handwerkskammer, den
Fonds der HZG. zur freien Verfügung zu überlaſſen, was durch
die Art der Kreditgewährung (die Schuldurkunden wurden durch
die HZG. ausgeſtellt) wirklich erfolgt iſt.
Auch darüber iſt ſich der Ausſchuß einig, daß
der Fonds noch nicht reſtlos Verwendung fand,
ſondern noch ein erheblicher Teil, mindeſtens
aber zirka 180 000 Mark ihrer Beſtimmung
zu=
geführt werden können. Der Beweis dafür iſt nicht
nur aus der Zeugenvernehmung erbracht, ſondern auch bei der
Kontenprüfung erſichtlich geworden. In einer Aufſtellung
neueren Datums durch die HZG. erſcheint unter der Rubrik
4 Prozent Rhein=Ruhr=Kredite laut Hauptliſte
lediglich ein Betrag von . ."
.. . . . 263 344,06 RM.
des ferneren erſcheinen
4 Prozent Kredite zu den Bedingungen von
. 309 071,06 RM.
ergibt einen Geſamtbetrag von . .
Wenn in der Zuſammenſtellung weitere 3 Poſten wie folgt
be=
zeichnet werden
1) 4 Prozent Kredite, ſogenannte zinsverbilligte
laut brauner Sonderliſte
31 213,— RM.
2) unverzinsliche bzw. geringverzinsliche
Dar=
lehen im früher beſetzt geweſenen Gebiet
It. Sonderliſte
97 735,11 RM.
3) unverzinsliche Außenſtände im früher beſetzt
geweſenen Gebiet aus den Warenkrediten
70 773,65 RM.
It. Aufſtellung
ſo erſieht der Ausſchuß auch daraus, daß man ſich ſelbſt bei der
HZG. nicht klar war über die Art der Verwendung und
ins=
beſondere über die reſtloſe Verfügungsberechtigung des Geldes.
Hier fehlte es nach Meinung des Ausſchuſſes an der
not=
wendigen Kontrolle.
Der Ausſchuß verneint ferner das Recht der
Handwerks=
kammer, die Sanierung der HZG. durch Rhein=Ruhr=Beträge
vorzunehmen, da das gegen die Zweckbeſtimmung des Geldes
gerichtet iſt. Des ferneren verneint der Ausſchuß das Recht der
Handwerkskammer, der HZG. den geſamten nicht ausgeliehenen
Teil des Fonds zinslos zu überlaſſen. Solange Geſuche von
geſchädigten Handwerkern des ehemals beſetzten Gebietes
vor=
liegen, müßte nach Meinung des Ausſchuſſes eine Befriedigung
der Geſuchſteller aus dem Fonds erfolgen. Daß dies möglich
war, beweiſt neben dem vorhandenen Reſtbetrag auch die
Er=
klärung der Handwerkskammer, daß die Teilung der Kredite in
Rhein=Ruhr= und höher verzinsliche Mittelſtands=Kredite
des=
halb erfolgt ſei, da durch angeblich 2 Millionen vorliegende
Kreditanſprüche bei reiner Zuteilung von Rhein=Ruhr=Geld nicht
alle Befriedigung finden konnten. Ueber den Vorwurf, daß über
das Geld ſeitens der Kreditkommiſſion nicht ſelbſtlos verfügt
wurde, ſtellt der Ausſchuß feſt, daß das Kommiſſionsmitglied
Schmuck jedenfalls außergewöhnlich bei der Kreditgewährung
berückſichtigt und begünſtigt wurde. Die äußerſt mangelhaft
vor=
handenen Protokolle und Unterlagen über die Sitzungen der
Kreditkommiſſion laſſen nicht erkennen, nach welchen Grundſätzen
bei Beurteilung und Genehmigung der vorliegenden Geſuche
verfahren wurde, da oftmals in einer Sitzung zu verſchiedenen
Bedingungen bei gleicher Art der Geſuche Zahlung vorgenommen
wurde. Des ferneren ergab die Kontenprüfung, daß die Prüfung
der Geſuche unter teilweiſer Nichtbeachtung der ſelbſt
verein=
barten und regierungsſeitig gut geheißenen Bedingungen
er=
folgte. Die Antragsformulare ſind oftmals unvollſtändig
aus=
gefüllt und teilweiſe nicht unterſchrieben. Sehr oft fehlen die
vorgeſehenen Gutachten. Ferner wurde bei der Konteneinſicht
das Fehlen von Antragsformularen feſtgeſtellt. Einzelne, von
der Kommiſſion genehmigte Kredite wurden ſpäterhin ohne
neue Beratung der Kommiſſion auf Anweiſung der
Handwerks=
kammer erhöht.
Die Beanſtandung des mit 9 300 RM. verzeichneten
Unkoſten=
kontos der Kreditkommiſſion ergab einen mit Irrtum
begrün=
deten Abſtrich von 3000 RM. Für die reſtlichen 6 300 RM. ſind
3 300 RM. quittungsmäßig als einzelne Unkoſten der
Kredit=
kommiſſion belegt. Der Reſtbetrag von 3000 RM. erſcheint als
Zuſchuß zur Wormſer Handwerkerſtelle, die damals Herrn
Schmuck als Vorſitzenden unterſtand.
Im übrigen ſtellt der Unterſuchungsausſchuß feſt, daß von
einer rückſichtsloſen Beitreibung der Rhein=Ruhr=Gelder ſelbſt
nicht die Rede ſein kann. Dieſe Behauptungen entſtanden
ledig=
lich dadurch, daß durch an Stelle von Rhein=Ruhr=Kredite
ge=
gebenen anderen teureren Krediten Handwerker in Verzug
kamen und in dieſem Falle Zwangsverfahren durchgeführt
wurden. Die Aktienforderung für Rhein=Ruhr=Kredit, die im
Anfang erfolgte, wurde nach Beanſtandung ſpäterhin abgeſtellt.
Ferner war die vereinzelt auftauchende Forderung, für den
Kredit Einrichtungen, Maſchinen oder Materialien zu beziehen,
ebenfalls nicht zuläſſig.
Nicht zur Klärung und Befriedung trug es nach Meinung
des Ausſchuſſes bei, daß im letzten Jahre bei drohender
Unter=
ſuchung plötzlich ſeitens der HZG. eine neue Ausſchüttung von
reinen Ruhr=Krediten zu nur 4 Prozent erfolgt iſt. Die meiſten
dieſer neuen Darlehensnehmer entſprachen aber ſchon in ihren
Anträgen nicht den vorgeſchriebenen und eingangs erwähnten
Bedingungen. Beſonders auffallend iſt ein Fall in Groß=
Gerau, wo ein Antragſteller, obwohl er bereits im Anfang
einen Kredit erhielt und dieſen ſogar ziemlich zurückgezahlt
hatte, nun mit der Antragsbegründung: Geſchäftsvergrößerung,
einen Kredit von 2500 RM. allein zu 4 Prozent bekam. Da
der Kreditnehmer zu der Groß=Gerauer Oppoſition gehört, wurde
hier von einem Beſchwichtigungskredit geſprochen.
Der Ausſchuß verwahrt ſich dagegen, daß von ſeiten der
Handwerkskammer, (wie bereits im Laufe der Unterſuchung
geſchehen) und ſonſtigen intereſſierten Stellen die Oeffentlichkeit
durch Preſſepropaganda ſo aufgeklärt wird, daß der Glaube
entſteht, durch die Art der Unterſuchungsführung ſei eine
Ge=
fahr für die HZG. entſtanden. Dieſe Unterſuchung war nötig,
um das Mißtrauen gegen die HZG. zu beſeitigen. Wenn nun
durch die gewiſſenhafte Durchführung der Unterſuchung Licht
ins Dunkel gebracht wurde, dann ſind diejenigen die
Schul=
digen, die dieſes Dunkel verurſacht haben.
Als Schlußergebnis ſtellt der Ausſchuß folgenden Antrag:
Die Regierung wird erſucht,
1) zu veranlaſſen, daß ſämtliche Schuldurkunden über Darlehen
aus dem 570 000=Mark=Fonds auf die Heſſiſche
Handwerks=
kammer als Gläubiger umgeſtellt werden;
2) zu veranlaſſen, daß der nichtausgeliehene Teil des 570 000=
Mark=Fonds auf ein Sonder=Konto „Rhein=Hilfe” der
Hand=
werkskammer bei der HZG. oder einer anderen Bank
ge=
ſtellt wird, dem alle Rückzahlungen und Zinſen aus den
ausſtehenden Darlehen zufließen;
3) zu veranlaſſen, daß, ſoweit die Heſſiſche Handwerkskammer
ſich einer Bank zur Verwaltung der ausſtehenden Darlehen
bedient, die wirklichen Verwaltungskoſten ermittelt, und daß
nur die zur Deckung dieſer Verwaltungskoſten erforderlichen
Zinſen erhoben werden;
4) zu veranlaſſen, daß die Heſſiſche Handwerkskammer den
nicht=
ausgeliehenen Teil des 570 000=Mark=Fonds und die
zurück=
fließenden Beträge beſtimmungsgemäß reſtlos an
Hand=
werker des ehemals beſetzten Gebietes ausleiht;
5) eine Zweckbeſtimmung für den nach Ueberwindung der letzten
Beſatzungsſchäden des Handwerks im ehemals beſetzten
Ge=
biet verbleibenden Reſt des 570 000=Mark=Fonds (abzgl. der
uneinbringlichen Beträge) zu treffen und dieſe
Zweckbeſtim=
mung dem Landtag mitzuteilen.
Nr. 59 — Seite 3
Der Ausſchuß gibt dann der Auffaſſung Ausdruck, daß die
jetzige Leitung der Handwerkerzentralgenoſſenſchaft unter
Direk=
tor Neuſel alles tut, um die früheren Anſtände zu beſeitigen
und den Wünſchen des Ausſchuſſes nach Klarheit und
Zweck=
beſtimmung nachzukommen, ſo daß ein Anlaß zur Veunruhigung
nicht mehr beſtehe.
Uns wird u. a. geſchrieben: Ruheſtandsverſetzungen,
Stellen=
erledigungen und Stellenbeſetzungen wurden bis zur
Jahrhundert=
wende im Heſſ. Regierungsblatt veröffentlicht. Da dieſes Blatt
aber in längeren Zwiſchenräumen — in zwangloſer Folge —
er=
ſcheint, wurden die genannten amtlichen Bekanntmachungen auf
Wunſch der Lehrerſchaft an Volksſchulen in die amtliche
Darm=
ſtädter Zeitung verlegt. Aus dieſer übernahmen ſie ſofort die
Tagesblätter, und ſo war dieſe Angelegenheit im Sinne der
Leh=
rerſchaft (und wohl auch der Oeffentlichkeit) in geradezu idealer
Weiſe geregelt. Seit zwei Jahren werden nun — der Grund iſt
unbekannt — in der amtlichen Darmſtädter Zeitung wohl noch
Ruheſtandsverſetzungen von Lehrern und freigewordene Stellen,
nicht mehr aber vergebene Stellen, alſo Stellenbeſetzungen,
ge=
meldet. Gerade darauf legen aber Lehrer, die ſich um eine Stelle
beworben haben, beſonderen Wert. Wer Bewerber iſt, will doch
auch ſchnellſtens wiſſen, wie das Rennen ausging. Die Regierung
veröffentlicht die Stellenbeſetzungen auf dem Gebiete des
Volks=
ſchulweſens nur noch, wie das vor Jahrzehnten und veraltet war,
im zwanglos erſcheinenden Regierungsblatt. Stellenbeſetzungen
auf anderen Gebieten der Staatsverwaltung gelangen aber nach
wie vor aus der amtlichen Preſſe in die Tagespreſſe. Was mag
wohl der Grund ſein, daß man in unſerer ſonſt ſo fortgeſchrittenen
Zeit einen heißen Wunſch der Lehrerſchaft ſo gänzlich unbeachtet
läßt und einmal die Veröffentlichung der Stellenbeſetzungen nicht
mehr täglich bringt, alſo einen Rückſchritt macht, und daß man ſich
nicht mehr entſchließen kann, den Weg, der bis vor zwei Jahren
alle befriedigte, wieder zu beſchreiten? Die Wiederherſtellung der
früheren Einrichtung koſtet, doch kein Geld, und das Licht der
Oeffentlichkeit haben die Stellenvergebungen auf dem Gebiete des
Volksſchulweſens doch ſicher nicht zu ſcheuen! Was iſt alſo der
Grund?
Die Vorgeſchichke der Zuſammenſtöße in Lindenſels.
Wie es zu den Zuſammenſtößen in Lindenfels kam, wird
a mtlich vom Landeskriminalpolizeiamt wie folgt geſchildert:
Ein Trupp Hitlerjugend ging nach dem Mittageſſen in das
etwas abſeits von Lindenfels gelegene Arbeiterviertel,
wo in Höfen zwei Fahnen der Eiſernen Front an Maſten
auf=
gehängt waren. Angehörige der Hitlerjugend drangen
in die Höfe ein, ſchlugen mit Aexten die Maſten,
an denen die Fahnen befeſtigt waren, um, was den
Einwohnern des Arbeiterviertels Veranlaſſung gab, gegen die
Hitlerjugend mit Knüppeln und anderen gefährlichen Werkzeugen
vorzugehen. Nachdem die Gewalttätigkeiten beendet waren,
rück=
ten alarmierte SA.= und SS.=Leute an, die in zwei
Häuſern ſämtliche Wohnungen durchſuchten und
angaben, im Auftrag der Polizei zuhandeln. Da
die Hausbewohner aus Angſt vor weiteren Gewalttätigkeiten ihre
Wohnungen nicht öffneten, wurden ſämtliche Türen und
teilweiſe auch die Fenſter mit Aexten und
ande=
ren Gegenſtänden eingeſchlagen, ſo daß den
Bewoh=
nern der Häuſer, die ſämtlich arbeitslos ſind, erheblicher
Sach=
ſchaden entſtand.
Bis jetzt kamen 5 Perſonen, deren Parteizugehörigkeit nicht
einwandfrei feſtſteht, unter Haftbefehl.
Der Heſſiſche Handwerks= und Gewerbeverband hat ſich durch
die berufenen Vertreter mit den Fragen der Stellung des
heſſi=
ſchen Handwerks zu der am 5. März d. J. ſtattfindenden
Reichs=
tagswahl eingehend befaßt. In voller Ueberzeugung der
Notwen=
digkeit der Stärkung der nationalen Einheit unterbreitet der Heſſ.
Handwerks= und Gewerbeverband nachſtehenden Aufruf des
Reichs=
verbands des deutſchen Handwerks:
Parlamente und Regierungen des letzten Jahrzehnts haben
eine ausreichende Berückſichtigung des Handwerks vermiſſen laſſen.
Die geſamte Wirtſchafts= und Sozialpolitik der Nachkriegszeit war
befangen in den Gedankengängen des Liberalismus und des auf
ſeinem Boden gewachſenen Sozialismus. Sie hat es nicht
ver=
mocht, dem geſamten Mittelſtand den notwendigen Schutz und die
notwendige Förderung zu geben. Daran haben auch
verfaſſungs=
mäßige Verſprechungen nichts geändert.
Seit Jahren erhebt, das Handwerk die Forderung nach einer
grundſätzlichen Wandlung der Wirtſchaftspolitik und der
Wirt=
ſchaftsorganiſation. Die Wirtſchaftspolitik muß der auf
Selbſt=
verantwortung geſtellten ſchöpferiſchen Handwerksarbeit Schutz
und Freiheit gewährleiſten. Die Wirtſchaftsorganiſation muß das
kadk und Bürger
im polikiſchen Denken der Griechen.
Ueber dieſes Thema ſprach in der Vereinigung der Freunde
des humaniſtiſchen Gymnaſiums Prof. Wolfgang Schadewaldt
(Freiburg). Der Vortrag hinterließ einen ſtarken Eindruck. Mit
dem Problem, das in der Spannung zwiſchen dem Einzelnen
und dem Staat liegt, ging es um die eigentliche Subſtanz des
politiſchen Oaſeins. Wieder bewährte hier das Griechentum ſeine
Aktualität im tieferen Sinne als Gegenbild für die Gegenwart,
an dem dieſe erkennt, was ſie ſelbſt iſt.
Aus der Fülle der Erſcheinungsformen des ſtaatlichen Lebens
bei den Griechen entwarf der Vortragende das für das Weſen
griechiſcher Staatsgeſinnung typiſche Bild des klaſſiſchen Athen.
Während in der Welt Homers die Keime des
Staatsbewußt=
ſeins noch ſchlummern, während für die in Sparta noch
erhal=
tene indogermaniſche Wehrgemeinde das völlige Aufgehen des
Einzelnen im Staat ſelbſtverſtändlich iſt, während der
Helle=
nismus außer einer Vielfalt der Staatsverhältniſſe die erſte
ſtaatsfreie Lebensſphäre umſchließt, wird in Atyen das
Staats=
problem akut, wo die Verfaſſung Solons die individuellen Kräfte
im Syſtem der proportionalen Gleichheit und Herrſchaftsteilhabe
zu einem ſpannungsreichen Ganzen verfangen hat. Wir finden
die Spannung an derſelben Stelle wie heute, aber ſie iſt von
weſenhaft anderer Art. Das Bild der griechiſchen Polis wird
be=
ſtimmt durch das Ideal der Autarkie. Nach außen beziehungslos,
befindet ſie ſich primär im Kriegszuſtand, innerhalb deſſen der
Frieden befriſtet wird. Im Innern nimmt ſie alle verfügbaren
Kräfte in Anſpruch: von ihr ſchließen die Wände des Hauſes
nicht die Häuslichkeit der Familie als geiſtig=ſeeliſches
Sonder=
daſein ab — der Einzelne hat kein Recht auf Einſamkeit, einen
für den Griechen bodenloſen und, wo er ſich findet, krankhaften
Zuſtand —, ſondern alles Daſein in Religion, Sittlichkeit, Kultur
iſt öffentlich. Der Glaube des Einzelnen iſt nicht frei; für alle
bringt die Opfer und feiert die Feſte der Staat. In der
objek=
tiven Sittlichkeit der Geſetze iſt kein Raum für ein Befragen des
Gewiſſens. Die Erziehung geſchieht nach der phyſiſchen Aufzucht
durch die Familie öffentlich in der Schule, auf dem Ringplatz,
durch den Kultus. Einſatz des Lebens in der Wehrpflicht bis ins
Alter und des Vermögens für Krieg und Spiele iſt dem
Ein=
zelnen natürliches Gebot.
Dies Bild eines Totalſtaates wurde in der tief innerlichen
Deutung Jakob Burkhardts als unentrinnbare
Staatsknecht=
ſchaft des Individuums mißverſtanden. Aber dem Athener iſt
ſeine Demokratie nicht drückend; er hat nicht das
Freiheitsbedürf=
nis des Liberalismus. Seine Polis iſt weder liberal noch
Staats=
deſpotie: er lebt in einer Identität von Selbſthingabe und
Selbſt=
behauptung. In Wahrheit iſt der atheniſche Bürger weder „
Un=
tertan” noch „Bourgeois”, und die Polis iſt nicht „Staat” in
un=
ſerem Sinne. Die Sprache ſpiegelt dies wider: das Wort
Politeia bedeutet ſowohl Bürgerrecht wie Staatsverfaſſung.
Hier decken ſich rechtliche Zugehörigkeit des Einzelnen und recht=
liche Struktur des Ganzen in der vorrechtlichen Daſeinsweiſe der
Bürgerſchaft”, wie ſie aus dem konkreten Geſamt von Stamm,
Kult, Sitte der zuſammenſiedelnden freien Männer hervorgeht.
Polis iſt nicht das abſtrakte Fremdwort wie unſer „Staat”, der
uns ſtets das große andere bleibt und in unlöslicher Antinomie
dem Einzelnen gegenüberſteht. Dem Griechen iſt, was er lebt,
Staat: ein konkretes Wir, nicht ein abſtraktes Es. Ihm iſt
Freiheit nicht Zurückgezogenſein vom Staat, ſondern Freiheit
zum Staat.
Aber eben darin liegt auch die große Gefahr dieſes Staates.
Alles was im Staat geſchieht, geſchieht am Staat; und immer
geht es dabei um den Staat. Der beginnende Individualismus
iſt eine Krankheit am Staat, die ſeine Selbſtvernichtung
herbei=
führt. Den Anſpruch des Individuums auf eigenen Lebensraum
im Konflikt mit der Ordnung der Geſetze geſtaltet Sophokles; und
Thukidides ſieht im ſkrupelloſen Individualismus die Urſache
von Umſturz und Zerfall. Der alten Geſetzesethik gegenüber
be=
gründet die Theorie der Sophiſten das Recht der Natur: Geſetze
ſind Menſchenwerk. Die Natur als rechtſetzende Inſtanz wird
das andere Extrem innerhalb der Sphäre des Staates. Ueber
den Staat aber hebt ſich erſt der einzige wirkliche Revolutionär:
Sokrates, dem die Athener mit Recht den Prozeß gemacht
haben. Er, der in ſeiner Seele das Weſensbild des Staates trug,
ſuchte die Staatsgeſinnung zu erneuern auf einem neuen
Grunde; der Philoſophie. Platon vollendet über den wirklichen
Staat hinweg mit ſeinem Idealſtaat die geiſtige Freiheitsſphäre
des Einzelnen, den künftigen Lebensraum aller, die an der
helle=
niſtiſchen Bildung teilhaben: ſie ſind Weltbürger. Das iſt der
Boden für das Chriſtentum.
Wir ſind von dem Staatsverhältnis der klaſſiſchen Antike
getrennt. Es iſt zerſetzt und nicht wiederherſtellbar, ſeitdem
Phi=
loſophie und Chriſtentum in der Welt ſind. Es kann uns nicht
Rezept ſein, aber es iſt uns Beiſpiel: Einmal lebten die
Men=
ſchen die Rettung der politiſchen Geſinnung ins Geiſtige, und ſeit=
O. B.
dem iſt alle Politik nicht mehr vom Geiſt zu trennen.
* Berliner Premieren.
Allen jahrzehntelangen Erfahrungen zum Trotze wollte auch
die Volksbühne mit einem für die Bühne bearbeiteten
Roman ihr Glück verſuchen. Unverſtändlicherweiſe merken die
Theaterleiter noch immer nicht, daß zwiſchen der erzählenden
Form und dramatiſcher Wiedergabe himmelweite Unterſchiede
klaffen, die ein und derſelbe Autor faſt niemals überbrücken
kann. Geſchweige denn eine „ſchwache” Frau. Mag auch
Eli=
ſabeth Caſtonier in ihrem Roman „Angeles Heimkehr”
landſchaftliches und ſoziales Milieu der Sardinenfiſcher an der
Pyrenäenküſte des Mittelmeeres recht packend, mit einiger
epi=
ſcher Begabung geſchildert haben; im Schauſpiel „Die
Sar=
dinenfiſcher” ſtrömt das aus dem ſogenannten Kollektivſch
ck=
ſal der meiſten Sardinenpackerinnen entwickelte Einzelerlebnis
der Angele keinerlei dramatiſche Kraft aus. Mögen einzelne
Stellen im Roman lebensecht wirken; auf der Bühne erſtrahlen
dieſelben Szenen im kitſchig=romantiſchen Glanz einer Zwangs=
dramatiſierung. Das ſchrille, blendende Rampenlicht zerſtört all
die pſychologiſchen Feinheiten, die im Roman (ich wiederhole:
vielleicht) vorhanden ſein konnten, oder kehrt ſie gar ins
Ge=
ſchmackloſe um. — Schade um die Bemühungen wackerer
Schau=
ſpieler und der techniſchen Leitung, die allerhand aufgeboten
hatte, um die Neuheit zu retten. Es blieb trotz alledem ein
ver=
lorener Abend.
A. v, K.
* Max Horndaſch: Der Wunderknäuel des Lebens. (Gilde=Verlag
G. m. b. H., Köln.)
Max Horndaſch iſt Vollblutjournaliſt. „Vollblut”, das iſt
ein Journaliſt, der dieſen ſchweren und ſchönen Beruf nicht aus
Gründen des Broterwerbs ergriff, der dazu geboren wurde und
für den es keinen anderen gab. Der deutſche Journaliſt ſchlechthin
alſo. Wobei wir an dieſen die allerhöchſten Anforderungen zu
ſtellen berechtigt und verpflichtet ſind. Er gehörte vor faſt zwei
Jahrzehnten auch dem Darmſtädter Tagblatt an. Seit vielen
Jahren leitet er die Kölniſche Volkszeitung, und eine
Aus=
wahl von dem, was in dieſen Jahren an Eigenem erſtand, was
für den Tag geſchrieben war, iſt in dieſem merkwürdigen Buch
zu=
ſammengetragen. Nach Ueberarbeitung ſelbſtverſtändlich, die die
Buchform erforderte. Der Autor weiß, daß er ſich doppelt ſcharfer
Kritik ausſetzt. Denn der Schriftleiter und Kritiker kennt und
übt Milde vielleicht gegen alle, nur nicht gegen den eigenen
Kol=
legen. Gewohnt, im Kampf des Tages die höchſten Anforderungen
an ſich ſelbſt zu ſtellen, iſt es ihm — auch kollegiale — Pflicht,
die gleichen an die Tagesſchriftſtellerei des Kollegen zu ſtellen.
Daß Max Horndaſchs „Wunderknäuel des Lebens” ſich
demgegen=
über behauptet, beweiſt, daß er Tagesſchriftſteller von dem
For=
mat iſt, das ich ihm eingangs teſtierte. Seine
Sonntagsbetrach=
tungen, die faſt alle Gebiete des Geiſteslebens umfaſſen, ſind wohl
aus der Zeit und für den Tag geſchrieben; daß ſie aber heute und
als Buch geleſen, noch gleich tief, gleich unmittelbar wirken,
be=
weiſt, daß auch das für den Tag Geſchriebene dauernden Wert hat,
wenn der Autor mit ſeinem ganzen tiefgegründeten Wiſſen und
mit reifer Einſtellung zum Leben an die Dinge herantritt, die er
ſeinen Leſern nach ſeinem Willen und ſeiner
verantwor=
tungsbewußten Erkenntnis vermitteln will. — Dieſe geſammelten
Aufſätze — Profeſſor Emil Dorifat gab ihnen ein geiſtvolles
Geleitwort — ſind in Wahrheit eine Art Rechenſchaftsbericht, ein
Stück Geſchichte vermittelt durch Temperament und
Pflichtbewußt=
ſein und ſchmackhaft gemacht durch guten, reinen Stil. — I. St.
„Die neue linie” (Märzheft 1933). Haben Sie ſchon einmal
einen Kaffeeklatſch vor 100 Jahren mitgemacht? Durch einen
klei=
nen Zaubertrick der „neuen linie” erleben Sie ein gemütliches
Kaffeeſtündchen um 1830, als ſäßen Sie mit dabei, als plauderten
Sie mit Ihren netten Urgroßeltern. Oder wollen Sie lieber im
Jahre 1933 bleiben? Dann fahren Sie mit auf die entzückende
„Reiſe zu Zweit” unter Peter Bamms Führung. Da der
Früh=
ling nun ſchon nahe iſt, haben Sie vielleicht auch Sehnſucht nach
Italien? Millionen Seiten ſind ſchon über dieſes Sehnſuchtsland
der Deutſchen geſchrieben, und dennoch erleben Sie im Märzheft
„die neue linie” Italien ganz neu. Der umſangreiche Modeteil
ſorgt dafür, daß Sie mit ſparſamen Mitteln nach letzter Mode
ein=
gekleidet in den Frühling hinausziehen können. (Verlag Otto
Bexer, Leipzig.)
Seite 4 — Nr. 59
Dienstag, 28. Februar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
gegenwärtige Wirtſchaftsſyſtem ablöſen durch eine berufsſtändiſch
aufgebaute und geordnete Wirtſchaft.
Schon immer hat es das Handwerk als eine
Selbſtverſtänd=
lichkeit betrachtet, daß der Schickſalskampf des deutſchen Volkes
nur auf einer wahrhaft nationalen Grundlage geführt und nur
in einer Geſinnungsgemeinſchaft gewonnen werden kann, die alle
Gruppen und Stände umfaßt. So rufen wir das Handwerk für
die bevorſtehenden Wahlen abermals zur Sammlung aller
auf=
hauwilligen Kräfte auf. Aufgabe des Berufsſtandes bleibt es,
in dieſem Sinne mitzuhelfen am Aufbau der deutſchen
Volks=
gemeinſchaft.
Das Handwerk kann ſich am 5. März nur für ſolche Parteien
entſcheiden, die den Willen zur nationalen Einigung über
Tages=
ſtreit und Parteigezänk ſtellen. Das Handwerk kann nur den
Par=
teien ſeine Stimme geben, die auf dem Boden des
Berufsſtands=
gedankens ſtehen und ſich für ſeine Verwirklichung einſetzen.
Deutſches Handwerk: Wahlrecht iſt Wahlpflicht!
Ein Aufruf an die deutſche Skudenkenſchaft.
Halle, 27. Februar.
Rektor und Senat der Vereinigten Friedrichs=Univerſität
Halle=Wittenberg richten an die Studentenſchaft folgenden Aufruf:
„Die deutſche Hochſchule hat und wird in ihrer
wiſſenſchaft=
lichen Arbeit nie vergeſſen, daß ſie die deutſche Jugend für den
Dienſt am deutſchen Volk zu bilden hat und daß ſie vor allem
be=
rufen iſt, der Größe der deutſchen Nation zu dienen. Dieſer unſerer
hohen Aufgabe gedenken wir Hochſchullehrer beſonders in einer
Stunde wie der gegenwärtigen, in der der entſchloſſene Wille zum
Wiederaufbau und zur nationalen Geſundung über die Grenzen
von Parteien hinweg mächtig zutage tritt und unter der Führung
unſeres verehrungswürdigen Reichspräſidenten, des Feldmarſchalls
von Hindenburg, Wege aus unſerer Not ſucht. Wir rufen jeden
Deutſchen, in erſter Linie unſere Studierenden auf, in dieſer
Stunde hintanzuſetzen, was uns trennt und nichts gelten zu laſſen,
als die Liebe zu Volk und Vaterland.”
Bedeutſame Erklärung des bayeriſchen Skahlhelms.
UNB. München, 27. Februar.
Zu der wiederholten Erklärung des Vorſitzenden der
Bayeri=
ſchen Volkspartei, Schäffer, die bayeriſche Bevölkerung werde ſich
einen von Berlin nach Bayern entſandten Reichskommiſſar nicht
gefallen laſſen, und die bayeriſchen Wehrverbände, einſchließlich
des Stahlhelms, würden ihn an der bayeriſchen Grenze verhaften,
veröffentlicht der bayeriſche Stahlhelmführer Oberſt v. Lenz in
der „München=Augsburger Abendzeitung” eine Erklärung, in der
ausdrücklich feſtgeſtellt, wird, daß der bayeriſche Stahlhelm ſich
auf keinen Fall dazu hergeben würde, einen vom
Reichspräſiden=
ten ernannten Reichskommiſſar an der Erfüllung ſeiner Pflichten
zu hindern, geſchweige denn ihm gegenüber Gewalt anzuwenden,
Oberſt v. Lenz lege Wert darauf, daß über dieſen Punkt nirgends,
beſonders auch nicht bei der bayeriſchen Regierung, irgendwelche
Zweifel beſtehen.
Das deutſch=rufſiſche Handelsgeſchäft.
Ruſſiſche Maßnahmen gegen den deutſchen Expork
ſchwerinduſtrieller Erzeugniſſe.
* Berlin, 27. Februar. (Priv.=Tel.)
In der letzten Zeit ſind die Ruſſen in immer größere
Schwie=
rigkeiten bei der Finanzierung der Einfuhr geraten, ſo daß ſie ſich
veranlaßt geſehen haben, nach Auswegen zu ſuchen. Sie haben
die Hilfe deutſcher Finanzgruppen in Anſpruch genommen, mit
denen zurzeit Verhandlungen ſchweben, um zu erreichen, daß durch
die Bereitſtellung von Geldmitteln wenigſtens der Import
aus=
gedehnt werden könne, damit man dann mit den anfallenden
Deviſen die Einfuhr bezahlen kann.
Aus der ruſſiſchen Handelsſtatiſtik ergibt ſich, daß ſich die
Be=
rechnungen, die im Zuſammenhang mit den Fünf=Jahresplänen
angeſtellt worden ſind, nicht mehr aufrecht erhalten laſſen. Im
ruſſiſchen Wirtſchaftsplan ſind beſtimmte Ausfuhren vorgeſehen,
die vielleicht noch möglich ſind, die aber angeſichts der
nachlaſſen=
den Preiſe längſt nicht mehr die erhofften Einnahmen bringen
werden.
Dieſe Schwierigkeiten haben einen ſtarken Deviſenmangel
ausgelöſt, der nun wieder dazu geführt hat, daß die Ruſſen ihren
Maſchinenimport aus Deutſchland beſchränken wollen. Sie haben
bereits eine offizielle Erklärung veröffentlicht, wonach
ſchwerindu=
ſtrielle Erzeugniſſe nicht mehr nach Sowjetrußland hereingelaſſen
werden, ſondern durch die heimiſche Induſtrie hergeſtellt werden
ſollen. Man will durch dieſe Droſſelung der Einfuhr zunächſt
25 Millionen Goldrubel einſparen.
Dieſe Anordnung der Moskauer Gewalthaber hat in
deut=
ſchen Exportkreiſen einige Ueberraſchung ausgelöſt, zumal noch in
den letzten Tagen von ruſſiſcher Seite verſichert worden iſt, daß
die Sowjetunion nicht daran denke, ihre Beſtellungen in
Deutſch=
land einzuengen. Es bleibt aber nun zunächſt abzuwarten, wie
ſich die Maßnahmen der Ruſſen gegen den deutſchen Export
aus=
wirken werden.
Der Fernoſt=Konflikt.
Eſgland ſperrl die Waffenausfuhr nach Abing
und Japan.
EP. London, 27. Februar.
Die Unterhausdebatte über die Lage im Fernen Oſten nahm
heute nachmittag ihren Anfang. Außenminiſter Sir John Simon
beantwortete zunächſt eine Anfrage, die die Regierung auf die
Tatſache hinwies, daß die japaniſche Regierung im Februar 1932
dem engliſchen Botſchafter ausdrücklich zugeſichert habe, ſie werde
den Mandſchukuo=Staat nicht anerkennen. Die Regiernug wird
gefragt, ob ſie in Tokio wegen dieſes Wortbruchs Japans
Proteſt erhoben habe.
Sir John Simon erwiderte hierauf, die Stellung Englands
ergebe ſich aus ſeiner Haltung in Genf. Außerdem werde die
Anſicht der Regierung wie die der übrigen
Völkerbundsmit=
glieder durch die Erklärung des Ratsvorſitzenden zum Ausdruck
gebracht, der das Bedauern über die Anerkennung
des Mandſchukuv durch Japan vor der Bekanntgabe
des Lytton=Berichtes betont habe.
Im Namen der Oppoſition begründete Lausbury dann die
Juterpellation über den chineſiſch=japaniſchen Konflikt. Die Welt
nähere ſich einer der ernſteſten Kriſen ſeit 1914. Er verlauge
von der Regierung, ſie ſolle dem Haus klar und
unmißverſtänd=
lich mitteilen, ob ſie anderen Regierungen gegenüber
irgend=
welche Verpflichtungen für beſtimmte Fälle übernommen habe
Die Arbeiterpartei fordere, daß die Regierung in Genf ſowohl
wie in England Japan gegenüber die Führung übernehme,
damit die japaniſche Regierung begreife, daß ſie weder direkt,
noch indirekt von England Unterſtützung erwarten könne.
Sir John Simon antwortete ſofort für die Regierung. Die
Grundeinſtellung der engliſchen Regierung ſei, ſowohl mit Japan
wie mit China gut Freund zu bleiben. Eine Verſöhnung
zwiſchen den beiden Staaten herbeizuführen, ſei die erſte
Auf=
gabe der engliſchen Regierung, die ſie ſich ſtelle. Sollte dieſer
Verſuch nicht gelingen, dann ſei der Standpunkt des
Lytton=
berichtes einzunehmen. Der Lytton=Bericht ergebe, daß die
Methoden, die Japan im Fernen Oſten anwende, nicht mit dem
Völkerbundspakt im Einklang ſtünden Es ſei außer Frage, daß
Japan nicht das Geſetz in ſeine eigene Hand nehmen dürfe.
Simon erklärte ſodann, die Regierung habe ſich entſchloſſen,
von heute ab die Ausfuhr von Waffen nach China ſowohl wie
nach Japan zu unterſagen, bis ein internationaler Entſchluß
über dieſe Frage herbeigeführt ſei.
Todes=Anzeige.
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Heute früh 7 Uhr wurde mein
lieber Mann, unſer guter Sohn und
Schwiegerſohn, Bruder, Schwager
und Onkel
Todes=Anzeige.
Samstag, den 25. Februar, entſchlief nach langem Leiden im
53. Lebensjahre mein lieber Gatte und Sohn
Herr
Karl Halbig
Apothefer (Erich Gries.
Polizei=Wachtmeiſter a. D.
nach langem, ſchweren mit großer
Geduld ertragenen Leiden,
wohl=
verſehen mit den heiligen
Sterbe=
ſakramenten, im Alter von nahezu
30 Jahren in ein beſſeres Jenſeits
abberufen,
Wirhauſen, den 27. Februar 1933.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Frau Leni Halbig,
geb. Kemſies.
Die Beerdigung findet am
Mitt=
woch, den 1. März 1933,
nach=
mittags 4 Uhr auf dem
Wald=
friedhof zu Darmſtadt ſtatt.
Statt befonderer Anzeige.
Nach längerem, mit großer
Geduld getragenem Leiden
entſchlief heute meine liebe
Schweſter
Eſe Zmroth.
In tiefer Trauer:
Alla Imroth.
Darmſtadt, 25. Febr. 1933
Sandſtr. 24.
(2987
Die Beerdigung findet Mittwoch,
3½ Uhr, auf dem Friedhof an der
Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt.
Todes=Anzeige.
Gott der Herr hat unſere liebe
Mutter, Schwiegermutter,
Groß=
mutter, Argroßmutter u. Schweſter
geb. Schäfer
im 81. Lebensjahr zu ſich in die
Ewigkeit abgerufen.
Im Namen der trauernden
Hinterbliebenen:
Karl Kaufmann
und Geſchwiſter.
Die Beerdigung findet am
Mitt=
ſvoch, den 1. März, nachm. 2 Uhr
auf dem ASaldfriedhof ſtatt.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Alice Gries
Toni Gries.
Darmſtadt, den 25. Februar 1933.
Saalbauſtr. 63.
Die Feuerbeſtattung hat auf Wunſch des Verſtorbenen in aller
Stille ſtattgefunden.
Statt beſonderer Anzeige.
Nach ſchwerem, mit großer Geduld ertragenem Leiden,
hat Gott dem Allmächtigen es gefallen, meinen lieben,
guten Mann, unſren treuſorgenden Vater,
Schwieger=
vater, Großvater, Schwager und Onkel
Kart Bot
Verwaltungsinſpektor i. R.
im beinah vollendeten 68. Lebensjahre in die Ewigkeit
abzurufen.
Im Namen der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Sophie Wolf, geb. Breunig
Marianne Wolf
Irmgard Wolf
Anita Wolf
Giſela Rodatz, geb. Wolf
Dipl.=Ing. Bruno Rodatz
und Enkelkinder.
Darmftadt, Hamburg, New=hork, 28. Februar 1933.
Soderſtr. 115.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 1. März
vormittags 11 Uhr, auf dem alten Friedhof in der
Kapelle ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bittet man Abſtand zu nehmen.
Todes=Anzeige.
(Statt Karten.)
Am Donnerstag, den 23. Februar, vormittags, iſt
meine liebe Mutter
Frau Eva Draiß
unerwartet verſchieden.
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an die Geſchäftsſt.
Dankſagung.
Für die außerordentlich vielen
Be=
weiſe warmer Anteilnahme beim
Heimgange meines lieben Vaters
ſage ich hierdurch allen, die mir
durch ihr Mitfühlen Troſt gaben,
meinen herzlichſten Dank.
Hildegard Kröhle.
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Dienstag, 28. Februar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 59 — Seite 5
Aus der Landeshaupkftadt.
Darmſtadt, den 28. Februar 1933
Faſching in Darmſtadk.
Am Roſenmontag
ſchien alles, was ſich in Darmſtadt im bunten Tand des
Narren=
feſtkleides auf den Straßen zu zeigen pflegt, nach — Mainz
aus=
gewandert zu ſein, um den großen Roſenmontagszug dort zu
be=
wundern. In unſeren Straßen wars leer und ſtill. Nur die
koſtümierten Kinder brachten etwas buntes Leben in das graue
Alltagsbild, das heute allerdings, am Faſchingsausklang, etwas
anders ausſehen wird. Darauf laſſen ſchon die geſtrigen
Abend=
ſtunden ſchließen, in denen es doch recht lebendig in den Straßen
wurde.
In den Gaſtſtätten
ging der Betrieb faſt überall auch geſtern weiter. Buntes und
ſcheinbar luſtiges Leben überall. Tanz und Muſik und
Humpen=
ſchwenken!
Eine Reklamation, deren liebenswürdige Form wie auch
ſach=
liche Begleiterſcheinung uns nachahmenswert dünken, erinnerte
an eine ungewollte und unbeabſichtigte Unterlaſſungsſünde. Ein
rieſiger Humpen köſtlichen Hofbräus ſtand auf dem
Redak=
tionstiſch, den ſonſt nur geiſtſtrotzende Manuſkripte und verſtaubte
Zeitungen neben Rotſtift, Schere und Kleiſtertopf zieren.
Hof=
bräu aus dem Hotel Darmſtädter Hof, deſſen untere
Loka=
litäten eine beſonders hübſche, anmutig=luſtige Dekoration
erfah=
ren haben und die, wie überhaupt ſeit Uebernahme durch Herrn
Doll, beſonders in den Faſchingstagen und =nächten der
Treff=
punkt aller derer geworden ſind, die ein gutes Glas Gerſtenſaft
zu ſchätzen wiſſen. Wir holen alſo gerne nach, daß die zahlreichen
Beſucher und Beſucherinnen des Darmſtädter Hofs ſich köſtlich
amüſierten und — daß es heute weitergehen kann! Auch heute
abend wieder treffliche, ſchmiſſige Jazzmuſik, fröhliches Treiben
bei Tanz und Trank!
Der Roſenmontag im Hotel zur Traube war, wie
immer, das Faſchingsfeſt der landeshauptſtädtiſchen Geſellſchaft.
Die Feſträume waren überfüllt. Mehr wie ſeit langen Jahren.
Es wurde zu einem Koſtümfeſt. Ohne Programm zwar aber
alle Beſucherinnen ſuchten einander zu übertreffen in Schönheit
und Originalität der Koſtüme. Hier wurden auch koſtbare alte
Schätze gezeigt und traten mit neueſten und modernſten
Schöpfun=
gen der Faſchingsmode in Konkurrenz.
Man konnte aber doch mit Genugtuung feſtſtellen, daß gerade
unſere ſo „moderne” Jugend gern wieder auf die Beſtände aus
Großmutters Schatzkäſtlein” zurückgreift. Der Clou des Abends
war ein hellblaues Biedermeierkoſtüm. Symptom? Nein,
Er=
kenntnis! Die geſchmackvolle Dekoration (Tradition im Hotel zur
Traube) zeugte von Können und ſtellte wieder unter Beweis, daß
Roſenmontag in der Traube nicht nur ein „Karnevalfeſt” iſt,
ſondern eine Sache der Gemütlichkeit, beinahe der „Darmſtädter
Familie”! Allgemein kann man ſagen, daß die Koſtüme von
Ge=
ſchmack und „Liebe” zeugten. Die ſchon zu Beginn hervorragende
Stimmung nahm nach Theaterſchluß noch mehr zu. Auch die
be=
ängſtigende Fülle. Reges, witziges Leben pulſierte durch die
Räume. Die beiden unermüdlichen Kapellen (Ernſt Zahn)
ſorg=
ten dafür, daß alles in Bewegung blieb. Es wird niemand
„ſitzengeblieben” ſein. Darmſtadt ſteif? Nein, fröhlich! Ohne
Ver=
krampfung — — Das iſt nett und liebenswürdig. Kultur der
Stadt — des Geiſtes — der Feſte! Nicht einfach, aber gern
ge=
geben und empfangen. Auch der Chroniſt amüſierte ſich. Heute
noch luſtig — und draußen . ."
Volkshochſchule. Dr. Max Wauer ſetzt ſeinen Kurſus
in der Volkshochſchule über „Deutſche Dichtung von der
Roman=
tik bis zur Gegenwart” unmittelbar nach Abſchluß des jetzigen
Lehrabſchnittes fort. Der dritte Teil dieſer Vorleſungsreihe
be=
ginnt am Dienstag, dem 7. März, und wird vor allem die
bei=
den großen Dramatiker Grillparzer und Hebbel behandeln. Die
Vorleſungen finden infolge der Hochſchulferien nicht in der
Tech=
niſchen Hochſchule, ſondern im Gewerbemuſeum, Neckarſtraße 3,
Saal 48 ſtatt und beginnen um 20.15 Uhr. Anmeldungen ſind
an die Volkshochſchule Darmſtadt. Neckarſtraße, zu richten.
— Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt Am Freitag, den
3. März d. J. findet im großen „Krone”=Saal die diesjährige
Hauptverſammlung unſerer Ortsgruppe ſtatt, zu der alle
Klub=
genoſſen freundlichſt eingeladen werden. Außer den bei der
Haupt=
verſammlung ſonſt zu erledigenden Gegenſtänden wird auch die
Auszeichnung der Klubgenoſſen vorgenommen werden, die über
25 und 40 Jahre dem Klub die Treue gehalten haben. Die
Ge=
ſangsabteilung wird in gewohnter Weiſe zur Verſchönerung der
Veranſtaltung beitragen.
Heſſiſches Landestheater.
Februar 19½—221 Uhr. 4 15
Die Blume von Hawai. Preiſe 0.70—5.50 Mk. Mirtwoch,
1. März Anf. 20, Endeb. 22½ Uhr. Dſt. Volksb. W7 Gr. 1-4
Preiſe 0.50—4.50 Mk.
Katharina Knie. Donnerstag. 20—22½4 Uhr. C 16
2. März Der Richter von Zalamea. Pr. 0.50—4.50 Mk Kleines Haus Dienstag,
Februar Anf. 20, Ende geg 23 Uhr. Außer Miete
Piſtole und Tabakspfeife. Preiſe 0.60 u. 0.90 Meeee
2. März 20—22 Uhr.
Tanzabend Ilſe Meudtner. Pr. 0,50—2.50 Mk.
Heſſiſches Landestheater. „Blume von Hawaii”
Paul Abrahams Tanz= und Schlager=Operette „Die Blume von
Hawaii”, in der ganzen Welt von ſenſationellem Erfolg begleitet,
hat auch in Darmſtadt ihren ſiegreichen Einzug gehalten. Faſt
alle Schlager mußten unter jubelndem Beifall des Publikums
wiederholt werden. Heute abend wird ſie in der Inſzenierung
von Rabenalt und Reinking, mit der Premierenbeſetzung
wieder=
holt. Muſikaliſche Leitung: Karl Maria Zwißler; Tänze: Hans
Macke, Ilſe Meudtner. — Tanzabend Jlſe Meudtner
am 2. März, im Kleinen Haus. Unter Mitwirkung von Kurt
Metze gibt die neue Solotänzerin des Landestheaters, Ilſe
Meudt=
ner ihren erſten Tanzabend, der der Künſtlerin Gelegenheit
ge=
ben wird, ihre künſtleriſchen Qualitäten dem Darmſtädter
Publi=
kum in allem Umfang vorzuführen. — Am Freitag wird
Beet=
hovens unſterbliche große Oper „Fidelio” zum erſtenmal. in
der Neueinſtudierung durch Hermann Adler, aufgeführt.
Be=
ſetzung: Don Fernando:Johannes Drath. Don Pizarro: Siegfried
Urias, Floreſtan: Joachim Sattler, Leonore: Elſa Kment, Rocco:
Theo Herrmann, Marcelline: Regina Harre. Jacquino: Eugen
Vogt, Gefangene: Carl Walther, Kurt Ritzhaupt. — Am
Sams=
tag, den 4. März, wird Schillers Schauſpiel „Maria Stuart”
in der Inſzenierung von Guſtav Hartung wieder in den
Spiel=
plan aufgenommen. — Die erſte Wiederholung der „
Mar=
quiſe von O.” findet am Freitag, den 5. März, ſtatt, in der
auch von der Preſſe des Reiches als überaus erfolgreich
anerkann=
ten Inſzenierung Guſtav Hartungs. Beſchäftigt ſind, wie bei der
Premiere, die Damen Franziska Kinz und Conſtanze Menz, die
Herren Erwin Faber, Franz Kutſchera, Emil Lohkamp.
Der geſſtſche geütohennänder 1440.
Wie das ominiöſe Work enkſkand. — Der heſſiſche „Soldatenhandel” kein Sonderfall.
Geſchichkliche Feſtſkellungen.
Von Stadtarchivar Dr. phil. Adolf Müller, Darmſtadt.
Zunächſt ſei feſtgeſtellt, daß niemals Heſſen=Darmſtädtiſche
Soldaten gegen Waſhington gefochten haben. Nur kaſſeliſche
Trup=
pen kämpften als engliſche Hilfsvölker in Amerika.
Da Heſſen=Kaſſel ſeit 1866 eine preußiſche Provinz iſt, ſind
wir Heſſen=Darmſtädter die einzigen Träger des heſſiſchen Namens.
Es iſt daher wohl verſtändlich, wenn wir die immer wieder
auf=
tauchende Frage des „heſſiſchen Soldatenhandels” endlich zu klären
ſuchen.
Soldatenhandel! Ein ſchlimmes Wort! Das Wort findet ſich
übrigens in den diplomatiſchen Verhandlungen der Zeit nie. Es
wurde geprägt von der ſtürmiſchen deutſchen Jugend des
ausgehen=
den 18. Jahrhunderts, es ſtammt von begeiſterten jungen
Men=
ſchen, die ſich leidenſchaftlich auflehnten gegen das erſtarrte Einſt,
das ihrem neuen Lebensgefühl nicht mehr entſprach.
Menſchen=
rechte! Menſchenwürde! Das war der Kampfruf jener Tage nicht
nur in Frankreich und Amerika. Kein Wunder, daß in dieſen
Krei=
ſen harte Urteile fielen über den Kaſſeler Landgrafen Friedrich II.,
den „Menſchenmakler”, zumal einer der Ihren, der Dichter Johann
Gottfried Seume, zu den Opfern gehörte. Seume hat ſeine
Erleb=
niſſe ſpäter niedergeſchrieben (.Mein Leben”) und dadurch die
öffentliche Meinung ſtark beeinflußt. Neue Forſchungen
erbrach=
ten jedoch den Beweis, daß die Berichte des Dichters nicht immer
der Wahrheit entſprechen. Vor allen Dingen iſt folgendes
bemer=
kenswert: Seume war ein Abenteurer. Er hatte die Univerſität
Leipzig bei Nacht und Nebel verlaſſen, um — franzöſiſcher Soldat
zu werden. Auf dem Wege nach Metz fiel er heſſiſchen Werbern
in die Hände. So übernahm, wie er ſelbſt bemerkt. am Abend des
3. Fluchttages bereits „trotz allem Proteſt der Landgraf von Kaſſel
. die Beſorgung (ſeiner) ferneren Nachtquartiere‟
Seume und Schiller, der in ſeinem Trauerſpiel „Kabale und
Liebe” ebenfalls gegen den Soldatenhandel auftrat, ſind beide um
1760 geboren. Landgraf Friedrich II. von Heſſen=Kaſſel (geb. 1720)
war demnach rund 40 Jahre älter als ſein literariſcher
Wider=
ſacher. Der ewige Zwieſpalt zwiſchen Vätern und Söhnen war
offenbar auch in dieſem Falle Urſache der Spannung.
Landgraf Friedrich II. war nicht der Wüterich, als der er der
Nachwelt erſcheint. Der berühmte ſchweizeriſche Geſchichtsſchreiber
und Publiziſt Johannes v. Müller ſchrieb im Jahre 1781 über ihn:
„Der Landgraf iſt überaus gütig und voll der beſten Abſichten.
Ich möchte die ganze Schweiz durchfragen, ob mehr perſönliche
Freiheit möglich ſei, denn deren ich hier im Heſſenlande genieße.”
Landgraf Friedrich war ein Freund der Kunſt und Wiſſenſchaft. Er
war Mitglied der Societas Antiguariorum Londinensis (ſeit 1778),
der Academia dei Areadi di Roma (1779) und der Academia delle
Scienze di Bologna. Man wird einwerfen: Dann iſt ſeine Tat
noch unverſtändlicher.” Nun. iſt es nicht auffallend, daß trotzdem
der Schweizer Johannes von Müller ſo warm für den Angeklagten
eintrat? Wer die Geſchichte des 18. Jahrhunderts genauer kennt,
wundert ſich nicht darüber. Ich erwähnte bereits, daß das Wort
„Soldatenhandel” den Diplomaten unbekannt war. Sie gingen
nur Subſidienverträge ein. Solche Subſidienverträge waren aber
an der Tagesordnung. Johannes von Müller wußte, ſein
Vater=
land. die Eidgenoſſenſchaft hatte erſt 1777 einen derartigen
Ver=
trag mit Frankreich abgeſchloſſen. Darin wurde beſtimmt, der
König von Frankreich ſolle das Recht haben, im Falle er
ange=
griffen würde, in der Schweiz 6000 Mann anzuwerben. Der
be=
kannte Staatsrechtler Johann Jakob Moſer gibt in ſeinem 1779
erſchienenen Werk „Verſuch des neueſten europäiſchen Völkerrechts
in Friedens= und Kriegszeiten”, folgende Erklärung des Wortes
„Subſidientractat”: „Subſidientractaten” ſeind, wann ein
Sou=
verain einem anderen ganz oder halb ſouverainen Herrn eine
ge=
wiſſe Summe Geldes. in Abſicht auf das Militaire und gewiſſe
Gegenbedingungen, verſpricht. Meiſtens gibt der eine Herr
Geld, daß der andere eine gewiſſe Anzahl Mannſchaft zu ſeinen
Dienſten parat halten ſolle
Deutſchland, das im 10.. 11. und 12. Jahrhundert die führende
euronäiſche Macht geweſen war, hatte ſich infolge des Kampfes
zwiſchen Kaiſertum und Papſttum aufgelöſt in eine Unzahl kleiner
Staatsgebilde. Im 17. Jahrhundert wurde das Reich infolgedeſſen
das Schlachtfeld Europas. Das geeinte eroberungsluſtige
Frank=
reich trat ungehindert ſeinen Vormarſch nach Oſten an. Ein
deut=
ſches Gebiet nach dem anderen fiel dem franzöſiſchen Sieger, der
das ſtärkſte Heer der Welt beſaß, zum Opfer. Die kleinen deutſchen
Herren ſahen ſich gezwungen, ebenfalls ſtehende Heere zu
unter=
halten. Dazu reichten jedoch ihre Mittel nicht aus. Sie waren
da=
her froh, wenn ſie durch Subſidienverträge die Rüſtungsausgaben
vermindern konnten. Die Vertretung der Untertanen, die
Land=
ſtände, waren mit dieſem Verfahren ſehr einverſtanden. Auch in
Heſſen=Kaſſel war es ſo. Während des ſiebenjährigen Krieges
z. B. wurde in den Jahren 1758 bis 1762 jedes Jahr ein Landtag
abgehalten. Um franzöſiſche Brandſchatzungen bezahlen zu können.
verwilligten die Stände mehrfach Vermögensſteuern in der
Hoff=
nung, durch engliſche Subſidiengelder die Belaſtung zum Teil
wenigſtens loszuwerden. Franzöſiſche Bedrückung trieb Heſſen=
Kaſſel immer wieder England in die Arme. Was lag für Heſſen=
Kaſſel auch näher als der Anſchluß an England, war doch
Land=
graf Friedrich II. mit einer Kgl. Prinzeſſin von Großbritannien
vermählt. Der Subſidienvertrag vom 15. Januar 1776 beſtimmte
eine „genaue Freundſchaft und eine aufrichtige, feſte und
beſtän=
dige Verbindung..” (zwiſchen Großbritannien und Heſſen=Kaſſel)
dergeſtalt, daß der eine das Intereſſe des andern als ſein eigenes
anſehen und ſich auf Treu und Glauben bemühen . . . (ſolle),
das=
ſelbe ſoviel als möglich zu befördern und wechſelſeitig aller
Un=
ruhe und allem Schaden vorzubeugen und ſelbigen abzukehren.”
Heſſen=Kaſſel verpflichtete ſich. 12000 Mann völlig ausgerüſteter
heſſiſcher Truppen. mit ihren Offizieren. Sr. Großbritanniſchen
Majeſtät zur Verfügung zu ſtellen. Zur Beſtreitung der Koſten
verſprach der engliſche König an Heſſen=Kaſſel für jeden Soldaten
30 Reichstaler Banco=Rekrutengelder, zu bezahlen. Die
Heſſen=
kaſſeliſchen Truppen wurden in Verpflegung und Sold den
Eng=
ländern gleichgeſtellt. Seume erzählt: „Verſchiedene ſparſame
Kerle haben mehrere hundert ſpaniſche Taler geſammelt, und.
wenn ſie der Zufall verſchonte, ſie mit in die Heimat gebracht.”
Ausdrücklich wurde in dem Subſidientraktat ausbedungen, daß das
heſſiſche Korps nicht getrennt werden dürfe. Der heſſiſche General
v. Heiſter behalte die Führung. Die Kranken und Verwundeten
ſollten der Fürſorge ihrer eigenen Aerzte und Wundärzte
anver=
traut bleiben. Grundſätzlich ſei den heſſiſchen Bundesgenoſſen alles
zuzugeſtehen, was S. M. der engliſche König ſeinen eigenen
Trup=
pen bewilligen würde. Man kann es daher verſtehen, wenn Seume
erzählt: „So kam denn endlich die Nachricht vom Frieden uns
eben nicht erwünſcht; denn junge, tatendurſtige Leute ſehen nicht
gern ihrer Bahn ein Ziel geſteckt.”
Nach alledem dürfte das Wort „Soldatenhandel” doch der
Tat=
ſache nicht entſprechen. Glaubt man denn im Ernſt. das
Offizier=
korps, das zum größten Teil aus heſſiſchem Adel beſtand, hätte
ſich bereit gefunden, gegen ein gutes Trinkgeld verkaufte
Lands=
leute über den Ozean zu führen? Selbſt Seume berichtet, wie
herz=
lich die Offiziere mit den Mannſchaften verkehrten.
Man wird zuſammenfaſſend feſtſtellen müſſen: Der heſſiſche
„Soldatenhandel 1776 war kein Sonderfall. Es handelt ſich
ledig=
lich um einen im 17. und 18. Jahrhundert in Europa weit
ver=
breiteten Subſidienvertrag. Daß die Jugend am Ende des 18.
Jahrhunderts daran Anſtoß nahm. zeigt, daß eine neue Zeit
an=
brach. Das Bürgertum wußte ſich mündig und übte tapfer Kritik
an dem Ueberlieferten. Immer deutlicher wurde den Gebildeten
die Einheit des deutſchen Volkes. Die Zerſplitterung erſchien dem
erſtarkenden Vaterlandsgefühl ſchmachvoll: denn die Uneinigkeit
der deutſchen Fürſten hatte das Volk dem franzöſiſchen Zwingherrn
Napoleon I. ausgeliefert. Seume klagte laut: „Ein Vaterland
haben wir nicht mehr. Was das Volk mit einem tüchtigen und
kräftigen Feldherrn vermag, haben ſchon unſere Feinde
ausrei=
chend bewieſen; was dagegen Feldherrn und ihr törichter Ehrgeiz
ohne das Volk, das iſt durch unſeren Untergang veranſchaulicht
worden.‟ Die erwachende naterländiſche Geſinnung alſo, die
Blut=
opfer nur dem eigenen Volke zu bringen bereit war, und das ſich
ſteigernde Selbſtgefühl des freien Bürgers, das den Landsknecht
verachtete und das Volksheer erſtrebte, ſind ſchuld daran, wenn die
Bezeichnung Subſidienvertrag verſchwand und erſetzt wurde durch
das unerbittliche Wort „Soldatenhandel‟. Dem Landgrafen
Fried=
rich II. waren dieſe Gedankengänge fremd. Auch er ſah die von
Frankreich drohende Gefahr. Daß ein Zuſammenſchluß der
deut=
ſchen Fürſten dieſe Not am beſten bannen würde, ſah er nicht. Als
Kind des 18. Jahrhunderts gebrauchte er die künſtlichen Mittel
ſeiner Epoche. Subſidienverträge mit mächtigen Nachbarn ſollten
die Schwäche der Zwergſtaaten beſeitigen. Er war zu alt, um
um=
zulernen. Die Strafe, die ihn dafür traf die Verfemung, war
allzu hart. Geſchichtliche Betrachtung wird ſogar feſtſtellen müſſen,
ſie war ungerecht.
— Odenwaldklub. Ortsgruppe Darmſtadt. Wie ſchon
mit=
geteilt, findet die nächſte Wanderung Sonntag den 5. März,
ſtatt. Damit jeder Teilnehmer ſeiner Wahlpflicht genügen kann,
beginnt die Wanderung erſt um 11 Uhr. Sie iſt
Familienwan=
derung, und wir hoffen auch in dieſem Jahre auf eine ſtändig
ſteigende Teilnahme unſerer Frauen. Die Wanderer verſammeln
ſich am Oſtbahnhof, die Wanderung führt durch unſere ſchönen
Waldungen zum Einſiedel, wo das Mittageſſen eingenommen
wird. Ihren Abſchluß findet die Wanderung mit einem
gemüt=
lichen Beiſammenſein im großen Saal der „Krone‟. Hierzu ſind
auch alle Klubgenoſſen mit ihren Frauen freundlichſt eingeladen,
die an der Wanderung nicht teilnehmen konnen. Wir treffen
uns ab 5 Uhr nachmittags und hoffen auf eine recht zahlreiche
Teilnahme. Alles Nähere in der Anzeige in dieſer Nummer.
Am 12. März treffen auf einer Sternwanderung der
Odenwald=
klub, der Vogeslberger Höhenklub und der Speſſartbund aus
Offenbach hier ein und halten die Schlußraſt in der „Krone‟,
Unſere Klubgenoſſen mit ihren Frauen werden zu einem
fröh=
lichen Zuſammenſein mit unſeren Offenbacher Wanderfreunden
auf nachmittags 4 Uhr freundlichſt eingeladen und zahlreich
er=
wartet.
— Vortrag. Ueber die Zubereitung von ſchmackhaften Mehl=
und Eierſpeiſen findet am nächſten Donnerstag, dem 2. März
1933. abends 8 Uhr, im Vortragsſaal des Gaswerks
Eliſabethen=
ſtraße 25½, ein Vortrag ſtatt, der dazu dienen ſoll, den
Haus=
frauen Gerichte vorzuführen, die äußerſt bekömmlich und
wohl=
ſchmeckend ſind und trotz der augenblicklichen ſchlechten.
Wirt=
ſchaftslage auch im Rahmen eines einfachen Haushaltes ohne
Schwierigkeiten hergeſtellt werden können. Zu dieſem Zwecke
wird neben der Herſtellung einer Reihe derartiger Speiſen der
Preis für ein vollſtändiges Mittageſſen einſchließlich Zutaten.
Gasverbrauch uſw. durchgerechnet werden Wirtſchaftliches
Rechnen iſt ein unbedingtes Erfordernis der Zeit.
Da gilt es vor allem, ſich über die Frage klar zu werden,
welche Energie wohl am billigſten iſt. Abgeſehen von
der Billigkeit, hat die Verwendung des Gaſes im Haushalt,
alſo im Gasherd, beim Heißwaſſerbereiter, beim Kühlſchrank, zur
Heizung uſw., noch eine ganze Reihe anderer
Vor=
teile, die hier aufzuzählen zu weit führen würde. Gasgeräte
ſind ſchon zu ganz geringen monatlichen Raten erhältlich. Ueber
alle dieſe Dinge wird in dem Vortrag erſchöpfende Auskunft
ge=
geben werden. (Siehe auch Anzeige in der Sonntagsnummer.)
— Muſikverein. Wir möchten nochmals daran erinnern, daß
den Kleinen unſerer Mitglieder und Freunde die Räume unſeres
Vereinshauſes heute nachmittag ab 4 Uhr zum vergnügten
Faſchingstreiben zur Verfügung ſtehen. Für eine nette
Kaffee=
tafel mit Muſik iſt beſtens geſorgt.
„Alt=Darmſtadt” Verein für Ortsgeſchichte und
Heimat=
kunde. Am Donnerstag abend 8.30 Uhr ſpricht im „Alt=
Darm=
ſtadtkreis”, Fürſtenſaal, Grafenſtraße, der weithin bekannte
Hei=
matforſcher und Wiedererwecker des Heimatgedankens in unſerem
Heſſenlande Herr Prälat D. Dr. Dr. Diehl über „Die
Le=
bensgeſchichte des Darmſtädter Superintendenten Tobias
Plau=
ſtarius, des Begründers der erſten öffentlichen Bibliothek in
Darmſtadt‟. Eine Perſönlichkeit, die mit der Geſchichte
Darm=
ſtadts und des Heſſenlandes eng verkünpft iſt wird in dieſem
wertvollen Vortrag lebendig werden. Gäſte können durch
Mit=
glieder eingeführt werden!
— Paulusgemeinde. „Was geht in Japan vor?” Auf
dieſe Frage hätte uns niemand deutlicher und eindringlicher
Ant=
wort geben können als der Kenner Japans, Herr
Miſſionsinſpek=
tor Roſenkranz von der Oſtaſienmiſſion, der am Sonntag in
Pre=
digt und Lichtbildervortrag vor einer zahlreichen Gemeinde
feſ=
ſelnd und anſchaulich dieſes Thema behandelte. Von dem großen
Unterſchied ausgehend, der zwiſchen dem Denken des Oſtens und
des Weſtens beſteht, wies der Redner nach, wie Japans eigene
Religionen nicht dem Anſturm gewachſen waren, mit dem ſich
Japan dem Taumel der europäiſch=amerikaniſchen Kultur in die
Arme geworfen hatte, daß nur das Chriſtentum zur religiöſen
und geiſtigen Erneuerung des japaniſchen Volkes beitragen könne,
deſſen Zerſetzung heute ſehr geſchickt vom Bolſchewismus in
An=
griff genommen werde. Im Dienſte dieſer Aufgabe ſteht ſeit
faſt 50 Jahren die Oſtaſienmiſſion, für deren Wirken in unſerer
Gemeinde erneut die Herzen und Hände erwärmr wurden. — Am
Mittwoch abend 8 Uhr beginnen wieder die Paſſionsandachten, zu
denen die Gemeindeglieder herzlich eingeladen werden.
— Billige Heſſenſkikurſe. Am Sonntag, den 5. März, beginnen
die drei beliebten Kurſe, die ſich alle ſchon zum zweiten und
drit=
ten Male wiederholen. An dieſer Stelle ſei bemerkt, daß bei den
Abfahrtsrennen in Sölden Herr Erich Müller vom Heſſenſkikurs=
Verlag ſich gegen ſtärkſte internationale Konkurrenz an
dritter Stelle placieren konnte. Bei dem Gäſte=Abfahrtslauf für
Anfänger, wurden die drei erſten Plätze vom Heſſenſkikursverlag
belegt. Ein gutes Zeichen der Lehrerfolge! (Siehe heutige
An=
zeige.)
— Einkommenſteuererklärungsfriſt. Aus verſchiedenen
An=
fragen können wir entnehmen, daß einer großen Zahl
Steuer=
pflichtiger nicht bekannt geworden zu ſein ſcheint, daß die Friſt
zur Abgabe der Einkommenſteuererklärung vom
Reichsfinanz=
miniſter verlängert worden iſt. Der auf den gelben
Steuer=
erklärungsformularen aufgedruckte Endtermin (28. Februar) gilt
nicht mehr. Der Endtermin für die Abgabe der Erklärung iſt
jetzt der 15. März.
zeigt Ihnen unsere Oster-Uberraschungen,
die Sie leicht erwerben können. Auf Wunsch statt der Oster-
Ober-
raschung RM 0.50 (bezw. für das Sammeigedeck RM 1.—) in bar-
Seite 6 — Nr. 59
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 28. Februar 1933
Der Volksbankprozeß.
Zeugenvernehmung über Kredike an eine in Schwierigkeiken gerakene Firma. — Die Skellungnahme
des früheren AR. und der Direkkion.
Konkenbeſprechung.
Die Verhandlung, die nach dreitägiger Unterbrechung geſtern
wieder aufgenommen wurde, begann mit einem kurzen
Ueber=
blick, den der Vorſitzende über das ſchon in der Mittwochsſitzung
behandelte Konto gab. Das Konto war nicht genügend geſichert,
und nach Anſicht des Anklagevertreters waren die gegebenen
Sicherheiten nicht durchaus gut. Das Protokoll der AR.=Sitzung
vom 30. Dezember 1930 enthält einen nur kurzen Vermerk: „Daß
der AR. die Sanierung der betreffenden Firma in der vom
Vor=
ſtand vorgeſchlagenen Art genehmigt.” Wie dies geſchehen ſoll,
darüber iſt aus dem Protokoll nichts zu erſehen. Die
Anklage=
ſchrift wirft den Angeklagten, insbeſondere Becker und Werner,
vor, daß ſie aus Bilanzgründen die Schuld auf zwei. Namen
übertrugen, die mit der Sache nichts zu tun hatten. Es waren
nämlich 10 000 RM. der Schuld auf dem Konto Werner und
wei=
tere 125 000 RM. auf einem Konto Hirſchhorn erſchienen. Dazu
erklärt der Angeklagte Becker, daß er den Beſchluß gemeinſam
mit Direktor Weiler gefaßt hat, und daß die ganze Transaktion
nicht zur Veränderung der Bilanz durchgeführt wurde
Abſchrei=
bungen wären mit Rückſicht auf die beträchtlichen ſtillen
Reſer=
ven der Bank nicht nötig geweſen. Man habe den Plan dem
AR. vorgetragen, deſſen Genehmigung er erfahren habe. Ueber
den Status der Firma ſei dem AR. „reiner Wein eingeſchenkt”
worden. — Die Maßnahme, ſagt der ehemalige AR.=Vorſitzende
Nohl. ſei auf Vorſchlag des Vorſtandes deshalb erfolgt, damit
die Volksbank im Gläubigerausſchuß genügend ſtark vertreten ſei.
Mit Bilanzfriſierung habe das Ganze nichts zu tun. Der
Aus=
ſpruch „Sanierung” im Protokoll ſei falſch. Im übrigen habe
der AR. dem Vorſtand vertraut und ſich ganz auf dieſen
ver=
laſſen. Der Angeklagte ſieht heute ein, daß man eine
Abſchrei=
bung habe vornehmen ſollen, damals habe man nicht ſo weit
ge=
dacht. Paech meint, man habe durch das erwähnte Vorgehen
weitere Beunruhigung der Genoſſen und der Oeffentlichkeit ver=
meiden wollen, eine Beunruhigung wäre aber ſicher eingetreten,
wenn bei einem Konkurs der Firma die Volksbank mit einem
ſehr hohen Betrage als Gläubiger in Erſcheinung getreten wäre.
Der Angeklagte Werner war urſprünglich der Ueberzeugung, daß
die Firma noch ſaniert werden könne. Ende 1930 wurde ihm
klar, daß Verluſte eintreten müßten. Auch nach ſeiner Anſicht
iſt der Ausdruck Sanierung falſch, es habe Abwicklung heißen
müſſen. Der Vorſchlag, 10 000 RM. auf ſein Konto zu
über=
nehmen, ſei ihm gemacht worden, um durch ſein Eintreten in den
Gläubigerausſchuß eine beſſere Verwertung der Konkursmaſſe zu
erzielen. Die Erklärungen der übrigen hinſichtlich des Zwecks
der Transaktion decken ſich im weſentlichen mit den Angaben der
ſchon erwähnten Angeklagten. Zu der Frage des Vorſitzenden,
wie es komme, daß, noch während die Liquidation ſchon im Gange
war, noch einmal 2000 RM. an die Firma gegeben wurden,
er=
klärt Werner, man habe damit die Fertigſtellung von Waren
er=
möglichen wollen, da deren Veräußerung vorteilhafter als die
des Rohmaterials geweſen ſei.
Die nun folgende Vernehmung des Zeugen Lambeck bringt
ausführliche Angaben über die Entwicklung der Firma und den
Beginn der finanziellen Schwierigkeiten, ſowie die Kreditpolitik
der Volksbank dem Unternehmen gegenüber. Bankdirektor a. D.
Hirſchhorn berichtet über die Gründe, die ihn veranlaßten,
an=
läßlich einer Runs auf die Volksbank mit 40 000 RM.
einzu=
ſpringen, und wie es kam, daß er die 125 000 RM. auf ein für
ihn errichtetes Konto eintragen ließ. Es waren rein
wirtſchaft=
liche Gründe und die Abſicht, zu vermeiden, daß eine Bank, mit
der er wie der Zeuge ſagt, im beſten Einvernehmen ſtand, in
Darmſtadt ins Gerede käme. Die Verhandlungen führte er mit
den damaligen Direktoren der Volksbank Becker und Weiler. Die
Verhältniſſe der Firma ſeien ihm als gut geſchildert worden.
doch ſei man ängſtlich geworden. Mit der Vernehmung des
Bankbeamten Müller als Zeuge, der über ſeine Tätigkeit als
Beauftragter des Vorſtandes in dieſer Angelegenheit berichtete,
ſchloß die Montagsſitzung. Nächſte Verhandlung Dienstag
vor=
mittag 9 Uhr.
Aus Heſſen.
Nenweihe der älkeſten evangeliſchen Kitche
Weſtdeutſchlands in Worms.
Der vergangene Sonntag war ein Feſttag für die ehrwürdige
Lutherſtadt Worms! Er brachte die langerſehnte Neuweihe
einer der intereſſanteſten Kirchen der alten Kaiſerſtadt am Rhein.
Fahnen wehten im Morgenwinde vom Turm der
Magnus=
kirche, und zum erſtenmal nach langem Schweigen ertönte ihre
Glocke im weihevollen Klang des Geläutes der evangeliſchen
Kir=
chen Zahlreich waren die Vertreter der ſtaatlichen und kirchlichen
Behörden ſowie die Ehrengäſte erſchienen, um dieſen bedeutſamen
Tag mit der Wormſer Gemeinde zu feiern. Von der heſſiſchen
Re=
gierung waren anweſend die Herren Staatsrat Balſer.
Lega=
tionsrat Heinemann Miniſterialrat Wagner und
Archiv=
direktor Herrmann. Unter den Ehrengäſten bemerkte man Herrn
WTB., Heimatdienst im Bild.
Freiherrn D. Dr. C. v. Heyl zu Herrnsheim. Die Weihe
vollzog Herr Superintendent von Rheinheſſen Oberkirchenrat
Zentgraf. Er betonte in ſeiner Weiherede, daß Worms nun
drei Lutherſtätten hat: das Lutherdenkmal als
Dankesmal des Geſamtproteſtantismus, die
Dreifaltig=
keitskirche als ragendes Wahrzeichen glaubens= und
opfer=
bereiten Luthertums nach den Jahren der Zerſtörung der Stadt.
und nun die ſchlichte Magnuskirche, in der die Wormſer
be=
reits um 1520 eins wurden mit der Urgemeinde der Reformation.
Nach der feierlichen Weihe der Kirche für den evgl. Kultus und
gemeinſamem Gebet ſprachen noch die Herren Prälat D Dr. Dr.
Diehl. der Pfarrer der Magnusgemeinde. Herr Bernbeck,
ſo=
wie Herr Dekan Hoffmann=Worms. Neugeweiht. gefeſtigt
und geſchönt, geziert mit manchen Erinnerungen, an eine reiche
Geſchichte, ſteht nun in der Nibelungen=, Dom= und Lutherſtadt
Worms die mehr als 1500jährige Magnuskirche! Ihre leidvolle
Geſchichte macht ſie zur älteſten evgl. Kirche des weſtlichen
Deutſch=
land.
Toch.
Dd. Arheilgen, 27. Febr Theaterabend. Auch die
zweite Aufführung von Shakeſpeares „Sommernachtstraum” am
Sonntag abend durch den evang. Jünglingsverein hatte wieder
einen guten Beſuch aufzuweiſen, ſo daß für die Winterhilfe ein
anſehnlicher Betrag abgeführt werden kann. — Der Maskenball
des Geſangvereins „Liederzweig” am Samstag abend im „Weißen
Schwanen” hatte ein luſtiges Völkchen angelockt. Zahlreiche
origi=
nelle Koſtüme und Masken gaben dem Ball ein, buntes Gepräge,
Von den Vorträgen iſt beſonders hervorzuheben die humorvolle
Darſtellung des Vereinsdichters Georg Benz, der in Versform alle
die kleinen und großen Ereigniſſe aus dem Vereinsleben und aus
der Gemeinde zum Beſten gab.
J. Griesheim, 27. Febr. Seit einigen Tagen treibt ſich in den
hieſigen weſtlichen Gemarkungsteilen Bruch und Holzſpiel, ein
Wildſchwein herum. Es wurde verſchiedentlich von hieſigen
Land=
wirten in dieſer Gegend beobachtet. — Arbeitsvergebung
und Submiſſionsblüte. Auf dem Büxo der Flugbetriebs=
Aktiengeſellſchaft wurden die Angebote über die Maurerarbeiten
für die demnächſt auf dem hieſigen Truppenübungsplatz zu
er=
bauende Fliegerhalle abgegeben. Insgeſamn waren 33 Angebote
eingegangen, von denen das höchſte mit 14 381,20 RM. und das
niedrigſte mit 6842,20 RM. berechnet war. Der Zuſchlag wird erſt
am 1. April ds. Js. erteilt werden.
F. Eberſtadt. 27. Febr. Karnevaliſtiſche Revue —
Geſangverein „Frohſinn” (1842). Saal und
Bühnen=
raum trugen bunten karnevaliſtiſchen Schmuck. was mit zu der
ausgezeichneten Stimmung, die ſich ſehr bald in dem drückend
vol=
len Saale auf das Publikum ausbreitete, beitrug. Ein ſehr
umfang= und abwechſlungsreiches Progromm, das voll und ganz
auf die Karnevalszeit zugeſchnitten war, rollte unter der
Beglei=
tung eines Anſagers flott und unaufhaltſam über die Bühne an
den nicht müde werdenden, ſchauenden Augen vorüber. Jede
Nummer war ein neuer Schlager, eine neue Senſation! An erſter
Stelle dürfen die temperamentvollen. charmanten Tanz= und
Ge=
ſangsrevuen: „Iſt das nicht wundervoll”. „Dann iſt die Liebe da‟.
„Wir zahlen keine Miete mehr” und das ganz entzückende: Das
iſt die Liebe der Matroſen”, genannt werden, die ſich einer
beſon=
ders herzlichen Aufnahme bei dem Publikum erfreuten. Dann
er=
innern wir an die das Bühnenbild ſehr belebenden Stücke: „Die
Dorfmuſiker” und „Das Muſikantenkleeblatt”, an das
Geſangs=
ſpiel: „Blim. Blam. Blum”, ferner an die ſehr gut geſpielten
Duette: „Wetterhäuschen” „Gickel. Gackel. Gockel” und „
Orgel=
mann Strieſe mit ſeiner Frau Luiſe”, ſchließlich an die Vorträge
in den Soloſtücken: „Guſtav. der fidele Maurer”. „Wollen Sie mir
bitte einmal die Uhr aufdrehn”. „Willſte heiraten”,. Politiſches
Allerlei” u. a m.. die — wie auch das aus Mitgliedern des
Vereins gebildete Quartett mit ſeinen erfriſchenden humoriſtiſchen
Kabarettgeſängen — jubelnden Beifall fanden. Vor einer
Nen=
nung der Mitwirkenden muß abgeſehen werden, weil dies ihre
große Zahl verbietet. An dem großen Erfolg des Abends haben
ſie aber alle — und das ſei wenägſtens hervorgehoben —
gleich=
mäßigen Anteil. Nicht vergeſſen ſei die ſtimmungsvolle Muſik
der Kapelle „Edelweiß”.
Ak. Nieder=Ramſtadt. 27. Febr. Bei dem Geſangverein
„Eintracht=Freundſchaft”=Familienabend wurde die Ehrung
ver=
dienſtvoller Sänger durch den 1. Vorſitzenden. Herrn
Bürgermei=
ſterei=Sekr. Steuernagel. vorgenommen. Die Feier wurde
ver=
ſchönert durch Zithervorträge der Herren Kaffenberger und Adam
ſowie durch Geſangsvorträge des aktiven Chors unter Leitung
des Dirigenten Herrn Kehr=Darmſtadt Der
Vergnügungsaus=
ſchußvorſitzende. Herr Fritz Benecke, verſtand es in ſeiner
humor=
vollen Art. die Anweſenden aufs beſte zu unterhalten und
zuſam=
menzuhalten. — Landbund=Verſammlung. Der
Ge=
ſchäftsführer des Heſſ. Landbundes. Herr Dümas, ſprach im
Gaſt=
haus „Zum Löwen” über das ſehr intereſſante Thema: „Was muß
der Landwirt von Steuergutſcheinen. Zuſchüſſen zu
Hausrepara=
turen und Vollſtreckungsſchutz wiſſen?‟ Der Referent beſitzt auf
dieſem Gebiete eine alles umfaſſende Erfahrung, und die nicht
allzu reichlich erſchienenen Zuhörer werden ſo manches
Wiſſens=
werte gehört haben. Der Redner verbreitete ſich dann noch über
die Frage der Notwendigkeit der berufsſtändigen Organiſation
und kam dabei auch auf die wirtſchaftlichen Verhältniſſe zu
ſprechen.
Höhe des Krankengeldes der Arbeitsloſen. Nach § 120 des
Geſetzes über Arbeitsloſenverſicherung erhält der Arbeitsloſe
Krankengeld in gleicher Höhe, als er Arbeitsloſenunterſtützung
erhalten würde, wenn er nicht arbeitsunfähig krank wäre. Durch
die Verordnung vom 16. 6 1932 iſt die Bezugsdauer der
Arbeits=
loſenunterſtützung auf 36 Tage feſtgeſetzt worden. Weitere
Unter=
ſtützung wird nur gewährt, wenn der Arbeitsloſe als
hilfsbedürf=
tig anerkannt wird. Für die Prüfung der Hilfsbedürftigkeit
gel=
ten die Vorſchriften der Kriſenfürſorge. Der Reichsarbeitsminiſter
hat durch Beſcheid vom 12. 11. 1932 (Reichsarbeitsblatt I, S. 248)
zum Ausdruck gebracht, daß dem Arbeitsloſen im Falle der
Arbeitsunfähigkeit, Krankengeld in Höhe der
Arbeitsloſenunter=
ſtützung nur ſolange zuſteht, als die Bezugszeit der
Arbeitsloſen=
unterſtützung und des Krankengeldes zuſammen die geſetzliche
Höchſtdauer von 36 Tagen nicht überſchreitet. Nach dieſer Zeit
kann der Arbeitsloſe Krankengeld nur in Höhe desienigen
Unter=
ſtützungsbetrages erhalten, der ſich nach Prüfung der
Hilfsbedürf=
tigkeit ergibt. Den arbeitsunfähigen Arbeitsloſen iſt, ſoweit ſie
vor der Erkrankung noch im Bezug von Arbeitsloſenunterſtützung
(Alu) geſtanden haben, zu empfehlen, ſofort bei ihrem zuſtändigen
Arbeitsamt die Prüfung ihrer Hilfsbedürftigkeit zu beantragen,
damit beim Ablauf des Anſpruchs auf Arbeitsloſenunterſtützung
eine Unterbrechung in der Krankengeldgewährung nicht eintritt.
— Heilsarmee. Am Mittwoch, 1. März beſucht der Leiter
der Heilsarmee in Württemberg, Baden, Bayern und Heſſen,
Major Habermann aus Heidelberg, mit ſeiner Gemahlin die
hie=
ſige Stadt und wird abends 8 Uhr, im Saal der Heilsarmee,
Schulzengaſſe 3, eine große Extraverſammlung leiten, zu der
jedermann herzlich eingeladen iſt.
— Karnevals=Reiterfeſt am Faſtnacht=Dienstag. In dieſem
Jahre hat der Darmſtädter Reiterverein ein überaus
intereſſan=
tes und buntes Programm vorgeſehen. Am Faſtnacht=Dienstag
wird der Karneval 1933 auch in unſeren Darmſtädter
Reiter=
kreiſen zu ſeinem Recht kommen. Alle aktiven Reiterinnen und
Reiter werden im Sattel ſein. Das pünktlich um 7.30 Uhr
be=
ginnende Programm bringt als Einleitung eine Quadrille
der Kinderabteilung. Herr Reitlehrer Schubert wird
den ſtattlichen Darmſtädter Reiternachwuchs, 12 Buben und
Mä=
dels, in einer Koſtümquadrille vorſtellen. Nach einer
Schlei=
fenjagd in Koſtümen, welche beſondere Anforderungen an
Ge=
ſchicklichkeit und Wendigkeit von Pferd und Reiter ſtellt, folgt
das Müſikreiten der Damenabteilung unter
Lei=
tung von Herrn Oberleutnant. a. D. Rettig. Als Nächſtes iſt
eine komiſche Schaunummer vorgeſehen, an die ſich die
Koſtümquadrille der Herren anſchließt. Des weiteren
iſt ein Eſels=Rennen (!) geplant. Das Programm ſchließt
mit einem intereſſanten Kampfſpiel, welches in ſeiner Art
zum erſten Male in Darmſtadt gezeigt wird. Der
Unkoſtenbei=
trag iſt mit 50 Pf. bzw. mit 80 Pf. für numerierte
Tribünen=
plätze außerordentlich niedrig bemeſſen, erhält doch außerdem jeder
Beſucher einen Reiterlikör als „Satteltrunk” extra kredenzt!
Dem luſtigen, vielgeſtaltigen Faſtnachts=Programm des
Darm=
ſtädter Reitervereins werden gewiß alle Freunde des Pferdes
und des Pferdeſports lebhaftes Intereſſe entgegenbringen. — Da
die Veranſtaltung, die in der Reitbahn der alten Dragoner=
Kaſerne am Marienplatz ſtattfindet (untere Hügelſtraße)
pünkt=
lich um 7.30 Uhr beginnt und ſpäteſtens um 9 Uhr beendet ſein
wird, iſt den Beſuchern des Reiter=Karnevals noch zu allen
wei=
teren Faſtnachts=„Abenteuern” hinreichend Zeit gegeben.
Brlefkaſten.
Jdn Anſrage if die letzte Bezugsgulttung beizufügen. Anengme Anfragen mirden
nicht Keantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechteverbindlſchtelt.
W.. hier. Beim Fiſchereipachtvertraxe iſt der Regel nach als
Gegenſtand der Verpachtung nicht ein Teil des Fluſſes, ſondern
die Berechtigung als ſolche, die „Selbſtbenutzung der Fiſcherei”
anzuſehen. Der rechtlichen Stellung des Pächters entſprechend
wird auch dem Fiſchereipächter gegen Eingriffe Dritter
insbeſon=
dere, wenn weitere Störungen zu befürchten ſind, die allgemeine
Unterlaſſungsklage zu gewähren ſein, zumal das Fiſchereipachtrecht
ein Recht im Sinne des § 823 BGB. iſt. Die Unterlaſſungsklige,
die rein theoretiſch unzweifelhaft gegeben iſt, wird ſich
praktiſch wohl ſchwer durchführen laſſen, weil die Störer nicht
immer leicht zu greifen ſein dürften. Unter Zuſtimmung der
Ee=
meinde (Verpächterin) wären am Rand des Baches Anſchläge
an=
zubringen, wonach die Gemeinde mit den Pächtern das Paddeln
im Bachbett unterſagt. Zu erwägen wäre auch, da die Störung
wohl am meiſten an Sonntagen (Feiertagen) ausgeübt wird, ob
nicht Selbſthilfe gegen die die Rechtsausübung ſtörenden
Perſonen anzuwenden wäre. Eine Feſtnahme eines ſtörenden
Paddlers wenn er der Flucht verdächtig iſt, wäre insbeſondere
dann gerechtfertigt, wenn — an Sonn= oder Feiertagen —
gericht=
liche Hilfe nicht rechtzeitig zu erlangen wäre. Schließlich wäre zu
erwägen, ob nicht die Regierung dahin anzugehen wäre, daß zum
Schutze der Fiſcherei das Paddeln in kleinen Bachwäſſern
polizei=
lich unterſagt würde. Vielleicht erkundigen Sie ſich darüber.
welchen Inhalt Art. 72 ff. des bayer, Fiſchereigeſetzes vom 15.
Auguſt 1908 haben.
Xp. 100. Iſt eine Steuer zu Unrecht beigetrieben, weil der
Steueranſpruch erloſchen oder geſtundet war, oder das
Zwangs=
verfahren gegen den, gegen den es gerichtet war, nicht hätte
er=
folgen dürfen, oder iſt eine Steuer doppelt bezahlt, ſo iſt der zu
Unrecht gezahlte Betrag zu erſtatten. Der Anſpruch auf
Erſtat=
tung verjährt mit Ablauf von 3 Jahren.
F. N. Sind mehrere in einer gemeinſamen Gefahr
umge=
kommen, ſo wird vermutet, daß ſie gleichzeitig geſtorben ſeien.
Es iſt aber erforderlich, daß die Reihenfolge des Todes nicht
nachgewieſen iſt. Alſo beſteht kein gegenſeitiges Erbrecht zwiſchen
beiden Perſonen.
Bekämpfung der Schnakenplage. Das Polizeiamt hat vor
einigen Tagen an die Polizeiverordnung über die Bekämpfung
der Schnakenplage erinnert, wonach die Grundſtückseigentümer
uſw. verpflichtet ſind, in ihren Kellern in der dazu geeigneten
Zeit die überwinternden Schnaken zu vernichten. Die Stadt
Darm=
ſtadt, die über geſchultes Perſonal und entſprechende
Einrich=
tungen verfügt, iſt bereit, gegen Erſtattung der geringen
Selbſt=
koſten, die nach der Polizeiverordnung erforderlichen Arbeiten
vorzunehmen. Anträge ſind an die Direktion der ſtädtiſchen
Be=
triebe zu richten.
—Im Union=Theater ſieht man ab heute Käthe v. Nagy und
Willy Fritſch in dem neuen Ufa=Tonfilm=Luſtſpiel „Ich bei Tag
und du bei Nacht”, welches von bewegter Handlung und
erfri=
ſchender Situationskomik getragen iſt. Dr. Ludwig Berger
ver=
leiht dem Film als Regiſſeur reiches tänzeriſches Temperament
und die beſondere Note eines modernen Märchens. Die flotte,
bewegte Muſik ſtammt von Werner Richard Heymann.
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen ab heute den Tonfilm Der
goldene Gletſcher”, ein Schickſal aus den Schweizer Bergen. Der
Regiſſeur Anton Kutter wollte mit dieſem Film ein Experiment
machen. Er verlegte den Schauplatz der ſpannenden Handlung
in das Lötſchental und ſuchte ſich faſt die geſamten Darſteller
unter Einheimiſchen aus.
— Die Palaſt=Lichtſpiele bringen, vielſeitigen Wünſchen
ent=
ſprechend, noch einige Tage den neueſten Harry=Piel=Film „Das
Schiff ohne Hafen‟ (Das Geſpenſterſchiff).
Das deutsche Qualitäts-Ei!
Das deutsche Quallätsel. das El der gesetzlichen Handelsklassen, Ist kenntich en
einem Kreise, der das Wort „Deutsch” und einen der Buchstaben S.A.B.C.0 vagt
die des Gewicht des einzelnen Eies angeben. Das Handelsklassenel mußt im Laden
deutlich durch ein besonderes Schild bezeichnet sein, das zeigt, weiche
Handels-
klasse, nämlich die Gütegruppe 1. Vollfrische Eier” oder die Gütegruppe 2 „Frische
Eier”. und weiche Größengruppe zum Verkauf kommt. Bei diesem Quaitätsel für
dessen Frische und Güte die kaufende Kontrolle der Uberwachungsstellen der
Landwirtschaftskammem sorgt. hat der Käufer die Gewähr, daß es sich um
beste deutsche Ware handelt. Außerdem merke sich jeder:
Sämtliche Auslandseter sind nach dem Ursprungsland gekennzeichnet.
Eier, die im Kühlhaus waren, tragen ihmitten eines Dreiecks ein
K-
konservierte Eier haben den Aufdruck „Konsewtert
Es gibt in der ersten Zeit des Jahres keine wertvollere Kraftnahrung
abs ein wirklich Frisches Ei.
Lokale Veranſtaltungen.
Die blerunter erſchelnenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie ale Beſprechunu oder Kritſk.
— Städt. Saalbau. Heute abend 8 Uhr: Großes
Faſchings=Schlußtreiben in ſämtlichen Räumen. Verſtärktes
Or=
cheſter mit der neuen Tanzkapelle. (Siehe heutige Anzeige.)
— Städt. Ratskeller. Heute Dienstag abend
verab=
ſchiedet ſich die Faſchings=Künſtler=Kapelle und verſpricht den
Beſuchern noch einige genußreiche, fröhliche Stunden.
— Im Reſtaurant Kaiſerſaal=Fürſtenſaal,
Grafenſtraße, findet heute großes Faſchingstreiben mit Tanz ſtatt.
2 Muſikkapellen.
Hotel Poſt, am Hauptbahnhof. Heute, Dienstag:
Faſchingstreiben.
— Herrngarten=Café. Heute, Karnevalstreiben;
nachmittags: Kindermaskenball. Aſchermittwochabend, ab 7 Uhr:
Rollmops=Gratis=Eſſen. Kein Getränke=Aufſchlag.
Vereinskalender.
— Vereinigung Train 18. Mittwoch, 1. März, im
Vereinslokal, Sitte, hier, Karlsſtraße 15: Monatsverſammlung.
D. O. B. Der Damen= und Herrenabend mit Vortrag des
Herrn Oberſt Lancelle muß auf Donnerstag, den 6. April,
verſchoben werden.
Tageskalender für Dienstag, den 28. Februar 1933.
Union=Theater: „Ich bei Tag und du bei Nacht” — Helia: „Der
goldene Gletſcher”,
Palaſt: „Das Schiff ohne Hafen”.
Woogsturnhalle, 20.11 Uhr: „Großer Faſchings=Schlußrummel
der Turngemeinde. — Faſchingstreiben mit Konzert und Tanz:
Städt. Saalbau Herrngartenkaffee, Ratskeller, Café Ernſt=
Ludwig, Café Oper, Reſt. Bender, Hotel Bender, Hotel Traube,
Kaiſerſaal=Fürſtenſaal, Reichshof, Hotel Darmſtädter Hof,
Bockshaut, Rheingauer Weinſtube, Barths Weinſtube. Zur
goldenen Krone”, Schillereck, Reſt. Rehberger, Rummelbräu,
Sportcafé am Böllenfalltor, Reſt. Sitte, Karlsſtraße; Hanauer
Hof, Hotel Prinz Carl. Hotel zur Poſt, Café Brähler Theater=
Reſtaurant, Gaſthaus Knauf, Café Monopol, Café Ganßmann.
Das beuährte Standandptanchat
und unschädliche Hausmittel.
In allen Apotheken erhältlich zum Preise von
RM. 0.93, 1.34, 1.88. Nur acht mit dem Namens-
Bis. „Ertn auf jeder Fackung.
Dieustag, 28. Februar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 59 — Seite 7
Fremdenſikung des M. C.B.
Be. Mainz, 27. Febr. Die Zugkraft des Mainzer Carnevals
iſt in dieſem Jahre größer denn je. Schon ſeit Tagen war die
Mainzer Fremdenſitzung ausverkauft. Aus den Nachbarſtädten,
ja darüber hinaus aus dem ganzen Reich waren die Gäſte nach
Mainz geeilt, um ſich am Mainzer Humor und Witz, in dem
glü=
hende Heimats= und Vaterlandsliebe mitſchwingt, zu erfreuen und
all das Uebel unſerer Zeit für ein paar Stunden, zu vergeſſen.
Farbenrauſch und Humor, Lieder und Becherklang, Satire und der
Stolz auf die Altmainzer Narrenprole: „Allen wohl und niemand
weh", ſie brachen hier ſieghaft in die Hürden eingefrorener Seelen
und vertrockneter Herzen. Die tüchtigen Streiter des MCV. in
ihrem unermüdlichen Kampfe um die Belebung und Erhaltung
des kulturell ſo bedeutenden Heimatfeſtes haben einen ganz großen
Erfolg davongetragen. Henry Bender, der altbewährte
Präſi=
dent, verſtand es wieder in ſeiner unnachahmlichen Art, in ſeiner
Begrüßungsanſprache die vielen Fremden in Schwung zu bringen,
nachdem vorher ſchon das preisgekrönte Eröffnungsſpiel „Eine
Fahrt ins Blaue” für die nötige Stimmung geſorgt hatte. Ein
Meiſterſtück auch das Protokoll Joſef Rackés. Ernſte Wahrheiten
unter der Narrenkappe ſagte Otto Schäfer in ſeinem
ausgezeich=
neten, von glühender Vaterlandsliebe und patriotiſchem Schwung
gut pointierte Vortrag Emmerts und der ausgezeichnete
Glaſer=
lehrling Mosners. Ebenſo hatte Chriſtel Müller mit ſeinem
Melo=
dram und Adami und Reichel als zwei Waſchweiber die Lacher auf
ihrer Seite. Den Reigen der Vorträge unterbrach Ernſt Falk mit
dem Liedvortrag „Das liebſte Mainzer Mädelche”. Anni Peters
mit Chanſons und das rheiniſche Küferquartett Mainz=
Biſchofs=
heim mit einer beſchwingten Szene, in der die Weingeiſter ihr
übermütiges Spiel trieben (Soliſtin Olga Renate Kreiß). Grüße
aus München überbrachte der 1. Vorſitzende des Deutſchen Touring=
Clubs, Fabrikant Brantl. Dazwiſchen ſang man die zündenden,
einſchlagenden Chorlieder von Altmann, Mundo, Mörlé,
Horſt=
mann, alles köſtliche Proben Mainzer Carnevals=Poeſie. Die
Stimmung und die Beifallsſtürme erreichten im Verlaufe der
Sitzung Dimenſionen, wie man ſie noch kaum erlebt hat. C. S.
* der Mainzer Roſenmonkagszug.
Be. Mainz, 27. Febr. Mainz ſtand am Montag im Zeichen
des Roſenmontagszuges, der ſeit zwei Jahren wieder das erſte
Mal läuft. Unaufhörlich liefen von auswärts die Sonderzüge
ein, die Fremde nach Mainz brachten, die in animierter Laune
die Straßen der Stadt bevölkerten. Der Zug war wohlgelungen,
die Welt zeigte ſich im Narrenſpiegel, die menſchlichen Schwächen
wurden in geiſtreicher Perſiflage herausgeſtellt. Vielfach recht
hübſch abgeſtimmte Farben der repräſentativen Wagen der
Ver=
eine, überall originelle Gruppen und dazwiſchen die prachtvollen
Uniformen der närriſchen Garden. Dazwiſchen improviſierte
Einzelgeher mit zum Teil recht originellen Ideen. Der Zug bot
wieder ein außerordentlich eindrucksvolles Bild, in dem Kunſt
und Humor miteinander beſtens verwoben waren. Er hatte ſeine
eigene Note. Es kam weniger auf ein prunkvolles Kleid, als auf
ſchlagfertigen Humor an. Farbenfroh, humorvoll iſt der Zug,
getragen von dem Geiſte echter Heimat= und Vaterlandsliebe.
111 Gruppen=Wagen durchzogen, durch Zurufe lebhaft begrüßt,
die Feſtſtraße. Sie waren mit Geſchmack zuſammengeſtellt und
geißelten, wie üblich, mit feinem Spott alles, was dem Mainzer
der Erwähnung wert iſt. Ankurbelung der Wirtſchaft, Innen=
und Außenpolitik, kommunale Zuſtände der Feſtſtadt und der
Nachbarſtädte boten dem Komitee ein reiches Feld der
Betäti=
gung. Dazu das Drum und Dran, der närriſche Generalſtab mit
den verſchiedenen buntgekleideten Garden, die Meenzer
Schwell=
köpp und manches andere, im Volkshumor verwurzelte, alles
trug dazu bei, den Tag zu einem närriſchen Erlebnis zu
geſtal=
ten, der abſchloß mit dem großen Roſenmontagsball in der
Stadthalle.
* 5. Skädkiſches Symphonie=Konzerk.
* Mainz, 27. Februar. Das unter der Leitung von Hans
Schwieger ſtattgefundene Sinfoniekonzert litt augenſcheinlich
unter dem Mangel einer nicht beſonders glücklich gewählten
Pro=
grammfolge, die in ihrer Stilgegenſätzlichkeit ſowohl von den
Zuhörern, als auch von den Ausübenden raſcheſte Umſtellung und
Anp iſſung verlangte, und die deshalb in ihrer
Cindrucksinten=
ſität nur epiſodenhaft war, und nicht ſo allgemein überzeugend,
wie bei einem in ſich organiſch abgeſchloſſenen Progromm. Zur
Uraufführung — gelangten drei alt=italieniſche Inſtrumental=
Kanzonen von Giovanni Gabrieli, drei prächtig klingende, an
Paleſtrina zuweilen erinnernde Stücke, die allerdings in der
Be=
arbeitung von Hans Th. David ſehr viel von ihrer urſprünglichen
Farbigkeit eingebüßt haben, und die trotz recht beſchwingter,
fein=
ſinniger Wiedergabe nur ein geringes Echo fanden. Auch Paul
Hindemith konnte in ſeinem von verſtandesmäßiger Kühle
getra=
genen, in der Art der Themenverrankung recht intereſſanten, in
der Stimmung äußerſt abwechſlungsreichen von dem Orcheſter
muſtergültig gebotenen „Philharmoniſchen Konzert” (Variationen
für Orcheſter) nur feſſeln — nicht begeiſtern. Von Jgor
Stra=
winſky hörte man treffend charakteriſiert ein „Scherzo
fanta=
ſtique für großes Orcheſter”, ein Frühwerk, das in maleriſcher
Form eine Epiſode aus dem Leben der Bienen ſchildert, und das
bereits die ſtarke inſtrumentale Begabung des jungen
Kompo=
niſten verrät. Den Abſchluß und gleichzeitigen Höhepunkt des
Abends bildete „Ein Heldenleben” von Richard Strauß. Dieſe
Monumentalſchöpfung, in ihrem Detail nicht ſo reich und
melodie=
freudig wie die übrigen ſinfoniſchen Werke des Komponiſten,
er=
ſtand dank der Hingabe von Orcheſter und Dirigent in ihrer
gan=
zen Plaſtik und erſchütternder Wucht. Hier erwies ſich Hans
Schwieger erneut wieder als ein Dirigent von hoher
Intuitions=
energie, deſſen ſichere Hand dem begeiſtert ſpielenden Orcheſter
der beſte Führer war. Eine Bravourleiſtung war das von dem
erſten Konzertmeiſter Peinemann gebotene Violinſolo. Der
Beifall des vollbeſetzten Hauſes dankte dem Dirigenten, ſowie
dem Konzertmeiſter fur die erhebnisreiche Interpretation. Dr. Schm.
— Roßdorf, 27. Febr. Am Dienstag, den 28. Februar, wird
der Miſſionsinſpektor, der Oſtaſienmiſſion, Pfarrer Roſenkranz=
Heidelberg, in unſerer Kirche Miſſionsvorträge halten mit
Licht=
bildern über China. Um 6 Uhr will er zu den Kindern ſprechen,
um 8 Uhr zu den Erwachſenen über China an der Schwelle einer
neuen Zeit”. Auch werden oſtaſiatiſche Gegenſtände gezeigt und
Schriften zum Kauf angeboten. Die Kinder zahlen ein
Miſſions=
opfer von 10 Pfg., die Erwachſenen von 20 Pfg.
An. Groß=Zimmern, 27. Febr. Raſch tritt der Tod den
Menſchen an. Am Samstag mittag ſtürzte die Frau des
hie=
ſigen Milchhändlers Val. Röſchner tot zuſammen. Ein Herzſchlag
hatte ihrem Leben ein Ende gemacht. — Erneuter
Dieb=
ſtahl. Von Freitag auf Samstag wurde hier wieder ein
Ein=
bruch verübt. Die Täter drangen in den Keller des
Bauunter=
nehmers Angermeier ein und hießen hier ſämtliche Gläſer mit
eingemachten Früchten mitgehen.
4o. Altheim, 27. Febr. Bürgermeiſterwahl. Bei der
heute ſtattgefundenen Bürgermeiſterwahl erhielten Landwirt
Auguſt Willmann 2. 256 Stimmen, Landwirt Adam Sauerwein
172 Stimmen, Landwirt Friedr. Schrodt jr. 13 Stimmen. Auguſt
Willmann 2. iſt ſomit zum Bürgermeiſter unſerer Gemeinde
ge=
wählt. Die Wahlbeteiligung betrug 87 Prozent.
Ea. Stockheim, 27. Febr. Bürgermeiſterwahl. Am
Sonntag, den 12. März, ſollte die Bürgermeiſterwahl ſtattfinden.
Der Termin zur Einreichung der Wahlvorſchläge war am 25. ds.
Mts., nachmittags 6 Uhr, abgelaufen. Es wurde nur ein
Wahl=
vorſchlag eingereicht, der auf den ſeitherigen Bürgermeiſter lautet.
Die ganze Einwohnerſchaft war ſich einig. Der Geſangverein
„Liederkranz” ließ es ſich nicht nehmen, dem neugewählten
Bür=
germeiſter ein Ständchen zu bringen. Bürgermeiſter Haußner
hielt darauf eine Anſprache und bedankte ſich für das
entgegen=
gebrachte Vertrauen und gelobte, auch für die Zukunft ſein Amt
zur Zufriedenheit der Einwohner ſo zu verwalten, wie dies ſeither
der Fall war.
Cf. Birkenau, 27. Febr. Neubeſetzung der
Schutz=
mannſtelle. Wie bei der Beſetzung der Gemeinderechnerſtelle,
iſt auch bei der Neubeſetzung der Schutzmannſtelle die Streitfrage
ob der Bewerber ein Verſorgungsanwarter ſein ſoll oder nicht.
Der Rat der Gemeinde Birkenau vertritt den Standpunkt, daß
die unbedingte Anſtellung eines Verſorgungsanwärters von der
Gemeinde ſchon inſofern nicht verlangt werden könne, als die
Rechnerſtelle bereits mit einem Verſorgungsanwärter beſetzt
wor=
den ſei. Am 7. März kommt die Streitfrage zur Entſcheidung vor
den Kreisausſchuß.
k. Dieburg, 27 Febr. Generalverſammlung der
Freiwilligen Feuerwehr. Der 1. Kommandant
Sam=
bach gedachte in ehrenden Worten des verſtorbenen
Ehrenmit=
gliedes Auguſt Knapp, was von der Verſammlung ſtehend
an=
gehört wurde. Den Geſchäftsbericht verlas der Schriftführer
Kam. Gruber. Hieran ſchloß ſich eine ſehr lebhafte Ausſprache
über Anſchaffung von Schlauchmaterial und Sauerſtoffapparaten.
Ebenſo kam die Teilnahme an dem im Juli in Schotten
ſtatt=
findenden Landesfeuerwehrtag zur Sprache. Der
Rechnungs=
führer gab ſodann einen Ueberblick über die Kaſſenverhältniſſe,
die als befriedigend bezeichnet werden können. Daß die
Aus=
rüſtungsſtücke in gutem Zuſtande ſind davon gab der Zeugwart
Kamerad Catta ein ſehr anſchauliches Bild. Verſchiedene Anträge
ſollen der Stadtverwaltung zur Erledigung eingereicht werden.
Du. Jugenheim, 27. Febr. Sammlung für
Neunkir=
chen. Zugunſten des Hilfswerkes für Neunkirchen wurde auch bei
uns, wie allerorts, eine Liſte zu freiwilligen Spenden aufgelegt.
Durch die Opferfreudigkeit unſerer Einwohner konnte unſeren
deutſchen Saarbrüdern die Summe von 250.— RM. abgeführt
werden.
Dp. Zwingenberg, 27. Febr. Am Samstag abend fand im
Gaſt=
wirtſchaftslokal in der Markthalle eine Verſammlung der
Mit=
glieder der Bergſträßer Obſt= und Gemüſezentrale, e. G. m. b. H..
Zwingenberg, ſtatt, in welcher Herr Landesobſtbauinſpektor Behne
über obſtbauliche Fragen. Schädlingsbekämpfung. Düngung uſw.
ſprach. Der Redner gab ſehr wertvolle Aufſchlüſſe.
z. Offenthal, 24. Febr. Kaffeekränzchen des Evgl.
Frauenvereins. Die Veranſtaltung wurde von der
Vor=
ſitzenden Frau Pfarrer Weber geleitet. Dieſe begrüßte die
zahl=
reich Erſchienenen. Hierauf folgten charakteriſtiſche Darbietungen
und humoriſtiſche Vorträge mancherlei Art. Die Gaſtvereine
tru=
gen mit zur Unterhaltung bei. Bei Kaffee und Kuchen verſtrichen
die ſchönen Stunden nur allzu raſch. Der Abend hat ſeinen Zweck
voll und ganz erreicht.
Au. Groß=Gerau, 27. Febr. Notwerk der Jugend. In
dem vom Ortsausſchuß für Jugendpflege organiſierten Notwerk
der Jugend ſind hier 34 junge Burſchen beſchaftigt. Sie erhalten
berüfliche Ausbildung durch Schloſſermeiſter Gerhard und
Schrei=
nermeiſter Traiſer, bildende Vorträge halten Bürgermeiſter Dr.
Lüdecke. Dekan Scriba, Geſchäftsführer Lehmann. Direktor
Geb=
hard, Medizinalrat Dr. Binſack. Amtmann Rauch und
Studien=
aſſeſſor Niſchwitz. Die körperliche Ausbildung übernahm
Studien=
aſſeſſor Schneider. Täglich eine warme Mahlzeit erhalten die
Jugendlichen in der Küche der Jugendherberge.
Dr. Sprendlingen, 23. Febr. Hohes Alter. Der älteſte
männliche Einwohner unſerer Gemeinde. Herr Wilhelm
Krä=
mer 4., Wagnermeiſter, kann am Donnerstag, den 2. März d. J.,
ſeinen 85. Geburtstag feiern. Der Jubilar iſt noch ſo rüſtig, daß
er täglich Spaziergänge von mehreren Stunden unternimmt.
Ein Jubilar der Arbeit. Herr Chriſtoph Neubecker 3.,
Landwirt, kann am Samstag, den 4. März d. J., ſeinen 79.
Ge=
burtstag feiern. Der Jubilar verſieht mit ſeiner gleichaltrigen
Ehefrau ſeine recht umfangreiche Landwirtſchaft. Neubecker iſt
ſchon über 25 Jahre Ortsgerichtsmann. Mitglied des
Kirchenvor=
ſtandes und war längere Jahre Gemeinderatsmitglied.
Mainz, 27. Febr. Am 1. März. abends 8 Uhr, veranſtaltet die
Kampffront Schwarz=Weiß=Rot in der Mainzer
Stadt=
halle eine große Kundgebung unter dem Signum „Auf zur Tat!”
Es ſprechen der Preſſewart Oberſtleutnant v. Olberg und Ober=
* Worms, 27 Febr. Lotterieglück. Fortuna hat ihre
Hand wieder einmal über Worms geöffnet. In der heutigen
Ziehung fiel ein Gewinn von 200 000 RM. nach Worms. Das
eine halbe Los wird von mehreren Leuten geſpielt, denen die
80 000 RM. ſehr willkommen ſein werden; das andere halbe Los
wird in der Nähe von Worms geſpielt; auch dieſe Losinhaber
ſollen nicht mit Glücksgütern geſegnet ſein.
V 2969
[ ← ][ ][ → ]Seite 8 — Nr. 59
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 28. Februar 1933
Zum Neuaufbau des Reiches.
kulturell zuſammenhielte, wie es das Ideal des „Edlen” in Alt=
China, das des „honnéte homme” in Frankreich des 17. und 18.
Jahrhunderts getan hat, und wie es das Gentleman=Ideal noch
Die kulkurelle Aufgabe.
im heutigen ſonſt ſo demokratiſchen England tut.
Vom
Grafen Hermann Keyſerling.
Copyright 1933 by Graf Hermann Keyſerling,
Darmſtadt.
(Fortſetzung von Seite 1, dritte Spalte.)
Nur erſcheint dieſer bisher irregeleitet durch das typiſch
deutſche Kaſtenvorurteil; denn ſolches und nichts anderes bedeutet
der augenblicklich herrſchende Raſſe= und Blutkult. Hier iſt nicht
der Ort, dieſe Behauptung ausführlich zu beweiſen. Die folgenden
Hinweiſe müſſen genügen. Anläßlich einer Würdigung von Leo
Frobenius' Meiſterwerk, der „Schickſalskunde”, ſchrieb ich an
an=
derer Stelle (DAZ. vom 5. Juni 1932): „das im aktuellen
Ver=
ſtande Wichtigſte von Frobenius' Lebenswerk iſt der grundſätzliche
Nachweis deſſen, daß Raſſe überhaupt kein Kulturfaktor iſt.
Be=
ſteht ein beſtimmtes überzeugendes Lebensgefühl, dann aſſimiliert
es von ſich aus die verſchiedenen Bluteinheiten (wie man dies
heute am deutlichſten an Frankreich ſieht). Beſteht kein ſolches
umfaſſendes Lebensgefühl, ſondern nur völkiſche Sonderart, dann
gibt es überhaupt keine Kultur. Das im raſſiſchen Verſtande
„Deutſche” oder „Nordiſche” iſt ein rein biologiſches Element, dem
bei der Kulturgeſtaltung unter keinen Umſtänden ausſchlaggebende
Bedeutung zukommt. Im Falle Deutſchlands aber bedeutet das
Blut beſonders wenig, weil das Weſen der deutſchen Kultur in
ihrer einzigartigen Weltoffenheit und Aufnahmebereitſchaft liegt.”
Dazu kommt, daß es kaum ein durchmiſchteres und blutmäßig
un=
einheitlicheres Volk gibt, als das deutſche, und daß das „Nordiſche‟
bei ſeiner beſonderen Kultur überhaupt nicht dominiert. Mit
Recht hat Günther Gründel, in deſſen „Sendung der jungen
Gene=
ration, Verſuch einer umfaſſenden revolutionären Sinndeutung
der Kriſe” (München 1932, C. H. Beck) ich den erſten denkeriſch
ernſtzunehmenden Selbſtausdruck des Lebensgefühls der neuen
Jugend ſehe, darauf hingewieſen, daß ſeit gegen 150 Jahren
über=
aus wenige bedeutende Deutſche ihrem Typus nach „Norden”
waren und daß der Prozentſatz ſtetig abnimmt: ſehr
natürlicher=
weiſe, denn ganz abgeſehen von der zentrifugalen Tendenz des
nordiſchen Menſchen, welcher von jeher, wo er nur immer konnte,
in die Ferne abwanderte, hat ſich das nordiſche Blut gerade in
Deutſchland, weil es lange allein die Oberſchichten ſtellte, am
mei=
ſten verausgabt und damit verbraucht. Aber Kultur bedeutet eben
keine Bluts=, ſie iſt eine Seelenfrage. Und die Sphäre der
Seele, welche mit dem, was ich in meinen „Südamerikaniſchen
Meditationen” die „emotionale Ordnung” geheißen habe,
zuſam=
menfällt, beſteht als ein Selbſtändiges neben dem Blut; ſonſt
hät=
ten ſich nicht wieder und wieder Fremdgebürtige zu neuer Volkheit
„bekehren” können, wie zu Deutſchland der Franzoſe Chamiſſo, der
Engländer H. S. Chamberlain. Und eben dank dem, daß Kultur
keine Bluts=, ſondern eine Seelenfrage iſt, iſt Beeinfluſſung vom
Geiſt her möglich. Wäre ſie wirklich eine Blutsfrage — der Fall
läge hoffnungslos.
„Was kann nun von Reichs= und Staatswegen geſchehen, auf
daß eine allgemeine und feſt zuſammenhängende deutſche Kultur
erwüchſe? Hier ſehen wieder die
Nationalſozia=
liſten grundſätzlich richtig. Das Grundproblem
iſt kein intellektuelles, ſondern ein ethiſches.
Nur verbiegen ſie leider auch hier wieder ihren richtigen
In=
ſtinkt durch Kaſtengeiſt=geborenes Vorurteil. Daß das zentrifugale
geſamtdeutſche Weſen durch Drill und Diſziplin nicht innerlich
zu=
ſammenzuhalten iſt, hat die Geſchichte erwieſen; causa indicata est.
Nebenbei gibt es auch nichts Anti=Nordiſcheres, als blinde
Unter=
ordnung und Autoritätsgläubigkeit. Der nordiſche Menſch als
Verkörperer beſtimmter innerer Haltung iſt weſentlich ſelbſtändig,
weſentlich Individualiſt; heute ſind in Europa zwei Völker, die
Engländer und die Spanier, ſeinem Urtypus ſeeliſch am nächſten
geblieben. Nie wird ein echter Engländer (der doch ſonſt von allen
Europäern am meiſten Gemeinſinn in politiſchem Verſtand
be=
weiſt) tun, was ſeiner perſönlichen Ueberzeugung widerſpricht; im
Extremfall wird er als Offizier lieber den Dienſt verweigern,
als ſich mißbrauchen laſſen; unter allen Umſtänden wird er
durch furchtloſes Bekennen ſeiner Meinung zu verhindern ſuchen,
daß Höhergeſtellte Schädliches tun. Für die ſpaniſche Geſinnung
aber iſt der Wortlaut des alten Königs=Treuſchwurs des Cortez
von Aragön charakteriſtiſch: „Wenn Du unſere Freiheiten ſchützeſt,
dann werden wir Dir dienen; wenn nicht, nicht!” In ähnlichem
Sinn verlor Alfonſo XIII., nach allem, was ich in Spanien ſelbſt
gehört habe, ſeinen Thron in Wahrheit deshalb, weil er zu vielen
Freunden untreu geweſen war. Einen Menſchen, welcher den
Grundforderungen des ſpaniſchen Ethos ſo wenig entſprach, wollte
das Volk zuletzt nicht über ſich dulden. — Nein, die Mittel, die von
1870—1918 in Deutſchland als alleinſeligmachend, ſtaats= und
kul=
turfördernd gegolten haben, ſind von der Geſchichte als unwirkſam
erwieſen. Ob dies uns angenehm iſt oder nicht: wir müſſen es
anerkennen. Anderes tut not: nämlich die Erſchaffung eines
höheren rein innerlichen Ethos, welches alle Deutſchen
unwillkür=
lich anerkennen könnten, und das ſie dergeſtalt ſo ſelbſtverſtändlich
Hier muß ich ſehr bittere Dinge ſagen, aber ihr Verſchweigen
erſcheint mir in kritiſchen Zeiten ebenſo ſündhaft, wie blinde
Volks=
verherrlichung in Zeiten nationaler Schwäche in meinen Augen
ein Verbrechen iſt. Der Geiſt, der heute, ſo weit ich unterrichtet
bin, zu einem jedenfalls, ſehr großen Teil die deutſche Schule und
die deutſche Univerſität beherrſcht, iſt ſo, daß es ein Wunder iſt,
daß ſich der Deutſche als Geſamtheit nicht noch viel ſchlechter
dar=
ſtellt, als er es tatſächlich tut. Für den Wiſſenden kann es keinen
Zweifel darüber geben, daß Kuhhandel. Parteibuchbeamtentum
und Neid deutſche hervorſtechende Eigenſchaften ſind. Denn von
der Römerzeit an bis heute ſind ſie nahezu konſtante
Grö=
ßen geblieben. Genau wie Sozialdemokratie und Zentrum ſeit
1918 miteinander Kuhhandel trieben, genau ſo taten es die
deut=
ſchen Fürſten mit Friedrich II. von Hohenſtaufen (ging er nicht auf
ihre Bedingungen ein, dann fielen ſie ihm während ſeiner
Italien=
fahrten, in den Rücken!), und ſpäter mit Napoleon. Ueber dem
wie nirgends anderswo in der Welt allgemein herrſchenden Neid
iſt kein Wort zu verlieren. Das Parteibuchbeamtentum indeſſen
iſt nichts anderes als der moderne Ausdruck für konkretiſierten
Kaſtengeiſt. Dieſe Eigenſchaften beginnen ſich heute bereits bei
den ganz kleinen Schulkindern auszubilden; nichts geſchieht
da=
gegen, und ich habe auch nicht gehört, daß andere Mittel dagegen
erwogen werden, als das eben jener äußerlichen Diſziplin, die ſich
1918 als letztlich wertlos erwieſen hat. Heute, wo die Schulkinder
ſamt und ſonders politiſiert ſind, anſtatt die entſprechenden Triebe
im Indianerſpiel zu irrealiſieren, erſcheint das Phänomen
häß=
licher, als es jemals erſchien. Die Parteizugehörigkeit iſt eine rein
äußerliche Sache, auf dieſes oder jenes Abzeichen kommt es an,
und das „Keilen” der Parteien züchtet die häßlichſten
Eigenſchaf=
ten des Kuhhändlers hoch. Unter den Studenten wird dann der
Parteigeiſt vollends großgezüchtet. Nur daß nach dem Verlaſſen
der Schule, angeſichts der Schwierigkeit, materiell
voranzukom=
men, der Neid ſo ungeheure Ausmaße erlangt, wie dies unter
jungen Menſchen der ganzen Geſchichte wohl einzig daſteht. Mir
iſt ein Fall bekannt, wo ein Student ſeinen Kommilitonen
vor=
ſchlug, ſich für das nächſte ſehr ſchwere Examen doch gegenſeitig zu
helfen. „Was, wir ſollen uns noch Konkurrenz ſchaffen?” erhielt
er hohnlachend zur Antwort. Und wie er alsdann ſein Examen
doch ſehr gut beſtand, da führten dies ſeine Kameraden
ſelbſtver=
ſtändlich auf Protektion zurück.
Gegen Derartiges gibt es meiner Ueberzeugung nach nur
ein Mittel: der Jugend etwas wohl Deutſches, doch dem
Gentleman=Ideal Aequivalentes von der früheſten Kindheit an
als bindende Norm vorzuhalten. Leider aber ſteht einer ſolchen
Norm, welche allein eine lebendige Baſis für Kultur ſchaffen
kann, der heutige Zeitgeiſt ſchroff entgegen. Entſprechend der
Gentleman=Norm gilt für ehrlos wer ſeinen Gegner ſamt
ſeinen Anſchauungen nicht achtet, ſo ſcharf er ihn praktiſch
be=
kämpfe; für unanſtändig, wer kein goodloser zu ſein, d. h.
bei ſeiner Niederlage ſich am Sieg des anderen nicht
mit=
zufreuen weiß; für der Gemeinſchaft unwürdig, wer aus
eigen=
nützigen Motiven ſeine Gruppe ſchädigt. Hier handelt es ſich
beileibe nicht etwa um „Pflichterfüllung” dieſes rein Aeußerliche,
deſſen Begriff ſich 1918 in den Augen aller gleichfalls für immer
als oberſtes Ideal erledigt haben ſollte; auch nicht um die
welt=
anſchauliche Formel, daß Gemeinnutz vor Eigennutz geht —
was nur als „Soll” beſteht, wirkt nie von innen heraus ins
Leben ein —: hier handelt es ſich um unmittelbare
Gefühlskultur, um eine Bildung des inneren
inſtinktiven und emotionalen Menſchen, die es
ihm unmöglich macht, anders als edel zu handeln.
Wo ein ſolches Ethos ſelbſtverſtändlich herrſcht, da ſind ekle
Zerſetzungs= oder Entgleiſungserſcheinungen, wie ſie in
Deutſch=
land an der Tagesordnung ſind, von ihrer Wurzel her
unmög=
lich oder doch unſchädlich gemacht. Dann erſcheint es
phyſio=
logiſch unmöglich, jedes Jahr nach anderer Richtung „
umzu=
fallen”, gegen die Regeln der probité intellestuelle womöglich
täglich zu verſtoßen, wie es die Sitte ſo vieler deutſcher
Schreiber iſt oder in ſachlichen Fragen letztlich perſönliche
Klein=
lichkeit entſcheiden zu laſſen. Edlere Gefühle als ſolche, wie ſie
heute herrſchen, müſſen deshalb von oben her allen Jungen
eingebildet werden. Und ſolche Einbildung iſt auf die Dauer
ſehr wohl möglich, da ſie mit richtiger Beeinfluſſung der Seele
zuſammenhängt. Nur iſt eins dafür Bedingung, und die zu
erfüllen, iſt in Deutſchland äußerſt ſchwer: die
erforder=
liche Ein=Bildung muß unabhängig von aller
beſonderen Weltanſchauung, unabhängig von
allen Theorien über Raſſe und Volk und
deut=
ſches Weſen erfolgen. Hier kommt gerade kulturell
tatſächlich alles auf das reine Ethos an. Gefühle allein, nicht
Begriffe, halten Gemeinſchaften dauernd zuſammen. Kultur iſt
eine Frage der Gefühlsbindung und nicht des Geiſts, denn
nur Gefühle laſſen ſich fixieren und binden dadurch geiſtigen
Wert in unſerer Erdenwelt. Der Geiſt als ſolcher iſt frei und
niemals feſtzulegen; ihm eignet alle Unverläßlichkeit der Götter*).
Inſofern iſt es phyſiologiſch allemal erklärlich, wenn der weſent=
lich Geiſtige in Fragen mancher Bindungen verſagt: er ſpürt ſie
nicht. Doch die Freiheit des Geiſts kann andrerſeits dort allein
kulturbildend wirken, wo er im Rahmen feſtgelegter Gefühle
waltet. Daher denn das ſo häufig rein Zerſetzeriſche des
deut=
ſchen Geiſts: es fehlt die Gefühlskultur. Und man denke hier
ja nicht, hier handele es ſich um „jüdiſchen” Geiſt: in anderen
Ländern erweiſt letzterer ſich kaum merklich als zerſetzend. Daß
der deutſche Jude äußerſt leicht zerſetzeriſch wird, liegt am
Mangel gefühlsmäßiger Selbſtverſtändlichkeit, die der Jude in
Frankreich England, Holland, Schweden und nicht zuletzt im
Italien Muſſolinis mit der Luft des Landes ſelbſtverſtändlich
einſaugt und übernimmt. Nicht der Jude iſt hier der Schuldige,
ſondern der Deutſche ſelbſt.
So erhoffe ich denn von der neuen nationalen Bewegung
ein höchſt energiſches Einſetzen für ein höheres und edleres
Ethos: damit ſteht und fällt die Frage von Deutſchlands
Zukunftskultur. Und damit wiederum ſteht und fällt die Frage
von Deutſchlands Bedeutung in der Welt überhaupt: denn ſonſt
bleibt es dabei, daß Deutſchland nur durch ſeine einzelnen
be=
deutenden Söhne der Welt als Wert gilt. Iſt nun einmal aber
dieſes höhere Ethos — ich will gar nicht einmal ſagen:
ein=
gebürgert, ſondern als ſolches anerkannt, dann wird die
Engig=
keit des heutigen Parteigeiſts und die Kleinlichkeit, welche
deutſche Geiſtesfehde bisher typiſcherweiſe charakteriſiert, von
ſelber aufhören. Und dann — nicht früher — wird der einzig
mögliche Rahmen für eine große, das ganze deutſche Volkstum
umfaſſende Kulturgemeinſchaft geſchaffen ſein. Denn der Deutſche
kann auf die Dauer nicht Nationaliſt ſein. Nationalismus kann
bei dieſem Volk ſeiner ganzen Anlage nach, außer in Zeiten des
Krieges und der Revolution, nur eine Sektenangelegenheit ſein.
Der Deutſche iſt weſentlich Univerſaliſt. Und darauf beruht
ſeine ganze beſondere und einzigartige Kulturbedeutung. Er
iſt der einzige geborene Univerſaliſt in der heutigen Welt.
Hört der Deutſche auf, in der Univerſalität ſein Ideal zu ſehen,
dann hört er auf, im von allen ſeinen großen Geiſtern
geheilig=
ten Sinn deutſch zu ſein. Ohne weiteres muß zugegeben werden,
daß der deutſche Univerſalismus ſich bisher allzu oft in ſeinem
negativen Aſpekt, als Vaterlandsfeindlichkeit, als
Internatio=
nalismus und Defaitismus geäußert hat: aber das war eben
die Folge deſſen, daß ein allgemein anerkanntes Ethos bisher
fehlte, welches der geiſtigen Weite das nötige moraliſche
Rück=
grat gegeben hätte. Nur höchſtes Ethos allein kann dem
deut=
ſchen Geſamtweſen überhaupt ein Rückgrat ſchaffen: das iſt die
Kehrſeite des Reichtums ſeiner Anlage.
Hat ſich nun einmal die Reichsleitung zur Anerkennung
eines höheren Ethos als Grunderfordernis einer neuen
Volks=
kultur durchgerungen, dann wird kein Ernſtzunehmender mehr
daran denken, gewiſſe Typen, gewiſſe Weltanſchauungen
aus=
ſcheiden zu wollen. Alles Konſtruktive wird dann gleichſinnig
gefördert werden, ſo verſchiedenartig und widerſprechend es ſei;
das Deſtruktive aber wird dann aus dem höheren Ethos heraus
ſo ſelbſtverſtändlich verurteilt werden, daß die betreffenden Typen
jede Bedeutung verlieren werden. Allerdings iſt wichtig, daß
bei der heutigen Schwächung und dem geringen Anſehen
Deutſch=
lands in der Welt auch engherzige Zwiſchenzeiten vermieden
werden. Ich höre von nationalen Kreiſen, die es begrüßen
würden, wenn Albert Einſtein, da er Jude iſt, auf immer
Deutſchland verließe: wo Einſtein ohne jeden Zweifel zu den
zwei oder drei anerkannt bahnbrechenden Geiſtern dieſer Zeit
gehört und allgemein als deutſch gilt (niemand außerhalb
Deutſchlands verſteht das deutſche Raſſe=Vorurteil), ſo wäre
Einſteins endgültige Abkehr von Deutſchland, ſtaatsmänniſch
beurteilt, eine kaum geringere Kataſtrophe, als dies die Marne=
Schlacht war. Das alte Preußen wußte ſelbſtverſtändlich, daß
Eeiſtige ſelten viel von Politik verſtehen und nahm deren
poli=
tiſche Aeußerungen deswegen wenig ernſt; eben deshalb ließ es
ihnen alle Freiheit. Bekanntlich war Mommſen bis zu ſeinem
Tode fanatiſcher Bismarck=Feind. Der Fehler ſeit 1918 iſt, daß
Geiſtige als ſolche politiſch zu ernſt genommen
wer=
den. Das ſollte anders werden; nichts könnte un= ja
irr=
ſinniger ſein, als ſie fortan zum Schweigen zu verurteilen, denn
Metternichſche Politik, von zariſtiſch=ruſſiſcher zu ſchweigen, wird
in Europa keinem Lande mehr frommen.
So liegt denn die kulturelle Aufgabe, die ſich im Rahmen
des Neuaufbaus des Reiches ſtellt, ſo, daß zunächſt und vor
allen Dingen ein höheres Ethos im Volksganzen zu begründen
iſt. Hierzu hat der Staat ja ſämtliche Machtmittel zur Hand.
Auf dieſes Skelett zurückbezogen, müßten jedoch die Freiheit
und der Reichtum des deutſchen Geiſtes eine Pflege und
För=
derung erfahren, wie nie zuvor. An nichts, was in
Deutſch=
land poſitiv geſchaffen wird, ſollte ſich fortan das Reich
des=
intereſſieren. Oder vielmehr: hier ſollte es den Ländern die
größte Freiheit, die größten Möglichkeiten, die größten Mittel
zur Verfügung geben. Zentraliſierte Kultur iſt bei der Struktur
Deutſchlands völlig unmöglich. Nur in dem, was in Frankreich
„Provinz” wäre, kann Kultur bei uns überhaupt gedeihen. So
ſollte hier kein Zentraliſierungsprozeß, ſondern, umgekehrt, ein
möglichſt weitreichender kultureller Dezentraliſationsprozeß
ein=
ſetzen. Leider gibt es in Deutſchland keine kleinen Höfe mehr;
in der ganzen Geſchichte, in allen Reichen der Erde ſind ſolche
am meiſten kulturfördernd geweſen, gleichviel, was ſie politiſch
leiſteten. Deſto mehr ſollte für die Länder als ſolche alles
ge=
ſchehen, damit es auch ohne Fürſten geht. Und dieſe
Dezentrali=
ſation wird zugleich die beſte Garantie bedeuten für dauerhafte
deutſche Einheit und Einigkeit.
*) Vgl. das Schlußkapitel „Dirina Comedia” meiner „
Südameri=
kaniſchen Meditationen”.
Das Buch als Perſönlichkeik.
Welcher Bücherleſer erinnert ſich nicht des beglückenden
Erleb=
niſſes der Bekanntſchaft mit einem Buch, die mehr war als eine
oberflächliche Zufallsbekanntſchaft, die war, als ob man einen
wertvollen Menſchen kennengelernt habe, zu dem man immer
wie=
der gern zu vertrauter Zwieſprache zurückkehrt.
Wie Bücher auf Menſchen wirken können.
das wird in köſtlicher Weiſe in der Vorrede zu einem alten Werk
geſchildert, zur 2. Auflage des Brockhausſchen Konverſations=
Lexikons, dem längſt verſchollenen Vorgänger des Großen
Brock=
haus” aus dem Jahre 1812. Es heißt da in der umſtändlichen und
doch ſo zierlich=eleganten Schreibweiſe des beginnenden
Bieder=
meiers: „Jedes neue Buch ſteht bei ſeinem Eintritt in die
Leſer=
welt in dem Verhältnis einer Perſon, welche zuerſt in einen
geſell=
ſchaftlichen Zirkel tritt . . Der neue Roman tritt auf wie ein
neuer Stutzer, der Almanach wie ein Liebhaber, die Satyre wie
eine Kaffeeſchweſter, die Grammatik wie eine Gouvernante, das
Journal wie ein Courier, und das Konverſationslexikon wie ein
von gelehrten Reiſen und Studien zurückkehrender Polyhiſtor.
Sieht man da die Bücher nicht leibhaftig vor ſich (beſonders
köſt=
lich die als Kaffeeſchweſter verkleidete Satire!), wie ſie ſich in
einer der ſchöntuenden und geſpreizten Biedermeiergeſellſchaften
in geiſtreichelnder „Konverſation” ergehen, und wie das
Konver=
ſationslexikon dabei — ſo heißt es in der erwähnten Vorrede
weiter — „ſchlicht, doch anſtändig gekleidet, ſchweigend daſteht und
wartet, bis man Auskunft über das und jenes abfordert”. Und
was konnte es der damaligen Geſellſchaft alles geben? „Der
Literator erfährt von ihm biographiſche und hiſtoriſche, der
Kauf=
mann ſtatiſtiſche und technologiſche Berichtigungen, der Politiker
findet bei ihm gedrängte An= und Ueberſichten der
Tages=
geſchichte . . . Der Elegant läßt ſich von ihm die Zeitungen und
Journale, die Coquette die genialen Liebesbriefchen ihrer
Ver=
ehrer erklären
Ja, ein Allerweltskerl war es ſchon damals.
das Konverfationslexikon!
Es iſt gewiß nicht unintereſſant, zu unterſuchen, wie es ſich in den
inzwiſchen verfloſſenen 120 Jahren ſeit jener Auflage, der die
Vorrede galt, herausgemacht hat. Es hat ſein Gewand abgelegt
und iſt in ein neues geſchlüpft, in ein weiteres und dabei doch
geſchmackvolles und zugleich dauerhaftes Vor uns ſteht der neue
„Große Brockhaus” deſſen 12. Band ſoeben erſchienen iſt.*) Wenn
immer man von dem „Buch als Perſöxlichkeit” ſprechen kann —
auf ihn trifft’s gewiß zu. Er iſt nicht mehr der liebenswürdige
Plauderer von vor 120 Jahren, der uns nur „Stoff zu einer
Kon=
verſation” gibt — und doch iſt er gewiß tauſendmal bunter,
leben=
diger, unterhaltender geworden. Und dabei gewiſſenhaft und
zu=
verläſſig.
Seine Aufgabe in unſerer Zeit?
Sie iſt weit geſpannt, ſo umfaſſend, daß uns der „Große
Brock=
haus” in der kurzen Zeit ſeit Erſcheinen des erſten Bandes ſchon
unentbehrlich geworden iſt. Er ſoll ja nicht nur das geſamte
Wiſſen unſerer Zeit, ſorgfältig nach Schlagworten und
Unter=
ſchlagworten geordnet, darſtellen, ſondern er ſoll darüber hinaus
den großen Kreis praktiſcher Fragen, die täglich an uns geſtellt
werden, mit allem Verſtändnis für das was den Menſchen von
heute angeht, beleuchten. Um ein Beiſpiel zu geben: wir
ver=
langen von ihm nicht nur gewiſſenhafte Auskunft über Namen und
Daten, über den Siebenjährigen Krieg etwa, über den Lebenslauf
eines Nobelpreisträgers, über eine Stadt oder einen uns
unbe=
kannten Fachausdruck — wir möchten gegebenenfalls auch
Ratſchläge für unſer tägliches Leben
haben, etwa bei Krankheitsfällen oder Vergiftungen, oder bei der
Berufswahl unſerer Kinder, oder in rechtlichen Fragen (Muß ich
ein geplantes Verbrechen zur Anzeige bringen? Wann kann ich
einen Richter als befangen ablehnen? Wie veranlaſſe ich die
Eintragung einer Hypothek in das Grundbuch?). Ja eigentlich
ſoll er mir noch mehr ſagen können: Wie ſollen im Badezimmer
die elektriſchen Schalter angebracht ſein, damit eine Gefährdung
des Badenden ausgeſchloſſen iſt? Welches iſt das Mindeſtkapital
bei der Gründung einer Aktiengeſellſchaft? Wie lege ich mir eine
Bienenzucht an? Wie iſt der gefürchtete Hausſchwamm zu
be=
kämpfen? Wie ſoll ich meine Ernährung ſinngemäß geſtalten?
Um es vorweg zu nehmen: „Der Große Brockhaus” iſt das
Nach=
ſchlagewerk, das dieſen Anforderungen, in hohem Maße gerecht
wird. Und noch mehr. Die ſehr gute Ausſtattung läßt den —
übrigens ſeit Beginn dieſes Jahres herabgeſetzten — Preis als
niedrig erſcheinen. Der 12. Band allein enthält 80 Tafelſeiten,
teilweiſe prächtig bunt, mit vielen Hunderten von Abbildungen,
ſowie 20 Kartenſeiten, darunter farbige Stadtpläne von Mailand,
Mainz, Mannheim=Ludwigshafen und Moskau. (Zum Vergleich:
in den bisher vorliegenden 12 Bänden haben wir insgeſamt 934
Tafelſeiten und 482 Kartenſeiten zählen können, die — für ſich
allein genommen — ſchon ein paar ſtarke Bände ergeben würden!)
Wie wir ſelbſt zu brennenden Fragen unſerer Tage uns
Unter=
richtung aus dem „Großen Brockhaus” holen können, zeigen Artikel
wie Memelgebiet und Minderheitsfrage. Die beigefügte
Mond=
karte kann als die beſte augenblicklich vorhandene Karte über
unſer Nachbargeſtirn bezeichnet werden. Den Kunſtfreund
wer=
den die ausgezeichneten, teilweiſe bunten Tafelſeiten über „
Ma=
jolika und Fayence”. „Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts” und
„Moſaik” feſſeln, der völkerkundlich Intereſſierte findet unter
„Malaien” „Menſchenraſſen” (71 Abbildungen oder „Mongolen”
wiſſenswerte Beiträge, die Frau — und nicht nur ſie — wird ſich
unter „Möbel” oder „Mode”, der Landwirt unter „Milch” und
Molkerei”, der Freund der Natur unter „Manteltiere”. „
Meeres=
kunde”, Meeresfiſche” und „Mooſe” Belehrung holen. Kurz, im
neuen „Großen Brockhaus” iſt die Welt in ihrer bunten
Vielfal=
tigkeit vortrefflich eingefangen, und es iſt nicht zu viel geſagt, daß
man ihn nicht mehr miſſen mag, wenn man ſich einmal daran
ge=
wöhnt hat, ſich von ihm
das bunte Leben und ſeine Geheimniſſe erklären zu laſſen
und ſich in allen Fragen, die jeder Tag an uns ſtellt, bei ihm
Rat zu holen.
*) „Der Große Brockhaus” Handbuch des Wiſſens in 20
Bänden. Band 12 (Mai bis Mud) in Leinen 23,40 RM.; bei
Umtauſch eines alten Lexikons nach den feſtgeſetzten Bedingungen
21.15 RM.
Grieben=Reiſeführer: „Rom und Umgebung”, mittlere Ausgabe
1933. 9. Auflage. mit 7 Karten und 6 Grundriſſen, 136 Seiten.
3 Mark.
Der Grieben=Verlag in Berlin hat ſoeben eine neue Ausgabe
ſeines Romführers herausgebracht, um den vielen Tauſenden, die
die italieniſche Hauptſtadt im Zeichen des Heiligen Jahres
auf=
ſuchen wollen, einen zuverläſſigen Reiſebegleiter in die Hand geben
zu können. Man wird zu dieſem Buch um ſo lieber greifen, als
bekannt iſt, welch einſchneidenden Veränderungen das Stadtbild
in den letzten Jahren unterworfen wurde. Großzügige, auf weite
Sicht gedachte Stadterneuerungs= und =erweiterungspläne, die
nicht nur die winkligſten Gaſſen freier geſtalten und den
groß=
ſtädtiſchen Verkehr reibungsloſer abwickeln laſſen, ſondern auch
neue Siedlungsgürtel an der Peripherie der Stadt ſchaffen
wer=
den ſind von Muſſolini begonnen. Parallel mit dieſen Arbeiten
laufen die zielſicher durchgeführten Ausgrabungen und
Freilegun=
gen kunſtgeſchichtlich wertvoller Baulichkeiten des alten Roms die
eikennen laſſen, wie pietätvoll die ruhmreiche Vergangenheit
be=
handelt wird, obwohl man ſich dem Zwang einer
verkehrstechni=
ſchen Moderniſierung des Stadtplans unterwerfen muß. Zu
glei=
cher Zeit haben in dem kulturpolitiſchen Zentrum der Vatikanſtadt
bedeutende Neuanlagen und Umbauten ſtattgefunden, die für
jeden Romfahrer einen beſonderen Anziehungspunkt bilden
werden. Alle dieſe Veränderungen und die damit in
Zuſammen=
hang ſtehenden Neuaufſtellungen und Umordnungen in den
Mu=
ſeen. insbeſondere den Vatikaniſchen Sammlungen, hat der Führes
bis in die letzte Zeit binein ſorgfältig regiſtriert.
Dienstag, 28. Februar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 59 — Seite 9
der here Neichsprafiden lant miiien ...
„., das hört ſich ſo an, als hätten wir gerade die Ehre
ge=
habt, empfangen zu werden. Keine Rede davon, wir haben uns
nicht darum bemüht, in dem ſorgfältig eingeteilten Tagesplan
des greiſen Reichsoberhauptes irgend noch einen Augenblick Zeit
für die Darlegung von Sorgen und Nöten zu erbitten, von
Sor=
gen und Nöten, die ſich in nichts von den gleichen Sorgen und
dann nach dem Eſſen, zu dem auch noch meiſt irgendwelche
Be=
ſucher herangezogen werden, am Nachmittag die Vorträge ihren
Fortgang nehmen, ſo bleibt in dem pflichterfüllten Tageslauf des
Vierundachtzigjährigen faſt keine Zeit für ein Privatleben übrig.
Da müſſen Miniſterbeſuche der eigenen, der Miniſter fremder
Mächte, Botſchafter und Geſandten eingeſchoben werden. Bei
alle=
dem war noch gar keine Rede von den zahlreichen Beſuchen der
Vertreter der verſchiedenen großen Berufszweige. Hier kommen
heute Vertreter von Handwerk und Gewerbe, gleich im Anſchluß
an ihren Beſuch Vertreter von Arbeitervertreterorganiſationen.
Für morgen iſt der Empfang landwirtſchaftlicher Berufsſtände
durch deren Repräſentanten vorgeſehen. Und ſo geht es weiter.
Und des Abends? Empfänge über Empfänge. Hat man
ein=
mal die Einladungskarten höherer Reichsbeamten in der Hand
gehabt, ſo iſt man erſtaunt über die Vorſchrift, die auf der Karte
ſelbſt angegeben iſt, „Wagen 10 Uhr” oder auch einmal „Wagen
11 Uhr”. Und wenn die Wagen unten aufgefahren ſind, dann
gibt es kein Zögern, dann kommt der Haushofmeiſter mit ſeinem
großen Stab und geleitet die Beſucher hinunter.
Und dennoch! . . . Wunderbarerweiſe findet der „alte Herr”,
in ſeiner genauen militäriſch pünktlichen Tageseinteilung Zeit
zur Ausſprache mit den einfachſten unter unſeren Mitbürgern.
Ganz abgeſehen von den Hunderten und aber Hunderten an
Briefſachen, durch die er täglich mit dem Volke in Berührung
kommt. Bewunderungswürdig ein ſolches Leben, aber
beneidens=
wert? Nur ein ſo tiefes Gefühl für Pflicht, wie es der erſte
Mann des Reiches beſitzt, kann ſich und ſein ganzes perſönliches
Leben ſo der Allgemeinheit opfern.
Ein Kriegsblinder mit ſeinem Führerhund,
der um Audienz beim Reichspräſidenten nachſucht.
Nöten der Millionen unſerer Mitbürger unterſcheiden und über
die der Reichspräſident, wenn er ſie im einzelnen auch nicht
kennt, ſo doch im allgemeinen ſehr wohl unterrichtet iſt.
Nein, wir haben uns nur einen Einblick zu verſchaffen
ge=
ſucht, von wie viel Audienznachſuchern der greiſe Herr in der
Wilhelmſtraße tagtäglich beſtürmt wird. Es iſt eine erkleckliche
Zahl, deren Bitten ſelbſt dann noch abſchlägig beſchieden werden
müßten, wenn auch zu erwarten ſtünde, daß ihr Beſuch beim
Reichspräſidenten nicht nur für den betreffenden Einzelnen,
ſon=
dern auch für Gemeinſchaftsintereſſen, die er vertritt, bedeutſam
ſein könnte. Aber es fehlt die Zeit ..
Man ſtelle ſich doch ſo einen Tag der pflichtmäßigen
Reprä=
ſentation für das Deutſche Reich vor. Was da für Stunden in
Anſpruch genommen werden allein für den Vortrag des
Staats=
ſekretärs. Da muß ſelbſt der Preſſechef der Reichskanzlei ſich
meiſt auf die Minute genau eingerichtet haben, weil nach ihm
ſchon wieder die Diplomatenempfänge nachdrängen. — Wenn
Was „Graf Zeppelin” im Jahre 1933 vorhak.
Ausbau des Südamerikadienſtes. — In ſechs Tagen von
Deutſch=
land nach Buenos Aires. — Regelmäßige Zwiſchenlandungen in
Spanien. — Fahrpreiſe um 20 Prozent ermäßigt.
Der Luftſchiffbau Zeppelin und die Hamburg=Amerika=Linie
geben folgende näheren Einzelheiten über die in dieſem Jahre mit
dem Luftſchiff „Graf Zeppelin” geplanten Fahrten bekannt:
Die planmäßigen Südamerikafahrten werden am
Samstag, 6. Mai, ab Friedrichshafen wieder aufgenommen.
Zu=
nächſt wird jeweils am erſten Samstag eines jeden Monats eine
Abfahrt von Friedrichshafen ſtattfinden. Ab 2. September 1933
wird, entſprechend der fortſchreitenden Fertigſtellung der
Luft=
ſchiffhäfen in Braſilien und Spanien, ein 14tägiger Turnus wie
im vergangenen Jahre eingerichtet und bis zur Abfahrt am 28.
Oktober aufrecht erhalten. Der Fahrplan für etwaige
Winter=
fahrten wird erſt ſpäter veröffentlicht werden.
Im Gegenſatz zum vergangenen Jahre werden alle
Fahr=
ten ausnahmslos bis Rio de Janeiro durchgeführt,
ſo daß für die Paſſagiere das bisher notwendige Umſteigen in das
Flugzeug nach Pernambuco wegfällt.
Die ſpaniſchen und portugieſiſchen Paſſagiere werden es
be=
grüßen, daß erſtmalig in dieſem Jahre regelmäßige
Zwi=
ſchenlandungenn in Barcelona bzw. Sevilla
vor=
geſehen ſind, die ihnen den Umweg über Friedrichshafen und
da=
mit mindeſtens zwei Reiſetage erſparen.
Die Geſamtfahrzeit von Friedrichshafen über
Pernam=
buco bis Rio de Janeiro beträgt vier Tage. Bis Buenos Aires
kann man bei Benutzung des unmittelbaren Flugzeug=
Anſchluß=
dienſtes ab Rio de Janeiro in fünfeinhalb Tagen gelangen. Die
Reiſedauer von nahezu allen europäiſchen Hauptſtädten bis Buenos
Aires beträgt demnach nur ſechs Tage.
Sobald die Luftſchiffhäfen in Rio de Janeiro ſowie in Spanien
endgültig fertiggeſtellt ſind, wird ein weiterer Ausbau des
Süd=
amerikadienſtes des „Graf Zeppelin”, vor allem eine weitere
Verkürzung der Fahrzeit möglich ſein.
Die Fahrpreiſe ſind gegenüber dem Vorjahr um weitere
20 Prozent reduziert worden. Die Fahrt von Friedrichshafen bis
Rio de Janeiro koſtet jetzt nur noch 1980 RM. einſchließlich voller
Verpflegung. Für die Teilſtrecke von Friedrichshafen nach
Barce=
lona werden 260 RM. berechnet. Im Fahrpreis ſind neuerdings
120 Kilo Freigepäck eingeſchloſſen. Davon können 20 Kilo
im Luftſchiff mitgenommen werden, während die übrigen 100 Kilo
koſtenlos mit einem deutſchen Seeſchiff befördert werden.
In Südamerika wird die Syndicato Condor Ltda, wieder
einen Anſchluß=Flugdienſt durchführen, mit dem die Poſt nach und
von Rio de Janeiro, Montevideo und Buenos Aires befördert
wird. Für den Kaufmann in Rio de Janeiro beſteht die
Möglich=
keit, die Antwortpoſt dem Luftſchiff auf der gleichen Reiſe ſofort
wieder mitzugeben. Die Poſtflugzeuge befördern Paſſagiere nur
nach und von Plätzen, die ſüdlich Rio de Janeiro liegen.
Daneben beabſichtigt die Deutſche Luft=Hanſa, vorausſichtlich
noch im Laufe dieſes Jahre einen Poſtdienſt mit Flugbooten zu
eröffnen. Nähere Einzelheiten darüber werden zur gegebenen Zeit
bekanntgegeben.
Außer den Südamerikafahrten wird das Luftſchiff „Graf
Zep=
pelin” in dieſem Jahr wieder eine Reihe der beliebten Schweiz=
Fahrten ausführen, die es weiteſten Kreiſen ermöglichen ſollen,
für verhältnismäßig wenig Geld die eigenartigen Reize einer
Zep=
pelinfahrt ſelbſt zu erleben. Dagegen können angeſichts der ſtarken
Inanſpruchnahme des Zeppelins im Südamerikadienſt Fahrten mit
irgendwelchen Zwiſchenlandungen außerhalb Friedrichshafens
nicht mehr ausgeführt werden.
Nähere Einzelheiten über die Poſtgebührenzuſchläge werden
in den nächſten Tagen vom Reichspoſtminiſterium bekanntgegeben.
Preiswerke Leihlampen gefällig?
(Ark) Budapeſt. Zeitgemäß=bequeme Ratenzahlungen
rei=
chen nicht mehr aus, die Kaufkraft des Publikums entſprechend zu
ſteigern. Da kam eine Budapeſter Lampenfabrik auf eine
origi=
nelle Idee. Schließlich: Ohne Erleuchtung mags ja gehen, aber ohne
Beleuchtung kaum. Lampen muß der Menſch trotz aller Kriſe in
ſeiner Wohnung haben. Nun ſollen junge Ehepaare, die ſich den
Kauf von teueren neuen Beleuchtungskörpern vorerſt nicht leiſten
können, gegen eine minimale Miete „Leihlampen” bekommen. Für
nur 50 Heller (kaum 40 Pfennig!) monatlich werden Lampen
aller Art im „Abonnement” geliefert. Allenfalls ohne Anſprüche
auf ein Eigentumsrecht, dafür ohne Ratenzahlung, nur gegen
Leihgebühr. Die neuartige „Mehr Licht”=Propaganda der
ge=
ſchäftstüchtigen Fabrik ſoll durchſchlagenden, vielmehr
durchleuch=
tenden Erfolg in Ungarn haben.
Geschäftseröffnung u:dEmpfeblung!
Einer werten Nachbarschaft sowie einem geehrten
Publikum von Daimstadt zur Kenntnis, daß ich am
1 März, mittags 3 Uhr
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(seither Firma Scheerkamp) eine
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eröftne. Es wird mein größtes Bestreben sein, durch
Fabrikation erstklassiger Wurst- und Fleischwaren
mir das Vertrauen einer werten Kundschaft zu erwerben.
Unsere Preise werden sich weitgehendst den
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schaftlichen Verhältnissen anpassen.
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Seite 10 — Nr. 59
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Ueberreichung des Namensſchildes der „Emden”
an den Reichspräfidenken.
Reich und Ausland.
100. Geburkstag des General= von Schlieffen.
Alfred Graf von Schlieffen,
der Schöpfer des ſoviel erörterten
Operations=
plans für einen etwaigen Krieg gegen
Frank=
reich, wurde am 28. Februar 1833 geboren. Graf
von Schlieffen war 1891 bis 1905 Chef des
deutſchen Generalſtabs und wurde 1911 zum
Generalfeldmarſchall ernannt. Er verſtarb. kurz
vor dem Weltkrieg im Alter von 80 Jahren.
Warnung vor einem Schwindler.
Frankfurt a. M. Kürzlich iſt hier ein
angeblicher Amerikaner aufgetreten, der
haupt=
ſächlich Perſönlichkeiten, die mit dem
amerikani=
ſchen Konſulat in Verbindung ſtehen, aufſucht
und ihnen erzählt, daß ihm auf ſeiner Reiſe nach
hier ſein Gepäck und ſeine Ausweispapiere
ge=
ſtohlen worden ſind. Dann bittet er um eine
Unterſtützung. Der Aufforderung des Konſulats,
ſeine amerikaniſche Herkunft nachzuweiſen, iſt er
bis heute nicht nachgekommen. Vermutlich hat
er inzwiſchen Frankfurt a. M. verlaſſen. Da
anzunehmen iſt, daß er auch in der näheren und
weiteren Umgebung Frankfurts ſeine
Schwinde=
leien fortſetzen wird, ſei vor ihm gewarnt.
Betrunkener Kraftfahrer verurſacht Verkehrs=
Unfall.
Frankfurt a. M. Am Sonntag
nachmit=
tag befuhr ein junger Mann mit einem
Per=
ſonenkraftwagen den Bahnhofsplatz in Richtung
Kaiſerſtraße. Er war betrunken und fuhr mit
ſeinem Fahrzeug gegen eine Tafel am rechten
Bürgerſteig. Hierbei überſchlug ſich das
Fahr=
zeug und wurde ſtark beſchädigt. Der Führer
wurde leicht verletzt. Die Polizei entzog ihm
den Führerſchein.
Laſtkraftwagen auf der Landſtraße in Brand
geraten.
Perſonenautofährt in die Trümmer
Koblenz. In der Nacht zum Sonntag,
ge=
gen 3 Uhr morgens, geriet ein großer
Laſtkraft=
wagen mit Anhänger, der aus Duisburg
ſtammte, auf der Landſtraße aus bisher
unbe=
kannten Gründen in Brand. Das Feuer griff
mit raſender Geſchwindigkeit umn ſich, ſo daß
es dem Fahrer und dem Beifahrer nur mit
Mühe gelang, ſich vor dem wütenden Element,
das an der Papierladung des Autos reiche
Nah=
rung fand, zu retten. Wagen und Inhalt
ver=
brannten faſt vollſtändig. Im Laufe des
Sonn=
tagmorgen ereignete ſich an der Unfallſtelle ein
weiteres, ſchweres Unglück. Ein aus Koblenz
ſtammender Kaufmann fuhr mit ſeinem
Per=
ſonenwagen in die Trümmer des verbrannten
Autos und mußte mit lebensgefährlichen
Ver=
letzungen dem Krankenhaus zugeführt werden.
Ein Dienſtmädchen ermordet.
Rudolſtadt. Ein 23 Jahre altes
Dienſt=
mädchen wurde an einer Landſtraße bei
Rudol=
ſtadt erdroſſelt aufgefunden. Als Täter würde
ein 19jähriger Kutſcher aus Klein=Liebringen
verhaftet.
400. Geburtstag
des Philoſophen Monkaigne.
Bildnis Michel Eyquem de Montaigne,
nach einem zeitgenöſſiſchen Stich.
Am 28. Februar kehrt der Geburtstag des großen
franzöſiſchen Moral=Philoſophen zum 400. Male
wieder. Montaigne lehrte in ſeinen Schriften
die Eitelkeit der menſchlichen Vernunft und
widmete ſich in ſeinen „Eſſais” dem Studium
der Weisheit des Altertums und der Philoſophie
des Lebens.
Berlin. Reichspräſident von Hindenburg
empfing geſtern den auſtraliſchen
bevollmächtig=
ten Miniſter in London, The Right Honourable
Stanley Melbourne Bruce, der im Auftrag der
auſtraliſchen Regierung das Namensſchild des im
November 1914 gegen den auſtraliſchen Kreuzer
„Sidney” unterlegenen deutſchen Kreuzers „
Em=
den” überbrachte. In einer längeren Anſprache
kennzeichnete der Miniſter dieſen Akt nicht nur
als eine Ehrung für die „Emden” und ihre
rit=
terliche Beſatzung, ſondern auch als ein Zeichen
„Karneval wie einſt” in Köln.
Der große Roſenmontagszug.
Köln. Der Roſenmontagszug nahm ſeinen
Weg „wie einſt” durch die Straßen der
Innen=
ſtadt, über die Ringe, um dann auf die
Hohe=
ſtraße einzubiegen. An den wichtigſten Plätzen
der Stadt waren Tribünen errichtet. Die
Zug=
ſtraßen waren von Zuſchauern ſo angefüllt, daß
die Menſchen auf den Gehwegen eine einzige,
vor die Häuſer geſtellte Mauer bildeten. Seit
12 Uhr war in den Zugſtraßen ein
unaufhör=
liches Geſchiebe und Gedränge. Die Polizei
brachte dem Willen und Wollen der Narren
volles Verſtändnis entgegen. Der Zug zeigte
ne=
ben vielen Wagen und Reitern und dem
Fuß=
wolk der Geſellſchaften einige luſtige Einfälle in
humorvoller Form.
Koſtümfeſt polizeilich aufgelöſt.
Berlin. In der Nacht zum Sonntag wurde,
wie die Polizei mitteilt, ein im Hauſe des
Kunſtgewerbemuſeums veranſtaltetes Koſtümfeſt,
das ſogenannte Dachkahnfeſt, polizeilich
aufge=
löſt. Das Feſt wurde von Beamten des
Außen=
dienſtes der Theaterpolizei überwacht. Die
Be=
amten ſtellten hierbei feſt, daß in den
Atelier=
räumen ein jedem Begriff von Anſtand und
Sitte geradezu hohnſprechendes Treiben herrſchte.
Die weiblichen Feſtteilnehmer waren in den
gewagteſten Koſtümen erſchienen. Der
anwe=
ſende Kriminalkommiſſar ordnete die
zwangs=
weiſe Räumung der Feſträume an.
Ueberreichung des Hindenburg=Pokals
an den Segelflieger Wolfram Hirth.
Berlin. Der Reichspräſident empfing
ge=
ſtern den Flieger Diplomingenieur Wolfram
Hirth, Leiter der Segelfliegerſchule in Grunau
bei Hirſchberg in Schleſien, und überreichte ihm
den Hindenburgpokal für die beſte Leiſtung im
Segelflug im Jahre 1932. Der Preis iſt Herrn
Hirth am 15. Februar 1933 von dem
Preis=
gericht, unter Vorſitz des Miniſterialdirektors
Dr.=Ing. e. h. Brandenburg, zuerkannt worden.
Schweres Exploſionsunglück in Nürnberg.
Bis jetzt drei Tote.
Nürnberg. In der Gold= und
Silber=
ſpinnerei (Leonſche Werke) Hirſch u. Sohn, G.
m. b. H., explodierte am Montag nachmittag ein
Dieſelmotor, wobei, ſoweit bis jetzt bekannt iſt.
drei Arbeiter tödlich verunglückten. Weitere
Ein=
zelheiten fehlen noch.
der Freundſchaft des auſtraliſchen Volkes für das
deutſche Volk.
Der Herr Reichspräſident dankte
mit herzlichen Worten und ſprach die
Ueberzeu=
gung aus, daß dieſer Tag weſentlich zur
Vertie=
fung der freundſchaftlichen Beziehungen zwiſchen
beiden Ländern beitragen werde. An dem
Emp=
fang nahmen der britiſche Botſchafter Sir Horace
Rumbold und der britiſche Marineattaché
Fre=
gattenkapitän Hawes ſowie der Chef der
Mari=
neleitung Admiral Dr. h. c. Raeder teil.
Brandſtiftung im Berliner Schloß.
Berlin. Auf noch rätſelhafte Art brach
am 25. d. M. in den Abendſtunden in dem
früheren Kaiſerlichen Schloß (Reſidenz) ein
Brand aus. Ein Doppelfenſter im Dachgeſchoß
hatte Feuer gefangen, doch konnte der Brand
noch rechtzeitig gelöſcht werden. Eine Stunde
bevor der Brand bemerkt wurde, hatte der
Haus=
inſpektor des Schloſſes das Dachgeſchoß
durch=
gangen, um feſtzuſtellen, ob ſämtliche Fenſter
geſchloſſen ſind. Ihm iſt auf dieſem Gang nichts
aufgefallen. Von der Kriminalpolizei des erſten
Polizeireviers wurde feſtgeſtellt, daß
Brandſtif=
tung vorliegt. Von dieſem Beamten wurden
ſogenannte Kohle= und Feueranzünder und
ver=
kohlte Reſte vorgefunden. Auch lagen in der
Umgebung des Brandherdes mehrere
abge=
brannte Streichholzreſte.
Panzerſchiff „Deutſchland” auf der Fahrt
nach Wilhelmshaven.
Kiel. Panzerſchiff „Deutſchland” hat geſtern
morgen Kiel verlaſſen, um zur Indienſtſtellung
nach Wilhelmshaven zu fahren. Nach der
Durch=
ſchleuſung in Holtenau trat die „Deutſchland” die
Fahrt durch den Nord=Oſtſeekanal nach Weſten
an. An Bord befindet ſich außer der
Werftbe=
ſatzung die Abnahmekommiſſion der Marine. In
Wilhelmshaven wird das Schiff zunächſt das Dock
zur Abnahme der Unterwaſſerkeile aufſuchen.
Die Indienſtſtellung erfolgt bekanntlich am
1. April, am Tage des Stapellaufes des
Pan=
zerſchiffes B.
Lahuſen=Prozeß auf 14. März vertagt.
Bremen. Auf Antrag des Verteidigers,
Rechtsanwalt Dr. Luetgebrune, der durch ſeine
Berufung als Sonderkommiſſar für das preußiſche
Innenminiſterium an der Ausübung der
Vertei=
digung einſtweilig verhindert iſt, iſt der
Haupt=
verhandlungstermin gegen Karl Lahuſen auf den
14. März vertagt worden. Die
Staatsanwalt=
ſchaft hat dieſem Vertagungsantrag zugeſtimmt.
Bekanntlich ſollte der Prozeß am Dienstag, um
9 Uhr, beginnen.
Selbſtmord eines Direktors der ungariſchen
Staatsbahnen.
Budapeſt. Franz Szentivany, ein
Direk=
tor der ungariſchen Staatsbahnen, hat ſich
Sonn=
tag vormittag im Direktionsgebäude der
Staats=
bahnen erſchoſſen. Direktor Szentivany war vor
einigen Tagen, nach Einleitung der Unterſuchung
wegen der Mißbräuche der Teeröllieferungen
an die Staatsbahnen, beurlaubt worden,
Zwei neue Rikker des Ordens Pour le mörike.
Profeſſor Heinrich Wölfflin,
Ernſt Barlach,
der bekannte Bildhauer, Graphiker und Drama= der weltberühmte deutſche Kunſthiſtoriker, tritt
tiker, wurde an Stelle des kürzlich verſtorbenen” an Stelle des durch den Tod ausgeſchiedenen
Malers Prof. Slevogt in die Friedensklaſſe des Inhabers der Friedensklaſſe des Ordens Pour
le mérite Profeſſor Georg Dehio.
Ordens Pour le merite für Wiſſenſchaft und
(Zeichnung von F. Oehlſchlaegel.)
Künſte gewählt. (Selbſtbildnis des Meiſters.)
Dienstag, 28. Februar 1933
Vor 250 Jahren wurde der Phyſiker
R6aumur geboren.
Zeitgenöſſiſches Porträt
von René Antoine Ferchault de Réaumur,
dem großen franzöſiſchen Phyſiker und Zoologen,
deſſen Geburtstag ſich am 28. Februar zum 250.
Male jährt. Durch das von ihm erfundene
Wein=
geiſt=Thermometer mit einer Skala von 80 Grad
iſt ſein Name bis in unſere Tage hinein populär
geblieben.
16 Perſonen vermißt.
Budapeſt. Die ſchweren Schneeſtürme, die
ſeit mehreren Tagen in Transdanubien wüten,
haben empfindliche Verkehrsſtörungen verurſacht.
Beſonders in der Umgebung von Raab und
Mo=
ſon ſind alle Landſtraßen vollkommen
einge=
ſchneit. Der Autobusverkehr Wien-Budapeſt
mußte eingeſtellt werden. Auf verſchiedenen
Lokalbahnſtrecken mußte der Betrieb vollſtändig
eingeſtellt werden, da ſtellenweiſe Schneemaſſen
bis zu drei Metern die Gleiſe bedecken. Der
Schneeſturm dürfte auch mehrere Todesopfer
ge=
fordert haben. In den weſtlichen Kommitaten
werden bis jetzt 16 Perſonen vermißt, von denen
ein Teil wahrſcheinlich vom Sturm überraſcht
und ums Leben gekommen ſein dürfte.
Schneeſturmverheerungen in England.
London. Der große Schneeſturm, der am
Freitag und Samstag über England wütete, hat,
amtlichen Schätzungen zufolge, einen Schaden von
rund 20 Millionen RM. angerichtet. In manchen
Teilen Englands und Schottlands waren noch
am Samstag viele Dörfer und kleinere Städte
durch die Schneemaſſen vollkommen abgeſchloſſen;
Die Stadt Gloſſopp (Derbyſhire), die 20 000
Ein=
wohner hat, iſt ſeit drei Tagen ohne Verbindung
mit der Außenwelt, da die Straßen und
Eiſen=
bahnlinien durch hohe Schneemauern
unter=
brochen ſind. Einige Ortſchaften haben
telegra=
phiſch dringend um Nahrungsmittel gebeten. In
Südwales liegen viele Kohlenbergwerke ſtill.
Hunderte von Omnibuſſen, Kraftwagen und
an=
deren Fahrzeugen liegen tief eingeſchneit auf den
Straßen.
Elf Perſonen bei einer Feuersbrunſt
ums Leben gekommen.
Port Said. Bei einer Feuersbrunſt, die
das in der Nähe von Port Said gelegene Dorf
Karputi heimſuchte, ſind elf Perſonen in den
Flammen umgekommen. 150 Dorfbewohner ſind
ohne Obdach.
Neues Erdbeben in Jquique.
Santiago de Chile. Die chileniſche
Hafenſtadt Jquique wurde am Samstag von
einem neuen ſchweren Erdbeben erſchüttert, das
von einem plötzlichen Temperaturwechſel
be=
gleitet war. Seit Donnerstag wurden in der
Stadt dauernd Erdſtöße verſchiedener Stärke
verſpürt.
Schweres Bergwerksunglück in Südafrika.
Johannesburg. Zwei europäiſche und
zwölf eingeborene Bergarbeiter ſind geſtern
durch Einſturz in dem 2000 Meter tiefen Schacht
eines Kronbergwerks tödlich verunglückt. Man
glaubt, daß der Unfall durch Verſagen des
elektri=
ſchen Stromes zur Kontrolle der automatiſchen
Bremſe hervorgerufen wurde.
Rückkritt des Präſidenken der größken
Bank der Well.
C. E. Mitchell,
der erſt vor kurzem an Stelle von Higgins die
Leitung der größten Bank der Welt, die Chaſe
National Bank, übernommen hatte, iſt
zurück=
getreten. Die Urſache ſoll in einem rieſigen,
noch nicht aufgeklärten amerikaniſchen
Finanz=
ſkandal zu ſuchen ſein.
Densrag, 28. Februar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 59 — Seite 11
Sport, Sptel und Jucnen
Fußball.
Heute 3 Uhr 11 auf dem Hochſchulſtadion
Fußball=Länderkampf Schottland—Centralafrika
veranſtaltet vom Akademiſchen Sportklub und Poſtſportverein.
SVgg. 1928 Groß=Umſtadt — SV. Roßdorf 3:2 (1:2).
Ein tragiſches Geſchick ereilte die ſonſt ſo tapfere Roßdörfer
Elf auf ihrem Weg zur Meiſterſchaft. Schade um die ſympatiſche
Mannſchaft, die durch dieſe Punktverluſte es weſentlich ſchwerer
hat zur Meiſterſchaft. Ein Unentſchieden wäre ihr zu gönnen
geweſen, jedoch iſt der Sieg der Heimiſchen als verdient zu
be=
zeichnen, denn die Gäſte ſetzten der Taktik und dem Kampfgeiſt
der Platzelf nur ein ſehr zerfahrenes, unproduktives Spiel
ent=
gegen. Der ſonſt ſo gefürchtete Gäſteſturm konnte ſich gegen die
aufmerkſame Verteidigung nie ſo recht entfalten, dabei zeigte die
Verteidigung bedenkliche Schwächen. Scheinbar machten ſich noch
die Grippenachwehen bemerkbar. Die Einheimiſchen, obwohl mit
3 Erſatzleuten antretend, lieferten eines ihrer beſten Spiele und
bewieſen dadurch, daß ihr jetziger Tabellenſtand nicht ihrer
wirk=
lichen Spielſtärke entſpricht. Das Spiel ſelbſt wurde beiderſeits
ſehr temperamentvoll durchgeführt und war ſpannend von Anfang
bis zum Ende. Der völlig unerwartete Sieg löſte bei den
zahl=
reich erſchienenen Zuſchauern große Begeiſterung aus, während
man den Gäſten die Enttäuſchung, ſtark anmerkte. Schiedsrichter
Elsner=Alsbach gab ſich größte Mühe, das Spiel gut unter Dach
und Fach zu bringen, was ihm auch vollauf gelang.
Viktoria Kleeſtadt—VfR. Michelſtadt 0:11 (0:6).
Die Gäſte ſtellen eine ſpielſtarke, ausgeglichene, techniſch gute
Mannſchaft die dem Gaſtgeber überlegen iſt. Kleeſtadt ſpielte
mit drei Mann Erſatz recht fleißig, und es ſah manchmal vor
dem Tor der Gäſte recht brenzlich aus; doch der zum Teil
un=
entſchloſſene Sturm verſiebte die beſten Gelegenheiten Kleeſtadt
hätte in der erſten Halbzeit mindeſtens 3—4 Tore ſchießen
kön=
nen, doch Fortung war ſchon während der ganzen Saiſon
Klee=
ſtadt nicht bold. Die Gäſte konnten ſich auch in der zweiten
Halb=
zeit durch ihr ausgeglichenes Können durchſetzen und der
Vikto=
ria=Tormann mußte noch fünfmal den Ball aus dem Netz holen.
Da der Schiedsrichter ausblieb, ſprang Schiri Selzer=Kleeſtadt
ein. Das Spiel wurde aber dennoch auf gegenſeitige
Verein=
barung hin ausgetragen.
Germania Eberſtadt—Viktoria Walldorf 0:1.
Der mit ſo großer Spannung erwartete Kampf brachte nicht
das, was man von ihm erwartete. 900 Zuſchauer umſäumten
den Germania=Sportplatz. Beide Mannſchaften erſchienen in
ſtärk=
ſter Beſetzung. Die Germanen, für die viel auf dem piele
ſtand, verſtanden es nicht, das 40 Minuten für ſie überlegen
durchgeführte Spiel für ſich zu entſcheiden. In erſter Linie
ver=
ſagte die Stürmerreihe vollkommen, da ſie es nie verſtand, eine
der unzähligen Torgelegenheiten mit Erfolg abzuſchließen. Selbſt
einen Elfmeter konnte Weizenmüller, als das Spiel noch 0:0
ſtand, nicht zum ſiegbringenden Treffer verwerten. Weiter
aus=
ſchlaggebend war die ſchwache Leiſtung der geſamten Mannſchaft.
Man ſah ihrem Spiel kaum an, um was es ging. Nur einmal,
kurz vor Schluß, blitzte ſo etwas von Siegeswillen auf. Aber
als es ſo weit war, hatten ſich die flinken Gäſte aus Walldorf
durch ihren Rechtsaußen das entſcheidende Tor geſichert. Daß ſie
dann nur noch auf Halten ſpielten, iſt zu verſtehen. Dieſe
Nie=
derlage iſt geboren aus eigener Schuld und Phlegmatik der
Ger=
manen, und ſie dürften vor dem Abſtieg kaum noch zu retten ſein.
Finkenbach=Ludwigshafen war ein guter Leiter. Reſerve 3:1
fur Eberſtadt.
* Kreisliga Südheſſen.
Olympia Lampertheim holt auf!
Nun iſt es tatſächlich noch einmal ſo weit gekommen, daß
ſich die Lampertheimer bis auf einen Punkt an den einſt ſo
über=
ragend daſtehenden Tabellenführer aus Heppenheim
herangear=
beitet haben. Beide Vereine, Heppenheim ſowohl als auch
Olym=
pia Lampertheim, werden ſich nun mächtig anſtrengen, in ihren
noch ausſtehenden Auswärtsſpielen die notwendigen Punkte zu
holen. Beachtlich iſt der moraliſche Erfolg der Gernsheimer in
Lampertheim. Die Mannſchaft hat ſich in letzter Zeit gut
ent=
wickelt und wird ſicherlich ihren guten Platz in der Spitzengruppe
beſetzt halten. Zu einem Schützenfeſt kam es in Bensheim, wo
die Bergſträßer Tor auf Tor erzielten, ohne ſich auch nur einen
Gegentreffer gefallen zu laſſen. Obwohl man neuerdings mit
einem Umſchwung der Bibliſer Mannſchaft nach der beſſeren
Seite rechnete, war nicht anzunehmen, daß die Riedleute bei den
erſtmals wieder komplett ſtehenden Normannen in Pfiffligheim
zwei Punkte holen würden. Die Mannſchaft ſpielte jedoch ſehr
„eifrig und ſiegte demgemäß verdient, obwohl Pfiffligheim auch
ein recht gutes Spiel hinlegte. Aehnlich liegen die Verhältniſſe
beim Spiel in Weinsheim, wo Hofheim als die abſolut beſſere
Mannſchaft einen bedeutungsvollen Sieg erringen konnte und
damit den dritten Tabellenplatz behauptet. Die Tabelle:
Kegler=Bereinigung Darmſtadt und Umgebung.
Keglervereinigung Darmſtadt und Umgebung.
Verbandsklubmeiſterſchaften.
In Fortſetzung der Rückkämpfe traten am Samstag und
Sonn=
tag von der Ligaklaſſe die Klubriegen „L. L. 08” und
„Zwölfer TGD. 46”, ferner von der A=Klaſſe „Haſſia 1919‟
zum Start an. Der Riege von L. L. 08” war es beſchieden, ihr
Ergebnis vom Vorkampfe weſentlich zu verbeſſern. Mit 2608
Ge=
ſamtholz verließ ſie die Bahnen. Auch die „Zwölfer” haben
ge=
genüber dem Vorkampfe eine Leiſtungsſteigerung zu verzeichnen
und konnten 2602 Geſamtholz erzielen. In beſonders guter Form
befand ſich die Riege des Klubs „Haſſia 1919” die es auf 2685
Geſamtholz brachte. Es dürfte ihr nach der guten Leiſtung im
Vorkampfe die Meiſterſchaft der A=Klaſſe ſicher ſein. Fortſetzung
und vorausſichtliche Beendigung der Kämpfe am 4. und 5. März.
Schwerakhletik.
Aus dem 2. Kreis des DASV.
Darmſtadt Polizei 2. Mannſchaft—Mainz=Weiſenau 13:7,
Nieder=Ramſtadt—Mainz=Weiſenau 15:6.
Auch bei dieſen Kämpfen erlitten die Mainzer Vorſtädter
recht derbe Niederlagen, was ſie auch in der Tabelle gegen den
Schluß gedrängt hat, von dem es kein Vorwärts mehr geben
dürfte. Es iſt auch nicht verwunderlich, wenn dauernd
Umſtel=
lungen und Neueinſtellungen in der Mannſchaft erfolgen. Der
einzige, der ſich in beiden Kämpfen behaupten konnte, war Ditt,
der in 2 bzw. 8 Minuten Sieger werden konnte. Jertz ſiegte in
Nieder=Ramſtadt und Weber gegen die Poliziſten, wo ſie noch
ein Unentſchieden von Wolf gegen Boſchung erzielen konnten.
Schütz kämpfte außer Konkurrenz, da er noch in der Karenz iſt.
Nieder=Ramſtadt ſiegte mit Rodenhäuſer, Lautenſchläger, Beck
und Kaffenberger, der Polizeierſatz mit Hahl, Becker und
Ger=
hardt.
Daß Dieburg in dieſer Saiſon eine ganz hervorragende
Mannſchaft ſtellt, hat ſchon mancher Verein ſeines Bezirks
erfah=
ren müſſen, wie auch ſein Tabellenſtand Zeugnis davon gibt. Aus
dieſem Grunde dürfte es auch ſeinen Nachbarn Groß=
Zim=
mern zu einem Freundſchaftskampf verpflichtet haben, den es
dann auch ſeit 1912 erſtmalig wieder beſiegen konnte. Den
Vor=
kampf hatte Groß=Zimmern, wie berichtet, gewonnen. Die
Mann=
ſchaftsaufſtellung beider Mannſchaften iſt nicht bekannt. Daß
die=
ſer Sieg bei 500 Zuſchauern Freude macht, iſt zu verſtehen, und
nun „Glück auf” zu den letzten Kämpfen in der Serie.
Aus der Kreisliga, 1. Bezirk iſt wieder ein Kampfabbruch
zu melden, aber diesmal ohne Schuldigen, wenigſtens bei den
Mannſchaften und den Zuſchauern. Eine politiſche Verſammlung
in dem Lokal machte dem Kampf ein früheres Ende. Dieſes iſt
in der Jetztzeit eine höhere Gewalt und werden die reſtlichen
Kämpfe gegen Fahrtenſchädigung des Veranſtalters an einem
be=
reits feſtgeſetzten Termin nachgeholt. Der Platzverein möge aus
dem Geſchehenen die Lehre ziehen. Gegner waren Langen=
Lons=
heim-Pfaffen=Schwabenheim.
Der für den 8. März vorgeſehen geweſene Fußballkampf
zwiſchen einer Frankfurter Städtemannſchaft und Zentralungarn
in Frankfurt wurde von den Ungarn telegraphiſch ohne Angabe
beſonderer Gründe abgeſagt
Geſchäftliches.
Starkbg. Heppenheim Spiele gew. un. verl. Punkte32 Olympia Lampertheim 31 FV. Hofheim Spv. Horchheim Konk. Gernsheim FV. Biblis 21 FCl. 07 Bensheim VfL. Lampertheim 19 Norm. Pfiffligheim 16 Vikt. Neuhauſen 11 Spv. Weinsheim 11 Spv. Hochheim
Auch Hänschen will ſchon ein Herr ſein!
Frei=
lich! Und ſogar aus eigenem Becher möchte er ſeine Schokolade
und ſeinen Kakao trinken. So ſind die Kleinen ja alle. Und die
Mutter lächelt über ihren kleinen Diplomaten, der natürlich
ſchon geſehen hat, welche entzückenden Ueberraſchungen der
Oſter=
haſe in den Schaufenſtern von Kaiſer’s Kaffeegeſchäft aufgeſtellt
hat. (Siehe Anzeige.)
Wefterbericht.
Die aus dem öſtlichen Hoch ausfließende kontinentale Luft
führt zur Fortdauer des gegenwärtigen Witterungscharakters.
Nachts wird weiterhin Froſt auftreten, doch nimmt am Tag die
Erwärmung kräftig zu, da durch die weſtliche Störung in der
Höhe warme Luft herangeführt wird. Durch das Aufkommen
wadmer Luft dürfte es ſtellenweiſe zur Dunſtbildung oder zum
Auftreten hoher Bewölkung kommen.
Ausſichten für Dienstag, den 28. Februar: Zeitweiſe dunſtig und
bewölkt, dabei auch aufheiternd. Nachts noch Froſt, tagsüber
fortſchreitende Erwärmung, trocken.
Ausſichten für Mittwoch, den 1. März: Fortſchreitende
Tempera=
turerwärmung, dunſtig und wolkig mit Aufheiterung.
Süddeukſche Schneeberichke.
Schwarzwald:
Schauinsland: 0 Grad, 25 cm.. Ski gut.
Feldber=
gerhof — 3, 40 cm., Pulver, Ski ſehr gut. Belchen: 0.25 cm.,
teils Pulver, teils Harſch. Herzogenhorn: — 1. teils
Pul=
ver, teils Harſch. Notſchrei: —4, 30 cm., Pulver, Ski gut.
Kandel: 0.20 cm., Pulver. Hinterzarten: —4, 10 cm.,
teils lückenhaft. Breitnau=Steig: —4 teils Pulver, teils
Harſch. Menzenſchwand: — 1. Südhänge unterbrochen.
St. Märgen=Thur: — 3, Schneedecke unterbrochen.
Titi=
ſee: — 10, Schneedecke unterbrochen, Eisbahn ſehr gut.
Taunus:
Keine Sportmöglichkeiten.
Gewinnauszug
5. Klaſſe 40. Preußiſch=Süddeutſche Staats=Lotterie.
Nachdruck verboten
Ohne Gewähr
Auf fede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen I und II.
25. Februar 1933
16. Ziehungstag
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezögen
6 Gewinne zu 5000 M. 165785 297373 336267
24 Gewinne zu 3000 M. 58103 62437 79613 108905 120526 140044
178962 220017 244601 321408 34 1967 361704
50 Gewinne zu 2000 M. 5019 8644 24205 30687 53880 67850 98639
127931 131238 131341 137489 149865 153687 154589 158780 228814
241973 293496 310409 310611 326657 329694 351752 373287 398251
106 Gewinne zu 1000 M. 1970 5131 8507 22678 32197 37219 40078
45523 48822 94302 95753 109577 116924 123374 125335 127709
144260 146330 158741 160886 168487 187485 195160 195548 199591
207163 216092 237099 244455 254945 257858 269621 283086 288655
989485 291782 300278 309863 323057 323615 338286 348716 356507
362032 362363 364157 366049 378818 382600 389638 392008 396438
396598
216 Gewinne zu 500 M. 2869 3920 6266 7330 17270 33723 37387
42979 44489 45432 46593 50520 54795 57674 58417 68171 68475
75196 76320 83657 85072 85780 86986 96865 96918 98943 109232
114411 119140 131962 136171 140328 146341 149712 150405 151614
151712 170076 176776 179046 180091 182889 184655 190204 190854
193482 197878 201904 202415 204863 210859 215580 224796 225929
229564 230640 230746 241074 245480 248415 250330 256040 257789
258572 258858 259892 260261 260832 264067 272741 273779 274449
274464 277186 290880 297013 298882 305681 308313 3091 10 309278
315555 319296 324096 325000 327011 327916 330939 333338 324343
338237 3465108 352389 354554 356941 361691 361911 362269 366392
368880 372672 376825 376057 382656 386526 388636 393372 396670
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 400. M.
gezogen
2 Gewinne zu 50000 M. 318139
4 Bewinne zu 10000 M. 155963 158377
6 Gewinne zu 5000 M. 46935 205827 253787
12 Gewinne zu 3000 M. 52840 112220 199620 258525 309951 333201
54 Gewinne zu 2000 M. 21747 51135 56317 57054 61234 61419
70892 85658 88761 98210 105041 114789 116763 118601 129928
142802 148920 165092 174474 181971 234819 238267 246881 333349
333651 359787 382721
116 Gewinne zu 1000 M. 1532 1588 11532 16938 21764 23066 27368
32837 44683 48231 53610 61585 63508 64128 71018 97549 166104
108981 109883 117000 118861 129198 109858 131442 134803 149803
156026 160338 163785 164844 170451 171532 174576 178210 214289
937955 242795 943466 245801 252020 270585 276996 278813 286303
290869 296862 301415 305096 307314 322063 325979 328821 340316
341139 379341 381457 390777 394878
124 Gewinne zu 500 M. 2577 3410 5579 9322 9377 12168 26177 31190
31446 33161 41236 42694 42993 54132 60844 68363 85224 89237
100289 101638 112994 124663 142704 158384 163722 165677 173700
179643 181336 181603 188267 189596 191374 215400 221623 225743
708955 233125 254408 257354 260268 273703 275791 277418 279426
282694 584829 296912 307496 310988 31 1236 334997 339422 344028
345454 357456 363017 366435 376700 376900 381894 396653
Im Gewinnrade verblieben: 2 Prämien zu je 500000, 2 Gewinne
zu je 200000, 4 Gewinne zu je 100000, 2 zu je 75000, 4 zu
je 50000, 18 zu je 25000, 84 zu je 10000, 222 zu je 5000, 436
zu je 3000, 1290 zu je 2000, 2586 zu je 1030, 4338 zu je 500)
12704 zu je 400, und 100 Schlußprämien zu 3000 Mark.
10.10
119.
1735
Af
18.50:
19.30:
21.
15.00:
16.00:
17.10:
17.30:
18.00:
18.30
19.30:
19.35:
20.00:
21.00:
22.20:
23.00:
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Dienstag, 28. Februar
Schulfunk. Das Forellen=Quintelt von Franz Schubert.
Hausfrauen=Nachmittag.
Köln: Nachmittagskonzert. Sextett G=Dur,
3 (Brahns
Köln: Die Narrenfahrt ins Jahr 1933. Eine Kölner
Karnevals=
ſitzung vor hundert Jahren mit Muſik, Geſang und Tanz.
Dr. von Müller: Gemeinverſtändliche Wiſſenſchaft.
Trier: Dr. Herzberg: Die Verwitterung der Bauten und
Denkmäler in Trier.
Cloclo. Operette von Lehar.
Faſchings=Kehraus. Der große Wunſs
Zeit, Nachrichten. Wetter, Sport
Faſchings=Kehraus. (Fortſetzung).
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Dienstag, 23. Februar
Schulfunk: Meine Erlebniſſe im unbekannten Spayien.
0: Lehrgang für praktiſche Landwirte.
05: Schulfunk: Franzöſiſch für Fortgeſchrittene
Jugendſtunde: Gegenwartsfragen der Technik.
15.45: J. V. Jenſen: Tiergeſchichten.
Für die Frau: Was Eheleute falſch machen.
16.30: Leipzig: Nachmittagskonzert
Oberſt a D. v. Oertzen; Zum 100. Geburtstage des G
neralfeldmarſchalls Grafen v. Schlieſſen.
Tägliches Hauskonzert: Alte Kantaten und Arien
Landrat a. D. v. Wilmowſti: Die Naturverbundenheit von
Landwirtſchaft und Gewerbe in Deutſchland.
Beethoven. Einführung in die: Eroica. Geſpräch.
19.00; Prof. Eſchweiler=Braunsberg: „Neue” Sittlichkeit im 3
alter der Technik?
Das Gedicht.
Politiſche Zeitungsſchau.
Köln: Kehraus Faſtnachtsdienstagsball.
München: Vom 10Oſten ins 1000ſte. Ein luſtiges Quodlibet,
Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Berlin: Faſtnachtsball.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaff: Rudolf Maupe; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann:
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr Herbert Nette;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen,
Die heutige Nummer hat 14 Seiten.
Zwangsverſteigerung.
Termin: Mittwoch, den 8. März 1933, vormittags 9 Uhr,
Saal 118 des Neuen Gerichtsgebäudes Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 3, Bd. 9, Bl. 422.
Flur 3, Nr. 1313, Hofreite Nr. 43, Landwehrſtraße,
462 qm. Schätzung: 29 000.— RM.
Eigentümer: Gertrud Wilhelmine Rapp zu u und Wwe.
Heinrich Rapp geb. Schmitt zu /us in Darmſtadt.
(V2025
Darmſtadt, den 29. Dezember 1932.
Heſſiſches Amtsgericht.
Zwangsverſkeigerung.
Termin: Mittwoch, den 22. März 1933, vormittags 9½ Uhr,
im Sitzungsſaal 118 des Neuen Gerichtsgebäudes.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk V. Band XXV,
Blatt 1715
1. Flur VII. Nr. 472 Grabgarten, Moſerſtraße, 433
qm. Schätzung: 4000.— RM.
Flur VII. Nr. 476, Hofreite Nr. 9 daſelbſt, 318 am.
Schätzung: 40 500.— RM.
3. Flur VII, Nr. 4767 0o, Grasgarten (Vorgarten)
da=
ſelbſt, 65 qm. Schätzung: 500.— RM.
Eigentümer: Kaufmann Ludwig Schmidt in Darmſtadt.
Darmſtadt, den 10. Januar 1933.
(V.1407
Heſſiſches Amtsgericht.
Zwangsverſteigerung.
Termin: Mittwoch, den 29. März 1933, vormittags 9 Uhr,
Saal 118 neues Gerichtsgebäude in Darmſtadt.
Grundſtück: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 3, Bd. 12, Bl. 598:
Flur 3 Nr. 1013, Hofreite Nr. 41 Kahlertſtraße, 136 qm.
Schätzung: 18 000.— RM.
Eigentümer: Schloſſer Karl Glenz in Darmſtadt.
Darmſtadt, den 8. Februar 1933.
Heſſiſches Amtsgericht.
GM5
Zwangsverſkeigerung.
Termin: Mittwoch, den 29. März 1933, vormittags 9½ Uhr,
Saal 118 des neuen Gerichtsgebäudes Darmſtadt.
Grundſtück: Gemarkung Darmſtadt Bezirk 5, Bd. 13. Bl. 903
Flur 22 Nr. 174/, Bauplatz in der Landskron, 837 qm.
Schätzung: 29 000.— RM.
Eigentümer: Karl Chriſtoph Boßler in Darmſtadt,
Orange=
rieſtraße 48.
Darmſtadt, den 31. Januar 1933.
Heſſiſches Amtsgericht.
(V. 2976
Zwangsverſteigerung.
Termin: Mittwoch, den 29. März 1933, vormittags 9½ Uhr,
Saal 118 neues Gerichtsgebäude Darmſtadt.
Grundſtück: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 5. Bd. 33. Bl. 2147
Flur 21 Nr. 174, Grabgarten vor der Saubach, 482 qm.
Schätzung: 3300.— RM.
Eigentümer: Eheleute Adam Schäfer und Urſula geb. Bayer
in Darmſtadt, Heidelbergerſtraße Nr. 126, zu je ½.
Darmſtadt, den 23. Januar 1933.
( 2974
Heſſiſches Amtsgericht.
Zwangsverſkeigerung.
Termin: Mittwoch, den 29. März 1933, vormittags 934 Uhr
Saal 118 des neuen Gerichtsgebäudes Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 6. Bd. 20, Bl. 996
Flur 16 Nr. 171½v. Fußpfad am Bachgang, 23 am.
Schätzung: 100.— RM.
Flur 16 Nr. 1717/z0, Grabgarten daſelbſt, 416 qm.
Schätzung: 2000.— RM.
Eigentümer: Heinrich Krick. Gartenbautechniker in
Darm=
ſtadt. Bachgangweg 18.
Darmſtadt, den 31. Januar 1933.
Heſſiſches Amtsgericht.
KM3
Bauarbeiten.
Die Zimmer=, Dachdecker= (Pappdach)
Spengler=, Platten=, Rolladen=, Glaſer=
Schreiner= und äußeren und inneren
Weißbinderarbeiten bei der Errichtung
einer Flugzeughalle auf dem ehem. Art.=
Schießplatz bei Griesheim ſollen auf
Grund der Reichsverdingungsordnung
vergeben werden.
Die Bedingungen liegen bei der Heſſ.
Flugbetriebs=A. G. Darmſtadt. Nieder=
Ramſtädter Straße Nr. 110, offen.
Angebote auf die Zimmer=, Dachdecker=,
Spengler=, Platten= und
Rolladenarbei=
ten ſind bis Freitag, den 10. März 1933,
10 Uhr, und auf die Glaſer= Schreiner=,
und äußere und innere
Weißbinder=
arbeiten bis Samstag, den 11. März
1933, 10 Uhr, bei der vorgenannten
Ge=
ſchäftsſtelle einzureichen.
(297:
Darmſtadt, den 25. Februar 1933.
Heſſ. Flugbetriebs=A. G. Darmſtadt.
Mk.
geg. la Sicherh., gt.
Zinſ. u. mon. Rückz
nur v. Selbſtgeb. zu
leihen geſ. Ang. u
G. 181 a. d. Geſch.
Steuerberatung,
Bilanzaufſtellung,
Bücher=Nachtrag
u. ſonſt. Vertr.=Arb.
übernimmt Kaufm
m. langjähr prakt.
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gem. Vergüt. Anfr.
erb. u. G. 161 Gſch.
Lebenszweck!
Wo kann ſich
ge=
wandte repr. Dame,
alleinſteh., 1. Kraft,
als tücht. Hausfrau
u. Köchin betätig.
Kaution k. geſtellt
werden. Ang. unt.
G. 155 Gſchſt. erbet.
(2971)
Fg. Frau ſucht für
vormitt. Laufſtelle
Nähe Beſſungen.
Off. u. G. 167 Gſch.
Tüchtiges, ſehr gut
empfohl. Mädchen
ſucht Tagesſtelle.
Ang. u. G. 184 Gſch.
(3013)
Frauen
beſſerer Stände für
leichte, lohn.
Werbe=
ätigkeit geſucht. —
Meldungen nur m.
Ausweis am
Mitt=
woch pünktl. um 5
oder pünktl. um 6
Uhr:
Blumenthal=
ſtraße 41. 1. Stock.*
Fleißiges, ſelbſtänd.
Mädchen in Geſch.=
Haushalt (
Metzge=
rei) ſofort geſucht
Näh. Geſchäftsſt.
Mi
Rnecht
in Landw.
durchau=
bewandert, geſucht
per 13. 3. Derſelbe
muß ſtadtkund ſein
u. ſelbſt. mit Pferd.
umgehen können.
H. Bender V.,
Weiterſtadt.
Kartoffelhandlung.
(3014)
Lichtbilder
uſw. ſind für den (Einjender werivoll
u. werden in vielen Fällen dringend
benötigt. Unſere Auftraggeber
wer=
den daher gebeten, Bewerbungs=
Unterlagen jeweils ſchnellſtens zurück,
zuſenden.
Auf Chiffre=Anzeigen feine
Original=
eugni e eintenden
Dienstag, 28. Februar
Nummer 59
Die Bankenkriſe in d. O. A.
Schuhmaßnahmen für Banken und Bankkunden. — Beſonders krikiſche Lage in Maryland.
Weikere Ausdehnung der Kriſe.
Die amerikaniſche Bankenkriſe, die mit den Vorgängen im
Staate Michigan akut wurde, zieht immer weitere Kreiſe. In
allen Unionſtaaten ſind die zuſtändigen Stellen mit der Frage
des wirkſamen Schutzes von Banken und Bankkunden beſchäftigt.
Wegen der verſtimmenden Wirkung auf die Börſen iſt man mit
der Verhängung allgemeiner Moratorien ſehr zurückhaltend, doch
haben die Gouverneure der Staaten Indiana, Miſſouri, Arkanſas
und Wisconſin bereits grundſätzliche Beſtimmungen über etwa
not=
wendig werdende Moratorien erlaſſen. In den Staaten New York,
New Jerſey, Vermont. Nowa und Nebraska ſind neue Geſetze
an=
genommen worden, die den ſtaatlichen Behörden größere
Macht=
befugniſſe geben, um die Schließung von Banken abzuwenden und
ihre Reorganiſierung nach der Liquidation zu beſchleunigen In
verſchiedenen Staaten iſt geplant, die Zurückziehung von
Spar=
geldern auf einen beſtimmten Prozentſatz pro Monat zu
beſchrän=
ken und die Verwendung von kommerziellen Konten auf einen
Betrag einzuſchränken, der dem Durchſchnittsbetrag der letzten
Monate entſpricht.
Franklin Rooſevelt hat mit ſeinem künftigen
Schatzamtsſekre=
tär Woodin die Notlage der Banken in Maryland und Michigan
geprüft, und es heißt, die Finance Reconſtruction Corporation
er=
wäge die Möglichkeit, den Banken von Detroit und Baltimore
Darlehen zu gewähren. Beſonders kritiſch iſt die Lage in
Mary=
land, wo der Gouverneur eine dreitägige Schließung der Banken
angeordnet hat, nachdem während der letzten Woche von Depots,
die insgeſamt 500 Millionen Dollar ausmachen, 13 Millionen
Dollar abgehoben worden waren. Die Fondsbörſe von Baltimore
iſt geſchloſſen. In Detroit beabſichtigt die Clearinghouſe
Aſſocia=
tion die Ausgabe von Interimsſcheinen als Zahlungsmittel.
Im Zuſammenhang mit der Bankenkriſe iſt der Präſident des
Verwaltungsrates der National City=Bank von New York
Char=
les Mitchell, zurückgetreten. In Indianapolis haben die Banken
bis auf weiteres die Zurückziehung von Depoſiten auf höchſtens
5 Prozent beſchränkt. Den gleichen Beſchluß faßten 7 Banken in
Cleveland. Fünf Banken der gleichfalls im Staate Ohio
gelege=
nen Stadt Akron mit insgeſamt 55 Millionen Depoſiten haben die
Abhebung von Spareinlagen auf monatlich 1 Prozent und die
Verfügung über kommerzielle Guthaben auf den Durchſchnitt der
letzten Monate beſchränkt. In einer anderen Stadt in Ohio.
Dayton, iſt ein dreitägiges Bankmoratorium verhängt worden. In
Kanſas=City iſt für heute die Fuſionierung von vier Banken mit
Depoſiten von insgeſamt 5 Millionen Dollar zu einer Mercantile
Home Bank and Truſt Company angekündigt.
Ford übernimmk zwei Banken.
Detroit. Henry Ford hat das Kapital und die
Verant=
wortung für zwei neu gebildete Hauptbanken in Michigan unter
der Bedingung übernommen, daß er alleiniger Aktionär bleibe
und das Direktorium allein beſtimmen könne. Es iſt
bemerkens=
wert, daß Ford erſtmalig das bisher von ihm angegriffene
Bank=
gewerbe ausübt. Das in beiden Banken inveſtierte Kapital
be=
trägt 7.5 Millionen Dollar.
Zur Ausdehnung der amerikaniſchen Bankenkriſe iſt
ergän=
zend zu melden, daß ſieben Hauptbanken im Staate Cleveland, alle
Banken in Indianapolis und fünf Banken in Akron (Ohio) die
täglichen Auszahlungen auf 5 v. H. der Einlagen beſchränkten.
Der Bürgermeiſter von Dayton (Ohio) erklärte ein dreitägiges
Vollmoratorium. Alle Maßnahmen ſollen angeblich nur
vorüber=
gehender Natur ſein.
Die beiden am 14. ds. Mts. zuſammengebrochenen
Hauptban=
ken des Staates Michigan, die Firſt Nationalbank und die Union
Guardian Truſt Company in Detroit, die von Ford übernommen
worden ſind, zahlen zunächſt 30 Prozent der Alteinlagen aus. Ob
ſpäter weitere Rückzahlungen möglich ſind erſcheint fraglich. Das
Direktorium der National City Bank of New York wählte James
Perkins zur. Nachfolger des zurückgetretenen Präſidenten Mitchell.
Perkins hai, bisher das Präſidium der City Bank Farmers Truſt
Company ix2, eines Tochterinſtituts der National City Bank.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Tariffrieden in der Textilinduſtrie. Die Mitglieder des
Ar=
beitgeberverbandes der Deutſchen Textilinduſtrie E. V. einerſeits
und der Deutſche Textilarbeiterverband, der Zentralverband
Chriſtlicher Textilarbeiter, der Gewerksverein Deutſcher
Textil=
arbeiter (Hirſch=Dunker), der Zentralverband der Maſchiniſten und
Heizer andererſeits haben ſich unter Zurückſtellung beiderſeitiger
Wünſche im Intereſſe einer ruhigen Fortentwicklung der
Wirt=
ſchaft entſchloſſen, eine Stabiliſierung der derzeitigen
Arbeits=
bedingungen für einen längeren Zeitraum vorzunehmen. In der
getroffenen Vereinbarung werden die Lohntarifverträge mit einer
Mindeſtlaufzeit bis zum 31. Januar 1934, die
Manteltarifver=
träge und Mehrheitsabkommen bis zum 30. April 1934 verlängert.
In den zurzeit tarifloſen Bezirken werden die jetzt gültigen
Ar=
beitsbedingungen zum Tarifvertrag erhoben. Dieſe Vereinbarung
regelt die Arbeitsbedingungen für etwa 600 000 Arbeitnehmer.
Portland=Zementwerke Dyckerhoff=Wicking A.=G., Mainz=
Amöneburg. Die Produktion des Dyckerhoff=Wicking=Konzerns
wird in dieſen Tagen nach Beendigung der Winterpauſe wieder
aufgenommen. Man hat die Erfahrungen des Betriebsjahres
1932, des erſten Jahres, in dem ſich der Zuſammenſchluß der
Fir=
men Dyckerhoff und Wicking voll auswirken konnte, dahingehend
ausgewertet, daß man die Produktion in der Hauptſache auf die
Werke Amönebura. Neuwied und Lengerich I konzentriert. Die
Verwaltung der Geſellſchaft hat ſich entſchloſſen, zur Einſparung
der Bewachungskoſten einige ſeit längerer Zeit ſtill liegende
Werke abbrechen zu laſſen. Es handelt ſich dabei um die Werke
Union=Ennigerloh. Grimberg, Roſenſtein und Zollern, die ſämtlich
im Beckumer Revier gelegen ſind.
Piehmärkke.
Mannheimer Viehmarkt vom 27. Februar. Auftrieb: 209
Ochſen 150 Bullen, 330 Kühe, 400 Färſen, 684 Kälber 40 Schafe,
2857 Schweine, 60 Arbeitspferde, 52 Schlachtpferde. Preiſe:
Och=
ſen a) 26—30 a1) 21—24. b) 23—25; Bullen a) 22—25, b) 20—22,
O 18—20; Kühe a) 22—24, b) 18—20, c) 13—16, d) 11—13:
Färſen a) 27—31, b) 23—26, c) 21—24: Kälber b) 41—43, c) 37
bis 40, d) 32—35, e) 25—30; Schafe b) 18—25: Schweine b) 41
bis 43 c 41—43, d) 40—42, e) 38—40 f) 36—38; Arbeitspferde
(pro Stück) 300—1200 (ruhig), Schlachtpferde 25—110 (mittel).
Frankfurter Viehmarkt vom 27. Februar. Aufgetrieben waren
Rinder 1447, darunter 62 ſeit dem letzten Markt, 391 Ochſen. 108
Bullen, 470 Kühe und 416 Färſen, ferner 567 Kälber, 59 Schafe
und 5156 Schweine. Bezahlt wurde pro Zentner Lebendgewicht:
Ochſen a1) 26—29, a2) 23—25, b) 20—22: Bullen a) 25—28 b) 21
bis 24; Kühe a) 22—25, b) 19—21, c) 16—18, d) 12—15; Färſen
a) 27—30, b) 24—26, c) 21—23; Kälber b) 35—39, c) 30—34,
d) 25—29; Schafe nicht notiert; Schweine b) 39—41, c) 38—41,
d) 36—40, e) 33—36. Marktverlauf: Rinder ruhig. Ueberſtand;
Kälber und Schafe mittelmäßig, ausverkauft: Schweine
ſchlep=
pend Ueberſtand. Der Rindermarkt war erheblich ſtärker als in
der Vorwoche beſchickt. Bei ruhigem Geſchäft verblieb Ueberſtand.
Frankfurter Pferdemarkt. Bei Eröffnung des Pferdemarktes
am Montag ſtanden vormittags 200 Pferde zum Verkauf, und
weitere rund 100 Stück wurde noch im Laufe des Vormittags
an=
getrieben. Nachfrage in Schlachttieren ſetzte befriedigend ein, und
es konnte ein Marktpreis von 23—24 RM. je 50 Kilogramm für
erſte Qualität und 12—13 RM. je 50 Kilogramm für zweite
Qualität feſtgeſetzt werden. Bei den Gebrauchspferden war die
Nachfrage gleichfalls lebhaft. Die volljährigen, mittelſchweren
Pferde zogen im Preiſe an, für Hunsrücker Arbeitspferde wurden
im Paar 1200—1300 RM. bezahlt, einzelne ſchwere Pferde
glei=
chen Schlags 700—800 RM. je nach Beſchaffenheit. — Der nächſte
Pferdemarkt findet am 27. März ſtatt.
Berliner und Frankfurker Effekkenhörſe.
Die letzte Woche vor den Wahlen begann in der Burgſtraße
in Berlin bei ſehr ruhigem Geſchäft in unverändert
widerſtands=
fähiger Haltung. Dies iſt um ſo beachtlicher, als die
Ausdeh=
nung der Bankenkriſe in Amerika und die ſehr ſchwache New
Yor=
ker Samstagsbörſe an ſich verſtimmen mußten. Trotzdem kam
ſeitens des deutſchen Publikums kein Material heraus, ſo daß die
Börſe ſelbſt faſt das ganze Geſchäft beſtreiten mußte. Demgemäß
waren die Abweichungen nach beiden Seiten in der Regel auf
Bruchteile eines Prozentes beſchränkt; lediglich in Spezialwerten
bemerkte man größere Veränderungen. Die Vollzeichnung der
neuen Bauernanleihe ſowie der günſtige Reichsbankausweis für
die dritte Februarwoche regten etwas an. Durch freundliche
Er=
öffnung fielen Kursgewinne bis zu 3 Prozent bei Bemberg,
Bre=
mer Wolle, Stolberger Zink. Niederlauſitzer Kohle, Conti=Gummi
und Schubert u. Salzer auf. Bei letzteren regte der gute
Ab=
ſchluß und die 10prozentige Dividende an. Andererſeits waren
BMW., Ohrenſtein u. Koppel, Leopoldsgrube, Siemens,
Akkumula=
torenfabrik, Reichsbank, Salzdetfurth und im Freiverkehr
Win=
tershall in gleichem Ausmaße gedrückt. Im Verlaufe blieb die
Umſatztätigkeit klein und die Kursveränderungen hielten ſich in
engen Grenzen. Nur Kunſtſeideaktien fielen durch Verluſte bis zu
2 Prozent gegen den Anfang auf. Andererſeits waren einige
Montanpapiere etwas freundlicher veranlagt. Deutſche Anleihen
blieben gehalten. Variable Induſtrieobligationen waren
behaup=
tet. Reichsbahnvorzugsaktien blieben gut behauptet. Am Markte
der Reichsſchuldbuchforderungen wurde etwas gehandelt. Am
Markte der Goldpfandbxiefe hörte man teilweiſe bis zu ½
Pro=
zent ſchwächere Kurſe. Für die Emiſſionen der Preußiſchen
Lan=
despfandbriefanſtalt lag wieder Nachfrage vor, ſo daß ſich hier
Gewinne ergaben. Von Ausländern verloren Bosnier 9
Pro=
zent. Am Geldmarkt ſetzte ſich zum Ultimo auch in den Sätzen eine
kleine Verſteifung durch, doch iſt die Situation nicht als übermäßig
angeſpannt zu bezeichnen.
Die Frankfurter Börſe lag ziemlich geſchäftslos. In der
letzten Woche vor den Wahlen herrſcht an ſich eine natürliche
Zu=
rückhaltung der Spekulation und auch der Bankenkundſchaft.
Aller=
dings ſind erneut geringe Publikumsaufträge eingelaufen, die von
einem gewiſſen Anlagebedürfnis zeugen, die aber im weſentlichen
gegen einen ſtärkeren Kursrückgang in der ſtillen Börſenzeit
wir=
ken. Die Vorgänge in Amerika werden mit großer
Aufmerkſam=
keit verfolgt. Der ſchwache New Yorker Schluß verſtimmt, da auf
Grund des jetzigen Vorganges mit weiteren Kurseinbrüchen in
Amerika gerechnet wird. JG. Farben eröffneten mit 109½ (109½),
alſo kaum verändert. Die übrigen Chemiewerte gut gehalten,
Scheideanſtalt ½ Prozent feſter. Am Montanmarkt bröckelten die
Kurſe zumeiſt eine Kleinigkeit ab, ſo Stahlverein 38, Mannesmann
½, Gelſenkirchen ½ und Harpener 1 Prozent. Feſter lagen
da=
gegen Rheinbraun im Hinblick auf die bevorſtehende
Generalver=
ſammlung, in der die RWE.=Transaktion ausgefochten werden ſoll.
Auch Kunſtſeidewerte gut gehalten, Bemberg ½ Prozent erholt,
Aku unverändert. Zellſtoffwerte bis ½ Prozent höher. Der
Schiffahrtsmarkt verzeichnete vollkommen unveränderte Kurſe.
Von Kaliwerten zogen Aſchersleben 2½ Prozent an, Salzdetfurth
gaben dagegen 1½ Prozent nach. Elektroaktien lagen meiſt
ſchwä=
cher. AEG. ½, Lahmeyer 1 Prozent nachgebend. Siemens waren
behauptet. In der Reihe der Einzelwerte trat keine Veränderung
ein. Holzmann ½ Prozent gebeſſert, Zement Heidelberg ¼
Pro=
zent niedriger.
Der Rentenmarkt verzeichnete gleichfalls nur ſehr wenig
Um=
ſätze, allerdings eine ausgeſprochen freundliche Haltung.
Beſon=
ders waren die Altbeſitzanleihe bei 69 Prozent etwas befeſtigt,
auch Neubeſitz um 0,05 Prozent freundlicher, ſpäte
Schuldbuchfor=
derungen ſetzten unverändert ein. Im ſpäteren Börſenverlauf
blieben die Umſätze äußerſt beſcheiden, auch das Kursbild zeigte
keine bemerkenswerten Bewegungen und Veränderungen.
Tages=
geld zum Monatsſchluß etwas geſuchter bei 4½ Prozent.
Die Abendbörſe war außerordentlich ruhig und blieb im
Ver=
laufe ſo gut wie geſchäftslos. Die Kurſe waren gegenüber dem
Berliner Schluß kaum verändert. Die Geſchäftsſtille beruht zum
Teil auf den ſchwächeren New Yorker Kurſen ſowie auf der
Zurück=
haltung wegen der bevorſtehenden Wahl. Auch die Rentenwerte
waren kaum verändert. Man nannte Farben 109½, Siemens 137,
Scheideanſtalt 158, Stahlverein 34½, Altbeſitz 68½, Neubeſitz 8½8.
6. Gekriebeſchau auf der Leipziger Meſſe.
Auch in dieſem Jahr werden der Ausſchuß für wirtſchaftliche
Fertigung (AWF) beim Reichskuratorium für Wirtſchaftlichkeit
(RKW) und der Verein Deutſcher Maſchinenbau=Anſtalten auf
der Großen Techniſchen Meſſe und Baumeſſe Leipzig (5—12. März
1933) eine Getriebeſchau zeigen. Neue Getriebe und neue
Ge=
triebeblätter werden den Beſuchern der Techniſchen Meſſe wie
all=
jährlich Anregung zur Anwendung bewährter Konſtruktionen und
zu neuen Fortſchritten auf dem für Maſchinen= und Apparatebau,
Verkehrstechnik, Spielzeugherſtellung uſw. gleich wichtigen
Ge=
biete des Getriebeweſens geben. Die Schau ſoll ebenſo wie ihre
Vorgängerinnen dazu beitragen, die geiſtigen und wirtſchaftlichen
Verbindungen zwiſchen den Ausſtellern (Herſtellfirmen. Techniſche
Schulen uſw.) und den Beſuchern der Meſſe (Konſtrukteure,
Be=
triebsingenieure, Lehrer und Schüler, techniſcher Lehranſtalten
uſw.) möglichſt eng zu geſtalten. Ueber den Kreis der Fachleute
hinaus dürfte als Anwendungsbeiſpiel beſonders ein von der
Firma Carl Zeiß (Jena) gezeigtes Planetarium von
Inter=
eſſe ſein. Die Getriebeſchau wird in Halle 7 des
Ausſtellungs=
geländes ihren Platz finden.
Brodukkenmärkke.
Mannheimer Produktenbericht vom 27. Februar. Weizen
in=
länd. (76/77 Kilo) 21,85—22,00, Roggen inländ. (72/73 Kilo)
17,50, Hafer inländ. 14,50—15,00. Sommergerſte 19,00—20,00,
Futtergerſte 17 75—18,00, Soyaſchrot (Mannheimer Fabrikat)
prompt 10 25, Biertreber mit Sack 11,75—12,00, Trockenſchnitzel
loſe 8,00, Rohzuckermelaſſe 5,20—5,40, Wieſenheu loſe 4,80—5,20,
Rotkleeheu 4,80—5.20. Luzernkleeheu 5,60—6,20, Stroh: Preßſtroh
Roggen=Weizen 2,60—2.80, Hafer=Gerſte 2,20—2,60, geb. Stroh
Roggen=Weizen 2 40—2,60, Hafer=Gerſte 2,00—2,20, Weizenmehl
Spezial 0 mit Sack (neue Mahlart) 31,25—31,50. Roggenmehl
nord=ſüdd. (60proz. Ausmahlung je nach Fabrikat) mit Sack
22,50—24,75, feine Weizenkleie mit Sack 8,00—8,25, Erdnußkuchen
11,60—12,00. Tendenz ſtetig. Die Stimmung iſt etwas ruhiger,
doch ſind die Forderungen nur wenig verändert. Der Konſum iſt
weiter zurückhaltend.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metalltermine vom 27 Februar ſtellten ſich für
Kupfer: Februar 36.50 (37), März 36.75 (37), April 37
(37.50), Mai 37.50 (38), Juni 37.75 (38.25) Juli 38 (38.50),
Auguſt 38.50 (39), September 38,75 (39), Oktober 39 (39.25).
November 39.25 (39.50), Dezember 39.50 (39.75) Januar 39.75
(40). Tendenz: ſtetig. — Für Blei: Februar 14 (14.50). März
14 (14.25), April und Mai 14.25 (14.75), Juni und Juli 14.50
(15), Auguſt 14.50 (15.25) September 14.50 (15.50). Oktober 15
(15.75), November 15 (16), Dezember 15 (16.25), Januar 15.25
(16.50). Tendenz: ſtetig. — Für Zink: Februar 18.75 (19.25),
März 19 (19.25), April 19.50 (19.50), Mai 19.50 (20). Juni
19.75 (20.25). Juli 20 (20.25), Auguſt 20.25 (20.50). September
20.25 (21), Oktober 20.75 (21.25), November 21 (21.25),
Dezem=
ber 21.25 (21.50), Januar 21.25 (21.75) Tendenz: ſtetig. — Die
erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief
Kleine Wirkſchaftsnachrichten.
Die Süddeutſche Zinkblechhändler=Vereinigung hat mit
Wir=
kung ab geſtern ihre Preiſe um 1,5 Prozent herabgeſetzt, nachdem
dieſe am 10 d. M. um 1,5 Prozent erhöht worden waren.
Ueber das Vermögen der Ludwig Ganz A.=G. i. L.. Mainz,
wurde am 20. Februar das Konkursverfahren eröffner, da die
Liquidatoren der Meinung waren, daß eine Ueberſchuldung
vor=
liegen könne. Zum Konkursverwalter wurde R.=A. Dr. Böckel=
Mainz beſtellt, eine Gläubigerverſammlung wurde au: den 16. 3.
einberufen.
Die G.=V. der Schweizeriſchen Kreditanſtalt genehmigte
ein=
ſtimmig den Jahresbericht und beſchloß, wiederum 8 Proz.
Divi=
dende auszuſchütten. Der Vorſitzende des Verwaltungsrats, Dr.
Binſchedler, bemerkte in ſeinem Referat u. a., trotz des kleinen
Geſchäftsumfanges ſei kein Perſonal entlaſſen worden.
Wie verlautet, beabſichtigt die Direktion der Staatlichen
Stickſtoffwerke in Chorzow, die Fabrikationsbetriebe vollkommen
ſtillzulegen. Zurzeit ſind in dem Werk 1400 Mann beſchäftigt,
während in 1928 noch 28 000 Arbeiter tätig waren. Die
Arbeit=
nehmer haben gegen die Schließung beim Polniſchen
Handels=
miniſterium proteſtiert.
Die Banco Argentino de la Nacion hat den Diskontſatz auf
6 Prozent und den Zinsſatz für Kredite in laufender Rechnung
auf 6½ Prozent ermäßigt.
Berliner Kursbericht
vom 27. Februar 1933
Oeviſenmarkt
vom 27. Februar 1933.
Berl.bandels. Ge).
Deutſche Ban1u. 1
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gumm
Deutſche Cont. Gas!;
Re
71.75
61.50
17.—
17.125
29.,625
90.—
39.75
20.75
31.25
126.625
112,25
Meue
Elektr. Lieferung
J. G. Farbe
Gelſ. Bergw.
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Soeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmanr.
Kali Aſchersleben
Klöcnerwerke
Kolsw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=untn.
Orenſtein & Koppe
89.25
80.—
109.125
58.50
76.875
86.125
54.—
49.50
414.75
44.—
68.125
58.50
38.125
39.50
Mee
Rütgerswerie
Salzdetfurtk Kali 170.—
Leon !. Tiet
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch./ 39.—
Baſal Lin
Berl. Karlsr. Ind
Hirſch Kupfe:
Hohenlohe=Werte
Lindes Eismaſch.
BogelTeleer. Draht
Wanderer=Werke
Me
42.375
34.75
115.—
17.125
70.75
18—
Ras
59.—
Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofig.
Solland
Eslo
Kopenhagen
Stockholm.
London.
Buenvs=Aires
New Yorl.
Belgien.
Italien
Paris
Währung
1o0 finn.M.
100 Schillingl
100 Tſch. Kr.
100 Pengs
100 Leva
00 Gulden
100 Kronen
100 Kronen 6
100 Kronen ſ.
s.Stg.
1 Pap. Pei
Dollar.
100 Belga
ſ1o0 Lire ſs
100 France
Gel0s
6.3441
48.45
12.465
3.05,
70.18
72.53
63.94
8.07
0.8331
4.709
59.09
21.52
Brief
6.35e
48.55
12.425
2.063
170.52
73.67
64.06
76.23
114.35 14.39
0.837
4.277
59.21
21.56
16.595 16.635
Schweiz
Spanien
Danzig.
Japan
Rio de Janerro
Zugoſlawien.
Portugal
Athen
Iſtambu
Kairo
Kanado
Uruguah ſt Goldpeio.
3sland
Tallinn (Eſtl.
Rigo
Bief
82.08
34.93
82.53
(.256
C.241
5.566
13.06
2.252
2.012
14.77
2.494
.652
54.81
1ast
79.98
Furlftädter and Matiskarbant Sarmgast, Hindte Mr Sttägher Bunz
Frankfurter Kursbericht vom 27. Februar 1933.
Ree
fällig 1. 4. 34...
1. 4. 35...
1.4.36
1. 4.37.:.
1. 4. 38..
6%Dtſch. Reichsanl
6%
v.27
5½% Intern.,
6%Baden ....
69Bayern .....
6% Heſſen „.b. 21
6% Preuß. St. v. 28
62 Sachſen v. 27
62 Thüringen v.21
Dtſch. Anl.
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Dtſche. Anl.
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6%Baden=Baden.
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6%0 Darmſtadt
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620 Frankfurt a.M.
Schätze v. 29
„26
6% Mainz ......!
6% Mannheimv. 27
2 München v. 2‟
82Wiesbaden v.28
6% Heſſ. Landesb!
Goldoblig.
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Hyp.=Bk.=Liquid.
47 %., Kom.=Obl.
95
88½,
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65
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78.75
Wee
Pfd.=Anſt. G. Pf.
6% Goldoblig.
6% Landestomm.
Bk. Girozentr. für
Hefſ. Goldobl. R. 11
6%
R.12
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kredit Goldpfbr.
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Dt. Komm.
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mel=Ablöſ.=Anl.
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5½% Lig.=Pfbr.
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Goldoblig
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5½% „ Lig. Pfbr.
62 Württ. Hyp.=B.
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74
68.5
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61.5
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87.75
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62 Voigt& Häffner
J. G. Farben Bonds
5% Bosn. L. E. B.
L.Inbeſt.
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4½% Lſt. Schätze
420 Oſt. Goldrente
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„ Zollanl.
12 ungarn 1913/
1914
19
Goldr.!
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42 Liſſabon
42 Stockholm
Abtien
Alg. Kunſtzideunie
A. E. G. ..
AndregeNorisBahn
Aſchaffba Brauerei
Zellſto
Bemberg, J. P....
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen.
Eement Heidelberg
Karlſtadt
J. G. Chemie Baſe!l=
Chem.Werke Alber
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Contin. Gummiw.
9
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„Contin. Linoleum
67.25 Daimler=Ben=
76.5 Dt. Atl. Telegr.
„ Crdö
98:1, Di Gold= u.
Eilber=
ſcheide=Anſtalt!
Linolwert.Berl
Dortm. Ritterbräu
Ohckerho & Widml
13.5 (Eichbaum=Werger.
Elettr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraf
Eſchw. Bergw!!
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
7.6. Farbenindufr.
Feinmech. (Jette:
Felt. & Gut legume
Frankfurte: Kof
Gelſenl. Bergwer.,
Geſ.felektr. Unterr.
Goldſchmid Th.
31
Gritzner=Kayer...
Grün c Bilſinger
s0
Hafenmühle Fr.ift.
Hammerſen, Tsn.)
3a.25 Hanaue: Kofbrauh.
Hanfwerke Füſſen.
30‟
92.5. Harpener Vergbau
a6 Henninger Kempf.
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40 Hindrichs=Aufferm.
120,25 Hirſch Kupfer.
as.75 Hochtief Eſſen
50. Sorzmann, Ph.
Flſe Berab. Stamm!.
Genüfſel=
128.5
s6" Jungbans
Kali Chemie ..
121
158.5
80.5
80.5
200
19
33
109
57.5
75.5
3.
25.5
57
7
85
69
42
B.,
1(3.5
Ks
Aſchersreben 114
„Klein, Schanzlin
Klöcknerwerle.
Knorr C. H...
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53 Mainz.Akt.=Br
Mannesm.=Nöhr
80.75 MMansfeld. Bergb.
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Motoren Darmſtadt
24.5 lSberbedar
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37.25 MReiniger, Gebbert.
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Südd. Zucker=A. 6. 1
Fellus Bergbau.
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Innterfranken.
Ber. Stahlwerze.
50.25
u85
20.75
89
217
67.5
66
581I,
251,
34
27
11.5
204
PKwf
66.5
Gf
176‟
159
33.5
25.75
70
138
142.75
71
97.5
34,5
Ve ug
Voigt & Haeffner.
Wahß & Freytag.
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Reichsbanl=An
Rhein. Hyp.=Bant.
Südd. Bod.=VCr.B
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A..G. Ver ehrsn
Allg. Lolalb. Krafin
72 Dt. Reichsb. Vze
Hapag.
Nordd. Lloyzd
Südd Ciſenb.=Ge
Allian= u. Stut:/
Verſicherung.
Verein. Verſ.”
Frankona Rück=u. M
Mannheim Verſich
84
28.75
4.25
48.5
20
52.25
1120
74.5
97
Hius
61.5
59.5
3s
147.75
104
25.5
95
40.25
A.
17.25
41.25
202
20
Otavi Minen.
Schantungcante
Dienstag, 28. Februar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 59 — Seite 13
Auch Du wirſt mich einmal beglücken...
Roman von H. A. von Byern
NNachdruck verboten!)
„Sie konnten mir ja auch ſchreiben!"
„Sind Sie mit Ihrem Zimmer leidlich zufrieden, gnädiges
„Leider nein — dazu war unſere Bekanntſchaft zu kurz, es Fräulein?”
wäre taktlos geweſen
„Nach deutſchen Begriffen — vielleicht. Aber ich denke, wir
werden Freunde ſein. Werden wir? Ich hoffe.”
„Wenn Sie mir die Erlaubnis geben, mein gnädiges
Fräu=
lein?”
„Gott — wie feierlich! Alſo: Freunde! Sind wir es? Ich
denke ſo!”
Bis zur Nagelprobe trank Hanns=Joachim ſein Glas aus,
beugte ſich vor:
„Nun fehlt noch das Siegel unter unſeren Pakt!”
„Wie — — meinen Sie das?” So unſchuldig und harmlos
wie eine ſechzehnjährige Kranzljungfer ſah die Kleine Kreuth
an. Der wurde unwillkürlich verlegen.
„Das — — nun das erkläre ich Ihnen ſpäter. Und haben Sie
ſich in Berlin gut amüſiert?”
„Vorgeſtern war ich in Hoppegarten.”
„Zum Rennen?”
„Nein, zur Morgenarbeit, ich wollte Ihren Derbyſieger
ge=
wiſſermaßen in Zivil ſehen.”
„Aber .. .", er blickte ſie überraſcht an: „Das iſt ja rührend
von Ihnen! So viel Intereſſe haben Sie für das Vollblut.”
„Ja .." für das Vollblut . . . auch ..
Graf Harbordt trank dem Darkehmer zu:
„Allerhand Achtung, lieber Kreuth, ſo hochkapitale Geweihe
und Rehkronen habe ich ſelbſt auf den Deutſchen
Geweihausſtel=
lungen in Berlin noch nicht geſehen.”
„Wenn Sie nicht zu müde ſind, können Sie morgen früh eine
Pirſchfahrt machen, freilich müßten Sie ſchon ſo gegen zwei Uhr
aufſtehen, Hilfsförſter Roßbach kann mitfahren. Zwei brave Böcke
gebe ich frei.”
„Mit heißem Weidmannsdank angenommen! Wenn Sie zum
„Großen Preis” nach Berlin kommen, werde ich mich mit einem
Schlemmerſouper im „Adlon” revanchieren.”
Hanns=Joachim winkte ab, als der Diener zum zweitenmal
anbot.
„Leidlich? Es iſt ein Juwel! Wie aus einer anderen Zeit,
einer anderen Welt! Und — — wie lieb alles hergerichtet war
— die Roſen—
Miſt Elias Atkinſon ſchwieg und aß. Sehr ſogar. Aber
zwiſchen Braten und Fiſch ſtellte er eine vorläufige Bilanz auf:
Wenn man eine Dollarmillion anlegte, ließ ſich aus dieſem
Landgut ein wirklich netter Beſitz machen. Natürlich nur für den
Sommer; denn den Winter würde das junge Paar doch in
Berlin verleben oder in London, um dann nach Nizza zu fahren.
Eine Dollarmillion, die gute Zinſen tragen mußte, falls die
Vollblutzucht auf Export arbeitete, und der Rennſtall die
Un=
koſten durch Wettgewinne balancierte.
Und aus irgendeiner Ideenverbindung heraus fragte
Wini=
fred ihren Tiſchnachbar:
„Wetten Sie eigentlich?"
„Grundſätzlich nicht! Ich bin Sportsmann, aber kein
Spieler.” Kreuth legte das Beſteck hin: „Die Liebe zum Tier
muß angeboren ſein, und die iſt unvereinbar mit Spekulationen.
Wer einmal damit anfängt, ſteigt ein paar Stufen hinab."
Sie ſah ſein ſcharfgeſchnittenes, kantiges Profil, das eckige
Kinn, die weit vorſpringende, leicht gebogene Naſe, den
ſchma=
len, herb geſchloſſenen Mund. Raſcher ging ihr Atem, eine
heiße Welle flutete über ſie hin. Was — war — das?! War
das — — Liebe? Oder Leidenſchaft, Begehren? Das junge
Mädchen griff nach dem Spitzkelch, in dem der Schaumwein
perlte. Und lächelte, ganz leiſe, ganz unmerklich. Nein, noch
immer hielt ſie die Schickſalsfäden in ihren Händen — noch
immer!
Sechs tiefe, weiche Schläge tat die alte Kaſtenuhr, zitternd
ſchwang der Ton nach. Frau von Kreuth ſtand auf:
„Wollen wir den Mokka auf der Veranda trinken?”
Sommerliches Blühen wob ein buntes Muſter in die weiten
Raſenflächen des Parks, von fernher blitzte der ſilberglänzende
Spiegel des Darkehmer Sees. Unruhvoll, gleich glitzernden
Stahlpfeilen, ſchoſſen Schwalben durch die Luft, auf dem Wall=
graben ruderten zwiſchen breiten Waſſerroſenblättern ein paar
Schwäne.
In winzigen, blattdünnen Täßchen dampfte der aromatiſche
Trank, lichtblauer Zigarettenrauch kräuſelte ſich empor.
Winifred lehnte ſich tief in den hellen Korbſeſſel. zurück, hielt
eine Papyros zwiſchen den um eine Schattierung zu roten
Lippen.
„Wollen Sie mir nicht einmal den Park zeigen, Herr
von Kreuth?”
„Aber gern, gnädiges Fräulein!” Sofort ſprang er auf.
„Gnädigſte Gräfin?”
Frau Daiſy ſchloß die Augen bis auf einen winzigen Spalt:
„Oh — mich müſſen Sie entſchuldigen, ich bin ſo müde von
der Hitze und der langen Fahrt.”
Graf Holm ſah plötzlich ſehr intereſſiert nach der Decke, und
Miſter Elias Atkinſon räkelte ſich oſtentativ in ſeinem
be=
quemen Seſſel.
Da wußte Hanns=Joachim woran er war . . . Man ſpielte
Vorſehung, man billigte dieſe Iſolierung zu Zweien, man
wartete .
„Bitte ſehr!” ſagte er unwillkürlich etwas förmlicher und
ging neben Winifred her. Die tat ganz unbefangen, bog in
die breite, ſchattige Lindenallee ein.
„Haben Sie öfters Gäſte in Darkehmen?”
„Nur ſo die nächſten Nachbarn, die hin und wieder mal zu
einer Stippviſite kommen. Früher waren während der
Sommer=
monate immer ein paar alte Tanten zur Weide hier, aber die
haben nun auch das Zeitliche geſegnet.”
„Iſt es da nicht oft recht einſam?” fragte das junge Mädchen
und brach im Vorbeigehen eine blutrote Nelke.
„Einſam? Nein! Ich habe ja meine Arbeit.”
„Arbeit?”
„Natürlich. Oder glauben Sie, ich ſei nur Rennſtallbeſitzer
und Zeitgenoſſe? Dreißigtauſend preußiſche Morgen, davon ein
Drittel unter dem Pflug, erfordern das Auge des Herrn und
die Vollblutzucht erſt recht.”
„Alſo gar keine Geſelligkeit ..
„Nur zu den Jagden und im Winter.”
„Im Winter?! Ja .. . ſind Sie denn da nicht in Berlin?”
„Nein. Das iſt mir zu koſtſpielig und auch zu umſtändlich.
Ganz abgeſehen davon, daß mir die Leute dort nicht übermäßig
ſympathiſch ſind.”
„Aber — wenn Sie einmal heiraten?”
„Dann wird meine Frau eben darauf verzichten müſſen,
Großſtadtluft zu atmen. — Konzerte und gute Theaterſtücke kann
(Fortſetzung folgt.)
man auch in Königsberg genießen.”
Heute Dienstag Premiére.
Ein filmischer Leckerbissen, eine überaus
lustige Komödie der Ufa.
KärhewNag
WLLF ETIS
V
Na bel Nachk.
Begie: Lndwig Berger.
Werner R. Heymann, der Schöpfer der größten Schlager,
dessen Melodien die Welt singt und liebt, schrieb die Musik.
Die Schlager des Films:
„Wenn ich Sonntags in mein Kino geh‟,
„Uns kann keiner”,
„Wehn Du nicht kommst, dann haben die Rosen umsonst geblüht”.
Im könenden Belprogramm:
(V.2980
Ufa-Kabarett. Ufa-Tonwoche.
Beginn: 3.45. 6.00 und 8.20 Uhr
Großes Haus 19.30 bis geg. 22.30
Hessisches
A 15
Landestheater
Dienstag
Außer Miete
28. Februar 1933
Kleines Haus 20 bis geg 23 Uhr
Die Blume von Hawai
Operette von Abraham
Preise 0.70—5.50 Mk.
Ab heute in Erstauffübrung.
Ein außergewöhnliches Filmwerk
aus den Schweizer Bergen.
Vielseitigen Wünschen entsprechend
noch einige Tage!
HARRY PIEL
der Held der 1000 Sensationen
DAS SCHIEE
OANE HAEEN
Or Hngnnnch
Eine geheimnisvolle, spannungsreiche
Geschichte aus den Geheimakten der
Küstenpolzzei eines Welthafens.
Dazu das reichhaltige Beiprogramm.
Nach einer wahren Begebenhelt,
Regie: Anton Kuttver.
Außer Gustav Diessl, dem einzigen
Berufsschau-
spieler unter den Darstellern und Beny Führer,
dem bekannten Skifahrer, wirken nur schlichte
Berg-
bauern aus dem Lötschental in Hauptrollen mit.
Dazu das bekannt gufe Beiprogramm.
Jngendliche haben Zutritt.
Beginn 3.45 6.00 und 8.20 Uhr
Dent Ddeich
3. Wanderung
Sonntag, 5. März:
Darmſtadt
und Umgebung
Abmarſch: 11 Uhr
am Oſtbahnhof.
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Fernsprecher 276 • Grafenstraße 18—20
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Beginn: 3 45, 6.00 und 8.20 Uhr
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im Städt. Saalbau
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14
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 28. Februar 1933
TOSOdob
Was ist Heideguell?
„Heidequell”, iſt ein angenehm aromatiſch
ſchmeckendes Pulver, gebildet aus heimiſchen und
exotiſchen Pflanzen von ſonnegeſegneten
Stand=
orten und aus phyſiologiſch aktiven Mineralien
techniſcher Zubereitung, wie ſie natürlichen
Ur=
ſprungs den berühmten Quellen, von Kiſſingen,
Wiesbaden und Karlsbad ihre Wunderkraft
ver=
leihen. Nicht weniger als 27 Energieträger dieſer
Art, die der menſchliche Körper begierig als
leben=
dige Naturkraft aufnimmt und in eigene
Lebens=
energie umformt, ſind in „Heidequell” enthalten.
Darin liegt ſeine vitale Gewalt.
„Heidequell” iſt das, was dem gehetzten,
miß=
mutigen unzufriedenen, nervös gereizten
Men=
ſchen unſerer Zeit fehlt; es vermittelt den
inni=
gen, innerlichen, körperlichen Anſchluß an die
Na=
tur und ihre lebenfördernden Kräfte.
„Heidequell” liefert dem Körper, den
Körper=
zellen natürliche Bau= Betriebs=, Kraft= und
Schutzſtoffe, ſowie Energie=Ueberträger, welche die
normalen Lebensvorgänge in den verſchiedenen
Zellen und Zellgemeinſchaften, den Geweben,
anfachen, unterhalten und regulieren, wodurch
Schädigungen und krankhafte Störungen von den
Zellen ferngehalten werden.
„Heidequell” wurde in vielen Krankenhäuſern
und Sanatorien, von vielen Aerzten erprobt und
glänzend begutachtet, in der mediziniſchen
Fach=
preſſe anerkennend beſprochen.
Ueber 16 000 Heidequell=Verbraucher beſcheinig=
*
ten uns ihre Zufriedenheit.
Wie wirkt Heideguell?
„Heidequell” fördert die Verdauungsvorgänge,
reguliert die Drüſentätigkeit, regt den
Stoffwech=
ſel an, belebt den Blutkreislauf und bewirkt
da=
durch Steigerung der allgemeinen Spannkraft,
Leiſtungsſtärke und Widerſtandsfähigkeit. „
Heide=
quell” iſt kein Heilmittel gegen irgendwelche
Lei=
den, ſondern Lebenskraft= Energie= und
Geſund=
heitsſpender ſchlechthin. Durch die mächtige
An=
regung der Funktionen aller lebenswichtigen
Or=
gane unſeres Körpers wirkt, es der
Krankheits=
anfälligkeit entgegen und verhütet manches, mehr
oder weniger ernſte Leiden.
„Es merkt mir keiner meine 69 Jahre an”
„Geiſtige und körperliche Friſche” — „Belebt den
ganzen Organismus” — „Schafft Arbeitsluſt und
Lebensfreude‟ — „Fühlt ſich um Jahre verjüngt”
„Erhöht die Sportleiſtungen” — Wunderbares
Mittel für die Nerven” — ſo und ähnlich
ſchrei=
ben uns täglich begeiſterte Heidequellkäufer.
Wer mehr darüber wiſſen und ſich über „
Heide=
quell” genau informieren will, verlange die
Druck=
ſchrift „Alt werden und jung bleiben”, in welcher
Heidequell”, ſeine Beſtandteile und ſeine
Wir=
kungsweiſe eingehend und gemeinverſtändlich
be=
ſchrieben ſind. Jeder erhält ſie koſtenfrei; ſie liegt
auch jeder Sendung bei.
Wer ſich aber krank fühlt, ſoll natürlich zum
Arzt gehen, ſich unterſuchen laſſen und die Anord,
nungen des Arztes genau befolgen. (
Naturheil=
kundige, Magnetopathen, Augendiagnoſtiker,
Hyp=
notiſeure, Pendelheilpraktiker, Aſtrobiologen,
He=
liodapathen u. dal. ſind keine Aerzte.)
Nerven in Gefahr?
Die Grundelemente der Nerven, die
Nerven=
zellen, welche die Träger von Nervenkraft und
Nervenleiſtung ſind, werden durch „Heidequell” in
mehrfacher Weiſe an Lebensenergie mächtig
be=
reichert: die allgemeine Blut= und
Säfteauffri=
ſchung durch „Heidequell” kommt dieſen gegen
Stoffwechſelſchlacken ſo außerordentlich
empfind=
lichen Organen ganz beſonders zugute; die
Läu=
terung des Blutes und Anregung des
Blutum=
laufs durch „Heidequell” verſchafft den vielfach ſo
ſchlaffen und überreizten Nervenzellen laufend
friſche Nähr= und Aufbauſtoffe; letztere
insbeſon=
deue die für die Nervenzelle ſo hochwichtigen
Bau=
ſteine Kalk und Phosphor, werden dem Körper
durch Heidequell” in ergiebiger Menge und in
geeſgnetſter Form zugeführt. Die Umformung
dieſer Stoffe in Nervenſpannkraft und erhöhte
Nervenleiſtungen fördert ein in Heidequell”
ent=
haltener ſog. Katalyſator in erſtaunlicher Weiſe.
Schönheit von innen heraus!
Wahre Schönheit und Jugendfriſche kommen
nur von innen heraus, nicht durch Salben, Seifen.
Schminke und Puder. Geregelte Verdauung und
Drüſenfunktionen, richtiger Stoffwechſel reines
Blut, geſunde Nerven — das ſind die
Grundbe=
dingungen wahrer Schönheit und Jugendlichkeit.
Sie werden, geſchaffen durch regelmäßige, kleine
Gaben von „Heidequell‟. Sein täglicher Gebrauch
verſchafft und erhält friſches geſundes Ausſehen,
einen reinen, jugendlichen Teint und verhütet
Korpulenz.
Heidequell eine Woche gratis!
Wenngleich die täglich in großer Anzahl uns
zugehenden Anerkennungen immer wieder die
überaus wohltuenden Heidequell=Wirkungen
be=
ſtätigen, ſo kann und ſoll doch nicht behauptet
werden, daß Heidequell ſtets und in allen Fällen
in gleicher Weiſe wirkt. Denn es gibt kein Schema
für die Geſundheitspflege, das auf alle Menſchen
paßte, dazu ſind die Naturen zu verſchieden. Es
ſoll daher jedem Gelegenheit geboten werden,
durch koſtenloſen Selbſtverſuch die „Heidequell”=
Wirkungen ausgiebig an ſich ſelbſt zu erproben.
Darum liefern wir gegen Einſendung des
unten=
ſtehenden Gutſcheines eine Probepackung „
Heide=
quell” vollkommen unberechnet. Aber nicht etwa
nur ein kleines Geſchmacksmuſter, ſondern eine für
eine ganze Woche ausreichende Menge, nach deren
Verbrauch Sie bereits den auffriſchenden Einfluß
von „Heidequell” auf Ihren Körper verſpüren
werden. Sie ſollen Heidequell nur erſt mal
ver=
ſuchen, Sie werden es dann ſicher gern
weiter=
brauchen. Heidequell iſt ſchon in vielen Apotheken
und Drogerien vorrätig.
Heidequell iſt auch hillig: Eine für etwa zwei
Monate ausreichende Original=Packung koſtet nur
RM. 1.90 (Originaldoppelpackung RM. 3.50) franko
und verpackungsfrei, alſo nur wenige Pfennige
täglich.
Senden Sie untenſtehenden Gutſchein noch heute
ein.
Heidequell Gesellschaft Maumburg /Saale A 154.
Gewerbsmäßige Vertretungen
ſind nicht zu vergeben.
Heideguelt 16000 mal gelobt!
über 16 000 Anerkennungen bestätigen die wohliuenden Heideguell-Wirkungen.
Man lese z. B. die nachstehenden, mit vollen Adressen wiedergegebenen Zuschriften.
Körperlich leicht und beschwingt, auch
nach längeren Gerichtssitzungen noch
geistig frisch und kräftig.
Mein Allgemeinbefinden iſt ein
we=
ſentlich beſſeres geworden. Ich ſtehe im
60. Lebensjahr, bin Strafrichter und
war infolge der anſtrengenden und
aufreibenden Amtstätigkeit oft recht
abgeſpannt und erſchöpft. Jetzt fühle ich
mich körperlich leicht und beſchwingt
und auch nach längeren bis in den
ſpä=
ten Nachmittag hinein dauernden
Ge=
richtsſitzungen noch geiſtig ſo friſch und
kräftig, daß ich im Anſchluß daran noch
viele Stunden geiſtig weiter arbeiten
kann. Auch Verdauung und Stuhlgang
iſt geregelt und der Schlaf, der früher
manchmal zu wünſchen übrig ließ, iſt
ein ziemlich guter. Ich bin über alle
dieſe vorzüglichen Wirkungen Ihres
Mittels ſehr erfreut, ſpreche Ihnen
da=
für meinen herzlichſten Dank aus und
werde auch weiterhin Bezieher von
Heidequell bleiben. Gegen die
Ver=
öffentlichung meines Berichtes erhebe
ich keinen Widerſpruch.
Leipzig S. 3. Fichteſtr. 13, III.
Dr. Schiller, Amtsgerichtsrat.
a
Herr Dr med J. Breslau ſchreibt
über ſeine Erfahrungen mit Heidequell
wie folgt:
Ich habe an einer großen Anzahl von
Patienten und an mir ſelbſt Verſuche
mit Heidequell angeſtellt und dabei die
Feſtſtellung gemacht, daß Heidequell ein
ſehr wertvolles diätetiſches
Ergänzungs=
mittel iſt, welches in keiner Familie.
fehlen ſollte.
Geſundes Blut und geſunde
Körper=
ſäfte ſind die Grundlagen der
Lebens=
kraft, der Lebens= und Arbeitsfreude
und der Geſundheit, Schlechte und
un=
reine Körperſäfte ſetzen die
Lebens=
kraft und die Elaſtizität des Körpers
herab, mindern die
Widerſtandsfähig=
keit gegen Infektionskrankheiten und
bilden die Urſache von ſchweren
Er=
krankungen. Um das Blut und die
Kör=
verſäfte friſch und rein zu erhalten und
von den ſchädlichen
Stoffwechſelproduk=
ten und Schlacken zu reinigen, iſt
not=
wendig: Die Bildung der Schlacken
auf ein Mindeſtmaß zu beſchränken die
Auflöſung und Ausſcheidung der
Schlak=
ken zu unterſtützen und zu beſchleunigen.
Heidequell fördert die Verdauung,
regt den Stoffwechſel an, belebt den
Blutumlauf und ſtärkt die Nerven,
da=
durch wird das Blut rein gehalten und
die Elaſtizität und Widerſtandskraft des
Körpers erhalten und geſtärkt
Un=
reines Blut wird von den ſchädlichen
Stoffwechſelprodukten gereinigt.
Warn ung!
Es iſt uns wiederholt zu Ohren
gekommen, daß ſeitens gewiſſenloſer
Geſchäftsleute, Hauſierer und
Reiſen=
der verſucht wird, unter Bezugnahme
auf unſere Firma und auf unſere
In=
ſerate mündlich oder ſchriftlich
wert=
loſe Dinge zu teuren Preiſen zu
ver=
kaufen, insbeſondere auch an die in
unſeren Inſeraten mit vollen Adreſſen
genannten Gutachtenausſteller.
Wir machen darauf aufmerkſam,
daß wir keine Vertreter od. Reiſende
zum Beſuch von Privatleuten
her=
ausſchicken und auch nirgends
Filia=
len oder Zweigſtellen unterhalten.
Heidequell iſt in den Apotheken
ud Drogerien erhältlich.
BeiIOer EiMrAiMte
gehören selbstverständlich in ärztliche Behaudlung. Aber auch wenn Sie nur leicht erkrankt sind oder sich
nur krank fühlen, wenn Darmträgheit, Magen-, Leber-, Gallenbeschwerden, Hämorrhoiden, Herz- und
Nieren-
schädigungen, Krampfadern, Furunkeln, kalte Füße, Nachtschweiße, Katarrhe der Atmungsorgane Sie plagen,
wenn Sie unter Reißen, Muskelschmerzen, Rheuma, Gicht, Ischias, Neuralgien, nervösen Störungen aller Art,
Ohrensausen, Klopfen in den Adern, frühzeitiger Arterienverkalkung leiden, wenn Migräne, Kopfschmerzen,
Schlaflosigkeit Sie gnälen, dann kurieren Sie nicht an sich selbst herum, geben Sie aucht nicht zum
Kur-
pfuscher, sondern vertrauen Sie sich Ihrem Haus- oder Kassenarzt an und befolgen Sie dessen Ratschläge
und Anordnungen.
Geringfügige Beschwerden können sich, wenn nicht rechtzeitig dagegen eingeschritten wird, schleichend
fortentwickeln und zu einer schweren Katastrophe, wenn nicht gar zum plötzlichen Tode führen.
Wenn man auch durchaus nicht jede Krankheit durch vorbeugende Maßnahmen von sich fernhalten kann,
so gibt es doch Mittel und Wege, die natürliche Widerstandsfähigkeit und Abwehrkraft des Körpers gegen
krankhafte Einfisse gründlich zu steigern und den Organismus in den Stand zu setzen, sich gegen Krankheits-
Attaken nach Möglichkeit zu schitzen. Das erreicht man am besten durch tägliche kleine Gaben von Heideguell,
wie über 16000 begeisterte Anerkennungen beweisen.
Es merkt mir keiner die 69 Jahre an.
Nachdem ich nun Heidequell gebraucht
habe und mit ſehr gutem Erfolg, ſo
möchte ich mich auch dankbar erweiſen
und gleichzeitig auch vielen, welche Ihr
Heidequell noch nicht geprobt haben,
raten, einen Verſuch zu machen. Ich
kann nur ſagen, daß Heidequell
vorzüg=
lich wirkt. Ich mit meinen 69 Jahren
glaube wohl ein Urteil abgeben zu
dür=
fen. Es wirkt außerordentlich belebend
und es merkt mir keiner die 69 Jahre
an, bin friſch, geſund und ſehr elaſtiſch.
ſo daß mir ſchon wiederholt geſagt
wurde, ich laufe noch 20 Jahre jüngere
Menſchen um.
Berlin S. 59, Dieffenbachſtraße 33.
Max Dreyer.
Gut ausgewirkt.
Heidequell hat ſich bei mir und
mei=
ner Frau gut ausgewirkt. Der Appetit
hat ſich rieſig eingeſtellt, auch die
Ner=
ven haben ſich beruhigt. Appetit iſt
beſ=
ſer, meine Nerven ſind beruhigter.
Darmſtadt. Mollerſtr 28. 3.
Otto Pohl.
Beruhigt die Verven.
Mit Heidequell bin ich ſehr zufrieden,
es beruhigt die Nerven und bringt mir
einen tiefen Schlaf bis zum Morgen.
Mainz, Pankratiusſtr. 30.
Frau Groß.
Begelt die Verdauung und beruhist die
Nerven.
Ich wollte erſt die Wirkung Ihres
Heidequell abwarten und dann
urtei=
len, weil ich ſchon verſchiedene Kuren
ohne Erfolg verſucht habe. Nun, nach
ſechswöchiger täglicher Anwendung kann
ich Ihnen meine volle Zufriedenheit
ausſprechen. Mit dem Heidequell bin
ich außerordentlich zufrieden; es regelt
die Verdauung und beruhigt die
Ner=
ven. Ich kann dieſes Mittel beſtens
empfehlen, und auf Grund meiner
Empfehlung hat bereits Frau ... ein
Heidequell von Ihnen bezogen.
Frankfurt/Main, Hühnerweg 12.
Chriſtine Eckert.
Wervenberuhigend.
Kann Ihnen zu meiner Freude nun
mitteilen, daß Ihr Heidequell ein
wirk=
lich wertvolles Aufbaumittel für den
menſchlichen Körper iſt. So wohl und
nervenberuhigend und wie neugeboren
habe ich mich gefühlt ſchon nach dem
Gebrauch von 14 Tagen. Ich möchte es
deshalb nicht mehr miſſen.
Frankfurta. M., Saalburgſtr. 18.
Emil Beckert.
Viel wohler, Freſer und lebensfreudiger.
Nachdem ich die Hälfte der Heidequell=
Packung verbraucht habe, kann ich Ihnen
die erfreuliche Mitteilung machen, daß
ich mich viel wohler, freier und
lebens=
freudiger befinde, ſo daß ich Ihr
Heide=
quell nicht mehr miſſen möchte. Nichts
hat mir ſo geholfen wie Ihr Heidequell,
kann dieſes mit gutem Gewiſſen
jeder=
mann aufs wärmſte empfehlen.
Frankfurt a M., Eſchersheimer=
Landſtraße 156, 2.
Martin Buck.
Heltenuel macht ungs und frioch.
Durch Zufall von einem Bekannten
auf Ihr Heidequell aufmerkſam gemacht,
entſchloß auch ich mich zu einer
ſoforti=
gen Kur. Schon im Verlauf des erſten
Monats verſpürte ich eine gewiſſe
Friſche Appetitsbeſſerung und
Lebens=
luſt. Meine Nerven ſind ruhig, der
Ap=
petit iſt gut, fühle mich wieder
gekräf=
tigt. — Heidequell iſt ein Lebensquell,
macht jung und friſch, ſo daß ich ſolchen
aufs wärmſte empfehlen kann.
Kaſſel=B., Freudenthalerſtr. 5. p.
Frau Marie Böglmüller.
Von dem Wert überzeugt.
Von dem Wert Ihres Heidequell bin
ich überzeugt. Den Freunden unſeres
Keglerklubs, welche ſich über meine
Er=
folge bei meinen bald 70 Jahren
wun=
dern erkläre ich ſtets, dies ſeien die
Erfolge von Heidequell.
Beuerberg, Poſt Camberg
(Naſſau=Land).
Chr. Hofmann, Lehrer i. R.
Habe viele Mittel versucht, doch
Heide-
quell ist das Beste.
Heidequell hat die von Ihnen
an=
gekündigte Wirkung erfüllt, ja ſogar
meine Erwartungen übertroffen. Nach
vierwöchentlicher Kur fühle ich mich
ſchon körperlich wohler und empfinde
auch einen guten Appetit, welchen ich
vorher nicht hatte. Habe ſchon viel
Mit=
tel verſucht und bin nun der
Ueberzeu=
gung, daß Heidequell das beſte iſt.
Werde es ſelbſtverſtändlich meinen
Ver=
wandten und Bekannten aufs wärmſte
empfehlen.
Kaſſel Fiedlerſtr 102.
Anny Eckhardt u. Frau Eckhardt.
Für die Nerven wunderbar gewirkt.
Beſten Dank für Ihr Heidequell. Ich
habe ſchon viel für die Nerven
ange=
wandt, aber ohne Erfolg. Für die kurze
Zeit, wo ich Ihr Heidequell benutze, hat
es Wunder gewirkt. Ich fühle mich friſch.
Fxankfurta. M.=Griesheim,
Froſchhäuſerſtraße 3
Jakob Hofmann.
Wirkt Wunder.
Mit der Wirkung von Heidequell bin
ich ſehr zufrieden, fühle mich viel
lebens=
froher und kann nachts gut ſchlafen.
Werde in meinem Bekanntenkreiſe Ihr
Heidequell empfehlen, da es wirklich
Wunder wirkt.
Frankfurta. M.=Niederrad.
Gold=
ſteinſtraße 99. Marg. Schmitt.
Wirkt auregend.
Mit Heutigem möchte ich
Gelegen=
heit nehmen. Ihnen meine
Anerken=
nung für Ihr Heidequell auszuſprechen.
Ein Vergleich des Heidequell mit der
Frühjahrsſonne, die alles in der Natur
zu neuem Leben weckt, dürfte in jeder
Beziehung gerechtfertigt ſein. Ich ſelbſt
konnte beobachten, daß Heidequell auf
die verſchiedenen Drüſen anregend wirkt,
dadurch bin ich wieder ein
lebens=
bejahender Menſch geworden.
Kaſſel=Wilhelmshöhe,
Kaiſer=Friedrich=Straße 5
Karl Krahl.
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Einige kürzere Zuschriften.
Seit ca. 4 Wochen nehme ich Ihr
Heidequell und bin mit dem bis jetzt
erxeichten Erfolg zufrieden.
Darmſtadt, Gr.=Gerauer Weg 42.
Adolf Fuchs.
Bin mit Ihrem Heidequell ſehr zu=
frieden.
Ober=Ramſtadt
(Kr. Darmſtadt)
Phil. Jacoby.
Bin mit Ihrem Heidequell erſtaunend
zufrieden.
Mittelbuchen, Kr. Hanau a. M.
Wachenbuchenerſtr. 20.
Joh. Haiſch.
Bin mit Heidequell ſehr zufrieden.
Mz.=Weiſenau. Langstalſtr. 26.
Valentin Röſchner.
Wirkung zufriedenſtellend
Eich (Heſſen), Hinterhofſtraße 46.
Adam Ritſcher III.
Mein Mann iſt ſehr zufrieden mit
Heidequell; er fühlt ſich wieder jung
und friſch.
Buchſchlag (Kr. Offenbach, Heſſ.),
Farm Wienand. Heinriſt Balzer.
Heidequell iſt ein gutes
Nervenſtär=
kungsmittel, und ich kann es jedem nur
beſtens empfehlen.
Obbornhofen (Oberh.), Schulſtr. 17.
Konrad Kammer III.
Kann Ihnen mitteilen, daß ich von
der Wirkung des Pulvers Heidequell
angenehm überraſcht bin.
Schlitz (Oberheſſen).
Johann Hühn ſen.
Ich bin mit Heidequell ſehr zufrieden.
Mz.=Koſtheim. Siedlung
Guſtavs=
burgerſtr. 13. N. Bingenheimer.
Mit Ihrem Heidequell bin ich ſehr
zufrieden.
Mainz a. Rh., Bambergerpl. 6, II.
K. Zachar.
Mit Ihrem Heidequell habe ich ſehr
gute Erfahrungen gemacht.
Mainz, Colmarſtr 3, II.
Frau B. Loſſa.
Erlaube mir Ihnen hierdurch
mitzu=
teilen, daß ich ſehr mit Ihrem
Präpa=
rat Heidequell zufrieden bin und werde
es weiternehmen, auch habe ich es
meinen Verwandten und Bekannten
be=
reits empfohlen.
Mainz /Rh., Frauenlobſtraße 3, II.
Alwin Hoppert.
Beſtandteile: Heideblüte 0,5,
Zinzall=
wurz 0.5, Fluorit 0.25, Schafthalmkraut
3,5, Süßwurz 1,0, Sedlitzſalz 5,5.
Gelb=
holzrinde 3,5 Natr. hypophosph. 0,75,
Koriander 2,0, Ferr. citr. ox. 1,0.
Perl=
ſalz 0.125, Betula 4.0, Lith. karbonat.
0.125, Gerbel 3,0. Kola 10.0. Senna ſine
reſ. 4,0, Magenwurz 4,5, Mang. hypoph.
0.25, Natr hydrocarb. 5,0, Wachandel 3.0,
Natriumſulfat 5.5, Edelminze 2.0.
Sul=
fur dep. 5.0, Holderblüten 4,0.
Süßküm=
mel 2,5, Calciumlakkat 5,0, Fennel 2,0.
Corrigent. ad 100.
Gegen Einsendung des nebenstehenden Gutscheines liefern wir Ihnen eine Probepackung Heideguell
vollkommen unberechnet, aber nicht nur ein kleines Geschmacksmuster, sondern eine für etwa eine
Woche ausreichende Menge, nach deren Verbrauch Sie bereits den auffrischenden Einfluß von
Heide-
quell auf ihren Körper verspüren werden. — Wer den Gutschein aus irgendwelchen Gründen nicht
einsenden kann, schreibe einfach eine Postkarte mit seiner genauen Adreßse.
(In offenem Briefumſchlag
Eutschein als Druckſache 4 Pf. Porto.)
An die
Heideguell-Gesellsthsft
Naumburg/Saale A 154
Senden Sie mir wie in dem „
Darm=
ſtädter Tagblatt” angeboten:
Eine für etwa eine Woche
ausrei=
chende Probepackung „Heidequell”.
Dazu die Druckſchrift „Alt werden
und jung bleiben.
Koſten dürfen mir hierdurch nicht
entſtehen.
Vorname,Name,Beruf, gen.Anſchrift: